Redaktionelle Beispielseiten
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urlaub! Special Entspannung in der Beach-Bar, die mal „El Último Paraíso“ hieß April 2012 Oldtimer-Reisen: Entschleunigen mit 54 PS Türkei: Auf der Sonnenseite des Booms Mallorcas letztes Paradies Jetzt ist Ruhe: Warum der Party-König vom Traumstrand Es Trenc vertrieben wurde www.volkswagen.de Casual Monday, casual Tuesday, casual Wednesday, ... Erst das Vergnügen. Der neue Passat Alltrack. Machen Sie den Alltag zu einem besonderen Tag. Mit dem neuen Passat Alltrack. Egal ob vor, während oder nach der Arbeit – dank 4MOTION®-Antriebskonzept, Offroad-Modus und erhöhter Bodenfreiheit ermöglicht er Ihnen jederzeit eine Auszeit in der Natur. Doch der neue Passat Alltrack zeigt auch im Großstadtdschungel, was er kann: So sorgen seine zahlreichen Assistenzsysteme für einmaligen Fahrkomfort. Auch das macht den Alltag weniger alltäglich. Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert zwischen 8,6 und 5,2, CO2-Emissionen in g/km: kombiniert zwischen 199 und 135. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis. URLAUB Strand-Leben: Es Trenc auf Mallorca ist das Paradies – auch ohne wilde Partys Bis die Trommelbremse glüht: Eine Oldtimer-Tour durch den Schwarzwald Bildungsreise nach Kampanien: Wie aus Grundschülern Weltenbummler werden Türkei-Boom: Entdeckenswerte Plätze jenseits überlaufener Strände ................................................ 4 Auto-Wandern: Mit dem Miet-Oldtimer unterwegs im Süden Deutschlands ........................................ 8 Reise zum Ich: In Klöstern bringen Ferien-Pilger Geist und Seele wieder in Einklang ....................... 12 Glamping: Wenn Camping glamourös wird .......................................................................................... 14 Pizza, Pasta & Pompeji: Eine klassische Bildungsreise – mit Kindern ................................................ 16 London: Wohnen wie bei Freunden während der Olympischen Sommerspiele 2012 .......................... 20 Die Kunst des Klauens: Dr. Langfinger Bob Arno über die Tricks der Taschendiebe ......................... 21 Mallorca: Weil er zu wild feierte, wurde der König des Traumstrands Es Trenc verjagt .................... 22 Trends: Kuschelige Minihotels, Wein-Wellness und eine Pauschalreise für 1,2 Millionen Euro ......... 24 Fotos: Heinz Heiss, Claudio Morelli/beide FOCUS-Magazin, Getty Images Mein Urlaub: Blues Brother Dan Aykroyd über seine Liebe zum Zugfahren ....................................... 26 FOCUS „urlaub!“ FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München, Postfach 81 03 07, 81903 München, Telefon: 0 89/92 50-0, Fax: 0 89/92 50 - 20 26 Herausgeber: Helmut Markwort Chefredakteur: Uli Baur Stellvertetende Chefredakteure: Markus Krischer, Carin Pawlak Art Director: Bardo Fiederling Chef vom Dienst: Sonja Wiggermann Konzeption & Redaktion: Ellen Daniel, Barbara Jung-Arntz, Stefan Ruzas Mitarbeiter dieser Ausgabe: Jobst-Ulrich Brand, Gregor Dolak, Kathrin Finke, Elke HartmannWolff, Imke Henkel, Sabrina Hoffmann, Helge Sobik, Noelani Waldenmaier Titel/Grafik: Kristina Runge Infografik: Ulrich Gerbert, Stefan Hartmann Bildredaktion: Rüdiger Schrader; Edith Eberl FOCUS-Dokumentation/-Schlussredaktion FOCUS 18/2012 Herstellung: Helmut Janisch, Christoph von Schiber Bildtechnik: Harald Neumann (Ltg.) Bildbearbeitung: Reinhard Erler (Ltg.) Redaktionstechnik: Ingo Bettendorf; Kai Knippenberg FOCUS „urlaub!“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Uli Baur Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus dem FOCUS-Extra in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.presse-monitor.de oder unter Telefon: 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Anzeigenverkauf für FOCUS „urlaub!“: Tina Schäfer, Telefon 0 89/92 50-39 81, Fax: 0 89/92 50-24 94, tina.schaefer@focus.de Verantwortlich für den Anzeigenteil: Kai Sahlfeld, Arabellastraße 23, 81925 München, Telefon: 0 89/92 50-29 50, Fax: 0 89/92 50-29 52. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 22, gültig seit 1. Januar 2011. Druck: Burda GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg, Telefon: 07 81/84 01; printed in Germany Director Operations: Andreas Struck Director Finance: Vernon von Klitzing Director Marketing: Ingo Müller Geschäftsführer: Burkhard Graßmann, Andreas Mayer Verleger: Dr. Hubert Burda 3 URLAUB Sonnenseite des Booms Die TÜRKEI erwartet in diesem Jahr schon wieder mehr Urlauber. Wir zeigen entdeckenswerte Plätze jenseits überlaufener Strände as ist Rekord: 4,8 Millionen Deutsche machten im vergangenen Jahr Urlaub in der Türkei, 15,3 Prozent mehr als 2010. Aus keinem Land der Welt kommen mehr Besucher. Und Ertugrul Günay, der türkische Kultur- und Tourismusminister, rechnet bei den insgesamt 31,4 Millionen Feriengästen nun abermals mit einem Plus von zehn Prozent. Als Reiseland ist die Türkei beliebt wie nie – und seit Beginn der unruhigen Zeiten in Nordafrika oder Griechenland ist sie noch beliebter. Jenseits des Strandvergnügens zu günstigen Preisen bietet die Zweistromregion jede Menge Urlaubsvariatio- D 4 nen zwischen Natur und Kultur, zwischen Ruhe und Bewegung. Von der Ballonfahrt über Kappadokien über „blaue Reisen“ auf beschaulichen Segelbooten bis zu Skivergnügen am Palandöken. Mit komfortablen Überlandbussen von Linien wie Varan oder Ulusoy oder dem ab September neu startenden Zug Transanatolien-Express sind mittlerweile auch entlegene Plätze gut zu erreichen. Aber auch an der überlaufenen Mittelmeerküste rund um Antalya finden sich entdeckenswerte Plätze. Die Bewohner von Çiralı zum Beispiel haben kürzlich verhindert, dass ein Investor ihren Strand mit einem Großprojekt bedrängt. Es ist eine Bucht, FOCUS 18/2012 Foto: mauritius images Sehnsuchtsort – ohne Beton Der sandig-steinige Strand in der Bucht von Olympos von Çiralı ist 3,5 Kilometer lang. Er ist ein bedeutendes Brutgebiet für die Meeresschildkröte Caretta caretta an der sogar noch Meeresschildkröten ihre Eier ablegen. Çiralı ist wohl einer der entspanntesten Orte der lykischen Küste: Ein kurviges Sträßchen windet sich von der Landstraße, die von Antalya nach Fethiye führt, hinab durch dichtes Grün. Wer die Abzweigung nicht kennt, rauscht vorbei. Unten im Tal ducken sich kleine Hotels und Pensionen unter Orangen- und Granatapfelbäumen, davor der Strand. An einem Ende lag in der Antike die Stadt Olympos, Ruinen im Wald erinnern daran. Am anderen lodern die ewigen Flammen der „Chimäre“ aus der Erde. Dem Mythos nach speit ein im Fels gefangener Drache dort Feuer. Tatsächlich entweicht Gas, das sich entzündet. „Am schönsten sieht FOCUS 18/2012 es in der Dämmerung aus“, empfiehlt Wirt Hasan Altıntas, der