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Schulungsblätter für die Leiterplattenfertigung herausgegeben vom Fachausschuß „Leiterplattenfertigung (FA 5.2) im GMM-Fachbereich „Leiterplatten- und Baugruppentechnik“ (FB5) Frankfurt a.M. im Mai 1999 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Inhalt VDE/VDI 3711 Seite 1 Inhalt Vorwort Dank an die Autoren Blatt 1 Die Leiterplatte Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe Blatt 2 Basismaterialien für Leiterplatten Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterialien; Eigenschaftsmerkmale Mechanische Bearbeitung Blatt 3.1 Bohren Blatt 3.2 Fräsen Blatt 3.3 Ritzen Blatt 3.4 Stanzen Chemische und galvanische Verfahren Blatt 4.1 Bohrlochreinigung und Durchkontaktierung Blatt 4.2 Ätzen und Beizen Blatt 4.3 Galvanische Verfahren Blatt 4.4 Metallresiststrippen Blatt 4.5 Oxidation von Kupfer Blatt 4.6 Löt- und bondfähige Nickel/Gold-Endschichten Blatt 4.7 Fotoresiststrippen Blatt 4.8 Spültechnik VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Inhalt VDE/VDI 3711 Seite 2 Drucktechnische Verfahren Blatt 5.1 Fototools Blatt 5.2 Siebdruck Blatt 5.3 Fotodruck mit Trockenfilmresists;Trockenfilm-Lötstoppmaske Blatt 5.4 Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Blatt 5.5 Fotodruck mit Flüssigresists, Lötstoppmaske Blatt 6 Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit Blatt 7 Leiterplatte und Umwelt Begriffsbestimmungen für die Leiterplattenfertigung VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Vorwort VDE/VDI 3711 Seite 1 Vorwort Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, gespiegelt am Bedarf des Marktes nach neuen leistungsfähigeren Erzeugnissen mit immer kürzeren Produktlebenszyklen und geringerem Kostenaufwand, ist eine der wesentlichen Triebkräfte auch für den technologischen Fortschritt in der elektronischen Baugruppenfertigung. Als elektronische Baugruppe wird eine funktionelle Einheit aus integrierten und/oder diskreten aktiven und passiven Bauelementen definiert, die durch ein Leitungsnetzwerk auf einem geeigneten Träger - dem sogenannten Verdrahtungsträger - elektrisch und mechanisch miteinander verbunden sind. Im Rahmen der vorliegenden Schulungsblätter wird die Leiterplatte als Verdrahtungsträger betrachtet. Die Leiterplatte in dieser klassischen Form ist durch das Aufbauprinzip der Funktionenintegration gekennzeichnet, was nichts anderes bedeutet, daß ein Dielektrikum mit bzw. ohne Verstärkung die elektrische und mechanische Funktion tragen muß. Dieses klassische Aufbauprinzip der Leiterplatte führte dazu, die ständig zunehmende funktionelle Komplexität elektronischer Systeme durch quantitative Veränderungen (Verkleinerung, Vervielfachung) zu realisieren. Steigende Lagenzahlen, Feinstleitertechnik, kleinste Löcher, Materialien mit hoher Glasumwandlungstemperatur sind Ausdruck dieser Entwicklung. Auch mit diesen quantitativen Veränderungen erreicht man funktionelle Systemgrenzen. Es müssen folglich für modenste Elektronikerzeugnisse neue LeiterplattenAufbauprinzipien entwickelt werden. Diese sind nur durch Modularisierung der Funktionsebenen realisierbar (Prinzip der Funktionentrennnung). Damit können beispielsweise ein elektrischer und ein optischer Verdrahtungsträger separat gefertigt, geprüft und z.B. über einen Laminierschritt zur optoelektronischen Leiterplattenstruktur zusammengefügt werden. Dementsprechend ist der Weg für die Leiterplatte als Verdrahtungsträger für elektronische Komponenten seit ihrer Erfindung in den 40er Jahren. von der funktionell relativ anspruchslosen Einlagen-Leiterplatte (EL) bis zu heute funktionell hoch spezifizierten Mehrlagen-Leiterplatte (MLL) bzw. Multilayer in starrer und flexibler Form bzw. gespritzter 3D-Konfiguration (MID) gekennzeichnet. In Vorbereitung der Entwicklung neuer Erzeugnisse ist stets auch die Frage nach technischer Leistungsfähigkeit, Kosten und Betriebszuverlässigkeit zu beantworten. Die vorliegenden Schulungsblätter sollen hierbei Unterstützung leisten. Nach dem neuesten Stand der Technik werden dafür das Vormaterial für Leiterplatten, die Leiterplattenkonstruktion sowie die etablierten Fertigungstechniken, zum einen für die Metallisierung zur Ausbildung der Verdrahtung, zum anderen auch für darauf aufbauende funktionelle Oberflächenschichten, Qualitätssicherung, Verpackung, Fehleranalytik und Ökologie gegenwärtig behandelt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Vorwort VDE/VDI 3711 Seite 2 Wirtschaftlichkeit und Ausbeute der einzelnen Verfahrensschritte werden gleichzeitig berücksichtigt. Die Verfahrensblätter vermitteln damit die notwendigen Grundkenntnisse zur Leiterplattentechnik sowie zu den erforderlichen Verfahren und Ausrüstungen. Für die Fortführung und weitere Bearbeitung der Schulungsblätter bitten wir Sie Anregungen und Ergänzungswünsche an folgende Adresse zu übermitteln: VDE/VDI - Gesellschaft Mikroelektronik, Mikro- und Feinwerktechnik (GMM) Geschäftsführung Stresemannallee 15 60596 Frankfurt/M. Tel.:069/6308-330 Fax:069/631-2925 Prof. Dr. W. Scheel Berlin, den 29.10.98 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Dank an die Autoren VDE/VDI 3711 Seite 1 Dank an die Autoren Die Berufe in der Leiterplattenfertigung werden mit der technologischen Weiterentwicklung anspruchsvoller und die Mitarbeiter, die diese Berufe ausfüllen müssen diesem Anspruch folgen. Dabei genügt es nicht mehr mit einem einmal erworbenen “Vorratswissen“ das Berufsleben zu meistern. Die stetige Weiterbildung und Vertiefung der Fachkenntnisse für die gesamte berufliche Tätigkeit ist erforderlich. Das waren die wesentlichen Gründe dafür, daß der Fachausschuß 5.2 den Entschluß faßte, “Schulungsblätter für die Leiterplattenfertigung“ zu verfassen. Die Schulungsblätter sollen dem neuen Mitarbeiter eine Basis für die Einarbeitung bieten und dem langjährigen Mitarbeiter zur Auffrischung und als Vertiefung von erarbeitetem Wissen dienen. Allen Mitarbeitern des Fachausschusses 5.2 danke ich für den engagierten Einsatz und für die geleistete Arbeit bei der Erstellung der Schlulungsblätter. Velbert, im Mai 1999 Wolfgang Grönig, Arden Verfahrenstechnik Leiter des GMM-FA 5.2 Mitarbeiter des FA 5.2 Dipl.-Ing. H. Cichoreck Dipl.-Ing. H. Claus Dipl.-Ing. R. Dietrich Dipl.-Ing. B. Gerlach Dr. B. Hartmann Dir. H. Hartmann Dipl.-Ing. P. Hensel Dipl.-Ing. H. Kern Ing. G. Korsten Dr. G. Linka Dipl.-Ing. E.R. Mais K. Maurischat Dr. Ing. A. Obermann Dipl.-Ing. W. Peters Ing. K. Piper Prof. Dr.-Ing. W. Scheel J. Skrypczinski Dipl.-Ing. D. Voss M. Weinhold Dipl.-Ing. D. G. Weiss Dr. K. Wundt ISOLA-Werke AG, Düren Umteco GmbH, Siegen Lackwerke Peters GmbH + Co KG, Kempen Schmoll Maschinen GmbH, Rödermark Humleitec GmbH, Hattorf ISOLA-Werke AG, Düren B&B Leiterplattentechnik GmbH, Heiligenhaus FELA Electronic AG, Thundorf Korsten Produktions GmbH, Haan ATOTECH Electronics, Berlin Heidenhain-Microprint GmbH, Berlin Klaus Maurischat Consulting, Staufen Ruwel Bayonne SA, Bayonne Cedex, Frankreich Lackwerke Peters GmbH + Co KG, Kempen Circuit Foil S.A., Wiltz, Luxemburg Fraunhofer-Institut Berlin, Berlin Andreas Maier GmbH, Schwendi-Hörenhausen Unternehmensberatung, Annaberg-Buchholz DuPont de Nemours International S.A., Saconnex, Genf, Schweiz Dielectra GmbH, Köln Multiline International Europa L.P., Friedrichsdorf Besonderer Dank für die Unterstützung gilt auch Dipl.-Ing. Rainer Theobald, VDE/VDI Gesellschaft Mikroelektronik, Mikro- und Feinwerktechnik (GMM), Frankfurt/M. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 1 Was ist eine Leiterplatte? Auf diese Frage wird schon mal scherzhaft geantwortet: „Ein Brett mit Löchern“ Aber was ist nun eine Leiterplatte? Wenn man den „Großen Brockhaus“ befragt, dann lautet die Definition schlicht und einfach: „Leiterplatte, eine mit Leitungen belegte Isolierstoffplatte“, (siehe „Gedruckte Schaltung“). Mit einem „Pfeil“ wird im Brockhaus dann auf den älteren Begriff „Gedruckte Schaltung“ hingewiesen und in der Tat kann man dann hier etwas mehr zum Stichwort „Leiterplatte“ nachlesen. Wesentlich exakter ist die Definition „Leiterplatte“ laut der soeben erschienenen VDI/VDERichtlinie 3710, Blatt 1: „Fertigung von Leiterplatten; Übersicht und Begriffsbestimmungen“. Hier lautet die Definition: „Die Leiterplatte ist das am häufigsten eingesetzte Verbindungselement für elektronische Bauteile. Sie ist gekennzeichnet durch elektrisch leitende, festhaftende Verbindungen in oder auf einem Isolierstoff und dient zusätzlich als Bauteileträger. Es können Informationen für Montage, Prüfung und Service aufgedruckt werden. Technische Anforderungen und die Wirtschaftlichkeit bestimmen die verschiedenen Ausführungen der Leiterplatte.“ Zahlreich sind weitere Definitionen zum Thema „Leiterplatte“ bzw. „Zur Einführung in den Schaltungsdruck“. Stellvertretend für solche Definitionen sei folgendes genannt: „Gedruckte Schaltung“ - auch der Begriff „Leiterplatte“ ist geläufiger - ist ein wesentlicher Bestandteil der Elektronik. Die Gedruckte Schaltung erfüllt zwei wesentliche Aufgaben. Zum einen dient sie als mechanische Einheit zur Befestigung von Bauteilen, zum anderen erfüllt sie die Aufgabe, Bauteile (Komponenten) miteinander elektrisch zu verbinden. Die Gedruckte Schaltung ist mechanischer Träger von Bauelementen und verbindet diese durch elektrisch leitende Bahnen.“ Aber merke: − es gibt keine Leiterbahnen − es gibt keine Leiterzüge − es gibt erst recht keine Leiterbahnzüge, denn lt. DIN-Norm 40804 „Begriffsbestimmungen“ wird nur der Begriff „Leiter“ definiert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte 1 Die Geschichte der Leiterplatte 1.1 Die Anfänge der Leiterplatte VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 2 Die ersten Gedruckten Schaltungen wurden im Zweiten Weltkrieg hergestellt. Besonders in den USA erkannte man bereits unmittelbar nach dem Krieg die technische Bedeutung der Gedruckten Schaltung. Hier wurden auch die ersten Radios im „Taschenformat“ hergestellt, was eigentlich nur durch den „Schaltungsdruck“ möglich wurde. Heute ist die Gedruckte Schaltung, die den Wegfall des früher üblichen aufwendigen Gewirrs aus zahllosen Leiterdrähten ermöglichte, aus Radio- und Fernsehapparaten, Uhren, Telefonapparaten, Haushaltsgeräten u.a. nicht mehr wegzudenken. Die modernen Raumschiffe und Nachrichtensatelliten sind der sichtbare Erfolg der Anwendung gedruckter und integrierter Schaltungen mit kleinstem Platzbedarf. Diese „Printed Circuits“, in der exakten Übersetzung „Gedruckte Stromkreise“, waren in den Anfängen in der Tat „aufgedruckte Stromkreise“, denn es wurde durch Siebdruck im „direkten Verfahren“ das Schaltsystem bzw. der Stromkreis mit einer elektrisch leitfähigen Farbe direkt positiv aufgedruckt. Verwendung fanden als elektrisch leitfähige Farben sogenannte „Silberlacke“. Da Silber eine relativ geringe Neigung zur Korrosion und eine hervorragende Leitfähigkeit aufweist, waren die ersten Schaltungsdrucklacke farblose Siebdrucklacke, denen so viel feines Silberpulver zugemischt wurde, bis der angestrebte Leitwert erreicht werden konnte. Diese Silberlacke wurden dann im Sinne des Schaltbildes positiv auf eine nichtleitende Kunststoffplatte oder auch auf Keramikplatten aufgedruckt, so daß die Druckfarbe die Funktion der isolierten Drähte übernahm. So fortschrittlich dieses Verfahren auch war, es hatte seine Mängel und entsprach letztlich nicht den Erwartungen, denn auch damals schon war Leitsilber relativ teuer, die Silberlacke hatten eine nicht immer ausreichende Haftfestigkeit, und da die unterschiedliche Farbschichtdicke zwangsläufig zu unterschiedlichen Leitwerten führte, wurde recht bald das „indirekte Verfahren“ entwickelt. Bei diesem Verfahren wird eine säurebeständige, ätzfeste Siebdruckfarbe (Ätzreserve/Ätzresist) auf kupferkaschiertes Basismaterial (Phenolharz-Hartpapier/EpoxiGlasfaserlaminat) positiv gedruckt. Das nicht bedruckte Kupfer wird dann vorwiegend in sauren Ätzmitteln weggeätzt. Anschließend wird die Leiterplatte gespült und in die Farbschicht entsprechend ihrer Zusammensetzung entweder in Lösungsmitteln oder alkalischen Strippern entfernt. Dieses Verfahren ist heute technisch ausgereift, und der gesamte Vorgang, Ätzen, Spülen und Farbentschichtung (Strippen) wird heute in einer einzigen Maschine, sogenannte Ätzautomaten, durchgeführt. Der Anfang des Schaltungsdruckes war also der Druck mit „Silberleitlack“ als gedruckter Stromkreis, so daß die Namensgebung „Gedruckte Schaltung“ zutreffend war. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 3 Mit Patent vom 2. Februar 1942 von Dr. Paul Eisler wird erstmals vorgeschlagen, als Basismaterial für die Leiterplattenherstellung ein mit Kupferfolie beidseitig kaschiertes, plattenförmiges Isoliermaterial, insbesondere auf Phenolharz aufgebaute Preßschichtstoffe, anzuwenden. Mit diesem Patent wird erstmals der Druck mit einer Abdeckmaske (Ätzresist) als Leiterbild auf die Kupferkaschierung und das anschließende Wegätzen des nicht bedruckten Kupfers beschrieben. Als Ätzreserve kamen für dieses Verfahren zunächst sogenannte“Asphaltlacke“ zur Anwendung. Dies war der Anfang und zugleich auch der große Durchbruch zur Herstellung zunächst einfacher Leiterplatten und deren weitere auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Massenfertigung. 1.2 Die Geschichtstafel der Leiterplatte Die Geschichtstafel der Leiterplatte ist recht lang und R. Müller legt die Anfänge der Leiterplatte sogar bis in das Jahr 1824 zurück, in dem er Illustrationen von Ampere als Vorläufer der Leiterplatte in Form einer lackierten Tischplatte mit aufgeklebten Metallstreifen als den Beginn der Leiterplatte einstuft. Die eigentliche Geschichtstafel beginnt realistisch aber erst rund 100 Jahre später. Die nachstehende Auflistung ist zwangsläufig nicht vollständig, doch gibt sie die markanten Daten zur Geschichte der Leiterplatte wieder: 1925: Am 2. März 1925 reicht Charles Ducas beim amerikanischen Patentamt sein Patentgesuch zur Herstellung einer Leiterplatte ein. 1925: Nur wenige Tage später, am 27. März 1925, reicht der Franzose M. César Pasolini, unabhängig von Charles Ducas, ein Patentgesuch in Frankreich ein, das erstmals die Grundgedanken der Leiterplattentechnik beschreibt. 1928: Am 12. September 1928 reicht Samuel Charles Ryder ein australisches Patentgesuch ein, das die Ausfertigung von Induktionsspulen für Radiogeräte oder andere elektrische Geräte vorsah, wobei der Druck mit einer „Leitfarbe“ vorgeschlagen wurde. 1936: Erfindung der Kupferfolie 1937: Die N.V. Philips Gloeilampenfabrieken meldete am 31. Mai 1937 ein deutsches Patent an, wonach die Leiter in einem Formgießvorgang hergestellt werden sollten, doch fand dieses Patent keinen Eingang in die Praxis. 1942: Mit seinem Patent vom 2. Februar 1942 beschreibt Dr. Paul Eisler erstmals die Herstellung einer Leiterplatte, indem er „mit Kupferfolie kaschiertes, plattenförmiges Isoliermaterial“ zum Patent anmeldete. Gleichzeitig meldet er als Patentanspruch an: − die Anwendung einer Abdeckmaske als Ätzresist − die Kaschierung der Kupferfolie auf beiden Seiten, was zugleich die Erfindung der „doppelseitigen“ Leiterplatte bedeutete − das war zugleich der „technische Durchbruch“, denn erst mit diesem Patent begann die wirtschaftliche Fertigung der Leiterplatte. 1956: Es wird von Ing. Fritz Stahl, Ruwel-Werke in Geldern, die erste in Deutschland serienmäßig hergestellte Leiterplatte für die damaligen Metz-Radiowerke gefertigt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte 1961: 1967: 1974: 1978: 1982: 1988: 2 VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 4 Einen Prototypen dieser Leiterplatte kann man heute im Deutschen Museum in München bewundern. Das war zugleich der Beginn der Leiterplattenfertigung in Deutschland und Europa. Patenterteilung für die erste Mehrebenenschaltung (Multilayer) für die Firma Hazeltyne (USA). Erfindung des Trockenfilms zur Leiterbilderstellung durch die Firma Dupont Einführung des Hot-Air Levelling (HAL) Einführung von fotostrukturierbaren Lötstopplacken Start der SMD (Surface Mounted Devices) Start des Laserbohrens unter Produktionsbedingungen Daten zum Leiterplattenmarkt Die aussagefähigsten Zahlenangaben für Europa und Deutschland zum Leiterplattenmarkt erfolgen durch den VdL und aufgrund von Studien zum Leiterplattenmarkt des internationalen Marktforschungs- und Consultingsunternehmens Frost und Sullivan. Hat es 1990 noch etwa 1.500 Hersteller in Westeuropa gegeben, so ist diese Anzahl bis 1996 auf etwa nur noch 720 gefallen, wobei sich die Anzahl der Leiterplattenhersteller in einigen europäischen Ländern, u.a. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz, fast durchgängig halbiert hat. Nachstehende Tabelle 1 und Abbildung 1 geben die Leiterplattenproduktion für Westeuropa wieder: VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 5 Produktion: Leiterplatten West-Europa in 1995 Land Produktion in Mio. DM Deutschland Großbritannien Frankreich Niederlande Italien Schweiz Österreich Spanien Belgien Schweden Dänemark Finnland Irland Norwegen Total 2.288 1.020 595 218 597 223 232 377 215 209 113 127 22 19 6.255 % Welt 6,6 2,9 1,7 0,6 1,7 0,6 0,7 1,1 0,6 0,6 0,3 0,4 0,1 17,9 % Europa 36,6 16,3 9,5 3,6 9,5 3,6 3,8 6,0 3,4 3,3 1,8 2,0 0,4 0,3 100 Mitarbeiter Anzahl Betriebe in-house Anteil 175 150 120 23 130 45 12 42 15 25 20 8 6 7 778 17 % 9% 15 % 11.710 7.200 3.700 1.650 5.000 1.400 1.950 1.800 1.200 1.200 800 970 400 100 39.080 Tabelle 1 (VdL) Produktion: Produktion West-Europa 1995 Frankreich 595 Dänemark 113 Irland 22 Großbritannien 1020 Österreich 232 Schw eiz 223 Italien 597 Belgien 215 Deutschland 2288 Abbildung 1 (VdL) Gesamtvolumen: 6.255 Mrd. DM Spanien 377 Skan. S/F/N 355 Niederlande 218 15 % 30 % 12 % VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 6 Unterscheidung der deutschen Leiterplattenhersteller nach Betrieben (1995) Anzahl der Betriebe 87 56 21 11 175 Tabelle 2 (VdL) Umsatzgruppe bis 3 Mio. DM 3 - 15 Mio. DM 15 - 50 Mio. DM über 50 Mio. DM Umsatzvolumen Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM Unterscheidung nach Produktgruppen Deutschland 1995: ndk 8% Sondertypen 5% Multilayer 50% dk 37% ndk = nicht durchkontaktiert dk = durchkontaktiert Abbildung 2 Der europäische Markt für Leiterplatten Prognose bis zum Jahr 2002 (in Mrd. US-Dollar) Mrd. US $ 7 6 5 4 3 2 1 0 1995 1996 1997 1998 Abbildung 3 (Frost + Sullivan) 1999 2000 2001 2002 55 333 500 1.400 2.288 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen VDE/VDI 3711, Blatt 1 Die Leiterplatte Seite 7 Leiterplatten-Bedarfsentwicklung 1993 - 1998 (Mio. m²) 1993 1995 1998 Europa N.-Amerika Japan 1 Asien Rest der Welt 16,9 15,0 36,9 45,5 14,8 18,8 16,7 40,4 52,2 16,9 22,1 19,2 46,2 56,4 20,5 Durchschnittswachstum 1993 - 1998 5,5 5,1 4,6 4,9 6,5 Total 129,1 145,0 164,4 5,4 2 1 2 % Anteil 1995 12 12 28 36 12 Hong Kong, Singapur, Korea, Taiwan, China, Rest-Asien CIS/Ost-Europa, Mittlerer Osten, Afrika, Rest-Amerika, Australien Tabelle 3 (Quelle: BPA, Maurischat Consulting) Leiterplattenmarkt: Deutschland Leiterplatten Unterhaltungselektronik KFZ-Elektronik Sonst. Konsumgüter Datentechnik Telekommunikation Industrie-Elektronik Summe: Mio DM 79 330 185 463 735 616 2408 1995 Anteil 1996 Anteil 3,3 % Wachstum 8,2 % Mio DM 75 13,7 % 7,7 % 19,2 % 30,5 % 25,6 % 100 % 15,0 % 9,5 % 14,0 % 13,3 % 11,6 % 12,7 % 361 183 503 805 625 2552 1997 Anteil 1998 Anteil 2,6 % Wachs- Mio tum DM - 6,7 % 70 2,5 % Wachs -tum 0,0 % 392 175 543 864 641 2685 14,6 % 6,5 % 20,2 % 32,2 % 23,9 % 100 % 8,6 % - 4,4 % 8,0 % 7,3 % 2,6 % 5,2 % 15,1 % 6,3 % 20,7 % 32,4 % 22,9 % 100 % 9,7 % 2,9 % 8, 7 % 6,8 % 1,9 % 6,0 % Mio $M 1997 Anteil 8800 7050 8720 5800 590 30960 28,4 % 22,8 % 28,2 % 18,7 % 1,9 % 100 % 2,9 % Wachs Mio -tum DM - 5,1 % 70 14,1 % 7,2 % 19,7 % 31,5 % 24,5 % 100 % 9,4 % - 1,1 % 8,6 % 9,5 % 1,5 % 6,0 % 430 180 590 923 653 2846 Tabelle 4 (Quelle: ZVEI-BE) Leiterplattenmarkt: Welt Leiterplatten Amerika Europa Japan Südostasien Afrika/Mittl. Osten Total Mio $ 1995 Anteil 7555 6325 7800 5150 470 27300 27,7 % 23,2 % 28,6 % 18,9 % 1,7 % 100 % Wachstum 4,8 % 3,4 % 5,6 % 24,3 % 25,3 % 8,2 % Tabelle 5 (Quelle: ZVEI-BE) Mio $ 1996 Anteil 8050 6700 8235 5540 540 29065 27,7 % 23,1 % 28,3 % 19,1 % 1,9 % 100 % Wachstum 6,6 % 5,9 % 5,6 % 7,6 % 14,9 % 6,5 % Wachstum 9,3 % 5,2 % 5,9 % 4,7 % 9,3 % 6,5 % Mio $ 1998 Anteil 9310 7480 9340 6235 650 33015 28,2 % 22,7 % 28,3 % 18,9 % 2,0 % 100 % Wachs -tum 5,8 % 6,1 % 7,1 % 7,5 % 10,2 % 6,6 % VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte 3 VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 8 Was wird? - Die Zukunft der Leiterplatte Mark Twain, der amerikanische Autor (1835 - 1910) hat einmal ebenso geistreich wie amüsant gesagt: "Voraussagen soll man vermeiden, besonders solche über die Zukunft." Auf dem Gebiet der Leiterplattentechnologie lassen sich aber Voraussagen abgeben, ohne gleich als der falsche Prophet apostrophiert zu werden. Folgende Aspekte bzw. Trends sind bereits erkennbar bzw. können erwartet werden: − neue Basismaterialien mit wesentlich verbesserten Eigenschaften bezüglich Temperaturbelastung und Wärmeabführung - sie sind Voraussetzung zur Realisierung der "Leiterplattentechnologie von Morgen"; sie werden die bisherigen Basismaterialien nicht gleich verdrängen, aber zunehmend Bedeutung erlangen, wobei die Variantenvielfalt (die Hersteller sagen: leider) zunimmt − der Trend zur Miniaturisierung hält unvermindert an − nach SMD-Technik, die ja immerhin jetzt schon zehn Jahre alt ist, zeichnen sich neue Technologien, ja Technologiesprünge ab − richtungsweisende und zugleich auch eindeutige Trends sind zur Zeit nur andeutungsweise erkennbar; in Anwendung und Diskussion sind High Density Interconnect (HDI), Sequential-Build up (SBU), MOV-Technik und andere mehr − Plasmaätzen scheint out, foto- und laserstrukturierte Mikrobohrungen werden sich mehr und mehr durchsetzen − der Trend zum Thema "Leiterdichten" (Leiterbreiten und Leiterabstände) bis runter zu 50 µm Feinheiten wurde bereits angesprochen − es ist zu erwarten, daß mit dem bisherigen Maschinenequipment Leiterbreiten und abstände von 50 - 25 µm nicht mehr machbar sein werden, so daß auch hier neue Technologien angegangen werden müssen. Ähnliches gilt auch für die Technologien Bestükken, Prüfen und Testen, so daß auch hier die hohe Kompetenz der Zulieferer gefragt und gefordert ist − von wachsender Bedeutung ist somit die technische Beherrschung des von den Bauelementen ausgehenden Miniaturisierungsschubs über die ganze Wertschöpfungskette der Leiterplatten- und Elektronikproduktion − zunehmend wird bei Leiterplatten die Abschirmproblematik zum Thema werden − konventionelle Verbindungstechniken, wie z.B. "Multilayer- und Hybridschaltungen" in Form der "Multiwire-Verbindungstechnik" sind "out", aufgrund niedriger Ausbeute bei gleichzeitig hohen Kosten. Ob die "Microwiretechnik", die mit "Diskreter" Verdrahtung arbeitet, hier eine Lücke schließen kann, bleibt abzuwarten − es werden deutliche Steigerungen bei Leiterplatten in Fein- und Feinstleitertechnik erwartet, wobei Leiterplatten mit Leiterbreiten von 80 bis runtergehend auf 50 µm und Bohrdurchmesser von kleiner als 0,3 mm erforderlich und auch realisierbar scheinen. Für solche Leiterplatten ist "Panel-Plating" out und "Pattern Plating", vorzugsweise in stromloser Verkupferung, wird für diese Technik zur Anwendung kommen. Bei Leiterbreiten unter 50 µm versagt auch diese Technik, und es bietet sich dann nur noch ein "Aufdampfen" der Leiter an, wobei dann auch andere Substrate, sprich anderes Basismaterial, benötigt wird VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 9 − bei der Leiterbilderstellung im Bereich zwischen 50 und 100 µm Leiterbreiten und abständen kommen verstärkt Flüssigresists zur Anwendung. Die neue Generation fotosensitiver Ätz- und Galvanoresists kommt im Siebdruck, Walzenauftragsverfahren oder im Vorhanggießverfahren (Curtain-coating) zur Applikation. Als Entwicklermedien stehen Alkalien oder Butyldiglycol (BDG) zur Verfügung, wobei BDG der bestehenden Umweltschutzgesetzgebung wegen seiner Recyclebarkeit absolut gerecht wird. Diese Flüssigresists, die sich in relativ geringen Schichtdicken (ca. 10 - 15 µm) auftragen lassen, folgen somit dem Trend und verlangen nach dünnen Schichtdicken, wodurch die geforderte höhere Auflösung möglich wird. − Fachexperten erwarten entweder eine deutliche Absenkung der heute üblichen Stromdichten von ca. 2,5 A/dm² oder das Wiederaufleben der stromlosen Kupferabscheidung (chemisches Kupfer) − diesem Gesamttrend folgt auch die Beschichtung mit Lötstoppmaske; hier stößt der konventionelle Siebdruck an die Grenzen seiner Machbarkeit, so daß 2-KomponentenLötstopplacke mehr und mehr durch fotosensitive Lötstoppmasken abgelöst werden, wobei der Trend eindeutig in Richtung Flüssigresists geht − zur Verbesserung der Lötbarkeit wird auch weiterhin nach einer Alternative zum "Hot-AirLevelling" (HAL) gesucht, denn die meisten in letzter Zeit ins Gespräch gebrachten alternativen Verfahren sind (noch) nicht die gesuchten Problemlöser bzw. nicht genug ausgereift − um für SMD-Bauteile mit hoher Abschlußfläche eine möglichst planare Oberfläche auf den Landepads und damit eine einwandfreie Lötung zu erreichen, kommt die Nickel/GoldBelegung verstärkt zur Anwendung; dies führt - vor allem nach längerer Lagerung - zu erheblich verbesserten Lötergebnissen. − dreidimensionale Leiterplatten, sogenannte MID's, werden deutlich zulegen − das gleiche gilt für flexible Leiterplatten − aber für diese beiden Leiterplattentypen gilt auch, daß, gemessen am Gesamtvolumen, der prozentuale Anteil nicht wesentlich steigt. Diese Auflistung der technischen Aspekte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie läßt aber deutlich erkennen, daß sowohl die Leiterplattenhersteller als auch ihre Zubringerindustrie in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen. Aber es sollten auch noch einige wirtschaftliche Aspekte genannt werden, denn die Technologiesprünge werden immer kurzlebiger, lösen einen hohen Investitionsbedarf aus und müssen bei schrumpfenden Gewinnen finanzierbar sein: − damit die technologischen Anforderungen der Miniaturisierung umgesetzt werden können, müssen signifikante Verbesserungen bestehender Verfahren, Materialien und Prozesse angegangen werden − im Frühstadium sollten hierzu Leiterplattenhersteller, Zulieferer und vor allem die OEM's, ggf. auch Lehre und Forschung, einbezogen werden, denn partnerschaftliche Zusammenarbeit wird die eigene Position im härter werdenden Wettbewerb besser absichern − der Druck auf die Verkaufspreise für Leiterplatten wird noch eine Zeitlang anhalten; dies gilt besonders für Standardprodukte, doch wird erwartet, daß der Preisdruck nachläßt, denn die europäische Leiterplattenindustrie ist sowohl preislich als auch technologisch VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine Fertigungsabläufe; Begriffsbestimmungen Die Leiterplatte − − − − − − VDE/VDI 3711, Blatt 1 Seite 10 wieder so wettbewerbsfähig geworden, daß nach Fernost abgewanderte Aufträge wieder zurückkommen bei Leiterplatten mit sehr hohem Lohnanteil ist zu einem großen Teil die Abwanderung samt Bestückung nach Fernost vollzogen worden und ein Umkehrprozess nicht so schnell zu erwarten jahrelang wurde den Leiterplattenherstellern Spezialisierung und/oder "Nischenfertigung" empfohlen, aber diesen Rat sollte man nicht mehr unbedingt umsetzen, denn inzwischen sind die sogenannten "Nischen" meistens besetzt der Leiterplattenmarkt bleibt Wachstumsmarkt; nach einer Siemens-Aussage steigt der Weltverbrauch in Mio. m² jährlich um etwa 6,2 %. Nach einer Frost + Sullivan-Prognose beträgt die Wachstumsrate in Europa wertmäßig in US-Dollar jährlich bis zum Jahr 2002 um etwa 6,4 %, wobei der Anteil der deutschen Leiterplattenindustrie von derzeit 26,5 % sich noch auf 28,1 % steigern wird. in den letzten Jahren wurde bei vielen OEM's Personal in den Entwicklungsabteilungen abgebaut, so daß sich die Umsetzung neuer Technologien verstärkt zum Leiterplattenhersteller verlagert; wer diesem Trend folgen kann, wird auf der Gewinnerseite sein Leiterplattenanwender erwarten vermehrt ein breites, ja umfassendes Angebot in der Leiterplattenproduktpalette; unter diesem Gesichtspunkt sind auch die in den letzten Jahren vollzogenen Zu- bzw. Aufkäufe von Leiterplattenherstellern einzuordnen die wohl größte Schwierigkeit für den Leiterplattenhersteller ist und bleibt der richtige Entscheid für die "richtige" Technologie, denn bei den hochpreisigen Einrichtungen können falsche Kaufentscheidungen an den "Überlebensnerv" gehen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 1 Basismaterialien für Leiterplatten / Multilayer Die Entwicklung der Basismaterialien für Leiterplatten ist eng verbunden mit der Entwicklung der Elektroisolierstoffe. Nachfolgend soll ein Überblick über gängige Basismaterialien vermittelt werden. 1 Basismaterialarten Verschiedene internationale Normen haben unterschiedliche Klassifikationen von Basismaterialien vorgenommen. In der Industrie haben sich jedoch die Klassifikation nach NEMA (National Electrical Manufacturers Association) durchgesetzt. In Überischt 1 sind die Klassifikationen zusammmen mit den Klassifikationen nach MIL-P-13949 und DIN/IEC 249 gelistet. Eine direkte Zuordnung der Typenbezeichnungen untereinander ist nicht möglich, da die Kriterien der jeweiligen Klassifikation nicht immer vergleichbar sind. Die Bezeichnungen der MIL und der DIN/IEC werden dabei noch erweitert durch weitere Zusätze, die das Material und seine Kupferkaschierung noch detaillierter beschreiben. Entsprechende Details können in den entsprechenden Normen nachgeschlagen werden. Diese Unterteilung beinhaltet primär die Materialien für starre Leiterplatten. Die erwähnten Normenwerke beinhalten noch weitere Klassifikationen, es handelt sich jedoch dabei meist um Materialien die keine Bedeutung in der Leiterplatten-Industrie erlangt haben bzw. aufgrund der Bestandteile (z. B. Asbest) heute nicht mehr produziert werden. Hinzu kommen Folien aus Polyester und Polyimid für dauerflexible Anwendungen sowie modifizierte Epoxidharzsysteme mit Trägern (Glasgewebe, Glasvlies, Aramidgewebe) für semiflexible Anwendungen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial • Beschreibung XXXP XXXPC G-10 G-11 FR-2 FR-3 FR-4 FR-5 CEM-3 GT GX Papier, Phenolharz, warm stanzbar Papier, Phenolharz, kalt stanzbar Glasgewebe, Epoxidharz Glasgewebe, Epoxidharz, erhöhte Temperaturbeständigkeit Papier, Phenolharz, flammwidrig Papier, Epoxidharz, flammwidrig Glasgewebe, Epoxidharz, flammwidrig Glasgewebe, Epoxidharz, flammwidrig, erhöhte Temperaturbeständigkeit Glasmatte, Polyesterharz, flammwidrig Glasgewebeoberfläche, Cellulosepapier-Kern, Epoxidharz, flammwidrig Glasgewebeoberfläche, Glasflies-Kern, Epoxidharz, flammwidrig Glasgewebe, PTFE-Harz, kontrollierte Dielektrizitätskonstante vergleichbar Type GT, engere Toleranzen der Dielektrizitätskonstante MIL TYP Beschreibung PX GB Papier, Epoxidharz, flammwidrig Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich polyfunktional, hohe Temperaturbeständigkeit Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich difunktional Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich difunktional, flammwidrig Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich polyfunktional, flammwidrig, hohe Temperaturbetändigkeit Glasmatte, PTFE-Harz, flammwidrig Glasmatte, PTFE-Harz, flammwidrig, für Mikrowellenanwendung Glasgewebe, PTFE-Harz, flammwidrig Glasgewebe, PTFE-Harz, flammwidrig, für Mikrowellenanwendung GE GF GH GP GR GT GX • Seite 2 Nema Typ FR-6 CEM-1 • VDE/VDI 3711, Blatt 2 DIN/IEC TYP Beschreibung PF-CP 01 PF-CP 02 PF-CP 03 EP-CP 01 EP-GC 01 EP-GC 02 Phenolharz, Cellulosepapier Phenolharz, Cellulosepapier Phenolharz, Cellulosepapier Epoxidharz, Cellulosepapier Epoxidharz, Glasgewebe Epoxidharz, Glasgewebe Übersicht 1: Basismaterialklassifikationen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial 2 VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 3 Rohstoffe Die Rohstoffe für die Laminatproduktion lassen sich in drei Materialklassen einteilen: Harze, Trägerstoffe und Kupferfolien. Während die ersten beiden Klassen normalerweise immer im Laminat enthalten sind, werden Kupferfolien nur bei der Subtraktivtechnik benötigt. Die Additivtechnik verwendet unkaschierte Laminate, die metallischen Leiter werden selektiv aufgebracht. 2.1 Harzsysteme In der Klasse der Harze sind die Aufzählungen mit · Punkt Phenolharze, Polyesterharze, Epoxidharze, Bismaleinimid/Triazin-Harze, Cyanatesterharze, Polyimidharze und Polytetrafluor-ethylen (Teflon) zu erwähnen. Teflon ist bei dieser Zusammenstellung das einzige Thermoplast, alle anderen Harzsysteme werden bei der Polymerisation dreidimensional vernetzt und damit duroplastisch. Vorgenannte Harze zur Herstellung von Duroplasten lassen sich durch Zugabe von Härtern und Beschleunigern polymerisieren. Die in der Basismaterialherstellung verwendeten Systeme benötigen dabei Druck und Hitze zur Polymerisation. Der Übergang von einem Harz-Zustand zum anderen der nachfolgend beschriebenen Zustände erfolgt dabei ausschließlich durch Wärmezufuhr. A-Zustand: Harz, so wie es im Reaktor aus den Komponenten synthetisiert wird. Das Harz ist in einem Lösungsmittel gelöst. In diesem Zustand werden Härter und Beschleuniger zugefügt, auch andere Zuschlagstoffe wie Flexibilisatoren, Füller und Pigmente lassen sich zufügen. Diese Lösung wird zur Imprägnierung der Trägerstoffe verwendet. B-Zustand: Wird erreicht durch Wärmezugabe auf den A-Zustand. Das Harz ist nur bedingt löslich. In diesem Zustand befindet sich das Harz bereits auf dem Trägerstoff. Der Verbund wird auch als B-Stage Prepreg bezeichnet. Das Harz ist noch nicht ausgehärtet und wird bei erneuter Erwärmung niederviskos. C-Zustand: Wird erreicht durch erneute Wärmezugabe. In diesem Zustand ist das Harz voll ausgehärtet. Die selbstverlöschenden Eigenschaften Flammschutzmitteln eingestellt. der Harze werden durch Zugabe von Epoxidharze sind difunktional oder polyfunktional. Difunktionale Epoxidharze besitzen zwei Epoxidgruppen und polyfunktionale Epoxidharze drei oder mehr Epoxidgruppen per Molekül. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 4 Die Epoxidharze liegen beim Lackansatz in einem Lösungsmittel (z. B. Aceton, Methyl-, Ethyl-Keton, Dimethylformamid) vor und werden zur Umsetzung vom A-Zustand in den BZustand mit einem Härter und einem Beschleuniger X2 gemischt. Gebräuchlichste Härtersubstanz in der Laminatherstellung ist Dicyandiamid. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Harzvernetzung ist ohne den Zusatz von Beschleunigern unzureichend; eine Umsetzung erfolgt erst bei Temperaturen oberhalb von 140°C. Als Beschleuniger werden verschiedene tertiäre Amine verwendet. Neuere Entwicklungen sehen den Einsatz von lösungsmittelfreien Epoxy-Harzsystemen vor. 2.2 Trägerstoffe Folgende Trägerstoffe werden vorwiegend eingesetzt: • • • • • • • Papier Glasvlies Glasgewebe Aramidvlies Aramidgewebe PTFE Gewebe PTFE Folie Bei Papier wird unterschieden zwischen Cellulosepapier und Baumwollpapier. Glas als Trägerstoff gibt es in verschiedenen Materialarten, E-Glas, D-Glas und Quarzglas. Die gebräuchlichste Glastype ist E-Glas. Die Preisunterschiede zu den anderen Glastypen sind erheblich. D-Glas und Quarzglas werden nur eingesetzt, wenn eine niedrige Dielektrizitätskonstante gefordert wird. Die einzelnen Garne unterscheiden sich im Durchmesser der Glasfasern und dem Gewicht des Fadens. Die Garnbezeichnung ist in DIN 60 850 und ISO 2078 festgelegt, z.B. : E C 9 - 68 Z 28 Bezeichnung der Glasart (E=E-Glas) Kurzzeichen der Faserform (C=endlos) Filamentdurchmesser in µm Drehungen je m Drehungsrichtung Garnfeinheit in tex (Gewicht in g/1000 m) Die Garne werden zu Geweben verwoben. Für die Laminatindustrie ist Leinwandbindung die einzig heute erwähnenswerte Gewebeart. Wie bei allen Geweben unterscheidet man Kettrichtung und Schußrichtung. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 2 Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial Seite 5 Zur Herstellung des Gewebes werden Kettfäden zu langen Kettbäumen verarbeitet. Diese Kettbäume haben meist Längen von 10.000 Metern. Die Schußfäden werden quer zum Kettbaum beim Weben eingeschossen. Der Kettfaden muß dabei nicht von gleicher Art sein wie der Schußfaden. Die heute erhältlichen Glasgewebe mit Typenbezeichnung, Charakteristika und verwendeten Garntypen sind in Abbildung 2 aufgelistet. Nach dem Webprozess wird die für das Weben erforderliche Schlichte (Gleitmittel) entfernt. Dies kann durch Auswaschen oder auch durch Hitzeeinwirkung erfolgen. Die thermische Entschlichtung ist heute das am weitesten verbreitete Verfahren und arbeitet bei Temperaturen zwischen 400° und 600°C. Im Anschluß an diesen Entschlichtungsprozess werden die Gewebe einer weiteren Behandlung unterzogen, bei der ein Stoff (Finish) aufgebracht wird, der die Haftung zwischen Glasfaser und Harz verbessert. Die aus der Schmelze gezogenen Glasfäden lassen sich auch zu Vliesstoffen verarbeiten. Gewebe- FlächenTyp gewicht g/m² KETTE Fadenzahl pro cm 104 20 24 106 25 22 1080 2113 2125 2116 2165 7628 7629 48 78 88 107 122 200 213 24 24 16 24 24 17 17 GarnFilatyp tex mentdicke µm EC - 5 5.5 EC - 5 5.5 EC - 11 5 EC - 22 7 EC - 22 7 EC - 22 7 EC - 22 7 EC - 68 9 EC - 68 9 SCHUSS Faden- Garnzahl pro typ tex cm Filamentdicke µm 20 EC - 2.8 5 22 EC - 5.5 5 19 22 15 23 20 12 13 EC - 11 EC - 11 EC - 34 EC - 22 EC - 34 EC - 68 EC - 68 5 5 9 7 9 9 9 Abbildung 2: Glasgewebe für die Basismaterialherstellung Alternativ zu Glas gibt es auch die Möglichkeit organische Fasern als Trägerstoffe einzusetzen. Nennenswert für die Basismaterialherstellung sind lediglich Polyamid und Polytetrafluorethylen. Polyamidfasern, vielleicht den meisten besser als Aramid bekannt, ist in Geweben als auch als Matte erhältlich. Aramidfasern haben gegenüber Glasfasern nicht unerhebliche Vorteile. Neben dem geringeren Gewicht (minus 44%) ist insbesondere die bessere Dielektrizitätskonstante (3,5 für Aramid gegenüber 6,2 für E-Glas bei 1MHz) zu nennen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 6 2.3 Kupferfolien Das Kupfer wird in zwei verschiedenen Herstellungsarten gefertigt: • elektrolytisch abgeschiedenes Kupfer • gewalztes Kupfer Für dauerflexiblen Einsatz der Schaltung, wo also die flexible Schaltung als Kabelersatz dauernd bewegt wird, wird gewalztes Kupfer eingesetzt. Elektrolytisch abgeschiedenes Kupfer wird mit einem Treatment versehen. Dem Treatment kommt die Aufgabe zu, eine gute Haftung zwischen Kupferfolie und Harz herzustellen. Als letzter Schritt der Kupferfolienherstellung wird auf beide Folienseiten eine Passivierung aufgebracht. Die Passivierung verhindert die Oxidation der Oberfläche. Foliendicken reichen von 5 µm bis hin zu 210 µm, eine Auflistung der verschiedenen Foliendicken in ihren Abstufungen ist in Abbildung 3 wiedergegeben. Foliendicke µm 5 Flächengewicht oz/ft² 1/7 g/m² 44 9 12 18 35 70 105 140 175 210 1/4 3/8 1/2 1 2 3 4 5 6 77 107 153 305 610 915 1221 1526 1830 Abbildung 3: Kupferfolientypen Besonderheiten nur mit Trägerfolie erhältlich mit und ohne Trägerfolie VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 7 Ultradünne Kupferfolien Diese Kupferfolien (5/70 µm und 9/70 µm) eignen sich besonders bei Feinstleiterstrukturen. Die mechanisch abziehbare, ca. 70 µm dicke Kupfer-trägerfolie wird erst nach dem Bohren entfernt. Dadurch kann auf die Bohrauflage verzichtet werden. Ebenfalls entfällt das Entfernen des Bohrgrats. Die Kupferträgerfolie ist recyclebar. Die 9 µm Kupferfolie kann auch ohne Trägerfolie geliefert werden. Kupferfolien mit HTE-Eigenschaften HTE-Kupferfolien zeichnen sich durch hohe Bruchdehnungswerte bei erhöhter Temperatur aus. Im Vergleich zum Standard erreichen diese selbst bei 180°C mehr als doppelt so hohe Dehnungswerte, so dass die Gefahr von Leiterbahn-Hülsenabrissen (foil-cracking) reduziert wird. Wir empfehlen den Einsatz dieser Kupferfolien bei allen Dünnlaminaten <0.3 mm Substratdicke. Very-Low-Profile-Kupferfolien mit HTE Eigenschaften Neben der erhöhten Bruchdehnung sind bei diesem Kupferfolientyp aufgrund der geringen Treatmentrauhigkeit die Treatmentspitzen (Dendrite) weniger stark ausgebildet und somit weniger tief im Harz eingebettet. Typische Rauhigkeitswerte liegen bei 4,5 µm (Rz). Kupferfolien entsprechender Dicke mit Standard-Treatmentprofil weisen dagegen ca. 8 µm (Rz) auf. Bei der Innenlagen-Fertigung lassen sich im Ätzprozess optimale Leiterbahnflanken erzeugen. Wegen der kürzeren Ätzzeiten ist mit einer geringeren Unterätzung zu rechnen. Dieser Vorteil sollte bei der Fertigung von impedanzkontrollierten Schaltungen genutzt werden. Wir empfehlen diesen Kupferfolientyp bei ultradünnen Laminaten <0,1 mm Substratdicke, insbesondere dann, wenn diese mit nur einem Glasgewebebogen aufgebaut sind. Kupferfolien mit doppelseitigem Treatment Die Vorbehandlung der Kupferoberfläche, d.h. das Oxydieren der Innenlagen wird überflüssig. Die Haftung zur Harzmatrix wird durch die auch auf der ‘Shiny-Seite’ vorhandenen Treatment-Struktur erreicht. Kupferfolien mit hoher Duktilität (HD) Diese Folien sind besonders für den Einsatz in Flex- und Starr-Schaltungen geeignet. Walzkupfer Die Kupferbleche (typische Dicke: 400 µm) werden bevorzugt in der KFZ-Leistungselektronik eingesetzt und erhalgten vor dem Laminieren eine spezielle Oberflächenb ehandlung zur Erhöhung der Haftfestigkeit. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial 3 VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 8 Basismaterialherstellung Die erste Stufe der Basismaterialherstellung ist die Lackherstellung aus dem vorher synthetisierten Harz. Hierzu werden das Grundharz, Lösungsmittel, Härter, Beschleuniger und gegebenenfalls diverse andere Zuschlagstoffe (Farbpigmente, Flammschutzmittel, Flexibilisatoren, Füller) gemischt. Die Beschichtung der Trägerstoffe mit dem Lack erfolgt in Imprägnieranlagen. Diese Beschichtung erfolgt normalerweise aus der flüssigen Phase, da die Harze in einem Lösungsmittel gelöst vorliegen. Der Harzanteil schwankt dabei je nach Anwendung zwischen 30-80 %. Die Beschichtung erfolgt im Durchlaufverfahren. Die Trägerstoffe werden in Rollen angeliefert und über Einzugvorrichtungen in das Imprägnierwerk eingezogen. Die einzelnen Rollen werden aneinander geklebt, so daß der Prozess endlos und kontinuierlich abläuft. Nur so ist es möglich, daß jeder Meter imprägnierter Trägerstoff gleichbleibende Qualität besitzt. Nach der Beschichtung durchlaufen die getränkten Trägerstoffe einen Trockenofen. Dieser Trockenofen hat nicht nur die Aufgabe, das Lösungsmittel zu verdampfen und dadurch ein handhabbares Material zu erzeugen, sondern auch die Vor-Polymerisation einzuleiten. Die richtige Trocknung stellt somit sicher, daß beim späteren Verpressen der imprägnierten Trägerstoffe (Prepregs) eine gute Lagenbindung zwischen den einzelnen Lagen erzeugt wird, und der Harzfluß auf ein Mindestmaß reduziert wird. Die Trocknung kann mit Heißluft oder durch Strahlungswärme erfolgen. In der Bauweise der Öfen unterscheidet man horizontale und vertikale Systeme. Horizontale Öfen (Tunnelöfen) haben den Vorteil hoher Geschwindigkeiten ohne übermäßige Zugbelastung der Trägerstoffe. Vertikale Öfen (Trockentürme) haben den Vorteil der gleichmäßigeren Trocknung. Die Trägerstoffe müssen aber im Turm oben umgelenkt werden. Dieses Umlenkfeld wird gekühlt, um ein Ankleben der Prepregs zu verhindern. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 9 Imprägnieranlagen Imprägnieranlage Rohgewebe Prepreg Abbildung 4: Schema einer vertikalen Imprägnieranlage Papier wird normalerweise horizontal imprägniert, Trägerstoffe aus Glas vertikal. Nachdem die Prepregs den Ofen verlassen haben, werden sie entweder zu Rollen aufgewickelt oder aber direkt geschnitten. Dabei wird ein Bogenmaß entsprechend der Größe der zu verpressenden Tafeln gewählt. Die nächste Arbeitsstufe der Laminatproduktion unterscheidet man zwei verschiedene Verfahren: ist das Pressen. Grundsätzlich • das konventionelle Pressen im Chargenbetrieb • das kontinuierliche Pressen im Durchlauf Beim konventionellen Pressen beginnt man mit der Konfektionierung der Prepregs, der Kupferfolie und des Presspolsterpapiers. Die Zuschnittformate richten sich dabei nach der Größe der Presse. Normale Pressen haben Heizplatten mit einem Format von ca. 1300 x 1400 mm, d. h. es können die normalen Tafelformate (US-Format, Euroformat) gepresst werden. Zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Pressen hat man aber auch Pressen für Doppelformate, Dreifachformate und Vierfachformate gebaut. Das Eintafeln erfolgt in Reinräumen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 10 Schmutzpartikel führen zu Ausschuß. Das Eintafeln erfolgt manuell, insbesondere die Handhabung der 18 bzw. 35 µm dünnen Kupferfolien ist dabei ein sehr sensibler Prozess. Der Aufbau eines Pressbuches erfolgt nach folgendem Schema: Pressblech Presspolsterpapier Presspolsterpapier Presspolsterpapier Pressblech Kupferfolie Prepreg Prepreg Kupferfolie Pressblech Ausgleichslage gegen Heizplatte erste Tafel zweite Tafel etc. Die Heizplatten der Presse müssen absolut parallel sein, sie sollen keine Dickenschwankungen aufweisen und auch bei höherem Druck keine Durchbiegung zeigen. Die Kupferfolie wird im Format größer gewählt als die Prepregs, da das Harz beim Pressen fließt. Ausfließendes Harz könnte die Pressbleche ansonsten verunreinigen. Die einzelnen Pressbücher werden mit Hilfe eines Beschickwagens in die Öffnungen zwischen den einzelnen Heizplatten gefahren. Die Beheizung der Pressen kann mit Heißwasser, Wasserdampf, Thermalöl oder elektrisch erfolgen. Da der Pressdruck nur bis zur Laminathärtung benötigt wird, kann man alternativ die Pressbücher zum Abkühlen unter Kontaktdruck in eine separate Kühlpresse transferieren. Dieses Transferverfahren hat den Vorteil, daß die Heizpresse besser genutzt werden kann. Zur Verbesserung der Dickentoleranzen des Laminates wurde ab Anfang der 80er Jahre das Pressen unter Vakuum eingeführt. Dies ermöglichte die Reduzierung des Pressdrucks und damit größere Gleichmäßigkeit der Dicke bei reduziertem Harzfluß. Bei Vakuumpressen unterscheidet man Systeme, die entweder in Vakuumkammern betrieben werden oder mit Vakuumrahmen versehen sind. Der Druck und das Temperaturprofil sind abhängig vom Produkt wie auch vom Pressverfahren. Die Laminate werden auf Oberflächenfehler überprüft und dann zum Besäumen weitergeleitet. Beim Besäumen wird der vorher erwähnte Flußrand abgeschnitten oder weggestanzt. Gängige Tafelformate sind: Europaformat US-Format Uni-Format Kette 1070 mm 925 mm 1070 mm x x x Schuss 1165 mm 1225 mm 1225 mm VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 2 Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial Seite 11 Der gesamte Ablauf der konventionellen Laminatproduktion ist in Abbildung 5 nochmals zusammenfassend schematisch dargestellt. Konventioneller Preßprozeß - 1. Zuschneiden von Kupferfolie, Prepregs und Preßpolsterpapier 2. Eintafeln + 3. Verpressen mit Hitze und Abkühlung 4. Kantenbeschneidung auf Tafelformat Abbildung 5:Schematischer Fertigungsablauf konventionelle Laminatfertigung Alternativ zum konventionellen Pressen lassen sich Laminate auch kontinuierlich produzieren. Dieses Verfahren eignet sich vorwiegend zur Herstellung von Dünnlaminaten. Kontinuierlicher Preßprozeß Reinraum 3 3 Doppelbandpresse 1 7 4 6 8 5 3 3 2 Materialfluß 1. Abzugstation für Kupferfolie 5. Aufrollstation für Trennfolie 2. Abzugstation für Kupferfolie oder 6. Querteilen Trennfolie 3. Abzugstation für Prepreg 7. Aufrollstation für Flex-Laminate 4. Besäumen / Längsteilen 8. Tafel-/ Zuschnittkonfektionierung Abbildung 6: Schematischer Fertigungsablauf der kontinuierlichen produktion Laminat- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 12 Die Materialien Prepregs und Kupferfolie werden von der Rolle direkt in die Presse eingeschleust. Eine vorherige Konfektionierung entfällt. Es wird immer nur ein Laminat, dafür aber endlos verpresst. Damit entfallen auch die Unterschiede im Aufheizverhalten eines Pressbuches. Rollenwechsel werden wie beim Imprägnieren bei laufender Maschine durch Aneinanderkleben der Rollen durchgeführt. Auch Veränderungen des Laminataufbaus werden bei laufender Maschine durchgeführt. Die Spannung auf den einzelnen Rollen wird gemessen und permanent justiert. Die Presse selbst besteht aus dem Pressenkörper und jeweils oben und unten einem Trommelpaar, über welches endlose Pressbänder laufen. In der Presse selbst gibt es eine Heiz- und eine Kühlzone. Die Beheizung erfolgt mit Thermalöl, welches heiß gegen die Pressbänder gedrückt wird. Das Öl ersetzt somit auch das beim konventionellen Pressen erforderliche Pressposterpapier. Am Auslauf der Maschine schließt sich direkt das Besäumen der Flußränder an. Das Laminat kann dann in einem Arbeitsgang direkt auf die gewünschte Zuschnittgröße geschnitten werden. Starre Laminate erhalten normalerweise ein Herstellerkennzeichen. Dieses Herstellerkennzeichen (Logo) wird vor dem Imprägnieren auf den Trägerstoff aufgedruckt. Dieses Logo kennzeichnet bei Papierträgerstoffen die Faserrichtung und bei Glasgeweben Kette und Schuß. Die Faserrichtung des Papiers und die Kette des Glasgewebes entsprechen der Längsrichtung bei der Imprägnierung. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial 4 VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 13 Eigenschaftsmerkmale 4.1 Elektrische Eigenschaften Die elektrischen Eigenschaften der Basismaterialien mit typischen Messwerten für einige der gebräuchlichsten Materialarten sind in Abbildung 7 dargestellt. Oberflächenwiderstand nach Lagerung in feuchter Wärme bei erhöhter Temperatur Spezifischer Durchgangswiderstand nach Lagerung in feuchter Wärme bei erhöhter Temperatur Kantenkorrosion Dielektrizitätskonstante bei 1 MHz Dielektrischer Verlustfaktor Kriechstromfestigkeit (IEC 112) FR-2 FR-3 FR-4 10.000 MΩ 100.000 MΩ 1.000.000 MΩ 100 MΩ 1.000 MΩ 10.000 MΩ 50.000 MΩcm 100.000.000M Ωcm 10.000 MΩcm AB 1,4 4,8 0,042 CTI 300 5.000.000 MΩ 1.000 MΩcm AB 1,5 5,5 0,45 CTI 180 500.000 MΩ AN 1,2 4,8 0,02 CTI 200 Abbildung 7: Elektrische Eigenschaften von Basismaterialien Die Dielektrizitätskonstante ist abhängig von der Art des Basismaterials. Abbildung 8 gibt einen Überblick. Die Dielektrizitätskonstante ist für eine Materialkombination nur solange konstant, wie das Mischungsverhältnis konstant ist. Am Beispiel von FR-4 ist in Abbildung 9 der Verlauf der Dielektrizitätskonstante in Abhängigkeit vom Harzgehalt des Laminates aufgezeigt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 14 Er-Bestimmung in Abhängigkeit von der Frequenz Er-Wert 5 4,8 4,6 Cyanatester 4,4 BT 4,2 Polyimid 4 multifunkt. FR4 3,8 FR4 3,6 3,4 3,2 3 2 Abb. 8: Frequenz in MHz 100 Er-Bestimmung in Abhängigkeit von der Frequenz für verschiedene Harzsysteme. Die Dielektrizitätskonstante ist für eine Materialkombination nur solange konstant, wie das Harz - Trägerverhältnis konstant ist. Er-Wert 4,9 4,8 4,7 ca. 60% 4,6 ca. 55% 4,5 ca. 50% 4,4 ca. 45% 4,3 ca. 40% 4,2 4,1 4 2 Abb. 9: Frequenz in MHz 100 Einfluss des Harzgehaltes auf die Dielektrizitätszahl VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial 4.2 VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 15 Thermische Eigenschaften Die thermischen Eigenschaften der Basismaterialien werden durch das gewählte Harzsystem bestimmt. Mit der Forderung nach höherer Wärmebeständigkeit wurden Modifikationen sowohl an den Epoxidharzen als auch am Härter und Beschleuniger durchgeführt. Heute verwendete FR-4 Laminate haben Tg-Werte von 130 - 145°C und werden damit den meisten Anforderungen gerecht. FR-4 Laminate beginnen, bei Temperaturen oberhalb 180°C zu oxidieren, und spalten anschließend Wasser ab. Diese Wasserabspaltung bedeutet nicht das Aufspalten von Molekülketten und damit Zersetzung, sondern ist lediglich eine Umlagerungsreaktion, die aber zur Materialversprödung führt. Thermogravimetrische Untersuchungen können dieses Verhalten deutlich aufzeigen. Langzeituntersuchungen bei 250°C bestätigen, daß ausser der Oxidation/Dehydration keine Veränderungen auftreten.( Abbildung 10) Thermogravimetrische Langzeituntersuchung Geewichtsverlust % an FR4 - 1,55 mm - 35/0 µm bei 250°C 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Zeit in Tagen Abbildung 10: Thermogravimetrische Langzeitanalyse von FR-4 Eine Zersetzung des Epoxidharzes beginnt erst bei Temperaturen oberhalb 280°C. Es wird bei den thermischen Eigenschaften zwischen der Dauer-temperaturbeständigkeit und der kurzfristigen Beständigkeit unterschieden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 16 Eine Übersicht ist für verschiedene Materialien in Abbildung 11 angegeben. NEMA Type XXXPC FR-2 FR-3 CEM-1 FR-4 Dauertemperaturbeständigkeit 95°C 110°C 130°C 130°C 130°C FR-5 ohne Klassifikation Polyimid 170°C kurzfristige Temperaturbeständigkeit soll ist >10 sec 260°C >20 sec >10 sec 260°C >45 sec >10 sec 260°C >45 sec >20 sec 260°C >120 sec >10 sec 287°C >60 sec >10 sec 287°C >120 sec 230°C >10 sec 287°C >120 sec Abbildung 11: Temperaturbeständigkeit verschiedener Laminate Die Temperaturbeständigkeit des Basismaterials wird durch die Glasumwandlungstemperatur vorgegeben. Entsprechende Werte für verschiedene Basismaterialien sind in Abbildung 12 gelistet. Tg/°C 300 260 235 250 210 200 150 135 145 160 100 50 0 FR4 tetrafunkt. FR4 multifunkt. FR4 BT-Harz Cyanatester Polyimid Abbildung 12: Glasübergangstemperaturen von Basismaterialien Die Glasumwandlungstemperatur des Laminates lässt sich durch entsprechendes Abmischen verschiedener Komponenten sehr genau einstellen. Der thermische Ausdehnungskoeffizient eines Laminates ist ein Maß für die Ausdehnung des Materials unter Wärmebelastung. Dieser Wert ist immer dann wichtig, wenn es gilt zu prüfen, ob die Verbindung verschiedener Materialien nicht zu Problemen bei Wärmeeinwirkung führt. Die Materialien verhalten sich unterhalb des Glasumwandlungspunktes deutlich anders als bei Temperaturen oberhalb des Tg. In Abbildung 13 ist dieses Ausdehnungsverhalten in ZRichtung für verschiedene Laminate aufgezeigt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 17 Deutlich erkennt man, wie das Material unterhalb Tg nur eine geringe Längenänderung erfährt. Oberhalb des Tg steigt die Kurve dann steil an, die Längenänderung ist nun erheblich größer. Ausdehnung in delta l/lo Vergleich der Z-Achsenausdehnung delta l = lo * alpha * delta T 60 50 1.FR4 m odifiziert 40 2.FR4 30 3.FR5 G FG 20 10 0 0 50 100 150 200 250 300 Tem peratur in °C Abbildung 13: Thermischer Ausdehnungskoeffizient in Z-Achse Neben den allgemeinen thermischen Eigenschaften ist auch die Brennbarkeit ein Kriterium der Beurteilung der Basismaterialien. Standard Normenwerk ist hier die Spezifikation von Underwriters Laboratories in den USA, UL 796. Normalerweise verlangen die Anwender die Einhaltung der Klassifikation V0, d. h. selbstverlöschend innerhalb von 10 sec unter spezifizierten Bedingungen. Diese schwierigste aller Klassen der UL 796 ist bei Basismaterial nur durch Zugabe von Flammschutzmitteln zu erreichen. 4.3 Mechanische und verarbeitungsrelevante Eigenschaften Bei den mechanischen Eigenschaften ist die Dimensionsstabilität als wohl wichtigstes Kriterium zu nennen. Da bei der Leiterplattenherstellung verschiedene Strukturen passgenau zueinander aufgebracht werden müssen, trägt die absolute Dimensionsstabilität einerseits, und die Kontinuität der Dimensionsstabilität für die Lieferchargen andererseits maßgeblich zur Qualität der Produktion bei. Die üblichen Testmethoden zur Prüfung der Dimensionsstabilität haben dabei jedoch den Nachteil, nicht unbedingt die Verhältnisse bei der Verarbeitung wiederzugeben. Dies bedeutet, die Testmethoden zeigen lediglich das gleichbleibende Verhalten des Laminates auf, nicht jedoch das absolute Verhalten. Dementsprechend lassen sich gemessene Werte nicht unbedingt zur Kompensation von Filmunterlagen verwenden. Mit höherwertigen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 18 Harzsystemen nimmt die Dimensionsstabilität in Z-Achse zu, gleichzeitig steigen die Anforderungen in der Weiterverarbeitung. Die Wasseraufnahme von Laminaten ist ebenfalls ein wichtiger Parameter. Sie erfolgt durch Diffusion in das Harz, praktisch alle Polymere zeigen ein solches Verhalten. In Abbildung 14 ist dies für einige Epoxidharzsysteme aufgezeigt. Wasseraufnahme % Dicke 1,6 mm 0,6 WASSERAUFNAHME in kochendem Wasser 0,5 0,4 0,3 FR 4 0,2 FR 5/GH 0,1 FR 5/GFG 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zeit - Stunden Abbildung 14: Wasseraufnahme in kochendem Wasser Mit der Wasseraufnahme verändern sich die mechanischen und physikalischen Kenndaten des Basismaterials. Diese Wasseraufnahme findet auch bei fertigen Leiterplatten während der normalen Lagerung statt. Das Laminat nimmt normale Luftfeuchtigkeit auf. Dies verursacht eine Senkung des Glasumwandlungspunktes, was gleichzeitig mit einer Schwächung der Temperaturstabilität verbunden ist. In Abbildung 15 ist dieses Verhalten am Beispiel von FR-4 aufgezeigt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 19 Tg nach Wasserlagerung Masslam 4 Lagen - FR 4 Temperatur °C 140 135 130 TG1 TG2 125 120 115 110 0 16 40 64 120 Zeit - Stunde 200 250 500 Abbildung 15: Veränderung des Tg durch Wasseraufnahme Dieser Prozess ist reversibel, d. h. durch Trocknung des Laminates wird auch wieder eine Erhöhung des Tg erreicht. Diese Tatsache ist insbesondere für die Leiterplattenbestücker von Wichtigkeit. Durch längere Lagerung von Leiterplatten findet eine Wasseraufnahme statt. Bevor Leiterplatten starken thermischen Belastungen, wie z. B. Infrarot-Löten, ausgesetzt werden, muß die Leiterplatte getempert werden, um die Feuchtigkeit zu entfernen und die Temperaturstabilität zu erhöhen. Wird dies nicht getan, können Delaminationen des Basismaterials beim Löten die Folge sein. Die Haftfestigkeit der Kupferfolie auf dem Basismaterial ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Sie wird nicht nur im Anlieferzustand gemessen, sondern auch nach Wärmeschock, nach Prozeßsimulation und bei 180°C. Die Haftfestigkeitswerte richten sich dabei nach dem verwendeten Harzsystem einerseits und nach dem Treatment der Kupferfolie andererseits. 5 Multilayer Multilayer sind Schaltungen mit mehr als zwei Leiterebenen. Die vorgefertigten Innenlagen werden dabei mit Prepregs (Laminat im B-Zustand) unter dem für die Polymerisation notwendigen Druck und Hitze so verpresst, daß eine Mehrlagenschaltung entsteht, deren Innenlagen genau zueinander ausgerichtet sind. Als Basismaterial werden Epoxidharze in unterschiedlichen Funktionalitäten sowie höherwertige Harzsysteme verwendet. Der interlaminare Haftverbund benötigt dabei eine Vorbehandlung der Kupferoberflächen. Dies erfolgt meist durch die Oxidation der Kupferoberfläche mit Hilfe von stark oxidierenden Chemikalien (z. B. Natriumchlorit). Die so gebildete Kupferoxidoberfläche hat, vergleichbar dem Treatment der Kupferfolie, eine gerauhte Oberflächenstruktur, die die Haftung des Harzes verbessert. Da diese Oxidschicht größtenteils aus zweiwertigem Kupferoxid besteht, welches nicht säurebeständig ist, wird zusätzlich nach der Oxidation eine gezielte Reduktion des zweiwertigen Kupferoxids in einwertiges, säurebeständiges Kupferoxid vorgenommen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 20 Dieses reduzierte Oxid verhindert nach dem Bohren der Multilayer den Angriff der sauren Prozeßchemikalien der Folgeprozesse auf die Oxidschicht. Alternativ besteht die Möglichkeit, anstelle der Oxidation eine doppelseitig getreatete Kupferfolie zu verwenden. 5.1 Aufbauten Die Aufbauten eines Multilayers richten sich zum einen nach der geforderten Enddicke, zum anderen nach den gewünschten elektrischen Eigenschaften. Die wirtschaftlichen Gesichtspunkte spielen natürlich ebenfalls eine Rolle, müssen sich aber den vorgenannten Gründen meist unterordnen. Standard-Aufbauten für 6 und 8 Lagen Multilayer sind in Abbildung 16 für die Enddicke 1,5 mm angegeben. Multilayer, Aufbau: 6 Lagen Enddicken mm Lage 1 Cu-Folie Prepregs Lage 2 Cu Laminat Lage 3 Cu Prepregs Lage 4 Cu Laminat Lage 5 Cu Prepregs Lage 6 Cu-Folie 1,6 + 0,15 18 oder 35 2 x 0,105 35 0,38 35 3 x 0,105 35 35 35 0,38 0,51 0,38 35 35 35 2 x 0,105 1 x 0,105 2 x 1 x 0,066 0,105 18 oder 18 oder 18 oder 35 35 35 1,5 + 0,15 18 oder 35 2 x 0,105 1,6 + 0,15 18 oder 35 1 x 0,066 1 x 0,105 35 35 0,38 0,51 35 35 2 x 0,105 2 x 0,105 1,6 + 2,4 + 0,2 0,15 18 oder 18 oder 35 35 2 x 0,18 1 x 0,066 1 x 0,18 35 35 0,2 0,71 35 35 2 x 0,18 2 x 0,18 35 0,2 35 2 x 0,18 18 35 35 0,71 35 1 x 0,18 1 x 0,066 oder 18 oder 35 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial Multilayer, Aufbau: 8 Lagen Enddicken mm Prepregs 1,5 + 0,15 18 oder 35 2 x 0,105 Lage 2 Cu Laminat Lage 3 Cu Prepregs 35 0,2 35 2 x 0,105 Lage 4 Cu Laminat Lage 5 Cu Prepregs 35 0,2 35 2 x 0,105 Lage 6 Cu Laminat Lage 7 Cu Prepregs 35 0,2 35 2 x 0,105 Lage 8 Cu-Folie 18 35 Lage 1 Cu-Folie Prepregdicke: oder 2,0 + 0,2 2,4 + 0,2 3,2 + 0,25 18 oder 35 2 x 0,105 35 0,38 35 2 x 0,105 35 0,38 35 2 x 0,105 35 0,38 35 2 x 0,105 18 oder 35 18 oder 18 oder 35 35 2 x 0,105 2 x 0,105 35 0,51 35 2 x 0,105 35 0,76 35 2 x 0,105 35 0,51 35 2 x 0,105 35 0,76 35 2 x 0,105 35 0,51 35 2 x 0,105 35 0,76 35 2 x 0,105 18 35 oder 18 oder 35 0,066 mm = Prepregtyp 1080 0,105 mm = Prepregtyp 2125 0,180 mm = Prepregtyp 7628 Dickenangaben in mm - Kupferfolie in µm Abbildung 16: Standard Multilayer-Aufbauten VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 21 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 22 Vorgenannte Aufbauten sind alle in Folientechnik ausgeführt, d. h. beim Verlegen des Multilayers wird zur Bildung der Aussenlagen Kupferfolie verwendet. Die alternative Technik nennt sich Caplayer-Technik und arbeitet mit dünnen, einseitig kupferkaschierten Innenlagen. Dabei ist die Problematik der Handhabung der dünnen Kupferfolien nicht gegeben. Als dritte Möglichkeit des Aufbaus ist die Coretechnik zu nennen. Bei dieser Variante wird ausschließlich mit Innenlagen gearbeitet. Die beiden äusseren Innenlagen erhalten dabei lediglich auf einer Lage eine Strukturierung (Leiterbild), die später nach aussen gewandte Seite bleibt vollflächig Kupfer. Will man erhöhte Kosten vermeiden, so gilt es kostengünstige und standardisierte Aufbauten sowohl für den Multilayer als auch für die hierbei verwendeten Innenlagen und Prepregs zu wählen. Bedingt durch die zunehmende Anzahl an impedanzkontollierten Schaltungen ist es nicht immer möglich, vorgenannte Aufbau-Standards zu wählen. Bei den Innenlagen ist dies jedoch eher möglich, Abbildung 17 listet diese Aufbau-Standards. Dicke mil 2 3 4 5 10 12 14 16 mm 0,05 0,075 0,10 0,125 (einlagig) (zweilagig) 0,15 (einlagig) (zweilagig) 0,20 (einlagig) (zweilagig) 0,25 0,30 0,36 0,41 18 0,46 20 22 0,51 0,56 0,61 28 30 36 42 0,71 0,76 0,90 1,08 6 8 Aufbau 1 x 106 1 x 1080 1 x 2116 1 x 2165 2 x 1080 1 x 2165 2 x 1080 1 x 7628 2 x 2116 2 x 2165 2 x 2165 2 x 7628 2 x 7628 1 x 1080 2 x 7628 1 x 2125 3 x 7628 3 x 7628 2 x 2165 2 x 7628 4 x 7628 4 x 7628 5 x 7628 6 x 7628 Abbildung 17: Dicken und Aufbauten von Dünnlaminaten VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 23 Aus Standardisierungsgründen sollte man sich bei Prepregs möglichst auf die Glastypen 106, 1080, 2125 und 7628 beschränken. Bei Multilayern ist, wie bei den Laminaten für doppelseitige Schaltungen, ein Trend zur Reduzierung der Gesamtdicke erkennbar. Multilayer mit einer Enddicke zwischen 0,5 und 0,8 mm sind mehr und mehr im Einsatz. Solch dünne Schaltungen zeichnen sich nicht nur durch die reduzierte Dicke aus, sondern auch durch deutlich geringeres Gewicht. 5.2 Pressverfahren Bei den Pressverfahren für Multilayer kann man mit Heiz/Kühlpressen und mit den bei der Basismaterialherstellung bereits erwähnten Transferpressen oder mit Druck-Autoklaven arbeiten. In den hydraulischen Pressen wird das vorbereitete Preßpaket in die aufzuheizende (Kaltstart) oder aufgeheizte (Heißstart) Presse eingeschoben. Bis zum Schließen der Presse sollten beim Heißstart die Presspakete dabei noch nicht flächig auf der Heizetage aufliegen. Nachdem der Druck angelegt ist (er beträgt zwischen 150-300 N/cm²), werden gleichzeitig die Presspakete aufgeheizt. Die mittlere Aufheiz-geschwindigkeit der Pakete liegt zwischen 5-8°C/min. Bei normalem FR-4 wird bis auf 175-180°C geheizt, höher vernetzte Systeme benötigen teilweise 225°C. Alternativ läßt sich eine Nachhärtung der höher vernetzten Systeme im Temperofen bei 225°C erreichen. Die Presszeit richtet sich sowohl nach dem verwendeten Harzsystem als auch nach der Dicke des Pressbuchs. Es gilt sicherzustellen, daß auch die mittlere Platte im Pressbuch komplett ausgehärtet ist. FR-4-Systeme benötigen zur Aushärtung 45 min. Unter Kontaktdruck wird anschließend das Presspaket abgekühlt. Die Multilayer sollten erst der Presse entnommen werden, wenn eine Temperatur von 40°C erreicht ist. Der Aufbau der Presspakete ist dabei vergleichbar dessen, wie er für das Basismaterial erwähnt wurde. Pressbleche mit einer Dicke von 1,5 bis 2,0 mm aus hochglanzpoliertem Edelstahl und Papierpresspolster mit einem Gesamtgewicht von 300-500 g/m² werden normalerweise verwendet. Alternativ zu den Pressblechen haben sich verstärkt 0,35 mm dicke Aluminiumbleche durchgesetzt. Diese Bleche werden anstelle der Edelstahlbleche eingesetzt und haben den Vorteil, daß aufgrund der reduzierten Dicke mehr Schaltungen pro Pressbuch eingelegt werden können. Beim Einsatz von Edelstahlblechen sind diese immer größer. Das Kupfer für die Aussenseiten wird ebenfalls größer gewählt als die Innenlagen, um die Pressbleche beim Pressen vor ausfließendem Harz zu schützen. Im Gegensatz zum Verpressen von normalem Basismaterial wird jedoch noch ein Presswerkzeug benötigt. Dieses Presswerkzeug aus 6-10 mm dickem Werkzeugstahl enthält die Stifte, die zur Registrierung der Innenlagen zueinander notwendig sind. Hydraulische Pressen werden immer häufiger mit Vakuumkammern hergestellt, um auch beim Pressen von Multilayern bessere Pressergebnisse zu erreichen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 24 Bei Autoklavpressen handelt es sich um isostatische Gas- oder Öldruckpressen. Die Presspakete werden dabei vakuumverpackt in eine Druckkammer eingefahren. Die Druckkammer wird mit einem inerten Gas (z. B. Stickstoff) oder Öl geflutet, das Medium dient der Übertragung von Druck und Hitze. Der isostatische Druck beim Verpressen beträgt 80-200 N/cm². Im Gegensatz zum hydraulichen Pressen können in der Druckkammer unterschiedliche Pressformate gleichzeitig verpresst werden. 5.3 Registrierverfahren Die Innenlagen der Multilayer müssen zueinander registriert werden, zusätzlich ist eine Registrierung des geätzten Bildes zum Bohrbild erforderlich. Das bekannteste Verfahren ist das Stift- oder Aufnahmeloch-System. Bei diesem Verfahren werden die Aufnahmelöcher der Innenlagen gestanzt oder gebohrt. Diese Löcher können zum Registrieren der Filme beim Fotoprozess, zum Registrieren beim Verpressen und zum Registrieren beim Bohren verwendet werden. Die Prepregs werden im Bereich der Bohrungen der Innenlagen größer freigestellt, um ein Zufließen der Registrierlöcher bzw. ein Verbacken mit den Registrierstiften zu vermeiden. Will man die beim Ätzen der Innenlagen auftretende Längenänderung nicht bereits als erste Verschiebung des Registriersystems haben, kann man das Registriersystem unter Zuhilfenahme einer Registrieroptik nach dem Ätzen stanzen. Man benötigt dann jedoch ein weiteres System, um das versatzfreie Belichten der Vorder- und Rückseite der Innenlagen zu sichern. Da das Basismaterial beim Verpressen schrumpft, sind gegenüberliegende Rundlöcher als System ungeeignet. Mindestens ein Loch muß als Langloch ausgeführt sein, um dem Material Spielraum zur Schrumpfung zu geben. Bei diesem Rundloch/Langloch-System geht die gesamte Schrumpfung zum Rundloch. Alternativ lässt sich an allen vier Seiten der Innenlagen ein Langloch einbringen. Die gesamte Schrumpfung geht bei diesem System dann zur Mitte. Das Fließverhalten der Prepregs, die im Randbereich nach aussen fließen, beeinflußt mit die Registriergenauigkeit des Multilayers. Das schwimmende Verpressen ohne Stiftformen stellt die Alternative zum Stiftsystem dar. Optisches Registrieren und Innenlagenregistrieren werden hierbei unterschieden. Beim optischen Registrieren werden beim Herstellen der Innenlagen die Registriersymbole mitgeätzt. Bei Multilayern mit einem Innenlagencore (4 Lagen) werden die Registriersymbole nach dem Pressen freigefräst und dann optisch aufgebohrt. Bei mehreren Cores lassen sich die Innenlagen über entsprechende Optiksysteme zueinander ausrichten und dann punktuell über die zwischen den einzelnen Innenlagen liegenden Prepregs verkleben. Nach dem Verpressen werden auch solche höherlagigen Multilayer über gebohrte, freigefräste Registriersymbole zentriert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial; Eigenschaftsmerkmale Basismaterial VDE/VDI 3711, Blatt 2 Seite 25 Beim Innenlagenregistrieren werden die einzelnen Innenlagen mit einem gebohrten oder gestanzten Registriersystem versehen. Die einzelnen Innenlagencores werden über das Registriersytem mit Hilfe von Kunststoff-Stiften oder Metallhülsen miteinander verbunden und fixiert. Solch ein Multilayer lässt sich dann schwimmend ohne Stiftwerkzeug verpressen. 