Reisebericht zur Reise nach Tadschikistan von Doris und Werner

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Reisebericht zur Reise nach Tadschikistan von Doris und Werner
Reisebericht zur Reise nach Tadschikistan von Doris und Werner Fuchsberger
5. August bis 5. September 2010
Vorgeschichte und Reiseplanung:
Wie üblich bei unseren Reisen in asiatische Länder, sei es mit oder ohne Trekking, bedienen wir
uns seit langem lokaler Kleinunternehmen zur Unterstützung. Den Reiseplan erstellen wir selbst,
korrigieren diesen aber, wenn sinnvolle Empfehlungen dieser lokalen Kenner das geraten
erscheinen lassen.
Im Herbst 2010 reifte die Idee zu dieser Reise, motiviert dazu vor allem damit, dass wir sämtliche
Länder um Tadschikistan herum bereits bereist haben, wegen der Sicherheitslage aber bis vor
kurzem eine Reise nach Tadschikistan noch mieden. Wir können mit Überzeugung sagen, dass
die Sicherheitslage in Tadschikistan sowohl für Touristen als auch Einheimische gut ist, besser als
in manchem europäischen Land.
Im Internet fanden wir die Adresse von Surat Toimastov, einem gut ausgewiesenen
Reiseunternehmen in Dushanbe. Dieser reiste an die Tourismusmesse von Berlin. Wir
verabredeten dort ein Treffen mit Ihm im März 2010. Das Treffen kam zustande, ein Vorschlag für
die Reise war ausgearbeitet und ein zweites Treffen in Berlin vereinbart zur Fixierung von Preisen
und Konditionen. Doch Surat erschien nicht zum Treffen, hatte auch keine vernünftige Begründung
für sein Fernbleiben. Das ist uns mit asiatischen Partnern noch nie passiert. Wir können sein
Unternehmen für Individualreisende definitiv nicht empfehlen.
Nach weiterer Recherche fanden wir die Adresse von Odina Nurmamadov aus Basid im BartangTal, jenem Tal, in welchem unser Trekking-Ziel liegt. Odina hat auch schon etliche Schweizer
Bergsteiger und Trekker bei ihren Unternehmungen in Tadschikistan unterstützt und wurde von
Roman Droux, einem Geografen der Uni Bern für einig Zeit im Frühjahr 2010 in die Schweiz
eingeladen, ein glücklicher Umstand für unsere Reisevorbereitung. Wir trafen Odina in Bern und
fassten sofort Vertrauen zu ihm. Noch am selben Tag machten wir einen Reisevertrag. Odina
arbeitete ein Monat in der Möchsjochhütte. Danach kam er vier Tage auf Besuch zu uns nach
Luzern. Das waren nette Tage, die unser Vertrauen festigten.
Anreise:
Schon bald merkten wir, dass die geeignetste Fluggesellschaft Air Baltic für diese Reise ist. Wir
haben es nicht bereut. Ziemlich pünktlich, gut organisiert und vor allem sehr preisgünstig.
Städtehotels:
Für unsere Aufenthalte in der Hauptstadt Dushanbe wählten wir Marian's Guesthouse in der
Shotemur-Strasse. Diese sympathische Vermieterin bietet gut ausgestattete Zimmer mit
funktionalem Bad, dann noch das üppige feine Frühstück, die Gratis-Abholung am Flugplatz, die
Internet-Anbindung, die ruhige Lage, ein herrlicher Garten, das alles ziehen wir einem grossen
Hotel-Kasten vor.
Für Khorog reservierte Odina für uns das Serena-Hotel. Das ist zwar komfortabel, das PreisLeistungsverhältnist stimmt hier aber nicht.
Einkauf von Nahrungsmitteln und Trekking-Ausrüstung
Wir hatten eine vorbereitete Einkaufsliste für die Gegenden ohne Unterkünfte und das Trekking.
Odina hatte recht ähnliche Vorstellungen und so verlief unser Einkauf effizient. Frischwaren wollten
wir noch in Khorog dazukaufen. Heute würde ich sagen: man sollte fast alles bereits in Dushanbe
besorgen, vielleicht dazu auch den Grünmarkt im Südosten aufsuchen.
