BüHNE - trailer
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Das MeinungsMagazin Nackte Kannibalen THEATER Theater Ruhr im März Häuptling Abendwind und Die Kassierer: eine Punk-Operette | Regie: Andreas Beck, Schauspiel Dortmund | Fotograf: Birgit Hupfeld n be ie le W ir w n le ol w T AT BL UG FL März 2015 www.trailer-ruhr.de Bühne Punk meets Operette Semiotik Orchester Szenografie FigurenführungOper Handlung Schauspiel Choreografie Performativität Postdramatik Philharmonie Tanz Inszenierung Avantgarde Kabarett Independent Soufflage Klang Rampe Improvisation Szenografie Klang Soufflage Improvisation Crossover Handlu Improvisation Independent Semiotik Rampe Crossover Naturalismus RequisitenBläsersatzVorhang Figurenführung Rampe Handlung Soufflage Figurenführung Finaler Akt Bläsersatz Independent Klang Rhythmik Ram Improvisation Choreografie RhythmikChoreografie Independent Finaler AktImprovisation Handlung Vorhang RampeRhythmik Bläsersatz Choreografie Soufflage Soufflage Szenografie Improvisation Szenografie Figurenführung Klang Semiotik SoufflageVorhang Rhythmik Vorhang Figurenführung Finaler Akt Szenografie Stimme Naturalismus Rampe equisiten Improvisation Rampe Rampe Rhythmik Klang Dialogregie Stimme Vorhang Soufflage Naturalismus Klang Naturalismus Szenografie Independent Finaler Akt Independent Stimme Dialogregie Stimme Soufflage Crossover Figurenführung Crossover Szenografie RampeRhythmik Choreografie Figurenführung Stimme Rampe Rhytmik Vorhang Handlung Independent Choreografie Soufflage Requisiten Klang Semiotik Soufflage Naturalismus ufflage Improvisation Variété Objekttheater Festival Dramaturgie Musiktheater bühnE Premiere Handlung BÜHNEN IN NRW Kritik, Interviews und Links Köln – choices.de Düsseldorf – biograph.de Wuppertal – engels-kultur.de Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de mein hen Lesezeic Das MeinungsMagazin Ruhrgebiettrailer-ruhr.de März 2015 www.trailer-ruhr.de TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK EIN FILM VON OSKAR ROEHLER www.eslebederpunk.x-verleih.de Das MeinungsMagazin DIE S C H W E IG S A M E FR AU R IC H A R D S T R AU S S Musikalische Leitung Martyn Brabbins Inszenierung Guy Joosten Ausstattung Johannes Leiacker Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach Choreinstudierung Alexander Eberle Choreographie Matteo Marziano Graziano Premiere 14. März 2015 Vorstellungen 17., 19., 22. März 2015 Aalto-Theater Tickets T 02 01 81 22-200 www.theater-essen.de M A N D E R L AY von Lars von Trier Deutsch von Maja Zade Wiederaufnahme 25. März 2015 Vorstellungen 10., 19. April 2015 Grillo-Theater Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de -ruhr.de Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM. Foto: Helmut Berns trailer-Thema. 5 FRAUENMENSCHEN Der heutige Feminismus ist grell, laut und multimedial präsent 6 Zum Thema Die FEMEN-Aktivistin Hellen Langhorst über Feminismus und den nackten Protest Kino. Literatur. 20 21 22 23 33 Literatur-Portrait Der Hamburger Autor Frank Schulz zu Gast im Ruhrgebiet 34 ComicKultur/Wortwahl Comic- und Buch-Empfehlungen des Monats 35 Textwelten Die lit.Cologne verspricht ein starkes Programm 36 Literatur-Kalender Ruhr 24 27 Bühne. 2 Schauspiel Essen/Aalto Theater 8 Theater Oberhausen 9 Auftritt – „Big Brother is watching you“ war gestern, heute reicht die Payback-Card 10 Musiktheater im Revier 11 Premiere Henner Kallmeyer inszeniert im Theater Unten „Im Westen nichts Neues“ 12 Komikzentrum Ruhr Die Schwerter Kleinkunstwochen laufen auf Hochtouren 13 Theater Ruhr „Die erste Bahn“ im Depot Das 5. Gelsenkirchener Erzählfestival „Häuptling Abendwind“ in Dortmund 15 Bahnhof Langendreer 16 Schauspielhaus Bochum 17 Theater Ruhr – „Viel Lärm um nichts“ am Schauspielhaus Bochum Prolog – Regionale Theaterfahrten im April 18 Theater-Kalender Ruhr Musik. 38 KompaktDisk Musik-Empfehlungen des Monats BÜHNE Foto: Diana Küster Premiere 11 KINO „Leviathan“ 30 31 47 culture clubs Film-ABC/Vorspann Film des Monats – „Leviathan“ KritikerspiegelRuhr Kino-Kalender Ruhr Film-Kritik Roter Teppich Tom Schilling über „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“, die Faszination der 80er und seinen Karriereboom Gespräch zum Film Regisseur Andreas Dresen über die Energie des Erwachsenwerdens Hintergrund – „3 Herzen“ culture clubs Kultur in NRW. überregional 14 Theater in NRW Neues Netzwerk der freien Theater gegründet 15 Oper in NRW Mariame Clément inszeniert Ligetis „Le Grand Macabre“ in Essen 37 Improvisierte Musik in NRW Verdienstkreuz für die Pflege Improvisierter Musik Popkultur an der Ruhr „Sie nannten ihn Dreirad“ von Heinz Strunk 38 Klassik an der Ruhr Pianistischer Staffellauf in Bochum 40 Kunst in NRW Die Große Kunstausstellung NRW Musical in NRW Stephen Sondheim auf Bühne und Leinwand Tanz in NRW Von Fortschrittlern und Blockierern Film des Monats 22 LITERATUR Foto: Gunter Glücklich Kunst. 39 kunst & gut – Hundertwasser in einer Werkschau im Osthaus Museum in Hagen 40 Kunstwandel DDR-Plakate im Essener Museum Folkwang 41 RuhrKunst – Weber/Tavenne in Dortmund/Detlef Orlopp in Essen/Rudolf Holtappel in Oberhausen 43 Kunst-Kalender Museumslandschaft NRW trailer spezial. 4 Intro – „Dilämmer“ 7 Innovation – Fast unbemerkt entwickeln sich Erdgas-Autos zur Alternative 44 Auswahl des Monats Veranstaltungs-Empfehlungen im März 47 Impressum Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? trailerRuhr Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Portrait KUNST 33 kunst & gut © NAMIDA AG Glarus, Schweiz 39 Intro -ruhr.de März 2015 Die meisten Schafe zeigen sich von chinesischem Aberglauben unbeeindruckt, Foto: Amélie Kai trailer + trailer-ruhr.de Dilämmer Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 Nackter Protest Die feministische Aktivistin und Mitbegründerin von FEMEN Deutschland, Hellen Langhorst, über bewusste Provokation, nackte Körper als Protestmittel und politische Ziele. Hellen Langhorst Bühne Foto: privat 11 Premiere Im kleinen Theater Unten läuft der große Remarque-Roman „Im Westen nichts Neues“ als Zusammenarbeit des Schauspielhauses Bochum mit der Folkwang Universität der Künste. Wir trafen uns mit Regisseur Henner Kallmeyer und seinen jungen Darstellern. Henner Kallmeyer Film Foto: Diana Küster 27 Roter Teppich Tom Schilling („Oh Boy“) hat wieder mit Oskar Roehler gedreht: „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“ Wir sprechen mit ihm über seine Arbeit und über die Rückreise ins Berlin der 80er Jahre. Tom Schilling Film 30 Gespräch zum Film Es geht rau zu. Regisseur Andreas Dresen sprach mit uns über seinen neuen Film „Als wir träumten“ und über Leipziger Jugendliche in der Zeit der Wende. Andreas Dresen Am 19.2. wurde in China der Jahreswechsel gefeiert und das Jahr des Schafes eingeläutet. Der Widder in mir freute sich tierisch, bis ich die Prognosen fernöstlicher Wahrsager las. Nicht genug, dass Schafe in der chinesischen Astrologie zwar als treu und zahm, jedoch auch kreativ- und antriebslos gelten, auch neun von zehn im Schafsjahr Geborene enden unglücklich. Naja, wir Widder (21.3.-20.4.) haben schon Schlimmeres überstanden. Helmut Kohl (*3.4.), Josef Ratzinger (*16.4.) oder Jürgen Drews (*2.4.) könnte man vielleicht durch die ebenfalls im Widder Geborenen Johann Sebastian Bach, Vincent Van Gogh oder Casanova aufwiegen. Aber Adolf Hitler (*20. April) auch nur knapp im eigenen Tierkreis zu haben ist nun wirklich unentschuldbar. Eigentlich ist es auch das Jahr der Ziege (die Chinesen differenzieren da sprachlich nicht so), chinesische und westliche Astrologie sind ohnehin grundverschieden und wer glaubt den Blödsinn überhaupt? Vor allem die Widder-Frau genießt den Ruf, eine feurige und mutige Amazone zu sein. Als moderne Amazonen kann man auch die Feministinnen von FEMEN bezeichnen. Eine von ihnen ist Hellen Langhorst, die wir für unser Monatsthema FRAUENMENSCHEN interviewen und mit ihr über Feminismus 2.0 und den nackten Körper als Protestmittel sprechen. In unserer Rubrik Grüne Seiten wechselt der Aggregatzustand von Feuer zu Erdgas und dadurch angetriebene Fahrzeuge, die auf lange Sicht Geld sparen und sich auch im Praxistest behaupten. Im Englischen heißt der Widder bekanntlich „aries“, was sich von Ares, dem Gott des schrecklichen Krieges in der griechischen Mythologie, ableitet. Auch im THEATER UNTEN herrscht Krieg, wenn HENNER KALLMEYER Remarques IM WESTEN NICHTS NEUES inszeniert. Wir fragen den Regisseur, wie zeitgemäß der Klassiker ist. Seiner Zeit weit voraus war George Orwell, als er 1948 seine Dystopie „1984“ schrieb. In Zeiten von Big Data ist es für ULRICH GREB kein Problem, das Stück in die Gegenwart und auf die Bühne des SCHLOSSTHEATER MOERS zu transportieren. Schöngeistiger veranlagt war Friedensreich HUNDERTWASSER. Das OSTHAUS MUSEUM HAGEN zeigt mit HUNDERTWASSER – LEBENSLINIEN eine Werkschau des charismatischen Österreichers. Genosse Lenin wäre unsere Filmauswahl im März wohl sauer aufgestoßen. Unser Film des Monats LEVIATHAN handelt von der Ohnmacht des Einzelnen vor dem allmächtigen Staat und kritisiert auch sein Herkunftsland Russland. Da hilft nur Anarchie, wie in TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK!, der dritten Kollaboration von Regisseur Oskar Roehler und TOM SCHILLING. Im Interview spricht der Jungdarsteller u.a. über seine frühere Obsession für Nick Cave. Mit Regisseur ANDREAS DRESEN unterhalten wir uns über die Energie des Erwachsenwerdens in den frühen 1990ern und seinen Film ALS WIR TRÄUMTEN. Mögen nicht nur alle Widdergeborenen, deren Zeit Ende März beginnt, ungeschoren durch das Jahr des Schafes kommen. MAXI BRAUN Foto: Peter Hartwig / Pandora 4 Thema Fuck off, Alice! Foto: Mischa Lorenz Was ist neu am neuen Feminismus? – Der heutige Feminismus ist grell, laut und multimedial präsent Die Begriffe Feminismus und Emanzipation sind wesentlich weiter. Die Aktion „Wer braucht Feheute leicht negativ konnotiert und verursachen minismus?“, die in Deutschland 2012 ins Leben in den Köpfen vieler Menschen Bilder von män- gerufen wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, den Benerhassenden Frauen, die wütend für die Befrei- griff Feminismus erneut mit Leben zu füllen und ung des weiblichen Geschlechts und Gleichstel- einen Imagewandel herbeizuführen. Jeder hat die lung protestieren und hartnäckig ideologische Chance, bei dieser Kampagne sein Statement für den Feminismus abzuDebatten zu fast jedem trailer-Thema im März: geben. Die Meinungen annähernd weiblichen sind vielfältig und beThema führen. Viele Die Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte hat viel stätigen, dass in vielen Frauen wollen sich erreicht, die Gleichstellung der Geschlechter bleibt Bereichen die Gleichheute nicht mehr als aber auch in Deutschland eine Utopie. Für den Femiheit von Männern und Feministin bezeichnen. nismus 2.0 gibt es viel zu tun. Frauen doch nicht Eines wird allerdings Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter: so gleich ist. Ebenso schnell vergessen: Diechoices.de/thema + engels-kultur.de/thema unterschiedlich wie se Frauen haben viel erreicht. Die Feministinnen der sogenannten „Zwei- die Meinungen sind auch die Gruppen und Aktiten Welle“ in den sechziger und siebziger Jahren vistinnen/Aktivisten, die sich dem Thema heute stellten die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen widmen. in Frage und setzten sich für die Gleichberechtigung der Frau ein. Sie verankerten die Gleichheit Berühmt ist die Riot-Grrrl-Bewegung, die sich gevon Frauen und Männern im Grundgesetz und gen die Dominanz von Männern im Musikbusiness sorgten dafür, dass Ehescheidungen nicht mehr ausspricht. Ebenso bekannt sind die seit 2011 exizum Nachteil der Frauen verliefen, Prostitution stierenden Slutwalks, Demonstrationen, auf denen und Pornografie gesetzlich reformiert und Abtrei- sich sowohl Frauen als auch Männer für die Unantastbarkeit der sexuellen Integrität jedes Menbung entkriminalisiert wurde. schen und gegen die Annahme einer Mitschuld Warum braucht es also aktuell eine neue Welle bei sexuellen Verbrechen aufgrund des Tragens des Feminismus? Eine Studie des Statistischen aufreizender und freizügiger Kleidung des Opfers Bundesamtes deckt nur einige Ungleichheitsfak- einsetzen. Die Organisation FEMEN demonstriert toren auf: Frauen verdienen im Schnitt 7% we- gegen patriarchalische Strukturen, gegen jede niger als Männer in den gleichen Positionen. Bei Form von Pornographie, Prostitution und Meneinem Ranking zu Frauen in Führungspositionen schenhandel sowie Unterdrückung von Menschen landet Deutschland lediglich auf dem 20. Platz. durch Religion. Aber sind diese Themen nicht doch Väter sind wesentlich häufiger berufstätig als sehr ähnlich zu denen des alten Feminismus? Was Mütter. In einer anderen Studie des Allensbacher ist also so neu am neuen Feminismus? Instituts für die Zeitschrift „Bild der Frau“ wird bestätigt, dass sich klassische Rollenmodelle zwar Der neue Feminismus funktioniert durch andere Kanäle. Er ist nicht mehr zwischen Bücherrücken gelockert, aber in keinem Fall aufgehoben haben. und in intellektuellen Foren gefangen. Fast jede Die Themen des neuen Feminismus reichen aber feministische Organisation ist im Internet, in so- FRAUENMENSCHEN 5 zialen Netzwerken und Blogs vertreten und findet schnelle Verbreitung und großen Zulauf. Medienwirksame Aktionen, wie die barbusigen, lauten Proteste von FEMEN oder die bunten Slutwalks steigern zwar auch die Zahl der Kritiker, aber auch die Zahl derer, die teilnehmen und sich einsetzen. FEMEN Deutschland hat über 15.000 und Terres de Femmes knapp 11.000 Likes bei Facebook. Und es sind nicht nur Frauen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Mehr und mehr Männer setzen sich für feministische Themen ein. Dadurch entsteht eine junge Generation von Feministinnen und Feministen die fast 25 Jahre nach dem Ende der zweiten Welle Themen aktuell aufarbeitet und auf neuen Kommunikationswegen schneller Zulauf und Öffentlichkeit gewinnt, als es in den sechziger und siebziger Jahren überhaupt möglich war. Einer breiten Masse werden feministische Thesen und Themen nicht nur national, sondern global zugänglich gemacht. Jeder kann durch einen Klick partizipieren, seine Meinung kundtun, teilen und aufrütteln. Wenn Fragen der Frauenrechte, Gleichstellung, Sexualisierung des weiblichen Geschlechts und Unterdrückung wieder neue weltweite Aktualität haben und jeder leichten Zugang zu Debatte und Lösungsansätzen hat, braucht sich der Einzelne nur noch die Frage zu stellen, die Emma Watson in ihrer Rede zum Feminismus vor der UN stellte: „Ich lade Sie ein vorwärts zu gehen und sich zu fragen: Wenn nicht ich, dann wer? Wenn nicht jetzt, dann wann?“ NINA RYSCHAWY Aktiv im Thema www.frauenrechte.de/online/index.php werbrauchtfeminismus.de femen.de couragezentrum-essen.de Thema Amazonen aller Länder vereinigt euch, Foto: Jan Schliecker „Wir sind in unserer Nacktheit stark“ Die FEMEN-Aktivistin Hellen Langhorst über Feminismus und den nackten Protest trailer: Frau Langhorst, wogegen protestiert Ja, größtenteils werden wir nach unseren ProFEMEN? testen polizeilich erfasst und je nachdem wer Hellen Langhorst: Unsere Proteste sind poli- dann Strafanzeige erhebt kommt es zu einer tischer Natur. Unser Hauptthema ist die Zerstö- Geldstrafe. Aber im Fall von Josephine Witt, die rung des Patriarchats. Wichtig ist, dass wir eine in Tunis gegen die Inhaftierung von Amina Sbouï Gleichstellung fordern, wir protestierte, endete das in einer „Es ist einfacher gegen eine wollen nicht Anstelle des PatriGefängnisstrafe. Aktion zu sein, als selber archats ein Matriarchat. Dann etwas zu machen“ die Zerstörung der Sexindustrie, Setzt sich FEMEN vor Prowozu Prostitution, Menschentesten mit der Materie auseihandel, Pornografie gehören. Außerdem kämpfen nander oder sucht Kontakt zu Betroffenen? wir gegen religiöse Unterdrückung und für die Vor allem beim Thema Prostitution sind wir sehr Beendigung aller vorherrschenden Diktaturen. Wir tief in die Materie eingedrungen. Wir machen ja wollen keine Religion verbieten, jeder darf seine nicht nur Proteste sondern gehen auch zu DiskusReligion haben, solange er sie friedlich ausübt und sionsrunden entweder im Publikum oder als Disniemandem damit schadet. Und wir fordern die kussionspartner, ich war Anfang des Jahres auf absolute Trennung von Staat und Religion. dem internationalen Kongress gegen Prostitution in München und habe dort mit Betroffenen gereWarum haben sich FEMEN für den Protest det, Kontakte geknüpft und Vorträgen zugehört. „oben ohne“ entschieden? Wir setzen uns schon mit unseren Aktionsthemen Das hat mehrere Gründe. Erstens weil wir in dem auseinander. Moment des Protestes unseren Körper selbst bestimmen. Inzwischen wird der weibliche Körper Nach vielen Aktionen gab es massive Kritik an durch die Werbung und patriarchale Strukturen FEMEN. Inwiefern wollen sie bewusst aufregen, sehr oft fremdgenutzt, sei es um Produkte zu ver- wenn sie beispielsweise bei einer Aktion gegen kaufen oder ein bestimmtes Schönheitsideal zu Prostitution im Jahr 2013 „Arbeit macht frei“ propagieren. Wir setzen unseren nackten Körper an die Pforte der Hamburger Herbertstraße selbst ein, wir haben nur ihn als Plakat und das sprühen? was darauf steht. Aber wir sind in unserer Nackt- Natürlich war der Satz als Provokation und Aufreheit stark und selbstbestimmt. Wir sind laut, wir ger gewählt, wir wollten damit aber keinesfalls die fordern und wir haben eine Message. Selbstver- Opfer des Holocaust verleugnen oder lächerlich ständlich machen wir durch die Nacktheit auf uns machen, das muss einfach nochmal klargestellt aufmerksam, nutzen also auch die Medien um werden. Es gab viele viele Beschwerden wegen Menschen anzusprechen, die sich nicht primär mit dieses Satzes und gegen diesen Protest, aber keiunseren Themen auseinandersetzen. ne einzige von irgendeinem Betroffen. Es hat uns sogar eine jüdische Gemeinde angeschrieben und In den Social-Media-Kanälen gab es sehr viele uns mitgeteilt, dass sie selbst gegen Prostitution böse Kommentare zu Aktionen von FEMEN. sind, die Form des Protestes krass fanden, aber sie Was denken Sie darüber? die Intention durchaus verstanden haben. Mit der Das ist leider bei fast jeder Aktion so und es hat Provokation regt man nicht nur auf sondern auch mich anfangs sehr überrascht, dass sich Menschen an. Es soll aber nicht über FEMEN selbst diskutiert die gegen unsere Aktionen sind die Mühe machen, werden, sondern über die Themen die wir anspreeinen Kommentar zu hinterlassen. Aber es ist halt chen. Es sind Erfahrungswerte die man mit der einfacher gegen eine Aktion zu sein, als selber et- Zeit sammelt. Wie weit kann ich gehen und bleibe was zu machen. Es ist ein wenig der Spiegel der noch beim Thema und wann überschreite ich eine Gesellschaft. Grenze die dann auch für uns negativ ist. Sind sie schon einmal wegen eines Protests strafrechtlich verfolgt worden? Es gab die Aktion gegen die Unterdrückung von Frauen in islamischen Ländern im April 6 2013. Danach kritisierten muslimische Frauen die Aktion als Bevormundung und pauschale Verurteilung. Als Reaktion gab es sogar den Hashtag #MuslimahPride. Wie gehen Sie mit einer solchen Kritik um? Bei dieser Aktion gab es ein großes Missverständnis. Es war eine internationale Aktion um Amina Sbouï zu unterstützen, die sich aufgrund von islamischer Unterdrückung in Haft befand. Die Aktionen haben in Frankreich, Spanien und Deutschland stattgefunden und waren an Frauen gerichtet die unter Unterdrückung durch den Islam leiden. Wir verurteilen keine Frauen die sagen, dass sie sich selbst für den Islam und beispielsweise das Kopftuch entschieden haben. Jeder darf machen was er möchte, solange dieses Handeln nicht aus Unterdrückung entsteht. Hier muss man aber auch differenzieren wann die Unterdrückung anfängt. Was wünschen Sie sich für die Zukunft von FEMEN? Ich wünsche mir viele schöne Aktionen und dass sich alles in eine Richtung und auf ein Level entwickelt, wo nach Aktionen nicht darüber diskutiert wird, was FEMEN falsch oder richtig macht, sondern es um die Intention dahinter geht. Ein Level auf dem der alte und der neue Feminismus zusammenfinden und wir alle gemeinsam politisch und gesellschaftlich viel erreichen. Und ich wünsche mir allgemein mehr Solidarität unter Frauen. INTERVIEW: NINA RYSCHAWY Lesen Sie auch die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/thema ZUR PERSON Hellen Langhorst (24) ist feministische Aktivistin und Mitbegründerin von FEMEN Deutschland. Foto: privat e ün Gr Innovation en it Se 15 20 Angst vor dem Liegenbleiben hat kein Erdgas-Fahrer: Eine Zapfsäule findet sich immer in der Nähe – und zur Not kann man auf den Benzintank umschalten , Foto: Tom Jost Klimaschonend fahren mit Erdgas – sogar aus Wind Ausgereifte Fahrzeuge, dichtes Tankstellennetz: Fast unbemerkt entwickeln sich Erdgas-Autos zur Alternative Der Traum umweltbewusster Verkehrsteilnehmer heißt: klimaneutral fahren. Elektroautos schaffen das, wenn sie ausschließlich mit Strom aus Solaroder Windkraftanlagen versorgt werden. Doch hohe Anschaffungskosten und ein lückenhaftes Ladenetz schrecken Privat- und Firmenkunden noch ab. Anfang 2015 waren in Deutschland gerade 20.000 Mobile zugelassen. Die Alternative könnten – auch langfristig – Fahrzeuge mit Erdgas-Antrieb sein. Davon gibt es immerhin schon fünfmal so viele. Mit steigender Tendenz. Samstagmittag in Witten, Tankstelle am Crengeldanz. An den Zapfsäulen für Benzin und Diesel herrscht mäßiger Betrieb – gewiefte Fahrer warten lieber auf den Abend, wenn der Spritpreis sinkt. Der „Exotenplatz“ ist dafür dicht umlagert. Drei Fahrzeuge rollen zu den beiden Anschlüssen der Erdgas-Säule. Eines von ihnen muss warten. Einstöpseln, verriegeln, Startknopf drücken: Gas fließt. Man nutzt die Gelegenheit zu einem Schwatz untereinander. „Normalerweise wird man eher von Benzin-Fahrern angesprochen“, grinst Klaus Steiner. „Fast wie als Hundehalter. Nein, sage ich dann – der beißt nicht. Und Ja, sage ich – der fährt richtig gut.“ Der Tankvorgang ist nach zwei Minuten beendet. Für 13,8 Kilo Treibstoff zahlt man an der Kasse 14,60 Euro. Es reicht für 250 neue Kilometer – dabei war der Gasbehälter ja noch zu einem Drittel gefüllt. Der rote Opel Zafira ist schon das dritte Erdgasauto der Bochumer Familie. Den ersten, einen Focus Kombi, verkaufte Steiner auch als neunjährigen „Gebrauchten“ noch zu einem guten Kurs. Den zweiten, ein Fiat Punto, steuert die Gattin seit 2006 ohne Probleme und Auffälligkeiten. Und freut sich, dass das Nachladen auf dem Heimweg von der Essener Schule aus der kleinen Geldbörse bestritten werden kann. Falls wie aktuell die Wattenscheider Erdgas-Säule außer Betrieb ist, gibt es noch eine in Riemke. Oder sechs in Essen. Und zur Not hat jedes Erdgasauto eh einen Extra-Benzintank, der für gut 150 Kilometer reicht. Vor dem Liegenbleiben muss man allein deshalb keine Angst haben. An diesem Mittag beträgt das Preisplus gegenüber Superbenzin selbst in aktueller BilligspritZeit satte 27 Cent. Auch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Erdgas wird in Kilo abgerechnet und besitzt eine um 40 Prozent höhere Energiedichte als ein Benzin-Liter. Gegenüber Dieselkraftstoff ist Erdgas um 30 Prozent im Vorteil. „Damit hat man die Mehrkosten bei der Anschaffung schnell wieder egalisiert“, sagt Steiner, der als ehemaliger Angestellter eines Gas-Konzerns sogar einen Rabatt seines Arbeitgebers einsacken konnte. Auch für gewöhnliche Sterbliche gibt es Beihilfen: Viele Kommunalversorger förder(te)n den Kauf eines Neuwagens mit Zuschüssen oder einer Umsonst-Menge. „Bis 2012 wurde unser Angebot 374-mal in Anspruch genommen“, berichtet etwa Christian Seger von den Bochumer Stadtwerken. Obendrein gewährt der Staat Steuervergünstigung bis 2018, die Fortsetzung steht bereits in der schwarz-roten Koalitionsvereinbarung. Der Füllvorgang: Einstecken, verriegeln, Knopf drücken – fertig, Foto: Tom Jost Für umweltbewusst denkende Fahrer liegt der eigentliche Vorteil aber in der Klima-Komponente. Denn Erdgas, das vor allem aus Methan 77 besteht, gilt als der kohlenstoffärmste Brennstoff. Bei seiner Nutzung entsteht schon unter normalen Umständen ein Viertel weniger CO2 als im Benzinbetrieb. Gegenüber einem Dieselfahrzeug wird dieser Unterschied zwar ganz klein, dafür gibt es 75 Prozent weniger Stickoxide und so gut wie keine Rußpartikel und Feinstäube. Es kommt noch schöner: Etwa 180 der bundesweit vorhandenen fast 1000 Erdgas-Tankstellen werden bereits mit Bio-Methan co-beliefert. Dessen Einsatz verspricht erzeugungsseitig CO2-Neutralität, weil durch den Auspuff nur jene Menge in die Atmosphäre entlassen wird, die ihr die pflanzlichen Ausgangsstoffe vorher entnahmen. Und mit „Power to gas“ ist das Zukunftsfenster bereits aufgestoßen. Jenes 1895 erstmals in Dänemark ausprobierte Verfahren gewinnt per Elektrolyse Methan aus Wasser und CO2. Die nötige Energie stammt, damals wie heute, aus Windkraftanlagen. Perspektive: Mit dieser Technologie könnte man große Mengen überschüssigen Windstroms (wie er etwa im Dezember anfiel) in einen speicherbaren Energieträger verwandeln, statt die Windmühlen anzuhalten oder gar dafür zu bezahlen, dass Nachbarländer diesen Strom abnehmen. Längst sind erste Demonstrationsanlagen gebaut: in Stuttgart, in der Uckermark und (im Auftrag von Audi) auch im niedersächsischen Werlte. Noch in diesem Frühjahr soll im Energiepark Mainz der mit 6 MW Leistung weltgrößte Elektrolyseur seinen Dienst aufnehmen, an dem Siemens und Linde beteiligt sind. „Power to gas“, sagt auch Experte Klaus Steiner, „wäre ein interessanter Gedanke, um endlich intensiv über Gas-Mobilität zu reden.“ Zurück in die Gegenwart. Erdgas-Fahrzeuge besitzen eine ausgereifte Technik und sind langstreckentauglich. Lieferbar sind derzeit fast 30 Modelle, vom VW up! bis zum Van. Bleibt noch die Frage nach der Versorgungssicherheit in typischen Urlaubsländern. Abgesehen von Frankreich gelten die wichtigsten europäischen Nachbarn als gut bis sehr gut erschlossen. Spitzenreiter ist übrigens Italien – dort hat inzwischen jede siebte Neuzulassung einen Erdgas-Tank. TOM JOST AUF DER GROSSEN STRASSE ANTON TSCHECHOW REGIE: JO FABIAN RUHRFESTSPIELE RECKLINGHAUSEN A WORLD STAGE Tête-à-tête. Ein dramatisches Rendezvous mit Frankreich. Kartenstelle (02361) 9218-0 www.ruhrfestspiele.de Hauptsponsor Elsenbach Design 1. Mai bis 14. Juni 2015 AB 19. MÄRZ 2015 WWW.THEATER-AN-DER-RUHR.DE Die Schutzbefohlenen Premiere 27.03.2015 Weitere Termine 28.03. / 17.04. / 18.04. / 22.04. / 24.04.2015 www.theater-oberhausen.de und 0208/8578-184 www.bgp.de Elfriede Jelinek Auftritt Endlich von der Rattenphobie geheilt. Winston Smith (6079), nun Held nach Gehirnwäsche, Foto: Helmut Berns Die Lemminge vor dem großen Sprung „Big Brother is watching you“ war gestern, heute reicht die Payback-Card Selbstoptimierung trotz Konkurrenzdruck ist heutzutage en vogue. Kleine Armbänder senden Daten zur geistigen Selbstbefriedigung. Staat und Krankenkasse lesen gern mit, der Bürger bombardiert sie freiwillig mit allem, was einmal heilig war. Hätte George Orwell das alles gewusst, ha, sein dystopischer Roman „1984“ von 1949 hätte kaum anders aussehen können. Google, Facebook und die anderen planetaren Datensammler stecken alle großen Brüder längst in den Sack, wirklich süß, wenn aufgebrachte Bürger sich gegen Kameras an belebten Plätzen wehren, um anschließend den ganzen Bewegungsmuster-Scheiß als Echtzeit-Video ins Netz zu stellen. In Moers hat sich Intendant Uli Greb dem teuflischen System in der Spielzeit angenommen. Nach „The only thing that stops a good guy with a gun is a bad guy with a gun“ in der friedlichen Eigenheim-Atmosphäre der Familie Henderson, nun also totale Überwachung im totalitären Staat Ozeanien, Mensch sein bedeutet hier nichts mehr, hier wird wirklich alles überwacht. Mit den sprichwörtlichen hundert Argusaugen. Und sowas gibt es schon heute. Ich zitiere aus der Werbung: „Argus kontrolliert, was man isst, wie oft man trinkt, wie viele Kalorien man verbrennt, welche Wegstrecken man zurücklegt und sogar, wie es mit dem Herzrhythmus ausschaut.