die feuchtgebiete venetiens
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die feuchtgebiete venetiens
DIE FEUCHTGEBIETE VENETIENS Publikationen herausgegeben von Carlo Delfino editore & C. s.n.c., Sassari Verlagstechnische Koordination: Giovanna De Murtas Redaktionssekretariat: Lavinia Foddai, Giovanna Bucalossi und Marta Floris Grafisches Projekt und Layout: Gabriella Tornatore, Cagliari Textredaktion: Roberta Girola, Cagliari Deutsche Übersetzung: Studio Moretto Group srl, Brescia Kartographie: Sara Chiantore, Chiusa di San Michele (Torino) Realisierung der gemalten Karten: Antonello Lutzoni, Porto Torres (Sassari) Für die wertvolle Zusammenarbeit danken wir dem Regionalparks Venetiens des Po-Deltas, dem Sekretariat für Umwelt und Territorium - Servicestelle für Ökonetz und biologische Vielfalt des Regionalausschusses Venetiens, Veneto Agricoltura (ständiges Informationszentrum über Landwirtschaft), dem staatlichen WWF-Naturschutzgebietes Valle Averto sowie den Autoren der unten angeführten veröffentlichen Fotografien: Archivio Ente Parco Delta del Po: Foto Nr 7, 9, 10, 11, 13, 14, 25, 26, 27, 30 Archivio Fotografico Regione del Veneto: Foto Nr 33, 34, 35, 36, 37, 39, 45, 61, 62, 63 Marco Basso: Foto Nr 53 Renato Borgo: Foto Nr 58, 59 Eddi Boschetti: Foto Nr 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24 Stefano Castelli: Foto Nr 44, 52 und Umschlagfoto Sante Crepaldi: Foto Nr 12, 15 Stefano D’Alterio: Foto Nr 48, 50 Fototeca APT - Ambito Bibione-Caorle: Foto Nr 76 Giada Milan: Foto Nr 28, 29, 31, 56, 57, 64 Piero Nascimbeni: Foto Nr 47 Andrea Pattaro: Foto Nr 4, 55 Paolo Perlasca: Foto Nr 46, 49, 54, 60, 78 Daniele Soncin: Foto Nr 8, 16 Federico Vianello: Foto Nr 67, 71, 72, 74, 75, 79 Matteo Zacchigna: Foto Nr 51 Michele Zanetti: Foto Nr 1, 2, 3, 5, 6, 32, 38, 40, 41, 42, 43, 65, 66, 68, 69, 70, 73, 77 Venetien, Friaul-Julisch Venetien und Sardinien: Zwei dieser drei Regionen befinden sich an der Oberen Adria und grenzen aneinander, die dritte – eine Insel – liegt im Tyrrhenischen Meer. Sie sind durch die italienische Halbinsel getrennt, und zwischen ihnen liegt das weite Meer. Und doch gibt es eine einendes landschaftliches Element: den unglaublichen Reichtum der Feuchtgebiete in den Küstenzonen und das gemeinsame Ziel, das Wissen um dieses herausragende Erbe in Form eines alternativen Tourismus basierend auf Kriterien der Umweltverträglichkeit weiterzugeben. Dazu haben die drei Regionen das interregionale Projekt „Küsten und Lagunen in Venetien, Friaul und Sardinien“ ins Leben gerufen. Es fügt sich in den Rahmen der Entwicklungsprojekte der so genannten Interregionalen Tourismussysteme mit Finanzierungsmitteln gemäß dem italienischen Tourismus-Rahmengesetz Nr 135/2001 ein und ist als Resultat der gemeinsamen Bemühungen hinsichtlich der Durchführungsleitlinien des allgemeinen Projekts „Gemeinsame Analyse und Untersuchung der Lagunen als Ergebnis des Tourismus in den drei Partnerregionen sowie Richtlinien für eine umweltverträgliche Entwicklung“ anzusehen. Die Projektumsetzung fand in zwei Etappen statt. In der ersten Phase wurde eine Forschungsstudie zu den wichtigsten Feuchtgebieten der drei Regionen erstellt. Dazu zählen das Po-Delta, die Lagune von Venedig und die Valli von Caorle und Bibione in Venetien, die Lagunen von Marano und Grado in Friaul-Julisch Venetien sowie die Feuchtgebiete von Cagliari und des Golfs von Oristano in Sardinien. Mit der Beratung hinsichtlich der Durchführung dieser ersten Phase wurde das Interdepartementale Zentrum für Analyse und dynamische Interaktionen zwischen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft (I.D.E.A.S.) der Universität Ca’ Foscari in Venedig betraut. Die wissenschaftliche Leitung der Arbeiten wurde von Professor Francesco Vallerani in Zusammenarbeit mit dem Forscherteam Federica Letizia Cavallo, Giada Milan und Michele Zanetti übernommen.Die zweite Projektphase zielte auf die Verbreitung der Forschungsresultate in Form eines Mini-Führers und einer Karte ab, um die touristische Nutzung der untersuchten Feuchtgebiete zu fördern. Unser Wunsch ist es, dass die Touristen auf dieses Projekt hinauf diese noch weitgehend unbekannten Orte erforschen, die aus ökologischer Sicht einen so hohen Stellenwert einnehmen. Die hier enthaltenen Texte und Bilder sollen sie an eine neue Form des Tourismus im Zeichen des Umweltschutzes heranführen. Marino Finozzi Assessor für Tourismus und Außenhandel der Region Venetien Luca Ciriani Vizepräsident und Assessor für Produktionstätigkeit der Autonomen Region Friaul-Julisch Venetien Sebastiano Sannitu Vizepräsident und Assessor für Tourismus, Gewerbe und Handel der Autonomen Region Sardinien Bevor man mit dieser faszinierenden Landschaften in Kontakt tritt, lohnt es sich, einiges über ihre Funktion und die wichtige Rolle zu wissen, die sie für das Gleichgewicht unseres Planeten darstellen. Die auf der Erde von Feuchtgebieten bedeckte Oberfläche – Sümpfe und Moraste, Lagunen, Torfmoore, Seen und Flussdeltas – beträgt etwa 6 %. Eine Ziffer, die in der letzten Zeit im Sinken begriffen ist, allein im 20. Jhdt. wurden 60 % der Feuchtgebiete der Welt zerstört, davon 90 % allein in Europa. Diese Tatsache muss wegen der enormen Bedeutung dieser Gebiete konstant in Betracht gezogen werden . Diese Gebiete sind regelrechte Wasserspeicher und spielen eine wichtige, oft jedoch unterbewertete Rolle im ökologischen Gleichgewicht. Sie wirken wie Schwämme, absorbieren, geben ab, regulieren den Wasserhaushalt und reinigen das Wasser von vielen organischen Schadstoffen. Sie recyceln Nährstoffe, binden Sediment, wirken vorbeugend gegen Überschwemmungen und schützen die Küste. Es ist von grundlegender Bedeutung, diese Feuchtgebiete zu erhalten, weil ihre Zerstörungen schwerwiegende Folgen mit sich bringen: Nach neuesten Schätzungen würde eine Trockenlegung dieser Gebiete zur Freigabe von etwa 771 Milliarden Tonnen Treibgas, vor allem CO2 und Methan führen. Dieser Wert liegt doppelt so hoch wie die derzeit in der Atmosphäre vorkommenden Gase. Die Schaffung von Naturschutzgebieten für alle gefährdeten Zonen, in denen man auf den Ökotourismus setzt, ist von grundlegender Bedeutung, und das gilt im Besonderen für die Lagunenlandschaften. Diese zeichnen sich nämlich durch eine ausgeprägte, für alle feuchten Ökosysteme typische Empfindlichkeit aus, was den Schutz und die aktive Verwaltung im Zeichen ihrer Erhaltung unerlässlich macht. Zu dieser schon bekannten, aber leider immer deutlicher werdenden Verwundbarkeit der Feuchtgebiete tragen Wertvolle Kohlenstoffspeicher Die Feuchtgebiete speichern 35 % des globalen, auf der Erde vorkommenden Kohlenstoffs und leisten so ihren Beitrag zur Regulierung und Abschwächung der Klimaveränderungen. Insbesondere Torfmoore (Seen und Sümpfe, in denen sich pflanzliche Ansammlungen konzentrieren, bei deren Zersetzung Torf entsteht) sind die reichhaltigsten Kohlenstoffspeicher aller Ökosysteme unseres Planeten. Sie speichern die doppelte Menge wie der weltweite Gesamtwaldbestand und, im Gegensatz zu den Wäldern, für sehr lange Zeit. (Daten publiziert vom WWF in Rahmen des Welttags der Feuchtgebiete, 1.-2. Februar 2009) Auf der Seite links von oben nach unten: Wintermorgen im Valle Fosse in der nördlichen Lagune von Venedig (1); Salzkräuter und Binsen im Valle Fosse (2). UN-Feuchtgebietskonferenz und die Ramsar-Konvention 2008 fand im brasilianischen Cuiaba die 8. International Wetlands Conference (INTECOL) statt. An der von den Vereinigten Nationen ins Leben gerufenen Konferenz haben 700 Wissenschaftler aus 28 Ländern teilgenommen, die einen einstimmigen Appell zum Schutz der Feuchtgebiete ausgesprochen haben. In diesem Appell wurde auf Fakten Bezug genommen, die schon 1971 in Ramsar im Iran aufgezeigt wurden (RamsarKonvention). Das internationale Abkommen über die Erhaltung von Feuchtgebieten wurde von 158 Teilnehmerstaaten unterzeichnet, im Anschluss wurden 1.820 Gebiete mit einer Gesamtfläche von 168 Millionen Hektar unter Naturschutz gestellt. Zweck der Konvention ist der Schutz und die Erhaltung der Feuchtgebiete und ihrer Ressourcen. verschiedenen Faktoren bei, wobei die Anthropisierung die Hauptrolle spielt: die Veränderung einst intakter Landschaften durch Menschenhand. Man denke nur daran, dass 26 % der Feuchtgebiete der Welt für den Ackerbau, für Ansiedelungen und verschiedene Formen der Bauentwicklung trockengelegt wurden. Dazu kommen weitere, ebenfalls schwerwiegende Faktoren wie die Umweltverschmutzung, der Bau von Staudämmen, die nicht geregelte Nutzung von Grundwasser und die generelle Ausbeutung von Ressourcen in dem betreffenden Gebiet. Zum Abschluss muss auch angemerkt werden, dass diese Zonen immer nur durch ihre negativen Eigenschaften hervorgehoben wurden, wie die fälschlicherweise vermutete Unfruchtbarkeit und die Verbreitung der Malaria, hingegen wurden niemals die positiven Aspekte beurteilt. Um einen Erhaltungs- und Schutzprozess einzuleiten, ist es daher unabkömmlich, dieses Wissen durch Sensibilisierungs- und Informationskampagnen zu fördern und zu verbreiten sowie die wichtige Bedeutung hervorzuheben, die diese Feuchtgebiete für unseren Planeten einnehmen. Gute Reise in die Feuchtgebiete Venetiens. DIE FEUCHTGEBIETE VENETIENS Oben: Rudern auf venezianische Art im Kanal von Burano, in der nördlichen Lagune von Venedig (3). Rechts: eine Ente im Flug (4). Einige Hinweise vor der Abreise Unter Rücksichtnahme auf die Umwelt und die Menschen, die in diesem Gebiet leben, ist es verboten, Abfälle zu hinterlassen, Blumen zu pflücken, Tiere zu stören oder Vogelnester zu berühren. Was die Bekleidung betrifft, wird vom Tragen greller Farben abgeraten. Man sollte eher natürliche Farben wie Grün, Braun oder Grau wählen, um die Vogelwelt nicht zu stören, deren scharfes Sehvermögen von kräftigen Farben angezogen wird. Nützlich ist das Tragen einer Kopfbedeckung, im Winter gegen den Regen und im Sommer gegen die Sonneneinstrahlung. Das Schuhwerk muss bequem sein und sich den landschaftlichen Verhältnissen anpassen. Denken Sie daran, immer eine Wasserflasche sowohl für Wanderungen als auch bei Bootsfahrten mitzunehmen. Sollte man auf eigene Faust das Gebiet mit dem Ruderboot erkunden, ist es absolut empfehlenswert, die Wettervorhersage und die Gezeitenberechnungen zu konsultieren, sich mit Kompass und Landkarte zu bewaffnen und immer ein Insektenschutzmittel dabei zu haben, das für alle Ausflüge in den Feuchtgebieten von Nutzen ist. Zum Abschluss noch ein Ratschlag, der sich für Birdwatcher von selbst versteht, für andere Touristen aber vielleicht nützlich ist: Man sollte auf alle Fälle immer ein Fernglas, einen Fotoapparat oder eine Videokamera dabei haben, weil wir versprechen, dass Sie auf der Reise durch die Feuchtgebiete tolle Eindrücke bekommen werden, die es zu verewigen lohnt. Die Region Venetien kann sich eines außergewöhnlichen Reichtums an Feuchtgebieten rühmen. In den Gebieten im Landesinneren findet man Torfmoore, Flusswindungen, Baggerseen und Teiche, und ein Blick auf die Landkarte reicht, um die ausgedehnten Lagunenbereiche in den Gebieten der Flussmündungen und Deltas zu erkennen. In Venetien münden wichtige Flüsse wie die Adige (Etsch, der zweitlängste Fluss Italiens), der Brenta, der Sile, der Piave sowie der Tagliamento ins Meer und bilden bedeutende Feuchtgebiete. Allen voran muss jedoch der Po genannt werden, der längste Fluss Italiens mit dem größten Flussdelta, das 1997 zum Regionalpark „Parco Naturale Regionale del Delta del Po“ erklärt wurde. Dieses Naturschutzgebiet wird im Norden von der Adige und im Süden vom Flussarm Po di Goro begrenzt. Dieser Führer beschreibt das Po-Delta gemeinsam mit der Lagune von Venedig und den Fischzuchtanlagen von Caorle und Bibione, den größten und wichtigsten Feuchtgebieten der Region Venetien. Vor dem Besuch dieser empfindlichen, aber sehr wichtigen Ökosysteme, Habitat mit seltener Flora und