seit 17 Jahren mit seinem Bruder die familiäre „Rüya“-Pension betreibt und seine Gäste meist persönlich zu umliegenden archäologischen Stätten oder auch auf die Alm seiner Eltern im nahen Tahtali-Gebirge fährt. ■ KATHRIN FINKE Eine Woche im Doppelzimmer inklusive Frühstück in der familiären Pension Rüya ab 350 Euro. Im stilvollen Hotel Olympos Lodge gibt es das Doppelzimmer inklusive Frühstück ab 175 Euro 5 URLAUB KO N YA Wo die Derwische tanzen Türkis glänzen die Kacheln des Mevlana-Museums. Seine Kuppel ist das Wahrzeichen Konyas. Unter ihr ruhen die Überreste des berühmtesten Mystikers des Islam: Dschalaluddin Rumi, genannt Mevlana („unser Meister“). Vor 800 Jahren war er aus Persien in die Sultansstadt Konya gekommen, um den Sufi-Orden der „tanzenden Derwische“ zu gründen. In wirbelnder Drehung um die eigene Achse („von rechts nach links um das Herz herum“) suchen sie die Befreiung der Seele zur Wahrheit, die Begegnung mit Gott. Abends warten rund 1000 Zuschauer im Rund des Mevlana Kültür Merkezi auf die Sema, das Tanzritual. Zu Beginn wird darum gebeten, nicht zu applaudieren. Mit hohen Filzkappen auf den Köpfen stellen sich rund 20 Derwische im Kreis auf. Melancholische Musik erklingt, begleitet von monotonen Trommelschlägen. Nach mehreren, symbolhaften Phasen des Gebets und der Begrüßung beginnen sich die Ordensbrüder zu drehen. Eine Hand weist nach oben zum Himmel, um den Segen zu empfangen, die andere nach unten, um ihn auf der Erde zu verteilen. Anmutig sieht das aus, fast wie Ballett. Das Meram Park Hotel ist eines von vielen modernen Häusern. Der Eilzug aus Ankara braucht für 306 Kilometer nur 90 Minuten K APPAD O KI E N Lust auf eine eigene Höhle mit Swimming-Pool Groß und voll steht der Mond über dem Vulkankegel des Erciyes Dagi. Sein blasser Schein lässt die bizarr geformten Tuffsteinkegel des Taubentals, gleich vor der Hotelterrasse, fast außerirdisch aussehen. Vor 20 Millionen Jahren wurde Kappadokien geboren. Damals schleuderten Vulkane tonnenweise Lava und Asche über die Region. Wind und Wasser ließen das Vulkangestein erodieren. Irgendwann kam der Mensch und grub Höhlen in den weichen Fels. Zum Wohnen, Beten, Tierehalten. Neugierige sind im Höhlenhotel „Asmalı Cave House“ der Hessin Evelyn Kopp bestens aufgehoben. Sie lebt seit 16 Jahren in Uchisar. Für Romantiker gibt’s gleich nebenan das luxuriöse Hotel „Argos“ mit Suiten samt eigenem Pool (Foto). Eine Übernachtung inkl. Frühstück kostet im Asmali Cave House pro Person ab 45 Euro, im Hotel Argos ab 110 Euro 6 FOCUS 18/2012 ÄG ÄI S Großes Wipfelglück Das Rascheln der Bäume hören, den Wind spüren, die Sterne sehen: In einem Baumhaus ist die Natur irgendwie näher. Eines der schönsten Baumhaus-Camps der Türkei befindet sich an der Ägäis-Küste, nicht weit vom sagenumwobenen Troja. Versteckt unter Kiefern und Olivenbäumen sind die Baumhäuser des „Hizir Kamp“ liebevoll gezimmert und locker über das große Gelände verstreut. Von den Hängen des Bergs Ida plätschert ein Bach herab, ein Bad in seinem klaren, grünen Wasser ist wunderbar erfrischend. Am Ufer stehen gemütliche Liegen und laden zum Lesen oder Relaxen ein. Ein Klassiker unter den immer zahlreicheren BaumhausHerbergen in der Türkei ist „Kadir’s Tree House“ (Foto). Die verschieden großen Häuser ducken sich wie ein Dorf in das urwaldähnliche Grün hinter der lykischen Küste. Je nach Ausstattung kostet eine Nacht im Baumhaus pro Person ab 15 Euro. Empfehlenswert: u. a. Hizir Kamp, Kadir’s Tree House und Bayram’s Tree House S AFR A N B O L U Fotos: Ezequiel Scagnetti/Gran Angular/Agentur Bilderberg, Getty Images, imago/Seskim Photo, Kadir‘s Tree House Ein Gewürz für 1001 Nächte Angebaut wird Safran zwar 20 Kilometer weiter, das Gewürz ist in den Gassen der Stadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, trotzdem überall. Selbst in Form von Safran-Lokum, einer Süßigkeit, die auch „Turkish Delight“ genannt wird. Das nordtürkische Safranbolu verströmt die Atmosphäre von Seidenstraße und von 1001 Nacht. Mit einer Karawanserei und einem 400 Jahre alten Dampfbad namens Cinci Hamam. Eine orientalische und trotzdem moderne Oase mit „geheimem Garten“ ist das Hotel Gülevi („Rosenhaus“). Preis pro Person: durchschnittlich 70 Euro S C H WAR Z E S M E E R Frischegarantie beim Fisch Der von zwei Buchten geschützte Ort Amasra liegt auf einer Halbinsel. Er ist einer von vielen Plätzen der Schwarzmeerküste, der Badefreuden an selten vollen Sandstränden garantiert – und abends gegrillten Fisch, wie er frischer nicht sein kann. Im östlichen Abschnitt der 1200 Kilometer langen Küste warten Abenteuer wie Jeep-Safaris oder Rafting. Hotel-Tipp: Grand Amasra Kirazlar, Touren-Tipp per Zug: www.transanatolienexpress.com FOCUS FOC F FO OC O CU US S1 18 18/ 18/2012 8/ 8 /2 201 20 01 0 12 7 URLAUB Entschleunigen mit 54 PS „Helene“ ist schon fast 60, auf der Straße aber macht sie noch immer eine Top-Figur: eine TOUR IM MIET-OLDTIMER durch den Schwarzwald und die Ortenau 8 Foto: Heinz Heiss/FOCUS-Magazin Genusswandern, oben ohne Das Armaturenbrett ist mindestens so schön kurvig wie die Straßen rund um den Weinort Durbach: FOCUSRedakteurin Barbara Jung unterwegs im MG TD Roadster 9 URLAUB Schöne Aussichten Rund um Schloss Staufenberg wird seit Jahrhunderten Wein angebaut. Getrunken wird er natürlich erst nach der Tour D a steht sie nun und sieht kein Jahr jünger aus, als sie ist. Mit kühn geschwungenen Kotflügeln, frei stehenden Scheinwerfern, elegantem Edelholz-Armaturenbrett und diesen niedlichen, puppenstubengroßen Scheibenwischern, die auf Knopfdruck eifrig und völlig ineffektiv hin- und herwedeln. Zum Glück sieht es heute nicht nach Regen aus. Und zum Glück hat uns der automobile Fortschritt der vergangenen knapp 60 Jahre zwar ABS, ESP, Servolenkung und größere Scheibenwischer beschert, Grundsätzliches aber nicht verändert: Rechts aufs Gaspedal treten, und schon fährt Helene mit quietschenden Reifen vom Hof. Man sieht es ihr auf den ersten Blick nicht an. Aber Helene ist ein Sportwagen: Ein Miet-MG TD Roadster für Schwarzwald-Urlauber, die einen Ausflug machen wollen in die gute alte Zeit. Auf einer sofagleichen Sitzbank, mit einem Lenkrad in Fahrradreifengröße, einem Picknick-Korb und gerade mal 54 PS. „Alle, die mit Helene losfahren, kommen lächelnd wieder zurück“, sagt Dominic Müller, Hotelier, Oldtimer-Fan und Helenes Besitzer. Der 39-Jährige hat aus der Sehnsucht nach den guten alten Dingen ein Hotelkonzept gemacht. Vor vier Jahren übernahm Müller das Traditionshaus „Zum Ritter“ im Weinort Durbach und baute es zum „ersten oldtimergerechten Hotel an der Badischen Weinstraße“ um – inklusive Hebebühne, Werkzeug und befahrbaren Veranstaltungsräumen. In der Oldtimer-Szene ist der „Ritter“ schon kein Geheimtipp mehr. Wer 10 Baujahr: Leistung: Hubraum: Höchstgeschw.: 0–100 km/h: Höchstdrehzahl: Preis: 1953 54 PS 1,3 l 133 km/h 24 Sekunden 5200 (U/Min.) ca. 42 000 Euro aber keinen eigenen Klassiker besitzt, kann hier mit Helene die Langsamkeit entdecken. Oder auch ziemlich schnell ziemlich steile Berge herunterbrettern und hoffen, dass die Trommelbremse das mitmacht. „Helene macht eigentlich alles mit“, meint Müller. „Die kann jeder fahren.