Entwässerung bergmännischer Tunnel Draining underground Tunnels
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Entwässerung bergmännischer Tunnel Draining underground Tunnels
Schweiz Switzerland Entwässerung bergmännischer Tunnel Draining underground Tunnels J. D. Chabot J. D. Chabot Moderne Tunnelbaumethoden erlauben einen präzisen Ausbruch. Gleichzeitig werden an Entwässerungssysteme, um dauerhaft zu funktionieren, höhere Anforderungen gestellt. Verschiedene Entwässerungskonzepte, Aspekte zur Versinterungsverhinderung und Gewährleistung einer dauernden Dränage ohne Wasserdruckaufbau werden angeschnitten und beispielhaft die am GotthardBasistunnel gewählten Lösungen aufgezeigt. Modern tunnelling methods enable a precise excavation to be produced. At the same time, higher demands are placed on drainage systems to ensure they function on a permanent basis. Various drainage concepts, aspects designed to prevent sintering and how to assure permanent drainage without the build-up of water pressure are dealt with. Solutions selected for the Gotthard Base Tunnel are taken as examples. 1 Einleitung 1 Introduction Eine richtig konzipierte und eingesetzte Dränage ist bei den heute gestellten Anforderungen eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Lösung zur Bergwasserentwässerung. In den letzten Jahrzehnten zeigte sich verstärkt die Bedeutung einer funktionierenden Dränage und Abdichtung in Untertagebauwerken. Frühere Bauwerke wiesen bautechnisch bedingt großzügige Dränagehohlräume hinter gemauerten Auskleidungen auf. Heutige Baumethoden erlauben einen präziseren Ausbruch, womit der verbleibende Dränageraum reduziert, dieser aber höher beansprucht wird. Dipl.-Bau-Ing. ETH/SIA Jan Dirk Chabot, Amberg Ingenieurbüro AG, Regensdorf-Watt/CH 18 Tunnel 2/2002 Die Dränageelemente müssen gleichzeitig einer drohenden Versinterung und Verstopfung durch aus dem Bergwasser ausgefällten Kalk trotzen können. Bei dränierten Tunneln muss der drucklose Bergwasserabfluss dauernd sichergestellt sein, damit das Bauwerk nicht einem unvorgesehenen Wasserdruckaufbau ausgesetzt wird. 2 Tunnelentwässerungs- und Abdichtungskonzepte Nachfolgend werden die im Tunnelbau gebräuchlichen Abdichtungs- und Tunnelentwässerungskonzepte beschrieben [1–5]. Verdrängung (druckwasserhaltende Tunnelabdichtung) Bei einem druckwasserhaltenden Tunnel entfällt die Bergwasserentwässerung. Die- Given the demands placed today, a properly designed and applied drainage system represents an environmentally friendly and economic solution for tackling underground water. Over the last few decades, the significance of well functioning drainage and sealing for underground structures has become increasingly more evident. Due to the technical methods that were employed, structures built in earlier times possess generously dimensioned drainage cavities behind brickwork. Current construction methods cater for a more precise excavation so that although the remaining drainage space is reduced, it is called upon to fulfil more complex tasks. The drainage elements must be able to cope with the threat of sintering as well as clogging that results from the lime stemming from the underground water. In the case of drained tunnels, it must be ensured on a permanent basis that underground water is disposed of without the application of pressure so that the structure is not subjected to any unforeseen water pressure built-up. 2 Tunnel Drainage and Sealing Concepts In the following, the sealing and tunnel draining concepts commonly used in tunnelling are described [1–5]. No Drainage (complete sealing in a tunnel with water under pressure) Drainage is not necessary in a tunnel built to withstand water under pressure. This system with a total seal has so Dipl.