5.4 Qualitätsmerkmale und Testmethoden Der Haftverbund der Innenlagen zueinander wird über die Prepregs erzeugt. Die Prepregs können über die Parameter Harzgehalt, Fluß, Reaktivität und Schmelzviskosität charakterisiert werden. Ein hoher Harzgehalt ist insbesondere dann wichtig, wenn viele topographischen Unebenheiten bzw. Bohrungen gefüllt werden müssen. Beim fertigen Multilayer ist es wichtig, die Festigkeit des Haftverbundes, die komplette Aushärtung, die Porenfreiheit, das Schrumpfverhalten der Innenlagen und die Hitzebeständigkeit zu prüfen. Den Haftverbund prüft man normalerweise durch eine Zerreißmaschine, die die Kraft mißt, die erforderlich ist, um einen interlaminaren Haftverbund aufzureißen. Bei FR-4 findet man dabei Werte größer 900 N/mm. Bei Multilayer liegen die Werte normalerweise höher als bei starrem Laminat. Die komplette Aushärtung läßt sich zusammen mit der Messung der Glasumwandlungstemperatur prüfen. Ein Unterschied von Tg1 zu Tg2 von kleiner als 4°C zeigt die komplette Aushärtung des Multilayers an. Die Porenfreiheit des verpressten Multilayers lässt sich im Schliff, zusammen mit dem Innenlagenversatz als auch durch Abätzen der Kupferfolie visuell prüfen. Das Schrumpfverhalten der Innenlagen wird mit Röntgengeräten geprüft. Die Hitzebeständigkeit der Multilayer prüft man normalerweise im Lötbad nach MIL-P-13949. Elektrische Prüfungen der dielektrischen Eigenschaften des Basismaterials lassen sich bedingt am fertigen Multilayer durchführen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 1 Allgemeines Bohrungen erfüllen in der Leiterplatte verschiedene Aufgaben. Sie dienen der Aufnahme der Leiterplatte für folgende Fertigungsprozesse und zur Befestigung der Bauteilanschlüsse bei Einsteckmontage. Für Leiterplatten mit mehr als einer Leiterebene erfolgt die Kontaktierung durch die Metallisierung der Bohrlochwandung, wobei die angeschnittenen Kupferschichten elektrisch leitend verbunden werden. Das Bohren erfordert höchste Präzision, da Bohrbild und Druckbild der Leitergeometrie paßgenau zugeordnet werden müssen. Bei doppelseitigen Leiterplatten sind es die Druckbilder der Vorder- und Rückseite (Bestückungs- und Lötseite). Das Bohren von mehrlagigen Leiterplatten (Multilayer) erfolgt nach dem Verpressen der geätzten Innenlagen. Dabei orientieren sich die zulässigen Toleranzen des Bohrversatzes an den Größen der Pad’s bzw. Antipad’s in den Innenlagen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Bohren Seite 2 Schematische Inhaltsdarstellung Wareneingangskontrolle / Bohrer ! Pkt. 1 Bohrermanagement ! Pkt. 2 Paketieren ! Pkt. 3 Bohrmaschine / Einrichten ! Pkt. 4 Bohrer / Bohrdaten ! Pkt. 5 Beladen der Bohrmaschine ! Pkt. 6 Bohren / Bohrtechnologie ! Pkt. 7 Entladen der Bohrmaschine ! Pkt. 8 Vereinzelung der Paketierung ! Pkt. 9 Qualitätssicherung ! Pkt. 10 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 3 Prozeßablauf beim Bohren Paketieren Bohrer Bohrermanagement Bohrdaten Bohren Nachschleifen Bohrer Verschleißprüfung Vereinzeln Prüfen 1 Wareneingangskontrolle / Bohrer Aufgrund der unterschiedlichen Materialstruktur von Leiterplatten können beim Bohren nur Vollhartmetall-Spezialbohrer eingesetzt werden. Um einen sicheren Prozeßablauf zu gewährleisten kommt der Eingangskontrolle eine entscheidende Bedeutung zu. Die Wareneingangskontrolle der Bohrer sollte sich auf folgende Hauptkriterien beschränken: • Bohrer-Nenndurchmesser • Spirallänge (Nutlänge) L2 • Schneidengeometrie der Bohrerspitze Auf den nachfolgenden Seiten 4 und 5 sind die Abmessungen der Bohrer sowie die Schneidengeometrie der Bohrerspitze dargestellt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 4 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 5 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 6 1.1 Handhabung der Werkzeuge Zur Prüfung des Bohrerdurchmessers sollte ein optisches Meßverfahren verwendet werden, um mechanische Beschädigungen am Bohrer zu vermeiden. Nach der Prüfung sind die Bohrer wieder in ihre Originalverpackungen zu stecken. Damit ist ein sicherer und beschädigungsfreier Transport der Werkzeuge gewährleistet (auch zum Nachschleifen). 2 Bohrermanagement Unter Bohrermanagement ist die Bohrerverwaltung und -vorbereitung Werkzeughandling mit der Werkzeugkassettenverwaltung zu verstehen. sowie das Über die Bohrerverwaltung wird die auftragsspezifische Bohrerzusammenstellung vorgenommen. Hierbei werden die Bohrer magaziniert. Aus den Kassetten wechselt die Maschine nach Vorgabe im Bohrprogramm die Bohrer nach Durchmesser und Standzeit vollautomatisch aus. Um beim Microbohren das Werkzeughandling zu vereinfachen, wurde das Euromagazin entwickelt. Das Euromagazin besteht aus einem linearen Streifen aus Kunststoff, der insgesamt 11 Werkzeugpositionen aufweist. Bestückt wird das Euromagazin jedoch nur mit 10 Werkzeugen. Der zusätzliche Leerplatz wird hierbei zur optischen Trennung von neuen und gebrauchten Werkzeugen benutzt. In Bild 1 ist eine Werkzeugkassette mit 600 Bohrern und Euromagazinen dargestellt. Bild 1: Werkzeugkassette mit 600 Bohrern und Euromagazinen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Bohren Seite 7 Die Werkzeugkassetten-Verwaltung ist ein entscheidender Faktor zur Erhöhung der Produktivität beim Bohren. Bei manuellen Bohrmaschinen kommen heute 100 oder 200 Werkzeuge pro Spindel zum Einsatz. Bei den automatischen Bohrmaschinen sind 400 Werkzeuge oder mit Euromagazinen 600 bis 1.200 Werkzeuge je Bohrkopf notwendig (Bild 2). Um diese Vielzahl von Werkzeugen verwalten zu können, ist ein separater Werkzeugbestückungsplatz erforderlich. Die Aufgabenstellung, Werkzeugkassetten für die Produktion zur Verfügung zu stellen, kann auf unterschiedliche Weise gelöst werden. Eine Möglichkeit besteht darin, mit StandardWerkzeugkassetten zu arbeiten. Dabei wird für alle Aufträge die gleiche Kassettenbestückung gewählt. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Bestückung der Werkzeugkassetten exakt am Bedarf eines zu produzierenden Auftrages durchzuführen. Die so erzeugten Werkzeugkassetten werden als auftragsspezifische Werkzeugkassetten bezeichnet. Ihre Bestückung ist für jeden Auftrag anders. Werkzeugverwaltung Manuelle Maschinen Autom. Maschinen 100 Werkzeuge 400 Werkzeuge 200 Werkzeuge Euro -Magazin 200 Werkzeuge 200 Werkzeuge WerkzeugBestückungsplatz Bild 2: Werkzeugverwaltung bei manuellen und automatischen Maschinen Die Bestückung von Standard-Werkzeugkassetten wird so gewählt, daß alle in der Produktion benötigten Werkzeuge mindestens einmal in der Kassette vorhanden sind. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 8 Häufig benötigte Werkzeuge sind mehrfach vorhanden (Schwesterwerkzeuge). Gewechselt werden die Kassetten entweder, nachdem mehrere Aufträge bearbeitet wurden, oder wenn für einen Werkzeugtyp kein Schwesterwerkzeug mehr vorhanden ist. Bei den auftragsspezifischen Werkzeugkassetten erfolgt die Bestückung der Kassetten aufgrund des zu fertigenden Auftrages. Dazu steht eine Software zur Verfügung, welche die Belegung der Kassette generiert. Vom Bediener sind nur die Losgrößen und die Namen der Bohrprogramme einzugeben. Aus dem Bohrprogramm, den Bohrparametern und den Losgrößen wird der Werkzeugbedarf ermittelt und ein Datensatz für die Werkzeugkassette erstellt. Vorteile der auftragsspezifischen Kassetten gegenüber Standard-Werkzeug-kassetten: • • optimale Ausnutzung der Kassettenkapazität keine Unterbrechung der Produktion durch fehlende Werkzeuge, da genau bekannt ist, wann die Kassetten getauscht werden müssen Der Werkzeugbestückungsplatz besteht aus einem grafischen Werkzeugkassetten-Editor und einer Vorrichtung zur Aufnahme der Werkzeugkassetten. Der grafische Werkzeugkassetten-Editor ist ein effektives Hilfsmittel zum Erstellen neuer und zum Bestücken abgelaufener Werkzeugkassetten. Mit ihm lassen sich sowohl Einzelwerkzeuge als auch Euromagazine verwalten. 2.1 Bohren mit Distanzring Zur Positionierung des Bohrers in der Bohrspindel wird ein Kunststoff-Distanzring in Bezug zur Bohrerspitze auf den Spannschaft gepreßt. Von der genauen Position des Ringes stellt die CNC-Steuerung einen Bezug zur Bohrerspitze her. 2.2 Bohren ohne Distanzring Bei diesem Bohrverfahren wird die 0-Position der Z-Achse nach jedem Werkzeugwechsel mittels einer mechanischen Kalibrierstation oder durch ein Lasermeßgerät (siehe Kapitel 4.2) geprüft und danach der Bohrhub ausgeführt. Der Bezug zur Bohrerspitze wird hierbei über die Werkzeuglänge vorgegeben. Für Leiterplattenbohrmaschinen mit automatischem Werkzeugwechsel werden die Bohrer aus den Magazinen entnommen und in die Bohrspindel eingeführt. Anschließend erfolgt die Klemmung am Werkzeugschaft durch die Spannzange in der Spindel. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 9 2.3 Bohrerverschleiß / Nachschleifen Die mögliche Bohrstrecke (Hubzahl x Paketdicke) ist abhängig von Basismaterial, Schnittund Vorschubgeschwindigkeit, Bohrerdurchmesser, geforderter Bohrlochqualität und Werkzeug. Bei durchmetallisierten Leiterplatten aus FR4-Material gelten folgende Richtwerte: Bohrerdurchmesser 0,3 mm, Bohrerdurchmesser 0,5 mm, Bohrerdurchmesser 1,0 mm, Bohrstrecke 3 bis 7 m Bohrstrecke 5 bis 10 m Bohrstrecke 15 bis 25 m Nach Erreichen der Richtwerte können die Werkzeuge bis maximal 3 x nachgeschliffen werden. Beim Nachschleifen wird immer nur die Bohrerspitze regeneriert. Die Nebenschneiden werden bei zu langem Einsatz des Bohrers ebenfalls abgenutzt. Deshalb die Limitierung auf dreimaliges Nachschleifen (Bild 3). Bild 3: Nachschliff beim Bohrer 3 Paketieren Für die Serienbearbeitung werden aus Rationalisierungsgründen mehrere Zuschnitte zusätzlich mit Bohrunter- und Bohrauflagen - übereinander gestapelt. Zweck der Bohrunterlage: Verminderung von Bohrgrat, Auslauf der Bohrerspitze Zweck der Bohrauflage: Verminderung von Bohrgrat, Schutz der Kupferkaschierung, Werkzeugreinigung Als Bohrunterlagen werden verwendet: • Phenolharzpapier VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Bohren Seite 10 • speziell gefertigte Holzspanplatten, mit und ohne Kaschierungen aus Papier oder Melaminharz. Die üblichen Plattendicken betragen 2 - 5 mm. Als Bohrauflagen kommen zum Einsatz: Material Phenolharzhartpapier Aluminiumblech Leg. F Kunststoff-Folie 0,4 - 0,5 mm alle 0,2 - 0,3 mm > 0,2 mm 0,1 mm < 0,2 mm Anmerkung: Bei der Verwendung von Aluminiumfolien (unter 0,24 mm) entsteht das Problem der „Blasenbildung“: Durch den hohen Anpreßdruck des Niederhalters (20-30 kp) wird die AlFolie deformiert. Die Folie wölbt sich in die Niederhalteröffnung hinein (Bild 4). Dies führt zu Gratbildund und Bohrerverlauf. Außerdem kann die Position des Bohrers beim Auftreffen auf die Aluminiumfolie verlaufen. Eine Abhilfe wird durch eine möglichst kleine Bohrung im Niederhalter-Druckring erreicht. Bild 4: Blasenbildung der Aluminiumfolie VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 11 3.1 Paketieren mit Stiften In das zusammengelegte Paket werden mit einer Bohr- und Verstiftmaschine nacheinander die Stiftaufnahmebohrungen eingebracht und die Stifte eingepreßt. Die Stifte dienen zum Zusammenhalten des Paketes und als Aufnahmestifte zum Registrieren auf dem Maschinentisch. Stiftdurchmesser und Stiftlänge sind auf den Bohrmaschinentisch abzustimmen. 3.2 Paketieren ohne Stifte Das Arbeiten ohne Stifte setzt den Einsatz von Zuschnitten mit genauen Kanten voraus und wird immer häufiger eingesetzt. Die Fixierung der Zuschnitte als Paket erfolgt mit einem selbstklebenden Bandabschnitt von der Oberseite über die Kante zur Unterseite des Paketes. Pro Kante wird ein Klebestreifen gesetzt. Das Positionieren des Paketes wird über feste und pneumatisch betätigte Anschläge auf dem Maschinentisch vorgenommen. Diese Anschläge sind gleichzeitig als Spannpratzen ausgebildet, die für eine spielfreie Aufspannung des Paketes sorgen. 4 Bohrmaschine / Einrichten Leiterplattenbohrmaschinen stehen als Ein- oder Mehrspindel-Ausführung zur Verfügung. Der Grundaufbau der heutigen Bohrmaschinen ist bei den meisten Herstellern aus Granit gefertigt, wobei das Prinzip der geteilten Achsen am häufigsten anzutreffen ist. Die Führung der X- und Y-Achse erfolgt durch Prä-zisionsluftlager mit einer Luftspaltkompensation. Dieses Prinzip kompensiert jede Längenänderung zwischen Granit, Traversenschlitten und Maschinentisch bei Temperaturschwankungen. Die moderne CNC-Steuerung ermöglicht in Verbindung mit den Achsantrieben und den linearen Meßsystemen ein schwingungsfreies Positionieren der X- und Y-Achse bei optimalen Positionierzeiten und höchster Positioniergenauigkeit. Die bisher eingesetzten DC-Servomotoren werden heute durch AC-Servomotoren ersetzt, die entscheidende Vorteile aufweisen: Sie sind bürstenlos, wartungsfrei, bieten eine sehr gute Dynamik und höhere Leistungen bei gleicher Motorabmessung. Um die Bohrzeiten und damit die Durchlaufzeiten zu halbieren, wurde die TWINBohrmaschine entwickelt. Bei diesem Maschinentyp ist die X-Achse mit zwei Bohrköpfen ausgestattet, die mittels zweier CNC-Achsen das Leiterplattenpaket gleichzeitig bohren (Bild 5). Dadurch ergibt sich eine höhere Produktivität, die bei 70 % bis 100 % liegt. Dieser Maschinentyp ist einer Zweispindel-Maschine in bezug auf Produktivität nahezu gleichzusetzen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 12 Bild 5: Innenraum einer TWIN-Bohrmaschine 4.1 Bohrköpfe mit Bohrspindeln An dem Traversenschlitten sind die Bohrköpfe befestigt. Diese nehmen die Bohrspindeln auf. Die Hubbewegung der Bohrspindeln erfolgt über die Z-Achsensteuerung. Dem ZAchsenvorschub kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung zu. Eine optimale Lösung wird durch den Einsatz der Multi-Z-Achse (Bild 6) erreicht. Hierbei erfolgt die Hubbewegung der Bohrköpfe durch einzelne Kugelgewindetriebe in Verbindung mit einzelangetriebenen AC-Motoren. Beim Bohren kommen heute überwiegend luftgelagerte Spindeln mit einem Drehzahlbereich von 20.000 - 125.000 U/min zum Einsatz. Bild 6: Bohrkopf mit AC-Antrieb VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 13 4.2 Bohrerbruchkontrolle und Lasermeßsystem Die Bohrerbruchkontrolle überwacht den ordnungsgemäßen Zustand der Werkzeuge während des Bohrens. Zur ständigen Kontrolle ist im Niederhalter eine Lichtschranke eingebaut, die folgende Maschinenfunktionen überwacht: Werkzeugaufnahme aus dem Magazin, Werkzeugablage im Magazin und Werkzeugbruch beim Bohren (Durchmesser bis 0,2 mm). Beim Mikrobohren wird die Position des gebohrten Loches in starkem Maße von der Rundlaufabweichung der Bohrspindel und des Mikrobohrers beeinflußt. Hierbei ist zu beachten, daß sich beide Toleranzen im ungünstigsten Fall addieren können. Die berührungslose Überprüfung der Rundlaufabweichung kann mit einem speziellen Lasermeßgerät automatisch nach jedem Werkzeugwechsel durchgeführt werden (Bild 7). Die Messung erfolgt dynamisch mit der programmierten Drehzahl am Maschinentisch für jede Bohrspindel. Weiterhin können Durchmesser und Einspannlängen der Bohrer kontrolliert werden. Bild 7: Systembild des Lasermeßgerätes 4.3 DNC-Betrieb mit Vernetzung Bohrmaschinen können im DNC-Betrieb ohne jegliche Datenträger in der Produktion arbeiten. Der Abruf von Programmen aus der DNC-Anlage erfolgt direkt vom Maschinenbediener an der CNC-Steuerung. Dazu gibt der Bediener lediglich die Bezeichnung des gewünschten Programmes ein. Die DNC-Anlage sucht jetzt auf der Festplatte nach dem gewünschten Programm und sendet es an die Steuerung. Eine weitere Vereinfachung besteht darin, das Programm mit Hilfe eines Barcode-Lesers an der Maschine über den Barcode-Streifen auf den Auftragspapieren einzulesen. Der Datenaustausch zwischen den Steuerungen der Bohrmaschinen, dem Leitrechner (Panel-Manager) und weiteren Rechnern (DNC) erfolgt über ein Ethernet Netzwerk. Für eine Gruppe von Maschinen ist ein Fileserver installiert. Der Fileserver dient zur Speicherung VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 14 lokaler Daten und als Brücke zu anderen Rechnern bzw. Netzen (DNC). Eine Anbindung an unterschiedliche Netzwerksysteme ist möglich. 4.4 Einrichten der Bohrmaschine Beim Einrichten der Bohrmaschine ist zu prüfen, welche Leiterplattentypen (wie z.B. einseitige LP, doppelseitige LP oder Multilayer) zu bohren sind. Diese Informationen sind den Auftragspapieren des jeweiligen Bohrauftrages zu entnehmen. Anhand der Auftragspapiere ist die Maschinenzuordnung ebenfalls festgelegt. Speziell bei Multilayern werden zur Fixierung der Leiterplatten auf dem Maschinentisch vier Aufnahmebohrungen (Soft-Tools) in Kunststoffeinsätze gebohrt. Diese Einsätze sind entweder im Maschinentisch integriert oder auf Aluminium-Adapterplatten montiert. Nach dem Bohren der Soft-Tools werden vier Aufnahmestifte manuell eingesetzt, wodurch die Registrierung der Multilayer möglich ist. Vor dem eigentlichen Bohrvorgang wird mit Hilfe des graphischen WerkzeugkassettenEditors die Werkzeugkassette auf die ausreichende Menge der benötigten Bohrer überprüft. Danach wird das Bohrprogramm mittels Diskette oder über die DNC-Anlage in die CNCSteuerung der Bohrmaschine eingelesen. Bei manuell beladenen Bohrmaschinen werden anschließend die Leiterplatten-Pakete auf den Maschinentisch gelegt und fixiert. Durch Betätigung der Starttaste an der CNCSteuerung erfolgt das Abarbeiten des Bohrprogrammes mit den unterschiedlichen Bohrdurchmessern. Bei automatisch beladenen Bohrmaschinen wird der Belader mit Leiterplatten-Paketen bestückt. Durch Betätigung der Starttaste an der CNC-Steuerung werden die Pakete auf den Maschinentisch transportiert, dort fixiert, und anschließend erfolgt das Abarbeiten des Bohrprogrammes wie bei den manuellen Bohrmaschinen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 15 5 Bohrer / Bohrdaten Bild 8 : DIN Bezeichnungen am Spiralbohrer Es wird mit Vollhartmetall-Bohrern gearbeitet, die sich durch hohe Verschleiß- und Biegefestigkeit auszeichnen. Überwiegend werden Bohrer mit einheitlichem Spannschaft 3,175 mm (1/8") eingesetzt (Bild 8). 5.1 Was ist Vollhartmetall ? Vollhartmetall ist ein naturhartes Sintermetall, das auf pulvermetallurgischem Wege hergestellt wird. Seine Hauptbestandteile Wolframcarbid (ca. 92 %), Kobalt (ca. 6 %) und weitere Zusätze werden pulverisiert, gepreßt und bei 1400° - 1500° C gesintert. Bei diesem Prozeß (Korngröße ca. 0,5 µ) sintern die Materialien zu einem dichten Rohling mit einer Vickershärte von ca. 1900 HV zusammen (zum Vergleich HSS ca. 850 HV). Die Werkstoffeigenschaften sind hohe Verschleißfestigkeit und Biegefestigkeit. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Bohren Seite 16 5.2 Bohrergeometrie Der Anschliff der Bohrerspitze ist von größter Bedeutung. Beim Vierflächen-Anschliff wird jede Freifläche in zwei ebene Flächen aufgeteilt. Dadurch erhält das Zentrum des Bohrers eine definierte Spitze, die ihn besser zentriert. Die Winkel an der Schneide sind der erste Freiwinkel mit 15° und der zweite Freiwinkel mit 30°. Der Spitzenwinkel ist vom Bohrerdurchmesser abhängig. Für den Durchmesserbereich von 0,1 bis 3,175 mm ist er 130°. Im Durchmesserbereich ab 3,2 mm beträgt er 165°. Die Problematik bei der Festlegung von Span- und Freiwinkel an einem Bohrer zum Bearbeiten von gedruckten Schaltungen liegt in den verschiedenen Materialien, die in einem Arbeitsgang bearbeitet werden sollen. Glasfasern, Epoxidharz und Kupfer verhalten sich beim Zerspanungsvorgang völlig verschieden, so daß letztlich nur ein Kompromiß zur Einstellung der Zerspanungsparameter geschlossen werden kann. 5.3 Bohrdaten Die Arbeitsbedingungen für ein Werkzeug werden im wesentlichen durch Vorschub und Schnittgeschwindigkeit bestimmt. Dabei ist die Schnittgeschwindigkeit V die Geschwindigkeit in m/min, die von den Schneidenecken in Drehrichtung erreicht wird. Unter Vorschub S (mm/U) versteht man den Weg, den der Bohrer bei einer Umdrehung ins Material eindringt (Spanabnahme pro Umdrehung) oder als Z-Achsen-Vorschub (Meter pro Minute) ausgedrückt, den Weg, den der Bohrer in einer Minute ins Material eindringt. Auf Seite 17 sind übliche Zerspanungsparameter angegeben. 6 Beladen der Bohrmaschine Die Beladung der Bohrmaschine kann manuell durch vollautomatisch mittels Beladesystem durchgeführt werden. eine Bedienperson oder Beim manuellen Beladen der Bohrmaschine wird das Leiterplattenpaket auf den Aufnahmeplatten des Maschinentisches registriert und der Ablauf des Bohrprogrammes durch Betätigung der Starttaste an der Bedieneinheit eingeleitet. Zur optimalen Registrierung der Leiterplatten auf dem Maschinentisch kommen folgende Aufnahmeplatten zum Einsatz: • • • spielfreie Zentrierung mittels pneumatischer Prisma- und Schlitzklemmung zusätzliche Klemmung durch Pilze, die das LP-Paket auf die Aufnahmeplatten drücken (Bild 9 ) Aufnahme von Multilayer: Hierbei werden spezielle Delrin-Buchsen nach einem Rastersystem in die eigentlichen Aufnahmeplatten eingeschraubt. Danach erfolgt das Bohren der vier Aufnahmebohrungen für die Multi-layer-Stifte mit den einzelnen Bohrspindeln. Diese Methode garantiert eine optimale Position der Multilayer-Stifte und damit eine hohe Biegefestigkeit zum Leiterbild. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 17 Bild 9: Aufnahmeplatte mit Prisma-, Schlitz- und Pilzklemmung Bei den vollautomatisch arbeitenden Bohrmaschinen erfolgt die Beladung mit Hilfe eines zusätzlich installierten Beladesystems. Hierbei unterscheidet man zwischen den zwei Ausführungsarten Autark- und In-Line-Produktion (Bild 10). Die Autark-Systeme werden in der "mannlosen Schicht" eingesetzt. Hierbei kommen Ein-Spindelmaschinen sowie MehrSpindelmaschinen mit zwei bis fünf Spindeln zum Einsatz. Bei den Multi-Stationsmaschinen sind drei bis sechs Ein-Spindel- oder Twin-Bohrmaschinen in einer Linie zusammengestellt. Alle Autark-Systeme stellen eine kostengünstige Lösung dar und ermöglichen eine VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Bohren Seite 18 schrittweise Automatisierung bei günstiger Wirtschaftlichkeit. In Bild 11 und 12 ist eine 5spindlige Bohrmaschine mit autarker Beladung dargestellt. Beladesysteme Bohren Autark-Systeme In-Line-Systeme 1-Spindler 1-Spindler 2 bis 5- Spindler 2 bis 5- Spindler Multi-Stationen Bild 10: Ausführungsarten von Beladesystemen Die In-Line-Systeme kommen bei der Produktion von großen Losgrößen zum Einsatz. Diese automatisierten Bohrmaschinen sind verkettet und werden über ein gemeinsames Zuführsystem beladen. Bei der Verkettung von Ein-Spindlern oder TWIN-Bohrmaschinen erfolgt die Beladung der LP-Pakete mit Transportsystemen von hinten in die Maschine. Dieses Prinzip zeichnet sich durch eine gute Flexibilität aus, hat jedoch Nachteile: hohe Investitionskosten und großer Platzbedarf. Eine kostengünstigere Fertigung ist dagegen bei der Verkettung von 5 bis 6-Spindlern zu erzielen. Mit diesem System ergeben sich niedrigere Investitionskosten pro Spindel bei geringerem Platzbedarf. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 19 Bild 11: 5-spindlige Bohrmaschine mit Beladesystem Bild 12: Riemenbelader der Maschine nach Bild 11 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 20 7 Bohren Beim Bohren bestehen die ungünstigsten Bedingungen innerhalb der spanabhebenden Verfahren. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Schnitt-verhältnissen entlang der beiden Hauptschneiden und an der Bohrerspitze. Im Zentrum ist die Schnittschwindigkeit Null, wobei der Vorschub der gleiche ist wie an den Schneidecken am Bohrerdurchmesser. Deshalb schneidet der Bohrer im Zentrum nicht, er drückt dort nur. Im Gegensatz dazu sind die Schnittverhältnisse an den Schneidecken am günstigsten. Hier ist die Schnittgeschwindigkeit am höchsten und die Schneidengeometrie wirkt sich auf den Schnitt optimal aus. Die zum Durchmetallisieren benötigte Lochwandqualität in Glas/Epoxid-Laminaten (ca. 20 max. 40 µm Rauhigkeit) kann nur durch Bohren erreicht werden. Da der Lochdurchmesser durch die Metallisierung kleiner wird, müssen die Löcher größer als der Nenndurchmesser gebohrt werden. Beim Bohren von Mehrlagen-Leiterplatten wird wegen möglicher Harzver-schmierungen an der Schnittfläche der Cu-Innenlagen die Bohrtiefe (Paketdicke) sowie die max. Hubzahl des Bohrers im Vergleich zum Bohren der doppelseitigen Leiterplatten reduziert. Der größere Cu-Anteil bei Mehrlagen-Leiterplatten führt zu größerem Verschleiß des Bohrers (Wärmeverschleiß). Weiterhin ist eine gute Spanabsaugung erforderlich, um Spänestau und ein Überhitzen des Werkzeuges zu verhindern. Ungenügende Kühlung vermindert die Standzeit des Werkzeuges und verstärkt die Harzverschmierung an der Lochwandung. In Abhängigkeit vom Bohrerdurchmesser und Spirallänge ergibt sich die max. Bohrtiefe (Aspect Ratio) . 7.1 Arbeiten mit Bohrern Folgende Aspekte sollten näher betrachtet werden, um dem Anwender zu vermitteln, wie gute Qualität beim Bohren erreicht wird: • • • • Bohrparameter (siehe Tabelle) Die Spirallängen sollten der Bohrtiefe angepaßt sein (Bild 13) Die Spindel der Bohrmaschine und der Maschinentisch sollten so "schwingungsfrei" wie möglich sein. Die Spannzange der Spindel und die Spannvorrichtung der Aufnahmeplatten müssen schmutzfrei arbeiten. Auf den Seiten 21 und 22 sind die unterschiedlichen Probleme beim Bohren, ihre möglichen Ursachen und deren Beseitigung dargestellt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 21 Fehlersuche beim Bohren von gedruckten Schaltungen Problem Ungenaue Bohrlochpositionierung Mögliche Ursachen • Bohrerverlauf • Spindelverlauf ist zu groß, oder Fixierung ungenügend • Bohrergeometrie ist ungenau Spänewicklung am Bohrer Schlechte Oberflächenqualität Bohrerbruch • ungenügende Spanabsaugung • Vorschub zu gering (Kupferspäne sind zu lang) • Bohrer 3,175 mm hat keine Spanleitnut (Kupferspäne sind zu lang). • Verschmierungen durch schlechte Spanabfuhr • Verschmierungen durch stumpfe oder ausgebrochene Schneidkanten • Plattenmaterial ungenügend ausgehärtet • Späne verkleben die Spannuten • zu viel Schnittdruck • Spindelverlauf Nagelkopfbildung • Bohrerverlauf • Der Bohrer ist stumpf oder beschädigt. • Der Vorschub ist zu hoch. • Verweilzeit des Bohrers in der untersten Bohrung ist zu lang. • falsche Schnittparameter Beseitigung Auflagematerial (Holzspanplatte-Alu-minium) verwenden • Vorschub verringern • • • • • • • • • • • • • • • • Spindel überprüfen Toleranz der Bohrerspitze prüfen Absaugsystem säubern und prüfen Vorschub erhöhen Bohrer mit Spanleitnut (Spanbrecher) verwenden Spanabfuhr verbessern Schneidkanten und Parameter nochmals prüfen Spindelverlauf überprüfen. Qualität des Laminats überprüfen. Bohrer verwenden, der für die Schnittbedingungen geeignet ist (Geometrie) Vorschub verrringern Spindel auf Verlauf prüfen Auflagematerial mit 0,3 mm Dicke verwenden Bohrerschneidkanten auf Ausbrüche/Verschleiß prüfen Vorschub reduzieren Verweilzeit verkürzen Schnittbedingungen auf das verwendete Laminat abstimmen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Bohren Seite 22 Problem Deformation an der Eintrittsund/oder untersten Bohrung Harzverschmierung Deformation der Innenlagen Gratbildung an der Eintritts- und/ oder untersten Bohrung Mögliche Ursachen • falsche Schnittparameter • • beschädigter oder verbrauchter Bohrer • zu geringer Niederhalterdruck • • zu hohe Temperatur beim Bohren • • • Wegen schlechter Spanabfuhr • erhitzen sich die Späne zwischen Bohrwand und Bohrerrücken • • Laminat nicht genügend • ausgehärtet • Bohrer verschlissen oder ausgebrochen. • zu hohe mechanische Kräfte • während des Bohrens: a) Späne verkleben die Spannut b) Bohrer ist stumpf • • schlechter Laminatverbund • Bohrerschneidkanten sind • ausgebrochen oder abgenutzt. • Vorschub zu hoch • • Unterlagematerial zu weich Ausgasung Beseitigung • zu wenig Niederhalterdruck (Punkt 1 und 2 sind gewöhnlich die Ursache für Gratbildung an der Bohrungsoberseite, Punkt 3 und 4 an der Bohrungsunterseite) • schlechte Metallisierung • rissige Oberfläche der Bohrwandung • falsche Schnittparameter • Restfeuchtigkeit im Laminat • • • • • • Vorschub wie in der Parametertabelle empfohlen Auflagematerial 0,3 mm dick verwenden Niederhalterdruck auf 20 kp erhöhen Vorschub erhöhen, Schnittgeschwindigkeit reduzieren Spanabfuhr überprüfen, Köpfchenbohrer verwenden, dadurch weniger Berührungsfläche beim Bohren Laminat überprüfen Bohrer auf Ausbrüche oder Verschleiß prüfen Spanabfuhr des Bohrers verbessern Späneförderung prüfen, Vorschub verringern Bohrerschneidkanten und Schnittbedingungen nochmals überprüfen Vorschub reduzieren, Auflagematerial mit 0,3 mm Dicke verwenden Unterlagenmaterial auswechseln Niederhalterdruck überprüfen Metallisierung prüfen Problem: schlechte Oberflächenqualität Parameter prüfen Laminat tempern VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 23 Bild 13: Formel zur Bestimmung der Bohrtiefe 7.2 Ausspänautomatik Beim Bohren von Multilayer-Schaltungen ab einer Dicke von 3 bis 4 mm und einer BohrerSpirallänge von 5 mm ist es wegen der besseren Späneabfuhr sinnvoll, 2 bis 3 mal auszuspänen. Hierfür ist die CNC-Steuerung mit einer speziellen Software ausgerüstet. Über die Programmierung wird die zyklische Bohrtiefe und damit die Anzahl der Ausspänungen vorgegeben. Hierbei können zwei unterschiedliche Verfahren, nämlich das Ausspänen mit Spanbrechen und das Ausspänen mit Rückhub eingesetzt werden. Beim Ausspänen mit "Spanbrechen" wird der Bohrer nach einer Bohrtiefe von etwa 5 xd ca. 0,2 mm abgehoben und dadurch der Span gebrochen (Bild 14). Dieses Verfahren ist günstiger als Ausspänen mit vollem Rückhub, da die Wärmeentwicklung im Bohrloch geringer ist und somit eine VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 24 bessere Lochqualität erreicht wird. Das Ausspänen mit "vollem Rückhub" hat sich bei Material mit hohem Cu-Anteil und beim Bohren von Cu und Aluminium bewährt. Bild 14: Ausspänen mit Spanbrechen 7.3 Tiefenbohren (Sacklochbohren) Der Bedarf an hochkomplexen, elektronischen Baugruppen führt zum vermehrten Einsatz von hochwertigen Leiterplatten mit feinsten Leiterzügen und Mikrobohrungen. Multilayer sind heute nicht nur in der High-Tech-Fertigung, sondern auch in der Massenproduktion anzutreffen. Bei derartigen Leiterplatten werden in zunehmendem Maße Sacklochbohrungen als elektrische Verbindungsbohrungen eingesetzt. Hierbei kommt es darauf an, daß eine bestimmte Innenlage von der Oberfläche der Leiterplatte mit einer hohen Tiefengenauigkeit angebohrt wird. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 25 Bild 15: Schliffbild beim Sacklochbohren (Kontaktbohren) Beim herkömmlichen Tiefenbohren ist dafür jeder Bohrkopf mit einem zweiten Meßsystem und einer Laser-Kalibrierstation ausgerüstet. Mit Hilfe des Lasers und des zweiten Meßsystems wird der Abstand zwischen Niederhalter-Unterkante und Bohrerspitze bezogen auf die ML-Oberfläche exakt gemessen. Entsprechend der Programmierung ist es somit möglich, Sacklöcher von der Leiterplattenoberfläche aus in der gewünschten Tiefe mit der Toleranz von ± 25 µ zu bohren. Durch die Verringerung der Leiterhöhe bei den Innenlagen werden die Multilayer in Zukunft mit immer geringerer Dicke gefertigt. Für diese neue Technologie ist die obige Toleranz nicht mehr ausreichend. Bei derartigen Multilayern wird eine Toleranz von ± 15 µ gefordert. Um diese höhere Tiefengenauigkeit unter Produktionsbedingungen sicherzustellen, wurde das Kontaktbohren entwickelt. Das Kontaktbohren arbeitet in der Weise, daß beim Auftreffen des Bohrers auf der oberen Kupferschicht ein Signal für die CNC-Steuerung erzeugt wird. Durch dieses Signal wird die Position des Bohrkopfes (Z-Achse) gespeichert und von dort aus die genaue Tiefe berechnet. Da bei diesem neuartigen Verfahren keinerlei mechanische Elemente die Tiefengenauigkeit beeinflussen, wird die Toleranz von ± 15 µ im Produktionsprozeß sicher eingehalten. In Bild 15 ist ein Schliffbild dieses neuartigen Verfahrens dargestellt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 26 7.4 Quickdrill Die Bohrköpfe arbeiten bei diesem Bohrverfahren mit einer Z-Achsen-Kompensation, so daß unterschiedliche Pakethöhen in kürzester Zeit automatisch gefertigt werden können. Beim ersten Aufsetzen des Niederhalters auf das Leiterplatten-Paket wird die Dicke des Paketes erfaßt und beim Bohren der weiteren Löcher durch die Software der Z-Achsensteuerung ständig kompensiert. Bei unterschiedlichen Pakethöhen wird somit nur der geringstmögliche Z-Achsenhub ausgeführt, was ein Bohren in der kürzesten Zeit ermöglicht. 8 Entladen der Bohrmaschine Nachdem das Bohrprogramm mit den unterschiedlichen Bohrdurchmessern abgearbeitet wurde, erfolgt das Entladen der Bohrmaschine. Die Leiterplatten-Pakete werden bei den manuellen Bohrmaschinen dem Maschinentisch entnommen. Danach werden die Decklage entfernt und die Stifte mit Hilfe einer Handpresse aus dem Leiterplatten-Paket herausgedrückt. Anhand eines dem Auftrag zugeordneten Filmes werden die gebohrten Leiterplatten stichproben-artig und visuell auf das Vorhandensein aller Bohrungen geprüft. Bei automatischen Bohrmaschinen werden die Leiterplatten-Pakete dem Belader entnommen. Danach erfolgt ebenfalls das Entfernen der Decklage, das Entstiften und die Stichprobenkontrolle mittels Film. 9 Vereinzeln der Pakete Bei den verstifteten Paketen werden die Paketierstifte mit einer Handpresse oder einer pneumatischen Entstiftmaschine aus dem Paket herausgedrückt. Die Stifte werden wieder verwendet. Bei unverstifteten Paketen werden die Klebestreifen von Hand abgezogen. Danach ist die Vereinzelung möglich. 10 Qualitätssicherung Zur Qualitätssicherung der gebohrten Leiterplatten werden folgende Kontrollen ausgeführt: • Vollständigkeit aller Bohrungen: visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten • Versatz zum Aufnahmeloch / Rasternullpunkt: visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten oder VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 27 unter Verwendung einer Koordinatenmeßmaschine oder eines optischen Inspektionssystems • Versatz innerhalb des Bohrbildes: visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten, oder unter Verwendung einer Koordinatenmeßmaschine, oder eines optischen Inspektionssystems • Gratbildung: visuelle Beurteilung, Tasten (Fühlen) mit der Fingerspitze • Lochwandung: Lochwandrauhigkeit sowie der Verschmierungsgrad und Nagelkopfbildung werden erst nach der Durchkontaktierung beurteilt • Lochwandeigenschaften: metallografischer Schliff, ggf. vorherige Metallisierung erforderlich, nur bedingt durch mikroskopische Betrachtung (Fischaugenmikroskop) • Bohrgenauigkeit der Lochposition (Positioniergenauigkeit) Bild 15: Faktoren, welche die Positioniergenauigkeit beeinträchtigen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 28 Die einfachste Methode zur Überprüfung der Leiterplatte auf Vollständigkeit aller Bohrungen erfolgt mittels Film und Leuchttisch. Bei der Qualitätssicherung durch einen Scanner werden die Bohrungen automatisch auf Vollständigkeit in Verbindung mit dem Bohrprogramm kontrolliert. Die Qualität der Lochwandeigenschaft ist entscheidend für das Ergebnis der Durchkontaktierung. Die Bohrung darf für die Aufnahme der Kupferschicht weder "zu rauh" noch "zu glatt" sein. Bei üblicher Qualität ist eine Rauhtiefe von Rt = 15 µm anzustreben. Dieser Wert ermöglicht eine gute Haftung in Verbindung mit einer gleichmäßigen Dicke der Kupferschicht. Bei der Prüfung der Bohrgenauigkeit werden die Lochpositionen gemessen. Um hierbei eine eindeutige Aussage zu erhalten, werden am günstigsten 100, mindestens jedoch 50 Bohrungen auf das gesamte Bohrformat verteilt, gebohrt und anschließend vermessen. Hierbei ist zu beachten, daß die Testplatte beim Bohren nicht verschoben wird und nur neue Bohrer eingesetzt werden. Sinnvoll ist ebenfalls, mindestens drei Werkzeugwechsel im Testprogramm durchzuführen. Da bei dieser Maschinenprüfung jeglicher Bohrerverlauf ausgeschlossen sein muß, werden folgende Parameter zugrunde gelegt: • • • • • Bohrdurchmesser: 1,3 mm bis 2,0 mm Spirallänge: Minimum Material: 1 Platte FR4, beidseitig Cu-beschichtet Deckplatte: HP oder Al Raumtemperatur: 22°C ± 1°C (Bohren / Messen) Bei der Prüfung der Bohrgenauigkeit kommen das Linearverfahren oder firmenspezifische Prüfprogramme zur Anwendung (VDI, DGQ 3441 u. 3444). Bei allen Programmen ist zu beachten, daß große Verfahrwege zugrunde gelegt und jeweils die X- und Y-Achse positioniert werden. Nur so ist eine eindeutige Genauigkeitsprüfung der Bohrmaschine sichergestellt. Zum Vermessen der Prüfplatten können drei verschiedene Maschinenarten eingesetzt werden: • • • Programmier- und Meßplatz Koordinaten-Meßmaschine optische Leiterplatten-Meßmaschine mit graphischer Darstellung und statistischer Auswertung (Bild 16). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Bohren VDE/VDI 3711, Blatt 3.1 Seite 29 Bild 16: Meßprotokoll mit graphischer Darstellung VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 1 Allgemeines Fräskonturen der Leiterplatte erfüllen verschiedene Aufgaben. Sie müssen exakt zum Druckbild hergestellt und geometrisch an das Endprodukt angepaßt werden. Hierbei wird eine hohe Genauigkeit der Außen- und Innenkontur sowie eine sehr gute Kantenqualität gefordert. Das Konturenfräsen erfordert höchste Präzision, da Bohrbild, Druckbild und Fräskontur paßgenau zueinander gefertigt werden müssen. Diese hohen Qualitätsanforderungen können nicht mit dem herkömmlichen Formstanzen, sondern nur mit CNC-Fräsmaschinen erfüllt werden. Ergänzend zu diesem Schulungsblatt wird das Blatt 3.1 „Mechanische Bearbeitung, Bohren“ empfohlen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Fräsen Seite 2 Schematische Inhaltsdarstellung Maschinenkonzept ! Pkt. 1 Fräsköpfe / Frässpindeln ! Pkt. 2 Werkzeugwechsel / Fräserüberwachung ! Pkt. 3 Aufnahmeplatten ! Pkt. 4 Frästechnologie ! Pkt. 5 Fräser ! Pkt. 6 Fräsdaten ! Pkt. 7 Tiefenfräsen ! Pkt. 8 Kombinierte Bohr- und Fräsmaschinen ! Pkt. 9 Qualitätssicherung ! Pkt. 10 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 3 1 Maschinenkonzept Die CNC-Fräsmaschinen unterscheiden sich in ihrer Konzeption grundsätzlich nicht von den Bohrmaschinen. Sie sind jedoch mit speziellen Zusatzfunktionen zum Fräsen ausgestattet (Bild 1). Bild 1: CNC-Fräsmaschine mit drei Fräsköpfen 1.1 CNC-Steuerung Die eingesetzten CNC-Steuerungen gewährleisten in Verbindung mit den Achsenantrieben und den linearen Meßsystemen ein schwingungsfreies Positionieren der X- und Y-Achse bei hoher Positioniergenauigkeit. Zum Konturenfräsen ist die CNC-Steuerung mit einer speziellen Software ausgerüstet und ermöglicht die Bearbeitung von: • geraden Strecken • beliebigen Diagonalen • Kreisbögen • Vollkreisen • eine Kombination von Strecken, Diagonalen und Kreisbögen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 4 1.2 Bahnfehler Der Bahnfehler ist definiert als Differenz zwischen der programmierten Fräskontur (Sollwert) und der tatsächlichen Kontur an der Leiterplatte (Istwert). Der Bahnfehler muß so klein wie möglich sein (<20 µm). Zur Prüfung des Bahnfehlers wird hierbei ein Radius von 150 mm mit einer Geschwindigkeit von 1,25 m/min abgefahren. Die zulässige Abweichung der Bahnkurve darf dabei 10 µm nicht überschreiten. 1.3 Software für Fräserradius-Kompensation Diese Software stellt eine wesentliche Erleichterung der Programmierung dar. Sie ermöglicht, daß nur die Werkstückkontur unter Zufügung des Fräsdurchmessers programmiert wird. Weiterhin erlaubt sie die Vollkreisprogrammierung. 1.4 Software für Fräserstandzeit Ähnlich wie beim Bohren der automatische Werkzeugwechsel nach einer bestimmten Anzahl von Bohrungen selbständig erfolgt, gibt es heute die Möglichkeit des automatischen Fräserwechsels nach Erreichen der Sollfrässtrecke. 2 Fräsköpfe / Frässpindeln Zum Konturenfräsen werden Fräsköpfe mit Einzelantrieb eingesetzt. Hierbei erfolgt die Hubbewegung in der Z-Achse über einzelne Kugelgewindetriebe in Verbindung mit ACMotoren (Bild 2). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 5 Bild 2: Fräskopf mit Einzelantrieb (Funktionsschema) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Fräsen Seite 6 Beim Konturenfräsen kommen folgende Spindeln zum Einsatz: 2.1 Wälzgelagerte Frässpindeln: n = 15.000 - 60.000 U/min • Precise, SC 63, n = 15.000 - 60.000 U/min • Precise, SC 3063, n = 20.000 - 80.000 U/min • Precise, SC 3063 H, n = 15.000 • Precise, SC 3163, (mit Fräserkühlung durch „Air Stream“ Funktion) 2.2 60.000 U/min Luftgelagerte Frässpindeln: • Precise, ASC 3063, • Westwind, W320, • Westwind, W1331-26, 3 - n = 20.000 - 100.000 U/min n = 15.000 - 80.000 U/min n = 20.000 - 125.000 U/min Werkzeugwechsel / Fräserüberwachung Um die Stillstandzeiten der Maschine zu verringern und die Produktionssicherheit zu erhöhen, wird der Multi-Werkzeugwechsel wie bei Bohrmaschinen eingesetzt (Bild 3). Als optimale Lösung hat sich hierbei der 300-fache Werkzeugwechsel bewährt. Das Werkzeugmagazin ist mit Fräsern von 0,8 bis 3,0 mm und Bohrern von 0,8 bis 6,35 mm für nichtdurchkontaktierte Durchmesser bestückt. Bei optimaler Nutzung des Werkzeugmagazins ist die Bestückung nur einmal pro Woche erforderlich (3Schichtbetrieb). Zur Sicherung der Qualität und zur Fräserüberwachung wird wie bei Bohrmaschinen ein Lasermeßgerät für jeden Fräskopf eingesetzt (Bild 3). Dieses Meßsystem ermöglicht das berührungslose Messen von: • Fräserlänge • Fräserdurchmesser • Fräserbruch vor dem Ablegen in die Kassette VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 7 Bild 3: Fräskopf mit zweitem Meßsystem, Werkzeugmagazin (links) und Lasermeßgerät (unten) 4 Aufnahmeplatten Bei der beschriebenen Frästechnik ist es zwingend notwendig, daß das Fräs-paket ohne Verzug des Fräsrahmens aufgespannt wird. Hierfür sind die Aufnahmeplatten mit einer Prisma-Schlitz- und Pilzklemmung versehen. Die Besonderheit dieses Systems liegt in der Pilzspannung. Die Pilzspannung ist mit sechs pneumatischen Spannern versehen, wobei jedes Element das Fräspaket mit 400 N spannt. Bei sechs Pilzen bedeutet dies, daß das Fräspaket mit 2400 N aufgespannt wird. Dadurch ist ein Verrutschen des Paketes absolut ausgeschlossen (Bild 4). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 8 Bild 4: Aufnahmeplatte zum Fräsen 5 Frästechnologie 5.1 Fräsrichtungen Beim Fräsen der Außenkontur sollte entgegen dem Uhrzeigersinn, beim Fräsen der Innenkontur im Uhrzeigersinn gefräst werden (Bild 5). Bild 5: Fräsrichtungen für Außen- und Innenkontur VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 9 5.2 Ausfräsen von kleinen Teilen Bei den Fräsmaschinen kann ein kurzes Abschalten des Spanabsaugung mit einprogrammiert werden. Dieses Abschalten ist kurz vor der Beendigung des Fräsdurchganges notwendig. Das Abschalten hat den Vorteil, daß die Kleinteile beim Austauchen des Fräsers vom Niederhalter nicht angesaugt werden und beim neuerlichen Eintauchen den Fräser nicht zerstören. 5.3 Niederhalter zum stegfreien Fräsen Um ein stegfreies Fräsen zu gewährleisten, wird ein spezieller Niederhalter zum stegfreien Fräsen eingesetzt. Diese Funktion kann wahlweise über die Programmierung auf dem Datenträger abgerufen werden. Hierbei ist die Fräsrichtung beliebig innerhalb eines Bereiches von 360° und einer Frässtrecke von ± 5 mm programmierbar (Bild 6). 5.4 Multifunktions-Niederhalter Beim Fräsen sind drei Niederhalterkräfte zum Bohren (50 bis 240 N), Konturenfräsen (5 bis 50 N) und Fertigfräsen (240 N) wahlweise durch die Programmierung abrufbar. Bei der neuen Frästechnologie wird der Multifunktions-Niederhalter eingesetzt. Dieser Niederhalter ist mit einer Bürste und einem Druckring aus Teflon ausgerüstet. Über das Fräsprogramm können die Funktionen Fräsen der Innen- und Außenkonturen mittels Bürste und stegfreies Fertigfräsen durch den Teflondruckring abgerufen werden (Bild 7). Bild 6: Niederhalter zum stegfreien Fräsen (Funktionsschema) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 10 Bild 7: Multifunktions-Niederhalter 5.5 Verkleinern von Teilen Um beim Ausfräsen von kleinen Teilen eine Verstopfung des Niederhalters zu vermeiden, ist es sinnvoll, daß diese verkleinert werden. Dies wird dadurch erreicht, daß mittels einer speziellen Software Kreisscheiben, Quadrate und Rechtecke in kleine Partikel aufgefräst und über die Absaugung problemlos abgeführt werden können. Ergänzend hierzu ist jede Frässpindel direkt hinter dem Niederhalter mit einem Absaugschieber ausgestattet, so daß bei Kleinteilen eine schnelle Absaugsperrwirkung erreicht wird (siehe Punkt 5.2). 5.6 Stufenfräsen Beim herkömmlichen Fräsen können kleine Durchmesser (0,8 bis 2,0 mm) nur 1-2 lagig gefräst werden. Zur Steigerung des Produktivität wurde deshalb das Stufenfräsen entwickelt. Hierbei erfolgt das Fräsen mehrmalig in verschiedenen Ebenen (Bild 8). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 11 Bild 8: Stufenfräsen (Funktionsschema) 5.7 Deck- und Unterlage Beim Fräsen wird üblicherweise ohne Deckmaterial gearbeitet. Bei empfindlichen Oberflächen kommt jedoch Deckmaterial von 0,6 bis 0,8 mm Dicke zum Einsatz. Als Unterlagenmaterial wird eine Preßspanplatte von 2,5 mm Dicke verwendet. Auf diesem Material werden alle anfallenden Frästeile bearbeitet. Bei 30 unterschiedlichen Programmen pro Tag wird das Unterlagenmaterial etwa alle 2 Tage gewechselt. Beim Konturen-Fräsen können Plattenpakete von 5 bis 6 (6,4) mm bearbeitet werden. Bei manchen Fräsaufgaben ist es empfehlenswert, eine HG-Adapterplatte zu verwenden, die mit Freifräsungen entsprechend der zu fräsenden Kontur versehen ist. Zusätzlich werden an mehreren Stellen Anschlußkanäle nach außen gefräst. Diese dienen als Luftansaugschlitze für die Absaugung der Späne. 5.8 Absaugung Beim Fräsvorgang ist es sehr wichtig, daß die Späne vom Fräser abgeführt und dann sicher abgesaugt werden. Aus diesem Grund muß besonders darauf geachtet werden, daß eine gut funktionierende, leistungsstarke Absaugung vorhanden ist (80 - 100 mbar). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 12 6 Fräser In der Leiterplattenindustrie werden hauptsächlich zwei verschiedene Typen von Fräsern verwendet: • Vollhartmetallfräser, diamantverzahnt, spiralverzahnt, mehrschneidig (Bild 9) sowie • Vollhartmetallfräser, spiralverzahnt, zweischneidig, dreischneidig (Bild 10). Zur Bearbeitung von glasfaserverstärkten Leiterplatten haben sich Fräswerkzeuge bewährt, deren Schneidengeometrie nicht nur der Bearbeitung der Glasfasern, sondern auch dem Zerspanen von Epoxidharz und Kupfer Rechnung trägt. Ausgehend von pyramidförmigen Schneidspitzen am Umfang (Diamantver-zahnung) weisen diese Fräser einen Schneidkeil mit geeignetem Spanwinkel und Freiwinkel auf und haben eine vielfache Schneidenanzahl. Durch Einschleifen einer unterschiedlichen Anzahl von rechts- und linksspiraliger Nuten entstehen am Umfang versetzt angeordnete Schneidkeile. 6.1 Fräser für Folien und flexible Schaltungen sowie Teflon Diese Spezialfräser mit ein bis fünf Schneiden haben extrem scharf geschliffene Schneiden und garantieren dadurch einen sauberen und gratfreien Schnitt, wenn die zu bearbeitenden Materialien sicher gespannt sind. 6.2 Handhabung von Fräswerkzeugen Vollhartmetall-Fräser sind ebenso wie Vollhartmetall-Bohrer äußerst empfindlich gegen Schlag und müssen deshalb entsprechend vorsichtig behandelt werden. Ausbrüche an den einzelnen Schneiden haben eine geringere Standzeit und eine geringere Qualität der gefrästen Teile zu Folge. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 13 Bild 9: Vollhartmetall-Konturenfräser mit Diamantverzahnung (Werkbild HAM) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 14 Bild 10: Vollhartmetall-Konturenfräser, spiralgenutet (Werkbild HAM) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Fräsen Seite 15 7 Fräsdaten 7.1 Schnittdaten Die Schnittgeschwindigkeit (V) ist die Geschwindigkeit in Umfangsschneiden in Drehrichtung erreicht wird. Unter Vorschub den Weg, den der Fräser bei einer Umdrehung ins Material Umdrehung) oder als Vorschubgeschwindigkeit ausgedrückt, den einer Minute ins Material eindringt. m/min, die von den S (mm/U) versteht man eindringt (Fräsweg pro Weg den der Fräser in Vorschub und Schnittgeschwindigkeit beeinflussen die Kantenqualität, die Werkzeugstandzeit und die Produktivität beim Fräsen. Der Vorschub darf einen bestimmten Mindestwert nicht unterschreiten, da die einzelne Schneide sonst nicht genügend in das Material eindringen kann. Sie würde in diesem Fall nur noch schaben. Eine erhöhte Wärmeentwicklung und dadurch ein Zusammenkleben der Späne mit eventuellem Fräserbruch wären die Folge. Wird ein bestimmter Maximalwert des Vorschubes überschritten, tritt ein zu großes Biegemoment auf. Der Fräser bricht. Bei zu großem Vorschub besteht außerdem die Gefahr, daß die Spindelleistung nicht ausreicht und dadurch die Spindeldrehzahl abfällt (siehe Fräsparameter). Dies führt ebenfalls zum Fräserbruch. Die Parameter zum Konturenfräsen sind den nachfolgenden Richtwerttabellen 1 und 2 zu entnehmen. 7.2 Standzeit Die mögliche Frässtrecke (Standzeit) ist abhängig von Basismaterial, Schnitt- und Vorschubgeschwindigkeit, Fräserdurchmesser, geforderter Fräskantenqualität, Werkzeug und Absaugleistung. Nachfolgend ein Beispiel zur Standzeit (FR-4 bei 4 x 1,6 mm Paketdicke): Fräsertype: Durchmesser: Parameter: Standzeit: 7.3 • • • • • • 448 spiralverzahnt 441 diamantverzahnt 2,4 mm 32.000 U/min 26.000 U/min 1,4 m/min > 90 m Voraussetzungen für hohe Standzeiten und Kantenqualität einwandfreies Fräswerkzeug (ohne Beschädigung) optimale Schnittbedingungen (Schnittgeschwindigkeit, Vorschub) gut funktionierende Spanabsaugung (80 - 100 mbar) sichere Fixierung des Leiterplattenpaketes auf dem Maschinentisch ausreichende Antriebsleistung und exakter Rundlauf der Frässpindel sichere Werkzeugspannung VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Fräsen Seite 16 ∅ [mm] Pakethöhe [mm] Materialtyp 0.30 0.40 0.50 0.60 0.6 0.6 1.0-2.0 2.0-2.5 0.70 2.0-2.5 0.80 0.80 0.80 2.5-5.5 2.5-5.5 2.0-3.0 ● ● ❍ 0.90 0.90 0.90 2.5-5.5 3.0-5.5 2.5-3.0 ● ● ❍ 1.00 1.00 1.00 2.5-5.5 2.5-5.5 2.5-3.5 ● ● ❍ 1.10 1.10 1.10 2.5-5.5 2.5-5.5 2.5-3.5 ● ● ❍ 1.20 1.20 1.20 3.5-5.5 3.5-5.5 3.5 ● ● ❍ 1.30 1.30 1.30 3.5-5.5 3.5-5.5 3.5 ● ● ❍ 1.40 1.40 1.40 4.0-5.5 4.0-5.5 3.5 ● ● ❍ 1.50 1.50 1.50 4.0-5.5 4.0-5.5 3.5 ● ● ❍ Cu Teflon Multi ● Spiral ❍ K [m/min] Absaugleistung [mbar] ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ 80 80 75 75 0.05 - 0.1 0.05 - 0.1 0.05 - 0.1 0.08 -0.12 80-100 80-100 80-100 80-100 ❍ ❍ ❍ 426 423, 426 423, 426 423, 425 426, 427 423, 425 426, 427 70 0.15 - 0.2 80-100 68 60 50 0.3 - 0.4 0.3 - 0.4 0.1 - 0.15 80-100 80-100 80-100 55 45 40 0.3 - 0.5 0.3 - 0.5 0.1 - 0.15 80-100 80-100 80-100 45 35 30 0.4 - 0.7 0.4 - 0.7 0.2 - 0.5 80-100 80-100 80-100 45 35 30 0.4 - 0.7 0.4 - 0.7 0.2 - 0.5 80-100 80-100 80-100 45 35 30 0.4 - 0.7 0.4 - 0.7 0.2 - 0.5 80-100 80-100 80-100 40 30 25 0.8 0.8 0.6 80-100 80-100 80-100 40 30 25 0.8 0.8 0.6 80-100 80-100 80-100 40 30 25 1.0 1.0 0.8 80-100 80-100 80-100 Glas Flex FR4 Fräsertyp U/min Vorschub 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ 448 ❍ 423, 425 426, 427 441 ❍ ❍ ❍ 448 423, 425 426, 427 Richtwerttabelle 1: Parameter zum Konturenfräsen (Werkbild HAM) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Fräsen Seite 17 ∅ Materialtyp [mm] Pakethöhe [mm] 1.60 1.60 1.60 6.5 6.5 4.5 ● ● ❍ Glas Flex FR4 Fräsertyp Cu Teflon Multi ● 441 U/min Vorschub Spiral ❍ K 40 30 ❍ ❍ ❍ 423, 425 25 426. 427 ● 1.70 6.5 441 40 ● 1.70 6.5 448 30 ❍ ❍ ❍ ❍ 1.70 4.5 423, 425 25 427 ● 1.80 6.5 441 35 ● 1.80 6.5 448 28 ❍ ❍ ❍ ❍ 1.80 4.5 423, 425 23 427 ● 1.90 6.5 441 35 ● 1.90 6.5 448 28 ❍ ❍ ❍ ❍ 1.90 4.5 423, 425 23 427 ● 2.00 6.5 441 35 ● 2.00 6.5 448 38 ❍ ❍ ❍ ❍ 2.00 4.5 423, 425 23 427 ● 2.10 6.5 441 35 ● 2.10 6.5 448 28 ❍ ❍ ❍ ❍ 2.10 6.5 423, 425 23 427 ● 2.20 6.5 441 32 ● 2.20 6.5 448 26 ❍ ❍ ❍ ❍ 2.20 6.5 423, 425 22 427 ● 2.40 8.0 441 32 ● 2.40 8.0 448 26 ❍ ❍ ❍ ❍ 2.40 8.0 423, 425 22 427 ● 2.50 8.0 441 32 ● 2.50 8.0 448 26 ❍ ❍ ❍ ❍ 2.50 8.0 423, 425 22 427 ● 3.00 8.0 441 28 ● 3.00 8.0 448 22 ❍ ❍ ❍ ❍ 3.00 8.0 423, 425 18 427 Richtwerttabelle 2: Parameter zum Konturenfräsen (Werkbild HAM) 448 [m/min] Absaugleistung [mbar] 1.0 1.0 0.8 80-100 80-100 80-100 1.0 1.0 0.8 80-100 80-100 80-100 1.1 1.1 0.9 80-100 80-100 80-100 1.1 1.1 0.9 80-100 80-100 80-100 1.2 1.2 0.9 80-100 80-100 80-100 1.2 1.2 0.9 80-100 80-100 80-100 1.3 1.3 1.0 80-100 80-100 80-100 1.4 1.4 1.0 80-100 80-100 80-100 1.4 1.4 1.0 80-100 80-100 80-100 1.2 1.2 0.8 80-100 80-100 80-100 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 18 8 Tiefenfräsen Beim Fräsen von flexiblen Schaltungen ist es erforderlich, mit einer Tiefentoleranz von ± 50 µm (von der Oberfläche aus gemessen) zu arbeiten. Aus diesem Grund ist jeder Fräskopf mit einem zweiten Linearmeßsystem ausgestattet (Bild 3). Mit Hilfe des vorher beschriebenen Lasermeßsystems wird der Abstand zwischen Niederhalter-Unterkante und Fräserspitze bezogen auf die LP-Oberfläche exakt gemessen. Der beschriebene Arbeitsablauf wird durch eine spezielle Software vollautomatisch ausgeführt und hat den Vorteil, daß auch bei unterschiedlichen Einspannlängen der Fräser, unebenen Leiterplatten oder Verschleiß am Niederhalter-Andruckring die Tiefentoleranz nicht beeinflußt wird. Hierbei kommen zwei Verfahren zum Einsatz: • Tiefenfräsen ohne Nachregeln • Tiefenfräsen mit Nachregeln 9 Kombinierte Bohr- und Fräsmaschinen Bei der spanenden Bearbeitung von LP kann man den Bohr- und Fräsvorgang auf einer Maschine vereinigen. Hierbei ist es möglich, die Arbeitsgänge • nur Bohren • nur Fräsen • Bohren und Fräsen durchzuführen. Bei den kombinierten Bohr- und Fräsmaschinen sind die jeweiligen Besonderheiten von Bohr- und Fräsmaschinen in einer Maschine vereinigt. Als Ergänzung ist es notwendig, daß der Niederhalter über die Programmierung auf • den Bohrdruck (große Kraft) und • den Fräsdruck (kleine Kraft) umsteuerbar ist. Die kombinierten Bohr- und Fräsmaschinen sind aufgrund der hohen Flexibilität vorwiegend bei kleineren LP-Herstellern im Einsatz. In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden, daß Großhersteller vom LP mit hohen Qualitätsansprüchen nicht mit diesem kombinierten Maschinen produzieren. Diese Hersteller setzen • Bohrmaschinen zum Bohren und • Fräsmaschinen zum Fräsen ein. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Fräsen VDE/VDI 3711, Blatt 3.2 Seite 19 10 Qualitätssicherung Beim Konturenfräsen von Leiterplatten erfolgt die Qualitätssicherung durch Prüfung der Bohr- und Fräsgenauigkeit. Die Bohrgenauigkeit beträgt hierbei weniger als ± 20 µm. Folgende Parameter sind dabei zugrunde gelegt: Bohrdurchmesser: 1,3 mm bis 2,0 mm Spirallänge: Minimum Material: 1 Platte FR 4, beidseitig Cu-beschichtet Deckplatte: HP oder Al Raumtemperatur: 22 °C ± 1°C (Bohren / Messen) Bezüglich der Fräsgenauigkeit können bei FR 4 Material (1,6 mm Dicke) folgende Genauigkeiten erreicht werden: • • • ∅ 2,4 mm ∅ 2,4 mm ∅ 3,0 mm 3-lagig 4-lagig 4-lagig ± 0,05 mm ± 0,12 mm ± 0,12 mm VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 1 Allgemeines Das Ritzen von Leiterplatten ist ein mechanisches Fertigungsverfahren zur Erzeugung von Sollbruchstellen an den Nutzenrändern von Leiterplatten. Beim Ritzen werden zwei V-förmige Nuten von oben und unten eingebracht, um später das Herausbrechen der einzelnen Leiterplatten zu ermöglichen. In diesem Schulungsblatt sind die unterschiedlichen Maschinenkonzepte, die Ausführungen der Ritzfräser und die Qualitätssicherung erläutert. 4-Achsen CNC-Ritzmaschine (Funktionsschema, Werkbild ALFA) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Ritzen Seite 2 Schematische Inhaltsdarstellung Maschinenkonzepte ! Pkt. 1 Ritzfräser ! Pkt. 2 Qualitätssicherung ! Pkt. 3 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 3 1 Maschinenkonzepte Die Kerbritzung besteht aus der Ritztiefe von oben und der Ritztiefe von unten. Der verbleibende Reststeg, auch als Bruchsteg bezeichnet, ermöglicht das spätere Herausbrechen der einzelnen Leiterplatten. Die Ritzungen können hierbei • in einer Richtung parallel oder • in zwei Richtungen um 90° verdreht (X- und Y-Achse) eingebracht werden. Beim Ritzen kommen Maschinen mit unterschiedlicher Arbeitsweise zum Einsatz: • mechanische Ritzmaschinen • CNC-gesteuerte Ritzmaschinen 1.1 Mechanische Ritzmaschine Bei der mechanischen Ritzmaschine sind zwei Fräserwellen oben und unten gegenüberliegend angeordnet. Die Vollhartmetall-Ritzfräser werden durch Distanzringe auf den Wellen entsprechend dem Ritzabstand auf Position montiert. Die Ritzfräser müssen hierbei nicht nur in genauer Distanz positioniert werden, sondern auch exakt mit den Spitzen von oben nach unten zueinander fluchten. Nur so ist das spätere Brechen an den Sollbruchstellen ohne Komplikationen möglich. Die Positionierung und Fixierung der Leiterplatte erfolgt mit zwei Indexstiften, die in zwei Indexbohrungen an einer Seite der Leiterplatte eingreifen. Beim Ritzen in X- und Y-Achse ist in der Regel eine dritte Indexbohrung an einer rechtwinklig zugeordneten Seite eingebracht, worin die Leiterplatte nach der 90° Drehung nochmals eingehängt werden kann. Der Nachteil der mechanischen Ritzmaschine liegt unter anderem in sehr langen Rüstzeiten bei der Umstellung auf andere Ritzabstände (Messerabstände). Damit weist dieses Maschinenkonzept eine sehr geringe Flexibilität auf und wird heute nur noch selten eingesetzt. 1.2 2-Achsen CNC-Ritzmaschine Bei diesem Maschinentyp sind zwei Ritzfräser oben und unten gegenüberliegend montiert. Der Leiterplatten-Nutzen wird CNC-gesteuert zwischen den Ritzfräsern positioniert, wobei der obere und untere Ritzfräser gleichzeitig eine definierte Rille in die Leiterplatte einfräsen. Zwischen den beiden Ritzfräsern bleibt ein ungefräster Reststeg stehen (Bild 1). Über die X-Achse werden die Ritzabstände programmiert, während die Y-Achse eine Programmierung des Hubes (Plattenlänge plus Überlauf) und der Vorschubgeschwindigkeit beim Ritzen ermöglicht. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 4 Bild 1: Ritzprofil mit Reststeg (Werkbild L+H Maschinenbau) Die Bedienungsperson erstellt an der CNC-Steuerung das Ritzprogramm für die X- und YAchse. Der Arbeitsablauf erfolgt dann automatisch nach dem Start der Maschine. Je nach Maschinentyp können hierbei der Ober- und Unterfräser manuell oder motorisch zueinander eingestellt werden. Die damit entstehende Reststegdicke ist von folgenden Faktoren abhängig: • • • • Werkstoff des Basismaterials Format der Leiterplatte Packungsdichte der Leiterplatten-Nutzen bei der Weiterverarbeitung der Leiterplatten-Nutzen eingesetzte Verfahren Die Positionierung der Leiterplatte erfolgt hierbei ebenfalls durch zwei Indexstifte und die zugehörigen Indexbohrungen in Relation zum Maschinen-Koordinaten-system. 1.3 4-Achsen CNC-Ritzmaschine Bei der 4-Achsen-CNC-Ritzmaschine werden neben der programmierbaren X- und Y-Achse zusätzlich die beiden Ritzfräser CNC-gesteuert angetrieben (siehe Titelbild Seite 1). Die vier CNC-Achsen haben folgende Funktionen: • X-Achse: Zustellachse für die Ritzabstände • Y-Achse: Hubachse (Plattenlänge plus Überlauf) sowie Vorschubachse (Ritzgeschwindigkeit) • Z-Achse: Zustell- und Positionierachse für die oberen Ritzfräser VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 5 • A-Achse: Zustell- und Positionierachse für den unteren Ritzfräser Dieser Maschinentyp ermöglicht folgende Fertigungsverfahren (Bild 2): • unterbrochene Ritzungen („Sprung-Ritzen“) innerhalb der LP • programmierbare Dicke des Reststeges • unterschiedliche Reststegdicken auf einer Leiterplatte während eines automatisch ablaufenden Bearbeitungszyklus • unterschiedliche Ritztiefen an der Ober- und Unterseite der Leiterplatte Bild 2: Ritzprofil mit unterschiedlicher Ritztiefe (Werkbild L+H Maschinenbau) 1.4 Vollautomatische 5-Achsen CNC-Ritzmaschine Dieser Maschinentyp ist mit fünf CNC-gesteuerten Achsen ausgerüstet (Bild 3) und hat neben der programmierbaren X-, Y-, Z- und A-Achse eine zusätzliche Achse zur LPDrehung um 90°, wodurch folgende Anwendungen möglich sind: • Vollautomatisches X- und Y-Ritzen mit 90°-Drehung der LP • Positionieren der Ritzfräser von oben und unten durch Software • Programmieren der Dicke des Reststeges per Software. Änderung der Dicke von Ritz zu Ritz ist möglich. Abfallstreifen können somit beispielsweise als Teilnutzen weiter durchgeritzt werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 6 • Innerhalb der LP können unterbrochene Ritzungen („Sprung-Ritzen“) hergestellt werden, damit ist eine rechtwinklige Ritzung in der LP realisierbar. • Unterschiedliche Ritztiefen auf Ober- und Unterseite sind möglich, einseitiges Ritzen ist per Software programmierbar. • Automatisches, formatabhängiges Einstellen der Indexstifte Diese CNC-Ritzmaschine kann zusätzlich mit folgenden Funktionsmodulen arbeiten: • Software-Programmierplatz: Mit dem PC kann das Ritzprogramm leicht und benutzerfreundlich graphisch erstellt werden. Durch die graphische Darstellung des Programms können Programmierfehler sofort erkannt und einfach korrigiert werden. • DNC-Betrieb • Handlingsmodule (in Horizontal- oder Magazintechnik) zum automatischen Be- und Entladen der Ritzmaschine • Schwimmend gelagerte LP-Spann- und Indexierungsvorrichtung: Die gesamte LPHalterung ist an einem mitfahrenden Auflege-Rollentisch montiert. Dieser unterstützt die Wirkung der schwimmenden Aufhängung/Indexierung und ist Voraussetzung für ein genaues Zentrieren der LP zwischen den Fräsern. Nur so ist gewährleistet, daß dünne, krumme LP mit der geforderten Toleranz geritzt werden können. • Durch Verwendung von bürstenlosen AC-Servo-Antrieben mit Resolvern wird eine Arbeitsgeschwindigkeit bis 40 m/min erreicht. • Die hohe Flexibilität der Maschine ermöglicht eine wirtschaftliche Fertigung, auch bei kleinen bis mittleren Losgrößen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 7 Bild 3: 5-Achsen-CNC-Ritzmaschine mit automatischer Be- und Entladung sowie 90° Drehung (Werkbild L+H Maschinenbau) 1.5 Vollautomatische 5-Achsen CNC-Ritzmaschine mit CCD-Kamera Der zunehmende Einsatz von hochwertigen Leiterplatten mit feinsten Leiterzügen und Microbohrungen zwingt dazu, die Fertigungstoleranzen immer mehr einzuengen. Für das Ritzen bedeutet dies, daß die V-förmige Nut bei derartigen Leiterplatten exakt zum Leiterbild eingebracht werden muß. Hierzu ist der Rand des Leiterplatten-Nutzens mit Positionsmarken (Fiducials) als Bestandteil des Leiterbildes versehen. Diese werden durch eine eingebaute CCD-Kamera abgetastet und ermöglichen somit eine Achsenkorrektur. Bei dieser Funktion wird das Ritzen stiftlos durchgeführt. Bei der Achsenkorrektur wird zuerst die LP-Position ermittelt (Bild 4). Danach erfolgt die Korrektur der LP-Position (Bild 5). Die Ermittlung der Position erfolgt in drei Schritten: VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Ritzen Seite 8 • Das Vakuum • Der Hub-/Drehkopf im Hub-/Drehkopf fährt mit (i) der • Während dieses Transports ermittelt Positionsmarken auf der Leiterplatte. wird LP die eingeschaltet nach oben Kamera (k) und die und hält zur Lage die LP. Ritzmaschine. der beiden Bild 4: Ermitteln der LP-Position (Funktionsschema, ALFA) Weicht die Lage der beiden Marken von der vorgegebenen Position ab, dann wird dieser Fehler wie folgt korrigiert: • Der Abweichungswinkel (ß) wird durch Drehung des Hub-/Drehkopfs ausgeglichen. • Der Versatz in X-Richung wird über die Positionierung der X-(Transfer)-Achse ausgeglichen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 9 • Ein Versatz in Y-Richtung wird über das jeweilige Ritzprogramm (im „Jump-Cut“- Betrieb) ausgeglichen. Die Ritzmesser werden entsprechend des Versatzes früher oder später eingesenkt. Bild 5: Korrektur der LP-Position (Funktionsschema, Werkbild ALFA) 2 Ritzfräser Beim Ritzen von Leiterplatten werden wahlweise folgende Werkzeuge eingesetzt: • Vollhartmetall-Ritzfräser unbeschichtet • Vollhartmetall-Ritzfräser beschichtet • Diamant-Ritzfräser Das häufigste Profil bei den Vollhartmetall-Ritzfräsern ist ein Spitzenwinkel von 30° mit einer Fase von 0,05 bis 0,10 mm, die ein zu schnelles Abstumpfen der Spitze verhindert. Aber auch Spitzenwinkel von 45°, 60°, 90° oder sogar 120° bzw. 140° werden eingesetzt. Die größeren Winkel dienen hierbei jedoch dem Fasen von Leiterplattenkanten mit gleichzeitigem Ritzeffekt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 10 Um den Reststeg während einer bestimmten Arbeitszeit konstant zu halten, wird durch Zustellung der Werkzeuge eine Verschleißkompensation durchgeführt. Die Abstumpfung wird hierbei durch eine Beschichtung der Werkzeuge mit z.B. TiCN (Titancarbonitrid) erfolgreich verlangsamt. Diese Schicht wird mittels Ionenplattieren (PVD-Verfahren) aufgetragen und bringt eine um 50% härtere Schutzschicht auf das Hartmetall. Dadurch steigt die Härte der Oberfläche von HV 2000 auf HV 3000 an. Die Verschleißkompensation entfällt weitestgehend beim Einsatz von Diamant-Ritzfräsern. Die verwendeten Profile haben die gleichen Spitzenwinkel wie zuvor erläutert. Die DiamantSpitze wird aber nicht von einer Fase geschützt, sondern durch einen Radius von 0,07 mm bis 0,1 mm, der das Ausbrechen der Spitze verhindert und eine exakte Bruchkante am Nutzen ermöglicht (Bild 6). Die Formstabilität der Diamant-Ritzfräser ist durch die Härte der Diamantschneide zu erklären. Sie liegt nach der Knoop-Härte bie „50“, im Vergleich zu Hartmetall ISO K 10 bei „7“. Dies erklärt auch die Formstabilität und die viel längere Standzeit der DiamantRitzfräser. Diese Werkzeuge haben in FR4-Basismaterial eine Standzeit von 60.000 bis 80.000 m und können mehrmals nachgeschliffen werden. Bild 6 : Diamant-Ritzfräser (Werkbild LACH DIAMANT) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Ritzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.3 Seite 11 3 Qualitätssicherung Bei der Qualitätssicherung der beschriebenen CNC-gesteuerten Ritzmaschinen können folgende technische Daten zugrunde gelegt werden: Stiftabstand - 1. Ritz: min. 6 mm Parallelität Stift - Ritz:± 0,03 mm Abstand Ritz - Ritz: ± 0,03 mm Wiederholungsgenauigkeit: ± 0,03 mm Reststegdicke: programmierbar von 0,1 - 3,0 mm ± 0,03 mm Literatur: Bei diesem Schulungsblatt wurden technische Unterlagen der Firmen ALFA, LACHDIAMANT und L+H Maschinenbau verwendet. Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Stanzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.4 Seite 1 Allgemeines Das Stanzen von Leiterplatten ist ein klassisches Fertigungsverfahren zur Erzeugung von Löchern, Innen- und Außenkonturen bei hohen Stückzahlen und bietet die Gewähr für eine kostengünstige und rationelle Fertigung. Aufgrund der fortschreitenden Miniaturisierung der Bauteile und der damit verbundenen starken Zunahme von Kleinstbohrungen ist das Stanzen in den letzten Jahren stark zurückgedrängt worden. Es wird jedoch auch heute noch als kostengünstiges Verfahren bei Leiterplatten mit geeignetem Layout und hoher Stückzahl eingesetzt. Inhaltsverzeichnis Entscheidungskriterien Pkt. 1 Arbeitsvorbereitung Pkt. 2 Stanzwerkzeuge Pkt. 3 Schlußwort Pkt. 4 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Stanzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.4 Seite 2 1 Entscheidungskriterien • 1.1 Material • 1.2 Leiterplattenlayout • 1.3 Maßhaltigkeit / Qualität • 1.4 Stückzahl • 1.5 Termin • 1.6 Produktionseinrichtung 1.1 Material Im Prinzip lassen sich alle bekannten Leiterplattenmaterialien stanzen.Phenolharz-und Epoxydharzhartpapiere in kaschierter und in unkaschierter Form werden vor dem Stanzen auf 60°C bis 80°C erwärmt, um ein Ausbrechen der Schnittkante zu vermeiden (laustanzbar). Glasfaserverstärkte Materialien werden kalt gestanzt. Bei der Werkzeugherstellung sind die Eigenschaften des zu stanzenden Materials zu berücksichtigen (Schnittspalt zwischen Stempel und Matritze). Die Materialdicke sollte 1,6 mm nicht überschreiten. 