Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX

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Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX
Beiträge zu Geschichte und
Gegenwart des IX. Bezirks
Porzellangasse 45, Wohnhaus Felix Saltens
Felix Salten, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud
Bambi, der Prinz des Waldes,
und
Josefine Mutzenbacher, eine Wiener Dirne,
als Kinder des Alsergrundes
sowie über die
Scheu vor Doppelgängern
Zu zwei Figuren aus Schnitzlers Leben:
Felix Salten, Sigmund Freud
von Stefan Winterstein
42. Jahrgang
165
Oktober 2001
Das Heimatmuseum Alsergrund
Mitteilungsblatt des Bezirksmuseums Alsergrund
AU ISSN 0017-9809
Kontrast sie auch zum Rehkitz steht, das
wir aus Walt Disneys Film in Erinnerung
haben – vermutlich ebenso Saltens Feder
entstammt.
Sehr geehrte Damen und Herren des
Museumsvereins!
Sie halten nun bereits das dritte Museumsheft dieses Jahres in Ihren Händen. Wie
angekündigt, beschäftigt sich auch diese
Nummer der „Beiträge zu Geschichte und
Gegenwart des IX. Bezirks“ mit Arthur
Schnitzler.
Nach der Poliklinik, wo Schnitzler mehrere Jahre als Arzt tätig war und deren
Leitung sein Vater Johann Schnitzler innehatte (Heft 163), und einem Porträt, das
die literarische und medizinische Dimension der Biographie Schnitzlers aneinander
zu erhellen versucht hat (Heft 164), rückt
diese Nummer nun Schnitzlers Beziehungen zu zwei weiteren großen Männern,
die im „Bezirk der Dichter und Denker“
lebten und wirkten, ins Blickfeld.
Da ist einerseits der Schriftsteller, Journalist, Feuilletonist, Theater- und Kunstkritiker Felix Salten, ein Freund Schnitzlers,
der heute weitestgehend in Vergessenheit
geraten ist; umso bekannter sind Bambi,
eine seiner literarischen Figuren, und Josefine Mutzenbacher, die – in so großem
2
Und da ist andererseits Sigmund Freud,
der vielleicht überhaupt berühmteste Sohn
des Alsergrunds, mit dem Arthur Schnitzler so gerne in Verbindung gebracht wird.
Auch die Beziehung Schnitzler / Freud versucht die vorliegende Arbeit ein wenig zu
beleuchten, weniger in geistesgeschichtlicher als im engsten Sinne historischer
Hinsicht.
Meine Damen und Herren, das Bezirksmuseum hat seine angekündigte Übersiedlung in die Poliklinik zum Anlass für
eine Schnitzler-Ausstellung und die vorliegende Heftserie genommen. Am 21.
Oktober 2001 jährt sich Schnitzlers Todestag zum siebzigsten Mal – das laufende
Kalenderjahr ist also nicht nur für unser
Bezirksmuseum ein Arthur-SchnitzlerJahr. Die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Arthur Schnitzler und „unserem“
Bezirk nachzuzeichnen, ist Ziel des laufenden Projekts, das ich Ihnen in allen
seinen Teilen wärmstens ans Herz legen
möchte.
Ihr Hans Benke
Bezirksvorsteher
Präsident des Museumsvereines
Inhalt
Zum Geleit.
Bezirksvorsteher Hans Benke, Präsident
des Museumsvereines.......................2
Inhalt.....................................................3
Impressum.............................................3
Bambi, der Prinz des Waldes, und
Josefine Mutzenbacher, eine Wiener
Dirne, als Kinder des Alsergrundes
sowie über die
Scheu vor Doppelgängern
Zu zwei Figuren aus Schnitzlers Leben:
Felix Salten, Sigmund Freud
von Stefan Winterstein
I. Geschichte eines Pornoromans..........4
II. Schnitzler, Salten und das
Junge Wien............................................6
III. Sigmund Freud –
„Verehrter Herr College“....................14
IV. Am Ende angekommen.................18
Verwendete Literatur...........................20
Fußnoten.............................................21
Impressum
Medieninhaber: Museumsverein Alsergrund
1090, Währingerstraße 43
Präsident des Museumsvereins: Bezirksvorsteher Hans Benke
Redaktion: Museumsleiter Dr. Wilhelm Urbanek
Text: Stefan Winterstein
Layout und Satz: Sabine Artes
Alle: Bezirksmuseum Alsergrund, Währinger Straße 43
Druck: Universitätsverlag, 1090 Berggasse
3
Bambi, der Prinz des Waldes, und Josefine
Mutzenbacher, eine Wiener Dirne, als
Kinder des Alsergrundes sowie über die
Scheu vor Doppelgängern
Zu zwei Figuren aus Schnitzlers Leben:
Felix Salten, Sigmund Freud
von Stefan Winterstein
I. Geschichte eines Pornoromans
Die Veröffentlichung des Werkes erregte
großes Aufsehen. Ein noch schamloseres Buch
ist kaum denkbar. Zwar wurde es von der
Zensur verboten, doch es wurde „unter dem
Ladentisch verkauft, ging von Hand zu Hand
und fand in allen deutschsprachigen Ländern
weite Verbreitung [...].“1 – Bis heute ist es das
vielleicht berühmteste Erotikon des deutschsprachigen Raums geblieben: Josefine Mutzenbacher. Lebensgeschichte einer Wiener Dirne,
von ihr selbst erzählt.
Wenn eine Verbindung aus wahrer Pornographie und Satire möglich, ein Buch, das aus
nichts als purer Erotik besteht und diese in solcher Form gleichzeitig in Frage stellt und in
ein ironisches Licht taucht, denkbar sein sollte,
so finden wir eine Realisierung dieser zweifelhaften Mischung zuerst in diesem Werk. Die
Ausschließlichkeit, mit der die Protagonisten
des 1906 anonym erschienenen Buches, das
immer wieder mit Arthur Schnitzler in Verbindung gebracht wurde, von der ersten bis zur
letzten Seite an das eine denken und mit der
sie von der ersten bis zur letzten Seite ununterbrochen dieses eine tun, lässt das Erotikon
als ein in letzter Konsequenz satirisches Werk
erscheinen.
Die Mutzenbacher erzählt von ihrem Vater,
einem Sattlergehilfen, der mit seiner Familie
in einer Zinskaserne wohnte, „die von oben
bis unten mit armen Leuten angefüllt war.
Diese Leute hatten viele Kinder.“ Die Kinder
spielten miteinander und mit den Nachbarkindern „Vater und Mutter“. Sie taten „es“
genauso wie die Erwachsenen, denen sie „es“
abgeguckt hatten, sie lehrten einander den
Geschlechtsverkehr und übten das lustvolle
4
Spiel, noch vor der Pubertät, mit Erwachsenen. Sie waren Zeugen der geschlechtlichen
Fehltritte ihrer Eltern und Nachbarn. Schon
als junges Mädchen wurde Josefine Mutzenbacher eine gelehrige Schülerin und Praktikantin der geschlechtlichen Lust in allen Formen
und Abarten. Sie empfand Vergnügen an der
Unzucht und tat, was sie tat, mit unbeschwertem Gewissen und mit um so weniger Vorbehalten, als sie im Grunde nur nachahmte, was
sie in ihrer engsten Umgebung sah. 2
Als die Mutter stirbt, kündigt sich eine Art
Wende an, von jedoch nur kurzer Dauer. Josefine verliert mit einemmal die Lust am Fleischlichen und verspürt nun eine Art Schuld, eine
Abneigung gegen ihre Umtriebe der letzten
Jahre. Allein ihre Umwelt gestattet keinen solchen Vorsatz zur Enthaltsamkeit: Als sie zur
Beichte geht, wird sie vom Geistlichen verführt; das von ihm vermittelte Bild, die Lösung
von aller Schuld könne nur durch eine bewusste
Wiederholung dieser Schuld erfolgen, wobei
er diesen Akt der „Waschung“ gütigerweise
sogleich an sich selber vollziehen lässt, reißt
in Josefine endgültig alle Hemmungen und
Barrieren nieder. Ihr Vater missbraucht sie
schließlich (wobei im Kontext der mutzenbacherischen Schilderungen an einen eigentlichen Missbrauch nicht zu denken ist) im nun
Platz bietenden Ehebett – durchaus nicht der
erste Inzest, wo doch Josefine in den ersten
Jahren der sexuellen Aktivität vor allem fleißig
mit ihrem Bruder geübt hatte. Dieser nun regelmäßig wiederholte Inzest zwischen Vater und
Tochter wird vom Untermieter Rudolf beobachtet, einem Zuhälter. Als er Vater und Tochter erpresst, wird beschlossen, dass Josefine
fortan für ihn auf den Strich gehen soll, freilich
nicht, ohne dass er ihre sexuellen Künste zuvor
persönlich einer Prüfung unterzogen hätte.
Der Mutzenbacher kann diese Anstellung nur
recht sein, besteht der Unterschied zwischen
ihrer nunmehrigen Beschäftigung und jener
der letzten Jahre doch einzig darin, dass sie
nun Geld daran verdient.
