bank- und finanzrecht/ kapitalmarktrecht
Transcription
bank- und finanzrecht/ kapitalmarktrecht
BANK-UND FINANZRECHT/KAPITALMARKTRECHT I RANKING & ANALYSE BANK- UND FINANZRECHT/ KAPITALMARKTRECHT Der Beratermarkt im Bank-, Finanz- und Kapitalmarktrecht ist im deutlichen Wandel. Den Druck, der auf den Kapitalmärkten lastet, spüren auch die W iener Kanzleien. Sie müssen vor allem ihre Restrukturierungs- und Prozesskompetenzen w eiter ausbauen, um nicht zu viel an Umsatz zu verlieren. von Geertje Oldermann und Jörn Poppelbaum WORUM GEHT'S? Die Darstellungen in den nach folgenden Rankings und in den dazugehörigen Bewertungen zum Bank- und Finanzrecht be ziehungsweise zum Kapital: marktrecht haben hochkarätige Arbeit in diesen Bereichen im Fokus. Da nur wenige Kanzleien beide Bereiche in gleicher Inten sität betreiben und für beide Segmente oft mit separaten Teams aufgestellt sind, gibt es zwei Rankingtabellen. Der Teilbereich B an krech t um fasst die au fsich tsre ch tlich e Beratung von Banken sowie die Beratung zu A kq u isitio n s finanzierungen und Krediten. Immer wichtiger wird werden auch Refinanzierungen und Kreditrestrukturierungen. Die Beratung zu Projekt- und lmm obilienfinanzierungen fließt ebenfalls in Bewertung ein. Eini ge der hier beschriebenen Pra xen arbeiten angesichts der stärkeren Regulierung seit der Finanzkrise eng an der Schnitt stelle zum Verwaltungsrecht. Unter der Überschrift institutio nelles B an kre ch t sind relevan- L _____________________ -_____________________ 26 - JUVE März |April 2013 te Sachverhalte für die Banken als Institution zusammenge fasst, etwa regulatorische Anforderungen an Liquidität und Eigenkapital (Basel III, Hybridkapital), aber auch BankenM&A, -restrukturierungen Im Kapitalm arktrecht geht es um Themen wie A ktienplatzie rungen und Kapitalerhöhun gen an der Wiener und an aus ländischen Börsen. Im Fokus der Anwaltstätigkeit stehen Emit tenten ebenso wie konsortialführende Banken auch im Be reich der Debt Capital M arkets, worunter u.a. Anlei hen (inkl. (E)MTN-Programmen) gefasst sind. Besprochen wird hier auch die Beratung zu Finanzprodukten (z.B. Deriva te, Verbriefungen). Dabei können Anleihen und strukturierte Finanzierungen nicht immer exakt voneinander abgegrenzt werden, die Grenzen sind also fließend. Schließlich spielen auch BankP ro zesse eine immer wichtige re Rolle im Markt. Sie finden da her gesondert Erwähnung. „Rekordjahr für Unternehmensanleihen in Wien", titelten Anfang des Jahres die Gazetten. Mit 5,5 Milliarden Euro haben die Neuemissionen ein Allzeithoch erlangt (>Emissionen erreichen neuen Höchststand, Seite 32). Eine schöne Bestätigung für die Attraktivität des Bör senplatzes Wien - einerseits. Doch andererseits ächzen die Wirtschaftskanzleien wie nie zuvor unter dem Preis druck, der mittlerweile auf der Beratung zu Unterneh mensanleihen lastet. „Gerade einmal 20.000 Euro sind für einen Plain Vanilla Bond heute noch zu holen", sagt ein Anwalt. „Und der Preis ist nicht verhandelbar." Wenig besser sieht es bei der Arbeit an EMTN-Programmen aus. Ist man nicht gerade beim Neuaufsetzen eines Anleiheprogramms da bei, können auch damit die Berater keine großen Sprün ge mehr machen. Das spüren Kanzleien wie W olf Theiss, CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlaw ati oder Dorda Brugger Jordis, die traditionell zu den führenden österreichi schen Adressen in diesem Bereich gehören, besonders -zu m al es auch im ECM-Segment nach wie vor trist aus sieht. Diese Kanzleien haben ebenso wie andere begon nen, sich neu zu orientieren. Im Fokus stehen nun Frage stellungen, bei