Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung
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Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung
Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Studiengang Medieninformatik WEBCASTING: MÖGLICHKEITEN DER AUTOMATISIERUNG Diplomarbeit Sommersemester 2001 Martin Zinßer mz@mzed.de Betreuende Professoren: Erstbetreuer: Prof. M.A. A. Schäfer-Schönthal Zweitbetreuer: Prof. Dr. U. Dittler Eidesstattliche Erklärung: Ich erkläre hiermit an Eides statt, daß ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig und ohne unzulässige fremde Hilfe angefertigt haben. Alle verwendeten Quellen und Hilfsmittel sind angegeben. Furtwangen, den 31. August 2001 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Eidesstattliche Erklärung: III Abbildungsverzeichnis IX Abkürzungsverzeichnis XI Zusammenfassung 1 2 Einleitung, Problemstellung, Zielsetzung XIII 1 1.1 Einleitung 1 1.2 Was bedeutet Webcasting? 1 1.2.1 Formen von Webcasting 1 1.2.2 Streaming 3 1.2.3 Live Webcasting 4 1.2.4 On-demand 4 1.2.5 Push-Dienste 5 1.2.6 Automatisierte Pull-Dienste 5 1.3 Webcasting im Sinne dieser Arbeit 6 1.4 Ein Problem - Das optimale Webcsting System 7 1.5 Das Ziel – Was soll am Ende herauskommen? 9 Systeme, Voraussetzungen und Konzepte 11 2.1 Marktübersicht und Stand der Technik 11 2.1.1 Streaming Systeme 11 2.1.2 Professionelle Automationssysteme für Webcasting 14 2.1.3 Sonstige Tools 16 2.2 Voraussetzungen für Automation 17 2.2.1 Technische Voraussetzungen 17 2.2.2 Inhaltliche Aspekte 18 2.2.3 Voraussetzungen an den Internetauftritt 19 2.2.4 Produktionsrichtlinien 19 2.3 Konzepte im Bereich Webcasting 20 V Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer 3 Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien 2.3.1 Einführung 20 2.3.2 Bestehende Konzepte 21 2.3.2.1 Datensammlung 21 2.3.2.2 Ergebnisse 23 2.3.3 Innovative Konzepte 26 2.3.3.1 Services/Information 26 2.3.3.2 Interaktion 27 2.3.3.3 Anwendungsbereiche 28 2.3.4 Ergebnisse 29 Praktische Umsetzung 31 3.1 Ausgangsbedingungen der Umsetzung 31 3.2 Die einzelnen Stufen der Realisierung 32 3.2.1 Realisierungsstufe 1 3.2.1.1 Radio GLF on Air 24/7 32 3.2.1.2 Technische Umsetzung Realisierungsstufe 1 33 3.2.1.3 Der praktisch Einsatz von Realisierungsstufe 1 39 3.2.1.4 Probleme 3.2.2 Realisierungsstufe 2 40 41 3.2.2.1 „Jetzt läuft“ und „Die letzten 10“ 41 3.2.2.2 Technische Umsetzung Realisierungsstufe 2 45 3.2.2.3 Praktischer Einsatz Realisierungsstufe 2 54 3.2.2.4 Probleme 57 3.2.3 Realisierungsstufe 3 61 3.2.3.1 Wünsch’ dir’s mit SAM 61 3.2.3.2 Technische Umsetzung Realisierungsstufe 3 65 3.2.3.3 Praktischer Einsatz Realisierungsstufe 3 75 3.2.3.4 Probleme 77 3.2.4 Realisierungsstufe 4 VI 32 79 3.2.4.1 Push it & GLF2 79 3.2.4.2 Technische Umsetzung Realisierungsstufe 4 80 Inhaltsverzeichnis 4 5 6 3.2.4.3 Praktischer Einsatz Realisierungsstufe 4 83 3.2.4.4 Probleme 84 Dokumentation und Analyse des Hörerverhaltens 85 4.1 Methodik 85 4.2 Dokumentation 86 4.3 Analyse 88 Fazit und Ausblick 89 5.1 Fazit 89 5.2 Ausblick 89 Literaturverzeichnis 91 A Produktionsrichtlinien 95 B Inhalt der CD 99 VII Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer VIII Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung: 1-1: Formen von Webcasts 3 Abbildung: 2-1: Tabelle Radio Station Web Site Features 22 Abbildung: 2-2: Tabelle Features deutsche Radiosender Websites 22 Abbildung: 2-3: SWR3 Player 23 Abbildung: 2-4: Big FM SMS Track-Check 24 Abbildung: 2-5: DASDING Playliste 25 Abbildung: 3-1: Vorhandene Bandbreiten Radio GLF Zielgruppe 34 Abbildung: 3-2: Schema Realisierungsstufe 1 36 Abbildung: 3-3: Radio GLF Webseite, Anfang SS 2001 43 Abbildung: 3-4: Signalfluss duch Winamp Plug-ins 45 Abbildung: 3-5: Winamp ID3 Tag Editor 46 Abbildung: 3-6: Schema Realisierungsstufe 2 48 Abbildung: 3-7: Realisierungsstufe 2 - Schema DoSomething 51 Abbildung: 3-8: Realisierungsstufe 2 in Betrieb 54 Abbildung: 3-9: Hörerzufriedenheit 63 Abbildung: 3-10: Realisierungsstufe 4 - SAM Setup 69 Abbildung: 3-11: ASQ Skript 73 Abbildung: 3-12: Tabelle Netzwerklaufwerke 75 Abbildung: 3-13: SAM Remote Admin 77 Abbildung: 3-14: Logo GLF2 80 Abbildung: 3-15: Realisierungsstufe 4 - ChangeDetect 83 Abbildung: 4-1: Absolute Anzahl an Shoutcast-Verbindungen pro Tag 86 Abbildung: 4-2: Absolute Anzahl an Shoutcast-Verbindungen pro Stunde 86 Abbildung: 4-3: Radio GLF Webserver Statistiken 87 IX Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer X Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis AAT Advanced Audio Tags AIM AOL Instant Messenger AOL America Online ASF Active Streaming Format ASP Active Server Pages ASQ Auto Song Queing DAB Digital Audio Broadcasting DHTML Dynamic HTML DSP Digital Signal Processing DV Digital Video GLF Gute Laune Furtwangen HTML Hypertext Markup Language ICQ I seek You Instant Messenger IIS Internet Information Server IM Instant Messenger IP Internet Protocol ISDN Integrated Services Digital Network ISP Internet Service Provider kbps kilobits per second LAN Local Area Network Mbps Megabits per second MPEG Motion Pictures Expert Group MH Musikhochschule MMS Microsoft Media Server Protocol MS Microsoft PAD Program Associated Data PHP Hypertext Preprocessor RTP Real-Time Transport Protocol RTSP Real-Time Streaming Protocol SAM Streaming Audio Manager XI Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien SMS Short Message Service SWR Südwestrundfunk TCP Transmission Control Protocol UDP User Datagram Protocol UMTS Universal Mobile Telecommunications Service URL Uniform Resource Locator WAP Wireless Application Protcol WDR Westdeutscher Rundfunk WPV Wahlpflichtfach WWW World Wide Web XII Zusammenfassung Zusammenfassung Diplomarbeit "Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung" von Martin Zinßer, FH Furtwangen, Sommersemester 2001. Der Begriff Webcasting ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen World Wide Web und Broadcasting zusammensetzt. Webcasting beinhaltet das Streaming Audio- und Videoinformationen in Live-Situationen und on-demand, sowie Push- oder automatisierte Pull-Dienste. Eine offizielle Definition des Begriffs existiert nicht, deshalb gibt es mehrere Möglichkeiten der Auslegung. In dieser Arbeit bedeutet Webcasting das internetbasierte Streaming von Audioinhalten und begleitenden Zusatzinformationen wie Bildern, Grafiken und Texten sowie die Bereitstellung von Interaktionsmöglichkeiten für die Benutzer. An ein Automationssystem für Webcasting werden neue Anforderungen gestellt, die konventionelle Radioautomationssysteme nicht erfüllen können. Die Anforderungen lassen sich auf die drei Funktionsbereiche Streaming, dynamische WebseitenGenerierung und Interaktivität reduzieren. Ein optimales Webcasting-System muss Schnittstellen implementieren, die es ermöglichen, den passiven Zuhörer zum aktiven Nutzer zu wandeln. Die vorliegende Arbeit geht von theoretischen Untersuchungen und Konzepten aus, die im praktischen Teil der Arbeit im Rahmen des Internet Hochschul Senders "Radio GLF" umgesetzt werden. Ziel ist ein einsatzfähiges System, das den Anforderungen von Webcasting genügt. Für die Automatisierung von Webcasting und die Nutzung von müssen von Anbieterseite Voraussetzungen in den Bereichen Technik, Inhalt und Internet erfüllt werden um erfolgreiches Webcasting mit viel Interaktion und Information zu realisieren. Der praktische Teil der Arbeit dokumentiert vier Realisierungsstufen. In jeder Stufe wird das automatisierte Webcasting - Angebot von Radio GLF erweitert. Das Spektrum reicht vom einfachen Streaming bis zum interaktiven Infotainment Angebot auf zwei Kanälen. Die steigende Popularität von Radio GLF kann mit Logfiles der Server belegt werden. XIII Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer XIV Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Einleitung - Formen von Webcasting 1 Einleitung, Problemstellung, Zielsetzung 1.1 Einleitung Webcasting ist die faszinierende Möglichkeit, mit wenig Mitteln einen eigenen Sender im Internet zu betreiben. Webcasting ist das Schlagwort zum Thema "Konvergenz von Rundfunk, TV und Internet". Webcasting ist die Hoffnung der Industrie auf neue Vertriebswege und neue Marketingformen. Webcasting ist die Bezeichnung eines Wahlpflichtfaches an der FH Furtwangen, aus dem der Internet Radiosender "Radio GLF" entstanden ist. Radio GLF sendet zu Beginn des Sommersemesters 2001 nur eine Live-Sendung pro Woche, in der restlichen Zeit herrscht digitale Funkstille. Diese Stille war der Anlass dafür, mich mit den Möglichkeiten der Automatisierung bei Webcasting auseinander zusetzen um schließlich das Programm von Radio GLF rund um die Uhr empfangbar zu machen und mit innovativen Funktionen aufzuwerten. In theoretischen Teil dieser Arbeit werden die verschiedenen Werkzeuge, Grundlagen und Systeme vorgestellt, die für Webcasting nötig sind. Vorhandene Konzepte werden vorgestellt und bewertet. Basierend auf der Recherche nach Konzepten im Bereich Webcasting ist eine funktionsfähige Umsetzung dieser Konzepte der gewichtigste Teil dieser Arbeit. Die Umsetzung der Konzepte erfolgt im Rahmen des Hochschulradios "Radio GLF" und ist in vier Realisierungsstufen unterteilt. Zu jeder Stufe gibt es eine sehr ausführliche Dokumentation zu Idee, Ausführung und praktischer Einsatz der jeweiligen Stufe. 1.2 Was bedeutet Webcasting? 1.2.1 Formen von Webcasting Webcasting ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen World Wide Web und Broadcasting zusammensetzt. Genaugenommen heißt es also nichts anderes als verteilerorientiert Sendungen in das WWW vorzunehmen. Daraus ergeben sich mehrere Möglichkeiten, was denn unter Webcasting verstanden werden kann und auch wird. 1 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Ein sehr wichtiger Aspekt dabei ist der der „Sendung“. Senden bedeutet, dass die Inhalte, die transportiert werden, ohne weiteres Engagement des Empfängers empfangen werden. Ist der Empfang erst einmal eingerichtet und gestartet, erreichen die Inhalte ihr Ziel eigenständig und ohne weitere besondere Aufforderung.1 Verteilerorientiert heißt, dass es sich nicht um 1:1 Kommunikation handelt, sondern um 1:n Kommunikation. Die Inhalte werden also von vielen gleichzeitig empfangen. Bis hierhin trifft die Definition auch noch auf die klassischen Broadcast-Medien wie Rundfunk und Fernsehen zu. Der „Web“ -Anteil drückt sich dadurch aus, dass das Internet als Verteilmedium für die Informationen genutzt wird. Ein weiteres Merkmal von Webcasting ist, dass meist ein gewisser Grad an Interaktivität angeboten wird, der eine aktive Beteiligung des Nutzers am jeweiligen Webcasting Angebot fordert. Darin besteht ein klarer Unterschied zu den passiven Medien Rundfunk und Fernsehen, die man zu den „lean-back“ Medien zählen kann, wohingegen Webcasting ein aktives, „lean-forward“ -Medium ist.2 Es gibt keine offizielle Definition von Webcasting, so dass viele Leute verschiedene Dinge darunter verstehen.3 In der nachfolgenden Abbildung 1-1werden verschiedene Formen von Webcasts kurz erläutert. Die verschiedenen Formen sind von oben nach unten mit einem steigenden Grad an Interaktivität anordnet. Außerdem nimmt die Zahl der einbezogenen Medien zu. Während bei „Automatisiertes Pull“ und „Push-Dienste“ nur üblicherweise Standbilder und Textinhalte verarbeitet werden und keine Interaktivität möglich ist, können bei „Event-Webcasting“ alle weiter oben genannten Formen eingebunden sein. So kann z.B. bei einer Aktionärsversammlung die Versammlung live gestreamt werden, die verwendeten Folien bei einer Präsentation gepusht werden und im Archiv kann der Mitschnitt der vorangegangenen Versammlung on-demand zur Verfügung stehen. 1. Ein Gegenbeispiel ist der Faxabruf, bei dem der Empfänger erst selbst einige Schritte unternehmen muss um an die gewünschten Informationen zu kommen. 2. Vgl. Hillebrand, 2000, Entwicklungsperspektiven, S. 3 3. Siehe auch: Miles, 1998, Guide, S.1: “Webcasting can be any or all of the following: 1. Broadcasting 2. Videoconferencing 3. One-to-one communications, like an Internet phone conversation” 2 Was bedeutet Webcasting? - Streaming Name Beschreibung Beispiel Automatisiertes Pull Automatische Aktualisierung von (durch Nutzer definierten) Webseiten Browser-Channels Push-Dienste Abonnierte, jeweils aktuell übermittelte Informationsservices News- und Börsenticker „Rundfunk / Fernsehen über Web“ Streaming vorhandener Rundfunk/TVProgramme über das Internet On-demand Webcasting Bereitstellen von Audio- und Videoinformationen mit weiteren Services über das Internet auf einer Website Websites von Rundfunk-, TV-Sendern oder Printmedien Event-Webcasting Nutzung des Internets zur Übertragung exklusiver Audio- und Videoinhalte (häufig auch live) Aktionärsversammlungen, Tagungen, Pressekonferenzen, SpecialEvents (Konzerte, Sportereignisse, ...) Hörfunkprogramme, Nachrichten, TVSendungen Quelle: in Anlehnung an Hillebrand, 2000, Entwicklungsperspektiven, S. 26 Abbildung: 1-1 Formen von Webcasts Nachfolgend wird eine genauere Definition von Webcasting herausgearbeitet, um schließlich zu einer Definition zu kommen, die für diese Arbeit Gültigkeit hat. Dabei wird nochmals auf die einzelnen Formen von Webcasts eingegangen. 1.2.2 Streaming Mit dem Internet als Medium können nicht nur Texte und Grafiken, wie bei einfachen HTML-Dokumenten übertragen werden, sondern es besteht insbesondere die Möglichkeit Audio- und Videodaten zu übertragen. Geschieht das Empfangen von z.B. Sprache, Musik und Kamerabildern in Echtzeit, so wird dieser Vorgang als Streaming bezeichnet. Diese relativ neue Technologie ermöglicht es, einen Bit-„Strom“ mit Videound/oder Audiodaten zu empfangen und darzustellen, ohne dass vorher ein komplettes Herunterladen der Datei nötig ist. Ein „... Streaming-System [besteht] wie ein ‚herkömmliches’ Radio aus den Komponenten Sender, Übertragungsweg und Empfänger. Der Sender ist ein PC mit einem Kodierungsprogramm (und nachgeschaltetem Server). Die Übertragungsstrecke entspricht dem Internet. ... Als Empfänger dient z.B. ein über ein Modem an das Internet angeschlossener PC (Client) mit einem Dekodierungsprogramm.“1 3 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Streaming ermöglicht also ein radio- oder fernsehartiges Erlebnis mit dem Rechner als Empfangsgerät. Das empfangene Material kann dabei „live“, oder „on-demand“ sein. 1.2.3 Live Webcasting Live Webcasting entspricht der live Übertragung bei Rundfunk und Fernsehen. Ein bestimmtes Ereignis, wie z.B. eine Konferenz, ein Fußballspiel oder Konzert wird in Echtzeit ins Internet übertragen. Um einen korrekten Empfang der Audio- oder Videoübertragung zu ermöglichen, wird das Ereignis vom Rechner in einen kontinuierlichen Bitstrom gewandelt. Die Sendung kann dann mit etwas Verzögerung beim Empfänger wiedergegeben werden. Die Verzögerung entsteht dabei durch die paketorientierte Übertragung der Daten im Internet und der damit nötigen Zwischenspeicherung der Daten in Puffern. Da mit dem Internet als Übertragungsmedium auch ein Rückkanal vom Empfänger zum Sender vorhanden ist, ist es von technischer Seite aus kein Problem den Empfänger in die Sendung mit einzubeziehen. Ein höheres Maß an Interaktivität im Vergleich zu konventionellen Übertragungen ist möglich. „Webcasting permits users to interact with the event as it is happening, for example, … clicking on the video of a NASA launch to visit the control tower and hear the controllers’ instructions to the astronauts while reviewing the specification details for equipment and fuel.”1 1.2.4 On-demand Bei „on-demand“– Diensten befindet sich die Sendung auf dem Server des Dienstanbieters und kann über einen entsprechenden Link vom Benutzer aufgerufen und in Echtzeit konsumiert werden. Dabei spielt der Zeitpunkt des Aufrufs keine Rolle, ähnlich wie man bei einem Videorekorder eine aufgenommene Kassette willkürlich abspielen kann. Analog zum Videorekorder stehen bei „on-demand“ –Übertragungen „Pause“, „Stop“, „Vor“ und „Zurück“ -Funktionen zur Verfügung. Da es sich um eine Übertragung von Archiv-Inhalten handelt ist die Interaktivität im Vergleich zu einer Live-Sendung eingeschränkt. Der Nutzer kann keinen Einfluss auf das (vergangene) 1. Wegner/Bachmeier, 2000, Streaming Media, S. 15 1. Miles, 1998, Guide, S. 30f 4 Was bedeutet Webcasting? - Push-Dienste Ereignis ausüben, jedoch kann er z.B. zwischen verschiedenen Kamerapositionen wechseln oder sich durch verlinkte (Bild-)Inhalte Zusatzinformationen beschaffen. 1.2.5 Push-Dienste Webcasting beinhaltet aber auch den gesamten Bereich der Push-Dienste.1 Dabei werden Daten, wie z.B. Texte oder Bilder automatisch vom Server des Dienstanbieters2 zum Rechner des Nutzers übertragen. Nicht-computerisiert existieren Push-Dienste schon länger z.B. in Form von Magazin- und Zeitschriftenabonnements. Die Verteilung von selektierten Informationen an einen bestimmten Benutzerkreis bringt Vorteile für Sender wie auch Empfänger. Der Sender kann den Inhalt der gepushten Informationen genau abstimmen, eine hohe Effizienz der Botschaft ist die Folge. Der Empfänger auf der anderen Seite hingegen spart Zeit und Aufwand um entsprechende Informationen zu bekommen, denn die zeitraubende Benutzung von Suchmaschinen entfällt. Oft ist für den Empfang von Push-Informationen spezielle Software nötig, vergleichbar mit Instant Messenger - Applikationen. Genaugenommen gehören auch Emails (z.B. in Verbindung mit Mailing-Listen) zu den Push-Diensten. Ursprünglich war diese Form der Informationsübermittlung auch für Werbeinhalte vorgesehen, die Unbeliebtheit von Werbe-Mails verhinderte dies schließlich. Internet-Provider wie AOL oder Juno3 pushen jedoch auch heute noch Werbung an ihre Kunden über die proprietäre Zugangssoftware. Da mit den Push-Diensten eine effiziente und zeitkritische Übermittlung von Daten möglich ist, wird sie hauptsächlich für Informationen aus den Bereichen Börse, Wirtschaft und Politik verwendet. 1.2.6 Automatisierte Pull-Dienste Eine Variante der Push-Dienste sind Verfahren mit automatisierten Pull-Techniken. Hier wird die Anforderung des Dokuments automatisch vom Rechner des Nutzers durchgeführt. Microsoft und Netscape haben diese Technik in ihre Browser eingebaut („Channel“ bzw. „My Sidebar“). Der Nutzer kann dabei nach seinen Wünschen Seiten 1. In manchen Fällen beschränkt sich die Definition auch nur auf diese Dienste, vgl. Eichstädt, 2000, Profiles, S. 8ff 2. wie z.B. von Pointcast - http://www.pointcast.com/, BackWeb - http://www.backweb.com/ oder Marimba – http://www.marimba.com/ . Weitere Adressen sind zu finden in Miles, 1998, Guide, S. 344ff 3. http://www.aol.com/ bzw. http://www.juno.com/ 5 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien festlegen, die dann im Hintergrund lokal auf seine Festplatte gespeichert werden und so offline zur Verfügung stehen. Aufgrund mangelnder Akzeptanz von Nutzerseite werden diese Funktionen jedoch nicht mehr automatisch installiert. Technisch gesehen gehören auch Reloads von HTML-Seiten zu den Automatisierten Pull-Diensten. Diese Technik wird z.B. für Werbe-Banner, aktuelle Informationen und Nachrichten verwendet. Sekundengenaue Synchronität von Daten mit Ereignissen ist hiermit jedoch nicht realisierbar. 1.3 Webcasting im Sinne dieser Arbeit „Insgesamt kann Webcasting als eine Technologie definiert werden, die auf den Protokollen des Internet aufsetzt und das WWW als Benutzeroberfläche verwendet. Im Gegensatz zu dem in erster Linie ’pull’ -orientierten Charakter der Internets ist jedoch Webcasting vor allem dadurch gekennzeichnet, dass es auch passiv empfangbar ist und über einen hohen Anteil an Audio-, Bild- und Videoinformationen verfügt.“1 Die Definition von Webcasting im Sinne dieser Arbeit wird jedoch eingeengt. Denn wesentlich mehr Nutzer konsumieren Audioangebote wenn sie online sind als Videoangebote - in den USA sind es beispielsweise 36% (Audio) zu 20% (Video) der Internetnutzer.2 Deshalb scheint eine Automatisierung von Streaming Audio Anwendungen sinnvoller als von Streaming Video Anwendungen. Es sind bei der praktischen Umsetzung weniger technische Probleme zu erwarten. In dieser Arbeit gilt daher folgende Auslegung: Webcasting ist internetbasiertes Streaming von Sprache, Musik und Standbildern, mit programmbegleitenden Zusatzinformationen wie Bildern, Grafiken, Texten sowie die Bereitstellung von Interaktionsmöglichkeiten für den Benutzer. „On-demand“ –Dienste sowie reine Push-Dienste werden dabei nicht berücksichtigt, Im weiteren Verlauf der Arbeit bezieht sich Webcasting also nur auf obige, eingeschränkte Definition. 1. Hillebrand, 2000, Entwicklungsperspektiven, S. 5 2. Arbitron, 2001, The Need for Speed, S. 10 6 Ein Problem - Das optimale Webcsting System - Automatisierte Pull-Dienste 1.4 Ein Problem - Das optimale Webcsting System Webcasting und Automatisierung. Was kann und sollte überhaupt bei Webcasting automatisiert werden? Welche Möglichkeiten gibt es bereits, und welche weiteren Möglichkeiten scheinen sinnvoll und wünschenswert? Welche Bedürfnisse und Anforderungen haben die Hörer, bzw. Nutzer an Zusatzinformationen, die über das Internet präsentiert werden können? Da in der vorliegenden Arbeit nur auf Webradio, insbesondere auf den Studentensender „Radio GLF“, Bezug genommen wird, liegt es Nahe, sich klassische RadioautomationsSysteme anzuschauen und auf ihre Verwendbarkeit im Bereich Webcasting zu überprüfen. Allerdings ist schon ohne weitere Recherche denkbar, dass diese Systeme komplex und teuer sind, da sie den Anforderungen von kommerziellen Radiostationen genügen müssen. Radioautomations-Systeme unterstützen die Radiomacher bei ihrer Arbeit. Diese müssen den passenden Mix an Musik, Unterhaltung und Informationen finden und „programmieren“, der möglichst vielen gefällt und auch noch perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt ist. Schon ein oder zwei unpassende Musikstücke können dazu führen, dass die Hörer zu einem anderen Sender umschalten. Professionelle Automationssysteme müssen deshalb sehr ausgefeilte und genaue Werkzeuge bieten, um Sendeabläufe zu planen und die Übersicht über das Gesamtprogramm zu erleichtern. Man bezeichnet dieses Modul des Gesamt-Automations-System auch als Musikplanungs- oder Rotations-Software.1 Ist der Sendeablauf erstellt, werden die Daten üblicherweise an ein Ausspiel-System weitergereicht. Diese spielte dann die einzelnen Titel, Beiträge und Werbeblöcke zur vorprogrammierten Zeit ab oder wartet im sog. „live-assist“ Betrieb auf die Synchronisierungs-Signale des Moderators oder Technikers, welche diese z.B. durch Hochziehen eines Reglers generieren.2 Eine weitere wichtige Funktion, die ein solches System bieten muss, ermöglicht die Abrechnung mit der GEMA und den Werbekunden. Das gesendete Programm kann lückenlos dokumentiert und nachgewiesen werden. So kann genau nachvollzogen 1. Historisch waren diese Systeme schon in den 70ern auf dem Markt und können deshalb auch alleinstehend benutzt werden. Ein nachfolgendes Ausspiel-Modul ist nicht nötig, die Titel und Beiträge werden dann mit Hilfe einer Liste von Hand abgefahren. 2. Dies funktioniert z.B. bei Mischpulten mit „Fader-Start“ Einrichtung. 7 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien werden, wann wie oft bestimmte Werbeblöcke geschaltet wurden. Dabei muss auch die eventuelle Aufteilung des Programms in Regionalfenster Beachtung finden. Es werden also mehrere detaillierte Listen erstellt. Der in den obigen Abschnitten erläuterte große Funktionsumfang der Automationssysteme ist nicht direkt auf Webcasting abgestimmt. Einige Funktionen werden nicht benötigt, andere wiederum fehlen. Durch entsprechende Plug-ins versuchen die Hersteller dieses Manko auszugleichen, die Anschaffungskosten des Systems werden aber dadurch weiter erhöht, jedoch rechtfertigt die kommerzielle Nutzung dies wiederum. Die neuen Anforderungen, die durch Webcasting an ein Automationssystem gestellt werden können, lassen sich auf folgende drei Funktionen reduzieren: 1. Streaming Essentiell für ein Webcasting-System nach obiger Definition ist, dass ein internetfähiger Audiostream des Ausgangsignals zur Verfügung gestellt wird. Mehrere Bitraten, sowie die Unterstützung mehrerer Streamingformate für verschiedene Anwendergruppen müssen möglich sein. 2. Dynamische Webseiten-Generierung Mit dem Internet als Informationsmedium ist ein Audiostream, der über die Webseite des Senders empfangen kann nicht ausreichend. Die Erstellung von Webseiten, die sich dynamisch an die gesendeten Inhalte anpassen und entsprechende Zusatzinformationen anzeigen müssen auch möglich sein. 3. Interaktivität Konventionelle Interaktionsmöglichkeiten des Hörers mit dem Sender wie Telefon, Fax, Brief und neuerdings Email sind bei einem Webcasting-System nicht ausreichend und lassen sich vor allem schwer Automatisieren. Bei Webcasting ist es notwendig, dass der Hörer bzw. Nutzer sein Interaktionsbedürfnis auf der Webseite befriedigen kann. Möglichkeiten hierbei sind: verschiedene Formen von Rückkanälen zum Sender, Anpassungsmöglichkeiten / Personalisierung der Webseite, ein Angebot an Zusatzdiensten und –informationen bis hin zur direkten Einflussnahme auf den Sendeablauf. 