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Lebendige Traditionen, Wissen und Talente – unser kulturelles Erbe Living Traditions, Regional Knowledge and Talents Lebendige Traditionen, Wissen und Talente – unser kulturelles Erbe Living Traditions, Regional Knowledge and Talents www.weinfranz.com Die Region Kulturpark Eisenstraße im niederösterreichischen Mostviertel ist eine Region mit lebendigen Traditionen, viel fältigen Talenten und mannigfaltigem Wissen. All dies gibt den Bewohnern ihre Identifikation, beschreibt ihre Wurzeln und macht den Kulturpark Eisenstraße zur „Heimat“ für über 66.000 Einwohner. Bei den Themen „lebendige Traditionen, regionales Wissen und Talente“ kann die Region daher wahr lich aus dem Vollen schöpfen. In dieser Broschüre dürfen wir Ihnen nun eine kleine Auswahl aus d ieser großen „Schatz truhe“ präsentieren. Ermöglicht wurde diese Broschüre über das EU-weite Central Europe-Projekt „Cultural Capital Counts – Kulturelles Kapital zählt“, das sich zum Ziel gesetzt hat, immaterielles Kulturerbe als Instrument einer nachhaltigen Entwicklung europäischer Regionen mit starken, regionalen Identitäten zu nutzen. The Kulturpark Eisenstraße, a cultural region in Lower ustria’s Mostviertel, is full of lively traditions, diverse talents A and knowledge. These traditions, talents and knowledge give the residents their identity, form their roots and make the Kulturpark Eisenstraße “home” for over 66,000 inhabitants. Therefore, for the themes “living traditions, regional knowledge and talents”, the region is able to draw from unlimited resources. In this brochure, we can only present a small s election from this extensive “treasure chest”. This brochure was made possible through the EU-wide Central Europe project “Cultural Capital Counts”, the goal for which is to illuminate intangible cultural heritage as the basis for sustainable development in European regions with strong, regional identities. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken der lebendigen Traditionen, des regionalen Wissens und der schlummernden Talente im Kulturpark Eisenstraße ! We hope you enjoy discovering the living traditions, regional knowledge and hidden talents in the Kulturpark Eisenstraße ! Mag. Andreas Hanger Obmann Kulturpark Eisenstraße Chairman Kulturpark Eisenstraße Mag. Barbara Reisenbichler Projektleitung „Cultural Capital Counts“ Projekt management “Cultural Capital Counts” Seite 3 Einleitung | introduction Immaterielles Kulturerbe und Cultural Capital Counts – Was ist das? „Cultural Capital Counts“ ist ein über drei Jahre laufendes Projekt (2011 – 2014), das vom Europäischen Fonds für Re gionalentwicklung (EFRE) kofinanziert wird. Zehn bzw. elf Partner aus sechs europäischen Ländern arbeiten im Rahmen des Projekts zusammen: Steirisches Vulkanland | Österreich Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland | Österreich 3 Verona Innovazione | Italien 4 LaMoRo Entwicklungsagentur | Italien 5 Entwicklungszentrum Litija | Slowenien 6 Lokale Tourismusorganisation Bovec | Slowenien 7 Hegypásztor Kör | Ungarn 8 Subkarpathische Handelskammer | Polen 9 b & s unternehmensberatung und schulung für den ländlichen raum GmbH | Deutschland 10 Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Lehrstuhl Interkulturalität | Deutschland 11 Verbundpartner: Österreichische UNESCO-Kommission – Nationalagentur für immaterielles Kulturerbe 1 2 Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, ihre kulturellen Ressour cen und vor allem ihr immaterielles Kulturerbe (das sind die Fähigkeiten, das Wissen und die Talente der Region und ihrer BewohnerInnen) als Werkzeug zur Steigerung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität aufzuarbeiten. Miteinander soll basierend auf den immateriellen, regionalen Ressourcen eine Strategie für nachhaltige Regionalentwick lung entwickelt werden. Diese Strategie soll europäischen Regionen für ihre endogene Entwicklung fundamental neue Perspektiven bieten. Seite 4 Da das Thema des immateriellen Kulturerbes neu und das issen und das Bewusstsein darüber noch gering sind, W startete das Projekt in allen teilnehmenden Projektregionen mit der Erforschung des immateriellen Kulturerbes der teil nehmenden Regionen. Daher wurden qualitative Interview serien mit regionalen Bewohnern durchgeführt. Die Interview partner – Regionalentwickler, Journalisten, Historiker, Vertreter kultureller Institutionen, Wissensträger – w urden sorg sam ausgewählt und verfügen allesamt über ein fundiertes, regionales Wissen. Ergänzt wurden die Interviewserien durch transnationale Expertenbesuche innerhalb der Projektgruppe. Auf diese Weise konnten interne sowie externe Sichtweisen erfasst und so manche verborgenen Schätze in den Regionen entdeckt werden ! Eine Sammlung des immateriellen Kulturerbes aller beteiligten Projektregionen in den Bereichen „Mündliche Traditionen“, „Darstellende Künste“, „Gesellschaftliche Praktiken“, „Umgang mit der Natur“ und „Traditionelles Handwerk“ ist auf www.culturalcapitalcounts.eu unter dem Menüpunkt „Immaterielles Kulturerbe“ abrufbar. Intangible Heritage and Cultural Capital Counts – What is it? “Cultural Capital Counts” is a three-year project (2011 – 2014), co-financed by the European Regional Development Fund (ERDF). 11 partners from 6 European countries work together on the project: Steirisches Vulkanland | Austria Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland | Austria 3 Verona Innovazione | Italy 4 LaMoRo Development Agency | Italy 5 Litija Development Centre | Slovenia 6 Bovec Local Tourist Organisation | Slovenia 7 Hegypásztor Kör | Hungary 8 Sub-Carpathian Chamber of Commerce | Poland 9 b & s management consulting and training for rural areas GmbH | Germany 10 Brandenburg University of Technology Cottbus – Chair for Intercultural Studies | Germany 11 Associated partner: Austrian UNESCO Commission – National Agency for Intangible Cultural Heritage 1 I nterviewees — regional developers, journalists, historians, representatives of cultural institutions, knowledge providers — were carefully selected for their in-depth, local knowledge. Transnational expert visits within the project group complemented the interview series, so that internal and external view points were able to discover many hidden treasures ! 2 They share a common vision, to use their cultural resources and, more importantly their intangible cultural heritage (the skills, knowledge and talents of the region and its inhabitants) as a tool to improve regional competitiveness and quality of life. Together, the regions should develop a strategy for sustainable regional development based on these intangible regional resources. Fundamentally, this strategy should provide the European regions with a new perspective for their endogenous development. GER POL 10 9 8 Since the topic of intangible cultural heritage is new and the knowledge and awareness of the intangible wealth is relatively low, all participating regions started the project with exploration of their intangible cultural heritage. A series of qualitative interviews were conducted with regional residents. 2 AUT 6 4 ITA 5 1 7 HUN SLO 3 0 100 Seite 5 200 300 km Data source: GISCO – Eurostat (European Commission) | Administrative boundaries: © EuroGeographics, UN-FAO A collection of the intangible cultural heritage of all the participating project regions in the categories “oral traditions”, “performing arts”, “social practices”, “practices concerning nature” and “traditional craftsmanship” is available at www.culturalcapitalcounts.eu, under the menu item “Intangible Cultural Heritage”. Die Region Der Verein Die Region Kulturpark Eisenstraße im südlichen Mostviertel verbindet das milde, sanft-hügelige Alpenvorland mit der wildalpinen Bergwelt Niederösterreichs. Sie ist ein Musterbeispiel für lebendig aufbereitete Geschichte, regionales Engagement und sorgsamen Umgang mit der Natur, wie man an den drei regionalen Naturparks Buchenberg, NÖ Eisenwurzen und Ötscher-Tormäuer sowie am Wildnisgebiet Dürrenstein sieht. Der Kulturpark Eisenstraße ist jedoch nicht nur eine Region im südlichen Mostviertel, sondern auch ein Verein mit insgesamt 25 Mitgliedsgemeinden im Ybbs- und Erlauftal, der in drei Schwerpunktbereichen arbeitet: uuDas historische und gegenwärtige Kulturgut der Eisenwurzen bewahren, aufbereiten und weiterentwickeln. uuDie allgemeinen Tourismusinteressen in Zusammenarbeit mit der Destination Mostviertel wahrnehmen. uuDie Regionalentwicklung mit Leader, einem k ofinanzierten Förderinstrument der EU, vorantreiben. Fünf Elemente – Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall – prä gen die Geschichte und den Charakter der Region seit jeher: Feuer, Wasser und Holz waren in der alpinen Bergwelt die Grundlage für die Be- und Verarbeitung von Erz und Eisen. Dank der fruchtbaren Erde im nahen sanft-hügeligen Teil des Mostviertels war für reichlich Nahrung gesorgt, die über die Proviantwege zu den Schmieden, Köhlern und Holzfällern gebracht wurde. Heute können Entdeckungsfreudige im Kulturpark Eisenstraße alle fünf Elemente auf unterschiedlichste Weise erleben und sich auf Zeitreisen begeben: Hammerwerke besuchen, Schmiede bei der Arbeit beobachten, sich selbst im Schmieden üben oder in der Holztriftanlage miterleben, wie früher Baumstämme mit Hilfe der Wasserkraft transportiert wurden. Mehr als 170 Ausflugsziele und Themenwege zählt die Region Kulturpark Eisenstraße. Seit 1990 ist der Verein im Bereich der Regionalentwicklung tätig. Bewahren, Aufbereiten und Weiterentwickeln sind hier bei die Schlagworte. Gemeinsam mit Gemeinden und Privaten werden laufend Projekte und Initiativen entwickelt und in der Umsetzung unterstützt. Mit seinem Projekt „Dokumentation Eisenstraße“ war der Kulturpark Eisenstraße Finalist des EDEN-Awards 2008. Anlässlich dieses Projektes wurde Wissen über das regionale Erbe gesammelt, woraus die Datenbank „Schatzsuche Eisen straße“ mit mehr als 100.000 Datensätzen hervorging, die unter www.eisenstrasse.info/schatzsuche abrufbar ist. Seite 6 www.weinfranz.com Wildnisgebiet Dürrenstein www.weinfranz.com www.weinfranz.com Bekannt ist der Kulturpark Eisenstraße aber auch für seine außergewöhnlichen Kulturschauplätze. Die Burgarena Reins berg, die Seebühne des Lunzer Sees, die Kartause Gaming oder auch die vielen regionalen Schlösser, sie alle warten alljährlich mit hochkarätigen Kulturveranstaltungen auf ihre Gäste. www.weinfranz.com Einleitung | introduction Kulturpark Eisenstraße – Wer sind wir? Pöchlarn Enns au St. Valentin Don Amstetten Neuhofen Seitenstetten Waidhofen/ Ybbs bbs Kl. Y Five elements — fire, water, earth, wood and metal — have always shaped the history and character of the region: in the alpine mountains fire, water and wood were the basis for the treatment and processing of iron. The fertile soil in the nearby gently rolling hills of the Mostviertel provided ample food, which was brought via the “Proviantwege” (provision routes) to blacksmiths, coal miners and lumberjacks. Today, explorers in the Kulturpark Eisenstraße can experience all five elements in different ways and go back in time to visit hammer mills or watch blacksmiths at work. Visitors can also try their hand at blacksmithing, or experience timber rafting facilities where earlier logs were transported with help from water power. More than 170 attractions and theme trails are available in the Kulturpark Eisenstraße. The Kulturpark Eisenstraße is also well-known for its extra ordinary cultural sites. The Reinsberg castle area, the stage on Lunzer Lake, the Gaming monastery or the large number of regional castles offer high-profile cultural events to their guests every year. © arbeitsgemeinschaft kartographie 2009 The Kulturpark Eisenstraße in the southern Mostviertel combines the mild, gently rolling foothills of the pre-alps with the wild alpine mountain landscape of Lower Austria. It is a perfect example of living history, regional engagement and prudent interaction with nature, as exemplified by the three regional parks: Buchenberg, Lower Austria Eisenwurzen and Ötscher Tormäuer as well as the Dürrenstein wilderness area. Opponitz Scheibbs Reinsberg Gresten -Land Gaming Lunz/See Dürrenstein s Ybb Hollenstein/ Ybbs Erla Puchenstuben uf Annaberg Mitterbach/ Erlaufsee Göstling/Ybbs Mariazell k a H o c h Altenmarkt bei St. Gallen St. Anton/ Jeßnitz Ö t s c h e r St. Georgen/Reith OBERÖSTERREICH The region Weyer Markt Purgstall/Erlauf Wang Gresten Ybbsitz Losenstein Enns uf E Wieselburg Randegg Allhartsberg Sonntagberg Reichraming . rla Wolfpassing Steinakirchen/Forst AschbachMarkt St. Peter/Au Wieselburg Land Ybbs Haag Steyr Bergland Petzenkirchen Neumarkt/ Ybbs Kl Kulturpark Eisenstraße – Who are we? Ybbs/ Donau r lza Sa STEIERMARK © arbeitsgemeinschaft kartographie 2009 Großreifling The association The Kulturpark Eisenstraße is not only a region in southern Hieflau Mostviertel, but also an association with a total of 25 member communities from the Ybbs and Erlauf valleys, that works in three main areas: uuPreserve, prepare and develop the historical and current cultural heritage of the region Eisenwurzen uuRepresent general tourism interests together with the destination “Mostviertel” uuPromote regional development through Leader, a co-financed funding instrument of the EU The association has been active in the area of regional development since 1990, with a focus on preservation, preparation and further development. Together with municipalities and private organizations, initiatives and projects are developed and carried out. With the “documentation Eisenstraße” project, the Kulturpark Eisenstraße was an EDEN award finalist in 2008. For this project, knowledge of regional heritage was collected, and the database “Treasure Hunt Eisenstraße” with more than 100,000 data sets was produced and made available at www.eisenstrasse.info/schatzsuche. Seite 7 Inhalt Drei Weisen hoch zu Pferd – Der Dreikönigsritt in Scheibbs ..................................... 10 Der „Baunfeita“ schlechthin – Der Josefitag am Panoramahöhenweg ...................... 12 Eier mit besonderer Wirkung – Die regionalen Ostertraditionen ............................. 14 Bitte um Segen von oben – Das Heiligengeistfangen zu Pfingsten ........................... 16 Festlich geschmückt – Die Blumenteppiche zu Fronleichnam .................................. 18 Zug durch die Gassen – Die Türkenpfeifer in Waidhofen an der Ybbs .....................20 Die Krippen wandern – Das Herbergssuchen im Advent ...........................................22 Von der Perscht und den Zodawascherln – Die Raunächte haben’s in sich ............24 Dem Himmel entgegen – Die Wallfahrten der Region .................................................26 Geschichten vom Heiraten – Die Hochzeitstraditionen der Region ..........................28 Alles Bühne – Die Theatergruppen der Region ............................................................30 G’sunga und g’spüt – Das Singen und Musizieren der Region ..................................32 Auftanzt und umidraht – Das Volkstanzen und Schuhplatteln in der Region .........34 Wir tragen Tracht! – Die Kleidung der Region .............................................................36 Es glitzert und glänzt – Die besonderen Hauben und Tücher der Region ...............38 Kleine Wehwehchen? – Die Hausmittel der Region .....................................................40 Hoch drobm auf da Alm ... – Die Almtraditionen der Region ......................................42 Klezn, Tragatsch und Groamat – Die Sprache der Region ..........................................44 Magie des Schmiedens – Das Schmiedehandwerk der Region ..................................46 Wie die alten Meister – Die Baukultur der Region ......................................................48 Content Three Wiseman on horseback – T he Three Kings’ Ride in Scheibbs ......................... 