Informationskompetenz für Soziolog(inn)
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Informationskompetenz für Soziolog(inn)
WS 2012/13 Regina Bickmann Universitätsbibliothek Verbundbibliothek im KG IV Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger Universitätsbibliothek (UB 1) Fachreferat Soziologie Informationskompetenz für Soziolog(inn)en Vom Thema zur passenden Information und zum passenden Medium Im Mittelpunkt einer Literatur- oder Informationsrecherche stehen zunächst die Fragen: Wie lautet meine Themenstellung? Wie bereite ich eine Informations-/Literaturrecherche vor? Welche Suchbegriffe lege ich meiner Recherche zugrunde Am Anfang jeglicher gezielten Beschäftigung mit den entsprechenden Literatur-, Medienoder Informationsressourcen steht eine gewisse Klarheit über das Thema, dem man sich näher widmen möchte. Entweder ist das Thema von einer Lehrkraft in Schule oder Hochschule bereits gestellt, beispielsweise für eine Hausarbeit, oder es handelt sich um eine berufsbezogene Recherche oder aber man möchte aus anderen (persönlichen) Gründen eine Expertise über ein Sachthema anfertigen. Der jeweilige Hintergrund oder Anlass für die Anfertigung einer Arbeit oder für die Informations-/Mediensuche ist auch deshalb von Bedeutung, weil die innere (intrinsische) Motivation bei einer „Auftragsarbeit“ weniger ausgeprägt ist als bei einem aus eigenem Antrieb begonnenen Arbeitsvorhaben. Vorbereitung einer Recherche: Bevor die eigentliche Recherche von Informationen und Medien beginnt, sollten einige grundsätzliche Dinge geklärt werden, um so auf einigermaßen sicherer Grundlage in die Arbeit einsteigen zu können. Wieviel Zeit steht zur Verfügung (Abgabetermin)? Ein besonders wichtiger Faktor ist die verfügbare Zeit. Wenn ein früher Termin für die Abgabe einer Hausarbeit oder einer Präsentation gesetzt wird, bleiben für die erforderlichen Bibliotheks- oder Internetrecherchen eventuell nur wenige Tage. Auch unter Zeitdruck müssen jedoch die wichtigsten Informations- und Medienressourcen berücksichtigt werden, allerdings werden sich diese auf eine überschaubare Anzahl relativ kurzer Texte, insbesondere auf lexikalischer Ebene, beschränken. Die Internetrecherche erscheint wegen der direkten Verfügbarkeit von Quellen als attraktivste Lösung, jedoch sollte besser zunächst die Homepage der UB mit den dort angebotenen Informationsressourcen konsultiert werden. Auch diese eröffnen oft einen raschen Weg zu den Dokumenten im Volltext, vor allem aber erschließen sie Literatur und Information, die für Google nicht erreichbar ist („Deep web“). Als Faustregel der Zeitplanung gilt: Ungefähr 50 Prozent der verfügbaren Zeit für die Recherche und Bearbeitung der Informationen und Medien, d.h. suchen, finden, auswählen, lesen bzw. auf andere Weise rezipieren, Auszüge anfertigen und wichtige Textstellen markieren 30-35 Prozent für die Erarbeitung des Manuskripts 2 15-20 Prozent für die formal korrekte Endfassung der Arbeit (Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Textformulierung, Zitate einfügen und richtig zitieren, eventuell Fußnoten und Anmerkungen, Grafiken oder Abbildungen einbinden, Quellen- und Literaturverzeichnis, Index). ACHTUNG: Der Zeitaufwand für die Erfüllung der formalen Ansprüche an eine Fach-, Hausoder Prüfungsarbeit sollte nicht unterschätzt werden! Wenn - wie im Falle einer Hausarbeit im Grundstudium oder gar einer Abschlussarbeit – mehrere Wochen oder gar mehrere Monate für die Anfertigung zur Verfügung stehen, sind die Ansprüche und Erwartungen des Dozenten an die Menge der zu berücksichtigenden Literatur und Quellen in diesem Fall deutlich höher, andererseits kann man