“ Eine App listet alles übersichtlich im Smartphone auf. Da hatte es der große Bruder in Orwells „1984“ schwerer, er musste gleich ein ganz neues Menschenbild entwerfen, und das tat er – mit Gewalt. Uli Greb inszeniert assoziativ in einem gespiegelten Bühnenbild, nichts entgeht dem Zuschauer, auch nicht hinter Ecken und in Nischen. Seine Schauspieler im feinen Zwirn mit Nummern hinten drauf tanzen den Reigen der Macht und bis zu einem gewissen Grad auch für die Teilhabe daran, sie kontrollieren sich nämlich gegenseitig, im Notfallkoffer liegt für den Notfall immer ein Revolver. Finale Auslese eben, dafür zuckersüß im Gleichschritt zu James-Last-Weisen, auch das vielleicht Teil der Moerser Menschheits-Folter. Eindrucksvoll dazu ein Meer aus Disco-Kugeln und die ewige Angst vor der Vergangenheit. Denn: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft: wer die Gegenwart kontrolliert, kontrol- 9 GROß ODER ARTIG? meinung@trailer-ruhr.de Wir freuen uns auf Post. liert die Vergangenheit.“ Auch dieses Orwell-Zitat haben die Mächtigen der Welt immer beherzigt und sich die Geschichte schön und häufig falschgeschrieben. Dennoch: In Ozeanien brechen 3845 (Katja Stockhausen) und 6079 (Patrick Dollas) aus, fliehen vor dem Ministerien für Wahrheit, worin Menschen spurlos verschwinden und die Gedankenpolizei wütet. Beziehungen sind verboten, selbst die Gedanken sollen eben nicht mehr frei sein. 2713 (Marissa Möller) und 5691 (Matthias Heße) haben sich dagegen arrangiert, Selbstoptimierung trotz Konkurrenzdruck, Menschen von heute? Neusprech, Altsprech, Wörterreduktion zur Fantasiekontrolle, geht nicht? Von wegen. Winston Smith (6079) sieht die Rattenplage inzwischen überall, seine phobische Angst davor wird panisch, verzweifelt will er sich erinnern mit Julia (3845), doch Liebe im Totalitarismus geht gar nicht, selbst die Untergrundorganisation wurde vom großen Bruder (Frank Wickermann) nur geschaffen, um Abweichlern habhaft zu werden und sie im „Zimmer 101“ des Ministeriums für Liebe umzudrehen fürs angewandte Doppeldenk. Drastisch zeigt das Ensemble diesen Vorgang, das bisschen nackte Freiheit müssen die Liebenden teuer bezahlen, mit Folter und Erniedrigung bis zum Exzess. Doch immer wieder bricht Greb das Grauen mit choreografischen Einlagen, mit Lichtwechseln und merkwürdigen Geräuschen im Hintergrund. Unter der Folter im „Ministerium für Liebe“ bricht Winston Smith am Ende psychisch zusammen, verrät selbst Julia. Er glaubt nun an seine neu entdeckte Liebe zum Großen Bruder und damit endlich frei zu sein. Die merkwürdigen Geräusche im Hintergrund nehmen zu. Eine weiße Masse quillt hervor, bläst sich langsam auf, verdrängt Schauspieler und Requisiten. Und sie kommt näher. Mickey Maus? Der Marshmallow-Man aus Ghostbusters? Nein. Eine riesige weiße Ratte füllt die Bühne, bereit für die Zuschauer. Wir stecken alle schon mittendrin. PETER ORTMANN „1984“ | Di 3.3., Fr. 6.3. 19.30 Uhr | Schlosstheater Moers 02841 883 41 10 DI E E R S T E B A H N SC H AUSPI E L F Ü R ZWEI PERSONEN VON M A R K US V E I T H P EMIE R SA 07.03.2015 / 20 Uhr SO 29.03.2015 / 18 Uhr GÖ T Z VO N B E R L IC H I NG E N SC H AUSPI E L NAC H J .W. V O N G O E T H E P EMIE R SA 14.03.2015 / 20 Uhr PREMIERE DE R S T U R M T H E AT E R W E R K S TAT T: OHNE WILLIAM SHAKESPEARE P EMIE R PR E M I E R E MI 18.03.2015 / 20 Uhr Weitere Vorstellung: FR 20.03.2015 / 20 Uhr prinz regent theater PROGRAMM GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES 0 3 – 0 15 TH EATER I M MÄRZ 2015 REDEN MIT MAMA von Santiago Carlos Ovés und Jordi Galcerán am 6., 7. , 27. und 28. um 20.00 h TOI TOI BUH! von und mit Jonas Gruber Premiere am 25. um 20.00 h KABALE UND LIEBE von Friedrich Schiller · am 10. und 11. um 19.30 h MACBETH von William Shakespeare · am 13., 14. und 17. um 19.30 h PETER UND DER WOLF / MAX UND MORITZ von Sergej Prokofieff /Gisbert Näther zum letzten Mal am 1. um 16.00 h KAPELSKY & MARINA Ostperanto-Folkjazz · am 21. um 20.00 h ALEXANDER RITTER LIEST HARUKI MURAKAMI am 4. um 20.00 h IMPRO-DERBY DELUXE Improtheater HaiLight und die Hottenlotten am 20. um 20.00 h www.prinzregenttheater.de Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter: Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: info@prinzregenttheater.de MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN RIGOLETTO Oper von Giuseppe Verdi PREMIERE Sonntag, 15. März 2015, 18.00 Uhr, Großes Haus WEITERE TERMINE 19., 21., 27. März 2015 5., 25. April 2015 24., 30. Mai 2015 7., 14., 21., 26. Juni 2015 WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209.4097-200 Premiere „Wir spielen nicht den Ersten Weltkrieg nach“ Henner Kallmeyer inszeniert im Theater Unten „Im Westen nichts Neues“ Zwanzig aus ihrer Klasse waren sie, ganz am An- Deutschland aufgewachsen ist und durch die ganfang, als sie in den Krieg zogen. Bald sind sie nur ze Vernetzung andere Leute in unserem Alter sieht, noch zwölf, der Rest tot, verwundet, verrückt. die verloren gehen. Bei uns ist es Gott sei Dank nicht so. Es schwebt aber über Ein zeitgenössisches Thema für einem, dass es vielleicht noch die Bühne? Die Inszenierung „Jede Generation geht nach dem Roman von Erich auf eine eigene Art verloren“ kommt. Gerade in diesen ganzen Zeiten, Stichwort Minsk und Maria Remarque entstand in so. Das spielt alles mit. Mit der Zusammenarbeit mit der Essener Folkwang Universität der Künste. trailer Klasse waren wir in Palästina und haben ein Stück sprach mit Regisseur Henner Kallmeyer und den gespielt. Wir sind dort in Kontakt gekommen mit Schauspielern Luana Velis und Maximilian Pulst. unserer Generation in Palästina. Dann kommt man wieder und denkt anders über alle Sachen nach. Ich finde es gut, dass man jetzt mit diesem Protrailer: Gibt es im Westen nichts Wichtigeres? Henner Kallmeyer: Ich habe im Radio gehört, dass jekt die Möglichkeit hat, über Krieg nachzudenletztes Jahr wohl 400 deutsche Soldaten wegen ken. Und eine Form zu finden, den Krieg nicht als Kriegstraumata behandelt wurden. Das sei ein Debatte, die man in den Medien geboten kriegt, Viertel mehr gewesen als im Jahr vorher. Es geht sondern als was Emotionales zu sehen. also um die Frage, wie sehr ein Krieg in den Knochen bleibt und wie man damit umgeht. Wir spie- Aber eigentlich will das doch keiner mehr selen auf der Bühne ja nicht den Ersten Weltkrieg hen, oder? nach oder setzen uns also in historischen Unifor- HK: Das werden wir sehen. Die Premiere ist schon men und Karabinern auf die Bühne und spielen ausverkauft. „Im Westen nichts Neues“ ist immer Schützengraben. Wir suchen, wie man nach einem noch ein sehr gut verkauftes Buch, weil es einen Krieg mit solchen Traumata umgeht. Die Leute, die tatsächlich packt. Der Roman ist weniger veraltet das spielen, sind alle etwa 20 Jahre alt. Ein Groß- als die Filme. Der Film muss 1930 ein ziemlicher teil von ihnen wäre, wenn er Jahrgang 1898 oder Knaller gewesen sein, war schon ein Fanal seiner so geboren wäre, längst tot oder verwitwet. Und Zeit. Was einen in dem Roman so kriegt, ist das sich das zu vergegenwärtigen und damit auch um- Unmittelbare. Das Gefühl der Jugendlichkeit und zugehen, das ist tatsächlich so aktuell, wie Theater des totalen Erlebens von Krieg. Es geht tatsächlich nicht darum, eine Debatte zu führen und nicht zu sein soll. sehen, wie Putin Maschinengewehre verschenkt, Remarque hat von der „verlorenen Generation“ sondern dass Leute um die 20 da einfach verregesprochen. Haben wir heute auch verlorene cken. Luana Velis: So wie wir das umsetzen, habe ich Generationen? HK: Jede Generation hat doch ein bisschen das Ge- das Gefühl, dass es überall spielen könnte, dass es fühl, sie sei was Besonderes und jede Generation zeitlos ist. Und deswegen ist es so aktuell, finde geht auf eine eigene Art verloren, wenn sie denn ich. Was auch in dem Roman so wunderschön ist, verloren geht. Das ist doch das Auszeichnende von ist dass der Krieg 100 Jahre her ist und ich mich Leuten zwischen 17 und 25, dass man sich als et- trotzdem immer noch andocken kann an die Probwas Besonderes fühlt und sich auch anders fühlt leme der Jugendlichen damals. HK: Es hört dann auch auf, wenn die mal aus dem als die, die vorher da waren. Maximilian Pulst: Das ist wie ein Schwert, das Schützengraben raus sind für kurze Zeit. Plötzlich über einem schwebt. Besonders wenn man in sind sie ganz normale 18-Jährige, die schwimmen gehen und Französinnen kennenlernen und versuchen, die klar zu machen, und gleichzeitig setzt Remarque dagegen das Bild der Soldaten, die alle am Puff in einer Reihe stehen und abwarten bis sie dann mal dran sind. Was ist da das Verhältnis zur Sexualität und was ist Kameradschaft, wie werden sie erwachsen unter dem Terror des Krieges? Und wie wird die audiovisuelle Materialschlacht auf der Bühne? HK: Sie meinen Videos und Trockeneis? Nein. Wir sind ja im Theater und das sind begabte junge Leute, da brauche ich so was nicht. „Häuptling Abendwind“, Foto: Birgit Hupfeld Es gibt ein Remarque-Zitat: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“ Sind 11 ZUR PERSON Henner Kallmeyer, geboren in Lübeck, begann seine Theaterlaufbahn am Schauspielhaus Bochum, wo er u. a. Christina Paulhofer assistierte. Seit 2002 ist er freischaffender Theaterregisseur. Foto: Diana Küster das nicht eher die Bösewichte? HK: Ja, das sind sie auch heute noch. Man kann die Zitate von US-Senator John McCain zusammenschneiden, der sagt, Waffen liefern, Waffen liefern, Waffen liefern. Vielleicht ist dann ausgerechnet das Theaterpublikum der falsche Ansprechpartner? HK: Wir haben ja nur das Publikum. LV: Ich glaube aber auch gerade das richtige. Was wir da in Palästina erlebt haben, war unglaublich magisch, und dann gab es da Situationen, wo wir auf Deutsch gespielt haben, weil wir deren Sprache nicht mächtig sind, und die haben nichts verstanden. Trotzdem gab es irgendeine Übertragung, denn sie sind nachher im Theater geblieben, um mit uns zu reden. Und wir hatten unheimlichen Respekt, denen was über Krieg vorzuspielen. Ich habe mich zum Teil richtig schlecht dabei gefühlt. Aber die haben einen so aufgefangen und waren total begeistert. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Im Westen nichts Neues“ | Do 26.3.(P), Mo 30.3. 19.30 Uhr | Theater Unten, Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55 Lesen Sie auch die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/premiere Komikzentrum Ruhr r irchene Gelsenk l h Erzä ing hl 015 frü .2 . – 11. 05 14. 03 So, 15.03. um 15.00 Uhr | im Consol sol Theater Maeddas Trommel 8+ Touché Erzähl Theater mit einer afrikanischen Geschichte So, 29.03 um 15.00 Uhr | im Consol Theater Anne und die Bankräuber 8+ Eine musikalische Lesung mit Lisa und Erwin Grosche So, 12.04. um 15.00 Uhr | im Consol Theater Die Schatzinsel 8+ André Wülfing erzählt den Klassiker von R.L. Stevensson So, 26.04. um 15.00 Uhr | im Consol Theater Von Kichererbsen und goldenen Äpfeln 6+ Märchen mit Christine Lander und Selma Scheele zweisprachig erzählt So, 10.05. von 14.00 – 18.00 Uhr im und rund um das Consol Theater Hör mal 4+ Das Fest der Geschichtenerzähler auf Consol für Familien erzaehlfestival.gelsenkirchen.de TICKETS: WWW.PACT-ZOLLVEREIN.DE FON 0201.812 22 00 PACT ZOLLVEREIN Choreographisches Zentrum NRW GmbH Bullmannaue 20 a 45327 Essen Fon +49(0) 201.289 47 00 KATE MCIN T OSH PORTRAIT ALL EARS PERFORMANCE IN ENGLISCHER SPRACHE MI 08.04. 20 UHR DARK MATTER PERFORMANCE IN ENGLISCHER SPRACHE FR 10.04. 20 UHR SA 11.04. 20 UHR WORK TABLE INTERAKTIVE LIVE-INSTALLATION DE-PLACED VIDEO-INSTALLATION MI 08., FR 10. & SA 11.04. AB 18 UHR SO 12.04. AB 13 UHR KÜNSTLERBRUNCH GESPRÄCH IN ENGLISCHER SPRACHE SA 12.04. 12 UHR Choreographisches Zentrum NRW GmbH wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und der Stadt Essen Tanzlandschaft Ruhr ist ein Projekt der Kultur Ruhr GmbH und wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW Thomas Freitag als kaltwütiger Herr Schüttlöffel; Foto: Papijn Vlasman Taschendieb meets Pantomime Die Schwerter Kleinkunstwochen laufen auf Hochtouren „Falten, Flirts & Fantasien“ heißt das Motto der 59. Schwerter Kleinkunstwochen (bis 24.4.), in deren Verlauf in der Rohrmeisterei so ingeniöse Künstler und -Innen wie Maren Kroymann (am 6.3.), Neville Tranter mit seinem Stuffed Puppet Theatre „Mathilde“ (am 7.), die im Revier bestens bekannte Musik-Comedy-Truppe Butterfahrt 5 (am 13.), Thomas Freitag mit seinem Programm „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“ (am 27.), der ComedyNightMix-Abend mit Herrn Niels, dem WallStreetTheatre sowie Christian Lindemann & Lioba Albus (am 20.) zu bestaunen sind. Lindemann hat sich einen Namen als „der neue König der Taschendiebe“ gemacht. Niemand weiß, um was er Frau Albus alias Mia Mittelkötter an diesem Abend erleichtern wird. Fest steht nur, dass beide ihren Spaß haben werden. Das gilt auch für Herrn Niels, ein komplett abgedrehter Pantomime mit magischen Qualitäten. Hundertprozentigen Körpereinsatz demonstrieren auch Herr Schultze und Herr Schröder vom WallStreetTheatre, zwei urkomische Mannsbilder, die über erstaunliche akrobatische Fähigkeiten verfügen und dabei den größten Blödsinn machen. Sehr lustig. Neville Tranter, ein in Australien geborener und in den Niederlanden lebender Puppenspieler stellt zweifelsohne den überraschendsten Act der Kleinkunstwochen dar: seine Klappmaulpuppen sind Ausgeburten der Hölle wie Schicklgruber alias Adolf Hitler oder Frauen wie Mathilda. Harmloser ist das Vergnügen mit Butterfahrt 5, fünf Musik-Komödianten aus dem Ruhrgebiet, die zeitgemäße Musikstile gekonnt durch den Wolf drehen. Dass die Schauspielerin Maren Kroymann eine zum Dahinschmelzen gute Performerin ist und über eine beachtliche stimmliche Bandbreite verfügt, hat sie bereits in ihrem ersten Solo „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“ gezeigt. „In my Sixties“ heißt ihr neues Programm, in dem sie musikalisch in die 60er Jahre eintaucht – mit Liedern und Geschichten, die das Prachtweib zum Besten gibt. Schauspieler-Kabarett at its best: Thomas Freitag in „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“. Seit 30 Jahren arbeitet der Mann in einer Bibliothek, die nun geschlossen werden soll. Er ist außer sich und droht damit, das Haus in die Luft zu sprengen. Bis es so weit ist und der Abend mit einem lauten Knall endet, holt Freitag unter der Regie von Horst-Gottfried Wagner eine ganze Reihe von Personen auf die Bühne, die sich ihre Gedanken über Geldgier, den Kapitalismus und die Einsparungen an kulturellen Einrichtungen machen: Er leiht einem Paar die Stimme, das sich im ständigen Optimierungs-Wahn befindet, er lässt Karl Marx persönlich auftreten und seinen Irrtum gestehen, zitiert Rilke, Goethe und Thomas Hobbes, nach dem der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. Auch im Bildungswesen sieht es übel aus. „Was ziehen wir uns da groß?“, fragt sich der Kabarettist angesichts einer Schautafel, auf der sich der Homo sapiens Schritt für Schritt zurückentwickelt. Der von Dietmar Jacobs geschriebene Text gibt dem Darsteller der zahlreichen Figuren – u.a. dem Schimpansen Rotpeter aus Kafkas „Bericht für eine Akademie“ – jede Menge Gelegenheit, sein schauspielerisches Können auszureizen und dem Stück bei aller Ernsthaftigkeit einen hohen Unterhaltungswert zu verleihen. Also nix wie hin zu den Schwerter Kleinkunstwochen – empfiehlt heißt und innig die stets über Tage lebende ANNE NÜME 12 Theater Ruhr „Die erste Bahn“, Foto: Oliver Schaper Erwin und Lisa Grosche: „Anne und die Bankräuber“ „Häuptling Abendwind“, Foto: Birgit Hupfeld Theoretische Zukunft Zuhören ist alles Punk-Kannibalen Hinter der Bühne des Dortmunder Theaters im Depot steht ein Flux-Kompensator. Genau, das Gerät, das Zeitreisen erst möglich macht, wohl im Jahre 2022 oder eher, genau weiß man es nicht. Helter Skelter. 2 Uhr in der Nacht. Wir befinden uns in einer U-Bahn-Station irgendwo. Sechs Sitze, ein Abfallkorb, die Rampe ist die Bahnsteinkante. Ein junger Mann stürmt verzweifelt der letzten Bahn hinterher, vergebens. Drei Stunden Wartezeit, aber Kai hat noch eine Flasche Fusel von der durchzechten Nacht. Da taucht eine seltsame Frau auf, die alle seine Unterhaltungsversuche nebst Anmache blockiert. Sie behauptet, sie sei seine Tochter Helen aus der Zukunft, mit der Lizenz zur postchronologischen Existenz und sie hat eine Waffe. Glücklicherweise hat Kai, der Nachwuchsliterat, bereits vom Großvaterparadoxon gehört und kringelt sich, doch Helen hat plausible Erklärungen und eben diese Knarre. Der Dortmunder Schauspieler und Autor Markus Veith hat sein Zwei-Personen-Stück „Die erste Bahn“ selbst inszeniert. Sandra Wickenburg und Lars Lienen spielen die „zeitlosen“ Verwandten, absolut überzeugend und mit viel Gespür für theoretische Quantenwelten und missliche Lebenserfahrungen. Mal abgesehen davon, dass allein die Theorie einer möglichen Zeitreise das Stück um Stunden erweitert hätte, geht es in erster Linie um die Frage, wie der Mensch handeln würde, wisse er tatsächlich um die zukünftigen Folgen seines Tuns. Aus Kai jedenfalls wird ein Arschloch mit gesponsertem Bestseller-Roman werden (aus gegenwärtiger Sicht natürlich nur theoretisch), er wird seine Frau, die er in der nächsten U-Bahn erst treffen soll, verlieren, seine Tochter in der Zukunft psychisch quälen und dann aus diesen Gründen auch noch selbst den Anschlag auf sein Leben veranlasst haben. Der Gegenwarts-Kai ist schockiert, Helen ob seiner Reaktion verwirrt. Mehr wird hier nicht verraten, das Kammerspiel auf ziemlich vermüllter Fläche sollte man sich selbst ansehen und wie ich ins Grübeln kommen. Was ist mit alternativen Zeitlinien oder Paralleluniversen? Zuhören ist eigentlich eine Kunst geworden, obwohl doch irgendwie alle immer noch irgendwie zuhören. Das Radio plätschert im Hintergrund, Nachrichten, Breaking News, auf Bahnhöfen, Flughäfen rieseln Information von der Decke, selbst Hörbücher in der S-Bahn sind nur nebulös hinter Beschallungslautsprechern zu genießen. Es gab Zeiten, da war das anders. Geschichtenerzähler lieferten News und Märchen und Mythen, live erzählt schufen sie sprachdramaturgische Magie, die Zuhörer in den Bann schlugen. Das 5. Gelsenkirchener Erzählfestival will diesen Zustand nun wieder herstellen und nennt die wochenlange Veranstaltung, bei der Künstlerinnen und Künstler ihre Geschichten präsentieren „Erzählfrühling“. Eine Jahreszeit, die selbst mit vielen Möglichkeiten glänzt, sehnsüchtig erwartet nach dem dunklen Winter, aber immer auch abwechslungsreich, wie die Formate der Wortartisten und Sprachgaukler auf mehreren Bühnen im Consol Theater. Da finden wir zum Auftakt das Erzählen mit improvisierter Musik, das Liedermachen selbst, aber auch die erzählende Lyrik, lockere Stegreifge¬schichten und die ernsthafte Poetry zweier Slammer beim samstagabendlichen WILDwort, der erzählerisch rhythmischen Textrevue von gleich sieben Protagonisten in drei Stunden. Wenn Wölfi von den Kassierern im blutbeschmierten Metzgeroutfit mit nacktem Hintern über die Bühne des Dortmunder Theaters schlurft, dann sind zwei Dinge sonnenklar: Punk ist nicht tot und das Theater erhält mal wieder eine Verjüngungs-Infusion. Die Silberhaarfraktion blieb dem Spektakel um Johann Nestroys „Häuptling Abendwind“ geflissentlich fern, zur Not wurden aber Ohrstöpsel gereicht und im Hintergrund werden wohl Herztropfen parat gehalten. Das gräuliche Festmahl, nix für Veganer, aber mit passendem Kassierer-Song „Geh mir weg mit deiner veganen Pampe“, inszenierte Andreas Beck als Punk-Operette, nun ja, eigentlich war es ein Konzertabend mit Rahmenhandlung und ausreichend Bier trinkenden Fans im Publikum. „Die erste Bahn“ im Depot PETER ORTMANN „Die erste Bahn“ | R: Markus Veith | Sa 7.3. 20 Uhr, So 29.3. 18 Uhr | Theater im Depot, Dortmund 0231 98 21 20 trailer verlost 1x2 Karten für die Vorstellung am Sonntag, 29.03. E-Mail bis 15.03. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: Bahn Das 5. Gelsenkirchener Erzählfestival Ein Wochenende weiter ist der syrische Autor mit deutschen Roots, Rafik Schami zu Gast. Sein poetischer Spaziergang durch Damaskus enthält heitere Geschichten aus 1000 und einem Tag, den Versuch die reiche orientalische Erzählkunst mit der Sprache der Dichter und Denker zu transportieren und ist im Grunde eine Liebeserklärung an eine Stadt, die bedroht ist unterzugehen und die einst als das Paris der Levante galt. Als drittes Bonbon aus dem bunt gefüllten Glas, aber ganz anders als Schami, wird schon mal Erwin Grosches Roadmovie-Krimi gezogen. Mit seiner Tochter Lisa erzählt er wilde Geschichten über schräge Schurken, clevere Kinder und überraschende Verwicklungen, in dem ein Paar Lieblingsschuhe, zwei Supermarkttüten und ein gewisses Sanatorium der guten Laune genau die chaotische Struktur ergeben, mit der ein Ostwestfale sich Jahrzehnte in der Kulturszene halten kann. PETER ORTMANN „Erzählfrühling 2015“ | 14.3.-11.5. | Consol Theater Gelsenkirchen | www.consoltheater.de 13 „Häuptling Abendwind“ in Dortmund Ein großartiger Uwe Rohbeck (Jörg Buttgereits Dauermonster in Dortmund) als Häuptling Abendwind, dem der ebenso mächtig gut aufgelegte Uwe Schmieder als Häuptling Biberhahn locker das alkoholisierte „Wasser“ reichen kann, und eine furios auftrumpfende Julia Schubert als Atala powern sich durch die menschenfeindliche Groteske, in der sich intelligente „Wilde“ vor der Entdeckung von Kapitalisten fürchten und dennoch am Lauf der Dinge nichts mehr ändern können: Entdeckt ist entdeckt. Das Leben wird schwieriger, wenn der erste Star-Friseur das Eiland geentert hat. Da hilft es auch nicht, dass Abendwinds Tochter Atala zu Beginn das alte Kofferradio zerhackt und dem Orakel ein derbes „Fick dich“ entgegenbrüllt. Diese lauschige Insel aus Bierkästen („Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“), wo „Arbeit scheiße ist“ und am Ende alle blank ziehen müssen, selbst die „Passlosen“ (Migranten), wird nur für die erste Reihe im Publikum zur Qual, wenn Fleischreste (Spaghetti mit Tomatensoße) fliegen, Bierflaschen zischen oder nackte Hintern peinlich genau zu bestaunen sind mit anschließender Attacke („Hast du mir etwa auf die Muschi geschaut?“). Zu aller Freude taucht auch noch Jack Arnolds „Ding aus dem Sumpf“ auf, bis alle „müde und satt“ sich in die Arme fallen. Die Kassierer geben eine Zugabe: „Ich wär so gerne Menschenfresser“, ich werd‘ mich mal lieber um ein Bier kümmern. PETER ORTMANN „Häuptling Abendwind und Die Kassierer“ R: Andreas Beck | Fr 6.3. 19.30 Uhr, So 29.3. 18 Uhr Theater Dortmund | 0231 502 72 22 Theater in NRW Einfach beste Unterhaltung! Die „Gipfelstürmer“ planen ein Gastspiel, Foto: Meyer Originals Berlins Interesse für Göttingen Neues Netzwerk der freien Theater gegründet Auf und davon Eine herrliche Boulevardkomödie mit Max Tidof! 10.3. – 12.4.2015 Kartentelefon 0201/24 / 555 55 www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen Ticket-Hotline: 0234 13003 27. Februar - 14. Juni 2015 SHOW Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr WWW.VARIETE-ET-CETERA.DE Herner Str. 299 | Bochum Von Hans-Christoph Zimmermann Schneller Konsum, das ist das Credo des Freien Theater. Von Nachhaltigkeit keine Spur. Kaum eine Inszenierung, die mehr als fünf Spieltermine erlebt und dann nicht in der großen Ablage der Theatergeschichte verschwindet. Über Lagermöglichkeiten verfügt sowieso kaum ein freies Theater oder eine Gruppe. Die Bedürfnisse des Publikums als po„Berlin weiß nicht, was in tentiellem Konsument sind schnell gestillt Göttingen passiert“ und nennenswerte Honorare für die Künstler gibt es sowieso nur für neu produzierte Stücke – außer die Stadt zahlt eine Abspielförderung. Also muss am Fließband produziert werden, solange die kommunale Projektförderung das hergibt. Um aus diesem Teufelskreis herauszutreten, haben jetzt sieben Theater zwischen Köln, Berlin, München, Göttingen, Stuttgart, Hamburg und Leipzig ein neues Theaternetzwerk gegründet. Netzwerke sind keine neue Idee. Neu daran ist eher, dass es vor allem kleine Bühnen wie der Berliner Theaterdiscounter, das Pathos Theater München oder das Lichthof Theater Hamburg sind, die mit Zuschauerkapazitäten von ca. 100 Plätzen kaum nennenswerte Einnahmen erzielen können. Die Idee, sich zusammenzuschließen, hatte Inken Kautter vom Freien Werkstatt Theater in Köln. Neben der Überproduktion war es vor allem die lokale Ausrichtung der freien Szene, an der sie sich reibt. „Berlin weiß nicht, was in Göttingen passiert“, sagt Kautter. Außerdem wollten Künstler gesehen werden, gerade auch in anderen Städten. Die Kölner Theaterleiterin hat zunächst recherchiert, welche Häuser in welchen Regionen vom Profil her zusammenpassen, hat persönliche Kontakte wie zu Nico Dietrich, dem Intendanten des Jungen Theaters Göttingen, genutzt und dann zu einem ersten Treffen eingeladen. Auch wenn das Lofft aus Leipzig und das Theater Rampe aus Stuttgart fehlten, einig war man sich darin, nicht nur Produktionen austauschen zu wollen. Denn Gastspiele sind im laufenden Betrieb schwer zu bewerben und erfordern ein ausgefeiltes Marketing, das die meisten kleinen Häuser gar nicht leisten können. „Die Kollegen wollen auch inhaltlich zusammenarbeiten“, sagt Inken Kautter. So sollen die voraussichtlich sieben Gastspielproduktionen nicht nur gemeinsam produziert werden, sondern dann auch an allen Häusern zu sehen sein. Wie dieses gemeinsame Produzieren aussehen soll, das steht beim nächsten Treffen im Juni auf der Agenda, so Kautter. Einige Häuser wie der Theaterdiscounter und das Lichthoftheater arbeiteten bereits zusammen. Bis dahin soll auch ein möglicher Finanzrahmen abgesteckt sein. Zum Nulltarif ist ein solches Netzwerk nicht zu haben. Kautter spricht von ca. 150.000 Euro, die man gemeinsam aufbringen müsse. Auch deshalb wurde ein regionaler Proporz mit Theatern aus sieben Bundesländern berücksichtigt. Die Häuser sollen sich schließlich nicht gegenseitig die Finanzierungsquellen bei Stiftungen und Landesfördereinrichtungen abgraben. Die Leiterin des FWT in Köln erwartet im Juni eine „Richtungsentscheidung“, ob es zu dem Netzwerk in der angedachten Form kommt. Hans-Christoph Zimmermann Die ersten gemeinsamen Produktionen könnten dann zu BeJournalist und Theaterkritiker ginn der Spielzeit 2016/17 in die Spielpläne rücken. 14 Oper in NRW Wanninger & Rixmann präsentiert Kabarett SO / 15.03.2015 / 19 Uhr Wanninger & Rixmann „200% Frauenquote“ Fleischeslust im Comic-Stil: Ursula Hesse von den Steinen und Tijl Faveyts, Foto: Matthias Jung Besoffen durch die Apokalypse Mariame Clément inszeniert Ligetis „Le Grand Macabre“ in Essen Von Karsten Mark Für den Sensenmann scheint die große Stunde gekommen zu sein: Nichts Geringeres als die Apokalypse hat er zu verkünden. Und der Komet, der die Erde treffen soll, gehört noch zu den harmloseren Details seiner düsteren Prophezeiungen. Dumm nur, dass der Sensenmann so ungemein versoffen ist. Statt seinen Job zu machen, versackt er mit seinen Zech„Ein schwarzhumorig kumpanen und verpasst im Suff seinen Einsatz. derbes Opernspektakel“ Die Apokalypse fällt aus. Michel de Ghelderode, belgischer Vertreter des absurden Theaters, schrieb 1934 die „Ballade vom großen Makabren“. In den 70er Jahren brachte György Ligeti den tragikomischen Knochenmann auf die Opernbühne – als „Anti-Anti-Oper“. „Anti-Anti“, weil Ligeti ursprünglich unverständliche Gesangspartien schreiben wollte – eben eine „Anti-Oper“ – und sich dann doch für Texte entschied. Wer „Le Grand Macabre“ über weite Strecken als ziemlichen Blödsinn empfindet, liegt damit nicht unbedingt falsch. Ligeti wollte der allgegenwärtigen Apokalypse-Hysterie der 70er Jahre ironisch etwas entgegensetzen und schuf ein schwarzhumorig derbes Opernspektakel, in dem er musikalisch ein komplexes eklektisches Feuerwerk abbrennt – so komplex übrigens, dass Ligeti mit den meisten Aufführungen unzufrieden war und in den 90er Jahren eine überarbeitete Fassung herausgab. An der Aufführung, wie sie zurzeit im Essener AaltoTheater erklingt, hätte er mit Sicherheit seine Freude gehabt. Dima Slobodeniouk heißt der junge russische Gastdirigent, der sich als Spezialist für neue Musik bereits einen Namen gemacht hat und nun am Aalto sein Debüt gibt. Bereits nach der Pause erntet er einen beachtlichen, hochverdienten Applaus. Eine so krause Geschichte halbwegs schlüssig zu inszenieren, ist unterdessen ebenfalls keine leichte Aufgabe. Regisseurin Mariame Clément, die zweite Aalto-Debütantin der Produktion, und ihre Ausstatterin Julia Hansen finden den Ausweg in der virtuellen Welt eines Adventure-Computerspiels. Der Trunkenbold „Piet vom Faß“ (Rainer Maria Röhr) ist der Nerd, der zwischen Pizzakartons und leeren Getränkedosen an seinem Laptop sitzt und die bizarre Geschichte um den Sensenmann Nekrotzar (Heiko Trinsinger) – Piets Avatar –, die geile Mescalina (Ursula Hesse von den Steinen) und ihrem überforderten Astradamors (Tijl Faveyts) lenkt. Die Regieidee ist nicht wirklich neu, aber ermöglicht doch eine ganze Reihe wirklich schöner Gags. Gut gelungen ist auch die Uminterpretation des Fürsten Go-Go (Jake Arditti) in den US-Präsidenten, der mit seinen Ministern im Oval Office ringt. Karsten Mark Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater Am Ende geht der Regie allerdings die Luft aus. Die Sänger stecken ihre Köpfe aus einem Ölgemälde Pieter Bruegel des Älteren (Die niederländischen Sprichwörter) heraus. Der Bezug ist nicht willkürlich. Ligeti und sein Ko-Librettist Michael Meschke siedelten ihre Oper in „Breughelland“ an. Szenisch ist dieser Kunstgriff allerdings nicht sonderlich tragfähig und macht das Ende etwas zäh. „Le Grand Macabre“ | Mi 4.3., Fr 6.3., Mi 18.3., Fr 20.3. 