downlaod - Klangspuren|Schwaz
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1 februar 2007 | 6. ausgabe | klangspuren schwaz | www.klangspuren.at | tel +43 5242 73582 Dr. Robert und Lina Thyll-Dürr Stiftung 2 KLANGSPUREN KLANGSPUREN SCHWAZ 2007 STARTEN MIT EINEM NEUEN TEAM Rita Schaffer ist die Assistentin von Peter Paul Kainrath und Maria-Luise Mayr. Sie ist auch unsere Computerexpertin und darüberhinaus koordiniert sie alle Belange der Internationalen Ensemble Modern Akademie und macht die Übersetzungen ins Englische und umgekehrt, arbeitet mit beim Kinder- und Lehrlingsprogramm. Sie ist erreichbar unter schaffer@klangspuren.at. Unterstützung erhält Rita und die Geschäftsführung von Toni Braun. Er hat am 8. Jänner eine Lehre zum Bürokaufmann bei uns begonnen und wird sich im ersten Jahr vor allem um die Reise- und Hotelbuchungen kümmern, die Komponisten- und Interpretenbiographien zusammen stellen, die Homepage aktuell halten, das Foto- CDund Notenarchiv betreuen, Buchhaltungsarbeiten erledigen sowie den Kartenvorverkauf und die Abendkasse managen und kopieren und am Montag muss er immer in die Schule und und ... Toni ist unter braun@klangspuren zu erreichen. Die Pressearbeit haben wir in die erfahrenen und bewährten Hände von Barbara Bertsch gelegt. bertsch@klangspuren.at An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz herzlich bei Anita Moser und Christine Schwaizer für die hervorragende langjährige Mitarbeit bedanken und Ihnen alles Gute wünschen. KLANGSPUREN ON AIR JEDEN DRITTEN DIENSTAG IM MONAT Der Radiosender Freirad ist nun auch über das Internet hörbar und zwar 1. Freirad Seite im Webbrowser öffnen http://www.freirad.at/ 2. Im Seitenmenü auf live_stream klicken ( es gibt leider keinen direkten Link, da die Seiten anders programmiert sind) 3. Auf den Java-Player von Jorbis klicken und dann auf ‚Start‘ klicken. 4. Programm genießen! Auf der Seite werden mehrere weitere Möglichkeiten genannt um das Programm auf verschiedenen Betriebssystemen zu hören, aber die Java-Player Methode sollte auf allen Betriebssystemen gehen und erfordert keinen Download!!! KLANGSPUREN barfuß Am Samstag 21. April gehen wir in Schwaz um 14.00 Uhr Maipfeifelen schnitzen. Wo erfahrt ihr bei der Anmeldung unter 05242-73582 bis Samstag 21.4. um 10.00 Uhr, Taschenmesser mitnehmen. IMMER WIEDER MONTAGS auch heuer machen Klangspuren wieder dieses beliebte Programm. Starten tun wir am 7. Mai um 14.00 Uhr mit Erdäpfel setzen und am 14. Mai gehen wir Brennessln mähen, Löwenzahn stechen, Kresse abschneiden,.... Jeder muss sich anmelden bis spätesten Montag 10.00 Uhr. EMPFEHLENSWERTE CDs Preis der deutschen Schallplattenkritik, Bestenliste 4/2006 Neue Zeitschrift für Musik, Empfehlung Das Label ECM legt mit Kammermusikwerken des österreichischen Komponisten Thomas Larcher eine wunderbare CD vor. Larcher hat für seine unglaublich kraftvolle und energische Musik kongeniale Musiker um sich geschart – allen voran das Rosamunder Quartett, das mit dem in den Jahren 1998-2004 entstandenen und nur knapp 11minütigen Streichquartett ‚Ixxu’ den Auftakt macht. ‚Ixxu’ ist ein Stück, das einen wahrlich vom Hocker reißt: Heftige Pulsationen, enorme Geschwindigkeiten, starke und deftige rhythmische Ausbrüche und immer wieder plötzliche, tonale Risse. Da ist nichts überflüssig, da ist alles bewusst und überzeugend gesetzt. Gordon Kampe, Klassik.com Der Titel des neuen Albums von Demenga bezieht sich auf die georgische Laute, genannt „Chonguri“. Der Schweizer Cellist zeigt aufs Schönste, dass er neben dem „ernsten“ Repertoire, den Solosuiten von Bach und zeitgenössischen Kompositionen von Carter bis Zimmermann, auch das „leichtere“ Repertoire beredt zum Klingen bringt. Eine überraschende Zusammenstellung nostalgisch anmutender Werke aus verschiedenen Epochen. BAHUs FÜHLbar DENKbar MIT HERABLASSENDER GEBÄRDE: HOMOPHOBIA AUSTRIACA Schwule Physiotherapeuten massieren post-operativen Pensionistinnen die ärgsten Ver¬span¬nun¬gen aus den betroffenen Körperregionen. Lesbische Souffleusen sagen Schauspielgrößen ver¬ges¬se¬ne Textsequenzen ein. Schwule Taxifahrer bringen samstagnachmittagsbetrunkene wankende Fa¬mi¬lien¬vä¬ter heim. Lesbische Sachwalterinnen haben ein Auge auf die Belange ihrer oft nicht un¬schwie¬ri¬gen Klientel. Schwule Croupiers machen dreisprachigen Dienst an den Roulettetischen der Tourismushochburgen. Lesbische Skirennläuferinnen gewinnen heimische Weltcuprennen. Schwule Fotografen machen her¬vor¬ragende Hochzeitsbilderserien zur vollsten Zufriedenheit ihrer KundInnen. Lesbische Popsängerinnen landen Welthits. Schwule Anästhesisten begleiten kompetent 14stündige Mega-Operationen. Lesbische Ten¬nis¬spie¬le¬rin¬nen gewinnen WTA-Turniere. Schwule Mechaniker re¬pa¬rie¬ren Maschinenring-Traktoren. Lesbische Religionslehrerinnen leiten Pfarr¬ge¬mein¬de¬rats¬sit¬zun¬gen. Schwule Bürgermeister regieren Mil¬lio¬nen¬städ¬te. Les¬bi¬sche Werbeagenturleiterinnen betreuen Mil¬lio¬nen¬kam¬pagnen. Schwule Zahnärzte behandeln Pro¬blem¬fälle. Lesbische Dramaturginnen stellen her¬vor¬ra¬gend spielbare Stückfassungen her. Schwule Köche beliefern aus Großküchen Kindergärten und Alters¬heime. Lesbische Innenarchitektinnen ent¬wer¬fen erstklassige Interieure für Montessori-Kinder¬gruppen. Schwule Abfallberater beraten nicht schwul, sondern kompetent. Lesbische Agrar¬tech¬ni¬ke¬rinnen denken während ihrer Arbeit hauptsächlich ans Agrartechnische, nicht ans Sextechnische. Schwule Bergführer führen Seilschaften in die Natur, nicht ans Widernatürliche. Lesbische Fahr¬leh¬re¬rin¬nen vermitteln die vorgeschriebenen Regeln des Verkehrs. Schwule Anlageberater beraten nicht be¬züg¬lich gewisser Anlagen. Lesbische Autoverkäuferinnen verkaufen ihre Ledersitze auch nicht im Liegen. Schwule Wirtschaftstreuhänder gehen gewöhnlich nur der Wirtschaft zur Hand. Lesbische Win¬ze¬rin¬nen handeln mit Wein ohne zweideutige Zusätze. Schwule Brüder hören ihren Schwestern zu. Lesbische Töchter machen das ganze Jahr über das Elterngrab (im Sommer jeden Tag gießen!). Schwule Söhne telefonieren mit ihren einsam ver¬witweten Müttern täglich, stundenlang. Lesbische Tanten kümmern sich um Nichten und Neffen, wenn die Schwester wegen Heterobeziehungsproblemen darniederliegt. Schwule Onkel zahlen heim¬lich für Nich¬ten und Neffen Lebensversicherungen ein. Lesbi- Barbara Hundegger sche Schwestern liefern das Heizmaterial in den Allein¬erzieherinnenschwesternhaushalt. Schwule Väter müssen auch dazu angehalten werden, die Hälfte der Kinderarbeit zu über¬neh¬men. Lesbische Mütter schlafen die ersten zwei Kleinkindjahre auch keine Nacht durch. Der von seinem schwulen Altenpfleger gepflegte Alte ist sehr angetan von seinem schwulen Altenpfleger. Die von der lesbischen Animateurin animierten All-inclusive-Gäste machen gern bei den Angeboten der lesbischen Animateurin mit. Das von seinem schwulen Grafikdesigner designte Fir¬men¬logo stößt beim Chef des schwulen Grafikdesigners auf höchstes Lob. Die von ihrer lesbischen Entwicklungshelferin geleistete Entwicklungshilfe wird von der Organisation, für welche die lesbische Entwicklungshelferin arbeitet, überaus positiv bewertet. In die Drinks schwuler Barkeeper sind keine Mittel gemixt. Die Arzneien lesbischer Apo¬the¬ke¬rin¬nen enthalten keine Umpolungssubstanzen. Die Betriebe schwuler Betriebswirte rechnen auch in Zahlen. Die Bauten lesbischer Baustatikerinnen brechen nicht reihenweise ein. Die Produkte schwuler Bio¬bauern schmecken gar nicht so. Die Gasthäuser lesbischer Wirtinnen erfreuen sich treuer Stamm¬kundschaft. Die Programme schwuler Computertechniker sind virenfrei. Die Korrekturen lesbischer Leh¬re¬rin¬nen beziehen sich auf Grammatiken. Der schwule Geschäftsführer führt seine Geschäfte recht ordentlich. Die lesbische Sachbearbeiterin bearbeitet ihre Sachen ganz gut. Der Streifendienst des schwulen Polizisten verläuft reibungslos. Die Texte der lesbischen Schriftstellerin werden allseits geschätzt. Solchem Gesindel kann man „natürlich“ nicht erlauben, zu heiraten oder eingetragene Part¬ ne¬rIn¬nen¬schaf¬ten einzugehen. Geschweige denn Kinder überantworten. Das wäre verantwortungslos. Solchem Gesindel kann man „natürlich“ auch in Koalitionsverhandlungen keine christlichso¬zia¬len Zu¬ge¬ständ¬nis¬se machen. Solches Gesindel kann man „natürlich“ gerade in Koalitionsverhandlungen in bewährt sozialde¬mo¬kra¬ti¬scher Art getrost zum wiederholten Male fallenlassen und vertrösten. Herausgeber Klangspuren Schwaz · Klangspurengasse 1/Ullreichstraße 8a · A 6130 Schwaz · Austria · T +43 5242 73582 · F +43 5242 73582-20 · info@klangspuren.at · www.klangspuren.at · ZVR 867470241 · DVR 0096016 · Redaktion Maria-Luise Mayr · Rita Schaffer · Reinhard Schulz · Peter Paul Kainrath · Grafik Lilly Moser · Irene Daz · büro54 · office@buero54.at · www.buero54.at · Fotos ohne Bildunterschrift: Klangspuren oder privat · Druck Salzburger Druckerei Wir bitten im Sinne einer verbesserten Lesbarkeit um Verständnis, dass auf geschlechtsspezifische Formulierungen weitgehend verzichtet wird. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen. SCHWERPUNKT 3 KLANGSPUREN SCHWAZ 2007 THEMEN: DAS QUARTETT, ZYPERN UND EIN STREIFZUG DURCH GRIECHENLAND, URAUFFÜHRUNGEN, PILGERWANDERUNG, AKADEMIE Foto: Zypern Tourismus Bodenmosaik im Haus des Dionysos auf Zypern Schon seit ihrer Gründung drückten die Klangspuren Schwaz die Überzeugung aus, dass Neue Musik ein Bedürfnis, ein menschliches Verlangen einlöst, zu dessen Erfüllung kein anderes Medium, also weder andere Kunst, Philosophie oder Wissenschaft (und auch nicht die traditionelle Musik) in der Lage ist. Diese Überzeugung machte manches leichter, denn sie befreite vom Zwang eines sich selbst und den anderen auferlegten Sendeauftrags, der nicht selten zur Verkrampfung eines auferlegten Gebots führt. Neue Musik wird also nicht präsentiert, weil man sich im Sinne eines verordneten Bildungsauftrags mit ihr auseinandersetzen sollte, sondern weil sie ganz einfach lustvoll erlebbar ist. Vergleichbar einem Bäcker, der sich auch nicht fragen muss, ob sein Tun notwendig ist, und sich stattdessen auf die Qualität konzentrieren kann, hatten sich auch die Klangspuren Schwaz einzig um Niveau und Offenheit des Gebotenen zu kümmern. Vielleicht macht das ihren Erfolg aus, der keinem Konzept gehorcht, sondern einzig durch die äußerste Anteilnahme aller Mitwirkenden und Mithelfenden – sowohl mit Geist als auch mit Herz – begründet ist. Das freilich erfordert immer wieder verantwortungsvolles Engagement und stets neue Ideen. Sie sollen nicht das Bewährte verdrängen, genauso wenig aber darf das Bewährte zum Eingefahrenen werden. So verstehen sich die Klangspuren Schwaz stets als Herausforderung. Sie wollen den Hörern eine Zumutung sein, denn nur der, der dem Gegenüber etwas zumutet, bekundet Vertrauen in dessen Energien. Musik aber ist stets Austausch von Energien, ein Geben und Nehmen, ein Gruppenprozess, der keine Grenzen kennt. Programmatische Schwerpunkte, die immer schon den Klangspuren Kontur gaben, finden sich auch im Jahr 2007. Einer davon ist die Gattung Streichquartett, mithin die anspruchsvollste in der Musik seit Haydn. In ihr haben Komponisten immer wieder ihre schöpferischen Ideen entscheidend verdichtet, ja ihr Innerstes zum Ausdruck gebracht. Das ist bis heute so geblieben, ja man darf sagen, dass das Streichquartettschaffen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erneut groß aufgeblüht ist. An herausragenden Quartettbesetzungen ist gegenwärtig kein Mangel und diese gewährleisten musikalische Intensität auf höchstem Niveau. Mit dem Diotima Quartett, dem Minguet Quartett, dem Arditti Quartet und dem kanadischen Bozzini Quartett bieten die Klangspuren 2007 vier Ensembles, die vor allem im Bereich der Neuen Musik höchstes Ansehen genießen. Sie werden ein breites Spektrum heutigen Streichquartettschaffens aufblättern, wobei das Minguet Quartett mit den fünf Quartetten des deutschen Komponisten Jörg Widmann (neben der Großen Fuge von Beethoven) einen Schwerpunkt setzen wird. Zu einem etwas anderen Quartett Projekt haben sich der in Berlin lebende Tiroler Bassist Hannes Strobl und die Musiker Sam Auinger, Michael Moser und David Moss zusammen geschlossen. Der Musikschriftsteller Heinz Klaus Metzger, der die Musikentwicklung der letzten 50 Jahre immer mit kritischem Scharfblick begleitete, wird sich zusammen mit dem 1. Geiger des legendären LaSalle Quartetts Walter Levin beim Konzert des Arditi Quartetts über die Entwicklung der Quartettkomposition unterhalten. Mit dem Dirigenten und Komponisten Michael Gielen, der heuer seinen 80. Geburtstag feiert, wird eine weitere Größe des zeitgenössischen Musiklebens bei den Klangspuren Schwaz vertreten sein. Er wird in den Swarovski Kristallwelten aus seiner Autobiographie lesen und auch ein Konzert leiten, in dem neben einem eigenen Werk auch das hochimpulsive und rhythmisch gespannte Stück „Jagden und Formen“ des diesjährigen Composers in Residence Wolfgang Rihm vertreten sein wird. Als Schwerpunktsland auf der Reise durch die neuen EU-Länder ist 2007 Zypern vorgesehen. Es repräsentiert eine Region, in der sich Okzident und Orient treffen und überschneiden und man darf sich auf spannende ästhetische Begegnungen mit bei uns weniger bekannten Komponisten freuen, wie Yannis Kyriakides, Marios Joannou Elia und Evis Sammoutis. Griechenland wird mit Werken von Iannis Xe- nakis, Nikos Skalkottas, Jani Christou und Georges Aperghis gestreift. Neue Werke komponieren Kurt Estermann, Manuel de Roo, Judith Unterpertinger, Christof Dienz, Hannes Strobl und Sam Auinger, Georg Friedrich Haas, Rainer Riehn u.a. Schließlich werden die Klangspuren Schwaz 2007 die im letzten Jahr so erlebnisreiche und intensive Pilgerwanderung fortsetzen, in der sich die Kontemplation des Wanderns und des aufmerksamen Hörens in kurzen Konzerten an Etappenpunkten zu einer Form ganzheitlichen Erlebens durchdringen. Die Wanderung schließt an die letztjährige Etappe an. Start ist in Maria Larch, es geht dann über Gnadenwald zur Wallfahrtskirche Absam und weiter bis zum Dom zu St. Jakob in Innsbruck. Natürlich gibt es wieder die so fruchtbare und nachhaltig wirkende Internationale Ensemble Modern Akademie und eine Menge weiterer Aktionen vor Ort und mit Mitwirkung von Musikern aus Tirol. All dies wird eine lebendige, lustvolle und eingefahrene Wege vermeidende Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik gewährleisten: in kreativer Atmosphäre, mit kritischen Einwänden und mit Gewinn auf allen Seiten. www.klangspuren.at Reinhard Schulz arbeitet als Musikjournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die neue musikzeitung und den Bayerischen Rundfunk. 