Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX
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Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX
Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX. Bezirks Porzellangasse 45, Wohnhaus Felix Saltens Felix Salten, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud Bambi, der Prinz des Waldes, und Josefine Mutzenbacher, eine Wiener Dirne, als Kinder des Alsergrundes sowie über die Scheu vor Doppelgängern Zu zwei Figuren aus Schnitzlers Leben: Felix Salten, Sigmund Freud von Stefan Winterstein 42. Jahrgang 165 Oktober 2001 Das Heimatmuseum Alsergrund Mitteilungsblatt des Bezirksmuseums Alsergrund AU ISSN 0017-9809 Kontrast sie auch zum Rehkitz steht, das wir aus Walt Disneys Film in Erinnerung haben – vermutlich ebenso Saltens Feder entstammt. Sehr geehrte Damen und Herren des Museumsvereins! Sie halten nun bereits das dritte Museumsheft dieses Jahres in Ihren Händen. Wie angekündigt, beschäftigt sich auch diese Nummer der „Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX. Bezirks“ mit Arthur Schnitzler. Nach der Poliklinik, wo Schnitzler mehrere Jahre als Arzt tätig war und deren Leitung sein Vater Johann Schnitzler innehatte (Heft 163), und einem Porträt, das die literarische und medizinische Dimension der Biographie Schnitzlers aneinander zu erhellen versucht hat (Heft 164), rückt diese Nummer nun Schnitzlers Beziehungen zu zwei weiteren großen Männern, die im „Bezirk der Dichter und Denker“ lebten und wirkten, ins Blickfeld. Da ist einerseits der Schriftsteller, Journalist, Feuilletonist, Theater- und Kunstkritiker Felix Salten, ein Freund Schnitzlers, der heute weitestgehend in Vergessenheit geraten ist; umso bekannter sind Bambi, eine seiner literarischen Figuren, und Josefine Mutzenbacher, die – in so großem 2 Und da ist andererseits Sigmund Freud, der vielleicht überhaupt berühmteste Sohn des Alsergrunds, mit dem Arthur Schnitzler so gerne in Verbindung gebracht wird. Auch die Beziehung Schnitzler / Freud versucht die vorliegende Arbeit ein wenig zu beleuchten, weniger in geistesgeschichtlicher als im engsten Sinne historischer Hinsicht. Meine Damen und Herren, das Bezirksmuseum hat seine angekündigte Übersiedlung in die Poliklinik zum Anlass für eine Schnitzler-Ausstellung und die vorliegende Heftserie genommen. Am 21. Oktober 2001 jährt sich Schnitzlers Todestag zum siebzigsten Mal – das laufende Kalenderjahr ist also nicht nur für unser Bezirksmuseum ein Arthur-SchnitzlerJahr. Die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Arthur Schnitzler und „unserem“ Bezirk nachzuzeichnen, ist Ziel des laufenden Projekts, das ich Ihnen in allen seinen Teilen wärmstens ans Herz legen möchte. Ihr Hans Benke Bezirksvorsteher Präsident des Museumsvereines Inhalt Zum Geleit. Bezirksvorsteher Hans Benke, Präsident des Museumsvereines.......................2 Inhalt.....................................................3 Impressum.............................................3 Bambi, der Prinz des Waldes, und Josefine Mutzenbacher, eine Wiener Dirne, als Kinder des Alsergrundes sowie über die Scheu vor Doppelgängern Zu zwei Figuren aus Schnitzlers Leben: Felix Salten, Sigmund Freud von Stefan Winterstein I. Geschichte eines Pornoromans..........4 II. Schnitzler, Salten und das Junge Wien............................................6 III. Sigmund Freud – „Verehrter Herr College“....................14 IV. Am Ende angekommen.................18 Verwendete Literatur...........................20 Fußnoten.............................................21 Impressum Medieninhaber: Museumsverein Alsergrund 1090, Währingerstraße 43 Präsident des Museumsvereins: Bezirksvorsteher Hans Benke Redaktion: Museumsleiter Dr. Wilhelm Urbanek Text: Stefan Winterstein Layout und Satz: Sabine Artes Alle: Bezirksmuseum Alsergrund, Währinger Straße 43 Druck: Universitätsverlag, 1090 Berggasse 3 Bambi, der Prinz des Waldes, und Josefine Mutzenbacher, eine Wiener Dirne, als Kinder des Alsergrundes sowie über die Scheu vor Doppelgängern Zu zwei Figuren aus Schnitzlers Leben: Felix Salten, Sigmund Freud von Stefan Winterstein I. Geschichte eines Pornoromans Die Veröffentlichung des Werkes erregte großes Aufsehen. Ein noch schamloseres Buch ist kaum denkbar. Zwar wurde es von der Zensur verboten, doch es wurde „unter dem Ladentisch verkauft, ging von Hand zu Hand und fand in allen deutschsprachigen Ländern weite Verbreitung [...].“1 – Bis heute ist es das vielleicht berühmteste Erotikon des deutschsprachigen Raums geblieben: Josefine Mutzenbacher. Lebensgeschichte einer Wiener Dirne, von ihr selbst erzählt. Wenn eine Verbindung aus wahrer Pornographie und Satire möglich, ein Buch, das aus nichts als purer Erotik besteht und diese in solcher Form gleichzeitig in Frage stellt und in ein ironisches Licht taucht, denkbar sein sollte, so finden wir eine Realisierung dieser zweifelhaften Mischung zuerst in diesem Werk. Die Ausschließlichkeit, mit der die Protagonisten des 1906 anonym erschienenen Buches, das immer wieder mit Arthur Schnitzler in Verbindung gebracht wurde, von der ersten bis zur letzten Seite an das eine denken und mit der sie von der ersten bis zur letzten Seite ununterbrochen dieses eine tun, lässt das Erotikon als ein in letzter Konsequenz satirisches Werk erscheinen. Die Mutzenbacher erzählt von ihrem Vater, einem Sattlergehilfen, der mit seiner Familie in einer Zinskaserne wohnte, „die von oben bis unten mit armen Leuten angefüllt war. Diese Leute hatten viele Kinder.“ Die Kinder spielten miteinander und mit den Nachbarkindern „Vater und Mutter“. Sie taten „es“ genauso wie die Erwachsenen, denen sie „es“ abgeguckt hatten, sie lehrten einander den Geschlechtsverkehr und übten das lustvolle 4 Spiel, noch vor der Pubertät, mit Erwachsenen. Sie waren Zeugen der geschlechtlichen Fehltritte ihrer Eltern und Nachbarn. Schon als junges Mädchen wurde Josefine Mutzenbacher eine gelehrige Schülerin und Praktikantin der geschlechtlichen Lust in allen Formen und Abarten. Sie empfand Vergnügen an der Unzucht und tat, was sie tat, mit unbeschwertem Gewissen und mit um so weniger Vorbehalten, als sie im Grunde nur nachahmte, was sie in ihrer engsten Umgebung sah. 2 Als die Mutter stirbt, kündigt sich eine Art Wende an, von jedoch nur kurzer Dauer. Josefine verliert mit einemmal die Lust am Fleischlichen und verspürt nun eine Art Schuld, eine Abneigung gegen ihre Umtriebe der letzten Jahre. Allein ihre Umwelt gestattet keinen solchen Vorsatz zur Enthaltsamkeit: Als sie zur Beichte geht, wird sie vom Geistlichen verführt; das von ihm vermittelte Bild, die Lösung von aller Schuld könne nur durch eine bewusste Wiederholung dieser Schuld erfolgen, wobei er diesen Akt der „Waschung“ gütigerweise sogleich an sich selber vollziehen lässt, reißt in Josefine endgültig alle Hemmungen und Barrieren nieder. Ihr Vater missbraucht sie schließlich (wobei im Kontext der mutzenbacherischen Schilderungen an einen eigentlichen Missbrauch nicht zu denken ist) im nun Platz bietenden Ehebett – durchaus nicht der erste Inzest, wo doch Josefine in den ersten Jahren der sexuellen Aktivität vor allem fleißig mit ihrem Bruder geübt hatte. Dieser nun regelmäßig wiederholte Inzest zwischen Vater und Tochter wird vom Untermieter Rudolf beobachtet, einem Zuhälter. Als er Vater und Tochter erpresst, wird beschlossen, dass Josefine fortan für ihn auf den Strich gehen soll, freilich nicht, ohne dass er ihre sexuellen Künste zuvor persönlich einer Prüfung unterzogen hätte. Der Mutzenbacher kann diese Anstellung nur recht sein, besteht der Unterschied zwischen ihrer nunmehrigen Beschäftigung und jener der letzten Jahre doch einzig darin, dass sie nun Geld daran verdient. Männer erniedrigten sich, um lustvoll zu leiden, sie fügten ihr Schmerzen zu, um sich Freude zu bereiten, sie waren unfähig im Ehebett, stellten jedoch ihren Mann in der Gosse des Hurenviertels. Große Herren und arme Teufel waren in der Intimität des Bettes einander erbärmlich ähnlich. Sie hatten alle die gleichen Gelüste, die sie ein wenig variierten, die gleichen Begierden, deren sie sich schämten und für deren Erfüllung sie es vorzogen, mit barer Münze zu bezahlen. 