19.30 Uhr | Aalto Theater, Essen | 0201 812 22 00 15 Jens Heinrich Claassen SO / 29.03.2015 / 19 Uhr Jens Heinrich Claassen „Frauen an den Nerd“ SA / 18.04.2015 / 20 Uhr Henning Schmidtke „Hetzkasper – zu blöd für Burnout“ Henning Schmidtke DO / 23.04.2015 / 20 Uhr René Steinberg „Gebt dem Unsinn das Kommando“ SO / 17.05.2015 / 19 Uhr Lisa Feller „Guter Sex ist teuer“ Lisa Feller DO / 28.05.2015 / 20.30 Uhr Dave Davis „AFRODISIAKA! Lachen ist der beste Medizinmann“ Dave Davis SO / 31.05.2015 / 19 Uhr Schwatzfahrer Schwatz-Gast: Fatih Cevikollu Konzerte SO / 01.03.2015 / 20 Uhr Mariama & Abdoulaye Kouyaté Mit neuer EP „Moements Like These“ Mariama & Abdoulaye Kouyaté Tony Miceli MI / 04.03.2015 / 20 Uhr This is Philadelphia, Amsterdam, Bochum Tony Miceli & Iman Spaargaren & Tatort Jazz Hausband DI / 10.03.2015 / 20 Uhr Lydie Auvray Die Grande Dame des Akkordeons MI / 11.03.2015 / 20 Uhr Quadro Nuevo Mit neuem Album „Tango“ Falk MI / 18.03.2015 / 20 Uhr Falk Ein Songpoet von Format Weitere Veranstaltungen und Informationen unter www.bahnhof-langendreer.de sowie auf Facebook www.facebook.com/BahnhofLangendreerBochumKulturzentrum Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, Tel. 0234/6871610 gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung Spielzeit 2014/15 w weisheit # Wieder scheitern, besser scheitern Komödie//Thomas Bernhard Die Macht der Gewohnheit Premiere am Samstag, 14.03.15, 20:00 h Mi, Mo, So, Di, 18.03.15 23.03.15 29.03.15 14.04.15 | 20:00 h | 20:00 h | 18:00 h | 20:00 h Do, 16.04.15 | 20:00 h Fr, 17.04.15 | 20:00 h Do, 25.04.15 | 20:00 h www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33 Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung Spielzeitt 2014/15 weishe w eit # Die Hoffnung stirbt zuletzt GIFT. EINE EHEGESCHICHTE VON LOT VEKEMANS REGIE: HEIKE M. GÖTZE SCHAUSPIELHAUS BOCHUM TEL. 0234 / 33 33 55 55 • WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE Zur schönen Aussicht Komödie// Ödön von Horváth Premiere am Samstag, 07.03.15, 20:00 h Sa, So, Mo, Mi, 21.03.15 19.04.15 20.04.15 22.04.15 | 20:00 h | 18:00 h | 20:00 h | 20:00 h Di, 12.05.15 | 20:00 h Do, 21.05.15 | 20:00 h Fr, 22.05.15 | 20:00 h www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33 Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss 16 Prolog Theater Ruhr „Viel Lärm um nichts“, Foto: Arno Declair Das Schauspielhaus Bochum Der Flüchtling als Dekoration Auf der Suche nach Erkenntnis Der Adel fühlt offenbar so: Während der Herzog von Windsor davon träumte, der Tampon seiner Camilla zu sein, will der Blaublüter Benedikt am liebsten als Tropf am Arm seiner geliebten Beatrice hängen. Sein Herumnörgeln an der Ehe, seine Junggesellenverklärung, alles wie weggeblasen. Plötzlich vergöttert dieser glatzköpfige Beau die mit Infusionsständer samt Halskrause herumschleichende Beatrice (Xenia Snagowski). Wie es dazu kam, sollte man allerdings an diesem Abend nicht fragen. Denn die Inszenierung von Shakespeares Liebeskomödie „Viel Lärm um nichts“ am Schauspielhaus Bochum hat außer einem missratenen Konzept und konturlosen, flachen Figuren kaum etwas zu bieten. Dass Regisseur Lukas Langhoff sich mit dem Haus überworfen hat und Dramaturg Olaf Kröck den Abend übernommen hat, ist allerdings nur Teil der Erklärung. Reisen bildet. Und jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Aber so eine Fahrt ins Unbekannte hat neben einem Startpunkt auch ein Ziel, eine Ankunft, vielleicht irgendwo im Nirgendwo. Theater bildet auch, gleich um die Ecke oder etwas weiter entfernt. Manches kennt man, anderes muss man kennenlernen. Genug der Plattitüden. Frage: Was haben die Orte Theben, Güllen und Trochenbrod gemeinsam? Eigentlich nichts, außer dass sie im April in Theaterstücken Ziele sind, die Personen erreichen, gewollt oder ungewollt, mit zum Teil haarsträubenden Folgen, mit Erkenntnissen aufwarten, mit Antworten dienen oder einfach nur nachdenklich machen. Beginnen wir mit Güllen, einer Stadt im Irgendwo, wo man auf die Zukunft wartet und die Gegenwart versaubeutelt hat. Man ist pleite, man ist am Ende, selbst Durchschlagen kann man dort vergessen. Hoffnung setzt man auf eine Heimkehrerin, die anreist um endlich wieder Geld in die Stadt zu pumpen, denn Claire Zachanassian, früher Klara Wäscher, hat es inzwischen zu schier unermesslichem Reichtum gebracht. Doch Friedrich Dürrenmatt wäre nicht Friedrich Dürrenmatt, wenn es nicht bekanntermaßen einen klitzekleinen Haken an der Milliarde Euro gäbe, die die alte Dame investieren will. Man müsste ihren ehemaligen Geliebten umbringen, der sie damals schwanger verlassen hat. Natürlich geht niemand auf das unmoralische Angebot ein, vorerst. Denn Reichtum korrumpiert. Wie weit eigentlich? Oder war ihre Reise umsonst? Der „Besuch der alten Dame“ ist jedenfalls immer wieder eine Anfahrt wert. In Theben fragt sich ziemlich schnell auch der siegreiche Feldherr Amphitryon, ob seine Anreise die Anstrengung wert war. Nichts ist zuhause wie es mal war, und selbst seine Wahrnehmung scheint nicht mehr Wahrheit zu spiegeln. Alkmene, das geliebte Weib, ist gar nicht überglücklich ihn zu sehen, denn er war ja schon da – in der letzten Nacht, als Amphitryon dummerweise noch auf der Reise war, oder doch nicht? Auch seine Gefährten müssen beim göttlichen Identitätsdiebstahl leiden, verlieren Sicherheit und beinahe den Verstand. Es war schon immer so. Wenn Götter böse Spiele treiben ist das genauso schlimm, wie die superreicher Mitbürger, die sich selbst Rechthaben schlicht erkaufen können und selbst Heinrich von Kleists Auflösung der dunklen Wahrnehmungsstörung in seinem „Amphitryon“ hinterlässt immer einen faden Beigeschmack. Ach. Im Theater Essen ist gleich alles ungleich heller. In seinem Debüt-Roman „Alles ist erleuchtet“ (2002) begibt sich Jonathan Safran Foers fiktives Alter Ego auf die Spur seiner im Holocaust verfolgten Vorfahren und dafür auf die Reise nach Trochenbrod in der Ukraine. Dort sucht er die Frau, die seinen Großvater 1942 vor den Nazis gerettet haben soll. Als Dolmetscher engagiert er den Ukrainer Alex, der selbst gerade an einem Roman arbeitet. Dummerweise erweisen sich seine „erstklassigen“ Englischkenntnisse eher als vage, dafür brennt seine Liebe zur amerikanischen Popkultur. Durch die Landschaft gefahren werden sie von Alex’ Großvater, nach eigener Auskunft blind und völlig orientierungslos, aber der hat immerhin seinen Blindenhund Sammy Davis Jr. Jr. dabei. Was für eine Reise. PETER ORTMANN „Viel Lärm um nichts“ am Schauspielhaus Bochum Regionale Theaterfahrten im April Auf einem Rundhorizont erkennt man ein Gemälde mit Flüchtlingen in zwei Booten auf hoher See, davor erhebt sich die Fassade eines zweistöckigen Hauses mit zehn Türen, eine Mischung aus Sanatorium, Schönheitsfarm und Urlaubsresort. Geleitet wird die Klinik von Leonato (Bernd Rademacher), einem begriffsstutzigen Knochenbrecher mit Hang zu Schönheits-OPs, den er an seiner Tochter Hero (Juliane Fisch) austobt. Bei ihm ist ein Trupp Soldaten einquartiert, angeführt von dem gehbehinderten Don Pedro (Raiko Küster), der kommandeursmäßig rumbrüllt. Ihm zur Seite stehen Gipsbeinträger Claudio (Nicola Mastroberardino) und der alerte Benedikt (Daniel Stock), beide im Rollstuhl. Deren an Intrigen, Täuschungen, Wendungen, an Pathos und Kitsch reiche Liebe zu Hero und Beatrice, die das Zentrum des Stücks bildet, ist zusammengestrichen und wird ausgespielt gegen den Rassismus des Militärpersonals gegenüber Flüchtlingen. Eine groteske Konzeption, die billigem Moralismus entspringt: So lässt sich noch jeder Komödie das Verfehlen des Eigentlichen vorwerfen. Andererseits dient so das Asyldrama als Hintergrund-Deko fürs eigene Aufklärungsgehabe. Würde Intrigant Don John (Roland Riebeling) zu Beginn auf der Vorbühne nicht kräftig in die Rassismuskiste greifen und über Migranten herziehen, bliebe der Zusammenhang in der Luft hängen. Ansonsten passiert in dem Sanatorium, was angeblich in solchen Etablissements passiert: Man spielt eine absurde Tischtennispartie, hopst auf dem Pezzi-Ball, schleppt seine Infusionsflaschen mit sich herum – und kalauert sich an Shakespeare entlang. Kein blöder Witz, der nicht eingestreut, keine Demontage, die nicht ins Werk gesetzt wird. Fazit: Der Westen ist amoralisch und böse, sein Personal besteht aus Knallchargen – was beim Zuschauen das Interesse an den Figuren nach kürzester Zeit erlahmen lässt. Wenn Claudio am Ende vermeintlich Hero als Hure entlarvt, richtet er natürlich ein Massaker an und danach hocken alle bedröppelt da. Die Bilder der Inszenierung sind selbst Klischees von den Theaterwühltischen der Nuller Jahre, der Ramsch des ironischen Jahrzehnts und seiner moralischen Arroganz. HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Viel Lärm um nichts“ | R: Olaf Kröck | Mi 4.3., Di 10.3., Di 24.3. 19.30 Uhr Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55 17 „Besuch der alten Dame“ | Do 30.4.(P) | Schauspielhaus Bochum 0234 33 33 55 55 „Amphitryon“ | Do 23.4.(P) | Schlosstheater Moers | 02841 883 41 10 „Alles ist erleuchtet“ | So 19.4.(P) | Theater Essen | 0201 812 26 00 Theater-Kalender Ruhr = Premiere = trailer-Empfehlung auf den Auswahlseiten STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Ein Mann will nach oben So 1.3. 19.00 Freitag So 1.3. 19.00; Sa 21.3. 19.30 Einsame Menschen Mo 2.3., Mi 18.3. 19.30 Viel Lärm um Nichts Mi 4.3., Di 10.3., Di 24.3 19.30 Hexenjagd Do 5.3., Do 12.3.19.30, So 29.3. 17.00 [fi’lo:tas] Fr 6.3. 19.30 Drei Männer im Schnee Fr 6.3. 19.30, Sa 7.3. 19.00, Fr 13.3. 19.30 Zerbombt Sa 7.3. 19.30 Amphitryon So 8.3. 19.00; Do 26.2. 20.00 Michel aus Lönneberga So 8.3. 17.00, Mo 9.3. 9.00 u. 12.00, Di 10.3. 10.00 A Tribute to Johnny Cash Mi 11.3. 19.30 Renegade in Residence: Ruhm Mi 11.3. 19.30 Kabale und Liebe Fr 13.3. 20.00; Mi 18.3., Do 19.3., Sa 28.3. 19.30 Gift. Eine Ehegeschichte Sa 14.3. 19.30; Fr 20.3., Fr 27.3. 19.30 Ein Sommernachtstraum Sa 14.3. 19.30 Bochum So 15.3. 19.00; Mo 23.3. 19.30 Delikatessen So 15.3., So 29.3. 17.00 Hedda Gabler Di 17.3. 19.30 Gespenster des Kapitals Di 17.3 19.30, So 22.3. 19.00 Drama Queens Sa 21.3. 19.30 Die Nibelungen Sa 21.3. 18.00, So 22.3. 16.00 Onkel Wanja Mi 25.3. 19.30 Die Möglichkeit einer Insel Fr 27.3. 20.00 American Drama Group: The Merchant of Venice Do 26.3. 20.00, Fr 27.3. 9.30 Othello Fr 27.3. 19.30 4.48 Psychose von Sarah Kane 28.3. 20.00 MOBY DICK vs A.H.A.B. – All Heroes Are Bastards Sa 28.3. 19.30 Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs Sa 28.3 19.30 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Nosferatu lebt So 1.3. 18.30, Sa 7.3. 20.00 Elektra So. 1.3. 18.00, Do 12.3. 19.30 Hamlet Mi 4.3. 19.30 Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs Mi 4.3. 20.00 Minority Report oder Mörder der Zukunft Do 5.3. 20.00 Das Bekenntnis eines Masochisten Fr 6.3. 20.00 Häuptling Abendwind und die Kassierer. Eine Punk-Operette Fr 6.3. 19.30, So 29.3. 18.00 The Return of Das Goldene Zeitalter Sa 7.3. 19.30 Flüchtlingsgespräche So 8.3. 18.30 Männerhort So 8.3. 18.00 Tod eines Handlungsreisenden Mi 11.3. 19.30 Das Fest Fr 13.3. 19.30 Identity Fr 13.3., Sa 14.3. 20.00 Der Nackte Wahnsinn Sa 14.3. 19.30 Szenen einer Ehe So 15.3. 18.00 Komm in meinen Wigwam So 15.3. 18.30 Drama Queens – Neue Songs aus der Kantine So 21.3. 19.30 4.48 Psychose von Sarah Kane So 28.3. 20.00 Die Hamletmaschine So 29.3. 18.30 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Ronja Räubertochter So 1.3., Di 3.3., Mi 4.3., Do 5.3. 11.00 Das kalte Herz Sa 7.3. 19.30, So 8.3. 18.30 Richtfest Mi 11.3. 19.30 Der Hausmeister Do 12.3., Fr. 13.3., Mo 16.3., Do 26.3., Fr. 27.3. 20.00 Schwimmen lernen Sa 14.3 20.00, So 15.3. 17.00 Iokaste So 15.3. 19.00 Hiob Di 17.3 , Mi 18.3. 19.30 Schmerzliche Heimat Do 19.3., Fr 20.3. 20.00 Geschichten aus dem Wienerwald Sa 21.3. 19.30, So 22.3. 18.30 Aida So 29.3. 18.30 THEATER ESSEN 0201 812 22 00 Wolken.Heim. So 1.3. 19.00, Do 12.3., Do 19.3. 19.00 Tschick Di 3.3., Mo 9.3., So 15.3., Sa 28.3. 19.00, Mo 9.3. auch 10.30 Eine Jugend in Deutschland Mi 4.3. 19.30 Die Leiden des jungen Werther Do 5.3. 19.30 Verbrennungen Sa 7.3., Do 19.3., Fr 20.3. 19.30 Anna Karenina So 8.3. 19.00, Fr 27.3. 19.30 Die Odyssee Fr 13.3., Do 26.3. 19.30 Der Prozess Di 17.3 19.30 Die lächerliche Finsternis Sa 21.3., So 22.3., So 29.3. 19.00 Leb dein Leben Do 26.3. 19.00 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 König Lear Sa 28.3. 19.30 Das Wintermärchen So 29.3. 18.00 MUSIKTHEATER AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 Le Grand Macabre 4.3., Fr 6.3., Mi 18.3., Fr 20.3. 19.30 Die Walküre So 8.3 16.30 Die schweigsame Frau Sa 14.3. 19.00, Di 17.3., Do 19.3. 19.30, So 22.3. 18.00 Die Entführung aus dem Serail So 29.3. 16.30 Ape & Feuerstein Sa 14.3. 20.00 Simone Fleck So 15.3. 19.00 DasMitSingDing Mo 16.3. 20.00 Andrea Badey Sa 21.3. 20.00 Fritz Eckenga Di 24.3. 19.30 (Rohrmeisterei Schwerte) Abdel Karim Fr 27.3. 20.00 Dinner Attacke mittwochs 18.00 Lachen Live & lecker donnerstags 18.00 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Die Zauberflöte So 1.3., So 8.3. 18.00 Der Tod und die Malerin Sa 7.3. 19.30; So 29.3. 18.00, Rigoletto So 15.3. 18.00; Do 19.3., Sa 21.3., Fr 27.3. 19.30 Die Csárdásfürstin So 22.3., Do 26.3. 18.00 Alles im Eimer! (ab 2 J.) So 1.3. 16.00, Mo 2.3. 11.00 Nathan (ab 14 J.) Di 3.3. 12.00, Mi 5.3. 10.00 Random Scenes – Wir spielen, was ihr wollt Do 12.3. 19.00 Wildwort Sa 14.3. 20.00 Maeddas Trommel (ab 8 J.) So 15.3. 15 Uhr Mein ziemlich seltsamer Freund Walter (ab 9 J.) Di 17.3. 10.30, Mi 18.3. 10.30 u. 18 Uhr Gelsenkirchener Schultheatertage So 22.3. 16.00 Rafik Schami Sa 28.3. 20.00 Anne und die Bankräuber 29.3. 15.00 OPER DORTMUND 0231 502 72 22 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24 Don Giovanni So 8.3., So 22.3. je 18.00, Fr. 13.3., Fr. 27.3. je 19.30 Zauberberg Do 12.3., Fr 20.3 19.30 Jesus Christ Superstar Sa 14.3., Do 26.3. 19.30 Roxy und ihr Wunderteam Sa 15.3. 18.00 Der Rosenkavalier Sa 21.3. 18.00 Anatevka – Fiddler on the Roof So 29.3. 15.00 Dumm gelaufen So 1.3., So 8.3., So 15.3. je 19.00 Mo 2.3., Do 5.3., Fr 6.3., Sa 7.3., Do 12.3., Fr 13.3., Sa 14.3., Do 19.3., Fr 20.3., Sa 21.3. je 20.00 Poetry Slam 3.3. 20.00 Frank Goosen Di 10.3. 20.00 Horst Schroth Mi 11.3. 20.00 Annamateur Do 12.3. 20.00 WDR 5 Kabarettfestival Mi 18.3. 20.00 Andreas Rebers So 22.3. 19.00 Damenbad – Frau Jahnke und 4 Damen Mo 23.3. 20.00 Ganz oder gar nicht – Ladies Night Fr 27.3. 20.00, So 29.3. 19.00 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 VARIETÉ & BOULEVARD DAS KLEINE THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Ganze Kerle Fr 6.3., Fr 20.3. je 20.00 Das Urteil Sa 7.3., Sa 21.3. je 20.00 Geschlossene Gesellschaft Fr 13.3. 20.00 Lügen über Lügen Sa 14.3. 20.00 5 Frauen und ein Mord Fr 27.3. 20.00 Uhr Zwei wie Bonnie und Clyde Sa 28.3. 20.00 In einem tiefen, dunklen Wald… So 1.3. 16.00, Mo 2.3. 9.30 u. 11.30, Di 3.3. 9.30 u. 11.30, So 29.3. 15.00 Sturmhöhe Mi 4.3., Sa 7.3. 19.30 Merci Chérie Do 5.3. 19.30 Hamlet Fr 6.3, Sa 14.3., Fr 20.3. je 19.30, So 15.3. 18.00 Die Verwandlung So 8.3. 19.30 Der Räuber Hotzenplotz Di 10.3. 11.00 u. 18.00 Animal Farm Do 12.3. 19.30, Fr 13.3. 11.00 So viel Zeit Sa 21.3. 19.30, So 22.3. 18.00 Die Schutzbefohlenen Fr 27.3., Sa 28.3. 19.30 GOP VARIETÉ ESSEN 0201 245 55 55 Je t‘aime So 1.3. 14.00 u. 17.00 Rockabilly je Mi 20.00, Do 20.00 (außer 5.3.), Fr 18.00 (außer 6.3.) u. 21.00, Sa 18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 KATAKOMBEN-THEATER ESSEN 0201 430 46 72 Arsen und Spitzhäubchen Fr 6.3. 20.15, So 8.3. 19.00 Hope Island – Eine Mime-Performance! Fr 27.3. 20.00 PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Peter und der Wolf / Max und Moritz So 1.3. 16.00 Reden mit Mama Fr 6.3., Sa 7.3., Fr 27.3., Sa 28.3. 20.00 Kabale und Liebe Di 10.3., Mi 11.3. 19.30 Macbeth Fr 13.3., Sa 14.3., Di 17.3. 19.30 Toi toi buh! Mi 25.3. 20.00 RINGLOKSCHUPPEN 0208 99 31 60 Anderthalb Stunden zu spät bis 8.3.: Mo-Sa 19.30, So 19.00 Auf und davon ab 10.3.: Di-Fr, So 19.30, Sa 14.3., 21.3. 16.00, Sa 28.3. 19.30 Identitäten dehnen (Gintersdorfer/Klaßen) Sa 7.3. 20.00 Frau Höpker bittet zum Gesang Fr 20.3. 20.00 Sisyphos war eine Frau (Cooperativa Maura Morales) Sa 28.3. 20.00 VARIETÉ ET CETERA 0234 130 03 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Das Chaos-Hotel Do-Sa 20.00, So 19.00 Clowns 2 1/2 So 1.3. 18.00 Ecomania Fr 6.3., Sa 7.3. 19.30 Der kleine Prinz So 8.3. 18.00; Sa 21.3. 19.30 Auf der großen Straße Do 19.3., Fr 20.3. 19.30 Eines langen Tages Reise in die Nacht So 22.3. 18.00 Softgun Di 24.3. 18.00; Mi 25.3. 11.00 Shakespeares Könige: Mord Macht Tod Fr 27.3. 19.30 FREIE SZENE Alice im Anderland Mi 4.3. 20.00 Die erste Bahn Sa 7.3. 20.00, So 21.3. 18.00 Götz von Berlichungen mit der eisernen Hand Sa 14.3. 20.00 Offene Zweierbeziehung So 15.3. 18.00 Der Sturm Mi 18.3., Fr 20.3. 20.00 Container Love Sa 21.3. 20.00 Unterwegs mit meinem Körper Mi 25.3. 20.00 Zwei waagerecht Fr 27.3. 20.00 CABARET QUEUE DORTMUND 0231 41 31 46 Johannes Flöck Fr 6.3. 20.00 René Steinert Sa 7.3. 20.00 Bademeister Schallupke Fr 13.3. 20.00 18 www.trailer-ruhr.de ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS EIN FILM VON JEAN-PAUL ROUVE www.zu-ende-ist-alles-erst-am-schluss.de ab 26.3. im Kino culture club culture club culture club culture club © ROH / Alice Pennefather, 2012 präsentiert: Kino präsentiert: Live-Oper präsentiert: Kino-Café präsentiert: Live-Oper DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT MET: ROSSINI – LA DONNA DEL LAGO LIVE: SWAN LAKE PRIDE Nur ein Jahr bevor sie auch international mit „Der blaue Engel“ für Furore sorgte, verkörperte Marlene Dietrich den verruchten Vamp bereits in ihrem letzten Stummfilm. Die dramatische Liebesgeschichte wird bei dieser Vorstellung im Eulenspiegel live von Dominik Gerhard an der Wurlitzer Kinoorgel begleitet. Eine romantische Oper in zwei Akten von Gioachino Rossini. Inspiriert von dem Versepos „The Lady of the Lake“ von Walter Scott. Als in Schottland Rebellen planen den König zu stürzen, gerät die schöne Elena in einem Konflikt zwischen Liebe und Familie. Live aus der legendären Metropolitan Oper in NY. Tschaikowskis „Schwanensee“ kommt mit einer von Anthony Dowell überarbeiten Choreografie live aus dem ausverkauften Royal Opera House in London. Der gerade zum Ritter geschlagene Siegfried muss sich zu seinem Geburtstag eine Ehefrau aussuchen. An einem magischen See begegnet er Odette, die tagsüber als Schwan und nachts als Mensch lebt. Nur der Schwur der wahren Liebe kann ihren Fluch brechen. Wales 1984: Eine Schwulengruppe sammelt Geld um die lokalen streikenden Minenarbeiter zu unterstützen. Hierzu müssen jedoch erst mal Vorurteile aus dem Weg geräumt und Gewerkschaftsmitglieder überlistet werden. Witzig umgesetzte (wahre!) Geschichte in bester britischer „Full Monty“-Tradition. Eulenspiegel Steeler Straße 208-212 45138 Essen Tel.: 0201 27 55 55 trailer verlost 1x2 Karten E-Mail bis 8.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: Stummfilm So 15.3. 18 Uhr CinemaxX Essen Berliner Platz 4/5 45127 Essen Karten: 040 80806969 CinemaxX Mülheim Humboldtring 1 45472 Mülheim Karten: 0208 78076 CineStar Dortmund Steinstraße 44 44147 Dortmund 0231 840 54 01 trailer verlost je Kino 1x2 Karten E-Mail bis 8.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kw: „Rossini Essen“ oder „Rossini Mülheim“ Sa 14.3. 18 Uhr Mein Film, mein Kino, meine Meinung trailer verlost 2x2 Karten. E-Mail bis 12.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Swan Lake Di 17.3. 20.15 Uhr 20 UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum Karten: 0234 239 02 34 UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 Karten: 0203 301 91 91 trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: „ Pride Bochum“ oder „Pride Duisburg“ Mi 1.4. 14.30 Uhr trailer-ruhr.de Forum Film-ABC Vorspann Shaun das Schaf – Der Film, s.S. 32 KULTUR.KINO.RUHR. FILMKRITIK-ÜBERSICHT März 2015 FILMSTART-TERMINE 26.2. 5.3. 12.3. 19.3. 31 3 Herzen X 30 A Most Violent Year X 32 Afrika – Das magische Königreich 24 Als wir träumten X 29 American Sniper X 32 Asterix im Land der Götter X 25 Bande de filles X bestefreunde X X 32 Chappie X 32 Cinderella 25 Das ewige Leben 28 Das Mädchen Hirut 32 Die Bestimmung – Insurgent 32 Die Trauzeugen AG 32 Focus X 32 Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden X 26 Heute bin ich Samba X 28 Heute gehe ich allein nach Hause X 28 Kingsman: The Secret Service X 22 Leviathan X 26 Pepe Mujica – Der Präsident X 32 Project: Almanac X 32 Seventh Son X 32 Shaun das Schaf – Der Film 24 Still Alice – Mein Leben ohne Gestern 29 Stopping – Wie man die Welt anhält 32 The Boy Next Door 28 Tod den Hippies!! Es lebe der Punk! 26 Verstehen Sie die Béliers? 29 Viel Gutes erwartet uns 30 Von jetzt an kein Zurück 29 Zu Ende ist alles erst am Schluss X X X X X X X X X 26.3. X X X 26.3. Freut sich auf neue Entdeckungen im März: Lisa Mertens Entdecken ohne Bedingungen Kino ist, was du draus machst Was wir in den letzten Monaten schon alles waren und was wir noch hätten sein können: Sydney, Peshawar, Borno, Sinai, Kopenhagen und alle Unterdrückten und Hungernden dieser Welt. Waren wir in der Masse aber nicht. Die meisten von uns waren Charlie. Selbst diejenigen, die Charlie mal ganz gerne zum Teufel gewünscht hätten, waren plötzlich Charlie. Es mag vielleicht pervers klingen, dass uns die zwölf Toten bei dem Anschlag auf Charlie Hebdo zu mehr Social-Media- und realen Aktivitäten bewegten als über 130 ermordete Schüler in Pakistan. Aber so funktioniert nun einmal Betroffenheit. Was näher an unserer Lebensrealität ist, geht uns auch näher. Bei der Berlinale dagegen räumten auf Film gebannte Lebensrealitäten ab, die der unsrigen fern und fremd erscheinen. Der Blick ging über den großen Teich, verschmähte jedoch die Staaten und schwenkte lieber gen Süden. Jayro Bustamante arbeitete sich in die Kultur der Kakchiquel-Maya-Frauen, Patricio Guzmán sinnierte über die chilenische Geschichte und Pablo Larraín zerrte die schwärzesten Schäfchen unter den katholischen Gottesmännern auf die Schlachtbank. Im Mittelpunkt der Berlinale stand jedoch „Taxi“, der Film des iranischen Filmemachers Jafar Panahi, der mit Berufs- und Ausreiseverbot bestraft wurde und dennoch immer Wege findet, vom wirklichen Leben im Iran zu zeugen. Die Jury zeigte ihre Wertschätzung für den heiter-bis-ernsten Film, der auf abenteuerliche Weise auf die Berlinale gelangte, indem sie dem Statement für unbedingtes Kino und Dokumentation den Goldenen Bären verlieh. Erste Muffeleien ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Kakchik... – bitte was? Chile juckt nur beim Fußball. Iran? – Jaja, wissen wir langsam. Wer keine Lust hatte auf „bildungsbürgerliches Stirnfaltenkino“, konnte sich zur Weltpremiere der lebensnahen 50 Facetten von Mr. Grey die Seele streicheln oder prügeln lassen. Hakeleien zwischen Popcorn- und Kunstkino hin oder her, Kino soll natürlich unterhalten. Erzwungene Betroffenheit ist schließlich so sinnvoll wie ein Share-Button gegen den Welthunger. Doch der Blick in fremde oder entfremdete Lebenswelten erzwingt nichts. Nach ca. 90 bis 160 Minuten geht das Licht im Kinosaal an und es bleibt allein uns überlassen, was wir aus dem Gesehenen machen. Im März können wir hervorragend mit neuen Einblicken und unseren Interessen experimentieren. Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage zeigen die Essener Filmkunsttheater vier Seiten einer Kultur, die so lange Teil der unsrigen ist, wie wir von einer eigenen Kultur sprechen können, trotz aller Vorurteile und schlimmster Verfolgung. Die vielen von uns dennoch entfremdet ist. Das sweetSixteen in Dortmund dagegen widmet sich in der Reihe „Architektur und Film“ dem Leben in China. Unter dem Motto „MegaCities China – Kampf um urbanen Lebensraum“ ergibt sich eine neue Sichtweise zu einem Thema, das in anderer Dimension auch uns betrifft. Wir müssen nicht alles sein, nicht Beijing, nicht Tel Aviv, nicht das palästinensische Tira. Wir können im März ganz einfach ins Kino gehen, Neues entdecken, Bekanntes erleben und werden den Besuch zu dem machen, was uns bewegt. LISA MERTENS Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 21 Mein Meein i Lesezeichen Film des Monats Allein im Kampf für Haus und Hof: Kolia (Aleksey Serebryakov) Hiobsbotschaften „Leviathan“ von Andrey Zvyagintsev Eine Familie muss sich gegen staatlich gestützte Ungerechtigkeit wehren. C Erbarmungsloses Drama um Korruption und Machtmissbrauch Der Leviathan ist ein mächtiges Seeungeheuer, das sich Gott als Spielgefährten geschaffen hat. Im Buch Hiob wird Leviathan als Gleichnis verwendet, um Hiob vor Augen zu führen, wie sinnlos seine Versuche sind, gegen sein Schicksal aufzubegehren. Gott nimmt ihm alles, um seinen Glauben zu testen, Hiob erduldet es, bis ihm nichts mehr bleibt. Der 140-minütige Film ist schon weit fortgeschritten, und die hiobsche Talfahrt des Protagonisten Kolia scheint unaufhaltsam, da entgegnet ihm ein Priester dieses Bibelzitat: „Kannst du den Leviathan ziehen mit dem Haken und seine Zunge mit einer Schnur fassen? … Wenn du deine Hand an ihn legst, so gedenke, dass es ein Streit ist, den du nicht ausführen wirst … Niemand ist so kühn, dass er ihn reizen darf.“ Fragwürdige Seilschaften Kolia (Aleksey Serebryakov) lebt mit seiner jungen Frau Lilya (Elena Lyadova) und Kolias Sohn Roma (Sergey Pokhadaev) an der rauen Nordküste Russlands. Er betreibt eine kleine Autowerkstatt, die der Familie keinen Luxus erlaubt – aber man kann davon leben. Vorausgesetzt, Kolia kann seine Arbeit weiterhin verrichten. Doch der Bürgermeister (Roman Madyanov) der heruntergewirtschafteten, kleinen russischen Küstenstadt setzt alle Hebel in Bewegung, um an das Land von Kolia und seiner Familie zu kommen. Es soll wegen öffentlichen Interesses enteignet werden. Die Familie ist verzweifelt. Erst als Kolias Jugendfreund Dimiti, ein weltgewandter Anwalt aus Moskau, belastendes Material gegen Bürgermeister Vadim auspackt, kann die Familie ihm Paroli bieten. Doch Vadims Einfluss ist groß, und ganz so leicht, wie es zunächst den Anschein hat, lässt er sich nicht einschüchtern. Nicht nur hat er politischen Einfluss, er steht sich auch gut mit der Kirche, die wiederum sehr einflussreich ist. Und auch vor illegalen Mitteln schreckt er nicht zurück. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Regisseur Andrey Zvyagintsev erzählt von der Kollision eines Bürgers mit dem Staat und der dahinter stehenden Kirche langsam und ruhig, aber mit größter Konsequenz. Filmisch ist das Werk gar nicht mal so auffällig: In langen, ruhigen Einstellungen findet „Leviathan“ eine visuelle Entsprechung für die weite, karge Landschaft, die geduldig an den Einzelschicksalen der Menschen vorbeisieht. Angeblich von dem Schicksal des amerikanischen Autoschlossers Marvin Heemeyer inspiriert, der vor zehn Jahren in Colorado seine Wut über behördliche Schikane in einer Zerstörungsorgie mit einem zum Panzer umgebauten Bulldozer entlud, bezieht sich der Titel des Films nicht nur auf das Mein Film, mein Kino, meine Meinung Bibelzitat, sondern gleichfalls auf das gleichnamige staatsphilosophische Werk von Thomas Hobbes: Der denkt 1651 über die Natur des Menschen und den Staat nach. Die Freiheit opfert der Mensch, um den Krieg „jeder gegen jeden“ zu überwinden und Sicherheit für Haus und Hof zu erlangen. Eine Sicherheit, die nur gegeben ist, wenn der Staat vernünftig und gerecht handelt. In den beiden letzten Teilen des Textes widmet sich Hobbes der Religion und dem Verhältnis von Staat und Kirche, deren Einfluss er problematisiert. Andrey Zvyagintsevs in Russland angesiedelter „Leviathan“ wird im Inland heftig kritisiert. Sowohl die Darstellung von Korruption und Machtmissbrauch als auch die eindeutige Darstellung der Rolle der Kirche in diesem Machtsystem stößt vielen in Russland auf. Und auch wenn der Regisseur betont, seine Geschichte könne so oder ähnlich überall spielen, ist die Ähnlichkeit der Freundschaft zwischen dem Machthungrigen Bürgermeister Vadim und dem orthodoxen Kirchenoberhaupt der Region und Putins Freundschaft mit Kyrill I., dem obersten Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche, unübersehbar. Es ist diese fragwürdige Seilschaft, der auch die Intervention von Pussy Riot in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, dem zentralen Gotteshaus der RussischOrthodoxen Kirche, galt. Beeindruckende Konsequenz Zvyagintsev zeichnet ein absolut desillusionistisches Bild einer Gesellschaft, in der das Recht des Einzelnen nichts zählt, wenn es in Konflikt zur Meinung der Machthaber steht. Die emotionale Kraft zieht der Film aus seiner Perspektive, die immer die Familie Kolias ins Zentrum stellt und zeigt, wie sich durch deren Konflikt mit den Mächtigen nach und nach alles gegen sie wendet. Mit welcher Unerbittlichkeit der Film das allegorische Schicksal der Familie beschreibt, ist von beeindruckender Konsequenz. Das hat ihm im Westen bereits viele Preise eingebracht und in Russland viel Kritik. Letztere scheint die Thesen des Films zu bestätigen, und „Leviathan“ scheint näher an der Realität zu sein, als es der mythologische Hintergrund hoffen lässt. In der Bibel erhält der bis zuletzt gottesfürchtige Hiob als Belohnung für seinen festen Glauben das Doppelte von dem, was ihm genommen wurde. Aber Zvyagintsev hat keine Bibelverfilmung gemacht, und wir befinden uns im Russland der Gegenwart. CHRISTIAN MEYER LEVIATHAN Golden Globe 2015: Bester ausländischer Film R 2014 - Drama - 141 Min - ab 12 J. - Regie: Andrey Zvyagintsev mit: Alexei Serebrjakow, Elena Lyadova, Wladimir Wdowitschenkow Start: 12.3. DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater 22 trailer-ruhr.de Forum Kritikerspiegel Ruhr März 2015 Die häufigsten Nennungen Sascha Westphal WAZ EPD-Film Sebastian Ko WDR Ingrid Bartsch ARD 1 LIVE Morgenmagazin American Sniper Herausragend von C. Eastwood R.-Ruediger Hamacher film-Dienst Shaun das Schaf von M. Burton, R. Starzak Bande de filles von C. Sciamma Project: Almanac von D. Israelite A Most Violent Year von J. C. Chandor Stopping (...) von B. Koch, N. Landmark Still Alice von W. West Best of Comedy Kingsman: The Secret Service von M. Vaughn Die Trauzeugen AG von J. Garelick Die Trauzeugen AG von J. Garelick Verstehen sie die Béliers von E. Lartigau Still Alice von W. West Als wir träumten von A. Dresen Still Alice von W. West American Sniper von C. Eastwood Still Alice von W. West Als wir träumten von A. Dresen Afrika – (...) von P. Morris, N. Nightingale American Sniper von C. Eastwood Besondere Erwähnung Verena Lueken Kultur.Kino.Köln. FAZ Daniel Kothenschulte Frankfurter Das ewige Leben von W. Murnberger Lars-Olav Beier Spiegel Katja Nicodemus Die Zeit Rundschau A Most Violent Year von J. C. Chandor Bemerkenswert Best of Drama Christian Meyer choices Susan Vahabzadeh Süddeutsche Zeitung Frank Brenner trailer Kultur.Kino.Ruhr. (Urlaub) (Urlaub) Bande de Filles Bande de filles A Most Violent von von Year C. Sciamma C. Sciamma von J. C. Chandor Das ewige Leben von W. Murnberger Als wir träumten von A. Dresen Cristina Nord taz Still Alice von W. West Bande de filles Das ewige von Leben C. Sciamma von W. Murnberger Kingsman: The Secret Service von M. Vaughn Still Alice von W. West Verstehen sie die Béliers von E. Lartigau Cinderella von K. Branagh Viel Gutes erwartet uns von P. Ambo Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 1.3. 19 Uhr BESTEFREUNDE, sweetSixteen Dortmund Freie Journalistin in den Mittdreißigern führt mit ihrem besten Freund ein ungezwungenes, spontanes Leben. In Anwesenheit des Regisseurs Jonas Grosch und der Schauspielerin Katharina Wackernagel. 17.3. 18 Uhr/20.30 Uhr WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK Schauburg Gelsenkirchen Burhan Qurbani stellt verschiedene Blickwinkel zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen dar. KoKi. 4.3. 20 Uhr KINGSMAN, UCI Bo/Du, s.S. 28 Colin Firth, unterwegs im Auftrag ihrer Majestät, rekrutiert seinen flegelhaften Neffen. Preview. 18.3. 19 Uhr DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN, Endstation Bochum Antikriegsfilm in der Reihe Déjà Vu mit Einführung und Filmgespräch von Rainer Vowe. 6.3. 19 Uhr KEMAL YALÇIN – SEIN STIFT UND SEIN HERZ, Metropolis Bochum Der in Bochum lebenden Autor vertritt eine neue Gattung türkischer Literatur. Zur Doku über ihn sind er und Regisseur Özdemir anwesend. 19.3. 19 Uhr ZEIT DER KANNIBALEN, Babylon Hagen Kammerspiel um die zynische Welt der Unternehmensberatung. Reihe Klarsichtkino. 9.3. 18 Uhr DREI STUNDEN, CineStar Dortmund Komödie mit Claudia Eisinger. In Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Dortmund. „bestefreunde“ 10.3. 19 Uhr I LOVE BEIJING, sweetSixteen Dortmund In der Reihe „Architektur und Film“ mit dem Thema „Megacities China“. 22.3. 17.30 Uhr DER MOND IST JÜDISCH, Filmstudio Essen Ein Pole findet heraus, dass er jüdisch ist und ändert langsam sein Leben. Filmreihe Jüdische Kulturtage. 11.3. 20.30 Uhr DIE TRAUZEUGEN AG, Lichtburg Oberhausen, s.S. 32 Für seine Hochzeit heuert der junge Bräutigam professionelle Trauzeugen an. Komödie in der Mädels-Abend Vorpremiere. 25.3. 19 Uhr SAHARA SALAAM, Endstation Bochum Filmemacher und Regisseur Wolf Gaudlitz startete 2001 zwischen dem Süden Tunesiens und dem Dünenmeer um Timbuktu sein Begegnungsprojekt. Der Regisseur ist für ein Publikumsgespräch anwesend. 15.3. 15 Uhr SHAUN DAS SCHAF – Der Film, Cinemaxx Essen, s.S. 32 Das beliebte Schaf nun in Spielfilmlänge. Preview in der Klexxi Sause. „Kingsman“ 15.3. 18 Uhr ABENTEUER MALLORCA, Schauburg Gelsenkirchen Regisseur Andreas Ewels präsentiert seine zweite Naturdokumentation, die die Urlaubsinsel in neuen Facetten erscheinen lässt. „Sahara Salaam“ 31.3. 15 Uhr NUR DAS BESTE, Kino im U In ihrem Abschlussfilm gehen Regisseurin Kim Münster und Kamerafrau Tina Porsche der Frage nach der wirklichen Perfektion nach. Beide sind zum Gespräch anwesend. Preview des Internationalen Frauenfilmfestivals. 15.3. 18 Uhr KREUZWEG, Babylon Hagen Die Reihe Kirchen & Kino zeigt die intensive Darstellung des seelischen und geistlichen Missbrauchs eines jungen Mädchens. Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 26.3. 14 Uhr LES SOUVENIRS, Lichtburg Essen Der junge Romain sucht angesichts schwerwiegener Veränderungen Halt in seinem ziellosen Leben. Adaption des gleichnamigen Romans von David Foenkinos. In Anwesenheit des Regisseurs Jean-Paul Rouve und weiteren Gästen beim Seniorenkino. 30.3. 14.30 Uhr MY OLD LADY, Filmwelt Herne Ein geerbtes Apartment in Paris birgt Komplikationen in sich. Kino-Café. 15.3. 18 Uhr DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT, Eulenspiegel Essen Der letzte Stummfilm mit Marlene Dietrich begleitet von Improvisation an der Orgel. 15.3. 18.30 Uhr APPROPRIATE BEHAVIOR, Schauburg Dortmund Eine Frau zwischen zwei Welten, in die sie sich beide nicht einfügen kann. In der Reihe homochrom-lesbisch. OmU. „Flowers of Freedom“ 22.3. 13 Uhr TITOS BRILLE, Casablanca Bochum Sekt-Matinée Dokumentarfilm über das Leben der Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Adriana Altaras und ihren langen Weg aus dem ehemaligen Jugoslawien. 11.3. 19 Uhr SOMETHING MUST BREAK, Galerie Cinema Essen Die Reihe homochrom präsentiert das Spielfilmdebüt von Ester Martin Bergsmark über die Suche nach geschlechtlicher Identität. Schwedische OmU. 15.3. 15 Uhr ABENTEUER LERCHENBERG, Casablanca Bochum Das ZDF nahm die Natur ihres Standortes unter die Lupe und bannte es in eine Naturdokumentation. Initiator und Regisseur Andreas Ewels ist zu Gast. 19.3. 20 Uhr FLOWERS OF FREEDOM, Kino im U Dortmund Die kirgisische Politikerin Erkingül setzt sich mit ihren Mitstreiterinnen für eine Aufklärung eines Chemie-Unfalls an einer Goldmine ein und kämpft für die Rechte der Opfer. NRW-Vorpremiere der beherzten Dokumentation. Regisseurin Mirjam Leuze zu Gast. „Die Frau, nach der man sich sehnt“ 23 31.3. 21 Uhr LOS VEGANEROS, Roxy Dortmund Im Restaurant „Los Veganos“ planen die 94-jährige Alma und die 28-jährige Vicky Aktionen zur Rettung der Tiere. Mit dramatischen Folgen. Nach der veganen Dramödie sind Regisseur und Darsteller zu Gast. „Los Veganeros“ Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik Wie weggewischt: Die Erinnerungen von Alice (Julianne Moore) Dani (Merlin Rose) und Rico (Julius Nitschkoff) am Etappenziel ihres Traums Als würde sich ein Abgrund auftun Zeit des Umbruchs „Still Alice“ von Richard Glatzer und Wash Westmoreland „Als wir träumten“ von Andreas Dresen Eine Professorin verliert Erinnerungen und Orientierung. Die Diagnose: Alzheimer. C Bewegendes Alzheimer-Drama Eine Jungsclique in Leipzig strauchelt nach dem Mauerfall. C Coming-of-Age Drama zur Zeit der Wende In den letzten Jahren setzen sich Fernsehen und Kino verstärkt mit dem Thema Alzheimer auseinander. Sei es dokumentarisch, wie in „Vergiss mein nicht“ von David Sieveking, der darin den Krankheitsverlauf seiner Mutter mit der Kamera begleitet. Vor allem aber im Spielfilm, sei es im deutschen Drama, wo bereits 2003 Götz George („Mein Vater“) und erst kürzlich Dieter Hallervorden Opfer der Krankheit verkörperten. Auf internationaler Leinwand zeichneten bereits Judi Dench („Iris“) und Julie Christie („An ihrer Seite“) den tragischen Verlust der Erinnerung nach. Nun gesellt sich Julianne Moore („Magnolia“, „The Kids Are All Right“) dazu. Leipzig in den frühen 90er Jahren: Dani (Merlin Rose), Mark (Joel Basman), Rico (Julius Nitschkoff), Pitbull (Marcel Heupermann) und Paul (Frederic Haselon) wuchsen in der DDR auf. Die Pubertät stellt sie nun nicht nur vor den Umbruch von der Kindheit zum Erwachsenwerden. Als Jugendliche müssen sie sich plötzlich auch noch in einem neuen Staat, einem anderen System, einer anderen Gesellschaft zurechtfinden: Erwachsenwerden hoch 2 in einer Welt voller Widersprüche und Kontraste! Moore spielt die 50-jährige Alice, eine Linguistik-Professorin, die mit ihrem Mann John (Alec Baldwin) in Los Angeles lebt. Das Paar hat drei Kinder. Zwei von ihnen, Anna (Kate Bosworth) und Tom (Hunter Parrish), klettern bereits fleißig im Sinne der Eltern die Karriereleiter hinauf. Die jüngste Tochter hingegen, Lydia (Kristen Stewart), versucht sich als Schauspielerin auf einer unabhängigen Bühne. Das ist der Mutter nicht solide genug, die beiden geraten darüber regelmäßig aneinander. Doch dann hat Alice beim Vortrag an der Universität Blackouts, sie verliert beim Joggen die Orientierung und wirkt verwirrt beim Familientreffen. Der Arzt diagnostiziert frühmanifestierten Alzheimer. Eine seltene Form der Erkrankung, die darüber hinaus vererbbar ist. Für Alice bricht buchstäblich die Welt zusammen. Til Schweigers „Honig im Kopf“ lief gerade erst erfolgreich in den Kinos. „Still Alice“ zeigt, wie man das Thema weniger schablonenhaft, ungleich alltäglicher und damit bis in den Schmerz aufrichtiger erzählen kann. Dem Regiegespann Richard Glatzer und Wash Westmoreland gelingt eine sanfte, schleichend schmerzhafte Annäherung. Die Inszenierung ist zurückgenommen, die Musik begleitet die Bilder zurückhaltend zärtlich oder über Strecken gar nicht, die Kamera konzentriert sich auf Alice. Darauf, wie sie anfangs die Symptome verschweigt und heimlich den Arzt aufsucht, wie sie sich später ihrem Gatten anvertraut, wie sie ihren Alltag, der geprägt ist von zunehmendem Verfall, immer wieder neu organisiert. Die Filmemacher wissen, dass sie ihr Thema nicht allumfassend behandeln können. Man erfährt wenig davon, was im Kopf des Ehemanns vorgeht, Tom und Anna sind auf Karriere-Stereotypen reduziert. Dies entspricht jedoch keiner Verfehlung, sondern einer bewussten Reduktion. Die Konzentration auf das Verhältnis von Alice zu ihrem Sorgenkind Lydia, die sich als das Familienmitglied entpuppt, das der Mutter am nächsten steht. Glatzer und Westmoreland gelingt so eine Verdichtung, die sich nicht mit Details und Zeitangaben aufhält, sondern den Fortschritt der Krankheit im großartigen Spiel Julianne Moores nachvollzieht. „Still Alice“ ist eine zärtliche Reflektion, die zu Tränen rührt, ohne dazu auf Formeln zugreifen zu müssen. Das gelingt allein durch die Geschichte, die Unmittelbarkeit und durch das Format seiner Darsteller. HARTMUT ERNST STILL ALICE – MEIN LEBEN OHNE GESTERN Golden Globes 15: Beste weibliche Hauptrolle, Julianne Moore USA 2014 - Drama - 101 Min - o. Altersb. - Regie: Richard Glatzer, Wash Westmoreland - mit: Julianne Moore, Kristen Stewart, Alec Baldwin Mit dem Wegfall der Mauer ändern sich aber nicht nur für ihn die Prioritäten: Die neue Freiheit muss ausgekostet werden! Saufend und randalierend ziehen sie als 17-Jährige durch die Straßen, bis sich ein Traum für sie eröffnet: Anfang der 90er Jahre blüht die deutsche Technoszene auf, und zahlreiche Clubs entstehen sowohl im Osten als auch im Westen, aber auch halblegale und illegale Clubs in leerstehenden Lagerhallen der industriellen Brachen an den Rändern der Stadt. Voller Enthusiasmus widmen sich die Jungs ihrer neuen Berufung. Als ihr eigener Club endlich Fahrt aufnimmt, kriegen sie Ärger mit den örtlichen Skinheads. Und Dani ist ausgerechnet unsterblich in Sternchen (Ruby O. Fee), die Freundin des Anführers verliebt. Ärger ist massenhaft vorprogrammiert. Andreas Dresen, der zur Zeit der Wende gut zehn Jahre älter war als seine Protagonisten zur Zeit der Handlung und mit 29 Jahren bereits sein Regiestudium aufgenommen hatte, gibt an, selber eher brav gewesen zu sein. Dem Film merkt man jedoch in jedem Augenblick an, dass seine Sympathien stets den Jungs gilt, die sich ausprobieren, Mist bauen, aber voller Energie stecken. Filmisch geht Dresen in die Vollen, um die Szenerie um Randale und Techno entsprechend einzufangen: Die dynamische Kamera jagt der Clique in den Straßen hinterher, im Club regiert das Stroboskop und fängt diese Zeit der großen Kontraste und Unsicherheiten kongenial ein. Man bekommt trotz aller Tragik der Ereignisse richtig Lust, Klassiker des Jugendfilms wie „Der Wilde“, „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, „Quadrophenia“ oder „Kids“, in die sich „Als wir träumten“ einreiht, neu zu sehen. CHRISTIAN MEYER ALS WIR TRÄUMTEN Start: 5.3. BO: Metropolis/Casablanca, Union, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: LIchtburg Mein Film, mein Kino, meine Meinung Andreas Dresen („Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“, „Wolke 9“, „Halt auf freier Strecke“) schlägt in seinem neuen Film, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief, dort aber leer ausging, härtere Töne an als üblich. Das darf bei dem Thema kaum verwundern. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer. Der erzählt in dem autobiografisch gefärbten Roman von 2006 von der wilden Zeit einiger kleinkrimineller Jugendfreunde aus dem Arbeitermilieu, die versuchen, die neuen Freiheiten nach dem Zusammenbruch der DDR auszuloten, doch ohne den gewohnten Halt und die Überbehütung und Bevormundung ihres alten Regimes zunehmend straucheln und den Halt verlieren. Dani wollte schon als Junge Journalist werden, und die Chancen des überdurchschnittlich guten Schülers stehen gar nicht schlecht. D/F 2015 - Drama - 117 Min - ab 12 J. - Regie: Andreas Dresen mit: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman Start: 26.2. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: Filmkunsttheater, OB: LIchtburg 24 trailer-ruhr.de Forum Gerade nicht sonderlich erpicht auf das ewige Leben: Brenner Am Ende „Das ewige Leben“ von Wolfgang Murnberger In der vierten Brenner-Verfilmung wühlt der Detektiv in der eigenen Vergangenheit. C Bitter-böser Österreich-Krimi „Das ewige Leben“ ist die dritte Verfilmung eines Brenner-Krimis von Wolf Haas, abermals von Wolfgang Murnberger inszeniert und mit Josef Hader in der Hauptrolle des abgehalfterten Detektivs Brenner. Nach „Komm, süßer Tod“, „Silentium“ und „Der Knochenmann“ kann man Brenner hier aber kaum noch abgehalftert nennen: Er ist am Ende! Selbst beim Arbeitsamt hat er kein Glück. Also geht es in seine alte Heimat, wo immerhin noch sein heruntergekommenes Kindheitshaus steht. Hier wird er mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die Reihe knüpft inhaltlich an den Film Noir an, die Lakonie, der trockene und sehr schwarze Humor und der sozialrealistische Gehalt verleihen ihr Eigenständigkeit und Aktualität. Das gilt für den neuesten Film mehr denn je. CHRISTIAN MEYER DAS EWIGE LEBEN A/D 2015 - Thriller / Komödie - 123 Min - ab 12 J. - Regie: Wolfgang Murnberger mit: Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten Start: 19.3. BO: Metropolis/Casablanca, Union, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater ÖDIE AHIT-KOM DIE MEG RANKREICH! AUS F KARIN VIARD EIN FILM VON Marieme (Karidja Touré, r.) auf Selbstfindung in der Mädchengang Hell wie ein Diamant „Bande de filles“ von Céline Sciamma Marieme sucht in einem Pariser Banlieue ihren Platz. C Berührendes Porträt einer jungen schwarzen Frau FRANÇOIS DAMIENS VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS? ROXANE DURAN ILIAN BERGALA LUCA GELBERG AB 05. MÄRZ IM KINO BANDE DE FILLES Stockholm Festival 2014: Bester Film Bronze, Beste Kamera F 2014 - Drama - 90 Min - Regie: Céline Sciamma mit: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh Start: 26.2. BO: Endstation, DO: sweetSixteen Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 25 LOUANE EMERA ÉRIC LARTIGAU MIT Marieme lebt mit ihren Schwestern, dem Bruder und der Mutter in den Banlieues von Paris. Die Schule muss sie abbrechen, ihr älterer Bruder tut ihr Gewalt an und in ihrer von Männern dominierten Umwelt auf der Straße findet sie auch nicht ihren Platz. Da trifft sie auf eine Mädchengang und lernt Freundschaft, Selbstachtung und Selbstbehauptung. Céline Sciamma beschäftigt sich nach „Tomboy“ wieder mit Geschlechterkonstruktionen, siedelt das Thema aber in einer schwarzen Community an. Mit ausschließlich schwarzen Laiendarstellern entwirft sie weniger ein dramatisches Bild der Banlieues denn eine genaue Studie der Selbstfindung ihrer Protagonistin, die sie – das kann man so sagen – in ihrer Vitalität feiert. Nicht zuletzt in einer wunderbaren Tanzszene zu Rihannas Song „Diamonds“. CHRISTIAN MEYER ÉRIC ELMOSNINO / VerstehenSieDieBeliers Film-Kritik Stehen vor großen Entscheidungen: Paula und ihre taubstumme Mutter (Karin Viard) Lebt seit zehn Jahren in Paris ohne Aufenthaltserlaubnis: Samba (Omar Sy) Die Tochter der Gehörlosen Ohne Genehmigung „Verstehen Sie die Béliers?“ von Éric Lartigau „Heute bin ich Samba“ von Éric Toledano und Olivier Nakache Paula ist das Kind gehörloser Eltern und entdeckt ihre Leidenschaft für den Gesang. C Mitreißende Coming-of-Age-Geschichte Samba ist illegal in Frankreich und muss sich ständig vor der Polizei hüten. C Liebesgeschichte im Einwanderermilieu Wie Pilze aus dem Boden geschossen sind die vielen Casting-Shows, die nicht nur im deutschen Fernsehen seit mehr als einer Dekade für Quoten sorgen. Aber nicht nur Deutschland sucht den „Superstar“, auch die meisten anderen Länder der westlichen Welt sind vom Virus der Nachwuchstalentsuchen infiziert. Obwohl die meisten der Teilnehmer über kurz oder lang dem Vergessen anheim fallen, haben Casting-Shows auch schon das ein oder andere Supertalent hervorgebracht, das diesen Namen tatsächlich verdient und sich über einen längeren Zeitraum an der Spitze halten konnte. Der neue Film der „Ziemlich beste Freunde“-Regisseure konzentriert sich abermals auf die Freundschaft zwischen Franzosen und Einwanderern, ist aber gänzlich anders geraten als der sehr publikumswirksame Kinoerfolg. Obwohl Omar Sy wieder mitspielt, ist die Grundtendenz eine gänzlich andere. Humorvolle Zwischentöne gibt es auch hier, aber die beiden Filmemacher verlieren dabei nie den Ernst der Situation aus den Augen und zeigen ihren Zuschauern die zahlreichen Fallstricke und behördlichen Hinterhalte, in die man auf seiner Reise in die Legalität als Einwanderer geraten kann. Auch dieser Film lebt von den charakterlichen Gegensätzen seiner Figuren, was in diesem Fall um eine romantische Komponente erweitert wurde, ohne in den üblichen Klischeesumpf einer Romantic Comedy abzugleiten. FRANK BRENNER Exemplarisch seien hier Paul Potts und Kelly Clarkson genannt. Vielleicht reiht sich nun auch Louane Emera in diese Reihe der Sieger ein. Immerhin hat die 1996 als Anne Peichert geborene Nordfranzösin in ihrem Heimatland am dortigen Äquivalent von „The Voice“ teilgenommen. Und obwohl sie damals nicht als Siegerin hervorging, war sie der große Publikumsliebling und hat nun die Chance erhalten, in „Verstehen Sie die Béliers?“ die eindrucksvolle Hauptrolle zu verkörpern. HEUTE BIN ICH SAMBA F 2014 - Komödie - 118 Min - ab 6 J. - Regie: Olivier Nakache, Éric Toledano mit: Omar Sy, Charlotte Gainsbourg, Tahar Rahim Start: 26.2. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater Als Paula Bélier spielt Louane Emera die Tochter eines Gehörlosenpaares, die, im Gegensatz zu ihrem ebenfalls taubstummen Bruder, für alles in die Bresche springen muss und sowohl den elterlichen Bauernhof als auch den Käsestand auf dem Marktplatz managt, während sie sich eigentlich noch auf ihr Abitur vorbereiten muss. Im Schulchor entdeckt Paula ihre Liebe zum Gesang, ihr außergewöhnliches Talent wird von ihrem Gesangslehrer gefördert. Aber soll sie tatsächlich an der Aufnahmeprüfung für die Pariser Musikakademie teilnehmen und damit ihre Eltern auf dem Land alleine lassen? „Verstehen Sie die Béliers?“ ist ein französischer Film, und da man das in diesem Fall durchaus als Qualitätsmerkmal verstehen darf, ist er am Ende alles andere als schwermütig und trist ausgefallen, obwohl er sich gleich einer ganzen Reihe schwerwiegender Probleme und nicht gerade einfacher Entscheidungen annimmt. Der Vergleich mit „Ziemlich beste Freunde“ liegt mal wieder auf der Hand, weil auch in Éric Toledanos und Olivier Nakaches Publikumshit die Behinderung eines der Protagonisten die Ausgangsbasis für einen frechen, rasanten und die Grenzen des Genres sprengenden Film gebildet hatte. Dass hier nun drei der zentralen Figuren gehörlos und damit abseits der Norm sind, stellt in Éric Lartigaus Inszenierung kaum ein Problem dar. Immerhin kandidiert Vater Bélier sogar für den Bürgermeisterposten seines Städtchens. Die Probleme drehen sich vielmehr um ganz alltägliche Dinge, wie die erste Liebe, das Flüggewerden eines jungen Menschen, die Selbstfindung und Verwirklichung der eigenen Ziele und Ideale. Louane Emera dürfte mit diesem Filmdebüt ihren eigenen Zielen ein gutes Stück näher gekommen sein, und nun kann man sich auch hierzulande von ihrem beeindruckenden Talent überzeugen. FRANK BRENNER Auf dem Boden geblieben: Pepe Mujica und seine Gattin Im Volkswagen zum Volk „Pepe Mujica – Der Präsident“ von Heidi Specogna Pepe Mujica ist ein Präsident des Volkes. C Beeindruckende Doku über den Präsidenten von Uruguay Im Jahr 2010 wird der Blumenzüchter Pepe Mujica mit 75 Jahren Präsident von Uruguay. Privat fährt er mit seinem alten VW Käfer, von seinem Präsidentengehalt spendet er 90 Prozent. Mujica, der sich als Student politisiert hat, Stadtguerillero wurde und unter der Militärdiktatur anschließend viele Jahre im Gefängnis saß, ist dem Willen des Volkes auf bemerkenswerte Weise verpflichtet. Der Film zeigt Mujica in seinem Alltag – als Präsident wie als Privatmensch – und eröffnet seinen Gedanken viel Raum. Der Film, der anfänglich wie ein idealisiertes Märchen erscheint, beleuchtet zunehmend die Schwierigkeiten Mujicas, seine Sozialpolitik umzusetzen, zeigt aber auch den Rückhalt, den er im Volk genießt. Im Sommer 2014 legte er sein Amt nieder. CHRISTIAN MEYER VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS? F 2014 - Komödie - 106 Min - o. Altersb. - Regie: Éric Lartigau mit: Karin Viard, François Damiens, Eric Elmosnino BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg Mein Film, mein Kino, meine Meinung PEPE MUJICA – DER PRÄSIDENT Start: 5.3. D 2014 - Porträt / Biographie - 93 Min - o. Altersb. Regie: Heidi Specogna Start: 5.3. BO: Endstation, E: Filmkunsttheater 26 trailer-ruhr.de Forum Roter Teppich Rasiert sich einen Irokesenschnitt: Tom Schilling in „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“ „Ich würde beim Drehen fast alles machen“ Tom Schilling über „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“, die Faszination der 80er und seinen Karriereboom Vor fast zwanzig Jahren hat der im Februar 33 Berlin hineingeträumt habe. Insofern hatte ich Jahre alt gewordene Tom Schilling ernsthaft be- etwas Vor-Bildung, und habe mir ein Stück weit schlossen, Schauspieler zu werden. Mit „Crazy“, einen Jugendtraum damit erfüllt. Roehler musste „Verschwende deine Jugend“ aber ein bisschen auf meine Entund „Egoshooter“ wurde er „Ich habe mich als Jugendli- scheidung warten, weil ich mich schnell zum beliebten Nach- cher immer genau in diese Zeit des Alters wegen schwergetan hineingeträumt“ wuchsstar. Er spielte Gastrollen habe. in Fernsehserien, die Titelrolle in „Robert Zimmermann wundert sich über die Sie sind zu jung, um diese Zeit selbst erlebt zu Liebe“ und Adolf Hitler in „Mein Kampf“, ehe er haben. Woher kommt dann die Faszination, von unlängst mit dem Arthouse-Hit „Oh Boy“ und Ihren Eltern? der preisgekrönten Fernsehreihe „Unsere Müt- Nein, von meinen Eltern überhaupt nicht (lacht). ter, unsere Väter“ noch mehr Fans eroberte. Ich bin in Berlin-Mitte aufgewachsen, also im Ab 26. März ist er in Oskar Roehlers „Tod den Ostteil der Stadt. Meine Eltern hören Bob Dylan Hippies!! Es lebe der Punk!“ wieder im Kino zu und Leonard Cohen, auch alles feine Musik, aber sehen. mit Punk hatten die nichts zu tun. Als ich zwölf war, also so um 1994 herum, habe ich durch Zutrailer: Herr Schilling, wie in „Quellen des Le- fall meine erste Nick-Cave-Platte gehört. Das hat bens“ gibt es auch hier wieder autobiografisch mich so weggeblasen, dass ich eine regelrechte geprägte Figuren. War es schwierig, das Alter Obsession zu dieser Zeit, zu dieser Art von Musik Ego von Oskar Roehler zu spielen, während die- und zu dieser Subkultur entwickelt habe. Mit all ser Regie führte? diesen Bands, die beispielsweise auch in „Himmel Tom Schilling: Am Ende des Tages nicht mehr, über Berlin“ von Wim Wenders porträtiert werden, weil es gut funktioniert hat. Am Anfang hatte ich „Crime & The City Solution“ oder Blixa Bargeld, der schon ein wenig Respekt vor der Aufgabe, aber Ro- im Film als Gott für diese Szene porträtiert wird, ehler hatte sich schon sehr genau überlegt, wer das hab ich mich sehr intensiv beschäftigt, Bild- und spielen könnte. Er hat sich für mich entschieden, Textmaterialien gesichtet und die alten Aufnahobwohl ich für die Rolle eigentlich sogar einen Tick men angehört. Das war meine eigene Subkultur. zu alt bin. Er hat mir die Begeisterung für die Zeit, Und da war ich immer ein wenig traurig, dass ich das Suchen und die Gier nach Leben zugetraut. Ro- 1982 nicht vierzehn, fünfzehn oder sechzehn Jahehler ist auch kein Regisseur, der viel inszeniert, re alt war und in West-Berlin gelebt habe und das er leitet eher. Wenn sich herausgestellt hätte, dass alles live miterleben konnte. es mit mir nicht funktioniert, dann hätte er mich wahrscheinlich ohne Umstände umbesetzt. Sie haben hier bereits zum dritten Mal mit Oskar Roehler zusammengearbeitet. Hat sich diese Wie muss man sich das vorstellen, gab es denn Zusammenarbeit im Laufe der Jahre verändert? ein Casting für die Rolle? Sie wird intensiver, weil ich größere Rollen bei ihm Nein, es gab kein Casting. Roehler hatte mir das spiele. Es gibt einige Regisseure, die so treu sind, Buch geschickt. Als ich gelesen hatte, dass es in aber Oskar ist besonders treu und schöpft immer der Schulzeit beginnt, zuckte ich ein bisschen aus einem Ensemble aus Schauspielern, die ihn zusammen, denn ich habe genügend Coming-of- interessieren. Es gibt immer mal längere Phasen, Age-Filme gemacht. Und ich empfand mich eben in denen man nichts zusammen macht, aber wir als ein bisschen zu alt für die Rolle, erkannte aber, kennen uns schon ewig, seitdem ich zwanzig bin dass das die besondere Aufgabe war, die hier auf oder so. Ich glaube, er fand mich immer schon mich zukam. Und für mich war das auch eine Art irgendwie interessant, und jetzt ergeben sich für schöne Zeitreise, weil ich mich als Jugendlicher ihn mehr Möglichkeiten, mich zu besetzen als früimmer genau in diese Zeit und genau nach West- her, als ich noch so jung war. Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 27 Es gibt im Film einige sehr provokante Szenen, wie die in der Wichskabine oder im Pflegeheim. Wie sind Sie denn während der Dreharbeiten an diese Szenen herangegangen – empfanden Sie die eher als lustig oder eklig? Wenn ich so etwas drehe, habe ich dazu, offen gestanden, gar keine Meinung. Wenn ich für einen Film zusage und mich auf ihn einlasse, dann stelle ich mich immer in den Dienst der Sache und vertraue der Vision des Regisseurs. Denn eigentlich gibt es nur einen Chef beim Film, und das ist der Regisseur. Bei einem schlechten Film war der Chef nicht wirklich präsent. Da frage ich mich dann gar nicht, ob etwas eklig ist oder warum man etwas zeigen muss, ob ich etwas genauso empfinde oder mich damit identifizieren kann – solche Fragen blende ich total aus. Ich bin da in einer Art Tunnel und würde fast alles machen beim Drehen. Wie hat sich denn Ihr Leben und Ihre Karriere nach „Oh Boy“ und „Unsere Mütter, unsere Väter“ verändert, die Ihnen noch einmal einen gehörigen Popularitätsboom beschert haben? Ja, ich bekomme seitdem deutlich mehr Angebote. Das ist merkwürdig, denn es gibt viele gute Schauspieler, von denen viele nicht so oft zum Einsatz kommen, wie sie es verdient hätten. Aber wenn man angesagt ist, bekommt man auch mehr Drehbücher zugeschickt. Ob die zu einem passen, spielt dabei manchmal gar keine Rolle. Manchmal will man einfach jemanden besetzen, der gerade populär ist. Das kann natürlich morgen schon wieder jemand anderes sein, was mich dann traurig macht, wenn ich weniger zugeschickt bekomme. Aber für mich ist das auch eine Chance, weil ich von den zugeschickten Büchern hoffentlich die besten für mich herausziehen kann, dass im Jahr ein oder zwei Rollen dabei sind, die mir dabei helfen, mein Standing zu behalten. Man hat immer ganz gut über mich geschrieben, was sich natürlich besser anfühlt, als das Gegenteil. Aber daraus erwächst für mich auch die Verantwortung, dieses Niveau zu halten, was gar nicht so einfach ist. INTERVIEW: FRANK BRENNER Lesen Sie auch die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/roter-teppich Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik Teilen Leben und Liebe: Leonardo (Ghilherme Lobo) und Gabriel (Fabio Audi) Eggsy (Taron Egerton) stößt an auf die unverhoffte Jobofferte Liebe mit Handicap 00 Prolet „Heute gehe ich allein nach Hause“ von Daniel Ribeiro „Kingsman: The Secret Service“ von Matthew Vaughn Der blinde Teenager Leonardo freundet sich mit dem Sonnyboy Gabriel an. C Liebenswerte Coming-Out-Geschichte Ein junger Nichtsnutz gerät unverhofft in Geheimdienstkreise und soll die Welt retten. C Over-the-Top-Agenten-Actioner Selbst als simple Coming-of-Age- oder Coming-out-Geschichte hätte Daniel Ribeiros mehrfach preisgekröntes Langfilmdebüt seine ganz eigenen Reize, weil es der Regisseur vortrefflich versteht, ein realitätsnahes Bild von seinen jungen Protagonisten zu zeichnen und seine Figuren mit Leben und Sympathien zu füllen. Eine zusätzliche dramatische Komponente entsteht aber noch durch die Blindheit des Helden. Ribeiro kann damit die Überbesorgtheit der Eltern thematisieren und den eisernen Willen zur Selbständigkeit der Hauptfigur, was seinem Film zusätzlichen Tiefgang und Spannung beschert. Ein geistreicher und subtiler Film, der mit einer vorzüglichen Schauspielerführung beeindruckt und zu einem beglückenden, optimistischen und nie kitschig verklärten romantischen Teenagerfilm geworden ist. FRANK BRENNER „Ich bin ein Prolet“, denkt der junge Eggsy aus London. Das sieht der unabhängige, internationale Geheimdienst namens Kingsman anders. Er möchte den Tunichtgut zu einem Gentleman-Agenten ausbilden. Und die Zeit drängt: Ein international operierender Schurke plant Arges. Regisseur Matthew Vaughn liefert ein Over-The-Top-Agentenabenteuer, das sich munter zwischen Trash, Pixel-Overkill und jugendlicher Unbeschwertheit bewegt. Brachialer US-Humor im britischen Gewand: Ein Rezept, das bei Fans funktionieren sollte, auch wenn übertriebene Härte die FSK-Einstufung unnötig in die Höhe treibt. Eine starbesetzte, grelle Comicvariante von James Bond. HARTMUT ERNST HEUTE GEHE ICH ALLEIN ... Berlinale 2014: FIPRESCI-Preis und Teddy Award KINGSMAN: THE SECRET SERVICE BRA 2014 - Drama - 96 Min - ab 6 J. - Regie: Daniel Ribeiro mit: Ghilherme Lobo, Tess Amorim, Selma Egrei GB 2014 - Action / Komödie - 129 Min - ab 16 J. - Regie: Matthew Vaughn mit: Colin Firth, Samuel L. Jackson, Mark Strong Start: 12.3. Start: 26.2. für die Mülheim. trailer verlost Karten 1x2 Karten fürFilmpassage eine Vorstellung in der Filmpassage Mülheim. E-Mail bis 15.03. 15.3. anverlosung@trailer-ruhr.de, verlosung@trailer-ruhr.de.de,Kennwort: Kennwort:Kingsman Kingsman BO: Metropolis/Casabl., UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg E: Filmkunsttheater Die Anwältin Meaza (Meron Getnet) kämpft für die misshandelte Hirut Robert taucht mit Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) durchs Berlin der 80er Entführt Wer sich erinnert, hat nichts erlebt „Das Mädchen Hirut“ von Zeresenay Berhane Mehari „Tod den Hippies!! – Es lebe der Punk!“ von Oskar Roehler Ein afrikanisches Mädchen soll zwangsverheiratet werden und tötet ihren Peiniger. C Beklemmendes Drama Stimmungsbild des West-Berliner Nachtlebens in den 80er Jahren. C Skurrile Komödie Telefa nennt sich eine regionale Tradition aus Äthiopien, die es den Männern erlaubt, Frauen zu entführen und sie zu heiraten. Eben dies geschieht im Jahr 1996 dem 14-jährigen Mädchen Hirut (Tizita Hagere). Sie wird gekidnappt, von ihrem Entführer eingesperrt und vergewaltigt. Doch Hirut gelingt die Flucht, in Notwehr erschießt sie ihren Peiniger. Dafür droht ihr nun die Todesstrafe. Eine engagierte Anwältin nimmt sich des Falles an und kämpft für Gerechtigkeit. Beklemmendes Drama über ein wahres Ereignis, in dem Tradition und moderne Strafjustiz, männlicher Machismus und weiblicher Freiheitswille kollidieren. Ein geerdet inszeniertes und gelungen mit Laiendarstellern besetztes Drama, das einen fassungslos zurücklässt und zugleich hoffnungsvoll stimmt. Robert hat genug vom Hippie-Kult auf seiner Schule und haut ab nach WestBerlin. Er heuert bei einer Peep-Show als Putzkraft an und verliebt sich in eine amerikanische Nachtclubtänzerin. Ob Hannelore Hoger als Ex-Frau vom RAFKassenwart über einen geplanten Mord fabuliert oder Frederick Lau als schwuler Nazi im Fetischmilieu seine Erfüllung findet: Oskar Roehlers Kabinett der schrägen Persönlichkeiten kann sich sehen lassen. Auch wenn die meisten Figuren eher Karikaturen ähneln und der Film dramaturgisch etwas holperig ist, taugt er doch als skurriles Stimmungsbild. Mit vielen Popkultur-Zitaten und einer ordentlichen Dosis schwarzem Humor kann man sich getrost mit ein paar Freunden und einem sprudelnden Kaltgetränk auf den Weg nach Absurdistan machen. NINA HEINRICHS HARTMUT ERNST DAS MÄDCHEN HIRUT Berlinale 2014, Panorama Zuschauerpreis ETH/USA 2014 - Drama - 99 Min - ab 12 J. - Regie: Zeresenay Berhane Mehari mit: Meron Getnet, Tizita Hagere, Haregewine Assefa Start: 12.3. TOD DEN HIPPIES!! – ES LEBE DER PUNK! DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater DO: Camera Mein Film, mein Kino, meine Meinung 28 D 2015 - Drama - Regie: Oskar Roehler mit: Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle Start: 26.3. trailer-ruhr.de Forum Die Legende (Bradley Cooper) bei der Arbeit Niels bedient die Ur-Instinkte seines Roten Dänischen Milchrinds Wer loslässt, verliert Liebe Sonne, liebe Erde „American Sniper“ von Clint Eastwood „Viel Gutes erwartet uns“ von Phie Ambo Ein Amerikaner will sein Land verteidigen und wird im Irak zur Scharfschützen-Legende. C Kriegsfilm Ein dänischer Bauer erntet Lob und eckt an mit seinem biodynamischen Ansatz. C Doku über einen biodynamischen Hof Clint Eastwood mag den Krieg nicht. Aber er mag sein Land, und man darf ihn sicherlich als Patrioten bezeichnen. Sein Leinwandschaffen ist umfassend und vielseitig, er inszenierte gradlinige Helden ebenso wie ambivalente, reflektierte Figuren. Und Eastwood mag Helden. Das reale Vorbild zu diesem Kriegsfilm, Chris Kyle, ist ein amerikanischer Held. Der meldet sich nach 9/11 freiwillig und bringt es als Scharfschütze im Irak auf 160 Kills. Eastwood versucht die Vertiefung seines Helden, indem er Eheprobleme und PTBS anreißt. Vordergründig aber bezieht das Drama seine Spannung aus den Fronteinsätzen. Damit ist „American Sniper“ ein solide inszenierter Kriegsfilm, der sein Bemühen um Reflektion nur oberflächlich vollzieht. Vor allem setzt Eastwood ein Kriegerdenkmal. HARTMUT ERNST Niels Stokholm ist achtzig Jahre alt, und er will hundert werden. Seine Lebensweise sollte dem Ansinnen nicht im Wege stehen: Der Däne führt einen biodynamischen Bauernhof. Damit orientiert sich Niels an den Ur-Instinkten seiner Tiere. Der Bauer betrachtet alles in seiner Gesamtheit, mit seiner Art der Landwirtschaft will er Leben erschaffen, das Essen speist seinen Nährwert aus der Kraft des Universums. Was spirituell enthoben klingt, entpuppt sich in der Praxis als äußerst bodenständig. Der sympathisch erzählte und von anmutiger Musik unterlegte Film porträtiert den Freidenker, beobachtet ihn im Alltag und bezeugt absurde Reibereien mit Bürokraten, die dem Tierfreund tiergerechte Haltung absprechen. Eine lehrreiche, beseelte, vor allem aber hoffnungsvoll stimmende Doku. HARTMUT ERNST AMERICAN SNIPER VIEL GUTES ERWARTET UNS USA 2014 - Action / Biographie - 132 Min - ab 16 J. - Regie: Clint Eastwood mit: Bradley Cooper, Sienna Miller, Kyle Gallner Start: 26.2. DK 2014 - Dokumentarfilm / Gesellschaft - 100 Min - o. Altersb. Regie: Phie Ambo-Nielsen BO: Bofimax, UCI, E: Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg BO: Endstation, DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater Die Familie hält den Literaturstudenten Romain auf Trab Start: 19.3. Immer auf der Flucht: Der zivilisierte Mensch Noch lange nicht Schluss Anleitung zum Entschleunigen „Zu Ende ist alles erst am Schluss“ von Jean-Paul Rouve „Stopping – Wie man die Welt anhält“ von B. Koch u. N. Landmark Eine Familie auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. C Melancholische Familienkomödie Renommierte Lehrer und Geistliche begleiten auf Wegen der Meditation. C Inspirierende Doku Romain Esnard ist ein junger Literaturstudent und neuer Nachtportier in einem Hotel, wo er sich möglicherweise sogar der Arbeit an einem Roman widmen kann. Doch daran ist bald gar nicht mehr zu denken, denn nachdem sein Großvater kürzlich verstorben und sein Papa Michel in Rente gegangen ist, geht alles drunter und drüber. Während seine Mutter von dem wachsenden Irrsinn des unterbeschäftigten Vaters in die Verzweiflung getrieben wird, kämpft auch Großmutter Madeleine gegen die Tücken ihrer neuen Verlassenheit. Zugegeben, „Zuende ist alles erst am Schluss“ erfindet das Rad der Familienkomödie nicht neu, ist in seiner Umsetzung zwischen Melancholie und lebensbejahender Heiterkeit aber allemal sehr liebenswert. Ein leichthumoriger, nachdenklicher kleiner Film zum mit- und wohlfühlen. NATHANAEL BROHAMMER Yoga-Kurse und Meditation in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Effektivität von praktizierten Achtsamkeitsübungen gilt als anerkannte Gegenmaßnahme für Burnout und Depressionen. Koch und Landmark führen in ihrer faszinierenden Doku in diese Entwicklung ein und zeigen die Hintergründe und Facetten fernöstlicher Praktiken, die Einzug in die westliche Psychologie gehalten haben. Sie begleiten vier Suchende auf die Reise, weniger nach spirituellen Antworten, so wie es Europäer oft versucht haben, sondern nach einer praktischen Haltung dem Alltag gegenüber, die ganzheitlich ist. Eindringliche Interviews mit u.a. Anselm Grün und Lama Ole Nydahl ergänzen die anschaulichen Übungen, die dazu anregen, selbst zur Ruhe zu kommen. Ein wichtiger Schritt in einer beschleunigten Welt. SILVIA BAHL ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS STOPPING – WIE MAN DIE WELT ANHÄLT F 2014 - Komödie / Drama - 94 Min - o. Altersb. - Regie: Jean-Paul Rouve mit: Michel Blanc, Annie Cordy, Mathieu Spinosi Start: 26.3. D 2014 - Dokumentarfilm - 94 Min - o. Altersb. Regie: Bernhard Koch, Nils Landmark BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: Filmkunsttheater Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 29 Start: 26.2. Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik Gespräch zum Film Morales (Oscar Isaac) bittet seine Frau Anna (Jessica Chastain) um Beistand Mr. American Dream Andreas Dresen bei den Dreharbeiten zu „Als wir träumten“, Foto: Peter Hartwig / Pandora „A Most Violent Year“ von J.C. Chandor Ein Geschäftsmann sucht im New York der 1980er den ehrlichen Weg zum Erfolg. C Atmosphärischer Anti-Gangster-Krimi Nach seinem Börsenthriller „Der große Crash” und dem Hochseedrama „All Is Lost“ wechselt Regisseur-Newcomer J.C. Chandor erneut das Genre. Und die Zeit: Sein neuer Film spielt in New York des Jahres 1981. Abel Morales hat sich gemeinsam mit seiner Gattin eine Heizölfirma aufgebaut, nun plant er die Expansion. Ein neues Grundstück mit Flusslage soll den Weg bereiten. Morales nimmt dafür einen Kredit auf. Die Abzahlung droht jedoch an Diebstählen durch die Konkurrenz und an Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu scheitern. Chandor liefert einen spannenden Krimi, der vor allem atmosphärisch überzeugt, getaucht in körnig trübe, unheilschwangere Bilder. HARTMUT ERNST trailer verlost verlost 2x2 2x2 Karten Karten und 2 Plakate. trailer E-Mail verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Violent E-Mail bis bis 22.03. 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de.de, Kennwort: ViolentYear Year A MOST VIOLENT YEAR New York Film Critics Online Award 2014: Bester Film USA 2013 - Thriller - 125 Min - Regie: J.C. Chandor mit: Oscar Isaac, Jessica Chastain, Albert Brooks Start: 19.3. BO: Metropolis/Casabl., UCI, DO: Camera, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo Mit Vollgas ins Leben: Martin (Anton Spieker) und Ruby (Victoria Schulz) Systematische Misshandlung „Von jetzt an kein Zurück“ von Christian Frosch Eine Teenagerliebe wird durch eine Heimeinweisung zerrissen. C Schockierender Einblick in den Heimalltag der 60er Jahre Die beiden Teenager Ruby und Martin sind heftig ineinander verliebt. Doch im Jahr 1967 ist die BRD noch sehr restriktiv organisiert. Die Eltern von Ruby sind gegen die Liaison, während der radikale Martin, der sich als Schriftsteller sieht, überall aneckt und schließlich von der Schule fliegt. Als beide durchbrennen, landen sie kurz darauf im Heim und erleben dort ein Martyrium. Dass die vorwiegend konfessionellen Heime in den 50er und 60er Jahren beinahe wie KZs – mit Gewalt und Folter – geführt wurden, wollte Ulrike Meinhof mit ihrem Film „Bamble“ schon öffentlich machen, doch erst seit knapp zehn Jahren gibt es eine grundsätzliche Aufarbeitung des Themas. Christian Frosch inszeniert sein ungewöhnliches Nachkriegsporträt zunächst schwungvoll und dann zunehmend beklemmend. CHRISTIAN MEYER VON JETZT AN KEIN ZURÜCK D/A 2014 - Drama / Jugend - 109 Min - ab 16 J. - Regie: Christian Frosch mit: Victoria Schulz, Anton Spieker, Ben Becker „Da fordert man die Welt heraus“ Regisseur Andreas Dresen über die Energie des Erwachsenwerdens Andreas Dresen, Jahrgang ’63, sammelte Erfahrung bei Theater und Film, bis er 1986 sein Regiestudium in Potsdam aufnahm. Seit 1992 hat er Filme wie „Sommer vorm Balkon“ und „Halt auf freier Strecke“ realisiert. Mit „Als wir träumten“ hat er den Roman von Clemens Meyer verfilmt. trailer: Anfang der 90er Jahre gab es in allen größeren deutschen Städten Technoparties in alten Lagerhallen, Drogen und all das. Was ist das Besondere an Ihrer Geschichte? Andreas Dresen: Ich glaube, das ist tatsächlich eine Geschichte, die überall stattfinden könnte – auch in Rio de Janeiro oder Köln. Aus Kindern werden Erwachsene – da fordert man die Welt heraus. Das ist eine Zeit, in der man die Grenzen austestet und teilweise auch überschreitet. Irgendwann wird man leider erwachsen, wird vernünftig und funktioniert in der Welt. Diese Geschichte hier spielt allerdings unter zugespitzten Bedingungen, weil die Kinder in eine neue Zeit gestoßen werden. Sie wurden unter anderen Verhältnissen sozialisiert, in einem System, das sie umklammert hat mit Fürsorge, auch falscher und ideologischer Fürsorge. Das bricht mit einem Schlag weg und man steht alleine auf weiter Flur, weil auch die Eltern und Lehrer andere Probleme haben. Man hat plötzlich diese Freiheit, die großartig ist, aber es gibt auch niemanden, der einen vor den Gefahren warnt. Das ist ein Rausch, der besonders absturzgefährdet ist, weil das Gefälle so hoch ist. Darauf waren viele im Osten nicht vorbereitet. Trotzdem würde heute sicher jeder der Jungs davon schwärmen. Welche Relevanz hat ihre Geschichte für die Gegenwart? Mich hat am meisten interessiert, dass in diesen Jungs so viele Möglichkeiten liegen, dass sie so eine unglaubliche Kraft haben, wie die loslegen und versuchen, sich ihren Platz in der Welt zu erkämpfen, und wie wenig die Gesellschaft diese Energien nutzt. Aber auch, wie wenig wir selber an unseren Träumen, die wir hatten, festhalten. Diese Fragen beschäftigen mich und sie haben insofern eine Relevanz, weil wir ja nicht in der besten aller möglichen Welten leben. Wer, wenn nicht die jungen Leute, sollte diese Welt herausfordern und provozieren? Ich finde es ja toll, wenn sich die Jugend anarchisch verhält und ihre Fragen stellt – auch unverschämte Fragen. Das passiert viel zu wenig. Und es sind ja sie, die dann in dieser Welt leben müssen. Deswegen fand ich diesen Anspruch, mit dem diese Jungs da losmarschieren, toll. Auch, wenn das natürlich viele verstören wird, weil die einen Haufen Scheiße bauen. Aber zwischendrin sind sie auch sehr mitfühlend. Diese Mischung aus Wildheit und Zartheit hat mich gerührt. Der Film transportiert auch positive Energie, mit Technobeats und Stroboblitz … Aber ja! Das ist auch eine filmische Entsprechung für die großen Extreme dieser Zeit, denen die Jungs ausgesetzt sind. Dieser Kontrast hat mich für den Film sehr gereizt: dass es so laut ist und so leise. Ich mochte, dass das so aufeinander knallt, und ich wollte das physisch schmerzhaft erzählen – auch für den Zuschauer. INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER Start: 12.3. Lesen Sie die Langfassung unter: trailer-ruhr.de/gespraech-zum-film DO: sweetSixteen Mein Film, mein Kino, meine Meinung 30 trailer-ruhr.de Forum Hintergrund Zwei Schwestern zwischen Maskerade und Zuneigung Er lebt dieses Leben „3 Herzen“ Benoît Jacquot Ein Mann verliebt sich in die Schwester seines versäumten Dates. C Drama über eine unglückliche Ménage-à-trois Wo die Liebe hinfällt, davon erzählt dieses französische Drama – im Guten wie im Schlechten. Schicksal, Zufall und Fügung sind des Glückes Schmied. Und natürlich können sie allesamt gleichermaßen auch Schmied des Pechs sein. So auch bei Sylvie (Charlotte Gainsbourg), die des Nachts an einer Hotelbar Marc (Benoît Poelvoorde) begegnet. Der charmante Steuerprüfer umgarnt die junge Frau, die beiden verbringen eine schwerelose Nacht und verabreden sich in Paris. Eine unglückliche Fügung vereitelt die Wiederbegegnung, das Leben geht ohne einander weiter. Sylvie zieht mit ihrem Freund nach Amerika, Marc stößt auf die die Antiquitätenhändlerin Sophie (Chiara Mastroianni). Die beiden kommen einander näher, verlieben sich, das Glück scheint perfekt. Bis Marc Sophies Schwester kennen lernt: Sylvie. Zuletzt erzählte Dominik Graf mit „Die geliebten Schwestern“ von Friedrich Schiller, der zwei Schwestern zugeneigt ist, jeder auf eine andere Art. Beide Geschwister wissen von der Zuneigung der anderen. Auch „3 Herzen“ greift auf eine solche Konstellation zurück, nur gestattet diese Geschichte nicht, dass eine der Schwestern von der Zuneigung der anderen erfährt. Diese damit ungleich tragischere Ménage-à-trois mag etwas unterkühlt inszeniert sein, um letztlich zu dem ergreifenden Melodram zu reifen, das Regisseur Benoît Jacquot („Villa Amalia“, „Lebe wohl, meine Königin!“) im Sinn hatte. Zugleich aber gestaltet sich diese schicksalshafte Konstellation keine Sekunde kitschig. Jacquot, der auch das Drehbuch schrieb, spinnt sein Schicksalsdrama über einen langen Zeitraum, den er auch mal sprunghaft überbrückt. Doch immer wieder hält ein Erzähler aus dem Off das spannungsgeladene Gefüge zusammen, wenn zum Beispiel vier Jahre nüchtern, aber pointiert zusammengefasst werden mit: „Er lebt dieses Leben.“ Die Dreierkonstellation scheint so stabil wie brüchig. Jacquot meidet sowohl in Hinblick auf Inhalt als auch auf seine Figuren Stereotypen, seine Protagonisten werden allesamt von mehr als bloß gegenseitiger Zuneigung geleitet. Marc ist herzkrank, mit Sophie gelingt es ihm, sein Leben in gesunde Bahnen zu steuern. Sophie ist ohne den Beistand ihrer Schwester, mit der sie den Antiquitätenladen führt, aufgeschmissen. Und für Sylvie ist Sophie der wichtigste Mensch auf Erden. Drei Herzen, die einander lieben, die dem anderen nicht wehtun möchten, was wiederum durch die gegenseitige Zuneigung unvermeidlich scheint. Das Drama zeugt von Leidenschaft, Zerrissenheit, von Betrug, von Verantwortung und von unterschiedlichen Formen der Liebe. Liebe, die Medizin sein kann, die heimelige Konstante ist oder impulsiv wiederkehrend. Damit erzählt Jacquot von Prioritäten, von Entscheidungen, von Kompromissen und von Verzicht. „3 Herzen“ ist ein Drama über das Glück im Unglück und über das Unglück im Glück. HARTMUT ERNST 3 HERZEN F/D/B 2014 - Drama - 106 Min - ab 6 J. - Regie: Benoît Jacquot mit: Benoît Poelvoorde, Charlotte Gainsbourg, Chiara Mastroianni Start: 19.3. E: Filmkunsttheater 3 HERZEN – Am Rande Der 1947 in Paris geborene Drehbuchautor und Regisseur Benoît Jacquot drehte seit 1975 über 20 Spiel- und viele Fernsehfilme. Seine nicht immer zu uns dringenden Werke, die sich stark auf Dialoge stützen, sind schwer auf einen Nenner zu bringen, kümmert er sich doch ebenso gern um Klassikerverfilmungen („Adolphe“ mit Isabelle Adjani, 2002) und Historiendramen („Marie Bonaparte“ mit Catherine Deneuve, 2004) wie um Beziehungsfilme („Die Entzauberte“, 1990, „Schule des Begehrens“ mit Isabelle Huppert, 1998), Kriminalfilme („Hier und jetzt“, 2004), Opern („Tosca“, 2001) oder Dokus. Es war zunächst die Nouvelle Vague, die ihn inspirierte, wenn er auch in einem Interview, erst seit 1990 wirklich die Art Filme zu Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 31 drehen, mit denen er zufrieden sei. Sein Marie-Antoinette-Film „Leb wohl, meine Königin!“ mit Léa Seydoux und Diane Kruger eröffnete 2012 die Berlinale. Nach vielen Filmen mit weiblichen Hauptfiguren, stellt er im Cannes-Beitrag „3 Herzen“ einen Mann ins Zentrum und schrieb dafür das Drehbuch mit Julien Boivent, seinem Co-Autoren von „Villa Amalia“ und „Tief in den Wäldern“. Wieder auf der Berlinale stellte er im Februar bereits den Nachfolgefilm „Tagebuch einer Kammerzofe“ mit Léa Seydoux vor, der ein Remake des Films von Buñuel ist. Nun bereitet er die Verfilmung der Geisternovelle „Körperzeit“ von Don DeLillo vor. JAN SCHLIECKER Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik Asterix im Land der Götter Focus Seventh Son Start: 26.2. USA ‘14 - Komödie - Regie: G. Ficarra, J. Requa Start: 5.3. GB/USA 2014 - Fantasy - Regie: Sergei Bodrov Start: 5.3. Diesmal dient das Comic-Album „Asterix und die Trabantenstadt“ von 1971 als Vorlage für den neuen Film. Nachdem Cäsar mit Waffengewalt nichts gegen sie ausrichten kann, sucht er die Gallier mit einer Luxuswohnanlage zu befrieden und sie mit den Verlockungen des Wohlstands abzustumpfen. Die Hinkelsteine fliegen dabei erstmals in 3D. HE Gauner trifft Gaunerin: Nicky (Will Smith) ein erfahrener Trickdieb, verliebt sich in die Nachwuchsganovin Jess (Margot Robbie). Er bringt ihr Tricks und Täuschung bei, dann ist es aus, und beide gehen getrennte Wege. Bis sich beide in Buenos Aires wiedersehen. Ein Coup steht an, doch wer betrügt hier wen? Gaunerkomödie. HE Bevor im Sommer 2016 die „Ghostbusters“ als weibliche Variante ins Kino zurückkehren, darf hier der junge Tom in die Schule von Meister John (Jeff Bridges) gehen, der ihn zum Geisterjäger ausbildet. Und das ist bitter nötig, wartet doch das Böse in Gestalt der Hexe Malkin mit allerlei schwarzer Magie auf. Teenie-Simsalabim-Abenteuer. HE Shaun das Schaf – Der Film Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden Die Trauzeugen AG GB ‘15 - Trickfilm - Regie: R. Starzack, M. Burton Start: 19.3. ARG/ES ‘13 - Trickfilm - Regie: J. Campanella Start: 5.3. USA ‘14 - Komödie - Regie: Jeremy Garelick Start: 12.3. Sie übertreffen sich selbst, die Knet-Stop-MotionFilmemacher aus Großbritannien! Mit einem Großaufgebot an Witz, Ideen und Zitaten schicken sie Shaun samt Herde, Bitzer den Hund und den Bauern in die Großstadt. Dort verliert der Bauer sein Gedächtnis und die Tiere spielen Katz und Maus mit einem Tierfänger. Temporeich, originell, famos! HE Joe Dantes „Small Soldiers“ folgen hier nun die Small Soccers: Eine ganze Tischfußballtruppe erwacht zum Leben, um den Kickerprofi Joachim beizustehen. Der bekommt es nämlich mit dem fiesen Fußballstar Ronaldo zu tun, der alles daran setzt, Joachims Spielleidenschaft und die Zuneigung zur hübschen Laura zu torpedieren. HE Doug fehlt eigentlich nur noch eine Sache für die geplante Hochzeit: Trauzeugen. Doch auch dafür gibt es Dienstleister. Und Doug bestellt gleich sieben Nerds, die auf die Schnelle seine besten Freunde werden sollen. Eine eingangs durchaus anregende Komödie über gekaufte Freundschaft, die schließlich erwartungsgemäß überdreht endet. HE The Boy Next Door Project: Almanac Die Bestimmung – Insurgent F 2014 - Trickfilm - Regie: L. Clichy, A. Astier USA 2014 - Thriller - Regie: Rob Cohen Start: 19.3. USA 2014 - SciFi - Regie: Dean Israelite Start: 5.3. USA 2015 - SciFi - Regie: Robert Schwentke Start: 19.3. Claire (Jennifer Lopez), Lehrerin und alleinerziehende Mutter, lässt sich auf einen One-Night-Stand mit ihrem jungen Nachbarn Noah ein. Doch schon bald bereut sie die Nacht: Der Lover will mehr, macht entsprechend Druck und kommt dabei auch Claires Sohn gefährlich nah. Thriller von Rob Cohen („Daylight“, „The Fast and the Furious“). HE „Transformers“-Regisseur Michael Bay produzierte dieses Sci-Fi-Abenteuer, in dem zwei Kumpels eine Zeitmaschine aktivieren. Damit reisen sie zurück in die jüngste Vergangenheit und ändern die nahe Zukunft. Dieser Verstoß gegen die Oberste Direktive hätte Captain Kirk gar nicht gefallen. Tja, hätten die Jungs besser mal auf den gehört. HE Nachdem im ersten Teil die Fronten geklärt und die Verschwörung entschlüsselt wurden, befinden sich Tris, Four und Caleb auf der Flucht vor Jeanine (Kate Winslet). Tris setzt alles daran, die Wahrheit über die Vergangenheit ihrer Welt herauszufinden. Robert Schwentke („Flightplan“) inszenierte die Fortsetzung der Teenie-Dystopie. HE Chappie Cinderella Afrika – Das magische Königreich Start: 5.3. USA 15 - Fantasy - Regie: Sir Kenneth Branagh Start: 12.3. GB 14 - Doku - Regie: P. Morris, N. Nightingale Start: 5.3. Auch im dritten Science-Fictioner des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp spielen Roboter tragende Rollen. Hier nun erledigen sie in naher Zukunft die Polizeiarbeit. Einer von ihnen heißt Chappie. Chappie wird gestohlen, umprogrammiert und entwickelt ein eigenes Bewusstsein. Das gefällt seinen Erbauern gar nicht. Mit Hugh Jackman. HE Ob Regisseur Kenneth Branagh den All-Time-Favorit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ toppen kann? Zumindest opulenter und starbesetzter gibt sich seine Hollywood-Variante, in der das Waisenkind den Intrigen der Stiefmutter (Cate Blanchett) und deren Töchter ausgesetzt ist. HE Noch einmal nähert sich ein Trupp Filmemacher dem afrikanischen Kontinent, diesmal mit moderner 3D-Technik. Ob im Wald, durch die Wüste, unter Wasser oder auf dem Eis: Durch sieben unterschiedliche Regionen führt diese Doku und erzählt von Flora und Fauna des Kontinents. Synchronisationslegende Christian Brückner verleiht darin der Natur seine Stimme. HE USA 2015 - SciFi - Regie: Neill Blomkamp Mein Film, mein Kino, meine Meinung trailer verlost ein Fanpaket (u.a. Kinderarmbanduhr). E-Mail bis 15.