Männer erniedrigten sich, um lustvoll zu
leiden, sie fügten ihr Schmerzen zu, um sich
Freude zu bereiten, sie waren unfähig im Ehebett, stellten jedoch ihren Mann in der Gosse
des Hurenviertels. Große Herren und arme
Teufel waren in der Intimität des Bettes einander erbärmlich ähnlich. Sie hatten alle die
gleichen Gelüste, die sie ein wenig variierten,
die gleichen Begierden, deren sie sich schämten und für deren Erfüllung sie es vorzogen,
mit barer Münze zu bezahlen. 3
Am Ende des Buches wird Josefine Mutzenbacher ihre eigene Lebensgeschichte auf
eine simple Aneinanderreihung sexueller Akte
reduziert haben; sie gestattet sich in keinem
Moment eine auch nur knappe Reflexion oder
Qualifizierung des Geschehens oder ihrer
Handlungen; jede Figur, jede Tat, jeder
Gedanke wird einzig und allein in der sexuellen Ebene gespiegelt. So scheint eine eigentliche erotische Spannung, die sich doch gerade
von Anspielungen, Bedeckungen, Abwesenheiten, von Zäsuren des Handlungsverlaufes
nähren würde, durch die tatsächlich pausenlose sexuelle Aktivität der Figuren geradezu
vorsätzlich gebrochen zu werden. Die Figuren kennen keinerlei sittliche, zeitliche oder
etwa gar durch Verwandtschaftsverhältnisse
gesetzte Grenzen mehr, ebensowenig wie die
lapidare Direktheit der gnadenlosen Schilderung irgendeine Schamgrenze akzeptieren
würde.
Daraus folgt jedoch ganz und gar nicht, dass
der Roman nicht erotisch wäre; er ist jedoch
m. E. nicht so erotisch, wie er sein könnte.
Auch heißt es nicht, dass der Stil, in dem der
Roman verfasst ist, etwa ein plumper wäre;
er ist ganz im Gegenteil von einer wirklich
beachtlichen sprachlichen Feinheit und Buntheit, die ihn von den einschlägigen Schundromanen seines Genres wohltuend abhebt –
und schließlich war sie es, die stets das Interesse der Öffentlichkeit auf dieses Buch gelenkt
hat, weil sie das Feld für Spekulationen öffnete. Gerade die Direktheit der Schilderung,
die schlichtweg als ordinär zu bezeichnen
ist, die scheinbar vollkommene Besessenheit
der Mutzenbacher von allem Sexuellen, die
in dieser Form schließlich einfach fragwürdig
werden muss, und vor allem die innovative
Konzeption, hier einmal aus der Sicht einer
Prostituierten zu berichten, schaffen überraschenderweise Platz für jene psychologische
Komponente, die dem Roman zunächst zu
fehlen scheint. Sie zwingen den Leser, der
von der erotischen Wirkung des Romans – der
ja den Anspruch, streng erotisch zu sein, gar
nicht erhebt, sondern uns im Untertitel lediglich die Lebensgeschichte einer Wiener Dirne
verspricht – womöglich ein wenig enttäuscht
sein wird, zu jener Reflexion, die die Mutzenbacher ihrerseits unterlassen hat. Dass die
komplexe Problematik der Prostitution in
einem pornographischen Roman nicht behandelt werden kann, ist nicht weiter verwunderlich. Wenn uns jedoch ein siebenjähriges
Mädchen als ein ununterbrochen nach Sex
verlangendes Wesen vorgeführt wird, so wird
die Darstellung damit utopisch, erreicht einen
Grad an Absurdität, der eine sinnvolle Behandlung des thematischen Feldes um Liebe, Lust,
Unlust im Rahmen des Buches bereits kategorisch ausschließt und sie ganz bewusst dem
Leser überlässt. Damit aber ist der Roman,
ganz entgegen seiner vordergründigen Beschaffenheit, zutiefst psychologisch.
Ein Buch, das in kurzer Zeit einen solchen
Bekanntheitsgrad erreicht wie die mutzenbacherische Lebensgeschichte, ein pornographi-
Felix Salten
recte Siegmund Salzmann
1869-1945
5
sches Werk von einem solchen schriftstellerischen Gehalt, anonym erschienen, beschwört
allerlei Spekulationen über seine Urheberschaft natürlich geradezu herauf. In Anbetracht
der psychologischen Ebene, auf der sich die
Lebensgeschichte einer Wiener Dirne bewegt,
und der schriftstellerischen Qualität ist es so
auch nicht verwunderlich, dass als ein Objekt
dieser Spekulationen immer wieder Arthur
Schnitzler herhalten musste. Das Deutsche
Anonymen-Lexikon 1903-11 führt ihn auch
tatsächlich als Autor der Mutzenbacher an.4
Den Ruf als pornographischer Schriftsteller
hatte Schnitzler sich mit seinem Stück
Abschiedssouper, uraufgeführt im Juli 1893 im
Bad Ischler Stadttheater, eingehandelt; der Ruf
war im selben Jahr, „nach der Premiere des
Märchens, etabliert“5. Dass er die Mutzenbacher verfasst habe, stritt Arthur Schnitzler aber
vehement ab.6 Der Verdacht fiel des weiteren
auf den Schriftsteller Felix Salten, der sich
im Gegensatz zu Arthur Schnitzler auch nie
gegen diese Verdächtigung verwehrt hat, was
ihn natürlich erst recht verdächtig gemacht hat.
Schließlich wurde auch spekuliert, das Buch
sei in Zusammenarbeit Schnitzlers und Saltens
entstanden.
Die schriftstellerische Qualität der Mutzenbacher lässt die Urheberschaft für beide plausibel
erscheinen. Für Schnitzler spricht jedenfalls
das oben skizzierte psychologische Moment
des Romans. Auch wissen wir aus seinen
Tagebüchern, dass er mit Damen dieses Milieus verkehrt hat7. Die subtile Form, die die
Schilderungen der menschlichen Erscheinungen und Handlungsweisen in der mutzenbacherischen Geschichte tragen, lässt wiederum an
Salten denken, der zweifellos ein außerordentlich feinfühliger Menschenbeobachter war.
– Wie dem auch sei, beiden Literaten wäre ein
Werk wie die Lebensgeschichte einer Wiener
Dirne zuzutrauen. Die Quelle des Romans hat
sich bis heute nicht wirklich beweisen lassen,
wenngleich in der aktuellen Forschung die
Urheberschaft Saltens mitunter schon als gesichert angenommen wird.8
Schnitzler selbst schreibt am 10. April 1911 in
seinem Tagebuch:
6
Arthur Schnitzler
im Alter von 36 Jahren, 1898.
Radierung mit Namenszug
Frage wegen einer Bemerkung im Lexicon
der Pseudonyme, wo bei einem pornographischen Buch „Josefine Mutzenbacher“ als mögliche Autoren ich und Salten mit Fragezeichen
genannt sind. (Wohl Salten.)
II. Schnitzler, Salten und das
Junge Wien
Felix Salten, als Siegmund9 Salzmann am 6.
September 1869 in Budapest zur Welt gekommen, entstammt einer traditionellen RabbinerFamilie; der Vater Philipp ist der erste, der
mit dieser Tradition bricht, er zieht den Ingenieursberuf vor. Beim Kauf einer Kohlengrube
verspekuliert er sich und verliert sein gesamtes
Vermögen. So wandert die schwer verschuldete neunköpfige Familie – Philipp und Marie
Salzmann, fünf Söhne, zwei Töchter – vier
Wochen nach der Geburt des Knaben nach
Wien aus und siedelt sich in Währing an (das
zu dieser Zeit noch nicht ins Wiener Stadtgebiet eingegliedert, also noch eine Vorstadt
ist). Hier besucht er die Volksschule, bis er ins
Gymnasium in Hernals übertritt. Ein Schulwechsel führt ihn bald ins Wasagymnasium
im 9. Bezirk, das er aber aufgrund eines Konflikts mit dem Lateinlehrer in der dritten Klasse
verlassen muss.
Mit sieben, acht Jahren hatte der kleine Siegmund die Gewohnheit, den Bettelmusikanten
im Schottentor zuzuhören. Einmal sprach ihn
dort ein älterer Herr an und führte ihn mit sich
spazieren, was sich der Kleine gerne gefallen
liess. So geschah es des öfteren. Einmal nahm
er ihn mit in die Augustinerkirche, wo er Orgel
spielte. Siegmund hörte zu, verstand allerdings
nichts davon.
Jahre später hörte Salten auf einem Stehplatz
ein Konzert, das von Anton Bruckner dirigiert
wurde. Sofort erkannte er den Dirigenten: „es
war der liebe alte Herr, der ihn sooft durch die
Stadt geführt hatte.“10
Schon als Jugendlicher versucht Siegmund
seine Familie finanziell zu unterstützen. Die
Salzmanns werden delogiert und müssen in
verschiedenen Hotels ihre Unterkunft finden;
Siegmund sucht sich bei einer Versicherungsanstalt eine Anstellung, um dann gemeinsam
mit seinem Bruder Emil eine Wohnung zu
besorgen. Als er seinen Posten wieder verliert,
bestreitet er seinen Lebensunterhalt durch die
Veröffentlichung von Kurzgeschichten.
Einige Jahre seines Lebens wird Felix Salten
auf dem Alsergrund wohnen. Seinen Spuren
kann dabei jedoch (jedenfalls mit meinen
bescheidenen Mitteln) nicht lückenlos gefolgt
werden – so sind laut behördlicher Auskunft
alle Wiener Meldezettel vor 1910 (und hierein
fallen bei Salten ausgerechnet jene Jahre, die
er meistenteils auf dem Alsergrund wohnhaft
gewesen sein soll) fatalerweise vom Wiener
Meldeamt vernichtet worden. Felix Czeike11
gibt für die Jahre 1892 bis 1898 als Adresse
die Währinger Straße 14 an12, wohingegen
Lehmann’s Wohnungsanzeiger Salten zunächst
gar nicht führt und in den Jahren 1895 bis 1898
die Hörlgasse 16 als seine Adresse angibt.13
In den Jahren 1899/1900 wohnt Salten laut
Czeike in der Sensengasse 5, laut Lehmann
hingegen im 13. Bezirk, Wattmanngasse 11.
