Südtiroler Wirtschaftszeitung
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6 — Südtiroler Wirtschaft Südtiroler Wirtschaftszeitung — No. 41 | 07 — Freitag, 26. Oktober 2007 Arbeitsmarkt – Das Netzwerk Südstern stellt Kontakte zwischen heimischen Unternehmen und Südtirolern im Ausland her, die heimkehren möchten Nur für die, die wollen Das schöne Land, die Familie oder ein besonders gutes Jobangebot – die Gründe, die im Ausland tätige Südtiroler dazu bewegen, zurückzukehren, sind vielfältig. Die SWZ hat mit drei Südtirolern gesprochen, die über das Netzwerk Südstern heimgekehrt sind. Drei Südsterne zurück in Südtirol: Patrick Pircher, Wolfgang Sparer und Peter Werth sowie Christian Girardi, Präsident des Netzwerks Südstern Bozen – Südstern, das Netzwerk der Südtiroler im Ausland, wächst weiter: Im vergangenen Jahr kam das Netzwerk, dem all jene Südtiroler angehören können, die über einen Hochschullabschluss verfügen und beruflich mindestens zwei Jahre außerhalb der Südtiroler Landesgrenzen tätig sind oder waren, auf etwa 450 Mitglieder. Wie bei einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag bekannt gegeben wurde, ist die Zahl im Laufe des vergangenen Jahres weiter angestiegen: Derzeit gibt es knapp 650 Südsterne in 40 Ländern der Erde. Für sie alle ist Südstern seit drei Jahren eine Plattform, die Verbindungspunkte für die Mitglieder des Netzwerks schafft, deren Gedanken- und Erfahrungsaustausch anregt und gegenseitige Unterstützung unter den Südsternen ermöglicht. Seit 2006 dient die Plattform Südstern neben ihren Mitgliedern auch der Südtiroler Wirtschaft, die vom Know-how und den (Auslands-)Erfahrungen der Südsterne profitieren soll. „Call a Südstern“, „Rent a Südstern“ und „Employ a SüdVom Know-how stern“ nennen sich der Südsterne die drei Leistunprofitieren gen, die das Netzwerk im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat, um heimischen Unternehmen und Institutionen, die eine Partnerschaft mit Südstern eingehen, Zugang zu seinen Mitgliedern in aller Welt zu gewähren. Unternehmen, die einen Partnervertrag mit Südstern abschließen, können gegen einen Jahresbeitrag Anzeigen im Mitgliederbereich des Internetportals von Südstern schalten und so Südsterne „rufen“ (für Ratschläge oder Hilfestellungen), „mieten“ (als Referenten für Vorträge und Workshops) oder „einstellen“. „Einige der mehreren Hundert swz06.indd 6 Südtiroler, die im Ausland berufstätig sind, möchten nämlich auch wieder in ihr Heimatland zurückkehren, wenn sich hier interessante Arbeitsmöglichkeiten für sie bieten“, erklärt Christian Girardi, Präsident des SüdsternNetzwerks, dieses letzte Angebot. „Diese Südtiroler mit Auslandserfahrung können heimische Unternehmen mithilfe unserer Plattform ansprechen.“ Insgesamt haben sich bisher 40 Unternehmen dafür entschieden, die Südstern-Plattform zu nutzen (siehe InfoKasten). Wie viele von ihnen im vergangenen Jahr einen Südstern gerufen oder gemietet haben, lässt sich nicht genau erheben und quantifizieren. Feststellen lässt sich dagegen, wie viele Südtiroler Arbeitskräfte aus dem Ausland in die Heimat zurückgekommen sind, weil sie dem Ruf der Unternehmen gefolgt sind, die Stellenanzeigen auf der Südstern-Homepage platziert haben: Genau zehn Südtiroler, die in den vergangenen Jahren außerhalb der Landesgrenzen beruflich tätig waren, sind im letzten Jahr auf diesem Weg in unser Land zurückgekehrt und arbeiten nun (so steht es in einer Aussendung des Netzwerks) für Firmen wie Loacker, Rubner und Wolftank oder Einrichtungen wie Pensplan und das TIS (Techno Innovation Südtirol). Einen Südtiroler aus dem Ausland geholt hat sich auch das Unternehmen Fri-El Greenpower aus Bozen, erläutert Georg Vaja. Vaja ist CFO (Chief Financial Officer) bei Fri-El und war bei der Auswahl eines geeigneten Kandidaten für die Stelle des „Head of Finance“ beteiligt, der sich bei Fri-El um Projektfinanzierungen (z.B. für Windparks und Biomassekraftwerke), um den Bereich Kapitalmarkt (konkret die Vorbereitung des anstehenden Börsengangs) und nach dem Börsengang um die Beziehungen mit den Investoren kümmern sollte. „Es war nicht einfach, die geeignete Person für diese Stelle zu finden“, erläutert Georg Vaja, „denn es gibt in Südtirol, aber auch in Italien nur vereinzelt Fachleute im noch wenig bekannten Bereich des Leveraged Finance (Fremdkapitalfinanzierungen).“ Nicht-Südtiroler Fachkräfte für einen Arbeitsplatz in unserem kleinen Land Arbeitgeber zu begeistern, sei almuss Vorausset- lerdings schwierig, zungen schaffen merkt der CFO an. Den perfekten Kandidaten für die freie Stelle hat Fri-El dann über die Südstern-Plattform ausfindig gemacht, wo das Unternehmen eine Stellenanzeige schaltete, in die von Mitgliedern des Netzwerks in aller Welt Einsicht genommen werden konnte. Als neuer Head of Finance kam Patrick Pircher zu Fri-El nach Bozen. Der 33jährige Olanger hatte an der Universität Bocconi in Mailand Betriebswirtschaft studiert und war zuletzt im Leveraged Finance für General Electric in Frankfurt tätig (die SWZ hat berichtet). „Damit qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Südtirol zurückkehren, müssen vom jeweiligen heimischen Unternehmen und Arbeitgeber die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden“, ist sich Vaja sicher, „und dazu zählen ein interessantes Aufgabengebiet und Karriereperspektiven genauso wie Gehaltsperspektiven.