Kleines Becken mit viel Effekt

Transcription

Kleines Becken mit viel Effekt
ISH 2009 – von A - Z
U w i e U ri n a l e
Kleines Becken mit
viel Effekt
Urinale: Ansprechende Modelle für den öffentlichen,
halböffentlichen und privaten Einsatz
In der öffentlichen Wahrnehmung führen Urinale oftmals
noch ein Schattendasein, dabei sind sie inzwischen selbst
im privaten Bereich anzutreffen. Aus gutem Grund: Bergen
sie doch im Hinblick auf den Wasserverbrauch ein enormes
Einsparpotenzial. Im öffentlichen Bereich hat man die Vorteile dieser letzten „Männerdomäne“ längst erkannt und
kräftig umgerüstet.
G
egenüber einer herkömmlichen Toilette bietet das
Urinal in vielerlei Hinsicht
­enorme Vorteile: Sie sind in
Bezug auf die Anschaffungskosten deutlich günstiger. Das
ist den Auftraggebern von Reihenanlagen längst bekannt
und schreiben deshalb Urinale aus. Aber auch der Wasserverbrauch spricht für sich: Er
lässt sich bei einem Urinal
auf maximal 3 l beschränken. Darüber hinaus nimmt
ein Urinal weniger Raum ein
∂ Als praktisch kann sich der flexible Zulaufadapter bei den „San Remo“Modellen von Ideal Standard erweisen: Im Renovierungsfall können alle Zu- und
Abläufe weiter genutzt werden, auch weil sie – und alte Bohrlöcher – von der
Keramik verdeckt werden.
– ein Argument, das vor allem
im öffentlichen Bereich sticht,
da die jeweils vorgeschriebene
Mindestanzahl von Toiletten mit geringerem Platzbedarf realisiert werden kann.
In größeren Anlagen wahrt
eine Urinaltrennwand die gewünschte Diskretion. Tricks
wie eine in die Sanitärkeramik eingebrannte Zielfliege
sorgen für eine höhere Trefferquote und somit für kürzere Reinigungszeiten und mehr
Sauberkeit und Hygiene in
der Anlage.
∂ Ein rechteckiger Körper bildet die Basis für das „Architec“-Urinal von Duravit. Der Betrieb der elektronischen Steuerung erfolgt mit Batterien oder über das Netz, wobei die Technik im Inneren der keramischen Rückwand vor Vandalismus geschützt ist. Der Siphon lässt sich mit wenigen Handgriffen austauschen.
152
Der Spülvorgang wird von
Hand ausgelöst (Druckspüler
oder Betätigungsplatte) oder
– komfortabel – berührungslos: Die einen Hersteller favorisieren eine elektronische
Steuerung, andere setzen auf
eine Infrarot-Beinkennung.
Wird das Urinal längere Zeit
nicht benutzt, setzt eine automatische Spülung ein, um
beispielsweise ein Austrocknen des Siphons und die damit einhergehende Geruchsbildung zu verhindern.
Im privaten Bereich tritt
beim Urinal durchaus auch
eine soziale Komponente zu
Tage. Denn der immerwährende Geschlechterkampf,
die Auseinandersetzung um
das Sitzen oder Stehen und
die damit verbundenen hygienischen Vor- und Nachteile
können dank des praktischen
kleinen Wandbeckens der Vergangenheit angehören.
Während Urinale für Männer inzwischen nahezu flächendeckend in öffentlichen
Toiletten anzutreffen sind,
fristen Urinale im privaten Bereich oder gar Damen­urinale
noch immer ein Nischendasein. Dies ist umso erstaunlicher, da die Vorteile durchaus auch für den privaten Bereich (Stichwort Gästetoilette)
und die Damenwelt gelten.
Tatsächlich wurden in den
IKZ-Haustechnik · Heft 5 /2009
U w i e U ri n a l e
∂ Wer sagt denn, dass ein Urinal langweilig sein muss. Mit seiner geschwungenen Form ist „Celia“ von Ideal Standard auch im Privatbad ein Hingucker.