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Die Geografie des Landes und unsere Reise
85 % des Landes besteht aus Hochgebirge. Nur im Nordwesten und Südwesten gibt es
Flachlandgebiete, die eigentlich auch ethnisch besser zum angrenzenden usbekischen FerghanaTal bzw. zu den turkmenischen Flachgebieten passen würden. Doch die stalinistische Sovjetunion
hat seinerzeit diese Grenzen willkürlich gezogen. Die westlichen Gebirge haben noch so viel
Niederschläge, dass Pflanzen auch ohne Bewässerung existieren können. Dort reichen auch die
Gletscher in tiefere Lagen herab und es gibt auch im Sommer oft Wolken und Nebel, im Vorland
um Duschanbe viel Dunst. Der zentrale und nördliche Landesteil besteht aus schroffen bis 7'000 m
hohen Gebirgsketten. Solche reichen auch bis in den Süden zum Wakhan. Der Osten besteht
ähnlich wie in Tibet aus ausgedehnten Hochebenen über 3'500 m, deren Becken wiederum mit
hohen Bergen eingerahmt sind. Einige Gebiete enthalten abflusslose Seen mit Salzgehalt. Die
Farben dieser Landschaften sind pastellhaft und bezaubern den Betrachter. Die zahlreichen Seen
in der vielfach menschenleeren Landschaft laden meist nicht zum Bad ein, da sie wegen der
grossen Meereshöhe zu kalt sind, sie bieten aber schöne Fotomotive ob ihrer wunderbaren
Klarheit. Die Bäche und Flüsse sind wild, meist reissend, teils mit glasklarem Wasser, teils in
braunen und grauen Fluten. Sie bilden die Haupthindernisse für Fahrzeuge und Wanderer.
Neuerdings sind etliche Bergsteiger und Trekker in den nordwestlich von Dushanbe gelegenen
und leicht von Uzbekistan aus erreichbaren Fan-Mountains unterwegs. Diese nicht allzu hohen
Berge sind an etlichen Stellen mit Jeep-Pisten erschlossen und es gibt auch europäische Anbieter
von Trekking-Touren in dieser Gegend. Das war es aber nicht, was wir suchten. Wir wollten die
zentralen und östlichen von Touristen meist nur auf den Hauptrouten befahrenen und begangenen
Strassen und Wegen kennen lernen, vor allem den Pamir. So kamen wir zum Schluss, wegen der
Wirren in Kirgisien die Reise vollständig in Tadschikistan zu belassen, dafür aber auch den kaum
besuchten Südosten des Landes aufzusuchen, das Ganze mit einem landschaftlich
abwechslungsreichen Eseltrekking abzuschliessen.
Ethnien und Sprachen:
Die grösste Bevölkerungsgruppe sind Tadschiken. Ihre Herkunft und Sprache ist mit den Persern
bzw. dem Persischen verwandt, Farsi im Iran verwendet zwar eine andere Schrift, wird aber
teilweise von den Tadschiken verstanden. Die Dialekte sind ausgeprägt, sodass die Kenner unter
den Einheimischen meist sagen können, aus welcher Gegend jemand kommt. Im Westen gibt es
weiters Usbeken, im Südwesten auch Turkmenen, je mit ihren eigenen Sprachen, die Afghanen
auf der anderen Seite des Punj sprechen oft dieselbe Sprache wie die Pamiri diesseits des
Flusses; im Nordosten leben überwiegend die nur im Sommer dorthin gezogenen kirgisischen
Halbnomaden in ihren Jurten. Uiguren sind nur eine sehr kleine Minderheit im Osten. Eine
Besonderheit stellt die sesshafte Dorfbevölkerung im Pamir dar. Sie pflegen bei ihren Häusern
einen besonderen Baustil: die Pamiri-Häuser. Fast ausschliesslich leben sie von Landwirtschaft.
Die älteren und den Einwohnern verstehen meist noch einiges Russisch, was Doris mit ihren
Russisch-Kenntnissen zustatten kam. Die Jüngeren sprechen entweder nur ihre eigene Sprache
oder englisch. Bei der Stadt-bevölkerung in Duschanbe sprechen mehr Leute russisch als
englisch.