4 ZUKUNFT 4 JAHRE INTERNATIONALE ENSEMBLE MODERN AKADEMIE, 27 JAHRE ENSEMBLE MODERN Foto: Astrid Karger das bedeutet 27 Jahre Umgang mit Neuer Musik, mit neuen Techniken, ungewohnten musikalischen Konzepten und Ideen, anderen Ausdrucks- und Aufführungsformen, Umgang mit dem Ungekannten und Ungewissen, mit dem, was gerade entsteht. Das bedeutet auch: Beschäftigung und Dokumentation dessen, was mittlerweile schon „Geschichte“ der Musik des 20. Jahrhunderts ist und was letztendlich eine Umdefinierung des Begriffes „neu“ nötig macht. In diesem Zusammenhang stellt sich den Musikern des Ensemble Modern mit der Frage nach einer Weitergabe des Erfahrenen auch die nicht unerhebliche Frage nach dem Wie. Die aktuelle Musik stellt sich als inhomogen und nicht fassbar dar. Es gibt keine Schulen, Richtungen und Strömungen. Kriterien einer Wertung oder Bewertung ändern sich, werden überflüssig. Die Begriffe „richtig“ oder „falsch“, „gut“ oder „schlecht“ mögen für einen selbst noch relevant sein, haben aber keine allgemeine und verbindliche Bedeutung mehr. Was aber kann man dann noch weitergeben außer „Praxis, Tempo und Repertoire“ (Zitat Stipendiat der IEMA in Frankfurt)? Gibt es eine tiefer gehende Berechtigung zur Durchführung einer Akademie als die im günstigsten Fall bewundernswerte Beherrschung neuer, ungeAUSSCHREIBUNG SCHWAZ 2007 Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) und dem Festival Klangspuren werden Mitglieder des Ensemble Modern im September 2007 in Schwaz/Tirol bereits zum 4. Mal Meisterkurse geben. Nach den überaus erfolgreichen Ergebnissen in den letzten Jahren – im Sommer 2006 kam u.a. Benedict Masons Komposition „felt|ebb|thus|brink|here |array|telling“ zu Maßstab setzenden Aufführungen im Rahmen des Meisterkurses – soll im kommenden Sommer u.a. der Schwerpunkt auf dem Bereich Ensemblespiel mit mehreren Kammersinfonien liegen. Die Instrumentalisten erarbeiten dabei mit Dozenten des Ensemble Modern (Holz-/Blechbläser, Streicher, Klavier und Schlagzeug) und dem Dirigenten Franck Ollu die Werke des Programms I und darüber hinaus Kammermusikwerke (Programm II). Aus den Werken des Programms II wird im Laufe des Meisterkurses eine Auswahl getroffen werden, die in einem weiteren öffentlichen Konzert zur Aufführung kommen wird. Solowerke können zur Erarbeitung nach vorheriger Absprache in den Kurs integriert werden und in einem internen Konzert zur Aufführung kommen. Während des Festivals wird Michael Gielen aus seiner Biographie lesen (12.9.) und hat sich bereit erklärt, sein Werk „Pflicht und Neigung“ in den letzten Proben zu übernehmen und auch die Aufführung dieses Werkes zu dirigieren. Wolfgang Rihm wird als Gast / composer in residence während des Meisterkurses zur Erarbeitung anwesend sein. IHRE BEWERBUNG RICHTEN SIE BITTE AN Klangspuren | Klangspurengasse 1/ Ecke Ullreichstr. 8 | A-6130 Schwaz tel +43 5242 73582 | fax +43 5242 73582-20 wöhnlicher Spieltechniken? Um es klar voran zu stellen: Durch die Beherrschung dieser Techniken, durch die umfassende Kenntnis des Repertoires der Musik des 20. Jahrhunderts ist das Ensemble Modern wie nur wenige andere in der Lage, diese unschätzbare Erfahrung einer neuen Generation zu vermitteln. Dennoch: Gibt es daneben noch andere Qualitäten des Modells Ensemble Modern, die die Gründung der Internationalen Ensemble Modern Akademie als geradezu zwingend erscheinen lassen? DAS MODELL ENSEMBLE MODERN – DEMOKRATIE UND NEUE MUSIK? Ein individualisiertes, aus Solisten bestehendes Ensemble, ohne Intendanz und musikalischer Leitung, begründet auf demokratischen Mitbestimmungsformen, ist per se unentwegt bemüht, in der Diskussion und im Umgang miteinander andere Kommunikationsformen zu suchen als Klangkörper, die öffentlich getragen und gefördert werden, und wo die meisten künstlerischen Entscheidungen außerhalb des Künstlerkollektivs gefällt werden. Das SichAuseinandersetzen ist quasi Bestandteil und Grundlage des beruflichen Lebens. Das erfordert neben dem Erkennen und Definieren des ZEITPUNKT UND ORT Der Kurs wird vom 9.9. bis 19.9.2007 in Schwaz/Tirol stattfinden und die Ergebnisse in zwei öffentlichen Konzerten bei dem Festival Klangspuren präsentiert. 9.9. Anreise, 17-22 Uhr Begrüßung und Proben 10.9.-19.9. Meisterkurs zu Programm I und II 16.9. Konzert Programm II in Schwaz, Festival „Klangspuren“ 19.9. Konzert Programm I in Schwaz, Festival „Klangspuren“ 20.9. Abreise ANFORDERUNGEN/BEWERBUNGSVERFAHREN Die Ausschreibung des Meisterkurses richtet sich in erster Linie an junge MusikerInnen, die am Ende Ihrer Ausbildung stehen und sich der besonderen Herausforderungen, die der Musikerberuf bei der Musik des 20./21 Jahrhunderts an sie stellen wird, bewusst sind. Bewerbungsfrist ist der 20. April 2007. Interessierte schicken bis zu diesem Zeitpunkt neben einem ausführlichen Lebenslauf (bitte mit aktueller Kontaktadresse und email Adresse!) eine eigene Aufnahme auf CD ein. Ein Beispiel aus dem Bereich der zeitgenössischen Musik ist dabei wünschenswert, nicht jedoch Bedingung. Das Auswahlverfahren findet im Mai 2007 statt und die Zusagen werden Ende Mai veröffentlicht. Der genaue Zeitplan (9. – 20.9.2007) und das jeweilige Repertoire wird den ausgewählten Teilnehmern im Mai mitgeteilt. Die Bewerbungsunterlagen werden nicht retourniert. Zur Probenvorbereitung erhält jeder Instrumentalist im Vorfeld die Noten in Kopie zugesandt. Die Kosten für Unterbringung und die Kursgebühr werden vom Festival Klangspuren übernommen. Reisekosten gehen zu Lasten der Akademieteilnehmer. eigenen Standpunktes auch Toleranz und ein Verstehen des anderen, oft nicht verständlichen. Das erfordert aber ebenso ein unentwegtes Suchen nach immer wieder neuen Formen der Auseinandersetzung, wenn sich die alten als nicht mehr funktionsfähig erweisen. Ein energisches Eintreten für die Sache ist genauso notwendig wie ein Zurücktreten, wenn keine Lösung in Sicht scheint („wenn ich springen will, muss ich zurücktreten“, Hanns Eisler). Das bedeutet ein stets aktives Suchen nach Lösungen, unter Umständen auch ein Stehenlassen des Nicht-Fertigen bis hin zum Eingeständnis und Zulassen des Scheiterns, bestenfalls mit anschließendem Neubeginn. Seit 27 Jahren befinden sich die Mitglieder des Ensemble Modern in dieser kreativen Spannung. Es scheint einsichtig, dass neben vielen anderen Qualitäten gerade in dieser Spannung der Grund des Erfolgsmodells Ensemble Modern zu finden ist. Dieser innere Prozess spiegelt sich zudem in der nach außen sichtbaren Umsetzung einer neuen, zunächst oft unverständlichen Partitur wider. Hier wird das Schwierige nicht ausgeklammert, das „Unspielbare“ nicht umgangen. Der Antrieb ist der unbedingte Wille zur Realisation. Der Versuch, der neuen Partitur gerecht zu werden, ist die logische Konsequenz aus dem intern immer wieder praktizierten Kommunikationsversuch. 5 Jahre Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA) Was liegt nun näher, als die Qualitäten dieser Prozesse auch in einer Akademie zu verwirklichen? Die ausgewählten Musiker eines Stipendiatenjahrganges, die für ein Studienjahr zum Ensemble Modern nach Frankfurt kommen, stellen sich naturgemäß als ebenso heterogen dar wie die Mitglieder des Ensemble Modern selbst. In der gleichen Weise prallen Meinungen über Arbeitsformen und Programmatik heftig aufeinander und werden oft ebenso vehement der Leitung der Akademie mitgeteilt. Wie kann nun die Lehre aussehen? Oder ist dies nicht schon ein grundsätzlich falscher Begriff? Die Akademie sieht es als ihre Aufgabe an, neben dem Aufbau eines Repertoires und der damit verbundenen Kenntnis vieler kompositorischer Ideen und Stilrichtungen, eine offene Diskussion zu ermöglichen über den eigenen Standpunkt innerhalb der musikästhetischen Realität, aus der dann wiederum Ideen zu eigenen, neuen Projekten wachsen können. („Die Neue Musik sollte Stand- und Ausgangspunkt sein“ – Zitat Stipendiat der IEMA). In diesem Sinne entstanden im Stipendienjahr 05/06 zwei bemerkenswerte Projekte außerhalb eines „normalen“ Konzertbetriebes: Eine inszenierte Aufführung von Berios „Sequenze“ sowie ein Musik/Film – Konzert (Musik von Sagardia, Stipendiat), beide mit von den Stipendiaten selbst vorgeschlagenen Regisseuren und Videokünstlern. In beiden Fällen wurden die künstlerischen Ideen bis hin zur Plakat- und Programmgestaltung von allen Mitwirkenden trotz heftiger Diskussionen und Rückschlägen bei der Probenarbeit mitgetragen und verwirklicht. Alle Probleme innerhalb der Gruppe wurden intern gelöst. Das Gelingen dieser Projekte zeigt, dass die Akademie mit ihrem pädagogischen Ansatz auf dem richtigen Weg ist: Die Realisierung künstlerischer Ideen ist nur möglich bei größtmöglicher Achtung demokratischer Strukturen. Dazu gehört eine immer wieder neu zu führende Definition ebenso, wie ein Aufzeigen und die Erfahrung ihrer Grenzen. Nur dadurch werden die enormen Kräfte frei, die Neues und Unerhörtes entstehen lassen. 4 JAHRE INTERNATIONALE ENSEMBLE MODERN AKADEMIE IN SCHWAZ Schon lange ist das Ensemble Modern Gast bei den Klangspuren in Schwaz. Seit vier Jahren führt die IEMA Kurse für zeitgenössische Musik durch. Natürlich ist in 12 Tagen nicht das gleiche zu leisten wie in einem einjährigen Studienaufenthalt beim Ensemble Modern. Dennoch, die Anforderungen an die Musiker gleichen sich: Ein großes und schwieriges Repertoire gilt es in kurzer Zeit aufzuführen. Die Mitspieler kennen sich nicht und im Vergleich zu anderen „Meisterkursen“ sind die meisten Stücke den Musikern nicht vertraut. Die unbekannte Technik, das rhythmische und klangliche Neuland, und, damit nicht selten verbunden, der Sinn der Werke erschließen sich zu Beginn der Probenzeit nicht. Am Ende des Kurses steht Fertiges neben Unfertigem. Letzteres ist per se nicht schlechter als ersteres, solange der Interpret sich auf dem Weg sieht. Und ersteres mag sich in der Rückschau nicht selten als überholt oder nicht mehr gültig erweisen. In ihrer Probenarbeit sehen sich die Dozenten der Akademie als Botschafter des UnterwegSeins. Sie versuchen, bewährte und erprobte Wege ins Neuland aufzuzeigen und – dies ist noch wichtiger – gemeinsam mit den Studierenden neue Wege zu finden. Nur dadurch bleibt der Blick offen und wachsam. Michael M. Kasper, Cellist des Ensemble Modern, Vorstandsmitglied IEMA PROGRAMM I ARNOLD SCHÖNBERG Kammersinfonie Nr. 1, op. 9 (1906) (22 min.) 1-2-3-2 / 2-0-0-0 // 2-1-1-1 MICHAEL GIELEN Pflicht und Neigung (1990) (24 min.) 2(m.Picc/BFl)-2(1.m.EH/d‘am.,2.m.EH)-3(1.m.EsKl/ Bassetth, 2.m.BKl, 3.BKl/ASax)- 2(2.m.KFg) / 2-2-2-1 / 3Sz-3Pi(1.Pi/Cel,2.Pi/Cel,3.EOrg) (Verzögerungs-Echo-Maschine oder Tonband) WOLFGANG RIHM Jagden und Formen, für großes Ensemble (1995-2000) (35 min.) 2-1(Eh)-2(a.Bkl, Kbkl)-1(a.Kf) / 2-2-2-1 / 3 Sz-Hf-Pi-Git (a. E-Bass) / 2-1-1-1 PROGRAMM II JOHN CAGE string quartet in four parts (1950) (2Vl, Va, Vc) PETER EÖTVÖS Steine (1990) (1(a.Picc+Alt)-1(a.Eh)-2(1.A+B+EsKl/2.BaßKl)-1(a.KFg) / 2-2-2-1 / Hf-3Sz-Cel / 2-1-1-1 (Jeder Spieler benötigt zwei handgroße Kieselsteine) GEORG FRIEDRICH HAAS Nach-Ruf ... ent-gleitend ...(1999) (1-1-1-0 // Streicher: 1-1-1-0) HANS WERNER HENZE Neue Volkslieder und Hirtengesänge (1983/1996) (Fg, Git., Streichtrio) LEOS JANÁCEK Mladi (Jugend) (1924) Fl, Ob, Kl, Bkl, Fg, Hr ERICH WOLFGANG KORNGOLD Streichsextett (1917) op. 10 WOLFGANG RIHM 4 Studien zu einem Klarinettenquintett (2002) (Kl, 2 Vl, Va, Vc) WOLFGANG RIHM Chiffre VIII (1985/88) (Bkl, Kfg, Hr, Pos, Pi, 2 Vc, Kb) GIACINTO SCELSI Okanagon (1978) (Hf, Sz(Tamtam), Kb) NICOS SKALKOTTAS Oktett (1931) (Fl, Ob, Kl, Fg, Streichquartett) KARLHEINZ STOCKHAUSEN Adieu (1966) (für Bläserquintett) LOIS V. VIERK Red Shift IV (1991) (Tr (a.Synth) - Sz - Pi(a.Synth) - E-Git - Vc + Elekronik) IANNIS XENAKIS Khal Perr (1983)(Hr, 2 Tr, Pos, Tb, 2Sz) Aus dieser Liste wird nach Eingang der Bewerbungen und unter Berücksichtigung der Instrumentengruppen eine Auswahl von ca. 6-8 Werken für ein Konzert am 16.9. in Schwaz getroffen. SCHWERPUNKT 5 ÜBER DAS STREICHQUARTETT UND SEINEN REIZ FÜR ZEITGENOSSEN ein erfreulicher und zugleich tröstlicher Zustand, belegt er doch die ästhetische Wucht, die der Begriff Streichquartett immer noch beinhaltet. Kein noch so avantgardistisches Verfahren vermochte diese von großer Tradition und von höchstem Anspruch geprägte Gattung zu verdrängen und während zum Beispiel der spätromantische Orchesterapparat heute oft als Hemmschuh für ästhetisches Agieren verstanden wird, weckt das Streichquartett immer neue produktive Energien. Der Reiz und die ganze Potenz liegen wohl in der Kombination von Weite und Beschränkung. Die Basis ist der einfache vierstimmige Satz relativ gleicher Stimmen, der auf die große Vokalpolyphonie der Renaissance und auf den Choralsatz zurückverweist. Der Dreiklang mit der Oktavverdoppelung des Grundtons ist das Urbild. Nichts stört dieses Gefüge, kein Wort mit seinem semantischen Umfeld, keine Abweichung im Charakter der Klangfarbe. Die Konzentration zielt einzig auf die Musik selbst, auf den musikalischen Satz. Alles (oder so gut wie alles), was ein hohes Instrument kann, vermag das tiefere auch. Die Rollen sind zu tauschen (was etwa bei einer Bläserbesetzung weit weniger der Fall ist). Diese Einförmigkeit ist also Gewinn. Zugleich hat aber das Streichquartett oder der Streicherklang immer noch nicht vollständig ausgelotete Möglichkeiten. Er kann zum Geräusch mutieren, schlagwerkartig wirken, Mikrotöne bereiten kaum Probleme und schon das klassische Streichinstrument kannte mit Pizzikato, col legno, sul tasto, sul ponticello, Flageolett oder auch mit dem Aufsetzen von Dämpfern ein weites Spektrum unterschiedlicher Klangerzeugungen. Diotima Quartett Es ist wirklich ein schöner Satz, den Goethe an den Komponisten Zelter über die Gattung des Streichquartetts schrieb: „Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen.“ Vernünftige Leute im Gespräch! Freilich war Goethe hiermit nicht unbedingt originell, die Auffassung war damals weithin verbreitet, sogar mit Charakterzeichnung der einzelnen Instrumente. So schrieb etwa Gustav Schilling in seinem „Versuch einer Philosophie des Schönen in der Musik“: „Das Quartett gleicht bisweilen einer beseelten Unterhaltung fühlender Menschen über die geheimsten Anliegen des Herzens, wobei die erste Violine als ein feurig-schwärmerischer Jüngling gern das erste Wort führt, während der teilnehmende Bass, ein harmonisch gebildeter Alter, das Gespräch nach den Gesetzen der Association fortzuführen und die Idee zusammen zu halten strebt.“ Zu dieser Zeit hatte die Gattung Streichquartett schon einen wohl bis heute kaum mehr erreichten Gipfelpunkt erreicht: mit den Quartetten Haydns, die die Gattung wie mit einem Katapult in Regionen höchsten kompositorischen Anspruchs empor schleuderten, mit denen von Mozart (der sich mit größter innerer Anspannung auf diesem Territorium bewegte), schließlich mit den vermächtnisartigen Quartetten, vor allem den späten, von Beethoven und den neue klangliche Regionen erschließenden Streichquartetten von Schubert, der vor Arditti Quartet allem in seinem späten G-Dur-Quartett ganz fremde Landschaften betrat. Fortan galt für fast jeden Komponisten das Streichquartett als höchste Messlatte, wenn auch die späteren Romantiker wie Wagner, Bruckner, Mahler oder Strauss eine Art Achtungsabstand hielten – nicht zuletzt auch, weil ihre klanglichen Visionen zum großen Apparat drängten. Im 20. Jahrhundert erlebte das Streichquartett eine großartige Renaissance. Schönberg hat in seinen Quartetten kühne schöpferische Entwicklungsschritte getan (das zweite Quartett markiert den Übergang zur Atonalität), Webern trieb seine Konzentrationsbestrebungen in den Streichquartettkompositionen (etwa den Bagatellen op. 9) in kühne Dimensionen und Berg vertraute seiner „Lyrischen Suite“ intimste Geheimnisse an (ebenso Janácek, dessen zwei spät entstandene Quartette musikalische Liebesbriefe sind). Bartók knüpfte in seinen sechs Streichquartetten an die Vermächtnisidee Beethovens an und der Block von 15 Streichquartetten steht bei Schostakowitsch zumindest ranggleich neben den freilich weitaus häufiger gespielten Sinfonien. Mit diesen Taten wurde der Gattung die Spitzenposition, was den schöpferischen Anspruch betrifft, nachdrücklich gesichert. Hier war anzuknüpfen und nachdem die jungen Komponisten in den 50er Jahren noch eine gewisse Scheu vor der von der Tradition befrachteten Form an den Tag legten (unter anderem hatte auch die Idee einer elektronisch kontrollierten Klanglichkeit den Blick verstellt), wurden ab den 60er Jahren wieder höchst bedeutende, für den jeweiligen Komponisten ganz zentrale Streichquartette geschrieben. Namen wie György Ligeti, Witold Lutoslawski, Luciano Berio, Giacinto Scelsi, György Kurtág, Krzysztof Penderecki, Iannis Xenakis, Helmut Lachenmann, etwas später dann – freilich mit ganz exorbitanten Stücken – Luigi Nono, Iannis Xenakis oder Morton Feldman (dessen zweites Quartett über fünf Stunden dauert!) und manch andere wären anzuführen. Und die junge Generation der 70er und 80er Jahre, die ohnehin den Vätern einen stärkeren Traditionsbezug entgegensetzte, hatte keine Berührungsängste gegenüber der historisch befrachteten Gattung. In der Nachfolge des LaSalle-Quartetts, das noch 1980 Nonos so richtungweisende Quartettkomposition „Fragmente – Stille, An Diotima“ uraufgeführt hatte (wie auch einige Jahre davor Ligetis Quartett), war nun eine Vielzahl großartiger Streichquartettensembles (die auch avantgardistische Musik spielten!) entstanden. Das Arditti Quartet wäre hier an vorderster Stelle zu nennen, dessen Zahl uraufgeführter Werke mittlerweile mehrfach in die Hunderte geht. Es versteht sich: Masse ist in der Kunst kein Argument, aber sie verdeutlicht doch die Produktivität der Komponisten auf diesem Gebiet, zumal die Ardittis eine Menge Stücke aus Qualitätsgründen gar nicht in ihr Repertoire aufnahmen. Heute ist die Liste der Quartettensembles, die sich besonders der zeitgenössischen Musik widmen, kaum mehr zu überschauen. Das ist Minguet Quartett Georg Friedrich Haas Von der Konzentration (auf die „reine Musik“) ins Weite – so wäre also das Anziehungsmoment des Streichquartetts zu beschreiben. Und hinzu tritt der schon angesprochene, die schöpferischen Kräfte anspornende Druck der großen Tradition, hinter der kein Komponist zurückbleiben will. Beim Streichquartett gilt es immer den wesentlichen Dingen, was sich nicht zuletzt auch in der hoch entwickelten Spielkultur niederschlägt. Hier wird Musik in ihrer reinsten und vollkommensten Form geboten. Das garantiert das Überleben dieser Form in eine weite Zukunft. Reinhard Schulz 6 PARTNER TIROLER KULTURINITIATIVE HAT GEWÄHLT Publikumsdiskussion. Als Ergänzung wird ein ganztägiger Streetart – Workshop abgehalten, wo gemeinsam mit dem Publikum die Basistechniken Sticker (Aufkleber), Stencil (Schablone) und Poster (Plakat) erarbeiten werden. Als krönender Abschluss soll gemeinsam ein sog. Megaposter, in der Größe eines 24-Bogen Billboards hergestellt werden, und dieses mit wasserlöslichem Kleister (um Sachbeschädigungen zu vermeiden) auf eine vorhandene Plakatwand im öffentlichen Raum affichiert werden. Das Thema des Megaposters wird die Verfremdung/Verarbeitung von frauenfeindlichen Klischees der Werbeindustrie sein. Der Inhalt soll konsensual entschieden werden. ANDERNWORTS VEREIN FÜR KULTUR INZING Foto: TKI Die fünfte Ausschreibung von TKI open steht unter dem Thema open space. Zum einen beschreibt open space eine in den 70er Jahren im Wirtschaftsbereich entwickelte Moderationstechnik, die versuchte, mehr Diskussion und Offenheit im Miteinander zu wagen und einer kreativen Auseinandersetzung offenen Raum zu geben. Die damaligen Ziele von open space lassen sich teilweise auf TKI open übertragen: es ging darum, viele Menschen zu mobilisieren, um komplexe gemeinschaftliche Themen zu bearbeiten. Ein weiteres Ziel war es, zu Kommunikationsstrukturen zu gelangen, in denen jeder und jede über Hierarchie, gesellschaftliche Grenzen und Zuständigkeiten hinweg initiativ wird, sich involviert. Das zu bearbeitende Thema musste wichtig, breit angelegt, komplex und dringend sein. Bezogen auf die aktuelle Ausschreibung von TKI open meint open space ein solches für die freien Kulturszenen komplexes Thema: TKI open 07 stellt Fragen nach Raum und Öffentlichkeit. Welche reelle und virtuelle Räume stehen zeitgenössischen, kritischen Artikulationsformen in Kunst und Kultur zur Verfügung? Wer bestimmt über die Nutzung welcher Räume? Wem gehört der öffentliche Raum? Woraus resultieren Zugänge oder Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Räumen? TKI open 07 ist eine Einladung an Kulturprojekte, mit Aspekten des Themas Raum zu arbeiten und die Möglichkeiten von Kunsteingriffen in den (öffentlichen) Raum auszuloten. open space versteht sich auch als Anregung, Zugänge zu kulturellen Räumen zu schaffen, Diskursräume zu öffnen. Die Ausschreibung sollte aber auch Lust machen, in der eigenen Kulturarbeit, Experimente zu wagen und damit neue Räume zu betreten. Das Thema open space ist bewusst breit gefasst, um den Kreis der potenziellen ProjekteinreicherInnen nicht zu sehr einzuschränken und um eine relative Vielfalt in der Auslegung und Bearbeitung des Themas zu ermöglichen. Das Ergebnis liegt nun in den zwölf ausgewählten Kulturprojekten vor. Die Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt auf unterschiedliche Weise. Der Bogen reicht von Streetart, über das Erschließen von kulturellen Räumen für gesellschaftlich marginalisierte Gruppen, über das Hinterfragen von politischen Räumen, Missionen in den virtuellen Raum bis hin zum im Stadtraum fahrenden Literaturmagazin. ZAHLEN UND DATEN ZU TKI OPEN 07 - Bei TKI open 07 wurden 38 Kulturprojekte eingereicht. Davon wurden 12 Projekte ausgewählt. - Zehn Kulturprojekte finden hauptsächlich in Innsbruck statt, ein Projekt in Hall in Tirol und eines in Inzing. - Erfreulicherweise ist TKI open 07 wieder mit 68.500,- Euro an Landesmitteln dotiert. 65.500,- wurden an die 12 ausgewählten Kulturprojekten vergeben., 3.000,- stehen für eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. DIE AUSGEWÄHLTEN PROJEKTE DIE LITERARISCHE STRASSENBAHN COGNAC & BISKOTTEN Das zehnjährige Bestehen des Tiroler Literaturmagazins Cognac & Biskotten soll unter dem symptomatischen Motto „Haltestellen & Lebensläufe“ im öffentlichen Raum der Stadt Innsbruck stattfinden. Kurze literarische Texte von unbekannteren Tiroler SchriftstellerInnen und bekannten AutorInnen (u.a. Marlene Streeruwitz/Georg Payr) zum Thema sollen auf eine Straßenbahn der Linie 1 gedruckt werden. Diese „literarische Straßenbahn“ quasi als fahrende Ausgabe Nr. 25 des „polymorphen“ Magazins wird drei Monate durch das Stadtgebiet rattern und Literatur auf direktem Weg den Menschen der Stadt näher bringen. Mittels „Fahrplanheften“ (mit allen Texten) im Inneren und wetterfest montierten Texten an allen Haltestellen soll die Flüchtigkeit der Texte auf der vorbeifahrenden Straßenbahn ausgeglichen werden. Literatur fährt auf Schienen durch den Alltag der StadtbewohnerInnen und macht Lust auf Lesen. Macht Lust, über persönliche Lebensläufe und Haltestellen in der eigenen Biographie nachzudenken. Im Rahmen einer zweistündigen literarischen Jungfernfahrt durch die Stadt soll das Projekt an einem Samstagnachmittag im Mai 2007 gestartet werden. Durch permanente Zusteigmöglichkeiten besteht jederzeit die Möglichkeit, den Lesungen in der im Kreis fahrenden Tram beizuwohnen. Am Ende der Präsentation steht ein kleines literarisches Fest in der Straßenbahnremise nahe der Endstation der Linie 1 in Wilten, wo literarisch kulinarische Köstlichkeiten den Projektstart abrunden. Die Straßenbahn als ein alltägliches, städtisches Transportmittel avanciert also zum Trägermedium für Literatur. Wo gibt es das denn? Durch TKI open bald in Innsbruck... GRAFFITI-LECTURE + STREET ART-WORKSHOP Karl Neumayer und Robert Soe aus Wien setzen sich mit Streetart auseinander. Unter anderem haben sie bei Prof. Dieter Schraage (Univ. für Theater, Film und Medienkunst) eine Gastvorlesung zum Thema „Streetart und Graffiti“ gehalten, wo sie die wichtigsten Stationen in der Entwicklung des New York Graffitis nachzeichneten, einige Writer-Größen porträtierten, Technik und subkulturelle (Sprach-)Codes, erklärten. Teil dieser Vorlesung war eine theoretische Auseinandersetzung mit der Kritik an androzentrischen Stereotypen in und über Graffiti. Sie versuchten, einen Bogen zu schlagen von den Erfordernissen postfordistischer Vergesellschaftung (J. Hirsch) und der neuen, immateriellen Arbeit (A. Negri) zu den Sekundäreigenschaften eineR guten SprüherIn: Selbstorganisierung, Eigeninitiative, Abenteuerlust und Kreativität zeichnen Trainbomber aus, aber auch die neuen Selbstständigen und JungunternehmerInnen. Diese Basisvorlesung mit vielen Fotos und einigen Filmausschnitten soll im Zuge dieses Projekts zu einer ca. 2-stündigen Show ausgebaut werden, mit anschließender Das Projekt „andernWOrts“ besteht aus drei Teilen. Das Schreiben: Drei junge AutorInnen (vorzugsweise 2 Frauen / 1 Mann mit migrantischem Hintergrund) werden im August 2007 für drei Wochen nach Inzing eingeladen, um dort Literatur zu schaffen. Am Ende ihres Aufenthaltes findet an drei verschiedenen Orten eine Lesung der Texte mit anschließendem Fest unter dem Gemeindeamt in Inzing statt. Der Ausgangspunkt für ihr literarisches Werk soll der reale, soziokulturelle oder politische Raum Inzing sein. Auf einer zweiten Ebene sollen die AutorInnen Tagesprotokolle verfassen, in denen sie die für sie wichtigen Begegnungen und Ereignisse stichwortartig zusammenfassen. Diese Tagesprotokolle werden für das Buch verwertet, um die dokumentarische Sicht auf Inzing zu erfassen. Ferner wird der schriftliche Blick durch einen visuellen ergänzt, der sich dem realen Ort Inzing widmet. Die AutorInnen sollen mithilfe von Wegwerfkameras Schnappschüsse machen, die sowohl bei den Lesungen als auch im Buch präsentiert werden. Die Theorie: Ergänzend gibt es am Tag nach der Lesung eine kulturtheoretische Veranstaltung. Thema ist die Chance, die in den Inputs von außen bzw. anderen Perspektiven für eine Gesellschaft liegen kann, die Bereicherung einer Gesellschaft durch viele differente Mitglieder. Das Buch: Den Abschluss bildet im Dezember 2007 die Präsentation des Buches, in dem die Beiträge der AutorInnen, ihre Reflexion über ihre Texte, eine Auswahl der Fotos, die kulturtheoretischen Beiträge der Vortragenden, ein zusammenfassendes Vorwort der ProjektbetreiberInnen sowie ein Resümee und eine Stellungnahme von öffentlicher Seite publiziert werden. www.livesafelyineurope.com VEREIN VANCAM Livesafelyineurope ist ein partizipatives Projekt, das quer durch die Bevölkerung ein Bewusstsein für Transformationsprozesse schaffen soll. Es geht um Abgrenzung gegenüber sozial „Anderen“. Auf privater Ebene in Form von baulichen Maßnahmen und auf EU-Ebene in Bemühungen für eine verstärkte Abschottung Europas. Das Projekt zeichnet sich durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus (Kunst – Landschaftsarchitektur – Initiativen der Antidiskriminierungsarbeit). Vorrangiges Ziel von livesafelyineurope liegt in der Schaffung neuer Öffentlichkeiten und deren Sensibilisierung für die diskutierten Problemfelder. Zu diesem Zweck ist das Projekt in seiner Umsetzung breit gefächert angelegt: Auftakt ist ein interdisziplinärer Workshop zum Thema „Privatisierung des öffentlichen Raumes und wem gehört die Öffentlichkeit“ unter Einbeziehung lokaler Initiativen (auch aus migrantischem Kontext) und nach Möglichkeit universitärer Felder. Die TeilnehmerInnen erwartet eine informative Veranstaltung mit Diskussionen über Einflüsse eines medial forcierten Sicherheitsbedürfnisses der Bevölkerung auf die Wohnlandschaft und dadurch ausgelöste Abgrenzungspraktiken. Als Ausgangspunkt dient eine als Teil des Projektes produzierte Videoarbeit. Davon ausgehend sollen im Workshop Plakate für eine Plakataktion in Tirol entstehen. Die Plakate sollen ein Bewusstsein für Tendenzen zu verstärkter Privatisierung öffentlichen Raumes in der Tiroler Bevölkerung schaffen sowie Abgrenzungspraktiken und versteckte Rassismen hinterfragen und offensichtlich machen. Weiters verweisen die Plakate wie auch Inserate in Lokalzeitungen auf eine Website, die neben der Videoarbeit auch einen Pool an Informationen zum Thema „Abgrenzung“ bereitstellt. Diese Informationen werden im Vorfeld unter Einbeziehung lokaler Initiativen gesammelt und aufbereitet. WIE DAS LEBEN SO SPIELT.... VEREIN SPECTACT Im Projekt „Wie das Leben so spielt...“ geht es um Leben, um Spiel, um Theater-Spiel. Ausgehend von den Ideen des brasilianischen Theatermachers Augusto Boal soll in erster Linie mit Menschen Theater gemacht werden, erst dann ist es auch ein Theater für Menschen. Die Menschen, die die Teestube in Innsbruck besuchen, würde man gemeinhin wohl als unproduktiv und gescheitert beschreiben. Eine Mitarbeiterin der Teestube hat sie als „seelisch obdachlos“ beschrieben. Im Theater (als Kunstform, nicht als Gebäude) gelingt es, ihnen Spiel-Raum zu geben. Im Theater können die Menschen etwas darstellen, können Haltung zeigen. Sie bekommen eine Stimme und ihnen wird Gehör geschenkt. Es gibt zwei Möglichkeiten, Theater zu machen: Bei der ersten Variante habe ich ein Theaterstück, zu dem ich mir die passenden SchauspielerInnen suche. Bei der zweiten Variante habe ich SchauspielerInnen, aus denen ein Stück herauswächst. Das ist das Ziel von diesem Projekt. Aus den SchauspielerInnen der Teestube soll ein Stück herauswachsen, das ein Stück von ihrem Leben erzählt. Von den tragischen Momenten genauso wie von den heiteren Seiten ihres Lebens. Dabei haben die SpielerInnen immer die Kontrolle, führen selbst Regie und entscheiden, was sie zeigen wollen und was nicht. In diesem Sinn sind die BesucherInnen der Teestube nicht einfach Workshop-TeilnehmerInnen sondern die eigentlichen KünstlerInnen in diesem Projekt. Die BesucherInnen der Teestube sollen die Möglichkeit haben, etwas auf die Beine zu stellen, etwas darzustellen, (etwas Herzeigbares herzuzeigen), kreativ zu arbeiten, nicht nur Bittsteller zu sein, sondern etwas zu geben und dafür im Gegenzug wieder etwas zu bekommen. RECLAIM CULTURE FREIRAD – FREIES RADIO INNSBRUCK Von März bis November 2007 soll insgesamt 10 mal nach verschiedenen Kulturveranstaltungen der freien Szene im Ausgangsbereich ein Live-Studio von Freirad bereitstehen - sowohl für das Publikum als auch für die AkteurInnen. Alle können Teil dieses öffentlichen Raumes werden und in einen Diskussionsprozess treten. ProgrammmacherInnen von Freirad treffen mit dem Publikum und den KünstlerInnen der Veranstaltung zusammen, experimentieren mit dem Medium, wechseln laufend ihre Rollen und diskutieren über das eben Gesehene/Gehörte. Es soll eine wechselseitige Antwortmöglichkeit hergestellt, ein Kommunikationsprozess eröffnet werden. Was stattfinden soll, ist eine kulturelle Demokratisierung, die einen politischen Diskurs wieder fördert und gleichzeitig vervielfältigt. Es entstehen Räume der Artikulation, in denen alle für sich selbst sprechen, anstatt repräsentiert zu werden. MUSIK MOB saegewerk soundsystem, NLK-Kultur, u.a. Eine bunte Vielfalt von Djs und Djanes aus Innsbruck bzw. anderen Personen, die sich mit Musik im Allgemeinen und mit Vinyl im Speziellen beschäftigen, bescheren der Innsbrucker Innenstadt einen vielseitigen musikalischen Mix. Durch portable und batteriebetriebene Plattenspieler mit verhältnismäßig guter Tonqualität kann auf einfache und doch wirksame Weise „Straßenmusik“ gemacht werden. Angedacht ist, während einer Woche täglich wechselnde „StraßenmusikerInnen“ nach Programm die Innsbrucker Innenstadt bespielen zu lassen. Höhenpunkt des Projekts Musik Mob soll eine „lange Nacht der Musik“ sein, in der gemeinsam flächendeckend das Stadtzentrum von Innsbruck beschallt werden soll. Ziel des Projekts ist die Kooperation lokaler Soundsysteme und KünsterInnen sowie die Verbreitung und Fusion unterschiedlicher Musikstile im öffentlichen Raum. Die Projektdokumentation geschieht filmisch mit einer DVD und im Webspace. NEU BODYSCAPES JAKUB SKOWRONSKI Dem Projekt „bodyscapes“ liegt die inflationäre Präsenz und Überästhetisierung des menschlichen Körpers zu Grunde. Die uns stets umgebende, strategische Werbung präsentiert ein Körperbild der Perfektion, in dem menschliche Makel ausgeblendet und retuschiert werden. Dies erzeugt Erwartungsdruck. Die Realität in intimen Begegnungen mit Menschen besteht jedoch aus kleinen physischen „Eigenheiten“, die den Menschen unverwechselbar machen. Somit entsteht ein Mikroraum zwischen zwei Menschen, der stets einer omnipräsenten Verwertungslogik von physischer Attraktivität entgegengesetzt sein muss. Das Projekt besteht konkret aus dem sehr nahen Filmen von menschlichen Körpern mittels Mikro- und Webcams, sodass im Film die Körper schließlich zu Landschaften mit Bergen, Tälern und Schluchten, also quasi Außenräumen werden. Genau so wie es sich in einem intimen Mikrokosmos verhält: Der Mensch wird zu einer Welt. Damit wird der umgekehrte Effekt von Werbung erreicht: Nicht das äußere Bild und dessen scheinbar so perfekte Proportionen werden dem Menschen aufgezwungen, sondern das innere, „fehlerhafte“, humanere Bild wird in den Außenraum getragen. Der Film wird an