1.2 Leiterplattenlayout Um eine Leiterplatte stanzfähig zu machen, sollten schon bei der Layouterstellung folgende Regeln beachtet werden: • nicht geeignet für durchkontaktierte Bohrungen ( Lochwandrauhigkeit ) • Abstand Leiterbahn von Kontur => 0,5 mm • Kupferfreistellung zur Außenkontur zur Vermeidung von Stanzgrat • Verhältnis Lochdurchmesser bzw. Schlitzbreite zu Materialdicke =>1:1 • Vermeidung von stegartig angebundenen Ausbruchabdeckungen (Matritzenstabilität des Stanzwerkzeuges). • Eckige Innekonturen sind nur im Stanzverfahren herzustellen • Stanzen mit anschließendem Zurückdrücken ( als Deckel für Lötwelle oder Herstellung Starrflex ) • Multilayer stanzen nicht empfehlenswert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Stanzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.4 Seite 3 1.3 Maßhaltigkeit / Qualität Mittenabstände bei Komplettschnitt: +/-0,02 mm bei Folgeschnitt : +/-0,05 mm Innenkontur zu Außenkontur bei Komplettschnitt: +/-0,05 mm bei Folgeschnitt : +/-0,10 mm Leiterbahnen zu Kontur bei Komplettschnitt: +/-0,15 mm bei Folgeschnitt : +/-0,20 mm Bei Bandstahlschnitten müssen Toleranzen von +/-0,40 mm berücksichtigt werden. Diese Angaben setzen voraus: • • • • • ∙fachlich einwandfreie Konstruktion ( Bauart ) und Anfertigung des Stanzwerkzeuges ∙gewartetes Werkzeug ∙geschliffenes Werkzeug ∙geeignete Stanzmaschine sehr gute Wiederholgenauigkeit Beim Stanzen wird nur das erste Drittel der Materialdicke "geschnitten",sodaß zwei Drittel der Materialstärke eine rauhe Oberfläche aufweisen, die Mikrorisse oder austretende Glasfasern erkennen lassen. Für Einschubtechnik und Mikroelktronik nicht empfehlenswert. 1.4 Stückzahl In der Regel wird das Stanzen von Leiterplatten aus wirtschaftlichen Gründen geplant.und dem Bohren oder Fräsen vorgezogen. Um eine Amortisation der Werkzeugkosten zu erreichen, muß beispielsweise für eine Europakarte ( 160 mm x 100 mm ) eine Totalstückzahl von ca 80000 erreicht werden. 1.5 Termin Für die Konstruktion und Herstellung eines Stanzwerkzeuges wird in Abhängigkeitvon Komplexität und Bauart ein Zeitraum von 5 bis10 Wochen erforderlich. Für Änderungen müssen je nach Änderungsumfang 5 bis 20 Tage angesetzt werden. 1.6 Produktionseinrichtungen Stanzwerkzeuge erfordern je nach Werkzeugtyp den Einsatz in Exzenterpressen, Hydraulische Pressen, Pneumatische Pressen oder Kniehebelpressen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Stanzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.4 Seite 4 Bei langen Schnittkonturen können Drücke von 100 t erforderlich werden, bei Bandstahlschnitten in der Regel weniger als 2 t. 2 Arbeitsvorbereitung Entsprechend der unter Pkt. 2 genannten Entscheidungskriterien wird in der Arbeitsvorbereitung das geeignete Herstellverfahren ausgewählt. In vielen Fällen sind auch Kombinationen von unterschiedlichen Bearbeitungen erforderlich oder sinnvoll. • • • • ∙ stanzen Lochbild, stanzen Kontur ∙ bohren Lochbild, stanzen Kontur ∙ bohren Lochbild, ritzen , stanzen Kontur ∙ bohren, Streifen schneiden, stanzen Kontur Bandstahlschnitte ( kostengünstig und schnell herzustellen ) werden in der Regel nur nur noch bei flexiblen Materialien ( Polyimid )eingesetzt. Bei starren Materialien kommen überwiegend Komplettschnitte und Folgeschnitte zum Einsatz. Erforderlich bei der Nutzenauslegung sind zusätzliche Referenzbohrungen, die beim Stanzen als Werkzeugaufnahme dienen und gleichzeitig einen toleranzminimierten Bezug zum Leiterbild gewährleisten. Für eilige Entwicklungsmuster sind wegen der langen Herstellungszeit des Werkzeuges und des Änderungsrisikos häufig alternative Herstellverfahren einzuplanen. 3 Stanzwerkzeuge Beim Komplettschnitt erfolgt das Stanzen der Löcher und das Schneiden der Kontur in einem Arbeitsgang. Der Hauptstempel, der die Außenform der Leiterplatte schneidet, ist gleichzeitig Schnittplatte für die eingestzten Stempel Stanznadeln). Komplettschnitte benötigen eine sehr genaue Führung und werden meist in Säulenführungsgestelle eingebaut. Folgeschnitte (Säulenführungsschnitt) mit Vorlocher werden überwiegend zum Stanzen kleinerer Leiterplatteneingesetzt. Der Vortei dieser Werkzeugkonzeption besteht im Unterbringen vieler Stempel in einer Schnittplatte. Im ersten Schritt werden beim Stanzen nur bestimmte Lochgruppen bzw. Innekonturen oder je nach geforderter Lochzahl alle Löcher gestanzt. Danach wird die Leiterplatte (oder der Zuschnitt) um ein Raster verschoben und beim zweiten Hub die Kontur ausgeschnitten, wobei gleichzeitig der Lochvorgang in der nächsten Leiterplatte durchgeführt wird. Das Positionieren des Zuschnittes im Werkzeug erfolgt entweder über Einhängestifte oder mit Sucherstiften. Einhängestifte müssen fest in der Schnittplatte verankert sein. Sie sind pilzförmig gedreht und in der Herstellung und Einbau kostengünstig. Bei Folgeschnitten mit VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Mechanische Bearbeitung Stanzen VDE/VDI 3711, Blatt 3.4 Seite 5 Vorlochern genügen oftmals Einhängestifte den Anforderungen an die Zentrierung nicht. Durch ungenaues Vorschieben der Zuschnitte und durch Spiel in den Referenzlöchern können vogegebene Toleranzen nicht eingehalten werden. Diese Fehler werden beim Einbau von Sucherstiften weitgehend vermieden. Die Sucherstifte greifen beim Herunterfahren des Werkzeuges in die vorgegebenen Referenzlöcher und positionieren die Leiterplatte. Erst dann erfolgt das Stanzen. Der Einbau von Niederhaltern vermeidet die sogenannte Hofbildung um Löcher und Schlitze. Die Niederhaltekraft ist bei Hartpapieren so auszulegen, daß sie ca. 50 % der notwendigen Stanzkraft entspricht. Runde Lochstempel können gehärtet und geschliffen bezogen werden.Sie werden mit oder ohne Kopf geliefert und können mit durchlaufendem Durchmesser oder abgesetzt sein. Die Durchmesser sind nach Toleranzfeld h 6 geschliffen. Bei abgesetzten Stanznadeln wird eine Rundlaufgenauigkeit von 5 mm verlangt. Ähnliche Genauigkeiten werden bei allen anderen Stempel-Matritzen-Passungen verlangt, sodaß Schnittspalte je nach zu stanzendem Material nahezu null betragen. Als Material wird hochwertiger Cr-NiStahl oder Hartmetall verwendet. 4 Schlußwort Das Stanzen ist die kostengünstigste Methode der Formgebung und der Herstellung von nicht durchkontaktierten Löchern und Durchbrüchen für die Massenproduktion. Der Einsatz und die Behandlung von Basismaterialien, die Planung, Konstruktion und Herstellung von Stanzwerkzeugen sowie das Arbeiten mit Werkzeug und Stanzmaschine erfordert ein einschlägiges Fachwissen. Dieses geht bei den typischen Leiterplattenherstellern immer mehr verloren. Durch die Weiterentwichlung von Bohrmaschinen, Fräsmaschinen und Ritzmaschinen sind sehr flexible Alternativen im Einsatz. Da in der Leiterplattenindustrie die innovativen Kräfte eher aus den Bereichen der Mikroelektronik mit einer zunehmenden Miniaturisierung der Bauelemente kommen, ist für die Stanztechnik eine abnehmende Bedeutung zu erwarten. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 1 Allgemeines In der VDI/VDE-Richtlinie 3710 wird die Fertigung von Leiterplatten beschrieben. So werden u.a. die verschiedenen Herstellungsverfahren von durchmetallisierten Leiterplatten erläutert. Nach der Durchkontak-tierung werden die Leiterplatten entweder in “Panel Plating“-Technik oder nach einem Photoprozeß (Imaging) in “Pattern Plating“-Technik bearbeitet, um die gewünschte Schichtdicke von galvanisch abgeschiedenem Kupfer zu erreichen. Unter Durchkontaktierung versteht man den Prozeß der Metallisierung gebohrter Leiterplatten. Dabei kommen verschiedene chemische Verfahren zum Einsatz, die im folgenden näher dargestellt werden. Multilayer nach Lötschocktest (288°C, 10 sec) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 2 1 Bohrlochreinigung (Desmear) Multilayer müssen, bevor sie durchkontaktiert werden können, einen Prozeß zur Bohrloch reinigung durchlaufen. In diesem Prozeß werden insbesondere die Innenlagen von Harzverschmierungen, die sich beim Bohren gebildet haben, befreit. Nur so ist eine einwandfreie Ankontaktierung von Innenlagen gewährleistet. Als Desmearprozess nach dem Bohren spielt heute neben dem Permanganatprozess praktisch nur noch die Plasmabehandlung ei ne Rolle. Chromsäure- bzw.. Schwefelsäureverfahren werden hier deshalb nicht beschrieben. 1.1 Permanganat-Prozeß Der Permanganatprozeß besteht aus 3 Schritten: Quellen ⇓ Ätzen ⇓ Reduzieren 1.1.1 Quellen Das Basismaterial wird zunächst in organischen Lösungsmitteln oder wäßrigen Mischungen Anteilen an organischen Lösungsmitteln bei erhöhten Temperaturen von 50 - 80°C behandelt, um den anschließenden Angriff von Permanganat zu erleichtern. So werden Abhebungen der abzuscheidenden Kupferschicht vom Basismaterial (Pull away) vermieden. Je nach Quellprozeß wird durch diese Behandlung in Verbindung mit dem nachfolgenden Ätzschritt in Permanganat sogar eine Mikroaufrauhung des Basismaterials erreicht, was für die Haftfestigkeit des abgeschiedenen Kupfers nicht erforderlich aber zumindest vorteilhaft ist. 1.1.2 Ätzen Durch Behandlung in alkalischen Permanganatlösungen (typische Arbeitsparameter: 45 g/l MnO4 , 45 g/l NaOH; T = 60 - 80°C) werden die Bohrlöcher und insbesondere die Innenlagen oxidativ von Harzverschmierungen (Smear), die beim Bohren gebildet werden, befreit. Dabei entsteht durch die Reduktion von Permanganat (MnO4 ) neben Braunstein (MnO2) auch VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 3 2- Manganat (MnO4 ). Um die Permanganatlösungen kontinuierlich betreiben zu können, haben sich elektrolytische Regenerierungszellen durchgesetzt. In diesen Elektrolysezellen wird das Manganat wieder zu Permanganat oxidiert. Hierbei wird an der Kathode Wasserstoff gebildet, der wegen der Gefahr der Knallgasbildung abgesaugt werden muß. Aber auch bei der Verwendung von Elektrolysezellen sind die Permanganatlösungen nicht unbegrenzt haltbar. Wenn die Manganatkonzentration nicht mehr unter 25 g/l gehalten werden kann, muß ein Neuansatz erfolgen. 1.1.3 Reduzieren 2+ Im nachfolgenden Reduktionsschritt wird der Braunstein zu Mn reduziert, um eine saubere Bohrlochwandung zu gewährleisten. Als Reduktionsmittel werden z.B. Mischungen von Schwefelsäure und Wasserstoffperoxid bei Raumtemperatur eingesetzt. 1.2 Plasma Durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung wird in einer Gasmischung unter vermindertem Druck ein Plasma erzeugt, worin reaktive Teilchen (Ionen, Radikale etc.) enthalten sind, die mit den Teilchen der Bohrlochwand reagieren. Als Gasmischung hat sich z.B. O2/CF4 bewährt. Die jeweiligen Prozeßbedingungen hängen davon ab, ob man nur eine Bohrlochreinigung oder eine Bohrlochreinigung mit Rückätzung des Harzes (Etch back) erreichen will. Wenn mit Rückätzung des Harzes gearbeitet wird, müssen anschließend die herausstehenden Glasfasern geätzt werden. Die wichtigen Prozeßparameter sind: • Gaszusammensetzung • Gasdruck • Gasfluß • Hochfreqenz-Leistung • Prozeßzeit Nach der Bohrlochreinigung können die Leiterplatten getrocknet und gelagert werden oder die Durchkontaktierung erfolgt direkt anschließend („naß-in-naß“). Bei der Durchkontaktierung unterscheidet man heute konventionelle Verfahren, die mit Chemisch Kupfer arbeiten von den Direktmetallisierungsverfahren, bei denen auf die chemische Verkupferung verzichtet wird. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 4 2 Konventionelle Durchkontaktierung Die konventionelle Durchkontaktierung beinhaltet im wesentlichen folgende Schritte: Reinigen/Konditionieren ⇓ Mikroaufrauhen ⇓ Aktivieren ⇓ Chemisch Kupfer 2.1 Reinigen/Konditionieren Im Arbeitsschritt Reinigen/Konditionieren werden die Bohrloch- und Kupferober-flächen nochmals von anhaftenden Verunreinigungen befreit. Weiterhin werden die Glasfasern mit speziellen Konditionierungsmitteln belegt, um die anschließende Aktivierung und Kupferabscheidung zu gewährleisten. 2.2 Mikroaufrauhen Eine kurze Behandlung in typischen Ätzreinigern (z.B.: 100 ml/l H2SO4 + 80 ml/l H2O2 oder 150 g/l Natriumpersulfat + 15 ml/l H2SO4) bei RT hat sich bewährt, um eine gute Haftfestigkeit des galvanisch abgeschieden Kupfers auf der Kupfer-kaschierung bzw. den Innenlagen sicherzustellen. Typische Ätzraten liegen bei 0,5-1 µm Kupfer/min. 2.3 Aktivieren Beim Aktivieren werden katalytisch wirksame Metallkeime (zumeist: Palladium) auf dem Basismaterial abgeschieden und ermöglichen so die nachfolgende chemische Verkupferung. Hier müssen kolloidale Palladium/Zinn- und ionogene Palladium-Aktivatoren grundsätzlich voneinander unterschieden werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 5 Die kolloidalen Palladium/Zinn-Aktivatoren sind stark sauer (Salzsäure) und benötigen einen nachfolgenden Prozeßschritt, um das Schutzkolloid zu entfernen. Die ionogenen PalladiumAktivatoren sind alkalisch und werden im nachfolgenden Schritt zu Palladium reduziert. 2.4 Chemisch Verkupfern Beim chemisch (stromlos) Verkupfern kommen zwei Verfahrensvarianten zum Einsatz: die Dünn- und die Dickkupfertechnik. Wird die chemische Kupferschicht dünn (ca. 0,2 µm in 1015 min.) bei 25-30 °C abgeschieden, so ist vor dem Photoprozeß eine galvanische Verstärkung erforderlich. Wird die chemische Kupferschicht in Korbtechnik dicker (ca. 1,5-5 µm in 30-60 min) bei 35-45°C abgeschieden, kann auf die galvanische Verstärkung vor dem Photoprozeß verzichtet werden. Als wesentliche Bestandteile eines chemischen Kupferbades sind die folgenden zu nennen: • Kupfersalz zur Lieferung von Kupferionen • Komplexbildner (EDTA, Quadrol, Tartrat) • Reduktionsmittel (Formaldehyd) • pH-Regulatoren (z.B.: Natronlauge) • Netzmittel • Stabilisatoren (z.B.: Cyanid) Bevor die Leiterplatten nach der chemischen Verkupferung galvanisch verstärkt oder im Photoprozeß bearbeitet werden, können sie einen Anlaufschutz (z.B.: 1%-ige Citronensäure) erhalten. 3 Direktmetallisierung Z. Zt. sind im wesentlichen drei Varianten der Direktmetallisierung im Einsatz, die sich durch die Art der ersten leitfähigen Schicht auf dem Basismaterial unterscheiden: • Leitfähige Polymere • Kohlenstoff • Palladium-Kolloide Perfekte Anbindung der Innenlage VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 6 3.1 Leitfähige Polymere Die Direktmetallisierungsverfahren, die auf der Basis leitfähiger Polymere (z.B. Polypyrrol oder -thiophen) arbeiten, sind selektive Prozesse, d.h. die leitfähige Schicht wird nur dort ausgebildet, wo zuvor Braunstein durch die Reaktion des Basismaterials mit Permanganat entstanden ist. Bei der Bildung des leitfähigen Polymers aus dem jeweiligen Monomer wird Braunstein 2+ reduziert. Kupferoberflächen bleiben unbelegt, was eine gute (MnO2) zu Mangan Ankontaktierung der Innenlagen gewährleistet. Das hat allerdings auch zur Folge, daß bezüglich der metallisierbaren Kunststoffe gewisse Beschränkungen bestehen. Teflon reagiert z.B. nicht mit Permanganat, der zur Bildung der Leitfähigkeit notwendige Braunstein kann nicht entstehen. Prozeßablauf: Mikroaufrauhen ⇓ Reinigen/Konditionieren ⇓ Permanganat ⇓ Polymer Anschließend können die Leiterplatten galvanisch verkupfert werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 7 3.2 Kohlenstoff Kohlenstoff wird entweder als Ruß oder Graphit eingesetzt. Der Prozeß ist nicht selektiv, d.h. der Kohlenstoff muß von den Kupferoberflächen wieder entfernt werden, damit eine ausreichende Haftfestigkeit des anschließend galvanisch abgeschiedenen Kupfers auf der Kupferkaschierung und -innenlage gewährleistet ist. Die Entfernung des Kohlenstoffs von Kupferoberflächen erfolgt mit Ätzreinigern. Reinigen/Konditionieren ⇓ Graphit/Kohlenstoff ⇓ Trocknen ⇓ Mikroätzen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Bohrlochreinigung und Durchkontakierung VDE/VDI 3711, Blatt 4.1 Seite 8 3.2.1 Palladium-Kolloide Die verwendeten Palladium-Kolloide sind entweder durch Zinn(II) oder durch organische Polymere stabilisiert. Nach der Adsorption auf dem Basismaterial wird durch eine Nachbehandlung das Zinn bzw. das organische Polymer entfernt. Zur Verbesserung der Stabilität der Leitschicht wandelt ein Verfahren das Palladium der Leitschicht in Palladiumsulfid um. Dabei wird auch Kupfer in Kupfersulfid umgewandelt. Die Kupferoberflächen müssen deshalb anschließend wieder gereinigt werden, um eine sichere Kupfer-Kupfer-Anbindung zu erreichen. Im Prinzip wird eine der konventionellen Durchkontaktierung entsprechende Prozeßfolge durchlaufen: Reinigen/Konditionieren ⇓ Mikroätzen ⇓ Aktivieren ⇓ Beschleunigen 4 Umwelt und Entsorgung Durch die Direktmetallisierungsverfahren soll insbesondere der Prozeß der chemischen Verkupferung umgangen werden. Das in den chemischen Kupferbädern enthaltene Formaldehyd steht unter dem Verdacht, ein krebserzeugendes Potential zu besitzen. Deshalb ist die Belastung durch Formaldehyd so gering wie möglich zu halten (Absaugung, Lüftung). Weiterhin muß der Komplexbildner EDTA entweder zurückgewonnen oder zerstört werden. Deshalb ist der biologisch abbaubare Komplexbildner Tartrat zukünftig vorzuziehen. Die Direct Plating-Verfahren enthalten meist nur noch im Conditioner schwache Komplexbildner, die biologisch abbaubar sind, aber in der Abwasserbehandlung eine Hydroxidfällung ausschlließen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 1 1 Ammoniakalisches Atzen 1.1 Allgemeines Das in der Leiterplattenfertigung am weitesten verbreitete Ätzverfahren ist das ammoniakalische Ätzen, da sowohl die mit einem metallischen Ätzresist, wie z. B. Zinn/Blei oder Reinzinn, als auch die mit Fotoresist versehenen Schaltungen geätzt werden können. Grundgleichung für die Ätzreaktion ist die Umsetzung von metallischem Kupfer und Kupfer(II)ionen zu einwertigen Kupferionen. 2+ + Cu + Cu <==> 2 Cu Die Regeneration des Ätzmediums erfolgt durch Oxidation der Cu(I)-Ionen mit Luftsauerstoff im alkalischen Milieu wieder zu Cu(II)-Ionen, so daß die Ätzreaktion wieder von vorn beginnen kann. Durch das Einätzen von Kupfer steigt die Kupferkonzentration und damit die Dichte der Lösung. Um die Kupferionen bei pH-Werten um 8,5 in Lösung zu halten, bindet man sie mit Ammoniak im Kupfertetraminkomplex. Das konventionelle ammoniakalische Ätzmedium besteht überwiegend aus einer Ammoniumchlorid-haltigen Kupferchloridlösung. Zum Schutz der Oberfläche und zur Erhöhung der Ätzrate werden Zusätze beigefügt. Die Verwendung von Basismaterial mit dünneren Kupferkaschierungen für die Feinstleitertechnik reduziert die Gesamtmenge an abzuätzendem Kupfer, während bei der Tentingtechnik die Schichtdicke des abzuätzenden Materials um bis zu 25 µm durch chemisch und galvanisch abgeschiedenes Kupfer erhöht wird. Resist Laminat Insbesondere bei feinen Leitern ist es wichtig, daß der Ätzvorgang möglichst gerichtet abläuft und nicht zur Seite in die Flanke des Leiters. Ein quantitatives Maß für die Ätzqualität ist der Ätzfaktor, der als Quotient von Tiefenätung (V) zu Seitenätzung (X) definiert ist. Der Ätzfaktor hängt Anlagenparametern wie z. B. Sprühdruck, Düsenkonfiguration, -abstand, Oszillation und der chemischen Zusammensetzung des Ätzmediums. ab, und sollte möglichst hoch sein. Ein typischer Wert des Ätzfaktors beim ammoniakalischen Ätzen ist 1,3 bis 1,5. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Ätzen und Beizen Seite 2 Prozeßablaufschema Innenlagen Metallresisttechnik ammoniakalisches Ätzen Replenisher Recycling Spülkaskade Aufheller Spülkaskade Ätzresistentfernung Spülkaskade Trockner VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 3 1.2 Prozeßablauf Den grundsätzlichen Verfahrensablauf zeigt umseitiges Ablaufschema. Durch den Ätzprozeß reichert sich die Ätzlösung mit Kupfer an, so daß oberhalb 160 g Cu/l mit frischer Ätzlösung verdünnt werden muß, damit sich konstante Verhältnisse einstellen können. Mit der frischen kupferfreien Ätzlösung, Replenisher genannt, werden die Leiterplattennutzen nach dem Ätzen gespült. Die Replenisherspülung minimiert die Kupferausschleppung in das Abwasser, weil das ausgeschleppte Kupfer über die Replenisherdosierung wieder in das Ätzmedium zurückgeführt wird. Zum Teil ist es möglich, Spülwasserkonzentrat aus der Kaskade der Altätze zuzugeben, um das Abwasser zu entlasten. Da diese Verdünnung der Altätze die externe Aufarbeitung beeinträchtigt, können nur kleine Spülwasserzusätze, wenn überhaupt, zugelassen werden. Je Kilogramm eingeätztes Kupfer verbraucht man mindestens 7 l Ätzlösung. Soll als Ätzresist dienendes Zinn/Blei aufgeschmolzen werden, muß ein die Oberfläche für das Aufschmelzen vorbereitender Aufheller eingesetzt werden. Als Alternative zum konventionellen Replenisher-Ätzverfahren wird ein Recyclingverfahren für die ammoniakalische Ätze eingesetzt, bei dem man wegen der Elektrolysierbarkeit Chlorid durch Sulfat als Basisanion ersetzt. Die elektrolytische Aufarbeitung erfolgt in einer bipolaren Zelle, die durch ihren Aufbau besonders energiesparend und kompakt ist. Zwischen zwei Randelektroden, an die eine Spannung von bis zu 42 V angelegt wird, sind 15 bzw. 17 Edelstahlelektroden isoliert angebracht, die im elektrischen Feld aufgrund des Zwischenleitereffekts auf der einen Seite kathodisch und auf der anderen Seite anodisch polarisiert werden. Bei der Elektrolyse mit Stromdichten von ca. 10 A/dm² scheidet sich kathodisch Kupfer in Form von Folien ab, die leicht „abgeerntet“ werden können. Die entkupferte Ätzlösung sammelt man als Regenerat und speist sie mit Hilfe der Dichteregelung wieder in das Ätzmodul ein, so daß für die Handhabung in der Fertigung, bis auf die etwas geringere Geschwindigkeit, keine Unterschiede feststellbar sind. Die entkupferte Ätzlösung sammelt man als Regenerat und speist sie mit Hilfe der Dichteregelung wieder in das Ätzmodul ein, so daß für die Handhabung in der Fertigung, bis auf die etwas geringere Geschwindigkeit, keine Unterschiede feststellbar sind. Neben der Ätzgeschwindigkeit ist die Unterätzung die für den Ätzprozeß ausschlaggebende Größe. Während des Ätzens greift das Ätzmedium das Kupfer nicht nur in der gewünschten Richtung senkrecht zur Oberfläche an, sondern ätzt auch zur Seite, was zur sogenannten Unterätzung der Leiter führt. Der Ätzfaktor, der Quotient aus Tiefen- und Seitenätzung, ist ein Maß für die Qualität des Ätzverfahrens und hängt unter anderem von den Anlagenparametern Düsenkonfiguration, Sprühdruck und -abstand, Oszillation, sowie der chemischen Zusammensetzung des Ätzmediums, aber auch dem Leiterbild ab. Beim ammoniakalischen Ätzen findet man meist einen Ätzfaktor von 1,5 (Bild). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 4 1.3 Umwelt und Entsorgung Die Aufarbeitung der ammoniakalischen Ätze erfolgt im Normalfall extern, wobei neben frischer Replenisherlösung weitere kupferhaltige Produkte hergestellt werden. Für die zentrale Verwertung ist es allerdings nötig, jährlich tausende von Tonnen verbrauchter, wassergefährdender Ätzlösung zum Teil über viele hundert Kilometer zu transportieren. Das Recyclingverfahren hat noch einen kleinen Marktanteil. Durch die Absaugung der Ätzanlage, fast immer eine horizontale Durchlaufanlage, wird beim Replenisher-Verfahren der pH-Wert von über 9 auf den Betriebswert von ca. 8,6 herabgesetzt. Dadurch findet man erhebliche Mengen an Ammoniak, die als Überschuß im Replenisher enthalten waren, im Gaswäscher der Abluft. Beim Recyclingverfahren führt man das freigesetzte Ammoniak über Injektoren in die Ätze zurück. Man erreicht durch die damit verbundene Dosierung von gasförmigem Ammoniak zum Ausgleich der Verluste eine Halbierung der Ammoniakemission gegenüber dem Replenisherverfahren. Die Gaswäscherlösungen müssen wegen der komplexbildnerischen Eigenschaften des Ammoniaks entsprechend aufwendig behandelt werden. 2 Saures Ätzen 2.1 Allgemeines Zum Auflösen von Metallen durch chemischen Angriff benötigt man ein Ätzmedium und einen Ätzresist, der den Teil des Produkts schützt, der nicht weggeätzt werden soll. Als Ätzresist dienen beim sauren Ätzen in der Leiterplattenherstellung organische Lack- oder Fotoresistschichten, die gegen die anorganischen Ätzmedien beständig sind, aber nach dem Ätzen normalerweise wieder entfernt werden können (Strippen). Metallische Ätzresiste wie z. B. Zinn/Blei lassen sich hier nicht einsetzen. Im Gegensatz zur Innenlagenfertigung, bei der die Kupferkaschierung außerhalb des Leiterbilds, das durch den Ätzresist abgedeckt wird, abgeätzt wird, muß man bei der Tenting-Technik Kaschierung, sowie chemisch und galvanisch aufgebrachtes Kupfer durch Ätzen entfernen. Die Leiter werden dann durch ein positives Bild aus Fotoresist gegen das Ätzmedium geschützt, wobei vorzugsweise die saure Ätze eingesetzt wird. Beim sauren Ätzen dient eine salzsaure Kupferchloridlösung als Ätzmedium, das sich durch gute Steuerbarkeit und konstante Ätzrate auszeichnet. Die chemische Gleichung des Ätzvorgangs lautet hier: Cu + CuCl2 ==> 2 CuCl Durch die Bildung von einwertigen Kupferionen sinkt die Aktivität der Ätze, die durch chemische Reoxidation mit Wasserstoffperoxid wieder regeneriert werden muß: 2 CuCl + H2O2 + 2 HCl ==> 2 CuCl2 + 2H2O VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 5 Das Redoxpotential ist ein Maß für die Aktivität des Ätzmediums. Der normale Arbeitsbereich liegt zwischen 460 und 500 mV. Durch Zugabe von Wasser, Salzsäure und Wasserstoffperoxid in einem empirischen Verhältnis und Abfluß der überschüssigen Ätzlösung können die Verhältnisse konstant gehalten werden. 2.2 Prozeßablauf Den grundsätzlichen Verfahrensablauf zeigt das umseitige Ablaufschema. Beim Ätzen in horizontalen Sprühätzmaschinen bilden sich auf der Leiterplattenoberseite durch das Ablaufen des Ätzmediums „Pfützen“, die den Zutritt frischen Ätzmediums behindern, und dadurch die Ätzrate gegenüber der Leiterplattenunterseite verringern. Diesen Effekt versucht man durch einen um ca. 0,3 bar höheren oberseitigen Sprühdruck zu kompensieren. Durch einen Redoxregler werden Dosierpumpen gesteuert, die Wasserstoffperoxid, Salzsäure und Wasser in einem empirischen Verhältnis dosieren. Um eine optimale Regelung und Chemikaliennutzung zu gewährleisten, wird die Dosierung fein verteilt und in kleinen Portionen zugegeben. Bei höherem Redoxpotential steigt zwar auch die Ätzrate, aber der Effekt ist relativ gering im Vergleich zum erhöhten Chemikalienverbrauch, da sich das Wasserstoffperoxid im Ätzmedium auch spontan zersetzt. Das Ätzmedium enthält im Normalfall mindestens einen Salzsäuregehalt von 200 ml HCl/l und einem Kupfergehalt von 100 bis 140 g/l, um bei akzeptabler Ätzrate die Chemikalien möglichst optimal zu nutzen. Die Ätzrate steigt mit zunehmender Salzsäurekonzentration um 10 µm/min je 90 ml/l (33 g/l). Erhöht man die Salzsäurekonzentration über 500 ml HCl/l (halbkonzentriert) sinkt die Ätzrate wieder wegen der wachsenden Stabilität der Chorokomplexe. Besonders wichtig ist auch die Temperaturabhängigkeit der Ätzrate, die bei Standardkonzentration um ca. 28% fällt, wenn die Temperatur von 50 auf 40° C gesenkt wird. 2.3 Umwelt und Entsorgung Bei Verwendung geeigneter Spülkaskaden kann der saure Ätzprozeß abwasserfrei geführt werden, weil nur so viel Spülwasser nötig ist, wie zum Ansatz der frischen Ätzlösung verwendet werden kann. Um die Emission von Salzsäuredämpfen zu reduzieren bietet es sich an, den größten Teil der Salzsäure durch Kochsalz zu ersetzen. Neben der Umweltverbesserung werden dadurch sogar noch Kosten gespart. Die konzentrierten Wasserstoffperoxidlösungen zersetzen sich leicht und spalten reaktionsfähigen Sauerstoff ab. Deshalb muß beim Umgang mit Wasserstoffperoxid auf peinlichste Sauberkeit geachtet werden, da schon durch kleine Verunreinigungen, Ätzlösung oder Schmutz, schwere Explosionen auftreten können. Selbstverständlich muß man auch Schutzbrille und Schutzhandschuhe verwenden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 6 Bisher haben Recyclingtechniken für die saure Ätze nur einen geringfügigen Marktanteil. Die beim sauren Ätzen anfallenden stark salzsauren Kupferchloridlösungen können überwiegend in der chemischen Industrie als Rohstoff zur Herstellung von kupferhaltigen Produkten verwendet werden, wobei z. T. lange Transportwege zurückzulegen sind. Eine interne Entsorgung verbrauchter saurer Ätzlösungen durch Fällung als Hydroxid ist problemlos möglich, wobei die anfallenden Schlämme als Sonderabfall deponiert oder als Monoschlamm einer externen Verwertung zugeführt werden. Prozeßablaufschema Innenlagen + Tenting saures Ätzen Spülkaskade Ätzresistentfernung Spülkaskade Trocknen 3 Beizen 3.1 Allgemeines Zur Vorbereitung der Kupferoberflächen auf die wesentlichen Prozeßschritte wird im allgemeinen ein Beizschritt vorgeschaltet. Der Abtrag von meist 0,3 bis 2 µm Kupfer schafft eine frische, von der Vorgeschichte weitgehend unabhängige Oberfläche mit optimalen Eigen- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 7 schaften für nachfolgende physikalische, chemische oder elektrolytische Bearbeitungen. Zwar werden Beizen auf unterschiedlicher chemischer Basis wie z. B. Eisensalze, Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid, Kupfersalze oder Phosphor-/Salpetersäure eingesetzt, doch die größte Verbreitung hat in Deutschland die Natriumpersulfatbeize (NaPS). Entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Anwendung findet man bei Persulfatbeizen ein breites Spektrum an Zusammensetzungen und Arbeitsparametern. Häufig werden auch von Fachfirmen bezogene Beizen eingesetzt, deren Wirkungsweise durch nicht offengelegte Zusätze verbessert worden sein soll. Auch eine elektrolytische Ätzung wird eingesetzt, die die Vorteile einer genauen Kontrolle des Abtrags und eines geringeren Abtrags in den Durchkontaktierungslöchern aufweist. 3.2 Prozeßablauf Die Beizprozesse stellen zwar einen unverzichtbaren Bestandteil der Fertigungsprozesse dar, müssen aber für die jeweilige Fertigungslinie angepaßt werden. Bei einigen Prozessen, z. B. in der Durchkontaktierung, der Oxidationslinie, oder dem Leiteraufbau wird ein Reiniger bzw. Entfetter vorgeschaltet, der Fett und andere organische Rückstände, die von der Beize nicht angegriffen werden, vorab entfernt. Handelt es sich um einen sauren Reiniger kann man in der Regel das Spülwasser der Kaskade nach dem Beizen zur Versorgung der Spülkaskade nach dem Reiniger verwenden, und so ohne Qualitätseinbußen das Spülwasser doppelt nutzen. Bei alkalischen Reinigern besteht die Gefahr, daß die ausgeschleppte Alkalität zum Ausfällen von Hydroxidschlämmen in der Anlage führt. Im Folgenden sollen die Charakteristika der einzelnen Beizschritte erläutert werden: 3.2.1 Beizen vor der Durchkontaktierung In der vorgeschalteten Konditionierung wurde die Oberfläche von mechanischen und organischen Verunreinigungen befreit, während in der Beize die gesamte Oberfläche der Kupferkaschierung durch einen Abtrag von meist 0,5 bis 1 µm Kupfer gereinigt und aktiviert wird. Die Konditionierung der Harz- und Glasfaserflächen in den Lochhülsen darf durch den Beizvorgang nicht beeinträchtigt werden. 3.2.2 Beizen vor dem Fotoresist-Laminieren Das Beizen vor dem Laminieren von Fotoresisten, fest oder flüssig, soll die Kupferoberfläche reinigen und durch verstärkte Korngrenzenätzung strukturieren. Beim Beizen von Innenlagen trägt man meist 1 bis 2 µm Kupfer ab. Da die Kupferschicht in den Durchkontaktierungslöchern teilweise ein Minimum von 2 µm aufweist, muß beim Beizvorgang der Außenlagen die Beizrate sehr genau kontrolliert werden. Meist laminiert man die Nutzen „in line“ nach dem Beizen, wobei, bei möglichen längeren Wartezeiten, eine auf den eingesetzten Fotoresist abgestimmte Oberflächenpassivierung verwendet wird. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 8 3.2.3 Beizen vor der Galvanik Durch die Durchkontaktierung liegen in den Lochhülsen nur sehr dünne Verkupferungen mit Schichtdicken bis herunter zu 2 µm vor. Der Abtrag beim Beizen vor der Galvanik beträgt meist zwischen 0,2 und 0,8 µm Kupfer. Der Beizschritt soll die Oberfläche aktivieren, damit bei der nachfolgenden galvanischen Abscheidung weitere Metallatome angelagert werden können. 3.2.4 Beizen in der Oxidationslinie Bevor die Kupferoberfläche der Innenlagen zur Erzielung der geforderten Haftfestigkeit der Multilayer oxidiert wird, muß besonders sorgfältig gereinigt und gebeizt werden, da Reste von Verunreinigungen und ungleichmäßige Beizung eine veränderte Struktur der Oxidschicht hervorrufen. 3.2.5 Beizen vor dem Heißverzinnen (HAL) Der Beizvorgang dient überwiegend der Entfernung von Oxidationsschichten, die sich beim Aushärten der Lötstoppmaske gebildet haben, und der Aktivierung der Oberfläche, um eine optimale Benetzung mit Lot zu gewährleisten. Meist stellt die Beize einen Vorbehandlungsschritt in einer Fertigungslinie dar, so daß eine direkte Weiterverwendung der aktiven Kupferoberfläche erfolgt. Die gebeizte Oberfläche ist sehr aktiv und wird leicht wieder kontaminiert, was Oberflächenuntersuchungen belegen. Ohne Passivierung der Oberfläche wird eine Wiederholung der Aktivierung schon nach ca. 4 Stunden empfohlen. Prozeßablaufschema Reiniger Spülkaskade Beize Spülkaskade weitere Prozeßstufen oder Trockner VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 9 3.3 Beizsysteme 3.3.1 Die Persulfatbeize Aus Umweltgründen bevorzugt man fast immer die Natriumperoxodisulfatbeize gegenüber der Ammoniumpersulfatbeize. Die Beizrate wird hauptsächlich beeinflußt von Temperatur, Persulfatkonzentration und Kupferaufnahme, während die anderen Einflußgrößen wie z. B. Säurekonzentration nur geringere Bedeutung besitzen. Als Beiztemperatur wird maximal 40°C gewählt, weil oberhalb die Selbstzersetzung überhand nimmt, aber auch tiefere Temperaturen, insbesondere Raumtemperatur, sind häufig im Einsatz. Die Persulfatkonzentration variiert zwischen 50 und 200 g/l. Wegen der Forderung der Konstanz der Beizrate wird z. T. die Beize schon nach einer Kupferaufnahme von unter 10 g/l verworfen. Bei geringeren Forderungen bzw. durch entsprechende Verfahrensanpassung kann aber auch mit einer Kupferaufnahme von mehr als 25 g/l gearbeitet werden. 3.3.2 Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Beizen Bei Beizen auf der Basis Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid kommt der Stabilisierung des Wasserstoffperoxids zentrale Bedeutung zu. Die mögliche Kupferaufnahme hängt stark von der Arbeitstemperatur ab und beträgt bis zu 80 g/l, wobei die Stabilität der Beize bei sehr hohen Arbeitstemperaturen abnimmt. In der Praxis wird häufig bei ca. 45 °C gearbeitet. Bei tieferer Temperatur kristallisiert ein Teil des gelösten Kupfersulfats aus, ein Effekt, der zum Regenerieren der Beizlösung genutzt werden kann, aber auch im ungünstigen Fall zu Störungen in der Anlage führt. 3.4 Umwelt und Entsorgung Bei der Entsorgung verbrauchter Beizen in der Chargenbehandlung der Abwasseranlage zerstört man üblicherweise zuerst das Restpersulfat durch Zugabe von Natriumbisulfitlösung als Reduktionsmittel. Danach erfolgt die Fällung des Kupfers. Bei Verwendung von Natronlauge zur separaten Fällung erhält man einen hochwertigeren Monoschlamm, der auch extern einer Verwertung zugeführt werden kann, während bei Verwendung von Kalkmilch die Menge des Schlamms durch mit ausgefällten Gips erheblich erhöht und die Verwertbarkeit eingeschränkt wird. Die Fällung mit Sulfid oder Organosulfid sichert die Einhaltung der Einleitegrenzwerte, auch wenn durch eigentlich zu vermeidende Vermischung Komplexbildner in die Abwasserbehandlung der verbrauchten Beizen gelangt sind. Sulfid- oder Organosulfidschlämme sind für eine Verwertung ungünstiger, so daß sie als Sonderabfall einer entsprechend ausgewiesenen Sondermülldeponie zugeführt werden müssen. Wird nicht mit Kalk gefällt, enthalten die abgeleiteten Filtrate große Mengen an Neutralsalzen, die zwar keine Gefahrstoffe darstellen, aber auch das Gewässer belasten. Einer reinen Entsorgung ist eine Metallrückgewinnung z. B. in Platten- oder Partikelelektrodenelektrolysezellen umweltmäßig vorzuziehen, bei der neben dem verwertbaren Kupferschrott größere Mengen an Abfallösungen bearbeitet und entsorgt werden. Dabei entsteht eine kleinere Menge "Galvanoschlamm" und eine große Menge neutralsalzhaltiger Konzentrate, die als Abwasser abgeleitet werden müssen. Das elektrolytische Recyclingsystem für Natriumpersulfatlösungen befindet sich in der Markteinführung. In einer sogenannten Gaslift-Zelle werden im durch eine Ionenaustau- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Ätzen und Beizen VDE/VDI 3711, Blatt 4.2 Seite 10 schermembran abgetrennten Kathodenraum Restpersulfat und Kupfer reduziert, während im nachgeschalteten Anodenraum das Sulfat wieder zu Peroxodisulfat reoxidiert wird. Die derart regenerierte Beizlösung kann dann zur Wiederverwendung in die Fertigung zurückgeführt werden, so daß kein Schlamm anfällt. Auch aus verbrauchten Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Beizen läßt sich durch interne oder externe elektrolytische Aufarbeitung das Kupfer für eine Verwertung zurückgewinnen. Bei einer Elektrolyse vor Ort kann die entkupferte Lösung durch Nachschärfen regeneriert und in der Fertigung weiter verwendet werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 1 Allgemeines Die galvanotechnischen Prozesse nehmen in der Leiterplattenherstellung einen bedeutenden Platz ein. An das Galvanisierverfahren werden hohe Anforderungen gestellt, wie höchste Qualität der Abscheidung, die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Unter der galvanischen Metallabscheidung versteht man die Abscheidung eines Metalls auf einen Basiswerkstoff aus einem Elektrolyten (wäßrige Metall-salzlösung). Dazu wird eine äußere Stromquelle benötigt. Die wichtigste Voraussetzung für die Herstellung eines festhaftenden Metallüberzuges ist eine fett- und oxidfreie Oberfläche der zu galvanisierenden Werkstücke. Dazu werden Vorbehandlungsbäder eingesetzt, die auf den Oberflächenzustand und die Eigenschaften des Werkstoffes abgestimmt sind. Die galvanischen Überzüge haben die Funktion einer leitenden Verbindung, eines Ätzresists, des Korrosions- und Verschleißschutzes sowie Kontaktschichten bei Steckerleisten. 1 Grundlagen der Metallabscheidung Verschiedene Stoffe, dissoziieren in wäßriger Lösungen, d.h. sie zerfallen in Ionen. Damit sind sie dann in der Lage, den elektrischen Strom zu leiten. Sie werden als Leiter 2. Klasse bezeichnet. Bei einer Elektrolyse wird der Strom über die Elektroden zugeführt. Die Elektroden sind stets Leiter 1. Klasse. Unterschieden wird in die Kathode(-), die die Elektronen zuführt, und der Anode(+), die sie wieder abzieht. Legt man an die Elektroden eine Spannung an, so entsteht zwischen beiden Elektroden ein elektrisches Feld und an den Phasengrenzen Elektroden/Elektrolyt findet eine elektrochemische Reaktion statt. Die positiv geladenen Kationen wandern zur Kathode (negativer Pol) und die Anionen zur Anode (positiver Pol). An der Kathode findet eine Aufnahme von Elektronen statt. Zum Beispiel elektrolysieren wir eine Kupfersulfatlösung: Cu++ + 2 e → Cu Einen solche Vorgang bezeichnet man als Reduktion. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren Seite 2 An der Anode, zu der die SulfatIonen wandern, erfolgt eine Abgabe von Elektronen, also eine Oxidation. SO4 2- → SO3 + H2O → SO3 + 2 e + 1/2 O2 H2SO4 Primärvorgang Sekundärvorgang Die Elektrolyse ist ein Redoxvorgang bestehend aus Reduktion und Oxidation und diese Entladung der Ionen wird als der Primärvorgang bezeichnet. Die weiteren Reaktionen der entladenen Teilchen sind von der Natur der Stoffe und der Bedingungen abhängig. Man bezeichnet die nächsten Schritte als Sekundärvorgänge. Durch M. Farraday (1791-1867) wurden in den Jahren 1833 und 1834 die quantitativen Zusammenhänge aufgeklärt. Mittels Versuchsreihen stellte er fest, daß zwischen der abgeschiedenen Stoffmenge und der benötigten Stoffmenge (gleich dem Produkt aus Stromstärke und Zeit) Proportionalität besteht. Das 1. Farradaysche Gesetz lautet : Die abgeschiedene Stoffmenge m ist Zeit t, die durch den Leiter geflossen ist. m = proportional der StromstärkeI I und der k∗ I∗ t Um die Konstante k zu bestimmen, leitete er die gleiche Strommenge durch verschiedene Elektrolytlösungen, die hintereinandergeschaltet wurden. Dabei beobachtete er, daß die abgeschiedenen Mengen unterschiedlich groß waren. Bei Division mit der Äquivalentmasse (= Molmasse/Ladungsänderung) erhielt er aber stets die gleiche Anzahl Grammäquivalente. Das 2. Farradaysche Gesetz lautet daher: Durch gleiche Stoffmengen werden stets äquivalente Stoffmengen aus verschiedenen Elektrolyten abgeschieden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 3 Beispiel: Wieviel Gramm Kupfer erhält man, wenn ein Strom von 3 Ampere 2 Stunden durch eine Kupfersulfatlösung fließt? I ∗ t = 3 ∗ 2 Ah = 6 Ah Die Äquivalentmasse des Kupfers beträgt A = M//2 = 63,54 : 2 g/val = 31,77 g/val F = 26,8 Ah/val I∗t∗A m= -------------F 3,0 ∗ 2 ∗ 31,77 m = -------------------------26,8 ∗ g = 7,11 g Es wurden 7,11 g Kupfer abgeschieden. 2 Kupfer Die galvanische Metallabscheidung von Kupfer dient zur Verstärkung des Leiterbildes und der Durchkontaktierung. 2.1 Galvanische Vorverkupferung: Die Anschlagverkupferung des im chemischen Kupferbades aufgebrachten Durchkontaktierung ist zu dünn. Deshalb wird diese Kupferschicht unmittelbar nach dem letzten Spülgang des Vorverkupferungsprozesses in Schwefelsäure dekapiert und darauf unmittelbar elektrolytisch auf > 5 µm verstärkt. Die Dekapiersäure erfüllt zwei Aufgaben, sie neutralisiert die vorher in alkalischen, stromlosen Kupferbad behandelte Leiterplatte und stellt die Oberfläche auf den pH-Wert des nachfolgenden sauren, galvanischen Kupferbades ein. Außerdem werden die durch den im Spülwasser gebundenen Sauerstoff entstandenen Oxide restlos entfernt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 4 Prozessablauf: − Dekapieren 30 s, Schwefelsäure, 5 %ig − galvanische Vorverkupferung Handelsüblicher schwefelsaurer Elektrolyt (Kupfersulfat, Schwefelsäure, Netzmittel, organische chem. Glanzzusätze verbessern die Einebnung und Schichtdickenverteilung). Temperatur Stromdichte Horizontal - Anlagen, Abscheidegeschwindigkeit 2.2 18 - 30 ° C 2 0,5 - 3 A/dm , 2 > 6 A/dm 8 - 100 µm/h Galvanische Leiterbildverstärkung Die Vorbehandlung der Leiterplattenoberflächen vor diesem Prozeßschritt ist sehr wichtig. Sie ist von entscheidender Bedeutung damit eine gleichmäßige Kupfer-abscheidung erzielt wird und die Haftfestigkeit zum Substrat gewährleistet ist. Die Sollschichtstärke liegt zwischen 15 - 35 µm. Prozeßschritte: − Entfetten saures, handelsübliches Entfettungsmittel − Spülen − Kupferaktivierung Natriumpersulfat 20% ig, Schwefelsäure 5% ig − Spülen/Dekapieren − Galvanischer Leiteraufbau handelsüblicher, schwefelsaurer Kupferelektrolyt − Spülen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 5 Nachfolgeprozeßschritte a) Zinn und Zinn/Blei - Leiteraufbau b) Blei als Ätzresist c) Nickel als Ätzresist d) Ni/Au als Endoberfläche Umwelt und Entsorgung Die Metallrückgewinnung aus Spülwässern, Halbkonzentraten und Konzentraten durch die Fällung als Hydroxide sollte sortenrein erfolgen. Dabei führt die Fällung der Metalle als Hydroxide nicht zwangsläufig zu einem Filtrat, dessen Metallkonzentration den vorgegebenen Grenzwert unterschreitet. In der Leiterplattentechnik kommen Komplexbildner zum Einsatz und so ist häufig die Fällung mit Natriumsulfid erforderlich. Das Lösen der Hydroxide/Sulfide in Schwefelsäure und die anschließende Verwertung durch die elektrolytische Metallgewinnung ist möglich. In vielen Fällen ist die sortenreine Ausfällung nicht möglich, so daß Mischschlämme vorliegen. Spezialisierte Verwerter nehmen auch derartige Schlämme zur Rückgewinnung entgegen, wenn die entsprechenden Metalle in ausreichender Konzentrationen vorliegen. Das heißt, die Wirtschaftlichkeit des Verwertungsverfahrens ist ein wichtiger Aspekt. Die unmittelbare Elektrolyse von sortenreinen flüssigen Konzentraten und Halbkonzentraten in der Fertigung bietet sich ebenfalls an. 3 Die galvanische Verzinnung In der modernen Leiterplattenfertigung ist die galvanische Verzinnung, bzw. sind Zinn/BleiLegierungsüberzüge unverändert hoch in ihrer Bedeutung. So übernehmen diese Überzüge unterschiedliche Funktionen als: − Ätzresist, während der Fertigung der Leiterplatte − Lötoberfläche, bei der metallurgischen Verbindung der Lötflächen der Leiter-platte mit den Bauelementen, also dem Weichlötprozeß So bestimmmen z.B. bei der Substraktiv-Technik die Prozeßvarianten und die gewünschten Endeigenschaften der Leiterplatten die Auswahl der galvanischen Verzinnungsprozesse. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 6 3.1 Glanzzinnüberzüge Es werden Glanzzinnüberzüge bevorzugt, die aus sauren Elektrolyten auf Sulfatbasis direkt abgeschieden werden. Hierbei sind spezielle Glanzzusätze erforderlich. Das sind Additive, bestehend aus organischen Verbindungen und einem nichtionischen Netzmittel. Glanzzinnüberzüge haben auch nachteilige Eigenschaften, wie: Whiskerbildung, das ist ein Einkristallwachstum bis zu einer Größe, daß sich sogar auf Leiterplatten Kurzschlüsse bilden können. Aber durch geringe Bleianteile in der abgeschiedenen Schicht kann dieses Phänomen verhindert werden. Die abgeschiedenen Zinnschichten stehen bei unterätzten Leiterzügen dachförmig über und können so leicht abbrechen. Damit besteht die Gefahr, daß sie durch Flitterbildung Kurzschlüsse verursachen. Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche: Zinn-II-Gehalt freie Schwefelsäure Grundzusatz Badtemperatur kathodische Stromdichte anodische Stromdichte Abscheidegeschwindigkeit bei 2 A/dm² ca. 20 ca. 190 ca. 30 10-25 1,5-2 <2,5 1 g/l g/l g/l °C (18°C) A/dm² A/dm² µm/min Zinn-Blei-Elektrolyte Die nachteiligen Eigenschaften der Glanzzinnüberzüge führten zur Entwicklung von ZinnBlei-Elektrolyten und umschmelzbaren Überzügen. Mengenmäßig haben sie den größten Anteil der galvanischen Zinnlegierungen in der Leiterplatten -Technik. Die Abscheidung von Zinn-Blei-Legierungsüberzügen kann in beliebiger Zusammensetzung der beiden Komponenten Zinn und Blei erfolgen. Aus metallurgischen Gründen wird in der Leiterplattentechnik eine Abscheidung von 63% Zinn und 37% Blei angestrebt. Das entspricht der Zusammensetzung des Eutektikums, d.h. der Zusammensetzung aus Zinn und Blei mit dem niedrigsten Schmelzpunkt von ca. 183°C. Diese Legierungsanteile entsprechen vom Aufbau her den Weichloten, wie sie später bei der metallurgischen Verbindung - dem Weichlöten - von Leiterplatten und Bauteilanschlüssen zum Einsatz kommen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 7 Nach der galvanischen Abscheidung müssen die Überzüge einem Wärmeprozeß, dem Aufschmelzen, unterzogen werden, damit sich das eutektische Zinn-Blei-Gefüge bildet. Das Aufschmelzen erfolgt durch Infrarotöfen oder durch unmittelbaren Kontakt mit Heißöl. Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche für einen fluoridhaltigen Elektrolyten: Bleigehalt Zinn-II-Gehalt Gesamtmetallgehalt Verhältnis Blei : Zinn freie Fluorobosäure Borsäure Grundzusatz Glättungszusatz Stabilisator Arbeitstemperatur kathodische Stromdichte Abscheidungsrate bei 2A/dm² 11 24 35 1 : 2,18 50 10 15 5 10 20-30°C 1,5-2 1 g/l g/l g/l ml/l g/l ml/l ml/l ml/l A/dm² µm/min Beispiel für Konzentrations - und Arbeitsbereiche für einen fluoridfreien Elektrolyten: Zinn-II-Gehalt Blei Verhältnis von Blei : Zinn Zinnanteil 60% Zinnanteil 70% Säurekonzentration Zusatz Badtemperatur kathodische Stromdichte Abscheidegeschwindigkeit bei 2 A/dm² 4 16-24 (18) 7-11 (8) g/l g/l 1 : 2,2 1 : 3,0 120-180 (150) 15-25 (20) 20-30 (25) 1-4 (2) g/l g/l °C A/dm² ca. 1 µm/min Die galvanische Bleibeschichtung Die galvanische Bleibeschichtung wird sowohl für die Metallresisttechnik als auch zum Verbleien als Zwischenschicht unmittelbar vor der Zinn-Blei-Legierungselektrolyse eingesetzt. Dieser Arbeitsschritt ist dann als eigenständige Taktstelle in den Prozeß eingefügt. Der Bleiüberzug als Ätzresist wird mit ca. 5 - 7µm Schichtstärke aufgebracht und muß eine feinkristalline und porenfreie Schichtauflage haben. Damit wird ein Durchätzen der Leiterstrukturen vermieden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 8 Konzentrations- und Arbeitsbereiche Blei Säurekonzentrat Bleibadzusatz Arbeitstemperaturr Kathodische Stromdichte Stromausbeute 100 20-225 120-180 12 20-30 0,5-5 g/l g/l (15-25)ml/l °C A/dm² % Das Ablösen (Strippen) der Bleischichten erfolgt in Sprühanlagen. Zur Abscheidung dünner Bleischichten und einer kathodischen Stromdichte bis ca. 1,5 A/dm² sind Bleigehalte von 25 g/l die Regel. Höhere Kathodenstromdichten von bis zu 4-5 A/dm² und Bleigehalten bis zu 200 g/l werden bei der Abscheidung dicker Bleischichten erforderlich. Die Technologie der dünneren Bleiüberzüge als Zwischenschichten unter Zinn-BleiSchichten verbessert die Belegungsstärke von kritischen Zonen der Lochgeometrie nach dem Umschmelzprozeß mit Zinn-Blei-Schichten. Hier besteht die Gefahr, daß durch übermäßiges "Abfließen" der flüssigen Zinn-Blei-Schmelze sehr dünne Schichten entstehen und ein später in Erscheinung tretendes Benetzungsproblem beim Weichlöten entstehen läßt. Durch die dünne Bleizwischenschicht bleibt eine ausreichend dicke Zinn/Blei-Schicht in den kritischen Zonen erhalten. Die Lötbarkeit im späteren Lötprozeß wird auch mit lange gelagerten Leiterplatten sichergestellt. Eine Bleibeschichtung von ca. 1 - 3 µm unter der Zinn/Blei-Schicht ist ausreichend. Umwelt und Entsorgung Das Zinn läßt sich nur teilweise elektrolytisch aufarbeiten. Die Rest-konzentrationen müssen mit Natronlauge, Kalkmilch oder Sulfid gefällt werden. Das Blei kann sehr gut, bis auf eine geringe Restkonzentration, durch Elektrolyse zurückgewonnen werden. Das Zinn bleibt dabei in Lösung und wird im allgemeinen dann gefällt. 5 Galvanisches Vernickeln Im Bereich der Leiterplattenfertigung werden galvanische Nickelelektrolyte überwiegend für die Abscheidung von Zwischenschichten eingesetzt. Aber auch als Ätzresist werden Nickelbeschichtungen noch verwendet, die im Anschluß nach dem Ätzen verzinnt werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 9 Nach dem Abscheiden der Nickelzwischenschicht erfolgt dann ein Überzug von Silber oder Gold für Steck- oder Schaltkontakte. Hier werden an die Nickel-beschichtung bezüglich der physikalischen Eigenschaften bestimmte Anforderungen gestellt, wie z.B. die Härte. Die Nickelzwischenschichten müssen duktil sein und einen relativ gleichmäßigen Überzug bilden. Bei der galvano-technischen Lotdepottechnik wird verschiedentlich mit Nickelschichten gearbeitet. Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche Nickel Chlorid Borsäure kathodische Stromdichte Abscheidegeschwindigkeit bei 2 A/dm² Badtemperatur pH-Wert 6 45-80 (65) 8-12 (10) 35-45 (40) 1,5-2 ca. 0,4 max. 30 3,8-4,2 (4) g/l g/l g/l A/dm² µm/min °C Galvanisches Vergolden Galvanische Goldschichten werden als Überzug der Steckerleisten von Leiterplatten aufgebracht. Hier stehen schwachsaure Elektrolyte zur Verfügung, die alkalisch verarbeitbaren Fotoresist nicht angreifen. Es werden aber auch schwach alkalische Elektrolyte auf Sulfitbasis eingesetzt. Eine generell zu beachtende Problematik bei der galvanischen Vergoldung aus sauren Elektrolyten ist die Gefahr der Einwirkung des Wasserstoffs auf den Resist. Bei einer Stromausbeute von bis zu 60% kann der Wasserstoff den Resist besonders an den Flanken der Leiter einwirken. So wird die Haftung zum Substrat vermindert. Die Stromausbeute bei schwach alkalischen Elektrolyten liegt nahe 100%. Die Qualität der Goldüberzüge wird in der Leiterplattenfertigung anhand funktioneller Kriterien bewertet. So ist z.B. eine Härte von 130-180 HV 0,05 bei einer ausreichenden Duktilität anzustreben. Entsprechend der geforderten Schaltleistungen werden die Goldschichtdicken aufgalvanisiert. Der spezifische elektrische Widerstand der Goldschicht ist ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren Seite 10 Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche eines sauren Goldelektrolyten: Goldgehalt Dichte des Elektolyten pH-Bereich Betriebstemperatur kathodische Stromdichte anodische Stromdichte Abscheidegeschwindigkeit z.B. bei 1A/dm² Härte der Goldüberzüge Der Goldüberzug enthält Spezifischer elektrischer Widerstand der Goldschicht bei 0°C bei 50°C 11 24 3-5 20-30 1,5-2 <2,5 g/l g/l °C A/dm² A/dm² 1 20-30 µm/min 1 HV ca. 99,8% Au 3,9 4,5 µΩ ∗ cm µΩ ∗ cm Zur Herstellung funktioneller Hartgoldschichten (>150 HV) werden geringe Mengen von Cobalt, Nickel, Eisen oder Arsen in die abgeschiedenen Schichten eingebaut. Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche eines alkalischen Goldelektrolyten: Goldgehalt pH-Bereich Badtemperatur Natriumsulfitgehalt kathodischer Stromdichtebereich anodischer Stromdichtebereich Abscheidegeschwindigkeit z.B. bei 0,3A/dm² Härte der Goldschicht Reinheit des Goldüberzuges Spezifischer elektrischer Widerstand der Goldschicht bei 0°C bei 50°C 1 HV = Härte Vickers 11-13 (12,3) 9-10 (9,5)g/l 45-55 (50)°C >40 0,1-0,5 (0,3) max. 0,2 g/l g/l A/dm² A/dm² 0,19 µm/min 130-170 ca. 99,90% Au HV 0,05 3,0 3,4 µΩ ∗ cm µΩ ∗ cm VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 11 Die Goldüberzüge werden aus z.B. Gründen der besseren Verschleißfestigkeit auf Nickelzwischenschichten abgeschieden. Fast alle Metalle haben die Eigenschaft, daß sie sich an der Luft sofort mit Oxidschichten überziehen. Entsprechende Vorbehandlungsmittel sorgen dafür, daß die gebildeten Metalloxide entfernt werden. Die Unternickelung von Goldüberzügen (wie auch Silberüberzügen) ist so reaktiv, daß sich schon beim Spülen passivierende Schichten bilden können. Diese Passivschichten vermindern die Haftung der galvanischen Goldüberzüge. In diesen Fällen hat sich eine saure Vorvergoldung als sehr wirksam erwiesen. Diese Bäder haben nur einen geringen Metallgehalt und sauren Charakter, was beim Badprozeß einen reduzierend wirkenden Wasserstoff zur Reaktivierung der Nickelschichten erzeugt. Die erneute Passivierung wird duch eine <0,1µm starke Edelmetallschicht verhindert. 7 Galvanische Silberelektrolyte Wie bei den Goldüberzügen ausgeführt, werden auch die Silberüberzüge als Schalt- und Steckerkontakte aufgebracht. Zum besseren Verschleißschutz ist die Unternickelung üblich, wobei auch hier eine Vorversilberung die Haftung auf der Nickelschicht sicherstellen soll. Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche: Silbergehalt Gehalt an freiem Kaliumcyanid Grundzusatz Glanzzusatz Arbeitstemperatur kathodische Stromdichte Abscheidegeschwindigkeit z.B. bei 1,6A/dm² 30 oder 40 ca. 150 20 2,5 g/l g/l g/l g/l 15-25 1,2-2 °C A/dm² 1,0 µm/min ≈1,88 ≈1,66 µΩ ∗ cm µΩ ∗ cm ≈120 ≈80 HV HV Eigenschaften der Silberschichten: spezifischer elektrischer Widerstand von frisch abgeschiedenen Silberschichten gealterten Silberschichten Härte der Silberschichten (Vickers) frisch abgeschiedenen nach Lagerung VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.3 Seite 12 Umwelt und Entsorgung Verständlicherweise werden die Edelmetalle Gold und Silber schon lange elektrolytisch zurückgewonnen. Wegen des hohen Metallwertes ist eine solche Maßnahme wirtschaftlich. So werden zahlreiche, in ihrer Konstruktion unterschiedliche Zellen zur Materialrückgewinnung eingesetzt. Auch die Entfernung von Edelmetallspuren aus Spülwässern mit Ionenaustauschern ist Stand der Technik. Wegen des Cyanidgehalts der meisten Edelmetallelektrolyte erfolgt eine strikte Trennung von den meist sauren Lösungen der anderen Metalle. Bei der Abwasserbehandlung zerstört man zunächst das Cyanid oxidativ, wobei zunehmend chlorfreie Oxidationsmittel eingesetzt werden, um die Bildung von AOX zu vermeiden, Der Begriff AOX kennzeichnet einen Summenparameter und steht für "adsorbierbare organische Chlorverbindungen". Diese Verbindungen können entstehen, wenn bei der Behandlung von Abwasser, das organische Substanzen enthält, diese durch chlorhaltige Oxidationsmittel chloriert werden. Quellenangaben: − Handbuch der Leiterplattentechnik. G. Herrmann, K. Egerer − Arbeitsmappe Leiterplatte, Schlötter − Unterlagen der Firma Ato-Tech VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Metallresiststrippen VDE/VDI 3711, Blatt 4.4 Seite 1 Allgemeines Bei der klassischen Metallresist-Technik werden nach der Kupferverstärkung die Leiter auf den Außenlagen mit Metallresisten elektrolytisch beschichtet, die üblicherweise aus Zinn oder Zinn/Blei-Legierung bestehen. Auch Nickel-/Gold-Schichten können zum Einsatz kommen, verbleiben aber generell nach dem Ätzvorgang auf der Oberfläche. Im Falle einer Heißverzinnung als Endoberfläche sollte Zinn als Ätzresist eingesetzt werden, da es nach dem Ätzvorgang gestrippt wird. Im Falle einer Zinn/Blei-Oberfläche (aufgeschmolzen oder nicht aufgeschmolzen) muß Zinn/Blei als Ätzresist eingesetzt werden, da es nach dem Ätzvorgang auf dem Kupfer verbleibt. Bei der aufgeschmolzenen Oberfläche erfolgt anschließend der Aufschmelzprozeß. Die handelsüblichen Stripper sind in der Lage Zinn und Zinn/Blei von der Kupferoberfläche zu entfernen, wobei es sehr wichtig ist, daß die intermetallische Phase, die sich zwischen Kupfer und dem Metallresist gebildet hat, vollständig entfernt wird. 1 Schematischer Prozeßablauf Ätzen Spülen Metallstripper Spülen Anlaufschutz Trocknen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Metallresiststrippen VDE/VDI 3711, Blatt 4.4 Seite 2 2 Prozeßablauf Nach dem Ätzen des Leiterbildes wird in horizontalen, hintereinander geschalteten Anlagen gespült und der Metallresist gestrippt. Moderne Stripper arbeiten nicht mehr auf Wasserstoffperoxid- oder auf Fluorid-, sondern auf Salpetersäurebasis. Teilweise werden EinstufenStripper, teilweise zweistufige Stripper eingesetzt, wobei im letztgenanntem Fall die 1. Stufe Zinn bzw. Zinn/Blei ablöst. Die 2. Stufe entfernt die intermetallische Phase. Durch vorhandene Inhibitoren wird das Kupfer nicht oder nur gering angegriffen. Nach dem intensiven Spülprozeß muß die gereinigte Kupferoberfläche gegen anschließende Oxidationen geschützt werden. Das kann durch eine Behandlung mit Zitronen- bzw. Weinsäure geschehen oder durch organische Schutzschichten. Die zur Verfügung stehenden Stripper arbeiten teilweise kontinuierlich, teilweise diskontinuierlich. Bei einer kontinuierlichen Arbeitsweise wird in Abhängigkeit vom Durchsatz frische Stripperlösung zudosiert. Überschüssige Stripperlösung läuft mit einem konstanten Metallgehalt ab. Der Prozeß ist stabil und zeigt gleichmäßige Strippraten. Bei einem diskontinuierlichen Chargenbetrieb reichert sich das zu strippende Metall im Stripper langsam an. Die Stripperlösung wird bei Erreichung eines Maximalwertes (z.B. 180 g Metall/l) abgelassen, die Maschine gesäubert und wieder mit neuer Stripperlösung befüllt. Die Strippraten verändern sich je nach Metallkonzentration. Neben Metallresiststrippern, die auf Wasserstoffperoxid-, Fluorid- bzw. Salpetersäurebasis arbeiten, gibt es ein Verfahren, das auf Salzsäurebasis unter Einsatz von Kupferchlorid arbeitet (Elget-Verfahren). 3 Umwelt und Entsorgung Die mit Metall angereicherten Stripper (150 - 180 g/l) werden gesammelt und in der Regel einer externen Entsorgungsfirma zugeführt. Hier erfolgt die Aufarbeitung der Stripperlösung, indem die Metalle gefällt und von der Säure getrennt werden. Bei dem Umgang mit salpetersäurehaltiger Stripperlösung sind die Vorschriften für den Umgang mit Säuren zu beachten. Die Bearbeitungsmaschinen für den Strippvorgang müssen hermetisch dicht sein und sind derart abzusaugen, daß ein leichter Unterdruck in den Anlagen entsteht. Vor dem Einsatz der Stripperlösungen müssen die technischen Datenblätter aufmerksam gelesen werden. Das Bedienungspersonal ist entsprechend den gesetzlichen Vorschriften zu schulen und einzuweisen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Oxidation von Kupfer VDE/VDI 3711, Blatt 4.5 Seite 1 Allgemeines Der hier beschriebene Oxidationsprozeß soll die Haftung zwischen der Kupferoberfläche einer strukturierten Innenlage und dem Prepreg bei der Multilayer-Herstellung verbessern (siehe hierzu VDI/VDE-Richtlinie 3710 Blatt 3/Seite 7). In einigen Fällen wird dieser Prozeß auch vor dem Aufbringen des Lötstopplackes vorgenommen, wenn besondere Anforderungen an die Haftung des Lötstopplackes auf dem Leiterbild gestellt werden. Diese verbesserte Haftung wird durch eine oxidative Vorbehandlung der Kupferoberfläche erreicht, bei der es zu einer Oberflächenvergrößerung durch die Bildung von Oxidschichten kommt. Durch eine stark alkalische Natriumchloritlösung bei erhöhter Temperatur kommt es zur Bildung von Kupfer (I)- und Kupfer (II)-oxiden, die nach folgender Gleichung abläuft: 1. Stufe: 2. Stufe: Bild 1 2 Cu + NaClO2 Cu2O + NaClO2 ⇒ ⇒ Cu2O + NaClO 2 CuO + NaClO VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Oxidation von Kupfer VDE/VDI 3711, Blatt 4.5 Seite 2 Je nach Verfahrensablauf und nach der Behandlungszeit bildet sich zunächst Kupfer (I)Oxid, das eigentlich rot ist. Im weiteren Verlauf geht dieses Kupfer (I)-Oxid in Kupfer (II)Oxid über, wobei die typische tief schwarze Farbe entsteht. Mit längerer Verweilzeit im Oxidationsbad geht die Oberflächenfarbe von rot über in bronze → braun → schwarz. Bei hohen Temperaturen und hoher Alkalität bilden sich bevorzugt Schwarzoxidschichten mit langen feinen Kristallen, die unerwünscht sind. Hierbei kommt es bei der Weiterverarbeitung zum Abbrechen dieser Kristalle und zu einer reduzierten Haftfestigkeit. Die beste Haftung zwischen Prepreg und Kupfer wird bei dunkelbraunen knospigen Oberflächen erzielt. Eine exakte Prozeßführung ist unbedingt erforderlich. Als Überwachung hat sich die Schälkraft- und die Schichtgewichts-Messung bewährt. Üblicherweise werden bei der Schichtgewichts-Messung Werte von 20 - 40 mg/dm² erreicht. Hierbei wird die Gewichtszunahme durch die Oxidation gemessen. Bei der Schälkraft-Messung wird die Abzugskraft gemessen, die für die Trennung einer oxidierten Cu-Folie von einer Harzoberfläche erforderlich ist. Üblich sind Werte von 1,3 N/mm. Der Prozeß wird in konventionellen Vertikalanlagen in Korbtechnik oder in Horizontalanlagen durchgeführt. 1 Schematische Darstellung (Beispiel) 30 - 50 °C → Pkt. 3.1 ⇓ Spülen RT → Pkt. 3.2 ⇓ Beizen 20 - 40 °C → Pkt. 3.3 ⇓ Spülen RT → Pkt. 3.4 ⇓ Oxidieren 60 - 70 °C → Pkt. 3.5 ⇓ Spülen RT → Pkt. 3.6 50 - 60 °C → Pkt. 3.7 60 - 80 °C → Pkt. 3.8 Reinigen/Entfetten ⇓ (Warmspülen) ⇓ Trocknen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Oxidation von Kupfer VDE/VDI 3711, Blatt 4.5 Seite 3 2 Prozeßablauf 2.1 Reinigen/Entfetten Zur Vorbehandlung der Kupferoberflächen werden alkalische oder saure Reiniger eingesetzt, die durch entsprechende Zusätze entfettende Wirkung haben. 2.2 Spülen Intensives Spülen z.B. in einer Spülkaskade bei Raumtemperatur. 2.3 Beizen Um eine mikrorauhe Kupferoberfläche zu erzeugen, wird ein Ätzreiniger auf Basis Na2S2O8/H2SO4 oder H2O2/H2SO4 eingesetzt. 2.4 Spülen Intensives Spülen mittels Spülkaskade bei Raumtemperatur. 2.5 Oxidieren Häufig wird noch eine alkalische Vortauchlösung vorgeschaltet, um die sauren Reste des Ätzreinigers vollständig zu entfernen und das Hauptbad zu schützen. Die exakte Einhaltung der vom Lieferanten vorgeschriebenen Prozeßparameter (Temperatur, Verweilzeit, Konzentrationen) ist für eine gleichmäßige Oxidbildung unabdingbar. Typische Konzentrationen können 120 g/l NaClO2 und 20 - 40 g/l NaOH sein. 2.6 Spülen Intensives Spülen zur Entfernung der alkalischen Lösungen von der Oxidoberfläche. 2.7 Warmspülen Zur Verbesserung der Spülwirkung auf der Oberfläche empfehlen einige Lieferanten einen letzten Spülschritt mit warmen Wasser. 2.8 Trocknen Durch das sofortige Trocknen der Zuschnitte erhält man eine gleichmäßige, fleckenfreie Oberfläche. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Oxidation von Kupfer VDE/VDI 3711, Blatt 4.5 Seite 4 3 Reduktion der Kupferoxidschicht Nach der Verpressung der so hergestellten Innenlagen entsteht ein Multilayer, der eine gute Haftung zwischen Harz und Kupferoberfläche zeigt. Allerdings ist das aufgebrachte Kupferoxid gegen saure Lösungen nicht ausreichend beständig und wird bei den nachfolgenden chemischen Prozessen (Desmearing, Durchmetallisierung) angegriffen. Der Angriff erfolgt von der Bohrwandung her und löst das Kupferoxid auf, so daß es zu einer Zerstörung des Haftungsverbundes zwischen Harz und Kupferoberfläche kommt. Dabei wird das dunkle Kupferoxid aufgelöst, und es kommt zu einer hellen, rötlichen Aufhellung um Bohrungen herum (Rotring/pink ring). Im Bereich von umlaufend ca. 30 µm pink ring-Breite besteht keine Gefahr für die einwandfreie Bildung einer Durchmetallisierung. Bei größeren, flächenförmigen Oxidzerstörungen entsteht ein mikroskopisch kleiner Spalt, in den Lösungsreste hineinlaufen und dort verbleiben. In solch einem Fall entstehen Unterbrechungen der Durchmetallisierungshülse (wedge voids), die die Funktionsfähigkeit einer Schaltung erheblich beeinflussen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Oxidation von Kupfer VDE/VDI 3711, Blatt 4.5 Seite 5 Abhilfe schafft hier eine dünne Oxidschicht (kleine Angriffsfläche) oder eine chemische bzw. elektrolytische Reduktion des aufgebrachten Kupferoxides, da es deutliche Unterschiede zwischen der Säurebeständigkeit von Kupfer (I)- und Kupfer (II)-Oxid gibt. Kupfer (I)-Oxid ist weniger empfindlich gegen einen Säureangriff, so daß eine Reduktion des gebildeten Kupfer (II)-Oxides zu Kupfer (I)-Oxid sinnvoll ist. 3.1 Reduktionsverfahren 3.1.1 Dimethylaminoboran Üblicherweise erfolgt die chemische Reduktion mittels Dimethylaminoboran, das sich langsam bei der Arbeitstemperatur von 25 °C - 35 °C unter Abgabe von Wasserstoff zersetzt. Aufgrund dieser Unbeständigkeit erhöht sich der Chemikalieneinsatz und damit die Kosten. 3.1.2 Natriumdithionit Bei einer Temperatur von 30 - 40 °C und einem pH-Wert von 7 - 8,5 wird mittels Natriumdithionit das Kupfer(II)-oxid reduziert. 3.1.3 Elektrochemische Reduktion Hierbei handelt es sich um ein relativ kostengünstiges Verfahren, bei dem in horizontaler Fahrweise in wässrigem Medium unter Gleichspannung eine Reduktion des Kupfer(II)-oxids vorgenommen wird. 3.1.4 Niederdruckplasma-Verfahren Als Reduktionsmittel wird Wasserstoffgas eingesetzt. Bei der Reduktion wird die Mikrostruktur der Oxidschicht nicht verändert, allerdings wird die Schälkraft und damit die allgemeine Haftung auch reduziert. Aus diesem Grund ist sorgfältig abzuwägen, ob eine Reduktion sinnvoll ist. Speziell der stark salzsaure Palladium/Zinn-Aktivator bei der chemischen Durchkontaktierung greift die Oxidschicht an und erzeugt einen pink ring. Beim Einsatz von alkalischen Prozeßlösungen bei der Durchkontaktierung ist dieser Rotring-Effekt nicht festzustellen. In Europa hat sich das Dimethylaminoboran, trotz seiner hohen Toxizität durchgesetzt. In den USA wird eine Nachbehandlung der Kupfer(II)-oxidschicht praktiziert, bei der ein Mikroätzschritt unter Einsatz von Ethylendiamintetraacetat (EDTA) vorgenommen wird. Die Oberfläche wird dadurch weiter vergrößert, und es kommt zu einer verbesserten Harzhaftung. Säure kann nicht eindringen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Oxidation von Kupfer VDE/VDI 3711, Blatt 4.5 Seite 6 4 Umwelt und Entsorgung Chlorite sind starke Oxidationsmittel, die entsprechend den Herstellerangaben gelagert, transportiert und verarbeitet werden müssen. In Verbindung mit der Natronlauge entsteht eine stark alkalische, stark oxidierende Lösung, die nur von geschulten und unterwiesenen Mitarbeitern verarbeitet werden darf. Bei der Entsorgung erfolgt eine Zerstörung des Chlorites durch Bisulfit und anschließender Neutralisation. ACHTUNG: gas. Kommt Natriumchlorit mit Säuren in Verbindung, so entsteht spontan Chlor- Die flüssige Lösung von Dimethylaminoboran ist kühl zu lagern. Bei der Zersetzung, die temperaturabhängig ist, entsteht Wasserstoffgas. Die Vorschriften im Umgang mit diesem hoch toxischen Stoff sind unbedingt zu beachten. Die verbrauchte Lösung wird bei einem pH-Wert von 6 - 14 unter Rühren mit Natriumhypochlorit zerstört, wobei es zur Erhöhung der adsorbierbaren, organischen Halogenverbindungen (AOX) kommt, und normal innerhalb der Abwasseranlage behandelt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Löt- und bondfähige Nickel/GoldEndschichten VDE/VDI 3711, Blatt 4.6 Seite 1 Allgemeines Durch die Miniaturisierung von Leiterplatten werden an die Bestückung und Verbindungstechnik immer höhere Anforderungen gestellt. Die SMD (Surface Mounted Device)-Technik erfordert eine hohe Planarität der Leiterplattenoberfläche. Diese Forderung ist mit konventionellen Verfahren wie galvanische Abscheidung oder HAL (Hot Air Levelling) zur Zinn/BleiBeschichtung kaum zu erfüllen. Die chemische Nickel/Gold-Abscheidung ist wesentlich gleichmäßiger, wobei die Schichten gut löt- und bondbar sind. Nach dem Leiterbildaufbau wird entweder das gesamte Leiterbild oder, nach dem Auftragen einer Lötstoppmaske, nur die Bohrlöcher und SMD- bzw. Bondpads vernickelt und vergoldet. Kantenbelegung mit Zinn/Blei (HAL) Kantenbelegung mit Nickel/Gold VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Löt- und bondfähige Nickel/GoldEndschichten 1 VDE/VDI 3711, Blatt 4.6 Seite 2 Prozeßablauf Die chemische Nickel/Goldabscheidung umfaßt im wesentlichen 5 Prozeßstufen: Reinigen ⇓ Mikroätzen ⇓ Aktivieren ⇓ Chemisch Nickel ⇓ Sudgold 1.1 Reinigung Die Kupferoberflächen werden von anhaftenden Verunreinigungen befreit und benetzt. 1.2 Mikroätzen Eine Behandlung in Ätzreinigern hat sich bewährt, um eine gute Haftfestigkeit der abgeschieden Nickel/Goldschicht auf Kupfer zu gewährleisten. Für gewöhnlich werden 1-2 µm Kupfer geätzt. 