8 Sexuelle Belästigung im Internet-Chat

Transcription

8 Sexuelle Belästigung im Internet-Chat
Diese Arbeit wurde im Rahmen des Bachelorstudienganges am Departement P der Zürcher
Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW verfasst. Eine Publikation bedarf der vorgängigen schriftlichen Bewilligung durch das Departement Angewandte Psychologie.
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte Psychologie, Minervastrasse 30, Postfach, 8032 Zürich
Abstract
Laut aktuellen Forschungsergebnissen wird die Kommunikationsform des Internet-Chat
von Jugendlichen sehr häufig genutzt. Dabei hat sich gezeigt, dass die Jugendlichen in der
Internet-Chat-Kommunikation auch unangenehme Erfahrungen machen. Nebst dem verbreiteten Phänomen des Cyberbullying ist in diesem Zusammenhang das Thema der sexuellen Belästigung sehr aktuell. Doch wie häufig tritt sexuelle Belästigung im Internet-Chat
auf und welche Formen gibt es? Um diese und noch weitere Fragen zu beantworten, wurde
auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse sowie aus den Erkenntnissen der erarbeiteten Theorie die empirische Untersuchung aufgebaut. Befragt wurden insgesamt 400
12- bis 16- jährige Jugendliche der Stadt Zürich. Die aus den Fragebogen gewonnenen
Daten wurden mittels statistischer Verfahren ausgewertet. Dabei hat sich gezeigt, dass insgesamt 29.8% der befragten Jugendlichen bereits einmal oder mehrmals in Internet-Chats
sexuell belästigt wurden. 28% der Jugendlichen berichten von Erfahrungen mit leichter
(schriftliche Form) und 17% von schwerer sexueller Belästigung (z.B. pornografisches
Bildmaterial, Webcam-Übertragungen mit sexuellen Inhalten). Dabei scheinen weibliche
Jugendliche signifikant häufiger von leichter sexueller Belästigung betroffen zu sein. Eine
solche Tendenz zeichnet sich ebenfalls bei der schweren sexuellen Belästigung ab. Insgesamt gaben 85% der in Internet-Chats sexuell belästigten Jugendlichen an, akut und 30%
dauerhaft belastet gewesen zu sein. Weiter wurden mögliche Risikofaktoren untersucht,
welche eine sexuelle Belästigung in Internet-Chats begünstigen können. Als signifikant
erwiesen sich die Faktoren „Spass an sexuellen Themen im Chat“, „die tägliche Nutzungsdauer des Internets“, „hauptsächlich mit Freunden aus dem Offline-Alltag chatten“, sowie
„Interesse an sexuellen Themen im Chat“. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie verdeutlichen, wie wichtig die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist,
um fundierte Erkenntnisse zu generieren, welche in der präventiven Arbeit genutzt werden
können. Ebenfalls weisen die gewonnenen Ergebnisse auf die Wichtigkeit einer gezielten
Schulung im Bereich der Medienkompetenz hin, damit die Jugendlichen sich den möglichen Gefahren der digitalen Kommunikation bewusst sind und sich zu schützen wissen,
damit sie Erlebnisse solcher Art kommunizieren und einordnen können, um das Risiko
einer dauerhaften Belastung zu verringern.
Inhalt
1 Einleitung ....................................................................................................................... 1 1.1 Zur Aktualität der Thematik in der Öffentlichkeit......................................................... 1 1.2 Empirische Studien............................................................................................................. 2 1.3 Fragestellung und Abgrenzung ......................................................................................... 3 1.4 Aufbau der Arbeit............................................................................................................... 4 I THEORETISCHER TEIL ............................................................................................... 5 2 Entwicklungspsychologische Aspekte des Jugendalters ............................................ 5 2.1 Entwicklung......................................................................................................................... 5 2.2 Begriffserklärung Jugendalter .......................................................................................... 6 2.3 Entwicklungsaufgaben des Jugendalters.......................................................................... 6 2.3.1 Peers .............................................................................................................................. 7 2.3.2 Psychosexuelle Entwicklung ......................................................................................... 8 2.3.3 Identitätsentwicklung .................................................................................................... 9 2.4 Coping im Jugendalter ..................................................................................................... 10 3 Entwicklungsaufgaben und Medien .......................................................................... 11 3.1 Jugendsexualität und Medien .......................................................................................... 11 3.2 Identitätsentwicklung und Medien.................................................................................. 12 4 Neue Medien................................................................................................................. 13 4.1 Der Digital Native ............................................................................................................. 14 4.2 Medienausstattung............................................................................................................ 14 4.3 Mediale Freizeitbeschäftigungen..................................................................................... 15 4.4 Medienkompetenz ............................................................................................................. 15 5 Digitale Kommunikationstechnologien...................................................................... 16 5.1 Digitale Kommunikationstechnologien des Internets.................................................... 16 5.1.1 Jugendliche und Instant Messenger............................................................................. 17 5.1.2 Jugendliche und Social-Network-Seiten ..................................................................... 17 5.1.3 Jugendliche und Chatroom .......................................................................................... 18 5.2 Ressourcen und Risiken digitaler Kommunikationstechnologien................................ 19 5.3 Enthemmungseffekt.......................................................................................................... 20 6 Internet-Chat ............................................................................................................... 21 6.1 Definition ........................................................................................................................... 21 6.2 Computervermittelte Kommunikation ........................................................................... 22 6.3 Nicknamen ......................................................................................................................... 23 I
6.4 Aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung...................................................................... 24 7 Sexuelle Aggression ..................................................................................................... 24 7.1 Definition ........................................................................................................................... 24 7.1.1 Juristische Definition................................................................................................... 25 7.1.2 Forschungsdefinition ................................................................................................... 26 7.1.3 Alltagsdefinition .......................................................................................................... 26 8 Sexuelle Belästigung im Internet-Chat ...................................................................... 27 8.1 Definition ........................................................................................................................... 27 8.2 Forschungsergebnisse zu sexueller Belästigung............................................................. 29 8.3 Die Opfer sexueller Belästigung ...................................................................................... 30 8.4 Risikofaktoren sexueller Belästigung.............................................................................. 30 8.5 Auswirkungen sexueller Belästigung .............................................................................. 31 9 Fazit und Hypothesengenerierung ............................................................................. 32 II EMPIRISCHER TEIL.................................................................................................. 34 10 Untersuchungsmethoden........................................................................................... 34 10.1 Stichprobe........................................................................................................................ 