SUNDAY-MARKET

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04.04.2007
Deutschlands größter Börsenbrief
kritisch
ehrlich
objektiv
Sunday-Market Insidergespräch
Sunday-M
Market: Herr Kordovsky, Sie
sind bei der ARIQON Asset Management
AG in Wien verantwortlich für Research
und Fondsmanagement. Bitte beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang und Ihre
Expertise in diesem Bereich.
Michael Kordovsky: Seit 1995 publiziere ich in diversen Medien (Wirtschaftszeitungen und Börsenbriefe) über Investmentthemen mit Technologiefokus. Seit
über sieben Jahren bin ich auch Autor
des größten österreichischen Wirtschaftsmagazins "GEWINN", für das ich seit 2003
jährlich die Fachstudie "Zukunftsmarkt
Nanotechnologie" verfasse. Darüber hinaus halte ich bei den Kapitalanlagemessen "GEWINN-Messe" in Wien und der
"Moneyworld" in Salzburg einschlägige
Fachseminare über Investmentthemen
rund um Bio- und Nanotechnologie ab.
Seit April 2003 bin ich innerhalb der ARICONSULT-Gruppe in den Bereichen
Research, Portfoliokonzeption und Produktentwicklung tätig. Im März 2004 kam
ich ins Fondsmanagement der ARICONSULT, wo ich u. a. seit Juni 2004 für den
eigen entwickelten Nanoscience Opportunities Fund (ISIN: AT0000620588) verantwortlich bin.
wird seit Ende 2005 nach einer ursprünglich mehr Event-Driven-Ausrichtung konsequent umgesetzt. Dies führte dazu,
dass sich der Fonds ab diesem Zeitpunkt
bis Ende März 2007 im oberen Bereich
der Peer-Group bewegte. Wichtige
Kriterien für eine Übergewichtung von
Titeln sind eine marktführende Position in
einem Wachstumssegment, eine starke
Ertragskraft bei fundamental günstiger
Bewertung, ein Konkurrenzvorteil durch
Technologieführerschaft oder Koopera-
Sunday-M
Market: Ihr Haus verwaltet
den Fonds NanoScience Opportunies, für
den Sie verantwortlich sind. Bitte beschreiben Sie doch das Konzept und die
Kriterien, die Sie dort anlegen.
Michael Kordovsky: Aufgelegt wurde
der Fonds von der Security KAG, einer
Tochtergesellschaft der Grazer Wechselseitige Versicherung AG in Graz, einem
der größten Versicherungsunternehmen
Österreichs.
Dem Fonds liegt ein standardisiertes
mehrstufiges Top-Down-Verfahren zugrunde, das neben fundamentalen Aspekten wie Gewinnüberraschungen, das
Momentum der Gewinnrevision, das
KGV/Gewinnwachstums-Verhältnis auch
Markt- und charttechnische Größenordnungen berücksichtigt. Dieses Verfahren
tions-spezifische Vorteile. In letztere
Kategorie fällt zum Beispiel auch API
Nanotronics.
Als Value Investment mit derzeit 4,3
Prozent am stärksten gewichtet wurde
das belgische Spezialchemie-Unternehmen Umicore als einer der führenden
Anbieter von Materialien für High Vacuum
Coating. Einsatz finden diese Partikel in
der Kathodenzerstäubung (Sputtern), in
Solarzellen, Displays, der Mikroelektronik
und im Halbleiter-Bereich. Darüber hinaus
arbeitet das Unternehmen an der
Beschichtung von Fasern mit nanokristallinen piezokeramischen Materialien. Die
beschichteten Fasern werden als Sensoren in Textilien eingearbeitet, deren Funktion in der Umwandlung mechanischer
Impulse, die auf die Fasern einwirken in
Fondsmanager
Michael Kordovsky
im Sunday-Market Gespräch
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auswertbare elektrische Signale liegt.
Dies ermöglicht eine permanente und
einfache Überwachung der Körperfunktionen ohne lästige Verkabelungen.