1.3 Aktivieren Die Aktivierung der Kupferoberflächen für die nachfolgende chemische Vernickelung erfolgt in sauren Pd(II)-Lösungen durch Zementation (Ladungsaustausch). Die Palladiumionen werden auf den Kupferoberflächen reduziert, wobei Kupferionen in Lösung gehen. So wird eine für die chemische Vernickelung katalytisch wirksame Schicht von Palladium auf Kupfer ausgebildet. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Löt- und bondfähige Nickel/GoldEndschichten 1.4 VDE/VDI 3711, Blatt 4.6 Seite 3 Chemisch Nickel Die chemisch abgeschiedene Nickelschicht enthält 8-10 Gew.-% Phosphor, da die Reduktion der Nickelionen mit Hypophosphit erfolgt. Der Phosphorgehalt der Schicht und die Abscheidungsgeschwindigkeit des Bades (10-15 µm/h) lassen sich über die Regelung von Temperatur (80-90 °C) und pH-Wert (4,8-5,3) konstant halten. 1.5 Sudgold Die Vergoldung erfolgt bei 70-90 °C über eine Zementation ausschließlich auf Nickel. So wird eine gleichmäßige Goldschicht mit einer Dicke von maximal 0,15 µm abgeschieden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Löt- und bondfähige Nickel/GoldEndschichten VDE/VDI 3711, Blatt 4.6 Seite 4 Die REM-Aufnahmen bei 1000- und 2000-facher Vergrößerung zeigen die Topographie der Oberfläche und die Flankenbelegung bis zum Basismaterial. 2 Umwelt und Entsorgung Goldverluste durch Ausschleppung aus dem Sudgoldbad werden durch Rückführung aus einer nachfolgenden Standspüle minimiert. Aus nachfolgenden Spülstufen werden Goldreste durch Ionenaustauscher zurückgewonnen. Gold aus verbrauchten Bädern wird aufgearbeitet. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 4.7 Fotoresiststrippen Seite 1 Allgemeines Zur Strukturierung des Leiterbildes werden Flüssig- und Trockenresiste eingesetzt, die heute in wässrig-alkalischen Medien entwickel- und strippbar sind. Aufgrund der Gesetzgebung sind die früher zum Einsatz gekommenen Fotoresiste, die mit Lösungsmittel (1.1.1. – Trichlorethan) entwickelt und gestrippt (Methylenchlorid) wurden, vom Markt verschwunden und haben praktisch keine Bedeutung mehr. Da Trockenfilmresiste zu ca. 60 % aus hydrophilen/polaren Bindemitteln bestehen, können sie in ionischen Medien, wie z.B. Kalium- bzw. Natriumhydroxid-Lösungen gestrippt werden. Die Stripplösung diffundiert in den Resist und quillt das polymerisierte Netzwerk an. 1 Schematischer Prozeßablauf (Beispiel) ⇓ Alkalischer Stripper KOH-Lösung 2,0 % 50 - 70 °C ⇓ Sprüh-Spülen RT ⇓ Sprüh-Spülen 2 RT Prozeßablauf Zur Entfernung des polymerisierten Resistes wird vorzugsweise mit einer 2,0 bis 2,5 %igen KOH-Lösung gearbeitet, die über Sprühdüsen auf die Oberfläche aufgebracht wird. Da der Resist sich nicht löst, sondern nur quillt, sind entsprechende Sprühdüsen und Sprühdrücke erforderlich, damit die Fladen von der Oberfläche entfernt werden. NaOH liefert bei gleicher Konzentration deutlich gröbere Strippfladen. Eine Erhöhung der Laugenkonzentration verringert zwar die Strippzeit, vergrößert aber die Strippfladen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Fotoresiststrippen VDE/VDI 3711, Blatt 4.7 Seite 2 Typisches Strippverhalten NaOH Zeit (Sekunden) KOH Partikelgröße Zeit (Sekunden) Partikelgröße 2% 87 ca. 5 mm 84 ca. 3 mm 2% 72 ∼ 10 mm 77 ca. 4 mm 4% 69 ∼ 15 mm 56 ca. 5 mm Die Strippzeiten werden stark beeinflußt von den Resistdicken, dem Polymerisationsgrad, der Höhe des Galvanoaufbaus und den Leiterabständen. Die üblicherweise eingesetzten horizontalen Durchlauflinien haben zur Entfernung der Strippfladen Band- oder Cyclonfilter. 3 Umwelt und Entsorgung Die anfallende Mischung aus Stripplösung und Spülwässer kann über Ultrafiltration aufkonzentriert werden. Das Retentat wird durch Säure gefällt und filtriert. Diese Säurefällung kann auch direkt ohne Ultrafiltration und Aufkonzentrierung durchgeführt werden. Die Rückstände der Fällung und der Fladenfiltration direkt am Stripper werden gesammelt und einer Sonderdeponie zugeführt. Bei dem Umgang mit stark alkalischen Stripplösungen sind die Vorschriften für den Umgang mit Laugen zu beachten. Vor dem Einsatz der Stripperlösungen müssen die technischen Datenblätter aufmerksam gelesen werden. Das Bedienungspersonal ist entsprechend den gesetzlichen Vorschriften zu schulen und einzuweisen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Spültechnik VDE/VDI 3711, Blatt 4.8 Seite 1 Allgemeines Der Spülprozeß beendet praktisch jeden Prozeßschritt in der naßchemischen Herstellung der Leiterplatten und Galvanik. Dabei erfüllt die Spülung sowohl die Funktion der Beendigung des vorangegangenen Prozesses, als auch die Funktion der Vorbereitung der Oberfläche auf den folgenden Arbeitsgang. Die quantitativen Anforderungen an den Spülprozeß sind allerdings sehr unterschiedlich. Der Spülfaktor, der als Quotient aus Prozeßlösungskonzentration und Konzentration in der letzten Spülstufe definiert ist, variiert zwischen wenigen hundert bei unkritischen Zwischenspülen bis zu ca. 10000 bei galvanischer Kupfer- oder Nickelabscheidung. Für dekorative Anwendungen sind noch weit höhere Spülfaktoren zu erreichen. 1 Gesetzliche Forderungen Die Basis der behördlichen Forderungen an die Eigenschaften des Abwassers bildet Anhang 40 der Rahmen-Abwasser-Verwaltungsvorschrift. Dementsprechend sind im Bereich der Leiterplattenfertigung die Schadstoffe, die im Abwasser enthalten sind, vor der Einleitung in die öffentliche Kläranlage oder den Vorfluter nach dem Stand der Technik zu behandeln. Für die am häufigsten eingesetzten Metalle Kupfer, Nickel und Blei wird ein Einleitungsgrenzwert von 0,5 mg/l vorgegeben. Für Zinn und Eisen liegt der Grenzwert bei 2 bzw. 3 mg/l, während für Cyanid 0,2 und für Silber sogar 0,1 mg/l einzuhalten sind. Ammoniumstickstoff und Fluorid werden nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik auf 50 mg/l begrenzt. Es wird verlangt, die Prozesse möglichst abfall- und ausschleppungsarm zu betreiben. Für Spülwässer wird eine Mehrfachnutzung z. B. durch Kaskadierung oder IonenaustauscherKreislaufführung gefordert. Geeignete Inhaltsstoffe sollen aus den Spülen zurückgeführt und EDTA muß zurückgewonnen werden. In der praktischen Anwendung ergibt sich wegen der Vielfältigkeit der Prozesse ein Umsetzungsspielraum. 2 Kaskadenspülung R = co / cn = (Q/V) n R: Spülkriterium co : Konzentration der Prozeßlösung cn : Konzentration in der n-ten Spüle Q: Spülwassermenge V: Verschleppung Häufig wird dieser Zusammenhang mit Hilfe von graphischen Auftragungen oder Nomogrammen genutzt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Spültechnik VDE/VDI 3711, Blatt 4.8 Seite 2 In der Praxis arbeitet man inzwischen bevorzugt mit dreifach Spülkaskaden, die sich in vielen Fällen bezüglich des Kosten/Nutzen-Verhältnisses bewährt haben. In einer Kaskade fließen Ausschleppung mit dem Produkt und das Spülwasser im Gegenstrom. Bei einem Spülfaktor von z. B. 1000 benötigt die dreifach-Spülkaskade nur 1% der Wassermenge einer einfachen Fließspüle. Zum Zweck der Rückgewinnung von Inhaltsstoffen teilt man häufig den Spülprozeß in eine Sparspüle, bzw. Sparspülkaskade zum Aufkonzentrieren der Inhaltsstoffe für eine mögliche Verwertung und eine Klarspülzone bzw. -kaskade zur Erzielung der geforderten Oberflächenreinheit. Bei Prozessen, z. B. das saure Ätzen, kann die Forderung nach Spülwassermehrfachverwendung dadurch erfüllt werden, daß das gesamte Spülwasser zum Regenerieren der Ätze eingesetzt wird, wodurch dieser Prozeß vollständig abwasserfrei betrieben werden kann. In analoger Weise kann man das Spülwasser des FotoresistEntwicklers und -Strippers zum Ansatz der Frischlösung verwenden. Vollständige Spülwasserfreiheit erreicht man auch z. B. beim ammoniakalischen Ätzen durch Verwendung eines Vakuumverdampfers, dessen Kondensat vollständig zu Spülen ausreicht, während durch Rückführung des Destillationssumpfes in den Prozeß die Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Setzt man Kühlwasser, das durch die leichte Aufwärmung sogar eine bessere Spülwirkung aufweist, als Spülwasser ein, ergibt sich oft das Problem der Kopplung der beiden Prozesse durch das Wasser. Es wird z. B. Spülwasser benötigt, wenn gerade keine Kühlung erforderlich ist bzw. umgekehrt. Bei geeigneter Zusammensetzung der Prozeßlösungen kann auch das Spülwasser eines Prozeßschritts vollständig zum spülen eines vorgeschalteten Prozeßschritt dienen, wie z. B. das Spülwasser nach dem Beizen zum Spülen des vorherigen sauren Reinigers eingesetzt werden kann. Der Einsatz von Ionenaustauscher-Kreislaufanlagen kann speziell zur Einsparung von Wasser beitragen. In manuell oder automatisch über die Leitfähigkeit gesteuerten Anlagen wird das Spülwasser durch Säulen von Kiesfilter, Kationenaustauschern und Anionenaustauschern geführt. Gegebenenfalls schließt sich noch ein Tensidfänger an, um das Kumulieren von Tensiden im Wasserkreislauf zu verhindern. Die beladenen Ionenaustauscherharze werden mit Säure, bzw. Lauge regeneriert. Da bei der Regeneration ein Chemikalienüberschuß eingesetzt werden muß, ergibt sich deutlich, daß Ionenaustauscher-Kreislaufführung nur bei schwach belasteten Spülwässern sinnvoll eingesetzt wird. Da das Volumen des Regenerats sehr klein ist, kann man durch Ionenaustauscher die Inhaltsstoffe aufkonzentrieren und aus dem Regenerat günstiger verwerten. Auf jeden Fall muß die Chemie der an dem Wasserkreislauf beteiligten Prozesse auf nichtionische Komponenten untersucht werden, die im Kreislauf kumulieren können und die Herstellabläufe dann empfindlich stören. In der Praxis findet man zum Teil deutliche Abweichungen von der Theorie der Spülgleichungen, weil die Gleichgewichtseinstellung nicht immer vollständig erfolgt. Bei einem im Spülwasser ruhenden Produkt bewirkt nur der Konzentrationsgradient zwischen dem am Produkt anhaftenden Prozeßlösungsfilm und der Menge des Spülwassers eine VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Chemische und galvanische Verfahren Spültechnik VDE/VDI 3711, Blatt 4.8 Seite 3 Homogenisierung der Konzentrationen. In Tauchbädern erzeugt man durch Badbewegung, Lufteinblasung oder Umpumpen der Lösung für Turbulenz, die die Gleichgewichtseinstellung beschleunigen. Es werden auch kleine mechanische Stöße und Ultraschall zur Beschleunigung der Spülvorgänge eingesetzt. Zur Spülung eignen sich auch in besonderem Maße die Sprühverfahren. Beim Sprühen kommt die mechanische Energie der Spülwassertropfen der Spülwirkung zu Gute. Besonders wassersparend ist die Intervallspritzspültechnik, bei der in den Pausen zwischen den Spritzphasen das Wasser ablaufen kann. Dabei ist es möglich, das Spülwasser der verschiedenen Spülgänge separat abzuleiten, so daß das Spülwasser des jeweils ersten Spülgangs, welches die höchste Inhaltsstoffkonzentration aufweist, zur Aufarbeitung der Inhaltsstoffe verwendet wird, während das restliche Spülwasser mit geringerer Inhaltsstoffkonzentration über Ionenaustauscher im Kreislauf geführt wird. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 1 Allgemeines Die Herstellung von Leiterplatten ist nach dem heutigen Stand der Technik ohne den Einsatz von Foto-oder Druckwerkzeugen nicht möglich. In der Leiterplattenindustrie haben sich die Beherrschung der Grundbegriffe der Fotografie unentbehrlich gemacht. Hier haben sich sowohl die Belichtungsgeräte als auch der Film zu echten High-tech-Produkten entwickelt. Die Zulieferindustrie ist ständig um die Entwicklung neuerer Filme bemüht, die den strengen und komplexen Anforderungen der Leiterplatten-Industrie entsprechen. Der Einsatz der Direktbelichtung, also eine direkte Laserbelichtung auf die mit einem fotosensitiven Resist laminierte Leiterplatte, ist seit einigen Jahren bekannt. Entsprechende Maschinen werden angeboten. In wieweit sich auf diesem Gebiet ein Technologiewandel einstellt ist noch sehr schwer einschätzbar. Inhalt • Der fotografische Film => Pkt. 1 • Struktur => Pkt. 1.1 • Herstellung => Pkt. 1.2 • Eigenschaften => Pkt. 1.3 • Arbeitsbedingungen => Pkt. 2 • Einsatzbereiche => Pkt. 3 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 2 1 Der fotografische Film 1.1 Struktur Ein Film ist ein Sandwich verschiedener Schichten auf einem Trägermaterial. Schutzschicht (Antistreß) Emulsion Haftschicht Unterlage Polyester Haftschicht Lichthofschutzschicht Filme für die Elektronikindustrie haben im allgemeinen eine Unterlage, eine 175µm starke Polyesterfolie (PET), mit hoher Transparenz für das sichtbare UV-Licht und einer hervorragenden Maßhaltigkeit. Haftschichten auf dem PET sorgen für eine gute Haftung der Emulsion und der Lichhofschutzschicht auf der Rückseite. Zusätzlich machen spezielle Additive in den Haftschichten den Film antistatisch. Die Emulsion eines Filmes für Fototooling ist eine 2 bis 6 Mikron dicke Gelantineschicht, die unter anderem folgende Komponenten enthält: Eine Mischung aus Silberverbindungen:das eigentliche lichtempfindliche Material. Es • handelt sich dabei um Verbindungen von Silber mit Brom, Chlor oder Jod. Zusatzmittel, die die Lichtempfindlichkeit der Silberverbindungen regulieren. • Spektrale Sensibilisatoren, die die Farbempfindlichkeit bestimmen. • Substanzen, die die Wasseraufnahme durch die Gelantine regulieren und so die • Maßhaltigkeit bestimmen. Eine weniger als 1 µm dünne Schutzschicht verhindert Beschädigungen der darunterliegenden Emulsion. Die Lichthofschutzschicht auf der Rückseite des Films enthält spezielle Farbstoffe, die das Licht absorbieren, das durch die Emulsion dringt. Sie verhindert eine Reflexion des Lichts (doppelte Belichtung) und verbessert so die Bildschärfe. Die Lichthofschutzschicht verhindert auch eine zu starke Rolltendenz des Films. 1.2 Herstellung 1.2.1 Belichtung Fototools werden in einem Fotoplotter belichtet. Auf dem Markt werden sowohl Flachbett- als auch Trommelplotter eingesetzt, die beide moderne Präzisionsmechanik mit Laseroptik kombinieren. Sie sind in den CAM-Bereich(Computer Added Manufacturing) integriert und werden direkt mit Hilfe der Anwendersoftware angesteuert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 3 Durch eine Bewegung des Lichtstrahls, des Films oder beider wird das Laserlicht über die ganze Filmoberfläche geführt. In jeder Position kann die Lichtquelle ein- oder ausgeschaltet werden. So wird durch die Kombination einer großen Anzahl kleiner Lichtpunkte (Pixel) auf dem Film ein latentes Bild aufgebaut. Richtig eingestellte Plotter und die regelmäßige Justage sind absolute Voraussetzungen für die Herstellung guter Qualität. 1.2.2 Verarbeitung Während der chemischen Verarbeitung wird das bei der Belichtung entstandene latente Bild sichtbar gemacht und stabilisiert. Die Verarbeitung des Silberfilms umfaßt vier Arbeitsschritte: Entwickeln, Fixieren, Wässern, Trocknen. 1.2.3 Entwickeln Beim Entwickeln - einer chemischen Reaktion - wird das latente Bild verstärkt. Der Entwickler breitet die mikroskopische chemische Veränderung, die durch die Belichtung ausgelöst wurde, über das ganze Silberkristall aus. Die Entwicklungsreaktion stoppt, wenn alle belichteten Kristalle auf diese Weise zu metallischem Silber umgeformt sind. Nach der Entwicklungsphase sind nur die belichteten Kristalle schwarz; die unbelichteten Teile bleiben unverändert. 1.2.4 Fixieren Nach der Entwicklung enthält der Film noch unbelichtete Teile, die - weil lichtempfindlich das soeben entstandene Bild stören können. Deshalb wird das Bild fixiert. Das Fixierbad löst die unbelichteten Silberverbindungen auf, absorbiert sie und führt sie ab. Nach dem Fixieren kann der Film dann Licht ausgesetzt werden: er hat seine Lichtempfindlichkeit verloren. Die Qualität des Fixierbades bestimmt zu einem großen Teil die Archivierbarkeit des Films. Manchmal wird dem Fixierbad ein Additiv zugefügt - ein Härter. Dieser begrenzt die Wasserabsorption der Emulsion und beeinflußt so die Trockeneigenschaften. 1.2.5 Wässern Nach dem Verlassen des Fixierbads ist die Emulsion noch mit Fixierbad gesättigt. Außerdem enthält sie noch sehr kleine unbelichtete Teilchen. Durch intensives Wässern werden die letzten Emulsions- und Chemikalienreste entfernt. 1.2.6 Trocknen Der Film wird anschließend getrocknet und ist dann bereit zur weiteren Verwendung. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 4 1.3 Eigenschaften Ein Fototool ist das Ergebnis einer Reihe komplexer Bearbeitungen. Im Fotoplotter, im Film, in den Chemikalien, in der Entwicklungsmaschine, aber auch während der Belichtung und Verarbeitung können Mängel auftreten. Das ideale Fototool ist ein Film, der exakt und beständig die Abbildung eines vorgegebenen Layouts auf ein Fotoresist übertragen kann. Das ideale Fototool • • • • • läßt alles Licht in den transparenten Bereichen durch und absorbiert das Licht in den schwarzen Bereichen; weist einen abrupten Übergang zwischen transparenten und schwarzen Bereichen auf: dies wird als Strichschärfe bezeichnet; ist robust: es kann nicht beschädigt werden und verliert bei Gebrauch oder Alterung seine Eigenschaften nicht; ist maßhaltig; ist permanent antistatisch. Umgesetzt in meßbare und daher kontrollierbare Eigenschaften besitzt der ideale Film für Fototooling das richtige Maß an Dichte, Gradient, Empfindlichkeit, Maßhaltigkeit und Kratzfestigkeit. 1.3.1 Die Dichte Die Dichte eines Films ist der Schwärzungsgrad, das Maß der Lichtdurchlässigkeit. Die Dichte der schwarzen Bereiche wird Dmax genannt und sollte idealerweise unendlich groß sein und überhaupt kein Licht durchlassen. Die ideale Dmin - die Dichte der transparenten Bereiche - sollte gleich Null sein und also das Licht vollständig durchlassen. 1.3.2 Der Gradient Der Gradient eines Films gibt an, wie sich die Dichte mit der auf den Film einfallenden Lichtmenge ändert. Auf der Schwärzungskurve, der Dichte in Abhängigkeit von der Lichtmenge, wird der Gradient durch die Steilheit der Kurve ausgedrückt. Ideal ist eine große Gradientendichte. Zusammen mit weiteren Faktoren bestimmt der Gradient die Strichschärfe. 1.3.3 Die Empfindlichkeit Die Empfindlichkeit eines Films verweist auf die Reaktion des Materials auf das einfallende Licht. In der Praxis ist dies die nötige Belichtungsmenge (I x t), um eine bestimmte Dichte auf dem entwickelten fotografischen Material zu erhalten. 1.3.4 Die spektrale Empfindlichkeit Die spektrale Empfindlichkeit eines Films wird als Wellenlänge (in Nanometer) ausgedrückt. Es handelt sich dabei um den Bereich im Spektrum, für den dieser Film am empfindlichsten ist. Dieser Faktor ist wichtig für die Wahl der Lichtquelle (oder umgekehrt: die verwendete VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 5 Lichtquelle bestimmt mit, welcher Filmtyp verwendet wird). Die spektrale Empfindlichkeit der Lichtquelle und des Films müssen aufeinander abgastimmt sein. Ebenso wichtig ist die spektrale Empfindlichkeit bei der Wahl der Dunkelkammerbeleuchtung: der Film muß für die Farbe des Dunkelkammerfilters unempfindlich sein. Im Idealfall fällt die spektrale Empfindlichkeit des Films mit der der Lichtquelle des Fotoplotters zusammen und liegt außerhalb der Dunkelkammerbeleuchtung. 1.3.5 Maßhaltigkeit Die Maßhaltigkeit gibt an, wie anfällig ein Material für Maßänderungen ist. Maßänderungen können die Folge sein von Schwankungen der relativen Feuchte und/oder der Umgebungstemperatur, von mechanischen Spannungen im Film oder von Alterung. Solche Maßänderungen können umkehrbar oder unumkehrbar sein. Im Hinblick auf die zunehmende Miniaturisierung in der Bauteileindustrie ist die Maßhaltigkeit der Fototools wesentlich für die Qualität der Leiterplatte und der Ausschußreduzierung in der Produktion verantwortlich. Die Maße des idealen Films sind unter allen Umständen konstant. 1.3.6 Kratzfestigkeit Ein fotografischer Film kann durch mechanische Einflüsse beschädigt werden. Beschädigungen können sowohl vor als auch während oder nach der Belichtung und Verarbeitung erfolgen oder auch bei jedem normalen Gebrauch eines Fototools. Die Ursache kann ein scharfer Gegenstand sein( Späne oder Flitter) aber ebenso Staubteilchen oder Fingerabdrücke. Schon kleinste Kratzer (100µm) können die Ursache für Leiterbahnunterbrechungen oder Kurzschlüssen sein. 1.3.7 Permanent antistatisch Ein permanent antistatischer Film kann nicht elektrostatisch aufgeladen werden. Folglich zieht der Film auch keinen Schmutz oder Staubpartikel an. Auf den Film fallende Staubpartikel werden nicht festgehalten und lassen sich leicht entfernen. Staubpartikel können ebenso wie Kratzer die Ursache für Unterbrechung oder Kurzschluß darstellen. 2 Arbeitsbedingungen Die Arbeitsbedingungen (Arbeitsplatzgestaltung) haben einen wesentlichen Einfluß auf die Erreichung und Einhaltung der in Absatz 2 beschriebenen idealen Fototooleigenschaften. Sie sind Voraussetzung für einen qualitätsoptimierten Fertigungsablauf. In der Regel werden spezifizierte Arbeitsbedingungen von den Filmmaterial-Lieferanten sehr genau beschrieben, sodaß hier nur die wesentlichsten Punkte genannt werden sollen: • • Filmlagerung: flach liegend bei einer Temperatur von 21 °C und einer relativen Feuchtigkeit von 50%. Vermeidung von schnellen Klimaänderungen. Umgebung: Lager, Konditionierraum, Plotterraum, Aufstellort der Entwicklungsmaschine, Verarbeitungsräume, Archiv. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 6 • • • • • 3 Zwischen -20 °C und +60 °C sind die Maßänderungen umkehrbar. Außerhalb dieser Grenzen ist die Verformung des Filmspermanent. Hohe Temperaturen lassen den Film schneller altern. Eine konstante Temperatur ist wichtiger als der absolute Wert. Liegt die relative Feuchte der Luft unter 30% oder über 70%, sind die Maßänderungen sogar unumkehrbar. Der Einsatz eines oder mehrerer Hygrometer ist erforderlich. Akklimatisierung: Film ohne Außenverpackung in den Plotterraum (Staubvermeidung) transportieren. Die normale Zeitdauer der Akklimatisierung beträgt 24 Std. Dunkelkammerbeleuchtung: sie muß auf den Filmtyp abgestimmt sein. Mit Hilfe des Münztestes kann festgestellt werden, wie lange der Film die Dunkelkammerbeleuchtung sicher verträgt. Plotterbeladung: muß vorsichtig erfolgen ohne ein Übereinanderschieben der Filme. Plotter: verhindern von Streulicht zur Vermeidung von Schleierbildung. Die Qualität des Fototools hängt stark von der Qualität des Plotters ab. Die Einstellung muß hoch genug sein, um genügend Dichte zu erhalten (so daß in den schwarzen Bereichen keine Scanlinien mehr sichtbar sind), und niedrich genug, um die Linienbreite korrekt wiederzugeben. Entwicklungsmaschine: Transport möglichst direkt zur Vermeidung von Filmbeschädigungen. Die während der Naßphase aufgetretene Schrumpfung wird durch das Recken des Films im Trockner auf das ursprüngliche Maß erreicht (Optimierung der Trockentemperatur). Einsatzbereiche Als Fototools werden sämtliche Arbeitsfilme bezeichnet, die in der Produktion zur Belichtung von photosensitiven Materialien dienen. Mit Hilfe von Fototools werden folgende Informationen originalgetreu auf die Leiterplatte übertragen: Kupferlayout für Innenlagen Kupferlayout für Außenlagen Lötstopplack Umsteigerzudruck Positions- (Beschriftungs-) druck Carbonleitlack abziehbarer Lötstopplack Fototools sind Silberhalogenidfilme oder Diazofilme. Die Dimensionsstabilität ist abhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Veränderungen werden wie folgt spezifiziert: - Temperatur: 18 µm/ m und °C Luftfeuchtigkeit: 10µm/ m und % Aus dieser Eigenschaft des Filmmaterials ( Polyester/Polyethylenterephtalat) folgt, daß vom Plotten bis zum Belichtungsprozeß eine Temperatur von 21 °C und eine Luftfeuchte von 50% eingehalten werden muß. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 7 Die Herstellung der Arbeitsfilme erfolgt innerhalb der CAM-Bearbeitung, grundsätzlich nach dem unter Pkt. 2 beschriebenen Ablaufschema. Mit Hilfe eines systemintegrierten Postprozessors werden Layoutdaten in Laser-Steuerbefehle umgesetzt, so daß mit dem Plottbefehl direkt der Arbeitsfilm belichtet werden kann. Der laserbelichtete Film wird unmittelbar dem Durchlaufentwickler zugeführt, so daß in sehr kurzer Zeit Arbeitsfilme für die Produktion bereit stehen. (" first generation phototools") In einigen Fällen wird von diesem Druckoriginal nun das eigentliche Fototool kopiert, das gemäß DIN 40808 als Druckwerkzeug (Arbeitsfilm) bezeichnet wird. Zeitgemäße Laserplotter arbeiten mit Pixelgrößen von 6,25µ bis 12,5µ. Die reine Plottdauer (Laserbelichtungszeit) beträgt 5 bis 10 min. pro Film. Bei diesen Maschinen erfolgt die Aufnahme des Filmmaterials auf Trommeln, wobei die Belichtung während der Trommelbewegung und der einmaligen linearen Laserkopfbewegung über die gesamte Trommelbreite erfolgt. Die in der Vergangenheit eingesetzten Flachbettplotter werden aus folgenden Gründen durch Trommelplotter ersetzt: - einfachere Mechanik , - bessere Temperaturkonstanz während der Belichtung - Plottgenauigkeit - Plottzeitreduzierung Filmgrößen sind je nach System häufig bei 26"x 20" begrenzt. Bei der Erstellung von Fototools sind folgende Zusammenhänge zwischen Filmmaterial und Fertigungstechnologie zu beachten: a.) Das Filmmaterial besteht aus einem Träger ( Polyester ) und der darauf befindlichen fotosensitiven Schichtseite. Laserbelichtet wird grundsätzlich von der Schichtseite. b.) Der fertige Arbeitsfilm liegt beim Belichten grundsätzlich mit seiner Schichtseite auf dem photosentitiven Laminat. Die Schichtseiten bestimmung muß bei der Plotterausgabe berücksichtigt werden. c.) Multilayerinnenlagen werden i. d. R. im Ätzverfahren hergestellt, d. h. mit dem Arbeitsfilm soll ein Ätzresist belichtet werden und somit eine " Ätzschablone" erzeugt werden. Der Laserplotter muß einen Negativfilm erzeugen, der die Kupferinformationen transparent erscheinen läßt und somit die Belichtung der mit photosensitivem Laminat beschichteten Innenlage (core) zuläßt. Der lichtbeaufschlagte Teil des Laminats (Leiterbahnen) wird auspolymerisiert und verbleibt nach dem Entwicklungsprozeß als Ätzresist auf dem core. Der nicht beaufschlagte Teil (Film schwarz) wird herausentwickelt und stellt das Kupfer frei. d.) Bei Außenlagen (Bilayer/Multilayer) werden Leiterbahnen i.d.R. im sogenannten Additiv-Verfahren hergestellt, d.h. in einem erstellten Resistkanal wird die Leiterbahn auf galvanotechnischem Wege elektrolytisch aufgebaut. Zur bildlichen Wiedergabe wird ein Positivfilm geplottet. Kupferinformationen erscheinen im Gegensetz VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 8 zu Negativfilmen lichtundurchlässig schwarz. Das kupferkaschierte und mit photosensitivem Laminat beschichtete Basismaterial wird belichtet, wobei durch den nicht lichtbeaufschlagten Teil nach dem anschließenden Entwicklungsprozeß der Resistkanal gebildet wird. e.) Arbeitsfilme für fotosensitive Lötstopplacke sind Negativfilme, d.h. für Bereiche der mit Lack beschichteten Leiterplattenoberfläche ist der Film transparent, für SMD-Pads und Lötaugen schwarz. f.) Arbeitsgänge, die im Siebdruckverfahren durchgeführt werden, erfordern zur Herstellung des Siebes einen Positivfilm. Dieser erlaubt nach dem Belichten eine Freistellung des mit einer fotosensitiven Schicht belegten Siebgewebes. Siebe werden für folgende Drucke erforderlich: Positions/Beschriftung Umsteigerzudruck abziehbarer Lötstopplack einfacher Lötstopplack (Freistellung >0,3 mm) Carbonleitlack Widerstandspasten Ätzresist bei einseitigen Platten g.) Idealerweise werden Leiterplattendaten in Ebenen beschrieben, sodaß die Topseite in der oberen und die Bottomseite in der unteren Bildschirmebene zu erkennen ist. Die Darstellung der unteren Seite wird also von innen gesehen . Die Begriffe ”Lötseite”und ”Bestückungsseite” sollten aufgrund der heute üblichen beidseitigen Bestückung vermieden werden. Vor der Ausgabe eines Arbeitsfilmes müssen die vom Kunden übertragenen Leiterplattendaten überprüft werden, ob sich die geforderten Layoutstrukturen mit dem in der Produktion zur Verfügung stehenden Maschinenequipment verfahrenstechnologisch realisieren lassen. Mit den bekannten design-rule-checks lassen sich noch lange nicht alle "versteckten fouls" insbesondere bei hochlagigen Multilayern erkennen. Die Kontrolle sollte sich auf folgende Daten beziehen: - Leiterbahnbreite/-abstand - Lötauge Restring - Kupferverteilung - Abstand metallisierte Bohrung zu innenliegende Leiterbahn (ML ) - Pitch-Abstände (el. Prüfung) - Kupferabstand zur Kontur - NDK-Bohrungen in Masseflächen (Tentfläche) - freiliegende Leiterbahnenden - Herstellerlogo?, Datumscode?, - Änderungsindex - Lötstopplackfreistellungen - Abdecklack, Abstand zu pads - Beschriftungsdruck über pads VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fototools VDE/VDI 3711, Blatt 5.1 Seite 9 - Carbonabstände Neben der Beherrschung der reinen Datenverarbeitung im CAM-Bereich ist die Kenntnis der Produktionstechnologie zwingende Voraussetzung für die qualitativ gute, ausschußvermeidende Erstellung von Fotowerkzeugen. Quellenangabe: Agfa Du Pont VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Drucktechnische Verfahren Siebdruck Seite 1 Allgemeines Der Siebdruck, als viertes Druckverfahren neben Offset-, Tief- und Flexodruck, ist wegen der zahlreichen Möglichkeiten zur Beeinflussung der Druckergebnisse zu einem vielfältig einsetzbaren Druckverfahren geworden. Ausgezeichnete Ergebnisse im grafischen Gewerbe und die Erfolge des künstlerischen Siebdrucks "Serigraphie" haben in den Anfangsjahren des industriellen Siebdrucks den Ruf gestützt, der Siebdruck sei speziell für Künstler und das grafische Gewerbe geeignet. Durch den industriellen Einsatz, mit z. B. in Produktionsstraßen integrierten Druckeinheiten in zahlreichen Bereichen, ist dieser Ruf längst widerlegt. Erinnert werden soll an die Tatsache, daß ohne den Siebdruck der Begriff "gedruckte Schaltung" mit allen daraus folgenden Technologien nicht in der bekannten Weise den Erfolg gehabt hätte bzw. unmöglich gewesen wäre. Siebdruck wird in der Leiterplattentechnik z. B. zur Abdeckung von Leiterstrukturen vor dem Ätzprozeß, zum Druck von Lötstoppmasken, zum Positionsbzw. Bestückungsdruck und zum Druck von Abdecklacken (zum Schutz von Goldkontakten beim Löten u.a.) verwendet. Da der Siebdruck heute durch die Miniaturisierung und andere Einflüsse besonders im Elektronikbereich an die Grenze des drucktechnisch Möglichen gekommen ist, verlangt der Einsatz in den Grenzbereichen genaue Festlegung der Druckparameter, exakte Ausführung beim Auflagendruck sowie ausreichende Kontrollen. Trotz dieser Maßnahmen hat der konventionelle horizontale Siebdruck - vor allem in Europa - für die Applikation von (fotostrukturierbaren) Lötstopplacken an Bedeutung verloren. Hier hat sich das Vorhanggießverfahren etabliert. Eine Renaissance für die Verarbeitung von Lötstopplacken erfährt der Siebdruck z.Z. jedoch in einer abgewandelten Form: dem vertikalen, doppelseitigen Siebdruck. Auf diese Technik wird am Ende noch genauer eingegangen. Große Bedeutung für die Leiterplattenfertigung hat der konventionelle Siebdruck für das Aufbringen von Signierlacken, Abdecklacken und Viahole-fillern, da für diese Anwendungen die zu erreichende Auflösung des konventionellen Siebdruckes ausreicht, und er somit ein effektives und kostengünstiges Applikationsverfahren darstellt. Druckrichtung Rakelanschliff Rakel Druckfarbe Schablonenrahmen Siebrahmen Siebdruckschablone Absprung Leiterplatte Drucktisch Lagefixierung Skizze: Prinzip des Siebdruckprozesses VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Drucktechnische Verfahren Siebdruck Seite 2 Schematische Inhaltsdarstellung Pkt. Prinzip 1 Rahmen 2 Material 2.1 Rahmenvorspannung 2.2 Gewebe 3 Gewebebezeichnung 3.1 Gewebespannen 3.2 Kleben 3.3 Schablone 4 Schablonenmaterial 4.1 Schablonenmethoden 4.2 Eigenschaften 4.3 Belichtung 4.4 Druck 5 Absprung 5.1 Druckrakel 5.2 Druck mit Leersieb (ohne Schablone) 5.3 Doppelseitiger, vertikaler Siebdruck 6 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 3 1 Prinzip Beim Siebdruck ist ein Siebgewebe fest an einem Rahmen fixiert. Der Siebdrucklack auf dem Siebgewebe wird mit Hilfe eines elastischen Rakels durch die Öffnungen des Siebes auf die Leiterplatte übertragen. Ein spezielles Druckbild wird durch die Verwendung einer Schablone (Druckform) erreicht. Diese verschließt alle nicht zu druckenden Flächen des Siebgewebes, so daß der Siebdrucklack an diesen Stellen nicht auf die Leiterplatte übertragen werden kann. Im folgenden werden einige wesentliche Punkte des Siebdruckes unter Berücksichtigung der Anforderungen in der Leiterplattenfertigung erörtert. 2 Rahmen Grundvoraussetzung für passergenaue Druckarbeiten in der Leiterplattenindustrie sind stabile Stahl- oder Alu-Rahmen mit quadratischem oder liegendem Rechteckprofil, z. T. mit verstärkten Vertikalwänden. 2.1 Material Bedenkenswert bei der Auswahl des Rahmenmaterials ist, daß der Ausdehnungskoeffizient für Aluminium etwa doppelt so groß wie für Stahl ist. Bei 10 °C Temperaturdifferenz bedeutet das eine Ausdehnung für Stahl von 0,14 mm/cm und für Aluminium von 0,26 mm/cm. Diesem Vorteil des Stahls steht das deutlich höhere Gewicht (spez. Gewicht: Fe = 7,8 g/cm³, Al = 2,7 g/cm³) entgegen. Das höhere Gewicht eines Stahlrahmens kann sich bei schwach dimensionierten Rahmenhalterungen als Negativfaktor auswirken. Auch die Korrosionsresistenz spricht für jeweils ausreichend dimensionierte Alurahmen. 2.2 Rahmenvorspannung Die Forderung nach hoher Stabilität ergibt sich aus der Tatsache, daß durch das gespannte Gewebe in Abhängigkeit von Gewebeart und Stärke der Siebspannung bis zu 30 kg auf 10 cm Länge auf die Rahmenschenkel wirken können. Einer Rahmendurchbiegung und dem daraus sich ergebenden Spannungsverlust des Gewebes begegnet man durch eine Vorspannung des Rahmens vor dem Verkleben oder durch eine "Bombierung" des Rahmens bei der Fertigung. Die Rahmenvorspannung erreicht man durch Spannklammern, die sich am Rahmen abstützen und so der Zugkraft des Gewebes entgegenwirken, oder durch spezielle Spannwerkzeuge. Bei großformatigen Rahmen bevorzugt man eine Verschweißung der Rahmen im Winkel von > 90° und erhält so nach außen gewölbte (bombierte) Rahmenschenkel, die nach dem Brückenprinzip erhöhte Stabilität aufweisen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 4 3 Gewebe Neben der Auswahl des geeigneten Lacksystems beeinflußt die Auswahl des Siebgewebes in hohem Maße das Druckergebnis. Für den Bereich der Leiterplattenherstellung sind überwiegend monofile Polyestergewebe, z. T. metallisiert, und Edelstahlgewebe im Einsatz. Mit steigender Tendenz kommen sogenannte Hoch-Modulgewebe für den Präzisionsdruck zum Einsatz. Dieses HochModulgewebe erhält man durch eine Vorspannung bei der Fadenproduktion; es ist leichter zu verspannen und weist als wesentlichen Vorteil sehr geringe Spannungsverluste nach dem Verkleben auf. Zu den Metallgeweben sei erwähnt, daß diese mit hoher Maßhaltigkeit beste Druckergebnisse bringen, die Standfestigkeit ist allerdings durch Metallermüdung geringer als bei einem Polyestergewebe. 3.1 Gewebekennzeichnung Mit der Auswahl des Gewebes für die zu erfüllende Druckaufgabe sind die Werte u. a. für Auftragsstärke und Konturenschärfe vorbestimmt. Eine Optimierung dieser Werte ist durch die Auswahl der Fadenstärke - durch die Gewebebezeichnungen S, M, T, und HD (s = small, M + T = medium, HD = heavy duty) erkennbar - , möglich. Mit dem dicker werdenden Faden ändern sich außer den mechanischen Eigenschaften die Gewebedicke und dadurch auch der Farbauftrag. Im Bereich „gedruckte Schaltung“ ist überwiegend T-Qualität wegen guter mechanischer Beanspruchungsmöglichkeit der Schablone bei hohem Farbdurchlaß im Einsatz. Dieser Vorteil ergibt sich aus dem günstigen Verhältnis von Gesamtfadendicke und offener Maschenweite. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 5 Folgende Gewebe haben sich für die Fertigung von gedruckten Schaltungen bewährt: 3.1.1 konventionelle Lacksysteme Ätzresist Galvanoresist Lötstopplack Signierlack abziehbarer Lötabdecklack 3.1.2 UV-Lacke Ätzresist Galvanoresist Lötstopplack Signierlack 3.1.3 120 T/140 T 120 T 68 T - 120 T 100 T - 140 T fotostrukturierbare Lacke Lötstopplack, auch vertikaler Siebdruck Signierlack 3.2 110 HD/120 T 90 T/100 T/110 HD 43 T bis 63 T, abhängig von der Leiterhöhe 90 T - 120 T 10 T - 18 T 43 T - 55 T, abhängig von der Leiterhöhe 61 T - 100 T Gewebespannen Mit steigenden Qualitätsansprüchen und verstärkten Forderungen nach Qualitätssicherung bei gleichzeitigem Zwang zur Kostenreduzierung ist wegen des großen Einflusses auf die Druckqualität und die Standzeit eines Schablonenträgers dem richtigen und sachgerechten Aufspannen des Gewebes besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Spannung des Gewebes bestimmt die Durchstreckung der Schablone in der Druckachse, den Siebabsprung aus dem aufgedruckten Lackfilm und dadurch die einstellbare Absprunghöhe. Die richtige Spannung des Gewebes ist Voraussetzung für ein gutes Druckergebnis über die gesamte Losgröße (Druckauflage). Ein Schablonengewebe ist sachgerecht gespannt, wenn der Spannungsprozeß auf die physikalischen Eigenschaften des Gewebetypes abgestimmt ist. Dazu sind unbedingt die Herstellerangaben für Spann- und Streckwerte einzuhalten, eine gleichmäßige Flächenspannung anzustreben und ein stabiler Spannungszustand zu erreichen. Die Spannungswerte liegen je nach Druckaufgabe und Gewebe zwischen 15 und 25 N/cm. Erstrebenswert sind gering unterhalb der höchstzulässigen für Gewebe und Fadenmaterial angegebene Spannungswerte, da durch den "kalten Fluß" im Laufe der Zeit die Spannung des Gewebes ohnehin nachläßt. Eine Überdehnung ist unbedingt zu vermeiden, da dadurch die Elastizität verlorengeht (Herstellerhinweise beachten). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 6 3.2.1 Gewebespannen winklig Die Grenzwerte druckbarer Strichstärken im Siebdruck werden durch Fadenzahl, Fadendicke und die sich daraus ergebende Maschenweite bestimmt. Optimale Randschärfe ist dazu eine Grundvoraussetzung, diese wird mit Geweben erzielt, bei denen die Maschenweite größer als die Fadenstärke ist. Druckbare Feinheit und Kantenschärfe werden durch die Winkellage der kopierten Linien zum Gewebe wesentlich beeinflußt. Der günstigste Kopierwinkel hat sich nach Versuchen der Gewebehersteller sowie Praxiserfahrungen mit 22,5° herausgestellt, wobei jedoch miterwähnt werden muß, daß der Gewebeverbrauch und somit die Kosten steigen. 3.3 Kleben In den Spanntischen wird das Gewebe auf die Siebrahmen geklebt. Die Güte der Verklebung des Gewebes am Rahmen bestimmt die Lebensdauer einer Siebdruckschablone. Zum Verkleben des Gewebes am Rahmen stellt der Fachhandel zahlreiche Kleber zur Verfügung, die auf die Fadenqualität und den Verwendungszweck zugeschnitten sind. Zu beachten ist eine Beständigkeit des Klebers gegen die in den Lacken verwendeten Lösungs- bzw. der Reinigungsmittel. 4 Schablone (Druckform) Eine Siebdruckschablone bestimmt mit ihren Eigenschaften das Druckergebnis, diese sind abhängig von der Auswahl des Rahmens, Gewebe, Schablonenart und Schablonenmethodik. Die Entscheidung, mit welcher Siebdruckschablone optimal gedruckt werden kann, ist von folgenden Überlegungen abhängig: VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 7 • • • • Höhe des gewünschten Lackauftrages gewünschte Auflösung und Druckrandschärfe Reproduktionsgenauigkeit Druck- und Trocknungsbedingungen. 4.1 Schablonenmaterial Eine Bewertung der zahlreichen Schablonenmaterialien soll dem Fachmann überlassen werden, da zahlreiche Kombinationen möglich sind, und die richtige Auswahl auch von der Druckaufgabe abhängig ist. Aus diesem Grund werden im folgenden nur die gängigsten Materialien genannt. Die Entwicklung der Kopieremulsionen hat durch den Einsatz von synthetischen Basisharzen (Polyvinylalkohol, Polyvinylacetate und Polyacrylate) einen rasanten Aufschwung und große Typenvielfalt gebracht. Die Sensibilisierung mit Bichromat ist durch Diazo-Sensibilisierung abgelöst und sollte auch aus physiologischen und abwassertechnischen Gründen nicht mehr zum Einsatz kommen. Relativ kurz im Einsatz ist die Stilben-Sensibilisierung mit hervorragenden Eigenschaften für Dickschichtschablonen durch hohe Lichtempfindlichkeit bei ebenso hoher Auflösung. Ähnlich gute Eigenschaften zeigen binäre (doppelt sensitive) Emulsionssysteme, mit denen lösungsmittelresistente und wasserbeständige Schablonen hergestellt werden können. Diese sind ungefähr seit 1990 im Einsatz. Die oben erwähnten Schablonenmaterialien sind als direkte Kopierschichten, Fotofilme und Kapillarfilme im Handel. Dem Schablonenhersteller bietet sich dadurch die Möglichkeit, je nach Betriebseinrichtung das optimale Schablonensystem für die zu erfüllende Druckaufgabe auszuwählen. Um die Vorteile moderner Schablonenmaterialien auch voll nutzen zu können, sollte die Beratung durch den Schablonenfachmann vor der Entscheidung stehen. 4.2 Schablonenmethoden Man unterscheidet nach Herstellungsmethode und nach Art des Kopiermaterials zwischen: 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 direkter Fotoschablone (Direktemulsion) indirekter Fotoschablone (Gelantinefilm) direkt-indirekter Fotoschablone (Kombi-Schablone) Kapillarfilm Bei der direkten Fotoschablone wird die Kopierlösung durch Beschichtungsautomaten oder manuell mit einer Beschichtungsrinne auf das Gewebe aufgebracht, dann belichtet und entwickelt. Eine indirekte Fotoschablone erhält man, indem der Schablonenfilm zunächst belichtet und entwickelt und dann mit dem Gewebe verbunden wird. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 8 Die Kombi- oder direkt-indirekt-Fotoschablone kombiniert 4.2.1 und 4.2.4 insofern, als mit einer Kopierlösung ein Schablonenfilm am Gewebe verankert wird, und dieser Verbund belichtet und entwickelt wird. Die Kapillarfilmmethode nutzt die Quellung der Emulsionsoberfläche eines lichtempfindlichen Fotofilms durch das nasse Gewebe - die auftretenden kapillaren Kräfte der offenen Gewebefläche geben dem Film eine ausgezeichnete Haftung im Gewebe. 4.3 Eigenschaften Die direkte Fotoschablone ist nach wie vor wegen hoher Druckauflagenbeständigkeit häufig im Einsatz. Die früher bekannten Mängel (unscharfe Konturen, Kopierverluste und unterschiedliche Kopierergebnisse) sind durch die Herstellung verbesserter (eingefärbter) Gewebe, besseren Kopiermaterialien und verbesserten Arbeitsmethoden weitgehend ausgeschaltet worden. Die direkte Fotoschablone hat wegen der geschilderten Vorteile auch breite Anwendung in der Leiterplattenindustrie gefunden. Die Möglichkeit, mit Zwischentrocknung und Mehrfachbeschichtung nahezu jeden erwünschten Schablonenaufbau für einen vorgegebenen Sollwert an Lack- oder Farbauftrag herzustellen, erweitert die Verwendung dieser Methode. Die indirekte Schablone ist besonders wegen hoher Detailwiedergabe bei Feinstrich- und Rasterarbeiten bevorzugt im graphischen Bereich, z. T. auch im Verpackungsdruck, im Einsatz. Die bekannte geringe Auflagenbeständigkeit, die durch unzureichende Haftung des Films am Gewebe verursacht wird, konnte durch Optimierung der Materialien und der Arbeitsmethoden deutlich verbessert werden. Dennoch bleibt der Haupteinsatz auf mittlere Auflagen mit hoher Druckqualität begrenzt. Mit der Entwicklung der direkt-indirekten Methode ist es gelungen, die Vorteile der direkten Schablone (hohe Auflagenfestigkeit) und die der indirekten Schablone (ausgezeichnete Druckschärfe) zu kombinieren. Die Qualität einer direkt-indirekten Schablone ist aber mehr als die der vorgenannten Schablonen von der Belichtung abhängig. Beste Ergebnisse werden mit eingefärbtem Gewebe erreicht. Wegen der guten Eigenschaften ist die direkt-indirekte Siebdruckschablone in weiten Bereichen des Siebdrucks im Einsatz, so auch bei Drucken mit hoher Genauigkeit in der Leiterplattenindustrie. Große Vorteile weisen Siebdruckschablonen auf, die mit Kapillarfilmen erstellt wurden. Sie zeigen große mechanische Belastbarkeit, drucken kantenscharf und haben ein hohes Auflösevermögen. Gleichzeitig erlauben Kapillarfilme mit unterschiedlichen Emulsionsdicken ohne hohen Zeitaufwand die Herstellung von Dickschichtschablonen, z. B. für den Leiterplattendruck und den Druck von Lötabdecklacken. Selbstverständlich sind wirtschaftliche Erwägungen, technische Voraussetzungen und Kenntnisse mit entscheidend. Unabhängig von der Basisentscheidung, welcher Art und Feinheit das Gewebe und die Schablonenmethode sind, ist die zwingende Notwendigkeit für einen kantenscharfen Druck eine flachliegende Druckseite (siehe Abbildung 3 und 4). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 9 Die Abbildungen 1 bis 4 verdeutlichen die Beeinflussung der Kantenschärfe des Druckes durch die Siebbeschichtung. Abb. 1: Korrekte Beschichtung Abb. 3: korrekte Beschichtung Abb. 2: Beschichtung zu dünn Abb. 4: Beschichtung zu dünn Bei einem Schablonenauftrag, wie in Abb. 4 dargestellt, kommt es auch verstärkt zu Verschmierungen beim Drucken. 4.4 Belichtung Die für die optimale Durchhärtung einer Kopierschicht erforderliche Belichtungszeit ist im Wesentlichen von folgenden Faktoren abhängig: − − − − − − − − Lichtempfindlichkeit der Kopierschicht Härtungsverhalten der Kopierschicht Schichtdicke spektrale Empfindlichkeit der Kopierschicht spektrale Lichtverteilung der Kopierlampe Lichtstärke der Kopierlampe Abstand zwischen Kopierlampe und Kopierfläche Lichtverlust durch Lichtabsorption in der Kopiervorlage. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 10 5 Druck Bevor mit dem Druckvorgang begonnen wird, werden in der Regel die Rahmeninnenkanten mit Klebeband abgeklebt, um eine Verschmutzung durch den Lack zu verhindern. Dann kann die Druckform (Schablone) passergenau auf die zu bedruckenden Leiterplatten justiert und anschließend kann die Absprunghöhe festgelegt werden. Der Druckvorgang (Rakelzug) selbst unterteilt sich in das sogenannte Fluten (Rakeln ohne Anpreßdruck) und das eigentliche Drucken (Rakeln mit Anpreßdruck). Beim Fluten wird vor dem eigentlichen Druckvorgang der Lack ohne Druck mit der Rakel über das Sieb gezogen. Hierbei bildet sich ein gleichmäßiger Lackauftrag und die offenen Schablonenstellen werden mit Lack gefüllt. Es gelangt jedoch noch kein Lack auf die zu bedruckende Leiterplatte. Erst nach dem Fluten erfolgt das eigentliche Drucken. 5.1 Absprung Mit Absprung ist das Loslösen des Schablonenträgers (Gewebe) hinter der sich bewegenden Rakel definiert, auch der Abstand zwischen Schablonenträger und Bedruckstoff (Leiterplatte). Er verhindert, daß die Leiterplatte nicht vor dem Bedrucken vom Sieb berührt wird und bewirkt, daß sich das gespannte Sieb hinter der Druckrakel von der Leiterplatte abhebt. Der Absprung ist maßgeblich für ein gutes Druckbild verantwortlich, da durch ihn das Abreißen der Farbe erreicht und ein Verwischen vermieden wird. 5.2 Druckrakel Druckrakel bestehen aus plastischen, in einer Halterung befestigten Materialstreifen aus Polyurethan. Wesentlich für das Ergebnis des Siebdruckes sind Härte, Rakelprofil, Rakelschliff, Rakeldruck und Rakelstellung (Schräglage). Die Härte der Rakelblätter wird in Shore gemessen. Übliche Rakelhärten sind: - weich: - mittel: - hart: 65 ± 5 Shore A 75 ± 5 Shore A 85 ± 5 Shore A In der Leiterplattenfertigung werden in der Regel Rakel mit 65- 80 Shore verwendet. Allgemein sind härtere Rakel für die Darstellung feinerer Linien geeignet, wobei jedoch berücksichtigt werden muß, daß zu harte Rakel einen hohen Rakeldruck verlangen. Zu weiche Rakel können nach hinten ausweichen; der Rakelwinkel wird zu flach, und der Lack wird mit hohem Druck durch das Sieb gepreßt und unterläuft die Schablone (Verschmieren). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 11 Konturenscharfer Druck Unscharfer Druck Für die unterschiedlichen siebdrucktechnischen Aufgaben gibt es speziell angeschliffene Rakelkanten, wie z.B. ein rechteckiges Profil, Winkelschliff mit gebrochener Kante, Rundoder Schräg-/Keilschliff. In der Leiterplattenfertigung werden häufig rechteckige Profile verwendet, da diese gut geeignet sind feine Details und kantenscharfe Drucke zu erzeugen. Bzgl. der Rakelstellung ist zu sagen, daß mit abnehmendem Winkel die Lackmenge, welche durch das Sieb gedrückt wird, abnimmt. Der Rakeldruck während des Druckvorgangs muß konstant gehalten werden, um ein gleichmäßiges Druckbild zu erhalten. 5.3 Druck mit Leersieb (ohne Schablone) Bei der Leiterplattenfertigung kann z.B. ein fotostrukturierbarer Lötstopplack durch den Druck mit einem Leersieb auf die Leiterplatte aufgebracht werden. Wenn mit einem Leersieb, also ohne Schablone, gedruckt wird, dann fehlt an den Löchern bzw. den Durchkontaktierungen der Druckträger, so daß an diesen Stellen kein Kontakt zustande kommt, und der über den Rakeldruck durch das Sieb gedrückte Lack nicht übertragen werden kann. Die Folge sind Lackansammlungen unter dem Sieb, die mit jedem nachfolgenden Druck stärker werden und bei kleinen Lochdurchmessern bereits nach dem zweiten Druck in die Löcher hineingedrückt werden können. Daher sind beim Druck mit einem Leersieb Maßnahmen zu treffen, daß Lackansammlungen, die nicht vom Sieb abgenommen werden, beim nächsten Druck nicht in die Durchkontaktierungen gedruckt werden. Dies gilt besonders für Lochdurchmesser von weniger als 0,8 bis 1,0 mm. Dies kann z. B. durch folgende Maßnahmen vermieden bzw. eingeschränkt werden: − Verwendung relativ feiner Siebe, z. B. 51 T-Gewebe, wodurch aber geringerer Lackauftrag zustande kommt − Verwendung härterer Rakel, z. B. 80 Shore-A-Härte, was gleichfalls eine geringere Lackschicht ergibt − sofern möglich, Verringerung des Rakeldrucks − versetzter Druck durch Verschieben der Leiterplatte − häufige Papierabdrucke mit einem gut saugenden, aber trotzdem nicht flusenden Papier. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Siebdruck VDE/VDI 3711, Blatt 5.2 Seite 12 Der Druck mit einem Leersieb birgt aber, wie die aufgezählten Parameter zeigen, latent die Gefahr, daß Lack in die Durchkontaktierungen gelangt und später aus den Kontaktierungen nicht einwandfrei herausentwickelt werden kann, so daß der Druck mit einem Leersieb eigentlich nur für Null- oder Kleinserien vorgesehen werden sollte. Bei großen Serien ist es unbedingt ratsam, den Druck mit einer Siebdruckschablone vorzunehmen. 6 Doppelseitiger, vertikaler Siebdruck Eine interessante und verstärkt in den Markt gelangende Variante der Beschichtung von Leiterplatten unter Verwendung von Leersieben bietet der doppelseitig arbeitende, vertikale Siebdruck. Dieser wurde für die Applikation speziell von flüssigen, fotosensitiven Lötstoppmasken entwickelt und zeigt hervorragende Ergebnisse. Beim vertikalen, doppelseitigen Siebdruck werden die Nutzen vertikal eingespannt. Die Siebe sind im gleichen Abstand zu den Nutzen befestigt. Die exakt gegenüberliegenden Rakel beschichten unter identischem Rakelwinkel gleichzeitig beide Leiterplattenseiten. Große Vorteile bietet die beidseitige Beschichtung auch bei Druck von flexiblen Leiterplatten. Auch bzgl. der Leiterplattenabmessungen (sehr große, schwere Platten) bietet der vertikale, doppelseitige Siebdruck viele Möglichkeiten. Die gleichzeitige Beschichtung beider Leiterplattenseiten mit fotostrukturierbaren Lötstopplacken bewirkt im Trocknungsprozeß einen geringeren Energiebedarf und keine Gefahr der Übertrocknung, wie sie z. B. bei der zuerst beschichteten Leiterplattenseite im Vorhanggießverfahren auftreten kann. Durch den gleichen Vortrocknungsgrad bzw. gleiche thermische Belastung beider Leiterplattenseiten ergeben sich weiterhin Vorteile hinsichtlich identischer Entwickelbarkeit beider Seiten. Prinzipiell kann die Entwicklungszeit daher etwas reduziert werden, was wiederum auch eine mögliche Verkürzung der Belichtungszeit beinhaltet. Die unter 6.4 geschilderten Lackansammlungen und daraus resultierenden Entwicklerprobleme treten bei dieser Verarbeitungsweise nicht auf. 7 Quellenangabe "Handbuch der Leiterplattentechnik", Band 3, 1993, Herausgeber: G. Herrmann, unter Mitwirkung von 21 Mitautoren, u. a. auch von Werner Peters. Erschienen im Eugen G. Leutze Verlag, D-88342 Saulgau/Württ., ISBN-Nr. 3-87480-091-1. Informationsschrift: "Moderne Siebdruckschablonen im Vergleich" BarChem GmbH, Volker G. Bartelmäs, D-74321 Bietigheim-Bissingen "Handbuch für den Sieb- und Textildruck“ (Nov. 1998) Sefav AG, Division Druck, Thal (CH) Ausbildungsleitfaden "Der Siebdrucker" Verband der Druckindustrie Niedersachsen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Trockenfilmresists; Trockenfilm-Lötstoppmaske VDE/VDI 3711 Blatt 5.3 Seite 1 Dieser Abschnitt wird zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 1 Inhaltsangabe 1 Verfahrensschema Fotodruck „Leiterbilderstellung“ 2 Vorbehandlung 2.1 Ziel der Vorbehandlung 2.2 Methoden der Vorbehandlung 3 Produktbeschreibung des Fotoresists 3.1 Zweck des Fotoresists 3.2 Fotoresistarten 4 Laminieren mit Trockenfilmresisten 4.1 Trockenfilmresist (Festresist) 4.2 Aufbau von Laminatoren 4.3 Laminierparameter 4.4 Was beim Laminieren generell zu berücksichtigen ist 5 Beschichten mit Flüssigresisten 5.1 Allgemein 5.2 Flüssig - / Trockenfilm-Resiste im Vergleich 5.3 Verarbeiten von Flüssigresisten 5.4 Positiv / negativ arbeitende Fotoresiste 5.5 Elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste 5.6 Siebverdruckbare Fotoresiste 5.7 Ökologie / Ökonomie 6 Belichten 6.1 Ablauf des Belichtungsvorgangs 6.2 Optik 6.3 Abbildungsfehler 6.4 Belichtungsgeräte 6.5 Brenner 6.6 Registriersysteme 7 Entwickeln 7.1 Entwicklungsverfahren 7.2 Entwicklungsmedium 7.3 Beurteilung der Entwicklungsqualität VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 2 8 Überprüfen von Belichtungszeiten und Belichtungsgeräten 8.1 Grau-/Stufenkeil 8.2 UV - Energiemesser 9 Fehleranalyse 10 Anhang 10.1 Fortpflanzung von Fehlern 10.2 Graukeil-Vergleichstabelle VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 3 1 Verfahrenschema Fotodruck „Leiterbilderstellung“ Im folgenden Flußdiagramm (Bild 1.1) ist der Prozeßablauf Fotodruck für Innenlagen und Außenlagen dargestellt. Lochmetallisierte Leiterplatte Innenlagen Kanten schleifen Vorbehandeln Laminieren mit Trockenfilmresisten oder Beschichten mit Flüssigresisten Belichten Entwickeln Ätzen Galvanisieren Bild 1.1: Prozeßablauf Fotodruck „Leiterbilderstellung“ VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 4 2 Vorbehandlung 2.1 Ziel der Vorbehandlung Es ist das Ziel der Vorbehandlung, eine saubere, fett- und weitgehend oxidfreie und im UVLicht wenig reflektierende matte Oberfläche zu erzeugen. Sie ist die Voraussetzung für eine gute Haftung zwischen Fotoresist und Kupferoberfläche und gewährt optimale Ergebnisse bei der Reproduktion der Fotovorlage (Abbildungsgenauigkeit). Die Oberfläche muß deshalb frei von Verunreinigungen jeder Art sein, insbesondere aber frei von: Fetten und Ölen Fingerabdrücken Oxid- und Wasserflecken Rückständen wie Staub, Haare, Salze Bimsmehl oder Schleifvlies. Die Kanten des Basismaterials sollen entgratet und geglättet sein, um Staub durch abbrechende Glasfasern und Epoxidpartikel zu vermeiden und Kupfergrad vom Sägen zu entfernen. Dieser beschädigt im nachfolgenden Prozeß des Resistlaminierens die Laminierwalzen, sowie beim Belichten die Fotovorlagen und kann zu Defekten beim Leiterbild führen. Zum Entgraten und Glätten werden verschiedene Techniken benutzt: Sägen Fräsen Schaben. Zusätzlich muß bei durchmetallisierter Ware vor dem Auflaminieren des Fotoresists sicher gestellt sein, daß etwa nach dem Bohren vorhandener Bohrgrat abgeschliffen wurde. Der Bohrgrat verhindert, daß der Fotoresist plan auf dem Basismaterial aufliegt; beim nachfolgenden Belichten kommt es zu Unterstrahlungen, die zu Abbildungsfehlern führen. Ebenso können vom Resist überspannte Bohrungen (Tents) beschädigt werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 5 2.2 Methoden der Vorbehandlung Folgende Methoden der Vorbehandlung stehen zur Verfügung: Chemische Vorbehandlung Mechanische Vorbehandlung Kombination beider Vorbehandlungen. Angestrebt wird eine gleichmäßig matte Oberfläche; bei hochglänzenden Oberflächen kann es beim nachfolgenden Belichtungsprozeß zu Problemen aufgrund der Lichtreflektion an der glänzenden Kupferoberfläche kommen (Streulicht). 2.2.1 Entfetten Eine Entfettung ist hauptsächlich bei Innenlagen und reiner Ätzware notwendig. Lochmetallisierte Ware sollte bei gut geführter Handhabung in den Vorprozessen keine Fettspuren aufweisen. Trotzdem wird eine Entfettung mit einem sauren Entfetter empfohlen, um eine gleichmäßige Benetzung der Oberfläche im nachfolgenden Prozeß zu gewährleisten. Auch auf eine möglichst rückstandsfreie Spülung muß geachtet werden, da Verschleppungen der Entfetterlösung die nachfolgenden Prozeß stark beeinträchtigen können. 2.2.2 Chemische Vorbehandlung oder Mikroätzen Das Mikroätzen bewirkt eine Desoxidation der Kupferoberfläche und ein Anätzen der Korngrenzen; hierdurch wird eine matte Oberfläche erzeugt, die die störende Reflexion der UVStrahlung praktisch beseitigt. Gleichzeitig werden je nach Art, Konzentration und Verweilzeit einige Mikrometer Kupfer abgetragen. Der Abtrag ist nicht immer gleichmäßig und kann durchaus zwischen 2 µm und 5 µm liegen. Die Folgen bei notwendiger Nacharbeit können entweder DK-Fehler oder bei Innenlagen die Unterschreitung einer minimalen Kupferstärke sein. Dies ist besonders kritisch, da beim Braun- oder Schwarzoxidieren ein nochmaliger Kupferabtrag bei der Vorreinigung und eine Kupferumwandlung in Oxid stattfindet, so daß der fertige Multilayer Innenlagenfehler aufweisen kann, obwohl die geätzte Innenlage die elektrische und/oder die optische Prüfung bestanden hat. Beim Anätzen mit Persulfaten sollte die erste nachfolgende Spülung mit H2SO4 angesäuert sein, um ein Ausfallen der Persulfate auf der Kupferoberfläche zu verhindern (Salzkristalle auf dem Kupfer). Aus abwassertechnischen Gründen (Komplexbildung) sind Natrium- oder Kaliumpersulfate dem Amoniumpersulfat vorzuziehen. Typische Badkonzentrationen sind ca. 50-100 g/l Persulfat, gefolgt von einer 5-10% H2SO4 Dekapierung mit anschließender sorgfältiger Spülung. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 6 2.2.3 Mechanische Aufrauhverfahren 2.2.3.1 Bimsen Die Oberflächenreinigung mit Bimsmehl (typische Korngröße 100 µm - 300 µm) kann durch Hochdrucksprühen (typisch 30 bar) oder mit oszillierenden Walzenbürstmaschinen erfolgen. Wichtig ist der nachfolgende Spülprozeß, der im allgemeinen ein Hochdruckspülen mit Wasser bis zu 100 bar erfordert, um das Bimsmehl von der Oberfläche und aus den Bohrungen vollständig zu entfernen. Bei ungeeigneter Anlagenkonzeption besteht eine große Gefahr, daß Bimsmehl in den Reinraum des Fotodrucks gelangt. Standzeit des Bimsmehls • Der Festkörpergehalt der Bimsmehlschlemme muß festgelegt und täglich kontrolliert werden (Probenahme des aufgeschlemmten Bimsmehls mit Meßzylinder und Festgehalt nach Absetzen bestimmen). Je nach Durchsatz und Fassungsvermögen des Vorratsbehälters soll der Festkörpergehalt täglich bestimmt und gegebenenfalls neu eingestellt werden; etwa wöchentlich sollte die Schlemme neu angesetzt werden. • Trennung vom Kupfer Dies erfolgt mit einer handelsüblichen Zentrifuge, mit der der Kupferanteil im Bimsmehl niedrig gehalten wird. Eine regelmäßige Wartung der Bimsstrahlmaschine ist notwendig; hierbei ist besonders auf einen Verschleiß der Düsen (Keramik) zu achten. Werden alkalische Entfetter beim vorher stattfindenden Entfetten benutzt, so ist darauf zu achten, daß die Bimsmehlsuspension durch Verschleppung nicht zu sehr alkalisch (< pH 8) wird, da andernfalls die frisch aufgerissene Oberfläche des Kupfers unverzüglich wieder oxidiert. Es ist daher sinnvoll, nach der Bimsmehlbehandlung die erste Spülung anzusäuern (H2SO4), um die Kupferoberfläche im nassen Zustand oxidfrei zu halten. Dies beugt der erneuten Oxidation der Kupferfläche vor dem anschließenden Trocknungsprozeß vor. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 7 2.2.3.2 Korund-Bürstwalzen Oszillierende Walzen mit Korund-gebundenen Schleifvliesen werden immer seltener eingesetzt. Die Schleifriefen laufen in eine bevorzugte Richtung und erzeugen keine ausreichende Mikrorauhigkeit; weiterhin kommt es z.T. zu derart tiefen Riefenbildungen, daß der Fotoresist diese Riefen nur noch überspannt, aber nicht zuverlässig ausfüllt; bei den nachfolgenden Prozessen dringen die verschiedenen Prozeßlösungen in die Riefen und erzeugen ungewünschte Effekte, wie Einschnürungen durch Ätzmittelangriff, Unterwanderungen in der Galvanik oder ungleichmäßiges Galvanisieren, die unter Umständen zur Nacharbeit und Ausschuß führen. Durch die auftretenden Kräfte beim Bürsten entstehen bei dünnen Materialien unerwünschte Längenänderungen, die zu Registrierproblemen, vor allem bei der MultilayerinnenlagenHerstellung, führen. Gebürstet wird im Naßzustand; bei Trockenlauf besteht die Gefahr der Erwärmung der kunststoffgebundenen Walzen mit dem Effekt der Schmierbildung auf der Kupferoberfläche. Auch hier ist es sinnvoll, die nachfolgende erste Spülkammer leicht anzusäuern, um die nasse Oberfläche leicht sauer zu halten und damit vor dem unverzüglichen, erneuten Oxidieren zu bewahren. 2.2.4 Spülen Mit dem Spülprozeß soll die völlige Beseitigung der vorher benutzten chemischen Lösungen erzielt werden. Das Spülwasser muß von hoher Qualität sein; es sollte möglichst rein sein. Einen Leitwert von weniger als 10 µS ist erstrebenswert. Kreislaufgeführtes Wasser kann problematisch sein, da sich in ihm bei fehlender Aktivkohlebehandlung bevorzugt organische Substanzen (z.B. Tenside, Glanzbildner) anreichern, die eventuell mit der frisch desoxidierten Kupferoberfläche beim anschließenden Trocknen mit heißer Luft reagieren und später einen negativen Einfluß auf die Haftung des Resist auf der Kupferoberfläche nehmen. Schwierig ist auch die Spülung von kleinen Bohrungen bei dicken Schaltungen. Eventuell ist es notwendig, ein Hochdruckspülmodul einzusetzen, um das Bimsmehl und andere Rückstände völlig aus den Löchern zu entfernen. Die Wartung der Maschinen bezüglich Sauberkeit ist von äußerster Wichtigkeit, da es leicht zu Schimmel- und Algenbildung in der Maschine kommen kann. In solchen Fällen kann man mit Sagrotan-Spülungen eine mehrere Wochen dauernde Sauberkeit erzielen. 2.2.5 Trocknung Bei der Trocknung sollte darauf geachtet werden, daß dieser Prozeß so schnell wie möglich abläuft, um dem Oxidationsprozeß möglichst wenig Zeit zu lassen. Wichtig ist, daß nach dem Spülen zunächst das Wasser mit Luftmessern aus den Löchern herausgeblasen und von der Oberfläche entfernt wird. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse müssen Abstand und Anstellwinkel der Luftmesser ausprobiert werden. Wasserflecken müssen vermieden werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 8 Wenn keine Radialverdichter bei den Luftmessern benutzt werden, sondern Preßluft aus einer Zentralanlage zum Einsatz kommt, muß unbedingt auf Ölfreiheit der Preßluft geachtet werden, aber auch auf Sauberkeit der Preßluftleitungen (Ölabscheider einbauen, Wartung beachten!). Nach der Reinigung darf die Kupferoberfläche nicht mehr berührt werden. Fingerabdrücke führen bei Feinleiterstrukturen mit höchster Sicherheit zu Ausschuß. Es wird empfohlen, saubere Handschuhe zu tragen bzw. die Zuschnitte nur an den Kanten zu handhaben. Nach der Trocknung sollten die Zuschnitte umgehend mit Fotoresist beschichtet werden, um ein erneutes und unkontrolliertes Oxidieren der Kupferoberfläche zu vermeiden. Unter keinen Umständen sollte gereinigtes Material über mehrere Stunden unbeschichtet aufbewahrt werden. 3 Produktbeschreibung des Resists 3.1 Zweck des Fotoresists Fotoresiste sind lichtempfindliche Materialien, die bei Bestrahlung ihr Lösungsverhalten im Entwickler verändern. In der Leiterplattentechnik werden sie in flüssiger oder fester Form zum Zweck der Bildübertragung eingesetzt. Der benötigte Wellenlängenbereich des Lichts liegt zwischen 300 nm bis 500 nm. Durch den Belichtungs- und Entwicklungsprozeß entstehen freie und abgedeckte Flächen auf dem Produktionszuschnitt, wobei in Nachfolgeprozessen die freien Flächen weiter bearbeitet werden (z.B. Ätzen oder Galvanisieren) und die abgedeckten Flächen zunächst unbearbeitet bleiben. Der Fotoresist wird somit als selektiver Schutz für nachfolgende Bearbeitungsprozesse benutzt. An diese Fotoresiste werden die verschiedensten Anforderungen gestellt. Deren wichtigste Eigenschaften sind: • • • • • • • • • • • • • Gute Verarbeitungseigenschaften bzw. breite Prozeßfenster Gute Haftung auf Kupfer und den verschiedensten Basismaterialien Hohe Empfindlichkeit gegenüber der differenzierenden UV-Strahlung Deutlich sichtbarer Farbumschlag zwischen belichtetem und unbelichtetem Resist Rasche Entwickelbarkeit mit wäßrig-alkalischen Lösungen Genaue Übertragbarkeit der Fotovorlage Reproduzierbare und definierte Flankenform beim Entwickeln Ätzbeständigkeit in sauren und ammoniakalischen Lösungen Galvanobeständigkeit Wärmebeständigkeit Leichte und vollständige Entfernbarkeit (Strippen) des Resists Gute Lagerfähigkeit unter Lichtausschluß Bei Rollenware keine Kaltfließeigenschaften (Verkleben der Kanten). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 9 3.2 Resistarten Grundsätzlich gibt es zwei völlig unterschiedliche Resistarten, deren schematische Funktionsweisen in Bild 3.1 wiedergegeben sind. 3.2.1 Negativ arbeitender Resist Bei diesem Resist werden die nicht belichteten monomeren Resiststellen von wäßrigalkalischer Lösung abgewaschen. Die belichteten Stellen polymerisieren und verbleiben als Schutzschicht vor weiteren Bearbeitungsgängen auf dem Werkstück. UV-Strahlung Film Latentes Bild im Resist Basismaterial mit Cu-Kaschierung Entwickelter Resist, der lösliche Bereich ist entfernt Negativresist Positivresist Bild 3.1: Schematische Darstellung der negativen und positiven Resistfunktion 3.2.2 Positiv arbeitender Resist Bei diesem Typ zerfällt der belichtete Resist unter UV-Licht in Bestandteile, die in wäßrigalkalischer Lösung abwaschbar sind. Im Gegensatz zum negativ arbeitenden Resist verbleiben hier die nicht belichteten Stellen als Schutzschicht auf dem Werkstück. Die größere praktische Bedeutung haben negativ arbeitende Trockenfilmresiste. Negativ arbeitende Flüssigresiste gewinnen aber zunehmend an Bedeutung, vor allem im Bereich der Ätzanwendungen (z.B. Innenlagenfertigung). Der Vorteil der Flüssigresiste liegt größtenteils im Kostenbereich, da weniger Material verbraucht wird. Typische Materialstärken betragen bei Flüssigresisten 4 µm - 12 µm, bei Festresisten in der Ätzanwendung 38 µm (1,5 mil). Es werden aber auch 25 µm (1 mil) Festresiste angeboten, die bisher keine weitverbreitete Anwendung finden. Für Galvano- / Tenting-Anwendungen werden Resiststärken von 50 µm und 75 µm eingesetzt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 10 Aufgrund seiner geringen Schichtstärke ist der Flüssigresist sehr empfindlich gegen mechanische Beanspruchung, z.B. Gefahr von Kratzern, die zu Ausschuß führen. Ein weiterer Nachteil von Flüssigresisten liegt bei den relativ hohen Neuinvestitionen für die Beschichtungsanlage und die anschließende Trocknung des Resists. Aus diesem Grund werden Flüssigresiste fast ausschließlich in großvolumigen und vollautomatischen Fertigungslinien eingesetzt. Grundsätzlich wären positiv arbeitende Fotoresiste für die Leiterplattenfertigung von Vorteil. Einer weiten Verbreitung standen bislang aber deutlich höhere Materialkosten und technische Einschränkungen entgegen. 4 Laminieren mit Trockenfilmresisten 4.1 Trockenfilmresist (Festresist) 4.1.1 Aufbau von Festresisten Der Festresist besteht aus einer etwa 25 µm dicken Trägerfolie aus Polyester (Bild 4.1). Auf diese Trägerfolie wird beim Hersteller der fotoempfindliche Resist per Rolle im Reinraum der Reinraumklasse 10 aufgegossen, getrocknet und mit einer ca. 25 µm starken Polyethylenfolie abgedeckt. Anschließend wird das Material aufgerollt. Die Produktionsbreite der Rollen kann bis zu 1,65 m, die Länge der Masterrolle bis 1500 m betragen. Bei dem späteren notwendigen Schneidvorgang wird die Ware umgespult und auf die gewünschten Längen und Breiten der Kunden konfektioniert. Typische Rollenlängen für den Kunden sind 100 m oder 300 m. Die Breiten variieren i.a. zwischen 200 mm und 610 mm. Die Resiste werden in verschiedenen Dicken von ca. 25 µm und 38 µm für Ätzware und von ca. 38 µm und 50 µm für Galvanoware angeboten. Für Sonderanwendungen stehen auch Resiste mit einer Schichtstärke von 75 µm bis 120 µm zur Verfügung. Trockenresist als Folie auf Rollen Polyesterträgerfolie (Mylar ®) Polyolefinfolie als Schutzschicht Lichtempfindlicher Trockenresist Bild 4.1: Prinzipieller Aufbau von Festresisten (Werksbild DuPont, Mylar® ist ein eingetragenes Warenzeichen von DuPont) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 11 Um eine gute, d.h. fehlerfreie Lamination zu erreichen, sind zwei Eigenschaften der Resiste sehr wesentlich: • Fließverhalten des Resists • Klebefähigkeit des Resists An die Polyesterfolie sind drei Bedingungen zu stellen: • Hohe UV-Transparenz • Optische Homogenität • Dimensionsstabilität bei Wärmefluß 4.1.2 Resistkomponenten Trockenfilmresiste bestehen alle aus folgenden Funktionseinheiten: • Multifunktionale Filmbinder, die aus Acrylaten oder Styrolderivaten bestehen können und mit Acrylsäuren oder Maleinsäureanhydriden vermengt sind, um die Mischung im alkalischen Medium lösen zu können. • Multifunktionale Monomere, die durch den Belichtungsvorgang zu Polymeren verkettet werden. • Fotoinitiatoren, die bei UV-Bestrahlung Radikale bilden und somit den Polymerisationsvorgang zum Ablauf bringen. • Sonstige Komponenten, wie Stabilisatoren, Haftvermittler, Füllstoffe, usw.. Fotoresiste sind somit komplexe Gemische aus vielen aufeinander abgestimmten chemischen Substanzen. Alle oben aufgeführten Komponenten dürfen im Resist weder alleine noch in Kombination wasserlöslich sein, da sich der Resist andernfalls während des Ätzens oder Galvanisierens auflösen würde. 