Tikchik River 2003 – Paddeln und Fischen im Wood Tikchik National
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Tikchik River 2003 – Paddeln und Fischen im Wood Tikchik National
Tikchik River 2003 – Paddeln und Fischen im Wood Tikchik National Park Es ist gerade erst kurz nach Mitternacht. Wir liegen unter einem Wellblechdach, es regnet und der stürmische Wind bläst die Regentropfen unter das Dach in unser Lager. Mein Schlafsack ist nass. Nach mehr als 20 Jahren, in denen ich inzwischen mit Boot, Zelt und Angel unterwegs bin, habe ich zum ersten mal einen nassen Schlafsack (ein nagelneuer Western Engineering Daunen Sack). Dabei hat die Tour eigentlich noch gar nicht begonnen. Erst heut Mittag sind wir, mit Condor aus Frankfurt kommend, in Anchorage gelandet und haben sogar noch den Anschluss nach Dillingham geschafft. Nach der Landung in Dillingham konnte der Flieger uns wegen schlechten Wetters nicht zum Startpunkt unserer Tour am Nishlik Lake bringen. Statt dessen hatte uns Carol, die Frau des Piloten, für die Nacht in den Hafen auf einen kleinen Campground gebracht. Gerade als sie wieder weg war, stellten wir fest, das wir das Zelt im Auto vergessen hatten. Unser erstes Nacht-Quartier im Hafen von Dillingham Wir, das sind Peter Voss und Gernod Dilewski, 2 Alaskaliebhaber und Fliegenfischer. Wir wollen in den nächsten 2 Wochen vom Nishlik Lake über den Tikchik River, den Tikchik Lake, den Nuyakuk River und den Nushagag River bis zur Eskimosiedlung Koliganek paddeln. Eine Strecke von etwa 150 km, die in den 2 Wochen, die wir zur Verfügung haben, recht locker zu schaffen sein sollte. Von der Bergregion der Tikchik Mountains geht es über Seen und Flüsse bis in die Küstenebene des Nushagag Beckens. Es ist früher Morgen. Der Regen hat aufgehört und der Schlafsack – oh Wunder – ist schon fast wieder trocken. Ob wir heute raus kommen? Gegen Mittag kommt Carol wieder vorbei. Ihre große Maschine ist defekt und mit der kleinen können sie nur 700 pounds transportieren – da liegen wir doch deutlich darüber . Aber Carol hat einen Deal mit dem Piloten von der Tikchik-Narrows Lodge gemacht. Der fliegt ein paar Leute nach Dillingham und auf dem Rückweg will uns der Pilot zum Nishlik Lake bringen. Und tatsächlich – nach bangem Warten und einem atemberaubenden Flug landen wir am frühen Nachmittag auf dem Nishlik Lake. Endlich angekommen am Nishlik Lake Immerhin, es regnet nicht mehr und nach einem kurzen Freudentanz beginnen wir mit dem Auspacken und dem Aufbau des Lagers. Bald steht das Zelt und das Boot ist aufgeblasen – offensichtlich haben wir nichts wirklich lebenswichtiges vergessen. Am Abend wird noch ein bisschen gefischt (ohne Fisch) und dann gibt es die mitgebrachten Steaks am Lagerfeuer. Oben: Übersichtskarte Unten:Satellitenaufnahme des Wood Tikchik National Parks 1 Schließlich erreichen wir einen Grat, der einen freien Blick in alle Richtungen ermöglicht. Den Weg bis auf den Gipfel schenken wir uns – jetzt wäre Klettern angesagt. Der Blick von hier oben lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Im Norden liegen die schneebedeckten Berge der Tikchik Mountains. Unter uns mehrere Seen die durch schmale, mäandrierende Flussläufe verbunden sind. Nishlik Lake am Ausfluss in den Tikchik River – Zelt und Tarp stehen auf der anderen Seite des Ufers Den nächsten Tag verbringen wir mit Paddeln und Angeln auf dem Nishlik Lake. Von Ferne sehen wir einen Grizzly und nach einiger Zeit haben wir auch die Technik beim Fischen raus. Wenn sich irgendwo auf dem See Ringe zeigen, schnell hinpaddeln und die Ringe anwerfen. Etliche Fische (Saiblinge und Seeforellen von 1 – 2 Pfund) nehmen direkt und sichern ein schmackhaftes Abendessen. Am nächsten Morgen weckt uns strahlender Sonnenschein, der Berg ruft. Bereits gestern hatten wir vom See aus eine mögliche Route festgelegt und nach einem kräftigen Frühstück mit Bannocks geht es los. Erst müssen wir 4 km über ebenes Gelände bis zum Fuß des Berges: Biber-Country -zugewachsen mit Weiden und Erlen, die ständig das Weiterkommen behindern. Als wir nach etwa 3 Stunden den Berg erreichen, sind wir völlig am Ende. Jetzt lässt es sich zwar über Moose und