Passive Sensoren - Drahtlos versorgt und abgefragt
Transcription
Passive Sensoren - Drahtlos versorgt und abgefragt
ZSN White Paper 2010 Passive Sensoren Drahtlos versorgt und abgefragt Autoren: Prof. Roland Küng, Sarah Philipp, Zentrum für Signalverarbeitung und Nachrichtentechnik (ZSN), ZHAW Winterthur, roland.kueng@zhaw.ch. Abstract Sensoren welche ohne eigene Stromversorgung Messungen vornehmen und berührungslos ihre Daten an eine Auswertestation übermitteln sind dort willkommen, wo man nach dem Einbau keinen Zugang mehr zum Sensor hat (im Inneren eines Maschinenteils, unter der Haut, hinter Bausubstanz) und eine Verkabelung ausgeschlossen ist (bewegliche Teile, hoher Verschleiss, Dichtigkeit). Es wird eine Systemlösung für kurze Distanzen beschrieben, in welcher die Energie induktiv bei der RFID Frequenz 13.56 MHz übertragen wird unter Verwendung von wenige cm grossen Loop-Antennen. Als Sender dient ein 2 Watt Klasse E Verstärker mit einem Wirkungsgrad von über 80%. Sender und Antennen müssen optimiert aufeinander abgestimmt sein. Dann lassen sich z.B. Sensoren mit einem Verbrauch von 200 mW in 10 mm Abstand speisen. Der Artikel zeigt, wie man Sender und Antennen entwirft und praktisch aufeinander abstimmt. Solche induktive Kopplungen sind in der Praxis als Schwingkreise mit hohen Güte ausgeführt und haben daher den Nachteil, dass sie schmalbandig sind und daher nur für eine Übertragung mit niedriger Datenrate verwendbar sind. Deshalb wird im vorliegenden System neben dem Sensor auch ein Funkchip im 2.4 GHz Band mitversorgt, der die Datenübertragung über eine kapazitive Kopplung mit 1 MBit/s oder mehr besorgt. Moderne Funkchips haben heute einen Protokoll-Controller on Chip und benötigten weniger als 50 mW Leistung. Sie können daher als Erweiterung des passiven Sensors betrachtet werden. Die kleine kapazitive Antenne lässt sich in den induktiven Loop integrieren und besitzt eine grössere Reichweite als die berührungslose Energieversorgung. Sobald die Abfragestation in den Nahbereich des Sensors gebracht wird, wird der Sensor und der Funkchip mit Energie versorgt, stabilisiert durch einen DC-DC Wandler. Der Sensor beginnt sofort seine Messungen auszuführen und die Daten dem Funkchip zur Messwertübertragung zur Verfügung zu stellen. Ein Einsatz ist vielen maschinellen Sensoren denkbar, bei denen physikalische Messgrössen (Temperatur, Druck, Strom...) aus einem abgetrennten oder rotierenden Bereich gesammelt werden sollen oder dank der hohen Übertragungsrate auch zur Steuerung des Prozesses benützt werden. Das Verfahren kann auch in der medizinischen Telemetrie bei Patienten oder Tieren angewendet werden. Ein dritter Bereich umfasst die periodische Abfrage von Sensoren in oder hinter baulichen Strukturen (Wände, Fahrbahnbelag, Hochspannungsbereiche…). Anwendungsbeispiel Bei einigen medizinischen Geräten ist es wichtig, dass sie einfach desinfizierbar sind und deshalb hermetisch geschlossen konzipiert werden. Für den Betrieb im Datensammelmodus werden die Messgeräte mit Energie versorgt, wobei nur eine induktive Kopplung ohne Datenfunk notwendig ist. Wichtig ist ein möglichst gute Effizienz in der Energieübertragung um die Versorgungsbatterie des Lesegerätes zu schonen. 