Liebe Segelfliegerin, lieber Segelflieger ELT, FLARM, SPOT
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Liebe Segelfliegerin, lieber Segelflieger ELT, FLARM, SPOT
Sicherheitsbulletin 2012/2 des Segelflugverbandes Liebe Segelfliegerin, lieber Segelflieger Die Saison 2012 ist noch nicht sehr alt. Es gab schon einige sehr gute Tage, die uns zu schönen Flugerlebnissen verholfen haben. Leider haben wir auch schon zu viele schwere Unfälle zu beklagen. Die Untersuchungen sind im Gang, deshalb können noch keine definitiven Schlüsse gezogen werden. Sicher hat in einigen Fällen das Wetter und unser gebirgiges Gelände eine Rolle gespielt – haben sich doch 3 Unfälle bei Föhnlagen ereignet. Statistisch gesehen passieren die meisten Unfälle in der Start‐ oder Landephase. Auf einem Flugplatz ist üblicherweise schnell Hilfe vor Ort. Wir waren in diesem Frühling mit drei Unfällen konfrontiert, bei welchen Piloten von Streckenflügen nicht zurückgekehrt sind und Suchaktionen gestartet werden mussten. In allen Fällen war die Suche nach den Flugzeugen sehr aufwändig; ein Flugzeug wurde erst nach Wochen entdeckt, ein zweites wird immer noch vermisst (Stand 10. Juni). Ohne den Unfalluntersuchungen vorgreifen zu wollen, können wir uns schon Gedanken machen, wo Verbesserungen möglich sind. Ein möglichst schnelles Auffinden eines vermissten Piloten kann lebensrettend sein. Deshalb mache ich hier eine Zusammenfassung der Möglichkeiten, die im Falle eines Falles helfen können, ein Flugzeug schneller zu finden. ELT, FLARM, SPOT Es gibt verschiedene Hilfsmittel, um vermisste Flugzeuge zu lokalisieren. Ich möchte hier nicht in die technischen Details gehen, sondern nur mir bekannte unterschiedliche Systeme vorstellen. Wichtig ist im jedem Fall, dass das eingesetzte Gerät dann auch funktioniert, wenn es nötig ist. Immer wieder lese ich in Unfallberichten, dass der Notsender keinen Alarm ausgelöst hat, weil er nicht eingeschaltet war! Notsender (ELT, Emergency Locator Beacon) der aktuellen Generation senden auf 406MHz; bei einem Alarm werden die Position und eine eindeutige Identifikation des Flugzeuges an den Satelliten geschickt. Die alten Notsender auf 121.5/243MHz werden von den Satelliten nicht mehr empfangen, können aber noch von Suchflugzeugen angepeilt werden. Wichtig bei den ELT ist wie erwähnt, dass sie vor dem Flug armiert werden. Im Weiteren muss ein ELT gemäss den Herstellerunterlagen gewartet werden und natürlich ist ein ELT mit leeren Batterien nutzlos. Unter folgendem Link sind im Dokument 2012‐001 weitere Informationen zu ELT zu finden: http://www.bazl.admin.ch/fachleute/safety_risk/01357/01391/index.html?lang=de FLARM kann mehr als uns „nur“ vor anderen Flugzeugen warnen. Der kleine Big Brother zeichnet nicht nur unseren Flugweg auf, sondern auch Positionen von anderen FLARM im Empfangsbereich. Wenn nun ein Flugzeug vermisst wird, können in allen FLARMs Positionen dieses Flugzeuges gesucht und zu einem Flugweg rekonstruiert werden. Damit die nötigen Daten schnell zur Verfügung stehen, wird empfohlen, bei allen Gruppen‐ und Privatflugzeugen im FLARM die Flugzeug‐Identifikation zu speichern und das FLARM bei FlarmNet.org kostenlos zu registrieren, Details siehe: http://www.flarm.com/support/SAR_Text.pdf SPOT bietet verschiedene Geräte an, die mit Hilfe von Mobiltelefonen oder Satelliten Tracking und Alarmierungsdienste anbieten. Für den Segelflug gut geeignet sind Spot Messenger, die sehr handlich sind. Im Basisangebot, das als Abonnement zur Verfügung steht, können Notmeldungen an Notrufdienste und private Kontakte gesendet werden. Als Zusatzabonnement gibt es ein Livetracking, das den Kollegen auf dem Flugplatz oder der Familie zu Hause die Möglichkeit gibt, den Flug mit zu verfolgen. http://www.findmespot.eu/gm/index.php Ein SPOT Messenger kostet ca. CHF 170.‐ und der Basis (SOS)‐Dienst 99€ pro Jahr. Es gibt diverse andere Trackingsysteme, die aber meistens keine Notruffunktion haben. Daneben empfehlen wir, im Flug das Mobiltelefon eingeschaltet zu lassen, regelmässigen Funkkontakt mit Kollegen sowie einen klaren Auftrag am Boden, wann man als überfällig zu betrachten ist und wer dann was unternimmt. und sonst? Im Segelflugverband machen wir uns immer wieder Gedanken zur Flugsicherheit. Mit Workshops, Flytop und einem stetig wachsenden Angebot von Safety Briefings, Artikeln, Statistiken etc. bieten wir genug Material, um viele Regentage zu füllen. „Sicher Fliegen“ ist damit leider nicht garantiert. Mit vielen Vorschriften und immer enger werdenden Lufträumen werden wir eingeschränkt – alles nur wegen der Flugsicherheit! Häufig genug wird der Sinn neuer Vorschriften diskutiert und in Frage gestellt. Fliegen ist für den Menschen ein komplexer Vorgang mit einem technischen Hilfsmittel. Physikalische Grenzen, persönliche physische und psychische Limiten und entsprechende Vorschriften müssen beachtet werden, sonst wird Segelfliegen gefährlich. Luftraumgrenzen sind klar definiert aber in der Landschaft nicht sichtbar. Andere Limiten sind noch schwerer zu erfassen und können sich während einem Flug sogar verschieben. Unseren Sport können wir jedoch nur sicher betreiben, wenn wir uns nicht ständig am Limit bewegen, sondern unsere Sicherheitsmargen bezüglich Geschwindigkeit, Hangabstand, Sauerstoff, Stress, Training, Ehrgeiz etc. einhalten. Roland Bieri, Flight Safety SFVS Kehrsatz, 4. Juni 2012