Flechten angenehm laufen, dafür ist der Anstieg doch enorm. Auf halber Höhe liegt ein Bergsee der selbst jetzt im Hochsommer noch teilweise mit Eis bedeckt ist. Bergsee auf halber Strecke unserer Wanderung – Mitte Juli liegt noch Eis auf dem See Wanderung am Nishlik Lake – der Ausblick ist unbeschreiblich Und das Beste: die Sonne scheint und der Wind hält die Mücken fern. Erst genießen wir still diesen Ausblick, dann liegen wir auf dem Berg und schlafen. Nach der Rast wird es auch schon Zeit für den Rückweg. Es ist Abend als wir völlig ausgepowert das Zelt wieder erreichen. Heute reicht es nur noch zur schnellen Küche, danach fischen wir noch ein bisschen und fallen in die Schlafsäcke. Der nächste Tag ist unser erster Paddeltag auf dem Tikchik River. Irgendwie hatte ich das alles viel einfacher in Erinnerung. Die erste Etappe ist der pure Stress. Das Wasser ist schnell, dass vollbeladene Boot lässt sich nur schwer manövrieren und natürlich klappt die Feinabstimmung überhaupt nicht. Das Paddeln mit dem vollbeladenen Boot ist der pure Stress - am Ende der Stromschnelle wird das Boot trocken gelegt 2 Enge Kurven und dann Sweeper (überhängende Bäume) – wenn wir da mit dem Boot reingeraten, dann geht’s uns richtig an den Kragen. In einer Kurve schrammen wir die Uferböschung. Meine nagelneue Angel bleibt im Erlengestrüpp hängen – die untere Hälfte kann ich gerade noch festhalten, doch das Spitzenteil ist flöten, anhalten bei der starken Strömung unmöglich. Der Platz den wir schließlich auf halber Strecke zum Tikchik Lake finden, bekommt die volle Punktzahl – und noch ein paar Sonderpunkte für eine traumhafte Fischerei auf pfundschwere Äschen. Erstes Lager am Tikchik River – Dieser Lagerplatz bringt volle Punktzahl Schwalbennester am Tikchik River Wir sind heilfroh, als die Schwierigkeiten nachlassen. Nach ein paar Stunden haben wir die Schnauze voll und halten nach einem Lagerplatz Ausschau. Ein guter Lagerplatz gehört zu den wichtigsten Dingen einer solchen Tour: ein guter Platz kann einen miesen Tag retten, ein schlechter Platz macht den grauen zum schwarzen Tag. Was also zeichnet einen guten Platz aus? • Eine ebene freie Fläche über der Hochwasserlinie (Kiesbänke sind gar nicht schlecht, solange sie tatsächlich hochwassersicher sind) • Ein schöner Blick (Vordergrund vielleicht mit Bacheinlauf, Hintergrund die schneebedeckten Berge) • Feuerholz (den Verfechtern von low impact camping sei gesagt: es gibt Tage, da rettet ein Feuer das Leben, an anderen Tagen die Seele) • Eine gute Angelstelle (auch an den Flüssen Alaskas gibt es Abschnitte, da beisst gar nichts und andere, da steht der Fisch). Gute Angelstellen sind z.B. an Stromschnellen, Bacheinläufen oder den Ein- und Ausläufen von Seen zu erwarten. Und noch ein paar Extra-Punkte für die phantastische Äschenfischerei Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Nishlik Lake. An einer Verschneidung schmeißt es uns dann beinahe doch noch. Für Sekunden steht das Boot auf der Kante und läuft voll. Mit viel Glück vermeiden wir die Kenterung. Jetzt erst mal ans Ufer und kräftig durchschnaufen. Eigentlich sieht der Rastplatz gar nicht schlecht aus. Vielleicht könnte man hier ein bisschen Fischen. Da sitzt er im Gras, ein richtig knuddeliger kleiner Grizzly, kaut ganz unaufgeregt am Ufergras . Hätte ich nicht vor einigen Jahren dieses unerfreuliche Erlebnis mit einer Grizzlymama gehabt, wäre ich jetzt wohl noch dageblieben und hätte versucht mit dem Bären Freundschaft zu schließen. So aber dränge ich zum Ruckzug. 3 Dann geht es über den Tikchik Lake. Die Sonne scheint und am Ende der Tagesetappe erreichen wir den Beginn des Nuyakuk River. Unterwegs fangen wir noch eine dicke Rainbow und eine Seeforelle. Wieder ist das Wetter traumhaft und erneut baden wir im See. Ein süßer kleiner Teddy – eigentlich sieht der gar nicht so aus, als hätte er Böses im Sinn An der Mündung des Tikchik River in den Tikchik Lake bauen wir das Lager auf. Hier ziehen die Rotlachse massenhaft am Ufer entlang. Einen ganzen Tag lang fischen wir fast ununterbrochen und fangen tatsächlich etliche dieser Lachse (verlieren noch viel mehr), die von allen fünf pazifischen Lachsen am