3 Am Ende des Buches wird Josefine Mutzenbacher ihre eigene Lebensgeschichte auf eine simple Aneinanderreihung sexueller Akte reduziert haben; sie gestattet sich in keinem Moment eine auch nur knappe Reflexion oder Qualifizierung des Geschehens oder ihrer Handlungen; jede Figur, jede Tat, jeder Gedanke wird einzig und allein in der sexuellen Ebene gespiegelt. So scheint eine eigentliche erotische Spannung, die sich doch gerade von Anspielungen, Bedeckungen, Abwesenheiten, von Zäsuren des Handlungsverlaufes nähren würde, durch die tatsächlich pausenlose sexuelle Aktivität der Figuren geradezu vorsätzlich gebrochen zu werden. Die Figuren kennen keinerlei sittliche, zeitliche oder etwa gar durch Verwandtschaftsverhältnisse gesetzte Grenzen mehr, ebensowenig wie die lapidare Direktheit der gnadenlosen Schilderung irgendeine Schamgrenze akzeptieren würde. Daraus folgt jedoch ganz und gar nicht, dass der Roman nicht erotisch wäre; er ist jedoch m. E. nicht so erotisch, wie er sein könnte. Auch heißt es nicht, dass der Stil, in dem der Roman verfasst ist, etwa ein plumper wäre; er ist ganz im Gegenteil von einer wirklich beachtlichen sprachlichen Feinheit und Buntheit, die ihn von den einschlägigen Schundromanen seines Genres wohltuend abhebt – und schließlich war sie es, die stets das Interesse der Öffentlichkeit auf dieses Buch gelenkt hat, weil sie das Feld für Spekulationen öffnete. Gerade die Direktheit der Schilderung, die schlichtweg als ordinär zu bezeichnen ist, die scheinbar vollkommene Besessenheit der Mutzenbacher von allem Sexuellen, die in dieser Form schließlich einfach fragwürdig werden muss, und vor allem die innovative Konzeption, hier einmal aus der Sicht einer Prostituierten zu berichten, schaffen überraschenderweise Platz für jene psychologische Komponente, die dem Roman zunächst zu fehlen scheint. Sie zwingen den Leser, der von der erotischen Wirkung des Romans – der ja den Anspruch, streng erotisch zu sein, gar nicht erhebt, sondern uns im Untertitel lediglich die Lebensgeschichte einer Wiener Dirne verspricht – womöglich ein wenig enttäuscht sein wird, zu jener Reflexion, die die Mutzenbacher ihrerseits unterlassen hat. Dass die komplexe Problematik der Prostitution in einem pornographischen Roman nicht behandelt werden kann, ist nicht weiter verwunderlich. Wenn uns jedoch ein siebenjähriges Mädchen als ein ununterbrochen nach Sex verlangendes Wesen vorgeführt wird, so wird die Darstellung damit utopisch, erreicht einen Grad an Absurdität, der eine sinnvolle Behandlung des thematischen Feldes um Liebe, Lust, Unlust im Rahmen des Buches bereits kategorisch ausschließt und sie ganz bewusst dem Leser überlässt. Damit aber ist der Roman, ganz entgegen seiner vordergründigen Beschaffenheit, zutiefst psychologisch. Ein Buch, das in kurzer Zeit einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht wie die mutzenbacherische Lebensgeschichte, ein pornographi- Felix Salten recte Siegmund Salzmann 1869-1945 5 sches Werk von einem solchen schriftstellerischen Gehalt, anonym erschienen, beschwört allerlei Spekulationen über seine Urheberschaft natürlich geradezu herauf. In Anbetracht der psychologischen Ebene, auf der sich die Lebensgeschichte einer Wiener Dirne bewegt, und der schriftstellerischen Qualität ist es so auch nicht verwunderlich, dass als ein Objekt dieser Spekulationen immer wieder Arthur Schnitzler herhalten musste. Das Deutsche Anonymen-Lexikon 1903-11 führt ihn auch tatsächlich als Autor der Mutzenbacher an.4 Den Ruf als pornographischer Schriftsteller hatte Schnitzler sich mit seinem Stück Abschiedssouper, uraufgeführt im Juli 1893 im Bad Ischler Stadttheater, eingehandelt; der Ruf war im selben Jahr, „nach der Premiere des Märchens, etabliert“5. Dass er die Mutzenbacher verfasst habe, stritt Arthur Schnitzler aber vehement ab.6 Der Verdacht fiel des weiteren auf den Schriftsteller Felix Salten, der sich im Gegensatz zu Arthur Schnitzler auch nie gegen diese Verdächtigung verwehrt hat, was ihn natürlich erst recht verdächtig gemacht hat. Schließlich wurde auch spekuliert, das Buch sei in Zusammenarbeit Schnitzlers und Saltens entstanden. Die schriftstellerische Qualität der Mutzenbacher lässt die Urheberschaft für beide plausibel erscheinen. Für Schnitzler spricht jedenfalls das oben skizzierte psychologische Moment des Romans. Auch wissen wir aus seinen Tagebüchern, dass er mit Damen dieses Milieus verkehrt hat7. Die subtile Form, die die Schilderungen der menschlichen Erscheinungen und Handlungsweisen in der mutzenbacherischen Geschichte tragen, lässt wiederum an Salten denken, der zweifellos ein außerordentlich feinfühliger Menschenbeobachter war. – Wie dem auch sei, beiden Literaten wäre ein Werk wie die Lebensgeschichte einer Wiener Dirne zuzutrauen. Die Quelle des Romans hat sich bis heute nicht wirklich beweisen lassen, wenngleich in der aktuellen Forschung die Urheberschaft Saltens mitunter schon als gesichert angenommen wird.8 Schnitzler selbst schreibt am 10. April 1911 in seinem Tagebuch: 6 Arthur Schnitzler im Alter von 36 Jahren, 1898. Radierung mit Namenszug Frage wegen einer Bemerkung im Lexicon der Pseudonyme, wo bei einem pornographischen Buch „Josefine Mutzenbacher“ als mögliche Autoren ich und Salten mit Fragezeichen genannt sind. (Wohl Salten.) II. Schnitzler, Salten und das Junge Wien Felix Salten, als Siegmund9 Salzmann am 6. September 1869 in Budapest zur Welt gekommen, entstammt einer traditionellen RabbinerFamilie; der Vater Philipp ist der erste, der mit dieser Tradition bricht, er zieht den Ingenieursberuf vor. Beim Kauf einer Kohlengrube verspekuliert er sich und verliert sein gesamtes Vermögen. So wandert die schwer verschuldete neunköpfige Familie – Philipp und Marie Salzmann, fünf Söhne, zwei Töchter – vier Wochen nach der Geburt des Knaben nach Wien aus und siedelt sich in Währing an (das zu dieser Zeit noch nicht ins Wiener Stadtgebiet eingegliedert, also noch eine Vorstadt ist). Hier besucht er die Volksschule, bis er ins Gymnasium in Hernals übertritt. Ein Schulwechsel führt ihn bald ins Wasagymnasium im 9. Bezirk, das er aber aufgrund eines Konflikts mit dem Lateinlehrer in der dritten Klasse verlassen muss. Mit sieben, acht Jahren hatte der kleine Siegmund die Gewohnheit, den Bettelmusikanten im Schottentor zuzuhören. Einmal sprach ihn dort ein älterer Herr an und führte ihn mit sich spazieren, was sich der Kleine gerne gefallen liess. So geschah es des öfteren. Einmal nahm er ihn mit in die Augustinerkirche, wo er Orgel spielte. Siegmund hörte zu, verstand allerdings nichts davon. Jahre später hörte Salten auf einem Stehplatz ein Konzert, das von Anton Bruckner dirigiert wurde. Sofort erkannte er den Dirigenten: „es war der liebe alte Herr, der ihn sooft durch die Stadt geführt hatte.“10 Schon als Jugendlicher versucht Siegmund seine Familie finanziell zu unterstützen. Die Salzmanns werden delogiert und müssen in verschiedenen Hotels ihre Unterkunft finden; Siegmund sucht sich bei einer Versicherungsanstalt eine Anstellung, um dann gemeinsam mit seinem Bruder Emil eine Wohnung zu besorgen. Als er seinen Posten wieder verliert, bestreitet er seinen Lebensunterhalt durch die Veröffentlichung von Kurzgeschichten. Einige Jahre seines Lebens wird Felix Salten auf dem Alsergrund wohnen. Seinen Spuren kann dabei jedoch (jedenfalls mit meinen bescheidenen Mitteln) nicht lückenlos gefolgt werden – so sind laut behördlicher Auskunft alle Wiener Meldezettel vor 1910 (und hierein fallen bei Salten ausgerechnet jene Jahre, die er meistenteils auf dem Alsergrund wohnhaft gewesen sein soll) fatalerweise vom Wiener Meldeamt vernichtet worden. Felix Czeike11 gibt für die Jahre 1892 bis 1898 als Adresse die Währinger Straße 14 an12, wohingegen Lehmann’s Wohnungsanzeiger Salten zunächst gar nicht führt und in den Jahren 1895 bis 1898 die Hörlgasse 16 als seine Adresse angibt.13 In den Jahren 1899/1900 wohnt Salten laut Czeike in der Sensengasse 5, laut Lehmann hingegen im 13. Bezirk, Wattmanngasse 11. Für die Jahre 