La bella figura* - Mark van Huisseling

Transcription

La bella figura* - Mark van Huisseling
WW MAGAZIN Nr. 3
MAI / JUNI 2016
La bella figura*
MATTEO THUN
Bauten und Objekte von ihm kennt man,
ihn nicht – und das müsse so sein,
findet der Architekt.
ENRICO CINZANO
Die vielleicht ausgefallensten Möbel
entwirft zurzeit ein Designer
mit nobler Herkunft und Alkohol im Blut.
IL PARCO SCHERRER
Der vielleicht schönste Park der Schweiz,
von dem Sie noch nie gehört haben, befindet sich in Morcote.
* (ital.) guter Eindruck; auch: die schöne Form,
das angenehme Äussere – oder was Architekten und Designer
im Allgemeinen und Italiener im Besonderen können
SAISON-TREND
Elektromotorboot – auch auf
dem Zürichsee
Fr. 6.50
Innenbetrachtung Editorial
Wir wissen nicht,
wo der Hammer hängt
Die vielleicht interessanteste
Idee in dieser Ausgabe
kommt von Matteo Thun,
dem A
­ rchitekten und
Designer. Der Südtiroler
in Mailand sagt, ­seine
Aufgabe sei es, Konsumenten das Abc zu geben, damit
diese daraus ­Wörter formen
können, ihre ­Wörter. Mit anderen Worten: Thun nimmt
sich zurück, will g­ utes Design
und stimmige A
­ rchitektur
ermöglichen. Und nicht der
Welt und ­seinen Kunden
erklären, wo der Hammer
hängt; dies ­täten bereits
genügend ­Kollegen. Wir ­versuchen, im übertragenen
4 WW Magazin
Sinn, das Gleiche zu tun
– ­mittels Porträts interessante ­Menschen vorstellen,
mittels Geschichten
Spannendes erzählen.
Was wir nicht möchten:
Ihnen sagen, was sie
interessant und spannend zu
finden haben (auch das tun
bereits genügend Kollegen).
Wir hoffen, dies gelinge.
Lassen Sie es uns wissen, falls
es so ist. Und falls nicht,
erst recht. Meinen Dank im
Voraus.
info@markvanhuisseling.ch
Mai / Juni
Nr. 3 2016
Innenbetrachtung Mitarbeiter dieser Ausgabe
1) ALEXANDRA KRUSE
3) MARYSIA MORKOWSKA
Unsere Autorin, die in einer früheren Ausgabe von W
­ W-Magazin
eine Modekolumne schrieb, hat
einen ganz b
­ esonderen B
­ ezug zu
Yoga – ihr Partner, und Vater
ihres kleinen Sohns, ist Yogalehrer von Beruf. Also e­ rgriffen
wir die günstige ­Gelegenheit und
­baten Alex, wie sie merkwürdigerweise ­genannt wird, um ­einen
passenden Beitrag von ihrem
­Baliaufenthalt, wo sie sich mit
Familie aufhielt, während wir
in ­Zürich, im Schneefall, ­diese
Nummer abschlossen. Journalistin und Stylistin Alex ­befand
sich im Dorf Ubud auf den Spuren von Elizabeth Gilbert, der
Autorin des Weltbestsellers «Eat
Pray Love», ebendort fand gerade
das «Bali Spirit F
­ estival» statt.
­Davon erzählt sie auf S
­ eite 10.
Und natürlich auch vom schönsten ­Yoga-Resort der Insel, «vielleicht der Welt» (ihre W
­ orte),
das von ­einem ­Schweizer ­Direktor
geführt wird.
«Ich schreibe und reise mich
durchs ­Leben», sagt unsere neue
Mitarbeiterin, die wir willkommen heissen. Von Haus aus Historikerin, ordne sie ­gewisse Dinge
gerne ein, sagt sie weiter. Und wir
sagten: «Die ­ideale ­Autorin für
eine Geschichte über den wohl
schönsten Garten der Schweiz,
von dem man noch nie etwas
­gehört hat, ­jedenfalls wenn man
nördlich des G
­ otthards lebt.»
Grundsätzlich finde sie Parkanlagen darum ­interessant, weil sie
menschen­gemachte, ­inszenierte
Natur s­ eien, sagt M
­ arysia weiter.
«Der Parco ­Scherrer bei Morcote
ist spielerisch, u
­ nverkrampft und
ein bisschen frivol – der E
­ rbauer
und seine Frau hatten viel Spass
­daran, was man spürt.» ­Unsere
Schreiberin h
­ atte auch Spass bei
ihrem ­Besuch, das spürt man
ebenfalls, finden wir. Und Sie
­finden die Story sowie die Bilder
der italienischen Fotografin
­Adrianna G
­ laviano ab Seite 36.
2
1
ALEXANDRA
KRUSE ,
NACHO ALEGRE ,
MARYSIA
MORKOWSKA
UND
PASCAL SCHMUTZ
1)
2)
3)
Wenn man sich den Fotografen,
der die WW-Persönlichkeit
dieser Ausgabe, Matteo Thun,
in Mailand porträtiert hat,
­anschaut, fragt man sich, wie
sein Heimatland S
­ panien von
­einer Wirtschaftskrise ­getroffen
werden konnte. An der work
ethic von Leuten wie ihm kann
es nicht liegen: Der ­Barceloner,
von Haus aus ­Anwalt, ist Gründer und Kreativdirektor des
weltweit beachteten (und für gut
befundenen) Wohnmagazins
­Apartamento, darüber ­hinaus
vielbeschäftigter Fotograf im
Auftrag der besten Zeitschriften
Europas und ­A merikas.
In d
­ iesen ­Tagen ­eröffnet er in
Barcelona z
­ udem ein R
­ estaurant;
dort kommt nur auf den Tisch,
was es in der Nähe zu ernten,
jagen oder fangen gibt. Ferner
dürfte das Interieur sehr ­sehenswert sein. Sein Beitrag für uns
ab Seite 20.
6 WW Magazin
3
4
Mai / Juni
4) PASCAL SCHMUTZ
4)
Aus Delikatessen ein Menü ­zusammenzustellen, das Leuten, die
sich als Feinschmecker b
­ ezeichnen, gefällt, ist einerseits
nicht so schwer und ­andererseits
nichts, was unseren Autor ­interessiert. Der 31-jährige Küchenchef aus Biel – 2010 vom «Gault
Millau» als «Entdeckung des
Jahres» ausgezeichnet; ­damals
noch im «Vitznauerhof» in
Vitznau – will aussergewöhnliche
Speisen aus gewöhnlichen Zutaten
zubereiten. Wie zum Beispiel
die recht speziell ­daherkommenden Gschwellti, die er auf
Seite 48 beschreibt. Bis Ende
vergangenen Jahres a
­ rbeitete
er im «Kaufleuten», und in dieser
Zeit wurde aus dem Zürcher
­L okal, in das man vor allem der
Gäste wegen ging, ­eines,in das
man auch wegen des Essens ging.
Zurzeit überlegt er sich, was
er als nächstes tun möchte – wir
sind gespannt.
Nr. 3 2016
Bild: Dustin Askland
2) NACHO ALEGRE
Innenbetrachtung Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Innenbetrachtung
WW Magazin Nr. 3 IN H A LT
CONTRIBUTORS
WW-PERSÖNLICHKEIT
Mitarbeiter
dieser Ausgabe
TRINK CINZANO
Matteo Thun
Der ARCHITEKT und
DESIGNER hinter von
ihm gestalteten Vasen.
SEITE 6
GRAF ENRICO
­C INZANO hat
Durst, aber KEINEN
­NACHBRAND.
SEITE 20
TREND-REPORTE
ACCESSOIRES
Der Designer und
Nachfahre der
italienischen
Wermut-Fabrikantenfamilie lebt
­enthaltsam; er
berauscht sich an
­seinen Entwürfen
FÜR MÖBEL, wie
man sie noch
nicht gesehen hat.
Bei uns sieht
man sie, ab Seite
SEITE 16
GESEHEN BEI
SALVATORE
­FERRAGAMO
30
MODE
SEITE 17
RUBRIKEN, GESCHICHTEN
INTERIOR
SEITE 18
KOLUMNEN
BRIEFING
YOGA
Leibesertüchtigung
von Alexandra Kruse
SEITE 14
SEITE 10
MARKENGESCHICHTE
Graf Enrico Cinzano, ­fotografiert von
­Stefan Giftthaler während des ­Mailänder
Salone del Mobile, im R
­ estaurant
seiner Galeristin ­Rossana Orlandi.
8 WW Magazin
Mai / Juni
Nr. 3 2016
Die Erfolgsstory der
On-Laufschuhe aus Zürich
von Andreas Ritter
SEITE 12
Bilder: Nacho Alegre, Adrianna Glaviano, Paul Blow
Titelbild: Nacho Alegre Bild auf dieser Seite: Stefan Giftthaler
KUNST
SEITE 46
WANDERLUST
von Mark van Huisseling
KULINARIK
SEITE 50
von Pascal Schmutz
SEITE 48
SERVICE
ANLEITUNG
BEZUGSQUELLEN
SEITE 53
IMPRESSUM
SEITE 53
Nr. 3 2016
IL PARCO SCHERRER
ARBITER ELEGANTIARUM
Der schönste Park der Schweiz, der eher eine Weltminiatur-Anlage ist,
befindet sich in Morcote. SEITE 36
Christy Turlington
Mai / Juni
SEITE 52
WW Magazin 9
Kunstkolumne Aussenbetrachtung
«VORÜBERGEHEND ZU»
– WIRKLICH?
Es sah so aus, als würden DESIGNOBJEKTE behandelt (und gehandelt) wie andere
KUNSTWERKE. Doch jüngst sind PREISE GEFALLEN respektive konnten
Stücke nicht mehr verkauft werden. Nun SCHLIESST auch noch die ABTEILUNG
FÜR ARCHITEKTUR UND DESIGN des New Yorker MoMa – schade
und falsch, findet unser Autor.
Text:
ANDREAS RITTER
Blick in das Department
of Architecture and
Design des New Yorker
Museums für moderne
Kunst (MoMa); im
Bild etwa der aufblasbare Sessel «Blow»
von Zanotta (1967).
Bild: Anzenberger
V
or einigen Jahren hat sich die Kunstsammlergemeinde die Augen gerieben, nachdem
die ersten Design-Klassiker in den Olymp aufgestiegen sind und entsprechend ­erstrangige
Auktionspreise erzielt h
­ aben. Den point of no
return überschritt dabei der Christie’s Sale vom
Juni 2005, als ein ­Carlo-Mollino-Schreibtisch
aus dem Jahre 1949 – bei einer Schätzung
von 150 000 bis 200 000 Dollar – mehr als
3,8 ­Millionen Dollar einbrachte. Fortan ­wurde
­einem Jean-­Prouvé-Sideboard fast ebenso viel
Ehre und A
­ ufmerksamkeit zuteil wie einem
­Damien-Hirst-Dot Painting und es war nur
folge­richtig, dass sich neben der Art Basel, der
führenden Messe für Gegenwartskunst, längst
eine ­Messe für hochstehendes Vintage-Design
etabliert hat. Wieso die diversifizierte Kollektion nicht e­ rgänzen um ein Stück Architekturgeschichte?
Die Frage war so absurd nicht: Ende 2006
wurde Pierre Koenigs «Case Study House #21»
durch Wright Auction aus Chicago für einen
­Betrag von über drei Millionen Dollar versteigert,
freilich ohne dass es je vergleichbare ­Verkäufe –
vergleichbar in Quadratmeterzahl oder die Lage
betreffend – gegeben hätte. Der Wert ­leitete sich
vielmehr daraus ab, dass das Objekt eine Wegmarke modernistischer Architektur aus der M
­ itte
des 20. Jahrhunderts darstellte. Die ­Küche des
bescheidenen Stahl- und Glasbaus wurde vom
­Architekten kurz vor seinem Tod selbst renoviert,
ansonsten war der Bau im Originalzustand. Verkauft wurde ein Kunstwerk, nicht eine Immobilie.
