Taekwondo im Schulsport Implementierung und Durchführung der

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Taekwondo im Schulsport Implementierung und Durchführung der
Taekwondo im Schulsport
Implementierung und Durchführung
der Schulsportkonzeption der Deutschen Taekwondo Union
an der Bernhard-Letterhaus Schule
Projektarbeit im Fach Sport
vorgelegt von
Thomas Michalak
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... III
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. IV
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... V
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................ IV
1. Einleitung ............................................................................................................................... 5
1.1 Relevanz und Zielsetzung der Arbeit ............................................................................... 5
1.2
Strukturierung der Arbeit ........................................................................................... 8
1.3
Forschungsstand ......................................................................................................... 9
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport ................................................... 11
2.1 Begriffsbestimmung „Taekwondo“................................................................................ 11
2.2 Die Struktur des Taekwondo .......................................................................................... 12
2.3 Prinzipien und Etikette ................................................................................................... 14
2.3.1 Die Taekwondo-Prinzipien...................................................................................... 14
2.3.2 Die Taekwondo-Etikette.......................................................................................... 14
2.4 Taekwondo als Schulsport.............................................................................................. 15
2.5 Lehrerhandeln ................................................................................................................. 16
3 Praktische Umsetzung im Unterricht .................................................................................... 19
3.1 Methodische Vorgehensweise ........................................................................................ 19
3.1.1 Die Lerngruppe........................................................................................................ 20
3.1.2 Arbeits- und Sozialverhalten ................................................................................... 20
3.1.3 Lernausgangslage .................................................................................................... 20
3.1.4 Rahmenbedingungen ............................................................................................... 21
3.1.5 Konsequenzen für den Unterricht............................................................................ 21
3.2 Lernziele des Unterrichtsvorhabens ............................................................................... 22
3.3 Didaktische Überlegungen ............................................................................................. 23
3.4 Methodische Überlegungen ............................................................................................ 25
3.5 Durchführung des Unterrichtsvorhabens........................................................................ 25
4 Evaluation der Unterrichtsreihe............................................................................................. 27
4.1 Inhalt des Erhebungsinstrumentes .................................................................................. 27
4.2 Auswertung der Evaluation ............................................................................................ 27
5 Nachbetrachtung und Perspektiven ....................................................................................... 30
5.1 Perspektiven ................................................................................................................... 31
Literatur- und Quellenverzeichnis ............................................................................................ 32
Anhang ..................................................................................................................................... 34
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1. Die spezifische Struktur des Taekwondo (Kelch, 2001, S. 15) .................................................................. 13
Abb. 2. Darstellung der ersten vier Fragen mit Prozentangabe (eigene Darstellung) .......................................... 28
Abb. 3. Interesse der Disziplinen mit Prozentangabe (eigene Darstellung)..........................................................28
IV
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 1. Zeitplan für die wissenschaftliche Arbeit (eigene Darstellung).................................................................19
Tab. 2. Übersicht über das Unterrichtsvorhaben (eigene Darstellung)................................................................26
V
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Aufl.
DTU
NWTU
e. V.
TKD
Tab.
-
Abbildung
Auflage
Deutsche Taekwondo Union
Nordrhein Westfälische Taekwondo Union
eingetragener Verein
Taekwondo
Tabelle
IV
1 Einleitung
1. Einleitung
1.1 Relevanz und Zielsetzung der Arbeit
Viele Kampfsportverbände haben in den letzten Jahren im Bereich des Kinder und
Jugendsports eine stärkere pädagogische Auslegung der von ihnen vertretenen Sportarten
gefördert, um ihre Sportart in den Schulsport zu integrieren. So ist die Kampfsportart Judo
schon seit Jahren in den Richtlinien und Lehrplänen des Ministeriums für Schule,
Wissenschaft und Forschung im Inhaltsbereich 9 „Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport“
mit exemplarischen Elementen vertreten (vgl. Ascherbrock & Pack, 2008, S. 7-9). Der
Karateverband hat beispielsweise in dem Schulprojekt „Sound Karate“ in den letzten Jahren
ebenfalls dem Unterrichtsalltag im Sport durch den Bereich „Einsatz von neuen Geräten“ und
den daraus resultierenden neuen methodische Möglichkeiten innovierende Impulse gesetzt
(vgl. Brünig, 2007). Auch aus der Sportart Taekwondo, welche seit 2000 olympisch ist, wurde
eine aus dem bestreben nach mehr Mitgliedern eine Schulsportkonzeption entwickelt. In den
Richtlinien der Sekundarstufe II wird die Sportart Taekwondo in diesem Bewegungsfeld
sogar schon als Zweikampfform ohne direkten Körperkontakt erwähnt. Es stellt sich die
Frage: „Was haben unsere Schülerinnen1 und Schüler davon?“
Unsere Gesellschaft und damit auch das Lebensumfeld unserer Schüler befindet sich in einer
Zeit rasanter Veränderungen. Dies bietet sicherlich Chancen, aber auch Risiken. So geht mit
der
Pluralisierung
und
Individualisierung
von
Lebenslagen,
nachdem
steigenden
Leistungsdruck und einer fehlgeleiteten gesellschaftlichen Differenzierung nach sozialem
Status auch ein zunehmender Werteverfall einher (vgl. DTU-Jugend, 2009, S. 5). Aber
Regeln und Grenzen, Selbstdisziplin, Toleranz, Gemeinschaftlichkeit und gegenseitiger
Respekt sind Dinge, die wichtig sind auf welche unsere Gesellschaft aufbaut und die daher
unbedingt unseren Schülern vermittelt werden müssen. Zunehmend scheint hier zum Teil die
Sozialisationsinstanz Nummer eins, das Elternhaus, zu versagen oder aufgrund anderer
gesellschaftlicher Faktoren diese Funktion nicht mehr in ausreichendem Umfang erfüllen zu
können (vgl. DTU-Jugend, 2009, S. 5). Die Kampfsportart Taekwondo bietet hier
Ansatzpunkte, welche zu einer Verbesserung sozialer Verhaltensweisen sowie zur
allgemeinen Gesunderhaltung beitragen können. Durch die besonderen Inhalte und der damit
verbundenen charakteristischen Etikette eignet sich Taekwondo hervorragend, Schüler in
1
Aus Gründen der Vereinfachung und des Leseflusses wird in der vorliegenden Arbeit, wenn beide Geschlechter
gemeint sind, ausschließlich die männliche Form verwendet.
5
1 Einleitung
weitere Bewegungsfelder einzuführen und ihnen neue Sinnrichtungen des Sporttreibens zu
erschließen (vgl. DTU-Jugend, 2009, S. 16).
Seit ca. einem Jahr bietet der Autor an seiner Schule für den Jahrgang 7 und 8 eine
Taekwondo –AG an. Die Nachfrage ist sehr hoch. Ein wesentliches Ziel dieser Arbeit ist es,
die Kampfsportart Taekwondo nicht nur in einer Arbeitsgemeinschaft anzubieten, sondern ein
Unterrichtsvorhaben zu erstellen, die von der Fachkonferenz Sport autorisiert und in den
Internen Lehrplan der Schule integriert wird. Um das zu erreichen, muss aber dieses
Unterrichtsvorhaben für alle Sportkollegen anwendbar sein. Aus dem Erfahrungskontext von
zwei Schulen und mehreren Gesprächen mit Fachkollegen konnte der Autor heraushören, dass
der Inhaltsbereich „Ringen und Kämpfen“ am wenigsten im Sportunterricht praktiziert wird,
da es hier den Kollegen meist an Kompetenz bzw. an Ausbildung mangelt. Gerade die älteren
Kollegen hatten während ihrer universitären Ausbildung keine sportpraktische Vermittlung
im Bereich des „Ringen und Kämpfens“. Selbst die jungen Kollegen haben nur das Angebot
Judo an der Universität wahrnehmen können. Daher wird neben der Vorstellung des
Unterrichtsvorhabens eine interne Fortbildung von ca. vier bis sechs Stunden notwendig sein.
Das Vorhabens soll ebenfalls den Lehramtsanwärtern des Faches Sport im Studienseminar
Solingen vorgestellt und auf seine Praxistauglichkeit geprüft werden.
