Ausgabe 2 / 2016 - Landesfischereiverband Mecklenburg
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Ausgabe 2 / 2016 - Landesfischereiverband Mecklenburg
Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern 2/2016 – 16. Jahrgang Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung Schwerpunktthemen in diesem Heft sind: Fischereitag der Küstenfischer M-V ICES-Quotenempfehlung für Ostsee 2017 Landesdelegiertenversammlung LAV M-V Vergleich Abwuchsleistungen von Forellen Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, in den vergangenen Wochen war die Abstimmung über den Austritt der Briten aus der Europäischen Union eines der beherrschenden Themen in den Medien. Die Vorgaben und das Handeln der Brüsseler Behörden wurden und werden europaweit sehr kontrovers diskutiert. Neben vielen Vorteilen im Bereich der Wirtschaft, der Reisefreiheit und gleichen Zahlungsmitteln in vielen Mitgliedsstaaten, gibt es andererseits viele Vorschriften die von der EU erlassen werden, die mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind, oder sie passen nicht zu den regionalen Bedingungen. Unter dieser unnötigen Vereinheitlichung leidet besonders die Fischerei an der Küste und den Meeresgebieten. Vielfach werden dabei angebliche Brüsseler Entscheidungen genutzt, um Konflikten auf der eigenen Entscheidungsebene aus dem Wege zu gehen. Mit Verweis auf Vorgaben der Kommission werden unbequeme Entscheidungen vermieden. Die Verantwortung wird an die Europäischen Institutionen abgeschoben. Das ist sicher für einige Politiker angenehm. Stellt aber, wie das Abstimmungsergebnis in Großbritannien zeigt, das Projekt eines vereinten Europas in Frage. Auch im Bereich des Naturschutzes werden die Vorgaben der EU zum Anlass genommen, die Fischerei und auch das Angeln zu reglementieren. Immer wieder hören wir von den Naturschutzverwaltungen, nicht nur in unserem Bundesland, dass die Vorgaben der EU vieles verbieten. Das wird bei der Erarbeitung der Managementpläne zu den Natura 2000 – Gebieten besonders deutlich. Wie Vorgaben aus Brüssel fehlinterpretiert werden, hat der Präsident des Landesanglerverbandes Mecklenburg – Vorpommern, Prof. Karl – Heinz Brillowski mit seiner Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz am 18.6. in Linstow deutlich aufgezeigt in dem er die Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission wie folgt zitierte: „Das Natura 2000 Netz ist nicht nur ein Netz von Naturschutzgebieten. Seine Vision ist, das Menschen und Natur am besten in einer Partnerschaft zusammen arbeiten. Natura 2000 strebt nicht danach, Wirtschaftsmöglichkeiten des Menschen auszugrenzen, sondern gewährleistet, dass sie mit dem Erhalt von wertvollen Arten und Lebensräumen vereinbar sind. Durch Förderung von nachhaltiger Forstwirtschaft, Fischerei, Landwirtschaft und nachhaltigem Tourismus eröffnet das Netz den Menschen, die in diesem Gebiet leben und auf Wirtschaftstätigkeit angewiesen sind, eine langfristige Zukunft.“ Vergleicht man diese Definition mit den Vorgaben und Diskussionen, die bei der Erarbeitung der FFH – Managementpläne von den Behörden vorgegeben werden, muss man zu dem Eindruck kommen, dass es sich hier um unterschiedliche Vorhaben handelt. Die Praxis, der Europäischen Union die Verantwortung für eigene politische Handlungsunwilligkeit zu zuschieben, bringt letztlich Ergebnisse wie das Abstimmungsergebnis in Großbritannien. Sicher sind nicht alle EU – Richtlinien für die Fischerei in Deutschland positiv, aber der Zerfall der Union wäre für uns wirtschaftlich wesentlich schwieriger zu verkraften. In Bezug auf die Problematik der Natura 2000 – Gebiete haben wir allen Grund, die Definition der Kommission zu übernehmen. Ulrich Paetsch, Präsident des Landesverbandes der Binnenfischer M-V e.V. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 3 Aus dem Inhalt Seite •Vorwort 3 Aus dem Landwirtschaftsministerium/Aus der Verwaltung • Forschungsprojekte im Rahmen des EFF 2007-20135 •Erschienen6 Aus dem Landesfischereiverband M-V e.V. • • • • • • • Fischereitag 2016 des LVKK MV in Negast 6 Thorsten Wichmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV M-V e.V. Fischereitag, 3.06.2016 2016 in Negast 9 Norbert Kahlfuss, Vorsitzender des LVKK-MV Frühjahrsheringssaison in der westlichen Ostsee erfolgreich beendet12 Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV und Dr. Uwe Richter, Euro-Baltic GmbH ICES veröffentlicht Fangempfehlungen für die Ostsee 201714 Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV LDK und LAV-Wahl – Im Amt bestätigt 16 Claudia Thürmer, Landesanglerverband M-V e.V. Eröffnungsansprache LDK 2016 18 Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Präsident des Landesanglerverbandes M-V e.V. Drohendes Verbot der Freizeitfischerei in der AWZ von Ost- und Nordsee 20 Thorsten Wichmann, LAV-Vizepräsident für Umwelt-, Natur- und Artenschutz Aus der Forschung • • • • • • Vergleichende Untersuchungen der Abwachsleistungen von Forellen (Oncorhynchus mykiss) (Walbaum, 1792) der Selektionslinie BORN mit Stahlkopfforellen 22 Dr. Ralf Bochert – LFA MV, Institut für Fischerei, Aquakultur Born Dr. Tom Goldammer – Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Abteilung Fischgenetik, Dummerstorf Einheitsfanganalysen als praxisnahes Hilfsmittel zur Abschätzung der Fischbestandsentwicklung in Binnengewässern 30 Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Thilo Pagel, Daniel Hühn, Dr. Tobias Rapp Fortbildungsseminar für Fluss- und Seenfischer 2015 am Institut für Fischerei der LfL in Starnberg42 Dr. E. Leuner, LfL, Institut für Fischerei, Starnberg Korrektur: Die Kormoransituation in Polen 45 Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht, Institut für Fischerei (IFI), Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Starnberg 12. – 13.01.201646 Bartschat, P., Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit Brandenburg (LAVG), Dr. Meinelt, T., Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Wichmann, T., Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern (LAV-MV) Erfahrungsaustausch zwischen Praxis, Fischereiverwaltung und angewandter Forschung. Fachtag Fischerei des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Königswartha, 08.-09-03.201652 Impressum 4 58 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Verwaltung Forschungsprojekte im Rahmen des EFF 2007-2013 In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Rahmen des Europäischen Fischereifonds EFF zahlreiche Forschungsvorhaben begleitet. Schwerpunkt dabei war die Aquakulturforschung. Folgende Übersicht mit Stand 31.12.2015 verdeutlicht den Umfang. Die finanziellen Angaben sind gerundet. Vorhaben Auszahlung Fördermittel (€) Schutz und Entwicklung der Wasserfauna und -flora Künstliches Riff Durchführung von Aalbesatzmaßnahmen in den ausgewiesenen Aaleinzugsgebieten MecklenburgVorpommerns zur Umsetzung der VO (EG) Nr. 1100/2007 mit Maßnahmen zur Wiederauffüllung des Bestandes des Europäischen Aals Pilotprojekte Erprobung eines Aquakulturvorhabens zur Produktion der Rotalge Delesseria sanguinea am Riff Nienhagen und weiterführende Untersuchungen für die wirtschaftliche Verwertung der sulfatierten Polysaccharide dieser Alge Realisierung der Aalmanagementpläne für die Aaleinzugsgebiete Mecklenburg-Vorpommerns Maßnahmen zur Umsetzung eines aquakulturgestützten Fischereimanagements von Beständen der Großmaräne (Coregonus lavaretus) in Binnengewässern und des Ostseeschnäpels (Coregonus lavaretus balticus) in Küstengewässern des Landes Mecklenburg-Vorpommern 3.783.619 Aufbau und Entwicklung einer Edelkrebsaquakultur (Astacus astacus) in Mecklenburg-Vorpommern 256.947 Überprüfung von süßwassergespeisten Kaltwasserkreisläufen für die Entwicklung der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern Aufbau und Entwicklung einer Ostseeschnäpelaquakultur (Coregonus lavaretus balticus) in Mecklenburg-Vorpommern Überprüfung von brackwassergespeisten Warmwasserkreisläufen für die Entwicklung der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern Aufbau und Entwicklung einer Zanderaquakultur (Sander lucioperca L.) in Mecklenburg-Vorpommern Einführung eines SkySails-Systems auf dem Fischereifahrzeug ROS-171 „Maartje Theadora“ zur Minderung der Betriebskosten und Verringerung der Umweltbelastung durch Reduzierung des Emissionsausstoßes bei Transferfahrten und im Fischereibetrieb Betäuben und Schlachten von afrikanischen Welsen Entwicklung eines Zooplankton-Reaktors zur Unterstützung der Fischlarvenaufzucht relevanter Zielfischarten in Mecklenburg-Vorpommern Biotechnologische Prüfung selektierter Regenbogenforellen (Stamm BORN) auf Eignung als Standortlinie und Tiermodell in differenten regionalen Aquakulturanlagen Nährstoffaustragsysteme unter Brackwasserbedingungen Fischzuchtlinien für standortgerechte Aquakultur - Biotechnologische Analysen zum Nachweis der Eignung des Ostseeschnäpels (Coregonus lavaretus balticus, Thienemann 1922) für eine nachhaltige regionale Aquakultur Etablierung von Nutzfischmodellen am Standort Born zur Entwicklung robuster Zuchtlinien für die regionale Aquakultur am Beispiel des Schnäpels (Coregonus lavaretus balticus) in Mecklenburg-Vorpommern Modulares Gewächshausanbausystem zur aquaponischen Produktion von Warmwasserfischarten unter minimalem Ressourcenverbrauch in Mecklenburg-Vorpommern – Eine Innovationsinitiative zur energie- und nährstoffeffizienten Nahrungsmittelproduktion Akronym: „FischGlasHaus“ Baltic IMTA Verfahrensentwicklung einer Integrierten Multi Trophischen Aquakultur für die Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns Entwicklung einer Flussbarsch-Aquakultur unter Brackwasserbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern Maßnahmen zur Bestandsabschätzung adulter Meerforellen in der Mecklenburger Bucht gesamt Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 1.180.162 1.150.767 2.336.732 1.514.788 1.344.911 768.359 3.078.639 6.753.605 765.280 68.412 548.070 932.667 643.756 576.634 423.116 2.534.324 1.233.692 274.571 47.147 30.216.198 5 Aus der Verwaltung/Aus dem Fischereiverband Erschienen: Empfehlung (EU) 2016/688 der Kommission vom 2. Mai 2016 zur Überwachung und Kontrolle des Vorkommens von Dioxinen und PCB in Fisch und Fischereierzeugnissen aus dem Ostseeraum (ABl. L 118 vom 04.05.2016) Verordnung (EU) 2016/891 des Rates vom 6. Juni 2016 zur Änderung der Verordnung (EU) 2016/72 hinsichtlich bestimmter Fangmöglichkeiten (ABl. L 151 vom 08.06.2016) ---------------------------------Die Aufstellung ist nur eine Auswahl und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Fischereitag 2016 des Landesverband der Kutter- und Küstenfischer M-V in Negast Thorsten Wichmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV M-V e.V. Nach der Eröffnung des Fischereitages des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer M-V und der Begrüßung der Gäste gab der Vorsitzende, Herr Norbert Kahlfuss, den Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2015 ab: Die wirtschaftliche Lage in M-V war insbesondere beim Hering positiv und beim Dorsch weiterhin negativ. Ein Höhepunkt im Jahre 2015 war mit Sicherheit der Deutsche Fischereitag in Rostock. Für ihn gab es viel Lob. Er sagte weiterhin: „Ein Ereignis, das mehr außerhalb unseres Verbandes beachtet wurde, aber für uns künftig sehr wichtig sein wird, ist die Gründung der Initiative „PRO NATUR MV“. Sieben so genannte Nutzerverbände haben sich ähnlich wie in anderen Bundesländern auch, zusammengeschlossen, um gegen einen überzogenen Naturschutz Front zu machen, der nach dem Motto „Schutz der Natur vor dem Menschen“ agiert.“ Im Mittelpunkt seines Berichtes stand die FFH-Managementplanung: „Aktuelle Beispiele: Alle NAURA 2000 – Gebiete in der deutschen AWZ in Nordsee und Ostsee sollen Naturschutzgebiete werden. Wer sich genauer informieren möchte, dem empfehle ich „Das Fischerblatt“ 4/2016 ab Seite 4. In diesen Gebieten soll die Freizeitfischerei ganz verboten werden. Die Berufsfischerei wird zum Schutz von Schweinswalen und Seevögeln mit dem Verbot der Stellnetzfischerei belegt und zum Schutz von Sandbänken und Riffen mit dem Verbot der Fischerei mit bodenberührenden Geräten. Als erstes geht es den Anglern an den Kragen, dann folgen die Nordseefischer in der AWZ, dann die Ostseefischer in der AWZ und dann??? Logischerweise folgen dann die 6 12sm-Zone einschließlich Boddengewässer und letztlich auch die Gewässer im Land, oder?“ … „Und abschließend aus der Vielzahl der Schutzpläne und deren Sinn bzw. Unsinn oder Nutzen bzw. Schaden: Unser Freund, der Kormoran. Mehrere Jahre hatten wir ihn nicht ernsthaft auf unserer Tagesordnung. Bekanntlich hatte die Uni Rostock einen Forschungsauftrag. Der wurde inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Wenn auch nach wie vor der Fischer keinen Schaden geltend machen kann (der Fisch im Wasser gehört ihm nicht) so ist nunmehr bewiesen, dass der Kormoran Schäden am Fischbestand verursachen kann und das auch tut. Siehe Zander – und seltene geschützte Arten verschmäht er auch nicht – also wäre es an der Zeit, seinen Schutzstatus zu ändern. •Eingriffe in den Brutkolonien •Eingriffe im gesamten Brutzeitraum •Koordination mit Nachbarländern im Ostseebereich, aber auch mit den betroffenen Bundesländern •Bereitstellung von EU – Landes- und Bundesmitteln für Maßnahmen und Entschädigungen.“ … „Wenn das Thema Natur-, Umwelt- und Artenschutz auch in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt ist“, sagte der Vorsitzende, „so heißt das leider nicht, dass es keine anderen wichtigen Probleme zu bewältigen gibt. Eins davon: Stillliegeprämie oder auch Sozialprämie oder wie auch immer genannt. Geringe Quoten, Schonzeiten-Verlängerung, alle möglichen anderen Auflagen ließen die Forderung nach einer angemessenen Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Verwaltung Ausgleichzahlung wiederaufleben. Die allerwichtigste Voraussetzung ist jedoch nach wie vor der Mehrartenplan für die Ostsee – lange erwartet, aber wie schon so oft immer wieder hinausgezögert.“ (Die komplette Rede ist nachfolgend abgedruckt.) Im Anschluss hielt der Staatssekretär des Landwirtschafts- und Umweltministeriums Dr. Peter Sanftleben sein Grußwort. Er berichtete von der wirtschaftlichen Lage der Küstenfischerei im letzten Jahr, sprach zu MSCZertifizierung, sicherte Unterstützung zu und kam auf die Quoten in der Ostsee in 2017 zu sprechen. Die Kürzung der Quote für den Westdorsch um 88% würde einen Einbruch um ca. 1 Mio. Euro bedeuten, was sozioökonomische Schritte nötig mache. Er deutete an, dass bei vorübergehendem Fangstopp Prämien möglich seien, allerdings müsse dann jeglicher Fang (auch anderer Arten) unterbleiben. Im Bundeshaushalt seien 2 Mio. Euro für solche Zwecke vorhanden. Das Ausbleiben der Rekrutierung eines Jahrgangs sei ein alarmierendes Signal, aber noch sind Unklarheiten, ob die Datenlage des ICES fehlerfrei sei. Dr. Sanftleben möchte auch die Anglerfänge beim Dorsch einbeziehen. Der Mehrjahresartenplan für die Ostsee ist ausverhandelt und soll im Juli in Kraft treten. Im weiteren Verlauf seiner Rede ging der Staatssekretär auf die Ausbildungssituation, zu wenig Nachwuchsgewinnung, die Erreichung der Ziele der Wasserrahmen-RL trotz Nutzung der Ostsee und die neuen Regelungen in der Ostseefischerei ein. Den Vorschlag des BMUB zum Verbot der Freizeitfischerei in der AWZ trage sein Ministerium nicht mit. Auch die vorgesehenen Verbote von Stellnetz und Schleppnetz in der AWZ (Nordsee aktuell, für Ostsee zu vermuten) finde sein Ministerium sehr fragwürdig. Staatssekretär Dr. Sanftleben versicherte, dass das Verschlechterungsverbot in Schutzgebieten gelte. Einschränkungen könne es nur geben bei wissenschaftlichen Beweisen für Verschlechterungen sowie Nachweis der Verursacher. Das basiere auf Beschlüssen der Agrarministerkonferenz (AMK) von 2011. Das Ministerium unterstütze auch freiwillige Vereinbarungen beim Naturschutz auf der Grundlage von Managementplänen in FFH-, Vogel- und Meeresschutzgebieten. Die Kormoransituation in M-V zeige in 2015 eine Zunahme der Brutpaare um 15 %. Rechtliche Restriktionen erschweren Maßnahmen, trotz des Gutachtens der Universität Rostock, dass an der Küste insbesondere die Zanderbestände erheblich betroffen sind. Im Juni soll ein Treffen des Ministers mit dem Umweltkommissar der EU und Werner Kuhn vom Fischereiausschuss stattfinden, um Möglichkeiten des Managements zu eruieren. Ein gesellschaftlicher Konsens sei dazu nötig. Er rief dazu auf, die Küstenfischerei gemeinsam zu erhalten. Dirk Sander: Der neue Vorsitzende des deutschen Kutterund Küstenfischereiverbandes fragte, ob die Gegner eigentlich wissen, wer sie ernährt? „Wir dürfen uns den Acker nicht wegnehmen lassen, auf dem wir ackern. Verbote ohne Nachweis von Ursachen im Naturschutz Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 müssen mit Klagen beantwortet werden.“, sagte er. Mit der empfohlenen Dorschquote, d.h. 38 t Dorsch für M-V, kann man unmöglich arbeiten. Er rief seine Kollegen auf, hart daran zu arbeiten, dass sie uns die Bude nicht dichtmachen. Holger Ortel, Präsident des deutschen Fischereiverbandes sagte: „Europa weiß alles besser, auch bei NATURA 2000, lt. Kommission und Rat ist alles toll – da sind mir doch die Engländer sympathisch.“ Das nationale Recht müsse auch ausgelebt werden, sonst fühlen sich die Menschen im Stich gelassen. Zu der Quoten-Empfehlung West-Dorsch 2017 des Internationalen Rates für Meeresfischerei (ICES) zeigte er sich optimistisch, glaubt nicht an eine 0-Quote und sagte: „Hier ist eine politische Quote notwendig, wenn Not am Mann ist!“ Werner Kuhn, EU-Abgeordneter und Stellvertretender Vorsitzender des Fischereiausschusses, beklagte das Feindbild Brüssel. Deutschland unter dem grünen Minister Trittin habe die 38% Ostsee für FFH 2003 nach Brüssel gemeldet, viel mehr als alle anderen Mitgliedsstaaten an Nord- und Ostsee. Europaweit sollten 10% der Meeresgebiete unter Schutz gestellt werden. Die geplanten Maßnahmen in der deutschen AWZ vom BMUB ist ein delegierter Rechtsakt, zu dem die Parlamentarier Einspruch einlegen können, denn Freizeitfischerei ist nicht EU-Angelegenheit. Werner Kuhn war überrascht, als er die Vorschläge von Ministerin Hendriks las und schlug eine Anhörung mit Experten im Fischereiausschuss vor. Er verwies auf das erfolgreiche Verhandeln des Mehrartenostseeplanes. Wichtig waren ihm dabei, dass zum einen die 1-Netz-Regel für kleine Boote nicht gilt und zum anderen die Seetageregelung entfernt wurde. Außerdem sind Ausgleichszahlungen bei vorübergehenden Fangeinstellungen über den EMFF geregelt. Im Juli mit der Veröffentlichung wird er in Kraft treten. Für die Nordsee soll der Plan als Blaupause genutzt werden. In diesem Sommer soll zum Thema Kormoran in Brüssel noch eine Beratung mit dem Kommissar der Generaldirektion Umwelt und Minister Backhaus stattfinden. Andere Länder wie Frankreich und Dänemark zeigen, wie Bestände mit gültigen Gesetzen und VO gemanagt werden können. Die drastische Kürzung der Dorschquote ist problematisch. Denkbar wäre eine Senkung um 20%, dafür 4 Wochen Stilllegung und eine zusätzliche Stilllegung von 6 Wochen im November, um finanzielle Ausgleichsmittel zu erhalten. Dr. Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischereiverbandes, berichtete von der wirtschaftlichen Lage der Küstenfischerei und über Beeinträchtigungen der Fischerei durch Natur- und Tierschutz. Von letzteren sind sowohl Berufs- als auch Freizeitfischerei betroffen, aktuell in Nord- und Ostsee. Eigentlich sollen die EU-Richtlinien 1:1 lt. Regierungsbeschluss umgesetzt werden, aber weder das Verbot der Freizeitfischerei noch der Aquakultur in Schutzgebieten ist gefordert. Daten zur Begründung liegen nicht vor. Er lobte die Fischereiwissenschaft, sowohl in Island, Dänemark als 7 Aus dem Fischereiverband auch in Deutschland. In Dänemark wurden aufgrund von Untersuchungen von Riffen grundberührende Schleppnetze verboten, mit einer kleinen Pufferzone. Auf Sandbänken gab es keine Probleme und keine Verbote im Gegensatz zu Planungen in Deutschland! Der Fitnesscheck der FFH-Gebiete und Richtlinie ist auch positiv zu sehen. In der Fischerei gibt es alle 10 Jahre eine neue Reform und der Naturschutz schafft das nach 25-30 Jahren nicht? Die ICES-Vorschläge müssen erstmal sachlich geprüft, Fachfragen beantwortet werden, ehe dazu fundiert diskutiert wird. Im letzten Jahr gab es Fehler beim Westdorsch, bei Jahrgangserkennung und vielleicht wurden die Rekruten nicht gefunden. Und beim Ostdorsch ist alles korrekt, zumal erstmals mit Beständen und nicht Gebieten gerechnet wurde? Zum Abschluss rief Dr. Breckling dazu auf, sich angesichts Begehrlichkeiten zu den Anglerfängen nicht auseinanderdividieren zu lassen. Dr. Christopher Zimmermann, Thünen-Institut für Ostseefischerei Rostock: Der ICES hat vor 2 Tagen seine Empfehlungen für die Quoten in Nord- und Ostsee in 2017 veröffentlicht. Den allermeisten Beständen in der Ostsee geht es sehr gut, außer dem Dorsch. So lautet der Vorschlag für Hering West + 8%, Sprotte + 20% und Scholle + 50% zum Vorjahr (2016). Der Ost-Dorsch hat zwar die gleiche Rekrutierung, aber ein besseres Wachstum. Der TAC für den Westdorsch mit ca. 1.500 t bedeutet -88% der aktuellen Quote für Deutschland und Dänemark! Die Ursachen sind unklar, auch den Dorschartigen in der Nordsee geht es schlecht. Insbesondere der Ausfall des 2015-er Jahrgangs schlägt ins Kontor, da sich der Dorschfang nur aus 3 Jahrgängen zusammensetzt (im Gegensatz zum Hering). Nicole Knapstein,Geschäftsführerin Landaktiv e.V. informierte die Fischer über die Neuauflage des Einkaufsführers zum Herbst. Im September sollen 30.000 Exemplare erscheinen. In der Diskussion sprachen fünf Personen. Zuerst hatte sich Prof. Henning von Nordheim vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeldet, der einige Fakten geraderücken wollte. Sein Amt sei zuständig für den Managementplan Fischerei, habe Vorschläge gemacht. In der Nordsee sei das weit fortgeschritten. In zwei Wochen werde in Brüssel entschieden zum Einsatz oder Verbot von Schlepp- und Stellnetzen. Die Ideen seien 2006-2008 entwickelt worden. In der Ostsee sieht das BfN die Auswirkungen der Stellnetzfischerei kritisch. Das BMUB wurde verklagt und jetzt müssen Lösungen geliefert werden. 1 Mio. Euro werden für vier Forschungsprojekte gemeinsam mit Fischern und dem Thünen-Institut investiert. Abschließend stellte er fest, dass die Freizeitfischerei in M-V 2000 t Dorsch entnehme. Er verstehe die Proteste gegen das geplante Verbot in der Freizeitfischerei in der AWZ der Ostsee nicht, da Karten mit GPS-Aufzeichnungen zeigten, dass 8 die Boote vorher abdrehten (Er hielt einen Kartenausdruck dazu hoch.). Ralf Borschke (AfD) aus dem Kreistag VR stellte seine Aktivitäten für die Fischerei im Kreistag dar. Er stellte fest, dass die Fischerei ein Teil der Heimat und Kultur sei und leider keine Lobby habe und nur Abstriche hinnehmen müsse. Nils Saemann (MdL, SPD) sprach zum Thema Kormoran, speziell auch zum Krakower See. Er sah dabei Lösungen gemäß dem Prinzip Ober sticht Unter. Bei den Quoten und Bestimmungen in der Küstenfischerei sah er erheblichen Änderungsbedarf. Saemann drückte in seiner Rede den allergrößten Respekt vor den Leistungen der Fischer aus. Andreas Lüdtke, Freester Fischer, beklagte, dass die Untersuchungen zur Seevogelbeifangstudie vor 2,5 Jahren beendet und bis heute nicht abschließend ausgewertet wurden. Die vom Thünen-Institut durchgeführte Untersuchung werde zudem vom Prof. von Nordheim (BfN) angezweifelt. Steffen Schnorrenberg, Hiddenseer Fischer, stellte fest, vor 10 Jahren wurde gesagt, es wird besser. Es wurde aber nie besser! Das ist der Todesschuss (mit den Quoten). Die Politik ist nicht zu verstehen. Die Beifangregelung mit den Quotenempfehlungen ist für die Kleinfischer ein Berufsverbot. Im Schlusswort unterstrich Vorsitzender Kahlfuss, dass die Zusammenarbeit im Landesfischereiverband rund laufe. „Dafür werden wir von anderen Ländern beneidet.“ Prof. von Nordheim hatte gesagt, es solle weniger über Gebiete, mehr über Bestände geredet werden. Nein widersprach Norbert Kahlfuss, es müsse mehr über Gebiete des Naturschutzes, Offshore-Windkraft und Fanggeräteverbote geredet werden. Er beklagte, dass die Administration nicht unbedingt auf unserer Seite sei. Aber falls die Fischerei mal Fehler mache, was vorkommen kann, muss man sich zusammensetzen und gemeinsam Lösungen suchen. Die langjährigen Vorstandsmitglieder Elvira Rothe und Robert Bährenfürst wurden feierlich verabschiedet. Der Nachmittag war den verbandsinternen Regularien mit Berichten, Haushaltsabrechnung und Beschluss des neuen Haushaltes 2016 sowie Wahlen vorbehalten. In diesem Jahr fanden die turnusgemäßen Vorstandsund Aufsichtsratswahlen statt. Der Vorsitzende Norbert Kahlfuss gab die Leitung nach 25 Jahren an der Spitze des Landesverbandes ab. Vorstandsmitglied Günter Grothe kandidiert für den Vorsitz und wurde einstimmig gewählt. Sein Stellvertreter ist Michael Schütt und den Vorstand komplettieren Ilona Schreiber, Norbert Kahlfuss und Bernd Schütze. Der Aufsichtsrat wurde auch neu gewählt. Christian Körner ist der neue Vorsitzende und Jürgen Krieger sowie Torsten Freimuth stehen ihm zur Seite. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband Fischereitag, 03.06.2016 2016 in Negast Bericht des Vorstandes des LVKK-M-V, Norbert Kahlfuss, Vorsitzender Es ist immer ein gewisses Problem, einen richtigen Einstieg in die Berichterstattung zu finden, weil man ja das alte Jahr längst abgeschlossen hat und mitten in der Bewältigung der aktuellen Aufgaben steht. Nach einem historischen Tiefstand der Heringsquote im Jahr 2014 gab es 2015 einen Anstieg, der sich in einer ertragreichen Frühjahrsheringssaison niederschlug. Beim Dorsch allerdings setzte sich der Abwärtstrend fort. Insgesamt konnten die Fangerlöse gegenüber dem Vorjahr verbessert werden, was angesichts gesunkener Treibstoffkosten zusätzlich positiv zu werten ist. Positiv möchte ich auch die Zertifizierung der Schleppnetzfischerei auf Hering einstufen und die Abnahme des noch nicht zertifizierten Herings aus der Stellnetzfischerei durch EUROBALTIC und andere Aufkäufer. Die Vorarbeiten für das MSC-Siegel für die stille Heringsfischerei wurden erfolgreich fortgesetzt, so dass die eigentliche Zertifizierung in diesem Jahr in Auftrag gegeben werden kann. Die Aussichten für einen positiven Ausgang sind nicht schlecht. Ich glaube aber, dass da noch viel Arbeit auf uns wartet, um alle Hürden zu nehmen und mögliche Auflagen zu erfüllen. Ein Höhepunkt im Jahre 2015 war mit Sicherheit der Deutsche Fischereitag in Rostock. Dank der Unterstützung durch unser Ministerium und durch Herrn Minister Backhaus persönlich erhielten die offiziellen Beratungen in historischer Kulisse einen angemessenen Rahmen. Dafür gab es auch für den 4. Fischereitag in unserem schönen Lande viel Lob und Anerkennung. Auch der Landesfischereiverband trug seinen Teil zu einem gelungenen Deutschen Fischereitag bei und nicht zuletzt brachten wir uns ein, ich denke dabei besonders an den Auftritt der Fischer bei der Tagung des Verbandes der Deutschen Kutter- und Küstenfischer. Noch mal ganz herzlichen Dank für diese beeindruckende Darstellung der Lage in der Küstenfischerei hierzulande. Ein Ereignis, das mehr außerhalb unseres Verbandes beachtet wurde, aber für uns künftig sehr wichtig sein wird, ist die Gründung der Initiative „PRO NATUR MV“. Sieben so genannte Nutzerverbände haben sich ähnlich wie in anderen Bundesländern auch, zusammengeschlossen, um gegen einen überzogenen Naturschutz Front zu machen, der nach dem Motto „Schutz der Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Fotos: T. Wichmann Fangen wir also mit den positiven Ereignissen und Ergebnissen an. Natur vor dem Menschen“ agiert, wobei Mensch nicht gleich Mensch zu sein scheint. Wir stehen zu der Erkenntnis, die schon unsere Vorfahren gewannen „Schutz der Natur für den Menschen“ und das heißt im Klartext „Schutz durch Nutzung“. Wir, das sind die Bauern, die Jäger, die Imker, die Berufs- und Freizeitfischer, die Waldbesitzer und die Grundbesitzer, die durch den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, mit ihrer Umwelt und mit den natürlichen Ressourcen für die Kulturlandschaft gesorgt haben in der wir heute leben. Wir haben nichts gegen ein umfassendes rechtliches Instrumentarium zum Schutz von Lebensräumen und Arten, wie es FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie mit ihrem Schutzgebietsnetzwerk NATURA 2000 darstellen. Im Gegenteil, wir unterstützen den hohen Anspruch dieses Schutzsystems. Wir haben aber sehr wohl etwas dagegen, wenn damit fast ausschließlich restriktive Maßnahmen gegen „Nutzer“ verbunden sind. Im Übrigen ist schon die Trennung in Schützer und Nutzer widersinnig, denn alle Menschen sind im Interesse ihrer Daseinserhaltung – sprich um zu leben – auf die Nutzung der Natur angewiesen. Nun ist nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen, dass zu Schutzzwecken restriktive Maßnahmen eingeleitet werden können und sogar müssen. Aber dann müssen sie 1.mit allen Beteiligten beraten werden, damit sie 2.Sinn machen und sie müssen 3.rückgängig zu machen sein, um nicht neuen Schaden auszulösen. Und es muss auch möglich sein, geplante Maßnahmen nach fachlicher und sachlicher Diskussion gar nicht erst einzuführen. Aber das ist bis heute im Bereich Natur- und Umweltschutz kaum erfolgt. 