1 of (11) ZSN White Paper 2010 Müssen die angesammelten Daten irgendwann ausgelesen werden, zum Beispiel beim Arzt, so kommt ein baugleicher Koppler mit zusätzlichem Dateninterface zum Einsatz. Üblicherweise werden die Daten mit der aus der RFID Technik bekannten BackscatterModulation übertragen [Fink]. Die Datenraten dabei sind aber systembedingt gering. Alternativ kann die Datenübertragung mittels Funk oder optisch realisiert werden. Letzteres ist jedoch wegen Verschmutzungsgefahr oft nicht vorteilhaft. Bei Funk kann anstelle einer Antenne eine einfache kapazitive Kopplung über dieselbe Distanz wie für die Energie entsprechend Fig. 1 eingerichtet werden. Fig. 1: Power: Induktive Kopplung, Daten: Kapazitive Kopplung Energie lässt sich effizient bezüglich Leistung und Baugrösse nur über Schleifringe oder Magnetfelder übertragen. Unpraktisch sind niederfrequente Lösungen, welche Ferritmaterialen benötigen um ein genügendes Magnetfeld zu erzeugen und uninteressant sind die Kosten zur Herstellung von Spulen mit hoher Windungszahl. Bei höheren Frequenzen ist es notwendig die Abstrahlrichtlinien einzuhalten und man muss deshalb auf geeignete lizenzfreie Funkbänder ausweichen, wie etwa das 13.56 MHz Band, welches auch aus dem RFID Bereich bestens bekannt ist [Fink]. Dafür kann mit einfachen auf PCB gedruckten Spulen gearbeitet werden. Höhere Frequenzen als 20 MHz eignen sich wiederum nicht, wegen der hohen Absorption durch Materialien, z.B. bei Implantaten. Es wird deshalb im Folgenden für die Energie mit induktiver Kopplung bei 13.56 MHz und für die Daten mit kapazitiver Kopplung bei 2400 MHz gearbeitet. Dimensionierung der induktiven Kopplung Die grösste Schwierigkeit beim Systementwurf bereitet die effiziente Leistungskopplung über eine vorgegebene Distanz. Der Kopplungskoeffizient beträgt für grössere Spaltbreiten zwischen den beiden Systemteilen schnell einmal nur noch einige % oder weniger [Fink]. Daran lässt sich leider bei gegebener Geometrie nichts ändern. Einzig bei der Senderstufe kann auf einen hohen Wirkungsgrad hingearbeitet werden und ein Klasse E Verstärker zum Einsatz gebracht werden. Aus der Erfahrung mit Transformern erwartet man eine stattliche Anzahl Windungen als Optimum, um genügend Spannung auf der Sekundärseite zu erzeugen. Induktive Kopplungen bei HF werden aber ganz anders ausgelegt. Man bedient sich der Technik der Resonanzkreise. Die Versorgungsquelle vS (Klasse E Endstufe) in Fig. 2 besitzt einen Ausgangswiderstand von 50 Ω. Die primäre Spule (Induktivität L1) mit N1 Windungen und Verlustwiderstand R1 (f(Querschnitt, Länge, Skintiefe)) wird mit Hilfe eines Anpassnetzwerkes bei der Resonanzfrequenz 13.56 MHz auf 50 Ω angepasst. 