4.1.2.1 Multifunktionale Filmbinder Die sogenannten Binder eines Fotoresists enthalten organische Säuregruppen, die mit freien Alkaliionen ein Salz bilden können. Diese Reaktion setzt den Resist in eine wasserlösliche Verbindung um, vorausgesetzt, die Anzahl der reagierten Gruppen ist groß genug, die hydrophoben Kräfte innerhalb der Polymerkette zu überwinden. Keine der anderen Resistkomponenten kann in alkalischer Lösung dissoziieren und sind daher auch nicht in der Lage, wasserlöslich zu werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 12 Beim belichteten Resist reicht diese Reaktion der OH-Ionen mit den Säuregruppen in dem dreidimensionalen polymerisierten Macromolekül nicht mehr aus, das Molekül zu lösen. Durch erhöhte OH-Ionenkonzentration müssen zusätzlich die Kohäsions- und Adhäsionskräfte gelöst werden, die die Resistmatrix zusammenhalten und an die Kupferoberfläche binden. Es müssen deshalb zum Strippen alkalische Lösungen mit einem pH-Wert >13 und hohe Temperaturen von ca. 50°C eingesetzt werden. Beim Einwickeln und beim Strippen laufen folgende chemische Reaktionen ab: Soda dissoziiert in Wasser nach folgender Reaktion: 2 Na+ + OH- + HCO3- Na2CO3 + H2O Entsprechend dissoziert Natriumhydroxid (Basis eines Strippers): Na+ + OH- + H2O NaOH + H2O Der saure Polymerbinder reagiert nun mit den freien Hydroxigruppen: R1R2R3COOH + OH- R1R2R3COO- + H2O In Wasser und bei pH < 7 unlöslich In Wasser und bei pH > 7 löslich R1R2R3 können entweder Styrole, Ethylacrylate, Methyl-Methacrylate oder jede andere Kombination von unterschiedlichen Acrylsäuremonomeren sein. 4.1.2.2 Multifunktionale Monomere Das Grundprinzip der fotochemischen Reaktion bei Negativresisten ist die Vergrößerung des Molekulargewichtes durch Polymerisation oder Vernetzung unter Bildung dreidimensionaler Netzwerke. Das eingestrahlte Licht wird in einem bestimmten Spektralbereich (300 nm - 500 nm) von diesen Monomeren absorbiert. Dabei werden die Moleküle in einen höheren Energiezustand versetzt und damit zu Schwingungen angeregt, die die Bindungsabstände und Bindungswinkel ändern. Darüber hinaus kann im Molekül sich auch die Elektronendichteverteilung ändern. Dabei werden die Bindungen entweder gelockert oder unter Bildung von Radikalen getrennt, so daß sich die Moleküle zersetzen. Diese Radikale sind extrem reaktive Spezies, die mit den unterschiedlichsten funktionellen Gruppen reagieren. Die Entstehung von Radikalen, die sich bei der Bestrahlung mit UV-Licht bilden, und deren weitere Reaktionen werden an den folgenden Beispielen deutlich: R - N3 hν • R - N• + N2 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 13 Bei Bestrahlung spaltet die Azidgruppe (-N3) Stickstoff ab, wobei das sehr reaktive Radikal Nitren entsteht, das sowohl mit sich selbst als auch mit verschiedensten Gruppen reagieren kann: • • R - N• + R - N• R-N=N-R • R - N• + H-C- H R- N- C- • R - N• + H-C- H R - N• + • R - N• + C C •C- R-N Die in den Resisten eingesetzten Monomeren enthalten nun eine Vielzahl von reaktiven Gruppen, die mit den Radikalen unter den oben angegebenen Mechanismen reagieren können. Damit wird erreicht, daß die Polymerisation nicht in eindimensionaler, sondern sofort in dreidimensionaler Richtung erfolgt. • R - N• + O2 R - N = O + andere Produkte Ein Problem stellt der Luftsauerstoff dar, der ebenfalls mit den Radikalen reagiert und somit die Vernetzungsreaktionen stört. Dem Resist werden deshalb Verbindungen zugegeben, die bevorzugt mit Sauerstoff reagieren, um die Konzentration an Sauerstoff im Resist niedrig zu halten. Es ist deshalb auch wichtig, die laminierten Zuschnitte nicht allzu lange vor dem Belichten stehen zu lassen, damit nicht zuviel Luftsauerstoff in den mit Polyesterfolie geschützten Resist diffundieren kann. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 14 4.1.2.3 Fotoinitiatoren Die Geschwindigkeit der Fotoreaktion ist von zwei Faktoren abhängig: 1. Von der von dem Resist absorbierten Lichtmenge, die in der Materie entsprechend dem Lambert-Beer`schen Gesetz exponentiell abnimmt. 2. Von der fotochemischen Quantenausbeute. Diese ist ein Maß für das Verhältnis der fotochemischen Prozessen zu den anderen Konkurrenzprozessen wie Fluoreszenz und strahlungsloser Desaktivierung. Um den Wirkungsgrad der Fotoreaktion zu verbessern, müssen die Absorptionsspektren der Monomeren der Intensitätsverteilung der Lichtquelle angepaßt sein. Dies ist aber nicht immer möglich. Deshalb werden dem Resist chemische Substanzen, sog. Initiatoren, beigefügt, deren Absorptionsspektren denen der Lichtquellen eher entsprechen. Bei Lichtabsorption werden diese Moleküle angeregt, die dann in der Lage sind, diese Energie mit hoher Ausbeute auf die Monomere zu übertragen, so daß die Radikalbildung einsetzen und die Kettenreaktion starten kann. 4.1.3 Lagerung von Festresisten Trockenfilme sind wie allgemein alle fotografischen Materialien temperatur- und in begrenztem Maße luftfeuchteempfindlich. Eine Empfindlichkeit gegen UV-Licht und damit auch gegen Tageslicht ist selbstverständlich. Die Rollen sollten deshalb in Orginalverpackungen gelagert und nur im Gelblichtbereich ausgepackt werden. Optimalerweise sollte die Ware im klimatisierten Bereich mit Temperaturen zwischen 16°C und 20°C gelagert werden. Bei längerer Lagerung über 20°C tritt verstärkter Resistfluß auf, was zum Verkleben an den Rollenkanten führen kann und dadurch Probleme beim Laminieren verursacht. Weiterhin kann erhöhte Temperatur zu Vorpolymerisation und damit zur Beeinträchtigung von wichtigen Resisteigenschaften führen, z.B. verminderte Haftfestigkeit oder verlängerte Belichtungszeiten. Die Entnahme aus dem Lager sollte strickt nach dem Herstelldatum erfolgen, um eine Überalterung des Resists zu vermeiden (ca. 9 - 12 Monate). Vor dem Auspacken der Ware aus dem schwarzen Polybeutel im Laminierraum muß beachtet werden, daß der Temperaturunterschied zwischen Laminierraum und Ware nicht zu groß ist, um Kondensation am Resist zu vermeiden. 4.2 Aufbau von Laminatoren Im Fotobereich versteht man unter dem Laminieren das ein- und zweiseitige Beschichten von kupferkaschierten Zuschnitten oder Nutzen mit Trockenfilmresist unter Druck und Wär- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 15 me. Dieser Prozeß wird entweder auf manuellen Hot-Roll-Laminatoren oder auf automatischen Cut-Sheet-Laminatoren durchgeführt. 4.2.1 Prinzip des Laminators Der Fotoresist ist bekanntlich zwischen einer Polyolefinfolie und einer Polyesterfolie geschützt und wird auf Rollen geliefert. Im Laminator sind die Rollen auf Schnellspannvorrichtungen eingespannt. Kurz vor dem Beschichten der Zuschnitte wird die untere Polyolefinfolie abgezogen und auf Rollen aufgewickelt. Die Zuschnitte laufen auf einem angetriebenen Einlauftisch ein, werden zentriert und auf einer Vorheizstrecke auf etwa 80°C vorgewärmt. Der freiliegende Resist wird nun von Laminierwalzen auf den Zuschnitten angeheftet und erhitzt. Der Resist verflüssigt sich und wird gleichzeitig in die gereinigte Kupferoberfläche und die vorgegebene Gewebestruktur eingedrückt. Mit einem Messer wird der auflaminierte Resist auf die Zuschnittslänge geschnitten. Die zweite Folie (Polyester- oder Mylar®folie) verbleibt noch auf dem Resist und wird erst nach dem Belichten abgezogen. Der Transport erfolgt durch die Laminierwalzen. Ober- und Unterseite des Zuschnitts werden gleichzeitig beschichtet. Der Auslauf ist ebenfalls angetrieben. Die beheizbaren Laminierwalzen sind silikonbeschichtet (2,5 mm oder 4 mm Dicke) und weisen eine Härte von 65 - 70 Shore auf. Die Temperatur wird thermostatisch geregelt. Der Anpressdruck ist pneumatisch verstellbar, der Spalt zwischen den Walzen läßt sich variabel einstellen. Somit sind Basismaterialien unterschiedlichster Dicken problemlos zu bearbeiten. Je nach Anwendung sind manuelle oder automatische Laminatoren sinnvoll. 4.2.2 Hot-Roll-Laminatoren Der Einsatz dieser manuell zu bedienenden Laminatoren (Bild 4.2) ist sehr personalintensiv. Von Vorteil ist, daß sie sowohl für sehr dünne (<0,1 mm Dicke) und flexible Materialien, als auch für sehr dicke (< 8 mm) sowie für stark strukturierte Oberflächen geeignet sind. Die Wärmeübertragung auf den Resist ist sehr effizient, da der Resist sehr lange über die Laminierwalzen geführt wird. Durch den großen Kontaktbereich von etwa 1/3 des Laminierwalzenumfangs ist eine optimale Erwärmung des Resists garantiert. Die Laminatoren können zusätzlich mit Vorwärmstrecken ausgestattet werden, um auch dickere Nutzen gut durchzuwärmen. Eine einstellbare Zentriereinrichtung ermöglicht die Ausrichtung der Nutzen entsprechend der Resistbreite. Um das aufwendige Umrüsten bei kleinen Serien zu vermeiden, kann bei unterschiedlichen Zuschnittsformaten und Resistbreiten der Resist mittels Seitenschneideeinrichtung auf die gewünschte Breite geschnitten werden. Nachteilig ist das Querschneiden mittels Cuttermesser, die entstehenden Resist- und Glasfaserpartikel können bei nicht ausreichender Reinigung der Nutzen vor dem Belichten zu Problemen führen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 16 Bild 4.2: Hot-Roll-Laminator (Werksbild Morton) 4.2.3 Cut-Sheet-Laminatoren Cut-Sheet-Laminatoren (Bild 4.3) sind Systeme, bei denen das Schneiden des Resists automatisch auf vorgegebene Längen und Breiten erfolgt. Bild 4.3: Cut-Sheet-Laminator (Werksbild Morton) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 17 Im Gegensatz zu handlaminierten Nutzen sind diese nicht bis zum Rand mit Resist beschichtet, sondern je nach Vorgabe nur bis z.B. 5 mm zum Zuschnittsrand. Die Wärmeübertragung auf den Resist ist anders gelöst. Der freiliegende Resist wird mit speziellen Anheftschuhen am vorderen Zuschnittsrand angeheftet und dann auflaminiert. Da die Temperatur auf den Resist nur in dem kurzen Druckbereich zwischen Laminatorwalze und Resist übertragen wird, müssen die Nutzen deshalb zwingend über eine längere Vorwärmstrecke gefahren werden. Die Betreibung der Automaten ist nicht personalintensiv, da normalerweise durch Einsatz von Staplern das Einlegen, Laminieren, Schneiden und Abstapeln vollautomatisch erfolgt. Manuell muß nur auf die benötigte Resistbreite umgerüstet werden. Da der Resist bei optimaler Rollenbreite automatisch auf die gewünschte Länge zugeschnitten wird, fällt nur beim Rüsten Resistabfall an. Cut-Sheet-Laminatoren arbeiten sehr wirtschaftlich. Sie werden meist direkt mit der Vorreinigungsanlage verknüpft. Auch ist der Einsatz eines Mylarremovers vor dem Entwickeln problemlos gegeben. 4.3 Laminierparameter Durch die Wärme und den Laminierdruck wird die Haftung mit der Kupferoberfläche erzielt. Diese beiden Parameter sowie die Laminiergeschwindigkeit sind entscheidend für den Laminierprozeß. Sie müssen deshalb exakt auf die Gegebenheiten vor Ort eingestellt werden. Sie sind von der Art und Dicke des Nutzens, den Anforderungen des Leiterbildes, vom Resisttyp und dessen Dicke und vom Laminatortyp abhängig. So erfordern z.B. dünne Innenlagen in Feinstleitertechnik (Leiterbreite: < 120 µm) einen höheren Anpreßdruck der Laminierwalzen und eine geringere Laminiergeschwindigkeit im Vergleich zu durchkontaktierter Ware. In der folgenden Tabelle sind Richtwerte für die Prozeßparameter angegeben: Tabelle 4.1: Prozeßparameter für Laminatoren Prozeßparameter Manueller Hot-Roll-Laminator Automatischer Cut-Sheet-Laminator Laminiertemperatur 80 - 90 °C 100 - 120 °C Laminierdruck 1 - 3 bar 2,5 - 5,5 bar Geschwindigkeit 0,8 - 1,5 m/min 1,0 - 3,5 m/min Auslauftemperatur 50 - 60 °C 50 - 60 °C Zuschnittsbreite 150 mm / 610 mm 200 mm / 650 mm Zuschnittslänge 200 mm / 1200 mm 200 mm / 762 mm VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Seite 18 4.3.1 Laminiergeschwindigkeit Die Laminiergeschwindigkeit muß so gewählt werden, daß der aufgepreßte Resist eine innige Verbindung mit der Zuschnittoberfläche eingehen kann, ohne Lufteinschlüße aufgrund von Welligkeit und/oder Oberflächenrauhigkeit. Bei niedriger Geschwindigkeit wird der Resist wesentlich wirksamer gegen die Oberfläche gepreßt. Zu berücksichtigen dabei ist, daß zwar der Resist sehr weich ist, die Polyesterfolie dagegen relativ starr ist und beim Erkalten den Resist wieder von der Oberfläche „abziehen“ kann. Für den Plattendurchsatz ist nicht nur die Vorschubgeschwindigkeit, sondern auch die Summe der Zeiten für Ausrichten, Anheften und Plattenabstand maßgeblich. Bild 4.4 zeigt den Plattendurchsatz pro Stunde für vier verschiedene Vorschubgeschwindigkeiten bei gegebener Plattenlänge und verschiedenem Abstand (zwischen 50 mm und 200 mm). 500 Plattenanzahl / h 450 400 350 300 250 200 150 3,50 100 3,00 50 0 100 2,00 200 300 400 V S [ m / m in ] 1,00 500 P lattenläng e [ m m ] 600 700 800 Bild 4.4: Plattendurchsatz bei verschiedenen Vorschubgeschwindigkeiten (VS) mit einem Cut-Sheet-Laminator (Werksbild Gebr. Schmid) 4.3.2 Laminierdruck Wird mit Drücken bis 2 bar laminiert, reichen Walzen mit Aluminiumkernen aus. Wird mit höheren Drucken von 3 bar - 5 bar laminiert, müssen Laminierwalzen mit Stahlkern eingesetzt werden. Es muß dabei aber beachtet werden, daß sich wegen des hohen Druckes die Laminierwalzen durchbiegen können. Die Folge ist im äußeren Bereich des Zuschnitts ein ausreichender Druck, im Inneren aber entsteht eine Zone mit geringem oder gar keinem Druck. Hier treten dann Unterätzungen und Untergalvanisierung auf. Je nach Struktur der Zuschnittsoberflächen empfehlen sich Walzen mit 2,5 mm oder 4 mm Gummierung. Je nach Anforderung empfiehlt sich häufig, die Shorehärte der Gummierung zu variieren. Auch ist die VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 19 Gummierung regelmäßig zu erneuern. Durch die dauerhafte Temperaturbelastung verspröden die Beschichtungen, Beschädigungen entstehen und damit resultieren Laminierfehler. Wichtig ist auch zu wissen, daß die Druckanzeigen nicht den wirksam werdenden Druck wiedergeben, sondern nur den Druck im Zylinder des pneumatischen Systems. Empfohlene Laminierdrucke sollten deshalb nicht einfach übertragen bzw. übernommen werden. 4.3.3 Laminiertemperatur Bei der optimalen Temperatur fließt der Resist in die Unebenheiten der Zuschnittoberfläche ohne daß sich Luftbläschen bilden und man erhält eine gute Haftung zwischen Kupfer und Resist. Ist sie aber zu niedrig, so ist das Fließverhalten nicht ausreichend. Ist die Temperatur aber zu hoch, tritt im Resist eine zusätzliche thermische Polymerisation auf. Dieser läßt sich sehr schlecht entwickeln und strippen. Die Resistkanten weisen meist einen starken Fuß auf und man findet häufig Resistrückstände über den ganzen Zuschnitt verteilt. 4.3.4 Vorheizen der Zuschnitte Das Vorheizen der Zuschnitte muß mit der Temperatur der Laminierwalzen optimiert werden. Von Vorteil ist, daß mit niedrigeren Laminiertemperaturen gearbeitet werden kann, um das gleiche Laminierergebnis zu erzielen und die Überhitzung des Resists kann vermieden werden. 4.3.5 Haltezeit Die Haltezeiten zwischen Vorreinigung und Laminieren sowie vor und nach dem Belichten sind streng einzuhalten, da sonst Probleme bei den darauf folgenden Arbeitsschritten zu erwarten sind. Haltezeiten vor der Beschichtung mit Resist führen zur Oxidation des Kupfers. Dadurch wird die Haftfestigkeit des Resists negativ beeinflußt, was zu Unterätzungen und Unterwanderungen führen kann. Zu lange Haltezeiten nach dem Laminieren führen bei nicht belichteten Resisten zu verstärkter Haftfestigkeit, da sich eine starke Bindung zwischen dem Kupfer und den Resistkomponenten ausbildet. Innenlagen und Außenlagen lassen sich nicht rückstandsfrei entwickeln und strippen. Bei Innenlagen führt dies zu einem verzögerten Ätzangriff und bei Außenlagen zu nicht vollständig aufgebauten Leiter und verminderter Haftfestigkeit des aufgalvanisierten Kupfers. Beim belichteten Resist tritt diese Reaktion nicht auf, wohl aber findet eine Migration von polymerisierten / unpolymerisierten Resist bei längerer Haltezeit statt, was zur Folge hat, daß sich die Konturschärfe und die Auflösung vermindert wird. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 20 4.4 Was beim Laminieren generell zu berücksichtigen ist Beim Laminieren führen Staub und sonstige Partikel immer zu Nacharbeit und Ausschuß. Bei entsprechender Partikelgröße können sie beim Laminieren den Resist beschädigen oder zwischen Zuschnittsoberfläche und Resist eingeschlossen werden. Die Folge sind Einschnürungen, Unterbrechungen, Unterätzungen und Untergalvanisierung. Deshalb sollte das Laminieren am besten direkt nach der Vorreinigung erfolgen. Dadurch wird verhindert, daß die Kupferoberfläche erneut oxidiert und sich Staub und sonstige Schwebstoffe der Umgebung auf den gereinigten Oberflächen absetzen können. Darüber hinaus kommt es beim Abziehen der Polyolefinfolie zu statischer Aufladung. Auch muß sichergestellt werden, daß sich keine Glasfaserpartikel auf den Oberflächen befinden. Dieses Problem tritt immer dann auf, wenn die Zuschnitte nicht optimal zugeschnitten und nicht kantenbesäumt sind. Deshalb sollten die Laminatoren zusätzlich mit Reinigungs- und Antistatiksystemen ausgestattet sein. Resist- und Folienpartikel vom Schneiden müssen verhindert werden durch Einsatz scharfer Messer und optimaler Reinigungsmethoden vor dem Belichten. Beim Laminieren muß die Oberfläche des Zuschnitts vollständig mit Resist bedeckt sein, d.h. unter dem Resist dürfen keinerlei Luftblasen zurückbleiben. Luftblasen bilden sich bevorzugt in den Tälern der Gewebestruktur, bei Kratzern, punktförmigen Fehlstellen und Rauhigkeiten. Die Welligkeit des Basismaterials ist abhängig von der Art des Basismaterials, Dicke der Glasfasern und der Webstruktur sowie des Harzgehaltes. Scharfkantige Zuschnitte beschädigen sehr leicht die Laminierwalzen, es entstehen Kerben, Löcher, manchmal auch Rillen in der Gummibeschichtung. Dadurch wird an diesen Stellen beim Laminieren kein oder nur unzureichender Druck aufgebaut, es entsteht keine oder nur sehr schlechte Resisthaftung. Teilweise entstehen auch kleine Bläschen, die zu Unterätzung und Untergalvanisierung führen. Resistrückstände auf den Walzen führen zu Eindrücken. Die Walzen sollten deshalb täglich kontrolliert und mit Alkohol gereinigt werden. Es ist selbstverständlich, daß dabei nur fusselfreie Handschuhe und Reinigungstücher verwendet werden. Alle zur Reinigung verwendeten Lösemittel sollten grundsätzlich auf Verträglichkeit mit der Gummierung der Laminierwalzen überprüft werden. Die Zuschnitte müssen optimal getrocknet und frei von Wasserflecken sein, um unterschiedliche Haftung des Resists auf der Kupferoberfläche zu vermeiden. Zwar sind die Zuschnitte durch die Polyesterfolie geschützt. Doch sollten sie bis zum Belichten in Schräggestellen abgestellt werden, damit keine beim Schneiden abgefallenen Resistpartikel in die Beschichtung eindrücken und Druckstellen auf dem Resist entstehen. Dies führt unweigerlich zu Pinholes. Auch sollten die Zuschnitte keiner allzu hohen Druckbelastung ausgesetzt sein, um ein Einfließen des Resists in mit Resist überspannten Bohrungen (Tenting) und damit eine Verjüngung des Resists am Locheingang zu vermeiden. Die Haltezeit zwischen Laminieren und Belichten sollte beachtet werden, damit die Zuschnitte vor dem Belichten sicher auf Raumtemperatur abgekühlt sind. Warme, mit Resist beschichtete Zuschnitte dürfen nicht im Stapel, sondern nur vereinzelt abgekühlt werden. Es empfiehlt sich der Einsatz von Igelstapler oder von Schlitzbrettern. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 21 Da das Laminieren unter Temperatur und Druck erfolgt, treten Dämpfe auf, die Haut, Augen und Atemwege reizen können. Es muß deshalb ein funktionierendes Absaugsystem (300 3 3 m /Std - 500 m /Std) installiert sein. Es empfiehlt sich, die Sicherheits- und Verarbeitungshinweise der Resisthersteller zu beachten. Laminatoren sind in klimatisierten Gelblichträumen bei einer Raumtemperatur von 20°C 22°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55% ± 10% zu betreiben. Der Raum und die Maschine sind täglich feucht zu reinigen. Die Reinraumklasse sollte Klasse 10000 entsprechen, wenn der gesamte Fotobereich in einem Reinraum zusammengefaßt ist. Heute empfiehlt sich aus Kostengründen jedes einzelne Gerät zu kapseln, um darin eine Reinraumklasse von 1000 zu erreichen. 5 Beschichten mit Flüssigresisten 5.1 Allgemein Flüssige Fotoresiste sind seit Jahrzehnten in einer Vielzahl verschiedener Formulierungen für unterschiedlichste Anwendungen (Halbleiter - Formätzteile - Display Fertigungen) im Einsatz. Flüssige Fotoresiste dominieren heute in der Leiterplattenfertigung bei der Erstellung von Lötstoppmasken und werden seit einiger Zeit wiederentdeckt für die Leiterbilderzeugung (Primärresiste) als Alternative zu Trockenfilmresiste. Zur prinzipiellen Auswahl stehen positiv und negativ arbeitende Resistsysteme, die entweder in organischen Lösungsmitteln oder in Wasser (Waterborn Resists) gelöst sind (Bild 5.1). Bild 5.1: Technologiematrix VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 22 Als Auftragsverfahren haben sich Schleudern (Halbleiterfertigung), Sprühen (airless, elektrostatisch), Tauchen (dip-coating) sowie Roller- und Curtain-Coating-Verfahren (Leiterplatteninnenlagen) etabliert. Siebverdrucken und elektrophoretisches Abscheiden von Primärfotoresisten sind neue Entwicklungen und decken gleichermaßen Forderungen nach niedrigeren Beschichtungskosten für Kleinanwender, als auch Forderungen nach hochauflösenden Fertigungsverfahren für Feinleiteraußenlagen ab. Grundsätzlich verlagert sich bei Einsatz von flüssigen Fotoresisten die Verantwortung für die Gleichförmigkeit und Qualität der Fotoresistschicht auf den Leiterplattenhersteller. Trockenfilmresiste werden dagegen als vorgeformte Resistschichten zugekauft - ihre Anwendung ist leicht, praktisch und zuverlässig. Die Einführung von Flüssigresisten erfordert nicht nur neue Investitionen für das Beschichten und Trocknen, sondern verlagert auch die Zuständigkeiten für Verarbeitungseinstellungen des Resists, Qualitätssicherungen in erhöhtem Maßstab in die Leiterplattenfertigung die Kontrolle für den gesamten Fertigungsprozeß liegt beim Leiterplattenhersteller. Als Ergebnis werden höhere Ausbeuten und niedrigere Materialkosten erwartet. 5.2 Flüssig- / Trockenfilmresiste im Vergleich Flüssig aufgetragene Fotoresiste haben nach der Trocknung Schichtdicken von 4µm bis 12 µm, je nach Resistformulierung und Auftragsverfahren - Trockenfilmresiste haben vorgefertigte Schichtdicken von 12 µm bis 75 µm - und Spezialresiste können auch noch dicker sein. Die flüssigen Resiste haften ausgezeichnet auf dem Trägermaterial und füllen zuverlässig Oberflächendefekte aus - sie haben gegen mechanische Beschädigungen bei der Weiterverarbeitung, anders als Trockenfilmresiste, keine Schutzschicht. Auflösungsvermögen und Wiedergabegenauigkeit übersteigen für die Vielzahl der Anwendungen heutige und zukünftige Anforderungen für Leiterplattenanwendungen ohne in prinzipiell neue Verarbeitungsanlagen investieren zu müssen (Bild 5.2). Die Empfindlichkeit der ungeschützten dünnen Fotoresistschichten erfordert Sorgfalt beim Transport / Handling, um zuverlässig mechanische Beschädigungen und damit Nacharbeit und/oder Ausschuß auszuschließen. Bei der Planung von Fertigungsabläufen, sowie bei der konstruktiven Ausführung von Verarbeitungs- und Handlingsmaschinen wird hier Detailverständnis erforderlich, häufig auch ein rigoroses Umdenken, um festzulegen an welcher Stelle welche qualitätssichernden Maßnahmen sinnvoll eingesetzt werden sollen. Die limitierte Dicke der erzielbaren Schichten schließt Anwendungen im "Pattern Plating"Bereich wegen überwachsender Metallabscheidungen und den damit verbundenen unkontrollierten Ungenauigkeiten grundsätzlich aus. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Seite 23 Zuverlässiges Beschichten von Bohrungen / Sacklöcher wird nur bei elektrophoretisch abgeschiedenen Resisten gewährleistet - damit ist der Hauptanwendungsbereich für flüssige Fotoresiste auf Ätzanwendungen im Innenlagenbereich festgelegt und dort besonders für großvolumige und automatische Fertigungen attraktiv. Flüssigresiste für Ätzanwendungen Trockenfilm Nass-Lamination Spezial-Trockenfilme, sehr dünn + ohne Schutzhülle Direktbelichtung Elektrophoretisch abgeschiedene Flüssigresiste 300 200 150 100 75 Leiterbreiten in µm 50 25 Bild 5.2: Praktische Anwendungsbereiche für verschiedene Fotoresiste Eine Ausnahme bilden elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste mit besonders vorteilhaften Eigenschaften für die Feinleiterherstellung bei Außenlagen - hierauf wird speziell eingegangen. Flüssige Fotoresiste benötigen keine Haltezeiten zwischen Belichten und Entwickeln und kommen damit Forderungen nach kontinuierlichen Abläufen ohne Zwischenpufferung nach; Schutzfolien, wie bei Trockenfilmresisten, müssen nicht entfernt werden - dies erspart Platz und Investitionen und verkürzt den Fertigungsdurchlauf. Die dünnen Schichten flüssiger Fotoresiste reduzieren die Kosten für Entwickeln und Strippen und fördern durch leichteren Stoffaustausch der Entwicklungs- und Ätzlösungen die Gleichförmigkeit des Ergebnisses - insbesondere wichtig für große Produktionsformate mit Feinleiterstrukturen und/oder hohen Packungsdichten. Die Produktionsverkettung eines gesamten Fertigungsabschnittes erfordert zwingend, daß die einzelnen Verfahrensschritte aufeinander unter Gesichtspunkten wie Durchlaufkapazität, Robustheit des Gesamtverfahrens (Verarbeitungstoleranz) und Verträglichkeit sorgfältig abgestimmt sind. Prozeßverfügbarkeit, sowie die Ausbeute (First pass yield) sind entscheidende Kriterien zur Kontrolle von Kosten und Qualität. Planung und Vorversuche unter Einbeziehung aller Beteiligten, Lieferanten der Chemie, der Anlagentechnik, das spätere Bedienpersonal des Betreibers etc. sind Grundvoraussetzung VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 24 für eine eindeutige Charakterisierung der Prozeßschritte und der Optimierung des Gesamtergebnisses. Diese Arbeiten sind zeit- und kostenaufwendig, zahlen sich aber längerfristig über niedrige Stückkosten aus. Ein solch komplexer Fertigungsablauf schließt kurzfristige Änderungen oder den Austausch der eingesetzten Chemie aus. 5.3 Verarbeiten von Flüssigresisten Eine Vorreinigen ist erforderlich, um gleichförmige Ausgangsbedingungen für das Gesamtverfahren zu schaffen. Mit dem Trend zu dünnen Substraten und der Wichtigkeit den Vorreinigungsprozeß in engen Grenzen zu kontrollieren, bieten sich chemische Verfahren zunehmend an. Die zu beschichtenden Oberflächen müssen auch bei maximaler Liniengeschwindigkeit zuverlässig trocken und oxidfrei sein - ein Einschleppen fester Verunreinigungen muß ausgeschlossen bleiben. Kupferfolien mit speziellem Treatment können bei entsprechender Resistauswahl und Optimierung des Fertigungsprozesses auch "ungereinigt" verarbeitet werden. Bild 5.3: Gesamtansicht einer Roller - Coating - Anlage (Werksbild Ciba Geigy) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 25 Das Beschichten und das Trocknen sollte als eine integrale Prozeßeinheit (Bild 5.3) und somit auch als eine integrale Anlage betrachtet werden. Eine allseitige Kapselung dieser Anlage schafft gleichzeitig die Voraussetzungen für eine klimatisierte und staubfreie Zone mit hohem Luftwechsel während der Beschichtung / Trocknung, ohne die viel größeren Luftmengen des gesamten Raumes filtern und klimatisieren zu müssen. Die Luftführung bei der Trocknung kann darüber hinaus gezielt reguliert werden. Als Ergebnis sollen gleichmäßige Resistschichtdicken, klebfrei und ohne Fremdkörpereinschlüsse zur Verfügung stehen. Kontinuierliches Filtrieren des Resists, automatisches Nachdosieren sowie eine Viskositätskontrolle sind Grundvoraussetzungen für eine kontinuierlich automatische Linienfertigung. "On Line" Dokumentation und Auswertung der Fertigungsparameter sind die Basis für weitere Prozeßoptimierungen und die Grundlage für systematisches Trouble Shooting. Für das Belichten gilt, daß die spektrale Empfindlichkeiten von flüssigen Fotoresisten denen von Trockenfilmresisten vergleichbar sind; die Empfindlichkeit ist für eine wirtschaftlich automatische Belichtung ausreichend. Wechselnde Losgrößen und damit verbundene Rüstzeiten können den Belichtungsschritt häufig zum Engpaß des gesamten Fertigungsablaufs werden lassen. Der Paralleleinsatz zweier Belichtungsautomaten ist zwar kapitalintensiv, aber häufig zwingend, um die geplanten Durchlaufkapazitäten auch unter widrigsten Umständen aufrecht zu erhalten. Bei der Auswahl der Automaten ist auf Zuverlässigkeit, Wiederholgenauigkeit der Registriermechanik, gleichmäßige Leuchtdichte über die gesamte Formatgröße, sowie auf kurzes, einfaches Umrüsten zu achten. Streulichtquellen sind für flüssige Resists vorteilhafter als hochkollimiertes Licht - da so der Einfluß von Staubpartikel bei hochauflösenden Resistschichten merklich reduziert werden kann (Bild 5.4). Streulicht Paralleles Licht Schmutzpartikel Film Resist Kupfer Basismaterial Bild 5.4: Belichten von flüssigen Ätzresisten Die Klebfreiheit der Resistschichten ist Voraussetzung, um große Serien ohne Verunreinigung der Fotovorlagen, d.h. ohne aufwendige Reinigungsschritte zu fertigen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 26 Kontinuierlich arbeitende Fertigungslinien benötigen Pufferstationen, um bei Störungen einzelne Fertigungsabschnitte auszugliedern und zwischenzulagern. Diese Ein- und Ausstapelvorrichtungen müssen so angeordnet werden, daß Stillstände in kritischen Fertigungsstufen (Entwickeln/Ätzen) ausgeschlossen werden und andererseits genügend Speicherplätze vorhanden sind, um bei Formatwechseln, Umrüsten der Fotowerkezeuge etc., Engpässe zu vermeiden und die Linie kontinuierlich weiterarbeiten zu lassen. Mechanische Beschädigungen der Resistschichten müssen zuverlässig ausgeschlossen werden - Transportvorrichtungen, Stapel- und Puffergeräte, sowie die Belichtungsautomaten sollen besonders hierauf kritisch überprüft werden. Flüssige Resiste sind bis pH 8 in Ätzmedien beständig - werden stärker alkalische Ätzmittel eingesetzt, sind Vorversuche zur Ermittlung der Verarbeitungstoleranzen unter geplanten Produktionsbedingungen erforderlich, einschließlich einer Zwischentrocknung, um ein "Nachätzen" zu simulieren. Während der Verarbeitung versprödende Resiste können beim Ätzen dickerer Kupferschichten vorzeitig partiell abbrechen und somit zu einer Teilunterätzung der Leiterzüge führen - um solche Einbrüche zu vermeiden sind als Grundlage jeglicher Planung praktische Versuche durchzuführen. 5.4 Positiv / negativ arbeitende Fotoresiste Negativ arbeitende Fotoresiste werden heute in der Regel für die Leiterbild- und Lötstoppmaskenerstellung eingesetzt; die belichteten Resistflächen reagieren unter Lichteinfluß und werden gegen Entwicklerlösungen - häufig wäßrige Natriumkarbonatlösungen - unlöslich. Staub und Beschädigungen der Fotovorlagen (Negative) führen im Bereich des Leiterbildes zu Ausätzungen bis hin zu Unterbrechungen. Bei positiv arbeitenden Resisten werden die belichteten Resistflächen in wäßrigen, schwach alkalischen Lösungen löslich (0,8% - 1,2%-ige Natriumhydroxidlösungen). Belichtet wird mit "positiv" Fotovorlagen, die zu übertragenden Leiterzüge sind nicht transparent gegen UVLicht. Größere Staubpartikel können zu Kurzschlüssen zwischen Leiterzügen führen - kleinere Partikel werden durch Unterätzung häufig eliminiert. Im Vergleich zu negativ arbeitenden Fotoresisten sind Positivresiste zuverlässig klebfrei an der Oberfläche, haben aber eine reduzierte Fotoempfindlichkeit. Eine Umstellung der Druckwerkzeugarchive spielt heute bei der Umstellung auf positiv arbeitende Fotoresiste kaum noch eine Rolle, da die Vorlagen digitalisiert zur Verfügung stehen und sich damit ohne Mehraufwand sowohl als Negative, als auch als Positive erstellen lassen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 27 5.5 Elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste Das elektrophoretische (ED = Electro Deposited) Abscheiden organischer Schichten ist nicht neu - photoreaktive ED-Schichten wurden aber erst in der letzten Dekade entwickelt und werden heute zunehmend für die Herstellung von Feinleiteraußenlagen eingesetzt. Die Fotoresistschichten, im Verarbeitungszustand 4 bis 8 µm dick, werden aus wäßrigen, leicht alkalischen Lösungen, unter Gleichstrom bei verhältnismäßig hohen Stromspannungen (150 V-250 V) und kurzen Expositionszeiten (1 min bis 3 min) abgeschieden (Bild 5.5). Je nach chemischer Zusammensetzung wird anodisch oder kathodisch gearbeitet - positiv und negativ arbeitende Resiste sind so abscheidbar, wobei sich die positiv arbeitenden Resistschichten eindeutig bei der Außenlagenherstellung heute durchgesetzt haben. Bild 5.5: Mechanismus der ED-Resistabscheidung Für die Serienfertigung stehen zur Beschichtung Vollautomaten, analog zu vertikal arbeitenden Galvanikanlagen zur Verfügung. Vorreinigung, Spülvorgänge, sowie ein abschließender Trocknungsprozeß sind in den Verfahrensablauf integriert; die Anzahl der ED Abscheidungszellen bestimmt die Kapazität einer solchen Anlage. Die Ergänzung verbrauchter Wirksubstanzen ist automatisiert - in Spülstufen verschleppte Wertstoffe werden über Diaphragmen zur Wiederverwendung zurückgewonnen. Der Leiter- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 28 plattentransport erfolgt über Einzelwarenträger - hierdurch können nicht nur ultradünne Substrate ohne Beschädigungen beschichtet, sondern auch schnell wechselnde Formate ohne Wartezeiten bearbeitet werden. Nach dem Trocknen sind die abgeschiedenen positiv arbeitenden Resistschichten klebfrei und mechanisch belastbar - das Weiterverarbeiten erfolgt in etablierten konventionellen Prozessen. Bohrungen, auch kleinster Durchmesser, sowie Sacklöcher werden zuverlässig beschichtet. Zu beachten ist, daß sog. NDK-Bohrungen (Nichtdurchkontaktierte Bohrungen) belichtet werden müssen, da sie nicht aufgalvanisiert werden dürfen. Dies gelingt entweder durch das Belichten im Loch mit bestimmten Streulichtquellen oder die Bohrungen müssen nach dem Galvanisieren eingebracht werden (Registrierproblematik!). Mit positiv arbeitenden ED-Resisten sind auch lötaugenfreie (landless) Leiterbilder herzustellen (Bild 5.6). Hierdurch steht mehr Platz für Leiterzüge zur Verfügung, ohne das eine Miniaturisierung erfolgen muß, oder der gewonnene Platz kann zur Baugruppenminiaturisierung eingesetzt werden. Heute In Zukunft Packungsdichte 100 65 % 40 % 30 % % Lagenzahl Bohrung in mm (Vias) Linienbreite in µm Linienabstand in µm Anzahl Leiterzüge zwischen Pads 4 0,3 120 200 3 4 0,3 100 150 5 6 0,3 100 120 5 6 0,15 80 100 5 Bild 5.6: Einfluß von lötaugenfreiem („landless“) Design auf Packungsdichte und Leiterbreite ED-Prozesse können in bestehende Produktionsverfahren integriert werden, so daß eine schrittweise Umstellung der Fertigung auf Anforderungen durch neue Technologien erfolgen kann. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 29 Grundvoraussetzung bleibt jedoch, daß "Panel-Plating"-Verfahren genutzt werden, da im Direktverfahren "Nur-Kupfer"-Leiterplatten - analog der Tenting-Technik - im Ätzverfahren hergestellt werden können. 5.6 Siebverdruckbare Fotoresiste Hochviskos eingestellte, negativ arbeitende Fotoresiste werden über ganzflächig offene Siebe ohne Schablone primär zur Innenlagenbeschichtung verdruckt. Je nach Einstellung können Schichtdicken von 8 µm -20 µm erzielt werden. Die Verarbeitung erfolgt in konventionellen Prozessen - Neuinvestitionen sind nicht erforderlich. Doppelseitig druckende Siebdruckmaschinen bieten hierbei besondere Vorteile. Die Beschichtung erfolgt beidseitig mit hoher Produktivität im staubarmen, kontrolliertem Druckraum. Gleiche Maschinen wie für den Lötstopplackdruck können benutzt werden und damit häufig optimal ausgelastet werden. Die Materialkosten sind im Vergleich zu Trockenfilmresisten attraktiv niedrig - das Auflösungsvermögen dieser Schichten, auch unter durchschnittlichen Verarbeitungsbedingungen, gut bis sehr gut. Das Verfahren ist besonders geeignet für kleinere und mittelgroße Unternehmen. 5.7 Ökologie - Ökonomie Geringere Schichtdicken bei flüssigen Fotoresisten reduzieren den Materialeinsatz und somit direkt proportional den Verbrauch an Verarbeitungschemikalien beim Entwickeln und Strippen. Aufwendige Verpackungen wie bei Trockenfilmresisten, obwohl teilweise recyclebar, entfallen. Die Toxikologie der pro Mengeneinheit anfallenden Restwertstoffe ist bei allen Fotoresisten in etwa vergleichbar - nur über die geringeren Verbrauchsvolumina ergibt sich in der Summe für den Anwender von flüssigen Resisten ein Vorteil. Beide Resisttypen - Trockenfilm- und flüssige Fotoresiste - werden in der Ausgangsformulierung mittels Lösungsmitteln verarbeitet; Trockenfilmresiste werden zentral vorgefertigt, die anfallenden Lösungsmittelemissionen werden kontrolliert rückgewonnen, wiederverwendet und entsorgt. Bei Verarbeitung flüssiger Fotoresiste fallen diese Emissionen bei allen nicht "waterborne" Formulierungen bei dem Betreiber der individuellen Beschichtungsanlagen an. Typisch werden hierbei Resistformulierungen mit Lösungsmittelanteilen von 55 - 75 % verarbeitet (Festkörpergehalte 25 - 45 %), die recycled und entsorgt werden müssen. Die anfallenden maximalen Gesamtemissionen erfordern auch bei strengsten Auflagen bei großvolumigen Verbräuchen keine besonderen Entsorgungsvorrichtungen, da die Resistdikken in der Anwendung relativ gering sind. Grundsätzlich können diese Lösungsmittelemissionen durch thermische Nachverbrennung und/oder absorptive Rückgewinnung deutlich reduziert werden - längerfristig bieten Resistformulierungen auf der Basis wäßriger Lösemittel (waterborne) jedoch die besten Chancen, die Gesamtökobilanz weiter zu verbessern. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 30 Unter arbeitsplatzhygienischen Gesichtspunkten ist zu beachten, daß sowohl bei der Verarbeitung von Trockenfilm-, als auch bei flüssigen Fotoresisten kleine Mengen an Kondensaten beim Laminieren bzw. Trocknen anfallen, die regelmäßig entsorgt werden müssen. Direkter Hautkontakt kann zu Hautreizungen/Allergien führen. Eine Sonderstellung bei dieser Betrachtung nehmen flüssige Resiste mit 100 %-igen Festkörperanteil ein. Hierbei werden UV-reaktive Formulierungen ohne Lösemittelanteile flüssig beschichtet und wäßrig-alkalisch beim Entwickeln und Strippen weiterverarbeitet. Ohne Vortrocknung wird die noch feuchte Beschichtung im "Off Contact" Verfahren belichtet und die unbelichteten Anteile danach ausgewaschen, entwickelt. Beschichtet und verarbeitet wird einseitig; nach dem ersten Entwicklungsschritt wird die zweite Seite beschichtet, belichtet und entwickelt. Diese Resistformulierungen sind negativ arbeitend, die Anlagen werden vollautomatisch betrieben und haben sich in Fertigungen bis zu Leiterbreiten / Abständen von minimal 150 µm bewährt. Für Leitergeometrien darunter sind solche Technologien nicht geeignet, da das „Off-Contact"-Belichten die großflächige Reproduktion nicht präzise zuläßt. Der Investitionsbedarf, namentlich für den Belichtungsteil, ist kapitalintensiv, ökologisch betrachtet ist dieses Verfahren jedoch sehr attraktiv, die beste Lösung. Ökonomisch kann eine Bewertung der Systeme nur unter Berücksichtigung der Gesamtkosten eines Prozesses, einschließlich benötigter Investitionen, variablen Kosten und den erzielten Ausbeuten erfolgen. Eine isolierte Materialkostenbetrachtung ist definitiv die falsche Basis für eine Entscheidung Trockenfilm- / Flüssigresist. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 31 Bild 5.7: Schematische Darstellung einer Beschichtungsanlage für Flüssigresist mit Roller Coater (Werksbild Bürkle) 6 Belichten Nachdem der Produktionszuschnitt mit einer lichtempfindlichen Schicht (flüssiger oder fester Fotoresist) beschichtet worden ist, wird das Bild der zukünftigen Leiterplatte durch einen Belichtungsprozeß von einem „Negativ" auf den Produktionszuschnitt zur Weiterverarbeitung übertragen (bei positiv arbeitenden Resisten werden „Positive“ verwendet. Das "Negativ" besteht aus einem Silberhalogenid- oder einem Diazofilm. Ursprünglich wurde es dem Leiterplattenhersteller direkt zur Verfügung gestellt, heute werden dagegen fast ausschließlich digitale Daten übermittelt mit denen der Leiterplattenhersteller die Filme selbst plottet. 6.1 Ablauf des Belichtungsvorgangs Die zur Bildübertragung verwendeten negativ arbeitenden Fotoresiste haben sogenannte Fotoinitiatoren, die bei Bestrahlung mit UV-Licht aktiviert werden und an der belichteten Stelle einen Polymerisationsvorgang initiieren. Beim anschließenden Entwicklungsvorgang werden die an den nicht belichteten Stellen verbleibenden Monomere in der Entwicklerlösung entfernt und die durch den Belichtungsvorgang polymerisierten Stellen verbleiben. Um eine optimale Polymerisation zu erzielen, muß darauf geachtet werden, daß der Wellenlängenbereich des verwendeten Lichts den Empfindlichkeitsbereich des Resists überdeckt (Charakteristik der Lampe, Alterung). Belichtung und Entwicklung sollte man nicht als getrennte, sondern als zwei sich gegenseitig beeinflussende Prozesse sehen, die zur Erzielung optimaler Eigenschaften aufeinander ab- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 32 gestimmt werden müssen. Grundsätzlich kann man zwar sagen, daß kurze Belichtungszeiten auch kurze Entwicklungszeiten benötigen, es bedarf aber immer auf die praktische Anwendung abgestimmter Versuche, um die gewünschten Ergebnisse in optimaler Weise zu erzielen. Man sollte sich nicht einzig auf die in der Industrie gängige Methode der Graukeilauswertung verlassen, sondern auch Schliffbilder, Testvorlagen, Aufnahmen von Rasterelektronenmikroskopen etc. mit in die Bewertung einbeziehen. Temperaturschwankungen im Entwickler können z.B. große Unterschiede im Ergebnis hervorrufen. Um besonders feine Auflösungen zu erzielen, sollte man auf jeden Fall mit sehr kurzen Belichtungs- und Entwicklungszeiten experimentieren und die Temperatur der Entwicklungslösung eventuell auch unter die empfohlene Mindesttemperatur des Resistherstellers bringen. Man wird auch beachten müssen, daß die Resiste unterschiedlicher Hersteller sehr verschiedene Ergebnisse bezüglich Feinstrukturauflösung zeigen können. Generell gilt für höchstmögliche Auflösung: Kurze Belichtungszeiten, mit Hochleistungsbelichtern ohne Haltezeit belichten. 6.2 Optik 6.2.1 Deklination Zur Klärung des Begriffs Deklination, stellen wir uns zunächst eine streng punktförmige Lichtquelle vor (z.B. ein Fixstern), die radial in alle Richtungen strahlt. In den uns interessierenden Teil des Lichtwegs schieben wir eine Blende mit streng punktförmiger Öffnung und betrachten auf einer parallel darunterliegenden Bildebene das Auftreffen der Lichtstrahlen. In Bild 6.1a sind Lochblende und Lichtquelle derart angeordnet, daß der "einzige" Strahl durch die Lochblende genau senkrecht auf die Belichtungsebene auftrifft. In Bild 6.1b sind Lochblende und Lichtquelle gegeneinander verschoben; der Lichtstrahl durch die Lochblende trifft nicht mehr senkrecht auf die Bildebene. Der Winkel, dessen einer Schenkel das Lot von der Lichtquelle auf die Belichtungsebene und dessen anderer Schenkel der Lichtstrahl bildet, wird als Deklination definiert (Winkel in Bild 6.1b). Die Deklination läßt sich somit als Abweichung des Lichtstrahls vom senkrechten Einfall auf die Belichtungsebene verstehen. Im Gegensatz zu Bild 6.1b ist in Bild 6.1a diese Abweichung null und somit ist auch der Deklinationswinkel null. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 33 Lot auf die Belichtungsebene a Belichtungsebene Bild 6.1a: Deklination Bild 6.1b: Deklination 6.2.2 Kollimation Zum Verständnis der Kollimation betrachten wir zunächst zwei punktförmige Lichtquellen L1 und L2, in deren Lichtwege wir analog zu Bild 6.1 wieder eine Lochblende mit punktförmiger Öffnung schieben und auf einer parallel darunterliegenden Bild-ebene das Auftreffen der Lichtstrahlen betrachten. L3 L1 L2 a1 a2 b2 b1 B C A Bild 6.2: Kollimation L1 erzeugt einen Lichtpunkt in A und L2 einen Lichtpunkt in B. Beide Lichtstrahlen haben einen starken Deklinationswinkel a1 und a2 und kreuzen sich notwendigerweise in der punktförmigen Öffnung der Blende. Eine mögliche Lichtquelle L3, deren Lot auf die Bildebene genau durch die Lochblende verliefe, hätte nach unserer Definition im vorhergehenden Teil den Deklinationswinkel Null und würde bei C einen Lichtpunkt erzeugen. Stellen wir uns jetzt vor, daß zwischen L1 und L2 beliebig viele punktförmige Lichtquellen angeordnet wären, z.B. ein glühender Draht, den wir als lineare Lichtquelle L1 / L2 bezeichnen wollen, so würden diese zwischen A und B beliebig viele Lichtpunkte und somit eine Lichtstrecke erzeugen. Die Lichtstrecke AB ist also ein Maß für die Ausdehnung der Lichtquelle. Zur Bestimmung des Kollimationshalbwinkels einer nichtpunktförmigen, d.h. flächenförmigen Lichtquelle sucht man zunächst jenen Punkt der Lichtquelle, dessen Lot auf die Bildebene durch die punktförmige Öffnung der Blende geht; in Bild 6.3 ist es L3. Das Lot ist der eine Schenkel des Halbwinkels; der andere Schenkel wird durch die Strecke bestimmt, die durch VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 34 eben diesen Punkt L3 und einen der beiden äußersten Bildpunkte A oder B geht. Die "Halb"Winkel sind in Bild 6.2 mit ß1 und ß2 bezeichnet. Der Kollimationswinkel ist also ein Maß für die Ausdehnung der Lichtquelle. Zur besseren Verdeutlichung kann man sich die Kollimation auch folgendermaßen erklären: Die lineare Lichtquelle L1 / L2 erzeugt in der Bildebene die Lichtstrecke AB. Ausgehend von der beobachteten Lichtstrecke AB fragen wir uns nun, welche Streuung müßte eine punktförmige Lichtquelle (in unserem Fall L3 ) aufweisen, um diese Strecke zu produzieren. Die Antwort hierzu ist einfach und wird durch den Winkel gegeben, der durch die Verbindung L3 / A und L3 / B gebildet wird. In Bild 6.2 ist die Öffnung der Lochblende nicht mittig zu L1 und L2 gezeichnet, um zu zeigen, daß die beiden "Halb"-Winkel nur bei symmetrischer Zuordnung der Lochblende zur flächigen Lichtquelle gleich groß sind. Die Lochblende ist in der praktischen Anwendung eines Belichtungsgeräts mit kollimierten Licht im allgemeinen der Querschnitt des Linsensystems senkrecht zum Zentralstrahl. Es kann also auch in der Praxis gut möglich sein, daß beide Winkel nicht gleich groß sind. Bei flächiger Lichtquelle würde sich ein unsymmetrisches Winkelfeld ergeben. 6.2.3 Paralleles Licht Nach den Ausführungen in Punkt 6.2.1 und 6.2.2 wird deutlich, daß es kaum paralleles Licht im mathematischen Sinn geben kann. Eine punktförmige Lichtquelle strahlt radial in alle Richtungen, die Lichtstrahlen kreuzen sich dabei nicht. Von einer leuchtenden Fläche breitet sich Licht in alle Richtungen des Halbraums aus; allerdings kreuzen sich die Lichtstrahlen (Bild 6.3). Bild 6.3: Punktförmige Lichtquelle und leuchtende Fläche Zur Erzielung von quasi parallelem Licht, das bedeutet ein sehr kleiner Kollimationswinkel, bedarf es enormer Anstrengungen in der Optik. In der Technik werden meistens Kombinationen aus Linsensystemen und Hohlspiegeln benutzt, um annähernd paralleles Licht herzustellen. Bild 6.4 zeigt z.B. ein Linsensystem (Integrator) aus 3 x 3 Stäben, wie es von der Firma ORC, USA, verwendet wird. Interessant ist auch der eingezeichnete Beamsplitter, ein halbdurchlässiger Spiegel, der im Idealfall den Lichtstrom zu 50 % durchläßt und zu 50 % reflektiert, um hierdurch mit nur einer Lichtquelle und einem Linsensystem eine gleichzeitige beidseitige Belichtung des Zuschnitts zu ermöglichen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 35 Bild 6.4: Linsensystem (Werksbild ORC (USA)) 6.2.4 Ausleuchtung Neben der Parallelität spielt der Begriff der Ausleuchtung eine entscheidende Rolle. Um möglichst große Zuschnitte belichten zu können, liegen die Belichtungsflächen der Belichtungsgeräte meistens in der Größenordnung 700 x 700 mm². Hierbei ist es eigentlich selbstverständlich, daß an den 4 Eckpunkten dieser Fläche genausoviel Licht pro Zeiteinheit auftrifft wie in der Mitte. Die Begründung ist sehr einfach: Unterscheiden sich die Lichtwerte sehr stark von einander, so kommt es gebietsweise zu Über- oder Unterbelichtung, je nach Einstellung der Belichtungszeit. Die Lichtverteilung kann mit handelsüblichen Meßgeräten bestimmt werden. Die Schwankungsbreite innerhalb der Belichtungsfläche sollte bei guten Geräten um weniger als ± 10 % variieren. 6.3 Abbildungsfehler Schlechte Deklination oder schlechte Kollimation ergeben beim Fotoprozeß identische Fehlerbilder. In beiden Fällen wird die Flanke des Fotoresists am Übergang zwischen belichteter und unbelichteter Fläche mit einem sogenannten "Undercut" belegt. Bild 6.5 zeigt zunächst in idealisierter Weise den Belichtungsvorgang und das Ergebnis nach dem Entwickeln: Die Flanken des Resists stehen senkrecht zur Oberfläche des Basismaterials und die geschwärzte Stelle des Films wird exakt auf den Fotoresist übertragen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 36 Beim Belichten Paralleles Licht Filmvorlage Fotoresist Basismaterial Nach dem Entwickeln Entwickelter Fotoresist Basismaterial Bild 6.5: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit parallelem Licht Bei schrägem Lichteinfall, bedingt durch schlechte Deklination oder Kollimation ergeben sich schräge Flanken und Abbildungsfehler, wie es die Bild 6.6 und Bild 6.7 verdeutlichen. Die Flanken des Resists stehen nicht mehr senkrecht zur Oberfläche, auf der linken Seite zeigt der Fotoresist nach dem Entwickeln einen deutlichen Undercut, rechts dagegen einen Fuß. Weiterhin sieht man, daß die Position der freien Stelle im Basismaterial bezogen auf die Schwärzung im Film deutlich nach links verschoben ist. Die Deklination bewirkt also eine Verbreiterung und eine Verschiebung des Abbilds. Die hier schematisch dargestellte Problematik trifft man in dieser Kraßheit zwar i.a. in der Produktion nicht an, verdeutlicht aber sehr stark, welche Probleme ein großer Deklinationswinkel mit sich bringt. Dünne Resiste ohne Schutzfolie bilden die Fotovorlage präziser ab als dicke Resiste mit Schutzfolie, gleichzeitig sind dünne Resiste jedoch anfälliger gegen Staub, Beschädigungen und qualitativ nicht optimalen Fotovorlagen. Matte Metalloberflächen sind besser geeignet als glänzende Oberflächen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 37 Beim Belichten Lichtquelle Filmvorlage Fotoresist Basismaterial Nach dem Entwickeln Entwickelter Fotoresist Basismaterial Bild 6.6: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit schlecht dekliniertem Licht Beim Belichten Lichtquelle mit Hohlspiegel Filmvorlage Fotoresist Basismaterial Nach dem Entwickeln Entwickelter Fotoresist Basismaterial Bild 6.7: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit schlecht kollimiertem Licht VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 38 Ein großer Kollimationswinkel bringt ähnliche Ergebnisse: Hierbei kann sich eine Unterstrahlung auf beiden Seiten der geschwärzten Fläche des Films zeigen, so daß nach dem Entwickeln auch auf beiden Seiten ein deutlicher Undercut auftritt. In der Praxis kann der Undercut durchaus 5 bis 10 µm betragen und dadurch die Geometrie schmaler Leiter wesentlich beeinflussen. Aus den Bildern wird auch ersichtlich, daß die Dikke des Fotoresists den Undercut entscheidend beeinflußt. Je feiner die aufzulösenden Strukturen sein sollen, um so notwendiger ist es, die Parallelität des Lichts zu verbessern oder aber die Schichtstärke des Resists zu reduzieren. Hierbei sind Flüssigresiste den Festresisten überlegen (Bild 6.8) UV-Licht Leiterbreite/-abstand 100µm 100µm 100µm Film Trockenfilm Trockenfilm A B Kupfer Flüssigresist Bild 6.8: Einfluß der Resistdicke und Lichtqualität auf die Auflösung (Werksbild Multiline) Deutlicher werden die Fehler von schlecht dekliniertem und kollimiertem Licht ausgeprägt, wenn anstelle des hier dargestellten „harten Kontakts", d.h. zwischen Film und Fotoresist ist der Abstand null, im sogenannten „Off-Contact“-Verfahren gearbeitet wird. Hierbei ist der Abstand zwischen Film und Fotoresist in der Größenordnung von 0,1 mm. 6.4 Belichtungsgeräte Bei den Belichtungsgeräten gibt es grundsätzliche Unterschiede zu beachten: 1) Stehende Lichtquelle / bewegte Lichtquelle 2) Streulicht / kollimiertes Licht 3) Manuelle Beladung / automatische Beladung 4) Registrierung von Film zu Produktionszuschnitt über Stifte / Registrierung von Film zum Produktionszuschnitt über automatisch optische Kamerasysteme. zu 1) Das System der bewegten Lichtquelle, bei der ein sehr stark rechteckiges, verspiegeltes Lampengehäuse mit den eingebauten Lampen über den Produktionszuschnitt fährt, ist heute kaum noch in der Anwendung, allenfalls zur Belichtung übergroßer Zuschnitte. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 39 Feststehende Lichtquellen mit einfachen oder optisch anspruchsvollen Reflektoren sind der Standard. zu 2) Die Belichtung mit Streulicht ist am weitesten verbreitet, doch gewinnt kollimiertes Licht, trotz der aufwendigeren optischen Vorrichtungen zunehmend an Bedeutung, um Strukturen unter 100 µm sauber aufzulösen. Bild 6.9 zeigt ein doppelseitiges manuelles Belichtungsgerät mit wenig kollimiertem Licht, Bild 6.10 ein Gerät mit hoch kollimiertem Licht. Bild 6.9: Belichtungsgerät mit wenig kollimiertem Licht (Werksbild DuPont) Bild 6.10: Belichtungsgerät mit hochkollimiertem Licht (Werksbild ORC (USA)) zu 3) Obwohl im Zuge der Automatisierung die Zahl der Geräte mit automatischer Beladung sehr stark zunimmt, dürften Geräte mit manueller Beladung sowohl von der Anzahl als auch in Bezug zum produzierten Durchsatz weit in der Überzahl liegen. Dies liegt einerseits an den sehr unterschiedlichen Anschaffungskosten und andererseits an der Tatsache, daß der Durchsatz eines automatischen Belichtungsgeräts schwerlich mehr als den doppelten Wert der manuellen Belichtung erreicht. Bei etwas aufwendigeren und dadurch auch teureren Belichtungsrahmen/Systemen ist es durchaus möglich, daß die manuelle Beladung bei mindestens vergleichbarer optischer Genauigkeit genauso schnell oder sogar schneller ist als die automatische Beladung. Weiterhin sind im allgemeinen die Rüstzeiten bei Automaten sehr viel aufwendiger als bei Belichtungsrahmen; hierdurch ergibt sich auch das Problem der Losgrößenoptimierung. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 40 zu 4) Die Registrierung von Film zum Produktionszuschnitt über Stifte ist der übliche und schnellere Weg, höhere Genauigkeit allerdings zu Lasten der Produktionsgeschwindigkeit bringt dagegen die Registrierung mit Hilfe von automatischen Kamerasystemen. Weiterhin sind Belichtungsgeräte mit automatischer Registrierung wesentlich teuerer als jene mit Pinregistrierung. Beim Vergleich von Belichtungsgeräten untereinander sind für den Praktiker die geschwindigkeitsbestimmenden Schritte von großer Bedeutung, um die effektiven Durchsatzzahlen überschlagen zu können. Während oftmals nur von z.B. 8 Sekunden Belichtungszeit gesprochen wird, kann der gesamte Belichtungsvorgang durchaus 30 oder 45 Sekunden betragen. Folgende Schritte sind bei Berechnung der theoretischen Durchsatzkapazität zu beachten: a) Einrichten des Belichtungsgeräts Je nach Belichtungsgerät kann man Zeiten zwischen ca. 3 Minuten und ca. 15 Minuten, bei älteren Automaten eventuell auch noch längere Zeiten erwarten. b) Transport des Zuschnitts in das Belichtungsgerät Bei manuell zu bedienenden Geräten gibt es kaum große Unterschiede, Automaten können sich dagegen stark unterscheiden; Zeiten zwischen 10 und 20 Sekunden sind aber Standard. c) Registrierung des Zuschnitts zum Film Bei einer Registrierung über Aufnahmestifte erfolgt der Vorgang so gut wie zeitlos; er ist vom Vorgang des Transports in das Belichtungsgerät nicht zu trennen. Bei optischer Registrierung über Kameras werden oftmals Zeiten von 10 Sekunden benötigt, bei einem Abglich über 4 anstatt der meistens benutzten 2 Punkte entstehen wesentlich höhere Zeiten. d) Vakuum ziehen Zur genauen Bildübertragung wird standardmäßig Vakuum zwischen dem Zuschnitt und der Fotovorlage gezogen. Je nach Güte der Vakuumpumpen und des zu erstellenden Vakuums werden i.a. Zeiten zwischen 5 und 10 Sekunden benötigt. e) Belichtung Die Länge der Belichtung hängt von vielen Faktoren ab, von der Stärke, aber auch vom Alter des Brenners, von der Empfindlichkeit des Fotoresists, sowie von der Temperatur und der chemischen Einstellung des Entwicklers. Norma- lerweise liegen die Belichtungszeiten zwischen 6 bis 12 Sekunden. f) Transport des Zuschnitts aus dem Belichtungsgerät. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 41 Hierbei betragen die Zeiten i.a. zwischen 3 und 5 Sekunden. Insgesamt haben Automaten Zykluszeiten von ca. 25 bis 50 Sekunden, so daß mit Durchsätzen von ca. 70 bis 150 Zuschnitten pro Stunde gerechnet werden kann. Bei manuellen Geräten erzielt man, abhängig vom Registriersystem, ähnliche Werte. 6.5 Brenner Der Brenner im Belichtungsgerät ist von entscheidender Bedeutung für den Belichtungsvorgang. Er muß in genügend großer Menge Licht in dem Frequenzbereich zur Verfügung stellen, in dem der Fotoresist seine höchste Empfindlichkeit hat. Die eingesetzten Brenner sind Gasentladungslampen, die meistens Xenon unter hohem Gasdruck enthalten. Der Glaskörper besteht aus reinem Quarzglas, um gegen die hohen Temperaturen und die thermischen Schwankungen beständig zu sein. Die Elektroden sind aus Wolfram, sie dienen nicht nur zur Stromzuführung des Gleichstromes, sondern auch zur Wärmeableitung. Der Abstand der Elektroden, also der von Kathode und Anode, ist relativ klein, er liegt je nach Lampenleistung zwischen 30 µm und 10 mm. Aus thermischen Gründen wird die Kathode klein und die Anode groß gewählt (Bild 6.11). Typische Leistungswerte: Leistung: 5000 W Gleichspannung: 50 V Mittlere Stromstärke: 100 A Zündspannung: 30 000 V Lichtstrom (Lichtleistung): 265 000 lm Durchschnittliche Betriebsdauer: 750 h Brennposition:Vertikal Bild 6.11: Brenner: Quecksilber-Xenon-Lampe (Werksbild ORC (USA)) Nach der Zündung brennt die Lampe durch die Bogenentladung. Während der Anlaufphase wärmt sich das Gas auf und der Druck erhöht sich. Die Spannung steigt an und der Strom nimmt ab, bis er den Brenner-typischen Strom im heißen Zustand erreicht. Typische Aufwärmzeiten liegen zwischen 5 und 15 Minuten. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 42 Bild 6.12: Typisches Brennerspektrum eines reinen Xenon - Brenners mit UV Spektrum eines Photoresists (Werksbild ORC, USA) Bild 6.13: Typisches Brennerspektrum eines Quecksilber - Xenon - Brenners mit UV - Spektrum eines Photoresists (Werksbild ORC, USA) Die Fotoresiste haben i.a. ihren größten Empfindlichkeitsbereich zwischen etwa 340 bis 410 nm. Dieser Bereich muß vom Brenner intensiv ausgeleuchtet werden. Bild 6.12 zeigt ein typisches Emmissionsspektrum einer reinen Xenon-Lampe und ein Absorptionsspektrum eines Resists. Deutlich sichtbar ist, daß die Emmissionmaxima im IR-Bereich und Absorpti- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 43 onsmaxima im UV-Berich liegen. Weil sie nicht übereinstimmen, wären extrem lange Belichtungszeiten erforderlich. Wird jedoch Quecksilber zu dem Xenon gegeben, so verändert sich das Emmissionsspektrum sehr markant (Bild 6.13), die Maxima werden vom IR-Bereich in den UVBereich verschoben. Darüber hinaus kann das Quecksilber noch mit z.B. Eisen dotiert werden. Die daraus resultierenden Hauptlinien im UV-Bereich von 365 nm, 405 nm und 430 nm liegen dann genau in dem Bereich, in dem der Fotoresist besonders empfindlich ist. Außer undotierten und Fe-dotierten Brennern kann man z.B. auch Ga-dotierte Brenner beziehen, deren Maximum ist leicht nach höheren Wellenlängen verschoben. Es liegt etwa bei 410 nm. Bei unzufriedenen Belichtungsergebnissen sollte man den Resisthersteller nach dem optimalen Brennertyp für seinen speziellen Resist fragen. Die Lebensdauer der Brenner kann oft einige tausend Stunden betragen. Das An- und Abschalten der Lampe wirkt sich jedoch auf die Lebensdauer aus. So verkürzen hohe An- und Abschaltraten die Lebensdauer drastisch. Nach längerer Brenndauer scheidet sich Wolfram, das von den Elektroden verdunstet, am Glaskörper ab. Hierdurch wird die Lichtdurchlässigkeit des Glaskörpers negativ beeinflußt und die Lampentemperatur steigt an. Es ist deshalb nicht ratsam zu warten, bis der Brenner nicht mehr zündet, sondern ihn bereits frühzeitig zu tauschen, da mit zunehmendem Alter, für das menschliche Auge unbemerkt, die Leistung des Brenners nachläßt und dadurch zwingend die Belichtungszeiten länger werden. Ein Brenner sollte deshalb spätestens dann ausgewechselt werden, wenn die vom Hersteller vorgegebene mittlere Lebensdauer um etwa 25 % überschritten wurde. Der Lichtfluß wird bis dahin um etwa 30 - 35 % abgenommen haben, was sich direkt auf die Verlängerung der Belichtungszeit auswirkt. Die Leistung eines Brenners kann leicht mit einem Lichtmengenmeßgerät überprüft oder aber über Graukeilmessungen ermittelt werden. Die Resisthersteller empfehlen mit Lichtintensitäten von mindestens 10 Milliwatt/cm² zu arbeiten. Die Lichtmengenzähler zeigen die Lichtmenge in mJ/cm² (Millijoule pro Quadratzentimeter) an. Um auf die Leistung zu kommen, muß die angezeigte Lichtmenge durch die Belichtungszeit dividiert werden, also: gemessene Lichtmenge (mJ/cm²) = 2 Lichtintensität (mW/cm ) Belichtungszeit (s) Vor dem Einsatz neuer Brenner, sowie jeweils nach dem Einschalten, sollen die Brenner einige Zeit (ca. 15-30 Minuten) brennen, um die optimale Temperatur zu erhalten. Wichtig ist diese Aufwärmphase, damit sicher gestellt ist, daß alles Quecksilber verdampft ist. Beim Betrieb werden die Brenner gekühlt. Es ist darauf zu achten, daß die Kühlung ständig arbeitet, da sonst der Brenner überhitzt und explodieren kann. Quecksilberdampf-Lampen können nur in senkrechter Stellung arbeiten. Beim Brennerwechsel muß Schutzkleidung getragen werden: Brille, Handschuhe, Plastikschürze. Die Brenner sind grundsätzlich nur mit Handschuhe anzufassen. Auch ist auf die Polarität zu achten, da sonst die Lampe schnell zerstört wird. Beim Brennerwechsel muß der VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 44 Brenner zum Hohlspiegel häufig neu justiert werden. Optimierte Belichtungszeiten müssen regelmäßig überprüft werden. Belichtungsgeräte müssen regelmäßig gereinigt, gewartet und kalibriert werden. 6.6 Registrieren beim Belichten Unter Registrieren beim Belichten versteht man die optimale Zuordnung der erzeugten Bilder zueinander. Beim Registrieren der Außenlagen bedeutet dies, die Fotovorlage soweit wie möglich mit dem Bohrbild des gerade zu belichtenden Nutzens zur Deckung zu bringen. Beim Registrieren der Innenlagen ist die Aufgabe, Oberseite und Unterseite zur Deckung zu bringen. Zur Registrierung stehen mechanische und optische Registriersysteme zur Verfügung. Idealerweise sollten sie zum Belichten sowohl von Innenlagen als auch von Außenlagen geeignet sein. Da jeder Leiterplattenhersteller „sein“ Registriersystem bevorzugt, haben sich einheitliche Systeme nicht durchgesetzt. 6.6.1 Mechanische Registriersysteme Bei der mechanischen Registrierung liegt in dem Belichtungsgerät ein spezielles System von Stiften (Pins) vor. So wird entweder ein 2-Stift-System oft mit Varianten, das 4-LanglochSystem oder das L-Verstiftungssystem eingesetzt. Beim Belichten von Innenlagen ist die Registrierung vom Herstellprozeß der mehrlagigen Schaltung abhängig. So ist die am besten geeignete Art der Registrierung die sogenannte „Post-etch-punch-Technik“ (Stanzen-nach-dem-Ätzen). Um das unterschiedliche Schrumpfbzw. Dehnverhalten der Innenlage zu kompensieren, werden die Registrierlöcher für das Verpressen der Innenlagen nicht vor dem Belichten gestanzt, sondern erst nach dem Ätzen bzw. Schwarzfärben. Bei der Stanze wird ein CCD-Videosystem eingesetzt, um die geätzte Innenlage nach ebenfalls zwei oder vier geätzten Zielpunkten mittig für das Registrierlochsystem auszurichten. Da die wichtigste Forderung an die Belichtung der Innenlage darin besteht, die Ober- und die Unterseite ohne Versatz zu belichten, kann die Belichtung in einer Filmtasche (Versatz zwischen 50 µm und 120 µm) oder in einem Glasrahmen (Versatz zwischen 20 µm und 40 µm) erfolgen. Diese Glasrahmen mit integriertem Vakuum beinhalten das Aufnahmesystem für die Filmvorlagen und Aufnahmestifte für die zu belichtenden Nutzen. Das Vakuum wird durch das geringe Luftvolumen sehr schnell aufgebaut, das Anpressen und das „Reiben“ entfällt, wodurch Unterstrahlung und Verschieben der oberen Filmvorlage vermieden werden. Darüber hinaus kann der Durchsatz erheblich gesteigert werden. Werden die Innenlagen nach diesem Post-etch-punch-Verfahren hergestellt, müssen sie vor dem Belichten weder gestanzt noch gebohrt werden, sie werden einfach, wenn vorhanden, an die Stifte angelegt. In den meisten Fällen werden zwei, leicht konische Rundstifte benutzt zur Aufnahme der zu belichtenden Nutzen und vier Langlochpaßstifte zur Aufnahme der Fotovorlage (Bild 6.14). VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Seite 45 Film Rundstifte Zuschnitt Langloch-paßstifte Bild 6.14: Pin-Registrierung mit zentrischer Aufnahme des Films über 4 Langlochpaßstifte und zentrische Aufnahme der Platte über 2 Rundstifte Die Filmregistrierung wird mit einer Filmstanze erreicht. Diese arbeitet mit CCDVideokameras, die die im Film eingebrachten Zielpunkte aufnimmt, den Film zentrisch positioniert und die Lochkonfiguration einstanzt. Voraussetzung für dieses gesamte Verfahren ist, daß das System des Belichtungsgerätes, bestehend aus Zuschnitt-Aufnahme-Stiften und Film-Aufnahme-Stiften, und das System der Filmstanze, bestehend aus Zuschnittsaufnahme und Stanzpositionen, identisch sind. Bei dem in Bild 6.14 dargestellten System für die Pin-Registrierung (H. Rutenberg, Galvanotechnik, 87 (1996) 3452) sind die Verhältnisse nahezu ideal: Durch die kreuzförmige Aufnahme der Fotovorlage in 4 Langlöchern über 4 Langlochpaßstifte, die kürzer als diese sind, kann der Film nach dem Einbau alle Dimensionsveränderungen frei durchführen. Wird die Mitte des Zuschnitts ins Zentrum des Aufnahmekreuzes gelegt, so bleibt dieser Zentralpunkt stets ortsfest im Belichtungsgerätes. Alle Dimensionsveränderungen des Filmes können sich maximal auf die Hälfte der Zuschnittslänge auswirken. Gleiches gilt für die Dimensionsveränderung des Nutzens, wenn die Zuschnittsaufnahme ebenfalls zentrisch ist. Das Vier-Langloch-System ist ebenfalls weit verbreitet. Der Zentralpunkt der Fotovorlage und des Nutzens sind identisch und ortsfest im Belichtungsgerät. Alle Dimensionsveränderungen von Film und Nutzen wirken sich maximal auf die Hälfte der Zuschnittslänge aus. Dieses System wird vor allem in der Fertigung eingesetzt, die mit einem Standardformat arbeitet. Für das Belichten unterschiedlicher Formate ist das System nicht flexibel genug. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 46 Für das Belichten von Außenlagen wird ebenfalls das L-Registriersystem eingesetzt (P. Waldner, Galvanotechnik 85 (1994) 1302). Eine Reihe von quadratischen Stiften wird in LForm im Belichtungsrahmen angeordnet (Bild 6.15). Bild 6.15: Belichtungsrahmen mit L-Anordnung (Werksbild Multiline) Die Außenlagen mit gebohrten Registrierlöchern werden durch diese Stifte registriert. Die Abmessungen der Stifte sind so gewählt, daß die gebohrten Nutzen mit statistischer Sicherheit spannungsfrei auf die Stifte passen, unabhängig von der Zuschnittsgröße. Die Filmvorlage wird mit rechteckigen Langlöchern über die gleichen Stifte deckungsgleich registriert und im Glasrahmen mittels Vakuum festgehalten. 