Illegaler Handel mit Tabakprodukten
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Illegaler Handel mit Tabakprodukten
Illegaler Handel mit Tabakprodukten – und wie man ihn bekämpft Zweite Ausgabe Haftungsausschluss und Absichtserklärung Die Broschüre „The Illicit Trade in Tobacco Products and How to Tackle It“ über den illegalen Handel mit Tabakprodukten wird vom International Tax and Investment Center (ITIC), einer gemeinnützigen Stiftung für Forschung und Bildung, herausgegeben. Das ITIC fungiert als eine zentrale Institution, die über bewährte Methoden im Bereich Besteuerung und Investitionspolitik informiert und als Bildungszentrum für die Weitergabe dieses Wissens zur Verbesserung des Investitionsklimas von Schwellen- und Entwicklungsländern und der damit verbundenen Bildung und Entwicklung von geschäftlichem und wirtschaftlichem Wohlstand dient. Diese Veröffentlichung soll als Leitfaden und Empfehlung für bewährte Verfahren für Steuer- und Zollbeamte sowie Strafverfolgungsbehörden dienen und deren Bemühungen bei der Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten stärken. Das ITIC erhielt ergänzende Zuwendungen von Tabakunternehmen zur Deckung eines Teils der im Rahmen dieser Publikation entstandenen Kosten. Die redaktionelle Kontrolle verblieb allerdings vollständig beim ITIC, welches die volle Verantwortung für Inhalt und Fehler oder Auslassungen übernimmt. Weder sind die Inhalte dieser Publikation als ITIC-Richtlinien zu verstehen noch spiegeln die Ansichten oder Strategien der beteiligten Organisationen oder Einzelpersonen (finanzielle oder sonstige), wie beispielsweise der Weltzollorganisation (WCO), des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF) oder der Tabakindustrie, notwendigerweise die Ansichten des Herausgebers wider. Die Beiträge zu dieser Veröffentlichung, einschließlich der Daten und Fallbeispiele, wurden von Steuer- und Zollbehörden, der Weltzollorganisation sowie von Vertretern der Branche und verschiedenen Beratern zur Verfügung gestellt. Über die Autorin Elizabeth Allen, BA Elizabeth (Liz) Allen, Absolventin der Universität Bristol, verfügt über 35 Jahre Erfahrung in Management, aktivem Einsatz und Politik aus ihrer Tätigkeit in der britischen Zollbehörde (UK – HMRC) und zuletzt bei der britischen Zoll- und Verbrauchssteuerverwaltung. In den leitenden Funktionen ihrer Karriere war sie zuständig für die Untersuchung von Betrugsfällen mit Alkohol und Tabakwaren, die ComplianceStrategie für Verbrauchssteuern und Binnenzölle, die Umsetzung des Excise Movement and Control Systems für die Überwachung der Beförderung verbrauchssteuerpflichtiger Waren und die Verwaltung der Umweltsteuern. Darüber hinaus arbeitete Liz im Bereich Zollpolitik und Zollfahndung. Zudem zeichnen sie ihre umfangreichen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Fachkollegen anderer Institutionen sowie mit Akteuren des Privatsektors aus. Seit ihrem Ausscheiden aus der HMRC im März 2009 leitete Liz bzw. war sie an vier „Starting Gate“ Untersuchungen zur Durchsetzung der politischen Zielvorgaben der Major Projects Authority von vier UK-Ministerien beteiligt. Von September 2010 bis Juni 2011 leitete Liz eine erfolgreiche, von der EU finanzierte Untersuchung über den illegalen Handel mit verbrauchssteuerpflichtigen Waren in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC). Sie moderierte Workshops über Verbrauchssteuerpolitik, -verwaltung und -vollzug für Finanz- und Zollbeamte in der SADC-Region. Sie arbeitete als Beraterin für die nigerianische Zollbehörde bei der Entwicklung des strategischen Organisationsplans im Jahr 2012 und hielt 2013 Seminare zum „Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen“ für leitende Beamte in Vietnam und Thailand ab. Sie ist die Autorin der ersten Ausgabe von „The Illicit Tobacco Trade and How to Tackle It” und dem „Guidebook to the Successful Introduction of a Specific Excise Tax on Alcohol Beverages”, die beide 2011 vom ITIC veröffentlicht wurden. Liz leitete 2009 und 2013 zwei internationale Konferenzen gegen illegalen Handel bzw. Schattenwirtschaft. Bei zahlreichen internationalen Konferenzen über Themen zu Verbrauchssteuern war Liz Referentin und leitete die Schulungen „Bewältigung administrativer Herausforderungen“, „Steuerzahler als Kunde“ und „Strategische organisatorische Entwicklung und Umsetzung“ für hohe internationale Verwaltungsbeamte. Illegaler Handel mit Tabakprodukten – und wie man ihn bekämpft, Zweite Ausgabe Inhaltsverzeichnis Einführung2 Vorwort 3 Kurzfassung 4 1. Wann sprechen wir von illegalem Handel mit Tabakprodukten? 7 2. Umfang und Bemessungsgrundlagen 9 3. Globaler Charakter und Dynamik 14 4. Folgen des illegalen Handels mit Tabakprodukten 20 5. Ursachen und Einflussfaktoren 24 6. Bekämpfung des Problems 33 7. Das Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen (ITP)42 Zukunftsperspektive47 Literaturverzeichnis48 Literaturverzeichnis Fallbeispiele 50 Glossar und Abkürzungen 51 Zusätzliche Literatur des ITIC 52 Nützliche Links 53 Anlage 1: Containergrößen 54 Anlage 2: Ein regionaler und nationaler Strategieansatz zur Bekämpfung des illegalen Handels mit steuerpflichtigen Waren 55 DAS DRITTE UND VIERTE BILD AUF DEN TITELBLÄTTERN 1 UND 4 WURDE FREUNDLICHERWEISE VON INTERPOL ZUR VERFÜGUNG GESTELLT. 1 Einführung Angesichts der weltweit starken Nachfrage nach der ersten Ausgabe von „The Illicit Trade in Tobacco Products and How to Tackle It“ freut sich das ITIC über die Veröffentlichung einer zweiten Ausgabe. Von der ersten Ausgabe wurden mehr als 7.000 Exemplare in fünf Sprachen erstellt. Die zweite Ausgabe dieses Ratgebers beinhaltet neue Daten und Informationen zu aktuellen Entwicklungen in der Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten und beschreibt die Schlüsselprobleme von Regierungen bei der Umsetzung des „Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen“ (ITP). Seit unserer Gründung im Jahr 1993 beschäftigt sich das ITIC mit Verbrauchssteuern, die bei korrekter Planung und Umsetzung eine sichere und planbare Einnahmequelle von Regierungen darstellen. Schon bald konnten wir jedoch feststellen, dass der illegale Handel mit verbrauchssteuerpflichtigen Waren, insbesondere Zigaretten, für viele Regierungen zu hohen Einnahmeverlusten führten. Aus diesem Grund erweiterten wir das Programm des ITIC und konzentrierten uns fortan auf den Steuervollzug, die Durchsetzung von Zollvorschriften sowie die Strafverfolgungsbelange im Zusammenhang mit der Verbrauchssteuerregelung. Uns war früh bewusst, dass Entscheidungsträger ein reges Interesse zeigten und mehr über die praktischen Gesichtspunkte der Steuerverwaltung und des Steuervollzugs erfahren wollten. Im Jahr 2009 kooperierte das ITIC mit der Weltzollorganisation (WCO), um eine interdisziplinäre Konferenz mit allen Aspekten (Steuern, Zölle, Rechtsdurchsetzung und Gesundheit) zur erfolgreichen Bekämpfung des illegalen Zigarettenhandels zu veranstalten. Mit der Konferenz von 2009 und den darauf folgenden Publikationen, einschließlich dieser neuen Ausgabe unseres Ratgebers, möchten wir das Bewusstsein und Verständnis für das wachsende Problem des illegalen Handels mit Tabakprodukten erhöhen und bewährte Verfahren zu dessen effektiver Bekämpfung mit anderen teilen. Wir hoffen, dass diese Broschüre als wirksames Aufklärungsmittel für den weiteren Kampf gegen den illegalen Handel mit Tabakprodukten und die Steigerung der Staatseinnahmen weltweit dient. Wir hoffen, dass sie einen positiven Beitrag zu den Entwicklungen in ihrem Land leisten kann. Daniel A. Witt Präsident, International Tax and Investment Center 2 Vorwort Wir leben in einer sehr schnelllebigen Welt, in welcher der globale Handel unsere Lebensweise, die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand wesentlich beeinflusst. Zölle spielen eine wichtige Rolle, wenn sichergestellt werden soll, dass der weltweite Handel internationalen Erfordernissen entspricht und dass festgesetzte Steuern zur Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen an Regierungen gezahlt werden. Bei hoch besteuerten und leicht zu transportierenden Waren nutzen Kriminelle, Terroristen und Rebellen die Schwächen der Zoll- und Steuerkontrolle, um Gewinne anzuhäufen. Ob sie sich dabei über Gesetze hinwegsetzen, die Gesundheit der Konsumenten geschädigt wird oder den Ländern Einnahmen entgehen bzw. rechtmäßigen Unternehmen die Handelsgrundlage entzogen wird, spielt dabei für sie keine Rolle. Die Herausforderungen, die sich im Zusammenhang mit dem illegalen Handel mit Tabakprodukten ergeben, werden immer komplexer. Erfolgreiche Verbote und Kontrollen im Rahmen der Strafverfolgung veranlassen Straftäter, immer raffiniertere Schmuggeltechniken zu entwickeln. Weltweit bestätigen Zollbehörden die Zunahme des illegalen Handels mit Tabakprodukten in den vergangenen Jahren. Regierungen stehen vor zunehmend eng vernetzten und organisierten Schwarzhändlern, deren Aktivitäten schwerer aufzuspüren und zu unterbinden sind. Infolgedessen müssen wir unsere Anstrengungen weiter verstärken, um das Problem in den Griff zu bekommen. Durch neue Ideen, Fragestellungen, zukunftsgerichtete Planung, Lernen von anderen und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden, anderen nationalen Stellen und rechtmäßigen Handelsunternehmen können wir den Einsatz der teuren und knappen Ressourcen zur Bekämpfung des illegalen Handels neu gestalten und optimieren. Wir müssen Regierungen und Öffentlichkeit auf die Folgen des illegalen Handels aufmerksam machen und ihre volle Unterstützung erlangen. Mit einem innovativen Ansatz, der die Bildung und Nutzung von Partnerschaften fördert, können wir unsere Bemühungen umsetzen und einerseits erhebliche Rückgänge des illegalen Handels sowie andererseits eine deutliche Verringerung der Zahl der davon profitierenden Kriminellen erreichen. Diese Veröffentlichung baut auf der gelungenen ersten Ausgabe der ITIC Veröffentlichung „The Illicit Trade in Tobacco Products and How to Tackle It“ aus dem Jahr 2011 auf und enthält neue Informationen zu der sich ständig verändernden Welt, in der wir leben. Sie stellt Grundsätze und bewährte Verfahrensweisen aus aller Welt vor, die hoffentlich zu verbesserten Partnerschaften und Arbeitsmethoden führen werden. Kunio Mikuriya Generalsekretär, Weltzollorganisation 3 Kurzfassung Die zweite Ausgabe dieser Publikation möchte das Bewusstsein für das Wesen des zunehmenden und sich weiterentwickelnden illegalen Handels mit Tabakprodukten schärfen. Es handelt sich hierbei um eine Zusammenstellung von Sachverhalten und Ansichten aus unterschiedlichsten Quellen, darunter von renommierten Wissenschaftlern, Beratern der Privatwirtschaft, Journalisten, internationalen Strafverfolgungsbehörden, staatlichen Finanzbehörden und der Industrie. Es werden die unterschiedlichen Aspekte des illegalen Handels aufgezeigt und Informationen zur Bestimmung seines Ausmaßes vermittelt. Darüber hinaus werden das Wesen des Problems sowie dessen Ursachen und Folgen untersucht und anerkannte Praktiken zur Realisierung von Strategien zur Bekämpfung des illegalen Handels für Behörden vorgestellt. Anhand von Beispielen und Fallstudien sollen bewährte Verfahren und die weltweiten Bemühungen zur Lösung dieses schwerwiegenden Problems vorgestellt werden.1 Wann sprechen wir von illegalem Handel mit Tabakprodukten? Ilegaler Handel manifestiert sich in zwei wesentlichen Formen: in Form illegaler Einfuhren und illegaler Inlandsproduktion. Zu illegalen Einfuhren zählen Fälschungen und Originalprodukte sowie zunehmend auch die sogenannten „Cheap Whites“ oder „Illicit Whites“. Diese Marken werden in einem Land legal und ausschließlich für den Schmuggel in ein anderes Land erzeugt, wo es keinen legalen Markt für diese Produkte gibt. Studien und die Erfahrung zeigen, dass der illegale Handel mit Tabakprodukten ein globales Phänomen darstellt, das auf allen Kontinenten in einkommensstarken und -schwachen Ländern gleichermaßen vertreten ist. Zigaretten sind hoch besteuert, leicht zu transportieren und bieten ein lukratives RisikoNutzen-Verhältnis. Aus diesen Gründen zählen sie zu den am häufigsten illegal gehandelten Waren der Welt. Nach Einschätzung von Euromonitor International „macht der illegale Handel mit Zigaretten den größten Anteil des 4 illegalen Handels mit einem legalen Produkt in Bezug auf den Wert und den zweitgrößten Anteil direkt nach dem Handel mit illegalen Drogen hinsichtlich der von Schmugglern erzielten Einnahmen aus.“2 Umfang und Bemessungsgrundlagen Die einhellige Meinung zum weltweiten illegalen Handel mit Tabakprodukten ist, dass die globale Größe und Bedeutung nicht mehr hinnehmbar ist. Die von Euromonitor International für 2012 veröffentlichten Daten weisen darauf hin, dass jede zehnte weltweit gerauchte Zigarette illegal gehandelt ist, was insgesamt etwa 600 Milliarden Zigaretten pro Jahr und jährliche staatliche Einnahmeausfälle in Höhe von 40-50 Milliarden USD entspricht. Die meisten Regierungen versuchen nicht den Umfang des Problems regelmäßig zu erfassen und sind sich über die zahlreichen negativen Folgen des illegalen Tabakhandels für ihre Wirtschaft und Gesellschaft nicht bewusst. Ohne ein aussagekräftiges Instrument zur Erfassung des Umfangs des Problems ist es für die staatlichen Stellen schwierig, die Wirksamkeit der Strategien zur Bekämpfung des illegalen Handels zu beurteilen. Globaler Charakter und Dynamik In den letzten Jahren hat sich die Dynamik des illegalen Handels rasant entwickelt und stellt eine ständige Herausforderung für politische Entscheidungsträger und Strafverfolger dar. Das explosionsartige Wachstum von „Illicit Whites“, die eigens für den Schmuggel hergestellt werden, setzt sich weltweit fort. Die von kriminellen Organisationen für den iillegalen Handel mit ganz verschiedenen Produkten, einschließlich Tabak und Rauschmitteln, sowie für den Menschenhandel, genutzten Vertriebsnetze wachsen ebenfalls stetig. Kriminologen, Strafverfolgungsbehörden und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) berichten, dass der illegale Handel mit Tabakprodukten in verschiedenen Gegenden weltweit ein großes Sicherheitsproblem darstellt und zunehmend zur Finanzierung des Terrorismus genutzt wird.3 • Korruption, Auswirkungen auf die Gesellschaft • Fehlende strenge amtliche Kontrollen in Freihandelszonen und bei Transitwaren, Der illegale Handel wirkt sich entscheidend auf das wirtschaftliche und soziale Gefüge der Gesellschaft aus. Abgesehen von entgangenen Einnahmen, die das Steueraufkommen verringern, behindert er die wirtschaftliche Entwicklung und beeinträchtigt die staatlichen gesundheitspolitischen Ziele wie Jugendprävention und Rechtsstaatlichkeit. Er fördert korrupte Praktiken, finanziert das organisierte Verbrechen und den Terrorismus und unterstützt die Ausweitung krimineller Handlungen. Investitionen in Herstellung, Neuerung, Handel und Vertrieb durch die legale Industrie werden untergraben; die Beschäftigungssituation wird negativ beeinflusst. In Gesellschaften, in denen der illegale Zigarettenhandel einen beträchtlichen Anteil des Gesamtverbrauchs ausmacht, erfahren illegale Produkte eine zunehmende Normalisierung. Dies gilt insbesondere für wirtschaftlich benachteiligte Regionen. Einige vertreten die Auffassung, dass eine höhere Besteuerung von Tabakwaren die wirksamste Methode zur Reduzierung des Konsums sei. Steuererhöhungen führen jedoch häufig auch dazu, dass legale und besteuerte Tabakwaren durch illegale und unversteuerte Waren ersetzt werden, da sie für den Raucher erschwinglicher sind. • Unzureichende Gesetzgebung und Sanktionen, Ursachen und Einflussfaktoren Es gibt zwei wesentliche Einflussfaktoren für den illegalen Handel: • Konsumenten möchten Geld sparen und • Kriminelle möchten Geld machen. Folgende Faktoren tragen ebenfalls zum Problem bei: • eine unausgewogene Steuerpolitik mit hoher Besteuerung von Tabakwaren, • Ungleichheiten bei steuerbedingten Preisen zwischen Rechtssystemen, • Protektionistische Maßnahmen, • Unzureichende Durchsetzung, • Erschwinglichkeit für einkommensschwache Personen, • Wachstum illegaler Vertriebsnetze und • Öffentliche Duldung des illegalen Handels mit Tabakprodukten. Bekämpfung des Problems Für die Entwicklung umfassender Strategien gegen den ilegalen Handel müssen Regierungen insbesondere die Beteiligung und wirksame Koordinierung aller relevanten Regierungsbehörden (z.B. Zoll, Polizei, Finanz-, Gesundheits-, Justiz-, Handelsministerium und örtliche Behörden) gewährleisten, um eine gemeinsame Ausrichtung und Verpflichtung bei der Erreichung derselben Ziele sicherzustellen. Darüber hinaus müssen den vollziehenden Behörden für die Bekämpfung des Problems angemessene Ressourcen bereitgestellt und sie zu einer engen Zusammenarbeit mit anderen staatlichen Akteuren ermutigt werden. Der Informationsaustausch mit Behörden anderer Länder und internationalen Strafverfolgungsbehörden muss gewährleistet sein. Gleichzeitig sollte die Gesetzgebung auf ausgewogenen Strategien mit abschreckenden Sanktionen basieren, die von einer effizient funktionierenden Justiz vollstreckt werden. Das öffentliche Bewusstsein muss gestärkt und Bürger müssen über die Auswirkungen des Erwerbs illegaler Produkte, wie beispielsweise die unwissentliche Unterstützung des organisierten Verbrechens und Terrorismus, informiert werden. Artikel 15 des FCTC Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen (ITP)4 Wie wichtig die Bekämpfung des illegalen Tabakhandels auf globaler Ebene ist, wird 5 im FCTC Übereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs der WHO deutlich, deren Vorstand mit über 170 Regierungen ein Protokoll zur Bekämpfung des illegalen Handels ausgehandelt hat. Das neue Protokoll enthält ausführlichere verbindliche Verpflichtungen, die auf die Eindämmung des illegalen Handels mit Tabakprodukten abzielen. Vor allem aber soll sie als internationale Richtlinie für nationale Maßnahmen bezüglich der Sicherheit der Lieferkette, bei Verstößen sowie für die Strafverfolgung und die internationale Zusammenarbeit dienen. 6 1. Wann sprechen wir von illegalem Handel mit Tabakprodukten? 1.1 Hauptformen des illegalen Handels mit Tabakprodukten und den Steuerbehörden nicht gemeldet werden. Diese Waren werden unversteuert verkauft und ggf. in zugelassenen Fabriken oder als Teil illegaler verdeckter Operationen hergestellt. Dazu zählen Originalprodukte und Fälschungen. Der illegale Handel mit Tabakprodukten ist in Artikel 1 des FCTC der WHO wie folgt definiert: „jedes gesetzlich verbotene Verfahren oder Verhalten, das Herstellung, Lieferung, Annahme, Besitz, Vertrieb, Verkauf oder Kauf betrifft, einschließlich aller Verfahren und Verhalten, die eine solche Handlung erleichtern sollen.“5 Gelegentlich treten auch folgende Fälle auf: • Der illegale Handel mit Zigaretten und sonstigen Tabakprodukten nimmt zwei Hauptformen an: • Illegale Einfuhren – bekannt als „Schmuggelware“ oder „verbotene Ware“: der rechtswidrige Handel mit Tabakwaren (Originalprodukte, Fälschungen oder „Illicit Whites“) zwischen verschiedenen Steuergebieten ohne Zahlung der anfallenden Steuern oder unter Missachtung bestehender Gesetze, welche die Einfuhr oder Ausfuhr verbieten; • Illegale Inlandsproduktion: Tabakwaren, die für den Konsum im selben Steuergebiet hergestellt Missbrauch gesetzlicher Privilegien: zollfreie Käufe und grenzüberschreitende Einkäufe sind legale Mittel zur Vermeidung höherer inländischer Steuern, wobei der Käufer versteuerte Zigaretten unter Einhaltung der zulässigen Höchstmengen in einem anderen Steuersystem erwirbt. Der Missbrauch dieser gesetzlich zulässigen Befreiungen und Privilegien, die beispielsweise Diplomaten und militärischen Organisationen zustehen, ist eine andere Form des illegalen Handels. Die Einstufungen dieser Praktiken sind abhängig von den steuerlichen und preislichen Unterschieden sowie von der Entfernung und den Kosten für das Verkehren zwischen den Steuergebieten.6 Handel mit Tabakprodukten Handel mit Tabakprodukten Zollfreie Verkäufe Zollfreie Verkäufe Illegale Illegale Einfuhren Illegale Inlandsproduktion Missbrauch gesetzlicher Privilegien Grenzüberschreitende Einkäufe Fälschung „Illicit Whites“ „Illicit Whites“ und NichtmarkenRauchtabak Original 7 Fallbeispiel: Bekämpfung von gefälschten Zigaretten in China China ist der weltweit größte Tabakwarenmarkt mit einem geschätzten Verbrauch von etwa zwei Billionen Zigaretten (etwa ein Drittel des Zigarettenkonsums weltweit). Dabei ist der Marktanteil internationaler Marken in China zu vernachlässigen. China ist das führende Herkunftsland für gefälschte Zigaretten weltweit. Schätzungen zufolge werden in China jährlich bis zu 190 Milliarden gefälschte Zigaretten hergestellt. Der Großteil sind Fälschungen von Zigarettenmarken für den chinesischen Binnenmarkt. Etwa 15 bis 20 Prozent der gefälschten Zigaretten sind Exportware, hauptsächlich für Europa und Nordamerika. Die meisten Zigarettenfälschungen werden in den südlichen Provinzen Chinas in Fujian und Guangdong hergestellt. Von dort werden sie entweder weiter in die chinesischen Großstädte oder, wenn sie für die Ausfuhr bestimmt sind, zu den großen Häfen Xiamen, Shenzhen, Guangzhou und Shanghai transportiert. Die Hauptverantwortung für die Regulierung des chinesischen Tabakwarenmarktes liegt bei der staatlichen Tabakmonopolverwaltung Chinas (STMA). Dazu gehört das Vorgehen gegen Personen, die Chinas strenge Tabakgesetze durch Herstellung, Transport oder Vertrieb gefälschter Zigaretten verletzen. China gehört zu den Ländern weltweit, die die härtesten Strafen für den Handel mit gefälschten Zigaretten verhängen: für überführte Täter gelten hohe Geld- und lange Gefängnisstrafen. Obwohl bei der Bekämpfung des Problems bereits einige Erfolge verzeichnet werden konnten, bleibt China weiterhin die größte Einzelquelle für gefälschte Tabakwaren. Die STMA hat inzwischen intensive Beziehungen zum Ministerium für Öffentliche Sicherheit (MPS) und zur 1.2 Bootlegging Das Bootlegging wird von Einzelnen oder kleinen Gruppen durchgeführt, die geringere Mengen Zigaretten schmuggeln und dabei die unterschiedliche Besteuerung für den Weiterverkauf nutzen. Beispiele für dieses Verfahren sind Arbeiter, die die Grenze zwischen der Europäischen Union (EU) und Osteuropa täglich auf dem Weg zur Arbeit überqueren und Zigarattenstangen (200 Zigaretten) mit zurückbringen, um zusätzliches Einkommen zu erzielen; oder Kuriere, die zwischen Ländern mit hoher und niedriger Besteuerung hinund herfliegen und dabei Billigfluggesellschaften nutzen. Diese Zigaretten werden von organisierten kriminellen Gruppen gekauft und zusammengetragen, welche die Waren anschließend auf den Zielmärkten vertreiben. Auf der untersten Ebene wird Schmuggel betrieben, wenn eine Person Zigaretten für den persönlichen Bedarf in Mengen einführt, welche die national festgelegten Beschränkungen überschreiten. 1.3 Arten der beteiligten illegalen Waren Illicit Whites: in weniger als einem Jahrzehnt hat sich der groß angelegte Schmuggel mit sogenannten 8 Allgemeinen Zollverwaltung Chinas (GACC) aufgebaut. Diese Beziehungen haben den Druck auf Händler gefälschter Zigaretten verschärft. Jedes Jahr erfolgen tausende Festnahmen und werden Milliarden von Zigaretten in Razzien der Polizei und von STMA-Beamten beschlagnahmt. Herstellung, Handel, Ausfuhr und Schmuggel mit gefälschten Zigaretten aus China werden von hoch organisierten kriminellen Syndikaten beherrscht. Diese Syndikate haben ihre Mittelsmänner auf der ganzen Welt, die den Schmuggel gefälschter Zigaretten im Bestimmungsoder Transitmarkt organisieren. Angesichts des internationalen Charakters des Handels mit gefälschten Zigaretten ist eine weltweite Kooperation zwischen Industrie und Strafverfolgungsbehörden erforderlich. Die GACC kann durch ihre Beziehungen zu internationalen Zollbehörden die Zollkontrollen in Europa und Nordamerika unterstützen, indem sie Lieferungen mit gefälschten Zigaretten aufhält. Im August 2010 wurde in Shanghai eine gemeinsame Konferenz der Europäischen Union und der GACC abgehalten, wobei einer der Hauptgesprächspunkte die Bekämpfung der Einfuhr gefälschter Zigaretten aus China war. Die STMA arbeitet zudem eng mit den größten internationalen Herstellern zusammen: British American Tobacco (BAT), Imperial Tobacco Limited (ITL), JT International (JTI) und Philip Morris International (PMI). Diese Kooperation besteht seit über einem Jahrzehnt und beruht auf dem Austausch von Informationen und Erkenntnissen, der es der STMA ermöglicht, in China gegen bekannte Fälscher vorzugehen und die entsprechenden Voraussetzungen schafft, mit denen die Hersteller ihre Marken in Ländern außerhalb Chinas schützen können. „Cheap Whites“ oder „Illicit Whites“ weltweit exponentiell erhöht. Diese Zigaretten werden in der Regel legal in einem Land eigens für den Schmuggel hergestellt und können aus einigen Ländern legal ausgeführt werden. Auf ihrem Versandweg zum Verkaufspunkt (häufig ein Land mit hohen Steuersätzen) werden sie über legale und informelle Vertriebsketten - ohne dafür Steuern zu entrichten - über Grenzen geschmuggelt. Gefälschte Waren werden illegal hergestellt und sind ohne die Zustimmung des Inhabers mit einem Markenzeichen gekennzeichnet. Diese Waren werden im Herkunftsland verkauft oder in ein anderes Land geschmuggelt. Auf gefälschte Waren werden keine Steuern gezahlt. Nichtmarken-Rauchtabak wird als loser oder (fein) geschnittener Tabak (in Australien als „Chop Chop“ bekannt) verkauft. Er besitzt keine Etikettierung oder Gesundheitswarnhinweise und wird als Drehtabak (RYO, Roll your own) konsumiert oder als Stopftabak in leere Zigarettenhülsen gefüllt. Nichtmarken-Tabak wird ebenfalls illegal in Form von losen Zigaretten in durchsichtigen wiederverschließbaren Plastikbeuteln verkauft (gemeinhin bekannt als „Baggys“). 