Ein Wunschhund für Oskar
Transcription
Ein Wunschhund für Oskar
„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Für Kinder ab 6 Jahren zum Vorlesen oder für Leseanfänger! Anne Maar Verena Ballhaus (Illustrationen) Ein Wunschhund für Oskar Oskar wünscht sich einen Hund. Er weiß auch schon genau, wie sein Hund aussehen soll. Die Farbe ist Oskar ziemlich egal. Aber schön wäre es, wenn er viele Flecken auf dem Rücken und schwarze Ringe um die Augen hätte. Außerdem soll er ein weiches Fell haben, damit sich Oskar schön an ihn kuscheln kann. Aber was ganz wichtig ist: Sein Hund muss unbedingt Schlappohren haben. Die hüpfen nämlich so lustig auf und ab, wenn der Hund über eine Wiese rennt. 1 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Aber Oskar kann keinen Hund haben. Sein Papa ist allergisch gegen Tierhaare. Er muss immer niesen und sich kratzen, wenn ein Hund in der Nähe ist. „Wenn du unbedingt ein Tier haben willst“, sagt sein Vater, „wie wäre es mit einer Schildkröte? Oder Fischen? Einem Vogel?“ Aber so ein Tier möchte Oskar nicht. Denn was ihm an einem Hund so gut gefällt, ist, dass man mit dem draußen spazieren gehen kann. Das geht ein bisschen schlecht mit einer Schildkröte. Und schon gar nicht mit einem Fisch oder einem Vogel. Auf dem Weg zur Schule kommt Oskar jeden Tag am Bauernhof von Familie Beckmann vorbei. Hier wohnt ein Hund. Er heißt Elvis. Elvis ist grau. Er hat keine schwarzen Ringe um die Augen und auch keine Flecken auf dem Rücken. Sein Fell ist auch nicht kuschelig, sondern ziemlich struppig. Aber er hat ganz lange Schlappohren. Und wenn er hechelt, sieht es aus, als ob er Oskar anlächeln würde. Elvis mag Oskar. Oskar redet nämlich immer mit ihm. Außerdem gibt er Elvis immer ein Stück von seinem Pausenbrot ab. Oskar mag Elvis auch, sogar sehr. Am liebsten würde er ihn mit nach Hause nehmen. Aber das geht ja nicht. 2 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Also besucht Oskar Elvis jeden Nachmittag bei Bauer Beckmann. Eines Tages hat Oskar eine Idee. Erst traut er sich nicht, aber dann fragt er Bauer Beckmann doch: „Darf ich mal mit Elvis spazieren gehen?“ „Meinetwegen“, antwortet Bauer Beckmann. Er holt eine starke Leine und befestigt sie an Elvis‘ Halsband. Die drückt er Oskar in die Hand. „Aber lass Elvis ja nicht von der Leine“, ermahnt er ihn. „Hörst du?! Sonst haut er nämlich ab.“ Oskar nickt. Elvis ist ganz wild vor Freude. Er springt und zerrt an der Leine. Aber Oskar hält sie gut fest. Er geht mit Elvis durchs Dorf, und dann rennen sie zusammen über eine große Wiese. Sie springen sogar über einen Bach. Ganz lange gehen sie spazieren. Als Oskar Elvis zurückbringt, verspricht er ihm: „Morgen hole ich dich wieder ab.“ Jeden Tag gehen die beiden jetzt zusammen spazieren. 3 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Einmal besucht Oskar mit Elvis seinen Freund Leonard. „Komm, wir spielen Fußball“, schlägt Leonard vor. „Au ja“, sagt Oskar. Er bindet Elvis an einem Tisch auf der Terrasse fest. Aber Elvis will unbedingt mitspielen! Er bellt und zerrt so an der Leine, dass der Tisch fast umkippt. „Lass ihn doch mitmachen“, sagt Leonard. „Ich darf ihn nicht von der Leine lassen“, sagt Oskar. „Aber hier kann er doch nicht weglaufen“, meint Leonard, und das stimmt eigentlich, denn um den Garten ist ein hoher Zaun. Also wagt Oskar es und macht die Leine ab. Elvis stürmt über den Rasen, dass seine Schlappohren nur so fliegen! Aber er haut nicht ab. Dann spielen sie zu dritt Fußball, und es macht riesigen Spaß. Als Oskar Elvis zurückbringen will, erschrickt er: Was ist, wenn sich Elvis jetzt nicht mehr einfangen lässt? Doch als Oskar ihn ruft, kommt Elvis gleich angelaufen. Und er lässt sich auch ganz einfach wieder an die Leine nehmen. 