Für die Jahre 1901/02 führen beide die Koch-
gasse 32 im 8. Bezirk an14, und auch in den Folgejahren gehen die beiden nun d‘accord: 1903
bis 1907 ist Salten laut Czeike in der Porzellangasse 45 wohnhaft (wobei er das Jahr 1906
Pouhs Ausführungen zufolge in Berlin verbringt), und Lehmann lokalisiert den „Schriftsteller und Red. d. [!] ,Die Zeit‘“ Felix Salten
von 1903 bis 1906 ebenfalls in der Porzellangasse 4515 (wo er ab 1904 auch über einen Telephonanschluss verfügt), im Jahr 1907 lässt er
ihn wiederum aus. 1908, darüber sind sich
Lehmann und Czeike einig, zieht Salten in die
Armbrustergasse in Döbling (jedoch: Czeike:
Nr. 4, Lehmann: Nr. 6, letzteres wird durch
einen mir vorliegenden Meldezettel bestätigt;
1910 erfolgt bei Lehmann wiederum eine Auslassung), um 1911 schließlich in eine Villa
mit der Währinger Adresse Cottagegasse 37
zu übersiedeln, wo er dann bis 1938 wohnen
sollte.16
Über die erste Begegnung mit Felix Salten
schreibt Arthur Schnitzler:
Wie ich einmal Paul Goldmann in der Redaktion der Blauen Donau (Presse) besuche,
begegne ich dort einem sehr jungen schlanken Mann von etwas altwienerischer Barttracht, zu seinen Füssen einen Jagdhund, Hex
genannt. Ein animiertes Gespräch entwickelt
sich bald, gehen vielleicht miteinander fort,
treffen im Griensteidl häufig zu literarischen
Unterhaltungen zusammen.17
Felix Salten war in jenem Jahr 1889 bereits seit
längerem bei der Zeitschrift An der schönen
blauen Donau tätig (der erwähnte Paul Goldmann war ihr Herausgeber), und auch Arthur
Schnitzler veröffentlichte hier nun, unter dem
Pseudonym Anatol, ein paar erste literarische
Arbeiten. Das Pseudonym hatte der junge
Schnitzler „sich auf Drängen seines Vaters
zugelegt [...], da dieser der Ansicht war, dass
niemand seinen Sohn mehr als Arzt ernst
nehmen würde, wenn er unter seinem Namen
Novellistisches veröffentlichte.“18 Überhaupt
waren Schnitzlers „liter[arische] Ambitionen
zu Hause ungern gesehn“ – „dass ein Arzt,
ein praktischer Arzt Gedichte macht, darf
man nicht wissen“.19 Die Problematik, der sich
der jugendliche Schnitzler zu Hause aufgrund
seiner literarischen Aktivität stellen muss, ist
7
und Richard Beer-Hofmann zu zählen. In einer
Tagebucheintragung Schnitzlers vom 9. Oktober 1891 heißt es: „Loris [d. i. Hugo von Hofmannsthal], Salten, Beer-Hofmann und ich
werden [...] schon als Clique betrachtet.“ Der
Radius des Jung-Wiener Kreises war freilich
ein weiterer: Zuzurechnen sind ihm etwa Leopold von Andrian, Hermann Bahr, Gustav
Schwarzkopf, Paul Goldmann, Leo Van-Jung,
Eduard Michael Kafka, Felix Dörmann,
Richard Specht, Ferry Bératon, Falk Schupp,
C. Karlweis, Peter Altenberg, weiters Robert
und Paul Fischer, Heinrich von Korff, Rudolf
Lothar, Leo Ebermann, Karl Federn und Friedrich Schick.23
Arthur Schnitzler: „Mein Freund Ypsilon“
ersteVeröffentlichunginderZeitschrift„An
der schönen blauen Donau“, 1889.
genau spiegelverkehrt zur Situation bei Felix
Salten: Muss jener sich einen Decknamen
suchen, um dem Vater die öffentliche Schande
zu ersparen, nimmt dieser den Decknamen
Felix Salten, der später auch amtlich werden
wird, an, „[u]m den Anhimmelungen seitens
seiner Eltern und Geschwister aus dem Wege
zu gehen“20.
Die Bekanntschaft mit Salten sollte für Schnitzlers Entwicklung entscheidend werden. Im
1847 auf dem Michaelerplatz in der Inneren
Stadt eröffneten Café Griensteidl21 kam damals
regelmäßig eine Runde moderner Literaten
zusammen, die bald weithin als die Jung-Wiener bekannt waren. Hier „traf man zusammen,
um Zeitschriften zu lesen, die letzte Theaterpremiere zu besprechen, die neuesten literarischen Nachrichten aus Europa zu erörtern.“22 Dem Kern dieser Runde gehörten auch
Schnitzler und Salten an, zu ihm sind weiters
Hugo von Hofmannsthal – auch ihn hatte
Schnitzler in jener Redaktion kennengelernt –
8
Die Jung-Wiener – die wir hier nur streifen
können – einte das Bestreben einer Erneuerung
der Literatur, wobei man ein durchaus pluralistisches Verständnis des Modernebegriffs vertrat und danach trachtete, der Versuchung einer
Schulen-Bildung dogmatischen Charakters zu
widerstehen. Man respektierte einander, übte
offene Kritik an den Werken des anderen –
eine Kritik, die sich immer vorderhand an der
Form der Werke orientierte, die den ästhetisierenden Jung-Wienern wichtiger schien als die
inhaltliche Ebene –, war zunächst gleichermaßen offen gegenüber dem Naturalismus, Idealismus, Symbolismus und Impressionismus.
Trotzdem stellte sich innerhalb des Jungen
Wien bald die Entwicklung zweier Tendenzen
heraus, die sich zunehmend aneinander rieben:
Eine Richtung stand unter naturalistischen
Vorzeichen, die andere zielte bereits auf die
Überwindung des Naturalismus.
Am 7. Juli 1891 konstituierte sich der Verein
Freie Bühne, Verein für moderne Literatur,
der sich die Belebung des Literaturbetriebs
zum Ziel setzte. Obmann war Friedrich Fels,
im Ausschuss saßen unter anderem Hermann
Bahr, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten,
Arthur Schnitzler und der Vater des noch
minderjährigen Hugo von Hofmannsthal. Die
erste Theateraufführung, die man organisierte,
zwei Stücke von Maeterlinck in der Übersetzung Hugo von Hofmannsthals, scheiterte
daran, dass Salten vergessen hatte, den Text
der Zensur vorzulegen. Das verhängte Polizeiverbot – man hatte seine Sensation – sollte
jedoch zum Segen werden: Das Interesse des
Publikums war nun größer als je erhofft, der
Verein konnte vom Rudolfsheimer Theater ins
Theater in der Josefstadt wechseln.
Als Galionsfigur der Jung-Wiener etablierte
sich zu dieser Zeit allmählich Hermann Bahr,
der für die ebenfalls 1891 gegründete Zeitschrift Moderne Dichtung, die sich zu einer Art
Publikationsplattform der Jung-Wiener entwickelte, einen programmatischen Aufsatz, betitelt: Die Moderne, verfasst hatte; mit Hermann Bahr, der hervorragend auf dem Klavier
der Propaganda zu spielen verstand, sollten
sich schließlich die Symbolisten – unter ihnen
Schnitzler und Salten – gegenüber den Naturalisten behaupten.
Gewissermaßen in Parenthese wollen wir uns
hier noch eine Anmerkung zu Josefine Mutzenbacher erlauben, die sich an dieser Stelle nachgerade aufdrängt. Vor dem Griensteidl nämlich
lief die damalige Wiener Nobel-Strichmeile
vorbei (sie sollte erst in den sechziger Jahren
des zwanzigsten Jahrhunderts von hier verdrängt und auf den Gürtel verbannt werden).
Gewiss wurden einschlägige Geschäftskontakte damals auch in diesem Kaffeehaus
geknüpft, verkehrte hier doch massenhaft
potentielle Kundschaft: Schauspieler aus dem
benachbarten Burgtheater, Studenten, Beamte
aus der Hofburg von nebenan. – An Kontaktmöglichkeiten Saltens wie Schnitzlers zu
Wiener Dirnen sollte es nicht mangeln...
Nicht nur im Kaffeehaus trafen die Literaten
einander, auch in den Wohnungen der Dichter
trat man immer wieder zusammen. Hier, im
Kreis der Gleichgesinnten, las man aus neu
geschöpften Werken vor und holte die Kritik
der Kollegen ein, bevor man mit der fertigen
Arbeit an die Öffentlichkeit trat, hier trug
man erste Entwürfe eines solchen im Werden
begriffenen Werkes vor. Außer Zweifel steht
dabei, dass die Verhältnisse zwischen den Literaten auch Verhältnisse zwischen den Menschen, auch Verbindungen der Freundschaft
waren. Ein Blick in Schnitzlers Tagebuch illustriert uns, dass das insbesondere auch auf
Salten und Schnitzler zutraf. Wir wollen hier
eine Kette von Eintragungen aus der ersten
Phase dieser Bekanntschaft betrachten: Am
29. März 1891 etwa notiert Schnitzler – wie
gewohnt stichwortartig –: „Salten’s Liebesschmerzen“; der damit angedeutete gemeinsame Gesprächsstoff deutet bereits auf eine
gewisse Nähe hin, doch lassen wir unseren
Blick weiterwandern:
Für 19. Mai 1891 etwa ist ein Ausflug in den
Prater, gemeinsam „mit Kafka, Joachim, Fels,
Salten, Menkes, Dörmann“, verzeichnet, am
Tag darauf wiederum ein Ausflug in den Prater,
diesmal nur mit Salten, und auch am 23. Mai
ist Schnitzler „mit Salten beisammen“; am 29.
Mai geht er „mit Salten auf den Kahlenberg“,
wo die beiden auch übernachten. Am 8. Juni
schreibt der Diarist: „Mit Salten Franz Josef
Bahnhof soup[iert]“, was sich wohl entweder
auf eine Bahnhofsrestauration oder aber das
neben dem Bahnhof gelegene Café „Zur FranzJosephs-Bahn“ (im Haus Julius-Tandler-Platz 4
/ Nordbergstraße 2) bezieht. Zwei Tage später
unternehmen die beiden einen „Spazierg[ang]
an der Donaulände bis Nußdorf“, um hernach
mitsammen zu nachtmahlen. In der Nacht vom
20. auf 21. Juni nächtigt Salten bei Schnitzler,
vormittags stößt Hofmannsthal hinzu. Für 23.