Die Integration der Sportart Taekwondo in den regulären Schulsportunterricht bietet die
Möglichkeit, den Bekanntheitsgrad zu steigern, das Interesse zu fördern und Taekwondo als
eine sinnvolle, konzeptionell sportlich wie pädagogisch wohl durchdachte Alternative zu
anderen bereits etablierten Sportarten zu präsentieren (vgl. dtu-jugend.de, Schulsport). Durch
die Implementierung der Unterrichtsreihe sowie der Konzeption der DTU wird nicht nur eine
neue Sportart aus dem Bereich des „Ringen und Kämpfens“ vermittelt, sondern auch ein
direkter Kontakt zu Vereinen geschlossen. Gerade Schüler der Hauptschulen finden selten den
Zugang zu Sportvereinen (vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW,
2001, S. 641).
Die Schüler haben die Möglichkeit im Sportunterricht Prüfungen bis zum 6-Kup (Grüner
Gurt) zu absolvieren und anschließend im Verein darauf aufzubauen. So haben sie nicht nur
Erfolgserlebnisse während ihrer Schulzeit zu verzeichnen. Sie können nach Abschluss der
1
Aus Gründen der Vereinfachung und des Leseflusses wird bei nachfolgenden Quellenangaben das Ministerium
für Schule und Weiterbildung des Landes NRW: Sekundarstufe I, Hauptschule, Sport durch MSW NRW
abgekürzt.
6
1 Einleitung
Schule direkt im Verein ihre sportliche Karriere weiterführen. In dem Unterrichtsvorhaben
sollen somit die wichtigsten sportlichen Inhalte bis zum 6-Kup (Grüner Gurt) durchgeführt
werden. Neben der Sportpraxis sollen auch theoretische Kenntnisse der Kampfkunst
Taekwondo sowie Maßnahmen zum Erkennen, Begegnen und Vermeiden von Gefahren
vermitteln werden. Dadurch können die Schüler für gefährliche Situationen sensibilisiert
werden, wobei ihnen gleichzeitig verdeutlicht wird, dass Taekwondo kein Mittel ist, welches
dazu anleiten soll, auf dem Schulhof eine Schlägerei anzufangen.
Die ausgewählte Lerngruppe, ein Sportkurs (Jahrgang 9 und 10) mit dem Sportschwerpunkt
„Budo-Kampfsportarten2“ eignet sich insbesondere für diese Unterrichtsreihe, da die Schüler
diesen Kurs per Wunschzettel gewählt haben und somit davon ausgegangen werden kann,
dass ein gewisses Interesse an Kampfsportarten gewährleistet ist. Nach Gelingen dieses
Unterrichtsvorhabens, der Vorstellung im Sport Fachseminar und der Fortbildung an der
Bernhard-Letterhaus-Schule möchte der Autor Lehrerfortbildungen im Raum NRW
durchführen.
2
Budo übersetzt „Weg des Kriegers“ ist ein Oberbegriff für alle Kampfkünste. Die Schüler haben derzeit noch
die Möglichkeit, ab Klasse 9 sechs Sportkurse mit Sportschwerpunkten zu wählen.
7
1 Einleitung
1.2 Strukturierung der Arbeit
Bevor der Blick auf den ausgewählten Untersuchungsbereich gerichtet wird, soll zunächst in
der Einleitung unter 1.3 der derzeitige Stand der Forschung beleuchtet werden.
Kapitel 2 führt die theoretischen Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport auf. Neben
begrifflichen Grundlagen in Kapitel 2.1 wird auch die Struktur dieser Kampfsportart (Kap.
2.2) mit seinen vier Disziplinen kurz erläutert. Anschließend erfährt der Leser Prinzipien und
Etikette der Sportart Taekwondo. In Kapitel 2.4 wird untersucht, inwieweit Taekwondo als
Schulsportart geeignet ist. In diesem Kapitel werden neben sportlichen Inhalten auch
pädagogische Gesichtspunkte berücksichtigt.
Im darauf folgenden forschungsmethodischen Kapitel 3 wird die Planung und Durchführung
des Unterrichtsvorhabens vorgestellt. Hierzu zählen die Ziele sowie die didaktischen und
methodischen Überlegungen. Des Weiteren wird die Durchführung des Unterrichtsvorhabens
aufgezeigt.
Anschließend wird in Kapitel 4 die durchgeführte Evaluation aus Sicht der Schüler mit ihren
Ergebnissen dargestellt. Die Evaluation aus Sicht der Lehrer wird erst zu einem späteren
Zeitpunkt erfolgen.
Nach einer Gesamtreflexion des Unterrichtsvorhabens in Kapitel 5 werden Perspektiven
aufgezeigt.
8
1 Einleitung
1.3 Forschungsstand
Es lässt sich feststellen, dass die wissenschaftliche Forschung im Bereich Taekwondo sich
noch ganz am Anfang befindet. Das einzige derzeit deutschsprachige Buch auf dem Markt,
dass nach wissenschaftlichen Prinzipien zum Taekwondo veröffentlicht, ist das Buch
„Taekwondo Technik- Training- Selbstverteidigung“ von W. Pieter und J. Heijmans aus dem
Jahre 1999. Hierbei geht es aber ausschließlich um das professionelle Taekwondo-Training
auf Vereinsebene. Zum Thema „Taekwondo im Schulsport“ liegen derzeit keine Arbeiten vor.
Wenn man andere Budosportarten betrachtet, so hat Judo schon im Jahre 1989 mit dem Buch
„Judo als Schulsport“ (Clemens, 1989) oder Karate mit dem Buch „Karate im Schulsport“
(Schütz, 2007) die ersten Bücher veröffentlicht. Beide Verbände bilden schon seit Jahren
Lehrer sowie Lehramtsanwärter im Bereich des Schulsports aus. Unter dem Aspekt, dass die
Sportart Taekwondo seit 2000 offiziell olympische Sportart ist und ihr Verband mit 70000
Mitgliedern und 900 Vereinen in Deutschland zu den populärsten Kampfsportarten zählt, lässt
sich sagen, dass der Verband die entsprechende Schulsportkonzeption bisher gänzlich außer
Acht gelassen hat. Selbst Hausarbeiten bzw. Diplomarbeiten findet man im Internet zu diesem
speziellen Thema nicht. Die DTU-Jugend bietet erst seit Ende 2008 zertifizierte Ausbildungen
zum Taekwondo-Lehrer im Schulsport an. Nach Fachbeiträgen oder Erfahrungsberichten von
Regelschulen sucht man vergeblich. Daher soll mit dieser Arbeit der erste Erfahrungsbericht
von einer Schule der Sekundarstufe I auf der Homepage der DTU-Jugend sowie in der
Fachzeitschrift „Taekwondo-Spiegel“ der Nordrhein-Westfälischen Taekwondo Union
(NWTU) veröffentlicht werden. Auch Kampfsportvereine wie der Judo und Budo Club Marl
e.V. zeigen großes Interesse an der inhaltlichen Umsetzung des Schulsports: Taekwondo.
9
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
2.1 Begriffsbestimmung „Taekwondo“
Die Wurzeln der koreanischen Kampfkunst Taekwondo3 reichen über 2000 Jahre zurück. In
ihrer modernen Form besteht diese Kampfkunst seit 1955 (vgl. Charles, 2007, S.8). In diesem
Jahr wurden die verschiedenen TKD-Stile unter der Leitung von Großmeister Choi Hong Hi
zusammengefasst und neu strukturiert, die größtenteils bis heute gelten (vgl. DTU-Jugend,
2009, S. 6). Schon bald darauf wurde TKD als Nationalsport deklariert und ist heute
Pflichtfach an Schulen sowie fester Bestandteil der Ausbildung von Polizei und Militär in
Korea. In den 60er Jahren kam TKD nach Deutschland. Heute gibt es zwei große
Organisationen, die weltweit die Interessen der Kampfkunst TKD vertreten: die WTF (World
Taekwondo Federation) und die ITF (International Taekwondo Federation). Das TKD der
1973 gegründeten WTF ist heute das am weitesten verbreitete System (vgl. Charles, 2007, S.
12). Es ist seit den olympischen Spielen 2000 in Sydney als vollwertige Disziplin vertreten.
Die Deutsche TKD Union (DTU) ist Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund
(DOSB), der Europäischen TKD Union (ETU) und Mitglied der World TKD Federation
(WTF).
Der Begriff Taekwondo setzt sich aus den folgenden drei sinokoreanischen Silben zusammen:
Tae
= „Fuß“
(steht für alle Fußtechniken)
Kwon = „Faust“
(steht für alle Hand- und Armtechniken)
Do
(hiermit ist der Weg des Geistes gemeint).
