Hanf säen mit Anna und Arthur
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Hanf säen mit Anna und Arthur
Inhaltsverzeichnis „Polizei ist alarmiert: Göttingen ist mit Cannabis übersät“......................................................................2 Statement des Deutschen Hanfverbands.....................................................................................................3 Spekulationen über die Arbeitsweise der „Autonomen Blumenkinder“..................................................4 Hanf - Eine vielseitige Pflanze!.....................................................................................................................5 Körperliche Auswirkungen von THC und anderen Cannabinoiden........................................................6 Situation in Deutschland: Das derzeit geltende Recht................................................................................7 Cannabis: Rechtslage in anderen Ländern.................................................................................................8 Kritik am geltenden Recht............................................................................................................................9 Die Grüne Hilfe stellt sich vor.......................................................................................................................10 Die unendliche Geschichte des Hanfverbots................................................................................................11 „Pot-City“ in der Presse................................................................................................................................12 Hanf säen mit Anna und Arthur...................................................................................................................13 Interview mit Anna und Arthur....................................................................................................................15 Bekenner*innenschreiben der „Autonomen Blumenkinder“ (2013)........................................................17 Bekenner*innenschreiben der „Autonomen Blumenkinder“ (2014)........................................................18 Gebt das Hanf frei - und zwar sofort!..........................................................................................................18 Diese Broschüre steht unter einer Creative Commons BY-NC-SA Lizenz. Konkret bedeutet das, dass wir uns wünschen, dass ihr dieses Dokument vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich macht! Außerdem könnt ihr auch gerne Abwandlungen und Bearbeitungen davon machen. Alles unter den Bedingungen, dass ihr uns als Autorin angebt, es nicht für kommerzielle Zwecke nutzt und es unter den gleichen Lizenzbedingungen tut. Weitergehende Berechtigungen könnt ihr euch bei uns besorgen: goettingen@gj-nds.de Alles Wissenswerte zum Cannabis-Boom in Göttingen auf: www.gj-goettingen.de/tag/hanf und auf Twitter (www.twitter.com/gjgoettingen, #potcitygoe) Wir danken dem Deutschen Hanfverband, dem Hanfjournal und der Grünen Hilfe e.V. für ihre freundliche Mithilfe bei der Erstellung, beziehungsweise Verbreitung, dieser Broschüre! Vielen Dank auch noch einmal an Anna und Arthur von den „Autonomen Blumenkindern“! -1- „Polizei ist alarmiert: Göttingen ist mit Cannabis übersät“ So titelte am 10. Juli 2013 die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) und setzte damit den Auftaktpunkt für einen weltweiten medialen Hype um eine Hanfaussaataktion der bis dahin unbekannten Göttinger Aktionsgruppe „Einige Autonome Blumenkinder“. Doch der Reihe nach: Am 31. Mai berichtete ebenfalls die HNA über den Fund einiger Hanfpflanzen am Göttinger Wilhelmsplatz. Daraufhin bekannte sich am 4. Juni eine Aktionsgruppe namens „Einige Autonome Blumenkinder“ auf linksunten.indymedia.org zur massenhaften Aussaat „mehrerer Kilo größtenteils THC-armer Hanfsamen […] aus Protest gegen die restriktive Drogenpolitik“. Der Tenor des Bekenner*innenschreibens manifestierte sich im letzten Satz: „Ärgert die Behörden, bis sie aufhören, uns zu ärgern!“. Am 5. Juni solidarisierte sich die GRÜNE JUGEND Göttingen unter dem Motto „Gebt das Hanf frei - Und zwar sofort!“ mit den „Blumenkindern“ und rief zu einem CannabisFotowettbewerb auf. Bis zum 5. Juli wurden mehr als 40 Fotos eingesandt und mit der Aufforderung „Genießt tiefenentspannt die majestätische Schönheit dieser prachtvollen Pflanzen!“ auf der Homepage der GJ veröffentlicht. Bis dahin war die mediale Berichterstattung auf lokale Zeitungen beschränkt, doch als die Polizei sich über das massenhafte Aufwachsen von Hanfpflanzen besorgt zeigte und die HNA am 10. Juli wie eingangs genannt titelte, wurde der Hanf in Göttingen zu einem vieldiskutierten Phänomen. Über Blogs fand das Thema schnell Eingang in die Netzcommunity und wurde innerhalb von 24 Stunden zum meistdiskutierten Thema im deutschsprachigen Raum, noch vor dem NSA-Skandal. Fast alle großen deutschen Medienakteur*innen, darunter ZDF, SZ, FAZ, taz, Spiegel, Stern und Focus griffen das Thema auf und als am 12. Juli Spiegel Online International titelte „Weed War: Marijuana Plants Sprout across German City“ wurden „A Few Autonomous Flowerchild- ren“ aus „Pot-City“ auf einmal weltweit bekannt. Berichtet wurde unter anderem in Österreich, Chile, Italien, Israel, USA, Großbritannien, Kroatien, Griechenland, Spanien, Brasilien, den Niederlanden und Indien. Die US-amerikanische Comedyserie „The Young Turks“ produzierte eine mittlerweile auf Youtube mehr als 70.000 Mal angesehene Folge über „A Few Autonomous Flowerchildren“. In Tel Aviv fand die Aktion sogar schon erste Nachahmer*innen. Der Cannabis-Fotowettbewerb auf der Homepage der GJ wurde innerhalb kürzester Zeit über 60.000 Mal angesehen, die Fotos, insbesondere eines von Hanfpflanzen vor der Göttinger Polizeidirektion, wurden in hunderten Presseartikeln und Blogeinträgen gezeigt. Überhaupt spielte die Göttinger Polizei eine, zumindest aus ihrer Sicht, beklagenswerte Rolle. Durch unglückliche Pressestatements, wie etwa die ihrer Sprecherin Jasmin Kaatz „Diese Aktion ist eine große Sache, da haben sich Leute wirklich Mühe gegeben“ oder „Alles, was nach Hanf aussieht, wird rausgerissen“, machte sich die Göttinger Polizei zum weltweiten Gespött. Die Ankündigung, dass insbesondere Streifenbeamt*innen verstärkt auf Hanfpflanzenjagd im Stadtbild gehen würden, führte zu Kalauern á la „Woran erkennt man einen Göttinger Polizisten? An der Gartenkralle am Gürtel“. Das Bekenntnis, dass Beamt*innen auf der Homepage der GJ Göttingen surfen würden, um die Standorte der Hanfpflanzen auszukundschaften und der Fakt, dass die Göttinger Polizei humorlos ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz gegen die „Blumenkinder“ einleitete, sorgten für noch mehr Hohn und Spott. Insgesamt war die Aktion also ein durchschlagender Erfolg mit relativ geringem Aufwand: Diverse Kilogramm Vogelfutter-Hanfsamen und das Bekenner*innenschreiben der „Autonomen Blumenkinder“ sorgten im Zusammenspiel mit der Solidaritäts-Pressemitteilung und dem Cannabis-Fotowettbewerb der GJ Göttingen -2- für ein weltweit beachtetes Fanal im Kampf gegen die restriktive Drogenpolitik. Der Tenor fast der gesamten Presseberichterstattung war überaus wohlwollend, die aktuelle Gesetzgebung wurde anhand des Handelns der Göttinger Polizei als das enttarnt, was sie ist: Nämlich lächerlich. Was so gut funktioniert hat, schreit förmlich nach Wiederholung! Die Aktionsgruppe „Einige Autonome Blumenkinder“ hat deswegen auch in diesem Jahr wieder Göttingen mit Hanfpflanzen überschwemmt, wie ihr in einem Interview mit den Aktivist*innen Anna und Arthur lesen könnt. Und wir haben nicht nur mit ihnen gesprochen, sondern haben sie auch bei einer ihrer Pflanzaktionen begleitet. Die Aktivist*innen geben dabei praktische Tipps und Tricks für eine effektive Stadtbegrünung und rufen zum Nachmachen auf. Darüber hinaus findet ihr noch das „Best-of“ des Cannabis-Fotowettbewerbes und der Presseschlagzeilen von 2013, Artikel über die Wirkungen von Cannabis, die Rechtslage in Deutschland und eine Kritik an dieser, Infos über die weltweite Situation, Gründe für die Legalisierung und einen Überblick der Nutzungsmöglichkeiten. Schlussendlich gibt es noch eine Zusammenstellung unseres Forderungskataloges - denn ändern muss sich alles! Die GRÜNE JUGEND Göttingen dankt Anna und Arthur