Das Lächeln und die Gastfreundschaft der Einheimischen
Es war unser grösstes Erlebnis, überall herzlich willkommen zu sein mit einem Charme und
wirklichem Kontaktinteresse, wie wir es in unserer westlichen Welt gar nicht kennen und in den von
uns bereisten asiatischen Ländern nur in bedeutend geringerem Masse. Dies gilt in gleicher Weise
für die Besitzer der wunderbaren Pamiri-Häuser und Homestays als auch für die Eigner von Jurten
und Hirtenunterkünften. Bei Spaziergängen in Dörfern kommt man nicht weit und wird als Gast
zum Tee eingeladen oder in ein Gespräch verwickelt. Dabei merkt man die Wichtigkeit der Familie
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und Verwandtschaft. Der Stärkere steht dem Schwächeren bei. Die Sensibiliät ist hoch, die
Beobachtungsgabe ausgeprägt.
Die Religion
Die meisten Tadschiken sind Mohammedaner und unter ihnen wiederum die meisten, vor allem im
Pamir, sind Ismailiten wie auch im Hunza-Tal Pakistans. Sie alle verehren ihren Wohltäter Aga
Khan. Dieser reiche Mann wendet laufend einen grossen Teil seines privaten Einkommens dafür
auf, die medizinische Versorgung zu verbessern, Schulen und Universitäten aufzubauen. Ihm
gehört auch unser Respekt.
Die Ismailiten bilden eine sehr gemässigte Richtung des Islam. Frauen sind nicht gerade gleich
berechtigt wie Männer, aber es wird ihnen doch ein hohes Mass an Wertschätzung
entgegengebracht; sie haben Freiheiten, die etwa in Iran undenkbar wären. Am Land tragen die
Frauen Kleider und meist auch Kopftuch. In der Stadt sieht man aber immer wieder auch völlig
westlich gekleidete Damen. Und niemand nimmt daran Anstoss. Fast jedes Dorf hat eine kleine
Gebetsstätte mit einem Schrein eines verehrten verstorbenen Geistlichen.
Überland-Fahrten
Die Strassen in Tadschikistan sind nur im Umkreis der Hauptstadt in relativ gutem Zustand.
Ansonsten ist es so, dass man am besten mit einem Jeep reist. Im fernen Pamir gibt es keine
öffentlichen Verkehrsmittel mehr. In den übrigen bewohnten Gebieten sind diese in schlechtem
Zustand und meist überfüllt. Abseits der Hauptverbindungsstrassen gibt es nur private
Transportmittel. Oft führen Naturereignisse wie Überschwemmungen, Bergrutsche etc. zu
Zerstörungen. Anschliessend wird nicht der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt sondern nur
soweit repariert, dass man irgendwie diese Stellen noch passieren kann. Seit dem
Zusammenbruch der Sovjetunion ist Tadschikistan auf sich alleine gestellt. Asphaltstrassen von
damals zerfallen immer mehr, sie werden mit Ausnahme um die Hauptstadt nicht erneuert, einzig
wenn ein ausländischer Geldgeber gefunden wird. So wächst das Netz der Jeep- und LKW-Pisten.
Jede Hauptstrassenverbindung ist gespickt mit abenteuerlichen Umleitungen, dies oft seit vielen
Jahren.
Odina organisierte für uns den Fahrer Nodal aus Tschuf, einem Bergdorf nicht weit von der
Mündung des Bartang in den Punj. Er ist ein besonders tüchtiger und mechanisch geschulter
Chauffeur, das gilt vor allem für Geländefahrten. In der Hauptstadt braucht er einen Lotsen, denn
dichtem Stadtverkehr ist er nicht gewachsen. Für uns hatte er einen bereits etwas älteren Toyota
Landcruiser mit guter Federung und Motorisierung. Klimaanlage, Kilometerzähler, Tacho und
Sicherheitsgurten waren ausser Funktion. Es fehlte auch eine Differentialsperre, was im Gelände
nachteilig war. Üppiger Platz für uns vier (Odina, Fahrer, Doris, ich und das Gepäck) machte das
Fahren gut erträglich. Dem diente auch eine lockere Routenplanung. Wo andere nur 2 Tage
brauchen waren bei uns im Schnitt 3 Tage eingeplant.