Fauna, ist es nützlich, die Informationen in den Kästen an der Seite zu lesen. Die erste Box gibt nützliche Hinweise für ein umweltgerechtes Verhalten (was nie als Zeitverschwendung betrachtet werden sollte) und einige rasche praktische Ratschläge, um die Exkursionen auf ideale Art in Angriff zu nehmen. Die zweite Box erklärt die Terminologie, die vielen vielleicht unbekannt ist und mit deren Hilfe die verschiedenen Landschaftstypen der Lagune und des Flussdeltas bezeichnet werden. Oben: Höckerschwäne beim Revierkampf (5). Unten: Landschaft in der zentralen Lagune von Venedig (6). Was die Definitionen betrifft... Beginnen wir mit dem Begriff Lagune: Er stammt vom Lateinischen lacuna, leerer Raum, und bezeichnet ein flaches Küstenbecken mit Salzwasser, das den Gezeiten unterworfen ist und vom Meer durch einen Sandstreifen getrennt wird. Im Führer fällt oft der Begriff Barene (Sandbank): Dabei handelt es sich um schlammige und lehmige Böden, die meistens über dem Wasserspiegel liegen und nur selten bei Flut überschwemmt werden. Velme (Wattlandschaften) sind normalerweise überflutete Zonen, die nur bei extremer Ebbe über dem Wasserspiegel liegen. Weitere Begriffe sind die Sacche (Einbuchtungen), flache und von Flussarmen begrenzte Buchten; Scanni, langgezogene und schmale Düneninseln, die sich durch Ablagerungen von Flussmaterial und Wellentätigkeit gebildet haben, sowie Bonelli, oft nur flüchtige Sandinseln, die durch Sedimentablagerungen der Flüsse und die Gezeitentätigkeit entstehen. Die Golene (Au-Landschaften) sind die Zonen zwischen dem Flussbett (oder dem Bett eines Kanals) und den Deichen, während die Buse einen Teil der Mündung eines Arms des Pos darstellen. War man noch nie hier, so ist es nicht einfach, das Gefühl nachzuvollziehen, das man beim Betrachten dieser langsam fließenden Gewässer hat, die sich auf ihrer Suche nach dem Meer verzweigen, spielerisch Platz machen, neue Wege finden müssen und schließlich nach dem langen Weg, der auf dem Bergmassiv des Monviso 652 km früher begonnen hat, ihren Lauf der Adria anvertrauen. Dabei formen sie eine Landschaft von außergewöhnlichem Reiz, mit dem Grün der in Wassernähe gelegenen Gebiete und den dunkleren Farben der Sümpfe mit ihrem hohen Schilfrohr. Je weiter man sich dem Meer nähert, geht die Landschaft in Dünen und Sandinseln über-und all das vor den rosafarbenen Sonnenaufgängen am Lagunenhorizont. Die Landschaft wirkt fast irreal oder wie die Erzählung eines Bewohners von einem anderen Planeten. Der Planet hingegen ist die Erde, die Region heißt Venetien und der Fluss ist der Po mit der herrlichen Landschaft seines Deltas. DER REGIONALPARK PO-DELTA IN VENETIEN Dieses herrliche Stück Land wurde 1997 zum Regionalpark erklärt und verfügt über bedeutsame landschaftliche und kulturelle Ressourcen. Die Vielfalt der Landschaften basiert auf einer Geschichte, die ihren Ursprung in der letzten Eiszeit hat, als sich in einem Millionen von Jahren dauernden Prozess die Poebene bildete. Die Entwicklung des Pos kann heute aber nur bis zur Stabilisierung der Adriaküste vor etwa 5-6000 Jahren zurückverfolgt werden. In dieser langjährigen Geschichte hat der Po mehrmals seine Mündung in die Adria geändert: Zur Römerzeit und im Mittelalter formte sich das Delta in der Provinz von Ferrara südlich von Comacchio, und erst nach dem geschichtsträchtigen Hochwasser 1152 wurden ein Großteil seiner Gewässer Richtung Norden in die Arme Goro und Levante umgeleitet. Die Befürchtung, der neue Verlauf könnte zur Verlandung der Lagune von Venedig führen, führte im Jahr 1604 zu der Entscheidung, den Hauptast Richtung Südosten umzuleiten, indem man 11 Der Fluss Po Mit seiner Länge von 652 km ist der Po der längste Fluss Italiens, und in Europa steht er längenmäßig an 23. Stelle. Er entspringt auf 2.020 m Seehöhe im Gebirge des Monviso in den Kottischen Alpen und durchquert die Poebene mit 75 Zuflüssen bis zur Mündung in die Adria in der Provinz von Rovigo. Der Großteil seines Laufes fließt heute zwischen zwei VorlandDeichen, die das Hinterland vor kleineren Überschwemmungen schützen. Diese werden durch den Hauptdeich geschützt, der Überflutungen im Falle von gefährlichen Hochwassern eindämmt. Die fossilen Dünen Die fossilen Dünen kennzeichnen die ehemalige Grenze zwischen Waser und Land, bevor sich durch das vom Po angeschwemmte Sediment das aktuelle Delta gebildet hat. Ihre Entstehungsgeschichte zu erforschen gibt Aufschluss über die Bewegungen der Küstenlinien im Laufe der Jahrhunderte. In diesem Gebiet gibt es acht anerkannte fossile Dünenstreifen, die auf acht verschiedene Epochen zurückzuführen sind. Die ältesten Dünen mit einem Alter von etwa 3000 Jahren liegen in der Nähe von Loreo und in der Ortschaft Tombine in der Nähe von Ariano nel Polesine. Auf der Seite links: ein Stelzenläufer (7). Das Po-Delta Das Delta wird im Norden durch die Adige und im Süden durch die Sacca degli Scardovari und den Po di Goro begrenzt. Sein Aussehen ist ständigen Veränderungen unterworfen: Jedes Jahr entstehen durch Sedimentablagerungen neue Bänke und Wattlandschaften, gleichzeitig werden die Küsten und Strände von den Gezeiten erodiert. Der älteste Bereich, das so genannte fossile Delta, liegt im Gebiet der heutigen Emilia Romagna, wo sich das Delta während des Mittellalters befand. Unter dem so genannten aktiven Delta hingegen versteht man die heutige Form, die nach dem „Taglio di Porto Viro“ (der Umleitung des Hauptmündungsastes des Pos) im Jahr 1604 entstanden ist. In diesem Bereich befindet sich der Parco Regionale Veneto. Das Delta besteht aus fünf Hauptarmen sowie einigen Nebenarmen, die sich vom Hauptlauf aus verästeln, dem Po Grande oder Po di Venezia. Die Arme von Nord nach Süd sind: Po di Maistra – Der einzige Arm nördlich des Po di Venezia, von dem er sich in der Ortschaft Ca’ Venier in Porto Tolle abtrennt und dann bei Boccasette nach einen 7 km langen künstlichen Kanal, den heutigen Po di Venezia, errichtete. Diese Maßnahme erhielt den Beinamen „Taglio di Porto Viro“ (von ihm stammt der Name der Gemeinde Taglio di Po) und bestimmte den Beginn der Entwicklung und der Bildung des Po-Deltas, wie wir es heute kennen. Zwischen dem 18. und 19. Jhdt. führte die ständige Expansion des Flusses Richtung Osten nach dem Auffüllen des Feuchtgebietes der Sacca di Goro zur Entstehung des Territoriums im Gemeindegebiet von Porto Tolle. Die Anschwemmungen des Po di Gnocca und des Po di Tolle bildeten die Sacca degli Scardovari. Mit der Einheit Italiens und den durch das Gesetz Beccarini beschlossenen Finanzierungen wurden grundlegende Trockenlegungsmaßnahmen in Angriff genommen, wodurch einige Gebiete, darunter die Insel Ariano, völlig verschwanden. Dieser Eingriff wurde durch den Bau eines großen Wasserpumpwerks in Ca’ Vendramin ermöglicht, wo man heute das Museo Regionale della Bonifica (Regionalmuseum der Urbarmachung) besichtigen kann. 1940 führte die Förderung von methanhaltigem Wasser zu einem Absenken des Bodens bis auf 3,5 m unter dem Meeresspiegel, und viele Bereiche wurden erneut überschwemmt. In der Zwischenzeit beschleunigte der Po unterhalb von Ferrara durch die immer höheren Deiche seine Flussgeschwindigkeit, was zu gefährlichen Hochwassersituationen führte. Am 14. November 1951 führte das Hochwasser von Occhiobello zur Überschwemmung des gesamten Polesine, was in die Annalen der Geschichte des Pos einging. Heute liegt das gesamte Delta des Pos mit Ausnahme der Dämme, der Bänke und der fossilen Dünen unter dem Meeresspiegel. Mit der Verwaltung seiner Gewässer und der mächtigen Pumpwerke seines hydraulischen Systems wurde das Consorzio di Bonifica Delta Po-Adige (Konsortium) betraut, wobei das Wasser in die eigens geschaffenen Abflusskanäle abfließen kann. Dies ist die Geschichte einer Landschaft im ewigen Streit zwischen Mensch und Natur: Heute wird dieser Bereich 12 durch ausgedehnte Felder mit Getreide und Reis charakterisiert und zeichnet sich durch das Vorhandensein von Fischzuchtanlagen aus, in denen Europäische Wolfsbarsche, Goldbrassen und Aale gezüchtet werden, ebenso wie es Bereiche zur Muschelzucht mit Venusmuscheln, Miesmuscheln und Austern gibt. Diese kann man natürlich alle in den zahlreichen Restaurants und Gaststätten des Po-Deltas genießen. Die beste Art, mit seinen verschiedenen Landschaften in Kontakt zu treten, ist es, voll in seine Atmosphäre einzutauchen: kleine Dörfer mit ihren ursprünglichen Traditionen, endlose Horizonte und ausgedehnte Schilfgürtel. Hier hat man das Gefühl, in das Leben der Teiche und Sümpfe einzutauchen, der vielen Inseln, die durch die kontinuierliche Teilung seiner Gewässer entstanden sind. Und je mehr man sich dem Meer nähert, trifft man auf Sandbänke mit ihrer reichen Vegetation und einer Vogelwelt, die selbst eingefleischte Birdwatcher ins Staunen versetzt. Um all das und noch viel mehr zu sehen, wurden im Park Strukturen für Besucher und einige Parcours errichtet, um dieses wichtige Delta aus der Nähe kennen zu lernen. Es ist jetzt an der Zeit, sich langsam und ohne Zeitdruck in dieser unglaublichen Landschaft zu verlieren. kurvigem Verlauf mündet. Weiter nördlich liegt noch der Po di Levante, der jedoch nicht als aktiver Arm bezeichnet werden kann, weil er durch die Schleuse von Volta Grimana reguliert wird. Po di Pila und Po di Tolle – Sie sind das Ergebnis einer Verzweigung des Po di Venezia, der sich in der Nähe von Porto Tolle ganz nahe am Meer in zwei Äste spaltet. Der Po di Pila mündet in Pila, der zweite mündet im nördlichen Bereich der Sacca degli Scardovari. Po di Gnocca oder Donzella – Er zweigt vom Po di Venezia in der Ortschaft Ca’ Vendramin in Porto Tolle ab und verläuft parallel zum Po di Goro. Er mündet in dessen Nähe südlich der Sacca degli Scardovari. Po di Goro – Er spaltet sich vom Fluss in Santa Maria in Punta im Gemeindegebiet von Ariano nel Polesine ab und bildet ein Stück weit die Grenze zwischen Venetien und Emilia Romagna. Die Parkverwaltung und die Besucherzentren Mit der Verwaltung des Parks ist die Ente Parco Regio- Auf der Seite links: Landschaft im Park des Po-Deltas (8). Links: im Besucherzentrum des Parks von Porto Viro (9). Oben: Touristen bei einer Flussschifffahrt (10). 