für die gewährten Einblicke, solidarisiert sich noch einmal ausdrücklich mit der Aktionsgruppe „Einige Autonome Blumenkinder“, freut sich auch 2014 über ein begrüntes Göttingen und kündigt an dieser Stelle schon mal eine Neuauflage des Cannabis-Fotowettbewerbes an! Einige erste Impressionen von diesem Jahr findet ihr auch schon in dieser Broschüre. GRÜNE JUGEND Göttingen im Juli 2014 Statement des Deutschen Hanfverbands Sommer nicht nur viele Hanfpflanzen in Göttingen, sondern es wurde auch darüber geredet. Nicht nur in Göttingen, sondern weltweit. Wir vom Deutschen Hanfverband finden Hanf ja grundsätzlich sehr schön und wir fordern schon lange die Legalisierung der Nutzpflanze Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel. Insofern haben wir uns natürlich sehr gefreut, als 2013 Medienberichte zu der Aktion der Göttinger Autonomen Blumenkinder erschienen. Durch das „BekennerInnenschreiben“ wurden die vielen einzelnen Hanfpflanzen in der Göttinger Innenstadt erfolgreich politisiert und für die Medien zu einer greifbaren Aktion. Auch die Grüne Jugend trug mit ihrem Fotowettbewerb, bei dem Bilder der Pflanzen gesammelt wurden, erheblich zu dieser Politisierung bei. So wuchsen im Neben vielen anderen Ereignissen trug diese ganze Aktion in jedem Fall mit dazu bei, dass die Debatte rund um Hanf im Jahr 2013 deutlich an Fahrt aufnahm. Das Thema Cannabislegalisierung ist mittlerweile in aller Munde. Wir vom DHV warten gespannt auf weitere Aktionen der Autonomen Blumenkinder, wollen aber all unseren UnterstützerInnen von der Nachahmung abraten! Der Anbau von Hanf ist in Deutschland für Privatpersonen nicht erlaubt. Egal wie hoch der THC-Gehalt der Pflanzen ist, egal wo die Pflanzen sich befinden und egal ob man eine Ernte beabsichtigt, oder nicht. Schon das Streuen der Samen ist illegal, sofern man damit das Wachstum von Pflanzen und nicht das Füttern von Tieren beabsichtigt. Das ist natürlich völlig verrückt, aber wer sich nicht daran hält, geht damit ein Risiko ein. Im Gegensatz dazu ist eine Unterstützung des Deutschen Hanfverbands mit keinem juristischen Risiko behaf- -3- tet. Wir sind ein professioneller Lobbyverband für die Legalisierung von Cannabis und die Normalisierung des gesellschaftlichen Umgangs damit. Mit mehr als 100 Firmensponsoren, knapp 1300 Privatsponsoren sowie über 90.000 Facebook-Fans sind wir die größte Legalisierungsorganisation, die es in Deutschland jemals gab. Die Vernetzung der deutschen Hanfszene, Öffentlichkeitsarbeit und Gespräche mit Medien und PolitikerInnenn zählen dabei zu unseren Hauptaufgaben. Dabei geht es uns einerseits um die Förderung eines ökologischen und hochwertigen Rohstoffs für verschiedenste Produkte. Andererseits streben wir eine legale, verbraucherInnenfreundliche Marktregelung für den Hanf als Genussmittel und Medizin an - von der Produktion über den Verkauf bis zum Eigenanbau. Beides zusammen würde zehntausende neue Arbeitsplätze schaffen und hunderttausende Strafverfahren gegen CannabishändlerInnen und vor allem einfache KonsumentInnen vermeiden. Hanf muss wieder heimisch werden. Schluss mit Krimi! Cannabis normal. www.hanfverband.de Spekulationen über die Arbeitsweise der „Autonomen Blumenkinder“ Gastbeitrag von „Ein*e autonome*r Hanffreund*in“ Die Autonomen Blumenkinder aus Göttingen haben 2013 einer Idee zum Erfolg verholfen, die vorher schon von vielen anderen Menschen probiert wurde. Durch massenhaftes Säen von Hanf hatten sie es geschafft, überall in Göttingen Hanf sprießen zu lassen. Wie haben sie diesen Erfolg geschafft? Wieso wuchs in Göttingen so extrem viel Hanf, während andere Aktivist*innen kiloweise Samen verteilen, ohne dabei eine einzige lebendige Pflanze zu sehen? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Was genau die Göttinger*innen anders gemacht haben, können nur sie selber sagen. An dieser Stelle ist es nur möglich, Theorien aufzustellen. Auf Grund der Erfahrungen im Bereich Guerilla Gardening mit legalen Pflanzen gibt es aber einige sehr naheliegende Vermutungen. Sicherlich haben die Aktivist*innen in Göttingen nicht einfach nur Samen auf den Boden geworfen. Gerade Hanfsamen, aber auch alle anderen Pflanzensamen, sind begehrtes Nahrungsmittel bei Vögeln und Nagetieren. Je länger der Samen ungeschützt herumliegt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er verzehrt wird. Falls die Autonomen Blumenkinder normales Saatgut verwendet haben, so haben sie es sicherlich ein klein wenig eingepflügt. Konkurrierendes Unkraut wurde wahrscheinlich beseitigt oder es wurden Plätze ausgewählt, an denen es wenig pflanzliche Konkurrenz gibt. Auch die Witterungsbedingungen wurden wahrscheinlich beachtet. Denn Saatgut bringt man grundsätzlich am Besten kurz vor einem starken Regenguss aus, um ein erstes Anwachsen zu ermöglichen. Auch künstliches Wässern kann dabei helfen, ist aber im Guerilla Gardening Bereich oftmals schwierig umzusetzen. Also bleibt nur die genaue Beobachtung des Wetterberichts und eine geschickte zeitliche Terminierung der Saat. Vermutlich wurden auch noch zwei andere Methoden durch die Autonomen Blumenkinder angewendet: Die sogenannten Samenbomben und die Vorzucht zu Hause. Samenbomben (engl. Seedbombs) sind eine sehr simple, aber effektive Methode, um Guerilla Growing auch unter schlechten Bedingungen durchzuführen. Die Samen werden dabei mit Erde und Ton zu kleinen Klumpen vermischt und im Backofen bei niedrigen Temperaturen getrocknet. Die harten Kugeln können dann nicht nur sehr praktisch geworfen werden, sondern das enthaltene Saatgut ist auch gegen hungrige Tiere und erbarmungslose Sonneneinstrahlung geschützt. Die Samen keimen nicht nach jedem kleinen Regen, sondern erst, wenn der Ton durch einen starken Regenguss richtig durchgeweicht wird und dementsprechend auch genügend Wasser zum Pflanzenwachstum vorhanden ist. Zur Idee der Samenbomben gibt es im Internet viele Erklärungen und es erscheint sehr naheliegend, dass diese Idee auch bei den Göttinger Blumenkindern ihre Anwendung fand. Neben den Vögeln und anderen Tieren ist aber auch die Entfernung der jungen Hanfpflanzen durch Jugendliche und andere interessierte Personen ein Problem für erfolgsorientierte Guerilla Grower. Selten werden Hanfpflanzen in der Öffentlichkeit wirklich groß. Nicht unbedingt wegen Stadt oder Polizei, sondern vielmehr wegen der (Neu)Gier einiger unerfahrener Hanffreund*innen, die alles, was nach Cannabis aussieht, ausreißen und mit nach Hause nehmen. Die Autonomen Blumenkinder -4- begegneten diesem Problem zum Teil durch Masse, zum Teil aber scheinbar auch durch Aussetzen von vorgezogenen, kräftigen Pflanzen. Solche zu Hause vorgezogenen Hanfpflanzen sind deutlich vitaler als andere, die unter normalen Bedingungen gewachsen sind. Sie haben außerdem einen zeitlichen Entwicklungsvorsprung, wenn sie schon im Frühjahr unter Kunstlicht vorgezogen wurden. Derart vorgezogene Pflanzen können innerhalb weniger Wochen im Freien sehr groß werden. Dadurch sind sie nicht nur widerstandsfähiger, sondern vor allem auch fotogener. Vermutlich agierten die Autonomen Blumenkinder Göttingen mit einer Mischung dieser drei Methoden. Massenhaft Samen, Samenbomben und dann noch vereinzelt vorgezogene Pflanzen. Durch diese Kombination von verschiedenen Methoden und vor allem durch konsequente und wiederholte Durchführung dieser Maßnahmen wäre ein ähnlicher Erfolg auf jeden Fall noch einmal denkbar. Hanf - Eine vielseitige Pflanze! Hanf (Cannabis sativa) gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt, genau wie der nah mit ihm verwandte, ebenfalls zu den Hanfgewächsen (Cannabaceae) gehörende, zum Bierbrauen verwendete Hopfen (Humulus lupulus). Was viele nicht wissen ist, dass Hanf, neben dem Gebrauch als Rauschmittel, auch in vielen alltäglichen Bereichen verwendet wird. Aus den Fasern der Hanfpflanze können Papier, Seile, Segel und auch Kleidung hergestellt werden. Die Nutzung der Hanfpflanze als Rohstoff lässt sich über mehrere Jahrtausende zurückverfolgen. Die ältesten Funde von Hanftextilien stammen aus China. Diese Funde belegen, dass bereits im Jahre 2800 v. Chr. Seile aus Hanf hergestellt wurden. Die Hanffaser war bis zum 19. Jahrhundert neben Flachs, Nessel und Wolle auch in Europa einer der wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Textilien. So bestand auch die erste Jeans aus Hanf. Doch mit der steigenden Nutzung von Baumwolle