Die Checkposts an den Strassen:
Wie in den heute selbständigen Staaten der ehemaligen Sovietunion üblich gibt es zahlreiche
Checkposts. Wir erlebten dreierlei Arten davon.
a) die Checkposts zur eigentlichen Personenkontrolle.
Der Fahrer geht mit den Pässen zum Checkpost. Nach wenigen Minuten kommt er zurück. Wer
wirklich im Fahrzeug sitzt, interessiert niemanden, aber die Namen der Passinhaber werden
notiert.
b) die Checkposts zu Strassenabzweigungen zur Grenze.
Diese sind die schärfsten. Grundsätzlich wird das Befahren zuerst einmal abgelehnt. Mit Geduld
geht aber dann meist doch etwas. Wir hatten dies an der Abzweigung zum Zorkul trotz Permit der
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Parkbehörde. Es dauerte ca. 40 min, bis der Schranken geöffnet wurde.
c) die normale Fahrerkontrolle durch die Polizei.
Diese dient niemals der Fahrzeug- oder Fahrerkontrolle sondern ausschliesslich zum Kassieren
von Schmiergeldern. Pro Check sind 2 bis 5 Som fällig, das sind 50 Rp bis 1.25 Fr. Wer nicht zahlt,
muss gewärtigen, dass so lange nach einem Grund für eine Verkehrsbusse gesucht wird, bis einer
gefunden wird. Folge: jeder zahlt. Auf den 90 km Asphaltstrasse vor Dushanbe passierten wir 9
solcher Posten, an 7 derselben wurden wir zum Anhalten und Zahlen gezwungen. Das ist für die
schlecht bezahlten Polizisten und vor allem für deren Vorgesetzte die Haupteinnahme, für die
Fahrzeugbesitzer ein übler und herabwürdigender Auswuchs, zudem für die ärmeren unter ihnen
ein finanzielles Zusatzproblem. Betroffen sind alle Fahrzeuge ausser die der gut gekennzeichneten
VIP's (z.B. UNO, Regierung und andere mit Sondernummern)
Das Hochwasser
Anfang August kam es im pakistanischen Norden zu einer unvergleichlichen Wasserflut durch
Monsun-Regen. Mitte August stand schliesslich ein Fünftel Pakistans unter Wasser. Teilweise
schwappte der Monsun in die östlichen Pamir-Gebirge über, teilweise bewirkte auf der Lee-Seite
des Monsuns hinter dem Hindukusch-Gebirge ähnlich wie bei uns der Föhn einen sehr hohen
Temperaturgradient. Es war zuvor im Winter mehr Schnee gefallen als sonst. In diesen Tagen kam
es dadurch zu einer sehr heftigen späten zweiten Scheeschmelze mit gewaltigen
Überschwemmungen ansonsten kleiner Bäche und in Folge auch der grossen Flüsse. Bartang und
Punj schwollen um durchschnittlich 2 Meter an, überschwemmten die Strassen am Ufer an vielen
Stellen. Brücken wurden weggerissen, Erdrutsche zerstörten Strassen und Jeep-Pisten oder rissen
diese gänzlich weg.
Unsere Anreise in den Pamir war geplant über die nördliche Passroute, die nur im Sommer
befahrbar ist. Diese war wegen einer zerstörten Brücke unpassierbar für Fahrzeuge, Nur
Fahrradfahrer und Fussgänger konnten die Brücke noch benutzen. Deshalb wurde die Anreise auf
die deutlich längere Route über Kulyob verlegt. Unser Trekking-Ende war ca. in der Mitte des mehr
als 180 km langen schluchtartigen Bartangtals geplant. Dieses Tal war bei unserer Anreise
gänzlich für jeden Fahrzeug-Verkehr gesperrt und auch für Fussgänger teilweise nicht passierbar.