2 of (11) ZSN White Paper 2010 Im Sensor wird die Empfangsspule (Induktivität L2) mit C2 in Parallelresonanz abgestimmt. Es lässt sich zeigen, dass dann die Spannung vL über der Last dem Produkt der induzierten Spannung v2 mal der Schwingkreisgüte Q2 entspricht. Die induzierte Spannung durch das Magnetfeld H(x) und die Gegeninduktivität M(x) sind proportional zu N2 und es gelten folgende Beziehungen: v 2 = µ 0 ⋅ ω ⋅ N 2 ⋅ A2 ⋅ H ( x ) = ω ⋅ M ( x ) ⋅ i1 ; vL = v 2 ⋅ Q2 (1) In (1) entspricht A2 der Fläche der Spule L2 und N2 deren Windungszahl. Um die Übersicht zu wahren gehe man im Folgenden von einer vorgegeben Baugrösse für die Applikation aus (Fig. 3, Radius 10 mm), so dass vL nur durch N2 und Q2 beeinflussbar ist. R2 stellt die Verluste der Induktivität L2 dar welche ungefähr proportional zu N2 sind. Fig. 2: Ersatzbild einer induktiven Kopplung Wie soll nun L2 dimensioniert werden, wie viele Windungen sollen es sein? Die Antwort ist viel Schwieriger als man denkt. RL ist durch den Verbraucher gegeben, ebenso C2 für die Erzeugung der Resonanz sobald L2 einmal fixiert ist. Es treten gewissermassen 2 Güteanteile im Sensorkreis auf: Einer aus L2 und R2 in Serie (QR2 ) und einer aus L2 und RL parallel (QRL). Es gilt ungefähr (siehe auch Kasten Serie-Parallel-Wandlung im Schwingkreis): ω ⋅ L2 1 R2 1 1 = = 0 + + Q2 RL ω0 ⋅ L2 QRL QR 2 (2) Möchte man den unnützen Verlust in R2 minimieren und Q2 gross werden lassen, so dass vL in (1) gross wird, dann muss interessanterweise neben R2 auch L2 klein gemacht werden. Andrerseits soll die Gegeninduktivität M(x) welche proportional zur Windungszahl N2 ist gross sein um v2 gross zu machen. Für niederohmige Lasten wird die Güte hauptsächlich durch RL bestimmt: 1 1 ≈ Q 2 QRL ω 0 ⋅ L2 = RL (3) 3 of (11) ZSN White Paper 2010 Da L2 proportional zum Quadrat von N2 ist, dominiert Q2 den Einfluss von M(x). Für niederohmige Lasten RL soll also N2 minimal werden, das heisst theoretisch nur eine einzige Windung betragen. In der Praxis ist aber R2 nicht beliebig klein realisierbar und beginnt nach (2) auf Q2 Einfluss zu nehmen, insbesondere wenn L2 sehr klein wird. Für eine Einzelwindung mit Radius 10 mm werden gerade noch ≈ 40 nH gemessen mit einem Q2 von ≈ 30. Es ist dann bei kleinen Geometrien N2 = 2 oder 3 oft die optimalere Lösung. Wird die Koppelstrecke in Metall eingebettet, so ist auch mit den Wirbelstromverlusten zu rechnen. In diesem Fall steigt R2 unabhängig von L2. L2 muss nun für ein ansprechendes Q2 ebenfalls erhöht werden. Man kann auch theoretisch zeigen [Theodoridis], dass N2 dem aufgerundeten Wert von (4) entsprechen soll um maximale Spannung an RL zu erhalten: N2 = 3 2 ⋅ R 20 ⋅ RL ω 02 ⋅ L20 2 (4) Hierbei sind für R20 und L20 die Ersatzwerte für eine Einzelwindung der geplanten Spulenbaugrösse einzusetzen. Im Grössebeispiel nach Fig. 3 misst man: L20 ≈ 40 nH, R20 ≈ 0.14 Ω. Für RL = 300 Ω ergibt sich N2 = 2. Dies scheint im Einklang mit obigen Überlegungen. Könnte man nun einfach mit einer kleineren Baugrösse etwas verbessern? Nein, denn die Abnahme von R20 und L20 (hier beide proportional zum Spulenradius, siehe Kasten Abhängigkeiten)) wird mehr als kompensiert durch die verringerte Gegeninduktivität M(x), welche proportional zur Spulenfläche A2 abnimmt. Nur eine grössere und damit oft unpraktische Baugrösse würde die Reichweite verbessern. Für RFID Etiketten liegt übrigens RL im Bereich von 10 kΩ und mehr, so dass bei Kreditkartengrösse N2 typisch 4…6 wird. Fig.3: Induktivität L2 