denen die Klienten bereit sind, viel tiefer in die Tasche zu greifen, weil sie von grundlegender, vielfach existenzieller Bedeutung sind: Finanzielle Restrukturierungen, Bank- und Anlegerhaftungsprozes se, die Vertretung von Bank- und Unternehmensorganen bei Vorwürfen des Marktmissbrauchs oder der Bilanz fälschung. Zunehmend sind hier auch Kompetenzen an der Schnittstelle zum Strafrecht und - aufgrund der RANKING & ANALYSE I BANK-UND FINANZRECHT/KAPITALMARKTRECHT i immer stärkeren Regulierung - zum Verwaltungsrecht gefragt. Der Marktdruck ist jedoch andererseits weiter so groß, dass niemand daran denken würde, sich komplett aus dem kompetitiven Beratungsfeld zurückzuziehen. Im Gegenteil: Schönherr, eine Kanzlei, die im Kapitalmarkt recht noch nicht zu den stärksten zählt, aber bei Restruk turierungen (u.a. mit Fellner W ratzfeld & Partner) zu den herausragenden Akteuren gehört, plant, die Beratung zu Anleihen und im ECM-Bereich auszuweiten - vor allem um der (vermeintlich) vom Markt geforderten Breite des Beratungsportfolios zu entsprechen. Denn auch Frank furter Anwälte tummeln sich im österreichischen Kapital markt (>Omnipräsent, Seite 34), wenn auch weniger als Konkurrenz, sondern eher als von vielen Großbanken ge forderte Berater internationaler Großkanzleien. Kleineren Kanzleien mit niedriger Kostenquote, die das Geschäft fast industriell bearbeiten, wie Weber, spielt die Zeit insofern in die Hände. Daneben ist der Markt - auch jenseits des Kapital marktrechts - im Umbruch. Sozietäten, die noch nicht zu den ganz Großen im Bankrecht gehören, rüsten auf und können bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Zu den Banking-Aufsteigern gehört sicher das seit einigen Jah ren auch im Gesellschaftsrecht für Aufsehen sorgende Wiener Büro von Eisenberger & Herzog, das mit Marcus Benes den im Markt wohl wichtigsten Newcomer in ih ren Reihen hat. Doch auch CM S Reich-Rohrwig Hainz und DLA Piper Weiss-Tessbach setzen auf junge und gleichzeitig international erfahrene Köpfe, um die Szene aufzumischen. Und mit Rautner Huber ist 2012 sogar die erste reine Finanzboutique an den Start gegangen, die schon jetzt einigen großen Wettbewerbern hochkarätige Mandate abspenstig gemacht hat. Den Großkanzleien bleibt nichts anderes übrig, als das Potenzial, das sie durch ihre Erfahrung, Breite und internationale Vernetzung haben, auszuspielen. Nur so kommen sie weiter an komplexe und damit einträgliche re Mandate. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es ange sichts der immer strikteren Kreditvergabe (die u.a. in Basel-lll ihren Urspung hat) auch in Wien verstärkt zur Verknüpfung verschiedener Finanzierungsinstrumentari en ko m m t-etw a strukturierte Unternehmens-Anleihen, High Yield Bonds und Kredite. Die internationale Top-Sozietät Freshfields Bruck haus Deringer dient auch insoweit als Vorbild: Kein Wettbewerber vermag es wie sie, derzeit die gesamte Palette im Finanzierungsrechtzu bestücken. JUVE RANKING BANK- UND FINANZRECHT 1 Binder Grösswang Freshfields Bruckhaus Deringer Schönherr 1 W olf Theiss CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati CMS Reich-Rohrwig Hainz Dorda Brugger Jordis Fellner W ratzfeld & Partner Barnert Egermann llligasch Benn-Ibler Eisenberger & Herzog Baker & McKenzie Diwok Hermann Petsche Brandl & Talos DLA Piper Weiss-Tessbach Hausmaninger Kletter Rautner Huber Skadden Arps Slate Meagher & Flom Graf Patsch Taucher Graf & Pitkowitz Haslinger Nagele & Partner SCWP Schindhelm Taylor Wessing enw c Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Linz Wien, Linz, Wels Wien Der JUVE-Verlag