“ Dennoch, „je höher der Spezialisierungsgrad eines im Ausland beschäftigten Südtirolers ist und je länger ein Aufenthalt im Ausland dauert, desto schwieriger wird es für einen Südtiroler, eine seiner Berufserfahrung entsprechende Stelle in seinem Heimatland zu finden“, räumt Wolfgang Sparer ein. Der 31-Jährige hat vor wenigen Monaten die Stelle als Senior International Product Manager für mit Schokolade überzogene Produkte (Gran Pasticceria & Chocolate) beim Waffelhersteller Loacker in Unterinn am Ritten angetreten. Zuletzt war Sparer in den Marketingabteilungen des Tabakkonzerns Camel und des Schokoladenherstellers Ferrero in der Schweiz beschäftigt. „In meiner Lebens- und Karriereplanung hatte ich eigentlich immer vorgesehen, eine % Info Südstern-Partnerunternehmen Alupress, Atzwanger, Duka, Durst, EOS, Four Points Sheraton, Fri-El, GCI Management, GKN Driveline, Gruber Logistics, Hager & Partners, Hofer, Ifi Group, Leitner Technologies, Kronberg International, Lexington Company, Loacker, LVH, Maico, Markas, Marketing Factory, Mila, PDC Consult, Pedross, Pens- Plan, Pichler Investments, Prader Bank, Progress Maschinen & Automation, Rubner, Salewa, Selva, Senfter, Tecnospot, TT Control, Unternehmerverband, Volksbank, Wolftank. Die Südtiroler Sparkasse, das TIS (Techno Innovation Südtirol) und die Falkensteiner Michaeler Tourism Group sind Premium-Partner von Südstern. gute Ausbildung zu machen, interessante beruf liche Erfahrungen im Ausland zu sammeln und irgendwann wieder nach Südtirol zurückzukehren“, bekräftigt der Kalterer, „denn unser Land ist wohl der schönste Platz der Welt.“ Dabei räumt Wolfgang Sparer, der sich als Reaktion auf eine Annonce im Südstern-Portal Schwierigkeiten des Unternehmens Loacker um die bei höherer freie Stelle beworSpezialisierung ben hat, ein, dass es auf seinem Fachgebiet, dem Marketing, noch Möglichkeiten gibt, interessante Arbeitsangebote zu finden. „Südtiroler, die sich im Ausland in der Forschung, im Bereich Chemie oder auch im Finanz- und Investmentbereich spezialisiert haben, haben es da schwerer“, ist sich Sparer sicher. „Für ihre Spezialisierung bietet Südtirols Wirtschaftsstruktur mit ihren vielen kleinen, meist inhabergeführten Unternehmen in der Regel wenig Möglichkeiten.“ Einer, der trotz eines hohen Spezialisierungsgrades und ebenfalls aufgrund eines Kontakts über das Südstern-Netzwerk nach Südtirol zurückgekehrt ist, ist Peter Werth. Der Bozner hat in Graz und Mailand Telematik (Telekommunikation und Informatik) studiert und dann ein Forschungsdoktorat (PhD) an der Montanuniversität Leoben in Österreich abgeschlossen. Seither war er für die Hofer-Gruppe (Fahrzeugtechnik und Getriebe) in Deutschland tätig – als Geschäftsführer und zuletzt als Vorstandsmitglied. Bei Hofer nimmt Werth jetzt die Funktion als Anteilseigner und Aufsichtsrat ein; in Bozen aber ist er in der Geschäftsleitung des Unternehmens Wolftank tätig. „Ausschlaggebend für die Rückkehr waren in meinem Fall hauptsächlich private Gründe“, erläutert Peter Werth, dessen Familie in Südtirol lebt. „Die Lebensqualität in unserem Land ist für eine junge Familie unvergleichlich höher als anderswo.“ Aber dennoch sei Südtirol keine verschlossene Realität, merkt Werth an, unter anderem gebe es einige Unternehmen, die sehr stark international orientiert seien. „Und“, so fügt der junge Geschäftsführer hinzu, „es gibt einige Firmen mit großem Potenzial.“ Auch bei Wolftank, wo Peter Werth jetzt beschäftigt ist, hat ihn in erster Linie dieses Potenzial gereizt. „Ich bin ein Mensch, der gerne etwas aufbaut, eine Entwicklung mitbestimmt, und diese Möglichkeit habe ich hier“, sagt er. Allerdings warnt der Wolftank-Geschäftsführer davor, das „Zurückholen“ von Südtirolern, die im Ausland Berufserfahrung sammeln, aktiv zu fördern. Südstern-Präsident Christian Girardi gibt im recht: „Unser Programm Employ a Südstern dient lediglich dazu, einen Kontakt herzustellen zwischen heimischen Unternehmen, die einen qualifizierten SüdHeimkehren tiroler mit Auslandsnicht forcieren erfahrung suchen, und berufstätigen Südtirolern im Ausland, die zurück in unser Land kommen wollen.“ Forcieren wolle man dieses Heimkehren nicht; denn auch Südtiroler, die im Ausland blieben, seien, so Girardi, nicht für das Land verloren; im Ausland seien sie oft wichtige Botschafter für Südtirol, die dem Land konkreten Nutzen stiften. Evelyn Kirchmaier $ evelyn@swz.it 24.10.2007 12:02:08 Uhr