Was schenkt man einer Frau zum 50. Geburtstag? Ein passendes

Was schenkt man einer Frau zum 50. Geburtstag? Ein passendes Geschenk könnte dieses
Buch von Dora Heldt sein. Der Gag dabei ist, dass die Autorin diesen Roman gerade in
diesem Alter geschrieben hat.
Um der Feier zum 50. Geburtstag zu entgehen, verbringt Doris ihr Geburtstagswochenende
mit ihren Schulfreundinnen Katja und Anke in einem Wellnesshotel an der Ostsee. Wenn
man sich nach langer Zeit zu solch einem Wochenende trifft, dann fragt man sich vorher
schon, ob man sich nicht über all die Jahre fremd geworden ist. Doch das Verbindende aus
der Vergangenheit erweist sich als stärker, obwohl die ehemaligen Schulfreundinnen doch
sehr unterschiedlich sind.
Doris wird mit zunehmendem Alter immer sentimentaler und ertränkt bisweilen ihren Frust
im Alkohol. Die Hitzewallungen der Wechseljahre setzen ihr stark zu. Schlank und rank wie
in ihrer Jugend ist sie schon lange nicht mehr. Katja hat sich dagegen ihre Schönheit durch
harte Arbeit und einem Vater, der Schönheitschirurg ist, bewahrt. Mit ihren 48 Jahren hat
sie sogar noch einen 29-jährigen Liebhaber. Anke, die Dritte im Bunde, einst Spiritus
Rector der gemeinsam herausgegebenen Schülerzeitung, hat eine unbedeutende Stelle in
einem Verlag. Finanziell geht es ihr weitaus schlechter als ihren beiden Freundinnen,
weshalb sie auch nicht so viel Geld für ihre Schönheitspflege ausgeben kann und sich
zurückgesetzt fühlt. Sie hat das härteste Schicksal hinter sich. Nach dem Abitur wurde sie
schwanger und ihre Mutter drängte sie zur Abtreibung. Der Vater – Torsten, der heutige
Mann von Doris – weiß weder davon, dass er im Suff ein Kind gezeugt hat noch dass dieses
abgetrieben wurde. Für einen inzwischen verstorbenen Freund hat Anke gebürgt und darf
dafür nun noch Jahrzehnte Schulden abzahlen. Anke ist deshalb auch sehr reserviert
gegenüber Männern und für sie hat jeder, der nicht verheiratet oder schwul ist, eine
Macke. Ist sie als jemand, der sich über Jahre hinweg von Männern distanziert hat,
überhaupt noch fähig für eine Beziehung?
Immer kommen jeder einzelnen der drei Frauen alte Geschichten in den Sinn, wobei deutlich
wird, welch ein zerbrechliches Gefäß doch der Mensch ist. Dann werden auch alte Sünden
gebeichtet und es fließen Tränen. All die alten Affären, von denen die anderen nichts
wussten, kommen zur Sprache. Es bleibt kein Geheimnis mehr zwischen den drei Frauen.
Manchmal scheint es so, dass die Offenheit zum Zerwürfnis führt, aber die Kraft der
Vergebung erweist sich als stärker.
Ein Wochenende, an dem die drei Frauen in sich gingen und darüber reflektierten, was in
ihrem Leben schiefgelaufen ist und was sich ändern muss. Bräuchte solch ein Wochenende
nicht einmal jeder? Hält das Leben mit 50 keine Überraschungen mehr bereit? Läuft alles
im gleichen Trott? Die Nacht zum 50. Geburtstag kann zum Aufbruch werden. Es ist Anke,
die dies zum Ausdruck bringt: „Man ist in dem Moment erwachsen, in dem man akzeptiert,
dass man selbst für sein Leben verantwortlich ist. Ich will nicht mehr darauf warten, dass
etwas passiert, was mich zwingt, etwas zu tun. Ich will es mir selbst aussuchen.“ Damit
sollte man aber nicht bis 50 warten, auch wenn es dann noch nicht zu spät sein muss. (ks)