öffentlichen Plätzen auf Reklametafeln mit „idealen Körpern“ als Gegenbild zu diesen projiziert werden. NETLABEL AUTARK KULTURVEREIN AUT.ARK Das Projekt „Netlabel Autark“ intendiert die Schaffung eines Internet-Labels für zeitgenössische elektronische Musik. Es soll die erste Online-Plattform dieser Art in Tirol sein. Online heißt kostenloser Zugang für jedermann/frau. Zeitgleich zu den Netlabels wurde ein neues Autorenrecht entwickelt, das unter dem Namen „Creative Commons“ bekannt ist (vergleichbar mit Open Source). Für das geplante Netlabel Autark bietet sich dieses Veröffentlichungsmodell perfekt an: ein Veröffentlichen jenseits von herkömmlichen Vertriebs- und Labelstrukturen wird möglich. Somit entsteht ein neuartiger nichtkommerzieller Freiraum für Veröffentlichungen von Tiroler wie internationalen KünstlerInnen. Eine regionale Beschränkung scheint nicht sinnvoll, da der Vernetzungsgedanke der hiesigen Szene nur nützen und sicherlich nicht schaden kann. WEBTWOZERO_X KULTURLABOR STROMBOLI 13 Milliarden Jahre nach dem Big Bang haben die Bewohner der Biosphäre Planet Erde dem realen Raum den virtuellen Raum hinzugefügt. Die historische Bedeutung der digitalen Revolution seht fest, das Ausmaß ihrer Bedeutung ist aus dem Jetzt nicht wahrnehmbar. Die Größe des virtuellen Raumes in seiner Gesamtheit ist vierzig Jahre nach der Entstehung des Internet nicht mehr überschaubar oder kommunizierbar. Bei den Vorarbeiten für das Projekt kristallisierten sich subjektive Hauptfragen heraus, die auf Grund ihrer Aktualität, Brisanz und moralischen Relevanz ausgewählt wurden. Diesen Hauptfragen oder Hauptthemen wird das Kulturlabor Stromboli in Kooperation mit WissenschafterInnen und KünstlerInnen nachgehen. Vergleichbar mit den Sonden Voyager und Pioneer auf ihrem Weg in den interstellaren Raum, werden Internauten in den virtuellen Raum gesendet, um aus der Mitte der digitalen Revolution zu berichten. Der virtuelle Raum wird einer Anzahl von Fragen gegenüber gestellt. Die Beantwortung dieser Fragen gibt Auskunft über die Vergangenheit, das Jetzt und die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten des virtuellen Raumes. Das Projekt WebTwoZero_X ist der Ansatz einer zeitgenössischen Stellungnahme zum Phänomen des virtuellen Raumes im digitalen Zeitalter. ACCION MUTANTE THEATER DER AGGRESSIONEN Sind behinderte Menschen hilflose, asexuelle und bemitleidenswerte „Hascherlen“, die trotz negativer Aspekte am Leben festhalten? Oder sind sie Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen, die viel gescheiter sind (weil sie ja viel mehr Zeit haben, um Wissen anzuhäufen) und die eigentlich die besseren Nichtbehinderten wären? Oder neigen behinderte Menschen ebenfalls zu gewalttätigen Handlungen und verbreiten annähernd die gleichen Vorurteile wie „Normale“? Ungeachtet der Unmöglichkeit, allgemeingültige Antworten für sämtliche Betroffene zu finden, versucht das Theater der Aggressionen, abseits traditioneller Aufführungsstätten mit dem selbstverfassten Theaterstück „Accion Mutante – Wir wollen nicht integriert werden!“ solche und ähnliche Fragen zu beantworten. Die behandelten Inhalte sollen im Großen und Ganzen 7 die Tendenz der Menschen aufzeigen, andere Leute oberflächlich zu beurteilen. Vorurteile und die daraus resultierende Diskriminierung, z.B. aufgrund von sexuellen Präferenzen, werden im Stück behandelt. Einen Hauptteil der Erzählung nimmt die gesellschaftliche Diskriminierung von Menschen mit Behinderung ein, die sich auch im zwischenmenschlichen Verhalten äußert, und die bis zu einem gewissen Grad sogar vom Betroffenenkreis selber reproduziert wird. FEM:TASTIQUE! GRAUZONE Im Projekt „fem:tastique“ sollen patriarchale Verhältnisse aufgezeigt, benannt und verändert werden. Sexistische Verhaltensweisen und Entscheidungsstrukturen müssen auch im kulturellen Bereich vermehrt thematisiert werden, damit sie überwunden werden können und feministische Freiräume entstehen können. Dieses Projekt soll solch einen Prozess in der p.m.k. (plattform mobile kulturinitiativen) lostreten. Mit feministischen Veranstaltungen (Konzerte, Vortrags- und Diskussionsabende, Workshops) soll die Debatte über strukturelle und systematische Unterdrückung von allen nicht-männlichen Menschen ins Bewusstsein gerufen werden. Ziel ist es, die p.m.k. als feministischen Freiraum zu etablieren. In einer Broschüre plus DVD dokumentiert, zusammengefasst, pointiert auf den Punkt gebracht, wird der Inhalt des Projekts auch noch nach dem Projektzeitraum für Diskussionen über antisexistische und antipatriarchale Positionen attraktiv sein. Tiroler Kulturinitiative NEUES KLANGSPURENPROJEKT KOMPOSITIONSWETTBEWERB DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM SALZBURG UND DES ENSEMBLE RECHERCHE FREIBURG geben, bei dem sowohl Qualitäten als auch allfällige Probleme der eingereichten Stücke mit dem Ensemble diskutiert werden. Bei ausreichender Eignung werden sie in das fixe Repertoire des Ensembles übernommen – eine weitere Chance für die jungen Komponisten und hoffentlich ein bereichernder Beitrag für die Musikszene. Martin Mumelter Ensemble Recherche ÜBER DEN WETTBEWERB „RECHERCHE“ FÜR KOMPOSITION URAUFFÜHRUNG DER PREISGEKRÖNTEN WERKE IM RAHMEN DES FESTIVALS „KLANGSPUREN“ 2007 Der Wettbewerb „recherche“ wird vom Institut für Neue Musik der Universität Mozarteum Salzburg erstmals im Jahr 2007 ausgeschrieben und in Zusammenarbeit mit dem Festival „Klangspuren“ Schwaz und dem Ensemble recherche Freiburg/Br. durchgeführt. Zur Teilnahme sind Studierende und Absolventen der Universität Mozarteum eingeladen, insbesondere Studierende der Kompositionsklassen. Am Mozarteum lehren prominente KomponistInnen wie Adriana Hölzsky, Reinhard Febel, Herbert Grassl oder Christian Ofenbauer, ihre Schüler kommen aus aller Welt. Weiters gibt es unter den weit über tausend Studierenden des Hauses eine ganze Anzahl, die einmal Komposition studiert haben oder studieren wollen; ihnen steht die Teilnahme ebenfalls offen. Da nur neue, bislang nicht aufgeführte Werke zur Einreichung zugelassen sind, wird es beim Preisträgerkonzert ausschließlich Uraufführungen geben. Im allgemeinen bemüht sich das Mozarteum selbst, Werke von Studierenden zum Erklingen zu bringen. Idee des Wettbewerbes „recherche“ ist es, neben Geldpreisen auch die Chance einer Aufführung durch ein außenstehendes, international renommiertes Ensemble im Rahmen eines ebenso renommierten Fes- tivals zu bieten: für die jungen Komponisten eine große Herausforderung, für das Publikum die Möglichkeit der Begegnung mit interessanten neuen Musikschaffenden. Das Mozarteum hat eine hochkarätige Jury aus Dirigenten, Komponisten und Interpreten außerhalb des Hauses mit der Beurteilung der eingereichten Partituren betraut. Die preisgekrönten Werke werden durch das Ensemble recherche beim Festival „Klangspuren“/Schwaz uraufgeführt und mit Werken namhafter Komponisten konfrontiert. Im Rahmen eines Gastaufenthaltes des Ensembles an der Universität Mozarteum in Salzburg werden sie im November 2007 nochmals öffentlich aufgeführt. Davor wird es auch einen Workshop Martin Mumelter ist im September 2006 mit einem besonderen Projektvorschlag an die Klangspuren herangetreten: in Zusammenarbeit mit dem rennomierten Ensemble recherche aus Freiburg und der Universität Mozarteum Salzburg sollten die Klangspuren einen Kompositionswettbewerb mit aus der Taufe heben, der aktuell Studierenden sowie Abgängern der Salzburger Talentschmiede offen steht. Wettbewerbe für jene, die als InterpretInnen ihr Glück versuchen wollen, gibt es zuhauf; KomponistInnen tun sich da schon weitaus schwerer über einen Wettstreit die eigene Laufbahn voranzutreiben. Da die Klangspuren Plattform nicht nur Neuer Musik sondern eben auch neuer, junger Akteure zeitgenössischer Musik sind, ist es nur allzu selbstverständlich, daß wir es als Auszeichnung betrachten diesen neuen Wettbewerb zeitgenössischen Musikdenkens präsentieren zu dürfen – zumal mit dem ensemble recherche eine der herausragendsten MusikerInnenformationen für diese Aufgabe gewonnen werden konnte. Martin Mumelter als Innsbrucker und engagierter Interpret des 20. Jhdts ist als Initiator des Wettbewerbes „recherche“ die zentrale Persönlichkeit dieses Projektes: gemeinsam mit Werner Pirchner und Harry Pepl setzte er sich mit dem Ensemble „Concertodrom“ für eine Vermittlung Neuer Musik jenseits üblicher Schwellenängste ein; als Emil Berlanda Preisträger und Autor zahlreicher kulturpolitischer Texte zählt er zu den maßgeblichen Persönlichkeiten der Tiroler Musikszene. Heute ist Martin Mumelter Professor für Violine und Leiter des Instituts für Neue Musik an der Universität Mozarteum in Salzburg. Das Konzert des ensemble recherche mit den PreisträgerInnen des Kompositionswettbewerbes „ recherche“ findet im Rahmen der Klangspuren 2007 am 18.09. statt. Peter Paul Kainrath 8 TERMINE MUSIK IM RIESEN 2007 Die Verbindung von Literatur und Musik, die großen Meister und die junge britische Interpretenszene bestimmen das diesjährige Programm von Musik im Riesen. Highlights des Festivals von 2. bis 6. Mai 2007 sind die Auftritte von Alfred Brendel, Bruno Ganz und Andrej Kurkow. Großbritannien zählt derzeit zu den innovativsten und kreativsten Regionen auf der musikalischen Landkarte, seine Komponisten und Interpreten haben die heutige Musikwelt entscheidend mitgestaltet. In Wattens repräsentieren Werke von Thomas Adès sowie das Belcea Quartet, Natalie Clein, Mark Padmore und Andrew West diesen so hervorragenden Kreis von Musikern. Ihre Bereitschaft, sich auf Musik ganz einzulassen, teilen die Jungen mit jenem großen Interpreten, der das Festival am 2. Mai eröffnet: Alfred Brendel, der klassische Musik wie kaum ein anderer in all ihren Facetten erfasst. Seinem Recital folgt am 3. Mai als zweiter Höhepunkt des Festivals eine Lesung des berühmten deutschen Schauspielers Bruno Ganz aus T.S. Eliots „The Waste Land“. Mit der Einladung von Andrej Kurkow knüpfen die Swarovski Kristallwelten an ihren Russlandschwerpunkt im Winter 2006/07 an. Der ukrainisch-russische Autor entwirft in seinen Romanen ein erstaunlich exaktes Bild von der Realität im Postkommunismus, obwohl – oder gerade weil – er sich der Mittel von Satire und Fiktion bedient. Mittwoch 2. Mai 2007 | 20 Uhr Swarovski Kristallwelten ALFRED BRENDEL, Klavier Joseph Haydn: Sonate c-moll, Hob. XVI:20 (1780) Ludwig van Beethoven: Sonate Nr. 31 As-Dur, op. 110 (1821) Franz Schubert: Impromptus D 935/op. 142 (1827) Nr. 1 f-moll Nr. 3 B-Dur Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate Nr. 14 c-moll, KV 457 (1784) Donnerstag 3. Mai 2007 | 20 Uhr Swarovski Kristallwelten ANDREA LAUREN BROWN, Sopran MARK PADMORE, Tenor ANDREW WEST, Klavier BRUNO GANZ, Lesung Thomas Adès: Five Eliot Landscapes op. 1 für Klavier und Sopran (1990) Bruno Ganz liest aus T.S. Eliot: The Waste Land Benjamin Britten: Lieder für Tenor und Klavier Freitag 4. Mai 2007 | 20 Uhr Swarovski Kristallwelten BELCEA QUARTET Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett Béla Bartók: Streichquartett Nr. 3 Sz 85(1927) Ludwig van Beethoven: Streichquartett op. 59/1 (1806) HAUS DER VÖLKER Foto: Haus der Völker Das Haus der Völker zeigt vom 21. Jänner bis zum 20. Mai 2007 eine Sammlung erlesener Kunstwerke aus Gabun. Dieses im Westen Zentralafrikas gelegene Land ist vielen durch das Lebenswerk des Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer bekannt, der ab 1913 in Lambarene sein berühmtes Tropenhospital 2. BIS 6. MAI 2007 | SWAROVSKI KRISTALLWELTEN, WATTENS Samstag 5. Mai 2007 | 20 Uhr Swarovski Kristallwelten MARK PADMORE, Tenor ANDREW WEST, Klavier ANDREJ KURKOW, Lesung KATHARINA NARBUTOVIC, Moderation Hans Werner Henze: Sechs Gesänge aus dem Arabischen (1997/98) Andrej Kurkow: Lesung aus „Die letzte Liebe des Präsidenten“ Sonntag 6. Mai 2007 | 20 Uhr Swarovski Kristallwelten BELCEA QUARTET NATALIE CLEIN, Violoncello Joseph Haydn: Streichquartett op. 77/Nr. 1, Hob. III:81 (1799) Thomas Adès: Arcadiana op. 12 (1994) Franz Schubert: Streichquintett C-Dur, D 956/ op. 163 (1828) KUNST - KULINARIUM - KONZERT - Aperitif - exklusive Führung durch die Wunderkammern - dreigängiges Menü in einmaligem Ambiente (exkl. Getränke) serviert von Do&Co International - Konzertbesuch Preis: 82,- Euro; ermäßigt: 74,- Euro Buchbar nur mit Vorreservierung KARTENRESERVIERUNG UND INFORMATION Swarovski Kristallwelten 6112 Wattens/Tirol · Austria Tel. +43 (0)5224 51080 swarovski.kristallwelten@swarovski.com www.swarovski.com/kristallwelten · oe1.orf.at/kulturkalender Die Swarovski Kristallwelten sind täglich von 9-18 Uhr geöffnet. KARTENINFORMATION 2007 KARTENPREISE Karte für einen Konzertabend: 22,- Euro; ermäßigt 20,- Euro Kombikarte für alle Konzerte: 80,- Euro; ermäßigt 72,- Euro Ermäßigung für Studenten mit Ausweis, Ö1 Clubmitglieder Gesamtleitung Musik im Riesen: Thomas Larcher Mit freundlicher Unterstützung der Marktgemeinde Wattens. GABUN – DIE KUNST, DIE AUS DEN WÄLDERN KAM aufbaute. Gabun hat aber auch dank der einzigartigen Masken der Fang und Figuren der Kota in der Welt der Kunst einen klangvollen Namen. Die beeindruckenden Objekte werden weltweit als Ikonen afrikanischer Kunst bewundert und stellen aufgrund ihrer typischen abstrakten Gestaltung den Inbegriff afrikanischen Kunstschaffens dar. Das Gebiet der heutigen Republik Gabun geriet wegen seiner reichen Bodenschätze schon früh ins Visier der Kolonialmächte. Aufgrund der langjährigen Handelsbeziehungen zu Frankreich fanden viele traditionelle Kunstwerke aus der Region Eingang in französische Sammlungen. Deren Charakter wird bis heute stark von der Formensprache gabunischer Objekte geprägt. Gabunische Kunstwerke zählen aber auch zu den wichtigen Impulsgebern für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Als Europas Künstler um die Jahrhundertwende mit der Suche nach Befreiung aus abendländischen Denk- und Kunstmustern begannen, favorisierte die führende Avantgarde in der mondänen Kulturmetropole Paris den Wandel von der wahrnehmungsbetonten zu einer konzeptuellen Kunst. Im Zuge dieser Auseinandersetzung entstand in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts als eine der wichtigsten Kunstströmungen der Moderne der Kubismus. Ein Schlüsselwerk jener Entwicklung ist Picassos Gemälde Les Demoiselles d’Avignon von 1907. Entscheidende Anregungen erhielten die Vertreter dieser künstlerischen Avantgarde, darunter André Derain, Henri Matisse, Maurice de Vlaminck und Pablo Picasso, auch durch afrikanische Kunstwerke, wie sie etwa in Frankreich schon ab dem späten 19. Jahrhundert im Pariser Musée d’Ethnographie du Trocadero (dem späteren Musée de l’Homme) zu sehen waren. Europas Künstler lernten die ästhetische Qualität der afrikanischen Kunst, die abschätzig als „primitiv“ bezeichnet wurde, zu bewundern. Und langsam begann man zu verstehen, dass diese abstrahierten Objekte in ihrer kühnen, ja radikalen Formgebung absichtlich nicht dem Prinzip der Mimesis, der Nachahmung der Naturwirklichkeit, verpflichtet waren. Die Faszination der Künstler war so groß, dass in nahezu allen Ateliers der Zeit von Reisenden mitgebrachte afrikanische Skulpturen auftauchten, die eifrig diskutiert wurden und für neue Studien Modell standen. Den Kern der im Haus der Völker präsentierten Auswahl an einmaligen traditionellen Kultgegenständen verdanken wir dem chilenischen Ehepaar Eduardo und Miriam Uhart und seiner Begeisterung für die gabunischen Kultobjekte. Viele der heute weltberühmten Meisterwerke sind im Laufe von Jahrzehnten durch die Hände dieser beiden leidenschaftlichen Sammler und Händler gegangen und haben dank ihrer Vermittlung den Weg in Privatsammlungen und Muséen auf der ganzen Welt gefunden – so etwa auch eine Fang-Reliquiarfigur des Musée Dapper in Paris oder eine Fang-Reliquiarfigur der Sammlung Marc und Denyse Ginzberg. Werke aus der Sammlung Uhart wurden zwar schon von der Pace Gallery in NewYork (1983) und der James Willis Gallery in San Francisco (1982) ausgestellt – eine Katalogisierung, wie sie seit der Ausstellung in der Galerie Walu in Zürich nun vorliegt, fand bislang jedoch noch nicht statt. Diese wertvolle Sammlung gelangte durch die Initiative des Schweizer Afrikakenners Jean David ins Haus der Völker. ÖFFNUNGSZEITEN Museum / Café / Shop: täglich von 10-18 Uhr Führung: jeden Sonntag und Feiertag um 15 Uhr und auf Anfrage +43-5242-66090 Kinderführung: jeden 1. Sonntag im Monat um 15 Uhr (Führungen jeweils ab 5 Personen) EINTRITTSPREISE € 6,-/€ 4,ermäßigt für Schüler, Studenten, Senioren Preis Führung: € 22,(ab 15 Personen gratis) Gruppenpreise ab 15 Personen: € 6,- (inkl. Führung) € 4,- (ohne Führung) Schulklassen ab 15 Schüler: € 4,- (inkl. Führung) AUS 2006 9 Foto: Astrid Karger KLANGSPUREN RÜCKBLICK – SÜSSE VERSUCHUNG NEUE MUSIK KLANGSPUREN 2006 IN SCHWAZ – RESÜMEE EINER PILGERFAHRT INS MEKKA DER MODERNE „Jedes Klangspuren-Festival ist ein neues Abenteuer. Denn wir entdecken Räume, Landschaften, musikalische Denkweisen, die uns bislang nicht bekannt waren.