BüHNE - trailer

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BüHNE - trailer
Das MeinungsMagazin
Nackte Kannibalen
THEATER
Theater Ruhr im März
Häuptling Abendwind und Die Kassierer: eine Punk-Operette | Regie: Andreas Beck, Schauspiel Dortmund | Fotograf: Birgit Hupfeld
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März 2015
www.trailer-ruhr.de
Bühne
Punk
meets
Operette
Semiotik
Orchester
Szenografie
FigurenführungOper Handlung
Schauspiel Choreografie
Performativität
Postdramatik Philharmonie
Tanz
Inszenierung
Avantgarde Kabarett
Independent
Soufflage
Klang Rampe
Improvisation
Szenografie
Klang
Soufflage
Improvisation
Crossover Handlu
Improvisation
Independent
Semiotik
Rampe
Crossover
Naturalismus
RequisitenBläsersatzVorhang
Figurenführung
Rampe Handlung Soufflage
Figurenführung Finaler Akt
Bläsersatz
Independent
Klang
Rhythmik
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Improvisation Choreografie RhythmikChoreografie
Independent Finaler AktImprovisation
Handlung
Vorhang
RampeRhythmik
Bläsersatz Choreografie
Soufflage
Soufflage
Szenografie
Improvisation
Szenografie
Figurenführung
Klang Semiotik
SoufflageVorhang
Rhythmik Vorhang Figurenführung
Finaler Akt Szenografie
Stimme
Naturalismus
Rampe
equisiten
Improvisation
Rampe Rampe Rhythmik Klang
Dialogregie
Stimme Vorhang Soufflage
Naturalismus Klang
Naturalismus Szenografie
Independent
Finaler Akt
Independent
Stimme
Dialogregie
Stimme
Soufflage
Crossover
Figurenführung
Crossover Szenografie RampeRhythmik Choreografie
Figurenführung
Stimme
Rampe Rhytmik
Vorhang
Handlung Independent
Choreografie
Soufflage
Requisiten
Klang Semiotik
Soufflage
Naturalismus
ufflage
Improvisation
Variété
Objekttheater
Festival
Dramaturgie
Musiktheater
bühnE
Premiere
Handlung
BÜHNEN IN NRW
Kritik, Interviews und Links
Köln – choices.de
Düsseldorf – biograph.de
Wuppertal – engels-kultur.de
Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de
mein
hen
Lesezeic
Das MeinungsMagazin
Ruhrgebiettrailer-ruhr.de
März 2015
www.trailer-ruhr.de
TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER
PUNK
EIN FILM VON OSKAR ROEHLER
www.eslebederpunk.x-verleih.de
Das MeinungsMagazin
DIE S C H W E IG S A M E
FR AU
R IC H A R D S T R AU S S
Musikalische Leitung Martyn Brabbins
Inszenierung Guy Joosten
Ausstattung Johannes Leiacker
Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach
Choreinstudierung Alexander Eberle
Choreographie Matteo Marziano Graziano
Premiere 14. März 2015
Vorstellungen 17., 19., 22. März 2015
Aalto-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.theater-essen.de
M A N D E R L AY
von Lars von Trier
Deutsch von Maja Zade
Wiederaufnahme 25. März 2015
Vorstellungen 10., 19. April 2015
Grillo-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
-ruhr.de
Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
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Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
Foto: Helmut Berns
trailer-Thema.
5 FRAUENMENSCHEN
Der heutige Feminismus ist grell, laut und multimedial präsent
6 Zum Thema
Die FEMEN-Aktivistin Hellen Langhorst über
Feminismus und den nackten Protest
Kino.
Literatur.
20
21
22
23
33 Literatur-Portrait
Der Hamburger Autor Frank Schulz zu Gast im
Ruhrgebiet
34 ComicKultur/Wortwahl
Comic- und Buch-Empfehlungen des Monats
35 Textwelten
Die lit.Cologne verspricht ein starkes Programm
36 Literatur-Kalender Ruhr
24
27
Bühne.
2 Schauspiel Essen/Aalto Theater
8 Theater Oberhausen
9 Auftritt – „Big Brother is watching you“ war
gestern, heute reicht die Payback-Card
10 Musiktheater im Revier
11 Premiere
Henner Kallmeyer inszeniert im Theater Unten
„Im Westen nichts Neues“
12 Komikzentrum Ruhr
Die Schwerter Kleinkunstwochen laufen auf
Hochtouren
13 Theater Ruhr
„Die erste Bahn“ im Depot
Das 5. Gelsenkirchener Erzählfestival
„Häuptling Abendwind“ in Dortmund
15 Bahnhof Langendreer
16 Schauspielhaus Bochum
17 Theater Ruhr – „Viel Lärm um nichts“ am
Schauspielhaus Bochum
Prolog – Regionale Theaterfahrten im April
18 Theater-Kalender Ruhr
Musik.
38 KompaktDisk
Musik-Empfehlungen des Monats
BÜHNE
Foto: Diana Küster
Premiere
11
KINO
„Leviathan“
30
31
47
culture clubs
Film-ABC/Vorspann
Film des Monats – „Leviathan“
KritikerspiegelRuhr
Kino-Kalender Ruhr
Film-Kritik
Roter Teppich
Tom Schilling über „Tod den Hippies!! Es lebe der
Punk!“, die Faszination der 80er und seinen Karriereboom
Gespräch zum Film
Regisseur Andreas Dresen über die Energie des
Erwachsenwerdens
Hintergrund – „3 Herzen“
culture clubs
Kultur in NRW. überregional
14 Theater in NRW
Neues Netzwerk der freien Theater gegründet
15 Oper in NRW
Mariame Clément inszeniert Ligetis „Le Grand
Macabre“ in Essen
37 Improvisierte Musik in NRW
Verdienstkreuz für die Pflege Improvisierter Musik
Popkultur an der Ruhr
„Sie nannten ihn Dreirad“ von Heinz Strunk
38 Klassik an der Ruhr
Pianistischer Staffellauf in Bochum
40 Kunst in NRW
Die Große Kunstausstellung NRW
Musical in NRW
Stephen Sondheim auf Bühne und Leinwand
Tanz in NRW
Von Fortschrittlern und Blockierern
Film des Monats
22
LITERATUR
Foto: Gunter Glücklich
Kunst.
39 kunst & gut – Hundertwasser in einer Werkschau
im Osthaus Museum in Hagen
40 Kunstwandel
DDR-Plakate im Essener Museum Folkwang
41 RuhrKunst – Weber/Tavenne in Dortmund/Detlef
Orlopp in Essen/Rudolf Holtappel in Oberhausen
43 Kunst-Kalender
Museumslandschaft NRW
trailer spezial.
4 Intro – „Dilämmer“
7 Innovation – Fast unbemerkt entwickeln sich
Erdgas-Autos zur Alternative
44 Auswahl des Monats
Veranstaltungs-Empfehlungen im März
47 Impressum
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
trailerRuhr
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Portrait KUNST
33
kunst & gut
© NAMIDA AG Glarus, Schweiz
39
Intro
-ruhr.de
März 2015
Die meisten Schafe zeigen sich von chinesischem Aberglauben unbeeindruckt, Foto: Amélie Kai
trailer + trailer-ruhr.de
Dilämmer
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Nackter Protest
Die feministische Aktivistin und Mitbegründerin von FEMEN Deutschland, Hellen Langhorst, über bewusste Provokation, nackte
Körper als Protestmittel und politische Ziele.
Hellen Langhorst
Bühne
Foto: privat
11
Premiere
Im kleinen Theater Unten läuft der große
Remarque-Roman „Im Westen nichts Neues“
als Zusammenarbeit des Schauspielhauses
Bochum mit der Folkwang Universität der
Künste. Wir trafen uns mit Regisseur Henner
Kallmeyer und seinen jungen Darstellern.
Henner Kallmeyer
Film
Foto: Diana Küster
27
Roter Teppich
Tom Schilling („Oh Boy“) hat wieder mit Oskar
Roehler gedreht: „Tod den Hippies!! Es lebe
der Punk!“ Wir sprechen mit ihm über seine
Arbeit und über die Rückreise ins Berlin der
80er Jahre.
Tom Schilling
Film
30
Gespräch zum Film
Es geht rau zu. Regisseur Andreas Dresen
sprach mit uns über seinen neuen Film „Als
wir träumten“ und über Leipziger Jugendliche
in der Zeit der Wende.
Andreas Dresen
Am 19.2. wurde in China der Jahreswechsel gefeiert und das Jahr des Schafes
eingeläutet. Der Widder in mir freute sich tierisch, bis ich die Prognosen
fernöstlicher Wahrsager las. Nicht genug, dass Schafe in der chinesischen
Astrologie zwar als treu und zahm, jedoch auch kreativ- und antriebslos
gelten, auch neun von zehn im Schafsjahr Geborene enden unglücklich.
Naja, wir Widder (21.3.-20.4.) haben schon Schlimmeres überstanden. Helmut Kohl (*3.4.), Josef Ratzinger (*16.4.) oder Jürgen Drews (*2.4.) könnte
man vielleicht durch die ebenfalls im Widder Geborenen Johann Sebastian
Bach, Vincent Van Gogh oder Casanova aufwiegen. Aber Adolf Hitler (*20.
April) auch nur knapp im eigenen Tierkreis zu haben ist nun wirklich unentschuldbar. Eigentlich ist es auch das Jahr der Ziege (die Chinesen differenzieren da sprachlich nicht so), chinesische und westliche Astrologie sind
ohnehin grundverschieden und wer glaubt den Blödsinn überhaupt?
Vor allem die Widder-Frau genießt den Ruf, eine feurige und mutige Amazone zu sein. Als moderne Amazonen kann man auch die Feministinnen von
FEMEN bezeichnen. Eine von ihnen ist Hellen Langhorst, die wir für unser
Monatsthema FRAUENMENSCHEN interviewen und mit ihr über Feminismus 2.0 und den nackten Körper als Protestmittel sprechen.
In unserer Rubrik Grüne Seiten wechselt der Aggregatzustand von Feuer
zu Erdgas und dadurch angetriebene Fahrzeuge, die auf lange Sicht Geld
sparen und sich auch im Praxistest behaupten.
Im Englischen heißt der Widder bekanntlich „aries“, was sich von Ares, dem
Gott des schrecklichen Krieges in der griechischen Mythologie, ableitet.
Auch im THEATER UNTEN herrscht Krieg, wenn HENNER KALLMEYER Remarques IM WESTEN NICHTS NEUES inszeniert. Wir fragen den Regisseur,
wie zeitgemäß der Klassiker ist. Seiner Zeit weit voraus war George Orwell,
als er 1948 seine Dystopie „1984“ schrieb. In Zeiten von Big Data ist es für
ULRICH GREB kein Problem, das Stück in die Gegenwart und auf die Bühne
des SCHLOSSTHEATER MOERS zu transportieren.
Schöngeistiger veranlagt war Friedensreich HUNDERTWASSER. Das OSTHAUS MUSEUM HAGEN zeigt mit HUNDERTWASSER – LEBENSLINIEN eine
Werkschau des charismatischen Österreichers.
Genosse Lenin wäre unsere Filmauswahl im März wohl sauer aufgestoßen.
Unser Film des Monats LEVIATHAN handelt von der Ohnmacht des Einzelnen
vor dem allmächtigen Staat und kritisiert auch sein Herkunftsland Russland.
Da hilft nur Anarchie, wie in TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK!, der
dritten Kollaboration von Regisseur Oskar Roehler und TOM SCHILLING. Im
Interview spricht der Jungdarsteller u.a. über seine frühere Obsession für
Nick Cave. Mit Regisseur ANDREAS DRESEN unterhalten wir uns über die
Energie des Erwachsenwerdens in den frühen 1990ern und seinen Film ALS
WIR TRÄUMTEN.
Mögen nicht nur alle Widdergeborenen, deren Zeit Ende März beginnt, ungeschoren durch das Jahr des Schafes kommen.
MAXI BRAUN
Foto: Peter Hartwig / Pandora
4
Thema
Fuck off, Alice! Foto: Mischa Lorenz
Was ist neu am neuen Feminismus? – Der heutige Feminismus ist grell, laut und multimedial präsent
Die Begriffe Feminismus und Emanzipation sind wesentlich weiter. Die Aktion „Wer braucht Feheute leicht negativ konnotiert und verursachen minismus?“, die in Deutschland 2012 ins Leben
in den Köpfen vieler Menschen Bilder von män- gerufen wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, den Benerhassenden Frauen, die wütend für die Befrei- griff Feminismus erneut mit Leben zu füllen und
ung des weiblichen Geschlechts und Gleichstel- einen Imagewandel herbeizuführen. Jeder hat die
lung protestieren und hartnäckig ideologische Chance, bei dieser Kampagne sein Statement für
den Feminismus abzuDebatten zu fast jedem
trailer-Thema im März:
geben. Die Meinungen
annähernd weiblichen
sind vielfältig und beThema führen. Viele
Die Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte hat viel
stätigen, dass in vielen
Frauen wollen sich
erreicht, die Gleichstellung der Geschlechter bleibt
Bereichen die Gleichheute nicht mehr als
aber auch in Deutschland eine Utopie. Für den Femiheit von Männern und
Feministin bezeichnen.
nismus 2.0 gibt es viel zu tun.
Frauen doch nicht
Eines wird allerdings
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter:
so gleich ist. Ebenso
schnell vergessen: Diechoices.de/thema + engels-kultur.de/thema
unterschiedlich
wie
se Frauen haben viel erreicht. Die Feministinnen der sogenannten „Zwei- die Meinungen sind auch die Gruppen und Aktiten Welle“ in den sechziger und siebziger Jahren vistinnen/Aktivisten, die sich dem Thema heute
stellten die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen widmen.
in Frage und setzten sich für die Gleichberechtigung der Frau ein. Sie verankerten die Gleichheit Berühmt ist die Riot-Grrrl-Bewegung, die sich gevon Frauen und Männern im Grundgesetz und gen die Dominanz von Männern im Musikbusiness
sorgten dafür, dass Ehescheidungen nicht mehr ausspricht. Ebenso bekannt sind die seit 2011 exizum Nachteil der Frauen verliefen, Prostitution stierenden Slutwalks, Demonstrationen, auf denen
und Pornografie gesetzlich reformiert und Abtrei- sich sowohl Frauen als auch Männer für die Unantastbarkeit der sexuellen Integrität jedes Menbung entkriminalisiert wurde.
schen und gegen die Annahme einer Mitschuld
Warum braucht es also aktuell eine neue Welle bei sexuellen Verbrechen aufgrund des Tragens
des Feminismus? Eine Studie des Statistischen aufreizender und freizügiger Kleidung des Opfers
Bundesamtes deckt nur einige Ungleichheitsfak- einsetzen. Die Organisation FEMEN demonstriert
toren auf: Frauen verdienen im Schnitt 7% we- gegen patriarchalische Strukturen, gegen jede
niger als Männer in den gleichen Positionen. Bei Form von Pornographie, Prostitution und Meneinem Ranking zu Frauen in Führungspositionen schenhandel sowie Unterdrückung von Menschen
landet Deutschland lediglich auf dem 20. Platz. durch Religion. Aber sind diese Themen nicht doch
Väter sind wesentlich häufiger berufstätig als sehr ähnlich zu denen des alten Feminismus? Was
Mütter. In einer anderen Studie des Allensbacher ist also so neu am neuen Feminismus?
Instituts für die Zeitschrift „Bild der Frau“ wird
bestätigt, dass sich klassische Rollenmodelle zwar Der neue Feminismus funktioniert durch andere
Kanäle. Er ist nicht mehr zwischen Bücherrücken
gelockert, aber in keinem Fall aufgehoben haben.
und in intellektuellen Foren gefangen. Fast jede
Die Themen des neuen Feminismus reichen aber feministische Organisation ist im Internet, in so-
FRAUENMENSCHEN
5
zialen Netzwerken und Blogs vertreten und findet
schnelle Verbreitung und großen Zulauf. Medienwirksame Aktionen, wie die barbusigen, lauten
Proteste von FEMEN oder die bunten Slutwalks
steigern zwar auch die Zahl der Kritiker, aber auch
die Zahl derer, die teilnehmen und sich einsetzen.
FEMEN Deutschland hat über 15.000 und Terres
de Femmes knapp 11.000 Likes bei Facebook. Und
es sind nicht nur Frauen, die sich mit dem Thema
auseinandersetzen. Mehr und mehr Männer setzen sich für feministische Themen ein. Dadurch
entsteht eine junge Generation von Feministinnen
und Feministen die fast 25 Jahre nach dem Ende
der zweiten Welle Themen aktuell aufarbeitet
und auf neuen Kommunikationswegen schneller
Zulauf und Öffentlichkeit gewinnt, als es in den
sechziger und siebziger Jahren überhaupt möglich
war.
Einer breiten Masse werden feministische Thesen und Themen nicht nur national, sondern global zugänglich gemacht. Jeder kann durch einen
Klick partizipieren, seine Meinung kundtun, teilen
und aufrütteln. Wenn Fragen der Frauenrechte,
Gleichstellung, Sexualisierung des weiblichen Geschlechts und Unterdrückung wieder neue weltweite Aktualität haben und jeder leichten Zugang
zu Debatte und Lösungsansätzen hat, braucht sich
der Einzelne nur noch die Frage zu stellen, die
Emma Watson in ihrer Rede zum Feminismus vor
der UN stellte: „Ich lade Sie ein vorwärts zu gehen
und sich zu fragen: Wenn nicht ich, dann wer?
Wenn nicht jetzt, dann wann?“
NINA RYSCHAWY
Aktiv im Thema
www.frauenrechte.de/online/index.php
werbrauchtfeminismus.de
femen.de
couragezentrum-essen.de
Thema
Amazonen aller Länder vereinigt euch, Foto: Jan Schliecker
„Wir sind in unserer Nacktheit stark“
Die FEMEN-Aktivistin Hellen Langhorst über Feminismus und den nackten Protest
trailer: Frau Langhorst, wogegen protestiert Ja, größtenteils werden wir nach unseren ProFEMEN?
testen polizeilich erfasst und je nachdem wer
Hellen Langhorst: Unsere Proteste sind poli- dann Strafanzeige erhebt kommt es zu einer
tischer Natur. Unser Hauptthema ist die Zerstö- Geldstrafe. Aber im Fall von Josephine Witt, die
rung des Patriarchats. Wichtig ist, dass wir eine in Tunis gegen die Inhaftierung von Amina Sbouï
Gleichstellung fordern, wir
protestierte, endete das in einer
„Es ist einfacher gegen eine
wollen nicht Anstelle des PatriGefängnisstrafe.
Aktion zu sein, als selber
archats ein Matriarchat. Dann
etwas zu machen“
die Zerstörung der Sexindustrie,
Setzt sich FEMEN vor Prowozu Prostitution, Menschentesten mit der Materie auseihandel, Pornografie gehören. Außerdem kämpfen nander oder sucht Kontakt zu Betroffenen?
wir gegen religiöse Unterdrückung und für die Vor allem beim Thema Prostitution sind wir sehr
Beendigung aller vorherrschenden Diktaturen. Wir tief in die Materie eingedrungen. Wir machen ja
wollen keine Religion verbieten, jeder darf seine nicht nur Proteste sondern gehen auch zu DiskusReligion haben, solange er sie friedlich ausübt und sionsrunden entweder im Publikum oder als Disniemandem damit schadet. Und wir fordern die kussionspartner, ich war Anfang des Jahres auf
absolute Trennung von Staat und Religion.
dem internationalen Kongress gegen Prostitution
in München und habe dort mit Betroffenen gereWarum haben sich FEMEN für den Protest det, Kontakte geknüpft und Vorträgen zugehört.
„oben ohne“ entschieden?
Wir setzen uns schon mit unseren Aktionsthemen
Das hat mehrere Gründe. Erstens weil wir in dem auseinander.
Moment des Protestes unseren Körper selbst bestimmen. Inzwischen wird der weibliche Körper Nach vielen Aktionen gab es massive Kritik an
durch die Werbung und patriarchale Strukturen FEMEN. Inwiefern wollen sie bewusst aufregen,
sehr oft fremdgenutzt, sei es um Produkte zu ver- wenn sie beispielsweise bei einer Aktion gegen
kaufen oder ein bestimmtes Schönheitsideal zu Prostitution im Jahr 2013 „Arbeit macht frei“
propagieren. Wir setzen unseren nackten Körper an die Pforte der Hamburger Herbertstraße
selbst ein, wir haben nur ihn als Plakat und das sprühen?
was darauf steht. Aber wir sind in unserer Nackt- Natürlich war der Satz als Provokation und Aufreheit stark und selbstbestimmt. Wir sind laut, wir ger gewählt, wir wollten damit aber keinesfalls die
fordern und wir haben eine Message. Selbstver- Opfer des Holocaust verleugnen oder lächerlich
ständlich machen wir durch die Nacktheit auf uns machen, das muss einfach nochmal klargestellt
aufmerksam, nutzen also auch die Medien um werden. Es gab viele viele Beschwerden wegen
Menschen anzusprechen, die sich nicht primär mit dieses Satzes und gegen diesen Protest, aber keiunseren Themen auseinandersetzen.
ne einzige von irgendeinem Betroffen. Es hat uns
sogar eine jüdische Gemeinde angeschrieben und
In den Social-Media-Kanälen gab es sehr viele uns mitgeteilt, dass sie selbst gegen Prostitution
böse Kommentare zu Aktionen von FEMEN. sind, die Form des Protestes krass fanden, aber sie
Was denken Sie darüber?
die Intention durchaus verstanden haben. Mit der
Das ist leider bei fast jeder Aktion so und es hat Provokation regt man nicht nur auf sondern auch
mich anfangs sehr überrascht, dass sich Menschen an. Es soll aber nicht über FEMEN selbst diskutiert
die gegen unsere Aktionen sind die Mühe machen, werden, sondern über die Themen die wir anspreeinen Kommentar zu hinterlassen. Aber es ist halt chen. Es sind Erfahrungswerte die man mit der
einfacher gegen eine Aktion zu sein, als selber et- Zeit sammelt. Wie weit kann ich gehen und bleibe
was zu machen. Es ist ein wenig der Spiegel der noch beim Thema und wann überschreite ich eine
Gesellschaft.
Grenze die dann auch für uns negativ ist.
Sind sie schon einmal wegen eines Protests
strafrechtlich verfolgt worden?
Es gab die Aktion gegen die Unterdrückung
von Frauen in islamischen Ländern im April
6
2013. Danach kritisierten muslimische Frauen
die Aktion als Bevormundung und pauschale
Verurteilung. Als Reaktion gab es sogar den
Hashtag #MuslimahPride. Wie gehen Sie mit
einer solchen Kritik um?
Bei dieser Aktion gab es ein großes Missverständnis. Es war eine internationale Aktion um
Amina Sbouï zu unterstützen, die sich aufgrund
von islamischer Unterdrückung in Haft befand.
Die Aktionen haben in Frankreich, Spanien
und Deutschland stattgefunden und waren an
Frauen gerichtet die unter Unterdrückung durch
den Islam leiden. Wir verurteilen keine Frauen
die sagen, dass sie sich selbst für den Islam und
beispielsweise das Kopftuch entschieden haben.
Jeder darf machen was er möchte, solange dieses Handeln nicht aus Unterdrückung entsteht.
Hier muss man aber auch differenzieren wann
die Unterdrückung anfängt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von
FEMEN?
Ich wünsche mir viele schöne Aktionen und dass
sich alles in eine Richtung und auf ein Level entwickelt, wo nach Aktionen nicht darüber diskutiert wird, was FEMEN falsch oder richtig macht,
sondern es um die Intention dahinter geht. Ein
Level auf dem der alte und der neue Feminismus
zusammenfinden und wir alle gemeinsam politisch und gesellschaftlich viel erreichen. Und ich
wünsche mir allgemein mehr Solidarität unter
Frauen.
INTERVIEW: NINA RYSCHAWY
Lesen Sie auch die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/thema
ZUR PERSON
Hellen Langhorst (24) ist
feministische
Aktivistin
und Mitbegründerin von
FEMEN Deutschland.
Foto: privat
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Gr
Innovation
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Se
15
20
Angst vor dem Liegenbleiben hat kein Erdgas-Fahrer: Eine Zapfsäule findet sich immer in der Nähe – und zur Not kann man auf den Benzintank umschalten , Foto: Tom Jost
Klimaschonend fahren mit Erdgas – sogar aus Wind
Ausgereifte Fahrzeuge, dichtes Tankstellennetz: Fast unbemerkt entwickeln sich Erdgas-Autos zur Alternative
Der Traum umweltbewusster Verkehrsteilnehmer
heißt: klimaneutral fahren. Elektroautos schaffen
das, wenn sie ausschließlich mit Strom aus Solaroder Windkraftanlagen versorgt werden. Doch
hohe Anschaffungskosten und ein lückenhaftes
Ladenetz schrecken Privat- und Firmenkunden
noch ab. Anfang 2015 waren in Deutschland gerade 20.000 Mobile zugelassen. Die Alternative
könnten – auch langfristig – Fahrzeuge mit Erdgas-Antrieb sein. Davon gibt es immerhin schon
fünfmal so viele. Mit steigender Tendenz.
Samstagmittag in Witten, Tankstelle am Crengeldanz. An den Zapfsäulen für Benzin und Diesel herrscht mäßiger Betrieb – gewiefte Fahrer
warten lieber auf den Abend, wenn der Spritpreis
sinkt. Der „Exotenplatz“ ist dafür dicht umlagert.
Drei Fahrzeuge rollen zu den beiden Anschlüssen
der Erdgas-Säule. Eines von ihnen muss warten. Einstöpseln, verriegeln, Startknopf drücken:
Gas fließt. Man nutzt die Gelegenheit zu einem
Schwatz untereinander. „Normalerweise wird
man eher von Benzin-Fahrern angesprochen“,
grinst Klaus Steiner. „Fast wie als Hundehalter.
Nein, sage ich dann – der beißt nicht. Und Ja,
sage ich – der fährt richtig gut.“ Der Tankvorgang
ist nach zwei Minuten beendet. Für 13,8 Kilo
Treibstoff zahlt man an der Kasse 14,60 Euro. Es
reicht für 250 neue Kilometer – dabei war der
Gasbehälter ja noch zu einem Drittel gefüllt.
Der rote Opel Zafira ist schon das dritte Erdgasauto der Bochumer Familie. Den ersten, einen
Focus Kombi, verkaufte Steiner auch als neunjährigen „Gebrauchten“ noch zu einem guten
Kurs. Den zweiten, ein Fiat Punto, steuert die
Gattin seit 2006 ohne Probleme und Auffälligkeiten. Und freut sich, dass das Nachladen auf
dem Heimweg von der Essener Schule aus der
kleinen Geldbörse bestritten werden kann. Falls
wie aktuell die Wattenscheider Erdgas-Säule außer Betrieb ist, gibt es noch eine in Riemke. Oder
sechs in Essen. Und zur Not hat jedes Erdgasauto
eh einen Extra-Benzintank, der für gut 150 Kilometer reicht. Vor dem Liegenbleiben muss man
allein deshalb keine Angst haben.
An diesem Mittag beträgt das Preisplus gegenüber Superbenzin selbst in aktueller BilligspritZeit satte 27 Cent. Auch das ist nur die halbe
Wahrheit. Denn Erdgas wird in Kilo abgerechnet
und besitzt eine um 40 Prozent höhere Energiedichte als ein Benzin-Liter. Gegenüber Dieselkraftstoff ist Erdgas um 30 Prozent im Vorteil.
„Damit hat man die Mehrkosten bei der Anschaffung schnell wieder egalisiert“, sagt Steiner, der
als ehemaliger Angestellter eines Gas-Konzerns
sogar einen Rabatt seines Arbeitgebers einsacken
konnte. Auch für gewöhnliche Sterbliche gibt es
Beihilfen: Viele Kommunalversorger förder(te)n
den Kauf eines Neuwagens mit Zuschüssen oder
einer Umsonst-Menge. „Bis 2012 wurde unser
Angebot 374-mal in Anspruch genommen“, berichtet etwa Christian Seger von den Bochumer
Stadtwerken. Obendrein gewährt der Staat Steuervergünstigung bis 2018, die Fortsetzung steht
bereits in der schwarz-roten Koalitionsvereinbarung.
Der Füllvorgang: Einstecken, verriegeln, Knopf drücken – fertig,
Foto: Tom Jost
Für umweltbewusst denkende Fahrer liegt der
eigentliche Vorteil aber in der Klima-Komponente. Denn Erdgas, das vor allem aus Methan
77
besteht, gilt als der kohlenstoffärmste Brennstoff.
Bei seiner Nutzung entsteht schon unter normalen Umständen ein Viertel weniger CO2 als im
Benzinbetrieb. Gegenüber einem Dieselfahrzeug
wird dieser Unterschied zwar ganz klein, dafür
gibt es 75 Prozent weniger Stickoxide und so gut
wie keine Rußpartikel und Feinstäube. Es kommt
noch schöner: Etwa 180 der bundesweit vorhandenen fast 1000 Erdgas-Tankstellen werden bereits mit Bio-Methan co-beliefert. Dessen Einsatz
verspricht erzeugungsseitig CO2-Neutralität, weil
durch den Auspuff nur jene Menge in die Atmosphäre entlassen wird, die ihr die pflanzlichen
Ausgangsstoffe vorher entnahmen. Und mit „Power to gas“ ist das Zukunftsfenster bereits aufgestoßen.
Jenes 1895 erstmals in Dänemark ausprobierte
Verfahren gewinnt per Elektrolyse Methan aus
Wasser und CO2. Die nötige Energie stammt, damals wie heute, aus Windkraftanlagen. Perspektive: Mit dieser Technologie könnte man große
Mengen überschüssigen Windstroms (wie er etwa
im Dezember anfiel) in einen speicherbaren Energieträger verwandeln, statt die Windmühlen anzuhalten oder gar dafür zu bezahlen, dass Nachbarländer diesen Strom abnehmen. Längst sind
erste Demonstrationsanlagen gebaut: in Stuttgart, in der Uckermark und (im Auftrag von Audi)
auch im niedersächsischen Werlte. Noch in diesem Frühjahr soll im Energiepark Mainz der mit
6 MW Leistung weltgrößte Elektrolyseur seinen
Dienst aufnehmen, an dem Siemens und Linde
beteiligt sind. „Power to gas“, sagt auch Experte
Klaus Steiner, „wäre ein interessanter Gedanke,
um endlich intensiv über Gas-Mobilität zu reden.“
Zurück in die Gegenwart. Erdgas-Fahrzeuge besitzen eine ausgereifte Technik und sind langstreckentauglich. Lieferbar sind derzeit fast 30
Modelle, vom VW up! bis zum Van. Bleibt noch
die Frage nach der Versorgungssicherheit in typischen Urlaubsländern. Abgesehen von Frankreich gelten die wichtigsten europäischen Nachbarn als gut bis sehr gut erschlossen. Spitzenreiter
ist übrigens Italien – dort hat inzwischen jede
siebte Neuzulassung einen Erdgas-Tank.
TOM JOST
AUF
DER
GROSSEN
STRASSE
ANTON TSCHECHOW
REGIE: JO FABIAN
RUHRFESTSPIELE
RECKLINGHAUSEN
A WORLD STAGE
Tête-à-tête. Ein dramatisches
Rendezvous mit Frankreich.
Kartenstelle (02361) 9218-0
www.ruhrfestspiele.de
Hauptsponsor
Elsenbach Design
1. Mai bis 14. Juni 2015
AB 19. MÄRZ 2015
WWW.THEATER-AN-DER-RUHR.DE
Die
Schutzbefohlenen
Premiere 27.03.2015
Weitere Termine 28.03. / 17.04. / 18.04. / 22.04. / 24.04.2015
www.theater-oberhausen.de
und 0208/8578-184
www.bgp.de
Elfriede Jelinek
Auftritt
Endlich von der Rattenphobie geheilt. Winston Smith (6079), nun Held nach Gehirnwäsche, Foto: Helmut Berns
Die Lemminge vor dem großen Sprung
„Big Brother is watching you“ war gestern, heute reicht die Payback-Card
Selbstoptimierung trotz Konkurrenzdruck ist heutzutage en vogue. Kleine
Armbänder senden Daten zur geistigen Selbstbefriedigung. Staat und Krankenkasse lesen gern mit, der Bürger bombardiert sie freiwillig mit allem,
was einmal heilig war. Hätte George Orwell das alles gewusst, ha, sein dystopischer Roman „1984“ von 1949 hätte kaum anders aussehen können.
Google, Facebook und die anderen planetaren Datensammler stecken alle
großen Brüder längst in den Sack, wirklich süß, wenn aufgebrachte Bürger sich gegen Kameras an belebten Plätzen wehren, um anschließend den
ganzen Bewegungsmuster-Scheiß als Echtzeit-Video ins Netz zu stellen. In
Moers hat sich Intendant Uli Greb dem teuflischen System in der Spielzeit
angenommen. Nach „The only thing that stops a good guy with a gun is a
bad guy with a gun“ in der friedlichen Eigenheim-Atmosphäre der Familie
Henderson, nun also totale Überwachung im totalitären Staat Ozeanien,
Mensch sein bedeutet hier nichts mehr, hier wird wirklich alles überwacht.
Mit den sprichwörtlichen hundert Argusaugen. Und sowas gibt es schon
heute. Ich zitiere aus der Werbung: „Argus kontrolliert, was man isst, wie
oft man trinkt, wie viele Kalorien man verbrennt, welche Wegstrecken man
zurücklegt und sogar, wie es mit dem Herzrhythmus ausschaut.“ Eine App
listet alles übersichtlich im Smartphone auf. Da hatte es der große Bruder
in Orwells „1984“ schwerer, er musste gleich ein ganz neues Menschenbild
entwerfen, und das tat er – mit Gewalt.