Eine starke Marktposition bei analytischen Geräten für Biotech-Labors und ein
Gewinnwachstum von durchschnittlich
20,7 Prozent p.a. in den vergangenen
fünf Jahren, das sich infolge erfolgreicher
Akquisitionen zwischen 2009 und 2013
auf 30 Prozent beschleunigen sollte in
Kombination mit einem charttechnischen
Aufwärtstrend
führten
dazu,
dass Bruker Biosciences mit 3,5
Prozent
am
zweitstärksten
gewichtet wurden. Ein wichtiges Overlay für den Fonds
liegt in der Betrachtung der NanotechWertschöpfungskette, anhand derer
Wachstumspotenziale eruiert werden
können. So können die vom Konsumenten am weitesten entferntesten Glieder
über eine enorme Hebelwirkung der weiten Verzweigungen der Wertschöpfungskette letztendlich Milliardenmärkte abdecken. Dies kann anhand des Nanopartikel-Herstellers, Nanophase anschaulich
illustriert werden: Ein sich für 2008
abzeichnender Break-Even, starke Partner
wie BASF (Zinkoxidbeschichtungen für
Sonnenschutzmittel) und Rohm and Haas
Electronic Materials CMP, eine kontinuierliche Senkung der Produktionskosten für
nanokristalline Partikel aber auch der sich
zunehmend herauskristallisierende Leverage-Effekt der Basistechnologie führten
zur gegenwärtig drittstärksten Gewichtung.
So verbessern vor allem die Bausteine
für Halbleitermaterialien die Funktionalitäten elektronischer Komponenten
und letztendlich auch die Qualität und
Leistungsfähigkeit elektronischer Geräte,
woraus selbst über einen Zeitraum von
mehreren Jahrzehnten ein überproportionales Wachstumspotenzial resultiert.
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04. April 2007
Nanotech - Weltmarkt vor Erschließung
Natürlich spielt auch Risikomanagement eine wichtige Rolle: Während die
Aktienselektion nach einem Top-DownApproach abläuft, ist die Kontrollfunktion
Bottom Up ausgerichtet und großteils
markt- und charttechnischer Natur. Die
maximale Positionsgröße beläuft sich
derzeit auf 4,5 Prozent. Darüber wird abgeschichtet. Lediglich echte Value-Aktien
werden mit über 4,0 Prozent gewichtet.
Darüber hinaus erfolgen - insbesondere
bei Biotech-Aktien - Gewinnmitnahmen
im Falle von zweistelligen Tageskursgewinnen, denen keinerlei fundamental signifikante Nachrichten gegenüberstehen.
Sunday-M
Market: Häufig werden gigantische Wachstumsprognosen für den
Gesamtbereich Nanotechnologie genannt. Bitte erläutern Sie kurz, mit welchen Wachstumsraten Sie in den nächsten
Jahren rechnen und welche Sektoren
innerhalb dieses weit gefassten Feldes
Ihrer Meinung nach die größten Profiteure sein werden.
Michael Kordovsky: Es existieren
keine Wachstumsprognosen für den
"Nanotechnologie-Markt". Dieser gilt
angesichts der Funktion der Nanotechnologie als Querschnittstechnologie als
abstraktes Konstrukt. Es kursieren zwar
eine Reihe von Schätzungen, die sich an
Optimismus gegenseitig übertrumpfen.
Doch fehlen den so leichtfertig publizierten Aussagen die genauen Definitionen
der untersuchten Märkte. Oft wird in Studien die gesamte Wertschöpfungskette
hin zu den Endprodukten gerechnet. Der
ausschlaggebende Faktor ist dann der
Absatz von Endprodukten mit einem
gewissen Nanobezug. Da dieser im Laufe
der Zeit zunimmt ist das Wachstum für die
unteren Stufen der Nanotech-Wertschöpfungskette (Beschichtungen und
Materialien) enorm. Wie stark das
Vordringen der Nanotechnologie erwartet wird, kann anhand folgender Schätzungen anschaulich illustriert werden:
- Laut einer Schätzung der
Branchenvereinigung SEMI (Semiconductor Equipment and Material International) sollte der Weltmarkt für Nanomaterialien, Geräte und Ausrüstung für die
Nanoelektronik zwischen 2005 und 2010
von 1,8 auf 4,2 Milliarden US-Dollar
wachsen.
- Im Jahr 2004 lag der weltweite
Umsatz für nanotechnologische Produkte
und Dienstleistungen bereits bei 100
Milliarden US-Dollar und laut einer
Schätzung von Evolution Capital sollte
sich dieses Marktvolumen bis 2010
bereits verzehnfachen.
- Mit jährlichen Wachstumsraten von
38,5 Prozent p.a. bis zum Jahr 2014 rechnet Lux Research, die dann von einem
"Nanotech-Marktvolumen" von 2.600
Milliarden US-Dollar ausgeht.