35 10.2 Erhebungsinstrument..................................................................................................... 38 10.2.1 Entwicklung des Fragebogens................................................................................... 39 10.2.2 Methodische Überlegungen....................................................................................... 42 10.3 Pretestung ........................................................................................................................ 42 10.4 Erhebungsvorbereitung.................................................................................................. 43 10.5 Datenerhebung ................................................................................................................ 45 10.6 Datenaufarbeitung .......................................................................................................... 46 10.7 Datenumwandlung.......................................................................................................... 46 10.8 Statistische Verfahren .................................................................................................... 47 11 Darstellung der Ergebnisse....................................................................................... 48 11.1 Formen und Häufigkeiten sexueller Belästigung ......................................................... 48 11.2 Formen sexueller Belästigung........................................................................................ 53 11.3 Akute/dauerhafte Belastung .......................................................................................... 53 11.4 Aktives/passives Verhalten............................................................................................. 55 11.5 Risikofaktoren ................................................................................................................. 57 11.6 Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................................................ 61 12 Diskussion................................................................................................................... 62 12.1 Zusammenfassung .......................................................................................................... 62 II
12.2 Beantwortung der Fragestellung ................................................................................... 63 12.3 Interpretation der Ergebnisse........................................................................................ 66 12.4 Methodenkritik und weiterführende Überlegungen ................................................... 70 Literatur ............................................................................................................................. 76 Anhang................................................................................................................................ 82 III
Tabellen:
Tabelle 1 Entwicklungsaufgaben des Jugendalters (Dreher & Dreher 1985)........................7
Tabelle 2 Wichtige Funktionen der Peers (Kreppmann & Oswald, 1995)............................7
Tabelle 3 Mögliche Formen sexuelle Belästigung ..............................................................28
Tabelle 4 Soziodemografische Angaben der Stichprobe (Geschlecht)................................37
Tabelle 5 Soziodemografische Angaben der Stichprobe (Schulstufe).................................37
Tabelle 6 Soziodemografische Übersicht (Stichprobe/Stadt Zürich)...................................38
Tabelle 7 Ausgewertete Kategorien.....................................................................................41
Tabelle 8 Häufigkeit sexueller Belästigung (12 bis 16 Jahre).............................................48
Tabelle 9 Leichte und schwere sexuelle Belästigung (12 bis 16 Jahre)...............................49
Tabelle 10 Persönliche Treffen mit Chat-Partnern..............................................................50
Tabelle 11 Kontrolle durch Eltern.......................................................................................50
Tabelle 12 Alter bei erstem Mal Chatten.............................................................................51
Tabelle 13 Wichtigkeit der Chat-Partner.............................................................................51
Tabelle 14 Nutzungshäufigkeit verschiedener Chats/Chatrooms........................................52
Tabelle 15 Nicknamen.........................................................................................................52
Tabelle 16 Leichte sexuelle Belästigung (Geschlecht)........................................................53
Tabelle 17 Belästigung und Belastung (Ausprägung).........................................................54
Tabelle 18 Aktive Reaktionen (Altersgruppe).....................................................................55
Tabelle 19 Reaktionen im Überblick...................................................................................56
Tabelle 20 Reaktion differenziert (positive Fragestellung).................................................56
Tabelle 21 Reaktion differenziert (negative Fragestellung)................................................56
Tabelle 22 Zusammenhänge zwischen Komponenten und Einflussfaktoren......................57
Tabelle 23 Überprüfung des Gesamtmodells (leichte sexuelle Belästigung)......................58
Tabelle 24 Zusammenhang einzelner Prädiktoren (leichte sexuelle Belästigung)..............58
Tabelle 25 Überprüfung des Gesamtmodells (leichte sexuelle Belästigung)......................59
Tabelle 26 Zusammenhang einzelner Prädiktoren (leichte sexuelle Belästigung...............59
Tabelle 27 Gruppenstatistiken.............................................................................................60
Tabelle 28 Test bei unabhängigen Stichproben...................................................................60
IV
1 Einleitung
Die neuen Medien prägen heutzutage auf vielfältige Weise unseren privaten, beruflichen
und schulischen Alltag. Dabei sind Kommunikationstechnologien wie das Internet und das
Mobiltelefon für viele Menschen Teil des täglichen Lebens geworden. Durch das World
Wide Web (www) stehen den Internetnutzern zahlreiche Kommunikationsformen wie beispielsweise E-Mails, Instant Messaging oder Social-Network-Seiten zur Verfügung. Die
immer leistungsfähigeren und multifunktionaleren Kommunikationsgeräte ermöglichen es
uns, jederzeit und fast überall auf der Welt erreichbar zu sein. Die Kommunikationsform
des Internet-Chats wird heute gerade auch von Jugendlichen häufig genutzt. Dabei hat sich
gezeigt, dass Jugendliche in der Internet-Chatkommunikation auch unangenehme Erfahrungen machen können. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die sexuelle Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats (z.B. Chatrooms, Instant Messenger, SocialNetwork-Seiten).
1.1 Zur Aktualität der Thematik in der Öffentlichkeit
In den Medien wurde in der letzten Zeit vermehrt über Kinder und Jugendliche berichtet,
welche im Internet sexuell belästigt wurden. Das Thema hat in den Medien sowie in der
Bevölkerung immer wieder zu heftigen Debatten geführt. Durch die intensive Nutzung der
digitalen Kommunikationsformen sind Kinder und Jugendliche der Gefahr sexuellen Missbrauchs besonders stark ausgesetzt. Laut den Ermittlungen der Kinderschutzgruppe der
Stadtpolizei Zürich (Stadt Zürich, Informationsbroschüre, S. 6) werden Kinder und Jugendliche, welche in Chatrooms für unter 15-Jährige kommunizieren, nach durchschnittlich 2,6 Minuten auf sexuelle Inhalte angesprochen. Dabei werden Kinder und Jugendliche
gemäss den Erfahrungen der Abteilung Kinderschutz der Stadtpolizei Zürich immer wieder
erfolgreich zu persönlichen Treffen überredet. Die nationale Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) weist auf eine Zunahme der Belästigungen
von Kindern und Jugendlichen in Internet-Chats in den letzten Jahren hin (Beobachter, S.
1-2).
Ebenfalls zu Diskussionen führte die Aufhebung des Artikels 4 des Bundesgesetzes über
die Verdeckte Ermittlung (BVE) vom 1. Januar 2011. Die entsprechende Bestimmung,
welcher der Polizei bis anhin eine verdeckte Ermittlung im Zusammenhang mit sexueller
Belästigung in Internet-Chats ermöglichte, befindet sich neu in Artikel 286 der Schweizerischen Strafprozessordnung (StPO). Somit kann nur noch dann verdeckt ermittelt werden,
wenn der Verdacht besteht, dass eine im Gesetz geführte Straftat bereits begangen worden
1
sei. Eine polizeiliche Gesetzesgrundlage muss somit von den jeweiligen Kantonen geschaffen werden (NZZ, 22. Okt., 2010, S. 1-2).
Negative Medienereignisse wie sexuelle Belästigungen, Gewaltdarstellungen oder Cyberbullying führen in der Öffentlichkeit immer wieder zu heftigen und emotionalen Diskussionen. Inwiefern sich der intensive Medienkonsum sowie die in der medialen Welt gemachten negativen Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen auf die Entwicklung der Heranwachsenden auswirkt, wird dabei immer wieder kontrovers diskutiert.