Die Situation blieb mehr als zwei Wochen so. Schliesslich konnte die Piste bis 3 km vor Basid, das
sind ca. 22 km vor der geplanten Abholung befahrbar. Wir wussten dies aber während des ganzen
Trekkings noch nicht. Schlimmstenfalls hätten wir einen grossen Teil des Bartang-Tales noch an
unser Trekking als Fussmarsch anfügen müssen.
Jedenfalls hatten wir auf unserer Anfahrt nach Khorog 18 mal grössere Durchfahrten auf
überschwemmter Strasse, erlebten havarierte Lastwagen, zogen andere Fahrzeuge aus ihrer
Steckenbleib-Situation, bauten auf der Zorkul-Route mit Steinen ein Bett in die Schlammpiste und
mussten ganz im Osten die Route wegen Unbefahrbarkeit auch mit unserem Geländefahrzeug
ändern bzw. kürzen.
Die Schönheit und Wildheit der Natur, die Unberührtheit abseits der Fahrpisten
Die Natur ist gewaltig, die Berge steil und hoch, die Pflanzenwelt kämpft mit der Trockenheit und
doch bringt sie eine gewaltige Vielfalt und Schönheit mit sich. Trekkings im Pamir-Gebirge führen
über Wege, die sonst nur die Hirten benutzen. Auf unserem 10-tägigen Trekking trafen wir eine
einzige Touristengruppe aus 4 Franzosen, die zudem nicht die Passüberschreitung in Angriff
nahm. Der Bardara-Pass, einer der bekanntesten Übergänge wurde dieses Jahr möglicherweise
nur von uns touristisch begangen, eine grössere Gruppe im Juli musste wegen des Schnees
aufgeben. Jedoch kamen über den 4800 m hohen Pass mehr als 800 Tiere mit ihren Hirten und
werden ihn im Herbst in umgekehrter Richtung zu ihren Dörfern wieder überschreiten. Am Zorkul
(Kul heiss "See"), einem Naturschutzgebiet hatten wir 2010 die Besuchernummern 24 und 25, 26
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bekam Odina, 27 Nodal, dies nicht allzufern vom Saison-Ende. Wir trafen auf der zweitägigen
Fahrt ausser Hirten auch keine Menschenseele und auch kein Fahrzeug ausser einem HirtenMotorrad und einem Jurten-Lastwagen.
Zu unserer Ausrüstung:
Nebst der üblichen individuellen Trekking-Ausrüstung hatten wir relativ viel medizinische
Ausrüstung dabei. Wegen meiner Wirbelsäulenverletzung kann ich schlecht längere Zeit am
Boden sitzen wie die Orientalen, deshalb gehörten auch 2 leichte Klapphockerchen zur
Ausrüstung. Ein Benzinkocher machte noch am Flughafen Zürich etwas Probleme, war aber sehr
nützlich. Ein komfortables Zelt stellte Odina. Weiters bewährte sich die Katadyn-Pumpe, mit der wir
am Trekking sauberes Trinkwasser bereiteten. Mein Thuraya-Satellitentelefon war für Notfälle
gedacht. Dennoch war es nett, mit unseren in Nord- und Südamerika reisenden Kindern SMSKontakt zu pflegen und auch zu erfahren, wie es zu Hause steht. Schliesslich konnten wir vom
Trekking-Ende mit dem weit entfernten Fahrer kommunizieren und das Wieder-Treffen
vereinbaren.
Die Fahrrad-Touristen
Ab und zu sieht man, wie sich ein einzelner Radfahrer, eine einzelne Radfahrerin oder seltener
mehrere derselben Spezies über die langen Steigungen des Pamir-Highways oder der WakhanStrasse von Ishkashim quält. Es gehört schon viel Mut, eine gute Vorbereitung und Planung,
physische und mentale Kondition zu so einem Unternehmen. Grossen Respekt haben wir vor
diesen Touristen. Sie nächtigen irgendwo in ihrem Zelt neben der Strasse oder bei einem Hirten,
führen ihre Verpflegung und Ausrüstung, oft mehr als 25 kg nebst dem Fahrzeug mit sich. Trotz
der Mühsal dieses Reisens trafen wir nur Begeisterte.