9 Aus dem Fischereiverband (Hauptsächlich außerhalb unserer Landesgrenzen) Weder werden die Betroffenen (genannt Nutzer) rechtzeitig einbezogen, noch werden ihre Meinung, ihre Erfahrungen, ihr Wissen und Können genutzt, noch werden Restriktionen aufgehoben. Schutz der Seevögel durch Stellnetzverbot. Hier nur die Feststellung, dass in Skandinavien jährlich weit über 100 000 Enten legal gejagt werden. Dagegen verschwinden die nachgewiesenen Beifänge in der Fischerei. Aktuelle Beispiele: Alle NATURA 2000 – Gebiete in der deutschen AWZ in Nordsee und Ostsee sollen Naturschutzgebiete werden. Wer sich genauer informieren möchte, dem empfehle ich „Das Fischerblatt“ 4/2016 ab Seite 4. Schutz der Schweinswale Die Kadetrinne als das meist befahrene Seegebiet der Ostsee ist Schweinswalschutzzone. Ernstzunehmende Wissenschaftler und andere Schützer haben bereits vor längerer Zeit erklärt, wie geräuschempfindlich Schweinswale sind. Und ausgerechnet in dieser Kadetrinne erhält der lärmgeplagte Schweinswal eine Schutzzone. Das ist doch toll, oder? Und da war kürzlich auch ein Zwergwal. Der hatte über Buschfunk wohl vernommen: in der Kadetrinne sind Wale geschützt, also schaun wir mal da hin. Das Ende ist bekannt. Der Zwergwal erhielt in der Nähe der Kadetrinne einen Schlag von einer Schiffsschraube und das war es dann. Moral von der Geschichte: traue keinem Schutzpatron – es könnte dein Ende sein. In diesen Gebieten soll die Freizeitfischerei ganz verboten werden. Die Berufsfischerei wird zum Schutz von Schweinswalen und Seevögeln mit dem Verbot der Stellnetzfischerei belegt und zum Schutz von Sandbänken und Riffen mit dem Verbot der Fischerei mit bodenberührenden Geräten. Als erstes geht es den Anglern an den Kragen, dann folgen die Nordseefischer in der AWZ, dann die Ostseefischer in der AWZ und dann??? Logischerweise folgen dann die 12sm-Zone einschließlich Boddengewässer und letztlich auch die Gewässer im Land, oder? Kann mir jemand erklären, warum ein Vogel in der AWZ geschützt wird, anderswo aber nicht? Wir haben uns bereits im Februar 2015 bei Herrn Staatssekretär Kloos im BMEL zu Wort gemeldet und unseren Standpunkt dargelegt. Zuerst die Frage: Warum Fangverbote mit welcher Begründung? Die Antwort blieb aus, denn es gibt nur Behauptungen der NGO, aber keine belastbaren Beweise. Selbst Herr Maack, dessen Organisation Greenpeace zu den Klägern gehört, die der Bundesregierung Untätigkeit bei der Umsetzung der NATURA 2000 Richtlinien vorwerfen, selbst dieser Experte erklärt, dass in keinem der infrage kommenden Gebiete bisher eine UVP o.ä. durchgeführt wurde. Aber ein paar Begründungen haben die Schutzpatrone doch bei der Hand. Freizeitfischer:Beim Angeln werden durch die Bewegungen der Boote Vögel in ihrer Ruhe gestört – kleine Pause zum Nachdenken – Berufsfischer: Grundschleppnetze zerstören Sandbänke und Riffe Nur wie definiert man Sandbank oder Riff. Ist jeder Steinhaufen ein Riff, jede Sandfläche eine Sandbank? Die Auffassungen unserer Schutzengel weichen zum Teil erheblich von den Auffassungen der EU und anderer Mitgliedsstaaten ab. 10 Kegelrobben sind auch geschützt. Sie haben sich auch ohne Schutzgebiet wieder in unseren Gewässern eingefunden und die Frage müsste eigentlich lauten: Wie schützen wir die Fischer (und künftig wahrscheinlich auch die Fische) Fakt ist:Kegelrobben haben z.B. das Winterlager im Stralsunder Hafen als sicheres Nahrungsangebot erkannt. Sie fressen sich gemütlich satt und verjagen auch den Rest der Fische aus dem Ruhelager und aus Teilen des Strelasundes. Und wenn dann kein Fisch mehr da ist, kommen die Schutzexperten und sagen: seht ihr, die Fischer, diese Umweltfrevler haben es geschafft. Nun muss die Strafe auf dem Fuße folgen. Und abschließend aus der Vielzahl der Schutzpläne und deren Sinn bzw. Unsinn oder Nutzen bzw. Schaden: Unser Freund, der Kormoran. Mehrere Jahre hatten wir ihn nicht ernsthaft auf unserer Tagesordnung. Bekanntlich hatte die Uni Rostock einen Forschungsauftrag. Der wurde inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Wenn auch nach wie vor der Fischer keinen Schaden geltend machen kann (der Fisch im Wasser gehört ihm nicht) so ist nunmehr bewiesen, dass der Kormoran Schäden am Fischbestand verursachen kann und das auch tut. Siehe Zander – und seltene geschützte Arten verschmäht er auch nicht – also wäre es an der Zeit, seinen Schutzstatus zu ändern. • Eingriffe in den Brutkolonien • Eingriffe im gesamten Brutzeitraum Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband • Koordination mit Nachbarländern im Ostseebereich, aber auch mit den betroffenen Bundesländern • Bereitstellung von EU – Landes- und Bundesmitteln für Maßnahmen und Entschädigungen Liebe Kollegen und werte Gäste, ich habe diesem Themenbereich nicht umsonst so viel Raum gewidmet. Einiges ist uns bereits übergestülpt worden, andere Dinge sind noch in Vorbereitung. Wir müssen uns auch künftig wehren und zwar immer umfangreicher und möglichst wirkungsvoll und dabei brauchen wir Verbündete und deshalb halten wir das Bündnis PRO NATUR MV für sehr wichtig. Natürlich auch die bewährte Zusammenarbeit mit den anderen Landesverbänden der Fischerei, dem VDKK und dem DFV, aber auch auf anderen Ebenen wie z.B. dem Tourismus. Ich weiß, das ist schwierig, ich weiß auch, es gibt Interessenkonflikte, aber ich weiß auch, dass es unbedingt notwendig ist, das Verständnis für die Fischerei in unserem Umfeld im weitesten Sinne zu verbessern. Wir hatten am 1. März einen parlamentarischen Abend mit Landtagsabgeordneten und PRO NATUR MV. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass auch bei einigen Parlamentariern Unkenntnis über die Arbeit der PRO NATUR – Mitgliedsverbände herrschte. So behaupteten die Sprecherinnen der Fraktion „Die Linke“ und „Die Grünen“, dass Fischer wenig für Naturschutz übrig hätten und dass es schließlich Gesetze gäbe, an die sich alle zu halten hätten. Erstere Behauptung habe ich bereits eingangs widerlegt. Zur zweiten Behauptung möchte ich fragen: gibt es denn einen Beweis dafür, dass Fischer generell Gesetzesverbrecher sind? Ich weiß, und Sie wissen es auch, dass dies nicht der Fall ist. Aber Fischer haben wie andere Menschen auch etwas dagegen, wenn bestimmte Gesetze von Laien vorbereitet werden, die keine ausreichende Kompetenz haben und auch nicht bereit sind, sich von kompetenten Fachleuten beraten zu lassen. Wem die Jacke passt, der möge sie sich anziehen. Wenn das Thema Natur-, Umwelt- und Artenschutz auch in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt ist, so heißt das leider nicht, dass es keine anderen wichtigen Probleme zu bewältigen gibt. Eins davon: Stillliegeprämie oder auch Sozialprämie oder wie auch immer genannt. Geringe Quoten, Schonzeiten-Verlängerung, alle möglichen anderen Auflagen ließen die Forderung nach einer Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 angemessenen Ausgleichzahlung wieder aufleben. Und siehe da, Ende 2014 verkündete Herr Minister Schmidt aus Berlin bei einem Besuch bei den Freester Fischern, dass er über 2 Mio.€€ für diese Zwecke zur Verfügung habe. Die Freude war groß, nahm aber im Laufe der Zeit wieder ab. Auf dem Fischereitag in Rostock keimte neue Hoffnung auf, aber auch die sank wieder. Und dann der Paukenschlag Anfang 2016. Wenn innerhalb weniger Tage Anträge gestellt würden, dann würde das Füllhorn ganz kurzfristig über die erwartungsvollen Fischer geschüttet. Aber leider … zum dritten mal Entwarnung. Der Grund – vereinfacht dargestellt – fehlende Richtlinien, anfangs EU später dann nationale. Es gab einen regen Schriftverkehr über viele Institutionen von LALLF hierzulande über BMEL, in Berlin bis hin nach Brüssel, wo dankenswerter Weise unser EPAbgeordneter Werner Kuhn versuchte, Klarheit in die verfahrene Situation zu bringen. Wir haben dann versucht, die Voraussetzungen für die Prämie der Realität anzupassen. Es kann ja nicht sein, dass sie nicht für alle gilt, es kann auch nicht sein, dass sie nur gezahlt wird, wenn in der Zeit der Frühjahressaison keine Fangtätigkeit ausgeübt wird – und es sind noch andere Dinge zu berücksichtigen. Die allerwichtigste Voraussetzung ist jedoch nach wie vor der Mehrartenplan für die Ostsee – lange erwartet, aber wie schon so oft immer wieder hinausgezögert. Das Thema ist also noch immer auf dem Tisch. Wir hoffen nach so langer Zeit natürlich auf ein paar positive Effekte wie Wegfall der Einnetzregel und grünes Licht für Ausgleichzahlungen u.ä. So langsam wird es Zeit, dass ich meine Rede beende und deshalb bitte ich darum, in der anschließenden Diskussion wichtige Themen zu ergänzen bzw. vorzutragen. Ich weiß, ich war aus Sicht einiger Kollegen und Gäste zu einseitig, das können Sie gerne ausgleichen. Wenn die Meinung besteht, das Ganze war zu lang, so bitte ich um Nachsicht, denn es war wohl meine letzte Rede als Vorsitzender des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommern e.V. Wir haben gemeinsam 25 Jahre LVKK gemeistert. Dafür möchte ich mich bei allen Verbandsmitgliedern, aber auch bei all jenen Institutionen und Einrichtungen bedanken, die heute ihre Repräsentanten und Vertreter zu unserer Veranstaltung entsendet haben. Ich wünsche allen alles Gute, Gesundheit, Kraft und Optimismus für die folgenden 25 Jahre. 11 Aus dem Fischereiverband Frühjahrsheringssaison in der westlichen Ostsee erfolgreich beendet Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV und Dr. Uwe Richter, Euro-Baltic GmbH •Fischereibetriebe im Haupterwerb mit Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation: 13.600,9 t •Fischereibetriebe im Haupterwerb ohne Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation: 365 t •Fischereibetriebe im nichtorganisierten Nebenerwerb: 52 t •Rückstellung bei der BLE: 478,1 t. Die Quote für die Fischereibetriebe im Haupterwerb mit Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation wurde nach dem Prinzip der relativen Stabilität an die Erzeugerorganisationen verteilt. Die Frühjahrsheringsfischerei konzentriert sich traditionell auf zwei Bereiche. Zum einen ist das der Bereich Greifswalder Bodden und Usedom mit den Hauptanlandeorten Freest, Greifswald und Stahlbrode und zum anderen der Bereich Rügen mit dem zentralen Anlandeort beim Fischverarbeitungszentrum Euro-Baltic in Sassnitz/Mukran. Fotos: C. Ubl u. Euro -Baltic GmbH Für die Heringssaison 2016 standen der deutschen Kutterfischerei für die westliche Ostsee 14.496 t zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete das eine um 18,2 % erhöhte Heringsquote. Durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (BLE) wurde die Aufteilung der Quote wie folgt vorgenommen: Im Bereich Rügen ist das Fischerverarbeitungswerk EuroBaltic der zentrale Abnehmer für die Heringsfänge. Insgesamt wurden im Zeitraum vom 06. Januar bis zum 22. April 8.326 t Hering an Euro-Baltic geliefert. Dies entspricht einem Anteil von 61,2 Prozent der an den Haupterwerb verteilten Heringsquote. Dieser Prozentsatz ist über die letzten Jahre hinweg nahezu konstant. Traditionell begannen die Schleppnetzfischer gleich zu Jahresbeginn mit der Heringsfischerei und die Erwartun- Im Bereich Greifswalder Bodden und Usedom wird hauptsächlich Stellnetzfischerei betrieben. So wurden von den Freester Fischern etwa 1.890 Tonnen und von den Fischern in Greifswald Wieck etwa 570 Tonnen Stellnetzheringe nach Dänemark geliefert. Ein Teil der zur Verfügung stehenden Quote wurde zudem von zwei Tuckpartien aus Freest mit Schleppnetzen gefangen. Diese Heringsfischerei ist seit dem letzten Jahr MSC zertifiziert. Wie bereits in den vergangenen Jahren, wurde eine zusätzliche Menge im Rahmen eines Tauschgeschäftes zwischen Küsten- und Hochseefischerei für die Betriebe der Küstenfischerei zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wurden die Schleppnetzfänge der beiden Tuckpartien erstmals direkt in Freest angelandet. Diese wurden dann mit dem LKW zum Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic nach Sassnitz transportiert. Diese Verfahrensweise kann keinen wirtschaftlichen Hintergrund haben, da hier zusätzliche Kosten für den Transport über Land entstanden sind und somit der Reinerlös aus dem Fang geschmälert wurde. Ein geringer einstelliger Prozentsatz ging zudem in die Direktvermarktung zur regionalen Versorgung. 12 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband gen waren groß, denn bereits die Herbstfischerei war erfolgreich verlaufen mit relativ hohen Einheitsfängen bei guter Sortierung und Qualität. Die Rekordanlandungen der letzten Jahre wurden in diesem Jahr jedoch nicht erreicht. Die größte Anlandemenge einer Tuckpartie war bereits in der zweiten Kalenderwoche mit 84 Tonnen zu verzeichnen und die dritte Kalenderwoche war die erfolgreichste der gesamten Saison. Danach blieben die Anlandungen weitestgehend stabil und schwankten nur aufgrund der Wetterbedingungen und der Annahmepause im Fischwerk über die Osterfeiertage. Im Verlauf der Saison wurden 6.883 Tonnen des MSC zertifizierten Schleppnetzherings im Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic angelandet. Hinzu kommen noch etwa 67 Tonnen ohne MSC-Zertifikat aus Schleswig Holstein. Da bei den Sortierungen ab April die kleinen Heringe immer mehr zunahmen, wurde die Schleppnetzfischerei unter Berücksichtigung des internen Managementplanes im Rahmen der MSC-Zertifizierung am 11. April eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt dominierten die kleinsten Sortierungen. Die ersten Stellnetzheringe wurden am 11. Februar bei Euro-Baltic angelandet. Zunächst handelte es sich ausschließlich um Versuchsfänge, um den Reifegrad und den Rogengehalt der Heringe zu ermitteln. Mitte März war der Hering dann laichreif, so dass ein höherer Preis für die Stellnetzheringe gezahlt werden konnte. Daraufhin stiegen die Stellnetzfischer vollständig in die Heringssaison ein. Bis in die erste Aprilhälfte wurden gute Fänge erzielt. Dann nahmen die Fänge stetig ab. Da über einen längeren Zeitraum nur noch Tagesanlandungen von 3 bis 10 Tonnen bei Euro-Baltic getätigt wurden und gleichzeitig der Rogenanteil sank, war für das Fischverarbeitungswerk kein wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich, so dass die Frühjahrsheringsannahme am 22. April und damit ca. eine Woche vor dem geplanten Ende der Saison eingestellt wurde. Von den Stellnetzfischern wurden 809 Tonnen Hering bei Euro-Baltic angelandet. In diesem Jahr wurden auch wieder Reusenheringe bei Euro-Baltic angelandet, nachdem dort im letzten Jahr keine Reusenheringsanlandungen zu verzeichnen waren. Traditionell steigen die Reusenfischer als letzte in die Frühjahrsheringssaison ein, so dass in diesem Jahr am 9. März der erste Reusenhering angelandet wurde. Die Reusenfischerei wurde 2016 von drei Unternehmen aus dem Bereich Mönchgut betrieben. Nach Ostern gingen hier die Fänge deutlich zurück und die Sortierungen wurden kleiner. Ab Mitte April bestand die Fangzusammensetzung in der Reusenfischerei bereits aus bis zu 50 Prozent kleiner Sortierung, welche für die Filetierung nicht mehr nutzbar war. Daraufhin wurde die Reusenheringsannahme ebenfalls am 22. April eingestellt. In diesem Jahr wurden 558 Tonnen Reusenhering an Euro-Baltic geliefert. Nach Angaben der BLE ist die diesjährige Heringsquote zu über 80 Prozent ausgefischt. Für die Herbstheringsfischerei stehen noch 2.454 Tonnen zur Verfügung, die von der Schleppnetzfischerei gefangen werden können. Die Stellnetzfischerei wird in diesem Jahr die Bemühungen für eine MSC-Zertifizierung ihrer Fischerei fortsetzen. Die Quotensituation für die Ostseefischer entwickelt sich positiv. Die Empfehlung des Internationalen Rates für Meeresforschung liegt bereits vor und dieser empfiehlt eine Gesamtfangmengenanhebung um acht Prozent, so dass die Zukunftsperspektiven für die Heringsfischerei in der Ostsee insgesamt positiv aussehen. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 13 Aus dem Fischereiverband ICES veröffentlicht Fangempfehlungen für die Ostsee 2017 Steht die Dorschfischerei vor dem Aus? Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV Am 31. Mai 2016 hat der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) seine Fangempfehlungen für die Fischbestände in der Ostsee für das Jahr 2017 veröffentlicht. Darin empfiehlt der ICES eine Absenkung der Gesamtfangmenge für den Westdorsch auf 917 Tonnen für die Berufsfischerei. Das kommt einem Fangstopp gleich. Für die anderen Bestände gab es demgegenüber viele positive Nachrichten. Auf Grundlage dieser Fangempfehlung wird die Kommission einen Vorschlag für die Fangmöglichkeiten 2017 in der Ostsee erarbeiten, der im Sommer veröffentlicht wird. Dieser Vorschlag wird dann im Oktober im Ministerrat beraten und über die endgültigen Quoten für die Mitgliedstaaten entschieden. Der Mehr-Arten-Managementplan für die Ostsee ist mittlerweile zwischen dem Rat, der Kommission und dem Europa-Parlament abgestimmt. Wahrscheinlich wird er noch vor der Sommerpause ratifiziert. Dieser Plan würde dann die Regeln vorgeben, wie die Gesamtfangmengen festzusetzen sind. Im Folgenden wird auf die wichtigsten Fischbestände für die deutsche Fischerei kurz eingegangen. Beginnen wollen wir mit den positiven Nachrichten: Die meisten Fischarten werden im nächsten Jahr in der Ostsee nachhaltig bewirtschaftet werden. Alle für die deutsche Fischerei wichtigen pelagischen Arten befinden sich im nachhaltig bewirtschafteten Bereich. Die meisten demersalen Bestände entwickeln sich ebenfalls positiv. Dazu im Einzelnen: Hering westliche Ostsee Trotz der seit mittlerweile 10 Jahre anhaltend niedrigen Nachwuchsproduktion entwickelt sich der Bestand positiv. Die Laichbestandsbiomasse erreichte den tiefsten Punkt in der Zeitreihe im Jahr 2011, liegt aber seit 2013 über MSY Btrigger. Die fischereiliche Sterblichkeit liegt bei diesem Bestand seit 2011 unter FMSY. Deshalb empfiehlt der ICES eine Erhöhung der Gesamtfangmenge um 8,1 Prozent. Der Laicherbestand wird nach den Berechnungen des ICES dadurch weiter anwachsen. Hering zentrale Ostsee Dieser Bestand entwickelt sich ebenfalls positiv. Seit 2001 steigt der Laicherbestand kontinuierlich an und die fischereiliche Sterblichkeit liegt seit 2011 unter dem FMSY-Niveau. Der Nachwuchsjahrgang 2014 wird als der vierthöchste in der gesamten Zeitserie eingeschätzt. Aus diesem Grunde empfiehlt der ICES eine Anhebung der Gesamtfangmenge um 7,9 Prozent. 14 Sprotte Ostsee Die Laicherbestandsbiomasse ist seit dem historischen Höchststand in den späten 1990er Jahren zurückgegangen, liegt aber immer noch deutlich über MSY Btrigger. Die fischereiliche Sterblichkeit schwankte in den letzten Jahren zwischen FMSY und Flim und lag 2015 nur leicht über FMSY. Der gute Nachwuchsjahrgang aus dem Jahre 2014 wird sich positiv auf die Bestandsentwicklung auswirken. In der Folge sinkt der Fischereidruck unter FMSY. Im letzten Jahr wurde noch eine Reduzierung der Fangmengen um 15 Prozent empfohlen, da die Erkenntnisse über den 2014er Nachwuchsjahrgang noch nicht gesichert waren. Abgesenkt wurde die Quote schließlich nur um 5 Prozent. In diesem Jahr empfiehlt der ICES eine Steigerung der Fangmenge von bis zu 29 Prozent. Der Managementplan würde hier die Möglichkeit bieten, um 34 Prozent zu steigern, da der Bestand sich im nachhaltigen Bereich befindet. Scholle Ostsee im Kattegat, den Belten und im Sund Für die Scholle in den Gebieten 21-23 liegt ein analytisches Assessment vor, da hier ausreichend Daten vorhanden sind. Die Laicherbestandsbiomasse hat sich seit 2009 deutlich erhöht und liegt seit 2011 über MSY Btrigger. Die fischereiliche Sterblichkeit geht seit 2000 zurück und liegt seit 2012 unter FMSY. Die Rekrutierung bei diesem Bestand war in den letzten Jahren stabil. Der ICES empfiehlt bei diesem Bestand eine Reduzierung der Fangmenge um 4 Prozent. Für den Schollen TAC sieht die Lage jedoch anders aus, da hier beide Bestände zusammengefasst werden. Dazu später. Scholle östlicher Bestand Für den weiter östlich gelegenen Bestand in den Gebieten 24-32 liegen weniger Daten vor. Darum rechnet der ICES hier mit dem informationslimitierten Ansatz. Da der Mittelwert der letzten beiden Jahre deutlich über dem der drei Jahre davor liegt, empfiehlt der ICES hier eine Steigerung von 20 Prozent. Nun werden beide Bestände zusammengerechnet und eine Geamtfangmenge für das gesamte Gebiet, also 22-32, wie das auch früher der Fall war, daraus ermittelt. Der ICES kommt zu dem Ergebnis, das die Gesamtfangmenge, wenn die Rahmenbedingungen gleich blieben, hier insbesondere die Discard-Raten, um 45 Prozent gesteigert werden könnte. Allerdings geht der ICES davon aus, dass die Scholle in der Ostsee ab 1. Januar 2017 unter das Anlandegebot Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband fallen wird. Dann würden die bisherigen Discards mit einberechnet werden und das würde eine Gesamtfangmengen-Anhebung um 95 Prozent bedeuten. Rekrutierung ab. Sollte diese auf niedrigem Niveau bleiben, wäre in zwei, drei Jahren sicherlich keine kommerzielle Fischerei auf diesem Bestand mehr möglich. Dorsch westliche Ostsee Dorsch östliche Ostsee Die ICES-Empfehlungen für die beiden Dorschbestände werden nach den Beständen und nicht nach Gebieten berechnet. Die Fangempfehlung wird dann jedoch aufgrund der Durchmischung der beiden Bestände in Teilen der Ostsee nach Gebieten angegeben. Die Anglerfänge werden separat ausgewiesen. Hier wurde der Mittelwert der letzten drei Jahre als Wert für 2016 angenommen und von der Fangempfehlung abgezogen. Die Laicherbestandsbiomasse liegt für diesen Bestand seit 2008 unterhalb von Blim und die fischereiliche Sterblichkeit zwischen Flim und Fpa, jedoch deutlich über FMSY. Die Zielsterblichkeit im alten Managementplan war nach Einschätzung des ICES deutlich zu hoch. Eine Anpassung des Planes wurde jedoch durch den interinstitutionellen Konflikt zwischen Parlament, Rat und Kommission lange Zeit verhindert. Die Vorhersagen des letzten Jahres deuteten trotzdem auf einen Anstieg des Bestandes hin. Allerdings wird bei den Vorhersagen immer davon ausgegangen, dass die Reproduktion sich auf demselben Niveau wie in den vorangegangenen Jahren bewegt. Nun liegen die Zahlen für den 2015 Jahrgang vor und diese sagen aus, dass dieser Nachwuchsjahrgang der schlechteste in der gesamten Zeitserie ist. Die Perspektive für diesen Bestand ist unter den nun vorliegenden Daten deutlich schlechter, als noch im letzten Jahr. Der ICES empfiehlt nach der sogenannten Advice Rule nun eine Gesamtentnahme von 3.475 Tonnen aus dem Bestand. Nach Abzug der Anglerfänge von 2.558 Tonnen würden demnach 917 Tonnen für die kommerzielle Fischerei übrig bleiben. Da die Fangempfehlung, wie bereits erwähnt, nach Gebieten abgegeben wird, kommen zu diesen 917 Tonnen noch 671 Tonnen Dorsch aus dem östlichen Bestand hinzu. Der ICES geht hier davon aus, dass das Verhältnis von östlichem und westlichem Dorsch in den kommerziellen Fängen dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2015 entspricht. Für das Gebiet 22-24 liegt die empfohlene Gesamtfangmenge für die kommerzielle Fischerei 2017 bei 1.588 Tonnen. Das entspräche einer Reduzierung der Gesamtfangmenge gegenüber 2016 um 87,5 Prozent. Sollte der Ostsee-Managementplan in Kraft treten, wäre hier keine Flexibilität mehr möglich, da sich der Bestand in nicht-nachhaltigen Bereich befindet. Flexibilität sieht der Managementplan jedoch nur für Bestände im nachhaltigen Bereich vor. Wie sich der Bestand in den nächsten Jahren entwickelt hängt maßgeblich von der Dieser Bestand ist immer noch datenlimitiert. Das wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern, da die Probleme bei der Alterslesung nach wie vor bestehen und nicht, wie beim westlichen Bestand, sofort mit Hilfe von Markierungsexperimenten validiert wurden. Mittlerweile laufen die Markierungsexperimente. Für die Empfehlung der Gesamtfangmenge rechnet der ICES bei diesem Bestand mit dem informationslimitierten Ansatz. Dabei wird der Mittelwert der letzten zwei Jahre mit den Mittelwerten der letzten drei Jahre davor verglichen. In den letzten zwei Jahren hat der Bestand einen leichten Aufwärtstrend gezeigt. Da die Mittelwerte der drei Jahre davor deutlich höher waren, empfiehlt der ICES eine Reduzierung der Gesamtfangmenge gegenüber der letztjährigen Empfehlung um 8 Prozent. Da die Politik dieser Empfehlung nicht gefolgt ist, bedeutet das eine Reduzierung gegenüber der Gesamtfangmenge 2016 um 36 Prozent. Zieht man die 671 Tonnen aus diesem Bestand ab, die im Gebiet 22-24 gefangen werden, bleibt eine Gesamtfangmenge von 26.323 Tonnen im Gebiet 25-32. In den letzten Jahren hat die deutsche Fischerei in diesem Gebiet nie ausgefischt, so dass die deutsche Quote aus dieser Gesamtfangmenge ungefähr den Fängen der letzten Jahre entspräche. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Fazit – Entwicklung der Fischbestände in der Ostsee Im Jahre 2016 ist die Laicherbiomasse der allermeisten Bestände mittlerweile im nachhaltig bewirtschafteten Bereich. Für einige Bestände fehlen ausreichend Daten. Die Laicherbiomasse der beiden Dorschbestände befindet sich im nicht-nachhaltig bewirtschafteten Bereich. Die fischereiliche Sterblichkeit war im letzten Jahr noch bei der Sprotte und dem Hering im Rigaer Meerbusen problematisch. Bei der Sprotte hat sich das Problem durch den starken Nachwuchsjahrgang erledigt. Beim Hering im Rigaer Meerbusen hängt die Entwicklung von der Festsetzung der Gesamtfangmengen ab. Da höchstwahrscheinlich der Mehr-Arten-Managementplan für die Ostsee in Kraft tritt, werden die Fangmengen voraussichtlich so festgesetzt, dass der Bestand spätestens 2017 im nachhaltig-bewirtschafteten Bereich ist. Die Ausnahme bilden hier die beiden Dorschbestände, wobei im Moment vollkommen unklar ist, wie diese sich in den nächsten Jahren entwickeln werden. 15 Aus dem Fischereiverband So würden die Quoten im nächsten Jahr aussehen, wenn der Ministerrat den ICES-Empfehlungen 1:1 folgt Fischart/Fanggebiet Empfohlene Gesamtfangmenge 2017 Daraus resultierende Deutsche Quote 2017 Deutsche Quote 2016 Änderung 2017/2016 in Tonnen (t) Hering westl. Ostsee (Gebiete 22-24) 28.401 15.670 14.496 + 8,1 191.705 1.118 1.035 + 8,0 Dorsch westl. Ostsee (Gebiete 22-24) 1.588 339 2.715 - 87,5 Dorsch östl. Ostsee * (Gebiete 25-32) 26.332 2.406 3.760 - 36,0 5.841 7.862 465 626 321 321 + 44,8 + 94,9 260.993 16.311 12.644 + 29,0 Hering zentrale Ostsee * (Gebiete 25-27, 28.2, 29 und 32) Scholle (Gebiet 22-32) Sprotte * * Für diese Bestände beansprucht Russland einen Teil der Gesamtfangmenge. Bei den hier dargestellten Berechnungen wurde davon ausgegangen, dass Russland denselben prozentualen Anteil wie in 2016 beansprucht. LDK und LAV-Wahl – Im Amt bestätigt Claudia Thürmer, Landesanglerverband M-V e.V. Bei der 25. Landesdelegiertenkonferenz (LDK) in Linstow fiel die Entscheidung, wer den Vorstand des größten Naturschutzverbandes unseres Landes bildet. Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski ist der wiedergewählte Präsident des Landesanglerverbandes. Einstimmig wurde er von den 122 Delegierten am 18. Juni 2016 im Amt bestätigt. Die Abgeordneten aller im LAV organisierten Anglerinnen und Angler bestätigten zudem alle weiteren aufgestellten Kandidaten des Präsidiums. Fotos: C. Thürmer Somit sind nun seit den Mittagsstunden des 18. Juni folgende Funktionen und deren Vertreter amtlich: Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Präsident seit 2008 und Präsidiumsmitglied bereits seit Gründung 1990, Klaus-Dieter Mau, Vizepräsident Schwerpunkt „Finanzen“, seit 2006 im Präsidium, Werner Promer, Vizepräsident Schwerpunkt „Gewässerwirtschaft“ seit 2008, Thorsten Wichmann, Vizepräsident Schwerpunkt „Umwelt-, Arten- und Naturschutz“, seit 2002 im Vorstand, Klaus Schallmann, Referent für Angeln seit 2008, Liane Janssen, Referentin für Fischereiaufsicht seit 2008, Silke Bauer, Referentin für Jugendarbeit seit 2012, Dirk Rojahn, Referent für Casting seit 5 Jahren. 