-Bau-Ing. ETH/SIA Jan Dirk Chabot, Amberg Ingenieurbüro AG, Regensdorf-Watt/CH Tunnelentwässerung Tunnel Drainage ses System mit einer Rundumabdichtung wurde bisher bei Tunneln mit Wasserspiegelüberlagerungen von 30 m angewandt; 60 m sind heute als oberer Grenzwert zu betrachten. Technisch sind höhere Wasserdrücke möglich, aber der Abdichtungsaufwand sowie die erforderliche Stützkraft der Verkleidung steigt beträchtlich. Aus Erfahrung empfiehlt es sich aber, auch bei einer sorgfältig konzipierten und ausgeführten Rundumabdichtung Vorrichtungen zur nachträglichen Verdrängung und/oder zur Ableitung von allfälligem Leckwasser vorzusehen (Rückfallebene) [6]. Teilweise Ableitung (Teilentspannung) Teilweise Verdrängung herrscht vor, wenn Bergwasser aufgestaut wird und nicht mehr drucklos abfließen kann, z. B. bei: ■ Druckhaltendem Tunnel mit Wasserdruckbegrenzung. Bergwasser eines druckhaltenden Tunnels wird verdrängt und ab einem bestimmten, definierten Wasserdruck entlastet. Mit der Begrenzung des Wasserdrucks kann im Vergleich zu einer drucklosen Dränage die Wasserentnahme aus dem umliegenden Gebirge je nach Geologie und Hydrologie erheblich reduziert werden [7]. ■ Ableitendem Tunnel, welcher wegen behindertem drucklosem Bergwasserabfluss lokal leicht druckhaltend wird. Wegen fehlender, zu selten vorgesehener bzw. verstopfter oder zugesinterter Dränageeinrichtungen im primären oder sekundären Entwässerungssystem kann es bei einem ableitend konzipierten Tunnel zu lokalen Wasserrückstaus kommen, Drained tunnel, which is slightly subjected to pressure locally on account of the fact that the flow of underground water is obstructed. In a tunnel devised with a drainage system, water can dam up locally resulting in what are usually low water pressures should there be a lack of drainage installations in the primary or secondary drainage system or should these be inadequate, blocked or clogged with deposits. The situation is exacerbated if the line is laid in the wrong position so that underground water can only reach the vault drainage line if water pressure builds up. The same applies if the pipe inlet openings are inadequately dimensioned or should the sealing underlay be unable to function properly (e.g. clogged up geo-textiles) [8]. ■ 1 Starke Versinterungen im Gewölbedränagerohr nach 6 Monaten, beschleunigt durch Spritzbetonauslaugung 1 Pronounced sintering in the vault drainage pipe after 6 months – speeded up through shotcrete leaching und daraus resultieren meist geringe Wasserdrücke. Die Situation verschlimmert sich bei falscher Platzierung der Leitung, wo Bergwasser nur noch unter einem Wasserdruckaufbau in die Gewölbedränageleitung gelangen kann. Gleiches gilt bei unterdimensionierten Rohr-Eintrittsöffnungen oder dann, wenn die Abdichtungsunterlage eine unzureichende Dränagefunktion aufweist (z. B. verstopfte Geotextilien) [8]. far been used for tunnels with water tables located more than 30 m above the tunnel; nowadays 60 m is regarded as the upper limit. Technically speaking, higher water pressures are feasible although in such cases, the sealing and the support strength requirements posed on the lining rise considerably. Experience has shown, however, that drainage has to be provided for leakage water, which may penetrate even the most carefully designed and executed all-round seal [6]. Ableitender Tunnel (dränierter Tunnel mit drucklosem Wasserabfluss) Bei sehr hohen Überlagerungen und entsprechend hohem Bergwasserdruck kann aus wirtschaftlichen und praktischen Gründen nur noch ein dränierter Tunnel den statischen Anforderungen genügen. Dies gilt sinngemäß aber auch bei geringeren Überlagerungen mit geringem bis sehr geringem Bergwasseranfall. Ein allfällig erhöhter Wasserandrang kann während des Vortriebs mit Injektionen reduziert werden. Partial drainage (partial stress relief) Partial drainage is applied should the underground water dam up so that it can no longer flow off pressurelessly, e.g. in the case of: ■ Pressure-retentive tunnels with water pressure restriction. ■ The underground water of a particular tunnel is displaced and relieved as