11 The “Baunfeita” par excellence – St. Joseph’s Day on the Panorama High Trail ..... 13 Eggs with special effect – The Regional Easter Traditions ......................................... 15 Asking for blessings from above – Catching the Holy Spirit at Pentecost ............... 17 Festive decorations – The Flower Carpets of Corpus Christi ..................................... 19 “Parade” through the streets – The Turkish Pipers in Waidhofen an der Ybbs ...... 21 The Nativities move – The Search for the Inn during Advent ....................................23 From the Perscht to the Zodawascherln – The Twelve Nights ...................................25 Going towards the sky – Pilgrimages in the Region .................................................... 27 Stories about marriage – The Wedding Traditions of the Region ..............................29 All the world’s a stage – Theatre Groups in the Region .............................................. 31 Sung and played – The Singing and Music of the Region ...........................................33 Dance and turn – The Regional Folk Dancing and Schuhplatteln in the Region .....35 We wear tracht! – The Regional Dress ........................................................................... 37 It sparkles and shines – The special Caps and Scarves of the Region ......................39 Small aches and pains? – Regional Home Remedies ................................................... 41 High on the alpine hut ... – The Alm Traditions of the Region ....................................43 Klezn, Tragatsch and Groamat – The Language of the Region ...................................45 Magic of blacksmiths – Blacksmithing in the Region ................................................. 47 www.weinfranz.com Like the old masters – The Regional Building Culture ................................................49 Nach dem Start von der Klosterkirche wird durch die Stadt bis zur Stadtpfarrkirche gezogen, wobei fünfmal angehalten wird. Seite 10 Bei jedem dieser Stopps wird nach einer kurzen Trompeten fanfare von den Königen das Mundartlied „Mir san die drei König’ aus dem Morgenland“ angestimmt, das nirgendwo niedergeschrieben ist, sondern mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wird. Nach diesem festlichen Umzug werden die Gaben zum Jesuskind in der Krippe der Stadtpfarrkirche gebracht. Nach einer kurzen Andacht wird das Krippenlied „Schlaf wohl“ gesungen. Der Dreikönigsritt findet Jahr für Jahr ohne große, moderne I nszenierung statt und gerade deshalb wird er nicht nur von der Scheibbser Bevölkerung, sondern auch von auswärtigen Gästen sehr geschätzt, da der ursprüngliche Gedanke des Drei königsfestes hochgehalten wird. Gelebte Traditionen fußen oft in privatem Engagement, was sich auch in der Familie Krenn zeigt, der es ein großes Anliegen ist, dass diese Tradition innerhalb ihrer Familie weitergetragen wird. Fotohaus Brigitte Schwarz Seit 1947 gibt es die Tradition des Dreikönigsritts in Scheibbs, die auf die drei Brüder Alois, August und Hans Krenn zurück geht. Heute sind es deren Söhne Alois, Andreas und Klemens Krenn, die alljährlich am späten Nachmittag des 6. Jänner um 17 Uhr hoch zu Ross von der Klosterkirche zur Stadtpfarr kirche ziehen. Dabei sind sie als die Hl. Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar verkleidet und werden von drei Gaben trägern mit Gold, Weihrauch und Myrrhe, zwei Fanfaren bläsern, sechs Pferdeführern sowie einem Sternträger begleitet. Nicht fehlen dürfen auch alljährlich zehn bis zwanzig als Hirten verkleidete Kinder mit ihren Laternen, die zum Groß teil aus der Verwandtschaft der Familie Krenn stammen. Es sind aber auch die anderen Scheibbser Kinder eingeladen, als Hirten mitzugehen. Fotohaus Brigitte Schwarz Gesellschaftliche Praktiken | social practices Drei Weisen hoch zu Pferd – Der Dreikönigsritt in Scheibbs Three Wiseman on horseback – The Three Kings’ Ride in Scheibbs The tradition of the Three Kings Ride in Scheibbs goes back to the 3 brothers who started it in 1947: Alois, August and Hans Krenn. Today, in the late afternoon on the 6th of January, it is their sons Alois, Andreas and Klemens Krenn who start the annual ride at 5 pm from the monastery church to the city parish church. Dressed as the three holy kings Caspar, Melchior and Balthasar, they are accompanied by three bearers offering gifts of gold, frankincense and myrrh, two horn blowers, six individuals leading the horses and a star carrier. One can not forget the ten to twenty children dressed as shepherds with lanterns, mainly members of the Krenn extended family, but other children from Scheibbs are also invited to participate. After starting from the monastery church, the ride continues through the town to the city parish church, with five stops along the way. At each of these stops, after a short trumpet fanfare by the kings, the dialect song “We are the three kings of the East” is sung. There is no written copy of the song text; it is passed down orally from generation to generation. After this solemn procession the gifts are brought to the baby Jesus in the manger of the city parish church, and after a short prayer, the nativity song “Sleep well” is sung. Fotohaus Brigitte Schwarz The Three Kings Ride takes place every year without large, modern production, maintaining the original intention of the festival and ensuring its reputation not only among the people of Scheibbs, but also for visitors from other areas. Living traditions are often based on private commitment, and this is reflected by the Krenn family and their devotion to carrying on this tradition within the family. Seite 11 indem die Arbeiter zum Beispiel in St. Leonhard am Wald oder auch in Scheibbs in Standestracht und mit der Standesfahne die hl. Messe besuchen und anschließend vom Meister als An erkennung ihrer Tätigkeit im Betrieb zum gemeinsamen Essen in ein Gasthaus geladen werden. Auch wenn den „Baunfeita“ (= Feiertage der Bauern, an denen traditionell in die Kirche gegangen und weniger gearbeitet wird) heutzutage in der Regel nicht mehr die gleiche Bedeu tung wie früher zugemessen wird, so gibt es doch noch einige, die im Leben der Menschen in der Eisenstraße nach wie vor präsent sind und zelebriert werden. Paradebeispiel hierfür ist wohl der Josefitag am 19. März, der insbesondere am Panorama höhenweg in den Gemeinden Randegg, Sonntagberg, W aidhofen an der Ybbs (Ortsteile St. Leonhard am Wald und Windhag) und Ybbsitz alljährlich ein besonderes Fest darstellt. Am Panoramahöhenweg gibt es am Josefitag ein abwechslungs reiches und geselliges Programm, das mittlerweile auch touris tisch genutzt wird. So werden einerseits in Sonntagberg und St. Leonhard am Wald Messen zu Ehren des hl. Josef abgehalten, andererseits werden aber auch Aktivitäten wie Josefiwande rungen (in Sonntagberg) veranstaltet. Besonders verankert in der Bevölkerung ist auch das traditionelle Josefischnapsen, bei dem jedes Jahr der Schnapserkaiser, also der Gewinner des Kartenspiels, ermittelt wird und dessen Wanderpokal nur von einem Josef gewonnen werden kann. Zudem können die holzverarbeitenden Betriebe entlang des Panoramahöhenwegs besucht werden. Musikalischer Höhepunkt am Josefitag ist alljährlich die bunt zusammengestellte Josefikapelle, die aus schließlich aus Josefs und Josefinen der regionalen Eisen straße-Gemeinden und deren Nachbargemeinden besteht, und die den ganzen Tag lang den Panoramahöhenweg und seine unterschiedlichsten „Schauplätze“ besucht und musikalisch umrahmt. Infos unter www.panoramahoehenweg.at. Der heilige Josef war der biblischen Überlieferung zufolge immermann und ist daher der Patron aller Arbeiter und Z Handwerker, insbesondere der Zimmerleute und Holzhauer. Zimmereibetriebe begehen diesen Tag noch heute als Feiertag, www.weinfranz.com Gesellschaftliche Praktiken | social practices Der „Baunfeita“ schlechthin – Der Josefitag am Panoramahöhenweg Seite 12 Ein weiterer sehr bekannter „Baunfeita“ ist der Leonharditag am 6. November, der dem hl. Leonhard, also dem Patron des Hornviehs, gewidmet ist. Im Kulturpark Eisenstraße spielt er insbesondere in jenen Gemeinden eine Rolle, deren Kirchen diesem Heiligen geweiht sind (St. Leonhard am Wald, Lacken hof). Traditionellerweise gibt es dort auch einen Kirtag. Dieses Wort leitet sich vom Wort Kirchtag bzw. Kirchweih ab und wird in vielen Gemeinden jährlich am Festtag des Kirchenpatrons (der häufig auch mit dem Jahrestag der Kirch weihe zusammenfällt) abgehalten. www.weinfranz.com www.weinfranz.com www.weinfranz.com The “Baunfeita” par excellence – St. Joseph’s Day on the Panorama High Trail Even if the “Baunfeita” (holidays when farmers traditionally work less and go to Church) do not have the same meaning as earlier, there are still some that are still present in people’s life and celebrated solemnly. A prime example is St. Joseph’s day celebrated on March 19th, particularly a special annual festivity on the Panorama high trail in the communities of Randegg, Sonntagberg, Waidhofen an der Ybbs (districts of St. Leonhard am Wald and Windhag) and Ybbsitz. In biblical tradition St. Joseph was a carpenter, and is therefore the patron saint of workers and craftsmen, especially carpenters and woodcutters. Even today, carpenters mark this day as a holiday; workers from St. Leonhard am Wald and Scheibbs attend mass in their professional dress with their association flag and afterwards, in recognition of their work, are invited out to eat in a tavern by the highest ranking member of the profession. On St. Joseph’s day on the Panorama high trail a diverse and very social program is offered, which is also enjoyed by tourists. On the one hand masses are held in Sonntagberg and St. Leonhard am Wald in honour of St. Joseph, on the other hand activities such as Josefi hike (in Sonntagberg) are organized. Particularly rooted in the celebration is the traditional “Josefi schnapsen”, in which the schnapps king, or winner of the card game, is determined, the trophy only being allowed to be won by someone named “Josef”. In addition, the wood processing companies along the Panorama high trail can be visited. Every year the musical highlight of the St. Joseph’s celebration is the colourfully compiled Joseph music ensemble, which consists exclusively of Josephs and Josephine’s from the Eisenstraße and neighbouring communities who provide musical entertainment throughout the day along the Panorama high trail and the vari ous “show places”. Infos at www.panoramahoehenweg.at. Another well-known “Baunfeita” is St. Leonard’s Day on November 6th, dedicated to St. Leonard, the patron saint of horned cattle. In Kulturpark Eisenstraße, St. Leonard plays a role, particularly in those communities whose churches are dedicated to him (St. Leonhard am Wald, Lackenhof). Traditionally, there is also a “Kirtag” (parish fair). This word is derived from “Kirchtag” (church day) or “Kirchweih” (church consecration) and is held in many communities annually on the feast day of the patron saint (which often coincides with the a nniversary of the consecration of the church). Seite 13 (kleine Auswahl) „Hea einhagern“ (Hühner symbolisch „einzäunen“) „Antlasseier“ Bei diesem besonderen Brauch rund um das Osterfest wird nach der Palmweihe am Palmsonntag mit dem (zum Teil über mannshohen) Palmbuschen dreimal rund um Haus und Hof gegangen (so weit die Hühner sich bewegen), um Gottes Schutz zu erbitten, damit „der Fuchs keine Henne stiehlt“. Es wird praktisch eine „Grenze“ gezogen zwischen dem „Reich der Füchse“ und dem „Reich der Hennen“ („Dort geht der Fuchs und da geht die Henn.“) Das muss aber geheim passieren, ohne von jemand beobachtet zu werden. Der „Einhagerer“ bekommt als Belohnung eine Eierspeise. Die einzelnen Palm kätzchen werden schließlich im Haus (insbesondere im Herrgottswinkel), am Hof und auf den Feldern ausgesteckt, um diese zu schützen. Dabei handelt sich um am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gelegte Eier, denen eine besondere Schutzwirkung zugeschrieben wird. Sie gelten als geweiht und unverderblich, werden aber zusätzlich in der Osternacht zur Speisenweihe mitgebracht, um ihre Wirkung noch zu verstärken. Auf dem Dachboden verteilt, sollen sie Haus und Hof vor Unwetter, Blitzschlag und Feuer schützen. Mancherorts werden sie im Falle eines starken Gewitters auch über den Dachfirst ge schossen, um ihre Wirkung richtig entfalten zu können. Das Karfreitagsei soll insbesondere von den männlichen Haus bewohnern gegessen werden, und zwar am Ostersonntag in der Früh auf nüchternen Magen, so schützt es vor Unfällen im Wald und auf dem Feld. Das Karsamstagsei erfüllt ä hnliche Wirkung, aller dings für die weiblichen Hausbewohnerinnen. „Feuer- bzw. Weihprügelweihe“ Seite 14 Karl Piaty Karl Piaty www.istockphoto.com ÷ In der Osternacht wird dieser besondere Prügel (Stock), der meist aus Fichten- oder Haselstaudenholz besteht, ins Oster feuer gelegt, angesengt und wieder mit nach Hause genommen. Er wird entweder auf dem Dachboden aufbewahrt oder bei Unwettern ins Feuer gelegt und soll Schutz vor Blitzschlag und Unheil bieten. Karl Piaty Gesellschaftliche Praktiken | social practices Eier mit besonderer Wirkung – Die regionalen Ostertraditionen Eggs with special effect – The Regional Easter Traditions (small selection) Hea einhagern (to symbolically fence chickens) In this particular custom around Easter, palms (sometimes taller than a man), after being consecrated on Palm Sunday, are walked around the house and yard (as far as the chickens wander) to ask for God’s protection so that “the fox steals no hen”. A “boundary” is drawn between the “kingdom of foxes” and the “kingdom of the hens” (“There goes the fox and there goes the hen”). However, this must happen secretly, without being observed by anyone. If successful, the “Einhagerer” (person who draws the fence) is rewarded with a scrambled egg. Afterwards, the individual pussy willow branches are arranged in the house (especially on the family altar), the barn and fields for protection. “Blessing of fire or blessing sticks” During the Easter Vigil, the Easter fire is flogged with sticks, usually pine or hazel wood, which are singed and then taken home. The sticks are either kept in the attic or put in the fire during bad weather to provide protection against lightning and evil. This is a special protective effect attributed to eggs laid on Holy Thursday, Good Friday and Holy Saturday. They are seen as imperishable and holy, but nevertheless are also brought to the Easter Vigil for consecration to enhance their effect. Distributed in the attic, they are said to protect house and home from bad weather, lightning and fire. In some places in case of a severe storm, they are also shot over the ridge of the roof to realize their complete effect. It is especially important for the men of the house to eat eggs laid on Good Friday on an empty stomach for breakfast on Easter Sunday to prevent accidents in the forest and field. Eggs laid on Holy Saturday have a similar effect for the female inhabitants. Karl Piaty “Antlasseier” Seite 15 In Windhag bei Waidhofen an der Ybbs wandern zum Beispiel ab 4 Uhr früh an die 20 bis 30 Gläubige aus dem Ort (darunter viele Bauersfamilien) mit einem Vorbeter von der Wirtskapelle an der südlichen Ortseinfahrt zur Schobersbergkapelle, der höchsten Erhebung im Ortsgebiet. Auch ein Abstecher zur Eben-Kapelle wird dabei gemacht, wobei alle drei Kapellen festlich mit Blumen geschmückt werden. Aufgrund der Dunkel heit in den frühen Morgenstunden wird zum Teil mit Laternen gegangen. Während der Wanderung werden ein Rosenkranz, die Heiligen-Geist-Litanei sowie diverse Gebete für eine gute Witterung, eine gute Ernte und für die verstorbenen Wohltäter der Schoberskapelle gebetet. Nach dem Morgengrauen geht es wieder