ging der Gebrauch von Hanf und einigen anderen Naturfasern enorm zurück. Wegen der enormen Reißfestigkeit und Robustheit der Pflanze wurde sie bis ins 20. Jahrhundert besonders in der Schifffahrt genutzt. Taue und selbst Segel wurden aus Hanffasern hergestellt. Der älteste Papierfund aus Hanf stammt ebenfalls aus China. Von dort aus breitete sich diese Art der Papierherstellung aus und gelangte im 13. Jahrhundert auch nach Europa. Papier aus Holz-Zellstoff, das heutzutage genutzt wird, etablierte sich erst im 19. Jahrhundert. Obwohl Hanfpapier weitaus reißfester und resistenter gegen Nässe ist, wurde es inzwischen fast vollkommen durch das in der Herstellung deutlich preisgünstigere Holz-Zellstoff-Papier abgelöst. Auch als Dämmstoff beim Hausbau ist Hanf bestens geeignet. Es ist gesundheitlich unbedenklich und gegen Verrottung und Schädlinge weitgehend resistent. Seit 1996 darf der sogenannte Nutzhanf auch wieder in Deutschland angebaut werden. Zugelassen sind nur Hanfsorten, die einen THC-Gehalt von weniger als 0,2 % haben. Die Hanfpflanze kann fast überall wachsen. Sie ist sehr robust und genügsam, wächst schnell und benötigt keine Bewässerung. Dünger und Pestizide sind ebenfalls überflüssig. Bis zu 97% der Pflanze werden genutzt. Neben den Fasern werden die Samen als Speisehanf verwendet. Von Samen fürs Müsli bis zu Erfrischungsgetränken gibt es eine breite Palette von Formen der Nutzung. Die bekannteste und meist verkaufte Form ist das Speiseöl. Aber auch andere Produkte aus Hanf, wie Mehl, Tee, diverse Süßwaren und Snacks kann man heute im Internet oder im Super- bzw. Biomarkt finden. Der Speisehanf enthält viele Vitamine, Mineralstoffe (u.a. Calcium, Kalium, Ei- sen), Eiweiße und mehr Omega-3Fettsäuren als Fisch. Speisehanf ist somit ein gesunder Zusatz für Teigwaren. Des Weiteren sind Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) als medizinische Wirkstoffe nutzbar. Nachgewiesen ist u.a. eine entzündungshemmende Wirkung, aber auch die Linderung von Schmerzen, z.B. bei Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Auch in der Behandlung von ADHS und TouretteSyndrom können Cannabinoide hilfreich sein. Es bedarf aber noch einer intensiven Forschung, um die genaue medizinische Wirkungsweise der verschiedenen Cannabinoide nachvollziehen zu können. Eine weitere Anwendung finden Hanffasern in der modernen Kunststoffindustrie. So werden immer häufiger sogenannte NFKs (naturfaserverstärkte Kunststoffe) verwendet. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie weniger Energie im Herstellungsprozess verbrauchen, als herkömmliche Kunststoffe. Zudem sind NFKs kompostierbar und somit sehr umweltfreundlich. Rezept für Hanfbrot Hanfsamen und -mehl gibts z.B. im Biomarkt. 5. Auf einer mit Mehl bestreuten Arbeitsfläche noch einmal durchkneten 1. Hefe im lauwarmen Wasser auflösen 6. In einer gefetteten Form weitere 30 Min. ruhen lassen und mit einem Messer einschneiden Falls du Lust hast, den nussigen Hanfgeschmack zu probieren: Hier ein Hanfbrot-Rezept zum Nachbacken: • 450 g Weizenvollkornmehl • 160 g Roggenvollkornmehl • 60 g Hanfmehl • 75 g Hanfsamen, geschält • 1 EL Salz • 1 Würfel frische Hefe • 100 g Magerquark • 375 ml Wasser 2. Trockene Zutaten mischen 3. Trockene Zutaten mit Quark und Hefewasser 10 Minuten verrühren 4. An einem warmen Ort abgedeckt ca. 45 Min. gehen lassen (Teig ist ganz leicht klebrig) -5- 7. Bei 250° (Ober-/Unterhitze) auf der zweiten Schiene von unten 15 Min. backen, bei 190° weitere 35 Min. backen Viel Spaß und guten Appetit! ;-) Körperliche Auswirkungen von THC und anderen Cannabinoiden THC und andere im Hanf enthaltene sogenannte Cannabinoide haben vielfältige Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Beim Konsum von Marihuana wirkt vor allem THC (Tetrahydrocannabinol). Die bekanntesten Folgen von Cannabiskonsum sind euphorische Gefühle, eine Art „gedankliche Tiefe“, die zu gefühlt tieferen Einsichten führt, aber auch ein verlangsamtes Zeitgefühl, da das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt wird. Des Weiteren verhalten sich Menschen nach dem Konsum von THC oft „albern“ und empfinden die Welt und das Geschehen um sich herum als ausgesprochen amüsant. Diese Auswirkungen werden vom „Deutschen Hanfverband“ als positiv beschrieben, da sie von vielen Konsument*innen als sehr angenehm charakterisiert werden. sind „Filmrisse“ aufgrund des beeinträchtigten Kurzzeitgedächtnisses zu nennen, aber auch Konzentrationsunfähigkeit, oder das Hineinsteigern in einen Gedankengang. Es kann auch passieren, dass Konsument*innen ihre Umgebung nur noch eingeschränkt wahrnehmen können und dadurch die Kommunikation mit ihnen unmöglich wird. Wie sich die positiven und negativen Auswirkungen bei den Konsument*innen ausprägen, ist absolut individuell. Die Umgebung und die Erwartungen sind unter anderem auch für die Art des Rauscherlebnis mitentscheidend. Die Art der Wirkung hängt aber nicht nur von den Menschen individuell ab, sondern auch von der Form des Konsums (rauchen, essen) und des Konsumgeräts (Pfeife, Joint). Daneben gibt es auch Wirkungsweisen von THC, die sich negativ auf den Menschen auswirken, sowohl psychisch als auch physisch. Dazu zählen Angst, Panikgefühle und Halluzinationen als psychische Auswirkungen, aber auch Herzrasen, Übelkeit und Schwindel als physische Folgen. Körperliche Folgen, die in extremen Ausnahmefällen bis zum Kreislaufkollaps führen können, treten sehr selten auf. Der Cannabiskonsum kann für einzelne Konsument*innen schockierende Erfahrungen mit sich bringen. Hier Neben den kurzfristigen Auswirkungen gibt es jedoch auch langfristige. Auch hier muss wieder zwischen körperlichen und psychischen Folgen unterschieden werden. Ebenso gilt, dass nicht alle Auswirkungen bei jeder*m auftreten. Zu den langfristigen körperlichen Folgen zählen der Verlust der Konzentrationsfähigkeit und Lernfähigkeit. Bleibende Hirnschäden treten nach aktueller Forschung aber nicht ein, anders als beim Alkoholkonsum. Da der Cannabisrauch auch Teer und andere krebserregende Stoffe enthält, -6- zählen Beeinträchtigungen der Atemwege und Lungen ebenso zu den längerfristigen Folgen. Es gibt keine Erkenntnisse zur Auswirkung von THC auf ungeborene Kinder während der Schwangerschaft. Zudem sind nach jetzigem Forschungsstand keine Auswirkungen auf das Hormon- und Immunsystem des Menschen bekannt. Es kann lediglich zu einer langsameren Entwicklung des Körpers während der Pubertät kommen. Beim Langzeitkonsum kann eine Art Toleranz gegen das THC entwickelt werden, die höhere Dosen nötig macht, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Ebenfalls können Entzugserscheinungen auftreten. Sie sind aber bei weitem nicht so stark wie bei Alkohol- oder Opiatabhängigen. Es wird davon ausgegangen, dass 4-7% der Konsument*innen eine solche milde körperliche Abhängigkeit entwickeln. Bei den psychischen Folgen handelt es sich meistens nicht um Langzeitfolgen, denn in der Regel verschwinden die Auswirkungen nach einigen Tagen wieder. Hierbei handelt es sich also um zeitlich beschränkte Psychosen. Eine eigene „Cannabispsychose“ konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Dennoch kann der Cannabiskonsum bei schon psychisch instabilen Personen andere Psychosen auslösen. Auffällig ist, dass unter Schizophrenie leidende Menschen überdurchschnittlich häufig Cannabiskonsument*innen sind. Auch beeinflusst Cannabis die Therapierung von psychisch Erkrankten negativ. Es ist aber nicht geklärt, ob der THC-Konsum der Grund oder nur der Auslöser ist, der eine vorhandene Veranlagung zur Schizophrenie zum Ausbruch bringt. Insgesamt gilt, dass vor allem psychosoziale Risikofaktoren und ein früher Einstieg in den Cannabiskonsum die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine körperliche und/oder psychische Abhängigkeit zu entwickeln. § Situation in Deutschland: Das derzeit geltende Recht Die in Cannabis enthaltene psychoaktive Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Nach §1 BtMG und Anlage I ist THC nicht verkehrsfähig und damit eine verbotene Substanz. Mit §29 BtMG folgt ein Verbot von Anbau, Handel, Besitz, Einfuhr, Ausfuhr, Abgabe, Veräußerung, Inverkehrbringung und Erwerb jeglicher Teile der Cannabispflanze. Verstöße werden mit Geldstrafen oder bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft. Weitere Straftatbestände sind in den §§ 29a, 30, 30a-c, geregelt. Ausnahmen