schwersten mit der Angel zu überlisten sind. Das Fischen an den Upper Falls ist dann aber eine Enttäuschung. Eigentlich ist diese Stelle, wie auch die Lower Falls, berühmt für die kapitalen Rainbows. Allerdings sind die besten Zeiten im Frühsommer und im Herbst – jetzt im Juli verdrücken sich die Fische und wir bekommen erst mal gar keinen Biss. Es ist schon komisch, an einer Weltklasse-Stelle zu stehen und nichts zu fangen. Nachts mache ich dann doch noch einen Trupp Rainbows aus und fange etliche gute Fische. Rainbow – gefangen an den Nuyakuk Lower Falls (ok - eigentlich sollten die Rainbows wieder zurück) Einer vor zahlreichen Rotlachsen, die wir an der Mündung des Tikchik Rivers fangen Wir fischen und baden und genießen das herrliche Wetter und die Aussicht über den See auf die Berge. Freikörperkultur am Tikchik Lake Die Fishing Lodge an den Upper Nuyakuk Falls steht gerade zum Verkauf an – angesichts der Wirtschaftkrise in den USA kämpfen offensichtlich auch diese Nobellodges mit Tagespreisen von tausend Dollar und mehr ums Überleben. Wir fahren weiter zu den Lower Falls, die den anglerischen Höhepunkt der Reise darstellen sollen. Wir fangen einige Rotlachse aber mit den großen Rainbows ist es auch hier Fehlanzeige. Rotlachs im Drill an den Nuyakuk Lower Falls 4 Dafür haben wir (die meiste Zeit) die Falls ganz für uns allein und genießen 3 Tage mit Angeln, Baden und Sonnen. Nuyakuk Lower Falls – eigentlich legendär für große Rainbows Im Unterlauf wir der Nuyakuk immer breiter und wir haben Probleme, den Routenverlauf auf der Karte zu verfolgen. Irgendwann muss der Nuyakuk in den noch größeren Nushagag münden. Der Nushagag ist einer der besten Flüsse Alaskas für das Fischen auf den Königslachs. Beim letzten mal hatte ich hier etliche Kings gefangen. Eigentlich sollte man meinen, dass man es gar nicht verpassen kann, wenn man auf einem kleinen Fluss paddelt, der in einen großen mündet. mal 40 km den Nushagak runter. Auf einer Sandbank schlagen wir das Lager für die Nacht auf. Ein Motorboot kommt und ein freundlicher Herr fragt nach unserer Permit – für das Campen und Fischen am Fluss verlangen die Inuit inzwischen teilweise heftige Gebühren, obwohl das amerikanische Recht eigentlich einen freien Zugang zum Gewässer gewährleistet. Nach langer Diskussion, und der wiederholten Zusicherung, am nächsten Tag den Fluss zu verlassen, verzichtet er auf seine Forderungen. Am nächsten Tag finden wir dann doch noch einen Trupp Kings. Nach wenigen Wurf hat Peter eine Biss und ist die nächste Stunde mit Drillen beschäftigt – dann verabschiedet sich der Fisch. Vielleicht hätten wir die Widerhaken für die Kings doch dranlassen sollen. Am Abend kommen wir in New Stewahok an und fragen nach einer Unterkunft. Natürlich ist man nicht auf Touristen eingestellt und so etwas wie ein Hotel gibt es ohnehin nicht. Schließlich stellt man uns die Räume des Boys and Girls Clubs zur Verfügung. Ideal, um Ausrüstung zu trocknen und zu packen. Nachtleben in New Stewahok Wo geht’s denn hier bitte weiter zum Nushagag – die Mündung haben wir leider verpasst Kann man doch. Nachdem wir seit Stunden auf die Einmündung des Nushagag warten, sehen wir in der Ferne die Dächer von Koliganek. Das ist unsere Endstation – etwa 25 km den Nushagag hinunter. Egal, jetzt erst mal einkaufen und dann weitersehen. Aber natürlich – wie kann es anders sein – es ist 5 Minuten nach sieben und um sieben macht der Laden zu. Keine Zigaretten, kein Snickers, kein .... - Was nun? 2 Tage hätten wir eigentlich noch Zeit – wir beschließen, weiter bis zum nächsten Dorf, nach New Stewahok zu fahren. Das sind noch Am nächsten Tag geht es zurück nach Dillingham und nach einem Zwischenstopp in Anchorage und einer Nacht in der Jugendherberge (mit Fahrradmiete und nächtlicher ShoppingTour) treten wir den Heimflug nach Deutschland an. Euro Flüge Frankfurt - Anchorage mit Condor Anchorage - Dillingham mit Alaska Flug Dillingham - Nishlik Lake p.P. New Stewahok - Dillingham p.P. Miete Schlauchboot (XR Trecking) p.P. Hotel Dillingham, Anchorage Lebensmittel, Angellizenzen etc. Kosten gesamt 1.250 250 500 250 150 150 500 3.050 Kosten der Tour (ohne Campingausrüstung) 5