“ Das Verdeck bleibt natürlich offen, für die kühlen Schwarzwald-Kurven hat Helene eine Decke an Bord. Es geht durch zartgrüne Weinberge, durch das Kinzigtor im Städtchen Gengenbach, hinauf Richtung Schwarzwald. Der Fahrtwind weht, der Motor brummt, es ist eine so ursprüngliche Art des Reisens, dass man vor lauter Begeisterung eigentlich nach jedem Abbiegen vergisst, den Blinker manuell wieder in die Ausgangsposition zu stellen. Was soll’s, selbst den eiligsten Autofahrern auf der Gegenfahrbahn zaubert Helene ein Lächeln ins Gesicht. Oldtimer haben in Deutschland einen Sympathie-Bonus. Sie sind Männertraum, Statussymbol – und in unsicheren Börsenzeiten auch eine Wertanlage zum Anfassen. Müller bedient mit seinem 4-Sterne-Superior-Oldtimer-Hotel diesen Trend: Jedes Jahr nimmt die Anzahl der Autos, die das sogenannte H-Kenn- zeichen als historisch wertvoll ausweist, auf Deutschlands Straßen um gut zehn Prozent zu. Mit dem MG TD Roadster bietet Müller genau das richtige Fahrzeug für entspanntes Oldtimer-Wandern für Anfänger: Der britische Zweisitzer verzeiht mit seiner einfachen und robusten Technik jeden Fehler. Nur beim Anfahren am Berg fühlt man sich wie in der ersten Fahrstunde. Nach drei Versuchen stottert Helene jaulend los, in der nächsten Kurve schnurrt sie dann wieder zufrieden. Oben bei Schloss Staufenberg angekommen, darf sie sich trotzdem erst einmal ausruhen. Die Aussicht über die Reblandschaft ist ohnehin viel zu schön, um gleich weiterzufahren. OldtimerWandern in der Ortenau ist ein Genuss für alle Sinne. Nirgendwo in Deutschland werden so viele Spitzenweine produziert wie in Durbach. Kein Wunder, dass auch „Ritter“-Sommelier Ronny Weber im Gemäuer unter dem Hotel einen ambitionierten Weinkeller betreut. Getrunken werden seine Schätze natürlich erst, wenn Helene am Abend auf ihrem Tiefgaragenparkplatz steht. Ringelbach, Waldulm, Mummelsee. Wer mag, kann sich treiben lassen durch die Idylle Badens und das seltene Gefühl genießen, einfach nur Auto zu fahren, ohne irgendwann irgendwo ankommen zu müssen. Die Straußwirtschaften der Weingüter laden jetzt im Frühling zu Flammkuchen und Winzervesper ein – wenn der bunte Besen draußen hängt, ist die Strauße geöffnet. Wer ein Ziel braucht, der kann im Hotel aus neun Roadbooks wählen und die FOCUS 18/2012 Fotos: Heinz Heiss/FOCUS-Magazin MG TD ROADSTER Schnitzeljagd der Oldtimer-Fans ausprobieren: ohne Navigationsgerät und Karte den Weg anhand von Richtungspfeilen, den sogenannten Chinesenzeichen, finden. Die Gegend zwischen Straßburg, Freiburg und Stuttgart bietet nicht nur diverse Oldtimer-Museen und legendäre Rennstrecken wie Solitude und Schauinsland, sondern auch eine europaweit einzigartige Dichte von Sterne-Restaurants. Glücklicherweise gehört auch der „Ritter“ dazu. Bei Austern, „rückwärts“ gebratenem Chateaubriand und Riesling vom Weingut nebenan erzählt Gastgeber Dominic Müller am Abend, dass Helene ihren Namen von der vormaligen Hotelbesitzerin hat. Dass der „Ritter“ einmal eine Postkutschenstation war und an welchem Tisch die Herren Kohl und Mitterrand 1988 auf die deutsch-französische Freundschaft angestoßen haben. Sein Haus hat eine lange Tradition. 1656 wurde die Herberge zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Heute verbindet sich hier auf angenehm schnörkellose Art historische und moderne Hotelarchitekur. Auch ein ausgezeichnetes Spa ist auf mehreren Etagen geschickt in das verwinkelte Fachwerkhaus integriert und bietet müden Oldtimer-Wande- rern – was auch sonst – Traubenkernmassagen. Die hat sich jeder verdient, der Helene ein paar Stunden lang durch den Schwarzwald gelenkt hat. Denn Auto fahren ohne ASB, ESP und Servolenkung ist anstrengend. Und das ist das Schöne daran: ein Tag ohne Wegfahrsperre, Anschnall-Warnsignale, elektronische Fensterheber, ScheibenwischerAutomatik, Becherhalter aus Plastik und die Stimme aus dem Navigationsgerät. Wie entspannend. Sicherheitsgurte hat Helene natürlich auch nicht. ■ BARBARA JUNG Oldtimer-Wandern Altes Blech, neuer Trend MEHR ALS 200 000 OLDTIMER SIND IN DEUTSCHLAND ANGEMELDET, Tendenz steigend. Und die wollen ausgefahren werden. Auf den Szene-Messen „Retro Classics“ in Stuttgart und „Techno Classica“ in Essen stellen sich immer mehr Oldtimer-Hotels vor. FRANKREICH Dominic Müller war einer der Ersten, der das passende Hotel zum Trend anbot. Wer mit eigenem Oldie anreist, kann ihn im „Ritter“ trocken unterstellen. In den Sechzigern war das Haus auch ein Omnibusunternehmen mit entsprechender Garage. Ein hoteleigener 8 5 Gernsbach STUTTGART Calw Sindelfingen TOUR 5 Nördlicher Schwarzwald „Das kleine Einmaleins“ Das Oldtimer-Wochenende mit zwei Übernachtungen kostet ab 390 Euro pro Person Zuffenhausen Gaggenau Baden-Baden Mercedes-Bus, Baujahr 1963, erinnert an die alten Zeiten. Der kann als Konferenzbus gemietet werden – für Tagungen im Grünen. 8 Böblingen 81 Durbach Tübingen Reutlingen Roadster Helene und Bus Wilhelm gehören zum Hotel – Wilhelm muss allerdings mit Chauffeur gemietet werden Drei Beispiele aus der Roadbook-Bibliothek des Hotels: Die Touren führen auf meist ruhigen Nebenstrecken durch reizvolle Natur und sind alle an einem Tag zu schaffen, Pausen inklusive Hotelier Dominic Müller erklärt FOCUSRedakteurin Barbara Jung, wo’s langgeht Oberkirch TOUR 3 Freudenstadt Zell-Weierbach Oppenau Horb am Neckar „Besuch bei Ferdinand“ inand“ Bad Peterstal Ortenberg Biberach 81 Wolfach Schiltach Balingen TOUR 2 „Schüsselerlebnis“ Hornberg FOCUS 18/2012 Schramberg 15 km 11 URLAUB Himmlische Ruhe In der Abtei Plankstetten können Sinnsucher auf Zeit einkehren. (Unten von links:) in kargen Zellen leben, mit den Fratres beten, in der Umgebung joggen und in der Klosterschenke deftig essen 12 FOCUS 18/2012 Die Reise zum Ich Fotos: Bernhard Huber/FOCUS-Magazin W er den Weg zum Glauben und zu sich selbst sucht, muss in aller Herrgottsfrühe aufstehen. Morgens um sieben trifft eine Hand voll Katholiken in der romanischen Klosterkirche zusammen. Burn-out-Patienten, Sinnsucher, Aussteiger auf Zeit. Beim Gebet bilden sich kleine Dampfwolken vor ihren Mündern. Die Fratres der oberpfälzischen Benediktiner-Abtei Plankstetten zelebrieren die Messe. Die Pilger beten ein Vaterunser im frühjahrskalten Gotteshaus. Die Spuren ihres Atems in der Luft sind ein Anzeichen: Ihre Seelen mögen ausgebrannt sein – aber sie glimmen noch. In Scharen finden die Deutschen wieder in die geistlichen Zentren, unter ihnen zuletzt auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer oder Ex-Bundespräsident Christian Wulff. „Viele Leute gehen ins Zen-Kloster oder zur chinesischen Meditation“, erklärt der Plankstettener Abt Beda Maria Sonnenberg, „dabei bietet unser eigener Kulturkreis ganz Ähnliches seit Jahrhunderten.