Dabei ist es zentral, sich möglichst objektiv mit der Thematik auseinanderzusetzen, um
zusammen mit Erkenntnissen aus der Forschung sinnvolle Verfahrensweisen im Sinne
denkbarer Lösungs- und Präventionsmassnahmen zu entwickeln.
1.2 Empirische Studien
Bis anhin bestehen im deutschsprachigen Raum nur wenige empirische Studien bezüglich
der sexuellen Belästigung von Kindern und Jugendlichen in Internet-Chats. Die zurzeit
bestehenden Forschungsergebnisse weisen aber auf die Aktualität der Problematik hin. So
berichtet laut den Ergebnissen der KIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsbunds Südwest (2010, S. 38) jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge zwischen 6 und
13 Jahren von unangenehmen Chat-Erfahrungen. Gemäss den Forschungsergebnissen der
Studie des Sozialpsychologischen Instituts der Universität zu Köln (Katzer, 2007, S. 8890) sind vor allem jugendliche Mädchen von sexuellen Belästigungen in Internet-Chats
betroffen. Dabei geben 48% der befragten Chatterinnen an, schon einmal nach sexuellen
Dingen gefragt worden zu sein.
Im Theorieteil der vorliegenden Arbeit werden weitere Forschungsergebnisse dargelegt,
welche aufschlussreiche Informationen zum Medienkonsum und -verhalten sowie zur sexuellen Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats liefern. Zum besseren Verständnis
werden die in der Arbeit verwendeten Studien im Folgenden kurz beschrieben.
JAMES-Studie: In der JAMES-Studie 2010 (Jugend/Aktivitäten/Medien-Erhebung
Schweiz) wurden über 1000 Schweizer Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren zu
ihrem Medienverhalten befragt (vgl. ZHAW-Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, JAMES-Studie, 2010, S. 5) (Nachfolgend abgekürzt als ZHAW, JAMES-Studie).
KIM- und JIM-Studie: Der deutsche Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest
(MPFS) untersucht mit der KIM- und JIM-Studie jährlich den Medienumgang bei jeweils
über 1000 Kindern und Jugendlichen. Dabei werden die 6- bis 13-jährigen Kinder durch
2
die KIM-Studie (Kinder+Medien, Computer+Internet), die 12- bis 19-jährigen durch die
JIM-Studie (Jugend, Information, [Multi-] Media) erfasst (vgl. MPFS- Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest, KIM/JIM-Studie) (Nachfolgend abgekürzt als MPFS,
KIM/JIM-Studie).
Studie des Sozialpsychologischen Instituts der Universität zu Köln: 2007 wurden in
Deutschland 1700 Jugendliche der 5. bis 11. Klasse zum Thema sexuelle Viktimisierung
und Cyberbullying im Internet-Chatroom befragt (Katzer, 2007, S. 59). Die Forschungsergebnisse der Studie sind für die vorliegende Arbeit besonders relevant, da es bis anhin die
einzige grössere, wissenschaftliche Studie im deutschsprachigen Raum ist, welche sich
spezifisch mit der Frage der sexuellen Viktimisierung im Zusammenhang mit InternetChatrooms beschäftigt.
1.3 Fragestellung und Abgrenzung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik der sexuellen Belästigung von Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren in Internet-Chats. Mittels der gewonnenen Daten
soll aufgezeigt werden, welche Formen der sexuellen Belästigung in Internet-Chats vorkommen und wie häufig diese bei weiblichen und männlichen Jugendlichen auftreten (Ermittlung der Prävalenz).
Ausgangslage der vorliegenden Arbeit bildet dabei das Präventionsprojekt „schau genau“,
welches 2008 durch die Stadtpolizei Zürich, zusammen mit dem OIZ (Organisation und
Informatik der Stadt Zürich) und dem Schul- und Sportdepartement Zürich lanciert wurde.
Ziel der Kampagne ist es, auf die Gefahren aufmerksam zu machen, welchen Kinder und
Jugendliche in den neuen Medien ausgesetzt sind (Stadt Zürich, Informationsbroschüre, S.
4-17). Trotz der hohen Aktualität der Thematik fehlen in der Schweiz bis anhin gesicherte
Daten bezüglich der Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats. Um aktuelle Daten
zu generieren, welche für die weitere Präventionsarbeit genutzt werden können, geht die
Arbeit von folgender Forschungsfrage aus:
1. Fragestellung:
Wie häufig tritt sexuelle Belästigung bei Jugendlichen in Internet-Chats auf und welche
Formen gibt es?
2. Fragestellung:
Sind weibliche oder männliche Jugendliche häufiger von Formen sexueller Belästigung
in Internet-Chats betroffen?
3
Wie bereits in Kapitel 1.2 erwähnt, liegen nur wenige empirische Studien zu diesem Thema vor, wodurch die Thematik bis anhin nur lückenhaft beantwortet wurde. Daher werden
die beiden obigen Fragestellungen durch folgende Unterfragen ergänzt:
1. Unterfrage:
Fühlen sich Jugendliche, welche in Internet-Chats sexuell belästigt wurden, akut oder
dauerhaft belastet?
2. Unterfrage:
Welches Verhalten zeigen Jugendliche, wenn sie in Internet-Chats sexuell belästigt wurden?
3. Unterfrage:
Gibt es Faktoren, welche das Risiko einer sexuellen Belästigung in Internet-Chats begünstigen?
Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt in der Problematik der sexuellen Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats. Andere mögliche Gefahrenbereiche, welche im
Zusammenhang mit digitalen Kommunikationsformen stehen (z.B. Cyberbullying, Gewaltdarstellungen), sind nicht Gegenstand dieser Arbeit. Ebenfalls wird das Thema Pädophilie sowie die Täterperspektive abgegrenzt.
1.4 Aufbau der Arbeit
Der theoretische Einstieg bildet die Grundlage für die darauffolgende empirische Untersuchung. Da es sich bei der sexuellen Belästigung von Jugendlichen im Internet-Chat um ein
sehr umfassendes und in der Literatur erst lückenhaft bearbeitetes Thema handelt, wird im
Theorieteil ein möglichst umfassender Überblick über das hochkomplexe Thema geschaffen. Dabei wird auch auf Themen eingegangen, welche nicht explizit für die Fragestellung
relevant sind, sondern zum besseren Gesamtverständnis des Themas beitragen.