Es folgte im Juni 2007 die Verauktionierung des
Nr. 3 2016
vor dem Verfall geretteten «Maison Tropical» von
Jean ­Prouvé – ein immerhin z
­ usammenlegbares
V­ehikel im Schnittpunkt zwischen Architektur
und ­Design, das sein Käufer, der Sammler und
­Hotelier ­André Balazs, ganz im Sinne einer klassischen Wanderausstellung leihweise in London,
in Zusammenarbeit mit dem Tate-Modern- und
dem ­Designmuseum, ausstellte.
Etwas schwieriger zu transportieren war der
nächste Rekordhalter: Das «Kaufmann House»
von Richard Neutra gelangte am 13. Mai 2008
in der Hauptauktion von Christie’s in New York
für Nachkriegs- und Gegenwartskunst zum Aufruf. Der Veräusserung dieses wohl wichtigsten Beispiels modernistischer Architektur Mitte
des vergangenen Jahrhunderts, das in privater Hand verblieben ist, ging eine fünfjährige
­minutiöse Renovationsphase der Voreigen­tümer
voraus, die dem Urzustand von 1946 möglichst
nahe kommen wollten, ganz wie bei der Restaurierung ­eines Gemäldes. Im Katalog mit
­«Schätzung auf Anfrage» angegeben, wurde
das Haus ­einem Sammler für den Rekordbetrag
von fast siebzehn Millionen Dollar zugeschlagen, s­ päter ergaben sich dem Vernehmen nach
dann allerdings Probleme mit dem Eigentumsübergang. Der Erwerb von Grundeigentum an
sich ist halt doch komplizierter, als der Kauf eines Bildes als Fahrnishabe.
Doch dieser Trend hält nicht an, wie die neusten Beispiele vermuten lassen: Im F
­ ebruar diesen Jahres blieb ein Architekturjuwel erster Güte
– ein archetypisches Frank-Lloyd-Wright- Haus
aus dem Jahre 1939 in Brentwood, Los Angeles
– ebenfalls Originalzustand, gute Provenienz
und sogar in den 1970er Jahren restauriert von
einem weiteren Stararchitekten, John Lautner,
erstaunlicherweise unverkauft, trotz moderater
Schätzung von 2,5 bis 3 Millionen Dollar. Und
eine Villa des wohl ­berühmtesten italienischen
Mai / Juni
Architekten des 20. Jahrhunderts, Giò Ponti,
auf der Insel Elba ist seit längerer Zeit im Angebot einschlägiger Händler und findet keinen
Abnehmer. Weshalb? ­Erstrangige Architekturikonen ihrer Zeit verlangen viel Engagement ihrer neuen Besitzer. Und sie g
­ enügen auch meist
nicht den raumgreifenden Vorstellungen heutiger solventer Käufer. Wie der Markt nun zeigt,
lässt sich Architektur, was die Preisentwicklung angeht, doch nicht so einfach mit Kunstwerken vergleichen.
Und Design? – Eine neue Meldung des New
Yorker Museum of Modern Art lässt hier ebenfalls aufhorchen: Das MoMa, das als erstes Museum ein eigenes Department für Architektur
und ­Design führte, schliesst – temporär, wie man
sich ­bemüssigt zu betonen – die hierfür gewidmeten Galerien. Nicht alle glauben, dass dem so
ist. Es gibt vielmehr Stimmen, die fürchten, dass
­Design mehr und mehr als blosse «Dekoration»
für Kunst in den Hintergrund geschoben werde
und seine Anerkennung als eigenständiges Sammelgebiet einbüssen ­könnte. Jammerschade wäre
das aus meiner Sicht. Denn ob Kunst, Design
oder Architektur, ob ­Auflage oder Unikat, ob
Fotografie, Malerei, Skulptur oder b
­ ewohnbares
Haus: Was zählt, ist die Qualität, der Platz in
der (Kunst-)Geschichte, das ästhetische Wohlgefühl, die ­intellektuelle Aussage, die Rarität, die
Provenienz. Das längst überwunden g
­ eglaubte
­Kategoriendenken ist für mich anhaltend falsch:
Weder Architektur noch ­Design darf zum blossen Bühnenbild für Kunst verkommen.
ANDREAS RITTER
ist Rechtsanwalt für Kunstrecht. Der 52-Jährige führt
gemeinsam mit Sibylle Loyrette die
Kanzlei Ritter & Partner Rechtsanwälte in Zürich.
WW Magazin 13
Aussenbetrachtung Gesundheit
Redaktion: SARAH STUTTE Illustration: PAUL BLOW
Briefing KÖRPER, GEIST UND SEELE
Qigong ist die Bewegungs­meditation der traditionellen chinesischen Medizin, hat ihren Ursprung
um das Jahr 200 vor Christus und
wird seitdem als Grundlage der
Kampfkünste zur Stärkung von
Körper und Geist praktiziert. Das
harmonische Zusammenspiel zwischen Bewegungen und Meditation
stärkt die Sinne. Der durch unseren
Alltagsstress ins Stocken geratene
Energiefluss, das sogenannte Qi,
wird zudem mittels verschiedener
Körper-, Atem- und Konzentrationsübungen intensiviert.
RAUSCH DER KÄLTE
Das Eisschwimmen hat nicht
nur bei den russisch-ortho­
doxen Christen Tradition, sondern e
­ rfreut sich auch in der
Schweiz grosser Beliebtheit. In
kleinen Vereinen wie dem Berner «Gfrörli-Club», trifft man
sich von ­D ezember bis März
­regelmässig, um in der Aare
­baden zu g
­ ehen. Populär sind
auch Veranstaltungen wie das
Genfer Weihnachtsschwimmen
(Coupe de Noël), das seit 1934
existiert oder – seit 2000 – das
­Samichlaus-Schwimmen in
­Zürich.
INSEL DER 100-JÄHRIGEN
Auf der japanischen Halbinsel ­Okinawa
kommen auf rund 1,3 Millionen Einwohner über 900 Menschen, die hundert
­Jahre alt sind oder älter. Eine besonders
hohe Anzahl an Hundertjährigen findet
sich im Dorf Ogimi mit seinen 3200 Einwohnern; schon am Ortseingang wird mit
einem Stein und der Beschriftung «Nummer eins für Langlebigkeit» auf dieses
Phänomen hingewiesen. Der Kardiologe
Makoto Suzuki untersuchte die Geheimnisse der Ältesten über vierzig Jahre lang.
Laut seiner These ist die Ernährung der
wichtigste Grund für die Langlebigkeit
der Anwohner: viel Obst und Gemüse,
Fisch und Tofu, dafür ­wenig Fleisch.
Fettarm und kohlehydratreich. Zudem
leben die Halbinsulaner nach dem Prinzip «Hara hachi bu». Dieses besagt, den
Magen nur zu achtzig Prozent zu füllen.
LEBENSWEISHEIT
Der Begriff Ayurveda stammt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Wörtern Ayus
(Leben) und Veda (Wissen) zusammen. Die
traditionelle indische Heilkunst hat einen
ganzheitlichen Anspruch, kombiniert philosophische Ansätze mit Erfahrung und
legt den Schwerpunkt auf die Annahme und den Erhalt einer
­gesunden Ernährung. Im Mittelalter entwickelte sich die Medizin in Indien stark, weshalb Ayurveda, angesichts des ­lukrativen
­Geschäfts mit dem Aberglauben, fast 150 Jahre lang verboten war. In Sri Lanka dagegen wurde das ayurvedische Wissen
­ununterbrochen bewahrt; es ist heute das einzige Land, das
­Ayurveda als komplettes Gesundheitssystem staatlich anbietet.
PILATES, JOSEPH PILATES
Im Pilates geht es darum, die Muskeln
des Unterleibes mit Hilfe des Geistes
zu stärken. Namensgeber Joseph
­Pilates (1883–1967) entwickelte die
Basis seiner M
­ ethode in Deutschland,
wo er aufwuchs. Den Durchbruch
­erlangte er damit aber in den USA,
dem Land, in das er auswanderte. In
New York ­gründete er, z­ usammen mit
seiner Ehefrau und mit Hilfe von Max
Schmeling, ein Boxstudio im Haus des
New York City Ballet am Broadway. Für
sein Training interessierten sich deshalb bald nicht nur Sportler, sondern
auch die Tänzer Martha Graham oder
Michail B
­ aryschnikow und die Schauspielerinnen Katharine Hepburn oder
Lauren Bacall. Joseph Pilates unterrichtete, bis er mit 84 Jahren starb.
KASSETTENWECHSEL
Der kolumbianische F itnesstrainer
­Alberto Perez vergass einmal, die ­passende
­Musik für seinen Aerobic-Kurs mitzunehmen. Da er die Stunde nicht ausfallen lassen w
­ ollte, schaute er nach, was er im Auto
für Alternativ-Tonspuren hatte – mit ­einer
Salsa-Merengue-Kassette kam er zurück
und i­mprovisierte die Bewegungen. Die
Kursteilnehmer fanden schnell G
­ efallen
an den anfangs recht ungewohnten Rhythmen, und das ­Zumba-Fieber e­ rfasste in
den 1990er Jahren das ­g anze Land.
Ende des Jahrzehnts ­schwappte die ­Welle
auf ­A merika über, weshalb ­P erez 2001
­Zumba als M
­ arke r­ egistrieren liess und
ein ­Zumba-Fitnessunternehmen ­g ründete.
Heute nehmen 15 Millionen Menschen
weltweit an Zumba-Kursen teil.
MIT JUNGEN JAHREN
AUF DIE MISCHUNG KOMMT'S AN
Unter Wellbeing versteht man das ganzheitliche Prinzip des
Wohlbefindens. Es setzt sich aus fünf Punkten zusammen, die
dem körperlichen, mentalen, familiären, beruflichen und finanziellen Zustand entsprechen. Früher versuchte man den Wohlstand
hauptsächlich aufgrund materieller Indikatoren zu messen. Heute
ist man der Meinung, dass das Wellbeing-Konzept zu gleichen
Teilen auf psychologischen, sozialen und physikalischen Ressourcen
sowie Herausforderungen beruht.
14 WW Magazin
Mai / Juni
Die vierzehnjährige Kalifornierin ­Jaysea Devoe ist die ­jüngste,
zertifizierte Yogalehrerin Amerikas. Mit acht Jahren nahm sie das
erste Mal an einer Yoga­stunde
teil und fing kurze Zeit später
selbst an, wöchentlich zu unterrichten. Auf Instagram hat D
­ evoe
fast 13 000 Followers, und vor
kurzem ist sie mit ihrem eigenen
Yoga- und Surf-Shop in ihrem
Heimatort Encinitas auch zur
Jungunternehmerin geworden.
Nr. 3 2016
Quellen: Wikipedia, Annabelle, Netdoktor, Yumig, Swissinfo, Fit for Fun, Zumba, NQA, Elle
IM ALTEN CHINA
Aussenbetrachtung Opener
Redaktion: YVONNE WIGGER Bild: DOUGLAS MANDRY
WW Magazin Nr. 3 T R EN D-R EPORT
D
Sizilianisches KUNSThandWERK AUF DER NASE – für italienische Sommer überall.
Domenico Dolce und Stefano
Gabbana sind stolz auf ihr Heimatland Italien, und das ist
schön. Sie lassen sich am
liebsten von der «­famiglia»
und dem «­dolce vita»
für ihre Kollektionen ­i nspirieren.
Die Designer ­inszenieren ­damit
­v erbu ndene
Traditionen
neu. ­
Diese Saison
ist die Insel
Sizilien an der
­Reihe: Die «Carretto»Kollektion nimmt ­
G estaltungselemente des Karrens auf,
mit dem auf der Insel Orangen
transportiert werden, sowie des traditionellen ­Marionettentheaters.
Im A
­ ngebot sind Seidentücher,
Schuhe, ­Taschen und eine ganz
besondere Brille. Sie ist aus
­Canaletto-Walnuss gefertigt, mit
Reliefdekors verziert und wurde
von Künstlerhand in stundenlanger Arbeit bemalt. Die Bügel sind
blau-weiss gestreift, tragen einen
aufgemalten Pferdekopf, und die
Brillenfront ist mit e­ inem klassisch
­sizilianischen Muster ­geschmückt.
Jede Brille ist ein Unikat, und die
Kleinserie ist, um die Stücke noch
kostbarer zu machen, auf hundert
Exemplare weltweit limitiert. Wer
in the mood for a s­ icilian summer
ist und Glück hat, ergattert eine.