mit N2 = 1 bzw. N2 = 3 inklusive C2 und Gleichrichter, Es stellt sich genau so die Frage, wie man auf der Seite von L1 zu optimieren hat. In Fig. 2 setzt sich Rs aus dem Verlustwiderstand R1 der Induktivität L1 dar und in Serie dazu den auf die Primärseite transformierte Lastwiderstand RT des Sensors. In Abwesenheit des Sensors ist Rs = R1. Rs wird durch ein frequenzselektives Anpassnetzwerk auf 50 Ω gebracht, welches sich zusammen mit L1 wie ein Serieschwingkreis verhält. Möchte man einen grossen Distanzbereich möglichst unabhängig von der Verstimmungen des Schwingkreises nutzen, so sollte der von L1 herrührende Teil R1 gegenüber RT dominieren. 4 of (11) ZSN White Paper 2010 Man kann dies erreichen, indem an die Induktivität mit entsprechend dünnem Querschnitt fertigt. Das Anpassnetzwerk kann mit rein kapazitiven Elementen realisiert werden. Die gängigste Anpassschaltung mit minimaler Anzahl Bauteile ist das Cp-Cs Glied nach Fig. 4. Bei der Resonanzfrequenz wird Rs auf 50 Ω transformiert. Das Anpassen der sehr niederohmigen Last Rs auf 50 Ω ist sehr toleranzempfindlich, so das man hohe Güten vermeiden sollte. Fig.4 Anpassnetzwerk für Antenne auf Lesegerätseite Fig.5: Smith Chart Anpassung mit L1 = 270 nH, Cp = 438 pF, Cs = 78 pF links Rs = 1Ω, rechts Rs = 0.5Ω Wie Fig. 5 zeigt, würde durch eine Distanzänderung und damit Änderung von Rs als Folge des variablen RT, der Klasse E-Verstärker eine verstimmte Last vorfinden. Des weiteren würde die Güte des Primärkreises durch die Distanz stark beeinflusst und damit die Empfindlichkeit auf die C2 Toleranz stark gesteigert. Die Güte Q1 nach (5) im primären Kreis sollte zudem nicht zu hoch sein, da sonst die C-Werte in der Praxis schwierig abzugleichen sind. Q1 = ω0 ⋅ L1 R1 + RT (5) Auf den ersten Blick möchte man wie bei Transformatoren L1 gross machen um eine grosse Gegeninduktivität, bzw. H-Feldstärke zu erhalten. Damit steigt aber R1 proportional N1 und RT proportional zum Quadrat von N1 (siehe Kasten Abhängigkeiten). Dies führt bei fester Leistung P zu einer Reduktion des Stromes i1, was die Erhöhung der Gegeninduktivität neutralisiert. Im Fall von RT > R1 würde eine Erhöhung der Windungszahl über N1 = 1 auf 5 of (11) ZSN White Paper 2010 der Lesegeräteseite also gar einen Verlust bringen. Im Fall R1 > RT überwiegt die Forderung nach Kleinhaltung der Güte Q1, man müsste also R1 proportional N1 erhöhen. Dies bringt bei fester Sendeleistung P aber keinen Gewinn, so dass man besser L1 möglichst klein macht, also theoretisch gesehen bei der Wahl N1 = 1 bleibt. Anders betrachtet nach (6): Hält man Q1, P und L10 fest, so ist das Produkt N1·i1 fest und die induzierte Spannung v2 nach (1) bleibt unverändert. 