heimwärts, zum Teil, um die Arbeit im Stall zu erle digen und sich für das musikalisch umrahmte Pfingsthochamt vorzubereiten. Unter „Heiligengeistfangen“ versteht man das Zusammentreffen von Gläubigen in den frühen Morgenstunden des Pfingstsonn tags auf einem möglichst hohen Hügel oder Berg, auf dem sich zumeist ein Marterl oder ein Kreuz befindet, um gemeinsam eine Andacht zu feiern. Da der Heilige Geist der Bibel zufolge vom Himmel auf die Gläubigen herabkam, kommt man diesem quasi entgegen, um sich den „Segen von oben“ zu h olen. Etwas anders verläuft das Heiligengeistfangen in Reinsberg, wo es auch „Haubenbergblasen“ genannt wird. Dort trifft sich in den frühen Morgenstunden des Pfingstsonntags die örtliche Musikkapelle samt einigen Reinsberger Zuhörern beim Gehöft Haubenberg auf einer kleinen Anhöhe, um zirka zwei Stunden Marienlieder zu spielen. Die Tradition des „Haubenbergblasens“ entstand Ende des 19. Jahrhunderts unter Mitwirken des Ur großvaters des derzeitigen Altbauern im Haubenberg, Markus Daurer. Mitglieder der Musikkapelle dürften damals einmal aus der Situation heraus spontan mit dem Spielen begonnen haben. In weiterer Folge hat sich dieses Zusammentreffen als jährlicher Fixpunkt am Morgen des Pfingstsonntags ein gebürgert. www.dphoto.at Gesellschaftliche Praktiken | social practices Bitte um Segen von oben – Das Heiligengeistfangen zu Pfingsten Seite 16 Das Heiligengeistfangen ist in seinen unterschiedlichen usformungen ein schöner Brauch, der auch Nachbarschaft A bzw. Kameradschaft zusammenhält. www.dphoto.at www.dphoto.at Asking for blessings from above – Catching the Holy Spirit at Pentecost “Catch the Spirit” refers to the gathering of the faithful in the early hours of Pentecost on a very high hill or mountain, usually with a shrine or a cross, to celebrate worship together. Since the Holy Spirit, according to the Bible, came down from heaven to the faithful, this time people go towards the sky to meet the “blessing from above.” In Windhag near Waidhofen an der Ybbs, 20 to 30 believers from the village (including many farming families), start hiking at 4 in the morning with a prayer leader from the “Wirts”-chapel at the southern village limits to the Schober mountain chapel, the highest peak in the surroundings. A side-trip to the Eben-chapel is made, and all three chapels are beautifully decorated with flowers. Because of the darkness in the early morning hours, part of the trip is made with lanterns. During the walk, a rosary, the Holy Spirit litany and various prayers for good weather, a good harvest and for the deceased members of the Schober chapel are made. After dawn, it’s home again to do some housework and prepare for the musical event that is Pentecost high mass. Catching the Holy Spirit proceeds differently in Reinsberg, where it is also called “Haubenbergblasen”. In the early hours of Pentecost, the local music ensemble along with some aReinsberger’s meet on a small hill in the early morning hours at the farmhouse “Haubenberg” to play hymens dedicated to the virgin Mary for about two hours. The tradition of the “Haubenbergblasen” began at the end of the 19th century under the great-grandfather of the current senior farmer of “Haubenberg”, Markus Daurer. Members of the band are likely to have started playing spontaneously. Subsequently, the meeting caught on and became an annual fixture on Pentecost Sunday morning. Catching the Holy Spirit is in its different forms a beautiful custom that enhances the community and local camaraderie. Seite 17 Seite 18 Im Vordergrund stehen für die freiwilligen Helferinnen und Helfer in erster Linie der Dienst an der Sache und die Freude am Gestalten der besonderen Kunstwerke für die Allgemein heit. Die Beteiligten genießen es auch, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen bzw. seit Jahrzehnten fortzuführen, wie dies zum Beispiel in Waidhofen an der Ybbs der Fall ist. Zu sehen sind die Blumenteppiche am Fronleichnamstag in Hollenstein an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs und Ybbsitz sowie am auf den Fronleichnamstag folgenden Sonntag in der Wallfahrtskirche Maria Seesal (Ybbsitz) und im Waidhofner Ortsteil Zell. www.dphoto.at Diese Blumen, Blüten und Blätter werden über Stunden hinweg gezupft und sortiert, um reine Farben (ohne grüne Blätter oder gelbe Knospen) zu erhalten, die dann für den Blumenteppich verarbeitet werden können. Damit die Blumenteppiche bei den Fronleichnamsprozessionen so frisch wie möglich sind, wird die Gestaltung erst am Festtag selbst in Angriff genommen. Zum Teil wird bereits ab 3 Uhr Früh mit dem Legen der Blumenteppiche begonnen, die dann die Altäre während der Prozession zu besonderen Schmuckstücken werden lassen. www.dphoto.at In Waidhofen an der Ybbs, Ybbsitz und auch Hollenstein an der Ybbs sorgen bei der Fronleichnamsprozession durch die Ortschaften Blumenteppiche vor den Altären für eine beson ders festliche Atmosphäre. Dieses „Meer aus Blumen“ wird in mühevoller Klein- und Kleinstarbeit von freiwilligen Helfer innen und Helfern gestaltet. Besonders ist man darauf bedacht, alljährlich neue Motive zu präsentieren, die die Bedeutung und den festlichen Charakter des Fronleichnamsfestes betonen. Sobald das Motiv bzw. die Motive feststehen, gilt es dann am Vortag des Festes, kiloweise Blumen bzw. Blätter zu sammeln. Verwendet wird dabei alles Blühende, das in den heimischen Gärten wächst und sich verwerten lässt, ob nun Hortensien, Pfingstrosen, Narzissen, Buchs oder auch Rosenknospen. www.dphoto.at Gesellschaftliche Praktiken | social practices Festlich geschmückt – Die Blumenteppiche zu Fronleichnam www.dphoto.at www.dphoto.at www.dphoto.at Festive decorations – The Flower Carpets of Corpus Christi In Waidhofen an der Ybbs, Ybbsitz, and Hollenstein an der Ybbs carpets of flowers ensure a particularly festive atmosphere for the Corpus Christi procession through the village. The “ocean of flowers” is put together through the painstaking and detailed work of voluntary helpers. Every year, the showcasing of new designs emphasizing the importance and festive nature of Corpus Christi is eagerly anticipated. Once the motive or motives have been fixed, all that is left to do is to c ollect hundreds of kilograms of flowers and leaves on the eve of the feast. Everything that grows in the garden can be used, whether hydrangeas, peonies, daffodils, box trees or rosebuds. These flowers, petals and leaves are plucked and sorted for hours to obtain pure colours (no green leaves or yellow buds), which can then be processed for the flower carpet. The design is started only on the day of the feast, ensuring that the flower carpets are as fresh as possible for the Corpus Christi processions. Sometimes, preparation for laying the carpets of flowers begins at 3 o’clock in the morning, and during the procession they are used as special alter decoration. The primary focus of the volunteers is service to the cause and the joy of providing a special type of art to the public. The participants also enjoy reviving old traditions that have continued for decades, as is the case in Waidhofen an der Ybbs. The flower carpets can be seen on Corpus Christi in Hollenstein an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs and Ybbsitz, and on the Sunday following Corpus Christi in the Maria Seesal pilgrimage church (Ybbsitz) and Waidhofen district of Zell. Seite 19 Das „Gassatengehen“ (abgeleitet von einem „Umzug durch die Gassen“) ist ein fast 500 Jahre altes Brauchtum aus Waidhofen an der Ybbs. Hierbei ziehen so genannte „Türkenpfeifer“ von Sonnenuntergang bis in die frühen Morgenstunden durch die Stadt und wecken die BürgerInnen mit dem Ruf „Auf in Gott’s Nam‘, d’Türken san do !“. Wird jemand namentlich angerufen, bedeutet dies für die Person eine besondere Ehre und wird mit einer Bewirtung der „Türkenpfeifer“ und /oder einer groß zügigen Geldspende belohnt. Nach Schließung des letzten Schmiedehammers („Bammer hammer“) in Waidhofen an der Ybbs ging 1954 nicht nur die Ära der Sensenschmiede, sondern auch die des Brauchtums der „Türkenpfeifer“ zu Ende. Aufgrund des Engagements des Waidhofner Musealvereins und der Stadt Waidhofen an der Ybbs wurde das „Gassatengehen“ jedoch weitergeführt. Das gespendete Geld fließt auch heute noch einem wohltätigen Zweck zu. Traditionellerweise findet das „Gassatengehen“ der Türken pfeifer am Vorabend des Johannestages (24. Juni) statt, welcher ab 1888 auch der Jahrtag der Sensenschmiede war, an dem der Rechnungsabschluss der Sensengewerken stattfand und in dessen darauffolgender Woche die Hämmer ruhten und not wendige Reparaturen durchgeführt wurden. Unter den „Türkenpfeifern“ versteht man eine Musikgruppe, die traditionellerweise aus zwei MusikerInnen besteht, die von einem Trommler begleitet auf einer Schwegelpfeife (einer Urform der Querflöte) den „Sensenschmiedmarsch“ spielen und dabei von einer vierten Person, dem sogenannten „ehrli chen Mitgeher“ oder „Aufklauber“, begleitet werden. Dieser ist für das Wecken der Bürger mit dem oben genannten Ausruf zuständig. Erkennbar sind die „Türkenpfeifer“ an ihrem schwar zen Anzug und weißen Hemd, aber insbesondere an ihrer speziellen roten Kopfbedeckung, dem „Fes“. Die Tradition der „Türkenpfeifer“ geht auf das Jahr 1532 zurück, als die „Akindschi“, eine gefürchtete Hilfstruppe der Türken (auch „Senger“ und „Brenner“ genannt), bis nach Waidhofen an der Ybbs vordrangen. Durch Unterstützung der ansässigen Sensenschmiede konnten die Plünderer am 12. September 1532 jedoch in die Flucht geschlagen und die Stadt vor der Verwüstung gerettet werden. Die Sensenschmie de erhielten als Anerkennung ihrer Tapferkeit das Privileg des Lehensherrn Bischof Philipp von Freising, „auf ewige Zeiten“ durch die Gassen zu ziehen und Spendengelder sammeln zu dürfen. Das gespendete Geld erhielten bedürftige Zunft mitglieder der Sensenschmiede. Magistrat Waidhofen an der Ybbs Gesellschaftliche Praktiken | social practices Zug durch die Gassen – Die Türken pfeifer in Waidhofen an der Ybbs Seite 20 alle: Musealverein Waidhofen an der Ybbs “Parade” through the streets – The Turkish Pipers in Waidhofen an der Ybbs The “Gassatengehen” (derived from a “parade through the streets”) is a nearly 500 year-old tradition in Waidhofen an der Ybbs. The so-called “Turkish Pipers” go through the city from sunset until the early morning hours and awaken the inhabitants with the cry of “In God’s name, the Turks are here !” If someone is addressed specifically by name, a great honour has been bestowed upon them, which is rewarded by hosting the “Turkish Pipers” and / or a generous donation. ( also known as “singer” and “burner”), advanced to Waidhofen an der Ybbs. On 12th September 1532, through support of local scythe blacksmiths, the looters were forced to flee and the city was saved from devastation. In recognition of their bravery, the feudal lord, Phillip von Freising, granted the scythe blacksmiths the privilege of going through the streets to solicit donations “for all time”. The money received was given to needy scythe blacksmith guild members. The “Turkish Pipers” refer to a musical group traditionally consisting of two musicians who play accompanied by a drummer on a fife (a prototype of the flute) playing the “Sensenschmiedmarsch“ (scythe blacksmith march) and as well a fourth person, the so-called “honest accompanier” or “Aufklauber” (person who picks things or people up). This person is responsible for waking up the citizens with the above mentioned cry. The “Turkish pipers” are recognizable by their black suit and white shirt, and notably their special red hat, the “Fez”. The closure of the last blacksmith forge (“Bammerhammer”) in Waidhofen Ybbs in 1954 was not only the end of the scythe blacksmiths, but also the tradition of the “Turkish Pipers”. Through commitment of the Waidhofen museum association and the city of Waidhofen an der Ybbs, “Gassatengehen” could be continued. The money still flows to a charitable cause. The tradition of the “Turkish Pipers” goes back to the year 1532, when the “Akindschi”, a feared auxiliary of the Turks Traditionally, the “Gassatengehen” of the Turkish Pipers takes place on the eve of Johannes day (24th June), which was, since 1888 also the day when the accounts of the scythe blacksmiths were closed and for the week following the hammers were rested and necessary repairs were carried out. Seite 21 Seite 22 NLK Reinberger Jeweils neun Reinsberger Familien bilden eine Gruppe und ge ben die Krippe in einer durch ein Los bestimmten Reihenfolge von Haus zu Haus weiter. Dabei bleibt sie jeweils einen Tag in einer Familie, bevor sie von dieser zur nächsten Familie weiter gebracht wird. Die Übergabe wird mit einer kleinen Advent andacht, in der die beiden Familien gemeinsam beten und singen, gefeiert. Abschließend wird noch miteinander ge gessen. Im Vordergrund dieses Zusammentreffens stehen jedoch passend zur Jahreszeit Besinnlichkeit und Stille. Die Familie, bei der die Krippe schließlich am 24. Dezember ankommt, tauscht das „Wanderpinkerl“ gegen das neu geborene Jesuskind aus und stellt die Krippe traditionellerweise bis zum 2. Februar, dem Lichtmesstag, in ihrem Haus auf. In der Regel kommt die Krippe am Heiligen Abend in ein Haus, das in be sonderer Weise Segen nötig hat, weil zum Beispiel ein Familien mitglied schwer erkrankt ist oder die Familie e inen anderen Schicksalsschlag erlitten hat. Das „Krippenwandern“ in Reins berg geht zurück auf das Jahr 1932. Pfarrer Alois Fuchslueger ließ acht Herbergskrippen schnitzen und führte d iese Tradition somit in seiner Pfarre ein. Krippen gehen übrigens ganz allgemein zurück auf die Zeit des Heiligen Franziskus (1181 /1182 – 1226). Er nützte die Krippen, um jenen Menschen, die nicht lesen konnten, die Weihnachts geschichte näherzubringen. Das Herbergssuchen findet neben Reinsberg auch in den Gemeinden Allhartsberg, Bergland, Gresten, Gresten-Land, Hollenstein an der Ybbs, Lunz am See, Neumarkt an der Ybbs, Petzenkirchen, Purgstall an der Erlauf, Randegg, Scheibbs, Sonntagberg, Steinakirchen am Forst, Waidhofen an der Ybbs, Wieselburg-Land, Wolfpas sing und Ybbsitz statt. Eva Füsselberger Das „Herbergssuchen“ ist eine Tradition in der Adventzeit, die der Suche von Josef und Maria nach einer Unterkunft vor der Geburt Jesus nachempfunden ist. Diese Tradition wird in vie len Orten des Kulturparks Eisenstraße hochgehalten, wobei sie je nach Ort ein wenig anders gestaltet ist. In Reinsberg werden zum Beispiel ab dem 15. Dezember an den neun Abenden bis zum 24. Dezember insgesamt zehn Herbergskrippen von einem Haus zum nächsten getragen. Alle diese Krippen zeigen Maria und Josef mit einem geschulterten „Wanderpinkerl“ (gefaltetes Tuch zur Aufbewahrung von Utensilien zur Wanderschaft) auf der Herbergssuche, einen Wirt, der ihnen die Herberge verwei gert und einen Hund, ein altes Symbol für die „Öffentlichkeit“. NLK Reinberger Gesellschaftliche Praktiken | social practices Die Krippen wandern – Das Herbergssuchen im Advent Alfred Luger Alfred Luger The Nativities move – The Search for the Inn during Advent The “search for the inn” is an Advent tradition that replicates Joseph and Mary’s search for somewhere to stay before the birth of Jesus. The tradition is upheld in many villages within the Kulturpark Eisenstraße and can vary depending on the location. In Reinsberg, for example, during the nine evenings starting on the 15th December to the 24th December a total of 10 nativities are carried from one house to the next. All these nativities show Mary and Joseph shouldering a “Wanderpinkerl” (folded cloth used for storing necessities when wandering) in search for shelter, a host denying them a spot in the inn and a dog, an ancient symbol for the “public”. Nine Reinsberger families form a group and pass the nativity from house to house in a pre-determined sequence. The nativity remains