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Cinderella 32 trailer-ruhr.de Forum Literatur-Portrait Autor Frank Schulz läuft in Bochum ein, Foto: Gunter Glücklich Ladung zum Idiomentest Der Hamburger Autor Frank Schulz zu Gast im Ruhrgebiet Er hatte das Glück nicht immer auf seiner Seite: Als 2001 sein genial-verschrobener Roman „Morbus Fonticuli“ von den ersten Feuilletons euphorisch begrüßt wurde, meldete nahezu zeitgleich sein Verleger Konkurs an, und es fehlte nicht nur an Werbung, sondern auch an funktionierenden Vertriebsstrukturen, um das Buch an die Leser zu bringen. Was für so manche Schriftstellerkarriere einen tiefen Einschnitt, wenn nicht das Aus bedeutet hätte, brachte Frank Schulz zu einem großen Publikumsverlag. Eichborn Berlin (seit 2009 als Galiani Berlin unter dem Dach von Kiepenheuer & Witsch) zeigte den richtigen Riecher, und die Taschenbuchausgaben seiner früheren Werke sind bei Rowohlt auch nicht schlecht aufgehoben… 2012 wagte sich Schulz auf das Terrain des Krimis – ein sehr glattes Eis, gibt es doch in der Krimileserschaft etliche Puristen, für die Abschweifungen von der reinen Story als überflüssiges Beiwerk gelten. Und Abschweifungen sind charakteristisch für das Schulz‘sche Schaffen – nicht ohne Grund wird Laurence Sterne zuweilen in einem Atemzug mit Schulz genannt. Sein Ermittler (man mag dieses Wort beinahe nur mit Anführungsstrichen benutzen) Onno Viets entspricht so gar keinem Krimiklischee. Der phlegmatische Nichtskönner (außer mit Noppensocken an der Tischtennisplatte) schlurft eher durch seinen ersten Fall hindurch, während um ihn herum durchaus blutige Action brodelt. „Mein Ideal war, einen Ton zu finden, der sich mischt zwischen ‚Fargo‘ von den Coen-Brüdern und ‚Twin Peaks‘ von David Lynch“, schilderte Schulz seine Ambitionen damals. In Zungen reden Schulz ist die Krimihandlung beileibe nicht egal, doch sein Augenmerk gilt der Sprache. Kein anderer Autor kann ihm in Punkto Sprachgefühl das Wasser reichen. So wird Schulz gerne als Erbe Arno Schmidts gehandelt, hinter dessen Lautmalereien und Zettelkästen weit mehr Humor steckt als mancher beim Anblick von „Zettel‘s Traum“ ehrfurchtsvoll erstarrte Leser glauben mag. Der Schulz‘sche Humor kommt weniger verschlüsselt daher, zeichnet sich dennoch durch große Finesse aus. Seine Figuren sind im wahrsten Sinne des Wortes Charaktere, die bis in kleinste Eigenheiten durchdacht sind. Da sind Dialekte und Soziolekte erst die Vorstufe einer wirklich lebensnahen Dialogführung. Seine Protagonisten pflegen sprachliche Marotten, äußern immer wiederkehrende Lieblingswörter und, ja, -Laute. Dies macht auch eine Lesung von Frank Schulz zu einem Erlebnis. Dabei ist er keine Rampensau, wirkt eher zurückhaltend auf der Bühne – bis seine Protagonisten aus ihm zu sprechen beginnen. Sein zweiter Fall verspricht Privatdetektiv Onno Viets eigentlich ein gehöriges Maß Entspannung – gilt es doch lediglich, den von mannigfaltigen Ängsten geplagten Donald Maria Jochimsen auf einer Kreuzfahrt zu begleiten. Jener Jochimsen, zu dessen Schwächen eine ausgeprägte „Viktimophobie“ (Angst, Opfer einer Gewalttat zu werden) zählt, will auf dieser Reise einer Sängerin und Tänzerin von FLIP Cruises den Hof machen, die er bislang nur per Mail und SMS kannte. Für Onno, der seit dem blutigen Drama aus Band eins an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, die Gelegenheit, auszuspannen und gleichzeitig die klammen Finanzen aufzubessern. Arche-Typen Wie Schulz im Gespräch erklärt – und wie der aufmerksame Leser in Andeutungen erkennen kann – schließt diese Kreuzfahrtgeschichte zeitlich nicht unmittelbar an den ersten Band an. Als Schulz jedoch mit dem zweiten Onno-Abenteuer mit dem Arbeitstitel „Onno Viets und der weiße Hirsch“ nicht so recht weiterkam, beschloss er, sich zunächst einer anderen Onno-Geschichte zu widmen. Die Story selbst war ihm zu dem Zeitpunkt schon klar, nur noch nicht, wo er sie ansiedeln würde: „Irgendwann kam mir dann die Idee mit dem Schiff, die durch die Einheit von Zeit und Ort sehr genau meinen Vorstellungen entsprach. Ich finde das Sujet aber auch metaphorisch interessant: In Zeiten, in denen der Meeresspiegel steigt, steigen auch die Fahrgastzahlen von Kreuzfahrten unaufhörlich. Das hat etwas Arche-haftes.“ Zu Recherchezwecken hat Schulz dann tatsächlich an einer Kreuzfahrt teilgenommen. Gemeinsam mit dem befreundeten Reisejournalisten Jan Jepsen hat er sich an TUI gewandt und dabei gleich mit offenen Karten gespielt: „Ich habe denen gesagt, dass ich einen Roman auf einem AIDA-Schiff spielen lassen will und dass eine der Figuren das alles toll finden wird, die andere aber sehr deutlich Scheiße. Als erste Reaktion kam dann auch eine verständliche Ablehnung, aber nach ein paar Tagen hatten die dann doch entschieden, das Projekt zu sponsern. Erst viel später, beim Sortieren meiner Ablage, ist mir aufgefallen, dass ich in einem Interview zum ersten Onno Viets Roman mal mit dem Gedanken gespielt habe, Onno auf 33 eine Kreuzfahrt zu schicken.“ David Foster Wallaces „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“ hat Schulz selbstverständlich gelesen: „Das ist ja ein Standardwerk zum Thema. Ich habe aber auch alle möglichen Zeitungsschnipsel und Meldungen über Kreuzfahrten gesammelt.“ Da wundert es nicht, dass Schulz aus dem Stehgreif Passagierzahlen parat hat und auch sonst tief in die Mentalität eingetaucht ist, die Menschen dazu bringt, den Urlaub in einer schwimmenden Stadt zu verbringen. „Die Leute wollen aufs Schiff. Man ist unterwegs mit allen Bequemlichkeiten und der Zerstreuung eines Cluburlaubs.“ Heimat-Revier Unterwegs ist Schulz nun auch wieder, auf Lesereise. Am 19. März führt ihn die Tour in die Bochumer Rotunde – auf Einladung des Literaturmagazins Macondo. Zu Bochum hat er eine besondere Beziehung: Als er 1992 gemeinsam mit Harry Rowohlt in Essen zum Thema „Durst“ gelesen hat, war dies bereits von Bochum aus organisiert. „Harry hatte ich kurz vorher kennengelernt. Er hatte schon von seiner ‚Westkurve‘, seinen Fans aus dem Ruhrgebiet geschwärmt.“ Kein Wunder, dass der Abend schließlich gemeinsam mit den damals noch nicht zerstrittenen Tresenlesern Frank Goosen und Jochen Malmsheimer im Bochumer Paddys endete – jedenfalls endet an diesem Ort die Erinnerung… Schulz, der bekennende Liebhaber jeglicher regionaler, sozialer oder sonstwie auffälliger Sprachfärbung, hegt große Sympathie für die hiesige Mundart: „Vor vielen Jahren hat mir Malmsheimer mal das Ruhrgebietswörterbuch „Hömma“ geschenkt, das hat einen festen Platz auf meinem Schreibtisch. Wenn ich für eine Geschichte eine Figur bräuchte, die Pottslang sprechen würde, dann bekäme ich das hin. Das geht auch über das rein Sprachliche hinaus: Ich glaube schon, dass zwischen den Norddeutschen und Ruhrgebietlern eine große Harmonie herrscht. Die Mentalität, die manchmal auch raue Offenheit ähnelt sich.“ Und in Bochum kann er sich auch wieder eines herzlichen Empfangs sicher sein. FRANK SCHORNECK Frank Schulz: „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen“ | Galiani Berlin | 19,99 € Lesung in der Rotunde Bochum | 19.3. 20 Uhr Wortwahl ComicKultur Autobiografie und Fantasie Falsche Fluchtrichtungen Autobiografische Stoffe waren in den letzten Jahren ein großes Thema. Und zwar nicht unbedingt bei den Altmeistern, die am Ende ihrer Reise auf ein langes, ereignisreiches Leben zurückblicken. Zwischenzeitlich schien es so, als würde jeder Comiczeichner für sein Debüt erst mal seine Biografie auf halbwegs Erzählbares abklopfen. Bevor damit nun ein ganzes Genre diskreditiert wird: Einige der großartigsten Graphic Novels der letzten Jahre waren Autobiografien oder autobiografisch gefärbt. Und wenn man genau ist, dann ist ja auch das spannende Genre der Reportagecomics meist aus autobiografischen Erlebnissen gespeist. Ein weiterer Grund, den Blick von autobiografischen Comics nicht abzuwenden erschien dieser Tage beim Berliner Verlag Reprodukt. „MSGL – Mein schlecht gezeichnetes Leben“ tanzt bereits mit dem Titel auf der Metaebene und spielt auch auf den 140 Seiten voller Jugenderinnerungen nicht nur mit der Zeitachse, sondern auch mit den verschiedenen Wahrnehmungsebenen des nicht selten berauschten, oft depressiven und mitunter psychotischen Autors Gipi. Und trotzdem erzählt Gipi mit humorvollem Ton. Kunststück, wenn man am Ende doch noch ein gefeierter Comiczeichner geworden ist. Ebenfalls autobiografisch ist „Der Araber von morgen“ von Riad Sattouf. Der Franzose, der zehn Jahre lang für Charlie Hebdo arbeitete und gerade seinen zweiten Spielfilm „Jacky im Reich der Frauen“ mit Char- Bei uns wollen wir sie nicht haben, aber selber nehmen wir uns das Recht raus, überall auf der Welt unser Glück zu finden. Als ob wir Nordhalblinge den verarmten Süden unseres Planeten bereichern würden, während dieses Flüchtlingsgesocks nichts anderes wäre als marodierende Diebesbanden. Dabei: Wer importiert denn die Spielregeln und exportiert das leicht eroberte Hab und Gut flugs in die sicheren Festen seiner Hemisphäre – um dann schnell die Tür zuzuschlagen?! Da dieses Prinzip für den Normalbürger aber nicht mal soeben von Wirtschaftsmagnaten und Entwicklungshilfeministern kopierbar ist, dümpelt er immer noch in seinem American Dream: lotte Gainsbourg in den deutschen Kinos zeigt, lebte als Kind einer Bretonin und eines Syrers viele Jahre in arabischen Ländern. Über die teils verstörenden Alltagserlebnisse berichtet er mit dem naiven Blick eines Kindes und lässt die Ereignisse umso fragwürdiger erscheinen, ohne westlich-rationalistische Kritik auffahren zu müssen (Knaus). Entgegen gängiger Spielregeln lässt der Held alles stehen und liegen, um auf einem Roadtrip durch anderer Leuts Probleme seine Befreiung zu finden. Irgendwie traurig, aber – wie gesagt – Mitleidsboni gibt‘s da keine. In diesen Büchern finden sich keine Paradiese Fantastisch, fantastischer, am fantastischsten Mit Autobiografie hat Étienne Davodeaus „Der schielende Hund“ nichts zu tun. Davodeau fantasiert über die Regeln der Kunstwelt. Der Museumswärter Fabien will der Familie seiner neuen Freundin einen Gefallen tun und versucht, ein Bild eines Ahnen im Louvre unterzukriegen. Dabei gerät er an den merkwürdigen Geheimzirkel „Republik Louvre“. Dort ist man sehr an Fabiens Idee, eine Art umgekehrter Kunstraub, interessiert. Davodeau umspielt mit seiner leichten Geschichte die Frage „Was ist Kunst?“ (Egmont). Noch fantastischer: Isabel Greenbergs „Die Enzyklopädie der Frühen Erde“ ist eine archaische, von allen möglichen Mythologien durchzogene Geschichte, die einen Geschichtenerzähler über die ganze Erde führt: Einst dreigeteilt, damit drei Schwestern, die ihn als Findelkind aufnahmen, jeder einen Teil bekommt, und später wieder zusammengefügt, weil‘s wohl doch keine so gute Idee war, fühlt er sich fortan, als fehle ihm noch ein Stück seiner Seele. Daher reist er um die Welt, landet auf merkwürdigen Inseln voller Gefahren, trifft auf brutale Wikinger, denen er sich als Geschichtenerzähler vorstellt, die ihm wiederum ihre Geschichten erzählen – und so weiter und so fort. Und so reiht sich eine Erzählung an die nächste, noch fantastischere Geschichte. (Suhrkamp). Am fantastischsten: Mit dem Leporello „Ferien im Sumpf“ schließt Marijpol an ihren Comic „Eremit“ an und beobachtet ihre sonderbaren Protagonisten beim Chillen: Die Mutationen aus „Eremit“ finden hier einen Alltag, der auf groteske, aber auch anrührende Art mit ihren körperlichen Deformationen kollidiert. Aber auch die absonderlichsten Fantasiegestalten haben ein Recht auf Normalität (Avant Verlag). Klaus Barski „Sweet Florida Keys“ [Solibro]: Gut Peter Reynolds, Sohn eines US-Soldaten und einer Bremerin, könnte auf seine persönliche Geschichte pochen. Im Grunde jagt er jedoch auch nur von privatwirtschaftlichem Erfolg zu Misserfolg, um irgendwann möglichst weit oben anzukommen. Was einen trotzdem für ihn einnimmt? Sein offener Erzählstil, schonungslos auch gegenüber sich selbst, als stünde man mit „Groschen-Peter“ persönlich am Tresen. / Volker Surmann „Extremely Cold Water“ [Voland & Quist]: Weit weniger Sympathy will sich hingegen für Eugen Thomas einstellen. Tja, dieses „irgendwas mit Medien machen“ kann schon mal zu ’ner Kurzschlussreaktion führen. Erst recht nicht, nachdem man einen Blick auf die andere Seite des Rio Grande riskiert hat. Orfa Alarcón „Königin und Koyoten“ [Wagenbach]: Wer in Mexiko der Armut entfliehen will, muss sich auf das Spiel der Narcos einlassen. Ein explosives Gemisch aus Gewalt und Reichtum, das in seiner abgef***ten Coolness beinahe sexy wirkt – bis man sich wie Fernanda in fataler Selbstauflösung drin verstrickt hat. Kompromisslos und unbarmherzig, als würde Santa Muerta persönlich rappen. / Richard Lange „Angel Baby“ [Heyne]: Weit unschuldiger kommt da Luz rüber – auch wenn die Narco-Prinzessin erstmal die Hausdiener erschießen muss, um ihrem ‚Prinzen‘ entfliehen und in den USA endlich wieder ihre Tochter in die Arme schließen zu können. Neoromantische Hard-BoiledAction, deren schwarzer Schatten auf immer und ewig über den Protagonisten liegen wird. Und wie tickt er tatsächlich, der Social Beat im Gelobten Land, der scheinbar immer noch das Gros der Welt in seinen Bann zieht? Charles Bukowski „Hot Water Music“ [Kiepenheuer & Witsch]: Soziale Wärme hat der Altmeister des Genres jedenfalls nie versprüht. Warum sollte das in diesem weiteren StoryBand aus seinem Nachlass anders sein?! Zu feiern gibt es maximal Zwischenhochs. Doch Goldadern versiegen schneller, als man schöpfen kann. Vielleicht sollten die Amis Hank endlich zur Pflichtlektüre für alle Immis und Flüchtlinge machen. / Megan Mayhew Bergman „Wuchernde Paradiese” [MetroLit]: Aus weiblicher Perspektive, auf andere Weise ‚biestig‘ bringen diese pechschwarzen Kleintierzooerzählungen die sozio-emotionale Schieflage unserer Gesellschaft auf den Punkt. Mit diabolischem Grinsen zwischen Schwangerschaft und Gnadenschuss: Ist der Mensch des Menschen Bestie, bleibt ihm die Freundschaft nur zum Tier. LARS ALBAT CHRISTIAN MEYER trailer verlost 1x „Der Araber von morgen“, Knaus Verlag. E-Mail bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Der Araber trailer verlost 1x „Hot Water Music“ von Charles Bukowski, KiWi. E-Mail bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Charles Bukowski 34 Textwelten Bildung für Ihren Erfolg mit Brief und Siegel Meisterkurse lit.Cologne-Gast James Ellroy, Foto: Marion Ettlinger Amerikaner am Rhein Die lit.Cologne verspricht ein starkes Programm keine Wartezeit nach Gesellenprüfung Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Vollzeit und berufsbegleitend Module einzeln buchbar Akademie für Unternehmensführung Zum 15. Mal öffnet die lit.Cologne die Türen der Veranstaltungssäle, um die erwarteten 80.000 Besucher zu empfangen, die sich während der Festivaltage etwas vorlesen lassen möchten. Insgesamt zog es eine Million Menschen seit der Premiere 2001 zu den Literatur-Events. Das Publikumsinteresse in der Stadt und im Land scheint auch nach zweieinhalb Jahrzehnten ungebremst vorhanden zu sein, wie der Vorverkauf einmal mehr beweist. Umso erstaunlicher, dass man erst im 15. Anlauf einen „Köln-Abend“ veranstaltet. Trotzdem eine gute Idee, denn der Abend in der Oper am Dom soll von den Gästen, zu denen etwa Gerd Köster, Mariele Millowitsch oder Joachim Król zählen, in Erfahrung bringen, warum diese Stadt so stark polarisiert. Dem trauten Heimatgesäusel soll der Kampf angesagt werden, und die verschmähte Liebe manches Zugereisten, die sich gerne in zornigen Schmähungen entlädt, will der Abend erklären. Mitunter schwingt sich der rheinische Mensch ja zu wahrer Größe auf, deshalb wird der Abend auch einen Blick auf Rolf Dieter Brinkmann werfen, der kein Halten kannte, wenn er seinem Hass gegenüber den Kölnern Ausdruck verleihen konnte. Ausgerechnet nach ihm hat die Stadt ihre wichtigste Literaturförderung benannt. Psychologie der derben Sorte ist ebenfalls gefragt, wenn T. Coraghessan Boyle seinen Roman „Hart auf hart“ vorstellt, der uns begreiflich macht, warum die Amerikaner vermeinen, ein gutes Leben nur mit der Waffe in der Hand führen zu können. Jemand, der aus eigener Erfahrung weiß, welche Katastrophen Gewalt im Leben der Opfer und ihrer Familien anzurichten vermag, kommt mit James Ellroy nach Köln. Er las auch schon vor Jahrzehnten in der Domstadt, als er international nur als Talent des Krimi-Genres gehandelt wurde. In den USA genießt die lit.Cologne einen guten Ruf, anders ist nicht zu erklären, dass sogar Renata Adler, eine der großen alten Damen der Amerikanischen Literatur, die Reise nach Deutschland nicht scheut. Nach „Rennboot“ stellt sie nun ihr legendäres Buch „Pechrabenschwarz“ vor. Lily Brett kommt ebenfalls aus New York an den Rhein, um aus ihrer Zeit als Hippie-Reporterin des Rolling Stone zu erzählen. Eine Zeit, in der auch der neue Roman „Miss Blackpool“ von Nick Hornby spielt, in dem eine Blondine ihren Titel als Schönheitskönigin ausschlägt, um dann in London richtig Karriere zu machen. Hornby hat noch jedes Buch auf der lit. Cologne vorgestellt und in Deutschland möglicherweise mehr Leser als im heimatlichen England. Besonders prominent ist das Thriller-Kontingent in diesem Jahr besetzt mit Tana French, Jussi Adler-Olson, Tony Parsons oder Adrian McKinty. Da will dann auch Bastian Pastewka mitmischen, der Francis Durbridges Serienhelden „Paul Temple“ zum Leben erweckt, indem er auf der Bühne alle Geräusche der Hörspielfassung selbst produziert. Manchmal drohte die lit.Cologne schon Opfer ihres Rufes zu werden, als hartnäckig ausgestreut wurde, nach Neujahr seien allen Karten für den März ausverkauft. Dem ist nicht so, die Stadt brodelt während der Tage zwischen dem 11. und 21. März, da geht immer noch etwas. THOMAS LINDEN Premiumfortbildung zum/zur Geprüften Betriebswirt/-in (HwO) mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Management-Seminare UnternehmensManager (HWK) Kaufmännische Seminare Technische Seminare Inhouse-Schulungen EDV-Seminare Sparen Sie Seminarkosten mit Fördermitteln – Lassen Sie sich beraten! Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93 • 44139 Dortmund Kontakt: Stephan Czarnetzki • stephan.czarnetzki@hwk-do.de 0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-95602 • www.hwk-do.de BIO FAIR REGIONAL Heldenmarkt MESSE FÜR NACHHALTIGEN KONSUM 28./29. MÄRZ 2015 Jahrhunderthalle Bochum Samstag 10 – 20 Uhr | Sonntag 10 – 18 Uhr Eintrittspreise: 8 EUR | ermäßigt 6 EUR | Kinder bis 14 Jahre frei Online-VVK: 7 EUR | 5 EUR ermäßigt lit.Cologne | 11.3.-21.3. | www.litcologne.de 35 Literatur-Kalender Ruhr 03.03.2015 22.03.2011 11.03.2015 24.03.2011 18.03.2015 19.03.2015 30.03.2011 24.03.2015 „Wir Kinder Ostpreussens - Zeugen einer verFürletzten immer anders – Wenn Familien gessenen Generation“ Zeiten Trauer erleben Lesung und der Gespräch mit der Autorin Freya Klier anlässlichKinder, des Endes des 2. Weltkrieges 70 Jahren Jugendliche und vor Erwachsene In ihrem bewegenden und aufwühlenden Buch zeichnet haben Fragen und Gedanken, Freya Klier viele die dramatischen Schicksale von sieben Kindern aus Ostpreussen nach, von denen nur einem Jungen wenn lebensbegrenzende Krankheit, die Flucht gelingt, ein Mädchen kurz vor dem Hungertod Tod und das,wird was danach vonder einer Estin gerettet – die anderenkommt, für drei Jahre in Kaliningrad eingeschlossen bleiben. aktuell wird. Gespräch und Vortrag Nach Jahrzehnten des Schweigens erhalten sie endlich die anhand von Beispielen aus zu dererzählen Gelegenheit, ihre Kindheitsgeschichte Eintritt: 10,00 € Trauerpraxis. - 19.30 Uhr alltäglichen Eintritt: 8,00weil¼ sonst - 19.30 Uhr „Immer ist was, wär ja nix. Mein Alltag in 33 Katastrophen“ Das Progamm zum Buch mit dem Kaberettisten Kai MagGott nus Stingsei Dank in der Welt! Kamikaze-Kabarett aus Duisburg: KaiKirche Magnus Sting durchEin Konzil verändert die lebt in seinem neuen Programm die großen und kleinen KaAuf derdes Grundlage Publikation tastrophen Alltags, die der wir alle kennen: Immer ist was mit“Die der Familie! Immer ist was mit den Nachbarn! Immer ist Kirche der Weltgesellschaft. was im Büro! Nie geht alles glatt. Und das ist auch gut so Das II.15,00 Vatikanische Eintritt: € - 19.30 UhrKonzil und die Globalisierung des Katholizismus“ Lebenskönnerschaft – Impulse aus der Philosophie Dr. Stefan Nacke sollen nach dervon Lebenskunst Filmgespräche im Medienforum einem Impulsreferat des Autors aus Leitung: Marcus Minten, Mülheim unterschiedlichen Perspektiven die Themen Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG Herausforderungen, die heute mit Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP dem Zweiten Vatikanischen Konzil Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV für die Menschen verknüpft sind, Ŗ8QPFGT.KGDG\WO.GDGPWPF\W diskutiert werden. einem Darüberhinaus Eintritt: frei frei - 19.30 Uhr Uhr Eintritt: - 19.30 „Mehr Leben. Warum Jung und Alt zusammengehören“ Die hohe Kunst der Weltrettung Lesung und Gespräch mit Hennning Scherf Das auseinander. dem wirklich Jung undKomischste Alt – wir brauchen Der Umgang miteinander ist eineLeben Bereicherung für beide Seiten. Wer älter wird, wahren mit dem Kabarettisten kann Erfahrungen aus früheren Lebensphasen abrufen - ein Kai Reichtum, MagnuseinSting innerer mehr an Leben und eine Grundlage für dieAls Fähigkeit, sich der in andere, gerade in Jüngere Rastelli gesprochenen undeinzufühlen. Eintritt: 12,00 € - 19.30 Uhr geschliffenen Rede, als gnadenloser „Vaterjahre“ Menschenbeobachter und MenschenLesung und Gespräch mit Michael Kleeberg kenner, als Parodist des Lebens, >4QOCPGT\¼JNVXQPFGT.KGDGWPF5QTIGGKPGU8CVGTU vonTerrorist Selbstbehauptung im Beruf, der Konfrontation des Wortes undvonMeister des mit Kindheit und Familie, den Abgründen der Freundschaft, Zwischenmenschlichen seine FGU FGP 8GTNQEMWPIGP FGU #WUDTWEJUhat WPFSting XQO 'KPDTWEJ Todes. Es ist die Geschichteim desGepäck mühevollen ReifeprozesLieblingsnummern und die ses und der Bewährungsproben Karlmann Renns, der sein ein ohne oderdieandere neue Geschichte. Leben Tröstungen der Religion, der Kunst und der Philosophie meistern muss. Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr Eintritt: 12,00 € - 19.30 Uhr Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 medienforum@bistum-essen.de Karen Köhler angelt Raketen in Herne, Foto: Julia Klug Literatur-Termine im März Bochum – Stadtbücherei Dortmund – Mayersche Buchhandlung 0234 910 24 96 0231 80 90 50 BoLit: Es ist ein Wolkenziehen Di 17.3. 20 Uhr Die „Bochumer Literaten“ haben sich im vergangenen Jahr neu aufgestellt, daher gibt es zur Jahreslesung ein paar neue Stimmen zu hören. Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenwut Do 19.3. 20.15 Uhr Der in Gelsenkirchen geborene Wahlostfriese präsentiert den mittlerweile neunten Fall der Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Bochum – Rotunde Duisburg – Ehemaliges Café „Alex“ 0234 961 66 20 0203 28 54 40 Frank Schulz: Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen Do 19.3. 20 Uhr Tipp! Siehe Literaturportrait dieser Ausgabe. Michael Kleeberg: Vaterjahre Mi 11.3. 20 Uhr Ein Mann zwischen Frau(en), Kindern, Arbeit, Freunden – der „Karlmann“Zyklus geht weiter. Ulla Hahn: Spiel der Zeit Fr 20.3. 20 Uhr War sie lange Zeit als Lyrikerin bekannt, wusste Ulla Hahn mit dem autobiografisch geprägten Roman „Das verborgene Wort“ 2001 zu überzeugen. Der dritte Teil des Epos führt in die 1968er Jahre. Bochum – Fräulein Coffea 0234 62 34 48 75 Fritzi Bender: Balduin sieht rot So 22.3. 11 Uhr Die Bochumer Kabarettistin und Kinderbuchautorin stellt mit Bilderbuchkino und Handpuppenspiel ein neues Abenteuer des frechen Chamäleons Balduin vor – für Kinder ab 5 Jahren. Bochum – Schauspielhaus, Kammerspiele 0234 333 30 Max Goldt: Schade um die schöne Verschwendung Do 12.3. 20 Uhr Der März bringt gleich zwei Träger des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor nach Bochum. Viele Jahre vor Frank Schulz wurde Max Goldt bereits mit diesem Preis geadelt – und der Abend im Schauspielhaus ist garantiert nicht verschwendet… Dortmund – Ekamina im Sissikingkong 0231 728 25 78 Sascha Bisley: Zurück aus der Hölle Do 26.3. 20 Uhr Der von der taz als „CurrywurstBukowski“ bezeichnete Blogger, Filmemacher und Piercer erzählt in seiner im März erscheinenden Autobiographie seine Wandlung vom Stratftäter zum Sozialarbeiter. Dortmund – Buchhandlung transfer 0231 28 65 83 90 Mukoma wa Ngugi: Black star Nairobi Di 17.3. 20 Uhr In seinem neuen Kriminalroman konfrontiert der Autor von „Nairobi Heat“ seine Helden mit den vielen Grauschattierungen zwischen Terrorismus und Geheimdiensten. Den deutschen Lesepart übernimmt Schauspieler Till Beckmann. Hanns-Josef Ortheil: Die Berlinreise / Blauer Weg Di 24.3. 20 Uhr Ortheil stellt an diesem Abend zwei seiner ganz persönlichen Bücher gegenüber. Nachkriegszeit und Nachwendezeit werden so miteinander verknüpft. Essen – Buchhandlung Proust 0201 23 40 44 Gertrud Leutenegger: Panischer Frühling Mi 11.3. 20 Uhr Ihr Roman über den durch den Vulkan Eyjafjallajökull verursachten Stillstand des Alltagslebens stand auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Nun ist die Schweizerin zu Gast bei Navid Kermani und Claus Leggewie. Herne – Alte Druckerei 1926 02323 14 76 70 Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt Do 19.3. 19.30 Uhr Durch die Teilnahme am BachmannWettlesen machten ihr Windpocken einen Strich – doch ohne Literaturpreis bleibt sie nicht. Kurz vor ihrer Lesung in Herne erhält sie den Rauriser Literaturpreis. Moers – Zentralbibliothek 02841 20 17 53 Sabine Heinrich: Sehnsucht ist ein Notfall Fr 6.3. 20.15 Uhr Der Debütroman der charmantesten Zahnlücke des Westdeutschen Rundfunks schickt eine Enkelin samt resoluter Oma auf eine komisch-melancholische Reise durchs winterliche Italien. Schwerte – Rohrmeisterei 02304 201 30 01 Whisky on Stage Sa 28.3. 