2. Umfang und Bemessungsgrundlagen 2.1 Umfang Bedingt durch das Wesen des illegalen Handels ist es schwierig, genaue globale Statistiken zum Umfang des weltweiten illegalen Handels zu ermitteln. Das 2005 von der Weltbank veröffentlichte „Tobacco Toolkit“8 bezifferte den Umfang des Tabakkonsums insgesamt mit sechs bis neun Prozent. Studien aus dem Jahr 2008/20099 zufolge sind etwa elf Prozent des Zigarettenmarktes weltweit, d. h. mehr als 600 Milliarden Zigaretten pro Jahr, illegal. Diese Zahlen basieren allerdings nicht auf einem unabhängigen einheitlichen Verfahren oder Prozess, sondern sind einfache Sammlungen bestehender Schätzungen aus unterschiedlichen Quellen, die verschiedene Länder und Zeiträume bis 2008 umfassen. Euromonitor International schätzt, dass der illegale Handel auf dem Zigarettenmarkt 2012 weltweit etwa zehn Proznet ausmachte.10 Studien, die den illegalen Konsum nach Ländern untersuchen, erzielen in den meisten Fällen genauere Ergebnisse. Eine solche Studie von KPMG ergab, dass der illegale Zigarettenkonsum 2012 in der Europäischen Union auf insgesamt 65,5 Milliarden Zigaretten anstieg, was 11,1 % des gesamten Zigarettenkonsums entsprach. Für die Mitgliedsstaaten bedeutete das Steuerausfälle in Höhe von 12,5 Milliarden Euro. Dies entspricht dem höchsten jemals erfassten Stand in der EU und kennzeichnet damit einen weiteren Anstieg in sechs aufeinanderfolgenden Jahren. Die Schätzung basiert auf einer für alle 27 Mitgliedsstaaten angewandten identischen Forschungsmethodik. Die KPMG-Studie „Project Star“ wird in Abschnitt 2.3 ausführlicher beschrieben. 2.2 Bemessungsgrundlagen Obgleich allgemein Einigkeit darüber herrscht, dass Tabakwaren zu den am meisten illegal gehandelten Waren weltweit gehören, gestaltet sich die Bestimmung des tatsächlichen Umfanges äußerst schwierig. Die einzelnen Staaten sollten allerdings versuchen, den Umfang des illegalen Handels mit Tabakprodukten und Steuerumgehungen zu ermitteln, um fundierte politische Entscheidungen treffen zu können und Richtlinien festzulegen, anhand derer sich der Erfolg der Strategien gegen den illegalen Handel messen lässt. Folgende Ziele werden mit der Bestimmung des Umfanges des illegalen Handels verfolgt: • Messung des Vorkommens und relativen Anteils illegaler Tabakwaren, einschließlich Konsumentenverhalten, Kaufverhalten und Studien mit leeren Zigarettenschachteln; • Analyse langfristiger Tendenzen und Beurteilung der Entwicklung und • Gewährleistung von zeitübergreifender Konsistenz für jedes Land und dessen Bevölkerung, unabhängig vom Rauchverhalten oder von der Duldung des illegalen Handels durch den Verbraucher. Geschätzter jährlicher Umfang des weltweiten illegalen Handels mit Tabakprodukten 600 MILLIARDEN illegale Zigaretten Entspricht 85 Stück weltweit pro Erdbewohner 10 % Das sind der weltweit konsumierten Zigaretten $40-50 Milliarden US-Dollar entgangene Das sind Steuereinnahmen 9 Die Anwendung einer soliden Methodik ist der erste entscheidende Schritt des Prozesses, da sie einer unabhängigen Prüfung standhalten und von allen beteiligten Akteuren angenommen werden muss. 2.3 Methoden Die Steuer- und Zollbehörden, regionale und internationale Organisationen und die Industrie nutzen zahlreiche Methoden zur Bestimmung des Ausmaßes des illegalen Handels auf nationaler bzw. regionaler Ebene. Idealerweise sollten dazu groß angelegte Studien durchgeführt werden, da sich die komplexen zugrunde liegenden Ein- und Ausfuhrmechanismen von den Quell- zu den Bestimmungsmärkten am besten regional erfassen lassen. Im Gutachten des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) aus dem Jahr 2013 über die transnationale organisierte Kriminalität in Ostasien und dem Pazifik wird betont, wie wichtig es ist, Wesen und Ausmaß der Bedrohung zu verstehen, um Strategien und Maßnahmen für einen angemessenen Schutz der Gesellschaften entwickeln zu können.11 Es existiert kein allgemein anerkanntes Verfahren zur Ermittlung des Ausmaßes des illegalen Handels mit Tabakprodukten. Gegebenenfalls sind verschiedene Ansätze erforderlich, um mögliche finanzielle EInschränkungen - insbesondere in Entwicklungsländern – zu berücksichtigen. Derzeit Kevin McAleenan, amtierender Stellvertreter des Beauftragten der nordamerikanischen Zoll-und Grenzschutzbehörde „US Customs and Border Protection Office of Field Operations“, erklärte am 7. Februar 2012 vor dem House Homeland Security Border and Maritime Security Subcommittee, dass „über 95 %“ aller Ladungen ungescannt weitertransportiert werden. Auf einer Konferenz in Stockholm im Oktober 2012 bestätigte Europol, dass in Europa etwa 2 % des gesamten Containerverkehrs eingehend untersucht werden.* * Europol-Präsentation von Howard Pugh, Schwerpunkt Zigaretten, AWF Schwere Organisierte Kriminalität. können mehrere Verfahren für eine genauere Darstellung der Situation angewendet werden. Grundsätzlich lassen sich Daten über Beschlagnahmungen durch den Zoll als Indikator für ein Problem verwenden, obgleich angenommen wird, dass derartige Beschlagnahmungen in der Regel nur einen geringen Anteil des illegalen Handelsvolumens ausmachen. Statistiken über Beschlagnahmungen können lediglich einen geringen Prozentsatz der illegal in ein Land geschmuggelten Waren wiedergeben, da nicht alle Ladungen über legale Grenzübergänge in ein Land gelangen. An diesen Grenzübergängen wird nur ein geringer Teil der Ladungen gescannt und eingehend untersucht, auch wenn Länder bereits in modernste Scanner investiert haben. Fallbeispiel: Das KPMG-Gutachten PROJECT STAR Das KPMG-Gutachten PROJECT STARCS-1 ist eine jährlich von KPMG im Auftrag von Philip Morris International (PMI) durchgeführte Studie. Seit 2005 wird im STAR-Gutachten das Ausmaß von FälschungenCS-2 und Schmuggel in der Europäischen Union erfasst. Diese Studie ist die erste ihrer Art. Das STAR-Gutachten bildet einen Teil der Kooperationsvereinbarung zwischen PMI und der Europäischen Kommission über die Einführung von Maßnahmen zur besseren Erfassung der Problematik des illegalen Handels in der EU und allen 27 EUMitgliedsstaaten. Die Ergebnisse werden jedes Jahr der der europäischen Antibetrugsbehörde OLAF mitgeteilt. Das STAR-Gutachten beinhaltet Informationen über die Größe und Reichweite des Illegalen Handels innerhalb der EU und in jedem Mitgliedsstaat. Zudem enthält das STARGutachten wichtige Daten über Ein- und Ausfuhr illegaler Waren sowie über die explosionsartige Zunahme der „Illicit Whites“ in der EU. Aus dem aktuellsten Bericht für das Jahr 2012 geht hervor, dass elf Prozent der konsumierten Waren Fälschungen und Schmuggelware sind - ein neuer Höchststand für den illegalen Handel in der EU. Außerdem ist damit auch im sechsten aufeinanderfolgenden Jahr ein Anstieg zu verzeichnen, der darauf hindeutet, dass die Problematik des illegalen Handels trotz aller Bemühungen der 10 Strafverfolgungsbehörden innerhalb der EU weiter wächst. Noch alarmierender ist die rasche Zunahme der „Illicit Whites“ in der EU. In Jahr 2006 machten diese weniger als zwei Prozent des gesamten illegalen Handels aus. In den letzten Jahren wuchs deren Anteil auf rund 25 % aller illegalen Tabakwaren. Die ersten in der EU aufgetauchten „Illicit Whites“ waren Jin Ling und American Legend. Dem Bericht von 2012 zufolge sank die Zahl dieser Produkte - allerdings wurden sie umgehend durch neue Marken ersetzt, die von Weißrussland aus den EU-Markt überschwemmen. Das im Rahmen der STAR-Studie angewandte Verfahren wurde durch die europäische Antibetrugsbehörde OLAF überprüft. Grundlage für diesen Forschungsansatz bilden eine Analyse der legalen bzw. besteuerten Verkäufe,das Sammeln weggeworfener leerer Zigarettenschachteln und die Verbraucherforschung. Seit 2005 wurden mehr als 300 Erhebungen durchgeführt, über 850.000 Menschen befragt und mehr als 1,5 Millionen leere Zigarettenschachteln gesammelt. Vor dem Abschluss der Ergebnisse werden die Daten mit allen verfügbaren alternativen Datenquellen und anekdotischen Beobachtungen zu Tendenzen und Entwicklungen von Zollbehörden und weiteren an der Bekämpfung des illegalen Handels beteiligten Experten abgeglichen. Container werden üblicherweise gemäß Risikobewertung/Risikodaten gescannt, um illegale Waren zu entdecken. Unabhängig vom Beweggrund für das Scannen wird selbst in den USA nur ein geringer Anteil aller in den Häfen eintreffenden Container gescannt und physisch kontrolliert. Tendenzen und Veränderungen zu den von Schmugglern genutzten Schmuggelmethoden und -routen. Andere Verfahren zur Bestimmung des Umfanges des illegalen Handels sind: Befragungen von Rauchern, Analysen zur Sammlung von leeren Zigarettenschachteln und Zigarettenstummeln, Vergleiche zwischen Schätzungen aus Haushaltserhebungen zum Konsum von Tabakwaren, staatlichen Statistiken über versteuerte Tabakwaren und Handelsüberwachung. Stichproben sollten die Situation im jeweiligen Markt/ Land/ Gebiet repräsentativ in einem angemessenen Verhältnis darstellen, um Mengen - vorzugsweise nach Marke erfassen zu können. Der KPMG-Studie „Project Star“ zufolge stieg der illegale Zigarettenkonsum in der EU 201112 auf 65,3 Milliarden Stück13 und das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung OLAF berichtet, dass sich die Beschlagnahmungen in der EU für das gleiche Jahr auf insgesamt 4,5 Milliarden Stück belaufen.14 Dadurch ergibt sich für die EU eine durchschnittliche Beschlagnahmungsrate von unter zehn Prozent. Das überrascht kaum in Anbetracht des Verkehrsaufkommens an stark frequentierten internationalen Häfen und der Vereinfachung des Handels vor dem Hintergrund der räumlichen Beschränkungen und Auflagen der Zolleinrichtungen. Für solide Ergebnisse müssen die innewohnenden Stärken und Schwächen der jeweils gewählten Methode berücksichtigt werden, wie zum Beispiel: • Die Erfassung von Primärdaten muss wissenschaftlich gestützt, systematisch und strukturiert erfolgen, um eine repräsentative Stichprobe zu erhalten, die einer genauen Untersuchung standhält. Bei der Sammlung von Statistiken über Beschlagnahmungen bieten allerdings auch nützliche Informationen über Europäische Hochburgen des illegalen Handels mit Tabakprodukten 2012 EU 27 - Illegal Tobacco Hotspots in 2012 COUNTRY 0% - 5% EU 27 - Illegal Tobacco Hotspots in 2012 COUNTRY 5.1% - 10% COUNTRY 10.1% - 20% COUNTRY 20%> 0% - 5% COUNTRY COUNTRY COUNTRY COUNTRY Länder mit hohem prozenHighest percentage tualem Anstieg des illegalen point increase in illicit trade inim 2012 Handels Jahr 2012 5.1% - 10% 10.1% - 20% FINLAND 20%> FINLAND Highest percentage point increase in illicit trade in 2012 SWEDEN SWEDEN ESTONIA IRELAND LATVIA DENMARK IRELAND HOLLAND BELGIUM BELGIUM GERMANY POLAND CZECH REP. AUSTRIA ITALY PORTUGAL POLAND GREECE SLOVAKIA SLOVENIA SPAIN CYPRUS MALTA HUNGARY Source: KPMG Project STAR 2012 ITALY ROMANIA BULGARIA CZECH REP. AUSTRIA SLOVAKIA HUNGARY SLOVENIA SPAIN LUXEMBOURG FRANCE PORTUGAL GERMANY LUXEMBOURG FRANCE HOLLAND LITHUANIA UK LITHUANIA UK ESTONIA LATVIA DENMARK ROMANIA BULGARIA GREECE Quelle: KPMG Project STAR 2012 Source: KPMG Project STAR 2012 MALTA CYPRUS 11 Zunahme der „Illicit Whites“ im Verhältnis zu Beschlagnahmen illegal gehandelter Zigaretten in Polen 70 % 59 % 60 % 53 % 50 % 40 % 34 % 30 % 22 % 20 % 10 % 0% 2009 2010 2011 2012 Quelle: Verschiedene Dokumente auf der Website des polnischen Bundesministeriums für Finanzen Zigarettenschachteln müssen entsprechende Warenuntersuchungen durchgeführt werden, die deren Charakter (Fälschung/Original) und Herkunftsland, falls möglich, bestätigen. • Verbrauchererhebungen – es gibt umfassende Nachweise dafür, dass Raucher ihren Tabakkonsum zu einem gewissen Grad zu niedrig ansetzen. Aus diesem Grund sind Verbrauchererhebungen keine zuverlässigen Mittel für die genaue Bestimmung des Gesamtkonsums, obwohl sie aufschlussreiche Daten zur Raucherprävalenz liefern. • Internationale Handelsdaten sind in der Regel keine verlässliche Quelle, da Ein- und Ausfuhrstatistiken nicht ohne Weiteres in elektronischer Form verfügbar sind und sich bei der Zusammenstellung und Eingabe der Daten Fehler einschleichen können. • Staatliche- / Industriestatistiken – die Qualität der Daten zur Bestimmung des Ausmaßes des illegalen Handels hängt mit der Qualität bestehender Daten zu legalem Zigarettenkonsum und/oder Verkäufen in einem Land zusammen. In vielen Ländern sind diese Statistiken nicht frei verfügbar, fehlerhaft oder nicht überprüfbar. 12 Die am meisten entwickelten Verfahren bedienen sich einer Kombination aus mehreren der genannten Ansätze. Unabhängig von der Methode ist durch repetitive jährliche oder zweijährliche Untersuchungen die bestmögliche Auswertung langfristiger Tendenzen möglich, die wiederum dabei helfen herauszufinden, ob ein Verfahren tatsächlich effektiv ist. Das STAR-Gutachten von KPMG ist ein gutes Beispiel für eine Kombination verschiedener Verfahren, die darauf abzielen, über verschiedene Zeiträume einen möglichst genauen Gesamteindruck zu verschaffen. 2.4 Ein ständig wechselndes Bild Regelmäßige Vergleiche und Analysen von Statistiken über Beschlagnahmungen weisen auf die ständigen Veränderungen im illegalen Handel hin. Vergleiche der in den letzten Jahren durch polnische Strafverfolgungsbehörden durchgeführten Beschlagnahmungen zeigen deutlich, wie rasch sich der illegale Handel verändern kann. Im Jahr 2009 handelte es sich bei 74% aller Beschlagnahmungen in Polen um echte Markenzigaretten oder gefälschte Zigaretten. Durch die spätere verstärkte Zusammenarbeit zwischen Behörden und Zigarettenherstellern konnte dieser Wert 2012 auf 40% gesenkt werden. Gleichzeitig wurde diese Lücke allerdings durch die „Illicit Whites“ gefüllt die Beschlagnahmungen stiegen hier von 22% auf 59%.15 In den vergangenen Jahren haben verschiedene Zollbehörden illegale Waren aufgespürt, die in kleinen Päckchen mit der Post versandt werden, um eine Besteuerung im Zielland zu umgehen.17 Die WCO untersucht Beschlagnahmungen, um sich ändernde Methoden, Routen und Akteure des illegalen Handels zu ermitteln. In ihrem Gutachten aus dem Jahr 2012 wird die Entdeckung von „mobilen“ Zigarettenfabriken in Paraguay beschrieben, die in speziellen LKWs betrieben werden und so nur sehr schwer aufzuspüren sind.16 Den Recherchen von Dr. Louise Shelley nach wird der Anteil des Welthandels in Entwicklungsländern in den nächsten Jahrzehnten wachsen und sich dadurch auch die Problematik des illegalen Handels mit gefälschten Zigaretten und „Illicit Whites“ verschärfen. 13 3. Globaler Charakter und Dynamik Herkunftsländer weisen folgende gemeinsame Merkmale auf: 3.1 Merkmale des weltweiten Verkehrs Tabak ist ein hoch besteuertes Konsumgut - die Bedrohung durch den illegalen Handel kann also überall auf der Welt entstehen. Es gibt Länder, die in erster Linie der Ursprung des illegalen Produktes sind (sowohl für den inländischen Konsum als auch die Ausfuhr); Andere wiederum dienen als Transitländer und am Ende stehen die Bestimmungsländer, in denen der Konsum erfolgt. In vielen Fällen lässt sich ein Land mehr als nur einer dieser Kategorien zuordnen. 3.2 Herkunftsländer Die Unterbindung des illegalen Handels an seinem Ursprung ist in der Theorie das effektivste Mittel zur Bekämpfung des Problems. Dabei ist genau dies auch am schwierigsten umzusetzen, da der illegale Handel ein weltweites Phänomen darstellt und sich kein Land wirksam davor schützen kann, Quelle krimineller Aktivität zu werden. Viele • Fehlender politischer Wille zur Bekämpfung des illegalen Handels – er wird nicht als Priorität angesehen, • Unzureichende Zusammenarbeit und Koordinierung verschiedener staatlicher Behörden, • Mangelhafte Rechtssysteme - fehlende Gesetze, einschließlich solcher, die geistiges Eigentum schützen, mangelnde Strafverfolgung und zu geringe Strafen für Straftäter, • Unzureichend finanzierte, mangelhaft ausgebildete Polizeikräfte und Zollbeamte, • Überangebot – es werden mehr Tabakwaren hergestellt und für den Konsum im Herkunftsland freigegeben, als es die inländische Nachfrage erfordert, • Mangelnde Datenqualität – ungenaue Einund Ausfuhrerklärungen, oftmals infolge Fallbeispiel: Freihandelszone und Hafen Jebel Ali Die VAE sind als Herkunfts-, Transit- beziehungsweise Umschlagort für Lieferungen aus Asien bekannt. Daneben sind China, Nordkorea, die Philippinen und Vietnam bekannte asiatische Herkunftsländer illegaler Zigaretten. Die Freihandelszone Jebel Ali (JAFZA) in Dubai ist nicht nur eine der größten Freihandelszonen weltweit; sie ist auch einer der weltweit größten Umschlagplätze und Produktionsorte für illegal gehandelte Tabakwaren. Mehr als 80 Unternehmen, darunter neun Hersteller, sind für den Handel und die Herstellung von Tabakwaren in der JAFZA zugelassen. Viele dieser kleineren Tabakhersteller produzieren „Illicit Whites“. Diese Zigaretten werden von den Herstellern an Kriminelle und Händler verkauft, welche die Zigaretten von der JAFZA aus ausführen und oft über Freihandelszonen anderer Länder in ausländische Märkte schmuggeln. In der JAFZA hergestellte Zigarettenmarken werden weltweit häufig als illegale Erzeugnisse beschlagnahmt, u.a. in Ägypten, Südafrika und der EU. Trotz einiger Erfolge von Strafverfolgungsbehörden floriert der von der JAFZA ausgehende Handel nach wie vor. Politische Unruhen in Nordafrika und Nahost während des jüngsten „Arabischen Frühlings“ haben die Kapazitäten von Zollbeamten, Grenzschutz- und Polizeikräften in diesen Märkten verringert. Die Folge: ein erneuter plötzlicher Anstieg illegaler Zigaretten aus der JAFZA. Skrupellose Hersteller, Zigarettenhändler und kriminelle Syndikate nutzen diese Möglichkeit, um „Illicit White“-Marken ohne Prüfung durch die jeweiligen Behörden anzubieten. Der libysche Tabakwarenmarkt ist ein klares Beispiel 14 dafür, wie opportunistische kriminelle Netzwerke Freihandelszonen wie die JAFZA zur Hinterziehung libyscher Steuern und Untergrabung der libyschen Souveränität nutzen. Libyen war ehemals als gut regulierter Zigarettenmarkt eingestuft, in dem Waren über die nördlichen Seehäfen in das Land kamen. Mit Beginn der inneren Unruhen veränderte sich der Markt jedoch, sodass ankommende Tabakwaren auf ihrem Weg von der JAFZA nach Libyen plötzlich zusätzliche Freihandelszonen in Ägypten durchquerten. Aufzeichnungen belegen, dass innerhalb von sechs Monaten, in denen die Unruhen in Libyen ihren Höhepunkt erreichten, 82 % aller in Ägypten eingehenden Tabakwarenlieferungen, die Freihandelszone Port Said durchliefen und anschließend weiter nach Libyen gesendet wurden. Von diesen Sendungen stammten 57% aus der JAFZA.CS-3 Diese massiven Einfuhren von „Illicit White“-Zigaretten aus der JAFZA nach Libyen blieben nicht auf ein Land begrenzt. Die angrenzenden Märkte fielen den Schmuggelaktivitäten ebenfalls bald zum Opfer und schädigten so wiederum ihre Wirtschaft. Ägypten war vormals ein gut regulierter Markt, in dem der illegale Handel mit Tabakprodukten nur eine geringe Rolle spielte. Die Zunahme des grenzüberschreitenden Schmuggels von Libyen führte zusammen mit den langwierigen politischen Unruhen in Ägypten jedoch zu einem drastischen Anstieg des illegalen Tabakhandels. Illegaler Tabak macht inzwischen 20% des gesamten Zigarettenkonsums in Ägypten aus, wodurch die Steuereinnahmen des Landes in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiter sinken. Fallbeispiel: Paraguay – Herkunftsland für Schmuggel und „Illicit Whites“ in Südamerika Geschmuggelte Zigaretten und in Paraguay hergestellte „Illicit Whites“ sind bereits in ganz Lateinamerika verbreitet. Der illegale Handel bringt große kriminelle Organisationen und Steuerhinterziehung im Land mit sich. Das Ausmaß des Problems zeigt sich anhand einer Schätzung der Industrie, gemäß welcher 44% der zugelassenen Einzelhandelsgeschäfte in Brasilien illegale Waren aus Paraguay bevorraten. Paraguay produziert jährlich etwa 65 Milliarden Zigaretten, wobei der inländische Konsum auf lediglich 2,5 Milliarden Stück pro Jahr, beziehungsweise weniger als drei Prozent der Inlandsproduktion geschätzt wird. Die etwa 30 Fertigungsstätten, von denen derzeit 12 betrieben werden, verfügen über geschätzte Kapazitäten von rund 100 Milliarden Zigaretten. Die nordöstliche Grenze Paraguays ist 650 km lang und weist im „Dreiländereck“, der Region Ciudad Del Este / Itapúa, mehr als 1.000 km Fluss- und Seeufer auf. In den illegalen Handel mit Zigaretten sind organisierte kriminelle Gruppen involviert. „Illicit Whites“ und Fälschungen werden über Bolivien auf dem Straßenweg nach Chile und Peru und anschließend auf dem Seeweg in andere Länder Südamerikas, nach Panama und in die Karibik transportiert, oder auf dem Rio Paraná nach Argentinien und Brasilien geschmuggelt. Die paraguayische Regierung hat die Regelungen für die inländische Zigarettenproduktion mithilfe des Internationalen Währungsfonds (IMF) durch Einführung einer elektronischen Gewerberegistrierung und Zulassung für Tabakunternehmen sowie die Entwicklung eines digitalen Prüfsystems sowie elektronischer Rechnungen bereits verschärft. Zuletzt konnten durch die Kooperation mit der Industrie und grenzüberschreitenden Behörden erste Erfolge verzeichnet werden, auch wenn diese nicht zu einem merklichen Rückgang beim Schmuggel von Waren in die umliegenden Märkte wie zum Beispiel Brasilien führten. Beim bolivianischen Zoll erfolgte eine Umstrukturierung der Ressourcen zur Verbesserung der Wirksamkeit von Einsätzen, die den enormen Zustrom an geschmuggelten und gefälschten Waren aus Paraguay über Bolivien nach Chile und Peru eindämmen sollen. von Eingabe- oder Übertragungsfehlern, unvollständige und fehlerhafte Aufzeichnungen zu Beschlagnahmungen, • Mangelnde Kapazitäten, • Korruption und • Verfügbarkeit der Schlüsselkomponenten (d.h. Acetatfilterstränge oder fertige Zigarettenfilter), gebrauchter Maschinen zur Zigarettenherstellung oder Maschinen für Fälschungen. Regelmäßige Vergleiche und Analysen von Statistiken über Beschlagnahmungen weisen auf globale Veränderungen bezüglich des Ursprungs des illegalen Handels hin. Die WCO hat den jährlich erscheinenden Bericht „Customs and Tobacco Report“ veröffentlicht, in dem die von den Mitgliedsländern gemeldeten Beschlagnahmungen analysiert werden.18 2012 konnte die WCO die Zusammenhänge im illegalen Handel verschiedener Waren entschlüsseln und veröffentlichte einen kombinierten Bericht, den „Illicit Trade Report“.19 China bleibt demzufolge Quelle für die größten beschlagnahmten Mengen gefälschter Zigaretten. Zumindest konnte bei chinesischen Lieferungen im Vergleich zum vergangenen Jahr ein leichter Rückgang verzeichnet werden. Der Bericht für 2012 deutet darauf hin, dass es immer mehr Herkunftsländer gibt. Mithilfe von Profilerstellungen und Abbildungen von Lieferketten konnten inzwischen folgende Länder als Hauptquellen für die „Illicit Whites“ Geheimer Tunnel unter der slowakisch-ukrainischen Grenze für illegalen Zigarettenschmuggel genutzt. Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der slowakischen Zollverwaltung. ermittelt werden – Weißrussland, Vietnam, Indonesien, Philippinen, Indien, Kambodscha, Paraguay, Ukraine, Russland, VAE, Brasilien, Kenia sowie verschiedene Freihandelszonen. Während die traditionellen Absatzmärkte für „Illicit Whites“ in Europa weiterhin deutlich wachsen, zeigt der Illicit Trade Report 2012 der WCO, dass auch Märkte in Ost- und Südafrika sowie in geringerem Umfang in Westafrika von den „Illicit Whites“ betroffen sind. Inzwischen kommen erfindungsreichere Methoden zum Einsatz, um die Waren in die endgültigen Bestimmungsländer zu transportieren. Die Länge des Transportweges, die Kriminelle dafür in Kauf 15 Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika zeigt Routen des illegalen Handels mit Tabakprodukten auf CHINA EUROPA VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA DUBAI MARKEN AFRIKA ANGOLA Three Stars SAMBIA Golden Brown Win. West Golden Poly, Double Happiness, Chungwa, Hongmei SIMBABWE WINDHOEK, NAMIBIA BELTA, MOSAMBIK Director, Voyager Voyager GAUTENG, SÜDAFRIKA Boston, President, Wasp, Matinee SWASILAND Best DURBAN, SÜDAFRIKA Quelle: History / Geschichte KAPSTADT, SÜDAFRIKA nehmen, wird anhand eines langen, geheimen Tunnels unter der slowakisch-ukrainischen Grenze20 deutlich. Beamten zufolge wurde er mehrmals pro Woche genutzt, um illegale Zigaretten in die EU zu schmuggeln. Für den Bau des Tunnels wurde dem Anschein nach modernste Bergbautechnik eingesetzt – so war er beispielsweise mit Schienen und einer Lore für den Transport der Waren ausgestattet. Die Fracht wurde auf einen kleinen Zug mit 16 Waggons und einem batteriebetriebenen Motor geladen, auf dem der Fahrer saß. Ägypten fungiert als Hauptquelle des Schmuggels im Nahen Osten. Simbabwe ist eine Hauptherkunftsland für den Schmuggel in Ostund Südafrika; Paraguay ist das Herkunftsland für illegale Warenlieferungen , die für Brasilien bestimmt sind. Die Ergebnisse des Arbeitspapiers über den illegalen Handel mit Tabakprodukten in den MERCOSUR-Ländern zeigen, dass Paraguay Hauptproduzent und Drehkreuz für den lateinamerikanischen Raum ist.21 Der illegale Handel umfasst hier hauptsächlich „Illicit Whites“, gefälschte Waren spielen eher eine untergeordnete 16 PORT ELISABETH, SÜDAFRIKA Rolle. Als wichtigste Knotenpunkte für den Vertrieb wurden die Freihandelszonen in der Karibik ermittelt (Colon, Aruba und Belize). Weiteren Berichten zufolge ist der russische Markt zunehmend von illegalen Zigaretten betroffen. Gemäß SNS, einem Tabakwarenhändler in Russland, beläuft sich der Anteil an gefälschten Waren in den an Weißrussland angrenzenden Regionen bereits auf zwei Prozent, im Nordkaukasus auf 15 Prozent; der Marktanteil an Zigaretten aus Weißrussland liegt in Dagestan schon bei 30%.22 In den vergangenen Jahren wurden in der EU zahlreiche illegale Fabriken entdeckt und aufgelöst, was ein Hinweis darauf ist, dass kriminelle Banden ihre Produktionsstätten in ihre Absatzmärkte verlagern. Diese Entwicklungen stehen bisherigen Überzeugungen gegenüber, dass nur einkommensschwächere, korrupte Länder mit mangelnden Rechtsstrukturen Ursprung der illegalen Herstellung sein können. 