Kirche, Zölibat, Missbrauch, Moral und Sex

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Kirche, Zölibat, Missbrauch, Moral und Sex
Seite 55 / Nr. 22
Tageblatt
Leserforum
„Der Sexualismus ist … Ausdruck der Dekadenz. Er gleicht
einem seichten abgestandenen,
fauligen Gewässer, das das ganze
Land überflutet hat.“ (Joseph
Kardinal Höffner)
Wenn sich der Leser ein Bild
des 1987 zu seinem Herrn heimgekehrten Kardinals „googlet“,
wird er beim Anblick dieses von
unterdrücktem Frust und Hass
gezeichneten Gesichts verstehen,
warum so ein Mann sich, wahrscheinlich zwanghaft, zu so einer
Aussage versteigen muss.
Heute müsste der Satz anders
lauten, nämlich: „Der Sexualismus unserer Mitglieder ist Ausdruck unserer Dekadenz, die unsere ganze Kirche überflutet hat.“
Zur Dekadenz der Kirche gehört
auch der Machtfaktor, mit Hilfe
dessen die katholischen Herren
jahrzehntelang (eigentlich schon
jahrhundertelang) ihnen Schutzbefohlene sexuell missbraucht
haben. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 17. Januar
berichtet, hatte der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche System, es wird von „geplanter Gewalt“ gesprochen: „Zu jeder Zeit aber sei die sexuelle Gewalt überwiegend planvoll ausgeübt worden, und nicht spontan
oder als Folge situativer Enthemmung.“ Die Täter schoben sich
die Opfer gegenseitig zu. „Allerdings enthielten die Berichte der
Opfer auch Hinweise auf männliche und weibliche Täter, die im
Schutz von Institutionen oder
Einrichtungen standortübergreifend kooperiert hätten – will sagen, einander die zumeist schutzbedürftigen Opfer zugeführt hätten.“ „Allerdings trage die sexuelle Gewalt der Kirche auch spezifisch 'katholische' Züge. Täter
hätten sich gezielt die moralische
Autorität des Priesteramtes zunutze gemacht, die psychische
Wirkung von Riten wie Beichte
oder Gebet benutzt, um Macht
über Kinder zu gewinnen – bis
dahin, dass Minderjährigen vorgetäuscht wurde, die Übergriffe
seien Ausdruck 'liebender Verbundenheit in Christus oder Auserwählung vor Gott'.“ Die Moralapostel der Religion der Nächstenliebe sind nichts weiter als
Vertreter einer pervertierten Sexualmoral, die ihren Hauptursprung sicherlich auch im Zölibat hat.
Der oberste Vertreter der Katholiken hierzulande sagt zum
Zölibat: „Der Zölibat hat nichts
mit einer sexualfeindlichen Haltung zu tun. Im Gegenteil. Sexualität wird in der Kirche sehr hoch
geschätzt. Ich verzichte auf die
Ehe, damit ich mich voll und
ganz Jesus Christus und der Kirche widmen kann. Mit einer Familie wäre dieses Amt auch zeitlich nicht kompatibel. Dennoch
sind das Verheiratetsein und das
Kinderhaben wunderbare Dinge.
Ich verzichte ja bewusst darauf
und es ist nicht so, dass ich mir
diese Fragen nie gestellt hätte.
Ich muss ein glücklicher Mensch
sein, um diese Wahl zu treffen. Es
darf kein Zwang sein.“
Herr Hollerich heuchelt uns
vor, dass Sexualität in der Kirche
sehr hoch geschätzt wird, vergisst
aber auch hier wieder, wie fast
immer, wenn sie nicht zu seinem
eigenen Vorteil ausgelegt werden
kann, auf die katholische Tradition zurückzublicken. Denn schon
seit Paulus gilt der Leib als Übel:
„finsterer als alle Finsternisse
und schlimmer als aller Schmutz
ist dieser unser Körper, der die
Seele umschließt“, urteilt der eigentliche Begründer des Christentums. Auch Kirchenlehrer
Hieronymus hatte ein eher zwiespältiges Verhältnis zur Sexuali-
Foto: AFP/Gabriel Bouys
Kirche, Zölibat, Missbrauch, Moral und Sex
tät und behauptete, dass der Geschlechtsverkehr überhaupt unfähig zum Gebet macht: „Entweder wir beten immer und sind
jungfräulich oder wir hören auf
zu beten, um ehelich zu leben.“
Eheleute schätzte dieser Heilige
nur als Erzeuger von Jungfrauen.