19.30 Uhr Die Bochumer Kultveranstaltung „Whiskylesung“ bringt launige Texte und Musik rund um das flüssige Gold zu Gehör. Und die Verkostung edler Brände rundet den Abend ab. Empfehlungen von Frank Schorneck 36 Popkultur an der Ruhr Improvisierte Musik in NRW Deep Schrott, Foto: HelmutHergarten.com Immer todschick: Heinz Strunk, Foto: Dorle Bahlburg Fest in Müllers guter Stube Schwachsinn der Verständlichkeit Von Olaf Weiden Hans Martin Müller hat das Bundesverdienstkreuz erhalten, ein Querflötenspieler aus Moers, der am Niederrhein die Weichen auf Improvisierte Musik gestellt bekam. Er landete später selbst als Querflötist in der Klassik, Romantik und Moderne der E-Musik im WDR Sin„Deep Schrott, ein unglaubfonieorchester, eine angesehene und gut liches Kollektivunikat mit dotierte Stelle, die erst vor kurzem auslief. klingendem Tiefgang“ Müller: „Die würde ich heute nicht mehr bekommen“, sagt der ehemalige Dozent der Musikhochschule, ein Realist, der damit auf die enormen Fortschritte bei den heutigen Ansprüchen an junge Orchestersolisten anspielt. Er selbst ist ein exzellenter Techniklehrer, und er besitzt einen guten Draht zu Menschen. Den, gepaart mit Geduld, Nerven, Arbeitskraft, Organisationstalent und dem nötigen Kleingeld, benötigte Müller in der preiswürdigen Geschichte seines Lofts, einem nach 25 Jahren etablierten Konzertraum in Köln-Ehrenfeld, angesiedelt in einer ehemaligen Parfümfabrik, heute perfekt nach allen Auflagen gesichert und als Tonstudio in der ganzen Welt berühmt. Allein die technischen Möglichkeiten und die Existenz bester Konzertflügel ließ das Loft zur künstlerischen Heimat vieler Musiker werden. Im März – diesen Anschein erweckt das Programm – feiert Müller sich und seine Bühne mit einem bunten Wahnsinnsprogramm, mit internationalen Stars und unterschiedlichsten Musiken – ein Festival zeitgenössischer Klänge und Künstlerpersönlichkeiten. Nach diversen Examens-Abschlusskonzerten – immer brandneue Musik meist von jungen Jazzern – erscheint das einzig existierende Bass-Saxophon-Quartett des Universums, genannt „Deep Schrott“, ein „unglaubliches Kollektivunikat“ mit klingendem Tiefgang. Allein zwei Mafiosi aus Köln mischen dabei mit – reife Herren mit riesigen Hörnern. Kurz darauf gastiert der jüdische Saxophonist Ohad Talmor aus New York im Loft, u.a. mit der SchlagzeugLegende Adam Nussbaum in einem Konzert zum Thema „Ankommen“, dem Motto der jüdischen Kulturtage. Mit Simon Nabatov kehrt einer der erwähnten Stammgäste ein, ein herausragender Improvisator am Flügel mit den Weihen der russischen Schule. Seine Neugier stillt er im Gespräch mit dem Bratscher Gareth Lubbe, der zudem den Obertongesang pflegt. Nostalgie beschwört ein weiterer Sohn aus Müllers guter Stube, der Wahlschweizer und Posaunist Nils Wogram mit Schlagzeuger und Hammondorgel. Freie Improvisation beschert die aktuelle Großton-Posaunistin der WDR Big Band, die Australierin Shannon Barnett. Das Quartett spielt an diesem Abend zum ersten Mal gemeinsam oder gegeneinander – große Spannung diesmal auch auf Seite der Musiker. Zu guter Letzt erscheint die Inkarnation der Freien Musik, der Guru Gunter Hampel. 1969 gründete er sein Label, um ein Konzert mit Anthony Braxton, Willem Breuker und Jeanne Lee aufzunehmen. Heute vertreibt er mehr als 200 eigene Tonträger. Als Ehrengast schaut zudem der prominente Posaunist Jiggs Wigham für ein Konzert vorbei, er präsentiert sich mit Big Band. Und der WDR Preisträger Nicolas Simion Olaf Weiden jazzt Folklore light: „Tarantella Facile“ nennt er sein hochMusiker und Musikkritiker karätig besetztes neues Projekt. Von Timon-Karl Kaleyta Um es gleich vorwegzunehmen: Das neue Album „Sie nannten ihn Dreirad“ des Musikers und Schriftstellers Heinz Strunk ist eine Sensation! Darunter sollte man es in keiner Besprechung machen, aber alles der Reihe nach: „Gegen den Terror der guten Laune“ Seit mehr als zwanzig Jahren kämpft der Hamburger einen aussichtslosen Kampf gegen die Verdummung. Zusammen mit Jacques Palminger und Rocko Schamoni rettete er als Studio Braun zunächst die Ehre des deutschen Humors und spätestens mit der Verfilmung seines Bestsellers „Fleisch ist mein Gemüse“ ist Heinz Strunk auch einem Publikum jenseits von Special Interest bekannt. Nun also ein neues Album aus dem Genre „Musik“ – es ist die neunte SoloPlatte des mittlerweile 52-Jährigen. Die auf dem Hamburger Label Audiolith erschienene und mit einem grotesk hässlichen Artwork versehene LP beinhaltet zwölf Kompositionen gnadenloser musikalischer Limitierung bei gleichzeitig größter sprachlicher Verdichtung. Jeder Song ist für sich genommen ein kleines Meisterwerk der Denkkunst. Vielleicht haben wir hier die lustigste Platte, die je auf deutscher Sprache erschienen ist. Gleich der erste Song („Rien ne va plus“) ist ein dialektischer Hit, in dem es beschwörend heißt: „Der schwarze Fakir Günther Voss kniet vor der Liebesschlange Bogomir und lässt sich den schon halb verdauten chinesischen Glückskeks aus seinem Sackmagen herauslecken.“ Strunk schreibt an gegen den Schwachsinn der Verständlichkeit, gegen den Terror der guten Laune, gegen die Diktatur der Erwartbarkeit. Es fällt schwer, einzelne Songs herauszuheben, das Album hat – so verrückt es klingt – keine Schwächen. Man hört in einem Rausch. Dort, wo Konsumenten heute „abgeholt“ werden sollen, wo man es ihnen möglichst einfach machen will, anstatt sie vor ästhetische Aufgaben zu stellen, geht Strunk den steinigen Weg. „Sie nannten ihn Dreirad“ schert sich weder um Verständlichkeit noch um Moral. In einem Song heißt es: „Kleiner geiler Fernsehkoch, rührst mit deinen dicken, kurzen Armen in der Hacksoße und träumst von einem eigenen Restaurant, wo du jeden Abend das Geld säckeweise nach Hause schleppst. Läuft aber nicht, du Affe.“ Das Verblüffende an dem Album, es lässt sich auf sehr angenehme Weise hören. Es ist, als hätte Warren G den Humor für sich entdeckt, irgendwas zwischen G-Funk und Easy Listening zwischen Motivations- und Wutrede, zwischen Beschwörung und Abrechnung. „Ich weinte einmal, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einem Mann begegnete, der keine Füße hatte“, heißt es auf dem vielleicht schönsten Stück „Aufnehmen – Bewerten – Handeln“. Wir sollten diese Platte sehr wichtig nehmen, sie ist eine beherzte, Mut machende Aufforderung zur Handlungsunfähigkeit. Es lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, was uns Strunk auf seiner laufenden Tour „Das Strunk-Prinzip“ im Detail anbieten wird, schließlich ist jüngst auch sein gleichnaTimon-Karl Kaleyta Autor & Journalist miges Buch erschienen – wir sollten aber vertrauen, es Leiter des Instituts für Zeitgenossenschaft kann nichts Falsches sein. Info: www.loftkoeln.de CD Heinz Strunk: „Sie nannten ihn Dreirad“ | Audiolith Verdienstkreuz für die Pflege Improvisierter Musik „Sie nannten ihn Dreirad“ von Heinz Strunk 37 Klassik an der Ruhr Kompakt Disk Dezenter Pathos Neuerscheinungen jenseits der üblichen Pop-Pfade Boris Giltburg spielt Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 4, Foto: Sasha Gusov „Höher, besser, schöner“ Pianistischer Staffellauf in Bochum Von Olaf Weiden Gleich fünf junge etablierte Tastenkünstler haben die Bochumer Symphoniker für ein Spezialprojekt eingeladen. Sämtliche Werke für Klavier und Orchester von Rachmaninow werden in zwei Konzerten komprimiert dargeboten: Ein Portrait für eine außergewöhnliche Persönlichkeit. „Das wird großartige Sergej Rachmaninow entstammte dem rusMusik werden“ sischen, auch kulturell gebildeten Landadel. Der Großvater war selbst ein großartiger Pianist, Sergejs Mutter beherrschte die Kunst des Klavierspiels, Vater Rachmaninow improvisierte gern am Flügel. Mit 9 Jahren gelangte der begabte Junge nach Petersburg auf das Konservatorium, wo besonders sein PrimaVista-Spiel (vom Blatt spielen) und ein gigantisches Gedächtnis die Lehrer faszinierte. Sergej nutzte allerdings seine Hochbegabung vornehmlich, um sich vor Aufgaben zu drücken. So wurde er auf Anraten eines Vetters nach Moskau geschickt und in die sehr streng geführte Klasse eines berüchtigten Professors integriert. Die Schüler wohnten sogar in dessen Haus und wurden echtem Drill unterzogen. Hier lernte Rachmaninow Theorie und Komposition, und ein Jahr vor dem regulären Ende des Studiums wurde er mit der Großen Goldmedaille der Lehranstalt ausgezeichnet. Der totale Misserfolg seines 1. Konzerts und seiner 1. Sinfonie blockierte den damals 24-Jährigen Komponisten total. Erst als er sich um 1900 in psychotherapeutische Behandlung begab, kehrten Schaffensgeist und nötiges Selbstvertrauen zurück. Ein Nervenarzt suggerierte seinem Patienten unentwegt: „Sie werden ein neues Klavierkonzert schreiben... Die Arbeit wird leicht von der Hand gehen... Das wird großartige Musik werden.“ Rachmaninow glaubte dem Prediger, und er komponierte sein 2. Klavierkonzert. Dieses Konzert begründete Rachmaninows Weltruhm – allerdings in einer umstrittenen Weise. Wer sich heute zu seiner Musik bekennt, befindet sich zwischen den Stühlen: Sein Werk erfährt Ablehnung durch die Musikwissenschaft und eine enthusiasmierte Publikumszustimmung. Die BoSys mit ihrem Chef Steven Sloane setzen jetzt auf die Wirkungskraft dieser Musik, gespielt von kraftvollen Pianist(inn)en aus Russland und Armenien. „Es ist wahrhaft an der Zeit, wo man etwas Heroisches braucht“, so schrieb in jenen Tagen Gorki an Tschechow. „Alle wollen etwas Anregendes, Markantes solcher Art, wissen Sie, dass es nicht dem Leben ähnlich ist, sondern höher, besser, schöner.“ Eine solche Geisteshaltung beOlaf Weiden dienten Rachmaninows Klavierkonzerte – alle seine KonMusiker und Musikkritiker zerte stehen übrigens in Moll. Klavierkonzerte im Audi-Max: Nr. 1 f-Moll mit Rustem Hayroudinoff, Nr. 4 g-Moll mit Boris Giltburg & Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 mit Nareh Arghamanyan Do 26.3. 20 Uhr Kante, eine der spannendsten Bands der sogenannten Hamburger Schule, waren irgendwann einfach verschwunden. Das ist nun acht Jahre her. Nach Liedern für eine Theaterproduktion kam einfach nichts mehr. Zumindest als Platte, denn genau das war ihr Weg: Musik für Theaterproduktionen in Wien, Berlin, Hamburg, Dresden hat die Band in den letzten Jahren gemacht. Nun wird ein Bogen zurück geschlagen, und eine Sammlung der Theaterlieder erscheint unter dem Titel „In der Zuckerfabrik“ als CD. Kante erkennt man direkt, der Unterschied zwischen der Rockband und der Theaterband liegt wohl zum einen an den Texten – klar! Zum anderen an dem – ebenfalls klar – theatralischeren Grundton. Aber insgesamt erscheint die Entwicklung nicht als Bruch. Alleine das Gesamte erscheint nun noch heterogener als ihre bisherige Musik. Neue Stilelemente fügen sich ein, und das nicht zum Schaden (Hook Music). Ghostpoet ist in etwa die smoothe, drogenfreie Variante von Roots Manuva. Der britische Musiker entstammt einem Grime-Kollektiv, legt mit „Shedding Skin“ nun aber schon sein drittes Soloalbum vor. Und das hat zwar Bass, ist aber wirklich nicht für den Club gemacht. In den 90er Jahren hätte man das Trip-Hop genannt: Die detailverliebten Soundscapes umrankt Ghostpoet geschmeidig mit seinen exzentrischen Lyrics. Eine betörende, fremde Welt (Play it again Sam). Der Kölner Technoproduzent Mathias Schaffhäuser, der seit 1994 elektronische Musik produziert und seit 1997 sein eigenes Label Ware betreibt, war immer eher gut vernetzter Einzelkämpfer denn einer Schule zuzuordnen. So zeugt sein Weg immer wieder von ungewöhnlichen Ansätzen – von den unterschiedlichen Hommagen an die Beatles, dem Prog-Rock von King Crimson oder 80er-Pop über den Live-Einsatz der Mundharmonika bis zu Tracks mit politischem Statement. Als roter Faden seines Minimaltechno geht wohl am ehesten die fette Bassline durch. Die findet man auch reichlich auf seiner vierten Remixcompilation „RE:4 - Selected remixes vol. 4“, die auf zwei Club-EPs erscheint, denen jeweils CDs, die zusätzliche, ruhigere und experimentellere Stücke enthalten, beigelegt sind (Ware). Techno goes Klassik – again: Dieses Mal ist es Henrik Schwarz, der für „Instruments“ seine Stücke fürs Kammerorchester arrangiert, weil er deren akustische Wirkung, ohne Beat, erproben möchte. Das ist für jemanden, der das klare und knackige und natürlich auch die wohltuend verlässlichen Beats seiner Produktionen schätzt, schwer nachzuvollziehen. Das Ergebnis seines Experiments klingt trotzdem schön und pendelt zwischen Minimalmusic (in der Struktur) und Barock (in der Klangfarbe). Ein feines Album für‘s Homelistening, das mitunter an so manchen orchestralen Soundtrack erinnert. Aber trotzdem: „100% Kick Drum Free“ als Sticker auf einer CD – merkwürdiger Werbespruch für einen leidenschaftlichen Elektronikproduzenten (Sony Classical). Der Sound des Avishai Cohen Trios klingt immer warm und voll. Der auffälligste Unterschied zwischen „From Darkness“ und den vorherigen CDs ist der fehlende Gesang des Bandleaders, der den letzten Alben einen melancholischen Grundton gab, der nun eher im Hintergrund steht. Auch die orientalischen Anleihen sind stark zurückgenommen. Die rhythmische Komplexität erinnert hingegen stark an „Gently Disturbed“, das erste Album von Cohens israelischer Trio-Besetzung. Das hat bisweilen schon den Charakter von Art-Rock, ohne jedoch in dessen aufgeblasenen Pathos zu verfallen (Razdaz Records). CHRISTIAN MEYER trailer verlost 1x die CD von Kante „In der Zuckerfabrik“ (Hook Music) E-Mail bis zum 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Kante Nr. 2 c-Moll mit Natasha Paremski & Nr. 3 d-Moll mit Nikolai Tokarew Fr 27.3. 20 Uhr | www.bochumer-symphoniker.de 38 kunst & gut Friedensreich Hundertwasser, Extrovertiertes Fenster, 1963, Mischtechnik, 54 x 73 cm, (Ausschnitt) © NAMIDA AG Glarus, Schweiz Maler, Architekt, Umweltschützer Friedensreich Hundertwasser in einer Werkschau im Osthaus Museum in Hagen Wie prächtig diese Bilder auch heute noch wirken! Mit der Kunst und der Lebensphilosophie von Friedensreich Hundertwasser, dem charismatischen Österreicher, der auf kritischer Distanz zur bürgerlichen Angepasstheit war, sind wir sozusagen groß geworden. Sein Adressat war eine breite Öffentlichkeit, in die er mit seinen Botschaften gegen die Zerstörung der Umwelt hineinwirken wollte und an die er auch bei seinen Kunstwerken dachte, schon in der farblichen und ornamentalen Attraktivität der Bilder und mit seinen schiefen Bauwerken, die noch begrünt sind, und mit all dem, was daneben auf Auftrag entstand: der Druckgrafik, den Postern, Bucheinbänden oder Briefmarken. Wie sehr es Hundertwasser um ökologische Fragestellungen ging und wie symbolisch sein Werk von früh an angelegt ist, zeigt nun die Retrospektive im Museum Osthaus in Hagen. Der 1928 in Wien als Friedrich Stowasser geborene Künstler, dessen Familie mütterlicherseits im KZ ermordet wurde, der lange Zeit in Marokko und Tunesien verbringt und die Kunstakademie nach kürzester Zeit wieder verlässt, malt 1953, bereits unter dem Namen Hundertwasser, die erste Spirale: sein künftiges zentrales Gestaltungselement. Hundertwasser lebt zwischen Wien, Venedig und Neuseeland und auf seinem Schiff, das er „Regentag“ getauft hat. Er hält „Nacktreden“ und nimmt demonstrative Baumpflanzungen vor, führt dies aber auch fernab der Öffentlichkeit in Neuseeland fort. „Kunst ist die Brücke zwischen Mensch und Natur“, hat Hundertwasser geschrieben und dazu zeitig eine engagierte Bildsprache entwickelt, die er bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 2000 beibehält. Ein Bild wie das „Extrovertierte Fenster“ (1963) deutet an, wie wichtig ihm Architektur und die Gestaltung des urbanen Raumes sind. Liegt nicht bereits hier eine Verbindung von psychischer Befindlichkeit und Stadtraum vor? Das Bild erinnert in seiner Gesamtheit an ein Fenster mit geöffneten Flügeln, aus dem man schaut, in das man aber vielleicht auch hinein sieht. 39 Ein Jahr später ist das Gemälde „Der Traum des toten Indianers“ entstanden. Die Spirale organisiert sich zur Kontur, das Geschehen wird dabei konkretisiert. Ein Indianer liegt im Grünen vor der nächtlichen Kulisse einer Stadt. Die Ursprünglichkeit im Einklang mit der Natur trifft auf das Fortschrittsdenken, das von Profit bestimmt ist und schließlich dominiert. Das Bild „Der Traum des toten Indianers“ wurde bald nach seiner Entstehung vom Osthaus Museum erworben, Hundertwasser befand sich in diesen Jahren mit seiner Teilnahme an der documenta und der Biennale Venedig und der Auszeichnung auf der Biennale Sao Paulo auf dem Zenit der internationalen Wertschätzung. Eine Ausstellungstournee führte seine Werke durch halb Europa und machte, vor 50 Jahren, Station in Hagen. Auch daran erinnert jetzt die Retrospektive im Osthaus Museum. Hundertwasser selbst hat seine Kunst als „vegetative Malerei“ bezeichnet. Mit ihrem nervösen Pulsieren und ihren leuchtenden, gar goldfarbenen Partien und Bändern lässt sie an den Jugendstil denken, bewahrt dabei etwas blockhaft Flächiges und kommt immer wieder auf die Chiffren der Stadt als lebendigem Organismus zurück. Zugleich zelebriert er einen Gegenentwurf aus Glück, Frieden und Beseelung durch die Natur. Das Osthaus Museum nun hat daraus eine reiche, durchaus pathetische Ausstellung realisiert. Die Gemälde, Tapisserien und druckgrafischen Serien scheinen vor den Wänden zu schweben, die Räume sind leicht verdunkelt, und in der oberen Etage sind Architekturmodelle und Hundertwassers Entwurf einer Kläranlage aufgebaut. Seine Mahnungen und Visionen sind heute, am Rande der Klimakatastrophe, wichtiger denn je. THOMAS HIRSCH „Hundertwasser – Lebenslinien“ | bis 10.5. Osthaus Museum Hagen | 02331 207 31 38 Kunst in NRW Kunstwandel Abb. 2 Von Schafen und Wölfen Einmal im Jahr Am Anfang hängen Lenin und Goethe gleich groß nebeneinander. Politik und Kultur bleiben die Hauptthemen in der Plakatgeschichte der DDR zwischen 1949 und 1989. Der Mikrokosmos, den das Deutsche Plakatmuseum im Essener Folkwang Museum ausbreitet, ist auf den ersten Blick eine recht indifferente Masse an Druckerzeugnissen, hier und da Scherenschnitt-Typografie, schwarzweiße Muster und knallige Bonbonfarben. Der Besucher muss seinen Blick konzentrieren und die Spuren zwischen der Werbung für Allerlei suchen und finden. Zeit ist dabei ein erster Wegweiser. „Sammelt Buntmetall für unsere Friedenswirtschaft“ (Jupp Alt, 1950) ein frühes politisches Plakat, auf dem immerhin noch eine gesamtdeutsche Fahne weht, zehn Jahre später ist das nicht mehr so, aber die wirtschaftlichen Parolen werden auch länger: „ Für die weitere Entwicklung der Gemeinschaft unserer nationalen Wirtschaft mit der Volkswirtschaft der Sowjetunion“ (Manfred Gottschall, 1962). Im Westen hieß das Pendant wohl: „Haste was, dann biste was.“ Der alte Sparkassen-Werbeslogan aus den 1960ern war ja auch von Schiller geklaut, nichtsdestotrotz kann man hier grundsätzlich Unterschiedliches erkennen. Von Thomas Hirsch Ausstellungen, die mit hundert oder mehr jurierten Teilnehmern von Künstlern für Künstler im jährlichen Rhythmus durchgeführt werden, sind selten geworden. Immerhin, der Westdeutsche Künstlerbund ist mit seiner Jahresausstellung an wechselnden Orten aktiv, aber schon der Deutsche Künstlerbund ersetzt diese „Von Künstlern mit modifizierte Formaten. Unverwüstlich befür Künstler“ hauptet sich hingegen die Düsseldorfer „Große Kunstausstellung NRW“, an der Künstler mit Bezug zu Düsseldorf oder NRW teilnehmen können. Sie findet seit 1902 statt, seit vielen Jahren schon im Museum Kunstpalast, wo nicht nur die Ausstellungssäle, sondern auch der graphische Bereich im Altbau bespielt werden. Durchgeführt vom „Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen“ in Abstimmung mit dem Museum Kunstpalast, sitzen in der (wechselnden) Jury neben mehreren Künstlern auch zwei Fachleute aus dem Museumsbereich. Von der Verführung, dass sich die Mitglieder gegenseitig ausstellen, haben sich die Veranstalter also losgesagt. Hingegen ist ein grundsätzliches Verdienst dieser Ausstellung, hier überwiegend neue Werke von etlichen arrivierten Künstlern zu sehen, von denen man schon lange nichts mehr gehört hat. Zu den Granden zählen Hermann Focke, der aus regelmäßigen Strukturen konstruktive Objekte baut, und der Fotograf Walter Vogel, der für die Dokumentation der Kulturszene im Rheinland eine herausragende Rolle spielt. Überhaupt kennzeichnet die Auswahl der eingeladenen Künstler ein Interesse am soliden handwerklichen Können. Keine Kapriolen, aber Pointen – wie der Eisenbahn von Wolfgang Kliege, die sich auf Schienen durch den Ausstellungsraum windet, oder die Deckenlampe aus Alu-Lamellen „Voyager 1“ von Andrea Knobloch und der Turm aus Spiegelkugeln von David Fried. Auffällig ist in der diesjährigen Ausstellung die Tendenz zur veristischen Detailschilderung in der Druckgraphik, Zeichnung und Malerei insbesondere am Modus der Landschaft. Komplementär dazu tritt etwa die vierteilige Fotoserie von Jacqueline Friedrich auf, welche die Wirklichkeit mit Verfahren der Abstraktion befragt. In diesem Jahr umfasst die „eigentliche“ Ausstellung etwa 125 Künstler mit rund 250 Werken von der Druckgraphik bis hin zur Medien-Installation. Als Gäste nehmen die Studierenden der Klasse von Rita McBride an der Kunstakademie Düsseldorf teil. Wichtig für die Bekanntheit der jährlichen Ausstellung sind die Kunstpreise. Der Förderpreis geht in diesem Jahr an den Performance-Künstler David Pollmann, und der „Kunstpreis der Künstler“ (der ausschließlich von Künstlern bestimmt wird) wurde Felix Droese zugesprochen, der mit Thomas Hirsch seinen politisch motivierten monumentalen PapierschnitKunsthistoriker, Kurator und Journalist ten berühmt wurde. Auch er ist eine sehr gute Wahl. DDR-Plakate in Essener Museum Folkwang Das ist auch bei den Konsumgütern so. Wer kennt im Westen schon Framo, den 4-Rad-Kleinlastwagen, oder Medaillon, die Qualitätsseife von Tutflora aus den frühen 50ern? Bunt gestaltet auch die Offset-Prints der modischen Kleiderwelt oder notwendige Dienstleistungsangebote zwischen RentenSparbuch und Krankentagegeld- Versicherung am Ende des Jahrzehnts. Nach dem Verbot von Werbung 1975 war das allerdings vorbei. Plakate wurden vor allem in Kunst und Kultur eine wichtige Gestaltungsform, anfangs für die Volksbühne in Berlin, später auch für den „Tag des Zorns“ (1986), eine sowjetische Filmutopie aus dem Gorki-Studio. 1989 haben sich beim Slogan „Wir sind das Volk“ längst zwei Wölfe unter die harmlosen drei Schafe gemischt (Mathias Gubig). Politische Propaganda durchzieht die drei Räume konsequent, immer wieder Parolen, Schmähungen gegen den Kapitalismus und Lobeshymnen auf die Errungenschaften der eigenen Gesellschaft, wenn auch schon früh der faktische Mangel die Werbung blockierte. Für die politische Propaganda bleibt das Plakat in der DDR bis zum Schluss ein wichtiges Mittel, aber immer mit Blick auf den eigenen Standpunkt: „Zum Beispiel“ (Manfred Butzmann, 1981), ein schwarzweißes PazifismusFotoplakat musste eine Waffe aus dem Westen im Müllkorb zeigen, denn nur der imperialistische Klassenfeind war eben Kriegstreiber. Ein Plakat, und es hängt wohl nicht ohne Grund am Anfang der Ausstellung und diente auch als Einladungskarte zur Eröffnung, scheint zeitlos zu sein und allzeit brisant. Klaus Vonderwerth hat es 1971 geschaffen, im PopartStil der Zeit. Eine Feder trifft ins Schwarze einer Zielscheibe. „Karikatur als Waffe“ (im Kampf der SED), der Untertitel ist wichtig, er darf ja heute auch nicht missverstanden werden. PETER ORTMANN „Anschläge von ‚Drüben‘ – DDR-Plakate 1949-1990“ | bis 19.4. Museum Folkwang, Essen | 0201 884 50 00 Abb. 1: Alexander Schiel: „Weg mit dem NATO-Raketenbeschluss!“, 1983, Foto: Museum Folkwang Die Große Kunstausstellung NRW „Die Große 2015“ | 8.3.-29.3. | Eröffnung 7.3. 18 Uhr Museum Kunstpalast in Düsseldorf | 0211 56 64 21 00 Abb. 2: Felix Droese, Die heile Welt der Dummen, 2002, Papierschnitt, Foto: Manos Meisen / © VG Bildkunst 40 RuhrKunst Andernorts Abb. 1 Weber/Tavenne in Dortmund Orte in der Natur Abb. 2+3 Detlef Orlopp in Essen Ina Weber (*1964) und Vincent Tavenne (*1961) leben beide in Berlin, sie stellen in der gleichen Galerie in Köln aus und hatten 2008 eine dialogische Schau in einem Projektraum in Berlin. Im Dortmunder U nun, in der speziellen Situation des Schaufensters als begehbarem Areal und distanzierender Vitrine, ergänzen sie sich kongenial: Sie vermitteln die Qualitäten des jeweils Anderen. Beide Künstler arbeiten primär skulptural, mit der Architektur als fester Referenz. Ina Weber fokussiert im Modellformat einzelne Unorte des urbanen Raumes. In der Miniatur verknappt und schematisiert sie die Bauten und betont dadurch bestimmte Segmente, die nicht geklärt oder bereits vernutzt sind oder eine unangenehme Zeitlosigkeit besitzen. Vincent Tavenne arbeitet hingegen abstrakt; mit textilen Stoffen fertigt er zeltartige Konstruktionen an. Eigentlich kein Wunder, dass Detlef Orlopp mit seiner Fotografie über viele Jahre vergessen war. Seine Aufnahmen sind still und reduziert, reine Struktur, moderat im Format und ausschließlich in schwarzweiß. Orlopp wurde 1937 in Westpreußen geboren, nach einer Fotografen-Ausbildung in Siegen und Köln hat er bei Otto Steinert und Kilian Breier in Saarbrücken studiert und später selbst, von 1973 bis 2000, an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld unterrichtet; heute lebt er in St. Goar am Rhein. Die Ausstellung im Museum Folkwang Essen ist also eine Wiederentdeckung. Sie setzt mit den frühen Saarbrücker Fotografien ein: den atmosphärisch dichten Aufnahmen von Jazz-Konzerten und Porträts von kulturellen Protagonisten. Die Radikalität, die sich in den Schwarzanteilen findet, steigert er in den (anonymen) Büsten, welche die perfekte Konzentriertheit einfangen. All das kennzeichnet nun auch die gemeinsam konzipierte installative Präsentation, auf Einladung des Museum Ostwall. Auf die Herausforderungen des Raumes reagiert Vincent Tavenne mit einem schwarzen netzartigen Gewebe, das in mehreren Lagen als Parcours mit einzelnen Raumteilen das Gefühl für Grenzen und Dimensionen aufhebt. Das Traumartige der einzelnen Abschnitte erhält durch je ein architektonisches Modell von Ina Weber, das auf einem schwarzen Sockel von oben angestrahlt ist, eine feste Substanz. Die Objekte besitzen hier eine Intimität und sogar Kostbarkeit, die das Banale des Keramikobjekts vergessen lässt. Sparsam ist der Einsatz von Farbe bei dieser Installation. Mit verschobenen ovalen Öffnungen hat Tavenne farbige Stoffe im Zentrum des Raumes über Kopfhöhe geschichtet. Damit korrespondiert an anderer Stelle wiederum eine Wolke aus farbigen Drähten, die, ebenfalls aus der Hand von Tavenne, als Erweiterung zu den Objekten von Ina Weber wirkt. Wie wirkungsvoll diese Installation aus vielen Teilen ist, bestätigt dann der Blick von außen: Vitrine und fernes Ereignis zwischen Höhle und Labyrinth sind hier eins – ein gelungener Beitrag zu dieser Reihe im Dortmunder U. Bereits bei diesen Porträts geht es um Zeitlosigkeit in der Kontemplation und um ein minutiöses Abtasten der Oberfläche. Dies kennzeichnet dann auch seine Aufnahmen von Gebirgs- und Landschaftsformationen und Seestücken, die, zumeist ohne Ortsangabe, im moderaten quadratischen Format aus der Nähe erfasst sind. Orlopp verdeutlicht Morphologien und Erdverschiebungen, die noch für die Phänomene der Natur sensibilisieren. Bei den Wasseroberflächen ist jede Schwingung und jede Reflexion von Licht gebannt. Natürlich geht es bei solchen Aufnahmen um Schönheit und um Demut und darum, für die Bedeutung der Gesteine und des Wassers beim Überleben des Planeten zu sensibilisieren. Mithin lassen sich diese Werke aber auch als sinnlicher Umgang mit Texturen lesen, in ihrer immensen Präzision wirken etliche Blätter wie feinste graphische Notationen. Dazu entfaltet Orlopp ein immenses Spektrum an Gradationen und Schattierungen vom hellsten Licht zum größten Dunkel, und das alles mit den Mitteln der analogen Fotografie bei diffusem natürlichem Licht. Trotz der Überfülle an Fotografien: Selten ist eine Ausstellung so ruhig, konzentriert und im Expressiven introvertiert. Ina Weber & Vincent Tavenne: „Weg nach Dort“ bis 26.4. | Museum Ostwall im Dortmunder U 0231 502 47 23 „Detlef Orlopp. Nur die Nähe – auch die Ferne“ bis 19.4. | Museum Folkwang in Essen 0201 884 50 00 Abb. 1: Ina Weber, Hallo Imbiss, 2013, Keramik glasiert, 17 x 20 x 15 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Barbara Hlali Abb. 2+3: Detlef Orlopp, 4.9.1966 und 22.9.2003, jeweils Bomsilbergelatine, (Ausschnitte) © D. Orlopp THOMAS HIRSCH THOMAS HIRSCH 41 Markstraße, Oberhausen, 1971, Foto: Rudolf Holtappel Leben als Warenhaus Rudolf Holtappel in Oberhausen Was passiert, wenn man in Münster geboren ist und in Duisburg aufwächst, sein Leben in der Ruhrstadt verbringt und als Fotograf unterwegs ist? Man kann seine Wurzeln nicht verleugnen und schaut mit einem Augenzwinkern auf die Menschen der Region. „Augenzwinkern“ heißt auch die kleine, aber herzerwärmende Ausstellung, die die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen Rudolf Holtappel (1923-2013) gewidmet hat. Seit 1953 war er als freier Bildjournalist unterwegs, als Theaterfotograf in Oberhausen, als Werkfotograf für Henkel und Karstadt. Seine Bilder beschreiben in der Hauptsache eine vergangene Zeit, eine Ära der einst boomenden Wirtschaft mit all den Menschen, die sich darin verloren, die Zeugnis wurden, dass einst nicht alles besser war oder vielleicht doch. Entschleunigte Zeit, gefrorene Augenblicke, Holtappels Fotos machen irgendwie glücklich; schon die erste Aufnahme des Luftschachts der Zeche Hugo in Gelsenkirchen Buer von 1963 tut dies. Ja, ich sehe den Förderturm – aber ich sehe auch das Heck des Ford Taunus 17 M, genannt „Die Badewanne“. Die Zukunft hatte schon begonnen, Holtappel schoss fünf Hähnchen, die an einer Wäscheleine baumelten (o.J.), während die Henne langsam von dannen schlich. Der Fotograf mischte sich immer unter seine Motive, oft scheint es als säße er daneben, wenn das ältere Ehepaar sich vor Karstadt in Hamburg ausruht (1990), beide stecken gerade etwas in den Mund, er die Filterzigarette, sie wohl ein Würstchen. Für die situative Bewegungsreihung hatte er wohl einen besonderen Blick, für den kleinen Moment, der alles verändert, wenn sich auf der Oberhausener Einkaufsmeile 1971 Gastarbeiter und schreitende Mode begegnen, da das sittsame Kopftuch, hier die viel zu knappen Hotpants. Schauen und grinsen. So ein Damenpullover kostete damals in Sommerschlussverkauf nur 9,75 DM. Dann wieder Respekt für die Maloche am Hochofen, Freude über eine frühe Aufnahme (1968) vom unvergessenen Ulrich Wildgruber, die Kurzfilmtage mit Günter Grass und ein schickes Portrait von Peter Handke am Theater Oberhausen. Ein Chronist aus Bildern, die man genießen kann. PETER ORTMANN „Rudolf Holtappel – Augenzwinkern“ | bis 3.5. Ludwiggalerie, Oberhausen | 0208 412 49 28 trailer verlost 2 Booklets zur Ausstellung E-Mail bitte bis 29.