- Ein wichtiger Wachstumsdriver liegt
zweifelsohne in der Elektronik-Branche.
Alleine aus dem zunehmenden Vordringen der MRAM-Seicher (basieren auf
Spintronik bzw. magnetischen Eigenschaften von Elektronen und ermöglichen
Instant-On-Computer ohne lange Booting
-Zeiten) resultiert ein Marktpotenzial von
bis zu über 100 Milliarden US-Dollar.
Doch es bedarf keineswegs schwer
nachvollziehbarer Zukunftsprognosen,
um das starke Wachstum zu illustrieren.
Vor allem ein Blick in die Vergangenheit
stimmt optimistisch. So wächst zum
Beispiel der Halbleiterelektronik-Markt
seit 1965 mit durchschnittlich 14,7 Prozent p. a. fast doppelt so schnell wie das
globale BIP, während der Markt für Ausrüstung zur Halbleiterproduktion noch
höhere Wachstumsraten aufweist. So geht
VLSI Resarch davon aus, dass sich das
Weltmarktvolumen für Assembling, Test-
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Systeme und Wafer Fabrikation zwischen
1998 und 2005 knapp verdreifachte.
Besondere Wachstumschancen ergeben sich somit vor allem im MRAMBereich, in der Produktion von ChipEquipment und insbesondere bei den
"Pick-and-Shovel" Companies aus der
Mikroskopie und Analytik, die die
Basiswerkzeuge für die Miniaturisierung
und Nanotech-Forschung bereitstellen.
Sunday-M
Market: In der öffentlichen
Darstellung wird oft erklärt, dass die
Nanotechnologie unser Leben nachhaltig
verändern wird und die Situation so dargestellt, als würde aus der Nanotechnologie die eine, alles verändernde
Erfindung hervorgehen. Wie sehen sie die
künftige Entwicklung - sprungartig oder
eher kontinuierlich in kleinen Schritten?
Michael Kordovsky: Die Nanotechnologie ist eine Querschnittstechnologie,
die kontinuierlich in alle Bereiche des alltäglichen Lebens vordringt. Der Lotosblüteneffekt wird bei Autolacken genützt,
die es ermöglichen, dass man sich bei
Regen Zeit und Geld für die Waschstrasse
erspart. Als automatischen Lichtschutz
gibt es bereits intelligente Gläser, die die
Lichteinwirkung regeln.
Ein Unternehmen, dessen Anwendungsbereiche für "intelligentes Glas" sich
von der Bauindustrie, der Automobilbranche bis hin zur Luftfahrt erstrecken,
ist Research Frontiers. Weitere Anwendungsbereiche des Alltags sind ganz
banale Flachbildschirme und Handys. In
der Halbleitererzeugung ist das Vordringen in Strukturen von einer Größenordnung in die Bereiche von unter 100
Nanometer bereits nichts mehr Außergewöhnliches. Konkrete Beispiele sind AMD,
IBM und Infineon.
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04. April 2007
API Nanotronics - Für Fonds interessant!
Allerdings führt die Miniaturisierung in
der herkömmlichen Halbleitererzeugung
bald zur einer kritischen Grenze von
Moores Law. Als Mooresches Gesetz
wird die Beobachtung des Intel-Mitbegründers, Gordon Moore, bezeichnet,
die besagt, dass sich durch den technischen Fortschritt die Integrationsdichte
von Schaltkreisen alle 18 Monate verdoppelt. Bis 2012 könnte laut herkömmlichen Schätzungen jedoch eine Barriere
erreicht werden, ab der Quantenphänomene einer weiteren Miniaturisierung entgegenwirken. Dann wären revolutionäre
Erfindungen wie Quantencomputer und
DNA-Rechner ein wichtiges Thema.
Sunday-M
Market: Sie haben im
NanoScience Opportunities auch eine
Position der API Nanotronics Corp. aufgebaut. Bitte erläutern Sie uns, was Sie von
API Nanotronics überzeugt hat.