Uli Greb inszeniert assoziativ in einem gespiegelten Bühnenbild, nichts
entgeht dem Zuschauer, auch nicht hinter Ecken und in Nischen. Seine
Schauspieler im feinen Zwirn mit Nummern hinten drauf tanzen den Reigen der Macht und bis zu einem gewissen Grad auch für die Teilhabe daran, sie kontrollieren sich nämlich gegenseitig, im Notfallkoffer liegt für
den Notfall immer ein Revolver. Finale Auslese eben, dafür zuckersüß im
Gleichschritt zu James-Last-Weisen, auch das vielleicht Teil der Moerser
Menschheits-Folter. Eindrucksvoll dazu ein Meer aus Disco-Kugeln und die
ewige Angst vor der Vergangenheit. Denn: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft: wer die Gegenwart kontrolliert, kontrol-
9
GROß ODER ARTIG?
meinung@trailer-ruhr.de
 Wir freuen uns auf Post.
liert die Vergangenheit.“ Auch dieses Orwell-Zitat haben die Mächtigen der
Welt immer beherzigt und sich die Geschichte schön und häufig falschgeschrieben. Dennoch: In Ozeanien brechen 3845 (Katja Stockhausen) und
6079 (Patrick Dollas) aus, fliehen vor dem Ministerien für Wahrheit, worin Menschen spurlos verschwinden und die Gedankenpolizei wütet. Beziehungen sind verboten, selbst die Gedanken sollen eben nicht mehr frei
sein. 2713 (Marissa Möller) und 5691 (Matthias Heße) haben sich dagegen
arrangiert, Selbstoptimierung trotz Konkurrenzdruck, Menschen von heute?
Neusprech, Altsprech, Wörterreduktion zur Fantasiekontrolle, geht nicht?
Von wegen. Winston Smith (6079) sieht die Rattenplage inzwischen überall,
seine phobische Angst davor wird panisch, verzweifelt will er sich erinnern
mit Julia (3845), doch Liebe im Totalitarismus geht gar nicht, selbst die
Untergrundorganisation wurde vom großen Bruder (Frank Wickermann) nur
geschaffen, um Abweichlern habhaft zu werden und sie im „Zimmer 101“
des Ministeriums für Liebe umzudrehen fürs angewandte Doppeldenk.
Drastisch zeigt das Ensemble diesen Vorgang, das bisschen nackte Freiheit
müssen die Liebenden teuer bezahlen, mit Folter und Erniedrigung bis zum
Exzess. Doch immer wieder bricht Greb das Grauen mit choreografischen
Einlagen, mit Lichtwechseln und merkwürdigen Geräuschen im Hintergrund. Unter der Folter im „Ministerium für Liebe“ bricht Winston Smith
am Ende psychisch zusammen, verrät selbst Julia. Er glaubt nun an seine
neu entdeckte Liebe zum Großen Bruder und damit endlich frei zu sein. Die
merkwürdigen Geräusche im Hintergrund nehmen zu. Eine weiße Masse
quillt hervor, bläst sich langsam auf, verdrängt Schauspieler und Requisiten.
Und sie kommt näher. Mickey Maus? Der Marshmallow-Man aus Ghostbusters? Nein. Eine riesige weiße Ratte füllt die Bühne, bereit für die Zuschauer. Wir stecken alle schon mittendrin.
PETER ORTMANN
„1984“ | Di 3.3., Fr. 6.3. 19.30 Uhr | Schlosstheater Moers
02841 883 41 10
DI E E R S T E B A H N
SC H AUSPI E L F Ü R
ZWEI PERSONEN
VON M A R K US V E I T H
P EMIE
R
SA 07.03.2015 / 20 Uhr
SO 29.03.2015 / 18 Uhr
GÖ T Z VO N
B E R L IC H I NG E N
SC H AUSPI E L NAC H
J .W. V O N G O E T H E
P EMIE
R
SA 14.03.2015 / 20 Uhr
PREMIERE
DE R S T U R M
T H E AT E R W E R K S TAT T:
OHNE WILLIAM SHAKESPEARE
P EMIE
R
PR E M I E R E
MI 18.03.2015 / 20 Uhr
Weitere Vorstellung:
FR 20.03.2015 / 20 Uhr
prinz regent theater
PROGRAMM
GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES
0 3 – 0 15
TH EATER I M
MÄRZ 2015
REDEN MIT MAMA
von Santiago Carlos Ovés und
Jordi Galcerán
am 6., 7. , 27. und 28. um 20.00 h
TOI TOI BUH!
von und mit Jonas Gruber
Premiere am 25. um 20.00 h
KABALE UND LIEBE
von Friedrich Schiller · am 10. und 11. um 19.30 h
MACBETH
von William Shakespeare · am 13., 14. und 17. um 19.30 h
PETER UND DER WOLF / MAX UND MORITZ
von Sergej Prokofieff /Gisbert Näther
zum letzten Mal am 1. um 16.00 h
KAPELSKY & MARINA
Ostperanto-Folkjazz · am 21. um 20.00 h
ALEXANDER RITTER LIEST HARUKI MURAKAMI
am 4. um 20.00 h
IMPRO-DERBY DELUXE
Improtheater HaiLight und die Hottenlotten
am 20. um 20.00 h
www.prinzregenttheater.de
Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:
Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: info@prinzregenttheater.de
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
RIGOLETTO
Oper von Giuseppe Verdi
PREMIERE
Sonntag, 15. März 2015,
18.00 Uhr, Großes Haus
WEITERE TERMINE
19., 21., 27. März 2015
5., 25. April 2015
24., 30. Mai 2015
7., 14., 21., 26. Juni 2015
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209.4097-200
Premiere
„Wir spielen nicht den Ersten Weltkrieg nach“
Henner Kallmeyer inszeniert im Theater Unten „Im Westen nichts Neues“
Zwanzig aus ihrer Klasse waren sie, ganz am An- Deutschland aufgewachsen ist und durch die ganfang, als sie in den Krieg zogen. Bald sind sie nur ze Vernetzung andere Leute in unserem Alter sieht,
noch zwölf, der Rest tot, verwundet, verrückt. die verloren gehen. Bei uns ist es Gott sei Dank
nicht so. Es schwebt aber über
Ein zeitgenössisches Thema für
einem, dass es vielleicht noch
die Bühne? Die Inszenierung
„Jede Generation geht
nach dem Roman von Erich auf eine eigene Art verloren“ kommt. Gerade in diesen ganzen Zeiten, Stichwort Minsk und
Maria Remarque entstand in
so. Das spielt alles mit. Mit der
Zusammenarbeit mit der Essener Folkwang Universität der Künste. trailer Klasse waren wir in Palästina und haben ein Stück
sprach mit Regisseur Henner Kallmeyer und den gespielt. Wir sind dort in Kontakt gekommen mit
Schauspielern Luana Velis und Maximilian Pulst. unserer Generation in Palästina. Dann kommt man
wieder und denkt anders über alle Sachen nach.
Ich finde es gut, dass man jetzt mit diesem Protrailer: Gibt es im Westen nichts Wichtigeres?
Henner Kallmeyer: Ich habe im Radio gehört, dass jekt die Möglichkeit hat, über Krieg nachzudenletztes Jahr wohl 400 deutsche Soldaten wegen ken. Und eine Form zu finden, den Krieg nicht als
Kriegstraumata behandelt wurden. Das sei ein Debatte, die man in den Medien geboten kriegt,
Viertel mehr gewesen als im Jahr vorher. Es geht sondern als was Emotionales zu sehen.
also um die Frage, wie sehr ein Krieg in den Knochen bleibt und wie man damit umgeht. Wir spie- Aber eigentlich will das doch keiner mehr selen auf der Bühne ja nicht den Ersten Weltkrieg hen, oder?
nach oder setzen uns also in historischen Unifor- HK: Das werden wir sehen. Die Premiere ist schon
men und Karabinern auf die Bühne und spielen ausverkauft. „Im Westen nichts Neues“ ist immer
Schützengraben. Wir suchen, wie man nach einem noch ein sehr gut verkauftes Buch, weil es einen
Krieg mit solchen Traumata umgeht. Die Leute, die tatsächlich packt. Der Roman ist weniger veraltet
das spielen, sind alle etwa 20 Jahre alt. Ein Groß- als die Filme. Der Film muss 1930 ein ziemlicher
teil von ihnen wäre, wenn er Jahrgang 1898 oder Knaller gewesen sein, war schon ein Fanal seiner
so geboren wäre, längst tot oder verwitwet. Und Zeit. Was einen in dem Roman so kriegt, ist das
sich das zu vergegenwärtigen und damit auch um- Unmittelbare. Das Gefühl der Jugendlichkeit und
zugehen, das ist tatsächlich so aktuell, wie Theater des totalen Erlebens von Krieg. Es geht tatsächlich
nicht darum, eine Debatte zu führen und nicht zu
sein soll.
sehen, wie Putin Maschinengewehre verschenkt,
Remarque hat von der „verlorenen Generation“ sondern dass Leute um die 20 da einfach verregesprochen. Haben wir heute auch verlorene cken.
Luana Velis: So wie wir das umsetzen, habe ich
Generationen?
HK: Jede Generation hat doch ein bisschen das Ge- das Gefühl, dass es überall spielen könnte, dass es
fühl, sie sei was Besonderes und jede Generation zeitlos ist. Und deswegen ist es so aktuell, finde
geht auf eine eigene Art verloren, wenn sie denn ich. Was auch in dem Roman so wunderschön ist,
verloren geht. Das ist doch das Auszeichnende von ist dass der Krieg 100 Jahre her ist und ich mich
Leuten zwischen 17 und 25, dass man sich als et- trotzdem immer noch andocken kann an die Probwas Besonderes fühlt und sich auch anders fühlt leme der Jugendlichen damals.
HK: Es hört dann auch auf, wenn die mal aus dem
als die, die vorher da waren.
Maximilian Pulst: Das ist wie ein Schwert, das Schützengraben raus sind für kurze Zeit. Plötzlich
über einem schwebt. Besonders wenn man in sind sie ganz normale 18-Jährige, die schwimmen
gehen und Französinnen kennenlernen und versuchen, die klar zu machen, und gleichzeitig setzt
Remarque dagegen das Bild der Soldaten, die alle
am Puff in einer Reihe stehen und abwarten bis sie
dann mal dran sind. Was ist da das Verhältnis zur
Sexualität und was ist Kameradschaft, wie werden
sie erwachsen unter dem Terror des Krieges?
Und wie wird die audiovisuelle Materialschlacht
auf der Bühne?
HK: Sie meinen Videos und Trockeneis? Nein. Wir
sind ja im Theater und das sind begabte junge Leute, da brauche ich so was nicht.
„Häuptling Abendwind“, Foto: Birgit Hupfeld
Es gibt ein Remarque-Zitat: „Ich dachte immer,
jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind,
besonders die, die nicht hingehen müssen.“ Sind
11
ZUR PERSON
Henner Kallmeyer, geboren in Lübeck, begann seine Theaterlaufbahn am Schauspielhaus Bochum, wo er u. a. Christina
Paulhofer assistierte. Seit 2002 ist er freischaffender Theaterregisseur.
Foto: Diana Küster
das nicht eher die Bösewichte?
HK: Ja, das sind sie auch heute noch. Man kann die
Zitate von US-Senator John McCain zusammenschneiden, der sagt, Waffen liefern, Waffen liefern,
Waffen liefern.
Vielleicht ist dann ausgerechnet das Theaterpublikum der falsche Ansprechpartner?
HK: Wir haben ja nur das Publikum.
LV: Ich glaube aber auch gerade das richtige. Was
wir da in Palästina erlebt haben, war unglaublich
magisch, und dann gab es da Situationen, wo wir
auf Deutsch gespielt haben, weil wir deren Sprache nicht mächtig sind, und die haben nichts verstanden. Trotzdem gab es irgendeine Übertragung,
denn sie sind nachher im Theater geblieben, um mit
uns zu reden. Und wir hatten unheimlichen Respekt, denen was über Krieg vorzuspielen. Ich habe
mich zum Teil richtig schlecht dabei gefühlt. Aber
die haben einen so aufgefangen und waren total
begeistert.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Im Westen nichts Neues“ | Do 26.3.(P),
Mo 30.3. 19.30 Uhr | Theater Unten,
Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55
Lesen Sie auch die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/premiere
Komikzentrum Ruhr
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Gelsenk
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Erzä ing
hl 015
frü
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. – 11. 05
14. 03
So, 15.03. um 15.00 Uhr | im Consol
sol Theater
Maeddas Trommel
8+
Touché Erzähl Theater mit einer afrikanischen Geschichte
So, 29.03 um 15.00 Uhr | im Consol Theater
Anne und die Bankräuber
8+
Eine musikalische Lesung mit Lisa und Erwin Grosche
So, 12.04. um 15.00 Uhr | im Consol Theater
Die Schatzinsel
8+
André Wülfing erzählt den Klassiker von R.L. Stevensson
So, 26.04. um 15.00 Uhr | im Consol Theater
Von Kichererbsen und goldenen Äpfeln
6+
Märchen mit Christine Lander und Selma Scheele
zweisprachig erzählt
So, 10.05. von 14.00 – 18.00 Uhr
im und rund um das Consol Theater
Hör mal
4+
Das Fest der Geschichtenerzähler auf Consol für Familien
erzaehlfestival.gelsenkirchen.de
TICKETS:
WWW.PACT-ZOLLVEREIN.DE
FON 0201.812 22 00
PACT ZOLLVEREIN
Choreographisches
Zentrum NRW GmbH
Bullmannaue 20 a
45327 Essen
Fon +49(0) 201.289 47 00
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T
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PORTRAIT
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PERFORMANCE IN
ENGLISCHER SPRACHE
MI 08.04. 20 UHR
DARK
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PERFORMANCE IN
ENGLISCHER SPRACHE
FR 10.04. 20 UHR
SA 11.04. 20 UHR
WORK
TABLE
INTERAKTIVE
LIVE-INSTALLATION
DE-PLACED
VIDEO-INSTALLATION
MI 08., FR 10. & SA 11.04.
AB 18 UHR
SO 12.04. AB 13 UHR
KÜNSTLERBRUNCH
GESPRÄCH IN
ENGLISCHER SPRACHE
SA 12.04. 12 UHR
Choreographisches Zentrum
NRW GmbH wird gefördert
vom Ministerium für Familie,
Kinder, Jugend, Kultur und
Sport des Landes NRW und
der Stadt Essen
Tanzlandschaft Ruhr ist ein
Projekt der Kultur Ruhr GmbH
und wird gefördert vom
Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des
Landes NRW
Thomas Freitag als kaltwütiger Herr Schüttlöffel; Foto: Papijn Vlasman
Taschendieb meets Pantomime
Die Schwerter Kleinkunstwochen laufen auf Hochtouren
„Falten, Flirts & Fantasien“ heißt das Motto der 59. Schwerter Kleinkunstwochen (bis 24.4.), in deren Verlauf in der Rohrmeisterei so ingeniöse Künstler und
-Innen wie Maren Kroymann (am 6.3.), Neville Tranter mit seinem Stuffed
Puppet Theatre „Mathilde“ (am 7.), die im Revier bestens bekannte Musik-Comedy-Truppe Butterfahrt 5 (am 13.), Thomas Freitag mit seinem Programm
„Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“ (am 27.), der ComedyNightMix-Abend mit
Herrn Niels, dem WallStreetTheatre sowie Christian Lindemann & Lioba Albus (am 20.) zu bestaunen sind.
Lindemann hat sich einen Namen als „der neue König der Taschendiebe“ gemacht. Niemand weiß, um was er Frau Albus alias Mia Mittelkötter an diesem
Abend erleichtern wird. Fest steht nur, dass beide ihren Spaß haben werden.
Das gilt auch für Herrn Niels, ein komplett abgedrehter Pantomime mit magischen Qualitäten. Hundertprozentigen Körpereinsatz demonstrieren auch
Herr Schultze und Herr Schröder vom WallStreetTheatre, zwei urkomische
Mannsbilder, die über erstaunliche akrobatische Fähigkeiten verfügen und dabei den größten Blödsinn machen. Sehr lustig.
Neville Tranter, ein in Australien geborener und in den Niederlanden lebender
Puppenspieler stellt zweifelsohne den überraschendsten Act der Kleinkunstwochen dar: seine Klappmaulpuppen sind Ausgeburten der Hölle wie Schicklgruber alias Adolf Hitler oder Frauen wie Mathilda. Harmloser ist das Vergnügen
mit Butterfahrt 5, fünf Musik-Komödianten aus dem Ruhrgebiet, die zeitgemäße Musikstile gekonnt durch den Wolf drehen.
Dass die Schauspielerin Maren Kroymann eine zum Dahinschmelzen gute Performerin ist und über eine beachtliche stimmliche Bandbreite verfügt, hat sie
bereits in ihrem ersten Solo „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“ gezeigt. „In
my Sixties“ heißt ihr neues Programm, in dem sie musikalisch in die 60er Jahre
eintaucht – mit Liedern und Geschichten, die das Prachtweib zum Besten gibt.
Schauspieler-Kabarett at its best: Thomas Freitag in „Der kaltwütige Herr
Schüttlöffel“. Seit 30 Jahren arbeitet der Mann in einer Bibliothek, die nun
geschlossen werden soll. Er ist außer sich und droht damit, das Haus in die Luft
zu sprengen. Bis es so weit ist und der Abend mit einem lauten Knall endet,
holt Freitag unter der Regie von Horst-Gottfried Wagner eine ganze Reihe von
Personen auf die Bühne, die sich ihre Gedanken über Geldgier, den Kapitalismus
und die Einsparungen an kulturellen Einrichtungen machen: Er leiht einem Paar
die Stimme, das sich im ständigen Optimierungs-Wahn befindet, er lässt Karl
Marx persönlich auftreten und seinen Irrtum gestehen, zitiert Rilke, Goethe
und Thomas Hobbes, nach dem der Mensch dem Menschen ein Wolf ist.
Auch im Bildungswesen sieht es übel aus. „Was ziehen wir uns da groß?“, fragt
sich der Kabarettist angesichts einer Schautafel, auf der sich der Homo sapiens
Schritt für Schritt zurückentwickelt. Der von Dietmar Jacobs geschriebene Text
gibt dem Darsteller der zahlreichen Figuren – u.a. dem Schimpansen Rotpeter aus Kafkas „Bericht für eine Akademie“ – jede Menge Gelegenheit, sein
schauspielerisches Können auszureizen und dem Stück bei aller Ernsthaftigkeit
einen hohen Unterhaltungswert zu verleihen. Also nix wie hin zu den Schwerter Kleinkunstwochen – empfiehlt heißt und innig die stets über Tage lebende
ANNE NÜME
12
Theater Ruhr
„Die erste Bahn“, Foto: Oliver Schaper
Erwin und Lisa Grosche: „Anne und die Bankräuber“
„Häuptling Abendwind“, Foto: Birgit Hupfeld
Theoretische Zukunft
Zuhören ist alles
Punk-Kannibalen
Hinter der Bühne des Dortmunder Theaters im Depot steht ein Flux-Kompensator. Genau, das Gerät,
das Zeitreisen erst möglich macht, wohl im Jahre
2022 oder eher, genau weiß man es nicht. Helter
Skelter. 2 Uhr in der Nacht. Wir befinden uns in
einer U-Bahn-Station irgendwo. Sechs Sitze, ein
Abfallkorb, die Rampe ist die Bahnsteinkante. Ein
junger Mann stürmt verzweifelt der letzten Bahn
hinterher, vergebens. Drei Stunden Wartezeit, aber
Kai hat noch eine Flasche Fusel von der durchzechten Nacht. Da taucht eine seltsame Frau auf,
die alle seine Unterhaltungsversuche nebst Anmache blockiert. Sie behauptet, sie sei seine Tochter
Helen aus der Zukunft, mit der Lizenz zur postchronologischen Existenz und sie hat eine Waffe.
Glücklicherweise hat Kai, der Nachwuchsliterat,
bereits vom Großvaterparadoxon gehört und kringelt sich, doch Helen hat plausible Erklärungen
und eben diese Knarre.
Der Dortmunder Schauspieler und Autor Markus
Veith hat sein Zwei-Personen-Stück „Die erste
Bahn“ selbst inszeniert. Sandra Wickenburg und
Lars Lienen spielen die „zeitlosen“ Verwandten,
absolut überzeugend und mit viel Gespür für theoretische Quantenwelten und missliche Lebenserfahrungen. Mal abgesehen davon, dass allein die
Theorie einer möglichen Zeitreise das Stück um
Stunden erweitert hätte, geht es in erster Linie um
die Frage, wie der Mensch handeln würde, wisse er
tatsächlich um die zukünftigen Folgen seines Tuns.
Aus Kai jedenfalls wird ein Arschloch mit gesponsertem Bestseller-Roman werden (aus gegenwärtiger Sicht natürlich nur theoretisch), er wird seine
Frau, die er in der nächsten U-Bahn erst treffen
soll, verlieren, seine Tochter in der Zukunft psychisch quälen und dann aus diesen Gründen auch
noch selbst den Anschlag auf sein Leben veranlasst
haben. Der Gegenwarts-Kai ist schockiert, Helen
ob seiner Reaktion verwirrt. Mehr wird hier nicht
verraten, das Kammerspiel auf ziemlich vermüllter
Fläche sollte man sich selbst ansehen und wie ich
ins Grübeln kommen. Was ist mit alternativen
Zeitlinien oder Paralleluniversen?
Zuhören ist eigentlich eine Kunst geworden, obwohl doch irgendwie alle immer noch irgendwie
zuhören. Das Radio plätschert im Hintergrund,
Nachrichten, Breaking News, auf Bahnhöfen,
Flughäfen rieseln Information von der Decke,
selbst Hörbücher in der S-Bahn sind nur nebulös
hinter Beschallungslautsprechern zu genießen.
Es gab Zeiten, da war das anders. Geschichtenerzähler lieferten News und Märchen und Mythen,
live erzählt schufen sie sprachdramaturgische
Magie, die Zuhörer in den Bann schlugen. Das
5. Gelsenkirchener Erzählfestival will diesen Zustand nun wieder herstellen und nennt die wochenlange Veranstaltung, bei der Künstlerinnen
und Künstler ihre Geschichten präsentieren
„Erzählfrühling“. Eine Jahreszeit, die selbst mit
vielen Möglichkeiten glänzt, sehnsüchtig erwartet nach dem dunklen Winter, aber immer
auch abwechslungsreich, wie die Formate der
Wortartisten und Sprachgaukler auf mehreren
Bühnen im Consol Theater. Da finden wir zum
Auftakt das Erzählen mit improvisierter Musik,
das Liedermachen selbst, aber auch die erzählende Lyrik, lockere Stegreifge¬schichten und
die ernsthafte Poetry zweier Slammer beim
samstagabendlichen WILDwort, der erzählerisch
rhythmischen Textrevue von gleich sieben Protagonisten in drei Stunden.
Wenn Wölfi von den Kassierern im blutbeschmierten Metzgeroutfit mit nacktem Hintern über die
Bühne des Dortmunder Theaters schlurft, dann
sind zwei Dinge sonnenklar: Punk ist nicht tot
und das Theater erhält mal wieder eine Verjüngungs-Infusion. Die Silberhaarfraktion blieb dem
Spektakel um Johann Nestroys „Häuptling Abendwind“ geflissentlich fern, zur Not wurden aber
Ohrstöpsel gereicht und im Hintergrund werden
wohl Herztropfen parat gehalten. Das gräuliche
Festmahl, nix für Veganer, aber mit passendem
Kassierer-Song „Geh mir weg mit deiner veganen
Pampe“, inszenierte Andreas Beck als Punk-Operette, nun ja, eigentlich war es ein Konzertabend
mit Rahmenhandlung und ausreichend Bier trinkenden Fans im Publikum.
„Die erste Bahn“ im Depot
PETER ORTMANN
„Die erste Bahn“ | R: Markus Veith | Sa 7.3. 20 Uhr,
So 29.3. 18 Uhr | Theater im Depot, Dortmund
0231 98 21 20
trailer verlost 1x2 Karten für die Vorstellung
am Sonntag, 29.03. E-Mail bis 15.03. an
verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: Bahn
Das 5. Gelsenkirchener Erzählfestival
Ein Wochenende weiter ist der syrische Autor
mit deutschen Roots, Rafik Schami zu Gast. Sein
poetischer Spaziergang durch Damaskus enthält
heitere Geschichten aus 1000 und einem Tag,
den Versuch die reiche orientalische Erzählkunst
mit der Sprache der Dichter und Denker zu transportieren und ist im Grunde eine Liebeserklärung
an eine Stadt, die bedroht ist unterzugehen und
die einst als das Paris der Levante galt. Als drittes Bonbon aus dem bunt gefüllten Glas, aber
ganz anders als Schami, wird schon mal Erwin
Grosches Roadmovie-Krimi gezogen. Mit seiner
Tochter Lisa erzählt er wilde Geschichten über
schräge Schurken, clevere Kinder und überraschende Verwicklungen, in dem ein Paar Lieblingsschuhe, zwei Supermarkttüten und ein
gewisses Sanatorium der guten Laune genau
die chaotische Struktur ergeben, mit der ein
Ostwestfale sich Jahrzehnte in der Kulturszene
halten kann.
PETER ORTMANN
„Erzählfrühling 2015“ | 14.3.-11.5. | Consol Theater Gelsenkirchen | www.consoltheater.de
13
„Häuptling Abendwind“ in Dortmund
Ein großartiger Uwe Rohbeck (Jörg Buttgereits
Dauermonster in Dortmund) als Häuptling Abendwind, dem der ebenso mächtig gut aufgelegte
Uwe Schmieder als Häuptling Biberhahn locker
das alkoholisierte „Wasser“ reichen kann, und eine
furios auftrumpfende Julia Schubert als Atala powern sich durch die menschenfeindliche Groteske,
in der sich intelligente „Wilde“ vor der Entdeckung
von Kapitalisten fürchten und dennoch am Lauf
der Dinge nichts mehr ändern können: Entdeckt
ist entdeckt. Das Leben wird schwieriger, wenn
der erste Star-Friseur das Eiland geentert hat. Da
hilft es auch nicht, dass Abendwinds Tochter Atala
zu Beginn das alte Kofferradio zerhackt und dem
Orakel ein derbes „Fick dich“ entgegenbrüllt. Diese
lauschige Insel aus Bierkästen („Das Schlimmste
ist, wenn das Bier alle ist“), wo „Arbeit scheiße
ist“ und am Ende alle blank ziehen müssen, selbst
die „Passlosen“ (Migranten), wird nur für die erste
Reihe im Publikum zur Qual, wenn Fleischreste
(Spaghetti mit Tomatensoße) fliegen, Bierflaschen
zischen oder nackte Hintern peinlich genau zu bestaunen sind mit anschließender Attacke („Hast
du mir etwa auf die Muschi geschaut?“).
Zu aller Freude taucht auch noch Jack Arnolds
„Ding aus dem Sumpf“ auf, bis alle „müde und
satt“ sich in die Arme fallen. Die Kassierer geben
eine Zugabe: „Ich wär so gerne Menschenfresser“,
ich werd‘ mich mal lieber um ein Bier kümmern.
PETER ORTMANN
„Häuptling Abendwind und Die Kassierer“
R: Andreas Beck | Fr 6.3. 19.30 Uhr, So 29.3. 18 Uhr
Theater Dortmund | 0231 502 72 22
Theater in NRW
Einfach beste Unterhaltung!
Die „Gipfelstürmer“ planen ein Gastspiel, Foto: Meyer Originals
Berlins Interesse für Göttingen
Neues Netzwerk der freien Theater gegründet
Auf und
davon
Eine herrliche Boulevardkomödie
mit Max Tidof!
10.3. – 12.4.2015
Kartentelefon 0201/24
/
555 55
www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen
Ticket-Hotline:
0234 13003
27. Februar - 14. Juni 2015
SHOW Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr
WWW.VARIETE-ET-CETERA.DE Herner Str. 299 | Bochum
Von Hans-Christoph Zimmermann
Schneller Konsum, das ist das Credo des Freien Theater. Von Nachhaltigkeit
keine Spur. Kaum eine Inszenierung, die mehr als fünf Spieltermine erlebt und
dann nicht in der großen Ablage der Theatergeschichte verschwindet. Über
Lagermöglichkeiten verfügt sowieso kaum ein freies Theater oder eine Gruppe. Die Bedürfnisse des Publikums als po„Berlin weiß nicht, was in
tentiellem Konsument sind schnell gestillt
Göttingen passiert“
und nennenswerte Honorare für die Künstler gibt es sowieso nur für neu produzierte
Stücke – außer die Stadt zahlt eine Abspielförderung. Also muss am Fließband
produziert werden, solange die kommunale Projektförderung das hergibt.
Um aus diesem Teufelskreis herauszutreten, haben jetzt sieben Theater zwischen Köln, Berlin, München, Göttingen, Stuttgart, Hamburg und Leipzig ein
neues Theaternetzwerk gegründet. Netzwerke sind keine neue Idee. Neu daran
ist eher, dass es vor allem kleine Bühnen wie der Berliner Theaterdiscounter, das
Pathos Theater München oder das Lichthof Theater Hamburg sind, die mit Zuschauerkapazitäten von ca. 100 Plätzen kaum nennenswerte Einnahmen erzielen können. Die Idee, sich zusammenzuschließen, hatte Inken Kautter vom Freien Werkstatt Theater in Köln. Neben der Überproduktion war es vor allem die
lokale Ausrichtung der freien Szene, an der sie sich reibt. „Berlin weiß nicht, was
in Göttingen passiert“, sagt Kautter. Außerdem wollten Künstler gesehen werden, gerade auch in anderen Städten. Die Kölner Theaterleiterin hat zunächst
recherchiert, welche Häuser in welchen Regionen vom Profil her zusammenpassen, hat persönliche Kontakte wie zu Nico Dietrich, dem Intendanten des Jungen Theaters Göttingen, genutzt und dann zu einem ersten Treffen eingeladen.
Auch wenn das Lofft aus Leipzig und das Theater Rampe aus Stuttgart fehlten,
einig war man sich darin, nicht nur Produktionen austauschen zu wollen. Denn
Gastspiele sind im laufenden Betrieb schwer zu bewerben und erfordern ein
ausgefeiltes Marketing, das die meisten kleinen Häuser gar nicht leisten können.
„Die Kollegen wollen auch inhaltlich zusammenarbeiten“, sagt Inken Kautter. So
sollen die voraussichtlich sieben Gastspielproduktionen nicht nur gemeinsam
produziert werden, sondern dann auch an allen Häusern zu sehen sein.
Wie dieses gemeinsame Produzieren aussehen soll, das steht beim nächsten
Treffen im Juni auf der Agenda, so Kautter. Einige Häuser wie der Theaterdiscounter und das Lichthoftheater arbeiteten bereits zusammen. Bis dahin soll
auch ein möglicher Finanzrahmen abgesteckt sein. Zum Nulltarif ist ein solches
Netzwerk nicht zu haben. Kautter spricht von ca. 150.000
Euro, die man gemeinsam aufbringen müsse. Auch deshalb
wurde ein regionaler Proporz mit Theatern aus sieben Bundesländern berücksichtigt. Die Häuser sollen sich schließlich
nicht gegenseitig die Finanzierungsquellen bei Stiftungen
und Landesfördereinrichtungen abgraben. Die Leiterin des
FWT in Köln erwartet im Juni eine „Richtungsentscheidung“,
ob es zu dem Netzwerk in der angedachten Form kommt.
Hans-Christoph
Zimmermann
Die ersten gemeinsamen Produktionen könnten dann zu BeJournalist und
Theaterkritiker
ginn der Spielzeit 2016/17 in die Spielpläne rücken.
14
Oper in NRW
Wanninger &
Rixmann
präsentiert
Kabarett
SO / 15.03.2015 / 19 Uhr
Wanninger & Rixmann
„200% Frauenquote“
Fleischeslust im Comic-Stil: Ursula Hesse von den Steinen und Tijl Faveyts, Foto: Matthias Jung
Besoffen durch die Apokalypse
Mariame Clément inszeniert Ligetis „Le Grand Macabre“ in Essen
Von Karsten Mark
Für den Sensenmann scheint die große Stunde gekommen zu sein: Nichts Geringeres als die Apokalypse hat er zu verkünden. Und der Komet, der die Erde
treffen soll, gehört noch zu den harmloseren Details seiner düsteren Prophezeiungen. Dumm nur, dass der Sensenmann so ungemein versoffen ist. Statt seinen
Job zu machen, versackt er mit seinen Zech„Ein schwarzhumorig
kumpanen und verpasst im Suff seinen Einsatz.
derbes Opernspektakel“
Die Apokalypse fällt aus.
Michel de Ghelderode, belgischer Vertreter des absurden Theaters, schrieb 1934
die „Ballade vom großen Makabren“. In den 70er Jahren brachte György Ligeti
den tragikomischen Knochenmann auf die Opernbühne – als „Anti-Anti-Oper“.
„Anti-Anti“, weil Ligeti ursprünglich unverständliche Gesangspartien schreiben
wollte – eben eine „Anti-Oper“ – und sich dann doch für Texte entschied.
Wer „Le Grand Macabre“ über weite Strecken als ziemlichen Blödsinn empfindet, liegt damit nicht unbedingt falsch. Ligeti wollte der allgegenwärtigen
Apokalypse-Hysterie der 70er Jahre ironisch etwas entgegensetzen und schuf
ein schwarzhumorig derbes Opernspektakel, in dem er musikalisch ein komplexes eklektisches Feuerwerk abbrennt – so komplex übrigens, dass Ligeti mit
den meisten Aufführungen unzufrieden war und in den 90er Jahren eine überarbeitete Fassung herausgab. An der Aufführung, wie sie zurzeit im Essener AaltoTheater erklingt, hätte er mit Sicherheit seine Freude gehabt. Dima Slobodeniouk heißt der junge russische Gastdirigent, der sich als Spezialist für neue Musik
bereits einen Namen gemacht hat und nun am Aalto sein Debüt gibt. Bereits
nach der Pause erntet er einen beachtlichen, hochverdienten Applaus.
Eine so krause Geschichte halbwegs schlüssig zu inszenieren, ist unterdessen
ebenfalls keine leichte Aufgabe. Regisseurin Mariame Clément, die zweite Aalto-Debütantin der Produktion, und ihre Ausstatterin Julia Hansen finden den
Ausweg in der virtuellen Welt eines Adventure-Computerspiels. Der Trunkenbold
„Piet vom Faß“ (Rainer Maria Röhr) ist der Nerd, der zwischen Pizzakartons und
leeren Getränkedosen an seinem Laptop sitzt und die bizarre Geschichte um den
Sensenmann Nekrotzar (Heiko Trinsinger) – Piets Avatar –, die geile Mescalina
(Ursula Hesse von den Steinen) und ihrem überforderten Astradamors (Tijl Faveyts) lenkt. Die Regieidee ist nicht wirklich neu, aber ermöglicht doch eine ganze
Reihe wirklich schöner Gags. Gut gelungen ist auch die Uminterpretation des
Fürsten Go-Go (Jake Arditti) in den US-Präsidenten, der mit seinen Ministern im
Oval Office ringt.