16 WW Magazin
Mode Aussenbetrachtung
Redaktion: YVONNE WIGGER
Trend-Report GLÜCK FÜR ALLE
1. Sonnenbrille vonOLIVER
PEOPLES & THE ROW, Fr. 455.–.
2. Ohrringe von SAINT LAURENT,
3. Tunikakleid von MISSONI MARE,
Fr. 655.– (bei Stylebop.com).
2
Hose: ca. Fr. 1300.-,
4. Halskette von TOMMY HILFIGER,
Sneakers: ca.Fr. 310.-,
ca. Fr. 310.–.
1
Hut: ca. Fr. 200.-.
5. Tasche von SENSI STUDIO,
«CARRETTO»­KOLLEKTION
Bemalte ­S onnenbrille aus
Walnussholz, ­l imitiert,
(ca. Fr. 5900.–, von
­D olce & ­Gabbana, ­in ihrem
Store) und Seidentuch ­­­
(ca. Fr. 395.–, von
Dolce & Gabbana, bei
­Mytheresa.com).
LIEBLINGSSTÜCKE
Outfit von
TOMMY HILFIGER,
Oberteil: ca. Fr. 420.-,
ca. Fr. 325.–.
ca. Fr. 275.– (bei Net-a-porter.com).
6. Monokini von
3
ANNA ­KOSTUROVA, Fr. 315.–
(bei Stylebop.com).
7. Armband von STUDIO MASON,
Fr. 360.–.
4
8. Pflegeöl von YVES ROCHER,
Fr. 22.–.
9. Surfbrett von BLUE TOMATO,
ca. Fr. 1150.–.
10. Tasche von DSQUARED2,
Preis a. A.
11. Outfit von CHLOÉ,
Oberteil: ca. Fr. 920.–,
Hose: ca. Fr. 3630.–.
12. Kleid von DRIES VAN NOTEN,
5
ca. Fr. 1430.–.
13. Outfit von GUCCI,
7
Kleid: Fr. 15 180.–,
Handschuhe: Fr. 360.–,
Schuhe: Fr. 800.–.
GESEHEN BEI
TOMMY
­HILFIGER
14. Overall von STELLA JEAN,
ca. Fr. 1110.–.
6
15. Kleid von PAUL & JOE,
ca. Fr. 500.–.
16. Kleid von SALVATORE
FERRAGAMO, Fr. 1710.–.
17. Outfit von PRADA,
Kleid: Fr. 5630.– , Halsnetz:
Fr. 440.–, Tasche: Fr. 3190.–,
Ohrringe: Fr. 290.–,
Schuhe: Fr. 1240.–.
18. Kleid von EMILIO PUCCI,
ca. Fr. 2045.–.
8
H
äkel-Bikinis in den FARBEN DES
­R EGENBOGENS, Taschen mit
M
­ USCHEL-DETAILS und Kleider im
­Palmenprint – die sommerliche Mode
verspricht Freude, Farbe und Zuversicht.
9
AUF DEM LAUFSTEG
15
18
10
13
12
17
14
11
16
Nr. 3 2016
Mai / Juni
Schuhe von CHLOÉ,
ca. Fr. 770.–.
WW Magazin 17
MATTEO
THUN
WW-Persönlichkeit Story
«Der bescheidene
Südtiroler in
Mailand»: Matteo
Thun über sich
selber; in seinem Büro.
Interview:
MARK VAN HUISSELING
Bilder:
NACHO ALEGRE
Es gibt STARARCHITEKTEN und STARDESIGNER.
Und es gibt Matteo Thun, den Südtiroler Architekten
und Designer, der in Mailand lebt und arbeitet.
­E NTWÜRFE und OBJEKTE, die er g­ estaltet, kennt
man, weil jeder damit in B
­ erührung kommt. Ihn
kennt man nicht, weil er zu ­verhindern ­versuche,
dass sein NAME ALS A
­ UTOR zu oft durchsickert,
sagt er. Tatsächlich? Ja, denn der ­Konsument soll
selbst zum Designer werden.
Nr. 3 2016
Mai / Juni
WW Magazin 21
M
Story WW-Persönlichkeit
Jeder soll selbst zum Designer werden. Es braucht kein Quantum
Kreati­vität, sondern den Mut, das zu sein, was man ist.
Sie sind heute, Ihre Worte, «die Hebamme, die dem Verbraucher hilft, sich selbst zu finden.» Früher traten Sie als Star­
designer oder -architekt auf . . .
Bin ich nie, muss ich negieren. Ich hab immer versucht, mich
maximal zurückzunehmen; ab und zu sickert durch, wer der Autor
ist. Ich glaube an das Credo meines Lehrmeisters Ettore Sottsass
­(österreichisch-italienischer Architekt und Designer, der nach dem
von ihm miterfundenen «Anti-Design»-Ansatz gestaltete): die
­absolute Einfachheit und die Rückführung zu den Ur-Ikonen. Zum
Beispiel diese Vasen («Matteo Thun Atelier»; ­Material sowie Ausführung kann Kundenwünschen angepasst werden, Bild ­Seite 24),
deren Formen aus dem Keramikmuseum von Montelupo Fiorentino kommen und die von den de M
­ edici als Hochzeits­geschenk
verwendet wurden. Ich bin meilenweit weg vom Produzieren n
­ euer
­Babys, wenn es schon so viele B
­ abys auf der Welt gibt.
Matteo Thun, eigentlich Matthäus Antonius Maria Graf von Thun
und Hohenstein, ist ein Architekt und Designer aus B
­ ozen (Südtirol). Wahrscheinlich sei jeder schon einmal mit einem Produkt
von ihm in Berührung gekommen, stand in der S
­ üddeutschen
Zeitung: Er entwarf Espressotassen für Illy, Armbanduhren
für Swatch, Toiletten, Waschbecken, Vasen oder Bürostühle.
Als ­Architekt hat er etwa das «JW Marriott Venice Resort»
auf der privaten Isola delle Rose bei Venedig gestaltet, das
«­Vigilius Mountain Resort» bei Meran oder das «Waldhotel» des
Bürgenstock-­Resorts bei Luzern, das kommendes Jahr eröffnet
werden soll. Thun ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder; er und seine Frau Susanne leben in Mailand und auf Capri
und haben zudem, sagt man, das schönste Haus von C
­ elerina
im Engadin. Dieses Gespräch – Thun spricht Deutsch – fand in
seinem Büro im Zentrum von Mailand statt, einem Stadthaus,
das seinen zirka siebzig angestellten Architekten und Designern Platz bietet; weiter beschäftigt er fünfzig Mit­arbeiter
auf Baustellen, und ferner betreibt er ein Büro in Schanghai,
dessen Mitarbeiter ­für die Qualitätskontrolle seiner Projekte
in China zuständig sind.
Meine Meinung: Konsumenten wissen nicht, was sie wollen. Der
Designer muss es ihnen zeigen.
Wir geben dem Konsumenten etwas vor, zum Beispiel ­diese
Vasen, die wir in dreizehn Formen mit dreizehn verschiedenen
Sie arbeiten als Architekt und Designer, realisieren Ladenbaukonzepte, eine Zeitlang waren Sie Swatch-Kreativdirektor, also
Konzernangestellter – weshalb können Sie das alles?
Ich habe Architektur gelernt und beschäftige mich, wie die
Mailänder Tradition das will, auch mit dem kleinen Massstab. Mein
jüngstes Baby heisst «Matteo Thun Atelier» (Kollektion hand­
gemachter Möbel, Lampen und Objekte) und geht davon aus,
dass jeder Konsument Designer ist und sich sein Objekt gestaltet.
Wir geben das Abc vor, und der Konsument – das kann ein Privatmann sein, ein Hotelier, ein Innenarchitekt – macht aus ­unseren
Buchstaben Wörter. Und Profis machen aus den Wörtern dann
­Sätze. Entscheidend ist, dass sich der Gestalter, in meinem Fall
der ­Architekt, restlos zurücknimmt und der Konsument zur ehrlichen Überzeugung gelangt: «Ich habe das gemacht.» Das heisst:
Logo der neusten Kollektion – von Hand bearbeitete Möbel,
Lampen, Designobjekte sowie Stoffmuster.
«Entscheidend ist, dass sich der Gestalter, in meinem Fall der Architekt,
restlos zurücknimmt und der Konsument zur ehrlichen Überzeugung gelangt:
‹Ich habe das gemacht.› Das heisst: Jeder soll selbst zum Designer werden.»
22 WW Magazin
Mai / Juni
Nr. 3 2016
WW-Persönlichkeit Story
Blick in den Hof von Matteo
Thuns Büro im Zentrum
von Mailand; in dem Stadthaus
arbeiten zirka siebzig
­Architekten und Designer.
WW-Persönlichkeit Story
«Credo meines Lehrmeisters
Ettore Sottsass: absolute
Einfachheit und Rückführung
zu den Ur-Ikonen»; Thun
mit Teilen des Stuhls
­«Chiavarina» von Matteo
Thun Atelier, 2016.
«Es gilt für den Fussballer, dass er nicht mit der Hand Tore schiesst, und für
den Architekten, dass er die juristischen Spielregeln des Baureglements
einhält. In der Schweiz haben wir das Problem der anonymen Einsprache – das
macht das Bauen ab und zu sehr, sehr schwierig.»
In der Vergangenheit sagten Sie, Ihre Aufgabe als Architekt sei
es, die «Seele des Orts» zu suchen.
Ja, und ab und zu die Seele des Orts zu finden. Zum Beispiel bei diesem grossen (von ihm gestalteten) Gebäude am
Bürgenstock: Da war es, Gott sei Dank, möglich, mit einem hervorragenden Geschäftsführer der Katar Investment in diesem
Steilhang, der nach Süden schaut, ein elfgeschossiges ­Gebäude
so zu integrieren, dass man gar nicht merkt, dass es elf Geschosse
hat. Von unten sieht man eigentlich gar nichts, weil zwischen den
Terrassen immer wieder Grün und Lärchenholz und Gabionen,
das sind Steine, die man aus den Fundamenten herausgeholt hat,
vorkommen. Auch hier kam unser Prinzip «Triple Zero», die drei
Nullen, zur Anwendung. Das heisst: null Kilometer – wir verwenden das Material vor Ort –, null CO2 und null Müll, was bedeutet,
dass die Möglichkeit der Entsorgung des Gebäudes gegeben ist.
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang erleben. Man muss wissen, wo die ­Sonne herkommt und wo sie hingeht. Das ist auch
eine der Grundregeln von Renzo Piano (italienischer Architekt,
der etwa den Museumsbau der Fondation Beyeler entworfen hat).
Wie erleben Sie die unterschiedlichen Mentalitäten – es ist
wahrscheinlich nicht das Gleiche, ob Sie für einen Schweizer,
einen Katarer oder einen Chinesen bauen?
Das macht’s lustig, und deswegen ist jeder Tag ein neues
Abenteuer. Aber es macht das Leben kurzweilig. Und als Südtiroler ist man es gewohnt, zwischen den Kulturen zu leben.
Als Benutzer stelle ich ab und zu fest, dass bei neuen Häusern
alte Fehler gemacht werden – Fahrradraum nur von aussen zu
betreten, störende Treppenabsätze im Eingangsbereich und so
weiter. Haben Architekten eine flache Lernkurve?
Ich kann nur über meine eigene Arbeit sprechen: Mein Team
arbeitet so lange mit mir und mit so viel Begeisterung, dass ich
glaube, dass wir Fehler reduzieren. Sie ganz eliminieren können, das passiert nicht, aber ein hoher Grad an Identifizierung
mit der Sache ist gegeben. Das Problem des Bauens liegt im
Aus meiner überschaubaren Erfahrung muss sich ein Architekt,
wenn ein Vorhaben tatsächlich realisiert wird, vor allem um
Sachzwänge, Bauvorschriften et cetera, kümmern . . .
Es gilt für den Fussballer, dass er nicht mit der Hand Tore
schiesst, und für den Architekten, dass er die juristischen Spielregeln des Baureglements einhält. In der Schweiz haben wir das
Problem der anonymen Einsprache – das macht das Bauen ab und
zu sehr, sehr schwierig.