with a family for one day before it is taken to the next family. The transfer is celebrated with a small advent devotion, in which the two families pray together and sing. Finally, the two families eat together. The focus of this gathering, contemplation and silence corresponds to the season. The family that receives the nativity on the 24th of December exchanges the “Wanderpinkerl” for a newly born baby Jesus and traditionally displays the nativity in their house until Candlemas on the 2nd February. On Christmas Eve, the nativity is generally taken to a house that is in need of a special blessing because of an ill family member or because they have suffered another difficulty. “Nativity hiking” in Reinsberg dates back to 1932. Pastor Alois Fuchslueger had eight nativities carved which led to this tradition developing in his parish. Incidentally, nativities go back to the time of St. Francis (1181/1182 – 1226). He used the nativity to bring illiterate people closer to the Christmas story. Besides Reinsberg, the search for the inn also takes place in the communities of Allhartsberg, Bergland, Gresten, GrestenLand, Hollenstein an der Ybbs, Lunz am See, Neumarkt an der Ybbs, Petzenkirchen, Purgstall an der Erlauf, Randegg Scheibbs, Sonntagberg, Steinakirchen am Forst, Waidhofen an der Ybbs, Wieselburg-Land,Wolfpassing and Ybbsitz. Seite 23 Gesellschaftliche Praktiken | social practices Von der Perscht und den Zodawascherln – Die Raunächte haben’s in sich Als Raunächte werden die Nächte zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Jänner bezeichnet. In dieser Zeit darf man tradi tionellerweise keine Wäsche aufhängen (weil sich darin böse Geister verfangen könnten), nicht spinnen, kein Brot backen und kein Fleisch in der Selchkammer aufbewahren. Zu den besonderen Raunächten zählen der 24. Dezember, der 31. Dezember und der 5. Jänner, also die Nacht vor dem Drei-Königs-Tag, wobei letztere auch als „foaste“ (von feist, fett) Raunacht bezeichnet wird. An den anderen beiden Tagen hieß es früher fasten, daher waren sie „dürre Raunächte“. Am 24. und 31. Dezember sowie am 5. Jänner wird jeweils „aus geräuchert“, was auch als „Rauka geh“ oder „Rauchfassl geh“ bezeichnet wird. Dabei wird mit Weihrauch in einer kleinen Seite 24 Pfanne und Fichtenzweigerl, die in Weihwasser getaucht erden, durch das ganze Haus und den ganzen Hof (inklusive w der Stallungen) gegangen, um böse Geister zu vertreiben und das Haus zu segnen. Die Tiere im Stall bekommen an diesen Abenden aus Anlass des jeweiligen Festtages als Heilsgabe eine so genannte „Maulgabe“, einen Kleieknödel. Am 5. Jänner, dem Vorabend des Heiligen-Drei-Königs-Tages, gibt es auch die Tradition rund um die Sagengestalt „Perscht“ (auch Perchta oder Sampamuada genannt), die auf die drei „Bethen“, also die höchsten Gottheiten der keltischen Mytho logie zurückgeht. Die Perscht zieht mit den „Zodawascherln“, den ungetauft verstorbenen Kindern, durch die Häuser bzw. sammelt diese Kinderseelen ein. Vor dem Schlafengehen wird die „Sampamilch“ zubereitet, das ist Milch mit eingeweichten Semmeln. Die Familienmitglieder essen davon, müssen jedoch einen Rest für die Perscht zurücklassen, die e ine Mahlzeit vor finden soll. Die Löffel werden nach dem E ssen mit der Wölbung nach oben so in die Milch gesteckt, dass sie nicht u mfallen können und bleiben über Nacht so s tehen. Am M orgen müssen alle Familienmitglieder mindestens drei Löffel dieser Milch essen. Ist auf dem Löffel viel Rahm, bedeutet das für den „Besitzer“ das ganze Jahr über viel Glück. Fällt er allerdings um, gibt es ein Unglück. From the Perscht to the Zodawascherln – The Twelve Nights The nights between the 21st of December and the 6th of January are designated as “The Twelve Nights” (Rauhnächte). During this time you traditionally may not hang laundry (because evil spirits might get caught in it), spin, bake bread or store meat in the smoke house. On 5th January, the eve of the Holy Epiphany day, there is also a tradition around the legendary figure “Perscht” (also called Perchta or Sampamuada), which goes back to the three “Bethen”, the highest deities of Celtic mythology. The “Perscht” moves with the “Zodawascherln” (the children who died before being baptised) through the houses and collects their souls. Before going to bed, the “Sampamilch”, rolls soaked in milk, is prepared. The family members eat it, but a bit must be left for Perscht, who should find a meal. After dinner, the spoons are put into the milk with the curved side up so they will not fall over and remain undisturbed the entire night. In the morning, all family members eat at least three tablespoons of milk. If one spoon has a lot of cream on it, the “owner” will be lucky for the entire year. However, a fallen spoon spells disaster. www.dphoto.at The distinctive days of the Twelve Nights are the 24th and 31st of December as well as 5th January, which is also the night before the Holy Epiphany Day and a “fat” Twelve Night day. Earlier, fasting was required on the 24th and 31st of December, so they were “barren” Twelve Nights days. “Smoking”, also known as “Rauka geh” or “Rauchfassl geh” (going with a smoking pan) also takes place on the 24th and 31st of December as well as the 5th January. Burning incense in a small pan and spruce twig dipped in holy water are taken around the entire house and the yard (including stables) to ward off evil spirits and to bless the house. Because of the celebration, on these evenings the animals in the barn get a small bran dumpling as holy gift known as a “Maulgabe“(mouth gift). Seite 25 Wallfahrten, also Pilgerreisen an einen in religiöser Hinsicht bedeutsamen Ort, spielen im Kulturpark Eisenstraße eine große Rolle – aufgrund der räumlichen Nähe insbesondere zum bekannten steirischen Wallfahrtsort Mariazell. Wie früher wird auch heute aus vielen Gemeinden einmal jährlich zu Fuß nach Mariazell gewallfahrtet, wobei zum Teil schon in der Nacht aufgebrochen wird, um bereits in den frühen Morgenstunden in Mariazell anzukommen. Einige der Gemeinden wallfahrten aber auch in Nachbarsorte bzw. in Filialkirchen des eigenen Ortes, so zum Beispiel die Bewohner von Lunz am See und Ybbsitz in das Wallfahrtskirch lein Maria Seesal im Gemeindegebiet von Ybbsitz, die Bewoh ner von Randegg in die Pfarrkirche nach Gresten und umge kehrt, die Bewohner von St. Georgen am Reith nach Opponitz, von St. Leonhard am Wald nach Randegg, von Ybbsitz nach St. Ägidi im Gemeindegebiet Waidhofen an der Ybbs und von Scheibbs nach St. Anton an der Jeßnitz. Dabei kennt man keine Wallfahrtsziele der Pfarren Wallfahrtsort mit Pfarre Wallfahrtsort Pfarre Seite 26 Aus dem Buch „Geheimnisvolles Mostviertel“ von Anton Distelberger, erstellt von randlos media & kultur werkstatt Gesellschaftliche Praktiken | social practices Dem Himmel entgegen – Die Wallfahrten der Region Verwaltungsgrenzen, auch in die benachbarten Länder Oberös terreich und Steiermark wird gepilgert, zum Beispiel von Kon radsheim nach Maria Neustift und vom niederösterreichischen Lassing im Gemeindegebiet Göstling in die steirische Palfau. Die Gründe für das Wallfahren sind unterschiedlich, zum eispiel lösen die Wallfahrer ein vor vielen Jahren gegebenes B Versprechen ein oder gedenken einer historischen Verbindung zwischen Kirchen. So pilgern die Bewohner von Konradsheim bei Waidhofen an der Ybbs alljährlich einmal zum „Heiligen Brunn in der Lettn“, auch als „Donatusbründl“ bekannt. Grund ist ein vor mehr als hundert Jahren (1898) g egebenes Verspre chen an den Wetterschutzheiligen Donatus nach einem furcht baren Unwetter. Die Pfarre Reinsberg wiederum veranstaltet jährlich im Herbst das „Feichsenbeten“ in die Purgstaller Katastralgemeinde Feichsen, weil deren Kirche über mehrere Jahrhunderte hinweg (zwischen 1291 und 1973) im Besitz der Pfarre Reinsberg war. Auch der über dem Ybbstal thronende Sonntagberg mit seiner barocken Basilika übt eine große Ausstrahlung auf die Region aus. Er ist nicht nur Ziel vieler Wallfahrer (zum Beispiel aus den Pfarrgemeinden Purgstall an der Erlauf, Konradsheim, St. Leonhard am Wald oder der alljährlichen Mostviertler Volks musikantenwallfahrt), auch sein berühmter „Gnadenstuhl“ (Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit über dem Hochaltar) findet sich immer wieder auch fernab der Basilika abgebildet (zum Beispiel in Marterln, Kapellen, auf Häusern ...). Erwähnenswert ist schließlich noch die Wallfahrt der Wiener Fiaker nach St. Leonhard am Wald, da der hl. Leonhard der Patron des Hornviehs, insbesondere der Pferde, ist. Diese Wall fahrt ist in der Pfarrchronik von St. Leonhard erstmals 1826 erwähnt. Seit 1973 kommen als modernes Fortbewegungsmittel auch die Wiener Taxifahrer nach St. Leonhard am Wald. www.dphoto.at www.dphoto.at www.dphoto.at Going towards the sky – Pilgrimages in the Region Pilgrimages to a significant religious area play a large role in the Kulturpark Eisenstraße, primarily due to the proximity to the notably famous Styrian pilgrimage area of Mariazell. Today, just as in earlier times, many communities take part in an annual pilgrimage, on foot, to Mariazell, starting during the night in order to arrive in Mariazell in the early morning hours. Some of the communities also pilgrimage to neighbouring illages or affiliated churches in the area: such as the residents v of Lunz am See and Ybbsitz to the pilgrimage church Maria Seesal in the municipality of Ybbsitz; the residents of Randegg visiting the parish of Gresten and vice versa; the residents of St. Georgen am Reith travelling to Opponitz; from St. Leonhard am Wald to Randegg; from Ybbsitz to St. Ägidi in the municipality of Waidhofen an der Ybbs; and from Scheibbs to St. Anton an der Jeßnitz. Pilgrimaging knows no boundaries, so pilgrimages are made also to the neighbouring provinces of Upper Austria and Styria, for example from Konradsheim (Lower Austria) to Maria Neustift (Upper Austria) and from Lower Austrian Lassing in the municipality of Göstling to the Styrian Palfau. The reasons for the pilgrimages vary; the pilgrims could be fulfilling a promise made many years ago or commemorating a historical link between churches. For example, the residents of Konradsheim near Waidhofen an der Ybbs pilgrimage once every year to the “Heiliger Brunn in der Lettn” (holy well in the meadow), also known as “Donatusbründl”. The reason for this is a promise made to the Patron Saint of weather, Donatus, more than a hundred years ago (1898) after a terrible storm. Annually, in the fall, the Reinsberg parish holds “Feichsenbeten” (praying to Feichsen) in the Purgstall district of Feichsen, because it was owned by the Reinsberg parish for many centuries (between 1291 and 1973). Even Sonntagberg, towering over the Ybbs valley with its baroque basilica, has a significant impact on the region. It is not only a destination for many pilgrims (for example, from the parishes of Purgstall an der Erlauf, Konradsheim, St. Leonhard am Wald or even the annual Mostviertler folk musicians pilgrimage), but also the famous “Mercy Seat” (representation of the Holy Trinity above the high altar) is depicted far away from the basilica (e. g. on wayside shrines, chapels, houses and so on). Finally, it is worth noting the pilgrimage of the Fiaker (Viennese horse carriage drivers) to St. Leonhard am Wald, as St. Leonard is the patron saint of horned cattle, especially horses. This pilgrimage is first mentioned in the parish chronicle of St. Leonhard in 1826. Since 1973, modern means of transportation have been included and Viennese taxi drivers also come to St. Leonhard am Wald. Seite 27 Gegen Ende der Hochzeit findet der Ehrentanz statt, der auch als „Kranzlabtanzen“ bzw. „Kranzlobasingen“ bezeichnet wird. Zum Teil wird dabei der Braut von ihrer Mutter der Haarschmuck abgenommen. Am Ende der Hochzeit wird das Brautpaar schließlich „aussi g’spüt“, wobei die Musik vor angeht und das Brautpaar sowie die Hochzeitsgäste folgen. Rund um das Thema „Heiraten“ gibt es im Kulturpark Eisen straße eine Vielzahl an Traditionen, die sich auch innerhalb der Region zum Teil bereits leicht voneinander unterscheiden. Bereits vor der Hochzeit wird die Tür durch einen Kranz (oft aus Tannenzweigen) geziert, was vielerorts als „Kranz binden“ bezeichnet wird. Am Vorabend der Hochzeit findet häufig das Brautliedsingen statt, bei dem meist Freundinnen die Braut mit dem Lied „Die Sonne neiget sich“ überraschen. In manchen Ortschaften (zum Beispiel in Purgstall an der Erlauf, Scheibbs, Reinsberg) gibt es einen Hochzeitsmann bzw. Brautführer, der die Hochzeitsgesellschaft tagsüber begleitet, durch das „Programm“ führt und durch diverse Gesangseinlagen (zum Beispiel beim Verabschieden vom Elternhaus, beim Brautverzahn oder beim Kranzlobasingen) den Ablauf auflockert. Am Hochzeitstag selbst werden die Brautleute durch “Schießer“, welche lautstark Böller abschießen, geweckt. Die Braut wird dann vom Bräutigam und den Hochzeitsgästen in ihrem Eltern haus abgeholt. Zur Verabschiedung wird das Brautpaar von den Eltern mit Weihwasser gesegnet. Auf dem Weg zur Kirche (manchmal auch erst danach) wartet beim „Ospian“ (=Ab sperren) die erste „Eheprobe“ auf das Brautpaar. Spielerisch müssen sie verschiedenste Aufgaben lösen (zum Beispiel eine Puppe wickeln) oder Hindernisse aus dem Weg schaffen (zum Beispiel einen Baumstamm zersägen). In Allhartsberg gibt es am Abend nach der Hochzeit traditio nell noch die „Kotznmusi“ (= „Katzenmusik“). Es handelt sich hierbei meistens um Nachbarn des Brautpaares, welche mit Kochtöpfen und dergleichem Lärm machen und erst dann verstummen, wenn sie vom Brautpaar, das noch immer vom anstrengenden Vortag erschöpft ist, zu einem Umtrunk einge laden werden. Nach der kirchlichen Trauung und dem Hochzeitsmahl wird die Braut schließlich „verzaht“, also ihrem Bräutigam „ge stohlen“. Je nach Gemeinde erfolgt dieses „Brautverzahn“ vor oder nach dem Eintreffen der Nachgeher (abendliche Hoch zeitsgäste). Der Dieb ergattert zuerst den Brautstrauß und dann die Braut, um mit ihr und einem Teil der Hochzeitsgäste ein anderes Wirtshaus oder einen abgetrennten Teil des Hoch zeitsgasthauses aufzusuchen, wo ausgelassen gesungen und getrunken wird. Eine wichtige Rolle spielt dabei das „Gstanzl singa“, bei dem die Strophen von mutigen Vorsängern, der Refrain von allen gemeinsam gesungen wird. Um seine Braut wieder zurückzubekommen, muss der Bräutigam einige Auf gaben lösen. www.dphoto.at Gesellschaftliche Praktiken | social practices Geschichten vom Heiraten – Die Hochzeitstraditionen der Region Seite 28 www.dphoto.at www.dphoto.at www.dphoto.at Stories about marriage – The Wedding Traditions of the Region Around the topic of “marriage” there are a number of traditions within the Kulturpark Eisenstraße, and even within the region they can differ slightly from one another. Before the wedding, the door is graced by a wreath (often made of fir branches) widely known as “Kranz binden” (wreath binding). In many villages on the eve of the wedding one finds “Bridal song singing” (Brautliedsingen), where most often the bride’s girlfriends surprise her with the song “The sun bows down.” On the wedding day itself the bride and groom are awakened by “shooters” (Schießer), who shoot loud firecrackers. The groom and the wedding guests then pick up the bride at her parent’s home. Before leaving, the couple is blessed with holy water by their parents. On the way to church (or sometimes after) waits “Ospian” (closing off), the first “marriage test” for the couple. For fun they have to complete different tasks (e. g. changing the diaper on a doll) or move obstacles out of the way (e. g. sawing through a tree trunk). After the church ceremony and the wedding dinner, the bride is finally “stolen” from her groom. Depending on the community, the “Brautverzahn” (stealing the bride) takes place before or after the arrival of “Nachgeher” (wedding guests invited to the reception after the meal). The thief first steals the bridal bouquet, and then the bride, taking her and some of the edding guests to another tavern or a separate part of the w reception to sing and drink. “Gstanzl singa” (rhyme singing) plays an important role: verses are sung first by courageous singers and the chorus is sung by everyone. To get his bride back again, the groom must complete some challenges. Towards the end of the wedding the honour dance “Kranzl abtanzen” or “Kranzl obasingen” (a farewell circle song) takes place. In part the bride’s mother takes the hair jewellery of the bride. At the end of the wedding, the newlyweds are finally “aussi g’spüt” (played out), with the musicians leading the couple and their guests out of the reception. In some places (e. g. in Purgstall an der Erlauf, Scheibbs, Reinsberg), there is a wedding man or groomsman, who accompanies the wedding party throughout the day, leads the “program” and with his various songs (e. g. upon leaving the parent’s home, during the “bride stealing” or the farewell circle song) sets the tone for the entire day. In Allhartsberg the evening after the wedding, there is tradi tionally “Kotznmusi” (“Cat music”). These are mostly neigh bours of the couple who make noise with saucepans and the like and only stop when the bride and groom, still exhausted from the busy day before, invite them in for a drink. Seite 29 Auch in Reinsberg werden seit 1946 Theater und darstellende Kunst großgeschrieben. Die Heimatbühne bietet Stücke unter schiedlichster Natur, von Nestroy über Felix Mitterer bis hin zu Verwechslungskomödien und sogar Auftragswerken (zum Beispiel über Adelheid von Reinsberg, einstige Burgherrin). Neben kleineren Aufführungen mit lokaler Besetzung gibt es seit 1995 mit dem „Regionaltheater Eisenwurzen“ auch immer wieder regionale Initiativen, bei denen Schauspieler aus der Umgebung wie zum Beispiel Scheibbs, Purgstall an der Erlauf oder Gresten mitwirken. Eine dieser Initiativen war im Jahr Seite 30 2012 das Musical „Ritter Rüdiger“, das auf der Burgarena Reinsberg gemeinsam mit Profis wie dem „Bluatschink“- Sänger Toni Knittel realisiert wurde. Erwähnenswert ist ebenfalls die Waidhofner Volksbühne, die bereits seit über 60 Jahren besteht und seit fast ebenso langer Zeit die Waidhofner Schlosshofspiele durchführt. Damit stellen sie die älteste und traditionsreichste Sommer bühne Niederösterreichs dar ! Die Schlosshofspiele haben ihren Namen vom Austragungsort, dem Innenhof des Waid hofner Rothschildschlosses, der alljährlich für das einzigartige Ambiente der Schlosshofspiele sorgt. Unter der Regie eines Profis spielen e twa 50 aktive Laien und Semiprofis jeden Alters unterschiedlichste Stücke von Nestroy über Kleist bis hin zu Boulevardstücken. Die Volksbühne kommt übrigens auch für eine dreijährige Ausbildung und die Weiterbildung ihrer Mitglieder auf, was zu einem sehr hohen Niveau der Darbietungen führt. www.reinsberg.at Aktuell gibt es 19 Theatergruppen in der gesamten Region Kul turpark Eisenstraße. Häufig sind Jugendliche aus dem Bereich der Landjugend sowie der Katholischen Jugend die Mitglieder dieser Laientheatergruppen. In den Gemeinden Gresten und Gresten-Land gibt es sogar vier solcher Theatergruppen (das Theaterensemble Gresten, das Pfarrtheater, die Wiesgrabler Faschingsrunde sowie das Wirtshauskabarettl beim Karlwirt). www.reinsberg.at Darstellende Künste | performing arts Alles Bühne – Die Theatergruppen der Region Waidhofner Volksbühne Waidhofner Volksbühne All the world’s a stage – Theatre Groups in the Region Currently there are 19 theatre groups throughout the Kulturpark Eisenstraße region. Often, young people from rural youth groups and the catholic youth are members of these community theatre groups. In the communities of Gresten and Gresten–Land there are four such theatre groups (the theatre ensemble Gresten, the parish theatre, the carnival group from Wiesergraben and the tavern cabaret at Karlwirt). Since 1946, theatre and performing arts have played a large role in Reinsberg. The “Heimatbühne” (“home theatre”) offers pieces from different repertoires, from Nestroy to Felix Mitterer to light comedies and even commissioned works (about Adelheid of Reinsberg, former lady of the castle, for example). In addition to smaller performances with local performers, the regional initiative “Regional theatre Eisenwurzen” started in 1995 through the cooperation of actors from across the region, from places such as Scheibbs, Purgstall an der Erlauf or Gresten. One such initiative was the musical “Ritter Rüdiger” (Knight Rüdiger) in 2012, performed at the Reinsberg castle area together with professionals such as the “Bluatschink” singer Toni Knittel. Also worth mentioning is the theatre group “Waidhofner Volksbühne”, which has existed for over 60 years, almost as long as the “Waidhofner Schlosshofspiele” (Waidhofen castle plays), Lower Austria’s oldest and most traditional summer stage! The “Schlosshofspiele” take their name from the venue, the courtyard of the Waidhofen Rothschild castle that provides the unique ambience for the performances every year. Under professional direction, about 50 active amateurs and semi- professionals of all ages play different pieces from Nestroy to Kleist to light comedies. The “Volksbühne” pays also for three years of training and skills upgrading for its members, resulting in a very high level of performances. Seite 31 Das Singen und Musizieren spielt in der Eisenstraße eine große Rolle ! Neben einer Vielzahl an musikalischen Ver anstaltungen im hochkulturellen Bereich (Chopin-Festival in Gaming, wellenklaenge in Lunz am See, Kulturveran staltungen auf der Burgarena Reinsberg, „klangraum im herbst“ in Waidhofen an der Ybbs, Haydn-Festival in Wiesel burg an der Erlauf) ist auch authentisches, volkstümliches Musizieren in der Region sehr beliebt. Zahlreiche Bäuerinnen-, Senioren-, Kirchen-, Schul- und Jugend chöre, Musikschul-, Familien- und Stubenmusikensembles, Jagd- und Alphornbläser, Trachtenmusik- und sogar drei Werksbzw. Betriebsmusikkapellen in den Firmen Busatis (Purgstall an der Erlauf), Böhler Uddeholm (Böhlerwerk) und der Brauerei Wieselburg geben den Menschen viele Möglichkeiten, ihre musikalischen Talente zu nützen und auszubauen. Wie beliebt das Musizieren in einer der etwa 30 Musikkapellen der Region ist, zeigt die 700 Einwohner zählende Gemeinde St. Georgen am Reith, die sogar zwei Musikkapellen aufweisen kann ! www.dphoto.at Darstellende Künste | performing arts G’sunga und g’spüt – Das Singen und Musizieren der Region Seite 32 Die Volksmusik spielt im Kulturpark Eisenstraße eine beson dere Rolle. Insbesondere die Mostviertler Volksmusikanten, ein Netzwerk aus Volksmusikanten und Musiklehrern aus der Region, nehmen sich darum an. Sie unterstützen zum Beispiel Volksmusikabende, die in der ganzen Region stattfinden, und führen seit einigen Jahren die Volksmusikantenwallfahrt zur Basilika Sonntagberg durch. Auch die Mostviertler Musizier woche in der Fachschule Gaming, die eine Fortbildung auf dem eigenen Volksmusikinstrument ermöglicht, wird von ihnen organisiert. Legendär ist das Harmonikaseminar, das alljähr lich von Jänner bis März beim Grestner-Karlwirt stattfindet und bei dem jedermann das „Quetschn spün“ erlernen kann. Auch das Weisenblasen ist sehr präsent. Dieses verbindet das Singen mit dem Musizieren, indem Volkslieder mittels Blas musikinstrumenten wiedergegeben werden. Erlebbar ist es zum Beispiel bei Alm- und Gipfelmessen, aber auch beim Echound Weisenblasen in Lunz am See, das jeweils Ende August durchgeführt wird. Eine besondere Form des Singens ist hin gegen das Kranzlsingen, das in Purgstall an der Erlauf auch als Zoanlsingen bezeichnet wird. Chöre und Gesangsgruppen wandern im Rahmen einer Veranstaltung von Ort zu Ort und bekommen bei jedem musikalischen Halt ein Dankeschön in ihr Zoanl (Weidenkörbchen) gelegt. Beim Singen und Musizieren in der Eisenstraße wird aber nicht nur Althergebrachtes zum Besten gegeben. Auch junge, kreative Ideen und Initiativen finden ihren Platz. In Randegg haben sich zum Beispiel vier Burschen zu „Trikondo – Die EisenstraßeTrommler“ zusammengefunden und unterhalten ihre Gäste mit innovativer, rhythmischer Musik auf ausgefallenen „Instrumenten“ wie Mülltonnen oder leeren Fässern. Auch die 2012 von der Böhler Werkskapelle uraufgeführte „Sinfonie des Stahls“ von Leander Hopf ist ein Zeichen der jüngsten, kreati ven Auseinandersetzung mit der Region und ihrer Geschichte. www.dphoto.at Martin Ploderer Sung and played – The Singing and Music of the Region Singing and music play a big role in the Eisenstraße ! In addition to a variety of highly cultural musical events (Chopin Festival in Gaming, “wellenklaenge” in Lunz am See, cultural events at the Reinsberg castle area, “klangraum im herbst” in Waidhofen an der Ybbs, Haydn Festival in Wieselburg an der Erlauf ) authentic folk music is very popular in the region. Many farmer-, senior-, church-, school- and youth- choirs, music schools, family and pub music ensembles, hunting- and mountain horn blowers, traditional dress music ensembles and even three factory music ensembles from the companies Busatis (Purgstall an der Erlauf), Böhler Uddeholm (Böhlerwerk) and the Wieselburg brewery provide people with plenty of opportunities to use and develop their musical talents. The popularity of music playing in one of about 30 bands in the region is demonstrated by the 700 inhabitants in the village of St. Georgen am Reith, who can support two music ensembles ! Folk music plays a special role in the Kulturpark Eisenstraße. In particular, the Mostviertler folk musicians, a network of regional folk musicians and music teachers, are especially motivated. They support evening folk music gatherings that take place throughout the region and for several years have lead the musicians pilgrimage to the Sonntagberg basilica. They also organize the Mostviertler music week in Gaming that enables training on folk-music instruments. Legendary is the harmonica seminar that takes place every year in the Gresten Karlwirt from January to March when everyone can learn how to play the accordion. Also, “Weisenblasen” (tune blowing) has an important presence. This combines singing with music making, whereby the sung folk songs are played by wind instruments. It can be experienced at an alpine hut or mountain-top mass, and also at the “Echo- und Weisenblasen” (echo and tune blowing) in Lunz am See, taking place at the end of August. A special form of singing, Kranzl (wreath) singing, is known as “Zoanlsingen” (wicker basket singing) in Purgstall an der Erlauf. During an event, choirs and singing groups move from place to place and at every musical stop receive a thank you in their Zoanl (wicker basket). Effort is not only given to traditional singing and playing in the Eisenstraße. Young, creative ideas and initiatives also find their place. In Randegg, four boys have started “Trikondo – The Eisenstraße Drummers” and entertain their guests with innovative, unusual rhythmic music on “instruments” such as garbage cans or empty barrels. The premiere of the “Symphony of Steel” by Leander Hopf by the Böhlerwerk factory music ensemble is also a sign of the recent creative engagement with the region and its history. Seite 33 bzw. österreichweiten Tänzen auch regionstypische Tänze wie der Boarische aus Lunz, die Krebspolka aus Ybbsitz oder die Schusterpolka aus dem Ötschergebiet zur Aufführung. 16 Volkstanz- und 13 Schuhplattlergruppen gibt es im Kultur park Eisenstraße. Bemerkenswert ist, dass deren Mitglieder (insbesondere jene der Volkstanzgruppen) hauptsächlich Jugendliche bis 25 Jahre sind. Entstanden sind sie großteils vor vielen Jahrzehnten, ihre Tänze gibt es jedoch viel länger. Sie wurden lange vor Gründung von Tanz- und Schuhplattler gruppen bei diversen Festen im Jahreskreis getanzt, zum Beispiel nach der Ernte, im Fasching, bei Hochzeiten ... Eine der wenigen Seniorenvolkstanzgruppen in der Region ist die Seniorenvolkstanzgruppe Steinakirchen. Diese besteht aus derzeit 28 Mitgliedern, die seit 1998 gemeinsam tanzen. Eine Besonderheit dieser Gruppe ist der Kronentanz, dessen Abschlussfigur eine Krone darstellt. Den Senioren-Volkstanz gruppen gegenüber stehen „Nachwuchsschmieden“ wie die Jungen Konradsheimer Schuhplattler, die als Nachwuchsgruppe für die Konradsheimer Schuhplattler fungieren. Diese seit etwa 2010 bestehende Gruppe umfasst 14 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren, die diverse traditionelle Plattler beherrschen und anschließend zu den jugendlichen Schuhplattlern über treten. „Berühmtheit“ erlangten 2012 auch die „Anika-Plattler“, eine Mädchenschuhplattlergruppe aus dem Bezirk Scheibbs, die sogar im ORF auftrat. Die Auftritte der heutigen Volkstanz- und Schuhplattlergruppen erfolgen vor allem bei Veranstaltungen wie Alm- und Land jugendfesten, Mitternachtseinlagen, Balleröffnungen und Mai baumaufstellen. Dort kommen dann neben niederösterreich- Ein Großteil der Volkstanz- und Schuhplattlergruppen probt speziell für Auftritte. Erwähnenswert sind aber auch jene Gruppen, die aus Spaß und Freude am Tanzen und am daraus resultierenden Wohlbefinden für Körper und Geist („Tanzen für die Gesundheit“) zusammenkommen und tanzen. Unter der Leitung von Hermine und Rainer Schmutz von der NÖ Arbeitsgemeinschaft für Volkstanz treffen sich regelmäßig Tanzlustige unterschiedlichen Alters in St. Anton an der Jeß nitz, Wolfpassing und Purgstall. www.dphoto.at Darstellende Künste | performing arts Auftanzt und umidraht – Das Volks tanzen und Schuhplatteln in der Region Seite 34 Die Volkskultur Niederösterreich unterstützt mit einem regio nalen Schulungs- und Weiterbildungsangebot die Volkstanzund Schuhplattlergruppen der Region. Von der individuellen Gruppenschulung bis zur Tanzleiterakademie stehen viele An gebote am jährlichen Terminkalender. Eine wichtige Einrich tung sind auch die Volkstanzstammtische der NÖ Landjugend. www.dphoto.at Wolfgang Pöhacker www.dphoto.at Dance and turn – The Regional Folk Dancing and Schuhplatteln in the Region The Kulturpark Eisenstraße is home to 16 folk dance and 13 “Schuhplattler“ (“shoe slapping”, a type of traditional dance) groups. Remarkably, their members (especially from the folk dance groups) contain mostly young people up to 25 years of age. Most of the groups were created decades ago, but their dances have been in existence for much longer. They were danced at various annual festivals, after the harvest, during Carnival and at weddings etc, long before the establishment of dance and Schuhplattler groups. The performances of today’s folk dance and Schuhplattler groups primarily take place at various events such as alpine hut and rural youth festivals, midnight shows, ball openings etc. Besides the Lower Austrian or Austrian wide dances, regional dances such as the “Boarische” (Bavarian dance) from Lunz, the “Krebspolka” (crab polka) from Ybbsitz or the “Schusterpolka“ (cobbler polka) from the Ötscher region are performed. One of the few senior folk dance groups in the region is the senior’s folk dance group in Steinakirchen. This group currently consists of 28 members who have been dancing together since 1998. A unique aspect of this group is the crown dance, where the final dance figure is a crown. Opposite the senior folk dance groups are junior development dance groups such as the Konradsheim boy schuhplattlers, act- ing as a development group for the Konradsheim schuhplattlers. This group has existed since about 2010 and consists of 14 young people between the ages of 12 and 15 who master the various traditional “slapping” and then advance to the Schuhplattlers. “Celebrity” describes the “Anika Plattler”, a girl schuhplattler group from the district of Scheibbs who, in 2012, performed even on the