1901/02 führen beide die Koch- gasse 32 im 8. Bezirk an14, und auch in den Folgejahren gehen die beiden nun d‘accord: 1903 bis 1907 ist Salten laut Czeike in der Porzellangasse 45 wohnhaft (wobei er das Jahr 1906 Pouhs Ausführungen zufolge in Berlin verbringt), und Lehmann lokalisiert den „Schriftsteller und Red. d. [!] ,Die Zeit‘“ Felix Salten von 1903 bis 1906 ebenfalls in der Porzellangasse 4515 (wo er ab 1904 auch über einen Telephonanschluss verfügt), im Jahr 1907 lässt er ihn wiederum aus. 1908, darüber sind sich Lehmann und Czeike einig, zieht Salten in die Armbrustergasse in Döbling (jedoch: Czeike: Nr. 4, Lehmann: Nr. 6, letzteres wird durch einen mir vorliegenden Meldezettel bestätigt; 1910 erfolgt bei Lehmann wiederum eine Auslassung), um 1911 schließlich in eine Villa mit der Währinger Adresse Cottagegasse 37 zu übersiedeln, wo er dann bis 1938 wohnen sollte.16 Über die erste Begegnung mit Felix Salten schreibt Arthur Schnitzler: Wie ich einmal Paul Goldmann in der Redaktion der Blauen Donau (Presse) besuche, begegne ich dort einem sehr jungen schlanken Mann von etwas altwienerischer Barttracht, zu seinen Füssen einen Jagdhund, Hex genannt. Ein animiertes Gespräch entwickelt sich bald, gehen vielleicht miteinander fort, treffen im Griensteidl häufig zu literarischen Unterhaltungen zusammen.17 Felix Salten war in jenem Jahr 1889 bereits seit längerem bei der Zeitschrift An der schönen blauen Donau tätig (der erwähnte Paul Goldmann war ihr Herausgeber), und auch Arthur Schnitzler veröffentlichte hier nun, unter dem Pseudonym Anatol, ein paar erste literarische Arbeiten. Das Pseudonym hatte der junge Schnitzler „sich auf Drängen seines Vaters zugelegt [...], da dieser der Ansicht war, dass niemand seinen Sohn mehr als Arzt ernst nehmen würde, wenn er unter seinem Namen Novellistisches veröffentlichte.“18 Überhaupt waren Schnitzlers „liter[arische] Ambitionen zu Hause ungern gesehn“ – „dass ein Arzt, ein praktischer Arzt Gedichte macht, darf man nicht wissen“.19 Die Problematik, der sich der jugendliche Schnitzler zu Hause aufgrund seiner literarischen Aktivität stellen muss, ist 7 und Richard Beer-Hofmann zu zählen. In einer Tagebucheintragung Schnitzlers vom 9. Oktober 1891 heißt es: „Loris [d. i. Hugo von Hofmannsthal], Salten, Beer-Hofmann und ich werden [...] schon als Clique betrachtet.“ Der Radius des Jung-Wiener Kreises war freilich ein weiterer: Zuzurechnen sind ihm etwa Leopold von Andrian, Hermann Bahr, Gustav Schwarzkopf, Paul Goldmann, Leo Van-Jung, Eduard Michael Kafka, Felix Dörmann, Richard Specht, Ferry Bératon, Falk Schupp, C. Karlweis, Peter Altenberg, weiters Robert und Paul Fischer, Heinrich von Korff, Rudolf Lothar, Leo Ebermann, Karl Federn und Friedrich Schick.23 Arthur Schnitzler: „Mein Freund Ypsilon“ ersteVeröffentlichunginderZeitschrift„An der schönen blauen Donau“, 1889. genau spiegelverkehrt zur Situation bei Felix Salten: Muss jener sich einen Decknamen suchen, um dem Vater die öffentliche Schande zu ersparen, nimmt dieser den Decknamen Felix Salten, der später auch amtlich werden wird, an, „[u]m den Anhimmelungen seitens seiner Eltern und Geschwister aus dem Wege zu gehen“20. Die Bekanntschaft mit Salten sollte für Schnitzlers Entwicklung entscheidend werden. Im 1847 auf dem Michaelerplatz in der Inneren Stadt eröffneten Café Griensteidl21 kam damals regelmäßig eine Runde moderner Literaten zusammen, die bald weithin als die Jung-Wiener bekannt waren. Hier „traf man zusammen, um Zeitschriften zu lesen, die letzte Theaterpremiere zu besprechen, die neuesten literarischen Nachrichten aus Europa zu erörtern.“22 Dem Kern dieser Runde gehörten auch Schnitzler und Salten an, zu ihm sind weiters Hugo von Hofmannsthal – auch ihn hatte Schnitzler in jener Redaktion kennengelernt – 8 Die Jung-Wiener – die wir hier nur streifen können – einte das Bestreben einer Erneuerung der Literatur, wobei man ein durchaus pluralistisches Verständnis des Modernebegriffs vertrat und danach trachtete, der Versuchung einer Schulen-Bildung dogmatischen Charakters zu widerstehen. Man respektierte einander, übte offene Kritik an den Werken des anderen – eine Kritik, die sich immer vorderhand an der Form der Werke orientierte, die den ästhetisierenden Jung-Wienern wichtiger schien als die inhaltliche Ebene –, war zunächst gleichermaßen offen gegenüber dem Naturalismus, Idealismus, Symbolismus und Impressionismus. Trotzdem stellte sich innerhalb des Jungen Wien bald die Entwicklung zweier Tendenzen heraus, die sich zunehmend aneinander rieben: Eine Richtung stand unter naturalistischen Vorzeichen, die andere zielte bereits auf die Überwindung des Naturalismus. Am 7. Juli 1891 konstituierte sich der Verein Freie Bühne, Verein für moderne Literatur, der sich die Belebung des Literaturbetriebs zum Ziel setzte. Obmann war Friedrich Fels, im Ausschuss saßen unter anderem Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten, Arthur Schnitzler und der Vater des noch minderjährigen Hugo von Hofmannsthal. Die erste Theateraufführung, die man organisierte, zwei Stücke von Maeterlinck in der Übersetzung Hugo von Hofmannsthals, scheiterte daran, dass Salten vergessen hatte, den Text der Zensur vorzulegen. Das verhängte Polizeiverbot – man hatte seine Sensation – sollte jedoch zum Segen werden: Das Interesse des Publikums war nun größer als je erhofft, der Verein konnte vom Rudolfsheimer Theater ins Theater in der Josefstadt wechseln. Als Galionsfigur der Jung-Wiener etablierte sich zu dieser Zeit allmählich Hermann Bahr, der für die ebenfalls 1891 gegründete Zeitschrift Moderne Dichtung, die sich zu einer Art Publikationsplattform der Jung-Wiener entwickelte, einen programmatischen Aufsatz, betitelt: Die Moderne, verfasst hatte; mit Hermann Bahr, der hervorragend auf dem Klavier der Propaganda zu spielen verstand, sollten sich schließlich die Symbolisten – unter ihnen Schnitzler und Salten – gegenüber den Naturalisten behaupten. Gewissermaßen in Parenthese wollen wir uns hier noch eine Anmerkung zu Josefine Mutzenbacher erlauben, die sich an dieser Stelle nachgerade aufdrängt. Vor dem Griensteidl nämlich lief die damalige Wiener Nobel-Strichmeile vorbei (sie sollte erst in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts von hier verdrängt und auf den Gürtel verbannt werden). Gewiss wurden einschlägige Geschäftskontakte damals auch in diesem Kaffeehaus geknüpft, verkehrte hier doch massenhaft potentielle Kundschaft: Schauspieler aus dem benachbarten Burgtheater, Studenten, Beamte aus der Hofburg von nebenan. – An Kontaktmöglichkeiten Saltens wie Schnitzlers zu Wiener Dirnen sollte es nicht mangeln... Nicht nur im Kaffeehaus trafen die Literaten einander, auch in den Wohnungen der Dichter trat man immer wieder zusammen. Hier, im Kreis der Gleichgesinnten, las man aus neu geschöpften Werken vor und holte die Kritik der Kollegen ein, bevor man mit der fertigen Arbeit an die Öffentlichkeit trat, hier trug man erste Entwürfe eines solchen im Werden begriffenen Werkes vor. Außer Zweifel steht dabei, dass die Verhältnisse zwischen den Literaten auch Verhältnisse zwischen den Menschen, auch Verbindungen der Freundschaft waren. Ein Blick in Schnitzlers Tagebuch illustriert uns, dass das insbesondere auch auf Salten und Schnitzler zutraf. Wir wollen hier eine Kette von Eintragungen aus der ersten Phase dieser Bekanntschaft betrachten: Am 29. März 1891 etwa notiert Schnitzler – wie gewohnt stichwortartig –: „Salten’s Liebesschmerzen“; der damit angedeutete gemeinsame Gesprächsstoff deutet bereits auf eine gewisse Nähe hin, doch lassen wir unseren Blick weiterwandern: Für 19. Mai 1891 etwa ist ein Ausflug in den Prater, gemeinsam „mit Kafka, Joachim, Fels, Salten, Menkes, Dörmann“, verzeichnet, am Tag darauf wiederum ein Ausflug in den Prater, diesmal nur mit Salten, und auch am 23. Mai ist Schnitzler „mit Salten beisammen“; am 29. Mai geht er „mit Salten auf den Kahlenberg“, wo die beiden auch übernachten. Am 8. Juni schreibt der Diarist: „Mit Salten Franz Josef Bahnhof soup[iert]“, was sich wohl entweder auf eine Bahnhofsrestauration oder aber das neben