13 Sehenswertes In Porto Tolle - Der unberührte Strand von Scano Boa, den man nur im Boot erreicht, mit seinen Kolonien von Möwen und Austernfischern; das Naturschutzgebiet Isola di Batteria mit seinem verlassenen Dorf; das Zentrum zur Umwelterziehung Ca’ Mello, ideal für die Beobachtung und das wissenschaftliche Studium der Vogelwelt. In Ariano nel Polesine - Der Po di Goro, jener Ast des Pos, der am wenigsten menschlichen Einflüssen ausgesetzt war. In Papozze - Das WWF-Schutzgebiet Panarella mit herrlichen Sümpfen, Wäldern, Wiesen und Lehrpfaden. In Taglio di Po - Die Nistplätze der Reiher in der Golena di Ca’ Zen. In Porto Viro - Die Golena di Ca’ Pisani mit der fischzuchtanlage und Birdwatching-Parcours. In Rosolina Mare - Der Botanische Küstengarten Venetiens mit etwa 220 Pflanzenarten, die man entlang seiner Wege bewundern kann. nale Veneto del Delta del Po, die regionale Körperschaft des Parks des Po-Deltas, betraut. Ihre Aufgaben sind die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Deltas sowie die Erhaltung und Aufwertung seines immensen kulturellen und landschaftlichen Werts. Info und Kontakte: Ente Parco Regionale Veneto del Delta del Po Via Marconi 6, 45012 Ariano nel Polesine (RO) Tel. +39 0426 372202 - Fax +39 0426 373035 www.parcodeltapo.org - info@parcodeltapo.org Aufgrund der Größe des Parks wurden mehrere Besucherzentren in verschiedenen Gemeinden eingerichtet. Sie dienen als Bezugspunkt für Informationen zum Gebiet, zu den Aktivitäten und vor allem zu den möglichen Exkursionen. Zusätzlich zum allgemeinen Service in Hinblick auf Tourismus und Freizeitgestaltung bietet jedes der Zentren eine spezielle Ausprägung, die an die Besonderheiten des jeweiligen Gebiets und an seine Geschichte gebunden sind. Besucherzentrum Porto Viro Piazza Matteotti 3, 45014 Porto Viro (RO) Info und Reservierungen bei der Parkverwaltung Diese moderne Zentrum liegt am Ortsbeginn (von der Staatsstraße SS Romea kommend) und beherbergt ein großes Diorama, das das Po-Delta darstellt, Großbildschirme mit Touchscreen-Technologie, einen Versammlungssaal und eine Informationsstelle. Diese Struktur, die als „technologisches Schaufenster des Parks“ gilt, wurde durch ein gemeinsames Finanzierungsprojekt mit der Europäischen Gemeinschaft über den EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – im Rahmen der Initiative Interreg IIIA Italien-Slowenien 2000-2006) ermöglicht. Informationsstelle Parco del Delta del Po Località Ca’ Vendramin, 45019 Taglio di Po (RO) Tel. +39 0426 81219/349711 - Fax +39 0426 346137 bonifica@deltapoadige.it In dieser Einrichtung im Museo Regionale della Bonifica di Ca’ Vendramin (Regionalmuseum über die Urbarmachung) in der Gemeinde Taglio di Po kann man das bedeutendste Wasserpumpenwerk des gesamten Po-Deltas besichtigen. Während der Bauarbeiten (mit Beginn im Jahr 1900, Abschluss 1903 und Inbetriebnahme im Jahr 1905) wurde die Insel Ariano in zwei verschiedene Becken getrennt, ein oberes und ein unteres. Die Aufgabe der Pumpe in Ca’ Vendramin war es, das Wasser in das obere Becken zu pumpen, von dem aus es in den Canale Veneto (Abflusskanal floss), um schließlich ins Meer zu münden. Diese Anlage, heute ein Schmuckstück der Industriearchäologie, blieb bis zu den verheerenden Überschwemmungen des Po di Goro 1957 und 1960 in Betrieb. Kulturelles Fremdenverkehrszentrum San Basilio Via San Basilio 16a, Località San Basilio, 45012 Ariano nel Polesine (RO) Tel. + 39 0426 71200 - Fax +39 0426 372095 san.basilio@libero.it Buchen von Führungen bei der Parkkörperschaft In der Ortschaft San Basilio im Gemeindegebiet von Ariano im Polesine beherbergt das Centro Turistico Culturale San Basilio (Kulturelles Fremdenverkehrszentrum) drei Schaukästen mit archäologischen Funden: Im ersten Schaukasten befinden sich die ältesten Funde, es handelt sich dabei um wertvolle Keramiken der Paläo-Veneter und Etrusker aus dem 6. bis 5. Jhdt. v. Chr. Oben: Paddler im Park des Po-Deltas (11). Rechts: ein Schwarm von Säbelschnäblern (12). 14 15 Zahlen und Geschichte Fläche des Parks: 12.592 Hektar Gemeinden: Adria, Ariano nel Polesine, Corbola, Loreo, Papozze, Porto Tolle, Porto Viro, Rosolina, Taglio di Po (alle in der Provinz Rovigo) Die Entstehungsgeschichte 1994: Verabschiedung des Flächenwidmungsplans des Po-Deltas mit Beschluss der Regionalverwaltung 1997: Einrichtung des Parco Regionale Delta del Po durch das Regionalgesetz Nr. 36 vom 8/9/1997. Anfahrtsbeschreibung zum Park Von der Autobahn A27 (Belluno) kommend: Umfahrungsstraße Mestre, Ausfahrt RavennaChioggia, Staatsstraße SS Romea 309 (die so genannte Europastraße E55) Von der Autobahn A4 (Triest und Venedig): Umfahrungsstraße Mestre, Ausfahrt RavennaChioggia, Staatsstraße SS Romea 309 Von der Autobahn A4 (Turin und Mailand) kommend: Ausfahrt Verona sud, Schnellstraße Transpolesana Verona-Rovigo; oder Ausfahrt Padua, Provinzstraße SP PaduaChioggia und Staatsstraße SS Romea 309 Von der Autobahn A13 (Bologna) kommend: Ausfahrt Rovigo Von der Autobahn A1 (Ancona) kommend: Ausfahrt Ravenna, Staatsstraße SS Romea 309. Botanischer Küstengarten Venetiens (Giardino Botanico Litoraneo del Veneto) Località Porto Caleri, 45010 Rosolina Info und Reservierungen bei der Parkverwaltung Führungen im Park Wer jedoch entscheidet, den Park gemeinsam mit erfahrenen Naturführern zu besichtigen, kann das an Hand von Standardführungen oder auch nach Absprache mit persönlich abgestimmten Programmen machen. Eine Aufstellung über die zur Verfügung stehenden Naturführer findet man auf der Website www.parcodeltapo.org im Abschnitt „Vivere il Delta“ mit der Angabe der gesprochenen Fremdsprachen. Der botanische Garten verfügt über drei Parcours, der längste davon führt bis zum Salzwasser-Feuchtgebiet. Er wurde 1990 von der Region Venetien errichtet und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 24 Hektar. Das Gebiet wurde zum Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) erklärt. Uferbereich von Ca’ Pisani (Golena di Ca’ Pisani) Località Ca’ Pisani, 45014 Porto Viro (RO) Info und Reservierungen bei der Ente Parco oder beim Servizio Forestale Regionale per le Province di Padova e Rovigo Tel. +39 049 8778200 - Fax +39 049 8778227 - forestalepd@regione.veneto.it Es handelt sich um ein sehr interessante ehemalige Fischzuchtanlage mit einer vielfältigen Vogelwelt. Für Birdwatcher gibt es Beobachtungspunkte, und es wurde die traditionelle Fischzucht nachgebaut. Einst befand es sich in Privatbesitz, 1997 wurde es mit Hilfe einer Finanzierung von Seiten der EG von der Region Venetien gekauft. Naturschutzgebeit Ca’ Mello (Oasi di Ca’ Mello) Sacca degli Scardovari, 45018 Porto Tolle (RO) Info und Reservierungen bei der Parkverwaltung Hier liegt ein wichtiges Süßwasser-Feuchtgebiet, und dieses Zentrum bietet sich für das wissenschaftliche Studium der an den Schilfgürtel gebundenen Vogelwelt. Den Park entdecken Egal auf welche Art auch immer man den Park zu entdecken gedenkt, Begeisterung und Überraschungen werden sicher niemals fehlen. Jeder Winkel dieses Gebiets hat seine Besonderheit, die es ich lohnt, von der Nähe zu betrachten. Man kann den Park frei besuchen, entweder im eigenen Rhythmus oder im Rahmen von Führungen. Generell wird empfohlen, sich jeweils auf einen Abschnitt zu konzentrie16 ren, um alle Landschaften kennen zu lernen und die Routen voll auszukosten. Der Besuch im Besucherzentrum ist anzuraten, denn hier gibt es Informationsmaterial und Landkarten, mit deren Hilfe man sich besser zwischen den Armen des Po-Deltas orientieren kann. Den Park mit dem Auto zu besichtigen, ist sicher die einfachste und schnellste Art, sich einen Überblick über das Gebiet und die verschiedenen Angebote in den jeweiligen Gemeinden zu verschaffen. Auch wenn dieses Fortbewegungsmittel den direkten Kontakt mit der Natur nicht gerade fördert – und man vor allem ihre Geräusche nicht hört – ist es dennoch einfach, interessante Routen zu finden. Wer vorhat, den Park mit dem Auto zu besichtigen, sollte sich zuerst den von der Parkverwaltung herausgegebenen Führer „Viaggio alla scoperta del Parco“ in den Besucherzentren organisieren. Er enthält sechs verschiedene Routen mit detaillierten Straßenkarten, um die Besichtigung zu erleichtern und nichts Sehenswertes zu versäumen. Den wirklichen Freiheitssinn kann man aber so richtig auskosten, wenn man den Park mit dem Fahrrad oder zu 17 Casoni und Cavane Die Casoni, die früheren Behausungen der Fischer, zeugen vom engen Kontakt zwischen dem Fluss und seinen Bewohnern. Heute dienen sie als Schuppen für die Ausrüstung der Fischer, haben einen rechteckigen Grundriss, Wände und Dach aus Schilfrohr, verfügen über einen Lehmboden und im Inneren über eine charakteristische große Feuerstelle in der Mitte. Die Cavane (Bootshäuser) sind hingegen eher einfache Bauten aus Blech oder Holz, die zum Unterstellen der Boote dienen. Auf der Seite links von oben nach unten:alcune Pinienhain Dall’alto: vasche des botanischen Gartens in dell’Acquario lagunare; Rosolina Mare (13); cavalluccio marino; Schilf (14); rana verde. eine Stockente (15).di cigno A destra: esemplare Oben: reale. Brandgänse im Flug über Scano Boa (16). Auf der Jagd nach Abenteuern: Angelausflug Es handelt sich um eine einzigartige und unterhaltsame Erfahrung, die man auf keinen Fall versäumen sollte. Dabei läuft einem im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Mund zusammen. Bei diesem Ausflug wird gefischt und der Fang anschließend in den Cavane (Bootshäuser) zubereitet. Die ganztägige Exkursion findet auf kleinen Booten statt, die in das Schilf vordringen können, und dabei sieht man Feuchtgebiete, die sonst nur schwer zugänglich sind. Die Kontaktadressen für diese und andere Aktivitäten (Sportfischen, Mitfahren auf Fischerbooten usw.) sind auf der Website www.parcodelpo.org im Abschnitt „Vivere il Delta“ verfügbar. Pferd erforscht, zwei ansprechende Möglichkeiten, die es erlauben, jeden Winkel zu besichtigen. Die Ruhe, die zwischen den Kanälen und im Delta herrscht, lädt zu langen Radtouren mit einigen Pausen ein, um die Einrichtungen zu besichtigen und die wunderbare Vogelwelt des Parks zu beobachten. Möchte man eine Radtour mit einer Bootsfahrt kombinieren (oder einfach an das andere Ufer eines Kanals gelangen), besteht die Möglichkeit, das Rad auf die Boote zu verladen. Für Naturliebhaber ist es wunderbar, die Deiche, die Auen und die Strände zu Pferd zu erforschen, mit kurzen Ausritten oder mit Routen über einige Tage, wobei man jede Nacht woanders schläft. In fast allen Gemeinden des Deltas gibt es Fahrradverleihe und Reitställe. Eine Aufstellung finden Sie auf der Website www.parcodeldelta.org im Abschnitt „Vivere il Delta“. Die Gewässer des Parks mit Booten zu befahren ist aber sicher die faszinierendste Art, das Delta zu erleben und mit seinem Hauptelement, dem Wasser, in Kontakt zu treten. Kurz gesagt kommt hier jedermann auf seine Kosten. Vor allem das Kanu mit seinem sanften und lautlosen Dahin18 gleiten ermöglicht es, sich völlig in die Natur einzufügen, und die Anstrengung wird bei dem Gedanken, damit die Umwelt zu schonen, bald vergessen sein. Wer eine KanuFahrt ins Po-Delta versuchen möchte, hat jedes Jahr am letzten Sonntag im Juni die Gelegenheit, beim Treffen auf der Entdeckung von unbekannten Stränden dabei zu sein: 2010 ist das Ziel der Strand von Scano Boa (Informationen unter den Nummern +39 0426 633474 oder +39 338 2915018). Erfahrenere Paddler können ihre eigene Route zusammenstellen, konsultieren Sie dazu den Führer von Fabio Roncato „Il Delta in canoa. 25 itinerari di canoa fluviale, e non solo, nel Delta del Po Veneto“ (Link auf der Website www.parcodeltapo.org Abschnitt „Vivere il Delta“) mit Fotos und Abbildungen. Wer über ein eigenes Boot verfügt, kann das Delta entlang der „4 possibili itinerari nel Delta del Po“, herausgegeben von der Provinzverwaltung Rovigo, befahren. Ausgangspunkt für alle vier Routen ist Volta Grimana in der Gemeinde Porto Viro: Die erste Route führt entlang des Po di Levante und eines Abschnittes der Adige bis nach Adria; die zweite folgt den Läufen des Po di Pila und des Po di Maistra bis zu ihrer Mündung ins Meer; die dritte und vierte Route führen entlang der Läufe des Po di Gnocca, Po di Tolle und des Po di Goro. Nützliche Hinweise für Kapitäne auf eigene Faust bietet auch die Website Portolando (www.portolando.eu), ein interaktives Projekt über die Häfen der oberen Adria im Rahmen eines von der EG Interreg IIIA Italien-Slowenien finanzierten Großprojekts. Geführte Flussfahrten Auch wenn man kein eigenes Boot besitzt und dennoch das Delta zu Wasser erforschen will, ist das kein Problem: die Parkverwaltung bietet geführte Flussfahrten auf Motorbooten entlang der Hauptarme mit Rasten in den interessantesten Ortschaften. 