“ Nur sei die Spiritualität eben in der fortschreitenden Säkularisation in Vergessenheit geraten. Da das Heer der Ausgepowerten und Ausgebrannten wächst, erwirtschaften die benediktinischen Klöster bereits die Hälfte ihrer Einnahmen mit speziellen Angeboten für diese Menschen. Die Plankstettener Abtei bietet Kurse zur Burn-out-Prävention, „Oasentage“, Besinnungswochen – je nach Bedürfnis und freier Zeit der Herbeigeströmten. Die Leute können auch einfach nur einige Tage für sich im Kloster einkehren, am Leben der Mönche teilnehmen und Ruhe für sich und ihre Gefühle suchen. Die Reise ins Innere: ein Urlaubsangebot der anderen Art, fern vom Druck des Arbeitsalltags, aber auch weit abseits der Annehmlichkeiten moderner WellnessHotels. Die Kemenaten im Gästehaus der Abtei sind spartanisch eingerichtet. Kein Fernseher, kein Telefon. Als einziges Buch liegt die Bibel auf dem Nachttisch. Getreu FOCUS 18/2012 Beten, wandern, schlemmen – göttlich! In bayerischen Klöstern bringen Ferien-Pilger Geist und Seele wieder in Einklang der benediktinischen Glaubensregel „ora et labora“ (Bete und arbeite) ermöglicht das Kloster die Teilnahme an Gottesdiensten und Gebeten. Schon zur Nachtwache Vigil um fünf Uhr früh und dann alle drei Stunden bis zur Komplet am Abend. Zwischen den zwanzigminütigen Andachtszeiten, bei denen die Mönche Psalmen in gregorianischen Chorälen intonieren, kann jeder Gast die Zeit nach seinem Gusto nutzen. Im zum Kloster gehörenden Landgut kann er mitanfassen, Schweineställe ausmisten und im Sommer bei der Ernte helfen. Oder in stiller Einkehr an seinen Seelennöten laborieren. „Die meisten nutzen die Stunden für sich“, sagt Abt Beda. Viele gehen in der malerischem Umgebung wandern oder radeln am Main-Donau-Kanal entlang. Zudem bietet Schwester Conrada außergewöhnlichen Zeitvertreib: Kurse in mittelalterlicher Kalligrafie, Ikonenmalerei oder meditativem Tanz, der ebenfalls aus der jahrhundertealten Tradition der Benediktiner und Franziskaner stammt. Je nach Jahreszeit können die auf Zeit Eingekehrten „fasten und wandern“, nach uralten Kräuterrezepten kochen oder selbst Choräle singen lernen. Wer sich mit dem Abt gut stellt, den lädt er in die Klosterbibliothek und diskutiert mit ihm sehr angeregt über Gott und die Welt. Ein geistiger, wenn nicht gar geistlicher Urlaub – auch von unseren sehr erlebnisorientierten Feriengewohnheiten. Im Mittelpunkt der „Einkehr im Kloster“ steht der strenge Rhythmus des dortigen Lebens. „Das gibt einem Halt und Stärke, die im hektischen Leben abhanden kommen“, sagt ein Stuttgarter Architekt, der vor dem Termindruck seiner Selbstständigkeit für einige Tage nach Plankstetten geflohen ist. Am besten gefällt ihm, dass neben dem Bet- und Arbeitstag das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt. Mit Zutaten aus dem eigenen Bio-Landgut bereitet der Klosterkoch Deftiges nach oberpfälzischen Rezepten. Einen sensationellen Schweinsbraten oder Rahmschwammerl mit Semmelknödel. Ein Gast aus Osnabrück schwärmt: „Das gefällt mir an Bayern – einerseits stramme Katholiken, andererseits gute Esser.“ Viele deutsche Klöster bieten solche Auszeiten, manche sogar mit Sauna- und Kneipp-Kuren. Andere wie die Benediktiner-Abtei Ottobeuren gestalten die innere Einkehr eher karg, aber dennoch barock: Das monumentale Kloster auf dem Hügel über dem Ort im Allgäu gilt als „Escorial von Schwaben“. Küche und Kommunikation der verschlossenen Mönche beschränken sich auf das Nötigste. Dafür kann der Pilger in der Kirche und im gesamten Kloster ein komplett erhaltenes Ensemble der Barock-Baukunst bestaunen. Malereien und Deckenstuckaturen von der Basilika bis in die entlegenen Gästezimmer. Unweit des Klosters hat der Maler Diether Kunerth, 71, sein Atelier. Er selbst bezeichnet sich zwar nicht als gläubigen Katholiken. Doch der Barock auf dem Klosterberg hat ihn von Jugend an inspiriert. „Das ist etwas anderes als im Internet unserer Zeit, wo der Rahmen des Computerbildschirms die Bilderwelt begrenzt. Der Barock in der Kirche dagegen lässt die Bilder über ihren Rand treten und in die Welt schwappen.“ Derzeit errichtet die Gemeinde für Kunerth unterhalb des Klosters ein Museum. Der Kontrast zwischen Barock und Moderne wird ab 2013 sichtbar. ■ GREGOR DOLAK 13 URLAUB Luxus unterm Zeltdach Zelten ist wieder in, aber mit weichem Bett und eigener Dusche. Man spricht von Glamping, wenn Camping glamourös wird B eim Gedanken an Camping werden Jugenderinnerungen wach: endlos scheinende Ferien im Freien. Der Duft von Freiheit und Abenteuer, wenn auf dem leise zischenden Gaskocher die Spaghettisauce kochte. Viele Menschen um die 40 schwärmen wieder von den Urlauben ihrer Jugend. Sie haben die Nase voll von Bettenburgen und All-you-can-eat-Büfetts. „Vor allem gut situierte Urlauber mit Kindern wünschen sich Ferien nah an der Natur“, stellt Eike Wenzel, Leiter des Heidelberger Instituts für Trend- und Zukunftsforschung in einer aktuellen Studie fest. Rucksäcke und die alte Zeltausrüstung bleiben jedoch im Keller. Denn auf einen gewissen Komfort, wie ein bequemes Bett, wollen die neuen Natururlauber doch nicht verzichten. Für diese Klientel hat die Tourismusindustrie das „glamouröse Camping“, kurz Glamping, erfunden. Web-Seiten wie goglamping.net oder glampinghub. com führen zu komfortablen OutdoorUnterkünften auf der ganzen Welt. Neben voll ausgestatteten Mietzelten können 14 das auch hölzerne Baumhäuser, bunte Zirkuswagen oder nostalgische Caravans sein. Schon ab 250 Euro pro Woche bekommt man Zelte mit eigenem Badezimmer und Küche. Für etwas mehr sind sogar Mikrowelle und Kaffeemaschine inklusive. „Das ist Luxusurlaub für die Ikea-Familie“, meint Wenzel. Glamping-Ziele in Europa Mongolische Jurten im Süden von Portugal, mitten in der Wildnis: www.eco-lodgebrejeira.com Lodge-Zelte mit Himmelbett und Badewanne in „4 Mori“ auf Sardinien: www.selectcamp.de Indianer-Tipis in Nordfrankreich: www.camping-les-moulins.com Urlaub in Safarizelten in „Camping Eden“ am Gardasee: eurocamp.de Einer der Pioniere des Glampings ist der 69-jährige Alain Dominique Perrin. Mehr als 30 Jahre stand der Franzose an der Spitze des Luxuskonzerns Cartier. Heute verwandelt er karge Campingplätze in traumhafte Naturparks. Sein Vorzeigeobjekt ist „Les