Die eiligen Pamir-Sprinter
Ab und zu trifft man auch Touristen, die ihren westlichen Hetzrhythmus einfach nicht ablegen
können. Ihre Tagesetappen sind ermüdend lang, ihr Zeitbudget wahnsinnig kurz. Sie fahren an
den interessantesten Stätten vorbei, aber am Schluss haben sie den Pamir-Highway samt Anreise
nach Khorog bis nach Osh in einer Rekordzeit bewältigt, kaum Kontakt mit Einheimischen, absolut
keine Abstecher von der Hauptroute gemacht und nicht viel mehr gesehen als die Strasse und ihre
unmittelbare Umgebung. Kommt man mit ihnen in Kontakt, merkt man schnell, dass sie kurz
entschlossen ohne Vorbereitung hier sind, um ein "adventure" zu erleben, schade.
Unser Trekking
Obwohl wir auf unserer Anreise und Rundreise durch den Pamir viel Schönes erlebten: Natur,
Kultur und Kontakte mit verschiedensten Einheimischen, bildete für uns das Trekking doch den
Höhepunkt dieser Reise. Nur wer zu Fuss geht, hat genügend Musse zum Schauen und Erleben.
Die körperliche Anstrengung und das einfachere Leben beim tagelangen Wandern wirken
erheiternd und erholend auf Geist und Körper. Die Abwechslung der Umgebung war bei diesem
Trekking ausgeprägt. Es begann mit einem kleinen Abenteuer: Der ansonsten kleine Fluss Alichur
(im Sommer als Furt durchfahrbar) führte etwa 1.30 Meter hoch Wasser auf einer Breite von ca. 12
Metern. Um uns das Durchwaten als Nacktwander mit Wasser bis in Brusthöhe zu ersparen
heuerte Odina ein Hirtenpferd an. Dies brachte Gepäck und uns im Huckepack auf die andere
Flussseite. Der 30 km lange tiefblaue Yashikul-See mit Steil- und Flachufern und sensationellen
Blickwinkeln in die Berge war unsere nächste Umgebung. Nach einem Pass folgte der Übergang in
ein breites langes Hochtal, dessen Ende wir in einem Seitental beim 4500 m hoch gelegenen
Chapdara-See erreichten. Ein Wettersturz brachte uns eisige Temperaturen und Schneefall. So
muss wohl der Winteranfang sein. Die Stimmungen dazwischen mit den glitzernden
Gletscherbergen kontrastierte mit dem zuvor langen und steinigen Aufstieg. Die
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Blumenaufnahmen die vor allem Doris machte, zeugen von einer unglaublichen Vielfalt an
Pflanzen, die einen Kampf mit der Trockenheit, Kälte und Hitze führen. Dann die Kontakte mit den
Hirten, die trotz Armut und Lebenskampf zufrieden und glücklich wirken. Weitere Bergseen folgen,
jeder anders. Der Höhepunkt war die vergletscherte Passüberschreitung. Wir waren selbst
erstaunt, dass uns die Höhe von 4'800 m nicht zusetzte. Eine plötzliche Idee brachte mich dazu,
einen nahe gelegenen Aussichtsgipfel (5050m) über seinen Flankengletscher zu ersteigen.
Welche Sicht! Ein tief eingeschnittenes Tal brachte uns Richtung Bartang-Tal. Es galt noch Bäche
zu durchwaten und wacklige Brücken zu begehen. Erst gegen Ende erfuhren wir, dass das
Bartangtal nun kurz bis vor den Hauptort Basid befahrbar ist. Dennoch verlängerte sich unser
Trekking um 22km Fussmarsch. Unsere Planung mit Reservezeiten hätte noch mehr erlaubt. Doch
waren wir schlussendlich froh, unseren Fahrer Nodal anzutreffen und in den Jeep zu steigen.
Staub schlucken
Damit haben wir gerechnet. Doch es kam anders. Über Kulyob sind die Strassen auf weiter
Distanz noch asphaltiert. Zudem war der Verkehr wegen der Passsperre zu dieser Zeit geringer.