3.3 Transit/Umschlag Illegale Waren durchlaufen häufig bewusst mehrere Häfen, um deren Entdeckung zu erschweren. Die Transitländer spielen eine entscheidende Rolle in der Schmuggelkette, da hier oftmals Fallbeispiel: Grenzüberschreitender Schmuggel von Tabakwaren nach Südafrika Südafrika ist eines der Hauptziele für den Schmuggel von Tabakwaren aus benachbarten und anderen Ländern. Ein wichtiges Herkunftsland von „Illicit Whites“ ist Simbabwe, wo in sechs Fabriken über 20 Zigarettenmarken hergestellt werden. Der Großteil dieser Fabriken sitzt in einer Exportzone mit Sonderregelungen, die den Fluss ausländischer Währungen fördern sollen. So müssen mindestens 80% der hergestellten Waren exportiert werden. Die Verkehrswege der Erzeugnisse sowie die Fremdwährungs-Zahlungsströme werden nicht kontrolliert. Diese Situation verschärft sich weiter durch fehlendes politisches Engagement bei der wirksamen Bekämpfung des illegalen Handels. Schätzungen der Branche zufolge werden in Simbabwe jährlich über 4 Milliarden Zigaretten für die Ausfuhr nach Südafrika, Mosambik, Malawi und die Demokratische Republik Kongo hergestellt. Die Mehrheit dieses Produkts wird über Südafrika eingeführt. Ein Teil davon wurde ursprünglich über Zolllager für den Export oder über den Verkauf auf dem lokalen Markt eingeführt. Mit der Umsetzung des südafrikanischen Zollmodernisierungsprogramms „South African Revenue Service (SARS) Customs Modernization Program“ änderte sich der oben erwähnte Einfuhrzweck: die für die Lagerung und den inländischen Konsum angemeldeten Mengen sanken von 600 Millionen Zigaretten im Jahr 2011 auf 250 Millionen 2012. Die Nutzung der Lagerware für die Ausfuhr ging ebenfalls zurück: von 600 Millionen auf 150 die Vorbereitung und Durchführung des Schmuggels erfolgt. Während des Transits wird die Dokumentation geändert und Waren können über die größten und verkehrsreichsten Häfen der Welt in andere Schiffe umgeladen werden.23 In Zeiten schnelllebigen globalen Handels messen sich Häfen an der Dauer der Frachtabfertigung und der Abfertigungszeit der Schiffe. Das bedeutet wiederum eine Minimierung der Kontrollen - potenzielle illegale Lieferungen werden bei der Durchfahrt in amtlichen Kontrollen nicht vorrangig behandelt. Durch die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des illegalen Handels am Ursprungsort können sich die internationalen Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden darauf konzentrieren Transitsendungen abzufangen, wenn diese einen „freundlichen“ Hafen erreichen, an dem die Beamten bereit sind Container zu untersuchen und Hinweisen nachzugehen. Panama, Belize, Singapur, Griechenland, die VAE und Russland sind Beispiele für Länder, die häufig für den illegalen Handel genutzt werden. Allerdings handelt es sich hierbei um eine sich dynamisch verändernde Situation: Sobald ein Land die Kontrollen verschärft, wechseln die Kriminellen zu einer anderen Route. Neue Transitrouten werden genutzt, wenn Länder in den Ausbau der Straßen- und Millionen Zigaretten. Dies deutet auf eine veränderte Vorgehensweise hin; weg von der ursprünglichen administrativen Ausnutzung, hin zu Schmuggel mit versteckten Sendungen und Kurieren über die verschiedenen Grenzen zwischen Simbabwe und Südafrika sowie Simbabwe und anderen Nachbarländern. An den Grenzen herrscht eine hohe Korruptionsrate, hier werden Beamten bis zu 50.000 US-Dollar pro Container angeboten, wenn sie versteckte Fracht durchlassen. Wirksame Strafverfolgungsmaßnahmen sind in Simbabwe eine Seltenheit. Zur Bekämpfung des Problems arbeitet die Tobacco Industry of Southern Africa (TISA) eng mit den zuständigen Behörden zusammen. Jeden Monat finden Besprechungen mit dem South African Revenue Services Strategic Stakeholder Forum, einem ernannten „Zigarettenverfechter“ des Südafrikanischen Polizeidienstes (SAPS), und dem Direktorat für schwere Kriminalität statt. Hinzu kommen Präsentationen für und Workshops mit der Südafrikanischen Zollunion, dem Finanzministerium und verschiedenen anderen Akteuren des Landes und der Provinzen. Zudem wurden grenzüberschreitende Foren zwischen den Nachbarländern von Simbabwe – Mosambik, Swasiland, Botswana, Angola, Namibia und Sambia – etabliert und eine Absichtserklärung mit allen Ländern der Südafrikanischen Zollunion (SACU) unterzeichnet. Schienenverkehrsinfrastruktur und in inländische Bestimmungsmärkte investieren. 3.4 Endgültige Bestimmungsländer In den meisten Ländern stellen die „Illicit Whites“ ein Problem dar. So gehören zum Beispiel Kanada, Vietnam, Malaysia, die Türkei, Südafrika, Mexiko, Brasilien, Argentinien, Polen, Italien und Griechenland zu den am stärksten betroffenen Ländern. Illegale Tabakwaren sind sowohl in einkommensstarken als auch einkommensschwachen Ländern gleichermaßen verfügbar. Diese Bestimmungsländer weisen einige gemeinsame Merkmale auf: • Eine Tabakbesteuerung, die zu hohen Verkaufspreise im Verhältnis zum Verbrauchereinkommen (geringe Erschwinglichkeit) führt oder die höher als in den Nachbarländern ist, • Andere regulative Bestimmungen für Tabakwaren, wie zum Beispiel Verbote für Aromen, • Strafverfolgung des illegalen Handels mit Tabakprodukten steht aufgrund anderer 17 Fallbeispiel: Polens illegaler Rauchtaba In den vergangenen Jahren erfolgten in Polen jährlich Steuererhöhungen für Tabakwaren, was hauptsächlich dadurch bedingt war, dass die EUForderungen für Verbrauchssteuern erfüllt werden mussten. Dies betraf insbesondere die Besteuerung von Rauchtabak und die Angleichung der Besteuerung von Pfeifen- und Feinschnitttabak. Der Marktanteil von unverzolltem Rauchtabak stieg 2012 auf 50%. Die Mengen verzollter Waren verringerten sich hingegen von 5.272 Tonnen im Jahr 2009 auf 4.081 Tonnen 2010 beziehungsweise auf 3.546 Tonnen 2011 (Quelle: Verbrauchssteuertabellen DG TAXUD EU) - im gleichen Zeitraum wuchsen hingegen die Verkäufe von Zigarettenpapier und -hülsen kontinuierlich an. 60% des Marktanteils von unverzolltem Rauchtabak waren Fälschungen; einige verwendeten dabei die Namen sehr bekannter Zigarettenmarken für Feinschnitttabak. Die übrigen 40% des unverzollten Rauchtabaks wurden als „unverarbeitete Tabakblätter“ verkauft, die keiner Verbrauchssteuer unterliegen. Prioritäten oder generell fehlender Ressourcen nicht im Fokus der Behörden, • Mangelhaftes Rechtssystem (zum Beispiel indem entweder Gesetzgebung oder Justizwesen Rechte des geistigen Eigentums nicht ordnungsgemäß durchsetzen und/oder die Strafen für Schmuggel keine abschreckende Wirkung erzielen und/oder indem Schmuggler einfach nicht angemessen verurteilt werden) und Ähnliche Probleme mit illegalem Feinschnitttabak oder Tabakblättern gibt es auch in vielen anderen Ländern, in denen Tabakwaren nur für wenige Verbraucher bezahlbar sind (Griechenland, Ungarn, Australien, Slowakei, Türkei und viele weitere). mit entsprechendem Hintergrundwissen. Diese wurden mit der Entwicklung von Richtlinien für Verbrauchssteuern beauftragt, welche für die gesamte Region übernommen werden sollten. 3.5 Die explosionsartige Zunahme der „Illicit Whites“ Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen, dass die organisierte Kriminalität jedes Land weltweit versorgen kann, solange die Nachfrage an illegalen Produkten gegeben ist und Aussichten auf Gewinn bestehen. In der Regel werden „Illicit Whites“ eigens für die Ausfuhr hergestellt und können im Herstellungsland legal an einen Erstkäufer verkauft werden.25 Erstkäufer oder spätere Abnehmer schmuggeln diese anschließend für den Verkauf über legale und informelle Vertriebsketten - ohne dafür Steuern zu zahlen über internationale Grenzen. Sie verletzen dabei nicht die Markenrechte anderer Hersteller, obwohl einige „Illicit White“-Marken die Verpackungen bekannterer internationaler Marken nachahmen. Im Vergleich zu gefälschten Zigaretten kann das Produkt eine angemessene Qualität aufweisen. Im Jahr 2010/11 führte die Autorin eine von der EU geförderte Studie über den illegalen Handel mit verbrauchssteuerpflichtigen Waren in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika24 (SADC) durch. Die Studie wurde infolge der Bedenken über den illegalen Handel in der Region initiiert. Im Anschluss an die Studie haben mehrere Mitgliedsstaaten bestehende Rechtsvorschriften und Verwaltungspraktiken optimiert. Die Studienergebnisse führten zudem zur Gründung eines Unterausschusses für Verbrauchssteuern innerhalb der SADC und einer Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Beamten der Mitgliedsstaaten „Illicit Whites“ werden von kleineren, unauffälligen Unternehmen hergestellt und durch kriminelle Syndikate verkauft. Wie bei anderen Formen des illegalen Handels mit Tabakprodukten – so berichten Strafverfolgungsbehörden – stehen auch hier viele Fälle im Zusammenhang mit terroristischen Gruppen. Für Kriminelle bringen „Illicit Whites“ außerordentliche Gewinne und bieten zudem den Vorteil, dass sie nicht die Aufmerksamkeit des Markeninhabers auf sich ziehen. Auf dem Schwarzmarkt sind sie viel günstiger als legale Produkte und ihr Warenzeichen vermittelt den Anschein, ein legales Erzeugnis zu • Eine Kultur, in der illegale Produkte akzeptiert werden oder unzureichendes Wissen darüber vorherrscht, dass das Produkt Schmuggelware ist. 18 Die Blätter wurden in speziell dafür eingerichteten Räumlichkeiten oder Convenience Shops verkauft. Konsumenten benutzen Nudel- oder Teeschneider bzw. Aktenvernichter, um ihren eigenen Rauchtabak herzustellen. Aufgrund des zunehmenden Ausmaßes des Problems hat die polnische Regierung „getrockneten Tabak“ inzwischen als verbrauchssteuerpflichtiges Tabakerzeugnis eingestuft. Aufgrund der leider falsch gewählten Definition „getrockneter Tabak ist trockener Tabak“ feuchten Händler die Tabakblätter vor dem Verkauf an und bieten ihren Kunden einfache Hilfsmittel, mit denen sich die Blätter wieder trocknen lassen. sein. Die Verkäufe dieser Waren (ohne Versteuerung oder Verzollung) sind weltweit dramatisch angestiegen. Einem Bericht der WCO News zufolge machten die „Illicit Whites“ im Jahr 2012 in Deutschland 45% der Beschlagnahmungen aus. 26 3.6 Merkmale der Probleme mit Fälschungen Die Forschungen von Dr. Louise Shelley haben ergeben, dass die illegale Zigarettenproduktion in illegalen Fabriken in vielen Ländern Asiens, in Paraguay, dem Balkan, Irak, Russland, Türkei, Nordkorea und Georgien erfolgt und kommen zu folgendem Schluss: „Viele Regierungen sind sich der Probleme bewusst, die gefälschte Waren mit sich bringen, sträuben sich aufgrund der sich ergebenden wirtschaftlichen Störung aber vor einer wirksameren Bekämpfung der Produktion von Fälschungen (...).Die Netzwerke, in denen Fälschungen und abgeleitete rechtmäßige Waren vermarktet werden, können einen größeren Teil des Zigarettenverbrauchermarktes erreichen, da viel mehr Menschen bereit sind, diese Produkte zu kaufen als beispielsweise Rauschmittel zu kaufen (...).Die Ermittlungen gestalten sich hier so schwierig, weil gefälschte Waren in Entwicklungsländern häufig zusammen mit zugelassenen Waren transportiert werden, wodurch das Risiko gesenkt und der Nutzen bestehender Vertriebsnetze maximiert wird.“27 19 4. Folgen des illegalen Handels mit Tabakprodukten 4.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft 4.1.1 Nationale Sicherheit und organisierte Kriminalität Das Eindringen krimineller Netzwerke und terroristischer Gruppen in Versorgungsketten behindert die grundlegenden Vorraussetzungen von Entwicklung, Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit und fördert korrupte Methoden gleichermaßen unter Regierungsbeamten und Privatpersonen. Die gleichen Netzwerke werden außerdem für den Menschen-, Waffen- und Drogenhandel genutzt. In vielen Ländern sind Strafverfolgung und harte Strafen auf den Drogen- und Menschenhandel ausgerichtet, sodass der illegale Handel mit Tabakprodukten ein Unterfangen mit hohem Gewinn bei geringem Risiko bleibt. Die hohen Gewinne, die - gemessen am Risiko erwischt zu werden und den geringen Strafen im Falle einer eventuellen Strafverfolgung - möglich sind, machen den Zigarettenschmuggel demzufolge zu einem sehr lukrativen Geschäft für organisierte kriminelle Banden und terroristische Netzwerke. Sobald eine informelle Versorgungskette existiert, wird sie von zahlreichen Händlern genutzt, um verschiedene illegale Waren an den Kunden zu bringen. Die kanadische Polizei, die Royal Canadian Mounted Police, berichtet: „Die zentrale Rolle, welche die organisierte Kriminalität im illegalen Handel mit Tabakprodukten in Kanada einnimmt, verdeutlicht, dass diese kriminelle Aktivität untrennbar mit anderen Arten von Verbrechen verbunden ist; die meisten organisierten kriminellen Gruppen im Land, die in den illegalen Tabakwarenhandel involviert sind, sind auch an anderen Formen von Kriminalität beteiligt.“28 Wissenschaftliche Forschungen zu Terrorismus, transnationaler Kriminalität und Korruption haben gezeigt, dass die in den illegalen Handel mit Tabakprodukten involvierten Akteure auch an anderen Formen von Schmuggel (z.B. Drogen, Menschenhandel, Alkohol, Diamanten, Hölzer oder Antiquitäten) beteiligt sind. Der illegale Handel mit Tabakprodukten ist teilweise aufgrund von Fallbeispiel: Illegaler Handel: „Ein Sicherheitsproblem“ (Shelley, 2009) Seit Jahrzehnten nutzen kriminelle Gruppen und korrupte Beamte den Handel (mit illegalen Tabakwaren) für sich. Zunehmend klinken sich allerdings auch terroristische Organisationen in den illegalen Handel ein. Die italienische Mafia ist seit dem frühen beziehungsweise seit Mitte des 20. Jahrhunderts in diesen Handel involviert (Paoli 2003). Die vielversprechenden Gewinne aus dieser häufig geschmuggelten und illegal gehandelten Ware locken jedoch nicht nur die traditionellen organisierten kriminellen Gruppen an. So haben die US-Regierung und internationale Unternehmen die Herstellung gefälschter Zigaretten auch im Dreiländereck Südafrikas durch terroristische Organisationen erfasst (Hudson 2003; Sverdlick 2005). Viele weitere terroristische Gruppen nutzen den Zigarettenhandel zur Generierung finanzieller Mittel für ihre Aktivitäten, wie z.B. die Hisbollah, Hamas, Al-Qaida, IRA, PKK, ETA (Baskenland und Freiheit) sowie der Ägyptische und Palästinensische Islamische Dschihad und die FARC konnten als Beteiligte dieser Form des illegalen Handels ermittelt werden (Coker 2003; Billingslea 2004, Willson 2008). Aufgrund der Beteiligung so zahlreicher verschiedener Gruppen an dieser Handlung zählt das „U.S. Government Accountability Office – GAO“ (2003) Zigarettenschmuggel neben illegalem Drogen-, Waffen- und Diamantenhandel zu den häufigsten von Terroristen genutzten Aktivitäten zur Geldbeschaffung. Zur Verdeutlichung der Lukrativität dieses Handelszweigs sei an dieser Stelle der Gesamtgewinn aus dem illegalen Zigarettenhandel für die drei Hauptgruppen der IRA (die Provisional IRA, die 20 Real IRA und die Continuity IRA) genannt: Zusammen erwirtschafteten sie zwischen 1999 und 2004 etwa 100 Millionen US-Dollar (Billingslea 2004). Die Verbindungen zwischen Verbrechen und Terrorismus werden immer weiter aufgeschlüsselt: Kürzlich konnte das „International Consortium of Investigative Journalists“ demonstrieren, dass der Handel mit illegalen Zigaretten eine der Haupteinnahmequellen für Terroristen in Pakistan darstellt (Center for Public Integrity, 2009; Willson, 2009). Zudem fanden russische Forscher heraus, dass in Südrussland, in der konfliktreichen Region des Nordkaukasus, der Handel mit gefälschten Waren, einschließlich Zigaretten, eine Finanzierungsquelle für den Terrorismus bildet. Der illegale Handel mit Tabakprodukten ist unter den Terroristen das „Verbrechen der Wahl“, da dieser von Strafverfolgungsbehörden weniger beachtet wird, als andere Verbrechen, die gesellschaftlich weitaus weniger akzeptiert werden. Terroristen nutzen für die Beschaffung ihrer finanziellen Mittel Wege, die die geringste Aufmerksamkeit auf sie lenken. Sie schmuggeln Zigaretten, weil die Risiken einer Festnahme sehr gering und die Gewinne dazu ausreichen, sich selbst zu finanzieren und um Waffen oder gar „Dual-Use“-Güter zu kaufen. Immer häufiger nutzen Terroristen den Zigarettenschmuggel zur Geldbeschaffung. Zu diesen Gruppen zählen u.a. die Taliban, für die Zigaretten inzwischen - nach Heroin - die wichtigste Einnahmequelle darstellen, und Al-Qaida. Illegale Zigaretten werden häufig versteckt und unter unhygienischen Bedingungen transportiert. Die Bilder wurden freundlicherweise vom deutschen Zoll zur Verfügung gestellt. fehlenden koordinierten Kontrollmaßnahmen, die sich auf die illegalen Handelsrouten und Vertriebsketten konzentrieren, weiter gewachsen. Für viele verschiedene Produkte werden häufig die gleichen Routen und Vertriebsketten genutzt. Nach dem 11. September 2001 wurden für Bankensysteme strengere Bestimmungen eingeführt, die Geldwäsche über Banken erschwerte. Kriminelle und terroristische Gruppen nutzen deshalb heute den illegalen Handel, um Gewinne zu erzielen und Geld über Grenzen hinweg zu bewegen. Der Zigarettenschmuggel wurde mit der Finanzierung der „Real IRA“ zum Kauf von Feuerwaffen im Fall des republikanischen Fanatikers Michael Campbell in Verbindung gebracht.29 2012 kamen 37 Menschen beim Angriff auf ein Gasfeld in Algerien durch militante Islamisten ums Leben. Mit dem Angriff wurde Mokhtar Belmokhtar in Verbindung gebracht.30 In seiner Funktion als militanter dschihadistischer Anführer wird Belmokhtar auch mit der Entführung von 32 europäischen Touristen im Jahr 2003 verknüpft. Zudem gab es 2008 Verhandlungen zur Freilassung von zwei österreichischen Gefangenen und 2009 Verhandlungen zur Freilassung von zwei kanadischen Geiseln. Geiselnahme und Schmuggel - von Zigaretten über Waffen, Menschen und Drogen - sind Teil einer mehrere Millionen Dollar schweren kriminellen Wirtschaft in der Sahara. Belmokhtar erarbeitete sich einen Ruf als einer der bedeutendsten „dschihadistischen Extremisten“ der Sahara. Neben seinen Entführungen wurde er als Waffenlieferant für islamistische Gruppen und Zigarettenhändler bekannt und war so an verschiedenen kriminellen Handlungen beteiligt.31 Die Forschungen von Dr. Louise Shelley und anderen namhaften Kriminologen geben einen Überblick über den Zusammenhang zwischen dem illegalen Handel mit Zigaretten und der Finanzierung von Terrorismus. Dass der Schmuggel von Tabakwaren als Einnahmequelle für Terroristen und kriminelle Organisationen dient, ist nicht neu.32 Bereits seit über einem Jahrzehnt bedienen sich sowohl Terroristen als auch kriminelle Organisationen dieses Mittels33, 34 zur Geldbeschaffung. Zahlreiche Artikel aus der Presse untermauern die terroristische Beteiligung am Zigarettenschmuggel.35 Gemäß dem UNODC gehören Tabakwaren zu den am meisten gehandelten Waren, welche die Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung Westafrikas bedrohen.36 Weitere Hinweise kommen von der sogenannten Group of Experts – der Untersuchungsstelle des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Sie berichtet, dass „Al-Qaida, die Taliban und weitere terroristische Organisationen Millionen Dollar aus Einnahmen aus dem illegalen Handel mit Tabakprodukten erhalten.“ In einem Zeitungsartikel37 wird bestätigt, dass Erlöse aus 21 dem illegalen Handel mit Tabakprodukten von kongolesischen Rebellen für die Rekrutierung von Kindersoldaten, für Massenvergewaltigungen und für Morde genutzt werden. Die Richtlinien der OECD-Arbeitsgruppe „Financial Action Task Force“ zum illegalen Handel mit Tabakprodukten (Juni 2012) liefern detaillierte Informationen über die verwendeten Schmuggelmethoden, die Wirtschaftlichkeit des Tabakwarenschmuggels, die Einbindung von Transporteuren und Spediteuren, Umschlagpunkte, Verkaufsstellen, eingesetzten Geldwäscheverfahren und den Zusammenhang mit anderen kriminellen Handlungen mit verbrauchssteuerpflichtigen Waren und Drogen sowie der Finanzierung von38 Terrorismus. Andere Berichte39, 40 weisen darauf hin, dass militante Taliban in Pakistan den Tabakschmuggel zur Finanzierung ihrer Aktivitäten nutzen. 4.1.2 Achtung der Rechtsstaatlichkeit Wenn der Öffentlichkeit bewusst wird, dass Gesetze nicht eingehalten werden und sich daraus keine Konsequenzen ergeben, schwindet die Achtung von Rechtsvorschriften und Strafverfolgungsbehörden nach und nach. Wenn die Menschen nur selten von Verhaftungen und erfolgreichen Strafverfolgungen der am illegalen Handel beteiligten Akteure hören, verbreitet sich die Auffassung, dass Strafverfolgungsbehörden und Gesetze unwirksam sind. Menschen, die ständig gegen das Gesetz verstoßen ohne Konsequenzen zu erfahren, können Einfluss auf andere ausüben und so den Standard eines akzeptablen gesetzestreuen Verhaltens senken. 4.1.3 Öffentliche Gesundheit Der illegale Handel mit Tabakprodukten untergräbt aber auch die öffentliche Gesundheitspolitik und insbesondere den Schutz Jugendlicher vor dem Zugang zu Tabakwaren, da durch diesen preiswertere Zigaretten in einer unkontrollierten Umgebung im Umlauf sind. Geschmuggelte Tabakwaren werden auf dem Schwarzmarkt in der Regel zum halben Preis der legalen Produkte angeboten. Für Menschen mit niedrigerem Einkommen sind geringe Preise besonders attraktiv. Der Zugang zu geschmuggelten Tabakwaren durchkreuzt die Vorsätze auf das Rauchen zu verzichten und verschärft dadurch die gesundheitlichen Ungleichheiten. Im Gegensatz zu legalen Tabakwaren, die gemäß strengen rechtlichen Anforderungen - wie zum Beispiel Gesundheitswarnhinweise, Höchstwerte für Teer und Nikotin, vermindertes Zündpotenzial hergestellt und verkauft werden, brechen illegal gehandelte Produkte (besonders Fälschungen) teilweise oder gänzlich aus diesem Rechtsrahmen aus. 22 Die vom „Dutch National Institute for Public Health and the Environment - RIVM“ durchgeführten Forschungen zeigen, dass gefälschte Zigaretten einen fünffach höheren Kadmiumgehalt und einen sechsfach höheren Bleigehalt als echte Markenzigaretten besitzen.41 Das „Center for Public Integrity“ erklärt in seinem Bericht „Tobacco Undergound“42 : „Viele Zigaretten werden aus Tabak niedrigster Qualität hergestellt und enthalten sehr viele Stängel und Sägemehl sowie ungewöhnlich hohe Nikotinmengen. Untersuchungen zufolge enthalten gefälschte Zigaretten zahlreiche Zusätze, die selbst das Leben eines starken Rauchers weiter verkürzen könnten: Metalle wie Kadmium, Pestizide, Arsen, Rattengift und menschliche Fäkalien.“ Die WCO berichtet von Beschlagnahmungen gefälschter Zigaretten, die Milben enthielten, und entdeckte nie dagewesene Verstecke (zum Beisipel in Titanschwammfässern mit giftigem Chlorgas, die ernsthafte Gesundheitsrisiken für die Beamten darstellten, die mit der Untersuchung und Inbeschlagnahme der illegalen Zigaretten aus diesen Behältern beauftragt waren. Ein Konsum durch den Verbraucher wäre demzufolge extrem gefährlich gewesen). 4.2 Auswirkungen auf die Wirtschaft 4.2.1 Ausfall von Staatseinnahmen Der illegale Handel mit Tabakprodukten hemmt auch die wirtschaftliche Entwicklung, beeinträchtigt die Rechtsstaatlichkeit und schwächt das Steueraufkommen – er kostet die Regierungen erhebliche Mengen entgangener Steuereinnahmen. Illegaler Handel bedeutet, dass den Regierungen weniger Geld für öffentliche Dienstleistungen wie Gesundheitswesen, Bildung, Verteidigung, Transport und Umweltbelange zur Verfügung steht. Die in Südafrika verlorenen Einnahmen durch den illegalen Handel mit Tabakprodukten wird von der Industrie für 2013 auf einen Betrag geschätzt, der für die Errichtung von 74.000 neuen Häusern hätte eingesetzt werden können. 2012 schätzte Euromonitor International die weltweit entstandenen Steuerausfälle der Regierungen auf 40 bis 50 Milliarden US-Dollar. Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge verlieren die EU und ihre Mitgliedsstaaten jährlich10 Milliarden Euro an Steuereinnahmen durch den illegalen Handel mit Tabakprodukten.43 In der EU beläuft sich die durchschnittliche Schadenshöhe durch Ausfälle bei Zollabgaben, Verbrauch- und Mehrwertsteuer für einen geschmuggelten 40-Fuß-Container mit darin enthaltenen 10 Millionen Zigaretten auf etwa 1,5 Millionen Euro.44 Die Bewältigung des Zustroms geschmuggelter verbrauchssteuerpflichtiger Waren, insbesondere Zigaretten aus Moldawien, der Ukraine, Russland und Weißrussland, hat daher für die Europäische Kommission Priorität. Neben dem Ausfall indirekter Steuern nehmen die Regierungen auch weniger Einkommenssteuer, Sozialabgaben und Unternehmenssteuern ein, da die legitime Industrie und der Handel Mengeneinbußen zu verzeichnen haben und dadurch weniger Arbeitsplätze benötigt werden. 4.2.2 Finanzieller Verlust für rechtmäßige Industrie und Handel Rechtmäßige Hersteller und Anbieter von Tabakwaren sind sehr stark vom illegalen Handel betroffen. Neben entgangenen Einnahmen verzerrt dieser Handel auch den Wettbewerb am Markt, er beeinträchtigt Investitionen in Innovation, Vertrieb, Markenwert und Beschäftigung. Kleine Tabakwarenhändler sind am stärksten von leichtverfügbaren illegalen Zigaretten betroffen. In Irland bedroht der wachsende illegale Handel mit Tabakwaren die Existenzgrundlage legitimer Händler, deren Geschäfte im Herzen der Gemeinden liegen. Der Schmuggel von Tabakwaren beeinflusst die Gewinne der Einzelhändler entscheidend. 2011 veröffentlichte die Vereinigung „Retailers Against Smuggling - RAS“, dass im Jahr zuvor mindestens 700 Arbeitsplätze im Einzelhandel infolge zurückgehender Zigarettenverkäufe verloren gingen und dass 74% der Befragten angaben, in 2012 wahrscheinlich weitere Mitarbeiter entlassen zu müssen.45 Gegenüber dem irischen Parlament sagte Vincent Jennings, CEO der „Convenience Stores and Newsagents Association“: „Wir sind rechtmäßige Händler; wir zahlen unsere Steuern und sollten das Recht haben, dieses Produkt in verantwortungsvoller Art und Weise zu verkaufen, aber uns wird diese Möglichkeit durch die Nachfrage nach Produkten, die außerhalb der Geschäfte zum Kauf angeboten werden, vorenthalten.“46 Untersuchungen47 in Kanada durch die „Canadian Convenience Stores Association“ und das „Canadian Tobacco Manufacturers’ Council“ ergaben, dass den Einzelhändlern durch den illegalen Handel Einnahmeverluste in Höhe von 30% entstanden. Im April 2010 berichtete die kanadische Presse darüber, dass „illegale Verkäufe von Tabakwaren den Geschäften im vergangenen Jahr weitere Gewinnverluste von über 260 Millionen CAD bescherten (...). Die Industrie ist stark von Zigarettenverkäufen abhängig. Zwei von drei legal in Kanada verkauften Zigaretten werden in Convenience Stores gekauft.“48 23 5. Ursachen und Einflussfaktoren 5.1 Wirtschaftliche Faktoren des illegalen Handels Der illegale Handel mit Tabakprodukten ist ein weltweites Phänomen, das einkommensstarke und einkommensschwache Länder gleichermaßen betrifft. Die wesentlichen Einflussfaktoren für den illegalen Handel sind: • Nachfrage: Der Wunsch der Konsumenten Geld zu sparen und • Angebot: Die Chance für Kriminelle hohe Gewinne zu erzielen. Verbaucher schaffen eine Nachfrage, wenn sie aufgrund ihrer finanziellen Lage – die den Erwerb legaler Zigretten nicht zulässt – illegale Zigaretten kaufen. Auch in Ländern mit einem als niedrig empfundenen Gesamtsteuersatz kann sich der Schmuggel als äußerst gewinnbringend entpuppen, wenn der Steuersatz im Verhältnis zum Einkommen hoch ist. Die hinterzogene Steuer wird zwischen dem Verbraucher in Form von günstigeren Zigaretten und höheren Gewinnen für die Schmuggler aufgeteilt. Beispielsweise geben sich Menschen in Osteuropa mit einem Gewinn von lediglich 100 bis 150 US-Dollar pro Woche durch den Schmuggel kleiner Mengen Zigaretten zufrieden, da dieser das Einkommen aus einer regulären Arbeit bei Weitem übertrifft. Andererseits erzielen kriminelle Banden durch den Schmuggel von Containern in die Europäische Union pro Lieferung Gewinne in Millionenhöhe. 5.2 Faktoren, die den illegalen Handel begünstigen Abgesehen von den wesentlichen wirtschaftlichen Einflussfaktoren gibt es auch zahlreiche andere Faktoren, die sich entscheidend auf das Vorkommen und Ausmaß des illegalen Handels auswirken. Faktoren, die zur Problematik beitragen, sind beispielsweise eine unausgeglichene Besteuerungspolitik, protektionistische Maßnahmen, unzureichende Strafverfolgung, die Nutzung von Freihandelszonen, unzulängliche Gesetzgebung und Sanktionen sowie öffentliche Duldung. Einige Länder wissen sehr wohl, dass ihre Hersteller, Betreiber von Freihandelzonen, Transporteure und andere Beteiligte den illegalen Handel wissentlich begünstigen, unternehmen aber nichts dagegen. Es gab Fälle, in denen diese Länder offizielle Hilfegesuche von anderen Ländern oder internationalen Strafverfolgungsbehörden ignorierten. 24 Australien Laut einem Bericht von Deloitte* erreichte der australische Schwarzmarkt im Jahr 2010 - in Folge einer Erhöhung der Verbrauchssteuer um 25 % mit 15,9 % seinen Höchststand. Denn nach der Steuererhöhung schauten sich viele Verbraucher nach günstigeren, illegalen, Tabakwaren um. Der Anteil des Schwarzmarktes ging nach einer Phase relativer Preisstabilität und mehreren Beschlagnahmungen durch die australischen Behörden auf 10,5 % zurück. Das ist zwar bereits ein erheblicher Fortschritt, allerdings haben Hersteller und legale Einzelhändler weiterhin erhebliche Einnahmeverluste zu beklagen und der Staatskasse entgehen weiterhin Verbrauchssteuereinnahmen in Höhe von etwa 775 Millionen US-Dollar. Den größten Anteil hat mit über 80 % des australischen Schwarzmarktes und schätzungsweise 1,8 Millionen Kilogramm der sogenannte „Chop Chop“. „Chop Chop“ wird lose in Tüten zu 250 Gramm oder 500 Gramm verkauft. Zudem lässt sich ein wachsender Trend zu vorgefertigten Zigarettenhülsen beobachten, die mit „Chop Chop“ gefüllt und in Schachteln zu 100 Stück für je 25 bis 30 australische Dollar verkauft werden. Ihrem Jahresbericht zufolge konnte die australische Zollund Grenzüberwachungsbehörde in den Jahren 2011/2012 illegale Tabakwaren in der Größenordnung von 175 Tonnen beschlagnahmen. * Deloitte – Illicit Trade of Tobacco in Australia: http:// www.yourhealth.gov.au/internet/yourhealth/publishing. nsf/Content/Phillip-Morris-Limited-Annex-10#. UeKlPjvVBJQ 5.2.1 Besteuerung von Tabakwaren In den meisten Ländern gelten Tabakwaren als ideale Kandidaten für Steuereinnahmen: die Nachfrage ist relativ beständig und ihre negativen externen Effekte rechtfertigen die Besteuerung. In der Tat werden Tabakwaren seit dem 17. Jahrhundert mit Sondersteuern versehen und auch heute wird in allen Ländern mindestens eine Steuer auf Tabakwaren (z.B. Verbrauchssteuer, Einfuhrabgabe, Mehrwertsteuer/Verkaufssteuer oder andere ähnliche Steuern) erhoben. Abgesehen von einigen wenigen rechtlichen Ausnahmen, wie Freimengen für Reisende und Sonderregelungen für Diplomaten und Militär, sind alle diese Steuern im Land des Verbrauchs zu zahlen. Die Verbrauchssteuer ist in der Regel die Hauptabgabe und macht häufig den Großteil des endgültigen Einzelhandelspreises aus. Neben der Versorgung der Regierung mit einer sicheren, planbaren und leicht zu erhebenden Einnahmequelle werden Tabaksteuern von Regierungen auch dazu genutzt, den Tabakkonsum einzudämmen. Gemäß einer Übersicht der EU über Einnahmen aus Verbrauchssteuern für Zigaretten49 in 18 Mitgliedsstaaten (von 27) sank die auf Zigaretten erhobene Verbrauchssteuer zwischen 2008 und 2012. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Verbrauchssteuereinnahmen in vielen EU-Staaten in diesem Zeitraum dreimal rückläufig waren. In fünf Mitgliedsstaaten sanken die Verbrauchssteuereinnahmen in diesem Zeitraum zweimal. Der Euromonitor-Bericht50 für 2012 kommt zu folgendem Ergebnis: „Es gab einen Zusammenhang zwischen Preisanstieg und Preisniveau – von einem niedrigeren Ausgangswert ausgehend können Preise schneller steigen. Weitaus erheblicher ist, dass in Industrieländern mit hohen Preisen, wie Deutschland, nur ein vergleichsweise geringer Preisanstieg erforderlich ist, um eine bedeutende Zunahme des illegalen Handels auszulösen.“ Steuererhöhungen sind aber nicht die einzige Ursache für einen wachsenden illegalen Handel. Ein Konjunkturabschwung, der die Bezahlbarkeit von Zigaretten vermindert, kann den gleichen Effekt haben. Konsumenten mit verringertem Einkommen, die vor die Wahl gestellt werden Waren des täglichen Bedarfs oder legale Zigaretten zu kaufen, greifen beim Kauf ihrer Zigaretten eher auf den Schwarzmarkt zurück. Sobald diese Konsumenten eine regelmäßige Bezugsquelle für illegale Tabakwaren gefunden haben, wird es äußerst schwer, sie erneut vom Kauf legaler versteuerter Waren zu überzeugen. Die Weltbank erklärt dazu Folgendes: „Das Potenzial für den Schmuggel von Tabakwaren kann die Erhöhung der Steuersätze für Tabakwaren begrenzen. Bei der Festlegung von Steuersätzen sind Schmuggelrisiko, Kaufkraft der lokalen Verbraucher, Steuersätze in angrenzenden Märkten sowie Fähigkeit und Effektivität der Steuerbehörden zur Durchsetzung von Bestimmungen zu berücksichtigen.“51 Fallbeispiel: Folgen starker Erhöhungen der Verbrauchssteuer auf Zigaretten in Irland In Irland wurde die Verbrauchssteuer auf Zigaretten zwischen 2001 und 2003 sowie zwischen 2006 und 2009 gleich zweimal deutlich erhöht. Die Erhöhung der Zigarettensteuer belief sich von 2000 bis 2009 in der gängigsten Preisklasse auf insgesamt 76% – das war dreimal so hoch wie die Inflationsrate in dieser Zeit (26,2%). Zwischen 2000 und 2005 stiegen die Zigarettenpreise um 31% und die Zahl der versteuerten Zigaretten sank um 16%. Während der zweiten Phase der Verbrauchssteuererhöhungen (2006-2009) stiegen die Preise um 33%, sodass eine Schachtel 8,45 Euro kostete – fast zwei Euro mehr als im EU-Land mit den zweithöchsten Preisen. Nach Regierungsinformationen waren bis 2012 mindestens 20% aller in Irland konsumierten Zigaretten unversteuert und der Großteil davon (14%) illegal. Man schätzt, dass 2011 jede dritte Zigarette in Dublin illegal war.CS-4 Die KPMG-Studie „Project Star“ (ausgeführt im Auftrag von Philip Morris International und basierend auf detaillierten Untersuchungen mit leeren Zigarettenschachteln) kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl unversteuerter Zigaretten in Irland höher war als in allen anderen nicht an einer EU-Ostgrenze liegenden Ländern und auch deutlich über dem EUDurchschnitt lag. Infolge nachhaltiger Erhöhungen der Verbrauchssteuer auf Tabakwaren, die in sieben Jahren zwischen 2005 und 2012 um nahezu 40% gestiegen ist, sind die Zigarettenpreise in Irland nun die zweithöchsten in der gesamten EU. Der Rückgang der am BIP bemessenen Kaufkraft zwischen 2007 und 2010 um 10,25%, der aus dem konjunkturellen Abschwung Irlands resultierte, hat illegale Tabakwaren für den Verbraucher wahrscheinlich zusätzlich interessant gemacht. Die irische Regierung verschärfte außerdem die Tabakgesetze, schränkte Werbung, Anzeigen sowie Verkaufsautomaten ein und Händler mussten sich registrieren. Die drastischen Verbrauchssteuererhöhungen schienen zudem aus der Einnahmeperspektive kontraproduktiv zu sein, da die enorme Erhöhung von 155 Euro im Jahr 2001 auf 274 Euro (je tausend Zigaretten) keine steuerlichen Vorteile für die irische Regierung brachte: die Einnahmen stagnierten nahezu. Laut einem Bericht der Steuerabteilung des irischen Finanzministeriums vom November 2010 sanken die Einnahmen aus der Tabakverbrauchssteuer 2010 trotz Steuererhöhungen um 2,47 Euro je Zigarettenschachtel zwischen 2000 und 2010 um 50 Millionen Euro. In dem im Februar 2011 veröffentlichten Bericht „Modelling the Market for Cigarettes in Ireland“ der irischen Finanz- und Zollbehörde heißt es: „Er (der illegale Handel) lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen, Hauptursache ist jedoch das Preisgefälle zwischen Zigaretten auf dem irischen Markt und anderen Ländern. Aufgrund des derzeit hohen Preisniveaus von Zigaretten in Irland ist der Anreiz für einen Umstieg auf unversteuerte Tabakwaren in Irland höher als es ansonsten der Fall wäre. Daher erklären sich wahrscheinlich die hohen Schätzungen zur Preiselastizität – höhere Preise führen voraussichtlich zu einem vermehrten Konsum illegaler Waren. Weitere Untersuchungen ergaben - trotz der Schwächen der Daten und der Anforderungen des Modells - dass das Steuerniveau für Zigaretten einen kritischen Punkt überschritten hat. Weitere Erhöhungen der Steuersätze führen eher zu niedrigeren als zu höheren Steuereinnahmen. Sie werden das Rauchen zwar etwas verringern, allerdings gleichzeitig einen vermehrten Konsum unversteuerter Waren begünstigen.“CS-5 25 Fallbeispiel: Singapur Der Port of Singapore ist einer der meist frequentierten Häfen der Welt und Drehkreuz für den internationalen Handel. Pro Jahr werden hier über 25 Millionen Standardcontainer (TEU) für den Containerverkehr zwischen Häfen in Asien, Europa und Nord- und Südamerika abgefertigt. Singapur ist zudem wichtiger Transitpunkt für den globalen illegalen Handel mit TabakproduktenCS-6. Im Zigarettenschmuggel aktive Syndikate nutzen die etwa vierzig lizenzierten Zolllager Singapurs für den Transit ihrer Schmuggelware.CS-7 Bei der Einfuhr in eine der Freihandelszonen (FHZ) von Singapur sind Zigaretten in der Regel ordnungsgemäß angemeldet; von hier aus kommen sie in lizensierte Zolllager. Vor ihrer Wiederausfuhr können Sendungen dann manipuliert werden. Während einige dieser Wiederausfuhren ordnungsgemäß angemeldet werden, werden andere Lieferungen mit gefälschten Dokumenten ausgeführt. Oftmals tragen diese Zigaretten nicht die Gesundheitswarnhinweise oder sonstige Kennzeichnungen, die im Zielland erforderlich sind.CS-8 Aktuelle Beschlagnahmungen illegaler Zigaretten in Australien zeigen, wie der Port of Singapore und seine FHZ für den Zigarettenschmuggel missbraucht werden. Bei ihrem Ansatz zur Festlegung von Verbrauchssteuern müssen Regierungen eine gute Balance zwischen dem Ziel der langfristigen Optimierung von Steuereinnahmen und der Vermeidung oder Erweiterung des Schwarzmarktes finden. Nach dem Optimierungsprinzip muss die Steuerpolitik Folgendes widerspiegeln: • Bezahlbarkeit für den Verbraucher – Steuersätze für Zigaretten sollten entsprechend der Kaufkraft der Konsumenten festgelegt werden, • Lage des Landes und Steuersätze in Nachbarländern oder innerhalb eines Handelsblocks – Minimierung von Anreizen für grenzübergreifende Einkäufe und Schmuggel und • Möglichkeiten von Verwaltung und Vollzug sowohl an den Grenzen als auch im Inland – Minimierung von Bürokratie, steuerlichen Befolgungskosten sowie der Kosten der Strafverfolgung des illegalen Handels. Internationale Erfahrungen – beispielsweise aus Irland, den EU-Beitrittsländer, Malaysia, Irland, Türkei und Singapur – zeigen, dass die Einführung drastischer Steuererhöhungen zu einem starken Anstieg des illegalen Handels mit Tabakprodukten führte und dadurch das langfristige Steueraufkommen geschädigt und gesundheitspolitische Ziele beeinträchtigt wurden. Zwischen 2002 und 2010 erhöhte Malaysia seine Verbrauchssteuern auf Zigaretten um 430%. Der Preisanstieg legaler Zigaretten veranlasste die 26 Die Zigaretten kommen aus Ländern wie den Philippinen, Indonesien und Vietnam in den Port of Singapore, wo sie in den Zolllagern aufbewahrt und für die Wiederausfuhr vorbereitet werden. Damit sie bei ihrer Ankunft in Australien nicht entdeckt werden, werden die Zigaretten mit gefälschten Unterlagen bzw. mit Frachtbriefen mit falschen Angaben versendet, die nur bei der Abfuhr der Container mit den Zigaretten aus Singapur vorgelegt werden müssen. Dadurch lassen sich das tatsächliche Wesen der Ladung und der vorgesehene Bestimmungsort nur sehr schwer bestimmen. Illegale, über Singapur gehandelte, Zigaretten werden häufig weltweit sichergestellt; besonders sind aber die Nachbarländer betroffen: hunderte Millionen Zigaretten aus Singapur werden allein nach Malaysia geschmuggelt beziehungsweise dort beschlagnahmt.CS-9 Die Regierung von Singapur hat große Anstrengungen unternommen, um den illegalen Zigarettenhandel in Singapur zu bekämpfen, muss allerdings noch den Durchgangsverkehr von Zigaretten, die für den Schmuggel in die benachbarten Länder bestimmt sind, in den Griff bekommen. Konsumenten dazu auf illegale Bezugsquellen umzusteigen. 2002 konsumierten malaysische Raucher noch 19,5 Milliarden legale Zigaretten. Bis 2010 war diese Zahl um 31% auf 13,5 Milliarden zurückgegangen. Der Rückgang der legalen Verkäufe ist vorrangig im Anstieg des Konsums illegaler Zigaretten begründet. Dieser betrug 2010 8,8 Milliarden. Infolgedessen stieg der Marktanteil für illegale Tabakwaren von 21% im Jahr 2002 auf 39% im Jahr 2010. Um dem massiven Problem des illegalen Handels und den Folgen der überhöhten Zigarettenbesteuerung entgegenzuwirken, beschloss die Regierung die Verbrauchssteuer in ihrem Haushalt 2012 einzufrieren. Der malaysische Ministerpräsident gab dazu am 08. Oktober 2011, einen Tag nach Veröffentlichung des Haushaltsplans, folgende Erklärung ab52: “Wir können die Preise für Zigaretten nicht drastisch erhöhen, wenn der Konsum illegaler Zigaretten 40% ausmacht. Dieser Anteil ist zu hoch. Kommt es weiterhin zu einem starken Anstieg der Preise für Zigaretten, steigt auch der Prozentsatz der Raucher illegaler Zigaretten an.“ Das ITIC hat zahlreiche Forschungsarbeiten über die Verbrauchssteuerregelung bei Tabakwaren veröffentlicht; für weiterführende Informationen über Steuerpolitik siehe Publikationsliste auf Seite 44. 5.2.2 Korruption - Einflussfaktor, nicht Ursache Im Jahr 1999 kamen die Weltbank und einige Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der wichtigste Bestimmungsfaktor für den Tabakschmuggel der Korruptionsgrad in einem Land ist (gemessen am Transparenzindex).53 Die Schätzungen ergaben, dass jede Erhöhung des Transparenzindexes in einem Land um einen Punkt mit einem Rückgang des geschätzten Tabakschmuggels um zwei Prozent gleichzusetzen ist.54 Diese Behauptung wird allerdings von Adrian Cooper und Daniel Witt angefochten, die wie folgt erklären: „Die Erfahrungen im Vereinigten Königreich, in Deutschland, Frankreich, Kanada, Irland und Singapur – einigen der am wenigsten korrupten Länder weltweit mit sehr wirksamer Strafverfolgung und Verwaltung (Transparency International 2011) – zeigen, dass infolge hoher Belastungen durch Verbrauchssteuern, die zu einer verringerten Bezahlbarkeit führen, eine ernsthafte Problematik des illegalen Handels entstehen kann.“55 Die KPMG-Studie aus dem Jahr 2012 belegt zudem, dass Korruption nicht die Hauptursache für den illegalen Handel mit Tabakprodukten darstellen kann, da die höchsten Zuwächse des illegalen Handels im Vereinigten Königreich, in Irland und Finnland verzeichnet wurden – Länder, die im Transparenzindex besser als andere EU-Länder abschneiden, in denen aber hohe Steuersätze auf Tabakwaren erhoben werden. Während Korruption und weitere in diesem Kapitel beschriebene Faktoren den illegalen Handel zweifellos begünstigen, liegen die wesentlichen Einflussfaktoren im Abwägen möglicher Einnahmen und Gewinnpotenziale (für Schmuggler), der Nachfrage (bestimmt durch Bezahlbarkeit und Zugänglichkeit) und der Entdeckungsgefahr beziehungsweise der Wirksamkeit der Bestrafung. 5.2.3 Protektionistische Maßnahmen In Ländern in denen die Verbraucher nach internationalen Marken verlangen, verleihen protektionistische Maßnahmen, Einfuhrbeschränkungen und unerschwingliche Zölle als Handelshemmnisse dem illegalen Handel zusätzliche Impulse. Ein Beispiel dafür ist China, wo Einfuhren ausländischer Marken durch strenge Kontingente beschränkt werden, sodass sie für die Mehrheit der Verbraucher nicht legal zugänglich sind. 5.2.4 Unzureichende Strafverfolgung Zwar werden in vielen Fällen Gesetze zur Bekämpfung des illegalen Handels erlassen, sobald sie aber in Kraft treten, werden sie aus vielerlei Gründen nicht ordnungsgemäß durchgesetzt. • Offizielle Grenzkontrollen Die Überwachung von Millionen von grenzüberschreitenden Warenbewegungen ist ressourcenintensiv und erfordert die Beteiligung nationaler und internationaler Strafverfolgungsbehörden. Die benötigten Ressourcen beinhalten ausgebildete Präventions-, Aufklärungs-, Ermittlungs- und Untersuchungskräfte sowie die entsprechende Unterstützung durch Informationstechnologie zur Aufklärung, Risikoanalyse, Ressourcenverteilung, Interventionsfeedback und gegenseitiger grenzüberschreitender Unterstützung. Die strukturellen Hemmnisse, die einen erfolgreichen Austausch von Daten und gegenseitige Unterstützung behindern, müssen hierbei ermittelt und beseitigt werden. Genaue, zeitnahe und 27 sichere Daten, leichter Zugang durch befugtes Personal zur Prüfung gemeldeter Einträge sowie aktuelle Hilfsmittel zur Risikoanalyse sollten Teil einer modernen Ausrüstung von Strafverfolgungsbehörden sein. Vergleiche zwischen Ausfuhrerklärungen aus dem Herkunftsland, Versandanmeldungen und Einfuhrerklärungen am endgültigen Bestimmungsort können bei der Ermittlung illegaler Ware helfen. Eine wirksame Risikobewertung beruht auf genauen und zeitnah verfügbaren Daten, die rund um die Uhr für die Strafverfolgungsbeamten bereitstehen, und umfasst die neuesten Informationen über und Analysen von Daten zu beschlagnahmten Waren. In vielen Entwicklungsländern sind lediglich Daten minderer Qualität verfügbar; die Datenanalyse erfolgt unregelmäßig und die schnelle und präzise Übertragung von Daten zu den Vollzugsbeamten oder Strafverfolgungsbehörden in andere Ländern ist unzuverlässig. Für mobile Einsatzkommandos müssen Transportmittel, mobile Scanner und stets die neuesten Technologien zur Verfügung stehen. Aufgrund ihrer geografischen Gegebenheiten gestaltet sich die umfassende Überwachung vieler Ländergrenzen als schwierig. In den meisten Fällen erfolgt der Schmuggel über bekannte Ein- und Ausgangswege (Häfen, Brücken, Bundesstraßen, Flughäfen und Freihandelszonen). Ungenügende Kontrollen an diesen Punkten, die teilweise noch unterschiedliche Korruptionsgrade aufweisen, ermöglichen Schmugglern das unentdeckte Hin- und Herbewegen von Waren in großen Mengen. Durch politische Instabilität in einem Land oder einer Region verschärft sich die Situation zusätzlich. In zahlreichen Ländern wird die Installation moderner Scanner durch die unzureichend vorhandene Infrastruktur begrenzt. Sicherheitsausrüstung ist kostenintensiv und die für die Warenuntersuchung benötigten Einrichtungen und Ressourcen können sogar in entwickelten Industrieländern unbezahlbar sein. In stark frequentierten Häfen auf der ganzen Welt wird derzeit nur ein kleiner Teil aller Ladungen gescannt56 und/oder einer physischen Untersuchung unterzogen. In vielen Entwicklungsländern können durch die Kosten für Scanner und die Anforderungen an Platz und Untersuchungseinrichtungen sowie an entsprechend geschulte Fachkräfte selbst bei einem Bruchteil vollständiger Containeruntersuchungen lange Verzögerungen für die Importeure entstehen. • Amtliche Kontrollen zugelassener Hersteller Im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika wurde die bis dahin gängige Vorgehensweise einen oder mehrere Fallbeispiel: Russland – nötige Verfahrensweisen zur obligatorischen Vernichtung der für das Fälschen verwendeten Ausrüstung oder Maschinen In Russland werden trotz der Vorschrift zur Vernichtung von Produktionsmitteln (einschließlich Maschinen) in Paragraf 4 des russischen Zivilgesetzbuches bei Razzien beschlagnahmte Ausrüstungsgegenstände oder Maschinen zur Herstellung gefälschter Produkte in den meisten Fällen nicht zerstört. Das liegt daran, dass die russische Strafprozessordnung den Vernichtungsprozess nicht klar definiert. Die Gerichte beschränken ihre Urteile meist auf die Beschlagnahmung des Zubehörs ohne ihre Vernichtung anzuordnen. Gleichermaßen gibt es, wenn ein Strafverfahren eröffnet und später eingestellt wird, keine klare Vorgabe für die Gerichte, was mit Sachbeweisen, Maschinen und gefälschten Produkten geschehen soll. Rechteinhaber werden, auch wenn es ihnen nicht untersagt ist, am Vernichtungsvorgang teilzunehmen, nicht offiziell dazu aufgefordert. Sie erhalten auch keine offizielle Benachrichtigung über die Vernichtung. Die russische Gesetzgebung legt nicht fest, wer in den Fällen, in denen keine natürliche oder juristische Person als Rechtsverletzer identifiziert werden kann, die Kosten der Vernichtung übernehmen soll. Diese Kosten können im Fall der Vernichtung von High-Tech-Maschinen, die für die Herstellung von gefälschten Produkten genutzt werden, beträchtlich sein. Als Resultat des offensichtlichen Fehlens von klaren verfahrensrechtlichen Bestimmungen in Bezug auf die Vernichtung, können Ausrüstung oder 28 Maschinen leicht wieder in Umlauf gelangen und für zukünftige Fälschungsoperationen genutzt werden. Dieses Problem könnte durch die Einführung von klaren Vorschriften in der Strafprozessordnung behoben werden, die: 1. die Gerichte anweist, die Zerstörung von Ausrüstung und Maschinen, die nachweislich für die Produktion von Fälschungen verwendet wurden oder dafür vorgesehen sind, anzuordnen; 2. Gerichten die Autorität und Verpflichtung überträgt, die Vernichtung der Sachbeweise in den Fällen zu verfügen, in denen ein Strafverfahren eingestellt wird und die Sachbeweise, nachweislich Fälschungen sind; oder im Fall von Ausrüstung und Maschinen, die nachweislich zur Herstellung von gefälschten Waren verwendet wurden, 3. die Beteiligung des Rechteinhabers am Vernichtungsvorgang vorsieht; 4. eine offizielle schriftliche Benachrichtigung an Rechteinhaber über Vernichtungen vorsieht und 5. bestimmt, wer die Kosten in Verbindung mit der Zerstörung zu tragen hat, wenn keine juristische oder natürliche Person als Rechtsverletzer identifiziert wurde. Die Beschlagnahmung und Vernichtung der Materialien und Maschinen, die zur Herstellung gefälschter Zigaretten genutzt werden sind ausschlaggebende Details in der Gesetzgebung und ein effektives Mittel um den Schmuggel zu bekämpfen Belize – Der perfekte Umschlagplatz für Schmuggler? 