Als Erstes wird eine Übersicht über zentrale entwicklungspsychologische Aspekte des Jugendalters geschaffen und der Einfluss der Medien auf einzelne Entwicklungsaufgaben der
Jugendlichen beleuchtet. Das Thema der neuen Medien vermittelt einen Einblick über den
Digital Native, seine Freizeitbeschäftigungen sowie den wichtigen Stellenwert der Medienkompetenz. Darauf folgt ein Überblick aktueller digitaler Kommunikationstechnologien,
welche eine Chat-Kommunikation ermöglichen, wobei auf Ressourcen und Risiken eingegangen wird. Die Hauptthemen des Theorieteils bilden die Kapitel Internet-Chat, Sexuelle
Aggression und sexuelle Belästigung. Besonderheiten der computervermittelten Chat4
Kommunikation werden aufgezeigt, wobei aktuelle Forschungsergebnisse mit einbezogen
werden. Für ein besseres Verständnis des komplexen Konstrukts der sexuellen Aggression
werden verschiedene mögliche Definitionen dargelegt. Das letzte Kapitel des Theorieteils
beschäftigt sich mit möglichen Risikofaktoren, Auswirkungen und den Opfern sexueller
Belästigung im Internet. Aktuelle Forschungsergebnisse werden in den verschiedenen Kapiteln dargelegt, wobei sie eine wichtige Ergänzung zur bearbeiteten Fachliteratur darstellen. Um die Fragestellungen zu beantworten, mündet der Theorieteil in das Formulieren
von operationalisierbaren Hypothesen.
Im empirischen Teil wird zuerst die Methodik dokumentiert, wobei die Auswahl der Stichprobe, die Art der Datenerhebung sowie die Auswertungsmethode beschrieben werden.
Den Hauptteil der Empirie bildet die Auswertung des quantitativen Fragebogens zur Befragung der Jugendlichen, wodurch eine umfassende Erhebung der verschiedenen Aspekte
der Fragestellung sowie eine Überprüfung der Hypothesen erzielt werden soll. In der Zusammenfassung des Kapitels 11.4 sind die Ergebnisse nochmals allgemein verständlich
und ohne statistische Fachausdrücke dargestellt. Die Ergebnisse der Auswertung mittels
quantitativer Methoden werden diskutiert und mit der Fragestellung in Zusammenhang
gebracht. Das letzte Kapitel schliesst mit einer Methodenkritik und weiterführenden Überlegungen.
I THEORETISCHER TEIL
2 Entwicklungspsychologische Aspekte des Jugendalters
Das vorliegende Kapitel beschäftigt sich mit entwicklungspsychologischen Aspekten und
den damit verbundenen Risiken und Herausforderungen des Jugendalters. Dabei werden
diejenigen Entwicklungsaufgaben differenzierter beschrieben, welche im Zusammenhang
mit der Fragestellung besonders relevant sind.
2.1 Entwicklung
Entwicklung wird als Lernprozess aufgefasst, welcher sich über die gesamte Lebensspanne
erstreckt. Im Kontext von realen Anforderungen des Alltags werden Fertigkeiten und
Kompetenzen erworben, welche zur konstruktiven und zufriedenstellenden Bewältigung
des Lebens in einer Gesellschaft notwendig sind (Oerter & Dreher, 2008, S. 279).
5
2.2 Begriffserklärung Jugendalter
Während der Begriff der Pubertät die biologischen Veränderungen des Jugendalters beschreibt, bezieht sich der Begriff des Jugendalters mehr auf die psychischen und sozialen
Entwicklungsaspekte. Dabei wird der Begriff der Adoleszenz häufig synonym zum Begriff
des Jugendalters verwendet (Remschmidt, 1992, S. 2). Nach Rossmann (2004, S. 133) umfasst das Jugendalter ungefähr das 12. bis 20. Lebensjahr. Auf Grund der erheblichen interindividuellen Unterschiede wird die Altersgrenze aus pädagogisch-psychologischer Sicht
eher nach biologischen oder soziologischen Kriterien festgelegt. Dementsprechend wird
der Beginn des Jugendalters mit dem Einsetzen geschlechtlicher Reifungsprozesse festgelegt und das Ende mit dem Eintritt ins Berufsleben beziehungsweise dem Erreichen der
wirtschaftlichen Selbständigkeit. Aus soziologischer Sicht ist das Jugendalter somit jener
Zeitabschnitt, in dem ein Mensch seinen Status als Kind verloren hat, denjenigen des Erwachsenen aber noch nicht erlangt hat (Rossmann, 2004, S. 133). Remschmidt (1992, S. 1)
weist darauf hin, dass nur eine mehrdimensionale Betrachtung den vielfältigen Problemen
der Adoleszenz gerecht werden kann, da die zu bewältigende Transition einerseits mit einer Reihe tiefgreifender körperlicher Veränderungen einhergeht und andererseits zahlreiche psychische und psychosoziale Wandlungen mit sich bringt. Grob (2007, S. 188) beschreibt die psychischen und sozialen Auswirkungen im Wesentlichen in einem veränderten Körperempfinden, Schamgefühlen, aufkommenden Selbstzweifeln sowie neuen Unabhängigkeitsgefühlen, welche mitunter mit der Erfahrung von Gewalt, Aggression und Delinquenz verbunden sind. Die beschriebenen psychischen und sozialen Veränderungen
lassen sich in verschiedene Entwicklungsaufgaben einteilen, welche Inhalt des nächsten
Kapitels sind.
2.3 Entwicklungsaufgaben des Jugendalters
Nach Neuenschwander (1996, S. 26) sind diejenigen Entwicklungsaufgaben relevant, welche relativ allgemein sind, deren Lösung den weiteren Lebensverlauf aber wesentlich beeinflussen und dabei strukturelle Veränderungen beim Individuum bewirken, welche nicht
mehr rückgängig gemacht werden können. Dreher & Dreher (1985, S. 36) benennen dazu
folgende Entwicklungsaufgaben:
6
Tabelle 1: Entwicklungsaufgaben des Jugendalters (Dreher & Dreher, 1985)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Peers: Aufbau neuer und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts.
Körper: Auseinandersetzung und Akzeptieren der neuen körperlichen Erscheinung.
Rollen: Übernahme der jeweiligen, gesellschaftlich geprägten Geschlechterrolle.
Intimität: Aufnahme intimer Beziehungen zum Partner (Freund/Freundin).
Ablösung: Emotionale Unabhängigkeit von Eltern und anderen Bezugspersonen.
Beruf: Wissen, was man werden will und was man dafür leisten muss.
Partnerschaft: Vorbereitung auf die eigene partnerschaftliche und familiäre Zukunft.
Werte: Entwicklung eigener Werte, Prinzipien, Ideologien und Ethik als Leitfaden für eigenes Verhalten.
9. Selbst: Wissen, wer man ist und was man will.
In den folgenden Unterkapiteln werden diejenigen Entwicklungsaufgaben beschrieben,
welche im Zusammenhang mit der Fragestellung besonders relevant sind.