beabsichtigt mit dieser Tabelle keine allgemein gültig oder objektiv nachprüfbare Bewertung. Es ist möglich, dass eine andere Recherchemethode zu anderen Ergebnissen führen würde. Innerhalb der einzelnen Gruppen sind die Kanzleien alphabetisch geordnet. JUVE März I April 2013 - 27 BANK- UND FINANZRECHT/KAPITALMARKTRECHT I RANKING & ANALYSE HASLINGER NAGELE £r PARTNER □ Bewertung: Eine im Bank- und Finanzrecht geschätzte Pra- □ O □ □ ■ Omnipräsent Frankfurter Anwälte mit bedeutendem Kapitalmarktgeschäft in Österreich Jochen Artzinger-Bolten (White 6 Case) George Hackett (Clifford Chance) Dr. Stephan Hutter (Skadden Ärps Slate Meagher 6 Flom) Sebastian Maerker (Clifford Chance) Marc Plepelits (Shearman 8 Sterling) Peter Waltz ILinklaters) □ ö □ □ | O xis in einer der renommiertesten Kanzleien in Oberösterreich. Sie ist sowohl gefragt bei komplexen Restrukturierungsfinanzierungen, v.a. auf Bankenseite wie z.B. von der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, als auch bei Kreditvertragen, wo HN&P angesichts der Niedrigzinsphase zuletzt verstärkt aktiv war. Dabei profitiert die Praxis von der engen Bindung der Kanzlei insgesamt zu mittelständ. Unterneh men in der Region. Lux genießt zudem einen guten Ruf als Vertreter auf Bankenseite in Verbandsklagen u. Musterver fahren. Sein Renommee in diesen Fragen unterstreicht die Mitwirkung am Verbraucherkreditgesetz. Ein stetiges Man datsaufkommen sichert die laufende Tätigkeit im Formular vertragswesen für die VKB-Bank, um das sich schwerpunkt mäßig eine im August intern zur Partnerin ernannte Anwältin kümmert. Stärken: Restrukturierungen; Finanzierungen v.a. im MidCap-Bereich für Unternehmen; gut vernetzt in Justiz, Wis senschaft und Praxis Entwicklungsmöglichkeiten: Mit der Beratung von Banken in behördlichen Genehmigungsverfahren z.B. zur Fertigstel lung von Kraftwerken schafft HN&P Synergien zu den Öffentlich-Rechtlern in Wien und besetzt eine Nische. Diese Art der Geschäftsentwicklung ist weiterhin notwendig, denn auf grund der engen Vernetzung in Oberösterreich kommt es dort bei Mandaten immer wieder zu Kollisionen. Häufig empfohlen: Dietmar Lux („exzellente Kenntnisse des Bankrechts mit allen Facetten", Mandant), Dr. Michael Magerl („gute Erreichbarkeit, rasche, pragmatische Hilfestellun gen", Mandant), Dr. Claudia Kaindl („sehr ordentlich", Wett bewerber) Kanzleitätigkeit: V.a. von Linz aus tätig für eine Reihe von Banken und z.T. große auch internat. Unternehmen überwie gend mit Sitz in Oberösterreich vielfach in Restrukturierungs u. Unternehmensfinanzierungsfragen. In Wien Spezialexper tise an der Schnittstelle zum lnsolvenz-/Öffentl. Recht bei der Sicherung und Genehmigung hochwertiger Kraftwerke und Anlagen in Insolvenzfällen. (4 Partner, 3 RAA) Mandate: ■■ Bankrecht: lfd. Oberbank, Invest AG, Raiffei senlandesbank Oberösterreich (auch Finanzierungen); Duktus bei Restrukturierungsfinanzierungen; Raiffeisenlan desbank NÖ/Wien in Kraftwerks- und Anlagengenehmi gungsverfahren zur Wertsicherung; Rosenbauer zu Fremdfi nanzierung; VKB-Bank umf., insbes. zu Formularverträgen (alle Mandate öffentl. bekannt). HAUSMANINGER KLETTER Bewertung: Das Bankrecht stellt eine der wichtigsten Säu- len der in diesem Bereich empfohlenen Kanzlei dar. Das Team wird v.a. im Bankaufsichts- u. Prozessrecht wahrgenommen und kann hier auf einen festen Mandantenstamm in- u. ausländischer Banken u. Finanzdienstleister (v.a. aus UK und Frankreich) zählen. Auch die Beratung von (ehemali gen) Bankvorständen gehört zu den Kernkompetenzen der Kanzlei. Stärken: Bankenprozessrecht Kanzleitätigkeit: Schwerpunkte