dem Bahnhof gelegene Café „Zur FranzJosephs-Bahn“ (im Haus Julius-Tandler-Platz 4 / Nordbergstraße 2) bezieht. Zwei Tage später unternehmen die beiden einen „Spazierg[ang] an der Donaulände bis Nußdorf“, um hernach mitsammen zu nachtmahlen. In der Nacht vom 20. auf 21. Juni nächtigt Salten bei Schnitzler, vormittags stößt Hofmannsthal hinzu. Für 23. Juni findet sich die Eintragung: „Mit Rich[ard] B[eer]-H[ofmann] und Salten Franz Josef Bahnhof soup[iert]“, für den nächsten Tag: „Mit B[eer]-H[ofmann] und Salten Türkenschanze“. Am 25. Juni liest Schnitzler bei Beer-Hofmann im Kreis der Freunde Das Märchen vor, wobei ebenfalls Salten anwesend ist. Am 26. Juni soupieren Salten und Schnitzler gemeinsam im Riedhof, am 29. Juni gehen Salten, Schnitzler und Beer-Hofmann gemeinsam ins Theater, tags darauf Salten, Schnitzler und Falk Schupp in den Türkenschanzpark. In dieser Form, wenn auch natürlich mit starken Schwankungen und nicht immer in dieser Dichte, geht es weiter. Man geht gemeinsam ins Kaffeehaus, führt mitunter bis in die späte Nacht Gespräche, besucht einander, „soupiert“ und spaziert miteinander, trifft sich mit den anderen Jung-Wienern; auch die späteren Familien der beiden Männer standen in Kontakt. Immer wieder zeigt sich, dass die Verbindung von Schnitzler und Salten auch über Dimensionen weit außerhalb des Literarischen verfügte, und trotzdem, wie aus Schnitzlers Tagebü- 9 wegen Umbauarbeiten geschlossen wurde, war das Junge Wien vorübergehend seines Hauptquartiers beraubt. Karl Kraus, der selber einst an der Peripherie des Kreises gestanden war, sich als Teil des Naturalisten-Lagers jedoch bald enttäuscht von den Kollegen abgewandt hatte, ätzte in einer in der Wiener Rundschau veröffentlichten Grabrede auf die Künstlergruppe: „Unsere Literatur sieht einer Periode der Obdachlosigkeit entgegen, der Faden der dichterischen Production wird grausam abgeschnitten.“24 Mit bissig-satirischen Einzeldarstellungen der „Männer[], die nicht schreiben können, sich aber immer nur auf den einen Beruf capriciren“25, fortfahrend, schreibt er über Arthur Schnitzler: Adele Sandrock 1893 Quelle: Fam. Schnitzler chern ersichtlich ist, stetig gewisse Zwistigkeiten und starke Ambivalenzen diese Beziehung bestimmten, sollte Schnitzler am 16. September 1928 resümieren: „wenn ich auch immer Unverläßlichkeit im kleinen und im großen spüre;– es bleibt doch der innere Zusammenhang, gemeinsame Anfänge und Jugendklänge und ein ,Wie Schade‘.–“ Die wohl subtilste Pointe erfuhr die Beziehung zur Mitte der 1890er Jahre durch die Affäre um die Schauspielerin Adele Sandrock, die Geliebte Arthur Schnitzlers. Eifersüchtig über entdeckte Seitensprünge seitens des Geliebten, begann sie mit dessen Freund Felix Salten zu kokettieren – und zwar entschieden mehr um Schnitzlers denn um Saltens willen –, der aber auch glatt entsprechende Signale zurückgab. Hermann Bahr zieh Salten daraufhin des Opportunismus: Er, der Theaterkritiker, wolle sich durch das Verhältnis zu der bekannten Schauspielerin profilieren. Dahingegen schien Schnitzler über die Ablöse endlich gar nicht unglücklich gewesen zu sein, und so schreibt er am 23. März 1895: „Ich kann mir nicht helfen – ich bin ihm geradezu dankbar.– “ Als am 20. Jänner 1897 das Café Griensteidl 10 Der am tiefsten in diese Seichtigkeit taucht und am vollsten in dieser Leere aufgeht, der Dichter, der das Vorstadtmädel burgtheaterfähig machte, hat sich in überlauter Umgebung eine ruhige Bescheidenheit des Grössenwahnes zu bewahren gewusst26, um dann über Felix Salten herzuziehen: Da fällt zunächst ein Schriftsteller auf, der sich aus schüchternen Anfängen zum Freunde Karl Kraus: „Die demolirte Litteratur“ Umschlagbild, Wien 1897 des Burgtheaterautors emporgerungen hat. [...] Seine Production muss man sich so vorstellen, dass er, eine Art Nuancenzuträger, sämmtliche Einfälle seines accreditirteren Freundes in Aufbewahrung hat und dafür jeden zehnten benutzen darf. Wiewohl er in einem Ausverkaufe von Individualitäten billig zu einer solchen gekommen sein soll, hat sich ihm das reine Künstlerthum auf die Dauer doch nicht rentirt. Er, dem es in seinem Kreise stets eingeschärft worden war, auf die Tagesschriftsteller mit Verachtung herabzusehen, lief bald in den Hafen der Journalistik ein, aber mit dem festen Vorsatz, sich als ehemaliger Literat über das Niveau seiner nunmehrigen Collegen zu erheben. 27 Auch Salten und Kraus hatte einst das Band der Freundschaft verbunden. Die beiden „waren ehemals so enge Freunde gewesen, dass manchmal einer in der Wohnung des anderen übernachtete. Später begann Kraus Salten mit Feindschaft zu verfolgen, er warf Salten vor, das reine Künstlertum verraten und den Journalismus vorgezogen zu haben.“28 – In der Tat wandte sich Salten zusehends mehr dem Journalistischen zu. So war er 1895 Feuilletonchef, Kunst- und Burgtheaterreferent bei der Wiener Allgemeinen Zeitung geworden und hatte damit die Stelle übernommen, die bisher Theodor Herzl innegehabt hatte. Mit diesem hatte Salten übrigens die Herkunft gemeinsam, beide sind als Juden in Budapest geboren (und wir dürfen hinzufügen, dass auch Herzl einmal auf dem Alsergrund gewohnt hat). Während Schnitzler als Arzt eine verlässliche Einkommensquelle gewiss war, musste Salten seine literarischen Fähigkeiten in den Dienst des Journalismus stellen, um sich finanziell durchs Leben zu schlagen. Noch lange hatte er mit den Schulden seines Vaters zu kämpfen, und auch war sein eigener Lebenswandel nicht der bescheidenste. Er frönte durchaus seinem „Hang zu persönlichem Luxus“: „elegante Maßkleidung, Praterfahrten im Fiaker. Auch in puncto Liebe neigt[e] er zu Leichtsinn und Verschwendung“. 29 – Er lebte ganz und gar „ein Leben im Stile Schnitzlerscher Helden“30. Bald hatte er zwei uneheliche Kinder zu versorgen, und zu Beginn seiner Ehe sollte sich sein Schuldenstand auf 80.000 Goldkronen belaufen. Die Liste der Zeitschriften und Zeitungen, in denen Salten zeitlebens veröffentlichte, ist lang; hier seien nur ein paar genannt. So schrieb er etwa in der Kunstchronik, in der Modernen Dichtung und ab 1902 im Wiener Journal. Er schrieb für die Tages- und die Wochenzeitung Die Zeit und im Jahr 1906, das er in Berlin verbrachte, für die Morgenpost und die Berliner Zeitung, wurde 1914 Chefredakteur des Wiener Fremdenblattes und war ab 1913 freier Redakteur der Neuen Freien Presse, wo er nach dem Ersten Weltkrieg das Sonntagsfeuilleton – unter den österreichischen Journalisten damals die wahrscheinlich begehrteste Stelle – übernahm. Als Theater- und Kunstkritiker konnte er den Jung-Wiener Kollegen wiederholt seinen Dienst erweisen. Der ehemals gute Freund Karl Kraus aber richtete Salten – vor allem via Fackel – regelmäßig aus, was er von ihm hielt. Keine Gelegenheit wurde versäumt, sich in sarkastischen Kommentaren über ihn zu verbreiten und ihn öffentlich lächerlich zu machen. Ihre Klimax fand diese offene Feindschaft in Saltens Affäre mit der Burgtheater-Schauspielerin Ottilie Metzl (eigentlich Metzeles). Schon bisher jede Chance ergreifend, in den ihm zur Verfügung stehenden Zeitungen Giftpfeile gegen Salten abzuschießen, kann er sich auch, als ihm dessen Burgtheater-Gspusi zu Ohren kommt, despektierliche Anspielungen nicht verkneifen.31 Im Griensteidl kommt es zum Eklat: Ein zornentbrannter Salten stürmt ins Lokal, eilt durch den Billardsaal und findet an einem der Nischentische seinen Widersacher. Bevor dieser sich noch mit dem Schlagring wehren kann, hat Salten ihm bereits zwei schallende Ohrfeigen versetzt. Karl Kraus erstattet Anzeige, Saltens Anwalt bereitet seinen Mandanten auf eine Arreststrafe vor. Doch es kommt anders: Der Zahlkellner, der als Zeuge geladen ist, widerlegt die Darstellung des Opfers, wonach er auf heimtücki- 11 sche Weise hinterrücks überfallen worden, also wehrlos gewesen sei, und so verhängt der Richter nur eine geringfügige Geldstrafe. Salten jubelt: Diese 20 Kronen sind es ihm wert – überhaupt, als er erfährt, dass Karl Kraus seinerseits einem Burschen 50 Kronen geboten hat, sollte es diesem gelingen, Salten in aller Öffentlichkeit zu ohrfeigen.32 Aus dem „Gspusi“ mit der Schauspielerin sollte bald mehr werden – für die noch nötige Initialzündung wurde anderenorts gesorgt. Der Deutsche Paul Schlenther war damals Max Burkhardt als Burgtheater-Direktor nachgefolgt, einem Direktor, der Ibsen – das große Vorbild der Jung-Wiener – an die Burg geholt und sich vor allem auch um die Förderung der Jung-Wiener verdient gemacht hatte. Über die Direktion Schlenthers jedoch, der wahrlich keine Führungsqualitäten beweisen konnte, herrschte bald Unzufriedenheit, und auch Salten richtete sich in mehreren kritischen Essays in aller Schärfe gegen den Herrn aus Deutschland. Für Brennstoff war gesorgt, als Schlenther Arthur Schnitzlers Stück Der Schleier der Beatrice, das er ursprünglich zur Premiere angenommen hatte, am 13. 