= „Weg“
Der "Weg" Do unterstreicht den geistigen Gehalt des TKD. „Weg“ ist hier im
philosophischen Sinne zu verstehen. Dies kann nach der buddhistischen Auffassung der Weg
zur Erleuchtung bedeuten oder im europäischen Denken, die Entwicklung der charakterlichen
Reife. TKD versteht sich somit nicht allein als Kampfsport, sondern ausdrücklich als
Möglichkeit, die charakterlichen Eigenschaften vor allem bei Kindern und Jugendlichen
positiv zu beeinflussen. Gerade in einer Zeit des Werteverfalls und der zunehmenden Gewalt
ist dieser Aspekt des TKD von großer Bedeutung (vgl. DTU-Jugend, 2009, S. 6).
3
Aus Gründen der häufigen Wiederholung des Begriffes Taekwondo wird dies mit TKD abgekürzt.
11
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
2.2 Die Struktur des Taekwondo
Nach Kelch (2001, S. 13) beruht TKD auf einer Struktur, deren breites Spektrum auf die
ursprüngliche Bedeutung - den realistischen Kampf - zurückzuführen ist. Mit Spektrum sind
die einzelnen Teildisziplinen: Formen (Poomsae), Wettkampf (Kyorgui), Bruchtest (Kyokpa),
Selbstverteidigung (Hosinsul) und deren Basis, die Grundschulung (Gibon-dongjak) gemeint,
aus denen sich die TKD Ausbildung zusammensetzt. Der Sportler hat die Möglichkeit sich im
Laufe seines Werdegangs in einem Teilbereich zu spezialisieren.
Die Grundlage bildet die Schattenkampfform, durch die der TKD-Sportler lernt, die
Basistechniken des TKD exakt auszuführen. Der Schattenkampfformenlauf als ein Kampf auf
der symbolischen Ebene wird auch als Wettkampfdisziplin praktiziert und kann unabhängig
vom Alter oder der körperlichen Konstitution betrieben werden.
Die zweite Disziplin des TKD ist der moderne Zweikampf. Diese Wettkampfvariante des
TKD wurde bereits bei den Olympischen Spielen in Seoul und Barcelona vorgestellt und war
bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney als vollwertige Disziplin vertreten.
Die spezifische TKD-Selbstverteidigung gibt dem TKD-Sportler die Möglichkeit, sich
wirkungsvoll gegen unbewaffnete und bewaffnete Angriffe zu verteidigen. Diese Form der
Selbstverteidigung eignet sich auch hervorragend für Mädchen. Gleichzeitig vermittelt die
Fallschule Techniken, die Verletzungen bei stürzen reduzieren sollen.
Die vierte Disziplin des TKD ist der Bruchtest. Hier soll die Perfektion der Technik und die
geistige Einstellung überprüft werden (vgl. DTU-Jugend, S. 6-7).
12
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
Die spezifische Struktur des Taekwondo
Die Fähigkeit und Bereitschaft, sich
waffenlos, effektiv und angemessen zu
Die
verteidigen
SelbstverteidigungsTraining (Hosinsul)
•
•
Verhalten in bestimmten
Notwehrsituationen
Spezielle
Verteidigungstechniken
Formen (Poomse)
• Verfeinerung der
technischen
Grundprinzipien
• Üben spezieller
Selbstverteidigungstechniken
• Konzentrationsschulung
• Spannungs- und
Entspannungskontrolle
Bruchtest (Kyok-pa)
•
Überprüfung der
komplexen
Leistungsfähigkeit
Wettkampf (Kyorugi)
Kampferfahrung
sammeln
• Verstärkte Entwicklung
der psychischen
Leistungskomponente
(Kampfgeist)
• Entwicklung der
moralischen Einstellung
•
Wettkampftraining
•
•
•
Schulung von
Kampfstellung und
Kampftechnik
Taktikschulung
Schulung der
Antizipation
Grundschule
(Gibon-dongjak)
•
•
Grundtechniken
Erlernen der Bedeutung und Ausführung von Grundstellungen und Grundtechniken
Schulung technischer Grundprinzipien
•
•
•
Einschrittkampf
Schulung kontrollierter Bewegungsabläufe und der Zielgenauigkeit
Erlernen der Positionsveränderung und der Abstandskontrolle
Timing von Abwehr und Angriff
Abb. 1. Die spezifische Struktur des Taekwondo (Kelch, 2001, S. 15)
13
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
2.3 Prinzipien und Etikette
2.3.1 Die Taekwondo-Prinzipien
Die gesamte TKD-Ausbildung beruht auf fünf Grundprinzipien (Hong Hi, 1977, S. 10):
Höflichkeit (YE UI)
Integrität (YOM CHI)
Durchhaltevermögen/Geduld (In Nae)
Selbstdisziplin (GUK GI)
Unbezwinglichkeit (Beakjul Boolgool)
Diese fünf Grundprinzipien werden im Anhang weiter erläutert.
2.3.2 Die Taekwondo-Etikette
TKD ist nicht nur da, um den Körper zu trainieren, sondern auch, um zu Erziehen. Deshalb
wird im Dojang (Trainingsraum) viel Wert auf das richtige Verhalten gegenüber den
Mittrainierenden und dem TKD-Lehrer gelegt.
Folgende Aspekte sind zu beachten:
1. Richtige Begrüßung:
•
•
•
•
•
Beim Betreten oder Verlassen des Dojang verbeugt man sich in Richtung des Dojang.
Das Training beginnt immer mit der Begrüßung des Lehrers durch den Ranghöchsten.
Der Ranghöchste steht immer in der vordersten Reihe rechts außen. Neben ihm ordnen
sich alle Schüler ihren Gurtfarben entsprechend ein.
Auf das Kommando „Charyot“ nehmen alle eine gerade Körperhaltung ein. Die Füße
sind geschlossen, die Arme angelegt.
Mit dem Gruß „Kyongle“ verbeugt man sich so, dass der Kopf und teilweise der
Oberkörper sich verneigen (vgl. Märkl, 1990, S. 15).
2. Allgemeine Verhaltensregeln
•
•
•
•
Das Training soll möglichst ruhig von sich gehen; Konversation über Nicht-TKDThemen sollen vermieden werden.
Ein Taekwondoka soll während des Trainings nicht essen oder trinken.
TKD soll nur als Mittel der Verteidigung angewandt werden, um sich selbst oder
Schwächere zu schützen, niemals zu Angriffszwecken.
Den Anweisungen des Trainers sind ohne Diskussion Folge zu leisten. Das schließt
nicht aus, dass die Anweisungen kritisch untersucht und mit dem Lehrer diskutiert
werden.
14
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
•
Behandle deinen Lehrer und deine Mitschüler mit Respekt.
2.4 Taekwondo als Schulsport
Die Sportart TKD wird durch die Kultusministerien der Länder bzw. durch die
Kultusministerkonferenz (KMK) – ähnlich anderen „Kampfsportarten“ – zu den
„Sportarten mit gefährlichen Schlagtechniken“ gerechnet (vgl. DTU-Jugend, 2009, S. 8).
Daher musste die Sportart TKD, genauso wie Karate4, eine Schulsportkonzeption erstellen,
um die geeigneten Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für den Schulsportunterricht zu
schaffen. Ziel dieser Konzeption ist ein bundesweit einheitlicher Standard für das „SchulTKD“, welcher sich in einigen Bereichen deutlich von der in den Vereinen gelehrten Sportart
unterscheidet. Im Lehrplan (MSW NRW) zählt diese Sportart zur Zweikampfform ohne
direkten Körperkontakt. Es stellt sich die Frage: „Wie erfüllt die Konzeption diese
Vorraussetzungen?“
Zunächst zielt die Konzeption nicht darauf ab, Taekwondo-Spezialisten herauszubilden,
sondern versucht eine breite Ausbildung sportlicher Grundlagen zu fördern. Gute sportliche
Grundlagen haben nicht nur in der Sportart TKD Relevanz, sondern sind auch
sportartübergreifend von großer Bedeutung.
Zweitens kann durch den Einsatz von Handpratzen oder Schlagpolstern bei der Schulung von
technischen Fertigkeiten vollkommen kontaktlos geübt werden. So reduziert sich das
Verletzungsrisiko auf ein Minimum.
Ein weiteres wichtiges Merkmal des „Schul-TKD“ ist die starke Herausarbeitung des „Do“.