2 P = i1 ⋅ Rs = ω 0 ⋅ L1 ⋅ i1 2 Q1 = ω 0 ⋅ L10 ⋅ N1 2 ⋅ i1 2 Q1 (6) Ein kleines N1 hat zudem den Vorteil, dass die Spannung über der Induktivität nicht allzu gross wird. Einer der Gründe N1 in der Praxis auf 2..3 Windungen zu erhöhen ist wiederum dann gegeben, wenn R1 künstlich oder durch Wirbelstromverluste erhöht wird. Die dadurch verursachte Gütereduktion kann so wieder teilweise wettgemacht werden. Kreisgüten zwischen 10 und 20 haben sich in der Praxis als optimal erwiesen. Bei kleinen Spulengrössen wird L1 zudem so klein, dass die Impedanz zu niederohmig wird (< 100 nH) um praktikable Werte für Cs und Cp zu erhalten. Für die Spule (Bauform nach Fig.3) wurde im Testaufbau bei einem Spulenradius von 10 mm deshalb anstelle N1 = 1 ( L1 = 40 nH) N1 = 3 gewählt (L1 = 290 nH). ω0 ⋅ L Serieschwingkreis Qs = Umwandlung Rp ≈ Rs ⋅ Q 2 Rs Rp Parallelschwingkreis Qp = ω0 ⋅ L Kasten: Serie-Parallel Wandlung im Schwingkreis Element R1, R2 R10, R20 L1, L2 L10, L20 M(x) RT Spulenradius ~r ~r ~r ~r ~r2 - Windungszahl ~N ~N2 ~N1·N2 ~N2 Kasten: Abhängigkeiten Im Testaufbau wurde für verschiedene Windungszahlen und Geometrien die Reichweite untersucht, immer mit 2 W Eingangsleistung und für 200 mW Sensorleistung. Die exemplarisch aufgebauten induktiven Kopplungen weisen mit je 3 Windungen die besten Resultate auf. Das Anpassnetzerk wurde einmal auf eine Distanz des Sensors von d = 4 mm und einmal auf d = 8 mm abgeglichen. Wie Fig. 6 zeigt wurde für d = 8 mm ein Distanzbereich von d = 2 mm bis 10 mm gemessen. Während am oberen Ende die magentische Feldstärke rasch zu gering wird, so ist am unteren Ende der Einfluss des transformierten äquivalenten Widerstandes des Sensors und die kapazitive Verstimmung störend. 6 of (11) ZSN White Paper 2010 Die maximal erreichbare Distanz kann auch mit einfachen Formeln grob (siehe Kasten Vereinfachte Abschätzung) bestimmt werden. Man erhält dann d max = 15 mm. Leistungsmessung 30.00 Empfangsseitige Leistung in dBm 25.00 20.00 4 mm 8 mm 15.00 0.2 W 10.00 5.00 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Distanz d in mm Fig. 6: Erreichbare Distanz für Design mit N1 = 3, N2 = 3 und Spulenradius 10 mm Kasten: Abschätzung mit Beispiel für Sensor mit Spannung 8 V an 300 Ω Last (P ≈ 200 mW). 7 of (11) ZSN White Paper 2010 Ein grösserer Spulendurchmesser kann bei gleicher Eingangsleistung mehr Reichweite bringen. Es darf dann aber immer entsprechend dem Zuwachs in der Induktivität auch der Widerstand R1 nur linear mitwachsen, so dass die Güteverhältnisse gewahrt bleiben. Eine Optimierung ist durch entsprechende Anpassung der Leiterbahnbreite zu erreichen. Fazit: Während im Sensor eine hohe Güte anzustreben ist, ist bei Lesegerät umgekehrt eine niedrige Güte von Vorteil. Beides führt für Sensoren mit grossem Stromverbrauch theoretisch zu je 1 Windung für die induktiven Antennen. Praktische Gründe zwingen bei kleinen Antennen zu einer Erhöhung auf 2..3 Windungen. Design Klasse E Verstärker Die Erzeugung des 13.56 MHz Leistungssignals zur drahtlosen Speisung des Sensors soll mit hohem Wirkungsgrad erfolgen. Es wird nur ein unmoduliertes Trägersignal benötigt, da ja der Datenaustausch über den Funklink erfolgt. Am effizientesten ist ein Klasse E Verstärker nach Fig. 7, bei dem eine einfache Schaltstufe mit FET auf einen Serieresonanzkreis arbeitet. Dessen Spannung gelangt Tiefpass gefiltert und Impedanz transformiert zur 50 Ω Last. Wichtig ist das Schliessen und Öffnen zum richtigen Zeitpunkt, so dass die Schaltverluste minimiert werden. Der FET darf zu keinem Zeitpunkt hohe Ströme bei gleichzeitig hoher