8 Das Ziel – Was soll am Ende herauskommen? - Automatisierte Pull-Dienste Zusammenfassend lässt sich das Problem folgend schildern: Es gibt eine Reihe an Automationssystemen, die aus der herkömmlichen Radiowelt stammen. Der Einsatzbereich ist aber aufgrund deren Funktionsumfang und Preis nicht unbedingt für jeden Webcasting- Einsatz sinnvoll. Es wird deshalb eine System gesucht, welches den neuen Anforderungen an ein spezielles Webcasting-System genügt und entsprechende Möglichkeiten und Schnittstellen implementiert. Der bloße Hörer soll in einen Zuschauer und Nutzer gewandelt werden. 1.5 Das Ziel – Was soll am Ende herauskommen? Die theoretischen Untersuchungen und Konzepte sollen am Ende meiner Arbeit auch eine praktische Umsetzung finden. Das Ziel ist eine Zusammenstellung an Tools, die es ermöglichen, eine automatisierte Webcasting- Sendung mit programmbegleitenden Zusatzinformationen zu erstellen. Insbesondere ist dabei die Erstellung von dynamischen textlichen und visuellen Komponenten für die Webseite des Senders eine wichtige Funktionseigenschaft. Weiterhin soll das System so weit wie möglich plattformunabhängig sein. Die Unabhängigkeit bezieht sich dabei sowohl auf die Hardware und Betriebssysteme von Sender und Empfänger, als auch in bedeutenderem Maße auf die Möglichkeit verschiedene Streaming-Systeme, Encoder und Server zu verwenden. Dadurch wird garantiert, dass auch nach dem Wechsel zu einem anderen Streaming-System die Funktionseigenschaften des automatisierten Webcasting-Systems erhalten bleiben. Ein modularer Aufbau des Systems ist ein weiteres Kriterium, dass Beachtung finden muss. Einzelne Komponenten des Systems müssen ausgetauscht werden können, so dass eine Erweiterung des Funktionsumfangs oder Anpassung an Neuerungen im Softwarebereich (wie z.B. neue Versionen von Tools) sowie der Produktionsumgebung möglich sind. Realisiert werden kann dies beispielsweise durch ein Plug-in Struktur, oder durch einzelne kleine Anwendungen, die miteinander über eine definierte Schnittstelle kommunizieren. Die Kosten des Systems spielen meist eine große Rolle. Idealerweise sollte das System nichts kosten oder zumindest sehr günstig sein. Damit schränkt sich die verfügbare 9 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Software auf den Shareware und Freeware Bereich ein, außerdem könnten von studentischer Seite entsprechende Programme entwickelt werden. Kommerzielle Aspekte, also Möglichkeiten mit dem System z.B. durch Zweitverwertung Geld zu verdienen werden bewusst außer Acht gelassen. Die dabei aufkommenden rechtlichen und organisatorischen Fragestellungen würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Schließlich ergibt sich aus diesen Zielsetzungen ein System, dass für HochschulradioProjekte, kleine nicht-kommerzielle Radiostationen geeignet ist. Denkbar wäre auch der Einsatz in den Intranets von Firmen als günstiges System um Corporate Radio / Webcasting zu betreiben. Eine weiter Zielsetzung ist es, Konzepte für innovative Ideen zu erstellen sowie deren grundsätzliche Realisierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Aufgrund der begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit wird eine tatsächliche Umsetzung dieser Konzepte nicht möglich sein. 10 Marktübersicht und Stand der Technik - Streaming Systeme 2 Systeme, Voraussetzungen und Konzepte 2.1 Marktübersicht und Stand der Technik 2.1.1 Streaming Systeme Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen Streaming-Systeme sowie Tools führender Hersteller kurz vorgestellt. Ein ausführlicher Vergleich der Systeme ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, da vor allem eine plattform- bzw. systemunabhängige Lösung angestrebt wird. RealNetworks (http://www.realnetworks.com/) : RealSystem Server: Server für live und on-demand Inhalte im Real Format, verwendet RTSP (Real Time Streaming Protocol), SureStream Technolgie erlaubt mehrere Bitraten in einer Datei. Geeignet für die Übertragung von Audio, Video und Multimedia (RealPix, RealText, RealFlash), Synchronisation mit SMIL. Verfügbar für Windows NT, Linux, Unix: Beschränkte Basisversion kostenlos, unbeschränkte Versionen ab $2000. RealProducer: Encoder um live oder on-demand Audio- und Video-Inhalte zu generieren. Kann mehrere Bitraten in einen Stream kodieren (SureStream), erzeugt RealAudio oder RealVideo Dateien. Verfügbar für Windows, Mac und Linux/Unix: eingeschränkte Basisversion kostenlos, Plusversion $150. RealSlideshow: Tool um Audio mit Bilder, Texten und Überblendungen zu einer Diashow zusammenzufügen. Steuerung und Synchronisierung mit SMIL. Basisversion kostenlos. RealPlayer: Spielt Real Formate, inkl. SMIL sowie MPEG Video und mp3 ab, automatisches Update bei fehlenden Codecs. Basisversion kostenlos, Plusversion $30. RealJukebox: Anwendung um Musiktitel abzuspielen und zu verwalten. Aufnahme und Konvertierung von Audio in Real Formate, mp3, wav, Windows Media Audio. Wiedergabe von fast allen Audioformaten, Abspielen von .pls und .m3u Playlisten. Datenbankfunktion zur Verwaltung von Titeln, ID3v1 sowie ID3v2 werden 11 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien verarbeitet. Automatische Erzeugung von Playlisten aufgrund vom Benutzer definierbarer Kriterien. Brennen von Audio CDs. Basisversion kostenlos. Microsoft Windows Media(http://www.microsoft.com/windows/windowsmedia/ ): Windows Media Services: Server für live und on-demand Inhalte, verwendet das MMS (Microsoft Media Server) Protokoll, mehrere Bitraten in einer Datei möglich. Geeignet für die Übertragung von Audio, Video und Multimedia, Synchronisierung mit ASF Skript Befehlen. Server ist in Betriebssystem Windows 2000 Server integriert, ein Update für Windows NT 4 ist kostenlos erhältlich. Microsoft Media Encoder: Encoder um live oder on-demand Inhalte zu generieren. Kann mehrere Bitraten in einen Stream kodieren (Multi Bitrate), erzeugt Windows Media Video (WMV) oder Windows Media Audio (WMA) Dateien. Als Eingangsquelle können nicht nur Livequellen und Mediadateien verwendet werden, sondern auch die Bildschirmoberfläche (Screen Capture). Kostenlos für Windows verfügbar. Microsoft Media Author: Tool um Audio mit Bilder und Texten zu einer Diashow zusammenzufügen. Steuerung und Synchronisierung mit ASF Skript Befehlen. Kostenlos erhältlich. Windows Media Advanced Script Indexer: Tool um Skript Befehle und Marker in eine Windows Media Datei einzubetten. Ermöglicht die Realisierung von Untertiteln, Einbettung und Aufruf von URLs. Kostenlos für Windows verfügbar. Windows Media Player: Spielt alle Microsoft Formate sowie die meisten Windows Formate ab. Ab Version 7.x ist unter anderem eine Playlisten-Funktion und eine Musikdatenbank zur Verwaltung von Titeln integriert. Kostenlos erhältlich für Windows. Apple QuickTime (http://www.apple.com/quicktime/ ): QuickTime / Darwin Streaming Server : Server für live und on-demand Inhalte im QuickTime Format, verwendet RTSP. Geeignet für die Übertragung von Audio und Video. „Playlist Broadcaster“ überträgt vorhandene QuickTime Dateien automatisch in definierbarer Reihenfolge. In Mac OS X integriert und als Open Source Projekt für Linux (Darwin Server) erhältlich. 12 Marktübersicht und Stand der Technik - Streaming Systeme QuickTime: Player für QuickTime Dateien und viele andere Formate, unter anderem Flash 4, MPEG-1, DV. Kostenlos erhältlich für Mac und Windows. QuickTime Pro: Funktionen wie QuickTime, zusätzlich Bearbeitung, Erstellung und Kodierung von Filmen in verschiedenen QuickTime Formaten. Erstellen von Diashows, Hinzufügen von Effekten, Automatisierung mit AppleScript. Verfügbar für Windows und Mac, $30. Nullsoft SHOUTcast (http://www.shoutcast.com/) : SHOUTcast Distributed Network Audio Server (DNAS): Server für live und on-demand Audio Inhalte im mp3-Format. Pro Server wird nur eine Bitrate unterstützt, es wird HTTP Streaming verwendet. Songtitel und Links können in den Stream eingbettet werden. Kostenlos verfügbar für Windows, Linux, Unix. SHOUTcast DSP Plug-in: Plug-in für Winamp, welches die Enkodierung der LiveSignale in das mp3-Format realisiert. Songtitel und URLs können in den Stream eingebettet werden. Kostenlos erhältlich für Windows. Winamp: Player für mp3 und andere Formate. Durch Plug-in Struktur vielseitige Verwendung möglich, u.a. als Encoder für mp3-Streams. Verfügt über PlaylistFunktionen und Minibrowser, in dem die in einem Stream eingebetteten URLs angezeigt werden. Kostenlos erhältlich für Windows. RealNetworks und Microsoft bieten die umfassendsten Streaming-Lösungen an. Für das Microsoft-System spricht, dass es im Grunde kostenlos erhältlich ist, leicht skalierbar ist und die Codecs (inzwischen) eine gute Bild- und Tonqualität erreichen. RealNetworks Produkte sind zwar teuer, sind aber funktional durchdachter, funktionieren besser und stabiler und sind einfacher zu bedienen als die Microsoft Produkte. Insgesamt kann mit Produkten von RealNetworks im Moment eine bessere Qualität der Streams zu erreichen ist. Das Nullsoft System ist sehr beliebt, da es kostenlos erhältlich ist, wenig Ressourcen verbraucht und einfach zu handhaben ist und als passendes Gegenstück zu Winamp an dessen Beliebtheit anknüpfen kann. Darüber hinaus sind für fast alle Plattformen und Betriebssysteme kostenlose, kleine Player erhältlich. Nachteile des Systems sind jedoch, dass HTTP nicht ein für Streaming optimiertes Protokoll und dementsprechend unsicher 13 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien und ineffizient ist. Weiterhin ist die Klangqualität von mp3-Streams niederer Bandbreite schlechter als vergleichbare Streams von Microsoft oder Real. QuickTime Live-Streaming hat im Moment noch keine große Bedeutung erlangt. QuickTime Dateien stehen meist nur on-demand oder zum Download zur Verfügung. 2.1.2 Professionelle Automationssysteme für Webcasting Es gibt einige professionelle Automationssysteme auf dem Markt, die für die Verwendung in größeren Radiostationen konzipiert sind.1 Ein Teil dieser Systeme ermöglicht über zusätzliche Programme oder Plug-ins die Automation von WebcastingAngeboten. Viele der Systeme realisieren nur die grundlegendsten Möglichkeiten, so dass damit Webcasting im Sinne dieser Arbeit kaum möglich ist. Diese Schwachstellen haben dazu geführt, dass nach Auskunft von Oliver Reuther, SWR3 online, große Radiostationen eigene Software entwickeln, um ein attraktives Webcasting realisieren zu können.2 Nachfolgend werden kurz einige Systeme vorgestellt, die zumindest grundlegende Webcasting- Funktionalitäten anbieten. DAVID GmbH (http://www.david-gmbh.de): DigAS ist ein modular aufgebautes Automationssystem, das speziell für den Einsatz in Sendern mit hohem Wort und Nachrichtenanteil entwickelt wurde. Es sind Module für alle Stationen der Verarbeitungskette vorhanden, von Erstellung über Planung bis Ausspielung der Beiträge. Die Beiträge werden in einem Redaktionssystem verwaltet. Es gibt mehrere Module, die Webcasting-Angebote unterstützen. Mit DigaWEB Tools können on-demand Inhalte automatisch generiert und im Internet publiziert werden. Das DigaWebSystem ermöglicht die Generierung von dynamischen Webseiten, die mir Inhalten aus dem Redaktionssystem gefüllt sind und Informationen über das aktuelle Programm enthalten. Das Live-Programm kann gestreamt werden, die Gestaltung von Side-Channels ist möglich. Die Anzeige von multimedialen Zusatzinformationen kann mit einem zentralen Content Management und Planungs-System realisiert werden. 1. Das Kriterium für die Einordnung in den „professionellen“ Bereich sind dabei die jeweiligen Angaben zu Referenzprojekten. 2. Informationsgespräch am 30.5.2001, SWR3 online, Baden-Baden 14 Marktübersicht und Stand der Technik - Professionelle Automationssysteme für Webcasting AUDIO EXPORT GmbH (http://www.audioexport.de/ ): RADIOMAX und CoRA32 Internet sind zwei unterschiedlich dimensionierte RadioAutomationslösungen, die ein Veröffentlichung von programmbegleitenden Zusatzdaten im Internet unterstützen. Einfache Interaktionen, wie zum Beispiel Playlist-Recherche sind möglich. Bei beiden Systemen ist ein Datenbanksystem integriert, welches die Verwaltung von Audio- sowie Zusatzdaten unterstützt. mediatron GmbH (http://www.mediatron.de/ ) Das Hauptprodukt AirControl NT ist eine konventionelle Radio-Automationssoftware, die automatisches Ausspielen sowie Unterstützung für den Live-Betrieb bietet. Das Plug-in WebShow realisiert die Veröffentlichung von programmbegleitenden Zusatzinformationen wie Titel, Interpret und Grafiken. DRS Systemtechnik (http://www.drs2006.com/ ) DRS2006 ist ein Radio-Automationssystem, mit dem Ausspielung und Planung von Playlisten organisiert werden können. Der Real Time Playlist Generator veröffentlicht eine Liste mit den zuletzt gespielten Titeln im Internet. RCS (http://www.rcsworks.com/ ) Vom Marktführer im Bereich Radio Software gibt es viele Anwendungen, die zusammen den gesamten Bedarf an Broadcast-Software in einem Radiosender decken. Die wichtigsten Produkte, die auch für Webcasting verwendet werden können sind: Selector assistiert und automatisiert die Planung und Gestaltung von Playlisten gemäß dem Senderformat. Master Control ist das Automationssystem für Ausspielung der Playlisten und Live-Betrieb. MusicBase ist eine Datenbank, die eine Vielzahl an Informationen über jeden erfassten Titel und Interpreten bietet. RCS RadioShow ist eine komplette Webcasting Lösung, die mit Selector und Master Control zusammenarbeitet. RadioShow beinhaltet den RCS Media Manager, ein CMS zur Verwaltung und Planung von multimedialen Daten. Die Daten werden in einem speziellen Stream synchron zum Audiostream im Internet veröffentlicht. SplitStream ermöglicht das zielgruppengerechte Aufteilen von Streams zu Werbeblöcken. Weiterhin gibt es eine Skriptsprache, die für das einfache Erstellen von DHTML Animationen konzipiert ist. Die Animationen werden ebenfalls vom Media Manager verwaltet. Mit iSelector ist seit kurzem ein innovatives Produkt auf dem Markt, denn es wird nicht das terrestrisch gesendete 15 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Programm einfach im Internet dupliziert, sondern es wird ein eigenständiges Programm gestreamt. Der Inhalt des Streams richtet sich nach dem Senderformat und den in Selector erzeugten Playlisten. Der Hörer kann per Klick auf seinen iSelector Player entscheiden, ob er vom aktuellen Interpreten mehr, weniger oder gar keine Titel mehr hören möchte. Das Programm passt sich so dem Geschmack des Hörers an, es basiert aber trotzdem noch auf dem Senderformat. Es handelt sich also nur um einen virtuellen Live-Stream, da es im Grunde on-demand Streaming ist. 2.1.3 Sonstige Tools Es gibt frei erhältliche Tools, mit denen die Verarbeitung und Organisation von mp3Dateien erleichtert wird. Im Rahmen der praktischen Umsetzung dieser Arbeit wurden einige Tools eingesetzt und getestet. Die nützlichsten Tools werden nachfolgend kurz vorgestellt: ID3-TagIt (http://www.id3-tagit.de/ ): Mit ID3-TagIt können die ID3v1 und ID3v2 Tags von mp3-Dateien ausgelesen und bearbeitet werden. Es lassen sich nicht nur eine Datei sondern viele Dateien auf einmal bearbeiten. Besonders nützlich ist die Funktion, Dateinamen in Tag-Informationen umzuwandeln oder Tags in Dateinamen zu wandeln. Dadurch wird eine Konsistenz von Dateinamen und Tag-Informationen über den ganzen Bestand an mp3-Dateien hinweg ermöglicht. MP3 Track Maker (http://www.heathcosoft.com/ ) Der Track Maker kann mp3-Dateien in einzelne Dateien aufteilen und eignet sich damit für das Kürzen von zu langen Sendemitschnitt-Dateien (bei Mitschnitten, die über das Ende der Sendung hinweg gehen) und das Extrahieren von einzelnen Titeln oder Beiträgen aus einer mp3-Datei. MP3-Musicstation (http://www.mp3-musicstation.de/ ) Die MP3-Musicstation ist eine netzwerkfähige relationale Datenbank zur Verwaltung einer sehr großen Anzahl an mp3-Dateien. Die Datenbank erfasst alle Informationen aus den ID3 Tags und bietet zusätzlichen Platz für weitere Daten, wie Texte und Grafiken. Den Titeln werden eindeutige IDs zugewiesen, so dass auch doppelt vorhandene Stücke zuverlässig verwaltet werden. Titel können nach allen Kriterien gesucht, sortiert und 16 Voraussetzungen für Automation - Technische Voraussetzungen ausgewählt werden. Eine Mulit-User Umgebung wird unterstützt, jeder Benutzer kann eigene Einstellungen und Bewertungen speichern. Es können automatisch Playlisten nach definierbaren Kriterien sowie Hitlisten erstellt werden. Es sind mehrere PlayerModule integriert, Vorhören und Überblendungen sind möglich. Die Software ist „...also vor allem für diejenigen geeignet [...], die mehrere hundert oder gar mehrere tausend Dateien im Zugriff haben wollen - das bekommt man mit der MP3-Musicstation recht gut hin.“1 2.2 Voraussetzungen für Automation 2.2.1 Technische Voraussetzungen Es gibt einige technische Grundbedingungen für die erfolgreiche Einführung von Automationssystemen, die im folgenden skizziert werden: Digitalisierung: Alle Daten, die in einem Webcasting-System automatisiert verwendet werden sollen, haben in einem digitalen Format vorliegen. Audio, Video, Bilder, Grafiken und Texte müssen nicht nur digital erfasst und gespeichert werden, sondern auch in ein Format umgewandelt werden, das vom Automationssystem verarbeitet werden kann. Eine Konvertierung ist nötig, wenn bereits vorhandene Daten von einem StandardDatenformat in das proprietäre Format des Automationssystem gewandelt werden müssen. Speicherung: Eine Speicherung aller Daten hat so zu erfolgen, dass sie vom Automationssystem jederzeit zugreifbar sind, entweder lokal oder über ein Netzwerk. Es muss ein eindeutiger Zugriff auf Datenobjekte möglich sein, d.h. das zum Beispiel zwischen unterschiedlichen Versionen eines Titels – Single Version oder Maxi Version – unterscheidet werden kann. Dies kann durch Namenskonventionen, Song IDs oder ein Datenbanksystem geschehen. Überdies sollte ein Vorschau der Daten möglich sein, so dass zum Beispiel Videos auf jedem Arbeitsplatzrechner betrachtet werden können. 1. Kuri, Virtueller Plattenschrank, 2000 17 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Dafür muss unter Umständen eine zweite Version der Medien in geringere Auflösung gespeichert sein oder eine on-the-fly Enkodierung stattfinden. Synchronisierung: Es sind Schnittstellen zu implementieren, die eine Synchronisierung der einzelnen Aktionen eines Webcasting-Systems ermöglichen. Das heißt, dass zum Beispiel das Ausspiel-System Informationen an das Push-System übergeben kann, damit ein zeitlicher Zusammenhang der präsentierten Audio- und Textdaten erreicht wird. 2.2.2 Inhaltliche Aspekte Inhaltliche Voraussetzungen eines automatisierten Programms müssen erarbeitet und bedacht werden, um effektiv ein attraktives Programm zu erhalten: Sender-Format: Hans-Dieter Hillmoth beschreibt die Funktion eines Sender-Formats unter anderem folgendermaßen: „Das Format eines Senders legt alle Zutaten des Programms verbindlich fest. Im Format-Stylebook sind diese Zutaten definiert: Welche Musik wird gespielt? Wieviel Musik gibt’s bei diesem Programm? Wie ändert sich die Musik über den Tag? Wie wird die Musik verpackt? Wieviel Wort enthält das Programm?“.1 Das Format gibt demnach Antworten auf die Fragen, die bei der Programmierung eines Sendeablaufs gestellt werden müssen. Da außerdem definiert wird, wann welche Inhalte gesendet werden, können diese aufbereitet werden, so dass sie dem Automationssystem rechtzeitig zur Verfügung stehen. Aus dem Format können auch Regeln abgeleitet werden, die bei der Erfüllung von Musikwünschen vom Automationssystem beachtet werden müssen. Content Management System: Ein CMS ist vor allem für die Verwaltung von größeren Medienbeständen unumgänglich. Es ermöglicht mit Hilfe einer Datenbank den inhaltlichen Überblick über die archivierten Medien und damit eine inhaltliche Planung und Gestaltung von Sendungen. Medien, die nicht textbasiert sind, müssen indiziert und beschrieben werden, damit eine textbasierte Suche möglich ist.2 1. Hans-Dieter Hillmoth in: Clef, Radio Marketing, 1995, S. 81 18 Voraussetzungen für Automation - Voraussetzungen an den Internetauftritt 2.2.3 Voraussetzungen an den Internetauftritt Webcasting erfordert die dynamische Präsentation von Inhalten über das Internet. Um dies zu realisieren, müssen einige Anforderungen erfüllt werden: Dynamische Webseiten: Für die effektive Gestaltung von Webcasting-Angeboten ist die Generierung von dynamischen Webseiten essentiell. Die Seiten sollten mit Hilfe einer Datenbank verwaltet werden, wobei die Datenbank über eine Schnittstelle verfügt, mit der vom Automationssystem eine Manipulierung der Daten erfolgen kann. Spezielle Server: Ein Webserver allein ist für Webcasting nicht ausreichend. Das Live-Streaming von Audiodaten erfordert spezielle Hochleistungs-Server, die zur besseren Lastverteilung auf unterschiedlichen Rechnern laufen sollten. Manche Push-Systeme erfordern ebenso die Installation von entsprechenden Servern. Leistungsfähiges Netzwerk: Für Streaming-Anwendungen wird ein leistungsfähiges Netzwerk benötigt, mit einer möglichst schnellen Verbindung ins Internet. So ist zum Beispiel eine 2 Mbps Leitung bereits mit 35 Streams von 56 kbps ausgelastet. Durch Multicast-fähige Netzwerke kann dieser Bandbreiten-Bedarf verringert werden.1 Ein leistungsfähiges Netzwerk ist auch innerhalb des Senders notwendig, da hochaufgelöste Audio- und Videodaten bearbeitet und fehlerfrei gesendet werden müssen. 2.2.4 Produktionsrichtlinien Die Produktionsrichtlinien eines Senders sind genaue Vorgaben an die sich alle Inhaltslieferanten zu halten haben. Sie beschreiben die – meist technischen – Spezifikationen der jeweiligen Medien und stellen somit sicher, dass eine einheitliche (technische) Qualität der Medien erreicht wird und diese ohne weitere Bearbeitung in den Sendeablauf eingegliedert werden können. Bei der Verwendung eines Automationssystems sind Produktionsrichtlinien besonders wichtig, da bei deren Einhaltung die Medien direkt in das System übernommen werden können. Im Rahmen 2. Detaillierte Anforderungen an ein CMS sind bei Wegner/Bachmeier, Streaming Media, 2000, S. 168 ff. beschrieben. 1. Siehe auch Wegner/Bachmeier, Streaming Media, 2000, S. 94 ff. 19 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien dieser Arbeit sind grundlegende Produktionsrichtlinien für Radio GLF entstanden, die im Laufe des Semesters ständig verbessert und erweitert wurden. Die in Anhang A abgedruckten Produktionsrichtlinien sind auf dem Stand vom Ende Sommersemester 2001. 2.3 Konzepte im Bereich Webcasting 2.3.1 Einführung In den folgenden Kapiteln geht es um bereits realisierte Konzepte im Bereich Webcasting sowie um innovative Konzepte, die in Zukunft realisiert werden könnten. Webcasting bezieht sich dabei, wie in der gesamten Arbeit, auf die in1.3 erläuterte Definition. Die Studie „Internet V“ von Arbitron und Edison Media Research beruht auf der Analyse von 412 repräsentativ ausgewählten Websites amerikanischer Radiostationen, auf Telefoninterviews mit 3005 Teilnehmern des Arbitron Panels sowie auf einem Online-Fragebogen, den 14703 Personen ausfüllten. Die Studie untersucht auf umfassende Weise den Ist-Zustand der Nutzung von Webcasting und Internet Angeboten. Insbesondere Verbraucherverhalten werden untersucht, die um Bereiche mögliche E-Commerce, Erlösmodelle Werbung für und Webcasting aufzuzeigen.1 Im Rahmen dieser Studie wurde auch eine Analyse der Inhalte und Features auf Websites von (amerikanischen) Radiostationen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Analyse sind in dem Bericht „Radio Station Web Site Content: An InDepth Look“ zusammengefasst.2 Dieser Bericht eignet sich gut, um bereits bestehende und realisierte Konzepte im Bereich Webcasting zu erörtern, so dass im folgenden Kapitel Auszüge aus diesem Bericht präsentiert und kommentiert werden. Der Bericht beruht allerdings nur auf der Analyse des amerikanischen Radiomarktes und sagt deshalb nichts über die Features auf Webseiten europäischer oder deutscher Sender aus. Deshalb werden zusätzlich die Internet Angebote von einigen deutschen Sendern analysiert, um eine gewisse Vergleichsmöglichkeit zu haben. Die Auswahl der Sender, deren Webseiten untersucht 1. Arbitron, Internet V, 2000, S. 1ff. 2. Arbitron, Radio Station Web Site Content, 2000, S. 2 20 Konzepte im Bereich Webcasting - Bestehende Konzepte werden, ist dabei nicht repräsentativ. Da nur bestehende Konzepte aufgezeigt werden sollen und nicht die Anzahl an existierenden Umsetzungen dieser Konzepte, wird bei der Auswahl der Radiostationen willkürlich vorgegangen. 