Moulins“ auf der französischen Atlantikinsel Noirmoutier. Dort ließ er die engen Mobile-Homes und alles aus Plastik entfernen, pflanzte 2500 Bäume und errichtete großzügige Logde-Zelte und Indianer-Tipis mit Dielenböden und Holzmöbeln. Viele Unterkünfte haben Heizung und fließend Warmwasser. „65 Prozent meiner Gäste waren noch nie campen“, sagt Perrin. Seine Gäste sind meist um die 40, haben Kinder und verdienen gut. 1500 bis 2000 Euro pro Woche bezahlen Perrins Urlauber in der Hochsaison für ein Top-Zelt. Dafür werden sie frühmorgens von Vogelgezwitscher und den ersten Sonnenstrahlen geweckt und können vom Bett direkt an den Strand gehen. Der typische Glamping-Kunde, so Trendforscher Eike Wenzel, legt aber auch großen Wert auf ökologischen Tourismus und gesundes Essen. Da wundert es nicht, dass auch der britische Ernährungspapst und Fernsehkoch Jamie Oliver mit seinen vier Kindern am liebsten luxuriösen Zelturlaub verbringt. ■ NOELANI WALDENMAIER FOCUS 18/2012 Foto: Joris van Egmond Schlummern wie die Nomaden Im unberührten Hinterland der Algarve wohnen Natururlauber in mongolischen Jurten Buchung. Landung. Brandung. Europa Hin + Zurück ab 99 € Online oder im Reisebüro buchen lufthansa.com * URLAUB Pizza, Pasta & Pompeji Eine klassische Bildungsreise nach Kampanien – geht das auch mit Grundschülern? Und ob! Wie aus kleinen Touristen belesene Weltenbummler werden 16 FOCUS FOC FO F OC O CU US S 18/2012 18 18/ 18 8/ /201 20 20 01 12 B Schnellspurt durch die Antike Julian, Valentin und Tim beim Toben in Pompeji. Hier gibt’s nicht nur Tempel und Theater. Genauso interessant sind antike Fast-FoodRestaurants. Michel aus Frankfurt (unten) führt im Hotelpool seine entspannte Rolle rückwärts vor FOCUS F FO OC O C US U S 18/ 1 18 18/2012 8/ 8 /201 20 01 0 12 Münchner Spezialist für Kultururlaub Touren, die er für Familien mit Kindern zwischen sechs und 14 Jahren anbietet. Die Reise an den Golf von Neapel und ins Cilento heißt „Pizza, Pasta & Pompeji“, dauert eine Woche und findet über Ostern statt. Sieben kleine Touristen zwischen sieben und 13 werden von zehn Erwachsenen begleitet. Es sind Mütter und Väter, zwei Opas und eine Oma. Die Gruppe wird am Flughafen Neapel-Capodichino von Ulrike Scheffbuch in Empfang genommen. Wie es sich für eine Studiosus-Reiseleiterin gehört, ist Scheffbuch studierte Kunsthistorikerin. Ihre Italienischkenntisse sind brillant. Als Studentin ist sie monatelang kreuz und quer durch Bel Paese getrampt: „Damals ging das noch, praktisch jeder nahm Anhalter mit. Wenn man Glück hatte, wurde man zum Abendessen in die Familie eingeladen.“ Italien-Fans heute reisen erheblich luxuriöser. Mit Chauffeur Paolo steht ein nagelneuer Bus zur Verfügung. Zwei 4-Sterne-Hotels sind für die Gruppe gebucht, eines in der Kleinstadt Pozzuoli, mit fantastischem Ausblick auf den Golf von Neapel und die Insel Ischia. Die zweite Unterkunft ist ein mit Pool und Fußballplatz ausgestattetes Landgut südlich von Neapel im Cilento. Die beiden Hotels sind womöglich nicht die allerschicksten in Kampanien. Für Kinder eignen sie sich prächtig. Das „Gli Dei“ in Pozzuoli liegt angenehm entrückt vom Verkehrsgestampfe der Großstadt Neapel. Kellner decken den Speisesaal mit weißen Damast-Tischdecken ein. Auch die Kindertafel. Fallen Gläser um, serviert Oberkellner Antonio mit unerschütterlicher Grandezza neue. Hier im Süden hat man einen Ruf zu verteidigen. Ist Italien nicht seit Menschengedenken das Wohlfühlland der Bambini? Die Reise ist eng getaktet. Wer körperliche Erholung braucht und sich auch einmal richtig ausschlafen will, sollte woanders buchen. In diesen acht Tagen stehen neben den Klassikern Pompeji, Paestum, Capri und Velia eine Wanderung an den Krater des Vesuv, die Schwefelfelder von Solfatara, das Kap von Palinuro und der Besuch eines Bauernhofs im Hinterland auf dem Programm. Über so viel Wissensdurst staunen die 17 Fotos: Claudio Morelli/FOCUS-Magazin eim Jupiter! Mit dem Wetter haben die kleinen Germanen kein Glück. Es gießt in Strömen, als sie Neapel erreichen. Auf dem Vesuv liegt fingerdick Schnee. Die Bootsfahrt nach Capri ist eine Prüfung auf Herz und Magen. Später kommt eiskalter Wind dazu, und in Elea (Velia), der antiken Stadt des Parmenides, weint der Himmel. Ist es ein Zufall, dass die Wolkendecke ausgerechnet in Pompeji aufreißt und der Tempel des Apollon in goldenem Licht erstrahlt? Dann lässt sich die Sonne doch noch blicken: in Paestum, der von Griechen gegründeten antiken Stadt am Golf von Salerno. „Die Götter machen nur dann blauen Himmel, wenn man alle Tempel besichtigt hat“, witzelt der zehnjährige Michel. Und lässt sich am Abend zufrieden in den Hotelpool fallen. Wir sind auf einer „FamilienStudienreise“ von Studiosus. So nennt der URLAUB UR U RL LA AU UB B Italiener. „Wenn unsere Schulklassen nur halb so viel Disziplin hätten“, sagt Bruno, der die Gruppe zu den Schwefeldampf-Fontänen von Solfatara führt und ihr dort das Geheimnis der sich millimeterweise anhebenden Erdkruste erklärt. Bradyseismus? Nach der Besichtigung haben auch die kleinsten Teilnehmer verstanden, was das ist. Starke sinnliche Eindrücke vertiefen das Gelernte. „Es stinkt, als ob der Teufel gepupst hätte“, fasst Valentin aus München seine Eindrücke in der Solfatara zusammen. Dumme Fragen? Gibt es nicht! Der Umgangston ist freundlich und respektvoll. Reiseleiterin Ulrike kriegt das vom ersten Tag an hin, mit ihrer erdig-humorvollen Art. Die größeren Kinder lästern nicht, wenn die Kleinen drollige Sachen sagen. Dafür bleiben die Kleinen auch dann geduldig, wenn die Dinge einmal ihren Horizont übersteigen. Wer trotzdem eine Ohrenpause braucht, klinkt sich aus. Beobachtet Ameisen, sammelt Steine, balanciert über Mauerstümpfe oder legt sich ins Gras. Didaktische Zauberstücke liefert Ulrike Scheffbuch nicht. Sie erklärt, fragt und liest vor. Die „Zebrasteifen“ von Pompeji sind so eine Sache, die alle begeistert. Es wird lebhaft diskutiert, ob die kniehohen Schrittsteine, die in der 18 Antike zum Schutz der Fußgänger vor üblen Abwässern aufgestellt wurden, in Asterix-Heften vorkommen. Und wenn ja, in welchen? Auch die Schnellrestaurants von Pompeji, Thermopolia genannt, lassen keinen kalt. Ob das eine Art McDonald’s war, will Vinzent aus Leipzig wissen. „Absolut vergleichbar“, nickt Ulrike. „Nur dass es keine Hamburger, sondern eher eine Art Bohneneintopf gab.