4 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Oskar ist richtig stolz auf Elvis. Und auf sich. Am nächsten Tag geht er wieder mit Elvis spazieren. Elvis will ganz viel laufen. Oskar rennt mit ihm ein Stück, doch dann ist er außer Puste. Elvis aber noch lange nicht. „Die Leine ist wirklich sehr kurz“, findet Oskar. „Elvis, halt!“, sagt er und bleibt stehen. Elvis bleibt auch stehen und schaut ihn erwartungsvoll an. Da macht Oskar die Leine los. Elvis freut sich gewaltig. Zuerst springt er fröhlich um Oskar herum, dann flitzt er davon. „Elvis!“, ruft Oskar schnell, und da kommt er schon angerannt. Oskar freut sich, weil Elvis so gut auf ihn hört. Elvis läuft voran, aber er guckt immer, wo Oskar bleibt. Wenn Oskar ihn ruft, kommt er sofort. Doch dann bleibt Elvis plötzlich mitten auf der Wiese stehen. „Elvis!”, ruft Oskar, doch Elvis kommt nicht. Was ist los? Da sieht Oskar, was Elvis sieht. Auf der Wiese hoppelt ein Hase. „Elvis, komm her!“, schreit Oskar, doch der Hund ist schon losgerannt. Geradewegs auf den Hasen zu. Der Hase flüchtet, und Elvis stürmt hinterher. „Elvis!“, brüllt Oskar. Er rennt ihnen nach. Er ruft und ruft, aber Elvis hört nicht. Dann ist er im Wald verschwunden. Einfach fort. Oskar bleibt völlig erschöpft stehen. 5 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Er wartet eine Weile, aber Elvis kommt nicht zurück. Oskar setzt sich alleine mitten auf die Wiese. Er weiß überhaupt nicht, was er jetzt tun soll. „Elvis hat sich bestimmt verlaufen“, denkt er. „Hoffentlich findet er wieder zurück! Und wenn nicht?“ Oskar will gar nicht daran denken. „Elvis!“, ruft er ein letztes Mal, aber der Hund bleibt verschwunden. Schließlich geht Oskar langsam zurück. Dabei überlegt er sich, was er Bauer Beckmann erzählen soll. „Die Leine ist gerissen!“ Oder: „Elvis hat seinen Kopf einfach durchs Halsband gezogen.“ Oder: „Ein Mann hat mich überfallen und Elvis mitgenommen!“ Als er in die Straße von Bauer Beckmann einbiegt, beschließt er, die Wahrheit zu sagen: dass Elvis abgehauen ist und vielleicht nie zurückkommen wird, weil Oskar die Leine losgemacht hat. Oskar geht immer langsamer, bis er vor dem Hoftor steht. Es ist geschlossen. Vorsichtig drückt Oskar die Klinke hinunter. Er macht das Tor ganz auf, und da sieht er ihn vor seiner Hütte sitzen: Elvis. 6 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Als er Oskar erkennt, springt er auf und wedelt mit dem Schwanz, als ob nie etwas geschehen wäre. In diesem Moment kommt Bauer Beckmann aus dem Stall. „Na, Oskar“, sagt er. „Die Leine ist wohl noch bei dir?“ Oskar nickt und murmelt: „Tut mir leid.“ Bauer Beckmann ist nicht sehr böse. „Na, jetzt weißt du ja, was ich gemeint habe“, sagt er nur. „Ich hoffe, du lässt ihn nicht mehr von der Leine.“ „Nein“, sagt Oskar. „Nie mehr.“ Am nächsten Tag kauft sich Oskar von seinem Taschengeld eine lange feste Schnur. Die bindet er an Elvis‘ Leine. Wenn er jetzt mit Elvis spazieren geht, kann der Hund ganz weit vorausrennen. Mindestens fünfzig Meter. Und Oskar hält die Leine trotzdem immer noch fest in der Hand. 7 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Neugierig geworden? Sie können das Buch im Buchhandel erwerben oder in Ihrer örtlichen Bücherei ausleihen! Anne Maar Verena Ballhaus (Illustrationen) Ein Wunschhund für Oskar Tulipan Verlag ISBN: 978-3-939944-28-7 Gebundene Ausgabe: 48 Seiten Hat Ihnen unsere Geschichte gefallen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen; schicken Sie uns gerne auch die Meinungen Ihrer Kinder unter: meinpapaliestvor@stiftunglesen.de 8