2.3.2 Bestehende Konzepte 2.3.2.1Datensammlung Die folgende Tabelle basiert auf einer Tabelle aus dem oben erwähnten Bericht „Radio Station Web Site Content: An In-Depth Look“.1 Sie ist jedoch gekürzt, da alle Features, die nicht in das Gebiet „Webcasting und Automation“ gehören aus der ursprünglichen Tabelle entfernt wurden. Die aufgelisteten Features können jeweils den Bereichen „Programmbegleitende Informationen“, „Interaktion“, „Service/Information“ und „Programm“ zugeordnet werden. # Web Site Feature % radio station Web sites with each feature** Rank of interest in each Web site feature* 1 Information on and pictures of DJs 78 9 2 Schedule of programming 63 8 3 Ability to listen to the radio station 59 1 4 To contact or e-mail the DJs and personalities 53 10 5 Information about local concerts 50 2 6 To enter contests 49 4 7 Information on local weather 44 7 8 To buy products or services (other than station merchandise) 14 22 9 Opportunity to vote on whether songs are good or not 13 6 10 Traffic information 12 11 11 To see an advertiser's products 9 21 12 Titles and artists of songs recently played on the station 6 3 13 "Side channels" (Additional Internet-only audio provided on the site) 1 14 *Rank based on % Very Interested in finding each feature on a radio station Web site (from Pop-Up Survey); **Base: All radio station Web sites (n=412) (from Content Analysis) 1. Arbitron, Radio Station Web Site Content, 2000, S. 10 21 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Quelle: Arbitron, 2000, Radio Station Web Site Content, S. 10 Abbildung: 2-1 Tabelle Radio Station Web Site Features Nachfolgend werden die Webseiten einiger deutscher Radiostationen auf die vorhandenen Features untersucht. Sind Features aus der obigen Tabelle vorhanden, so wird dies mit einem X vermerkt. Besonderheiten oder neue Features werden im nachfolgenden Text erläutert. Die Nummern in Spalte 1 beziehen sich auf die Features der obigen Tabelle und geben deren Nummer an. # SWR3 dasWebrad io.de Bayern 3 Big FM DASDIN G Antenn e1 WDR2 Sunshin e live 1 X X X X X X X X 2 X X X X X X X X 3 X X X X X X - X 4 X X X X X X - X 5 X - X X X X - X 6 X X X X X X - X 7 X - X - - - - - 8 X - X X - X - X 9 X - X - - - - - 10 X - X - - X X - 11 - - - - - - - X 12 X - - - X - X X 13 10 - - - 3 - - - U R L www.swr3. de www.daswebra dio.de www.baye rn3.de www.bigfm.de www.dasdin g.de www.ante nne1.de www.wdr 2.de www.suns hinelive.de E xt ra s Ausführlich e Titelinfos, StudioFeedback, Musikwüns che, Spycams, SMS Service, Chat, ElchTV Reines Internetradio, Downloads von Titeln unbekannter Bands Nachricht en stündlich ondemand abrufbar, Webcams SMS Titelinfos und Kauf, Forum, Chat, Communit y, Flyer Maker, OnlineSpiele Newstikker, Musikrecher che, Forum, Chat, Spycams, Netz-Charts, On-demand Clips Ondemand Clips Games, Forum, SMSDienste Quelle: eigene Erhebungen im August 2001 Abbildung: 2-2 Tabelle Features deutsche Radiosender Websites 22 Konzepte im Bereich Webcasting - Bestehende Konzepte 2.3.2.2Ergebnisse Wie aus den obigen Tabellen hervorgeht, können deutsche Radiostationen in Bezug auf ihre Webseiten durchaus mit amerikanischen Stationen mithalten, zumindest was die Vielfalt der Features angeht. Über eine quantitative Verteilung der Features, d.h. wie viele deutsche Radiostationen ein Feature anbieten, kann jedoch nichts gesagt werden, da es sich nicht um eine repräsentative Auswahl handelt. Wie im vorigen Kapitel schon angedeutet, lassen sich die meisten Features den Bereichen „Programmbegleitende Informationen“, „Interaktion“, „Service/Information“ und „Programm“ zuordnen. Unter „Programmbegleitende n Informationen“ sind zum Beispiel Features wie Anzeige von Titel und Interpret des aktuellen sowie vergangener Titel, Informationen aktuellen oder Interpreten Anzeige Konzertdaten aktuellen zum der des Interpreten einzuordnen. In den Abbildung: 2-3 SWR3 Player kommerziellen Bereich dieser Features fällt auch die Anzeige von beworbenen Produkten in den Werbepausen, oder die Möglichkeit, den aktuellem Titel gleich online zu bestellen. Die Website von SWR3 ist bei der Anzeige von „Programmbegleitenden Informationen“ vorbildlich (s.Abbildung 2-3), der Hörer kann aus einem sehr reichlichen Angebot an Informationen auswählen, zusätzlich zu den oben genannten können zum Beispiel auch Chartpositionierungen des aktuellen Interpreten angezeigt werden. Bei SWR3 wie auch 23 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien bei Big FM werden „Programmbegleitenden Informationen“ nicht nur auf der Website angeboten, sondern die aktuellen Titeldaten können auch per SMS zum Hörer gelangen. Abbildung: 2-4 Big FM SMS Die Anzeige von Informationen und Bildern der Moderatoren, DJs und sonstiger Mitarbeiter eines Senders kann statisch sein, also auf einer speziellen Team-Seite des Senders; dann ist dieses Feature in den Bereich „Programm“ einzuordnen. Die Anzeige kann jedoch auch dynamisch erfolgen, wie dies bei SWR3 der Fall ist: dort erscheint auf der Website immer ein Bild mit den Moderatoren der aktuellen Sendung und ist somit den „Programmbegleitenden Informationen“ zugehörig. Zum Bereich „Programm“ gehört auch das Sendeschema oder Links zu Themen aus den aktuellen Sendungen. Die Vorstellung von unbekannten Interpreten mit zum Beispiel dem Angebot ein Titel zum Probehören herunterzuladen kann auch dem „Programm“ Bereich zugeordnet werden. In den Bereich „Service/Information“ sind die Features Verkehrsnachrichten, Wetterberichte oder sonstige Nachrichten einzugliedern. „Interaktion“ ist ein sehr wichtiger Bereich an Features, da hier die Hörer aktiv in das Programm eingebunden werden und mit Chats oder Community Features ein Gemeinschaftsgefühl aufgebaut werden kann. „Interaktion“ ist weiterhin die Möglichkeit, Titel zu bewerten, Titelwünsche zu äußern, an Preisrätseln teilzunehmen oder Feedback ins Studio oder zum Sender zu geben. Online-Spiele und Features wie beispielsweise der „Flyer Maker“ von Big FM sind Interaktionsmöglichkeiten, die zwar nicht direkt mit Webcasting in Zusammenhang stehen, aber dennoch die jeweiligen Websites attraktiver für die Hörer macht. 24 Konzepte im Bereich Webcasting - Bestehende Konzepte Die Möglichkeit über das Internet die Radiostation als Audiostream empfangen zu können lässt sich nicht einem Bereich zuordnen. Sie ist vielmehr die Grundlage dafür, das Online-Angebot des Senders als Webcasting zu bezeichnen. Ebenso sind „SideChannels“ ein typisches Merkmal für Webcasting, bei traditionellem Rundfunk sind höchstens im Programm enthaltene Regionalfenster damit vergleichbar. Die Ausgestaltung eines „Side-Channels“ kann sehr unterschiedlich erfolgen. In der einfachsten Version ist nur der Audiostream zu hören, es können jedoch auch alle Features des Hauptkanals nochmals für die Nebenkanäle realisiert sein. Die Websites der beiden analysierten Sender des SWRs, SWR3 und DASDING, sind positive Beispiele für die Umsetzung von Webcasting Angeboten. Die Webauftritte sind sehr aufwendig gestatelt, es sehr viele Features umgesetzt, der Nutzer wird aber nicht mit zu vielen Informationen auf einmal überlastet. Nach Angaben von Oliver Reuther, SWR3 online, war SWR3, bzw. damals noch SWF3, einer der erste Sender in Deutschland, der einen Audiostream und programmbegleitende Daten auf seiner Website veröffentlichte. Aufgrund der Erfahrungen konnte die SWR3 Website zur erfolgreichsten und aufwendigsten Radiowebsite in Deutschland aufgebaut werden.1 DASDING war von Anfang an als interaktiver und multimedialer Sender geplant und „.. vernetzt Radio, Fernsehen, und Internet zu einem digitalen, interaktiven Mulitmedium mit hohem Wort- und Musikanteil“.2 Insbesondere wird Wert auf Interaktionsmöglichkeiten gelegt, die Hörer/Zuschauer können jederzeit per Email, Fax und Chat mit der Redaktion und anderen Zuschauern Musikwünsche, Kritik kommunizieren, und Abbildung: 2-5 DASDING Playliste Anregungen loswerden. Die Inhalte der Sendungen werden durch Inhalte auf der Webseite ergänzt, wie zum Beispiel durch Bilder, Hintergrundinformationen und Links. Die Hörer/ 1. Informationsgespräch am 30.5.2001, SWR3 online, Baden-Baden 2. SWR, pressefuzzis, 2001, S. 3 25 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Zuschauer werden so mit einem umfassenden Webcasting-Angebot versorgt (s. Abbildung 2-5). In dieser Arbeit wurden nur die Websites von Radiostationen auf deren Angebot an Features untersucht, andere Institutionen, die ebenfalls Webcasting betreiben, sind nicht erfasst worden. Grundsätzlich können die angebotenen Features der Radiowebsites mit anderen Inhalten auch in anderen Bereichen angeboten werden. Corporate Radio, Business TV, Schulfernsehen oder –radio können alle erfassten Features zur Kommunikation, Interaktion und Information einsetzen und davon profitieren. 2.3.3 Innovative Konzepte 2.3.3.1Services/Information Im Bereich Services/Information gibt es einige Möglichkeiten, das vorhandene Angebot mit neuen Leistungen anzureichern. Denkbar ist zum Beispiel, dass ein Hörer sich für bestimmte Titel zu einem Benachrichtigungs-Service anmelden kann. Die Titel können die Lieblingsstücke des Hörers sein, es können Börsennachrichten, Wettervorhersagen, Veranstaltungstipps oder sonstige Beiträge sein, eben alle Titel und Beiträge, die der Hörer nicht verpassen möchte. Kurz bevor ein solcher vorgemerkter Titel gespielt wird bekommt der Hörer eine Benachrichtigung per Instant Messenger (ICQ, AIM, Yahoo IM), SMS oder Email, so dass genügend Zeit bleibt, um das (Web-)Radio anzustellen. Dieser Dienst setzt ein datenbankgestütztes Webinterface voraus, mit dessen Hilfe der Hörer die Titel an- und abmelden kann. Die Datenbank muss dabei alle verfügbaren Titel, Beiträge oder Beitragsarten kennen und mit dem Automationssystem synchronisiert sein. Das Angebot an programmbegleitenden Informationen kann sinnvoll erweitert werden. Insbesondere bei Nachrichten oder anderen Wortbeiträgen gibt es viele visuelle Informationen, die synchron zum Audiostream präsentiert werden können, wie zum Beispiel Börsenkurse, Wetterkarten, Links oder Bilder. Während der Sendung von Werbespots können Grafiken und Links des jeweiligen beworbenen Produkts angezeigt werden. Die Inhalte sollten möglichst automatisch eingefügt werden, ohne dass ein redaktioneller Aufwand auf Senderseite entsteht. Dies kann durch Content Provider 26 Konzepte im Bereich Webcasting - Innovative Konzepte geschehen, Content Syndication oder intelligente Softwareagenten, ein entsprechend leistungsfähiges Content Management System (CMS) ist dafür Voraussetzung. In bisherigen Konzepten ist eine meist nur Titelrecherche möglich, die als Ergebnis den Namen eines Titels liefert sowie möglicherweise den Zeitpunkt, zu dem er gespielt wurde. Mit einer automatischen Generierung und Indexierung von on-demand Inhalten wäre es nun möglich, den Titel oder Beitrag sofort anzuhören. Zum einen hat der Hörer dann die Bestätigung, dass es sich um den richtigen Titel handelt und er kann zum andern den Titel nochmals anhören. Eine Realisierung dieses Konzepts erfordert ebenfalls ein leistungsfähiges CMS, entsprechende Encodersoftware sowie die Klärung der dabei entstehenden rechtlichen Fragen. Eine Ausweitung der Dienste auf mobile Endgeräte ist insbesondere im Hinblick auf die zukünftige UMTS Generation an Geräten sinnvoll. So können nicht nur der Audiostream, sondern insbesondere die programmbegleitenden Informationen für den mobilen Einsatz (WAP, i-Mode) aufbereitet werden. Das Wünschen von Titeln, ebenso wie Abstimmungen können per SMS realisiert werden. 2.3.3.2Interaktion In Zukunft sind weitergehende Möglichkeiten der Interaktion denkbar, da eine Generation aufwächst, für die das Radio nicht nur ein passives Nebenbei-Medium ist, sondern Radio als interaktives Medium kennenlernt und entsprechende Webcasting Angebote auch nutzt. Musikwünsche und Grüße sind nicht mehr nur per Telefon, Fax oder Email möglich, sondern auch per Netmeeting oder Instant Messenger. Dabei können mit der eigentlichen Nachricht auch Bilder, Audio- und Videoinformationen mitgesendet werden, die dann später über den Sender zu sehen, bzw. hören sind. Es ist bei manchen Sendern bereits möglich, Titelwünsche per Webinterface zu äußern. Die Wünsche werden dann von der Redaktion manuell in den Sendeablauf eingeplant. Mit einer Kopplung an das Musikplanungssystem und Automationssystem könnten Wünsche automatisch, ohne redaktionellen Aufwand gespielt werden. Das Musikplanungssystem muss dann mit Hilfe von Regeln und Sendeuhr darüber entscheiden, ob der Wunschtitel dem Programmformat entspricht und gespielt werden kann. Somit wird verhindert, dass zum Beispiel Rocktitel während einer Technosendung gespielt werden. Webserver, Automationssystem und Musikplanungssystem müssen 27 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien über geeignete Schnittstellen verfügen, damit eine Umsetzung gelingt. Auch hier gibt es rechtliche Fragen, die noch nicht eindeutig geklärt sind. Durch Interaktion mit dem Nutzer kann das Webcasting-Angebot in einigen Bereichen personalisiert werden. Bei normalen Webseiten ist dies nichts Neues mehr, der Hörer könnte mit der gleichen Technik beim Aufruf der Seite seinen favorisierten Player mit der passenden Bandbreite und dem favorisierten Layout, Skin oder Themenangebot präsentiert bekommen. Während Werbeblöcken bekommt der Hundebesitzer Werbung für Hundenahrung und der Vogelbesitzer Werbung für Mauserhilfe. Soweit ist noch nicht viel Interaktion vom Hörer/Nutzer gefordert. Doch es kann auch der Inhalt des gesamten Streams, also zum Beispiel das Musikangebot, personalisiert werden. Der Hörer kann dabei jeden gespielten Titel bewerten, so dass das System mit der Zeit den persönlichen Geschmack des Hörers kennenlernt und nur noch Titel spielt, die zu seinem Geschmack passen könnten. Für den Nutzer hört es sich wie eine normale Radiosendung an, es ist allerdings kein Livestreaming mehr, sondern – für den Hörer unbemerkt – on-demand Streaming auf Basis einer personalisierten Playlist. 2.3.3.3Anwendungsbereiche Die Technologien, die in dieser Arbeit erläutert und diskutiert werden können auch in einer anderen Umgebung als dem Internet oder Intranet eingesetzt werden. Prinzipiell eignet sich jedes Medium, mit dem Audio-, Video- und Textdaten transportiert werden können und ein Rückkanal mit genügend Leistung existiert. In vielen Musikgeschäften können die Kunden eine Auswahl an CDs an Terminals anhören. Die CDs werden dann von einem CD-Wechsler abgespielt, es stehen die üblichen Bedienungsfunktionen eines CD-Spielers zur Verfügung. Diese Systeme könnten durch ein Laden-internes Webcasting System ersetzt werden, die Terminals enthalten dann keine CD-Wechsler und CDs, sondern einen Rechner mit Touchscreen und Soundkarte, der über das Netzwerk mit dem Server verbunden ist. Den Kunden können verschiedene Kanäle angeboten werden, wie „Neuheiten“, „Sonderangebote“, etc. aber auch die Möglichkeit, beliebige auf dem Server verfügbare Titel anzuhören. Zu den Titeln werden dann während des Anhörens alle auf der eigentlichen CD verfügbaren Informationen (Texte, Komponist, Texter, Produzenten, Bilder, Grafiken,...) präsentiert. Für den Kunden besteht zusätzlich die Möglichkeit, Zusatzinformationen abzurufen oder 28 Konzepte im Bereich Webcasting - Ergebnisse Links zu Angeboten des gleichen Interpreten, der gleichen Epoche oder zu ähnlichen Genres zu folgen. Es stehen weiterhin alle Möglichkeiten eines Online-Shops zur Verfügung, mit dem Unterschied, dass vorhandene CDs sofort im Laden abgeholt werden können und Audioangebote aufgrund der Intranet-Umgebung mit genügend Bandbreite in bester Qualität gestreamt werden können. Das Musikgeschäft kann alle Möglichkeiten des User-Trackings mit diesem System ausnutzen und sein Angebot entsprechend optimieren. Ein weiterer Einsatzbereich eines Webcasting-Systems ist in modernen Hotels möglich. Diese verfügen meist über ein interaktives TV-System, bei dem ein Rückkanal vorhanden ist, es können Rechnungen angezeigt oder Dienstleistungen bestellt werden. Die TV Geräte auf den Zimmern dienen auch zum Radioempfang. Mit einem Interface zu diesem TV-System können Hotels ihren Gästen einen oder mehrere hotelinterne Webcasting Kanäle anbieten, die über die Leistungen und Angebote des Hotels, über lokale Veranstaltungen oder Sehenswürdigkeiten informieren. Auf ähnliche Weise ist der Einsatz eines Webcasting-Systems auch in modernen Flugzeugen möglich. Das bordinterne Unterhaltungssystem besteht für jeden Passagier aus einem Monitor, einer Fernbedienung und einem Kopfhöreranschluss. Als Unterhaltungsangebot gibt es eine Reihe an Video- und Audiokanälen, sowie verschiedene Videospiele. Die Audiokanäle können zu einem interaktiven WebcastingAngebot erweitert werden, bei dem alle typischen Features zur Verfügung stehen. In das Webcasting-Programm können Inhalte aus dem Bordmagazin einfließen, sowie Informationen über den aktuellen Flug, Anschlussflüge, Wetterinformationen, oder Informationen zum Zielort. Diese Informationen werden bereits jetzt schon an die Passagiere weitergegeben, sie müssen also nur noch für den Webcasting-Einsatz aufbereitet werden. 2.3.4 Ergebnisse Wie in den vorangegangenen Kapiteln geschildert, gibt es einige Features und Anwendungsbereiche, die noch nicht in der Praxis existieren und angewandt werden. Technisch sind nur kleine Probleme zu lösen, da die grundlegenden Techniken schon vorhanden sind und weiterbenützt werden können. Der redaktionelle Aufwand, der geleistet werden muss, um sinnvolle Inhalte anzubieten, ist dagegen sehr hoch und stellt 29 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien ein Problem dar, das nur mit leistungsfähigen Multimedia Content Management Systemen gelöst werden kann. Nach Meinung von Marcus Schuler, Redaktionsleiter von DASDING, ist die Entwicklung in Deutschland noch nicht so weit. Die Hörer/Nutzerzahlen von Webradios sind relativ niedrig, weshalb sich Webcasting mit einer Vielzahl an Features für Radiostationen nicht lohnt.1 Interessant ist die Anwendung von Webcasting-Technologien in Bereichen, bei denen bereits eine breitbandige Vernetzung zur Verfügung steht, wie zum Beispiel bei Intranets. 1. Informationsgespräch am 30.5.2001, SWR, Baden-Baden 30 Ausgangsbedingungen der Umsetzung - 3 Praktische Umsetzung 3.1 Ausgangsbedingungen der Umsetzung Der praktische Teil der vorliegenden Arbeit wurde im Rahmen des Internet Hochschul Senders „Radio GLF“ der FH Furtwangen geleistet. Im Sommersemester 2001 überträgt GLF jeden Dienstag eine Sendung live ins Internet, es handelt sich dabei im wöchentlichen Wechsel jeweils um eine WebRadio und eine WebTV Sendung, die in den Studios des Fachbereichs Digitale Medien live produziert werden. Das dabei entstehende Material wird bei der praktischen Umsetzung dieser Arbeit verwendet und wird vor sowie nach den Live-Sendungen dem Testpublikum aus GLF Hörern, bzw. Nutzern rund um die Uhr serviert. Für die technische Umsetzung konnte die gesamte Infrastruktur des DM-Studios benützt werden, insbesondere standen ein Windows 2000 System, ein Linux System mit zwei Shoutcast Servern, RealServer und Webserver, sowie ein Windows 2000 Server System mit Webserver, FTP-Server, Shoutcast Server und Windows Media Services zur Verfügung. Außerdem konnte noch ein reiner Arbeitsplatz-Rechner mit Windows NT 4 Server für Verwaltungs- und Testzwecke benutzt werden. Alle Systeme sind über eine 100 Mbit Netzwerkkarte an das Studio LAN angebunden. Durch aktive Teilnahme an den wöchentlichen Sendungen konnten Schwachstellen der jeweiligen Realisierungsstufen erkannt werden und sogleich Anregungen für deren Behebung gewonnen werden. In den Kapiteln 3.2.1 bis 3.2.4 werden sehr ausführlich die einzelnen Stufen der Umsetzung geschildert. Zu jeder Realisierungsstufe gibt es ein Kapitel mit den Konzepten und den Zielen der jeweiligen Stufe, die als Basis für die jeweils im darauffolgenden Kapitel beschriebene technische Umsetzung dienen. Daran anschließend folgt immer ein Kapitel, in dem auf die Besonderheiten im praktischen Einsatz der jeweiligen Stufe hingewiesen wird. Abschließend zu jeder Realisierungsstufe gibt es ein Kapitel, welches die Probleme aufzeigt, die während des Betriebs entstanden sind und außerdem mögliche Lösungen dieser Probleme andeutet. 31 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien 3.2 Die einzelnen Stufen der Realisierung 3.2.1 Realisierungsstufe 1 3.2.1.1Radio GLF on Air 24/7 „People who listen to a radio station online spend more time on that station’s Web site and visit that site more often.“1 Wie am Anfang der Arbeit schon erwähnt sendet Radio GLF mit Beginn des Sommersemesters 2001 jeden Dienstag von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr ein live Programm. Während der ganzen anderen Zeit herrscht „Funkstille“, lediglich im Archiv stehen vergangene Sendungen und Beiträge für den on-demand Aufruf und zum Download zur Verfügung. Da zum Sommersemester 2001 vom WPV Webcasting verstärkt Werbe- und Marketingmaßnahmen eingesetzt werden, ist damit zu rechnen, dass Nutzer auch während der sendefreien Zeit auf die Webseite zugreifen. Nicht optimal für einen Internet Radiosender ist es, wenn die meiste Zeit über kein Live-Stream vorhanden ist. On-demand Inhalte sind dafür kein Ersatz. Zum einen muss der Nutzer sich dafür zuerst bis zum Archiv durchklicken und dann entscheiden, was er denn hören möchte - einen direkten Link zu einem Live-Stream gibt es nicht. Zum andern ist der Konsum von ondemand Inhalten ein anderes Erlebnis wie das Hören von Radio. Ein Radio schaltet man ein, sucht vielleicht noch einen Sender und hört einfach zu. Wahrscheinlich wird zu diesem Zeitpunkt ein anderes Musikstück oder ein anderer Beitrag gesendet als beim letzten Einschalten. Es ist auch nicht nötig, dass man sich sein Programm aus einzelnen Musik- und Wortbeiträgen von Hand zusammensetzen muss. Das Ziel der Realisierungsstufe 1 ist es, einen jederzeit empfangbaren „live“ Audiostream in die Webseite zu integrieren. Dadurch wird die Attraktivität der Website erhöht und Radio GLF als Radiosender etabliert. Denn: Zu einem Radiosender gehört, wie oben geschildert, dass er auch live sendet. Doch was soll gesendet werden? Welchen Inhalt soll das „Rund-um-die-Uhr“ Programm bekommen? Radio GLF verfügt zu diesem Zeitpunkt weder über ein direkt 1. Arbitron, Internet V, 2000, S. 18 32 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 1 verwendbares und sendetaugliches Archiv, noch gibt es ein detailliertes Programmformat. Dienstags, während den Live-Sendungen entscheidet das jeweilige Sendungsteam bzw. die Redaktion über die Musik, die gespielt wird und wie viele Beiträge und Moderationen es gibt. Der zeitliche Wechsel und Rhythmus der einzelnen Programmbeiträge ist nicht geregelt, ebenso wenig wie der Einsatz von Jingles. Generelle Richtlinie ist es, das Programm passend für die Zielgruppe „Studenten allgemein und die der FH Furtwangen im Besonderen“ zu gestalten. Dabei hat jede Sendung das Ziel „...relevante Informationen und Unterhaltung zu verbinden (Infotainment).“1 Musik ist der am meisten nachgefragte Programmtyp bei Streaming Audio Anwendungen2 und ist auch am einfachsten zu realisieren. In der Realisierungsstufe 1 besteht deshalb das automatisierte Programm aus ca. 200 Musiktiteln. Die Titel sind bunt gemischt, mit einer Betonung auf Hits der 80er und 90er Jahre, sowie einigen aktuellen Titeln. 200 Titel sind ausreichend, denn „100 gilt in der Branche als absolutes Minimum, üblich sind 150 bis 300“.3 Das Programm entspricht damit in etwa einen kommerziellen Radiosender, wie zum Beispiel Antenne 1, Antenne Bayern oder Radio Regenbogen. Bei diesen Sendern ist die Zielgruppe so breit ausgelegt, dass die Radio GLF Zielgruppe darin enthalten ist. Auf die besonderen Wünsche und Eigenschaften der Radio GLF Zielgruppe wird damit zwar nicht besonders eingegangen, jedoch steht bei Stufe 1 die schnelle und einfache Umsetzung im Vordergrund. Ein genauer abgestimmtes Programm, welches und Eigenständigkeit von Radio GLF unterstützt ist für spätere Realisierungsstufen vorgesehen. 3.2.1.2Technische Umsetzung Realisierungsstufe 1 Im folgenden Abschnitt wird auf die technischen Besonderheiten der Umsetzung eingegangen. Die Details der verwendeten Software werden nur insoweit vorgestellt, wie diese für die Umsetzung eine Rolle gespielt haben oder Unklarheiten in der zur jeweiligen Software gehörenden Dokumentation beseitigt werden müssen. 