Karsten Mark
Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater
Am Ende geht der Regie allerdings die Luft aus. Die Sänger stecken ihre Köpfe aus einem Ölgemälde Pieter Bruegel des Älteren (Die niederländischen Sprichwörter) heraus.
Der Bezug ist nicht willkürlich. Ligeti und sein Ko-Librettist
Michael Meschke siedelten ihre Oper in „Breughelland“ an.
Szenisch ist dieser Kunstgriff allerdings nicht sonderlich
tragfähig und macht das Ende etwas zäh.
„Le Grand Macabre“ | Mi 4.3., Fr 6.3., Mi 18.3., Fr 20.3. 19.30 Uhr | Aalto
Theater, Essen | 0201 812 22 00
15
Jens Heinrich
Claassen
SO / 29.03.2015 / 19 Uhr
Jens Heinrich Claassen
„Frauen an den Nerd“
SA / 18.04.2015 / 20 Uhr
Henning Schmidtke
„Hetzkasper – zu blöd für Burnout“
Henning
Schmidtke
DO / 23.04.2015 / 20 Uhr
René Steinberg
„Gebt dem Unsinn das Kommando“
SO / 17.05.2015 / 19 Uhr
Lisa Feller
„Guter Sex ist teuer“
Lisa Feller
DO / 28.05.2015 / 20.30 Uhr
Dave Davis „AFRODISIAKA! Lachen ist
der beste Medizinmann“
Dave Davis
SO / 31.05.2015 / 19 Uhr
Schwatzfahrer
Schwatz-Gast: Fatih Cevikollu
Konzerte
SO / 01.03.2015 / 20 Uhr
Mariama & Abdoulaye Kouyaté
Mit neuer EP „Moements Like These“
Mariama &
Abdoulaye Kouyaté
Tony Miceli
MI / 04.03.2015 / 20 Uhr
This is Philadelphia, Amsterdam,
Bochum Tony Miceli & Iman Spaargaren
& Tatort Jazz Hausband
DI / 10.03.2015 / 20 Uhr
Lydie Auvray
Die Grande Dame des Akkordeons
MI / 11.03.2015 / 20 Uhr
Quadro Nuevo
Mit neuem Album „Tango“
Falk
MI / 18.03.2015 / 20 Uhr
Falk
Ein Songpoet von Format
Weitere Veranstaltungen und Informationen unter
www.bahnhof-langendreer.de sowie auf Facebook
www.facebook.com/BahnhofLangendreerBochumKulturzentrum
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, Tel. 0234/6871610
gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung
Spielzeit
2014/15
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weisheit
#
Wieder scheitern,
besser scheitern
Komödie//Thomas Bernhard
Die Macht der
Gewohnheit
Premiere am Samstag, 14.03.15, 20:00 h
Mi,
Mo,
So,
Di,
18.03.15
23.03.15
29.03.15
14.04.15
| 20:00 h
| 20:00 h
| 18:00 h
| 20:00 h
Do, 16.04.15 | 20:00 h
Fr, 17.04.15 | 20:00 h
Do, 25.04.15 | 20:00 h
www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss
gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung
Spielzeitt
2014/15
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# Die Hoffnung stirbt zuletzt
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EINE EHEGESCHICHTE
VON LOT VEKEMANS
REGIE: HEIKE M. GÖTZE
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
TEL. 0234 / 33 33 55 55 • WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE
Zur schönen
Aussicht
Komödie//
Ödön von Horváth
Premiere am Samstag, 07.03.15, 20:00 h
Sa,
So,
Mo,
Mi,
21.03.15
19.04.15
20.04.15
22.04.15
| 20:00 h
| 18:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
Di, 12.05.15 | 20:00 h
Do, 21.05.15 | 20:00 h
Fr, 22.05.15 | 20:00 h
www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss
16
Prolog
Theater Ruhr
„Viel Lärm um nichts“, Foto: Arno Declair
Das Schauspielhaus Bochum
Der Flüchtling als Dekoration
Auf der Suche nach Erkenntnis
Der Adel fühlt offenbar so: Während der Herzog von Windsor davon träumte, der Tampon seiner Camilla zu sein, will der Blaublüter Benedikt am liebsten als Tropf am Arm seiner geliebten Beatrice hängen. Sein Herumnörgeln
an der Ehe, seine Junggesellenverklärung, alles wie weggeblasen. Plötzlich
vergöttert dieser glatzköpfige Beau die mit Infusionsständer samt Halskrause herumschleichende Beatrice (Xenia Snagowski). Wie es dazu kam,
sollte man allerdings an diesem Abend nicht fragen. Denn die Inszenierung
von Shakespeares Liebeskomödie „Viel Lärm um nichts“ am Schauspielhaus
Bochum hat außer einem missratenen Konzept und konturlosen, flachen
Figuren kaum etwas zu bieten. Dass Regisseur Lukas Langhoff sich mit dem
Haus überworfen hat und Dramaturg Olaf Kröck den Abend übernommen
hat, ist allerdings nur Teil der Erklärung.
Reisen bildet. Und jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Aber so eine
Fahrt ins Unbekannte hat neben einem Startpunkt auch ein Ziel, eine Ankunft,
vielleicht irgendwo im Nirgendwo. Theater bildet auch, gleich um die Ecke
oder etwas weiter entfernt. Manches kennt man, anderes muss man kennenlernen. Genug der Plattitüden. Frage: Was haben die Orte Theben, Güllen und
Trochenbrod gemeinsam? Eigentlich nichts, außer dass sie im April in Theaterstücken Ziele sind, die Personen erreichen, gewollt oder ungewollt, mit zum
Teil haarsträubenden Folgen, mit Erkenntnissen aufwarten, mit Antworten
dienen oder einfach nur nachdenklich machen.
Beginnen wir mit Güllen, einer Stadt im Irgendwo, wo man auf die Zukunft
wartet und die Gegenwart versaubeutelt hat. Man ist pleite, man ist am Ende,
selbst Durchschlagen kann man dort vergessen. Hoffnung setzt man auf eine
Heimkehrerin, die anreist um endlich wieder Geld in die Stadt zu pumpen,
denn Claire Zachanassian, früher Klara Wäscher, hat es inzwischen zu schier
unermesslichem Reichtum gebracht. Doch Friedrich Dürrenmatt wäre nicht
Friedrich Dürrenmatt, wenn es nicht bekanntermaßen einen klitzekleinen Haken an der Milliarde Euro gäbe, die die alte Dame investieren will. Man müsste
ihren ehemaligen Geliebten umbringen, der sie damals schwanger verlassen
hat. Natürlich geht niemand auf das unmoralische Angebot ein, vorerst. Denn
Reichtum korrumpiert. Wie weit eigentlich? Oder war ihre Reise umsonst? Der
„Besuch der alten Dame“ ist jedenfalls immer wieder eine Anfahrt wert.
In Theben fragt sich ziemlich schnell auch der siegreiche Feldherr Amphitryon,
ob seine Anreise die Anstrengung wert war. Nichts ist zuhause wie es mal
war, und selbst seine Wahrnehmung scheint nicht mehr Wahrheit zu spiegeln. Alkmene, das geliebte Weib, ist gar nicht überglücklich ihn zu sehen,
denn er war ja schon da – in der letzten Nacht, als Amphitryon dummerweise
noch auf der Reise war, oder doch nicht? Auch seine Gefährten müssen beim
göttlichen Identitätsdiebstahl leiden, verlieren Sicherheit und beinahe den
Verstand. Es war schon immer so. Wenn Götter böse Spiele treiben ist das
genauso schlimm, wie die superreicher Mitbürger, die sich selbst Rechthaben
schlicht erkaufen können und selbst Heinrich von Kleists Auflösung der dunklen Wahrnehmungsstörung in seinem „Amphitryon“ hinterlässt immer einen
faden Beigeschmack. Ach.
Im Theater Essen ist gleich alles ungleich heller. In seinem Debüt-Roman „Alles ist erleuchtet“ (2002) begibt sich Jonathan Safran Foers fiktives Alter Ego
auf die Spur seiner im Holocaust verfolgten Vorfahren und dafür auf die Reise
nach Trochenbrod in der Ukraine. Dort sucht er die Frau, die seinen Großvater 1942 vor den Nazis gerettet haben soll. Als Dolmetscher engagiert er
den Ukrainer Alex, der selbst gerade an einem Roman arbeitet. Dummerweise
erweisen sich seine „erstklassigen“ Englischkenntnisse eher als vage, dafür
brennt seine Liebe zur amerikanischen Popkultur. Durch die Landschaft gefahren werden sie von Alex’ Großvater, nach eigener Auskunft blind und völlig
orientierungslos, aber der hat immerhin seinen Blindenhund Sammy Davis Jr.
Jr. dabei. Was für eine Reise.
PETER ORTMANN
„Viel Lärm um nichts“ am Schauspielhaus Bochum
Regionale Theaterfahrten im April
Auf einem Rundhorizont erkennt man ein Gemälde mit Flüchtlingen in zwei
Booten auf hoher See, davor erhebt sich die Fassade eines zweistöckigen
Hauses mit zehn Türen, eine Mischung aus Sanatorium, Schönheitsfarm
und Urlaubsresort. Geleitet wird die Klinik von Leonato (Bernd Rademacher),
einem begriffsstutzigen Knochenbrecher mit Hang zu Schönheits-OPs, den
er an seiner Tochter Hero (Juliane Fisch) austobt. Bei ihm ist ein Trupp Soldaten einquartiert, angeführt von dem gehbehinderten Don Pedro (Raiko
Küster), der kommandeursmäßig rumbrüllt. Ihm zur Seite stehen Gipsbeinträger Claudio (Nicola Mastroberardino) und der alerte Benedikt (Daniel
Stock), beide im Rollstuhl. Deren an Intrigen, Täuschungen, Wendungen,
an Pathos und Kitsch reiche Liebe zu Hero und Beatrice, die das Zentrum
des Stücks bildet, ist zusammengestrichen und wird ausgespielt gegen
den Rassismus des Militärpersonals gegenüber Flüchtlingen. Eine groteske
Konzeption, die billigem Moralismus entspringt: So lässt sich noch jeder
Komödie das Verfehlen des Eigentlichen vorwerfen. Andererseits dient so
das Asyldrama als Hintergrund-Deko fürs eigene Aufklärungsgehabe. Würde
Intrigant Don John (Roland Riebeling) zu Beginn auf der Vorbühne nicht
kräftig in die Rassismuskiste greifen und über Migranten herziehen, bliebe
der Zusammenhang in der Luft hängen.
Ansonsten passiert in dem Sanatorium, was angeblich in solchen Etablissements passiert: Man spielt eine absurde Tischtennispartie, hopst auf dem
Pezzi-Ball, schleppt seine Infusionsflaschen mit sich herum – und kalauert
sich an Shakespeare entlang. Kein blöder Witz, der nicht eingestreut, keine
Demontage, die nicht ins Werk gesetzt wird. Fazit: Der Westen ist amoralisch und böse, sein Personal besteht aus Knallchargen – was beim Zuschauen das Interesse an den Figuren nach kürzester Zeit erlahmen lässt. Wenn
Claudio am Ende vermeintlich Hero als Hure entlarvt, richtet er natürlich ein
Massaker an und danach hocken alle bedröppelt da. Die Bilder der Inszenierung sind selbst Klischees von den Theaterwühltischen der Nuller Jahre, der
Ramsch des ironischen Jahrzehnts und seiner moralischen Arroganz.
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Viel Lärm um nichts“ | R: Olaf Kröck | Mi 4.3., Di 10.3., Di 24.3. 19.30 Uhr
Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55
17
„Besuch der alten Dame“ | Do 30.4.(P) | Schauspielhaus Bochum
0234 33 33 55 55
„Amphitryon“ | Do 23.4.(P) | Schlosstheater Moers | 02841 883 41 10
„Alles ist erleuchtet“ | So 19.4.(P) | Theater Essen | 0201 812 26 00
Theater-Kalender Ruhr
= Premiere
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STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Ein Mann will nach oben
So 1.3. 19.00
Freitag
So 1.3. 19.00; Sa 21.3. 19.30
Einsame Menschen
Mo 2.3., Mi 18.3. 19.30
Viel Lärm um Nichts
Mi 4.3., Di 10.3., Di 24.3 19.30
Hexenjagd
Do 5.3., Do 12.3.19.30, So 29.3. 17.00
[fi’lo:tas]
Fr 6.3. 19.30
Drei Männer im Schnee
Fr 6.3. 19.30, Sa 7.3. 19.00, Fr 13.3. 19.30
Zerbombt
Sa 7.3. 19.30
Amphitryon
So 8.3. 19.00; Do 26.2. 20.00
Michel aus Lönneberga
So 8.3. 17.00, Mo 9.3. 9.00 u. 12.00, Di 10.3.
10.00
A Tribute to Johnny Cash
Mi 11.3. 19.30
Renegade in Residence: Ruhm
Mi 11.3. 19.30
Kabale und Liebe
Fr 13.3. 20.00; Mi 18.3., Do 19.3., Sa 28.3.
19.30
Gift. Eine Ehegeschichte
Sa 14.3. 19.30; Fr 20.3., Fr 27.3. 19.30
Ein Sommernachtstraum
Sa 14.3. 19.30
Bochum
So 15.3. 19.00; Mo 23.3. 19.30
Delikatessen
So 15.3., So 29.3. 17.00
Hedda Gabler
Di 17.3. 19.30
Gespenster des Kapitals
Di 17.3 19.30, So 22.3. 19.00
Drama Queens
Sa 21.3. 19.30
Die Nibelungen
Sa 21.3. 18.00, So 22.3. 16.00
Onkel Wanja
Mi 25.3. 19.30
Die Möglichkeit einer Insel
Fr 27.3. 20.00
American Drama Group: The Merchant of
Venice
Do 26.3. 20.00, Fr 27.3. 9.30
Othello
Fr 27.3. 19.30
4.48 Psychose von Sarah Kane
28.3. 20.00
MOBY DICK vs A.H.A.B. – All Heroes Are
Bastards
Sa 28.3. 19.30
Frauen am Rande des
Nervenzusammenbruchs
Sa 28.3 19.30
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Nosferatu lebt
So 1.3. 18.30, Sa 7.3. 20.00
Elektra
So. 1.3. 18.00, Do 12.3. 19.30
Hamlet
Mi 4.3. 19.30
Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs
Mi 4.3. 20.00
Minority Report oder Mörder der Zukunft
Do 5.3. 20.00
Das Bekenntnis eines Masochisten
Fr 6.3. 20.00
Häuptling Abendwind und die Kassierer.
Eine Punk-Operette
Fr 6.3. 19.30, So 29.3. 18.00
The Return of Das Goldene Zeitalter
Sa 7.3. 19.30
Flüchtlingsgespräche
So 8.3. 18.30
Männerhort
So 8.3. 18.00
Tod eines Handlungsreisenden
Mi 11.3. 19.30
Das Fest
Fr 13.3. 19.30
Identity
Fr 13.3., Sa 14.3. 20.00
Der Nackte Wahnsinn
Sa 14.3. 19.30
Szenen einer Ehe
So 15.3. 18.00
Komm in meinen Wigwam
So 15.3. 18.30
Drama Queens – Neue Songs aus der
Kantine
So 21.3. 19.30
4.48 Psychose von Sarah Kane
So 28.3. 20.00
Die Hamletmaschine
So 29.3. 18.30
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Ronja Räubertochter
So 1.3., Di 3.3., Mi 4.3., Do 5.3. 11.00
Das kalte Herz
Sa 7.3. 19.30, So 8.3. 18.30
Richtfest
Mi 11.3. 19.30
Der Hausmeister
Do 12.3., Fr. 13.3., Mo 16.3., Do 26.3., Fr. 27.3.
20.00
Schwimmen lernen
Sa 14.3 20.00, So 15.3. 17.00
Iokaste
So 15.3. 19.00
Hiob
Di 17.3 , Mi 18.3. 19.30
Schmerzliche Heimat
Do 19.3., Fr 20.3. 20.00
Geschichten aus dem Wienerwald
Sa 21.3. 19.30, So 22.3. 18.30
Aida
So 29.3. 18.30
THEATER ESSEN
0201 812 22 00
Wolken.Heim.
So 1.3. 19.00, Do 12.3., Do 19.3. 19.00
Tschick
Di 3.3., Mo 9.3., So 15.3., Sa 28.3. 19.00, Mo
9.3. auch 10.30
Eine Jugend in Deutschland
Mi 4.3. 19.30
Die Leiden des jungen Werther
Do 5.3. 19.30
Verbrennungen
Sa 7.3., Do 19.3., Fr 20.3. 19.30
Anna Karenina
So 8.3. 19.00, Fr 27.3. 19.30
Die Odyssee
Fr 13.3., Do 26.3. 19.30
Der Prozess
Di 17.3 19.30
Die lächerliche Finsternis
Sa 21.3., So 22.3., So 29.3. 19.00
Leb dein Leben
Do 26.3. 19.00
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
König Lear
Sa 28.3. 19.30
Das Wintermärchen
So 29.3. 18.00
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Le Grand Macabre
4.3., Fr 6.3., Mi 18.3., Fr 20.3. 19.30
Die Walküre So 8.3 16.30
Die schweigsame Frau
Sa 14.3. 19.00, Di 17.3., Do 19.3. 19.30, So
22.3. 18.00
Die Entführung aus dem Serail
So 29.3. 16.30
Ape & Feuerstein Sa 14.3. 20.00
Simone Fleck So 15.3. 19.00
DasMitSingDing Mo 16.3. 20.00
Andrea Badey Sa 21.3. 20.00
Fritz Eckenga
Di 24.3. 19.30 (Rohrmeisterei Schwerte)
Abdel Karim Fr 27.3. 20.00
Dinner Attacke mittwochs 18.00
Lachen Live & lecker donnerstags 18.00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Die Zauberflöte So 1.3., So 8.3. 18.00
Der Tod und die Malerin
Sa 7.3. 19.30; So 29.3. 18.00,
Rigoletto
So 15.3. 18.00; Do 19.3., Sa 21.3., Fr 27.3.
19.30
Die Csárdásfürstin So 22.3., Do 26.3. 18.00
Alles im Eimer! (ab 2 J.)
So 1.3. 16.00, Mo 2.3. 11.00
Nathan (ab 14 J.)
Di 3.3. 12.00, Mi 5.3. 10.00
Random Scenes – Wir spielen, was ihr wollt
Do 12.3. 19.00
Wildwort
Sa 14.3. 20.00
Maeddas Trommel (ab 8 J.)
So 15.3. 15 Uhr
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
(ab 9 J.)
Di 17.3. 10.30, Mi 18.3. 10.30 u. 18 Uhr
Gelsenkirchener Schultheatertage
So 22.3. 16.00
Rafik Schami Sa 28.3. 20.00
Anne und die Bankräuber 29.3. 15.00
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Don Giovanni
So 8.3., So 22.3. je 18.00, Fr. 13.3., Fr. 27.3.
je 19.30
Zauberberg Do 12.3., Fr 20.3 19.30
Jesus Christ Superstar
Sa 14.3., Do 26.3. 19.30
Roxy und ihr Wunderteam
Sa 15.3. 18.00
Der Rosenkavalier Sa 21.3. 18.00
Anatevka – Fiddler on the Roof
So 29.3. 15.00
Dumm gelaufen
So 1.3., So 8.3., So 15.3. je 19.00
Mo 2.3., Do 5.3., Fr 6.3., Sa 7.3., Do 12.3., Fr
13.3., Sa 14.3., Do 19.3., Fr 20.3., Sa 21.3. je
20.00
Poetry Slam 3.3. 20.00
Frank Goosen Di 10.3. 20.00
Horst Schroth Mi 11.3. 20.00
Annamateur Do 12.3. 20.00
WDR 5 Kabarettfestival
Mi 18.3. 20.00
Andreas Rebers So 22.3. 19.00
Damenbad – Frau Jahnke und 4 Damen
Mo 23.3. 20.00
Ganz oder gar nicht – Ladies Night
Fr 27.3. 20.00, So 29.3. 19.00
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
VARIETÉ & BOULEVARD
DAS KLEINE THEATER ESSEN
0201 520 98 52
Ganze Kerle
Fr 6.3., Fr 20.3. je 20.00
Das Urteil
Sa 7.3., Sa 21.3. je 20.00
Geschlossene Gesellschaft
Fr 13.3. 20.00
Lügen über Lügen
Sa 14.3. 20.00
5 Frauen und ein Mord
Fr 27.3. 20.00 Uhr
Zwei wie Bonnie und Clyde
Sa 28.3. 20.00
In einem tiefen, dunklen Wald…
So 1.3. 16.00, Mo 2.3. 9.30 u. 11.30, Di 3.3.
9.30 u. 11.30, So 29.3. 15.00
Sturmhöhe
Mi 4.3., Sa 7.3. 19.30
Merci Chérie
Do 5.3. 19.30
Hamlet
Fr 6.3, Sa 14.3., Fr 20.3. je 19.30, So 15.3.
18.00
Die Verwandlung
So 8.3. 19.30
Der Räuber Hotzenplotz
Di 10.3. 11.00 u. 18.00
Animal Farm
Do 12.3. 19.30, Fr 13.3. 11.00
So viel Zeit
Sa 21.3. 19.30, So 22.3. 18.00
Die Schutzbefohlenen
Fr 27.3., Sa 28.3. 19.30
GOP VARIETÉ ESSEN
0201 245 55 55
Je t‘aime So 1.3. 14.00 u. 17.00
Rockabilly
je Mi 20.00, Do 20.00 (außer 5.3.), Fr 18.00
(außer 6.3.) u. 21.00, Sa 18.00 u. 21.00, So
14.00 u. 17.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
KATAKOMBEN-THEATER ESSEN
0201 430 46 72
Arsen und Spitzhäubchen
Fr 6.3. 20.15, So 8.3. 19.00
Hope Island – Eine Mime-Performance!
Fr 27.3. 20.00
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Peter und der Wolf / Max und Moritz
So 1.3. 16.00
Reden mit Mama
Fr 6.3., Sa 7.3., Fr 27.3., Sa 28.3. 20.00
Kabale und Liebe
Di 10.3., Mi 11.3. 19.30
Macbeth
Fr 13.3., Sa 14.3., Di 17.3. 19.30
Toi toi buh! Mi 25.3. 20.00
RINGLOKSCHUPPEN
0208 99 31 60
Anderthalb Stunden zu spät
bis 8.3.: Mo-Sa 19.30, So 19.00
Auf und davon
ab 10.3.: Di-Fr, So 19.30, Sa 14.3., 21.3. 16.00,
Sa 28.3. 19.30
Identitäten dehnen (Gintersdorfer/Klaßen)
Sa 7.3. 20.00
Frau Höpker bittet zum Gesang
Fr 20.3. 20.00
Sisyphos war eine Frau (Cooperativa Maura
Morales)
Sa 28.3. 20.00
VARIETÉ ET CETERA
0234 130 03
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Das Chaos-Hotel
Do-Sa 20.00, So 19.00
Clowns 2 1/2 So 1.3. 18.00
Ecomania Fr 6.3., Sa 7.3. 19.30
Der kleine Prinz
So 8.3. 18.00; Sa 21.3. 19.30
Auf der großen Straße
Do 19.3., Fr 20.3. 19.30
Eines langen Tages Reise in die Nacht
So 22.3. 18.00
Softgun Di 24.3. 18.00; Mi 25.3. 11.00
Shakespeares Könige: Mord Macht Tod
Fr 27.3. 19.30
FREIE SZENE
Alice im Anderland Mi 4.3. 20.00
Die erste Bahn
Sa 7.3. 20.00, So 21.3. 18.00
Götz von Berlichungen mit der eisernen
Hand
Sa 14.3. 20.00
Offene Zweierbeziehung So 15.3. 18.00
Der Sturm
Mi 18.3., Fr 20.3. 20.00
Container Love Sa 21.3. 20.00
Unterwegs mit meinem Körper
Mi 25.3. 20.00
Zwei waagerecht Fr 27.3. 20.00
CABARET QUEUE DORTMUND
0231 41 31 46
Johannes Flöck Fr 6.3. 20.00
René Steinert Sa 7.3. 20.00
Bademeister Schallupke
Fr 13.3. 20.00
18
www.trailer-ruhr.de
ZU ENDE IST
ALLES ERST
AM SCHLUSS
EIN FILM VON JEAN-PAUL ROUVE
www.zu-ende-ist-alles-erst-am-schluss.de
ab 26.3. im Kino
culture club
culture club
culture club
culture club
© ROH / Alice Pennefather, 2012
präsentiert: Kino
präsentiert: Live-Oper
präsentiert: Kino-Café
präsentiert: Live-Oper
DIE FRAU, NACH DER
MAN SICH SEHNT
MET: ROSSINI –
LA DONNA DEL LAGO
LIVE: SWAN LAKE
PRIDE
Nur ein Jahr bevor sie auch international
mit „Der blaue Engel“ für Furore sorgte,
verkörperte Marlene Dietrich den verruchten Vamp bereits in ihrem letzten
Stummfilm. Die dramatische Liebesgeschichte wird bei dieser Vorstellung im
Eulenspiegel live von Dominik Gerhard
an der Wurlitzer Kinoorgel begleitet.
Eine romantische Oper in zwei Akten
von Gioachino Rossini. Inspiriert von
dem Versepos „The Lady of the Lake“ von
Walter Scott. Als in Schottland Rebellen
planen den König zu stürzen, gerät die
schöne Elena in einem Konflikt zwischen
Liebe und Familie. Live aus der legendären Metropolitan Oper in NY.
Tschaikowskis „Schwanensee“ kommt
mit einer von Anthony Dowell überarbeiten Choreografie live aus dem ausverkauften Royal Opera House in London.
Der gerade zum Ritter geschlagene Siegfried muss sich zu seinem Geburtstag
eine Ehefrau aussuchen. An einem magischen See begegnet er Odette, die tagsüber als Schwan und nachts als Mensch
lebt. Nur der Schwur der wahren Liebe
kann ihren Fluch brechen.
Wales 1984: Eine Schwulengruppe sammelt Geld um die lokalen streikenden
Minenarbeiter zu unterstützen. Hierzu
müssen jedoch erst mal Vorurteile aus
dem Weg geräumt und Gewerkschaftsmitglieder überlistet werden. Witzig umgesetzte (wahre!) Geschichte in bester
britischer „Full Monty“-Tradition.
Eulenspiegel
Steeler Straße 208-212
45138 Essen
Tel.: 0201 27 55 55
trailer verlost 1x2 Karten
E-Mail bis 8.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de
Kennwort: Stummfilm
So 15.3. 18 Uhr
CinemaxX Essen
Berliner Platz 4/5
45127 Essen
Karten: 040 80806969
CinemaxX Mülheim
Humboldtring 1
45472 Mülheim
Karten: 0208 78076
CineStar Dortmund
Steinstraße 44
44147 Dortmund
0231 840 54 01
trailer verlost je Kino 1x2 Karten
E-Mail bis 8.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de
Kw: „Rossini Essen“ oder „Rossini Mülheim“
Sa 14.3. 18 Uhr
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
trailer verlost 2x2 Karten.
E-Mail bis 12.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort: Swan Lake
Di 17.3. 20.15 Uhr
20
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten: 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail
bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de
Kennwort: „ Pride Bochum“
oder „Pride Duisburg“
Mi 1.4. 14.30 Uhr
trailer-ruhr.de Forum
Film-ABC
Vorspann
Shaun das Schaf – Der Film, s.S. 32
KULTUR.KINO.RUHR.
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
März 2015
FILMSTART-TERMINE
26.2.
5.3.
12.3. 19.3.
31
3 Herzen
X
30
A Most Violent Year
X
32
Afrika – Das magische Königreich
24
Als wir träumten
X
29
American Sniper
X
32
Asterix im Land der Götter
X
25
Bande de filles
X
bestefreunde
X
X
32
Chappie
X
32
Cinderella
25
Das ewige Leben
28
Das Mädchen Hirut
32
Die Bestimmung – Insurgent
32
Die Trauzeugen AG
32
Focus
X
32
Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden
X
26
Heute bin ich Samba
X
28
Heute gehe ich allein nach Hause
X
28
Kingsman: The Secret Service
X
22
Leviathan
X
26
Pepe Mujica – Der Präsident
X
32
Project: Almanac
X
32
Seventh Son
X
32
Shaun das Schaf – Der Film
24
Still Alice – Mein Leben ohne Gestern
29
Stopping – Wie man die Welt anhält
32
The Boy Next Door
28
Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!
26
Verstehen Sie die Béliers?
29
Viel Gutes erwartet uns
30
Von jetzt an kein Zurück
29
Zu Ende ist alles erst am Schluss
X
X
X
X
X
X
X
X
X
26.3.
X
X
X
26.3.
Freut sich auf neue Entdeckungen im März: Lisa Mertens
Entdecken ohne Bedingungen
Kino ist, was du draus machst
Was wir in den letzten Monaten schon alles waren und was wir noch hätten sein können: Sydney, Peshawar, Borno, Sinai, Kopenhagen und alle
Unterdrückten und Hungernden dieser Welt. Waren wir in der Masse aber
nicht. Die meisten von uns waren Charlie. Selbst diejenigen, die Charlie
mal ganz gerne zum Teufel gewünscht hätten, waren plötzlich Charlie. Es
mag vielleicht pervers klingen, dass uns die zwölf Toten bei dem Anschlag
auf Charlie Hebdo zu mehr Social-Media- und realen Aktivitäten bewegten
als über 130 ermordete Schüler in Pakistan. Aber so funktioniert nun einmal Betroffenheit. Was näher an unserer Lebensrealität ist, geht uns auch
näher.
Bei der Berlinale dagegen räumten auf Film gebannte Lebensrealitäten
ab, die der unsrigen fern und fremd erscheinen. Der Blick ging über den
großen Teich, verschmähte jedoch die Staaten und schwenkte lieber gen
Süden. Jayro Bustamante arbeitete sich in die Kultur der Kakchiquel-Maya-Frauen, Patricio Guzmán sinnierte über die chilenische Geschichte und
Pablo Larraín zerrte die schwärzesten Schäfchen unter den katholischen
Gottesmännern auf die Schlachtbank. Im Mittelpunkt der Berlinale stand
jedoch „Taxi“, der Film des iranischen Filmemachers Jafar Panahi, der mit
Berufs- und Ausreiseverbot bestraft wurde und dennoch immer Wege findet, vom wirklichen Leben im Iran zu zeugen. Die Jury zeigte ihre Wertschätzung für den heiter-bis-ernsten Film, der auf abenteuerliche Weise
auf die Berlinale gelangte, indem sie dem Statement für unbedingtes Kino
und Dokumentation den Goldenen Bären verlieh. Erste Muffeleien ließen
jedoch nicht lange auf sich warten. Kakchik... – bitte was? Chile juckt nur
beim Fußball. Iran? – Jaja, wissen wir langsam. Wer keine Lust hatte auf
„bildungsbürgerliches Stirnfaltenkino“, konnte sich zur Weltpremiere der
lebensnahen 50 Facetten von Mr. Grey die Seele streicheln oder prügeln
lassen.
Hakeleien zwischen Popcorn- und Kunstkino hin oder her, Kino soll natürlich unterhalten. Erzwungene Betroffenheit ist schließlich so sinnvoll wie
ein Share-Button gegen den Welthunger. Doch der Blick in fremde oder
entfremdete Lebenswelten erzwingt nichts. Nach ca. 90 bis 160 Minuten
geht das Licht im Kinosaal an und es bleibt allein uns überlassen, was
wir aus dem Gesehenen machen. Im März können wir hervorragend mit
neuen Einblicken und unseren Interessen experimentieren. Im Rahmen der
Jüdischen Kulturtage zeigen die Essener Filmkunsttheater vier Seiten einer
Kultur, die so lange Teil der unsrigen ist, wie wir von einer eigenen Kultur
sprechen können, trotz aller Vorurteile und schlimmster Verfolgung. Die
vielen von uns dennoch entfremdet ist. Das sweetSixteen in Dortmund dagegen widmet sich in der Reihe „Architektur und Film“ dem Leben in China.
Unter dem Motto „MegaCities China – Kampf um urbanen Lebensraum“
ergibt sich eine neue Sichtweise zu einem Thema, das in anderer Dimension
auch uns betrifft. Wir müssen nicht alles sein, nicht Beijing, nicht Tel Aviv,
nicht das palästinensische Tira. Wir können im März ganz einfach ins Kino
gehen, Neues entdecken, Bekanntes erleben und werden den Besuch zu
dem machen, was uns bewegt.
LISA MERTENS
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
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21
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film des Monats
Allein im Kampf für Haus und Hof: Kolia (Aleksey Serebryakov)
Hiobsbotschaften
„Leviathan“ von Andrey Zvyagintsev
Eine Familie muss sich gegen staatlich gestützte Ungerechtigkeit wehren.
C Erbarmungsloses Drama um Korruption und Machtmissbrauch
Der Leviathan ist ein mächtiges Seeungeheuer, das sich Gott als Spielgefährten
geschaffen hat. Im Buch Hiob wird Leviathan als Gleichnis verwendet, um Hiob
vor Augen zu führen, wie sinnlos seine Versuche sind, gegen sein Schicksal aufzubegehren. Gott nimmt ihm alles, um seinen Glauben zu testen, Hiob erduldet es, bis ihm nichts mehr bleibt. Der 140-minütige Film ist schon weit fortgeschritten, und die hiobsche Talfahrt des Protagonisten Kolia scheint unaufhaltsam, da entgegnet ihm ein Priester dieses Bibelzitat: „Kannst du den Leviathan ziehen mit dem Haken und seine Zunge mit einer Schnur fassen? … Wenn
du deine Hand an ihn legst, so gedenke, dass es ein Streit ist, den du nicht ausführen wirst … Niemand ist so kühn, dass er ihn reizen darf.“
Fragwürdige Seilschaften
Kolia (Aleksey Serebryakov) lebt mit seiner jungen Frau Lilya (Elena Lyadova)
und Kolias Sohn Roma (Sergey Pokhadaev) an der rauen Nordküste Russlands.
