zum Dokument... - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln

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DIE CARITAS IN BONN
Sozialcourage
Aktuelles aus Bonn
Der Weg in den normalen Alltag
Flüchtlingshilfe: Haus Mondial übernimmt neben Beratung
und Akut-Hilfe auch die Koordination der Ehrenamtsarbeit
DAS PORTRÄT
Sebastian Kleinhenz
Foto:
Foto:
Beate
Reinhard
Behrendt-Weiß
Sentis
Caritas-Mitarbeiterin in der Bonner Stadtkrippe
Es war ein ganz besonderes Ereignis für die Mitarbeitenden der Caritas-Pflegestationen: Erstmals stellte eine Figur der Stadtkrippe im Bonner Münster eine Mitarbeiterin aus dem Ambulanten Pflegedienst der Caritas dar. Caritas-Direktor Jean-Pierre
Schneider und Vorstandsmitglied Karl Wilhelm Starcke übergaben ihre Figur zusammen mit Mitarbeitern aus dem Ambulanten Pflegedienst der Caritas an Diakon
Klaus Ersfeld, der das Projekt Stadtkrippe in der katholischen Citypastoral leitet. „So
sind unsere Pflegekräfte jeden Tag in Bonn unterwegs zu vielen Menschen, die wir in
dieser Stadt betreuen“, sagte Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider. Die Stadtkrippe
hatte die Mitarbeiterschaft schon im vergangenen Jahr begeistert. Deshalb legten die
Pflegekräfte zusammen und finanzierten die Krippenfigur.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
INHALT:
WOHIN? Um diese angstvolle Frage
bewegt sich derzeit das Leben von rund
60 Millionen Menschen weltweit. Die
von den Vereinten Nationen genannte
Zahl ist erschreckend. Die Hilfen für
Menschen in der Ferne lassen sich auch
angesichts einer weltweiten Millionenzahl Asylsuchender nicht mehr ohne den
Blick ins eigene Land denken.
Eine Vielfalt kirchlicher Dienste und
Projekte und zahlreiche ehrenamtliche
Initiativen haben sich deshalb auch bei
uns in Bonn und in unserem Erzbistum
die Not der Flüchtlinge zu eigen gemacht
und versuchen zu helfen. Viele Flüchtlinge nehmen im Haus Mondial beim Caritasverband Tag für Tag die speziellen Beratungsangebote und Hilfen wahr. Aber
auch für viele ehrenamtlich Engagierte
ist guter Rat wichtig: Beim Caritasverband finden sie Ansprechpartner, die sie
dabei unterstützen, passende Hilfen zu
organisieren, die Kontakte zu Flüchtlingen oder Einrichtungen herstellen und
die Hintergrundwissen und Informati-
onen über die Situation und Belange der
Flüchtlinge in Bonn vermitteln (siehe
Beitrag Seiten IV und V).
Natürlich sind die Herausforderungen
der Flüchtlingshilfe groß, aber angesichts unserer großen Ressourcen muss
es gelingen, Menschen, die fern ihrer
von Krieg und Gewalt zerstörten Heimat
sind, eine angemessene Zuflucht und
neue Lebensperspektiven zu geben. Persönliche Kontakte, Begegnung und die
Einbeziehung in das örtliche Nachbarschafts-, Vereins- und Gemeindeleben
sind dafür wichtig. Aber auch die Linderung der akuten wirtschaftlichen Notlage und eine Unterkunft.
Mit ihrem Engagement setzen derzeit
Bonnerinnen und Bonner persönliche
Zeichen der Solidarität. Davon benötigen
wir noch viele mehr, um den bei uns gestrandeten Menschen wieder Hoffnung
und Zukunft zu vermitteln.
Jean-Pierre Schneider
Caritasdirektor
I
Titel: Flüchtlingshilfe
VIII
Pas de deux
II
Editorial, Porträt
IX
caritas stiftung bonn
III
Trägernetzwerk
X
Ehrenamtsserie
IV-VI Caritas-Flüchtlingshilfe
XI
Balu und Du/Mama Illegal
VII
XII
In Kürze/Impressum
Uns Huus/Spendenengel
Seit seiner ehrenamtlichen Jugendarbeit in der Kirchengemeinde St.
Thomas-Morus ist die Caritas für
Sebastian Kleinhenz ein Begriff.
Wie unterschiedlich die Aufgaben
des Verbandes sein können, erfährt
der 23-Jährige jetzt als Verwaltungskraft der Bonner Caritas. Im
August 2011 begann er eine Ausbildung als
Bürokaufma nn
mit
Schwerpunkt
Finanz– und
Rech nu ng swesen. Heute
arbeitet er
als „Rechte
Hand“ von
Birgit Ratz,
Foto: Privat
die die Ambulante Pflege
leitet. „Das strukturierte Arbeiten
in der Verwaltung finde ich wichtig“,
sagt er. „Sie ist das Rückgrat für die
vielen sozialen Dienste der Caritas. In meinem neuen Aufgabenfeld
lerne ich eine spannende Mischung
kennen.“ Neben der Büroorganisation der Bereichsleitung übernimmt
Sebastian Kleinhenz nun auch vertretungsweise Bürodienste in den
fünf Ambulanten Pflegestationen.
„Ich bin dort viel in Kontakt mit den
Pflegekräften und Angehörigen. Das
ist ein kompletter Kontrast zu meiner Ausbildungszeit. Aber beides interessiert mich.“ Verordnungen, Antragswesen, Abrechnungen – all das
ist neu, und eine „tolle Herausforderung“ für den gebürtigen Bayern,
der seit dem zweiten Lebensjahr im
Rheinland lebt. Und das sehr gerne.
„Ich bin ein Stadtkind“, sagt er auf
die Frage, ob er Sehnsucht nach den
Bergen habe. Zwölf Jahre hat er als
Fechter im Olympischen Fechtclub
Bonn den Säbel geschwungen. Dafür
ist jetzt keine Zeit: An der Fachschule für Wirtschaft büffelt Sebastian
Kleinhenz abends für den Abschluss
zum Betriebswirt. Aber auf die Jugendarbeit in der Kirchengemeinde
will er nicht verzichten. „So viel Zeit
muss sein.“
MEG
II
Foto: Matthias Kehrein
Freie Jugendhilfe gründet Trägernetzwerk
Partner unterzeichnen Vertrag für engere Zusammenarbeit
Gemeinsam! So lautet das Zauberwort
für die Träger und Akteure der freien Jugendhilfe. Jetzt unterzeichneten sie einen Vertrag über die neue Partnerschaft.
