audio test - music line

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audio test - music line
Im Test: Onkyo TX-RZ900, B&W M1, KEF R300, Pioneer SC-LX59, Entotem Plato, Focal Sopra, Heco Aleva GT, NuVero 60
AUDIO TEST
07 | 2015
WWW.AUDIO-TEST.AT
DEUTSCHLAND: 5,50 € | ÖSTERREICH: 6,30 € | ÜBRIGE EU: 6,50 € | SCHWEIZ: 11,00 CHF
AUDIO TEST
STEREO | STREAMING | HIGH END
T+A: Grandiose
Neuauflage der R-Serie
P
Plattenspieler,
Vollverstärker und
Multisourceplayer im Test
M
P
Plus: T+A Criterion im Hörraum
F
D
P
TEST
O1
N
A
R
P
SO
FOCAL
E
Edel-Schallwandler
D
Die neuen Focal
Sopra im Test
S
Q
Quadral
in Perfektion
Wuchtige Eleganz:
W
Rhodium 400 im Test
R
Viel 5.1 Klang fürs Geld:
Teufels ultimatives 40-Complete-Set im
m Test
Sympathische Begleitung
S
Denons stylischer MH-A400 im Test
Kleines Soundwunder
Boses neues Soundlink im Einsatz
Test
Französische Feinkost
Kostverächter sind die Franzosen nun wirklich nicht. Der Beweis
dafür findet sich in zahllosen Restaurants der „Cuisine française“.
Doch nicht nur kulinarisch weiß man unter der Tricolore zu
genießen. Auch das Gehör wird hier gern umschmeichelt.
S
tellvertretend hierfür steht
seit nunmehr über drei
Jahrzehnten der Lautsprecherhersteller Focal. Begonnen in
einem kleinen Labor, ist dieser zu
einem angesagtesten Hersteller
in verschiedenen Bereichen der
Klanggeber avanciert. Ob nun im
Segment Hi-Fi, Studio, Car-Audio
oder jüngst sogar Installationen –
eine herausragende Position
konnten sich das Team um den
Gründer und CEO Jaques Mahul in jeder Hinsicht erarbeiten.
Während sich die Produkte für
professionelle Anwendungen eher
in optischer Zurückhaltung üben,
sind die Erzeugnisse im Heim- und
vor allem im Hi-Fi-Bereich stets
etwas fürs Auge und glänzen
durch einen Tick Extravaganz.
So auch die neueste Linie Sopra,
7.2015
Ausgezeichnet
(94 %)
Focal Sopra No 1
www.audio-test.at
72 |
7/2015
welche ihr Debüt auf der diesjährigen High-End-Messe in München
feierte. Hier wurden zwei Modelle
präsentiert: Die Sopra No. 1 als
Regallautsprecher und das „ausgewachsene“ Pendant, die Sopra No.
2. Wir haben uns die kleinere der
Beiden in den Hörraum geholt, um
sie einem ausführlichen Test zu
unterziehen.
Betrachtet man die Sopra genauer,
fällt zunächst vor allem eines auf:
Parallele Linien und rechte Winkel
gibt es hier kaum. Das gesamte
Gehäuse ist in sich asymmetrisch
aufgebaut und gibt so stehenden
Wellen im Inneren keine Chance.
Während die Unterseite zwar in
einer Linie mit dem Boden verläuft, ist die schwarz-gläserne
Oberseite leicht zum Hörer geneigt. Der Hochtöner findet seinen
Platz in einem entkoppelten Keil
aus einem gegossenen Monoblock
aus Polyurethan, welcher nach
hinten hin geöffnet und mit einem
Gitter versehen ist. Die Konstruktion sorgt für einen Druckausgleich des Treibers, sodass er über
seinen gesamten Arbeitsbereich
hinweg verzerrungs- und verlustfrei agieren kann. Focal hat diese
Technologie patentiert und nennt
sie Infinite Horn Loading (IHL).