1994 wurde die „Corozal Free Zone - CFZ“ eingerichtet. Heute sind dort 314 Firmen registriert, von denen 30 mit Zigaretten handeln. Die CFZ stellt Anlagen für die Herstellung, Bearbeitung, Lagerung, Verpackung und den Vertrieb von Waren und Dienstleistungen zur Verfügung. Für Unternehmen, die innerhalb der Freihandelszone gegründet wurden, gelten keine Beschränkungen des Devisenverkehrs; diese Betriebe kommen in den Genuss vielfältiger anderer Vorteile, einschließlich Abgabenfreiheit. Waren, die in die Zone eingeführt und ausgeführt werden, unterliegen keinen Einfuhr- und Ausfuhrzöllen, Stempelabgaben, Quoten und ErsatzFinanzabgaben. Die Einkommensteuer liegt zwischen zwei und acht Prozent. Dieser Anteil kann sogar durch Steuernachlässe noch reduziert werden, wenn Arbeiter aus Belize beschäftigt werden. Für Ein- oder Ausfuhr ist keine Lizenz erforderlich. Eine Firma, die in der CFZ gegründet wurde, ist in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens befreit von der Einkommenssteuer, Kapitalertragssteuer oder anderen neuen Körperschaftssteuern, die von der Regierung von Belize erhoben werden. Sämtliche von der Firma bezahlten Dividenden sind während der ersten 20 Jahre von der Steuer befreit. Diese Steuerbefreiung spiegelt sich in der Anzahl der in diesem Gebiet angesiedelten zollfreien Geschäfte wider. 2011 eröffneten 17 neue Verkaufsstellen für steuerfreie Waren in der CFZ. Finanzbeamte auf dem Gelände des Produzenten verbrauchssteuerpflichtiger Waren abzustellen vor Jahrzehnten aufgehoben. Einerseits um zu hoher Vertrautheit oder Korruption zwischen den Unternehmen und den Finanzbeamten vorzubeugen und andererseits um Verwaltungskosten zu reduzieren. Die Kontrolle der Tabakwarenhersteller sowie die Lagerung und Bewegung unversteuerter Tabakwaren unter Zollverschluss unterliegen in vielen Industrieländern Kontrollen auf Grundlage der Vorgeschichte und Risikobewertung des Akteurs. Die Wirksamkeit dieser Kontrollen hängt von der fachlichen Kompetenz und den Kenntnissen der Beamten, der Einbindung von Zoll- und Verbrauchssteuerdaten durch Risikoanalyse- und Informationswerkzeuge sowie der partnerschaftlichen Beziehung mit dem Produzenten verbrauchssteuerpflichtiger Waren ab. Heutzutage können Verbrauchssteuerkontrollen durch computergestützte Aufzeichnungen und moderne Geschäftsabläufe einfach durch die Unternehmen mit effektiven Verwaltungskontrollen verknüpft und so Belastungen für das Geschäft vermindert werden. Die Verbrauchssteuerprüfung muss unter Berücksichtigung der Einnahmerisiken im Geschäftsprozess, der Lieferkette, finanziellen Aufzeichnungen und Branchenentwicklungen erfolgen. Diese Maßnahmen sind durch unangemeldete Prüfungen der Produktionsanlagen zu ergänzen, in welchen ggf. eine nicht angegebene Produktion (mitunter „Nachtschicht“ genannt) und Auslieferung aufgedeckt werden kann. • Sonstige amtliche Kontrollen im Inland Beamte von Behörden, die nicht dem Zoll oder Finanzbehörden angehören, führen Inspektionen und Kontrollen zu Kennzeichnung, Gesundheit und Sicherheit und dem Verkauf an Minderjährige im Groß- und/oder Einzelhandel durch. Werden diese Beamten für die Anzeichen des illegalen Handels sensibilisiert, können sie bei der Aufdeckung 29 unversteuerter Waren mitwirken. Gleichermaßen können Beamte, die für die Kontrolle im Bereich Mehrwertsteuer zuständig sind, ihre für Verbrauchssteuer und Zölle zuständigen Kollegen unterstützen. Örtliche Polizei und Sozialarbeiter kommen mit informellen Vertriebsketten in Kontakt und deren Kunden können nützliche Informationen zur Enthüllung von Vertriebsnetzen bereitstellen sowie Quellen illegaler Inlandsproduktion identifizieren. Diese zusätzliche Unterstützung für amtliche Kontrollen wird oftmals übersehen, wodurch Chancen zur Zerstörung illegaler Versorgungsketten ungenutzt bleiben. •Korruption Die Folgen von Korruption werden als ein Einflussfaktor (siehe Absatz 5.2.2)57, nicht aber als der entscheidende Faktor für den illegalen Handel betrachtet. Finanz- und Strafverfolgungsbehörden, die nicht entschieden gegen Korruption vorgehen, können mit Einnahmeausfällen und vermehrter Kriminalität rechnen. Ein Bericht aus dem Jahr 2012 über Grenzposten, Kontrollpunkte und innerafrikanischen Handel beschreibt die Störungen durch Kosten für Bestechungsgelder für Beamte an Grenz- und Kontrollpunkten als eine der größten Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika. Darüber hinaus werden darin Durchschnittswerte für gezahlte Bestechungsgelder an unterschiedliche Behörden an den Kontrollstellen verschiedener Routen aufgezeigt. Dem Bericht zufolge ist Korruption unter Polizeiund Zollbeamten weit verbreitet. Empfohlen wird die Schaffung zentraler Grenzposten, an denen Einrichtungen und Zollerklärungen gemeinsam von den Zollbehörden genutzt werden und es so schwieriger für einzelne Beamte wird, Zahlungen für die Erleichterung des Warenverkehrs oder für Falschangaben zu beziehen.58 Gemäß den Forschungsergebnissen von Dr. Louise Shelley kann den illegalen Handel begünstigende Korruption bis zur Führungsspitze eines Landes reichen. Der montenegrinische Präsident wurde beispielsweise für seine Rolle im illegalen Handel mit Tabakprodukten in Italien angeklagt.59 • Transit- und Umschlagwaren Transitwaren sind Waren, welche die Abfertigungs-, Verlade- oder Versandstelle verlassen haben, aber noch nicht am Empfangs-, Entlade- oder Lieferort eingetroffen sind. Bei Umschlagwaren handelt es sich um die Versendung von Waren an ein Zwischenziel und von dort aus zu einem anderen Bestimmungsort. Diese Umladung ist häufig durch den Wechsel des Transportmittels während der Reise bedingt, z.B. vom Seetransport zum Straßenverkehr. Viele internationale Umschlagplätze liegen in bestimmten Zollgebieten, sodass Zollkontrollen und -gebühren umgangen werden. 30 Sowohl die OECD als auch die WCO haben Bedenken bezüglich fehlender angemessener Rechtsvorschriften, Kontrollen und Strafverfolgungsbehörden für Transitwaren geäußert. In ihrem Bericht über Kriminalität erklärte die OECD 2007, dass „Transitwaren sehr oft ausdrücklich von den Verboten für gefälschte Waren ausgeschlossen sind, was dazu führt, dass diese nicht abgefangen werden können.“ Die WCO merkte 1988 in der Einleitung zu ihren Empfehlungen für eine Modellgesetzgebung zum Schutz gegen Verletzungen der Rechte des geistigen Eigentums an, dass Zollbehörden gesetzlich verankerte klare Befugnisse zur Überwachung von Waren im Transit und in Freihandelszonen haben müssen: „Die Erfahrungen von Zollverwaltungen in zahlreichen Ländern haben gezeigt, dass Regierungen nur durch die Übertragung bestimmter Befugnisse und die Bewilligung bestimmter Maßnahmen, die über die Mindestanforderungen des „Übereinkommens über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums“ (TRIPs) der WHO hinausgehen, einen wirksamen und effizienten Schutz von Rechten an geistigem Eigentum und deren Durchsetzung an ihren Grenzen gewähren können.“60 Die von der WCO vorgeschlagenen Modelle müssen noch von vielen Ländern übernommen werden. Die Beförderung von verbrauchssteuerpflichtigen Waren unter Zollverschluss innerhalb einer Zollunion kann Möglichkeiten für die Umleitung dieser Waren während des Transits bereithalten. Das „Excise Movement and Control System EMCS“ ist ein gesamteuropäisches elektronisches Nachrichtensystem, das mit hohem Aufwand eingeführt wurde, um Beamte zeitnah über Waren zu informieren, die unter Steueraussetzung innerhalb der EU befördert werden. Allerdings ist das System mit einer wirksamen Risikobewertung und ausreichenden Interventionen zu kombinieren, um sicherzustellen, dass Zulassungsnummern nicht kopiert werden, um so die Beförderung illegaler Ladungen zu erleichtern. Eine Kopplung aus konsequenter Anwendung solcher Systeme zur Verfolgung unversteuerter Waren in der gesamten Region und gleichzeitigen internen Kontrollen in allen Ländern ist nach wie vor unverzichtbar, damit Betrüger die elektronischen Überwachungssysteme nicht zu ihrem Vorteil einsetzen. •Freihandelszonen Freihandelszonen61 werden von Regierungen eingerichtet, um neue Unternehmen und Auslandsinvestitionen anzulocken. Sie erleichtern den Handel durch den Wegfall von Zöllen, Quoten und die Minimierung bürokratischer Anforderungen (z.B. Zollabfertigung und Anzeigepflicht). Diese Freihandelszonen werden in zunehmendem Maße von kriminellen Organisationen für die Herstellung und den Schmuggel von „Illicit Whites“ genutzt . Darüber hinaus werden in den Zonen gefälschte Waren hergestellt oder man nutzt sie zur Anbringung von Falschangaben auf den Containern, um illegale Tabakwaren zu rechtmäßigen Waren umzudeklarieren. Für eine beträchtliche Anzahl der in den vergangenen Jahren beschlagnahmten Lieferungen waren mehr als eine Durchfuhr oder Umladung vorgesehen, um den wahren Ursprung dieser Waren zu verschleiern. Solche Lieferungen hatten vor ihrer Sicherstellung bis zu fünf Durchfuhren/Umladungen durchlaufen. Die geringere Anzahl an Zollkontrollen begünstigt dieses Vorgehen. Zur Überwindung derartiger Defizite beabsichtigt die WCO der „Besonderen Anlage D2“ des revidierten Übereinkommens von Kyoto zuzustimmen, welche eine Orientierungshilfe zur Einhaltung von Mindestanforderungen an Zollkontrollen in Freihandelszonen bietet. In einem Bericht der Initiative „Business Action to Stop Piracy and Counterfeiting - BASCAP“ der Internationalen Handelskammer werden diese Probleme gezielt untersucht und zahlreiche Empfehlungen für mögliche Maßnahmen von WCO, WHO, nationalen Regierungen und Betreibern von Freihandelszonen gegeben.62 Eine Prüfung der Kontrollen von Freihandelszonen im Jahr 200963 kommt zu dem Ergebnis, dass die Strafverfolgung auch bei Vorhandensein der erforderlichen Rechtsvorschriften unzureichend sein kann, da die Zollbehörden unter dem Druck stehen, Kontrollen zu lockern, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. 5.2.5 Unzureichende Gesetze und Sanktionen Normalerweise gibt es nationale Gesetze gegen Schmuggel, Steuerhinterziehung, den Verkauf von Zigaretten ohne ordnungsgemäße Gesundheitswarnungen, fehlerhafte Deklaration von Einfuhren und die Nichtbeachtung anderer behördlicher Vorgaben. Oft gestaltet es sich jedoch in bezug auf „Illicit Whites” als schwierig, nachzuweisen, dass Gesetze verletzt wurden. Es stellt oftmals eine Herausforderung dar, zu beweisen, dass bei der Herstellung ein Verstoß gegen ein Gesetz vorlag, auch wenn es offensichtlich sein mag, dass bestimmte Hersteller keine sorgfältige Prüfung ihrer Kunden vornehmen und ihre Lieferketten nicht überwachen. Für Strafverfolgungsbehörden ist es ein Problem, Ungesetzlichkeiten nachzuweisen, wenn es sich um die Ausfuhr von korrekt deklarierten „Illicit Whites“ handelt. Es ist einfacher, Zigaretten zu erkennen (Fälschungen, Schmuggelware oder „llicit Whites“), wenn in den Unterlagen die Waren falsch bezeichnet beziehungsweise klassifiziert werden. Das bedeutet, dass um die jeweiligen Gesetze gegen Schmuggler, die illegal „Illicit Whites“ einführen, durchsetzen zu können häufig Aktionen unter Aufbringung umfassender Ressourcen – insbsesondere in Relation zu den kleinen Mengen – durchgeführt werden müssen. Zum Zeitpunkt des Verkaufs ist die Strafverfolgung problematisch, da der einzige verfügbare Beweis gegen den Hersteller der Preis des Produktes ist, der so niedrig ist, dass wahrscheinlich keine Steuern bezahlt werden mussten. In vielen Ländern verfügen die Strafverfolgungsbehörden über unzureichende legale Befugnisse um effektiv operieren zu können, da der illegale Handel mit Tabakerzeugnissen als ein relativ geringfügiges Vergehen erachtet wird. Dies macht ihn für Verbrechersyndikate attraktiv, die im Zigarettenschmuggel eine höchst profitable, und risikoarme Aktivität sehen, da dieser geringere Strafen nach sich zieht, als Straftaten wie Drogenund Menschenhandel oder Waffenschmuggel. Die folgende Aussage64 verdeutlicht den geringen Abschreckungseffekt des Gesetzes (immer noch geltend) in den USA: „Die einzige Angst des Tabakschmugglers besteht darin, eine Ladung Zigaretten zu verlieren. Wir fürchten uns nicht vor Strafverfolgung. Sie halten uns an, beschlagnahmen die Ladung, und vielleicht werden wir festgenommen, aber höchstwahrscheinlich nicht. Im schlimmsten Fall verbringen wir ein paar Monate im Gefängnis bevor wir wieder mit dem Schmuggeln weitermachen können. Denk doch mal nach! Ein kleiner Fisch wie ich kann 50.000 US-Dollar im Monat für ein paar Stunden Arbeit jede Woche verdienen. Der große Fisch verdient hunderttausende pro Woche, das meiste davon geht bar oder durch Handelsgeschäfte in den Nahen Osten.” Wie im BASCAP-Bericht hervorgehoben wird, begeben sich Länder ohne strenge, abschreckende Strafen, einschließlich der Vollmacht, Erträge aus Straftaten zu konfiszieren, automatisch in eine schwache Position bei der Bekämpfung des illegalen Handels von Tabakprodukten.65 Wie das russische Fallbeispiel zeigt, sollte außerdem die Vernichtung von beschlagnahmten Waren und zur Herstellung von illegalen Tabakerzeugnissen verwendeten Maschinen verpflichtend sein. In einigen Ländern werden Waren und Ausrüstung versteigert – mit dem Ergebnis, dass sie direkt wieder zurück auf den illegalen Markt gelangen. Behörden haben versucht, den illegalen Handel mit Gesetzen und Verordnungen einzudämmen, doch die Betrüger haben Wege zur Fortsetzung ihrer Aktivitäten gefunden, indem sie einfach ihre Methoden geändert haben. Zum Beispiel hat die vietnamesische Regierung im Juli 2010 die Gesetze dahingehend geändert, dass der Besitz von mehr als 1.500 Päckchen geschmuggelter Zigaretten ein Straftatbestand ist.66 Während dies zunächst 31 zu einem Rückgang des illegalen Handels um über 20%67 führte, veränderten die Schmuggler kurz darauf ihr Vorgehen und transportierten nun mehrere Lieferungen mit jeweils weniger als 1.500 Packungen. 5.2.6 Ungenügende Kapazität, mangelhafte Daten und unzuverlässige IT-Infrastruktur Der Bedarf an ausreichend und gut ausgebildetem Personal zur Bekämpfung des illegalen Handels kann nicht genug betont werden. Insbesondere Entwicklungsländer verfügen über mangelhaft ausgebildete Arbeitskräfte, ungenaues oder unvollständiges Datenmaterial, das womöglich in manuellen Systemen gespeichert ist und einer unzuverlässigen Internet-Infrastruktur. Auf der anderen Seite hingegen fehlt es den Straftätern selten an den für ihre Aktionen notwendigen Ressourcen. 5.2.7 Toleranz der Öffentlichkeit Die Nachfrage der Verbraucher treibt den illegalen Handel an. Sie sind sich oft darüber im Klaren, dass sie geschmuggelte oder gefälschte Waren erwerben, tun dies aber trotzdem, um Geld zu sparen. Zugleich ist sich die Bevölkerung oftmals nicht der Auswirkungen des illegalen Tabakhandels bewusst und hält diesen für eine „Straftat ohne Opfer“. In 32 einer Studie über68 Raucher in sozial schwachen Gegenden im Vereinigten Königreich (Wiltshire et al.) wurde herausgefunden, dass sich diese Raucher überhaupt nicht für ein solches Verhalten schämten, sondern es für eine Kampfansage an eine vermeintliche Ungerechtigkeit hielten: „Nahezu alle Befragten verliehen ihrer Unzufriedenheit über den Preis von legalen Tabakprodukten Ausdruck. Er wurde als ungerecht und gegen Menschen mit geringem Einkommen wahrgenommen.” Eine Studie aus dem Jahr 2010 von der NGO „Action on Smoking and Health - ASH“ berichtet von ähnlichen Ergebnissen: „Maßnahmen, die von der Öffentlichkeit als unzumutbar erachtet werden, bergen das Potential, die Toleranz von illegalem Handel zu erhöhen.”69 6. Bekämpfung des Problems In diesem Kapitel werden die zentralen Elemente aufgeführt, die für die Bewertung einer umfassenden Herangehensweise, beziehungsweise deren Verbesserung oder Umsetzung, zur effektiven Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten unerlässlich sind. 6.1 Ausmaß und Wesen des illegalen Handels verstehen Als ersten Schritt müssen Regierungen und Strafverfolgungsbehörden das Ausmaß, die Beschaffenheit und die Auswirkungen des illegalen Handels mit Tabakwaren verstehen, sowie die daran beteiligten Personen und Verbindungen zum illegalen Handel mit anderen Waren identifizieren. Es gibt verschiedene Indikatoren für das Vorhandensein und Anwachsen des illegalen Handels mit Tabakwaren. Dazu gehören: • Ein unerklärlicher Rückgang der Verkaufszahlen auf dem legalen Markt – üblicherweise wird dieser zuerst von Industrie und Handel festgestellt; • Beeinträchtigung der Steuereinnahmen der Regierung; • Ein Anstieg der Beschlagnahmungen illegaler Zusammenfassung der Hauptmerkmale einer umfassenden Strategie zur Bekämpfung des illegalen Tabakhandels • Schaffung einer politischen Verantwortlichkeit auf oberster Ebene, damit eine angemessene Priorisierung und die Bereitstellung von notwendigen Ressourcen gewährleistet wird. • Erkennen und Überwachen des Problems in Ausmaß und Wesen. • Bewertung der zentralen Faktoren, einschließlich Kontrolle bei Herstellung und Ausfuhr, Freihandelszonen und Transitoperationen, etc. • Anwendung einer ausgewogenen Steuerpolitik und effektiver Steuereinziehung. • Analyse der bestehenden Gesetze und Vorschriften, um sicher zu stellen, dass sie funktionieren und effektiv durchgesetzt werden, dass die verhängten Strafen angemessen sind und abschreckend wirken. • Prüfung sämtlicher Auswirkungen aller beabsichtigten tabakbezogenen Gesetze. • Sicherstellen, dass sich die Justiz der Ernsthaftigkeit des Problems und der Notwendigkeit, illegale Produkte und Ausrüstungen schnell zu vernichten, bewusst ist. • Entwicklung einer Strafverfolgungssstrategie, die alle relevanten nationalen Stellen einbezieht und sicherstellt, dass diese über entsprechende Vollmachten verfügen, um effektiv handeln zu können. • Bereitstellung ausreichender Geldmittel für eine angemessene Leistungsfähigkeit bei der Strafverfolgung. • Bekämpfung der Nachfrage, indem die Bevölkerung über die Auswirkungen des illegalen Tabakhandels aufgeklärt und informiert wird. • Aufbau und Stärkung der Partnerschaften zwischen nationalen und internationalen Organen. • Zusammenarbeit mit legitimen Branchenakteuren, um gemeinsame Informationen und Ressourcen mit größtmöglichem Nutzen einsetzen zu können. 33 Produkte – entweder bezüglich Häufigkeit oder Mengen; • Das Aufkommen von Marken, die nicht die korrekten Markenkennzeichnungen aufweisen oder die im Land nicht legal vertrieben und verkauft werden und • Veränderte Ergebnisse in Studien zur Bekämpfung des illegalen Handels. Die Ergebnisse der Anwendung zuverlässiger und stabiler Methoden dienen in der Regel dazu, ein erhöhtes Bewusstsein von Behörden und der allgemeinen Öffentlichkeit über die Ernsthaftigkeit des Problems zu schaffen und können dazu dienen, die Bereitstellung von Ressourcen zu beeinflussen. Das Wesen des illegalen Handels verändert sich ständig, da Kriminelle und Profiteure alle Gelegenheiten ausnutzen. Im vergangenen Jahrzehnt haben einige Länder eine enorme Zunahme an illegalen Tabakwaren feststellen müssen, die in kleinen Mengen aus dem Ausland mit der Post geschickt wurden. 6.2 Bestimmung der wichtigsten Einflussfaktoren für den illegalen Handel Siehe Kapitel 5, insbesondere 5.2. 6.3 Ausgewogene Steuerpolitik und effektive Steuereinziehung 34 Jedoch sind zahlreiche Steuermarken-Systeme nicht dazu geeignet, die Einnahmen aus Verbrauchssteuern sicherzustellen. Ebenso wie Zigaretten werden auch Papiersteuermarken qualitativ hochwertig gefälscht um ein einfaches Entdecken zu vermeiden – oft findet die Fälschung schon innerhalb weniger Wochen nach ihrer Einführung statt. Papiersteuermarken werden außerdem gestohlen und von Schmugglern wiederverwendet (z.B. in Kenia).70 Die Technologie entwickelt sich rasant und es gibt digitale Lösungen zur besseren Sicherung der Entrichtung und Prüfung von Steuern. Diese werden in Kapitel 7 detaillierter beschrieben. Einige dieser Systeme können der Regierung sichere Informationen in Echtzeit über die Mengen liefern, die in und auch für ihr Land hergestellt werden. Dabei bieten sie Transparenz über die Höhe an Verbrauchssteuern, die von jedem Hersteller und Importeur einzuziehen sind. 6.4 Effektive Gesetzgebung und Vorschriften Die Gesetzgebung muss eindeutig und einfach zu verwalten sein sowie der Exekutive genügend Autorität zur Handlungsfähigkeit übertragen, damit sie effektiv ist. Wichtige gesetzgeberische Voraussetzungen umfassen: • Klare Vergehen und angemessene Strafen; Wie in Kapitel 5.2.1 aufgezeigt wurde, sollten Verbrauchssteuern für Zigaretten in erster Linie festgelegt werden, um langfristig Steuereinnahmen zu optimieren. Bei der Festlegung der Steuersätze müssen Regierungen den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung, die Kaufkraft der Konsumenten sowie die Steuersätze der Nachbarländer berücksichtigen. Die Erfahrung zeigt, dass einschneidende „Schocks” bei der Verbrauchssteuer eher zur Entstehung oder Ausweitung von illegalem Handel führen. • Die systematische Vernichtung aller beschlagnahmten illegalen Tabakerzeugnisse, Rohstoffe, Geräte und Bestandteile zur Produktion. In einigen Ländern existiert keinerlei Gesetzgebung bezüglich der Bestimmung von beschlagnahmten Waren, so dass beschlagnahmte Produkte und Geräte versteigert werden können, wodurch Verwirrung erzeugt und die umgehende Vernichtung unmöglich wird; Die einzelnen Staaten nutzen unterschiedliche Methoden zur Einziehung und Kontrolle der Tabaksteuer. Verwaltungssysteme für die Verbrauchssteuer basieren normalerweise auf der Überprüfung der Produktionsmenge, der Bestände von Zolllagern und der Menge an Ausfuhren. Ergänzend dazu können Kennzeichnungen (Kodierung oder Stempel), die auf jede für den Verkauf bestimmte Packung gedruckt oder geklebt werden, Verwendung finden. Diese Kennzeichnungen können entweder als zusätzlicher Prüfmechanismus oder als Mittel zur Steuerentrichtung eingesetzt werden. Sie sind zur Bestätigung der tatsächlichen Steuerentrichtung für das Produkt auf dem sie angebracht sind, gedacht • Mittel, um Einbußen bei Steuereinnahmen und Kosten für die Vernichtung beschlagnahmter Waren auszugleichen, wie zum Beispiel durch die Pfändung von Vermögen; • Starke Kontrolle der zollfreien Lieferungen; • Kontrollen der Vertriebskette durch Lizenzen für Herstellung, Registrierung von Groß-und Einzelhändlern, Sicherheitsmarkierungen und • Starke Schutzmaßnahmen für Markeneigentümer gegen Verletzung der Urheberrechte. Um effektiv sein zu können, müssen die Exekutivorgane und Justizbehörden in der Lage sein, die Erlöse aus Straftaten nachzuverfolgen, Fallbeispiel: Korruptionsuntersuchung “Operation Heritage” in Australien Ein Zwischenbericht der „Australian Commission for Law Enforcement Integrity“CS-10 schildert die Umstände, die zur Verhaftung von vier Zoll-und Grenzschutzbeamten am Sydney International Airport zu Beginn des Jahres 2013 geführt haben. Einer der Festgenommenen bekannte sich in den ihm zur Last gelegten Anklagepunkten für schuldig und wurde im April 2013 vom New South Wales District Court zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt – davon vier Jahre ohne Bewährung ausgesetzt. Die anderen wurden für Delikte in Verbindung mit Bestechlichkeit angeklagt, einschließlich Amtsmissbrauch, Bestechung eines Commonwealth-Beamten, Annahme von Bestechungsgeld und verbotene Absprache zur Einfuhr einer gewerblichen Menge an Grundstoffen, die der Grenzkontrolle unterliegen. Ein Beamter des Ministeriums für Landwirtschaft, Fischerei und Forst (DAFF) wurde ebenfalls festgenommen. Ihm wurden Amtsmissbrauch, unzulässige Weitergabe behördlicher Informationen, Annahme von korrupten Vergünstigungen und Beeinflussung eines Commonwealth-Beamten zur Last gelegt. Vor seiner Festnahme gehörte der Beamte zur „DAFF Border Compliance Division“ und arbeitete am Flughafen Sydney International. 