1. Schäfer-Schönthal, A., WebRadioBeschreibung, 2001 2. Arbitron, The Need for Speed, 2001, S. 14 3. Hammerstein, Konstantin von, 2000, Hit für Hit, S. 109 33 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Um den laufenden Semesterbetrieb mit wöchentlichen Sendungen nicht zu gefährden wurde die vorhandene Sende-Infrastruktur für die Realisierungsstufe 1 nicht verändert. In den vergangenen Semestern hat sich ein Lösung etabliert, mit der technisch gesehen die größte Anzahl an potenziellen Hörern erreicht werden kann. Die potenzielle Hörerschaft gliedert sich dabei in die in Abbildung 3-1 dargestellten Gruppen: Zielgruppe max. Bandbreite Modem-Benutzer 56 kbps/33.6 kbps, ISDN-Benutzer 64 kbps, LAN- oder DSL-Benutzer ca. 80 kbps bis 500 kbps. Abbildung: 3-1 Vorhandene Bandbreiten Radio GLF Zielgruppe Um für alle Gruppen einen ausreichenden Kompromiss in Bezug auf Audioqualität und Bandbreitenverbrauch anzubieten, werden während der Live-Sendungen zwei mp3Streams mit 24 kbps und 56 kbps zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden meist noch Streams im Real oder Microsoft--Format angeboten. Nach Informationen von Live365.com werden Audiostreams mit Bandbreiten von 32 kbps oder weniger am häufigsten genutzt.1 (Live365.com ist einer der erfolgreichsten Anbieter von Internet Sendern im mp3-Format).2 Als erster Encoder arbeitet in dieser Struktur ein Winamp, der normalerweise das im Tonstudio erstellte Live-Programm analog über Line-in der Soundkarte erhält.3 Aus diesem Signal wird dann der Audiostream erstellt. Alternativ können aber auch Audiofiles in der Winamp-Playlist angeordnet und abgespielt werden. Hierbei wird das Signal nicht analog gewandelt sondern es wird beim Abspielen direkt digital dem Encoder-Plug-in zugeführt.4 Auf diese Art kann die bestmöglichste Qualität des fertigen Audiostreams ermöglicht werden. Winamp wurde in erster Linie als Abspieler von mp3Dateien entwickelt. Die große Verbreitung und ständige Weiterentwicklung hat 1. 75% der Live365.com Nutzer hören Streams mit 32 kbps oder weniger, siehe auch Live365.com Newsletter, Memorial Day Weekend Edition, 26.5.2001 2. Siehe Arbitron, Pressemitteilung, 29.1.2001 3. Download unter http://www.winamp.com/ 4. zur Plug-in Struktur von Winamp: Siehe „Technische Umsetzung Realisierungsstufe 2“ auf Seite 45. 34 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 1 inzwischen zu einem stabil laufenden Produkt geführt, so dass nichts gegen einen Einsatz von Winamp in der ersten Realisierungsstufe spricht, zudem Winamp als Freeware kostenlos erhältlich ist. Musiktitel sind im mp3-Format sehr zahlreich verfügbar, die Dateien benötigen nur wenig Speicherplatz, denn sie sind im Vergleich zu unkomprimierten Audiodateien um 8 bis 12 Mal kleiner. Somit lässt sich mit Titeln im mp3-Format sehr effizient ein Musikarchiv zusammenstellen. Das Musikarchiv besteht in dieser Stufe aus einem Dateiverzeichnis auf dem Encoder-Rechner (PCS-15) in dem sich ca. 200 mp3-Dateien befinden. Aus diesen 200 Titel wird dann eine Playlist erstellt, die Winamp endlos und in zufälliger Reihenfolge abspielt. Den schematischen Aufbau zeigt Abbildung 3-2 auf Seite 36. Zunächst einige Erläuterung zu den einzelnen Komponenten. Winamp 1 mit Playlist ist die eigentliche Quelle des Audiostreams. Winamp dekodiert die mp3-Dateien und sendet die Daten an das DSP Plug-in. Dieses übernimmt die Enkodierung des Signals in der gewünschten Bitrate und schickt das Ergebnis an den Shoutcast-Server.1 Außerdem tauscht es via XML Metadaten mit dem Server aus. Das Plug-in ist zur Zeit nur für Windows/Intel Plattformen erhältlich, die Forderung nach Plattformunabhängigkeit kann damit nicht erfüllt werden.2 Es gibt derzeit leider noch keine Alternative dazu. Das DSP Plug-in funktioniert nur, wenn ein mp3-Codec installiert ist. Dieser Codec übernimmt die Enkodierung des Signals in das gewünschte mp3-Format. Ab Windows 98 wird der Codec automatisch mit der Installation des Windows Media Players mitinstalliert. Sollte der Codec nicht vorhanden sein, gibt das Plug-in eine Fehlermeldung aus. In diesem Fall ist es am einfachsten, die MS NetShow Services zu installieren, da dabei automatisch auch der mp3-Codec eingerichtet wird.3 Die von Microsoft installierten Codecs sind kostenlos erhältlich, bzw. im Betriebssystem enthalten. Sie basieren auf dem original Fraunhofer Algorithmus und stellen somit eine 1. Informationen über Plug-in und Server sowie deren Installation gibt es in der dazugehörigen Dokumentation, Nullsoft, SHOUTcast Documentation, 1999, S. 1-13 2. unter http://www.shoutcast.com/download/broadcast.phtml#plugdownload 3. zu erhalten unter http://mskyus.www.conxion.com/msdownload/netshow/3.01/x86/en/nstools.exe 35 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien 56 kbps-Stream An Clients DSP-Plug-in Æ Winamp 1 56 kbps-Stream + Playlist Server liefert 56 kbpsStream Shoutcast Shoutcast Loopback-Server Relay-Server 56k DSPPlug-in 24 kbpsStream Connected auf Loopback-Server und spielt 56k Stream ab Winamp 2 Shoutcast Server 24k 24 kbps-Stream Audiosignalfluß Rechner: PCS-15 Abbildung: 3-2 Schema Realisierungsstufe 1 36 An Clients Rechner: glfservice Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 1 qualitativ hochwertige mp3-Kodierung zur Verfügung, allerdings sind sie aus Lizenzgründen in ihrer Funktion beschränk. Die erste Einschränkung besteht darin, dass bei der Enkodierung von Audiosignalen eine maximale Bitrate von 64 kbps verwendet werden kann. Für Streaming- Anwendungen ist dies im Moment noch ausreichend. Gravierender ist deshalb die zweite Beschränkung auf nur eine Instanz des Codecs zur gleichen Zeit. Das bedeutet, dass zwei Programme, die den Codec verwenden wollen, nicht zur gleichen Zeit lauffähig sind, da jedes von ihnen eine Instanz des Codecs erzeugen möchte. Existiert bereits eine Instanz, so meldet der Codec ein „belegt“ an das rufende Programm, welches dann eine Fehlermeldung ausgibt. Rufendes Programm im Fall von Shoutcast mp3-Streaming ist das DSP Plug-in. Möchte man, so wie es sich bei Radio GLF eingebürgert hat, zwei verschiedene Bitraten zur Verfügung stellen, sind zwei DSP Plug-ins notwendig, die dann zwei Instanzen des mp3-Codecs erfordern. Es gibt für dieses Problem mehrere Lösungsmöglichkeiten: Einfachste und beste Möglichkeit ist die Installation des voll funktionsfähigen mp3-Codecs – genannt „MPEG Layer-3 Audio Codec (Professional) - vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS).1 Diese Version erlaubt mehrere Instanzen und Bitraten bis zu 320 kbps. Insbesondere unter Windows 2000 kann es angeblich zu Problemen kommen, wenn der Professional- Codec – bei bereits vorhandenem normalen mp3-Codec – als zweiter mp3-Codec installiert werden soll. In diesem Fall gibt es eine zweite Lösungsmöglichkeit: Man verwendet keine zwei original Nullsoft DSP Plug-ins, sondern nur eines und ruft damit auch nur eine Instanz des Codecs auf. Für den zweiten Stream kann auf ein DSP Plug-in zurückgegriffen werden, das keinen externen mp3-Codec benötigt, sondern der Codec bereits in das Plug-in integriert ist. Ein solches Plug-in ist zum Beispiel das Oddcast DPS Plug-in, das den LAME mp3-Algorithmus verwendet.2 LAME (= Lame ain’t no mp3 encoder) ist ein Open-Source Projekt und so frei erhältlich. Die damit erreichte Audioqualität des Streams ist geringer als die Qualität, die mit dem original Fraunhofer mp3-Codec erzielt werden kann. 1. Download unter http://www.iis.fhg.de/audio/ 2. mehr Informationen und Download unter http://www.oddsock.org/ 37 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Deshalb gibt es noch eine relativ aufwendige dritte Möglichkeit: Das zweite DSP Plug-in läuft auf einem anderen Rechner und bekommt sein Eingangssignal entweder über das Netzwerk - der schematisch Aufbau wäre dann ähnlich wie in der Realisierungsstufe 1 oder analog über Line-in der Soundkarte. Auf dem Senderechner von Radio GLF war der Fraunhofer Professional Codec problemlos zu installieren, so dass diese Lösung verwendet wird um zwei verschiedene Bitraten zu erzeugen. In Realisierungsstufe 1 ist das DSP Plug-in von Winamp 1 folgend konfiguriert: Shoutcast-Server ist in diesem Fall der auch im Schema dargestellte Loopback Server, der lokal auf dem selben Rechner wie das DSP Plug-in läuft. Als IP ist deshalb „localhost“ ausreichend, der Port kann auf dem standardmäßig eingestellten Wert 8000 verbleiben. Weiterhin sind Einstellungen im Format-Auswahlfenster von Bedeutung. Hier wird die Bitrate des zu erzeugenden Streams eingestellt, in diesem Fall 56 kbps, die Samplerate beträgt 22050 Hz im Stereo-Modus. Der vom DSP Plug-in erzeugte 56 kbps mp3-Stream wird vom Loopback Server empfangen und steht dann am eingestellten Port den Winamp-Clients zur Verfügung. Ein Shoutcast-Server ist eine Anwendung, auf die den vom DSP Plug-in eingehenden Stream nach Bedarf vervielfacht und an verbundene Winamp-Clients schickt. Erst dadurch wird Live-Übertragung und –Empfang von mp3-Daten möglich. Weiterhin sammelt der Server Daten über Clientverbindungen und gespielte Titel, die dann über ein XML-Interface zur Auswertung weitergeleitet werden können. Ferner ermöglicht der Server das, im Vergleich zum on-demand mp3-Streaming über den Webserver, sicherere Streaming von on-demand Inhalten. Der Shoutcast-Server entspricht der Forderung nach Plattformunabhängigkeit, es sind Versionen für mehrere Betriebssysteme erhältlich.1 Der Server sowie das DSP Plug-in sind ebenfalls Freeware. Der Shoutcast-Server wird in unserem Fall als „Loopback Server“ verwendet, seine Aufgabe besteht lediglich darin, den Stream an Winamp 2 zu liefern, der daraus einen 24 kbps Stream generiert. Die Konfiguration von Winamp 2 sieht folgendermaßen aus: Als Eingangssignal wird der 56 kbps Stream des Loopback Servers verwendet. Zugang zu diesem Stream 1. unter http://www.shoutcast.com/download/ 38 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 1 bekommt man, indem man in die „Open location“ Box von Winamp die Adresse und den Port des Servers einträgt, in diesem Fall „localhost:8000“. Die Konfiguration des DSP Plug-ins funktioniert analog zu der von Winamp 1. Die Bitrate wird auf 24 kbps, 22050 Hz, Mono eingestellt. Für IP und Port gibt man die entsprechenden Werte ein, die zur Konfiguration des 24 kbps Shoutcast-Servers passen. Da sich dieser Server auf einem anderen Rechner befindet, muss es diesmal eine tatsächlich existierende IP Adresse sein. Wenn man dann mit Winamp 2 auf „Play“ geht und das DSP Plug-in aktiviert wird der empfangene 56 kbps Stream in einen 24 kbps Stream umgewandelt und an den Server geschickt. Die zwei Shoutcast-Server, auf die dann die Hörer über das Internet zugreifen können, laufen bei Radio GLF z.Zt. auf einem Linux-Rechner. Für die Realisierungsstufe 1 ist der 56k Server als Relay-Server konfiguriert. Dies bedeutet, dass der Server keine direkte Verbindung zu einem DSP Plug-in zulässt, der Stream wird stattdessen von einem anderen Shoutcast-Server abgeholt. Dazu müssen dem Relay-Server die Zugangsdaten des Ursprung-Servers bekannt gemacht werden. Im Prinzip werden dabei in der Serverkonfiguration dieselben Werte (IP Adresse und Port) eingetragen, wie wenn ein Winamp den Stream abspielen würde. Der Relay-Server hat also eine ähnliche Funktion wie Winamp 2, allerdings wird nichts mehr kodiert. Der Server sendet mit derselben Bitrate, mit der er empfängt. Der 24k Server ist als Standard Shoutcast-Server konfiguriert, so dass er den 24 kbps Stream von Winamp 2 empfangen kann. Zu beachten ist, dass beide Server auf demselben Rechner laufen und somit auch die gleiche IP Adresse haben. Der Unterschied ist die Portadresse, diese ist für jeden Server verschieden. In diesem Fall ist der 56k Server über Port 9000 zu erreichen, der 24k Server über Port 7000. 3.2.1.3 Der praktisch Einsatz von Realisierungsstufe 1 Der praktische Einsatz dieser ersten Stufe der Automatisierung ist eigentlich problemlos. Winamp 1 sollte in den „Repeat“ und „Shuffle“ Modus gestellt werden, damit die Titel in der Playlist endlos und in unterschiedlicher Reihenfolge abgespielt werden. 39 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Für einen reibungslosen Start des Systems – zum Beispiel nach einem Neustart des Rechners – ist die Reihenfolge wichtig, mit der die einzelnen Winamps und Server gestartet werden. Folgende Auflistung gibt die entsprechende Reihenfolge wieder: 1. Loopback - Server 2. 24k Server und 56k Relay - Server (diese können immer akiviert bleiben.) 3. Winamp 1, Abspielmodus 4. Konnektieren des DSP Plug-ins von Winamp 1 5. Winamp 2, Abspielmodus 6. Konnektieren des DSP Plug-ins von Winamp 2 3.2.1.4Probleme Das System funktioniert im Gesamten recht gut. Der vorgestellte Aufbau war über die Dauer mehrerer Semester hinweg bei nicht-automatisierten Sendungen im Einsatz. Es gibt jedoch einige Problemstellen: Mehrfache mp3-Kodierung: Das 56 kbps- Signal ist deutlich schlechter als das Eingangssignal (welches analog oder digital in Form von mp3-Titeln zugeführt wird).1 Dieses 56kbps Signal dient dann als Quelle für den 24 kbps Encoder, was effektiv zu einem noch schlechteren Stream führt. Wenn man diesen Stream mit einem 24 kbps Stream vergleicht, der eine qualitativ hochwertige Quelle hat sind qualitative Unterschiede hörbar. Höherer Ressourcenverbrauch: Winamp 2 dekodiert den 56 kbps Stream um ihn anschließend wieder zu kodieren. Der Dekodierungsvorgang verbraucht unnötig Prozessorleistung. Hinzu kommt der Loopback Server, der ebenfalls Prozessorleistung wie auch Arbeitsspeicher benötigt. Insgesamt entsteht dadurch eine relativ gering Mehrbelastung des Systems, die unter normalen Umständen vernachlässigt werden könnte. Wenn aber auf demselben Rechner bei LiveSendungen zusätzlich ein MS Media Encoder und ein RealProducer laufen ist das System bis in den Grenzbereich ausgelastet. Systemressourcen sollten also wo möglich eingespart werden. 1. Vgl. Stoll, G., 1999, Broadcast@Internet, S. 32-52 40 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 Keine „One Button-“ Lösung: Das System erfordert bestimmtes Wissen über Funktionalitäten und Aufbau um es problemlos bedienen zu können. Die Praxis hat gezeigt, dass das System nicht von jedem sofort gestartet werden kann, da die oben beschriebene Reihenfolge eingehalten werden muss. Ein einzelner Button oder Link zum Starten des Systems wäre wünschenswert. Keine richtige Webcasting Lösung: In Stufe 1 wird nur der Audioteil eines WebcastingSystems automatisiert. Zusatzdienste und –Informationen stehen nicht zur Verfügung, ebenso wenig wie automatisierte Interaktionsmöglichkeiten. 3.2.2 Realisierungsstufe 2 3.2.2.1„Jetzt läuft“ und „Die letzten 10“ „A full 60 percent of radio station Web site visitors said they were very interested in the ‘titles and artists of songs recently played on the station’ on radio station Web sites.”1 Nach erfolgreichem Testlauf der Realisierungsstufe 1 folgt mit Stufe 2 eine Erweiterung in der Funktionalität sowie einigen Änderungen in der technischen Umsetzung. Die im vorigen Kapitel genannten Probleme werden dabei weitgehend gelöst. Inhaltlich ändert sich das Konzept des automatisierten Sendeablaufs in der Realisierungsstufe 2 nur wenig. Das Programm besteht immer noch aus den 200 Musiktiteln, die jetzt aber mit alten Sendungen und Beiträgen aus dem Archiv gemischt werden. Aus den vergangenen Semestern waren acht komplette GLF Radiosendungen archiviert, zusätzlich werden die aktuellen Sendungen aus dem Sommersemester 2001 hinzugefügt – sobald sie für das Archiv vorliegen. Eine typische Radiosendung ist dabei ein Mitschnitt bzw. Archivdatei des DSP Plug-ins, der während der Live-Sendung erstellt wird. Es sind somit alle Moderationen, Beiträge und Musiktitel fertig abgemischt und an einem Stück – ohne Pause oder Unterteilungen – vorhanden. Im Durchschnitt ist eine Sendung etwa 120 Minuten lang. Sind von den jeweiligen Sendungen noch Beiträge in eigenständigen Dateien, also in Form von mp3-Dateien vorhanden, so werden auch diese der Playlist hinzugefügt. Mit Verlauf des Sommersemesters 2001 sind fast alle in 1. Arbitron/Edison Media Research, Radio Station Web Site Content, 2000, S. 13 41 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien diesem Semester entstandenen Beiträge als Einzelstücke im Archiv vorhanden und können weiterverwertet werden. Verbesserungen sind noch im Sound des automatisierten Programms möglich. Bei den Live-Sendungen von Radio GLF werden die Beiträge, Moderationen und Musiktitel mit dem Mischpult zusammengemischt, so dass flüssige Übergänge zwischen den einzelnen Programmelementen entstehen. Musikstücke werden nicht ganz ausgespielt, wenn sie gegen Ende immer leiser werden, sondern das neue Stück wird schon abgefahren, solange das vorige Stück noch läuft. Nach Beiträgen wird lückenlos in Musik übergegangen, folgt danach eine Moderation, kann der Moderator über das ausklingende Stück sprechen. Durch diese Vorgehensweise entsteht ein lebendiges Klangbild, und es gibt – idealerweise – keinen Moment, in dem der Lautstärkepegel unter einen gewissen Wert fällt. Da es praktisch keine „Stille“ gibt, haben die Zuhörer keine Zeit um den Sender zu wechseln. Zusätzlich wird das abgemischte Audiosignal noch durch einen Dynamikkompressor bearbeitet, der eine weitere Anhebung des gesamten Lautstärkepegels gestattet. Insbesondere bei niederen Bitraten führt dies zu einer Verbesserung der Tonqualität beim Hörer. Während des automatisierten Programms werden diese Klangverbesserungen bisher nicht durchgeführt, da das Signal von Winamp abgespielt und direkt gesendet wird. Hat zum Beispiel ein Musikstück einen sehr leisen Anfang oder eine lange Ausblendung am Ende, so spielt Winamp dennoch das ganz Stück ab. Aufgrund des Qualitätsverlust durch die Enkodierung, die für Streaming notwenig ist, werden leise Passagen nicht oder nur sehr schlecht wiedergegeben. Beim Empfänger kommen also nur Stille und Störgeräusche an. Ein weiteres Problem ist, dass Musiktitel oder Beiträge oft einen unterschiedlichen Lautstärkepegel haben. Bei Live-Sendungen korrigiert dies der Tontechniker, bei automatisierten Sendungen muss auch dies automatisch funktionieren. Ein Ziel der Realisierungsstufe 2 ist es deshalb auch, das Klangbild des automatisierten Programms an das Niveau der Live-Sendungen anzupassen, es soll ein professioneller Klang entstehen. Die erweiterte Funktionalität besteht im Grunde aus zwei neuen HTML-Seiten, die gemäß ihrem Inhalt mit „jetzt läuft“ und „Playlist“ bezeichnet werden. Mit der „jetzt läuft“ - Seite wird der Name des aktuellen Titels sowie der aktuelle Interpret in die Radio 42 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 GLF Webseite integriert. Außerdem gibt es einen Link auf die „Playlist“- Seite, die weitergehende Informationen enthält. Zusätzlich zu Name und Interpret des aktuellen Titels sind noch die Dauer des Titels, sowie Name und Interpret des folgenden Titels vermerkt. Ferner gibt es auf dieser Seite eine Liste der letzten zehn gespielten Titel, die mit Namen und Interpret aufgeführt werden. Wie für jede andere zu erstellende Webseite sind auch für diese zwei Seiten einige Vorüberlegungen nötig, um ein optimal angepasstes Design der Seiten zu erreichen. Insbesondere die Aufteilung und Darstellung der Informationen sind von Bedeutung. Die Gestaltung hinsichtlich Farben und Schriftarten hat sich ohnehin an die bereits vorhandene Webseite von Radio GLF zu halten, so dass in diesem Bereich keine Überlegungen notwendig sind. Wie schon erwähnt gibt es zwei neue HTML-Seiten. Eine Aufteilung der Informationen auf zwei Seiten ist nicht nur sinnvoll, sondern im Fall der bestehenden Radio GLF Webseite auch notwendig. Auf der Seite ist nur noch eine sehr kleine Fläche vorhanden, die sowohl während des automatisierten Betriebs als auch während der Live-Sendungen frei zu verwenden ist (siehe Pfeil in Abbildung 3-3). Die für den Besucher der Seite Abbildung: 3-3 Radio GLF Webseite, Anfang SS 2001 43 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien interessanteste Information in Bezug auf den Audiostream sind Name und Interpret des aktuellen Titels. Diese Informationen passen genau in die noch freie Fläche hinein. Ein Besucher der GLF Hompage kann so direkt – ohne weitere Klicks – sehen, was er hören könnte, wenn er den Stream einschalten würde. Gefällt ihm, was er sieht, wird er wahrscheinlich einschalten. Weiterhin kann es den Fall geben, dass Hörer nicht über die Radio GLF Webseite zum GLF Stream gelangt sind, sondern zum Beispiel über dem Stream des Internet Hochschul Radio Verbunds (IHR). Möchten diese Hörer wissen, was gerade läuft, haben diese auch einen Grund die GLF Website zu besuchen, wo sie die gewünschten Informationen unverzüglich bekommen. In der kleinen Box mit den „jetzt läuft“ Informationen, befindet sich euch ein Link zur „Playlist“ Seite, die in einem neuen, in der Größe angepassten Fenster erscheint. Diese Seite ist so gestaltet, dass sie zum einen für Hörer interessant ist, die nebenbei über längere Zeit dem Stream zuhören und nicht immer die ganze Webseite sehen möchten, weil sie vielleicht nebenbei noch surfen oder arbeiten. Das relativ kleine „Playlist“ Fenster kann auf dem Desktop an die Seite geschoben werden und nur bei Bedarf in den Vordergrund gebracht werden. Zum andern ist diese Seite für Hörer interessant, die Radio GLF noch nicht kennen. Sie können sehen, welche Titel in der letzten Zeit gespielt wurden und so Rückschlüsse auf das Programm ziehen. Sind die gespielten Titel nach ihrem Geschmack, ist es wahrscheinlich, dass sie den Stream einschalten werden. Wie schon erwähnt, enthält die „Playlist“ Seite die „die letzten 10“-Liste mit den zehn zuletzt gespielten Titeln und Interpreten. Eine Beschränkung auf zehn Titel ist sinnvoll, da sonst die Seite zur Darstellung mehr Platz auf dem Desktop beansprucht und auch die Informationstiefe sehr groß wird. Bei einer durchschnittlichen Dauer von 3,5 min. pro Titel reicht die Liste eine gute halbe Stunde in die Vergangenheit. Da aber auch komplette GLF Sendungen aus dem Archiv gesendet werden und somit in die Liste aufgenommen werden, gibt die „die letzten 10“-Liste Auskunft über einen Zeitraum von mehreren Stunden. Am unteren Ende der Seite befindet sich ein Hinweis auf die letzte Aktualisierung der Seite. Daran kann erkannt werden, ob die Seite wirklich aktuell ist und bestätigt somit die Gültigkeit der enthaltenen Informationen. Bei den Informationen auf der Seite handelt es sich um zeitkritische Informationen, d.h. sie sind nur innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens gültig. Durch technische Ausfälle (Server, Netzwerk, 44 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 Winamp, ...) sowie durch das manchmal unvorhersehbare Cache-Verhalten der Browser ist eine synchrone, rechtzeitige Darstellung der Seite nicht immer gewährleistet. Eine Zeile auf der Seite mit der genauen Angabe von Erstellungsdatum und Erstellungszeit erhöht also die Glaubwürdigkeit dieser Seite, da erkannt werden kann, dass sie tatsächlich aktuell ist. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Akzeptanz der Seite aus. 3.2.2.2Technische Umsetzung Realisierungsstufe 2 Auch bei Stufe 2 kommt ausschließlich Winamp als Player zum Einsatz. Mit seiner Plugin Struktur und den zahlreichen kostenlos erhältlichen Plug-ins lassen sich die o.g. Ziele – theoretisch – in die Praxis umsetzen. Auf die dabei entstandenen Schwierigkeiten wird in Kapitel 3.2.2.4 eingegangen. Für das bessere Verständnis der technischen Umsetzung sind Kenntnisse über die Plug-in Struktur von Winamp nötig, die folgend erläutert wird.1 Input Interaktion Eine Input Plug-in General Plug-in des An erster Stelle in Winamp steht das Input Plugin. Input Plug-ins ermöglichen das Abspielen verschiedenen Medienformaten. Je nachdem, was für ein Plug-in installiert ist kann Winamp nicht nur mp3-Dateien, sondern auch Output DSP Plug-in Darstellung Audiosignalflusses zeigt Abbildung 3-4. von Visual. Plug-in grafische wav-Dateien, AIFF-Dateien, AU-Dateien oder sogar Videodateien im MPEG oder AVI Format abspielen. Dabei entsteht ein Bitstrom, der den Output Output Plug-in nachfolgenden Plug-ins zur Verfügung steht. Winamp Plug-in Struktur Das Visualization Plug-in bekommt seine Eingangsdaten direkt vom Input Plug-in. Die Abbildung: 3-4 Signalfluss duch Winamp Plug-ins Daten sind die Basis für die Berechnung grafischer Effekte und Visualisierungen. Diese Plug-in hat keinen Einfluss auf das Audiosignal, es liefert nur eine optische Darstellung derselben. 1. vgl. auch Nullsoft, Writing Plug-ins, 1999 45 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Das DSP Plug-in bezieht seine Daten ebenfalls direkt vom Input Plug-in. Plug-ins dieser Art verändern normalerweise das Audiosignal, so gibt es zum Beispiel Module, die die Funktion von Equalizern oder Dynamikkompressoren übernehmen. Es kann jeweils nur ein einziges DSP Plug-in aktiviert sein, ein Wechsel des Plug-ins ist während der Laufzeit möglich. Das Shoutcast Source Plug-in ist auch ein DSP Plug-in, es verändert das Audiosignal jedoch nicht, sondern sendet es lediglich an den Shoutcast-Server. Das Output Plug-in empfängt seine Eingangsdaten vom DSP Plug-in und steht an letzter Stelle in der Winamp Plug-in Struktur. Es schickt die Daten an das entsprechende Ausgangsgerät, typischerweise ist dies die Soundkarte. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, denn Output Plug-ins werden auch dazu benützt, um das von Winamp verarbeitete Signal wieder auf Festplatte zu schreiben, zum Beispiel als unkomprimierte wav-Datei oder wieder im mp3-Format. Die Überblendung von einem Titel in den nächsten Titel kann auch als Output Plug-in realisiert werden. General Plug-ins haben keinen direkten Einfluss auf das Audiosignal, sie ermöglichen hingegen einen Zugriff auf Winamp selbst. Es können aktuelle Daten abgerufen und verarbeitet werden sowie Erweiterungen des Winamp Interfaces realisiert werden. General Plug-ins laufen ständig im Hintergrund, es können bis zu 256 Plug-ins gleichzeitig verwendet werden. Eine wichtige Rolle bei der technischen Umsetzung von Realisierungsstufe 2 ist die Möglichkeit mit Winamp ID3 Tags zu verarbeiten. ID3 Tags können in mp3Dateien enthalten sein und Metadaten über die speichern.1 Audiodaten Realisierungsstufe 2 sieht vor, dass Titel Abbildung: 3-5 Winamp ID3 Tag und Interpret auf einer Webseite erscheinen sollen. Für diese Daten gibt es entsprechende Felder im ID3 Tag, sowie Felder für weitere Informationen.2 Abbildung 3-5 zeigt die MPEG Info Box von Winamp, es sind alle verfügbaren Felder 1. Mehr Informationen zu ID3 Tags ist zu finden bei http://www.id3.org/ 2. In Winamp können diese bei laufendem Titel mit „alt + 3“ angezeigt werden. 46 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 zu erkennen. Für eine Nutzung dieser Daten muss das MPEG Input Plug-in entsprechend konfiguriert werden.1 Dann können die Daten in der Winamp Playliste angezeigt und auch von anderen Plug-ins verarbeitet werden. Es gibt inzwischen eine neuere Version der Tags (ID3v2), die noch weitere Informationen aufnehmen kann (vgl. Abbildung 3-5). Allerdings sind diese Tags noch nicht so weit verbreitet wie die alte Version, mit dem Nachteil, dass sie von vielen Plug-ins noch nicht vollständig unterstützt werden, da diese noch mit der alten C++ ID3 Library programmiert wurden. Doch wie kommen die Daten in die Tags? Hier gibt es mehrere Lösungen. Am einfachsten ist es, wenn die Felder direkt bei der Erstellung der mp3-Datei vom verwendeten Rip-Programm ausgefüllt werden.2 Titeldaten und Interpretendaten für die jeweilige CD können automatisch aus dem Internet heruntergeladen werden oder von Hand eingegeben werden. Sie werden dann in die entsprechenden Felder des mp3-Tags eingetragen. Fehlt bei einem bereits vorhandenen mp3-File das Tag, so kann mit den meisten Abspielprogrammen das Tag angezeigt und ausgefüllt werden. Dies ist jedoch relativ zeitaufwendig und deshalb nur bei einer kleinen Anzahl an Dateien praktikabel. Es gibt einige Tools, die das massenhafte Ausfüllen von mp3-Tags ermöglichen. Bewährt hat sich im praktischen Einsatz das Programm „ID3 TagIt“.3 Mit Hilfe dieses Tools konnten die Sendungen und Beiträge aus dem GLF Archiv einheitlich benannt werden, sowie die Daten in die entsprechenden Felder des Tags geschrieben werden. Als sehr hilfreich erweist sich auch die Möglichkeit mit „ID3 TagIt“ evtl. vorhandene ID3v2 Tags komplett aus den Dateien zu entfernen, denn wenn beide Tags vorhanden waren wurden die Informationen – wie Titel und Interpret – auf der Webseite doppelt dargestellt. Dies ist auf die o.g. mangelnde Unterstützung der neuen Tags zurückzuführen. Die für Realisierungsstufe 2 benötigten Daten können problemlos in den Feldern der alten ID3 Version untergebracht werden. Das Schema in Abbildung 3-6 auf Seite 48 zeigt den Fluss der Audiodaten durch Winamp und die verwendeten Plug-ins. Im Vergleich mit der Realisierungsstufe 2 sind 1. Siehe Nullsoft, MPEG Input Plug-in, 2001 2. Diese Programme werden auch „CD-Ripper“ genannt und wandeln Audio CDs in ein Datenformat wie mp3 oder Realaudio um. 3. Siehe auch Kapitel 2.1.3 -„Sonstige Tools“ 47 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien 24 kbps-Stream 56 kbps-Stream An Clients An Clients Winamp + Playlist DSPPlug-in 1 erzeugt 24 kbpsStream Erzeugt automatische Überblendungen DSPPlug-in 2 erzeugt 56 kbpsStream Advanced Crossfading Plug-in DSP Stacker Plug-in Rock Steady Audiosignalfluß Abbildung: 3-6 Schema Realisierungsstufe 2 48 Limiter Plug-in Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 einige Veränderungen ersichtlich: Als Output Plug-in ist hier das „Advanced Crossfading“ (ACF) Plug-in installiert.1 Dieses Plug-in realisiert die automatische Überblendung vom Ende des aktuellen Titels in den Anfang des neuen Titels. Es gibt mehrere Plug-ins mit denen eine automatische Überblendung umgesetzt werden kann, jedoch muss dann die Überblendzeit fest angegeben werden. Die Besonderheit des ACF Moduls ist es hingegen, dass die Überblendzeit durch die Analyse des Audiosignals dynamisch berechnet wird. Durch eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten kann das Plug-in an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Insbesondere die Parameter für den Audiopegel, bei dem eine Ein- oder Ausblendung erwünscht wird sowie die Puffergröße – diese regelt die Vorausschau-Zeit und damit die maximale Überblendzeit – haben starken Einfluss auf das Ergebnis, welches über Lautsprecher zu beurteilen ist. Es braucht viel Zeit und Versuche um eine Einstellung zu finden, die sowohl für Musik als auch für Beiträge verwendbar ist. Besonders bei Wortbeiträgen kann es sein, dass das ACF Plug-in den letzen Satz abschneidet, wenn dieser nicht einen hohen Audiopegel aufweist. Ist das Plug-in schließlich eingerichtet, so ergibt sich ein Audiosignal, bei dem es keine zu leisen Stellen zwischen den einzelnen Titeln gibt. Ist ein Stück am Anfang zu leise, so wird es erst eingeblendet, wenn genügend Pegel vorhanden ist. Endet ein Stück mit einer langsamen Ausblendung, so wird das nächste Stück schon früher eingeblendet. Wortbeiträge und Jingles werden ohne hörbare Lücke in das Signal eingegliedert. Als Output Plug-in steht das ACF Plug-in an letzter Stelle im Winamp Signalfluss, so dass das Signal standardmäßig nicht mehr von einem DSP Plug-in verarbeitet werden kann.2 Um aber die Überblendungen auch im Audiostream hören zu können, muss das Shoutcast DSP Plug-in das vom ACF Plug-in erzeugte Signal als Eingangsquelle erhalten. Das ACF Plug-in hat deswegen eine interne DSP Sektion, bei der alle in Winamp installierten DSP Plug-ins aufgelistet sind; das Shoutcast DSP Plug-in kann somit das richtige Signal erhalten. Jedoch gilt auch hier die Beschränkung, dass nur ein einziges Plug-in zur gleichen Zeit verwendet werden kann. Realisierungsstufe 2 sieht jedoch vor, dass ein Winamp zwei Shoutcast- Streams erzeugt und das Signal außerdem noch mit einem Dynamik-Effektmodul bearbeitet wird. Damit 1. Download und weitere Informationen unter http://www.sqrsoft.com/ 2. Vgl. Abbildung 3-4 auf Seite 45 49 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien dies realisiert werden kann ist der Einsatz des „DSP Stacker“ Plug-ins notwendig. Der DSP Stacker ist selbst ein DSP Plug-in, in dem weitere DSP Plug-ins in Reihe geschaltet werden können.1 Wie in Abbildung 3-6 auf Seite 48 ersichtlich, sind im DSP Stacker Plug-in drei weitere DSP Plug-ins eingerichtet. An erster Stelle steht „Rock Steady“, ein Modul das zur Dynamikkompression und als Limiter eingesetzt ist und nach einigen Tests mit anderen, ähnlichen Plug-ins sich als am besten klingende Lösung erwiesen hat. Das Signal mit dem so maximierten Audiopegel wird nun an die beiden Shoutcast DSP Plug-ins weitergleitet. Das Shoutcast DSP Plug-in 2 erzeugt den 24 kbps Stream und ist genau gleich konfiguriert wie das DSP Plug-in von Winamp 2 in Realisierungsstufe 1. Das 56 kbps Plug-in hingegen ist anders konfiguriert, da es keinen Loopback Server mehr gibt. Der ehemalige Shoutcast Relay Server von Realisierungsstufe 1 ist jetzt als normaler Shoutcast-Server konfiguriert, so dass das Shoutcast DSP Plug-in 1 seinen 56 kbps Stream nun direkt an diesen senden kann. Für die Hörer von Radio GLF hat sich somit nichts geändert, sie haben weiterhin die Auswahl zwischen einem 24 kbps Stream und einem 56 kbps Stream, die von den gleichen Servern wie in Realisierungsstufe 1 gesendet werden. Eine weitere Vorgabe, die in dieser Stufe umzusetzen ist sind die Zusatzinformationen, die auf der Webseite angezeigt werden sollen. Es gibt für Winamp einige Plug-ins, die für eine automatische Generierung von Dateien geeignet sind. Da es sich dabei um Aufgaben handelt, die nicht direkt den Audiostream beeinflussen und im Hintergrund ablaufen können, handelt es sich hierbei um Plug-ins vom Typ „General“.2 Zwei davon eignen sich besonders zum Erzeugen von HTML Seiten: DoSomething - „Whenever a song changes ... this plugin is responsible for doing ‚something’“3- und MusicTicker4. Letzteres wird jedoch anscheinend nicht mehr weiter entwickelt.5 DoSomething wird zur 1. 2. 3. 4. 50 Download und weitere Informationen unter http://www.spacialaudio.com/ vgl. Abbildung 3-4 auf Seite 45 Download und Dokumentation unter http://www.oddsock.org/tools/dosomething/ Download und Dokumentation unter http://www2.kenyon.edu/People/varmaa/mticker/ Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 Zeit noch ständig weiterentwickelt und in der Funktionalität erweitert, weshalb dieses Plug-in in Realisierungsstufe 2 zum Einsatz kommt. Input-Templates Parsed Templates und ersetzt Variable mit echten Daten Do Something Plug-in Übertragung der HTML Seiten per FTP auf Webserver Webserver Fertige HTML Seiten Abbildung: 3-7 Realisierungsstufe 2 - Schema DoSomething 5. Im Allgemeinen werden die meisten Plug-Ins für Winamp von Privatpersonen in deren Freizeit programmiert und bei http://www.winamp.com/plugins/ kostenlos zum Download angeboten. Es gibt deshalb große Unterschiede in der Qualität der Plug-ins, die von „unbrauchbar“ bis „professionell“ reicht. 51 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien DoSomething verwendet Daten, die von Winamp aus der Playlist, dem ID3 Tag der jeweiligen Titel stammen, sowie Daten, die es via XML vom Shoutcast-Server bekommt - sollte einer in Betrieb sein. Die so gewonnenen Informationen werden intern in Variablen gespeichert. Es können nun Templates angelegt werden, also typischerweise ein HTML oder Textdatei, bei denen dann von DoSomething Platzhalter-Tags, wie beispielsweise %%CURRENTSONG%% für den aktuellen Titel, durch die aktuellen Werte der entsprechenden Variable ersetzt werden. Die so erzeugte Datei wird dann anschließend per FTP von DoSomething auf einen Webserver übertragen. In Abbildung 3-7 ist der grundsätzliche Ablauf skizziert. Oben sind die Input-Templates dargestellt, man kann dort die einzelnen Platzhalter-Tags erkennen. Wenn in Winamp nun ein Titelwechsel stattfindet werden diese Templates von DoSomething verarbeitet und in die unten dargestellten fertigen HTML Seiten gewandelt; es sind die Platzhalter mit den entsprechenden aktuellen Informationen zu erkennen. Anschließend lädt das Plug-in die Seiten per FTP auf den GLF Webserver, und die Besucher der Webseite werden mit den aktuellen Informationen zum Programm versorgt. Es ist zu beachten, dass die Informationen nur zu dem Zeitpunkt aktuell sind, zu dem der Besucher die Webseite aufruft. Die Informationen auf der „jetzt läuft“ und der „Playlist“ Seite veralten, sobald ein neuer Titel gespielt wird. Da es sich bei diesen Seiten um normale Webseiten handelt, eignet sich zum Pushen der Informationen ein „automatisiertes Pull“ Verfahren. Bei diesem Verfahren aktualisiert der Webbrowser die HTML-Seite nach einer bestimmten Zeit, die im Quellcode der Seite angegeben ist. Hat die Seite auf dem Webserver ein neueres Erstellungsdatum als die Seite, die im Moment dargestellt wird, so lädt der Browser die Seite herunter. Ist das Erstellungsdatum gleich, so zeigt er die Seite aus dem lokalen Cache Speicher an. Zu beachten ist, dass selbst wenn die Seite nicht heruntergeladen wird dennoch eine Verbindung zum Server aufgebaut werden muss, um zu überprüfen, ob es eine neuere Version der Seite gibt. Dieser Verbindungsaufbau erfordert – zwar nur sehr wenig – Bandbreite, die den anderen Diensten der Seite dann fehlt. Bei Webcasting Angeboten ist die verfügbare Bandbreite meist bis an die Grenze ausgelastet, so dass überflüssige Belastungen zu vermeiden sind. Auf dieser Basis sind dann Überlegungen zur „Refresh“ Zeit der beiden HTML Seiten zu machen. 52 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 Es geht nicht nur darum, unnötige Datenübertragungen zu vermeiden, denn jede Aktualisierung erfordert auch Systemressourcen, die je nach verwendetem System mehr oder weniger begrenzt sind. Einige Test auf verschiedenen Systemen haben erwartungsgemäß zu unterschiedlichen Wirkungen geführt. Im günstigsten Fall beeinträchtigt ein „Refresh“ die Webcasting- Darbietung überhaupt nicht. Nur unschön ist ein Flackern der Seite, das entsteht, wenn die Seite nicht vom Server sondern aus dem Cache nachgeladen wird. Wenn die Seite vom Server geladen wird, hat sie einen anderen Inhalt, so dass ein Flackern als nicht störend empfunden wird. Im schlimmsten Fall kann eine Aktualisierung der Seite im Abbruch des Audiostreams resultieren. Diese Nebenwirkungen sprechen für eine relativ lange „Refresh“ Zeit, die so gut wie möglich mit der Dauer eines Titels übereinstimmen sollte, den erst nach einem Titelwechsel sind neue Informationen verfügbar. Mit DoSomething ist es möglich, die Titeldauer in Sekunden über ein weiteres Platzhalter-Tag im Template in das entsprechende Meta-Tag der fertigen HTML-Seite zu schreiben, so dass die Aktualisierung zum richtigen Zeitpunkt stattfindet. In einer ersten Version wurde dies dann entsprechend umgesetzt. Bei einem typischen GLF Sendungsmitschnitt, der aus dem Archiv gesendet wird, würde eine Aktualisierung der Seite nach 120 Minuten stattfinden. In unserem Fall ist das Problem dabei, dass der Browser mit dem Countdown der Zeit erst anfangen kann, wenn er die Seite geladen hat. Kommt nun ein Hörer erst gegen Ende der 120 Minuten Sendung auf die Seite, so würde eine Aktualisierung ebenfalls erst nach 120 Minuten erfolgen, selbst wenn in der Zwischenzeit schon einige andere Titel gespielt wurden. Der Hörer könnte dann zwar von sich aus die Seite nachladen - das Ziel, stets den aktuellen Titel automatisch auf der Webseite anzuzeigen, ist damit jedoch nicht erreicht. Ein Fehler im DoSomething Plug-in führt außerdem dazu, dass die Aktualisierungszeit auf 0 Sekunden eingestellt wird, wenn der Sende-Winamp geschlossen wird. Die resultierende pausenlose Aktualisierung der Seite kann meist nur mit dem Taskmanager beendet werden. In einer zweiten Version ist deshalb die „Refresh“ Zeit fest eingetragen und für alle Titel gleich. Bei der „jetzt läuft“ Seite beträgt diese 25 Sekunden, bei der „Playlist“ Seite 60 Sekunden. Diese Zeiten haben sich bei einigen Tests als guten Kompromiss erwiesen. Die kürzesten Audioclips, die bei Radio GLF gespielt werden, sind Jingles mit einer 53 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Dauer von meist unter 10 Sekunden, gefolgt von MI2 Audiospots mit ca. 60 Sekunden. Die Titel der Jingles müssen nicht auf der Webseite angezeigt werden, und mit einer „Refresh“ Zeit von 25 Sekunden werden gemäß dem Abtasttheorem1 alle Titel mit mehr als 50 Sekunden Spieldauer zuverlässig angezeigt. Die „Playlist“ Seite hat mit 60 Sekunden eine längere „Refresh“ Zeit, da die Informationen nur für den Gebrauch im Hintergrund konzipiert und deshalb in einem extra Fenster untergebracht sind. Die Seite wird bei Bedarf aufgerufen und zeigt dann die aktuellen Informationen an. Sehr kurze Titel werden dennoch angezeigt, da sie auf der „die letzten 10“ Liste nach unten wandern. Das DoSomething Plug-in besitzt noch weitere Funktionen, die aber für die Umsetzung der Stufe 2 nicht benötigt werden. 3.2.2.3Praktischer Einsatz Realisierungsstufe 2 In der Praxis ist das System der Realisierungsstufe 2 einfacher zu Starten als das der Stufe 1. Vorausgesetzt, die beiden ShoutcastServer auf dem Linux-Rechner (glfservice) sind betriebsbereit, so muss lediglich Winamp gestartet und in den werden. Abspielmodus Anschließend versetzt sind Abbildung: 3-8 Realisierungsstufe 2 in Betrieb die beiden Shoutcast DSP Plug-ins zu konnektieren. In aller Regel funktioniert dies ohne Probleme, so dass wiederum zwei Streams mit 24 kbps und 56 kbps erzeugt werden und des weiteren die Webseite mit textuellen Informationen zum Audiostream versorgt wird. Abbildung 3-8 zeigt die Anordnung von Winamp und Plug-ins, wie sie in Realisierungsstufe 2 auf dem Desktop erscheinen. 1. Das Abtast- oder Nyquist-Theorem wird normalerweise bei der Digitalisierung von analogen Signalen beachtet, vgl. auch Steinmetz, Multimedia-Technologie, 1999, S. 98: „Zur Festlegung der Abtastfrequenz muß das Nyquist-Theorem beachtet werden, nach dem das abzutastende Signal keine Frequenzkomponenten enthalten darf, die größer als die Hälfte der Abtastfrequenz sind.“ 54 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 Das System zu starten ist demzufolge ziemlich einfach möglich. Es sind jedoch umfangreiche Vorbereitungen und Konfigurationen nötig, um dies zu erreichen. Das Advanced Crossfading Plug-in ist mit der Version 1.60 eingesetzt, diese Version enthält ein paar Fehler, die das Plug-in und somit auch Winamp zum Absturz bringen. Die Funktion „Do not crossfade tracks smaller than” ist überhaupt nicht funktionstüchtig, würde aber benötigt werden, damit Jingles und kurze Beiträge nicht abgeschnitten werden. Alternativ lässt sich auch die Puffergröße verkleinern, so dass es nur eine sehr kurze Überblendzeit gibt, die dann nur einen kaum bemerkbares Abschneiden zur Folge hat. Die Konfiguration von DoSomething erfolgt gemäß der dazugehörigen Dokumentation.1 Zu beachten ist, dass nur absolute Pfadangaben zu den Templates funktionieren. Dies ist etwas mehr Schreibarbeit und ansonsten nur von Bedeutung, wenn das System in ein anderes Verzeichnis oder auf einen anderen Rechner kopiert wird. Außerdem sollten Statusmeldungen und Fehlermeldungen nicht aktiviert sein. Die Funktion des Plug-ins wird zwar durch eine Aktivierung nicht beeinträchtigt, es kann nur sein, dass sich manche Statusfenster nicht mehr von selbst schließen, so dass der Desktop mit diesen Fenstern unnötig belegt wird. Das Limiter Plug-in „Rock Steady“ ist sehr einfach zu konfigurieren, da es Voreinstellungen unterstützt. Die Einstellung „Soft Compression“ führt zu guten Ergebnissen, letztendlich ist es aber eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie „laut“ Radio GLF klingen soll. Ist das System gut konfiguriert so verläuft der praktische Einsatz zufriedenstellend, da beim automatisierten Betrieb alle Ziele der Realisierungsstufe 2 erreicht werden. Während den Live-Sendungen gibt es jedoch Schwierigkeiten, die programmbegleitenden Informationen weiterhin, ohne erkennbaren Unterschied, in die Webseite zu integrieren. Im Live-Betrieb werden die einzelnen Titel und Beiträge von Hand abgefahren, teilweise wird dabei Musik analog über das Mischpult von der CD oder Vinyl-Platte eingespielt. Die Moderationen erfolgen live aus der Sprecherkabine, die Dauer einer Moderation ist nur grob vorbestimmt. Es gibt zwei Konzepte, die 1. Siehe Oddsock.org, DoSomething, 2001 55 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien während des Sommersemesters 2001 getestet wurden, mit denen eine dem automatisierten Betrieb vergleichbare Aktualisierung der Seiten vorgenommen werden kann. Das erste Konzept beruht auf einem PHP Skript, das per Knopfdruck im Webbrowser die „jetzt läuft“ und die „Playlist“ Seiten aktualisiert. Das Skript befindet sich im selben Verzeichnis auf dem Webserver wie die zu aktualisierenden Seiten. Außerdem muss es noch eine Datei namens „playlist.pls“ geben, welche die Titelreihenfolge im Winamp pls-Format enthält. Um eine korrekte Funktion sicherzustellen, muss der Sendeplan und die zu spielenden Titel im voraus bekannt sein, damit eine entsprechende Playlist erstellt werden kann. Werden nun Titel von Vinyl oder CD gespielt und sollen die Moderationen auch auf der Webseite aufgeführt werden, so muss die pls-Datei – im Grunde eine Textdatei – von Hand bearbeitet werden. Denn Titel, die nicht im mp3-Format in der Winamp-Playlist vorliegen werden auch nicht in der pls-Playliste abgespeichert. Da die Informationen aus den ID3-Tags verarbeitet werden, wird nur eine korrekte Liste erstellt, wenn für jede Datei ein ausgefülltes ID3-Tag vorhanden ist. Liegt zum Beispiel ein Beitrag im wav-Format vor, so fehlen die Informationen zu Titel und Autor. Als Alternative zur (Nach-)Bearbeitung der „playlist.pls“ Datei gibt es die Möglichkeit kurze mp3-Dateien zu erstellen. Diese sollten nur Stille enthalten und ein entsprechend ausgefülltes ID3-Tag besitzen. Diese „leeren“ mp3-Dateien können dann in die WinampPlaylist aufgenommen werden und somit auch eine gültige pls-Playliste erstellt werden. Anschließend wird die Datei per FTP ins entsprechende Verzeichnis auf dem Webserver geladen. Der jeweilige Verantwortliche muss dann bei jedem neuen Titel die Aktualisierung der HTML Seiten per Buttonklick veranlassen. Das zweite Konzept ist im Prinzip identisch mit der automatisierten Lösung. Dazu muss auf dem Senderechner im Tonstudio ein entsprechend konfigurierter Winamp mit DoSomething Plug-in und optionalem Advanced Crossfading Plug-in installiert sein. Bei diesem Konzept kommt man um die Erstellung von leeren, bzw. stillen mp3-Dateien nicht herum, wenn auch analog eingespielte Quellen – wie Moderationen, Vinyl-Platten – auf der Webseite erscheinen sollen. Ansonsten ist diese Lösung flexibler als die PHPSkript Lösung, da Titel dynamisch in der Playliste angeordnet werden können. 56 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 Die Bedienung erfordert dagegen einiges an Übung. Zum einen führt DoSomething seine Aktionen nur aus, wenn der Titel mit dem „Play“ oder „Next track“ Button abgespielt werden oder beim Wechsel von einem ausgespielten zum neuen Titel. Bei Abspielen der Titel durch Doppelklick auf den Eintrag in der Playliste werden keine Aktualisierungen vorgenommen. Zum andern ist der Umgang mit dem Crossfading Plug-in gewöhnungsbedürftig. Durch die Zwischenspeicherung des Audiosignals kommt es zu Verzögerungen, wenn zum Beispiel die „Stop“ oder „Next track“ Buttons gedrückt werden. Auch ist die Restspieldauer-Anzeige in Winamp durch die Pufferung ebenfalls nicht mehr gültig, denn sie ist dem Audiosignal am Ausgang von Winamp um die Zeit der Pufferung voraus. Insgesamt stellt die Realisierungsstufe 2 im praktischen Einsatz eine zufriedenstellende Lösung dar. Im automatisierten Betrieb können damit der Klang einer professionellen Radiostation erreicht werden; das stets aktuelle Angebot auf der Webseite an Informationen zu den gespielten Titeln erreicht ebenfalls einen professionellen Standard und übertrifft sogar die Websites mancher kommerzieller Radiosender. Schwierigkeiten, aktuelle Titelinformationen bei analogen oder noch nicht erfassten Zuspielmedien auf die Webseite zu übermitteln, gibt es auch bei großen kommerziellen Radiostationen.1 3.2.2.4Probleme In diesem Kapitel wird näher auf Probleme eingegangen, die sich bei der praktischen Umsetzung der Realisierungsstufe 2 gezeigt haben. Als kritisch erweist sich die Refresh-Rate der HTML-Seiten. Wie bereits erwähnt ist dabei zu beachten, dass ein Refresh zusätzliche Bandbreite beansprucht und ein zu häufiger Refresh den Audiostream zum Abbrechen bringen kann. Lange Refresh-Zeiten bedeuten, dass die Seite möglicherweise zu alt ist und nicht die aktuellen Daten des Audiostreams darstellen. Ein weiteres Problem ist, dass es zu immer unterschiedlichen Verzögerungen kommt, nach denen ein Hörer sein Audiosignal aus dem Abspieler anhören kann. Es gibt eine Reihe Faktoren, die Einfluss auf die Verzögerung haben, wie 1. Wie in einem Informationsgespräch mit Oliver Reuther, SWR3 online, Baden-Baden am 30.5.2001 zu erfahren war. 57 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien zum Beispiel die Puffergröße, Leitungsqualität, die maximal zur Verfügung stehende Bandbreite des Hörers. Aber auch die Ausstattung und Auslastung des Servers haben Einfluss auf die Verzögerung. Diese Faktoren können von der Serverseite kaum zuverlässig und individuell abgeschätzt werden. Ein Hörer hat beispielsweise eine 46 kbps Modemverbindung ins Internet, damit möchte er den 24 kbps mp3-Stream anhören. Der Puffer in Winamp ist auf 10 Sekunden eingestellt. Im Idealfall beträgt also die Zeit, um den Puffer zu füllen ca. 5 Sekunden; in der Realität ist mit einer längeren Zeit zu rechnen, da normalerweise der Stream nur nebenher, also neben dem Surfen im Internet, konsumiert wird. So kommt es schon hier zu einer Verzögerung von fünf bis zehn Sekunden, bis das Audiosignal den Hörer erreicht. Zusätzlich kann es zu Verzögerungen von der Serverseite aus kommen. Eigene Tests im Studio LAN des Fachbereichs Digitale Medien haben gezeigt, dass es bis zu zwei Minuten Verzögerung vom Abspielen des Titels bis zum Empfang des Titels in Winamp geben kann. Diese Zeit ist anscheinend abhängig von der (Hauptspeicher-) Auslastung des Servers. Jeder Winamp Client benötigt einen gewissen Anteil an Hauptspeicher auf dem Server. Je mehr Clients auf einen Server verbinden, desto kürzer werden die Verzögerungen. Gibt es nur einen Client, so füllt der Server den gesamten internen Puffer mit dem Stream, so dass der Client am Anfang schon ältere Datenpakete erhält. Die Verzögerungen sind also bei jedem Client unterschiedlich lang. Das heißt, dass nicht vorhergesagt werden kann, wann ein bestimmter Titel bei einem Hörer ankommt. Im Gegensatz zum Stream gibt es bei den Webseiten nur sehr geringe Verzögerungen, mit dem Effekt, dass zum Beispiel die „jetzt läuft“ Seite einen Titel anzeigt, den der Hörer erst in einer Minuten zu hören bekommt. Unter diesem Gesichtspunkt sind die RefreshZeiten der Seiten mit 25 bzw. 60 Sekunden als genau genug einzuordnen. Eine auf die Sekunde genaue Synchronisation wird mit diesem System jedoch nicht möglich sein. Das Problem der Synchronisation von Audioinformationen mit begleitenden Textinformationen ist im Multimedia-Bereich nichts Neues. Im Radiobereich war im Rahmen von DAB ein ähnliches Problem zu lösen, die programmbegleitenden Daten (PAD), also Bilder und Texte, sollen hier synchron zum Audiosignal in einem zum DAB Empfänger 58 gehörenden Monitor angezeigt werden. Dabei „... sind die Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 2 programmbegleitenden Daten in den Audiodatenstrom eingebettet [...]