16 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband Diese langjährigen Mitglieder sind gut bekannt. Aus diesen Reihen verabschiedete sich schweren Herzens Dr. Wolfgang Jansen. Alle Anglerinnen und Angler, alle ehrenamtlichen Mitarbeiter und Präsidiumsmitglieder danken ihm für seine langjährige und erfolgreiche Arbeit. Sein Referat für Schulung und Ausbildung wird von nun an Sebastian Schmidt als Neuer in den Reihen des Vorstandes fortsetzen. Ein vordringliches Thema war das drohende Verbot der Freizeitfischerei in der Allgemeinen Wirtschaftszone (AWZ) in der Ostsee. Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) sagte dazu: „Mit mir wird es das Angelverbot nicht geben! Die Kadetrinne ist die meistbefahrene Wasserautobahn der Welt. Die in diesem Umfang zum Schutzgebiet machen zu wollen, ist nicht nachzuvollziehen.“ In dieser Versammlung wurden verdiente Mitglieder des LAV ausgezeichnet: Weiterhin wurde Stellung genommen zum umstrittenen Thema der Natura 2000 Managementplanung. ‚Nicht unter Ausschluss des Menschen‘ war Grundtenor der Redner. Burkhard Lenz, CDU, sagte:„Der LAV handelt nach der Devise Schutz durch Nutzung. Dies sehen wir ebenfalls als einzige Chance, den Naturschutz verständlich und erlebbar zu machen.“ Prof. Dr. Fritz Tack, DIE LINKE, lobte das große Engagement der Anglerschaft bei Gewässerpflege und Renaturierung, der Fischhege und Artenschutzarbeit, bei der ehrenamtlichen Arbeit und der umfassenden Einbeziehung der Jugend. Er mahnt in diesem Zusammenhang vor weiterer Rückdrängung der Freizeitfischer: „Umwelt und Naturschutz geht nicht ohne die Angler, nur mit Ihnen!“ Die Ehrennadel des LAV M-V e.V. wurden verliehen in Silber: Andreas List (AV Rethwisch/Möllenhagen), in Gold:, Franz Pflügel (SAV Ludwigslust e.V.) und Heinz Fresen (AV „An der Recknitz“ Marlow e.V.). Die Ehrenschleife des LAV M-V e.V. erhielten Wolfgang Michels (RSFV Landkreis Müritz e.V.), Peter Olbricht (AV Demmin West e.V.), Ulrich Burmeister (SFV Reuterstadt Stavenhagen) und Uwe Schwemer (AV Kessin e.V.) Das Große Silberne Ehrenzeichen des DAFV nahm Ingo Bruger (AV Neubrandenburg e.V.) entgegen und das Große Goldene Ehrenzeichen des DAFV Helmut Grell (AV Zierker See e.V.) und Erwin Behm (AV Rothenklempenow e. V.) Mit der Ehrenmitgliedschaft im LAV M-V e.V. wurde Horst Friedrich bedacht. Ihnen gebührt der besondere Dank aller, für ihre umfangreiche und stete Arbeit in ihren Vereinen und im Verband! Vertreter aus Politik und Gesellschaft richteten zuvor ihre Grußworte an die Versammlung. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 LAV-Präsident Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski berichtete in seiner Bilanz von anwachsender Mitgliederzahl in der zurückliegenden Amtszeit seit 2012. Die Fläche der zum Angeln bereitgestellten Pacht- und Eigentumsgewässer sowie der Gewässer der Berufsfischerei hat zugenommen. Die Anglerinnen und Angler, die im größten Naturschutzverband des Landes M-V organisiert sind, leisten unübersehbare Dienste bei ihren umfangreichen Gewässerpflege-, Fischhege- und Naturschutzarbeiten. Dies wird inzwischen verstärkt von den Menschen im Land wahrgenommen. „Schutz durch nachhaltige Nutzung“ ist das erkennbare Credo aller Mitglieder des LAV M-V e.V. 17 Aus dem Fischereiverband Eröffnungsansprache LDK 2016 Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Präsident des Landesanglerverbandes M-V e.V. Sehr geehrte Delegierte, sehr geehrte Gäste, die diesjährige Landesdelegiertenkonferenz (LDK) unseres Verbandes hat als Höhepunkt die Wahl des Präsidiums zum Gegenstand. Aus diesem Anlass ist es angebracht, zum einen auf Erreichtes der vergangenen vier Jahre zu schauen. Das hat ausführlich im Delegiertenmaterial seinen Niederschlag gefunden und muss nicht noch einmal wiederholt werden; alle Anwesenden haben das Material mit der Einladung erhalten. Vielmehr möchte ich mit meinen Ausführungen zur Eröffnung unserer heutigen Veranstaltung den Blick darauf richten, worauf wir uns alle und insbesondere das neu zu wählende Präsidium in den kommenden Jahren konzentrieren müssen. Ganz oben steht dort die weitere Umsetzung der Maßnahmen des Netzes Natura 2000 und die Probleme, die sich daraus künftig für die Ausübung des Angelns in M-V ergeben. In der Eröffnungsansprache zur LDK 2015 konnten Beispiele einer erfreulichen Entwicklung zum Thema „Angeln in Schutzgebieten“ gewürdigt werden (Biosphärenreservat SO-Rügen und Flusslandschaft Elbe). Hier hat sich das Blatt grundlegend gewandelt, vor allem die Sicht der Entscheidungsträger auf die Umsetzung von Maßnahmen „Natura 2000“. Ursprünglich wurden die Bedenken der von der Meldung von FFH- und Vogelschutzgebieten Betroffenen beschwichtigt mit der Aussage: „Die bisherige Nutzung kann fortgeführt werden, sofern keine Verschlechterung der natürlichen Bedingungen eintritt.“ Heute heißt es: „Die Nutzung durch den Menschen ist zu beschränken bzw. völlig einzustellen, da keine Verbesserung der natürlichen Bedingungen festzustellen ist.“ Das ist eine komplette Kehrtwende um 180° und ohne sachliche Begründung! An deren Stelle treten vage Behauptungen wie „die Nutzung bzw. Störungen durch den Menschen könnte die Ursache für die ausgebliebenen Verbesserungen sein“, obwohl es neben anthropogenen Einflüssen mindestens zwei weitere Wirkfaktoren auf die Entwicklung von Habitaten und Populationen gibt: Abiotische (z.B. Klima) und biotische (z.B. Konkurrenz um Lebensräume und Nahrung) Wie markant gerade letztere sein können, zeigt das Geschehen im Winterlager Hafengebiet Stralsund. Dort haben im vergangenen Winter 2015/16 – der eigentlich gar kein richtiger war – Kegelrobben das Winterlager als gut gefüllte Speisekammer entdeckt mit dem Effekt, dass sich sehr bald kein Fisch mehr im Hafenbereich Stralsund aufgehalten hat. Die mit Blick auf die Anglerfänge in den Winterlagern initiierte Forschung 18 könnte sich nunmehr bestenfalls darauf konzentrieren, welchen Ersatz Zander, Hecht, Barsch und Co. für die Überwinterung gefunden haben. Der gegenwärtig zu verzeichnende Sinneswandel bei der Umsetzung von Natura 2000 ist weder von Sachkunde, nicht einmal von gesundem Menschenverstand geprägt, er ist schlechthin ein Ausdruck von Panik und Willkür angesichts des angedrohten Vertragsverletzungsverfahrens der EU gegen die Bundesrepublik wegen nicht erledigter Hausaufgaben: Deutschland hatte bis 2014 für 2663 von 2784 gemeldeten Gebieten geplante Erhaltungsmaßnahmen nicht festgelegt. Unter dem jetzigen Zeitdruck wird offenbar als einziger Ausweg gesehen: Höchstmöglichen Schutzstatus verhängen! Der unsere Interessen betreffende aktuelle Fall sind die Entwürfe der Verordnungen des Bundes über die Festsetzung von acht FFH-Gebieten als Naturschutzgebiete in den deutschen ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) der Nord- und Ostsee und dem damit verbundenen Verbot der Freizeitfischerei in diesen Gebieten. Die Argumentation dazu ist nicht nachvollziehbar: Während in den benannten Gebieten jeglicher Schiffs- und Bootsverkehr uneingeschränkt erlaubt ist, Windkraftanlagen und Pipelines weiterhin gebaut und Bodenschätze abgebaut werden dürfen, soll das Angeln verboten werden. Gegen dieses Verbot gibt es zahlreiche und vielschichtige Proteste aus der gesamten Bundesrepublik, nicht nur von Fischerei- und Angelverbänden, sondern auch aus den Reihen von Politikern des Bundestages und der Landtage. Von besonderer Bedeutung für uns ist die darunter folgende Kernaussage der Pressemitteilung des Landesfischereiverbandes M -V vom 23.05.2016 zum Thema „Verbot der Freizeitfischerei in den FFH- und Vogelschutzgebieten in den deutschen AWZ der Nordund Ostsee:“ Die Begründungen für das Verbot sind fadenscheinig. Weder Habitate noch Flora und Fauna, darunter Seevögel und Schweinswale werden gefährdet oder in ihrer Existenz bedroht. Wir sehen in diesen Plänen den Beginn einer weit umfangreicheren Kampagne gegen die Fischerei insgesamt und sagen: „Wehret den Anfängen!“, und das müssen und werden auch wir als Angler tun. Interessant der Beitrag von Herrn Prof. Dr. Henning von Nordheim anläßlich des Fischereitages des Verbandes der Kutter- und Küstenfischer am 03.06.2016: „Wozu die Aufregung über das Angelverbot in Kadetrinne Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband und auf Rönnebank? Dort wird ja gar nicht geangelt!“ Unsere Frage: Wozu dann ein Angelverbot? Neben der Willkür auf höchster Ebene scheint diese auch auf nachgeordneten Fuß zu fassen, Beispiel: Nutzungsentgelte für Wasserflächen des Bundes. Dieser Fall beschäftigt uns bereits seit mehreren Jahren und ich möchte nicht mit allen Details der Vergangenheit langweilen. Deshalb kurz zum aktuellen Stand: Aufgrund einer Änderung im Haushaltsvermerk des Bundes ist es seit längerem für eine Reduzierung der o.a. Nutzungsentgelte nicht mehr ausreichend, wenn Vereine gemeinnützig sind. Bedeutsam für Angelvereine ist in diesem Zusammenhang eine Aussage in der „Verwaltungsvorschrift der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (VV-WSV) – Nutzungsentgelte – VV – WSV 2604, Version2014.1“ auf Seite 57, letzter Absatz zu Maßgabe 5: „Gemeinnützige Angelvereine bekommen die 50%-Reduktion, wenn ihre Satzung die Förderung der Sportund/oder Freizeitschifffahrt enthält“. Darauf Bezug nehmend hatten wir den Angelvereinen an der Küste empfohlen, zu den originären Aufgaben eines jeden Angelvereins wie Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege, Erhalten und Schaffen gesunder Gewässer mit einem artenreichen Fischbestand, Förderung der Jugendarbeit und des Castings zusätzlich die Förderung der Freizeitschifffahrt aufzunehmen. Die Folge davon war, dass den Vereinen wegen der Aufnahme der Freizeitschifffahrt als Zweck des Vereins der Entzug der Gemeinnützigkeit durch die zuständigen Finanzämter angekündigt wurde. Um Klärung des Sachverhalts war im August 2013 das Finanzministerium M-V ersucht worden, das nach einer Bearbeitungszeit von 15 Monaten den o.g. Bescheid der Finanzämter bestätigte. In der Begründung wurde u.a. formuliert, dass die gemeinnützigkeitsschädliche Aufnahme der Freizeitschifffahrt als Vereinszweck „ … auch auf entsprechende Anregungen der Wasserund Schifffahrtsversorgung zurückzuführen sein soll.“ Was soll dieser Konjunktiv? Hatte es der Bearbeiter im Finanzministerium nicht einmal für nötig gehalten, in die zitierte Verwaltungsvorschrift einzusehen? Gegenwärtig sind wir um Schadensbegrenzung bemüht und haben die Vereine veranlasst, ihre Satzungen erneut zu ändern. Wir behalten uns jedoch eine verwaltungsrechtliche Prüfung des gesamten Geschehens vor. Der vorgenannte Fall zeigt ein weiteres grundsätzliches Problem auf, für das wir überhaupt kein Verständnis aufbringen können: Die außergewöhnlich lange Bearbeitungsdauer von Vorgängen. Erstes Beispiel: Die „Richtlinie zur Förderung der Fischerei, Aquakultur und Fischwirtschaft in M-V“ – Vor- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 aussetzung zur Inanspruchnahme der Mittel des EMFF – befindet sich seit Januar beim Landesrechnungshof und harrt dort ihrer Bestätigung. Ohne diese Richtlinie ist z.B. eine Bearbeitung der anstehenden Förderanträge zum Aalbesatz 2016 nicht möglich. Der Aalmanagementplan für M-V erfordert regelmäßig einen jährlichen Aalbesatz in einer definierten Mindesthöhe. Die Umsetzung des Managementplans ist zum einen durch die schleppende Bearbeitung der Richtlinie gefährdet. Zusätzlich droht Ungemach durch die ausstehende Verfügbarkeit eines Computerprogramms für die Umsetzung des EMFF. Nach unseren Recherchen stehen in einigen Aalfarmen noch vorgestreckte Aale zur Verfügung. Eine Frage ist: Wie lange noch? Und eine weitere: Wie groß sind die Überlebenschancen von in den Sommermonaten ausgebrachten Satzaalen? Ein zweites Beispiel für „langen Atem“: Seit Mai 2014 liegt der Endbericht der Kormoran-Studie für M-V vor, ausgeführt durch die Uni Rostock und finanziert mit 80.000 € aus der Fischereiabgabe. In der Studie sind u.a. auch Maßnahmen zur Reduzierung des Bruterfolgs aufgeführt. Eine Entscheidung, welche dieser Maßnahmen wann und wo ergriffen werden sollen, steht bis heute aus. Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Delegierte, unserem Appell im letzten Jahr, gleiche Veranstaltung an die anwesenden Politiker bezüglich des Haushaltsvermerks zur Verwendung der Einnahmen aus dem Verkauf von Ostsee-Angelkarten im Doppelhaushalt 2016/2017 war leider nur ein Teilerfolg beschieden: Die Verwendung der Mittel wurde neben der Finanzierung von Besatzmaßnahmen auch auf deren wissenschaftliche Vorbereitung und Effizienzkontrollen ausgeweitet und die Mittel sind übertragbar. Bezüglich der Höhe der bereitgestellten Mittel ist der prozentuale Anteil von zuletzt 15% seit 2010 nochmals reduziert worden auf nunmehr 10% der Einnahmen. Von größtem Interesse wird für uns künftig die tatsächliche Verwendung der Mittel des Titels 685.02 sein. Gleiches gilt für die Verwendung der Einnahmen der Maßnahmegruppe MG 12 des Haushalts (Fischereiabgabe), insbesondere unter dem durch den Landesrechnungshof eingeforderten Aspekt der Gruppennützigkeit. Meine sehr verehrten Damen und Herren aus Politik und Verwaltung des Landes, auch heute gestatten wir uns einen Vorstoß in puncto Akzeptanz unseres Verbandes. Der LAV M-V ist Fachverband für die Vorbereitung auf die Fischereischeinprüfung. 19 Aus dem Fischereiverband Angesichts dieser Qualifikation wäre es folgerichtig, wenn der LAV M-V als weiterer Prüfungsberechtigter unter §1 der Verordnung über die Fischereischeinprüfung des Landes M-V (FSchPrVO M-V) aufgenommen würde. Gegenwärtig holen sich die zuständigen Ämter ohnehin fachlichen Beistand bei der Durchführung der Prüfungen aus den Reihen der Lehrberechtigten des LAV oder Beleihen diese sogar mit der Durchführung der Prüfungen. Mit der vorgeschlagenen Änderung des §1 könnten die Ämter entlastet und die Prüfungstermine dem Bedarf besser angepasst werden. Sehr geehrte Gäste, liebe Anglerinnen und Angler, für die heutige Eröffnungsrede habe ich professionelle Beratung in Anspruch genommen und als eine Empfehlung daraus greife ich gern Folgendes auf: Ende positiv und hoffnungsvoll! Mit Blick auf unser Hauptbetätigungsfeld der Zukunft „Umsetzung Natura 2000“ zitiere ich als Einstieg grundlegende Ausführungen der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission: „Das Natura-2000-Netz“ ist nicht nur ein Netz von Naturschutzgebieten. Seine Vision ist, dass Menschen und Natur am besten in einer Partnerschaft zusammenarbeiten. Natura 2000 strebt nicht danach, Wirtschaftstätigkeiten des Menschen auszugrenzen, sondern gewährleistet, dass sie mit dem Erhalt von wertvollen Arten und Lebensräumen vereinbar sind. … Durch Förderung nachhaltiger Forstwirtschaft, Fischerei, Landwirtschaft und einen nachhaltigen Tourismus eröffnet das Netz den Menschen, die in diesen Gebieten leben und auf Wirtschaftstätigkeit angewiesen sind, eine langfristige Zukunft.“ Das ist der Wille der EU und nicht überzogener, einseitiger Schutz der Natur durch Ausgrenzung der Menschen, wie er uns immer wieder zugemutet wird. Diese Sicht der Generaldirektion Umwelt der EU müssen wir alle bei jeder Gelegenheit in den Mittelpunkt von Auseinandersetzungen um Natura 2000 stellen, dann werden sich auch Sachkunde und Vernunft durchsetzen gegen missionarischen Eifer und beinahe krankhaft anmutenden Ehrgeiz von Akteuren, die der Auffassung sind, sie seien die einzig wahren Naturschützer. Das ist am Ende meine Vision, für die ich mich auch künftig mit aller Kraft einsetzen werde. Drohendes Verbot der Freizeitfischerei in der AWZ von Ostund Nordsee Thorsten Wichmann, LAV-Vizepräsident für Umwelt-, Natur- und Artenschutz Das neue Jahr hatte kaum begonnen, da kam auf großen Schritten Ärger aus Bonn auf uns Angler zu: Per Mail vom 20.1.2016 forderte das Bundesumweltministerium uns innerhalb von einem Monat zu einer Stellungnahme zu Verordnungsentwürfen auf. Sechs Schutzgebietsverordnungen in Nord- und Ostsee in den deutschen ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) sind zur Umsetzung von acht gemeldeten FFH-Gebieten geplant. Dazu sollen Naturschutzgebiete (NSG) mit enormen Ausdehnungen eingerichtet werden. Für uns in Mecklenburg-Vorpommern sind die beiden Verordnungen Kadetrinne mit 100 km2 (vor Rostock) und Pommersche Bucht-Rönnebank mit 2.090 km2 (mit Adlergrund, Westliche Rönnebank, Pommersche Bucht mit Oderbank) von besonderem Interesse. Und welche Verbote sind u. a. geplant? Das Angeln komplett und ganzjährig! Eine wissenschaftliche Begründung warum ein Totalverbot notwendig sei, lassen die Verordnungsentwürfe zu unserer Überraschung vermissen. Auch belastbare Daten zur Frequentierung der Gebiete durch Angler liegen nicht vor. Ebenso ver- 20 missen wir verlässliche Angaben zu Konzentrationen von Seevögeln. Die immer wieder ins Feld geführten Fluchtdistanzen zwischen Booten und Seevögeln von über 2 km können wir aus praktischer Erfahrung nicht bestätigen. Sie sind immer wesentlich geringer als in der Literatur verzeichnet. Die behaupteten Einflüsse durch angebliches Ankern oder abgerissene Köder geht an der Wirklichkeit vorbei. Wer ankert beim Angeln? Offensichtlich ist das BMUB der Meinung, kleine Kunstköder und Bleie würden den Gewässergrund massiv schädigen, wie auch die ca. 21 m langen Hochseeangelkutter und die kleinen Privatboote (Tiefgang max. 2,50 m). Im wirtschaftlichen Bereich gibt es jedoch keine Einschränkungen. Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 15 m dürfen weiterhin das Gebiet durchfahren und deren Zahl beläuft sich auf ca. 65.000 pro Jahr, Tendenz zunehmend. Diese Schiffe erzeugen eine mächtige Sogwirkung und bei geringen Wassertiefen kann man sich gut vorstellen, welche Auswirkungen das auf die Unterwasserfauna hat. Überdies können alle Segel- und Motorboote in unlimitierter Zahl das Gebiet nutzen, mit allen denkbaren Wirkungen, aber wehe, der Mensch Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus dem Fischereiverband Foto: T. Wichmann holt die Angel raus. Dann ist es unverträglich! Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Freizeitfischer das Gebiet mehr beeinflussen sollen als die gesamte Schifffahrt. Eine Gefährdung der Meeressäuger durch die Freizeitfischerei kann das Umweltministerium doch nicht ernsthaft befürchten? Gehen Wale, Robben und Seehunde an die Angeln? Der Versuch, die Entnahmemenge von Dorsch durch die Angler mit dieser Maßnahme zu begrenzen, ist rechtssystematisch abwegig. Für die Fischerei gibt es in der EU die gemeinsame Fischereipolitik mit ihrem Instrumentarium, zudem sind die Anglerfänge bei der Quotenfindung durch die Wissenschaft berücksichtigt. Die Vogel- und FFH-Schutzrichtlinien sollen nicht die Fischerei regeln, sondern Arten- und Biotopschutz si- chern. Der Dorsch ist aber keine geschützte Art nach vorgenannten Richtlinien und überdies nicht gefährdet. Ein Verbot ohne Faktengrundlage und ohne Begründung also. Sieht so eine seriöse Naturschutzpolitik aus? Sollten diese Pläne Wirklichkeit werden, dann ist das Angelparadies M-V, wie Minister Backhaus es immer nennt, Geschichte! Davon betroffen sind zuvorderst erstmal die Angler. In 2015 wurden laut Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) 131.874 Angelberechtigungen für die Küstengewässer ausgegeben. Doch über die Angler direkt hinaus ist natürlich auch die Wirtschaft betroffen. Viele Angler kommen als Touristen in unser Land, übernachten in Pensionen, Hotels oder auf Campingplätzen und fahren entweder mit eigenem Boot oder mit Anbietern von Angeltouren auf die Ostsee. Auch diese Gewerbe sind von solchen Totalverboten betroffen. Und das alles ohne fundierte naturschutzfachliche Grundlage. Zu den Einzelheiten: Die Umsetzung der FFH-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie und der Festlegung von Meeresschutzgebieten ist sicher notwendig und richtig. Ob es dazu der Festlegung von Naturschutzgebieten bedarf, darüber könnte man sich vortrefflich streiten. Aus unserer Sicht ist das von der EU nicht zwingend gefordert. Andererseits wären auch NSG ohne Verbot der Freizeitfischerei denkbar. Welcher Schutzzweck wird verfolgt? Ziel sind Erhaltung bzw. Wiederherstellung der ökologischen Werte und Funktionen des Gebietes, insbesondere Morphodynamik Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 (reliefbildende Prozesse), marine Makrophyten (höhere Wasserpflanzen); Bestände der Schweinswale, Kegelrobben und Seevogelarten sowie die Vernetzung der benthischen Lebensgemeinschaften (Gemeinschaften des Meeresbodens). Auch der Stör und die Finte sollen gefördert werden. Welche Verbote sind geplant? Das Einbringen von Baggergut, Einrichtung und Betrieb von Aqakulturen und das Ausbringen von Tieren und Pflanzen gebietsfremder Arten sowie die Freizeitfischerei. Ausgenommen sind Flugverkehr, Schifffahrt, nach internationalem Recht erlaubte militärische Nutzung und Berufsfischerei sowie Maßnahmen der NSG-Verwaltung und öffentliche Aufgaben. Welche Projekte und Pläne sind zulässig? Projekte zur Energieerzeugung aus Wasser, Strömung und Wind, zur Aufsuchung, Gewinnung und Aufbereitung von Bodenschätzen, zur Errichtung und zum Betrieb von Rohrleitungen und unterseeischen Kabeln innerhalb des Naturschutzgebietes sind vor ihrer Zulassung auf ihre Verträglichkeit mit dem Schutzzweck zu prüfen. Sie wären zulässig, wenn sie nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteile des Gebietes führen können. Also zusammengefasst: Während Offshore-Windkraft, das Heben von Bodenschätzen und das Verlegen von Leitungen und Kabeln privilegiert werden und möglich sein sollen – die wohl kaum als nachhaltig und dem Schutzzweck dienlich bezeichnet werden können – wird die Freizeitfischerei verboten! Das gleicht dem Schießen auf Spatzen mit Kanonen. Mit dieser geplanten drastischen Maßnahme werden die Einflüsse auf Flora und Fauna nur unwesentlich verringert. Die Einordnung des Angelns als erheblich gegenüber den Schutzzwecken ist falsch, durch nichts begründet und abzulehnen! Mittlerweile hat sich eine massive Protestwelle gegen die geplanten Verbote entfaltet. Die Landesanglerverbände von M -V und S-H haben den Dachverband, DAFV mit den anderen Landesverbänden an ihrer Seite. Eine Onlinepetition hat bisher Tausende Unterschriften erbracht, über Facebook wurden über Hunderttausende Nutzer erreicht. Die Tourismusverbände von M-V und S-H haben sich dagegen ausgesprochen, beide Landwirtschaftsministerien und die Landtage haben sich klar gegen das Verbot positioniert. Die Bundesabgeordneten aus M-V und S-H sprachen sich nahezu alle ebenso dagegen aus. Der Bundeslandwirtschaftsminister hat sich pro Angler positioniert. In Schleswig-Holstein haben sogar 2 Kreistage und Bürgermeister von diversen Kommunen Beschlüsse gegen das Verbot gefasst. Die Bundesministerin plant nach Informationen aus gut unterrichteten Kreisen, die Verordnung im Juli zu unterzeichnen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass der Widerstand erfolgreich ist, die Vernunft siegt und nicht der blanke Dogmatismus. 21 Aus der Forschung Vergleichende Untersuchungen der Abwachsleistungen von Forellen (Oncorhynchus mykiss) (Walbaum, 1792) der Selektionslinie BORN mit Stahlkopfforellen Dr. Ralf Bochert – LFA MV, Institut für Fischerei, Aquakultur Born Dr. Tom Goldammer – Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Abteilung Fischgenetik, Dummerstorf Einleitung Eine Selektionslinie der Regenbogenforelle am Standort Born hat ihren Ursprung in den Jahren 1975-1978. Aus diesem Anfangsbestand wurde 1978 die erste Filialgeneration erzeugt und seither fortgeführt (Anders, 1986). Die züchterische Bearbeitung in Born fokussierte damals auf die am schnellsten wachsenden Tiere (Vorwüchser) und es wurde durch natürliche Selektion nach Krankheitswiderstandsfähigkeit ausgewählt. Erste vergleichende Untersuchungen der BORN-Forelle mit anderen Regenbogenforellenstämmen fanden schon mit Tieren der dritten und vierten Generation Ende der 1980iger Jahre statt. Im Vergleich mit einem dänischen Forellenstamm zeigten sich deutlich schlechtere Abwachsleistungen sowohl in der Aufzuchtphase als auch während der Speisefischproduktion. Die Stückmassen, die Gesamtmassen und die täglichen Wachstumsraten waren bei den dänischen Forellen deutlich höher als bei der BORN-Forelle respektive der Futterumsatz deutlich geringer (Anders, 1986). Jüngere Studien zeigen anhand von Belastungsexperimenten, dass BORN-Forellen bei einer Infektion mit dem Erreger der Furunkulose (Aeromonas salmonicida) signifikant besser Überleben als Vergleichsfische (Korytář, 2013). BORN-Forellen haben sich an regionale Umwelteinflüsse adaptiert, zeigen höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Pathogenen in Verbindung mit einem guten Wachstum und entsprechender Fitness (Goldammer et al., 2013). BORN-Forellen eignen sich somit als standortgerechte Fischzuchtlinien für die Erzeugung hochwertiger Fischprodukte aus regionaler Aquakultur. Stahlkopfforelle und Regenbogenforelle sind verschiedene Stämme derselben Art Oncorhynchus mykiss (Cowx, 2014). Der Lebenszyklus der Stahlkopfforelle umfasst Süßwasser- und marine Phasen. Im Süßwasser erfolgt die Reproduktion und die Tiere leben bis zu vier Jahre in den Flüssen (Scott & Crossman 1973, Wooding 1994). Sobald Stahlkopfforellen auf ihrer Wanderung zum Ozean die Ästuare erreichen, wachsen sie sehr schnell und können ihre Masse innerhalb von zwei Wochen verdoppeln bis verdreifachen (Childerhose & Trim, 1979). Stahlkopfforellen erreichen im Mittel 50-75 cm Körperlänge und liegen damit im Vergleich deutlich vor den Regenbogenforellen mit im Mittel 30-45 cm Körperlänge (Cowx, 2014). Unter optimalen Nahrungsund Wasserbedingungen wachsen Stahlkopfforellen 7 – 10 kg im Zeitraum von drei Jahren, wohingegen Regenbogenforellen zum Vergleich nur 4,5 kg erreichen (Cowx, 2014). Die Zucht der Stahlkopfforellen richtet sich laut Hersteller auf Schnellwüchsigkeit und hohe Überlebensfähigkeit (Troutlodge, 2014). In der vorliegenden Untersuchung sollte überprüft werden, ob die regional gezüchtete Born-Forelle für die standortgerechte Aquakultur besser geeignet ist als Importfische. Für die Studie wurde eine definierte Frischmasse (g) Mittlere Masse ± SD 480 430 380 330 280 230 180 130 80 Bo Sk 0 36 74 107 128 Anzahl Versuchstage Abb. 1:Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen unter Brackwasserbedingungen in Durchflussrinnen in Born im Abb. 1:Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen unter Brackwasserbedingungen in Jahre 2014. SD- Standardabweichung, Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle Durchflussrinnen in Born im Jahre 2014. SD- Standardabweichung, Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle 22 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung parallele Produktion wirtschaftlich relevanter Fischmengen in technologisch unterschiedlich betriebenen regionalen Aquakulturanlagen mit zusätzlich differentem Selektionsdruck durchgeführt. Methoden Die Versuche wurden mit zwei Forellenlinien durchgeführt. Regenbogenforellen der brackwasseradaptierten Selektionslinie BORN (RFBo), nachfolgend auch als BORN-Forelle bezeichnet, wurden im Frühjahr 2013 aus dem Laich der Elterntiere am Standort gewonnen. Nachkommen der Stahlkopfforelle (RFSk) wurden aus Augenpunkteiern erbrütet, die im Frühjahr 2013 über den Handel aus den USA geliefert wurden. Diese Eier waren sterilisiert und als rein weiblich deklariert. Die Aufzucht und das Vorstrecken erfolgten unter Durchflussbedingungen mit natürlichen Schwankungen der Umweltparamater. Gefüttert wurde handelsübliches Forellenfutter. Die vergleichenden Untersuchungen wurden an drei Standorten durchgeführt: Rinnenanlage im Durchfluss eines Oberflächengewässers (RA), Netzkäfiganlage in einem Oberflächengewässer (NK) und Durchflussanlage am Forschungszentrum in Born (BO). Zum Versuchsbeginn hatten die Satzfische jeweils Frischmassen (FM) von größer 100 g. Der Besatz erfolgte mit praxisüblichen Dichten von 60 kg (BO) bis 150 kg (RA). Der Versuchsbeginn war in der RA der 16.01.14, bei NK und in BO der 10.02.14. Die Besatzdichten betrugen in Hinblick auf den Endbesatz 10 kg/m³ (NK), 15 kg/m³ (RA), und 73 kg/m³ (BO). Die parallele Mast der Forellen erfolgte unter den praxisüblichen Bedingungen der jeweiligen Fischzüchter. Tägliche Mess- und Dokumentationswerte waren die Wassertemperatur, der Sauerstoffgehalt, die Futtermenge und die Stückverluste. Wöchentlich wurden Wasserproben entnommen und die Gehalte an Nitrat, Nitrit und Ammonium durch Mitarbeiter der LFA in Born bestimmt. Monatlich erfolgten an allen Standorten Messungen (Frischmasse, Totallänge) an 100 Tieren durch Mitarbeiter der LFA. Nach Erreichen des Zielgewichtes von > 350 g FM wurden die Gesamtmassen bestimmt und die Frischmassen und Totallängen von 50 Tieren erfasst. Für eine Schlachtkörperanalyse wurden jeweils zehn Tiere pro Gruppe zum Versuchsende entnommen und frisch bearbeitet. Aus den ermittelten Werten wurden der hepatosomatische Index (HSI) und der gonadosomatische Index (GSI) berechnet. Für die statistische Auswertung in R (Version 2.1.3.1.) wurden die Daten mit dem Shapiro-Wilk-Test auf Normalverteilung überprüft. Bei Vorliegen von normalverteilten Stichproben wurden die Mittelwerte mit dem T-Test analysiert. Im abweichenden Fall wurde der Mann-Whitney U-Test durchgeführt. Das Signifikanzlevel wurde auf p < 0,05 festgelegt. Ergebnisse Durchflussanlage Forschungsanlage Born Zum Versuchsbeginn Anfang Februar starteten beide Gruppen mit mittleren Frischmassen von 116 g. Versuchsende war nach Erreichen von Frischmassen 100 Stückverluste kumulativ 80 70 Bo kum. Sk kum. 20,0 Temperatur Temperatur (°C) 90 25,0 60 15,0 50 40 10,0 30 20 5,0 10 0 24. Feb. 10. Mrz. 24. Mrz. 0,0 7. Apr. 21. Apr. 5. Mai. 19. Mai. 2. Jun. 16. Jun. Datum Abb. 2: Stückverluste Stückverluste kumuliert (kum.) und Wassertemperatur in inDurchflussrinnen in Born bei Abb. 2: kumuliert (kum.) und Wassertemperatur in Durchflussrinnen Born bei der Mast von Forellen im der Jahre 2014. von Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle Mast Forellen im Jahre 2014. Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 23 Aus der Forschung > 350 g nach 128 Tagen. Während der Mastphase und RFBo mit 3,5 % etwas mehr Eingeweidefett besaßen. am Versuchsende konnten zwischen beiden Gruppen Gonaden waren nur unmerklich ausgebildet. Die Konkeine Unterschiede in der Abwachsleistung festgestellt ditionsfaktoren lagen bei 1,3-1,4. werden. Die RFBo beendeten den Versuch mit im Mittel 398 g etwas schwerer als die RFSk mit 388 g (Abb. 1). Rinnenanalage im Durchfluss eines Oberflächengewässers Die Wassertemperaturen erreichten Anfang April Werte größer 10 °C und stiegen Ende Mai auf über 20 °C Für die Rinnenanlage standen zu Versuchsbeginn Mitte (Maximum 22,5 °C) an. Ein hoher Verlust von 70 Tieren Januar keine einheitlichen Satzfische zur Verfügung. trat bei den RFBo Anfang Mai auf, dessen Ursache Die mittleren Frischmassen der RFBo lagen mit 105 g auf technische Probleme bei der Sauerstoffversorgung deutlich unter den Werten der Vergleichsgruppe (141 g). zurückführbar war. Ansonsten zeigten beide Gruppen Dies führte zu unterschiedlichen Versuchsenden für die hohe Überlebensraten mit 94 % für die RFSk. Das VerlustRFSk Anfang Mai nach 111 Tagen (386 g) und die geschehen häufte sich bei den RFSk bei Überschreiten RFBo nach 130 Tagen (418 g) (Abb. 3). Während der der 10 °C und 20 °C Schwelle wohingegen die RFBo Mastphase blieben die Wachstumsvorteile der RFSk bei 20 °C Probleme zeigten (Abb. 2). weiterhin sichtbar. Die Wassertemperaturen sanken bis Zum Versuchsende ergaben sich bei beiden VersuchsEnde Januar noch einmal ab, erreichten Anfang April gruppen ähnliche Leistungsparameter. Die täglichen Werte größer 10°C und stiegen erst zum Versuchsende Wachstumsraten betrugen 0,94 und 0,97 %/Tag (Tab. 1). im Mai auf über 20 °C an. In beiden Gruppen traten Für den Futterquotienten ergaben sich mäßige Werte die schleichende Verluste auf (Abb. 4). Die Überlebensraten bei den RFBo mit 1,51 schlechter waren als der FQ von betrugen bei beiden Gruppen 96,2 %. Das Verlustge1,44 für die RFSk. Bei der Analyse der Schlachtkörper schehen zeigte im Verlauf keine Spitzen. Tab. 1: Leistungsparameter von Forellen unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast im Jahre ergaben sich kaum Unterschiede. Die SchlachtkörperanFür die Futterquotienten ergaben sich zum Versuchsende 2014. RFBo-88 Regenbogenforelle Born, RFSkStahlkopfforelle teile betrugen – 88,7 % der Frischmassen (Tab. 2). sehr gute Werte von 0,99 – 1,01. Die tägliche WachsTab. 1: Leistungsparameter Forellen unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast im Jahre Der Filetanteil war bei den RFSkvon mit 43,5 % signifikant tumsrate lag für die RFBo mit 1,06 %/Tag besser als für 2014. RFBoRegenbogenforelle Born, RFSkStahlkopfforelle RFBo RFSk höher als in der Vergleichsgruppe, wohingegen die die RFSk mit 0,9 %/Tag (Tab. 3).Die SchlachtkörperBesatz (kg) 58 60 RFBo RFSk Besatz Frischmasse Mittel (g) 115,7 116,7 (kg) 58 60 Besatz (Stück) 500 500 Besatz Frischmasse Mittel (g) 115,7 116,7 Futtermenge in kg 142,84 147,74 BesatzFrischmasse (Stück) 500 500 Ende Mittel (g) 398,2 388,2 Futtermenge in kg 142,84 147,74 Verluste (Stück) 89 29 Ende Gesamtmasse Frischmasse Mittel 398,2 388,2 Ende (kg) (g) 152,8 162,7 Verluste 89 29 Zuwachs(Stück) in kg 94,8 102,7 Ende Gesamtmasse (kg) (SGR) (%/d) 152,8 162,7 Tägliche Wachstumsrate 0,97 0,94 Zuwachs in kg 94,8 102,7 FQ 1,51 1,44 Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d) 0,97 0,94 FQ 1,51 1,44 Tab. 2: Schlachtkörperzusammensetzung unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast von Tab. 1: Leistungsparameter von Forellen unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast im Jahre 2014. RFBo- RegenbogenForellen im Jahre 2014. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle forelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle Tab. 2: Schlachtkörperzusammensetzung unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast von Forellen im Jahre 2014. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle RFBo (n=10) RFSk (n=10) Stückmasse (g) 399,8 ± 28,0 386,6 ± 51,2 RFBo (n=10) RFSk Totallänge (cm) 31,0 ± 0,9 30,4 (n=10) ± 1,5 Stückmasse (g) 399,8 ± 28,0 386,6 Schlachtkörper (%) 88,0 1,3 88,7 ± 51,2 1,0 Totallänge (cm) (F %) 31,0 ± 1,6 0,9 30,4 ± 0,9 1,5 Filet ohne Haut 41,7 43,5 Schlachtkörper 88,0 1,3 88,7 1,0 Leber (HSI)(%) (%) 1,0 ±±0,1 1,0 ±±0,1 Filet ohne Haut (F %) 41,7 ± 1,6 43,5 ± 0,9 Fett (%) 3,5 ± 0,6 3,0 ± 1,2 Leber (HSI)(%) 1,0 ± 0,7 0,1 1,0 ± 1,1 0,1 Innereien (%) 6,2 5,8 Fett (%) 3,5 ± 0,6 3,0 ± 1,2 Gonaden (GSI) (%) 0,2 0,1 0,1 0,0 Innereien (%) 6,2 ± 0,1 0,7 5,8 ± 0,1 1,1 Konditionsfaktor 1,3 1,4 Gonaden (GSI) (%) 0,2 ± 0,1 0,1 ± 0,0 Tab. 2: Schlachtkörperzusammensetzung unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast von Forellen im Jahre 2014. RFBoKonditionsfaktor 1,3 ± 0,1 1,4 ± 0,1 Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle 24 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Mittlere Masse ± SD 530 Frischmasse (g) 480 430 380 330 280 RFBo 230 RFSk 180 130 80 0 62 104 111 130 Anzahl Versuchstage Abb. 3: Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen in einer Rinnenanalage im Durchfluss eines Oberflächengewässers Abb. 3: Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen in einer Rinnenanalage im Durchfluss im Jahre 2014. SD- Standardabweichung, RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle eines Oberflächengewässers im Jahre 2014. SD- Standardabweichung, RFBoBorn, RFSkStahlkopfforelle analysenRegenbogenforelle ergaben kaum Unterschiede. Die SchlachtkörNetzkäfiganlage in einem Oberflächengewässer peranteile betrugen 85 – 86 % der Frischmassen (Tab. 4). Der Filetanteil (ohne Haut) war bei den RFSk mit 50,1 % signifikant höher als in der Vergleichsgruppe. Die Tiere waren mit Eingeweidefettwerten von 1,4-2 % fettarm. Gonaden waren bei den RFBo nur unmerklich ausgebildet. Die Konditionsfaktoren lagen bei 1,3-1,5. Der Besatz der Versuchsgruppen in die Netzkäfiganlage erfolgte Anfang Februar. Die mittleren Frischmassen der RFBo lagen mit 111 g nur unwesentlich höher als in der Vergleichsgruppe (117 g). Mitte Juli wurde der Versuch nach 158 Tagen beendet. Beide Vergleichs- 50 40 RFBo kum. Temperatur RFSk kum. 20 35 30 15 25 20 10 15 10 5 Wassertemperatur (°C) Stückverluste kumultativ 45 25 5 0 0 17. Jan. 31. Jan. 14. Feb. 28. Feb. 14. Mrz. 28. Mrz. 11. Apr. 25. Apr. 9. Mai. 23. Mai. Datum Abb. 4: Stückverluste kumuliert (kum.) und Wassertemperatur in einer Rinnenanalage im Durchfluss eines Oberflächengewässers Abb. Stückverluste und Wassertemperatur in einer Rinnenanalage im Durchfluss bei der 4: Mast von Forellen imkumuliert Jahre 2014,(kum.) Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle eines Oberflächengewässersbei der Mast von Forellen im Jahre 2014., Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 25 Stahlkopfforelle Tab. 3: Leistungsparameter von Forellen im Jahre 2014bei der Mast in einer Rinnenanlage im Durchfluss eines Oberflächengewässers.RFBoBorn, RFSkRFBoRegenbogenforelle RFSk Aus der Forschung Stahlkopfforelle Besatz (kg) 126,6 155,0 Besatz Frischmasse Mittel (g) Besatz (Stück) Besatz (kg) Futtermenge in kg Besatz Frischmasse Mittel (g) Ende Frischmasse Mittel (g) Besatz (Stück) Verluste (Stück) Futtermenge in kg Ende Gesamtmasse (kg) Ende Frischmasse Mittel (g) Zuwachs in kg Verluste (Stück) Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d) Ende Gesamtmasse (kg) FQ Zuwachs in kg Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d) FQ 105,2 RFBo 1203 126,6 339 105,2 418,6 1203 46 339 460,7 418,6 334,1 46 1,06 460,7 1,01 334,1 1,06 1,01 141,4 RFSk 1092 155,0 241 141,4 385,8 1092 42 241 397,9 385,8 242,9 42 0,90 397,9 0,99 242,9 0,90 0,99 Tab. 4: Schlachtkörperzusammensetzung bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer Tab. 3: Leistungsparameter von Forellen im Jahre 2014 bei der Mast in einer Rinnenanlage im Durchfluss eines OberflächengeRinnenanlage im Durchfluss eines Oberflächengewässers. RFBo- Regenbogenforelle Born, wässers. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle RFSk- Stahlkopfforelle Tab. 4: Schlachtkörperzusammensetzung bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer Rinnenanlage im Durchfluss eines Oberflächengewässers. RFBoRegenbogenforelle Born, RFBo (n=10) RFSk (n=10) RFSk- (g) Stahlkopfforelle Stückmasse 428,1 ± 72,8 417,5 ± 95,6 Totallänge (cm) 31,6 ± 1,8 30,4 ± 2,1 RFBo (n=10) RFSk (n=10) Schlachtkörper (%) 85,0 ± 2,4 85,9 ± 1,8 Stückmasse (g) 428,1 ± 72,8 417,5 ± 95,6 Filet ohne Haut (F %) 46,4 ± 3,3 50,1 ± 1,8 Totallänge (cm) 31,6 ± 1,8 30,4 ± 2,1 Leber (HSI)(%) 1,3 ± 0,1 1,1 ± 0,1 Schlachtkörper (%) 85,0 ± 2,4 85,9 ± 1,8 Fett (%) 2,0 ± 0,8 1,4 ± 0,4 Filet ohne Haut (F %) 46,4 ± 3,3 50,1 ± 1,8 Innereien (%) 9,0 ± 2,8 10,6 ± 1,8 Leber (HSI)(%) 1,3 ± 0,1 1,1 ± 0,1 Gonaden (GSI) (%) 0,1 ± 0,1 0,0 ± 0,0 Fett (%) 2,0 ± 0,8 1,4 ± 0,4 Konditionsfaktor 1,3 ± 0,1 1,5 ± 0,1 Innereien (%) 9,0 ± 2,8 10,6 ± 1,8 Tab. 4: Schlachtkörperzusammensetzung bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer Rinnenanlage im Durchfluss eines Gonaden (GSI) (%) 0,1 ± 0,1 0,0 ± 0,0 Oberflächengewässers. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle Konditionsfaktor 1,3 ± 0,1 1,5 ± 0,1 Mittlere Masse ± SD 480 Frischmasse (g) 430 380 330 280 RFBo 230 RFSk 180 130 80 0 37 79 102 133 158 Anzahl Versuchstage Abb. Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen in eines einerOberflächengewässers Netzkäfiganlage imeines Abb. 5:5:Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen in einer Netzkäfiganlage Jahre 2014. SD-Oberflächengewässers Standardabweichung, RFBo-im Regenbogenforelle RFSk- Stahlkopfforelle Jahre 2014. Born, SD- Standardabweichung, RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle 26 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung 1000 Stückverluste kumulativ 800 RFBo kum. RFSk kum. Temperatur 20,0 700 600 15,0 500 400 10,0 300 200 Wassertemperatur (°C) 900 25,0 5,0 100 0 11. Feb. 0,0 4. Mrz. 25. Mrz. 15. Apr. 6. Mai. 27. Mai. 17. Jun. 8. Jul. Datum Abb. 6: Stückverluste kumuliert (kum.) und Wassertemperatur in einer Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers bei der Mast von Forellen im Jahre 2014. BoRegenbogenforelle Stahlkopfforelle Abb. 6: Stückverluste kumuliert (kum.) Born, undSk-Wassertemperatur in einer Netzkäfiganlageeines Oberflächengewässers bei der Mast von Forellen im Jahre 2014. Bo- Regenbogenforelle Born, gruppen hatten im Mittel fast 350 g Stückgewicht Diskussion Sk- Stahlkopfforelle erreicht (Abb. 5). Während der Mastphase zeigten sich keine Unterschiede beim Wachstum, jedoch zeigten sich bei den RFSk massive Verluste. Mit dem Anstieg der Wassertemperatur über 10°C setzte eine kurzzeitig hohe Sterblichkeit von mehr als der Hälfte der Tiere in dieser Versuchsgruppe ein. In beiden Versuchsgruppen stellten sich in den Folgewochen erhöhte schleichende Verluste ein. Die Verluste stiegen erneut Mitte Juni nach einer Periode mit Wassertemperaturen über 20 °C. Diese Verluste waren bei den RFBo geringer als bei den RFSk (Abb. 6). Es ergaben sich Überlebensraten von lediglich 79,8 % (RFBo) bzw. 18,8 % (RFSk). Auffällig zeigte sich bei allen für die abschließende Vermessung ausgewählten RFSk zudem ein massiver Befall mit Ektoparasiten (Karpfenlaus), der bei den benachbart gehälterten Tieren nicht auftrat. Für die Futterquotienten ergaben sich zum Versuchsende sehr gute Werte von 0,99 – 1,01. Die tägliche Wachstumsrate lag für die RFBo mit 1,06 %/Tag besser als für die RFSk mit 0,9 %/Tag (Tab. 5). Die Schlachtkörperanalysen ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen (Tab. 6). Die Schlachtkörperanteile betrugen fast 88 % der Frischmassen und der Filetanteil (ohne Haut) lag bei jeweils 43 %. Die Tiere waren mit Eingeweidefettwerten von 3,2-3,7 % mäßig fett. Die Konditionsfaktoren lagen bei 1,3. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Für die vorliegende Studie wurde an drei technologisch unterschiedlich betriebenen regionalen Aquakulturanlagen die vergleichende parallele Produktion von BORN-Forellen und Importforellen durchgeführt. Für eine Gegenüberstellung wurden verschiedene Leistungsparameter erfasst, das Verlustgeschehen dokumentiert und Schlachtkörperanalysen durchgeführt. Neben der Hälterung am Standort Born erfolgte die Hälterung der Fische an drei externen Standorten unter den jeweiligen individuellen betrieblichen Bedingungen vor Ort. Die ermittelten Wasserwerte (Gehalt an Ammonium, Nitrat, Nitrit, Sauerstoffsättigung) waren an allen Standorten über den Versuchszeitraum unauffällig und lagen im fischoptimalen Bereich. Die ermittelten Abwachsleistungen und Leistungsparameter der Fische ergaben zum Versuchsende praxisübliche Werte. Die Mast der Speiseforellen konnte an den Standorten nach 111 - 158 Tagen erfolgreich abgeschlossen werden. Für das jeweilige Verlustgeschehen, als ein wichtiger Marker der Robustheit gegenüber den Standortfaktoren, ergaben sich im Ergebnis unterschiedliche Bilder. Lediglich an zwei Standorten zeigten sich niedrige Verlustraten von 3 - 5 % wobei zwischen den Vergleichsgruppen kaum Unterschiede auftraten. Höhere Verluste bei der BORN-Forelle in Born resultierten aus einem technischen Defekt. Im Vergleich sind jedoch auch diese Verlustraten als hoch einzustufen. Jansen et al. (2004, 2007) gaben 27 RFSk Tab. 5: Leistungsparameter bei der Mast von Forellen im RFBo Jahre 2014 in einer Netzkäfiganlageeines Aus der Forschung Besatz (kg) 119 RFSk- Stahlkopfforelle 108 Oberflächengewässers. RFBo- Regenbogenforelle Born, Besatz Frischmasse Mittel (g) 111,1 116,7 Besatz (Stück) 1071 926 RFBo RFSk Futtermenge 287,2 142,5 Besatz (kg) in kg 119 108 Ende Frischmasse Mittel (g) 341,3 344,1 Besatz Frischmasse Mittel (g) 111,1 116,7 Verluste(Stück) (Stück) 216 752 Besatz 1071 926 Ende Gesamtmasse (kg) 460,7 59,8 Futtermenge in kg 287,2 142,5 Zuwachs in kg 293,3 -48,2 Ende Frischmasse Mittel (g) 341,3 344,1 Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d) 0,71 0,68 Verluste (Stück) 216 752 FQ 1,65 Ende Gesamtmasse (kg) 460,7 59,8- Zuwachs in kg 293,3 -48,2 Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d) 0,71 0,68 Tab. 6: Schlachtkörperzusammensetzung von Forellen1,65 im Jahre 2014 bei der Mast FQ - in einer Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers.RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Tab. 5: Leistungsparameter bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers. Stahlkopfforelle RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle Tab. 6: Schlachtkörperzusammensetzung von Forellen im Jahre 2014 bei der Mast in einer RFBo (n=10) RFSk Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers.RFBo- Regenbogenforelle Born,(n=10) RFSkStückmasse (g) 391,7 ± 46,5 396,1 ± 68,6 Stahlkopfforelle Totallänge (cm) Schlachtkörper (%) Filet ohne Haut Stückmasse (g) (F %) Leber (HSI)(%) Totallänge (cm) Fett (%) Schlachtkörper (%) Innereien Filet ohne(%) Haut (F %) Gonaden (GSI) (%) Leber (HSI)(%) Konditionsfaktor Fett (%) 31,4 ± 1,0 87,8 ± 1,1 RFBo (n=10) 43,5 ± 391,7 ± 1,5 46,5 1,3 ± 31,4 ±0,3 1,0 3,2 ±±0,7 87,8 1,1 6,1 ±±0,5 43,5 1,5 0,2 ± 0,1 1,3 ± 0,3 1,3 ± 3,2 ± 0,1 0,7 30,9 ± 1,8 87,5 (n=10) ± 1,4 RFSk 43,1 ± 2,4 396,1 ± 68,6 1,4 ± 0,3 30,9 ± 1,8 3,7 ±±1,2 87,5 1,4 6,1 ±±0,8 43,1 2,4 0,1 1,4 ± ± 0,1 0,3 1,3 ± ± 0,1 3,7 1,2 Tab. 6: Schlachtkörperzusammensetzung von Forellen im Jahre 2014 bei der Mast in einer eines Innereien (%) 6,1 ±Netzkäfiganlage 0,5 6,1 Oberflächen± 0,8 gewässers. RFBoRegenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle Gonaden (GSI) (%) 0,2 ± 0,1 0,1 ± 0,1 Konditionsfaktor bei der Speiseforellenmast lediglich Mortalitäten von 1,3 % bzw. 0,2 % für BORN-Forellen an. Die Verluste in der Netzkäfiganlage waren bei der BORN-Forelle wesentlich höher, jedoch in der Vergleichsgruppe mit > 80 % Verluste gravierend. An diesem Standort zeigte die BORN-Forelle deutlich bessere Überlebensraten. Im Gegensatz zu den kontinuierlichen Verlusten in der Rinnenanlage, konzentrierten sich die Verluste in Born und in der Netzkäfiganlage zu den Zeitpunkten des Überschreitens der Wassertemperatur > 10 °C und > 20 °C. Zu diesen Zeitpunkten stiegen vor allem in der Gruppe der Sk-Forellen die Mortalitäten deutlich an. Für die Rinnenanlage konnte diese Beobachtung nicht festgehalten werden, da die Wassertemperatur erst nach Versuchsende über 20 °C anstieg. An allen Standorten wurden keine Unterschiede in den Futterumsätzen zwischen den Vergleichsgruppen nachgewiesen. Lediglich am Standort der Rinnenanlage lagen die Futterumsätze mit Futterquotienten um 1,0 im Rahmen optimaler Forellenhaltungsbedingungen. Diese Werte im Bereich von FQ von 0,8 - 1,2 wurden auch von Jansen et al. (2004, 2005, 2007) für die Hälterung von BORN-Forellen angegeben. An den Standorten Born und der Netzkäfiganlage wurden dagegen nur mäßige Futterumsätze von 1,44 - 1,65 erreicht. Die Endbesatzdichten in Born waren mit 73 28 1,3 ± 0,1 1,3 ± 0,1 kg/m³ zwar wesentlich höher als in der Rinnenanlage mit nur 15 kg/m³, liegen aber dennoch in einem für die Produktion üblichen Bereich (Jansen et al., 2004, 2005, 2007). Bei der vorliegenden Untersuchung wurden innerhalb der Vergleichsgruppen und auch zwischen den Standorten keine Unterschiede im HSI nachgewiesen. Der HSI besitzt Aussagekraft für die Energiereserven der Leber und die metabolische Aktivität (Lenhardt et al., 2004). HSI-Werte zeigen eine saisonale Abhängigkeit und variieren auch mit dem Alter (Brown & Murphy, 2004). Der HSI wird benutzt, um Fütterungseffekte auf die Leber als Schlüsselorgan des Stoffwechsels zu untersuchen. Dernekbasi (2012) gibt für Fische einen Standardbereich des HSI zwischen 1 und 2 % an. Höhere Werte lassen Rückschlüsse auf Probleme bei der Ernährung, im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, oder Vitaminmangel zu. Sinkende HSI-Werte stehen in engem Zusammenhang mit dem Gonadenwachstum, da größere Mengen an Energie in diesem Depot gespeichert werden (Brown & Murphy, 2004). Bei der vorliegenden Studie wurden Leistungsparameter der regionalen BORN-Forelle mit denen einer Stahlkopfforelle verglichen. Die Importforelle ist ein bevorzugtes Aquakulturobjekt, denn die Tiere zeichnen sich durch eine hohe Wachstumsleistung aus (Childer- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung hose & Trim, 1979; Cowx, 2014). Dieser Effekt wird durch eine genetische Sterilisation der befruchteten Eier noch weiter verstärkt. Das Wachstum sterilisierter Forellen ist im Vergleich zu unbehandelten Vergleichsgruppen schneller. Weitere Vorteile ergeben sich im Ausbleiben der Ausbildung von Geschlechtsprodukten (Verringerung der Schlachtausbeute) und in einer gleichbleibenden Fleischqualität, die durch sexuelle Reifung Veränderungen erfahren kann. Im Ergebnis der Vergleichsstudie konnte festgestellt werden, dass die regionale BORN-Forelle ähnlich gute Wachstumsleistungen zeigt, wie eine von den Ausgangswerten deutlich besser einzustufende Importforelle. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede an den einzelnen Standorten. Unter Berücksichtigung des fast totalen Verlustes bei den Importforellen in der Netzkäfiganlage schnitten die BORN-Forellen insgesamt sogar etwas besser ab. Danksagung Die vorliegenden Daten wurden im Rahmen des EFFPilotprojektes Born-Forelle (VI-560/7308-4) erstellt. Die Autoren bedanken sich bei den Kooperationspartnern im Campus bioFISCH M-V Dipl.-Biol. C. Kühn (LFA-M-V, Rostock), Dr. B. Köllner (FLI, Riems) und dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern für die finanzielle Unterstützung. Den Praxispartnern Herr W. Loch (Hohen Sprenz) und Herrn T. Splett (AQUA Fischzucht Strasen) gilt unser besonderer Dank für ihre Kooperation bei der vergleichenden Mast der Forellen. Wir danken außerdem den am Projekt beteiligten Mitarbeitern D. Genz, S. Herper und R. Tielebier (LFAM-V, Born) für Erbrütung, Anzucht und die Hilfe bei der Datengewinnung. Literatur Anders, E. (1986). Stand der Züchtung und Reproduktion brackwasseradaptierter Regenbogenforellenbestände im Küstenbereich der DDR. Fischerei-Forschung 24: 72. Brown, M.L. & Murphy, B.R. (2004). Seasonal dynamics of direct and indirect condition indices in relation to energy allocation in largemouth bass Micropterus salmoides (Lace Ápede). Ecology of Freshwater Fish 13: 23-36. Childerhose, R.J. & Trim, M. (1979). Pacific Salmon and Steelhead Trout. Vancouver: Douglas and McIntyre. Cowx, I.G. (2014). Cultured Aquatic Species Information Programme - Oncorhynchus mykiss. Cultured Aquatic Species Fact Sheets. FAO Inland Water Resources and Aquaculture Service (FIRI). FAO- Rome. http://www. fao.org/figis/servlet/static?dom=culturespecies&xml=Oncorhynchus_mykiss.xml Zugriff am 03.09.2014. Dernekbasi, S. (2012). Digestibility and liver fatty acid composition of rainbow trout (Oncorhynchus mykiss) fed by graded levels of canola oil. Turkish Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 12: 105-113. Goldammer, T., Köllner, B., Anders, E. & Kühn, C. (2013). Die BORN-Forelle als Tiermodell für vergleichende, genomische, funktionelle und phänotypische Analysen der Anpassung von Fischen an regionale Aquakulturbedingungen. Mitteilungen der Landeforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV: 119-132. Jansen, W., Jennerich, H.-J., Wenzel, H.-J., Krenkel, L. & Schulz, S. (2004). Fischzucht am Steinkohlekraftwerk Rostock. Fischerei und Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern. 5/2004: 33-38. Jansen, W., Jennerich, H.-J., Wenzel, H.-J., Krenkel, L. & Schulz, S. (2005). Fischzucht am Steinkohlekraftwerk Rostock. Teil 2- Forellenhaltung für ein mögliches Produktionskonzept. Fischerei und Fischmarkt in MecklenburgVorpommern. 4/2005: 20-23. Jansen, W., Jennerich, H.-J., Wenzel, H.-J., Schulz, S. & Krenkel, L. (2007). Zur Aufzucht von Regenbogenforellen in einem Kaltwasserkreislauf auf der Basis von Brunnenwasser in Hohen Wangelin. Fischerei und Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern. 4/2007: 24-29. Korytář, T. (2013). Functional and molecular investigations of the disease resistance in rainbow trout using the peritoneal model of inflammation. Greifswald, Univ., Diss., pp171. http://d-nb.info/1033451398/34. Lenhardt, M., Jarić, I., Cakić, P., Cvijanović, G., Gačić, Z. & Kolarević, J. (2009). 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Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 29 Aus der Forschung Einheitsfanganalysen als praxisnahes Hilfsmittel zur Abschätzung der Fischbestandsentwicklung in Binnengewässern Prof. Dr. Robert Arlinghaus1,2, Thilo Pagel1, Daniel Hühn1,3, Dr. Tobias Rapp1 1Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Müggelseedamm 310, 12587 Berlin 2Humboldt-Universität zu Berlin, Philippstraße 13, Haus 7, 10115 Berlin 3Institut für Binnenfischerei, Im Königswald 2, 14469 Potsdam Einleitung Zur Einschätzung der Entwicklung von Fischgemeinschaften sowie zur Bewertung der Produktionsmengen in der Binnenfischerei sind Daten zu Fischerträgen bzw. den angelandeten Fischbiomassen unabdingbar. Fischereiliche Anlandungen sind zum Beispiel wesentliche Eingangsparameter für die in der Fischereibiologie weitverbreiteten Bestandsmodelle. Allerdings sind im Fischereimanagement alle gängigen Berechnungsverfahren zur Abschätzung der Bestandsgröße oder anderer bestandkundlicher Variablen (z. B. Biomasse der Laichfische) auf lange Zeitreihen der Ertragsdaten, aufgeschlüsselt nach Altersklassen (sogenannte catch-at-age Daten), angewiesen. Absolute Fischerträge, die nicht nach Jahrgängen aufgeschlüsselt sind, sind hingegen weniger gut geeignet, um die Fischbestandsentwicklungen einzuschätzen (Branch et al. 2011). Aus diesem Grunde sammeln alle Institute bzw. Arbeitsgruppen, die mit bestandskundlichen Analysen beschäftigt sind, vor allen in marinen Fanggebieten, neben absoluten Erträgen auch Altersdaten zu den angelandeten Biomassen, um so die für die virtuelle Populationsanalyse (VPA) notwendige Jahrgangsinformation zu generieren. In der europäischen Binnenfischerei wird die Erhebung von Altersdaten traditionell vernachlässigt. Wenn überhaupt, werden vor allem von Berufsfischern absolute Anlandungen an die Behörden gemeldet. Auch in der hiesigen Angelfischerei werden in den Vereinen und Verbänden über die Fangstatistik – mit wenigen Ausnahmen – vor allem absolute Entnahmenmengen (d. h. Erträge) erhoben. Allerdings findet – erneut mit wenigen Ausnahmen – keine zentrale Sammlung der in den Hunderten deutschen Angelvereinen vorgehaltenen Ertragsdaten statt. Aus diesen beiden Gründen – Erhebung ausschließlich von Ausfängen in absoluter Hinsicht und fehlende zentrale Zusammenführung und Analyse der vielen Einzeldaten – sind bestandskundliche Analysen in der Binnenfischerei – erneut mit wenigen Ausnahmen (z. B. Bodensee) – selten oder gar nicht vorhanden. Entsprechend sind die aus Deutschland (und vielen anderen Ländern) an die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gemeldeten Produktionsmengen aus deutschen Binnengewässern in Bezug auf die kommerzielle Seen- und Flussfischerei sowie die 30 Angelfischerei mit starken Unsicherheiten behaftet. Gleiches gilt für die Daten, die die Grundlage der deutschen Berichte zur Binnenfischerei bilden. Nichtsdestotrotz werden mangels besserer Alternativen die globalen Daten der FAO zur Fischproduktion aus Ozeanen und Binnengewässern regelmäßig zur Analyse des Zustands der Weltfischbestände herangezogen. Insbesondere die Arbeitsgruppe um den Fischereiprofessor Daniel Pauly von der University in British Columbia hat seit den 1990er Jahren in Wissenschaft und Medien stark rezipierte globale Analysen zum weltweiten Überfischungszustand auf Basis von absoluten Anlandungen vorgelegt (z. B. Pauly et al. 1998). Neuere Studien der Arbeitsgruppen und die Professoren Ray Hilborn und Trevor Branch von der University in Washington haben die Aussagekraft entsprechender Analysen wiederholt in Frage gestellt (Branch et al. 2011). Das Hauptargument der Kritiker ist, dass absolute Erträge wenig über die Fischbestandszustände aussagen, weil die Gesamtentnahme von vielen Faktoren abhängig ist (vor allem Fischereiaufwand und Effizienz der Fanggeräte) und daher nicht unbedingt die Entwicklung der Fischbestandsgrößen wiederspielt. Die Debatte wird seit Anfang der 2000er Jahre vehement geführt und hat kürzlich das weltweit führende Wissenschaftsjournal Nature bewogen, einen kritischen Meinungsaustausch zwischen Pauly auf der einen und Hilborn und Branch auf der anderen Seite zur Aussagekraft von Erträgen zur Einschätzung des Befischungszustandes von Fischbeständen zu publizieren (Pauly et al. 2013). Kürzlich veröffentlichten Pauly & Zeller (2016) eine weitere globale Analyse auf Basis rekonstruierter Zeitreihen zu den Gesamtfängen in der Weltfischerei, die von Fachleuten erneut kritisiert wird (siehe www.cfooduw.org). Neben vielen weiteren, stehen zwei Grundfragen von Relevanz für die Binnenfischerei im Raum:1) wie gut spiegeln absolute Fänge bzw. Erträge die Fischbestandsgrößen wider und 2) können um den Fischereiaufwand standardisierte Fänge bzw. Entnahmen bessere Hinweise bieten als absolute Fischerträge? Diesen Fragen wird im vorliegenden Artikel auf Basis von Daten, die die Autoren in deutschen Angelvereinen gesammelt haben, nachgegangen. Um die Bestandsentwicklung abzuschätzen, nutzen Berufsfischer neben dem Erfahrungswissen vor allem Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Aufzeichnungen