Pumpsysteme im Velojournal-Test

Transcription

Pumpsysteme im Velojournal-Test
unterwegs
Luftakrobatik
Mit einer guten Velopumpe ist ein platter Schlauch schnell gepumpt,
und die Fahrt geht weiter. Noch schneller gehts mit einer Druckluftkartusche,
was aber bei einigen verpönt ist. Die aktuellsten Pumpen im Überblick.
Scherben bringen Glück, den Velofahrern aber oft
einen Platten. Noch grösser ist das Pech, wenn
man keine Pumpe dabei hat oder wenn diese nicht
richtig funktioniert. velojournal hat fünf unterschiedliche Pumpen miteinander verglichen und
zudem zwei Systeme mit CO2-Kartuschen ausprobiert. Unter den Mitnahme-Pumpen befanden
sich speziell kleine, solche mit einem kleinen
Standfuss, besonders leichte und eine lange Rahmenpumpe. Zudem testen wir eine einfache
Druckluftpumpe. Um die Leistungsfähigkeit
genau vergleichen zu können, wurden die Modelle nicht nur am Velo getestet, sondern auch an
einem Metallkubus, welcher das Volumen eines
Rennvelopneus aufweist und mit einem Präzisionsmanometer ausgerüstet ist.
Beim Test-Pumpen zeigt sich schnell, was eine
gute Pumpe ausmacht: Einfacher gehts, wenn das
Ding präzise und stabil produziert ist – dies ist
bei Modellen mit einem Aluminium-Gehäuse
Marius Graber
meist der Fall. Ein kleiner Schlauch erleichtert die
Arbeit, weil so die Pumpe besser gehalten werden
kann und die Bewegungen nicht direkt aufs Ventil übertragen werden. Wird die Pumpe direkt
aufs Ventil aufgesetzt, muss man darauf achten,
dass dieses bei heftigen Bewegungen nicht beschädigt wird.
Komfortable Standfussfunktion
Noch komfortabler und leichter wird der
Schlauch wieder voll, wenn die Pumpe am Boden
abgestellt werden kann. Die Blackburn- und Lezine-Modelle haben dafür extra einen ausklappbaren Standfuss. So kann man sie mit dem Fuss
fixieren – fast wie mit einer grossen Standpumpe
zu Hause. Eine Erleichterung sind die aufschraubbaren Ventile, mit denen im Test die Modelle von Lezine und SKS ausgerüstet waren. Bei
den anderen Modellen wird der Pumpenkopf einfach über das Ventil gestülpt und meist mit einem
Pumpen
Handpumpen
Druckluftpumpe
1 | BBB
«Ovalintegrate
BMP-51L»
2 | Blackburn
«Airstik long
neck evo»
3 | Lezyne
«micro floor
drive hvg»
4 | SKS
«Spaero Sport»
5 | Zefal
«Air Profil Micro »
6 | SKS
«Airgun Extra»
Beschreibung
Aluminiumpumpe,
Pumpenkopf mit
Klemmhebel für Sclaverant- oder Auto-Ventil, ausklappbarer
Handgriff, Klettbänder
zum Befestigen am
Rahmen, ovale Form
für schlanke Silhouette.
Ministandpumpe,
15-cm-Spiralschlauch,
klemmbarer Kopf für
Sclaverant- und AutoVentil, klappbarer
Pumpenfuss und Handgriff, zwei Pump-Modi:
grosses Volumen oder
hoher Druck.
Ministandpumpe aus
Aluminium, Pumpenkopf zum Aufschrauben für Sclaverantund Auto-Ventil, 60 cm
Pumpenschlauch mit
Manometer, Befestigungsclip für Transport
am Rahmen.
Kleine Aluminiumpumpe, herausziehbarer,
flexibler Pumpenschlauch (12 cm), aufschraubbarer Pumpenkopf für
Sclave­rant-Ventil,
Befestigungsclip für
Transport am Rahmen.
Kleine AluminiumMinipumpe, Pumpenkopf mit Klemmhebel
für Sclaverant- oder
Auto-Ventil, Befestigungsclip für Transport
am Rahmen.