1990er-Jahren verschiedene
Prototypen für Damen­urinale
entwickelt, wie z. B. das „Lady
P“ von Sphinx Sanitair. Doch
zur Marktreife schaffte es kein
Modell.
Innovative Lösungen für mehr
Komfort
Namhafte Hersteller haben sich des kleinen Beckens
auf ganz unterschiedliche
Weise angenommen und es
je nach Typ und System dem
jeweiligen
Anwendungsschwerpunkt angepasst. Und
so zielen die Merkmale der
einzelnen Serien in ganz unterschiedliche Richtungen. Ein
Beispiel ist „Omnia architectura“ aus dem Hause Villeroy
& Boch. Durch ein neues Absaugformstück will das Unternehmen einen Maßstab in
Bezug auf das Wassersparen
setzen. Denn mit 0,8 l Wasser
pro Spülgang sind diese Urinale „deutlich sparsamer und
damit umweltschonender als
solche mit herkömmlichen
Absaugvorrichtungen, die
eine Spülmenge von 2 bis 3 l
verbrauchen“, macht V & B
klar. Ein neues Wasserzulaufstück erleichtert darüber hin-
Heft 5 /2009 · IKZ-Haustechnik
aus die Montage, weil mithilfe eines flexiblen Schlauchs
das Urinal unkompliziert angeschlossen werden kann. Bei
der Entwicklung des Urinals
„Omnia architectura“ wurde
auch hygienischen Aspekten
Rechnung getragen: Die Neigung der Rückwand wurde
so gestaltet, um einen hohen
Spritzschutz zu gewährleisten.
Der weitere Innenaufbau soll
außerdem verhindern, dass
beim Spülen Wasser über den
Rand tritt. Weiterhin sorgen
eine große Öffnung und weite Ausladung für eine höhere
Treffsicherheit. „Omnia architectura“ ist in zwei Varianten, mit Zulauf von oben
oder mit verdecktem Zulauf,
erhältlich.
Auf einfache Montage, hohen Gebrauchskomfort und
Design setzt man bei Duravit mit dem Modell „Architec“. Das von Frank Huster
entwickelte Urinal spricht
nicht nur eine sehr eigenwillige Formensprache, sondern
weist damit auch Vorteile bei
der Montage auf: So liegt die
Beckenhöhe hier wie gewohnt
bei 70 cm über dem Fußboden. Allerdings reicht die
Rückwand mit 38 x 66,5 cm
ein gutes Stück weiter und ermöglicht so auch die Platzierung über fertigen Abläufen,
vorhandenen Zuläufen oder
Bohrlöchern. Im Urinal-Rückraum ist ausreichend Platz für
einen Anschluss mit einem
flexiblen Schlauch, wodurch
die vorhandenen Zu- und Abläufe unabhängig von deren
Höhe genutzt werden können.
Gleichzeitig verbirgt „Architec“ die alten Spuren hinter
einer hygienischen, weißen
Fassade. Diese folgt gestalterisch einer klaren Geometrie:
mit einer rechteckigen Keramik, aus dessen Mitte sich ein
kreisrunder Urinalkörper herausformt. Hinter der Fassade
∂ Das wasserlose „Flushfree“-Urinal von ­Kuhfuss
bietet mit dem Werkstoff Edelstahl den Vorteil einer porenfreien und
glatten Oberfläche. In
Kombination mit steil
abfallenden Wänden entstehen hohe Fließgeschwindigkeiten, die
geruchsbildende Ablagerungen weitestgehend
verhindern.
U w i e U ri n a l e
∂ „Lema“ von Lauffen Bathrooms
will auch hohen architektonischen
Ansprüchen gerecht werden. Es entfaltet seine besondere optische Wirkung gerade dann, wenn die Urinale
aufgereiht auftreten.