02. 1900 stark gestrichen an den Autor retournierte, um 12 Synagoge Müllnergasse 21 zerstört in der sogenannten „Reichskristallnacht“ Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde. Dank an Andreas Winterstein für die fototechnische Bearbeitung. es am 2. 09. des Jahres endgültig zu verweigern. Salten, Robert Hirschfeld, Ludwig Speidel, Julius Bauer, Jakob Julius David, Hermann Bahr und Arthur Schnitzler verbaten sich eine solche Vorgangsweise und verliehen ihrer tiefen Empörung darüber in einem Protestschreiben Ausdruck, das sie in die wichtigsten Wiener Tageszeitungen einschalteten. Um den lästigen Felix Salten endlich zur Räson zu bringen, drohte Schlenther nun mit der Entlassung der kurz vor ihrer Pragmatisierung stehenden Schauspielerin Ottilie Metzl, die er in einem engen Freundschaftsverhältnis zu Felix Salten wusste; doch dieser ließ sich von der Drohung nicht beirren, und als der Herr Direktor sie nach weiteren Attacken seitens Saltens schließlich wahrmachte und also Metzl die Kündigung erhielt, beschlossen der Kritiker und die Schauspielerin kurzerhand ihre Hochzeit – „Liebe aus Solidarität“33. Die beiden heirateten am 13. 04. 1902 in der Synagoge am Alsergrund, Müllnergasse 21. Als Trauzeugen fungierten Siegfried Trebitsch (Übersetzer Shaws) und Arthur Schnitzler, letzterer laut Trauungsbuch zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in der Frankgasse 1 im 9. Bezirk. Am 11. August 1903 kommt Sohn Paul in der Wohnung in der Porzellangasse 45 zur Welt. Als Vater ist im Geburtenbuch „Sigmund Salzmann, genannt Felix Salten, Schriftsteller und Redakteur der ,Zeit‘, geboren und zuständig zu Budapest, Ungarn“34, angegeben. Genau ein Jahr und eine Woche später folgt eine Tochter, Anna Katharina.35 Hebamme ist – Detail am Rande – in beiden Fällen eine gewisse Ida Nacht aus der Hahngasse 24. Die vier Jahre jüngere Ottilie ist ihrem ausgleichenden Wesen nach genau die richtige Partnerin für einen Charakter wie Felix Salten, der es sich schon damals gefallen lassen mußte, recht unterschiedlich beurteilt zu werden. Daß sein umfangreiches Oeuvre nicht nur Perlen aufweist, wird von wohlwollenden Kritikern mit seiner von Demütigung und Not geprägten Kindheit erklärt: Salten wollte ganz einfach rasch zu Geld kommen. 36 Aus Saltens Werk ist heute kaum mehr etwas bekannt. Nicht seine Novellen (etwa Die kleine Veronika; Die Gedenktafel der Prinzessin Anna), nicht seine Romane (etwa Wurstelprater; Das Burgtheater; Mizzi; Simson), nicht seine unzähligen Dramen, nicht seine Drehbücher – wennselbst vieles zu Lebzeiten des Schriftstellers große Erfolge zeitigte. Was die Freundschaft Schnitzler/Salten betrifft, war zweifellos Salten derjenige, der aus ihr künstlerischen Nutzen zog. Arthur Schnitzler schätzte einige Arbeiten seines Freundes sehr wohl, vieles aber kritisierte er gnadenlos, zumindest für sich selbst (d. h. im Rahmen seiner Tagebücher). „Von seinem Einfluß auf Salten ist Schnitzler überzeugt, und auch davon, daß er selbst der Bessere ist.“37 Weltberühmt wurde Saltens 1926 erschienene Tiererzählung Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (man beachte die Parallele des Untertitels zu jenem der Josefine Mutzenbacher!), die 1942 von Walt Disney in einen Zeichentrickfilm umgesetzt wurde. Allein, für den Autor Salten bedeutete dieser Erfolg – der für ihn kein finanzieller Erfolg war – den Anfang vom Ende. Seine Verleger waren nun auf Tiergeschichten geradezu fixiert und wollten von dem Schriftsteller, der stets eine beachtliche Vielseitigkeit bewiesen hatte, gar kein anderes Buch mehr annehmen. Franz von Molnár bemerkt in bezug auf die Geschichte des Rehkitzes Bambi, offensichtlich auf Saltens Liaison anspielend: Salten, der leidenschaftliche Jäger, ward mit den Jahren der tief fühlende Freund des Waldes und seiner Bewohner. Salten, der leidenschaftliche Kritiker, ward mit den Jahren der liebevolle Freund des Theaters und des Theatervolkes. Jung: brach er auf, in diese zwei Gehege, um zu töten – und in beiden gelangte er zu Liebe.38 Von wirklich großem Format war der Essayist Salten – nicht nur, was die quantitative Produktivität betrifft („aus seiner Feder stammen über 3000 Artikel“39). Zurecht wird Salten, der 1927 bis 1934 Präsident des Österreichischen PEN-Clubs war, als der bedeutendste Feuilletonist und Kunstkritiker seiner Zeit gehandelt. Er propagierte die Arbeiten des Jungen Wien und setzte sich im Bereich der bildenden Kunst für die Sezessionisten ein. Charakteristisch für seine politischen Feuilletons ist, dass sie politischer Wertungen entbehren, jedoch als Stimmungsbilder für die Meinungsbildung im liberalen Bürgertum durchaus maßgeblich waren. In einer Schrift zum sechzigsten Geburtstag des Autors – anlässlich dessen Salten am 14. März 1930 „in Würdigung seiner Verdienste auf literarischem Gebiete“40 Bürger von Wien wurde – schreibt Walter von Molo: „Als ich in Wien Student war, fragten wir uns nach jedem Ereignis in der Öffentlichkeit: Was sagt Salten dazu?“41 An gleicher Stelle sind unter anderem Grußadressen von Richard Beer-Hofmann, Max Brod, Sigmund Freud, Gerhart Hauptmann, Hugo von Hofmannsthal, Heinrich und Thomas Mann, Franz Molnár, Arthur Schnitzler und Franz Werfel abgedruckt. Die Grußadresse Arthur Schnitzlers offenbart, dass dieser so recht nicht wusste, als was er seinen Freund ansprechen solle: Er schreibt: „Dichter, Journalist und Schriftsteller“ und fügt bezeichnenderweise in Klammer hinzu: „dies ist eine alphabetische Reihenfolge und keine Klassifikation“.42 Sigmund Freud, der schon sechs Jahre zuvor – 13 „in Würdigung seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft“43 – Bürger von Wien geworden war, attestiert ihm: „daß Sie zu den Dichtern gehören, die man sofort persönlich lieb gewinnt, wenn man etwas von ihnen liebt. Und da es nur wenige solche gibt, bedeutet das viel.“44 gängertum – auch etwas Bedrohliches barg. Es mag fast verwunderlich scheinen, dass diese bestehende Distanz überhaupt je zu überwinden getrachtet wurde: Die wechselseitige Faszination der Gegenüber muss schließlich zu groß gewesen sein, als dass sie womöglich in Ressentiment hätte umschlagen können. Sowohl mit Felix Salten als auch mit Arthur Schnitzler hatte der Begründer der Psychoanalyse zu dieser Zeit sporadischen brieflichen und persönlichen Kontakt. Schon die einfachen Biographien der beiden Männer weisen einige Parallelen auf. Zunächst sind beide jüdischer Abstammung. Beide haben in Wien Medizin studiert. Sie hatten, wir wollen ins Detail gehen, teilweise sogar Kontakt mit den gleichen Professoren, wie sich in zumindest drei Fällen zeigen lässt: III. Sigmund Freud – „Verehrter Herr College“ Von der Komplexität der Beziehung zwischen Schnitzler und Freud zeugen die Fragmente des Briefwechsels zwischen den beiden, aus dem uns heute ein Brief Schnitzlers an Freud und weitere zehn Schreiben in umgekehrter Richtung erhalten sind. Aus ihnen spricht deutlich die Wertschätzung, ja Bewunderung, die die beiden füreinander gehegt haben. Die Tatsache jedoch, dass zwischen dem ersten brieflichen Kontakt und dem ersten geplanten Treffen ganze sechzehn Jahre liegen, zeigt, dass diese Bewunderung auch dringend der Distanz zum anderen bedurfte, ja dass das Bewusstsein des anderen – Schnitzler wird heute oft als literarisches Pendant zu Freud gehandelt, und Freud selbst