Wanderwoche im Neckartal zwischen Katzenbuckel und Königstuhl

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Wanderwoche im Neckartal zwischen Katzenbuckel und Königstuhl
Wanderwoche im Neckartal zwischen Katzenbuckel und Königstuhl
Nach etwa einem Jahr Vorarbeit – keine Sorge nicht durchgängig aber hin- und wieder - mit
mehrfachen Besuchen in meiner Heimat, ist nun eine Unterkunft für 18 Teilnehmer gefunden, die
Wanderungen geplant und zum Teil vorgegangen, die Parkplätze und Cafes erkundet und die
Reihenfolge der Wanderungen festgelegt, so dass außer der Freude auf die vor uns liegende
Wanderwoche nichts mehr bleibt. Packen wir es an. Wir schaffen das!
Rund um Rothenberg, 9.5km, 300Hm. Am Sonntag, dem 13. September 2015 um 15:00,
ist es soweit. Die erste Wanderung in einem Gebiet,
das für viele von uns Neuland ist, beginnt. Wir starten
im Ortsteil Kortelshütte vor dem Hotel „Zum Weissen
Lamm“, unserem Quartier für die nächsten 7 Tage, bei
leichtem, kaum wahrnehmbaren Nieselregen die
Erkundungswanderung um die Gemeinde Rothenberg.
Vorbei am Seniorenheim Cordula und der gleichnamigen Hütte erreichen wir nach gut einem
Kilometer eine weitere Hütte, die „Kortelshütte“, nicht
zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ortsteil. Dort
gehen wir links, vorbei am Segelfluggelände „Auf der
Heumatte“, Richtung Rothenberg. Der höchste Berg
des Odenwaldes, der Katzenbuckel, grüßt von der
Ferne und erwartet uns bereits. Vorbei an der
evangelischen Kirche und am schmucken Hotel „Zum
Hirsch“ verlassen wir Rothenberg und haben bald
einen hervorragenden Blick auf den Königstuhl mit
seinen charakteristischen Sendeanlagen und
Wanderziel der vor uns liegenden Woche. Vorbei am
Homrichsbrunnen und zurück auf einem wunderschönen schmalen Pfad nach Kortelshütte. Diese
Nachmittagswanderung macht Lust auf mehr und mächtig Appetit auf das reichhaltige, sehr
schmackhafte Abendessen im „Weissen Lamm“.
Von Kortelshütte nach Eberbach, 17km, 450Hm.
Der Montag beginnt mit einem kräftigenden Frühstücksbuffet vom feinsten, gerade richtig für die vor uns liegende Wanderung nach
Eberbach. Wieder wandern wir zur „Kortelshütte“, dort aber jetzt rechts und erreichen nach knapp
zwei Kilometern den Neckarsteig, der uns bis Eberbach führt. Unterwegs finden wir historische
Grenzsteine der Kurpfalz und von Hessen. Ein paar Schritte weiter öffnet sich schlagartig der Blick
auf Igelsbach, ein Dorf mit etwa 350 Einwohnern und der Landesgrenze zwischen Hessen und
Baden-Württemberg mittendurch. Alle Bemühungen der Vereinigung beider Dorfhälften scheiterten
bisher so, dass die Einwohner wohl noch lange mit den Autokennzeichen HD für den badischen
und HP für den hessischen Teil, der nur über eine badische Straße zugänglich ist, werden leben
müssen. Jenseits des Neckars zeigen sich die badischen Dörfer Pleutersbach und Neckarwimmersbach. Weiter bergab nach einer Spitzkehre erreichen wir die Gretengrundhütte in der das
„Waldklassenzimmer Eberbach“ untergebracht ist. Die Frage, ob Ingrid in einem Klassenzimmer
Hochprozentiges ausschenken darf, konnten wir nicht abschließend klären und haben uns deshalb
auf den Genuss beschränkt. Ein wunderschöner Steig führt uns um den „Bösen Berg“ herum und
nach der Querung des Gammelsbachtales weiter auf dem Neckarsteig Richtung Eberbach, das uns
jetzt zu Füßen liegt. Bald verlassen wir den Neckarsteig, um auf einem einsamen Waldpfad, mit