für den Anbau, Erwerb etc. können lediglich durch das „Bundesinstitut für sonders geringen THC-Gehalt hin gezüchtet wurden. Diese dürfen von Landwirt*innen unter strengen Voraussetzungen angebaut werden. Die Voraussetzungen dafür finden sich ebenfalls in Anlage I zu §1 BtMG. Seit Mai 2011 ist geregelt, dass Cannabis, welches der Herstellung von Fertigarzneimitteln dient, verkehrsfähig ist. Die Fertigarzneimittel sind verschreibungspflichtig (Anlage III). Nicht verboten ist dagegen der Konsum von Cannabis bzw. THC. Dies stellt nämlich eine straffreie Selbstschädigung dar. Damit reicht ein positiver Drogentest nicht zwangsläufig aus, um eine strafrechtlich relevante Arzneimittel und Medizinprodukte“ erteilt werden. Ausnahmen werden nur bei wissenschaftlichen Anliegen und anderen Anliegen, die im öffentlichen Interesse sind, erteilt (§3 BtMG). Eine generelle Ausnahme gilt für Cannabissorten, die auf einen be- Handlung nachzuweisen. Wurde man mit positivem Drogentest am Steuer erwischt, so erfolgt auf jeden Fall ein Eintrag in die Führerscheindatei. Bei zwei Einträgen kann eine Aufforderung zur Teilnahme an einem Drogenscreening erfolgen. Hier muss -7- man nachweisen, dass die positiven Befunde nicht auf den Drogenkonsum zurückzuführen sind (z.B. positiver Test auf Heroin nach Verzehr von mohnhaltigen Speisen). Wird man mit Cannabis erwischt, so liegt die Entscheidung über Strafverfolgung bei sogenannten „geringen“ Mengen in der Hand der*des Staatsanwält*in. Diese*r kann entscheiden, ob sie*er jemanden wegen des Besitzes anklagen will, oder das Verfahren wegen Geringfügigkeit einstellt. Dabei ist nicht klar definiert, was eine „geringe“ Menge nun genau ist. Dies ist von Bundesland zu Bundesland ganz unterschiedlich geregelt. In Niedersachsen gilt der Begriff der „geringen“ Menge bis zu einem Gewicht von 6 Gramm. In Berlin dagegen gelten bis zu 10 Gramm. als „geringe“ Menge. Dort werden zum Teil Verfahren noch bei Mengen von bis zu 15 Gramm eingestellt. Findet sich aber mehr, als das was im jeweiligen Bundesland unter die „geringe“ Menge fällt, so liegt entweder eine „normale“ Menge vor oder eine „nicht geringe“ Menge. Die „normale“ Menge ist dabei so definiert, dass sie oberhalb der „geringen“ Menge liegt, aber unterhalb der „nicht geringen“. Die „nicht geringe“ Menge ist im Allgemeinen über den Wirkstoffgehalt der mitgeführten Menge definiert (§ 29a Abs. 1 Nr. 2, § 30 Abs. 1 Nr. 4 und § 30a Abs. 1 BtMG). Liegt bei Cannabis ein Gesamtwirkstoffgehalt von mehr als 7,5 Gramm THC in der gefunden Menge vor, so spricht man von einer „nicht geringen“ Menge. Beim Strafmaß muss aber die Bruttomenge mitberücksichtigt werden. Cannabis: Rechtslage in anderen Ländern Die restriktive Drogenpolitik Deutschlands ist keineswegs der einzig mögliche Weg im Umgang mit Cannabis. 1961 wurde von beinahe allen Ländern der Welt das „Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel“ („Single Convention on Narcotic Drugs“) unterzeichnet, welches Erzeugung, Handel und Besitz von Cannabis verbietet. Mit dem Ziel, endlich effektiv gegen die sich ausbreitende Drogensucht vorzugehen, wurde im Zuge dieses Abkommens in vielen Ländern ebenfalls der Konsum von Cannabis verboten. Immer mehr Länder gehen dieses Thema aber inzwischen mit einem anderen Ansatz an. Im Folgenden wird die Drogenpolitik einiger Länder beschrieben, die sich durch einen anderen Umgang mit Cannabis hervorheben: Das wohl bekannteste Beispiel für einen anderen Umgang mit Cannabis sind sicherlich die Niederlande. Durch eine liberalere Drogenpolitik wird versucht, Menschen vom illegalen Markt fernzuhalten und somit die Schwelle, auch zu „härteren“ Drogen zu greifen, so hoch wie möglich zu halten. Die Drogensterberate liegt in den Niederlanden tatsächlich niedriger als beispielsweise in Deutschland. Der Cannabiskonsum ist in den Niederlanden zwar illegal, wird aber nicht strafrechtlich verfolgt und Cannabisprodukte bis maximal 5 Gramm dürfen pro Person und pro Tag unter bestimmten Bedingungen in „Coffeeshops“ erworben werden. Da die Herstellung von Cannabisprodukten jedoch illegal ist, müssen sich die Coffeeshops über den illegalen Markt versorgen. Der Besitz von bis zu 30 Gramm und der Anbau von bis zu 5 Pflanzen gelten in den Niederlanden zwar als Straftat, werden aber toleriert und nicht strafrechtlich verfolgt. Auch zur medizinischen Behandlung werden inzwischen Cannabisprodukte unter strenger staatlicher Aufsicht verstärkt an Patient*innen verschrieben. Diese Produkte sind jedoch viel teurer, als die Cannabisprodukte aus den Coffeeshops. In Tschechien wurde im Jahre 2010 eines der liberalsten Drogengesetze Europas formuliert. Der Besitz von bis zu 15 Gramm galt als Eigenbedarf und wurde nicht strafrechtlich verfolgt. Dasselbe galt für den privaten Anbau von bis zu 5 Hanfpflanzen. Diese bestehende Regel wurde inzwischen vom Ve r f a s s u n g s g e r i c h t gekippt, sodass nun die Höhe des erlaubten Drogenbesitzes im Einzelfall festgelegt wird. Diese Änderung bedeutet jedoch keine grundsätzliche Kehrtwende in der tschechischen Drogenpolitik. Viele Richter*innen orientieren sich weiterhin an den alten Werten, die festlegen, was eine kleine und was eine große Menge ist. Der Handel mit Cannabisprodukten war und bleibt in Tschechien illegal. Es gibt viel Kritik, da vom tschechischen Staat, beispielsweise verglichen mit den Niederlanden, längst nicht so viel Aufklärung und Hilfestellung bezüglich Drogen betrieben wird. Schon länger sind in Uruguay Konsum und Besitz von Cannabis zum eigenen Gebrauch erlaubt. Jetzt ist Uruguay das erste Land weltweit, das den Verkauf und Anbau von Cannabis unter staatlicher Kontrolle legalisierte. Jeder Erwachsene darf monatlich bis zu 40 Gramm in Apotheken kaufen und privat bis zu 6 Pflanzen ziehen. Ein Institut, welches direkt dem Gesundheitsministerium angegliedert ist, ist für die Kontrolle des Marihuana-Handels zuständig. Uruguay erhofft sich von der Legalisierung, Drogenkartelle endlich erfolgreich bekämpfen zu können und eine Minderung der negativen Konsequenzen von Cannabis auf die Gesellschaft -8- zu erreichen. Konsument*innen sind gezwungen, sich in ein Register einzutragen. Für Menschen aus anderen Ländern und Minderjährige bleibt der Cannabiskonsum in Uruguay illegal. Der Beginn des legalen Verkaufs ist für Mitte 2014 angekündigt. In vielen Staaten der USA ist der medizinische Gebrauch von Cannabis bereits gang und gäbe. In Colorado und Washington ist nach einem Referendum auch der Freizeitgebrauch und Anbau von Cannabis in geringen Maßen legalisiert worden. Inzwischen können nun sogar in bestimmten Geschäften legal bis zu 28 Gramm pro Person bei einem Besuch gekauft werden. Im öffentlichen Raum bleibt der Konsum von Cannabis verboten. Kollisionen mit dem Bundesgesetz der USA, welches Marihuana weiterhin als illegale Droge festlegt, werden vermutlich unvermeidbar sein. Vieles deutet darauf hin, dass nun weitere Staaten folgen werden und Washington und Colorado einen Dominoeffekt ausgelöst haben. Umfragen zufolge sind inzwischen mehr als die Hälfte der US-Bürger*innen für die Legalisierung. Kritik am geltenden Recht Da Hanf ein wichtiger Rohstoff für viele Produkte des alltäglichen Lebens ist, aber auch auf vielen speziellen Gebieten Anwendung findet, ist es nicht nachvollziehbar, wieso der Anbau von Hanf nur unter den aktuellen repressiven Regelungen möglich ist. Damit wird verhindert, dass Hanf als günstige Alternative viele andere Rohstoffe ablöst, mit denen die Industrie höhere Gewinne erzielen kann. Dass das Verbot von Hanf auf wirtschaftliche Interessen zurückzuführen ist, kann nicht geleugnet werden und somit zeugt das Hanfverbot von der Macht der Lobbyinteressen kapitalistischer Großkonzerne. Darum musste das Hanfverbot vor allem mit Lügen durchgesetzt werden und wäre argumentativ nie zu erreichen gewesen. Zwar darf Nutzhanf mittlerweile in Deutschland angebaut werden, aber nur unter sehr restriktiven Bedingungen, die es den Landwirt*innen unnötig schwer machen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. So darf nur Hanf angebaut werden, der einen niedrigen THC-Gehalt hat. Damit verliert die Hanfpflanze viele ihrer Vorteile gegenüber anderen pflanzlichen Rohstoffen. Denn THC-haltige Pflanzen benötigen keine Dünger und sind deutlich widerstandfähiger gegen Schädlinge, benötigen also auch keine giftigen Pestizide