Austrian TV. It is worth mentioning that, although to a large extent the folk dance and schuhplattler groups rehearse specifically for performances, there are also groups that come together for fun and to experience the joy of dancing, as well as the resulting well-being for body and mind (“Dancing for Health”). Under the direction of Hermine and Rainer Schmutz from the Lower Austrian association for folk dance, groups of different ages meet regularly in St. Anton an der Jeßnitz, Wolfpassing and Purgstall, for example, to dance for enjoyment. The Volkskultur Niederösterreich (folk culture of Lower ustria), through regional training and continuing education, A supports the folk dance groups in the region. From individual group training to the dance academy, many offers can be found throughout the year. The folk dance “stammtische“ (informal get-togethers) of the Lower Austrian rural youth group are also an important element of the regional folk dance culture. Seite 35 blende auf dem Rücken, die an Tiroler Trachten erinnert; chürze meist hell und gestreift. S Das Land Niederösterreich und insbesondere der Kulturpark Eisenstraße sind im Vergleich zu anderen Bundesländern Österreichs seit jeher geprägt von einer Vielfalt an Trachten. Im Lauf der Geschichte durch Nachbarländer und durchziehende Handelsleute beeinflusst, haben sie sich über Jahrhunderte weg entwickelt und laufend weiterentwickelt. uuHammerherrenanzug: schwarzer bzw. sehr dunkelbrauner, etwas längerer Gehrock, große Vielfalt. In Anlehnung an die Hammerherrenkleidung tragen auch diverse Musikkapellen wie die Stadtkapelle Scheibbs längere Röcke. Auch der Geh rock der Schwarzen Gräfinnen und Grafen (Ehrentitelträger für besondere Verdienste in der Region) wurde in jüngster Vergangenheit unter Bezugnahme auf die Kleidung der wohl habenden Hammerherren entwickelt. Trachten drücken einerseits die Verbundenheit zur Region aus, andererseits aber auch die Individualität ihrer TrägerInnen, weil eine große Vielfalt in Farbe, Material und auch Form besteht. Während früher strenge Regeln besagten, wie die Trachten der einzelnen Zünfte auszusehen hatten (die Tracht wurde so zum Zeichen der Zusammengehörigkeit), kann heute getragen werden, was gefällt. uuEisenstraße-Tracht (Dirndl, Kostüm, Anzug): 2010 ent wickelt, Festtagstracht (Anzug mit Gilet, Dirndl, Kostüm mit Gilet oder Mieder), farblich basierend auf den fünf Elementen der Region Kulturpark Eisenstraße (Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall), im Stoffmuster angelehnt an ein Fassaden element des historischen Amonhauses in Lunz am See, traditionelle Messerspitzenrüsche um den Dirndlausschnitt; metallene Schleudergussknöpfe. Egal, welche Tracht man trägt, wichtig ist, dass die Frisur der Damen zur Kleidung dazupasst ! Entweder, man trägt eine Kurzhaarfrisur oder aber man hat zu beachten, dass bei langen Haaren, der Kopf „zam’gramt“ sein soll, das heißt sie sollen aufgesteckt sein. Kleine Trachtenauswahl aus dem Kulturpark Eisenstraße uuErlauftaler Tracht: Festtracht aus Purgstall an der Erlauf, hochgeschlossener, kirschroter bis violetter Samtleib, brauner Kittel mit drei schwarzen Samtbändern, schwarze Schürze (mit Spitzeneinsatz); Bluse mit weiten, langen Ärmeln (keine Puffärmel) und Stehkragen; keine Farbvari ationen möglich. Die Erlauftaler Tracht wird zum Beispiel von den Musikerinnen der Stadtkapelle Scheibbs getragen. Trachten sind aktuell wieder sehr angesagt. Neue Kreationen wie die Eisenstraße-Tracht oder die Opponitzer Fischertracht zeugen von der Verbundenheit der Bevölkerung mit der Region. Die Trachten können jedoch nicht nur käuflich erworben werden. Regionale Dirndlnähkurse vermitteln die nötigen Fertigkeiten, um sich eine Tracht auch selbst „auf den Leib schneidern“ zu können und erfreuen sich daher regen Zulaufs. uuFesttracht aus dem Ötscherland (Ötscherland-Dirndl): farblich und stofflich vielfältig gestaltbar, Leib meist grün, blau oder schwarz (in sich gemustert), Leibvorderseite mit brauner Kordel geschnürt; Ausschnitt, Latz und Träger mit braunem oder grünem Samt eingefasst, breite Samt www.dphoto.at Gesellschaftliche Praktiken | social practices Wir tragen Tracht! – Die Kleidung der Region Seite 36 www.weinfranz.com www.dphoto.at www.dphoto.at We wear tracht! – The Regional Dress The province of Lower Austria, and in particular the Kulturpark Eisenstraße, have, compared to other provinces of Austria, always been characterized by a variety of tracht (traditional dresses). Influenced through the course of history by neigh boring countries and by travelling traders, they have evolved over centuries. uuSpecial occasion tracht from Ötscherland (Ötscherland Dirndl): colour and material customizable, body usually green, blue or black (patterned), body front laced with brown cord; neck, bib and carrier edged with brown or green velvet, wide velvet edge on the back (reminiscent of Tyrolean trachts), usually light and striped apron. On one hand, tracht represents attachment to the region, while on the other hand it has the ability to demonstrate the individuality of the wearers through a wide variety of colours, materials and shapes. While there used to be strict rules about the appearance of tracht, for example of the various guilds (the dress was the symbol of togetherness), today people can wear what they like. uuHammerherren suit: black or very dark brown, slightly longer coat, great variety. Following the Hammerherren clothing (the clothing of the wealthy owners of a smithy) various music ensembles, such as from Scheibbs wear longer skirts. Even the coat of the “black countesses and counts” (honorary title holders acknowledged for their special services in the region) was recently developed in reference to the clothing of the wealthy Hammerherren. No matter what dress you wear, it is important for women that the hair coordinates with the dress ! You either wear a short hairstyle, or long hair must be “zam’gramt” (“things must be organised”), i. e. the hair must be worn up. A small selection of traditional dresses from the Kulturpark Eisenstraße uuErlauftaler Tracht: special occasion traditional clothing from Purgstall an der Erlauf, high-necked, cherry-red to violet velvet body, brown coat with three black velvet rib bons, black skirt, blouse with wide, long sleeves (no puffy sleeves) and stand-up collar, no colour variations. The Erlauftaler Tracht is worn, for example, by the musicians of the city music ensemble Scheibbs. uuEisenstraße Tracht (dirndl, costume, suit): developed in 2010, special occasion tracht (suit with waistcoat, dirndl, costume with vest or bodice), colours based on the five elements of the Kulturpark Eisenstraße (fire, water, earth, wood and metal), façade of the historic Amon house in Lunz am See is modelled in the fabric pattern, traditional knife tip ruffle around the dirndl décolleté; centrifugally cast metal knobs. Traditional dresses have experienced resurgence in popularity. New creations like the Eisenstraße tracht or the Opponitz fisher man tracht are evidence of the link between the population and the region. The tracht cannot only be purchased, regional Dirndl sewing courses provide the necessary skills to produce tracht “tailored to the body” and are happy for participants. Seite 37 Im Kulturpark Eisenstraße gibt es neun Goldhauben- und ammerherrengruppen, welche die Tradition des Tragens von H alten Trachten und ihren Kopfbedeckungen pflegen. Die älteste von ihnen, die Grestner Gruppe, wurde 1954 gegründet und aufgrund ihrer damaligen Einzigartigkeit sogar zum Wiener Opernball eingeladen. Neben Goldhauben und Perlhauben gibt es auch die kunstvoll gebundenen schwarzen Kopftücher sowie die Erlauftaler Frauenhaube. Diese ist eine regionale Besonderheit. Sie be steht aus schwarzem Samt, weist ein Band auf, ist mit einer Goldstickerei verziert und wird ausschließlich zur Erlauftaler Tracht getragen. Aus der Tatsache, dass die Hauben früher nur von verheirateten Frauen getragen wurden, hat sich für das Heiraten der heute noch gängige Ausdruck „unter die Haube kommen“ eingebürgert. Heute werden die Goldhauben traditionellerweise bei kirch lichen Festen und Umzügen wie dem Palmsonntag, Fronleich nam oder auch beim Erntedankfest getragen. Eine besondere Rolle im Jahresverlauf spielt der 15. August, Mariä Himmel fahrt. An diesem Tag findet alljährlich an einem anderen Ort die „Mostviertler Goldhauben- und Trachtenwallfahrt“ statt. Alle Goldhaubengruppen des Viertels nehmen daran teil und lassen in mühevoller Kleinarbeit vorbereitete Kräuter sträußchen weihen, die an Bekannte, Freunde und Familien mitglieder verteilt werden. Zurück geht dieses Brauchtum auf eine L egende, derzufolge auch Maria bei ihrer Himmelfahrt von Blumen umrankt gewesen ist. Gold- und Perlhauben werden oft als Erbstück von Generation zu Generation weitergegeben. Kein Wunder, bestehen sie doch zum Teil aus 12-karätigen, vergoldeten Zierelementen, die in bis zu 300 Stunden Arbeitszeit auf die Haube gestickt werden. Der Materialwert einer Haube ohne Arbeitszeit beläuft sich so auf etwa tausend Euro. Je kleiner und filigraner die Zier elemente, desto wertvoller ist das fertige Stück. Je nach Form und Sticktechnik lassen sich die Hauben auch kleinregional zuordnen. Früher war das Goldhaubenherstellen übrigens ein Handwerk, das man aufgrund seiner Komplexität und aus gefeilten Technik erst nach neun Jahren Lehrzeit beherrschte ! Die Trachten der Hauben- und Tuchträgerinnen sind im Gegen satz zum Dirndl einteilig und weisen Langärmel auf. Als Acces soires werden häufig gehäkelte Handschuhe, ein Beutel und ein Blumensträußchen mitgeführt. Die männlichen Begleiter der Hauben- und Tuchträgerinnen sind oft mit einem tradi tionellen Hammerherrenrock und hohem Zylinder gekleidet (vgl. Hammerherrentracht ÷ Seite 36). Die Farbe des Rocks richtet sich dabei immer nach dem Kleid der Frau, daher herrscht eine bunte Vielfalt, wenn diese althergebrachten Festtagstrachten getragen werden. Die ersten Goldhauben der Region wurden im 18. Jahrhundert von den Frauen der Schwarzen Grafen, den wohlhabenden Hammerherren der Region, getragen und waren Zeichen ihres Wohlstands. Die kunstvoll gebundenen Kopftücher sowie die schwarzen Perlhauben wurden hingegen bei festlichen Anlässen von Bäuerinnen getragen. www.dphoto.at Traditionelles Handwerk | traditional craftsmanship Es glitzert und glänzt – Die besonderen Hauben und Tücher der Region Seite 38 It sparkles and shines – The special Caps and Scarves of the Region In Kulturpark Eisenstraße there are nine gold hoods and Hammerherren groups who maintain the tradition of wearing old traditional dresses and their respective headgear. The oldest of them, the Gresten group was founded in 1954 and because of its uniqueness was even invited to the Vienna Opera Ball. Besides gold caps and pearl caps there are also the artfully tied black scarves and women’s caps from the Erlauf valley. This is a regional specialty only worn with Erlauf valley tracht and consists of black velvet, a band and is decorated with gold embroidery. Because of the fact that the caps were earlier only worn by married women, the popular expression for marriage, “go under the cap” caught on and is still used today. The traditional tracht of cap and head wrap wearers is in contrast to the dirndl as it is one-piece with long sleeves. Accessories are often crocheted gloves, a bag and a small bouquet of flowers. The male companions of cap and head wrap wearers are often dressed in traditional Hammerherren coats and top hats (cf. Hammerherren Tracht on page 37). The color of the coat always depends on the women’s dress, so there is often great diversity when these traditional festive dresses are worn. The first gold caps of the region were worn in the 18th Century by the wives of the “black counts”, wealthy “Hammerherren” (owners of a smithy) of the region, as a sign of their prosperity. In contrast, the artfully tied scarves and pearl caps were worn on special occasions by women farmers. Today the gold caps are traditionally worn at religious festivals and parades, on Palm Sunday, Corpus Christi or the harvest festival. A special event in the course of the year is the Assumption of Mary on 15th August. Each year on this day in a different village, the “Mostviertel gold cap and tracht pilgrimage” takes place. All the gold cap groups of the region participate, and painstakingly prepare bouquets of herbs, which are distributed to acquaintances, friends and family members. This tradition goes back to a legend that during her assumption, Mary was shrouded in flowers. Gold and pearl caps are often passed down from generation to generation as an heirloom. It’s no wonder as there are 12-karat gold-plated decorative elements, which are embroidered in up to 300 hours of work. The material value of a cap alone, without including labour, amounts to approximately 1000 euro. The smaller and more delicate the decorative elements, the more valuable the finished piece. Depending on the shape and embroidery technique, the caps can be localized to a very specific area. Previously, due to its complexity and sophisticated technique, gold cap making was a craft that could only be well mastered after nine years of schooling ! Seite 39 Umgang mit der Natur | practices concerning nature Kleine Wehwehchen? – Die Hausmittel der Region Das Wissen um Heilmittel abseits der klassischen Schul medizin spielte in der Eisenstraße seit jeher eine Rolle. Ob „Wendter“ (Naturheiler) oder altbewährte Hausmittel, im Kulturpark Eisenstraße ist das Wissen über Heilmittel und -methoden abseits der Schulmedizin weit verbreitet und wird von Generation zu Generation, oder aber auch in diversen Kursen (zum Beispiel „Homöopathie für Mensch und Tier“) weitergegeben. D iese werden von den Bezirksbauernkammern, vom Bildungs- und Heimatwerk, von den Volkshochschulen, von den landwirtschaftlichen Fachschulen Gaming, Hohen lehen und Unterleiten bzw. deren Absolventenverbänden oder auch vom Seminarzentrum Mosthäusl veranstaltet. Nachfolgend eine kleine Auswahl weithin bekannter regionaler Hausmittel: uuArnika (Arnica montana): In Alkohol angesetzt, wird die Tinktur vor allem zur Behandlung von Wunden, Verstauchungen und Zerrungen, aber auch von Rheuma und Gicht verwendet. uuBeinwell (Symphytum officinale): Hilft ebenfalls bei Prellun gen, Zerrungen, Verstauchungen und ähnlichen Verletzungen. uuEssig: Essigpatscherl, also in Essig getunkte und um die Fußgelenke gewickelte Tücher, senken ebenfalls das Fieber und helfen bei Erkältungen und Grippe. uuJohanniskraut (Hypericum perforatum): An einem licht armen Ort in Öl angesetzt, kann es eingerieben gegen Mus kelschmerzen, Zerrungen, leichte Verbrennungen, kleine Wunden, Geschwüre und dergleichen angewendet werden. Weiters wirkt es auch nervenstärkend und beruhigend, ist also ein gutes Mittel gegen nervöse Erkrankungen, Melan cholie, Depressionen und dergleichen. Auch schmerzhafter Sonnenbrand kann mit Johanniskrautöl behandelt werden, aber Achtung: Nicht mit frisch aufgetragenem Johannis Seite 40 krautöl in die Sonne gehen, dies erhöht die Lichtempfind lichkeit der Haut ! uuKren (Armoracia rusticana): Eine besondere Rolle kommt im Volksmund der „Krenbet‘n“ zu: Darunter versteht man eine Krenwurze in Scheiben aufgefädelt, die um Beine, Hals oder Hände gebunden wird und gegen Fieber und sonstige Krank heiten hilft. Mit Mehl und Wasser in einem Tuch verpackt und auf die Brust gelegt, wirkt Kren fiebersenkend; mit Honig vermischt und aufgelegt, lindert er Halsschmerzen. uuRingelblume (Calendula officinalis): Als Salbe verarbeitet, ist sie ein Allrounder wie das Johanniskraut. Sie wird zum Beispiel bei Wunden, Blutergüssen, Geschwüren, Zerrungen und Ekzemen eingesetzt. uuTopfen: Wirkt in Form eines Topfenwickels gegen Erkältungen, Grippe und Fieber. uuZwiebel (Allium cepa): Auf den Brustkorb