„Wenn es gut ist, ein Weib nicht
zu berühren“, doziert er mit Berufung auf Paulus, „so ist es böse,
sie zu berühren“; Verheiratete leben „nach Art des Viehs“, die
Menschen unterscheiden sich
durch den Beischlaf mit Frauen
„in nichts von den Schweinen
und unvernünftigen Tieren“.
„Vielleicht wird uns hier klar,
warum wir vorhin auf den engen
Zusammenhang des Weibes mit
dem Tier aufmerksam machten:
Sexualität führt zur Bestialität“,
erklärte uns Bischof Graber von
Regensburg. Allein diese drei
Beispiele (und es gibt tausende
weitere) sprechen für die absolut
verkehrte Sexualmoral der katholischen Kirche. Daraus und
aus dem Zölibat mussten sich
zwangsläufig sexuelle Abnormitäten entwickeln.
Im 13. Jahrhundert nennt Papst
Innozenz III. die Priester „sittenloser als Laien“; versichert Papst
Honorius III.: „sie sind zum Verderben geworden und Fallstrick
den Völkern“; bestätigt auch
Papst Alexander IV., „dass das
Volk, anstatt gebessert zu werden, durch die Geistlichen voll-
ständig verdorben wird“. Confessio propria est omnium optima
probatio. Sie verfaulen „wie das
Vieh im Miste“, abermals ein goldenes Papstwort aus demselben
Jahrhundert, in dessen Mitte der
Dominikaner und spätere Kardinal Hugo von Saint-Cher auf
dem Konzil von Lyon (1251) zum
Abschied gerufen haben soll:
„Freunde! Wir haben dieser Stadt
viel genützt. Als wir herkamen,
fanden wir 3 oder 4 Hurenhäuser, bei unserem Abgange verlassen wir nur eines. Dieses aber
reicht von einem Ende der Stadt
bis zum andren.“ InnozenzNachfolger
Alexander
VI.
(1492-1503) kam mit vier Kindern in den Vatikan und delektierte sich dort an Massenorgien
im Familienkreis. Er ließ einmal
nach einem Souper fünfzig Freudenmädchen (cortegianae, Hofhuren) zuerst in Kleidern, dann
nackt tanzen, danach auf allen
vieren möglichst geil herumkriechen und zuletzt, vor den Augen
Seiner Heiligkeit, seines Sohnes
und seiner Tochter, von Dienern
begatten, wobei man Preise für
diejenige aussetzte, die die meisten Mädchen „fleischlich erkennen“ würden; anschließend Siegerehrung. Der Papst, der erwog,
aus dem Kirchenstaat eine Erbmonarchie zu machen, hatte ein
Verhältnis mit seiner Tochter Lucrezia, die es auch mit ihren Brüdern trieb. Papst Sixtus IV.
(1471-1484), Erbauer der Sixtinischen Kapelle und Förderer des
Festes der unbefleckten Empfängnis, selbst den tollsten Sexualexzessen ergeben, errichtete
Bordelle und bezog von seinen
Huren Steuern. Papst Johannes
XII. wurde der „Blutschande“
mit Mutter und Schwester bezichtigt. Papst Johannes XXIII.
(Baldassare Cossa) gestand vor
dem Konstanzer Kirchenkonzil
und vielen anderen selbst Inzest
ein. Diese Herren (auch hier wieder nur eine kleine Auswahl!)
waren alle Stellvertreter Gottes
auf Erden!
Wie ist es überhaupt zum Zölibat gekommen? Seit langem
zwar spricht die Überlieferung
vom Zölibat. Im Neuen Testament aber ist davon nirgends die
Rede. Die Urapostel führten ihre
Frauen noch als Missionare mit,
und die älteste Kirche hat nirgends zur Ehelosigkeit verpflichtet. Die Mehrzahl des frühchristlichen Klerus war verheiratet,
jahrhundertelang sind die Geistlichen Familienväter. Auf der anderen Seite bestand jedoch längst
eine auf Askese, Frauenfeindschaft, erhöhtes Ansehen, auf
Macht und Profit bedachte Partei, die schonungslos die Priesterehe bekämpfte. Nicht die kultische Motivation freilich, der aus
dem Paganismus stammende
Reinheitswahn, gab den Ausschlag, sondern die vermögensrechtliche, finanzpolitische: Zölibatäre kamen die Kirche billiger
als Familienväter; wobei noch
wichtiger die ständige freie Verfügbarkeit der Hierarchen über
einen unbeweibten Klerus war.