2.3.1
Peers
Wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, wird der Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts, den sogenannten Peers, als eine zentrale Entwicklungsaufgabe der Adoleszenz gesehen. Diese gehören gemäss Havighurst (1972,
zit. nach Flammer & Alsaker, 2002, S. 195) zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben des
Jugendalters. Gemäss Rossmann (2004, S. 148-149) nehmen die Peers zu dieser Zeit eine
besondere Bedeutung als Sozialisationsinstanz und Quelle sozialer Unterstützung ein. Dabei spielt nach Flammer & Alsaker (2002, S. 195-197) die Möglichkeit der Selbsterfahrung
und Selbstdefinition eine wichtige Rolle. Für die Bildung des Selbstkonzepts und der Identität (vgl. Kap. 2.3.3) ist die Möglichkeit des Vergleichs der eigenen Einstellungen, Verhaltensweisen und Gefühlen sowie der Erhalt von Rückmeldungen von besonderer Bedeutung. Gemäss Oerter & Dreher (2008, S. 321) ermöglichen die Gleichaltrigen die Verwirklichung von Gleichheit und Souveränität (Selbstdarstellung, Verwirklichung von Zielen).
Dadurch wird der wichtige Schritt zur Autonomie erleichtert, ohne dass Sozialbeziehungen
aufgegeben werden müssen. Dabei wird Unabhängigkeit und wechselseitige Abhängigkeit
integriert. Gemäss Kreppmann und Oswald (zit. nach Grob, 2007, S. 190-191) erfüllen die
Peers fünf wichtige Funktionen, welche für die Entwicklung des Jugendlichen zentral sind.
Tabelle 2: Wichtige Funktionen der Peers (Kreppmann & Oswald, 1995)
1. Gewährleistung emotionaler Geborgenheit (Vermeidung und Überwindung von Einsamkeitsgefühlen).
2. Identifikationsmöglichkeiten und Lebensstile werden ermöglicht und dienen als Übungsfeld von Diskussionen, Perspektivenübernahmen und Konfliktlösungsstrategien.
3. Unterstützung bei der Ablösung von den Eltern.
4. Orientierung und Stabilisierung bei der Auswahl eigener Ziele.
5. Erwerb von wichtigen Regeln für den Aufbau und die Aufrechterhaltung späterer Beziehungen.
7
Gemäss Flammer und Alsaker (2002, S. 199) werden Beziehungen in der Adoleszenz gegenüber der Kindheit differenzierter und bekommen andere Inhalte und Funktionen. Dadurch werden Beziehungen stabiler, wobei Vertrautheit und Intimität eine immer wichtigere Rolle spielen. Nähe und Sicherheit wird vermittelt, wodurch das Selbstwertgefühl gestärkt wird. Nach Fend (2003, S. 307-310) spielt das Bedürfnis nach Akzeptanz und Integration eine weitere wesentliche Rolle. So können soziale Ablehnung und Ausschluss zu
schwerwiegenden Folgen für die psychische Gesundheit führen, wodurch sich die Betroffenen für weniger sozial akzeptabel halten, schüchterner sind und ihr Aussehen schlechter
einschätzen als sozial gut integrierte Gleichaltrige (S. 322). Trotz der Wichtigkeit, welche
die Peers in der Entwicklungsphase des Jugendalters einnehmen, bleiben die Eltern gemäss
Flammer und Alsaker (2002, S. 198) weiterhin wichtige Bezugspersonen.
2.3.2
Psychosexuelle Entwicklung
Die psychosexuelle Entwicklung beinhaltet einerseits die körperliche Entwicklung (Körperselbst, Sexualität), andererseits bedeutet sie auch, Intimität in Beziehungen zu erfahren
sowie die Wahrnehmung des eigenen Selbst zu differenzieren. Die Sexualität spielt beim
Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter bei allen Entwicklungstheorien des Jugendalters eine zentrale Rolle. Die mit der Pubertät auftauchenden sexuellen Bedürfnisse
müssen mit den anderen Aspekten des persönlichen und sozialen Lebens vereinbart und
auf eine befriedigende Art kanalisiert werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass die eigenen sexuellen Bedürfnisse, Wünsche und Verhaltensweisen in ein positives Selbstbild
integriert werden. Dieser Entwicklungsschritt bedarf einer Beziehung zu einem anderen
Menschen. Dabei muss das eigene Selbst vor einer anderen Person enthüllt werden, was
sich je nach Erfahrung positiv oder negativ auf den eigenen Selbstwert auswirken kann
(Rossmann, 2004, S. 150-151). Durch erste romantische Beziehungen zu Gleichaltrigen
wird also nicht nur Intimität erlebt. Vielmehr wird die eigene Person aus der Perspektive
eines anderen wahrgenommen und trägt dadurch zur Identitätsentwicklung bei (Grob,
2007, S. 195). Dabei unterscheidet sich das körperliche Reifungsniveau gemäss Oerter &
Dreher (2008, S. 294-295) niemals so stark innerhalb der Individuen wie im Jugendalter.
Unabhängig davon kann auch der kognitive, emotionale, und soziale Entwicklungsstand
unterschiedlich weit entwickelt sein, was wiederum verschiedene Konsequenzen nach sich
zieht. Lange und Knopf (1993; zit. nach Oerter & Dreher, S. 300) weisen darauf hin, dass
gemäss verschiedener Forschungsergebnisse männliche Jugendliche nach wie vor früher
und mehr Sexualität wollen als weibliche Jugendliche. Udry (1990; zit. nach Mietzel,
8
2002, S. 376-377) weist zusätzlich darauf hin, dass sowohl Jungen wie auch Mädchen generell sexuell aktiver sind, wenn die Peers in ihrem Umfeld dies auch sind.
2.3.3
Identitätsentwicklung
Die in der Tabelle 1 (Kap. 2.3) beschriebenen Entwicklungsaufgaben können als Aufgabe,
eine Identität aufzubauen, subsumiert werden (Dreher & Dreher 1985, Erikson, 1959, Havighurst, 1972, zit. nach Neuenschwander, 1996, S. 27). Der Begriff der Identität wurde
von H. Erikson (1968; zit. nach Oerter & Dreher, 2008, S. 304) in die Entwicklungspsychologie eingeführt. In seinem entwicklungspsychologischen Stufenmodell weist Erikson
(1959; zit. nach Süss, 2004, S. 34) auf die Schwerpunktsetzung der Identitätsentwicklung
im Jugendalter hin, betont aber auch, dass die Identität im ganzen Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung eine wichtige Rolle spielt.
Das Konstrukt der Identität beinhaltet entwicklungs- sowie auch sozialpsychologische
Aspekte. Aufbauend auf diesem Konzept differenziert Marcia (1966; zit. nach Alsaker &
Kroger, 2007, S. 373-374) vier Identitätstypen, welche die Prozesse der Identitätsfindung
präzisieren und operationalisierbar machen. Bei der diffusen Identität kann nach Marcia
(1966; zit. nach Süss, 2004, S. 34-35) weder in politischen, ideologischen noch in praktischen Fragen des Alltags ein klarer Standpunkt eingenommen werden. Bei der übernommenen Identität bestehen klare identitätsrelevante Werte, nur wurden diese vom Individuum nicht selber exploriert, sondern unkritisch von Bezugspersonen übernommen. Dies
führt dazu, dass neuartige Situationen angstbesetzt sein können, sobald starke Vorbilder
zur Unterstützung fehlen. Die kritische Identität beschreibt eine Phase, in welcher nach
einer eigenen Position gesucht wird, wobei oft experimentiert wird und Extrempositionen
in kurzem Wechsel eingenommen werden. Bei dem letzten Identitätszustand, der erarbeiteten Identität, werden eigene Standpunkte infolge der aktiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Optionen gefunden, wodurch die Orientierungskrise überwunden wird. Dies
gilt gemäss Mietzel (2002, S. 390) als wünschenswertes Ziel der Identitätsentwicklung,
welches aber frühestens in der späten Adoleszenz erreicht wird und oftmals bis ins Erwachsenenalter andauert.