. Jedes Datenpaket im Audiostrom trägt quasi huckepack ein PAD-Zusatzdatenpaket, wodurch eine klare Korrelation der beiden Datenströme gewährleistet ist.“1 Ähnliche Verfahren werden auch bei Real und Microsoft eingesetzt. Es können in Echtzeit Befehle in den Audiostream eingebettet werden, die dann den Refresh der HTML Seiten veranlassen. Die Befehle sind mit dem Audiosignal fest verbunden, was bedeutet, dass sie zu der Zeit beim Nutzer ankommen, zu der auch das entsprechende Audiosignal ankommt. Eine Synchronität der Daten ist also gewährleistet. Bei Real wird dies mit SMIL realisiert, die Befehle werden vom Encoder live in den Stream eingebettet. Bei Microsoft gibt es die Möglichkeit ebenfalls mit dem Encoder „Script Commands“ in den Datenstrom einzubetten. Leider handelt es sich hierbei immer um proprietäre Lösungen, es gibt kein standardisiertes Interface, dem ein entsprechender Befehl übergeben wird und das Interface die Weiterleitung an den jeweiligen Encoder übernimmt. Die Forderung nach Plattformunabhängigkeit kann mit einer solchen Lösung also nicht entsprochen werden, denn für eine Automatisierung der Scriptbefehle müsste jeweils für Microsoft und für Real ein spezieller Encoder programmiert werden, der eine Anbindung an das Ausspiel System ermöglicht. Bei Audiostreams im mp3-Format wird es nochmals komplizierter. Eine Einbettung von Befehlen in den Stream ist auch hier möglich, allerdings müsste nicht nur ein Interface für den Encoder (das Shoutcast DSP Plug-in) programmiert werden, sondern auch ein Plug-in für den Abspieler, der dann den Befehl an den richtigen Frame im Browser weiterleitet. Zum Thema Synchronisation bleibt abschließend die Frage, ob die erreichte Synchronisation überhaupt noch als synchron zu bezeichnen ist. Denn „Was als synchronisiert gelten soll, ist medien- und inhaltsabhängig. Bedingungen müssen für tolerierbare Zeitintervalle des angestrebten Optimums formulierbar sein“.2 Das Optimum wäre, wenn die Anzeige des Titels und Interpreten eines Musikstücks zeitsynchron mit dem Anfang des Stücks geschehen würde. Tolerierbar jedoch sind Abweichungen, die den Nutzwert der Textinformationen nicht vollständig vernichten. 1. Andreas Wessendorf in: Lauterbach, DAB, 1996, S. 131 2. Steinmetz, Multimedia-Technologie, 1999, S. 578 59 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Da bei Radio GLF das Programm meist aus Titeln besteht, die länger als eine Minute sind, oft aber auch länger als eine Stunde (wie dies bei Sendungsmittschnitten der Fall ist), können Abweichungen von einer Minute gerade noch toleriert werden. Die Testläufe haben gezeigt, dass diese Toleranzgrenze vom System erfüllt wird (wenn es funktioniert) und von den Nutzern als nicht störend empfunden wird. Als großes Problem erwies sich der Einsatz des Advanced Crossfading (ACF) Plug-ins. Das Plug-in hat noch einige interne Programmierfehler, so dass ein längerer stabil laufender Einsatz ohne Beaufsichtigung kaum möglich ist. Besonders bei der Verschachtelung von Plug-ins, wenn also in das ACF Modul weiter Plug-ins geladen werden, waren häufig Abstürze zu beobachten. Weiterhin war zu beobachten, dass bei sehr kurzen Titeln von unter zehn Sekunden es oft zu Hängern kam, bei denen der kurze Titel mehrmals hintereinander oder schlimmstenfalls in einer Endlosschleife gespielt wurde. Auch bei sehr sorgfältiger Justierung kam es bei manchen Wortbeiträgen vor, dass das Ende des Beitrags frühzeitig vom Plug-in ausgeblendet und der nächste Titel abgefahren wurde. Hinzu kommen noch die im vorigen Kapitel erwähnten Schwierigkeiten beim Live-Einsatz des Plug-ins. Insgesamt überwiegen im Moment noch die Probleme beim Einsatz dieses Moduls, so dass nach einigen Wochen Probezeit auf den Einsatz des Plug-ins verzichtet wurde. Es ist jedoch mit jeder neuen Version des Moduls eine deutliche Qualitätssteigerung spürbar, es ist folglich denkbar, dass in einiger Zeit ein Einsatz denkbar ist. Die im vorigen Kapitel geschilderten Probleme, während Live-Sendungen die Aktualisierung der „Playlist“ Seite und der „jetzt läuft“ Seite zu realisieren, können mit denen dort vorgestellten Konzepten gelöst werden, allerdings nicht voll zufriedenstellend. Die Praxis hat gezeigt, dass die Bedienung des Winamps mit DoSomething Plug-in oder die Verwendung des PHP-Skripts sowohl Konzentration wie auch Übung erfordert. Dies ist während hektischer Live-Sendungen nicht immer gewährleistet. Eine bequemere und einfachere Lösung ist im Moment nicht realisierbar. Durch genauere Planung und einen geregelteren Ablauf der Sendung, sowie einer besseren Schulung der Musikverantwortlichen kann jedoch eine korrekte Aktualisierung der Webseiten erleichtert werden. 60 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 3.2.3 Realisierungsstufe 3 3.2.3.1Wünsch’ dir’s mit SAM „Streamies are highly interactive and involved with the internet.”1 In Realisierungsstufe 2 sind bereits alle grundlegenden Funktionalitäten eines Webcasting-Systems in die Praxis umgesetzt. Die Nutzer erhalten Informationen über den aktuell gespielten Titel und können sich bei Bedarf über die zuletzt gespielten Titel informieren. Webcasting-Nutzer gehören allerdings zu einer Gruppe von Internetanwendern, die im Netz sehr aktiv sind, Möglichkeiten der Interaktion überdurchschnittlich annehmen und sehr weit in die Tiefe des Internets vordringen.2 Dieser Gruppe wird das Konzept der Stufe 2 nicht ganz gerecht, da nur sehr wenig (Inter)Aktivität von Nutzerseite möglich ist und es kein Angebot an tiefergehenden Informationen über den aktuellen Audiostream gibt. Ziel der Realisierungsstufe 3 ist es, die Möglichkeiten und Angebote auszubauen, die der Besucher der Radio GLF Webseite nutzen kann und damit die Attraktivität der Webseite weiter zu steigern. Mehr Information und mehr Interaktion sind für die Erreichung des Ziels notwendig. Ein größeres Angebot an Informationen über den gerade zu empfangenden Audiostream stellt einen Anreiz dar, die Seite weiter zu nutzen. Denn das Suchen von Informationen ist die am zweithäufigsten genutzte Anwendung im Internet.3 Folglich können mit Zusatzinformationen, die frei Haus geliefert werden, eine Breite Masse an Nutzern angesprochen werden. Idealerweise sollten diese intern, auf der eigenen Webseite vorhandenen Informationen, durch Hinweise oder Links auf weitere externe Informationen unterstützt werden. Konkret sollen in der Realisierungsstufe 3 in Bezug auf das Informationsangebot einige der in Kapitel 2.3 vorgestellten Konzepte umgesetzt werden. Die in der Realisierungsstufe 2 umgesetzten Angebote bleiben bestehen, werden aber durch eine HTML Seite erweitert, die folgende Inhalte anbietet: • Name des aktuellen Titels 1. Arbitron, Internet V, 2000, S. 2 2. Vgl. Arbitron, Internet VI, 2001, S. 30 ff. 3. Diese Erkenntnis wird immer wieder durch verschiedene Studien bestätigt. Siehe auch Arbitron, ECommerce, 1999, S. 18 und Feierabend/Klingler, JIM, 2000, S. 41 f. 61 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien • Aktueller Interpret • Name das Albums, auf dem der Titel zu finden ist • Erscheinungsjahr des Titels • Ein Feld mit Zusatzinformationen, das zum Beispiel für Rezensionen, Tourdaten, Informationen zum Interpreten oder weitere Trivia genutzt werden kann. • Wenn vorhanden, wird ein Bild des Albumcovers oder des Interpreten gezeigt. Die Informationen, die auf dieser Seite angezeigt werden, sind immer noch oberflächlich, deshalb gibt es einen Button oder Link, mit dem sich eine externe Datenbank abfragen lässt. Je nachdem, welchen Link der Besucher klickt wird eine Abfrage der externen Datenbank nach Titel, Interpret oder Album durchgeführt und die Ergebnisse in einem neuen Browserfenster angezeigt. In einer kommerziellen Umgebung kann die externe Datenbank das Angebot eines Online-Shops wie zum Beispiel Amazon.de oder cdnow.com enthalten und der Hörer kann den Titel, den er gerade hört gleich kaufen. Zu vielen Titeln gibt es zusätzlich Kritiken, weitere Informationen und Meinungen von Käufern. Kauft der Hörer tatsächlich etwas, bekommt der Sender eine Provision. Da jedoch im Rahmen dieser Arbeit keine kommerziellen Aspekte beachtet werden, sollte mit den o.g. Links eine Datenbank abgefragt werden, bei der nicht das Verkaufen des Titels im Vordergrund steht, sondern die Informationen über und rund um den Titel, wie zum Beispiel Chartpositionen, Coverversionen, Liedtexte, beteiligte Personen, etc. Weiterhin soll in Stufe 3 mehr Interaktion für den Nutzer möglich sein. Doch welche Interaktion ist sinnvoll, bezieht den Hörer mehr in die Sendung ein und kann vor allem auch mit vertretbarem Aufwand automatisiert werden? 62 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 Sehr begehrt sind konventionellen im Radio Sendungen wie Hörerhitparaden oder Sendungen, bei denen der Hörer sich ein Titel wünschen kann. Kann der Hörer Musikwünsche äußern, die anschließend auch gespielt werden, so hat eine Interaktion mit dem Quelle: Arbitron, 1998, The Arbitron Internet Listening Study, S. 14 Abbildung: 3-9 Hörerzufriedenheit Sender stattgefunden, die den Hörer direkt in den Sendeablauf einbezogen hat. Viele Hörer sind mit dem Musikprogramm eines Radiosenders nicht zufrieden, wie in Abbildung 3-9 zu erkennen ist. Im Internet kann diesen Hörern eine Möglichkeit gegeben werden, ihre Wünsche auf sehr einfache und bequeme Weise zu erfüllen. Gleichzeitig erfährt der Sender so auch etwas über seine Hörer. Das Wünschen von Titeln stellt also für beide Seiten eine lohnenswerte Interaktion dar. Diese Funktion lässt sich technisch wie redaktionell mit nicht zu großem Aufwand umsetzen. Auf die technische Umsetzung wird im nächsten Kapitel eingegangen, deshalb an dieser nur einige Überlegungen zum redaktionellen Konzept. Zunächst ist festzulegen, wann und wie der Hörer seinen Wunsch bekannt gibt. Da es sich bei Webcasting, ähnlich wie bei konventionellem Radio, meist um ein öffentliches Medium handelt, liegt es nicht im Interesse des Betreibers, seinen Sender als Plattform für extremistische Gruppen zur Verfügung zu stellen, die dann durch die Wünsche ein Programm zusammenstellen können, das nur sehr wenige anspricht und die Mehrheit der 63 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Hörer zum Abschalten anregt.1 Eine Wunschfunktion muss also auf eine gewisse Weise redaktionell betreut werden. Eine Musikredaktion sammelt und bewertet die Hörerwünsche und sucht dann einige aus, die gesendet werden. Dieses Vorgehen kann eigentlich nicht automatisiert werden.2 Deshalb ist ein Freiform-Feld, in den der Hörer seinen Wunsch eintippen kann, nicht sinnvoll. Vielmehr sollte dem Hörer eine Liste präsentiert werden, die alle spielbaren Titel enthält und die ohne Bedenken gespielt werden können. Durch ein zeitliches Rotieren der Wunschlisten kann außerdem Einfluss auf die Wünsche genommen werden. Gibt es zum Beispiel einen Hip-Hop Themenabend, so können nur Listen mit entsprechenden Titeln veröffentlicht werden. Da es bei Radio GLF derzeit noch keine spezielle (Themen-) Sendungen gibt, die automatisiert ablaufen könnten, wird jedoch auf diese Option verzichtet. Es sind deshalb Wunschlisten vorgesehen, die alle im Archiv verfügbaren Musiktitel, Beiträge und Sendungsmitschnitte enthalten. Zusätzlich muss sichergestellt sein, dass nicht ein einzelner zuviel Einfluss auf das Programm hat, was bedeutet, dass er nicht unbegrenzt Wünsche in einem gewissen Zeitrahmen loswerden kann. Es gibt in verschiedenen Ländern verschiedene Regelungen und Gesetzte, die regeln, wie viele Wünsche in welcher Zeit gespielt werden dürfen.3 Zeitnahes Senden der Wünsche ist mit Audio on-demand vergleichbar; für diese Dienstleistung bestehen andere gesetzliche Regelungen als für eine Rundfunksendung. Rechtliche Aspekte werden im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt, so dass diese bei der Konzeption auch nicht beachtet werden. Ferner ist es ein Ziel der Realisierungsstufe 3 ein Sendeformat zu entwickeln, um dies automatisiert umsetzen zu können. Es soll demonstriert werden, dass ein zeitgenaues Rotieren von Playlisten möglich ist, wobei ferner in einem festgelegten Rhythmus automatisch Werbespots, Jingles und Station IDs eingefügt werden. Zum Zeitpunkt der Konzeption von Realisierungsstufe 3 gibt es jedoch noch keine Statistiken oder Umfragen, aus denen Details über die Wünsche und Vorlieben der Radio GLF Hörer 1. Zu Beispiel, wenn auf einem Mainstream Sender einige Titel Hardcore Punk oder DJ Bobo aufeinander folgen. 2. In Zukunft wäre dies durch künstliche Intelligenz durchaus denkbar. 3. Die USA sind hier mit dem „Digital Millenium Copyright Act“ (DMCA) von 1998 in der VorreiterRolle. 64 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 entnommen werden können. Das entwickelte Format dient deswegen nur zu Demonstrationszwecken und umfasst nur einen Tag, d.h. es wird jeden Tag nach demselben Schema gesendet. Die meiste Zeit über wird Musik gesendet, die aus einer speziell zusammengestellten Playlist zufällig ausgewählt wird. Das Motto dieser Liste könnte zum Beispiel „Album of the Day“ oder „Special of the Week“ sein. Die Titelfolge wird nach jeweils drei gespielten Titeln durch ein Jingle unterbrochen, zu jeder halben Stunde erfolgt eine Werbeunterbrechung. Während dieser Zeit ist die Wunschfunktion aktiviert, die gewünschten Titel werden sofort in die Queuelist aufgenommen und gespielt. Ab 22:00 Uhr wird dieser Rhythmus unterbrochen, es folgt eine neue Playliste, die diesmal eine komplette Sendung in einzelnen Dateien enthält, das Motto der Liste könnte zum Beispiel „Feature“ oder „Magazin“ heißen, es wechseln sich Beiträge, Musik und Moderationen ab. Die Wunschfunktion ist deaktiviert, Wünsche werden gesammelt und nach Beendigung der Sendung gespielt. Sollte das Feature nicht bis 23:00 Uhr dauern, wird die restliche Zeit mit zufälligen Titeln aus dem Archiv aufgefüllt. Ab 23:00 Uhr wird ein zufällig ausgewähltes Hörspiel aus dem Archiv gesendet, danach Werbung und anschließend fängt das Schema wieder von vorne an. Zuletzt ist es ein Ziel von Realisierungsstufe 3 den Stream zusätzlich in einem anderen Format als mp3 anzubieten, d.h. es soll entweder noch einen Microsoft asf-Stream geben oder einen RealAudio Stream. Besonders bei niedrigen Bandbreiten (unter 48 kbps) ermöglichen diese Formate eine effektivere und damit besser klingendere Kodierung des Audiosignals. 3.2.3.2Technische Umsetzung Realisierungsstufe 3 Die Umsetzung der Stufe 3 beruht im wesentlichen auf den in den vorangegangenen Realisierungsstufen dargestellten Konzepten. Aus den Zielsetzungen im Konzept zur Stufe 3 ergeben sich drei größere Probleme, die mit den bis jetzt vorhandenen Tools nicht realisiert werden können. Zunächst gibt es das Problem der „Wunschfunktion“: Den Hörern soll die Möglichkeit gegeben werden sich aus einer Liste einen Wunschtitel zu bestellen, der dann automatisch gespielt wird. Dies erfordert zum einen, dass alle im Archiv vorhandenen Titel, die wünschbar sein sollen in einer Liste im HTML Format auf der Webseite vorhanden sind. Weitaus komplexer ist es, den Wunsch an das Abspiel-System zu 65 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien übermitteln und eine automatische Wiedergabe zu realisieren. Denn dafür ist es nötig, dass eine Verbindung von einer Webseite zum Player stattfindet, d.h. der Webserver muss Steuersignale an das Abspielsystem senden. Es kommt erschwerend hinzu, dass das Abspielsystem sich auf einem anderen Rechner befinden kann, der möglicherweise auch ein anderes Betriebssystem hat. Weiterhin stellt die Umsetzung des Sendeformats ein Problem dar. Hier muss ein Weg gefunden werden, nicht nur das Abspielsystem mit einem Skript fernsteuern zu können, sondern auch Funktionen einzubauen. Die Funktionen ermöglichen hierbei das Reagieren auf Ereignisse, wie zum Beispiel Uhrzeit oder Titelwechsel und die Interaktion mit der Playlist, wie beispielsweise „nächster Titel spielen“ oder „Liste laden“. Ein weiteres Problem, dass mit dem bisher benutzen System nur schwer zu realisieren ist, sind die weitergehenden Zusatzinformationen zum aktuellen Titel. Es müssen dabei nicht nur textliche Informationen verarbeitet werden, sondern auch Bilddaten. Eine alleinige Verwendung des ID3v1 Tags ist deshalb nicht ausreichend. Hier wäre eine Nutzung des ID3v2 Tags ideal, das die Speicherung eines solchen Datentypen-Gemischs vorsieht.1 Jedoch ist eine Gebrauch dieses Tags problematisch, da , wie in Kapitel 3.2.2.2 -„Technische Umsetzung Realisierungsstufe 2“ schon erwähnt, eine korrekte Verwendung noch nicht in einem entsprechenden Plug-in implementiert ist. Alternativ muss deshalb auf extern zum aktuellen Titel gespeicherte Daten zugegriffen werden, wobei die Daten dann in einer Datenbank oder unter anderweitigen Konventionen – wie zum Beispiel Namenskonventionen und Verzeichnisstrukturen – gespeichert sind. Die Verlinkung von Titel oder Interpret auf eine externe Datenbankabfrage ist auch schon mit DoSomething möglich und stellt ebenso wenig ein Problem dar, wie das zum Ziel gesetzte zusätzliche Streaming-Format. Für die Realisierung der Wunschfunktion existieren einige Plug-ins – namentlich RequestServer2, Song Requester und ShoutcASP – die entsprechende Funktionen anbieten.2 Nach einigen Tests stellte sich jedoch heraus, dass RequestServer2 sowie 1. Eine Einführung in die Möglichkeiten des ID3v2 Tags ist unter folgendem Link zu finden: http:// www.id3.org/easy.html 2. Aktuelle Versionen und Informationen sind zu bekommen unter http://www.winamp.com/plugins/ 66 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 Song Requester nicht stabil bis überhaupt nicht im System der Realisierungsstufe 2 laufen. Vor allem die notwenige Verschachtelung der Plug-ins wirkt sich sehr negativ auf die Stabilität aus. ShoutcASP erfordert einen Microsoft IIS mit voller ASP Unterstützung sowie die Installation weiterer Komponenten, so dass ein Einsatz des Plug-ins sehr an einen Rechner mit entsprechender Ausstattung gebunden ist. Aufgrund dieser Abhängigkeit kommt ShoutcASP nicht zum Einsatz. Weitere Recherchen haben schließlich zu einem Tool geführt, welches Lösungen für alle oben erläuterten Probleme bietet und für den nicht-kommerziellen Gebrauch als Freeware erhältlich ist. Es handelt sich dabei um den Streaming Audio Manager (SAM) von Spacial Audio Solutions.1 Im Einzelnen sind folgende Funktionen für Realisierungsstufe 3 von Bedeutung: • Advanced Audio Tags (AAT) für Zusatzinformationen • Auto Song Queing (ASQ) für Playlist Rotation • Automated Requests für Titelwünsche • Automated HTML Output für Webseiten Erstellung • Windows Media Output für direkte Erzeugung eines Windows Media Streams Diese Funktionen sind zum Teil als Plug-in realisiert, zum Teil aber auch fest in SAM integriert. Im Vergleich zur Winamp-Lösung ergibt sich damit eine größere Stabilität des Gesamtsystems und mehr Möglichkeiten, die realisiert werden können. SAM vereinigt die bisherig umgesetzten Konzepte unter einer Oberfläche, dadurch wird nicht nur die Bedienung einheitlicher, sondern auch die Qualität der einzelnen Module ist auf einem einheitlichen professionellen Niveau. Aus diesen Gründen wird in Realisierungsstufe 3 völlig auf Winamp verzichtet und stattdessen eine Lösung mit SAM angestrebt. Der Einsatz eines neuen Tools erfordert einige Tests und Konfigurationsarbeiten. Um den automatisierten Sendebetrieb bei Radio GLF nicht unterbrechen zu müssen, wird Realisierungsstufe 3 zu Testzwecken auf einem anderen Rechner installiert; das System der Stufe 2 bleibt wie bisher aktiv. 1. Zu finden im WWW unter http://www.spacialaudio.com/ 67 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Im Rahmen dieser Arbeit ist eine umfassende Beschreibung und Anleitung zu SAM nicht möglich. Die Bedienung und prinzipielle Vorgehensweise ist den bereits vorgestellten Stufen sehr ähnlich, deshalb wird im weiteren Verlauf dieses Kapitels nur auf die Eigenschaften eingegangen, die zur Umsetzung der Realisierungsstufe 3 von Wichtigkeit sind. Die SAM Online-Dokumentation erklärt Schritt für Schritt die einzelnen Funktionen von SAM und ist damit eine erste Hilfe.1 Abbildung 3-10, „Realisierungsstufe 4 - SAM Setup,“ auf Seite 69 stellt ein vereinfachtes Schema der Realisierungsstufe 3 dar. Eine Screenshot des SAM Benutzerinterfaces steht zentral in der Mitte der Abbildung. Zu Beginn einige Erläuterungen zu den einzelnen Funktionsbereichen, die mit den Zahlen in den gelben Quadraten markiert sind: Zu 1: Dies ist der in SAM eingebaute Player. Die Funktion und Bedienung ist mit Winamp nahezu identisch. Eine Besonderheit ist der „Line Rec“ Button, der per Knopfdruck die Quelle für die Wiedergabe und damit für den Audiostream sofort auf Line in der Soundkarte einstellt. Zu 2: In diesem Bereich wird die aktuelle Playlist dargestellt. Titel können eingefügt und angeordnet werden, so wie das in der Winamp Playlist auch der Fall ist. Alle die im Moment in dieser Liste stehenden Titel werden beim entsprechenden Befehl in die generierten Listen für die Wunschfunktion aufgenommen. Es können Playlisten im m3u Format gelesen und geschrieben werden. Ein bedeutender Unterschied zu Winamp ist hier, dass SAM absolute Pfadangaben zu den mp3-Files fordert. Bei Winamp werden nur absolute Pfadangaben erzeugt, wenn die Playliste nicht auf demselben Laufwerk wie die in der Liste enthaltenen Dateien abgespeichert wird. Wird eine Winamp- Playliste mit relativen Pfadangaben in SAM geladen, so findet und spielt SAM die Titel nicht. Zu 3: Die Buttons oberhalb dieser Liste ermöglichen das Umschalten zwischen Queuelist, Request Liste und History Liste. In der Queue werden die als nächstes zu spielenden Titel angezeigt. Diese Titel können von der Playlist, von der 1. Die Dokumentation ist zu finden unter http://www.audiorealm.com/help/contents.htm 68 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 Templates bzw. generierte Webseiten Playlist Zusatz-Infos Wunschliste „Jetzt läuft“ Ticker 1 SAM – Streaming Audio Manager 4 5 2 3 asf-Stream mp3-Stream HTML-Seiten Choosing t he Right Choosing Right Tool for the Job Many Choices Win AS Eo r WAV to ASF Au dio O nl y Ty pe Au dio + UR Ls Win AS E of AS F Pi ct ur es Au dio + I mag es m I ag e PP T AND So ur ce PP TI A , PP TA dd- O n Vi deo 28. 8K b ps De si re d B andwi d h t 100 Kbps 100 +Kbps IFYOUR ’ EN I AHURRY OR VI Dt oA SF MS Media Server Shoutcast-Server Webserver Abbildung: 3-10 Realisierungsstufe 4 - SAM Setup 69 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Wunschfunktion oder aus dem Jingles/Promos/Ads Bereich in die Queuelist eingefügt werden. Ansonsten bietet sind bei dieser Liste die gleichen Funktionen wie mit der Playliste möglich. Ist die automatische Annahme von Requests, also Titelwünschen, deaktiviert, so sind eingegangene Wünsche in der Request Liste aufgeführt. Werden die Wünsche allerdings automatisch angenommen, so werden sie direkt in die Queuelist aufgenommen. In der History Liste werden schließlich alle Titel aufgeführt, die SAM als letztes abgespielt hat oder abspielen wollte.1 Zu 4: Dieser Bereich ist eine verkleinerte Darstellung des Statistics Fenster und liefert eine grafische Darstellung der aktuellen Hörerzahlen. Die Daten für diese Zahlen stammen von den eingetragenen Shoutcast Servern. Zu 5: In diesem Fensterbereich wird in Abbildung 3-10 das Skript der Playlist Automation (ASQ) gezeigt. Hier kann das Skript editiert, gestartet und getestet werden. Der blaue Markierungsbalken zeigt immer an, welcher Befehl des Skripts aktuell verarbeitet wird. Wie im oberen Bereich der Abbildung 3-10 zu erkennen ist, gibt es auch in dieser Realisierungsstufe Templates, die mit aktuellen Daten versehen werden und anschließend auf den Webserver übertragen werden. Die „Playlist“ Seite ist identisch mit der Version aus Stufe 2, lediglich das Template ist ein wenig verändert worden, da die Platzhalter-Tags bei SAM andere Bezeichnungen haben als bei DoSomething. Auf der „jetzt läuft“ Seite werden die Informationen jetzt in einem Flash Movie dargestellt, denn es müssen mehr Informationen auf derselben Fläche untergebracht werden. Flash bietet hier mehr Gestaltungsfreiraum, insbesondere bei den verwendeten sehr kleinen Schriften gibt es mehr Darstellungssicherheit. Die Informationen zum aktuellen Titel werden in einer Laufschrift dargestellt, da die Schrift sonst zu klein wäre. Dafür hätte auch alternativ ein Java-Applet verwendet werden können. Da aber auf der Radio GLF Website schon mehrere Applets für das Pushtool und den Chat laufen, ist die Anzahl der sicher funktionierenden Applets auf einer Seite schon erreicht. Das Flash Movie liest ca. im 20 Sekunden-Abstand eine Datei vom Webserver, die die aktuellen Titeldaten enthält und aktualisiert entsprechend die Laufschrift. 