guter Aussicht auf Eberbach und den Ohrsberg, unser nächstes Ziel, den „Höchsten Baum“
Deutschlands, eine Douglasie, zu besuchen. Dort angekommen, sind wir enttäuscht. Etwas
imposanter hätte er ruhig sein können. Was wir vorfanden, war ein Wald voller annähernd gleich
großer Bäume und ein Hinweisschild, dass genau der mit dem grünen Ring der Höchste sei. Voller
Zweifel wandern wir weiter, queren das Ittertal und besteigen den Ohrsberg mit seinem
charakteristischen Turm und werden mit einer tollen Aussicht auf Eberbach und den Neckar
belohnt. Nach einem kurzen Abstieg treffen wir Wanderfreundinnen und -freunde, die auf anderen
Wegen in die Stadt gewandert sind. Bei Kaffee und Kuchen lassen wir den Wandertag im Cafe
Viktoria ausklingen. Während die meisten mit der Bahn nach Hirschhorn fahren, wandern Margrit,
Reinhard und ich wieder nach Kortelshütte zurück, ein Plus von 9km und 400Hm .
Von Neckarsteinach nach Neckargemünd, 13km, 550Hm. Am Dienstag stehen sechs
Burgen und eine Fahrt auf dem Neckar mit der „Weißen Flotte“ auf dem Programm. Vom Parkplatz
„Unter den vier Burgen“ am Ortsausgang von Neckarsteinach führt uns der Neckarsteig zur nahe
gelegenen Hinterburg. Der 20m hohe, imposante Bergfried, der ältesten der vier Burgen, bietet eine
Aussichtspanorama auf das Neckartal und den Dilsberg, das wohl die „Edelfreien von Steinach“ um
das Jahr 1100 von ihrem Eigenheim aus auch genossen haben dürften. Nur wenige Schritte sind es
zur schlossartig ausgebauten, heute noch bewohnten Mittelburg, in deren Innenhof wir einen
scheuen Blick werfen können. Die Vorderburg ist nur nach Voranmeldung zu besichtigen und bleibt
für uns verschlossen. Noch kreisen unsere Gedanken und Gespräche um mittelalterliche Burgen, als
klar und deutlich „Hilfe, Hilfe“ einer Frauenstimme vom Neckarufer her zu vernehmen ist. Wir
sehen eine verzweifelt wirkende junge Frau bauchtief im Wasser stehen, mit einem patschnassen
kleinen Jungen auf dem einen Arm, die andere Hand am Kinderwagen, der durch die Strömung
abzudriften droht. In Teamarbeit helfen wir der Frau an Land, sorgen für warme Decken für das
Kind und bringen den schweren, völlig wasserdurchtränkten Kinderwagen sicher an Land. Mit dem
Rat, sofort einen Arzt aufzusuchen, verabschieden wir uns. Die Bilder verfolgen uns noch über den
Tag hinaus und der mögliche Hergang des Unfalls liefert jede Menge Diskussionsstoff. Wir setzen
die Wanderung auf dem Neckarsteig fort, überqueren den Neckar an der neckarsteinacher Schleuse
und überwinden dann in recht steilen Anstiegen die 200 Höhenmeter bis zur Friedenslinde
(1870/71) an der Stadtmauer von Dilsberg. Durch das Stadttor, vorbei an der katholischen Kirche
(Baubeginn ca. 1380) erreichen wir die Burganlage. Sie wurde von den Grafen von Lauffen erbaut
und 1208 erstmals urkundlich erwähnt so, dass 2008 das 800 jährige Jubiläum feucht fröhlich
gefeiert werden konnte. Die zwei Euro Eintritt für die Besichtigung der Burganlage sind sehr gut
angelegt, da man durch die Besteigung der Stadtmauer und des Bergfrieds mit einer grandiosen
Aussicht, die im Westen bis zum Pfälzer Wald und im Süden weit in den Kraichgau hineinreicht,
belohnt wird. Zudem kann man den nahezu einmaligen 80m langen „Entlüftungsschacht“ des
Burgbrunnens betreten, muss aber, wegen der scharfkantigen Felsen, auf seinen Kopf aufpassen.