Dieses beschreibt nicht nur die Philosophie der Sportart, sondern auch den geistigen
Reifeprozess. Hierzu zählen Werte wie Toleranz, gegenseitiger Respekt und Achtung,
Gruppenbewusstsein sowie Disziplin. Weiterhin sollen die Schüler durch das spielerische
Erlernen
von
Selbstverteidigungstechniken
an
Selbstbewusstsein
und
zugleich
an
5
Selbstbehauptung gewinnen .
Die DTU-Jugend hat im Jahre 2009 ein Anschauungsvideo6 erstellt, das bestimmte
prüfungsrelevante Inhalte des „Schul-TKD“ vorstellt. Dieses soll zum einen helfen, die zum
4
Karate hat mit der Konzeption: „Schulprojekt Sound-Karate“ die Autorisierung für den Schulsport erhalten.
Die DTU hat sich an dieser Konzeption orientiert.
5
Aufgrund von Vorgaben der Bezirksregierung in Bezug auf die Seitenanzahl werden die sportlichen Inhalte
des „Schul-TKD“ sowie das Prüfungsprogramm5 der DTU-Jugend nicht näher erläutert, sondern im Anhang
hinterlegt.
6
Das Anschauungsvideo (Lehr-DVD) liegt ebenfalls im Anhang bei.
15
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
Teil bestehenden Vorbehalte bei den Schuldirektoren und Sportlehrern selbst aufzuweichen
oder zu beseitigen, und zum anderen soll diese Lehr-DVD für den durchführenden Lehrer
eine praktische Hilfe sein. Hierbei muss aber erwähnt werden, dass nur bestimmte Bereiche
wie der Fitness-Teil und der Grundtechniken-Teil vorgestellt werden. Die anderen Bereiche,
wie den Wettkampfteil oder den Selbstverteidigungsteil, sucht man vergeblich. Daher kann
man davon ausgehen, dass derzeit nur Lehrer die Sportart TKD im Unterricht durchführen,
die entweder diese Sportart selbst ausüben oder an der Ausbildung zum „Taekwondo Lehrer
im Schulsport“7 teilgenommen haben. Ein ausgebildeter Sportlehrer, der über keine Erfahrung
in dieser Sportart verfügt, würde an der Durchführung dieser Konzeption scheitern. Hinzu
kommt, dass es derzeit keine ausgearbeiteteten Unterrichtsreihen sowie Schaubilder zu
diesem Bereich gibt. Die Schulsportkonzeption besteht nur aus einem allgemeinen
Rahmenkonzept und einer eigenen Prüfungsordnung. Daher ist es ein Ziel des Autors, eine
Unterrichtsreihe incl. Lehrerskript zu erstellen, die auch für alle Sportkollegen ohne
Erfahrungen anwendbar ist. So können auch fachfremde Kollegen TKD als alternative
Sportart im Inhaltsbereich 9 „Ringen und Kämpfen“ anbieten. Langfristig möchte der Autor
in Verbindung mit der DTU die Sportart TKD in die Lehramtsausbildung von angehenden
Sportlehrern an den Universitäten integrieren.
2.5 Lehrerhandeln
Die praktische Erprobung der Sportart TKD im Schulsport sowie die Implementierung der
Konzeption der DTU (inkl. des Prüfungsverfahrens) stellt auf vielen verschiedenen Ebenen
Ansprüche an den durchführenden Lehrer. Insbesondere sind die Lehrerfunktionen „Erziehen,
Beraten sowie Evaluieren, Innovieren und Kooperieren“ gefordert.
Erziehen
Erziehen ist neben dem Unterrichten wohl die wichtigste Lehrerfunktion (vgl. Kliebisch,
2007, S. 67). Aufgrund der dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen haben sich auch
die Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit verschoben. Da die Arbeit im
Sportunterricht vorrangig immer eine erzieherische Arbeit ist, dürfen pädagogische Aspekte
nicht als „zufällige Nebenprodukte“ entstehen, sondern müssen gezielt herausgearbeitet
werden (vgl. DTU-Jugend, 2009, S. 16). Gerade die Sportart TKD bildet mit seinen bereits in
7
Die Ausbildung zum „TKD-Lehrer im Schulsport“ wird derzeit nur zentral (Wiesbaden) zweimal im Jahr
angeboten und ist nur für Verbandsmitglieder zulässig.
16
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
Herkunft und Philosophie verankerten Werten, Regeln und Umgangsformen eine elementare
Basis. Das Prinzip „Wertorientierung“ spielt somit in diesem Unterrichtsvorhaben eine
zentrale Rolle. Die Lehrperson wird während des Unterrichtsvorhabens häufiger in
Situationen geraten, in denen sie erzieherische Impulse setzen muss. Sie muss den Schülern
vor allem positive und soziale Werte vorleben und vermitteln. Die Lehrperson muss den
Schülern aufzeigen, dass Aggressionen und Gewalt im Leben wie im Sport keine Rolle
spielen. Alle Übungs- und Spielformen werden so angelegt, dass derjenige, der sich nicht an
die Regeln hält, unmittelbar vor Augen geführt bekommt, dass er aufgrund eines
Regelverstoßes verliert. Deshalb werden vorrangig viele Übungsformen unter dem Aspekt
von Partnerschaftlichkeit und Kooperation praktiziert.
Leistung messen und beurteilen
Der Lehrer ist verpflichtet, in seinem Unterricht die Leistung der Schüler zu beurteilen. Dies
geschieht in diesem Unterrichtsvorhaben anhand einer Abschlussprüfung. Die Lehrperson
wird vor Eltern und Verwandten sowie vor dem Prüfungsreferenten der NWTU eine offizielle
TKD-Prüfung durchführen, in der er den Lernzuwachs der Schüler beurteilt. Neben der
Leistungsbeurteilung
erfolgt
am
Ende
des
Unterrichtsvorhabens
auch
eine
Verhaltensbeurteilung der Schüler. Darüber hinaus bietet die Leistungsbeurteilung eine
Möglichkeit für die Lehrperson, Aufschlüsse über den eigenen Erfolg im Unterricht zu
erhalten (vgl. Kliebisch, 2007, S. 82).
Evaluieren, Innovieren und Kooperieren
Das Evaluieren ist erforderlich, um zu überprüfen, ob die inhaltliche Umsetzung des
Schulsport-TKD zum Erfolg oder Misserfolg geführt hat. Für jede Lehrperson ist es wichtig
zu erfahren, ob sein geplanter Unterricht von den Schülern als gut und sinnvoll
wahrgenommen wurde. Gerade bei der Durchführung einer neuen Konzeption ist eine
Evaluation unverzichtbar. In dieser Arbeit werden zwei Erhebungen durchgeführt: einmal mit
den Schülern und einmal mit den Lehrerkollegen. So bekommt der Autor ein ausreichendes
Feedback zum durchgeführten Unterrichtsvorhaben.
Die Komponente „Innovieren“ wird mit diesem Unterrichtsvorhaben mehr als erfüllt. TKD
im Schulsport (inkl. Prüfungsverfahren) wurde an keiner Schule in NRW bislang angeboten.
Somit ist die Implementierung und Durchführung dieser Konzeption als innovativ zu
17
2 Theoretische Grundlagen zum Taekwondo im Schulsport
bezeichnen. Das Unterrichtsvorhaben ermöglicht den Einsatz von neuen Geräten im
Handlungsfeld Sport und setzt damit ebenfalls innovierende methodische Impulse.
Auch der Aspekt der Kooperation ist wesentlich bei der praktischen Umsetzung dieses
Unterrichtsvorhabens. Der Schulsport soll „Bewegung, Spiel und Sport“ als eine Möglichkeit
aktiver Freizeitgestaltung erschließen. Durch das Unterrichtsvorhaben entsteht für den Lehrer
eine
Zusammenarbeit
mit
verschiedenen
außerschulischen
Partnern.
Durch
die
Implementierung dieser Konzeption und der Veröffentlichung von Erfahrungsberichten
entsteht eine enge Kooperation zur Dachorganisation DTU aber auch zum Landesverband
NWTU. Nahe liegende Vereine, wie zum Beispiel der Verein Wuppertaler Tigers e.V.,
profitieren ebenfalls durch die Konzeption, da die Schüler nach einer Prüfung eventuell dort
weitermachen werden. Auch dorthin sind schon Exkursionen8 durchgeführt worden und ein
Kooperationsvertrag zwischen den beiden Partnern ist in Aussicht9. Weitere Kooperationen
mit Vereinen, wie dem Verein SV Bayer, sind in Planung. So bekommen die Schüler
Möglichkeiten, mehrere Vereine auszuprobieren, um sich eventuell für das Vereinsleben
begeistern zu lassen.