oder Ähnliches. Damit ist THC-haltiger Hanf ökologisch ebenso sinnvoll wie wirtschaftlich, da Hanf kostengünstiger ist als andere gängigere Rohstoffe, wie beispielsweise Baumwolle. Unsere Kritik entzündet sich aber nicht allein an den oben genannten Punkten, sondern auch an der restriktiven Drogenpolitik. Es macht einfach keinen Sinn, dass der Konsum straffrei ist, da es sich um straffreie Selbstschädigung handelt, der Besitz und der Handel aber nicht. Auch muss festgehalten werden, dass THC als psychoaktiver Wirkstoff weitaus weniger schädlich ist als Alkohol. Außerdem gibt es bei Marihuana kaum schwerwiegende Entzugserscheinungen. Die größte gesundheitliche Problematik ist meist die Nikotinabhängigkeit der Konsument*innen. Die Legalität von Alkohol wird meist dadurch begründet, dass es sich um eine Gesellschaftsdroge handle. Dies ist aber bei Marihuana genauso der werden, wie der von Alkohol und Zigaretten. Dies würde dem Staat, neben Steuereinnahmen, auch ermöglichen, effektiv gegen die organisierte Drogenkriminalität vorzugehen, indem den Dealer*innen der Markt genommen würde. Viele Jugendliche gelangen über den*die Dealer*in, welche*r ihnen erst nur das vergleichsweise harmlose Marihuana verkauft, an „härtere“ Drogen. Müssten diese Jugendlichen nicht zum*r Dealer*in gehen, so würden sie nur dann in Kon- Fall. Es gibt viele Bürger*innen, die regelmäßig zum Joint greifen: Ein Drittel der deutschen Bevölkerung hat schon mal Cannabis konsumiert. Das Drogenproblem von THC-Abhängigen ist nicht größer, als das von Alkoholiker*innen. Natürlich gibt es Risiken wie das vermehrte Auftreten von Psychosen, aber diese treten vor allem bei Personen auf, die meist noch andere, viel größere soziale Probleme haben. Also genau die Risikogruppe, die auch eher alkoholabhängig wird. Dass es bei einer Legalisierung nicht zu verstärkten Drogenproblemen kommt, zeigen auch die Beispiele Niederlande und Portugal. Zudem könnte ein staatlicher Verkauf von THC-Produkten genauso geregelt takt mit „harten“ Drogen kommen, wenn sie dies beabsichtigten. Dies ist aber grundsätzlich nicht zu verhindern. Wer etwas Illegales sucht, wird es immer auch irgendwo bekommen. Im Endeffekt fördert die Prohibitionspolitik die organisierte Drogenkriminalität. Die Problematik der Förderung des illegalen Marktes wird auch in einer Resolution von 122 deutschen Strafrechtsprofessor*innen benannt, die sich für eine Entkriminalisierung einsetzen. Die Professor*innen schreiben, dass die Drogenpolitik „gescheitert, sozialschädlich und unökonomisch“ sei. Dieser Feststellung schließen wir uns an. Wir schließen uns auch der Kritik an, die fordert, dass eine Drogenpoli- -9- tik nicht den Bürger*innen schaden darf. Der illegale Markt gefährdet die Konsument*innen, durch das Beimischen von ungesunden und sogar stark giftigen Mitteln zur Streckung, unter anderem Blei und Schuhcreme. Eine Legalisierung würde die Konsument*innen also vor zusätzlichen Risiken schützen. Aus unsere Sicht werden durch die repressiven Anti-THC-Gesetze Menschen kriminalisiert, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen, außer dass sie eine Substanz zu sich nehmen, die aus diffusen und größtenteils schlecht begründbaren Ängsten verboten ist. Ein weiterer Punkt ist die schwammige Rechtslage in Bezug auf die Definition der „geringen“ Menge. Dass Verfahren bei „geringer“ Menge eingestellt werden, ist einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu verdanken, welches dieses Mittel fordert, damit das Cannabisverbot nicht verfassungswidrig ist. Den Begriff der „geringen“ Menge hat es aber nicht genauer definiert, sodass es sein kann, dass eine Person in einem Bundesland straffrei davon kommen würde, ihr in einem anderen Bundesland jedoch hohe Geldstrafen oder Freiheitsstrafen für das gleiche „Delikt“ drohen. Diese Rechtsunsicherheit ist nicht akzeptabel und gehört durch eine Legalisierung abgeschafft. „Ich hatte nie Probleme mit Drogen. Nur mit Polizisten.“ Keith Richards, Gitarrist der Rolling Stones Die Grüne Hilfe stellt sich vor Seit 1994 existiert mit der „Grünen Hilfe“ ein Selbsthilfenetzwerk für Menschen, die wegen Cannabis Probleme mit dem Betäubungsmittelgesetz, der Führerscheinstelle, Behörden oder dem Arbeitgeber haben. In diesen 20 Jahren entwickelten sich die sieben Regionalbüros des Grüne Hilfe Netzwerks dank unserer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zur meistgenutzten Anlaufstelle in Sachen Anwaltsvermeidung bei BtM-Delikten. Die kostenlose Erstberatung (per Telefon oder Email) steht nicht nur „Cannabistätern“ offen. Auch Angehörige unterstützt die Grüne Hilfe im Kampf für kriminalisierte HanffreundInnnen mit Rat und Tat. Für den Fall der Fälle führen wir darüber hinaus eine einzigartige deutschlandweite Liste der Drogenstrafrechtsund Verwaltungsrechtsanwälte. Damit ermöglichen wir es Betroffenen, sich in ihrer Nähe kompetent und preiswert vertreten zu lassen. Die Legalisierungsarbeit des Grüne Hilfe Netzwerk e.V. beginnt weit vor der Polizeikontrolle und endet nicht einmal an Gefängnismauern. Gemein- sam mit Partnerorganisationen wie dem Deutschen Hanfverband (DHV), der Drug Education Agency (DEA) oder der Hanfparade veröffentlichen wir Broschüren, Flugblätter sowie Videos zu rechtlichen Fragestellungen und anderen Problemen, die CannabisnutzerInnen durch das Verbot der Pflanze entstehen. Wir unterstützen bei Schriftwechsel mit Behörden und organisieren Hilfsaktionen für Inhaftierte. fe Netzwerk e.V. kostet neben einer Menge Arbeitszeit auch Geld. Wer unsere Anstrengungen unterstützen will, kann dies mit einer Mitgliedschaft oder Spende (steuerlich absetzbar) tun. Spendenkonto: Grüne Hilfe Netzwerk e.V. IBAN: DE11 5001 0060 0091 5706 02 BIC: PBNKDEFF Postbank Frankfurt Wer mehr über die Grüne Hilfe wissen oder in einem Regionalbüro mitarbeiten will, sollte unsere Website besuchen: www.gruene-hilfe.de Die gemeinnützige Aufklärungs-, Informations-, Kontakt-, Beratungsund Betreuungsarbeit des Grüne Hil- - 10 - Die unendliche Geschichte des Hanfverbots Schon in den frühen Hochkulturen (z.T. seit 10.000 v. Chr.) in China und Persien war Hanf bzw. Cannabis eine vielseitig verwendete Kulturpflanze. Aus ihr konnten Textilien und Papier gewonnen werden. Zunächst diente Hanf aber als Getreide, da Hanfsamen besonders eiweißhaltig sind. Auch die heilende Wirkung ist seit Jahrtausenden bekannt, genauso wie die Wirkung als Rauschmittel. Die berauschende Wirkung wurde meist für spirituelle Handlungen genutzt. Aufgrund dieser Vielfältigkeit an Nutzungsmöglichkeiten ist Hanf damit bis heute die am häufigsten angebaute Kulturpflanze der Menschheitsgeschichte. Die derzeitigen repressiven Gesetze, die vom Anbau bis zur Produktion und Nutzung von Hanfprodukten wirken, gehen auf rassistische und durch die Wirtschaft gesteuerte Kampagnen seit Mitte der 30er Jahre in den USA zurück. Als 1933 die Alkoholprohibition aufgehoben wurde, waren die Beamt*innen des extra zur Durchsetzung der Prohibition gegründeten „Federal Bureau of Narcotics“ (FBN) de facto arbeitslos. Deshalb unterstütz- te die US-amerikanische Regierung die Pläne von Harry Anslinger, Hanf verbieten zu lassen, um eine Entlassungswelle abzuwenden. Dieser war vom Finanzminister und Onkel seiner Frau, J. Edgar Hoover, im Jahr 1931 zum Chef des FBN ernannt worden. Um Cannabis verbieten zu lassen, startete Anslinger eine beispiellose Hetzkampagne, die durch gezieltes Verbreiten von Falschinformationen die Unwissenheit der weißen Mehrheitsbevölkerung in den USA ausnutzte. Dieser Hetzkampagne schlossen sich auch Großindustrielle an, die die Arbeit Anslingers durch Geld unterstützen. Zu nennen sind vor allem der Chemieriese DuPont, der neben verschiedenen patentierten Verfahren zur Papierherstellung auch Patente zur Plastikherstellung aus Erdöl besaß, und der Holz- und Zeitungsmagnat William Randolph Hearst. Aber auch die Baumwollindustrie und die Pharmaindustrie hatten ein großes Interesse an einem Verbot von Hanf. Das Interesse DuPonts und Anderer an einem Hanfverbot leitete sich aus der Konkurrenz durch Hanfprodukte ab. So gab es seit 1938 ein Verfahren - 11 - zur automatischen Hanfschälung. Damit war der Rohstoff Hanf wieder eine ernsthafte Alternative zu Holz in der Papierherstellung, was Hearsts wirtschaftlichen Interessen zuwiderlief. Zudem waren Verfahren bekannt, die zur Kunststoffproduktion Hanf benötigen. Die