Farbkombinationen haben, und es werden Vorschläge gemacht.
Eine der interessantesten Aussagen, die ich nach fünf Tagen
[seit die ­Atelier-Website online ist; das Gespräch fand Mitte April
statt] bekommen habe, ist, überraschenderweise: «Ihr gebt so
lustige Farben vor, die so viel Spass machen, dass ich’s ­genau
so übernehme und keinen Grund für die Konfiguration sehe.»
Konsumverweigerer braucht nur das Essenzielle. Das Essenzielle
wollen sie aber ganz genau so konfigurieren, wie sie glauben, dass
es für sie richtig ist. Weil sie mit der Subtraktion leben, nicht mit
der Addi­tion. Und ich denke, diese Welt des Überflusses, die zum
Überdruss g
­ eführt hat, führt jetzt in eine wunderschöne neue heile
Welt. Ich habe volles Vertrauen in die Zwanzigjährigen.»
Stört es Sie nicht, wenn Käufer sagen: «Die Vasen sind nicht
von Matteo Thun, sondern von den de Medici»?
Nein, im Gegenteil, ich bin froh, dass mein Name zu G
­ unsten
der Kreativität des Endverbrauchers endgültig verschwindet.
Schlägt dann diese Demokratisierung, wie Sie sagen, von beispielsweise Vasen auch auf den sogenannten grossen Massstab
durch – soll jeder sein eigenes Haus entwerfen?
Ja, sie schlägt auf den grossen Massstab durch.
Sie stellen alles auf den Kopf, was man über Markenbildung zu
wissen meint. Und über die Prämien, die man verlangen kann,
wenn man Markenartikel verkauft.
Ich glaube, ich stelle gar nichts auf den Kopf. Sondern es
ist mein absolutes Vertrauen in die Demokratisierung unserer
nächsten Umgebung und die Fähigkeiten, die in jedem Menschen stecken.
Ich wiederhole mich: Wenn der Konsument wüsste, was er wollte,
bräuchte er keinen Architekten, sondern würde einen Hochbauzeichner nehmen und ihm sagen, was er zeichnen soll.
Jeder Entwurf jedes Architekten ist so gut wie sein Dialog
mit dem Bauherren. Das beste Stück Architektur, das Italien
seit ­(Filippo) Brunelleschi (Renaissance-Architekt in Florenz,
1377–1446) bekommen hat, glaube ich, ist die Fondazione ­Prada
von Rem K
­ oolhaas (niederländischer Architekt). Warum ist die
so gut? Weil Miuccia Prada mit Koolhaas jahrelang einen sehr
intensiven Dialog g
­ eführt hat. Und Rem Koolhaas ist ein Genie und in der Lage, den D
­ ialog so zu führen, dass am Ende ein
gutes Produkt dabei herauskommt. Aber er ist in Wirklichkeit
auch eine Hebamme.
Falls sich Ihr Ansatz durchsetzt, schaffen Sie sich selber ab
– keiner braucht mehr Architekten oder Designer, die Rechnungen stellen . . .
Man sieht in verschiedenen Branchen Konsumverweigerung, ein sehr interessantes Phänomen. Die Generation der
24 WW Magazin
Mai / Juni
Nr. 3 2016
Dennoch verstehen Sie es irgendwie, Ihre für mich eher wolkigen
Gestaltungsvorstellungen bei den beteiligten Parteien durchzubekommen, sonst gäbe es keine Häuser von Matteo Thun.
Wir kommen eigentlich sehr gut klar, weil wir, bevor wir entwerfen, alle (Beteiligten) an einen Tisch holen und die ehrliche
Frage stellen: «Wie kommen wir zu einer Lösung?» Wenn ich
sie von der ersten Stunde an einbinde, sind sie im Team. Und
das hat zum Beispiel beim Projekt «JW Marriott Venice Resort»
zum Preis für das beste Hotel des Jahres, den Mipim-Preis (Auszeichnung der Baufachmesse von Cannes) geführt. Der Preis ist
sehr ernst zu nehmen, weil man ihn in keinster Weise beeinflussen kann. Und der Grund, warum wir gewonnen haben, ist ein
­fabelhafter Dialog mit dem Denkmalamt von Venedig, von dem
man sagt, dass es zusammen mit dem Denkmalamt von Rom die
schwierigste Stabstelle Italiens ist. In Venedig etwas zu bauen,
selbst nur ein Klofenster zu öffnen, kann verhängnisvoll sein. Wir
­haben neunzehn alte Gebäude renoviert und die Mauern exakt
so ­belassen, wie sie waren. Wir haben den Neubau nach innen
gesetzt, so dass nichts an den alten Mauern ankommt, wir nennen das «Box in the box».
Leben Sie im Flugzeug und auf Baustellen?
Ich reise überallhin, wo ich baue, natürlich. Ich will bei
Planungsbeginn auf jedem Baugrund wenigstens einmal
Nr. 3 2016
Blick auf Stücke der «Matteo Thun Atelier»-Kollektion; sie lassen
sich fast beliebig Kundenwünschen anpassen.
Mai / Juni
WW Magazin 25
«Ab und zu die Seele des
Orts finden»: Thun über
die Aufgabe des Architekten;
im Bild neben einem
Modell seines Entwurfs des
«Vertical Village» (unbebaut).
Story WW-Persönlichkeit
WW-Persönlichkeit Story
«Ich zeige Ihnen meine A
­ genda:
Ich habe eine Assistentin,
die Einträge im Halbstundentakt
macht, und ich nehme mir pro
Mitarbeiter und Thema
25 M
­ inuten Zeit, um Schritt für
Schritt alles zu begleiten.»
7
LA BELLA FIGURA
Entwürfe und Skizzen
von Thun für den grossen
Massstab (Architektur)
und den kleinen (Design).
Die Mailänder Tradition
sieht vor, dass ein Gestalter
beide Massstäbe beherrschen soll.
Schnittstellenmanagement – und Bauen ist nichts als Schnittstellenmanagement. Und daran hat sich in den letzten fünfzig
Jahren wenig bis nichts geändert. Der einzige Vorteil ist, dass
Softwareprogramme, mit denen wir arbeiten, immer schneller
und einfacher werden. Und damit geht ein enormes Risiko einher, dass man zu schnell und zu wenig reflektiert im Entwurfsprozess ist. Deshalb bin ich der Einzige im Büro, der mit Bleistift
und Wasserfarben arbeitet.
1
3
Sie haben über 120 Mitarbeiter – eine hohe Zahl für ein Architektur- und Designbüro . . .
Im internationalen Vergleich sind wir klein. Wenn ich an u
­ nser
grosses Schweizer Vorbild denke – organisatorisch ­unser Vorbild,
ein fantastisches Büro mit fantastischen Ergebnissen und ein Grund
für jeden Schweizer, stolz zu sein, dass es ein s­ olch hervorragendes
Kreativzentrum in Basel gibt (er spricht von H
­ erzog & de Meuron)–
ich glaube, die haben über 300 M
­ itarbeiter (420, Q
­ uelle: Wikipedia).
8
11
Wie stellen Sie sicher, dass alle Arbeiten, die aus Ihrem Büro
kommen, Matteo Thuns Handschrift tragen, bei immerhin s­ iebzig
Architekten und Designern, die mitarbeiten?
Ich zeige Ihnen meine Agenda: Ich habe eine Assistentin, die
Einträge im Halbstundentakt macht, und ich nehme mir pro Mitarbeiter und Thema 25 Minuten Zeit, um Schritt für Schritt a­ lles
zu begleiten. Vor einer Stunde zum Beispiel hab ich den final
check gemacht für die Präsentation einer Burger-Kette, die wir
demnächst verabschieden.
2
1. Stuhl «Chiavarina»,
Matteo Thun Atelier, 2016.
2. Vasen «Vasi da Colorare»,
Matteo Thun Atelier, 2016.
3. Wasserfarben-Skizze
«Haus Capri», Matteo Thun,
­2001–2005.
4. «Vapiano Refresh», hier das
hundertste «Vapiano»
in Wien, 2011.
5. «Vigilius Mountain Resort»,
Merano, 2001–2003.
6. Skizze «Fire-House», 2011.
7. Vasen «Vasi Bicolare»,
Matteo Thun Atelier, 2016.
8. Business Unit Hugo Boss,
Coldrerio, 2005–2006.
9. «JW Mariott Venice
­Resort & Spa», Venedig,
2011–2015.
10.Lampe «Mara»,
Matteo Thun Atelier, 2016.
11. Illy Espresso Tasse «Nude»,
Design: Matteo Thun,
Antonio Rodriguez, 2003.
28 WW Magazin
4
Sie verwenden ein Büchlein als Agenda, ein analoges old schoolSystem also.
Ja, es ist ein analoges System, und es ist wie beim Zahnarzt: Der hat auch alle dreissig Minuten einen neuen Patienten.
Der wichtigste Punkt (die Qualitätssicherung betreffend): ohne
Fleiss kein Preis, ganz banale Knochenarbeit. Und es geht dabei
zu neunzig Prozent um cost-engineering (Kostenkontrolle) und
zu zehn Prozent um Kreativität.
10
9
6
Erstaunlich, wie transparent Sie sind und ihre Arbeit herunterbrechen; da bin ich, auch von Ihrem grossen Schweizer Vorbild,
eine anspruchsvollere Schilderung der Aufgaben und Lösungsansätze gewohnt . . .
Die (Herzog & de Meuron) haben einen anderen Status
­erreicht, die gehören in die Kategorie der «Archi-Stars». Das
kann man nicht vergleichen mit dem bescheidenen Südtiroler in Mailand.
5
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Nr. 3 2016
Nr. 3 2016
Mai / Juni
WW Magazin 29
Möbeldesign Story
«Ein Fluch? Ich weiss nicht.
Geld ist eine Form von
­Energie, und viel Geld schafft
viel Energie»: G
­ raf Enrico
­Cinzano über seine Familie
­respektive deren Vermögen.
Enrico
Cinzano
DER NACHFAHRE ­zweier
grosser, NOBLER ­­italienischer
FAMILIEN ­­entwirft Möbel,
die die Welt im Grunde
nicht braucht. Respektive
anders ­­ausgedrückt: Er
entwirft WOHNLÖSUNGEN,
die die Welt heute oder
spätestens morgen sehr wohl
braucht. Um technische
Machbarkeit und kurzfristigen
geschäftlichen ERFOLG
kümmert er sich weniger.
Um das grosse Ganze dafür
umso mehr.
Interview:
Bild: Keystone, Prolitteris
MARK VAN HUISSELING
Bilder:
STEFAN GIFTTHALER
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Mai / Juni
WW Magazin 31
G
Story Möbeldesign
Möbeldesign Story
1
6
8
Graf Enrico Marone Cinzano, 53, aus Turin lebt in London und
auf Ibiza. Er ist ein Nachfahre der spanischen Königsfamilie,
von Giovanni Agnelli, dem Geschäftsführer von Fiat, sowie
von Francesco Cinzano, dem Wermut-Unternehmensgründer (Wikipedia). Zurzeit entwirft er M
­ öbel – nachhaltig,
hochpreisig, im «Star-Wars-Look» (Icon). Früher entwickelte
und dekorierte er Immobilien für das oberste Ende des Markts
(Eigenreklame); sein New Yorker ­townhouse mit Namen
«Bacchus» hat er an den früheren Facebook-Berater Sean
­Parker verkauft, für zwanzig Millionen ­Dollar a
­ ngeblich. In der
Weltwoche stand, er habe dreissig Jahre lang ­gefeiert – weil
mögliche Grosskunden seiner Möbel Saudis seien, spricht
er nicht über seine Partyvergangenheit und seinerzeitigen
Konsumgewohnheiten. Dieses Gespräch fand während des
Mailänder Salone del Mobile, der Möbelmesse, statt, wo er
den Schaukelstuhl vorstellte, den wir auf der übernächsten
­Seite zeigen. Weitere Entwürfe und produzierte ­Objekte
gibt es auf seiner Webseite (www.enricomaronecinzano.com).
7
9
10
2
12
13
11
14
Sie haben denselben Namen wie Ihr Grossvater väterlicherseits – ein Riese der italienischen Industrie . . .