8
9
Bilder der Exkursionen können im Anhang betrachtet werden.
vgl. http://www.b-letterhaus-schule.info/site/wer/partner/index.html
18
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
3.1 Methodische Vorgehensweise
Für die empirische Arbeit war eine Gesamtlaufzeit von drei Monaten
(01.03.2011 bis
23.05.2011) vorgesehen. Der folgende Zeitplan, welcher in vier Phasen untergliedert ist, weist
die wesentlichen Schritte der Untersuchung aus (vgl. Tab.1).
Tab. 1. Zeitplan für die wissenschaftliche Arbeit (eigene Darstellung)
Vorbereitungsphase
Februar / März 2011
•
Literaturrecherche
•
Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien
•
Vorstellung in der Fachkonferenz Sport
Entwicklungs- und Durchführungsphase
März / April 2011
•
Durchführung des Unterrichtsvorhabens
•
Entwicklung des Fragebogens für die Schüler
•
Anmeldung der Prüfung beim Landesverband sowie
die Bestellung der Urkunden und Prüfungsmarken
•
Erarbeitung eines Lehrerskripts bzw. Handouts für die
Kollegen
Auswertungs- und Berichtsphase
Mai 2011
•
Durchführung der Prüfung nach der Prüfungsordnung
der DTU
•
Durchführung der Befragung
•
Auswertung der schriftlichen Befragung
•
Anfertigen
einer
Gesamtreflexion
des
Unterrichtsvorhabens
•
Formulierung von Perspektiven für den Bereich TKD
im Schulsport
Vorstellungsphase
Juli 2011
•
Durchführung der Fortbildung für die Sportkollegen
•
Vorstellung im Fachseminar Sport
19
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
3.1.1 Die Lerngruppe
Die Lerngruppe setzt sich aus dem Jahrgang 9 und 10 der Bernhard-Letterhaus-Schule
zusammen und besteht aus 4 Schülerinnen und 14 Schülern. Seit Anfang des Schuljahres
unterrichtet der Autor diese Lerngruppe, sodass sich gegenseitig ein vertrautes und gutes
Verhältnis entwickeln konnte. Viele der Schüler unterrichtet der Autor auch in seinem
zweiten Fach Arbeits- und Wirtschaftslehre. Charakteristisch für diese Lerngruppe ist, dass
sich alle freiwillig und per Wunschzettel10 in diesen Kurs gewählt haben, sodass man davon
ausgehen kann, dass ein Grundinteresse an Kampfsportarten gegeben ist. Die Leistungen des
Sportkurses des letzten Halbjahres – ausgedrückt in Noten – werden in der nachfolgenden
Übersicht dargestellt:
Note
1
2
3
4
5
Anzahl
7
5
5
-
1
3.1.2 Arbeits- und Sozialverhalten
Im Vergleich zu den anderen Sportkursen des 9. und 10. Jahrgangs der Bernhard-LetterhausSchule ist dieser Sportkurs überdurchschnittlich freundlich und kooperativ.
Das
Sozialverhalten
der
Schüler
untereinander
kann
man
als
gut
bezeichnen.
Leistungsschwächere Schüler werden von guten Schülern unterstützt und bei Gruppenarbeiten
mit einbezogen. Ein Schüler des Kurses erscheint nur selten im Unterricht und hat daher noch
nicht den Anschluss gefunden.
3.1.3 Lernausgangslage
Im folgenden sollen motorische Vorerfahrungen der Schüler im Bereich TKD dargestellt
werden. Da die Sportart TKD noch nicht zum „Internen Lehrplan“ der Schule gehört, konnten
Erfahrungen in diesem Bereich nur im Freizeitsport gemacht werden. Einige Schüler haben
bereits Kampfsportarten ausgeübt, derzeit jedoch trainieren nur zwei im Verein. Eine
10
Die Schüler haben ab dem 9. Jahrgang kein Sportunterricht im Klassensatz. Sie müssen Sportkurse nach
Schwerpunkten wählen. Derzeit werden sieben Sportschwerpunkte angeboten, dazu zählen: Schwimmen;
Fußball für Mädchen und Jungen; Badminton, Fitness für Mädchen; Le Parcour mit Turnen; sowie
Budosportarten.
20
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
Schülerinn ist Landesmeisterin im TKD. Sie wird häufig als Expertin mit hinzu gezogen.
Insgesamt ist das Interesse an dem Unterrichtsvorhaben sowie an der Absolvierung der KupPrüfung sehr groß, was sich durch häufiges Nachfragen der Schüler bemerkbar macht.
3.1.4 Rahmenbedingungen
Der Sportunterricht des Sportkurses Budo –Kampfsportarten findet mittwochs in der Zeit von
13:30 bis 15:00 Uhr in der Bromberger-Halle statt. Nach Abzug der Umkleidezeit verbleiben
als reine Unterrichtszeit etwa achtzig Minuten. Es steht dem Sportkurs die komplette Halle
zur Verfügung. Die Versorgung mit TKD spezifischen Unterrichtsmaterialien11 ist
problemlos, da die Schule schon für die bestehende TKD-AG im letzten Schuljahr
Materialien im Klassensatz eingekauft hat. Der theoretische Unterrichtsteil findet ebenfalls in
der Halle statt und wird mit neuen Medien12 und Plakaten präsentiert. Der Hallenboden sollte
sauber sein, da die meisten Schüler Barfusz trainieren.
3.1.5 Konsequenzen für den Unterricht
•
Da nur wenige Schüler Vorerfahrungen im Bereich der Kampfsportart TKD haben,
kann von einer ähnlichen Lernausgangslage ausgegangen werden, um Kenntnisse und
Fertigkeiten zu vermitteln. Diese beiden Schüler mit Vorerfahrungen können als
Experten (Helfer) mit eingebunden werden, z.B. beim erlernen der Form VierSeitenschlag.
•
Eine mehrmalige Belehrung, dass das Erlernte nur zu Verteidigungszwecken und nicht
als Angriff benutzt werden darf, sollte erfolgen. Dabei können durch Beispiele
Situationen genannt werden, wann eine Verteidigung notwendig sein kann und wann
nicht.
Die
Belehrungen
erscheinen
auch
unter
dem
Gesichtspunkt
der
Verletzungsgefahr der Mitschüler durch Übereifer besonders wichtig. Beim
Ausprobieren der verschiedenen Fußtechniken auf dem Schulhof ist ein Rausschmiss
aus dem Kurs garantiert.
•
Individueller Übungsbedarf der verschiedenen Prüfungsbereiche des TKD kann durch
ein Stationenlernen erfüllt werden, in dem differenziert nach den jeweiligen
Bedürfnissen geübt werden kann.
11
Mit teakwondo spezifischen Unterrichtsmaterialien sind Schlagpolster gemeint. Diese werden von einem
Partner gehalten. Mit den Schlagpolstern können Fuß- und Handtechniken geübt werden ohne Körperkontakt.
12
Mit Medien sind Beamer und Notebook gemeint.
21
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
3.2 Lernziele des Unterrichtsvorhabens
Ziele des Unterrichtsvorhabens:
Die Schüler sollen die vier Disziplinen des TKD bis zum 8-Kupgrad und ihre dazugehörigen
Grundlagen erproben und üben sowie in der Grobform ausführen können.
Sie sollen ferner neben der physischen Ausbildung auch eine geistige Ausbildung
durchlaufen, in der zum einen ihre innere Haltung zu Selbstdisziplin und Selbstvertrauen
aufgebaut und gestärkt wird.
Des Weiteren sollen sie ihre eigene Verletzbarkeit und die des gegenüber einschätzen und
respektieren lernen.
Darüber hinaus soll sie für faires Verhalten und Aggressionskontrolle sensibilisiert werden.
Motorische Lernziele:
•
Die Schüler sollen...
die ausgewählten technischen Fertigkeiten des TKD durch häufiges Wiederholen in
Grobform ausführen können.
•
eigene Kräfte und fremde Gegenkräfte wahrnehmen und mit ihnen umgehen lernen.
•
Effektive Selbstverteidigungstechniken sachgerecht anwenden können.
•
Angriffstechniken kontrolliert ausführen können, so dass sie vor dem Körper des
Partners abgestoppt werden können.