Er betreibt eine kleine Autowerkstatt, die der Familie keinen Luxus erlaubt –
aber man kann davon leben. Vorausgesetzt, Kolia kann seine Arbeit weiterhin
verrichten. Doch der Bürgermeister (Roman Madyanov) der heruntergewirtschafteten, kleinen russischen Küstenstadt setzt alle Hebel in Bewegung, um
an das Land von Kolia und seiner Familie zu kommen. Es soll wegen öffentlichen Interesses enteignet werden. Die Familie ist verzweifelt. Erst als Kolias
Jugendfreund Dimiti, ein weltgewandter Anwalt aus Moskau, belastendes Material gegen Bürgermeister Vadim auspackt, kann die Familie ihm Paroli bieten.
Doch Vadims Einfluss ist groß, und ganz so leicht, wie es zunächst den Anschein hat, lässt er sich nicht einschüchtern. Nicht nur hat er politischen
Einfluss, er steht sich auch gut mit der Kirche, die wiederum sehr einflussreich ist. Und auch vor illegalen Mitteln schreckt er nicht zurück. Die Tragödie
nimmt ihren Lauf.
Regisseur Andrey Zvyagintsev erzählt von der Kollision eines Bürgers mit dem
Staat und der dahinter stehenden Kirche langsam und ruhig, aber mit größter Konsequenz. Filmisch ist das Werk gar nicht mal so auffällig: In langen,
ruhigen Einstellungen findet „Leviathan“ eine visuelle Entsprechung für die
weite, karge Landschaft, die geduldig an den Einzelschicksalen der Menschen
vorbeisieht. Angeblich von dem Schicksal des amerikanischen Autoschlossers
Marvin Heemeyer inspiriert, der vor zehn Jahren in Colorado seine Wut über
behördliche Schikane in einer Zerstörungsorgie mit einem zum Panzer umgebauten Bulldozer entlud, bezieht sich der Titel des Films nicht nur auf das
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
Bibelzitat, sondern gleichfalls auf das gleichnamige staatsphilosophische
Werk von Thomas Hobbes: Der denkt 1651 über die Natur des Menschen und
den Staat nach. Die Freiheit opfert der Mensch, um den Krieg „jeder gegen
jeden“ zu überwinden und Sicherheit für Haus und Hof zu erlangen. Eine
Sicherheit, die nur gegeben ist, wenn der Staat vernünftig und gerecht handelt. In den beiden letzten Teilen des Textes widmet sich Hobbes der Religion
und dem Verhältnis von Staat und Kirche, deren Einfluss er problematisiert.
Andrey Zvyagintsevs in Russland angesiedelter „Leviathan“ wird im Inland
heftig kritisiert. Sowohl die Darstellung von Korruption und Machtmissbrauch
als auch die eindeutige Darstellung der Rolle der Kirche in diesem Machtsystem stößt vielen in Russland auf. Und auch wenn der Regisseur betont,
seine Geschichte könne so oder ähnlich überall spielen, ist die Ähnlichkeit der
Freundschaft zwischen dem Machthungrigen Bürgermeister Vadim und dem
orthodoxen Kirchenoberhaupt der Region und Putins Freundschaft mit Kyrill
I., dem obersten Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche, unübersehbar. Es
ist diese fragwürdige Seilschaft, der auch die Intervention von Pussy Riot in der
Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, dem zentralen Gotteshaus der RussischOrthodoxen Kirche, galt.
Beeindruckende Konsequenz
Zvyagintsev zeichnet ein absolut desillusionistisches Bild einer Gesellschaft, in
der das Recht des Einzelnen nichts zählt, wenn es in Konflikt zur Meinung der
Machthaber steht. Die emotionale Kraft zieht der Film aus seiner Perspektive,
die immer die Familie Kolias ins Zentrum stellt und zeigt, wie sich durch deren
Konflikt mit den Mächtigen nach und nach alles gegen sie wendet. Mit welcher Unerbittlichkeit der Film das allegorische Schicksal der Familie beschreibt,
ist von beeindruckender Konsequenz. Das hat ihm im Westen bereits viele Preise
eingebracht und in Russland viel Kritik. Letztere scheint die Thesen des Films
zu bestätigen, und „Leviathan“ scheint näher an der Realität zu sein, als es der
mythologische Hintergrund hoffen lässt. In der Bibel erhält der bis zuletzt gottesfürchtige Hiob als Belohnung für seinen festen Glauben das Doppelte von
dem, was ihm genommen wurde. Aber Zvyagintsev hat keine Bibelverfilmung
gemacht, und wir befinden uns im Russland der Gegenwart.
CHRISTIAN MEYER
LEVIATHAN Golden Globe 2015: Bester ausländischer Film
R 2014 - Drama - 141 Min - ab 12 J. - Regie: Andrey Zvyagintsev
mit: Alexei Serebrjakow, Elena Lyadova, Wladimir Wdowitschenkow
Start: 12.3.
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
22
trailer-ruhr.de Forum
Kritikerspiegel Ruhr
März 2015
Die häufigsten Nennungen
Sascha
Westphal
WAZ
EPD-Film
Sebastian
Ko
WDR
Ingrid
Bartsch
ARD
1 LIVE
Morgenmagazin
American
Sniper
Herausragend von
C. Eastwood
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Shaun das
Schaf
von M. Burton,
R. Starzak
Bande de filles
von
C. Sciamma
Project:
Almanac
von
D. Israelite
A Most Violent
Year
von
J. C. Chandor
Stopping (...)
von
B. Koch,
N. Landmark
Still Alice
von
W. West
Best of
Comedy
Kingsman: The
Secret Service
von
M. Vaughn
Die Trauzeugen
AG
von
J. Garelick
Die Trauzeugen
AG
von
J. Garelick
Verstehen sie
die Béliers
von
E. Lartigau
Still Alice
von
W. West
Als wir
träumten
von
A. Dresen
Still Alice
von
W. West
American
Sniper
von
C. Eastwood
Still Alice
von
W. West
Als wir
träumten
von
A. Dresen
Afrika – (...)
von
P. Morris,
N. Nightingale
American
Sniper
von
C. Eastwood
Besondere
Erwähnung
Verena
Lueken
Kultur.Kino.Köln.
FAZ
Daniel
Kothenschulte
Frankfurter
Das ewige
Leben
von
W. Murnberger
Lars-Olav
Beier
Spiegel
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Rundschau
A Most Violent
Year
von
J. C. Chandor
Bemerkenswert
Best of
Drama
Christian
Meyer
choices
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
Frank
Brenner
trailer
Kultur.Kino.Ruhr.
(Urlaub)
(Urlaub)
Bande de Filles Bande de filles A Most Violent
von
von
Year
C. Sciamma
C. Sciamma
von
J. C. Chandor
Das ewige
Leben
von
W. Murnberger
Als wir
träumten
von
A. Dresen
Cristina
Nord
taz
Still Alice
von
W. West
Bande de filles Das ewige
von
Leben
C. Sciamma
von
W. Murnberger
Kingsman: The
Secret Service
von
M. Vaughn
Still Alice
von
W. West
Verstehen sie
die Béliers
von
E. Lartigau
Cinderella
von
K. Branagh
Viel Gutes
erwartet uns
von
P. Ambo
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
1.3. 19 Uhr BESTEFREUNDE, sweetSixteen Dortmund
Freie Journalistin in den Mittdreißigern führt mit ihrem besten Freund ein
ungezwungenes, spontanes Leben. In Anwesenheit des Regisseurs Jonas
Grosch und der Schauspielerin Katharina Wackernagel.
17.3. 18 Uhr/20.30 Uhr WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK Schauburg
Gelsenkirchen
Burhan Qurbani stellt verschiedene Blickwinkel zu den fremdenfeindlichen
Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen dar. KoKi.
4.3. 20 Uhr KINGSMAN, UCI Bo/Du, s.S. 28
Colin Firth, unterwegs im Auftrag ihrer Majestät, rekrutiert seinen flegelhaften Neffen. Preview.
18.3. 19 Uhr DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN, Endstation Bochum
Antikriegsfilm in der Reihe Déjà Vu mit Einführung und Filmgespräch von
Rainer Vowe.
6.3. 19 Uhr KEMAL YALÇIN – SEIN STIFT UND SEIN HERZ, Metropolis
Bochum
Der in Bochum lebenden Autor vertritt eine neue Gattung türkischer Literatur. Zur Doku über ihn sind er und Regisseur Özdemir anwesend.
19.3. 19 Uhr ZEIT DER KANNIBALEN, Babylon Hagen
Kammerspiel um die zynische Welt der Unternehmensberatung. Reihe
Klarsichtkino.
9.3. 18 Uhr DREI STUNDEN, CineStar Dortmund
Komödie mit Claudia Eisinger. In Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt
Dortmund.
„bestefreunde“
10.3. 19 Uhr I LOVE BEIJING, sweetSixteen Dortmund
In der Reihe „Architektur und Film“ mit dem Thema „Megacities China“.
22.3. 17.30 Uhr DER MOND IST JÜDISCH, Filmstudio Essen
Ein Pole findet heraus, dass er jüdisch ist und ändert langsam sein Leben.
Filmreihe Jüdische Kulturtage.
11.3. 20.30 Uhr DIE TRAUZEUGEN AG, Lichtburg Oberhausen, s.S. 32
Für seine Hochzeit heuert der junge Bräutigam professionelle Trauzeugen
an. Komödie in der Mädels-Abend Vorpremiere.
25.3. 19 Uhr SAHARA SALAAM, Endstation Bochum
Filmemacher und Regisseur Wolf Gaudlitz startete 2001 zwischen dem Süden Tunesiens und dem Dünenmeer um Timbuktu sein Begegnungsprojekt.
Der Regisseur ist für ein Publikumsgespräch anwesend.
15.3. 15 Uhr SHAUN DAS SCHAF – Der Film, Cinemaxx Essen, s.S. 32
Das beliebte Schaf nun in Spielfilmlänge. Preview in der Klexxi Sause.
„Kingsman“
15.3. 18 Uhr ABENTEUER MALLORCA, Schauburg Gelsenkirchen
Regisseur Andreas Ewels präsentiert seine zweite Naturdokumentation, die
die Urlaubsinsel in neuen Facetten erscheinen lässt.
„Sahara Salaam“
31.3. 15 Uhr NUR DAS BESTE, Kino im U
In ihrem Abschlussfilm gehen Regisseurin Kim Münster und Kamerafrau
Tina Porsche der Frage nach der wirklichen Perfektion nach. Beide sind zum
Gespräch anwesend. Preview des Internationalen Frauenfilmfestivals.
15.3. 18 Uhr KREUZWEG, Babylon Hagen
Die Reihe Kirchen & Kino zeigt die intensive Darstellung des seelischen und
geistlichen Missbrauchs eines jungen Mädchens.
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
26.3. 14 Uhr LES SOUVENIRS, Lichtburg Essen
Der junge Romain sucht angesichts schwerwiegener Veränderungen Halt
in seinem ziellosen Leben. Adaption des gleichnamigen Romans von David
Foenkinos. In Anwesenheit des Regisseurs Jean-Paul Rouve und weiteren
Gästen beim Seniorenkino.
30.3. 14.30 Uhr MY OLD LADY, Filmwelt Herne
Ein geerbtes Apartment in Paris birgt Komplikationen in sich. Kino-Café.
15.3. 18 Uhr DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT, Eulenspiegel Essen
Der letzte Stummfilm mit Marlene Dietrich begleitet von Improvisation an
der Orgel.
15.3. 18.30 Uhr APPROPRIATE BEHAVIOR, Schauburg Dortmund
Eine Frau zwischen zwei Welten, in die sie sich beide nicht einfügen kann. In
der Reihe homochrom-lesbisch. OmU.
„Flowers of Freedom“
22.3. 13 Uhr TITOS BRILLE, Casablanca Bochum Sekt-Matinée
Dokumentarfilm über das Leben der Schauspielerin, Autorin und Regisseurin
Adriana Altaras und ihren langen Weg aus dem ehemaligen Jugoslawien.
11.3. 19 Uhr SOMETHING MUST BREAK, Galerie Cinema Essen
Die Reihe homochrom präsentiert das Spielfilmdebüt von Ester Martin Bergsmark über die Suche nach geschlechtlicher Identität. Schwedische OmU.
15.3. 15 Uhr ABENTEUER LERCHENBERG, Casablanca Bochum
Das ZDF nahm die Natur ihres Standortes unter die Lupe und bannte es in
eine Naturdokumentation. Initiator und Regisseur Andreas Ewels ist zu Gast.
19.3. 20 Uhr FLOWERS OF FREEDOM, Kino im U Dortmund
Die kirgisische Politikerin Erkingül setzt sich mit ihren Mitstreiterinnen für
eine Aufklärung eines Chemie-Unfalls an einer Goldmine ein und kämpft
für die Rechte der Opfer. NRW-Vorpremiere der beherzten Dokumentation.
Regisseurin Mirjam Leuze zu Gast.
„Die Frau, nach der man sich
sehnt“
23
31.3. 21 Uhr LOS VEGANEROS, Roxy Dortmund
Im Restaurant „Los Veganos“ planen die 94-jährige Alma und die 28-jährige
Vicky Aktionen zur Rettung der Tiere. Mit dramatischen Folgen. Nach der
veganen Dramödie sind Regisseur und Darsteller zu Gast.
„Los Veganeros“
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Wie weggewischt: Die Erinnerungen von Alice (Julianne Moore)
Dani (Merlin Rose) und Rico (Julius Nitschkoff) am Etappenziel ihres Traums
Als würde sich ein Abgrund auftun
Zeit des Umbruchs
„Still Alice“ von Richard Glatzer und Wash Westmoreland
„Als wir träumten“ von Andreas Dresen
Eine Professorin verliert Erinnerungen und Orientierung. Die Diagnose: Alzheimer.
C Bewegendes Alzheimer-Drama
Eine Jungsclique in Leipzig strauchelt nach dem Mauerfall.
C Coming-of-Age Drama zur Zeit der Wende
In den letzten Jahren setzen sich Fernsehen und Kino verstärkt mit dem
Thema Alzheimer auseinander. Sei es dokumentarisch, wie in „Vergiss mein
nicht“ von David Sieveking, der darin den Krankheitsverlauf seiner Mutter
mit der Kamera begleitet. Vor allem aber im Spielfilm, sei es im deutschen
Drama, wo bereits 2003 Götz George („Mein Vater“) und erst kürzlich Dieter
Hallervorden Opfer der Krankheit verkörperten. Auf internationaler Leinwand zeichneten bereits Judi Dench („Iris“) und Julie Christie („An ihrer
Seite“) den tragischen Verlust der Erinnerung nach. Nun gesellt sich Julianne Moore („Magnolia“, „The Kids Are All Right“) dazu.
Leipzig in den frühen 90er Jahren: Dani (Merlin Rose), Mark (Joel Basman),
Rico (Julius Nitschkoff), Pitbull (Marcel Heupermann) und Paul (Frederic
Haselon) wuchsen in der DDR auf. Die Pubertät stellt sie nun nicht nur vor
den Umbruch von der Kindheit zum Erwachsenwerden. Als Jugendliche müssen sie sich plötzlich auch noch in einem neuen Staat, einem anderen System,
einer anderen Gesellschaft zurechtfinden: Erwachsenwerden hoch 2 in einer
Welt voller Widersprüche und Kontraste!
Moore spielt die 50-jährige Alice, eine Linguistik-Professorin, die mit ihrem
Mann John (Alec Baldwin) in Los Angeles lebt. Das Paar hat drei Kinder.
Zwei von ihnen, Anna (Kate Bosworth) und Tom (Hunter Parrish), klettern
bereits fleißig im Sinne der Eltern die Karriereleiter hinauf. Die jüngste
Tochter hingegen, Lydia (Kristen Stewart), versucht sich als Schauspielerin
auf einer unabhängigen Bühne. Das ist der Mutter nicht solide genug, die
beiden geraten darüber regelmäßig aneinander. Doch dann hat Alice beim
Vortrag an der Universität Blackouts, sie verliert beim Joggen die Orientierung und wirkt verwirrt beim Familientreffen. Der Arzt diagnostiziert
frühmanifestierten Alzheimer. Eine seltene Form der Erkrankung, die darüber hinaus vererbbar ist. Für Alice bricht buchstäblich die Welt zusammen.
Til Schweigers „Honig im Kopf“ lief gerade erst erfolgreich in den Kinos.
„Still Alice“ zeigt, wie man das Thema weniger schablonenhaft, ungleich
alltäglicher und damit bis in den Schmerz aufrichtiger erzählen kann. Dem
Regiegespann Richard Glatzer und Wash Westmoreland gelingt eine sanfte, schleichend schmerzhafte Annäherung. Die Inszenierung ist zurückgenommen, die Musik begleitet die Bilder zurückhaltend zärtlich oder über
Strecken gar nicht, die Kamera konzentriert sich auf Alice. Darauf, wie sie
anfangs die Symptome verschweigt und heimlich den Arzt aufsucht, wie sie
sich später ihrem Gatten anvertraut, wie sie ihren Alltag, der geprägt ist
von zunehmendem Verfall, immer wieder neu organisiert. Die Filmemacher
wissen, dass sie ihr Thema nicht allumfassend behandeln können. Man erfährt wenig davon, was im Kopf des Ehemanns vorgeht, Tom und Anna sind
auf Karriere-Stereotypen reduziert. Dies entspricht jedoch keiner Verfehlung,
sondern einer bewussten Reduktion. Die Konzentration auf das Verhältnis
von Alice zu ihrem Sorgenkind Lydia, die sich als das Familienmitglied entpuppt, das der Mutter am nächsten steht. Glatzer und Westmoreland gelingt so eine Verdichtung, die sich nicht mit Details und Zeitangaben aufhält, sondern den Fortschritt der Krankheit im großartigen Spiel Julianne
Moores nachvollzieht. „Still Alice“ ist eine zärtliche Reflektion, die zu Tränen rührt, ohne dazu auf Formeln zugreifen zu müssen. Das gelingt allein
durch die Geschichte, die Unmittelbarkeit und durch das Format seiner
Darsteller.
HARTMUT ERNST
STILL ALICE – MEIN LEBEN OHNE GESTERN
Golden Globes 15: Beste weibliche Hauptrolle, Julianne Moore
USA 2014 - Drama - 101 Min - o. Altersb. - Regie: Richard Glatzer,
Wash Westmoreland - mit: Julianne Moore, Kristen Stewart, Alec Baldwin
Mit dem Wegfall der Mauer ändern sich aber nicht nur für ihn die Prioritäten:
Die neue Freiheit muss ausgekostet werden! Saufend und randalierend ziehen
sie als 17-Jährige durch die Straßen, bis sich ein Traum für sie eröffnet:
Anfang der 90er Jahre blüht die deutsche Technoszene auf, und zahlreiche
Clubs entstehen sowohl im Osten als auch im Westen, aber auch halblegale
und illegale Clubs in leerstehenden Lagerhallen der industriellen Brachen an
den Rändern der Stadt. Voller Enthusiasmus widmen sich die Jungs ihrer
neuen Berufung. Als ihr eigener Club endlich Fahrt aufnimmt, kriegen sie
Ärger mit den örtlichen Skinheads. Und Dani ist ausgerechnet unsterblich in
Sternchen (Ruby O. Fee), die Freundin des Anführers verliebt. Ärger ist massenhaft vorprogrammiert.
Andreas Dresen, der zur Zeit der Wende gut zehn Jahre älter war als seine
Protagonisten zur Zeit der Handlung und mit 29 Jahren bereits sein Regiestudium aufgenommen hatte, gibt an, selber eher brav gewesen zu sein. Dem
Film merkt man jedoch in jedem Augenblick an, dass seine Sympathien stets
den Jungs gilt, die sich ausprobieren, Mist bauen, aber voller Energie stecken.
Filmisch geht Dresen in die Vollen, um die Szenerie um Randale und Techno
entsprechend einzufangen: Die dynamische Kamera jagt der Clique in den
Straßen hinterher, im Club regiert das Stroboskop und fängt diese Zeit der
großen Kontraste und Unsicherheiten kongenial ein. Man bekommt trotz aller
Tragik der Ereignisse richtig Lust, Klassiker des Jugendfilms wie „Der Wilde“,
„Denn sie wissen nicht, was sie tun“, „Quadrophenia“ oder „Kids“, in die sich
„Als wir träumten“ einreiht, neu zu sehen.
CHRISTIAN MEYER
ALS WIR TRÄUMTEN
Start: 5.3.
BO: Metropolis/Casablanca, Union, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater,
GE: Apollo, OB: LIchtburg
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
Andreas Dresen („Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“, „Wolke 9“, „Halt auf
freier Strecke“) schlägt in seinem neuen Film, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief, dort aber leer ausging, härtere Töne an als üblich. Das
darf bei dem Thema kaum verwundern. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer. Der erzählt in dem autobiografisch gefärbten
Roman von 2006 von der wilden Zeit einiger kleinkrimineller Jugendfreunde
aus dem Arbeitermilieu, die versuchen, die neuen Freiheiten nach dem Zusammenbruch der DDR auszuloten, doch ohne den gewohnten Halt und die
Überbehütung und Bevormundung ihres alten Regimes zunehmend straucheln und den Halt verlieren. Dani wollte schon als Junge Journalist werden,
und die Chancen des überdurchschnittlich guten Schülers stehen gar nicht
schlecht.
D/F 2015 - Drama - 117 Min - ab 12 J. - Regie: Andreas Dresen
mit: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman
Start: 26.2.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: Filmkunsttheater, OB: LIchtburg
24
trailer-ruhr.de Forum
Gerade nicht sonderlich erpicht auf das ewige Leben: Brenner
Am Ende
„Das ewige Leben“ von Wolfgang Murnberger
In der vierten Brenner-Verfilmung wühlt der Detektiv in der eigenen Vergangenheit.
C Bitter-böser Österreich-Krimi
„Das ewige Leben“ ist die dritte Verfilmung eines Brenner-Krimis von Wolf
Haas, abermals von Wolfgang Murnberger inszeniert und mit Josef Hader in
der Hauptrolle des abgehalfterten Detektivs Brenner. Nach „Komm, süßer Tod“,
„Silentium“ und „Der Knochenmann“ kann man Brenner hier aber kaum noch
abgehalftert nennen: Er ist am Ende! Selbst beim Arbeitsamt hat er kein Glück.
Also geht es in seine alte Heimat, wo immerhin noch sein heruntergekommenes
Kindheitshaus steht. Hier wird er mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die Reihe knüpft inhaltlich an den Film Noir an, die Lakonie, der trockene und sehr schwarze Humor und der sozialrealistische Gehalt verleihen ihr
Eigenständigkeit und Aktualität. Das gilt für den neuesten Film mehr denn je.
CHRISTIAN MEYER
DAS EWIGE LEBEN
A/D 2015 - Thriller / Komödie - 123 Min - ab 12 J. - Regie: Wolfgang Murnberger
mit: Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten
Start: 19.3.
BO: Metropolis/Casablanca, Union, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
ÖDIE
AHIT-KOM
DIE MEG RANKREICH!
AUS F
KARIN
VIARD
EIN FILM VON
Marieme (Karidja Touré, r.) auf Selbstfindung in der Mädchengang
Hell wie ein Diamant
„Bande de filles“ von Céline Sciamma
Marieme sucht in einem Pariser Banlieue ihren Platz.
C Berührendes Porträt einer jungen schwarzen Frau
FRANÇOIS
DAMIENS
VERSTEHEN SIE
DIE
BÉLIERS?
ROXANE DURAN ILIAN BERGALA LUCA GELBERG
AB 05. MÄRZ IM KINO
BANDE DE FILLES Stockholm Festival 2014: Bester Film Bronze, Beste Kamera
F 2014 - Drama - 90 Min - Regie: Céline Sciamma
mit: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh
Start: 26.2.
BO: Endstation, DO: sweetSixteen
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
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LOUANE
EMERA
ÉRIC LARTIGAU
MIT
Marieme lebt mit ihren Schwestern, dem Bruder und der Mutter in den Banlieues von Paris. Die Schule muss sie abbrechen, ihr älterer Bruder tut ihr Gewalt an und in ihrer von Männern dominierten Umwelt auf der Straße findet
sie auch nicht ihren Platz. Da trifft sie auf eine Mädchengang und lernt Freundschaft, Selbstachtung und Selbstbehauptung. Céline Sciamma beschäftigt sich
nach „Tomboy“ wieder mit Geschlechterkonstruktionen, siedelt das Thema
aber in einer schwarzen Community an. Mit ausschließlich schwarzen Laiendarstellern entwirft sie weniger ein dramatisches Bild der Banlieues denn eine
genaue Studie der Selbstfindung ihrer Protagonistin, die sie – das kann man
so sagen – in ihrer Vitalität feiert. Nicht zuletzt in einer wunderbaren Tanzszene zu Rihannas Song „Diamonds“.
CHRISTIAN MEYER
ÉRIC
ELMOSNINO
/ VerstehenSieDieBeliers
Film-Kritik
Stehen vor großen Entscheidungen: Paula und ihre taubstumme Mutter (Karin Viard)
Lebt seit zehn Jahren in Paris ohne Aufenthaltserlaubnis: Samba (Omar Sy)
Die Tochter der Gehörlosen
Ohne Genehmigung
„Verstehen Sie die Béliers?“ von Éric Lartigau
„Heute bin ich Samba“ von Éric Toledano und Olivier Nakache
Paula ist das Kind gehörloser Eltern und entdeckt ihre Leidenschaft für den Gesang.
C Mitreißende Coming-of-Age-Geschichte
Samba ist illegal in Frankreich und muss sich ständig vor der Polizei hüten.
C Liebesgeschichte im Einwanderermilieu
Wie Pilze aus dem Boden geschossen sind die vielen Casting-Shows, die nicht
nur im deutschen Fernsehen seit mehr als einer Dekade für Quoten sorgen.
Aber nicht nur Deutschland sucht den „Superstar“, auch die meisten anderen
Länder der westlichen Welt sind vom Virus der Nachwuchstalentsuchen infiziert. Obwohl die meisten der Teilnehmer über kurz oder lang dem Vergessen
anheim fallen, haben Casting-Shows auch schon das ein oder andere Supertalent hervorgebracht, das diesen Namen tatsächlich verdient und sich über
einen längeren Zeitraum an der Spitze halten konnte.
Der neue Film der „Ziemlich beste Freunde“-Regisseure konzentriert sich abermals auf die Freundschaft zwischen Franzosen und Einwanderern, ist aber
gänzlich anders geraten als der sehr publikumswirksame Kinoerfolg. Obwohl
Omar Sy wieder mitspielt, ist die Grundtendenz eine gänzlich andere. Humorvolle Zwischentöne gibt es auch hier, aber die beiden Filmemacher verlieren
dabei nie den Ernst der Situation aus den Augen und zeigen ihren Zuschauern
die zahlreichen Fallstricke und behördlichen Hinterhalte, in die man auf seiner
Reise in die Legalität als Einwanderer geraten kann. Auch dieser Film lebt von
den charakterlichen Gegensätzen seiner Figuren, was in diesem Fall um eine
romantische Komponente erweitert wurde, ohne in den üblichen Klischeesumpf einer Romantic Comedy abzugleiten.
FRANK BRENNER
Exemplarisch seien hier Paul Potts und Kelly Clarkson genannt. Vielleicht reiht
sich nun auch Louane Emera in diese Reihe der Sieger ein. Immerhin hat die
1996 als Anne Peichert geborene Nordfranzösin in ihrem Heimatland am dortigen Äquivalent von „The Voice“ teilgenommen. Und obwohl sie damals nicht
als Siegerin hervorging, war sie der große Publikumsliebling und hat nun die
Chance erhalten, in „Verstehen Sie die Béliers?“ die eindrucksvolle Hauptrolle
zu verkörpern.
HEUTE BIN ICH SAMBA
F 2014 - Komödie - 118 Min - ab 6 J. - Regie: Olivier Nakache, Éric Toledano
mit: Omar Sy, Charlotte Gainsbourg, Tahar Rahim
Start: 26.2.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
Als Paula Bélier spielt Louane Emera die Tochter eines Gehörlosenpaares, die,
im Gegensatz zu ihrem ebenfalls taubstummen Bruder, für alles in die Bresche
springen muss und sowohl den elterlichen Bauernhof als auch den Käsestand
auf dem Marktplatz managt, während sie sich eigentlich noch auf ihr Abitur
vorbereiten muss. Im Schulchor entdeckt Paula ihre Liebe zum Gesang, ihr
außergewöhnliches Talent wird von ihrem Gesangslehrer gefördert. Aber soll
sie tatsächlich an der Aufnahmeprüfung für die Pariser Musikakademie teilnehmen und damit ihre Eltern auf dem Land alleine lassen?
„Verstehen Sie die Béliers?“ ist ein französischer Film, und da man das in diesem Fall durchaus als Qualitätsmerkmal verstehen darf, ist er am Ende alles
andere als schwermütig und trist ausgefallen, obwohl er sich gleich einer ganzen Reihe schwerwiegender Probleme und nicht gerade einfacher Entscheidungen annimmt.
Der Vergleich mit „Ziemlich beste Freunde“ liegt mal wieder auf der Hand, weil
auch in Éric Toledanos und Olivier Nakaches Publikumshit die Behinderung
eines der Protagonisten die Ausgangsbasis für einen frechen, rasanten und die
Grenzen des Genres sprengenden Film gebildet hatte. Dass hier nun drei der
zentralen Figuren gehörlos und damit abseits der Norm sind, stellt in Éric
Lartigaus Inszenierung kaum ein Problem dar. Immerhin kandidiert Vater Bélier
sogar für den Bürgermeisterposten seines Städtchens. Die Probleme drehen
sich vielmehr um ganz alltägliche Dinge, wie die erste Liebe, das Flüggewerden
eines jungen Menschen, die Selbstfindung und Verwirklichung der eigenen
Ziele und Ideale. Louane Emera dürfte mit diesem Filmdebüt ihren eigenen
Zielen ein gutes Stück näher gekommen sein, und nun kann man sich auch
hierzulande von ihrem beeindruckenden Talent überzeugen.
FRANK BRENNER
Auf dem Boden geblieben: Pepe Mujica und seine Gattin
Im Volkswagen zum Volk
„Pepe Mujica – Der Präsident“ von Heidi Specogna
Pepe Mujica ist ein Präsident des Volkes.
C Beeindruckende Doku über den Präsidenten von Uruguay
Im Jahr 2010 wird der Blumenzüchter Pepe Mujica mit 75 Jahren Präsident von
Uruguay. Privat fährt er mit seinem alten VW Käfer, von seinem Präsidentengehalt spendet er 90 Prozent. Mujica, der sich als Student politisiert hat, Stadtguerillero wurde und unter der Militärdiktatur anschließend viele Jahre im Gefängnis saß, ist dem Willen des Volkes auf bemerkenswerte Weise verpflichtet.
Der Film zeigt Mujica in seinem Alltag – als Präsident wie als Privatmensch –
und eröffnet seinen Gedanken viel Raum. Der Film, der anfänglich wie ein idealisiertes Märchen erscheint, beleuchtet zunehmend die Schwierigkeiten Mujicas,
seine Sozialpolitik umzusetzen, zeigt aber auch den Rückhalt, den er im Volk
genießt. Im Sommer 2014 legte er sein Amt nieder.
CHRISTIAN MEYER
VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS?
F 2014 - Komödie - 106 Min - o. Altersb. - Regie: Éric Lartigau
mit: Karin Viard, François Damiens, Eric Elmosnino
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DO: Camera, DU: Filmforum,
E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
PEPE MUJICA – DER PRÄSIDENT
Start: 5.3.
D 2014 - Porträt / Biographie - 93 Min - o. Altersb. Regie: Heidi Specogna
Start: 5.3.
BO: Endstation, E: Filmkunsttheater
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trailer-ruhr.de Forum
Roter Teppich
Rasiert sich einen Irokesenschnitt: Tom Schilling in „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“
„Ich würde beim Drehen fast alles machen“
Tom Schilling über „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“, die Faszination der 80er und seinen Karriereboom
Vor fast zwanzig Jahren hat der im Februar 33 Berlin hineingeträumt habe. Insofern hatte ich
Jahre alt gewordene Tom Schilling ernsthaft be- etwas Vor-Bildung, und habe mir ein Stück weit
schlossen, Schauspieler zu werden. Mit „Crazy“, einen Jugendtraum damit erfüllt. Roehler musste
„Verschwende deine Jugend“
aber ein bisschen auf meine Entund „Egoshooter“ wurde er „Ich habe mich als Jugendli- scheidung warten, weil ich mich
schnell zum beliebten Nach- cher immer genau in diese Zeit des Alters wegen schwergetan
hineingeträumt“
wuchsstar. Er spielte Gastrollen
habe.
in Fernsehserien, die Titelrolle
in „Robert Zimmermann wundert sich über die Sie sind zu jung, um diese Zeit selbst erlebt zu
Liebe“ und Adolf Hitler in „Mein Kampf“, ehe er haben. Woher kommt dann die Faszination, von
unlängst mit dem Arthouse-Hit „Oh Boy“ und Ihren Eltern?
der preisgekrönten Fernsehreihe „Unsere Müt- Nein, von meinen Eltern überhaupt nicht (lacht).
ter, unsere Väter“ noch mehr Fans eroberte. Ich bin in Berlin-Mitte aufgewachsen, also im
Ab 26. März ist er in Oskar Roehlers „Tod den Ostteil der Stadt. Meine Eltern hören Bob Dylan
Hippies!! Es lebe der Punk!“ wieder im Kino zu und Leonard Cohen, auch alles feine Musik, aber
sehen.
mit Punk hatten die nichts zu tun. Als ich zwölf
war, also so um 1994 herum, habe ich durch Zutrailer: Herr Schilling, wie in „Quellen des Le- fall meine erste Nick-Cave-Platte gehört. Das hat
bens“ gibt es auch hier wieder autobiografisch mich so weggeblasen, dass ich eine regelrechte
geprägte Figuren. War es schwierig, das Alter Obsession zu dieser Zeit, zu dieser Art von Musik
Ego von Oskar Roehler zu spielen, während die- und zu dieser Subkultur entwickelt habe. Mit all
ser Regie führte?
diesen Bands, die beispielsweise auch in „Himmel
Tom Schilling: Am Ende des Tages nicht mehr, über Berlin“ von Wim Wenders porträtiert werden,
weil es gut funktioniert hat. Am Anfang hatte ich „Crime & The City Solution“ oder Blixa Bargeld, der
schon ein wenig Respekt vor der Aufgabe, aber Ro- im Film als Gott für diese Szene porträtiert wird,
ehler hatte sich schon sehr genau überlegt, wer das hab ich mich sehr intensiv beschäftigt, Bild- und
spielen könnte. Er hat sich für mich entschieden, Textmaterialien gesichtet und die alten Aufnahobwohl ich für die Rolle eigentlich sogar einen Tick men angehört. Das war meine eigene Subkultur.
zu alt bin. Er hat mir die Begeisterung für die Zeit, Und da war ich immer ein wenig traurig, dass ich
das Suchen und die Gier nach Leben zugetraut. Ro- 1982 nicht vierzehn, fünfzehn oder sechzehn Jahehler ist auch kein Regisseur, der viel inszeniert, re alt war und in West-Berlin gelebt habe und das
er leitet eher. Wenn sich herausgestellt hätte, dass alles live miterleben konnte.
es mit mir nicht funktioniert, dann hätte er mich
wahrscheinlich ohne Umstände umbesetzt.