Das neu gegründete Trägernetzwerk in
Bonn soll, so Caritasdirektor Jean-Pierre
Schneider „keine Anti-Sparvorschläge-Gesellschaft sein“. „Wir verpflichten
uns vielmehr, dass wir bei kinder- und
jugendpolitischen, übergreifenden Themen, die für Bonn insgesamt relevant
sind, enger als bisher zusammenwirken“, so Schneider.
Enger zusammenwirken
Es gehe darum, gemeinsam
die fachlich sinnvollsten
und qualitativ bestmöglichen Angebote für Bonner
Kinder und Jugendliche
anzuregen und zu verwirklichen. Das aktuelle Sparpaket der Stadt ist dennoch eines der wichtigen Themen,
III
die das Trägernetzwerk derzeit beschäftigen. Vor allem die Qualitätsstandards
in der Jugendhilfe, zum Beispiel in den
Offenen Ganztagsschulen (OGS). Die
Träger hatten dafür höhere Zuschüsse
gefordert, um gestiegene Personal- und
Betriebskosten aufzufangen. Sie forderten eine Erhöhung der Pauschale von
2115 Euro pro Kind und Jahr um 317
Euro. Inzwischen ist seitens der Landesregierung Bewegung in die Diskussion
gekommen. Die Deckelung des Elternbeitrages wurde angehoben und gleichzeitg erhöhte die Landesregierung die
Fördersätze. Nun ist die Stadt am Zug.
Ein denkwürdiger Tag
„Das ist für uns alle ein denkwürdiger Tag“, sagte Stefan Düllberg von der
Beueler Jugendfarm. Er übernimmt als
erster die Rolle des Sprechers für das
neue Trägernetzwerk. „Wir
wollen die Arbeit der freien
Jugendhilfe noch effektiver gestalten, gemeinsame
Handlungen erarbeiten und
in den relevanten Gremien
zusammen vertreten“, so
Düllberg. Mit dem Netzwerk, da ist Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider
zuversichtlich, „werden wir
Foto: Horst Müller
neue Denkstrukturen entDer Vertrag ist unterzeichnet: Wenn alle an einem Strang ziehen, kann das
decken und noch zielgerichnur von Vorteil sein für eine zielgerichtete und qualitativ hochwertige freie
teter arbeiten können.“
Jugendhilfe in Bonn.
MEG
Foto: iStockphoto.com
Der Weg in den ganz normalen Alltag
Caritas-Flüchtlingshilfe: Haus Mondial übernimmt neben Beratung und
Akut-Hilfe auch die Koordination der Ehrenamtsarbeit in Bonn
Freitagnachmittag. In Haus Mondial
läutet Gabriele Al-Barghouthi gedanklich langsam das Wochenende ein. Diese
Woche war – wie die anderen zuvor auch
– hektisch für die Leiterin des Fachdienstes für Integration und Migration
der Caritas. Alles, was mit dem Thema
Flüchtlinge zu tun hat, ist nach wie vor
ganz oben auf der öffentlichen Agenda.
Ganz sicher nach den Attentaten in Paris.
Mich hat noch nie jemand gefragt
Dann klopft es an der Tür. Im Türrahmen steht Jasar* (Name von der Redaktion geändert). Zögernd. Den 25-jährigen Kopten aus Ägypten kennt Gabriele
Al-Barghouthi von „Theater Mondial“.
Er macht mit bei dem von der caritas stiftung bonn geförderten Theaterprojekt
für Jugendliche und junge erwachsene
Flüchtlinge und deutsche Altersgenossen aus Bonn. Integration durch Theater
und gemeinsame Unternehmungen in
der Freizeit – das ist das Konzept. Seit
eineinhalb Jahren lebt Jasar in einem
Bonner Flüchtlingsheim, lernt Deutsch
und – sucht eine Ausbildungsstelle! Das
Asylverfahren läuft. Die Zeit möchte er
mit einem Praktikum nutzen, um Einblicke in deutsche Ausbildungsberufe zu er-
halten. Er hoffte auf einen Praktikumsplatz als Altenpfleger und dann vielleicht
einen Ausbildungsplatz. Aber heute kam
die Absage. Der Traum ist geplatzt. Und
nun steht er vor Gabriele Al-Barghouthi,
mit hängenden Schultern, müde, verzweifelt.
Jasar kann sich auch andere Berufe vorstellen. Nur: Herumhängen, keine Entwicklung, warten – das macht ihn krank.
„Ich habe ihn gefragt, was er wolle, welche Art von Beruf er sich denn vorstellen
könne. Da fing er an zu weinen. Er hat mir
gesagt, danach habe ihn noch nie irgendjemand in Deutschland gefragt.“ Gabriele Al-Barghouthi, für die die Arbeit
mit und für Flüchtlinge tägliches Brot
ist, muss innehalten: „Mir ist hier klar
geworden, dass viele Flüchtlinge zwar
schreckliche Fluchtwege hinter sich haben. Dass aber manche Flüchtlinge auch
durch demütigende Erfahrungen und erzwungene Untätigkeit während des langen Asylverfahrens in den Aufnahmeländern traumatisiert werden können.“
Lobbyarbeit und Networking
Und damit das nicht oder immer weniger passiert, ist Gabriele Al-Barghouthi
nahezu ständig unterwegs. Denn Flücht-
lingsarbeit ist neben der wichtigen Beratung und Unterstützung auch Lobbyarbeit, Networking, Koordination und
Informationsarbeit.
Es gibt Asylsuchende, Asylberechtigte
im Sinne des Grundgesetzes, Flüchtlinge mit Aufenthalt aus weiteren humanitären Gründen, geduldete Flüchtlinge
und Kontingentflüchtlinge. Je nach Aufenthaltsgenehmigung und Status haben
diese Flüchtlinge sehr unterschiedliche
Rechte und Integrationsmöglichkeiten
wie Sprachkurs, Arbeitsaufnahme oder
soziale Leistungen.
Unsicherheit und Unwissen sind oftmals
groß, wenn es um Flüchtlinge geht. Aber
auch der Wille, etwas zu tun. „Es gibt in
Bonn eine großartige Hilfsbereitschaft“,
sagt die Migrationsexpertin. „Das Thema Flüchtlinge ist ganz oben auf der Themenliste. Viele Institutionen wurden
aber von dem Ausmaß der Entwicklung
letztendlich überrascht. Bonn geht es da
genauso wie anderen Städten und Kommunen: Die Herausforderungen sind
sehr groß. Die Stadt und die hauptamtlichen Beratungsstellen bemühen sich
nach Kräften. Die große Aufgabe ist es,
die Kräfte zu bündeln und zu kanalisieren und untereinander Kontakt zu
halten.“ In Bonn gibt es mindestens 14
IV
ehrenamtliche Initiativen und Netzwerke, die sich um Flüchtlinge kümmern.