Juni findet sich die Eintragung: „Mit Rich[ard]
B[eer]-H[ofmann] und Salten Franz Josef
Bahnhof soup[iert]“, für den nächsten Tag:
„Mit B[eer]-H[ofmann] und Salten Türkenschanze“. Am 25. Juni liest Schnitzler bei
Beer-Hofmann im Kreis der Freunde Das Märchen vor, wobei ebenfalls Salten anwesend ist.
Am 26. Juni soupieren Salten und Schnitzler
gemeinsam im Riedhof, am 29. Juni gehen
Salten, Schnitzler und Beer-Hofmann gemeinsam ins Theater, tags darauf Salten, Schnitzler
und Falk Schupp in den Türkenschanzpark.
In dieser Form, wenn auch natürlich mit starken Schwankungen und nicht immer in dieser
Dichte, geht es weiter. Man geht gemeinsam
ins Kaffeehaus, führt mitunter bis in die späte
Nacht Gespräche, besucht einander, „soupiert“ und spaziert miteinander, trifft sich mit
den anderen Jung-Wienern; auch die späteren
Familien der beiden Männer standen in Kontakt.
Immer wieder zeigt sich, dass die Verbindung
von Schnitzler und Salten auch über Dimensionen weit außerhalb des Literarischen verfügte,
und trotzdem, wie aus Schnitzlers Tagebü-
9
wegen Umbauarbeiten geschlossen wurde, war
das Junge Wien vorübergehend seines Hauptquartiers beraubt. Karl Kraus, der selber einst
an der Peripherie des Kreises gestanden war,
sich als Teil des Naturalisten-Lagers jedoch
bald enttäuscht von den Kollegen abgewandt
hatte, ätzte in einer in der Wiener Rundschau
veröffentlichten Grabrede auf die Künstlergruppe: „Unsere Literatur sieht einer Periode
der Obdachlosigkeit entgegen, der Faden der
dichterischen Production wird grausam abgeschnitten.“24 Mit bissig-satirischen Einzeldarstellungen der „Männer[], die nicht schreiben
können, sich aber immer nur auf den einen
Beruf capriciren“25, fortfahrend, schreibt er
über Arthur Schnitzler:
Adele Sandrock 1893
Quelle: Fam. Schnitzler
chern ersichtlich ist, stetig gewisse Zwistigkeiten und starke Ambivalenzen diese Beziehung
bestimmten, sollte Schnitzler am 16. September 1928 resümieren: „wenn ich auch immer
Unverläßlichkeit im kleinen und im großen
spüre;– es bleibt doch der innere Zusammenhang, gemeinsame Anfänge und Jugendklänge
und ein ,Wie Schade‘.–“
Die wohl subtilste Pointe erfuhr die Beziehung
zur Mitte der 1890er Jahre durch die Affäre
um die Schauspielerin Adele Sandrock, die
Geliebte Arthur Schnitzlers. Eifersüchtig über
entdeckte Seitensprünge seitens des Geliebten, begann sie mit dessen Freund Felix Salten
zu kokettieren – und zwar entschieden mehr
um Schnitzlers denn um Saltens willen –, der
aber auch glatt entsprechende Signale zurückgab. Hermann Bahr zieh Salten daraufhin des
Opportunismus: Er, der Theaterkritiker, wolle
sich durch das Verhältnis zu der bekannten
Schauspielerin profilieren. Dahingegen schien
Schnitzler über die Ablöse endlich gar nicht
unglücklich gewesen zu sein, und so schreibt
er am 23. März 1895: „Ich kann mir nicht
helfen – ich bin ihm geradezu dankbar.– “
Als am 20. Jänner 1897 das Café Griensteidl
10
Der am tiefsten in diese Seichtigkeit taucht
und am vollsten in dieser Leere aufgeht, der
Dichter, der das Vorstadtmädel burgtheaterfähig machte, hat sich in überlauter Umgebung eine ruhige Bescheidenheit des Grössenwahnes zu bewahren gewusst26,
um dann über Felix Salten herzuziehen:
Da fällt zunächst ein Schriftsteller auf, der
sich aus schüchternen Anfängen zum Freunde
Karl Kraus: „Die demolirte Litteratur“
Umschlagbild, Wien 1897
des Burgtheaterautors emporgerungen hat.
[...]
Seine Production muss man sich so vorstellen,
dass er, eine Art Nuancenzuträger, sämmtliche Einfälle seines accreditirteren Freundes
in Aufbewahrung hat und dafür jeden zehnten benutzen darf. Wiewohl er in einem Ausverkaufe von Individualitäten billig zu einer
solchen gekommen sein soll, hat sich ihm das
reine Künstlerthum auf die Dauer doch nicht
rentirt. Er, dem es in seinem Kreise stets eingeschärft worden war, auf die Tagesschriftsteller mit Verachtung herabzusehen, lief bald
in den Hafen der Journalistik ein, aber mit
dem festen Vorsatz, sich als ehemaliger Literat über das Niveau seiner nunmehrigen Collegen zu erheben. 27
Auch Salten und Kraus hatte einst das Band der
Freundschaft verbunden. Die beiden „waren
ehemals so enge Freunde gewesen, dass
manchmal einer in der Wohnung des anderen
übernachtete. Später begann Kraus Salten mit
Feindschaft zu verfolgen, er warf Salten vor,
das reine Künstlertum verraten und den Journalismus vorgezogen zu haben.“28 – In der Tat
wandte sich Salten zusehends mehr dem Journalistischen zu. So war er 1895 Feuilletonchef, Kunst- und Burgtheaterreferent bei der
Wiener Allgemeinen Zeitung geworden und
hatte damit die Stelle übernommen, die bisher
Theodor Herzl innegehabt hatte. Mit diesem
hatte Salten übrigens die Herkunft gemeinsam,
beide sind als Juden in Budapest geboren (und
wir dürfen hinzufügen, dass auch Herzl einmal
auf dem Alsergrund gewohnt hat).
Während Schnitzler als Arzt eine verlässliche
Einkommensquelle gewiss war, musste Salten
seine literarischen Fähigkeiten in den Dienst
des Journalismus stellen, um sich finanziell
durchs Leben zu schlagen. Noch lange hatte
er mit den Schulden seines Vaters zu kämpfen, und auch war sein eigener Lebenswandel
nicht der bescheidenste. Er frönte durchaus
seinem „Hang zu persönlichem Luxus“: „elegante Maßkleidung, Praterfahrten im Fiaker.
Auch in puncto Liebe neigt[e] er zu Leichtsinn
und Verschwendung“. 29 – Er lebte ganz und gar
„ein Leben im Stile Schnitzlerscher Helden“30.
Bald hatte er zwei uneheliche Kinder zu versorgen, und zu Beginn seiner Ehe sollte sich
sein Schuldenstand auf 80.000 Goldkronen
belaufen.
Die Liste der Zeitschriften und Zeitungen,
in denen Salten zeitlebens veröffentlichte, ist
lang; hier seien nur ein paar genannt. So schrieb
er etwa in der Kunstchronik, in der Modernen
Dichtung und ab 1902 im Wiener Journal. Er
schrieb für die Tages- und die Wochenzeitung
Die Zeit und im Jahr 1906, das er in Berlin
verbrachte, für die Morgenpost und die Berliner Zeitung, wurde 1914 Chefredakteur des
Wiener Fremdenblattes und war ab 1913 freier
Redakteur der Neuen Freien Presse, wo er
nach dem Ersten Weltkrieg das Sonntagsfeuilleton – unter den österreichischen Journalisten
damals die wahrscheinlich begehrteste Stelle
– übernahm. Als Theater- und Kunstkritiker
konnte er den Jung-Wiener Kollegen wiederholt seinen Dienst erweisen.
Der ehemals gute Freund Karl Kraus aber richtete Salten – vor allem via Fackel – regelmäßig
aus, was er von ihm hielt. Keine Gelegenheit
wurde versäumt, sich in sarkastischen Kommentaren über ihn zu verbreiten und ihn öffentlich lächerlich zu machen. Ihre Klimax fand
diese offene Feindschaft in Saltens Affäre mit
der Burgtheater-Schauspielerin Ottilie Metzl
(eigentlich Metzeles).
Schon bisher jede Chance ergreifend, in den
ihm zur Verfügung stehenden Zeitungen Giftpfeile gegen Salten abzuschießen, kann er sich
auch, als ihm dessen Burgtheater-Gspusi zu
Ohren kommt, despektierliche Anspielungen
nicht verkneifen.31
Im Griensteidl kommt es zum Eklat:
Ein zornentbrannter Salten stürmt ins Lokal,
eilt durch den Billardsaal und findet an einem
der Nischentische seinen Widersacher. Bevor
dieser sich noch mit dem Schlagring wehren
kann, hat Salten ihm bereits zwei schallende
Ohrfeigen versetzt. Karl Kraus erstattet
Anzeige, Saltens Anwalt bereitet seinen Mandanten auf eine Arreststrafe vor.
Doch es kommt anders: Der Zahlkellner, der
als Zeuge geladen ist, widerlegt die Darstellung des Opfers, wonach er auf heimtücki-
11
sche Weise hinterrücks überfallen worden,
also wehrlos gewesen sei, und so verhängt
der Richter nur eine geringfügige Geldstrafe.