from a certain, defined water pressure. By restricting the water pressure, the extraction of water can be substantially reduced depending on the geology and hydrology in comparison with pressureless drainage [7]. Drained tunnel (pressureless water drainage) In the event of extremely high water overburdens and correspondingly high underground water pressure, possibly only a drained tunnel can comply with the static requirements for both economic and practical reasons. This also essentially applies in the case of smaller overburdens with slight to very slight underground water incidence. Grouting can reduce any water inflow during tunnel heading. Permanent pressureless underground water removal must be assured throughout the tunnel’s entire service life for both the primary and secondary drainage elements. Should it be possible to comply with this strict demand then the tunnel roof does not essentially need to be dimensioned for water pressure. If need be, the floor can be flat. Tunnel 2/2002 19 Schweiz Switzerland Eine dauerhafte drucklose Bergwasserableitung des anfallenden Bergwassers muss sowohl bei den primären als auch bei den sekundären Entwässerungselementen über die gesamte Nutzungsdauer sichergestellt sein. Kann diese strenge Forderung erfüllt werden, muss das Tunnelgewölbe prinzipiell nicht auf Wasserdruck bemessen werden. Die Sohle kann bei Bedarf flach ausgebildet werden. Kann diese Forderung aber auf Dauer nicht gewährleistet werden, ist mit einem lokalen Druckaufbau vorzugsweise unter der Sohle oder im Widerlagerbereich zu rechnen. Mischkonzepte Längere Tunnelbauwerke können sowohl durch „weitgehend“ trockene als auch Wasser führende Zonen führen. Die Längenverhältnisse der verschiedenen Bereiche bestimmen, ob sich in diesem Fall Mischkonzepte lohnen. Die Tunnelabdichtung kann in Zonen ohne drückendes Bergwasser bzw. bei sehr geringen Gebirgsdurchlässigkeiten vereinfacht ausgeführt werden. Die Übergänge zwischen druckhaltenden und dränierten Bereichen sind zur Vermeidung von Umläufigkeiten sorgfältig zu planen und auszuführen. 3 Wasserableitungssysteme Ein Entwässerungssystem für Berg- und Betriebswässer aus dem Tunnelinnenraum (inkl. Havarieflüssigkeiten) wird heute üblicherweise als Trennsystem ausgeführt. Damit bleibt das Bergwasser unbelastet von möglichen Verunreinigungen durch Fahrzeuge oder Transportgut [9]. Die Leitung und die Schächte des Trennsystems sind für einen Havariefall zu optimieren. So kann beispielsweise durch ein rasches Ableiten der brennbaren Flüssigkeiten in einem Havariefall der Brandherd räumlich begrenzt werden (z. B. mit Schlitzrinnen in Straßentunneln). 4 BergwasserEntwässerungssysteme Das Entwässerungssystem eines ableitenden Tunnels dient der dauernden, drucklosen Ableitung des im Tunnel anfallenden Bergwassers. Es kann zwischen den folgenden zwei Systemen unterschieden werden: Im primären Entwässerungssystem wird das Bergwasser neben den direkten Fassungen mit Dräns oder Rohren auch flächig zwischen Spritzbetonsicherung und Abdichtung gefasst und Tabelle: Elemente des primären Entwässerungssystems Element Funktion Flexible Halbschalen Fassung einzelner Tropfstellen (Vorabdichtung) Noppenbahnen (flächig/Streifen) Wasserableitung bei Feuchtstellen oder Kluftscharen Vliese, Dränagematten, Noppenplatten oder Kunststoffgitter Schutzschicht einer Abdichtung, flächige Dränageschicht mit stark unterschiedlichen Transmissivitäten im eingebauten Zustand! Rohre (ø > 150 mm) Fassung einzelner Quellen Sickerpackung Dränagezone oberhalb Einläufe Dränagerohr 20 Tunnel 2/2002 Should it not be possible to guarantee this requirement in the long term then a local build-up of pressure under the floor or in the abutment zone is likely. Mixed systems Longer tunnel structures can pass through “extensive” dry as well as water-bearing zones. The extent of the various zones determines whether a mixed concept is worthwhile in such a case. The tunnel seal can be designed in a more straightforward manner in zones without any pressurised underground water or given extremely slight rock permeabilities. The changeovers between pressure-retentive and drained sections have to be carefully planned and executed to avoid seepages. 