3
Meine Familie begann ­f ünfzehnhundert-irgendwas,
­G eschäfte zu machen; das Unternehmen (Cinzano)
­ urde 1757 gegründet, blieb sechzehn Genera­tionen in
w
Familienbesitz, bis wir verkauften . . . Was ist Ihre Frage?
4
Ist eine solche Herkunft eine Herausforderung?
18
Mein anderer Grossvater, Ururgrossvater eigentlich,
Senator Agnelli, gründete die italienische Autoindustrie . . .
Ich bin gesegnet. Meine Vorfahren waren i­nteressante
­L eute, klug, sie hatten nicht bloss Geld. Es ist eine
Inspiration.
15
ARTIST'S PROOF
Enrico Cinzano lässt
seine Möbel und Lampen
als Einzelstücke oder
in Kleinstauflagen herstellen.
5
In der Familie passierten auch traurige Dinge: Selbstmord,
Unfälle . . . Ist es ein schweres Erbe? Journalisten schreiben
sogar vom «Fluch der Agnellis» (Die Welt)?
17
Bilder: Courtesy of Enrico Marone Cinzano
Ein Fluch? Ich weiss nicht. Geld ist eine Form von
Energie, und viel Geld schafft viel Energie. Ein Teil
­davon ist gut, ein Teil schlecht, wie bei allem. Wenn man
eine Familie hat, die Autos und alkoholische Getränke
­herstellte, bekommt man erhebliches Karma mitgeliefert.
Sie entwerfen und produzieren Möbel, für die noch ­keine ­Bestellungen vorliegen – Sie sind ein mutiger Geschäftsmann.
Ich arbeite unter der Annahme, dass ich ein Stück entwerfe und vielleicht herstelle, das ich selber haben möchte.
Und dass es folglich auch jemand anderes haben möchte.
32 WW Magazin
16
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1. Schrank «Double Happiness Cabinet»
2. Bett «Bed» — 3. Stuhl «Chair» — 4. Stuhl «Quing Chair»
5. Tisch «Table» — 6. Teppich «Clean Cover»
7. Sofa «Sofa» — 8. Lampe «Geode Lamp» — 9. Tisch
«Wood Fibonacci Coffee Table» — 10. Schrank
«Armoire» — 11. Stuhl «Chair» — 12. Spiegel «Mirror»
13. Stuhl «Flat Pack Chair» — 14. Schrank «Armchair»
15. Konsole «Geode Consolle» — 16. Lampe «Uplight 1»
17. Tisch «Fibonacci Table» — 18. Lampe «Lamp 5 Big»
Nr. 3 2016
Nr. 3 2016
Mai / Juni
WW Magazin 33
Möbeldesign Story
«Ich habe neun Jahre lang in Hotels gelebt ­
und weiss, dass 45 Quadratmeter reichen.
Das K
­ onzept ist: hohe Lebensqualität in
­einem hochindustriell gestalteten, modernen
­Lebensraum in einer urbanen Umgebung.»
Und Sie kommen für die Produktionskosten Ihrer Entwürfe
mit eigenem Geld auf.
Richtig, ich gehe davon aus, dass meine artist’s proofs
(Untergruppe von Exemplaren mit kleiner Stückzahl
­respektive von Einzelstücken einer limitierten A
­ uflage)
nicht verkauft werden. Doch ich muss mein Ziel gnadenlos weiterverfolgen, kann es nicht wegen kurzfristiger
Entwicklungen ändern. Denn es dauert fünf, eher zehn
Jahre, bis man sich als Designer etablieren und eine M
­ arke
aufbauen kann. Wer sich in dieser Zeit verzettelt, wird
ohne eine Marke d
­ astehen. Design und ­Möbeldesign sind
zurzeit g
­ efragte Gebiete, die von vielen Anbietern bearbeitet werden, auch von grossen U
­ nternehmen, die sich
ihre Präsenz etwas kosten lassen. Doch nicht alle, die
sich Designer nennen, h
­ aben meine Unabhängigkeit, ich
muss keinen Aktionären R
­ echenschaft a­ blegen. Und ich
sehe mich langfristig in diesem Feld. Denn was ich wirklich will, endet nicht mit Möbeldesign – ich stelle mir
ganze Immobilienentwicklungen i­nklusive Mobiliar vor.
Doch bevor es soweit ist, muss ich beweisen, dass ich
in der Lage bin, Vorhaben von überschaubarer Grösse zu
meistern, was Realisierung und Qualität angeht.
Wenn man sich mit Materialien beschäftigt, so wie ich,
fällt einem immer wieder etwas ein, etwa wozu sich ein
­bestimmter Stein oder eine Holzart oder ein Metall auch
noch eignen würde. Oder ich denke über eine Funktion
nach und komme auf ein Objekt, das sich dafür anbieten
würde. Aber nicht bloss das, es gibt so viel, wovon man
sich inspirieren lassen kann: die Fibonacci-Folge etwa
(eine Zahlenfolge nach Leonardo Fibonacci aus Pisa, dem
Mathematiker des 13. Jahrhunderts). Ich bin gar nicht
so kreativ, ich will bloss Möbelstücke machen, die etwas
­ungewöhnlich sind, wie zum Beispiel meinen Schaukelstuhl mit Federbeinen, Schreibunterlage und Beleuchtung
(ein Exemplar stellte er dieses Jahr während der Möbelmesse in Mailand, dem Salone del Mobile, in der Galerie
von Rossana Orlandi aus).
Wie wollen Sie Ihre Entwürfe und Marke weiter vorantreiben?
Ich sehe mich nicht als Designer und nicht als Kreativen,
sondern als Produzenten. Was ich wirklich will, ist,
bessere Produkte herstellen. Um das zu erreichen, kann
man nicht bloss einzelne Objekte entwerfen, sondern
muss ganze Gebäude entwickeln und diese möblieren.
Mein Traum wäre, wenn ich bloss entwickeln könnte,
bloss forschen und recherchieren, allenfalls noch vermarkten und verkaufen. Aber ich denke nicht, dass sich
­jemand in mich hineinversetzen kann, also muss ich selber
weiter Objekte entwerfen und realisieren.
Sagen Sie etwas zu Ihrer Immobilienentwicklung, die Sie planen.
Ich habe ein Mikroapartment in London entwickelt
und eines in New York und beide sofort verkauft.
Jetzt entwickle ich wieder eines in London. Ich habe neun
Jahre lang in Hotels gelebt und weiss, dass 45 Quadratmeter reichen. Das Konzept ist: hohe Lebensqualität in
­einem hochindustriell gestalteten, modernen L
­ ebensraum in ­einer urbanen Umgebung. Die S
­ chlafzone ist
elektro- und magnetfrei, die Luft wird laufend g
­ ereinigt.
Farben, die verwendet werden, enthalten ­keine Schadstoffe, ein spezielles UV-Licht in der Küche hat desinfizierende Wirkung, damit man weniger Reinigungsmittel
mit Chemikalien braucht, und es gibt z
­ ahlreiche Apparate,
die alle möglichen Werte kontrollieren und überwachen,
bis hin zu Körperfunktionen. LED-Licht kann dem endokrinologischen System schaden, weshalb ich es nicht
verwende. Kurz, es ist ein sehr gutes, fortschrittliches
­Vorhaben.
Wieviele Designobjekte haben Sie bisher realisiert?
Ich habe gegen 200 Objekte entworfen und davon
­zirka 45 produziert.
Und wieviele davon haben Sie verkauft?
Etwas weniger als zwei Dutzend, und zwar in den
e­ rsten fünf Jahren, in denen ich Möbel entworfen
habe. D
­ anach habe ich aufgehört, Stücke einzeln anzubieten – viele davon sind gross, schwer und kompliziert, was es aufwändig macht, sie zu transportieren
und vorzuführen.
Sie sind kein ausgebildeter Designer oder Handwerker. ­­Woher
kommen Ihre Kenntnisse, was technisch möglich ist?
Der wohl speziellste
Schaukel-, Lese- und
­Arbeitsstuhl der Welt:
der «Dondolo».
Einfach so?
Ich habe on the job viel gelernt über Werkstoffe, das
ist das eine. Das andere: Ich werde von Händlern oder
­Galeristen, zum Beispiel von Pearl Lam (Hongkong-Chinesin,
die in Hongkong, Schanghai und S
­ ingapur mit Kunstwerken und Möbelstücken handelt), angefragt, ob ich ein
Sitzmöbel oder eine Schrankwand et cetera für Kunden
von ihnen herstellen kann, die sich ­etwas wünschen im
Stil eines Stücks, das ich in der Vergangenheit produziert habe.
Tönt gut, wann ist es marktreif?
Wo kommen Ihre Ideen her?
Nein, es ist ein sehr cooles Projekt. Unter anderem
darum, weil es sich in ­einem Preisrahmen bewegt, den
sich die meisten Leute leisten könnten.
In wenigen Wochen.
Und wer wird es kaufen?
Kaufen und verkaufen ermüdet mich, darum ­behalte
ich es. Und weil ich einen Platz zum Leben und arbeiten
brauche.
Tatsächlich? Oder sagen Sie das nur, weil es bloss ein ­Oligarch
bezahlen könnte – der aber mehr als 45 Quadrat­meter möchte?
Sie werden es nicht glauben, aber ich habe jeden Tag
mindestens eine Idee.
Nr. 3 2016
Mai / Juni
WW Magazin 35
Story
Weltminiatur-Anlage
Was ARTHUR SCHERRER für ein Mensch war, erfährt man
nicht in seinem PARK bei MORCOTE . Und weshalb er
einen der SCHÖNSTEN GÄRTEN des Landes anlegte, bleibt
ebenfalls nebulös. Aber egal, wichtig ist, dass er
es getan hat . Und dass man hinfährt.
Text: MARYSIA MORKOWSKA Bilder: ADRIANNA GLAVIANO
Blick auf die ­
Sonnenterrasse
Belvedere des
Parco Scherrer
bei Morcote.
WW Magazin
37
Story Weltminiatur-Anlage
OBEN LINKS: Die fontana romana markiert den Eingang zur Aussichtsterrasse Belvedere. UNTEN LINKS: In der O
­ rangerie sind wechselnde Ausstellungen zu sehen, zurzeit Gipsfiguren von Renzo Fontana. RECHTS: Zahlreiche ­unterschiedliche Statuen säumen die Wege.
38 WW Magazin
Mai / Juni
Nr. 3 2016
Weltminiatur-Anlage Story
LINKS: Aus dem üppigen Grün taucht rechts der massstabsgetreu nachgebaute Nofretete-Tempel auf.
RECHTS: Die palazzina ­indiana ist dem Palazzo Salò in Brugine bei Padua nachempfunden.
Nr. 3 2016
Mai / Juni
WW Magazin 41
Die palazzina indiana war
der Lieblingsaufenthaltsort
des Ehepaars Scherrer.
Von hier aus kann der Blick
nach Italien schweifen.
Das hintere Ende der
Aussichtsterrasse
Belvedere ist von
Zypressen umrahmt
und dient als
improvisierte Bühne.
I
n Morcote, diesem Sehnsuchtsort für Menschen deutscher Z
­ unge
in der Südbucht des Luganersees, lockt ein angenehmes ­Leben.
Auch der St. Galler Textilbaron Hermann Arthur S
­ cherrer liess
sich mit seiner österreichischen Gattin A
­ malia auf dieser Halbinsel der Seligen nieder. Ab 1930 verwirklichten die beiden hier
über ein Vierteljahrhundert lang ihren grossen L
­ ebenstraum: einen
Park, der einen liebevoll inszenierten Mikrokosmos von Botanik und
Bauten vereint. Er ist eine spektakuläre Weltminiatur-Anlage, sieben
Kilometer südlich des Swissminiatur-Parks von Melide. Entstanden ist
er allerdings schon Jahrzehnte zuvor.
Heute bietet der Parco Scherrer seinen B
­ esuchern einen etwas steilen
Streifzug durch drei Kontinente und über dreieinhalbtausend J­ ahre
Kulturgeschichte auf insgesamt 15 000 Quadratmetern. Er ist auf
mehrere Terrassen verteilt, die mit Hunderten von Stufen verbunden
sind, alles eingebettet in ein üppiges subtropisches Grün.