Druckluftpumpe, Aluminium, Pumpenkopf für
Sclaverant- und AutoVentil, Kunststoff-schutz
über Kartusche, Befestigungsclip für Transport
am Rahmen inklusive
zweiter Kartusche.
Gewicht /
Länge*
133 Gramm / 430 mm
154 Gramm / 280 mm
214 Gramm / 310 mm
111 Gramm / 208 mm
87 Gramm / 162 mm
113** Gramm / 137
mm
Pumpdauer
bis 5 Bar ***
ca. 1 Minuten 45
Sekunden
ca. 1 Minute 30
Sekunden
ca. 1 Minute 15
Sekunden
ca. 5 Minuten 30
Sekunden
ca. 6 Minuten 45
Sekunden
ca. 20 Sekunden
Pumpdauer
bis 7 Bar ***
ca. 3 Minuten 45
Sekunden
ca. 3 Minuten 15
Sekunden
ca. 2 Minuten
ca. 6 Minuten 30
Sekunden
ca. 9 Minuten 30
Sekunden
nicht erreicht
Kommentar
angenehmes Pumpen mit langem Hub,
Druck wird zügig
und relativ leicht
erreicht
beim Pumpen stösst
man sich die «Knödli» (Fingergelenke)
an
gutes Handling,
leichtes Pumpen
für Ministandpumpe
klein und sehr leicht
Pumpenkopf hält
nicht ganz sauber
auf dem Ventil
angenehmes Pumpen dank Füsschen
und langem
Schlauch
sichere Verbindung
zwischen Pumpenkopf und Schlauch
Handgriff dürfte
etwas grösser sein
klein, leicht und
leistungsfähig
gute Verbindung
zwischen Ventil und
Pumpenkopf
dank Pumpenschläuchlein angenehmes Pumpen
Dank dem langen
Kolben sehr angenehm
und schnell zu pumpen.
Hoher Druck kann
auch ohne übermässigen Kraftaufwand
erreicht werden.
Preis
Info
Pumpt unterwegs fast
so angenehm und
leicht wie die Standpumpe zu Hause. In
Anbetracht des PumpKomforts sind Gewicht
und Grösse absolut
moderat.
Die Standpumpe fürs
Handgepäck: Befüllt
grosse Volumen schnell
und schafft trotzdem
hohe Drücke. Ideal für
alle, die eine sehr gute
Pumpe dabeihaben
wollen.
Guter Kompromiss
zwischen leichtem
Gewicht und gäbigem
Pumpen. Das kleine
Pumpenschläuchlein
erleichtert das Pumpen
enorm.
Gute Notpumpe:
Sehr klein und leicht.
Wenn es sein muss,
bringt man mit etwas
Ausdauer und Kraft
auch hohen Druck hin.
Minimalistisch gemacht,
funktioniert aber
bestens. Mit dem Ventil
lässt sich der Druck
sehr gut dosieren.
Fr. 31.90
Fr. 49.90
Fr. 69.90
Fr. 49.90
Fr. 34.90
Fr. 32.90
Amsler & Co.
052 647 36 36
www.bbbcycling.com
Chris Sports
071 969 66 66
www.chrissports.ch
TST Trading
061 985 50 85
www.lezyne.com
Fuchs-Movesa
056 464 46 46
www.fuchs-movesa.ch
Velok
044 838 60 50
www.velok.ch
Fuchs-Movesa
056 464 46 46
www.fuchs-movesa.ch
* Messung velojournal (kann von Herstellerangaben abweichen)
48 | 3/2013 velojournal
** inklusive 17-Gramm-CO2-Kartusche
sehr klein, passt
sogar ins Satteltäschli
sehr leicht
auch hoher Druck ist
erreichbar, allerdings muss man sehr
lange pumpen
klein
leicht
gut regulierbar
*** Refernzwert für Rennvelopneu, Messung velojournal
Spannhebel angeklemmt. Der aufgeschraubte
Pumpenschlauch macht aber eine viel zuverlässigere, dichtere Verbindung. Betrachtet man die
komplett benötigte Zeit zum Reparieren eines
Platten unterwegs, so fällt die kleine Mehrarbeit
durch das Aufschrauben des Schlauchs kaum ins
Gewicht.