ihrer Fänge, genauer gesagt der Erträge bzw. der Anlandungen. Entnahmestatistiken (die vielleicht etwas irreführend als Fangstatistiken bezeichnet werden) sind auch in deutschen Angelvereinen Standardmethoden der Bestandseinschätzung. Mit Hilfe der von Anglern gemeldeten Entnahme wird in den meisten Angelvereinen eine jährliche Gesamtentnahme beliebter Fischarten ermittelt. Auf Grundlage dieser Daten werden häufig Hegeentscheidungen gefällt, z. B. zum Fischbesatz in der kommenden Saison oder zu künftigen Entnahmebeschränkungen. Jedoch leidet die Zuverlässigkeit der traditionellen Entnahmestatistik unter anderem darunter, dass die Fangkarten selten vollständig von allen Anglern abgegeben werden. Auch ist bekannt, dass nur bestimmte Anglertypen, die nicht repräsentativ für alle Angler im Verein stehen, ihre Entnahmen über die Fangstatistik melden (Dorow & Arlinghaus 2011). Desweiteren werden in den meisten Angelvereinen in den Fangstatistiken nur entnommene Fische eingetragen. Häufig werden z. B. untermaßige Fische, die die natürliche Vermehrung anzeigen, oder während der Schonzeit gefangene Fische nicht erfasst. Schließlich werden in traditionellen Fangstatistiken wichtige Maßzahlen des Fischereiaufwandes, wie die gefischte Zeit in Tagen oder Stunden oder die Anzahl der gezielt auf eine Fischart eingesetzten Ruten, nicht erhoben; diese Daten fließen daher selten in die Aus- und Bewertung der gemeldeten Fänge ein. Das ist insofern problematisch, da der Fangaufwand neben dem Fang ein wichtiges Maß zur Abschätzung der Fischbestandsentwicklung über sogenannte Einheitsfänge (Fänge pro Fischereiaufwand bzw. Catch per Unit Effort, CPUE) darstellt. Ohne Berücksichtigung des für den Fang verantwortlichen Fischereiaufwandes können abnehmende Entnahmemengen durch abnehmende Fischereiintensitäten (geringerer Befischungsdruck), verändertes Anglerverhalten (z. B. steigende Zurücksetzraten entnahmefähiger Fische), durch eine Überfischung (zu hoher Angeldruck) oder aber durch eine reduzierte Rückgabe an Fangkarten begründet sein. Die eigentliche Ursache der sich ändernden Erträge ist auf Basis von absoluten Erträgen also nicht eindeutig zu klären, so dass aus Rückgängen in den Gesamterträgen nicht zwangsläufig auf zurückgehende Fischbestandsgrößen geschlossen werden kann (Box 1). Viele Bewirtschafter argumentierten, dass sich die meisten Fehler in der Fangstatistik langfristig irgendwie „ausmitteln“. Diese Annahme muss aber nicht zutreffen. Ohne weiterführende Studien ist die Qualität der klassischen Entnahmestatistik als Mittel der Bestandseinschätzung nicht zuverlässig einschätzbar. Die Abschätzung der Bestandsentwicklung sollte durch die zusätzliche Erfassung des Fangaufwandes mit einfachen Mitteln verbessert werden. Denn aus der Kenntnis von Ertrag und Fangaufwand lässt sich der Einheitsfang bzw. Einheitsertrag berechnen, der unter Wissenschaftlern ein akzeptiertes Maß der relativen Abundanz bei Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Fischen ist. Der Einheitsfang ist die Anzahl der gefangen Fische pro Fangaufwand (z. B. Anzahl gefangener Fische pro Aufwandseinheit, z. B. pro Rutenstunde, Angeltag, Stellnetzfläche oder Reusentag). Der Einheitsfang ist im Gegensatz zur absoluten Entnahme, die die Summe der im Jahr gefangenen Fische in Stückzahl oder Biomasse darstellt, keine absolute Größe. Das wiederrum heißt, Einheitsfänge sind auch dann aussagekräftig, wenn nur ein Teil der Angler die Fangkarten zurückgegeben hat, unter der Bedingung, dass zwischen den Jahren immer die gleichen (erfolgreichen oder nicht so erfolgreichen) Angler an der Fangstatistik teilnehmen. Im Unterschied dazu ist die Bewertung des absoluten Fanges bzw. des Ertrags auf die Rückmeldung der Angelkarten durch möglichst alle Angler des Vereins angewiesen. Das kann in den seltensten Fällen garantiert werden, so dass der Bewirtschafter auf Hochrechnungen oder Schätzungen angewiesen ist. Allerdings schwanken die Fangraten zwischen einzelnen Anglern je nach Intensität des Angelns und anglerischem Können enorm (Heermann et al. 2013), so dass ein aus der Fangstatistik ermittelter mittlerer absoluter Fang je Angler nicht zwangsläufig ein geeigneter Mittelwert zur Hochrechnung der Fänge aller Angler im Verein darstellt (Dorow & Arlinghaus 2011). Dagegen ist die Bewertung der zeitlichen Entwicklung der Einheitsfänge vergleichsweise robust gegenüber Veränderungen der Fischereiintensitäten zwischen verschiedenen Jahren, weil die Einheitsfänge in einem Gewässer als Mittelwerte über die jeweiligen Einheitsfänge einzelner Angler berechnet werden und die Mittelwerte daher vom absoluten Angelaufwand einzelner Angler unabhängig sind. Wichtig ist aber, dass jedes Jahr die gleichen (möglicherweise auch nichtrepräsentativen) Anglertypen an der Fangstatistik teilnehmen, so dass die Analyse der zeitlichen Entwicklung der Einheitsfänge tatsächlich steigende oder fallende Bestandsgrößen anzeigt. Unter dieser Bedingung sollte der Einheitsfang eine zuverlässigere Maßzahl für die Bestandshöhe darstellen als die Gesamtentnahme oder der Gesamtfang. Hierbei gilt: steigen die Bestände, so steigt der Einheitsfang; sinken die Bestände, so sinkt auch der Einheitsfang (eine mathematische Begründung findet sich in Box 1). An einer Stichprobe von anglerisch befischten Standgewässern in Niedersachsen wurde in der vorliegenden Studie die Hypothese untersucht, dass der Einheitsfang enger mit der Bestandsgröße korrespondiert als die Gesamtentnahme bzw. die Gesamtfänge. Die Hypothese wurde zur Analyse der Übertragbarkeit an einer Reihe anglerisch relevanter Fischarten (Hechten, Karpfen, Aalen und Weißfische) überprüft. Methodik Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden jährlich insgesamt rund 2.700 individualisierte Angeltagebücher in fünf niedersächsischen Vereinen an sämtliche 31 Aus der Forschung Vereinsmitglieder ausgegeben. Die Rücklaufquote betrug in Abhängigkeit von Verein und Jahr zwischen 25,6 % und 39,3 %, was typisch für die Rückmelderate von Fangkarten in den Vereinen war. Die Angler wurden in den Tagebüchern gebeten, jeden Angelausflug zu vermerken, auch wenn nichts gefangen wurde. Zusätzlich zum Gewässer und der Anzahl und Größe der gefangenen Fische wurde auch der fischartenspezifische Angelaufwand in Rutenstunden vermerkt (Abb. 1). Auch wurde erfragt, ob ein bestimmter gefangener Fisch entnommen wurde. Auf Grundlage dieser Daten wurde zunächst für jedes Gewässer der über alle Angler gemittelte fischartenspezifische Einheitsfang berechnet. Anschließend wurde das Ergebnis mit einer gewässerspezifischen, wissenschaftlichen Schätzung der Häufigkeit (Abundanz bzw. relativen Abundanz) von beliebten Angelfischen verglichen. Hierfür wurden beim Hecht sowohl FangWiederfang-Methoden als auch Einheitsfänge der Elektrofischerei im Uferbereich herangezogen. Beim Karpfen dienten experimentell eingebrachte Besatzmengen als Maß der Bestandshöhe. Bei Aal und Weißfischen wurden wiederum die Einheitsfänge der Elektrofischerei im Uferbereich als Maß der relativen Abundanz herangezogen (z. B. Anzahl der gefangenen Weißfische je 50 m Uferlinie). Die Experimente fanden in flachen Baggerseen bis zu einer Maximalgröße von 12 Hektar statt (typische Angelgewässer in Niedersachsen, Schälicke et al. 2012). Neben der Analyse der Zusammenhänge der Abundanzmaße mit den mittleren Einheitsfängen, wurden auch gewässerspezifische Zusammenhänge zwischen den Abundanzmaßen und der Gesamtentnahme (Summe aller in der Fangstatistik dokumentierten, entnommenen Fische jeder Art) bzw. den Gesamtfängen (Summe aller in den Fangbüchern dokumentierten, gefangenen Fische jeder Art) berechnet. Sofern absolute Bestandsgrößen bekannt waren (bei Hecht und Karpfen) wurden die Werte je Hektar Gewässerfläche normiert, um einen direkten Vergleich zwischen der Aussagekraft von absoluten Entnahmen (bzw. Fängen) und von Einheitsfängen als Indikatoren der Fischhäufigkeit (Dichte bzw. Abundanz) zu gewährleisten. Als Indikator für die Güte des Zusammenhangs zwischen Abundanz und Fangmaß wurde das Bestimmtheitsmaß (r2) einer linearen Regressionsfunktion ohne Achsenabschnitt herangezogen, das einen Wert zwischen 0 Abb.1: Beispiel eines Angeltagebuches zur Erhebung des fischartenspezifischen Angelaufwands sowie der Gesamtfänge und Entnahmen (aus Arlinghaus et al. 2015). 32 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung und 1 annehmen kann. Grundsätzlich gilt: je größer der Wert, desto stärker der Zusammenhang bzw. desto besser korrespondierte das erhobene anglerische Maß mit der Fischbestandsgröße in den Gewässern. Bei den Regressionen wurde auf den Achsenabschnitt verzichtet, da eine Bestandsgröße von 0 Fischen mit einem Fang von 0 Fischen korrespondieren sollte. Box 1: In der Fischerei gilt die klassische Fangformel: Fang (C) = Fängigkeitskoeffizient (q) × Fangaufwand (E) × Fischhäufigkeit (N). Daraus folgt: Fang/Fangaufwand (CPUE) = Einheitsfang = Fängigkeitskoeffizient (q) × Fischhäufigkeit (N). Die Abkürzungen folgen englischen Standardtermini: Fang = Catch = C, CPUE = Catch per Unit Effort = Einheitsfang. Der Fängigkeitskoeffizient q ist der je Hektar gefangene Anteil der Fischpopulation pro Aufwandseinheit, zum Beispiel pro Rutenstunde oder Angeltag. Die Grundannahme ist, dass die Fängigkeit einer Art mit einem bestimmten Fanggerät zwar zwischen einzelnen Tagen variiert, aber zwischen unterschiedlichen Jahren im Mittel stabil ist. q sollte daher in der Regel eine vom Fanggerät abhängige Konstante darstellen. Unter dieser Annahme (zu Ausnahmen, siehe Haupttext), folgt, dass der Einheitsfang direkt proportional zur Fischmenge ist (CPUE ~ N): sinken die Bestandsgrößen N, sinkt der Einheitsfang. Im Unterschied dazu ist der Gesamtfang C (bzw. die Gesamtentnahme) sowohl von q, also auch vom Aufwand E und von der Bestandsgröße N abhängig. Sinkende Fänge C können auf sinkende Bestände N oder auf sinkende Fischereiintensitäten E zurückgehen. Ergebnisse und Diskussion Hecht Beim Hecht wurden nur die Vereinsgewässer berücksichtigt (N = 14), für die die Bestandshöhe von Hechten über 45 cm mittels Fang-Wiederfang-Methoden (Fang und Markierung über Elektrofischerei und Stellnetzfischerei, Rückfänge über Angeln, Elektrofischerei und Stellenetze) belastbar geschätzt werden konnten (vgl. Arlinghaus et al. im Druck). Auch wurden diejenigen Gewässer von der Analyse ausgeschlossen, bei denen die Anzahl der Angler, die gemäß Angelbuch gezielt in den Gewässern auf Hecht angelten, zu gering für eine Auswertung war (subjektiver Grenzwert: unter vier Angler je See). Bei der Analyse des finalen Datensatzes wurde deutlich, dass die ausschließliche Berücksichtigung der absolut entnommenen Hechte (Hechterträge in Stückzahl) zwar statistisch gesehen signifikant, aber nur mit großer Unsi- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 cherheit die tatsächliche Bestandsgröße widerspiegelte (r² = 0,401, Abbildung 2a). Das heißt – nur 40% der Schwankung in der Bestandsgröße zwischen einzelnen Seen korrespondierte mit den Unterschieden der Hechterträge. Die Gesamtentnahme kann daher als alleiniges Maß für die Einschätzung der Bestandsgröße beim Hecht sehr schnell zu Fehlinterpretationen führen. Etwas stärker und ebenso signifikant war der Zusammenhang, wenn man alle von den Anglern laut Fangbuch gefangenen Hechte berücksichtigte, also auch die Hechte, die von den Mitgliedern wieder zurückgesetzt wurden (Gesamtfang, Abbildung 2b, r² = 0,479). Der Zusammenhang zwischen Fang und tatsächlicher Bestandsgröße verstärkte sich unter Berücksichtigung der gefischten Zeit (Einheitsfang, im Mittel über alle Angler gefangenen Hechte je Rutenstunde) deutlich (r² = 0,667, Abbildung 3c, Regression signifikant). Der Einheitsangelfang war also von allen Maßen am besten geeignet, eine Einschätzung der Bestandsgröße von Hechten in einzelnen Seen zu ermöglichen. Fast zwei Drittel der Schwankungen der tatsächlichen Bestandsdichte zwischen unterschiedlichen Gewässern wurde durch Schwankungen der mittleren Einheitsfänge über alle gezielt auf Hecht angelnden Angler zwischen den Seen erklärt. Die in Abb. 2 dargestellten Formeln bzw. grafischen Regressionslinien erlauben dem Anwender nun eine Abschätzung der im Gewässer aktuell vorfindlichen Hechtmenge auf Grundlage der Anglereinheitsfänge. Wenn Angler im Mittel beispielsweise 0,2 Hechte je gezielter Hechtrutenstunde fangen, befinden sich aktuell unter der Annahme eines befischten Gleichgewichtszustands ca. 10 Hechte von 45 cm Länge und größer im Gewässer (Abb. 2c). Als zweites Maß für die Einschätzung der relativen Abundanz der Hechtbestände wurden Einheitsfänge mittels Elektrofischerei entlang des Ufers herangezogen. Diese sind in Abb. 2d-f als NPUE (Anzahl der Hechte pro befischter Uferlänge von 50 m) dargestellt. Auch hier zeigte sich der oben beschriebene Zusammenhang: mittlere Einheitsfänge von Anglern (Abbildung 2f) korrelierten stärker mit der durch Elektrofischerei ermittelten Hechthäufigkeit je 50 m Uferlänge als absolute Daten zu Gesamthechtfängen und -erträgen. Mit anderen Worten: aus mittleren Angeleinheitsfängen kann man relativ gut ablesen, wie viele Hechte sich aktuell im Litoral befinden. In kleinen Seen kann man daher auf die Elektrofischerei als Monitoringinstrument verzichten, sofern es gute Einheitsfangdaten von Anglern gibt. Hat der Verein nun eine Zeitreihe von Einheitsfängen für ein oder mehrere Gewässer zur Verfügung, kann daraus abgelesen werden, ob die Bestandsgrößen mit der Zeit zu- oder abnehmen und ob in See A mehr Hechte auftreten als in See B. Abnehmende Trends im Einheitsfang deuten auf abnehmende Hechtbestände hin. Im Unterschied zur absoluten Ausfangstatistik kann aus einer Zeitreihe an Einheitsfängen allerdings nicht abgelesen werden, ob 33 Aus der Forschung Abbildung 2: Dichte (bzw. Abundanz) von Hechten in Abhängigkeit von Gesamtentnahme, Gesamtfang und Einheitsfang der Abbildung 2:Dichte (bzw. von Hechten in Abhängigkeit von Angler. Die Hechtdichten (links) wurden mit der Abundanz) Fang-Wiederfang-Methode ermittelt. Die Hechtabundanz (rechts) wurde mittels einer standardisierten Elektrofischerei im flachen Uferbereich der Gewässer (NPUE pro befischter Uferlänge Gesamtentnahme, Gesamtfang und Einheitsfang dererhoben Angler. Die= Anzahl Hechtdichten (links) von wurden 50 m). Alle mit Angaben sich auf Hechte mit einer Totallänge größer alsDie 45 cm. Zur Auswertung wurden nur Angaderbeziehen Fang-Wiederfang-Methode ermittelt. Hechtabundanz (rechts) benwurde der Anglermittels aus dem Jahr 2011 berücksichtigt, dem Jahr, in dem auch die Abundanzschätzungen erfolgten. In der Abb. f einer standardisierten Elektrofischerei im flachen Uferbereich der fehlt der in der Abb. c ermittelte sehr hohe Einheitsanglerfang von ca. 0,6 Hechten pro Rutenstunde, weil in diesem Gewässer Gewässer erhoben (NPUE = Anzahl pro befischter Uferlänge von 50 m). Alle Angaben aufgrund der hohen Leitfähigkeit kein Maß der Hechtabundanz mittels Elektrofischerei möglich war, die aber in f auf Basis von beziehen sich auf Hechte Fang-Wiederfang-Daten dargestellt ist. mit einer Totallänge größer als 45 cm. Zur Auswertung wurden nur Angaben der Angler aus dem Jahr 2011 berücksichtigt, dem Jahr, in dem die maximal Abundanzschätzungen erfolgten. In der Abb.Variationen f fehlt der in Besatzdichten der Abb. c als derauch biologisch nachhaltige Ertrag (maximum ausreichende in den sustainable yield, MSY) überschritten worden ist, weil derHechten Karpfenhäufigkeit dreisömmeriger ermittelte sehr hohe Einheitsanglerfang von Maß ca. 0,6 pro Rutenstunde, weilKarpfen in Einheitsfänge monoton mitaufgrund den Bestandshöhen steigenLeitfähigkeit (K3) aufwiesen. wurden Fänge dreijähriger diesem Gewässer der hohen kein EsMaß dernur Hechtabundanz bzw. sinken Elektrofischerei (Abb. 5). weil die Abundanz der Gewäsmittels möglich war, die aber Karpfen in f aufausgewertet, Basis von Fang-Wiederfang-Daten ser für ältere Karpfen unbekannt war. Es zeigte sich, dargestellt ist. Karpfen dass es beim Karpfen sowohl zwischen der BesatzEs wurden insgesamt 18 Vereinsgewässer berücksichtigt,Karpfen die über genügend Anglerdaten verfügten und 34 dichte und der Gesamtentnahme als auch zwischen der Besatzdichte und dem Gesamtfang sehr enge Zusammenhänge gab (r² > 0,71, Abbildung 3a,b). Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Der Zusammenhang wurde aber weiter verstärkt, wenn man die gefischte Zeit berücksichtigte und den mittleren Karpfeneinheitsfang der Angler berechnete (r² > 0,84, Abbildung 3c). Das heißt: auch beim Karpfen war der mittlere Einheitsfang der Angler der beste Anzeiger für die Karpfenbestandshöhe, aber im Unterschied zum Hecht (bzw. den anderen Arten, siehe unten) waren auch die absoluten Ausfangmaße sowie der absolute Ertrag eng mit der Besatzdichte korreliert. Der Anwender kann wie beim Hecht auch beim Karpfen aus der Kenntnis der Anglereinheitsfänge auf die (gegenwärtige) Bestandsgröße der Karpfen schließen: ein mittlerer Einheitsfang von ca. 0,1 Karpfen (K3) je gezielter Karpfenangelstunde (entspricht 1 Karpfen je 10 Stunden) deutet eine aktuelle Bestandsgröße von ca. 88 Karpfen (K3) pro Hektar an. Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der in den Angeltagebüchern berichteten Gesamtentnahme sowie dem Gesamtfang und Einheitsfang der Angler und der Besatzdichte dreijähriger Karpfen. Zur Auswertung wurden nur Angaben nach den experimentellen Besatzmaßnahmen berücksichtigt (Herbst 2011 bis Ende 2012) unter Annahme keiner natürlichen Sterblichkeit nach Besatz. Deweiteren wurden nur Erstfänge in die Analyse einbezogen (einige Karpfen wurden mehrfach gefangen, weil sie nach dem Fang zurückgesetzt wurden). Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der in den Angeltagebüchern berichteten Gesamtentnahme sowiedem Gesamtfang und Einheitsfang der Anglerund der Besatzdichte dreijähriger Karpfen. Zur Auswertung wurden nur Angaben nach Fischerei & Fischmarkt in M-V • Besatzmaßnahmen 2/2016 denexperimentellen berücksichtigt (Herbst 2011 bis Ende 2012) 35 unter Annahme keiner natürlichen Sterblichkeit nach Besatz. Deweiteren wurden nur Erstfänge in die Analyse einbezogen (einige Karpfen wurden mehrfach gefangen, weil sie nach dem Fang zurückgesetzt wurden). Aus dem Fischereiverband An dieser Stelle ist eine Nebenbemerkung angebracht: aus Einheitsfängen sind auch Einsichten über die relative Fängigkeit unterschiedlicher Fischarten abzuleiten. Wenn man beispielsweise die Karpfeneinheitsfänge (Abb. 3) mit dem Hechtbeispiel (Abb. 2) vergleicht, wird deutlich, wie schlecht der Karpfen im Vergleich zum Hecht mit der Angel fangbar ist. Fängt man beispielsweise bei einer Bestandsgröße von 10 Hechten pro Hektar im Durchschnitt alle fünf gezielte Hechtangelstunden einen maßigen Hecht, benötigt es zehn Karpfenstunden für einen K3-Karpfen – bei einer Bestandshöhe von fast 90 Fischen pro Hektar. Aal und Weißfisch Zur Analyse des Zusammenhangs zwischen der Dichte (bzw. der relativen Abundanz) von Aalen und Weißfischen im Uferbereich von Baggerseen und den Maßzahlen der Angelfänge wurden wie im Hechtbeispiel alle untersuchten Vereinsgewässer berücksichtigt, bei denen mindestens vier Angler im Jahr 2011 gezielt in den Gewässern auf diese Arten geangelt hatten (Aal: N = 9, Weißfisch: N = 13). Als Maß der relativen Abundanz dienten wie beim Hechtbeispiel Elektrofischereieinheitsfänge je 50 m Uferlinie. Beim Aal ist ähnlich Abbildung 4: Dichte (bzw. relative Abundanz) (in Stück je 50 m Elektrofischerei im Ufer) von Aal (a,b,c) und Weißfisch (d,e,f) in Abbildung 4: Dichte (bzw. relative Abundanz) (in Stück je 50 m Elektrofischerei im Abhängigkeit von Gesamtentnahme, Gesamtfang und Einheitsfang der Angler. Zur Auswertung wurden alle Baggerseen berückUfer) von Aal (a,b,c) und Weißfisch (d,e,f) in Abhängigkeit von Gesamtentnahme, sichtigt, an denen mindestens vier Angler je Gewässer im Jahr 2011 gezielt auf diese Arten geangelt hatten. 36 Gesamtfang und Einheitsfang der Angler. Zur Auswertung wurden alle Baggerseen berücksichtigt, an denen mindestens vier Angler je Gewässer im Jahr 2011 gezielt auf diese Arten geangelt hatten. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung wie beim Karpfenbeispiel zu erkennen (Abbildung 4a-c), dass die Anzahl der absolut entnommenen (Abbildung 4a) sowie die Anzahl der absolut von den Anglern gefangenen Aale (Abbildung 4b) nur mit Unsicherheiten die tatsächliche Bestandsgröße widerspiegeln. Es gab zwischen der relativen Aalabundanz und der Anglerentnahme sowie dem Gesamtfang der Angler zwar einen positiven, signifikanten Zusammenhang (r² zwischen 0,515 und 0,609), jedoch war dieser deutlich schwächer ausgeprägt als der Zusammenhang zwischen dem Aaleinheitsfang der Angler (im Mittel über alle Angler gefangene Aale je Rutenstunde) und dem Elektrofischereieinheitsfang als Maß für die relative Abundanz (r² = 0,840; Abbildung 4c). Die Berücksichtigung der gefischten Zeit lässt also auch bei der Fischart Aal eine deutlich genauere Einschätzung der Aalbestandsgröße im Gewässer zu, als das bei Gesamtfangmaßen der Fall ist. Bei den Weißfischen war dieses Muster ebenfalls zu erkennen, allerdings waren die Unsicherheiten bei den Weissfischen deutlich größer als bei Hecht, Karpfen und Aal (Abb. 4, d-f). In die Analyse gingen alle Weißfische unabhängig von ihrer Größe ein. Auch bei den Weißfischen gab es den stärksten Zusammenhang zwischen der relativen Weißfischabundanz und dem Einheitsfang der Angler (Abb. 4f). Am schlechtesten schnitt auf der Ebene der Weißfischabundanz die Gesamtentnahme der Angler als Maß der Weißfischdichte ab (Abb. 4d). Im Gegensatz zu den anderen Fischarten waren die Zusammenhänge zwischen allen anglerischen Maßzahlen bei den Weißfischen jedoch insgesamt gering (maximales r² = 0,414). Ein Grund für dieses Ergebnis ist, dass sich die kleinen Weißfische schlechter mit der Angel fangen lassen. Insofern kann aus den anglerischen Maßzahlen weniger gut auf den gesamten Weißfischbestand geschlossen werden, als das bei Aal, Karpfen und Hecht der Fall ist. Die Zusammenhänge verbesserten sich, wenn in die Analyse der Einheitsfänge mit der Elektrofischerei Weissfische mit einer Totallänge > 20 cm eingingen (Daten nicht dargestellt). Schlussfolgerungen und abschließende Hinweise Fänge je gefischter Zeit sind sehr gute Anzeiger für die Fischbestandsgrößen zwischen unterschiedlichen Gewässern. Das trifft für (wahrscheinlich) alle anglerisch beliebten Fischarten zu, ist aber bei Weißfischen geringer ausgeprägt als bei anderen Arten wie Hecht, Karpfen oder Aal. Obwohl unser Fallbeispiel aus der Angelfischerei stammt, sind die gefundenen Grundsätze mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf Fanggeräte der Berufsfischerei und andere Arten wie Forellen übertragbar. Entsprechend können aus Zeitreihenanalysen von Einheitsangelfängen innerhalb und zwischen einzelnen Gewässern Veränderungen der Fischbestände über die Zeit abgelesen werden (langfristige Perspektive). Ein weiteres kurzfristigeres Anwendungsfeld der Einheitsfänge ist der Vergleich der Fischbestandsentwicklung vor Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 und nach der Einführung einer neuen Hegemaßnahme (z. B. Durchführung von Besatz). Da sich zwischen einzelnen Jahren auch die Umweltbedingungen ändern, sind diese Vorher-Nachher-Einheitsfangvergleiche idealerweise mit der Beobachtung von Einheitsfängen in unbeeinflussten Kontrollgewässern, in denen die Hegemaßnahmen nicht verändert werden, zu vergleichen. Fast alle Angelvereine haben ein Fangmeldesystem bereits etabliert, das jedoch derzeit überwiegend auf die Erhebung der absoluten Ausfänge ausgerichtet ist. Durch eine geringfügige Modifikation der traditionellen, weitverbreiteten Fangstatistik, die neben Fängen und Entnahmen auch die gefischte Zeit bzw. der Fischereiaufwand erhebt, könnten die immensen Vorteile der Einheitsfänge als Maßzahl der Fischbestandsentwicklung ohne größeren Aufwand genutzt werden. Wegen der vielfältigen Vorteile ist angeraten, entsprechende Fangstatistiken inklusive Erhebung des Fangaufwands zum Standard in der Berufsfischerei zu entwickeln. Es bietet sich an, die Vorteile der modernen Technik zu nutzen und z. B. spezielle Angel-Apps zu entwickeln, die den händischen Eintrageaufwand auf ein Minimum reduziert. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass nicht nur die entnommenen, sondern alle gefangenen Tiere erhoben und gemeldet werden. Erst eine Bestimmung des mittleren Einheitsfangs – auch von jungen Fischen – erlaubt es, die Reproduktionsleistung des Fischbestands und damit die Besatznotwendigkeit abzuleiten (Baer et al. 2007, Arlinghaus et al. 2015). Wiederholt wurde Kritik an der Verfügbarkeit und Güte der Monitoringdaten in der Binnenfischerei geübt (Post et al. 2002). Unter Berücksichtigung der gefischten Zeit stellen Angeltagebücher eine kostengünstige und sehr einfach durchführbare Alternative zu wissenschaftlich geleiteten Bestandsuntersuchungen dar. Sofern Einheitsfänge als Maß der Bestände ermittelt werden, ist auch keine Vollerhebung der Angelkarten über alle Angler eines Vereins mehr nötig (obgleich wünschenswert), weil die Zeitreihe der mittleren Einheitsfänge bereits aussagekräftige Muster zur Veränderung der relativen Bestandshöhe und der Größenklassenzusammensetzung zwischen und innerhalb einzelner Gewässer liefert, unabhängig davon, ob alle Angler eines Vereins zur Fangstatistik beitragen. Das Verfahren der Einheitsfänge erlaubt es zwar nicht, absolute Entnahmen valide zu schätzen oder konkrete Überfischungspunkte festzustellen (Abb. 5), bildet aber – vor allem in natürlich reproduzierenden Beständen – mögliche relative Bestandsveränderungen belastbar ab. Angelvereine können auf Angeltagebücher und auf die Analyse von Einheitsfängen vor allem dann zurückgreifen, um Fischbestandsentwicklungen und Besatzerfolge sowie die Erfolge veränderter Hegemaßnahmen (Veränderung von Fangbestimmungen) durch Vorher-Nachher-Vergleiche in einer Stichprobe von Gewässern im Vergleich zu Kontrollseen zu ermitteln. Wie weiter unten im Detail erläutert wird, sind Einheitsangelfänge vor allem für 37 Aus der Forschung Abb. 5. Schematische Darstellung der Reaktion von natürlich reproduzierenden Fischbeständen auf zunehmende Befischung. Der maximal nachhaltige Dauerertrag (maximal sustainable yield, MSY) wird meist bei mittleren Fischereiintensitäten und mittleren Bestandsbiomassen erreicht. Von besonderer Bedeutung ist die unterschiedliche Reaktion der Gesamterträge (die ein Maximum kennzeichnet) und der Einheitsfänge. Rückgehende Bestände bei zunehmender fischereilicher Sterblichkeit werden durch rückgehende Einheitsfänge angezeigt. Allerdings ist der Einheitsfang ungeeignet, um einen Überfischungskipppunkt wie z. B. die Rekrutierungsüberfischung anzuzeigen. Die Wachstumsüberfischung setzt bereits direkt am Umkehrpunkt rechts vom MSY ein. Abb. 5. Schematische Darstellung der Reaktion von natürlich reproduzierenden Vergleiche zwischen einzelnen Seen geeignet.Befischung. (z. B. Karpfen oder Aal in geschlossenen Seen), kann Fischbeständen auf zunehmende Der maximal nachhaltigeDauerertrag Wie(maximal vorliegende Studie zeigte, sindMSY) Fangstatistiken absoluten Ausfängen abgelesen werden,und ob ein sustainableyield, wird meistausbei mittleren Fischereiintensitäten ohne gefischte Zeit mit Ausnahme des Karpfens und Besatz in den Fängen auftaucht und ob ggf. ein Nachmittleren Bestandsbiomassen erreicht. Von besonderer Bedeutung ist die eingeschränkt beim Aal in geschlossenen Gewässern besatz nötig ist (der nach hohen Ausfangmengen künftig unterschiedliche Reaktion der Gesamterträgenötig (diesein einkann). Maximum kennzeichnet) und der als Monitoringinstrument in der Angelfischerei weniger Diese Anwendbarkeit absoluter EntnahEinheitsfänge. Rückgehende Bestände bei zunehmender fischereilicher Sterblichkeit nutzbringend, da aus den Daten nicht fehlerfrei auf die men als Bestandsanzeiger gilt allerdings ausschließlich werden durch rückgehende Einheitsfänge angezeigt. Allerdings ist der Einheitsfang Fischbestandsentwicklung und -größe geschlussfolgert für nicht natürlich reproduzierende Arten. ungeeignet, um einen Überfischungskipppunkt z. B. dieistRekrutierungsüberfischung werden kann. Es wurde insbesondere festgestellt, dass Anwie dieser Stelle auf ein in der Praxis häufig anzutrefsowohl die je Hektar Gesamtentnahmen setzt fendes Phänomen derUmkehrpunkt hegerischen Bewertung anzuzeigen. Die normierten Wachstumsüberfischung bereits direktbeiam rechtsvon als vom auch die Gesamtfangdaten nur mittelmäßig (HechAusfängen gemäß Fangstatistik hinzuweisen, das es MSY ein. te) oder schwach (Weißfische) aussagekräftig für die richtigzustellen gilt. Viele Angelvereine besetzen