•
durch die Ausführung TKD spezifischer Techniken ihre koordinativen Fähigkeiten
verbessern.
Kognitive Lernziele:
Die Schüler sollen...
•
eigene und fremde Bewegungsabläufe beobachten und korrigieren können
•
Regeln zum sportlichen Miteinander erarbeiten, akzeptieren und einhalten.
•
Die eigenen Aktionen in Abhängigkeit zu Gegneraktion wählen können (Entwicklung
von sachgerechter Anwendung der Selbstverteidigung)
•
Hintergründe zur Sportart TKD (Philosophie, Werte, Regeln, Umgangsformen)
kennen lernen sowie sich an koreanische Begriffe des TKD gewöhnen.
•
laute Kampfschreie bei der Ausführung der Techniken als wichtiges Mittel zur
Selbstbehauptung kennen lernen und anwenden können.
22
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
Sozial-affektive Lernziele: Die Schüler sollen...
•
Rücksichtnahme und Respekt im Miteinander von Trainingspartnern entwickeln.
•
Kooperatives Verhalten entwickeln.
•
Persönliche Erfolgserlebnisse beim Bestehen einer Prüfung verspüren.
•
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit
entwickeln und Ängste und Hemmungen abbauen.
•
Spaß beim Ausüben neuer Techniken empfinden
3.3 Didaktische Überlegungen
In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, warum gerade die Sportart TKD zum
Gegenstand des Sportunterrichts gemacht werden soll. Bei der Betrachtung der curricularen
Bedingungen geht der Autor auf die Anforderungen der Richtlinien und Lehrpläne für das
Fach Sport Hauptschule Sekundarstufe I des Landes NRW ein. Laut MSW NRW ist es eine
Aufgabe des Schulsports, die Persönlichkeit der Schüler zu stärken. Auch die Vermittlung
bestimmter pädagogisch begründeter Bewegungserfahrungen verhilft der Zielperspektive des
Sportunterrichts, ein bei Schülern die Schulzeit überdauerndes Interesse am Sport zu
entwickeln. Wie können die Ziele im Rahmen des Unterrichtsvorhabens „Taekwondo im
Schulsport“ erfüllt werden?
Jeder Schüler kennt die Situation, schon einmal in der Schule oder außerhalb provoziert
worden zu sein. Gerade an der Schulform des Autors kommt es häufig zu Konfliktsituationen
zwischen Mitschülern. Vielen Schülern der Hauptschule fehlt zunehmend die Erfahrung im
rücksichtsvollen und sozialkompatiblen Umgang mit anderen Mitschülern, Geräten, Regeln,
Grenzen,
Spiel-
und
Ordnungsformen.
Hier
soll
das
didaktische
Prinzip
der
Handlungsorientierung ansetzen. Die Kooperationsfähigkeit der Schüler soll im
Handlungsorientierten Unterricht durch die Sportart TKD gefördert werden und sie sollen
eine Hilfestellung zur Konfliktbewältigung erhalten. Gemeint ist hier neben der praktischen
Ausbildung der Selbstverteidigungssportart auch eine theoretische Kenntnisnahme, wie man
Konflikte erkennt und vermeidet. Aufgrund der Tatsache, dass die Schüler so etwas im Laufe
Ihrer Schulzeit und eventuell auch später miterleben hat das Thema auch eine Gegenwarts
und Zukunftsbedeutung. Die Implementierung der Konzeption an der Bernhard-LetterhausSchule bietet gerade für die sportliche Zukunft der Schüler auch eine hervorragend Variante.
Die Schüler haben die Möglichkeit nach Abschluss ihrer Schulzeit mit dem erreichten Kup23
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
Grad im Vereinssport weiterzumachen und erhalten so einen Ausblick auf die Gestaltung der
Freizeit. Durch die Konzeption entstehen auch Kooperationen zu Vereinen, wie hier zum
Verein Wuppertaler Tigers e.V. Somit können diese beiden didaktischen Prinzipien
hervorragend in dem Unterrichtsvorhaben „TKD im Schulsport“ Berücksichtigung finden.
Das Erlernen und Einüben des prosozialen Verhaltens sowie das Verhalten in
Konfliktsituationen einschließlich Hintergrundwissen dieser Sportart stehen im Mittelpunkt
des gesamten Unterrichtsvorhabens. Um Selbstverteidigungstechniken zu üben, müssen die
Partner ohne sich gegenseitig zu verletzen kooperieren, um ein gelingen zu ermöglichen.
Schließlich kann z.B. ein Befreiungsgriff in der Übungssituation nicht mit derselben
Konsequenz erfolgen wie im Ernstfall. Damit wird man dem Lehrplan gerecht, der
„Kooperation und soziales Lernen“ als Leitziele des Sportunterrichts nennt.
Die Sportart TKD gehört in den Inhaltsbereich 9 „Ringen und Kämpfen- Zweikampfsport“
und umfasst Ring- und Kampfformen mit und ohne Körperkontakt. In den Jahrgängen 9 und
10 sollen sich die Schüler mit einer ausgewählten Form des regelgeleiteten Kämpfens (z.B.
Judo, Ringen, Sumo) auch unter Berücksichtigung standortspezifischer Faktoren auseinander
setzen (MKS NRW, S 115). Auch die Sportart TKD gehört zu den regelgeleiteten
Kampfsportarten und soll den Schülern als neue Sportart vermittelt werden. TKD bietet die
Möglichkeit, Vorführungen und Technikdemonstrationen sowie eine Gürtelprüfung
durchzuführen. Durch die gegensätzlichen Formen des Demonstrierens/ Gestaltens und des
Kämpfens wird den Schülern im Sinne der pädagogischen Perspektive „Das Leisten
erfahren, verstehen und einschätzen (D)“ deutlich, dass es auch innerhalb einer
Zweikampfsportart Leistungen auf unterschiedlichen Ebenen gibt. Die Schüler werden am
Ende dieses Unterrichtsvorhabens die Weißgelbgurtprüfung ablegen und somit wird ihre
Leistung im TKD bestätigt. Das Kämpfen in der Sportart TKD erfordert neben Kraft und
Geschicklichkeit vor allem Emphatie, soziale Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein. In
diesem Sinne gewinnt auch die Perspektive „Etwas wagen und verantworten (C)“ an
Bedeutung.
Durch die häufig eingesetzte Partner und Gruppenarbeit wird auch die
Kooperation gefördert, was die pädagogische Perspektive „(E) Kooperieren, wettkämpfen
und sich verständigen“ betrifft.
Die Auswahl der Inhalte zur Gestaltung der Unterrichtsreihe orientiert sich an dem
Prüfungsprogramm für Schülergrade der Deutschen TKD Jugend sowie an der Erfahrung aus
der vom Autor langjährigen TKD Trainertätigkeit.
24
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
3.4 Methodische Überlegungen
Traditionell
wird
TKD
in
vielen
Vereinen
nach
der
klassischen
koreanischen
meisterzentrierten Lehrweise unterrichtet. Diese Art der Vermittlung und der Führungsstil
entsprechen der Mentalität, der Philosophie und der gesellschaftlichen Struktur des
koreanischen Volkes. Wegen der anderen soziokulturellen Voraussetzungen sollte in Europa
statt eines hierarchischen ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schülern
angestrebt werden (vgl. DTU-Jugend, 2009, S.22).
Für die Vermittlung von TKD im Schulsport bedeutet dies, dass die Schüler Freiräume zum
Ausprobieren erhalten und durch gegenseitiges Helfen und Korrigieren nicht nur die eigenen,
sondern auch die Fertigkeiten und Fähigkeiten des Partners erkennen und verbessern.
Das Erlernen von Fähigkeiten wie den Befreiungsgriffen machen Vorgaben aus Sicht des
Autors notwendig, da die Schüler durch Erproben und Finden der optimalen Technik an
dieser Stelle überfordert wären. Somit ist eine deduktive Vermittlung notwendig. Die
Erarbeitung dieser Techniken bzw. deren Varianten kann dagegen auf induktivem Weg
stattfinden; auf diesem Wege können auch soziale und kognitive Fähigkeiten der Schüler
gefördert und geschult werden.
Unterrichtsgespräche sind in alle Doppelstunden integriert und dienen der Bewusstmachung
und Verdeutlichung der Lernschwerpunkte sowie der Sicherung des Lernerfolgs. Koreanische
Fachbegriffe werden von Beginn an verwendet, so dass die Schüler sie allmählich
verinnerlichen und richtig zuordnen können (DTU-Jugend, 2009, S. 22).