Durch die angeschrägte Bauweise
strahlen Hoch- und Tieftöner auf
eine selbe horizontale Linie auf
Ohrhöhe. Durch einen zusätzlichen Versatz in die Tiefe wird die
Gruppenlaufzeit der Schallwellen
ausgeglichen und so und ein exakt
zeitgleiches Eintreffen am Gehör
ermöglicht. Im Gehäuseboden sind
kleine Helmholtz-Resonatoren
verbaut, um dem Schall auch in
vertikaler Richtung keinerlei
Bilder: Auerbach Verlag, Focal
Tobias Häußler
Test
Der Hochtöner sitzt in einem entkoppelten Keil, aus Polyurethan. Die
vergitterte Öffnung sorgt für den Druckausgleich des Treibers
Beim Aufbau der Speaker wurde nichts dem Zufall überlassen. Im
Bild das Innenleben des Hochtöners
neigt diese zu einer saubereren
Transienten-Wiedergabe und zu
deutlich geringeren Verzerrungswerten. Gerade im kritischen Hörbereich um 2 Kilohertz macht sich
der Effekt deutlich bemerkbar. Der
Beryllium-Hochtöner mit seiner
Inverskalotte ist hingegen schon
zum Markenzeichen der Franzosen
geworden. Dank der ungemein
hohen Steifigkeit dieses Materials
wird eine ausgezeichnete Impulstreue erreicht. Was die Qualität
der verwendeten Bauteile sowie die
der Konstruktion angeht, sind die
Sopra über jeden Zweifel erhaben.
Denn bei Focal wird nicht nur in
Frankreich entwickelt, sondern
auch produziert. Die Gehäuse
stammen aus der firmeneigenen
Schreinerei im Burgund, die Treiber fertigt Focal am Stammsitz in
Saint-Etienne, wo die Lautsprecher
Angriffsfläche für Störfaktoren zu
bieten. Die Treiber arbeiten höchst
präzise und wurden selbstverständlich von Focal selbst entwickelt. Die Vorteile liegen auf der
Hand: So lässt sich ein optimales
Zusammenspiel zwischen Gehäuse und Treibern erreichen.
Zahlreiche Lösungen unterliegen
einem eigenen Patent und finden
sich in dieser Form bei keinem
anderen Hersteller. So beispielsweise der „Tuned Mass Damper“
beim Tief-Mitteltöner, welcher der
Fahrzeugtechnik und Erdbebenschutzsystemen von Wolkenkratzern entlehnt ist. Hier wird mittels
einer zusätzlichen Masse in der
Sicke deren Schwingverhaltenverhalten stabilisiert, unerwünschten
Resonanzen vorgebeugt und außerdem Verformungseffekten der
Membran entgegengewirkt. Damit
schließlich montiert werden und
die Endkontrolle durchlaufen. Entsprechend selbstbewusst gibt sich
der Hersteller bei seinen Produkten und gibt eine Garantiezeit von
ganzen zehn Jahren an – wo hat
man das heutzutage schon noch?
Die Hingabe bei der Verarbeitung
macht sich optisch überaus positiv
bemerkbar: Sämtliche verwendeten
Materialien sind einwandfrei, alle
Teile sitzen perfekt aufeinander
und der Lack ist tadellos aufgetragen. Die Single-Wiring-Terminals
sind nicht mit herkömmlichen
Klemmen versehen, sondern mit
schwarzen Flügelmuttern und
bietet Kabelschuhen gleichermaßen Halt wie Bananensteckern.
Ein passendes Stativ wird ohne
Aufpreis mitgeliefert und ist im
Handumdrehen aufgebaut. Der
ebenfalls schwarze Glasfuß mit
Frequenzgangmessung
Abstand: 1 Meter, SPL: 74 dB(C)
12 dB
3 dB
0 dB
–3 dB
–12 dB
30
40 50
70
100 Hz
200
300 400 500
700
1 kHz
2
3
4
5
7
10 kHz
20 kHz
Der durchweg gerade Frequenzverlauf offenbart ein für geschlossene Regal-Lautsprecher schier unglaubliches Low-End. Respekt!
www.audio-test.at | 73
Test
dem Focal-Logo sorgt dank seines
Gewichts für einen festen Stand
und entkoppelt mittels vorinstallierter Spikes den Körperschall
effektiv vom Boden.
Doch wie klingt nun ein Lautsprecher so voller Innovationen? Der
anfänglich eher massige Eindruck
weicht nach gewisser Einspielzeit
dem einer von Regallautsprechern
ungewohnten Klangfülle, sprich:
Der Sopra No.1 klingt größer, als
man bei seinem Anblick im ersten
Moment erwarten würde. Während wir zu Beginn eine dezente
Behäbigkeit feststellen mussten,
konnte sich nach und nach eine
regelrechte Freude an impulskräftiger Musik durchsetzen. Die
Darstellung in den Tiefen zeigt,
dass der Lautsprecher das Gehäusevolumen gut zu nutzen vermag
und gibt Bässe nicht zu trocken,
aber dennoch exakt wieder. Der
besondere Fokus des Herstellers auf den Mitteltonbereich ist
deutlich vernehmbar. Hier gibt
es keinerlei störende Resonanzen
oder Überbetonungen, vielmehr ist
das Klangbild gezeichnet durch
eine herausragende Transparenz.