“ Auf dem Landgut „Parmenide“ in Casal Velino, der Unterkunft für den zweiten Teil der Reise, dürfen die Kinder selbst »Großeltern wollen ganz viel Bildung. Eltern sehen ihre gestressten Kinder auch gern mal ausspannen« Ulrike Scheffbuch über unterschiedliche Erwartungen bei Familienreisen gemachte Pizza in den Holzofen schieben. Der Hotelier ist auch Bauer. Und Erdbeer-Großproduzent! Täglich rollen zwei dicke Laster vom Hof. Wer Lust hat, kann sich auf den Feldern auch Zuckerschoten pflücken. Käse-Gourmets kommen auf dem Bauernhof der Familie Salomone in Caselle in Pittari auf ihre Kosten. Hier wird die Milch für den Caciocavallo am offenen Feuer gerührt, dann müssen die weißen Ballen aus der Molke gefischt werden. Das macht Spaß und erweitert den kulinarischen Horizont. Gegen Ende der Reise werden Weltenbummler gesichtet, die lässig Polpo und Miesmuscheln ordern. Groß ist die Verblüffung der Eltern und Großeltern am letzten Abend: Unter Anleitung der stillen Caroline haben die Kinder heimlich ein Bühnenstück geschrieben und tragen es mit verteilten Rollen vor. Der Text orientiert sich unverkennbar am Brief des Zeitzeugen Plinius, der dem Geschichtsschreiber Tacitus vom Sterben der Menschen in Pompeji berichtet. Plinuis’ Brief war auf der Busfahrt zum Vesuv vorgelesen worden und hatte mächtig Eindruck gemacht. Stolz grinsen die Rabauken. Ob Reisen bildet? „Aber hallo!“ ■ ELLEN DANIEL FOCUS 18/2012 Fotos: Claudio Morelli/FOCUS-Magazin Käse machen mit den Salomones Hausgemachter Käse – auf den kleinen Bauernhöfen im Hinterland des Cilento ist das eine alltägliche Sache. Gymnasiast Julian aus Düsseldorf (r.) hat Augen für alles Schöne. Auf dem Forum von Pompeji wird er bei Apollon fündig. Kampanien für Kinder Napoli & mehr NEAPEL Pozzuoli Avellino Vesuv Pompei Golf von Neapel I T A L I E N Salerno Eboli Capri Polla Golf von Salerno Paestum Agropoli Nationalpark Cilento/Vallo di Diano Tyrrhenisches Meer Elea (Velia) Casal Velino 20 km CLUB NOBILIS TÜRKEI, VOLLPENSION ab € 964* ROSA. ROTE BRILLE SEIT ROBINSON. Überrasche dich selbst: in deinem ROBINSON CLUB. Alle Informationen und den aktuellen Katalog findest du im TUI Reisebüro oder unter www.robinson.com * Preis p. P. und Woche im DZ, inkl. Flug und Transfer, ausgewählte Termine im Juni 2012, Mindestaufenthalt 1 Woche. Sapri DIE TOUR NACH NEAPEL und in den Cilento ist ein Klassiker unter den FamilienStudienreisen von Studiosus. Sie findet mehrmals pro Jahr statt. Es sind 14 weitere Ziele für Familien im Angebot. Darunter Rom, Istanbul, Israel und Südafrika. StudiosusReiseleiter sind in der Regel exzellente Landeskenner. Das hat seinen Preis: 8 Tage für einen Erwachsenen mit Kind im Doppelzimmer 2700 Euro inkl. Lufthansa-Flug und Halbpension. www.studiosus.com URLAUB Urlaub, wo andere daheim sind Die Italienerin Benedetta Leone ist eine von 3000 Vermietern, die in Großbritannien Social Travelling anbieten London bei Freunden Die Stadt rüstet sich für Olympia, Hotels sind ausgebucht. Social Travelling ist die Lösung – auch wenn man sich das Bad mal mit den Vermietern teilen muss 120 Euro kostet eine Nacht in diesem Doppelzimmer eines Londoner Stadthauses. Buchbar ist es im Web-Portal Wimdu D ie Küche ist mit mittelbraunem Holz aus den 40er-Jahren vertäfelt. In der Mitte des Raumes steht ein antiker Tisch voller Lebensspuren. „Natürlich koche ich für Gäste“, sagt Benedetta Leone. „Ich bin Italienerin!“ Durch das hohe Sprossenfenster blickt man hinaus ins Freie auf eine Idylle mit knorrigem Baum und Kirchturm. „Am Morgen hören wir die Glocken“, erzählt Benedetta Leone. „Wir sind zwar mitten in London, aber wenn man aus dem Küchenfenster sieht, kommt man sich vor wie auf dem Land.“ Seit einem Jahr wohnt die 32-Jährige mit ihrem Mann Alessandro und der zweijährigen Tochter Nora in dem kleinen Stadthaus in Islington. Es liegt am Anfang eines Gässchens voller Boutiquen, kleiner Restaurants und Cafés. Familie Leone hat das Haus von einem Antiquitätenhändler gemietet. Manche seiner Schätze füllen jetzt ihre Räume. Einige weitere alte Stücke stammen von Benedetta Leones Mutter, die auch mit Antiquitäten handelt. Von ihr hat die Italienerin eine Lebensart übernommen: „Meine Mutter vermietet schon seit Langem Zimmer ihres Hauses in der Toskana an Gäste. Das ist ein Lebensstil, eine Philosophie, mit der ich aufgewachsen bin.“ Benedetta Leone ist Teil einer neuen Bewegung, die rasant wächst und „Social Travelling“ heißt. Statt unpersönlicher Hotelzimmer bieten Online-Börsen wie Airbnb, Wimdu oder Couchsurfing individuelles Wohnen in privaten Räumen. Auf Wunsch sogar mit Familienanschluss. „Reisen wie ein Einheimischer“ nennt es Wimdu, über die die Familie Leone ein Zimmer für 120 Euro anbietet. Die deutsche Firma Wimdu, erst vor einem Jahr gegründet, vermittelt rund 50 000 Wohngelegenheiten in mehr als 100 Ländern. Allein in Großbritannien bietet die Web-Seite – rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen in London – über 3000 verschiedene Unterkünfte an. Der ebenfalls erst vier Jahre alte US-amerikanische Konkurrent Airbnb wurde 2011 bereits auf eine Milliarde Euro taxiert. Reisende bezahlen die persönliche Note freilich zuweilen mit einer Einbuße an Komfort. Benedetta Leone vermietet ein großes, aber niedriges Doppelbettzimmer im Keller. Fenster gibt es keine. Dafür ist das ausladende Sofa die Kopie eines Designerentwurfs aus den 40er-Jahren. Und Fremdeln sollte man bei Leones nicht: Das Bad, zwei Treppen höher, müssen sich die Gäste mit der Familie teilen. Aber so ist das nun mal, bei Freunden. ■ IMKE HENKEL 20 FOCUS 18/2012 »Stehlen macht high« Die Kunst des Klauens studiert Bob Arno. Seinen Lebensunterhalt verdient der Schwede als Sicherheitsberater, Autor und Comedian Seit 40 Jahren verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt mit Taschendiebstahl, ohne kriminell zu sein. Wie wird man Sicherheitsberater und Comedian in Sachen Trickbetrügerei? Ich habe als junger Mann den Vietnamkrieg fotografiert und dabei Asien bereist. Dort habe ich Trickbetrüger beobachtet, fotografiert und diese Geschichten erzählt. Die US-Armee hat mich gebeten, Soldaten in den Militärcamps zu zeigen, wie sie sich vor Diebstahl schützen können. Weil ich die Aufmerksamkeit der Soldaten nicht gewinnen konnte, habe ich ein Programm entwickelt, bei dem ich Tricks vorführe und das Publikum bestehle. So begann meine Karriere als Taschendieb. Wie schätzen Sie Ihre Fertigkeiten ein? Fotos: Graham Trott/Focus-Magazin Illustration: P. Stemmler/FOCUS-Magazin Ich bin weltweit einer der Besten, wenn es darum geht, nicht erwischt zu werden. Es mag sicher abgebrühtere Diebe geben als mich. Dafür haben sie nicht meine Raffinesse, die Fähigkeit, Gesichter zu deuten und Körperbewegungen zu studieren. Aber ich bestehle ausschließlich Diebe, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wie reagieren die, wenn sie erwischt werden? Die Taschendiebe sind nicht im Geringsten eingeschüchtert. Sie haben im Lauf der Zeit einen kriminellen Charakter entwickelt und sich ein dickes Fell zugelegt. Ich habe mit sehr vielen