schreibt, wie wir sehen werden, in bezug auf Schnitzler von einer Art Doppel- So haben beide Übungen in Chemie bei Prof. Ernst Ludwig im Chemischen Institut in der Währinger Straße 10 absolviert. Von 12. Oktober 1882 bis 30. April 1883 arbeitete Freud, der im März 1881 sein Studium beendet hatte, an der von Hermann Nothnagel geleiteten I. Medizinischen Klinik (Innere Medizin) im Allgemeinen Krankenhaus (VIII. Hof, Stiege 30, 1. Stock). Schnitzler notiert am 19. Jänner 1884, er gehe „sehr häufig auf die Klinik Nothnagel“, und am 22. Oktober 1884 legt er bei Nothnagel das praktische Rigorosum aus interner Medizin mit ausgezeichnetem Erfolg ab.45 Am 1. Februar 1886 schreibt er, in diese Klinik als Aspirant eintreten zu wollen. Wohnung Freuds im AKH nach dieser Skizze Freuds wurde von Frau Scholz-Strasser der Originalraum entdeckt 14 Am 1. Mai 1883 wurde Freud für fünf Monate Sekundararzt an der Psychiatrischen Klinik (AKH, III. Hof, Stiege 21), die unter der Leitung von Theodor Meynert stand, und ab November 1886 sollte auch Arthur Schnitzler für einige Monate Sekundararzt bei Meynert sein. Ebenso wie Schnitzler wohnte auch Freud lange Zeit im AKH (1. September 1882 bis 31. August 1885). Dass Freud sich auf medizinischem Gebiete mit Hypnose beschäftigte, ist hinlänglich bekannt; dass auch Schnitzler es tat, wissen wir aus seinen Tagebüchern. – Gegenüber Freuds Theorien nun hegte Schnitzler großes Interesse, pflegte aber auch eine gewisse Distanz und hat „Bedenken gegen manches in Freuds Theorien“46. Er setzte sich eingehend mit ihnen auseinander, und sein Exemplar der Traumdeutung war eines der ersten dreihundert überhaupt.47 Schon vor Erscheinen dieses Buches hatte er in seinem Diarium regelmäßige Aufzeichnungen über seine Träume geführt und an diesen auch immer wieder Ausdeutungen unternommen. Er schreibt aber, nach der Lektüre von Freud „ungewöhnlich viel“ geträumt zu haben48, und er bedient sich fortan immer wieder der Deutungsmöglichkeiten, die die freudische Theorie offeriert, allein nicht ohne diese immer wieder auch kritisch zu hinterfragen. Vorderhand stieß sich Schnitzler am „Dogmatische[n] der Theorie und warf den Psychoanalytikern (und Freud) Einseitigkeit und Monomanie vor.“49 Kennzeichnend für die Beziehung zu Freud und seinen Theorien ist aber auch, dass er trotz aller Kritik „immer [...] auf der Seite Freuds [stand], wenn es ihn zu verteidigen galt.“50 starke und tiefe Anregungen, und Ihr fünfzigster Geburtstag darf mir wohl Gelegenheit bieten, es Ihnen zu sagen und Ihnen die Versicherung meiner aufrichtigsten wärmsten Verehrung darzubringen. 52 Am 8. Mai 1906 antwortet Freud: Seit vielen Jahren bin ich mir der weitreichenden Übereinstimmung bewußt, die zwischen Ihren und meinen Auffassungen mancher psychologischer und erotischer Probleme besteht [...]. Ich habe mich oft verwundert gefragt woher Sie diese oder jene geheime Kenntnis nehmen könnten, die ich mir durch mühselige Erforschung des Objektes erworben und endlich kam ich dazu, den Dichter zu beneiden, den ich sonst bewundert. Nun mögen Sie erraten, wie sehr mich die Zeilen erfreut und erhoben in denen Sie mir sagen, daß auch Sie aus meinen Schriften Anregung geschöpft haben. Es kränkt mich fast daß ich 50 Jahre alt werden mußte um etwas so Ehrenvolles zu erfahren. 53 Es sei gestattet, hier in chronologischer Abfolge einige Stellen aus den überlieferten Briefen wiederzugeben, anhand deren sich die persönliche Beziehung der beiden Männer gut dokumentieren lässt. 51 In einem Gratulationsschreiben zu Freuds fünfzigstem Geburtstag schreibt Arthur Schnitzler am 6. Mai 1906: Ich danke Ihren Schriften so mannigfache Freuds Brief an Arthur Schnitzler vom 8. Mai 1906. Vgl. Anmerkung zu Freuds Briefen S. 22 15 Um diese Zeit war es, als Freuds Psychoanalyse langsam der Durchbruch gelang und Freud allmählich nationale und internationale wissenschaftliche Anerkennung zuteil wurde. Kein Wunder, dass er sich durch das Schreiben des bekannten und anerkannten Schriftstellers, der freilich sechs Jahre jünger war als er, geehrt fühlen musste. Am 14. Mai 1912 gratuliert Freud Schnitzler zu seinem fünfzigsten Geburtstag. Bemerkenswert ist, dass er den Dichter mit „Verehrter Herr College“ anspricht, wobei er hinzufügt: „Gestatten Sie mir die obige Anrede durch die Berufung auf Ihr recte erworbenes Doktordiplom der Medizin zu rechtfertigen [...].“54 Zu persönlichen Begegnungen der beiden Männer kommt es in diesen Jahren höchstens zufällig. Am 21. Mai 1921 trägt Schnitzler in sein Tagebuch ein: „V[or]m[ittags] zu Frl. [Anna] Freud, wo Lili (mit Gerda Hausmann) Privatstunden nimmt, wohnte auch der Lection bei; sprach (nach Jahren) flüchtig Sigmund Freud; und seine Frau –“. Am 14. Mai 1922, zu Schnitzlers sechzigstem Geburtstag, erfolgt das im Hinblick auf die Beziehung zwischen den beiden wahrscheinlich interessanteste Schreiben Freuds, in dem es heißt: Ich habe mich mit der Frage gequält warum ich eigentlich in all diesen Jahren nie den Versuch gemacht habe Ihren Verkehr aufzusuchen und ein Gespräch mit Ihnen zu führen [...]. Die Antwort auf diese Frage enthält das mir zu intim erscheinende Geständnis. Ich meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. Nicht etwa, daß ich sonst so leicht geneigt wäre, mich mit einem anderen zu identifizieren oder daß ich mich über die Differenz der Begabung hinwegsetzen wollte, die mich von Ihnen trennt, sondern ich habe immer wieder, wenn ich mich in Ihre schönen Schöpfungen vertiefe, hinter deren poetischem Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse zu finden geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren. [...] So habe ich den Eindruck gewonnen, daß Sie 16 durch Intuition – eigentlich aber in Folge feiner Selbstwahrnehmung – alles das wissen, was ich in mühseliger Arbeit an anderen Menschen aufgedeckt habe. Ja ich glaube, im Grunde Ihres Wesens sind Sie ein psychologischer Tiefenforscher [...]. 55 In Folge schlägt Schnitzler ein gemeinsames Treffen vor, für das Freud ihm in einem auf den 8. Juni 1922 datierten Brief mehrere Terminvorschläge unterbreitet. Das Treffen wird schließlich am Abend des 16. Juni 1922 veranstaltet, an dem Schnitzler bei Freud in der Berggasse 19 im 9. Bezirk zu Gast ist. Anwesend sind außer den beiden Männern Freuds Ehefrau und seine Tochter Anna. Sigmund Freud ist „sehr herzlich“; das Gespräch kreist um „Spitals- und Militärzeiten, gemeinsame Chefs, etc.– Lieutnt. Gustl etc.–“ Der Gastgeber präsentiert seine Bibliothek – „eignes, Übersetzungen, Schriften seiner Schüler“ – und „allerlei kleine antike Bronzen etc.“ und überreicht dem Dichter zuletzt „eine schöne neue Ausgabe seiner Vorlesungen“. In später Stunde begleitet er Schnitzler von der Berggasse nach Hause, bis zu seiner Wohnung im 18. Bezirk, Sternwartestraße 71, wobei das Gespräch „wärmer und persönlicher“ wird.56 Zwei Monate später, am 16. August 1922, besucht Schnitzler Freud in dessen Sommerfrische-Domizil in Berchtesgarden. Freud trägt dem Dichter über sein Werk Ich und Es vor, die beiden diskutieren über allerlei verschiedene Dinge und essen, im Kreise von Freuds Familie, mitsammen. Schnitzler notiert an diesem Tag: In seinem gesammten Wesen zog er mich wieder an, und ich verspüre eine gewisse Lust, über allerlei Untiefen meines Schaffens (und Daseins) mich mit ihm zu unterhalten – was ich aber lieber unterlassen will. Zu zwei weiteren Zufallstreffen kommt es am 19. Dezember 1923, als der Besorgungen machende Schnitzler in der Innenstadt Freud begegnet, der sich in Begleitung von Frau und Tochter befindet, und am 15. April 1925. Am 8. März 1926 bemerkt Freud, der sich von 5. März bis 2. April 1926 im Cottage-Sanatorium – und mithin in unmittelbarer Nähe zur Heim- stätte des Dichters – aufhält, Schnitzler „noch nie so nahe“ gewesen zu sein (was zunächst räumlich zu verstehen ist); dem Schreiben schließt sich ein Krankenbesuch am 12. März an. Zwölf Tage später teilt Freud den Gedanken an eine Wiederholung mit und schlägt Schnitzler vor, ihn noch am selben Tag, „nach 8 oder 8 ¼ Uhr, nachdem das Nachtmahl absolviert ist, auf Gedankenaustausch und Zigarre zu beehren“. Freud schließt die Epistel „[m]it nachbarlichem Gruß“57. Das veranschlagte Treffen findet dann erst zwei Tage später statt, das ist am 26. März 1926. Hier, im Cottage-Sanatorium, lernte Freud auch Salten kennen, der ja ebenfalls unweit des Sanatoriums wohnte, wobei unklar ist, ob Salten ein Besucher Freuds oder, wie er, Patient des Sanatoriums war. In einem Brief vom 20. 