Wir verbringen jedenfalls eine sehr lehrreiche und kurzweilige Mittagspause in der Burganlage.
Weiter wandern wir vorbei an der Jugendherberge, wo Inge, Christa und Heiner einen eigenen Weg
Richtung Neckargemünd einschlagen. Nach der Überquerung der Herrbachtales geht es steiler
aufwärts, immer wieder belohnt mit herrlichen Aussichten auf die Burg Dilsberg. Weiter bergan
erreichen wir bald den Tillystein, der an die Belagerung und den Beschuss der Burg Dilsberg
während des dreißig jährigen Krieges im Jahre 1622 erinnert. Nach einem weiteren kurzen steilen
Aufstieg erreichen wir mit 360m den höchsten Punkt der heutigen Wanderung und gehen von nun
an sehr entspannt bergab. Zwei Kilometer weiter treffen wir, nicht ganz zufällig, Inge, Christa und
Heiner in der Bockfelsenhütte. Nach weiteren zwei Kilometern erreichen wir den Schiffsanleger in
Neckargemünd. Obwohl geplant war die Burg Reichenstein in Neckargemünd zu besteigen und auf
der gegenüberliegenden Neckarseite über die Burg Schladeck („Schwalbennest“) zurück zu
wandern, diktiert uns das Wetter eine Rückfahrt nach Neckarsteinach mit dem Schiff, wo unser
erlebnisreicher Wandertag im Cafe am GeoPark ausklingt.
Von Hirschhorn zur Mannheimer Hütte in Neckarsteinach, 17km, 450Hm. Der Blick aus
dem Fenster lässt am Mittwoch morgen nichts Gutes vermuten. Da es ununterbrochen regnet, mag
kaum jemand vom Wandern reden, sodass schließlich Stadtbesichtigungen von Heidelberg,
Michelbach etc. verabredet werden. Margrit, Mechthild, Wolfgang und ich entscheiden uns dann
doch für die geplante Wanderung von Hirschhorn zur Mannheimer Hütte des Odenwaldklubs nach
Neckarsteinach auf der alten Trasse des Neckarsteiges. Mit Regenkleidung und Schirmen
bewaffnet, trotzen wir dem Sauwetter und finden – so geht es jedenfalls mir – durchaus etwas
meditatives am gleichförmig niederprasselnden tropfenförmigen Himmelswasser. Der Kontrast zum
gestrigen Tag hätte größer nicht sein können. Ohne jegliche Aussichtspunkte und sonstige
Highlights laufen wir wie in Trance unserem Ziel entgegen. Einzig ein Telefonat mit dem Hüttenwirt mit einem kurzen „Wir kommen um zwei Uhr zur Hütte“ unterbricht die Monotonie. Selbst die
berühmte Darsberger Kapelle aus dem 15. Jahrhundert lassen wir links liegen und gehen auf recht
aufgeweichten Wegen beharrlich weiter. Mittlerweile trennen uns nur noch ein letzter steiler Abstieg
und die Darsbergerstraße von der Mannheimer Hütte. Dort werden wir schon erwartet und sehr
freundlich empfangen. Der Holzofen ist bereits eingeheizt und verbreitet eine angenehme Wärme,
gerade richtig, um uns rundum zu trocknen. Nach leckeren Süppchen und Brottellern mit deftigem
Belag, sind unsere Klamotten halbwegs trocken und wir bereit für den Abmarsch nach Neckarstein-
ach. Die Sicht ist jetzt etwas klarer und die Burgruine Dilsberg auf der gegenüberliegenden
Neckarseite schemenhaft erkennbar.