“ Dieses Bekenntnis des Teams, das alljährlich die Tiroler Veranstaltung organisiert und konzipiert, dürften wohl auch die zahlreichen Besucher des renommierten herbstlichen Schwazer Festivals für zeitgenössische Musik unterschreiben. Auch nach dreizehn Jahren hat sich nichts an der Lust am Experiment, an der großzügigen Vielfalt des Programms – einer der Schwerpunkte in diesem Jahr galt der Tschechischen Musik – mit jungen und etablierten Komponistinnen und Komponisten, Nachwuchsensembles und renommierten Musikern geändert. Vor allem aber sind die Klangspuren in ihrer Suche nach neuen Wegen der Vermittlung zeitgenössischer Musik einzigartig und unvermindert erfolgreich. Das eindrucksvollste Erlebnis auf den diesjährigen Klangspuren war die Pilgerwanderung von Strass bis zum Stift Fiecht auf dem Jakobsweg, der durch das Inntal führt. Zwölf Stunden in Begleitung eines Jakobswegforschers abwechselnd Wandern und zeitgenössische Musik hören – wie viele würden sich diese Anstrengung zumuten? Dreißig Mitwanderer hatte man erhofft; weit über sechzig Anmeldungen gingen ein, so dass man schließlich die weiteren Anrufer bat, sie möchten doch bitte direkt in die Kirchen kommen zu den Konzerten. Peter Lindenthal, renommierter Jakobswegforscher und Buchautor, wies gleich zu Beginn darauf hin, dass eine eintägige Massenwanderung eigentlich das Gegenteil von Pilgerwandern darstellt und sich beim Wandern das Gefühl des Pilgers als desjenigen, „der sich dem „Fremdsein aussetzt“, eigentlich erst nach zwei bis drei Wochen individueller Wanderschaft einstellt. Wenn man jedoch den ganzen Tag als ein einziges großes Konzert mit den Wanderungen als meditativen Pausen zwischen den einzelnen Stationen betrachtete, ergaben sich sehr wohl neue Erfahrungen zwischen Fremdheit und Vertrautheit zeitgenössischer Musik. Auch das Gehen nahm man verändert wahr, wenn man in den Pausen dazwischen nicht jausenkauend sinnierend in die Landschaft schaute, sondern neue Kirchenräume sah, die Ohren aktivierte und neuen Klängen nachspürte. Dramaturgisch war der Tag sensibel komponiert, die Programme auf die jeweiligen Kirchen abgestimmt: In der Jakobskirche Strass die fragilen solistischen Vokalstücke „Mouthpieces“ der amerikanischen Komponistin Erin Gee, die mit ihrem Mund eine unendliche Viel- falt leisester Hauchgeräusche, feinsten Vogelzwitscherns oder Grillengezirpes produzierte und damit den Pilgern eine meditative Stille mit auf den Weg gab. In Rotholz dann die kleinere Besetzung des Lettischen Radiochores, die mehrere dieser „Mouthpieces“ in Chorfassung wiedergab. Fragmente aus alter Chortradition, Anklänge an tonale Akkorde – immer wieder wurden verschiedene Epochen der Vokalmusik schemenhaft, als ferne Echos einer vergangenen Zeit in einzelnen Akkorden und Klängen heraufbeschworen. Dann wiederum klang es, als würde aus einem unsichtbaren Nachbarraum fröhliches Gewisper und Gelächter her-übertönen, eigenwillige Kontrapunktik bestimmte das Geschehen, bevor in einem weiteren Stück geheimnisvoll-rituelle Gesänge einer imaginären Prozession erklangen. In der Pfarrkirche Jenbach dann die interaktive Begegnung mit Kassian Erharts Bewegungsklangschalen aus verschiedenen Materialien, auf die man sich stellen und bei denen man mit der eigenen Körperbewegung Kugeln im Innern in kreisende Bewegung versetzen konnte. So entstanden glockenähnlich-dröhnende, obertonreiche Klänge, die die Hörerschar zum ausgiebigen Ausprobieren verleiteten. Auf dem Georgenberg wieder Chor, diesmal in großer Besetzung mit vier Kompositionen, die an verschiedene Stile anknüpften. Zunächst die archaische Ruhe von Pärts „I Am The True Vine“, danach verstörend kitschig-bekenntnishaft Felix Resch‘ „Horizentale Verschiebungen“. Der junge Tscheche Miroslav Srnka zelebriert in seinem Uraufführungsstück „Podvrhy“ die Schlichtheit formelartiger Gesänge, während Günther Andergassens „Vokalisen“ stark an die große englische Chormusik des 20. Jahrhunderts erinnerte. Nach der Wanderung durch Dämmerung und Dunkelheit zur letzten Station Stift Fiecht strahlte die Helligkeit der wunderschön renovierten Kirche, und sich in der hervorragenden Akustik rein und prachtvoll entfaltenden Klänge kontrastierten mit der zuvor erlebten Wanderstille. Der Lettische Radiochor zeigte auch bei diesem Programm, dass er zweifelsohne zu den weltweit besten Vokalensembles für zeitgenössische Musik zählt, und bekam langanhaltende Ovationen in der vollbesetzten Kirche. So durchsichtig und lupenrein dürfte ein Chor das Licht in György Ligetis „Lux aeterna“ selten leuchten lassen. Die zarte Schönheit von Martin Smolkas „Walden, the Distiller of Celestial Dews“ fand in diesem Raum einen ganz anderen Nachhall als bei der Uraufführung vor sechs Jahren in Donaueschingen. Die fein ziselierte Interpretation ließ ahnen, dass dieses Werk später einmal zu den gro- ßen Klassikern der Chorliteratur zählen könnte. Auch die Uraufführung eines weiteren Werkes des tschechischen Komponisten, eine Vertonung des Gedichts „Slone i smutne“ („Salz und Trauer“) des polnischen Dichters Tadeusz Rozewicz, zeugte von der Meisterschaft Smolkas, die Chorakkorde so subtil zu setzen und die Resonanzräume der Vokale und Konsonanten fernab jeglicher billiger Effekte so auszugestalten, dass eine poetische Musik ohne Kitsch entsteht. Immer wieder intonieren die Frauenstimmen klagend die Titelzeile, klingt das Summen des Chores, als würde Wind über die Saite einer Harfe streichen. Die lettische Komponistin Santa Ratniece lässt den Chor in „Saline“ fast synthesizerartige Klänge intonieren, das Pfeifen des Windes, das Raunen der Wälder in plastischer Bildlichkeit dazwischenfahren. Ihr Landsmann Martin Vilums dagegen verleiht seiner „schimmernden Zeit“ - „Le Temps scintille“ - durch raunende, pulsierende Sprache und hintergründiges zartes Obertonklingen eine drängende Intensität. Im Eröffnungskonzert der Klangspuren zeigte auch das Tiroler Symphonieorchester gewohnte Qualität – diesmal unter der Leitung von Beat Furrer – und widmete sich dem provokanten Stilgemisch in Smolkas „Remix, Redream, Reflight“ mit gleicher Sorgfalt und dem gleichen Feingespür wie den zarten, sirenenhaften Gesängen und dem fernen Meeresrauschen von Furrers „Phaos“ und „canti nocturni“. Ein großer Erfolg war die Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landestheater; erstmalig waren die Klangspuren im Großen Haus zu Gast. Mit einem stringent gestalteten Programm – Schönberg, Webern, Pintscher, Boulez und Berio – gelang es dem Altmeister der neuen Musik, Pierre Boulez, den großen Theatersaal komplett zu füllen und ein neugieriges, intensiv zuhörendes Publikum zu finden. Das Luzerne Festival Academy Orchestra und die dazugehörigen Vocalists präsentierten das Schweizer Projekt der Nachwuchsförderung und zeigten, wie durch die sorgfältige Auswahl der jungen Musiker und Musikerinnen sowie der Dozenten im Bereich der zeitgenössischen Musik hervorragende Leistungen bei der Erarbeitung von Klassikern der Moderne wie neuerer Kompositionen erzielt werden können. Boulez wirkt hier als der ideale Vermittler, um musikalische Entwicklungen des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen, wie sie von verschiedenen Komponisten neu aufgegriffen und weitergeführt wurden. Das Luzerne Festival Academy Orchestra brauchte zwar bei Schönbergs 2. Kammersinfonie zunächst etwas Zeit, um sich warm zu spielen. Der Anfang klang etwas „buchstabiert“; spätestens in der großangelegten Stei- gerung des zweiten Satzes zeigten die jungen Musikerinnen und Musiker jedoch, dass sie unter Boulez zu einem leistungsfähigen Klangkörper zusammengefunden haben und auch feinere Abstufungen in der zwischen tonalen und nicht-mehr-tonalen Klängen changierenden Musik ausloten können. Besonders intensiv hatte man sich offenkundig auch der Erarbeitung der spröderen Tonsprache von Boulez’ „Cummings ist der Dichter“ gewidmet, so dass die Rätselhaftigkeit des Werkes in vielfältigen Klangnuancen ausgestaltet wurde. Matthias Pintschers „Monumento V“ spannte schließlich den Bogen zum ausgehenden 20. Jahrhundert. Die Instrumentalisten zeigten bei den eruptiven Energieentladungen im Klang, dass ihnen diese Tonsprache zeitlich näher steht als die „Klassiker der Moderne“. Begeisternd vor allem die Luzern Festival Vocalists: Hier waren die Sängerinnen und Sänger eindeutig nicht nur nach ihren solistischen Fähigkeiten ausgesucht worden, sondern auch daraufhin, dass sie zu einem homogenen Klangbild zusammenpassten. Mit lupenreiner Intonation in den extrem schwierig zu singenden Webern‘schen Werken „Entflieht auf leichten Kähnen“ und „Das Augenlicht“ ist die Projektgruppe gegenüber renommierten alteingesessenen Vokalensembles auf höchstem Niveau konkurrenzfähig. Neben den erfreulich treuen öffentlichen und privaten Unterstützern der Klangspuren, zu denen vor allem die Kristallwelten Swarowski zählen, hat sich heuer ein Sponsor der besonderen Art dazugesellt: Die österreichische Schokoladenmanufaktur Zotter hat eine „Klangspuren-Schokolade“ kreiert, die mit Marc de Champagne gefüllt ist. Mit dem Reinerlös aus dem Verkauf wird ein Kompositionsauftrag für das nächste Festival finanziert. Zotter – mit seinen oft innovativen, außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen und originellen Verpackungsmotiven eine Kultmarke für Freunde gehobener Schokoladenkreationen – fand denn auch große Begeisterung bei den Klangspuren-Besuchern. Bereits im ersten Konzert war der Schokoladevorrat des Abends vor der Pause ausverkauft; und auf dem Jakobsweg zählte der köstliche Riegel zweifelsohne zum begehrtesten Wanderproviant. Steht nur zu hoffen, dass die so finanzierte Komposition dasselbe Qualitätsniveau wie die Edelschokolade erreichen wird und die für das Publikum so genussvolle Zusammenarbeit zwischen den Klangspuren und Zotter noch viele Jahre weitergeführt wird. Heike Lies Abdruck erfolgte mit Genehmigung der neuen musik zeitung . Herzlichen Dank! 10 INTERVIEW DER SAMMLER – EIN INTERVIEW WELCHE ROLLE HABEN DENN DIE KÜNSTLER? Die Künstler sind normalerweise intelligente Personen, die viel Zeit haben, sich mit wichtigen Dingen des Lebens auseinanderzusetzen – eine Zeit, die ich nicht habe. Sie erkennen Themen und Situationen, die andere nicht sehen. Das ist für mich wichtig; sie lassen mich Dinge erkennen, die ich alleine nicht verstehen würde. Kunst habe ich einiges über meine Persönlichkeit gelernt. Das Sammeln ist ein Lernprozess: es hat mir Offenheit gegeben, es hat mir gezeigt, dass weniger oft mehr, dass die anscheinend weniger attraktiven Dinge am Ende die attraktivsten sind und dass man nicht die Wege der anderen sondern immer neue Wege gehen muss. HAT JE EIN KUNSTWERK IHRE WELTANSCHAUUNG IN FRAGE GESTELLT? WAS ZEICHNET DEN KÜNSTLER AUS? OHNE KUNST WÄRE ICH - WIE VIELE ANDERE - EIN SEHR GELANGWEILTER UND SEHR KONFORMISTISCHER BÜRGERLICHER GEWORDEN. FRANÇOIS PINAULT WARUM SAMMELN SIE ZEITGENÖSSISCHE KUNST? Ich habe angefangen zeitgenössische Kunst zu sammeln, weil ich wählen wollte; ich wollte jene Kunst kaufen, die mir gefällt und die ich für gut halte. In der modernen oder antiken Kunst kannst du nur das sammeln, was andere bereits für gut befunden haben und bereit sind zu verkaufen. STATT ETABLIERTER STANDPUNKTE KOMMT HIER DAS RISIKO DES UNBEKANNTEN INS SPIEL? Wer sammelt muss riskieren. Im Zeitgenössischen gibt es weniger Anhaltspunkte, aber das macht es auch spannender. Wenn du mit relativ wenig Geld im Lauf der Zeit eine Sammlung schaffst, für die dann später die anderen Wahnsinnssummen zahlen würden, bedeutet das, dass du gut warst. Das heißt, du hast Dinge vor den anderen begriffen – das ist für mich die Herausforderung. Es geht nicht um die Vermehrung von Geld – es geht darum, heute Dinge zu verstehen, die andere auch in 5 Jahren nicht verstehen werden. LIEGT HIER DIE VERBINDUNG ZWISCHEN DEM GESCHÄFTSMANN UND DEM KUNSTSAMMLER? Es gibt einen Unterschied: das Business ist konkreter. Bei einem großen Unternehmen haben wir Stammaktien, Sparaktien und privilegierte Aktien. Beim Künstler hingegen gibt es oft über 50 verschiedene Werke, Frühwerke, Videoarbeiten, Installationen, Malerei...das kann alles sehr unterschiedlich sein, das ist so als hätte man 50 unterschiedliche Aktien. Und so ist auch das Veranlagen von Geld in Kunst viel komplexer, wobei mich dies nicht interessiert; ich glaube nämlich, dass die Schaffung von Werten nicht das Ziel sondern das Ergebnis ist. DAS GELD SPIELT DABEI TROTZDEM EINE ZENTRALE ROLLE. Das hängt vom Stadium ab, in dem du dich befindest. Um Kunst zu sammeln, musst du Geld in die Hand nehmen – das ist klar, niemand schenkt dir Kunst. Aber für eine gute Sammlung – aufgebaut im Lauf der Zeit – braucht es nicht unbedingt viel Geld. Anders gesagt: viel Geld in der Kunst auszugeben bedeutet nicht eine gute Sammlung zu haben. WELCHE EINSTELLUNG HABEN SIE ZUM GELD? Die Einstellung zum Geld verändert sich durch das Sammeln zeitgenössischer Kunst; mich interessiert dabei weder die Spekulation noch die Investition. Kunst ist eine der extremsten Formen des Luxus; du kaufst etwas was du theoretisch nicht benötigst und so ist es ein Luxus, den du dir leistest. Eine geizige Person wird nie und nimmer ein großer Sammler sein. HAT EIN SAMMLER ZEITGENÖSSISCHER KUNST EIN BESTIMMTES PERSÖNLICHKEITSPROFIL? Der Sammler zeitgenössischer Kunst muss mehrere Fähigkeiten haben: er muss innovativ und offen sein, er muss das Neue begreifen; dann muss er neugierig und risikobereit sein: in der modernen Kunst gibt es bereits 50 Bücher zu einem einzigen Werk, in der zeitgenössischen Kunst hingegen hast du vielleicht drei Personen, die dir sagen, das oder jenes könnte gut sein – und so musst du den Willen zum Risiko haben. Weiters solltest du das Ganze nicht zu intellektuell angehen – du musst intuitiv sein, das ist nicht weiter erklärbar; die Intuition ergibt sich im Lauf der Zeit. Um zeitgenössische Kunst zu sammeln darfst du kein Konformist sein. HAT DER GANZE INTELLEKTUELLE DISKURS ZUR ZEITGENÖSSISCHEN KUNST KEINE BEDEUTUNG? Ich bin kein Intellektueller, ich bin ein Pragmatiker wie viele andere Sammler auch – ansonsten würde ich als Museumsdirektor oder Kunstkritiker arbeiten. Klar – es braucht die Geschichten zu den Kunstwerken, aber die werden eben von anderen meist später gemacht, das ist deren Aufgabe. Ich persönlich finde diese Geschichten oft auch langweilig. Meine Aufgabe ist es, die Qualität des Kunstwerkes zu verstehen und zu kaufen. IST ES NUR DIE EIGENE INTUITION, DIE EINEN DIE QUALITÄT EINES KUNSTWERKES ERKENNEN LÄSST? Ich habe da meine Kriterien: ein gutes Werk ist offen für viele Personen. Ein Kunstwerk ist bedeutend, wenn Kinder sich damit vergnügen, wenn ein Arbeiter dieses kurios findet, wenn eine gebildete Person es interessant findet und wenn ein Intellektueller darüber schlaflose Nächte hat. Das Kunstwerk, das nur für den Hyperintellektuellen gut ist, wird schwerlich ein wirkliches großes Kunstwerk sein. INTERESSIEREN SIE SICH FÜR DEN KÜNSTLER HINTER DEM GROSSEN WERK? Das