3 Water Drainage Systems Nowadays, a drainage system for underground and industrial water from the tunnel interior (including the accidental release of fluids) is designed as a separation system. In this way, the underground water remains uncontaminated by possible impurities stemming from vehicles or transported material [9]. The line and the shafts of the separation system must be optimized to cope with any accidentally released fluids. Thus for example, speedy drainage of combustible fluids resulting from accident or damage can ensure that the seat of the fire is confined (e.g. by means of slotted channels in road tunnels). 4 Underground Water Drainage Systems The tunnel drainage system serves to dispose of the ingressing underground water pressurelessly on a permanent basis. A distinction has to be drawn between the following two systems: In the primary drainage system, the water is also collected on the surface between the shotcrete lining and the seal and conveyed to the crown drainage line along with the direct catchment system involving drains or pipes. The primary drainage system consists of the elements contained in the Table. The elements of the primary drainage system are no longer accessible once they have been installed and consequently cannot be maintained. As a consequence, generous reserves have to be taken into account at the planning stage. The secondary drainage system includes the vault and floor drainage, spot piping, the Table: Elements of the primary drainage system Element Function Flexible half-pipes collecting individual seepage points (advance seal) Air-gap membranes (surfacing/strips) remove water at damp spots or joints Geo-textiles, drainage protective layer for a seal, surface drainage layer mats, air-gap membranes or plastic gratings with greatly varying transmissivities once installed! Pipes (Ø > 150 mm) collection of individual sources Dry pack drainage zone above drainage pipe inlets Tunnelentwässerung Tunnel Drainage der Gewölbedränageleitung zugeführt. Das primäre Entwässerungssystem umfasst die in der Tabelle aufgeführten Elemente. Die Elemente des primären Entwässerungssystems sind nach dem Einbau nicht mehr zugänglich und können deshalb nicht unterhalten werden. Sie müssen mit großzügigen Reserven geplant werden. Zum sekundären Entwässerungssystem gehören die Gewölbedränage, Sohlendränagen, Stichleitungen, die Hauptdränage sowie alle dazugehörigen Schächte und Nischen. Diese Elemente sind im Allgemeinen zugänglich. Gewölbedränagen sollten einen Mindestdurchmesser von ≥ 200 mm aufweisen, damit sich ankündigende Verstopfungen infolge Versinterungen auch bei längeren Reinigungsintervallen rationell und sicher entfernen lassen. Alle Elemente des sekundären Tunnelentwässerungssystems müssen jederzeit und in geeigneter Weise zugänglich sein. Andernfalls kann der Unterhaltungsdienst mit seinen Geräten die Gewölbedränage nicht genügend reinigen. 5 Versinterungen durch Bergwasser Die Versinterungstendenz durch das Bergwasser in Dränageeinrichtungen hängt von der Art des zuströmenden Bergwassers ab. Bei zu Ablagerungen führendem Bergwasser handelt es sich entweder um natürliches, kalkübersättigtes oder um durch Zementkontakt alkalisch gewordenes Bergwasser, das zusätzlich Kalk aus dem Zement herausgelöst hat [10]. Sintering through natural underground water Calcium-saturated underground water deposits calcium in the drainage system as a function of pressure, pH-value and temperature (lime – carbonic acid equilibrium). Calcium-saturated underground water loses approx. 5–10 % of its total lime content in the drainage system; the sintering rate is more or less constant. This applies principally to underground water originating from lime and marl layers as well as from Molasse [11]. 