Salten jubelt: Diese 20 Kronen sind es ihm
wert – überhaupt, als er erfährt, dass Karl
Kraus seinerseits einem Burschen 50 Kronen
geboten hat, sollte es diesem gelingen, Salten
in aller Öffentlichkeit zu ohrfeigen.32
Aus dem „Gspusi“ mit der Schauspielerin sollte
bald mehr werden – für die noch nötige Initialzündung wurde anderenorts gesorgt.
Der Deutsche Paul Schlenther war damals Max
Burkhardt als Burgtheater-Direktor nachgefolgt, einem Direktor, der Ibsen – das große
Vorbild der Jung-Wiener – an die Burg geholt
und sich vor allem auch um die Förderung
der Jung-Wiener verdient gemacht hatte. Über
die Direktion Schlenthers jedoch, der wahrlich
keine Führungsqualitäten beweisen konnte,
herrschte bald Unzufriedenheit, und auch
Salten richtete sich in mehreren kritischen
Essays in aller Schärfe gegen den Herrn aus
Deutschland. Für Brennstoff war gesorgt, als
Schlenther Arthur Schnitzlers Stück Der
Schleier der Beatrice, das er ursprünglich zur
Premiere angenommen hatte, am 13. 02. 1900
stark gestrichen an den Autor retournierte, um
12
Synagoge Müllnergasse 21
zerstört in der sogenannten
„Reichskristallnacht“
Mit freundlicher Genehmigung der Wiener
Israelitischen Kultusgemeinde.
Dank an Andreas Winterstein für die
fototechnische Bearbeitung.
es am 2. 09. des Jahres endgültig zu verweigern. Salten, Robert Hirschfeld, Ludwig Speidel, Julius Bauer, Jakob Julius David, Hermann Bahr und Arthur Schnitzler verbaten
sich eine solche Vorgangsweise und verliehen
ihrer tiefen Empörung darüber in einem Protestschreiben Ausdruck, das sie in die wichtigsten Wiener Tageszeitungen einschalteten. Um
den lästigen Felix Salten endlich zur Räson zu
bringen, drohte Schlenther nun mit der Entlassung der kurz vor ihrer Pragmatisierung stehenden Schauspielerin Ottilie Metzl, die er in
einem engen Freundschaftsverhältnis zu Felix
Salten wusste; doch dieser ließ sich von der
Drohung nicht beirren, und als der Herr Direktor sie nach weiteren Attacken seitens Saltens
schließlich wahrmachte und also Metzl die
Kündigung erhielt, beschlossen der Kritiker
und die Schauspielerin kurzerhand ihre Hochzeit – „Liebe aus Solidarität“33. Die beiden
heirateten am 13. 04. 1902 in der Synagoge
am Alsergrund, Müllnergasse 21. Als Trauzeugen fungierten Siegfried Trebitsch (Übersetzer Shaws) und Arthur Schnitzler, letzterer
laut Trauungsbuch zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in der Frankgasse 1 im 9. Bezirk.
Am 11. August 1903 kommt Sohn Paul in der
Wohnung in der Porzellangasse 45 zur Welt.
Als Vater ist im Geburtenbuch „Sigmund Salzmann, genannt Felix Salten, Schriftsteller und
Redakteur der ,Zeit‘, geboren und zuständig
zu Budapest, Ungarn“34, angegeben.
Genau ein Jahr und eine Woche später folgt
eine Tochter, Anna Katharina.35 Hebamme ist
– Detail am Rande – in beiden Fällen eine
gewisse Ida Nacht aus der Hahngasse 24.
Die vier Jahre jüngere Ottilie ist ihrem ausgleichenden Wesen nach genau die richtige Partnerin für einen Charakter wie Felix Salten, der
es sich schon damals gefallen lassen mußte,
recht unterschiedlich beurteilt zu werden. Daß
sein umfangreiches Oeuvre nicht nur Perlen
aufweist, wird von wohlwollenden Kritikern
mit seiner von Demütigung und Not geprägten
Kindheit erklärt: Salten wollte ganz einfach
rasch zu Geld kommen. 36
Aus Saltens Werk ist heute kaum mehr etwas
bekannt. Nicht seine Novellen (etwa Die kleine
Veronika; Die Gedenktafel der Prinzessin
Anna), nicht seine Romane (etwa Wurstelprater; Das Burgtheater; Mizzi; Simson), nicht
seine unzähligen Dramen, nicht seine Drehbücher – wennselbst vieles zu Lebzeiten des
Schriftstellers große Erfolge zeitigte. Was die
Freundschaft Schnitzler/Salten betrifft, war
zweifellos Salten derjenige, der aus ihr künstlerischen Nutzen zog. Arthur Schnitzler schätzte
einige Arbeiten seines Freundes sehr wohl,
vieles aber kritisierte er gnadenlos, zumindest
für sich selbst (d. h. im Rahmen seiner Tagebücher). „Von seinem Einfluß auf Salten ist
Schnitzler überzeugt, und auch davon, daß er
selbst der Bessere ist.“37
Weltberühmt wurde Saltens 1926 erschienene
Tiererzählung Bambi. Eine Lebensgeschichte
aus dem Walde (man beachte die Parallele des
Untertitels zu jenem der Josefine Mutzenbacher!), die 1942 von Walt Disney in einen Zeichentrickfilm umgesetzt wurde. Allein, für den
Autor Salten bedeutete dieser Erfolg – der für
ihn kein finanzieller Erfolg war – den Anfang
vom Ende. Seine Verleger waren nun auf Tiergeschichten geradezu fixiert und wollten von
dem Schriftsteller, der stets eine beachtliche
Vielseitigkeit bewiesen hatte, gar kein anderes Buch mehr annehmen. Franz von Molnár
bemerkt in bezug auf die Geschichte des Rehkitzes Bambi, offensichtlich auf Saltens Liaison anspielend:
Salten, der leidenschaftliche Jäger, ward mit
den Jahren der tief fühlende Freund des Waldes
und seiner Bewohner. Salten, der leidenschaftliche Kritiker, ward mit den Jahren der liebevolle Freund des Theaters und des Theatervolkes. Jung: brach er auf, in diese zwei Gehege,
um zu töten – und in beiden gelangte er zu
Liebe.38
Von wirklich großem Format war der Essayist Salten – nicht nur, was die quantitative Produktivität betrifft („aus seiner Feder stammen
über 3000 Artikel“39). Zurecht wird Salten, der
1927 bis 1934 Präsident des Österreichischen
PEN-Clubs war, als der bedeutendste Feuilletonist und Kunstkritiker seiner Zeit gehandelt.
Er propagierte die Arbeiten des Jungen Wien
und setzte sich im Bereich der bildenden Kunst
für die Sezessionisten ein. Charakteristisch für
seine politischen Feuilletons ist, dass sie politischer Wertungen entbehren, jedoch als Stimmungsbilder für die Meinungsbildung im liberalen Bürgertum durchaus maßgeblich waren.
In einer Schrift zum sechzigsten Geburtstag
des Autors – anlässlich dessen Salten am 14.
März 1930 „in Würdigung seiner Verdienste
auf literarischem Gebiete“40 Bürger von Wien
wurde – schreibt Walter von Molo: „Als ich in
Wien Student war, fragten wir uns nach jedem
Ereignis in der Öffentlichkeit: Was sagt Salten
dazu?“41
An gleicher Stelle sind unter anderem Grußadressen von Richard Beer-Hofmann, Max Brod,
Sigmund Freud, Gerhart Hauptmann, Hugo von
Hofmannsthal, Heinrich und Thomas Mann,
Franz Molnár, Arthur Schnitzler und Franz
Werfel abgedruckt. Die Grußadresse Arthur
Schnitzlers offenbart, dass dieser so recht nicht
wusste, als was er seinen Freund ansprechen
solle: Er schreibt: „Dichter, Journalist und
Schriftsteller“ und fügt bezeichnenderweise in
Klammer hinzu: „dies ist eine alphabetische
Reihenfolge und keine Klassifikation“.42 Sigmund Freud, der schon sechs Jahre zuvor –
13
„in Würdigung seiner großen Verdienste um
die medizinische Wissenschaft“43 – Bürger von
Wien geworden war, attestiert ihm: „daß Sie
zu den Dichtern gehören, die man sofort persönlich lieb gewinnt, wenn man etwas von
ihnen liebt. Und da es nur wenige solche gibt,
bedeutet das viel.“44
gängertum – auch etwas Bedrohliches barg. Es
mag fast verwunderlich scheinen, dass diese
bestehende Distanz überhaupt je zu überwinden getrachtet wurde: Die wechselseitige Faszination der Gegenüber muss schließlich zu
groß gewesen sein, als dass sie womöglich in
Ressentiment hätte umschlagen können.
Sowohl mit Felix Salten als auch mit Arthur
Schnitzler hatte der Begründer der Psychoanalyse zu dieser Zeit sporadischen brieflichen
und persönlichen Kontakt.
Schon die einfachen Biographien der beiden
Männer weisen einige Parallelen auf. Zunächst
sind beide jüdischer Abstammung. Beide haben
in Wien Medizin studiert. Sie hatten, wir
wollen ins Detail gehen, teilweise sogar Kontakt mit den gleichen Professoren, wie sich in
zumindest drei Fällen zeigen lässt:
III. Sigmund Freud –
„Verehrter Herr College“
Von der Komplexität der Beziehung zwischen
Schnitzler und Freud zeugen die Fragmente
des Briefwechsels zwischen den beiden, aus
dem uns heute ein Brief Schnitzlers an Freud
und weitere zehn Schreiben in umgekehrter
Richtung erhalten sind. Aus ihnen spricht deutlich die Wertschätzung, ja Bewunderung, die
die beiden füreinander gehegt haben. Die Tatsache jedoch, dass zwischen dem ersten brieflichen Kontakt und dem ersten geplanten Treffen ganze sechzehn Jahre liegen, zeigt, dass
diese Bewunderung auch dringend der Distanz
zum anderen bedurfte, ja dass das Bewusstsein des anderen – Schnitzler wird heute oft als
literarisches Pendant zu Freud gehandelt, und
Freud selbst schreibt, wie wir sehen werden,
in bezug auf Schnitzler von einer Art Doppel-
So haben beide Übungen in Chemie bei Prof.