19 Auf der Seite links: Flug von Löffelenten über dem Po di Maistra (17). Von oben nach unten: ein Graureiher (18); Fischerei-Tourismus auf dem Po di Tolle (19). Unten: einige Bienenfresser in der Vegetation (20); ein Seidenreiher (21). Auf der Website www.parcodeltapo.org im Abschnitt „Vivere il Delta“ findet man eine Aufstellung der Schifffahrtsgesellschaften, die Bootsausflüge anbieten. Im Anschluss werden einige Routen näher dargestellt, die von der vertragsgebundenen Navigazione Marino Cacciatori (Tel. +39 0426 380314 - +39 368 3817750 info@marinocacciatori.it) organisiert werden. Bei diesen Exkursionen gibt es einen Naturführer an Bord. Für Feinschmecker Der Hauptdarsteller der Küche des Deltas ist der Fisch (Europäische Wolfsbarsche, Goldbrassen, Meeräschen oder Aale), aber auch Muscheln und Krustentiere wie Miesmuscheln und die Venusmuscheln der Scardovari. Typische landwirtschaftliche Erzeugnisse sind der Radicchio, die Zwiebel aus Chioggia, die Zuckermelone, die weiße Trüffel, der Honig aus Ca’ Cappellino und zwei Erzeugnisse, die mit dem Prädikat IGP ausgezeichnet worden sind: der Reis des Po-Deltas und der weiße Knoblauch „Adriano“. Die Gastronomie des Polesine ist eng mit Gerichten aus diesen lokalen Produkten verbunden, vor allem dem Reis: Riso alla canarola mit Bohnen (das typische Gericht der Schilfrohrarbeiter) mit Aal oder Kürbis, Fisch-Risotto und das Risotto mit Stockfisch, das die Qualität dieses Reises hervor- Scano Boa und Fahrt zwischen Schilf und Lagune Einschiffung: in Pila Zeitraum: von April bis September, jeden Sonntagnachmittag Der Ausflug findet rund um den unberührten Strand von Scano Boa im Gemeindegebiet von Porto Tolle statt. Der Strand liegt etwas südlich der Mündung des Po della Pila, kann nur vom Wasser aus erreicht werden und zeichnet sich durch das Vorkommen der typischen Casoni aus. Diese Route dauert 2 Stunden und ist besonders wegen der reichen Vogelwelt interessant. Der Po di Maistra und der Uferbereich von Ca’ Pisani Einschiffung: Ca’ Tiepolo Zeitraum: von April bis September, jeden Samstag Die dreistündige Fahrt führt entlang des unberührtesten Arms des Pos, des Po di Maistra in den herrliche Golene (Aulandschaften) mit üppiger Vegetation. Die Fahrt geht 20 bis zum Naturschutzgebiet Ca’ Pisani, auf Anfrage kann die Bootsfahrt mit einer Radtour entlang der Radrouten in den fischzuchtanlagen kombiniert werden. Der Po di Venezia mit den Buse Einschiffung: Ca’ Tiepolo Zeitraum: von April bis September, jeden Sonntag, vormittags und nachmittags Entlang dieser Route beobachtet man viele Landschaftsformen des Deltas, darunter Flussbetten, Bänke, Lagunen und Schilfgürtel. Die Fahrt führt entlang des Po di Venezia, der sich, nachdem er zum Po di Pila wird, in drei Arme teilt: die Busa Scirocco, die Busa Tramontana und die Busa Dritta. Barricata und die Einbuchtungen neben der Mündung des Po di Tolle Einschiffung: Porto Barricata Zeitraum: von Juni bis September, jeden Dienstag- und Freitagnachmittag Der Ausflug führt von Porto Barricata bis zur Mündung des Po di Tolle, man besichtigt die Sacca degli Scardovari und die Lagune der Busa del Bastimento, wo das Salzwasser auf das weniger salzige Lagunenwasser trifft. Dauer etwa 3 Stunden. Die Birdwatching-Parcours Sie dürfen auf keinen Fall fehlen, denn angesichts einer Vogelwelt mit 370 Arten Wasservögeln, darunter Standund Zugvögel, bietet das Po-Delta eine einmalige Gelegenheit für Liebhaber des Birdwatching. Jeder Winkel dieses Gebiets bietet endlose Überraschungen, und man verbringt die Zeit mit der Beobachtung des Tagesablaufs der Vögel. Mit Teleobjektiv und immer griffbereiter Videokamera kann man unvergessliche Szenen einfangen. Jedes Feuchtgebiet des Deltas eignet sich zur Vogelbeobachtung, aber die besten Routen sind hauptsächlich vier verschiedene: Die Via delle Valli del Sud im Gebiet von Porto Tolle verläuft zwischen Lagunen und fischzuchtanlagen , die von tausenden von Wasservögeln bevölkert werden. Enten jeder Art, Stelzvögel und im flachen Ge21 hebt. Im Folgenden beschreiben wir die Zubereitung des Risotto al baccalà, das Rezept dazu wurde freundlicherweise von Maurizio Fantinato vom IPSSAR (Hotelfachschule) „Giuseppe Cipriani“ in Adria zur Verfügung gestellt. Der Stockfisch, der in der Provinz von Rovigo baccalà genannt wird, ist ein typisches Gericht dieses Gebiets. Der fein zerkleinerte und gekochte Fisch wird wie in diesem Fall durch Meisterhand zur reinen Gaumenfreude. Den Reis (Carnaroli aus dem Delta) in wenig Öl in einem großen Kochtopf anschwitzen lassen, mit trockenem Weißwein aufgießen, den zuvor gekochten Stockfisch (besser natur ohne Tomatensoße) sowie die Suppe beigeben und ständig rühren. Vor dem Servieren mit Butter, Parmesan und Petersilie vermischen. Auf der Seite links von oben nach unten: Flamingos im Valle Pozzantini in Rosolina Mare (22); Jägerstand in Boccasette im Gemeindegebiet von Porto Tolle (23). Auf dem großen Bild: Sonnenaufgang über der Golena (Uferbereich) von Ca’ Pisani in Porto Viro (24). Oben: zwei Stelzenläufer (25). wässer eine Vielzahl von Limikolen – die ihre Beute im Schlamm stochernd suchen – kann man hier von den Beobachtungsposten zwischen Porto Levante und dem Po di Maistra aus beobachten. Der Po di Maistra ist eine der interessantesten Routen zur Vogelbeobachtung: Dank der außergewöhnlichen Vielfalt der Vogelwelt und der dichten Ufervegetation ist er der spektakulärste Arm des Deltas. Der dritte Bereich ist das Oasi di Ca’ Mello an der Sacca degli Scardovari in Porto Tolle, wo es eine Vogelbeobachtungsstation gibt. Mit dem Fernglas bewaffnet sieht man hier Falken, Turmfalken, Kormorane, Lappentaucher und Möwen. Der Süßwasserteich im Inneren mit seiner üppigen Vegetation ist die Heimat für Vögel, die das Schilf bevorzugen, wie die Bartmeise. Experten werden den Ruf des Drosselrohrsängers erkennen, der kaum einmal aus seinem Versteck kommt, um sich bewundern zu lassen. Die letzte Route führt durch das Valle Canelle an der Kreuzung der Provinzstraße nach Rosolina Mare mit der Via delle Valli, wo Grau- und Purpurreiher leben. Entlang der Via delle Valli kann man im Sommer im Valle Pozzantini in der Nähe von Albarella manchmal Flamingos beobachten. Von oben nach unten: Blick auf die Via delle Valli (26); gelbe Teichrose (27); Agrotourimus-Betrieb im Park des Po-Deltas (28). Beherbergungs- und Verpflegungsbetriebe Eine Aufstellung über die Beherbergungs- und Verpflegungsbetriebe im Park findet man auf der Website www.parcodeltapo.org/vivereildelta/ospitalita mit den Abschnitten „Mangiare“ (Essen) und „Dormire“ (Schlafen). Jede Gemeinde bietet verschiedenste Lösungen für jeden Geschmack, mit Hotels, Urlaub auf dem Bauernhof, B&B Frühstückspensionen, Ferienhäusern, Jugendherbergen, Schutzhütten und Biwaks sowie Campingplätzen. Für Wohnmobile gibt es eigene Abstellplätze. In den unzähligen Gasthöfen, Agrotourismus-Betrieben und Restaurants kann man die einfache und unverfälschte Küche des Polesine genießen, die auf lokalen Erzeugnissen basiert. Sucht man Unterkünfte außerhalb des Parks, gibt es eine Aufstellung auf der Website www.veneto.to 22 Die Museen des Parks Während der Exkursionen im Park lohnt es sich, die geschichtlichen und archäologischen Hintergründe dieses geschichtsträchtigen Gebiets näher kennen zu lernen, mit Funden aus der Älteren Bronzezeit, aus der Zeit der Etrusker und der Römer, aus dem Mittelalter und aus der Zeit der Republik Venedig. Viele dieser Funde sind im Museo Archeologico Nazionale di Adria (Archäologischen Nationalmuseum) zu bewundern, einer Stadt nördlich des Po di Venezia auf halber Strecke zwischen Rovigo und Rosolina. Anhand dieser wertvollen Ausstellung lassen sich die verschiedenen Kulturen zurückverfolgen, die das Po-Delta beeinflusst haben. In der gleichen Stadt lohnt sich auch ein Besuch des Septem Maria Museum im Maschinenraum des Wasserpumpwerkes Amolara, dessen bestimmendes Element das Wasser darstellt. In Loreo, einige Kilometer östlich von Rosolina, ermöglicht das Antiquarium die Besichtigung der römischen Ausgrabungen von Corte Cavane und ihren Funden. In Porto Viro beherbergt das Museo di Corte di Ca’ Cappello einen interessanten Völkerkundebereich mit dem Nachbau einiger für die landwirtschaftliche Bevölkerung typischer Lebensräume. In der Ortschaft Ca’ Cappellino haben die örtlichen Imker ein Centro di Apicoltura (Imkerei-Zentrum) mit einer interessanten Ausstellung eingerichtet. In Porto Tolle, im Ortssteil Ca’ Tiepolo, kann man das Centro Documentazione della Civiltà Contadina (Dokumentationszentrum bäuerlicher Kultur) besuchen, eine Sammlung von Werkzeugen, Fotografien und anderem Material, die das tägliche Leben der Bauern dokumentieren. Alle anderen hier nicht beschriebenen Museen findet man im Abschnitt „Parkverwaltungen und Besucherzentren“. Oben: Museum San Basilio in Ariano nel Polesine (siehe Seite 15) (29). Unten: Regionalmuseum der Urbarmachung in Ca’ Vendramin, Taglio di Po (siehe Seite 15) (30); Museum der Corte di Ca’ Cappello, Porto Viro (31). DIE LAGUNE VON VENEDIG DIE LAGUNE VON VENEDIG DIE FISCHZUCHTANLAGEN VON CAORLE UND BIBIONE Vielleicht ist es das Gefühl des Schwebensals ob man in einer ewigen Begegnung zwischen Land und Meer lebte. Oder der Zauber immer neuer Landschaften, die den Besucher hinter jeder Kurve überraschen. Oder die Geheimnisse und die Ruhe, die die Lagune einhüllen, die Farben ihres Himmels, der von Schwärmen von Tafelenten und langen Reihen von Kormoranen durchkreuzt wird, die über den mit rotblühendem Queller bedeckten Sandbänken ihre Kreise ziehen. Vielleicht auch die Tatsache, dass die Lagune von Venedig, die größte Lagune des Mittelmeers und die beliebteste auf der ganzen Welt, Bauwerke von außergewöhnlichem Wert beherbergt; dass sie auch heute noch neben Prunk und Reichtum auf ihre Traditionen und einzigartigen handwerklichen Tätigkeiten Wert legt und dass man auf ihren Inseln eines der wichtigsten Zentren der Geschichte und Kultur findet. Oder dass hier mit der Kraft des Wassers und der Erde eines der aus landschaftlicher Sicht außergewöhnlichsten Ökosysteme lebt und atmet: Die Lagune von Venedig, das wichtigste Feuchtgebiet Italiens, stellt auch eines der wichtigsten Überwinterungsgebiete für Zugvögel in Europa dar und ist ein bedeutender Nistplatz für viele Vogelarten. Aus diesen Gründen wurden Venedig und seine Lagune 1987 von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Es ist kein Zufall, dass jährlich 24 Millionen Touristen aus der ganzen Welt hierher kommen, um sich zwischen den von Booten und Gondeln belebten Kanälen, im Gewirr der Calli (Gassen) und zwischen Campi und Campielli (Plätzen) zu verlieren und sich vom Zauber dieser Stadt einhüllen zu lassen, die sanft in ihrer Lagune schaukelt. Die Besiedelung der Lagune durch den Menschen fand vor 5-6.000 Jahren statt, obwohl die Gezeiten zur ständigen Veränderung der Küstenlinien geführt haben, wodurch die Spuren dieser ersten Siedler unwiederbringlich ausgelöscht wurden. Erst nach 1000 v. Chr. entstanden 25 Die Lagune in Zahlen Fläche: 55.000 Hektar, durch 3 Wasserscheiden in 4 Teilbecken unterteilt (im Norden Treporti, 15.000 Hektar, und Lido, 10.000 Hektar; Malamocco, 17.000 Hektar, im Zentrum; Chioggia, 13.000 Hektar, im Süden) Verbindungen mit dem Meer: 3 (Lido, Malamocco, Chioggia) Wassertiefe: 15-20 m in den Hauptkanälen; weniger als 1 m in den Sumpfbereichen; 1-3 m in den restlichen Zonen Landschaft: fast 80 % der Lagune ist mit Wasser bedeckt, darunter nehmen allein die 24 Fischzuchtanlagen 17 % ein; das restliche Gebiet wird von Inseln (5 %) und Sumpfgebieten mit Sandbänken (18 %) gebildet. Auf der Seite links: ein Rallenreiher (32). Unten: Blick auf einen Kanal in Venedig (33). Zwischen Rii, Calli und Campi Venedig erstreckt sich über eine Inselgruppe mit 118 Inseln, die von etwa 150 Kanälen (die so genannten Rii) durchkreuzt werden und untereinander durch mehr als 400 Brücken verbunden sind. Die Kanäle werden von Booten, Motorbooten, Vaporettos (die als öffentliche Verkehrsmittel benutzten Schiffe) und von den typischen Gondeln mit ihrer länglichen Form und dem flachen Boden befahren, die auch für seichte Gewässer geeignet sind. Wer es hingegen vorzieht, die Stadt zu Fuß zu erkunden, dem stehen die Calli zur Verfügung (in Venedig heißen sie auch rughe, salizzade, sottoportici, rami, fondamenta). Diese Gässchen überqueren die Kanäle auf kleinen Brücken und münden in breitere Plätze, die so genannten Campi oder Campielli. aufgrund einer höheren geologischen Stabilität der Lagune die ersten festen Ansiedlungen. Aus schriftlichen Überlieferungen und vor allem an Hand von archäologischen Funden kann man schließen, dass die Lagune zur Römerzeit überaus lebendig war. Das wird von der Existenz des Hafens von Chioggia (dem früheren Clodia) bezeugt, auf der Insel