Nach dem improvisiert wirkenden Eingang geht es, zunächst noch
etwas unscheinbar, hübsch hoch. Üppige Azaleen, eine mächtige
Libanonzeder und zahlreiche Staffagen wie ein venezianischer Zierbrunnen, zwei Barocklöwen aus Carrara-Marmor, Statuen von Nymphen
und Faunen sowie eine Amphore säumen den Weg.
Dann, auf halber Höhe, das erste «Ah» und «Oh»: Die Sonnenterrasse Belvedere bietet einen atemberaubenden Blick über den
See und nach Italien, bis weit in die ­Hügel der Region Varese hinein.
Sie ist grosszügig mit einem römischen Brunnen, mit Säulen und
Zypressen ­umrahmt. «Dies ist der i­deale Ort für Fotoshootings und
Filme», sagt ­Vizebürgermeister Andrea Soldini, der durch den
Park führt – unter anderem wurden T
­ eile von «Mein Name ist Eugen»
hier gedreht. Zudem werde der Park gerne als Location für Firmenanlässe und Kulturveranstaltungen g
­ enutzt. Und auch ­«cantanti
­tedeschi» würden diese Kulisse gerne für ihre Videoauftritte verwenden, erzählt S
­ oldini. Etwa Hansi H
­ interseer oder Peter Kraus, der
­übrigens auch seine Wahlheimat hier gefunden hat. Von dieser Aussichtsterrasse aus schweift der Blick nach oben. Aus dem Grün ragt
ein massstabsgetreu nachgebauter Tempel der Athener Akropolis: das
Erechtheion. Und ­zuoberst thront ein maurischer Sonnentempel mit
Anklängen an die ­Alhambra in Granada. Auf einer Seitenterrasse liegt
eine Orangerie, die ­heute als Raum für Wechselausstellungen dient.
Momentan beherbergt es die Gipsskulpturen des Tessiner Bildhauers
Renzo Fontana.
Und dann erfolgt plötzlich ein Stimmungswechsel. Vom barockprunkvollen E
­ uropa geht es, sensibel inszeniert, über einen schmalen
Holzsteg nach Asien. Hier wächst viel B
­ otanisches, das die Scherrers
aus China und Japan geholt haben. Ein original siamesisches Teehaus
lässt durch eine ­Glasscheibe Einblicke zu. Es ist wohnlich und edel
mit exotischen Textilien und Möbeln ausgestattet. Vermutlich diente
dieser Holzpavillon zur Unterbringung von Gästen. Denn dieser b
­ esondere Garten wurde bis in die sechziger Jahre hinein rein privat
genutzt. «Was genau hat sich zu Scherrers Lebzeiten in diesem Park
abgespielt, und wer ging hier ein und aus?» Vizebürgermeister Soldini
zuckt mit den Schultern. Keine Ahnung, und so g
­ enau scheint das hier
niemand wissen zu wollen. Mit der zahlreichen Prominenz geht man
in Morcote unaufgeregt und vor allem diskret um – auch nach ihrem
Ableben. Ein einziger Gast sei bekannt, sagt Soldini: Aga Khan,
ein guter Freund der Scherrers, der sich oft und gerne hier aufgehalten
haben soll. Er b
­ ezeichnete diesen Park als «paradiesischen Garten».
Die von der Gemeinde bereitgestellte Biografie ist dürr: S
­ cherrer
wurde 1881 in eine betuchte St. Galler Familie hineingeboren, erhielt
eine standesgemässe, i­nternationale Ausbildung und machte Vaters
Lodengeschäft in München zu einem der elegantesten H
­ errenmodehäuser von Bayern. Daneben reiste er gerne mit seiner Gattin in der
Welt h
­ erum. Mit 49 kaufte er das Grundstück am See, baute eine
Villa, die später an den langlebigen Maler Hans Erni überging, und
Nr. 3 2016
Die palazzina indiana ist im Mogulstil ausgemalt und enthält
ein edles Sammelsurium internationaler Exotika.
­ estaltete als Landschaftsgärtner den Abhang allmählich von unten
g
nach oben durch. Und wäre er nicht 1956 gestorben, so wäre er wohl
noch heute damit beschäftigt.
Weiter geht’s zum ebenfalls massstabsgetreu nachgebauten ­NofreteteTempel. Hier hat sich das exzentrische Ehepaar sein Mini-Mausoleum
errichtet. Hinter der Nachbildung der berühmten Büste der schönen
Nefertiti stehen die beiden Urnen mit der Asche des Ehepaars, links
davon, in Bronze gegossen, die ­Totenmaske des Hausherrn. Sein G
­ esicht
paart einen starken Willen mit Sinnlichkeit und strahlt den Ausdruck
tiefster Zufriedenheit aus. Die Augen sind geschlossen, als träume er
von etwas Angenehmem.
Durch einen Bambushain und Palmen geht es in die unvollendet
gebliebene arabische Wüstenoase. Im üppigen Grün stehen Skulpturen
von sich neckisch räkelnden ­nubischen Sklavinnen. Eines lässt sich
über den geheimnisvollen Arturo Scherrer mit B
­ estimmtheit sagen:
Er muss heterosexuell gewesen sein, denn die in solchen Parks gerne
herumstehenden Steinjünglinge fehlen.
Der Lieblingsort der Scherrers war der sogenannte indische Palast,
den sie nach dem Vorbild des Palazzo Salò in B
­ rugine bei P
­ adua
errichteten. Davor liegt ein Pool, hinter dem vier Elefanten mit aufgerichtetem Rüssel stehen, darüber drei ­angriffsbereite Kobras und
zuoberst die heilige Kuh von ­Mysore. ­Innen ist das G
­ ebäude im t­ ypischen Mogulstil b
­ emalt. Es ist ein weiterer ­Mikrokosmos und ein
Sammelsurium für sich. Der g
­ rosse L
­ euchter des Hauptsaales stammt
aus ­Murano, der ­Kamin aus Peking. Auf der G
­ alerie befindet sich
eine Bibliothek mit Nachschlagewerken, Literaturklassikern und Bänden
wie «Der kunstsinnige K
­ annibale» oder «Calvers Käferbuch». An der
Schlafzimmerdecke prangt ein Himmelsgemälde, das die Sternenkonstellation bei der Geburt von Amalia Scherrer zeigt. Und über dem
Eingang steht in kalligrafischer, arabischer Schrift: «Wenn es ein
Paradies gibt, dann ist es hier.»
Zum Park gehört ein Grotto, das auch ­unabhängig vom Park ­besucht
werden kann. Es bietet einen traumhaften Blick auf den See, ist aber
leider nicht durchgehend geöffnet. Es liegt in einem lombardischen Haus
aus dem 14. Jahrhundert, das im Luganer Viertel ­Sassello abgerissen
wurde und das ­Scherrer hier liebevoll rekonstruieren liess. Es ist der
ideale Ort, um einzukehren und über den Schöpfer dieses Parkes zu
sinnieren: den Menschen Arturo Scherrer, der sich ein derartiges Denkmal
gesetzt hat, ohne sonst das kleinste Bisschen über sich zu verraten.
Mai / Juni
ÖFFNUNGSZEITEN
Von Mitte März bis Ende Oktober: 10–17 Uhr, im Juli und August: 10–18 Uhr.
Die ­Bushaltestelle «Parco Scherrer» liegt vor der Haustüre, Parkplätze sind vorhanden.
­­Tel. 091 996 21 25, weitere Infos unter www.morcoteturismo.ch
WW Magazin 45
Story Laufschuhe
Laufschuhe Story
Auf und davOn
Herrenmodell
«Cloudflyer»,­
Fr. 240.–.
Text:
SARAH STUTTE
Bild:
ROMAIN BERNARDIE JAMES
«Anders», «besser» und «leichter» sind W
­ örter,
­denen man in der Werbung oft begegnet. E
­ twas
­Neues, ­das tatsächlich anders, besser und ­leichter
ist, kommt selten auf den Markt. Doch nichts ist
­unmöglich. Das beweist die ­SCHWEIZER LAUFSCHUHMARKE On. Ein ehemaliger Athlet und seine zwei
Kollegen rennen mit ­ihrer ­SOHLENTECHNOLOGIE
«CLOUD» der Konkurrenz davon.
46 WW Magazin
Mai / Juni
S
obald man aus dem Lift tritt, steht man
­unmittelbar nicht nur im Kern des On-­Offices,
sondern auch des Geschehens. Auf einen
überflüssigen Empfangsbereich wurde verzichtet,
stattdessen auf eine offene Bürokultur ­gesetzt, die
es schafft, gleichzeitig ein warmes Gefühl des Willkommenseins sowie den Hauch der Kreativität zu vermitteln, die hier tagtäglich zum Tragen kommt. Die
­Firma On ­befindet sich erst seit wenigen ­Monaten an
der Pfingstweidstrasse in Zürichs Westen, vorher war
der Sitz des sechsjährigen Unternehmens in ­Zollikon.
Der erste Blick fällt nicht auf die verschiedenen
Nr. 3 2016
Arbeitsbereiche, die sich bis in den hinteren Teil des
selbsternannten Langdistanz-Büros erstrecken, sondern auf das grosse Holzpodest, das dazu einlädt, die
dort ausgestellten Schuhmodelle gleich an Ort und
Stelle anzuprobieren.
Auch ich muss als Erstes in ein paar On-Schuhe
schlüpfen. Sie sind ganz leicht, und mit ihnen fühlt
sich auch mein Fuss automatisch leichter an. Als ich
gefragt werde, wie ich den Schuh empfinde, sage ich:
«Anders». «Anders ist gut», meint Olivier ­Bernhard.
«Das heisst, er ist nicht wie die anderen Schuhe, und
man merkt den Unterschied.» Der frühere Athlet
Nr. 3 2016
– dreimal Duathlon-Weltmeister und mehrmals
I­ronman-Sieger – arbeitete nach dem Ende seiner
Profisportkarriere an der Idee eines ETH-Ingenieurs für eine neuartige ­Laufsohle. Viele Entwicklungsschritte später ist daraus die Laufschuhmarke
On entstanden. «An den von mir getragenen Laufschuhen hat mich immer gestört, dass sie den Fuss
limitierten, statt ihn zu unterstützen.» Zusammen
mit zwei Kollegen, David Allemann und Caspar
­Coppetti, gründete Bernhard 2010 das Unternehmen. ­Obwohl die Welt auf den von drei Quereinsteigern entwickelten Schweizer Laufschuh nicht
­gewartet h
­ atte. Zwar wächst der Markt für Laufschuhe weiter, doch die Konkurrenz von Grossunternehmen war r­ espekteinflössend.
Dennoch glaubten alle drei an die On-Idee,
denn sie waren überzeugt, anderen Laufschuhen etwas Wesentliches vorauszuhaben: und zwar
das Allein­stellungsmerkmal, ein technologisches
Spitzenprodukt mit stimmigem Design zu vereinen. Der Technologie liegt ein einfacher und doch
­wesentlicher Gedanke zugrunde: weich landen, hart
­abstossen. Dies wird möglich durch die sogenannten Clouds an der Sohle, flexible Hohlelemente aus
­Gummi, die vertikale und horizontale Kräfte bei der
Landung dämpfen und deren Verzahnungen für
­einen kraftvollen Abstoss ineinander greifen und
so eine geschlossene Fläche bilden – der Läufer
verliert k­ eine Energie. Im ersten Moment e
­ mpfinde
man dies vielleicht als ungewöhnlich, weil man den
Schuh erst leicht verzögert spüre, sagt Bernhard.
­Sobald sich der Körper aber einmal daran gewöhnt
habe, profitiere man vom angenehmeren Lauf­gefühl.
«Mit On ist der Läufer der Chef. Er, und nicht der
Schuh, sagt, wie er läuft.»