sich eben für die Informationssuche mehr Zeit lassen und auch entlegene Werke und Quellen einbeziehen. Wie umfangreich soll die Arbeit sein? Diese Frage hängt unmittelbar mit der ersten zusammen, denn je weniger Zeit ich habe, desto knapper dürfte der Umfang der Arbeit sein. Vielmehr kommt es dann wesentlich auf die Aussagekraft der ausgewählten Informationen und Medien an, d.h. die durchdachte Auswahl einiger weniger, aber ergiebiger Materialien genießt Vorrang. Muss eine größere Haus- oder Abschlussarbeit oder sonstige umfassendere Expertise vorgelegt werden, gelten ähnliche Überlegungen, wie sie bereits im Zusammenhang mit dem Zeitaufwand angestellt wurden. Die erwartete Intensität der Informationssuche und Informationsbearbeitung ist dann um ein Vielfaches höher. Welche Literatur und Medien benötige ich? Hier geht es noch nicht um die detaillierte Zusammenstellung der Ressourcen, sondern um Vorüberlegungen im Hinblick auf die Art der Ressourcen und – damit verbunden – die geeigneten Bibliotheken, Mediotheken oder Dokumentationsstellen bzw. das Internet. Geht das Thema zum Beispiel in die Richtung „Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und die Zukunft des Arbeitsmarkts“, dann kommt es sicherlich auch auf einen Fundus von bevölkerungs- und arbeitsmarktstatistischen Daten an, die nicht in jeder Bibliothek, eventuell aber im Internet verfügbar sind. Die Literatur zu dem Thema wiederum ist eher in einer Hochschul- oder Institutsbibliothek denn in einer Stadtbibliothek zu erwarten. Die Vorüberlegung sollte zu einer gewissen Prioritätensetzung bezüglich der Reihenfolge, in der die Recherchen angegangen werden, führen. Generell ist zu unterscheiden zwischen Büchern (Monographien), Sammelwerken und Fachzeitschriften, die wiederum jeweils in gedruckter, in elektronischer oder auch in Mikroform vorliegen können. Im Katalog plus finden Sie Bücher und Zeitschriftentitel (keine Aufsätze!) im UB-Bestand oder im Bestand einer anderen Freiburger Bibliothek – ein Katalog ist eben ein Bestandsverzeichnis. In den Literaturdatenbanken finden Sie bibliographische Nachweise, insbesondere von Zeitschriftenartikeln, unabhängig von ihrem Vorhandensein in einer bestimmten Bibliothek. Über die „Bestandsabfrage“ (bzw. >>ReDI Links“<<) ist zu ermitteln, inwieweit die gefundene Quelle in Freiburg verfügbar ist, sei es in gedruckter oder sei es in elektronischer Form. 3 Inwieweit kann ich das Internet für die Recherchen nutzen? Selbstverständlich ist das Internet bei der Informations- oder Mediensuche in die Überlegungen mit einzubeziehen, allerdings nicht ausschließlich zu berücksichtigen. Erst im Verbund mit Bibliotheksrecherchen gewinnt die (ergänzende) Internetrecherche letztlich erst einen wichtigen Stellenwert. Allerdings kann sie auch am Beginn der Arbeit stehen, wenn es darum geht, die für das entsprechende Thema in Frage kommenden Bibliotheken oder sonstigen Informationsstellen zu ermitteln oder sich grobe Erstinformationen über ein Themengebiet auf die Schnelle zu besorgen (beispielsweise mithilfe der Internetenzyklopädie Wikipedia). Wissenschaftliche relevante Materialien findet man über „Google Scholar“ oder über Google mit der Sucheinschränkung auf eine Universitätsadresse (Beispielanfrage: <Macht Herrschaft and inurl:uni>). Habe ich einen eigenen PC mit der nötigen Softwareausstattung und mit Internetanschluss? Kann man auf einen eigenen PC oder einem Laptop, beispielsweise mit einem Office-Paket und einem Internetanschluss, zurückgreifen, steht einem weitgehend orts- und zeitunabhängigen Arbeiten nichts im Wege, jedoch bleibt andernfalls immer noch der Ausweg, in der Bibliothek einen der dort