2 Gewölbedränagerohr mit grobkörniger Sickerpackung und Härtestabilisationssteinen 2 Vault drainage pipe with coarse grained dry pack and hardness stabilisation stones Versinterungen durch natürliches Bergwasser Calciumgesättigte Bergwässer lagern im Dränagesystem Calcium in Funktion von Druck-, pH-Wert und Temperatur ab (Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht). Calciumgesättigtes Bergwasser verliert ca. 5–10 % seines Gesamtkalkgehaltes in den Entwässerungsleitungen, die Versinterungsrate ist mehr oder weniger konstant. Dies gilt v. a. für Bergwässer aus Kalkund Mergelschichten, aber auch aus der Molasse [11]. main drainage as well as all related shafts and bays. These elements are usually accessible. Vault drainages should be at least ≥ 200 in diameter so that any blockages resulting from sintering can be removed rationally and safely even should lengthy cleaning intervals be involved. All the secondary tunnel drainage system elements have to be accessible at any given time. Otherwise the maintenance service will be unable to apply its equipment properly to clean the vault drainage. Versinterungen infolge Zementkontakt Auf dem Weg von der Wasser führenden Felskluft bis zum Tunnelinneren wird Bergwasser einem intensiven Kontakt mit zementhaltigen Baustoffen ausgesetzt. Oft wird der ursprünglich neutrale pH-Wert des Bergwassers in den stark basischen Bereich verschoben. Dabei werden Calciumhydroxid aus dem Zementstein 5 Sintering caused by Underground Water The tendency towards sintering depends on the type of ingressing water. Underground water that causes deposits is either naturally oversaturated with lime or water that turns alkaline in contact with concrete thus drawing additional lime from the cement [10]. Sintering through contact with cement Underground water is subjected to intensive contact with substances containing cement on its way from the water-bearing rock fissure to the interior of the tunnel. Often, the original neutral pHvalue of the water is transformed into the high basic range. In the process, calcium hydroxide is released from the cement paste and sodium aluminium carbonate from the accelerators and the lime content of the water increased. Raising the pH-value from the original 6–8 to in excess of 10– 11 leads to the complete precipitation of the calcium dissolved in the underground water (alteration in the lime – carbonic acid equilibrium). Low amounts of water and long flow sections lead to protracted contact times with the underground water and thus increase the tendency towards deposits. In addition, blocked dry packs around the drainage pipes can scarcely be regenerated [13]. Should such damage occur over longer sections, an increase in water pressure has to be anticipated, which can only be counteracted through symptom relief measures such as pres- Tunnel 2/2002 21 Schweiz Switzerland und Natrium-Aluminiumkarbonate aus den Abbindebeschleunigern gelöst und der Kalkgehalt des Wassers erhöht. Diese Erhöhung des pH-Werts von ursprünglich 6 bis 8 auf über 10 bis 11 führt zur vollständigen Ausfällung des im Bergwasser gelösten Calciums (Änderung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts) [12]. Geringe Wassermengen und lange Fließstrecken bewirken lange Kontaktzeiten des Bergwassers und verstärken damit deren Ablagerungsneigung. Einmal verstopfte Sickerpackungen um die Dränagerohre lassen sich zudem kaum mehr regenerieren [13]. Tritt dieser Schaden über längere Abschnitte auf, muss mit einem Ansteigen des Wasserdrucks gerechnet werden, der nur noch mittels Symptombekämpfung wie Entlastungsbohrungen oder Ableitbleche für Leckstellen reduziert werden kann. Die klassischen Methoden im Umgang mit Versinterungen sind dann: ■ Periodische Reinigung ■ Bereithalten großer Querschnittsreserven ■ Siphonierung der Dränageleitungen Die