Das patentierte sogenannte Cloud-Tec-­System
besteht aber nicht bloss aus Gummi-Hohlelementen,
sondern auch aus der Mittelsohle, dem sogenannten Speedboard. Dieses sei für j­eden Schuh individuell designt und von der Materialisierung spezifisch
eingepasst, sagt Bernhard. «Hinten ist es weich, in
der Mitte nimmt es die Spannung auf, und vorne
ist es flexibel. Das erzeugt einen rollenden Effekt,
wie bei einem Rad. Die Landeenergie wird ­somit
wieder zum Abstossen genutzt.» Und ein weiteres
Novum schliesslich sei auch, dass bei On das engineered mesh – ein Textilgewebe für S
­ neakers, das die
Luftdurchlässigkeit wesentlich fördert – mit sämtlichen Belüftungsfunktionen genau auf die Schuhgrösse gewoben wird. «Unser Grundsatz ist: Alles am
Schuh muss funktionsberechtigt sein.» Und wenn
das nicht der Fall sei, dann sei das überflüssige Teil
rasch nicht mehr da, sagt Bernhard.
Auf diesem Prinzip beruht auch das Design:
schlicht, wenig Farben und keine überflüssigen
­Applikationen. «Wir glauben daran, dass wir den
Konsumenten in der digital überfluteten Welt von
heute mit feinen Randnotizen besser erreichen»,
so ­Bernhard. Und der für Design und Marketing verantwortliche On-Mitgründer David Allemann fügt
­hinzu: «Für uns waren rein dekorative Elemente
nur mehr Gewicht am Schuh.» Deshalb habe man
Mai / Juni
jedes Modell auf das Wesentliche reduziert. Die ersten
­Prototypen hätten sie intern «Frankenstein» g
­ enannt,
sagt ­Allemann, weil diese noch grosse Klötze an der
Sohle hatten; dafür habe es kein Logo und kein D
­ esign
gegeben. «Doch mit der Zeit haben wir unsere Sprache gefunden, die Materialisierung und die Performance des Designs verbessert», erklärt Allemann.
Mit dem Frankenstein gewann die gerade
­gegründete Firma auf Anhieb den «Brandnew Award»,
eine Auszeichnung für neue Markenartikel der ISPO,
der internationalen Fachmesse für Sportartikel und
Sportmode, die in München stattfindet. Das war
­neben der Ehre auch eine Herausforderung, sagen
David Allemann und Olivier Bernhard, weil man im
Scheinwerferlicht stand, aber noch keinen fertigen
Schuh vorweisen konnte. «Wir benötigten in Asien
sehr schnell erste Partner für die Herstellung und hätten uns dabei vermutlich mehr Zeit lassen müssen»,
erinnert sich Allemann. Davon abgesehen seien sie
aber vom relativ problemlosen Ablauf selbst überrascht gewesen. Und dankbar, dass ihre Marke so
schnell erfolgreich wurde.
Die Zürcher Firma beschäftigt heute mehr als
hundert Angestellte in Europa, USA und Asien; weltweit sind rund eine Million Menschen in den Schuhen
­unterwegs, die in mehr als fünfzig Ländern erhältlich
sind. Mittlerweile gibt es vom «Cloudster», dem Einstiegsmodell, über den «Cloudcruiser», «
­ Cloudflyer»,
«Cloudracer», «Cloudsurfer» oder «Cloud» verschiedenste Modelle für die individuellen Bedürfnisse der
Läufer. Die Preise bewegen sich zwischen 190 und
270 Franken und sind damit vergleichbar mit den
­Premium-Modellen anderer Laufschuhmarken.
In Schuhen von On laufen Spitzensportler –
­Olympiasiegerin Nicola Spirig etwa – und Hobbyläufer, die gleichermassen Spass am neuartigen
Laufgefühl haben. Kameramann Emmanuel «
­ Chivo»
Lubezki, der jüngst für «The Revenant» mit einem
Academy Award für die beste Kamera ausgezeichnet
wurde, spazierte mit Ons an die Oscar-After-ShowParty. Die Schuhe zieren die Cover von Variety, einem
Filmmagazin, und Runner’s World. Und diesen Sommer kommt der erste On-Trailschuh auf den Markt,
der die weiche Landung von On und den schnellen Vortrieb auch in den Schweizer Alpen und in
­unwegsamem Gelände ausspielen soll. Das heisst,
die junge Marke von der Zürcher P
­ fingstweidstrasse
be­schreitet neue Wege.
On-Gründer und -­Geschäftsführer
Caspar ­Coppetti, Olivier ­Bernhard und ­David Allemann
(von links nach rechts).
WW Magazin 47
«Die besten Kartoffeln
– der Sorten Röseler,
Urgenta oder Parli –,
die ich kenne, kommen
aus Filisur im Bündnerland»: Pascal Schmutz
über seine Gschwellti.
Schweizer Kulinarik Aussenbetrachtung
Bild: LUKAS LIENHARD
GSCHWELLTI DELUXE
Das REZEPT unseres Autors ist nicht bloss jenes für
sein LIEBSTES FRÜHLINGSESSEN, sondern auch eine
Erinnerung an sein Elternhaus.
Text: PASCAL SCHMUTZ
Z
uerst habe ich, als mich die Anfrage des Redaktionsleiters erreichte, an eine kulinarische
Tour de Suisse gedacht. Weil ich dachte, unter «Schweizer Kulinarik» verstehe ich zum Beispiel
Käse aus der ­Romandie, Polenta aus dem Tessin und ein Rippli aus dem Bernbiet. Doch dann habe
ich diese Idee verworfen – weil für mich S
­ chweizer Küche das ist, was bei uns zu Hause, als ich ein
Kind war, auf den Esstisch kam. Und etwas von dem, was ich immer am liebsten mochte, waren:
Gschwellti.
Gschwellti, also gekochte Kartoffeln, die mit Käse, Brot und, ganz nach dem jeweiligen
Geschmack, Gemüse, Pilzen et cetera auf den Tisch kommen, denke ich, ist für Schweizer so etwas
ähnliches, wie für Inder ein Curry – jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Darum ­hatte ich Lust,
mein Geschwellti-Rezept vorzustellen. Und auch weil Gschwellti ein ideales Frühlingsessen sind.
Etwas viel Einfacheres als Salzkartoffeln zuzubereiten, fällt mir fast nicht ein. Gerade darum
steht die Qualität des Produkts noch mehr im Vordergrund, als dies ohnehin der Fall ist in meiner
Küche. Die besten Kartoffeln – der Sorten Röseler, Urgenta oder Parli – die ich kenne, kommen
aus Filisur im Bündnerland. Ich kenne den Biobauern, auf dessen Hof diese Kartoffeln gewachsen
sind. Er ist sozusagen mein Produzent.
Für mich als Küchenchef ist es ein Traum, nicht bloss einen Kartoffel- oder Gemüseproduzenten
zu haben, sondern auch einen Partner, der für mich Tiere so hält, wie ich es mir vorstelle, also
mein Fleisch herstellt. Und einen Partner, der Käse so macht, wie ich es mir wünsche, einen eigenen
Käser also. Zudem einen eigenen Früchtebauern und so weiter. Das tönt vielleicht ausgefallener,
als es ist. Was Geflügel und Käse angeht, ist dieser Traum nämlich ebenfalls bereits Wirklichkeit
geworden – es gibt einen Züchter in Malans, der Hühner für mich hält, und einen Käser in Muolen
bei Bischofszell, der mir meinen Appenzeller liefert. Dass diese Kenner ihres Gebiets mit mir
­zusammenarbeiten, ist für mich eine Ehre.
Es braucht für einen Produzenten Mut, den eigenen Weg zu g
­ ehen. Ich erinnere mich gut, als der
Bauer aus Filisur seinen ­Betrieb auf biologische Landwirtschaft umstellte. Bis er die ersten E
­ rfolge mit
seinen Kartoffeln erzielte, dauerte es fünf Jahre. Fünf Jahre, in denen er zwar viel arbeitete, aber wenig
verdiente – weniger als er ­zuvor mit sogenannter traditioneller Landwirtschaft verdient hatte. Und das
war bereits wenig gewesen, auch darum hatte er entschieden, auf Bio umzustellen. Die Durststrecke,
die er überdauern musste, war lang. Und mehr als einmal hatten er und seine Frau Zweifel, ob der
Entscheid richtig gewesen sei, ob sie jemals ein Auskommen finden würden. Heute sieht es gut aus für
sie als Biobauern. Ähnliche G
­ eschichten können mein Hühnerproduzent und mein Käser erzählen.
Bei diesen Unternehmern kommt dazu, dass zudem der Dorfmetzger, der die Hühner zerlegt, und die
nahegelegene Käserei, wo mein Appenzeller entsteht, dank ihnen im Geschäft bleiben können.
Manchmal werde ich gefragt, ob Gäste tatsächlich einen Unterschied schmecken zwischen meinem,
sagen wir: nach den Regeln der Handwerkskunst hergestellten Gemüse, Fleisch oder Käse und
handelsüblicher Ware. Oder ob es mehr mein Anspruch als Küchenchef sei, Produkte zu verwenden,
mit denen ich mich von anderen Küchenchefs abgrenzen kann. Ich antworte, dass man etwa beim
Fleisch klar merke, ob es sich dabei um ein Stück aus der Schweiz handle oder um eines aus dem
Ausland – Schweizer Fleisch hat mehr Biss, man kaut länger darauf, weil Tiere in der Schweiz
mehr Bewegung bekommen als in anderen Ländern. Ich sage aber gerne, dass es neben den Produ­­
zenten, mit denen ich arbeite, sehr viele andere gute Bauern, Züchter und Käser gibt, die beste
Produkte herstellen. Und zwar sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. Doch ich bin der Ansicht,
dass mittel- und erst recht langfristig nur Produzenten, die ihre Arbeit sorgfältig machen, weil
sie sich ihrer Verantwortung gegenüber der Natur und den Konsumenten bewusst sind, zu den Gewinnern
gehören werden. Und darum auch nur Küchenchefs, die nicht die günstigsten, sondern die besten
Zutaten verwenden – um ihre Gäste nicht bloss satt, sondern glücklich zu machen. Zum Beispiel mit
Gschwellti, Brot, Käse und Frühlingsgemüse.
Nr. 3 2016
Mai / Juni
GSCHWELLTI, BROT UND CHÄS
GSCHWELLTI:
Röseler, Urgenta, Parli und so
weiter sind tolle Kartoffelsorten
für Gschwellti. Gut waschen,
mit Nussbutter und Salz in Folie
einpacken.
Zirka eine Stunde bei 170 Grad garen,
danach halbieren und nochmals mit
wenig Nussbutter bestreichen.
Im Ofen nochmals bei Oberhitze
goldbraun backen, dann mit
der Schale zerbröckeln und mit
Fleur de Sel würzen.
KÄSE-MILLEFEUILLE:
Sechs dünne Scheiben Greyerzer
(gut gereift) oder Bergkäse,
Schnittlauch, in Stäbchen zugeschnitten.
FÜLLUNG:
150 g Frischkäse;
eine Prise Salz, wenig Pfeffer,
wenig Zesten von Zitrone zugeben.
Ein Blatt Gelatine, aufgelöst in
wenig Weisswein darunterrühren.
50 g Schlagrahm darunterheben.
Bevor die Masse fest wird,
das Millefeuille aufschichten,
1 Stunde kühlstellen.
BAUMNUSS-FOTZELSCHNITTEN:
Ruchbrot oder altes Brot in
Tranchen schneiden.
1 Ei und 1 dl Rahm mit
Muskatnuss und Salz verrühren.
Tranchen darin wenden,
in g
­ ebrochenen Baumnüssen
wenden und in Butter ­b eidseitig
anbraten.
SPARGELN:
Spargeln schälen, kurz in
Salzwasser blanchieren.
Die Hälfte für Salat klein schneiden.
Die andere Hälfte der Länge
nach h
­ albieren und grillieren
oder anbraten.
Mit Salz und frischem Estragon
­abschmecken.
DRESSING:
3 EL Rapsöl,
½ EL Honig,
1 EL Apfelessig;
wenig Salz und
Sauerampfer dazugeben
und verrühren.
FRÜHLINGSGEMÜSE:
Radieschen, verschiedene Kresse,
Randen, Karotten, Kohlrabi,
Frühlingszwiebeln, Spargeln
und so weiter waschen, ­s­chneiden
und mit D
­ ressing marinieren.
CRÈME ZU DEN KARTOFFELN:
2 El Crème fraîche und
1 EL Senf
miteinander verrühren.
Wer will, darf gerne Morcheln
dazu reichen.