Immer wieder bilden sich neue Gruppen.
Stabsstelle Integration
Auf Ebene der Stadt ist die Stabsstelle Integration neben ihren anderen Aufgaben
Anlaufstelle für alles, was Flüchtlinge
betrifft, koordiniert die Arbeit von Ämtern, bietet Fortbildungen an und fördert
Projekte. Damit die vielen Initiativen
für die Flüchtlingshilfe einen Ansprechpartner haben, fördert die Stabsstelle Integration eine Koordinierungsstelle für
Ehrenamtsarbeit in der Flüchtlingshilfe,
angesiedelt bei der Caritas im Haus Mondial. Gabriele Al-Barghouthi leitet dieses
Projekt und bildet in Kooperation mit der
Stabsstelle dort auch Integrationslotsen
aus. Auch beim Runden Tisch Godesberg
oder im Paulusheim ist die Caritas Bonn
beratend vor Ort.
Information für Ehrenamtliche
schon seine Verwandten vor die Tür, ins
Ungewisse? „Diese Familien brauchen
dringend Unterstützung. Viele haben
sich zu viel aufgebürdet, weil sie nicht
mit ansehen wollten, dass ihre Verwandten in tödlicher Gefahr schweben. Diese so genannten Kontingentflüchtlinge
dürften zwar offiziell arbeiten.
Familienzusammenführung
Doch mangelnde Deutschkenntnisse und
das Nicht-Anerkennen von Abschlüssen aus dem Heimatland zwingen selbst
Akademiker zu gering qualifizierten
Beschäftigungen. Aber diese Beschäftigungen sind nur schwer zu finden.“ Deswegen ist es wichtig, sich neben der täglichen Beratungsarbeit und Akut-Hilfe
auch politisch zu Wort zu melden – Lobbyarbeit eben. Auch Familienzusam-
menführung gehört zur täglichen Arbeit
des Teams von Haus Mondial. Neulich
hat die evangelische Johannes-Kirchengemeinde in Bad Godesberg spontan
die Kosten für den Flug eines syrischen
Vaters übernommen, damit er seine
fünfjährige Tochter aus der Türkei nach
Deutschland holen kann. Seine Frau ist
auf der Flucht gestorben. Die Tochter
musste er zunächst in der Türkei zurück
lassen, als er nach Deutschland floh, um
hier Asyl zu beantragen. Die Flüchtlingsberatung der Caritas begleitete ihn
während des Asylverfahrens. Aber für
die Familienzusammenführung fehlte
dem Vater das Geld. „Wir machen das“,
hatte die Kirchengemeinde nach einem
Treffen des Runden Tisches gesagt. Drei
Worte – großes Glück. Am selben Abend
geht Gabriele Al-Barghouthi mit einer
Kollegin in eine andere Kirchengemein-
Zur Sache
Von Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider
Täglich erreichen Haus Mondial Anrufe
anderer Institutionen oder Kirchengemeinden, die Anleitung und Information
für ihre Ehrenamtlichen wünschen oder
einfach Fragen zum Thema Flüchtlinge
haben: Kirchengemeinden, Sozialdienste, Burschenschaften, Verwaltungen,
Studenten, Arbeitskreise usw. „Das ist
mittlerweile tägliche Routine. Wir sind
vor ¯Ort, wenn wir gebraucht werden.“
Die Experten von Haus Mondial
Der Fachdienst für Migration und Integration – das sind 14 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die unter der Leitung
von Gabriele Al-Barghouthi zu allen
Fragen der Flüchtlingshilfe beraten und
unterstützen. Haus Mondial bietet hilfesuchenden Flüchtlingen in der Fritz-Tillmann-Straße tägliche Beratung und
Unterstützung beim Asylverfahren, bei
Fragen der Integration wie Sprachkurse, Jobsuche, kulturelle Aspekte. Aber
auch Hilfe bei psychosozialen Fragen. So
häufen sich in der Migrationsberatung
von Haus Mondial auch verzweifelte Anfragen von Familien, die Verwandte z.B.
aus Syrien per Verpflichtungserklärung
nach Deutschland in ihre Wohnung oder
in ihr Haus aufgenommen haben. Jetzt
wird der Raum zu eng, das Geld knapp,
die Belastung zu groß. Manche sind mit
den Nerven am Ende. Doch wer setzt
V
Europa ist erschüttert nach den aktuellen grausamen extremistischen Gewalttaten – zuletzt in Paris. Millionen Menschen gehen
auf die Straßen, um gerade jetzt gegen Extremismus ein Zeichen zu
setzen. Aber auch andere schaffen sich vehement Gehör. Jene, die
immer schon vor Ausländern warnten, die lieber ganze Religionsgruppen ausweisen und Moscheen verbieten würden, und die eine
noch härtere Abschottung Europas fordern.
Verständlich, dass manche Menschen von der heftigen Debatte
verunsichert sind. Der Ruf nach Politik und Polizeieinsätzen ist ein erster Reflex. Aber dieses
Thema schreit nach einer gesellschaftlichen Antwort. Es fordert von uns eine Diskussion darüber, welche Gesellschaft wir jenseits unseres wirtschaftlichen Reichtums sein wollen.
Wir müssen froh sein, dass unzählige Menschen trotz der Attentate und Sicherheitsbedenken so klar für eine offene und vielfältige Gesellschaft eintreten und gegenüber Intoleranz und
Radikalität nicht klein beigeben. Gerade wir Christen dürfen angesichts dieser Gewalt nicht
schweigen.
Der Gedanke der Integration und eines funktionierenden interkulturellen Miteinanders haben
längst noch nicht alle erreicht – weder in Deutschland, noch im benachbarten Ausland. Flüchtlinge und Asylsuchende werden vielfach als abzuwehrende Gefahr und längst nicht überall als
“Nächste in Not” gesehen. Kurzfristige Hilfe für Flüchtlinge, die es bis zu uns hierher geschafft
haben, ist wichtig. Aber wir müssen diesen vertriebenen Menschen auch eine Zukunftsperspektive geben. Für sie alle gilt: Chancen auf Teilhabe und eine inklusive Gesellschaft sind auch
gegen Radikalismus das erste und das nachhaltigste Mittel.