Die Geschichte des Zölibats ist
eine Geschichte von Macht, Geld
und Politik. Sie begann mit einem heftigen Konflikt der Weltgeschichte, mit dem Investiturstreit zwischen dem deutschen
König Heinrich IV. und Papst
Gregor VII. Im 11. Jahrhundert
will die Kirche Herr im eigenen
Haus sein. Papst Gregor stellt das
Recht des deutschen Königs in
Frage, eigenmächtig Bischöfe
einzusetzen und so seine Macht
im Reich zu festigen. Gregor
sucht nach einem Druckmittel
gegen weltliche Bischöfe und findet den Zölibat, gleichsam als
Eintrittshürde in den Kirchendienst. Dabei geht es auch um
Geld: Die Kirche möchte verhindern, dass weltliche Bischöfe Kirchenbesitz an ihre Nachkommen
vererben. In der Folge wird der
Zölibat zum Kirchengesetz und
ist seither ein verpflichtender Teil
des Priesterberufs. Der Pflichtzölibat für Priester ist also letztlich
eine Verwaltungsvorschrift der
römisch-katholischen
Kirche.
Der Papst als Oberhaupt dieser
Kirche könnte ihn ganz einfach
abschaffen. Dann könnten die
sexuell Frustrierten ihre Sexualität frei ausüben und müssten sich
nicht unter dem Deckmantel ihrer kirchlichen Macht an Kindern vergreifen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass
es zu einer solchen Öffnung kommen wird, ist eher gering, die
obersten Herren der katholischen Kirche werden dies zu verhindern wissen, genauso wie sie
es zu verhindern wissen, dass die
Missbrauchsfälle wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Und
ich bin überzeugt, dass die Kirche
weiterhin ihrer katholischen Devise „si non caste caute“ („wenn
nicht keusch, doch vorsichtig“)
treu bleiben wird, denn das ist alte katholische Tradition und darum sollte man in Bezug auf dieses Thema weiterhin Augen und
Ohren offen halten.
Patrick Hoss,
Düdelingen
„On nous prend
pour des c...“
On prend les habitants de Differdange-Fousbann pour des cons.
Voilà que depuis le lundi 13 janvier les travaux ont commencé et
il est interdit de se garer à partir
de l’Eglise et ce sur 300 m,
jusqu’au 31 juillet. Ça ce n’est
rien, mais à partir du 17 janvier ils
ont également commencé sur le
parking de la place des Alliés en
face de l’ancien Monopol où on
pouvait encore se réfugier avec sa
voiture.
Mais maintenant on ne sait plus
où se garer, toutes les places sont
prises de suite dans toutes les
rues avoisinantes; le premier arrivé a de la chance. On n’ose plus
déplacer la voiture si on a une
place. Il ne reste donc plus que
deux solutions: vendre sa voiture
ou se garer au milieu de la route.
Vraiment nos nerfs sont à bout.
On n’ose même plus aller faire
des courses ou faire un petit tour
en voiture.
Vraiment, le maire de Differdange se moque des habitants, il
se fout de comment on pourrait
se débrouiller, surtout comme
moi qui se déplace mal. Et les garages à louer sont rares dans le
coin.
Ney Norbert
Zu oft zu spät
Dieses Jahr hat der Zug, den ich
nehme, regelmäßig 5-10 Minuten
Verspätung. Kleine Verspätungen sind wegen der Wetterkonditionen verzeihbar, aber es soll
nicht jeden Tag vorkommen.
Schließlich sollten wir ja zur Zeit
zur Arbeit oder zur Schule kommen, was aber durch diese häufigen Verspätungen fast unmöglich
ist. Da die Kosten des öffentlichen Transports gestiegen sind,
erwarte ich eine Verbesserung
von ihm, jedoch muss ich mit Erschrecken feststellen, dass er sich
verschlechtert hat ...
Als wäre dies nicht genug, ist
der Zug fast immer überfüllt,
doch dieses Mal hat es seinen
Höhenpunkt erreicht: Obwohl
keine Plätze mehr frei waren,
wurde es denen, die kein Ticket
der 1. Klasse besaßen, nicht erlaubt, sich in das fast leere Abteil
des Zuges zu setzen. Ist es nicht
schon schlimm genug, dass es
überhaupt zwei verschiedene
Klassen gibt? Eine Mehr-Klassen-Gesellschaft ist heutzutage
nicht mehr akzeptabel, egal ob es
nun den öffentlichen Transport
betrifft oder einen sonstigen Bereich unseres Lebens. Die Reichen können sich in die 1. Klasse
setzen, während die normalen
Menschen wie Masthühner in
der 2. Klasse sitzen. Dies scheint
mir mehr als unmenschlich.
Kim Greis, Student
kimgreis@pt.lu
Persönlich erstellt für: Frank Bertemes
Samstag/Sonntag,
26./27. Januar 2013