Elastomere zum Abdichten gegen dru¨ ckendes Wasser
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Elastomere zum Abdichten gegen dru¨ ckendes Wasser
ROHSTOFFE UND ANWENDUNGEN RAW MATERIALS AND APPLICATIONS Quellgummi Quellpaste Schutzschicht Dichtigkeit Alterungsbeständigkeit Quellung in Salz- und Zementwasser Durch die Einbettung einer geeigneten Kombination verschiedener wasseraufnehmender Füllstoffe in eine Polymermatrix wurden Abdichtmaterialien in Form von Quellgummis und von zu Quellgummis aushärtenden Quellpasten entwickelt, die kostengünstig herstellbar und alterungsbeständig sind sowie hervorragende Abdichteigenschaften gegen drückendes Wasser, besonders auch gegen stark elektrolythaltiges Wasser wie Meeroder Zementwasser aufweisen. Zum Schutz gegen ein frühzeitiges, unbeabsichtigtes Quellen können Quellgummis mit einem Schutzlack beschichtet werden, der sich nach Applikation im alkalischen Milieu des Zements wieder auflöst. Elastomer-Based Sealing Materials Against Pressuring Water Water swellable elastomers Water swelling paste Protecting lacquer Tightness Long-term stability Swelling in sea and cement water Sealing materials against pressuring water have been developed by incorporating a suitable combination of different water absorbent fillers into an elastomeric matrix in the form of sealing elastomers and pastes leading to sealing elastomers after curing in air. These sealing materials, which can be produced cost efficiently, show a good long term stability and good sealing properties against pressuring water, especially against electrolyte containing water like sea water or cement water. To protect these swelling elastomers against an early unintended swelling they can be protected with a lacquer, which disintegrates again in the alkaline medium of the cement. Gegen eindringendes Wasser besteht ein großer Bedarf an Abdichtmaterialien in der Bauindustrie. Besonders effizient sind dabei wasserquellende Abdichtmaterialien, die das eindringende Wasser aufnehmen und dabei ihr Volumen vergrößern. Durch den dabei entstehenden Quell- und Anpressdruck bleibt eine Fuge oder Riß auch nach Bewegungen wie Setzungen immer dicht verschlossen [1 – 3]. An potentiell undichten Stellen wie Arbeitsfugen, Schacht- und Rohrdurchführungen sowie Anschlüssen an Altbauten werden vorzugsweise wasserquellbare Abdichtbänderund-pastenverlegt[4 – 9]. 172 Elastomere zum Abdichten gegen drückendes Wasser Problematisch bei derartigen Abdichtmaterialien ist die geforderte Alterungsbeständigkeit an Bauwerken [10] sowie die stark verringerte Quell- und Abdichtfähigkeit in stark elektrolythaltigem Wasser wie Meer- oder Zementwasser [11 – 14]. Ziel war deshalb die Entwicklung von Quellgummis, die einerseits hervorragende mechanische Eigenschaften aufweisen, alterungsbeständig und kostengünstig herstellbar sind. Aufgrund der geforderten Alterungsbeständigkeit im Bereich von 100 Jahren bei Bauwerken kommt hier nur eine beschleunigte Prüfung mit Extrapolation auf das Langzeitverhalten in Frage [10, 15, 16]. Andererseits sollen die Quellgummis in allen relevanten wässrigen Medien stark quellen und so überall die Abdichtfunktion erfüllen, wobei die Abdichtfunktion unter praxisnahen Bedingungen zu prüfen ist. Experimenteller Teil Probenherstellung Mischungsherstellung Die Kautschukmischung für das Dichtungsmaterial wurde auf einem Laborwalzwerk der Firma Schwabenthan, Berlin, hergestellt, wobei das Verhältnis der Drehzahlen von hinterer zu vorderer Walze (Friktion) ca. 1,2 betrug. Die vordere Walze drehte mit ca. 12 