Ist destilliertes Wasser empfehlenswert?
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Ist destilliertes Wasser empfehlenswert?
SCHLAFAPNOE-SPRECHSTUNDE Ist destilliertes Wasser empfehlenswert? FRAGE: Laut Gebrauchsanweisung meines Therapiegerätes soll ich für den Atem- luftbefeuchter destilliertes Wasser verwenden. Auf den Verkaufsverpackungen von destilliertem Wasser habe ich aber noch in keinem Geschäft einen Hinweis gefunden, dass ich dieses Wasser für meinen Zweck verwenden kann. Und der Kauf in der Apotheke ist auf Dauer ziemlich kostspielig. Gibt es keine Alternative? ANTWORT: Ulrich Obergfell, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg SchnarchenSchlafapnoe e. V. 34 Dieses Thema hat schon oft für Verwirrung gesorgt. Das liegt zum einen daran, dass viele Gebrauchsanweisungen in diesem Punkt nur unzureichende Erläuterungen geben. Zum anderen kommt es daher, dass allein schon der Begriff „destilliertes Wasser“ erklärungsbedürftig ist. Doch zunächst stellt sich die Frage: Warum wird destilliertes Wasser für die Verwendung in Atemluftbefeuchtern der Schlafapnoe-Therapiegeräte empfohlen und in vielen Gebrauchsanweisungen von den Geräteherstellern vorgegeben? Der Name „destilliertes Wasser“ gibt bereits die richtige Antwort: Es handelt sich um normales Leitungswasser bzw. Quellwasser oder um vorgereinigtes Wasser, das durch einen Destillationsvorgang (Verdampfen und anschließende Kondensation) weitgehend von Salzen, organischen Stoffen, Mikroorganismen und anderen Verunreinigungen befreit wird. Destilliertes Wasser wird deshalb oft auch als entkalktes oder reines Wasser bezeichnet. Für die Verwendung in einem Atemluftbefeuchter ist das destillierte Wasser also hervorragend geeignet, weil es nicht nur eine Verkalkung des Befeuchters verhindert, sondern auch die Hygienebemühungen bei der Therapieanwendung unterstützt. Denn dadurch, dass bei der Destillation durch den Verdampfungsvorgang krankmachende Keime abgetötet werden, verringert sich die Gefahr der Systemverunreinigung und damit das Infektionsrisiko für den Therapieanwender. Das Problem ist allerdings, dass destilliertes Wasser kaum noch erhältlich ist – jedenfalls keines, das durch Destillation hergestellt wird. Der hohe Energiebedarf und der Aufwand der Destillation mögen ein Grund dafür sein. Ein anderer Grund ist wohl, dass sich die Produktnachfrage vor allem auf entkalktes Was- das schlafmagazin 2/2012 ser bzw. demineralisiertes Wasser z. B. zur Verwendung als Batterieoder Bügelwasser beschränkt. Demineralisiertes Wasser wiederum lässt sich über einen anderen Produktionsweg wesentlich kostengünstiger herstellen als über Destillation, nämlich mit Ionenaustauschern. Bei dieser Produktionsmethode werden aus dem Wasser zwar die Mineralien entfernt, aber keine Keime abgetötet. Obwohl dieses Wasser also nicht durch einen Destillationsvorgang hergestellt ist, wird es im Handel dennoch unter der irreführenden Bezeichnung „destilliertes Wasser“ angeboten. Auch zusätzliche Hinweise wie z. B. „chemisch rein“ sind kein Beleg für keimfreies Wasser, sondern nur für die Demineralisierung. Es gibt inzwischen mehrere Studien und Veröffentlichungen, die belegen, dass destilliertes Wasser, wie es in Tankstellen, Baumärkten, Superoder Drogeriemärkten angeboten wird, eine wesentlich höhere Keimbelastung aufweist als das normale Leitungswasser. Selbst da, wo man es nicht vermutet, nämlich in Apotheken, wird destilliertes Wasser aus Ionenaustauschern angeboten. Die Produktionsmethode erfährt man nur auf Nachfrage. Als generelle Faustregel sollten Sie sich also merken: Wenn auf der Verkaufsverpackung nicht ausdrücklich der Vermerk „für medizinische Zwecke geeignet“ angebracht ist, dann sollten Sie dieses Wasser nicht für Ihren Atemluftbefeuchter verwenden. Es sei denn, Sie kochen das Wasser vor Gebrauch mindestens drei Minuten lang ab, um auf diese Weise Keime und Mikroorganismen abzutöten. Trotz aller Vorteile der Verwendung von echtem destilliertem Wasser oder von abgekochtem demineralisiertem Wasser für den Atemluftbefeuchter ist die Frage nach Alternativen aus meiner Sicht sehr berechtigt. Meine Empfehlung lautet: Ver- wenden Sie täglich frisch abgekochtes Leitungswasser. Das spart nicht nur Zeit und Geld für den Kauf von destilliertem Wasser, sondern ist für die Verwendung als Wasser für den Atemluftbefeuchter eines Schlafapnoe-Therapiegerätes in der Regel völlig ausreichend. Mit einem elektrischen Wasserkocher ist der Aufwand außerdem relativ gering. Die Drei-Minuten-Regel für die Kochdauer des Wassers brauchen Sie normalerweise nur dann einzuhalten, wenn Sie infektgefährdet sind oder die Wasserqualität zweifelhaft erscheint. Durch das Abkochen des Leitungswassers werden nicht nur die im Wasser enthaltenen Keime und Mikroorganismen weitgehend abgetötet; auch der Härtegrad des Wassers wird reduziert. Ein Verkalken des Befeuchters lässt sich so zwar nicht verhindern, aber zumindest verringern. Die Funktion des Befeuchters wird jedoch durch ein leichtes Verkalken überhaupt nicht beeinträchtigt. Wie wohl jede Hausfrau weiß, können Kalkablagerungen durch eine Essiglösung problemlos gelöst und entfernt werden. Wenn Sie den Atemluftbefeuchter also regelmäßig mit einer Essiglösung reinigen, stellt die Verkalkung keinerlei Problem dar. Die Notwendigkeit und Häufigkeit einer Reinigung mit Essiglösung ist dabei abhängig vom Härtegrad des verwendeten Wassers und von der sichtbaren Verkalkung der Befeuchterkammer. Eine gelegentliche Reinigung mit Essiglösung ersetzt dabei nicht die übliche tägliche Reinigung des Befeuchters entsprechend der Gebrauchsanweisung. Fragen, Anregungen, Erfahrungsberichte und Kritik zur Rubrik „Schlafapnoe-Sprechstunde“ nehme ich gerne entgegen, z. B. per E-Mail unter lvbwss@arcor.de.