Trickbetrügern auf der ganzen Welt gesprochen, und nicht wenige haben mir erzählt, dass sie nach einem Raub ein High wie im Drogenrausch empfinden. Viele Diebe können deshalb, auch wenn sie die Möglichkeit bekommen, einen ehrlichen Beruf auszuüben, nicht mit dem Klauen aufhören. Damit will ich keineswegs sagen, dass alle Langfinger zu ihrem Vergnügen oder aus freiem Willen stehlen. Kriminelle Organisationen aus Osteuropa beispielsweise zwingen Jugendliche zum Stehlen. FOCUS 18/2012 Verraten Sie uns ein paar Tricks? Eine Person setzt sich im Restaurant mit dem Rücken zu Ihnen. Wenn Sie Ihre Jacke über den Stuhl gehängt haben, legt der Dieb seine ebenfalls über seine Stuhllehne. Nun kann er ungesehen mit seiner Hand unter seine Jacke fahren und Ihr Portemonnaie aus Ihrer Jacke ziehen. In Spanien kann es passieren, dass jemand mit einem Drahtkleiderbügel Ihre Tasche unter dem Stuhl hervorangelt. In Italien bieten Diebe gern Gratistickets für Clubs an. Während sie die über den Tisch halten, greifen sie das darunterliegende Handy. In Deutschland sollte man in Zügen vorsichtig sein. Welche Sicherheitstipps haben Sie noch? Das Risiko, bestohlen zu werden, lässt sich mit ein paar Verhaltensregeln minimieren. Das Wichtigste: Seien Sie aufmerksam. Ich empfehle neuartige Sicherheitsunterwäsche mit Taschen. Immer nur wenig Bargeld bei sich tragen. Unbedingt die Telefonnummer für das Sperren der Kreditkarten bei sich haben. Bevor man ins Ausland fährt, sollte man sich dringend über die Sicherheitslage informieren. ■ INTERVIEW: ELKE HARTMANN-WOLFF Dr. Langfinger Bob Arno, 71 Schon als Kind war Bob Arno von Trickbetrug fasziniert. Der gelernte Fotograf lebt in Phoenix/Arizona. Sein eBook „Travel Advisory“ liefert weitere Sicherheitstipps. 21 URLAUB »Es geht darum, was einer hier veranstalten will und welchen Ruf er hat« Onofre Bonet Gari Bar-Betreiber Bar jeder Sünde Er war König am Es Trenc, dem Paradiesstrand auf Mallorca. Dann wurde Esteban Sánchez verjagt, weil er zu wüst feierte. Jetzt hat er eine neue Bar eröffnet 22 E Vertrieben aus dem Paradies Einst Regenten am Traumstrand. Jetzt muss das Ehepaar Sánchez seine Gäste abseits bewirten In den Jahren zuvor machten seine Beach-Partys Schlagzeilen. Weiße Sangria aus Cava-Sekt, Melonensaft, Rum und Cointreau floss in Strömen, während ein DJ einen Höllenlärm veranstaltete. Der Internet-Filmkanal YouTube ist voll von Bewegtbild-Erinnerungen an diese Feste. Dabei waren der Gemeinde die Partys mit mehr als 1000 Gästen im Naturschutzgebiet ein Gräuel. Die kleine Bar war dafür nicht ausgelegt, das Mini-Klo quoll über. Die Gäste trampelten in den streng geschützten Dünen herum. „Es geht nicht allein darum, wie viel einer für die Lizenz bietet, sondern auch, was er hier veranstalten will und welchen Ruf er hat.“ Das sagt Onofre Bonet Gari, der nun den Laden leitet, der mal Esteban Sánchez’ ultimatives Paradies war und inzwischen viel schlichter „Chiringuito del Medio“, Bar in der Mitte, heißt. Beach-Partys gibt es hier seitdem nicht mehr. Und um ganz sicher zu gehen, durfte Bonet Gari anfangs sogar nur bis 18 Uhr öffnen. „Damit kommst du nie auf deine Kosten“, hat er gesagt und Verlängerung ausgehandelt. Schließlich muss er an die 177 000 Euro pro Jahr an Gebühren bezahlen, wie es heißt. Inzwischen darf er ausschenken, solange der Badebetrieb läuft und es noch nicht dunkel ist. Nur immer schön gesittet. Die Gemeinde Campos verdient nicht schlecht daran, dass die Urlauber auf der Insel diesen Strand besonders lieben. Selbst die Verleiher der Strandliegen und Schirme an den Playas Es Trenc, Ses Covetes, Sa Ràpita und Els Estanys müssen sich jährlich neu bewerben und Gebote für ihre Konzessionen abgeben. Dieses Jahr fährt Campos damit mehr als 1,2 Millionen Euro ein – viel Geld, vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise. Esteban Sánchez aber kann nicht ohne ultimatives Paradies sein. Er hat es neu eröffnet, will es wieder krachen lassen. Ohne dass Lizenzgebühren an die Gemeinde nötig wären. Knapp zwei Kilometer entfernt, an der Stichstraße zum Strand in Ses Covetes, außerhalb des Naturschutzgebiets. Mit demselben Logo, demselben Namen, viel Musik. Nur leider nicht sehr paradiesisch: mit Blick auf die gegenüberliegende Bauruine. Sie soll abgerissen werden. Eines Tages. Wegen der Natur. ■ HELGE SOBIK 23 Fotos: H. Schwarzbach/dpa, Helge Sobik s muss ein blödes Gefühl in der Magengegend sein: ungefähr so, wie wenn der liebe Gott Adam und Eva nur deshalb aus dem Paradies vertrieben hätte, um dort ein neues Pärchen einziehen zu lassen. Eines, das nicht die halbe Nacht lang Musik aus den Boxen dröhnen lässt. Eines, das nach den Partys auch aufräumt. Eines, das achtsamer mit der Natur umgeht. 34 Jahre lang war Esteban Sánchez der Adam im Paradies – bis sein Pachtvertrag im siebten Himmel nicht mehr verlängert wurde. Jetzt hat er gewaltig Wut im Bauch und flucht auf die, die ihm das angetan haben. Als es geschah, fiel er aus allen Wolken – obwohl sich das Gewitter bereits am Horizont zusammengebraut hatte. Trotzig hockt er jetzt da, abseits vom Strand gegenüber einer Bauruine aus Beton und schimpft auf den lieben Gott – in seinem Fall gemeinschaftlich verkörpert durch ein paar Lokalpolitiker. Der Mann mit dem grauen Wuschelhaar und dem weit aufgeknöpften Hemd war Betreiber der legendären BeachBar „El Último Paraíso“ am Strand von Es Trenc an der Südküste von Mallorca. Der Name war kaum Übertreibung, denn dies ist der schönste und längste unverbaute Strand der Insel, feinsandig, fast schneeweiß, dazu von Dünen gesäumt. Wer hin will, muss mit gehörigem Abstand parken – und den Rest zu Fuß gehen. Oder mit der Jacht kommen und das letzte Stück schwimmen. Kein Hinderungsgrund für die Sonnenhungrigen und Bierdurstigen. Auch nicht für die prominenten unter ihnen, wie Mick Jagger, der gern mal vorbeischaut. Nur drei sogenannte Chiringuitos gibt es hier – und das „El Último Paraíso“ in der Mitte. Fast jeden Strandflaneur verschlägt es über kurz oder lang hierher. Und es sind viele. Die Bars gehören der Gemeinde Campos, zu deren Verwaltungsgebiet Es Trenc zählt. Die Betreiber sind Pächter und müssen sich alle zwölf Monate neu um die Konzession bewerben. Jahre lang war das ein Automatismus, kein wirklicher Wettbewerb, bis Sánchez sich verzockte und ein anderer die Bar im Paradies übertragen bekam. URLAUB FLU G H AFE N - H O TE LS Boarding completed! Sie heißen Sleepbox, No1 Traveller, Sams oder Napcab, und sie stehen im Abflugbereich von Flughafen-Terminals wie München, Moskau, London oder Neu-Delhi: Schlafkabinen, die stundenweise gemietet werden können. Nach einem viel versprechenden Start der Minihotels wurden im Münchner Flughafen Anfang März nun vier weitere Boxen