Eine weitere, wichtige Komponente der Identität bildet das Selbstkonzept, welches das
Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen sowie die Selbstwahrnehmung beinhaltet. Flammer
und Alsaker (2002, S. 148-157) schreiben dem Selbstkonzept eine wichtige Rolle bei der
Selektion, der Interpretation und der Verarbeitung von Informationen zu. Döring (2003, S.
325-326) weist darauf hin, dass Identität heute als komplexe Struktur aufgefasst wird, wel9
che sich aus einer Vielzahl einzelner Elemente zusammensetzt (Multiplizität). Von diesen
werden in konkreten Situationen jeweils Teilmengen aktiviert (Flexibilität). Somit verfügt
eine Person nicht nur über eine „wahre“ Identität, sondern über eine Vielzahl von gruppen, rollen-, körper-, raum- oder tätigkeitsbezogenen Teilidentitäten (z.B. Familienidentität,
Berufsidentität, nationale Identität, sexuelle Identität, Geschlechtsidentität). Diese Teilidentitäten sind dabei nicht als ein stabiles und homogenes Ganzes, sondern als eine Art
sich lebenslang weiterentwickelndes „Patchwork“ zu sehen (Keupp, 1997; Keupp, Ahbe,
Gmür, Höfer, Kraus, Mitzscherlich & Strauss, 2002; zit. nach Döring, 2003, S. 325-326).
2.4 Coping im Jugendalter
Die beschriebenen, im Jugendalter zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben erfordern eine
aktive Auseinandersetzung mit herausfordernden und teilweise auch belastenden Anforderungen. Dabei wird das Konzept des Copings als Möglichkeit der positiven Bewältigung
solcher Veränderungen und Herausforderungen gesehen (Olbrich, 1985, S. 19-20). Gemäss
Oerter und Montada (2008, S. 958) wird unter Coping die aktive Bewältigung verstanden,
welche der defensiven Bewältigungsstrategie, dem Verleugnen und Verdrängen, gegenübersteht. Entwicklungsaufgaben stellen dabei Herausforderungen dar, welche als sogenannte Stressoren betrachtet und von den verschiedenen Individuen unterschiedlich bewältigt werden. Dabei scheint die Widerstandsfähigkeit des Selbst, die sogenannte Resilienz,
generell höher zu sein, wenn die betroffenen Personen auf unterschiedliche Bewältigungsformen zurückgreifen können (Greve, 2000; Staudinger, Dörner & Mickler, 2005; zit. nach
Lindenberger & Schaefer, 2008, S. 406).
In der Forschung wird grundsätzlich zwischen dem problemfokussierten und dem emotionsfokussierten Coping unterschieden. Unter dem problemfokussierten Coping wird eine
aktive Auseinandersetzung mit anstehenden Problemen verstanden. Das emotionsfokussierte Coping subsumiert den Versuch der Verminderung belastender Gefühle wie Angst,
Empörung, Bitterkeit, Schuldgefühle, Scham, Eifersucht und Trauer. Dabei wird Coping
als dynamischer und komplexer Prozess gesehen, welcher sich mit zunehmendem Alter
weiterentwickelt und differenzierter wird. (Lazarus & Folkmann, 1984; zit. nach SeiffgeKrenke, 2008, S. 831). Somit entwickeln Jugendliche zunehmend kompetentere Copingstrategien, welche durch die zunehmende Reflexion von Copingoptionen möglich werden
(Oerter & Montada, 2008, S. 958). Gemäss Ebata und Moos (1994; zit. nach SeiffgeKrenke, 2007, S. 70) treten im Jugendalter besonders viele Stressoren gleichzeitig in den
10
verschiedenen Lebensbereichen auf, da in relativ kurzer Zeit parallel viele Entwicklungsaufgaben zu lösen sind.
3 Entwicklungsaufgaben und Medien
In der heutigen medialisierten Gesellschaft werden Selbst-, Menschen- und Weltbild durch
Medien mitgeprägt und Entwicklungsaufgaben mit Hilfe von Medien bewältigt. Dabei
stellt sich natürlich die Frage, ob Medien auf die allgemeinen Sozialisationsprozesse einen
entwicklungsfördernden oder -gefährdenden Einfluss haben (Hipeli & Süss, 2009, S. 51).
Das vorliegende Kapitel beschäftigt sich mit dem Einfluss der Medien auf diejenigen Entwicklungsaufgaben, welche in Bezug zur Fragestellung von besonderer Bedeutung sind.
3.1 Jugendsexualität und Medien
Gemäss Rossmann (2004, S. 150-151) wird ein verantwortungsvoller und befriedigender
Umgang mit dem Thema Sexualität als wichtige Entwicklungsaufgabe des Jugendalters
betrachtet (vgl. Kap. 2.3.2). Dabei stellen die Medien eine neue Herausforderung für das
Gelingen dieser Entwicklungsaufgabe dar. Jugendliche werden von medialen Leitbildern
mitsozialisiert, welche dadurch Einfluss auf die Sexualität haben. Dabei werden die Jugendlichen durch die neuen Medien bereits früh, freiwillig oder unfreiwillig, mit sexuellen
Inhalten konfrontiert. In der heutigen medialen Welt ist es einfacher denn je, an nicht altersgemässe oder illegale sexuelle Inhalte heranzukommen. Dennoch scheinen die Jugendlichen der erotischen Reizüberflutung nicht schutzlos ausgeliefert zu sein (Hipeli und Süss,
2009, S. 50-51). Gemäss Sielert (2001; zit. nach Hipeli & Süss, 2009, S. 51) haben Jugendliche durch die permanente Reizüberflutung neue Verarbeitungsmodi entwickelt. Dabei
reagieren sie auf die erotischen Reize der Medienwelt viel gelassener als die Generationen
vor ihnen. Entscheidend ist aber letztendlich, wie das Gehörte und Gesehene der medialen
Welt in der lebensweltlichen Realsexualität umgesetzt wird. Gemäss Hipeli und Süss
(2009, S. 51) ist daher das Erlernen eines pragmatischen und adäquaten Medienumgangs
sowie ein bewusster und kritischer Umgang mit sexuellen Medieninhalten besonders wichtig.