zunehmend angebotenen PC-Arbeitsplätze zu nutzen (Achtung: Im Lernzentrum der UB 1 in der Stadthalle gibt es zahlreiche PC-Arbeitsplätze mit angeschlossenem Druckservice). Allerdings ist man dann auf die Öffnungszeiten der Bibliothek und die Verfügbarkeit der PC-Stationen angewiesen. Die UB ist flächendeckend mit WLAN ausgestattet, so dass Sie Ihren Laptop flexibel einsetzen können. Notwendig für den Zugang zum Universitätsnetz ist auf jeden Fall eine Kennung und ein Passwort (beim Rechenzentrum zu beantragen). Von zu Hause können Sie auf zahlreiche Datenbanken auch mit „Shibboleth“ (Institutional Login) zugreifen, nicht nur über VPN (Virtual Private Network). Dieses institutionelle Login funktioniert z.B. bei SpringerLink und JSTOR. Formulierung von Recherche-/Suchanfragen Sind die Vorüberlegungen erfolgreich abgeschlossen, kommt es entscheidend auf die themengerechte Formulierung von Suchanfragen (beispielsweise für eine Katalog- oder eine Datenbankrecherche) an. Dabei ergibt sich zunächst das Problem der Mehrdeutigkeit von Begriffen. Möchte man sich zum Beispiel mit Fragen der Humangenetik befassen, so kämen mehrere Suchbegriffe in Betracht: Präimplantationsdiagnostik (PID) Pränataldiagnostik (PND) oder auch pränatale Diagnostik Embryonenschutz Wichtig: Versuchen Sie möglichst, geeignete „Schlagworte“ oder „Deskriptoren“ / „Subjects“ für Ihre Suchanfrage zu finden (Index, Register einbeziehen), da dieses kontrollierte Vokabular zu präziseren Suchergebnissen führt und sprachunabhängig genutzt werden kann! Sollen mehrere Suchbegriffe in eine Suchanfrage eingeschlossen werden, bedarf es der Verwendung von „Boole’schen Operatoren“, insbesondere der folgenden: : „AND“ / „UND“ 4 Begriff A und Begriff B sollen beide in dem Suchergebnis (z.B. einem Buchtitel) vorkommen (Schnittmenge). (Beispiel: „Gewalt“ UND „Medien“ / Suchergebnis im Bibliothekskatalog u.a. das Buch mit dem Titel: „Gewalt in den Medien“) „OR“ / „ODER“ Begriff A oder Begriff B sollen im Suchergebnis vorkommen (Erweiterungsmenge inhaltlich ähnlicher Begriffe. (Beispiel: „Macht“ ODER „Herrschaft“ / Suchergebnis im Bibliothekskatalog u.a. die Bücher mit den Titeln: „Die Macht der Rituale“ bzw. „Die Herrschaft des Bischofs“) NOT /UND NICHT Begriff A soll enthalten sein, aber nicht Begriff B (Ausschließung verwandter Begriffe). (Beispiel: „Macht UND NICHT Herrschaft“ / Suche beschränkt sich auf das Wort „Macht“. Wo bekomme ich Fakteninformationen? Enzyklopädien, Fachlexika Wir unterscheiden zwischen Universalenzyklopädien (z.B. Encyclopaedia Britannica, Brockhaus, Encyclopaedia Universalis) und Länderenzyklopädien, die es wiederum in elektronischer und in traditioneller gedruckter Form gibt. Enzyklopädien beinhalten das umfangreichste Reservoir an Information und Wissen, allerdings präsentieren sie dieses auf einem eher allgemeinen, nicht-spezialisierten Niveau. Die enzyklopädischen Werke werden von einem Herausgebergremium, meistens namhafter Wissenschaftler, redaktionell betreut. Im Internet entspricht „Wikipedia“ dem Typ der Universalenzyklopädie, ist allerdings redaktionell nur in formaler Hinsicht betreut. Die Inhalte (Artikel) zu einzelnen Begriffen können von interessierten Teilnehmern dieses Projekts selber eingepflegt und kontinuierlich weiter entwickelt werden, ohne Garantie für die Richtigkeit. Wichtig für die Fachinformation sind die Fachlexika bzw. Fachwörterbücher (z.B. das „Lexikon zur Soziologie“ 4. Aufl. 2007 von Fuchs-Heinritz u.a. oder das elektronosch verfügbare „A Dictionary of Sociology“ über Oxford Reference Online Premium). Statistiken Internationale, nationale und regionale Statistiken, nach entsprechenden Sachgruppen unterteilt und meistens jährlich (auch für mehrere Jahre kumulierend), mit Vergleichszahlen der Vorjahre. Jahrbuch des Bundesamts / der Landesämter / der UNESCO. In der Datenbank „Genesis“ finden Sie statistisches Material für die Bundesrepublik Deutschland. Sehr komfortabel zu nutzen ist die Datenbank „Statista“. Biographische Nachschlagewerke Wichtig für die Recherche nach Personen bzw. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Wirtschaft. Wichtigster Typ ist „Who’s who“ und Munzinger (Personen). Diese Nachschlagewerke liegen teilweise elektronisch vor (siehe unter „DBIS“ / Allgemein, fachübergreifend). Länderinformationen Wissenswertes über einzelne Länder, teilweise im Internet (Webkataloge), teilweise über Munzinger (Länder), teilweise über die Länderenzyklopädien. Auch diese Ressourcen gibt es zum Teil in elektronischer Form und über das Internet. 5 Zeitungsinformation Tages- und Wochenzeitungen bieten eine Fülle aktueller Informationen und Nachrichten. Über DBIS (Rubrik „Allgemein/fachübergreifend“ oder über die Datenbank „wiso Praxis/Presse) finden Sie zahlreiche deutsche und internationale Zeitungen in elektronischer Form mit Artikeln im Volltext. Für die Erstinformation zu einem bestimmten Themengebiet stehen sowohl im Lesesaal der UB 1 (Gruppe LS-Soz) als auch in der Verbundbibliothek im KG IV wichtige Standardwerke zur Verfügung. Wie beschaffe ich die benötigten Werke? Im Katalog plus führt unter „Verfügbarkeit“ der Button „Ausleihstatus“ (bei der Standnummer des Werks) zur Übersicht über die möglichen Standorte eines nachgewiesenen Titels: - UB 1 Freihandausleihe (GE, SW, NA, MD, LB, FZ ) = Ausleihbar (bzw. Vormerkbar, falls verliehen). Wichtig: Ohne die genaue Standnummer finden Sie das Buch im Freihandbereich nicht! - UB Magazinausleihe = Bestellbar (bzw. Vormerkbar, falls verliehen) - UB 1 Lesesaal (LS) mit Präsenzaufstellung (nicht ausleihbar) - Sonstige dezentrale Bibliothek (z.B. Verbundbibliothek KG IV) in der Universität - Außeruniversitäre Bibliothek in Freiburg (z.B. Pädagogische Hochschule) Bibliotheksausweis / UniCard Für die Ausleihe eines Werks aus UB-Bestand benötigen Sie einen Bibliotheksausweis bzw. Ihre UniCard, die jedoch nach Ausfüllen eines entsprechenden Antragsformulars von der UB für Sie persönlich freigeschaltet werden muss, um auch als Bibliotheksausweis dienen zu können. Mit der UniCard erhalten Sie Zugang in die UB 1 (Stadthalle am Alten Messplatz) rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen! Fernleihe Falls ein gewünschter Titel im Freiburger Online-Katalog nicht nachgewiesen ist, können Sie es über die Fernleihe bestellen (Kosten pro Bestellung: € 1.50). Die in der Fernleihe bestellten Dokumente sind in der UB 2 abzuholen. Insbesondere bei den Fachzeitschriften liegen viele Titel mittlerweile als eJournal elektronisch vor. Überprüfen Sie dies ggf. auch anhand der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB). Auskunft, Beratung Wenn Sie irgendwelche Probleme oder Fragen im Zusammenhang mit der Bibliotheksbenutzung oder der Literaturrecherche und –beschaffung haben, hilft die Bibliothek Ihnen gern weiter: - Information & Service UB 1 (Stadthalle) Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 10-18 Uhr (Tel: 2033918) <http://www3.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=info > Bibliothekarische Auskunft in der Verbundbibliothek KG IV (Tel.: 203-3488/-3479) <http://www3.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=bibkg4 > Fachreferent für Soziologie Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger (Tel.: 203-3924) <http://www3.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=1023>