Es ist noch ein langer Weg zu einer Gesellschaft, in der sich auch bei uns Menschen aller
Religions- und Kulturgruppen in Respekt und wechselseitiger Toleranz begegnen und einander Teilhabechancen gewähren. Oder wie der Papst es fordert: “... weiterhin konstant für den
Frieden, die Gerechtigkeit und das Recht ...” einzutreten. Doch ohne diese große Anstrengung
wird es nicht gelingen, auch die ewig Gestrigen in eine pluralistische und tolerante Gesellschaft
mitzunehmen.
Foto: zeilenmacher.com
de, um dort Ehrenamtliche auszubilden.
Und am nächsten Morgen wartet bereits
eine weitere Initiative auf einen Rückruf. Kurz vor Weihnachten lud die Caritas gemeinsam mit dem Verein Yasa e.V.
Flüchtlingsfamilien in Haus Mondial
ein, um dort miteinander zu feiern und
etwas über die deutschen Weihnachtsbräuche zu erzählen. Und um den Flüchtlingen das Ankommen in dem Land zu
erleichtern, in dem sie gerade leben. Nach
den leuchtenden Augen der Kinder zu urteilen, als sie ihre Päckchen auspackten,
ist Weihnachten „echt klasse“.
Den ganz normalen Alltag erleben
Es ist gerade dieses fehlende Wissen um
die andere, fremde Kultur, die es Flüchtlingen in Deutschland so schwer macht,
wirklich anzukommen. „Deswegen ist
es so wichtig, dass Flüchtlinge neben der
Unterbringung und der finanziellen Unterstützung durch Sprachförderung und
Begleitung möglichst viel über das ganz
normale Alltagsleben, über Schule und
Bildung, Einkaufen und Freizeitangebote, Sport und Kultur erfahren. Hier können Ehrenamtliche auch als Lernpaten
eine ganz wertvolle Unterstützung sein“,
so Al-Barghouthi.
Wussten Sie, dass
 in 2014 fast 1000 Flüchtlinge nach
Bonn kamen?
Ausbildungsplatz gesucht
 davon 20% aus Syrien stammen?
Jasar hat sich auf den Weg gemacht – zunächst zum Berufsinformationszentrum
der Arbeitsagentur. Begleitet von einer
Fachkraft aus dem Projekt „Theater
Mondial“. Denn alleine würde ihn der
Mut verlassen. Nun hofft er auf eine neue
Praktikumsstelle. Und möchte noch
mehr Deutsch lernen. Denn er möchte einen Beruf erlernen, in dem er mit vielen
Menschen Kontakt hat. Mit einem Lernpaten könnte er nicht nur Deutsch üben,
sondern nebenbei auch über Berufsmöglichkeiten und das ganz normale Leben
in Deutschland sprechen und es verstehen. Das wäre „Ankommen“.
Mechthild Greten
 weitere 5-10% jeweils aus Serbien,
Ägypten, Eritrea, Albanien und
Armenien kamen?
 fast 600 Flüchtlinge in Bonn leben,
für die andere eine Verpflichtungserklärung abgegeben haben?
 es mindestens 14 Initiativen für
Flüchtlingshilfe in Bonn gibt?
 Flüchtlinge während des Asylverfahrens keinen Anspruch auf einen
Integrationskurs haben?
 Schlepperbanden früher Flüchtlingshelfer genannt wurden?
K O N T A K T:
Haus Mondial
Fachdienst für Integration und Migration
Fritz-Tillmann-Straße 9
53113 Bonn
Tel: 0228 26717-0
mondial@caritas-bonn.de
Foto: Caritas
Das Team von Haus Mondial setzt sich jeden
Tag für Flüchtlinge in Bonn ein.
VI
zeilenmacher.com
Ein neuer Platz zum Spielen
Jugendzentrum „Uns Huus“ eröffnet pädagogisch gestaltetes Außengelände
Ausgelassen jagen
ches Dankeschön,
Kinder um eine
denn durch ihre
Tischtennisplat te,
Unt e r s t ü t z u n g
andere bestaunen die
haben die Kinder
große Kletterwand.
und Jugendlichen
Und auch der liebenun einen Ort, an
voll gestaltete Grilldem sie ausgiebig
platz wird freudig
und gefahrenlos
in Beschlag genomspielen können“,
men. Von dem alten
sagte Caritas Vorasphaltieren Hof vor
stand Karl Wildem Jugendzenthelm Starcke. Zur
rum „Uns Huus“ ist
Einweihung des
nun nichts mehr zu
Au ß engelä ndes
sehen. Knapp 7.000
von „Uns Huus“
Euro kostete die Neuim Dezember erFoto: Matthias Kehrein
gestaltung des Auschienen auch
ßengeländes vor dem Sponsoren und Förderer freuten sich mit den Kindern über die gelungene Außenanlage.
viele Förderer des
Caritas-JugendzenProjekts. Neben
trum. Neben Spielgeräten und Bänken
baut“, so Einrichtungsleiter Wolfgang
Jugendamtsleiter Udo Stein und Kalle
wächst auf dem Gelände jetzt jede Menge
Hüttermann, „Wir wollten die Kinder
Jansen vom Erzbistum Köln waren auch
„Grün“. Lange planten die Pädagogen gein die Planung und Gestaltung des AuDoris und Wolfgang Schöbel von der
meinsam mit den Kindern, entwickelten
ßengeländes einbinden, damit sie später
Schöbel-Stiftung dabei, um das Gelände
neue Ideen und gestalteten das Außenauch sorgsam mit den Geräten umgezu bewundern. Das Jugendzentrum „Uns
gelände mit viel Leidenschaft. „Die Klethen.“ Ohne die großzügigen Spenden von
Huus“ im Bonner Norden besteht schon
terwand und die Pflanzenkästen wurden
Unterstützern und Förderern wäre die
seit 1981 in einem Wohnviertel mit bevon den Kindern und Jugendlichen unter
Realisierung allerdings nicht möglich
sonderen sozialen Herausforderungen.