In Neckarsteinach angekommen, lassen wir uns einen Abstecher zum bereits bekannten Cafe
am GeoPark nicht nehmen und stärken uns bei Kaffee und Kuchen für die Bahnfahrt zurück nach
Hirschhorn.
Zum Heiligenberg, 15km, 400Hm. Das Wetter an diesem Donnerstag ist schon viel besser
aber noch weit davon entfernt gut zu sein. Die großen Tropfen von gestern haben sich in feinen
feuchten Nieselregen verwandelt und versperren uns die Sicht, die wir gerade heute auf dem
Heiligenberg bei Heidelberg so brauchen könnten. Um allen Parkplatzsorgen zu entgehen, starten
wir unsere Tour am Köpfelbad Ziegelhausen, hoch über dem Neckar. Durch das Tal des
Mausbaches erreichen wir dessen gefasste Quelle. Direkt davor, fast wären wir drauf getreten,
räckelt sich ein putzmunterer Feuersalamander im feuchten Oben und Unten des Waldes und genoss
sichtlich, im Gegensatz zu uns, das für ihn traumhafte Matsch und Regenwetter. Weiter bergan,
vorbei am Heideknörzel, erreichen wir den Zollstock mit märchenhaftem, heute jedoch eher
schemenhaften Blick auf das Heidelberger Schloss, das manche unter uns gerade noch zu erkennen
glauben.
Ab jetzt spüren wir förmlich mit jedem Schritt die Nähe zum Heiligenberg. Die Kulturdichte
nimmt dramatisch zu. Keramikfunde, datiert auf den Zeitraum der Jungsteinzeit zwischen 5500 bis
5100 v.Chr. - die ägyptischen Pyramiden ließen noch 2500 Jahre auf sich warten! - zeigen die frühe
Besiedlung dieses mystischen Berges. Nach den Kelten (ca. 500 v.Chr.), die einen heute noch
deutlich sichtbaren Ringwall um den Berg bauten und den Römern (80–270 n. Chr.), die mit einem
römischen Tempelbezirk zur Verehrung der Götter Jupiter und Merkur aufwarteten, gründete Abt
Regnibald 1023 n.Chr. das St. Michaelsklosters, dessen Grundmauern bis heute erhalten und
begehbar sind. Vor diesem historischen Hintergrund wundert es nicht, dass sich die Herren des
selbsternannten 1000 jährigen Reiches (1933 – 1945) in dieser Tradition sahen und etwas
Monumentales beitragen mussten. So entstand 1934, etwa 200m unterhalb des Michaelsklosters, ein
Freilufttheater, die Thingstätte, mit 20000 Sitzplätzen,erbaut, wie man sagte, auf dem Grund einer
germanischen Kultstätte. Etwa zeitgleich suchte man auch im nahegelegenen Heidenloch nach
etwas Urgemanischem.
Urgemanisches fanden wir im Heidenloch nicht aber eine aufwändig überdachte Halle, die
hervorragenden Schutz gegen den feinen Sprühregen während unserer Mittagspause bot. Über
Fuchsrondell und Bismarksäule erreichen wir den Liselotte Platz zu Ehren der Prinzessin Elisabeth
Charlotte, besser bekannt als Liselotte von der Pfalz. Ab jetzt befinden wir uns auf dem Filetstück
des Philosophenweges, der bereits in der Stadt beginnt und die nächsten 800m mit fast völlig
offenem Blick auf die Stadt und das Schloss verläuft – ein traumhafter fast unwirklich anmutender
Weg! Nach 600m könnten wir über den Schlangenweg zur Stadt absteigen, tun wir aber nicht,
sondern gehen weiter zur Hölderlinanlage und biegen dann rechts in ein Bachtal ab. Zügig erreichen
wir die Moltkehütte und nach ca. 2km das Mausbachtal und dann, wie auf dem Weg von heute
morgen, den Parkplatz am Köpfelbad.