Torcello in der nördlichen Lagune wurden Villen entdeckt und im Bereich von Malamocco (dem früheren Metamauco) am Lido di Venezia wurden außer Salinen und Mühlen Hafenanlagen aus dieser Zeit gefunden. Sichere Auskünfte hat man ab dem 5. - 6. Jhdt. n. Chr., als sich hier Siedler auf der Flucht vor einfallenden nordischen Völkern zur Zeit der Langobarden um 568 niederließen und verschiedene Ansiedelungen auf Torcello, Murano, Burano und Malamocco gründeten, letztere Ortschaft beherbergte den Sitz des venezianischen Dogen bis zur Umsiedelung nach Rivoalto, dem heutigen Rialto, in Venedig. Die Evolution des morphologischen Profils im Laufe der Jahrtausende nachzuvollziehen, ist eine schwierige Aufgabe. Das heutige Erscheinungsbild 26 ist Frucht von Naturereignissen verschiedenster Art wie Überschwemmungen, Klimaveränderungen und des Anstiegs des Meeresspiegels. Die Lagune wird im Norden von der Mündung des Flusses Sile und im Süden von der Mündung der Brenta begrenzt und ist vom Meer durch die langen Sandstreifen der Lidi von Jesolo, Cavallino-Treporti, Venedig, Pellestrina und Sottomarina getrennt, die sich über eine Länge von mehr als 50 km erstrecken. Dieses abgeschlossene Gebiet unterliegt starken Gezeitenunterschieden mit Acqua alta (Hochwasser) und Acqua bassa (Niedrigwasser). Hochwasser tritt vor allem im Winter auf, wenn mehr Wasser in die Lagune fließt und die niedrigeren Inseln überschwemmt, bei Niedrigwasser hingegen wird die Schifffahrt auf den seichteren Kanälen unmöglich. Die Insel von Venedig, auf der sich die schönste Kunststadt der Welt erstreckt, ist der Schnittpunkt zwischen nördlicher Lagune (die von einer Inselgruppe mit Burano und Torcello gebildet wird) und südlicher Lagune mit Pellestrina und Chioggia. Letztere wird aufgrund der städtebaulichen Merkmale auch als das „Kleine Venedig“ bezeichnet. Die Lagune zählt insgesamt 40 Inseln mit einem Habitat von unschätzbarem ökologischem Wert. Möchte man sie von der Nähe kennen lernen, sollte man bei den Sandbänken beginnen. Sie spielen eine grundlegenden Rolle im Gleichgewicht der Lagune, weil sie beim Wasseraustausch mitwirken, die Wellentätigkeit mäßigen und eine reichhaltige Vegetation mit vielfältiger Vogelwelt aufweisen. Es gibt sie überall im ganzen Gebiet, vor allem aber im nördlichen Bereich und im Gebiet der Fischzuchtanlagen im südlichen undzentralen Abschnitt. Auch die Kanäle der Lagune sind überaus wichtig, weil sie zu einem Wasseraustausch zwischen Lagune und Meer beitragen und so das Überleben der Lagune selbst sichern. Im venezianischen Ökosystem gibt es drei Zugänge zum Meer (Lido, Malamocco und Chioggia). Ihre gewundenen Verästelungen werden Ghebi genannt, die über die Sandbänke fließen und in so genannte Chiari 27 Auf der Seite links: ein Seidenreiher in der nördlichen Lagune von Venedig (34). Von oben nach unten: Luftaufnahme eines Teils der nördlichen Lagune von Venedig (35); Blick auf den Canal Vena in Chioggia (36); Landschaft in der nördlichen Lagune von Venedig (37). Bricole und Paline Um die Kanäle von Venedig zu befahren, sollte man die Lagune sehr gut kennen. Kein Venezianer würde es jemals wagen, die durch die so genannten Bricole und Paline gekennzeichneten Wasserwege zu verlassen. Unter dem Begriff Bricole versteht man Dalben, zwei oder mehrere in den Meeresgrund gerammte Pfähle, die zur Markierung der Fahrrinnen dienen, die Paline sind einzelne Pfähle, die zum Anlegen der Schiffe errichtet wurden. Um richtige Experten zu werden, bedarf es der über Generationen überlieferten Geheimnisse mit tausendjähriger Tradition: Die Farbnuancen des Wassers, die Strömungen, die Gezeiten und die Punkte mit Niedrigwasser zu erkennen sind wichtige Feinheiten, die zum sicheren Befahren der Lagune nötig sind. münden, kleine Wasserbecken mit Regenwasser oder Salzwasser. Einen weiteren wichtigen Landschaftstyp stellen die Dünenstreifen dar, die die Lagune vom Meer trennen, die berühmten Lidi. Diese landschaftlich wunderschönen Bereiche, wo herrliche Pinienhaine, Dünen und Feuchtgebiete den Rahmen für die Lagune und das Meer bilden, sind einen Besuch wert. Sie stellen den einzigen Schutzmechanismus der verbauten Gebiete dem Meer gegenüber dar, dem sie völlig ausgesetzt sind. Aus diesem Grund waren sie seit jeher Erosionsphänomenen und einer darauf folgenden Schwächung unterworfen. Das wird schon durch Maßnahmen an den empfindlichsten Punkten gegen Ende des 6. Jhdts. untermauert, und in der ersten Hälfte des 18. Jhdt. wurden die so genannten Murazzi errichtet, Mauern aus dem Karstmarmor aus Istrien und Puzzolane (dieses Gestein wurde bei der Gelegenheit wiederentdeckt, weil es gemischt mit Kalk und Sand auch im Wasser bindend wirkt). Sehr interessant sind auch die so genannten Casse di colmata, künstliche Inseln, die in den 1960iger Jahren aus Material von den Grabungen für den Canale dei Petroli entstanden sind, der gebaut wurde, um den Zugang von Schiffen zum Industriehafen zu gewährleisten. Sie unterliegen den Gezeiten, liegen im Gebiet von Porto Marghera und sind durch Landschaften charakterisiert, in denen sich Salz- und Süßwasser mit Wäldern und Die Halbinsel Cavallino 42 Die Halbinsel Cavallino wird als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) und als Vogelschutzgebiet (BSG) vom Servizio Forestale Regionale (regionalen Forstamt) von Treviso und Venedig verwaltet. Sie erstreckt sich über eine Fläche von etwa 400 Hektar in der nördlichen Lagune von Venedig. Die Küste besteht aus einem etwa 15 km langen Sandstrand einer sehr vielfältigen Vegetation abwechseln. Nicht verpasst werden sollte auch der Besuch der Fischzuchtanlagen, die für die ganze Lagune, aber besonders für den nördlichen und südlich-zentralen Teil charakteristisch sind. Zu diesen Landschaften gehören besonders wichtige Ökosysteme wie die Halbinsel von Cavallino mit ihrem 15 km langen Sandstrand zwischen Pinienhainen, Lagunen und Sandbänken, die Dünen der Alberoni mit dem am besten erhaltenen Dünensystem der oberen Adria sowie Ca’ Roman, ein Paradies für Birdwatcher auf der Suche nach aufregenden Momenten. Zum Schutz dieser wertvollen Ökosysteme hat die Gemeinde Venedig (in Zusammenarbeit mit der Provinz Venedig) dem WWF die Verwaltung des Naturschutzgebietes der Dünen der Alberoni und der LIPU (der Italienischen Vereinigung zum Schutz der Vögel) die Verwaltung des Naturschutzgebietes Ca’ Roman übertragen. Auch das Valle Averto, ein ehemaliger Fischteich und früheres Jagdrevier im Gemeindegebiet von Campagna Lupia in der südlich-zentralen Lagune, ist ein WWF-Naturschutzgebiet. Die Lagune von Venedig entdecken In die Landschaft der Lagune von Venedig eintauchen, die Fischzuchtanlagen aus der Nähe betrachten, das Lagunen-Ökosystem kennen lernen und das empfindliche mit dahinter liegendem Pinienhain, der zu langen Radtouren einlädt. Hier zeigen sich Meer und Lagune von ihrer besten Seite: endlose Horizonte, Dünen und Strande, die sich mit Sandbänken abwechseln, Schilfrohr, Sümpfe und Fischzuchtanlagen, eine üppige Vegetation und eine unvergleichliche Atmosphäre. An der Küste liegen malerische Orte wie Cavallino und das charakteristische Lagunendorf Lio Piccolo. 43 Auf der Seite links: Dalben im Kanal von Burano in der nördlichen Lagune von Venedig (38). Oben: Insel Sant’Erasmo (39). Unten: Sonnenaufgang über den Sandbänken des Valle Dogà in der nördlichen Lagune von Venedig (40); SchülerLehrgang im Pinienhain von Punta Sabbioni auf der Halbinsel von Cavallino (41). Das Schutzgebietsnetz Natura 2000 Das Europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 basiert auf der Richtlinie 92/43/EG vom 21/05/1992 (besser bekannt als FHH-Richtlinie zum „länderübergreifenden Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume“), und seine Ziele sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Übereinstimmung von Schutzmaßnahmen mit den sozial-ökonomischen und kulturellen Aktivitäten der Gebiete in diesem Netz. Es sieht vor, dass jeder Mitgliedsstaat eine Liste mit in Frage kommenden Gebieten veröffentlicht, die nach einer Bewertung von Seiten der Kommission in die Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) aufgenommen werden. Sechs Jahre nach der Genehmigung werden sie als Besondere Schutzgebiete (BSG) bezeichnet. Auch die Vogelschutzgebiete (BSG) sind Teil des Schutzgebietsnetzes Natura 2000, die gemäß der Richtlinie 79/147/EG (die so genannte Vogelschutzrichtlinie) errichtet wurden, weil sie eine gemeinschaftlich wichtige Vogelwelt beherbergen. Die Region Venetiens beinhaltet 102 GGB und 67 BSG mit einer Gesamtfläche von 414.675 Hektar, das entspricht 22,5 % der gesamten Region. Gleichgewicht hautnah spüren, das dieses Lagunensystem auszeichnet: eine völlig neue Tourismusform, die sich von den klassischen Angeboten der Kunststädte und Badeorte grundlegend unterscheidet. Eine angenehme Bootsfahrt entlang der Kanäle – mit Besichtigung der Gärten von Sant’Erasmo und Le Vignole, den traditionellen Aktivitäten auf Murano und Burano und der majestätischen Architektur von Torcello – ist die ideale Art, mit der Lagune in Kontakt zu treten. Mit dem Boot kann man das Leben auf dem Wasser beobachten und vor allem die wunderbare Vogelwelt, die hier beheimatet ist. Kein Problem, wenn man kein eigenes Boot besitzt: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man fast überall hin. Ungewöhnlicher und sicher umweltfreundlicher ist die Fortbewegung mit dem Fahrrad, dabei handelt es sich um die ideale Art und Weise, die langen Küstenstreifen zu erkunden. Vom nördlichsten Punkt des Lido di Venezia aus erreicht man in Richtung Süden die Dünen der Alberoni, wo man sich einschiffen kann, um dann auf der Sandzunge von Pellestrina weiterzuradeln. Hier kommt man auf einem schmalen Landstreifen zwischen Meer und Lagune bis zum Naturschutzgebiet Ca’ Roman. Im Herzen dieser Naturschutzgebiete – und im Valle Averto 30 in der südlich-zentralen Lagune – liegen die meisten in diesem Führer beschriebenen Routen, die den Besucher in das Herz dieser Feuchtgebiete führen und ihm dieses außergewöhnliche Ökosystem der Lagune von Venedig näher bringen. Die Routen in den Naturschutzgebieten: Dünen der Alberoni, Ca’ Roman und Valle Averto Das WWF-Naturschutzgebiet Dünen der Alberoni In der südlich-zentralen Lagune von Venedig liegt eines der am besten erhaltenen Dünensysteme der oberen Adria mit einer Länge von etwa 2 km. 1997 wurde es zum WWF-Naturschutzgebiet, und es erstreckt sich über eine Fläche von 160 Hektar vom südlichen Ende der Insel des Lido nach der Ortschaft Malamocco und liegt im Gemeindegebiet von Venedig. In dieser Landschaft hat das ursprüngliche Ökosystem der Sandstrände Venetiens mit interessanten endemischen Pflanzen überlebt, die nur an der venezianischen Küste wachsen und die Aufmerksamkeit international anerkannter Botaniker auf sich gezogen haben. Das Gebiet stellt auch das ideale Habitat für viele Vogelarten dar, die auf den Dünen der Alberoni Rast machen oder auch hier überwintern. Bis zum 19. Jhdt. gab es hier nur Meer. Nach der Errichtung des Deiches Malamocco im Jahr 1872 häufte die Meeresströmung große Mengen von Sand am Deich an und bildete so den Strand. Die Dünen wurden dann durch den Wind, vor allem die Bora, geformt, und so entstand das heutige unglaubliche Ökosystem. Die verschiedenen Landschaftstypen sind der Strand, die Wanderdünen, die weiter im Landesinneren liegenden und windgeschützten Graudünen und die Braundünen mit Trockenrasen. Hinter dem Dünensystem liegt ein ausgedehnter Pinienhain, Ergebnis einer Aufforstung nach dem Zweiten Weltkrieg, der heute in Mischwälder mit Laubbäumen wie Steineichen, Manna-Eschen, Flaumei31 Wie Sie uns erreichen Von Venedig aus mit den Linienschiffen ACTV (Linien 1-51-61) bis zur Endstation am Lido Santa Maria Elisabetta, dann weiter mit dem Autobus (Linie A oder B) bis zu den Dünen der Alberoni. Auf der Seite links: Zwergseeschwalbe im Flug (44). Oben: Radweg in Lio