Anleitung von Pädagogen gemeinsam gegewesen. „Ihnen allen gebührt ein herzliRiccardo Rip
„Diät“ für den Mahlzeitendienst
Claudia Lücking-Michel erhält den ersten Schutzengel der City-Station
Der Mahlzeitendienst der Cimand sollte auf der Straße leben
ty-Station ist gerade in der kalten
müssen. Besonders in den WinJahreszeit ein lebenswichtiges
termonaten brauchen obdachAngebot für wohnungslose Menlose Menschen Hilfe“, sagte die
schen. Möglich machen dies seit
Bonner CDU-BundestagsabgeJahren viele Spender. Jetzt ist
ordnete und Vizepräsidentin des
es an der Zeit, einmal auf andere
Zentralkomitees der deutschen
Weise Danke zu sagen. Mit der
Katholiken. „Diese Aktion ist eine
Schutzengel-Aktion: Jeder Spengute Gelegenheit, etwas zurückder, jede Spenderin erhält in diezugeben. Wir erreichen über den
sem Jahr einen von den BewohMahlzeitendienst viele Menschen
Foto: Detlef Szillat
nern des Prälat-Schleich-Hauses Ein handgefertigter Schutzengel als Dankeschön für die finanzielle in Wohnungsnot, für die die Hürgefertigten Schutzengel – mit Unterstützung des Mahlzeitendienstes.
de, sich Hilfe zu suchen, sonst oft
einem herzlichen DANKE. Als
unüberwindbar wäre“, sagte GerSie spendete ihre Diätenerhöhung (550
Erste erhielt Dr. Claudia Lücking-Mihard Roden, Fachbereichsleiter der Carichel den Schutzengel der City-Station.
Euro) für den Monat Oktober 2014. „Nietas-Wohnungslosenhilfe. “
MEG
VII
Lebensfreude pur: Beim Tanzen werden wunderbare Erinnerungen geweckt. Bewegung bei Musik tut auch der Seele gut.
Foto: Matthias Kehrein
Pas de deux
Mit langsamem Walzer gegen das Vergessen
Der Windsorknoten sitzt perfekt. Das
Einstecktuch Ton in Ton mit der Krawatte. Die Schuhe glänzen und knarzen
ein bisschen. Herr Craemer trägt sie
nicht mehr besonders häufig. Aber heute
hat er sie aus seinem Schrank im Seniorenhaus St. Hildegard geholt. Zur Feier
des Tages. Zielstrebig geht er jetzt auf die
Dame mit der Hochsteckfrisur zu, die
ihm schon beim letzten Mal aufgefallen
ist. Eine leichte Verneigung, sie lächelt,
und dann führt er sie auf die Tanzfläche,
seine rechte Hand fest in ihren Rücken
gelegt, als müsse er sie ein wenig stützen.
Langsamer Walzer. Es ist wie damals.
Und genauso schön.
Heute ist ein ganz besonderer Tag im
Tanzhaus Bonn in den Vilicher Arkaden.
Denn heute ist großer Ball in den Räumen der Tanzschule. Einigen Gästen ist
eine freudige Aufgeregtheit anzusehen.
Wie lange ist es schon her, dass sie an einem Tanzball teilgenommen haben? Ein
halbes Leben. Eine Zeit, in der sich für
viele von ihnen das Leben komplett verändert hat.
Wiedererkennung der Leichtigkeit
„Wir tanzen wieder“ – das Projekt für
ältere Menschen mit und ohne Demenzerkrankung – hat der Caritasverband für
die Stadt Bonn e.V. in Kooperation mit
der Tanzschule „Tanzhaus Bonn“ und
mit Unterstützung der caritas stiftung
bonn vor zwei Jahren ins Leben gerufen.
„Bewegung und Musik genießen, die erste Liebe entdecken, mit Gleichaltrigen
zusammen sein, Spaß haben – all das
verbindet man mit der Tanzschulzeit.
Dies wiederzuentdecken, um damit die
Lebensqualität von Menschen mit Demenzerkrankung zu verbessern, darum
geht es bei diesem Projekt“, erklärt Birgit Ratz, Bereichsleiterin der Ambulanten Pflege des Caritasverbandes für die
Stadt Bonn e.V.
Besonderes Erlebnis
Die Idee für das Projekt hatte Stefan
Kleinstück, Koordinator der Initiative „Demenz-Servicezentrum für die
Region Köln“. Mit Birgit Ratz begegnete Kleinstück einer kompetenten Ansprechpartnerin bei der Bonner Caritas, die wiederum sehr schnell mit dem
Tanzhaus Bonn einen engagierten Partner für die Umsetzung fand. Als Birgit
Ratz von ihren Überlegungen erzählte,
war Timo Müller sofort Feuer und Flamme.
„Was mich besonders begeistert hat, war
die Idee, die hinter dem Projekt steht: ältere Menschen mit und ohne Demenz aus
ihrer Alltagsroutine herauszuholen und
ihnen ein besonderes Erlebnis außerhalb ihrer eigenen vier Wände in einer
Tanzschule zu ermöglichen“, sagt Timo
Müller, Geschäftsführer der Tanzhaus
Bonn GmbH. „Diese ungewöhnliche Idee
hat mich sehr schnell begeistert.“
Schulung als Teil des Konzepts
Die Tanznachmittage erfordern eine
besondere Schulung für die Tanzlehrer,
aber auch für Angehörige, Betreuende und ehrenamtlich Begleitende. „Die
Schulung ist ein wesentlicher Teil des
Konzepts“, erklärt Ratz. Informationen
über das Krankheitsbild Demenz sowie
über „Tanzen als Kommunikation“ und
„Tanzen als Ausdruck von Gefühlen“
waren Teil der Schulung. Anschließend
startete das Projekt mit zunächst 11 Terminen am Nachmittag.
Save all your kisses for me
Auf der Tanzfläche drehen sich 25 bis 30
Paare. Langsamer Walzer: „Moon River“.
Die Körper in gestraffter Haltung, die
Miene konzentriert, der Blick schweift in
die Ferne. Herr Craemer hält seine Tanzpartnerin immer noch ganz fest. Rhythmuswechsel. Die Tanzlehrer klatschen
in die Hände. Jetzt wird gelacht. „Save
all your kisses for me“, Siegertitel des Eurovision Song Contest 1976. Zwei Damen
haben sich eingehakt. Sie drehen sich zur
Musik und singen textsicher mit. Auf der
Tanzfläche ist ein fröhliches Treiben.
Jetzt strecken sich die Hände zum Himmel: „Einmal um die ganze Welt und die
Taschen voller Geld“. Da kann jeder mitsingen. Herr Craemer und seine Begleiterin tanzen langsamen Walzer.
Michaela Szillat
VIII
Anstoß geben zu solidarischem Tun
caritas stiftung bonn: Mit Stifterdarlehen zu Lebzeiten Gutes tun
Anstoß geben, hoffnungsvolle Ideen unterstützen, Leuchtturmprojekte schaffen, darum geht es Helmut Stahl. Seit 2011
ist er Kuratoriumsvorsitzender der caritas stiftung bonn. Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler war viele Jahre
in der Politik tätig. Nach seiner Tätigkeit als beamteter Staatssekretär im Bundeministerium für Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Technologie saß er von 2000 bis 2010 für die CDU im Landtag von Nordrhein-Westfalen.