Foto: Marius Graber
Kolbendurchmesser macht den Unterschied
Die Pumpen unterscheiden sich auch in ihrem
Kolbendurchmesser. Seit einigen Jahren bezeichnen die Hersteller ihre Modelle mit den grösseren
Durchmessern als Mountainbike-, die schlankeren als Rennvelopumpen. Mit den «dickeren»
kann man Pneus schneller füllen, mit den «dünnern» erreicht man mehr Druck. Als Allzweckmodell und für Tourenvelos kauft man sich
besser ein Modell mit einem kleineren Kolbendurchmesser: Man braucht dann etwas länger,
bis der Schlauch voll ist, dafür erreicht man
sicher den benötigten Druck. Hier hat die
BBB-Rahmenpumpe gut gefallen, fein aber mit
langem Kolben.
Druckluftpatronen
Wer nicht lange «pümpelen» mag, kann eine CO2Patrone mitnehmen. Zwischen Patrone und Ventil
braucht es ein «Befüllsystem», mit dem die Patrone
angestochen und die Luft reguliert in den Pneu eingelassen werden kann. Getestet wurde «Airgun
Extra» von SKS, ein minimalistisches Ding, das tadellos funktionierte. Insgesamt ist ihr Gewicht aber
nicht viel geringer als bei manuellen Modellen,
nimmt man zwei Patronen mit, ist die Handpumpe
leichter. Mit Patronen ist ein Pneu innert 20 Sekunden voll. Der Pneudruck war bei fünf Bar, damit
lässt sich weiterradeln. Beim Rennvelo hätte man
lieber sieben oder acht Bar. Mit den grösseren
Pumpen bringt man das noch locker hin. Mit den
Kleinen nur mit viel Ausdauer (und Gefluche). n
Handpumpe oder Druckluftpatrone?
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49 | 3/2013 velojournal
Pro Patrone: Stolz hat Philip Douglas, der Lieferant des
(Militär-)«Fahrrad 12», den Inhalt der listigen Rahmentasche am neuen Ordonnanzvelo gezeigt. Mit einer
Minihandpumpe! Hallo! Wir werden noch den Krieg verlieren wegen der zeitraubenden und anstrengenden Handpumperei! Oder haben Sie schon mal einen Rennfahrer
gesehen, der während des Wettkampfs nach einem Reifendefekt mit der Handpumpe für ein frisches Luftkissen
gesorgt hat? Man stelle sich die Szene in einem Ernstfall
vor. Eben! Deshalb leiste ich mir auch auf Tour handliche
CO2-Patronen, die dem Reifen in Sekundenschnelle neuen
Druck einhauchen. Schliesslich will ich nicht müde werden
vom Pumpen, sondern vom Pedalen. Es reicht mir, dass
mir hin und wieder beim Fahren die Puste ausgeht. Aber
nichts gegen die Handpumpen-Romantiker im Freundeskreis. Während die beim Pumpen ausser Atem geraten,
gewinne ich den entscheidenden Zeitvorsprung.
Martin Platter
Stümpipümpi zur Spargelzeit: Seit es diese spargelkurzen
Velopümpeli gibt, habe ich vom Asphalt ein paar Exemplare aufgehoben, bald eröffne ich ein Pümpeli-Museum.
So leicht sind diese Stüpfipfüpfi, dass der Radler nicht
merkt, wenn ihm das Ding vom Velo hüpft. Auch die Velokameraden fahren mit Spargelpumpen. Hat einer unterwegs den Platten geflickt, beginnt das hektische Zehnzentimeter-Pümpeln, vorwärts und zurück, piffpaff. Dem
eifrigen Pümpeli-Höbelen haftet etwas Unanständiges
an. Doch der Spargelpumper erreicht den siebten, den
achten Atü-Höhepunkt nur selten. Und während ich Höbeli-Zuschauer eine Gitane paffe, schielt der Pümpeler
schon herüber, zu der Kanone von Navarone an meinem
Velo, zur schwarzen Pumpe Zéfal hp x 4. Die Kanone ist
zwar ein Drittel schwerer als sein Spärgeli, doch mit
etwas Bizeps und einer zweiten Gitane kriegt man durch
diese Pipeline die acht Atü schön langsam hin. Acht Atü,
die liebt der Kamerad. Nachher zahlt er mir eine Stange.
Dres Balmer