Verhältnis zwischen dem Künstler und dem Sammler ist sehr oft schwierig; ich habe keine Lust mich damit auseinanderzusetzen. Mich interessiert das Resultat und nicht wer es gemacht hat. Ich bin sehr ergebnisorientiert. SIE HABEN EXTREME BEISPIELE FÜR DAS IMMATERIELLE IN IHRER SAMMLUNG. Das Werk von Tino Segal steht für mich für ein Maximum an Immaterialität: es gibt kein Foto des Werks, es gibt kein Foto der Performance, es gibt rein gar nichts. Aber dahinter steckt das Konzept einer Welt des Exzesses: wir arbeiten nicht mehr, weil wir das brauchen, sondern weil man die Menschen beschäftigen muss / wir sprechen hier natürlich von der sogenannten entwickelten Welt / und so wird auch die Produktion zunehmend immateriell. Es wird soviel unnützes Zeugs produziert. Nein, eigentlich nicht. Ich bin ja kein Kunstkritiker, ich analysiere das Kunstwerk nicht, um damit die Welt auseinanderzunehmen. Das Werk versetzt mich in keine Krise – als Sammler musst du eine gewisse Selbstsicherheit haben, um eine Sammlung aufzubauen. FÜHLEN SIE SICH DEM KÜNSTLER VERWANDT? Nein, ich bin Sammler und weiß sehr genau, wo meine Rolle ist. Ich habe eine sehr klare Vorstellung vom Leben. Die Welt ist – wie das Kunstsystem auch - ein großes Theater: die Herausforderung besteht darin, die eigene Rolle zu erkennen und diese auszufüllen. All jene, die sich in ihrer Rolle irren, werden früher oder später nicht mehr auf der Bühne dieses Theaters stehen. VERÄNDERT SICH DIESE ROLLE IM LAUF DER ZEIT DES KUNSTSAMMELNS? Heute sammle ich nicht mehr jene Künstler, die ich noch vor 10 Jahren gesammelt habe und meine Generationsgenossen sind. Die neuen Künstler sind jünger als ich und das ist für mich wieder eine neue Herausforderung. Künstler einer anderen Generation zu verstehen ist nicht leicht. Damit setze ich mich mit Dingen auseinander, die ein Dreißigjähriger denkt, sieht, interpretiert – das hält mich jung. Andere haben junge Liebhaberinnen, ich habe die Werke junger Künstler. JUNGE KUNST ZUM ÄLTERWERDEN. IST IHRE SAMMLUNG EIN SPIEGEL IHRER WELTANSCHAUUNG? Ich hoffe nicht, dass ich im Alter vor meiner Sammlung dasitze. Ich kann nicht sagen, wie ich in 20 Jahren meine Sammlung erleben werden, auch das ist spannend. Sicher ist sie ein Ausdruck dessen wie ich die Welt sehe. Über das Sammeln zeitgenössischer Interviewer sind Sabrina Michielli und Peter Paul Kainrath ECHO_1/1 22.03.2006 14:02 Uhr Seite 1 W W W. S C H W A Z . AT Foto: Hannelore Schwabl Er beschäftigt sich mit wichtigen Themen der Menschheit – und so muss der große Künstler nicht mehr ein großer Handwerker sein. Viele Kunstwerke werden heute ja vom sogenannten art-producer gemacht. Das entspricht unserer Welt: früher musste jener, der die Idee hatte auch diese verwirklichen; heute hat einer die Idee, ein anderer führt sie aus, weitere verkaufen sie und andere wiederum kümmern sich um den Diskurs. Und so ist zeitgenössische Kunst auch ein Ausdruck der Immaterialität dieser Welt – wir sind im Zeitalter der Ideen. Denken sie nur an Kunstwerke, die 50 Millionen Dollar kosten, der materielle Wert aber maximal 1.000 Dollar beträgt – das ist die immaterielle Welt, das ist unsere Welt. Das Material ist immer weniger wichtig. Du kaufst heute keine Firma mehr, weil sie schöne Produktionshallen hat, sondern weil deren Produkte an einer gewissen Position im Supermarkt stehen – du kaufst die Marke. KLANGSPUREN SOMMERKONZERTE SILBERSOMMER OUTREACH JEUNESSE LIEBFRAUENKIRCHE SCHLOSS FREUNDSBERG FRANZISKANERKLOSTER STADTGALERIE HAUS DER VÖLKER TONI K N A P P H A U S P L A N E TA R I U M S C H A U B E R G W E R K L E N D B R Ä U EREMITAGE RABALDERHAUS FEUERWEHRMUSEUM SCHLOSSERMUSEUM KNAPPENMARKT FEST AM INN KLANGSPUREN SOMMERKONZERTE SILBERSOMMER OUTREACH JEUNESSE LIEBFRAUENKIRCHE SCHLOSS FREUNDSBERG K U LT U R E R L E B E N I N S C H WA Z FRANZISKANERKLOSTER HAUS DER VÖLKER TONI KNAPP HAUS PLANETARIUM SCHAUBERGWERK LENDBRÄU EREMITAGE RABALDERHAUS FEUERWEHRMUSEUM SCHLOSSERMUSEUM KNAPPENMARKT FEST AM INN STADTFEST K L A N G SPUREN SOMMERKONZERT E SILBERSOMMER OUTREACH JEUNESSE LIEBFRAUENKIRCHE SCHLOSS FREUNDSBERG FRANZISKANERKLOSTER STADTG A L E R I E H A U S D E R V Ö L K E R TO N I K N A P P H A U S P L A N E TA R I U M S C H A U B E R G W E R K L E N D B R Ä U E R E M I TA G E R A B A L D E R H A U S F E U E R W E H R MUSEUM SCHLOSSERMUSEUM KNAPPENMARKT FEST AM INN STADTFEST KLANGSPUREN SOMMERKONZERTE SILBERSOMMER OUTREACH JEUNESSE LIEBFRAUENKIRCHE SCHLOSS F R E U N D S B E R G F R A N Z I S K A N E R K L O S T E R S TA D T G A L E R I E H A U S D E R V Ö L K E R TO N I K N A P P H A U S P L A N E TA R I U M S C H A U B E R G W E R K LENDBRÄU EREMITA- PARTNER 11 WINDKRAFT - KAPELLE FÜR NEUE MUSIK BEIM WDR KÖLN Windkraft - Kapelle für neue Musik wurde vom Westdeutschen Rundfunk Köln eingeladen im Rahmen der Konzertreihe ensemble «E»uropa zu spielen und eine CD aufzunehmen. In dieser neuen Konzertreihe lädt WDR 3 zu einem Gipfeltreffen europäischer Spitzenensembles im Kölner Funkhaus. Als Spezialisten für das Zusammenspiel stehen die eingeladenen Ensembles stellvertretend für die europäische Idee, für Interaktion, für Austausch über Grenzen - individuelle oder nationalistische - hinweg. EUROPÄISCH DENKEN. EUROPÄISCH HÖREN. KONZERTPROGRAMM: Johannes Maria Staud | Violent incidents (2005) für Saxophon, Bläserensemble und Schlagzeug | Hommage à Bruce Nauman | Uraufführung der erweiterten Neufassung Auftragswerk der Stadt Innsbruck für Windkraft - Kapelle für Neue Musik und das Festival Klangspuren Marcus Weiss und Kasper de Roo gewidmet Sarunas Nakas | Crown (2005)man für Bläserensemble und Schlagzeug | Deutsche Erstaufführung | Auftragswerk des Gaida Festivals für Windkraft - Kapelle für Neue Musik Caspar Johannes Walter | Vier Schwebungen (2006/2007) für großes Bläserensemble und Schlagzeug | Uraufführung | Kompositionsauftrag des WDR für das Ensemble Windkraft und Kasper de Roo Harrison Birtwistle | Panic (1995) A Dithyramb für Altsaxophon, Jazz Drummer, Bläser und Schlagzeug Windkraft - Kapelle für Neue Musik im WDR Marcus Weiss | Saxophon Christian Dierstein | Schlagzeug Kasper de Roo | Dirigent Das Konzert im WDR findet am| Freitag, 9.Februar 2007 | 20:05 Uhr im Funkhaus am Wallrafplatz statt und wird LIVE auf WDR 3 übertragen. Patrick Hahn ist der Moderator. Die Proben für dieses Konzert finden im Saal der Schwazer Wirtschaftskammer statt und das ermöglicht es uns die Generalprobe am 6. Februar von 14.00 bis 16.30 Uhr öffentlich abzuhalten. „PRÄDIKATWERTVOLL“ – JUNGE FILMKUNST ZU GAST IN KUFSTEIN „Prädikatwertvoll“ versteht sich als Plattform für junge Regisseure, welchen im Rahmen eines Wettbewerbes die Möglichkeit geboten wird ihre Kurzfilm-Produktionen vorzustellen. Ziel ist es einerseits junge Talente zu fördern und andererseits die Öffentlichkeit zur Diskussion über das Thema Kunst anzuregen. Die Ausschreibung des Wettbewerbes erfolgte in allen bedeutenden deutschsprachigen Filmund Fernsehhochschulen Europas. Einsendungen, mit einer Maximallänge von 20 Minuten kamen unter anderem aus München, Berlin, Stuttgart, Hamburg, Zürich und Wien. Das neue Projekt wurde von 4 Studenten des Studienganges Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement der FH Kufstein in Zusammenarbeit mit Dr. Hannah Stegmayer, Dozentin der Kulturwissenschaften initiiert und soll nach dem diesjährigen Erfolg alljährlich wiederholt und somit Teil des Kufsteiner Kulturgeschehens werden. Von Thrillern, über Animationsfilmen bis hin zu experimentellen Werken: die unterschiedlichsten Genres waren vertreten und bereiteten den Zuschauern einen abwechslungsreichen Abend. Gewinner gingen aus zwei voneinander unabhängig laufenden Wettbewerben hervor. Einerseits selektierten qualifizierte Juroren, unter denen sich auch Ulrich Seidl befand, die drei besten Kurzfilme. Neben einem Geldpreis bekamen die Regisseure dieser Auswahl die Möglichkeit ihre Filme in renommierten österreichischen und deutschen Kinos zu zeigen. Andererseits wählte das Publikum einen Favoriten, welcher mit einem Fluggutschein prämiert wurde. Sieger der ersten Klasse war der an der „Hochschule für Fernsehen und Film München“ studierende Clemens Pichler aus Regensburg. Sein 9 Minuten 30 Sekunden langer Film „annaottoanna“ aus dem Jahr 2004 lässt die Grenzen zwischen Zeit, Bewegung und Erzählrichtung verschwinden. Ausgelöst durch einen Beziehungsstreit befindet sich der Protagonist Otto gefangen in einer rückwärts laufenden Welt, in welcher er sich alleine vorwärts gehend durch den Tag bewegt und versucht dem wahnsinnigen Stillstand seiner Beziehung zu entkommen. Auf Platz 2 befand sich der aus der Schweiz stammende freie Filmschaffer Ulrich Schaffner. In seinem Werk sieht der Zuschauer einerseits den vom Erfolg getriebenen Vater, welcher sich nur das Beste für seinen eigenen Ruf und die Karriere seines Sohnes wünscht. Andererseits befindet sich der Sohn, welcher sein Studium abbrechen will, um sich ganz seiner schwangeren Freundin und ihrer gemeinsamen Zukunft zu widmen. Mit seinem 12 Minuten langen Kurzspielfilm „Frohe Ostern“ aus dem Jahr 2005, lässt der Regisseur zwei Lebensentwürfe durch ein raffiniert geschriebenes Skript aufeinander prallen und gibt dem Zuschauer durch eine glaubwürdige und dichte Inszenierung, durchflochten mit reicher Symbolik, Anlass zur Reflektion über die Themen Abtreibung, Familie, Karriere und entlässt das Publikum letztendlich mit der Frage nach den richtigen Prioritäten im Leben. Den dritten Preis erhielt die freischaffende Animatorin und Regisseurin Annette Jung mit ihrem Animationswerk „Der Verrückte, das Herz und das Auge“. Feinster morbider Humor und ein charakteristischer Zeichenstil kennzeichnen dieses auf Edgar Allan Poe’s Kurzgeschichte „Das verräterische Herz“ basierende Animationswerk in dem die Hauptfigur Ed tiefe Abscheu gegen das fürchterlich angst einflößende Auge seines Vaters hegt , den alten Mann schlus- BACKBEAT BOYS GROOVEN IN TRINIDAD TOBAGO Fast jeder Junge träumt einmal davon ein Star zu werden und mit seiner Musik ganze Stadien jubelnder Fans zu füllen. Für gewöhnlich bleibt es jedoch bei dem Traum. Doch für die vier Jungs der Schlagwerktruppe backbeat boys ist es schon bald Realität. Mit einem Durchschnittsalter von 11 Jahren haben sie bereits ihre erste CD “back attack“ produziert. Nach erfolgreicher CDPräsentation verlassen die backbeat boys unseren Kontinent und fliegen für zwei Wochen nach Trinidad Tobago. Dort erwartet sie ein Auftritt in der Hauptstadt Port of Spain. Als Höhepunkt der Musikreise werden sie mit junior Steeldrum Bands am zweitgrößten Karneval der Welt teilnehmen und drei Tage lang trommelnd durch die Straßen von Port of Spain marschieren. Das Kulturministerium von Trinidad hat die vier Jungs eine ganze Woche lang eingeladen und ein tolles Programm zusammengestellt. Trinidad Tobago ist ja bekanntlich das Ursprungland des Soca und Calypso und für Percussionisten ein kulturelles Highlight. www.backbeat-boys.com sendlich umbringt, um sich für immer von dem Auge zu befreien. Der Publikumsliebling wurde der an der „Hochschule für Fernseh- und Filmregie Potsdam“ studierende Regisseur Andreas Schaap mit seinem im Jahr 2006 produzierten Thriller „Nichts geht mehr“. Der medienkritische Kurzfilm ist knapp 19 Minuten lang und hat den menschlichen Voyeurismus als zentrales Thema. Die vier Hauptdarsteller Marc, Anna, Nadja und Olli treffen in einem für sie modifizierten Badehaus erstmals aufeinander. Sehr rasch stellt sich heraus, dass sie sich als unfreiwillige Kandidaten in einem tödlichen Spiel befinden aus dem es kein Entkommen gibt. Ein überraschendes Ende und zahlreiche überspitzte Parallelen zu Reality Shows fordern den Zuschauer zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Medien auf. Nach der Preisverleihung bot sich den knapp 150 Besuchern die Möglichkeit noch bis spät in die Nacht in einer Lounge mit Bar mit den anwesenden Künstlern über ihre Arbeit zu diskutieren während ein DJ den Abend nach der Siegerehrung mit experimenteller Musik ausklingen ließ. Kerstin Kühne ist seit dem Jahr 2004 Studentin an der FH Kufstein im Studiengang für Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement. neues hören 6 Leinwände, 2 Blackboxes, 1 DJ und zahlreiche Lichtinstallationen: Eine wahrlich ungewohnte Ansicht der FH Kufstein bot sich den Besuchern des Kurzfilmfestivals „Prädikatwertvoll“ am 12. Oktober 2006. Aus mehr als 50 verschiedenen Werken, wurden von einer fachkundigen Jury 12 Kurzfilme ausgewählt, welche am Abend der Veranstaltung zeitgleich in Dauerschleife auf den verschiedenen Bildschirmen in der Hochschule liefen. gebrochene magie 16.03.–19.03.07 stille stücke 10.05.–14.05.07 klang körper 29.11.–02.12.07 dia oge tickets@mozarteum.at Kartenbüro der Internationalen Stiftung Mozarteum, Theatergasse 2 A-5020 Salzburg T +43-662-87 31 54, F 87 44 54 www.dialoge-festival.at 12 TERMINE GALERIE ST. BARBARA OSTERFESTIVAL Der Westen hat leider kaum eine Vorstellung von diesem Gefühl der Erniedrigung, das eine große Mehrheit der Weltbevölkerung erleben und überwinden muß, ohne den Verstand zu verlieren oder sich auf Terroristen, radikale Nationalisten oder religiöse Fundamentalisten einzulassen. (Orhan Pamuk) „ .. er wird abwischen alle Tränen, .. und Tod.. noch Schmerz wird mehr sein.“ so steht es in der Apokalypse des Johannes (Off 21,4). Was ist mit dieser „neuen Welt“, deren Vision bis heute bewegt ? War der Himmel zu fern, so gab es das Abenteuer neuer, unbekannter Welten: Amerika, die „neue Welt“ - als Fluchtpunkt unserer Begierden und Hoffnungen steht im Zentrum des [19.] Osterfestivals. Es führt von Ligetis phantasierter „Weltmusik“, vertanzt in Java, dem „stillen Amerika“ eines Nancarrow, Reich, Feldman und Cage, über Bachs „Hohe Messe“ mit ihren Symbolen des Glaubens vom Mittelalter bis zur galanten Eleganz seiner Zeit, der Verklärung des Leidens in der Schönheit liturgischer Musik bis zum aktuellen Dialog einer zerfallenen Christenheit mit der sich „globalisierenden“ Welt. Do 22. März | Hall, Salzlager 20.15 Uhr Einstimmung 19.15 Uhr Tanz Java & LIGETI „Infinitâ“ - Choreographie: Sen Hea Ha (Korea) Taman Budaya Surakarta Dance Theatre Die Kraft des inneren Lebens in den Ritualen Javas und Koreas: Zwischen verwirrender Vielfalt der Erscheinungen (Welt) und erlösender Ruhe (Nirvana) entfaltet die Bewegung der alten Hoftänze den Dialog mit Ligetis „wachsenden Organismen“. Sen arbeitet u.a. mit Peter Sellars und Pina Bausch. Karten: zwischen € 49 und € 19 (44 - 14) Fr 23. März | Rum, FoRum Tango - Fest der Betrogenen 19.15 Uhr Film 12tangos Adios Buenos Aires 20.15 Uhr Luis Borda & Ensemble (Argentinien) mit Lidia Borda (Gesang), Tänzer aus dem Film „12 Tangos“ Tanz, Essen & Trinken Arne Birkenstocks Film und Luis Bordas „Tango nuevo“ erzählen von der Vitalität und der traurigen Schönheit der Armen im reichen Land Argentinien, vom Verrat an den kleinen Leuten, vom Staatsbankrott 2001 („.. saqueo“), von Leben und Nicht leben lassen. Ein Fest zum Tanzen und Träumen .. Karten zwischen € 39 und € 19 Sa 24. März bis Mo 26. März Innsbruck, Haus der Begegnung Markt des Möglichen Als Ergänzung zum Innsbrucker Ostermarkt finden sich hier Modelle weniger des Kaufens als des Lebens: eines Lebens ohne Mißachtung, Ausbeutung und Verletzung unserer Lebenswelten - nicht Utopie, sondern gelebtes Leben. Dazu Film, Musik, Kinderspiele, Tanz, Kochen und anderes Praktische. Sa 24. März | Innsbruck, Haus der Begegnung 19 Uhr Eröffnung: Präsentationen / Film / Texte Musik Matthias Kaul (Schlagzeug) Cover versions KAUL America no Miracle / FELDMAN The King of Denmark 21 Uhr Leokino: 12 Tangos (mit Birkenstock, Regisseur) So 25. März | Innsbruck, Haus der Begegnung 11 Uhr Brunch mit Luis Borda (git/bandoneon) 15 / 17 / 19 Uhr Präsentationen/Film/Texte 21 Uhr Jazz Revisited 1: Lennie Tristano Renald Deppe & Ensemble Mo 26. März | Innsbruck, Haus der Begegnung 11 / 13 Uhr Mittagsgespräch 15 / 17 Uhr Präsentationen/Film/Texte 19 Uhr Essen/Abschluß: Stille Musik Teilnehmende Initiativen: SOL (Ökologischer Fußabdruck) / Permakultur (indianische Wurzeln) / Jakobischule, Waldkindergarten / Talente & Ecobank / OEW Brixen / Mobilität & Tourismus / Südwind (Produkt-Workshops) / Weltladen (Fair Trade) / Energie ... Koordination: Oskar Olalde / Michael Poppeller Eintritt frei, Workshops: € 15 (10), Konzerte: € 12 (7), Gesamtkarte (zwei Konzerte, Brunch): € 20 (10) 19 Uhr Einführung BACH „Hohe Messe“ Hannes Ch. Hadwiger u. Gerhard Crepaz € 5, bei Kauf einer CD angerechnet Fr 30. März bis 4. April Werkstatt ELAK (pmk/Stromboli.. ) Aktionen: 31.3. 