Fische zugrunde liegenden Fischhäufigkeiten im Gewässer nach, für die ein hoher Ausfang (bzw. Ertrag) gemäß waren. Einheitsfänge waren hingegen sehr gut geeignet, Fangstatistik dokumentiert wurde (vgl. Beispiel oben zu Wie vorliegende Studie zeigte, sind Fangstatistiken ohne gefischte Zeit mit Ausnahme des unterschiedlich hohe Bestände von Hechten, Karpfen Karpfen und Aal). Dieser „buchalterische“ Ansatz der Aalen und Weißfischen anzuzeigen. Allerdings konnte Besatznotwendigkeit ist aber wie bereits angedeutet Karpfensund eingeschränkt beim Aal in geschlossenen Gewässern als Monitoringinstrumentin beim Karpfen (und mit Einschränkungen auch beim ausschließlich auf nicht natürlich reproduzierende ArAal) eine gute Aussagekraft der absoluten Maßzahlen ten anwendbar, weil in diesen Fällen hohe Ausfänge nachgewiesen werden. Fürweniger beide Arten gilt, dass sie datatsächlich zurückgehende Bestände in auf Folgejahren der Angelfischerei nutzbringend, aus denaufDaten nicht fehlerfrei die in den meisten geschlossenen Standgewässern nicht schließen lassen. Bei reproduzierenden Arten deuten nennenswert natürlich aufkommen und daher die Rekruhohe Ausfänge hingegen auf produktive Bestände hin, Fischbestandsentwicklung und -größe geschlussfolgert werden kann.Es wurde insbesondere tierung auf Besatz zurückgeht. Wahrscheinlich gilt entda die Ertragsbildung über die Prozesse Wachstum, sprechendes für Regenbogenforellen in Standgewässern natürliche Reproduktion und natürliche Sterblichkeit und festgestellt, dass sowohl die besatzgestützt je Hektar normierten Gesamtentnahmen als auch oder andere Arten, die ausschließlich nicht ausschließlich über Besatz reguliert wirddie (Abb. sind. Aus dem höheren Indikatorwert der Gesamtfänge 5). Jeder reproduzierende Bestand wird die interne beim Karpfen (und mit Abstrichen auch beim Aal) kann und dieaussagekräftig daraus hervorgehende Gesamtfangdaten nur mittelmäßig (Hechte) oder Bestandsdynamik schwach (Weißfische) für die Ereine wichtige Schlussfolgerung für das Management des tragsbildung an den Fischereidruck anpassen. Lastet Fischbesatzes der Angelfischerei gezogen werden: der Fischereidruck über mehrerewaren Jahre an, entwickelt zugrunde inliegenden Fischhäufigkeiten im Gewässer waren. Einheitsfänge hingegen bei nicht reproduzierenden Arten, deren Rekrutierung sich ein sogenanntes befischtes Gleichgewicht (Abb. 5). ausschließlich oder überwiegend besatzgestützt ist Entsprechend wird sich die Ertragsbildung in langfristig sehr gut geeignet, unterschiedlich hohe Bestände von Hechten, Karpfen Aalen und 38 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung stabilen Ertragszahlen manifestieren, die dem herrschenEntsprechend können die Einheitsfänge von Karpfen den Fischereidruck entsprechen, so dass hohe Erträge schneller sinken als die Bestandsgrößen – ein Effekt, (hohe Ausfänge) bei reproduzierenden Beständen (z. den Hilborn & Walters (1992) als „Hyperdepletion“ B. Hechte oder Weißfische) für stabil hohe Bestände bezeichneten (Abb. 6). Hyperdepletion entsteht, wenn sprechen, in die gerade nicht besetzt werden sollten die Fängigkeit q bei abnehmenden Bestandsgrößen N (Abb. 5). Der „buchhalterische“ Ansatz der Planung von sinkt. Entsprechend reduziert sich bei intensiv befischten Besatz nach den absoluten Ausfängen ist daher unbeKarpfenbestände der Indikatorwert der Einheitsfänge dingt auf nichtreproduzierende Arten wie den Karpfen nach starker Beangelung, so dass abnehmende Fangoder Aale und Regenbogenforelle in geschlossenen raten innerhalb eines Gewässers über die Zeit nicht Seen zu beschränken. unbedingt auf entsprechend geringe Bestände (und Die bisherigen Ausführungen gehen davon aus, dass eben nicht auf hohe Besatznotwendigkeit) hindeuten der Einheitsfang proportional zur Bestandsgröße ist (Alós et al. 2015a,b). Umgekehrt gibt es Fischarten, (Box 1). Gemessen wurde diese Proportionalität anhand die auch bei abnehmenden Bestandsgrößen noch hohe von Vergleichen der Bestände zwischen einzelnen Seen Einheitsfänge – einAbundanz Effekt, der als Weitere Studien zu den heimischen Arten sind nötig, um denrealisieren Einfluss der auf„Hyperstaden (z. B. Abb. 2,3). Die Proportionalität von Bestand und bility“ (Hilborn & Walters 1992) bezeichnet wird und Fangrate ist dann gegeben, wenn der Fängigkeitskoeffider durch steigende Fängigkeiten q bei abnehmenden Fängigkeitskoeffizienten q zu untersuchen, um so die Aussagekraft sich ändernder zient q unabhängig von der Bestandsgröße ist (fehlende Fischbestandsgrößen ausgelöst wird. Mehrere MechaDichteabhängigkeit von q, Box 1). Allerdings gibt es nismen können zur Hyperstabilität der Einheitsfänge Einheitsfänge besser und einschätzen zu können. Bis diese Studien flächendeckend vorliegen, innerhalb eines Gewässers je nach Zielfischart beitragen, wie z. B. Aggregationstendenzen der Fische durchaus das Potenzial für Abweichungen von dieser (Post et al. 2002), die Fähigkeit von Anglern, durch kann die Einheitsfangbetrachtung allem für die Fischbestandsentwicklung Grundregel (d. h. dichteabhängiges q), wasvor erhebliche die Bewertung Identifikationder von Einständen auch abnehmende Konsequenzen für den Indikatorwert von Einheitsfängen Bestände noch effektiv zu befischen (z. B. durch Echolotortung oder werden das visuelle Finden von Gumpen zur Einschätzung der Bestandsentwicklung innerhalb einer Art zwischen unterschiedlichen Gewässern empfohlen (insbesondere Vorher- oder eines Gewässers haben kann. Es ist daher für den durch Trawling und andere Geräteinnovationen, die Bewirtschafter zu wissen, wann mit dichteabdie Suchund Gewässers Fangeffizienzverlangen steigern, Post et al. 2002) Nachher wichtig Vergleiche). Zeitreihenanalysen innerhalb eines hingegen hängigen Fängigkeitskoeffizienten zu rechnen ist, um oder aber durch das sogenannte „Effort-Sorting“, d. h. Einheitsfangentwicklungen innerhalb von Gewässern die Substitution von untalentierten Anglern durch talenetwas mehr Sachverstand bei der Einschätzung, weil die Einheitsfangentwicklung einer über die Zeit angemessen bewerten zu können. Beitiertere, die höhere Einheitsfänge kennzeichnet, sobald spielsweise lernen Karpfen sehr rasch, sich den Nachdie Bestände zurückgehen (Ward et al. 2013). Hyperbestimmten Artzuggf. auch von Hyperstabilität Hyperdepletion sein kann. insbesondestellungen der Angler entziehen (Klefoth et al. 2013). oder stabilität wurde vor betroffen allem für Salmoniden, Abb. 6 Konzeptionelle Darstellung von Hyperdepletion und Hyperstability beim Zusammenhang von Fischabundanz und Einheitsfang (inspiriert von Hilborn & Walters 1992). Abb. 6 Konzeptionelle Darstellung von Hyperdepletion und Hyperstability beim Zusammenhang von Fischabundanz und Einheitsfang (inspiriert vonHilborn& Walters 1992). Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Danksagung 39 Aus der Forschung re Lachse (Peterman & Steer 1981, Shardlow 1993, Ward et al. 2013) sowie bei einigen ausgewählten Zanderbeständen (Hansen et al. 2005) nachgewiesen. Hyperstabile Fangraten sind deswegen problematisch, weil es Angler und Bewirtschafter in den (Irr)Glauben versetzt, die Bestände seien gesünder als sie wirklich sind. Hyperdepletion hingegen kann Konflikte innerhalb der Angler schüren, weil Angler glauben, es gäbe weniger Fische als tatsächlich der Fall. Entsprechend kann es sein, dass sich bei geringen Fängen soziale Normen ausprägen, bestimmte Managementmaßnahmen wie Besatz umzusetzen, obwohl es biologisch keine Notwendigkeit dafür gibt (van Poorten et al. 2011). Im Unterschied dazu zeigen Hechte und die meisten Zanderbestände keine Beziehung zwischen der Fängigkeit q und der Fischdichte N (Hansen et al. 2000, Newby et al. 2000, Pierce & Tomcko 2003, VandeValk et al. 2015). Entsprechend gehen beim Hecht und bei den meisten bisher untersuchten Zanderbeständen innerhalb eines Gewässers ähnlich wie bei den in dieser Studie dokumentierten Situationen zwischen einzelnen Seen die Einheitsfänge proportional mit der Abundanz zurück (Abb. 6). Einheitsfänge sind daher insbesondere bei Zander und Hecht aussagekräftig für die Bestandshöhen sowohl zwischen als auch innerhalb eines Gewässers. Weitere Studien zu den heimischen Arten sind nötig, um den Einfluss der Abundanz auf den Fängigkeitskoeffizienten q zu untersuchen, um so die Aussagekraft sich ändernder Einheitsfänge besser einschätzen zu können. Bis diese Studien flächendeckend vorliegen, kann die Einheitsfangbetrachtung vor allem für die Bewertung der Fischbestandsentwicklung einer Art zwischen unterschiedlichen Gewässern empfohlen werden (insbesondere Vorher-Nachher Vergleiche). Zeitreihenanalysen innerhalb eines Gewässers verlangen hingegen etwas mehr Sachverstand bei der Einschätzung, weil die Einheitsfangentwicklung einer bestimmten Art ggf. auch von Hyperstabilität oder Hyperdepletion betroffen sein kann. Danksagung Die Arbeiten in vorliegender Arbeit wurden vom BMBF im Rahmen des Besatzfisch-Projekts gefördert (www. besatz-fisch.de). Großer Dank gebührt den beteiligten Angelvereinen (Angelsportverein „Gut Fang“ Stapel e.V., SFV Helmstedt und Umgebung e.V., Sportfischerverein „Früh Auf“ Bramsche e.V., VFG Schönewörde und Umgebung e.V. und FV Peine-Ilsede und Umgebung e.V.) sowie den Hunderten Anglern, die ihr Fangtagebuch geführt haben. Literatur Alós, J., Palmer, M., Trías, P., Díaz-Gil, C., Arlinghaus, R. 2015a. Recreational angling intensity correlates with alteration of vulnerability to fishing in a carnivorous coastal fish species. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 72, 217-225. Alós, J., Puiggrós, A., Díaz-Gil, C., Palmer, M., Rosselló, R., Arlinghaus, R. 2015b. Empirical evidence for species-specific export of fish naïveté from a no-take marine protected area in a coastal recreational hook and line fishery. PLoS ONE, 10(8): e0135348. Arlinghaus, R., Cyrus, E.-M., Eschbach, E., Fujitani, M., Hühn, D., Johnston, F., Pagel, T., Riepe, C. 2015. Hand in Hand für eine nachhaltige Angelfischerei. Berichte des IGB, Band 28 Arlinghaus, R., Alós, J, Beardmore, B., Díaz, A.M., Eschbach, E., Hagemann, R., Hühn, D., Johnston, F., Klefoth, T., Lübke, K., Matsumura, S. (im Druck). Hechtbestandsmanagement in der Angelfischerei - Möglichkeiten und Grenzen der Hege über Besatz, Habitatmanagement und veränderte Fang- und Entnahmebestimmungen. In: Der Hecht- Fisch des Jahres, Deutscher Angelfischereiverband. Baer, J., George, V., Hanfland, S., Lemcke, R., Meyer, L., Zahn, S. 2007. Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen. Schriftenreihe des Verbandes Deutscher Fischereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler e.V., Band 14. Branch, T.A., Jensen, O.P., Ricard, D., Ye, Y., Hilborn, R. 2011. Contrasting global trends in marine fishery status obtained from catches and from stock assessments. Conservation Biology 25, 777-786. Dorow, M., Arlinghaus, R. 2011. A telephone-diary-mail approach to survey recreational fisheries on large geographic scales, with a note on annual landings estimates by anglers in northern Germany. American Fisheries Society Symposium 75, 319-344. Heermann, L., Emmrich, M., Heynen, M., Dorow, M., König, U., Borcherding, J., Arlinghaus, R. 2013. Explaining recreational angling catch rates of Eurasian perch, Perca fluviatilis: the role of natural and fishing-related environmental factors. Fisheries Management and Ecology 20, 187-200. Hansen, M.J., Beard, T.D., Hewett, S.W. 2000. Catch rates and catchability of walleyes angling and spearing fisheries in northern Wisconsin lakes. North American Journal of Fisheries Management 20, 109–118. 40 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Hansen, M.J., Beard, T.D., Hewett, S.W. 2005. Effect of measurement error on tests of density dependence of catchability for walleyes in northern Wisconsin angling and spearing fisheries. North American Journal of Fisheries Management 25, 1010-1015. Hilborn, R., C.J. Walters 1992. Quantitative fisheries stock assessment. Routledge, Chapman & Hall. Klefoth, T., Pieterek, T., Arlinghaus, R. 2013. Impacts of domestication on angling vulnerability of common carp, Cyprinus carpio: the role of learning, foraging behaviour and food preferences. Fisheries Management and Ecology 20, 174-186. Newby, J.R., Hansen, M.J., Newman, S.P., Edwards, C.J. 2000. Catchability of walleyes to angling in Escanaba Lake, Wisconsin, 1980–95. North American Journal of Fisheries Management 20, 873–881. Pauly, D., Christensen, V., Dalsgaard, J., Froese, R, Torres Jr., F. 2002. Fishing down marine food webs. Science 279, 860-863. Pauly, D., Hilborn, R., Branch, T.A. 2013. Fisheries: does catch reflect abundance? Nature 494, 303-306. Peterman, R.M., Steer, G.J. 1981. Relation between sportfishing catchability coefficients and salmon abundance. Transactions of the American Fisheries Society 110, 585–593. Pierce, R.B., Tomcko, C.M. 2003. Variation in gillnet and angling catchability with changing density of northern pike in a small Minnesota lake. Transactions of the American Fisheries Society 132, 771-779. Post, J.R., Sullivan, M., Cox, S., Lester, N.P., Walters, C.J., Parkinson, P.A., Paul, A.J., Jackson, L., Shuter, B.J. 2002. Canada’s recreational fisheries: the invisible collapse. Fisheries 27(1), 6-17. Schälicke, S., Hühn, D., Arlinghaus, R. 2012. Strukturierende Faktoren der litoralen Fischartengemeinschaft angelfischereilich bewirtschafteter Baggerseen in Niedersachsen. Forschungsbericht des Besatzfisch Projekts, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin. (download unter www.besatz-fisch.de) Shardlow, T.F. 1993 Components analysis of a density-dependent catchability coefficient in a salmon hook and line fishery. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 50, 513-520. VandeValk, A.J., Forney, J.L., Jackson, J.R., Rudstam, L.G., Brooking, T.E., Krueger, S.D. 2005 Angler catch rates and catchability of walleyes in Oneida Lake, New York. North American Journal of Fisheries Management 25, 1441-1447. van Poorten, B.T., Arlinghaus, R., Daedlow, K., Haertel-Borer, S.S. 2011. Social-ecological interactions, management panaceas, and the future of wild fish populations. Proceeding of the National Academy of Sciences of the USA 108, 12554-12559. Ward, H.G.M., Askey, P.J., Post, J.R. 2013. A mechanistic understanding of hyperstability in catch per unit effort and density-dependent catchability in a multistock recreational fishery. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 70, 1542-1550. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 41 Aus der Forschung Fortbildungsseminar für Fluss- und Seenfischer 2015 am Institut für Fischerei der LfL in Starnberg (Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift „Fischer & Teichwirt“, Nürnberg) Dr. E. Leuner, LfL, Institut für Fischerei, Starnberg Am 16. und 17. November 2015 fand am Institut für Fischerei (IFI) in Starnberg die Fortbildungsveranstaltung für Fluss- und Seenfischer statt. 134 Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern, aus Österreich und der Schweiz waren der Einladung zu der Vortragsveranstaltung gefolgt. Nach der Begrüßung durch den Institutsleiter Dr. H. Wedekind gab Dr. M. Schubert, Leiter des Arbeitsbereichs Fluss- und Seenfischerei, einen Überblick über die Aktivitäten im Berichtsjahr 2015. Die Renken aus den Fängen der Berufsfischer am Starnberger See, Chiemsee und Bodensee-Obersee wurden hinsichtlich deren Alterszusammensetzung und Wachstum untersucht um Aussagen über die Nachhaltigkeit der Fischerei an den Seen machen zu können. Darüber hinaus wurden die fischereilichen Monitoringarbeiten zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie weitergeführt. Die hierfür erhobenen Fischbestandsdaten werden in der zentralen Fischdatenbank abgelegt. Im Rahmen einer Projekt- und Masterarbeit an der TU-München wurden vor dem Hintergrund der Eutrophierungsgeschichte verschiedener bayerischer Voralpenseen Untersuchungen zur Altersbestimmung an archivierten Renkenschuppen durchgeführt. In Kooperation mit der Hochschule WeihenstephanTriesdorf wurden Strategien zur Weißfischvermarktung erarbeitet. Ein Entwurf eines Flyers zur Information von Badegästen über die Markierung flach gestellter Netze und Trappnetze wurde vorgestellt. Des Weiteren wurde wiederum in Zusammenarbeit mit der TU-München die Eignung ausgewählter Zuflüsse des Starnberger Sees als Laichgewässer für die Seeforelle untersucht. Ein weiteres Arbeitsfeld war die fischereiliche Hege in künstlich entstandenen Stillgewässern, besonders im Hinblick auf die Vereinbarung mit den Belangen des Naturschutzes. Darüber hinaus wirkt das Institut in verschiedenen Gremien z.B. der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) mit und organisiert die Staatliche Fischerprüfung-Online, heuer für rund 11.000 Teilnehmer. Aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF), München, berichtete Dr. F. Geldhauser, Referent für Fischerei und Fischwirtschaft über „Aktuelles aus der Fischereiverwaltung“: •Vor dem Hintergrund sinkender Fischereierträge am Bodensee-Obersee hat die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) beschlossen, bis zum Jahr 2020 die Fischereipatente jedes Anrainerstaates jeweils um ein Drittel zu reduzieren. 42 •Neuerungen bei der Fischetikettierung machen es erforderlich, dass u.a. künftig das Erzeugerland, das jeweilige Herkunftsgebiet, sowie die Fangmethode benannt werden müssen. •Von 2014 – 2020 werden Förderungen in der Fischerei nach dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) abgewickelt. Während dafür deutschlandweit insgesamt 156 Mio. € zur Verfügung stehen, sind es in Bayern insgesamt nur 11,1 Mio. € bei einem Fördersatz von 50 %. Prioritär wird in der Binnenfischerei die Verarbeitung und Bestandserhaltung gefördert, in der Aquakultur die Direktvermarktung sowie Maßnahmen des Tierschutzes. Darüber hinaus wird auch die Entwicklung der Fischwirtschaftsgebiete sowie Maßnahmen der Verarbeitung und Vermarktung gefördert. Die Hauptzielrichtung ist dabei mögliche negative Folgen der Binnenfischerei für die Umwelt zu verringern, beispielsweise durch Steigerung der Energieeffizienz beim Kauf von Bootsmotoren. Für Maßnahmen zur Erschließung neuer Märkte und zur Verbesserung von Anlandestellen steht ein Fördersatz von nur 25 % zur Verfügung. Die Mittelauszahlung erfolgt innerhalb von 3 Monaten nach Antragsstellung. In Bayern gilt nach wie vor die Prosperitätsgrenze als Auszahlungskriterium. Prof. H. Stibor, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU-München), berichtete über eine geplante Studie zur Variabilität der Nährstoffverhältnisse in bayerischen Seen und deren Bedeutung für Wachstumsprozesse. Phosphor (P) und Stickstoff (N) sind die wesentlichen Nährstoffe, die das Wachstum von Phytoplankton in Seen begrenzen. Die Phosphor - und Stickstoff -Kreisläufe in Gewässern sind oft stark anthropogen überprägt. Dabei spielt unter anderem die unterschiedlich effiziente Rückhaltung von menschlich bedingten N- und P-Einträgen in Gewässer eine Rolle. Dies kann insgesamt zu einem Anstieg der gelösten Stickstoffmengen im Verhältnis zu P im Wasser führen. Weicht das Verhältnis deutlich von einem gegebenen Optimalverhältnis ab, kann dies zur quantitativen und qualitativen Veränderung des Phytoplanktons führen, was sich wiederum auf das Zooplankton und das Fischwachstum auswirken kann. Diese Annahmen konnten bereits im Modell- und Laborexperiment belegt werden. Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes zwischen LMU-München, Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern, Fischereigenossenschaft Chiemsee und dem Institut für Fischerei der LfL sollen diese Zusammenhänge in den Jahren 2016 bis 2018 an ausgewählten bayerischen Seen untersucht werden. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Herr B.Kaulitzki, von der Bodenseefischerei Bernd Kaulitzki, stellte seinen Fischereibetrieb vor, den er in der 3. Generation betreibt. Nach der Gesellenprüfung zum Fischwirt ist er seit 1989 Mitglied in der Fischerei Genossenschaft Bodensee und seit 2001 ihr 2. Vorstand und Schriftführer. Die Vermarktungsräume seines Betriebs wurden, u. a. bedingt durch Hygieneauflagen sowie zur Optimierung der Arbeitsabläufe, modernisiert. Da die Räumlichkeiten sehr beengt waren, entschloss sich Bernd Kaulitzki zu einem Neubau, der an das Wohnhaus mit der alten Verarbeitung angrenzt. Somit ist heute beispielsweise der barrierefreie Transport von Fischkisten mit Rollwagen in die Vermarktungsräume im Erdgeschoss möglich, wo die Fische verarbeitet und verkauft werden. Im Zuge der Neueinrichtung hat er u.a. eine Gefrierzelle mit Temperaturaufzeichnung im Keller eingerichtet, wobei ihm der neue Aufzug den Transport erleichtert. Er fängt vor allem Felchen (Renken) aber auch Zander, Aal, Hecht, Saibling, Rotauge und Wels. Zu seinen Produkten zählen neben dem geräucherten Felchenfilet u.a. auch das eingeschnittene Rotaugenfilet sowie sauer eingelegte Rotaugen. Nachdem die Felchenerträge am Bodensee eingebrochen sind, sind aus seiner Sicht letztere ein willkommener Ersatz. Die nächste Investition wird ein eigener Grätenschneider sein. Er verkauft seine Produkte überwiegend ab Hofladen sowie direkt an die Gastronomie. Auch die von ihm hergerichteten Fischplatten sind bei seinen Kunden sehr beliebt. Sechs studierende im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Agrarmarketing und Management der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellten ein „Marketingkonzept für Weißfische“ vor, welches sie als Studienprojekt unter der Leitung von Frau Prof. Dr. M. Gerschau angefertigt hatten. Im ersten Schritt wurden in einer Produktanalyse die Eigenschaften, Vorteile und Verarbeitungsmöglichkeiten von Weißfischen zusammengestellt. Durch Befragung der Berufsfischer wurde deren Ist-Situation erfasst. In einer Konsumentenanalyse wurden Gastronomen befragt und die Zielgruppe unter den Endverbrauchern ermittelt. Durch den Vergleich mit anderen Wettbewerbern (Benchmarking) wurden verkaufsfördernde Maßnahmen in den Bereichen „Strategische Positionierung“ (z.B. Regionalität, Nachhaltigkeit), Werbung, Vertrieb und Produktangebot abgeleitet. In einer SWOT-Analyse wurden Stärken und Schwächen des Produkts, des Marketings, des Managements und des Vertriebs analysiert. Es wurden aber auch die Kundenanforderungen, das ökologische, technologische und wirtschaftliche Umfeld sowie Chancen und Risiken für die Einführung betrachtet. Aus den Ergebnissen der Analyse wurden Ziele und Strategien der Weißfischvermarktung erarbeitet. Hierzu zählen u. a. ein einheitliches Logo zur Steigerung des Wiedererkennungswertes des Produktes und verschiedene Werbemaßnahmen. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Herr P. Böss, Fischereigenossenschaft Chiemsee, gab einen Einblick in die Renkenaufzucht und den Besatz am Chiemsee. Infolge der in den 1960er und 70er Jahren voranschreitenden Eutrophierung des Chiemsees war eine natürliche Fortpflanzung der Renken im See nicht mehr möglich. Um dies zu kompensieren, wurde von der Fischereigenossenschaft Chiemsee im Jahr 1972 eine erste kleine Brutanstalt gebaut, die in den 1980-er Jahren erweitert und 2014 nochmals optimiert wurde. Im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen an anderen Seen werden die Renkeneier aus wirtschaftlichen Gründen mit ungekühltem Seewasser erbrütet. Damit schlüpfen die Brütlinge zum selben Zeitpunkt wie die seebürtigen Tiere. Nach einer feuchten Befruchtung werden aktuell jährlich ca. 100 Mio. Eier in Zugergläsern erbrütet. Nach 100 – 120 Tagen im Bruthaus (360 Tagesgrade) werden die Renkenlarven zu einem großen Teil in Unterwasser-Netzgehegen bis zu einer Länge von 6-7 cm vorgestreckt. Der Rest wird im Umkreis von 5 – 10 km direkt im See ausgesetzt. In der schon lange praktizierten künstlichen Erbrütung sieht Herr Böss eine optimale Unterstützung der natürlichen Vermehrung um Bestandsschwankungen auszugleichen, da der Renkenlaich vor Fressfeinden und ungünstigen Umwelteinflüssen geschützt wird. Sie ist ein wichtiges Instrument zur nachhaltigen Renkenbewirtschaftung am Chiemsee. Die Verwendung aus dem See stammender Laichfische ist dem Besatz mit Fischen fremder Herkunft unbedingt vorzuziehen, da somit optimal an den Lebensraum angepasste Fische erzeugt werden und das Risiko der Einschleppung von Krankheiten vermieden wird Herr T. Wanke, Institut für Binnenfischerei PotsdamSacrow, stellte Möglichkeiten zur Früherkennung von Reproduktionsdefiziten und das Kompensationspotential von Larvenbesatz bei der Kleinen Maräne in Norddeutschen Seen vor. Die Kleine Maräne kommt in kühlen und sauerstoffreichen Seen vor. Sie wird überwiegend mit pelagischen Kiemennetzen gefangen und i.d.R. als Brat- oder Räucherfisch direkt vermarktet. Die häufig stark schwankenden Bestandsdichten der Kleinen Maräne bereiten den Berufsfischern Probleme. Ziel seiner Untersuchungen war deshalb, möglichst früh die zu erwartenden Jahrgangsstärken eines Bestandes abzuschätzen um ggf. schwach ausfallenden Jahrgängen noch rechtzeitig mit Larvenbesatz gegensteuern zu können. Für die Ermittlung der Bestandsdichte wurde in mehreren Seen der Bestand an Laichfischen sowie das jeweilige Larvenaufkommen untersucht. Weiterhin konnte im Sacrower See die Effektivität von Besatzmaßnahmen mit Larven bei bestehendem Reproduktionsdefizit überprüft werden. Zur Abschätzung des Laichfischbestands und seiner Jahrgangsstärke wurden Multimaschennetze eingesetzt und von den gefangenen Fischen Anzahl, Länge, Gewicht, Geschlecht und Alter erfasst. Das Larvenaufkommen 43 Aus der Forschung wurde mit Hilfe einer Lichtfalle untersucht und als Einheitsfänge angegeben Zur Ermittlung der Effektivität von Besatzmaßnahmen wurden 5.000 Larven/ha besetzt, deren Gehörsteinchen mit dem fluoreszierenden Farbstoff Alizarin-Rot eingefärbt worden waren. Die Markierung kann man auch später wieder erkennen, wenn die Gehörsteinchen angeschliffen und mit Hilfe der Fluoreszenzmikroskopie untersucht werden. Die Bestimmung des im Fang vertretenen Anteils markierter Fische gibt Auskunft über den Einfluss des Besatzes auf den Gesamtbestand des entsprechenden Jahrgangs. Für den Sacrower See konnte so bei einem geringen natürlichen Larvenaufkommen ein positiver Einfluss des Besatzes auf den Maränenbestand belegt werden. Am zweiten Veranstaltungstag ging Dr. H. Wedekind, Institut für Fischerei, LfL, auf die Körperzusammensetzung und Fleischqualität von Renken ein. Von verschiedenen Fischarten der Binnen- und Meeresfischerei ist eine große Spannweite der geweblichen und chemischen Körperzusammensetzung im Jahresverlauf bekannt, die auch Einfluss auf die Attraktivität für den Verbraucher (z.B. Fleischfarbe) sowie für die Fischverarbeitung (z.B. Fettgehalt) haben. Im Rahmen von eigenen Untersuchen wurden monatliche Stichproben aus den Fängen der Berufsfischerei am Starnberger See genommen und nach der Zerlegung die Zusammensetzung (Gewebsanteile) sowie die Fleischqualität (Filetfarbe, chemische Zusammensetzung) bestimmt. Wie zu erwarten ergab sich ein Jahresverlauf in vielen untersuchten Parametern. Der prozentuale Leberanteil ebenso wie der Gonadenanteil erhöhte sich bis zum Herbst deutlich. Dabei war der Gonadenanteil bei den Rogenern erwartungsgemäß bedeutend höher und lag Ende Oktober bei über 12 % des Gesamtkörpers (Mai 1,9 %). Bei den Milchnern wurden am Saisonende Anteile von lediglich 2,5 % ermittelt (Mai 0,7 %). Der prozentuale Anteil der ausgeschlachteten Fische am Gesamtgewicht (Schlachtkörper) sowie der Filetanteil ohne Haut zeigten entsprechend ab Jahresbeginn bis zum Herbst einen Rückgang, z. B. auf unter 45 % Filetanteil im Vergleich zu 52 % im Winter nach dem Ablaichen. Deutliche Veränderungen ergaben sich auch in der chemischen Zusammensetzung der Filets. Während der Protein- und Aschegehalt relativ konstant blieben (Protein: 19,9 - 20,8 %, Asche: 1,29 - 1,41 %), waren der Wasser- und Fettgehalt des Fleisches erheblichen jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen. Nach dem Winter wies der Filetfettgehalt im März/ April mit Werten um 1,8 % die geringste Höhe auf. Im Zuge der Gewässererwärmung und der Erhöhung des Nahrungsangebotes im Jahresverlauf stiegen die intramuskulären Fettgehalte der Renkenfilets auf bis zu 3,5 % (August) an. Hinsichtlich der Verbrauchererwartung wurde durchgehend eine besonders hohe, diätetisch wertvolle Fleischqualität festgestellt. 