1. Versucht SAM ein Titel zu spielen, der dann aber nicht gefunden werden kann, so taucht dieser Titel trotzdem in der History Liste auf. 70 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 Die Wunschlisten werden von SAM auf Basis einer Playlist erstellt, die alle im Archiv verfügbaren Titel enthält. Es werden nach Interpreten alphabetisch sortierte Listen erstellt, d.h. es gibt jeweils eine Seite von A bis Z, dazu noch eine Seite für 0 bis 9. Die Seiten sind dabei untereinander verlinkt. Auf den Seiten gibt es für jeden aufgeführten Titel einen „wünsch dir’s“ Link, wobei der Link als Sprungadresse den absoluten Filenamen und die Adresse eines PHP Skripts enthält. Ein Klick auf den Link sendet also den Filenamen an ein PHP Skript, welches dann ein Request- Befehl an SAM sendet und anschließend ausgibt, ob der Wunschtitel erfolgreich bestellt wurde oder ob es Probleme gab. Die Seite „Infos zum aktuellen Titel“ ist auch eine HTML Seite auf Template Basis. Die Erstellung dieser Seite benötigt die bereits erwähnten Advanced Audio Tags, um zusätzliche Informationen zu speichern und anzuzeigen. Bei der Installation von SAM wird auch ein AAT Editor installiert, mit dem sich zu einzelnen Titeln - oder ganzen Playlisten auf einmal - Zusatzinformationen wie Texte oder Bilder erfassen und abspeichern lassen. Im Editor gibt es verschiedene Felder zur Aufnahme der Informationen. Die Felder haben jeweils Namen, die den Namen der Platzhalter-Tags in den Templates entsprechen. Werden aus den Templates die fertigen HTML-Seiten erstellt, dann wird im Falle von Textinformationen der Text direkt anstelle des Platzhalter-Tags eingefügt; bei binären Informationen, um die es sich zum Beispiel bei Bildern handelt, wird nur der Pfad zu den entsprechenden Daten auf dem Webserver eingefügt. Die AATs werden in einem in SAM zu definierenden Verzeichnis abgespeichert, wobei zu jedem bearbeiteten Titel eine AAT Datei erstellt wird. Der Dateinamen entspricht dabei dem Dateinamen der mp3-Datei; die Endung lautet allerdings nicht mp3 sondern aat, d.h. zu jedem bearbeiteten Titel kann ein entsprechendes AAT gefunden werden. Die Erfassung der Daten ist sehr zeitaufwendig, da die Zusatzinformationen zunächst beschafft werden müssen und anschließend im Editor eingegeben werden. Deshalb sind in Realisierungsstufe 3 die Zusatzinformationen beschränkt auf die Titel, die als fester Bestandteil des Programmformats geplant sind. Der Editor ermöglicht es, vielen Titeln auf einmal dieselben Informationen zuzuweisen, so dass in Stufe 3 für alle archivierten Alben von „Depeche Mode“ für jeden Titel AATs mit einer Besprechung des Albums 71 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien sowie mit einem Bild des Albumcovers angelegt wurden. Außerdem gibt es zu jedem Titel der Feature-Sendung – der Kinosendung „Cinewatch“ die vom Lernradio der MH Karlsruhe zur Verfügung gestellt wurde – ein entsprechendes AAT. Bei den Hörspielen gibt es zu den archivierten Folgen der Reihe „Die drei Fragezeichen“ ebenfalls entsprechende AATs. Für die Umsetzung des Sendeformats gibt es in SAM eine „Auto Song Queing“ (ASQ) genannte Skriptsprache, mit der die zeit- und ereignisgesteuerte Wiedergabe von Titeln, Playlisten und Jingles programmiert werden kann. Die Möglichkeiten von ASQ sind sehr vielfältig und können nicht in ihrer Gesamtheit in dieser Arbeit behandelt werden. Deshalb wird die technische Umsetzung anhand eines konkret erstellten Skripts erläutert. Abbildung 3-11 zeigt das leicht gekürzte und bereinigte Skript, die Zeilenangaben gehören nicht zum eigentlichen Skript sondern erleichtern nur die folgenden Erläuterungen. 1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26: 27: 28: 29: 30: 72 // ChannelM Script by M.Zinsser // File: ChannelM_edit.asq ClearListID 1 LoadPlaylist P:\mixed_music.m3u Randomize RepeatOn RequestsON PreventTwiceOn Play Repeat Repeat OnAfter 2 InsertJingle OnAfter 2 Until OnTime NextHalfHour InsertHouseAd Until OnTime 21:15:00 OnTime 22:00:00 ClearList ShuffleOff RepeatOff RequestsOFF LoadList 1,1,P:\cinewatch.m3u Next BottomOfQue M:\jinglepack\Jingles_Misc\Station ID.mp3 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 31: 32: 33: 34: 35: 36: 37: 38: 39: 40: Repeat OnQueEmpty LoadRndSubDir 1,QueBottom,M:\musik\ InsertJingle LoadRndSubDir 1,QueBottom,M:\musik\ Until OnTime 23:00:00 LoadRndDir N:\hoerspiele\3fragezeichen\ BottomOfQue M:\jinglepack\Jingles_Misc\Station ID.mp3 Restart Abbildung: 3-11 ASQ Skript Das Skript in Abbildung 3-11 beginnt mit einem Kommentar in den Zeilen 1 und 2. Kommentare werden von SAM überlesen und dienen, wie üblich, nur der besseren Wartbarkeit für den Programmierer. Zeilen 4 bis 10 Initialisieren SAM und starten die Wiedergabe der Playlist „mixed_music“. Zwischen Zeile 12 und 19 läuft bis 21:15 Uhr eine Schleife, in der wiederum zwischen Zeile 13 und 17 eine Schleife läuft. In der inneren Schleife werden immer zwei Musiktitel gespielt, dann folgt ein Jingle – dies zählt auch als ein Titel – anschliessend noch ein Musiktitel. Diese Schleife wird zu jeder halben Stunde unterbrochen, Zeile 18 fügt ein Werbespot ein. Als Werbespots sind in Realisierungsstufe 3 die Audioclips aus den MI2 Audiotechnik Praktika definiert. Die äußere Schleife wird in Zeile 19 beendet, wenn das Skript nach 21:14 Uhr wieder in Zeile 19 gelangt. D.h. es ist unter Umständen möglich, dass die innere Schleife um 21:14 Uhr nochmals neu durchlaufen wird, mit der Folge, dass erst um ca. 21:30 Uhr Zeile 21 erreicht wird. In Zeile 21 wartet das Skript bis 22:00 Uhr. Die maximal 45 Minuten zwischen Zeile 19 und Zeile 21 sind ein Sicherheitspuffer, damit gewährleistet ist, dass das Skript pünktlich um 22:00 Uhr fortgesetzt wird. Solange sich das Skript in Wartestellung befindet, spielt SAM weiterhin die aktuelle Playlist ab. In Zeilen 22 bis 25 erfolgt eine Initialisierung zur Vorbereitung der Feature-Sendung, die in Zeile 27 nicht in die Playlist, sondern in die Queuelist geladen wird. Zeile 29 fügt an das Ende der Queuelist die Station ID1 hinzu. 73 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Die Schleife zwischen Zeile 31 und 36 wartet in Zeile 32 erst einmal, bis die FeatureSendung abgearbeitet ist. Dann folgt ein zufälliger Musiktitel, ein Jingle und wieder ein zufälliger Musiktitel. Ist es noch nicht 23:00 Uhr, wird die Schleife erneut durchlaufen. Der Sinn dieser Schleife ist es, für den Fall, dass die Feature-Sendung kürzer wie eine Stunde ist, dafür zu sorgen, dass die verbleibende Zeit bis 23:00 Uhr mit Musik aufgefüllt wird. Es folgt dann, frühestens gegen 23:10 Uhr mit Zeile 38 ein zufällig ausgewähltes Hörspiel aus dem Archiv. Nach dem Hörspiel erklingt nochmals die Station ID. Zeile 40 schließlich beendet das Skript und startet es erneut mit Zeile 1. Dieses Skript ist eine relativ einfache Demonstration der Möglichkeiten von ASQ, denn es sind komplexere Verschachtelungen und detailliertere Abfolgen möglich. SAM ist allerdings in diesem Bereich noch nicht ganz ausgereift, weshalb sehr viele Tests der einzelnen Abschnitte des obern erläuterten Skripts notwendig waren, um einen Programmablauf zu erhalten, der den Zielsetzungen der Realisierungsstufe 3 gerecht wird. Diese Tests gaben Anlass zu einer organisatorischen Maßnahme. Da Testläufe des ASQ Skripts immer nötig sind und diese aber nicht auf dem eigentlichen Sendesystem getestet werden können – sonst würde das reguläre Programm gestört – müssen sie mit SAM auf einem anderen System getestet werden. Dafür ist eine einheitliche Organisation der Verzeichnisse und Laufwerksbuchstaben notwendig, so dass von jedem System aus die einzelnen Titeln, Playlisten und Jingles über denselben absoluten Laufwerkspfad erreichbar sind. In einem Windows Netzwerk, wie es im Studio des FB Digitale Medien existiert, kann dies durch die Einrichtung von Netzwerklaufwerken auf den einzelnen Systemen realisiert werden. Das Medienarchiv und das SAM System befinden sich bei Radio GLF auf demselben Rechner, dennoch müssen auch hier die Netzwerklaufwerke eingerichtet werden, selbst wenn ein direkter Zugriff auf die Dateien möglich wäre. Die Tabelle in Abbildung 3-12 stellt die Zuordnung der einzelnen Netzwerklaufwerken dar. 1. Als Station ID wird ein Jingle bezeichnet, das als akustisches Erkennungszeichen des Senders gilt. In diesem Fall ist es ein gesungenes „Radio G-L-F“. 74 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 Netzwerklaufwerk Inhalt Drive M Media-Archiv01, das Archiv mit den Musiktiteln, bzw. Audiodateien Drive N reserviert für Media-Archiv02, falls eine weitere Festplatte oder ein anderes System benötigt wird Drive P Playlists, Verzeichnis mit Playlisten Drive W WWW, direkter Zugriff auf den Webserver Abbildung: 3-12 Tabelle Netzwerklaufwerke Ein Vorteil dieser Zuordnung ist, dass keine Playlisten, Wunschlisten oder Skripte geändert werden müssen, wenn das Medienarchiv auf eine andere Festplatte oder einen anderen Rechner verlegt wird. Weiterhin werden Playlisten immer in einem eigenen Verzeichnis gespeichert, d.h. auch Winamp speichert immer den absoluten Pfad zu den Dateien, so dass diese Playlisten ohne Probleme in SAM gespielt werden. Die Generierung der Webseiten erfolgt bei Realisierungsstufe 3 intern in SAM, auf ähnliche Weise wie bei Winamp mit DoSomething Plug-in. Außer den Daten in den ID3 Tags werden auch die Daten aus evtl. vorhandenen AATs verarbeitet. Die Erzeugung der Audiostreams erfolgt wie in Realisierungsstufe 2 mit hintereinandergereihten Plug-ins im DSP Stacker. Zusätzlich zu den Shoutcast Plug-ins gibt es noch ein MS Windows Media Audio Plug-in. Mit diesem Plug-in wird ein Stream im Microsoft-Format erzeugt, welcher über eine MS Windows Media Server empfangen werden kann. Die dafür nötige Konfiguration und Einrichtung von „Publishing Points“ würde den Rahmen der Arbeit sprengen, eine entsprechende Dokumentation ist von Microsoft zu erhalten.1 3.2.3.3 Praktischer Einsatz Realisierungsstufe 3 SAM verfügt über eine eingebaute Recovery-Funktion, die beim Start von SAM oder nach einem Neustart des Systems von selbst alle Funktionen wieder in Betrieb setzt, vorausgesetzt, die Shoutcast und Windows Media Server sind in Betrieb. Über entsprechender Einträge im Autostart Verzeichnis kann somit der Start des gesamten Sendesystems mit dem Einschalten des Rechners realisiert werden. In dieser Hinsicht ist das System der Realisierungsstufe 3 im Vergleich zu den Systemen der anderen Stufen 1. Microsoft, Windows Media 7, 1999, S. 14 ff. 75 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien am einfachsten zu handhaben. Allerdings ist das System auch so komplex, dass einige Funktionen versagen können und ein manuelles Eingreifen nötig ist. Ansonsten erfordert die Bedienung des Systems nur wenig Einarbeitungszeit, da vieles wie in Winamp funktioniert. Vorteilhaft wirkt sich auch aus, dass mit SAM eine einheitliche Oberfläche für Player, Playlisten, Shoutcast Server Statistiken (inklusive Relayserver) und Jingles gegeben ist. Die Konfiguration ist hingegen weit aufwendiger wie für die Systeme der früheren Realisierungsstufen. Es sind mehr Pfade einzustellen, zusätzlich zu den Pfaden für das Ein- und Ausgangsverzeichnis der Templates müssen Einstellungen für die AAT Dateien und die Wunschfunktion gemacht werden. Der eingebaute „SAM Wizard“ ist dabei für den Einstieg in die Konfiguration sehr hilfreich. Weitaus aufwendiger als die rein technische Seite des SAM Systems ist die redaktionelle Arbeit, die für einen ansprechenden Sendebetrieb geleistet werden muss. Es müssen nicht nur attraktive Playlisten erstellt werden, sondern auch dafür gesorgt werden, dass alle spielbaren Titel korrekt ausgefüllte ID3 Tags haben, sowie Zusatzinformationen für die verwendeten Advanced Audio Tags. Zuletzt muss auch die Funktion des ASQ Skripts beobachtet und gegebenenfalls korrigiert werden. Für den Betrieb während der Radio GLF Live-Sendungen eignet sich das SAM System auch besser als Winamp mit DoSomething Plug-in, denn die Aktualisierung der Webseiten wird konsequent bei jedem Titelwechsel durchgeführt. Da die Queuelist über eine Anzeige der Spiellänge der aktuellen Liste verfügt, kann sehr leicht live aus der Playlist ein Musikblock mit vorgegebener Dauer zusammengestellt werden. Jingles können per Druck auf die F2 Taste zufällig aus einer vorher definierten Liste eingefügt werden. 76 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 3 Im SAM Softwarepaket ist auch eine „Remote Admin for SAM“ Anwendung enthalten, mit der die wichtigsten Funktionen von SAM über eine IP/TCP Verbindung ferngesteuert werden können. Wie in Abbildung 3-13 erkennbar, ist die Remote Admin Oberfläche nahezu identisch zur normalen SAM Oberfläche. Mit dieser Anwendung kann die Wiedergabe angehalten werden oder zum nächsten Titel gesprungen werden. Es ist auch möglich, Playlisten zu editieren und die veränderte Liste wieder an SAM zurückzuschicken. Vor allem aber ist eine Information über die Dauer und Spielzeit des aktuellen Titels und der folgenden Titel fast ohne Verzögerung möglich. Moderation und Technik können somit immer auf dem aktuellen Stand sein, die Zusammenarbeit des Teams wird dadurch erleichtert. Weiterhin sind auch die aktuellen Hörerzahlen übersichtlich dargestellt, so dass diese Daten leicht in die Moderation übernommen werden können und sich verändernde Hörerzahlen als ein direktes Feedback zum Programm gewertet werden können. 3.2.3.4Probleme Das in diesem Kapitel vorgestellte System mit SAM als Hauptanwendung stellt ein sehr umfangreiches und komplexes Webcasting System dar. Die vielen Funktionen und Möglichkeiten sind alles potentielle Fehlerquellen. Tatsächlich läuft das System etwas Abbildung: 3-13 SAM Remote Admin 77 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien unstabiler als die in Realisierungsstufen 1 und 2 vorgestellten Lösungen. Einige der Plug-ins und Anwendungen sind erst im Beta-Stadium – wie beispielsweise der AAT Editor oder das Windows Media Output Plug-in – so dass mit neueren Modulen eine verbesserte Perfomance zu erwarten ist. Aufgrund vorkommender Abstürze einzelner Komponenten des SAM Systems ist ein wartungsfreier, unbeaufsichtigter Betrieb über längere Zeit möglich, aber nicht gewährleistet. Im mehrwöchigen Testbetrieb konnte eine relativ betriebssichere Konfiguration des Systems erarbeitet werden. Vor allem der Verzicht auf das Advanced Crossfading Plug-in sowie auf sehr kurze Audioclips von unter 3 Sekunden erhöhen die Stabilität des Systems beträchtlich. Das Windows Media Plug-in stürzt auch häufig, d.h. mehrmals pro Woche ab; das Gesamtsystem läuft aber dennoch weiter. Das für die Wunschfunktion notwendige PHP Skript stellt nicht direkt ein Problem dar. Vielmehr ist es ein unschöner Nachteil, dass das Skript auf dem Server des SAM Herstellers Spacialaudio Solutions läuft und sich dadurch der Kontrolle entzieht und der SAM Anwender der Firma vertrauen muss. Außerdem stellt der lange Weg der Steuersignale vom SAM System bei Radio GLF in die USA und wieder zurück eine Verzögerung und mögliche Fehlerquelle dar. Im Internet ist ein PHP Skript verfügbar, welches das original PHP Request Skript von Spacialaudio simuliert. Leider kam es beim Testeinsatz zu Problemen, die nicht gelöst werden konnten, da es für dieses Skript keinerlei Support gibt. SAM Amp, der Player des Systems, hat eine ähnliche Plug-in Struktur wie Winamp. Input, Output sowie DSP Plug-ins von Winamp sind kompatibel zu SAM Amp und können verwendet werden. Leider können keine General Plug-ins verwendet werden, so dass DoSomething nicht verwendet werden kann und damit das System der Stufe 3 nicht zum System der Stufe 2 kompatibel ist und eine Umstellung, bzw. ein Wechsel der Systeme mit größerem Aufwand verbunden ist. Zu diesen Problemen technischer Natur kommen die schon erwähnten Probleme inhaltlicher Natur. Der redaktionelle Aufwand für ein Vollprogramm mit allen Zusatzfunktionen, die mit diesem System möglich sind, ist so hoch, dass er kaum von einem kleinen Team von ein oder zwei Personen geleistet werden kann. Dazu kommt, 78 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 4 dass eine gewisse Einarbeitung in SAM und die benötigten Tools erforderlich ist, d.h. ein intuitives Arbeiten ohne etwas Übung ist aufgrund der Komplexität nicht möglich. Diese Probleme waren letztendlich der Auslöser für die Entscheidung, den automatisierten Sendebetrieb von Radio GLF nicht auf das SAM System umzustellen, sondern weiterhin das in Realisierungsstufe 2 vorgestellte System zu verwenden. 3.2.4 Realisierungsstufe 4 3.2.4.1Push it & GLF2 „Radio Station Web Site Visitors Show Great Interest in Side Channels”1 “’Audio Streamies’ are Even More Interested in Side Channels”2 Realisierungsstufe 4 beinhaltet konzeptionell nicht viel Neues. Durch die Realisierung eines „Side Channels“ können die Stufen 2 und 3 zusammengeführt werden. „Side Channels“ sind Spartenprogramme eines Senders, die sich in Inhalt und Format vom Hauptprogramm unterscheiden. Sie sind auf eine kleinere Zielgruppen mit speziellen Bedürfnissen zugeschnitten und erweitern somit die Zielgruppe des gesamten Senders. So sind zum Beispiel Spartenprogramme denkbar, in denen entweder nur Nachrichten und Wortbeiträge gesendet werden, oder Titel einer Musikrichtung oder jeweils das gesamte Album der Woche (anstatt nur einzelner Titel im Hauptprogramm). Die Hörer können auf diese Weise besser an den Sender gebunden werden, da ein umfassenderes Programmangebot abrufbar ist. Denn bekommt ein Hörer bei „seinem“ Sender nicht was er sucht, wechselt er zu einem anderen. Bei Webcasting ist dies technisch sehr einfach zu lösen, da im Internet eine fast unbegrenzte Menge an Kanälen vorhanden sind im Gegensatz zu den begrenzt verfügbaren Frequenzen bei terrestrischen Sendern. In Realisierungsstufe 4 ist es deshalb ein Ziel, die Konzepte aus Realisierungsstufe 2 und 3 auf der Webseite von Radio GLF zu vereinen. Das Winamp System von Stufe 2 sendet weiterhin alte Sendungen und Beiträge aus dem Archiv. Das SAM System aus Stufe 3 wird über einen Link als „GLF2 – ChannelM“ in die Webseite eingebunden. „M“ steht 1. Arbitron, Side Channel Study, 2000, S. 4 2. Arbitron, Side Channel Study, 2000, S. 5 79 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien hierbei für Musik oder Magazin, da das Programm von GLF2 hauptsächlich aus Musik und einer Magazin oder Feature-Sendung besteht. Demzufolge sendet das SAM System weiterhin das in Kapitel 3.2.3.2 beschriebene Sendeformat. Eine weitere Zielsetzung der Realisierungsstufe 4 ist es, das GLF Pushtool an die Automation anzukoppeln. Zur Zeit wird das Pushtool, wie in den vergangenen Semestern, während der Live-Sendungen von einem „Pusher“ bedient, der Bilder oder auch Links auf die GLF Webseite und damit zu den Hörern pusht. Die gepushten Bilder sind dabei passend zur aktuellen Sendung. Zum Teil handelt es sich um Aufnahmen vom jeweiligen Sendeort oder um Bilder, die für einen Sendebeitrag gemacht wurden. In der restlichen Zeit, also vor und nach den Live-Sendungen, während das automatisierte Programm gesendet wird, pusht eine spezielle Version des Pushtools in einem festen Zeitabstand Bilder, die es zufällig aus einem definierten Verzeichnis auswählt. Die Bilder, die dann auf der Webseite zu sehen sind, haben daher kaum einen Zusammenhang mit dem automatisch gesendeten Programm. In Realisierungsstufe 4 soll deshalb eine Synchronisation des Pushtools mit dem Sendesystem stattfinden. Das bedeutet, dass immer die passenden Bilder zur jeweiligen Sendung oder zum jeweiligen Beitrag gepusht werden. In Realisierungsstufe 3 werden mit Hilfe der AATs ebenfalls Bilder zu einzelnen Titeln auf der Webseite angezeigt. Der Unterschied ist jedoch, dass in Stufe 4 das Pushtool nicht statisch ein einziges Bild pro Titel anzeigt, sondern dass mehrere Bilder nacheinander angezeigt werden können. 3.2.4.2Technische Umsetzung Realisierungsstufe 4 Die technische Umsetzung von GLF2 – ChannelM erfolgt durch Platzieren eines Links auf der Radio GLF Homepage. Abbildung 3-14 zeigt die Grafik, die zu ChannelM verlinkt. Ein aktivieren des Links öffnet ein Abbildung: 3-14 Logo GLF2 kleines Fenster, welches die „jetzt läuft“ Seite des SAM Systems von Realisierungsstufe 4 enthält. Des weiteren wurden einige Feineinstellungen an den Plug-ins vorgenommen, so dass das Programm einen besseren und druckvolleren Klang bekommt und stabiler und sicherer läuft. Ansonsten sind keine weiteren Änderungen nötig. 80 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 4 Die Anbindung des Pushtools ist hingegen komplizierter und nur mit einigem Aufwand zu realisieren. In konventionellen Radio-Automationssystemen ist ein ähnliches Synchronisations-Problem zu lösen, wenn verschiedene Aktionen, wie zum Beispiel für RDS oder DAB Dienste, mit einem Titelwechsel getriggert werden müssen. In diesen Systemen gibt es dann meist ein Modul, welches das On Air Automationssystem überwacht und dessen aktuellen Status an angemeldete Dienste übermittelt. Im Rahmen dieser Arbeit wurde zuerst ein entsprechendes Modul zu Testzwecken in Flash entwickelt, um das prinzipielle Funktionieren des Konzepts schnell überprüfen zu können. Die Flash-Anwendung funktioniert, hat aber den Nachteil, dass sie relativ unflexibel und schwer zu warten ist. In Realisierungsstufe 4 wird ein solches Überwachungsmodul schließlich in Form einer Java Applikation entwickelt. Die Applikation überwacht eine zu definierende Datei in definierbaren Intervallen und führt ein Systemkommando aus, wenn die Datei verändert worden ist. Das Systemkommando, also ein Befehl, der zum Beispiel in der MS-DOS Eingabeaufforderung eingegeben werden kann, ist in einer Konfigurationsdatei gespeichert. Das Design der Applikation erfolgte auch mit dem Hintergedanken, dass das Überwachungsmodul relativ einfach in das Pushtool eingebaut werden kann. Im folgenden eine Beschreibung der implementierten Java-Klassen: Die Klasse ChangeDetect ist die Hauptklasse der Applikation. Es wird eine Instanz der ChangeDetector Klasse erzeugt. Die dafür notwenigen Parameter werden ChangeDetect beim Aufruf in der Kommandozeile übergeben. java ChangeDetect FileToCheck interval Parameter: FileToCheck Pfad zu einer Datei, die auf Veränderung überprüft wird. interval Zeitangabe in Sekunden, die das Intervall für die Überprüfung angibt Die Klasse ChangeDetector besitzt einen Konstruktor: ChangeDetector(String filename, int sec) Parameter: filename Pfad zu einer Datei, die auf Veränderung überprüft wird. 81 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer sec Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Zeitangabe in Sekunden, die das Intervall für die Überprüfung angibt Weiterhin benötigt die Klasse die Konfigurationsdatei ChangeDetect.ini. Als Inhalt hat diese Datei eine Zeile mit dem auszuführenden Befehl, wie zum Beispiel: java ImgPushCL GLF_IMAGES GLF_TEXT "D:\radio.glf\pushpics\Artist - Title" -30 -10 Weiterhin gibt es vier Methoden: public void run()Leistet die Hauptarbeit in der Klasse. Es findet die Überprüfung der Datei statt, gegebenenfalls wird der Befehl in der .ini Datei ausgeführt. Anschließend wartet der Thread um die im Konstruktor angegebene Zeit. public void stop()Dies ist die Stop-Methode des Threads. public void doIt(String exec) Diese Funktion initiiert den in der .ini Datei angegebenen Prozess. Ist zu Beginn der Funktion der Prozess schon bzw. immer noch am Laufen, wird er zerstört. String IniReader()IniReader liest die Konfigurationsdatei und gibt deren Inhalt als String zurück. Die Klasse Modified besitzt einen Konstruktor: Modified(String filename) Parameter: filename Pfad zu einer Datei, die auf Veränderung überprüft wird. Sowie eine Methode: public boolean isModified()Die Funktion liest das Änderungsdatum der Datei aus. Ist dies ein anderes als beim vorigen Auslesen wird true zurückgeliefert, ansonsten false. Beim ersten Aufruf der Funktion wird immer false zurückgeliefert. 