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Land & Leute Südbaden Baden für Genießer Hervorragende Weine, geistreiche Schnäpse und badische Küche – Großfamilie Löffler aus dem Markgräflerland lädt zum Genießen in ihre Strauße ein Text: Jutta Bissinger Fotos: Brigitte Merz Andreas Löffler überprüft, wie sich der Spätburgunder entwickelt [[1L]] daheim [[2R]] Land & Leute Südbaden Die Strauße in Staufen-Wettelbrunn (links) ist meist bis auf den letzten Platz besetzt. Während Christel Glöckler (links) bedient, stammt das Brot für die Gäste (unten) aus Uroma Irmas Backstube Löffler-Weine sind preisgekrönt – beim Gutedel-Cup 2012 in der Kategorie Kabinett belegte der Weißwein den ersten Platz W ie das duftet! Das frisch gebackene Bauernbrot hat eine krosse Kruste. Die Uroma nickt zufrieden. Heute ist Backtag, das heißt, sie steht schon frühmorgens am gemauerten Ofen im Keller und formt Laibe aus dem geschmeidigen Teig. Die Uroma, das ist Irma Löffler, erklärte Chefin der Vier-Generationen-Großfamilie: ihre Kinder Christel, Wolfgang und Bernd, die Enkel Hannes, Andreas, Stefan und Sandra sowie die beiden Urenkel Annalena und Amelie. Hinzu kommen die Schwiegertöchter und -söhne. Gemeinsam betreibt die Großfamilie Löffler in Staufen-Wettelbrunn im Markgräflerland ein Weingut, eine Edelbrennerei – und eine Straußenwirtschaft. Das Brot für dieses Saisonlokal backt die 84-Jährige noch immer selbst. Nach ihrem Rezept gefragt, sagt Irma Löffler abwinkend: „Das mache ich auswendig!“ Schließlich habe sie schon mit 14 Jahren das Backen gelernt, da macht man den Teig aus dem Handgelenk. „Gegen die neue Knetmaschine hat sie sich lange gewehrt“, bestätigt ihre Tochter, die plötzlich in der Backstube steht, gefolgt von Enkel Hannes. Der Duft des frischen Brotes zieht alle magisch an. Hannes schwelgt: „Schon früher, wenn ich aus der Schule kam und Irma hatte gebacken, habe ich immer sofort ein Stück vom frischen Brot abgerissen und gegessen.“ In dieser Familie liegt keiner auf der faulen Haut. Jeder weiß, wo sein Platz ist, alle arbeiten Hand in Hand. Und in ihrem Wohnhaus im Nachbardorf Ballrechten-Dottingen, in dem Irma Löffler schon ihr ganzes Leben wohnt und backt, hat alles angefangen: Die Löfflers sind seit Generationen Winzer und Landwirte, wie viele in dieser Region. Irma Löfflers Mann war 20 Jahre Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft im Ort. Und sein Sohn Wolfgang, gelernter Küfer- und Kellermeister, wollte eines Tages seinen eigenen Wein ausbauen und machte sich selbstständig. Sein Bruder Bernd, der Techniker in der Winzerfamilie, zog mit. Er ist für die Landmaschinen zuständig, außerdem für die Brennerei. Mittlerweile ist die Familie nicht nur für ihre Weine bekannt – mehrere sind preisgekrönt – sondern auch für ihre Edelbrände: Kirschwasser, Mirabelle, Zwetschge, Obstler und einiges mehr destilliert Bernd Löffler im Keller. Nur vollreifes, unversehrtes Obst darf in den Brennkessel: „Sonst leidet die Qualität.