Ernst Ludwig im Chemischen Institut in der
Währinger Straße 10 absolviert.
Von 12. Oktober 1882 bis 30. April 1883
arbeitete Freud, der im März 1881 sein Studium beendet hatte, an der von Hermann
Nothnagel geleiteten I. Medizinischen Klinik
(Innere Medizin) im Allgemeinen Krankenhaus (VIII. Hof, Stiege 30, 1. Stock). Schnitzler notiert am 19. Jänner 1884, er gehe „sehr
häufig auf die Klinik Nothnagel“, und am 22.
Oktober 1884 legt er bei Nothnagel das praktische Rigorosum aus interner Medizin mit ausgezeichnetem Erfolg ab.45 Am 1. Februar 1886
schreibt er, in diese Klinik als Aspirant eintreten zu wollen.
Wohnung Freuds im AKH
nach dieser Skizze Freuds wurde von Frau Scholz-Strasser der Originalraum entdeckt
14
Am 1. Mai 1883 wurde Freud für fünf Monate
Sekundararzt an der Psychiatrischen Klinik
(AKH, III. Hof, Stiege 21), die unter der
Leitung von Theodor Meynert stand, und ab
November 1886 sollte auch Arthur Schnitzler
für einige Monate Sekundararzt bei Meynert
sein.
Ebenso wie Schnitzler wohnte auch Freud
lange Zeit im AKH (1. September 1882 bis 31.
August 1885).
Dass Freud sich auf medizinischem Gebiete mit
Hypnose beschäftigte, ist hinlänglich bekannt;
dass auch Schnitzler es tat, wissen wir aus
seinen Tagebüchern. – Gegenüber Freuds Theorien nun hegte Schnitzler großes Interesse,
pflegte aber auch eine gewisse Distanz und
hat „Bedenken gegen manches in Freuds Theorien“46. Er setzte sich eingehend mit ihnen
auseinander, und sein Exemplar der Traumdeutung war eines der ersten dreihundert überhaupt.47 Schon vor Erscheinen dieses Buches
hatte er in seinem Diarium regelmäßige Aufzeichnungen über seine Träume geführt und
an diesen auch immer wieder Ausdeutungen
unternommen. Er schreibt aber, nach der Lektüre von Freud „ungewöhnlich viel“ geträumt
zu haben48, und er bedient sich fortan immer
wieder der Deutungsmöglichkeiten, die die
freudische Theorie offeriert, allein nicht ohne
diese immer wieder auch kritisch zu hinterfragen. Vorderhand stieß sich Schnitzler am
„Dogmatische[n] der Theorie und warf den
Psychoanalytikern (und Freud) Einseitigkeit
und Monomanie vor.“49 Kennzeichnend für die
Beziehung zu Freud und seinen Theorien ist
aber auch, dass er trotz aller Kritik „immer
[...] auf der Seite Freuds [stand], wenn es ihn
zu verteidigen galt.“50
starke und tiefe Anregungen, und Ihr fünfzigster Geburtstag darf mir wohl Gelegenheit
bieten, es Ihnen zu sagen und Ihnen die Versicherung meiner aufrichtigsten wärmsten Verehrung darzubringen. 52
Am 8. Mai 1906 antwortet Freud:
Seit vielen Jahren bin ich mir der weitreichenden Übereinstimmung bewußt, die zwischen
Ihren und meinen Auffassungen mancher psychologischer und erotischer Probleme besteht
[...]. Ich habe mich oft verwundert gefragt
woher Sie diese oder jene geheime Kenntnis
nehmen könnten, die ich mir durch mühselige
Erforschung des Objektes erworben und endlich kam ich dazu, den Dichter zu beneiden,
den ich sonst bewundert.
Nun mögen Sie erraten, wie sehr mich die
Zeilen erfreut und erhoben in denen Sie mir
sagen, daß auch Sie aus meinen Schriften
Anregung geschöpft haben. Es kränkt mich
fast daß ich 50 Jahre alt werden mußte um
etwas so Ehrenvolles zu erfahren. 53
Es sei gestattet, hier in chronologischer Abfolge
einige Stellen aus den überlieferten Briefen
wiederzugeben, anhand deren sich die persönliche Beziehung der beiden Männer gut dokumentieren lässt. 51
In einem Gratulationsschreiben zu Freuds fünfzigstem Geburtstag schreibt Arthur Schnitzler
am 6. Mai 1906:
Ich danke Ihren Schriften so mannigfache
Freuds Brief an Arthur Schnitzler
vom 8. Mai 1906.
Vgl. Anmerkung zu Freuds Briefen S. 22
15
Um diese Zeit war es, als Freuds Psychoanalyse langsam der Durchbruch gelang und
Freud allmählich nationale und internationale
wissenschaftliche Anerkennung zuteil wurde.
Kein Wunder, dass er sich durch das Schreiben des bekannten und anerkannten Schriftstellers, der freilich sechs Jahre jünger war als
er, geehrt fühlen musste.
Am 14. Mai 1912 gratuliert Freud Schnitzler
zu seinem fünfzigsten Geburtstag. Bemerkenswert ist, dass er den Dichter mit „Verehrter
Herr College“ anspricht, wobei er hinzufügt:
„Gestatten Sie mir die obige Anrede durch die
Berufung auf Ihr recte erworbenes Doktordiplom der Medizin zu rechtfertigen [...].“54
Zu persönlichen Begegnungen der beiden
Männer kommt es in diesen Jahren höchstens
zufällig. Am 21. Mai 1921 trägt Schnitzler
in sein Tagebuch ein: „V[or]m[ittags] zu Frl.
[Anna] Freud, wo Lili (mit Gerda Hausmann)
Privatstunden nimmt, wohnte auch der Lection bei; sprach (nach Jahren) flüchtig Sigmund Freud; und seine Frau –“.
Am 14. Mai 1922, zu Schnitzlers sechzigstem
Geburtstag, erfolgt das im Hinblick auf die
Beziehung zwischen den beiden wahrscheinlich interessanteste Schreiben Freuds, in dem
es heißt:
Ich habe mich mit der Frage gequält warum
ich eigentlich in all diesen Jahren nie den Versuch gemacht habe Ihren Verkehr aufzusuchen
und ein Gespräch mit Ihnen zu führen [...].
Die Antwort auf diese Frage enthält das mir
zu intim erscheinende Geständnis. Ich meine,
ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. Nicht etwa, daß ich sonst so
leicht geneigt wäre, mich mit einem anderen
zu identifizieren oder daß ich mich über die
Differenz der Begabung hinwegsetzen wollte,
die mich von Ihnen trennt, sondern ich habe
immer wieder, wenn ich mich in Ihre schönen
Schöpfungen vertiefe, hinter deren poetischem
Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse zu finden geglaubt, die
mir als die eigenen bekannt waren. [...] So
habe ich den Eindruck gewonnen, daß Sie
16
durch Intuition – eigentlich aber in Folge feiner
Selbstwahrnehmung – alles das wissen, was
ich in mühseliger Arbeit an anderen Menschen
aufgedeckt habe. Ja ich glaube, im Grunde
Ihres Wesens sind Sie ein psychologischer Tiefenforscher [...]. 55
In Folge schlägt Schnitzler ein gemeinsames
Treffen vor, für das Freud ihm in einem auf
den 8. Juni 1922 datierten Brief mehrere Terminvorschläge unterbreitet. Das Treffen wird
schließlich am Abend des 16. Juni 1922 veranstaltet, an dem Schnitzler bei Freud in der
Berggasse 19 im 9. Bezirk zu Gast ist. Anwesend sind außer den beiden Männern Freuds
Ehefrau und seine Tochter Anna. Sigmund
Freud ist „sehr herzlich“; das Gespräch kreist
um „Spitals- und Militärzeiten, gemeinsame
Chefs, etc.– Lieutnt. Gustl etc.–“ Der Gastgeber präsentiert seine Bibliothek – „eignes,
Übersetzungen, Schriften seiner Schüler“ –
und „allerlei kleine antike Bronzen etc.“ und
überreicht dem Dichter zuletzt „eine schöne
neue Ausgabe seiner Vorlesungen“. In später
Stunde begleitet er Schnitzler von der Berggasse nach Hause, bis zu seiner Wohnung im
18. Bezirk, Sternwartestraße 71, wobei das
Gespräch „wärmer und persönlicher“ wird.56
Zwei Monate später, am 16. August 1922,
besucht Schnitzler Freud in dessen Sommerfrische-Domizil in Berchtesgarden. Freud trägt
dem Dichter über sein Werk Ich und Es vor,
die beiden diskutieren über allerlei verschiedene Dinge und essen, im Kreise von Freuds
Familie, mitsammen.
Schnitzler notiert an diesem Tag:
In seinem gesammten Wesen zog er mich
wieder an, und ich verspüre eine gewisse Lust,
über allerlei Untiefen meines Schaffens (und
Daseins) mich mit ihm zu unterhalten – was
ich aber lieber unterlassen will.
Zu zwei weiteren Zufallstreffen kommt es
am 19. Dezember 1923, als der Besorgungen
machende Schnitzler in der Innenstadt Freud
begegnet, der sich in Begleitung von Frau und
Tochter befindet, und am 15. April 1925. Am
8. März 1926 bemerkt Freud, der sich von 5.
März bis 2. April 1926 im Cottage-Sanatorium
– und mithin in unmittelbarer Nähe zur Heim-
stätte des Dichters – aufhält, Schnitzler „noch
nie so nahe“ gewesen zu sein (was zunächst
räumlich zu verstehen ist); dem Schreiben
schließt sich ein Krankenbesuch am 12. März
an. Zwölf Tage später teilt Freud den Gedanken an eine Wiederholung mit und schlägt
Schnitzler vor, ihn noch am selben Tag, „nach
8 oder 8 ¼ Uhr, nachdem das Nachtmahl
absolviert ist, auf Gedankenaustausch und
Zigarre zu beehren“. Freud schließt die Epistel „[m]it nachbarlichem Gruß“57. Das veranschlagte Treffen findet dann erst zwei Tage
später statt, das ist am 26. März 1926.