U/min, die Walzentemperatur betrug 60 8C. Zur besseren Verarbeitbarkeit wurde der Naturkautschuk über 15 min mastifiziert: 100 Teile Naturkautschuk (SMR, Uniroyal Aachen) wurden bei einer Walzenbreite von ca. 3 mm auf die Walze gegeben. Der Walzenspalt wurde so lange verengt, bis ein zusammenhängendes Fell um die vordere Walze läuft. Zum beschleunigten Mastifizieren wurde der Kautschuk wiederholt mit einem Messer eingeschnitten. Zu 100 Teilen mastifiziertem Naturkautschuk wurde auf dem Walzwerk 1,5 Teile Zinkoxid (aktiv), 2,5 Teile Schwefel (90% kristallin), 0,1 Teile Dibenzothiozyldisulfid (Vulkazit DM, Bayer AG), 1,2 Teile ZinkDiethyldithiocarbamat (Vulkazit LDA, Bayer AG), 0,4 Teile Tetramethylthiuramdisulfid (Vulkazit Thiuram, Bayer AG), 1 Teil Stearinsäure und bei Bedarf 5 Teile Porofor TSH (Treibmittel, Bayer AG) oder alternativ Dicumylperoxid eingemischt. Anschließend wurden zu dieser Kautschukmischung variierende Anteile an Bentonit (aktivierter Natriumbentonit, American Colloid Company, Skokie, Illinoise) oder einer Mischung aus Kartoffelstärke (Fa. Müllers Mühle) und Superabsorber (Cabloc C96, Fa. Stockhausen, Krefeld) in Portionen auf dem Walzwerk eingemischt, wobei jeweils abgewartet wurde, bis die jeweilige Bentonit- bzw. Kartoffelstärke-Superabsorber-Menge vom Kautschuk aufgenommen war. Das Fell wird bei einem Walzenspalt von 3 mm abgezogen. Extrusion von Bentonit-Quellgummis Die Felle aus der Naturkautschukmischung mit Bentonit werden in 2 cm breite Streifen geschnitten und diese mit einem Brabender Laborextruder über eine Lochdüse mit einem Durchmesser von 10 mm bei 100 8C in den vier ersten Heizzonen und 125 8C in der letzten Heizzone als Kautschukstrang extrudiert. Der Kautschukstrang wird anschließend bei Bedarf im Temperierschrank bei 160 8C über 15 min vulkanisiert. Schäumen, Formen und Vulkanisieren der Stärke-Superabsorber-Kautschuke Ca. 120 g der so gewonnenen Felle aus den Naturkautschukmischungen mit Kartoffelstärke und Superabsorber werden in ca. 1 – 1,5 cm breite Streifen geschnitten. Diese werden aufeinandergedrückt und in eine ca. 50 cm lange Schiene mit einem Innenquerschnitt von 2 cm 2 cm eingelegt. Die Schiene wird mit einem Deckel fest verschlossen und für 30 min bei 100 8C zum Aufschäumen in einen Temperierschrank gelegt. Anschließend wird der Temperierschrank zum Ausvulkanisieren für ca. 20 min auf 160 8C aufgeheizt. Danach wird die Form aus dem Ofen genomTh. Mang, Aachen Korrespondenz: Prof. Dr.rer.nat. Thomas Mang Fachhochschule Aachen Fachbereich Chemieingenieurwesen Studienschwerpunkt Kunststofftechnologie Worrimger Weg 1 D-52074 Aachen E-mail: mang@fh-aachen.de KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe 57. Jahrgang, Nr. 4/2004 men, kurz ausgekühlt und das Band aus der Form entnommen. Die so gewonnenen Abdichtbänder weisen eine Rohdichte von 0,5 bis 0,7 g/cm3 auf. Pastenherstellung 40 g a,x-dihydroxypolydimethylsiloxan, (Siliconöl E-18, Bayer AG, Leverkusen) werden vorgelegt und mit vorgetrocknetem Superabsorber (Cabloc C 96, Hüls AG) und vorgetrockneter Kartoffelstärke Superior, wasserarm (Südstärke GmbH, Schrobenhausen), in einem Haushaltskneter (Bosch AG) 10 Minuten vermischt. Dann werden 5 g Silopren-Vernetzer 3448 (Bayer AG, Leverkusen) innerhalb von 10 Minuten zugegeben und vermischt. Anschließend werden 5 g Aerosil 150 (Degussa AG, Frankfurt/Main) in zwei Portionen zugegeben und 10 Minuten eingerührt. Die pastöse Mischung wird dann schnell in eine Kartusche abgefüllt und luftdicht verschlossen. Prüfmethoden Quellung Die Massen- und