Baumwollindustrie fürchtete Hanf als wiederaufkommenden Rohstoff in der Textilherstellung und die Pharmaindustrie, die die medizinischen Wirkstoffe des Hanfs nicht isolieren konnte, wollte keine unliebsamen Konkurrenzprodukte, die von jeder*m hergestellt und vertrieben werden konnten. Die Hetzkampagne Anslingers wurde von ihm in erster Linie mit rassistischen Klischees betrieben. Während der Alkoholprohibition konnten sich nur noch die reichen Weißen in den USA den illegalen Alkohol leisten. Die deutlich ärmeren Schwarzen und Latin@s griffen zu Cannabis als Rauschmittel. Diese Entwicklung nutzte Anslinger, in dem er Thesen verbreitete, die den Marihuanakonsum mit Straftaten wie Mord und Vergewaltigung in Verbindung brachte. Damit diffamierte er die Schwarze Bevölkerung in den USA und bediente die Vorurteile der rassistischen weißen Mehrheitsbevölkerung. Diese Thesen konnte Anslinger nur aufgrund der Unwissenheit der weißen Bevölkerung aufstellen, da er vor dem Kongress verschwieg, dass Marihuana aus Hanf hergestellt wird. In Folge dieser Hetzkampagne wurden Konsument*innen von Marihuana zu hohen Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt. 1947 wurde Anslinger zur UN versetzt. Dort gelang ihm dann 1961 mit der „Single Convention on Narcotic Drugs“ das weltweite Verbot von Hanf. Jeder Unterzeichnerstaat verpflichtete sich damit zum Kampf gegen Cannabis. Während seiner Zeit bei der UN trieb Anslinger seine Kampagne vor allem mit wissenschaftlich unhaltbaren Thesen voran. So postulierte er 1951, dass Marihuanakonsum früher oder später zwangsläufig auch zum Konsum von Heroin führen würde, woher unter anderem der Mythos von Cannabis als Einstiegsdroge rührt. 1954 konnte er erreichen, dass die „World Health Organisation“ (WHO) Hanf seine therapeutische Wirkung absprach und sogar behauptete, Hanf sei gefährlich. Ende der 60er Jahre musste dann die WHO einen Rückzieher machen und zugeben, dass Marihuana keine physische Abhängigkeit verursacht. 1970 trat Anslinger zurück. In späteren Veröffentlichungen gab Anslinger unumwunden zu, dass er seinen Kampf gegen Hanf nur zur Durchsetzung der Interessen von reaktionären gesellschaftlichen Kräften und Wirtschaftsunternehmen betrieben hatte. Auch wurde bekannt, dass seine „Informationsquellen“ für den Kampf gegen Hanf hauptsächlich Zeitungsartikel der Boulevardmedien waren. Sein Nachfolger bei der UN, Gabriel Nahas, führte den Kampf gegen Hanf weiter fort. Häufig bediente er sich dabei Argumenten aus wissenschaftlichen Studien, die deren Verfasser*innen in späteren Veröffentlichungen schon wieder zurückgenommen hatten. Dennoch konnte er die Ansicht, Hanf sei gefährlich und deswegen zu bekämpfen, bei der UNO durchsetzen. Aber auch er musste sich 1983 von Aussagen und Studien distanzieren, die offensichtliche Falschinformationen enthielten. Dazu gehörte u.a. die Behauptung, Hanf mache impotent und unfruchtbar. Ronald Reagan kürte dann den Pharmalobbyisten George Bush Senior zu seinem obersten Drogenverfolger. Als Lobbyist versuchte dieser vor allem die Bestrebungen, Hanf zumindest für die medizinische Nutzung zu legalisieren, zu unterbinden. Im Kampf gegen Cannabis zeigten sich damit wieder Lobbyinteressen als federführend. „Pot-City“ in der Presse Eine Auswahl der nationalen und internationalen Pressestimmen aus dem letzten Jahr: Der Standard (Österreich) (11.7.): Autonome übersäen Göttingen mit Cannabispflanzen Spiegel Online International (11.7.): Weed War: Marijuana Plants Sprout across German City Huffington Post (USA) (23.7.): 'Guerilla Gardening' Protest: Marijuana Plants Pop Up In Germany After Seeds Planted By 'A Few Autonomous Flower Children' Süddeutsche Zeitung (11.7.): Hanfplage in Göttingen: "Wir behandeln das wie Unkraut" Frankfurter Allgemeine Zeitung (15.7.): Hanf am Wegesrand: Grünes Göttingen Taz (15.7.): Heimliche Aussaat: Fahndung im Blumenkübel Junge Welt (16.7.): Schall und Rausch: Was blüht dort in den Eisbegonien? In Göttingen kennt die Polizei neuerdings jeden Blumenkübel von innen BBC World Radio (Großbritannien) (15.7.): Group Protests 'Demonization' of Pot by Planting Marijuana Seeds All Over German Town Focus (10.7.): Hanf in Göttingen: Polizei entdeckt Hanfpflanzen in Blumenbeeten Stern (12.7.): Die Polizei, dein Freund und Cannabis-Gärtner Hitradio FFH (11.7.): Göttingen wird zur Hanfplantage NDR 1 Niedersachsen (10.7.): Göttinger Blumenkinder säen Hanf - 12 - Hanf säen mit Anna und Arthur Mehrere Einzelpersonen, die Mitglieder der GRÜNEN JUGEND Göttingen sind, haben sich mit Anna und Arthur getroffen. Diese sind Aktivist*innen der Aktionsgruppe „Einige Autonome Blumenkinder“ und waren maßgeblich an den Hanfaussaataktionen 2013 in Göttingen beteiligt. Auch 2011 und 2012 sorgten sie für das Aufwachsen von zahlreichen Hanfpflanzen im Göttinger Stadtgebiet. Anna und Arthur berichten über ihre Erfahrungen und geben Tipps für eine effektive Stadtbegrünung. Wir treffen Anna auf dem Marktplatz. Für einen Tag mitten im März ist es angenehm warm und sonnig. Arthur sei zu Hause geblieben und backe einen Kuchen für uns, und wir sind ja auch dabei, um Anna beim Tragen zu helfen. Wir fahren ein kleines Stück Fahrrad zum nahegelegenen Gartencenter. Letztes Jahr habe Arthur die Hanfsamen einfach beim Baumarkt nebenan gekauft, erzählt Anna. Um weniger aufzufallen, wollen sie dieses mal aber nicht wieder dorthin gehen. „Hanfsamen kann man ganz legal als Vogelfutter kaufen, auch in manchen Müslis sind welche drinnen“, erklärt uns Anna. „Natürlich wachsen aus den Samen dann keine THC-haltigen Pflanzen, aber sie sehen genau so aus, und ohne die Pflanzen zu analysieren, kann niemand garantieren, dass nicht auch ein paar Potente darunter gemischt sind.“ Im Gartencenter gehen wir direkt zum Tierfutter, wir wollen schließlich die nach dem Winter bestimmt sehr hungrigen Vögel füttern. Dort füllt uns ein*e Verkäufer*in die gewünschte Menge Vogelfutter in eine Tüte ab, die Anna an der Kasse, natürlich bar, bezahlt, und schon gehts zurück. Die ganze Sache hat vielleicht eine knappe halbe Stunde gedauert. Im Garten wartet auch schon Arthur mit veganem Kuchen und Kaffee auf uns. Das allererste Mal hätten sie die Samen noch im Internet bestellt, erzählt Arthur. Davon sehen sie aber mittlerweile lieber ab, das Einkaufen vor Ort ist wesentlich praktischer und anonymer. Während wir noch die letzten Reste des Kuchens aufessen, fan- - 13 - gen Anna und Arthur schon an, die Samen in kleine Tüten zu verpacken. „Zum Verteilen an Freund*innen, auslegen oder einfach praktisch in die Tasche stecken und überall hin mitnehmen.“, beantwortet Anna unsere fragenden Blicke. „Das ist eine wunderbare Freizeitbeschäftigung“, lacht Arthur. „Egal wo man hingeht, zum Einkaufen, Eis essen, in den Park oder wenn man einfach durch die Stadt spaziert, es gibt so viele Möglichkeiten, nebenbei ein paar Hanfsamen auszusäen. Es wäre zu schade, all diese Gelegenheiten einfach auszulassen.“ Da wir noch etwas unsicher sind, wo und wie man den Hanf denn nun überall aussäen kann, verabreden wir uns mit Anna und Arthur zu einem kleinen abendlichen Spaziergang in der nächsten Woche. Bevor es aber nach Hause geht, helfen wir noch die abgefüllten Tütchen in den Keller zu tragen. Dort sehen wir in einigen Töpfen ein paar schon recht große Hanfpflanzen. Ob das potente Pflanzen sind, wollen wir wissen. „Wer weiß“, schmunzelt Anna. „Schon im letzten Jahr haben wir Pflanzen vorgezogen und, als sie groß waren, ausgepflanzt. Es sieht super aus, wenn in irgendeinem Blumenkübel neben ein paar Primeln plötzlich ein großer Hanfbusch wächst.“ Arthur warnt uns noch: „Beim Umpflanzen sollte man aber vorsichtig sein und sich nicht erwischen lassen!“. Dann verabschieden wir uns aber auch erstmal von den beiden und machen uns auf den Nachhauseweg. Als wir an zwei großen, leeren, grauen Blumenkübeln vorbeifahren, ärgern wir uns ein wenig, keine Samen mitgenommen zu haben, aber bis zur nächsten Woche werden wir uns jetzt wohl gedulden müssen. Als wir Anna und Arthur wiedertreffen, haben diese die Taschen voll mit kleinen Tütchen mit Hanfsamen. „Meistens laufen wir nicht extra los, nur um Hanfsamen zu verteilen, sondern planen einfach ein bisschen mehr Zeit z.B. zum Einkaufen gehen ein.“, sagt Arthur. „Gelegentlich haben wir aber auch schon nette Abendspaziergänge durch die Stadt gemacht!