15 weitere Personen wurden für Verstöße festgenommen und angeklagt beziehungsweise verurteilt. Zu denen Anklagepunkten zählten: die verbotene Absprache zur Einfuhr gewerblicher Mengen an Grundstoffen, die Grenzkontrollen unterliegen, Bestechung eines Commonwealth-Beamten und geschäftliche Transaktionen mit den Erlösen aus einer Straftat. Zum entsprechenden Zeitpunkt war eine dieser einzufrieren, zu verwalten und zu konfiszieren. Der Nutzen der Beschlagnahmung des Vermögens von Straftätern besteht darin, dass es den „kommerziellen” Anreiz für die Straftat untergräbt, den Gewinn schmälert und verhindert, dass die Erlöse in weitere illegale Aktivitäten investiert werden. Regierungen, die dies noch nicht getan haben, sind angehalten, Gesetze umzusetzen, die die Beschlagnahmung von Gewinnen aus Straftaten ermöglichen. Richtlinien zur Erarbeitung einer Gesetzgebung zur effektiven Beschlagnahmung von Erlösen aus Straftaten sind auf der Grundlage international bewährter Vorgehensweisen im BASCAP-Bericht „Confiscation of the Proceeds of IP Crime“71 dargelegt. Die Empfehlungen lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen (i) Erarbeitung des gesetzlichen Rahmens zur Umsetzung von Gesetzen zu Erlösen aus Straftaten; (ii) Aufbau des institutionellen Rahmens zur effektiven Handhabung der Gesetze und (iii) Unterstützung von Mechanismen zur internationalen Zusammenarbeit. Um in der besten Position zur Bekämpfung des illegalen Handels zu sein, müssen die Zollbehörden gestärkt und aufgeklärt werden, so dass es keine Personen als Gepäckabfertiger des Sydney International Airport beschäftigt. Der Leiter des Zoll- und Grenzschutzes, Michael Pezzullo, sagte: „Die Festnahmen sind eine Enttäuschung für die große Mehrheit der gewissenhaften, hart arbeitenden und ehrlichen Beamten, die ihre Arbeit zum Schutz der Grenzen Australiens ernst nehmen. Ich weiß, dass die große Mehrheit der Beamten möchte, dass man mit diesen Personen, die hier unrecht gehandelt haben, gerecht und angemessen umgeht. Viele Beamte haben mir gesagt, dass sie nicht mit jemanden in Verbindung gebracht werden möchten, der den hohen Standards, die die Regierung und die Bevölkerung an uns setzen, nicht entspricht. Hier gibt es keinen Platz für Beamte, die das Vertrauen ihrer Kollegen oder der Gemeinschaft missbrauchen. Ich habe eine klare Botschaft für diese Beamten – selbst wenn sie denken, sie könnten ungeschoren mit Ihrem Fehlverhalten oder kriminellen Handlungen davonkommen – wir haben sie im Auge. Wir werden ein solches Verhalten nicht tolerieren und wir werden sie erwischen.“CS-11 Herr Pezzullo unterstrich, dass die Reform des Zoll- und Grenzschutzes wesentlich dazu beigetragen hat, diesen Dienstbereich gegen die Möglichkeit von gravierendem Fehlverhalten oder Korruption zu stärken. Er gab bekannt, dass er den Fokus des Zoll- und Grenzschutzes auf Integrität, Sicherheit und Risikomanagement legen und durch eine umfassende Neuorganisation der Schlüsselfunktionen in diesem Bereich weiter fördern wird. Er gab außerdem offiziell eine Machbarkeitsstudie über die fachlichen Standardfunktionen des Zoll- und Grenzschutzes in Auftrag. Unklarheiten hinsichtlich der Gesetzgebung gibt. Der Erfolg der Strategien gegen illegalen Handel, die in Ungarn, Rumänien und im Vereinigten Königreich zum Einsatz kamen, wurde zum Teil auf die Stärkung der Gesetzgebung zurückgeführt, die die Strafverfolgung unterstützt.72 Die Behörden sollten sicherstellen, dass jegliche Maßnahmen, die zur Verringerung der legalen Zugänglichkeit, Sichtbarkeit und Käuflichkeit von Tabakprodukten für Konsumenten entwickelt werden, vor ihrer Einführung sorgfältig von den Strafverfolgungsbehörden geprüft werden, damit dem illegalen Handel nicht noch ein unbeabsichtigter Impuls verliehen wird. Zum Beispiel dadurch dass: • die Möglichkeit der zuständigen Behörde, illegale Produkte zu erkennen, erschwert wird; • es für Regierungsbehörden schwieriger wird, Schmuggelware zu erkennen oder für Konsumenten schwieriger wird, beim Kauf zwischen gefälschten und echten Produkten zu unterscheiden und • sie den Einzelhändlern helfen, die mit 35 illegaler Ware handeln, um diese mit echten Tabakerzeugnissen zu mischen. Wenn für den Verkauf im Einzelhandel (und Großhandel) von Tabakprodukten eine Registrierung erforderlich ist, kann sich deren Sperrung oder Rücknahme und eine zusätzliche Geldstrafe als effektive und kostengünstige Sanktion erweisen. Wird eine solche Maßnahme ergriffen, dient deren Verlautbarung vor Ort als Abschreckung. Die schottische Regierung führte einen neuen Straftatbestand für den „Verkauf von Tabak ohne Registrierung” ein, der im Oktober 2011 in Kraft trat. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten sich alle rechtmäßigen Tabakwaren-Einzelhändler bei der schottischen Regierung registrieren lassen und ein nicht-registrierter Verkäufer kann nun mit einer Höchststrafe von 20.000 britischen Pfund beziehungsweise mit bis zu sechs Monaten Gefängnis bestraft werden. • Einschätzung des Risikos, dass eine gesetzgeberische Maßnahme unbeabsichtigte kriminelle Auswirkungen/Konsequenzen schaffen könnte und Bei genauer Kontrolle stellt die Lieferkette der Hauptkomponenten zur Herstellung von Zigaretten, ein zielgerichtetes und starkes Instrument zur endgültigen Beseitigung der Produktion von gefälschten und „Illicit White”-Zigaretten dar. Insbesondere kann durch eine verbesserte Kontrolle der Lieferkette eines der Hauptkomponenten – nämlich von Azetatfiltersträngen – effektiv der Zugriff auf das meistbenutzte Rohmaterial für die Herstellung von Filtern verwehrt und zugleich jeglicher Eingriff auf die rechtmäßige Verwendung vermieden werden. Dieser Kontroll-Ansatz hat die Vorteile einer limitierten Lieferantengemeinschaft, eines fast exklusiven weltweiten Einsatzes von Azetatfiltersträngen für die Herstellung von Zigarettenfiltern und einer relativ eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzmaterialien. • Analyse der Vor-und Nachteile in Bezug auf die Straftaten, die bei dem jeweiligen Gesetzvorhaben auftreten könnten 6.5 Kriminalitätsprüfung („Crime Proofing“ / Tabakkontrolle) Gesetzgebung (CPL) und Regulierungen gegen illegalen Handel Professor Ernesto Savona, ein renommierter Kriminologe der Katholischen Universität Mailand und seine Transcrime-Arbeitsgruppe haben einen neuen Ansatz für eine kritische Auseinandersetzung mit Gesetzesentwürfen und Vorschriften entwickelt: das sogenannte „Crime Proofing“ zur Bewertung von unterschiedlichen politischen Optionen und unterschiedlichen Gesetzesentwürfen und deren Kriminalitätsrisiken.73 CPL ist eine Art Risikomanagement, das auf Straftaten angewendet wird. Dem liegt die Idee zugrunde, dass Gesetze unbeabsichtigt neue Gelegenheiten für Straftaten schaffen können. CPL kann eingesetzt werden, um bestehende Gesetze oder Gesetzesvorlagen zu 36 bewerten. Der wissenschaftliche Ansatz des Crime Proofing umfasst zwei Phasen: • Verfahren, um Lücken in der Gesetzgebung zu schließen und sie damit gegen Kriminalität „abzudichten“. Das Verfahren hat vier Ziele: • Identifizierung unbeabsichtigter krimineller Auswirkungen/ Konsequenzen bestehender oder geplanter Gesetze, falls vorhanden; • Feststellung, ob ein Kriminalitätsrisiko besteht, und falls dies der Fall sein sollte, Art und Ausmaß der Straftat; • Vorschläge für inhaltliche Änderungen der Gesetzestexte, die das Risiko minimieren würden (entweder indem Gelegenheiten für Straftaten verringert oder Sicherheitsmaßnahmen eingeführt werden, die das Risiko mindern könnten). Das Transcrime-Team hat eine Checkliste für zuständige Behörden erarbeitet, um zu prüfen, ob ein Gestzesvorhaben Kriminalitätsrisiken birgt. Falls ja, können diese Risiken in ihre Bestandteile zerlegt werden. 6.6 Funktionsfähige Justiz Ein Großteil des Erfolges jeder Strategie zur Bekämpfung illegalen Handels beruht auf der Justiz und ihrem Vermögen, die von den Strafverfolgungsbehörden eingereichten Fälle schnell zu bearbeiten. Die Eingriffe der Strafverfolgungsbehörden müssen auf zweckentsprechenden Gesetzen basieren, die von der nationalen Legislative verabschiedet wurden und verfügbare und anwendbare Strafen unterstützen, um den Aktivitäten der Straftäter Einhalt zu gebieten. 6.7 Gesetzesvollzug Eine effektive und zielgerichtete Rechtsdurchsetzung ist Grundstein jeder umfassenden Strategie im Kampf gegen illegalen Handel. Ohne Erstere sind alle anderen Maßnahmen nur von geringem Nutzen. Die Rechtsdurchsetzung ist oft der erste Schritt in einem Verfahren, da sie als schnellste Lösung des Problems gilt. Um effektiv zu sein, bedarf es jedoch einer erheblichen Investition in qualifiziertes Personal und Hilfsmittel. In einem Beispiel der „UK Tobacco Strategy 2011“74 heisst es, dass „durch die Nachprüfung des Regierungshaushaltes zusätzlich 917 Millionen britische Pfund für Investition aufgewendet wurden, um organisiertes Verbrechen, Steuerhinterziehung und -umgehung anzugehen.“ Die Zahl der Beamten, die am Kampf gegen den illegalenTabakhandel beteiligt sind, hat sich im Vereinigten Königreich seit dem Jahr 2000 um 1.200 Personen erhöht. 6.7.1 Investition in geeignete und effektive Ressourcen Auf Länderebene sind die Hauptinstitutionen für die Strafverfolgung üblicherweise Zollbehörden, der Grenzschutz oder spezialisierte Polizeieinheiten. Aktuelle Geheimdienst- und andere Informationen, die den Beamten über Schmuggel und einheimische illegale Produktionsmethoden/Akteure und Vertriebsketten zur Verfügung gestellt werden, sind entscheidend. Einfache praktische Richtlinien, die Trends, Entwicklungen und Beteiligte am illegalen Handel widerspiegeln müssen, sind ebenfalls hilfreich. Informationen über Kodierungs-Praktiken und neueste Fälschungstechniken, oder sogar die internen und externen Maße von Containern (siehe Anlage 1) können den Zollbeamten helfen, Verstecke zu entdecken, wenn kein Scanner vor Ort ist. Qualifiziertes Personal ist der Schlüssel im Kampf gegen illegalen Handel. Es muss die rechtlichen Erfordernisse für die erfolgreiche Strafverfolgung kennen und in der Lage sein, IT-Hilfsmittel zu nutzen und Datenquellen zu analysieren. Leadership, Management, angemessene Bezahlung und Ethik-Fortbildungen können dabei helfen, einer Korruptionskultur entgegen zu wirken. Für eine effektive Rechtsdurchsetzung sind außerdem Investitionen in Technologielösungen vonnöten, die Folgendes beinhalten: • Die Analyse der Herstellung, des Import-und Exportverkehrs sowie Trends, in Verbindung mit einer Echtzeit-Risikoeinschätzung der Warenbewegung, in Echtzeit reagierende Einsätze und Feedback/Analyse der Ergebnisse des Eingriffs; und • für Sicherheit bezüglich der Nachverfolgung und Rückverfolgung von Produkten innerhalb der Lieferkette sorgen, Authentifizierung der beschlagnahmten Produkte und Überprüfung deklarierter Steuern verglichen mit der Produktion. Andere Hilfsmittel, die sich als effektiv erwiesen haben sind Spürhunde und Scanner an Umschlagplätzen des internationalen Handels. Informationen aus allen verfügbaren Quellen und die Analyse von Beschlagnahmungen können dabei helfen, Veränderungen der genutzten Methoden von illegalen Händlern zu erkennen. 6.7.2 Korruption effektiv bekämpfen Aufgrund des starken Zusammenhangs zwischen Schmuggel und Korruption sollten sich die Vollzugsorgane kompromisslos gegenüber Korruption zeigen, sowohl intern als auch bei den privaten Firmen, die für die Durchführung von Zollabfertigung oder den Vollzug zugelassen sind. Die WCO hat einen Muster-Verhaltenskodex für Zollbeamte veröffentlicht75 und zahlreiche Zollund Steuerbehörden haben mittlerweile eigene Verhaltenskodizes erstellt.76 Seit der Gründung des „Corrupt Practices Investigation Bureau – CPIB“ im Jahre 1952 hat Singapur immer wieder eine entschiedene Haltung gegen Korruption gezeigt und zählt zu den weltweit führenden Ländern in den Bereichen Good Governance und effektiver Verwaltung.77 Mit der Festnahme von 21 Zollbeamten, denen Bestechung und Amtsmissbrauch vorgeworfen wird, hat auch der Zoll in Litauen im Dezember 2012 eine entschiedene Haltung zum Abbau von Korruption eingenommen.78 6.7.3 Investitionen in zuverlässige Daten und in eine stabile IT-Infrastruktur Um das Ausmaß des illegalen Handels einzuschätzen und den Erfolg der Strategien zur Bekämpfung zu messen, werden verlässliche Daten benötigt. Die Entwicklung effektiver internationaler Daten zur gegenseitigen Unterstützung, ebenso wie die IT-Infrastruktur muss täglich rund um die Uhr präzise, verlässlich und leicht zugänglich sein. Daten über Beschlagnahmungen an Grenzen und innerhalb der Grenzen, ob durch den Zoll oder eine andere Strafverfolgungsbehörde müssen ebenfalls verlässlich sein, sortiert und analysiert werden, um die aktuellen Trends beim Schmuggel zu identifizieren. 6.7.4 Beispiele nationaler und regionaler Strategien zur Strafverfolgung Der Beweggrund für die Einführung einer verpflichtenden Strategie zur Strafverfolgung ist das Bewusstsein der Regierung über zunehmenden illegalen Handel mit Tabakerzeugnissen und dessen unerwünschte Auswirkungen. Einige Länder und internationale Behörden haben nationale Strategien zur Strafverfolgung entwickelt, um dem illegalen Handel zu begegnen. Dazu gehören das Vereinigte Königreich, Rumänien und Ungarn sowie OLAF, das „Chinese Tobacco Monopoly – STMA“ und seit kurzem Litauen. 37 Dr. Janos Nagy weist im „World Customs Journal“ darauf hin, dass das Vereinigte Königreich, Ungarn und Rumänien erfolgreich das Aufkommen des illegalen Handels mit Tabakerzeugnissen durch den Einsatz einer umfassenden Strafverfolgungsstrategie vermindert haben.79 Kanada ist ein weiteres Beispiel, für ein Land in dem diese Vorgehensweise ebenfalls zum Einsatz kommt. Das Vereinigte Königreich ist mit den „Tackling Tobacco Smuggling Together“-Strategien bei der flächendeckenden, behördenübergreifenden Vorgehensweise noch einen Schritt weiter gegangen. An dieser Strategie sind das nationale Gesundheitsministerium und die örtlichen Behörden beteiligt. Beide Ansätze erfordern in erster Linie einen starken politischen Willen, die vielfältigen Aspekte des Problems anzugehen. Dies sollte gewährleisten, dass angemessene finanzielle Ressourcen bereitgestellt, Zielsetzungen festgelegt und regelmäßige Berichte zur Evaluierung des Erfolgs (oder Misserfolgs) vorgelegt werden. Diese Investition in die Finanzierung einer solchen Strategie hat sich als lohnend erwiesen. Es wird Fallbeispiel: Litauen – Gesetzgebung und Strafverfolgung für den illegalen Handel mit Zigaretten GESETZGEBUNG • Zwischen Dezember 2010 und April 2011 wurden 14 Änderungen im litauischen Straf- und Verwaltungsgesetz eingeführt, bei denen strengere Sanktionen bezüglich des illegalen Handels und der Korruption gelten. • Das Strafmaß für Schmuggel ist auf bis zu 10 Jahren Gefängnis erhöht worden. Geldstrafen für natürliche Personen wurden auf das Fünffache auf 56.000 Euro angehoben (188.000 Euro für juristische Personen). • Einführung einer neuen Regulierung zur illegalen Bereicherung mit Gefängnisstrafen von bis zu vier Jahren. • Erweiterte Pfändung von Besitz (von Familienmitgliedern bzw. nahen Verwandten), falls der Täter die legitime Herkunft der Gelder, die zum Kauf des Besitzes verwendet wurden, nicht nachweisen kann. Die Beweispflicht liegt nun beim Täter. • Der litauische Premierminister hat eine Regierungskommission auf höchster Ebene zur wirtschaftlichen und finanziellen Kontrolle und zur Koordination der Zusammenarbeit von Behörden zur Strafverfolgung einberufen, wobei die Zollabteilung des Finanzministeriums die führende Institution im Kampf gegen illegalen Handel ist. • Ein Aktionsplan zur Stärkung von Maßnahmen gegen Schmuggel und illegalen Vertrieb von steuerpflichtigen Waren wurde von der litauischen Regierung unter Aufsicht des Parlamentarischen Haushalts- und Finanzausschusses verabschiedet (Steuereinziehung/Budgeterfüllung sind hierbei Hauptkriterien). • Ein „Memorandum of Understanding“ (2011) zwischen der litauischen Polizei sowie den Zoll- und Grenzbeamten über den Kampf gegen illegalen Handel, hat sieben kontinuierliche Arbeitsgruppen gegründet, die für die Koordination von Maßnahmen in den an Nicht-EU Länder angrenzenden Regionen verantwortlich sind. • Einführung von offiziellen, vierteljährlich stattfindenden Treffen zwischen Behörden und 38 Vertretern der Industrie. • Bereitstellung von zusätzlichem Personal und Belohnungssystemen (mit einem Gesamtbudget von 850.000 Euro), um außerordentliche Leistungen von Strafverfolgungsbeamten zu fördern. • Kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Industrie durch: (i) den regelmäßigen Austausch von Informationen zwischen der Branche und Schlüsselinstitutionen; (ii) Vorstellung von Daten aus Untersuchungen zu leeren entsorgten Packungen bis zum nationalen und regionalen Management von Strafverfolgungsbehörden; (iii) gemeinsame Öffentlichkeitskampagnen gegen den Handel mit geschmuggelten Zigaretten; und (iv) den offenen Dialog mit der Industrie zur Evaluierung der Auswirkungen des illegalen Handels auf das legale Gewerbe. STRAFVERFOLGUNG • Kampf gegen Korruption durch: (i) Rotation von Zoll-und Grenzbeamten (über 300 Beamte wechseln ihren Arbeitsplatz); (ii) Gründung von schnellen Eingreifteams von Zoll- und Grenzbeamten, die für die Nachkontrolle von Waren verantwortlich sind; (iii) konstante Aufsicht von Beamten mithilfe eines speziellen Untersuchungsdienstleisters - eine Institution zur Strafverfolgung, die dem Präsident von Litauen direkt unterstellt ist. • Gründung eines gemeinsamen Ermittlungsteams, das sich aus Beamten der Zoll- und Strafverfolgungsbehörde, des Grenzschutzes, der Ermittlungsbehörde für Wirtschaftskriminalität, der Kriminalpolizei und der Abteilung für nationale Sicherheit zusammensetzt, um sich auf identifizierte Gruppen des organisierten Verbrechens konzentrieren zu können. BISHERIGE ERGEBNISSE • Korruption – Sieben Strafverfahren gegen Zoll-und Grenzbeamte. • Organisiertes Verbrechen – zwei internationale kriminelle Vereinigungen, die am Schmuggel von Tabakerzeugnissen in Litauen beteiligt waren, wurden 2011 zerschlagen. Fallbeispiel: Die britische Aufklärungskampagne Etwa ein Fünftel der Raucher im Vereinigten Königreich gibt zu, illegalen Tabak zu kaufen. Zwei Drittel der Käufer von illegalem Tabak geben an, dass ihnen preiswerterer illegaler Tabak das Rauchen erst ermöglicht, da sie es sich ansonsten nicht leisten könnten.CS-12 Außerdem besteht Sorge darüber, dass skrupellose Händler gezielt schwächere Gruppen, wie zum Beispiel Minderjährige, ansprechen,CS-13 um sie dazu zu bringen, andere illegale Produkte zu konsumieren. Überraschenderweise zeigen die Ergebnisse regionaler Studien zu illegalem Tabak, dass über 70% des illegalen Tabaks von einer bekannten Quelle bezogen werden, zum Beispiel über einen FreundCS-14, Kollegen oder ein Familienmitglied. Um eine wirkungsvolle Öffentlichkeitskampagne zur Information der Bevölkerung über die Auswirkungen des Konsums illegaler Tabakprodukte ausarbeiten zu können, wurde im Vereinigten Königreich untersucht, welche Botschaften gegen den illegalen Tabakhandel bei den Rauchern am Besten ankommt. Die drei getesteten Aussagen lauteten: • Illegaler Tabak regt Kinder zum Rauchen an oder erleichtert es ihnen • Illegaler Tabak bringt Kriminalität in die Gesellschaft und • Illegaler Tabak führt zur Geschäftsaufgabe örtlicher Kleinhändler. CS-15 Der Test zeigte, dass die Botschaft, dass illegaler Tabak Kinder zum Rauchen bringe oder ihenen den Zugang zu Tabakprodukten erleichtere, am Wirkungsvollsten war. Es wurden nationale und regionale Medien sowie soziale Netzwerke genutzt, um Raucher und Eltern junger Teenager über die Auswirkungen von illegalem Poster in local pharmacy in Dorset, England, photographed by author April 2013. Zigarettenhandel zu informieren. Des Weiteren sind dies erstklassige Kanäle, um erfolgreicher Strafverfolgung ein Maximum an Öffentlichkeit zu bieten. Ein weiterer Ansatz, der vor kurzem von der britischen Steuerbehörde übernommen wurde, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, waren sogenannte „Verbrecherfotos”, der meist gesuchten Straftäter und das Nennen der Namen der Personen, die sich auf eine zivilrechtliche Einigung eingelassen hatten, um einer Strafverfolgung wegen ihrer Beteiligung am Schmuggel oder anderer Steuervergehen zu entgehen. Bild von der “keep it out”-Website, Veröffentlichung vom Programm „North of England Tackling Illicit Tobacco For Better Health“ 39 geschätzt, dass der Rückzug des illegalen Marktes seit 2000/1 den örtlichen Steuerbehörden zusätzlich (MwSt. zzgl. Verbrauchssteuer) ungefähr 1 Milliarde britische Pfund pro Jahr eingebracht hat. Bei jährlichen Kosten unter 100 Millionen britischen Pfund, beträgt die Brutto-Kapitalrendite 10:1.80 Als der britische Grenzschutz Beamte von Zolleinsätzen abgezogen hat, um diese während des Sommers 2012 verstärkt an Immigrationskontrollen zu beteiligen, wurden die Zielvorgaben für illegale Zigaretten nicht erreicht. Die Resultate des KPMGReports „Project Star“ im Jahr 2012 zeigten ein beträchtliches Ansteigen illegaler Tabakprodukte im Vereinigten Königreich auf. Dieser Umstand unterstreicht die Bedeutung der kontinuierlichen Bereitstellung ausreichender Ressourcen, um Tabakschmuggel zu ermitteln und abschreckend wirken zu können.81 Außerdem hat das Vereinigte Königreich die Gesetzgebung und Strafmaßnahmen in verschiedenen Gegenden gestärkt sowie den Weg für eine wahrhaft behördenübergreifende Strategie gegen illegalen Tabakhandel bereitet, bei der sowohl Nachfrage wie auch Angebot angegangen werden. Bemühungen zur Strafverfolgung sollten nicht auf nationale Zoll- oder Polizeibehörden beschränkt werden. Einige Länder beziehen lokale Behörden in ihre Bemühungen mit ein sowie Stellen, die für die Überprüfung von Lebensmitteln im Einzelhandel zuständig sind. Im „Tobacco Control Survey“ in England wurden von 2010 bis 2011 aus 81 Gemeinden 702 Kontrollen gemeldet, bei denen illegale Produkte konfisziert wurden. Das heißt, dass illegale Tabakwaren bei 19% aller Kontrollen beschlagnahmt wurden. Gegenüber 2009/2010 bedeutet das einen starken Anstieg der Kontrollen, bei denen Tabak beschlagnahmt wurde. Die Gemeinden haben mit unterschiedlichen Maßnahmen, wie einfachen Verwarnungen bis hin zu Strafverfolgung, auf diese Beschlagnahmungen reagiert.82 Eine umfassende Strafverfolgungsstrategie ist entscheidend, um den illegalen Handel in den Griff zu bekommen. Sie kann jedoch als eigenständiges Element nicht die ergänzenden Elemente ersetzen, die im folgenden Kapitel dargestellt werden sollen. 6.8 Die Öffentlichkeit schulen Regierungsbehörden und Industrie müssen die Konsumenten und die breite Öffentlichkeit über die Auswirkungen des illegalen Handels, die Rolle krimineller und terroristischer Organisationen darin sowie die Konsequenzen des fortgesetzten Kaufs illegaler Zigaretten aufklären. 6.9 Internationale Zusammenarbeit Aufgrund der globalen Reichweite und der Beteiligung höchst raffinierter internationaler 40 Fallbeispiel: Operation HOPE Bei der Operation HOPE handelt es sich um Ermittlungen, die 2009 nach einer offiziellen Anfrage Deutschlands an OLAF gestartet wurden. Der Fall betraf verdächtige Tabak-Schiffsladungen aus Brasilien über Litauen, Polen und die Ukraine nach Armenien. Tatsächlich erreichte der Tabak nie seinen Bestimmungsort sondern wurde zur illegalen Zigarettenherstellung umgeleitet. In diesem Fall wurde im Februar 2011 eine Razzia in einer großen illegalen Fabrik in Polen durchgeführt, und in Litauen wurden sechs Container mit Tabak beschlagnahmt. Mit der bei dieser Razzia beschlagnahmten Tabakmenge hätten die Kriminellen 120 Millionen Zigaretten herstellen können, was einen potentiellen Verlust von 24 Millionen Euro bedeutet. Die Fabrik wurde noch während ihrer Testphase geschlossen. Schätzungen zufolge – wenn mit der Produktion und dem Vertrieb von Zigaretten begonnen worden wäre – hätten die EU und die Mitgliedsstaaten einen Verlust von sechs Millionen Euro pro Woche erlitten. Die Überprüfung von Dokumenten im Zusammenhang mit vorangegangenen Verschiffungen deutet darauf hin, dass diese kriminelle Organisation durch ihre illegalen „Importe“ Abgaben von über 55 Millionen Euro hinterzogen hat. Die Hauptverantwortlichen wurden in Deutschland und Litauen festgenommen. krimineller Vereinigungen mit beträchtlichen Ressourcen ist eine aktive internationale Zusammenarbeit zur Bekämpfung des illegalen Handels von Tabakprodukten unerlässlich. Nur so erzielt man erfolgreiche Ermittlungen, Festnahmen und strafrechtliche Verfolgungen der Täter. Einige internationale und regionale Organisationen wie Interpol, WCO und OLAF haben mittlerweile Verbindungsleute, die an strategischen Schauplätzen rund um die Welt stationiert sind. Einige Länder verfügen über Verbindungsbeamte für Steuervergehen (FCLOs) oder Zoll-Attachés, die im Ausland stationiert sind, um die Strafverfolgungsoperationen mit anderen Steuerbehörden zu koordinieren. Diese Beamten erarbeiten mit den dortigen Steuerbehörden Möglichkeiten des Informationsaustauschs und koordinieren Strafverfolgungsaktionen gegen die Produktion und den Transport von illegalen Waren, die für ihre heimischen Märkte bestimmt sind. Zwischen 2009 und 2011 wurden dadurch im Vereinigten Königreich etwa zwei Milliarden illegale Zigaretten beschlagnahmt – das macht über die Hälfte der Gesamtmenge an beschlagnahmten Zigaretten im Vereinigten Königreich aus. 2012 umfasste dieses weltweite FCLO-Netzwerk über 60 Länder. Es wurden fünf neue FCLO-Stellen geschaffen, um auf die Bedrohungen aus neuen Quellenländern für den illegalen Tabakhandel reagieren und die Zusammenarbeit mit den Ländern, durch die diese Waren auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort geschleust werden, stärken zu können, Frankreich, Deutschland und die USA haben ebenfalls Verbindungsoffiziere oder ZollAttachés, die ähnlich arbeiten. Dieser Ansatz zeigt, welch hervorragende Ergebnisse durch internationale Zusammenarbeit erreicht werden können. 