Hier, im Cottage-Sanatorium, lernte Freud
auch Salten kennen, der ja ebenfalls unweit
des Sanatoriums wohnte, wobei unklar ist, ob
Salten ein Besucher Freuds oder, wie er, Patient des Sanatoriums war. In einem Brief vom
20. 09. 1926, in dem Freud sich auf einen in der
Neuen Freien Presse erschienenen Artikel über
Dr. Karl Lueger bezieht, den Salten anlässlich
der Enthüllung eines Lueger-Denkmals verfasst hatte, schreibt Freud an Salten:
Nachdem ich Sie im Cottage-Sanatorium kennengelernt habe, nehme ich mir die Freiheit,
ein persönliches Bedürfnis von mir durch diese
Zeilen zu befriedigen. Es drängt mich, Ihnen
meine Bewunderung für Ihren Luegerartikel
in der N. Presse auszudrücken. (Sie sehen ich
fühle mich als „Bürger von Wien“) Die heikle
Aufgabe konnte kaum taktvoller, würdiger und
– wahrheitsgemäßer gelöst werden. 58
In einem Brief an Schnitzler vom 24. Mai
1926 bemerkt Freud, sich über die Traumnovelle „einige Gedanken gemacht“59 zu
haben. Zwischen den beiden Männern sollte
es noch einmal zu einer zufälligen Begegnung
kommen, und zwar am 27. 12. 1926 im Berliner Hotel Esplanade. Wieder ist Freuds Ehefrau dabei, Schnitzler befindet sich in Begleitung seines Sohnes Heinrich. Dieses Treffen
der beiden Männer sollte das letzte sein. Nach
einem weiteren Brief, datierend vom 7. Mai
1928, bedankt sich Freud im Mai 1931 in Form
einer gedruckten Karte für die Wünsche zu
seinem 75. Geburtstag und fügt hinzu:
Verehrtester,GestattenSiemir,esschonheutevorwegzunehmen,wennichnächstes
Jahr nicht in der Lage sein sollte, Ihnen zum Schritt über die Altersgrenze Glück
zu wünschen.
Vgl. Anmerkung zu Freuds Briefen S. 22
17
Gestatten Sie mir, es schon heute vorweg zu
nehmen, wenn ich nächstes Jahr nicht in der
Lage sein sollte, Ihnen zum Schritt über die
Altersgrenze Glück zu wünschen. 60
Mozart, Schubert, Johann Strauss und Bruckner, meine Verbundenheit mit dem Wald, den
Tieren, eine Verbundenheit, die etwas animalisches hatte.64
Den angesprochenen Schritt über die Altersgrenze – gemeint ist der siebzigste Geburtstag
– sollte Schnitzler nicht mehr tun. Er starb am
21. Oktober 1931.
Am selben Tag, da Salten diesen Brief schreibt,
lassen Sigmund, Martha und Anna Freud ihre
Wohnung in der Berggasse 19 leer zurück –
die Spedition Bäuml übernimmt den Transport des Besitzes – und besteigen in Begleitung
der Haushälterin Paula Fichtl und der Ärztin
Josefine Stroß am Westbahnhof den OstendeExpreß. Sie erreichen nach einem Kurzaufenthalt in Paris zwei Tage später ihr Ziel,
London.
IV. Am Ende angekommen
Über den Wiener Bürgermeister Dr. Karl
Lueger hatte Salten einst geschrieben61:
Da kommt dieser Mann und schlachtet – weil
ihm sonst alle anderen Künste mißlangen – vor
der aufheulenden Menge einen Juden. Auf der
Rednertribüne schlachtet er ihn mit Worten,
sticht ihn mit Worten tot, reißt ihn in Fetzen,
schleudert ihn dem Volk als Opfer hin. Es
ist seine erste monarchisch-klerikale Tat: Der
allgemeinen Unzufriedenheit den Weg in die
Judengassen weisen; dort mag sie sich austoben. Ein Gewitter muß diese verdorbene Luft
von Wien reinigen. Er läßt das Donnerwetter
über die Juden niedergehen. 62
Das von Lueger veranstaltete Donnerwetter
war freilich nur die Ouvertüre zu einem Stück,
das erst folgen sollte. Was Salten Lueger metaphorisch zuschrieb, würden andere einige Jahre
später realiter ausführen. Das wahre Gewitter, das der politisch weitgehend uninteressierte Felix Salten zunächst nicht wahrhaben
wollte, zog im März 1938 auf. Noch am 30.
April 1938 schreibt er an Stefan Zweig: „Ich
denke nicht daran, meine Vaterstadt zu verlassen und glaube auch nicht, dass ich dazu
gezwungen werde.“63 Am 4. Juni 1938, er ist
bereits erwacht, bemerkt er:
[I]ch wundere mich über meine abseitige
ahnungslose Harmlosigkeit, die an diesen
Dingen die ganze Zeit vorüberging. Wenn es
eine Entschuldigung für mich geben könnte,
wäre es nur meine Besessenheit für Theater,
Kunst und Literatur, die man wohl stur nennen
darf, mein fanatisches Verwurzeltsein in den
heimatlichen Boden Wiens und Oesterreichs,
in die Musik, die diesem Boden entströmte,
18
Auch Salten, dessen ständige finanzielle Not
nun eklatant wird, muss seine Villa verlassen;
er wechselt von der Cottagegasse 37 in das
Haus Cottagegasse 26.
Im September 1938 wird Salten vom amerikanischen Generalkonsul die Unterstützung im
Falle einer Emigration in die USA – in die
Neue Welt wandert unter anderem Schnitzlers
Sohn Heinrich aus – angeboten, die Salten aber
nach einigen Überlegungen nicht in Anspruch
nimmt. Im Oktober geht ein Einreisegesuch
der Saltens bei der Fremdenpolizei des Kantons Zürich ein. Ihre Tochter Anna Katharina
ist mit dem Schweizer Schauspieler Hans Rehmann verheiratet (Saltens Sohn ist am 8. Mai
1937 verstorben) und lebt in Langenthal bei
Bern; sie setzt in der Schweiz alle Hebel in
Bewegung, um eine Einreisebewilligung ihrer
Eltern zu erreichen.
In Wien haben sich die Wolken indessen verdichtet, gehen die ersten Blitze nieder. Der
Pogromnacht – im Nazi-Jargon: Reichskristallnacht – vom 9. auf den 10. November 1938
fällt auch die Synagoge in der Müllnergasse,
in der die Saltens einst in Anwesenheit Arthur
Schnitzlers geheiratet haben, zum Opfer. Wie
alle Synagogen in Wien wird sie von den Nationalsozialisten planmäßig zerstört.
Felix und Ottilie Salten emigrieren am 4. März
1939 (nach Erfüllung aller behördlich gestellten Bedingungen) in die Schweiz. Hier, in der
Schweiz, wo Salten jede journalistische Tätigkeit behördlich verboten ist, während zu Hause
unter den Nazis die Sprache „verrostet [...],
zerstottert, zerbricht“65, verbringt er seine letzten Jahre. Im Gegensatz zu Sigmund Freud, der
am 23. September 1939 in London stirbt, ist
es ihm beschieden, das Ende des Tausendjährigen Reiches, das nur ein paar Jahre währte,
noch mitzuerleben. Felix Salten stirbt am 8.
Oktober 1945.
Sigmund Freud
im Alter von 75 Jahren
Österreichische Nationalbibliothek
Arthur Schnitzler auf dem Totenbett.
Zeichnung von Leo Delitz, 21. Oktober
1931.
Familie Schnitzler
[Dr. A. Alexa Sekyra]
19
Verwendete Literatur
Bülow, Ulrich von: „Sicherheit ist nirgends“.
Das Tagebuch von Arthur Schnitzler. – Marbach am Neckar 2000. (=Marbacher Magazin
93/2001)
Czeike, Felix: Historisches Lexikon Wien. –
Wien: Kremayr und Scheriau 1997.
DÖW-Akt 19532/12 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes.
Kopien von 12 Briefen Felix Saltens an Stefan
Zweig (davon 10 datiert, 2 undatiert).
Engelman, Edmund: Sigmund Freud. Wien IX.
Berggasse 19. – Wien: Brandstätter 1993.
Felix Salten zum 60. Geburtstag. In: Jahrbuch
Paul Zsolnay Verlag 1930. – Berlin, Wien,
Leipzig: Zsolnay 1929, S. 93-109.
Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs: D 970/143 (Ehrenbürgerbuch der Stadt
Wien – Bürger, fol. 5), D 970/151 (Ehrenbürgerbuch der Stadt Wien – Bürger, fol. 13)
Freud, Sigmund: Briefe an Arthur Schnitzler.
Hg. v. Henry [d. i. Heinrich] Schnitzler. In:
Die neue Rundschau 1955, Heft 1. S. 95-106.
Frischauer, Paul: Knaurs Sittengeschichte der
Welt. Bd. III. Von Paris bis zur Pille. – München, Zürich: Droemer Knaur 1968.
Geburtenbuch der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Jahrgänge 1903 u. 1904 (Mikrofiches befinden sich im Wiener Stadt- und Landesarchiv)
Grieser, Dietmar: Die Kündigung. In: Grieser: Eine Liebe in Wien. – St. Pölten, Wien:
Niederösterreichisches Pressehaus 1989, S.
59-68.