“ Mit 70 bis 80 Prozent Alkohol kommt der Brand aus dem Kessel. Bernd Löffler setzt den Feinbrand mit Quellwasser aus dem Münstertal auf trinkbare 40 Prozent herab. Eine Arbeit, die hier Tradition hat: Die Region ist bekannt für ihre zahlreichen Kleinbrennereien, die hervorragende Schnäpse produzieren. Auch dank der vielen Obstbäume, die hier überall wachsen. Zurzeit ruht die Schnapsbrennerei, denn das ist eine typische Winterarbeit. Stattdessen geht es in den Weinberg. Am Castell- und Fohrenberg mit seinen Trockenmauern und Steintreppen reifen die Löfflerschen Trauben auf fruchtbaren Lehm- und Lössböden heran – 14 Hektar insgesamt. Mit einem kleinen Traktor fährt der 25-jährige Stefan, der beruflich in die Fußstapfen seines Vaters Bernd tritt, zum Hirstleweg. So heißt das Flurstück, auf dem seine Mutter und die Schwester Sandra gerade arbeiten. Von hier aus schweift der Blick über sanfte Hügel bis zur Burgruine Staufen, die gegenüber auf dem Schlossberg thront. Wenn es viel zu tun gibt, packen alle Löfflers mit an Routiniert kneift Sandra mit der Reb- schere einen Doppeltrieb ab, macht zwei Schritte, entfernt den nächsten. „So bekommt die Pflanze mehr Kraft“, erklärt die 23-Jährige. Einige Wochen später muss sie dann überflüssige Blätter und Trauben wegschneiden. „Gerade bei Spätburgunder lassen wir nur eine bis zwei pro Trieb stehen. Je we- niger Trauben, desto mehr Mineralien enthalten sie.“ Die kommen aus den bis zu 20 Meter tief reichenden Wurzeln des Weinstocks und sorgen für eine hohe Qualität beim Wein. Solche Dinge weiß in der Familie Löffler jedes Kind, denn alle haben das Weinwissen sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Sandra weiß noch aus einem anderen Grund besonders gut Bescheid: Sie war in der Saison 2010/2011 Markgräfler Weinprinzessin. In dieser Funktion muss man nicht nur im Dirndl gut aussehen, sondern auch auf Weinfesten und anderen öffentlichen Veranstaltungen die Region repräsentieren. Und das bedeutet: Ahnung haben von Wein. Im September beginnt die Lese. Das sind wichtige Wochen im vom Weinbau geprägten Oberrheingraben. Eine Zeit, in der alle Löfflers von früh bis spät auf den Beinen sind. „Da zeigt sich mal wieder der Vorteil des Familienbetriebs: Wenn’s viel zu tun gibt, sind alle da“, sagt Bernd Löffler. Für [[2R]] Land & Leute Südbaden Im Weinberg gibt es im Frühjahr und Sommer viel zu tun. Doris Löffler (rechts) entfernt überflüssige Triebe, damit weniger Trauben reifen, die dafür umso mehr Mineralien enthalten die Steillagen brauchen sie aber auch hier zusätzliche Lesehelfer. Typisch für die Region sind, neben Spätburgunder, Gutedel, Grau- und Weißburgunder sowie Müller-Thurgau. 2011 erhielt das Weingut den Landesehrenpreis der badischen Gebietsweinprämierung in der Kategorie „Bestes Markgräfler Weingut“ für 14 Goldmedaillen und eine Silbermedaille. Eine reife Leistung für einen kleinen Betrieb. So etwas schafft man nicht nur durch gute Böden und kundige Pflanzenpflege. „Auch der Ausbau ist wichtig“, sagt Wolfgang Löffler. Er und sein Sohn Andreas sind die Herren der dunklen Gewölbe unter der Straußenwirtschaft. Dort ist es angenehm kühl, es riecht nach Wein und Holz und ein bisschen nach Geheimnis. Denn hier entscheidet das Können der beiden Kellermeister darüber, ob das Grundprodukt, die Traube, zu einem gewöhnlichen Tropfen oder zu einem Spitzenwein wird. Vater und Sohn bestimmen [[1L]] daheim die Dauer der Gärung, regulieren die Temperatur, überwachen den Barriqueausbau, filtieren. Eine magische Sache, die immer anders verläuft. Der Kartoffelsalat schmeckt, wie