Volumenquellung wurde nach DIN 43495 in verschiedenen wässrigen Quellmedien bei Raumtemperatur durchgeführt. Es wurde entionisiertes Wasser, Standardwasser mit 10 dt.H. (deionisiertes Wasser mit 0,26 g/l CaCl2 X 2 H2O) sowie 30 dt.H, Zementwasser (deionisiertes Wasser mit 10 g/l Ca(OH)2) sowie Meerwasser nach ASTM D-1141-98 verwendet. Beschleunigte Alterung an der Luft Die Prüflinge wurden bei 40 8C, 60 8C, 70 8C und 80 8C über 42 Tage in einem Umlufttrockenschrank nach DIN 53508 gealtert. Am 1., 7., 14., 28., 42. Tag wurde die Reißdehnung an jeweils 3 Prüflingen bestimmt. neuten Druckaufbau auch bei nachgebender Umgebung nachzuweisen. Ferner wird die Dichtigkeit bei Raumtemperatur in Leitungswasser gegen Ûberdruck verfolgt, indem der Wasserdruck bis zum Undichtwerden gesteigert wird. Anschließend wird der Wasserdruck soweit zurückgenommen, bis kein Wasser mehr austritt und dann der Dichtdruck an einem Manometer abgelesen. Dabei ist die Prüfapparatur auf einen maximalen Dichtdruck von 20 bar begrenzt. Extrahierbare Anteile Die extrahierbaren Anteile werden gemäß der A.F.T.E.S.-Empfehlung [16] bestimmt nach Quellung in entionisiertem Wasser bis zum Quellgleichgewicht und anschließender Trocknung bis zu Gewichtskonstanz sowie durch Eindampfen des Eluats und anschließendem Trocknen im Umlufttrockenschrank aus dem verbleibenden Rückstand. Hierzu sowie zur Ermittlung der chemischen Zusammensetzung der extrahierten Bestandteile aus dem Rückstand wurde ca. 400 ml Eluat im Umlufttrockenschrank bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Methoden Zugprüfung In einer Zugprüfmaschine Zwick 1435 mit einer Messdose 500 N und einer Messlänge von 200 mm werden die aus den Prüflingen gestanzten Prüfstäbe S2 mit einer Prüfgeschwindigkeit von 200 mm/min werden die aus den Prüflingen gestanzten Prüfstäbe S2 mit einer Prüfgeschwindigkeit von 200 mm/min bei mechanischer Dehnungsaufnahme vermessen. Härte Die Shore-A-Härte wurde mit einem Zwick-Härteprüfgerät nach DIN 53505 bestimmt. Thermogravimetrie Der eingedampfte Eluatrückstand wird sofort nach der Trocknung in einem Thermogravimetriegerät TGA 50 der Firma Shimadzu zwischen 40 8C und 900 8C vermessen. FTIR-Messung Der eingedampfte Eluatrückstand wird auf ein Silberchloridfenster aufgetragen, getrocknet und in einem Bruker IFS 28 FTIR-Spektrometer vermessen. Ergebnisse und Diskussion Quellgummis Bentonithaltige Quellgummis Die kostengünstigsten wasserquellbaren Füllstoffe sind Schichtsilikate wie Betonit [17]. Durch Einmischen von Bentonit in Gummibänder wurden wasserquellbare Abdichtbänder hergestellt mit Quellraten bis zu 400% in entionisiertem Wasser. Allerdings wird ein Quellgrad von mehr als 20% erst ab einem Betonitanteil von 70% (233 phr) erreicht, da vorher die Perkolationskonzentration mit einem kontinuierlich durchgehenden Benntonitgefüge nicht gegeben ist und somit kein Wassertransport ins Innere des Quellgummis und damit keine Quellung möglich ist. Für eine in der Praxis geforderte Quellung von deutlich über 100% innerhalb weniger Tage [1] ist sogar ein Anteil von mindestens 80% Bentonit (400 phr) erforderlich (s. Abb. 1). Die Quellung der Quellgummis mit Bentonit als Quellpartikel zeigt eine sehr starke Abnahme der Quellung mit steigendem Salzgehalt im Quellmedium: so reduziert sich die Quellung von 350% in entionisiertem Wasser über 250% in Wasser mit 10 dt. Härte auf unter 100% in Wasser mit 30 dt. Härte (s. Abb. 2). Die Ursache ist in einer Reduktion des osmotischen Druckes ins Innere der Bentonitteilchen sowie einer Abschirmung der sich