Spannung führen. Berechnung und Abgleich sind zu einem grossen Teil empirisch anmutend und in [Sokal] ausführlich beschrieben. Am Drain können Spitzenspannungen bis nahe dem 4 fachen der Versorgung Vcc auftreten, der FET ist entsprechend spannungsfest zu wählen. Ferner muss dafür gesorgt werden, dass der FET schnell genug über einen geeigneten Gate Driver Baustein umgeladen werden kann. Die Gatekapazität des FET (z.B. IRF 510 von Intersil) sollte einige 100 pF nicht überschreiten um sie entsprechend rasch mit 13.56 MHz umladen zu können. Folgende Grössen lassen sich vorgeben für das Design: • Schwingkreis Güte, optimal 4..10 • Frequenz 13.56 MHz (erlaubtes Frequenzband) • Speisespannung VCC z.B. 10 V • Ausgangsleistung z.B. 2 W • Lastimpedanz z.B. 50 Ω • RF Choke L1: 10…100 mal den nicht transformierten Lastwiderstand R der Stufe • Wirkungsgrad: realistisch 80%...90% Fig.7: Blockdiagramm Klasse E Verstärker mit Anpassung an 50 Ω Last 8 of (11) ZSN White Paper 2010 Element Wert L3 2.2 µH L4 einstellbar, 578 nH bis 950 nH C5 220 pF C6 330 pF C7 470 pF T1 IRF510S Wertetabelle Klasse E Die Parallelkapazität C7 am Ausgang dient zusammen mit einem Anteil von L4 zur Impedanztransformation auf 50 Ω. Man könnte das Anpassnetzwerk der induktiven Kopplung theoretisch mit dem Netzwerk des Klasse E Verstärkers verrechnen. Es ist jedoch vorteilhaft ein 50 Ω Interface zu haben, da sich der Koppler oft etwas abgesetzt von der übrigen Elektronik befindet. In [Sokal] wird auch eine Abgleichprozedur beschrieben. Für den Verstärker mit den obigen Beispielzahlen wurden die Bestückung gemäss Wertetabelle Klasse E erhalten. Die dimensionierte Schaltung erreichte danach im Testaufbau tatsächlich eine Leistungsabgabe von 2 W an 50 Ω bei einem Wirkungsgrad von 80%. Der Daten Link Aus der RFID Technik ist bekannt, dass man den Energieträger mit Daten modulieren kann, sowohl auf dem Weg vom Lesegerät zum Sensor wie durch Backscatter Modulation auf dem Rückweg. Wegen den relativ hohen Güten in den Schwingkreisen, kann aber die Datenrate nicht allzu gross gewählt werden, insbesondere dann nicht, wenn eine Subträgermodulation angewendet wird (Fink). Es können dann vielleicht 100 kbps übertragen werden. Je nach Verbindungsdauer und Datenmenge des Sensors ist dies nicht ausreichend. In diesem Fall wird für den Datenaustausch ein Funklink im ISM Band 2.4 GHz vorgeschlagen. Seine Datenrate liegen im Bereich von Mbps. Fig.8: Blockschaltbild Nordic nRF24L01+ 9 of (11) ZSN White Paper 2010 Als Beispiel überzeugt der komplette Transceiver von Nordic nRF24L01+, dessen Blockbild in Fig. 8 dargestellt ist, mit einem Stromverbrauch von max. 14 mA bei 3 V und einer Datenrate bis 2 Mbps im Burst Mode. Die Zahl externer Bauelemente ist mit einem Quarz und einem Dutzend passiver Komponenten extrem gering. Werden die Daten wie die Energie ebenfalls nur über einen kurzen Spalt übertragen, so genügt es eine kapazitive Kopplung nach Fig. 1 an den differentiellen Antennenausgängen des Transceivers (Fig. 8) anzubringen. Für mindestens einen der Antennenanschlüsse wird eine kleine kapazitive Platte auf demselben Substrat angebracht, auf