ersten beiden Methoden beeinflussen den Versinterungsvorgang nicht. Die letztere Methode funktioniert lediglich bei einem ausgewogenen Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht und bei eher geringer Bergwasserüberlagerung. Härtestabilisierung Mittels Härtestabilisator, welcher in kleinen, dosierten Mengen (ca. 1,5–5 ppm) in das Entwässerungssystem tropft bzw. in fester Form in die Sickerpackung integriert wird, können harte Kalkablagerungen oder Verstopfun- 22 Tunnel 2/2002 1 2 3 4 5 6 7+8 9 10 11 12,14,15 13 16 Profilgenauer Ausbruch. Sicherung mittels Nassspritzbeton. Fassung von Feucht- und Tropfstellen mit stabilen Halbschalen mit großem Querschnitt, welche direkt mit Spritzbeton eingespritzt werden können. Es sind auch aus arbeitshygienischen Gründen alkalifreie Spritzbetonbeschleuniger vorgesehen. Dadurch wird auch die Auslaugungsneigung des Spritzbetons reduziert. Zusätzliche Noppenbahnstreifen in Längs- und Querrichtung stellen Wasserwege sicher, auch wenn die Abdichtungsschutzunterlage infolge Kompression durch Gebirgsauflasten oder Verstopfung und/oder Versinterung an Dränageleistung einbüßt. Noppenbahnstreifen unter der Ortbetonsohle in Längs- und Querrichtung verhindern einen Wasserdruckaufbau in der Sohle. Ableitung eintretendes Tropfwasser. Die Abdichtungsschutzunterlage muss eine erhöhte Dränageleistung auch unter hohem Druck und hohen Temperaturen während Jahrzehnten aufweisen. Diese wurden im System mit den Abdichtungsbahnen umfangreichen Eignungstests unterworfen. Unbewehrtes Innengewölbe Gewölbedränagerohre aus HDPE mit einem Durchmesser von 200 mm und 150 cm2/lfd. m Einlauffläche mit 10 mm breiten Einlaufschlitzen. Ein systematischer Einsatz der Härtestabilisation ist eingeplant. Die Hauptdränage besteht aus einem HDPE-Rohr NW 600. Polyäthylen ist außerordentlich beständig gegen saure und alkalische Medien und besonders bei Ausschluss der Verwendung von PE-Rezyklat schlagunempfindlich. Im Scheitel sind zum Schutz gegen Beulen der Leitung zusätzliche Einlauföffnungen vorgesehen. Alle 100 m befindet sich je Bankettseite ein luftdicht verschlossener Gewölbe- und in der Tunnelmitte ein Hauptdränageschacht. Bei jedem Gewölbedränageschacht ist eine Ableitung in die Hauptdränage vorgesehen. Die Ableitungen werden aber über fallweise verschlossene Einleitungen so geregelt, dass in der Gewölbedränage eine Rohrfüllung von etwa einem Drittel erreicht wird. Durch dieses Durchlaufprinzip lässt sich die Versinterungstendenz weiter reduzieren. Hinzudosierter Härtestabilisator kann auf einer wesentlich längeren Leitungsstrecke wirken. Leitung für Schmutzwasser und Havarieflüssigkeiten. Sickerpackung aus aufbereitetem, gerundetem und gewaschenem Ausbruchmaterial, Korngröße 16 bis 22 mm, ohne Zementzusatz. In die Sickerpackung werden zur Verhinderung der Versinterungsbildung v. a. aus Spritzbetonauslagerung Härtestabilisationstabletten gemischt. 1 2 3 Exact excavation Lining with wet shotcrete Damp and seepage spots collected by large-diameter halfpipes, which can be directly grouted with shotcrete 4 Non-alkaline accelerators are to be used for industrial safety reasons. In this way, the shotcrete’s tendency to leach will also be reduced. 5 Additional air-gap membrane strips will secure waterways in a longitudinal and crossways direction even if the drainage performance of the seal protective base is diminished on account of compression caused by overburden load or blockages and/or sintering. Air-gap membrane strips beneath the in situ concrete floor in a longitudinal and crosswise direction prevent water pressure build-up in the floor. 6 Removing ingressing seepage water 7+8 The seal protective underlayer must enhance the drainage performance for decades on end even in the event of high pressure and temperatures. It was subjected to extensive suitability tests in the system with the sealing membranes. 