abstoßen- Quelldruck- und Dichtigkeitstest Zwischen 2 Betonplatten wird der Prüfling so eingespannt und abgedichtet, daß ein geschlossener Raum zwischen den Meßplatten entsteht. Die Spaltöffnung wird über ein Abstandsblech zu Anfang mit 4 mm, 7 mm und 8 mm eingestellt. Bei Zufuhr von Leitungswasser wird der sich bei Raumtemperatur aufbauende Quelldruck mittels einer Messuhr an 4 zylindrischen Meßstellen mit einem Durchmesser von 17 mm bestimmt. Die Spaltöffnung wird im Verlauf der Prüfung bei zunehmendem Quelldruck bis auf maximal 10 mm vergrößert, um einen er- Abb. 1. Quellung von Naturkautschukbändern mit variablen Bentonitanteilen in entionisiertem Wasser KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe 57. Jahrgang, Nr. 4/2004 173 Abb. 2. Quellung von Naturkautschukbändern mit 400 pHr Bentonit in verschiedenen Quellmedien Abb. 3. Quellung und Wiederquellung nach Trocknung von Naturkautschukbändern mit 400 pHr Bentonit in Wasser 10 dH den Ladungen zwischen den Silikatschichten mit zunehmendem Salzgehalt im Quellmedium bedingt. Werden die bentonithaltigen Quellgummis nach der Quellung getrocknet, so geht die Wiederquellung je nach Salzgehalt im Quellmedium stark zurück: in Wasser mit 10 dt. Härte geht die ursprüngliche Quellung von ca. 250% nach Trocknen und Wiederquellen auf unter 100% zurück und nach einem weiteren Trocknen und Wiederquellen auf unter 50% (s. Abb. 3). Die Reduktion der Quellung resultiert aus der mit jeder Trocknung stattfindenden Aufkonzentration der Salze im Gummi, die zu einem verringerten osmotischen Druck ins Bentonitgefüge hinein führen. Solche Quellbänder erfüllen nur ungenügend die Anforderungen in der Praxis mit Naß- und Trockenzyklen. Aufgrund des hohen Füllstoffanteils sind diese Quellgummis auch brüchig und weisen mit einer Reißdehnung von 60% nur ungenügende mechanische Eigenschaften auf. Ferner ergeben sich infolge des hohen Bentonitanteils Probleme mit Abrasionen bei der Extrusion der Quellgummis. Superabsorberhaltige Quellgummis Quelleigenschaften Es wurden deshalb effektivere wasserquellbare Füllstoffe mit höheren Quellgraden in Form von Superabsorbern eingesetzt [12 – 14]. Die üblichen und auch hier verwendeten Superabsorber sind vernetzte Acrylsäuregele mit teilweise neutralisierten Natrium-Carboxylatgruppen mit einem Durchmesser von ca. 50 – 800 Mikrometern. Die Superabsorberpartikel quellen in entionisiertem Wasser um ca. 15 000% aufgrund des starken osmotischen Druckes infolge der hohen Natriumionenkonzentration im Superabsorberpartikel sowie der Abstoßung der geladenen Polyacrylatketten untereinander. Es wurden unterschiedliche Anteile an Superabsorber in Naturkautschuk eingemischt und die Mischungen zu einem Quellgummi ausvulkanisiert. Bis zu Superabsorberanteilen von ca. 100 phr findet dabei nahezu keine Quellung des Quellgummis in Wasser statt, da keine durchgehende Kanäle an Superabsorberpartikeln vorliegen. Ab einem Anteil von ca. 100 phr wird die Perkolationskonzentration überschritten und der mit Superabsorber gefüllte Gummi quillt. Dabei wird jedoch in entionisiertem Wasser die Quellung und der Quelldruck der Superabsorberpartikel im Gummi so groß, daß die Gummistruktur zerstört wird und der Quellgummi zerfällt, was eine Anwendung in der Praxis ausschließt. Zur Schaffung wassertransportierender Kanäle und damit zur Erniedrigung der Perkolationskonzentration der extrem stark quellenden und dabei den Quellgummi zerstörenden Superabsorberpartikel wurde deshalb die wenig quellende, aber saugfähige Stärke in größeren Anteilen zugemischt. Der