∂ Keramag bietet „Centaurus“ in zwei Varianten an: als wasserloses Modell und den hybriden Einsatz – mit oder ohne
Wasserspülung. Idealer Partner in gehobenen Urinalanlagen ist die Trennwand „Separo“ aus satiniertem EinscheibenSicherheitsglas.
verbirgt sich außerdem eine
elektronische Steuerung, die
moderne Sensortechnik mit
sparsamer Spültechnik verbindet.
∂ Bei „Omnia architectura“ (Villeroy
& Boch) wurde der Innenbereich optimiert und die Öffnung vergrößert.
Das erhöht die Trefferquote und erleichtert die Reinigung.
Der Elektro-Trick
Innovative Techniken finden sich auch bei den Modellen „Esprit“ und „San Remo“
von Ideal Standard. Hier
154
macht sich eine vollautomatische Steuerung, die selbstständig den Spülvorgang
auslöst, eine physikalische
Gesetzmäßigkeit zu Nutze:
Sobald sich Urin mit klarem
Wasser vermischt, steigt der
elektrische Leitwert der Flüssigkeit. Diese Veränderung
wird durch Elektroden, die
im Siphon angebracht sind,
registriert. Eine batteriebetriebene Elektronikeinheit steuert darauf hin zeitversetzt das
Magnetventil für die Spülung
an. Laut Ideal Standard reicht
die Kapazität der Batterie
für rund 100 000 Spülungen.
Die Urinalelektronik registriert auch Veränderungen
der Flüssigkeitsmenge im Siphon, wodurch selbst bei geringer Beimischung von Urin
oder anderen Flüssigkeiten
der Spülvorgang automatisch gestartet wird. Auf diese
Weise ist die Spülung immer
nur dann aktiv, wenn das Urinal tatsächlich benutzt worden ist. Zum Schutz vor unabsichtlichen oder mutwilligen
Beschädigungen ist die Elektronik verdeckt installiert –
ein nicht unwesentlicher Faktor im öffentlichen Bereich.
Ohne einen Tropfen
Gerade in öffentlichen
und gewerblichen Bereichen
kommt der Wirtschaftlichkeit
eine besondere Bedeutung zu.
Ein enormes Einsparpotenzial
bieten hier wasserlose Urinale, Trockenurinale genannt,
die von Firmen wie Keramag,
Kuhfuss, Urimat Deutschland
oder Sinaqua angeboten werden. Das Grundprinzip ist einfach erklärt: Herzstück vieler
Modelle ist ein speziell konstruierter Siphon, der wie im
∂ „Subway“ von Villeroy & Boch –
mit und ohne Deckel – ist mit 1-l-Spülung oder mit wasserloser Siphontechnologie erhältlich.
Falle von Urimat oder den
„Flush-Free“-Modellen von
Kuhfuss mit einem Schwimmer oder einer Membran versehen ist. Diese senken sich,
sobald sie mit Flüssigkeit
in Kontakt kommen. Lässt
der Druck nach, heben sich
Schwimmer oder Membran
wieder und schließen den Siphon nach oben hin geruchsfrei ab.
Hinsichtlich der Oberflächengestaltung legen alle
∂ Beim wasserlosen Urinal „Campus“ von Franke Aquarotter wirkt
eine Spezialmembran als Geruchsverschluss.
IKZ-Haustechnik · Heft 5 /2009
U w i e U ri n a l e
Hersteller viel Wert auf eine
extrem glatte Oberfläche, damit sich Schmutzteilchen nur
schwer festsetzen können und
der Urin restlos abläuft. Urimat beispielsweise setzt auf
einen Polycarbonat-Spritzguss, während bei den Edelstahl-Urinalen von Kuhfuss
Sanitär porentief glatte und
steil abfallende Wände eine
hohe Fließgeschwindigkeit
begünstigen.
Nach einem ähnlichen
Prinzip funktioniert das Urinal „Centaurus“ von Keramag, das sowohl für den wasserlosen als auch für den hybriden Einsatz mit oder ohne
Wasserspülung angeboten
∂ Herstellerübersicht der hier beschriebenen Urinale.