9 Unreinforced inner vault 10 Vault drainage pipes made of HDPE with a 200 mm diameter and 150-cm2 intake area with 100 mm wide inlet slots. Systematic application of the hardness stabilization has been taken into account. 11 The main drainage comprises a NW 600 HDPE pipe. Polyethylene is enormously resistant to acidic and alkaline media and particularly unsusceptible to impact especially as the use of PE re-cyclate is excluded. Additional intake openings are foreseen in the crown to protect the line from bulging. 12, 14, 15 Every 100 m, an airtight closed vault shaft is located at each side of the bench and there is a main drainage shaft in the middle of the tunnel. The outlets are regulated by closable inlet pipes in such a way that roughly a 1/3rd pipe filling is achieved in the vault drainage. This circulation principle enables the sintering tendency to be reduced even further. Hardness stabilizer that is added ensures a considerably longer line section. 13 Line for waste water and accidentally released fluids. 16 Dry pack comprising prepared, rounded and washed muck, grain size 16–22 mm without added cement. Hardness stabilization tablets are mixed in the dry packs to prevent the incidence of sintering especially through shotcrete deposits. 3 Schema Maßnahmen Entwässerungen Gotthard-Basistunnel 3 Drainage measures for the Gotthard Base Tunnel Tunnelentwässerung Tunnel Drainage gen von Rohren verhindert werden. Die Calcit-Moleküle werden an ihrem Zusammenwachsen gehindert, zudem werden sie im Wasser in Schwebe gehalten. Dieser Effekt ist physikalischer Natur. Die Produkte auf Polyamidbasis sind der Wassergefährdungsklasse 0 zugeteilt. Das Verfahren hat sich bei zahlreichen Untertagbauwerken bewährt. Da der Kalk im Wasser „stabilisiert“ wird, fällt kein oder nur wenig gelöster Kalk aus, das Wasser bleibt bis zum Portal hart [10], [12]. Die Intervalle der Reinigungsarbeiten in Entwässerungssystemen können deutlich vergrößert werden, was die Unterhaltungskosten des Entwässerungssystems senkt. 6 Vorgesehene Maßnahmen am Beispiel GotthardBasistunnel Die Bauherren der beiden alpenquerenden EisenbahnBasistunnel am Lötschberg und Gotthard erkannten den Handlungsbedarf für eine dauerhafte Gebrauchstauglichkeit der Tunnel-Entwässerungssysteme. Infolge der Gebirgsüberlagerung von bis über 2300 m über der Tunnelachse bei meist geringen Gesteinsdurchlässigkeiten wird z. B. der 57 km lange, 2röhrige Gotthard-Basistunnel als dränierter Tunnel konzipiert (Ausnahme: Injektionen bei hohem Wasseranfall) [14]. Es sind folgende Maßnahmen zur Gewährlei- sure relief bores or deflector plates for leaks. The classical methods designed to avoid sintering are thus: ■ Periodic cleaning ■ Maintaining large crosssectional reserves ■ Siphoning drainage lines The first two methods do not influence the sintering process. The third method only functions in the event of a balanced lime – carbonic acid equilibrium and if the underground water overburden is relatively slight. Hardness stabilization It is possible to prevent lime deposits or the clogging of pipes by means of hardness stabilizers, introduced into the drainage system in small, dosed quantities (roughly 1.5– 5 ppm) or in solid form in the dry pack.The calcite molecules are prevented from combining together; furthermore they are kept suspended in the water. This effect is of a physical nature. These polyamide base products are allocated to water tolerance class 0. This method has proved itself for numerous underground projects.As the lime in the water is “stabilised”, no or only a little lime is precipitated, and the water remains hard up until the portal [10], [12]. The intervals between cleaning jobs in the drainage system can be substantially increased, something that reduces the maintenance costs for the drainage system. Tunnel 2/2002 23 Schweiz Switzerland manent tunnel drainage. It is essential that an overall concept be worked out for the tunnel drainage during the initial planning stage for every project taking its special marginal conditions into account. It is imperative that collaboration between those designing the basic structure and maintenance divisions is stepped up. As a result, the planners can profit from the experience of the maintenance people and vice versa so that the latter can introduce their specific requirements into the project at an earlier stage. stung der dauerhaften drucklosen Bergwasserableitung vorgesehen (siehe auch Bild 3). 