dadurch erzielte immer noch unbefriedigende Quellgrad, z. B. von 10% bei einem Stärkeanteil von 80 phr und einem Superabsorberanteil von 10 phr, konnte schließlich stark erhöht werden auf 500% durch Aufschäumen der Gummimatrix. Durch die offenporige Schaumstruktur mit einer Dichte von 0,6 g/cm3 ist eine mechanisch freiere Quellung der Füllstoffe möglich, die bei Vernetzung aufgrund der mechanischen Restriktionen des Gumminetzwerkes wiederum leicht zurückgeht (s. Tab. 1). Der Einfluß der Vernetzung der Gummimatrix auf die Quellung wurde anhand verschiedener Mengen an Vulkanisationsmitteln bestimmt, hier am Beispiel der Peroxidvernetzung mit Dicumylperoxid. In den Rheometerkurven von mit Quellfüllstoffen hochgefüllten Kautschuken führen dabei steigende Vulkanisationmittelmengen bei sonst gleichen Vulkanisationsbedingungen erwartungsgemäß zu höheren Tab. 1. Quellung von Kautschuk- und Gummidichtbänderna) Stärke/phr Superabsorber/phr Dichte/g/cm3 – 30 0,6 1 100 – 0,6 2 (nach 7 Tagen) 80 10 1,05 10 (nach 11 Tagen) 80 10 0,6 500 (nach 7 Tagen) 80 10 0,6 300 (nach 7 Tagen) Volumenquellung/% (nach 3 Tagen) vulkanisiert a) in Wasser 10 dt. H. bei pH 7 und 23 8C; Prüfkörper 5 cm 2 cm 2 cm 174 KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe 57. Jahrgang, Nr. 4/2004 Abb. 4. Vulkanisation von mit Superabsorber und Stärke hochgefülltem Kautschuk mit verschiedenen Mengen Dicumylperoxid Abb. 5. Quellung von mit Stärke und Superabsorber hochgefüllten Quellgummis, mit verschiedenen Mengen Dicumylperoxid vulkanisiert, in entionisiertem Wasser mechanischen Werten (s. Abb. 4), was sich aufgrund der dem osmotischen Druck zunehmend entgegenwirkenden mechanischen Spannung in einer signifikanten Reduzierung der Quellung bemerkbar macht (s. Abb. 5): der hohe Quellgrad des mit Quellfüllstoffen hochgefüllten Kautschuks von über 2000% in entionisiertem Wasser geht mit zunehmender Vernetzung sukzessive auf bis unter 400% zurück, während der Schubmodul sukzessive auf etwa den dreifachen Wert ansteigt. Durch Variation von Menge und Verhältnis der Füllstoffe ist der Quellgrad in weiten Grenzen variierbar (s. Tab. 1). Dabei können auch in der Praxis zur Materialersparnis und Verbesserung der mechanischen Eigenschaften sowie zur Optimierung des Quellverhaltens weniger stark quellende Schichten mit stärker quellenden Schichten kombiniert werden. Um eine ausreichende Alterungsbeständigkeit zu erzielen, wurde Naturkautschuk durch EPDM als Gummimatrix ersetzt. Diese hauptsächlich aus EPDM bestehenden und mit Stärke und Superabsorber gefüllten und geschäumten Elastomere wei- sen für die Praxis geeignete mechanische Eigenschaften wie eine Reißdehnung von über 400% oder einen ausreichenden Druckverformungsrest auf. Alterungsbeständigkeit Die geforderten Alterungsbeständigkeiten im Bereich von 100 Jahren können nur über modellhafte Prüfungen abgeschätzt werden [10, 15, 16]. Hierzu wurden die Quellgummis einer beschleunigten Alterung bei erhöhten Temperaturen (40 8C, 60 8C, 70 8C, 80 8C) unterworfen und jeweils der Abfall der mechanischen Eigenschaften am Beispiel der Reißdehnung über die Zeit gemessen. Die logarithmische Auftragung der daraus ermittelten Halbwertszeiten des Abfalls der Reißdehnung bei den verschiedenen Alterungstemperaturen gegen die reziproke absolute Temperatur erlaubt nach dem Arrhenius-Modell die Extrapolation der Halbwertszeit des mechanischen Abbaus auf Raumtemperatur [15, 16]. Dabei wurde für die beschriebenen Quellgummis bei einer ursprünglichen Reißdehnung von ca. 400% eine Halbwertszeit von deutlich