Sie haben hier bereits zum dritten Mal mit Oskar Roehler zusammengearbeitet. Hat sich diese
Wie muss man sich das vorstellen, gab es denn Zusammenarbeit im Laufe der Jahre verändert?
ein Casting für die Rolle?
Sie wird intensiver, weil ich größere Rollen bei ihm
Nein, es gab kein Casting. Roehler hatte mir das spiele. Es gibt einige Regisseure, die so treu sind,
Buch geschickt. Als ich gelesen hatte, dass es in aber Oskar ist besonders treu und schöpft immer
der Schulzeit beginnt, zuckte ich ein bisschen aus einem Ensemble aus Schauspielern, die ihn
zusammen, denn ich habe genügend Coming-of- interessieren. Es gibt immer mal längere Phasen,
Age-Filme gemacht. Und ich empfand mich eben in denen man nichts zusammen macht, aber wir
als ein bisschen zu alt für die Rolle, erkannte aber, kennen uns schon ewig, seitdem ich zwanzig bin
dass das die besondere Aufgabe war, die hier auf oder so. Ich glaube, er fand mich immer schon
mich zukam. Und für mich war das auch eine Art irgendwie interessant, und jetzt ergeben sich für
schöne Zeitreise, weil ich mich als Jugendlicher ihn mehr Möglichkeiten, mich zu besetzen als früimmer genau in diese Zeit und genau nach West- her, als ich noch so jung war.
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
27
Es gibt im Film einige sehr provokante Szenen,
wie die in der Wichskabine oder im Pflegeheim.
Wie sind Sie denn während der Dreharbeiten an
diese Szenen herangegangen – empfanden Sie
die eher als lustig oder eklig?
Wenn ich so etwas drehe, habe ich dazu, offen
gestanden, gar keine Meinung. Wenn ich für einen Film zusage und mich auf ihn einlasse, dann
stelle ich mich immer in den Dienst der Sache und
vertraue der Vision des Regisseurs. Denn eigentlich
gibt es nur einen Chef beim Film, und das ist der
Regisseur. Bei einem schlechten Film war der Chef
nicht wirklich präsent. Da frage ich mich dann gar
nicht, ob etwas eklig ist oder warum man etwas
zeigen muss, ob ich etwas genauso empfinde oder
mich damit identifizieren kann – solche Fragen
blende ich total aus. Ich bin da in einer Art Tunnel
und würde fast alles machen beim Drehen.
Wie hat sich denn Ihr Leben und Ihre Karriere nach „Oh Boy“ und „Unsere Mütter, unsere
Väter“ verändert, die Ihnen noch einmal einen
gehörigen Popularitätsboom beschert haben?
Ja, ich bekomme seitdem deutlich mehr Angebote.
Das ist merkwürdig, denn es gibt viele gute Schauspieler, von denen viele nicht so oft zum Einsatz
kommen, wie sie es verdient hätten. Aber wenn
man angesagt ist, bekommt man auch mehr Drehbücher zugeschickt. Ob die zu einem passen, spielt
dabei manchmal gar keine Rolle. Manchmal will
man einfach jemanden besetzen, der gerade populär ist. Das kann natürlich morgen schon wieder jemand anderes sein, was mich dann traurig macht,
wenn ich weniger zugeschickt bekomme. Aber für
mich ist das auch eine Chance, weil ich von den
zugeschickten Büchern hoffentlich die besten für
mich herausziehen kann, dass im Jahr ein oder
zwei Rollen dabei sind, die mir dabei helfen, mein
Standing zu behalten. Man hat immer ganz gut
über mich geschrieben, was sich natürlich besser
anfühlt, als das Gegenteil. Aber daraus erwächst
für mich auch die Verantwortung, dieses Niveau zu
halten, was gar nicht so einfach ist.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie auch die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Teilen Leben und Liebe: Leonardo (Ghilherme Lobo) und Gabriel (Fabio Audi)
Eggsy (Taron Egerton) stößt an auf die unverhoffte Jobofferte
Liebe mit Handicap
00 Prolet
„Heute gehe ich allein nach Hause“ von Daniel Ribeiro
„Kingsman: The Secret Service“ von Matthew Vaughn
Der blinde Teenager Leonardo freundet sich mit dem Sonnyboy Gabriel an.
C Liebenswerte Coming-Out-Geschichte
Ein junger Nichtsnutz gerät unverhofft in Geheimdienstkreise und soll die Welt retten.
C Over-the-Top-Agenten-Actioner
Selbst als simple Coming-of-Age- oder Coming-out-Geschichte hätte Daniel
Ribeiros mehrfach preisgekröntes Langfilmdebüt seine ganz eigenen Reize,
weil es der Regisseur vortrefflich versteht, ein realitätsnahes Bild von seinen
jungen Protagonisten zu zeichnen und seine Figuren mit Leben und Sympathien zu füllen. Eine zusätzliche dramatische Komponente entsteht aber noch
durch die Blindheit des Helden. Ribeiro kann damit die Überbesorgtheit der
Eltern thematisieren und den eisernen Willen zur Selbständigkeit der Hauptfigur, was seinem Film zusätzlichen Tiefgang und Spannung beschert. Ein geistreicher und subtiler Film, der mit einer vorzüglichen Schauspielerführung
beeindruckt und zu einem beglückenden, optimistischen und nie kitschig verklärten romantischen Teenagerfilm geworden ist.
FRANK BRENNER
„Ich bin ein Prolet“, denkt der junge Eggsy aus London. Das sieht der unabhängige, internationale Geheimdienst namens Kingsman anders. Er möchte
den Tunichtgut zu einem Gentleman-Agenten ausbilden. Und die Zeit drängt:
Ein international operierender Schurke plant Arges. Regisseur Matthew Vaughn
liefert ein Over-The-Top-Agentenabenteuer, das sich munter zwischen Trash,
Pixel-Overkill und jugendlicher Unbeschwertheit bewegt. Brachialer US-Humor
im britischen Gewand: Ein Rezept, das bei Fans funktionieren sollte, auch wenn
übertriebene Härte die FSK-Einstufung unnötig in die Höhe treibt. Eine starbesetzte, grelle Comicvariante von James Bond.
HARTMUT ERNST
HEUTE GEHE ICH ALLEIN ... Berlinale 2014: FIPRESCI-Preis und Teddy Award
KINGSMAN: THE SECRET SERVICE
BRA 2014 - Drama - 96 Min - ab 6 J. - Regie: Daniel Ribeiro
mit: Ghilherme Lobo, Tess Amorim, Selma Egrei
GB 2014 - Action / Komödie - 129 Min - ab 16 J. - Regie: Matthew Vaughn
mit: Colin Firth, Samuel L. Jackson, Mark Strong
Start: 12.3.
Start: 26.2.
für die
Mülheim.
trailer verlost Karten
1x2 Karten
fürFilmpassage
eine Vorstellung
in der Filmpassage Mülheim.
E-Mail bis 15.03.
15.3. anverlosung@trailer-ruhr.de,
verlosung@trailer-ruhr.de.de,Kennwort:
Kennwort:Kingsman
Kingsman
BO: Metropolis/Casabl., UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg,
GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
E: Filmkunsttheater
Die Anwältin Meaza (Meron Getnet) kämpft für die misshandelte Hirut
Robert taucht mit Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) durchs Berlin der 80er
Entführt
Wer sich erinnert, hat nichts erlebt
„Das Mädchen Hirut“ von Zeresenay Berhane Mehari
„Tod den Hippies!! – Es lebe der Punk!“ von Oskar Roehler
Ein afrikanisches Mädchen soll zwangsverheiratet werden und tötet ihren Peiniger.
C Beklemmendes Drama
Stimmungsbild des West-Berliner Nachtlebens in den 80er Jahren.
C Skurrile Komödie
Telefa nennt sich eine regionale Tradition aus Äthiopien, die es den Männern
erlaubt, Frauen zu entführen und sie zu heiraten. Eben dies geschieht im Jahr
1996 dem 14-jährigen Mädchen Hirut (Tizita Hagere). Sie wird gekidnappt, von
ihrem Entführer eingesperrt und vergewaltigt. Doch Hirut gelingt die Flucht, in
Notwehr erschießt sie ihren Peiniger. Dafür droht ihr nun die Todesstrafe. Eine
engagierte Anwältin nimmt sich des Falles an und kämpft für Gerechtigkeit.
Beklemmendes Drama über ein wahres Ereignis, in dem Tradition und moderne
Strafjustiz, männlicher Machismus und weiblicher Freiheitswille kollidieren. Ein
geerdet inszeniertes und gelungen mit Laiendarstellern besetztes Drama, das
einen fassungslos zurücklässt und zugleich hoffnungsvoll stimmt.
Robert hat genug vom Hippie-Kult auf seiner Schule und haut ab nach WestBerlin. Er heuert bei einer Peep-Show als Putzkraft an und verliebt sich in eine
amerikanische Nachtclubtänzerin. Ob Hannelore Hoger als Ex-Frau vom RAFKassenwart über einen geplanten Mord fabuliert oder Frederick Lau als schwuler Nazi im Fetischmilieu seine Erfüllung findet: Oskar Roehlers Kabinett der
schrägen Persönlichkeiten kann sich sehen lassen. Auch wenn die meisten
Figuren eher Karikaturen ähneln und der Film dramaturgisch etwas holperig ist,
taugt er doch als skurriles Stimmungsbild. Mit vielen Popkultur-Zitaten und
einer ordentlichen Dosis schwarzem Humor kann man sich getrost mit ein paar
Freunden und einem sprudelnden Kaltgetränk auf den Weg nach Absurdistan
machen.
NINA HEINRICHS
HARTMUT ERNST
DAS MÄDCHEN HIRUT Berlinale 2014, Panorama Zuschauerpreis
ETH/USA 2014 - Drama - 99 Min - ab 12 J. - Regie: Zeresenay Berhane Mehari
mit: Meron Getnet, Tizita Hagere, Haregewine Assefa
Start: 12.3.
TOD DEN HIPPIES!! – ES LEBE DER PUNK!
DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
DO: Camera
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
28
D 2015 - Drama - Regie: Oskar Roehler
mit: Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle
Start: 26.3.
trailer-ruhr.de Forum
Die Legende (Bradley Cooper) bei der Arbeit
Niels bedient die Ur-Instinkte seines Roten Dänischen Milchrinds
Wer loslässt, verliert
Liebe Sonne, liebe Erde
„American Sniper“ von Clint Eastwood
„Viel Gutes erwartet uns“ von Phie Ambo
Ein Amerikaner will sein Land verteidigen und wird im Irak zur Scharfschützen-Legende.
C Kriegsfilm
Ein dänischer Bauer erntet Lob und eckt an mit seinem biodynamischen Ansatz.
C Doku über einen biodynamischen Hof
Clint Eastwood mag den Krieg nicht. Aber er mag sein Land, und man darf ihn
sicherlich als Patrioten bezeichnen. Sein Leinwandschaffen ist umfassend und
vielseitig, er inszenierte gradlinige Helden ebenso wie ambivalente, reflektierte Figuren. Und Eastwood mag Helden. Das reale Vorbild zu diesem Kriegsfilm,
Chris Kyle, ist ein amerikanischer Held. Der meldet sich nach 9/11 freiwillig und
bringt es als Scharfschütze im Irak auf 160 Kills. Eastwood versucht die Vertiefung seines Helden, indem er Eheprobleme und PTBS anreißt. Vordergründig
aber bezieht das Drama seine Spannung aus den Fronteinsätzen. Damit ist
„American Sniper“ ein solide inszenierter Kriegsfilm, der sein Bemühen um
Reflektion nur oberflächlich vollzieht. Vor allem setzt Eastwood ein
Kriegerdenkmal.
HARTMUT ERNST
Niels Stokholm ist achtzig Jahre alt, und er will hundert werden. Seine Lebensweise sollte dem Ansinnen nicht im Wege stehen: Der Däne führt einen
biodynamischen Bauernhof. Damit orientiert sich Niels an den Ur-Instinkten
seiner Tiere. Der Bauer betrachtet alles in seiner Gesamtheit, mit seiner Art der
Landwirtschaft will er Leben erschaffen, das Essen speist seinen Nährwert aus
der Kraft des Universums. Was spirituell enthoben klingt, entpuppt sich in der
Praxis als äußerst bodenständig. Der sympathisch erzählte und von anmutiger
Musik unterlegte Film porträtiert den Freidenker, beobachtet ihn im Alltag und
bezeugt absurde Reibereien mit Bürokraten, die dem Tierfreund tiergerechte
Haltung absprechen. Eine lehrreiche, beseelte, vor allem aber hoffnungsvoll
stimmende Doku.
HARTMUT ERNST
AMERICAN SNIPER
VIEL GUTES ERWARTET UNS
USA 2014 - Action / Biographie - 132 Min - ab 16 J. - Regie: Clint Eastwood
mit: Bradley Cooper, Sienna Miller, Kyle Gallner
Start: 26.2.
DK 2014 - Dokumentarfilm / Gesellschaft - 100 Min - o. Altersb. Regie: Phie Ambo-Nielsen
BO: Bofimax, UCI, E: Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
BO: Endstation, DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
Die Familie hält den Literaturstudenten Romain auf Trab
Start: 19.3.
Immer auf der Flucht: Der zivilisierte Mensch
Noch lange nicht Schluss
Anleitung zum Entschleunigen
„Zu Ende ist alles erst am Schluss“ von Jean-Paul Rouve
„Stopping – Wie man die Welt anhält“ von B. Koch u. N. Landmark
Eine Familie auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.
C Melancholische Familienkomödie
Renommierte Lehrer und Geistliche begleiten auf Wegen der Meditation.
C Inspirierende Doku
Romain Esnard ist ein junger Literaturstudent und neuer Nachtportier in einem
Hotel, wo er sich möglicherweise sogar der Arbeit an einem Roman widmen
kann. Doch daran ist bald gar nicht mehr zu denken, denn nachdem sein
Großvater kürzlich verstorben und sein Papa Michel in Rente gegangen ist, geht
alles drunter und drüber. Während seine Mutter von dem wachsenden Irrsinn des
unterbeschäftigten Vaters in die Verzweiflung getrieben wird, kämpft auch
Großmutter Madeleine gegen die Tücken ihrer neuen Verlassenheit. Zugegeben,
„Zuende ist alles erst am Schluss“ erfindet das Rad der Familienkomödie nicht
neu, ist in seiner Umsetzung zwischen Melancholie und lebensbejahender Heiterkeit aber allemal sehr liebenswert. Ein leichthumoriger, nachdenklicher kleiner Film zum mit- und wohlfühlen.
NATHANAEL BROHAMMER
Yoga-Kurse und Meditation in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die
Effektivität von praktizierten Achtsamkeitsübungen gilt als anerkannte
Gegenmaßnahme für Burnout und Depressionen. Koch und Landmark führen in
ihrer faszinierenden Doku in diese Entwicklung ein und zeigen die Hintergründe
und Facetten fernöstlicher Praktiken, die Einzug in die westliche Psychologie
gehalten haben. Sie begleiten vier Suchende auf die Reise, weniger nach spirituellen Antworten, so wie es Europäer oft versucht haben, sondern nach einer
praktischen Haltung dem Alltag gegenüber, die ganzheitlich ist. Eindringliche
Interviews mit u.a. Anselm Grün und Lama Ole Nydahl ergänzen die anschaulichen Übungen, die dazu anregen, selbst zur Ruhe zu kommen. Ein wichtiger
Schritt in einer beschleunigten Welt.
SILVIA BAHL
ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS
STOPPING – WIE MAN DIE WELT ANHÄLT
F 2014 - Komödie / Drama - 94 Min - o. Altersb. - Regie: Jean-Paul Rouve
mit: Michel Blanc, Annie Cordy, Mathieu Spinosi
Start: 26.3.
D 2014 - Dokumentarfilm - 94 Min - o. Altersb.
Regie: Bernhard Koch, Nils Landmark
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: Filmkunsttheater
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
29
Start: 26.2.
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Gespräch zum Film
Morales (Oscar Isaac) bittet seine Frau Anna (Jessica Chastain) um Beistand
Mr. American Dream
Andreas Dresen bei den Dreharbeiten zu „Als wir träumten“, Foto: Peter Hartwig / Pandora
„A Most Violent Year“ von J.C. Chandor
Ein Geschäftsmann sucht im New York der 1980er den ehrlichen Weg zum Erfolg.
C Atmosphärischer Anti-Gangster-Krimi
Nach seinem Börsenthriller „Der große Crash” und dem Hochseedrama „All Is
Lost“ wechselt Regisseur-Newcomer J.C. Chandor erneut das Genre. Und die
Zeit: Sein neuer Film spielt in New York des Jahres 1981. Abel Morales hat sich
gemeinsam mit seiner Gattin eine Heizölfirma aufgebaut, nun plant er die
Expansion. Ein neues Grundstück mit Flusslage soll den Weg bereiten. Morales
nimmt dafür einen Kredit auf. Die Abzahlung droht jedoch an Diebstählen durch
die Konkurrenz und an Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu scheitern.
Chandor liefert einen spannenden Krimi, der vor allem atmosphärisch überzeugt,
getaucht in körnig trübe, unheilschwangere Bilder.
HARTMUT ERNST
trailer verlost
verlost 2x2
2x2 Karten
Karten und 2 Plakate.
trailer
E-Mail
verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort:
Violent
E-Mail bis
bis 22.03.
22.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de.de,
Kennwort:
ViolentYear
Year
A MOST VIOLENT YEAR New York Film Critics Online Award 2014: Bester Film
USA 2013 - Thriller - 125 Min - Regie: J.C. Chandor
mit: Oscar Isaac, Jessica Chastain, Albert Brooks
Start: 19.3.
BO: Metropolis/Casabl., UCI, DO: Camera, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
Mit Vollgas ins Leben: Martin (Anton Spieker) und Ruby (Victoria Schulz)
Systematische Misshandlung
„Von jetzt an kein Zurück“ von Christian Frosch
Eine Teenagerliebe wird durch eine Heimeinweisung zerrissen.
C Schockierender Einblick in den Heimalltag der 60er Jahre
Die beiden Teenager Ruby und Martin sind heftig ineinander verliebt. Doch im
Jahr 1967 ist die BRD noch sehr restriktiv organisiert. Die Eltern von Ruby sind
gegen die Liaison, während der radikale Martin, der sich als Schriftsteller sieht,
überall aneckt und schließlich von der Schule fliegt. Als beide durchbrennen, landen sie kurz darauf im Heim und erleben dort ein Martyrium. Dass die vorwiegend konfessionellen Heime in den 50er und 60er Jahren beinahe wie KZs – mit
Gewalt und Folter – geführt wurden, wollte Ulrike Meinhof mit ihrem Film
„Bamble“ schon öffentlich machen, doch erst seit knapp zehn Jahren gibt es eine
grundsätzliche Aufarbeitung des Themas. Christian Frosch inszeniert sein ungewöhnliches Nachkriegsporträt zunächst schwungvoll und dann zunehmend
beklemmend.
CHRISTIAN MEYER
VON JETZT AN KEIN ZURÜCK
D/A 2014 - Drama / Jugend - 109 Min - ab 16 J. - Regie: Christian Frosch
mit: Victoria Schulz, Anton Spieker, Ben Becker
„Da fordert man die Welt heraus“
Regisseur Andreas Dresen über die Energie des Erwachsenwerdens
Andreas Dresen, Jahrgang ’63, sammelte Erfahrung bei Theater und Film,
bis er 1986 sein Regiestudium in Potsdam aufnahm. Seit 1992 hat er
Filme wie „Sommer vorm Balkon“ und „Halt auf freier Strecke“ realisiert.
Mit „Als wir träumten“ hat er den Roman von Clemens Meyer verfilmt.
trailer: Anfang der 90er Jahre gab es in allen größeren deutschen Städten
Technoparties in alten Lagerhallen, Drogen und all das. Was ist das Besondere an Ihrer Geschichte?
Andreas Dresen: Ich glaube, das ist tatsächlich eine Geschichte, die überall
stattfinden könnte – auch in Rio de Janeiro oder Köln. Aus Kindern werden
Erwachsene – da fordert man die Welt heraus. Das ist eine Zeit, in der man die
Grenzen austestet und teilweise auch überschreitet. Irgendwann wird man leider erwachsen, wird vernünftig und funktioniert in der Welt. Diese Geschichte
hier spielt allerdings unter zugespitzten Bedingungen, weil die Kinder in eine
neue Zeit gestoßen werden. Sie wurden unter anderen Verhältnissen sozialisiert, in einem System, das sie umklammert hat mit Fürsorge, auch falscher
und ideologischer Fürsorge. Das bricht mit einem Schlag weg und man steht
alleine auf weiter Flur, weil auch die Eltern und Lehrer andere Probleme haben.
Man hat plötzlich diese Freiheit, die großartig ist, aber es gibt auch niemanden,
der einen vor den Gefahren warnt. Das ist ein Rausch, der besonders absturzgefährdet ist, weil das Gefälle so hoch ist. Darauf waren viele im Osten nicht
vorbereitet. Trotzdem würde heute sicher jeder der Jungs davon schwärmen.
Welche Relevanz hat ihre Geschichte für die Gegenwart?
Mich hat am meisten interessiert, dass in diesen Jungs so viele Möglichkeiten
liegen, dass sie so eine unglaubliche Kraft haben, wie die loslegen und versuchen, sich ihren Platz in der Welt zu erkämpfen, und wie wenig die Gesellschaft
diese Energien nutzt. Aber auch, wie wenig wir selber an unseren Träumen, die
wir hatten, festhalten. Diese Fragen beschäftigen mich und sie haben insofern
eine Relevanz, weil wir ja nicht in der besten aller möglichen Welten leben.
Wer, wenn nicht die jungen Leute, sollte diese Welt herausfordern und provozieren? Ich finde es ja toll, wenn sich die Jugend anarchisch verhält und ihre
Fragen stellt – auch unverschämte Fragen. Das passiert viel zu wenig. Und es
sind ja sie, die dann in dieser Welt leben müssen. Deswegen fand ich diesen Anspruch, mit dem diese Jungs da losmarschieren, toll. Auch, wenn das natürlich
viele verstören wird, weil die einen Haufen Scheiße bauen. Aber zwischendrin
sind sie auch sehr mitfühlend. Diese Mischung aus Wildheit und Zartheit hat
mich gerührt.
Der Film transportiert auch positive Energie, mit Technobeats und Stroboblitz …
Aber ja! Das ist auch eine filmische Entsprechung für die großen Extreme dieser
Zeit, denen die Jungs ausgesetzt sind. Dieser Kontrast hat mich für den Film
sehr gereizt: dass es so laut ist und so leise. Ich mochte, dass das so aufeinander knallt, und ich wollte das physisch schmerzhaft erzählen – auch für den
Zuschauer.
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
Start: 12.3.
Lesen Sie die Langfassung unter: trailer-ruhr.de/gespraech-zum-film
DO: sweetSixteen
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
30
trailer-ruhr.de Forum
Hintergrund
Zwei Schwestern zwischen Maskerade und Zuneigung
Er lebt dieses Leben
„3 Herzen“ Benoît Jacquot
Ein Mann verliebt sich in die Schwester seines versäumten Dates.
C Drama über eine unglückliche Ménage-à-trois
Wo die Liebe hinfällt, davon erzählt dieses französische Drama – im Guten wie
im Schlechten. Schicksal, Zufall und Fügung sind des Glückes Schmied. Und
natürlich können sie allesamt gleichermaßen auch Schmied des Pechs sein. So
auch bei Sylvie (Charlotte Gainsbourg), die des Nachts an einer Hotelbar Marc
(Benoît Poelvoorde) begegnet. Der charmante Steuerprüfer umgarnt die junge
Frau, die beiden verbringen eine schwerelose Nacht und verabreden sich in
Paris. Eine unglückliche Fügung vereitelt die Wiederbegegnung, das Leben geht
ohne einander weiter. Sylvie zieht mit ihrem Freund nach Amerika, Marc stößt
auf die die Antiquitätenhändlerin Sophie (Chiara Mastroianni). Die beiden
kommen einander näher, verlieben sich, das Glück scheint perfekt. Bis Marc
Sophies Schwester kennen lernt: Sylvie.
Zuletzt erzählte Dominik Graf mit „Die geliebten Schwestern“ von Friedrich
Schiller, der zwei Schwestern zugeneigt ist, jeder auf eine andere Art. Beide
Geschwister wissen von der Zuneigung der anderen. Auch „3 Herzen“ greift
auf eine solche Konstellation zurück, nur gestattet diese Geschichte nicht, dass
eine der Schwestern von der Zuneigung der anderen erfährt. Diese damit
ungleich tragischere Ménage-à-trois mag etwas unterkühlt inszeniert sein,
um letztlich zu dem ergreifenden Melodram zu reifen, das Regisseur Benoît
Jacquot („Villa Amalia“, „Lebe wohl, meine Königin!“) im Sinn hatte. Zugleich
aber gestaltet sich diese schicksalshafte Konstellation keine Sekunde kitschig.
Jacquot, der auch das Drehbuch schrieb, spinnt sein Schicksalsdrama über
einen langen Zeitraum, den er auch mal sprunghaft überbrückt. Doch immer
wieder hält ein Erzähler aus dem Off das spannungsgeladene Gefüge zusammen, wenn zum Beispiel vier Jahre nüchtern, aber pointiert zusammengefasst
werden mit: „Er lebt dieses Leben.“
Die Dreierkonstellation scheint so stabil wie brüchig. Jacquot meidet sowohl
in Hinblick auf Inhalt als auch auf seine Figuren Stereotypen, seine Protagonisten werden allesamt von mehr als bloß gegenseitiger Zuneigung geleitet.
Marc ist herzkrank, mit Sophie gelingt es ihm, sein Leben in gesunde Bahnen
zu steuern. Sophie ist ohne den Beistand ihrer Schwester, mit der sie den Antiquitätenladen führt, aufgeschmissen. Und für Sylvie ist Sophie der wichtigste
Mensch auf Erden.
Drei Herzen, die einander lieben, die dem anderen nicht wehtun möchten, was
wiederum durch die gegenseitige Zuneigung unvermeidlich scheint. Das Drama zeugt von Leidenschaft, Zerrissenheit, von Betrug, von Verantwortung und
von unterschiedlichen Formen der Liebe. Liebe, die Medizin sein kann, die heimelige Konstante ist oder impulsiv wiederkehrend. Damit erzählt Jacquot von
Prioritäten, von Entscheidungen, von Kompromissen und von Verzicht. „3
Herzen“ ist ein Drama über das Glück im Unglück und über das Unglück im
Glück.
HARTMUT ERNST
3 HERZEN
F/D/B 2014 - Drama - 106 Min - ab 6 J. - Regie: Benoît Jacquot
mit: Benoît Poelvoorde, Charlotte Gainsbourg, Chiara Mastroianni
Start: 19.3.
E: Filmkunsttheater
3 HERZEN – Am Rande
Der 1947 in Paris geborene Drehbuchautor und Regisseur Benoît Jacquot
drehte seit 1975 über 20 Spiel- und viele Fernsehfilme. Seine nicht immer
zu uns dringenden Werke, die sich stark auf Dialoge stützen, sind schwer
auf einen Nenner zu bringen, kümmert er sich doch ebenso gern um
Klassikerverfilmungen („Adolphe“ mit Isabelle Adjani, 2002) und Historiendramen („Marie Bonaparte“ mit Catherine Deneuve, 2004) wie um Beziehungsfilme („Die Entzauberte“, 1990, „Schule des Begehrens“ mit Isabelle
Huppert, 1998), Kriminalfilme („Hier und jetzt“, 2004), Opern („Tosca“,
2001) oder Dokus. Es war zunächst die Nouvelle Vague, die ihn inspirierte,
wenn er auch in einem Interview, erst seit 1990 wirklich die Art Filme zu
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
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drehen, mit denen er zufrieden sei. Sein Marie-Antoinette-Film „Leb wohl,
meine Königin!“ mit Léa Seydoux und Diane Kruger eröffnete 2012 die
Berlinale. Nach vielen Filmen mit weiblichen Hauptfiguren, stellt er im
Cannes-Beitrag „3 Herzen“ einen Mann ins Zentrum und schrieb dafür das
Drehbuch mit Julien Boivent, seinem Co-Autoren von „Villa Amalia“ und
„Tief in den Wäldern“. Wieder auf der Berlinale stellte er im Februar bereits
den Nachfolgefilm „Tagebuch einer Kammerzofe“ mit Léa Seydoux vor, der
ein Remake des Films von Buñuel ist. Nun bereitet er die Verfilmung der
Geisternovelle „Körperzeit“ von Don DeLillo vor.
JAN SCHLIECKER
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Asterix im Land der Götter
Focus
Seventh Son
Start: 26.2.
USA ‘14 - Komödie - Regie: G. Ficarra, J. Requa Start: 5.3.
GB/USA 2014 - Fantasy - Regie: Sergei Bodrov Start: 5.3.
Diesmal dient das Comic-Album „Asterix und die
Trabantenstadt“ von 1971 als Vorlage für den neuen
Film. Nachdem Cäsar mit Waffengewalt nichts
gegen sie ausrichten kann, sucht er die Gallier mit
einer Luxuswohnanlage zu befrieden und sie mit den
Verlockungen des Wohlstands abzustumpfen. Die
Hinkelsteine fliegen dabei erstmals in 3D.
HE
Gauner trifft Gaunerin: Nicky (Will Smith) ein erfahrener Trickdieb, verliebt sich in die Nachwuchsganovin Jess (Margot Robbie). Er bringt ihr Tricks
und Täuschung bei, dann ist es aus, und beide
gehen getrennte Wege. Bis sich beide in Buenos
Aires wiedersehen. Ein Coup steht an, doch wer
betrügt hier wen? Gaunerkomödie.
HE
Bevor im Sommer 2016 die „Ghostbusters“ als
weibliche Variante ins Kino zurückkehren, darf hier
der junge Tom in die Schule von Meister John (Jeff
Bridges) gehen, der ihn zum Geisterjäger ausbildet.
Und das ist bitter nötig, wartet doch das Böse in
Gestalt der Hexe Malkin mit allerlei schwarzer
Magie auf. Teenie-Simsalabim-Abenteuer.
HE
Shaun das Schaf – Der Film
Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden
Die Trauzeugen AG
GB ‘15 - Trickfilm - Regie: R. Starzack, M. Burton Start: 19.3.
ARG/ES ‘13 - Trickfilm - Regie: J. Campanella Start: 5.3.
USA ‘14 - Komödie - Regie: Jeremy Garelick Start: 12.3.
Sie übertreffen sich selbst, die Knet-Stop-MotionFilmemacher aus Großbritannien! Mit einem Großaufgebot an Witz, Ideen und Zitaten schicken sie
Shaun samt Herde, Bitzer den Hund und den Bauern in die Großstadt. Dort verliert der Bauer sein
Gedächtnis und die Tiere spielen Katz und Maus mit
einem Tierfänger. Temporeich, originell, famos! HE
Joe Dantes „Small Soldiers“ folgen hier nun die
Small Soccers: Eine ganze Tischfußballtruppe erwacht zum Leben, um den Kickerprofi Joachim
beizustehen. Der bekommt es nämlich mit dem
fiesen Fußballstar Ronaldo zu tun, der alles daran
setzt, Joachims Spielleidenschaft und die Zuneigung zur hübschen Laura zu torpedieren.
HE
Doug fehlt eigentlich nur noch eine Sache für die
geplante Hochzeit: Trauzeugen. Doch auch dafür
gibt es Dienstleister. Und Doug bestellt gleich sieben Nerds, die auf die Schnelle seine besten Freunde werden sollen. Eine eingangs durchaus anregende Komödie über gekaufte Freundschaft, die
schließlich erwartungsgemäß überdreht endet. HE
The Boy Next Door
Project: Almanac
Die Bestimmung – Insurgent
F 2014 - Trickfilm - Regie: L. Clichy, A. Astier
USA 2014 - Thriller - Regie: Rob Cohen
Start: 19.3.
USA 2014 - SciFi - Regie: Dean Israelite
Start: 5.3.
USA 2015 - SciFi - Regie: Robert Schwentke Start: 19.3.
Claire (Jennifer Lopez), Lehrerin und alleinerziehende Mutter, lässt sich auf einen One-Night-Stand
mit ihrem jungen Nachbarn Noah ein. Doch schon
bald bereut sie die Nacht: Der Lover will mehr,
macht entsprechend Druck und kommt dabei auch
Claires Sohn gefährlich nah. Thriller von Rob Cohen
(„Daylight“, „The Fast and the Furious“).