6.10 Einbindung von Interessensgruppen Für die erfolgreiche Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten ist es erforderlich, dass Strafverfolgungsbehörden mit allen anderen legalen Importeuren, Exporteuren, Herstellern, Lagerern und Transporteuren von Tabakwaren – unabhängig von ihrer Größe – zusammenarbeiten. Auf der Basis gegenseitigen Vertrauens und konstruktiver Zusammenarbeit versorgen sie Behörden mit Informationen bieten Unterstützung bei speziellen Anforderungen. Auf diese Weise können offizielle Vereinbarungen zwischen den Behörden und Interessensgruppen getroffen werden zur: • Abschätzung und Messung des Ausmaßes und der Quellen illegalen Handels mit Tabakerzeugnissen sowie Datenaustausch; • Umsetzung einer proaktiven Herangehensweise an das Problem; • Überwachung des Transports von (vermutlich) illegalen Tabakerzeugnissen und anderen Materialien, die bei der Herstellung von Tabakerzeugnissen verwendet werden; • Analyse und Vernichtung beschlagnahmter Waren; • Unterstützung der Bekämpfung des illegalen Handels in der betreffenden Region; • Umsetzung von Maßnahmen gegen Geldwäsche sowie Einführung transparenter Zahlungsvorgänge und • Gewährleistung der Versorgung von Märkten entsprechend der örtlichen und legitimen grenzüberschreitenden Nachfrage. 6.11 Schutz der Staatseinkünfte bei Umstellung auf regionale Zollunionen Auf der ganzen Welt werden regionale Zollunionen in der Erwartung aufgebaut, dass diese den Handel und die wirtschaftliche Entwicklung in den beteiligten Ländern fördern. Die Aufhebung von zollbezogenen und nicht-zollbezogenen Barrieren (zum Beispiel der Verzögerungen an der Grenze und den damit verbundenen inoffiziellen Zahlungen, die Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen, die Erleichterung von Handel, Investition, Umzug von Gewerbe und Menschen, gestützt durch die Umsetzung gemeinsamer Infrastrukturprogramme) sind einige der zahlreichen erwarteten Vorteile. Als Folge geteilter Verantwortlichkeiten und verminderter Gelegenheiten zur Korruption sollten ebenfalls spezielle Zollvorteile durch verbesserte Handelsinformationen, bessere Koordination der nationalen und internationalen Grenzbehörden und verminderte Kosten an der Grenzen entstehen. Wenn die teilnehmenden Länder einer geplanten Zollunion jedoch alle unterschiedliche Steuersätze und Strukturen für steuerpflichtige Waren ansetzen und es unterschiedliche Niveaus des Bruttosozialproduktes und dementsprechend unterschiedliche Kaufkraft in der Region gibt, dann ist es unbedingt erforderlich, vor Abschaffung der Zollbarrieren, in dieser Region Maßnahmen zum Schutz der Staatseinnahmen zu treffen. Vorschläge für Richtlinien für Verbrauchssteuern für die nationale und regionale Anwendung sind in Anlage 2 zu finden. • Ortung und Verfolgung von Tabakprodukten; • Umsetzung der „Kenne-deinen-Kunden”Methode; 41 7. Das Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen (ITP) 7.1 Hintergrund Das Rahmenabkommen zur Tabakkontrolle (FCTC) der WHO wurde von der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2003 verabschiedet und trat am 27. Februar 2005 in Kraft. In Paragraf 15.1 der FCTC der WHO wird festgelegt: „Die Vertragsparteien erkennen an, dass die Unterbindung aller Formen des unerlaubten Handel mit Tabakerzeugnissen, einschließlich des Schmuggels, der unerlaubten Herstellung Herstellung und der Fälschung, sowie die Erarbeitung und Umsetzung einschlägiger innerstaatlicher Rechtsvorschriften neben subregionalen, regionalen und weltweiten Übereinkünften wesentliche Elemente zur Eindämmung des Tabakgebrauchs sind.“ Paragraf 15 der FCTC enthält sieben Vorschriften, die derzeit für über 170 Regierungen rechtsverbindlich sind. Im Juli 2007 beschloss die Konferenz der Vertragstparteien (COP), die das Führungsgremium des FCTC ist, ein zwischenstaatliches Verhandlungsorgan (INB) zu gründen, welches für alle Vertragsparteien des FCTC offen ist, um ein Verhandlungsprotokoll zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten zu erarbeiten. Dieses „Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen“ bezweckt die Schaffung von ausführlicheren und verbindlichen Verpflichtungen für die Parteien, um den illegalen Handel mit Tabakprodukten endgültig eindämmen zu können. Es baut auf die gesetzlichen Verpflichtungen, die bereits im Paragraf 15 der FCTC beschrieben sind, auf und ergänzt diese. Das ITP wurde im November 2012 verabschiedet und ist offen zur Unterzeichnung, Ratifizierung bzw. zum Beitritt der Parteien. Es wird als internationales Gesetz in Kraft treten, sobald es von 40 Parteien ratifiziert ist. Als multilaterales Abkommen wird es für die Parteien erst dann bindend, wenn es in nationales Recht umgesetzt wird. Die folgenden drei Hauptelemente des ITP werden in den folgenden Abschnitten ausführlich beschrieben: Sicherung der Lieferkette, Zuwiderhandlungen und Strafverfolgung, sowie internationale Zusammenarbeit. 42 7.2. Sicherung der Lieferkette Das ITP wurde zur Eindämmung des illegalen Handels mit Tabakprodukten entworfen, indem die rechtmäßige Lieferkette darin festgelegt wird. Dabei ist es notwendig, dass die an der Lieferkette Beteiligten Maßnahmen ergreifen, die verhindern, dass Tabakprodukte und Maschinen in illegale Handelskanäle gelangen. Diese Maßnahmen sollen eine verantwortliche Geschäftsführung fördern, die für alle Beteiligten gleichermaßen, unabhängig von deren Größe, gelten soll. Wenn die weltweite Tabak-Lieferkette für alle originalen Markenprodukte sichergestellt werden kann, werden die Strafverfolgungsbehörden in der Lage sein, einen größeren Anteil ihrer Ressourcen auf das Aufspüren und Untersuchen illegaler Waren zu verwenden. 7.2.1 Nach- und Rückverfolgbarkeit („Tracking and Tracing“) Seit der ersten Auflage dieser Broschüre hat sich die Technologie weiterentwickelt, und es ist eine große Bandbreite an neuen Nach-und Rückverfolgungssystemen auf dem Markt, die zur Sicherung der Lieferkette verschiedenster Waren entwickelt wurden. Einige der neuen Systeme nutzen einzigartige digitale Kodierungstechnologien, die direkt auf die Packungen gedruckt werden. Sie sind leicht lesbar und können auch als Hilfsmittel zur Authentifizierung dienen. 7.2.2 Erfüllung der Vorschriften zur Nach- und Rückverfolgbarkeit • entscheidend ist, die Umsetzung von oben nach unten durchzuführen (von den Master-Cases zur Stange und von der Stange zum Päckchen)84 und Zahlreiche Produkte werden damit beworben, dass sie die Anforderungen der ITP Track-undTrace-Vorschrift erfüllen würden. Es existieren viele unterschiedliche Ansätze, die von verschiedenen Ländern in Betracht gezogen werden. Bei der Entscheidung, wie die Vorschrift zur Nach- und Rückverfolgbarkeit umgesetzt wird, müssen die Regierungen die Vor-und Nachteile verschiedener Systeme und Ansätze im Kontext ihrer nationalen Situation abwägen. Weltweit ist für die Strafverfolgungsbehörden von großer Bedeutung sicherzustellen, dass die durch ein Nach- und Rückverfolgbarkeitssystem gelieferten Daten schnell und leicht ausgelesen werden können. Die Daten müssen außerdem exakt und gesichert sein und leicht an andere Strafverfolgungsbehörden freigegeben werden können. International abgestimmte Standards könnten dabei hilfreich sein, sicherzustellen, dass eine Regierung bei der Planung der Umsetzung von Track-und Trace-Vorgaben bewerten kann, ob die erhältlichen Systeme geeignet sind. Diese Standards würden verhindern, dass Länder ein Nach- und Rückverfolgbarkeits-System zur Überwachung der einheimischen Herstellung einführen, das mit Datensystemen zur Überwachung des Exports, Transits und des Imports innerhalb einer Vertriebskette, die sich über mehrere Länder und Kontinente erstreckt, nicht kompatibel ist. • nicht praktikabel ist, die Nach- und Rückverfolgbarkeit nur auf Packungsebene durchzuführen; die Zwischenebenen müssen ebenfalls erfasst werden. Solche Standards sollten das Format für die Aufzeichnung von Informationen, sowie deren Auswertung, Sicherheit und Zugänglichkeit durch Regierungsbeamte beinhalten. Sie sollten Paragraf 8 des ITP zielt darauf ab, eine Struktur zur Nach-und Rückverfolgbarkeit zu schaffen, die, als integraler Bestandteil der Bemühungen gegen illegalen Handel dabei hilft, die Umleitung von Originalprodukten zu bekämpfen. Unter „Tracking“ versteht man die Möglichkeit, den Weg der Endprodukte in der Vertriebskette zu überwachen. „Tracing“ ist das Vermögen, diesen Weg in der Vertriebskette nachzuvollziehen, um herausfinden zu können, an welchem Punkt das Produkt in illegale Kanäle umgeleitet wurde. Die Daten konsequent auf globaler Basis austauschen und verwalten zu können ist dabei unerlässlich. Dieser Punkt wird im Expertenbericht zu Tracking-und-Tracing der FCTC der WHO hervorgehoben.83 Der Bericht enthält eine Bewertung der derzeit verfügbaren Systeme und Herangehensweisen zur Erfüllung der Vorschriften zur Nach- und Rückverfolgbarkeit des ITP. In diesem Bericht wird besonders betont, dass: • Das Zusammenführen der Verpackungen entscheidend ist (Päckchen zu Stangen und Stangen zu Master-Cases); Nach- und Rückverfolgbarkeits Standards der Industrie Basierend auf dem EU-Abkommen mit OLAF, haben British American Tobacco, Imperial Tobacco, Japan Tobacco International und Philip Morris International gemeinsame Industrie-Standards erarbeitet, die den Erfordernissen der internationalen Standards für Nach- und Rückverfolgbarkeit genügen. Die Industriestandards beinhalten: • eine „offene“ Kennzeichnungsnorm – alle Informationen sind unabhängig vom Hersteller in einem Standardformat zu übermitteln. Der offene Standard entspricht internationalen Kennzeichnungsnormen; • einen Berichtsstandard – alle Berichte sind unabhängig vom Hersteller mit gleichen Format und Inhalt zu übermitteln. Den Zollbeamten wird somit ermöglicht, die gleichen Methoden beim Einlesen der Kennzeichnungen zu verwenden, egal, um welchen Hersteller oder welche Marke es sich handelt und • eine Standard-Berichtsquelle – Regierungsbeamte können ihre Anfrage an eine Kontaktstelle richten. Diese Standards versetzen alle Hersteller, ob groß oder klein, in die Lage, einen zweckdienlichen Lösungsansatz zu wählen, der ihren speziellen Systemen, Verfahren und Ressourcen angemessen ist. 43 es außerdem ermöglichen, Daten leicht zwischen Strafverfolgungsbehörden auszutauschen und für eine einfache, anwenderfreundliche Identifikation von Kennzeichnungsmarkierungen durch Behörden und Konsumenten sorgen. Allgemeingültige Standards für Nach- und RückverfolgbarkeitsSysteme sollten die Durchsetzung erleichtern und sicherstellen, dass die von Herstellern (groß und klein) verwendeten Systeme den Vorschriften des ITP entsprechen. 7.2.6 Freihandelszonen Informationen, die von diesen Nach- und Rückverfolgbarkeits-Systemen verwendet werden, beinhalten sensible und vertrauliche Daten. Daher ist es zwingend, dass die Hersteller die Datenschutz-Gesetze einhalten. Die Vernichtung konfiszierter Maschinen, Tabak oder anderer Materialien sowie illegaler Tabakprodukte ist notwendig, damit diese Artikel nicht wieder ihren Weg in den illegalen Handel finden oder für die Produktion weiterer illegaler Produkte verwendet werden. Viele Zulieferer entwickeln oder verkaufen bereits Nach- und Rückverfolgbarkeits-Systeme, die die Erfordernisse des ITP erfüllen. Das ISO Technische Komitee 247 WG385 erarbeitet derzeit einen Kompatibilitätsstandard, der auf jedes Nachund Rückverfolgbarkeits-System und jede Ware angewendet werden kann. 7.2.3 Kundenidentifizierung Die Hauptbeteiligten an der Vertriebskette haben eine sorgfältige Prüfung bezüglich der Kunden („Erstkäufer”) durchzuführen einschließlich: • der Überprüfung, dass mit Tabakwaren rechtmäßig gehandelt werden darf, beziehungsweise, dass diese erworben werden dürfen; • der Feststellung, ob die Verkaufszahlen mit der Nachfrage übereinstimmen; • der Meldung verdächtiger Transaktionen und • der Beendigung von Geschäftsbeziehungen, wenn Vorschriften nicht eingehalten wurden. 7.2.4 Dokumentation Die Hauptbeteiligten an der Vertriebskette werden dazu verpflichtet, vollständige und exakte Aufzeichnungen über relevante Transaktionen vier Jahre lang aufzubewahren und den zuständigen Behörden zur Verfügung zu stellen. Zwischen den Vertragsparteien des ITP sind Aufzeichnungen auszutauschen. 7.2.5 Genehmigung oder äquivalente Zulassungssysteme Das Genehmigungssystem, in Verbindung mit effektiver Strafverfolgung und abschreckenden Strafen, hilft zu gewährleisten, dass nur legitime und gesetzestreue Betriebe an der Herstellung, am Import und Export von Tabakerzeugnissen und Betriebsmitteln beteiligt sind. 44 Um illegalen Handel einzudämmen, müssen diese Zonen denselben Vorschriften und derselben offiziellen Kontrolle unterliegen wie anderswo (Lizenzierung, Steuerlager, Dokumentation, Nachund Rückverfolgung). Die Vermischung von Tabak mit anderen Waren bei der Ausfuhr ist im ITP verboten. 7.2.7 Vernichtung 7.3 Verstöße und Strafverfolgung Dieses Kapitel des ITP regelt die Fragen der Gesetzgebung und Strafverfolgung bei der Bekämpfung des illegalen Handels. Es umreißt sowohl Richtlinien für Regierungen bezüglich der Maßnahmen gegen unrechtmäßiges Verhalten, einschließlich Strafverfolgung und Sanktionen für kriminelle Aktivitäten, als auch Haftbarkeit. Es umfasst die Durchsuchung von Betriebsgeländen und die Sicherstellung von Beweismitteln, dieBeschlagnahmung von Vermögen, Einzug von Zahlungen, Vernichtung von beschlagnahmten Waren sowie Ermittlungsmethoden. 7.4 Internationale Zusammenarbeit Das ITP sieht vor, wie einvernehmlich beschlossen, dass alle Parteien miteinander und mit den zuständigen internationalen Organisationen zusammenarbeiten. Dazu sollen sie in großem Umfang Informationen und Best-Practices zur Strafverfolgung austauschen und gemeinsam - oder unter Inanspruchnahme kompetenter internationaler und regionaler Organisationen - Weiterbildungen, technische Assistenz und Kooperationen in wissenschaftlichen, technischen und technologischen Belangen anbieten. 7.5 Zu beachtende Fragen bei der Umsetzung des ITP Nicht alle Regelungen des ITP sind verpflichtend – viele sind freiwillig – und jede Regierung wird das Protokoll auf eigene Art und Weise interpretieren und umsetzen. Die erfolgreiche Umsetzung des ITP basiert auf dem Vermögen der Regierungen, in Kapazitäten und Kompetenzen zu investieren – sowohl in Regulierungen als auch in Strafverfolgungsbehörden, in Technologien und auch in internationale Kooperationen. Das ITP wird möglicherweise effektiver bei der Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten, wenn die Vertragsparteie die ITP-Vorgaben zum Beispiel auch auf Hauptzusätze anwenden – wie zum Beispiel Acetatfilterstränge – oder auf die Hauptkomponenten bei der Herstellung von Tabakerzeugnissen. Für die größtmögliche Wirkung muss das ITP auf alle Tabakhersteller ohne Ausnahme angewendet werden. Jedes Land oder jede Region kann einen auf die jeweiligen speziellen Bedürfnisse zugeschnittenen Aktionsplan entwerfen. Dieser beinhaltet üblicherweise eine Lückenanalyse, um die bereits eingesetzten Maßnahmen mit den ITPErfordernissen abzugelichen. So können alle Änderungen identifiziert werden, die neben anderen erwünschten Maßnahmen zur Umsetzung des ITP erforderlich sind. Um ein globales Problem zu bekämpfen, müssen die jeweiligen Länder einerseits bei der Entwicklung von Strategien gegen den illegalen Handel kooperieren und ihre gesamten Maßnahmen im Kampf gegen illegalen Handel mit denen der Nachbarländer abstimmen, und andererseits sicherstellen, dass die sich daraus ergebenden legislativen Änderungen des ITP an die Bedürfnisse des Landes oder der Region angepasst sind. 7.5.1 Themen für Politik und Verwaltung Das Protokoll deckt viele Themenfelder ab und seine Formulierungen beinhalten zahlreiche Verpflichtungsstufen. Einiges davon ist verbindlich und anderes optional (zum Beispiel die Genehmigung von Transportunternehmen). Bei jeder dieser Optionen muss eine Entscheidung getroffen werden, so auch, wenn es um die detaillierte Verantwortlichkeit der Behörden und Interessenvertreter, neue Verfahren, Bedarf an Ressourcen, Weiterbildung, Kosten und Zeitpläne geht. Das Ergebnis dieser Analyse wird in politische Grundsatzentscheidungen einfließen und den Finanzierungsbedarf festlegen. Des Weiteren müssen genaue Handlungspläne erstellt werden, damit das Protokoll erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann. Einige Zollunionen oder Freihandelszonen werden möglicherweise regionale Ansätze zu vielen dieser Punkte erarbeiten, um eine inkonsequente Umsetzung zu verhindern (zum Beispiel wenn eines oder mehrere Länder in einer Zollunion sich dafür entscheiden, nur die verbindlichen Genehmigungen vorzunehmen, während andere die Lizenzoptionen voll ausschöpfen wollen). 7.5.2 Überlegungen zur Durchsetzung Wenn die -Vorgaben zur Nach- und Rückverfolgbarkeit in der ganzen Welt effektiv umgesetzt werden, sollte es für die Strafverfolgungsbehörden einfacher werden, sowohl den Punkt ausfindig zu machen, an dem die verfolgten Waren auf den illegalen Markt umgeleitet werden, als auch die Straftäter zu identifizieren, die mit ihnen handeln. Die Strafverfolgungsbehörden werden sicherstellen müssen, dass alle Nach- und Rückverfolgbarkeitsprodukte sämtlichen Erfordernissen der ITP Nach- und Rückverfolgbarkeits-Regelungen entsprechen. Hierbei wäre es hilfreich wenn Beamte bei der Entscheidung, ob ein Produkt die Erfordernisse in Gänze erfüllt oder nicht, über eine Reihe von Richtlinien verfügen. Andere Überlegungen zur Durchsetzung sind: • Welche Schlüsseltechnologien und Sicherheitsstandards sind notwendig, um ein Produkt für die Nach- und Rückverfolgbarkeit nutzen zu können? • Wie passen diese zu Technologie-und Sicherheitsstandards für den weltweiten Transport, um zum Beispiel mit Containern? • Welche Komponenten von Nachund Rückverfolgbarkeit werden die Strafverfolgungsbehörden zur Risikoanalyse, beim Informationsaustausch bei Absprachen zur gegenseitigen Unterstützung, zur Weiterbildung und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit nutzen müssen? • Wieviele Eingriffe im Verhältnis zu deklarierten Einfuhren von Tabakerzeugnissen werden notwendig sein, um sicherzustellen, dass die Kennzeichnungen nicht gefälscht werden? • Welche Ressourcen werden erforderlich sein, um angemessen oft intervenieren zu können? • Wie werden die aus Interventionen stammenden Informationen in die Risiko- und RessourcenSysteme und -Prozesse national und international eingespeist? Anschließend sei darauf hingewiesen, dass sich das Verhalten von Schmugglern erfahrungsgemäß als Reaktion auf jede nicht mehr vorhandene Möglichkeit zum Betrug ändert. Wie wird sich das Verhalten von Schmugglern und deren Lieferketten ändern, sobald sich Nach- und RückverfolgbarkeitsVerfahren durchgesetzt haben? 45 7.6 Schlussfolgerungen Das „Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen“ ist das erste internationale Abkommen, dass alle drei Formen des illegalen Handels thematisiert – Schmuggel, Fälschung sowie Steuer-und Zollhinterziehung. Andere internationale Abkommen gehen jeweils nur Teile des Problems an, wie zum Beispiel Verstöße gegen Internationale Schutzrechte. Internationale Steuerabkommen decken meist nur Einkommenssteuer- oder Körperschaftssteuerkriminalität ab, nicht aber die Hinterziehung von indirekten Steuern oder Verbrauchssteuern. Das Protokoll kann alle Interessensvertreter dabei unterstützen, eine Plattform für einen internationalen gesetzgeberischen Rahmen zu schaffen, mit dem Regierungen den illegalen Handel bekämpfen können. Da das Protokoll auf nationalstaatlicher Ebene eingeführt werden muss, wird es eine längere Übergangsperiode geben. Für die Behörden wird es wichtig in der Zwischenzeit die örtliche Tabakindustrie, die Verwaltungen und das an der Umsetzung beteiligte Personal auf das Protokoll vorzubereiten. Dabei muss das Protokoll soweit und schnell wie möglich in nationales Recht umgesetzt werden. Das Protokoll kann nicht 46 effektiv sein, bevor es nicht alle Vertragspartner für alle an der Vertriebskette Beteiligten umgesetzt haben. Während der Übergangsperiode können die Vorschriften zur Nach- und Rückverfolgbarkeit in jedem Land zu verschiedenen Zeitpunkten auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden. Große kriminelle Organisationen werden zweifelsohne ihre Routen und Methoden anpassen, um die noch bestehenden Unterschiede auszunutzen. Dieser Umstand sollte von den Strafverfolgungsbehörden bei ihrer Arbeit mit berücksichtigt werden. Die konsequente und effektive Umsetzung aller Auflagen des Protokolls wird unabdingbar sein. Die Anforderungen an das Nach- und Rückverfolgbarkeits-System sollten dabei helfen, den illegalen Handel mit legal verkauften Tabakprodukten einzudämmen- vorausgesetzt, es finden genügend effektive Überprüfungen an den Grenzen und innerhalb eines Landes statt, um sicherzustellen dass keine vervielfältigten Kennzeichnungsmarkierungen von Schmugglern verwendet werden . Auf den Schmuggel mit gefälschten Waren wird das keine Auswirkungen haben. Nach- und Rückverfolgbarkeit wird für die Strafverfolgung nützlich sein, kann jedoch nicht als einzige Waffe im Arsenal gelten, da auch die übrigen Aspekte des umfassenden Strategieansatzes unerlässlich sind. Zukunftsperspektive Auf der ganzen Welt setzen Länder auf Ansätze zur Reduzierung von Tabakkonsum durch regulative Maßnahmen (zum Beispiel das Verbot von Zigarettenautomaten, Verbot der öffentlichen Darstellung, rauchfreie öffentliche Bereiche und Rauchverbot am Arbeitsplatz). Bisher wurden nur sehr wenige evidenzbasierte Untersuchungen zu den Auswirkungen der regulativen Ansätze auf den Tabak-Gesamtverbrauch und zum illegalen Handel veröffentlicht. Eine Studie von Dr. Patrick Basham und John Luik ergibt, dass Verbote von Anzeigen in Kanada, Island und Thailand nicht zu einem Rückgang des Rauchens geführt haben. Der Einzelhandel aber, insbesondere Mini-Märkte, unter den Reglementierungen gelitten hatten und in den betreffenden Ländern ein Anstieg des illegalen Handels mit Tabakerzeugnissen zu verzeichnen ist.86 Die Weiterentwicklung der Scanning-Technologie wird vorangetrieben, um eine Quote von 100% zu ermöglichen, was für den Zoll in den kommenden Jahren eine große Hilfe sein könnte. Hochkomplexe digitale Nach- und Rückverfolgbarkeits-Systeme werden ebenfalls entwickelt und getestet. Außerdem gibt es ein anwachsendes Bewusstsein von Umfang, Wesen und Auswirkungen des illegalen Handels unter Politikern und leitenden Zoll-und Steuerbeamten. Der Erfolg mehrerer Länder bei der Eindämmung des illegalen Handels durch eine umfassende Anti-Tabak-Strategie zeigt, was mit ausreichendem Willen, Finanzierung und Fachkompetenz getan werden kann. Die EU hat eine regionale Durchsetzungsstrategie zur veröffentlicht und internationale Organisationen wie die WCO und Interpol sind bereit, ihre Mitglieder durch das Bereitstellen von Kapazitäten und andere Programme zu unterstützen. Dennoch: Es ist unwarscheinlich, dass das Problem des illegalen Handels mit Tabakprodukten verschwinden wird. So lange Gewinne aus dem illegalen Handel mit diesen Waren erzielt werden können und Konsumenten weiterhin diese Waren kaufen, werden kriminelle Organisationen Wege finden, ihren Handel weiter zu betreiben. Dramatische Steuererhöhungen und eine Gesetzgebung, die darauf abzielt, den Konsum von Tabakprodukten zu mindern, werden wahrscheinlich ihre gesundheitlichen Zielvorgaben nicht ohne kontinuierliche und umfassende Strategien zur Strafverfolgung und durch Sensibilisierungskampagnen der Öffentlichkeit erreichen. Es wird weiterhin notwendig sein, dem Kampf gegen illegalen Handel weltweit Priorität einzuräumen und die nationale und internationale Zusammenarbeit weiter voranzutreiben. 47 Fußnoten und Literaturverzeichnis Die Beispiele und Fallstudien in dieser Veröffentlichung (grau unterlegt) wurden von Organisationen des öffentlichen Sektors, Wissenschaftlern, Beratern und der Industrie zur Verfügung gestellt. 1. 2. Euromonitor International Passport (2012), „Illicit Trade in Tobacco Products 2012”, Seite 3 3. OECD (2012), „FATF Bericht - Illicit Tobacco Trade”, http:// www.fatf-gafi.org/media/fatf/documents/reports/Illicit%20 Tobacco%20Trade.pdf, Seiten 37 und 38 Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (2003), http://www.who.int/fctc/en/ 4. WCO%20News%20Magazines/WCO_News69_oct%202012_ EN.ashx, Seite 30 Alejandro Ramos et al. (2009), „Illegal trade in tobacco in MERCOSUR countries”, Working Paper, Centro de Investigacion de la Epidemia del Tabaquismo (CIET) 21. 22. Igor Popov (2013) , „A Curtain of Smoke” (Verwendung inoffizieller Übersetzung), Forbes Nr. 01 (106) 23. Singapur und Dubai, die Containerhäfen Nr. 1 und Nr. 7 im weltweiten Ranking, sind hauptsächlich Transithäfen. 24. SADC Sekretariat (2011), „SADC Study into Illicit Trade in Excise Products“, http://www.sadc.int/index.php/documentspublications/themes/economic-development?sort0By=35&p ageSize=4&doc_q_0=&sortOrder=desc&filterByKey=&filterBy Val=&page=2 25. Präsentation des Zollkriminalamtes von Dr. Peter Keller beim WCO Excise Summit, Juli 2012 26. WCO (2012), „News No. 69, October 2012“, http://www. wcoomd.org/en/media/wco-newsmagazine/~/media/ CA4C731ECE724D46A3A99BA69F0CB13B.ashx http://whqlibdoc.who.int/publications/2003/9241591013. pdf 5. Eine Wechselwirkung zwischen der Anzahl britischer Touristen, die in Länder mit niedrigeren Tabaksteuern reisen und dem Anstieg/Rückgang der einheimischen Zigarettenverkäufe wurde aufgezeigt. 6. 7. Eine übliche erlaubte zollfreie Menge sind 200 Zigaretten (eine Stange). 