Von Neckargemünd über den Königstuhl nach Heidelberg, 16km, 550Hm. Heute am
Freitag ist das Wetter gut und sogar exzellent verglichen mit gestern, sodass Fernblicke zu
erwarten sind und dem Regenschirm eher eine Statistenrolle zukommt. Gut für uns, da wir den
Hausberg von Heidelberg, den Königstuhl, besteigen wollen. Als Ausgangspunkt ist der Parkplatz
am neckargemünder Terrassenschwimmbad eine gute Wahl. Über den Fußgängersteg der SBahnbrücke erreichen wir schnell den Neckarsteig und damit die erste Orientierung Richtung
Königstuhl. Der Weg durch Neckargemünd ist trotz Neckarsteigmarkierung nicht einfach zu finden,
da oft auf Seitenstraßen ausgewichen wird und zudem die Elsenz, ein Nebenfluss des Neckars,
überquert werden muss. Schließlich erreichen wir, vorbei an einem Friedhof und nach einen
serpentinenartigen Aufstieg zum Neckarriedkopf ein verlassenes Jugendlager und einen
Mobilfunkturm. Nach einer Verschnaufpause geht es zum Melacpass und dann weiter zur
Linsenteichhütte, die durch den nahegelegenen Kümmelbach, den Brunnen davor und die
Apfelplantage gegenüber sehr idyllisch liegt und zur Rast einlädt. Nach dem Motto „Wer rastet der
rostet“ gehen wir den Kaiser-Franz Weg Richtung Auerhahnenkopf weiter und finden auf der
rechten Seite des Weges zahlreiche Mühlsteine, oft nur teilweise bearbeitet, kreuz und quer
herumliegen, als ob die Arbeiter fluchtartig ihre Arbeitsstätte verlassen hätten. Was da los war
konnten wir nicht ergründen und gingen über den Hohlen Kästenbaum weiter zur Felsenmeerhütte.
Hier machen wir erst mal Mittagspause, um uns für den Gipfelanstieg zum Königstuhl zu stärken.
Direkt vor uns das Felsenmeer, eine Ansammlung von zum Teil mehrere Meter hohen
Buntsandsteinblöcken, die wie Bauklötze auf einer Breite von ca. 300m während der Eiszeiten den
Hang hinunter kullerten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Neckars erkennen wir hoch am Berg
das Köpfelbad, Ausgangspunkt unserer gestrigen Tour. Die 150 Höhenmeter bis zum Königstuhl
bewältigen wir auf einem kurzen aber steilen Pfad, der uns direkt zur Sendeanlage des SWR führt.
Wir staunen nicht schlecht genau hier Inge und Ursula zu treffen, als ob die beiden auf uns gewartet
hätten. Vorbei an einigen eigenwilligen Skulpturen erreichen wir schließlich die Aussichtsplattform
an der Gipfelstation der historischen Bergbahn. Wie auf einer eigens dafür geschaffenen Kanzel
überblicken wir die wie ein Teppich vor uns liegende Rheinebene. Unser Blick schweift von
Mannheim und Ludwigshafen im Nordwesten über den in der Ferne noch gut erkennbaren Pfälzer
Wald bis nach Speyer im Südwesten. Auch das Atomkraftwerk bei Phillipsburg mit den beiden
Reaktoren ist südlich von Speyer gut zu erkennen. Einzig die Innenstadt von Heidelberg versteckt
sich hinter einem Nebengipfel, dem Gaisberg, und ist nicht zu sehen.
Links vom Aussichtspunkt, verborgen im Wald und nur erkennbar durch ein paar unscheinbare
Steine, liegt er, der Einstieg in den Abstieg über die Himmelsleiter, der schnellste aber auch
schweisstreibendste Weg zwischen Königstuhl und Schloss. Etwa 1200 Sandsteinblöcke, über 800m
in schrittgerechten Abständen aneinander gereiht, machen den 300m Höhenunterschied wanderbar.