1. Nach welchen Kriterien wählen Sie
die Projekte der Stiftung aus?
3. Wie kann man die caritas stiftung
bonn unterstützen?
Unser Sozialstaat leistet schon viel. Aber
manche gute Projektidee erhält leider
keine staatliche Förderung. In solchen
Fällen kann die stiftung caritas bonn zunächst eine Anschubfinanzierung geben.
Dadurch wollen wir Anstöße geben zu
solidarischem Tun. Zugleich wollen wir
andere zum Mit-Tun gewinnen, so dass
wir uns wieder zurückziehen und etwas
Anderes, Neues bewegen können. Diese
Merkmale sind uns wichtig: Nachhaltigkeit, Vielfältigkeit und Begegnung auf
Augenhöhe. Wir greifen aktuelle Themen bzw. Missstände auf. So haben wir
zum Thema Flüchtlinge gerade ein drittes Projekt ins Leben rufen.
Gutes tun, das eigene Lebenswerk mit
anderen teilen, ist auch eine Quelle persönlichen Glücks. Wir freuen uns über
Zustiftungen, aus deren Erträgnissen
wir Projekte finanzieren. Zustiften ist
dann sinnvoll, wenn sich jemand für
einen bestimmten Zweck engagieren
möchte, ihm aber der Gründungsaufwand einer eigenen Stiftung zu hoch
ist. Auch ein eigener Stiftungsfonds ist
möglich. Damit kann nachhaltig ein bestimmtes Ziel verfolgt werden – etwa
für benachteiligte Kinder. Ein solcher
Fond kann auch den Namen des Stifters
tragen. Spenden helfen ebenfalls der
guten Sache. Relativ unbekannt sind so
genannte Stifterdarlehen. Das ist eine
nicht zu unterschätzende Möglichkeit,
sich einerseits nicht langfristig festzulegen, aber eben doch finanzielle Unterstützung bereitzustellen.
2. Gibt es Projekte, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Menschen, gerade jungen, die ihr Leben
noch vor sich haben, eine Chance geben,
sich zu entfalten und respektierter Teil
unserer Stadt und Gesellschaft zu werden. Das ist ein großes Anliegen. Wir
legen aber auch viel Wert darauf, generationsübergreifende und andere integrative Projekte auf die Beine zu stellen, um
das Leben miteinander zu fördern.
MENSCHLICHKEIT ANSTIFTEN
caritas
stiftung
bonn
4. Was ist ein Stifterdarlehen und wie
funktioniert es?
Der Stifter oder die Stifterin gibt der
caritas stiftung bonn ein Darlehen. Wir
legen das Geld an und setzen die daraus
erwachsenden Zinsen für die von uns geförderten Projekte ein. Wichtig ist dabei,
dass das Geld nicht verloren geht. Lediglich die Zinsen werden für bestimmte soziale Projekte eingesetzt. Das Darlehen
kann jederzeit zurückgezahlt werden.
Der Darlehensgeber kann selbst bestimmen, wie lange er das Geld zur Verfügung
stellen will und für welche Projekte der
Zinsertrag eingesetzt werden soll.
5. Auf welche Art von Projekten werden Sie sich in Zukunft konzentrieren?
Wir planen unsere Projekte solide und
mit Sorgfalt. Wir haben erst vor Kurzem
IX
Foto: Privat
Helmut Stahl
ein Theaterprojekt gemeinsam mit anderen gestartet, das Flüchtlingen Türen
in unsere Gesellschaft öffnen soll. Es ist
ein Angebot für junge Flüchtlinge, gemeinsam mit jungen Ehrenamtlichen
aus Bonn Theater zu spielen und so die
Kultur und Lebensweise des jeweils anderen kennenzulernen. Die Finanzierung des Projekts hat die caritas stiftung
bonn übernommen. Hier haben wir einen ganz aktuellen Auftrag zum Thema
Integration. Mit den Projekten „Breakfast Lounge“, „Wir tanzen wieder“ und
dem Theaterprojekt sind wir für die Zukunft gut aufgestellt. Aber natürlich sind
wir jederzeit offen für neue Ideen.“
Riccardo Rip
IHR A NSPRECHPA RT NER F ÜR DIE
caritas stiftung bonn:
sabine.boos@caritas-bonn.de
Telefon: 0228 108-310
Weitere Inforamtionen unterw:
www.die-anstifter-bonn.de
Ein schicker Schnitt ist gut für die Seele
Andrea van Beek schneidet Kindern kostenlos die Haare
Sie ist eine Meisterin ihres Fachs. Schere und Kamm sind ihr Handwerkszeug.
Andrea van Beek hat den Friseurberuf
von der Pike auf gelernt. Nach der Ausbildung in Bad Godesberg und der Meisterprüfung in Köln machte sie sich vor 11
Jahren selbständig. Als „mobile Friseurin“ betreut Andrea van Beek ihre Kunden zu Hause. „Oft sind es Menschen,
die einfach nicht mehr in der Lage sind,
einen Salon zu besuchen“, erzählt sie,
„aber es gehören auch Berufstätige dazu
oder junge Familien mit wenig Zeit.“
Ihre jüngste Kundin ist zwei Jahre alt,
die älteste 95.
Generationen den Kopf gewaschen
Ganzen Generationen hat sie den „Kopf
gewaschen“. Sie hat Kinder aufwachsen
sehen, Hochzeitsvorbereitungen miterlebt, Enkel kennen gelernt. „Und genau
das mag ich“, sagt van Beek, „die enge
Bindung zu den Stammkunden. In meinem Beruf kommt man den Menschen
sehr nah – hautnah eben.“ Mit dem mobilen Friseurservice hat sich Andrea
van Beek einen Traum erfüllt. Geregelte
Arbeitszeiten kennt sie allerdings nicht.
Die Friseurmeisterin arbeitet dann,
wenn ihre Kunden Zeit haben.
Gut für die Seele
Oft sind die Tage lang. Aber sie genießt
es, ihre eigene Herrin zu sein. Die Freiheit, ihre Termine selbst zu planen, nutzt
van Beek seit ein paar Monaten, um sich
ehrenamtlich zu engagieren. Im Beueler
Familienzentrum St. Paulus schneidet
sie Kindern kostenlos die Haare - alle
zwei Monate, am Montagnachmittag.