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: „Augenzwinkern“ C H A R LOT T E S A LO M O N Abbildung „Lieben Sie mich eigentlich?“, Collection Jewish Historical Museum, © Charlotte Salomon Foundation, Charlotte Salomon ® Leben? oder Theater? FARBFOTOGRAFIE VOR 1914 EINE ENTDECKUNGSREISE 18.1.– 26.4.2015 Albert Kahn, Les archives de la planète: Stéphane Passet, Indien, Amber, Elefant vor dem Königspalast der Dhundar, 23. Dezember 1913 © Musée Albert-Kahn, Département des Hauts-de-Seine 25 MAI 2O15 ÓӰΰÊÊÓn°È°Óä£x 6" Ê kunst museum bochum .de ,Ê 9 / 1 -/ 71** ,/ , Ê Û`iÀ iÞ`ÌÕÃÌ >i°`i 42 >ÊLiÀÃ]Ê``ii*]ÊÓä£{Ê]Ê ÕÀÌiÃÞÊ6 Ê", ]Ê ØÃÃi`ÀvÊEÊ£Îä£* ]ÊÃÊ}iià 28 FEB around the world Kunst-Kalender KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Sigmar Polke 14.3.-5.7. Retrospektive zum berühmten Künstler, der in seiner oft gesellschaftskritischen Malerei experimentell gearbeitet und auch Filme, Fotografien, Objekte u.a. geschaffen hat KÖLN – Michael Horbach Stiftung www.michael-horbach-stiftung.de Bettina Flitner bis 21.4. Politisch orientierte Werkgruppen der Kölner Fotografin, die mit ihren sachlich dokumentierenden Reihen gesellschaftliche Themen aufgreift und vertieft KÖLN – Römisch-Germanisches Museum www.museenkoeln.de Der Berliner Skulpturenfund bis 26.4. Skulpturen der klassischen Moderne, die von den NS-Diktatoren als „entartet“ beschlagnahmt worden waren und 2010 in Berlin bei Bauarbeiten entdeckt wurden LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de more Konzeption Conception now bis 19.4. Ausgehend von einer Ausstellung zur Konzeptkunst 1969 am selben Ort, werden konzeptuelle künstlerische Beiträge der jüngsten Zeit vorgestellt OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Museumslandschaft NRW Tue Greenfort, Daimlerstraße 38, 2001, Serie von acht Fotografien, je 30 x 45 cm / 32 x 47 cm, © Tue Greenfort, courtesy Gal. Johann König; Ausstellung „Arche Noah“, Dortmund AHLEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-ahlen.de Arnulf Rainer bis 26.4. Werkschau zum 85. Geburtstag des großen österreichischen Künstlers, der v.a. mit seinen eruptiven Durchstreichungen des eigenen Porträts bekannt wurde BOTTROP – Museum Quadrat GLADBECK – Neue Galerie www.quadrat-bottrop.de www.neue-galerie-gladbeck.de Ricarda Saro 1.3.-24.5. Der 1947 in Santander/Spanien geborene Maler mit seinen gegenstandsfreien bildnerischen Untersuchungen von Farbe und Farbwirkungen Seo 6.2.-9.4. Die koreanische, in Berlin lebende Malerin mit einer neuen Installation aus vier monumentalen Aluminiumglocken, Reliefs und neueren Malerei-Collagen BEDBURG-HAU – Museum Moyland DORTMUND – MKK HAGEN – Osthaus Museum moyland.de www.museendortmund.de/mkk www.osthausmuseum.de Around the World bis 26.4. Farbfotografie vor 1914 aus der Sammlung des Bankiers Albert Kahn, die heute hohe ethnographische, dokumentarische und künstlerische Bedeutung besitzt. Textil. Bild. Kunst bis 22.3. Ein Einblick in die Kunstgattung des textilen Wandbildes mit seinen medialen Bedingtheiten und seinen Besonderheiten und Varianten der Technik Hundertwasser 1.2.-10.5. Werkschau des österreichischen Universalkünstlers, der mit seinen Gemälden und Architekturen und mit seinem ökologischen Engagement berühmt wurde DORTMUND – Museum Ostwall HEINSBERG – Kunstverein www.museumostwall.dortmund.de www.kunstverein-heinsberg.de Arche Noah bis 12.4. Anhand von Kunst von der Moderne bis heute wird beleuchtet, wie sich unser Verhältnis zur Tierwelt gewandelt hat und heute Wissenschaft als Thema mitschwingt Kirsten Krüger bis 15.3. Die Düsseldorfer Künstlerin mit ihren Objekten und Installationen, die vertraute Szenarien, oft mit Bezug zur Natur, subtil und hintergründig aus den Angeln heben DÜSSELDORF – K20 HERFORD – Marta BIELEFELD – Kunsthalle www.kunsthalle-bielefeld.de Sophie Taeuber-Arp bis 15.3. Werkschau der Schweizer Künstlerin (1889-1943), die in Skulptur, Malerei, Design und Architektur mit konstruktivem und organischem Vokabular gearbeitet hat BOCHUM – Kunstmuseum www.kunstmuseumbochum.de Charlotte Salomon bis 25.5. Die rund 800, ergreifenden Blätter der Bildfolge „Leben? Oder Theater?“ der jüdischen Künstlerin, die 26-jährig im KZ Auschwitz ermordet wurde BONN – Bundeskunsthalle www.kah-bonn.de Der Göttliche 6.2.-25.5. Thema ist die Rezeption des großen Michelangelo in der Kunst durch die Jahrhunderte, u.a. mit Werken von Raffael, Caravaggio, Rodin und Hrdlicka BONN – LVR-Landesmuseum www.landesmuseum-bonn.lvr.de Harald Fuchs bis 3.5. Installationen des Kölner Medienkünstlers, die ausgehend von der Archäologie Geschichte, Naturwissenschaften und die Rituale von Naturvölkern verknüpfen www.kunstsammlung.de Günther Uecker 7.2.-10.5. Der Düsseldorfer „Nagel“-Künstler und Hauptvertreter der ZERO-Bewegung mit mehreren wichtigen Installationen und Nagelreliefs zum 85. Geburtstag DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast www.diegrosse.de Die Große 2015 8.3.-29.3. Ein großangelegter exemplarischer, alle künstlerischen Medien umfassender Einblick in das Kunstschaffen in NRW; der Kunstpreis geht an Felix Droese DUISBURG – Museum DKM www.museum-dkm.de Ernst Hermanns bis 26.4. Ein Überblick zum bedeutenden deutschen Bildhauer (1914-2000) als gemeinsames Projekt mit dem Kunstmuseum Gelsenkirchen und der Kunsthalle Recklinghausen 43 Herlinde Koelbl bis 3.5. Werkschau der Münchner Fotografin, die mit ihren Langzeitstudien von Politikern bekannt wurde und systematisch Aspekte der deutschen Gesellschaft untersucht PADERBORN – Städtische Galerie www.brueghel-ausstellung.de Die Brueghel-Familie bis 21.6. Die berühmte flämische Malerfamilie aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit vier Generationen, die sich unterschiedlichen motivischen Schwerpunkten widmeten REMSCHEID – Bahnhof Rolandseck www.arpmuseum.org Ernesto Neto bis 25.5. Einer der wichtigsten brasilianischen Künstler (geb. 1964) mit seinen StoffObjekten und Installationen, die als organische Gebilde den Raum besetzen SOLINGEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-solingen.de Holger Bär/Peter Schmersal bis 12.4. Zwei Künstler der mittleren Generation mit Bezug zu Wuppertal, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Malerei als bildnerischem Verfahren befassen WUPPERTAL – Neuer Kunstverein www.neuerkunstvereinwuppertal.de RaumZeitPiraten 7.3.-29.3. Eine Installation unter dem Titel „InstruMentalGespinst“, bei der marta-herford.de ausrangierte Musikinstrumente aktiviert sind und miteinander agieren und (Un)möglich! bis 31.5. Reale und fiktive, teils auch „unmögliche“ musizieren Architekturen und Konzepte von WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum Künstlern wie Theo van Doesburg über Constant bis hin zu Thomas Schütte und www.von-der-heydt-museum.de Caroline Bayer Von 1900 bis heute bis 29.3. Vorgestellt wird die jüngere Sammlung KÖLN – Museum für Angewandte Kunst des Museums mit Schwerpunkten auf einzelnen Richtungen und Ismen www.makk.de und mit Verzahnungen mit der System Design bis 7.6. Ausstellungstätigkeit Systeme als ordnungs- und chaosstiftende bildnerische und funktionale Verfahren im WUPPERTAL – Waldfrieden Design der letzten 100 Jahre mit Werken www.skulpturenpark-waldfrieden.de u.a. von Breuer und Wagenfeld Bruce Nauman bis 8.3. Video-Arbeiten des wichtigen USKÖLN – Käthe Kollwitz Museum amerikanischen Künstlers, der mit www.kollwitz.de seinen Installationen und radikalen Karin Kneffel bis 19.4. Performances die Konstitution des Die wichtige, in Düsseldorf lebende, an Körpers erkundet der Münchner Kunstakademie lehrende gegenständliche Malerin mit ihren Aquarellen vor allem der letzten Jahre Empfehlungen von Thomas Hirsch s Ticket ab o! 26 E u r Die Rock ‘n‘ Roll-Show voll atemberaubender Artistik! 15 4. März bis 17. Mai 20 Rottstraße 30 · 45127 Essen Tickets und Gutscheine: (02 01) 247 93 93 und variete.de »SEXY, SCHNELL UND SENSATIONELL!« Grugahalle: alles ist möglich. 08 | 03 | 2015 26 | 03 | 2015 28 | 03 | 2015 28 | 05 | 2015 – 30 | 05 | 2015 06 | 06 | 2015 10 | 07 | 2015 – 19 | 07 | 2015 18 | 10 | 2015 24 | 10 | 2015 06 | 11 | 2015 Ehrlich Brothers Riverdance Subergs Ü-30 Party 08 | 11 | 2015 14 | 11 | 2015 Schallplattenbörse Konzert Gwiazd Magie - Träume erleben Das Original - Zusatzshows 2015 „Mehr als eine Party“ verkauft ! Ausaber sexy!“ Mario Barth „Männer sind bekloppt, Russia´n Rocks Festival mit DDT u.a. Sommerfest Der Pate Kaya Yanar Bibi Blocksberg an der Grugahalle Live in concert „Around the World“ Das Hexen-Musical „Hexen hexen überall!“ im Foyer Live 2015 Terminstand: Februar 2015 . Änderungen vorbehalten . info@grugahalle.de . www.grugahalle.de Ticket-Hotline: MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr 02 01.72 44 290 8. MAI – 23. AUGUST 2015 CAPITOL THEATER DÜSSELDORF Tickets & Infos: www.tap-dogs.de www.eintrittskarten.de oder 0211-73440 44 biograph.de Das MeinungsMagazin Ruhrgebiet trailer-ruhr.de Auswahl BAHNHOF LANGENDREER RUHRGEBIET Di 17.3. 19.15 Uhr Hope Theatre Nairobi: Wasser! KULTURKANAL ab Sa 27.2. Geocaching am KulturKanal meinsame Auftritte unter anderem mit Bob Geldof oder Bono steigerten ihren Bekanntheitsgrad rasant. Es folgten eine Emmy-Nominierung und die Auszeichnung als „Best Latin Artist“. Ein Jahr darauf, im Jahr 2011, dann weitere Auszeichnungen, unter anderem zwei Grammy-Nominierungen für den besten Song des Jahres. Info: 0234 963 020 JAHRHUNDERTHALLE Sa 28.3. 10 – 20 Uhr, So 29.3. 10 – 18 Uhr Heldenmarkt Schatzsuchen gehen heute anders vonstatten als zu Zeiten der Piraterie. Beim Geocaching geht es darum, mittels eines GPS-Gerätes überall auf der Welt kleine versteckte Schätze zu finden. Anlässlich der Outdoor-Saison ist die GeocachingWelt nun um einige sogenannte „Caches“ reicher: Ab dem 27. Februar sind entlang des KulturKanals zwischen Duisburg und Datteln insgesamt 16 Dosen versteckt, in denen sich je ein Logbuch und eine kleine Figur befinden. Der Finder kann diese Figur gegen eine eigene austauschen, an einer beliebigen Stelle am Kanal ein Foto von ihr machen und dieses mit einem kleinen Gedicht auf den KulturKanalBlog hochladen. Dabei gibt es auch etwas zu gewinnen: Der beste Fotobeitrag wird mit einem Erlebniswochenende in der Metropole Ruhr prämiert. Info: www.kulturkanal.ruhr Fairness ist nicht allein im Sport das große angestrebte Ideal, das oft verfehlt wird. Auch in Politik und Wirtschaft ist gelebte Gerechtigkeit leider meist nicht Alltag. Das Hope Theatre aus Nairobi hat sich dennoch den Idealismus bewahrt und stellt mit seinen multimedialen Bühnenshows aktuelle Fragen nach Fairness im globalen Miteinander. Ein brisantes Gegenwarts- und Zukunftsthema in diesem Zusammenhang ist der Mangel an (sauberem) Wasser. Dieser trifft bereits heute vor allem die schwächsten der Schwachen zuerst, im von Klima gewandelten Zeitalter werden die Probleme nicht geringer. Folgerichtig also, dass die Betroffenen selbst aktiv werden und das Problembewusstsein auch in die primären Verursacherländer tragen. Die Theatergruppe aus Kenias Hauptstadt wurde im Slumviertel Kariobangi gegründet und hat dort seinen Probenort. Gemeinsam mit deutschen Schauspielern und dem österreichischen Regisseur Stephan Bruckmeier kommt das Ensemble im März ins Ruhrgebiet. Info: 0234 687 16 10 CHRISTUSKIRCHE BOCHUM Do 12.3. 20 Uhr Gaby Moreno BAHNHOF LANGENDREER Fr 20.3. 20 Uhr Funny van Dannen Funny van Dannen ist Deutschlands bester Barde, und das schon seit den tiefen 1990ern. Er kommt aus der westlichsten Gemeinde der Republik und hat trotzdem Berlin erobert. Mittlerweile ist er Familienvater und nicht mehr der heiße Scheiß unter den deutschsprachigen Indie-Songwritern, aber immer noch ein kluger und unterhaltsamer Entertainer. Dementsprechend nachgefragt sind seine Konzerte – man sollte sich sputen und den Vorverkauf nutzen, um in Bochum dabei sein zu können. Info: 0234 68 71 610 DORTMUND AUSLANDSGESELLSCHAFT NRW E.V. Do 19.3. 19 Uhr 1914 – 2014: Gründe für den Ersten Weltkrieg und die Folgen Zum dritten Mal findet der Heldenmarkt nun in Bochum statt. In der Jahrhunderthalle präsentieren wieder zahlreiche Aussteller ihre Produkte. Dabei stehen im Fokus der Messe Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Zu probieren, testen und kaufen gibt es unterschiedlichste Waren: Neben fair produzierter Kleidung, Lebensmitteln aus biologischem Anbau und umweltfreundlichem Papier können Besucher sich auch bei Stromanbietern und Versicherungsgesellschaften informieren. Auf dem Markt gibt es zudem viele außergewöhnliche Produkte zu entdecken, darunter biologisch abbaubares Geschirr, waschbare Hygieneartikel und Bio-Bier. Zeitgleich findet ein Rahmenprogramm statt, das unter anderem mit Kochshows, Modenschauen und Ausstellungen zum Ökologischen Fußabdruck gestaltet wird. Den Veranstaltern ist es wichtig, Konsum nicht zu verbieten, sondern nachhaltige und umweltschonende Alternativen an den Verbraucher zu bringen. Info: www.heldenmarkt.de VARIETÉ ET CETERA So 1.3. – 30.3. je Do-Sa 20 Uhr/So 19 Uhr Das Chaos-Hotel Die Singer-Songwriterin Gaby Moreno kommt aus Guatemala. In der Presse lobt man ihre Stimme als ein Pendant zu Norah Jones oder Katie Melua. So begeistert Moreno ihr Publikum nicht mit irgendwelchen Special Effects, sondern einzig mit ihrer klangvollen Stimme. Schon lange ist Moreno keine unbekannte Künstlerin mehr. Ge- sorgt um das Image seines Hauses, alles tut, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Unterstützung bekommt der besorgte Hoteldirektor von dem Pagen Marc, der seines Zeichens ein gar nicht so untalentierter Comedian und Jongleur ist. Infos: 0234 130 03 Herr Riesling ist Direktor des Hotels Riesling, um das es finanziell nicht gut bestellt ist. Trotz seiner Künstlerphobie ringt sich der Direktor dann schließlich doch dazu durch, die Artisten und Darsteller des Varietés aufzunehmen, die im Nachbargebäude ihre Vorstellung geben. Nun bevölkern Tänzer und Akrobaten das Hotel des Herrn Riesling, der, immer be- 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird gestritten – und zwar um die Schuld. Wo die Ursachen für den Krieg genau liegen, ist und bleibt ein Rätsel. 16 Millionen Menschen ließen ihr Leben, nachdem Europa im Sommer 1914 in den Krieg gestürzt wurde. In den Jahren darauf wurde mit dem Finger gezeigt – von Österreich auf Serbien, von Deutschland auf Russland, von England und Frankreich auf Deutschland. György Dalos, ungarischer Schriftsteller und Historiker und bis Ende 2011 Mitherausgeber der Wochenzeitung „Freitag“, nimmt sich dieser Problematik an. In seinem Vortrag geht er vor allem auf die Ursachen ein, die mit der österreichisch-ungarischen Seite zusammenhängen. Info: 0231 83800 54 FZW Fr 6.3. 20 Uhr Death From Above 1979 Mag sein, dass es irgendwann langweilig wurde, hervorzuheben, wie sehr eine Band in Duo-Besetzung rocken kann – Death From Above 1979 waren damit aber sicher nicht gemeint. Die Kanadier schlossen nach ihrer Reunion im Jahr 2011 genau dort an, wo sie 2006 aufgehört hatten, und waren großartig. Sowohl ihr ComebackAlbum „This Physical World“, als auch ihre Konzerte. Das wird garantiert ihr Auftritt in Dortmund zeigen, zumal sie dorthin mit The Picturebooks und Turbowolf noch hinreißende Support-Bands mitbringen. Info: 0231 177 820 DUISBURG MUSEUM KÜPPERSMÜHLE bis 26.4., Mi 14-18, Do-So 11-18 Uhr Ralph Fleck – Malerische Grenzauflösungen Der 1951 geborene Ralph Fleck, der bei FAMILIENSONNTAG IM DORTMUNDER U JEDEN 1. SONNTAG IM MONAT IMMER VON 11.00 BIS 18.00 UHR dene Verschie urch d n e g n Führu h und durc das Haus ellen die aktu ngen Ausstellu Kreative ps Worksho EI ZW U r e d f u a e Kulturell g n u d il B Luftball o wettbew nerb d Kurz- un e Langfilm m oru -F E W R im Kunst-Set ops und Worksh m im Museu Ostwall te ngebo Alle A Kinder r sind fü nfrei koste Spannend es Programm zu den akt u Ausstellu ellen ngen des Hartware Medie KunstVerei nn Dortmunder U • Zentrum für Kunst und Kreativität • Leonie-Reygers-Terrasse • 44137 Dortmund 45 Auswahl Auswahl THEATER AM MARIENTOR Di 24.3. bis Sa 28.3. je 20 Uhr, So 29.3. 18 Uhr Heiße Zeiten Gerburg Jahnke, vor allem bekannt als das Gesicht von Misfits, ist die Regisseurin der Wechseljahre-Revue. Vier Damen in der Blüte ihres Lebens könnten nicht unterschiedlicher sein, als sie in einer Flughafen-Lounge aufeinandertreffen. Trotz aller Unterschiede erkennen sie schnell, dass sie doch einige Gemeinsamkeiten haben. Unter Jahnkes Regie nähert sich das Schauspielquartett derjenigen Jahre im Leben einer Frau an, die von Hormonschwankungen, Hitzewallungen und einem Chaos der Gefühle gekennzeichnet sind. Mit Humor, einer männlichen Stewardessen-Band und gut platzierten Pointen wirkt das Klimakterium gleich gar nicht mehr so bedrohlich. Info: 0203 28 250 sagt die Band: „Wenn wir die Band nicht hätten, wären einige von uns bereits tot oder eingesperrt.“ Ein guter Grund, auf Carmen Flamenco 140 Jahre ist es her, seit Georges Bizets der Bühne so viel Energie zu zeigen. berühmte Oper Carmen uraufgeführt Infos: 0172 233 97 32 wurde. Nun kommt sie erstmals an das Theater nach Duisburg, und zwar in der GREND zeitgenössischen Inszenierung von Rafa- Sa 21.3. 20 Uhr el Aguilar. Die 30 Tänzer, Musiker und Die Regierung Sänger des Ballet Teatro Español nehmen Es ist keine Überraschung, dass das erste die Zuschauer mit auf eine Reise voller Konzert der Regierung, einer der bedeuLeidenschaft, Gefühle und Verrat, bei der tendsten vergessenen Gründerbands der die Zigeunerin Carmen alles versucht, um Hamburger Schule, in Essen stattfindet. frei und emanzipiert leben zu können. Schließlich kommt diese Band von hier und Dem entspricht die Choreographie, deren hat hier zu Lebzeiten in den 1980ern und Tanzelemente sich mit der Farbenvielfalt frühen 1990ern nahezu niemanden inteund den reichen Emotionen der Oper be- ressiert – anderswo auch nicht. Aber ein Teil der Band um Sänger Tillman Rossmy sonders im Flamenco ausdrücken. lebt immer noch in Essen und hat erkannt, Info: 0203 283 622 22 dass es doch ein paar mehr Selbstvergessene, Chronisten und Ewiggestrige interessiert, die Band noch mal live zu sehen. Sie werden an diesem Abend alle in der ersten FREAKSHOW Reihe stehen und in Erinnerungen schwelDo 5.3. 20 Uhr gen. Nie war der Begriff „Pflichttermin“ Cyanide Pills zutreffender als für dieses Konzert. Die Band Cyanide Pills gründete sich im Info: 0201 851 32 10 Jahr 2008, bevor sie einige Samples an unterschiedliche Plattenfirmen geschickt GOP Varieté-Theater hat. Seit dieser Zeit steigt ihr Stern am Mi 4.3 – So 17.5. Musikhimmel stetig. Die Band aus Leeds Rockabilly spielt Punkrock vom Feinsten. Nahe dran Die 50er Jahre halten Einzug in das GOP. ist man mit einer Beschreibung ihrer Mu- Mit „Rockabilly“ feiert am 4. März eine sik, wenn man an Boys, Buzzcocks oder Reise in die Zeit von Rock’n’Roll und die Briefs denkt. Mittlerweile hat Cyanide Petticoats Premiere in Essen. Die Musik Pills mehrere Alben herausgebracht und spielt im Rockabilly Club, der von Max für das Frühjahr dieses Jahres ist bereits Nix und Willi Widder Nix, zwei mehrfach ein neues in Planung. Über sich selbst ausgezeichneten Komödianten aus Kan- THEATER DUISBURG Di 31.3. 20 Uhr ESSEN 12.03. | LIVE *DE\0RUHQR 10. 03. | 13. 03. | 21. 03. | 25. 03. | 26. 03. | 28. 03. | THOMAS BACH, IOC-PRÄSIDENT PIPPO POLLINA APOKALYPTISCHE REITER (AKUSTIK) ASPs VON ZAUBERERBRÜDERN ASPs VON ZAUBERERBRÜDERN RÄUBERZIVIL MIT HR KUNZE edenundteam.de Peter Dreher in Freiburg, der Außenstelle der Karlsruher Akademie, studiert hat, gehört zu den herausragenden gegenständlichen „Vollblutmalern“. Sein Farbauftrag ist energisch und expressiv und bleibt als Pinselhieb aus pastoser Materie stehen. Zugleich ist die Bildanlage genau und austariert. Fleck zeigt Ausschnitte unserer sichtbaren Umgebung, insbesondere Stadtansichten aus der Vogelperspektive, Seestücke, zerklüftete Landschaften und Stillleben. Info: 0203 30 19 48 11 christuskirche-bochum.de/tickets und an allen besseren VVK-Stellen. 46 culture club sas und Tennessee, vorgestellt wird. Mit High Speed-Comedy, Musik und Zauberei sorgen sie für Kurzweil. Zu den Songs der 50er Jahre präsentieren zudem Artisten aus aller Welt hochkarätige Akrobatik. Mit Hula Hoop aus Chicago, hawaiianischen Kunststücken im Luftring sowie High Speed-Jonglage und -Seilspringen im Programm darf eine rasante Show erwartet werden. Zur guten Laune tragen Hits von Little Richard, Buddy Holly und natürlich Elvis bei. Infos: 05731 74 48 0 Rudolf Belling hat Flechtheim ein skulpturales Porträt gewidmet, das ebenfalls in Hagen zu sehen ist. Die heutigen Werke, die unterschiedliche Aspekte betonen, stammen unter anderem von Leiko Ikemura, Andrea Lehmann und Jonathan Meese. Info: 02331 207 31 38 GRILLO-THEATER Kommt er oder kommt er nicht? Nicht nur in Oberhausen wurde schon einer der Mammutauftritte von Ennio Morricone mit Orchester und Chören krankheitsbedingt verschoben. Ist ja auch kein Wunder, der Mann ist schließlich in einem gesetzteren Alter. Wenn er denn tatsächlich kommt, sollte man den Termin nicht verpassen. Man weiß eben nicht, wann man noch mal die Gelegenheit eines Auftritts dieser größten Filmkomponistenlegende der Welt bekommt. Aus künstlerischen, aber auch ganz banalen Altersgründen. Info: 0208 82 000 Sa 14.3. 20 Uhr Nighthawks Einmal mehr beweisen die Nighthawks um Bassist Dal Martino und Trompeter Reiner Winterschladen, dass sie zum Who is Who der Jazzszene gehören. Ihr im April 2014 erschienenes sechstes Album „Rio Bravo“ strotzt nur so vor einer Fülle an Klängen, Groove und musikalischer Improvisation. Nicht umsonst räumte Nighthawks in den vergangenen Jahren einige Auszeichnungen ab, unter anderem dreimal den goldenen German Jazz Award. Aktuell sind sie auf Tour um ihr Album zu präsentieren. Info: 0201 81 22 200 PACT ZOLLVEREIN Sa 28.3. 17.30 Uhr IMPRESSUM OBERHAUSEN KÖNIG PILSENER ARENA präsentiert: Kino Do 26.3. 20 Uhr Ennio Morricone ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, ALINA SEICHE, BENJAMIN SEIM, CHRISTIAN STEINBRINK ABENTEUER LERCHENBERG Der Lerchenberg, da denkt man normalerweise eher nicht an Abenteuer, sondern an Fernsehalltag wie das „heutejournal“. Dass es rund um die TV-Studios aber auch kreucht und fleucht, dass es sich beim Lerchenberg um einen tierischen Mikrokosmos handelt, zeigt diese beeindruckende Naturdoku von Andreas Ewels, der zur Vorstellung kommt. Sondervorstellung mit Regisseur Casablanca Filmtheater Kortumstraße 11 44787 Bochum 0234 32 59 177 What Nature Says Myriam Van Imschoots zuverlässigster Begleiter der letzten Monate war ein Rekorder. Für ihre neueste Performance „What Nature Says“ nutzte sie die Geräuschkulissen um sie herum, um daraus ein Audiobook der Natur zu machen. Egal ob Autobahn, Park oder Zoo – Van Imschoot fing die Geräusche ein. Gemeinsam mit fünf Performern hat sie eine Show zusammengestellt, die eine Wiedergabe unserer Natur ist. Mit Gesang und Beatboxing entwickelt sie vor dem Publikum nach und nach eine wunderbare Klangwelt, die die Vielfalt der Natur zu spiegeln vermag. Info: 0201 289 47 00 Veranstalter-Infos an: auswahl@trailer-ruhr.de trailer bietet Platz für freie AutorInnen! culture club trailer verlost 1x2 Karten E-Mail bis 8.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: Lerchenberg 15.3. 15 Uhr culture club bis 15.3., Di-So 11-18 Uhr Ein Zimmer für Alfred Flechtheim 17 Künstler der jüngeren und mittleren Generation unserer Tage ehren Alfred Flechtheim (1878 Münster – 1937 London), der sich als Galerist und Freund der künstlerischen Avantgarde im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts verdient machte und als Jude im Dritten Reich emigrieren musste. Schon Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Nathanael Brohammer, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, Nina Heinrichs, Thomas Hirsch, Tom Jost, Timon-Karl Kaleyta, Anna Lenkewitz, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Jan Schliecker, Frank Schorneck, Alina Seiche, Benjamin Seim, Christian Steinbrink, Nina Ryschawy, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Birgit Michels Grafik: Amélie Kai, Dominik Empl, Thomas Müller Anzeigenverwaltung: BERNDT MEDIA Joachim Berndt Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 E-Mail: info@berndt-media.de www.berndt-media.de Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. Ton Steine Scherben Osthaus Museum Chefredaktion: Maxi Braun (v.i.S.d.P.) Buchhaltung: Karin Okniewski 27.3. 20 Uhr HAGEN Herausgeber: trailer-ruhr Verlag Joachim Berndt, Büro Bochum Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel: 0234-94191-0, Fax: -91 E-Mail: info@trailer-ruhr.de www.trailer-ruhr.de Druckerei: Graphischer Betrieb Henke GmbH Engeldorfer Straße 25 50321 Brühl ZECHE CARL Ton Steine Scherben oder auch kurz „Die Scherben“ genannt, gehören mit zu den unverzichtbaren deutschen Rockbands. Gegründet in den 70er Jahren, wurden sie dank ihrer Texte schnell zu einem Sprachrohr der linken-alternativen Szene. Mittlerweile hat die Band Kultstatus erreicht. Dabei sind „Die Scherben“ auch nach 40 Jahren Bühnenpräsenz immer noch politisch, was sie bei ihrer aktuellen Tour „Ding Ding Dang Dang“ zeigen. „Keine Macht für niemand“ und „Der Traum ist aus“ dürften nur zwei der vielfach bekannten Songs der Band sein, die bis heute ihre Gültigkeit besitzen. Info: 0201 834 44 28 Auswahl Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? trailerRuhr präsentiert: Kino präsentiert: Kultur WOLFSKINDER CHUN JIE - Zwei elternlose Brüder irren nach dem Zweiten Weltkrieg von Preußen nach Litauen. Auf der Flucht vor feindlichen Soldaten und auf der Suche nach Nahrung und einem Heim durchleben sie die Schrecken der Nachkriegszeit. Im Anschluss findet eine Gesprächsrunde über das Nachkriegsdrama aus Kindersicht statt. Chinesische und deutsche KünstlerInnen begleiten die Besucher in ihre faszinierende Welt aus Tanz, Kampfkunst, Literatur, Musik und Malerei und begrüßen mit ihnen den Frühlingsanfang und Neubeginn des chinesischen Mondjahres. Mit dabei: Tang You Qiao, Wu Qian Yu, Ma Xiao Ying, Karin Zhang, Rainer Achterholt. sweetSixteen Immermannstraße 29 44147 Dortmund 0231 9106623 trailer verlost 1x2 Karten E-Mail bis 22.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: Wolfskinder Mo 30.3. 19 Uhr CHINESISCHES FRÜHLINGSFEST Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern. Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine (Köln, Wuppertal, Aachen und Düsseldorf) vertreten: Auslandsgesellschaft NRW e.V. Steinstraße 48 44147 Dortmund 0231 838 000 trailer verlost 3x2 Karten E-Mail bis So 1.3. an verlosung@trailer-ruhr.de Kennwort: Frühlingsfest Fr 6.3. 19 Uhr trailer wird d auff 10 00 % Recyyclingpapieer gedrruckkt März 2015 www.trailer-ruhr.de Das MeinungsMagazin