Ein Teil der Gruppe geht mit mir auf der Himmelsleiter, die anderen lassen sich die Gelegenheit
nicht entgehen und fahren mit der historischen Bergbahn zur Molkenkur, wo wir sie bereits
ungeduldig erwarten. Gemeinsam wandern wir nordöstlich des Gaisberges bergab, kreuzen dabei
die zwischen Stadt und Molkenkur verkehrende moderne Bergbahn, wobei wir immer wieder einen
Blick auf die Altstadt erhaschen und erreichen schließlich das Heidelberger Schloss. Nein wir
benutzen nicht den Bypass zur Stadt wie die vielen kulturlosen Wanderer, sondern bezahlen gerne
den Eintritt, um uns den Schlossgarten, den Innenhof, das Große Fass, das Apothekermuseum und
vieles mehr anzuschauen. Gerne würden wir noch bleiben, doch am Kornmarkt im Cafe Gundel
wartet bereits Kaffee und Kuchen auf uns.
Durch die Hauptstraße, vorbei an den historischen Studentenkneipen „Zum Seppl“ und „Zum
roten Ochsen“ verlassen wir die Altstadt und fahren ab S-Bahnhof Karlstor zurück nach
Neckargemünd und zum Parkplatz am Terrassenbad.
Von Eberbach auf den Katzenbuckel, 18km, 600Hm. Gestärkt durch die Wandertouren der
zurück liegenden Woche, besuchen wir am Samstag noch einmal Eberbach, um den mit 626m
höchsten Berg des Odenwaldes, den Katzenbuckel , zu besteigen. Ein Parkplatz entlang des Neckars
ist schnell gefunden und der Weg zum Katzensteig am Hauptbahnhof Eberbach ist nicht weit. Ab
jetzt geht es 500 Höhenmeter nur nach oben, wobei der untere Teil, bis zur Burg Eberbach, der
anstrengendere ist. Bei den Burgruinen machen wir ausgiebig Rast und bewundern die Baukünste
unserer Vorfahren, die an dieser Stelle gleich drei Burgen erbauten. Etwas trostlos geht es durch
dunkle, wildreiche Wälder bergauf. Am Punkt 484,6m verlassen wir den Katzensteig und nehmen
den direkten Weg zum Katzenbuckel, der aber heute im Nebel liegt und keinerlei Aussicht bietet.
Inge und Ursula sind mit dem Auto nach Waldkatzenbach gefahren und entlang des
Kraterseewegs – Ja der Katzenbuckel ist ein Vulkan! - gelaufen. Die beiden warten bereits in der
Turmschenke auf uns. Unvorsichtigerweise halten wir uns beim Betreten des Lokals nicht an die
ungeschriebene Etikette, dass es wanderschuhfreie Zonen gibt und dass man sich besser vorher
anmelden sollte. Hätten wir uns darüber informiert, so hätte das sterneverdächtige Pilzsüppchen, ich
habe gleich zwei bestellt, noch besser geschmeckt und beim Bezahlen wären wir als Gruppe und
nicht als Einzelwanderer behandelt worden. Dem Küchenpersonal gebührt auf jeden Fall unsere
Hochachtung.
Richtung Unterdielbach verlassen wir den vulkanisch nebligen Ort und wandern durch das
wunderschöne wildromantische Holderbachtal zurück nach Eberbach, wo wir im Cafe Viktoria den
letzten Wandertag dieser ereignisreichen Wanderwoche ausklingen lassen.
Für die ermunternden Worte und den Wanderliteratur-Gutschein bedanke ich mich nocheinmal
recht herzlich. Ich habe ihn bereits in Lesbares umgesetzt. Als Liebhaber staubtrockener Weine, hat
mich die Flasche des traditionsreichen „2015'er Neckartaler Wandertröpfchens“ besonders gefreut,
zumal es sich dabei um den „Grande Cru“ des nordbadischen Odenwaldes handelt, der
ausschließlich in sehr sorgfältig ausgewählten Sonnenuntergangslagen angebaut wird. Meines
Wissens der einzige Wein, der sofort beim ersten Anlauf die goldene Prämienträne des DAV
erhalten hat.
Im Februar 2016, Rainer Arnold