Ist destilliertes Wasser empfehlenswert?

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Ist destilliertes Wasser empfehlenswert?
SCHLAFAPNOE-SPRECHSTUNDE
Ist destilliertes Wasser empfehlenswert?
FRAGE: Laut Gebrauchsanweisung meines Therapiegerätes soll ich für den Atem-
luftbefeuchter destilliertes Wasser verwenden. Auf den Verkaufsverpackungen von destilliertem Wasser
habe ich aber noch in keinem Geschäft einen Hinweis gefunden, dass ich dieses
Wasser für
meinen Zweck verwenden kann. Und der Kauf in der Apotheke ist auf Dauer ziemlich kostspielig. Gibt es keine Alternative?
ANTWORT:
Ulrich Obergfell,
Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg SchnarchenSchlafapnoe e. V.
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Dieses Thema hat schon oft für Verwirrung gesorgt. Das liegt zum einen
daran, dass viele Gebrauchsanweisungen in diesem Punkt nur unzureichende Erläuterungen geben. Zum
anderen kommt es daher, dass allein
schon der Begriff „destilliertes Wasser“ erklärungsbedürftig ist.
Doch zunächst stellt sich die Frage:
Warum wird destilliertes Wasser für
die Verwendung in Atemluftbefeuchtern der Schlafapnoe-Therapiegeräte empfohlen und in vielen Gebrauchsanweisungen von den Geräteherstellern vorgegeben?
Der Name „destilliertes Wasser“
gibt bereits die richtige Antwort: Es
handelt sich um normales Leitungswasser bzw. Quellwasser oder um
vorgereinigtes Wasser, das durch
einen Destillationsvorgang (Verdampfen und anschließende Kondensation) weitgehend von Salzen,
organischen Stoffen, Mikroorganismen und anderen Verunreinigungen
befreit wird. Destilliertes Wasser wird
deshalb oft auch als entkalktes oder
reines Wasser bezeichnet.
Für die Verwendung in einem
Atemluftbefeuchter ist das destillierte Wasser also hervorragend geeignet, weil es nicht nur eine Verkalkung des Befeuchters verhindert,
sondern auch die Hygienebemühungen bei der Therapieanwendung
unterstützt. Denn dadurch, dass
bei der Destillation durch den Verdampfungsvorgang krankmachende
Keime abgetötet werden, verringert
sich die Gefahr der Systemverunreinigung und damit das Infektionsrisiko für den Therapieanwender.
Das Problem ist allerdings, dass
destilliertes Wasser kaum noch erhältlich ist – jedenfalls keines, das
durch Destillation hergestellt wird.
Der hohe Energiebedarf und der Aufwand der Destillation mögen ein
Grund dafür sein. Ein anderer Grund
ist wohl, dass sich die Produktnachfrage vor allem auf entkalktes Was-
das schlafmagazin 2/2012
ser bzw. demineralisiertes Wasser
z. B. zur Verwendung als Batterieoder Bügelwasser beschränkt. Demineralisiertes Wasser wiederum lässt
sich über einen anderen Produktionsweg wesentlich kostengünstiger
herstellen als über Destillation, nämlich mit Ionenaustauschern. Bei dieser Produktionsmethode werden aus
dem Wasser zwar die Mineralien entfernt, aber keine Keime abgetötet.
Obwohl dieses Wasser also nicht
durch einen Destillationsvorgang
hergestellt ist, wird es im Handel
dennoch unter der irreführenden Bezeichnung „destilliertes Wasser“ angeboten. Auch zusätzliche Hinweise
wie z. B. „chemisch rein“ sind kein
Beleg für keimfreies Wasser, sondern
nur für die Demineralisierung.
Es gibt inzwischen mehrere Studien und Veröffentlichungen, die belegen, dass destilliertes Wasser, wie
es in Tankstellen, Baumärkten, Superoder Drogeriemärkten angeboten
wird, eine wesentlich höhere Keimbelastung aufweist als das normale
Leitungswasser. Selbst da, wo man es
nicht vermutet, nämlich in Apotheken, wird destilliertes Wasser aus Ionenaustauschern angeboten. Die
Produktionsmethode erfährt man
nur auf Nachfrage.
Als generelle Faustregel sollten Sie
sich also merken: Wenn auf der Verkaufsverpackung nicht ausdrücklich
der Vermerk „für medizinische Zwecke geeignet“ angebracht ist, dann
sollten Sie dieses Wasser nicht für
Ihren Atemluftbefeuchter verwenden. Es sei denn, Sie kochen das Wasser vor Gebrauch mindestens drei Minuten lang ab, um auf diese Weise
Keime und Mikroorganismen abzutöten. Trotz aller Vorteile der Verwendung von echtem destilliertem
Wasser oder von abgekochtem demineralisiertem Wasser für den Atemluftbefeuchter ist die Frage nach Alternativen aus meiner Sicht sehr berechtigt.
Meine Empfehlung lautet: Ver-
wenden Sie täglich frisch abgekochtes Leitungswasser. Das spart nicht
nur Zeit und Geld für den Kauf von
destilliertem Wasser, sondern ist für
die Verwendung als Wasser für den
Atemluftbefeuchter eines Schlafapnoe-Therapiegerätes in der Regel völlig ausreichend. Mit einem elektrischen Wasserkocher ist der Aufwand
außerdem relativ gering. Die Drei-Minuten-Regel für die Kochdauer des
Wassers brauchen Sie normalerweise
nur dann einzuhalten, wenn Sie infektgefährdet sind oder die Wasserqualität zweifelhaft erscheint.
Durch das Abkochen des Leitungswassers werden nicht nur die im
Wasser enthaltenen Keime und Mikroorganismen weitgehend abgetötet; auch der Härtegrad des Wassers
wird reduziert.
Ein Verkalken des Befeuchters lässt
sich so zwar nicht verhindern, aber
zumindest verringern. Die Funktion
des Befeuchters wird jedoch durch
ein leichtes Verkalken überhaupt
nicht beeinträchtigt.
Wie wohl jede Hausfrau weiß, können Kalkablagerungen durch eine Essiglösung problemlos gelöst und entfernt werden. Wenn Sie den Atemluftbefeuchter also regelmäßig mit
einer Essiglösung reinigen, stellt die
Verkalkung keinerlei Problem dar.
Die Notwendigkeit und Häufigkeit
einer Reinigung mit Essiglösung ist
dabei abhängig vom Härtegrad des
verwendeten Wassers und von der
sichtbaren Verkalkung der Befeuchterkammer. Eine gelegentliche Reinigung mit Essiglösung ersetzt dabei
nicht die übliche tägliche Reinigung
des Befeuchters entsprechend der
Gebrauchsanweisung.
Fragen, Anregungen, Erfahrungsberichte und Kritik zur Rubrik „Schlafapnoe-Sprechstunde“ nehme ich gerne
entgegen, z. B. per E-Mail unter
lvbwss@arcor.de.