Die Fähigkeit, offen über Gehörtes und Gesehenes zu kommunizieren hilft, gewonnene
Eindrücke zu bestätigen oder zu relativieren. Dies ist für die Heranwachsenden besonders
in denjenigen Bereichen wichtig, in welchen Primärerfahrungen fehlen oder nur spärlich
vorhanden sind, wie beispielsweise in der eigenen Sexualität. In der Pornografie wird das
11
menschliche Leben auf Sexualität reduziert. Beziehungskontexten wird eine sekundäre
Rolle zugeschrieben, wobei gleichzeitig ständige Verfügbarkeit und Bereitschaft der Individuen suggeriert wird. Fehlt den Heranwachsenden die Fähigkeit zur offenen Kommunikation, kann die Gefahr bestehen, dass solche vermittelten Stereotype als Spiegelung der
Realität übernommen werden. Laut einer Studie (Altstötter-Gleich, Platzer & Roux, 2006;
zit. nach Hipeli & Süss, 2009, S. 57) werden durch das Internet sexuelle und pornografische Inhalte von Jugendlichen in erheblichem Umfang konsumiert. Die dabei erlebten
Emotionen werden von den Jugendlichen aber nicht nur als stimulierend erlebt, sondern
wurden auch von gut der Hälfte der Befragten mit der Emotion Ekel verbunden. Dies weist
darauf hin, dass bei der Konfrontation mit sexuellen Inhalten positive wie negative Emotionen nahe beieinander zu liegen scheinen. Die Art des Erlebens der jeweiligen Emotion
scheint dabei mit der Altersklasse sowie dem Schweregrad des pornografischen Inhaltes in
Zusammenhang zu stehen. Obwohl die Zugangsschranken zu sexuellen und pornografischen Inhalten sehr tief sind, scheinen gemäss Hipeli und Süss (2009, S. 55) die Fragen der
Jugendlichen bezüglich dem Thema der Sexualität im Vergleich zu früher nicht weniger
geworden zu sein. Der Überfluss an Inhalten scheint die Unsicherheit der Jugendlichen im
Bereich sexueller Fragen eher zu fördern. Bodmer (2009, S. 45) weist in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit der Aufklärung durch erwachsene Bezugspersonen hin. Dabei nehmen Eltern bei der Aufklärung zwei wichtige Rollen ein. Einerseits sollten die Kinder und Jugendlichen von den Eltern möglichst früh und altersgemäss aufgeklärt werden,
und andererseits sollte allgemeines Wissen rund um die Sexualität und die damit verbundenen Wertvorstellungen vermittelt werden. Laut einer Studie, welche an der Fakultät für
Psychologie der Universität Basel zum Thema Sexualität durchgeführt wurde, scheinen
Bezugspersonen ihre Funktion im Bereich der Aufklärung nicht sehr häufig wahrzunehmen. Gemäss den Ergebnissen der Studie beziehen die Jugendlichen ihr Wissen über Sexualität vor allem durch andere Jugendliche oder durch das Internet. Bezugspersonen (Eltern und Lehrer) werden erst als vierte oder fünfte Quelle angegeben, obwohl sich die
Mädchen und Jungen eine vermehrte Aufklärung durch die Eltern wünschen (S. 35-37).
3.2 Identitätsentwicklung und Medien
Die empirischen Befunde der Medienforschung weisen darauf hin, dass Medien die Identitätsentwicklung sowie die Kommunikationsmuster von Heranwachsenden sowohl bereichern als auch beeinträchtigen können. Welche Dynamik dabei dominiert, hängt vor allem
davon ab, wie mit den Medien umgegangen wird (Süss, 2004, S. 17). Durch die Vernet12
zung in virtuellen Welten hat die Identitätsbildung hinsichtlich der Experimentiermöglichkeiten sowie der Art und Weise des Ausdrucks eine enorme Erweiterung erfahren. So können Gesprächsgemeinschaften (Chatrooms, Social-Network-Seiten, Instant Messaging,
etc.) in besonderer Weise zur Identitätsentwicklung beitragen. Der Chatroom bietet beispielsweise die Möglichkeit, fiktive Identitäten zu erproben und zu erleben (Fritz, 2003, S.
15-16). Auf Social-Network-Seiten können Bereiche der persönlichen Identität schnell und
unkompliziert modifiziert werden (Palfrey & Gasser, 2008, S. 37). Dabei können Identitäten durch das Wechseln in eine andere Online-Community sofort wieder verändert werden,
oder es können mit Hilfe eines Avatars (selbst erstellte Spielfigur) verschiedene Identitäten
ausprobiert werden. Die verschiedenen digitalen Medienangebote bieten somit die Möglichkeit, völlig neue Identitäten zu schaffen und auszuprobieren, welche in keiner Weise
mit der realen Identität in Zusammenhang stehen müssen. Die Identität muss sich nicht wie
im realen Leben schrittweise entwickeln (vgl. 2.3.3), sondern kann an einem Tag geschaffen und parallel dazu ausprobiert werden (S. 23-24). Die virtuelle Welt wird somit sowohl
zu einem Erfahrungsraum, als auch zu einem sozialen Kontext für das Aushandeln von
Identitätsentwürfen (Fritz, 2003, S. 13).
Palfrey & Gasser (2008, S. 22-24) weisen zusätzlich zu den in diesem Kapitel bereits beschriebenen positiven Aspekten auf die Gefahren des Vernetzungseffekts hin. Die Kontrolle über die soziale Identität, worunter die Wahrnehmung der Identität durch andere verstanden wird, geht immer mehr verloren. Ebenfalls sind einmal digital erfasste Informationen auch für Unbekannte leicht zugänglich, bleiben dauerhaft abgespeichert und können
für andere Zwecke missbraucht werden (S. 28-35). Während das Aushandeln der Identität
in der realen Welt eher auf Festigkeit, Verbindlichkeit und Konstanz ausgerichtet ist,
überwiegen in den virtuellen Welten die flüchtigen, fliessenden und unverbindlichen Tendenzen. Für die Identitätsarbeit wird ein Balancieren zwischen einer realen und einer virtuellen Welt immer wichtiger. Dabei sollten die Identitätsanteile durchlässig sein, um sich
gegenseitig zu ergänzen und zu erweitern. Dies setzt eine in der realen Welt fest verwurzelte Identität des Individuums voraus, welches psychisch stabil und sozial integriert ist
(Fritz, 2003, S. 9-10).
4 Neue Medien
Mit dem World Wide Web ist ein weltumspannendes Informationsnetz entstanden, wodurch Unmengen an Informationen transportiert werden. Dabei entnehmen wir immer grö13
ssere Anteile unserer Informationen und unseres Wissens den neuen Medien (Mosler,
2010, S. 18-19). Der Begriff der neuen Medien bezieht sich auf die zeitbezogenen aktuellen neuen Medientechniken. Heute versteht man darunter die digitalen Medien rund um
den Computer, das Internet sowie mobile Medien wie das Handy (Süss, Lampert, Wijnen,
2010, S. 32). Mehrere Studien weisen auf den hohen Stellenwert hin, welchen die verschiedenen elektronischen, digitalen und interaktiven neuen Medien im heutigen Alltag
einnehmen.