„Wenn eine Familie wenig Geld hat, fehlt
mit Sicherheit auch Geld für den Friseur.
Aber ein schicker Schnitt ist gut für die
Seele“, davon ist Andrea van Beek überzeugt. „Jeder Mensch fühlt sich besser
mit einer schönen Frisur, und das ist bei
Kindern auch nicht anders.“ Deshalb
kam sie auf die Idee, ihr Handwerk für
Kinder aus benachteiligten
Familien im Familienzentrum St. Paulus gratis anzubieten.
Aktiv in der Gemeinde
St. Paulus ist übrigens
die Heimatgemeinde von
Andrea van Beek. Sie ist
Beuelerin, dort aufgewachsen, zur Schule gegangen
und geblieben. Auch ihre
beiden Söhne haben den
Kindergarten von St. Paulus besucht. Soziales Engagement ist für van Beek
eine Selbstverständlichkeit. Denn schon ihre Eltern waren sehr aktiv in der
Gemeindearbeit. Dass ihr
Beruf etwas mit Menschen
und am liebsten mit Kindern zu tun haben muss,
war Andrea van Beek bereits
als Jugendliche klar. Denn
in der Kirchengemeinde hat
sie am liebsten Kindergruppen betreut. Dass sie nun ihr
Handwerk mit ihrer Liebe zu Kindern
verbinden kann, macht sie froh. Andrea
van Beek hoff t, dass noch mehr Familien von dem Angebot Gebrauch machen
und den Gratis-Schnitt-Service in ihrem
Montagssalon im St. Paulus Familienzentrum besuchen.
Barbara Winkens
KO N TA K T U N D T E R M I N V E R E I N B A R U N G
Gabriele Steffen-Zündorf
gabriele.steffen-zuendorf@caritas-bonn.de
I N F O & K O N TA K T
FRANK SEVENIG-HELD
TELEFON
0 2 2 8 / 10 8 -2 3 8
MAIL
FR ANK.SE VENIG-HELD@CARITAS-BONN.DE
ADRESSE
F R I T Z - T I L L M A N N - S T R A S S E 8 -1 2
5 3 11 3 B O N N
EHRENAMT
F O L G E 11
NAHEZU 200 MENSCHEN ENGAGIEREN
SICH DERZEIT EHRENAMTLICH BEI DER
B O N N E R C A R I TA S . I H R E N G AG E M E N T
IST EIN WICHTIGES PUZZLETEIL IM
GEFÜGE UND DER ARBEIT DES VERBANDES. WIR MÖCHTEN IHNEN DIESE MENS C H E N U N D I H R E H R E N A M T V O R S T E LL E N . B R I N G E N S I E D O C H V I E L FÄ LT I G E
LEBENSERFAHRUNGEN UND
L E B E N S F R E U D E I N D E N A L LTA G
UNSERER EINRICHTUNGEN.
X
Foto: Matthias Kehrein
Bonner Projekt „Balu und Du“ prämiert
Elisabeth-Preis für Ehrenamtsprojekt in der Bundeskunsthalle verliehen
Das Ehrenamtsprojekt der Bonner Caritas „Balu und Du“ wurde jetzt mit dem
Elisabeth-Preis ausgezeichnet. In der
Kategorie „Sonderpreis – junges Ehrenamt“ erhielt „Balu und Du“ die Auszeichnung für ein außergewöhnliches Projekt.
Die CaritasStiftung für das Erzbistum
Köln prämiert mit dem Elisabeth-Preis
besondere Projekte und Initiativen Ehrenamtlicher, die sich an dem christlichen Leitbild orientieren.
Die Welt entdecken
Bei der Verleihung in der Bonner Bundeskunsthalle führte WDR-Journalist Tom Hegermann durch den Abend.
Weihbischof Ansgar Puff überreichte
zusammen mit Kuratoriumsmitglied
Angelika Rüttgers die Ehrenurkunden.
Das Projekt „Balu und Du“ läuft seit 10
Jahren. In dieser Zeit haben mehr als
hundert Balus und Moglis zueinander
gefunden. Ziel des Projekts ist es, benachteiligten Kindern eine erwachsene Bezugsperson an die Seite zu geben.
„Der unerfahrene Mogli entdeckt mit
dem im Dschungel erfahrenen Balu
die Welt – wie im
Dschungelbuch“,
beschreibt Frank
Sevenig-Held, der
für die Ehrenamtlichen bei der Caritas zuständig ist.
Zwischen 18 und
30 Jahre sollten
Ehrenamtliche alt
sein. Die Treffen
finden regelmäßig
einmal pro Woche
statt. „Die GestalFoto: Martin Karski/DiCV Köln
tung der Zeit ist
Frank
Sevenig-Held, Marlene Saßmannshausen, Christian Dernbach
den beiden überlassen. Sie können
beispielsweise gemeinsam kochen, in
mente mit ihren Moglis , aber benennen
den Zoo gehen, Fußball spielen oder auch
auch Probleme und arbeiten gemeinsam
basteln.“ Wichtig ist, dass beide Seiten
an deren Lösung. Nach der einjährigen
etwas von ihren Treffen mitnehmen und
Projektphase können sich die Balus und
eine Begegnung auf Augenhöhe stattfinMoglis entscheiden, ob sie sich weiterhin
det. Der junge Ehrenamtliche muss bein einem privaten Rahmen treffen möchreit sein, sich auf das Kind einzulassen.
ten. Und das geschieht oft, weiß Frank
Die Ehrenamtlichen werden professioSevenig-Held: „Es ist schön zu sehen,
nell von Frank Sevenig-Held betreut. Dadass sich aus solchen Projekten wahre
bei treffen sich die Balus aus Bonn, teilen
Freundschaften entwickeln können.“
Erfahrungen, beschreiben freudige MoRiccardo Rip
„Mama Illegal“ – Mitten unter uns
Caritas-Filmabend im Haus der Geschichte: Folgen illegaler Arbeitsmigration
Einsam in der Fremde, die Kinder zurück gelassen, Familie zerbrochen – das
sind meist die Folgen von illegaler Arbeitsmigration. „Mama Illegal“ ist die
Geschichte dreier moldawischer Frauen, die in Europa illegal als Pflegerinnen oder Putzfrauen arbeiten, um ihren
Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Bonner Caritas zeigte den
Film im Rahmen ihrer Jahreskampagne
„Weit weg ist näher als du denkst“ mit
anschließendem Expertengespräch im
Haus der Geschichte. Caritasdirektor
Jean-Pierre Schneider, Gabriele Al-Barghouthi vom Fachdienst für Integration
und Migration der Caritas sowie Birgit
Ratz, Bereichsleitung der Ambulanten
XI
Pflegedienste und die Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn, Coletta Manemann, diskutierten mit den zahlreichen
Besuchern an Expertentischen über
Probleme und Lösungsmöglichkeiten .