19 Uhr - Hall, Jesuitenkirche (Gottesdienst) WerkstattKlänge: 2.4. Innsbruck, pmk / 4.4. Hall, Stromboli Hall, Stromboli 22.30 Uhr Festival Club: KAUL Jimi Hendrix REICH reREmixed Als Clubbing gibt es eine Klangaktion des phänomenalen Müll- & Action-Schlagwerkers Matthias Kaul (D) und Steve Reichs Musik remixed u.a. von DJ Spooky und lokalen Helden der coolen Haller Szene. € 9 (4) / Besucher des Klavierabends: freier Eintritt Fr 30. März | Hall, Kurhaus Film: NANCARROW 19.15 Uhr Eleganz | Beschwörung 20.15 Uhr Helmut Sprenger (Klarinette), Davide & Daniele Trivella (Klavierduo) REICH New York Counterpoint / LIGETI Drei Stücke / STRAWINSKY .. Agon / PIAZOLLA Die zwei Klavierspieler aus Bergamo entwickeln wahre Ekstasen an Eleganz und Lebensfreude: von Ligeti über Strawinsky bis zu Piazolla. Helmut Sprenger (Klarinette) bringt Steve Reich ins Spiel, und Nancarrows menschlichen Fingern unspielbare Musik für mechanisches Klavier ist auch dabei. Karten zwischen € 39 und 19 (34 und 14) Sa 31. März | Hall, Salzlager 20.15 Uhr Einstimmung 19.15 Uhr Brass Connection Tirol PIRCHNER, KAGEL Der Tribun (Sprecher: Rolf Parton) Fanfaren JANACEK / STRAUSS / COPLAND Helden der Macht: Jugendkraft und Pathos, Pirchners stille Musik zum Begräbnis seiner Mutter, seine „FireWaterMusic“ (komponiert „während der Scheiße mit Tschernobyl“) bis zu Kagels „Tribun“: Ein Diktator ohne Volk. Er gibt sich dessen Jubel vom Tonband, während er einsam Volksreden von sich schmettert. Karten zwischen € 39 und € 19 (34 und 14) Palmsonntag 1. April | Ibk, Congress 20.15 Uhr Einstimmung 19.15 Uhr BACH Hohe Messe h-moll Nuria Rial (S) / Ingeborg Danz (A) / Michael Volle (B) Camerata Vocale Freiburg / Kammerorchester Basel barock Ltg: Winfried Toll Bachs „katholische“ Messe (das Kyrie und Gloria gab es in lateinischer Sprache auch in der protestantischen Liturgie) war das Meisterstück, um sich am Dresdener Hof als Komponist zu bewerben. Er wollte sein Leben verbessern, was ihm nicht gelang. Anders, mühelos lebt geistiges Leben. Karten zwischen € 49 und € 19 (44 und 14) Di 3. April | Ibk, ORF Kulturhaus 20.15 Uhr Einführung 19.15 Uhr Junge Musik aus Südamerika & 5 Sätze 5 Kurzfilme Angelica Castelló & Ensemble Intègrales Hamburg Junge Musik aus Lateinamerika: junge MusikerInnen, die ihre Laufbahn in Europa gerade beginnen, auch Live-Elektronik. Im ersten Teil wird die Musik auf verschiedensten Flöten (Hauptinstrument des Kontinents) ergänzt von Kurzfilmen, die sich auf Texte südamerikanischer Dichter beziehen. Gründonnerstag 5. April Innsbruck, Evangelische Christuskirche (Saggen) /Die mit Tränen säen/ 19.15 Uhr Einstimmung [ambience / KAUL Through the Skies (CD) 20.15 Uhr *MONTEVERDI / SCHÜTZ / ALLEGRI / GABRIELI* Kammerchor Salzburg/ Marini Consort Ltg: Norbert Brandauer anschließend Dialog/Agape „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ ist die Verheißung inmitten von Verzweiflung und Verrat. Christen feiern ihre Feste auf den Trümmern herkömmlicher Mehrwerte. Auch traditionell kirchliche Pracht und musikalisch-sinnliche Lust stehen in Dissonanz zum Leid in dieser Welt. ¤ 49 (44) / 39 (34) / 29 (24) / 19 (14) Karfreitag 6. April | Hall, Salzlager /Passion | Corpus Christi / 19.30 Uhr Einstimmung [Film Tupamaros „Judas“ / Staat der Indios 20.15 Uhr *Die Passion von Moxos* (Bolivien, Jesuiten 18.Jh ) Ensemble Elyma/Ltg: Gabriel Garrido 21.45 Uhr Film The Mission (1986; 126 min) Bis 1750 hatten die Jesuiten mit den Indigenas in den „reducciones“ eigenständige Staaten aufgebaut. „Soli Deo Gloria“ sang und jubilierte auch der Urwald im Stile der barocken Meister. Garrido bringt erstmals eine Passion dieser Zeit zu Gehör, der Film „The Mission“ zeigt deren Untergang. ¤ 39 (34) / 29 (24) / 19 (14) Karsamstag 7. April | Hall, Salzlager 18 bis 1.30 Uhr /Ostern feiern!/ 18.00 Uhr Salvatorkirche [Ambience: Klaus LANG Trauermusiken / Musik des 15.Jhds .. ] 19.00 Uhr Salzlager [Ambience: ?? 19.30 Uhr Salzlager Annelie Gahl (Violine solo) Fritz KEIL Wie die Gestalt eines Schimmels (2002) 20.00 Uhr Salzlager [Ambience & Armenessen (Reis, Mais, Kartoffeln, .. 1/Schale (zugunsten ?? ..) Gang durch die Unterstadt Hall, Burg Hasegg -/ Labyrinth (Kerzen)/ 20.45 Uhr Galerieraum Annelie Gahl (Violine solo) Klaus LANG kresse. kreise. (2003) 21.00 Uhr Georgskapelle H. I. F. BIBER Passacaglia (Schutzengel-Sonate; 1674?) 21.30 Uhr Spitalskirche (Schulschwestern) Annelie Gahl (Violine) / Klaus Lang (Orgel) John CAGE melodies (1950 „six melodies“; ??45 min ??) Hall, Salzlager 22.45 Uhr FEST mit Barock .. Villancicos * Codex Martínez Compañón* (Peru 1783/5) Capilla de Indias Chile (a 15)/Tiziana Palmiero & Texte/Filme & Volkstanz & Tanz Accrorap ?? 0.30 Uhr Revisited (2) Jazz: Catch the Fire/Love supreme (Hommage an Bob Marley und John Coltrane) * Trio New York * Roland Heinz (git), Elmar Guantes (kb), Billy Mintz (perc) Karsamstag erklingt kostbare Musik des indigenen Barock und der Atem unserer Zeit. Die lebendige Stille von John Cage, ein Gehen im Labyrinth, vor Mitternacht dann die ausgelassene Fröhlichkeit der Musiker aus Chile. Und die stillen Feuer der Liebe im Jazz, sie führen in die Osternacht. Karte für den ganzen Abend: € 29 (24) Ostersonntag 8. April Innsbruck | Tiroler Landestheater /Tanz Hip-Hop / 19.30 Uhr *Cie ACCRORAP* (Paris): „Les Corps etrangers“ (2006) Die fremden Körper (nach dem Altarbild im Hôtel de Dieu in Beaune; Burgund, 15.Jh) Choreographie: Kader Attou [Ambience: Rogier van der Weyden Dialog der Kulturen: Da findet ein Tänzer aus den Vorstädten ein altes Bild: 1451, ein „Jüngstes Gericht“. Es erzählt den Sterbenskranken von den fremden Körpern der Auferstehung. Von Angst und Freude, Leben und Tod tanzen Menschen aus Brasilien, Europa, Indien. In der Sprache der Armen. ¤ 49 (44) / 39 (34) / 29 (24) / 19 (14) GALERIE ST. BARBARA musik+ Fr 23. Februar | 20.15 Uhr Kurhaus Hall i. T., Stadtgraben 17 m+5 - Wortzerklauberer Walter Schmidinger liest Karl Valentin Liest Schmidinger Karl Valentin bedarf er keiner Requisiten. Ein einfacher Stuhl. Ein simpler Tisch. Eine Wasserflasche. Sonst nichts. Der skurrile Geist des rätselhaft komischen, bedrohlichen, quer denkenden Valentin ist für fast zwei Stunden herrlich präsent. Walter Schmidinger gehört zu den wichtigsten Schauspielern des Theaters im deutschen Sprachraum. Seine Schauspielausbildung absolvierte er am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, debütierte am Theater in der Josefstadt und begann seine Karriere in Deutschen Theatern, Gastspiele führten ihn unter anderem auch zu den Salzburger Festspielen. Walter Schmidinger spielt mit Vorliebe zerbrochene Charaktere der Weltliteratur, darunter auch den Musikkritiker Reger aus Alte Meister von Thomas Bernhard: Ein Blick, eine Geste, ein Wort und ein Mensch ist erschaffen, dem Publikum bis dahin unbekannt und doch mit einem Augenblick vertraut und nahe. Für sein Lebenswerk erhielt er 2006 den Nestroy Preis. Kartenvorverkauf: Innsbruck Ticketservice, Burggraben 3/ IVB Kundencenter, Stainerstrasse/ TT Kundencenter Rathaus Galerien, Eingang Anichstraße und in allen Raiffeisen und Sparkassen im Ö Ticket im ganzen Land Tourismusverband Region Hall-Wattens, Wallpachgasse 5 und im Internet unter www.musikplus.at 20. JULI – 8. SEPTEMBER 2007 A U F B R U C H Vorverkauf: Tel. +41 (0)33 748 83 33 info@menuhinfestivalgstaad.com www.menuhinfestivalgstaad.com TERMINE 13 TAXISPALAIS GALERIE IM TAXISPALAIS Programm Frühjahr 2007 Roman Ondák 19. Jänner bis 4. März 2007 Eröffnung: Do 18. Jänner 2007 | 19 Uhr Roman Ondák zählt zu den international gefragten Künstlern seiner Generation. Seine Ausstellung in der Galerie im Taxispalais ist seine erste Einzelpräsentation in einer österreichischen Kunstinstitution. Roman Ondák verlagert in kaum wahrnehmbaren Verschiebungsprozessen alltägliche Situationen in den Ausstellungskontext. Dabei fängt er auf subtile Weise gesellschaftliche Verhaltensformen, Wünsche, Ideen oder Fantasien ein, wobei er zugleich ein Zeitmoment einbaut, in dem er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verschränkt. In unterschiedlich konzipierten Situationen macht er dabei das Publikum oder auch außenstehende Personen zu Ko-Produzenten seiner Arbeiten. „Ondáks Arbeiten sind oft auch dann lesbar, wenn sie nicht als Kunstwerke erkannt werden. Mehr noch, vielfach setzt er Kunst als Mittel ein, unsere Aufmerksamkeit für das Alltagsleben und darin vorkommende Situationen zu schärfen, die nicht selten zugleich lesbar, metaphorisch und poetisch sein können.“ (Igor Zabel) Charlotte Salomon Leben? Oder Theater? 16. März bis 7. Juni 2007 Eröffnung: Do 15. März 2007 | 19 Uhr Symposium: Fr 16. März 2007 | 17 Uhr Leben? Oder Theater? nennt Charlotte Salomon (1917–1943) einen autobiographischen Bilderzyklus, den sie von 1940 bis 1942 in Südfrankreich schafft. Die Ausstellung zeigt 280 Gouachen ihres umfangreichen „Singespiels“, eine Kombination von Musik, Wort und Bild. Das Werk ist nicht nur Dokument eines Lebens, das von familiären Tragödien und dem Antisemitismus des Dritten Reiches überschattet war, sondern auch ein bedeutendes künstlerisches Zeugnis der 1943 in Auschwitz ermordeten Charlotte Salomon. Die Ausstellung Charlotte Salomon „Leben? Oder Theater?“ wurde vom Joods Historisch Museum, Amsterdam organisiert. MICHAEL S. RIEDEL Bis 3. März 2007 JOHN BOCK 17. März bis 28. April 2007 Eröffnung: Fr 16. März 2006 | 19 Uhr TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM Verführungskünste. Eine Geschichte der Werbung bis 25. Februar 2007 D-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen Museum im Zeughaus Zeughausgasse, 6020 Innsbruck Verführungskünste. Eine Geschichte der Werbung Die Ausstellung „Verführungskünste. Eine Geschichte der Werbung“ zeigt in einem chronologischen Rundgang die Entwicklungsgeschichte der Werbung seit der bürgerlichen Revolution von 1848 bis zum Fernsehzeitalter der 1960er- und 1970er-Jahre. Zu sehen sind unter anderem Emailschilder, Plakate, Annoncen, Verpackungen, Bierdeckel, Automaten, Fernsehwerbespots aus den Historischen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum sowie aus privaten Sammlungen. Die verschiedenen Objekte bieten einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Produktwerbung mit Schwerpunkt auf dem AltTiroler Raum. Experimentelle Werbevideos von StudentInnen des IT-Kollegs für Wirtschaft und Mediendesign bieten einen zeitgenössischen Zugang zum Thema Werbung. Rahmenprogramm Führung am Sonntag | 11 Uhr 21., 28. Jänner; 11., 18., 25. Februar 2007 Ausstellungsgespräch am Sonntag | 11 Uhr 14. Jänner und 4. Februar 2007 mit Claudia Sporer-Heis und Katharina Walter Vorträge Mi 14. Februar 2007 | 19 Uhr „Werbesprache heute: Techniken und Tendenzen“ mit Manfred Kienpointner, Universität Innsbruck Familien-Rundgang am Sonntag um 15 Uhr für junge Leute ab 6 Jahren und ihre BegleiterInnen, ohne Anmeldung 14. Jänner 2006, 11. Februar 2007 (im Rahmen des Ferienzugs der Stadt Innsbruck) Samstag-Werkstatt für junge Leute von 8-12 Jahren „Sprücheklopfer und Einwickler“ – coole und unwiderstehliche Werbeverpackungen selbstgemacht 17. Februar 2007 (im Rahmen des Ferienzugs der Stadt Innsbruck) / 14–17 Uhr Anmeldung bis jeweils Dienstag davor Vermittlungsangebot für SchülerInnen, Kinder- und Jugendgruppen Museumspädagogische Aktionen für die 4.-13. Schulstufe, mit Anmeldung Info & Anmeldung für Führungen, Aktionen und Workshops: T 0512/59489-111 oder k.walter@tiroler-landesmuseum.at (Katharina Walter) Galerie im Taxispalais | Galerie des Landes Tirol Maria-Theresien-Str. 45 | A-6020 Innsbruck T 0512/508-3171 | F 0512/508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at www.galerieimtaxispalais.at Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr Eintrittspreise: € 3.- / € 1,50, sonntags Eintritt frei, Jahreskarte € 9.- / € 6,50 KUNSTRAUM INNSBRUCK Der Kunstraum Innsbruck zeigt internationale zeitgenössische Kunst, begleitet von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm. bras, der jüngereisenzeitlichen Siedlung auf dem Goambichl bei Vill sowie der römischen Siedlung, Nekropole und des Kastells Veldidena in Wilten. Das reichhaltige Fundgut aus den Beständen des Ferdinandeums und in Privatbesitz verdeutlicht die Bedeutung des Innsbrucker Beckens als Kreuzungspunkt der Verkehrswege durch das Wipptal und das Inntal. Die ausgestellten Objekte sind Siedlungs-, Grab-, Einzel- und Weihefunde. Sie zeigen nicht nur handwerkliche Fertigkeit oder Mode, sondern geben Einblicke in Glaubensvorstellungen und Kultpraktiken und belegen bisweilen weit reichenden Handel. Die historischen Abläufe werden dem Besucher in Überblickstexten, die Grabungsbefunde und Funde in Kurz- und Objekttexten vermittelt. Zur Ausstellung wird ein speziell auch auf den Geschichteunterricht abgestimmtes Vermittlungsangebot für Schulen erarbeitet. Erstmals wird die früheste Geschichte der Landeshauptstadt in einer umfassenden Ausstellung beleuchtet. Rahmenprogramm Buchpräsentation im Auditorium Donnerstag, 1. März | 19 Uhr Sonderband der Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums: Andreas Picker/Anton Höck/ Erich Pucher, Die Rettungsgrabung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum am Areal des Allgemeinen Rechenzentrums (ARZ) in Innsbruck-Wilten Ur- und Frühgeschichte von Innsbruck – Archäologische Streifzüge 25. Jänner bis 22. April 2007 Di-So 10-18 Uhr, Mo geschlossen Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Museumstraße 15, 6020 Innsbruck Die Ausstellung der Vor- und Frühgeschichtlichen und Provinzialrömischen Sammlung des Ferdinandeums vermitteln anhand von archäologischen Bodenfunden die Besiedlung des Stadtgebietes von Innsbruck von der Steinzeit bis ins frühe Mittelalter. Besondere Schwerpunkte bilden die Funde aus den spätbronzezeitlichen Brandgräberfeldern von Hötting, Mühlau, Wilten und im Park von Schloss Am- 18. Jänner bis 10. März 2007 Mi 17. Jänner Eröffnung „TRANSITIONERS“, Société Réaliste – Ferenc Gróf und Jean-Baptiste Naudy* (Paris) www.societerealiste.net Der fiktive Rahmen von „Transitioners“ ist eine Trend Design Agentur, die sich auf politische Übergänge spezialisiert hat. Jede Ausstellung ist ein Showroom, in dem die TransitionersAgentur eine neue Kollektion von politischen Transitionen zeigt. Durch das Übertragen der Prinzipien des voraussichtlichen Designs, das üblicherweise von „fashion trend agencies“ verwendet wird, in das Feld der Politik, stellt Société Réaliste die Revolution als zentrale Kategorie in der zeitgenössischen westlichen Gesellschaft in Frage: eine Kategorie der Sprache, der Wahrnehmung, des Denken und Handelns. Das Projekt „Transitioners“ wurde im Herbst 2006 erstmals in der Trafó Galéria in Budapest gezeigt http://www.trafo.hu/programok.phtml?id=744. Ausgangspunkt der Überlegungen war das Phänomen der „Color Revolutions“, von der Orangen Revolution in der Ukraine bis hin zur Blauen Revolution in Kuwait. Das Transitioners-Projekt untersucht nicht den „demokratischen“ Wert dieser Revolutionen oder den spezifischen Kontext ihrer Entwicklung. Es darum wie man eine „demokratische Veränderung“ produzieren kann. Vorträge im Auditorium Donnerstag, 8. März | 19 Uhr Mag. Wolfgang Sölder, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Die vorrömische Besiedlung von Innsbruck und Umgebung Donnerstag, 15. März | 19 Uhr Univ.