aufgelegtes Zwiebelschmalz lindert starken Husten. Margareta Enöckl Margareta Enöckl TVA GmbH Small aches and pains? – Regional Home Remedies Knowledge of healing remedies apart from classic medicine has always been a part of the Eisenstraße. Whether “Wendter” (natural healers) or tried and true home remedies, in Kultur park Eisenstraße knowledge of remedies and methods beyond traditional medicine is widespread and is passed from genera tion to generation, or learned in various courses (e. g. homeo pathy for humans and animals). These courses are organized by the district agricultural chambers, Bildungs- und Heimat werk (“education and home organization”), adult education centers, the agricultural schools of Gaming, Hohenlehen and Unterleiten and their alumni associations as well as being put on by the “Mosthäusl” conference center. Below is a small selection of well-known regional home remedies: uuArnica (Arnica montana): Set in alcohol, the solution is used for treatment of wounds, sprains and strains, as well as for rheumatism and gout. uuComfrey (Symphytum officinale): Helps for bruises, strains, sprains and similar injuries. uuVinegar: Vinegar poultice (cloths dipped in vinegar and wrapped around the ankles) reduces fever and helps with colds and flu. uuSt. John’s Wort (Hypericum perforatum): Submerged in oil and set in a dark place, the solution can be rubbed in to relieve muscle pain, sprains, minor burns, minor wounds, ulcers and the like. Furthermore, it is also tonic and soothing, and is a good remedy for nervous disorders, melancholy, depression, etc. Even a painful sunburn can be treated with St. John’s Wort oil, but be careful: Do not go out in the sun with freshly applied St. John’s Wort oil as this increases the sensitivity of skin ! uuHorseradish (Armoracia rusticana) has a special role in the vernacular “Krenbet’n”: This implies stringing sliced horseradish and tying the string to legs, neck or hands to help guard against fever and other diseases. Packed with flour and water in a towel and placed on the chest, horseradish has properties to reduce fever; mixed with honey it relieves sore throat when applied. uuMarigold (Calendula officinalis): Used as an ointment, it is an all-rounder similar to the St. John’s Wort and is used for wounds, bruises, sores, sprains, and eczema. uuTopfen (Quark /cheese curd product): In a poultice it acts against colds, flu and fever. uuOnion (Allium cepa): Laid on the chest, onion lard relieves a severe cough. Seite 41 Halterabschluss: Der Halter lädt alle Bauern, deren Vieh er hütet, zu ihm auf die Almhütte ein und sorgt mit besonderen Spezialitäten wie den „Almraungerln“ (Süßspeise mit Sauer rahm, Zucker und Zimt) für ihr leibliches Wohl. Im Gebiet des Kulturparks Eisenstraße gibt es zahlreiche lmen und Weiden, die eine Vielfalt an Traditionen aufweisen, A die auch heute noch gelebt werden. Zu den sicherlich be kanntesten zählen die vielen Almfeste und Almwandertage. Traditionelle volkstümliche Musik, gutes Essen und Trinken sowie Gemütlichkeit stehen hierbei im Mittelpunkt. Diese Feste haben sich oft von kleinen Almmessen, abgehalten als Dank und Bitte für das Wohl des aufgetriebenen Viehs, weiterentwickelt und wurden teilweise zu Veranstaltungen, die heute von mehreren tausend Menschen besucht werden. Der Großteil des Brauchtums auf den Almen umfasst jedoch überwiegend Aktivitäten, die weniger bekannt und zum Teil nicht öffentlich zugängig sind. Nachfolgend eine Auswahl: Almabtrieb: Sofern der Sommer auf der Alm ohne Krankheit und Unglücksfall verlaufen ist, erhalten die Bauern gegen Ende der Saison einen Kranz aus Heu, Grass (Reisig) und Alm blumen, der zum Teil die Köpfe der Tiere beim Abtrieb ziert und danach zum Beispiel an die Stalltür gehängt wird. Der Abtrieb erfolgt auf den höher gelegenen Almen traditioneller weise spätestens am 29. September, dem Michaelitag. Proviant: Auf einem Teil der Eisenstraße-Almen ist es üblich, dass jeder der Bauern einmal pro Auftriebssaison für die Ver pflegung der Halter verantwortlich ist und ihnen zum Beispiel Speck, einen Laib Brot, Eier, Milch, Schnaps und Ähnliches zur Verfügung stellt. Amt der NÖ Landesregierung Umgang mit der Natur | practices concerning nature Hoch drobm auf da Alm . .. – Die Almtraditionen der Region „Odrahhag“ sind spezielle Zäune, die unter anderem auf den Almen zu finden sind und die aus Fichtenästen hergestellt werden. Die Bäume werden in der saftarmen Winterzeit (November bis März) geschlägert und an einem feuchten, schattigen Platz bis zum Frühjahr aufgehoben. Für das Her stellen e ines „Odrahhags“ werden alle zwei Meter Holzstecken (starke Fichtenäste) eingeschlagen, in die schwache Fichten stangen (Randln) eingelegt werden. Bei jedem Steckenpaar wird anschließend ein Fichtenast hineingedrückt. Die schlanken Fichtenäste (Wiedast) werden über einem Holzfeuer gebäht und durch ein ständiges Drehen in Achterschlingen um bzw. durch die Holzstecken gewunden. Dafür sind zwei Personen von Vorteil. Damit das Wissen um das Herstellen eines „Odrah hag“ nicht verloren geht, wird es unter anderem den Schülern der Fachschule Hohenlehen im Rahmen ihrer schulischen Aus bildung vermittelt. Die Eisenstraße-Almen im Überblick | The Eisenstraße alms at a glance: Herrnalm (Gaming), Siebenhütten (Göstling an der Ybbs), Hochkaralm (Göstling an der Ybbs), Schwarzalm (Göstling an der Ybbs), Dürrensteinalm (Göstling an der Ybbs), Kitzhütte (Hollenstein an der Ybbs), Rehbergweide (Lunz am See), Hochkogelweide (Randegg), Kapler Alm (Reinsberg), Hochbärneck (St. Anton an der Jeßnitz) | www.eisenstraße.info/almen Seite 42 www.dphoto.at Peter Faschingleitner High on the alpine hut . .. – The Alm Traditions of the Region In the area of the Kulturpark Eisenstraße there are numerous alms (high mountain huts with pastures for animals) with a variety of traditions that are still celebrated today. Among the best-known are the many alm festivals and alm hiking days. The focus here is on traditional folk music, good food and drink and “Gemütlichkeit” (a feeling of belonging and comfort). These festivals were often connected with small alm masses to ask and give thanks for the health of the cattle, but have partially developed into events that draw thousands of people. Most of the customs on the alms, however, comprise mainly activities that are less well-known, some of which are not open to the public. Below is a selection: Provisions: As compensation for the services of the holder of the alm, each of the farmers, whose cattle the holder takes care of, is responsible for the holders well-being and provides him/ her with bacon, a loaf of bread, eggs, milk, brandy and the like once per year. Holder farewell (“Halterabschluss”): The holder invites all farmers whose cattle he tends to the hut and provides them with signature dishes such as the “Almraungerln” (a dessert with sour cream, sugar and cinnamon) for their dining pleasure. Farewell procession (“Almabtrieb”): If the summer in the mountains has been without illness and accident, towards the end of the season the farmers prepare a wreath of hay, grass and alpine flowers, which sometimes adorns the heads of the animals during the procession down the mountain and afterwards is hung on the barn door. The farewell procession on the higher pastures is traditionally held by the 29th September, the feast of St. Michael. “Odrahhag” are special fences, which can often be found on alms and which are made of spruce boughs. The trees are felled in the winter when the sap is low (November to March) and the boughs are stored in a damp, shady place until spring. To make an “Odrahhag” every two meters wooden poles (strong spruce branches) are set in the ground into which weak spruce sticks (“Randln”) are laid. Fir branches are pressed into every pair. The slim fir branches (“Wiedast”) are heated over a wood fire and are continuously wound around the poles in an 8–loop-rotation. Two people are required. So that the knowledge of making an “Odrahhag” is not lost, pupils from the technical school Hohenlehen will learn it as part of their education. Seite 43 Der Mostviertler Dialekt unterscheidet sich sehr stark von der Schriftsprache und ist dadurch ein Ausdruck starker Regio nalität und Heimatverbundenheit. Um ohne wissenschaftliche Sprachanalyse einen Eindruck davon zu erhalten, wurde dem Buch „Das Original Mostviertler Mundartbuch von Aan bis Zwutschkerl“ von Hubert Bruckner nachfolgende Geschichte entnommen: Da Nigl-O (Rosa Lechner) Friara woas bei uns a so, daß am 6. Dezemba âom Obmd da Nigl-O za de Kina hoam kema is. Da nämliche Nigl-Os-Tog hot si so zuatrogn: Âom Obmd wia s dungl woan is, howi oiweu ban Fensta aussigschaut. Auf ôamoi hea i a Kedn schewan. I schpring auf, renn za da Tia, reiss auf, owa i hob in Krampas nua mea ums Hauseck wuschn gsegn und de Kêdn hot gsche wat. Mia is des gschpoasi via-kemma, wiaso rennt da Krampas davô, schtot daß a mi mitnimt. Owa wia Kina so sand – es woa hoit so und froh woa i a. A Randl schpêda, es woa schô finsta, hea i wieda wos – wieda schpring i auf, renn aussi und reiß die Tia auf – und hiatzt hots mi ghobt – da Nigl-O schteht voa da Tia. Guat daß d’Muata hinta mia woa. De is ma z Hüf kema und hot zan Nigl-O gsogt, daß a êina-kêma soi. I hob goa net recht gwißt, wia i mi vahoitn soi. Owa kaam woa ma drin, hot schô da Nigl-O âun-gfôngt zan frogn: „Woast du a brav ? Host da Muata und in Votan oiweu gfoigt ?“ No, do hob i goa nêt recht gwisst, wos i do sogn soid. Weu mit n Auflôsn – no jo ... Auf ôamoi frogt a mi goa, wia des woa, wia i ma in Summa dê Kaffee-Bô^l in d Nosn gschtêckt hob. Hiatzt hob i ma owa schô gsogt, i muaß mi nida-knian und a Gebet aufsogn. Mia is in da Aufregung nix âondas êi-gfoin wia dês Guade-Nocht-Gebet. Do hot a schô gmôat, ob i leicht nêt in d Kiacha geh. D Muata hot mi aussagrissn und hot mit mia in Vata-unsa bett. Hiatzt woar Seite 44 a zfriedn und hot ma schê a groß Sackl gebm. Dâonn is a âunga. Fiachtn turi mi voa nix, owa froh woa i schô, wiara g wieda weg woa. Kam howi in mêi Sackl êini-gschaut, klopfts schô wieda bei da Tia. Hiatzt is glei d Muata aussi-gâunga. Und guat woas. Mia hâom Besuch kriagt. Ban Riegler sands kêma und dê Dini woa a mit. Dê Dini howi recht gern ghobt. Va dera howi himrigsmoi Zuggal kriagt. Owa hêit howi so a gschpoasigs Gfüh ghobt. I hob dê Dini oiwi âon-gschaut, Nô, dâonn homs oille gjausnt und ban Riegler san wieda hôam-gfoan. Wia s oille weg woan, howi mi nima hoidn kina und hob d Muata gfrogt: „Mami, gibts a Frau NiglO a? Weu da Nigl-O hot genau so a Schtimm ghobt wia d Riegler-Dini und so gschpoasi gâonga is s a. Und i büd ma êi, er hot dê gleichn Schua âonghobt – nix agratas wia d Riegler-Dini.“ D Muata hot glocht und gmôat, dês büd i mia nua êi. Auf ôamoi hea i wida dê Kêdn voa da Haus-tia – i schpring hî, reiß dê Tia auf und ... hob in Votan dawischt, wiara mit da Sau-Kêdn gschewat hot ... Renate Maierhofer Mündliche Traditionen | oral traditions Klezn, Tragatsch und Groamat – Die Sprache der Region Klezn, Tragatsch and Groamat – The Language of the Region Mostviertler dialect is very different from the written language and is therefore a strong expression of regionalism and local ties. To give an impression of the dialect, a story from the book “Das Original Mostviertler Mundartbuch von Aan bis Zwutschkerl” or “The original book of mostviertler dialect von Aan (letter A) to Zwutschkerl (letter Z)” by Hubert Bruckner is provided on the left hand side. However, you’ll probably just have to take our word for it — mostviertler dialect is a very different language from the German that is spoken in other parts of Austria ! Wo spricht man was ? Where do the people use which expression ? Radl-tro Neuhofen E Sonntagberg Waidhofen/ Ybbs bbs Kl. Y Weyer Markt Opponitz Gresten -Land Gaming Lunz/See Altenmarkt bei St. Gallen St. Anton/ Jeßnitz Erla Waidhofen/ Ybbs Enns Annaberg Mitterbach/ Erlaufsee Mariazell r a alz STEIERMARK S Für dieses alte Transportgerät gibt es im Kulturpark Eisenstraße zwei verschiedene Bezeichnungen: Radl-tro: im Alpenvorland westlich von Melk-Scheibbs Tragatsch: im Voralpengebiet südlich Scheibbs-Waidhofen E Koschanot Purgstall/Erlauf Wang Scheibbs Randegg bbs Kl. Y Opponitz Wieselburg Reinsberg Gresten -Land Gaming Lunz/See Dürrenstein s Ybb Erla Puchenstuben uf Ö t s c h e r St. Georgen/Reith Hollenstein/ Ybbs St. Anton/ Jeßnitz Annaberg Mitterbach/ Erlaufsee Göstling/Ybbs Mariazell k a H o c h r a alz STEIERMARK S © arbeitsgemeinschaft kartographie 2009 Diese mit ziemlicher Sicherheit aus dem Französischen stammende Bezeichnung für die Haussulz ist offensichtlich nur im mittleren Mostviertel gebräuchlich. This word for “aspic” originates from French and is only used in the middle of the Mostviertel. Renate Maierhofer There are two different words for this old transport device: Radl-tro: in the foothills of the Alps west of Melk-Scheibbs Tragatsch: in the foothills of the Alps south of Scheibbs-Waidhofen Weyer Markt Altenmarkt bei St. Gallen © arbeitsgemeinschaft kartographie 2009 . uf Gresten Ybbsitz Puchenstuben uf Göstling/Ybbs k a H o c h Seitenstetten Sonntagberg OBERÖSTERREICH Dürrenstein s Ybb Neuhofen Allhartsberg Ö t s c h e r St. Georgen/Reith Hollenstein/ Ybbs AschbachMarkt St. Peter/Au Wieselburg Land Ybbs Wolfpassing Steinakirchen/Forst Scheibbs Reinsberg Tragatsch Amstetten Purgstall/Erlauf Bergland Petzenkirchen Neumarkt/ Ybbs Haag Wang Gresten Ybbsitz Wieselburg Randegg Allhartsberg Enns . uf Kl Seitenstetten rla Wolfpassing Steinakirchen/Forst AschbachMarkt St. Peter/Au Wieselburg Land Ybbs Don rla Amstetten Ybbs/ Donau au St. Valentin Bergland Petzenkirchen Neumarkt/ Ybbs Kl Don Haag OBERÖSTERREICH nach Hubert Bruckner: Das Original Mostviertler Mundartbuch von Aan bis Zwutschkerl Ybbs/ Donau au St. Valentin Seite 45 vom kleinen Glücksbringer bis hin zur mehrere Meter hohen Kreisverkehrsskulptur. Auch zahlreiche Feste wie die Schmiede weihnacht oder das alle zwei Jahre stattfindende Schmiede festival „Ferraculum“ werden abgehalten, um auch Besuchern aus der Ferne die Metallbe- und -verarbeitung näherzubringen. Das Schmiedehandwerk und die Metallbe- und -verarbeitung haben im Kulturpark Eisenstraße eine lange Tradition. Auf grund des Reichtums an Wasser und Holz sowie dem nahen Erzberg, der die Region mit dem Eisen versorgte, konnte sich bereits ab dem Mittelalter die Eisenbe- und –verarbeitung in der Region etablieren. Während man einerseits als Nahrungs mittellieferant für die recht karge Region um den Erzberg diente, erhielt man andererseits das so genannte Provianteisen im Austausch dafür, das zu Kleineisenprodukten wie Pfannen, Schaufeln, Sicheln, Messern und dergleichen weiterverarbeitet wurde. In den Glanzzeiten konnten 20 bis 30 Prozent des europäischen Eisenbedarfs mit Produkten aus der Region Eisenwurzen ge deckt werden. Daraus entwickelte sich großer Wohlstand, der sich im Begriff „Schwarzer Graf“ (Bezeichnung für die soge nannten Hammerherren in Anspielung auf ihr Handwerk und ihren Reichtum) widerspiegelt. Heute sind es zahlreiche Unternehmen, die sich basierend auf diesen Wurzeln zu weltführenden Anbietern in ihrem Spezialbereich entwickeln konnten. Ein Beispiel dafür ist die Firma Welser, die sich auf Profile spezialisiert hat. Sie greift heute auf das über insge samt elf Generationen erworbene Wissen zurück, mit Hilfe dessen sie ihre Spitzenposition auf dem Weltmarkt behaupten kann. Zahlreiche weitere Vorzeigebetriebe wie zum Beispiel die Firmen Forster, Riess, Sonneck, Busatis, ZKW, Worthington oder die Verzinkerei Neumarkt verfügen ebenfalls über ein spezielles Know-how im Bereich der Metallverarbeitung. Wichtige Elemente sind schließlich noch das Schmiedezentrum sowie die Schmiedeakademie. Während erstere Schmiedekurse für jedermann und jederfrau anbietet, der/die das Schmieden erlernen möchte, ist die