Michael Kordovsky: API Nanotronics
expandiert äußerst rasch in Milliardenmärkte der Nanoelektronik und zeigt,
den Leverage-EEffekt funktionierender
Technologien. Die meisten Forschungsunternehmen scheitern an der Umsetzung
von Innovationen aus dem Forschungslabor am freien Markt. Wissenschaftliches
Know How alleine ist noch kein
Erfolgsgarant, sondern viel mehr der
Faktor Management. Unter diesem
Aspekt scheint API Nanotronics interessant zu sein. So wie einst Jack Welch von
General Electric ist API Nanotronics-C
CEO,
Phillip DeZwirek, gerade dabei, um sich
ein Team und größeres Netzwerk erstklassiger Branchenexperten (wie zum
Beispiel Dr. Martin Moskovits, Dean of
Science an der University of California,
Santa Barbara) aufzubauen. Bereits jetzt
liefert das Unternehmen seine Produkte
in 34 Länder und zählt neben dem USVerteidigungsministerium, renommierte
Rüstungsunternehmen wie Honeywell/
Allied Signals, General Dynamics,
Lockheed Martin in Boeing zu seinen
Kunden. Ein kluger Schachzug war die
Übernahme von National Hybrid weshalb
im laufenden Geschäftsjahr (endet am
31.5.2007) ein Umsatzanstieg von 15,6
auf 30 Mio. US-D
Dollar zu erwarten ist.
Sunday-M
Market: Wie wird Ihrer Ansicht nach die weitere Entwicklung der
API Nanotronics Corp. verlaufen? Was
erwarten Sie in den kommenden Jahren
von dem Unternehmen?
Michael Kordovsky: Das Unternehmen
entwickelt sich immer mehr zu einem
wichtigen Anbieter strategisch bedeuten-
der Komponenten und gilt in der
Rüstungsindustrie als erste Adresse bei
spezifischen Lösungen im Bezug auf qualitativ hochwertige elektronische Komponenten, die vor allem in der Kommunikation Einsatz finden. Die gegenwärtige
Dynamik der Auftragseingänge stimmt
optimistisch. Das Unternehmen ist bereits
in den vergangenen vier Quartalen auf
operativer Basis cash-flow-positiv und
könnte bereits 2008 satte Gewinne
abwerfen. Angesichts dieser Entwicklungen erscheint die Aktie noch immer günstig, weshalb im Falle einer weiteren
Fortsetzung des Expansionskurses der
nächste Kursschub nur noch eine Frage
der Zeit ist. Ähnlich wie bei Lumera der
erfolgreiche Test einer Mikrowellentechnologie zur mobilen Übertragung größerer Datenmengen am 16. Oktober 2006
zu einem Kursanstieg um 216 Prozent
führte, könnte die Bekanntgabe des
einen oder anderen zukünftigen
Großprojektes zu Tageskursgewinnen in
zweistelliger Größenordnung führen.
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Sunday-M
Market: Abschließend: Was
müssen Anleger mitbringen, um mit API
und generell dem Nanotechsektor zu
profitieren? Was können Sie dem Anleger
mit auf den Weg geben?
Michael Kordovsky: Wichtig ist vor
allem Geduld, eine breite Streuung und
viel Disziplin in puncto Mitnahme allzu
schneller Gewinne und Begrenzung von
Verlusten. Gemäß einer Analyse der
Kondratieff-Zyklen wird ein Nanotechnologie-B
Boom bis hin zum Jahr 2010 zunehmend wahrscheinlicher. Ein Auslöser
könnte entweder in einer Forschungsoffensive der US-Regierung oder einfach
auch nur in einer Style-Shift von Value zu
Growth liegen. Letzteres Szenario wird
nach einer bereits sieben Jahren anhaltenden Value-Phase zunehmend wahrscheinlicher, weshalb in den kommenden
Monaten eventuelle Rückschläge infolge
einer Rückkehr der Volatilität für
Engagements im Technologiesektor genützt werden sollten.
Anleger sollten sich dabei bewusst
sein, dass Werte wie API klassische
Growth-SStocks sind, die zwar in einem
Value-U
Umfeld noch ein Schattendasein
führen, jedoch bei der nächsten Style
Shift das Potential haben, zu den
Shooting-SStars der Börse zu zählen.
Anleger, denen die tägliche Marktbeobachtung zu nervenaufreibend ist, sollten einen Sparplan in einen einschlägigen
Nanotech-Fonds abschließen und monatlich den gleichen Betrag investieren,
wodurch sich der durchschnittliche
Einstandskurs verringert. Die gegenwärtige volatile Seitwärtsbewegung bei
Nanotech-Aktien ist somit hervorragend
für eine Akkumulation von Fondsanteilen
via Sparplan geeignet. Anleger, die auf
diese Weise konsequent in NanotechAktien investieren zählen zu den klaren
Gewinnern des nächsten Aufschwungs.

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