Selbst problematische Aufnahmen
versteht die Sopra zu zähmen, ihr
überschäumendes Temperament
74 |
7/2015
weils richtige Gefühl aufkommen.
So kann der Song „Throwing your
life away“ der Spiritual Beggears
ordentlichen Schub vermitteln und
animiert zum vollen körperlichen
Einsatz beim Mitrocken. Das zeigt
eindrucksvoll, dass die Spitzenköche der französischen Hi-FiKüche nicht ausschließlich auf ein
Gericht beschränkt sind, sondern
bei hochwertiger Kost auch noch
eine gewaltige Varianz an den
Tag legen. Für uns eine eindeutige Empfehlung, mal wieder beim
Fachhändler einen Termin zu
reservieren.
AUSSTATTUNG
Allgemein
Geräteklasse
Hersteller
Modell
Preis (UVP)
Maße (B/H/T)
Informationen
Lautsprecher
Focal
Sopra No 1
8000 Euro (Paar)
27,9 × 42,5 × 39,6 cm
www.music-line.biz
Technische Daten
Arbeitsweise
Bauform
Frequenzgang
lt. Hersteller
Empf. Verstärkerleistung
Kennschalldruck
2-Wege
Bassreflex
45 Hz − 40 kHz
25 – 150 W
89 dB@8 Ohm
(1 W/1 m)
BEWERTUNG
Basswiedergabe
Mittenwiedergabe
Höhenwiedergabe
10/12
11/12
11/12
Räumlichkeit
Neutralität
Lebendigkeit/
Impulstreue
Dynamikverhalten
Wiedergabequalität
Ausstattung/
Verarbeitung
Benutzerfreundlichkeit
Zwischenergebnis
Konstruktions-/Materialaufwand
Preis/
Leistung
Ergebnis
11/12
10,5/12
10/11
10/11
73,5/82
8,5/9
9/9
91 von 100 Punkten
+3
Sehr gut
Ausgezeichnet
94 %
Bilder: Auerbach Verlag, Focal
Wer hätte dieses Designerstück nicht gerne
im Wohnzimmer stehen?
zu beschwichtigen und dabei trotzdem die Spielfreude beizubehalten. Die Auflösung in den Höhen
lässt viel Luft zum Atmen und die
entsprechenden Frequenzen sind
komplett frei von der Neigung zu
zischen oder zu verzerren. So ist
das Klangbild durchzogen von
einer Klarheit über alle Oktavlagen hinweg und vermittelt eine
entspannende Homogenität. Diese
zeigt sich unabhängig von der
Wahl des musikalischen Materials
und kann damit sowohl die Bedürfnisse von Hörern akustischer,
rockiger als auch elektronischer
Klänge bedienen. Akustische Tiefe
bei einem breiten Panorama darzustellen gelingt ebenfalls vorzüglich
und baut eine deutlich konturierte Bühne auf, auf der sämtliche
Protagonisten einwandfrei zu
lokalisieren sind. Sehr schön steht
hier beispielhaft Johann Sebastian
Bachs „Erbarme dich“ aus der Matthäus-Passion, gespielt vom Amsterdam Baroque Orchestra unter
der Leitung von Tom Koopmann.
Der Dialog zwischen den beiden
Solisten, der Violine und dem StarCellisten Yo-Yo Ma steht hier klar
im Vordergrund, während sich das
Orchester direkt dahinter staffelt.
Dramaturgische Hoch- und Tiefpunkte werden dank der dynamischen Fähigkeiten der Lautsprecher sehr gut transportiert. Bei
der Live-Version des Traditionals
„Folketone fra Sunnmøre“ aus
der Feder des Komponisten Karl
Eidem, dargeboten vom norwegischen Folkmusik-Ensemble Bukkene Bruse, werden die Atmosphäre
und die weite Räumlichkeit der
Kirche wundervoll in den Hörraum portiert. Die Sopra brillieren
durch eine detaillierte Darstellung
der Umgebung und selbst leiseste
Geräusche, wie die Atemgeräusche der Musiker werden abgebildet und vermitteln so Nähe und
Authentizität. Bei harter Musik
schöpfen die No. 1 aus dem Vollen.
Hier kommt ihnen der saubere
Frequenzverlauf im Mittelton zu
Gute, mit dem elektrische Gitarren
weder zu scharf noch drucklos
klingen. Kein Sägen, keine Neigung zum Mulmen, sondern ein
kräftiger aber differenzierter und
impulsstarker Sound lässt das je-
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