Piccolo auf der Halbinsel Cavallino (45). Unten: Strandhafer in den weißen Dünen des Strands Alberoni (46); Luftaufnahme der Dünen und des Pinienhains des Strands Alberoni (47). chen und einer spontanen Verbreitung von Weißpappeln umgewandelt wird. Zu den endemischen Pflanzenarten der oberen Adriaküste gehören dichte Büsche des Strandhafers (Ammophila littoralis) mit langen spitzen Ästen, der Strand-Schneckenklee (Medicago marina L.) mit intensiv gelben Blüten, das Dünen-Zypergras (Cyperus kalli), ein enger Verwandter des Papyrus, das Dach-Drehzahnmoos (Tortula ruralis), die Tommasini-Flockenblume (Centaurea Tommasini) und das Venezianische Hundsgift (Trachomitum venetum). Der Pinienhain wird vom Forstamt Treviso und Venedig verwaltet, die restlichen Bereiche des Naturschutzgebiets hingegen vom WWF Venetien und der Gemeinde Venedig in Zusammenarbeit mit der Provinz Venedig. Das Gebiet wurde zum Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) und zum Vogelschutzgebiet (BSG) erklärt. Von oben nach unten: Sumpf-Stendelwurz (48); Queller aus Venetien (49); eine Meeresschildkröte (50). Besichtigungen Das Gebiet ist ganzjährig frei zugänglich, die idealsten Jahreszeiten sind aber der Frühling und der Herbst, was Vegetation und Vogelbobachtung betrifft. Am besten ist es, das Naturschutzgebiet mit dem Fahrrad über die Insel des Lido zu erreichen und dann auf den Wanderwegen zwischen den Dünen weiter zu wandern. Der WWF organisiert regelmäßige Führungen. Chioggia dar, der die Lagune vom Meer trennt. Zu Beginn handelte es sich um eine kleine Sandinsel, die durch Sedimentanhäufung entstanden ist. Nach der Errichtung des Dammes Murazzi und des Dammes im Hafen von Chioggia 1911 wuchs die Küste um etwa 3 m pro Jahr, was die Insel beträchtlich vergrößerte. Dieses Wachstum hält auch heute noch weiter an. Das wildromantische und einsame Ca’ Roman ist eines der am besten erhaltenen Dünensysteme der oberen Adria und vereint alle venezianischen Landschaftstypen in sich, vom Strand über die Dünen bis zu den Pinienhainen. Wegen der ausgeprägten Biodiversität und dem großen naturalistischen Wert wurde Ca’ Roman zum Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) und zum Vogelschutzgebiet (BSG) erklärt. Bis zum Jahr 2007 wurden etwa 180 Vogelarten gezählt, darunter müssen der Seeregenpfeifer und die Zwergseeschwalbe genannt werden, die hier ausgedehnte Nistkolonien bilden. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts waren sie fast völlig verschwunden und zeigen heute aufgrund der Umweltschutzmaßnahmen Zeichen eines langsamen, aber kontinuierlichen Wachstums. Die Empfindlichkeit des Dünensystems verlangt einige Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel das absolute Verbot, den Strand mit Hilfe mechanischer Mittel Wie Sie uns erreichen Von Venedig aus erreicht man den Lido mit den Linienschiffen ACTV (Linien 1-51-61), dann weiter mit dem Autobus Nr. 11 Richtung Pellestrina. An der Endstation (Friedhof) aussteigen und das Schiff ACTV nach Chioggia nehmen. Als Alternative kann man auch dem Murazzo entlang zu Fuß (etwa 1,8 km) bis zum Naturschutzgebiet gehen. Von Chioggia aus hingegen nimmt man das Schiff ACTV Nr. 11 Richtung Pellestrina. Die Haltestelle für Ca’ Roman ist die mittlere, man erreicht sie in 12 Minuten. Info und Kontakte: WWF Veneto Tel. +39 348 2686472 - alberoni@wwf.it Osservatorio Naturalistico della Laguna - Comune di Venezia Tel. +39 041 2759567 Das Naturschutzgebiet LIPU Ca’ Roman Das Naturschutzgebiet LIPU di Ca’ Roman erstreckt sich über 51 Hektar im südlichen Teil der Lagune am südlichen Ende der Insel Pellestrina (gegenüber von Chioggia), mit der sie über den künstlichen Damm der Murazzi verbunden ist. Im Gemeindegebiet von Venedig gelegen stellt es den letzten Ausläufer des Küstenstreifens von Cavallino bis 32 Links: ein Bienenfresser (51). Von oben: ein Ziegenmelker (52); Stelzenläufer auf einer Sandbank (53); Düne mit Sumpf-Stendelwurz (54). 33 zu reinigen. Deshalb werden in Ca’ Roman die Abfälle von Hand gesammelt. Von oben nach unten: Höckerschwan im Gleitflug (55); ein Mittelsäger (56); ein Schwarzhalstaucher (57). Auf der Seite rechts: Rohrdommel in der Vegetation versteckt (58). Besichtigungen Die besten Zeiten für Besichtigungen sind von März bis Juni und von September bis November. In diesen Monaten sind die Strände weniger von Badegästen bevölkert, und man kann mehr Vögel beobachten. Das Naturschutzgebiet ist entlang der eigens angelegten Wege frei zugänglich, es wurden Informations- und Lehrtafeln errichtet. Führungen finden ganzjährig nach Reservierung statt. Außerdem organisiert die LIPU von Mitte Mai bis Anfang Oktober Bootsausflüge, im Rahmen derer man außer dem Naturschutzgebiet auch die wichtigsten Landschaftsformen der südlichen Lagune sieht. Info und Reservierungen: Tel. +39 349 2344705 - oasi.caroman@lipu.it Das WWF-Naturschutzgebiet Valle Averto Ausgedehnte Wasserflächen mit Süß- und Salzwasser, Schilf, Wiesen, Kanäle und Wälder sind die Landschaf34 ten, die sich im spektakulären Naturschutzgebiet Valle Averto abwechseln. Es befindet sich im mittleren und unteren Teil der Lagune von Venedig und war zu Beginn des 20. Jhdts. ein Jagdrevier. Zu den verschiedenen Besitzern des Reviers gehörte auch die Familie Ninni di Monastier. Dank der Leidenschaft des Grafen Emilio Ninni, eines Fisch- und Vogelkundlers, wurden erstmals einige in der Lagune von Venedig sehr seltene Vogelarten erwähnt. Dabei handelt es sich um Wildschwäne und Brachschwalben. Dieses Gebietkam anschließend in den Besitz der Grafen Ancillotto, die ebenfalls wichtige umwelterhaltende Maßnahmen ergriffen. Dank dieses Schicksals, aber vor allem dank des Eingriffes von Seiten des WWF, der aus dem Gebiet ein Naturschutzreservat machte und es dann teilweise gekauft hat, ist das Valle Averto heute eines der am besten erhaltenen Fischzuchtanlagen der Lagune von Venedig. Die Landschaft wird durch den Schilfgürtel dominiert, der sich im Bereich der Süßwasserzonen mit Binsen abwechselt. Schon in den ersten Jahren hat der WWF in den inneren Bereichen die Wiedereinführung von für die hygrophilen Flachlandwälder typischen Pflanzen angestrebt, die sich den Feuchtgebieten gut anpassen, wie Schwarzerlen, Schwarzpappeln, Ulmen und Eschen. Das Naturschutzgebiet beheimatet eine außergewöhnliche Vogelwelt, sowohl was Anzahl und Artenvielfalt betrifft. Die ideale Jahreszeit ist der Winter, wenn eine Konzentration von mehr als 15.000 Exemplaren erreicht wird. Die am häufigsten vorkommenden Vogelarten sind Entenvögel, darunter Stockenten, Krickenten, Löffelenten, Spießenten und Kolbenenten, die zum Symbol des Naturschutzgebietes geworden sind. Ebenfalls sehr zahlreich vertreten sind die Reiher mit Seidenreiher, Graureiher, Silberreiher und Purpurreiher. Es wurden auch Flamingos, Löffelreiher, Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Rotschenkel und unter den Greifvögeln Seeadler, Bussarde, Rohrweihen, Kornweihen, Sperber und Fischadler beobachtet. 35 Zahlen und Geschichte Ausdehnung: 500 Hektar, 200 Hektar davon sind vom WWF verwaltetes Naturschutzgebiet (von diesen 200 Hektar gehören 84 zum Eigentum des WWF) Gemeinde: Campagna Lupia (VE) Entstehungsgeschichte 1984: Der WWF schließt mit dem damaligen Besitzer Graf Carlo Ancillotto einen Vertrag ab und errichtet einen TierschutzBereich 1988: Valle Averto wird zum regionalen und vom WWF verwalteten Naturschutzgebiet 1989: Aufgrund des aufgezeichneten Habitats für Wasservögel Aufnahme in die Liste der Feuchtgebiete von internationalem Interesse, die im Rahmen der Ramsar-Konvention vorgelegt wird 1994: Dank der Unterstützung durch die Europäische Gemeinschaft kauft der WWF 84 Hektar des Naturschutzgebiets Valle Averto. Wie Sie uns erreichen Von Venedig aus über die Staatsstraße SS 309 Romea Richtung Chioggia; bei km 112,800 an der Kreuzung des Kanals Novissimo mit der Ortschaft Lugo di Campagna Lupia den Schildern „Oasi WWF“ Richtung Laguna di Venezia (Lagune von Venedig) folgen, die zum Eingang in das Naturschutzgebiets führen. Öffnungszeiten und Führungen Das Naturschutzgebiet ist ganzjährig für Besucher geöffnet, außer um die Weihnachtszeit und von Mitte Juli bis Mitte August. Führungen finden samstags, sonntags und feiertags statt, für Gruppen und Schulklassen täglich nach Reservierung. Für Informationen und Reservierungen das Besucherzentrum Ca’ Tiepola kontaktieren. Von oben nach unten: Besucherzentrum Ca’ Tiepola im Naturschutzgebiet Valle Averto (59); Stelzenläufer und Säbelschnäbler im Valle Averto (60). Das Besucherzentrum und das Museum der Fischzuchtanlagen und der Lagune Das Besucherzentrum Valle Averto hat seinen Sitz im Ca’ Tiepola, einem Landhaus aus der Renaissancezeit. Das Besucherzentrum dient als Informationspunkt für Besucher und beherbergt das Museo del Territorio delle Valli e della Laguna dar. Es wurde 1996 vom WWF gegründet und erzählt die Geschichte des Menschen an Hand von Elementen wie Cavane (Bootshäusern) und Lavorieri (altertümlichen Fischfanggeräten). Das Museum, das derzeit umstrukturiert wird, bietet dem Besucher Zeugen über die Fischzucht mit ehemaligen Geräten und anderem Material. Rund um das Gebäude kann man eine Ausstellung über die Boote der Lagune und der Fischzuchtanlagen bewundern, darunter den sehr leichten Sandalo (auch salta fossi genannt) mit seiner länglichen Form; die Caorlina, die wahrscheinlich in Caorle gebaut wurde; außerdem die bekannte Gondel, den Bragosso und den Topo lagunare mit dem typischen Dschunkensegel, die auch heute noch in Verwendung sind. Vom Besucherzentrum aus führt ein landschaftlicher und völkerkundlichen Parcours durch die Fischzuchtanlage, der dem Besucher die geschichtsträchtigen Zonen des Feuchtgebietes näherbringt. Auch aus archäologischer Sicht hat das Gebiet rund um Campagna Lupia einiges zu bieten, hier floss einst der Medoacus minor, ein ehemaliger Ast der Flusses Brenta, der die wichtigste Stadt der Region Patavium, das heutige Padua, mit der Lagune und dem Meer verbunden hat. Rund um das Naturschutzgebiet wurden Ausgrabungen getätigt, bei denen Funde aus der Zeit der Veneter und Römer gemacht wurden, die heute in der nahe gelegenen Kirche Santa Maria di Lugo, jenseits des Canale Novissimo besichtigt werden können. Außer der Dauerausstellung finden im Besucherzentrum Ca’ Tiepola regelmäßig Veranstaltungen statt, erwähnenswert sind das Fest der typischen Erzeugnisse im Frühling 36 und das Fest der antiken Handwerksberufe im September. Im großen Hörsaal für 40 Personen finden Filmprojektionen statt. Info und Kontakte: Riserva Naturale Oasi WWF di Valle Averto Ca’ Tiepola, 30010 Campagna Lupia (VE) Tel. +39 345 4524609 - oasivalleaverto@wwf.it Tel. Direktion +39 041 5185068 - Fax +39 041 5185377 Führungen Der WWF bietet Führungen entlang des so genannten „Sentiero natura“, eines eigens angelegten Parcours durch das Valle Averto mit einer Länge von 5 km, den man zu Fuß in etwa zwei Stunden bewältigen kann. Er verläuft völlig eben und ist mit Lehrtafeln ausgestattet. Während der Führung sind einige Rasten in den Hütten, auf den Aussichtstürmen sowie an der Cavana mit einer Ausstellung von Lagunen-Booten und am Lavoriero vorgesehen, wo der Führer das Fischfangsystem in den Fischzuchtanlagen erklärt. Außerdem gibt es auch Stege und Beobachtungspunkte. Der Wanderweg „Sentiero natura“ ist barrierefrei und daher auch für behinderte Menschen geeignet. Beherbergungs- und Gastbetriebe Es versteht sich von selbst, dass der Unterbringung der Besucher der Lagune keine Grenzen gesetzt sind. Venedig selbst ist der ideale Ausgangspunkt zum Besichtigen der nördlichen Lagune, während man die südliche Lagune besser von Chioggia aus in Angriff nimmt. Auch hier gibt es Unterbringungen für jeden Geschmack. Möchte man lieber abseits der Touristenzentren untergebracht werden, gibt es auch in den umliegenden Gemeinden im Landesinneren ausgezeichnete Beherbergungs- und Gastbetriebe. Eine