HE
„Transformers“-Regisseur Michael Bay produzierte
dieses Sci-Fi-Abenteuer, in dem zwei Kumpels eine
Zeitmaschine aktivieren. Damit reisen sie zurück in
die jüngste Vergangenheit und ändern die nahe Zukunft. Dieser Verstoß gegen die Oberste Direktive
hätte Captain Kirk gar nicht gefallen. Tja, hätten die
Jungs besser mal auf den gehört.
HE
Nachdem im ersten Teil die Fronten geklärt und die
Verschwörung entschlüsselt wurden, befinden sich
Tris, Four und Caleb auf der Flucht vor Jeanine
(Kate Winslet). Tris setzt alles daran, die Wahrheit
über die Vergangenheit ihrer Welt herauszufinden.
Robert Schwentke („Flightplan“) inszenierte die
Fortsetzung der Teenie-Dystopie.
HE
Chappie
Cinderella
Afrika – Das magische Königreich
Start: 5.3.
USA 15 - Fantasy - Regie: Sir Kenneth Branagh Start: 12.3.
GB 14 - Doku - Regie: P. Morris, N. Nightingale Start: 5.3.
Auch im dritten Science-Fictioner des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp spielen Roboter tragende Rollen. Hier nun erledigen sie in
naher Zukunft die Polizeiarbeit. Einer von ihnen
heißt Chappie. Chappie wird gestohlen, umprogrammiert und entwickelt ein eigenes Bewusstsein. Das gefällt seinen Erbauern gar nicht. Mit
Hugh Jackman.
HE
Ob Regisseur Kenneth Branagh den All-Time-Favorit
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ toppen kann?
Zumindest opulenter und starbesetzter gibt sich
seine Hollywood-Variante, in der das Waisenkind
den Intrigen der Stiefmutter (Cate Blanchett) und
deren Töchter ausgesetzt ist.
HE
Noch einmal nähert sich ein Trupp Filmemacher
dem afrikanischen Kontinent, diesmal mit moderner 3D-Technik. Ob im Wald, durch die Wüste,
unter Wasser oder auf dem Eis: Durch sieben
unterschiedliche Regionen führt diese Doku und
erzählt von Flora und Fauna des Kontinents. Synchronisationslegende Christian Brückner verleiht
darin der Natur seine Stimme.
HE
USA 2015 - SciFi - Regie: Neill Blomkamp
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15.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Cinderella
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trailer-ruhr.de Forum
Literatur-Portrait
Autor Frank Schulz läuft in Bochum ein, Foto: Gunter Glücklich
Ladung zum Idiomentest
Der Hamburger Autor Frank Schulz zu Gast im Ruhrgebiet
Er hatte das Glück nicht immer auf seiner Seite:
Als 2001 sein genial-verschrobener Roman „Morbus Fonticuli“ von den ersten Feuilletons euphorisch begrüßt wurde, meldete nahezu zeitgleich
sein Verleger Konkurs an, und es fehlte nicht nur
an Werbung, sondern auch an funktionierenden
Vertriebsstrukturen, um das Buch an die Leser zu
bringen. Was für so manche Schriftstellerkarriere
einen tiefen Einschnitt, wenn nicht das Aus bedeutet hätte, brachte Frank Schulz zu einem großen Publikumsverlag. Eichborn Berlin (seit 2009 als
Galiani Berlin unter dem Dach von Kiepenheuer
& Witsch) zeigte den richtigen Riecher, und die
Taschenbuchausgaben seiner früheren Werke sind
bei Rowohlt auch nicht schlecht aufgehoben…
2012 wagte sich Schulz auf das Terrain des Krimis
– ein sehr glattes Eis, gibt es doch in der Krimileserschaft etliche Puristen, für die Abschweifungen
von der reinen Story als überflüssiges Beiwerk
gelten. Und Abschweifungen sind charakteristisch
für das Schulz‘sche Schaffen – nicht ohne Grund
wird Laurence Sterne zuweilen in einem Atemzug mit Schulz genannt. Sein Ermittler (man mag
dieses Wort beinahe nur mit Anführungsstrichen
benutzen) Onno Viets entspricht so gar keinem
Krimiklischee. Der phlegmatische Nichtskönner
(außer mit Noppensocken an der Tischtennisplatte) schlurft eher durch seinen ersten Fall hindurch,
während um ihn herum durchaus blutige Action
brodelt. „Mein Ideal war, einen Ton zu finden, der
sich mischt zwischen ‚Fargo‘ von den Coen-Brüdern und ‚Twin Peaks‘ von David Lynch“, schilderte
Schulz seine Ambitionen damals.
In Zungen reden
Schulz ist die Krimihandlung beileibe nicht egal,
doch sein Augenmerk gilt der Sprache. Kein anderer Autor kann ihm in Punkto Sprachgefühl das
Wasser reichen. So wird Schulz gerne als Erbe
Arno Schmidts gehandelt, hinter dessen Lautmalereien und Zettelkästen weit mehr Humor steckt
als mancher beim Anblick von „Zettel‘s Traum“
ehrfurchtsvoll erstarrte Leser glauben mag. Der
Schulz‘sche Humor kommt weniger verschlüsselt
daher, zeichnet sich dennoch durch große Finesse aus. Seine Figuren sind im wahrsten Sinne des
Wortes Charaktere, die bis in kleinste Eigenheiten
durchdacht sind. Da sind Dialekte und Soziolekte
erst die Vorstufe einer wirklich lebensnahen Dialogführung. Seine Protagonisten pflegen sprachliche Marotten, äußern immer wiederkehrende
Lieblingswörter und, ja, -Laute.
Dies macht auch eine Lesung von Frank Schulz
zu einem Erlebnis. Dabei ist er keine Rampensau,
wirkt eher zurückhaltend auf der Bühne – bis seine
Protagonisten aus ihm zu sprechen beginnen.
Sein zweiter Fall verspricht Privatdetektiv Onno
Viets eigentlich ein gehöriges Maß Entspannung
– gilt es doch lediglich, den von mannigfaltigen
Ängsten geplagten Donald Maria Jochimsen auf
einer Kreuzfahrt zu begleiten. Jener Jochimsen,
zu dessen Schwächen eine ausgeprägte „Viktimophobie“ (Angst, Opfer einer Gewalttat zu werden)
zählt, will auf dieser Reise einer Sängerin und Tänzerin von FLIP Cruises den Hof machen, die er bislang nur per Mail und SMS kannte. Für Onno, der
seit dem blutigen Drama aus Band eins an einer
posttraumatischen Belastungsstörung leidet, die
Gelegenheit, auszuspannen und gleichzeitig die
klammen Finanzen aufzubessern.
Arche-Typen
Wie Schulz im Gespräch erklärt – und wie der aufmerksame Leser in Andeutungen erkennen kann –
schließt diese Kreuzfahrtgeschichte zeitlich nicht
unmittelbar an den ersten Band an. Als Schulz jedoch mit dem zweiten Onno-Abenteuer mit dem
Arbeitstitel „Onno Viets und der weiße Hirsch“
nicht so recht weiterkam, beschloss er, sich zunächst einer anderen Onno-Geschichte zu widmen. Die Story selbst war ihm zu dem Zeitpunkt
schon klar, nur noch nicht, wo er sie ansiedeln
würde: „Irgendwann kam mir dann die Idee mit
dem Schiff, die durch die Einheit von Zeit und Ort
sehr genau meinen Vorstellungen entsprach. Ich
finde das Sujet aber auch metaphorisch interessant: In Zeiten, in denen der Meeresspiegel steigt,
steigen auch die Fahrgastzahlen von Kreuzfahrten
unaufhörlich. Das hat etwas Arche-haftes.“ Zu
Recherchezwecken hat Schulz dann tatsächlich
an einer Kreuzfahrt teilgenommen. Gemeinsam
mit dem befreundeten Reisejournalisten Jan Jepsen hat er sich an TUI gewandt und dabei gleich
mit offenen Karten gespielt: „Ich habe denen gesagt, dass ich einen Roman auf einem AIDA-Schiff
spielen lassen will und dass eine der Figuren das
alles toll finden wird, die andere aber sehr deutlich Scheiße. Als erste Reaktion kam dann auch
eine verständliche Ablehnung, aber nach ein paar
Tagen hatten die dann doch entschieden, das Projekt zu sponsern. Erst viel später, beim Sortieren
meiner Ablage, ist mir aufgefallen, dass ich in
einem Interview zum ersten Onno Viets Roman
mal mit dem Gedanken gespielt habe, Onno auf
33
eine Kreuzfahrt zu schicken.“
David Foster Wallaces „Schrecklich amüsant –
aber in Zukunft ohne mich“ hat Schulz selbstverständlich gelesen: „Das ist ja ein Standardwerk
zum Thema. Ich habe aber auch alle möglichen
Zeitungsschnipsel und Meldungen über Kreuzfahrten gesammelt.“ Da wundert es nicht, dass
Schulz aus dem Stehgreif Passagierzahlen parat
hat und auch sonst tief in die Mentalität eingetaucht ist, die Menschen dazu bringt, den Urlaub
in einer schwimmenden Stadt zu verbringen. „Die
Leute wollen aufs Schiff. Man ist unterwegs mit
allen Bequemlichkeiten und der Zerstreuung eines
Cluburlaubs.“
Heimat-Revier
Unterwegs ist Schulz nun auch wieder, auf Lesereise. Am 19. März führt ihn die Tour in die Bochumer
Rotunde – auf Einladung des Literaturmagazins
Macondo. Zu Bochum hat er eine besondere Beziehung: Als er 1992 gemeinsam mit Harry Rowohlt
in Essen zum Thema „Durst“ gelesen hat, war dies
bereits von Bochum aus organisiert. „Harry hatte
ich kurz vorher kennengelernt. Er hatte schon von
seiner ‚Westkurve‘, seinen Fans aus dem Ruhrgebiet geschwärmt.“ Kein Wunder, dass der Abend
schließlich gemeinsam mit den damals noch nicht
zerstrittenen Tresenlesern Frank Goosen und Jochen Malmsheimer im Bochumer Paddys endete
– jedenfalls endet an diesem Ort die Erinnerung…
Schulz, der bekennende Liebhaber jeglicher regionaler, sozialer oder sonstwie auffälliger Sprachfärbung, hegt große Sympathie für die hiesige
Mundart: „Vor vielen Jahren hat mir Malmsheimer
mal das Ruhrgebietswörterbuch „Hömma“ geschenkt, das hat einen festen Platz auf meinem
Schreibtisch. Wenn ich für eine Geschichte eine
Figur bräuchte, die Pottslang sprechen würde,
dann bekäme ich das hin. Das geht auch über das
rein Sprachliche hinaus: Ich glaube schon, dass
zwischen den Norddeutschen und Ruhrgebietlern
eine große Harmonie herrscht. Die Mentalität, die
manchmal auch raue Offenheit ähnelt sich.“
Und in Bochum kann er sich auch wieder eines
herzlichen Empfangs sicher sein.
FRANK SCHORNECK
Frank Schulz: „Onno Viets und das Schiff der
baumelnden Seelen“ | Galiani Berlin | 19,99 €
Lesung in der Rotunde Bochum | 19.3. 20 Uhr
Wortwahl
ComicKultur
Autobiografie und Fantasie
Falsche Fluchtrichtungen
Autobiografische Stoffe waren in den letzten Jahren ein großes Thema. Und
zwar nicht unbedingt bei den Altmeistern, die am Ende ihrer Reise auf ein
langes, ereignisreiches Leben zurückblicken. Zwischenzeitlich schien es so,
als würde jeder Comiczeichner für sein Debüt erst mal seine Biografie auf
halbwegs Erzählbares abklopfen. Bevor damit nun ein ganzes Genre diskreditiert wird: Einige der großartigsten Graphic Novels der letzten Jahre waren
Autobiografien oder autobiografisch gefärbt. Und wenn man genau ist, dann
ist ja auch das spannende Genre der Reportagecomics meist aus autobiografischen Erlebnissen gespeist. Ein weiterer Grund, den Blick von autobiografischen Comics nicht abzuwenden erschien dieser Tage beim Berliner Verlag
Reprodukt. „MSGL – Mein schlecht gezeichnetes Leben“ tanzt bereits mit
dem Titel auf der Metaebene und spielt auch auf den 140 Seiten voller Jugenderinnerungen nicht nur mit der Zeitachse, sondern auch mit den verschiedenen
Wahrnehmungsebenen des nicht selten berauschten, oft depressiven und mitunter psychotischen Autors Gipi. Und trotzdem erzählt Gipi mit humorvollem
Ton. Kunststück, wenn man am Ende doch noch ein gefeierter Comiczeichner
geworden ist. Ebenfalls autobiografisch ist „Der Araber von morgen“ von
Riad Sattouf. Der Franzose, der zehn Jahre lang für Charlie Hebdo arbeitete
und gerade seinen zweiten Spielfilm „Jacky im Reich der Frauen“ mit Char-
Bei uns wollen wir sie nicht haben, aber selber nehmen wir uns das Recht
raus, überall auf der Welt unser Glück zu finden. Als ob wir Nordhalblinge den
verarmten Süden unseres Planeten bereichern würden, während dieses Flüchtlingsgesocks nichts anderes wäre als marodierende Diebesbanden. Dabei: Wer
importiert denn die Spielregeln und exportiert das leicht eroberte Hab und Gut
flugs in die sicheren Festen seiner Hemisphäre – um dann schnell die Tür zuzuschlagen?! Da dieses Prinzip für den Normalbürger aber nicht mal soeben von
Wirtschaftsmagnaten und Entwicklungshilfeministern kopierbar ist, dümpelt er
immer noch in seinem American Dream:
lotte Gainsbourg in den deutschen Kinos zeigt, lebte als Kind einer Bretonin
und eines Syrers viele Jahre in arabischen Ländern. Über die teils verstörenden
Alltagserlebnisse berichtet er mit dem naiven Blick eines Kindes und lässt die
Ereignisse umso fragwürdiger erscheinen, ohne westlich-rationalistische Kritik
auffahren zu müssen (Knaus).
Entgegen gängiger Spielregeln lässt der Held alles stehen und liegen, um auf
einem Roadtrip durch anderer Leuts Probleme seine Befreiung zu finden. Irgendwie traurig, aber – wie gesagt – Mitleidsboni gibt‘s da keine.
In diesen Büchern finden sich keine Paradiese
Fantastisch, fantastischer, am fantastischsten
Mit Autobiografie hat Étienne Davodeaus „Der schielende Hund“ nichts zu
tun. Davodeau fantasiert über die Regeln der Kunstwelt. Der Museumswärter
Fabien will der Familie seiner neuen Freundin einen Gefallen tun und versucht,
ein Bild eines Ahnen im Louvre unterzukriegen. Dabei gerät er an den merkwürdigen Geheimzirkel „Republik Louvre“. Dort ist man sehr an Fabiens Idee,
eine Art umgekehrter Kunstraub, interessiert. Davodeau umspielt mit seiner
leichten Geschichte die Frage „Was ist Kunst?“
(Egmont).
Noch fantastischer: Isabel Greenbergs „Die Enzyklopädie der Frühen Erde“
ist eine archaische, von allen möglichen Mythologien durchzogene Geschichte, die einen Geschichtenerzähler über die ganze Erde führt: Einst dreigeteilt,
damit drei Schwestern, die ihn als Findelkind aufnahmen, jeder einen Teil bekommt, und später wieder zusammengefügt, weil‘s wohl doch keine so gute
Idee war, fühlt er sich fortan, als fehle ihm noch ein Stück seiner Seele. Daher
reist er um die Welt, landet auf merkwürdigen Inseln voller Gefahren, trifft auf
brutale Wikinger, denen er sich als Geschichtenerzähler vorstellt, die ihm wiederum ihre Geschichten erzählen – und so weiter und so fort. Und so reiht sich
eine Erzählung an die nächste, noch fantastischere Geschichte. (Suhrkamp).
Am fantastischsten: Mit dem Leporello „Ferien im Sumpf“ schließt Marijpol
an ihren Comic „Eremit“ an und beobachtet ihre sonderbaren Protagonisten
beim Chillen: Die Mutationen aus „Eremit“ finden hier einen Alltag, der auf
groteske, aber auch anrührende Art mit ihren körperlichen Deformationen kollidiert. Aber auch die absonderlichsten Fantasiegestalten haben ein Recht auf
Normalität (Avant Verlag).
Klaus Barski „Sweet Florida Keys“ [Solibro]: Gut Peter Reynolds, Sohn eines
US-Soldaten und einer Bremerin, könnte auf seine persönliche Geschichte pochen. Im Grunde jagt er jedoch auch nur von privatwirtschaftlichem Erfolg
zu Misserfolg, um irgendwann möglichst weit oben anzukommen. Was einen
trotzdem für ihn einnimmt? Sein offener Erzählstil, schonungslos auch gegenüber sich selbst, als stünde man mit „Groschen-Peter“ persönlich am Tresen.
/ Volker Surmann „Extremely Cold Water“ [Voland & Quist]: Weit weniger
Sympathy will sich hingegen für Eugen Thomas einstellen. Tja, dieses „irgendwas mit Medien machen“ kann schon mal zu ’ner Kurzschlussreaktion führen.
Erst recht nicht, nachdem man einen Blick auf die andere Seite des Rio Grande
riskiert hat. Orfa Alarcón „Königin und Koyoten“ [Wagenbach]: Wer in Mexiko der Armut entfliehen will, muss sich auf das Spiel der Narcos einlassen. Ein
explosives Gemisch aus Gewalt und Reichtum, das in seiner abgef***ten Coolness beinahe sexy wirkt – bis man sich wie Fernanda in fataler Selbstauflösung
drin verstrickt hat. Kompromisslos und unbarmherzig, als würde Santa Muerta
persönlich rappen. / Richard Lange „Angel Baby“ [Heyne]: Weit unschuldiger
kommt da Luz rüber – auch wenn die Narco-Prinzessin erstmal die Hausdiener
erschießen muss, um ihrem ‚Prinzen‘ entfliehen und in den USA endlich wieder
ihre Tochter in die Arme schließen zu können. Neoromantische Hard-BoiledAction, deren schwarzer Schatten auf immer und ewig über den Protagonisten
liegen wird.
Und wie tickt er tatsächlich, der Social Beat im Gelobten Land, der scheinbar
immer noch das Gros der Welt in seinen Bann zieht? Charles Bukowski „Hot
Water Music“ [Kiepenheuer & Witsch]: Soziale Wärme hat der Altmeister des
Genres jedenfalls nie versprüht. Warum sollte das in diesem weiteren StoryBand aus seinem Nachlass anders sein?! Zu feiern gibt es maximal Zwischenhochs. Doch Goldadern versiegen schneller, als man schöpfen kann. Vielleicht
sollten die Amis Hank endlich zur Pflichtlektüre für alle Immis und Flüchtlinge
machen. / Megan Mayhew Bergman „Wuchernde Paradiese” [MetroLit]: Aus
weiblicher Perspektive, auf andere Weise ‚biestig‘ bringen diese pechschwarzen
Kleintierzooerzählungen die sozio-emotionale Schieflage unserer Gesellschaft
auf den Punkt. Mit diabolischem Grinsen zwischen Schwangerschaft und Gnadenschuss: Ist der Mensch des Menschen Bestie, bleibt ihm die Freundschaft
nur zum Tier.
LARS ALBAT
CHRISTIAN MEYER
trailer verlost 1x „Der Araber von morgen“, Knaus Verlag.
E-Mail bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Der Araber
trailer verlost 1x „Hot Water Music“ von Charles Bukowski, KiWi.
E-Mail bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Charles Bukowski
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Textwelten
Bildung für Ihren Erfolg
mit Brief und Siegel
Meisterkurse
lit.Cologne-Gast James Ellroy, Foto: Marion Ettlinger
Amerikaner am Rhein
Die lit.Cologne verspricht ein starkes Programm
keine Wartezeit nach Gesellenprüfung
Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG
Vollzeit und berufsbegleitend
Module einzeln buchbar
Akademie für Unternehmensführung
Zum 15. Mal öffnet die lit.Cologne die Türen der Veranstaltungssäle, um die
erwarteten 80.000 Besucher zu empfangen, die sich während der Festivaltage etwas vorlesen lassen möchten. Insgesamt zog es eine Million Menschen seit der Premiere 2001 zu den Literatur-Events. Das Publikumsinteresse in der Stadt und im Land scheint auch nach zweieinhalb Jahrzehnten
ungebremst vorhanden zu sein, wie der Vorverkauf einmal mehr beweist.
Umso erstaunlicher, dass man erst im 15. Anlauf einen „Köln-Abend“ veranstaltet. Trotzdem eine gute Idee, denn der Abend in der Oper am Dom
soll von den Gästen, zu denen etwa Gerd Köster, Mariele Millowitsch oder
Joachim Król zählen, in Erfahrung bringen, warum diese Stadt so stark polarisiert. Dem trauten Heimatgesäusel soll der Kampf angesagt werden, und
die verschmähte Liebe manches Zugereisten, die sich gerne in zornigen
Schmähungen entlädt, will der Abend erklären. Mitunter schwingt sich der
rheinische Mensch ja zu wahrer Größe auf, deshalb wird der Abend auch
einen Blick auf Rolf Dieter Brinkmann werfen, der kein Halten kannte, wenn
er seinem Hass gegenüber den Kölnern Ausdruck verleihen konnte. Ausgerechnet nach ihm hat die Stadt ihre wichtigste Literaturförderung benannt.
Psychologie der derben Sorte ist ebenfalls gefragt, wenn T. Coraghessan
Boyle seinen Roman „Hart auf hart“ vorstellt, der uns begreiflich macht,
warum die Amerikaner vermeinen, ein gutes Leben nur mit der Waffe in der
Hand führen zu können. Jemand, der aus eigener Erfahrung weiß, welche
Katastrophen Gewalt im Leben der Opfer und ihrer Familien anzurichten
vermag, kommt mit James Ellroy nach Köln. Er las auch schon vor Jahrzehnten in der Domstadt, als er international nur als Talent des Krimi-Genres gehandelt wurde. In den USA genießt die lit.Cologne einen guten Ruf,
anders ist nicht zu erklären, dass sogar Renata Adler, eine der großen alten Damen der Amerikanischen Literatur, die Reise nach Deutschland nicht
scheut. Nach „Rennboot“ stellt sie nun ihr legendäres Buch „Pechrabenschwarz“ vor. Lily Brett kommt ebenfalls aus New York an den Rhein, um
aus ihrer Zeit als Hippie-Reporterin des Rolling Stone zu erzählen. Eine Zeit,
in der auch der neue Roman „Miss Blackpool“ von Nick Hornby spielt, in
dem eine Blondine ihren Titel als Schönheitskönigin ausschlägt, um dann in
London richtig Karriere zu machen. Hornby hat noch jedes Buch auf der lit.
Cologne vorgestellt und in Deutschland möglicherweise mehr Leser als im
heimatlichen England.
Besonders prominent ist das Thriller-Kontingent in diesem Jahr besetzt mit
Tana French, Jussi Adler-Olson, Tony Parsons oder Adrian McKinty. Da will
dann auch Bastian Pastewka mitmischen, der Francis Durbridges Serienhelden „Paul Temple“ zum Leben erweckt, indem er auf der Bühne alle Geräusche der Hörspielfassung selbst produziert. Manchmal drohte die lit.Cologne schon Opfer ihres Rufes zu werden, als hartnäckig ausgestreut wurde,
nach Neujahr seien allen Karten für den März ausverkauft. Dem ist nicht
so, die Stadt brodelt während der Tage zwischen dem 11. und 21. März, da
geht immer noch etwas.
THOMAS LINDEN
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BIO
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Heldenmarkt
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28./29. MÄRZ 2015
Jahrhunderthalle Bochum
Samstag 10 – 20 Uhr | Sonntag 10 – 18 Uhr
Eintrittspreise: 8 EUR | ermäßigt 6 EUR | Kinder bis 14 Jahre frei
Online-VVK: 7 EUR | 5 EUR ermäßigt
lit.Cologne | 11.3.-21.3. | www.litcologne.de
35
Literatur-Kalender Ruhr
03.03.2015
22.03.2011
11.03.2015
24.03.2011
18.03.2015
19.03.2015
30.03.2011
24.03.2015
„Wir
Kinder
Ostpreussens
- Zeugen
einer verFürletzten
immer
anders
– Wenn
Familien
gessenen Generation“
Zeiten
Trauer
erleben
Lesung
und der
Gespräch
mit der
Autorin Freya Klier anlässlichKinder,
des Endes
des
2.
Weltkrieges
70 Jahren
Jugendliche und vor
Erwachsene
In ihrem bewegenden und aufwühlenden Buch zeichnet
haben
Fragen und
Gedanken,
Freya
Klier viele
die dramatischen
Schicksale
von sieben Kindern
aus Ostpreussen
nach, von denen
nur einem Jungen
wenn
lebensbegrenzende
Krankheit,
die Flucht gelingt, ein Mädchen kurz vor dem Hungertod
Tod
und
das,wird
was
danach
vonder
einer
Estin
gerettet
– die
anderenkommt,
für drei Jahre in
Kaliningrad
eingeschlossen
bleiben.
aktuell wird. Gespräch und Vortrag
Nach Jahrzehnten des Schweigens erhalten sie endlich die
anhand von
Beispielen aus zu
dererzählen
Gelegenheit,
ihre Kindheitsgeschichte
Eintritt:
10,00 € Trauerpraxis.
- 19.30 Uhr
alltäglichen
Eintritt:
8,00weil¼ sonst
- 19.30
Uhr
„Immer
ist was,
wär ja
nix.
Mein Alltag in 33 Katastrophen“
Das Progamm zum Buch mit dem Kaberettisten Kai MagGott
nus
Stingsei Dank in der Welt! Kamikaze-Kabarett
aus Duisburg:
KaiKirche
Magnus Sting durchEin Konzil verändert
die
lebt in seinem neuen Programm die großen und kleinen KaAuf derdes
Grundlage
Publikation
tastrophen
Alltags, die der
wir alle
kennen: Immer ist was
mit“Die
der Familie!
Immer
ist
was
mit
den Nachbarn! Immer ist
Kirche der Weltgesellschaft.
was im Büro! Nie geht alles glatt. Und das ist auch gut so
Das II.15,00
Vatikanische
Eintritt:
€ - 19.30 UhrKonzil und die
Globalisierung des Katholizismus“
Lebenskönnerschaft – Impulse aus der Philosophie
Dr. Stefan Nacke sollen nach
dervon
Lebenskunst
Filmgespräche
im Medienforum
einem Impulsreferat
des Autors aus
Leitung: Marcus Minten, Mülheim
unterschiedlichen Perspektiven die
Themen
Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG
Herausforderungen, die heute mit
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP
dem Zweiten Vatikanischen Konzil
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP
Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV
für die Menschen verknüpft sind,
Ŗ8QPFGT.KGDG\WO.GDGPWPF\W
diskutiert
werden.
einem
Darüberhinaus
Eintritt:
frei frei
- 19.30
Uhr Uhr
Eintritt:
- 19.30
„Mehr Leben. Warum Jung und Alt zusammengehören“
Die hohe Kunst der Weltrettung
Lesung und Gespräch mit Hennning Scherf
Das
auseinander.
dem wirklich
Jung
undKomischste
Alt – wir brauchen
Der Umgang miteinander
ist eineLeben
Bereicherung
für beide
Seiten. Wer älter wird,
wahren
mit dem
Kabarettisten
kann Erfahrungen aus früheren Lebensphasen abrufen - ein
Kai Reichtum,
MagnuseinSting
innerer
mehr an Leben und eine Grundlage für
dieAls
Fähigkeit,
sich der
in andere,
gerade in Jüngere
Rastelli
gesprochenen
undeinzufühlen.
Eintritt: 12,00 € - 19.30 Uhr
geschliffenen Rede, als gnadenloser
„Vaterjahre“
Menschenbeobachter und MenschenLesung und Gespräch mit Michael Kleeberg
kenner, als Parodist des Lebens,
&GT4QOCPGT\¼JNVXQPFGT.KGDGWPF5QTIGGKPGU8CVGTU
vonTerrorist
Selbstbehauptung
im Beruf,
der Konfrontation
des Wortes
undvonMeister
des mit
Kindheit und Familie, den Abgründen der Freundschaft,
Zwischenmenschlichen
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Todes.
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desGepäck
mühevollen
ReifeprozesLieblingsnummern
und
die
ses und der Bewährungsproben Karlmann Renns, der sein
ein ohne
oderdieandere
neue
Geschichte.
Leben
Tröstungen
der Religion,
der Kunst und der
Philosophie
meistern
muss.
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
Eintritt: 12,00 € - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
medienforum@bistum-essen.de
Karen Köhler angelt Raketen in Herne, Foto: Julia Klug
Literatur-Termine im März
Bochum – Stadtbücherei
Dortmund – Mayersche Buchhandlung
0234 910 24 96
0231 80 90 50
BoLit: Es ist ein Wolkenziehen
Di 17.3. 20 Uhr
Die „Bochumer Literaten“ haben sich im
vergangenen Jahr neu aufgestellt, daher
gibt es zur Jahreslesung ein paar neue
Stimmen zu hören.
Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenwut
Do 19.3. 20.15 Uhr
Der in Gelsenkirchen geborene
Wahlostfriese präsentiert den
mittlerweile neunten Fall der
Kommissarin Ann Kathrin Klaasen.
Bochum – Rotunde
Duisburg – Ehemaliges Café „Alex“
0234 961 66 20
0203 28 54 40
Frank Schulz: Onno Viets und das Schiff
der baumelnden Seelen
Do 19.3. 20 Uhr
Tipp! Siehe Literaturportrait dieser
Ausgabe.
Michael Kleeberg: Vaterjahre
Mi 11.3. 20 Uhr
Ein Mann zwischen Frau(en), Kindern,
Arbeit, Freunden – der „Karlmann“Zyklus geht weiter.
Ulla Hahn: Spiel der Zeit
Fr 20.3. 20 Uhr
War sie lange Zeit als Lyrikerin
bekannt, wusste Ulla Hahn mit dem
autobiografisch geprägten Roman „Das
verborgene Wort“ 2001 zu überzeugen.
Der dritte Teil des Epos führt in die
1968er Jahre.
Bochum – Fräulein Coffea
0234 62 34 48 75
Fritzi Bender: Balduin sieht rot
So 22.3. 11 Uhr
Die Bochumer Kabarettistin und
Kinderbuchautorin stellt mit
Bilderbuchkino und Handpuppenspiel ein
neues Abenteuer des frechen Chamäleons
Balduin vor – für Kinder ab 5 Jahren.
Bochum – Schauspielhaus, Kammerspiele
0234 333 30
Max Goldt: Schade um die schöne
Verschwendung
Do 12.3. 20 Uhr
Der März bringt gleich zwei Träger des
Kasseler Literaturpreises für grotesken
Humor nach Bochum. Viele Jahre vor
Frank Schulz wurde Max Goldt bereits
mit diesem Preis geadelt – und der
Abend im Schauspielhaus ist garantiert
nicht verschwendet…
Dortmund – Ekamina im Sissikingkong
0231 728 25 78
Sascha Bisley: Zurück aus der Hölle
Do 26.3. 20 Uhr
Der von der taz als „CurrywurstBukowski“ bezeichnete Blogger,
Filmemacher und Piercer erzählt
in seiner im März erscheinenden
Autobiographie seine Wandlung vom
Stratftäter zum Sozialarbeiter.
Dortmund – Buchhandlung transfer
0231 28 65 83 90
Mukoma wa Ngugi: Black star Nairobi
Di 17.3. 20 Uhr
In seinem neuen Kriminalroman
konfrontiert der Autor von „Nairobi
Heat“ seine Helden mit den vielen
Grauschattierungen zwischen
Terrorismus und Geheimdiensten.
Den deutschen Lesepart übernimmt
Schauspieler Till Beckmann.
Hanns-Josef Ortheil: Die Berlinreise /
Blauer Weg
Di 24.3. 20 Uhr
Ortheil stellt an diesem Abend zwei
seiner ganz persönlichen Bücher
gegenüber. Nachkriegszeit und
Nachwendezeit werden so miteinander
verknüpft.
Essen – Buchhandlung Proust
0201 23 40 44
Gertrud Leutenegger: Panischer
Frühling
Mi 11.3. 20 Uhr
Ihr Roman über den durch den Vulkan
Eyjafjallajökull verursachten Stillstand
des Alltagslebens stand auf der Shortlist
zum Deutschen Buchpreis. Nun ist die
Schweizerin zu Gast bei Navid Kermani
und Claus Leggewie.
Herne – Alte Druckerei 1926
02323 14 76 70
Karen Köhler: Wir haben Raketen
geangelt
Do 19.3. 19.30 Uhr
Durch die Teilnahme am BachmannWettlesen machten ihr Windpocken
einen Strich – doch ohne Literaturpreis
bleibt sie nicht. Kurz vor ihrer Lesung
in Herne erhält sie den Rauriser
Literaturpreis.
Moers – Zentralbibliothek
02841 20 17 53
Sabine Heinrich: Sehnsucht ist ein
Notfall
Fr 6.3. 20.15 Uhr
Der Debütroman der charmantesten
Zahnlücke des Westdeutschen Rundfunks
schickt eine Enkelin samt resoluter Oma
auf eine komisch-melancholische Reise
durchs winterliche Italien.
Schwerte – Rohrmeisterei
02304 201 30 01
Whisky on Stage
Sa 28.3. 19.30 Uhr
Die Bochumer Kultveranstaltung
„Whiskylesung“ bringt launige Texte
und Musik rund um das flüssige Gold zu
Gehör. Und die Verkostung edler Brände
rundet den Abend ab.
Empfehlungen von Frank Schorneck
36
Popkultur an der Ruhr
Improvisierte Musik in NRW
Deep Schrott, Foto: HelmutHergarten.com
Immer todschick: Heinz Strunk, Foto: Dorle Bahlburg
Fest in Müllers guter Stube
Schwachsinn der Verständlichkeit
Von Olaf Weiden
Hans Martin Müller hat das Bundesverdienstkreuz erhalten, ein Querflötenspieler aus Moers, der am Niederrhein die Weichen auf Improvisierte Musik
gestellt bekam. Er landete später selbst als Querflötist in der Klassik, Romantik
und Moderne der E-Musik im WDR Sin„Deep Schrott, ein unglaubfonieorchester, eine angesehene und gut
liches Kollektivunikat mit
dotierte Stelle, die erst vor kurzem auslief.
klingendem Tiefgang“
Müller: „Die würde ich heute nicht mehr
bekommen“, sagt der ehemalige Dozent
der Musikhochschule, ein Realist, der damit auf die enormen Fortschritte bei
den heutigen Ansprüchen an junge Orchestersolisten anspielt. Er selbst ist ein
exzellenter Techniklehrer, und er besitzt einen guten Draht zu Menschen.