7 Ausblick Heute sind sich sowohl Planer als auch Auftraggeber des Problems der dauerhaft funktionierenden Tunnelentwässerung bewusst. Schon in den ersten Planungsphasen muss für jedes Tunnelbauwerk mit seinen speziellen Randbedingungen ein Gesamtkonzept für die Tunnelentwässerung erarbeitet werden. Die Zusammenarbeit ist zwischen den Planern des Rohbaus und den Unterhaltungsabteilungen zwingend weiter zu intensivieren. Die Planungsseite kann auf diese Weise von den Erfahrungen der Unterhaltungsdienste profitieren und der Unterhaltungsdienst kann andererseits seine spezifischen Anliegen früher und zielgerichteter ins Projekt einbringen. Literatur [1] Kirschke, D.: Neue Tendenzen bei der Dränage und Abdichtung bergmännisch aufgefahrener Tunnel. Bautechnik Nr. 74, Heft 1, 1997 [2] Reik, G.: Der Tunnel als Dränagerohr, wechselseitige Beeinflussung von Tunnel und Gebirge. Technische Universität Clausthal, Fachveranstaltung Abdichtungen im Tunnelbau vom 18. 11. 1998 im VSH Sargans [3] Kirschke, D.: Der undränierte Tunnel als Beitrag zum Umweltschutz. Bauingenieur, Heft 12, 1998 [4] Naumann, J., Schockermöhle, B.: Abdichtungs- und Entwässerungskonzepte bei Tunnelbauten, Tunneltechnologien für die Zukunftsaufgaben in Europa, Balkema Rotterdam, März 1999 [5] Amberg, F., Sala, A.: Vergleich konventioneller Vortrieb/TBM-Vortrieb für Tunnel mit großem Querschnitt Straßentunnel Uetliberg, Umfahrung Zürich, STUVA Forschung + Praxis 2000 [6] Schnelli, O., Sala, A.: Uetlibergtunnel – Aktueller Stand, Tunnel 4/2001; www.uetlibergtunnel.ch [7] Schikora, K., von Soos, P., Jedelshauser, B., Heimbecher, F., www. st.bv.tum.de/baustatik/pdf/farchant_ drainage.pdf, Tunnel Farchant, „Ab- 24 Tunnel 2/2002 Bibliography: see German original 4 Steife Schutz- und Dränageschicht des Abdichtungssystems 4 Rigid protective and drainage layer for the sealing system dichtungs- und Entwässerungssystem“, 2001 [8] Zwicky, P.: Tunnelabdichtungen Schweiz. Sarnen, Nov. 1996 [9] Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL, Grundwasserschutz bei Tunnelbauten, Grundlagenbericht, Schriftenreihe Umwelt Nr. 231, Bern 10.1994 [10] Wegmüller, M. C.: Einflüsse des Bergwassers, Stäubli Verlag, Zürich, 2002 [11] Chabot, J. D., Wegmüller, M. C.: Einflüsse des Bergwassers auf die Dauerhaftigkeit von Untertagebauwerken. Institut für Bauplanung und Baubetrieb, ETH Zürich, Sept. 1997 [12] Galli, M.: Härtestabilisation des Entwässerungwassers, Schweizer Ingenieur und Architekt, 12/2000, S. 249 ff. [13] Maidl B.: (2001)Verbesserung von Tunneldränagen unter Berücksichtigung des versinterungsbedingten Wartungsaufwandes, Tunnelbaukalender 2002, Verlag für Tunnelbau, Essen [14] Flury, S., Rehbock-Sander, M.: Gotthard-Basistunnel: Stand der Planungs- und Bauarbeiten, Tunnel, Ausgabe 4/1998 6 Intended Measures for the Gotthard Base Tunnel The clients of the Lötschberg and Gotthard Base Tunnels, which will cross the Alps, realized the need to act to ensure the drainage systems were capable of being used on a lasting basis. Given the rock overburden of up to 2,300 m above the tunnel axis and mostly low rock permeabilities, the 57 km long – 2bore Gotthard Base Tunnel has been devised as a drained tunnel (exception: grouting in the event of high water incidence) [14]. The following measures are foreseen to ensure permanent pressureless underground water drainage (please see Fig. 3). 7 Outlook Today, both planners and clients are conscious of the problems associated with per-