im institutioneilen Bankauf sichtsrecht (inkl. Verwaltungsverfahren), Investmentauf sichtsrecht u. bei Bankprozessen, (2 Partner, 1 RA, 2 RAA) Mandate: ■■ Bankrecht; Meinl Bank lfd. im Bankaufsichtsu. Prozessrecht; Euro Invest Bank lfd., u.a. im Telekom-Straf prozess gegen Invest-Broker Johann Wanovits; Wolfgang Flöttl in Bawag-Verfahren; Alizee Bank im Aufsichtsrecht, u.a. VwGH-Beschwerde gegen Konzessionsentzug; AWD in Anlegerprozessen; Land Kärnten gg. Hypo Alpe Adria we gen Herabsetzung des Partizipationskapitals (öffentlich be kannt); Fleming Family & Capital Partners lfd. im Aufsichts recht. RAUTNER HUBER Bewertung: Die erst seit Ende 2011 bestehende, aber im □ Bankrecht bereits empfohlene Finanzboutique hat sich in □ „kürzester Zeit einen fixen Platz im Markt erarbeitet", wie ein lU Wettbewerber lobt. Praktisch von Beginn an gelang es den □ ehem. Binder Grösswang- bzw. Wolf Theiss-Anwälten, ausl. ■ Banken in Bezug auf österr. Finanzierungsfragen zu beraten. □ Mit der wichtigen österr. Tochter der russischen VTB Bank zählt die Kanzlei auch bereits ein Schwergewicht der Bran che zu ihren Klienten, das RH lfd. bei Akquisitionsfinanzie rungen in Bezug auf in- aber v.a. ausl. Zielgesellschaften be rät (in enger Zusammenarbeit mit internat. Großkanzleien). Seit Kurzem kommen auch mehr u. mehr Kreditnehmer (dar unter große österr. Unternehmen) hinzu, die die Mandanten basis entscheidend erweitern. Stärken: Internat. Kreditverträge Häufig empfohlen: Dr. Wolfram Huber („extrem gut, extrem schlau", Wettbewerber) Kanzleitätigkeit: Hoch spezialisierte Praxis, v.a. für Kredite (inkl. Kreditrestrukturierungen) u. Akquisitionsfinanzierung, Bankaufsichts-u. Investmentaufsichtsrecht, Projekt-u. Infra strukturfinanzierungen. (2 Partner, 1 RAA) Mandate: ■ ■ Bankrecht: VTB Bank (Austria) lfd., u.a. bei Fi nanzierung der Akquisition der Güssinger Mineralwasser werke durch E&A; Bank of America bei Vendor-FinanceLösungen in Österr.; NIBC bei Restrukturierung einer €97-Mio-Projektfinanzierung einer Immobilie in Prag; Ester hazy bei Konzernfinanzierung; Grodit Aynicole Corporate Er Investment Bank bei Restrukturierung einer €120-Mio-PreExport-Finance-Fazilität für US N R D ; HSBC bei Pflichtwan delanleihen. SCHÖNHERR Bewertung: Die große österr. Kanzlei zählt im Bankrecht seit ■ Langem zu den führenden Akteuren im Markt u. wird im Ka-1. pitalmarktrecht häufig empfohlen. Sie verfügt über eine der ,_j breitesten Praxen und sorgte zuletzt etwa durch die Arbeit LJ an großen Finanz-Restrukturierungen (u.a. von Baumax) für LJ Aufsehen. Den Bereich, in dem die Kanzlei ohnehin zu den l j stärksten am Markt zählt, will Schönherr noch ausbauen (etwa nach CEE) u. holte dafür 2012 eine internat. erfahrene Partnerin. Eine Ausnahmestellung genießt die Kanzlei (zu sammen mit FBD) zudem bei den für Österreich nach wie vor ungewöhnlichen Hochzinsanleihen, wo sie in Zusammenar beit mit internat. Spitzenkanzleien an fast allen Transaktio nen jüngeren Datums hierzulande beteiligt war. Nicht zuletzt mit der Beratung der Kapitalerhöhung von Dauermandantin Uniqa (der größten ECM-Transaktion 2012) unterstrich Schönherr auch ihre kapitalmarktrechtl. Bedeutung im Markt. Stärken: Bank- und Finanzrecht an den Schnittstellen zur überragenden Gesellschafts- sowie zur Restrukturierungs praxis; herausragende internat. Vernetzung mit dt., US- u. UK-Top-Bankingpraxen; große CEE/SEE-Kompetenz Entwicklungsmöglichkeiten: Im Vergleich zu Wettbewer bern wie CHSH oder Wolf Theiss fällt die Beratung zu Unter ■ Referenzmandate, umschrieben 34 — JUVE Märzl April 2013 ■■ Referenzmandate, namentlich