09. 1926, in dem Freud sich auf einen in der Neuen Freien Presse erschienenen Artikel über Dr. Karl Lueger bezieht, den Salten anlässlich der Enthüllung eines Lueger-Denkmals verfasst hatte, schreibt Freud an Salten: Nachdem ich Sie im Cottage-Sanatorium kennengelernt habe, nehme ich mir die Freiheit, ein persönliches Bedürfnis von mir durch diese Zeilen zu befriedigen. Es drängt mich, Ihnen meine Bewunderung für Ihren Luegerartikel in der N. Presse auszudrücken. (Sie sehen ich fühle mich als „Bürger von Wien“) Die heikle Aufgabe konnte kaum taktvoller, würdiger und – wahrheitsgemäßer gelöst werden. 58 In einem Brief an Schnitzler vom 24. Mai 1926 bemerkt Freud, sich über die Traumnovelle „einige Gedanken gemacht“59 zu haben. Zwischen den beiden Männern sollte es noch einmal zu einer zufälligen Begegnung kommen, und zwar am 27. 12. 1926 im Berliner Hotel Esplanade. Wieder ist Freuds Ehefrau dabei, Schnitzler befindet sich in Begleitung seines Sohnes Heinrich. Dieses Treffen der beiden Männer sollte das letzte sein. Nach einem weiteren Brief, datierend vom 7. Mai 1928, bedankt sich Freud im Mai 1931 in Form einer gedruckten Karte für die Wünsche zu seinem 75. Geburtstag und fügt hinzu: Verehrtester,GestattenSiemir,esschonheutevorwegzunehmen,wennichnächstes Jahr nicht in der Lage sein sollte, Ihnen zum Schritt über die Altersgrenze Glück zu wünschen. Vgl. Anmerkung zu Freuds Briefen S. 22 17 Gestatten Sie mir, es schon heute vorweg zu nehmen, wenn ich nächstes Jahr nicht in der Lage sein sollte, Ihnen zum Schritt über die Altersgrenze Glück zu wünschen. 60 Mozart, Schubert, Johann Strauss und Bruckner, meine Verbundenheit mit dem Wald, den Tieren, eine Verbundenheit, die etwas animalisches hatte.64 Den angesprochenen Schritt über die Altersgrenze – gemeint ist der siebzigste Geburtstag – sollte Schnitzler nicht mehr tun. Er starb am 21. Oktober 1931. Am selben Tag, da Salten diesen Brief schreibt, lassen Sigmund, Martha und Anna Freud ihre Wohnung in der Berggasse 19 leer zurück – die Spedition Bäuml übernimmt den Transport des Besitzes – und besteigen in Begleitung der Haushälterin Paula Fichtl und der Ärztin Josefine Stroß am Westbahnhof den OstendeExpreß. Sie erreichen nach einem Kurzaufenthalt in Paris zwei Tage später ihr Ziel, London. IV. Am Ende angekommen Über den Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger hatte Salten einst geschrieben61: Da kommt dieser Mann und schlachtet – weil ihm sonst alle anderen Künste mißlangen – vor der aufheulenden Menge einen Juden. Auf der Rednertribüne schlachtet er ihn mit Worten, sticht ihn mit Worten tot, reißt ihn in Fetzen, schleudert ihn dem Volk als Opfer hin. Es ist seine erste monarchisch-klerikale Tat: Der allgemeinen Unzufriedenheit den Weg in die Judengassen weisen; dort mag sie sich austoben. Ein Gewitter muß diese verdorbene Luft von Wien reinigen. Er läßt das Donnerwetter über die Juden niedergehen. 62 Das von Lueger veranstaltete Donnerwetter war freilich nur die Ouvertüre zu einem Stück, das erst folgen sollte. Was Salten Lueger metaphorisch zuschrieb, würden andere einige Jahre später realiter ausführen. Das wahre Gewitter, das der politisch weitgehend uninteressierte Felix Salten zunächst nicht wahrhaben wollte, zog im März 1938 auf. Noch am 30. April 1938 schreibt er an Stefan Zweig: „Ich denke nicht daran, meine Vaterstadt zu verlassen und glaube auch nicht, dass ich dazu gezwungen werde.“63 Am 4. Juni 1938, er ist bereits erwacht, bemerkt er: [I]ch wundere mich über meine abseitige ahnungslose Harmlosigkeit, die an diesen Dingen die ganze Zeit vorüberging. Wenn es eine Entschuldigung für mich geben könnte, wäre es nur meine Besessenheit für Theater, Kunst und Literatur, die man wohl stur nennen darf, mein fanatisches Verwurzeltsein in den heimatlichen Boden Wiens und Oesterreichs, in die Musik, die diesem Boden entströmte, 18 Auch Salten, dessen ständige finanzielle Not nun eklatant wird, muss seine Villa verlassen; er wechselt von der Cottagegasse 37 in das Haus Cottagegasse 26. Im September 1938 wird Salten vom amerikanischen Generalkonsul die Unterstützung im Falle einer Emigration in die USA – in die Neue Welt wandert unter anderem Schnitzlers Sohn Heinrich aus – angeboten, die Salten aber nach einigen Überlegungen nicht in Anspruch nimmt. Im Oktober geht ein Einreisegesuch der Saltens bei der Fremdenpolizei des Kantons Zürich ein. Ihre Tochter Anna Katharina ist mit dem Schweizer Schauspieler Hans Rehmann verheiratet (Saltens Sohn ist am 8. Mai 1937 verstorben) und lebt in Langenthal bei Bern; sie setzt in der Schweiz alle Hebel in Bewegung, um eine Einreisebewilligung ihrer Eltern zu erreichen. In Wien haben sich die Wolken indessen verdichtet, gehen die ersten Blitze nieder. Der Pogromnacht – im Nazi-Jargon: Reichskristallnacht – vom 9. auf den 10. November 1938 fällt auch die Synagoge in der Müllnergasse, in der die Saltens einst in Anwesenheit Arthur Schnitzlers geheiratet haben, zum Opfer. Wie alle Synagogen in Wien wird sie von den Nationalsozialisten planmäßig zerstört. Felix und Ottilie Salten emigrieren am 4. März 1939 (nach Erfüllung aller behördlich gestellten Bedingungen) in die Schweiz. Hier, in der Schweiz, wo Salten jede journalistische Tätigkeit behördlich verboten ist, während zu Hause unter den Nazis die Sprache „verrostet [...], zerstottert, zerbricht“65, verbringt er seine letzten Jahre. Im Gegensatz zu Sigmund Freud, der am 23. September 1939 in London stirbt, ist es ihm beschieden, das Ende des Tausendjährigen Reiches, das nur ein paar Jahre währte, noch mitzuerleben. Felix Salten stirbt am 8. Oktober 1945. Sigmund Freud im Alter von 75 Jahren Österreichische Nationalbibliothek Arthur Schnitzler auf dem Totenbett. Zeichnung von Leo Delitz, 21. Oktober 1931. Familie Schnitzler [Dr. A. Alexa Sekyra] 19 Verwendete Literatur Bülow, Ulrich von: „Sicherheit ist nirgends“. Das Tagebuch von Arthur Schnitzler. – Marbach am Neckar 2000. (=Marbacher Magazin 93/2001) Czeike, Felix: Historisches Lexikon Wien. – Wien: Kremayr und Scheriau 1997. DÖW-Akt 19532/12 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Kopien von 12 Briefen Felix Saltens an Stefan Zweig (davon 10 datiert, 2 undatiert). Engelman, Edmund: Sigmund Freud. Wien IX. Berggasse 19. – Wien: Brandstätter 1993. Felix Salten zum 60. Geburtstag. In: Jahrbuch Paul Zsolnay Verlag 1930. – Berlin, Wien, Leipzig: Zsolnay 1929, S. 93-109. Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs: D 970/143 (Ehrenbürgerbuch der Stadt Wien – Bürger, fol. 5), D 970/151 (Ehrenbürgerbuch der Stadt Wien – Bürger, fol. 13) Freud, Sigmund: Briefe an Arthur Schnitzler. Hg. v. Henry [d. i. Heinrich] Schnitzler. In: Die neue Rundschau 1955, Heft 1. S. 95-106. Frischauer, Paul: Knaurs Sittengeschichte der Welt. Bd. III. Von Paris bis zur Pille. – München, Zürich: Droemer Knaur 1968. Geburtenbuch der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Jahrgänge 1903 u. 1904 (Mikrofiches befinden sich im Wiener Stadt- und Landesarchiv) Grieser, Dietmar: Die Kündigung. In: Grieser: Eine Liebe in Wien. – St. Pölten, Wien: Niederösterreichisches Pressehaus 1989, S. 59-68. Josefine Mutzenbacher. Lebensgeschichte einer Wiener Dirne. – Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 1995. Kraus, Karl: Die demolirte [sic!] Literatur. In: Kraus: Frühe Schriften. 1892-1900. Hg. v. Joh. J. Braakenburg. 1. Bd. – München: Kösel 1979, 20 S. 269-289. (Nachdruck aus: Wiener Rundschau Nr. 1: 15. 11. 1896, Nr. 2: 1. 12. 1896, Nr. 3: 15. 12. 1896, Nr. 4: 1. 1. 