Aufstellung der Beherbergungs- und Gastbetriebe findet man auf der Website www.veneto.to 37 Für Feinschmecker Sant’Erasmo, die für ihre Gemüsegärten berühmte Insel in der Lagune von Venedig, ist Standort der Slow Food-Stiftung im Zeichen der Violetten Artischocke von Sant’Erasmo. Diese Artischocke hat eine längliche Form, ist zart, fleischig und stachelig. Früher wurde sie mit der scoasse (dem venezianischen Wort für Abfall) oder mit Muscheln und Krabbenschalen gedüngt, wodurch der Säuregehalt der Böden ausgeglichen wurde. Um dieses Gemüse aufzuwerten und es den Erzeugern zu ermöglichen, bessere Marktpreise zu erzielen, hat die Stiftung alle Erzeuger der gesamten Lagune zusammengeschlossen (außer auf Sant’Erasmo, auf den Inseln Vignole, Mazzorbo und Lio Piccolo). Sie schmeckt am besten natur und kann auf verschiedene Arten zubereitet werden. Im Anschluss stellen wir das Rezept Torta co i articiochi de Sant‘Erasmo vor, ein sehr einfaches Gericht, das den Geschmack dieses Gemüses hervorhebt. Die harten Blätter der Artischocken entfernen, waschen und in Scheibchen schneiden. Mit Salz, Pfeffer und Petersilie würzen und in wenig Öl mit Wasser 15 Minuten kochen. Vom Feuer nehmen. Den Greyerzer würfelig schneiden und gemeinsam mit den versprudelten Eiern zu den Artischocken mischen, flüssige Sahne beigeben und gut durchmischen. Den Blätterteig in eine Tortenform legen, die Masse einfüllen, die Teigränder einschlagen und im Rohr bei 180 Grad 40 Minuten lang backen. Lauwarm servieren. Flüsse Piave, Sile und Brenta, die ursprünglich in die Lagune mündeten, ins Meer umgeleitet, um die Sedimentablagerung von Seiten der Flüssen zu reduzieren. Im 19 Jhdt. wurde die Ablagerung von Sand durch die Errichtung von Außenmolen zehn Mal geringer. Aber die absolute Notwendigkeit, dieses wunderbare Ökosystem zu schützen, das sich außerdem mit einer unglaublichen Geschwindigkeit entwickelt, hat die besonderer Aufmerksamkeit von landesweiten und regionalen Zuständigkeiten verdient und zum Einsatz vereinter Mittel für Forschung, Überwachung und Projektentwicklungen geführt. Der Schutz der Lagune von Venedig Die Notwendigkeit, die Lagune von Venedig zu schützen, wird zu einem immer wichtigeren und aktuelleren Thema. In diesem Ökosystem von enormer Bedeutung – komplex und ebenso zerbrechlich – wirken starke Einflüsse durch den Menschen und extrem empfindliche Dynamiken der Natur mit nur schwer vereinbaren Anforderungen gegeneinander. Im Laufe der Jahrhunderte konnte man klar die natürliche Tendenz der Lagunen in Richtung zunehmender Verlandung beobachten. Das ist auch in den nahe gelegenen Lagunen von Caorle und Bibione geschehen, deren Gebiete nach und nach urbar gemacht worden sind. Um der eigenen Lagune dieses Schicksal zu ersparen, haben die Venezianer und die jeweiligen Stadtverwaltungen seit jeher versucht, sie mit besonderen Maßnahmen (wenn auch künstlich und daher „gegen die Natur“) und Gesetzen zu schützen. Ab dem 16. Jhdt. wurden zum Beispiel die Der Verwaltungsplan Am 27/02/2007 hat die Region Venetien das neue Vogelschutzgebiet (BSG) „Lagune von Venedig“ verabschiedet, das die schon bestehenden Gebiete Natura 2000 erweiterte und ersetzte, was zu vertieften Analysen mit der anschließenden Erarbeitung eines Verwaltungsplans führte. Nach der Verabschiedung des neuen BSG Lagune von Venedig wurde 2008 von der Region Venetien und dem Magistrato delle Acque di Ve38 Landschaft in der nördlichen Lagune von Venedig, im Hintergrund die Insel Burano (61). nezia ein Protokoll zur Erarbeitung und Ausführung eines Verwaltungsplans unterzeichnet. Zum Jahresbeginn 2009 wurde eine Arbeitsgruppe mit der Vervollständigung des Plans betraut, an der mehr als 20 Stellen mitarbeiten. Der Verwaltungsplan, ein äußerst wichtiges Instrument im Programm zum Schutz der Lagune von Venedig, ist Teil eines Regionalprogramms auf der Basis eines bestmöglichen Kenntnisstandes, um zu verhindern, dass eventuelle Vorschläge nicht auf alle wissenschaftlichen, landschaftlichen und kulturellen Daten eingehen und um sicherzugehen, auf bestmögliche Art alle verfügbaren Instrumente einzusetzen, um dieses unvergleichliche Umwelterbe zu erhalten und zu schützen. Das Ziel des Verwaltungsplans ist es, die Hauptinseln Venedig und Chioggia sowie andere Inseln, die aus landschaftlicher, geschichtlicher oder architektonischer Hinsicht relevante Aspekte aufweisen, zu unterstützen und die Besonderheiten dieses Gebietes (dazu gehören die Aktivitäten in den Fischzuchtanlagen) zu erhalten. 39 Landschaft in der nördlichen Lagune von Venedig (62). Insel San Francesco del Deserto in der nördlichen Lagune von Venedig (63). Puntolaguna Wer Informationen über den „Gesundheitszustand“ von Venedig und seiner Lagune sowie über die ergriffenen Umweltschutzmaßnahmen haben möchte, kann Puntolaguna kontaktieren, ein staatliches multimediales Informationszentrum, das vom Magistrato delle Acque gefördert und von der Consorzio Venezia Nuova verwaltet wird. Dieses Zentrum bietet eine Vielzahl von Initiativen wie virtuelle Lagunenbesichtigungen, technische Seminare, Lehraktivitäten und Labors für Jugendliche. Info und Reservierungen: Puntolaguna Campo Santo Stefano 2949 30100 Venezia Tel. +39 041 5293582 puntolaguna@magisacque.it www.salve.it Wie erreicht man Caorle und Bibione Caorle erreicht man einfach von der Autobahn A4 VenedigTriest. Die Ausfahrt von Venedig kommend ist San Stino di Livenza; Von hier aus nimmt man die SP 61 und fährt dann weiter auf der SP 59, die direkt nach Caorle bringt. Von der Autobahnausfahrt sind es etwa 25 km. Richtung Bibione, Ausfahrt von der A4 in Latisana, weiter auf der SP 7 und von San Michele al Tagliamento aus weiter auf der SP 74, die direkt nach Bibione bringt. Von der Autobahnausfahrt sind es 24 km. DIE FISCHZUCHTANLAGEN VON CAORLE UND BIBIONE Ein Geflecht aus Fischzuchtanlagen und Kanälen, Überresten einer ehemals großen Lagune, zeichnet das Hinterland von Caorle und Bibione aus: Die Fischzuchtanlagen von Caorle und Bibione gemeinsam mit der Insel ValleVecchia – zwischen den beiden großen Badeorten – sind die letzten Zeugen einer alten Lagune, die diese Küstenabschnitte einst charakterisierte. Diese Zone wurde als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) und Vogelschutzgebiet(BSG) klassifiziert und stellt eines der landschaftlich wertvollsten Gebiete der Oberen Adria dar. Nach dem Untergang des Römischen Reiches 476 n.Chr. und den nachfolgenden Völkerwanderungen besiedelte ein Großteil der Bevölkerung vom Landesinneren kommend die Lagune und lebte vor allem vom Fischfang. Trotz bedeutender Trockenlegungen in den vergangen Jahrhunderten, vor allem zu Beginn des 20. Jhdts., sind die Feuchtgebiete von Caorle auch heute noch relativ weitläufig. Diese Naturoasen sind bevorzugtes Habitat für viele Enten und Gänse, die hier Halt machen, überwintern oder auch nisten. Unter den Fischzuchtanlagen von Caorle ist das Valle Zignago das größte und liegt am weitesten im Landesinneren. Seine Landschaft ist durch viele Teiche (377 Hektar Wasser auf einer Gesamtfläche von 814 Hektar) gekennzeichnet. Hier und im benachbarten kleinen Valle Perera (151 Hektar) sind die salzarmen Gewässer durch kräftige Schilfgürtel und eine dichte Baumvegetation charakterisiert. Man sieht zum Teil aufgelassene Wohnstätten und lavorieri und cavane (Strukturen für den Fischfang) und Bootsunterstellplätze. Im Valle Zignago sticht ein elegantes zweistöckiges Gebäude hervor, das Cason padronale, wo der Aufseher der Fischzuchtanlage wohnte. Ein interessantes Detail: Der Name des Valle Zignago stammt vom Vorkommen des Schwans (ita. Cigno reale). Etwas weiter 40 südlich liegt das Valle Grande oder San Gaetano, auch Valle Franchetti genannt. Es hat eine Oberfläche von 220 Hektar und ist in drei Wasserbecken mit geringem Salzgehalt unterteilt. Im nördlichen und zentralen Becken kann man noch die geschichtsträchtigen Gebäude Cason di pesca (Fischerhaus) und Cason di caccia (Jagdhaus) des Barons Franchetti bewundern. Im südlichen Becken werden Meeräschen gezüchtet. Hier gibt es auch einen sehr ausgedehnten Schilfgürtel, der von zahlreichen Wasservögeln bevölkert wird. Das Valle Nova in Meeresnähe ist das einzige Fischzuchtanlage der Lagune von Caorle, welches das typische halophile Ambiente beibehalten hat: Die eindrucksvollen ausgedehnten Sandbänke beherbergen verschiedene Arten von salzbeständigen Pflanzen. Hinter dem Badeort Bibione, im Gemeindegebiet von San Michele al Tagliamento, liegen zwei besonders interessante Feuchtgebiete: Vallesina im Osten und Vallegrande im Westen. 41 Die Fischzuchtanlagen Die italienische Bezeichnung Valle stammt vom Lateinischen vallum, was Damm oder Mauer bedeutet. Diese Anlagen sind Lagunenbereiche mit Flachwasser, die zur Fischzucht dienen. Sie werden durch Dämme mit einfachen hydraulischen Systemen vom umliegenden Wasser abgegrenzt. Obwohl es sich um künstlich angelegte Bereiche handelt, stellen sie dennoch ideale Nistplätze für viele Vögel dar. Auf der Seite links von oben nach unten: Kuhreiher im Flug (64); Schilf im Feuchtgebiet von Falconera in Caorle (65). Oben: Stockenten und Blässhühner in ValleVecchia (66). Von oben nach unten: Feuchtgebiet Falconera in ValleVecchia (67); Schnatterenten im Flug in ValleVecchia (68). Unten: geschützer Steg mit Vogelbeobachtungsposten in ValleVecchia (69); Sonnenaufgang in Porto Baseleghe in Caorle (70). Vallesina zeichnet sich durch kleine Teiche mit niedrigem Salzgehalt aus, die von Schilfrohr umgeben sind. Hier sieht man Schleusen und Strukturen für den Fischfang. Das größere Vallegrande ist eine sehr eindrucksvolle Naturoase mit einer Wasserfläche von etwa 260 Hektar und einer Landoberfläche von 100 Hektar mit einem herrlichen Wald mit Pinien und Steineichen, in dem viele Tiere in freier Wildbahn leben. Eigens erbaute Aussichtsplätze ermöglichen das Beobachten der Vögel, die hier nisten. In der unberührten Natur erhebt sich das Cason di caccia, ein Gebäude von geschichtlichem Interesse, gemeinsam mit anderen Bauten wie dem Wohnhaus des Vorstehers, dem Gästehaus und dem Magazin. Hier sind auch die Ausgrabungen einer römischen Villa zu besichtigen. In allen Fischzuchtanlagen wird die Jagd und der Fischfang betrieben, gezüchtet werden vor allem Meeräschen, Wolfsbarsche, Goldbrassen und Aale. Die Fischzuchtanlagen entdecken Die Fischzuchtanlagen von Caorle und Bibione sind Privatbesitz und daher nicht frei zugänglich. Man kann aber im Auto oder mit dem Fahrrad die Gemeindestraßen rund um den Bereich abfahren. Die von der Provinz Venedig autorisierten Fremdenführer (eine Aufstellung gibt es auf der Website www.turismo.provincia.venezia.it) führen Touristen – ohne die Privatbereiche zu stören – auf besonders schönen Routen durch das Gebiet, wobei sie je nach Jahreszeit verschiedene Themen vertiefen können: Für Botanik-Liebhaber empfiehlt sich der Frühling, während für Birdwatcher der Spätsommer, der Herbst und das Winterende am besten sind. Auch im Ruderboot oder Kanu gibt es interessante Strecken. Die Associazione per la Laguna di Caorle e Bibione (Vereinigung für die Lagune von Caorle und Bibione), die sich für die Realisierung des Projekts „Lagunenpark Caorle und Bibione“ einsetzt, bietet auf der Website 42 www.parcolagunare.it eine Bootsausfahrt durch die Lagune von Caorle. Auf einer Strecke von 10 km geht es vom Strand von Falconera über den Kanal Nicesolo entlang des Sumpfes Fante vorbei an der Insel dei Casoni bis zur Halbinsel Valle Rotelle und zum engen Canale degli Alberoni. Wer die Fischzuchtanlagen mit dem Fahrrad erkunden möchte, kommt hier auch sportlich auf seine Rechnung: eine sicherlich ideale Art, um diese Gebiet zu erforschen. Die Lagunenvereinigung bietet detaillierte Auskünfte über die Radwege entlang der Dämme der Kanäle und der Fischteiche. Bei der Rad-Route Caorle-Brussa mit einer Länge von 25 km handelt es sich um einen Rundweg mit Abfahrt und Ankunft in Lugugnana. Sie ist für Radfahrer mit guter Kondition empfehlenswert und besonders aus landschaftlicher Sicht sehr interessant. Es geht durch verschiedene Feuchtgebiete der Fischzuchtanlagen, Lagunen und Sumpfzonen. Auch der Besuch auf der Insel Valle Vecchia ist vorgesehen. Von Lugugnana geht auch die Rad-Route Caorle-Valle Rotelle weg: Länge 20 km, die mittelschwere Stecke verläuft entlang des Valle Perera, des Canale dei Lovi, des Canale degli Alberoni und des Kanale Nicesolo. 