Im Süden und Osten war er so gering, dass wir oft stundenlang kein Fahrzeug trafen. Die Wirren
im kirgisischen Osh haben den Lastverkehr von dort und dorthin total zum Erliegen gebracht. Im
Bereich des Zorkul waren wir ja ganz allein. Im Alichur-Gebiet ist der Pamir-Highway wieder
asphaltiert. Somit hatten wir bis dahin kaum Staub zu schlucken. Einzig die Rückreise über den
Pass nach Dushanbe drangsalierte unsere Lungen mit Staub. Solange diese Strecke nicht mehr
Asphalt bekommt, empfehlen wir jedem Touristen für die Anreise nach Khorog die Südroute über
Kulyob, auch wenn sie etwas länger ist.
Energieversorgung der Bevölkerung
Mit diesem Thema beschäftigen sich etliche Arbeiten unter anderem eine Masterarbeit des
Geografen Roman Droux mit seinem Partner. Der Zusammenbruch der Sovietunion brachte dem
Land einen gewaltigen Versorgungsengpass, vor allem auch im Bereich der Energieversorgung.
Die früher gelieferten Energieträger Kohle, Diesel, Heizöl und Gas blieben plötzlich aus. Wälder
wurden dezimiert. Die vorhandenen natürlichen Brennstoffe wie Kuhdung und nachwachsende
Sträucher und Bäume reichten nicht. Man ging daran, in der Not auch die wenig ergiebigen
Tamarisken auszureissen und zu sammeln. Das förderte die Erosion. Einen Ausweg sah man
auch in der Errichtung kleiner Kraftwerke. Solche wurden schon in Sovietzeiten erfolgreich
errichtet. Aber die Qualität dieser Anlagen ist meist so miserabel, dass viele defekt sind oder sehr
unzuverlässig arbeiten. Die Wasserkraft hat in Tadschikistan noch eine grosse Zukunft. Ich habe
selbst eine potentielle Möglichkeit oberhalb eines Weilers von Basid untersucht. Mit
verhältnismässig wenig Aufwand könnte man den Weiler mit mind. 15 KW elektrischer Leistung
versorgen, den Bewohnern gleichzeitig damit hervorragendes Trinkwasser bieten und einen immer
wieder zerstörungsanfälligen Bewässerungskanal überflüssig machen. Das Problem sind die
Investitionskosten, die die Einheimischen nicht aufbringen können.
Die Grosskraftwerke erreichen den Pamir nicht. Lediglich entlang der Hauptstrassenroute
verlaufen Hochspannungsleitungen. Je weiter entfernt, desto unsicherer ist die Versorgung. Die
Dörfer der Seitentäler sind auf sich selbst angewiesen. Die Zentralregierung macht da nichts.
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Unsere Gefühle
Wir wollen hier nicht alles ausbreiten. Unseren Gastgebern und fast allen Menschen, denen wir in
Tadschikisten begegneten, entbieten wir unseren freundschaftlichen Respekt. Nie und nimmer
wären wir selbst in der Lage, mit so wenig Ressourcen auszukommen und dabei glücklich und
zufrieden zu sein wie diese. Auch sind wir dafür dankbar, dass die herzlichen Begegnungen dazu
beitragen, immer wieder unser Wertegefüge neu zu skalieren, wirklich Wichtiges von weniger
Wichtigem im Leben besser zu trennen und zu unterscheiden. So gesehen, ist eine solche Reise
ein grosser Gewinn für uns und auch einer für alle, die ein wenig von uns und unseren Ausgaben
profitieren konnten.
Wir danken unseren Betreuern und Gastgebern insbesondere:
Odina, unserem Organisator, Koch und Helfer für alle seine Dienste und seine Einladung;
Nodal, unserem Fahrer mit seiner Ehefrau für die sichere Reise und die üppige Einladung;
Iftichor, Shogum und Husha, alles Brüder von Odina, unseren Eseltreibern für den reibungslosen
Trekking-Transport; das gilt auch für die treuen und braven Esel;
Marian Shendan, Gastgeberin von Marian's guesthouse für alle empfangenen Leistungen
allen Gastgebern in Homestays und guesthouses auf unserer Reise in
Kalai-i-Khumb, Ptup, Langar, Khorog, Bulunkul, Bardara, Yozgand.
Doris und Werner Fuchsberger, im September 2010.
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