3.5 Durchführung des Unterrichtsvorhabens
Wie aus der Planung des Unterrichtsvorhabens hervorgeht, sollen theoretische und praktische
Elemente der Sportart TKD miteinander verknüpft werden. Die Theorie wird zu Beginn jeder
Doppelstunde mit den Schülern erarbeitet. Um alle vier Disziplinen des TKD zu vermitteln
und die Schüler auf die Prüfung vorzubereiten, benötigt der Autor sechs Doppelstunden. Die
Unterrichtsmaterialien findet der Leser im Anhang. Der Verlauf des Unterrichtsvorhabens
wird im folgenden dargestellt:
25
3 Praktische Umsetzung im Unterricht
Tab. 3. Übersicht über das Unterrichtsvorhaben (eigene Darstellung)
Stunde
Datum
Themen
1. Doppelstunde
16.03.11 Theorie: Einstieg in das Thema: „Was ist Taekwondo?“ sowie die
Erarbeitung von Regeln (10 goldene Regeln) und Ritualen zur
Kampfsportart Taekwondo.
Praxis: Zweikampf- und Kontaktspiele unter dem Aspekt des
Abbaus von Berührungsängsten sowie des Spürens der eigenen
Kraft, Entwicklung des Vertrauens in die eigenen körperlichen
Möglichkeiten und in den Partner.
2. Doppelstunde
23.03.11 Theorie: Erläuterung der vier Hauptmethoden des TKD –Studiums
Praxis: Einführung in den Bereich Grundschule (Grundtechniken)
durch Imitationslernen und Arbeitskarten mithilfe von
Partnerkorrektur.
3.
Doppelstunde*13
30.03.11 Theorie: Video-Vorstellung der ersten Form (Vier-Seitenschlag)
Praxis: Wiederholen und Üben der Grundtechniken; Erarbeitung
von Bewegungskombinationen bis zum Vier-Seitenschlag als
Gruppenarbeit mit anschließender Einzelpräsentation.
4. Doppelstunde
06.04.11 Theorie: Beispielhafte Darstellung und Analyse einer
Gefahrensituation, Diskussion über die Rolle der Frau als häufiges
Opfer von Verbrechen.
Praxis: Einführung in die Selbstverteidigung (Hosinsul) durch
Erprobung von Befreiungsgriffen.
5. Doppelstunde*
04.05.11 Theorie: Video-Vorstellung des Vollkontakts
Praxis: Einführung in die Wettkampftechniken und Pratzenübungen
anhand einer methodischen Reihe in Partnerarbeit.
6. Doppelstunde
11.05.11 Theorie: Regeln eines Stationenlernens
Praxis: Selbständiges Üben und Festigen der Grundtechniken, der
Selbstverteidigung und Partnerübungen sowie des Wettkampfteils.
13
Die mit * gekennzeichneten Stunden werden im Seminar Solingen/Wuppertal ausführlich vorgestellt.
26
4 Evaluation der Unterrichtsreihe
4 Evaluation der Unterrichtsreihe
4.1 Inhalt des Erhebungsinstrumentes
Zuerst stellte sich dem Autor die Frage, mit welchem Instrument er den Entwicklungsprozess
der Schüler erheben könne. Neben einer schriftlichen Befragung wäre auch ein persönliches
Interview möglich. Der Autor entschied sich für die schriftliche Befragung, da dieses
Erhebungsinstrument den Schülern erlaubt, ihre eigenen Sichtweisen umfangreich
darzustellen, ohne durch Vorannahmen des Autors beeinflusst zu werden.
Der Fragebogen umfasst neun Fragen, die vier große Themengebiete abdecken:
Das erste Themengebiet beschäftigt sich damit, inwieweit die Sportart TKD dazu beigetragen
hat, dass die Schüler sich jetzt sicherer fühlen und sich in bedrohlichen Situationen wirksam
verteidigen können.
Im zweiten Themengebiet soll beantwortet werden, welche Bereiche des TKD-Studiums den
Schülern am meisten gefallen hat, bzw. was noch gefehlt hat.
Der dritte Untersuchungsbereich überprüft, ob die Durchführung dieses Unterrichtsvorhabens
sowie die Implementierung der DTU-Konzeption zu einer Bindung an den organisierten Sport
geführt hat.
Mit der letzten Frage (Themengebiet vier) soll überprüft werden, inwieweit die Sportart TKD
zum curricularen Inhalt des Sportunterrichts gemacht werden kann.
Um die Ergebnisdarstellung anschaulicher zu gestalten, werden zur Erläuterung Grafiken
verwendet14.
4.2 Auswertung der Evaluation
Die erste Frage beschäftigt sich mit den Erwartungen der Schüler an das Unterrichtsvorhaben.
Diese wird zu 80% mit ja beantwortet.
Die folgenden drei Fragen geben dem Leser Auskunft, inwieweit sich die Schüler jetzt
sicherer fühlen. In der Grafik kann man deutlich erkennen, dass 50% der Schüler sich durch
das Unterrichtsvorhaben jetzt sicherer fühlen bzw. der Meinung sind, sich besser verteidigen
zu können (s. Abb. 2).
14
Aufgrund der Formalitäten (30 Seiten) können nicht alle Fragen in der Darstellung erörtert werden.
27
4 Evaluation der Unterrichtsreihe
Abb. 2. Darstellung der ersten vier Fragen (eigene Darstellung)
Neben diesen Kriterien wurden auch Fragen zur Sportart gestellt. Die Abbildung 3 zeigt, dass
der Wettkampfbereich die Schüler am meisten interessiert. Dies konnte man erwarten, da die
Übungen auf die Schlagpolster viel Spaß und Engagement fordern und sich gut Aggressionen
abbauen lassen.
Abb. 3. Interesse der Disziplinen mit Prozentangabe (eigene Darstellung)
28
4 Evaluation der Unterrichtsreihe
Aufgrund der geringen Vereinszugehörigkeit der Schüler stellte sich die Frage, ob die
Implementierung der DTU dazu beitragen kann, dass mehrere Schüler sich im Verein
anmelden. Dies kann aufgrund der wenigen Schüler nicht repräsentativ beantwortet werden.
Von den 17 Schülern wären aber drei bereit, im Verein diese Kampfkunst weiter zu trainieren.
In der letzten Fragestellung mussten die Schüler begründen, ob die Sportart TKD fester
Bestandteil des Lehrplans werden soll. Die Mehrheit (90%) haben diese Frage mit „ja“
beantwortet. Gründe hierfür sind der hohe Alltagsbezug, der Spaßfaktor und das
Wohlbefinden nach dem Training.
Auffallend an der Erhebung ist, dass die Schüler zu den „Begründungen“ nur Unzureichendes
anführten. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Schüler überwiegend nicht über
entsprechende sprachliche15 Mittel verfügen.
15
Es trainieren in diesem Kurs viele Schüler mit Migrantionshintergrund.
29
5 Nachbetrachtung und Perspektiven
5 Nachbetrachtung und Perspektiven
Grundsätzlich war es an dieser Schule sehr gut möglich, das Unterrichtsvorhaben zu
realisieren. Die vorbereiteten Unterrichtsstunden konnten alle durchgeführt werden. Das
Unterrichtsvorhaben hat gezeigt, dass es auch in gemischtgeschlechtlichen Gruppen möglich
ist, TKD zu unterrichten.
Auch die Entscheidung, das Unterrichtsvorhaben mit dem Sportkurs 9 und 10 durchzuführen
hat sich als richtig erwiesen. Es zeigte sich in der Prüfung, dass alle Schüler die
grundlegenden technischen Fertigkeiten in der Grobform beherrschen. Leistungsstarke
Schüler sowie Schüler mit Vorerfahrungen konnten häufig als Experten eingesetzt werden.
Gerade in der Vorbereitung auf die Prüfung waren sie eine große Bereicherung. Bezüglich des
Sozialverhaltens haben die Schüler sich an die vom Autor vorgegebenen Regeln gehalten und
mit Eifer die Rolle des Lernenden und auch des Lehrers, z.B. in der Partnerarbeit, erfüllt.