44 Herr L. Kroll, Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, berichtete über die Einbindung der Berufsfischer in Überwachungsprogramme rheinland-pfälzischer Gewässer. In früheren Zeiten hatte die Fluss- und Seenfischerei einen angemessenen Fangertrag und leistete mit ihrem Fang einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Versorgung der Bevölkerung mit dem Lebensmittel Fisch. Heute dagegen ist von der Berufsfischerei aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen der Fischpopulationen (z.B. Wasserkraftnutzung, Fraßdruck durch Kormorane) und veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen (z.B. Schadstoffbelastung von Aalen) ein wesentlich geringerer Ertrag abzuschöpfen. Einen gewissen finanziellen Ausgleich für die entstandenen Ertragseinbußen schafft in Rheinland-Pfalz die „Vertrags-Fischerei“. Im Rahmen von fischereilichen Überwachungs-und Fischschutzprogrammen werden hierbei gegen Bezahlung die Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten der Berufsfischer für behördliche Fragestellungen zielgerichtet genutzt. Zum Beispiel werden im Rahmen der Aalschutz-Initiative Rheinland-Pfalz/RWE von den Berufsfischern Blankaale vor den Wasserkraftanlagen abgefangen und zur ungehinderten Abwanderung in Richtung Rheinmündung abtransportiert. Auch Fischbestandserhebungen im Rahmen eines Monitorings (z.B. EU-Wasserrahmenrichtlinie, Schadstoff-Monitoring in Fischen) werden von Berufsfischern durchgeführt und im Gegenzug der Kauf von Booten oder Fanggeräten finanziell ausgeglichen. Weiterhin werden auch Beweissicherungen im Schadensfall, Evakuierungen von Fischbeständen und Besatzaktionen von der Berufsfischerei im Auftrag erledigt. Frau H. Ebner, Technische Universität München, berichtete über die Alters- und Wachstumsbestimmung von Renken aus bayerischen Seen. Im Rahmen einer Projektarbeit hat sie basierend auf der optischen Vermessung der Ringstrukturen (Circuli) auf den Schuppen eine Methode zur objektiven Alters- und Wachstumsbestimmung entwickelt. Hierfür hat sie Schuppen von Renken aus dem Ammersee, Bodensee-Obersee, Chiemsee und Starnberger See der 1980er und 2010er Jahre aus dem Archiv des Instituts für Fischerei verwendet. Die Schuppen wurden gereinigt unter einem Binokular digital fotografiert und die Abstände zwischen jeweils fünf Circuli beginnend vom Schuppenzentrum aus mit einer speziellen Software vermessen. Basierend auf den Messergebnissen erfolgte die Altersbestimmung nach einem selbst entwickelten Bestimmungsschlüssel zur objektiven Identifizierung der Jahresringe (Annuli). Bei rund 92 % der untersuchten Schuppen stimmten die Ergebnisse mit der herkömmlichen rein optischen Altersbestimmungen überein. An Hand der Schuppenanalyse zeigten sich in allen vier Seen für die 2010er Jahre (nach Reoligotrophierung) gegenüber den 1980er Jahren (während eutropher Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Phase) ein signifikant geringeres Fischwachstum. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Frau Ebner anhand des Schuppenwachstums die Eutrophierungsgeschichte des Bodensee-Obersees untersucht. Hierzu wurden Schuppen aus dem Zeitraum von 1946 bis 1950 (Archiv des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. GallenArchiv) und 1983 bis 2014 (Archiv des Instituts für Fischerei), sowie die zugehörigen Fischlängen und Gewichte analysiert. Hinsichtlich Fischlänge und -kondition konnte ein deutlicher Rückgang seit den 1980er Jahren belegt werden. Die auf der mikroskopischen Ebene erhobenen Wachstumsdaten lieferten keine signifikanten Ergebnisse. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass das Wachstum eine Entwicklung zurück zu Bedingungen vor der Eutrophierungsphase durchläuft. Korrelationen mit Phyto- und Zooplanktondaten sowie mit Phosphat- und Stickstoffgehalt des Bodensees ergaben keine signifikanten Beziehungen. Dr. B. Gum, Fischereifachberatung des Bezirkes Oberbayern und Herr Ch. von Preysing, Fischerei Tegernsee, stellten die Fischerei Tegernsee als ein Erfolgsmodell der Berufsfischerei und der Fischereifachberatung vor. Seit 1998 betreibt der Bezirk Oberbayern auf Initiative des damaligen Fischereifachberaters Dr. Peter Wißmath ein Fischbruthaus am Tegernsee. Die ehemals dort stark bestandsgefährdeten Arten wie Seeforelle, Sandfelchen und Seesaibling wurden aus Wildfängen aus dem Tegernsee nachgezogen. Heute haben sich hier dank der Besatzmaßnahmen die Bestände wieder stabilisiert. Die Bestandsstützung der Seeforelle erfolgt beispielsweise durch Ausbringen von Eiern im Augenpunktstadium in einen Seezulauf. Ziel des Besatzes mit Seesaiblingen ist v.a. die Stützung des Bestands. Der Betrieb des Bruthauses erfolgt als eine Art Beispielsbetrieb. So bildet der Bezirk dort auch Lehrlinge aus und informiert beispielsweise durch Führungen die breite Öffentlichkeit zu verschiedenen Themen in Sachen Fisch und Fischerei. Von Besuchern gerne angenommen wird auch das Schauaquarium des Bezirks. In dem sog. Aquadome sind die im Tegernsee heimischen Fischarten zu sehen. Seit 2014 ist neben Fischermeister M. Ostermaier Chr. v. Preysing geschäftsführender Pächter. Neben dem Fischfang betreut er ein Bruthaus und betreibt ein Bistro sowie einen Fischverkauf in der Ortschaft Tegernsee. In seinem Biergarten der direkt am See gelegen ist, bietet er exklusive Fischverköstigungen an. Nicht nur mit seinem Label „Mai Liabba“ beschreitet er dabei neue Wege der Vermarktung. Insgesamt bot die Tagung Praktikern und Wissenschaftlern vielfältige Anregungen und fachliche Impulse für ihre tägliche Arbeit. Korrektur: Die Kormoransituation in Polen In der letzten Ausgabe der „Fischerei und Fischmarkt“ (Seite 55), wurden bei folgender Tabelle die Angaben zu den Brutbeständen den einzelnen Ländern nicht korrekt zugeordnet. Hier nun die Richtigstellung. 2006 2012 Europäisches Russland 57 500 60 000 – 68 000 Ukraine 105 000 46 500 Schweden 43 700 40 598 Dänemark 37 900 27 237 Polen 25 830 26 600 Niederlande 23 139 23 556 Deutschland 23 505 22 550 Tab.1: Zahl der Brutpaare der kontinentalen Unterart des Kormorans (Phalacrocorax carbo sinensis) in den sieben am stärksten von den Vögeln besiedelten europäischen Ländern 2006 und 2012 (Kohl 2011,2012; Bregnballe u. Mitarb. 2014) Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 45 Aus der Forschung Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht, Institut für Fischerei (IFI), Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Starnberg 12. – 13.01.2016 Fotos: T. Wichmann Bartschat, P., Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit Brandenburg (LAVG), Dr. Meinelt, T., Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Wichmann, T., Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern (LAV M-V) Dr. Helmut Wedekind, Direktor des IFI, begrüßte die zahlreichen Fischer und Gäste der Tagung. Die über 200 Teilnehmer kamen auch aus zahlreichen anderen Bundesländern sowie aus Österreich und der Schweiz. Ein Grußwort hielt Herr Dr. Bernhard Feneis, Präsident Verband Deutscher Binnenfischerei und Aquakultur (VDBA) und Vizepräsident der Federation of European Aquaculture Producers (FEAP). Er hob die Bedeutung des IFI Starnberg als Kaderschmiede und Wissensverbreiter hervor. Aus seiner Sicht sind eigentlich alle Argumente vorhanden, dass es Fisch auf Rezept in der Apotheke geben und Fischer ob ihrer Ernährung einen geringeren Beitrag bei der Krankenkasse zahlen sollten. Der obligatorische Tätigkeitsbericht des IFI 2015 wurde durch den Direktor Dr. Helmut Wedekind gegeben. Folgende Projekte (Auswahl) wurden bearbeitet: Verfahren zur Erfassung des Fettgehalts des Karpfens, Modellprojekt zum Kormoran im Aischgrund und Waldnaanaue, Netzüberspannung kleiner Teiche bei Schleien, Einsatz von Ölpresskuchen und Kürbiskernpresskuchen als qualitativ hochwertiges Futtermittel für Forellen, Fleischqualität von Renken, Aufzucht verschiedener Stämme des 46 Bachsaiblings (Salvelinus fontinalis), Untersuchungen zum Tierwohl in der Aquakultur, Betäubung und Tötung tropischer Garnelen, ökonomische Untersuchungen in der Forellenproduktion und VHS-Monitoring. Einige Themen wurden näher erläutert. Das Regionale Managementkonzept in Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden, Jägern, Teichwirten und Naturschutzverbänden erbrachte eine positive Zwischenbilanz: Geringere Fischverluste und kein negativer Einfluss auf Vogelarten. Die Netzüberspannung kleiner Teiche brachte eine Verlusthalbierung durch Grau- und Silberreiher bei der Aufzucht von dreisömmrigen Schleien. Allerdings war der Kontroll- und Wartungsaufwand groß. Der Einsatz von Ölpresskuchen als qualitativ hochwertiges Futtermittel zur nachhaltigen Aufzucht von Forellen zeigte zwar günstigere Kosten aber geringere Futterakzeptanz der Fische. Der Vergleich der Aufzucht vier verschiedener Stämme des Bachsaiblings (Salvelinus fontinalis) erbrachte große Unterschiede der Herkünfte in der Mortalität der Brut. Untersuchungen zum Tierwohl in der Aquakultur erfolgten bei Forellen. Besatzdichten von 10 bzw. 50 kg/m3 zeigten keine Unterschiede auf Leistungs- und Stressparameter. Die elektrische Betäubung tropischer Garnelen (Litopenaeus vannamei) war erfolgreich. Hypothermie ist in Deutschland nicht zulässig. Die Aus- und Fortbildung ist ein Schwerpunkt des Instituts. 402 Teilnehmer an Fachtagungen und 625 Teilnehmer an Lehrgänge sowie 370 abgelegte Prüfungen zeigen das eindrucksvoll. 2015 erwarben 34 Lehrlinge den Abschluss als Fischwirt und 15 Fischwirtschaftsmeister konnten ihre Urkunde entgegennehmen. Beim Onlineverfahren der Fischereiprüfung konnten 11.785 Teilnehmer verzeichnet werden. Frau Elisabeth Pröll, Bayerisches Staatsministerium für Er- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung nährung, Landwirtschaft und Forsten, stellte sechs Punkte zu Aktuellem aus der Fischereiverwaltung vor. Die Aquakultur im Außenbereich kann möglicherweise privilegiert sein, wenn ein natürliches Gewässer eingebunden und erforderlich ist. Das Fischottermanagement ist dreistufig aufgebaut. In der ersten Stufe ist der Zaunbau als Prävention vorgesehen. Frau Pröll zeigte an diversen Beispielen, was mit bzw. ohne Genehmigung nach Baurecht an Teichen (also im Außenbereich) möglich ist. Grundvoraussetzung ist der Status Binnenfischerei des Betriebes. Die Kosten für Wasserver- und -entsorgung sind nach WRRL zu erheben und entsprechend im WHG geändert. Das Kostendeckungsprinzip muss zur Anwendung kommen. In Bayern besteht keine Rechtsgrundlage für ein Wasserentgelt und damit ist die Binnenfischerei nicht davon betroffen. Bei den geschützten Ursprungsbezeichnungen (gU/gga) ist ab 4.1.16 zusätzlich das Gemeinschaftszeichen mit anzugeben. Die Lebensmittelinformationsverordnung (EU) 1169/2011 (LMIV VO) erfordert neu die Angabe von Allergenen, auch bei nicht vorverpackter Ware. Zum Schluss hatte Frau Pröll noch eine gute Nachricht: Der Landtag hat sein Interesse für die Entwicklung der Teichwirtschaft entdeckt und wird sich in 2016 zum Sachverhalt berichten lassen! Herr Dr. Geldhauser, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, hielt den zweiten Teil des Vortrages zum Aktuellen aus der Verwaltung. Das dreisäulige Fischottermanagement ist in Kraft. Der Zaunbau dient der Prävention und ist über den EMFF förderfähig. Die zweite Säule ist die Koordinierung und Beratung sowie Schadensfeststellung durch Fischottermanager und –berater. Die Entschädigungszahlung erfolgt in der dritten Säule. Der EMFF, die neue EU-Fischereiförderung, bringt Deutschland 156 Mio. Euro, davon 11,1 Mio. Bayern (vorherige Periode EFF 8.9 Mio.). Aufgrund höherer Fördersätze und eines geringeren Kofinanzierungsanteiles sind weniger Mittel vorhanden, die schneller abfließen werden. In der jährlichen Aquakulturstatistik werden Betriebe ab einer Größe von 0,3 ha bzw. einer täglichen Durchflussmenge von 20% ab 200 m³ Produktionsvolumen berücksichtigt. Die Meldung an das Bundesamt für Statistik erfolgt ab 2015 auf elektronischem Wege. Die Verwendung nichtheimischer Arten in der Aquakultur ist genehmigungspflichtig. Das Institut ist zuständig und bietet ein Faltblatt zur Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Information an. Die Fischetikettierung ist künftig auch bei Algen und Tangen einzuhalten. Die Binnenfischerei muss zusätzlich die Fanggerätekategorie und die Ursprungsgebiete, auch bei Aquakultur, angeben. Die Teichbauempfehlungen werden in 2016 durch eine Arbeitsgruppe hinsichtlich Otter, Biber und Abfischung aktualisiert. Im Tierschutzschlachtrecht ist nach § 4 Abs. 1a TierSchG ein Sachkundenachweis erforderlich. Er gilt für Aufsichtspersonen. Der Abschluss Fischwirt bzw. der Fischereischein stellt einen Sachkundenachweis dar. Entwicklungen in der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern wurden von Herrn Carsten Kühn, Institut für Fischerei M-V, vorgestellt. In der Vergangenheit wurden Regenbogenforellen (Rf) in Netzgehegen im Binnenland und an den Küsten, insgesamt 650 t, produziert. Karpfen wurden in Teichen und Seen gehalten, 1991 noch mit 350 t Jahresproduktion. Die aktuelle Aquakulturentwicklung weist wieder eine stabile Karpfenproduktion auf, hingegen ist bei Rf ein Absturz auf ca. 120 t zu beklagen. Die Produktion sonstiger Fischarten nahm stark zu (auf knapp 900 t in 2014). Insbesondere sind dies Clarias, aber auch Saiblinge, Störe, Ostseeschnäpel und Zander. Wegen der Auflagen des Naturschutzes ist die Entwicklung der Aquakultur in M-V nur noch in KLA möglich. Netzgehege und Durchflussanlagen sind gegenüber 1990 stark rückläufig, Kreislaufanlagen stark zunehmend. Die Haltung von Clarias ist problemlos, aber die VO-konforme Schlachtung bereitet Probleme. Beim White shrimp, es existieren mittlerweile 2 Anlagen in M-V, stellen sich die Probleme ähnlich wie bei Clarias dar. Geeignete Fischarten und Anlagen gibt es genügend. KLA sind jedoch kostenintensiv und im Kaltwasserkreislaufbereich gibt es bisher keine Entwicklung. Die zukünftigen Verfahren werden in den Forschungsanlagen der LFA vorbereitet. Dazu zählen Forschungen zum Ostseeschnäpel in Born/ Darß, zum Baltischen Stör und zu Meerforellen. Am Standort Hohen Wangelin existieren eine Kaltwasserkreislaufanlage für Salmoniden und Teiche für Edelkrebse. Die Zanderaufzucht wird in einer Warmwasserkreislaufanlage untersucht. Ziel ist u. a. der Aufbau einer Zanderaquakultur. Die Reduzierung des abfließenden Produktionswassers ist Inhalt eines aktuellen Projektes. Abschließend stellt Herr Kühn die Vernetzung der Forschungslandschaft in M-V dar. 47 Fotos: T. Wichmann Aus der Forschung Herr Gerd Michaelis, Teichgut Peitz GmbH, stellte die Vorteile der Kombination von Teichwirtschaft und Warmwasseraquakultur vor. Der Betrieb besteht aus klassischer Teichwirtschaft mit 1.400 ha Teichnutzfläche und der Warmwasserfischzucht Jänschwalde mit 200 m3 Produktionsvolumen. Zusammen produziert er 750 t Fisch, davon 670 t Karpfen. Dazu kommen Forellen, Wels, Aal, Stör und andere Nebenfische. Die Energiepolitik in Deutschland führt dazu, dass das Kraftwerk teilweise abgeschaltet wird und dann Wärme für das Kreislaufwasser fehlt. Die Temperaturschwankungen abhängig von der Fahrweise der Kraftwerke sind kontraproduktiv. Große Probleme hat das Unternehmen mit fischfressenden Vögeln: Kormoran, Graureiher und Silberreiher. Herr Michaelis rechnete 250.000 € Schaden je Jahr detailliert vor. Im Warmwasser erfolgt hauptsächlich die K0 - und die Zk2-Produktion, um Verluste zu minimieren. Im zweijährigen Umtrieb werden Karpfen von 2-2,5 kg in Teichen produziert. Deshalb werden auch 70 t K2 und ZK3 aus Teich in Teichanlagen gewonnen. Damit ist die K2-Produktion aus der Teichwirtschaft verbannt. Die Vorteile der Kombination von Teichwirtschaft und Warmwasserzucht werden deutlich: Höhere Überlebensraten, Künstliche Vermehrung, Kürzerer Umtrieb, Produktion von Kalt- und Warmwasserfischen, schnellere Anpassung auf Marktsituation und insgesamt eine stabilere Ökonomie. Zur „Wirtschaftlichkeit und Produktivität von Forellenmasten – Ein Vergleich zwischen Systemen in Dänemark, Deutschland und der Türkei“ sprach Herr Dr. Tobias Lasner vom Thünen-Institut für Fische- 48 reiökologie in Hamburg. Hintergrund der rein empirischen Untersuchungen ist ein Netzwerk mit dem Namen „agri benchmark“. Idealtypische Forellenmastbetriebe in Deutschland, Dänemark und der Türkei wurden mit 600-700 Variablen virtuell zusammengebastelt. Dieses soll den globalen Vergleich von Einzelbetrieben gestatten. Der Wettbewerb, die Rahmenbedingungen und die Nutzung natürlicher Ressourcen sollen abgeschätzt werden. Türkische Betriebe besitzen klare Kostenvorteile. So betragen die Gestehungskosten für ein kg Regenbogenforelle in der Türkei 1,51€, in Deutschland 2,37€ und in Dänemark 2,52 €. Türkische Farmen verschaffen sich durch niedrige Löhne und geringe Investitionskosten Wettbewerbsvorteile. In Dänemark besteht der Trend zu rezirkulierenden Systemen (RAS). Größere Betriebe schneiden deutlich besser als kleinere Betriebe ab. Untersuchungen zur Rolle der Fotoperiodik bei der Fortpflanzung von Salmoniden, insbesondere am Beispiel Bachsaibling durch den Einsatz zweier Beleuchtungssysteme stellte Herr Dr. Viktor Svinger, Bezirk Oberfranken vor. 6-8% der Bachsaiblinge weisen bereits bei einer Masse von 10 g Merkmale einer „Pubertät“ auf. Diese frühe Geschlechtsreife beim Bachsaibling ist sowohl bei Milchnern als auch bei Rogenern feststellbar. Mit der „Pubertät“ geht eine Wachstumsreduktion, Aggressivität, eine schlechte Futterverwertung, eine erhöhte Sterblichkeit, eine Beeinträchtigung des Immunsystems, steigende Verluste und die Minderung der Schlachtausbeute einher. Ein weiteres Problem besteht in der Verpilzung der Fische nach Erreichen der Geschlechtsreife. Hintergrund der vorgestellten Ergebnisse war der Versuch, durch Veränderung der Fotoperiodik der frühen Pubertät entgegenzusteuern. In einem gemeinsamen Projekt mit der Uni Budweis und der Fischzucht Klattau (Böhmerwald) wurden Effekte verschiedener Lichtquellen auf die Geschlechtsreife der Bachsaiblinge im zweiten Lebensjahr untersucht. Das Lichtprogramm bestand in der künstlichen Verlängerung des Sommers über die Sommersonnenwende hinaus. Eine Photoperiode von 16:8 h (Tag:Nacht) wurde simuliert. Drei unterschiedliche Lichtquellen wurden über den Freilandrinnen installiert und an drei Kontrollterminen Wägungen, Geschlechtsbe- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung stimmungen und die klinische Kontrolle durchgeführt. Die Milchner wiesen 40% weniger Gonadenentwicklung bei den beleuchteten Bachsaiblingen sowie einen geringeren gonadosomatischen Index (GSI) auf. Bei unbeleuchteten Bachsaiblingen erhöhte sich die Verpilzungsrate von 10% auf 30%. Bei den beleuchteten Bachsaiblingen wurden nur geringe Verpilzungsraten festgestellt. Morphologische Merkmale bei den unbeleuchteten Milchnern war die Ausprägung eines Laichhakens und eines Buckels. Dies war bei den beleuchteten Milchnern nicht feststellbar. Wie die Milchner so wiesen auch die Rogener keine Wachstumsunterschiede der unbeleuchteten Kontrollen zu den beleuchteten Gruppen auf. Der GSI der beleuchteten Rogener war 24% geringer als der GSI der Unbeleuchteten. Die Verpilzungsrate der unbeleuchteten Rogener stieg innerhalb des Untersuchungszeitraumes von 7,5 auf 25%. Bei den beleuchteten Rogenern wurden nur geringe Verpilzungsraten festgestellt. Ein Abstreichen der beleuchteten Rogener war nicht möglich. Die Verluste waren um mindestens 1/3 reduziert. Somit ist durch die künstliche Beleuchtung eine Produktionssteigerung und eine höhere Produktqualität zu erreichen. Herr Dr. Stefan Reiser vom Thünen-Institut Institut für Fischereiökologie Hamburg referierte zur Erbrütung und Aufzucht von Salmoniden auf natürlichem Substrat in der Praxis. Schlagworte wie animal welfare und environmental enrichment (EE) halten zunehmend auch Einzug in die fischereiliche Praxis. Das EE wird als gezielte Erhöhung der Komplexizität der Haltungsumwelt und Verbesserung des Tierwohls in der Tierzucht und in Zoos eingesetzt. Es wird spekuliert, dass die Robustheit der Tiere durch EE für natürliche Systeme (Überlebensraten, Stressresistenz) verbessert wird. Höhere Wachstumsraten, geringere Missbildungen, geringere Cortisolausschüttung, verringerte Aggression, bessere Flossengesundheit, besseres Lernverhalten und eine verbesserte Gehirnentwicklung werden dem EE nachgesagt. Im vorliegenden Experiment wurde der Versuch eines Vergleiches konventioneller und der EE Aufzucht von Salmonidenbrut durchgeführt. Die Erbrütung erfolgte konventionell ohne und mit Kies im Langstromapparat. Nachfolgend wurde die Dottersackbrut in Brutrinnen mit und ohne Sandgrund aufgezogen. Drei Forellen und Saibling produzierende Betriebe in Norddeutschland waren involviert. Unterschiede zwi- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 schen den Kontrollgruppen waren eher subjektiver Art, es bestanden hingegen starke betriebsspezifische Effekte. Zur Deklaration von Fischprodukten im Rahmen der neuen EU-Vorschriften referierte Herr Dr. Henner Neuhaus vom LAVES, Institut für Fische und Fischereierzeugnisse Cuxhaven. Ab 13. Dezember 2014 gilt eine neue Lebensmittelinformationsverordnung (VO EU 1169/2011). Jedes Lebensmittel muss gekennzeichnet sein, um den Verbraucher über Allergene, Energie- und Nährwert, Lebensmittelimitate und die Herkunft von Lebensmitteln zu informieren. Mit 1500 aquatischen Arten besteht im Gegensatz zu Warmblütern eine große Herausforderung für die Kennzeichnung der Produkte. In der Kennzeichnungspflicht wird zwischen vorverpackten und losen Lebensmitteln unterschieden. Herr Neuhaus stellte die Kennzeichnung von Fischerzeugnissen am praktischen Beispiel einer geräucherten Forelle vor. Verantwortlich für die Kennzeichnung ist derjenige, der das Produkt in den Verkehr bringt, ggf. auch der Importeur. Die Bezeichnung des Produkts ergibt sich aus der Liste des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Neben der Produktbezeichnung sind Angaben zum physikalischen Zustand (frisch geräuchert), ggf. besondere Behandlung; Zutatenverzeichnis (Forelle, Paprika….Rauch) gefordert. Bei gefrorenem Fisch oder Produkten muss das Einfrierdatum angegeben werden. Allergene und Unverträglichkeiten müssen ab 13.Dezember 2016 in der Zutatenliste hervorgehoben werden. Pflichtangaben sind weiterhin die Mengenkennzeichnung, Nettofüllmengen, Mindesthaltbarkeitsdatum oder Verbrauchsdatum bei schnell verderblichen Lebensmitteln; Anweisungen zur Aufbewahrung; der Hersteller mit vollständiger Postanschrift des Lebensmittelunternehmers; Gebrauchsanleitung; Nährwertdeklaration (Brennwert, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß, Salz). Bei Verwendung von Ölen muss die Herkunft und Art deklariert werden. D. h. statt Pflanzenöl muss jetzt z. B. Palmöl oder Pfanzenfett (Kokos) angegeben werden. Problematisch für die Nährwertangaben sind Schwankungen in der Zusammensetzung der Rohware. Bei Fischsalaten z. B. muss aus der Summe aller Zutaten der Nährwert ermittelt und angegeben werden. Zusätzlich zur Handelsbezeichnung muss der wissenschaftliche Name und die Herkunft der Fische angegeben werden. 49 Fotos: T. Wichmann Aus der Forschung Herr Dr. Frank Rümmler vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow stellt neue Untersuchungen zu teilgeschlossenen Kreislaufanlagen in der Forellenproduktion vor. Diese sind seit 2000 in Dänemark Pflicht und entsprechen verschiedenen Anforderungen wie der ökologischen Durchgängigkeit der Gewässer (EU-WRRL). Auch in Deutschland werden langfristig keine Durchlaufanlagen genehmigt werden. Geringere verfügbare Wassermengen, die Errichtung neuer Anlagen aber auch Erweiterungen und Rationalisierungsmaßnahmen erfordern die Einführung von Teilkreislaufanlagen. Wichtiger Bestandteil dieser Anlagen sind Biofilter, ein Alkalinitätsund O2-Eintrag und die Entgasung. Trotz gleicher Grundbausteine sind alle Anlagen an lokale Gegebenheiten angepasste Unikate. Meist werden 0,7-1,5 m3 Wasser je Tonne Fisch benötigt und es erfolgt ein 1-2 maliger Wasseraustausch je Tag bei einem Energieverbrauch von 2 kWh/kg Zuwachs. Die Nutzung von Grundwasser löst zunehmend die Nutzung von Oberflächenwasser ab. Diese bietet Vorteile wie z. B. stabile Wassermengen und einen geglätteten Temperaturgang mit erhöhter Futtermenge im Winter. Nachteile sind die Grundwasserentnahmegebühr, ggf. eine Enteisenung sowie Kosten aufgrund einer Abwasserabgabepflicht. Effekte von erhöhten Schwebstoffbelastungen in Kreislaufanlagen auf die Gesundheit und Wachstumsleistung von Regenbogenforellen stellte Herr C. Becke, Fischereiforschungsstelle Baden Württemberg, Langenargen vor. In Kreislaufanlagen bedingen höhere Besatzdichten gesteigerte Schwebstofffrachten. Schwebstoffe rekrutieren sich hauptsächlich aus Kot und Futterresten. Diese können u. U. zu Schädigungen der Kiemen und zu erhöhter Stressbelastung führen. Im vorliegenden Versuch wurden zwei Kreislaufsysteme mit je 10 Becken etabliert. In einem 50 dieser beiden Kreislaufsysteme erfolgte eine künstliche Erhöhung der Schwebstofffracht mit Partikelkonzentration von ca. 25 mg/l. Verglichen wurden Gesundheits- und Leistungsparameter der Fische aus beiden Kreisläufen. Trotz erhöhter Partikelbelastung wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Die chemisch-physikalischen Wasserparameter waren durch die künstliche Trübe nicht verändert. Die exponierten Fische wiesen ein subjektiv leicht verändertes Fressverhalten auf. Als Gesundheitsparameter dienten Flossenschäden, Differentialblutbild, die Expression von Hitzeschockprotein 70 (HSP70) und die Plasmacortisolkonzentration, welche mittels ELISA bestimmt wurde. Innerhalb des Untersuchungszeitraumes wurde eine Verbesserung der anfänglichen Flossenerosionen in beiden Untersuchungsgruppen festgestellt. Die trübeexsponierte Gruppe wies eine stärkere Verbesserung der Flossenschäden auf. Die untersuchten Blutparameter, HSP70 und Plasmacortisol wiesen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen auf. Es wurden somit keine Hinweise auf negative Effekte detektiert. Ein Zusammenhang zwischen Partikelbelastung und Keimbelastung wurde leider nicht untersucht. Anhand der dargestellten Ergebnisse stellt sich die Frage, ob ein erhöhter Schwebstoffgehalt in seiner Bedeutung für die Fischgesundheit überschätzt wird!??? Herr Sebastian Salomon von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellte seine Ergebnisse von Tag/NachtBelüftungsversuchen in Karpfenteichen vor. Hintergrund dieser Untersuchungen ist die Sauerstoffknappheit des Teichwassers im Sommer sowie ein hoher Kostenaufwand bei der technischen Belüftung. Er verglich Werte aus Tages- bzw. Nachtbelüftungen in 40 und 80 cm Wassertiefe. Zusätzlich wurden die Temperatur und die Windgeschwindigkeit überwacht und in die Betrachtungen einbezogen. Die Tagesbelüftung erfolgte von 10 bis 17 Uhr und die Nachtbelüftung von 22 bis 5 Uhr. Die Teiche wiesen in Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung und Wind eine Schichtung auf. Ein Sauerstoffminimum an der Oberfläche ist in unbelüfteten Teichen von 8 bis 10 Uhr feststellbar. Im Tiefenwasser sind niedrigste Konzentrationen bei höchsten Konzentrationen im Oberflächenwasser von 20 bis 22 Uhr nachweisbar. Tagsüber fallen die O2Werte im Tiefenwasser. Nachts ist ein Absinken der O2-Werte im Oberflächenbereich und Anreicherung Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Foto: LFL, Institut für Fischerei, Starnberg Frau Dr. Verena Jung-Schroers von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Gemäß Tierschutz-SchlachtVerordnung (TSchlVO) sind Fische vor dem Schlachten zu betäuben. Das heißt, die Fische müssen in einen wahrnehmungsunfähigen Zustand versetzt und bis zur Tötung gehalten werden. Messungen an Regenbogenforellen und Karpfen haben ergeben, dass der Betäubungseffekt bei den Fischarten je Betäubungsart unterschiedlich ist. Als Verfahren wurde die zugelassene Betäubung mittels Kopfschlag, elektrischem Strom und Kombination beider Verfahren verglichen. Mit Anwendung einer der genannten Methoden bei Forellen konnte eine Wirksamkeit von mind. 95% erreicht werden. Bei Karpfen war eine 100%ige Betäubung nur bei einer Kombination von Elektrobetäubung und Kopfschlag sichergestellt. Im Verlauf der Betäubung treten äußere Verletzungen bei Forellen häufiger als bei Karpfen auf. Falsche Elektrobetäubung kann bei Forellen zu Blutungen in der Muskulatur und somit zu Qualitätsverlusten führen. Die Leitfähigkeit hat großen Einfluss auf die Betäubung mit elektrischem Strom. Bei einem Leitwert über 1000 µS/cm ist keine Betäubung herbei zu führen. Fortbildungsveranstaltungen und Merkblätter zur tierschutzgerechten Schlachtung von Fischen sind in Vorbereitung. Foto: LFL, Institut für Fischerei, Starnberg Der Vortrag von Herrn Dr. Gert Füllner vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Königswartha hatte die „Leistungsprüfung beim Karpfen – alles schon da gewesen?“ zum Inhalt. Im Zuge der Domestizierung des Karpfens, beginnend von den Römern bis zur heutigen Zeit, wurden verschiedenste Linien herausgezüchtet. 