Den, gepaart mit Geduld, Nerven, Arbeitskraft, Organisationstalent und dem
nötigen Kleingeld, benötigte Müller in der preiswürdigen Geschichte seines
Lofts, einem nach 25 Jahren etablierten Konzertraum in Köln-Ehrenfeld, angesiedelt in einer ehemaligen Parfümfabrik, heute perfekt nach allen Auflagen gesichert und als Tonstudio in der ganzen Welt berühmt. Allein die
technischen Möglichkeiten und die Existenz bester Konzertflügel ließ das Loft
zur künstlerischen Heimat vieler Musiker werden. Im März – diesen Anschein
erweckt das Programm – feiert Müller sich und seine Bühne mit einem bunten Wahnsinnsprogramm, mit internationalen Stars und unterschiedlichsten
Musiken – ein Festival zeitgenössischer Klänge und Künstlerpersönlichkeiten.
Nach diversen Examens-Abschlusskonzerten – immer brandneue Musik meist
von jungen Jazzern – erscheint das einzig existierende Bass-Saxophon-Quartett des Universums, genannt „Deep Schrott“, ein „unglaubliches Kollektivunikat“ mit klingendem Tiefgang. Allein zwei Mafiosi aus Köln mischen dabei
mit – reife Herren mit riesigen Hörnern. Kurz darauf gastiert der jüdische
Saxophonist Ohad Talmor aus New York im Loft, u.a. mit der SchlagzeugLegende Adam Nussbaum in einem Konzert zum Thema „Ankommen“, dem
Motto der jüdischen Kulturtage. Mit Simon Nabatov kehrt einer der erwähnten
Stammgäste ein, ein herausragender Improvisator am Flügel mit den Weihen
der russischen Schule. Seine Neugier stillt er im Gespräch mit dem Bratscher
Gareth Lubbe, der zudem den Obertongesang pflegt. Nostalgie beschwört ein
weiterer Sohn aus Müllers guter Stube, der Wahlschweizer und Posaunist Nils
Wogram mit Schlagzeuger und Hammondorgel. Freie Improvisation beschert
die aktuelle Großton-Posaunistin der WDR Big Band, die Australierin Shannon Barnett. Das Quartett spielt an diesem Abend zum ersten Mal gemeinsam
oder gegeneinander – große Spannung diesmal auch auf Seite der Musiker. Zu
guter Letzt erscheint die Inkarnation der Freien Musik, der
Guru Gunter Hampel. 1969 gründete er sein Label, um ein
Konzert mit Anthony Braxton, Willem Breuker und Jeanne
Lee aufzunehmen. Heute vertreibt er mehr als 200 eigene
Tonträger. Als Ehrengast schaut zudem der prominente Posaunist Jiggs Wigham für ein Konzert vorbei, er präsentiert
sich mit Big Band. Und der WDR Preisträger Nicolas Simion
Olaf Weiden
jazzt Folklore light: „Tarantella Facile“ nennt er sein hochMusiker und
Musikkritiker
karätig besetztes neues Projekt.
Von Timon-Karl Kaleyta
Um es gleich vorwegzunehmen: Das neue Album „Sie nannten ihn Dreirad“ des
Musikers und Schriftstellers Heinz Strunk ist eine Sensation! Darunter sollte
man es in keiner Besprechung machen,
aber alles der Reihe nach:
„Gegen den Terror
der guten Laune“
Seit mehr als zwanzig Jahren kämpft der
Hamburger einen aussichtslosen Kampf
gegen die Verdummung. Zusammen mit Jacques Palminger und Rocko Schamoni rettete er als Studio Braun zunächst die Ehre des deutschen Humors und
spätestens mit der Verfilmung seines Bestsellers „Fleisch ist mein Gemüse“
ist Heinz Strunk auch einem Publikum jenseits von Special Interest bekannt.
Nun also ein neues Album aus dem Genre „Musik“ – es ist die neunte SoloPlatte des mittlerweile 52-Jährigen. Die auf dem Hamburger Label Audiolith
erschienene und mit einem grotesk hässlichen Artwork versehene LP beinhaltet zwölf Kompositionen gnadenloser musikalischer Limitierung bei gleichzeitig größter sprachlicher Verdichtung. Jeder Song ist für sich genommen ein
kleines Meisterwerk der Denkkunst. Vielleicht haben wir hier die lustigste Platte, die je auf deutscher Sprache erschienen ist. Gleich der erste Song („Rien ne
va plus“) ist ein dialektischer Hit, in dem es beschwörend heißt: „Der schwarze
Fakir Günther Voss kniet vor der Liebesschlange Bogomir und lässt sich den
schon halb verdauten chinesischen Glückskeks aus seinem Sackmagen herauslecken.“ Strunk schreibt an gegen den Schwachsinn der Verständlichkeit,
gegen den Terror der guten Laune, gegen die Diktatur der Erwartbarkeit. Es
fällt schwer, einzelne Songs herauszuheben, das Album hat – so verrückt es
klingt – keine Schwächen. Man hört in einem Rausch.
Dort, wo Konsumenten heute „abgeholt“ werden sollen, wo man es ihnen
möglichst einfach machen will, anstatt sie vor ästhetische Aufgaben zu stellen, geht Strunk den steinigen Weg. „Sie nannten ihn Dreirad“ schert sich
weder um Verständlichkeit noch um Moral. In einem Song heißt es: „Kleiner
geiler Fernsehkoch, rührst mit deinen dicken, kurzen Armen in der Hacksoße
und träumst von einem eigenen Restaurant, wo du jeden Abend das Geld säckeweise nach Hause schleppst. Läuft aber nicht, du Affe.“
Das Verblüffende an dem Album, es lässt sich auf sehr angenehme Weise
hören. Es ist, als hätte Warren G den Humor für sich entdeckt, irgendwas
zwischen G-Funk und Easy Listening zwischen Motivations- und Wutrede,
zwischen Beschwörung und Abrechnung. „Ich weinte einmal, weil ich keine
Schuhe hatte, bis ich einem Mann begegnete, der keine
Füße hatte“, heißt es auf dem vielleicht schönsten Stück
„Aufnehmen – Bewerten – Handeln“. Wir sollten diese
Platte sehr wichtig nehmen, sie ist eine beherzte, Mut machende Aufforderung zur Handlungsunfähigkeit.
Es lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, was uns Strunk
auf seiner laufenden Tour „Das Strunk-Prinzip“ im Detail
anbieten wird, schließlich ist jüngst auch sein gleichnaTimon-Karl Kaleyta
Autor & Journalist miges Buch erschienen – wir sollten aber vertrauen, es
Leiter des Instituts für
Zeitgenossenschaft
kann nichts Falsches sein.
Info: www.loftkoeln.de
CD Heinz Strunk: „Sie nannten ihn Dreirad“ | Audiolith
Verdienstkreuz für die Pflege Improvisierter Musik
„Sie nannten ihn Dreirad“ von Heinz Strunk
37
Klassik an der Ruhr
Kompakt Disk
Dezenter Pathos
Neuerscheinungen jenseits der üblichen Pop-Pfade
Boris Giltburg spielt Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 4, Foto: Sasha Gusov
„Höher, besser, schöner“
Pianistischer Staffellauf in Bochum
Von Olaf Weiden
Gleich fünf junge etablierte Tastenkünstler haben die Bochumer Symphoniker für ein Spezialprojekt eingeladen. Sämtliche Werke für Klavier und
Orchester von Rachmaninow werden in zwei Konzerten komprimiert dargeboten: Ein Portrait für eine außergewöhnliche Persönlichkeit.
„Das wird großartige
Sergej Rachmaninow entstammte dem rusMusik werden“
sischen, auch kulturell gebildeten Landadel.
Der Großvater war selbst ein großartiger Pianist, Sergejs Mutter beherrschte die Kunst des Klavierspiels, Vater Rachmaninow improvisierte gern am Flügel. Mit 9 Jahren gelangte der begabte
Junge nach Petersburg auf das Konservatorium, wo besonders sein PrimaVista-Spiel (vom Blatt spielen) und ein gigantisches Gedächtnis die Lehrer
faszinierte. Sergej nutzte allerdings seine Hochbegabung vornehmlich, um
sich vor Aufgaben zu drücken. So wurde er auf Anraten eines Vetters nach
Moskau geschickt und in die sehr streng geführte Klasse eines berüchtigten
Professors integriert. Die Schüler wohnten sogar in dessen Haus und wurden
echtem Drill unterzogen. Hier lernte Rachmaninow Theorie und Komposition,
und ein Jahr vor dem regulären Ende des Studiums wurde er mit der Großen
Goldmedaille der Lehranstalt ausgezeichnet.
Der totale Misserfolg seines 1. Konzerts und seiner 1. Sinfonie blockierte
den damals 24-Jährigen Komponisten total. Erst als er sich um 1900 in psychotherapeutische Behandlung begab, kehrten Schaffensgeist und nötiges
Selbstvertrauen zurück. Ein Nervenarzt suggerierte seinem Patienten unentwegt: „Sie werden ein neues Klavierkonzert schreiben... Die Arbeit wird leicht
von der Hand gehen... Das wird großartige Musik werden.“ Rachmaninow
glaubte dem Prediger, und er komponierte sein 2. Klavierkonzert.
Dieses Konzert begründete Rachmaninows Weltruhm – allerdings in einer
umstrittenen Weise. Wer sich heute zu seiner Musik bekennt, befindet sich
zwischen den Stühlen: Sein Werk erfährt Ablehnung durch die Musikwissenschaft und eine enthusiasmierte Publikumszustimmung. Die BoSys mit
ihrem Chef Steven Sloane setzen jetzt auf die Wirkungskraft dieser Musik,
gespielt von kraftvollen Pianist(inn)en aus Russland und
Armenien.
„Es ist wahrhaft an der Zeit, wo man etwas Heroisches
braucht“, so schrieb in jenen Tagen Gorki an Tschechow.
„Alle wollen etwas Anregendes, Markantes solcher Art,
wissen Sie, dass es nicht dem Leben ähnlich ist, sondern
höher, besser, schöner.“ Eine solche Geisteshaltung beOlaf Weiden
dienten Rachmaninows Klavierkonzerte – alle seine KonMusiker und
Musikkritiker
zerte stehen übrigens in Moll.
Klavierkonzerte im Audi-Max:
Nr. 1 f-Moll mit Rustem Hayroudinoff, Nr. 4 g-Moll mit Boris Giltburg &
Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 mit Nareh Arghamanyan
Do 26.3. 20 Uhr
Kante, eine der spannendsten Bands der sogenannten Hamburger Schule,
waren irgendwann einfach verschwunden. Das ist nun acht Jahre her. Nach
Liedern für eine Theaterproduktion kam einfach nichts mehr. Zumindest
als Platte, denn genau das war ihr Weg: Musik für Theaterproduktionen
in Wien, Berlin, Hamburg, Dresden hat die Band in den letzten Jahren gemacht. Nun wird ein Bogen zurück geschlagen, und eine Sammlung der
Theaterlieder erscheint unter dem Titel „In der Zuckerfabrik“ als CD. Kante
erkennt man direkt, der Unterschied zwischen der Rockband und der Theaterband liegt wohl zum einen an den Texten – klar! Zum anderen an dem
– ebenfalls klar – theatralischeren Grundton. Aber insgesamt erscheint die
Entwicklung nicht als Bruch. Alleine das Gesamte erscheint nun noch heterogener als ihre bisherige Musik. Neue Stilelemente fügen sich ein, und
das nicht zum Schaden (Hook Music). Ghostpoet ist in etwa die smoothe,
drogenfreie Variante von Roots Manuva. Der britische Musiker entstammt
einem Grime-Kollektiv, legt mit „Shedding Skin“ nun aber schon sein drittes Soloalbum vor. Und das hat zwar Bass, ist aber wirklich nicht für den
Club gemacht. In den 90er Jahren hätte man das Trip-Hop genannt: Die
detailverliebten Soundscapes umrankt Ghostpoet geschmeidig mit seinen
exzentrischen Lyrics. Eine betörende, fremde Welt (Play it again Sam).
Der Kölner Technoproduzent Mathias Schaffhäuser, der seit 1994 elektronische Musik produziert und seit 1997 sein eigenes Label Ware betreibt,
war immer eher gut vernetzter Einzelkämpfer denn einer Schule zuzuordnen. So zeugt sein Weg immer wieder von ungewöhnlichen Ansätzen –
von den unterschiedlichen Hommagen an die Beatles, dem Prog-Rock von
King Crimson oder 80er-Pop über den Live-Einsatz der Mundharmonika bis
zu Tracks mit politischem Statement. Als roter Faden seines Minimaltechno geht wohl am ehesten die fette Bassline durch. Die findet man auch
reichlich auf seiner vierten Remixcompilation „RE:4 - Selected remixes vol.
4“, die auf zwei Club-EPs erscheint, denen jeweils CDs, die zusätzliche,
ruhigere und experimentellere Stücke enthalten, beigelegt sind (Ware).
Techno goes Klassik – again: Dieses Mal ist es Henrik Schwarz, der für
„Instruments“ seine Stücke fürs Kammerorchester arrangiert, weil er deren
akustische Wirkung, ohne Beat, erproben möchte. Das ist für jemanden,
der das klare und knackige und natürlich auch die wohltuend verlässlichen
Beats seiner Produktionen schätzt, schwer nachzuvollziehen. Das Ergebnis
seines Experiments klingt trotzdem schön und pendelt zwischen Minimalmusic (in der Struktur) und Barock (in der Klangfarbe). Ein feines Album
für‘s Homelistening, das mitunter an so manchen orchestralen Soundtrack
erinnert. Aber trotzdem: „100% Kick Drum Free“ als Sticker auf einer CD
– merkwürdiger Werbespruch für einen leidenschaftlichen Elektronikproduzenten (Sony Classical).
Der Sound des Avishai Cohen Trios klingt immer warm und voll. Der auffälligste Unterschied zwischen „From Darkness“ und den vorherigen CDs
ist der fehlende Gesang des Bandleaders, der den letzten Alben einen
melancholischen Grundton gab, der nun eher im Hintergrund steht. Auch
die orientalischen Anleihen sind stark zurückgenommen. Die rhythmische
Komplexität erinnert hingegen stark an „Gently Disturbed“, das erste Album von Cohens israelischer Trio-Besetzung. Das hat bisweilen schon den
Charakter von Art-Rock, ohne jedoch in dessen aufgeblasenen Pathos zu
verfallen (Razdaz Records).
CHRISTIAN MEYER
trailer verlost 1x die CD von Kante „In der Zuckerfabrik“ (Hook Music)
E-Mail bis zum 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Kante
Nr. 2 c-Moll mit Natasha Paremski & Nr. 3 d-Moll mit Nikolai Tokarew
Fr 27.3. 20 Uhr | www.bochumer-symphoniker.de
38
kunst & gut
Friedensreich Hundertwasser, Extrovertiertes Fenster, 1963, Mischtechnik, 54 x 73 cm, (Ausschnitt) © NAMIDA AG Glarus, Schweiz
Maler, Architekt, Umweltschützer
Friedensreich Hundertwasser in einer Werkschau im Osthaus Museum in Hagen
Wie prächtig diese Bilder auch heute noch wirken! Mit der Kunst und der
Lebensphilosophie von Friedensreich Hundertwasser, dem charismatischen
Österreicher, der auf kritischer Distanz zur bürgerlichen Angepasstheit war,
sind wir sozusagen groß geworden. Sein Adressat war eine breite Öffentlichkeit, in die er mit seinen Botschaften gegen die Zerstörung der Umwelt hineinwirken wollte und an die er auch bei seinen Kunstwerken dachte, schon
in der farblichen und ornamentalen Attraktivität der Bilder und mit seinen
schiefen Bauwerken, die noch begrünt sind, und mit all dem, was daneben
auf Auftrag entstand: der Druckgrafik, den Postern, Bucheinbänden oder
Briefmarken.
Wie sehr es Hundertwasser um ökologische Fragestellungen ging und wie
symbolisch sein Werk von früh an angelegt ist, zeigt nun die Retrospektive
im Museum Osthaus in Hagen. Der 1928 in Wien als Friedrich Stowasser
geborene Künstler, dessen Familie mütterlicherseits im KZ ermordet wurde,
der lange Zeit in Marokko und Tunesien verbringt und die Kunstakademie
nach kürzester Zeit wieder verlässt, malt 1953, bereits unter dem Namen
Hundertwasser, die erste Spirale: sein künftiges zentrales Gestaltungselement. Hundertwasser lebt zwischen Wien, Venedig und Neuseeland und
auf seinem Schiff, das er „Regentag“ getauft hat. Er hält „Nacktreden“ und
nimmt demonstrative Baumpflanzungen vor, führt dies aber auch fernab der
Öffentlichkeit in Neuseeland fort. „Kunst ist die Brücke zwischen Mensch
und Natur“, hat Hundertwasser geschrieben und dazu zeitig eine engagierte
Bildsprache entwickelt, die er bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 2000 beibehält. Ein Bild wie das „Extrovertierte Fenster“ (1963) deutet an, wie wichtig
ihm Architektur und die Gestaltung des urbanen Raumes sind. Liegt nicht
bereits hier eine Verbindung von psychischer Befindlichkeit und Stadtraum
vor? Das Bild erinnert in seiner Gesamtheit an ein Fenster mit geöffneten
Flügeln, aus dem man schaut, in das man aber vielleicht auch hinein sieht.
39
Ein Jahr später ist das Gemälde „Der Traum des toten Indianers“ entstanden.
Die Spirale organisiert sich zur Kontur, das Geschehen wird dabei konkretisiert. Ein Indianer liegt im Grünen vor der nächtlichen Kulisse einer Stadt.
Die Ursprünglichkeit im Einklang mit der Natur trifft auf das Fortschrittsdenken, das von Profit bestimmt ist und schließlich dominiert. Das Bild
„Der Traum des toten Indianers“ wurde bald nach seiner Entstehung vom
Osthaus Museum erworben, Hundertwasser befand sich in diesen Jahren
mit seiner Teilnahme an der documenta und der Biennale Venedig und der
Auszeichnung auf der Biennale Sao Paulo auf dem Zenit der internationalen
Wertschätzung. Eine Ausstellungstournee führte seine Werke durch halb
Europa und machte, vor 50 Jahren, Station in Hagen. Auch daran erinnert
jetzt die Retrospektive im Osthaus Museum.
Hundertwasser selbst hat seine Kunst als „vegetative Malerei“ bezeichnet.
Mit ihrem nervösen Pulsieren und ihren leuchtenden, gar goldfarbenen Partien und Bändern lässt sie an den Jugendstil denken, bewahrt dabei etwas
blockhaft Flächiges und kommt immer wieder auf die Chiffren der Stadt als
lebendigem Organismus zurück. Zugleich zelebriert er einen Gegenentwurf
aus Glück, Frieden und Beseelung durch die Natur. Das Osthaus Museum
nun hat daraus eine reiche, durchaus pathetische Ausstellung realisiert. Die
Gemälde, Tapisserien und druckgrafischen Serien scheinen vor den Wänden
zu schweben, die Räume sind leicht verdunkelt, und in der oberen Etage
sind Architekturmodelle und Hundertwassers Entwurf einer Kläranlage aufgebaut. Seine Mahnungen und Visionen sind heute, am Rande der Klimakatastrophe, wichtiger denn je.
THOMAS HIRSCH
„Hundertwasser – Lebenslinien“ | bis 10.5.
Osthaus Museum Hagen | 02331 207 31 38
Kunst in NRW
Kunstwandel
Abb. 2
Von Schafen und Wölfen
Einmal im Jahr
Am Anfang hängen Lenin und Goethe gleich groß nebeneinander. Politik
und Kultur bleiben die Hauptthemen in der Plakatgeschichte der DDR zwischen 1949 und 1989. Der Mikrokosmos, den das Deutsche Plakatmuseum
im Essener Folkwang Museum ausbreitet, ist auf den ersten Blick eine recht
indifferente Masse an Druckerzeugnissen, hier und da Scherenschnitt-Typografie, schwarzweiße Muster und knallige Bonbonfarben. Der Besucher
muss seinen Blick konzentrieren und die Spuren zwischen der Werbung für
Allerlei suchen und finden. Zeit ist dabei ein erster Wegweiser. „Sammelt
Buntmetall für unsere Friedenswirtschaft“ (Jupp Alt, 1950) ein frühes politisches Plakat, auf dem immerhin noch eine gesamtdeutsche Fahne weht,
zehn Jahre später ist das nicht mehr so, aber die wirtschaftlichen Parolen werden auch länger: „ Für die weitere Entwicklung der Gemeinschaft
unserer nationalen Wirtschaft mit der Volkswirtschaft der Sowjetunion“
(Manfred Gottschall, 1962). Im Westen hieß das Pendant wohl: „Haste was,
dann biste was.“ Der alte Sparkassen-Werbeslogan aus den 1960ern war
ja auch von Schiller geklaut, nichtsdestotrotz kann man hier grundsätzlich
Unterschiedliches erkennen.
Von Thomas Hirsch
Ausstellungen, die mit hundert oder mehr jurierten Teilnehmern von Künstlern für Künstler im jährlichen Rhythmus durchgeführt werden, sind selten
geworden. Immerhin, der Westdeutsche Künstlerbund ist mit seiner Jahresausstellung an wechselnden Orten aktiv, aber
schon der Deutsche Künstlerbund ersetzt diese
„Von Künstlern
mit modifizierte Formaten. Unverwüstlich befür Künstler“
hauptet sich hingegen die Düsseldorfer „Große
Kunstausstellung NRW“, an der Künstler mit Bezug zu Düsseldorf oder NRW
teilnehmen können. Sie findet seit 1902 statt, seit vielen Jahren schon im
Museum Kunstpalast, wo nicht nur die Ausstellungssäle, sondern auch der
graphische Bereich im Altbau bespielt werden. Durchgeführt vom „Verein
zur Veranstaltung von Kunstausstellungen“ in Abstimmung mit dem Museum Kunstpalast, sitzen in der (wechselnden) Jury neben mehreren Künstlern
auch zwei Fachleute aus dem Museumsbereich. Von der Verführung, dass
sich die Mitglieder gegenseitig ausstellen, haben sich die Veranstalter also
losgesagt. Hingegen ist ein grundsätzliches Verdienst dieser Ausstellung,
hier überwiegend neue Werke von etlichen arrivierten Künstlern zu sehen,
von denen man schon lange nichts mehr gehört hat. Zu den Granden zählen
Hermann Focke, der aus regelmäßigen Strukturen konstruktive Objekte baut,
und der Fotograf Walter Vogel, der für die Dokumentation der Kulturszene
im Rheinland eine herausragende Rolle spielt.
Überhaupt kennzeichnet die Auswahl der eingeladenen Künstler ein Interesse am soliden handwerklichen Können. Keine Kapriolen, aber Pointen –
wie der Eisenbahn von Wolfgang Kliege, die sich auf Schienen durch den
Ausstellungsraum windet, oder die Deckenlampe aus Alu-Lamellen „Voyager
1“ von Andrea Knobloch und der Turm aus Spiegelkugeln von David Fried.
Auffällig ist in der diesjährigen Ausstellung die Tendenz zur veristischen Detailschilderung in der Druckgraphik, Zeichnung und Malerei insbesondere am
Modus der Landschaft. Komplementär dazu tritt etwa die vierteilige Fotoserie von Jacqueline Friedrich auf, welche die Wirklichkeit mit Verfahren der
Abstraktion befragt.
In diesem Jahr umfasst die „eigentliche“ Ausstellung etwa 125 Künstler mit
rund 250 Werken von der Druckgraphik bis hin zur Medien-Installation.
Als Gäste nehmen die Studierenden der Klasse von Rita
McBride an der Kunstakademie Düsseldorf teil. Wichtig
für die Bekanntheit der jährlichen Ausstellung sind die
Kunstpreise. Der Förderpreis geht in diesem Jahr an den
Performance-Künstler David Pollmann, und der „Kunstpreis der Künstler“ (der ausschließlich von Künstlern bestimmt wird) wurde Felix Droese zugesprochen, der mit
Thomas Hirsch
seinen politisch motivierten monumentalen PapierschnitKunsthistoriker,
Kurator und Journalist ten berühmt wurde. Auch er ist eine sehr gute Wahl.
DDR-Plakate in Essener Museum Folkwang
Das ist auch bei den Konsumgütern so. Wer kennt im Westen schon Framo,
den 4-Rad-Kleinlastwagen, oder Medaillon, die Qualitätsseife von Tutflora
aus den frühen 50ern? Bunt gestaltet auch die Offset-Prints der modischen
Kleiderwelt oder notwendige Dienstleistungsangebote zwischen RentenSparbuch und Krankentagegeld- Versicherung am Ende des Jahrzehnts.
Nach dem Verbot von Werbung 1975 war das allerdings vorbei. Plakate
wurden vor allem in Kunst und Kultur eine wichtige Gestaltungsform, anfangs für die Volksbühne in Berlin, später auch für den „Tag des Zorns“
(1986), eine sowjetische Filmutopie aus dem Gorki-Studio. 1989 haben sich
beim Slogan „Wir sind das Volk“ längst zwei Wölfe unter die harmlosen drei
Schafe gemischt (Mathias Gubig). Politische Propaganda durchzieht die drei
Räume konsequent, immer wieder Parolen, Schmähungen gegen den Kapitalismus und Lobeshymnen auf die Errungenschaften der eigenen Gesellschaft, wenn auch schon früh der faktische Mangel die Werbung blockierte.
Für die politische Propaganda bleibt das Plakat in der DDR bis zum Schluss
ein wichtiges Mittel, aber immer mit Blick auf den eigenen Standpunkt:
„Zum Beispiel“ (Manfred Butzmann, 1981), ein schwarzweißes PazifismusFotoplakat musste eine Waffe aus dem Westen im Müllkorb zeigen, denn
nur der imperialistische Klassenfeind war eben Kriegstreiber.
Ein Plakat, und es hängt wohl nicht ohne Grund am Anfang der Ausstellung
und diente auch als Einladungskarte zur Eröffnung, scheint zeitlos zu sein
und allzeit brisant. Klaus Vonderwerth hat es 1971 geschaffen, im PopartStil der Zeit. Eine Feder trifft ins Schwarze einer Zielscheibe. „Karikatur als
Waffe“ (im Kampf der SED), der Untertitel ist wichtig, er darf ja heute auch
nicht missverstanden werden.
PETER ORTMANN
„Anschläge von ‚Drüben‘ – DDR-Plakate 1949-1990“ | bis 19.4.
Museum Folkwang, Essen | 0201 884 50 00
Abb. 1: Alexander Schiel: „Weg mit dem NATO-Raketenbeschluss!“, 1983, Foto: Museum
Folkwang
Die Große Kunstausstellung NRW
„Die Große 2015“ | 8.3.-29.3. | Eröffnung 7.3. 18 Uhr
Museum Kunstpalast in Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
Abb. 2: Felix Droese, Die heile Welt der Dummen, 2002, Papierschnitt, Foto: Manos Meisen /
© VG Bildkunst
40
RuhrKunst
Andernorts
Abb. 1
Weber/Tavenne in Dortmund
Orte in der Natur
Abb. 2+3
Detlef Orlopp in Essen
Ina Weber (*1964) und Vincent Tavenne (*1961)
leben beide in Berlin, sie stellen in der gleichen
Galerie in Köln aus und hatten 2008 eine dialogische Schau in einem Projektraum in Berlin. Im
Dortmunder U nun, in der speziellen Situation
des Schaufensters als begehbarem Areal und distanzierender Vitrine, ergänzen sie sich kongenial:
Sie vermitteln die Qualitäten des jeweils Anderen.
Beide Künstler arbeiten primär skulptural, mit der
Architektur als fester Referenz. Ina Weber fokussiert im Modellformat einzelne Unorte des urbanen
Raumes. In der Miniatur verknappt und schematisiert sie die Bauten und betont dadurch bestimmte
Segmente, die nicht geklärt oder bereits vernutzt
sind oder eine unangenehme Zeitlosigkeit besitzen. Vincent Tavenne arbeitet hingegen abstrakt;
mit textilen Stoffen fertigt er zeltartige Konstruktionen an.
Eigentlich kein Wunder, dass Detlef Orlopp mit seiner Fotografie über viele Jahre vergessen war. Seine
Aufnahmen sind still und reduziert, reine Struktur,
moderat im Format und ausschließlich in schwarzweiß. Orlopp wurde 1937 in Westpreußen geboren,
nach einer Fotografen-Ausbildung in Siegen und
Köln hat er bei Otto Steinert und Kilian Breier in
Saarbrücken studiert und später selbst, von 1973
bis 2000, an der Fachhochschule Niederrhein in
Krefeld unterrichtet; heute lebt er in St. Goar am
Rhein. Die Ausstellung im Museum Folkwang Essen ist also eine Wiederentdeckung. Sie setzt mit
den frühen Saarbrücker Fotografien ein: den atmosphärisch dichten Aufnahmen von Jazz-Konzerten
und Porträts von kulturellen Protagonisten. Die
Radikalität, die sich in den Schwarzanteilen findet,
steigert er in den (anonymen) Büsten, welche die
perfekte Konzentriertheit einfangen.
All das kennzeichnet nun auch die gemeinsam
konzipierte installative Präsentation, auf Einladung
des Museum Ostwall. Auf die Herausforderungen
des Raumes reagiert Vincent Tavenne mit einem
schwarzen netzartigen Gewebe, das in mehreren
Lagen als Parcours mit einzelnen Raumteilen das
Gefühl für Grenzen und Dimensionen aufhebt. Das
Traumartige der einzelnen Abschnitte erhält durch
je ein architektonisches Modell von Ina Weber, das
auf einem schwarzen Sockel von oben angestrahlt
ist, eine feste Substanz. Die Objekte besitzen hier
eine Intimität und sogar Kostbarkeit, die das Banale des Keramikobjekts vergessen lässt. Sparsam
ist der Einsatz von Farbe bei dieser Installation.
Mit verschobenen ovalen Öffnungen hat Tavenne
farbige Stoffe im Zentrum des Raumes über Kopfhöhe geschichtet. Damit korrespondiert an anderer
Stelle wiederum eine Wolke aus farbigen Drähten,
die, ebenfalls aus der Hand von Tavenne, als Erweiterung zu den Objekten von Ina Weber wirkt. Wie
wirkungsvoll diese Installation aus vielen Teilen ist,
bestätigt dann der Blick von außen: Vitrine und
fernes Ereignis zwischen Höhle und Labyrinth sind
hier eins – ein gelungener Beitrag zu dieser Reihe
im Dortmunder U.
Bereits bei diesen Porträts geht es um Zeitlosigkeit
in der Kontemplation und um ein minutiöses Abtasten der Oberfläche. Dies kennzeichnet dann auch
seine Aufnahmen von Gebirgs- und Landschaftsformationen und Seestücken, die, zumeist ohne
Ortsangabe, im moderaten quadratischen Format
aus der Nähe erfasst sind. Orlopp verdeutlicht
Morphologien und Erdverschiebungen, die noch
für die Phänomene der Natur sensibilisieren. Bei
den Wasseroberflächen ist jede Schwingung und
jede Reflexion von Licht gebannt. Natürlich geht
es bei solchen Aufnahmen um Schönheit und um
Demut und darum, für die Bedeutung der Gesteine
und des Wassers beim Überleben des Planeten zu
sensibilisieren. Mithin lassen sich diese Werke aber
auch als sinnlicher Umgang mit Texturen lesen, in
ihrer immensen Präzision wirken etliche Blätter
wie feinste graphische Notationen. Dazu entfaltet
Orlopp ein immenses Spektrum an Gradationen
und Schattierungen vom hellsten Licht zum größten Dunkel, und das alles mit den Mitteln der analogen Fotografie bei diffusem natürlichem Licht.
Trotz der Überfülle an Fotografien: Selten ist eine
Ausstellung so ruhig, konzentriert und im Expressiven introvertiert.
Ina Weber & Vincent Tavenne: „Weg nach Dort“
bis 26.4. | Museum Ostwall im Dortmunder U
0231 502 47 23
„Detlef Orlopp. Nur die Nähe – auch die Ferne“
bis 19.4. | Museum Folkwang in Essen
0201 884 50 00
Abb. 1: Ina Weber, Hallo Imbiss, 2013, Keramik glasiert, 17 x 20 x
15 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Barbara Hlali
Abb. 2+3: Detlef Orlopp, 4.9.1966 und 22.9.2003, jeweils Bomsilbergelatine, (Ausschnitte) © D. Orlopp
THOMAS HIRSCH
THOMAS HIRSCH
41
Markstraße, Oberhausen, 1971, Foto: Rudolf Holtappel
Leben als Warenhaus
Rudolf Holtappel in Oberhausen
Was passiert, wenn man in Münster geboren
ist und in Duisburg aufwächst, sein Leben in der
Ruhrstadt verbringt und als Fotograf unterwegs
ist? Man kann seine Wurzeln nicht verleugnen und
schaut mit einem Augenzwinkern auf die Menschen der Region. „Augenzwinkern“ heißt auch die
kleine, aber herzerwärmende Ausstellung, die die
Ludwiggalerie Schloss Oberhausen Rudolf Holtappel (1923-2013) gewidmet hat. Seit 1953 war er
als freier Bildjournalist unterwegs, als Theaterfotograf in Oberhausen, als Werkfotograf für Henkel
und Karstadt.