WW Magazin 49
Aussenbetrachtung Wanderlust
Wanderlust Aussenbetrachtung
Illustration: ZOHAR LAZAR
Das
tiefblaue
Wunder
auch nicht ganz so steil wie die Leistungskurve des Elektromotors, ist man schliesslich doch draussen aus dem Hafen und der
­Uferzone, erreicht also den Teil des Zürichsees, auf dem man mehr oder weniger freie
Fahrt hat. Und dort ist eindrücklich erlebbar, wie kraftvoll der Motor das Boot vorantreibt. Was mir noch eindrücklicher vorkam,
weil man praktisch geräuschlos unterwegs ist;
vom Antrieb ist bloss ein tiefes, nicht störendes Summen zu hören. So soll es sein, das
gibt Bootsfahrern auf Binnenseen mit Trinkwasserqualität ein gutes Gefühl – kein Lärm,
keine schädlichen Abgase oder sonstige Emissionen. Hätte ich etwas zu sagen, würde ich
sagen: Elektrobooten gehört die Zukunft, es
sollen mehr davon verkehren. Und weniger
Schiffe mit Verbrennungsmotoren – jedenfalls auf Schweizer Gewässern, wo die meisten pour le plaisir unterwegs sind.
Was man aber auch sagen muss: Zurzeit
sind die Batterien noch zu schnell leer. Das
von mir gefahrene, extraleichte Boot von
Ganz Boats (um 1500 Kilo, also 40 Prozent
­weniger schwer als herkömmliche ­Motorboote
von 6,80 Metern Länge) lässt sich mit zwei
­battery packs rund dreissig M
­ inuten mit
hoher ­
­
G eschwindigkeit (40 Knoten) fahren oder z
­ irka vier Stunden mit niedriger
­G eschwindigkeit (10 Knoten). Dann müssen
die Akkus geladen werden. Und noch gibt es
zu wenig Stromtankstellen – nämlich keine am
Zürichsee, mit Ausnahme der ­Ladestation von
Ganz Boats in der Werft im Tiefenbrunnen.
Natürlich kann man die Batterien auch mit
Strom aus einer normalen 220-Volt-­Steckdose
laden. Bloss dauert das zirka zehn Stunden
(beim 400-Volt-­A nschluss in der Werft sind
sie nach vier Stunden voll).
Falls man aber die Entwicklung, die bei
Autos mit Elektromotoren stattgefunden hat
und stattfindet, als Massstab nimmt, dauert es bloss wenige Jahre, bis Akkus länger
halten werden. Und bis es zahlreiche Strom­
tankstellen an Seen geben wird. Deshalb rate
ich Freizeitkapitänen, sich jetzt schon mit
Elektrobooten vertraut zu machen. Und bald
mit einem abzulegen.
Ein BOOT mit unhörbarem E
­ LEKTROMOTOR
und ohne Schadstoffausstoss ist eine saubere
Sache für saubere
SCHWEIZER SEEN.
Zurzeit gibt es aber noch
ein kleines Aber . . .
Text:
B
MARK VAN HUISSELING
Bevor man mit einem Boot irgendwo hinfährt,
befolgt man einen Ablauf mit Namen «Ablegen», und der geht so: Man startet den Motor,
steigt vom Boot, löst die Leinen, mit denen das
Boot zuvor belegt (festgemacht) worden war,
behält dabei immer wenigstens eine ­Leine in
der Hand (weil Boote keine Bremsen haben) und
steigt schliesslich wieder aufs Boot, um abzulegen. Das ist bei e­ inem Boot mit Elektro­motor
nicht anders. Das Einzige, was anders ist, ist,
dass man in dem Augenblick, in dem man bereit
ist, mit dem Elektroboot abzu­legen, meint, der
Motor laufe nicht. Also startet man ihn noch
einmal. Und noch einmal. Oder hat man ihn
stattdessen wieder abgestellt? Oder springt
das Ding nicht an? Falsch und richtig – der
­Motor lief die längste Zeit. Man hört ihn bloss
nicht. Weil ein Elektromotor keine Geräusche
macht. Was auch der Grund ist, weshalb man
50 WW Magazin
Das extraleichte Boot (1500 Kilo) lässt sich mit zwei battery packs rund dreissig Minuten mit hoher
Geschwindigkeit (40 Knoten) fahren oder zirka vier Stunden mit niedriger Geschwindigkeit (10 Knoten).
einen heranrollenden, sagen wir, ­Toyota Prius
im Strassenverkehr nicht hört. Und schon ist
der Ablauf des Ablegens ins Stocken g
­ eraten.
Was dazu führen kann, falls es Wind und/oder
Wellen gibt, dass das Boot die Hafenmauer
oder, schlimmer: ein anderes Boot touchiert.
Zum Glück wurden dafür sogenannte Fender,
Dämpfer aus Plastik, erfunden.
Mai / Juni
Elektromotoren übertragen die Kraft, die sie
erzeugen, sozusagen ohne Kraftverlust oder
Durchhänger. Das war jetzt laienhaft ausgedrückt, einverstanden. Wenn man es grafisch
darstellen würde, wäre die Leistungskurve
eine Linie, die wohl in einem Winkel von
45 Grad gerade ansteigt und nicht in Form
einer Banane oder ähnlich. Ich versuche, dies
Nr. 3 2016
zu beschreiben, weil ich davon beim Auslaufen aus dem Hafen überrascht wurde – schon
wenn man den Hebel, mit dem man «Gas»
gibt, zwei Fingerbreit nach vorne bewegt,
nimmt die «Eleovation 6.8» mächtig Fahrt
auf. Zuviel Fahrt jedenfalls für ­jemanden,
der Verbrennungsmotoren g
­ ewohnt ist, die
auf Touren kommen müssen. Kommt dazu,
dass der ­A ntrieb eine W
­ elle mit Propeller ist, was sich ungewöhnlich anfühlt, für
Schön­wetterkapitäne jedenfalls, die eine
andere A
­ ntriebsart gewohnt sind. Egal, ein
Nr. 3 2016
Elektromotor muss, wie Tesla-Fahrer wissen,
nicht erst auf Touren kommen. Was ­super ist,
wenn man es weiss. Aber wenn man noch dran
ist, es im Wortsinn zu «­erfahren», geht alles
plötzlich schnell bis zu schnell. Dann kommt
dem Satz «Boote h
­ aben k
­ eine Bremsen» wieder ­grosse Bedeutung zu. Und Hindernisse
wie ein Steg oder das Boot eines Fahrschülers, der im Hafen ebenfalls am Üben ist,
kommen schneller näher, als einem lieb ist.
Da die Lernkurve vieler Menschen –
­inklusive des Schreibenden – ansteigt, wenn
Mai / Juni
GANZ ELOVATION 6.8
Bei dem von unserem Autor gefahrenen Modell
handelt es sich um eine «Elovation 6.8 Epox»
von Ganz Boats in Zürich mit 66 Kilowatt Leistung
– «Deep Blue 80»-Antrieb von Torqeedo –,
ab 146 350 Franken (inklusive Mehrwertsteuer);
Antriebsvarianten mit geringerer Leistung,
ab 6 KW, sind ab 65 400 Franken erhältlich.
WW Magazin 51
Anleitung Arbiter Elegantiarum
Redaktion: YVONNE WIGGER
Yogamatte von MARA HOFFMAN, ­
ca. Fr. 165.–
(bei Net-a-porter.com).
Bluse von
MARC O’POLO, Fr. 99.90.
Uhr «Apple Watch Hermès
Double Tour» von
HERMÈS, Fr. 1480.–.
Ihr Stil unterscheidet sich nur auf den ersten Blick nicht gross von dem
Tausender anderer mittelalter trophy wives in den Strassen New Yorks.
Hose von
CURRENT/ELLIOTT, Fr. 304.–
(bei Mytheresa.com).
Schuhe von
PRADA, Fr. 490.–.
52 WW Magazin
An ihr sieht man nicht bloss, wie
die Zeit vergeht, sondern, wie die
ZEIT GUT VERGEHEN KANN.
­Ex-­Supermodel Christy ­Turlington
ist immer noch super, wenn es
­darum geht, FORM UND INHALT
sowie Stil und Haltung zu ­vereinen.
So, wie sie erkannt hat, wann es
am s­ chönsten ist, aufzuhören, hat sie
erkannt, dass es ein Leben nach
der Karriere gibt – Familie, EINSATZ
FÜR GUTE ­Z WECKE UND YOGA
haben ­geholfen. Wir verneigen uns.
Mai / Juni
Nr.4
Weltwoche Verlags AG
Förrlibuckstrasse 70, Postfach,
8021 Zürich
REDAKTION: Telefon: 043 444 57 00
Fax: 043 444 56 69
E-Mail: redaktion@weltwoche.ch
E-Mail: leserbriefe@weltwoche.ch
I
VERLAG:
Im Teenageralter bei e­ inem Reitwettbewerb in Miami entdeckt,
war sie während ihrer Laufbahn
auf rund 500 Covers von Modezeitschriften der Welt zu sehen.
Doch das ist l­ ange her, war vor der
Jahrtausendwende. Diese Karriere
hat sie, die zu den fünf Original-­
Supermodels – ­Naomi Campbell,
­Cindy ­Crawford, ­Linda ­Evangelista
und Claudia Schiffer – ­
zählte,
beendet, und zwar mit ­
­
G espür
für den richtigen Zeitpunkt. Die
Gründerin der O
­ rganisation Every ­Mother Counts («Jede Mutter
zählt»; ­Organisation, die Schwangerschaft und Niederkunft sicherer machen will) lebt mit Mann
und zwei Kindern in ­Manhattan.
Dort sieht man sie gelegentlich,
ausgerüstet mit Starbucks-iced
­coffee und Smartphone, in weissen
7/8-Jeans und legerer ­Hemdbluse.
Doch ihr Stil u
­ nterscheidet sich nur
auf den ersten Blick nicht gross
von dem Tausender a
­ nderer mittelalterlicher trophy ­wives in den
Strassen von New York. Die Kombinationen, die sie trägt, sind immer
durchdacht, zeitlos und klassischsportlich. Nichts N
­ eues, wie g
­ esagt,
aber la Turlington sieht gut ­darin
aus. Ihr Geheimnis? «Ich h
­ atte das
Glück, schon mit achtzehn Yoga
für mich zu entdecken.» Yoga sei
die ­perfekte Kombination aus spiritueller ­
L ebenseinstellung und
­Meditation und habe, dank körperlicher Übungen, natürlich auch
­einen physischen Nutzen. Dank
Yoga habe sie ihre Liebe zum Sport
­gefunden, sagt sie, was nützlich ist
– Yoga verschafft zwar, ­unter anderem, ­Beweglichkeit, doch ­Ausdauer
muss anders trainiert werden. Die
Apple-Watch-Botschafterin ist topfit – und zeigt es stolz auf ihren
­Social Media-Kanälen. Wir s­ chauen
­gerne hin. Und nehmen sie uns zum
Vorbild.
Yvonne Wigger
Nr. 3 2016
Telefon: 043 444 57 00
Fax: 043 444 56 07
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22. SEPTEMBER 2016
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Robert Frank Hunter,
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Lukas Lienhard, Douglas Mandry
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ALESSI
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Nr. 3 2016
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Text/Redaktion: Alexandra Kruse,
Delia Lenoir, Marysia Morkowska,
Andreas Ritter, Pascal Schmutz,
Yvonne Wigger
Inga-Maj Hojaij-Huber, Sabine Mähner
Bild: Keystone, Prolitteris
AUF DEM LAUFSTEG
WW MAGAZIN
HERAUSGEBERIN:
Bild: Dukas
CHRISTY TURLINGTON
Bezugsquellen
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Styling: KIM DUNG NGUYEN Model: ISELIN STEIRO
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REDA AMALOU DESIGN
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BAREFOOT LIVING
PAUL & JOE
www.barefootliving.de
www.paulandjoe.com
THONET
PRADA
www.prada.com
SAINT LAURENT
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SALVATORE FERRAGAMO
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SENSI STUDIO
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Mai
Mai / Juni
/ Juni
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VERSCHIEDENES
INTERIO
BALI SPIRIT FESTIVAL
www.interio.ch
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HOUE
ON LAUFSCHUHE
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ANTHROPOLOGIE
WANDERLUST
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WW Magazin 53