6.6.2 Optische Registrierung Bei der optischen Registrierung sind in der Fotovorlage entweder zwei in der Mitte der kurzen Seite oder vier in den jeweiligen Ecken liegende Zielpunkte eingerichtet. Entsprechend positionierte Bohrungen sind in den Zuschnitten eingebracht. Das Videosystem vergleicht nun die Filmzielpunkte mit den Bohrungen. Dann wird durch Verdrehen und Verschieben in beide Richtungen die Fotovorlage auf das Bohrbild eingerichtet. Dies erfolgt für jeden Zuschnitt individuell (Bild 6.16 und 6.17). So ist es möglich, sowohl die während des Belichtens eintretende Veränderung der Fotovorlage als auch die individuellen Abweichungen der einzelnen Zuschnitt zu berücksichtigen. Dem System kann auch ein minimal zu haltender Restring eingegeben werden. Wird dieser bei den Zielpunkten unterschritten, wird der Zuschnitt unbelichtet aussortiert. Optische Registriersysteme sind vor allem in Belichtungsautomaten integriert. Diese belichten meist einseitig, um jede Seite optimal zu justieren. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 47 Passmarken im Film, passend zu den Bohrungen Bohrungen in der Platte Bild 6.16: Optische Registrierung vor der Ausrichtung: Platte ist gegenüber Film gedreht und verschoben Bild 6.17: Optische Registrierung nach der Ausrichtung: Optimales Ergebnis, da der Film in der kurzen Richtung länger ist als die Platte VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Seite 48 6.6.3 Vergleich der Systeme In der folgenden Tabelle 6.1 werden die beiden Registriersysteme verglichen. Tabelle 6.1: Systemvergleich Registriersysteme Produktivität Optisches Einrichten Manuelles Arbeiten Automatisation Rüstzeit Leistung bei 50 Ntz/Los Nachkorrektur Belichtung Reproduzierbarkeit Beschädigungsgefahr der Filme Investition Mechanisches System hoch Einmal pro Los möglich möglich 2-5 min (Filme über Pins) 15-20 min (Filmtasche) 80 - 100 Ntz/Std Optisches System mittel Jeder Nutzen möglich möglich 6 - 10 min 55 - 150 Ntz/Std (150 Ntz ohne Filmwechsel) möglich meist einseitig sehr gut nicht möglich meist zweiseitig gut (Filme über Pins) befriedigend (Filmtasche) hoch niedrig sehr gering sehr hoch Sehr wesentlich sind beim Vergleich der unterschiedlichen Registriersysteme die Einflüsse der Einzeltoleranzen auf die Registriergenauigkeit. In Tabelle 6.2 sind sowohl die Einzeleinflüsse als auch die Einflußfaktoren aufgeführt (H. Rutenberg, Galvanotechnik 87(1996) 3452). Tabelle 6.2: Toleranzbetrachtung Registriersysteme Toleranzen Einzeleinflüsse Mechanisches System Faktor Wert (µm) Optisches System Faktor Wert (µm) Maximale Positionsungenauigkeit einzelner Bohrungen Schwankung der Dimensionsveränderung Bohren - Belichten Schwankung im Durchmesser der Aufnahmelöcher Dimensionsunterschied Bohrbild - Fotovorlage Verzerrung Fotovorlage Veränderung der Fotovorlage beim Belichten Registrierungenauigkeit Einbauungenauigkeit Spiel der Aufnahmepins Maximale Abweichung der Bezuglochposition von Nominal 1 1 1/2 1/2 1 1/2 1 1 1/2 1/2 1 1 1/2 1/2 1 1/2 1 1 1/2 1/4 Berechnete Gesamttoleranz 50 10 20 30 10 20 30 20 20 50 79 50 10 -30 10 20 30 --50 70 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 49 Die Position der gebohrten Löcher weisen maximale Ungenauigkeiten von +/- 50 µm auf. Die Positionsgenauigkeit der meisten Löcher ist zwar besser, da die Restringforderung für alle Löcher eines Nutzens gilt, ist der Maximalwert der Positionsabweichung aber entscheidend. Die Nutzen verändern sich durch die verschiedenen Prozesse zwischen Bohren und Belichten. Die Schwankungsbreite dieser Veränderung beträgt ca. +/- 20 ppm, was bei einem Nutzenformat von 500 mm etwa +/- 10 µm entspricht. Durch die Toleranzen des Bohrens und der Metallisierungsprozesse treten Schwankungen im Durchmesser der Löcher von +/- 20 µm auf. Dies ist allerdings für die Registrierung nur dann von Bedeutung, wenn durchkontaktierte Nutzen über Stifte registriert werden. Durch die Fertigungstoleranzen der als Fotovorlagen benutzten Filme kommt es dazu, daß zwischen dem mittleren Bohrbild der Nutzen und der eingesetzten Fotovorlage Dimensionsunterschiede in der Größenordnung von 60 ppm auftreten, was bei einem Nutzenformat von 500 mm etwa 30 µm entspricht. Diese Dimensionsunterschiede können deutlich größer sein, wenn beim Bohren die Toleranzen für Schrumpfungs- bzw. Dehnungskorrektur voll ausgenutzt werden. Zusätzlich können Filme durch Herstellung und Einbau in das Belichtungsgerät leicht verzerrt sein, wodurch Positionsabweichungen einzelner Lötaugen von ca. 10 µm auftreten. Während des Belichtens verändern sich die Filme. Hier ist mit Veränderungen in der Größenordnung von 40 ppm entsprechend 20 µm bei 500 mm zu rechnen. Wird beim Belichten mit Vakuumkontakt und Mylarfolie gearbeitet, sind die Veränderungen noch wesentlich größer. Die Registriergenauigkeit bei optischer Registrierung läßt sich am entwickelten Bild nachmessen. Der Durchschnitt liegt bei 20 µm, die Standardabweichung bei +/- 6 µm. Die maximal gemessene Ungenauigkeit liegt bei 32 µm. Die Ungenauigkeit des Einrichtens mit der Filmstanze läßt sich ebenfalls nachmessen. Sie liegt bei 26 - 35 µm. Bei der Pin-Registrierung muß mit einer zusätzlichen Ungenauigkeit durch den Einbau und durch die Abweichung zwischen Belichtungssystem und Filmstanzsystem gerechnet werden. Der Wert liegt geschätzt bei 20 µm. Für einen reibungslosen Ablauf muß der Durchmesser der Aufnahmepins etwas kleiner sein als das kleinste vorkommende Aufnahmeloch. Hier wurde eine Differenz von 20 µm angenommen. Die oben angegebene Positionsungenauigkeit der Bohrlöcher gilt auch für die Bezugslöcher, d.h. die Löcher, die zum Ausrichten bei der optischen Registrierung oder zur Aufnahme der Nutzen bei der Pin-Registrierung dienen. Die maximale Positionsungenauigkeit beim Bohren kommt selten vor, wahrscheinlich nicht öfters als einmal innerhalb der Bezugslochgruppe. Da zum Ausrichten vier Löcher benutzt werden, zur Nutzenaufnahme im PinRegistriersystem aber nur zwei Löcher, muß von dem maximalen Bohrversatz nur ¼ bzw. ½ angesetzt werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 50 Die Gesamttoleranz ergibt sich dann mathematisch aus der Quadratwurzel der Quadratsummen der Toleranzen der Einzeleinflüsse (siehe Kapitel 10): F = 2 2 2 x1 + x2 + x3 + ... Die Berechnung zeigt, daß eine Pinregistrierung eine um etwa 10 µm höhere Toleranz als ein optisches System bei gleichen Grundbedingungen zeigt. Dieser Toleranzwert wird auch durch die Praxis bestätigt. 7 Entwickeln Bei der Entwicklung werden die nach dem Belichten des negativ arbeitenden Fotoresists unpolymerisiert gebliebener Resistflächen rückstandsfrei entfernt, die belichteten polymerisierten Stellen verbleiben. Dabei geht man von folgendem Prinzip aus: Die Binder eines Fotoresists enthalten typischerweise organische Säuregruppen, die mit freien OH-Ionen der Entwicklerlösung reagieren und damit wasserlöslich werden (siehe auch Kapitel 4.1.2.1). Diese Reaktion bringt den Binder in eine wasserlösliche Form, vorausgesetzt, die Anzahl der reagierenden Säuregruppen ist groß genug, um die hydrophoben Kräfte innerhalb der Polymerkette des Binders zu überwinden. Keine der anderen Komponenten des Resists reagiert mit den OH-Ionen des Entwicklers und sind daher nicht in der Lage, wasserlöslich zu werden. Während des Entwickelns wirkt der Binder als oberflächenaktives Agent, das in der Lage ist, alle anderen organischen Bestandteile des Resists in wäßriger Lösung zu suspendieren. Wenn dies nicht der Fall wäre, dann würde ein Ausfallen verschiedener Resistkomponenten auf der Kupferoberfläche des Basismaterials und/oder den Maschinenwänden und Transportsystem die Folge sein. Derartige Reaktionen werden häufig beobachtet, wenn Entwicklerlösungen mit hohen Resistmengen beladen sind. Die Sodakonzentration soll deshalb durch Ergänzungen, die vom Resistdurchsatz abhängig sind, konstant gehalten werden. Hierbei hat sich vor allem die Messung der Leitfähigkeit bewährt. Die Steuerung der Zudosierung über die Leitfähigkeit (Leitwert) ermöglicht eine Konstanz der Sodakonzentration von 0,05 Gew.%. Anmerkung: Das Belichten und Entwickeln sind als zwei sich gegenseitig beeinflussende Prozesse zu sehen. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse müssen daher beide Prozeßschritte aufeinander abgestimmt werden. Zur Abstimmung der Prozeßschritte ist der Graukeil das geeignetste Hilfsmittel. 7.1 Entwicklungsverfahren Folgende Entwicklungsverfahren werden angewendet: • Sprühentwicklung in einer horizontalen Durchlaufmaschine • Tanksprühentwicklungsanlagen mit vertikaler Arbeitsweise, keine Transportrollen • Tauchentwicklungsanlagen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 51 Die Sprühentwicklung im Durchlaufverfahren hat sich weitestgehend durchgesetzt. Die Gründe dafür liegen in einer optimalen Prozeßsteuerung, sowie guten Leistungs- und Automatisierungsmöglichkeiten. Da der Transport aber nicht berührungslos erfolgt, kann es bei feinen Leiter zu Beschädigungen des entwickelten Bildes durch die Transportrollen kommen. Bei einer weiteren Verringerung der Leiterbreiten wird dieses System an Grenzen stoßen. Für den Entwicklungsvorgang werden Maschinen aus PVC mit mehreren Sprühkammern eingesetzt, wobei in den letzten Kammern durch eine intensive Wasserspülung die noch anhaftende Entwicklerlösung abgewaschen wird (Bild 7.1). Einlauf Entwicklung Entwicklung Kaskadenspülung mit Frischlösung C Not- Aus PI PI PI Reservetank Auslauf Not- Aus PI F Mixer Trockner F Antischaum Soda Bild 7.1: Alkalisch-arbeitende Entwicklermaschine (Werkbild Gebr. Schmid) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 52 Damit der Entwicklerprozeß optimal ausgeführt werden kann, ist bei der Maschinenausrüstung auf folgendes zu achten: • • • • • • • • Überwachungseinrichtungen für Sprühdruck, Temperatur, durchsatzabhängige Zudosierung und Durchlaufgeschwindigkeit. Am besten erfolgt die Parameterüberwachung und Parametersteuerung mit einer SPS-Anlage, die auch eine Datenaufzeichnung ermöglicht. Flachstrahldüsen, bei denen Sprühdruck und -verteilung über die ganze Fläche konstant ist, die nicht zu Verstopfungen neigen und für Reinigungszwecke leicht ausbaubar sind (Bajonettverschlüße). Quer zur Durchlaufrichtung oszillierende Düsenstöcke. Dosiersystem mit Messung der Konzentration für das Entwicklermedium und Antischaum. Kühl- und Heizsystem für das Entwicklermedium. Säurespülung zur optimalen Entfernung des Alkalifilmes nach der letzten Wasserspüle. Transportsystem für dünne Materialien (Innenlagen), Führungsgitter, größerer Transportrollendurchmesser. Trocknungseinrichtung am Auslauf. Be- und Entladeeinrichtung zur Automatisierung und Verhinderung von „mechanischen Beschädigungen“ der Platten. Die Leistung bzw. die Durchlaufgeschwindigkeit der Anlage sollte so ausgelegt sein, daß der 2 Breakpoint (Zeitpunkt der vollständigen Entwicklung) nach ½ bis /3 des gesamten Durchlaufs durch die Entwicklerkammer erreicht wird. Das einwandfreie Funktionieren der Entwicklermaschine ist stark von der Wartung abhängig. Die Maschine sollte wöchentlich einer Komplettreinigung unterzogen werden. Transport- und Abquetschwalzen sollten mindestens bei jedem Schichtwechsel gereinigt werden. Die Düsenstöcke sind ebenfalls in diesem Rhythmus auf Verstopfungen zu überprüfen. 7.2 Entwicklungsmedium Das Entwicklermedium ist eine Lösung aus Natrium- oder Kaliumkarbonat in Wasser. Die Konzentration der Lösung liegt bei ca. 1 Gew.% Na2CO3 oder K2CO3 ohne Berücksichtigung des Kristallwassers. Die Konzentration des Entwicklermediums ist täglich zu analysieren, dazu geeignet ist das Titrationsverfahren. Die Entwicklungstemperatur liegt normalerweise bei 25 - 35 °C. Niedrigere Temperaturen vergrößern das Verarbeitungsfenster, führen aber zu niedrigeren Durchlaufgeschwindigkeiten, d.h. Kapazitätseinbußen. Höhere Temperaturen und höhere Carbonatkonzentrationen führen zum Angriff der polymerisierten Resistoberflächen und wirken sich praktisch auf die Auflösung und Flankenstruktur aus. Ungenügend polymerisierte und überentwickelte Resistkomponenten haben das Potential zur Verunreinigung galvanischer Bäder. Hieraus resultieren verschiedene Abscheidungsprobleme wie matte Oberflächen, nicht oder nur teilweise oder schichtförmig aufgebautes Kupfer. Die Entwicklungszeit ist stark vom Fotoresist, den Prozeßparametern sowie von der Anlage (Düsenstöcke, Art der Düsen) abhängig und beträgt ca. 40 - 90 Sekunden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 53 Um die beim Sprühvorgang entstehende Schaumbildung zu vermeiden, wird dem Medium ein vom Fotoresisthersteller und vom Hersteller der Entwicklungsmaschine freigegebenes Antischaummittel zugegeben. Achtung: Falsches Antischaummittel zerstört die Entwicklermaschine! 7.3 Beurteilung der Entwicklungsqualität Ein wichtiges Beurteilungskriterium für die Entwicklungsqualität ist die Flankengeometrie (Bild 7.2). Sie hat großen Einfluß auf den Leiterquerschnitt bzw. -abstand. Idealfall überentwickelt (oder unterbelichtet) unterentwickelt (oder überbelichtet) Bild 7.2: Flankenformen des Resists Die Ober- und Unterseite des Zuschnitts darf nicht unterschiedlich entwickelt sein. Es ist deshalb darauf zu achten, daß von beiden Seiten Prüfungen durchgeführt werden und eine Zuordnung erfolgt. Die entwickelten Zuschnitte sind stichprobenmäßig auf Entwicklungsrückstände zu überprüfen. Solche Rückstände auf der Oberfläche können bei der Weiterverarbeitung zu Haftproblemen führen. Die Ursachen dafür liegen meistens bei zu kurzen Entwicklungszeiten (Durchlaufgeschwindigkeit), einer schlechten Spülung, verstopften Düsen oder einer falschen Entwicklerkonzentration. Darüber hinaus können sie aber auch aus Problemen beim Belichten (Unterstrahlung, mangelhaftes Vakuum) herrühren. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 54 Bild 7.3a: Resiststrukturen bei Feinstleitertechnik (Werksbild DuPont) Bild 7.3b: Resiststrukturen bei Feinstleitertechnik (Werksbilder Ciba Geigy) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 55 In Bild 7.3a und b sind Resiststrukuren abgebildet, die mit einem Rasterelektronenmikroskop aufgenommen wurden. Deutlich erkennbar sind die steilen Resistflanken. 8 Überprüfen von Belichtungszeiten und Belichtungsgeräten Der Polymerisationsgrad von Fotoresisten ist entscheidend für die nutzbaren Resisteigenschaften, wie chemische Beständigkeit, Auflösungsvermögen, Wiedergabegenauigkeit, Flankenform, etc.. Die Belichtungsintensitäten sind deshalb neben der Auswahl des geeignetsten Emissionsspektrums in engen Toleranzen konstant zu halten. Regelmäßige Überprüfungen sind deshalb wichtig. Zwei Verfahren haben sich in der Praxis etabliert: • Grau-/Stufenkeil als Hilfsmittel für die regelmäßige Produktionsüberwachung • UV-Energiemesser für Messungen der Lichtmengenverteilung, Lichtintensitäten, spezifische Emissionsspektren, periodische Überprüfung der Belichtungsgeräte, Kalibrieren von neu installierten Brennern. 8.1 Grau-/Stufenkeile Grau-/Stufenkeile sind Präzisionsmeß-Hilfsmittel, sie werden von einschlägigen FotoresistFachfirmen zur Verfügung gestellt. Vergleichbar zu Fotovorlagen sind auf einem Polyesterträger Streifen unterschiedlicher, genau definierter Dichte-Abstufung aufgebracht - für unterschiedliche Meßbereiche mit unterschiedlicher Abstufung und Dichteausschnitten. Diese Werkzeuge sollten nur als Original, niemals als Kopie eingesetzt werden. Der Einsatz erfolgt entweder auf separaten Testcoupons, die entsprechend festgelegter Produktionsparameter verarbeitet werden, oder auf Randstreifen von Produktionsplatten. Belichtet wird auf bzw. unter der Fotovorlage, Haltezeiten vor dem Entwickeln sind strikt einzuhalten, die Entwicklungsparameter sind identisch zu den Produktionseinstellungen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 56 8.1.1 Arbeitsprinzip Die von der Belichtungsquelle emittierten Lichtmengen werden durch unterschiedlich transparenten Dichtestufen präzise absorbiert. Die durchtretende Restlichtmenge initiiert eine der Lichtmenge anteilige Polymerisation im Fotoresist. Der Resist haftet je nach Polymerisationsgrad nach dem Entwickeln unterschiedlich auf dem verwendeten Basismaterial, in der Regel Kupfer (Bild 8.1). Strahlengang Grau-/Stufenkeil Träger/Polyester Rest - Lichtmenge Fotoresistschicht Kupferoberfläche Basislaminat Testcoupon nach Entwickeln: ohne Resist angegriffenen vollerhalten Resistschicht Kupferoberfläche Basislaminat Bild 8.1: Wirkungsweise des Grau-/Stufenkeils VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 57 Erfaßt wird die Haftung des Fotoresists als Funktion der Polymerisation und seiner mechanischen Haftung zum Basismaterial sowie der Einfluß der Haltezeiten etc.. Bewertet werden nach einer willkürlichen Festlegung entweder die erste voll erhaltene Graukeilstufe oder die erste Stufe mit nicht angegriffener, glänzender Oberfläche. Referenzuntersuchungen sind notwendig. Fotoresiste mit hohem Kontrast bzw. steiler Gradation zeigen erwartungsgemäß eine geringere Anzahl angegriffener Stufen (leichter auszuwerten) im Vergleich zu Re- sisten mit flacher Gradation. Der lineare Dichte-Absorptionsverlauf des Stufenkeils erlaubt dann Anpassungen der Belichtungszeiten nach Tabellen. Er wird damit zu einem idealen Hilfsmittel, um die Verarbeitungsparameter der Bildübertragung mittels Fotoresists einfach und zuverlässig zu kontrollieren. Beim Vergleich von Datenblattangaben von Fotoresisten ist genau auf die Hinweise zum verwendeten Stufenkeil zu achten. Als Standard dient der 21- stufige oder der 41- stufige Stouffer-Keil. Je nach Fachfirma werden Stufenkeile mit unterschiedlichen Abstufungen eingesetzt (Anhang 10.2). Deshalb ist es wichtig, Messungen mit dem gleichen Stufenkeil durchzuführen oder die Dichtewerte sind von einem Graukeil auf den anderen umzurechnen. Die Datenblattangaben sollten nur als Referenzwerte verwendet werden und ersetzen keinesfalls detaillierte eigene Untersuchungen, die dann spezifische betriebliche Einrichtungen, Prozeßabläufe etc. berücksichtigen. 8.2 UV - Energiemesser Diese Energiemesser erfassen über einen definierten spektralen Emissionsbereich die 2 Lichtintensität (W/cm ), die Meßbereiche können über zugeschaltete Filter eingeengt werden. Damit ist man in der Lage, das Meßgerät auf die relevanten Spektren der Fotoresiste zu justieren, die in der Produktion verwendet werden. Dies ist wichtig, wenn z.B. durch Alterung des Brenners sich das Emissionsspektrum verändert und damit weniger als zu Beginn mit der Empfindlichkeit der zu verarbeitenden Resists übereinstimmt. Die Geräte sind tragbar, in ihrer Empfindlichkeit über einen großen Meßbereich zu spreizen und haben eine große Wiederholbarkeit. Zusätze erweitern ihre Anwendbarkeit auf Lauflichtund Durchlaufbelichtungsgeräte. Angezeigt werden absolute Werte (Intensität, Lichtmenge) und sie eignen sich deshalb auch besonders für grundsätzliche Messungen, wie die Lichtmengenverteilung bei großformatigen Belichtungsrahmen, Kalibrieren neuer Brenner etc. UV-Energiemesser ergänzen Messungen mit dem Grau-/Stufenkeil, sie ersetzen sie aber nicht. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 58 9 Fehleranalyse Fehlermerkmal Ursache Abhilfe Physikalische Resistdefekte Verpackungsfehler Material erst nach Rücksprache mit dem Hersteller verarbeite Wickelfehler Rolle an Lieferanten zurückgeben Schmutzeinschlüße Polyolefinfolie oben Reklamation beim Resistlieferanten Rolle wurde in falscher Richtung auf den Laminator gespannt, Rolle umdrehen Unvollständige Entwicklung Auswaschpunkt nicht bei 50 % Entwicklungsparameter überprü(Auswaschen) Rückstände der Entwicklerstrecke fen, ebenso Belichtungsparameter Unterschiedliche Entwicklung Entwicklerlösung wirkt unter- • Sprühdrucke auf symmetrische von Oberseite zu Unterseite schiedlich stark / lange auf OberEntwicklung einstellen (nicht auf und Unterseite symmetrische Drucke) • Überprüfen auf verstopfte Düsen und Zuleitungen; evtl. Filter z.T. verstopft Defekte Tents Lochdurchmesser zum Tenten Ndk-Bohrungen nach dem Ätzen zu groß einbringen (Toleranz beachten) Laminierparameter falsch einge- Versuchen, mit niedrigerem Druck stellt und niedrigerer Temperatur zu Laminieren. Achtung: Dies kann sehr negative Effekte auf die Resisthaftung haben und zu hohem Ausschuß beim Galvanisieren führen Belichtungszeit zu hoch Durch hohe Belichtung verhärten bzw. verspröden die Resiste im allgemeinen. Niedrigere Belichtungen wählen. Achtung: Auch hier kann es bei zu niedrigen Belichtungswerten zu hohem Ausschuß in der Galvanik kommen (Auslaugen des Resists im Galvanikbad). Bohrgrat Bohrparameter sowie Ober- und / oder Unterlage überprüfen, Schleifparameter vor DK-Prozeß verbessern Resist für Tenting ungeeignet Anderen Resisttyp wählen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 59 Fehlermerkmal Ursache Abhilfe Übergalvanisieren Zu dünne Resiste Dickeren Resist verwenden Zu hohe Stromdichten bei ver- • Blendrahmen verwenden einzelt liegenden Leiter • Niedrigere Stromdichte und längere Verweilzeit einstellen • Eventuell die Badparameter leicht verändern (Einebner, Glanzbildner) • Design anpassen nach Absprache mit dem Entflechter. Eventuell Blindflächen in das Layout der Leiterplatte einfügen (rastern) Galvanische Unterwanderung Riefen und Kratzer auf der Cu- • Materialhandhabung überprüOberfläche vor dem Laminieren fen, um Kratzer zu vermeiden des Fotoresists • Anpreßdruck der Bürstwalzen beim Reinigen vor dem Resistlaminieren erniedrigen • Bürsten eventuell defekt oder verschlissen, austauschen • Überprüfen des Transportsystems der Reinigungsanlage, die vor dem Resistlaminieren benutzt wird Cu-Oberfläche vor dem Re- • Cu-Oberfläche sorgfältig reinisistlaminieren verschmutzt oder gen bzw. entfetten und Vorsorge stark oxidiert, dadurch Haftungstragen, daß die Cu-Oberfläche probleme zwischen Fotoresist nicht erneut wieder oxidiert und Cu-Oberfläche • Haltezeit zwischen Vorreinigung und Laminieren verkürzen Fotoresist bei zu niedriger Tem- Druck und Temperatur am Lamiperatur und/oder zu niedrigem nator überprüfen und nach AngaDruck auflaminiert ben des Resistlieferanten neu einstellen Haftung zwischen Fotoresist und • Wenn eventuell mechanische Cu-Oberfläche stellenweise nicht Beschädigungen vorliegen, muß vorhanden der Transport zwischen dem Entwickeln des Resists bis zum Anklemmen an den Warenträger des Galvanikautomaten überprüft werden Eventuell durch Fingerabdrücke vor dem Resistlaminieren verursacht; Cu-Oberfläche sorgfältig reinigen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 60 Fehlermerkmal Ursache Rückstände beim Entwickeln Maschinenbedingungen prüfen Abhilfe über- • • Düsenstöcke verstopft Regelmäßige Wartung der Maschinen Wartungsplan erstellen bzw. kontrollieren • • Reinigen der Düsen Resist gegen UV-Licht schützen Falsch oder zu lange zwischen • Laminieren und Entwickeln gela- • gert Kürzere Lagerzeiten einhalten Mit Resist beschichtete Leiterplatten vor Hitzeeinwirkung und UV-Strahlung schützen Spülwassermenge nicht ausrei- Richtige chend stellen Verunreinigtes Transportsystem Spülwassermenge ein- Transportrollen reinigen Beladungsgrad der Entwicklerlö- • sung zu hoch • • Richtige Konzentration einstellen Entwicklerlösung erneuern Ansatztank überprüfen Alkalikonzentration zu gering Mit konzentrierter Entwicklerlösung nachdosieren • Sprühdruck auf der Platte zu ge- Abwaschzeit kontrollieren und neu ring einstellen Entwicklertemperatur nicht rich- Thermostat kontrollieren, Defekt tig beseitigen und richtige Temperatur einstellen Verunreinigte Tanks Durchlaufgeschwindigkeit hoch Tanks regelmäßig säubern zu Geschwindigkeit reduzieren, Auswaschpunkt berücksichtigen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 61 Fehlermerkmal Rückstände beim Strippen Ursache Partikelgröße des Fotoresistrestes Ungleichmäßiger Galvanoaufbau Badverunreinigungen durch organische Substanzen, die meistens aus dem verwendeten Fotoresist auslaugen Einschnürungen beim Galvani- Resistrückstände im Leiter sieren Haftung von Kupfer zu Kupfer Abhilfe Richtiges Strippmedium verwenden • Ausreichende Polymerisation des Resists vornehmen (höhere Belichtung) • Resist auf Elektrolyt abstimmen, ggf. anderen Resisttyp auswählen • Chemische Beständigkeit der Resiste überprüfen; Auslaugtest durchführen • Bad mit Aktivkohle reinigen • Überprüfung der Entwicklerbedingungen • Haltezeit nach Belichten überprüfen • Kantenschärfe der Fotovorlage überprüfen • Fotovorlage auf Fehlstellen bzw. Kratzer überprüfen • Entwicklermaschine der Fotovorlage überprüfen Entfetten / Desoxidation in der • Konzentration und Funktionalität Galvanik nicht mehr aktiv des Entfetters/Anätzers überprüfen, eventuell Neuansatz • Spülung überprüfen Entwicklungsrückstände • Zu kurz entwickelt, Durchlaufgeschwindigkeit überprüfen • Schlechte Spülung wegen zu niedrigen Wasserdrucks verstopfter Düsen, zu hohe Durchlaufgeschwindigkeit • Konzentration des Entwicklers überprüfen, eventuell Neuansatz • Verschleppung des Entwicklers (Kammer verunreinigt) • Temperatur des Entwicklers überprüfen und neu einstellen Fingerabdrücke • Handschuhe tragen • Zuschnitte nur an den Kanten anfassen Fotoresist bei falschen Tempe- Laminiertemperatur überprüfen raturen auflaminiert (meist zu hoch) VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 62 Fehlermerkmal Ursache Verbreiterungen beim Ätzen Schlechter Kontakt der Fotovor- Vakuum zwischen Fotovorlage und lage zum Resist, dadurch Unter- Resist verbessern strahlung Abhilfe Ungenügender Resistfluß, d.h. • Laminiertemperatur und/oder Riefen werden nicht bis zum Anpreßdruck der LaminierwalGrund durch Resist ausgefüllt zen zu niedrig • Dickeren Resist verwenden • Mylarfolie berücksichtigen Riefen und Vertiefungen im Ba- • Bürstprozeß überprüfen; evtl. sismaterial, zerspanende VorreiWalzendruck erniedrigen nigung • Handhabung des Basismaterials überprüfen (Eingangskontrolle) Staub und/oder Haarlinien in der Sauberkeit beim Fotoprozeß, evtl. Fotovorlage auch bei der Erstellung der Fotovorlage erhöhen Unterbrechungen beim Ätzen Sn oder Sn-Pb-Schichtdicke zu • Stromdichte und/oder Verweilgering; wird beim alkalischen zeit im Sn- bzw. Sn-Pb-Bad erResiststrippen zu weit abgetrahöhen gen. • Evtl. versuchen mit höherer Defekte Fotovorlage. Durchlaufgeschwindigkeit beim Mechanische Beschädigungen Resiststrippen zu arbeiten beim Transport Ringförmige Durchätzungen Entwicklerrückstände im Loch Spülung nach dem Entwickeln ver(Unterbrechungen) im Loch bessern; bei kleinen Löchern evtl. mit leicht erhöhtem Druck spülen Luftblasen im Loch • Benetzung in den Löchern verbessern und zwar durch Netzmittelzugabe in ein Vorreinigungsbad der Galvanolinie. Achtung: Netzmittel muß mit den Galvanobädern in kleinen Mengen verträglich sein, da es zwangsläufig zu Verschleppungen in die Galvanikbäder kommt • Während des Galvanisierens regelmäßig mit einem Hammer an den Warenträger schlagen oder besser noch eine Vibrationsvorrichtung anbringen, die durch mechanische Erschütterungen die Luftblasen freisetzt VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Seite 63 Fehlermerkmal Ursache Ringförmige Durchätzungen starke Bohrriefen (Unterbrechungen) im Loch Abhilfe • Bohrprozeß auf Schnittgeschwindigkeit bzw. Drehzahl und Vorschub überprüfen • Bohrer auf Schärfe der Schnittkanten und auf Ausbrüche an den Schnittkanten kontrollieren • Spanabfuhr beim Bohrprozeß überprüfen • Bei Multilayern (ML) überprüfen, ob das Harz beim Verpressen völlig ausgehärtet wurde; ML evtl. bei geeigneten Temperaturen (Tg beachten) im Ofen nachtempern Reproduzierfähigkeit der Foto- Qualität der Fotovorlage nicht Neue Filme, Belichtungsparameter vorlage mangelhaft ausreichend überprüfen Haftung von feinen Resistlinien Vorbehandeln, Laminieren und Fertigungsparameter mit Hilfe eiBelichten nicht optimal nes Finelinetestfilmes überprüfen und neu einstellen Falten im Resist Falscher bzw. unterschiedlicher Laminierparameter überprüfen Anpreßdurck der Laminierwalzen Einlauftisch zu hoch neu justieren Resistrollen nicht fest einge- Einspannvorrichtung spannt Resistrollen nicht parallel Resistrollen neu überprüfen Zu heiße Laminierwalzen Einlauftisch justieren Laminiertemperatur überprüfen Keine konstante Abwickelspan- Einstellung überprüfen nung Resistabhebungen an den Plat- Zu hoher Anpreßdruck Preßdruck überprüfen, ggf. redutenecken zieren Schlechte Schneidetechnik Messer erneuern Fingerabdrücke Handschuhe tragen Zu hohe Laminiergeschwindig- Laminierparameter überprüfen keit Zu geringe Laminiertemperatur Laminierparameter überprüfen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 64 Fehlermerkmal Ursache Abhilfe Blasen im Resist Beschädigte Laminierwalzen Walzen auf Löcher untersuchen, ggf. austauschen und neu beschichten lassen Verschmutze Laminierwalzen Mit Wasser oder Alkohol reinigen Schlechte Resisthaftung Zu geringer Druck der Laminier- Laminierparameter überprüfen walzen Unzureichende Vorreinigung Benetzungstest an den gereinigten Zuschnitten durchführen, Vorreinigung überprüfen Zu lange Haltezeit nach der Vor- Liegezeiten reinigung Lufteinschlüße verkürzen Zu geringer Anpreßdruck Laminierparameter überprüfen Heizung ausgefallen Laminiertemperatur überprüfen, Heizung reparieren bzw. erneuern Beschädigungen im Basismate- • Transportmittel überprüfen rial • Eingangskontrolle am Basismaterial verstärken Zu grobe Gewebestruktur des • Glasgewebe ändern Basismaterials • Dickeren Resist verwenden • Laminierparameter ändern Zu geringer Druck der Laminier- • Laminierparameter ändern walzen • Shorehärte der Walze ändern Zu hohe Laminiergeschwindig- Laminierparameter ändern keit Zu geringe Vorheiztemperatur Resistdicke Zu geringe Laminiertemperatur Resistflitter Manuelles Messern Schneiden • Laminiergeschwindigkeit reduzieren • Vorheiztemperatur erhöhen • Bei sehr dicken Leiterplatten evtl. vortemperen Dickeren Resist verwenden, Mylarfolie beachten Laminierparameter überprüfen mit • Messerschärfe überprüfen, ggf. Messer erneuern • Schneidetechnik verbessern • Zuschnitte nach dem Laminieren reinigen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 65 Fehlermerkmal Ursache Abhilfe Kupferspots Unzureichende Vorreinigung Benetzungstest durchführen und Vorreinigung überprüfen Trockenflecke • Luftmesser im Trockner überprüfen • Trocknungswalzen überprüfen, ggf. Belag erneuern • Spülwasser überprüfen Entwickler überladen • Konzentration der Resistbeladung messen • Entwickler verdünnen • Entwickler reinigen • Transportsystem überprüfen Zu hohe Laminiertemperaturen Laminierparameter überprüfen Danksagung Die Autoren danken Herrn Anschütz, Firma Morton, Herrn Habicht, Firma Gebr. Schmid, Herrn Kunath, Firma DuPont, Herrn Dr. Rutenberg, Firma Ruwel Werke, Werk Schoeller, und Herrn Waldner, Firma Multiline, für die offenen Diskussionen und für die Überlassung von Unterlagen. Die Autoren bedanken sich ebenfalls bei ihren Firmen für die wohlwollende Unterstützung und für die zur Verfügung gestellte Arbeitszeit zum Erstellen dieser Schulungsblätter. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 66 10 Anhang 10.1 Fortpflanzung von Fehlern Physikalische Größen werden durch Messungen ermittelt; am häufigsten sind es die Gewichts-, Zeit-, Volumen- und Längenmessungen und im modernen Alltagsleben als abgeleitete Größe selbstverständlich die Geschwindigkeitsmessungen. Alle diese Messungen sind fehlerbehaftet. Um Streit und Betrug vorzubeugen setzten die Gesetzgeber deshalb schon seit Jahrtausenden Standardmaße fest, die von der Obrigkeit geprüft und später sogar mit einem Eichstempel versehen wurden. Bei allen geeichten Messungen schreibt der Gesetzgeber die maximale Abweichung der Messungen vom Soll-Wert vor. So muß z.B. die Ungenauigkeit an Zapfsäulen unter 0,5 % liegen. Beim Auto wird aber zusätzlich aus Sicherheitsgründen bestimmt, daß der Tachometer nicht „nachgehen“ darf, d.h. niedrigere als die tatsächlichen Ist-Werte anzeigt. Hier wird aufgrund der Gesetzesvorgabe konstruktiv eine einseitige Abweichung zu höheren Geschwindigkeitsangaben erzeugt. Führt man mehrere Messungen an ein und derselben physikalischen Größe durch, so wird man, wenn die Auflösung der Meßanzeige fein genug ist, jedesmal einen etwas anderen Wert finden. Ist die Zahl dieser Wiederholungsmessungen aber hoch genug, so erhält man eine zuverlässige Aussage über den Mittelwert und die Streuung der fehlerbehafteten Messungen. Aus diesen Messungen kann man dann auf den wahrscheinlichen Ist-Wert und auf die Fehlerbreite schließen, beim Messen erhält man nämlich immer nur fehlerbehaftete Meßergebnisse, nicht aber die Fehler selbst. Grobe Fehler, die z.B. aus Unachtsamkeit während der Messung entstehen, wollen wir bei unseren weiteren Betrachtungen unberücksichtigt lassen, da sie nur schwer oder fast gar nicht mathematisch in den Griff zu bekommen sind. Als Beispiel könnte man die Messung irgendeiner Strecke mit einem Ist-Wert von 1,57 m anführen, die der Messende aus Versehen mit dem Falsch-Wert von 1,47 angibt. Diese „Konzentrationsfehler“ schließen wir im folgenden aus. Die anderen auftretenden Fehler lassen sich dann in zwei Gruppen aufteilen: a) Konstruktiv bedingte Fehler des Meßgeräts oder Fehler die z.B. auf die speziellen Eigenheiten der messenden Person zurückzuführen sind. b) Zufällige Schwankungen der Meßergebnisse aufgrund nicht ermittelbarer Ursachen. Im ersten Fall zeigen die Fehler i.a. ein regelmäßiges Verhalten, so daß man sie oftmals in ein mathematisches Gesetz formen kann. Fehler der zweiten Art sind dagegen völlig unregelmäßig und unkontrollierbar. Manchmal sind sogar die Fehlerursachen bekannt, aber man kann sie nicht erfassen und abstellen. Typisch ist z.B. der Meßfehler am Meßmikroskop, bei dem Fadenkreuze an die zu messenden Endpunkte einer Meßstrecke angelegt werden müssen. Hier ist trotz optischer Hilfen die Ablese- und Beurteilungsfähigkeit des menschlichen Auges beim Einstellen des Fadenkreuzes geringer als die Genauigkeit des Meßinstruments und somit ergeben Wiederholungsmessungen ständig andere Werte. Im Prinzip wird mit den Wiederholungsmessungen in diesem Fall nicht irgendein anonymer Meßfehler be- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 67 stimmt sondern ganz speziell die Ablese- und Beurteilungsfähigkeit des Auges der messenden Person. Diese Fehler sind nicht kontrollierbar und unterliegen als rein zufällige Fehler der Fehlerrechnung. Die nicht zufälligen Fehler der ersten Art werden von der Fehlerrechnung dagegen nicht betrachtet. Bei unregelmäßigen, rein zufälligen Fehlern liegen bei Wiederholungsmessungen die Meßwerte im allgemeinen um einen Zentralwert etwa im Sinne einer Gauß-Verteilung. Hierbei sollte die Anzahl der positiven Abweichungen vom Zentralwert ungefähr gleich groß sein wie die Anzahl der negativen Abweichungen. Es kommt aber auch vor, daß eine Seite der Abweichungen deutlich überwiegt. In diesem Fall spricht man von einseitig wirkenden Fehlern. Diese Einseitigkeit von Fehlern hat meistens eine systematische Ursache. Im Falle der Geschwindigkeitsmessungen in Autos ist sie gewollt, oftmals aber auch ungewollt. Bei einseitigen Fehlern sollte man auf jeden Fall nach der Ursache der Einseitigkeit forschen und versuchen, die Einseitigkeit abzustellen. Einseitige Fehler sind weder unregelmäßig noch zufällig und werden ebenfalls von der Fehlerrechnung nicht erfaßt. Gibt es mehrere Fehlerquellen bei der Durchführung von Messungen - und dies ist meistens der Fall - so spricht man am Ende der Messungen von einem Gesamtfehler, der sich aus den Teilfehlern einer jeden Fehlerursache zusammensetzt. Die hierbei zu beachtenden Gesetzmäßigkeiten werden nachfolgend beschrieben. Gegenstand der Fehlerrechnungen bzw. Fehlertheorien sind rein zufällige Fehler, die folgende Bedingungen erfüllen: 1. Die Zahl der positiven und negativen Fehler sind annähernd gleich häufig und die Summe aller Fehler ist annähernd Null. 2. Kleinere Fehler treten häufiger auf als größere Fehler. 3. Der Schwerpunkt der Fehlerhäufigkeit liegt im Nullwert oder in dessen Nähe. Nehmen wir nun an, in einem Meßlabor streiten sich 3 Personen, wer am genauesten mit dem Meßmikroskop messen kann. Um dies herauszufinden, einigt man sich auf folgenden Test: Mit Hilfe des sehr genauen Meßmikroskops soll an einem Schliff die Kupferstärke eines Leiterzugs gemessen werden. Um den Wert möglichst genau zu ermitteln, wird von jeder Person der Leiterzug an derselben Stelle 10 mal gemessen. Jede Person erhält dann M1, M2 ...M10 Meßergebnisse. Wie groß sind jetzt die Meßfehler ? Wenn X die wahre, aber unbekannte Schichtdicke ist, dann definiert man die wahren Meßfehler F1, F2 ... F10 durch: F1 = X - M1 F2 = X - M2 : F10 = X - M10 Da aber X nicht bekannt ist, denn dann bräuchten wir nicht zu messen, können wir die Fehler F1 bis F10 für jede unserer 3 Personen nicht berechnen, und somit auch nicht feststellen wer der Beste ist. Mathematisch gesehen ist das Verfahren tatsächlich in einer Sackgasse gelandet. Um an dieser Stelle aber nicht aufzugeben, ist es üblich geworden, die Absolutbe- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist Seite 68 träge aller Meßergebnisse zu summieren und durch die Anzahl der Messungen zu dividieren. Mathematisch bildet man also das arithmetische Mittel der Beträge der Meßwerte und hofft, daß dieser Mittelwert dem wahren Wert X möglichst nahe kommt. Sicher ist das aber nicht! Es sei ausdrücklich betont, daß dieses Verfahren eine reine Konvention ist, nicht aber durch eine logische mathematische Begründung erzwungen. Tatsächlich gibt es auch andere Verfahren, die aber wenig gebräuchlich sind und deshalb an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden sollen. _ Bezeichnen wir den soeben diskutierten Mittelwert mit x, so errechnet er sich durch |M1|+ |M2|+ .......+ |Mn| x = --------------------------------n 1 _ = ----n ∑ |Mn| Hiermit können wir nun die „Durchschnittsfehler“ fn in Analogie zu den wahren Fehlern Fn definieren. _ f1 = x - M1 _ f2 = x - M2 : _ f10 = x - Mn _ Ein „Durchschnittsfehler“ ist somit die Abweichung zwischen dem Durchschnittswert x und dem n-ten Meßwert, wohingegen ein wahrer Fehler die Abweichung zwischen dem wahren Wert und dem n-ten Meßwert ist. Nach dem hier Festgelegten läßt sich aber immer noch nicht bestimmen, wer von den drei Personen am besten gemessen hat, denn von jeder Person können wir für jeden Meßwert seiner 10 Messungen nur die Abweichung zum Durchschnittswert x bestimmen; d.h. wir haben für jede Person 10 Abweichungen f1 bis f 10, nicht aber einen einzigen Wert, den wir mit den Ergebnissen der anderen beiden vergleichen könnten. Nun könnte man z.B. die „Durchschnittsfehler“ f1 bis f 10 summieren und durch 10 dividieren, also nochmals das arithmetische Mittel bilden. Dieses Verfahren gibt aber mit Einschränkung zwei Probleme: a) Die Summation der Fehler ergibt i.a. einen Wert der bei Null liegt, da die Abweichungen sowohl positiver als auch negativer Art sind und gemäß der Bedingung 1. beide Vorzeichen auch noch annähernd gleich häufig auftreten sollen. (Für alle drei Personen würde sich also idealerweise der Wert „Null“ ergeben, selbst wenn sie unterschiedlich genau gemessen haben). Dieses Problem könnte aber noch durch eine Summation der Absolut- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 69 Werte umgangen werden. b) Der Einfluß größerer Fehler wird nicht mit dem nötigen Gewicht vertreten, da bei großen Meßreihen die Division durch die Anzahl der Meßergebnisse den Fehler stark relativiert. Es ist deshalb üblich geworden, das Genauigkeitsmaß einer Meßreihe als Wurzel aus dem arithmetischen Mittel der Fehlerquadrate zu berechnen und als mittleren Fehler zu bezeichnen: _______________________ m = ± √ (f1² + f2² + f3² + ....+ fn²) : n oder kürzer geschrieben: __________ m = ± √ (∑ fn² ) : n wobei bekanntlich mittlerer Fehler ∑ fn² = f1² + f2² + f3² + ....+ fn² ist. Der mittlere Fehler m wird um so genauer, je größer die Anzahl n der Einzelmessungen ist. Rechnen wir jetzt für jede unserer 3 Personen den mittleren Fehler m ihrer 10 Messungen aus, so läßt sich vergleichen, wer am besten gemessen hat. Angemerkt sei, daß auch hier die Berechnung des mittleren Fehlers m mit Hilfe der Fehlerquadrate keine zwingende mathematische Konsequenz ist, sondern aus der Zweckmäßigkeit resultiert. Grundsätzlich könnte man andere Gleichungen wählen; die Gleichung der Fehlerquadrate hat sich aber aus eben jener Zweckmäßigkeit durchgesetzt und wir wollen uns dieser „Konvention“ anschließen. Wie verändert sich nun der mittlere Fehler, wenn ein wahrer, aber unbekannter Wert X um einen konstanten Faktor a vergrößert wird und die Größe X durch die Messung M mit einem mittleren Fehler m bestimmt wurde ? Gemäß unserer Festlegung ist X=M±m so daß bei Multiplikation mit der Konstanten a folgt: aX = a (M ± m) = aM ± am Der durch Messung bestimmte Wert ist also aM und der mittlere Fehler für aX ist ± am. Dies ist verständlich, denn wenn für die Messung einer Strecke aX eine Meßlatte M zur Verfügung steht, die a-mal ausgelegt werden muß um aX zu messen, dann geht in jede einzelne Messung der mittlere Fehler m ein, bei a Messungen also ein Gesamtfehler von m multipliziert mit a. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 70 Hat man zur Lösung eines Problems verschiedene Größen zu messen, so stellt sich sofort die Frage, welchen Gesamtfehler die von einander unabhängigen Messungen verursachen. Zu messen sei die Gesamtgröße Y mit den unbekannten einzelnen Größen X und X’: Y = X + X’. Zunächst messen wir n-mal die Größe X. Die Meßergebnisse seien M1, M2..Mn . Anstelle des Unbekannten Werts von X benutzen wir nach dem früher gesagten das arithmetische Mittel des Betrags der Meßergebnisse, also: |M1| + |M2| + ....+ |Mn | ----------------------------- = n _ x= 1 ----- ∑ |Mn| n Hiermit können wir den „Durchschnittsfehler“ fn der n-ten Messung berechnen: _ fn = x - Mn Anschließend erhält man, wie vorher schon beschrieben, den mittleren Fehler durch Bildung von _______________________ m = ± √ (f1² + f2² + f3² + ....+ fn² ) : n Für die zweite (und jede weitere) unbekannte Größe X’ verfährt man analog. Damit ergibt sich für die Durchschnittsmeßwerte der gesamte „Durchschnittswert“ zu: _ _ _ y = x + x’ Fragen wir jetzt nach dem mittleren Fehler der Gesamtmessung mges als Funktion der einzelnen mittleren Fehler m und m’ mges = Fkt. (m, m’), so gilt zunächst _ x = Mn + fn _ x’ = Mn‘ + fn ‘ Nach Einsetzen der Werte in die Gleichung n = 1, 2, 3 ...... VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 71 _ _ _ y = x + x’ folgt für den gesamten Durchschnittsmeßwert: _ y = Mn + fn + Mn‘ + fn‘ _ y =(Mn + Mn‘) + (fn + fn‘) n = 1, 2, 3 ...... Diese Gleichung kann man auch derart interpretieren, daß (Mn + Mn‘) als eine einzige Messung der unbekannten Größe (X + X’) angesehen wird, die dann mit dem Fehler (fn + fn‘) behaftet ist. Der mittlere Fehler ergibt sich dann gemäß Definition zu: mges = √ ( (f1 + f1’)² + (f2 + f2’)² + ....+ (fn + fn’)² ) : n nun ist: d.h. (fn + fn’)² = fn ² + 2 fnfn‘+ fn’² mges = √ (f1 ² + f2² +....+ fn ²):n + (f1‘² + f2’² +....+ fn ’²) : n + 2 (f1 f1’+....+ fn fn‘):n Gemäß Definition gilt aber: und m= ___________________ √ (f1 ² + f2² +....+ fn ²) : n m’ = ____________________ √ (f1‘² + f2’² +....+ fn ’²) : n d.h. m² = (f1 ² + f2² +....+ fn ² ) : n d.h. m’² = (f1 ‘² + f2’² +....+ fn ’² ) : n Der letzte Ausdruck unter der Wurzel wird aber für beliebig große n gegen Null streben, f1f1’ + f2f2’ + ....+ fnfn’ 2 ----------------------------⇒ 0 n wenn wir es tatsächlich, wie eingangs vorausgesetzt, mit rein zufälligen Fehlern zu tun haben, bei denen die Zahl der positiven und negativen Fehler gleich häufig sind und die Summe der Fehler gegen Null strebt. Man beachte, daß im Gegensatz zu fn² und fn’², die aufgrund des Quadrats immer positiv sind, das Produkt fnfn’ aber negativ wird, wenn einer der beiden Werte negativ ist. Die Summe aus fn² und fn’² wird also jeweils positiv, die Summe aus fnfn’ dagegen Null. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 72 Setzen wir die hier erzielten Ergebnisse in die Gleichung für mges ein, so ergibt sich das Fehlerfortpflanzungsgesetz zu _________ mges = ± √ m² + m’² Sind mehr als zwei Meßgrößen vorhanden, erweitert es sich zu __________________ mges = ± √ m² + m’² + m’’² + .... allgemeines Fehlerfortpflanzungsgesetz d.h. der gesamte Meßfehler ist nicht die Summe der einzelnen Meßfehler sondern die Wurzel aus der Summe des Quadrat der einzelnen Meßfehler. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Leiterbilderstellung; Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist VDE/VDI 3711, Blatt 5.4 Seite 73 10.2 Graukeil - Vergleichstabelle Dichte 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10 1,15 1,20 1,25 1,30 1,35 1,40 1,45 1,50 1,55 1,60 1,65 1,70 1,75 1,80 1,85 1,90 1,95 2,00 2,15 2,30 2,45 2,60 2,75 2,90 3,05 Stouffer 21 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Stouffer 41 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 DuPont Riston Morton Dynachem 1 Hitachi Photec 1 2 2 3 3 4 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 9 10 10 11 11 12 12 13 13 14 15 16 17 18 19 20 21 14 15 16 17 18 19 20 21 Kalle Ozatec BASF Nylotron 1 2 2 4 3 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 6 4 8 5 10 6 12 7 14 8 16 9 18 10 11 12 13 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske Seite 1 Allgemeines Das Fotodruckverfahren wird wegen der erreichbaren guten Passergenauigkeit auch zum Aufbringen von Lötstoppmasken, zugleich Isolationsmasken, eingesetzt. Als Flüssig-Resists sind fotostrukturierbare Lötstopplacke vorzugsweise für Leiterbilder mit Fein- und Feinstleitertechnik in der Anwendung. Ein weiterer Vorteil ist das vergleichsweise hohe Auflösungsvermögen. Folgende Applikationsverfahren werden eingesetzt: • Vorhanggießen • Siebdrucken (horizontal und vertikal) • Sprühen (konventionell oder elektrostatisch) Zur Anwendung kommen verschiedene Lacksysteme, basierend auf • • • • Epoxidharzen Acrylaten Epoxyacrylaten oder Novolak-Epoxyacrylaten. Beim Belichten vernetzen die mit UV-Licht bestrahlten Partien und verändern dadurch ihr Löslichkeitsverhalten. Die durch eine geeignete Schablone abgedeckten Bereiche auf der Leiterplatte können durch Herauslösen entwickelt werden. Aufgrund ihres chemischen Aufbaues werden diese Lacke in unterschiedlichen Medien entwickelt. Folgende Entwicklermedien kommen zur Anwendung: − Lactone, z.B. γ-Butyrolacton CH2 O CH2 CH2 C O γ-Butyrolacton (C4 H6O2) − Polyalkohole, z.B. Ethyldiglycol, Butyldiglycol O C4H9 CH2 CH2 O CH2 OH CH2 Butyldiglycol (C8 H18 O3) − Alkalien, z.B. Natriumcarbonatlösung Na2 CO3 Natriumcarbonat Außerdem stehen Lacke zur Verfügung, die sich sowohl in Alkalien als auch in Polyalkoholen gleich gut entwickeln lassen. Entsprechend derzeitiger Umweltschutzgesetzgebung sind Verfahrenstechniken anzuwenden, die Abfälle vermeiden bzw. Abfälle durch Recycling wiederverwertbar machen. Daher sollten Lactone bzw. Polyalkohole als Entwickler bevorzugt werden, da diese aus der beladenen Entwicklerlösung zurückgewonnen werden können. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske Seite 2 Schematische Darstellung des Prozeßablaufes Wareneingangskontrolle Pkt. 1 Lackvorbereitung Pkt. 2 Beurteilung der zu beschichtenden Leiterplatte Pkt. 3 Vorreinigen Pkt. 4 Vorwärmen Pkt. 5 Beschichten Pkt. 6 Ablüften Pkt. 7 Vortrocknen Pkt. 8 ja Beschichten der 2. Leiterplattenseite nein Belichten Pkt. 9 Haltezeit Pkt. 10 Entwickeln Pkt. 11 Spülen Pkt. 11 Trocknen Pkt. 11 Optische Kontrolle Pkt. 12 Thermische Härtung Pkt. 13 UV-Nachvernetzung Pkt. 14 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 3 Prozeßablauf 1 Wareneingangskontrolle Im Rahmen der Produkthaftpflicht und auch im Sinne der Qualitätssicherung ist grundsätzlich eine Wareneingangskontrolle durchzuführen. Diese kann sich u. a. auf folgende Prüfungen beschränken oder ist ggf. in Liefervereinbarungen festzulegen: 1.1 Identprüfung Eine Kontrolle bzw. Sichtkontrolle ist durchzuführen zu folgenden Punkten: 1.1.1 Visuelle Kontrolle Eine optische Beurteilung der angelieferten Gebinde, deren Beschaffenheit und deren Etikettierung - z.B. der richtigen Typenbezeichnung, der Kennzeichnung gemäß der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), wenn angegeben eine Überprüfung des Haltbarkeitsdatums ist eine einfache und sichere Möglichkeit der ersten Wareneingangskontrolle. Hierzu gehört auch ein Farbtonvergleich. 1.1.2 Geruchskontrolle Eine Geruchskontrolle im Vergleich zu einer Vorpartie sollte vorgesehen werden; ein anderer oder deutlich abweichender Geruch muß Anlaß für weitere Überprüfungen sein. 1.1.3 Viskositätskontrolle Die Viskositätskontrolle ist entsprechend den Herstellerangaben bzw. der getroffenen Liefervereinbarungen durchzuführen. Dünnflüssige Lacke, z.B.Gießlacke, werden nach DIN 53 211 mit einem DIN-Auslaufbecher, 4 mm - Düse, gemessen. Hochviskose bzw. strukturviskose Lacke, z.B. Siebdrucklacke, werden mit einem Rotations- bzw. Turboviskosimeter nach DIN 53 214 gemessen. 1.1.4 Probebeschichtung Eine Probebeschichtung unter Praxisbedingungen kann in Liefervereinbarungen festgelegt werden. Sie ist im Sinne zur Zeit geübter Rechtssprechung zumutbar und zwecks möglicher Schadensbegrenzung ratsam. In Abhängigkeit der Applikationsmethode sollte zwischen Lacklieferant und Leiterplattenhersteller die Durchführung der Probebeschichtungen abgesprochen werden. Die mit einer neuen Lackcharge beschichteten Leiterplatten werden gesondert gekennzeichnet und nach festgelegten Prüfkriterien, z.B. Belichtungszeit, Entwickelbarkeit, HAL-Beständigkeit unter Produktionsbedingungen bewertet. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 4 2 Lackvorbereitung Vor der Verarbeitung muß der Lack (bei Mehr-Komponentensystemen alle Komponenten) sowie die ggf. benötigte Verdünnung auf Raumtemperatur gebracht werden. Zweckmäßig werden die Gebinde, die am nächsten Tag verarbeitet werden sollen, am Vortag in einen Raum gebracht, dessen Temperatur der des Verarbeitungsraumes entspricht. Bei Mehr-Komponentensystemen erfolgt vor der Verarbeitung das Vermischen der einzelnen Komponenten im vom Hersteller vorgegebenen Mischungsverhältnis. Für das Anmischen von kleinern Mengen muß beachtet werden, ob das Mischungsverhältnisse in Gew.% oder Vol. % angegeben ist. Die meisten Hersteller liefern die Lackgebinde so an, daß in der Regel das Volumen des Gebindes der Lackkomponente A so groß bemessen ist, daß die Härterkomponente B und auch noch eine zur Viskositätseinstellung notwendige Verdünnungsmenge aufgenommen und gut und sicher verrührt/gemischt werden können. Lack- und Härterkomponenten müssen dann sorgfältig gemischt werden, bis eine homogene Mischung erfolgt ist. Zweckmäßig kommen mechanische Rührgeräte zur Anwendung, wobei die Rührzeit etwa 10 bis 15 Minuten beträgt. Rührkörper, die Luft einrühren, z.B. Propellerrührer, müssen vermieden werden. Eine ggf. verfahrensbedingte Menge Lösungsmittel muß ebenfalls unter dem Rührer zugegeben und homogenisiert werden. Um eine gute Vermischung aller Komponenten zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die fertige Mischung in ein leeres Gebinde umzuschütten und nochmals zu rühren. Hierdurch wird verhindert, daß unvermischtes Material zur Verarbeitung kommt, so daß Qualitätseinbußen vermieden werden. Anmerkung: Die beim Umgang mit Chemikalien allgemein üblichen Maßnahmen sollten sorgfältig beachtet werden, ebenfalls auch die „Verordnung über brennbare Flüssigkeiten“ (VbF) sowie auch die „Technischen Regeln für brennbare Flüssigkeiten“ (TRbF). 3 Beurteilung der zu beschichtenden Leiterplatte Vor der Beschichtung mit Lötstopplack sind folgende Punkte anhand der zu beschichtenden Leiterplatte zu klären : 3.1 Beurteilung des Basismaterials Ist es aufgrund des verwendeten Basismaterials notwendig, zusätzliche Arbeitsschritte vor oder nach der Vorreinigung der Leiterplatte durchzuführen (z.B. Temperschritte)? 3.2 Beurteilung des Metallaufbaues Welches Vorbehandlungsverfahren ist für die vorhandene Metallisierung geeignet? VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 5 3.3 Beurteilung der Leiterhöhe In Relation zur Leiterhöhe muß die Beschichtung so variiert werden (z.B. Wahl der verwendeten Gewebe, Schablonenaufbau beim Siebdruck oder Beschichtungsmenge beim Vorhanggießen), daß die vom Leiterplattenanwender spezifizierte Lötstoppmaskenabdeckung (besonders an der Leiterkante) nach vorliegenden statistischen Aufzeichnungen erreicht werden kann. Die Angaben zur Leiterhöhe können den Angaben der vorgeschalteten Abteilungen entnommen werden (SPC - statistical process control - der Galvanik) oder vor der Beschichtung gemessen werden. Die Beschichtungsparameter werden in der Regel über Rückmeldungen der Endkontrolle statistisch erfaßt und können für die Festlegung der Produktionsparameter verwendet werden. 4 Vorreinigen Die optimalen Vorreinigungsmethoden werden von den Lötstopplackherstellern für die einzelnen Metallauflagen spezifiziert und müssen eingehalten werden. Voraussetzung für eine einwandfreie Haftung der Lötstoppmaske, aber auch zum Erreichen der maximalen elektrischen Eigenschaften ist ein einwandfrei sauberes und trockenes Substrat und eine oxidfreie Metallauflage. Für die gängigsten Metallauflagen eignen sich in der Regel folgende Vorbehandlungsmethoden : 4.1 Kupferleiter Bei Kupferleitern ist es wichtig, daß die Leiter oxidfrei sind, eine leichte Oberflächenrauhigkeit zur Verbesserung der Haftfestigkeit aufweisen und möglichst an den Leiterkanten durch den Vorbehandlungsschritt leicht gerundet werden, um eine bessere Kantenabdeckung durch die Lötstoppmaske zu ermöglichen. Folgende Verfahren sind in der Praxis üblich: 4.1.1 Bürsten Durch das Bürsten der Leiterplatten wird eine oxidfreie Oberfläche mit einer, je nach eingesetztem Bürstentyp, definierten Oberflächenrauhigkeit erzielt. Die Leiterkanten werden im Winkel von 90° zur Laufrichtung leicht abgerundet. 4.1.2 Bimsbürsten/Bimsstrahlen Beim Bimsbürsten/Bimsstrahlen wird die Oberflächenrauhigkeit von der verwendeten Bimsmehltype bestimmt. Die Oberflächenrauhigkeit ist gut reproduzierbar. Eine ausreichende Spülung, möglichst mit einer Hochdruckspüle, ist nach dem Bimsbürstprozeß vorzusehen, damit Bimsmehlrückstände auch aus kleinen "via holes" entfernt werden. Eine leichte Rundung der Leiterkanten wird mit beiden Verfahren erzielt. Je kleiner die Löcher sind, desto höher ist die Gefahr der Verstopfung mit Bimsmehl. Dann muß eine chem. Vorbehandlung vorgesehen werden. 4.1.3 Chemische Vorbehandlung Bei einer chemischen Vorbehandlung mit sogenannten Deoxidizern wird das Kupferoxid und Verschmutzungen (Fettrückstände, Fingerabdrücke, u.a.) entfernt und dabei die Kupfer- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 6 oberfläche nicht zusätzlich aufgerauht. Neuere chemische Vorbehandlungen führen zu einer leichten Aufrauhung der Oberfläche, die auch ein geringes Abrunden der Leiterkanten bewirkt. Bei reinen Ätzprozessen (z.B. mit Natriumpersulfat) ist die Rückätzrate zu berücksichtigen, damit das Kupfer in der Durchkontaktierung (Hülse) nicht zu stark abgetragen wird. Der nachfolgende Spülprozeß ist besonders intensiv und sorgfältig durchzuführen, damit Rückstände aus der chemischen Vorbehandlung nicht zu Haftungsstörungen der Lötstoppmaske führen. 4.2 Zinn/Blei-Leiter Bei Zinn/Blei-Leitern und der Verwendung von Lötstopplacken, die in Polyalkoholen entwikkelt werden, ist es empfehlenswert, die Leiterplatten vor der Beschichtung in dem Entwicklermedium Polylakohol, z.B. BDG (Butyldiglycol), zu reinigen. Anmerkung: Bei unzureichender Vorreinigung der Oberfläche kann es durch Verunreinigungen zu Entnetzungen in der Lackschicht kommen. Hierbei entstehen durch die Oberflächenspannung des Lackes sogenannte „ fish-eyes“ um die Verunreinigungen. Es ist auch darauf zu achten, daß die Leiterplatten vor der Beschichtung mit Lötstopplack vollständig trocken sind. Restfeuchte aus der Vorreinigung der Leiterplatten kann sich z.B. während des HAL-Prozesses unter dem Lötstopplack explosionsartig ausdehnen und zu Lackabplatzungen führen. Grundsätzlich ist es von entscheidender Bedeutung, daß die Beschichtung unmittelbar nach der Vorreinigung erfolgt, damit durch eine Zwischenlagerung nicht wieder eine Oxidation oder Verschmutzung erfolgen kann. 5 Vorwärmen Um eine bessere Entschäumung der Lötstopplacke zwischen den Leitern zu ermöglichen, wird bei der Applikation im Vorhanggießverfahren ein Vorwärmen der Leiterplatte für einige Lötstopplacke empfohlen. Anmerkung: Es sollte beachtet werden, daß ein Vorwärmen der Leiterplatte auch den applizierten Lack erwärmt und die Viskosität des Lötstopplackes reduziert wird. Hierdurch kann es zu einem stärkeren Ablaufen von den Leiterkanten kommen. Eine Veränderung am Prozeßschritt "Vorwärmen" sollte nur bei gleichzeitiger genauer Kontrolle der Lackschichtdicke an der Leiterkante vorgenommen werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 7 6 Beschichten Welche Auftragsart das wirtschaftlich oder technologisch bessere Verfahren ist, läßt sich nicht generell beantworten. Diese Antwort kann nur sehr individuell gegeben werden, da Stückzahlen, Formate und andere fertigungsspezifische, individuell verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Für die einzelnen Auftragsverfahren − Vorhanggießen − Siebdrucken (horizontal oder vertikal) − Sprühen (konventionell oder elektrostatisch) stehen von den meisten Herstellern speziell für diese Verfahren eingestellte Lötstopplacke zur Verfügung. Die gängigsten Beschichtungsverfahren werden nachstehend beschrieben: 6.1 Vorhanggießen Beim Vorhanggießen (curtain coating) wird die Leiterplatte auf eine Geschwindigkeit von bis zu 90m/min beschleunigt, durch den Lackvorhang transportiert und wieder auf die allgemein übliche Transportgeschwindigkeit von 1,5-2,0 m/min abgebremst. Der Lackvorhang ist bezüglich Dicke und Fließgeschwindigkeit definiert. Da Lackvorhang und Leiterplattentransportgeschwindigkeit annähernd gleich sind, legt sich der Lötstopplack als gleichmäßige Schicht flächig auf die Leiterplatte. Der Lötstopplack wird permanent aus einem Vorratsbehälter in den Gießkopf gepumpt und fließt über eine Auffangrinne wieder in den Vorratsbehälter zurück. Um Lufteinschlüsse in dem Lötstopplack zu verhindern, sollte der Lack über eine Lackablaufrinne in das Vorratsgefäß zurückfließen und nicht frei in den Vorratsbehälter fallen. Bild 1: Seitenansicht Gießmaschine Bild 2: Aufsicht Gießmaschine Um gleichbleibende Prozeßparameter zu halten, wird die Viskosität des Lötstopplackes während des Umpumpens permanent durch ein Viskositätsmeßsystem überprüft und durch ein automatisches Dosiersystem in den vorgegebenen Viskositätstoleranzen gehalten. Durch ein Heiz-/Kühlsystem im Lackumlauf wird die Temperatur des Lötstopplackes konstant gehalten. Die Lackmenge, die je nach Schichtdickenanforderung aufgebracht werden muß, wird zweckmäßig über die Pumpenleistung/-drehzahl eingestellt. Frequenzgesteuerte Pumpen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 8 erlauben eine relativ genaue Voreinstellung. Die Feineinstellung erfolgt über eine Wägung der aufgebrachten Naßlackmenge auf eine Probeleiterplatte. Um die Beschichtungsmenge genau einzustellen, werden Basismaterialabschnitte einer definierten Fläche (z.B.200 x 300 mm) vorbereitet. Ein Abschnitt wird auf einer Waage mit einer Genauigkeit von mindestens + 0,1 g gewogen und dann beschichtet. Unmittelbar nach der Beschichtung wird die Platte zurückgewogen und die Lötstopplackmenge errechnet. Die Beschichtungsmenge wird bei Verwendung des o.a. Formates in g/6 dm² oder nach entsprechender Umrechnung in g/m² angegeben. (in diesem Beispiel: g/6 dm² x 16,6666 = g/m²). Es ist unbedingt darauf zu achten, daß die Rückwägung unmittelbar nach der Beschichtung erfolgt, da sonst durch Verdunsten der Lösungsmittel das Meßergebnis verfälscht wird. Wenn nach der Vortrocknung direkt die zweite Leiterplattenseite beschichtet werden soll, ist unbedingt darauf zu achten, daß die Leiterplatte vor der Beschichtung der zweiten Seite um 180° gedreht wird. Durch diese Drehung wird verhindert, daß die Wandungen der Löcher und Durchkontaktierungen beim Beschichten der zweiten Seite doppelt mit Lötstopplack beschichtet werden. Bei einer doppelten Beschichtung der Wandungen muß die Entwicklungszeit verlängert werden. Durch eine verlängerte Entwicklungszeit wird die Auflösung der Lötstoppmaske unnötig verschlechtert. Folgende Vorteile ergeben sich beim Vorhanggießverfahren: − die Anlagen können so ausgelegt werden, daß unmittelbar nach dem Vortrocknen die zweite Leiterplattenseite beschichtet werden kann − die Produktivität ist mit 2-4 Beschichtungen/min (mehr oder weniger unabhängig vom Format) sehr hoch − der gesamte Prozeß ist sehr sicher − dieses Verfahren kann in hohem Maße automatisiert werden. 6.2 Siebdruck Der Siebdruck ist ein Kontaktdruckverfahren, bei dem der Lötstopplack mit einer Rakel durch ein Siebgewebe (mit oder ohne Schablone) auf die Leiterplatte übertragen wird. Die Rakel sollte üblicherweise eine Shore-A-Härte von 65-70 und einen Winkelschliff aufweisen. Wenn dickere Lackschichten erreicht werden sollen, ist es ratsam, die Kanten leicht abzurunden. Der Rakelwinkel beträgt in der Regel 75-80°. Empfohlene Siebgewebe sind häufig Polyestergewebe 43-55 T (Fäden/cm) oder Edelstahlgewebe mit ca. 135 mesh. Die übrigen Siebdruckparameter sind abhängig von der Leiterplattenoberfläche. Generell sollte der Rakeldruck so gering wie möglich gehalten werden, um Verquetschungen an den Leiterkanten zu vermeiden. Zur guten Abdeckung, auch von quer zur Rakelrichtung liegenden Leitern, empfiehlt sich ggf. ein zweimaliger „Naß-in-naß“-Druck. In das Sieb kann eine Schablone als Bohrlochabdeckung kopiert werden. Der Durchmesser der Abdeckung muß nur etwas größer als der Bohrlochdurchmesser sein. Ein hoher Scha- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 9 blonenaufbau ist nicht nötig, da die Schablone nur zur Füllung der Siebmaschen dient. Hierdurch wird vermieden, daß sich in den Durchkontaktierungen Lackpfropfen bilden, die eine ausreichende Durchströmung der Bohrungen beim Entwicklungsprozeß verhindern, wodurch die Entwicklungszeit unnötig verlängert wird. Durch gezielte Maßnahmen, wie z.B. das Versetzten der Leiterplatten nach jedem Druck in der x-y Achse, kann das Füllen von Löchern ebenfalls wirksam vermeiden. Die Anwendung von sogenannten Leersieben (d.h. ohne Schablone) ist ebenfalls möglich. Um die Freientwicklung der Bohrungen sicherzustellen, ist ggf. die Entwicklungszeit und, damit verbunden, die Belichtungszeit entsprechend zu verlängern. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß sich der Auflösungsgrad etwas verringern kann. Die Entscheidung, ob ohne Schablone gearbeitet werden kann oder eine Schablone notwendig ist, ist stark von dem verwendeten Lötstopplack abhängig, da das Lösungsverhalten im Entwickler unterschiedlich sein kann. Auch die Verarbeitungsweise (einseitig oder doppelseitig) sowie die Vortrocknungsmethode (Konvektionstrocknung, IR-Trocknung oder eine Kombination) beeinflussen das Entwicklungsverhalten und somit die Entscheidung, ob mit oder ohne Schablone gearbeitet werden kann. 6.2.1 Siebdruck einseitig Beim einseitigen Siebdruck wird der Lötstopplack im Siebdruck appliziert, vorgetrocknet, belichtet, entwickelt und ausgehärtet. Danach wird die 2. Seite bedruckt und analog der 1. Seite prozessiert. 6.2.2 Siebdruck doppelseitig (horizontal oder vertikal) Eine doppelseitige Applikation im horizontalen Siebdruck ist nur mit besonderen Siebdruckeinrichtungen möglich. Da der Siebdruck ein Kontaktdruckverfahren ist, wird die Leiterplattenunterseite beim Druckvorgang einer Druckbelastung ausgesetzt. Diese kann zu einer Beschädigung der zuerst aufgebrachten Lackschicht führen, wenn diese nur vorgetrocknet ist. Wenn die erste Leiterplattenseite vor der Beschichtung der zweiten Seite belichtet und entwickelt wird, kommt es zu einem verstärkten Unterspülen und dadurch zu einer schlechteren Auflösung auf der ersten Seite. (Zweimaliges Einwirken des Entwicklers auf die erste Seite). Aus diesen Gründen ist eine doppelseitige Beschichtung im Siebdruck nur möglich, wenn die Leiterplatte beim Druck der 2. Seite auf Adapterstiften in den Durchkontaktierungen fixiert oder spezielle horizontale Siebdruckmaschinen eingesetzt werden, mit denen ein gleichzeitiges Beschichten beider Leiterplattenseiten möglich ist. Im wesentlichen basieren die vertikalen Siebdruckanlagen auf folgenden Grundprinzipien: - Nutzen werden vertikal befestigt - die Siebe sind im gleichen Abstand zu dem vertikalen Nutzen befestigt - beide Rakel sind jederzeit exakt in der gleichen Position auf der jeweils gegenüberliegenden Seite des Nutzens - der Rakelwinkel ist für beide Rakel gleich - die Rakel benötigen den gleichen dynamischen Druck auf beiden Seiten des Nutzens - die Flutrakel benötigen die gleiche Kraft für ein gleichmäßiges Fluten der Siebmaschinen, woraus sich die folgenden prinzipiellen Vorteile ergeben: VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 10 - geringer Platzbedarf der Gesamtanlage - Beschichtung von beiden Leiterplattenseiten gleichzeitig; dadurch Druck auf zwei gleich saubere bzw. oxidfreie Oberflächen - gemeinsame Vortrocknung der beiden Leiterplattenseiten; dadurch geringerer Energiebedarf und keine Gefahr der Übertrocknung, wie sie z.B.bei der zuerst beschichteten Leiterplattenseite im Vorhanggießverfahren auftreten kann - vertikale Stellung der Leiterplatten bei der Vortrocknung; dadurch weitestgehende Verhinderung der Gefahr von Lackbeschädigungen durch eventuell tropfendes Kondensat, wie sie beim horizontalen Transport der Leiterplatten auftritt - die Durchkontaktierungen der im vertikalen Siebdruck beschichteten Leiterplatten bleiben weitestgehend lackfrei, wodurch sich kürzere Entwicklungszeiten ergeben. Diese kürzeren Entwicklungszeiten ermöglichen wiederum kürzere Belichtungszeiten und eine Reduzierung der Unterspülung. Skizze doppelseitiger Siebdruck Grundsätzliche Vorteile des Siebdruckverfahrens gegenüber dem Vorhanggießverfahren sind: − bei der Schablonentechnik können die Bereiche ausgespart werden, auf die keine Lötstoppmaske appliziert werden soll (freie Bereiche zwischen den Einzelnutzen, Galvanorand) − aufgrund des höheren Festkörpers ist ein deutlich geringeres Naßlackgewicht notwendig − die rheologischen Eigenschaften (Strukturviskosität) verhindern ein Ablaufen von der Leiterkante, so daß bessere Kantenabdeckung erzielt wird. 6.3 Sprühen (konventionell oder elektrostatisch) Beim Sprühen wird der Lötstopplack mit Druckluft fein zerstäubt und von dieser Luft zur Leiterplatte transportiert (konventionelles Sprühen) oder zusätzlich elektrisch aufgeladen (elektrostatisches Sprühen) und über die statische Aufladung und einem geringen Luftdruck zur geerdeten Leiterplatte transportiert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 11 Beide Sprühverfahren haben sich großtechnisch bislang nicht durchsetzen können, da diese Verfahren einen sehr hohen Lackverlust aufweisen. Dieser Verlust ergibt sich daraus, daß, um den Leiterplattenrand sicher zu beschichten, über die Leiterplattenfläche hinaus beschichtet werden muß. Dieser sogenannte "Overspray" kann zwischen 20 und 30 % der versprühten Lackmenge betragen. 6.4 Durchführung von Doppelbeschichtungen Grundsätzlich gibt es drei mögliche Verfahren, wie eine Doppelbeschichtung ausgeführt werden kann, wenn dies aufgrund von speziellen Kundenanforderungen (Kantenabdeckung, Durchschlagsfestigkeit etc.) erforderlich sein sollte: 1. Die zweite Lackschicht wird direkt nach der Vortrocknung der ersten Lackschicht aufgebracht. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der hierbei erreichten höchstmöglichen Produktivität, da alle weiteren Prozeßschritte, angefangen bei der Belichtung, gemeinsam – und daher nur einmal – durchgeführt werden müssen. Der Nachteil bzw. die Schwierigkeit bei diesem Verfahren liegt hauptsächlich darin, daß die Leiterplatten insgesamt viermal die Vortrocknung durchlaufen, wodurch das Prozeßfenster dieses Verarbeitungsschrittes sehr klein wird, und es somit leicht zu Übertrocknungen und infolgedessen zu einer unvollständigen Freientwicklung kommen kann, die, wenn sie nicht rechtzeitig (vor der Endhärtung) festgestellt wird, zu irreversiblen Fehlverzinnungen der Leiterplatten führen kann. 2. Die zweite Lackschicht wird nach der Belichtung und Entwicklung der ersten Lackschicht aufgebracht. Auch hier liegt der Hauptvorteil in der immer noch für Doppelbeschichtungen relativ hohen Produktivität, da die besonders zeitintensive Endhärtung der Lackschichten gemeinsam durchgeführt wird. Das Risiko der Übertrocknung ist hierbei nicht höher als bei einer Einfachbeschichtung; hier kann jedoch eine unzureichende Vortrocknung der ersten Lackschicht zu Problemen führen. Lösemitteleinschlüsse bzw. ein zu hoher Restlösemittelgehalt der ersten Lackschicht können nach der durch die Belichtung ausgelösten Vernetzungsreaktion nur noch sehr schwer aus der Lackschicht entweichen. Dies kann dazu führen, daß diese Lösemittel bei der Heißverzinnung explosionsartig verdampfen und so zu Lackablösungen führen. Um dies zu vermeiden, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden: 2.1 Das Naßlackgewicht der ersten Lackschicht sollte möglichst niedrig gewählt werden, um eine einwandfreie Durchtrocknung sicher zu gewährleisten; ggf. kann dies durch ein entsprechend höheres Naßlackgewicht der zweiten Lackschicht kompensiert werden, wodurch die Endschichtdicke unverändert bleibt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 12 2.2 Die Vortrocknungsparameter der ersten Lackschicht sollten aus demselben Grund möglichst an der oberen Grenze des Verarbeitungsfensters gewählt werden, wobei besonders auf eine ausreichende Abluft (Lösungsmittelabführung) geachtet werden muß. 2.3 Sollten aus irgendeinem Grund diese Punkte nicht berücksichtigt werden können, so ist es u. U. möglich, durch eine zweistufige Endhärtung ein einwandfreies Ergebnis trotz Lösemitteleinschlüssen zu erzielen. Hierbei ist die Temperatur im 1. Schnitt niedriger als die eigentliche Endhärtetemperatur, so daß Lösemittelreste entweichen können. 