über 100 Jahren extrapoliert (s. Abb. 6), wobei eine Reißdehnung von 200% für die Praxis bei weitem ausreichend ist. Quell- und Dichtdruck Entscheidend für eine einwandfreie Abdichtwirkung ist der sich bei Wasserkontakt aufbauende Quelldruck sowie der Dichtdruck. Zur Bestimmung von Quell- und Dichtdruck wurden die Quellgummis so zwischen zwei Betonplatten eingespannt, daß ein geschlossener Raum zwischen den Platten entsteht. Bei Zufuhr von Leitungswasser durch eine Bohrung wird der sich aufbauende Quelldruck mit einer Meßuhr bestimmt sowie die Dichtigkeit gegen Ûberdruck, indem der Wasserdruck bis zum Undichtwerden gesteigert wird. Ein Quelldruck von 8 bar, der sich auch bei Erweiterung des Fugenspaltes immer wieder in kurzer Zeit aufbaut, sowie ein Dichtdruck von mindestens 20 bar innerhalb von 25 Tagen (s. Abb. 7) gewährleisten dabei eine einwandfreie Dichtfunktion in der Anwendung. Eluierbare Bestandteile Die eluierbaren Bestandteile liegen unterhalt 1% und genügen den Anforderungen aus der Praxis [16]. Deutlich erkennbar sind dabei im Rückstand aus dem Band ausgeschwemmte gequollene Superabsorber- Abb. 6. Extrapolation der Halbwertszeiten des Abfalls der Reißdehnung in Tagen bei 40 8C, 60 8C, 70 8C und 80 8C auf Raumtemperatur von Superabsorber-Stärke-Quellgummis KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe 57. Jahrgang, Nr. 4/2004 175 Abb. 7. Sich aufbauender Dichtdruck von Superabsorber-Stärke-Quellgummis bei Lagerung in Leitungswasser gen Hohlkammern enthalten können. Ferner werden aus Kostengründen sowie zur Optimierung des Quellverhaltens weniger stark quellende Schichten mit stark quellenden Schichten kombiniert (s. Abb. 8). Zusammen mit der Schaumstruktur ergibt sich so eine kostengünstige Herstellung. Die Kautschukmischungen werden bei der technischen Realisierung in der Praxis unter Aufschäumen extrudiert bzw. coextrudiert und anschließend in einem Salzbad vulkanisiert. Quellpasten Analog zu den Rezepturen der Quellgummis wurden Quellpasten hergestellt, die nach Applikation an Luft zu wasserquellbarem Gummi vernetzen. Der Vorteil liegt in der beliebigen Formbarkeit je nach den örtlichen Gegebenheiten. Als Matrixsystem wurden bei Raumtemperatur unter Feuchteeinfluß aushärtende einkomponentige Silikone verwendet, als wasserquellende Füllstoffe Superabsorber, Stärke und Bentonit. Hierbei ist es gelungen, durch Kombination von Superabsorber mit Stärke und Bentonit beliebig variierbare Quellgrade bis über 200% Quellung bei den zu Gummi ausgehärteten Pasten zu erzielen (s. Tab. 2). Das ausgehärtete, chemikalienbeständige Produkt hat eine Shore A Härte von 50, im nassen Zustand von 15. Die Hautbildung der über ein Jahr lagerstabilen Paste setzt an der Luft nach einer Stunde ein. Salzunabhängig wasserquellende Abdichtmaterialien Abb. 8. Quellgummiprofile (Maße in mm; schwarz: weniger stark quellende Schicht) partikel. In der Thermogravimetrie ergab sich ein nicht pyrolisierbarer Anteil aus dem Feststoff des getrockneten Eluats von ca. 30 Gewichtsprozent. Hierbei handelt es sich aufgrund der Einsatzstoffe vor allem um Natriumsalze aus dem Superabsorber. Im IR-Spektrum des Rückstandes sind die dominierenden Absorptionsbanden bei 1561 cmÿ1 und 1405 cmÿ1 charakteristisch für die antisymmetrische und symmetrische Valenzschwingung von Carboxylat-Ionen. Aufgrund der Intensitätsverhältnisse der Banden und der verwendeten Einsatzstoffe läßt sich schließen, daß der organische Anteil von ca. 70% vornehmlich aus von der Oberfläche aus- 176 geschwemmtem Superabsorber auf Polyacrylatbasis