aufgestellt. Auf rund vier Quadratmetern gibt es Bett, Fernseher, Schreibtisch – und WLAN-Anschluss. In London erwarten müde Passagiere zudem noch ein kleines Bad mit Dusche und eine Minibar. Je nach Komfortstufe, Flughafen und Tageszeit kostet das Angebot zwischen sieben und 28 Euro pro Stunde. Informationen zu den Schlafkabinen unter www.napcabs.net, www.sleepbox.com oder www.no1traveller.com Reise-Trends Kuschelige Betten im Flughafen, prosperierende Design-Hotels, ein Minister-Plädoyer für Wein-Wellness und Pauschalreisen für 1,2 Millionen Euro LO N D O N Pauschalreise mit Glamour 25HOURS Wenn 24 Stunden zu wenig sind Gewöhnlich sind sie nicht: die voll ausgestatteten Proberäume für Bands. Die Rabatte für Gäste bis 25 Jahre – oder auch für Mini-Fahrer. Die Kooperationen mit Modemarken wie Levi’s und mit wilden Künstlern. Mittlerweile gibt es fünf Häuser der Design-Hotelkette 25Hours. Zwei in Hamburg, zwei in Frankfurt, eins in Wien. Nun folgen auch noch Zürich (Foto) und 2013 Berlin. Die Quartiere im Vintage-Stil sind günstig und stylish. Ungewöhnlich genug. Das feine „Goring“-Hotel, in dem sich die Middletons vor der Hochzeit von Kate und William einquartiert hatten, feiert das Thronjubiläum von Königin Elizabeth II mit einem Pauschaltarif: vier Nächte, Champagner, Jubilee-Dinner, Bentley mit Chauffeur und Kutschfahrt entlang der Krönungsroute von 1952 für 1,2 Millionen Euro. Ein maßgefertigter Diamantring von De Beers ist inklusive. Alles übers „Goring“ unter www.thegoring.com Zimmer ab 95 Euro. Buchungen und Details: www.25hours-hotels.com 24 FOCUS FOC FO F OC O C US U S 18/2012 18 1 18/ 8/ 8 201 2 2 20 INTERVIEW »Wein ist für mich Wellness von innen« Der Wellness- und Gesundheitstourismus boomt. Wie stellt sich Deutschlands beliebteste Urlaubsregion Bayern darauf ein? Unsere Kurbäder haben schon vor einiger Zeit ihr Image entstaubt, um nicht mehr nur klassische Kurgäste, sondern auch ein jüngeres Publikum anzusprechen – seit Kurzem auch mit einer eigenen Internet-Seite. Was ist in Bayern besser als bei günstigeren Konkurrenten wie Tschechien oder Spanien? Unser Fachpersonal. Natürlich muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen, aber wer etwas für seine Gesundheit tun will, der ist oft auch bereit, für hochwertige Leistung mehr zu bezahlen. Außerdem haben wir den Trend zur Nachhaltigkeit früh erkannt und den gesamten Tourismus hohen ökologischen Standards angepasst. Ihre Heimat Franken verbucht erstaunliche Erfolge bei chinesischen Touristen – mit Zuwachsraten von 38 Prozent. Machen die auch Wellness? Die sind auf Rundreise durch Deutschland oder Europa und besuchen unterwegs das schöne Franken. Außerdem boomt der Messestandort Nürnberg. Dorthin kommen auch immer mehr Geschäftsleute aus Asien. Darauf sind wir natürlich stolz. Und wie enstpannt sich ein Innenminister im Urlaub? Im Sommer geht’s natürlich mit der Familie ein paar Tage ans Mittelmeer, aber der schönste Wellness-Urlaub für mich ist eine Tour auf dem WeinRadweg durch Franken. Oder ein Wochenende in der MainRegion mit Freunden, wo ich mir dann auch das eine oder andere Glas des guten Frankenweins gönne. Wellness von innen, sozusagen. Interview: S. Hirsch / B. Jung GRÜNE WEITEN. ERGREIFENDE SCHÖNHEIT. Fotos: dapd, mauritius images, 25hours hotels Genussmensch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, 55, leitet auch den Tourismusverband Franken JE T Z T FÜR SC H O N E N MM DEN KO INTER DEN W N BUCHE NECKERMANN MACHT’S MÖGLICH. FASZINATION PUR ! · Erleben Sie die „reiche Küste“: Beeindruckende Nationalparks, imposante Vulkane · Faszinierend artenreiche Tierund Pflanzenwelt · Entspannung im kleinen Strandhotel unter deutscher Leitung RUNDREISE COSTA RICA Höhepunkte Costa Ricas 8-tägige Rundreise ab/bis San José, 7 Nächte im Doppelzimmer, Verpflegung laut Programm, z. B. am 11. 06.12 Hotel Pochote Grande nnn 14 Nächte im Standard-Zimmer, Frühstück, z. B. am 10. 06.12 mit Condor ab Frankfurt p. P. ab 645,– € Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro, unter www.neckermann-reisen.de oder 01803/88 88 55* p. P. ab 1.518,– € * 0,09 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min. URLAUB Hollywood-Star und Tiefstapler »Ich will trödeln« Dan Aykroyd, 59, Schauspieler und Comedian, sitzt oft stundenlang im Zug. Und das ganz freiwillig 26 AUFGEZEICHNET VON SABRINA HOFFMANN I ch liebe das: in den Zug steigen, losfahren und so lange wie möglich sitzen bleiben. Es könnte tagelang so weitergehen. Nicht weil ich etwa Flugangst hätte. Nein, mein Vertrauen in die Technologie ist groß. Ich war schon an Bord eines Kampffliegers und eines B-25-Bombers. Im Flugsimulator saß ich sogar am Steuer eines Großraumflugzeugs. Ich mag die Luftfahrt, aber ich fliege sowieso schon so viel. Wenn ich kann, bleibe ich lieber am Boden. Zug fahren gibt mir die Ruhe, die ich auf Reisen brauche. Der Schlaf ist großartig. Der Zug ist wie eine Wiege, er schaukelt hoch und runter, hin und her. Ich steige ein, wache zwölf Stunden später auf und frage mich, wo der Tag geblieben ist. Es ist eine Auszeit, wie ein Kokon. Mein Alltag spannt mich auch mit fast 60 noch ganz schön ein. Ich pflege meine Ehe. Meine Frau Donna und ich sind seit 29 Jahren verheiratet. Ich kümmere mich um meine drei Töchter, oft bin ich mit den Blues Brothers auf Tour. Und ich mache meinen Crystal Head Vodka. Wenn noch Zeit bleibt, fahre ich im Privatwaggon eines Freundes durch die Gegend. Er stammt aus den 20er-Jahren. Der Besitzer sammelt indische Kunst und viktorianische Möbel, hat das Innere damit ausgestattet. Es gibt einen Speiseraum, eine Küche und eine Aussichtsplattform am Ende des Zuges mit einer kleinen Bank, auf der man sitzen kann. In der kühlen Morgenluft dort zu sitzen ist schön, zum Beispiel bei einer Fahrt durch die Sierra Nevada Mountains. Da gibt es nichts anderes als Pinienwälder. Wir sind still und schauen einfach zu, wie die Schienen im Nebel verschwinden. Ich mag es nicht, schnell zu reisen. Ich will trödeln. Durch das Zugfenster kann ich mir dabei in Ruhe Deutschland anschauen und stelle fest: Das könnte auch Kanada sein. Felder, Bäume, Straßen, Bauernhöfe. Die Menschen versuchen, sich ihren Unterhalt zu verdienen und ein gutes Leben zu führen. Das mag ich so am Zugreisen. Ich fahre quasi durch die Hinterhöfe der Leute. Industrielle Technologien aus einer anderen Zeit ziehen an mir vorbei, meisterhaft gebaute Eisenbahnbrücken. Das sind oft Orte, an denen keine Straße entlangführt. ■ FOCUS 18/2012 Foto: P. Francis/Getty Images Bei der R-’n’-B-Gruppe Blues Brothers überließ Dan Aykroyd seinem Freund John Belushi den Vortritt im Rampenlicht, im Kinoerfolg „Ghostbusters“ (1984) dem Komiker Bill Murray. Aykroyd schrieb das Drehbuch