-Prof. Dr. Gerhard Tomedi, Universität Innsbruck Rätische Heiligtümer im Innsbrucker Raum Donnerstag, 22. März | 19 Uhr Mag. Anton Höck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Römisches Wilten Heraldic Plates, 8 iron plates pierced Donnerstag, 29. März | 19 Uhr Mag. Johannes Pöll, Bundesdenkmalamt/ Landeskonservatorat für Tirol Die archäologischen Untersuchungen in der Stiftskirche Wilten in den Jahren 2005/2006 Führungen durch die Ausstellung an Donnerstagen | 19 Uhr 1., 15. Februar, 5., 12., 19. April an Sonntagen | 11 Uhr 28. Jänner 4., 18., 25. Februar, 4., 11., 25. März, 22. April Familien-Rundgänge an Sonntagen | 15 Uhr für junge Leute ab 6 Jahren und ihre BegleiterInnen, Anmeldung nicht erforderlich 18. Februar, 18. März, 15. April Samstag-Werkstatt „Lauter Scherben?! – Abenteuer Archäologie“ für junge Leute von 6-12 Jahren Samstag, 27. Jänner, 14-17 Uhr (Anmeldung bis 26. Jänner) Samstag, 31. März, 14-17 Uhr (Anmeldung bis 29. März; im Rahmen des Ferienzugs der Stadt Innsbruck) Museumspädagogisches Angebot für Schulen (4.–9. Stufe), Kinder- und Jugendgruppen, Information und Anmeldung bei Mag. Katharina Walter: T +43/(0)512/59489–111 oder k.walter@tiroler-landesmuseum.at „Keli“, Österreich, um 1965, Emailschild Entwurf Atelier Donhauser Sammlung: Ernst Stöckl, St. Johann i.T. Foto: TLMF, C. Sporer-Heis KUNSTPAVILLON Preview für LehrerInnen Dienstag, 23. Jänner, 16.30 Uhr Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich Rundgang durch die Ausstellung, Erläuterung des Vermittlungsangebotes für Schulklassen Herzförmige Attasche mit Haupt der Medusa, Bronze, Fundort: Innsbruck – Hötting, Datierung: 1. Hälfte 2. Jahrhundert n. Chr. Verbleib: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Inv.Nr. U 8.801, Foto: ©Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/Frischauf-Bild CCCC, digital print 23. März bis 12. Mai 2007 Do 22.3. Eröffnung „Die Oszillation der Seltsamkeit“ (Arbeitstitel), Doris Krüger & Walter Pardeller (Wien) Drei raumgreifende Skulpturen, die aber durchaus auch (multi-)funktionale Objekte wie ein rundes Sitzelement, eine fächerartige Tribüne und eine Art Drehflügeltür sein könnten, sind in einem detailgetreuen Modell des Kunstpavillons platziert. An der hinteren Wand – eigentlich der Hauptwand – ist der Raum scheinbar zum angrenzenden Park hin geöffnet. Wie ein Keil schiebt sich ein Fassadenteil mit virtuellem Panoramafenster in den Ausstellungsraum. Die Arbeiten von Doris Krüger und Walter Pardeller basieren auf der Erforschung von Raum und Zeit, von Realität und Virtualität, von Dokumentation und Fiktion. Ein „Baubüro“ dokumentiert den Prozess von der Ideenentwicklung bis hin zur Realisierung des Ausstellungsprojekts. Fixer Bestandteil der akribischen Vorbereitung ist es ein Modell des Ausstellungsraumes zu erstellen. Dieses wird aber in der realen Ausstellungssituation im „Baubüro“, dem Projektarchiv, wieder zum Exponat. Arbeitsmodell 14 TERMINE STADTTURMGALERIE LANDESTHEATER BIERSTINDL bis 17.3.2007 „Winterkrieg in Tibet“, Maria Peters (Innsbruck) Maria Peters (den Künstlernamen Peters führt die als Maria Holzhammer bekannte Künstlerin seit 2006) beginnt das Ausstellungsprojekt „Winterkrieg in Tibet“ mit einer mehrtägigen Schreib-Performance, die ihre Reisen nach Nepal zum Thema hat. Der Gewölberaum der Stadtturmgalerie wird 2 bis 3 Tage und Nächte lang zum Arbeits- und Wohnort der Künstlerin. Abgetrennt durch transparente Wände kann das Vernissagenpublikum der Entstehung der Rauminstallation beiwohnen. In dem 2. Raum der Galerie zeigt Maria Peters Thankas. Diese klassischen in Guachetechnik auf dünnem Baumwollstoff gemalten Wandteppiche entstammen der nepalesischen Tradition, die ähnlich wie in unserem Kulturkreis die „biblia pauperum“ erzählende und belehrende Botschaften nonverbal transportieren. Inhalt der Thankas von Maria Peters sind ihre persönliche Weltanschauung und Befindlichkeit. Dafür hat die Künstlerin eine spezifische Symbolik, in der Tiere eine besondere Rolle spielen, entwickelt. SYMPHONIEKONZERTE 5. Symphoniekonzert 15. und 16. Februar 07 Dietfried Bernet dirigiert das Tiroler Symphonieorchester Kammerchor Collegium vocale Innsbruck Chor des Tiroler Landeskonservatoriums Kinderchor der Musikschule Innsbruck Programm: Gustav Mahler (1860 – 1911) Symphonie Nr.3 d-Moll TRIS 3 Orchideen Februar: 11./13./14./18./19./28. März: 1. und 2. Beginn: 20 Uhr 6. Symphoniekonzert 15. und 16. März 07 Krzysztof Penderecki dirigiert das Tiroler Symphonieorchester Programm: Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Die Hebriden op. 26 Krzysztof Penderecki (geb. 1933) Symphonie Nr. 4 | 1989 Ludwig van Beethoven (1770-1827) Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60 7. Symphoniekonzert 12. und 13. April 07 Edgar Seipenbusch dirigiert das Tiroler Symphonieorchester Klavier: Rudolf Buchbinder Programm: Ludwig van Beethoven (1770-1827) Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 Béla Bartók (1881-1945) Konzert für Orchester Sz 116 8. Symphoniekonzert 10. und 11. Mai 07 Aleksandar Markovic dirigiert das Tiroler Symphonieorchester Cello: Raphael Wallfisch Programm: Sergej Prokofjew (1891-1953) Symphonie Nr. 2 d-Moll op. 40 Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893) Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester op. 33 Nocturne d-Moll op. 19 / 4 Pezzo capriccioso für Violoncello und Orchester h-Moll op. 62 Cello: Raphael Wallfisch Ouvertüre Solenelle „1812“ op. 49 Alle Symphoniekonzerte finden im Congress Innsbruck, Saal Tirol, statt und beginnen um 20.00 Uhr. Entwurf Thanka, Maria Peters 29.3. – 19.5.2007 Mittwoch, 28.3. Eröffnung „Mission # 132“, Peter Sommerauer (Linz) In dem Projekt „Mission # 132“ (am 15. November 1944 flog ein Geschwader der US-Air Force einen so genannten Angriff auf Innsbruck) thematisiert Peter Sommerauer seine Auseinandersetzung mit Historischem abseits der Geschichtsschreibung. Die Einzelschicksale der Besatzung der bei diesem Luftangriff auf ungeklärte Weise verschwundenen Maschine beschäftigen den Künstler bei diesem Projekt. Weiters fasziniert ihn der im 2. Weltkrieg massenhaft eingesetzte Bomber des Typs B 24 als technischer Baukörper. Für Peter Sommerauer sind „Flugzeuge wie auch Schiffe räumliche / architektonische Körper mit einer spannenden Formensprache; Räume, Zweckarchitekturen, deren Entwicklung sich parallel und doch wenig beachtet zur Architektur der Moderne abzeichnet.“ Mission Innsbruck Consolidated B-24 KONZERTMATINEEN Veranstalter: Betriebsrat des Tiroler Symphonieorchesters Großer Stadtsaal, 11.00 Uhr, Eintritt frei! Die lange Nacht des Frauenkabaretts 8. März Internationaler Frauentag Petra Alexandra Pippan (Gewinnerin „Bierstindl-Röhre“) Antje Basedow (Hamburg) und „Die Fetthennen“ Beginn: 20 Uhr Tage der jungen deutschsprachigen Literatur 29. - 31. März AKKORDEON! Renato Borghetti und Raul Barboza (9. März, 20 Uhr) Klaus Paier Trio (14. April, 20 Uhr) Norbert Gabla & Helmut Nieberle (Termin unter www.bierstindl.at) Dikanda (Termin unter www.bierstindl.at) TANZBODEN ROSA Längst Vergessenes, Ungehörtes, Unerhörtes Musik längst vergessener Tanzorchester der 50er, ungehörte Chansons und hippe Hammondorgelsounds der 60ies laden zum Partnertanz, Flippen oder stillen Genießen ein. 23. März, 13. April, 11. Mai, 22. Juni Beginn 20.15 Uhr KULTURLABOR STROMBOLI 4.2 Tearticolo: Die drei kleinen Wölfchen und das große böse Schwein 11.2 Kindertheater Strombomboli: Pettersson und Findus 14.2 Kuschelrock zum Valentinstag / DJ 17.2 Stromboli-Opern-Ball 22.2 Konzert Manuel Delago: Handmade 23.2 penetrate deeper / DJ 24.2 Im Salon: Jan Off (D) / Literatur 25.2 Theatro Piccolo: Dabblju.jr 25.2 Indisches Fest 2.-11.3 Projekt tRaumfrau 07 – Hautnah 3.+4.3 Clownduo Cocó: Jukebox 11.3 Cordula Nossek: Krokodilstränen 16.+17.3 Tris: Wilde Orchideen / Clownerie 18.3 Kindertheater Strombomboli: Freundlichst, Ihr Herr Freund 22.3 Beginn Capoeira Kurs I und Capoeira Eltern-Kind I 24.3 Spittelberger’s Erben – Café für Ton, Bild und Tanz 25.3 Companie Voland: Pinocchio 29.3 Robert Schneider “Dreck“/ Theater 30.3 penetrate deeper / DJ 31.3 Soundkillaz: Tu Gedaness Lounge/Clubbing 13.4 Beginn Bewegungsimprovisation 7-10 Jahre 14.4 Konzert Lorenz Raab: xy Band 16.4 Beginn Bewegungsimprovisation 4-6 Jahre 20.4 Konzert Florian Kmet 21.4 Spittelberger’s Erben: Themenabend Science Fiction 22.4 Karin Schäfer Figurentheater: Da ist der Wurm drin 27.4 Soundkillaz: Live Band Todesstern / Clubbing 3.5 Konzert Gunter Schneider: „Here comes the Sun“ 5.+6.5 Clownduo Cocó: Rotkäppchen 10.5 Beginn Capoeira Kurs II und Capoeira Eltern-Kind II 11. Februar. 07 „Zwischen Romantik und Moderne“ George Onslow (1784-1853) Streichquintett a-Moll op. 34 Paul Engel Flötenquartett „Im Tiergarten“ Uraufführung J. Brahms Streichquintett G-Dur op. 111 18. März 07 „Uner(ge)hört Duo Arpercina „Multiple 5“,“ Arpercina“, „Bamboo“ für Harfe und Schlagwerk Giacinto Scelsi 1905-1988 „Ruckediguck“ für Piccolo u. Oboe S. Themessl Streichquartett Nr. 2 Claude Debussy Quatre pièces für Flöte, Klarinette u. Gitarre G. Barcos Danzas Costenas für Flöte, Klarinette u. Gitarre THE NEXT STEP SHOW AM 17. UND 18. MÄRZ FINDET IM RATHAUSSAAL TELFS DIE URAUFFÜHRUNG DER NEUEN SHOW VON THE NEXT STEP STATT. DIESE PERFORMANCE BIETET PERKUSSION VOM FEINSTEN GEPAART MIT LICHTSHOW, VIDEOWALL UND PYROTECHNIK. ALULEITER, MILCHKANNE, MÜLLKÜBEL, KANALROHRE, GEDECKTER TISCH, BODY PERKUSSION, KARTONAGEN, E-DRUMS USW. VERFEINERT MIT DIGERIDOO, RAPPER, BREAKDANCER, DJ. DJ BLEND, MC TOXYK, BORN2DANCE, ALEX MAYER, JARROD CAGWIN UND THE NEXT STEP WERDEN AN DIESEM ABEND AUF DER BÜHNE STEHEN. www.thenextstep.at Kulturlabor Stromboli, Krippgasse 11 6060 Hall i.T. fon/fax 05223-45111 kulturlabor@stromboli.at, www.stromboli.at SPUREN 15 DIE TABAKFABRIK SCHWAZ Versuch einer phänomenologischen Dokumentation 1980 - 1988 - 2006 Rabalder, Rathgeber, Veltman copyright 2rv 16 KLANGSPUREN barfuß KINDERKONZERT | DER ROTE SPIEGEL | KOMPOSITION FÜR JUNGE STIMMEN UND JUNGES ORCHESTER | KLAUS LANG Landesmusikschule Schwaz, Musikschule der Region Telfs und Umgebung, Tiroler Sängerbund, Gesamtleitung: Klaus Niederstätter Fotos: LMS Schwaz KINDLICHE FRAGEN UND UNENDLICHKEIT ZU KLAUS LANGS „DER ROTE SPIEGEL“ Vermutlich ist Hellhörigkeit die einzige Gabe, die die Natur dem Menschen auf seinen musikalischen Weg mitgibt. Klaus Lang, 1971 in Graz geboren, ist ein ausgesprochen hellhöriger Komponist. Er studierte in seiner Geburtsstadt Komposition und Musiktheorie bei H.M. Preßl und Orgel. Danach ging er nach Bremen, um bei Younghi Pagh-Paan seine kompositorischen Studien zu vertiefen. Trotzdem ist er im Grunde Autodidakt. Das Komponieren musste er sich nicht beibringen, nur die Art des Hörens, die in eins geht mit der Art des Lebens. Ostasiatische Philosophie, Taoismus und Zen wiesen den Weg. Lang liebt Klöster, sowohl europäische als auch die japanischen, wohin es ihn immer wieder zieht. Aus diesem in sich ruhenden Selbstverständnis wächst seine Musik. Und so konnte er notieren: „Was unterscheidet das Geräusch des Regens von Musik? Nichts. Schaffen von Kunst ist wesentlich ein unbewusster Akt, ihre Wirkung ist nicht rational vorhersehbar und begründbar. Gesteinsformen entstehen, sie sind für sich, ohne wirken zu wollen. In beiden kann sich das Unaussprechliche zeigen. Der Komponist stellt Musik her, er spricht nicht durch Musik, er versucht nicht, das Unaussprechliche darzustellen, denn es fassen zu wollen muss genauso vergebens sein, wie die Versuche der Panzerknacker, Dagobert Duck auszurauben. So, wie das Unaussprechliche im Regen enthalten ist, ohne dass der Regen es zeigen wollte, ist es vielleicht in Musik, die es nicht darstellen will. Komponieren vollzieht sich anders, als das Zusammenstellen einer Rezeptur für LSD. Es geht nicht um beschreibbare sondern um das ‚in der Musik sein’. Musik führt nicht weg von sich selbst. Musik ist nur sie selbst, in dem Sinne, in welchem ein Berg ein Berg, eine Ebene eine Ebene, Mollusken Mollusken sind. Komponieren ist das Hinweisen auf den Klang in mir.“ Vor diesem geistigen Hintergrund entstand eine Fülle von Stücken, die einer Idee nachgehen: die Kraft in der Stille, die immer ganz bei sich bleibt, zu erlauschen. Fast jegliche musikalische Konvention verschwindet hinter diesem In-SichRuhen der Ereignisse. Rhythmische Einbindung, melodische Zeichnung, gar eine formal gliedernde Steuerung täten dem filigranen Gebilde nur Gewalt an. Will man sich aber mit allem was man hat diesen Welten öffnen, dann muss man zuvor das Rüstzeug unseres vielleicht allzu bewährten Ohres ablegen. Für Klaus Lang, so scheint es, ist abstrahierende Reduktion – schon dies Wort steht schief – niemals Kalkül eines fokussierenden Blicks, sondern es ist ihm die einzige Möglichkeit, den Dingen, die er hört, mit Offenheit und vor allem mit Ehrlichkeit entgegenzutreten. Von diesem Punkt aus hat sich Lang in seiner kompositorischen Entwicklung, die zunehmend auf öffentliches Interesse traf, geöffnet. Für eine Bonner Aufführung 2006 hatte er den Auftrag, ein Stück für Kinder zu schreiben, die sich zugleich auf eine Ausstellung zum Vatikan, im Speziellen auf den Kuppelbau des Petersdoms, beziehen sollte. Klaus Lang lässt sich in diesem Stück mit dem Titel „Der rote Spiegel“ auf Momente des vermeintlich Kindgerechten kaum ein: oder allenfalls so, dass Fragen aufgeworfen werden, die ein Kind beschäftigen und die bis ins hohe Alter nicht gelöst werden. Das Stück mit der exorbitanten Dauer von mehr als eineinhalb Stunden, hat die Form eines Requiems – weil das Alter mit dem Zustand der Kindheit korrespondiert, vergleichbar mit dem Sonnenuntergang, der an anderer Stelle der Welt als Sonnenaufgang erlebt wird, so erläuterte Lang zur Bonner Uraufführung. Die Kuppel des Petersdoms als Spiegelung des Himmelszelts, Kreisbewegungen, Orts- und Perspektivwechsel stehen hinter dieser „Komposition für junge Stimmen und junges Orchester“. Ständig müssen die Musiker ihre Plätze wechseln, die rund um den Raum nach acht Himmelrichtungen ausgerichtet sind. Es entsteht eine vorwiegend ganz stille Musik, schwebende Klänge, in die sich fragmentarische Melodien einnisteten und die immer wieder Platz machen für von Lang uminstrumentierte Musikstücke des Mittelalters und der Renaissance. Es ist die Musik, die seinerzeit im Petersdom erklungen ist: Gregorianik und Stücke von Frescobaldi, Gabrieli, Merulo, Luis de Victoria und anderen. Diese Einlagen wirken wie Zeugen aus vergangener Zeit, sie blühen auf und verschwinden wieder hinter den sensibel ausgehörten klangdom-artigen Schichtungen der Musik Langs. Eigentlich geschieht nicht viel, dennoch reißt die Spannung, das Beobachten der wandernden Musiker, das lauschende Erwarten dessen, was von neuer Stelle gespielt wurde, nicht ab. Kinder sind ernst zu nehmen bei ihren Fragen über das Wunder der menschlichen Existenz, über die Kreisläufe des Daseins, über das Eigentümliche von Perspektiven: Fragen, auf die im Grunde auch wir nur mit unserem Staunen antworten können. Und sie wollen herausgefordert werden. Diese Überzeugung Langs findet im Faszinosum dieser Aufführung, in der Himmelsmechanik von Musikern wie Klängen, nachdrücklich Bestätigung. Reize müssen nicht, wie unsere Entertainment-Kultur vorgibt, ständig überfluten. Der schlichte Blick in die Tiefe kann ein wesentliches Gegengewicht setzen. Das Wagnis der Askese, das stille Bewundern der Weite des Raums, des Vorbeitreibens von Zeit und Geschichte: kindliche Fragen? Sie werden in „Der rote Spiegel“ beim Wort genommen. Reinhard Schulz KONZERTTERMINE Fr 2.3.07 | 16.30 Kirche St. Barbara Schwaz Sa 3.3.07 | 16.30 Kirche St. Barbara Schwaz So 11.3.07 | 16.00 Kirche Maria am Gestade Innsbruck Eintritt € 2 pro Mensch 100% der Eintrittseinnahmen aus der Österreich Erstaufführung des Musikstückes „Der rote Spiegel“ gehen an den Verein Rettet das Kind Tirol, der diese Spende ebenfalls zu 100% benachteiligten Familien in Tirol zu gute kommen läßt. Wir bedanken uns besonders herzlich bei der HYPO TIROL BANK für die Unterstützung des Klangspuren barfuß Programmes.