Schmiedeakademie den jugendlichen Nachwuchstalenten vorbehalten, die im Rahmen einer Be gabtenakademie das Handwerk erlernen können. Auch in der Lehrlingsausbildung der regionalen Metallbetriebe nimmt das Thema Schmieden einen wichtigen Platz ein. Dass das Schmieden derart prägend für die Region ist, zeigt die Aufnahme von „Schmieden in Ybbsitz“ in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Österreichi schen UNESCO-Kommission. Das Schmieden nimmt aber nicht nur in Form der metallverar beitenden Betriebe eine wichtige Rolle ein. Auch für Menschen, die keinen Einblick hinter die Tore der großen Firmen haben, ist es spürbar. So gibt es in Hollenstein und in Ybbsitz Schmiede runden, die heute wie anno dazumals Schmiedeprodukte erzeugen. Schmiede und Metalldesigner erzeugen dabei alles www.weinfranz.com Traditionelles Handwerk | traditional craftsmanship Magie des Schmiedens – Das Schmiedehandwerk der Region Seite 46 Ferrigato www.weinfranz.com www.dphoto.at Magic of blacksmiths – Blacksmithing in the Region Blacksmithing as well as metal treatment and processing have a long tradition in the Kulturpark Eisenstraße. Due to the abundance of water and wood, as well as the nearby Erzberg mountain that supplied iron, the region established itself in iron treatment and processing during the Middle Ages. On the one hand, the region served as a food supplier for the relatively barren region around the Erzberg mountain, while on the other, obtained in exchange for food the so-called “provision iron” which was processed into small iron products like pans, shovels, sickles, knives and the like. Blacksmithing does not only play an important role in the metal processing companies, it is noticeable even for those who do not look behind the doors of the big companies. Blacksmithing rounds, that produce blacksmith products as was done in the olden days, exist in Hollenstein and in Ybbsitz. These blacksmiths and metal designers can produce everything from small lucky charms up to roundabout sculptures several meters high. Numerous festivals such as the blacksmith’s Christmas or the bi-annual blacksmithing festival “Ferraculum” bring visitors from far away closer to metal treatment and processing. In his heyday, 20 to 30 % of Europe’s iron needs were met with products from the Eisenwurzen (iron roots) region. This led to great prosperity, reflected by the term “Schwarzer Graf “or “black count” (the name for the so-called Hammerherren, alluding to their craft and their wealth). Today, there are numerous companies that have developed into world leaders in their respective fields based on these roots. One example is Welser, a company that specializes in metal profiles. Today, the com pany can reach back to knowledge acquired over eleven generations, and maintain its leading position in the world market. Many other companies such as Forster, Riess, Sonneck, Busatis, ZKW, Worthington or the Neumarkt galvanizing plant also have exceptional expertise in the field of metal processing. Additional important elements are the blacksmithing center and blacksmith academy. While the former offers blacksmith courses to anyone who would like to learn about blacksmithing, the blacksmith academy wroughts the young emerging talents who can learn the craft in a special environment. In the apprenticeship programs of the regional metal companies, the topic of forging also has an important place. That blacksmithing characterizes the region is demonstrated by the inclusion of “blacksmithing in Ybbsitz” on the intangible cultural heritage national inventory of the Austrian U NESCO Commission. Seite 47 Traditionelles Handwerk | traditional craftsmanship Wie die alten Meister – Die Baukultur der Region Eine Fülle an historischen Häusern, die in den Glanzzeiten der Metallbe- und -verarbeitung entstanden sind, prägen die Region. Sie sind jedoch nicht nur prachtvolle Zeugen der Ver gangenheit, sondern auch Vorbild für die regionale Baukultur von heute. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Gestaltung der Fassaden sowie der Dächer ein, in die auch heute noch die Kunst der alten Meister einfließt. Bei den Fassaden fallen insbesondere die Sgraffito-Fassaden der historischen Hammerherrenhäuser ins Auge, zum Beispiel jene des Amonhauses in Lunz am See, das aus der Renaissance zeit stammt. Diese Fassadentechnik wird aber auch heute wieder vermehrt für die Gestaltung von unterschiedlichsten Hausformen eingesetzt. Dabei tragen die Maler mehrere Schichten auf: Der schneeweiße Kalkputz wechselt sich mit dem Pigment Eisenoxidschwarz, einem Nebenprodukt des Eisenabbaus, ab. Letzterer wird in Form von Mustern und Ornamenten aus dem Kalk herausgekratzt. So entstehen stil voll eingerahmte Fenster und zarte Bänder in dunklen, fast schwarzen Erdfarben. Auch bei den Dächern verzeichnet man wieder eine Rückkehr zu alten Materialien, zum Beispiel in Form von Holzschindel Seite 48 dächern. Damit diese möglichst langlebig sind, sollen die Schindeln aus einer langsam gewachsenen, gut spaltbaren, heimischen Lärche hergestellt werden. Diese wird dafür je nach Schindellänge in Scheiben von zirka 40 Zentimetern geschnitten, die wiederum auf zirka vier bis acht Stücke auf gespaltet werden. Splint und grobjähriges Kernholz werden entfernt. Anschließend wird das Holz mit dem Schindeleisen und Holzschlägel auf zirka einen Zentimeter starke Schindeln gespalten, die auf der Hoanzlbank begradigt, geputzt und am unteren Ende abgeschrägt werden. Damit Schindeldächer lang lebig sowie schnee- und hagelsicher sind, werden sie dreischarig gedeckt, das heißt, man legt jeweils drei Lagen Schindeln ver setzt übereinander. Dabei gilt die Regel: Je steiler das Dach (in der Regel 30 bis 45 Grad), desto länger halten die Schindel. Gedeckt werden können dabei Dächer unterschiedlicher Gebäude – vom kleinen Marterl bis hin zum Wohnhausdach. Genauso wie bei den alten Meistern werden Fassaden und ächer auch heute genau auf das jeweilige Gebäude abge D stimmt. So gleicht kein Haus dem anderen und eine Vielfalt an unterschiedlichen Bauten entsteht, die ebenso wie die historischen Häuser der Vergangenheit die Region prägen und in Wechselwirkung mit ihr stehen. Marktgemeinde Lunz am See Like the old masters – The Regional Building Culture A wealth of historic houses, created in the heyday of metal treatment and processing, dominate the region. However, they are not only magnificent monuments of the past, but also serve as a model for the regional building culture of today. The art of the old masters still inspires today, especially in the construction of facades and roofs. Particularly in facades, the Sgraffito-façades of the “Hammerherrenhäuser“ (the houses of high ranking persons in society who made their wealth through blacksmithing) catch the eye, such as those of the Amonhaus in Lunz am See, which dates back to the Renaissance period. This technique is being used increasingly today in the façade design of different house types. It requires that the painters use several layers: the snow-white lime plaster alternates with the black iron oxide pigment, a by-product from iron mining. The latter is scraped out in the form of patterns and ornaments from the lime and stylish framed windows and delicate ribbons emerge, in dark, almost black, earth tones. In roofing one can also observe a return to old materials, such as wood roof shingles. To make them as durable as possible, the shingles are made of a slow-growing, easily-splittable local larch. This is cut into lengths, depending on the shingles, of about 40 cm, which are in turn split into about 4 to 8 pieces. Sapwood and coarsely ringed heartwood are removed. Lastly, the wood is cut with a froe and wooden mallet to about 1 cm thick shingles that are straightened on a bodger’s horse, cleaned and beveled on the lower end. To ensure the shingle roofs are durable and snow and hail resistant, they are applied in a three-furrow pattern: three layers of shingles are layered in an off-set pattern on top of each other. The rule is: the steeper the roof (usually 30 to 45 degrees), the longer the shingles will hold. The roofs of different types of buildings can be covered with wooden shingles — from small shrines to houses. As done by the old masters, the facades and roofs of today are precisely matched to the respective building. No two houses are the same, and a variety of different structures arise, which, like the historic homes of the past, shape and interact with the region. Seite 49 Literatur- und Quellenverzeichnis | literature and sources Literatur- und Quellenverzeichnis Literature and sources Die Inhalte der vorliegenden Broschüre berufen sich großteils auf die im Rahmen des Projekts geführten Interviews mit insgesamt 20 Personen aus der Region. Weiters wurden Frage bögen an die Eisenstraße-Gemeinden verschickt, deren Aus wertung ebenfalls in die Texte eingeflossen ist. Schließlich wurden noch Gespräche mit ExpertInnen aus verschiedenen Bereichen geführt, deren Wissen ebenfalls eingeflossen ist. Zudem wurde folgende Literatur herangezogen: The contents of this brochure rely largely on the project-related interviews held with 20 people from the region. Furthermore, questionnaires were sent to the Eisenstraße municipalities, their analysis has also been incorporated in the text. Finally, interviews were conducted with experts from different fields, whose knowledge has also been incorporated. In addition, the following literature was used: uuHubert Bruckner: Das Original Mostviertler Mundartbuch von Aan bis Zwutschkerl. Amstetten: Verlag 66 GmbH 2003. uuN.N.: Die Türkenpfeifer. Gelebtes Brauchtum in Waidhofen. In: Der Ybbstaler, 24. Mai 2012, S. 4. uuAnton Distelberger: Geheimnisvolles Mostviertel. Wallfahrtsorte, Heilbründl, Kultsteine. Amstetten: 2005. uuN.N.: Die Türkenpfeifer. Teil 2: „Türkengefahr“ in Waidhofen und Umgebung. In: Der Ybbstaler, 31. Mai 2012, S. 6. uuMarkus Glück: Weihnachtsfestkreis. In: Niederösterreich Perspektiven, Winter 2011, S. 34 – 35. uuN.N.: Die Türkenpfeifer. Teil 3. In: Der Ybbstaler, 7. Juni 2012, S. 6. uuMichaela Hermann: Die Wanderkrippen von Reinsberg. In: Niederösterreich Perspektiven, Winter 2010, S. 8 – 10. uuSiegrid Hirsch und Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten. Unterweitersdorf: Freya 1999. uuwww.eisenstrasse.info/schatzsuche uuwww.heilkraeuter.de uuwww.ybbsitz.at uuHelmut Huber: Heiligen-Geist-Fangen. In: Schaufenster Volkskultur 3 /2011, S. 10 – 11. uuGerlinde Lauboeck: Interessantes und Wissenswertes über die Tracht im südwestlichen Mostviertel. In: Waidhofner Heimatblätter des Musealvereins Waidhofen an der Ybbs, 27. Jahrgang, 2001, S. 11 – 23. Seite 50 uuKartenquelle Seite 5: Data source: GISCO-Eurostat (European Commission) Administrative boundaries: © EuroGeographics, UN-FAO. Dankeschön! Thank you! Ein besonderes Dankeschön gilt allen BewohnerInnen des Kul turparks Eisenstraße, die sich für ein Interview bzw. Gespräch zur Verfügung gestellt oder Fotomaterial beigestellt haben: A special thank you to the residents of the Kulturpark Eisenstraße who provided interviews, discussion and/or photos: uuChristian Almer uuKarl Auer uuRegina Barthofer uuHubert Bruckner uuAnton Distelberger sen. uuFamilie Margarete und Konrad Enöckl uuIng. Peter Ettel uuSepp Eybl uuBgm. Marianne Fallmann uuVzbgm. Franz Faschingleitner uuMarianne Flazelsteiner uuEva Füsselberger uuBgm. Renate Gruber uuIng. Anton Halbartschlager uuGrete Hammel uuPeter Harlacher uuManfred Hirtenlehner uuVroni Hochauer uuBernhard Hofecker uuFamilie Bernadetta und Josef Hönickl uuFranz Huber uuHeinrich Huber uuRudolf Jagersberger uuIng. Leo Klaffner uuAndreas Krenn uuJohannes Lagler uuRenate Längauer uuDir. Gerlinde Lauboeck uuGenoveva Leitner ... sowie all jenen, die durch das Ausfüllen der Fragebögen zur Wissensansammlung über das immaterielle Kulturerbe im Kulturpark Eisenstraße beigetragen haben ! uuAndreas Lengauer uuDI Claudia Lueger uuIng. Alfred Luger uuRenate Maierhofer uuKarl Piaty uuMag. Irmgard Plank uuWolfgang Pöhacker uuKarl Prüller uurandlos media & kultur werkstatt uuFamilie Josefa und Johann Reisenbichler uuIng. Friedrich Riess uuBirgit Roseneder uuStefan Ruthenschlager uuJohann Schagerl uuRR BSI Leo Schauppenlehner uuDominic Schlatter uuHermine Schmutz uuBerthold Schrefel uuRichard Teufel uuKarl Teufel uuTVA GmbH uuBeate Vyplel uuFamilie Rosina und Gottfried Wagner uuFamilie Hildegard und Franz Wiesenhofer uuBrigitte Wieser uuMag. Eva Zankl ... and to all those who contributed by completing questionnaires for knowledge accumulation on the intangible cultural heritage in the Kulturpark Eisenstraße ! Impressum Imprint Alle Angaben wurden sorgfältig erhoben, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ziel dieser Broschüre ist es, einen Überblick über den vielfältigen kulturellen Reichtum des Kulturparks Eisenstraße zu geben. Daher musste eine Auswahl getroffen werden und es kann an vielen Stellen nicht näher ins Detail gegangen werden. Eine Aufarbeitung einzelner Teil bereiche wäre jedoch in jedem Fall begrüßenswert. Für Anregungen und Ergänzungen auch in Hinblick auf ein geplantes Buch über den Kulturpark Eisenstraße sind wir daher dankbar ! All data was carefully compiled but the completeness cannot be guaranteed. The aim of this booklet is to provide an overview of the diverse cultural richness of the Kulturpark Eisenstraße. Therefore, decisions had to be made and in many cases it was not possible to go into further detail. A reappraisal of individual areas would be welcomed in any case. For suggestions and amendments in regard to a proposed book about the Kulturpark Eisenstraße we are grateful ! Medieninhaber und Verleger Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland, 3341 Ybbsitz, Brunnengasse 2 Für den Inhalt verantwortlich DI Sabine Griesmann Redaktion Mag. Barbara Reisenbichler Mitwirkende DI Sabine Griesmann, Stefan Hackl, Mag. Barbara Reisenbichler, Dominik Stixenberger Übersetzung Alena Morrison, MHA, B.Sc., Mag. (FH) Martin Aigner Layout Atteneder Grafik Design GmbH, Steyr · atteneder.at Fotos Archiv Eisenstraße (wenn nicht anders angeführt) Korrektorat Helmut Maresch, Feldkirchen an der Donau · typokorrektor.at Druck Gutenberg, Linz © 2012 Seite 51 Die Region Kulturpark Eisenstraße im niederösterreichischen Mostviertel ist eine Region mit lebendigen Traditionen, viel fältigen Talenten und mannigfaltigem Wissen. All dies gibt den Bewohnern ihre Identifikation, beschreibt ihre Wurzeln und macht den Kulturpark Eisenstraße zur „Heimat“ für über 66.000 Einwohner. Bei den Themen „lebendige Traditionen, regionales Wissen und Talente“ kann die Region daher wahrlich aus dem Vollen schöpfen. In dieser Broschüre dürfen wir Ihnen eine kleine Auswahl aus dieser großen „Schatztruhe“ p räsentieren. The Kulturpark Eisenstraße, a cultural region in Lower ustria’s Mostviertel, is full of lively traditions, diverse talents A and knowledge. These traditions, talents and knowledge give the residents their identity, form their roots and make the Kulturpark Eisenstraße “home” for over 66,000 inhabitants. Therefore, for the themes “living traditions, regional knowl edge and talents”, the region is able to draw from unlimited resources. In this brochure, we can present a small selection from this extensive “treasure chest”. Das Projekt wird vom ERDF-Fonds der Europäischen Union mit einer Gesamtsumme von 1.789.851,39 Euro (für alle Projektpartner) kofinanziert. The project is co-financed by the ERDF-funds of the European Union (amount: 1,789,851.39 Euro for all project partners). Fotos Titelseite: www.dphoto.at | www.weinfranz.com Kontakt Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland Brunnengasse 2 A 3341 Ybbsitz T +43 (0) 74 43 / 86 000 F +43 (0) 74 43 / 86 000-22 service@eisenstrasse.info www.eisenstrasse.info www.facebook.com/kulturpark.eisenstrasse www.culturalcapitalcounts.eu