1898 beschreibt Hofer erstmals die bekannten deutschen Karpfenrassen. Die erste Leistungsprüfung von Karpfen in Teichen wurde von Demoll und Mitarbeitern 1928 beschrieben. Derartige historische Leistungsprüfungen sind unter den aktuellen Ansprüchen nicht aussagekräftig. Heutige Leistungsprüfungen sind durch ein sehr aufwändiges Versuchsdesign gekennzeichnet. Gegenwärtig werden in der Versuchsteichanlage Königswartha verschiedenste mitteleuropäische Karpfenstämme untersucht. Alle 5 geprüften Karpfenstämme unterscheiden sich von einander in verschiedenen Leistungsparametern. Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben gab Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Foto: LFL, Institut für Fischerei, Starnberg der O2-Werte im Tiefenwasser messbar, da das O2reiche abgekühlte Oberflächenwasser nachts in tiefere Schichten absinkt. Windgeschwindigkeiten unter 3,5 m/s haben keinen Einfluss auf die Schichtung im Teich. Defizite in den Sauerstoffgehalten in der Nacht können mittels Nachtbelüftung nicht kompensiert werden. Nur mittels Tagbelüftung können Sauerstoffdefizite in den Morgenstunden ausgeglichen werden. Dies führt zudem zu einem insgesamt höheren O2-Niveau auch in den Nachtstunden. Erwähnt wurde der mögliche Einsatz von Photovoltaikelementen zur Energieversorgung der Tagbelüftung. 51 Aus der Forschung Foto: G. Füllner Erfahrungsaustausch zwischen Praxis, Fischereiverwaltung und angewandter Forschung. Fachtag Fischerei des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Königswartha, 08.-09-03.2016 Foto: T. Wichmann Im Grußwort umriss Herr Norbert Eichkorn, Präsident des LfULG die derzeitige Situation der Fischerei, einschließlich Angelfischerei, und Aquakultur in Sachsen. Da ist zum Einen die schwierige Satzfischsituation und der Übergang vom EFF zum EMFF. Zum anderen bedeuten die zeitweise Abschaltung von Braunkohlekraftwerken erhebliche Schwierigkeiten bei der Bewirtschaftung teilgeschlossener Kreislaufanlagen. Zunehmend rücken Fragen des Tierschutzes als neue Herausforderungen für die Branche in den Focus. Nach nunmehr 24 Jahren steht die Neuverpachtung einer Vielzahl von Gewässern an. Bewerbungen erfolgen unter Vorlage von Bewirtschaftungskonzepten. Ziel dieser Veranstaltung und des LfULG ist Berücksichtigung neuer fischereilicher Erkenntnisse für die Praxis. Frau Ulrike Weniger sprach aktuelle Fragen der Aquakultur und Fischerei in Sachsen an. Rückblickend auf das Jahr 2015 ergeben die offiziellen Zahlen aus der Aquakulturstatistik ein Produktionsvolumen von 2360 t Fisch insgesamt, davon 1750 t Karpfen, 170 t Clarias, 130 t Regenbogenforellen, 85 t Stör, 48 t 52 Schleie und 177 t sonstige Fischarten. Bedrohlich ist die rückläufige Satzfischproduktion. Das Jahr 2015 war geprägt von fehlenden Niederschlägen und daraus resultierendem Wassermangel für alle Bereiche der Aquakultur. Hohe Wassertemperaturen und fehlende Produktionsflächen setzten insbesondere den Salmonidenzüchtern und –haltern zu. In der jährlichen Aquakulturstatistik werden Betriebe ab einer Größe von 0,3 ha bzw. einer täglichen Durchflussmenge von 20% ab einem Produktionsvolumen von 200 m³ berücksichtigt. Die Anzahl der KHV-positiven Befunde ist weiter zurückgegangen. In 5 von 61 untersuchten Betrieben wurde KHV nachgewiesen. Der Oberlausitzer Biokarpfen darf als geschützte geografische Angabe zur Produktkennzeichnung genutzt werden. Es gab zum Jahresende verschiedene Anfragen betreffs Nachweis der Sachkunde zum Betäuben, Töten und Schlachten von Fischen. Von Frau Weniger wird darauf hingewiesen, dass mit der Fischereiberechtigung die Sachkunde erworben wird und damit im Konsens mit der Tierschutz-Schlacht-VO steht. Die Ausnahmeregelung gem. §4 Fischetikettierungsverordnung gilt auch für ab Hof Fischverkäufe. Es gibt eine Novellierung der Düngemittelverordnung, womit das Ausbringen von Teichschlamm grundsätzlich erlaubt ist. Voraussetzung ist aber, dass der Teichschlamm nicht mit Schadstoffen belastet ist. Es empfiehlt sich eine Beprobung des Schlamms vor der Abgabe als Düngemittel, da in Stichproben Belastungen mit Schwermetallen (z.B. Cadmium) nachgewiesen wurden. Allerdings sind in den Teichschlämmen auch kaum Nährstoffe nachgewiesen worden. Ausgleichszahlungen nach Härtefallausgleich-VO für Schäden durch Fischotter, Kormoran und Fischreiher sind möglich. Diese Zahlungen sind aber in Höhe und Intervall begrenzt: Nur einmal in 3 Jahren wird dieser Ausgleich bewilligt. Aus dem EMFF stehen für Deutschland 156 Mio. € zur Verfügung, die gemäß Nationalem Strategieplan für Aquakultur auf die 11 Bundesländer aufgeteilt werden. Die Förderung erfolgt nach zwei Richtlinien. Dies sind 1. Teichpflege und naturschutzgerechte Teichbewirtschaftung und 2. Aquakultur und Fischerei. Die bundesweite „KormoranProjektgruppe“ ist noch aktiv. Ein 5. Treffen findet am 11. April in Bonn statt. Schäden durch Prädatoren in Teichanlagen sind weiterhin vorhanden, allerdings nicht nur von Fisch fressenden Vögeln. Der Vortrag endete mit einem symbolhaften Bild zum Thema Schäden an WKA. Informationen zur EMFF-Antragstellung 2016 zur Förderung nach RL TWN/2015 wurden von Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Fotos: T. Wichmann Aus der Forschung Frau Dr. Weigel als Vertretung von Frau Martina Marx, Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft vorgetragen. Die Förderung zur Teichpflege und Erhalt der Kulturlandschaft, Naturschutzgerechte Teichbewirtschaftung – Artenschutz und Lebensräume wird für einen 5-jährigen Verpflichtungszeitraum bewilligt. In jedem Jahr ist eine erneute Antragsstellung notwendig, wobei der Bewilligungsempfänger den Flächennachweis für die Förderung zu erbringen hat. Dazu ist eine Antrags CD, einschließlich einer Anwendungsbroschüre zu nutzen. Ab 2018 sind keine Neuanträge und Vorhabenzugänge mehr möglich. Für Flächen unter 1000 m2 können keine Mittel bewilligt werden. Die Frist zur Antragstellung (17.05.) sollte unbedingt eingehalten werden. Für die Änderungsanzeige ist ein entsprechendes Formblatt zu nutzen. Ergebnisse der Leistungsprüfung mitteleuropäischer Teichkarpfenstämme stellte Herr Dr. Gert Füllner, LfULG vor. Dieses seit 2013 durchgeführte und aus EFF geförderte Projekt hat das Ziel, Stämme von Teichkarpfen mit genetisch weit entfernter Herkünfte auf KHV-Resistenz, Leistung, Vitalität und Produktqualität zu prüfen. Fünf Karpfenstämme aus Tschechien (CZ1, Schuppenkarpfen), Polen (PL1, F1-Hybriden mit höchster KHV-Resistenz), Bayern (By1, bayerischer Spiegelkarpfen), Sachsen (SN1, sächsischer Spiegelkarpfen) und Sachsen (SN2, sächsischer Spiegelkarpfen) wurden für das Projekt ausgewählt. Für das Communal testing, d. h. gemeinsame Haltung und Testung der Stämme, wurden die Fische mit Micro- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 satelliten-Markersystemen markiert. Prüfkriterien waren z. B. der Zuwachs, die Futterverwertung, die Vitalität und die Produktqualität der Fische. Alle Stämme unterschieden sich in den einzelnen Kriterien. Der Stamm CZ1 weist den höchsten Hektarertrag und auch die höchsten Stückmassen auf. Es wurden von Mitarbeitern der Tierärztlichen Hochschule Hannover an Fischen der verschiedenen Stämme KHV-Infektionsversuche durchgeführt. Hier erwiesen sich die CZ1-Karpfen am empfänglichsten, der sächsische Stamm SN1 dagegen wies eine schlechtere Resistenz auf. Insgesamt schnitt im Ranking jedoch der Stamm CZ1, unter anderem mit einer Überlebensrate von 36 % Kv zu K1, am besten ab. In der Produktqualität wies dieser Stamm den höchsten Filetanteil auf. Spiegelkarpfen hatten einen niedrigeren Filetanteil, allerdings bessere Bewertungen bei den Garverlusten. Ein erstes Fazit dieser Untersuchungen könnte sein, die Aufzucht von Schuppenkarpfen alternativ zu bedenken. Es hat sich gezeigt, dass Schuppenfische tendenziell weniger von Kormoranen befischt werden. Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben gab Frau Dr. Verena Jung-Schroers von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Gemäß Tierschutz-Schlacht-Verordnung (TSchlVO) sind Fische vor dem Schlachten zu betäuben. Das bedeutet, die Fische müssen in einen wahrnehmungsunfähigen Zustand versetzt und bis zur Tötung gehalten werden. Messungen an Regenbogenforellen und Karpfen haben ergeben, dass der Betäubungseffekt bei den Fischarten je Betäubungsart unterschiedlich ist. Von den in der Tierschutz-Schlacht-VO zugelassenen Betäubungsverfahren sind die Betäubung mittels Kopfschlag oder mittels elektrischen Stroms die praktisch am besten durchführbaren Verfahren. Zur Untersuchung wurden dementsprechend Kopfschlag oder elektrischer Stroms sowie die Kombination beider Verfahren verglichen. Mit Anwendung einer der genannten Methoden bei Forellen konnte eine Wirksamkeit von mind. 95% erreicht werden. Bei Karpfen war eine 100%ige Betäubung nur bei einer Kombination von Elektrobetäubung und Kopfschlag sichergestellt. Im Verlauf der Betäubung treten äußere Verletzungen bei Forellen häufiger als bei Karpfen auf. Ein zu starker Kopfschlag führt zu Schädigungen des 53 Aus der Forschung Fotos: T. Wichmann Schädels, was insbesondere einen negativen optischen Qualitätsverlust bedeutet. Falsche Elektrobetäubung kann bei Forellen zu Blutungen in der Muskulatur und somit zu Qualitätsverlusten führen. Die Leitfähigkeit des Wassers hat großen Einfluss auf die Betäubung mit elektrischem Strom. Bei einem Leitwert über 1000 µS/cm ist keine ausreichende Betäubung herbei zu führen. Der optimale Bereich für die Betäubung befindet sich zwischen 500 – 1000 µS/cm bei einer Einwirkzeit von 2 bis 5 min. Es wird zur Gewährleistung optimaler Leitwerte ein regelmäßiger Wasserwechsel im Betäubungsbecken empfohlen. Fortbildungsveranstaltungen und Merkblätter zur tierschutzgerechten Schlachtung von Fischen sind in Vorbereitung. Untersuchungen zur Erprobung geeigneter Betäubungsverfahren für die Schlachtung Afrikanischer Welse (Clarias gariepinus) wurden von Herrn Dr. Möbius, Universität Leipzig, Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen beschrieben. Die generellen Anforderungen Schmerzen und Leiden zu vermeiden, ist der Hintergrund zur tierschutzgerechten Betäubung vor dem Schlachten. Die Betäubung des afrikanischen Raubwelses ist allerdings mit den konventionellen Betäubungsmethoden und Geräten nur bedingt tierschutzgerecht zu realisieren. Mögliche Verfahren sind die Anwendung der Druckluftnadelpistole oder des Bolzenschussgerätes. Das Handling ist dabei sehr aufwendig und es lassen sich nur kleinere Mengen an Fisch betäuben und schlachten. Die spezielle Anatomie des Schädels von Clarias gariepinus mit starkem Schädelknochen und dem in einer Gallertmasse eingebettetem Gehirn verhindert die Betäubung mit marktüblichen Elektrobetäubungsgeräten. Die Lebendkühlung in Eiswasser (Hypothermie) ist eine derzeit zwar nicht genehmigte, aber mit Ausnahmeerlaubnis angewendete Methode. In verschiedenen Versuchen mit unterschiedlichen Kühlverfahren (Eiswasser, Eiswasser + Eis und Eis + Salz) mit und ohne Vorkühlung der Fische auf 0°C wurde der Zeitpunkt des Betäubungseffektes ermittelt. Lange Zeiträume sind notwendig um die Wahrnehmungslosigkeit von Clarias gariepinus zu erreichen. Die längste Reaktionszeit von 20 min wurde bei der Methode „Eiswasser ohne Vorkühlung“ ermittelt. Am kürzesten mit 7 Minuten war die Reaktionszeit bei schrittweiser Vorkühlung der Fische auf 54 10°C über einen Zeitraum von 3 Stunden. Die Untersuchungen brachten zusätzlich den Nachweis, dass die Fische im Eis nicht ersticken. Entwicklungen in der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpom- mern wurden von Herrn Carsten Kühn, Institut für Fischerei M-V, vorgestellt. In der Vergangenheit wurden bis 650 t Regenbogenforellen in Netzgehegen im Binnenland und an den Küsten produziert. Karpfen wurden in Teichen und Seen gehalten. 1991 betrug die Jahresproduktion noch 350 t. Die aktuelle Aquakulturentwicklung weist nach anfänglich dramatischem Rückgang wieder eine stabile Karpfenproduktion auf. Dahingegen ist bei Regenbogenforellen eine drastische Reduzierung auf ca. 120 t zu beklagen. Die Produktion sonstiger Fischarten nahm stark zu und betrug 2014 knapp 900 t. Insbesondere sind dies Clarias, aber auch Saiblinge, Störe, Ostseeschnäpel und Zander. Auf Grund der Auflagen des Naturschutzes ist die Entwicklung der Aquakultur in M -V nur noch in Kreislaufanlagen möglich. Netzgehege und Durchflussanlagen sind gegenüber 1990 stark rückläufig, Kreislaufanlagen stark zunehmend. Die Haltung von Clarias ist problemlos. Die VO-konforme Schlachtung bereitet jedoch Probleme. Beim White shrimp, es existieren mittlerweile zwei Anlagen in M-V, stellen sich die Probleme ähnlich wie bei Clarias dar. Geeignete Fischarten und Anlagen für die Aquakultur existieren in M-V zur Genüge. Kreislaufanlagen sind jedoch kostenintensiv und im Kaltwasserkreislaufbereich gibt es bisher keine Entwicklung. Die zukünftigen Verfahren werden in den Forschungsanlagen der Landesforschungsanstalt vorbereitet. Dazu zählen Forschungen zum Ostseeschnäpel in Born/Darß, zum Baltischen Stör und zu Meerforellen. Am Standort Hohen Wangelin existiert eine Kaltwasserkreislaufanlage für Salmoniden und Teiche für Edelkrebse. Die Zanderaufzucht wird in einer Warmwasserkreislaufanlage untersucht. Ziel ist u. a. der Aufbau einer intensiven Zanderaquakultur. Die Reduzierung des abfließenden Produktionswassers ist Inhalt eines weiteren aktuellen Projektes. Abschließend stellt Herr Kühn die Vernetzung der Forschungslandschaft in M-V dar. Über die Ergebnisse des Flussneunaugenmonitorings in Sachsen referierte Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Herr Robert Wolf, vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow. Gemäß FFH Richtlinie-Anhang 2 gilt das Flussneunauge als zu schützende Art, in deren Lebensraum und Laichrevieren naturschutzrechtliche Auflagen einzuhalten sind. Die Verbreitung der Flussneunaugen in den Elbezuflussgewässern festzustellen und die aufsteigenden adulten Flussneunaugen zu erfassen, war Inhalt des Projekts. Mittels Reusen oder Aalkörben oder Elektrofischerei wurde in 16 ausgewählten Untersuchungsgewässern versucht, aufsteigende adulte Flussneunaugen zu fangen. In 8 Untersuchungsgewässern wurde eine nennenswerte Anzahl von Querdern gefangen. Leider ist die optische Unterscheidung und auch eine genetische Differenzierung zwischen Bach- und Flussneunaugen in diesem Stadium nicht möglich. Im Untersuchungsgebiet wurden im Jahr 2015 keine adulten Flussneunaugen gefangen und auch keine Laichnester gesichtet. Eine Laichplatzkartierung für die Elbeeinzugsgewässer in Sachsen war somit nicht möglich. Historisch ist das Vorkommen bzw. das Aufsteigen von Flussneunaugen bis Tschechien dokumentiert. Ein Ausbleiben von Flussneunaugen in der Elbe wurde ab 1960 beobachtet und hauptursächlich auf Wasserverschmutzungen und Verbau zurückgeführt. Einzelnachweis von Flussneunaugen gab es im April 2010 im Lachsbach. Seit der Durchgängigkeit der Elbe am Wehr in Geesthacht ist der Wiederaufstieg der Flussneunaugen möglich, er spiegelt sich jedoch nicht in den Fängen in Sachsen wieder. Herr Thorsten Roch und Herr Ralf Schreyer vom Biosphärenreferat Oberlausitzer Heide- und Teichland- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 schaft sprachen in ihrem Vortrag zur Teichwirtschaft im Biosphärenreservat. Seit dem Neubeginn der Karpfenteichwirtschaft im Jahre 1991 existiert eine enge Zusammenarbeit des Biosphärenreservates mit dem Landesfischereiverband, den Behörden und Bewirtschaftern. Durch Flächenkauf von der Treuhand gelangten 1750 ha Teiche in Landesbesitz. Insgesamt sind 9 % des Biosphärengebietes mit Wasser bedeckt. Die Verwaltung unterstützt regionale Abfischfeste, half bei der Vorbereitung und Etablierung des BioKarpfen. Die Unterstützung der Bewirtschafter in Extremsituationen und Beratung bei den unterschiedlichen Förderprogrammen sowie zur Naturschutzgesetzgebung sind weitere Arbeitsschwerpunkte. Neuere Aktivitäten sehen verstärkte Instandsetzungen an landeseigenen Teichen seit 2013 vor. Dabei sind sowohl Dammreparaturen als auch die Erneuerung von Mönchen nötig. In den nächsten Jahren soll der Instandhaltungsrückstau abgebaut werden. Herr Dr. Karsten Tusche, Fischzucht Rietschen GmbH gab einen Praxisbericht aus der Oberlausitz: Diversifizierung statt Intensivierung. Ein klassischer Vollbetrieb der traditionellen Karpfenteichwirtschaft, gegründet 1992, mit zwei Erweiterungen in 2009 und 2015, ist der Mittelpunkt. Die Nutzfläche beträgt 360 ha. Neben der Teichwirtschaft gehören eine Kreislaufanlage und Produktion und Vertrieb von Wasserpflanzenelementen zum Unternehmen. Kreislaufanlage und traditionelle Teichwirtschaften schaffen Synergieeffekte. Produziert werden Zander aller Größenklassen, Hecht, Schleie, Wels, Weißfische sowie Karpfen aller Altersklassen. Lohnmast von sibirischen Stören erfolgt zusätzlich, auch zur Sanierung verschlammter Teiche. Die Direktvermarktung findet über 2 Hofläden statt, wozu auch die Verarbeitung von Frischware gehört. Regionale Märkte und Festveranstaltungen ergänzen die Vermarktungswege. Hälterungsmöglichkeiten für 120 t Lebendfisch existieren. Eine Wasserbüffelhaltung auf 17 ha mit Fleischverwertung ist ein weiteres Standbein der GmbH. Auch als Landschafts- und Gewässerpfleger ist Dr. Tusche aktiv. Die Anzucht, Produktion und der Vertrieb von Wasserpflanzenelementen nutzt Nährstoffe aus dem Kreislauf-Ablaufwasser der Pflanzenteiche. 12.000 m2 Wasserbauelemente werden in der verlängerten Vegetationsperiode erzeugt und dienen europaweit zum 55 Aus der Forschung Fotos: T. Wichmann Wasserbau. Die Abbaggerung von Teichen wegen Braunkohleförderung ermöglichten neu angelegte Teichflächen, die allerdings erstmal sehr unfruchtbar ist. Der Prozess der Verlagerung benötigt Vorlaufzeit von mindestens 10 Jahren. Die Kormoranproblematik ist in dieser Teichwirtschaft genauso präsent und verheerend wie anderswo. Die Kreislaufanlage (KLA), natürlich abgeschirmt hält Prädatoren ab. Die Vorteile der Seuchenfreiheit und Temperaturunabhängigkeit kommen Brutanlage und Setzlingserzeugung zugute. Die Wärmeversorgung sichert eine Biogasanlage. Die Wasserversorgung erfolgt über Brunnen und auch Leitungswasser. Die GmbH hat ein Niedrigenergie Kreislaufsystem mit 2 separaten Großkreisläufen sowie 1 Brutkreislauf incl. Temperatursteuerung. Die Fütterung wird über Futterautomaten durchgeführt. Eine permanente Systemüberwachung sichert Havariefreiheit. Aktuell werden 12 t Zander (50-1200 g), davon 8-10 t Speisefische, produziert. Setzlinge sind sehr nachgefragt, sowohl für KLA als auch natürliche Gewässer. Derzeit kann Dr. Tusche 120.000 trockenfutteradaptierte Z1 erzeugen. Brut wird zu zwei Terminen bereitgestellt: Frühbrut im Dezember und Normalbrut im April/Mai. Zugergläser sichern traditionell die Erbrütung. Der Schlupf erfolgt nach 60-70 Tagesgraden. Zur Anfütterung der Zander werden Artemien verwendet. Die Umstellung auf Trockenfutter wird nach 26 Tagen begonnen. Die Zandersetzlingsproduktion ist mit hohem Reinigungsaufwand und Gesundheitskontrolle verbunden. Probleme machen noch die Keimdruckreduktion und die Erzeugung ausreichender Artemiamengen. Verluste bei der Frühbrut durch N2-Übersättigung müssen minimiert werden. „Die aktuellen Krankheitserreger bei Karpfen und Co. – eine Übersicht“ stellten Frau Dr. Grit Bräuer und Frau Dr. Kerstin Böttcher von der Sächsischen Tierseuchenkasse – Fischgesundheitsdienst vor. In den letzten Jahren wurden zwei Projekte der Tierseuchenkasse zur Verbreitung und Bedeutung von Mykoplasmen im Zusammenhang mit Verlustgeschehen in Sachsen bearbeitet. In den Jahren 20122013 wurden häufig Mykoplasmen als Nebenbefunde bei Fischen festgestellt. Zu diesen Erregern existieren bislang recht wenig Erkenntnisse. Diese Bakterien sind sehr klein (0,3-1,6 µm) besitzen keine feste Zellwand 56 und sind auf Grund ihrer kommensalischen oder parasitischen Lebensweise als Krankheitserreger bekannt. Bei Schleien wurden Kiemenveränderungen diagnostiziert. Vom Sächsischen Fischgesundheitsdienst wurden 63 Fischbestände auf Mykoplasmen (Kiemen und innere Organe) untersucht. Davon waren 60 Karpfenbestände von denen 25 klinisch gesund und 38 klinisch krank diagnostiziert wurden. Es erfolgten elektronenmikroskopische Untersuchungen als auch die Anzucht auf Kulturen sowie im Anschluss zum Erbgutnachweis die PCR. Typisch ist ein Spiegeleiförmiges Wachstum der Kolonien. 41% aller untersuchten Bestände wiesen Mykoplasmen auf. Mykoplasmen konnten zu jeder Jahreszeit in allen Beständen und zumeist auf der Haut, weniger in den Kiemen und selten in inneren Organen festgestellt werden. Die kulturelle Anzucht und das PCR erbrachten keine Mykoplasmennachweise. Viruspartikel wurden in 53% aller Bestände nachgewiesen. Diese Nachweise sind aber oft Herpesviren sowie auch andere Virenarten. Herpesviren konnten bei 53% der kranken und 36% der gesunden Fische festgestellt werden. Der Mykoplasmennachweis konnte nicht in direktem Zusammenhang mit Krankheits- oder Verlustgeschehen gebracht werden. Es besteht jedoch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Virennachweis und Krankheitsgeschehen. Jedoch ist nicht jeder Virusnachweis mit einer akuten Erkrankung verbunden. Frau Dr. Kerstin Böttcher referierte zur Entwicklung der KHV in Sachsen. Diese hat sich in den letzten Jahren etwas beruhigt. Die Anzahl der untersuchten Betriebe ist gleich geblieben. Auch 2015 waren noch seuchenartige Verläufe der KHV nachweisbar. 2008 stellte den Höhepunkt des KHV Geschehens dar. Ab 2009 lief das KHV-Tilgungsprogramm. Ausbrüche wurden in 4 Betrieben bzw. Betriebsteilen mit insgesamt 9 Fällen registriert, die bereits in der Sanierung sind. Neuausbrüche in Betrieben, die bisher KHV unverdächtig waren, wurden nicht festgestellt. Die wichtigsten Faktoren zur Eindämmung der Seuche waren erfolgreiche Sanierungsmaßnahmen und der Schutz der nicht betroffenen Betriebe und Gebiete. Insbesondere ist beim Umsetzen und Verbringen von Fischen der Seuchenstatus des Liefer- und Empfängerbetriebes zu beachten. D. h. Fische aus Betrieben im Tilgungsprogramm (Kategorie IV) dürfen keine Fische in seuchenfreie oder unverdächtige Betriebe (Kategorie I, II oder III) verbringen/ umsetzen. Das gilt auch innerhalb eines Betriebes mit unterschiedlichem Seuchenstatus der einzelnen Betriebsteile. Es erfolgt weiterhin eine Beratung und Untersuchung der Betriebe und auch eine Neuauflage des KHV-Bekämpfungsprogramms. Die Betriebe erhalten Unterstützung bei der Sanierung der „KHV-Teiche“. Der Fischgesundheitsdienst erarbeitet mit den Betrieben Sanierungskonzepte. Ein weiteres und wahrscheinlich weit verbreitetes Problem stellt das Carp Edema Virus (CEV) dar, das seit den 70iger Jahren bei juvenilen Kois meist im Zusammenhang mit Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 Aus der Forschung Stresssituationen beschrieben wurde. Bei einem CEVBefall ist mit Mortalitäten von 80-100% der Fische zu rechnen. Klinische Symptome sind insbesondere die Lethargie der Fische, die schlafend am Grunde liegen. Weitere Symptome sind Kiemenschwellungen, Kiemennekrosen, Enophthalmus und Hautläsionen. Die CEV ist ein aquatisches Pockenvirus das in der Diagnostik deutlich von KHV abgrenzbar ist. Die CEV ist mit 5 g/l Salz und Erwärmung gut therapierbar. Erstmals in Deutschland erfolgte der Nachweis in Gartenteichen in Niedersachsen 2014. Die labordiagnostische Methode zum Nachweis des CEV ist die PCR. Bisher deutschlandweit mittels PCR getestete Nutzkarpfenbestände waren im Ergebnis negativ. Retrospektiv ergeben sich seit mehreren Jahren Verdachtsfälle, die nicht als CEV gewertet bzw. diagnostiziert wurden. Dies sind insbesondere Verluste bei Kleinteichbesitzern bei den Abfischungen wo Fische im Teich liegen blieben. Auch hohe Verluste in den Hälterungen von Speisefischen gehen voraussichtlich auf das Konto von CEV. Das Virus ist vermutlich seit mehreren Jahren vorhanden, dessen Verbreitung aber nicht bekannt. Zu den Verbreitungswegen ist wenig bekannt. Der CEV Nachweis ist keine anzeigeplichtige Tierseuche oder meldepflichtige Tierkrankheit. Die Kosten für die Untersuchungen sind vom Tierbesitzer zu tragen. Herr Dr. Dirk Hübner, BfS Bürogemeinschaft für Fisch – und Gewässerökologische Studien Marburg, Frankfurt, referierte zur Effizienzkontrolle einer spezifischen Aalabstiegsanlage an der WKA Ruhlmühle (Spree). Die WKA hat eine Kaplanspiralturbine mit einem Schluckvermögen von 8 m3/s, einer Fallhöhe von 4,6 m (320 KW) und der Rechen zur Absperrung hat 20 mm Rechenweite. Die Anströmgeschwindigkeit vorm Rechen beträgt 0,5 m/s. Das Aufnehmen der Aale erfolgt durch Erzeugung eines Reizes zum Abtauchen vor dem Rechen. Ein Strömungsschatten wird mittels Borstenriegel über die gesamte Gewässerbreite erzeugt. Diverse Einstiegsöffnungen in geringer Distanz im strömungsberuhigten Bereich ermöglichen den Aalen den Weg in ein Sammelrohr. Das Weiterleiten der Aale funktioniert durch eine Leitung als hydraulischer Heber ohne Drosselung oder Querschnittsverengung. Dazu besteht eine Rückspülmöglichkeit. Die Effizienzkontrolle des Abstiegs erfolgte durch Besatz und Wiederfangversuch von 230 Tieren. Damit waren Vorschädigungen ausgeschlossen und der Abwanderungszeitraum messbar. An drei Tagen wurden Aale, Gruppe Grün (78 Aale) und Blau (152 Aale), markiert und besetzt. 3 Abwanderungskorridore standen den Fischen zur Verfügung: Rechen, bodennahes Loch neben Rechen und der Aalabstieg. Die Abwanderung an den drei Tagen stieg von 16 über 33 auf 41% mit Zunahme des Abflusses und am 3. Tag war das Wasser auch noch eingetrübt. Insgesamt konnten mit 58 % bzw. 40 % Wiederfangrate gute Ergebnisse erzielt werden. Die Aale, sowie die Besatzfische als auch die natürlich vorkommenden, wanderten zu ca. 90% über den Aalabstieg ab und zu ca. 9 % über das Loch nahe des Rechens. Der Anteil über den Rechen war sehr gering (ca. 1%). Das Fazit der Untersuchungen sah Dr. Hübner in: Hohe Effektivität von 90 % Freiland und Besatzfische. Der Abstieg erfolgt in wenigen Minuten. Die Passage durch den Aalabstieg war verletzungsfrei. Für erfolgreiche Besatz- und Wiederfangversuche ist der Besatztermin (inklusive Wasserstände) entscheidend für eine hohe Wiederfangrate. Der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommern e.V. gibt bekannt: ab 01.07.2016 – Die Geschäftsstelle ist umgezogen. Neue Anschrift: Hafenstraße 12 d Telefon: 03 83 92-513 11 Postfach 26 FAX: 18546 Sassnitz E-mail: lvkk-mv@t-online.de Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016 03 83 92-513 44 57 Impressum Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern/Heft 2 – Juli 2016 – 16. Jahrgang (erscheint viermal jährlich) Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung • ISSN 1617-4585 Herausgeber: Landesfischereiverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., Siedlung 18 a, 19065 Görslow Tel.: 03860 560 30 Fax: 03860 560 329 E-Mail: info@lfvmv.de Redaktionskollegium: Thorsten Wichmann Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV M-V e.V. Siedlung 18 a 19065 Görslow Mobil: +49 172 931 55 29 E-Mail: info@lfvmv.de Norbert Kahlfuss Landesverband der Kutter- und Küstenfischer M-V e.V. Hafenstraße 12 d,Postfach 26 18546 Sassnitz Tel.: +49 38392 513 11 Fax: +49 38392 513 44 E-Mail: lvkk-mv@t-online.de Ulrich Paetsch Landesverband der Binnenfischer M-V e.V. Eldenholz 42 17192 Waren Tel.: +49 3991 15340 Fax: +49 3991 153417 E-Mail: upaetsch@mueritzfischer.de Claudia Thürmer Landesanglerverband M-V e.V. Siedlung 18 a 19065 Görslow Tel.: +49 3860 560 30 Mobil: +49 172 343 44 99 E-Mail: thuermer@lav-mv.de Holger Schmietendorf Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Paulshöher Weg 1 19061 Schwerin Tel.: +49 385 588 65 64 Fax: +49 385 588 60 24 E-Mail: h.schmietendorf@lu.mv-regierung.de Prof. Dr. Harry Palm Universität Rostock, Professur für Aquakultur und Sea-Ranching Justus-von-Liebig-Weg 6 18059 Rostock Tel.: +49 381 49 83 730 Fay: +49 381 49 83 732 E-Mail: harry.palm@uni-rostock.de Carsten Kühn Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei M-V Institut für Fischerei Fischerweg 408 18069 Rostock Tel.: +49 381 20 26 05 30 Fax: +49 381 20 26 05 37 E-Mail: iff@lfa.mvnet.de Die Artikelinhalte geben die Meinung der Autoren wieder und müssen somit nicht mit der Auffassung des Herausgebers übereinstimmen. Eine Gewährleistung des Herausgebers wird ausgeschlossen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur nach Genehmigung des Herausgebers. Druck: Druckerei A.C. Froh, Inh. Thomas Leppin, Große Burgstraße 19, 19395 Plau am See Tel.: 038735 46400 E-Mail: info@druckerei-froh.de Titelbild: 58 Ein guter Fang (Foto: C. Ubl) Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016