1897) Lehmann’s 1892-1939 Wohnungsanzeiger, Jahrgänge Pouh, Lieselotte: Wiener Literatur und Psychoanalyse. Felix Dörmann, Jakob Julius David und Felix Salten. – Frankfurt am Main [usw.]: Lang 1997. (=Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Bd. 1620. vorher Sofia, Diss. 1996) Reinharter, Gabriele Maria: Felix Salten. Schriftsteller. Der österreichische Schriftsteller Felix Salten im Schweizer Exil. Materialien zu seiner Biographie von 1939 bis 1945. – Graz, Dipl. 1992. Reitani, Luigi: Besser sublimiert als verdrängt. In Cambridge entdeckt: Ein unbekannter Brief von Arthur Schnitzler an Sigmund Freud. In: Die Presse, 3. 10. 1992, Literaricum S. 10. Rieckmann, Jens: Aufbruch in die Moderne. Die Anfänge des Jungen Wien. Österreichische Literatur und Kritik im Fin de Siècle. – Königstein: Athenäum 1985. Riedmueller, Kurt: Felix Salten als Mensch, Dichter und Kritiker. – Wien, Phil. Diss. 1949. Salten, Felix: Lueger. In: Paulus Manker (Hg.): Weiningers Nacht. – Wien 1988, S. 141-143. (Nachdruck aus: Das österreichische Antlitz. – Berlin: Fischer 1910) Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1879-1892. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1987. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1893-1902. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1995. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1903-1908. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1991. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1909-1912. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1981. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1913-1916. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1983. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1917-1919. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1985. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1920-1922. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1993. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1923-1926. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1995. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1927-1930. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997. Schnitzler, Arthur: Tagebuch. 1931. Gesamtverzeichnisse 1879-1931. – Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000. Tögel, Christfried: Freuds Wien. Eine biographische Skizze nach Schauplätzen. – Wien: Turia und Kant 1996. Urbanek (Wilhelm), (Andreas) Reisenbauer, (Stefan) Winterstein: Digitaler AlsergrundSpaziergang. – Wien 2000. Der Einfachheit wegen zitiere ich aus Schnitzlers Tagebüchern nicht nach Seiten- und Bandangabe, sondern nach dem Datum der jeweiligen Eintragung. Fußnoten Frischauer 1968, S. 174 2 ebendort, S. 175 f. 3 ebendort, S. 176 4 vgl. Pouh 1997, S. 181 5 Rieckmann 1985, S. 153 6 vgl. Pouh 1997, S. 181 7 vgl. etwa Schnitzlers Tagebucheintragung vom 21. August 1889 8 vgl. etwa Rieckmann 1985, S. 153: „ein Roman, der in Wahrheit aus der Feder Felix Saltens stammte“ oder Czeike 1997, Bd. 5, S. 33: „[Saltens] Verfasserschaft des anonym erschienenen Romans ,Josefine Mutzenbacher‘ kann als gesichert gelten.“ 9 Die verschiedenen Arbeiten wechseln zwischen „Sigmund“ und „Siegmund“. Ich schreibe durchgehend „Siegmund“. 10 Riedmueller 1949, S. 8 11 Czeike 1997, Bd. 5, S. 33. Worauf sich Czeikes Angaben stützen, ist leider unklar. 12 Das wäre reizvoll: Dies ist die Spiegelung zu Hausnummer 41, der Nummer jenes Hauses in dieser Straße, in dem von 1868 bis 1876 Anton Bruckner gewohnt hat. Die Währinger Straße führt dorthin, wo die beiden sich in eben jenen Jahren miteinander befreundet haben: zum Schottentor, und dorthin führt auch der Schottenring, wo Bruckner 1877 seine nächste Wohnung bezieht. 13 Ich verhehle nicht, in der gesamten Angelegenheit eher Lehmann als Czeike Glauben zu schenken, nicht zuletzt, weil bei Lexika m. E. ganz allgemein eine Art Misstrauensgrundsatz anzuwenden ist. Dahingegen gibt es keinen Grund, Lehmanns Angaben anzuzweifeln. 14 Auch im Trauungsbuch der IKG ist als Wohnort zum Datum ler Hochzeit die Kochgasse 32 angegeben. 15 Dazu fügen sich auch die Daten im Geburtenbuch der IKG, wo bei den Geburten der Kinder als Wohnung der Eltern ebenfalls die Porzellangasse 45 angegeben wird. 16 Im Jahr 1918 scheint der „Schriftsteller, Chefredakteur d. Fremdenblatt[es]“ (so ein entsprechender Meldezettel, der wie der oben erwähnte im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufliegt) Salten unter mir nicht näher bekannten Umständen auch kurzfristig in der „Fremden- u. Familienpension“ Louisenheim in der Eisengasse (d. i. heute Wilhelm-Exner-Gasse) 2 im 9. Bezirk, 1. Stock, Tür 30, gewohnt 1 21 zu haben. Als „definitive Jahreswohnung“, d. h. Hauptwohnsitz, wird dabei aber wiederum Cottagegasse 37 angegeben. Nach Czeike wohnte Felix Salten vor dem Ersten Weltkrieg auch noch in der Berggasse 13 (drei Häuser weiter wohnte und ordinierte seit 1891 Sigmund Freud). 17 zitiert nach: Bülow, S. 27 f. 18 Rieckmann 1985, S. 47 19 Schnitzler: Tagebucheintragung vom 17. Jänner 1890 20 Riedmueller 1949, S. 9 21 Hier hatte am 30. Dezember 1871 die konstituierende Sitzung der Gründer der Poliklinik – unter ihnen Johann Schnitzler – stattgefunden. 22 Rieckmann 1985, S. 48 23 ich folge weitestgehend: Rieckmann 1985, S. 69 24 Kraus 1979, S. 269 25 ebendort, S. 286 26 ebendort, S. 278 27 ebendort, S. 280 f. 28 Pouh 1997, S. 168 29 Grieser 1989, S. 66 30 Pouh 1997, S. 166 31 Grieser 1989, S. 60 32 ebendort 33 Grieser 1989, S. 61 34 Eintragung Nr. 2002 im Geburtenbuch Jahrgang 1903 der IKG Wien 35 Eintragung Nr. 1957 im Geburtenbuch Jahrgang 1904 der IKG Wien 36 Grieser 1989, S. 65 f. 37 Pouh 1997, S. 184 38 Felix Salten zum 60. Geburtstag, S. 103 f. 39 Pouh 1997, S. 169 40 Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs, D 970/151: Ehrenbürgerbuch der Stadt Wien – Bürger, fol. 13 41 Felix Salten zum 60. Geburtstag, S. 104 42 ebendort, S. 106 43 Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs, D 970/143: Ehrenbürgerbuch der Stadt Wien – Bürger, fol. 5 44 Felix Salten zum 60. Geburtstag, S. 97 45 vgl. Schnitzlers Tagebucheintragung vom 5. November 1884 46 Schnitzler: Tagebucheintragung vom 29. Juni 1922 47 vgl. Bülow, S. 51 48 vgl. Schnitzlers Tagebucheintragung vom 18. 22 November 1924 Reitani 1992, Spalte 4 50 ebendort, Spalte 5 51 Ich zitiere im weiteren aus den von Heinrich Schnitzler in der „Neuen Rundschau“ editierten Briefen Freuds an Schnitzler und bediene mich dabei des dankenswert detaillierten Anmerkungsapparats, der beigestellt ist. 52 zitiert nach: Reitani 1992. Dieser Brief (bei dem es sich auch nur um einen Entwurf zu einem solchen handeln könnte) wurde erst vor ein paar Jahren im Schnitzler-Nachlaß in Cambridge entdeckt; Heinrich Schnitzler schreibt noch, dass ausschließlich Briefe Freuds an Schnitzler erhalten geblieben seien. 53 Freud 1955, S. 95 54 ebendort, S. 96 55 ebendort, S. 96 f. 56 Schnitzler: Tagebucheintragung vom 16. Juni 1922 57 Freud 1955, S. 99 58 zitiert nach Pouh 1997, S. 189. Der Brief befindet sich in Privatbesitz. 59 Freud 1955, S. 100 60 ebendort 61 Die zitierte Stelle entstammt einem Artikel, der jenem, für den Sigmund Freud einst seine Bewunderung zeigte, lange vorausgegangen war. 62 Salten 1988, S. 142 63 DÖW-Akt 19532/12, Brief vom 30. 4. 1938 64 ebendort, Brief vom 4. 6. 1938 65 ebendort, Brief vom 25. 4. 1939 49 Zu den Faksimiles der Briefe Sigmund Freuds an Arthur Schnitzler: By permission of A. W. Freud et al, by arrangement with Mark Paterson & Associates, Wivenhoe. Die Originale befinden sich in der Cambridge University Library. Mit Dank an Dr. Gotthelf Wiedermann (Manuscripts Department, Cambridge University Library) für die freundliche Unterstützung. Sigmund Freud auf dem Weg ins Londoner Exil. Collage von der CD-ROM „Sigmund Freud Archäologie des Unbewußten“ 23 WERDEN SIE MITGLIED DES MUSEUMSVEREINES ALSERGRUND Sie unterstützen damit eine Institution, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, Altes wiederzuentdecken und zu bewahren, Neues zu dokumentieren und zu sammeln. Als Mitglied erhalten Sie kostenlos mindestens viermal jährlich das Mitteilungsblatt des Museumsvereines. Außerdem stehen wir Ihnen in allen Fragen zur Geschichte des Bezirkes mit Rat und Tat zur Verfügung. 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