“, ergänzt Anna, während sie ein paar Samen in einem nahegelegenen Blumenkübel tut. Sie bedeckt die Samen ein bisschen mit Erde, damit sie besser keimen. „Richtig tief eingraben müsst ihr die Samen nicht.“, erklärt Anna. „Sie sollten nur nicht einfach offen auf der Erde liegen, denn dann passiert meistens nicht so viel.“ Grundsätzlich könne man die Samen überall aussäen, wo Erde ist. Besonders gut wachsen sie, wenn die Erde nicht ganz festgetreten oder hart ist, sondern locker. Wer die Samen einfach auf Rasen oder Ähnliches wirft, darf sich nicht wundern, wenn dort vermutlich keine Pflanzen wachsen werden. Und zu dunkel darf es auch nicht sein. Öffentliche Beete, Blumenkübel, manche Flächen in Parks und frisch eingesäte Rasenflächen eignen sich besonders gut. Oft ist dort zwischen den Pflanzen noch Platz und manchmal werden diese von der Stadt sogar gegossen. Und besonders schöne Fotomotive ergeben die Hanfpflanzen auch gerade inmitten anderer Pflanzen oder an bekannten öffentlichen Plätzen. „Auch vor Polizeiwachen, dem örtlichen CDU-Parteibüro, Gerichten oder Studentenverbindungen wäre eine Aussaat sehr zu empfehlen und ein politisches Statement.“, sagt Anna mit einem etwas schelmischen Grinsen. Eigentlich findet man immer einen geeigneten Ort, wenn man mit etwas offenen Augen durch die Stadt läuft. „Wenn man später Fotos von den Pflanzen macht, hat man zum einen sehr schöne Erinnerungen, und man kann diese auch online auf einem Blog sammeln, um auf die Aktion aufmerksam zu machen. Dass das Aufmerksamkeit für die Aktion bringt, habt ihr ja bewiesen.“, sagt Arthur. „Die Fotos sollten nicht direkt auf euch zurückzuführen sein, und auch beim Aussäen achten wir darauf, nicht von der Polizei beobachtet zu werden. Im Zweifel haben wir natürlich Vogelfutter für die Tauben dabei, das haben wir ja schließlich auch gekauft.“ Auch wenn es im schlimmsten Fall wohl eine kleine Ordnungswidrigkeit ist, die zu verfolgen für die Polizei eigentlich eher zu lächerlich sein sollte, kann man sich den Stress auch einfach sparen. „Es gibt keinen Grund, sich großartig Sorgen zu machen, wenn man sich vor dem Aussäen immer gut umschaut. Es ist unkompliziert, einfach ein bisschen Hanf in der Stadt zu pflanzen. Die Stadt wird so grüner, die Aktion zeigt, wie restriktiv die derzeitigen Regelungen sind, und man kann gleichzeitig auf die vielen Nutzungsmöglichkeiten von Hanf hinweisen. Wir wünschen euch viel Spaß!“, verabschiedet sich Arthur. Jetzt beginnt auch die Zeit, wo es sich lohnt, loszugehen, Aussäen ist von Anfang April bis Juni möglich, optimal ist im Mai, dann friert es nachts nicht mehr. „Wenn es jetzt regnet, finden wir bestimmt bald die ersten Pflanzen!“, freut sich Anna. Dieses Bild der 2014 in Göttingen verteilten Hanfsamen wurde uns von Anna und Arthur zugespielt. - 14 - Interview mit Anna und Arthur So ihr Lieben, vielen herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in eure besondere Art der „Stadtbegrünung“ und dass wir euch begleiten durften! Es wäre toll, wenn ihr uns noch ein paar Fragen beantworten würdet. Könnt ihr uns nochmal sagen, mit welcher Motivation ihr Hanf aussät? Arthur: Aber klar doch! Unser erstes Ziel ist es, die Legalisierungsdebatte in die Öffentlichkeit zu rücken, damit Menschen sich überhaupt mit diesem Thema auseinandersetzen. Letztendlich wollen wir die komplette Legalisierung von Cannabis erreichen. Und außerdem ist doch schon der bloße Anblick dieser wunderschönen Pflanze für jede*n ein Genuss! Anna: Wir verstehen unsere Arbeit als Direkte Aktion gegen die staatlich verordnete restriktive Drogenpolitik. Nicht umsonst schließt unser letztjäh- riges Bekenner*innenschreiben mit dem Satz: „Ärgert die Behörden, bis sie aufhören, uns zu ärgern!“. Was sagt ihr zu der Behauptung, Cannabis sei eine Einstiegsdroge? Arthur: Das ist schon lange wissenschaftlich widerlegt. Cannabis ist eine unglaublich beliebte Droge, aber Menschen, die sie konsumieren, kommen nicht automatisch früher oder später auf die Idee, auch „härtere“ Drogen zu nehmen. Grade im Verhältnis zur Alkoholpolitik, ist die massive Kriminalisierung der Cannabispflanze absolut unverständlich und lächerlich. Im Unterschied zu Alkohol und Tabak macht das THC auch nicht körperlich abhängig. Dennoch gelingt es Dealer*innen auch, „harte“ Drogen an Cannabis-Konsument*innen heranzuführen. Gerade auch in diesem Fall wäre eine Legalisierung nützlich, denn diese hätte eine Art Trennung des Cannabismarktes vom restlichen Dro- - 15 - genmarkt zur Folge. Menschen könnten Cannabis selber anbauen oder in speziellen Läden qualitativ gute Ware erhalten und wären nicht mehr auf Dealer*innen angewiesen. Könntet ihr beschreiben, welche Vorteile die Legalisierung von Cannabis eurer Meinung nach hätte? Anna: Also erst mal würden Konsument*innen nicht mehr in die Illegalität getrieben. Bei der derzeitigen restriktiven Drogenpolitik, macht sich jede*r, die*der Cannabis kauft, bereits strafbar. Menschen sind gezwungen, sich auf dem Schwarzmarkt zu versorgen. Eine Qualitätskontrolle gibt es dort natürlich nicht und so etwas wie ein Verbraucher*innenschutz ist nicht existent. Die Reinheit der Droge ist nicht immer gegeben und oft werden gefährliche Stoffe, wie z.B. Haarspray und Bleipulver, zur Streckung der Droge verwendet. Bei einer Legalisierung würden sich diese Zustände definitiv verbessern. Auch für die Medizin brächte eine Legalisierung große Vorteile mit sich. Zurzeit wird Cannabis, das z.B. ein wirksames Schmerzmittel ist, meist nur in synthetischer Form an Patient*innen abgegeben. Bei einer Legalisierung könnten Patient*innen ein natürliches und ökologisch einwandfreies Medikament bekommen - es sogar selbst erzeugen. Zudem könnten sie vermeiden, der Pharmaindustrie Unmengen an Geld in den Rachen zu werfen. Die Legalisierung hätte die absolute Entkriminalisierung der Pflanze an sich zur Folge. Der Anbau von THCärmeren Sorten wäre viel einfacher möglich und Cannabis könnte als Rohstoff völlig neu entdeckt und genutzt werden. Arthur: Die Legalisierung wäre auch aus finanzieller Hinsicht äußerst erschwinglich. Derzeit werden jedes Jahr mehrere Millionen Euro zur Verfolgung von Cannabis-Besitzer*innen ausgegeben, oft zur Einleitung von Strafverfahren, die wegen Geringfü- gigkeit bald eingestellt werden. Wir wissen auch nicht, wie viele Arbeitsstunden die Göttinger Polizei letztes Jahr zur Jagd auf Hanfpflanzen aus Vogelfutter aufgewendet hat, aber das können nicht wenige gewesen sein. Wir haben uns schon gefragt, wo denn die deutschen Wutbürger*innen vom „Bund der Steuerzahler“ bleiben, bei der eklatanten Geldverschwendung, die beim Thema Hanf betrieben wird. Ein Eintrag der Göttinger Polizei in das sogenannte „Schwarzbuch - Die öffentliche Verschwendung“ wäre eigentlich angebracht... Wie sähe denn eure Traumvision für einen alternativen Umgang mit Cannabis aus? Anna: Das berührt letztendlich die Kernfrage, was für ein Gesellschaftsmodell wir anstreben. Wir wünschen uns eine mündige Gesellschaft, in der die Menschen frei entscheiden können, was sie tun und lassen, solange sie anderen Menschen dabei nicht schaden. Dabei ist uns wichtig, dass Menschen gut über Drogen aufgeklärt werden und dann selbst bestimmen können, was sie zu sich nehmen und wovon sie lieber die Finger lassen. Würdet ihr demnach auch „härtere“ Drogen legalisieren? Arthur: Das würden wir nicht von vornherein ausschließen, aber wir wünschen uns einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit ALLEN Drogen, auch Alkohol und Zigaretten. Dafür ist wie schon erwähnt eine umfassende Aufklärung - klar abgegrenzt von unsachlicher Panikmache natürlich - absolut notwendig. Wie sehen denn die zukünftigen Aktionen der „Autonomen Blumenkinder“ aus? Anna: Natürlich wird fleißig weiter gesät und wir hoffen, dass die Stadt von Jahr zu Jahr mit immer mehr Cannabis begrünt sein wird. Vielleicht kommt ja bald der Tag, an dem Polizei und Staat die Sinnlosigkeit ihres Tuns endlich erkennen. Dafür wäre es sicherlich sinnvoll und amüsant, besonders vor Polizeigebäuden zu säen... Und wir hoffen natürlich auch, dass sich in anderen Städten ebenfalls „Autonome Blumenkinder“ ans Werk machen! - 16 - Wie sieht es denn mit einer internationalen Bewegung der „Autonomen Blumenkinder“ aus? Arthur: Wir denken, dass diese wächst und gedeiht... Unser Tun letztes Jahr hat international für große Aufmerksamkeit und viele Sympathiebekundungen gesorgt, weshalb