3. Die zweite Lackschicht wird nach der Endhärtung der ersten Schicht appliziert. Diese relativ unproduktive Vorgehensweise stellt allgemein den insgesamt sichersten Prozeß dar. Trotzdem kann es auch hier, wenn auch aus anderen Gründen, zu Lackabplatzungen beim Heißverzinnen kommen. Ursache hierfür ist nicht der Einschluß von Lösemitteln in der Lackschicht, sondern vielmehr Verunreinigungen auf der Oberfläche der ersten Lackschicht, die sozusagen eine Trennschicht zwischen den beiden Lackfilmen darstellt. Hierfür kommen prinzipiell zwei mögliche Ursachen in Frage: 3.1 Verunreinigungen aufgrund des Handlings der Leiterplatte zwischen den beiden Beschichtungsvorgängen. Es muß daher darauf geachtet werden, daß die zunächst einmalig beschichteten Platten mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden, wie vorgereinigte, unbeschichtete Leiterplatten. Fingerabdrücke u. ä. müssen unbedingt vermieden werden; ggf. empfiehlt es sich auch, eine zusätzliche Zwischenreinigung vor der Applikation der zweiten Lackschicht vorzunehmen. 3.2 Niedermolekulare Lackbestandteile (Kondensat) schlägt sich während der thermischen Endhärtung der ersten Lackschicht auf dieser nieder. Durch ein zu niedriges Abluftvolumen während der Endhärtung der ersten Schicht kann es zu einem Niederschlag dieses "Kondensates" auf den Leiterplatten kommen, wodurch keine einwandfreie Lack-auf-Lack-Haftung erreicht werden kann. Um einwandfreie Beschichtungsergebnisse sicherzustellen, sollten Vorversuche durchgeführt werden. 7 Ablüften Während des Ablüftens sollen evtl. Lufteinschlüsse zwischen den Leitern entweichen. Außerdem werden bei diesem Prozeßschritt schon erste prozentuale Anteile Lösungsmittel aus dem Lötstopplack entfernt. Das Ablüften findet bei Temperaturen bis maximal 50°C statt (Eine gute Abluftführung ist unbedingt notwendig. Außerdem sollte die Zuluft auch in der ersten VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 13 Zeitphase des Ablüftens sehr gezielt über die Leiterplatten geführt werden können, um eine optimale Kantenabdeckung zu erzielen.) Die Luftmengen und die Temperatur in der Ablüftzone sollten regelbar sein. Es sollte eine Ablüftzeit gemäß den Angaben des Lacklieferanten vorgesehen werden. Anmerkung Bei hohem Cu-Aufbau (70 µm Basiskupfer) kommt es in der Nähe der Leiter zu hohen Lackschichtdicken. Bei nicht ausreichender Abluftzeit oder zu steilem Temperaturprofil der Vortrocknung kann diese Lackschichtdicke zu Lösemitteleinschlüssen führen, welche die sogenannten „Nadelstiche“ erzeugen. 8 Vortrocknen Die Vortrocknung dient dazu, die in dem Lötstopplack nach dem Ablüften noch enthaltenen Lösungsmittel zu entfernen und die Schicht soweit zu trocknen, daß die Beschichtung der zweiten Seite bzw. die Belichtung ohne Ankleben oder Abdrücke möglich ist. Der Vortrocknungsprozeß arbeitet in einem Zeit-/Temperaturfenster, das je nach eingesetztem Lacksystem unterschiedlich ist. Die untere Grenze wird durch die mechanische Festigkeit der Lötstoppmaske festgelegt. Der obere Bereich der Vortrocknung, sowohl bzgl. der Temperatur wie auch der Zeit, muß so gewählt werden, daß noch keine Startpolymerisation der Lötstoppmaske stattfindet und somit die Entwicklung der nicht belichteten Stellen einwandfrei möglich ist. Bei der Festlegung der oberen Grenze ist darauf zu achten, daß ggf. die Leiterplatten doppelseitig verarbeitet werden, d.h. nach der ersten Vortrocknung die zweite Leiterplattenseite direkt anschließend beschichtet und vorgetrocknet wird. Die zuerst beschichtete Seite wird also zweimal der Vortrocknung ausgesetzt. Grundsätzlich kann die Vortrocknung als reine Konvektionstrocknung ausgelegt werden, ggf. mit Integration des Ablüftens, oder als Kombination von Konvektion und IR-Strahlung. Diese Kombination bietet in der Regel einen deutlichen Vorteil hinsichtlich des Platzbedarfes. (Man arbeitet mit kürzeren Trockenzeiten und höheren Temperaturen.) Die reine Konvektionstrocknung benötigt mehr Platz und weist längere Durchlaufzeiten auf. Dafür ist es möglich, mit niedrigeren Temperaturen zu arbeiten, wodurch sich folgende Vorteile bieten: − Der Lötstopplack wird effektiver getrocknet − Hierdurch wird die Gefahr reduziert, daß in den unteren Schichten noch größere Lösungsmittelanteile verbleiben, wodurch die Auflösung der Lötstoppmaske verschlechtert wird. Dies ist besonders bei höheren Lackauftragsmengen von Bedeutung − Die Problematik der Abdrücke durch das Transportsystem bei doppelseitiger Verarbeitung wird vor allem bei sehr dünnem Laminat reduziert; da die Temperaturbelastung deutlich geringer gehalten werden kann, ist eine höhere mechanische Stabilität des Basismaterials bei der Vortrocknung gegeben. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 14 Neben einem ausreichenden Lufthaushalt (Menge Zu-/Abluft) zur wirksamen Abführung der Lösungsmittel während der Vortrocknung ist es wichtig, eine ausreichende Kühlung im Auslauf der Vortrocknung vorzusehen. Die Leiterplattentemperatur sollte nach der Kühlung nicht wesentlich über der Raumtemperatur liegen, um mechanische Beschädigungen beim Transport und Abstapeln zu verhindern. Nach der Vortrocknung kann bei einer doppelseitigen Verarbeitung die Beschichtung der zweiten Seite erfolgen. Für eine doppelseitige Beschichtung nach der Vortrocknung sollte das gesamte Transportsystem v-förmig ausgelegt oder der Leiterplattentransport so konstruiert sein, daß die Leiterplattenrückseite nicht flächig aufliegt, wodurch evtl. Beschädigungen der Beschichtung wirksam vermieden werden. Anmerkung: Bei der Vortrocknung von modernen fotostrukturierbaren Lötstopplacken mit einer kurzen Belichtungszeit kann es zu einer Kondensatbildung kommen. Diese Kondensatbildung kann verstärkt bei einer Kombination Warmluft/IR-Vortrocknung auftreten. Damit dieses Kondensat nicht in den Vortrocknungsofen zurückgeführt wird, ist eine ausreichende thermische Trennung von warmer und kalter Luft und ggf. der Einbau einer Kondensatfalle vorzunehmen. Anmerkung: Es ist darauf zu achten, daß die vom Lackhersteller angegebenen maximalen Standzeiten zwischen den Prozeßschritten (Vortrocknen - Belichten - Entwickeln) nicht überschritten werden, da sonst eine vollständige Freientwicklung unter Umständen nicht mehr gegeben ist. Anmerkung: Bei der Planung von Trocknungsanlagen sollten die Lack- und Trocknerhersteller hinzugezogen werden, damit alle relevanten Vorschriften bezüglich Ex-Schutz bzw. Unfallverhütungsvorschriften beachtet werden. 9 Belichten Bei der Belichtung werden die Flächen der beschichteten Leiterplatten mit UV-Licht bestrahlt, die auf der fertigen Leiterplatte eine Lötstoppmasken-Abdeckung aufweisen sollen. Die beim Entwickeln freizuentwickelnden Flächen werden bei der Belichtung mit einer geeigneten Fotovorlage abgedeckt. Zur Belichtung werden Belichtungsgeräte mit mind. 5 KW-Leistung verwendet. Eine höhere Leistung verkürzt die Belichtungszeit und ermöglicht eine höhere Auflösung. Die Belichtungsgeräte sollten eine ausreichende Kühlung haben, so daß die Leiterplatten bei der Be- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 15 lichtung eine Temperatur von ca. 25°C nicht überschreiten, um ein Ankleben oder Markieren der Fotovorlage zu vermeiden. Die Geräte müssen mit einem Betriebsstundenzähler ausgerüstet sein, da die Nutzungsdauer der UV-Brenner nur etwa 1000 bis 1500 h beträgt und die Brenner dann ausgetauscht werden müssen. Mit zunehmendem Alter der Lampe verschiebt sich der Wellenlängenbereich. Die in die Belichtungsgeräte eingebauten Integratoren sorgen dafür, daß weiterhin die entsprechende Energie im richtigen Wellenlängenbereich zur Verfügung steht. Durch die Wellenlängenverschiebung werden jedoch die Belichtungszeiten verlängert und die Wärmebelastung der Fotovorlage erhöht sich (Ankleben am Lack, Dimensionsstabilität nimmt ab). Eine erhöhte Wärmestrahlung bei der Belichtung kann auch durch einen falschen oder defekten Brenner erzeugt werden und möglicherweise folgendes Problem erzeugen: Durch die höhere Wärmeenergie wird die durch das UV-Licht angeregte Fotoreaktion bei den auf langwelliges Licht reagierenden Fotoiniatoren fortgeführt. Diese Reaktion reicht aus, um eine genügende Stoufferstufe darzustellen. Die Vernetzungsreaktion/Fotopolymerisation der Lackoberfläche, die besonders durch kurzwelliges Licht erreicht wird, ist jedoch nicht ausreichend für eine einwandfreie Beständigkeit der belichteten Flächen im Entwicklungsprozeß, so daß der Lackfilm bei der Entwicklung angequollen wird. Dies kann dazu führen, daß es in Bereichen dünner Lackschichten (auf schmalen Leitern, an den Leiterkanten) zu Lackablösungen kommt. Es empfiehlt sich aus diesem Grund, sporadisch - jedoch besonders nach einem Brennerwechsel - die Härte des Lackfilmes nach der Entwicklung zu überprüfen. Die einfachste Methode ist der „Daumennageltest“; die Lackschicht sollte direkt nach der Entwicklung keine Kratzer zeigen oder abgeschoben werden können. Der Belichtungsrahmen muß ein Vakuum zwischen Leiterplatte und Rahmen ermöglichen. Damit Lufteinschlüße zwischen Dia und Leiterplatte vermieden werden, ist die ggf. noch verbleibende Luft auszustreichen. Anmerkung: Die Prozeßschritte Belichten und Entwickeln sind stark voneinander abhängig. Daher sollten beide Prozeßschritte immer im Zusammenhang gesehen werden, da sie aufeinander abgestimmt werden müssen. So führt z.B. unzureichend vorgetrockneter Lötstopplack das Vakuum beim Belichten zu Filmanhaftungen und somit zu Glanzstellen auf der Lötstopplackoberfläche. 9.1 UV-Brenner Zur Belichtung benötigen die Lötstoppmasken eine UV-Bestrahlung mit einer bestimmten Wellenlänge bzw. in einem bestimmten Wellenlängenbereich. Dieser Wellenlängenbereich ist bei verschiedenen Lötstoppmasken ggf. sehr unterschiedlich. Es muß für eine optimale Belichtung und somit auch Auflösung darauf geachtet werden, daß der Brenner in dem vom Lötstopplackhersteller angegebenen Bereich emittiert. Das Emissionsmaximum der Brenner wird von den Herstellern durch eine entsprechende Dotierung erreicht. Gebräuchlich sind ei- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 16 sendotierte Brenner mit einem Emissionsmaximum bei 365 nm und galliumdotierte Brenner mit einem Emissionsmaximum bei 410 nm. Bei Wechsel des eingesetzten Lötstopplackes muß darauf geachtet werden, daß nicht nur der Brenner, sondern auch der Integrator, der die Strahlungsenergie mißt und bei nachlassender Belichtungsenergie die Belichtungszeit verlängert, ggf. ausgewechselt werden muß. Die Reflektoren des Strahlers müssen so konstruiert sein, daß der gesamte Belichtungsrahmen mit der gleichen Lichtenergie (±10%) ausgeleuchtet wird. Bei wassergekühlten Brennern (empfohlen, um eine niedrige Temperatur beim Belichten zu erzielen) ist, um eine Energiereduzierung zu vermeiden, beim Brennerwechsel auch die Glasummantelung auf Verfärbung zu kontrollieren. 9.2 Fotovorlage Als Fotovorlage können Diazo-/ oder Silberhalogenidfilme verwendet werden. Die Vor- und Nachteile der Fotovorlagen sind gegeneinander abzuwägen: − Bei einer optischen Registrierung sind Diazofilme besser geeignet, da man durch die UVundurchlässigen Stellen sehen und somit das Layout besser mit der Vorlage in Übereinstimmung bringen kann − Die Auflösung der Lötstoppmaske ist u.a. auch vom Abstand der Fotovorlage zur Lötstoppmaske bei der Belichtung abhängig (Unterstrahlung). Diazofilme sind zwar elastischer als Silberhalogenfilme und schmiegen sich der Leiterstruktur besser an; dafür sind sie dicker als Silberhalogenidfilme, wodurch dieser Vorteil aufgewogen wird − Silberhalogenidfilme heizen besonders bei sehr großen, abgedeckten Stellen die Lötstoppmaske bei der Belichtung stärker auf und können das Kleben an der Lötstoppmaske verstärken (nur bei schlecht gekühlten Brennern von Bedeutung) − Die Fotovorlagen absorbieren bei der Belichtung einen Teil der UV-Energie. Diazofilme absorbieren ca. 50% der UV-Energie, Silberhalogenidfilme ca. 25%. Der Einsatz von sogenannten Schutzfolien, die auf die Filmschicht laminiert werden und eine Filmbeschädigung reduzieren, ist sehr sorgfältig zu prüfen. Diese Schutzfolien absorbieren zusätzlich UV-Energie und vergrößern den Abstand zur Lötstoppmaske. Dadurch wird das Auflösevermögen der Lötstoppmaske durch Unterstrahlung reduziert sowie die Belichtungszeit verlängert. Bei der Belichtung ist darauf zu achten, daß die Filmvorlage kleiner oder maximal gleich groß wie der Leiterplattennutzen geschnitten wird, damit zwischen Filmvorlage und Lötstoppmaske ein Vakuum aufgebaut werden kann bzw. durch eine durch das Vakuum am Rand hochgedrückte Filmvorlage keine Mißregistrierung im Randbereich entsteht. Die Filmvorlage wird immer mit der beschichteten Seite auf die Lötstoppmaske aufgelegt. 9.3 Belichtungsenergie Die für den Lötstopplack notwendige Belichtungsenergie wird von den Lackherstellern angegeben. Es wird die benötigte Wellenlänge des UV-Brenners (in nm) und die Belichtungse- VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 17 nergie in mJ/cm² oder die nach der Entwicklung resultierende Graustufe oder beide Werte angegeben. Bei der Messung der Belichtungsenergie mit einem Meßgerät ist darauf zu achten, daß das verwendete Meßgerät mit dem Gerät des Lötstopplackherstellers abgeglichen wird, da die Geräte unterschiedlicher Hersteller sehr unterschiedliche Werte, je nach verwendeter Meßsonde, anzeigen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, daß das Meßgerät für den entsprechenden Wellenlängenbereich geeignet ist. Bei der Bestimmung der Graustufe wird ein in mehreren Stufen (in der Regel 21 Stufen) immer lichtundurchlässig werdender Filmstreifen auf die Löstoppmaske gelegt und mit unterschiedlichen Belichtungsenergien bestrahlt. Nach dem Entwicklungsprozeß wird die Stufe beurteilt, die gerade noch abgewaschen/entwickelt wurde. Es wird die Belichtungszeit gewählt, bei der die Graustufe erreicht wird, die der Lötstopplackhersteller angibt. In der Praxis hat sich bei Applikationsverfahren, bei denen Löcher und Durchkontaktierungen mit Lötstopplack beschichtet werden, eine Kombination beider Methoden bewährt. Mit dem Belichtungsgerät wird die generelle Belichtungszeit für Leiterplatten mit Durchkontaktierungen bis zu 4 mm eingestellt. Für Leiterplatten, die aufgrund von sehr großen Löchern oder Langlöchern eine verlängerte Entwicklungszeit benötigen, ist zuerst die Entwicklungszeit zu bestimmen, die zur Freientwicklung dieser Löcher notwendig ist. Dann wird durch Belichtungstests mit dem Stufenkeil festgelegt, welche Belichtungszeit anzuwenden ist. Die Belichtungsenergie muß immer in den angegebenen Grenzen des Lackherstellers gehalten werden, da eine Unterbelichtung zu einer stärkeren Unterspülung, eine Überbelichtung zu einer Unterstrahlung der Fotovorlage führt. Beide Effekte verschlechtern die Auflösung. Außerdem steigt bei einer Überbelichtung die Gefahr der Durchbelichtung auf der zweiten Leiterplattenseite. Bei dünnem Basismaterial (< 1 mm) ist in einem Belichtungs- und Entwicklungstest zu klären, ob es nicht zu Durchbelichtungen bei den vorgegebenen Belichtungsparametern kommt. Besonders gefährdet sind doppelseitige SMD (surface mounted devices)-Layouts, bei denen die Pads auf beiden Seiten nicht deckungsgleich sind. Im Falle von Durchbelichtungen müssen diese Leiterplatten einseitig verarbeitet werden oder lichtundurchlässiges Basismaterial zur Anwendung kommen. Eine optimale Belichtung, verbunden mit einer optimalen Entwicklung, ist immer dann gegeben, wenn die Stegbreite auf der Fotovorlage mit der Stegbreite auf der Leiterplatte übereinstimmt. 10 Haltezeit Nach der Belichtung wird, je nach Lacksystem, eine Haltezeit empfohlen. Dieser Prozeßschritt dient dazu, die während der Belichtung angeregte fotochemische Reaktion zu optimieren und sollte unbedingt durchgeführt bzw. eingehalten werden. Zur Reduzierung der Belichtungszeit wird für einige Lacksysteme empfohlen, nach der Belichtung die Leiterplatten kurzzeitig zu erwärmen (thermo-bump). Um das recht enge Prozeßfenster für die sen "thermo-bump" einzuhalten, sollte dieser Schritt on-line automatisiert werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 18 11 Entwickeln Anmerkung: Die Prozeßschritte Belichten und Entwickeln sind stark voneinander abhängig. Daher sollten beide Prozeßschritte immer im Zusammenhang gesehen werden, da sie aufeinander abgestimmt werden müssen. 11.1 Entwicklermedien Entspechend der Löslichkeit der in den jeweiligen Lacken zum Einsatz kommenden Harze, sind die Entwicklermedien unterschiedlich und somit variieren auch die Entwicklungsprozesse etwas. 11.1.1 Polyalkoholentwicklung Bei der Entwicklung in Polyalkoholen handelt es sich um einen physikalischen Löseprozeß. Der bei der Vortrocknung angetrocknete und bei der Belichtung nicht belichtete Lack wird wieder in Lösung gebracht. Für die Lösegeschwindigkeit sind das Entwicklermedium, die Entwicklertemperatur und die Entwicklerbeladung verantwortlich. Entwicklungsprozesse in Polyalkoholen sollten relativ kalt gefahren werden (ca. 25°C), da der Entwicklungsprozeß auch bei niedrigen Temperaturen recht zügig abläuft, und höhere Temperaturen das Ergebnis an den Flanken (Unterspülen) negativ beeinflussen. Da die zur Entwicklung eingesetzten Polyalkohole ein mehr öliges Fließverhalten aufweisen, erhitzt sich die Entwicklerlösung durch das Umpumpen relativ schnell. Um die Entwicklungstemperatur niedrig zu halten, ist für eine ausreichende Kühlung zu sorgen. Damit die Einwirkung des Entwicklers auf den Lötstopplack beendet wird, muß unmittelbar nach der Entwicklerzone eine Wasserzone folgen. 11.1.2 Wäßrig-alkalische Entwicklung Der Begriff wäßrig-alkalische Entwicklung ist zwar eingeführt, aber eigentlich falsch gewählt. Nach der allgemeinen Formel : Säure + Lauge => Salz + Wasser wird bei der Entwicklung die Carboxylgruppe im Harz des Lackes mit Soda zu einem wasserlöslichen Salz umgesetzt. Dieses Salz wird dann mit Wasser gelöst und abgespült. Dieser Entwicklungsprozeß benötigt eine gewisse Reaktionstemperatur. Somit sollte der Entwicklungsprozeß in der Regel bei Temperaturen von > 30°C gefahren werden. Grundsätzlich laufen wäßrig-alkalische Entwicklungsprozesse etwas schneller ab als in Polyalkohol. Ein Stoppen des Prozesses durch eine Wasserspülung ist ebenfalls notwendig. 11.2 Entwicklungsprozeß Beim Entwickeln sind einige grundsätzliche Überlegungen vom Entwicklungsmedium unabhängig. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 19 11.2.1 Randabdeckung Beim Prozeßschritt Entwicklung soll die Lötstoppmaske von den Flächen der Leiterplatte entfernt werden, die bei der Belichtung durch die Fotovorlage abgedeckt waren. Hier stellt sich zuerst die Frage, wie die Randbereiche der Leiterplatte bzw. des Leiterplattennutzens behandelt werden. Es bietet sich in der Regel an, den Rand völlig zu belichten, da sonst der Entwickler schneller mit abgelöstem Lack beladen würde, und ein freientwickelter Rand bei Nachfolgeprozessen mitbehandelt werden muß (Hot-Air-Leveling, chem. Ni/Au oder andere Prozesse). Wenn die Frage, ob der Rand mit Lötstoppmaske bedeckt sein soll oder nicht, von der jeweiligen Philosophie in der Fertigung abhängig sein kann, muß auf jeden Fall darauf geachtet werden, daß Belichten oder Nichtbelichten des Randes eindeutig durchgeführt wird. Ein großes Problem verursacht ein nicht lichtdicht abgedeckter Rand. Beim Entwickeln bildet sich ein nicht vollständig abentwickelbarer „Schmier“ der sich auf das Transportsystem des Entwicklers setzt und auf freientwickelte Stellen wieder abgestempelt wird . Es entstehen Stellen, die für Nachfolgeprozesse nicht benetzbar sind. 11.2.2 Entwicklung aus Durchkontaktierungen Wenn bei der Applikationsmethode Lötstopplack in die Löcher und Durchkontaktierungen gebracht wurde (dies gilt besonders für die Applikation im Vorhanggießverfahren) ist die Entwicklung aus den Löchern besondere Beachtung zu schenken. Bei der Entwicklung von derart prozessierten Leiterplatten ist es wichtig, mit einem relativ hohem Sprühdruck (ca. 4 bar) und Fachstrahldüsen zu arbeiten. Die Düsen müssen in einem Winkel von ca. 60° zur Leiterplattenoberfläche geneigt sein, damit der Entwickler möglichst lange und mit einem möglichst hohen Druck auf den Lack in der Durchkontaktierung einwirken kann. Die Entwicklungszeit richtet sich bei solchen Leiterplatten nach der Zeit, die benötigt wird, um den Lack aus den Löchern zu entfernen. Bei diesen Entwicklungsbedingungen wird automatisch ein höheres Unterspülen erzielt, weil diese Bereiche eigentlich zu lange entwickelt und somit zu stark angegriffen wurden. Wenn bei der Applikationsmethode so gut wie kein Lack in Löcher eingebracht wurde (dies gilt vor allem für die Applikationsmethode Siebdrucken), kann die Entwicklungszeit deutlich reduziert werden. Auch der Sprühdruck kann auf ca. 2 bar reduziert werden. Durch diese Maßnahmen ist das Unterspülen geringer, und es wird möglich, wesentlich feinere Stege darzustellen. Diese Überlegungen gelten für Löcher ca. > 0,4 mm. Bei kleinen Löchern gelten andere Bedingungen. Hier werden bei jeder Applikationsmethode die Löcher mehr oder weniger vollständig gefüllt. Um eine Entwicklung zu erreichen, muß möglichst häufig Entwickler an die zu entwickelnde Stelle gebracht werden. Dies ist bei verstopften Löchern nicht ohne weiteres möglich. Der Lösungsansatz kann hier nur heißen: im ersten Drittel des Entwicklungsprozesses mit hohem Druck und senkrecht stehenden Düsen die Durchkontaktierung für die Entwicklerlösung durchlässig sprühen. Im weiteren Entwicklungsprozeß mit wenig Druck die Durchkontaktierungen gründlich durchströmen, um das beschriebene Entwicklerangebot an den Lack in den Löchern heranzuführen. Für die Freientwicklung aus kleinen Löchern hat sich die Zwangsdurchflutung mit Schwalldüsen bestens bewährt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 20 1. 90° Sprühwinkel 2. Öffnen der Löcher 3. Schwalldüsen Skizze Entwickeln Skizze Entwickeln 11.2.2 Filtration der Entwicklerlösung Die Entwicklerlösung wird vor allem in der ersten Entwicklerzone sehr stark mit herausgelösten Lackbestandteilen beladen. Um die Verquetschung dieser Lackreste auf schon freientwickelte Stellen zu verhindern, sollte der Entwickler immer über ein geeignetes Filtersytem geführt werden. Ebenfalls ist es empfehlenswert, den Entwickler in der ersten Entwicklerkammer über eine Zentrifuge zu führen. Dadurch werden Feststoffanteile zu einem hohen Maß abgesondert und der Reinigungsaufwand des Entwicklers stark minimiert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 21 11.2.3 Austausch der Entwicklerlösung Für eine stabile Prozeßführung ist es angebracht, die Entwicklerlösung permanent (über einen Leiterplatteneinlaufsensor gesteuert) zu erneuern (bleed and feed). Der Sättigungsgrad der Entwickler wird i.d.R. in Prozent angegeben. Die durchschnittlich entwickelte Fläche kann statistisch überschlagen und die benötigte Menge Entwicklerlösung errechnet werden. Eine Prozeßkontrolle der Beladung sollte parallel auf jeden Fall durchgeführt werden. Vielfach ist eine sehr schnelle und aussagekräftige Überprüfung durch das Bestimmen des spezifischen Gewichtes der Entwicklerlösung möglich. Anmerkung: Das spezifische Gewicht ist sehr stark von der Temperatur abhängig. Bei der Berechnung der benötigten Menge Entwickler sollte ferner bedacht werden, ob in dem Entwickler auch fehlbeschichtete Leiterplatten abgewaschen werden sollen. Da hierbei eine große Menge Lack dem Entwickler zugeführt wird, muß dies bei der Berechnung berücksichtigt werden. Grundsätzlich sollte man das Abwaschen nicht im Entwickler durchführen, da das Transportsystem durch solche Aktionen sehr stark verschmutzt wird. Ggf. kann der „Abwasch“ gesammelt und vor dem nächsten Reinigungszyklus durchgeführt werden. 11.2.4 Übergangszone Entwickler - Wasserspüle Die Übergangszone zwischen Entwicklerzone und Wasserspüle ist ein sehr kritischer Bereich bei dem gesamten Prozeß Entwicklung. Der offensichtlichste Punkt ist, daß kein Entwicklermedium in die Wasserzone verschleppt werden darf. Hierzu werden Abquetschwalzen und Luftmesser eingesetzt. Die installierten Luftmesser dürfen das Entwicklermedium nicht in die Wasserzone sprühen, auch die aus den Durchkontaktierungen herausgeblasene Entwicklerlösung darf nicht in den Rücklauf der Wasserspüle geführt werden. Die Abquetschwalzen dürfen auf keinen Fall trocken laufen. Zwischen den freientwickelten Lackflanken befinden sich angelöste Lackreste. Durch die Abquetschwalzen werden diese Reste mit dem überzähligen Entwicklermedium herausgepreßt. Wenn sich diese Reste auf den Abquetschwalzen festsetzen können, werden sie zu einem späteren Zeitpunkt willkürlich auf einer anderen Stelle der Leiterplatte abgestempelt und führen zu einer Fehlstelle. Um hier Fehler zu vermeiden, sollten die Abquetschwalzen an der Entwicklerseite ständig mit Entwicklermedium benetzt werden. Noch kritischer sind die Abquetschwalzen am Einlauf der Wasserspülung. Diese Walzen sollten so mit Wasser besprüht werden, daß sich auf den in die Wasserzone einlaufenden Leiterplatten ein See bildet. Mit diesem Wasser werden gelöste Lackbestandteile abgespült. Nach der Spülung der Leiterplatten mit Wasser werden die Leiterplatten in einem Trockner durch Warmluft so getrocknet, daß sie ohne Wasserrückstände die Entwicklermaschine verlassen. 11.2.5 Wartung des Entwicklers Der Wartungsaufwand für den Entwickler ist stark von der Belastung abhängig. Empfehlenswert ist eine wöchentliche Komplettreinigung. Mindestens zum Schichtwechsel sollten die Transportwalzen gereinigt werden, die oben beschriebenen Abquetschwalzen ggf. noch VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 22 häufiger. Ebenfalls sollten die Düsenstöcke mind. zum Schichtwechsel auf verstopfte Düsen überprüft werden. 12 Optische Kontrolle Nach der Entwicklung sollte eine optische Kontrolle auf Freientwicklung, Freientwicklung aus den Durchkontaktierungen, Registriergenauigkeit und Fehlstellen durchgeführt werden. Nach dem Prozeßschritt Entwickeln können Leiterplatten, die eine oder mehrere der o.g. Fehlerbilder zeigen, abgewaschen werden. Nach der Endhärtung ist der Lackfilm so stabil, daß ein Strippen nicht mehr möglich ist. 13 Thermische Härtung (Endhärtung) Bei der Endhärtung wird die chemische Vernetzung der Lackkomponenten vollzogen. Dieser Prozeß ist für die mechanischen, chemischen und elektrischen Eigenschaften der Lötstoppmaske verantwortlich. Daher ist die Einhaltung der vom Hersteller angegebenen Parameter zwingend notwendig. Ob die Endhärtung in einem Kammerofen oder einem Durchlaufofen durchgeführt wird, ist nicht qualitätsrelevant. Es ist jedoch wichtig, daß : − die vom Lötstopplackhersteller angegebene Temperatur im gesamten Ofenraum gleichmäßig erreicht wird − in der Anfangsphase der thermischen Härtung eine optimale Führung der Um- und Abluft erfolgt, so daß es nicht zu einer Kondensatbildung kommen kann − die eigentliche Einbrennzeit erst mit dem Zeitpunkt beginnt, ab dem die Leiterplatten die spezifizierte Temperatur erreicht haben (Objekthaltezeit), wobei zu beachten ist, daß die Leiterplattendicke die Aufheizzeit erheblich beeinflußt. Für ein problemloses Handling sollten die Leiterplatten bei Durchlauföfen am Ende des Einbrennprozesses auf Temperaturen leicht oberhalb der Raumtemperatur abgekühlt werden. Bei Standöfen ist es empfehlenswert, den Ofen während des gesamten Einbrennens zu verriegeln. Im Rahmen der Qualitätssicherung wird daduch sichergestellt, daß der Ofen nicht zwischendurch geöffnet werden kann, wodurch die vorgegebene Einbrenntemperatur unkontrolliert abgesenkt würde. Anmerkung : Die unter Punkt 8 gemachte Anmerkung zum Thema Kondensat gilt für die Endhärtung analog. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Drucktechnische Verfahren Fotodruck mit Flüssigresists; Lötstoppmaske VDE/VDI 3711, Blatt 5.5 Seite 23 14 UV Nachvernetzung Von einigen Lötstopplackherstellern wird eine zusätzliche UV-Nachvernetzung nach der thermischen Endhärtung empfohlen, um bestimmte Eigenschaften der Lötstoppmaske zu erhöhen (z.B. verbesserte ionische Kontamination). Diese Nachvernetzung kann bei Durchlauf-Endhärteöfen direkt hinter dem Ofen online integriert werden. Eine regelmäßige Überwachung der Strahlerleistung und die Protokollierung des Strahleralters über einen Betriebsstundenzähler ist zur Qualitätssicherung unbedingt notwendig. Bei einer Schliffuntersuchung kann bei vielen Lötstoppmasken nach der UV-Nachvernetzung eine schwarze Trennlinie in der Maske erkannt werden. Dies ist eine einfache Überprüfungsmöglichkeit, ob die UV-Nachvernetzung durchgeführt wurde, erlaubt jedoch keine Aussage über die eingesetzte Strahlungsenergie. Schlußbemerkung: Die Bereiche Arbeits- und Umweltschutz sind einem sehr schnellen Wechsel unterworfen. Aktuelle und detaillierte Angaben zu Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Abfallwirtschaft, Lagerung, Handhabung, TA-Luft sowie weitere Kennzeichen sind den entsprechenden Sicherheitsdatenblättern der Lacklieferanten zu entnehmen. Die detaillierten Angaben zu den einzelnen Prozeßschritten und die umfassenden Hinweise auf mögliche Fehlerquellen sowie auch deren Vermeidung lassen erkennen und machen deutlich, daß eine sorgfältige Einhaltung aller Prozeßparameter unbedingt notwendig ist. Diese Richtlinie sollte daher nicht nur zur Schulung für Berufseinsteiger, sondern auch für Nachschulungen und zur Fehlererkennung und Fehlervermeidung genutzt werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 1 Allgemeines Neben einer zunehmenden Miniaturisierung der Leiterplatte werden auch bezüglich der unterschiedlichen Verbindungstechnologien erhöhte Anforderungen an die Leiterplatte gestellt. Gute Lötbarkeit ist ein wichtiger Faktor bei der Weiterverarbeitung von Leiterplatten. Eine Korrosion des Kupfers muß verhindert werden. Um dies zu erreichen, können nachfolgende Verfahren angewandt werden. Gegenwärtig überwiegt der Anteil von Leiterplatten, die mit bedrahteten Bauelementen und SMT bestückt werden, bei denen das Löten als Montagetechnik Anwendung findet. Für die Lötverfahren haben sich Zinn/Blei-Überzüge im HAL-Verfahren aufgebracht bewährt. Der Marktanteil hierbei beträgt weit über 50 %. Auch in Zukunft wird die Heißverzinnung eine wichtige Rolle spielen, da die HAL-Oberfläche eine herausragende Position bezüglich des Lotdurchstiegs während des Wellenlötprozesses einnimmt. Durch den verstärkten Einsatz von Verbindungstechnologien wie Drahtbonden oder Leitkleben von Pitchgrössen kleiner 0,5 mm sind neue, funktionelle Endschichten für Leiterplatten zwingend notwendig geworden. Dem Leiterplattenhersteller stehen eine Vielzahl von Beschichtungsverfahren wie HAL, Walzenverzinnung, Chemisch Zinn, Chemisch Nickel/Gold, Organische Beschichtung, Chemisch Palladium und Chemisch Silber zur Verfügung. Die Oberflächen, Galvanisch Nickel/Gold sowie Galvanisch Silber und die LotdepotTechniken werden bei den vorgestellten Alternativverfahren nicht berücksichtigt. Für die Kostendarstellung in den einzelnen Verfahrensbeschreibungen werden folgende Annahmen getroffen: - Durchsatz: 250 m2 Zuschnitt pro Tag - Aktive Oberfläche: 15 % (30 dm2 freies Kupfer pro 1 m2 Zuschnitt) - Schichtdicken: Chemisch Nickel/Gold 5 µm Ni 0,1 µm Au Chemisch Palladium 0,2 µm Pd (Löten) 0,6 µm Pd (TS-Bonden) Chemisch Silber 0,15 µm - 0,3 µm Ag Chemisch Zinn 0,8 µm Zinn Organische Beschichtung 0,15 µm - 0,5 µm. Es werden lediglich die relativ einfach erfassbaren Werte für Chemikalienverbrauch sowie die anteiligen Neuansatzkosten der einzelnen Behandlungsbäder berücksichtigt. Nicht berücksichtigt werden z. B. die Kosten für Entsorgung, Energie, Anlagenabschreibung, Anlagenbedienung, Wartung und Instandhaltung, da diese Aufwendungen stark betriebsspezifisch sind. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 2 Schematische Inhaltsdarstellung Pkt. Verfahrensbeschreibungen 1 Chemisch Nickel Sudgold 1.1 Chemisch Palladium 1.2 Chemisch Silber 1.3 Chemisch Zinn 1.4 Hot Air Levelling 1.5 Organische Beschichtung 1.6 Walzenverzinnung 1.7 Aufschmelzen mittels flüssiger Medien 1.8 Aufschmelzen mittels Infrarotstrahlung 1.9 Konservieren durch Lackieren 1.10 Arbeitssicherheit und Umweltschutz 2 Zusammenfassung 3 VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 3 1 Verfahrensbeschreibungen Im folgenden werden die verschiedenen Beschichtungsverfahren vorgestellt. 1.1 Chemisch Nickel/Sudgold Das Chemisch Nickel/Sudgold-Verfahren hat für hochwertige Leiterplatten weltweite Marktakeptanz gefunden. Moderne Bestückungstechnologien, wie direkte Chipverbindungstechnik (Chip On Board, COB) oder die Oberflächenbestückung von Bauteilen (Surface Mounting Technology, SMT) stellen höhere Anforderungen an die Oberflächengüte für immer feiner Rastermaße (Fine Pitch). Chemisch Nickel/Sudgold hat sich für Löt- und Drucktastenanwendungen und für die Bondtechnik mit Aluminiumdraht als ideale Oberfläche erwiesen. Üblicherweise wird nach der Lötstopplack-Applikation eine 4-5 µm dicke chemisch abgeschiedene Nickelschicht und etwa 0,04-01 µm Sudgold aufgebracht. Die Chemisch Nickel/Sudgold-Oberfläche zeichnet sich aus durch: • • • • • • • • erhöhte Bestückungssicherheit durch eine vollkommen ebene Oberfläche erhöhte Zuverlässigkeit durch konstante Schichtdicken erhöhte Korrosionsfestigkeit und Lagerbeständigkeit, da sämtliche Kupferoberflächen samt Flanken beschichtet sind erhöhte Produktionssicherheit auch für High Tech Produkte; feinste Strukturen, dünne Bohrungen und Sacklöcher werden zuverlässig bedeckt hohe Zuverlässigkeit auch bei Mehrfachlötungen kostengünstiges Verfahren für Bondtechnik mit Alu-Draht. Hauptanwendungsgebiete Computerindustrie. sind Telekommunikationsindustrie, Automobilelektronik und Verfahrensablauf Das Chemisch Nickel/Sudgoldverfahren wird in Vertikaltechnik in Korbanlagen eingesetzt. Nach Reinigungs- und Anätzprozeßstufen folgt eine Aktivierung, dann das chemische Nickelbad mit Temperaturen von 80 - 90 °C und einer Expositionszeit von 12 - 20 Minuten, danach das Sudgoldbad, Temperatur: 60 - 90 °C, 8 - 12 Minuten. Entsprechende Spülbäder und Trocknung der Teile folgen nach. Das Verfahren ist abwassertechnisch unproblematisch. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 4 Prozeßfolge Reinigen Kaskadenspülen Anätzen Kaskadenspülen Dekapieren Aktivieren Kaskadenspülen Chemisch Nickel Kaskadenspülen Sudgold Temperatur [°C] 40 - 60 Zeit [Min] 2-4 Wannenmaterial Anlagentechnik PP, PVC Heizung, Umwälzung 20 - 30 1-3 20 - 25 20 - 30 0,5 - 5 0,5 - 7 80 - 90 12 - 20 PPu, V4A Heizung, Umwälzung, Filtration, Autodosierung 60 - 90 8 - 12 Heizung, Umwälzung, Filtration evtl. Ionenaustauscher Umwälzung PP, PVC PP, PVC PPu Umwälzung Sparspülen Kaskadenspülen (DI-Wasser) Trocknen Das Wannenmaterial der Spülbäder sollte aus PVC oder PP sein. Löten Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen eignen sich für das Wellenlötverfahren in Sauerstoffoder Stickstoffatmosphäre und für Umschmelzverfahren mit Lötpasten, sowie für deren Kombination und entsprechende Mehrfachlötungen. Bonden 1. Ultrasonic Bonding In Verbindung mit Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen wird zumeist mit Aluminiumdraht gebondet. Auch nach Alterung bleiben die guten Bondeigenschaften erhalten. 2. Thermosonic Bonding Neuerdings können mit einem speziellen Sudgoldbad Goldschichten von 0,3 µm bis 0,5 µm auf Nickel abgeschieden werden. Diese Schichten sind geeignet für das Thermosonic BondVerfahren mit Gold-Draht. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 5 Voraussetzungen für gute Bondergebnisse sind: • gleichmäßig strukturierte Oberfläche mit einer auf das Bondigverfahren individuell abgestimmten Mikrorauhigkeit • eine angepaßte Systemhärte der chem. Nickelschicht von etwa HV • dem Bondverfahren angepaßte Goldschichtdicke • eine saubere Oberfläche (frei von organischen Rückständen, Fingerprints, Oxiden). Die Bondergebnisse hängen in hohem Maße ab vom Gerätetyp des Bonders, von den Bondparametern, von Dicke und Material des Drahtes und von der Bondprüfung selbst. Alle Parameter sollten bei Qualifikationen festgelegt werden. Zur Qualitätssicherung sind Eingangsprüfungen oder besser eine laufende Bondkontrolle empfehlenswert. Siehe VdL Spezifizierung der Bondbarkeit, VdL Schrift 1, Ausgabe August ‘96. Drucktastaturanwendungen Anstelle von Karbonoberflächen, die im Siebdruckverfahren aufgebracht werden, kommen heute vermehrt Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen zur Verwendung. Untersuchungen und Praxisergebnisse haben im Langzeitverhalten sehr gute Ergebnisse gezeigt. Basismaterial Das Chemisch Nickel/Sudgold-Verfahren wird erfolgreich angewandt auf: FR4 Teflon Starr Flex Polymid Cyanat-Ester Keramik. Nicht aufgeführte Materialien sind im Einzelfall auf Kompatibilität zu testen. Lötstopplack Die Lötstopplack-Applikation ist vor oder nach der Vergoldung möglich. Für die selektive Vergoldung steht eine Vielzahl von unterschiedlichen Lacksystemen zur Verfügung. Bisher haben sich Lacksysteme mit einem hohen Epoxydharzanteil bewährt. Auf die Wahl des Lötstopplackes sollte ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 6 Wichtige Kriterien sind: • gute chemische und physikalische Resistenz gegenüber den eingesetzten Bädern • gute Haftfestigkeit auf dem Substrat • kein Auslösen von Füllstoffen oder Pigmenten aus dem Lacksystem. Viele moderne Lacksysteme erfüllen diese Forderungen. Kosten Die Kosten des Verfahrens liegen bei 20,- bis 35,- DM pro m2 Zuschnitt bei 30 dm2 aktiver Kupferoberfläche. Dies beinhaltet die Prozeßkosten incl. Ausschleppungsverlusten und Edelmetall-/Metallkosten ohne Investitions- und Personalkosten. 1.2 Chemisch Palladium Prozeß Ein Verfahren zur direkten, chemischen Abscheidung von Palladium auf Leiterplatten, wobei die Abscheidung von Palladium unterschiedlicher Schichtdicke von 0,1 µm bis 1,0 µm und mehr durch die Nutzung spezieller Reduktionsmittel möglich wird. Die Prozeßfolge des Verfahrens als Alternative zum Hot Air Levelling (HAL) umfaßt vier aktive Prozeßschritte. Nach der üblichen Reinigung der Leiterplatten und Mikroätzung der freien Kupferflächen erfolgt zunächst die Aktivierung des Kupfers. Die Aktivierung erzeugt durch Ladungsaustausch mit dem Kupfer eine sehr dünne, gleichmäßige Palladiumschicht von ca. 20 Nanometer Palladium. Das anschließende, chemisch arbeitende Palladiumbad verstärkt die dünne Aktivierungsschicht bis zur gewünschten Schichtdicke ohne eine weitere Zwischenschicht. Die gesamte Prozeßfolge mit den Arbeitsparametern Zeit und Temperatur stellt sich wie folgt dar: Saurer Reiniger Kaskaden-Spüle Ätzreiniger Kaskaden-Spüle Vortauchen Aktivator 3 - 5 Min. 2 x 1 Min. 2 - 3 Min. 2 x 1 Min. 1 - 3 Min. 3 - 5 Min. Kaskaden-Spüle Chemisch Palladium 2 x 1 Min. 3 - 12 Min. (je nach Schichtdicke) 2 x 1 Min. 1 Min. ca. 10 Min. Kaskaden-Spüle Warmspüle Trocknen 35 - 45 °C RT 25 - 35 °C RT RT 25 - 35 °C (vorzugsweise 30 °C) RT 50 - 70 °C RT 50 - 70 °C 60 - 70 °C VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 7 Das Verfahren verfügt über folgende Vorteile: • • • • niedrige Arbeitstemperaturen einfache Analytik hohe Kompatibilität auch mit wäßrig entwickelbaren Lötstopplacken Einsatz in Horizontalanlagen vorgesehen. Für die Überwachung der beiden Bäder kann ein Palladium-Controller eingesetzt werden. Damit werden der pH-Wert und die Palladiumkonzentration gemessen und geregelt. Die Abscheidungsgeschwindigkeit bleibt über das gesamte Badalter konstant, ohne daß Badparameter verändert werden müssen. Die autokatalytische Abscheidung von Palladium wird hauptsächlich von der Temperatur und dem pH-Wert bestimmt. Der Einfluß der Palladium-Konzentration ist von untergeordneter Bedeutung. Wie bei vielen autokatalytisch arbeitenden Bädern muß turnusmäßig gestrippt werden. Der Behälter des Palladium-Bades ist bei einer Palladium-Wildabscheidung zu strippen. Anlagentechnik Das Verfahren wird in Korbtechnik angewendet. Die Behälter zur Palladiumabscheidung werden aus Polypropylen-natur gefertigt. Eine Warenbewegung ist erforderlich. Bis auf die Spülkaskaden nach dem Sauren Reiniger und dem Aktivator sind für alle Spüleinrichtungen Lufteinblasungen vorzusehen. Während beim Aktivator keine Lufteinblasung erfolgen darf, ist für das Palladium-Bad eine Lufteinblasung unterhalb der Heizkörper zu installieren. Die Konfiguration der Palladiumbehälter ist ähnlich der Chemisch Nickelbehälter. Die Behälter für den Aktivator und das Palladium-Bad brauchen eine Umlauffiltration. Nach dem Palladium-Bad kann eine Standspüle zur Rückgewinnung ausgeschleppten Palladiums installiert werden. Das Wasser der Standspüle muß täglich gewechselt werden. Für die Schlußkaskade der Warmspüle und für alle Aktivbäder ist vollentsalztes Wasser zu verwenden. Das Verfahren ist abwassertechnisch unproblematisch. An jedem Aktivbad wird über eine Randabsaugung die Abluft zu eine Abluftwäscher geleitet und vor dem Ausblasen gereinigt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 8 Anwendung und Kosten Im praktischen Test hat sich gezeigt, daß eine Schicht von 0,2 µm Pd ausreichend ist, um Mehrfachlötungen zu bestehen. Ebenfalls unter Produktionsbedingungen wurde nachgewiesen, daß eine Lötbadkontamination durch Palladium keinen relevanten Einfluß auf die Lötqualität hat. Bezug nehmend auf die vielfältigen Anwendungsgebiete des Verfahrens, sind in der nachstehenden Übersicht, neben den erforderlichen Schichtdicken, die reinen Prozeßkosten (Ansatz- und Ergänzungskosten) dargestellt. - Hauptanwendungsfall ist die Löttechnik * Reflow-Löten * Wellen-Löten - Weitere Anwendungsfälle sind * Golddraht-Bonden * Aluminiumdraht-Bonden * Kontakt für Tastaturen * Einpreßtechnik * Klebetechnik 1.3 Prozeßkosten in DM pro 1 m2 Zuschnitt 0,2 µm Pd 0,2 µm Pd 17,00 - 20,00 17,00 - 20,00 0,4 - 0,6 µm Pd/Au flash 38,00 - 55,00 0,2 - 0,5 µm Pd 20,00 - 46,00 0,1 - 0,4 µm Pd 12,00 - 38,00 0,2 - 0,3 µm Pd 20,00 - 30,00 0,2 - 0,5 µm Pd 20,00 - 46,00 Chemisch Silber Das Verfahren ist seit Herbst ‘95 auf dem Markt. Im allgemeinen wird nach entsprechender Vorbehandlung der Kupferoberfläche eine Silberschicht in einer Stärke von 0,15 - 0,3 µm sowie eine ultradünne, silberorganische Deckschicht aufgebracht. Prozeßfolge (Horizontal-Durchlaufanlage): Die angegebenen Kontaktzeiten stellen Durchschnittswerte dar und können abhängig von der eingesetzten Anlagentechnik variieren. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 9 Prozeßfolge Vorreiniger Kaskadenspüle (Stadtwasser) Vortauchbad Beschichtungsbad Kaskadenspüle (DI-Wasser) Trockner Temperatur [°C] 35 - 40 Zeit [min] Anlagentechnik 45 - 50 45 -50 0,5 0,5 0,5 - 1 3-4 60 -70 0,5 0,5 - 1 Sprühmodul (PP, PVC) Sprühmodul Schwallmodul (PP, PVC) Schwallmodul (PP, PVC) Filterpumpe 10 µm Sprühmodul Prozeßfolge (Tauchanlage) Für den Tauchprozeß ergibt sich folgendes Schema. Das Wannenmaterial sollte aus PP oder PVC gefertigt sein, die Gestelle gummiert oder anderweitig beschichtet. Bei einer Silberabscheidung auf den Gestellen empfiehlt es sich, das Silber vor dem nächsten Durchlauf zu entfernen. Für eine optimale Silberabscheidung wird zudem eine Warenbewegung empfohlen. Prozeßfolge Zeit [min] Anlagentechnik Vorreiniger Temperatur [°C] 25 - 35 1-2 Spüle (Stadtwasser) Vortauchbad RT 35 - 45 0,5 1 Beschichtungsbad 45 - 50 3-4 60 - 70 0,5 0,5 0,5 - 1 Umwälzung Heizung teflonisiert Tauch- oder Spritzspüle Umwälzung, Badabdeckung teflonisiert Umwälzung, Badabdeckung Filterpumppe 1 - 5 µm Heizung teflonisiert Tauch- oder Spritzspüle Tauchspüle Spüle (Stadtwasser) Spüle (DI-Wasser) Trockner Heizung Anwendungsgebiete Die mit diesem Verfahren erzeugte Silberbeschichtung ist für alle Verbindungstechniken wie Löttechnik, Drahtbonden, Klebetechnik und Einpreßtechnik geeignet. Als optimal, insbesondere hinsichtlich Drahtbonden, hat sich eine Silberschichtdicke von 0,2 - 0,3 µm herausgestellt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 10 Kompatibilität Chemisch Silber ist kompatibel Lötstopplacken und -masken.l zu allen üblichen Basismaterialien sowie auch Umwelt-Aspekte Das Verfahren ist aufgrund niedriger Prozeßtemperaturen sparsam im Energieverbrauch, setzt keine gesundheitsschädlichen Dämpfe frei und ist abwassertechnisch unproblematisch. Für die Badansätze der Vortauchlösung und des Beschichtungsbades, welche Komplexbilder enthalten, kann mit einer Standzeit von 3 - 4 Monaten gerechnet werden, wodurch das zu entsorgende bzw. zu behandelnde Volumen klein gehalten werden kann. Nach bisher vorliegenden Informationen ist die Silberoberfläche kompatibel zu „bleifreien Loten“, was besonders hinsichtlich des Leiterplatten-Recyclings von Vorteil ist. Prozeßkosten Die Prozeßkosten sind stark von dem gewählten Verfahrens- und Anlagentyp (Horizontal/Vertikal; Ausschleppung/Prozeßgeschwindigkeit) abhängig. Je nach den spezifischen Prozeßparametern, die Ausschleppung und auch Silberschichtstärke beeinflussen, werden die Prozeßkosten zu DM 10 - 20/m2 abgeschätzt. Analytik Der Prozeß erfordert letztlich nur ein Minimum an analytischem Aufwand (je nach Durchsatz täglich bis wöchentlich), wie Bestimmung von Kupfer (Titration), Silber (Ionenselektive Elektrode oder ASS) und pH-Wert/Trübungspunkt beim Beschichtungsbad. Zu überwachen ist außerdem die erzielte Silber-Schichtdicke mittels Röntgenfloureszenz oder Beta-Rückstreuverfahren. 1.4 Chemisch Zinn Eigenschaften Zinnschichten, abgeschieden aus modernen Chemisch-Zinn-Elektrolyten, sind bereits seit einigen Jahren im Einsatz und gewinnen durch ihre positiven Eigenschaften mehr und mehr Akzeptanz. Diese Oberflächen unterscheiden sich von herkömmlichen „Sudzinnnschichten“ durch ihre extreme Feinkörnigkeit, Porenfreiheit und Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und Luftsauerstoff. Dies ist möglich geworden durch den gezielten Einbau von lötfreudigen Fremdmolekülen, die einen signifikanten Einfluß auf Gefügewachstum und Diffusionsgeschwindigkeit haben. Dadurch werden lange Lagerzeiten und Mehrfachlötungen möglich. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 11 Bedingt durch den absolut planen Metallaufbau ist Chemisch-Zinn ideal für Bestückung und Lotpastenapplikation besonders bei Schaltungen mit kritischen Strukturen. Die Zinnschicht ermöglicht eine Lagerzeit von einem Jahr mit anschließendem zweimaligen Reflow plus Wellenlöten. Verwölbung und Verwindung, die immer wieder zu Problemen bei der automatischen Bestückung führen, gehören der Vergangenheit an, da durch das Verfahren kein Thermostreß auf die Leiterplatte aufgebracht wird. Zinnbrücken, eine Metallisierung der Lötstoppmaske oder Probleme mit Hot Air Levelling-Flußrückständen können prizipiell nicht auftreten. Prozeßschritt Reinigen/Entfetten Mikroätzen Vortauchen Verzinnen Warmspülen Spülen Tocknen Temperatur [°C] 25 - 40 25 - 30 20 - 30 60 - 70 40 - 50 RT Zeit [min] 1-3 1-2 0,5 - 1 5 - 10 0,5 - 1 Anlagentechnik (horizontal oder vertikal) Behälter aus PP oder anderen temperaturbeständigen (70 °C) Kunststoffen. Das Bad darf nicht mit Metallteilen in Berührung kommen. Heizelemente aus Teflon, PVDF oder Quarz. Badbewegung oder Absaugung sind erforderlich. Kontinuierliche Filterung mit 5 - 10 µm Filterkerzen. Dichtungs- und Walzenmaterial: Viton. Überwachung und Wartung Ergänzung nach naßchemischer Zinn-Analyse. Umwelt und Arbeitssicherheit Das Verfahren kommt ohne Blei aus. Weder heiße Luft noch hohe Temperaturen oder verbrannte Flußmittelrückstände beeinträchtigen Mensch und Umwelt. Verträglichkeit Alle üblichen Lötstoppsysteme, Carbonlacke und Kennzeichnungsfarben sind in ChemischZinn beständig. Im Einzelfall ist eine Überprüfung durch Auslaugtests empfehlenswert. Kosten In Abhängigkeit vom Layout, der Verschleppung und der Anlagentechnik liegen die Kosten zwischen 10 und 16 DM/m2 pro Zuschnitt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 12 1.5 Das Heißverzinnungsverfahren Prozeßfolge • Aufstapler • Vorreinigung, leichtes Anätzen zur Deoxydation • Fluxen • Heißverzinnen • Abkühlen • Nachreinigung mit Nylonbürsten • Abstapeln Hot-Air-Levelling (HAL): Zweck Prozeßschritt Vorreinigen Entfernen von Schmutz oder Anlaufschichten Übersicht über die Prozeßschritte Fluxen Entfernen von Oxid, Schutz vor erneuter Oxidbildung, Verbesserung der Benetzbarkeit des Kupfers Kunststoff- oder Stahlwanne Heißverzinnen Beschichten der Metallflächen mit eutektischer Zinn/ BleiLegierung Abblasen Entfernen der überschüssigen Zinn/ BleiLegierung Halb- oder vollautomatische, vertikal bzw. horizontal arbeitende beheizbare Anlagen, Behälter aus Stahlblech Zinn/BleiLegierung, vorzugsweise 63/67 (A3, U5) Kompressor, Durchlaufbeheizbarer Luftsprühmakessel, Luftmesser schinen, ggf. mit Bürste Einrichtung Bürst- oder Sprühmaschine, Tauchbad Behandlung s-medium wäßrige, neutrale bis saure Lösung mit Zusätzen (A1, U1) Polyalkohole mit sauren Zusätzen (A1, U2) Temperatur [°C] Raumtemperatur 20 bis 50 210 bis 250 230 Behandlung s-zeit 20 bis 40 s bis 15 s 5 bis 15 s 1 bis 3 s erhizte ölfreie Luft Nachreinigen Rückstandsloses Entfernen der Flußmittel Wasser, ggf. mit Zusätzen oder organischen Lösungsmitteln (A2, U4) für Wasser 20 bis 60; für organische Lösungsmitel vorzugsweise Raumtemperatur 1 bis 3 min VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 13 Reinigung vor dem HAL-Prozeß Das Heißluftverzinnungsverfahren ergibt eine homogene Zinn/Blei-Schicht. Diese Schicht ist auch über längere Zeit lagerfähig und gut lötbar. Mit Heißluft werden die Löcher freigeblasen und die Flächen geebnet. Bei dieser Technologie ist die Vorreinigung ein ganz besonders wichtiger Punkt. Es ist absolut notwendig, eine gut benetzbare Kupferschicht zu erhalten. Man unterscheidet zwischen vertikal und horizontal arbeitenden Heißverzinnungsverfahren. Beim Vertikalverfahren wird die Leiterplatte in einen Lotbehälter getaucht. Beim Horizontalverfahren durchläuft die Leiterplatte ein Schwallbad. Bei den vertikalen als auch horizontalen HAL-Anlagen wird in den meisten Fällen für die Vorreinigung das DurchlaufSprüh-Verfahren und Verwendung entsprechender Deoxidationmittel angewendet. Um eine optimale Durchlaufgeschwindigkeit zu erzielen, muß bei den horizontalen HAL-Anlagen die Vorreinigung entsprechend ausgelegt sein, d. h. je länger die Vorreinigung ist, um so schneller kann die Transportgeschwindigkeit gefahren werden. Die nachfolgende Fluxstation ist ebenfalls von ganz gravierender Bedeutung. Der Flußmittelaustrag aus dieser Station sollte so gering wie möglich gehalten werden, da bei hohem Austrag die Anlagen schnell verschmutzen. Sehr wichtig ist die Wahl des Flußmittels. Das Flußmittel hat ebenfalls einen erheblichen Einfluß auf die Wartung der Anlage. Der Trend geht heute Richtung wasserlösliche und abwaschbare Flußmittel. Ein weiterer und ebenfalls sehr wichtiger Faktor ist das Lot. Es sollte reines eutektisches Lot verwendet werden (63/37). Um gleichbleibende Verzinnungsergebnisse zu gewährleisten, sollte in gewissen Zeitabständen eine Lotanalyse durchgeführt werden. Hierbei spielt das im Lot enthaltene Kupfer eine wesentliche Rolle. Ein Kupfergehalt von mehr als 0,3 % im Lot führt zur Bildung einer grieseligen Oberfläche. Alle Prozesse (außer dem vertikalen Heißverzinnen) werden in horizontalem Durchlauf absolviert. Verfahrensablauf vertikaler HAL-Anlagen Das Prinzip des vertikalen Hot-Air-Levelling-Verfahrens besteht darin, daß eine gefluxte Leiterplatte vertikal in ein heißes Lotbad eingetaucht und nach kurzer Verweilzeit schnell wieder herausgezogen wird. Bei diesem Herausziehen wird durch heiße Druckluft das überschüssige Lot abgeblasen. Dabei werden die Bohrungen frei und es verbleibt eine Lotoberfläche mit unterschiedlicher Schichtdickenverteilung. Das Verzinnen muß unmittelbar nach dem Fluxen durchgeführt werden. Beim Vertikalverfahren soll nach den Tauchen und Abblasen die Platte bis zum Erstarren der Schmelze in die Horizontale gebracht werden, um eine bessere Schichtdickenverteilung zu erreichen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 6 Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit Seite 14 Verfahrensablauf horizontaler HAL-Anlagen Bei horizontalen HAL-Anlagen unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Verfahren, der Wellenverzinnung und der Walzenverzinnung. Bei der Wellenverzinnung wird mit einer kontinuierlichen Geschwindigkeit über die gesamte Anlagenlänge gearbeitet, die Durchlaufgeschwindigkeit liegt hier, je nach Anlagentyp bzw. Hersteller, bei 1,5 - 4,5 m/min. Hierbei werden die Leiterplatten durch eine Lötwelle transportiert und anschließend über Luftmesser abgeblasen. Beim Prinzip der horizontalen Walzenverzinnung werden die Leiterplatten nach dem Fluxen beschleunigt, mit einer Geschwindigkeit von 5 - 30 m/min. durch bis zu 3 Walzenpaare regelrecht durchgeschossen und anschließend ausgeblasen. Die Kontaktzeiten mit dem Lot sind ca. 1 - 2 sec. Verfahrensablaufbedingt ist die Kontaktzeit mit dem Lot bei der Wellenverzinnung wesentlich länger als bei der Walzenverzinnung. Anwendungsgebiet Das Verfahren HAL ist zum Stand der Technik geworden, > 50 % der Leiterplatten werden heute immer noch heißverzinnt. Die Anwendungsgebiete reiche über die gesamte Palette der Leiterplattenproduktion von Multilayern bis zu Flex-Schaltungen. Umwelt Alle neuen Systeme werden nur noch gekapselt verkauft bzw. sind zur nachträglichen Kapselung ausgelegt. Es werden alle Richtlinien der TA Luft sowie alle MAK-Werte eingehalten. Verbrauchte Fluxer sind einer Sonderentsorgung zuzuführen, da sie sonst Probleme mit der Umwelt bereiten können. Kosten Die Prozeßkosten liegen beim Vertikalverfahren zwischen 2,- - 3,- DM/m2 und beim Horizontalverfahren zwischen 3,- - 4,- DM/m2. Erwähnenswert ist, daß allein der Fluxer beim Vertikalverfahren 60 % der Kosten ausmacht. Beim Horizontalverfahren ist es das Abdecköl und der Fluxer, die sich mit knapp 50 % auf den m2 - Preis auswirken. Analytik • Vorreinigung In der Regel werden die Bäder entsprechend den m2 erneuert. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 15 Da dies kein großer Kostenfaktor ist (Persulfatlösung mit Schwefelsäure) wird diese Lösung nicht lange analysiert sondern entweder nachgeschärft oder erneuert. • Heißverzinnung Lotanalyse, wird vom Lotlieferanten kostenlos durchgeführt. Es muß nur eine Lotprobe eingeschickt werden. • Nachreinigung Keine Analyse 1.6 Organische Beschichtung Organische Kupferschutzschichten sind Komplexverbindungen, welche sich selektiv auf den freiliegenden Metallbereichen einer Leiterplatte, d. h. auf SMT-Pads sowie in durchkontaktierten Bohrungen ausbilden. Bei den sich auf dem Markt befindlichen Produkten unterscheidet man zwei Typen: 1. Organische Kupferschutzschichte, welche nur eine monomolekulare Deckschicht auf dem Kupfer ausbilden können. Diese Schichten, auch als Anlaufschutz bezeichnet, werden bereits seit Mitte der 70er zum Erhalt der Lötfähigkeit von Leiterplatten für die Einfachlötung eingesetzt. 2. Die neueren Produkte auf dem Markt ermöglichen die Abscheidung von dickeren Schichten (in der Regel zwischen 0,15 und 0,5 µm). Durch diese dickeren Schichten wird das Kupfer viel effektiver geschützt, so daß Mischbestückung bei Leiterplatten mit diesen Oberflächen jetzt möglich ist. Beschichtung Die Beschichtung kann sowohl in Horizontalanlagen als auch in Korbanlagen mit vergleichbarer Qualität erfolgen. Bei den Prozeßlösungen handelt es sich um wäßrige Lösungen, welche bei niedrigen Temperaturen (40 - 50 °C) arbeiten. Die höchste Temperatur während der Beschichtung ist die Trocknertemperatur mit ca. 70 bis 80 °C. Hierdurch sind thermische Schädigungen des Leiterplattenmaterials auszuschließen. Verfahrensablauf Saurer Reiniger Spülen Mikroätzen Spülen Beschichten Temperaturen [°C] 20 - 40 Verweilzeiten [Min.] 2-4 25 - 30 0,5 - 1 40 - 50 0,5 2 gewünscheter Schichtstärke) (je nach VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 16 Alternativ hierzu gibt es Verfahren, welche anstatt der zweistufigen Vorbehandlung (saurer Reiniger und Mikroätze) eine einstufige Vorbehandlung (Ätzreiniger) verwenden. Die Vorteile bei der einstufigen Vorbehandlung sind Platz- sowie Kosteneinsparung; vorteilhaft bei der zweistufigen Vorbehandlung ist eine höhere Prozeßsicherheit. Eigenschaften Die organischen Kupferschutzschichten (0,15 - 0,5 µm) sind für Leiterplatten geeignet, welche Mehrfach-Lötprozesse durchlaufen. Hierbei ist als häufigste Kombination die Abfolge (1) Reflowlötung (2) Kleberaushärtung (3) Wellenlötung anzutreffen. Aber auch Leiterplatten, welche nur mit SMT-Bauteilen bestückt werden, können mit der Oberfläche „organische Kupferschutzschicht“ versehen sein. Hierbei werden die Platten zweimal reflowgelötet. Ebenfalls erfolgreich gelötet werden konnten die Leiterplatten, welche zweimal einen partiellen Wellenlötprozeß durchlaufen mußten, wobei eine solche Kombination bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sehr verbreitet ist. Auch hat es eine Reihe von Untersuchungen gegeben, die organischen Kupferschutzschichten für die Einpreßtechnik einzusetzen. Diese Untersuchungen, die mit unterschiedlichen Steckertypen durchgeführt wurden, führten zum Ergebnis, daß die organischen Kupferschutzschichten im Falle der geprüften Steckerkonfigurationen für die Einpreßtechnik geeignet sind. Anforderungen an das Löten von Leiterplatten für die Mischbestückung I. Oberflächentemperaturen Organische Moleküle, wie sie im Falle der organischen Kupferschutzschichten vorliegen, reagieren bei erhöhten Temperaturen mit Luftsauerstoff, d. h. sie werden oxidiert und können dann die Lötfähigkeit des darunter liegenden Kupfers nicht mehr gewährleisten. Man hat nur zwei Möglichkeiten, trotzdem organische Kupferschutzschichten erfolgreich für die Mischbestückung einzusetzen. (a) Mit dem Einsatz von Schutzgaslötanlagen sowohl für den Reflow- als auch für den Wellenlötprozeß werden bessere Ergebnisse erzielt als mit konventionellen Anlagen. (b) Optimierung der Temperaturprofile in Lötanlagen ohne Schutzgas führt zur Minimierung des oxidativen Abbaues.Hierdurch erreicht man, daß die Lötfähigkeit der zu lötenden Bereiche auch nach thermischer Vorbelastung bleibt. II. Flußmittel Damit die Lötverbindung sich ausbilden kann, muß die organische Kupferschutzschicht aufgelöst werden.Diese Aufgabe wird durch die Aktivatoren in der Lotpaste (Reflowlöten) bzw. im Flußmittel (Wellenlöten) erfüllt. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 17 Hier gilt es, besonders bei den heute für den Wellenlötprozeß üblichen No-Clean-Flußmitteln (ca. 2 % Feststoffgehalt) ein geeignetes herauszufinden, welches ein gutes Lötergebnis ermöglicht. Dies ist besonders dann wichtig, wenn die den Flußmittelklassen FS-W 33 bzw. 34 zugehörenden Flußmittel im Sprühverfahren aufgebracht werden. Die Praxis hat gezeigt, daß die Lötergebnisse deutlich besser werden, wenn man feststoffreichere Flußmittel aus der Klasse FS-W 32 mittels Schaumfluxmodul aufträgt. Kosten Die Kosten pro m2 Zuschnitt für Chemieverbrauch und anteilige Ansatzkosten liegen zwischen 1,- und 4,- DM. (Hierbei wird eine Tagesproduktion von 250m2 Zuschnitt zugrundegelegt. Die Kosten ergeben sich im wesentlichen durch Ausschleppung, so daß nahezu keine Kostenunterschiede für unterschiedliche Schichtstärken beobachtet werden.) Nicht enthalten sind Kosten für Spülwasser, Energie, Anlagenabschreibung, Anlagenbedienkosten, sowie Kosten für Wartung und Instandsetzung. Umwelt Die Verfahren sind abwassertechnisch unproblematisch. 1.7 Walzenverzinnung Eigenschaften Das Verfahren ist nur für Leiterplatten ohne Durchmetallisierung geeignet. Das Aufwalzen der geschmolzenen Zinn/Blei-Legierung ergibt eine homogene lötbare Oberfläche. Die Schicht ist bedingt durch den Walz- und Quetschprozeß unterschiedlich dick, teilweise < 1 µm. Derartig behandelte Leiterplatten sind nur innerhalb kurzer Lagerzeit lötbar. Die Walzenverzinnung ist eine Zinn-Bleischicht mit der Reinheit 63 % Zinn und 37 % Blei. Diese Zinn-Bleischicht wird mittels einer Walze, in die Oberfläche der Leiterplatte übertragen. Der Vorteil dieser Oberfläche ist eine Zinn-Bleischicht, die dem Lötzinn in den heute üblichen Lötanlagen entspricht sowie das automatisierbare horizontale Durchlaufverfahren. Eine Mehrfachlötung von walzenverzinnten Oberflächen ist möglich. Folgende Nachteile gilt es aber bei walzenverzinnten Oberflächen zu beachten: Eine Walzenverzinnung ist nur bei einseitigen Schaltungen möglich. Durch die hohen Abrißkanten, die beim Walzenverzinnen entstehen, ist diese Oberfläche nur bedingt SMTfähig. Außerdem ist der Einsatz bei Direkt-Steckern vorher mit dem Layout-Ersteller abzustimmen, da sonst die Abrißkante im Steckbereich liegen kann. Zweckmäßigerweise werden die Löcher nach dem Prozeß eingebracht; wird vor dem Prozeß gelocht, entsteht der Nachteil, daß diese Löcher beim Walzverzinnen teilweise mit Zinn/Blei verstopft werden können. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 6 Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit Seite 18 Arbeitshinweise Der Walzprozeß muß unmittelbar nach dem Fluxen erfolgen. Die Durchlaufgeschwindigkeit für Walzverzinnung liegt zwischen 10 und 20 m/min. Prozeßfolge Prozeßschritt Mikroätzen Spülen Trocknen Fluxen Verzinnen Spülen Trocknen Prozeßschritt Vorreinigen Temperatur [°C] 25 - 30 RT 60 RT 230 -240 60/ RT 60 Zeit [min/ sec.] 1-2 10 - 20 sec. 10 - 20 sec. 2 sec. 2 sec. 1 min 10 - 20 sec. Fluxen Verzinnen Abblasen Spülen Entfernen von Oxid, Schutz vor erneuter Oxidbildung, Verbesserung der Benetzbarkeit des Kupfers Schwall bzw. Walzenfluxeinrichtung Beschichten der Metallflächen mit eutektischer Zinn/ BleiLegierung Walzenbeschichtungsanlage Entfernen der überschüssigen Zinn/BleiLegierung Rückstandsloses Entfernen der Flußmittel Kompressor, beheizbarer Luftkessel, Luftmesser erhizte ölfreie Luft Durchlaufsprühmaschinen, ggf. mit Bürste Zweck Entfernen von Schmutz oder Anlaufschichten Einrichtung Bürst- oder Sprühmaschine, Tauchbad Behandlung s-medium wäßrige, neutrale Polyalkohole mit bis saure Lösung sauren Zusätzen mit Zusätzen (A1, U2) (A1, U1) Zinn/BleiLegierung, vorzugsweise 63/67 (A3, U5) Wasser, ggf. mit Zusätzen oder organischen Lösungsmitteln (A2, U4) Anlagentechnik horizontal Für Mikroätzen, Behälter und Sprühdosen Bleizinnbehälter aus Stahl (Edelstahl). aus säurebeständigem Kunststoff. Überwachung und Wartung Ergänzung des Anäters (Mikroätzen) nach Durchsatz oder naßchemischer Analyse. Ergänzung des Zinn/Blei nach Verbrauch. Flußmittel spindeln. Kosten In Abhängigkeit vom Layout (zu verzinnende Fläche) und von der zu verzinnenden CuSchichtdicke (Durchlaufgeschwindigkeit muß der Cu-Schichtdicke angepaßt werden) liegen die Kosten zwischen 2,- und 5,- DM. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 19 1.8 Aufschmelzen mittels flüssiger Medien Prozeßschritt Vorreinigen Fluxen Aufschmelzen Reinigen Zweck Entfernen von Schmutz oder Anlaufschichten Entfernen von Oxid, Schutz vor erneuter Oxidbildung, Verbesserung der Benetzbarkeit des Kupfers Rückstandsloses Entfernen der Flußmittel Einrichtung Durchlaufsprühmaschine, Tauchbad wäßrige, neutrale bis saure Lösung mit Zusätzen (A1, U1) Schwall- bzw. Walzenfluxeinrichtung alkoholische, saure Lösungen mit Polyalkoholen und Zusätzen (A1, U2) Homogenisieren der galvanisch abgeschiedenen Zinn/Blei-Überzüge zur Verbesserung der Lötbarkeit, Entfernen von SN/PbÜberhängen an Leiterkanten Schwallbad aus nichtrostendem Stahl, Tauchbad mehrwertige Alkohole, Polyalkohole, hochtemperaturfeste Öle (U3, U5) Temperatur [°C] Raumtemperatur Raumtemperatur 210 bis 240, ggf. nach Vorwärmen der Leiterplatten Behandlungszeit 20 bis 40 s bis 10 s 5 bis 30 s Behandlungsmedium Durchlaufsprühmaschinen, ggf. mit Bürste Wasser, ggf. mit Zusätzen oder organischen Lösungsmitteln (A2, U4) für Wasser 20 bis 60; für organische Lösungsmitel vorzugsweise Raumtemperatur 1 bis 3 min Das Aufschmelzen der galvanischen Zinn/Blei-Abscheidung ergibt eine homogene Schicht, die auch nach längerer Lagerzeit gut lötbar ist. Die entstehende Oberfläche wird ballig, so daß sich die Schichtdicke an Kanten und Lochrändern verringert. Beim Aufschmelzen entsteht eine Querschnittsverringerung des Loches. Die Vorbehandlung sollte unmittelbar nach dem Ätzen durchgeführt werden. Bei längerer Lagerung zwischen Ätzen und Aufschmelzen muß die Vorbehandlung wiederholt werden. Das Aufschmelzen selbst soll bei möglichst niedriger Temperatur vorgenommen werden; dadurch wird die Temperaturbelastung der Leiterplatte gering gehalten. Tritt beim Aufschmelzen Entnetzung* auf, ist die Ursache nicht nur beim Aufschmelzprozeß, sondern auch in den vorangegangenen Arbeitsgängen zu suchen. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 20 1.9 Aufschmelzen mittels Infrarotstrahlung (IR) Prozeßschritt Vorreinigen Fluxen Aufschmelzen Reinigen Zweck Entfernen von Schmutz oder Anlaufschichten Entfernen von Oxid, Schutz vor erneuter Oxidbildung, Verbesserung der Benetzbarkeit des Kupfers Rückstandsloses Entfernen der Flußmittel Einrichtung Durchlaufsprühmaschine, Tauchbad Schwall- bzw. Walzenfluxeinrichtung, Tauchbad alkoholische, saure Lösungen mit Polyalkoholen und Zusätzen (A1, U2) Homogenisieren der galvanisch abgeschiedenen Zinn/Blei-Überzüge zur Verbeserung der Lötbarkeit, Entfernen von SN/PbÜberhängen an Leiterkanten Durchlaufmaschine mit Vorwärm- und Aufschmelzzone IR-Strahler (U5) Behandlungs- wäßrige, neutrale bis medium saure Lösung mit Zusätzen (A1, U1) Temperatur [°C] Raumtemperatur Behandlungs- 20 bis 40 s zeit Raumtemperatur siehe Arbeitshinweise bis 10 s 5 bis 15 s Durchlaufsprühmaschinen, ggf. mit Bürste Wasser, ggf. mit Zusätzen oder organischen Lösungsmitteln (A2, U4) für Wasser 20 bis 60; für organische Lösungsmitel vorzugsweise Raumtemperatur 1 bis 3 min Das Aufschmelzen mittel IR-Strahlung führt zum gleichen Ergebnis bezüglich der Qualität und Geometrie der Oberfläche wie das Aufschmelzen mit flüssigen Medien. Das Aufschmelzen mittels IR-Strahlen an Mehranlagenleiterplatten* ist im Gegensatz zum Aufschmelzen in flüssigen Medien wesentlich kritischer und kann u. U. nicht durchgeführt werden, da zu hohe Wärmebelastung zu Delamination führen kann. Um Delamination an Mehrlagenleiterplatten zu vermeiden wird empfohlen, vor dem Aufschmelzen zu tempern. Arbeitshinweise Beim Aufschmelzen mittels IR-Strahlung ist zu beachten, daß die Strahlereinstellung und Behandlungszeit dem jeweiligen Plattentyp (Materialart, Größe, Dicke, Farbe, Abdeckung, Gestaltung des Leiterbildes usw.) angepaßt wird, um eine Überhitzung zu vermeiden. Die Bearbeitungsparameter sind für die jeweilige Leiterplatte durch Versuche zu ermitteln. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 21 1.10 Konservieren und Lackieren (Schutzlackieren) Ungeschütztes Kupfer oxidiert in der Atmosphäre und wird dadurch schlechter lötbar. Die Kupferoberfläche muß deshalb zur Erhaltung der Lötbarkeit konserviert werden. Dieses Konservieren durch Lack erfolgt je nach Art der Leiterplatte mit unterschiedlichen Lacksystemen und entsprechend unterschiedlichen Lackierverfahren. (Kennzeichnungsdrucke und Lötstoppmasken müssen vorher aufgebracht werden.) Prozeßschritt Lackart Lackierverfahren Zweck Einrichtung Vorbehand Lackieren eln Wasserverdränger Wasserverdrängungslac k Tauchverfahren Entfernen von Schmutz oder Anlaufschichten Bürst- oder Sprühmaschine Behandwäßrige, lungsmedien neutrale bis saure Lösung mit Zusätzen (A1, U1) Temperatur Raumtemp . Behand20 - 40 s lungszeit Trockenzeit 5 - 20 min Schichtdicke Konservieren Lötlack Tauchver- Walzlackier fahren verfahren Konservieren und Löthilfe Walzlackier maschine (Roller Coater) (A4) Lackgieß Spritzververfahren fahren LackSpritzgießpistole, maschine elektrost atische Sprühanlage (A4) Tauchbecken aus nichtrostendem Stahl oder verzinktem Stahlblech mit Wasserstandsanzeige und Ablauf (A4) Tauchbecken aus Stahlblech, Polyäthylen oder Polpropylen Netzmittel gelöst in unpolaren Kohlenwasser stoffen Kunstharzlack in unpolaren Kohlenwasse rstoffen mit Netzmitteln Raumtemparatur Kolophonium oder lötaktivere Harze, gelöst in Alkoholen 1 - 3 min 1 - 3 min im Tauchverfahren, sonst Durchlaufverfahren, maschinenabhängig 5 - 10 min 2 - 10 µm 2 - 5 µm Mit Wasserverdränger bzw. Wasserverdrängungslack* kann in einem Arbeitsgang entwässert und konserviert werden. Bei längerer Lagerzeit der Leiterplatte ist die kombinierte Konservierung mit Wasserverdränger und anschließender Tauchlackierung mit Lötlack angebracht. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 22 Durchmetallisierte Leiterplatten werden z. B. im Tauchverfahren, einseitige Leiterplatten im Walzlackier- oder Sprühverfahren konserviert. Mit Schutzlack behandelte Leiterplatten trocknen bei Raumtemperatur je nach Schichtdicke des Lackfilms in ca. 5 bis 20 min. Um die Trockenzeiten abzukürzen, können Trockenstrecken, z. B. Umlufttrocknungsanlagen oder IR-Strahler vorgesehen werden. Bei Anwendung von Lacksystemen, die brennbare bzw. entflammbare Lösungsmittel enthalten, sind, die Sicherheitsvorschriften (Ex-Schutz) zu beachten. Die Viskosität wird nach DIN 53211 mit einem DIN-Auslaufbecher überwacht, wobei je nach Viskositätsbereich eine 2- oder 4-mm-Düse verwendet wird. 2 Arbeitssicherheit und Umweltschutz (Hinweise zu A und U) 2.1 Arbeitssicherheit (A) A1 Das Personal hat unbedingt die für den Umgang mit ätzenden Stoffen geltenden Vorschriften zu beachten, insbesondere das Tragen von Schutzkleidung und den Gebrauch der Sicherheitseinrichtungen. A2 Umgang mit Lösungsmitteln und lösungsmittelhaltigen Produkten Folgende Vorschriften und Gesetzestexte sind unbedingt zu beachten: - Verordnung für brennbare Flüssigkeiten (VbF) - Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten (TRbF) - Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) - Verordnung über Anlagen in explosionsgefährdeten Räumen - Eplosionsschutz und Richtlinien (EX-RL) der BG Chemie - Merkblatt BG Chemie M 017: Umgang mit Lösemitteln - Merkblatt BG Chemie M 050: Umgang mit gesundheitsgefährlichen Stoffen (für die Beschäftigten) - Merkblatt der BG Chemie M 053: Allgemeine Arbeitsschutzmaßnahmen für gefährliche Arbeitsstoffe. Weiterhin ist zu beachten : Für gute Be- und Entlüftung sorgen; nicht rauchen, Zündfunken vermeiden; Kontakt mit der Haut vermeiden; Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen; Hautschutzcreme verwenden; Behälter nach Gebrauch verschließen, leere Gebinde aus dem Arbeitsraum entfernen; keine Nahrungs- und Genußmittel am Arbeitsplatz aufbewahren; am Arbeitsplatz nicht essen und trinken; gebrauchte Putzlappen nur in hierfür vorgesehenen Behältern aufbewahren; Angaben des Herstellers lt. DIN-Sicherheitsdatenblatt beachten; beim Umfüllen von brennbaren Flüssigkeiten beide Gefäße erden und elektrisch leitend VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit VDE/VDI 3711, Blatt 6 Seite 23 miteinander verbinden. In Notfällen Arzt aufsuchen, möglichst Sicherheitsdatenblatt mitnehmen. A3 Bei der Wahl des Flußmittels ist auf einen hohen Flammpunkt zu achten, da es beim Eintauchen in das heiße Zinn/Blei zur Entflammung kommen kann. A4 Bei Lackieranlagen ist den Vorschriften entsprechend der Ex-Schutz einzuhalten und eine entsprechende Absaugung vorzusehen. 2.2 Umeltschutz (U) U1 Werden bei der Vorbehandlung Chemikalien eingesetzt, so sind diese Chemikalien und deren Spülwasser den Abwasservorschriften entsprechend zu behandeln. Eingesetzte Tenside müssen biologisch abbaubar sein. U2 Flußmittel können sowohl auf wäßriger als auch auf alkoholischer Basis aufgebaut sein. Flußmittelreste sind den Abwasservorschriften entsprechend zu entsorgen. U3 Auf vorschriftsmäßige Entsorgung der Aufschmelzmedien ist zu achten. U4 Werden wäßrige Reiniger mit Zusätzen verwendet, ist auf biologische Abbaubarkeit zu achten. Bei organischen Lösungsmitteln ist auf die Flüchtigkeit zu achten und ggf. durch Absaugung und Filterung die Emissionsgrenzen der TA-Luft einzuhalten. U5 Beim Einbringen der gefluxten Leiterplatte in den Aufschmelz- oder Heißverzinnungsprozeß kommt es zum Verdampfen der Lösungsmittel, teilweise auch zu Verbrennungsreaktionen. Die hieraus resultierenden Abgase sind entsprechend den Vorschriften der TA-Luft zu behandeln. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG VDE/VDI 3711, Blatt 6 Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit Seite 24 3 Zusammenfassung In der Matrix auf der nachfolgenden Seite wird die Einigung der jeweiligen Oberfläche dargestellt. Die Bewertung umfaßt sowohl die wichtigsten Eigenschaften, als auch das Anwendungsprofil der funktionellen Endschichten. In der hier vorliegenden Broschüre sollte über den momentanen Stand der verfügbaren Leiterplattenoberflächen berichtet werden. Die Betrachtungen haben naturgemäß keinen abschließenden Charakter, da laufend noch auf dem Gebiet der Leiterplattenoberfläche weiter gearbeitet wird, so daß in Zukunft durchaus neue oder weiter verbesserte Oberflächen hinzu kommen können. HAL 0 + + - ++ - - 0 - - Walzenverzinnung - 0 0 - E - - - - - Chem. Zinn + + + + + - - + + 0 Chem. Ni / Au + + + + + + + 0 + + Org. Beschichtung + 0 + + + - - + 0 - Chem. Palladium + + + + + 0 + + + + Chem. Silber + Fineline Finepitch + + + + + + + + + Ebenheit Lotdurchstieg Ultrasonic Bonden Thermosonic Bonden Einpreß technik Klebetechnik Kontakttechnik Druckkontakt + gut 0 mittel - schlecht/nicht geeignet E entfällt Mehrfach- Lagerlöten fähigkeit VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Leiterplatte und Umwelt VDE/VDI 3711, Blatt 7 Seite 1 Allgemeines Leiterplatten stellen unverzichtbare Bestandteile aller elektronischen Baugruppen Erstaunlicherweise werden zu ihrer Herstellung überwiegend chemische Prozesse Verfahren eingesetzt. Die wichtigsten chemischen Behandlungsschritte in Leiterplattenherstellung sind die Durchkontaktierung, die galvanischen Prozesse und Ätzen. dar. und der das Um den heutigen Forderungen nach geringstmöglicher Belastung der Umwelt durch die Fertigung entsprechen zu können, werden in allen Fertigungsbereichen mögliche Recyclingtechniken vorgestellt, auch wenn sie zum Teil noch Modellcharakter besitzen. Mehrfach stellte sich heraus, daß für Prozeßschritte in der Leiterplattentechnik zwar theoretische Vorstellungen für das Recycling vorliegen, aber die praktische Umsetzung in die Routineproduktion noch nicht erfolgt. Wo keine Recyclingtechniken einsetzbar sind, muß man entsprechend sorgfältig für die Entgiftung und Entsorgung der verbrauchten Chemikalien Sorge tragen. Durch eine auf die Inhaltsstoffe abgestimmte Zusatzverrohrung ist es möglich, die Abwässer ihren Inhaltsstoffen entsprechend getrennt abzuleiten und spezifisch zu behandeln. Neben der Reduzierung von Abfall durch separates Sammeln und, wo möglich, Verwertung, und der optimierten Behandlung von Abwasser können auch Maßnahmen zur Reduzierung der Luftbelastung durchgeführt werden. 1 Basismaterial Das Basismaterial für Leiterplatten besteht aus einem Kunstharzsystem, welches durch Papier, Glasfasergewebe bzw. –Vlies oder z. B. Kevlar mechanisch verstärkt wird. Das weitverbreitete FR 4-Basismaterial besteht aus verschiedenen Lagen aus feinem Glasgewebe und Epoxidharz. Um eine Flammhemmung zu erreichen verwendet man als Ausgangsstoff für das Epoxidharz Tetrabromobisphenol A, welches zu einem im Brandfall schnell selbstverlöschenden Basismaterial führt. Von Nachteil ist allerdings die durch einen Brand verursachte Bromwasserstoffbildung, die unter anderem auch zu erheblichen Korrosionsschäden als sekundärem Effekt führen kann. Für FR 4-Basismaterial wurde ein spezielles Verwertungsverfahren entwickelt, das Kupfer und Nichtmetalle trennt, so daß sie getrennt wiederverwertet werden können. Aus Rezyklat hergestelltes Basismaterial hat sich bis jetzt noch nicht durchsetzen können. 1.1 Die chemische Durchkontaktierung Bei Leiterplatten wird die elektronische Schaltung in ein Leiterbild umgesetzt, das sich meist auf zwei und bei Mehrlagenschaltungen (Multilayern) sogar auf vielen Ebenen befindet. Um diese Leiterbildebenen miteinander zu verbinden, werden an den vorgesehenen Kontaktstellen Löcher gebohrt, deren Metallisierung die Verbindung herstellt. Außerdem können Bauelemente hier eingelötet werden. Das Basismaterial von Leiterplatten besteht in der Regel aus mit Glasfasermatten verstärktem Epoxidharz, welches, da es nichtleitend ist, in den Durchkontaktierungslöchern mit einer stromlos erzeugten Kupferschicht versehen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Leiterplatte und Umwelt VDE/VDI 3711, Blatt 7 Seite 2 wird. Nach Vorreinigen, Beizen und Katalysieren wird das Kupfer chemisch-reduktiv abgeschieden. Als Reduktionsmittel dient dabei Formaldehyd, während durch Komplexbildner wie EDTA, Tartrat oder Quadrol die Kupferionen bei den Arbeitsbedingungen in Lösung gehalten werden. Bei der Entsorgung der verbrauchten chemisch Kupfer-Lösungen wird empfohlen, durch Überaktivierung das vorhandene Kupfer auszufällen. Im Fall von EDTA als Komplexbildner ist es dann möglich, den größten Teil des Materials durch Ausfällen als freie Säure zurückzugewinnen und sogar im Prozeß wieder einzusetzen. Am effektivsten arbeitet dieses Verwertungsverfahren bei der Additivtechnik, wo besonders große Mengen an verbrauchter chemisch Kupferlösung anfallen. Das Formaldehyd kann in den verbrauchten Lösungen durch Oxidation mit Wasserstoffperoxid oder durch anodische, elektrolytische Oxidation zerstört werden. Im Labor- und Pilotmaßstab gibt es auch ein Verfahrenzur Zerstörung der Komplexbildner durch eine spezielle elektrolytische Oxidationszelle mit hohen Stromdichten. Tartrat als Komplexbildner im chemisch Kupferprozeß läßt sich biologisch abbauen. Mit dem Ziel, durch Vermeidung von Formaldehyd und Komplexbildnern die Umwelt zu entlasten, ohne dabei an der Qualität der Produkte Abstriche machen zu müssen, wurden verschiedene sogenannte Direct Plating Verfahren entwickelt. Es wird eine sehr dünne, leitfähige Schicht auf den Nichtleitern erzeugt, deren Leitfähigkeit ausreicht, galvanisch mit Kupfer zu verstärken. Man unterscheidet die Direct Plating Verfahren nach der Methode, die leitfähige Grundschicht zu erzeugen: - kolloides Palladium, gegebenenfalls sulfidiert - Kohle- bzw. Graphitsuspension - leitfähige organische Polymere Teilweise sind auch die Conditioner auf komplexbildnerfreie Varianten umgestellt worden. 1.2 Der Desmear-Prozeß Um die Innenwand der Bohrlöcher für die Durchkontaktierung optimal vorzubereiten und bei allen Mehrlagenschaltungen, rauht man mittels Oxidation durch alkalische Kaliumpermanganatlösung das Epoxidharz auf. Im ersten Prozeßschritt wird mit Hilfe eines organische Lösemittel enthaltenen Quellers die Struktur des Harzes gelockert, so daß das Permanganat oxidativ angreifen kann. Durch optimierte Abtropfzeiten und Verwendung von Lösung aus der Sparspüle zum Ersatz der Verdampfungsverluste kann man einen großen Teil der Organik ins Prozeßbad zurückführen. Der Permanganatverbrauch wird durch die direkte anodische Reoxidation des Manganats im Arbeitsbehälter mehr als halbiert. 1.3 Das Beizen Wann immer in der Leiterplattentechnik besonders reine und aktive Kupferoberflächen benötigt werden, setzt man einen Beizschritt ein. VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Leiterplatte und Umwelt VDE/VDI 3711, Blatt 7 Seite 3 Mit einer schwefelsauren Natriumpersulfatlösung trägt man beim Beizen z. B. 1mm Kupfer ab. Obwohl die chemische Entgiftung durch Sulfidfällung zu sehr geringen Schwermetallrestkonzentrationen führt, ist das Recycling zur Abfallvermeidung hier besonders aussichtsreich. Mit einer Trommelelektrolysezelle, beispielsweise, kann in wenigen Stunden der größte Teil des Kupfers abgeschieden werden. Die verbliebene Lösung wird dann chemisch zur Gewährleistung der Einleitungsgrenzwerte nachbehandelt. Bei Einsatz von Kalkmilch in der Konzentratbehandlung fällt man einen großen Teil des im Abwasser enthaltenen Sulfats als Gips aus, was allerdings die Menge an Abfall erhöht. Mit einer durch eine Membran unterteilten „Gaslift“-Zelle erreicht man eine vollständige Kreislaufschließung. Kathodisch scheidet man das in der verbrauchten Beizlösung enthaltene Kupfer bei hoher Stromdichte in Form eines feinen Pulvers ab, das mit dem Flüssigkeitsstrom aus der Zelle ausgetragen und außerhalb abgetrennt wird. Die verbleibende, entkupferte Lösung oxidiert man anodisch wieder zu Peroxodisulfat auf, das wieder in die Fertigung zurückführbar ist. Die in den Beizen enthaltene Menge Kupfer stellt die Hauptquelle in der Fertigung dar. 1.4 Spültechnik Der am häufigsten in der Leiterplattenherstellung verwendete Stoff ist das Wasser. Es dient zum Ansetzen der Prozeßlösungen, zum Abtrennen der verschiedenen Verfahrensschritte und zum Erzeugen einer geeigneten Oberflächenbeschaffenheit. Sparspülen waschen im Anschluß an eine chemische Behandlungsstufe den Hauptteil der Inhaltsstoffe von der Oberfläche. In Sparspülstufen kann man die Wirkstoffe so aufkonzentrieren, daß Recyclingtechniken einsetzbar werden oder die Sparspüllösungen direkt in die Prozeßstufen zurückgeführt werden können. Am zuverlässigsten, vom Standpunkt der Verfahrenssicherheit, erwies sich die Steuerung des Wasserzulaufs zu den Sparspülen mittels Leitfähigkeitssonden, so daß Schwankungen des Wirkstoffeintrags automatisch ausgeglichen werden. Steht keine Aufarbeitungstechnik zur Verfügung, können Sparspülen wegen ihres geringen Volumens auch mit Hilfe der wirkungsvolleren Chargentechnik entsorgt werden. Durch Nachspülen mit sehr reinem Kreislaufwasser erhält man die für Folgeprozesse optimale Oberflächenreinheit. In einer Kreislaufwasseranlage werden durch Kationen-und Anionenaustauscherharze die ionischen Inhaltsstoffe des Spülwassers durch chemische Oberflächenreaktion festgehalten und das gereinigte Wasser wieder in die Fertigung zurückgeleitet. Wenn die gesamte Oberfläche der Ionenaustauscherharze derart belegt und damit das Austauschvermögen erschöpft ist, kann man durch Behandlung der Kationenaustauscher mit Säure und der Anionenaustauscher mit Lauge deren Wirksamkeit durch die Umkehr der chemischen Reaktionen wieder vollständig regenerieren. Die Häufigkeit des Regenerierens wird nur durch den Gehalt des Wassers an Inhaltsstoffen, nicht aber durch die Menge des durch die Austauscher fließenden Wassers bestimmt. Man kann also durch Ionenaustauscher die Inhaltsstoffe des Wassers aufkonzentrieren. Die Regenerate können entweder einer elektrolytischen Aufarbeitung oder der chemischen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Leiterplatte und Umwelt VDE/VDI 3711, Blatt 7 Seite 4 Behandlung und Entsorgung zugeführt werden. Wenn aufgrund von Wasserinhaltsstoffen, die nicht an Ionenaustauscherharzen gebunden werden und sich deshalb im Kreislaufwasser anreichern würden, die Verwendung von Kreislaufwasser ausgeschlossen ist, kann man durch Bildung von Spülkaskaden, bei denen eine Spülstufe immer den Zufluß für die nächstfolgende Spülstufe darstellt, ebenfalls bis zu 90% des Spülwassers einsparen. Dazu werden häufig bis zu 4-stufige Spülkaskaden benutzt. Im Anhang 40 der Rahmenverwaltungsvorschrift, der die Einleitungsbedingungen regelt, wird von einer 3 stufigen Spülung ausgegangen. 1.5 Fotodruck Zur Erzeugung des Leiterbildes und der Lötstopmaske werden meist Fotodruckverfahren eingesetzt. Lichtempfindliche Trockenresists werden auf die Leiterplatten auflaminiert, oder ein lichtempfindlicher Lack aufgebracht und durch Belichten mit UV-Licht an den abzudeckenden Stellen unlöslich gemacht. Die nichtbelichteten Stellen werden mit Sodalösung herausgelöst. Nach der Galvanisierung entfernt man den Trockenresist vollständig mit Hilfe von Lauge. Viele Leiterplattenhersteller nutzen einen Zusatz an Ethanolamin, um den Resist besser von den Leiterflanken zu entfernen. Die Fotoresist enthaltenden Konzentrate und Sparspülwässer werden bevorzugt getrennt gesammelt. Bei der Fotoresistbehandlung säuert man teilweise unter Zugabe von Eisensalzen an. Je nach Arbeitsverfahren fällt ein Resistkuchen an, der manuell entfernt wird oder der Schlamm wird abgepreßt. Bei Anwesenheit von Ethanolamin kann man nur mit Sulfid bzw. Organosulfid die Kupferkonzentration unter den Einleitegrenzwert senken. Es ist wegen möglicher Rücklösung besonders darauf zu achten, daß komplexbildnerhaltige Lösungen, auch nach Abtrennung des Sulfidschlamms, nicht in den komplexbildnerfreien Anlagenbereich gelangen. Mit Fotoresist beladene Entwicklerlösungen können gegebenenfalls auch mit Hilfe der Ultrafiltration bearbeitet werden. 1.6 Ätzen Nachdem durch Fotoprozeß und Galvanoprozeß das Leiterbild strukturiert wurde, muß das überschüssige Kupfer des Basismaterials nun entfernt werden. Im Normalfall benutzt man in der Leiterplattentechnik galvanisch aufgebrachtes Zinn oder Zinnblei als Schutz für das Leiterbild beim Ätzen. Als Ätzmedium dient eine ammoniakalische Kupfersalzlösung. Bei dem Replenisher-Verfahren regelt ein Dichtesensor den Zufluß an Frischätze und den Abfluß an verbrauchter Ätze. Die Ätzlösungen werden in großen Tanks gesammelt und z. B. wöchentlich mit Tankwagen gewechselt. Ein Recyclingverfahren für die ammoniakalische Ätze, welches es gestattet, durch den Übergang auf Sulfat als Basis der Ätzlösung diese durch elektrolytische Abscheidung des Kupfers zu regenerieren, wird bei einigen Leiterplattenherstellern in der Routinefertigung eingesetzt. Auf diese Weise gewinnt man z. B. täglich mehrere hundert kg Kupfer zurück, so daß dies Verfahren auch wirtschaftlich vertretbar ist. Beim Ätzen von Innenlagen, wo der Fotoresist als Ätzschutz dient, verwendet man häufig eine salzsaure Kupferchloridlösung als Ätzmedium. Bei dem konventionellen Verfahren wird das Ätzmedium durch Zusatz von Wasserstoffperoxid mittels einer Redox-Steuerung immer aktiv gehalten. Das verbrauchte Ätzmedium sammelt sich in einem Vorratstank und wird VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Leiterplatte und Umwelt VDE/VDI 3711, Blatt 7 Seite 5 extern aufgearbeitet. Bei einem Aufarbeitungsverfahren gewinnt man die Salzsäure für den Wiedereinsatz beim Ätzen zurück, während als zweites Produkt Kupfersulfat entsteht. Bei elektrolytischen Recyclingverfahren muß durch den Aufbau oder den Ablauf des Verfahrens sichergestellt werden, daß anodisch kein Chlor entsteht. Bei einem in der Fertigung erprobten Verfahren versucht man durch äußerst intensiven Austausch der Lösung an der Anode das elektrochemische Potential so klein zu halten, daß möglichst kein Chlor entsteht. 1.7 Heißluftverzinnen Nach dem Ätzen wird der Ätzschutz entfernt und zum Verhindern von Kurzschlüssen ein Abdecklack aufgebracht, der nur die Bohrungen und die Anschlußflächen freiläßt. Die Leiterplatten werden nun durch Beizen gereinigt und mit Flußmittel überzogen. Das Flußmittel aktiviert und schützt die Leiterplatten beim Heißluftverzinnen, wenn die Platten kurz in ein Bad aus flüssigem Lot getaucht und Lotreste beim Herausziehen mit Hilfe von Preßluft aus den Aufnahmelöchern und von der Oberfläche geblasen werden. Die Abluft reinigt man optimal mit einem elektrostatischen Filter und nachgeschaltetem A-Kohlefilter, so daß keine Geruchsbelästigung auftreten kann. 1.8 Abwasserbehandlung In der Leiterplattenfertigung werden die Abwasserströme möglichst nach ihren Inhaltsstoffen entsprechend getrennt gehalten, damit Aufarbeitungstechniken oder spezielle Entsorgungstechniken einsetzbar werden. Bei Fuba Gedruckte Schaltungen wurden z. B. zu diesem Zweck bei laufender Produktion zusätzliche Abwasserrohre mit einer Länge von mehr als 11000 m gelegt. Eine Kreislaufanlage dient zum Klarspülen, wenn die Produkte durch Sparspülen schon vorgereinigt sind, da Kreislaufwasser eine große Reinheit besitzt. Durch den Aufbau der Kationen- und Anionenaustauscher als Zweistraßenanlage ist eine ständige Verfügbarkeit gesichert, auch wenn ein Ionenaustauscher gerade automatisch regeneriert wird. Eingeschleppte Tenside können in einem speziellen Tensidfänger adsorbiert werden. Eine Regeneration dieser Harze ist nur mit besonderem Aufwand möglich, so daß sie nach Beladung meist in geeigneten Anlagen verbrannt werden. Normal belastete bzw. nicht kreislaufwasserfähige Abwässer werden in der kontinuierlichen Durchlaufanlage behandelt. Nur wenn in diesen Abwasserströmen komplexbildende Substanzen ausgeschlossen werden können, ist auch ohne die Sulfidfällung, sondern durch Hydroxidfällung, die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte möglich. Die Konzentrate von Alkaliresist, Oxidationsmittellösungen, fluorid- und cyanidhaltigen Lösungen werden in Sonderbehandlungen entgiftet. Den mengenmäßig größten Anteil bilden die Chargenbehandlungen komplexarmer und komplexhaltiger Konzentrate. Nach dem Abpressen des schwermetallhaltigen Schlamms wird das Filtrat der komplexbildnerhaltigen Lösungen in einer Nachbehandlung mit Organosulfid auch von den letzten Schwermetallresten befreit. Zusätzlich wird das Formaldehyd der chemisch Kupferlösungen VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG Leiterplatte und Umwelt VDE/VDI 3711, Blatt 7 Seite 6 mit Wasserstoffperoxid zerstört. Der schwermetallhaltige Schlamm kann in einer Erzaufbereitung verwertet werden, so daß eine Deponierung zur Zeit nicht erforderlich ist. Bei den Bürstprozessen spart man Wasser durch den Aufbau eines separaten Kreislaufs, in dem das Wasser durch Zentrifugen oder Anschwemmfiltration mechanisch von Partikeln des Bürstzusatzmittels, meist Bims- oder Quarzmehl, und dem Kupferabrieb befreit. Dadurch kann das Wasser über lange Zeit wiederverwendet werden. Wo immer sinnvoll, absorbieren Gaswäscher die Inhaltsstoffe aus der Abluft. Um die maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen flüchtiger Stoffe einhalten zu können, werden die Fertigungseinrichtungen möglichst dicht gebaut und an die Absaugung angeschlossen. Zum Beispiel beim sauren und ammoniakalischen Ätzen entfernen die Gaswäscher Salzsäuredämpfe bzw. Ammoniak aus der Abluft. Regelmäßig werden die Gaswäscherlösungen gewechselt und einer Konzentratbehandlung in der Abwasseranlage zugeführt. Nach der Plasmabehandlung zur Reinigung der Bohrlöcher ist die Absorption eventuell noch vorhandener Radikale in einem Gaswäscher notwendig. Es gibt europa- und weltweit aufgrund der Umweltgesetzgebung einen großen Bereich an Kriterien für die Einleitung von Schadstoffen in Gewässer, in die Luft oder für die Deponierung. Es scheint allerdings, daß langfristig im Allgemeinen die im Anhang 40 der allgemeinen Rahmenverwaltungsvorschrift zusammengestellten Grenzwerte Akzeptanz finden, auch wenn Genehmigungen mit höheren Grenzwerten z. T. noch lange Laufzeiten haben. Begriffsbestimmungen für die Leiterplattenfertigung Adapterstift Für die elektrische Prüfungen von Leiterplatten verwendete Kontaktstifte Antipad Gegenüberliegendes Lötauge Absorption Aufnahme eines Stoffes durch Diffusion in einem anderen durch die Phasengrenzfläche hindurch abziehbare Lötstoppmaske vom Leiterplattenhersteller oder -bestücker auf diejenigen Stellen der Leiterplatte aufgebrachte Abdeckmaske, an denen ein Benetzen während des Lötprozesses verhindert werden soll. Sie wird in der Regel siebdrucktechnisch aufgebracht und unmittelbar nach dem Löten durch Abziehen entfernt Atom-Absorptions-Spektroskopie (AAS) analytisches Verfahren zur Elementanalyse Ätzen chemischer Materialabtrag, meist partielle strukturierte chemische Auflösung eines Materials. Das Material ist an den Stellen, an denen es verbleiben (nicht geätzt werden) soll, durch ein gegenüber dem Ätzmittel resistentes Material (Resist) abgedeckt bzw. maskiert. Beispiele sind das Kupferätzen im Subtraktivprozeß der Leiterplattenherstellung, bei dem das verbleibende Kupfer (Leiterzüge) durch einen organischen Lack oder eine andere Metallschicht (Metallresist SnPb, Ni, Au u.ä.) geschützt und das freiliegende Kupfer durch ein oxidatives Ätzmittel herausgelöst wird. Ähnliche Verfahren werden in der Halbleitertechnik verwendet. Weitere Ätzverfahren sind das Formteilätzen zur Herstellung planarer Metallteile durch Ätzen von Metallfolien, das Ätzen eckiger Löcher in kompakte Materialien (chemical milling), die Strukturierung von Polymerfolien mittels Lösungs- oder reduktiven Ätzmitteln (Hydrazin bei Polyimid) oder Plasmaätzen zur Strukturierung von Polymerfolien im O2-Plasma unter Verwendung von Kupfermasken. Verfahren zum Anbeizen von Oberflächen zwecks Reinigung, bei denen ein größerer Materialabtrag erfolgt, werden oft auch mit dem Begriff Ätzen verbunden (Rückätzen der Glasfasern bei der Multilayerherstellung, Plasmaätzen zur Bohrlochreinigung oder das Anätzen von Schliffen der Metallographie zur Materialprüfung). Ätzmedium Ätzmittel: Medium zur Materialauflösung beim Ätzprozeß. Beim Ätzen von Metallen besteht das Ätzmittel in der Regel aus einem starken Oxidationsmittel zur Auflösung des Metalls als Ion. Z. B.: Eisen-III-Chlorid 2 Fe3+ + Cu → 2 Fe2+ + Cu2+ Kupferchlorid Cu2+ + Cu → 2 Cu2+ 1 (Oxidation zu Cu2+ durch Luftsauerstoff oder Wasserstoffperoxid). Zur Erreichung der Selektivität bei Verwendung von Metallresisten, wie Zinn oder Zinn-Blei, wird mittels Ammoniak der pH-Wert erhöht, so daß im mittleren alkalischen Bereich (710) die Metallresistschicht nicht gelöst wird. Auch selektiv wirkende Ätzmittel (geringere Auflösungspotentiale), wie Persulfate können in der Metallresisttechnik verwendet werden. Ätzfaktor Verhältnis der Ätztiefe zur seitlichen Unterätzung unter die Abdeckungsmaske a Zinn-Abdeckung F = d/a d Kupfer Basismaterial Der Ätzfaktor hat bei reinem Tauchätzen den Wert 1 und erhöht sich durch spezielle Strömungsmaßnahmen, z.B. beim Sprühätzen, auf 2 bis 4 (Mikrostrukturätzen). Beim Mikrostrukturätzen tritt beim Sprühätzen durch unterschiedliche laminare Strömung in den engen Kanälen der Fotoresiststrukturen eine Bildverfälschung ein, die zu berücksichtigen ist. Durch den Einsatz von Flankenschutzmitteln, die unlösliche, mechanisch abtrennbare Oberflächenschichten bilden, kann die Flanke vor dem Ätzangriff geschützt und der Ätzfaktor auf bis 10 erhöht werden. Da Flankenschutzmittel die unterschiedliche kinetische Energie des Ätzmittels ausnutzen, sind sie bei ungleichmäßig strukturierten Oberflächen nur bedingt einsetzbar. Die Bildverfälschung beim Mikrosturkturätzen wird verstärkt. Ätzresist Resist oder Reserve zur Abdeckung vor dem Ätzen. Schicht auf den nicht zu ätzenden, abzudeckenden Materialteilen, um den lokalen Ätzangriff zu vermeiden. Je nach dem Prozeß sind Ätzresiste entweder organische (Fotoresiste, Trockenfilmresiste, Siebdruckresiste) oder metallische (Zinn, Zinn/Blei, Nickel, Gold) Schichten. Die organischen Resiste müssen gegenüber den verwendeten Ätzchemikalien resistent oder zeitweise resistent sein und sich nach ihrer Verwendung leicht entfernen (strippen) lassen. Metallresiste haben ein gegenüber dem zu schützenden Material (z.B. Kupfer) unterschiedliches Auflösungspotential, wodurch sie beim Ätzprozeß (in speziell eingestellten Ätzmitteln, wie z.B. leicht alkalischen ammoniumhaltigen Ätzmitteln) nicht angegriffen werden. Sie müssen sich jedoch ebenfalls durch geeignete Stripper, die wie-derum das Unterlagenmaterial nicht angreifen, wieder entfernen lassen oder, falls sie verbleiben (Zinn-Blei als Löthilfe), dürfen sie sich nicht mit Deckschichten bedecken bzw. die Deckschichten müssen ebenfalls in einem nachfolgenden Prozeß (Aufhellen) entfernt werden. Der Ätzresist kann eine geringe Dicke besitzen, wenn er chemisch und mechanisch genügend Widerstand bietet, muß aber ohne Pinholes (Nadellöcher) sein. Besonders in der fotolithografischen Strukturierung des Resistes ergeben sich bei dünnen Resisten sehr gute Strukturwiedergaben, da die Auswirkungen von Streulicht geringer sind. Aufhellen Reinigen der durch das Ätzen oxidierten Oberfläche galvanischer Zinn-BleiSchichten auf Leiterplatten, die aufgeschmolzen oder ohne weitere Zwischenbehandlung vom Leiterplattenhersteller ausgeliefert werden. 2 Auflösung / Auflösungsvermögen Allg. Angabe, welche Abstände zwischen zwei Strukturen (z.B. Pads) realisiert werden sollen - Auflösung - bzw. vom z.B. Lötstopplack dargestellt werden können - Auflösungsvermögen Ausdehnungskoeffizient, thermischer Materialkenngröße (1*10-6/K), Angabe, um wieviel sich ein Material bei der Erwärmung um 1 K ausdehnt. Die Differenz der thermischen Ausdehnungskoeffizienten zwischen Kupfer und Basismaterial kann Ursache für Hülsenrisse in Durchkontaktierungen sein, die thermischen Ausdehnungskoeffizienten von SMT-Bauelementen und Leiterplatten müssen aufeinander abgestimmt sein, da sonst durch Temperaturwechsel Scherspannungen entstehen, die Lötstellen oder Bauelemente schädigen können. Basismaterial BM: Isolierstoff, der als Träger des Leiterbildes bzw. der Leitstruktur der Schaltung dient. Er kann starr oder flexibel sein. Basismaterialien der Leiterplattentechnik bestehen in der Regel aus Polymerschichten, die nicht (flexible BM) oder mit (starre oder semiflexible BM) Füllmaterial (Glasgewebe, Glasvliese, Textil- oder sonstigen Fasermaterialien, Papiere) versteift werden. Die Dickschicht-Hybridtechnik verwendet Keramiken, die Dünnschicht Gläser als Basismaterialien. Bei den beiden letztgenannten Techniken wird das Basismaterial oft auch als Substrat bezeichnet, wobei als Substrat auch die fertige Schaltung oder das Halbzeug im Fertigungsprozeß bezeichnet wird. Beizen Behandlung meist metallischer Oberflächen durch Tauchen oder Sprühen mit überwiegend wäßrigen Lösungen, die sauer, alkalisch oder neutral reagieren können, zur Reinigung und Vorbereitung der Oberflächen für nachfolgende Prozesse durch geringfügigen Materialabtrag Bestückungsdruck Leiterplatten werden oft mit einem Kennzeichnungsaufdruck versehen, um beim Bestücken oder beim Service die Lage der Bauelemente eindeutig zu bestimmen. Der Bestückungsdruck wird mittels Siebdruck auf den Lötstopplack aufgebracht. Es handelt sich um thermische oder UV-härtbare Farben. Beta-Rückstreuverfahren, ß-Rückstreuverfahren Schichtdickenmessung mit ß-Strahlen nach DIN 50983. Je nach der Ordnungszahl (Periodensystem der Elemente) reflektieren die Stoffe Elektronen (ß-Strahlen) unterschiedlich. Befinden sich zwei Schichten unterschiedlicher Ordnungszahl (mindestens 4 Ordnungszahlen Unterschied) übereinander und ist die unterste quasi unendlich dick (alle ß-Strahlen rückgestreut), läßt sich die Schichtdicke der Auflage bestimmen. Auch Metall-Legierungszusammensetzungen lassen sich bestimmen, wenn die Schicht dick genug ist, damit alle Strahlen reflektiert werden. Bohrauflage Bohrdecklagen: zur Abdeckung des Leiterplattenstapels zur Verringerung des Bohrgrates, Verbesserung der Wärmeabführung, der Bohrerführung und -zentrierung beim mechanischen Bohren von Leiterplatten. Als Bohrdecklagen werden verwen3 det: Aluminiumdünnbleche = 0,3 mm, Phenolharz- oder Preßspan-platten bzw. spezielles Sandwichmaterial. Bohrbild Bohrbild der Leiterplatte, da die Bohrungen zum Kontaktieren dienen und den Prüfling über die Prüfstifte mit dem Rasterfeld des Prüfautomaten verbinden. SMDAdapter benutzen zusätzlich SMD-Pads zum Prüfen. Da die meisten Leiterplatten mittlerweile nicht mehr im Raster 2,5 oder 2,54 mm gebohrt sind oder sehr kleine Raster besitzen, werden Adapter aus speziell berechneten zwei bis drei Lagen mit entsprechendem Lochversatz hergestellt, so daß eine schräge Führung der Prüfnadeln möglich ist. Bohrparameter Anwendungsdaten, wie Drehzahl, Vorschub pro Durchmesser Bohrprogramm automatischer Bohrerwechsel: in CNC-Bohrmaschinen werden die für jede Bohrgröße erforderlichen Bohrer entsprechend Bohrprogramm automatisch in den Bohrkopf eingespannt und wieder im Magazin abgelegt. Bei Bohrerverschleiß oder Bohrerbruch kann entsprechend Programm oder nach erfolgter Messung (auch automatisch durch z.B. Laser in der Maschine) durch die Maschine selbsttätig ein Bohrerwechsel vorgenommen werden. Bohrunterlage Holzbrett in gleicher Größe wie Leiterplatte, um die durchbohrende Bohrerspitze aufzunehmen Bohrversatz Verlauf des Bohrers von oben nach unten = erste bis letzte Platte Bonden Verbindungstechnik der Mikroelektronik, meist Mikroschweißtechnik. Beim Drahtbonden werden die Verbindungen zwischen Halbleiterchips und den Schaltungs trägern durch Drähte hergestellt, die durch Schweißverbindungen mit den Kontaktinseln auf dem Chip bzw. auf dem Pad des Verdrahtungsträgers oder dem Anschlußkamm verbunden werden. Die Schweißverbindung entsteht durch Temperatur und Druck (Thermokompressionsbonden) oder durch Reibung (Ultraschallbonden). Im weiteren Sinne werden auch andere Mikrokontaktierverfahren, wie Mikrolötverfahren, Mikroklebeverbindungen, die Chipflächenkontaktierung (Diebonding) mit dem Begriff Bonden belegt. Beim Klebebonden wird die Verbindung durch leitfähige Kleber hergestellt. In der Leiterplattentechnik gewinnen Bondverfahren bei der Verarbeitung unverkappter Chips bei z.B. der Chip-on-board- (COB-) Technik an Bedeutung. Anodisches Bonden ist eine Flächenverschweißung planer Flächen mittels Strom. chemische Abscheidung Abscheidung z.B. eines Metalles aus einer Lösung dieses Metalles ohne Einwirkung eines von außen zugeführten elektrischen Stromes (außenstromlos) durch Reduktionsmittel, katalytische Unterstützung und Potentialunterschiede zwischen der zu 4 beschichtenden Oberfläche und der gelösten Metallverbindung, z.B. chemische Kupferabscheidung zur Herstellung von Durchkontaktierungen oder die Herstellung der Kupferschicht bei Additivverfahren. Komplexbildner und Stabilisatoren (Abwassergifte) müssen im chemischen Kupferelektrolyt eingesetzt werden, um den unkontrollierten Zerfall an Gefäßwänden und Gestellen zu vermeiden. Zusätzlich ist eine ständige Regenerierung, Erneuerung und Wartung notwendig, um den autokatalytischen Zerfall zu verhindern. Zur Vermeidung der bei der chemischen Kupferabscheidung auftretenden hohen Abwasserbelastung werden heute zunehmend Direktmetallisierungsverfahren zur Metallisierung der Bohrungen eingesetzt, die ohne die chemische Kupferabscheidung auskommen. CNC Computerized Numerical Control, comp-utergestützte numerische Steuerung für Werk-zeugmaschinen, z.B. Bohr- und Fräsautomaten Deoxidizer Desoxidation: chemische Reinigung von Kupferoberflächen. Es werden störende Oberflächenfilme wie oxidische oder sulfidische Anlaufschichten, aber auch Handschweiß oder -fett, Haftvermittlerreste von Resisten, Kalkrückstände (getrocknete Spülwasserreste) u. ä. entfernt. Die Kupferoberfläche selbst wird nur geringfügig angegriffen. Beim Beizen erfolgt in der Regel ein zusätzlicher Kupferabtrag. Nachfolgende Prozesse, wie Aktivierungen werden durch die Desoxidation gefördert bzw. erst möglich. Dimensionsstabilität Stabilität der Abmessungen eines Materials bei Temperatur oder Feuchtigkeitseinfluß. In der Leiterplattentechnik ist z.B. eine gute Dimensionsstabilität der Filmvorlagen bei der Belichtung von fotostrukturierbaren Lötstopplacken erforderlich um den Lötstopplacken an den gewünschten Stellen zu belichten, d.h. das Film und Leiterbild auch während der Belichtung (Erwärmung) deckungsgleich sind DK-Fehler Durchmetallisieren: auch Durchkontaktieren. Herstellung der elektrisch leitenden Verbindung der beiden Seiten einer Leiterplatte durch Metallisierung der Bohrlochwandung. Der Prozeß ist einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten Prozesse der Leiterplattenherstellung. Die Bohrlochwandungen, die aus Epoxidharz/Glasgewebe und den Enden der Kupferfolien (bei Multilayer auch im Inneren) bestehen, müssen gleichmäßig mit Kupfer beschichtet werden. Es stehen mehrere Verfahren zur Verfügung: 1. Aktivieren in kolloidalen oder ionogenen Palladiumlösungen (Herstellung einer katalytisch wirkenden Oberfläche) mit nachfolgender chemischer (außenstromloser) Verkupferung bis zur geforderten Endkupferschichtdicke, 2. wie 1. jedoch mit geringerer (wenige µm) Verkupferung und (nach Strukturierung mittels Resist) nachfolgender galvanischer (mittels Strom) Kupferabscheidung bis zur Endkupferschichtdicke, 3. Herstellung einer dünnen, ausreichend leitfähigen Oberfläche (wenige nm dicke Palladium-, Palladiumsulfid-, Nickel-, Graphitschicht oder Schicht aus leitfähigem Polymer) und anschließende galvanische Kupferabscheidung (Direktmetallisierungsverfahren). Voraussetzung für das Gelingen der Durchmetallisierung ist eine gute Bohrlochreinigung, insbesondere Desmearing bei Multilayern. 5 DNC Direct (Distributed) Numerical Control Doppelseitige Leiterplatte Je Leiterplattenseite eine Kupferschicht Druckbild Aufgedrucktes Bohrbild Durchkontaktierung im BF Durchmetallisierung Durchmetallisieren: auch Durchkontaktieren. Herstellung der elektrisch leitenden Verbindung der beiden Seiten einer Leiterplatte durch Metallisierung der Bohrlochwandung. Der Prozeß ist einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten Prozesse der Leiterplattenherstellung. Die Bohrlochwandungen, die aus Epoxidharz/Glasgewebe und den Enden der Kupferfolien (bei Multilayer auch im Inneren) bestehen, müssen gleichmäßig mit Kupfer beschichtet werden. Es stehen mehrere Verfahren zur Verfügung: 1. Aktivieren in kolloidalen oder ionogenen Palladiumlösungen (Herstellung einer katalytisch wirkenden Oberfläche) mit nachfolgender chemischer (außenstromloser) Verkupferung bis zur geforderten Endkupferschichtdicke, 2. wie 1. jedoch mit geringerer (wenige µm) Verkupferung und (nach Strukturierung mittels Resist) nachfolgender galvanischer (mittels Strom) Kupferabscheidung bis zur Endkupferschichtdicke, 3. Herstellung einer dünnen, ausreichend leitfähigen Oberfläche (wenige nm dicke Palladium-, Palladiumsulfid-, Nickel-, Graphitschicht oder Schicht aus leitfähigem Polymer) und anschließende galvanische Kupferabscheidung (Direktmetallisierungsverfahren). Voraussetzung für das Gelingen der Durchmetallisierung ist eine gute Bohrlochreinigung, insbesondere Desmearing bei Multilayern. Einpreßtechnik Insertmounttechnologie; die Einpreßtechnik ist das Verfahren zur Herstellung von lötfreien Einpreßverbindungen. Ein Einpreßstift (Einpreßpfosten) mit einem geeigneten Einpreßbereich (Einpreßzone) wird in ein metallisiertes Durchkontaktierungsloch einer zwei- oder mehrlagigen Leiterplatte eingepreßt. Emission Abgabe von Licht, Wärme, Strahlen oder ähnlichen Umwelteinwirkungen Emissionsmaximum Die von einer Lichtquelle ausgesandte Strahlung erstreckt sich über einen bestimmten Wellenlängenbereich mit unterschiedlicher Intensität. Der Teil des Wellenlängenbereiches mit der maximalen Intensität wird als Emissionsmaximum bezeichnet. 6 Emulsion Dispersion feiner Teilchen einer Flüssigkeit in einer anderen, die in der ersten unlöslich ist (Fette in Wasser) Eutektikum Zusammensetzung und Schmelztemperatur eines Gemisches aus zwei oder mehreren im flüssigen Zustand mischbaren, im festen Zustand nicht mischbaren Stoffen. Im Eutektikum sind beide Stoffe mit konstanter Zusammensetzung mischbar und haben einen konstanten (meist minimalen Schmelzpunkt (eutektische Temperatur). Das Eutektikum ist dem Zustandsdiagramm (Schmelzdiagramm) zu entnehmen. Der eutektische Punkt von Zinn-Blei-Legierungen liegt bei 61,9 % Zinn; 38,1 % Blei und 183 °C. Feinleitertechnik Auflösungen < 150 µm Feinstleitertechnik Auflösungen < 100 µm Festkörper / Festkörpergehalt Der Festkörper ist der Anteil an nicht flüchtigen Bestandteilen in einem Lack. Die Bestimmung des Festkörpergehaltes eines Lackes erfolgt nach DIN 53 216, Teil 1 (1 Stunde, 125°C, Einwaage 1g) Fileserver Ablage der gesamten Bohrdaten im PC der Maschine und Brücke zu anderen Rechnern Fluxmittel, Flußmittel flüssige oder gelöste Substanzen, die in der Lage sind, die Oberfläche vor Lötprozessen zu aktivieren. Fluxe bilden während des Lötvorganges eine inerte reoxidationshemmende Atmosphäre. Erreicht wird die für die Benetzung notwendige Erniedrigung der Oberflächenspannung zwischen Lot und Metalloberfläche. Fluxe sind in der DIN 8511 spezifiziert. Fotodruckverfahren Fotolithografie: Bildübertragung im Kontaktverfahren über eine Fotomaske auf einen lichtempfindlichen (UV-empfindlichen) Lackfilm, der sich bei Belichtung chemisch so verändert, daß er entweder im nachfolgenden Entwicklungsprozeß löslich oder unlöslich ist. Damit sind “Grautöne”, wie beim Silberfilm nicht möglich und auch nicht erwünscht, da für die nachfolgenden Prozesse , wie Ätzen des unter dem lichtempfindlichen Material liegenden Materials (Kupfer) oder galvanisches Auftragen von Metallen auf diese Oberfläche saubere lackfreie Flächen benötigt werden. Die Fotolithografie in der Leiterplattentechnik erfolgt in UV-Belichtern (PC-Printern). Durch Unterlichtung, Streuung, Reflexion oder Beugung kann es zu Bildverfälschungen kommen. Fotowerkzeug Leiterbild- oder Maskenfilm (Glasmaster, Artwork) 7 Fotoresist flüssiger oder fester Film, der sich nach dem Belichten mit vorzugsweise UV-Licht entwickeln läßt. Positivresiste werden durch Belichtung soweit entnetzt bzw. chemisch verändert (Änderung des Säurecharakters), daß die belichteten Stellen durch spezielle Entwickler (chlorierte Kohlenwasserstoffe, verdünnte Natronlauge oder Sodalösung, warmes Wasser u. ä.) herausgelöst werden. Bei Negativresisten ist der Vorgang umgekehrt, die belichteten Stellen werden stärker vernetzt. Je nach Dicke und chemischem Verhalten unterscheidet man Galvano- oder Ätzresiste. Fotoresist-Laminieren Festresist: Fotoresist bestehend aus Trägerfolie, Fotolackschichtfolie und Schutzfolie. Die thermoplastische Lackfolie wird mittels Laminator auf die Leiterplatte gepreßt. Vor dem Laminieren mit dem Heißrollenlaminator wird die Trägerfolie abgezogen. Die Schutzfolie wird nach der Belichtung entfernt. Trägerfolie Heißrolle Schutzf Fotores Kupfer Leiterplatte Fotoresist laminieren FR4-Material FR: fiering resisting (schwer entflammbar, flammgeschützt) Bezeichnung von Basismaterial nach Nema LI-1 Standard, z.B.FR 2 (Phenol/Hartpapier), FR3 (Epoxid/Hartpapier), FR 4 (Epoxid/Glasgewebe)). Der Flammschutz bei Epoxid-arzen wird z.B. durch den Zusatz von Brom bzw. Bromverbindungen zum Epoxidharz erreicht. Galvanorand Galvanikrand: technologisch bedingter Rand um die zu galvanisierende Leiterplatte zur Verbesserung des Handling und der Stromverteilung auf der Platte. Galvanisieren Das kathodische Abscheiden von Metallen aus Elektrolyten auf metallisch leitfähige Unterlagen. Die Metallabscheidung erfolgt in Elektrolytbehältern bei großflächigen Teilen z.B. Leiterplatten als Gestell-, bei Kleinteilen als Trommelware und wird mit Gleichstrom (niedere Spannung, Restwelligkeit unter 5 %) durchgeführt. Die bei der Galvanisierung zur Anwendung kommenden Elektrolyte enthalten neben Metall-, Leit- und Puffersalzen noch organische Zusatzsysteme, um z.B. feinkristalline matte oder glänzende Oberflächen, hohe Streufähigkeit in Vertiefungen und gute Duktilität der Schichten zu erreichen. 8 Galvanorand Technologisch bedingter Rand um die Leiterplatte. Zur Verbesserung der Stromverteilung auf der Leiterplatte während der galvanischen Verstärkung notwendig. Galvanoresist Resist oder Reserve zur Abdeckung vor galvanischem Metallauftrag in mindestens der Dicke der abzuscheidenden Galvanikschicht Gaswäscher Gasförmige Emissionen können durch Gaswäscher minimiert werden. Dazu werden die Gase intensiv mit einer Waschflüssigkeit in Kontakt gebracht, so daß durch chemische Reaktion die Schadstoffe gebunden werden, in denen Gas und Flüssigkeit im Gegenstrom fließen und durch die große Kontaktfläche die Flüssigkeit die gasförmigen Schadstoffe absorbiert. Gaswäscher nach dem Venturi-Prinzip sind ebenfalls bekannt. Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) Die Gefahrstoffverordnung ist ein gesetzliches Regelwerk, das unter anderem Umgang und Einstufung von Gefahrstoffen regelt. Gewebe Als Gewebe für Drucksiebe in der Leiterplattenfertigung werden Polyestergewebe, metallisierte Polyestergewebe und VA-Stahlgewebe eingesetzt. Glas/Epoxid-Laminat Laminat Produkt, das durch Verpressen mindestens zweier Lagen eines Materials (z.B. glasfaserverstärkte Prepregs) entsteht (Basismaterial). Kupferkaschiertes Basismaterial wird durch Laminieren von Epoxidharz/Glasfasermatten-Prepregs mit Kupferfolie hergestellt. Die Bezeichnung Laminat wird als Synonym für Basismaterial verwendet. Graukeil Staufer-Belichtungskeil, Belichtungskeil. Film zur Durchführung von Belichtungstests von Fotoresisten und fotosensitiven Lacken (enthält Fenster mit unterschiedlicher definierter Schwärzung) HAL-Beständigkeit Lötfehler: Alle Abweichungen der Lötstellenmerkmale vom akzeptablen Zustand. Lötfehler, die die Schaltungsfunktion beeinträchtigen: Lotbrücken, Risse, Nichtbenetzung, Ausbläser oder Ausgasungen, Lötfehler, die verminderte Zuverlässigkeit ergeben: zu magere oder zu fette Lötstellen, keine glatte glänzende Oberfläche. Löt- und Entlötbeständigkeit: Haltbarkeit einer Metallisierung, insbesondere der Lochmetallisierung, so daß eine 5-malige Ein- und Auslötung eines Drahtes mit Lötkolben (maximal 260 °C, Wärmezuführung über den Draht und nicht über das Pad) möglich ist. Heißluftverzinnung HAL, HASL, Verfahren zur Konservierung von Leiterplatten. 9 Bei der Heißluftverzinnung wird die vom Metallresist befreite Leiterplatte (Kupferoberfläche) gereinigt, mit Fluxmittel versehen und im Tauchlötverfahren verzinnt. Beim Ziehen aus dem Tauchlötbad wird mit Hilfe eines Luftmessers (scharfer Heißluftstrahl) überflüssiges Lot von der Oberfläche und aus den Bestückungslöchern geblasen. hochviskos Viskosität: Zähigkeit; innere Reibung in Gasen und Flüssigkeiten. Angegeben wird meist die dynamische Viskosität η, Maßangabe in Pascalsekunde (Pas = SI-Einheit), centiPoise (cP) oder die Kinematische Viskosität v in m2/s (SI-Einheit) bzw. Stokes St. Fließverhalten eines Stoffes; niederviskose Stoffe sind flüssiger als hochviskose. Die Viskosität ist temperaturabhängig (wichtiges Maß bei Klebern, Lacken und öligen Flüssigkeiten. ionische Kontamination Kontamination: Verunreinigung, Verschmutzung Ionische Verunreinigung: Verunreinigung, die aus dissoziierbaren Substanzen oder ionogenen Stoffen besteht IR-Trocknung IR Trockner: - Infrarottrockner Integrator Meßgerät, das die Energieintensität [ mJ/cm2 ] bei der Belichtung ermittelt, und die Belichtungszeit bei abnehmender Intensität des Brenners nachregelt. Kalibrierstation automatische 0-Stellung beim Tiefenbohren Kapillarfilm Schablonenfilm zur Herstellung von Siebdruckschablonen, der durch Kapillarwirkung des nassen Films auf dem Gewebe haftet Kapillarwirkung, Kapillareffekt Eindringen von Flüssigkeiten in schmale Zwischenräume oder Spalten durch die Kraft der Oberflächenspannung. Die Kapillarwirkung in einer Röhre wird nach Young mit h = 2 T / r d g (h = Höhe, r = Radius, g = Erdbeschleunigung, T = Oberflächenspannung in dyn/cm, d = Dichte) berechnet. Kaskadenspülung Bei der Kaskadenspülung in Galvanikanlagen wird das Spülwasser dadurch mehrfach verwendet, daß das zu spülende Werkstück und das Spülwasser im Gegenlauf durch mehrere Behälter (Kaskaden) geführt wird. Das Spülwasser bewegt sich entweder im freien Fall oder mit Hilfe von Pumpen von Kaskade zu Kaskade und wird stets am Boden des jeweiligen Behälters ein- und über einen Überlauf ausgeführt. Durch die Mehrfachnutzung des Spülwassers wird wesentlich Wasser gespart, wobei der Spüleffekt intensiver als bei einfacher Fließspülung ist. Das Kaskadenspülen wird seit 1950 in der Galvanotechnik eingesetzt. 10 Katalysieren Herstellung der Katalyseschicht auf der unkaschierten Basismaterialoberfläche (Additiv-Verfahren) oder im Bohrloch für die folgende Metallisierung bzw. Durchkontaktierung. Bohrlochwandungen oder Leiterplattenoberflächen werden mit Metallpartikeln (meist Pd) belegt, die selbst leitfähig sind (Direktmetallisierungsverfahren) oder katalytisch auf nachfolgende chemische Abscheidungen wirken. Klebe-Technologie Fixieren der SMD-Baulemente vor dem Wellenlöten, jedoch auch Herstellung der elektrischen Verbindungen durch leitfähige Kleber. Der Auftrag der Kleber erfolgt durch Dosierautomaten oder Dispensoren, z.B. CNC-gesteuert oder im Sieb-oder Schablonendruck. Komplex Verbindung mit Metall- oder Metallionenkern(Zentralatom), um den neutrale Moleküle (Liganden) koordinativ oder komplex angeordnet sind. Dadurch wird das Zentralatom chemisch wirksam abgeschirmt und kann an bestimmten chemischen Reaktionen nicht oder erst nach Zerstörung des Komplexes teilnehmen. Als Liganden werden meist Chelate verwendet, die krebsscherenartig das Zentralatom umschließen. Komplexe werden zur analytischen Trennung von Schwermetallen oder zur Veränderung der Abscheidungspotentiale in der Galvanik verwendet. Komplexbildner sind abwassertechnisch problematisch, da sie Schadstoffe durch Komplexbildung in Lösung halten und dadurch der Entgiftung entziehen. Kondensat Flüchtige, gasförmige Stoffe können je nach Temperatur und Druck beim Abkühlen in den flüssigen Zustand übergehen z.B. auf kalten Flächen kondensieren. Sie werden dann als Kondensat bezeichnet. Konvektionstrocknung Warmlufttrocknung, im Gegensatz zur Strahlungstrocknung (IR-Trocknung) Korrosion Zersetzung eines Materials unter atmosphärischen Bedingungen, bei Metallen meist eine Oxidation unter Bildung von Oxiden, Hydroxiden, Sulfiden, Carbonaten u. ä., beispielsweise die Eisenoxidation (Rosten) oder Grünspanbildung bei Kupfer, Bildung von schwarzen Silbersulfidschichten Kupferspots: kleine Kupferrückstände (Punkte, Flecken) Laminat Produkt, das durch Verpressen mindestens zweier Lagen eines Materials (z.B. glasfaserverstärkte Prepregs) entsteht (Basismaterial). Kupferkaschiertes Basismaterial wird durch Laminieren von Epoxidharz/Glasfasermatten-Prepregs mit Kupferfolie hergestellt. Die Bezeichnung Laminat wird als Synonym für Basismaterial verwendet. Layout Design, Leiterbild, Leiterbildentwurf 11 Leiterzug Patternplating: Nach der Durchmetallisierung erfolgt der galvanische Leiterzugaufbau strukturiert z.B. durch galvanische Abscheidung in eine Fotoresistmaske, übliches Verfahren der Leiterplattentechnik im Subtraktiv-Metallresistverfahren. Leitfähigkeit spezifische elektrische Leitfähigkeit, ist der reziproke Wert des spezifischen Widerstands-gemessen in Siemens (Bezug auf einen Würfel mit der Kantenlänge 1 cm) g=G.l/w.h (W=Breite, h=Höhe, l=Länge des Leiters, G= gemessene Leitfähigkeit). Lösungsverhalten Auflösen: Vorgang des in Lösung Gehens, z.B. Auflösung von Salzen in Wasser unter Dissoziation in Ionen lötaugenfreie (landless) Leiterbilder Landless Design: Konstruktion ohne Lötaugen mit dem Ziel der Erhöhung der möglichen Verdrahtungsdichte 12 13 Landless Design Lötstopplack, Lötstoppmaske (LM) auf die Leiterplatte aufgetragene, meist polymere Maske (strukturierte Lackschicht), die nur die Lötflächen(Lötaugen, Pads) bzw. Bauelementanschlüsse frei läßt. Dadurch werden diese beim nachfolgenden Belotungsprozeß nicht mit belotet. Ergebnis ist die Einsparung von Lot, aber besonders die Vermeidung von Kurzschlüssen bei feinstrukturierten Leiterplatten. In der SMD-Technik dient der Lötstopplack oft auch zur Isolation der leitenden Bauelementoberflächen gegenüber den Leiterzügen. Die Lötstoppmaske sollte nur auf Kupfer- oder sehr dünn beschichtete Leiterzugoberflächen aufgetragen werden, da beim Aufschmelzen z.B. der galvanisch aufgebrachten Zinn- oder Bleizinn-Schicht ein Kräuseln bis zur Zerstörung der Lackschicht auftreten kann (Orangenhauteffekt). Lötstoppmasken bestehen meist aus Epoxidharzen, die im Siebdruckverfahren strukturiert aufgebracht oder durch nachfolgende fotolithografische Strukturierung ganzflächig aufgebrachter Schichten von fotosensitiven Lacken hergestellt werden (Siebdruck, Gießen, Sprühen, Tauchen, Walzlackieren oder ähnlich) Lötstoppmaske Lötstopplack, Lötstoppmaske (LM): auf die Leiterplatte aufgetragene, meist polymere Maske (strukturierte Lackschicht), die nur die Lötflächen (Lötaugen, Pads) bzw. Bauelementanschlüsse frei läßt. Dadurch werden diese beim nachfolgenden Belotungsprozeß nicht mit belotet. Ergebnis ist die Einsparung von Lot, aber besonders die Vermeidung von Kurzschlüssen bei feinstrukturierten Leiterplatten. In der SMD-Technik dient der Lötstopplack oft auch zur Isolation der leitenden Bauelementoberflächen gegenüber den Leiterzügen. Die Lötstoppmaske sollte nur auf Kupfer- oder sehr dünn beschichtete Leiterzugoberflächen aufgetragen werden, da beim Aufschmelzen z.B. der galvanisch aufgebrachten Zinn- oder BleizinnSchicht ein Kräuseln bis zur Zerstörung der Lackschicht auftreten kann (Orangenhauteffekt). Lötstoppmasken bestehen meist aus Epoxidharzen, die im Siebdruckverfahren strukturiert aufgebracht oder durch nachfolgende fotolithografische Strukturierung ganzflächig aufgebrachter Schichten von fotosensitiven Lacken hergestellt werden (Siebdruck, Gießen, Sprühen, Tauchen, Walzlackieren oder ähnlich). Metallisierung Auftragen von Metallschichten durch chemische oder galvanische Prozesse Microbohren Micro-Vias: Durchsteiger mit Durchmesser = 100 µm Mischungsverhältnis Verhältnis von mindestens zwei Komponenten eines Mehrkomponentensystemes. Das Mischungsverhältnis wird i.d.R. wie folgt angegeben: X Teile Komponente A und Y Teile Komponente B. Es ist zu beachten, ob das Mischungsverhältnis in Volumen-/ oder Gewichtsteilen angegeben ist. Mißregistrierung Misregistration: Versatz durch fehlerhafte Registrierung bzw. Justage Multilayer 14 Leiterplatte mit Leiterbahnen auch im Innern des Basismaterials. Multilayer werden durch sandwichartiges Verpressen verschiedener ein- oder zweilagiger strukturierter dünner Leiterplatten (Innenlagen, Kerne) mit harzgetränkten vorgefertigten Glasgewebematten (Prepregs) und Kupferfolien als Deckfolie hergestellt und in üblichem Durchkontaktier- und Strukturierverfahren der Leiterplattentechnik fertiggestellt. Wesentlich ist, daß die durch Bohren freigelegten Innenlagenanschlüsse bei der Durchkontaktierung metallisch leitend miteinander und mit den Außenlagen verbunden werden. Naßlackgewicht Masse des nicht getrockneten Lackes auf einer Leiterplatte. Das Naßlackgewicht wird in der Regel in g Lack / m2 Leiterplatte angegeben. Natriumperoxodisulfat im BF NaPS NaPS: Natriumpersulfat; eingesetzt anstelle von Ammoniumpersulfat in Beiz-, Reinigungs- und Ätzlösungen für Kupferoberflächen. NaPS ist besser regenerierfähig, da das komplexbildende Ammoniumion die Aufbereitung (z.B. Elektrolyse) stört. nm Längeneinheit. 1 nm = 10-9m. Die Einheit nm wird häufig bei der Angabe von Wellenlängen elektromagnetischer Strahlungen verwendet. Der sichtbare Bereich ( sichtbares Licht ) liegt etwa in einem Wellenlängenbereich von 400 bis 800nm. Nutzen Nutzen: kleine Leiterplatten werden zu mehreren Stück im Verbund hergestellt, um sie handbar zu machen (z.B. erforderliche Mindestlänge in Horizontalanlagen 100130 mm) und um eine erhöhte Produktivität zu erreichen. Die Trennung erfolgt erst beim Konturfräsen oder nach der Bestückung. In diesem Falle werden die Leiterplatten als Brechleiterplatten ausgeführt (beim Konturenfräsen werden Stege zum Halten der Einzelleiterplatten im Nutzen stehen gelassen, oder die Kontur wird nicht vollständig durchgefräst - Nutenfräsen). Wenn nicht bereits bei der Herstellung des Fotoplots rechentechnisch der Nutzen erstellt wurde, kann in Step-and-RepeatGeräten der Nutzenfilm hergestellt werden. Off-Contact-Belichten Kontaktloses Belichten, d.h. Film oder Glasmaster liegt auf der zu belichtenden Platte nicht auf. O-Position Anfangsposition vor dem Bohrbeginn Oxidationslinie Prozeßfolge, in der die Kupferoberfläche von Multilayer-Innenlagen durch Oxidation strukturiert wird, um beim Multilayer-Pressen eine optimale Haftung zwischen den Lagen zu erzielen. Pad Anschlußplätze, Anschlußflächen; Bauteillandeflächen in der SMT-Technik, Lötaugen oder Lötflächen, Stellen auf der Leiterplatte, an denen Bauelemente ankontaktiert werden (amerik. Lands). 15 Panel-Plating Tenting-Verfahren: Subtraktivtechnik, wobei die durchkontaktierte Leiterplattenfläche sofort, meist ohne Gestellwechsel, galvanisch ganzflächig auf die Nennkupferschichtdicke verstärkt (Panelplating) und strukturiert geätzt wird. Der Resist muß die Bohrung beidseitig abdecken (von engl. tent = Zelt). Bezeichnung auch tent and etch. Vorteile sind weniger Arbeitsschritte, höhere Verfahrenszuverlässigkeit, einfachere Ätzmittel und kein Metallresist. Nachteile sind höhere Belastung des Ätzmittels mit Kupfer, größere Strukturweiten wegen höherer Unterätzung und Probleme beim vollständigen Lochabdecken vor dem Ätzangriff (Auflage Festresist auf dem Restring, Kantenabdeckung bei Flüssigresist). Passergenauigkeit Optische Justage: Justage von Teilen zueinander mittels optischer Einrichtungen, eingesetzt, wenn die mechanische Justage durch Stifte und Bohrungen nicht möglich ist oder die Genauigkeit nicht mehr ausreicht. Optische Justage kann manuell/visuell auf Markierungen (Justagemarken) mit Unterstützung durch optische Mittel (Lupen, Mikroskop) oder durch automatische Bildverarbeitungssysteme erfolgen. Die optische Justage oder optische Registrierung erfolgt zur Orientierung der einzelnen technologischen Ebenen gegeneinander (Bohrloch-struktur, Leitbahnstruktur, Leitbahn-strukturen in Multilayern, Lötstoppmaske, Bestückungsdruck). Spezielle Passersysteme und Korrekturmechanisen wurden zur Verbesserung der Lagetoleranz entwickelt, insbesondere Systeme zur Erkennung von Lagenversatz in Multilayern und rechentechnische Lagekorrektur zur optimalen Einbringung der Bohrungen (Röntgenverfahren). 16 Pattern Plating Nach der Durchmetallisierung erfolgt der galvanische Leiterzugaufbau, strukturiert z.B. durch galvanische Abscheidung in eine Fotoresistmaske, übliches Verfahren der Leiterplattentechnik im Subtraktiv-Metallresistverfahren. pH-Wert negativer dekadischer Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration; Maß für Säure- und Basenkonzentration einer Lösung. Neutrales Wasser hat einen pH-Wert von 7, der pH-Wert von Säuren ist kleiner 7, der von Basen größer 7. Gemessen wird der pH-Wert mit Indikatorpapier oder elektrochemisch durch die Potentialänderung einer Glaselektrode. Pitch Sprung, Raster für Pads, Abstand der Bauelementeanschlüsse Positionsdruck Druck zur Kennzeichnung der Position der Bauelemente auf einer Leiterplatte zur Unterstützung von Montage und Service Rakel plastischer in einer Halterung befestigter Materialstreifen aus Gummi, PUR o. ä. zum Ziehen der Farbe über die Druckschablone beim Siebdruck. Wesentlich für das Ergebnis der Siebdruckes sind Härte (in Shore gemessen), Rakel-anschliff (beim Maschinendruck meist 60°), der Rakelandruck und die Rakelanstellung (Schräglage). Rakeldruck Thixotropie: Eigenschaft eines Stoffs, unter Belastung (Druck, Scherkraft) seine Viskosität zu erniedrigen. Siebdruckfarben (Farben für den Kennzeichnungs, bzw. Bestückungsdruck) bzw. sonstige Materialien (Lötstopplack, Lotpasten, SMDKleber), die mit Siebdruck verarbeitet werden, müssen thixotrop sein, weil die zu druckende Farbe durch das Siebgewebe fließen muß, aber dann das Druckbild bis zum Aushärten oder Bestücken nicht verlaufen darf. Entsprechend der Thixotropie ist der Rakelandruck einzustellen. Reflow-Löten Aufschmelzlöten; die Kontaktierung von SMD-Bauelementen erfolgt durch das Aufschmelzen z.B. mittels Infrarot von Lotdepots, die sich auf den Lötpads der Leiterplatte unter den Bauelementanschlüssen befinden (Herstellung der Lotdepots durch Heißluftlöten oder aus Lotpaste mittels Schablonendruck u.a.). Die gesamte Leiterplatte wird auf Löttemperatur gebracht. RF-Verfahren Röntgenfluoreszenzverfahren zur Schichtdickenbestimmung (auch Legierungszusammensetzung) für Materialien mit einer Ordnungszahl über 20 sinnvoll. Das Verfahren arbeitet zerstörungsfrei und kann im laufenden Produktionsprozeß zur Kontrolle eingesetzt werden. Registrierung Optische Justage: Justage von Teilen zueinander mittels optischer Einrichtungen, eingesetzt, wenn die mechanische Justage durch Stifte und Bohrungen nicht möglich ist oder die Genauigkeit nicht mehr ausreicht. Optische Justage kann manuell/visuell 17 auf Markierungen (Justagemarken) mit Unterstützung durch optische Mittel (Lupen, Mikroskop) oder durch automatische Bildverarbeitungssysteme erfolgen. Die optische Justage oder optische Registrierung erfolgt zur Orientierung der einzelnen technologischen Ebenen gegeneinander (Bohrlochstruktur, Leitbahnstruktur, Leitbahnstrukturen in Multilayern, Lötstoppmaske, Bestückungsdruck). Spezielle Passersysteme und Korrekturmechanisen wurden zur Verbesserung der Lagetoleranz entwickelt, insbesondere Systeme zur Erkennung von Lagenversatz in Multilayern und rechentechnische Lagekorrektur zur optimalen Einbringung der Bohrungen (Röntgenverfahren). Registriergenauigkeit Bei der Belichtung: Übereinstimmung von Filmvorlage und Leiterbild Replenisher Auffrischungslösung, Ergänzungslösung: Bezeichnung für ammoniakalisches kupferfreies Ätzmittel bzw. Regenerierungslösung oder die erste Spülkammer der Sprühätze, deren Inhalt der Ätze zur Regenerierung wieder zugeführt wird. rheologische Eigenschaften Rheologie: Fließkunde, Erfassung der Fließ- und Reibungseigenschaften von Flüssigkeiten (Flüssigfotolacke) oder Pasten (Siebdruckfarben), bei denen der Koeffizient der inneren Reibung (Viskosität) von den bestehenden Bedingungen (Druck, Temperatur) abhängig ist, z.B. bei flüssigen Fotolacken zum Gießen oder Tauchziehen. Demgegenüber beschreibt die Thixotropie die Eigenschaften bei veränderten Bedingungen (Druckänderung beim Siebdruck). Rückätzrate Desmearing/Rückätzen: Entfernung von Harzverschmierungen im Bohrloch. Durch die thermische Belastung beim Bohren vor allem in Multilayern werden Harzverschmierungen, vermischt mit Glasstaub, in den Bohrungen besonders an den Kupferanbindungen der Zwischenebenen erzeugt, die die anschließende Durchkontaktierung verhindern. Zum Desmearing stehen folgende Verfahren zur Verfügung: Oxidation mit Schwefelsäure, Chromsäure, Permanganat oder Sauerstoffplasma Schablonenaufbau Auf ein Siebdruckgewebe wird eine Schablone aufgebracht. Je höher der Schablonenaufbau (Dicke der Schablone) ist, desto dicker ist die gedruckte Lackschicht. Schwesterwerkzeug Im Magazin oder Schachtel nebeneinander stehendes Werkzeug Signierlack Siebdrucklack zum Kennzeichendruck/Positionsdruck auf Leiterplattenoberflächen zur Unterstützung der Bestückung oder des Servicemonteurs SMT Surface Mounting Technology; Oberflächenmontage von (miniaturisierten) Bauelementen auf Leiterplatten, SMD-Bestückung 18 Startpolymerisation Eine Polymerisation ist eine chemische Reaktion bei der Monomere zu Polymeren reagieren. Die diese Polymerisation auslösende Reaktion wird als Startpolymerisation bezeichnet. Strippen Entfernen von Resisten oder Reserven nach der Verwendung (Fotoresist, Siebdruckfarbe, Metrallresist strippen) Strukturviskosität Eine strukturviskose - thixotrope - Flüssigkeit ändert ihre Viskosität unter Einwirkung von Scherkräften. Wenn Scherkräfte auftreten, sinkt die Viskosität, nach Beendigung der Scherung steigt die Viskosität wieder an. Substrat Substrat: Basismaterial (Begriff wird besonders in der Hybridtechnik bzw. MCMTechnik verwendet) Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten ( TRbF ) Gesetzliches Regelwerk, daß Betriebsvorschriften und spezielle Vorschriften für Lageranlagen für brennbare Flüssigkeiten beinhaltet Temperschritte Tempern: Wärmebehandlung zur Spannungserniedrigung im Basismaterial oder Multilayer bzw. zur vollständigen Aushärtung des Harzes. Die Temperatur muß über der Glasumwandlungstemperatur des Harzsystems liegen. Bei Polyimidleiterplatten wird das Tempern zum Trocknen des Materials durchgeführt. Hier muß die Temperatur wenig über der Verdampfungstemperatur des Wassers liegen. Tenting-Technik Tenting-Verfahren: Subtraktivtechnik, wobei die durchkontaktierte Leiterplattenfläche sofort, meist ohne Gestellwechsel, galvanisch ganzflächig auf die Nennkupferschichtdicke verstärkt (Panelplating) und strukturiert geätzt wird. Der Resist muß die Bohrung beidseitig abdecken (von engl. tent = Zelt). Bezeichnung auch tent and etch. Vorteile sind weniger Arbeitsschritte, höhere Verfahrenszuverlässigkeit, einfachere Ätzmittel und kein Metallresist. Nachteile sind höhere Belastung des Ätzmittels mit Kupfer, größere Strukturweiten wegen höherer Unterätzung und Probleme beim vollständigen Lochabdecken vor dem Ätzangriff (Auflage Festresist auf dem Restring, Kantenabdeckung bei Flüssigresist). Tents mit Fotoresist „überspannte“ (überdeckte) Löcher (Bohrungen) Tenten Überspannen von Löchern durch Festresist, aber auch Lötstopplack überspannt kleinere Umsteiger Treatment Nachbehandlung der matten (Rück-) Seite der Kupferfolie, um eine ausreichende Haftung auf dem Basismaterial zu gewährleisten. Bekannt sind Messingtreatments, 19 galvanische Aufrauhung und Knospenbildung oder oxidative Behandlung des Kupfers. Unterspülen Seitliche Unterwanderung beim Entwicklungsprozeß, i.d.R. bedingt durch eine unzureichende Durchbelichtung der Resistschicht beim Belichten Unterstrahlung Bei der Belichtung eines fotostrukturierbaren Lötstopplackes wird eine Filmvorlage auf den Lötstopplack aufgelegt. Dieser Film enthält lichtdurchlässige und lichtundurchlässige Bereiche. Wenn der Film nicht vollständig aufliegt, d.h. ein Abstand zwischen Filmvorlage und Lötstopplack vorhanden ist, kann Licht unter die lichtundurchlässigen Bereiche des Filmes gelangen. UV-Licht ultraviolettes Licht; Licht im Kurzwellenbereich bei 100-400 nm. In der Leiterplattentechnik zur Belichtung von Fotoresisten verwendet, deren größte Empfindlichkeit im Bereich 240 - 360 nm liegen. Beim Belichten mit UV-Licht entstehen durch physikalisch-optische Einflüsse Bildverfälschungen. Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF) Die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten ist ein gesetzliches Regelwerk, das im wesentlichen die Lagerung brennbarer Flüssigkeiten regelt. via holes Durchsteiger: Umsteiger, Durchkontaktierungen, elektrische Verbindungen zwischen zwei Leiterebenen, die meist nicht zum Bestücken der Bauelemente genutzt werden Viskosität Zähigkeit; innere Reibung in Gasen und Flüssigkeiten. Angegeben wird meist die dynamische Viskosität η, Maßangabe in Pascalsekunde (Pas = SI-Einheit), centiPoise (cP) oder die Kinematische Viskosität v in m2/s (SI-Einheit) bzw. Stokes St. Fließverhalten eines Stoffes; niederviskose Stoffe sind flüssiger als hochviskose. Die Viskosität ist temperaturabhängig (wichtiges Maß bei Klebern, Lacken und öligen Flüssigkeiten). Vollhartmetall-Spezialbohrer Bohrer aus dem Sinterwerkstoff Hartmetall. Voll = nur Hartmetall Vorpartie Eine Produktionsmenge die in einem Ansatz gefertigt wird bezeichnet man als Partie. Eine zeitlich vorher produzierte Mengeneinheit des gleichen Produktes nennt man Vorpartie. Wärmeverschleiß Durch die Berührung des Bohrers mit dem Werkstück entsteht durch die hohe Drehzahl Wärme. Diese Wärme bewirkt den Verschleiß. Wasserstoffperoxid Chemische Formel H2O2, vielfach eingesetzte Chemikalie mit Oxidationswirkung, die z.B. das Beizen oder Ätzen von Metallen verbessert. Es ist von Vorteil, daß als 20 Produkte nur Wasser und gegebenenfalls Sauerstoff entstehen. Wegen der leichten Zersetzbarkeit, die zu Explosionen führen kann, ist bei der Arbeit mit Wasserstoffperoxid Vorsicht geboten. Gegenüber stärkeren Oxidationsmitteln, wie z.B. Permanganat, kann Wasserstoffperoxid auch als Reduktionsmittel wirken. Wellenlängenbereich Die von einer Lichtquelle ausgesandte Strahlung erstreckt sich über einen bestimmten Wellenlängenbereich mit unterschiedlicher Intensität, d.h. es wird in der Regel nicht Licht einer Wellenlänge ausgesandt sondern Licht verschiedener Wellenlängen. Wellenlötanlagen Schwallötanlagen, Durchlaufanlagen zum automatischen Löten von Leiterplattenbaugruppen (5), bestehend aus dem Transportsystem (Kettensystem mit Lötrahmen oder Fingertransport für Leiterplatten), Fluxstation mit Schaum- oder Sprühfluxer, einer Vorheizzone, der Lötzone mit Einfach- oder Doppelwelle, evtl. Schutzgaseinrichtung und Abkühlzone, evtl. Reinigungszone. Moderne Anlagen sind weitgehend regelbar, teilweise programmgesteuert. Die Lotwelle wird von einer Pumpen-Düsenkombination erzeugt. Bei der Lochmontage werden nur die durchgesteckten Anschlüsse in das Lot getaucht, bei der SMT werden die aufgeklebten Bauelemente vollständig eingetaucht. Winkelschliff Rechtwinkeliger Schliff des Rakelgummis beim Siebdruck Z-Achse Sacklochbohren: Herstellen von nicht durchführenden (Sack-) Löchern. Beim mechanischen Tiefenbohren mit einem Tiefen-Meßsystem wird der z-Achsenantrieb der Bohrmaschine mit einer Genauigkeit um 25 µm reguliert. Werden Sacklöcher eingesetzt, erhöhen sich die Bohrkosten im Vergleich (0,9 mm Loch im Dreierstapel gebohrt = 100 %) auf das 2,5-fache. Sacklöcher können aber auch durch andere physikalisch/chemische Prozesse, wie Plasmaätzen, Laserbohren oder chemisches Ätzen des Dielektrikums realisiert werden Zuschnitt Das Basismaterial wird ca. 5 % größer mit einer Säge zugeschnitten. 21