82 Die einzelnen Stufen der Realisierung - Realisierungsstufe 4 Abbildung 3-15 Automations-System zeigt die Einbindung der Applikation in Winamp mit DoSomething Plug-in SAM das Gesamtsystem von Realisierungsstufe 2. Winamp aktualisiert mit überwacht / liest File: ChangeDetect.ini DoSomething Plug-in erzeugt jedoch zusätzlich zu ChangeDetector den HTML Seiten bei jedem ruft auf Titelwechsel Überwachungs-Modul eine aktuelle Version der ChangeDetect.ini Pushtool Datei. In dieser Datei wird derAufruf des CommandLine Pusht Bilder Pushtools gespeichert. Das CommandLine Pushtool Bilder verzeichnis erwartet unter anderem als Parameter Abbildung: 3-15 Realisierungsstufe 4 - ChangeDetect einem einen Pfad Verzeichnis zu mit Bildern. Damit zu jedem Titel – wie Sendungen, Beiträge, Musiktitel – die passenden Bilder gepusht werden können, müssen diese in einem speziellen Verzeichnis gespeichert sein. Dabei gelten folgende Konventionen: Angenommen, das Hauptverzeichnis für die Pushbilder ist in C:\pushpics\ , dann muss es in diesem Verzeichnis Unterverzeichnisse mit der Bezeichnung „Artist – Title“ geben. Für Artist und Title werden die konkreten Daten des entsprechenden ID3 Tags eingegeben. Ein vollständiger Pfad zu einem Bilderverzeichnis könnte beispielsweise so aussehen: C:\pushpics\Philipp Pfeiffer - KSG Themenabende\ oder C:\pushpics\GLF - Sendung-2001-06-26\ Als zu überprüfende Datei wird die Konfigurationsdatei angegeben. Bei jedem Titelwechsel enthält diese somit den aktuellen Pfad des zu pushenden Verzeichnisses, und das Pushtool wird mit diesem Pfad aufgerufen. 3.2.4.3Praktischer Einsatz Realisierungsstufe 4 Die Umsetzung dieser Stufe erfolgte erst sehr zum Ende der Bearbeitungszeit dieser Arbeit, so dass es keine Erkenntnisse über den praktischen Einsatz gibt. Durch den „Side 83 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Channel“ GLF2 – ChannelM – ergibt sich im Grunde keine Veränderung des Sendebetriebs, da dieser nebenher laufen kann und in Stufe 4 nur mehr in die Öffentlichkeit gerückt wird. Der Einsatz des Überwachungsmoduls ist nicht mit Mehraufwand verbunden, es muss nach erfolgter Installation und Konfiguration lediglich zusammen mit dem Gesamtsystem gestartet werden. Bei der bisherigen Vorgehensweise musste das Pushtool vor der Live-Sendung beendet und nach der Live-Sendung gestartet werden, so dass sich in dieser Hinsicht der Aufwand sogar verringert. 3.2.4.4Probleme Das Überwachungsmodul funktioniert leider nur eingeschränkt. In Testläufen lässt sich zwar ein Dummy-Pushtool mit den entsprechenden Parametern starten, beim tatsächlichen Test auf dem Senderechner mit dem eigentlichen Pushtool passiert jedoch gar nichts, das Pushtool wird nicht aufgerufen. Es werden keine Bilder gepusht, es wird allerdings auch keine Fehlermeldung ausgegeben. Der Fehler liegt dabei anscheinend im Aufruf des Pushtools durch die ChangeDetect Anwendung, denn es wird keine zweite Java Virtual Machine gestartet. Im Rahmen dieser Arbeit war leider keine weitergehende Fehlersuche und damit eine Behebung des Fehlers nicht mehr möglich. Die Applikation ist daher für ihre vorgesehene Verwendung nicht brauchbar, eine Synchronisation des Pushtools mit den aktuellen Titeln findet nicht statt. Die Probleme, die mit GLF2 – ChannelM durch den Betrieb des zweiten Kanals entstehen, beschränken sich hauptsächlich auf den redaktionellen und personellen Bereich, wie sie in Kapitel 3.2.3.4 -„Probleme“ beschrieben sind. 84 Methodik - 4 Dokumentation und Analyse des Hörerverhaltens 4.1 Methodik Die verschiedenen bei Radio GLF eingesetzten Server schreiben Logfiles, in denen alle Benutzeraktionen aufgezeichnet werden. Im Rahmen dieser Arbeit sind insbesondere die Logfiles des Radio GLF Webservers sowie der zwei Shoutcast Server von Interesse, da diese ununterbrochen in Betrieb waren und so ersichtlich ist, wann und wie viele Nutzer auf die Webcasting-Angebote von Radio GLF zugegriffen haben. Die Logfiles der Shoutcast Server dokumentieren die Verbindungen zu den Streams sowie deren Dauer über den gesamten Zeitraum des Sommersemesters 2001. Die Daten dieser Logfiles werden kombiniert, denn im Rahmen dieser Arbeit ist die Bandbreite, mit denen auf die Angebote zugegriffen haben, von geringerer Interesse als die zusammengefassten Daten der Zugriffe. Folgende Fragen können mit den Daten der Shoutcast Server beantwortet werden: • Wie ist die Entwicklung der täglichen Zugriffe auf die Streams im Verlauf des Semesters? • Welche Zeit am Tag ist die Hauptzeit mit den meisten Hörern? Mit der Antwort auf die erste Frage kann erkannt werden, wie beständig das Angebot angenommen wurde und ob es einen Trend zu mehr oder weniger Webcasting-Konsum gibt. Da nur dienstags live gesendet wird, können auch Aussagen über die Annahme des Automatisierten Programms getroffen werden. Die Antwort auf die zweite Frage gibt auch Auskunft darüber, wann außerhalb der Live-Sendungen zwischen 19:00 und 21:00 Uhr Interesse am Stream besteht. Weiterhin können daraus Anregungen für die Gestaltung des automatisierten Programms entnommen werden. Die Statistiken des Webservers sind als Vergleich zwischen den entsprechenden Monaten der Vorsemester ausgelegt. So ist zum Beispiel November als zweiter Monat des Wintersemesters mit April als zweiten Monat des Sommersemesters vergleichbar. Aus den Statistiken können Rückschlüsse auf die allgemeine Popularität von Radio GLF gemacht werden sowie erkannt werden, ob zu Zeiten, an denen nicht live gesendet wird ein Interesse an der Radio GLF Webseite besteht. 85 86 U hrz e it Abbildung: 4-2 Absolute Anzahl an Shoutcast-Verbindungen pro Stunde 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 :0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 00 00 00 00 00 00 00 00 00 00 :0 9: 8: 7: 6: 5: 4: 3: 2: 1: 0: Anzahl .0 .0 .0 4. 4. 01 01 E E rg -20 24 4. eb ni 01 rge s bn .0 E 4 i 2 8 .0 1 r g e s bn .0 4 E 04 .0 rge is .0 1 E b n 5 i 0 8 .0 1 r g e s bn .0 5 E 12 .0 rge is .0 1 E b n 5 i 1 6 .0 1 r g e s b .0 5. E rg nis 20 0 e .0 1 E b n 5 i 2 4 .0 1 r g e s bn .0 5 E 28 .0 rge is .0 1 E b n 5 i 0 1 .0 1 r g e s b .0 6. E rg nis 05 01 e bn .0 6 E i 0 9 .0 r g e s .0 1 E b n 6. i r 13 01 ge s b .0 6. E rg nis 17 0 e .0 1 E b n 6 i 2 1 .0 1 r g e s bn .0 6 E 25 .0 rge is .0 1 E b n 6 i 2 9 .0 1 r g e s bn .0 6 E 03 .0 rge is .0 1 E b n 7 i 0 7 .0 1 r g e s b .0 7. E rg nis 11 0 e .0 1 E b n 7 i 1 5 .0 1 r g e s bn .0 7 E i 1 9 .0 1 r g e s b .0 7. E rg nis 23 0 e .0 1 E b n 7 i 2 7 .0 1 r g e s bn .0 7 E 31 .0 rge is .0 1 E b n 7 i 0 4 .0 1 r g e s b .0 8. E rg nis 01 e E bni rg s eb ni s 20 16 12 Ve rbindunge n Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien 4.2 Dokumentation V e rb in d u n g e n p ro T a g 180 160 140 120 100 80 Verbindungen 60 40 20 0 T age Abbildung: 4-1 Absolute Anzahl an Shoutcast-Verbindungen pro Tag V e rb in d u n g e n p ro S tu n d e 450 400 350 300 250 200 Verbindungen 150 100 50 0 Dokumentation - 2. Monat im Semester 3. Monat im Semester 4. Monat im Semester 5. Monat im Semester Quelle: Radio GLF Webalizer Statistics, http://141.28.122.101/stats/ Abbildung: 4-3 Radio GLF Webserver Statistiken 87 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien 4.3 Analyse An den Spitzen in Abbildung 4-1 können klar die Live-Radiosendungen am Dienstag erkannt werden. Erkennbar ist auch, dass an den Dienstagen mit TV-Sendung mehr Verbindungen als sonst zustande kommen. An den übrigen Tagen gibt es nur sehr wenige Verbindungen, an den Wochenenden wird ein meist Tiefpunkt erreicht. Im Juni und Anfang Juli scheinen außerhalb der Live-Sendungen mehr Verbindungen zustande zu kommen, als noch zu Beginn des Semesters. Abbildung 4-2 zeigt die absolute Verteilung der Stream-Zugriffe im Tagesverlauf während des gesamten Semesters. Wie zu erwarten ist aufgrund der Live-Sendungen von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr „Prime-Time“ bei Radio GLF. Beachtenswert ist allerdings der erhöhte Zugriff eine Stunde vor und eine Stunde nach der Sendezeit der LiveSendungen. Ein weitere Höhepunkt ist gegen 14:30 Uhr zu verzeichnen, es scheint, dass einige Hörer nach der Mittagspause für einige Zeit den Stream einschalten. Wie die Grafiken der Webserver Statistiken in Abbildung 4-3 zeigen, sind deutliche Entwicklungen im Verlauf der drei Semester und im Verlauf der einzelnen Semester zu erkennen. Die Spitzen während der Live-Sendungen sind durchweg vorhanden. Während zu Beginn des Sommersemesters 2000 außerhalb der Live-Sendungen keine Aktivitäten zu erkennen sind, ist dies jedoch gegen Ende des Semesters der Fall. Dieses Verhalten ist bei allen drei Semestern ähnlich. Im Sommersemester 2001 sind, insbesondere im Vergleich mit dem Wintersemester 2000/01, schon zu Beginn des Semesters deutliche Aktivitäten außerhalb der Sendungen zu erkennen, die im Verlauf des Semesters zunehmen und die Spitzen zur Zeiten der Live-Sendungen glätten. Anzumerken ist, dass alle Grafiken in einem unterschiedlichen Maßstab sind, die höchste Säule entspricht immer 100%, der konkrete Wert kann am linken Rand der jeweiligen Grafik erkannt werden. Abschließend kann gesagt werden, dass die Popularität von Radio GLF im letzten Jahr stark zugenommen hat. Das automatisierte Programm wird vor allem am frühen Nachmittag sowie direkt vor und nach den Live-Sendungen konsumiert. Zu diesen Zeiten sollte also das Programm möglichst attraktiv gestaltet werden. 88 Fazit - 5 Fazit und Ausblick 5.1 Fazit Wie diese Arbeit gezeigt hat, gibt es bereits einige wenige Lösungen auf dem Markt, die eine Automatisierung von Webcasting ermöglichen. Der Umfang und Anspruch der jeweiligen Lösungen sind jedoch sehr verschieden. Die großen und teuren Systeme stammen aus dem Bereich der konventionellen Radioautomationssysteme. Sie sind auf die Bedürfnisse des Radioindustrie optimiert und bieten oft nur wenig Möglichkeiten für innovatives Webcasting. Die kleineren und günstigeren Systeme sind oft aus privaten Projekten entstanden und bieten vielseitige Möglichkeiten für innovatives Webcasting, vernachlässigen aber dabei die Bedürfnisse der Radioindustrie - wie Stabilität und Eignung für den Live-Betrieb. Die praktische Umsetzungen im Rahmen dieser Arbeit führten zu einem breiten Webcasting- Angebot von Radio GLF. GLF ist nun nicht nur 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche zu empfangen, sondern es sind auch Features implementiert, die den Vergleich mit kommerziellen Radiosendern nicht zu scheuen brauchen. Die praktische Umsetzung hat gezeigt, dass technische Probleme lösbar und mit vertretbarem Aufwand in den Griff zu bekommen sind. Sie hat aber auch gezeigt, dass Webcasting neue Anforderungen an das Content Management stellt, da viele Medientypen zusammen möglichst effizient organisiert, verarbeitet und organisiert werden müssen. Konventionelle Redaktions- oder Content Management Systeme sind hier überfordert und können nur in Teilbereichen eingesetzt werden. Webcasting bietet viele Möglichkeiten. Doch welche sind sinnvoll, notwendig und wirtschaftlich brauchbar? Es gibt viele Studien über die Gewohnheiten und Bedürfnisse bei der Mediennutzung. Diese geben aber meist nur die Erfahrungen mit bereits etablierten Medien wieder und sagen nichts über die Bedürfnisse aus, die durch die neuen Möglichkeiten von Webcasting entstehen können. 5.2 Ausblick Der Computer als Musik-Abspiel-Medium wird immer mehr akzeptiert, wie die zunehmende Verbreitung von mp3-Files und der Erfolg von Napster zeigt. In absehbarer 89 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Zeit wird den Nutzern ein schnelleres Netz mit mehr Bandbreite zur Verfügung stehen, so dass die Zahl der Webcasting Konsumenten ansteigen wird. In Intranets von Firmen ergeben sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, wie Webcasting für das Wohl der Firma eingesetzt werden kann. Betriebsinterne Fortbildung mit Corporate Radio und Business TV sind hier die Stichworte. Vor dem großen Durchbruch von Webcasting sind jedoch noch einige rechtliche Fragen zu klären. In den USA hat der "Digital Millennium Copyright Act" dazu geführt, dass Webcasting für die Anbieter sehr teuer wird und damit nicht mehr wirtschaftlich tragbar ist. Ob dies den Erfolg von Webcasting verhindern kann, bleibt abzuwarten. 90 - 6 Literaturverzeichnis ARBITRON (Hrsg.), 2000: Presseerklärung, New York, 29.01.2001, URL: http:// www.arbitron.com/newsroom/archive/1_31_01_1050.htm (17.5.2001) ARBITRON/Edison Media Research (Hrsg.), 2000: Internet V, 2000, New York: URL www.arbitron.com (17.05.2001) ARBITRON/Edison Media Research (Hrsg.), 2000: Radio Station Web Site Content: An In-Depth Look, 2000, New York: URL www.arbitron.com (17.05.2001) ARBITRON/Edison Media Research (Hrsg.), 2000: The Side Channel Study, 2000, New York: URL www.arbitron.com (17.05.2001) ARBITRON/Edison Media Research (Hrsg.), 2001: Internet VI, 2001, New York: URL www.arbitron.com (17.05.2001) ARBITRON/Edison Media Research (Hrsg.), 2001: The Need for Speed, 2001, New York: URL www.arbitron.com (17.05.2001) CLEF, Ulrich (Hrsg.): Handbuch Radio Marketing, 1. 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(Hrsg.): Radio, das unterschätzte Medium: Erfahrungen mit nicht-kommerziellen Lokalstationen in 15 Staaten, Berlin: VISTAS, 1991 91 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien KURI, Jürgen, 2000: Virtueller Plattenschrank, in: c't, Nr. 22/00, (3.10.2000), S. 210 213 LAUTERBACH, Thomas: Digital Audio Broadcasting: Grundlagen, Anwendungen und Einführung von DAB, Feldkirchen: Franzis, 1996 LIVE365.COM (Hrsg.): Newsletter "Memorial Day Weekend Edition" (26.05.2001), URL: http://www.live365.com MICROSOFT (Hrsg.), 1999: Windows Media 7 Walkthrough, Redmond: Microsoft, 1999 MILES, Peggy, 1998: Internet world guide to Webcasting, New York: John Wiley & Sons, 1998 NULLSOFT (Hrsg.), 1999: SHOUTcast Documentation, 20.7.1999, URL: http:// www.shoutcast.com/support/docs/ index.phtml?language=english&layout=print&prevlayout=normal (26.3.2001) NULLSOFT (Hrsg.), 1999: Writing Plug-ins, URL: http://www.winamp.com/nsdn/ winamp2x/dev/plugins/ (11.8.2001) NULLSOFT (Hrsg.), 2001: Winamp Documentation: MPEG Input Plug-in, 2001 URL: http://www.winamp.com/download/docs/ index.jhtml?_DARGS=%2Fdownload%2Fdocs%2Findex.jhtml.3 (13.8.2001) ODDSOCK.ORG (Hrsg.), 2001: DoSomething Winamp Plug-in Version 2.8, (7.2.2001), URL: http://www.oddsock.org/tools/dosomething/ (22.3.2001) SCHÄFER-SCHÖNTHAL, A.: WebRadioBeschreibung (5.2.2001), URL: http:// 141.28.122.101/auftrag001.htm (5.4.2001) STEINMETZ, RALF, 1999: Multimedia-Technologie, 2. 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Auch hinsichtlich eines Mulitmedia-Content-Management-Systems, das in nachfolgenden Semestern eingerichtet werden soll, muss ein Standard eingeführt werden. 2. 2.1. Audio Pegel Schon bei der Aufnahme sollte auf eine sehr genaue Einstellung der Pegel geachtet werden, um Übersteuerungen, aber auch zu geringe Pegel, zu vermeiden. Gegebenenfalls ist ein Limiter einzusetzen. Nach der Aufnahme kann der Ton weiter optimiert werden: 2.1.1. Dynamik-Komprimierung Aufgrund der Wirkungsweise der Datenkomprimierung bei Streaminganwendungen kann eine bessere Tonqualität beim Hörer/Anwender erreicht werden, wenn deutliche Dynamik-Kompression eingesetzt wird. Besonders bei Sprache und leisen Musikpassagen sollte relativ aggressiv komprimiert werden, um eine noch gute Verständlichkeit auch bei niedrigen Bandbreiten zu erhalten. Bei Multiband-Kompressoren (wie z.B. in Samplitude Studio oder Finalizer) halten sich auch die Nebeneffekte in Grenzen. Bei allen modernen Soundeditoren können Plug-ins mit entsprechenden Fähigkeiten eingebunden werden (z.B. L1 Ultramaximizer und C1 Compressor als DirectX Plug-Ins aus dem Native Power Pack). Auch die Studio-Ausrüstung (ProTools) kann eingesetzt werden. Bei aktueller Pop/Rock Musik von CD ist keine weitere Komprimierung nötig. Handelt es sich jedoch um klassische Musik oder Jazz sollte unbedingt komprimiert werden. 2.1.2. Normalisierung Alle vorproduzierten Beiträge sollten (nach der Kompression) auf einen Pegel von 99% bis 100% (oder –0.3dB bis 0 dB) normalisiert werden, damit ein einheitlicher Lautstärkepegel bei allen Beiträgen gegeben ist. 2.2. EQ Der Klang kann für Streaming optimiert werden, wenn der Präsenzbereich (2...3 KHz) sorgfältig auf gute Verständlichkeit geregelt wird. Es sollten genügend Höhen vorhanden sein, es darf jedoch nicht zu einem Zischen kommen. Zischlaute beanspruchen eine hohe Bandbreite bei der (Daten-)Komprimierung und wirken sich beim Downsampling auf z.B. 22 oder 16 kHz sehr negativ auf die Verständlichkeit aus. 2.3. Format Alle Beiträge sollten spätestens nach der Sendung als mp3-File vorliegen. Da die Beiträge evtl. noch weiterverarbeitet werden (z.B. Konvertierung nach Realmedia oder MS .asf) sind folgende Parameter optimal: 95 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien - 44 kHz Samplingrate - Konstante Bitrate (CBR) von 128 bis 192 kBit/s, bei Mono die Hälfte davon - MS Stereo oder Stereo bei Stereoproduktionen, Mono bei Monoproduktionen. Mp3-Konverter mit guter Qualität sind z.B. Xing-Audiocatalyst ab Version 2.0, die original Fraunhofer Tools (Im Studio in CoolEdit) oder Lame. Weiterhin sollte das ID3v1 Tag des fertigen Files ausgefüllt werden (alt+3 in Winamp) Alle Jingles und Trailer sollten als mp3 oder WAV auf dem Tonstudio-Rechner oder im glf-Incoming vorliegen. 2.4. 3. 3.1. Musik Musik aus der Konserve sollte möglichst als mp3 (min 128 kBit/s) vorhanden sein, kann aber auch von Audio-CD oder als WAV (44,1 KHz/16 Bit) eingespielt werden. Um den Sendeablauf zu vereinfachen (indem weniger Geräte bedient werden müssen) und um ein Archiv aufzubauen ist längerfristig eine komplette Umstellung auf mp3 zu realisieren. Bei Musik ist ebenfalls auf eine minimale Eintragung der ID3-Tag Daten, wie Titel und Interpret, zu achten. Video Bild Eine sehr gute Anleitung um optimale Bildqualität für Streaming zu erhalten findet sich im „Producers Guide to Live Webcasting“. Hier nur kurz die wichtigsten Tipps: - Für helle Beleuchtung sorgen (kein Bildrauschen!) - Nur langsame Bewegungen (mit der Kamera und im Bild), vor allem keine animierten Schriften oder Video-Effekte mit Wipes. Ebenso sind Zooms und Schwenks mit Vorsicht zu genießen - möglichst viel Kontrast Generell ist es empfehlenswert einen kurzen Clip im gewünschten Zielformat zu komprimieren und dann entsprechende Korrekturen im Original durchzuführen. Als Video vorproduzierte Filme oder Animationen erscheinen im Streaming oft zu dunkel, evtl. bearbeiten. 3.2. Ton siehe oben, Punkt 2 Wer den Aufwand meiden möchte, sollte zumindest den Soundtrack im Videoeditor auf 99 bis 100% normalisieren. Das Ergebnis wird aber meist besser, wenn man die Audio-Spur extrahiert, in einem Audio Editor bearbeitet und dann wieder zum Bild anlegt. 3.3. Format Der fertige Beitrag sollte zur Sendung als digitales Video-File zur Verfügung stehen. Kassetten (VHS, S-VHS, Beta) sind möglich, aber längerfristig zu vermeiden. Ein im Moment noch optimales Format ist ein MPEG-File gemäß VideoCD– Spezifikation: - 44 kHz Stereo Audio, 224 kBit/s - 352 x 288 Pixel Videoauflösung, 25 FPS, 1150 kBit/s - Gesamtdatenrate ca. 1.4 Mbit/s (MPEG1) Im Moment werden die Beiträge während der Sendung noch von Betacam abgespielt. Um also die Beiträge zusätzlich noch auf Band spielen, sind folgende Einstellungen 96 Anhang A nötig: - 44kHz Stereo Audio - 768 bzw 720 x 576 Pixel, 25 fps AVI - Motion JPEG (MJPEG) AV-Master-CODEC (gibt’s in glf-incoming/tools)oder DV Codec Insgesamt ergibt sich daraus in etwa VHS Qualität, was für Streaming ausreichend ist. MPEG1 Files werden von den meisten Videoeditoren und Encodern als direktes Quellformat akzeptiert, die Beiträge können also auf einfache Weise weiterverarbeitet werden. Als MPEG-Encoder mit einer sehr guten Bildqualität empfiehlt sich der Panasonic MPEG Encoder, den es als Plug-in für Premiere gibt. Filme können direkt, ohne Umweg über AVI, konvertiert werden. Eine gute Bildqualität hat auch der XING MPEG Encoder. Alternativ eignet sich auch ein AVI im MPEG4 (MS V2, V7) oder DivX Format, wobei der Konvertierungsvorgang zur Zeit noch etwas kompliziert ist und auch der Codec nicht auf allen Rechnern vorhanden ist. Die Datenrate/Dateigröße bei MPEG4/DivX ist aber bei gleicher Qualität wesentlich geringer, weshalb v.a. für längere Mitschnitte fürs Archiv diesem Format der Vorzug gegenüber MPEG 1 gegeben werden sollte. Wichtig bei AVIs im MPEG4 Format ist, dass auch der Ton datenreduziert, also z.B. ins mp3Format gewandelt wird. Unkomprimierter Ton benötigt in etwa die gleiche Datenrate wie ein MPEG1 Stream insgesamt. Vom WindowsMediaEncoder erzeugte Dateien in MPEG4 (MS V2/V7), also .asf und .wmf-Files, eignen sich jedoch nur sehr bedingt zur weiteren Verarbeitung, da diese Formate nicht mehr in ein Videoeditor importiert werden können. Spätestens zum Ende jeder Sendung müssen die Filmbeiträge in einem dieser digitalen Formate für das Archiv zur Verfügung stehen. 4. 4.1. Push-Tool Bilder, Fotos Bilder und Grafiken zu den Beiträgen können live in den Browser gepusht werden. Dies bietet sich vor allem bei Radio-Sendungen an. Dazu sollten sie in der richtigen Reihenfolg numeriert sein und in einem eigenen Verzeichnis gesammelt auf glf-Incoming unter dem Sendedatum gespeichert sein. Außerdem ist dem Filenamen noch eine Vorsilbe zu geben, die den Bildern eine Zuordnung zum entsprechenden Beitrag ermöglicht und Idealerweise auch noch nach dem Sendeplan ordnet. Als geeigneter Dateinamen ergibt sich so z.B. B01_01_Meine_Tante.jpg . Hier sind nur GIF und JPG möglich, sie sollten stark komprimiert sein (z. B: in Photoshop Qualität 4 bis 6), die geeignete Bildgröße ist 320 *240 (max. 352 * 288), somit sollte ein Bild nicht grösser als 15 kB sein. Für die Archivierung von Audio-Beiträgen mit Slideshow bietet sich Flash an, aber auch Windows Media und Real bieten solche Möglichkeiten (ASF-Skript/SMIL). 4.2. URLs pushen Es ist möglich, in Beiträgen auf andere URLs Bezug zu nehmen und diese in bestimmte Frames der glf-Seite oder neue Fenster zu pushen. Damit kann man den Zuschauern direkt Inhalte zeigen, die man sonst langatmig erklären muss. Die Liste der URLs sollte zeilenweise in einem Textfile vorliegen. Diese Möglichkeit ist aber noch im Experimentierstadium und muß spätestens am Montag vor der Sendung getestet werden. 5. 5.1. Allgemein Ablage der Dateien/Vorbereitung der Sendung 97 Webcasting: Möglichkeiten der Automatisierung Diplomarbeit von Martin Zinßer 5.2. 5.3. 98 Fachhochschule Furtwangen Fachbereich Digitale Medien Alle Beiträge, Bilder, Texte, Playlisten und Musik sind bis spätestens 4 Stunden vor der Sendung auf glfservice>glf-incoming im Verzeichnis der jeweiligen Sendung zu speichern. Dort wird alles zentral gesammelt und dann kurz vor der Sendung auf die jeweiligen Ausspiel-/Sende-/Push-Rechner kopiert. Nach der Sendung ist auch eine Kopie des Sendemitschnitts im entsprechenden Verzeichnis auf glf-incoming abzulegen. Naming-Conventions Die Filenamen sollten sinnvoll und nicht kryptisch gewählt werden. Vom Filenamen sollte auf den Inhalt sowie auf das Sendedatum geschlossen werden können, z.B.: Beitrag - ErstSemFete_SS01.mp3 Eventuell noch ein Textfile mit Zusatzangaben (Autor, Mitwirkende, Datum, Dauer, Copyright, etc.) anlegen. Verzeichnisnamen für Push-Bilder: Die Push-Bilder sind in einem Verzeichnis abzulegen, dessen Namen aus den Angaben des dazugehörigen mp3-Files gebildet werden. Dabei ist für die Benennung das Schema „Artist – Title“ abzuwenden, wobei für „Artist“ und „Title“ die entsprechenden Daten aus dem ID3 Tag einzusetzen sind. Beispiele: F:\pushpics\Philipp Pfeiffer - KSG Themenabende\ F:\pushpics\GLF - Sendung-2001-06-26\ Archivierung Sinnvoll ist es ein oder zwei CDs zu brennen, auf denen sich jeweils die Materialien der gesamten Sendung befinden, also Audio, Video, Bilder, Texte und Sendeplan. Die Dateien sollten sich in Verzeichnissen mit dem entsprechenden (sinnvollen) Namen befinden (z.B. Beiträge\BeitragXY\Audio, Moderationen, Musik, Jingles). Dies ist eine geeignete Aufgabe für den „Chef vom Dienst“ . Anhang B B Inhalt der CD Die dieser Arbeit beigelegte CD enthält elektronisch erfasste Quellen und Dokumente, die verarbeitet und z.T. zitiert worden sind. Weiterhin sind Arbeitsdateien und teilweise lauffähige Systeme der einzelnen Realisierungsstufen enthalten, sowie eine kleine Sammlung an Plug-ins und Tools Die Verzeichnisse im Einzelnen: Quellen: enthält alle zitierten elektronischen Quellen, die Unterverzeichnisse geben den jeweiligen Autor oder Herausgeber an. PDF: PDF Versionen dieser Arbeit Tools: Eine Sammlung an Plug-ins und Tools, die für Webcasting geeignet sind. Praktische Umsetzungen: Zu jeder Realisierungsstufe gibt es einen Unterordner, der Dateien enthält, die den jeweiligen Entwicklungsstand dokumentieren. 99