dem bereits die induktive Kopplung aufgedruckt ist. Diese bilden mit dem Gegenstück 1 oder 2 Kondensatoren, welche eine Kopplung des Signals erbringen. Wegen der hohen Empfindlichkeit der Funkbausteine genügt die geringste Menge an Sendeenergie und der Sender kann zudem mit minimaler Leistung betrieben werden. In Fig. 3 ist die kapazitive Kopplung als äusserer Ring mit Spalt zu sehen, wegen der geringen Distanz für nur einen genutzten Antennenausgang konzipiert. Für rotierende Applikationen empfiehlt sich eine differentielle Lösung mit einer Punktfläche in der Mitte und einer Kreisbahn aussen zu verwenden. In einem Testaufbau, aus elektromagnetisch nicht störendem Holz gefertigt, wurden die gezeigten Baugruppen aufgebaut, optimiert und ausgemessen. Fig. 10 zeigt die Koppelstrecke, den Klasse E Verstärker, die runden Funklink Module und den Sensor. Sensor und Funklink verbrauchen zusammen 200 mW. Die erreichte Distanz beim Optimum N1 = N2 = 3 ist identisch mit Fig. 6. Fig. 9 : Testaufbau zur Verifizierung der passiven Sensor Anwendung 10 of (11) ZSN White Paper 2010 Ausblick Die Überlegungen lassen sich auch für Anwendungen, welche weniger Leistung benötigen oder grössere Antennen ermöglichen benutzen. Grundsätzlich ist aber immer zu beachten, dass das magnetische Feld mit der dritten Potenz zur Distanz abnimmt, weil man sich im Nahfeld befindet. Die Reichweitenzunahme ist also nur moderat. Als Erfahrungswert kann man grob sagen, dass man ein bis 2 mal den Radius der Sendeantenne an Distanz überwinden kann. Dieselbe Technik kann in vielen Anwendungen eingesetzt werden in denen bisher Schleifringe verwendet werden. Hohe Datenraten erlauben entweder den zügigen Austausch von grossen Datenmengen oder das Übertragen einer Datenmenge in kürzester Zeit, während der zum Beispiel ein Kontakt mit dem Lesegerät möglich ist. Es wäre auch möglich passive NFC Anwendungen zu realisieren, bei denen Daten von oder zu einem passiven Sensor gebracht werden. Weitere interessante Applikationen finden sich für semi-aktive Sensoren, welche eine kleine Batterie für seltene periodische Messwerterfasssung besitzen, jedoch für Dauerbetrieb, Service und Datenaustausch mit einem wie oben beschriebenen System an die Abfragestation angekoppelt werden. Dieser Artikel wurde auch in der Online Fachzeitschrift elektroniknet.de (WEKA Verlag) publiziert am 24.7.2010: http://www.elektroniknet.de/automation/technik-knowhow/feldebene/article/28383/0/Drahtlos_versorgt_und_abgefragt/ Literturverzeichnis: http://www.nordicsemi.com/index.cfm?obj=product&act=display&pro=94 [Sokal] Class-E RF Power Amplifier, Nathan O. Sokal, Zeitschrift QEX, Jan/Feb.2001, Seite 9-20, www.arrl.org/tis/info/pdf/010102qex009.pdf [Theodoridis] Distant Energy Transfer for Artificial Human Implants, Michael P. Theodoridis, IEEE TRANSACTIONS ON BIOMEDICAL ENGINEERING, VOL. 52, NO. 11, NOVEMBER 2005, Seite 1931-38 [Fink] RFID Handbuch, Klaus Finkenzeller, Carl Hanser Verlag, 4. Aufl. 2008, ISBN-10: 3-44641200-X Kontakt: Prof. Roland Küng, ZSN, Technikumstrasse 9 , 8400 Winterthur, Schweiz mailto:roland.kueng@zhaw.ch http://www.zsn.zhaw.ch/ 11 of (11)