wir diesbezüglich äußerst zuversichtlich sind! Also kann jede*r, die*der Lust hat, bei der besonderen „Begrünung“ mitzuhelfen, ein „Autonomes Blumenkind“ sein? Anna: Aber sicher! Eine massenhafte Beteiligung fänden wir natürlich absolut großartig! Es kann nicht genug Grün in der Stadt geben und auf den Anblick von Polizist*innen mit Gartenkrallen am Gürtel wollen wir sicherlich auch in den folgenden Jahren nicht verzichten! Wenn ihr Lust habt, aktiv an der besonderen Begrünung teilzunehmen, besorgt euch doch einfach die Samen und verschönert die Stadt mit uns! Bekenner*innenschreiben der „Autonomen Blumenkinder“ (2013) Es ist Frühling, und mit dem Frühling kommen viele, über den Winter vermisste Pflanzen zurück. Dieses Jahr können aufmerksame Göttinger*innen noch eine weitere, hier selten zu sehende Pflanze bewundern: Die Hanfpflanze. Dass wir diese sowohl nützliche als auch ästhetische Pflanze nicht öfter zu Gesicht bekommen, liegt daran, dass der Anbau in Deutschland grundsätzlich verboten ist. Selbst für Nutzhanf ohne nennenswerten THC-Gehalt sind die Auflagen für einen Anbau irrwitzig streng und Genehmigungen bekommen grundsätzlich nur Berufslandwirt*innen. Dabei ist die genügsame, schnellwüchsige Hanfpflanze mit ihren robusten Fasern eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und kann äußerst vielfältig eingesetzt werden, zum Beispiel als Textil in Kleidung oder als Papier. Kenner*innen schätzen die CannabisGattung auch wegen Vertreterinnen ihrer Art, die mehr THC produzieren. Der Konsum von Cannabis ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet: Jede*r Dritte hat schon einmal gekifft, Cannabis ist die verbreitetste illegale Droge Deutschlands. Konsument*innen werden bereits beim Kauf von Can- nabisprodukten in die Illegalität getrieben: Die Politik verwehrt ihnen hierzulande jede Möglichkeit, legal an Cannabis zu gelangen. Dieser repressive Kurs verschlingt Unsummen, die anderweitig - zum Beispiel in der Suchthilfe - bitter nötig wären. Dabei gibt es keinen triftigen Grund, warum Cannabis, anders als Alkohol, nicht legal gekauft werden kann: Die These, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist, ist Schwachsinn und wissenschaftlich längst widerlegt worden, wie selbst das durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verteilte Info-Heftchen „Cannabis - Basisinformationen“ feststellt. Die Verbannung von Cannabis in die Illegalität hat unmittelbar negative Auswirkungen. Durch fehlende Kontrollmöglichkeiten werden Cannabisprodukte häufig gestreckt, so dass Konsument*innen keine Möglichkeit haben, nachzuvollziehen, was genau sie zu sich nehmen. Dabei kommen auch schädliche Substanzen wie Haarspray zum Einsatz. Eine legale Verkauf von Cannabisprodukten, zum Beispiel in Apotheken oder CoffeeShops, würde die Möglichkeit einer kontrollierten Abgabe schaffen. Auch aus medizinischen Gründen dürfen - 17 - Cannabisprodukte nicht bezogen werden. Verschreibungsfähig sind nur teure, meist synthetische Präparate. Warum ist es verboten, statt den künstlichen Pillen, an denen sich die Pharmaindustrie dumm und dämlich verdient, direkt Cannabispflanzen wachsen zu lassen, die den gleichen Wirkstoff ökologisch einwandfrei erzeugen? Um diese Missstände den Bürger*innen Göttingens ins Bewusstsein zu rufen und aus Protest gegen die restriktive Drogenpolitik, haben wir in ganz Göttingen mehrere Kilo größtenteils THC-arme Cannabissamen verteilt. Damit sehen wir uns in Tradition mit den Hanf-Aussaat Aktionen der letzten zwei Jahre. Vielleicht geht selbst den zuständigen Behörden bei der Untersuchung der Pflanzen die Sinnlosigkeit ihres Tuns auf. Wir rufen alle Sympathisant*innen dieser Aktion dazu auf, ebenfalls Hanfsamen in ihrer Umgebung zu verteilen und damit ein Zeichen gegen die Verteufelung von Cannabis zu setzen! Ärgert die Behörden, bis sie aufhören, uns zu ärgern! [Text von: linksunten.indymedia.org] Bekenner*innenschreiben der „Autonomen Blumenkinder“ (2014) Die Saison der Autonomen Blumenkinder hat wieder begonnen! Eine Zeit lang war es still um uns, doch jetzt geht es wieder los: Pflanzen sprießen, wachsen, blühen und gedeihen... darunter auch einige „verbotene“ Pflanzen. Sie zeigen uns, wie absurd es ist, ein Gewächs verbieten zu wollen. Auch die Hanfpflanze fühlt sich hier pudelwohl, wenn man sie lässt und sich nicht der sinnlosen Tätigkeit verschreibt, jede einzelne Pflanze herauszureißen zu wollen, wie die Göttinger Polizei im letzten Jahr. Ihre vorherzusehende Antwort auf kreativen Protest war brachiale Gewalt im Zweifelsfall lieber ausreißen. Diese staatliche Reaktion auf unsere Aktion im letzten Jahr ist symptomatisch für die repressive Drogenpolitik. Auch wenn Kiffen gesellschaftlich längst weitestgehend akzeptiert und laut vieler Studien nicht gefährlicher als Alkohol ist, wird weiter hart gegen Konsument*innen vorgegangen. So reicht es beispielsweise aus, ab und zu einen Joint zu rauchen und Alkohol zu trinken, um seinen Führerschein los zu werden, selbst wenn man so niemals ein Fahrzeug führen würde. Die dem zugrunde liegende Annahme, wer Alkohol trinkt und kifft, fährt auf jeden Fall auch in diesem Zustand Auto, ist absolut unlogisch und stempelt gleich alle Konsument*innen als nicht zurechnungsfähig und leichtsinnig ab. Statt vollkommen irrational zu kriminalisieren, sollte aber ein mündiger Umgang mit Drogen das Ziel sein. Auf einer schlichtweg falschen Dämonisierung beharrend, scheinen sich Politik und Behörden lieber weiter Probleme schaffen zu wollen, wie auch die Pflanzenausreiß-Aktion vom letzten Jahr auf vergleichsweise harmlose Art zeigt. Unter der repressiven Drogenpolitik leiden nicht nur (und vollkommen zu unrecht) Cannabis-Konsument*innen, sondern auch Patient*innen, die auf die entzündungshemmenden, schmerzlindernden und nervenschützenden Wirkstoffe der Cannabispflanze angewiesen sind. Verschreibungsfähig sind nur teure, meist synthetische Präparate. Aber hier geht es natürlich auch um wirtschaftlichen Interessen - denn wer kauft schon teure Medikamente, wenn er*sie sie sich einfach, legal und günstig selber anbauen oder im Coffeeshop erwerben könnte? Wir haben uns sehr über die mediale Rezeption gefreut, die gerade durch den Fotowettbewerb der Grünen Jugend Göttingen unverhoffte Ausmaße angenommen hat. Unser letztjähriges Ziel, eine öffentliche Diskussion über die repressive Drogenpolitik anzustoßen, sehen wir damit als klar erfüllt an. Geändert hat sich seitdem natürlich nichts. Deshalb sind wir noch lange nicht fertig, waren auch dieses Jahr wieder mit vielen Unterstützer*innen unterwegs und haben aufs Neue 20 Kilo größtenteils THC-arme Hanfsamen in ganz Göttingen verteilt. Wir rufen alle Sympathisant*innen dazu auf, ebenfalls Hanfsamen zu säen und damit ein Zeichen gegen die Verteufelung von Cannabis zu setzen! Ärgert die Behörden bis sie aufhören uns zu ärgern... und das haben sie noch lange nicht! [Text von: linksunten.indymedia.org] Gebt das Hanf frei - und zwar sofort! Wir, die GRÜNE JUGEND Göttingen, fordern die Legalisierung und komplette Entkriminalisierung des Hanf-Anbaus und der Cannabispflanze an sich. Unser Ziel ist die Drogenmündigkeit der Gesellschaft. Darunter verstehen wir den verantwortungsvollen und selbstbestimmten Umgang mit Drogen. Diesen verantwortungsvollen Umgang wünschen wir uns mit allen Drogen. Verbote machen diese Drogenmündigkeit unmöglich und helfen weder Betroffenen noch ihren Angehörigen. Eine objektive Aufklärung über Risiken ist in der heutigen Gesellschaft durch die Dämonisierung von Drogen nicht möglich. Die Dämonisierung des Cannabis versperrt jegliche Nutzung der Hanfpflanze an sich. Wir fordern deswegen insbesondere: Die kurzfristige und deutliche Anhebung der „geringen Menge“ und eine bundesweit einheitliche Regelung. Die Legalisierung des Eigenanbaus von Cannabis für den Privatkonsum. Die Einrichtung von Drogenfachgeschäften zur Ermöglichung einer kontrollierten Abgabe. Die Einführung eines wissenschaftlich begründeten Grenzwertes für THC und seiner Abbauprodukte im Straßenverkehr. Die Nutzung des Führerscheinrechts als Ersatzstrafrecht für Cannabiskonsument*innen muss aufhören! Die umfassende Freigabe von Cannabis zur medizinischen Nutzung. Die Legalisierung des Cannabis auch im Hinblick auf die Nutzung der Pflanze als wertvollen ökologischen und nachwachsenden Rohstoff, z.B. für Textilien oder Dämmmaterial. - 18 -