besteht. Quellgummiprofile Für verschiedene Applikationen wurden unterschiedliche Profiltypen entwickelt, die zur Kostenersparnis sowie zum optimalen Einpassen in Fu- Ein Problem bei der Verwendung von käuflichen Superabsorbern ebenso wie von Bentoniten ist die Abnahme der Quellung der Abdichtmaterialien mit zunehmendem Salzgehalt im Quellmedium. Die Ursache ist bei den für die Quellung verantwortlichen Superaborbern und Bentoniten in einer Reduktion des osmotischen Druckes ins Innere der Superabsorberteilchen sowie einer Abschirmung der sich abstoßenden Ladungen im Superabsorberteilchen mit zunehmendem Salzgehalt im Quellme- Tab. 2. Quellung von ausgehärteten Abdichtpastena) a) Silikonöl Superabsorber Stärke Bentonit Volumenquellung/% 100 100 100 100 100 100 20 10 20 25 25 25 20 – 60 75 – 25 20 55 – – 75 75 > 25 > 40 > 80 > 120 > 140 > 200 Gewichtsteile; Quellung in Wasser 10 dt. H. bei pH 7 und 23 8C nach 10 Tagen KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe 57. Jahrgang, Nr. 4/2004 dium bedingt. Mehrwertige Ionen im Quellmedium wie Calziumionen reduzieren die Quellung dabei besonders stark, so daß schon während der ersten Quellung der Quellgrad wieder abnimmt infolge der Diffusion zweiwertigen Ionen in den Superabsorber hinein (s. Abb. 9). Dies hat auch eine Reduzierung der Wiederquellung nach einem Trocknungsvorgang zur Folge (s. Abb. 9), da sich dabei mit jeder Trocknung die Salze im Gummi weiter aufkonzentrieren. Solche Quellbänder erfüllen nur ungenügend die Anforderungen in der Praxis mit Naß- und Trockenzyklen. Es wurden deshalb vollkommen neue Superabsorbersysteme [18] entwickelt, die höhere Quellraten in stark elektrolythaltigem Wasser aufweisen als die Ûblichen am Markt erhältlichen Superabsorber auf Acrylatbasis. Die Quellung ist weitgehend unabhängig vom Elektrolytgehalt des Wassers, was zur Folge hat, daß auch die Wiederquellung nach Trocknung des Materials über vier Quell- und Trockenzyklen konstant bleibt, während käufliche Superabsorber in stark elektrolythaltigen Wässern bei jeder Wiederquellung signifikant an Quellvermögen verlieren (s. Abb. 10 und 11). Mit Hilfe dieser Superabsorber konnten Quellgummis hergestellt werden, die den Anforderungen aus der Praxis in jeder Hinsicht entsprechen: so werden für Quellgummis extrem hohe Quellraten von über 300% in Meerwasser nach ASTM D 1141-98 und von 400% in Zementwasser nach 14 Tagen erreicht, die weitgehend unbeeinflußt vom Salzgehalt des Quellmediums sind (s. Abb. 12); die Wiederquellung bleibt dabei auf hohem Niveau über mehere Quell- und Trocknungszyklen konstant. Solche Quellgummis sind deshalb besonders geeignet für die bisher mit Quellgummis problematischen Abdichtmaßnahmen im Meerwasserbereich oder in sonstigen stark salzbelasteten Wässern. seine volle Quellwirkung erst nach der Anwendung in der Betonfuge. Abb. 13 zeigt einen solchen mit Schutzlack beschichteten Quellgummi: die rote Gummimatrix mit den deutlich sichtbaren weißen Superabsorberpartikeln ist mit einem ca. 300 Mikrometer dicken grauen Schutzlack umgeben. Der hohe Quellgrad bei den entwickelten Quellgummis von z. B. über 400% in Wasser 10 d. H. nach 2 Tagen läßt sich durch diesen Schutzlack auf unter 50% Quellung drücken. Wird dann nach 2 Tagen das Quellmedium in ein alkalisches mit pH 11 gewechselt, tritt sofort eine starke Steigerung der Quellung ein. Diese Quellung verläuft dann parallel zu der Quellung ohne Schutzschicht und führt nach 2 weiteren Tagen zu ähnlichen Quellgraden wie bei Quellgummis ohne Schutzschicht, hervorgerufen durch die Auflösung