Seine Bilder beschreiben in der Hauptsache eine
vergangene Zeit, eine Ära der einst boomenden
Wirtschaft mit all den Menschen, die sich darin
verloren, die Zeugnis wurden, dass einst nicht alles
besser war oder vielleicht doch. Entschleunigte Zeit,
gefrorene Augenblicke, Holtappels Fotos machen
irgendwie glücklich; schon die erste Aufnahme
des Luftschachts der Zeche Hugo in Gelsenkirchen
Buer von 1963 tut dies. Ja, ich sehe den Förderturm
– aber ich sehe auch das Heck des Ford Taunus 17
M, genannt „Die Badewanne“. Die Zukunft hatte
schon begonnen, Holtappel schoss fünf Hähnchen,
die an einer Wäscheleine baumelten (o.J.), während die Henne langsam von dannen schlich. Der
Fotograf mischte sich immer unter seine Motive,
oft scheint es als säße er daneben, wenn das ältere Ehepaar sich vor Karstadt in Hamburg ausruht
(1990), beide stecken gerade etwas in den Mund,
er die Filterzigarette, sie wohl ein Würstchen. Für
die situative Bewegungsreihung hatte er wohl einen besonderen Blick, für den kleinen Moment, der
alles verändert, wenn sich auf der Oberhausener
Einkaufsmeile 1971 Gastarbeiter und schreitende
Mode begegnen, da das sittsame Kopftuch, hier die
viel zu knappen Hotpants. Schauen und grinsen.
So ein Damenpullover kostete damals in Sommerschlussverkauf nur 9,75 DM. Dann wieder Respekt
für die Maloche am Hochofen, Freude über eine
frühe Aufnahme (1968) vom unvergessenen Ulrich
Wildgruber, die Kurzfilmtage mit Günter Grass und
ein schickes Portrait von Peter Handke am Theater
Oberhausen. Ein Chronist aus Bildern, die man genießen kann.
PETER ORTMANN
„Rudolf Holtappel – Augenzwinkern“ | bis 3.5.
Ludwiggalerie, Oberhausen | 0208 412 49 28
trailer verlost 2 Booklets zur Ausstellung
E-Mail bitte bis 29.3. an verlosung@trailer-ruhr.de
Kennwort: „Augenzwinkern“
C H A R LOT T E
S A LO M O N
Abbildung „Lieben Sie mich eigentlich?“, Collection Jewish Historical Museum, © Charlotte Salomon Foundation, Charlotte Salomon ®
Leben? oder Theater?
FARBFOTOGRAFIE VOR 1914
EINE ENTDECKUNGSREISE
18.1.– 26.4.2015
Albert Kahn, Les archives de la planète: Stéphane Passet, Indien, Amber, Elefant vor dem Königspalast
der Dhundar, 23. Dezember 1913 © Musée Albert-Kahn, Département des Hauts-de-Seine
25
MAI
2O15
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kunst
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28
FEB
around
the
world
Kunst-Kalender
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Sigmar Polke 14.3.-5.7.
Retrospektive zum berühmten Künstler,
der in seiner oft gesellschaftskritischen
Malerei experimentell gearbeitet und
auch Filme, Fotografien, Objekte u.a.
geschaffen hat
KÖLN – Michael Horbach Stiftung
www.michael-horbach-stiftung.de
Bettina Flitner bis 21.4.
Politisch orientierte Werkgruppen
der Kölner Fotografin, die mit ihren
sachlich dokumentierenden Reihen
gesellschaftliche Themen aufgreift und
vertieft
KÖLN – Römisch-Germanisches Museum
www.museenkoeln.de
Der Berliner Skulpturenfund bis 26.4.
Skulpturen der klassischen Moderne, die
von den NS-Diktatoren als „entartet“
beschlagnahmt worden waren und
2010 in Berlin bei Bauarbeiten entdeckt
wurden
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
more Konzeption Conception now
bis 19.4.
Ausgehend von einer Ausstellung zur
Konzeptkunst 1969 am selben Ort, werden
konzeptuelle künstlerische Beiträge der
jüngsten Zeit vorgestellt
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Museumslandschaft NRW
Tue Greenfort, Daimlerstraße 38, 2001, Serie von acht Fotografien, je 30 x 45 cm / 32 x 47 cm,
© Tue Greenfort, courtesy Gal. Johann König; Ausstellung „Arche Noah“, Dortmund
AHLEN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-ahlen.de
Arnulf Rainer bis 26.4.
Werkschau zum 85. Geburtstag des
großen österreichischen Künstlers, der v.a.
mit seinen eruptiven Durchstreichungen
des eigenen Porträts bekannt wurde
BOTTROP – Museum Quadrat
GLADBECK – Neue Galerie
www.quadrat-bottrop.de
www.neue-galerie-gladbeck.de
Ricarda Saro 1.3.-24.5.
Der 1947 in Santander/Spanien geborene
Maler mit seinen gegenstandsfreien
bildnerischen Untersuchungen von Farbe
und Farbwirkungen
Seo 6.2.-9.4.
Die koreanische, in Berlin lebende
Malerin mit einer neuen Installation aus
vier monumentalen Aluminiumglocken,
Reliefs und neueren Malerei-Collagen
BEDBURG-HAU – Museum Moyland
DORTMUND – MKK
HAGEN – Osthaus Museum
moyland.de
www.museendortmund.de/mkk
www.osthausmuseum.de
Around the World bis 26.4.
Farbfotografie vor 1914 aus der
Sammlung des Bankiers Albert Kahn,
die heute hohe ethnographische,
dokumentarische und künstlerische
Bedeutung besitzt.
Textil. Bild. Kunst bis 22.3.
Ein Einblick in die Kunstgattung des
textilen Wandbildes mit seinen medialen
Bedingtheiten und seinen Besonderheiten
und Varianten der Technik
Hundertwasser 1.2.-10.5.
Werkschau des österreichischen Universalkünstlers, der mit seinen Gemälden
und Architekturen und mit seinem
ökologischen Engagement berühmt wurde
DORTMUND – Museum Ostwall
HEINSBERG – Kunstverein
www.museumostwall.dortmund.de
www.kunstverein-heinsberg.de
Arche Noah bis 12.4.
Anhand von Kunst von der Moderne bis
heute wird beleuchtet, wie sich unser
Verhältnis zur Tierwelt gewandelt hat
und heute Wissenschaft als Thema
mitschwingt
Kirsten Krüger bis 15.3.
Die Düsseldorfer Künstlerin mit ihren
Objekten und Installationen, die
vertraute Szenarien, oft mit Bezug zur
Natur, subtil und hintergründig aus den
Angeln heben
DÜSSELDORF – K20
HERFORD – Marta
BIELEFELD – Kunsthalle
www.kunsthalle-bielefeld.de
Sophie Taeuber-Arp bis 15.3.
Werkschau der Schweizer Künstlerin
(1889-1943), die in Skulptur,
Malerei, Design und Architektur mit
konstruktivem und organischem
Vokabular gearbeitet hat
BOCHUM – Kunstmuseum
www.kunstmuseumbochum.de
Charlotte Salomon bis 25.5.
Die rund 800, ergreifenden Blätter der
Bildfolge „Leben? Oder Theater?“ der
jüdischen Künstlerin, die 26-jährig im KZ
Auschwitz ermordet wurde
BONN – Bundeskunsthalle
www.kah-bonn.de
Der Göttliche 6.2.-25.5.
Thema ist die Rezeption des großen
Michelangelo in der Kunst durch die
Jahrhunderte, u.a. mit Werken von
Raffael, Caravaggio, Rodin und Hrdlicka
BONN – LVR-Landesmuseum
www.landesmuseum-bonn.lvr.de
Harald Fuchs bis 3.5.
Installationen des Kölner
Medienkünstlers, die ausgehend
von der Archäologie Geschichte,
Naturwissenschaften und die Rituale von
Naturvölkern verknüpfen
www.kunstsammlung.de
Günther Uecker 7.2.-10.5.
Der Düsseldorfer „Nagel“-Künstler und
Hauptvertreter der ZERO-Bewegung mit
mehreren wichtigen Installationen und
Nagelreliefs zum 85. Geburtstag
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.diegrosse.de
Die Große 2015 8.3.-29.3.
Ein großangelegter exemplarischer, alle
künstlerischen Medien umfassender
Einblick in das Kunstschaffen in NRW; der
Kunstpreis geht an Felix Droese
DUISBURG – Museum DKM
www.museum-dkm.de
Ernst Hermanns bis 26.4.
Ein Überblick zum bedeutenden
deutschen Bildhauer (1914-2000)
als gemeinsames Projekt mit dem
Kunstmuseum Gelsenkirchen und der
Kunsthalle Recklinghausen
43
Herlinde Koelbl bis 3.5.
Werkschau der Münchner Fotografin, die
mit ihren Langzeitstudien von Politikern
bekannt wurde und systematisch Aspekte
der deutschen Gesellschaft untersucht
PADERBORN – Städtische Galerie
www.brueghel-ausstellung.de
Die Brueghel-Familie bis 21.6.
Die berühmte flämische Malerfamilie aus
dem 16. und 17. Jahrhundert mit vier
Generationen, die sich unterschiedlichen
motivischen Schwerpunkten widmeten
REMSCHEID – Bahnhof Rolandseck
www.arpmuseum.org
Ernesto Neto bis 25.5.
Einer der wichtigsten brasilianischen
Künstler (geb. 1964) mit seinen StoffObjekten und Installationen, die als
organische Gebilde den Raum besetzen
SOLINGEN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-solingen.de
Holger Bär/Peter Schmersal bis 12.4.
Zwei Künstler der mittleren Generation
mit Bezug zu Wuppertal, die sich auf
unterschiedliche Weise mit der Malerei
als bildnerischem Verfahren befassen
WUPPERTAL – Neuer Kunstverein
www.neuerkunstvereinwuppertal.de
RaumZeitPiraten 7.3.-29.3.
Eine Installation unter dem Titel
„InstruMentalGespinst“, bei der
marta-herford.de
ausrangierte Musikinstrumente aktiviert
sind und miteinander agieren und
(Un)möglich! bis 31.5.
Reale und fiktive, teils auch „unmögliche“ musizieren
Architekturen und Konzepte von
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
Künstlern wie Theo van Doesburg über
Constant bis hin zu Thomas Schütte und www.von-der-heydt-museum.de
Caroline Bayer
Von 1900 bis heute bis 29.3.
Vorgestellt wird die jüngere Sammlung
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst des Museums mit Schwerpunkten
auf einzelnen Richtungen und Ismen
www.makk.de
und mit Verzahnungen mit der
System Design bis 7.6.
Ausstellungstätigkeit
Systeme als ordnungs- und chaosstiftende
bildnerische und funktionale Verfahren im WUPPERTAL – Waldfrieden
Design der letzten 100 Jahre mit Werken
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
u.a. von Breuer und Wagenfeld
Bruce Nauman bis 8.3.
Video-Arbeiten des wichtigen USKÖLN – Käthe Kollwitz Museum
amerikanischen Künstlers, der mit
www.kollwitz.de
seinen Installationen und radikalen
Karin Kneffel bis 19.4.
Performances die Konstitution des
Die wichtige, in Düsseldorf lebende, an
Körpers erkundet
der Münchner Kunstakademie lehrende
gegenständliche Malerin mit ihren
Aquarellen vor allem der letzten Jahre
Empfehlungen von Thomas Hirsch
s
Ticket
ab
o!
26 E u r
Die Rock ‘n‘ Roll-Show
voll atemberaubender Artistik!
15
4. März bis 17. Mai 20
Rottstraße 30 · 45127 Essen
Tickets und Gutscheine: (02 01) 247 93 93 und variete.de
»SEXY, SCHNELL UND SENSATIONELL!«
Grugahalle: alles ist möglich.
08 | 03 | 2015
26 | 03 | 2015
28 | 03 | 2015
28 | 05 | 2015 –
30 | 05 | 2015
06 | 06 | 2015
10 | 07 | 2015 –
19 | 07 | 2015
18 | 10 | 2015
24 | 10 | 2015
06 | 11 | 2015
Ehrlich Brothers
Riverdance
Subergs Ü-30 Party
08 | 11 | 2015
14 | 11 | 2015
Schallplattenbörse
Konzert Gwiazd
Magie - Träume erleben
Das Original - Zusatzshows 2015
„Mehr als eine Party“
verkauft
!
Ausaber sexy!“
Mario Barth
„Männer sind bekloppt,
Russia´n Rocks Festival mit DDT u.a.
Sommerfest
Der Pate
Kaya Yanar
Bibi Blocksberg
an der Grugahalle
Live in concert
„Around the World“
Das Hexen-Musical
„Hexen hexen überall!“
im Foyer
Live 2015
Terminstand: Februar 2015 . Änderungen vorbehalten . info@grugahalle.de . www.grugahalle.de
Ticket-Hotline:
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
02 01.72 44 290
8. MAI – 23. AUGUST 2015
CAPITOL THEATER DÜSSELDORF
Tickets & Infos: www.tap-dogs.de
www.eintrittskarten.de oder 0211-73440
44
biograph.de
Das MeinungsMagazin
Ruhrgebiet
trailer-ruhr.de
Auswahl
BAHNHOF LANGENDREER
RUHRGEBIET
Di 17.3. 19.15 Uhr
Hope Theatre Nairobi: Wasser!
KULTURKANAL
ab Sa 27.2.
Geocaching am KulturKanal
meinsame Auftritte unter anderem mit
Bob Geldof oder Bono steigerten ihren Bekanntheitsgrad rasant. Es folgten eine
Emmy-Nominierung und die Auszeichnung
als „Best Latin Artist“. Ein Jahr darauf, im
Jahr 2011, dann weitere Auszeichnungen,
unter anderem zwei Grammy-Nominierungen für den besten Song des Jahres.
Info: 0234 963 020
JAHRHUNDERTHALLE
Sa 28.3. 10 – 20 Uhr, So 29.3. 10 – 18 Uhr
Heldenmarkt
Schatzsuchen gehen heute anders vonstatten als zu Zeiten der Piraterie. Beim
Geocaching geht es darum, mittels eines
GPS-Gerätes überall auf der Welt kleine
versteckte Schätze zu finden. Anlässlich
der Outdoor-Saison ist die GeocachingWelt nun um einige sogenannte „Caches“
reicher: Ab dem 27. Februar sind entlang
des KulturKanals zwischen Duisburg und
Datteln insgesamt 16 Dosen versteckt, in
denen sich je ein Logbuch und eine kleine
Figur befinden. Der Finder kann diese
Figur gegen eine eigene austauschen, an
einer beliebigen Stelle am Kanal ein Foto
von ihr machen und dieses mit einem
kleinen Gedicht auf den KulturKanalBlog hochladen. Dabei gibt es auch etwas zu gewinnen: Der beste Fotobeitrag
wird mit einem Erlebniswochenende in
der Metropole Ruhr prämiert.
Info: www.kulturkanal.ruhr
Fairness ist nicht allein im Sport das große
angestrebte Ideal, das oft verfehlt wird.
Auch in Politik und Wirtschaft ist gelebte
Gerechtigkeit leider meist nicht Alltag. Das
Hope Theatre aus Nairobi hat sich dennoch
den Idealismus bewahrt und stellt mit seinen multimedialen Bühnenshows aktuelle
Fragen nach Fairness im globalen Miteinander. Ein brisantes Gegenwarts- und
Zukunftsthema in diesem Zusammenhang
ist der Mangel an (sauberem) Wasser. Dieser trifft bereits heute vor allem die
schwächsten der Schwachen zuerst, im
von Klima gewandelten Zeitalter werden
die Probleme nicht geringer. Folgerichtig
also, dass die Betroffenen selbst aktiv werden und das Problembewusstsein auch in
die primären Verursacherländer tragen. Die
Theatergruppe aus Kenias Hauptstadt wurde im Slumviertel Kariobangi gegründet
und hat dort seinen Probenort. Gemeinsam
mit deutschen Schauspielern und dem österreichischen Regisseur Stephan Bruckmeier kommt das Ensemble im März ins
Ruhrgebiet.
Info: 0234 687 16 10
CHRISTUSKIRCHE
BOCHUM
Do 12.3. 20 Uhr
Gaby Moreno
BAHNHOF LANGENDREER
Fr 20.3. 20 Uhr
Funny van Dannen
Funny van Dannen ist Deutschlands bester Barde, und das schon seit den tiefen
1990ern. Er kommt aus der westlichsten
Gemeinde der Republik und hat trotzdem Berlin erobert. Mittlerweile ist er
Familienvater und nicht mehr der heiße Scheiß unter den deutschsprachigen
Indie-Songwritern, aber immer noch ein
kluger und unterhaltsamer Entertainer.
Dementsprechend nachgefragt sind seine Konzerte – man sollte sich sputen und
den Vorverkauf nutzen, um in Bochum
dabei sein zu können.
Info: 0234 68 71 610
DORTMUND
AUSLANDSGESELLSCHAFT
NRW E.V.
Do 19.3. 19 Uhr
1914 – 2014: Gründe für den
Ersten Weltkrieg und die Folgen
Zum dritten Mal findet der Heldenmarkt
nun in Bochum statt. In der Jahrhunderthalle präsentieren wieder zahlreiche
Aussteller ihre Produkte. Dabei stehen
im Fokus der Messe Nachhaltigkeit und
Umweltschutz. Zu probieren, testen und
kaufen gibt es unterschiedlichste Waren:
Neben fair produzierter Kleidung, Lebensmitteln aus biologischem Anbau und
umweltfreundlichem Papier können Besucher sich auch bei Stromanbietern und
Versicherungsgesellschaften informieren.
Auf dem Markt gibt es zudem viele außergewöhnliche Produkte zu entdecken,
darunter biologisch abbaubares Geschirr,
waschbare Hygieneartikel und Bio-Bier.
Zeitgleich findet ein Rahmenprogramm
statt, das unter anderem mit Kochshows,
Modenschauen und Ausstellungen zum
Ökologischen Fußabdruck gestaltet wird.
Den Veranstaltern ist es wichtig, Konsum
nicht zu verbieten, sondern nachhaltige
und umweltschonende Alternativen an
den Verbraucher zu bringen.
Info: www.heldenmarkt.de
VARIETÉ ET CETERA
So 1.3. – 30.3. je Do-Sa 20 Uhr/So 19 Uhr
Das Chaos-Hotel
Die Singer-Songwriterin Gaby Moreno
kommt aus Guatemala. In der Presse lobt
man ihre Stimme als ein Pendant zu Norah
Jones oder Katie Melua. So begeistert Moreno ihr Publikum nicht mit irgendwelchen
Special Effects, sondern einzig mit ihrer
klangvollen Stimme. Schon lange ist Moreno keine unbekannte Künstlerin mehr. Ge-
sorgt um das Image seines Hauses, alles
tut, um dem Chaos Einhalt zu gebieten.
Unterstützung bekommt der besorgte
Hoteldirektor von dem Pagen Marc, der
seines Zeichens ein gar nicht so untalentierter Comedian und Jongleur ist.
Infos: 0234 130 03
Herr Riesling ist Direktor des Hotels
Riesling, um das es finanziell nicht gut
bestellt ist. Trotz seiner Künstlerphobie
ringt sich der Direktor dann schließlich
doch dazu durch, die Artisten und Darsteller des Varietés aufzunehmen, die im
Nachbargebäude ihre Vorstellung geben.
Nun bevölkern Tänzer und Akrobaten das
Hotel des Herrn Riesling, der, immer be-
100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird gestritten – und
zwar um die Schuld. Wo die Ursachen für
den Krieg genau liegen, ist und bleibt ein
Rätsel. 16 Millionen Menschen ließen ihr
Leben, nachdem Europa im Sommer 1914
in den Krieg gestürzt wurde. In den Jahren
darauf wurde mit dem Finger gezeigt –
von Österreich auf Serbien, von Deutschland auf Russland, von England und Frankreich auf Deutschland. György Dalos,
ungarischer Schriftsteller und Historiker
und bis Ende 2011 Mitherausgeber der
Wochenzeitung „Freitag“, nimmt sich
dieser Problematik an. In seinem Vortrag
geht er vor allem auf die Ursachen ein, die
mit der österreichisch-ungarischen Seite
zusammenhängen.
Info: 0231 83800 54
FZW
Fr 6.3. 20 Uhr
Death From Above 1979
Mag sein, dass es irgendwann langweilig
wurde, hervorzuheben, wie sehr eine Band
in Duo-Besetzung rocken kann – Death
From Above 1979 waren damit aber sicher nicht gemeint. Die Kanadier schlossen
nach ihrer Reunion im Jahr 2011 genau
dort an, wo sie 2006 aufgehört hatten, und
waren großartig. Sowohl ihr ComebackAlbum „This Physical World“, als auch ihre
Konzerte. Das wird garantiert ihr Auftritt
in Dortmund zeigen, zumal sie dorthin mit
The Picturebooks und Turbowolf noch hinreißende Support-Bands mitbringen.
Info: 0231 177 820
DUISBURG
MUSEUM KÜPPERSMÜHLE
bis 26.4., Mi 14-18, Do-So 11-18 Uhr
Ralph Fleck –
Malerische Grenzauflösungen
Der 1951 geborene Ralph Fleck, der bei
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JEDEN 1. SONNTAG IM MONAT IMMER VON 11.00 BIS 18.00 UHR
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Dortmunder U • Zentrum für Kunst und Kreativität • Leonie-Reygers-Terrasse • 44137 Dortmund
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Auswahl
Auswahl
THEATER AM MARIENTOR
Di 24.3. bis Sa 28.3. je 20 Uhr,
So 29.3. 18 Uhr
Heiße Zeiten
Gerburg Jahnke, vor allem bekannt als
das Gesicht von Misfits, ist die Regisseurin der Wechseljahre-Revue. Vier Damen
in der Blüte ihres Lebens könnten nicht
unterschiedlicher sein, als sie in einer
Flughafen-Lounge aufeinandertreffen.
Trotz aller Unterschiede erkennen sie
schnell, dass sie doch einige Gemeinsamkeiten haben. Unter Jahnkes Regie
nähert sich das Schauspielquartett derjenigen Jahre im Leben einer Frau an,
die von Hormonschwankungen, Hitzewallungen und einem Chaos der Gefühle
gekennzeichnet sind. Mit Humor, einer
männlichen Stewardessen-Band und gut
platzierten Pointen wirkt das Klimakterium gleich gar nicht mehr so bedrohlich.
Info: 0203 28 250
sagt die Band: „Wenn wir die Band nicht
hätten, wären einige von uns bereits tot
oder eingesperrt.“ Ein guter Grund, auf
Carmen Flamenco
140 Jahre ist es her, seit Georges Bizets der Bühne so viel Energie zu zeigen.
berühmte Oper Carmen uraufgeführt Infos: 0172 233 97 32
wurde. Nun kommt sie erstmals an das
Theater nach Duisburg, und zwar in der GREND
zeitgenössischen Inszenierung von Rafa- Sa 21.3. 20 Uhr
el Aguilar. Die 30 Tänzer, Musiker und Die Regierung
Sänger des Ballet Teatro Español nehmen Es ist keine Überraschung, dass das erste
die Zuschauer mit auf eine Reise voller Konzert der Regierung, einer der bedeuLeidenschaft, Gefühle und Verrat, bei der tendsten vergessenen Gründerbands der
die Zigeunerin Carmen alles versucht, um Hamburger Schule, in Essen stattfindet.
frei und emanzipiert leben zu können. Schließlich kommt diese Band von hier und
Dem entspricht die Choreographie, deren hat hier zu Lebzeiten in den 1980ern und
Tanzelemente sich mit der Farbenvielfalt frühen 1990ern nahezu niemanden inteund den reichen Emotionen der Oper be- ressiert – anderswo auch nicht. Aber ein
Teil der Band um Sänger Tillman Rossmy
sonders im Flamenco ausdrücken.
lebt immer noch in Essen und hat erkannt,
Info: 0203 283 622 22
dass es doch ein paar mehr Selbstvergessene, Chronisten und Ewiggestrige interessiert, die Band noch mal live zu sehen. Sie
werden an diesem Abend alle in der ersten
FREAKSHOW
Reihe stehen und in Erinnerungen schwelDo 5.3. 20 Uhr
gen. Nie war der Begriff „Pflichttermin“
Cyanide Pills
zutreffender als für dieses Konzert.
Die Band Cyanide Pills gründete sich im Info: 0201 851 32 10
Jahr 2008, bevor sie einige Samples an
unterschiedliche Plattenfirmen geschickt GOP Varieté-Theater
hat. Seit dieser Zeit steigt ihr Stern am Mi 4.3 – So 17.5.
Musikhimmel stetig. Die Band aus Leeds Rockabilly
spielt Punkrock vom Feinsten. Nahe dran Die 50er Jahre halten Einzug in das GOP.
ist man mit einer Beschreibung ihrer Mu- Mit „Rockabilly“ feiert am 4. März eine
sik, wenn man an Boys, Buzzcocks oder Reise in die Zeit von Rock’n’Roll und
die Briefs denkt. Mittlerweile hat Cyanide Petticoats Premiere in Essen. Die Musik
Pills mehrere Alben herausgebracht und spielt im Rockabilly Club, der von Max
für das Frühjahr dieses Jahres ist bereits Nix und Willi Widder Nix, zwei mehrfach
ein neues in Planung. Über sich selbst ausgezeichneten Komödianten aus Kan-
THEATER DUISBURG
Di 31.3. 20 Uhr
ESSEN
12.03. | LIVE
*DE\0RUHQR
10. 03. |
13. 03. |
21. 03. |
25. 03. |
26. 03. |
28. 03. |
THOMAS BACH, IOC-PRÄSIDENT
PIPPO POLLINA
APOKALYPTISCHE REITER (AKUSTIK)
ASPs VON ZAUBERERBRÜDERN
ASPs VON ZAUBERERBRÜDERN
RÄUBERZIVIL MIT HR KUNZE
edenundteam.de
Peter Dreher in Freiburg, der Außenstelle der Karlsruher Akademie, studiert
hat, gehört zu den herausragenden gegenständlichen „Vollblutmalern“. Sein
Farbauftrag ist energisch und expressiv
und bleibt als Pinselhieb aus pastoser
Materie stehen. Zugleich ist die Bildanlage genau und austariert. Fleck zeigt Ausschnitte unserer sichtbaren Umgebung,
insbesondere Stadtansichten aus der
Vogelperspektive, Seestücke, zerklüftete
Landschaften und Stillleben.
Info: 0203 30 19 48 11
christuskirche-bochum.de/tickets
und an allen besseren VVK-Stellen.
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culture club
sas und Tennessee, vorgestellt wird. Mit
High Speed-Comedy, Musik und Zauberei
sorgen sie für Kurzweil. Zu den Songs der
50er Jahre präsentieren zudem Artisten
aus aller Welt hochkarätige Akrobatik.
Mit Hula Hoop aus Chicago, hawaiianischen Kunststücken im Luftring sowie
High Speed-Jonglage und -Seilspringen
im Programm darf eine rasante Show erwartet werden. Zur guten Laune tragen
Hits von Little Richard, Buddy Holly und
natürlich Elvis bei.
Infos: 05731 74 48 0
Rudolf Belling hat Flechtheim ein skulpturales Porträt gewidmet, das ebenfalls in
Hagen zu sehen ist. Die heutigen Werke, die
unterschiedliche Aspekte betonen, stammen unter anderem von Leiko Ikemura, Andrea Lehmann und Jonathan Meese.
Info: 02331 207 31 38
GRILLO-THEATER
Kommt er oder kommt er nicht? Nicht
nur in Oberhausen wurde schon einer der
Mammutauftritte von Ennio Morricone
mit Orchester und Chören krankheitsbedingt verschoben. Ist ja auch kein Wunder, der Mann ist schließlich in einem gesetzteren Alter. Wenn er denn tatsächlich
kommt, sollte man den Termin nicht verpassen. Man weiß eben nicht, wann man
noch mal die Gelegenheit eines Auftritts
dieser größten Filmkomponistenlegende
der Welt bekommt. Aus künstlerischen,
aber auch ganz banalen Altersgründen.
Info: 0208 82 000
Sa 14.3. 20 Uhr
Nighthawks
Einmal mehr beweisen die Nighthawks um
Bassist Dal Martino und Trompeter Reiner
Winterschladen, dass sie zum Who is Who
der Jazzszene gehören. Ihr im April 2014
erschienenes sechstes Album „Rio Bravo“
strotzt nur so vor einer Fülle an Klängen,
Groove und musikalischer Improvisation.
Nicht umsonst räumte Nighthawks in
den vergangenen Jahren einige Auszeichnungen ab, unter anderem dreimal den
goldenen German Jazz Award. Aktuell sind
sie auf Tour um ihr Album zu präsentieren.
Info: 0201 81 22 200
PACT ZOLLVEREIN
Sa 28.3. 17.30 Uhr
IMPRESSUM
OBERHAUSEN
KÖNIG PILSENER ARENA
präsentiert: Kino
Do 26.3. 20 Uhr
Ennio Morricone
ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH,
ANNA LENKEWITZ, ALINA SEICHE, BENJAMIN
SEIM, CHRISTIAN STEINBRINK
ABENTEUER
LERCHENBERG
Der Lerchenberg, da denkt man normalerweise eher nicht an Abenteuer, sondern an Fernsehalltag wie das „heutejournal“. Dass es rund um die TV-Studios
aber auch kreucht und fleucht, dass es
sich beim Lerchenberg um einen tierischen Mikrokosmos handelt, zeigt diese
beeindruckende Naturdoku von Andreas
Ewels, der zur Vorstellung kommt.
Sondervorstellung mit Regisseur
Casablanca Filmtheater
Kortumstraße 11
44787 Bochum
0234 32 59 177
What Nature Says
Myriam Van Imschoots zuverlässigster Begleiter der letzten Monate war ein Rekorder. Für ihre neueste Performance „What
Nature Says“ nutzte sie die Geräuschkulissen um sie herum, um daraus ein Audiobook der Natur zu machen. Egal ob
Autobahn, Park oder Zoo – Van Imschoot
fing die Geräusche ein. Gemeinsam mit
fünf Performern hat sie eine Show zusammengestellt, die eine Wiedergabe unserer
Natur ist. Mit Gesang und Beatboxing
entwickelt sie vor dem Publikum nach und
nach eine wunderbare Klangwelt, die die
Vielfalt der Natur zu spiegeln vermag.
Info: 0201 289 47 00
Veranstalter-Infos an:
auswahl@trailer-ruhr.de
trailer bietet Platz
für freie AutorInnen!
culture club
trailer verlost 1x2 Karten
E-Mail bis 8.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de
Kennwort: Lerchenberg
15.3. 15 Uhr
culture club
bis 15.3., Di-So 11-18 Uhr
Ein Zimmer für Alfred Flechtheim
17 Künstler der jüngeren und mittleren Generation unserer Tage ehren Alfred Flechtheim (1878 Münster – 1937 London), der
sich als Galerist und Freund der künstlerischen Avantgarde im Berlin des frühen 20.
Jahrhunderts verdient machte und als Jude
im Dritten Reich emigrieren musste. Schon
Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner,
Nathanael Brohammer, Hartmut Ernst,
Sanje Gautam, Nina Heinrichs, Thomas
Hirsch, Tom Jost, Timon-Karl Kaleyta, Anna
Lenkewitz, Karsten Mark, Lisa Mertens,
Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Jan Schliecker, Frank Schorneck,
Alina Seiche, Benjamin Seim, Christian
Steinbrink, Nina Ryschawy, Olaf Weiden,
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung: Birgit Michels
Grafik:
Amélie Kai, Dominik Empl, Thomas Müller
Anzeigenverwaltung:
BERNDT MEDIA
Joachim Berndt
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91
E-Mail: info@berndt-media.de
www.berndt-media.de
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
Ton Steine Scherben
Osthaus Museum
Chefredaktion:
Maxi Braun (v.i.S.d.P.)
Buchhaltung:
Karin Okniewski
27.3. 20 Uhr
HAGEN
Herausgeber:
trailer-ruhr Verlag
Joachim Berndt, Büro Bochum
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel: 0234-94191-0, Fax: -91
E-Mail: info@trailer-ruhr.de
www.trailer-ruhr.de
Druckerei:
Graphischer Betrieb Henke GmbH
Engeldorfer Straße 25
50321 Brühl
ZECHE CARL
Ton Steine Scherben oder auch kurz „Die
Scherben“ genannt, gehören mit zu den
unverzichtbaren deutschen Rockbands.
Gegründet in den 70er Jahren, wurden
sie dank ihrer Texte schnell zu einem
Sprachrohr der linken-alternativen Szene. Mittlerweile hat die Band Kultstatus erreicht. Dabei sind „Die Scherben“
auch nach 40 Jahren Bühnenpräsenz
immer noch politisch, was sie bei ihrer
aktuellen Tour „Ding Ding Dang Dang“
zeigen. „Keine Macht für niemand“ und
„Der Traum ist aus“ dürften nur zwei der
vielfach bekannten Songs der Band sein,
die bis heute ihre Gültigkeit besitzen.
Info: 0201 834 44 28
Auswahl
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
trailerRuhr
präsentiert: Kino
präsentiert: Kultur
WOLFSKINDER
CHUN JIE -
Zwei elternlose Brüder irren nach dem
Zweiten Weltkrieg von Preußen nach
Litauen. Auf der Flucht vor feindlichen
Soldaten und auf der Suche nach Nahrung und einem Heim durchleben sie
die Schrecken der Nachkriegszeit. Im
Anschluss findet eine Gesprächsrunde
über das Nachkriegsdrama aus Kindersicht statt.
Chinesische und deutsche KünstlerInnen
begleiten die Besucher in ihre faszinierende Welt aus Tanz, Kampfkunst, Literatur,
Musik und Malerei und begrüßen mit ihnen
den Frühlingsanfang und Neubeginn des
chinesischen Mondjahres. Mit dabei: Tang
You Qiao, Wu Qian Yu, Ma Xiao Ying, Karin
Zhang, Rainer Achterholt.
sweetSixteen
Immermannstraße 29
44147 Dortmund
0231 9106623
trailer verlost 1x2 Karten
E-Mail bis 22.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de
Kennwort: Wolfskinder
Mo 30.3. 19 Uhr
CHINESISCHES FRÜHLINGSFEST
Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern.
Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine
(Köln, Wuppertal, Aachen und Düsseldorf)
vertreten:
Auslandsgesellschaft
NRW e.V.
Steinstraße 48
44147 Dortmund
0231 838 000
trailer verlost 3x2 Karten
E-Mail bis So 1.3. an
verlosung@trailer-ruhr.de
Kennwort: Frühlingsfest
Fr 6.3. 19 Uhr
trailer wird
d auff
10
00 % Recyyclingpapieer gedrruckkt
März 2015
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Das MeinungsMagazin