Unternehmen
Duravit AG
Villeroy & Boch AG
Ideal Standard GmbH
Franke Aquarotter AG
Laufen GmbH
Kuhfuss Sanitär GmbH
Sinaqua Waterless System GmbH
Uridan a/s
Urimat AG
phon betrieben, der mit einer
speziellen Sperrflüssigkeit ausgestattet ist. Deren Gewicht
ist geringer als das von Urin
oder Wasser. Dieser Dichteunterschied führt dazu, dass
∂ Die zwei wasserlosen System von Sinaqua: Modell „Boronia“ (links) und Modell „Flax“ (rechts). Herzstück des Systems ist der Siphon mit der speziellen
Sperrflüssigkeit.
wird. In letzterer Variante
kommt es mit weniger als 1 l
Wasser pro Spülung aus. Die
Urinale sind serienmäßig mit
der sehr glatten Spezialglasur
„Keratect“ ausgestattet, die
das Anhaften von Schmutz
weitgehend unterbindet. Da
„Centaurus“ keinen Spülrand aufweist, können sich
auch keine versteckten Ablagerungen bilden.
Andere Trockenurinale, wie
die Modelle von Sinaqua oder
Uridan, werden mit einem Si-
alle anderen Flüssigkeiten bei
jeder Benutzung des Urinals
durchgelassen werden. Im
Anschluss daran dichtet die
Sperrflüssigkeit nach oben
hin geruchsfrei ab. Sie wirkt
hier gewissermaßen wie ein
flüssiger Deckel. Je nach Benutzungshäufigkeit muss der
Siphon bei Sinaqua ein- bis
maximal viermal pro Jahr
ausgetauscht werden – übrigens die einzigen Betriebskosten, die bei dem Einsatz dieser wasserlosen Urinale entstehen, lautet eine Aussage.
Bei Trockenurinalen ergeben sich enorme Wassereinsparungen. Geht man
Heft 5 /2009 · IKZ-Haustechnik
Halle-/Stand-Nr. auf der ISH
3.1/B 99
2.0/A 01
3.1/C 11
4.1/G 46
3.1/B 51
4.0/E 07
Kein Aussteller
4.0/D 73
4.0/B 94
beispielsweise von einer Frequentierung von 100 Personen
pro Tag aus, so ergibt sich bei
einer Spülmenge von jeweils
3 l ein Wasserverbrauch von
300 l. Auf ein Jahr hochgerechnet, die Wochenenden
ausgenommen, ergäbe sich
eine Gesamtwassermenge
von immerhin 78 000 l. Dabei gilt, je höher die Frequentierung, desto höher die Einsparung.
Auch niedrige Betriebsund Wartungskosten sind
Merkmale, die die wasserlosen Urinale verbindet. Die
einzigen Kosten entstehen
durch das Auswechseln des
Siphons, was nach Herstellerangaben weniger als eine
Minute dauern kann.
Legt man bei einer Amortisationsrechnung also Kosten
wie Wasserpreis, Wasserverbrauch sowie für Betrieb und
Wartung zugrunde, haben
Trockenurinale zweifellos die
Nase vorn. Am Beispiel des
Internetadresse
www.duravit.de
www.villeroy-boch.com
www.idealstandard.de
www.franke-aquarotter.de
www.laufen.com
www.kuhfuss-sanitaer.de
www.sinaqua.de
www.uridan.de
www.urimat.com
öffentlichen Bereichs wird jedoch deutlich, dass auch herkömmliche wassergespülte
Urinale den Wasserverbrauch
bereits deutlich senken können.
Privat-Urinal
Sauberkeit, Hygiene, geringerer Reinigungsaufwand
und Wasserersparnis sind in
der privaten Badplanung die
gleichen überzeugenden Argumente wie anderswo. Ganz
gleich ob manuelle oder elektronische Spülung, deckellos
oder geschlossen: Passend zu
den zahlreichen Badserien
der Hersteller warten Urinale auf ihre flächendeckende
Einführung im privaten Badezimmer oder Gäste-WC. ∂
155