Josefine Mutzenbacher. Lebensgeschichte einer
Wiener Dirne. – Berlin: Aufbau Taschenbuch
Verlag 1995.
Kraus, Karl: Die demolirte [sic!] Literatur. In:
Kraus: Frühe Schriften. 1892-1900. Hg. v. Joh.
J. Braakenburg. 1. Bd. – München: Kösel 1979,
20
S. 269-289. (Nachdruck aus: Wiener Rundschau Nr. 1: 15. 11. 1896, Nr. 2: 1. 12. 1896, Nr.
3: 15. 12. 1896, Nr. 4: 1. 1. 1897)
Lehmann’s
1892-1939
Wohnungsanzeiger,
Jahrgänge
Pouh, Lieselotte: Wiener Literatur und Psychoanalyse. Felix Dörmann, Jakob Julius David
und Felix Salten. ­– Frankfurt am Main [usw.]:
Lang 1997. (=Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Bd. 1620. vorher Sofia, Diss.
1996)
Reinharter, Gabriele Maria: Felix Salten.
Schriftsteller. Der österreichische Schriftsteller Felix Salten im Schweizer Exil. Materialien zu seiner Biographie von 1939 bis 1945. –
Graz, Dipl. 1992.
Reitani, Luigi: Besser sublimiert als verdrängt.
In Cambridge entdeckt: Ein unbekannter Brief
von Arthur Schnitzler an Sigmund Freud. In:
Die Presse, 3. 10. 1992, Literaricum S. 10.
Rieckmann, Jens: Aufbruch in die Moderne.
Die Anfänge des Jungen Wien. Österreichische Literatur und Kritik im Fin de Siècle. –
Königstein: Athenäum 1985.
Riedmueller, Kurt: Felix Salten als Mensch,
Dichter und Kritiker. – Wien, Phil. Diss.
1949.
Salten, Felix: Lueger. In: Paulus Manker (Hg.):
Weiningers Nacht. – Wien 1988, S. 141-143.
(Nachdruck aus: Das österreichische Antlitz.
– Berlin: Fischer 1910)
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1879-1892. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1987.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1893-1902. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1995.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1903-1908. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1991.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1909-1912. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1981.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1913-1916. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1983.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1917-1919. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1985.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1920-1922. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1993.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1923-1926. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1995.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1927-1930. –
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften 1997.
Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1931. Gesamtverzeichnisse 1879-1931. – Wien: Verlag der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000.
Tögel, Christfried: Freuds Wien. Eine biographische Skizze nach Schauplätzen. – Wien:
Turia und Kant 1996.
Urbanek (Wilhelm), (Andreas) Reisenbauer,
(Stefan) Winterstein: Digitaler AlsergrundSpaziergang. – Wien 2000.
Der Einfachheit wegen zitiere ich aus Schnitzlers Tagebüchern nicht nach Seiten- und
Bandangabe, sondern nach dem Datum der
jeweiligen Eintragung.
Fußnoten
Frischauer 1968, S. 174
2
ebendort, S. 175 f.
3
ebendort, S. 176
4
vgl. Pouh 1997, S. 181
5
Rieckmann 1985, S. 153
6
vgl. Pouh 1997, S. 181
7
vgl. etwa Schnitzlers Tagebucheintragung
vom 21. August 1889
8
vgl. etwa Rieckmann 1985, S. 153: „ein
Roman, der in Wahrheit aus der Feder Felix
Saltens stammte“ oder Czeike 1997, Bd. 5,
S. 33: „[Saltens] Verfasserschaft des anonym
erschienenen Romans ,Josefine Mutzenbacher‘
kann als gesichert gelten.“
9
Die verschiedenen Arbeiten wechseln zwischen „Sigmund“ und „Siegmund“. Ich schreibe
durchgehend „Siegmund“.
10
Riedmueller 1949, S. 8
11
Czeike 1997, Bd. 5, S. 33. Worauf sich Czeikes Angaben stützen, ist leider unklar.
12
Das wäre reizvoll: Dies ist die Spiegelung
zu Hausnummer 41, der Nummer jenes Hauses
in dieser Straße, in dem von 1868 bis 1876
Anton Bruckner gewohnt hat. Die Währinger
Straße führt dorthin, wo die beiden sich in eben
jenen Jahren miteinander befreundet haben:
zum Schottentor, und dorthin führt auch der
Schottenring, wo Bruckner 1877 seine nächste
Wohnung bezieht.
13
Ich verhehle nicht, in der gesamten Angelegenheit eher Lehmann als Czeike Glauben zu
schenken, nicht zuletzt, weil bei Lexika m. E.
ganz allgemein eine Art Misstrauensgrundsatz
anzuwenden ist. Dahingegen gibt es keinen
Grund, Lehmanns Angaben anzuzweifeln.
14
Auch im Trauungsbuch der IKG ist als Wohnort zum Datum ler Hochzeit die Kochgasse 32
angegeben.
15
Dazu fügen sich auch die Daten im Geburtenbuch der IKG, wo bei den Geburten der
Kinder als Wohnung der Eltern ebenfalls die
Porzellangasse 45 angegeben wird.
16
Im Jahr 1918 scheint der „Schriftsteller,
Chefredakteur d. Fremdenblatt[es]“ (so ein
entsprechender Meldezettel, der wie der oben
erwähnte im Wiener Stadt- und Landesarchiv
aufliegt) Salten unter mir nicht näher bekannten Umständen auch kurzfristig in der „Fremden- u. Familienpension“ Louisenheim in der
Eisengasse (d. i. heute Wilhelm-Exner-Gasse)
2 im 9. Bezirk, 1. Stock, Tür 30, gewohnt
1
21
zu haben. Als „definitive Jahreswohnung“, d.
h. Hauptwohnsitz, wird dabei aber wiederum
Cottagegasse 37 angegeben.
Nach Czeike wohnte Felix Salten vor dem
Ersten Weltkrieg auch noch in der Berggasse
13 (drei Häuser weiter wohnte und ordinierte
seit 1891 Sigmund Freud).
17
zitiert nach: Bülow, S. 27 f.
18
Rieckmann 1985, S. 47
19
Schnitzler: Tagebucheintragung vom 17.
Jänner 1890
20
Riedmueller 1949, S. 9
21
Hier hatte am 30. Dezember 1871 die konstituierende Sitzung der Gründer der Poliklinik
– unter ihnen Johann Schnitzler – stattgefunden.
22
Rieckmann 1985, S. 48
23
ich folge weitestgehend: Rieckmann 1985,
S. 69
24
Kraus 1979, S. 269
25
ebendort, S. 286
26
ebendort, S. 278
27
ebendort, S. 280 f.
28
Pouh 1997, S. 168
29
Grieser 1989, S. 66
30
Pouh 1997, S. 166
31
Grieser 1989, S. 60
32
ebendort
33
Grieser 1989, S. 61
34
Eintragung Nr. 2002 im Geburtenbuch Jahrgang 1903 der IKG Wien
35
Eintragung Nr. 1957 im Geburtenbuch Jahrgang 1904 der IKG Wien
36
Grieser 1989, S. 65 f.
37
Pouh 1997, S. 184
38
Felix Salten zum 60. Geburtstag, S. 103 f.
39
Pouh 1997, S. 169
40
Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs, D 970/151: Ehrenbürgerbuch der
Stadt Wien – Bürger, fol. 13
41
Felix Salten zum 60. Geburtstag, S. 104
42
ebendort, S. 106
43
Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs, D 970/143: Ehrenbürgerbuch der
Stadt Wien – Bürger, fol. 5
44
Felix Salten zum 60. Geburtstag, S. 97
45
vgl. Schnitzlers Tagebucheintragung vom 5.
November 1884
46
Schnitzler: Tagebucheintragung vom 29. Juni
1922
47
vgl. Bülow, S. 51
48
vgl. Schnitzlers Tagebucheintragung vom 18.
22
November 1924
Reitani 1992, Spalte 4
50
ebendort, Spalte 5
51
Ich zitiere im weiteren aus den von Heinrich Schnitzler in der „Neuen Rundschau“
editierten Briefen Freuds an Schnitzler und
bediene mich dabei des dankenswert detaillierten Anmerkungsapparats, der beigestellt ist.
52
zitiert nach: Reitani 1992. Dieser Brief (bei
dem es sich auch nur um einen Entwurf zu
einem solchen handeln könnte) wurde erst vor
ein paar Jahren im Schnitzler-Nachlaß in Cambridge entdeckt; Heinrich Schnitzler schreibt
noch, dass ausschließlich Briefe Freuds an
Schnitzler erhalten geblieben seien.
53
Freud 1955, S. 95
54
ebendort, S. 96
55
ebendort, S. 96 f.
56
Schnitzler: Tagebucheintragung vom 16. Juni
1922
57
Freud 1955, S. 99
58
zitiert nach Pouh 1997, S. 189. Der Brief
befindet sich in Privatbesitz.
59
Freud 1955, S. 100
60
ebendort
61
Die zitierte Stelle entstammt einem Artikel,
der jenem, für den Sigmund Freud einst seine
Bewunderung zeigte, lange vorausgegangen
war.
62
Salten 1988, S. 142
63
DÖW-Akt 19532/12, Brief vom 30. 4. 1938
64
ebendort, Brief vom 4. 6. 1938
65
ebendort, Brief vom 25. 4. 1939
49
Zu den Faksimiles der Briefe Sigmund
Freuds an Arthur Schnitzler:
By permission of A. W. Freud et al,
by arrangement with Mark Paterson &
Associates, Wivenhoe. Die Originale
befinden sich in der Cambridge University
Library. Mit Dank an Dr. Gotthelf Wiedermann (Manuscripts Department, Cambridge University Library) für die freundliche Unterstützung.
Sigmund Freud auf dem Weg
ins Londoner Exil.
Collage von der CD-ROM
„Sigmund Freud
Archäologie des Unbewußten“
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