der Schutzschicht im alkalischen (s. Abb. 14). Der Schutz gegen z. B. Regenwasser und eine dann einwandfreie Dichtfunktion in der Fuge ist also durch die Auflösung des im neutralen bis sauren stabilen Schutzlackes im alkalischen Milieu des Betons gegeben. Fazit Durch Einarbeitung von wasserquellbaren Füllstoffen in Form des Quellmittels Superabsorber und dem Wassertransportmittel Stärke in Kombination mit einem leichten Aufschäumen konnten Quellgumlmis hergestellt werden, deren Quellgrad in Wasser Abb. 9. Quellung und Wiederquellung nach Trocknung von Quellgummi mit einem Standardsuperabsorbermaterial Abb. 10. Quellung und Wiederquellung nach Trocknung eines Standardsuperabsorbers (Cabloc C96) und eines elektrolytunabhängig quellenden Superabsorbers (SAP 3d) in Zementwasser Schutzlack Ein Problem beim praktischen Verlegen vor Ort liegt in dem unbeabsichtigten Kontakt mit Wasser vor dem eigentlichen Einbau z. B. durch Regen, wodurch der Quellgummi infolge Vorquellung an Quellpotential verliegt. Zur Lösung des Problems wurde ein Schutzlack auf Polyacrylsäurebasis entwickelt, der im sauren bis neutralen Bereich in seiner nichtionisierten Form dicht gegen Wasser ist und sich im alkalischen Milieu des Betons durch Salzbildung auflöst (s. Schema 1). Damit ist der Quellgummi gegen z. B. Regenwasser geschützt und entfaltet dann Abb. 11. Quellung und Wiederquellung nach Trocknung eines elektrolytunabhängig quellenden Superabsorbers in verschiedenen Quellmedien KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe 57. Jahrgang, Nr. 4/2004 177 Abb. 12. Quellung und Wiederquellung nach Trocknung eines Quellgummis mit einem elektrolytunabhängig quellenden Superabsorber besonders durch unterschiedliche Anteile und Verhältnisse an Füllstoffen beliebig zwischen 0 und 500% variiert werden kann und die einen Dichtdruck von mindestens 20 bar aufbauen. Die Quellgummis werden je nach Applikation in unterschiedlichen Profilen extrudiert und weisen im Alterungsmodell nach Arrhenius bezüglich der Reißdehnung eine Alterungsstabilität von deutlich mehr als 100 Jahren auf; die extrahierbaren Anteile liegen unter 1%. Ein neues Superabsorbersystem garantiert dabei auch in Meer- und Zementwasser einen Quellgrad von über 300%. Der Einsatz von einkomponentigen Silikonformulierungen, die unter Luftfeuchte zu Quellgummis aushärten, erlaubt mit den erwähnten Füllstoffen auch eine pastöse Verarbeitung vor Ort. Ein Schutzlack auf Polyacrylsäurebasis verhindert ein vorzeitiges unbeabsichtigtes Quellen. Literatur Abb. 13. Rot eingefärbter Quellgummi mit 300 Mikrometer dickem Schutzlack Abb. 14. Einfluß Schutzlack auf Quellung von Quellgummis [1] A. Friedrich, R. Vonkeloe, Beton-Informationen 34 (6) (1994) 3. [2] Th.Mang,F.Haulena,Bauinstandsetzen5(1998)57. [3] K. Endell, Bautechnik 9 (1941) 201. [4] E. Pat. 0189484 (1989), Asahi Denka Kogyo Kabushiki Kaisha, Erf. T. Fukushima, Y. Hayashida, J. Omi. [5] D. Pat. 4224044 (1994), Bostik GmbH, Erf. W. Rath. [6] D. Pat. 19619709 (1996), U-Sun Gasket Corp., Erf. Akita, Hiroaki, Gotenba, Shiziuoka. [7] US Pat. 5011875 (1990), Hiroshima Kasei Ltd., Erf. Y. Yamamoto, H. Shigematsu, H. Tanaka, R. Ashikawa, T. Ishida. [8] E. Pat. 0118998 (1986), C. I. Kasei Co., Ltd., Kuraray Isoprene Chemical Co., Ltd., Erf. T. Kimura, K. Takasaki, H. Harima, Y. Yoshioka. [9] E. Pat. 0410669 (1993), C. I. Kasei Co., Ltd., Erf. E. Otsuka. [10] A. Wolf, Kautsch. Gummi Kunstst. 41 (1988) 258. [11] Ullmann 23 (1983), 4. Aufl., p. 311. [12] T. Shimomura,T. 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