8. Worldbank Economics of Tobacco Toolkit (2005), „Tool 7. Smuggling: Understand, Measure and Combat Tobacco Smuggling“, David Merriman, http://siteresources.worldbank. org/INTPH/Resources/7Smuggling.pdf 27. Dr. Louise Shelley (2013), George Mason University, Direktor Terrorismus, Transnational Crime and Corruption Center (TraCCC), ITIC-Konferenzpräsentation vom April 2013, http:// www.iticnet.org/Public/PublicDocLanding.aspx?id=41 9. Framework Convention Alliance (2008), http://www.fctc.org/ index.php?option=com_content&view=article&id=55:howbig-was-the-global-illicit-tobacco-trade-problem-in2006&catid=122:illicit-trade&Itemid=66 28. Royal Canadian Mounted Police Contraband Tobacco Enforcement Strategy (2011), http://www.rcmp-grc.gc.ca/ pubs/tobac-tabac/2011-contr-strat/intro-eng.htm 29. 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Die Daten von 2011 wurden verwendet, um eine Vergleichbarkeit im vorgegebenen Zeitraum zu gewährleisten. 12. UNODC (2013), „Report on Organized Crime in the East Asia and Pacific”, http://www.unodc.org/documents/data-andanalysis/Studies/TOCTA_EAP_web.pdf 13. KPMG (2011), „Project Star 2011 results”, http://www. pmi.com/eng/tobacco_regulation/illicit_trade/documents/ project%20star%202011%20results.pdf 14. Europäische Kommission (2012), „Stepping up efforts to fight against cigarette smuggling – A comprehensive EU strategy” , OLAF08/2012, http://ec.europa.eu/governance/ impact/planned_ia/docs/2013_olaf_001_fighting_cigarette_ smuggling_en.pdf 15. Verschiedene Dokumente von der Website des polnischen Finanzministeriums: www.mf.gov.pl/ 16. WCO (2013), „Illicit Trade Report 2012“, http://www.wcoomd. org/en/media/newsroom/2013/june/wco-publishes-its-firstillicittrade-report.aspx, Seite 29 17. 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Royal Canadian Mounted Police (2008), „Contraband Tobacco Enforcement Strategy“, http://www.rcmp-grc.gc.ca/pubs/ tobac-tabac/tobacco-tabac-strat-2008-eng.htm#impacts, Paragraf „Industry“ CBC News (2010), „Convenience Stores Closing Over Bootleg Cigarettes“, http://www.cbc.ca/news/business/ story/2010/04/06/con-convenience-stores.html, April 2010 WCJ_Volume_6_Number_2.pdf, Seite 42 56. Siehe auch Kapitel 2.3 57. Siehe auch Kapitel 5.2.2 58. African Development Bank (2012), „Border Posts, Checkpoints, and Intra-African Trade: Challenges and Solutions”, Habiba Ben Barka, http://www.afdb.org/ fileadmin/uploads/afdb/Documents/Publications/INTRA%20 AFRICAN%20TRADE_INTRA%20AFRICAN%20TRADE.pdf 59. Dr. Louise Shelley (2013), George Mason University, Direktor Terrorismus, Transnational Crime and Corruption Center (TraCCC), ITIC-Konferenzpräsentation im Mai 2013, http://www.iticnet.org/Public/PublicDocLanding. aspx?id=41Außerdem, Leo Sisti (2013), „The Montenegro Connection - Organized Crime and Corruption Reporting Project”, http://www. reportingproject.net/underground/index. php? option=com_content&view=article&id=7&Itemid=20 WCO, Mustergesetze IPR, http://www.iccwbo.org/ uploadedFiles/Advocacy,_codes_and_rules/Special_Projects/ Bascap/G8-G20/David%20Cooper.pdf 60. Im Jahr 2012 gab es in 120 Ländern über 3.000 Freihandelszonen. 61. 62. International Chamber of Commerce (2013), „BASCAP report, Controlling the Zone: Balancing facilitation and control to combat illicit trade in the world’s Free Trade Zones“, http:// www.iccwbo.org/Advocacy-Codes-and-Rules/BASCAP/ International-engagement-and-Advocacy/Free-Trade-Zones/ 63. Mearns, B., Charles Kendall & Partners (2009), „What is Effective Legislation”, Konferenzdokument, http://www.iticnet. org/Public/PublicDocLanding.aspx?id=41#divYear2009 64. Von einem (ehemaligen) Schmuggler im Bericht ‘Tobacco and Terror’ von 2008 der Mitarbeiter des House Committee on Homeland Security 65. International Chamber of Commerce (2013), „BASCAP report, Controlling the Zone: Balancing facilitation and control to combat illicit trade in the world’s Free Trade Zones“, http:// www.iccwbo.org/Advocacy-Codes-and-Rules/BASCAP/ International-engagement-and-Advocacy/Free-Trade-Zones/ 66. Erlass Nr.: 76/2010/N.-CP; „Decree to amend and supplement Articles 11of Decree No. 06/2009/N.-CP dated 22 January 2009 on administrative fines in the sectors of alcohol and tobacco manufacturing and business”; verabschiedet Juli 2010 67. 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János Nagy (2012), „Tackling cigarette smuggling with enforcement: case studies reviewing the experience in 48. 49. Europäische Kommission (2012), „Excise Duty Tables (Tax receipts – Manufactured Tobacco)”, Generaldirektion Steuerund Zollunion, Indirekte Steuern und Steuerverwaltung, http://ec.europa.eu/taxation_customs/resources/ documents/taxation/excise_duties/tobacco_products/rates/ excise_duties_tobacco_en.pdf Euromonitor International Passport (2012), „Illicit Trade in Tobacco Products 2012”, Seite 31 50. 51. World Bank Economics of Tobacco Toolkit (2005), „Tool 4: Design and Administer Tobacco Taxes, Whatis the Right Tax Rate? / Evaluate the Impact of Tobacco Excise Rates”, A. Yurekli, http://siteresources.worldbank.org/INTETC/ Resources/3759901113490055569/Taxes.pdf, Seite 18 52. Malaysischer Premierminister, TV3, Sonntag, 9. Oktober 2011 53. Transparency International, http://www.transparency.org/ country 54. World Bank Economics of Tobacco Toolkit (2005), „Tool 7. 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CS-3 Beförderungsdaten von Juni 2011 bis 2012 wurden von den ägyptischen Zollbehörden zur Verfügung gestellt. CS-4 Irish Tobacco Manufacturers’ Advisory Committee (ITMAC) (2011), Präsentation für die Anti-Counterfeiting Group, Folie 6, 29. September 2011 CS-5 Padraic Reidy and Keith Walsh (2011), „Modelling the Market for Cigarettes in Ireland“, Revenue Commissioners Research and Analytics Branch, http://www.revenue.ie/en/ about/publications/ tobacco-market.pdf CS-6 Der Wert von Wiederausfuhren von Zigaretten und Tabakprodukten aus Singapur lag im Jahr 2010 bei über 540 Millionen SGD (425 Millionen US-Dollar) (Statistics Singapore, Yearbook of Statistics Singapore, 2011, Singapore Department of Statistics; Seite 171 (Frei an Bord-Wert)) CS-7 Zoll von Singapur, „Licensed Premises for Liquors & Tobacco Products,” http://www.customs.gov.sg/leftNav/ trad/dir/Licensed+Premises+for+Liquors+and+Tobacco+Pr oducts.htm, 14. September 2012 CS-8 Die Gesundheitswarnungen auf Tabakwaren aus DutyFree-Geschäften können sich von denen, die für den einheimischen Verkauf erforderlich sind, unterscheiden. CS-9 Star Newspaper (Malaysia) (2012), „Thousands of cigs daily for Malaysia”, 21. Juni 2012, Seite 4; Sunday Star Newspaper (Malaysia) (2010), „How the smugglers operate.” , 31 Jan. 2010, Seite 3 Steuerbehörde Sambia: http://www.zra.org.zm/ commonHomePage.htm?viewName=CodeOfEthics; Steuerbehörde Kanada: http://www.cra-arc.gc.ca/crrs/wrkng/ cdthcscndct-eng.html#item8 The United Nations Asia and Far East Institute for the Prevention of Crime and the Treatment of Offenders (UNAFEI) (2011), „Corruption Control in Singapore”, Koh Teck Hin, Resource Material Series Nr. 83, http://www.unafei.or.jp/ english/pdf/RS_No83/No83_17VE_Koh1.pdf 77. 78. 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The Daily Caller (2013), „Bloomberg’s unhealthy tobacco display ban“ http://dailycaller.com/2013/03/19/bloombergsunhealthy-tobacco-display-ban/, 19. März 2013 87. UN Legal Affairs Treaty Office, „Definition of key terms used in the UN Treaty Collection” , http://treaties.un.org/Pages/ Overview.aspx?path=overview/definition/page1_en.xml CS-13 CS-14 NEMS Market Research (2011), „North of England Illicit Tobacco Survey“, http://www.illicittobacconorth.org/ FileUploads/Illicit_tobacco_programme_public_opinion_ report_2011.pdf CS-15 CS-16 http://www.keep-it-out.co.uk/real-life-stories.aspx Überparteiliche Parlamentsgruppe für Rauchen und Gesundheit (in GB) (2013), „Tackling Illicit Tobacco: Pretesting Findings”, Fußnote Nr. 83, http://www.ash.org. uk/APPGillicit2013, Hub Marketing Ltd., OLAF – OF/2009/0793 Glossar und Abkürzungen Erlaubnis: Üblicherweise verlangen die Behörden eine Genehmigung für die Lagerung und die Be-und Verarbeitung von Waren unter Steueraussetzung. Der Betreiber des Lagers und der Inhaber von Waren in einem Steuerlager bedürfen gegebenenfalls auch einer Erlaubnis. Strichcode: Eine Form der Darstellung elektronisch lesbarer Information. Strichcodes unterliegen internationalen Standards. Zigarettenverpackung: Eine Packung enthält üblicherweise 20 Zigaretten, eine Stange üblicherweise 10 Packungen oder 200 Zigaretten. Ein Master-Case enthält normalerweise 50 Stangen oder 10.000 Zigaretten. Einziehungsverfügung: eine Einziehungsverfügung wird nach einer Verurteilung erteilt um dem Schuldigen den durch die Straftat erzielten Gewinn zu entziehen. Gebotene Sorgfalt: Durchführung einer angemessenen, gründlichen Untersuchung vor oder während einer Geschäftsbeziehung um festzustellen, ob der (zukünftige) Geschäftspartner seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt oder die begründete Annahme besteht, dass er diesen Verpflichtungen nachkommen wird. FATF: Arbeitskreis Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung der OECD (Financial Action Task Force). FCTC: WHO-Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs. FCLO: Verbindungsbeamter für Steuerkriminalität. Steuerzeichen: eine Kennzeichnung, die verdeutlicht, dass Steuern bezahlt wurden, die jedoch keinen Steuerwert hat. Freihandelszonen: ein gesondert ausgezeichnetes Gebiet, in dem Waren als außerhalb der Steuerhoheit eines Landes befindlich behandelt werden. Dies bedeutet, dass Importzölle und Steuern nicht bezahlt werden müssen, es sei denn, diese Waren werden innerhalb des Landes verkauft. Diese Zonen werden auch als Freihandelszonen oder Außenhandelszonen bezeichnet. Freihandelszonen müssen normalerweise von der Zollverwaltung bestimmt werden, die zuständig ist für die Überwachung der Anwendbarkeit der für diese Freihandelszone geltenden Bedingungen. Garantie: eine vom Bürgen übernommene Verpflichtung, einen Geldbetrag in der von der Behörde geforderten Höhe zu bezahlen. Diese beinhaltet üblicherweise eine automatische Rückerstattungsmöglichkeit. HRT: Drehtabak. ITP: Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen im Rahmen des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs. Betriebsmittel: Zigarettenmaschinen, Packmaschinen, Maschinen zur Herstellung von Zigarettenfiltern und Filterkombiniermaschinen sowie andere Maschinen, die zum Zwecke der Herstellung von Tabakprodukten genutzt werden. In diesem Zusammenhang umfasst dies auch die gesamte überholte Ausrüstung, Ersatzteile und Bestandteile. OK: Organisierte Kriminalität. OLAF: Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung. Protokoll: „Ein Protokoll besitzt im Kontext von Vertragsgesetz und Anwendung die gleichen juristischen Eigenschaften wie ein Abkommen. Der Begriff Protokoll wird oft genutzt, um Vereinbarungen zu bezeichnen, die weniger formell sind als die als Abkommen oder Konvention betitelten, zu bezeichnen. Im Allgemeinen ändert, ergänzt oder klärt ein Protokoll einen multilateralen Vertrag. Ein Protokoll bleibt üblicherweise offen für die Beteiligung der dem Ausgangsvertrag beigetretenen Parteien. In letzter Zeit haben jedoch Staaten einige Protokolle ausgehandelt, die diesem Prinzip nicht entsprechen. Der Vorteil eines Protokolls ist, dass es an den Ursprungsvertrag gekoppelt ist und man sich darin detaillierter mit einem speziellen Aspekt dieser Vereinbarung befassen kann.”87 Sicherheit: Wenn Waren unter Steueraussetzung gelagert oder bewegt werden, dann ist die fällige Steuer von einer Garantie oder Kaution gedeckt. Die Sicherheit wird durch eine Gewerbebeziehungsweise Beförderungsgarantie bereitgestellt. Steuerlager: ein Lager, das für die Lagerung von Waren unter Aussetzung von Steuern oder Zöllen autorisiert ist. Tracing: Nachverfolgung der Route, die Produkte innerhalb der Lieferkette bereits genommen haben. 51 Tracking: Überwachung der Route, die Produkte innerhalb der Lieferkette nehmen werden. Transit: eine Zolloption, die es dem Akteur ermöglicht, Waren durch ein Land oder ein Territorium zu befördern ohne Zölle zu bezahlen, die normalerweise, bei Einfuhr der Waren in das entsprechende Land oder Territorium fällig wären. Zusätzliche Literatur des ITIC Global “Best Practice” in Tobacco Tax Policy: Insight from Tax Practitioners around the World, International Tax and Investment Center and Oxford Economics, August 2013. The Impacts of Imposing a Global Excise Target for Cigarettes: Experience from the EU Accession Countries, International Tax and Investment Center and Oxford Economics, September 2012. The Linkage between Tax Burden and Illicit Trade of Excisable Products: The Example of Tobacco, Adrian Cooper and Daniel Witt, “World Customs Journal,” September 2012. 52 An Analysis of Tobacco Taxation and Affordability Issues in Russia, International Tax and Investment Center and Oxford Economics, May 2012. Review of the WHO Technical Manual on Tobacco Tax Administration: One Size Does Not Fit All, International Tax and Investment Center and Oxford Economics, December 2011. NÜTZLICHE LINKS 1. Internationale Wirtschaftsorganisationen 1.1 Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development - OECD) – www.oecd.org 1.2 Weltbank (World Bank) – www.worldbank.org 1.3 Internationaler Währungsfonds (International Monetary Fund - IMF) – www.imf.org 1.4 Weltorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization - WIPO) – www.wipo.int 1.5 Welthandelsorganisation (World Trade Organization - WTO) – www.wto.org 2. Zoll/Vollstreckungs-orientierte Organisationen 2.1 Weltzollorganisation (World Customs Organization - WCO) – www.wcoomd.org 2.2 Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung (European Anti-Fraud Office - OLAF) – http://ec.europa.eu/ anti_fraud/ 2.3 Interpol – www.interpol.int 2.4 Europol – www.europol.europa.eu 2.5 Die britische Steuer- und Zollbehörde (Her Majesty’s Revenue and Customs - HMRC) – www.hmrc.gov.uk 2.6 Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe (Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives - ATF) – www.atf.gov 3. Internationale Gesundheitsorganisationen 3.1 Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization - WHO) – www.who.int 4. Organisationen für Wissenschaft und investigativen Journalismus 4.1 Zentrum für Terrorismus, grenzüberschreitende Kriminalität und Korruption (Terrorism, Transnational Crime and Corruption Center - TraCCC) - http://policy-traccc.gmu.edu/ 4.2 Transcrime – http://www.transcrime.unitn.it/tc/664.php 4.3 World Customs Journal – http://www.worldcustomsjournal.org/ 4.4 Zentrum für Öffentliche Integrität (Center for Public Integrity - CPI) http://www.publicintegrity.org/health/public-health/tobacco 4.5 Internationales Konsortium investigativer Journalisten (International Consortium of Investigative Journalists - ICIJ) – http://www.icij.org/ 5.Wirtschaftsorganisationen 5.1 Unternehmensaktivitäten zur Verhinderung von Marken- und Produktpiraterie (Business Action to Stop Counterfeiting and Piracy - BASCAP) - www.bascap.com 5.2 Internationale Markenvereinigung (International Trademark Association - INTA) - http://www.inta.org/ Pages/Home.aspx 5.3 Forum für Steuersiegel (Tax Stamp Forum) – http://www.taxstampforum.com/ 6. Nicht-Regierungsorganisationen (Non-Governmental Organizations - NGOs) 6.1 Allianz des Rahmenübereinkommens (Framework Convention Alliance - FCA) – www.fctc.org 6.2 Internationales Zentrum für Steuern und Investitionen (International Tax and Investment Center - ITIC) – www.ITICnet.org 6.3 Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum - WEF) – www.weforum.org 53 Anlage 1 Containergrößen (para. 6.7.1 refers) Quelle: David Chil 20-Fuß Trockenfracht-Container Innenlänge 5.900 M Innenbreite 2.350 M Innenhöhe 2.393 M Leergewicht 2,230 Kgs Höchstladung 21,770 Kgs 40-Fuß Trockenfracht-Container Innenlänge 12.036 M Innenbreite 2.350 M Innenhöhe 2.392 M Leergewicht 3,700 Kgs Höchstladung 26,780 Kgs 40-Fuß Trockenfracht-Container (Hoch) Innenlänge 12.036 M Innenbreite 2.350 M Innenhöhe 2.697 M Leergewicht 3,970 Kgs Höchstladung 26,510 Kgs 20-Fuß Kühlcontainer Innenlänge 5.425 M Innenbreite 2.275 M Innenhöhe 2.260 M Leergewicht 3,200 Kgs Höchstladung 20,800 Kgs 40-Fuß Kühlcontainer Innenlänge 11.493 M Innenbreite 2.270 M Innenhöhe 2.197 M Leergewicht 4,900 Kgs Höchstladung 25,580 Kgs 40-Fuß Kühlcontainer (Großvolumen-Container) Innenlänge 11.557 M Innenbreite 2.294 M Innenhöhe 2.500 M Leergewicht 4,500 Kgs Höchstladung 25,980 Kgs 54 Anlage 2 Ein regionaler und nationaler Strategieansatz zur Bekämpfung des illegalen Handels mit steuerpflichtigen Waren Quelle: Elizabeth Allen ZIELSETZUNG • Ein übergeordneter Strategieansatz, der alle Aspekte von Verbrauchssteuerpolitik, Verwaltung und Strafverfolgung umfasst und den gesamten öffentlichen Sektor sowie legitime Interessenvertreter auf nationaler und internationaler Ebene einbezieht. Schlüsselelemente für die nationale und regionale Anwendung • Null-Toleranz für Korruption – Entwicklung und Förderung der strengen Einhaltung eines EthikKodex für alle Zoll- und Steuerbeamte. • Entwicklung einer ausgewogenen evidenzbasierten Steuerpolitik, die zu einer spezifischen Zollstruktur für Tabakprodukte und einer potentiellen regionalen Steuerannäherung führt. • Sammlung und Pflege von verlässlichen, vollständigen und genauen Standarddaten (zum Beispiel ein elektronisches nationales/regionales Verzeichnis aller lizensierten VerbrauchssteuerAkteure, der verantwortlichen Beamten, aller lizensierten Betriebe, Operationen, Erfordernisse für Kautionen oder Sicherheiten, Angaben zur jährlichen Produktion/Verarbeitungsmenge, Nachweisdokumente zu Deklarationen und Zahlungen, Nachweise der Einhaltung, genutzte Beförderungsmittel). • Aneignung des Grundverständnisses, dass die Erlaubnis, steuerpflichtige Waren unter Steueraussetzung herzustellen, zu lagern oder zu befördern ein Privileg und kein Recht ist und nur denjenigen Personen gewährt wird, die „geeignet und integer” sind und über entsprechende Sicherheiten, finanzielle Garantien und interne Kontrollen verfügen. • Kenntnis über Ausmaß und Wesen des Feindes um akkurate Zugriffsdaten zu sammeln, über genutzte Methoden, Routen und Transportmitteln sowie Details zu Produkten und beteiligten Personen. • Entwicklung einer zielorientierten Durchsetzungsstrategie mit Aktionsplänen und gemeinsamen Zielen für Verfolgungsbehörden. • Erarbeitung eines regionalen Ansatzes zu den Anforderungen an Kontrollen der gesamten Produktions-, Beförderungs- und Vertriebskette im Groß- und Einzelhandel. • Entwicklung eines regionale Ansatzes zur gemeinsamen Weiterbildung von Verbrauchssteuer-Prüfern, zur gemeinsamen Unterstützung einschließlich Austausch von Informationen und Mitteln zur Durchsetzung (zum Beispiel One-Stop Zollstationen). • Nationale und internationale Zusammenarbeit mit dem gesamten öffentlichen Sektor und den Interessensvertretern. Verbrauchssteuerbelastung • Steuerstruktur einfach halten. Gelegenheiten für Steuerzahler, beabsichtigt oder unbeabsichtigt Fehler zu machen, vermeiden. • Die Industrie vor Änderungen von Steuerstrukturen oder -sätze konsultieren, um die Auswirkungen auf die Branche und den damit zusammenhängende Arbeitsverhältnisse zu verstehen. • Vermeidung plötzlichem Steueranstiege durch schrittweise Anhebung der Steuern und nach Beratung mit Wirtschaftsbeteiligten. • Berücksichtigung der gesamten Steuerbelastung, sowie der Bezahlbarkeit und Steuersätze in Nachbarländern. Verwaltung von Verbrauchssteuern • Klare, geradlinige und angemessene – moderne Verwaltung und Gesetzgebung – Überprüfung und Überarbeitung von Gesetzen, um eine effektive und effiziente Verwaltung für Regierung und Steuerzahler zu unterstützen; basierend auf modernen Geschäftspraktiken und mit Blick auf die regionale Anpassung der Anforderungen an die Steuerzahler (zum Beispiel Kautionen/ Sicherheiten, Lizenzierung, Deklaration und Entrichtung von Steuern, Dokumentation, Transport, Nach- und Rückverfolgbarkeit, Bußgeldansatz und Einziehung von 55 Vermögenswerten). • Hin zur elektronischen Verwaltung – Einrichtung eines elektronischen Registers von Verbrauchssteuer-Anwendern, elektronische Buchhaltung und Zahlvorgänge, elektronische Aufzeichnung zur Einhaltung, eine intelligente Datenbank, die von einem Hilfsmittel mit Daten zum Risiko und zu den Ressourcen versorgt wird, Einbindung elektronischer Zolldaten für Verbrauchssteuer-Anwender und Importe/Exporte verbrauchssteuerpflichtiger Waren. • Investitionen in regionale Audit-Weiterbildungen von Verbrauchssteuer- und Zollprüfern sowie in die Aufklärung der Branche. • Sicherstellung, dass das Hauptaugenmerk auf der nationalen und professionellen Kontrolle der Verbrauchssteuer liegt – Anwendung von gründlichen professionellen Prüfungen, die von unangekündigten Überprüfungen außerhalb der Geschäftszeiten ergänzt werden. • Sicherstellung, dass angemessene Strafen für die Vergehen verhängt werden und dass Gesetzgebung und Medien vom Ausmaß des Verbrauchssteuerbetrugs und Schmuggels in Kenntnis gesetzt werden. • Kontrolle der Vertriebskette von Produkten und in Groß- und Einzelhandelsverkaufstellen. • Entwicklung einer regionalen Herangehensweise bei der Umsetzung des ITP bei Vorschriften zur Nach- und Rückverfolgbarkeit für Tabakerzeugnisse unter Verwendung von effektiven und effizienten Tools. • Verabschiebung von Übereinkommen mit anderen Interessenvertretern des öffentlichen Sektors – Polizei (gemeinsame Zielsetzungen und Kampagnen), regionale/lokale Behörden (Lizenzierung von Großhändlern/ Einzelhändlern), Branche/Handel (Inspektionen von Verkaufsstellen und Geldstrafen für Nichteinhaltung von Verordnungen oder Steuerund Zollgesetzen), Gesundheit (Standardansatz bei Verordnungen und FCTC) und Transport (Lizenzierung von Transportunternehmen); und • Erarbeitung von verpflichtenden Abkommen zur Zusammenarbeit mit der Industrie, ähnlich der EU-Verträge. 56 • Forderung an die Branche stellen, dass Verbrauchssteuerbeamte in ihre Geschäftsabläufe einzuweisen und alle Details der Kunden/ Lieferanten/Transportunternehmen zur Verfügung zu stellen sind (einschließlich aller Veränderungen) sowie über deren internes Management und externe Prüfverfahren in Kenntnis zu setzen. • Forderung an die Branche stellen, Null-Toleranz gegenüber Korruption zu zeigen. Schnittstelle Verbrauchssteuer/Zoll • Gewährleistung – wenn möglich – einer effektiven Plattform zum Austausch von Berichten und Deklarationen für Verbrauchssteuer und Zoll, einschließlich Einschränkungen bei erlaubten Lagerzeiten für Zolllager (Lagerzeit) und über Warenbewegungen zwischen Zolllagern unter Verwendung einheitlicher elektronischer Zugangsportale („Single-Window-Konzept“). • Sicherstellung einer angemessenen, auf das Verbrauchssteuer-Risiko basierenden Komponente innerhalb jedes regionalen Transitsystems, um alle Bewegungen der Bestandteile aufzuzeigen, die bei der Produktion von Tabakerzeugnissen verwendet werden (z.B. Acetatfilterstränge). Gegenseitige Unterstützung • Erarbeitung eines regionalen Protokolls und eines praktischen Mechanismus zur gegenseitigen Unterstützung und elektronischen Abfrage durch autorisiertes Personal, dass rund um die Uhr greift. • Investition in und gemeinsame Nutzung von Hilfsmitteln (zum Beispiel One-Stop Grenzposten, Scanner, Spürhunde). Strafverfolgung • Zusammenführung der Ermittlungsergebnisse aller geschmuggelten/gefälschten Produkte nicht nur zu Tabakprodukten, Vertriebsrouten, Transportmittel und beteiligte Personen. • Sicherstellen, dass nur eine nationale Datenbank existiert, die sämtliche Beschlagnahmungen, ob durch Verbrauchssteuer, Zoll, örtliche Behörden, Polizei oder andere Strafverfolgungsbehörden erfasst. Zusätzlich sollen aktualisierte Beschlagnahmungsdaten in Übereinstimmung mit dem ITP analysiert (einschließlich fallbezogene Informationen zu Mengenangaben, Wert der Beschlagnahme, Produktbeschreibung, beteiligte Personen, Herstellungsdatum und Ort) und über Verfahrensweisen (einschließlich Transportmittel, Versteck, Route und Entdeckung) informiert werden. Diese Daten sollten bei der Risikoplanung und der Bereitstellung von Ressourcen berücksichtigt werden. • Investitionen in Weiterbildungen zum Risikomanagement und Ermittlung-/ Aufdeckungsarbeit für an der Vefrfolgung beteiligte Mitarbeiter. • Investition in Scanner, mobile Einsatztruppen und Spürhunde sowie Finanzierung von Arbeitsleistungen außerhalb normaler Geschäftszeiten für Verbrauchssteuerund Zollprüfer/ Inspektoren sowie Strafverfolgungsbeamte. • Nutzung von unabhängigen Laboren/ Prüfeinrichtungen. • Nutzung von Industrie-Quellen für die Bereitstellung von Schulungsmaterial zum Thema „Fälschungen“ für Zollbeamte. • Erarbeitung von gemeinsamen Zielsetzungen für die unterschiedlichen Strafverfolgungsbehörden. • Aufklärung der Justiz über die Auswirkungen von illegalem Handel und den von organisierten kriminellen Banden genutzten Methoden. • Bereitstellung von klaren und effektiven Kanälen für den Erhalt von Informationen von der Industrie und der Bevölkerung. • Veröffentlichung von Sanktionen und erfolgreichen Strafverfolgungen. • Rückmeldung von Informationen über alle Eingriffe zur Verbesserung der Risikoplanung sowie Warnung an Kollegen über neue und wachsende Risiken. 57 Für weitere Informationen, besuchen Sie bitte unsere Webseite: www.ITICnet.org ALMATY • ASTANA • BAGHDAD • BAKU • BANGKOK • DUBAI • KIEV • LONDON • MANILA • MOSCOW • WASHINGTON, DC