Wenn Mama viel zu weit weg ist
Im Film „Mama Illegal“ wird das Leben
dreier moldawischer Familien begleitet,
deren Mütter illegal in Österreich und
Italien arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Aurica, Raia und Natasa müssen
gegen alle Widrigkeiten kämpfen, immer
gefangen zwischen der Hoffnung, endlich die erlösende Arbeitserlaubnis zu
erhalten und der Angst vor einer Entde-
ckung. Sieben Jahre lang dokumentiert
Regisseur Ed Moschitz den Kampf der
drei Frauen um ein sicheres und lebenswertes Leben, ihr Pendeln zwischen
Moldawien und den EU-Ländern. Die
lange Abwesenheit der Mutter stürzt
viele moldawische Familien in tiefe Krisen: Kinder erkennen ihre Eltern nicht
mehr, da sie schon so lange voneinander
getrennt leben mussten. Der Film soll
wachrütteln, denn den meisten EU-Bürgern ist das Schicksal dieser illegalen
Arbeitskräfte völlig unbekannt, obwohl
sie mitten in der Gesellschaft leben und
arbeiten. Sie sind mitten unter uns und
dennoch unsichtbar.
Riccardo Rip
DIE CARITAS IN BONN
Viele warme Mahlzeiten gegen die Kälte
city-marketing Bonn spendet für Mittagstisch der City-Station
Foto: Caritas
Damit die Töpfe mit guten warmen Speisen gefüllt werden können,
spendete city-marketing e.V. für den Mahlzeitendienst.
Die Caritas-Wohnungslosenhilfe freut sich über eine Spende
von city-marketing. 622 Euro gehen an den Mahlzeitendienst
der City-Station. Der Betrag kommt aus den Einnahmen der
„Bonner Lichternacht“. „Der Verein city-marketing e.V. möchte
mit der Spende die Caritas-Wohnungslosenhilfe unterstützen“,
so Karina Kröber, 2. Vorsitzende von city-marketing. „Eine warme Mahlzeit ist bei den kalten Temperaturen dringend nötig“,
sagte Caritasvorstand Karl Wilhelm Starcke, der den Scheck
gemeinsam mit Bereichsleiter Gerhard Roden und Sachgebietsleiterin Ricarda Miebach entgegen nahm. „Die großzügige Unterstützung ist uns eine wertvolle Hilfe. Täglich werden hier bis
zu 160 Mahlzeiten nachgefragt“, so Miebach. Beim Mittagstisch
werden warme Mahlzeiten für je einen Euro angeboten. 1,90
Euro pro Essen wird durch Spenden finanziert. Riccardo Rip
Strahlende Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum
Galeria Kaufhof-Kunden erfüllen mehr als 500 Wünsche von benachteiligten Kindern
Die Freude war ihnen ins Gesicht geschrieben: Mehr als 500
benachteiligte Kinder aus Bonn konnten sich über Puppen,
Fußbälle, Polizeiautos, Lego-Spielzeug und viele andere Geschenke freuen. Möglich machte das die Wunschbaumaktion
von ROBIN GOOD, dem Familienfonds von Caritas und Diakonie, und Galeria Kaufhof. In dieser Kooperation unterstützt
Galeria Kaufhof schon seit vier Jahren Familien, denen Geld für
Weihnachtsgeschenke fehlt. Dabei können Kaufhof-Kunden die
Wünsche erfüllen und sozial benachteiligten Familien ein fröh-
liches Weihnachtsfest mit strahlenden Kinderaugen bescheren.
Mehr als 500 Wünsche hingen an den Weihnachtsbäumen. Die
vom Kaufhaus-Personal liebevoll verpackten Geschenke brachten dann Sozialarbeiter kurz vor Weihnachten in die Familien.
„Dieses Jahr waren es so viele Wunschkarten wie noch nie und
wir sind glücklich, dass alle Wünsche erfüllt werden konnten“,
sagte Sabine Boos von ROBIN GOOD. Die Wünsche, die nicht
von Kunden erfüllt wurden, übernahm Galeria Kaufhof, sodass
keines der Kinder an Weihnachten leer ausging. Riccardo Rip
Haiti-Woche in der KostBar
Vor fast genau fünf Jahren wütete auf Haiti das schlimmste
Erdbeben der letzten 200 Jahre. Seitdem ist für Claudette Coulanges nichts mehr wie es war. Die gebürtige Haitianerin mit
Wohnsitz in Berlin lebt jetzt meist auf Haiti. Ihr Ziel: Mit Hilfe
des von ihr gegründeten Aufbauprojekts „Haiti Project Education“ (HPE) den Menschen Bildung und Hilfe zur Selbsthilfe zu
geben. Die Bonner Caritas unterstützte das Projekt im Rahmen
von caritas international über eine Anschubfinanzierung. Nun
startete die KostBar eine Solidaritätswoche für HPE. Die Kinder der Musikgruppe der OGS Donatus begrüßten Claudette
Coulanges und die Gäste mit eigens dafür eingeübten Liedern.
Von dem Erlös, 1.200 Euro, wurden Musikinstrumente für die
Kinder der Musikschule auf Haiti gekauft. HPE zieht viele junge
Menschen an. Sie erfahren neben dem Erlernen eines Musikinstruments auch Lebenswichtiges über Aids, Sexualaufklärung,
Brunnenbau, Lebensmittelanbau, Umweltschutz und den eigenen Wert als kreativer, schaffender Mensch.
Riccardo Rip
Foto: Matthias Kehrein
Mit eigens eingeübten Musikstücken begrüßten Kinder der OGS Donatus Claudette Coulanges in der KostBar zur Solidaritätswoche für Haiti.
IMPRESSUM
C A R I TA S V E R B A N D F Ü R D I E S TA DT B O N N E. V.
REDAK TION: MECHTHILD GRE TEN
S TA B S S T E L L E Ö F F E N T L I C H K E I T S A R B E I T
F R I T Z-T I L L M A N N - S T R A S S E 8 -12
5 3 113 B O N N , T E L . 0 2 2 8 10 8 - 0
W W W.C A R I TA S - B O N N . D E
L AYO U T:
BRIGIT TE KNOPP
T I T E L B I L D: I S TOC K P H OTO
XII