43 Über den Fluss und in die Wälder «Vier Boote kamen den Hauptkanal herauf Richtung nördlicher Lagune…Alles war gefroren, durch die plötzliche Kälte in dieser windstillen Nacht». Die große Lagune ist die Lagune von Caorle, so wurde sie von Ernest Hemingway beschrieben, einem häufigen Gast in der Villa Franchetti. Er ging mit dem Baron zur Jagd und kam so in Kontakt mit der wildromantischen Natur in diesem Gebiet. Der Roman „Über den Fluss und in die Wälder“ ist voll von Erinnerungen an Ereignisse, die der amerikanische Schriftsteller in dieser Gegend erlebte, und enthält eine der schönsten Beschreibungen der winterlichen Lagunenlandschaft von Caorle. Oben links: Seidenreiher im Flug in ValleVecchia (71). Von oben nach unten: Blick auf Vallegrande in Bibione (72); kleines Boot in Valle Nova in Caorle (73). Anfahrt Autobahn A4 Ausfahrt Latisana, weiter auf der SP 7 und von San Michele al Tagliamento aus auf der SP 74. Nach etwa 2,5 km auf der SP 42 bis Lugugnana, das in 3 km Entfernung liegt. Hier auf der SP 70 11 km lang Richtung Meer bis zur Brücke auf die Insel ValleVecchia. Von oben nach unten: Luftaufnahme des Pinienhaines und des Strands von ValleVecchia (74); Felder eines landwirtschaftlichen Betriebs in ValleVecchia (75). Die Rad-Route San Michele al Tagliamento, Länge 29 km, ist einfach befahrbar und führt durch das Landesinnere mit Ausgangspunkt und Ankunft in Cesarolo. Zauberhaft ist auch die Rad-Route Bibione, Länge 23 km, entlang des großen Teiches des Vallegrande, des Vallesina, des Feuchtgebietes von Porto Baseleghe und der kleinen Binnenlagune Lama di Revellino, die noch mit dem Meer in Verbindung steht. Schließlich geht es bis zur Mündung des Tagliamento mit seiner interessanten Vegetation. Die Insel ValleVecchia 900 Hektar umgeben von Meer, Fluss und Lagune, ein mehr als 5 km langer einsamer Strand mit Pinienhain und bestellte Felder zwischen Kanälen und Wasserbecken: So präsentiert sich heute die Insel ValleVecchia, die wertvolle nicht bebaute Fläche zwischen Caorle und Bibione. Sie ist im Besitz der Region Venetien und wird von der landwirtschaftlichen Genossenschaft Veneto Agricoltura verwaltet. Die Insel ist durch grundlegende Trockenlegung im Laufe des 20. Jdht. entstanden. Nach der Trockenlegung ihrer Feuchtgebiete rund um 1960 wurde sie zum Anbaugebiet vor allem für Getreide. Auf dem Dünenstreifen, der die Insel vom langen Strand und vom Meer trennt, wurde vor diesen Maßnahmen mit Pinien aufgeforstet. Heute erlangt die Insel durch ihre Wasserqualität und die verschiedenen Landschaftstypen, die Bibione, der erste ausgezeichnete Strand Europas Bibione ist der erste Fremdenverkehrsort Europas, der mit EMAS-Zertifizierung (Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung) ausgezeichnet worden ist. Zu diesem System gehören auf freiwilliger Basis staatliche oder auch private Unternehmen, die das eige76 sie umgeben – Meer, Lagune, Kanäle –, eine besondere ökologische Bedeutung. Seit dem Ende der 1990iger Jahre engagiert sich Veneto Agricoltura im Rahmen des Projekts Landschaftspflege in diesem Gebiet, das eine Aufwertung der landwirtschaftlich genutzten Landschaft, die Wiederherstellung einiger besonderer Landschaftstypen (Süß- und Salzwassersümpfe und Küstenwälder) sowie den Schutz der Zone durch unkontrollierte Freizeitbenutzung zum Ziel hat. Um den Besucherzustrom zu regulieren, mussten Richtlinien eingeführt werden, die einer nicht angemessenen und schädlichen Nutzung entgegenwirken. Im Einklang mit der FHH- und der Vogelschutzrichtlinie (ValleVecchia ist ein GGB - und BSG-Gebiet) wurden landschaftspflegerische Maßnahmen wie bioingenieurtechnische Eingriffe zum Schutz der Dünen, die Aufforstung mit Laubbäumen im angelegten Pinienhain, die Schaffung von mehr als 70 Hektar neuer Flachlandwälder, mehr als 15 km Hecken, 11 Hektar waldiger Feuchtzonen, die Überflutung von etwa 80 Hektar Land mit Süß- und Salzwasser sowie die Realisierung von 20 kleinen Feuchtgebieten durchgeführt. Heute sticht auf der Insel Vallevecchia vor allem der unberührte Sandstrand ins Auge, der trotz Trockenlegungsmaßnahmen und Aufforstungen im vorigen Jahrhundert intakt geblieben ist. Der wichtigste Aspekt ist jedoch das Zusammenspiel von sehr unterschiedlichen Land- ne Umweltschutzengagement verbessern möchten. Dank dieser Initiative wird der Strand hinsichtlich der Wasserqualität und der gebotenen Leistungen ständig kontrolliert. Der Müll wird getrennt, und es wird eine Baupolitik betrieben, die als höchstes Ziel die Erhaltung des landschaftlichen Erbes verfolgt. 77 Der landwirtschaftliche Versuchs- und Schaubetrieb ValleVecchia Dieser von Veneto Agricoltura verwaltete landwirtschaftliche Betrieb ValleVecchia, der ursprünglich der Tierhaltung und der extensiven Landnutzung gewidmet war, wurde vor einiger Zeit zum Versuchs- und Schaubetrieb: das bedeutet nicht nur Produktion, sondern auch Bildungsstätte für Landwirte, Schautage, Kongresse und Treffpunkt für alle im einschlägigen Sektor Beschäftigten. Kurz zusammengefasst wird der Bereich des Betriebes zur Teststation für umweltverträgliche Landwirtschaft, zur Entwicklung neuer Formen eines umweltbewussten Tourismus (auch Badetourismus, jedoch kein Massentourismus) und didaktischer Aktivitäten im Bereich der Naturwissenschaften. Azienda Pilota e Dimostrativa ValleVecchia Via Dossetto 1, Località Brussa 30020 Lugugnana (VE) vallevecchia@venetoagricoltura.org info@venetoagricoltura.org Öffnungszeiten und Führungen Die Insel ValleVecchia kann ganzjährig frei besichtigt werden. Das BesucherzentrumMuseum ist von Juni bis September freitags, samstags und sonntags geöffnet. Gegen Voranmeldung sind tägliche Besichtigungen möglich. Die Führungen durch das Museum und auf der Insel ValleVecchia sind gegen Voranmeldung täglich möglich. Geführte Radtouren finden von Juni bis September freitags, samstags und sonntags von 17.30 bis 19.30 statt. Informationen bei Veneto Agricoltura: Tel. +39 049 8293760 educazione@venetoagricoltura.org www.vallevecchia.it Buchen von Führungen bei der Cooperativa Limosa Tel. +39 041 932003 Fax +39 041 5384743 limosa@limosa.it - www.limosa.it Das Centro di Educazione Naturalistica ValleVecchia (Zentrum für Naturerziehung) Dieses Zentrum beschäftigt sich vor allem mit der Organisation von didaktischen Aktivitäten für Gruppen und Schulklassen, die durch Wanderungen, Labors und Bootsausflüge unterstützt werden, um den Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, in direkten Kontakt mit der Realität der Insel zu treten. Die Verwaltung der Lehraktivitäten und des Umweltbereiches unterliegt der Cooperativa Limosa, die unter folgenden Nummern erreicht werden kann: Tel. +39 041 932003 Fax +39 041 5384743 limosa@limosa.it schaftstypen auf einer Fläche von nicht einmal 1.000 Hektar Land. Das Besucherzentrum und das Museum Das Besucherzentrum liegt im MAV, dem Museo Ambientale ValleVecchia (Umweltmuseum ValleVecchia), das im Mai 2008 eröffnet wurde. In einer ehemaligen Trockenanlage des Betriebs verfügt das Zentrum über eine große Terrasse mit Panoramaturm, von dem aus man die gesamte Insel überblickt. Das Museum erstreckt sich über drei Stockwerke und bietet Informationstafeln, Modelle, Dioramen und interaktive Einrichtungen, die über ValleVecchia und die Lagune von Caorle aus landschaftlicher, geschichtlicher und landwirtschaftlicher Sicht berichten. Es wurden auch ein großer Konferenzsaal und ein didaktisches Labor eingerichtet, sowie ein Modell eines Casone, das aus traditionellen Materialen nachgebaut worden ist. Auch in der Raststation ganz in der Nähe des Besucherzentrums und in der Nähe der Pineta werden Leistungen für den Besucher geboten. Hier liegt ein großer Parkplatz (auf der Insel dürfen Motorfahrzeuge nur von der Brücke bis zur Raststation fahren, an der sie geparkt werden müssen), es gibt Picknickbereiche, Duschen und WC und im Sommer einen Verleih von Fahrrädern und Ferngläsern. Die Routen Die Insel ist zu jeder Jahreszeit sehenswert, mit Ausnahme der glühend heißen Sommertage oder im Winter an sehr kalten und windigen Tagen. Birdwatcher kommen vor allem zu Frühlingsbeginn, gegen Sommerende und im Herbst auf ihre Kosten, wenn die Konzentration an verschiedenen Vogelarten am höchsten ist. Hier kann man Brachvögel, Krickenten, Pfeifenten, Tafelenten, Schnatterenten und Austernfischer entdecken. In strengeren Winter kommen Schwärme von Graugänsen hierher zum Überwintern. 46 Die Insel zu erforschen ist sehr einfach: Alle Wege sind gut markiert und mit hilfreichen Lehrtafeln ausgestattet. Ideal für Wanderer, die gerne ihrem eigenen Rhythmus folgen. Im Besucherzentrum (und im Sommer auch an der Raststation) liegt die Wanderkarte ValleVecchia auf, auf der alle Wege gut eingezeichnet sind, die zu Fuß, mit dem Rad oder zu Pferd machbar sind. Berherbergungs- und Verpflegungsbetriebe Die Nähe zu den bekannten Badeorten Caorle und Bibione bietet eine breite Auswahl an Unterkünften. Man kann zwischen Campingplätzen, Frühstückspensionen und Hotels jeder Kategorie auswählen; was die Verpflegung betrifft, findet der Gast typische einfache Gasthöfe ebenso wie elegante Restaurants, so dass jeder den eigenen Bedürfnissen und Ansprüchen entsprechend wählen kann. Auch die Ortschaften im unmittelbaren Hinterland bieten Leistungen für alle Ansprüche. Eine Aufstellung sieht man auf der Website www.veneto.to 47 Für Feinschmecker Eines der typischsten und schmackhaftesten Gerichte der heimischen Küche sind die Seppie alla veneziana (Tintenfische auf Venezianische Art). Für alle Kochbegeisterten enthüllen wir hier das Geheimrezept. Die nicht zu großen Tintenfische reinigen, den schwarzen Tintensack entfernen und beiseite nehmen, die Tintenfische waschen und in Streifen schneiden. Ganze Knoblauchzehen und feingehackte Zwiebeln in Olivenöl anrösten, den Knoblauch anschließend entfernen. Die Tintenfischstreifen beigeben und mitrösten, die Petersilie zugeben, salzen und pfeffern. Anschließend die Tomatensauce (Menge nach Geschmack) und die Tinte beigeben und mit Weißwein aufgießen. Auf mäßiger Flamme kochen lassen und, wenn nötig, mit Fischbrühe aufgießen. Das fertige Gericht muss eine cremige und nicht zu flüssige Konsistenz aufweisen. Oben links: ein Sperber (78). Unten: Cavana (Bootsunterstand) im Valle Franchetti in Caorle (79). INHALT Präsentation 3 Einführung 5 Die Feuchtgebiete Venetiens Der Regionalpark Po-Delta in Venetien Die Parkverwaltung und die Besucherzentren Den Park entdecken Geführte Flussfahrten Die Birdwatching-Parcours Beherbergungs- und Verpflegungsbetriebe Die Museen des Parks 7 10 13 16 19 21 22 23 D ie Lagune von Venedig Die Lagune von Venedig entdecken Die Routen in den Naturschutzgebieten: Dünen der Alberoni, Ca’ Roman und Valle Averto Das WWF-Naturschutzgebiet Dünen der Alberoni Das Naturschutzgebiet LIPU Ca’ Roman Das WWF-Naturschutzgebiet Valle Averto Beherbergungs- und Gastbetriebe Der Schutz der Lagune von Venedig 31 32 34 37 38 D ie Fischzuchtanlagen von Caorle und Bibione Die Fischzuchtanlagen entdecken Die Insel ValleVecchia Berherbergungs- und Verpflegungsbetriebe 40 42 44 47 Allgemeine Themen Wertvolle Kohlenstoffspeicher p. 5 UN-Feuchtgebietskonferenz und die Ramsar-Konvention p. 6 Einige Hinweise vor der Abreise p. 8 Was die Definitionen betrifft... p. 9 Casoni und Cavane p. 17 Zwischen Rii, Calli und Campi p. 26 Bricole und Paline p. 28 Das Schutzgebietsnetz Natura 2000 p. 30 Die Fischzuchtanlagen p. 41 25 29 31