ein badischer sein muss Heute füllen sie Gutedel ab, ein frischer, fruchtiger und leichter Wein, der zum Sommer passt. Mit dabei sind auch alle anderen Familienmitglieder, die sonst den Weinverkauf managen oder für das Marketing zuständig sind. Wolfgang Löffler ist zufrieden. Dass er sich 1988 mit dem eigenen Weingut selbstständig machte, hat er noch nie bereut. Es ist so erfolgreich, dass nach sechs Jahren die Keller in Uromas Haus aus allen Nähten platzten. Da baute die Familie ein neues Weingut mit Strauße in Staufen-Wettelbrunn: die jetzige Arbeitsstätte der Löfflers. Im Hof haben sich inzwischen etliche Gäste eingefunden und entspannen sich an den Tischen unter der Kastanie. Im Schatten der Burgruine Staufen und der Weinberge ist es auch für das Auge ein Genuss, den lauen Sommerabend ausklingen zu lassen. Zu den Löffler-Weinen passen die typischen bodenständigen Gerichte einer Strauße: Pellkartoffeln mit Bibeleskäs – ein Kräuterquark mit Schnittlauch und Zwiebeln – Wurstsalat, Winzervesper oder Schwartenmagen mit „Dungi“, also Essig und Öl. Es sind Wanderer oder Urlauber, die einkehren, darunter viele Stammgäste. „Manche, die regelmäßig in der Gegend Urlaub machen, kommen direkt von der Autobahn hierher, noch bevor sie in die Unterkunft fahren“, erzählt Wolfgang Löffler. Die einfachen, nach altem Hausrezept zubereiteten Gerichte stammen noch immer zum größten Teil aus Uroma Irmas Hand. In der Küche ist inzwischen Hochbetrieb. Es duftet bereits wieder köstlich. Die einen packen die Einkäufe aus, Irma klopft Schnitzel, die anderen bereiten aus den Erdäpfeln, die die Uroma am Vormittag geschnitten hat, den Kartoffelsalat zu. Er schmeckt, wie ein badischer Kartoffelsalat schmecken muss, der mit Essig, Senf und Brühe gewürzt ist: wie von der Großmutter. „Aber ich bin ja auch Oma“, sagt die 61-jährige Schwiegertocher Helga Löffler beim Rühren lachend. Schließlich gibt es inzwischen die vierte Löffler-Generation. Die Urenkel von Oma Irma wachsen ebenso in den Familienbetrieb hinein, wie die Kinder und Enkel einst hineinwuchsen – umgeben von ihrer Großfamilie, von Reben und einem wunderbaren Landstrich im sonnenverwöhnten Süden. » Kontakt: Die Strauße der Familie Löffler ist vom 10. August bis zum 4. November geöffnet. Dienstag ist Ruhetag. Fohrenbergstr. 43, 79219 Staufen-Wettelbrunn; Tel. 0 76 33 / 63 07; www.weingut-loeffler.de Straußenwirtschaft: Essen und Trinken beim Winzer Eine Straußenwirtschaft hat nur einige Monate im Jahr geöffnet. Früher fegten die Winzer ihre Stube aus, um zur Erntezeit vorbeikommende Wanderer mit ihren Erzeugnissen zu bewirten. Als Zeichen stellten sie einen geschmückten Reisigbesen vor die Tür, der wie ein Blumenstrauß aussah. Straußenwirtschaften findet man in fast allen Weinbaugebieten Deutschlands, sie werden jedoch vor allem an der Ahr, in Baden, im Rheingau, in Rheinhessen, in der Saale-Unstrut-Region, in Sachsen und der Pfalz, an Mosel, Saar, Ruwer und an der Nahe so bezeichnet. In Württemberg nennen sich die Wirtschaften Besen oder schwäbisch „Besa“, was sich wiederum vom vor der Tür stehenden Besen ableitet. In Franken heißen sie Häcker- oder Heckenwirtschaft. Bernd Löffler ist für die Technik und die Edelbrände zuständig: Kirschwasser, Mirabelle, Zwetschge und andere Obstler [[2R]]