Es bleibt zu fragen, ob es sinnvoll sein kann, die Sportart TKD zum curricularen Inhalt des
Sportunterrichts zu machen. Viele Schüler forderten in ihrem Fragebogen das Aufnehmen der
Sportart TKD in den Kanon der zu unterrichtenden Sportarten, da jeder mit Gewalt
konfrontiert werden kann und lernen sollte, damit umzugehen und hierdurch das
Selbstvertrauen immens gestärkt wird. Der Autor wird demnach in der nächsten Sport
Fachkonferenz und nach der Internen Lehrerfortbildung das Aufnehmen der Sportart TKD
fordern.
Die Implementierung der DTU-Prüfung ist als teilweise problematisch zu bewerten. Die
Schüler mussten die Urkunden sowie die Prüfungsmarke aus eigener Tasche finanzieren. Da
die Schüler der Bernhard-Letterhaus Hauptschule häufig Kinder aus Familien mit finanziellen
Schwierigkeiten stammen, ist für sie ein Betrag von 7€ nicht immer tragbar. Somit konnte die
Prüfung nur freiwillig durchgeführt werden. Von den 16 Schülern des Kurses haben 11 an der
Prüfung teilgenommen. Hier wäre es sinnvoll, wenn die Schulleitung sich bereit erklären
würde, einmal im Schuljahr die Gebühren für die interessierten Schüler zu übernehmen oder
ein Sponsor zu finden. Der Stressfaktor für den Lehrer wäre dadurch ebenfalls reduziert.
Die inhaltliche Gestaltung des Unterrichtsvorhabens, die sich an den Vorgaben aus der
Literatur und an meiner Praxiserfahrung des Autors im Vereinssport orientierte, erwies sich
als zweckmäßig. Der Aufbau der Stunden war logisch und die Schüler konnten gut folgen.
30
5 Nachbetrachtung und Perspektiven
Manche Inhalte, wie die Falltechniken in der Selbstverteidigung (Hosinsul), konnten nur kurz
vorgestellt werden, da der zeitliche Rahmen und das Ziel, das Unterrichtsvorhaben an die
Kollegen weiterzuleiten nicht gewährleistet werden konnten. Insgesamt bleibt festzustellen,
dass den Schülern alle wichtigen Inhalte zum 8-Kup vermittelt worden sind.
Das Thema TKD im Schulsport so aufzuarbeiten, dass selbst ein „Fachfremder“ das
Vorhaben übernehmen könnte, zeigt sich ebenfalls als problematisch. Selbst nach einer
Fortbildung müsste sich der Lehrer intensiv einarbeiten, da für die Durchführung bestimmte
technische Kenntnisse vorhanden sein müssen. Hier stellt sich die Frage, ob die älteren
Kollegen dazu bereit sind? Einzelne Bereiche wie z.B. der Wettkampfbereich oder die
Kontaktspiele, werden sicherlich im späteren Unterricht von allen praktiziert werden. Das
komplette Unterrichtsvorhaben benötigt aber eine gewisse Fachkompetenz. Um diese bei den
Schülern einzusetzen, müssen Fachfremde Kollegen fast ausschließlich mit induktiven
Lehrverfahren arbeiten, damit ihnen (den Lehrern) die praktische Arbeit erleichtert wird. In
der Selbstverteidigung ist erkennbar geworden, dass die Schüler Vorgaben und
Bewegungserklärungen benötigen. Die Schüler wären aus Sicht des Autors durch Erproben
und Finden der optimalen Technik in diesem Bereich überfordert. Somit ist eine deduktive
Vermittlung ebenfalls notwendig.
5.1 Perspektiven
Die Idee, ein Unterrichtsvorhaben in diesem Kurs anzubieten, hat sich als sinnvoll erwiesen.
Die Schüler haben den Autor bezüglich ihrer Kompetenz im Umgang mit einem solchen
Thema nicht enttäuscht und gezeigt, dass sie mit Freude und großer Motivation, und auch
ernsthaft an diesem Thema arbeiten können. Daher erhofft sich der Autor, die Sportart als
festen Bestandteil des Schullalltags an der Bernhard-Letterhaus-Schule zu etablieren.
Gleichzeitig sollen weitere Kooperationen zu Vereinen geschlossen werden. Durch das
Vorstellen der Konzeption im Seminar sowie im Kollegium erhofft sich der Autor
ausreichend professionelles Feedback, um weitere Schritte einzuleiten.
31
Literatur- und Quellenverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
Bücher
Achtergarde, F. (2007). Selbstständiges Arbeiten
Sportmethodenhandbuch. Aachen: Meyer und Meyer.
im
Sportunterricht.
Ein
Charles, A. (2007). Taekwondo. Traditionen-Grundlagen-Techniken: Stuttgart: Pietsch
Verlag.
Dornemann, R. (2007). Taekwondo Kids. Weißgurt bis Gelbgrüngurt. Aachen: Meyer &
Meyer.
Gatzweiler, G. (2008). Handbuch Taekwondo. Technik-Training-Prüfungsordnung. Aachen:
Meyer & Meyer.
Hong HI, C. (1977). Taekwondo. Der koreanische Weg der Selbstverteidigung. Frankfurt/M:
Budo-Verlag.
Kelch, A. (2001). Taekwondo basics. Training, Technik, Taktik. Stuttgart: Pietsch Verlag.
Kliebisch, U. W. & Meloefski, R. (2007). Lehrer Sein. Pädagogik für die Praxis.
Baltmannsweiler: Schneider Verlag.
LSB, Sportjugend NRW, NW Judo-Verband e.V. & Ringerverband NRW e.V. (Hrsg.)
(2008). Ringen und Kämpfen Zweikampfsport. Handreichung für die Schulen der Primarstufe
und Sekundarstufe 1. Aachen: Meyer und Meyer.
Märkl, M. (1990). Mein erstes Taekwondo-Buch. Ottobrun: R.Schönnamsgruber Verlag.
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2001).
Richtlinien und Lehrpläne für die Hauptschule in Nordrhein Westfalen. Sport. Frechen:
Ritterbach Verlag.
Pieter, W. & Heijmans, J. (1999). Taekwondo: Technik, Training, Selbstverteidigung.
Aachen: Meyer & Meyer.
Internetquellen
DTU Jugend (Hrsg.) (2009). Ordnung-Taekwondo als Schulsport. Zugriff am 15.03.2011
unter
http://www.dtujugend.de/dtuj/main.php?topkat=Schulsport&subkat=Konzeption%20&lang=g
er&id=868
Nordrhein Westfälische Taekwondo Union Zugriff am 13.05.2011 unter
http://www.nwtu.de/Downloads.292.0.html
32
Literatur- und Quellenverzeichnis
33
Anhang
Anhang
Anhang 1: Fragebogen
Anhang 2: CD mit Fotos, Auswertungstabellen der Evaluation, Materialien für den Unterricht
sowie Prüfungsmaterialen zur DTU-Kup-Prüfung.
Anhang 3: CD mit Lehrvideos
Anmerkung: Aus Gründen des Umfangs wurden die erstellten Fotos, Auswertungstabellen
der Evaluation, Material für den Unterricht sowie das Prüfungsmaterialen zur
DTU-Kup-Prüfung (Lehrer-Skript) auf einer CD-Rom im Anhang beigelegt.
34
Anhang 1 - Fragebogen
Fragebogen zur Unterrichtsreihe Taekwondo im Schulsport
1. Sind deine Erwartungen an die Unterrichtsreihe erfüllt worden?
Ο ja, weil...
Ο nein, weil...
2. Hast du gelernt, dich in bedrohlichen Situationen zu behaupten und dich
wirksam zu verteidigen?
Ο ja, weil...
Ο nein, weil...
3. Fühlst du dich jetzt sicherer als zuvor?
Ο ja, weil...
Ο nein, weil...
35
Anhang 1 - Fragebogen
36
Anhang 2 - Zeitungsartikel
4. Hast du Erfahrungen über dich und deinen Körper gewonnen?
Ο ja, weil...
Ο nein, weil...
5. Welche Bereiche der Sportart Taekwondo haben dich am meisten interessiert?
6. Warst du auf die Prüfung gut vorbereitet?
37
Anhang 2 - Zeitungsartikel
7. Was hast du in der Unterrichtsreihe vermisst? Was hat dir nicht gefallen?
8. Hat dich die Unterrichtsreihe dazu angeleitet, mehr über Kampfsportarten zu
erfahren bzw. in einen Verein einzutreten?
9. Sollte die Sportart Taekwondo fester Bestandteil im Sportunterricht sein?
Begründe deine Entscheidung!
Vielen Dank!
38