4.1 Der Digital Native
Digital Natives sind gemäss Palfrey und Gasser (2008, S. 1-4) diejenige Generation, welche direkt in das digitale Zeitalter hineingeboren wurde. Dabei wächst der Digital Native
inmitten der medialisierten Welt auf, lernt, arbeitet und kommuniziert mit Hilfe digitaler
Medien, mit welchen er bestens vertraut ist. Diese mediale Welt ist den Eltern der Digital
Natives, den sogenannten Digital Immigrants, weitaus weniger vertraut. So sind sie den
digitalen Medien gegenüber oftmals skeptischer, da sie die Online-Welt erst als Erwachsene kennen und nutzen gelernt haben. Der Digital Native ist nahezu immer und überall erreichbar und scheint ein ausgeprägtes Bedürfnis zu haben, seine eigene Meinung im Internet zu präsentieren. Hugger (2010, S. 13) weist darauf hin, dass sich die Digital Natives in
der Online-Welt mit einer besonders grossen Offenheit präsentieren. Dabei scheinen sie
nicht zwischen einer Online-/Offline-Identität zu unterscheiden, sondern verfügen über
eine Identität, welche lediglich unterschiedliche Facetten aufweist. Somit wird nicht bewusst zwischen einer Online-/Offline-Welt, -Identität oder Online-/Offline-Freundschaften
unterschieden. Informationen werden von den Digital Natives gemäss Palfrey und Gasser
(2008, S. 6-7) als etwas Formbares verstanden, woraus etwas Neues und Spannendes gestaltet werden kann. Dabei sind sie oft sehr kreativ, wie beispielsweise in der Bearbeitung
ihres Facebook-Profils, einem persönlichen Lieblingsvideo oder in der Erschaffung virtueller Parallelwelten, den sogenannten Second Lifes. Alltägliche Informationen beziehen die
Digital Natives zum Grossteil nicht mehr aus Druckerzeugnissen wie Nachschlagewerke,
Landkarten oder Reiseführer, sondern direkt aus dem Internet.
4.2 Medienausstattung
Das Angebot an technischen Geräten zur Mediennutzung hat sich innerhalb der letzten
Jahre stetig erweitert (MPFS, JIM-Studie, 2010, S. 6). Die Ergebnisse der JAMES-Studie
(ZHAW, 2010, S. 16) zeigen, dass Schweizer Haushalte, in denen Jugendliche leben, me14
dial gut ausgerüstet sind. Nahezu alle Haushalte verfügen über einen Computer oder Laptop (99%) und mindestens ein Handy (98%). Ebenfalls verfügen fast alle Haushalte über
einen Internetzugang (95%). Die meisten Haushalte besitzen eine digitale Fotokamera
(95%), ein Fernsehgerät (93%) und einen MP3-Player/iPod (91%).
4.3 Mediale Freizeitbeschäftigungen
Gemäss den Ergebnissen der JIM-Studie (MPFS, 2010, S. 7) steht bei den medialen Freizeitbeschäftigungen von Jugendlichen die Nutzung des Handys und des Internets an erster
Stelle (S. 20). Das Fernsehen hat im Vergleich zur JIM-Studie (MPFS, 2009, S. 16) seinen
Spitzenrang eingebüsst. Im Vergleich zwischen medialen und nonmedialen Freizeitbeschäftigungen belegen die medialen Freizeitbeschäftigungen Handy- und Internetnutzung
die ersten beiden Ränge. Auf Rang drei folgt die erste nonmediale Freizeitaktivität „Freunde treffen“. Insgesamt befinden sich unter den zehn beliebtesten Freizeitbeschäftigungen
der Kinder und Jugendlichen mehr mediale als nonmediale Aktivitäten. Mediale Freizeitbeschäftigungen dürfen dabei allerdings nicht mit sozialem Rückzug gleichgesetzt werden,
da viele mediale Aktivitäten mit Face-to-Face-Kontakten zwischen Gleichaltrigen oder mit
medienvermittelter Kommunikation verbunden sind. In der offenen Befragung (keine
Antwortmöglichkeiten werden vorgegeben) zu ihren Lieblingsaktivitäten, welchen die Jugendlichen nachgehen, wenn sie alleine sind, wurde an erster Stelle ebenfalls die Nutzung
des Computers und des Internets genannt (z.B. Chat, Social Networks) (ZHAW, JAMESStudie, 2010, S. 20-22).
Die beschriebenen Forschungsergebnisse weisen auf die Wichtigkeit und den hohen Stellenwert hin, welche die neuen Medien im Alltag der Jugendlichen einzunehmen scheinen.
Durch die hohen Nutzungsfrequenzen sind die Jugendlichen möglichen Gefahren der neuen Medien besonders ausgesetzt (vgl. Kap. 5.2). Im Zusammenhang mit möglichen Gefahren mit den neuen Medien nimmt die Medienkompetenz eine besondere Stellung ein, welche Inhalt des folgenden Kapitels ist.
4.4 Medienkompetenz
Durch die zunehmende Medialisierung des Alltags werden Kinder und Jugendliche ständig
vor neue Herausforderungen gestellt. Dabei müssen die verschiedenen Technologien,
Kommunikationsformen und Medienangebote im Kontext allgemeiner Entwicklungs- und
Sozialisationsprozesse bewältigt werden. Das hierbei angestrebte Sozialisationsziel ist die
Medienkompetenz (Süss, Lampert, Wijnen, 2010, S. 105). Gemäss Baacke (1999; zit. nach
15
Süss, 2008, S. 362) wird das Konstrukt Medienkompetenz als die Fähigkeit gesehen, über
Medien zu reflektieren (Medienkritik), ihre Produktionsbedingungen zu erkennen (Medienkunde) und die Medien für die verschiedenen Bedürfnisse adäquat einzusetzen (Mediengestaltung). Als Dimensionen der Medienkompetenz werden gemäss Groeben (2004, S.
43) unter anderem Medienwissen/ Medialitätsbewusstsein, medienbezogene Kritikfähigkeit, Selektion/Kombination von Mediennutzung sowie medienbezogene Genussfähigkeit
subsumiert.
Im Zusammenhang mit der sexuellen Belästigung von Jugendlichen in der Internetkommunikation spielt die Medienkompetenz eine wichtige Rolle. Die Anonymität im virtuellen
Raum wird durch unerwünschte Kontaktaufnahmen oder Belästigungen auf virtueller sexueller Ebene auch missbräuchlich genutzt. Da der Jugendmedienschutz angesichts solcher
medialen Risiken nicht mehr greifen kann, spielt die Medienkompetenz eine immer bedeutendere Rolle (Hipeli & Süss, 2009, S. 59). Medienkompetenz ist somit ein Produkt des
Entwicklungsprozesses und zugleich eine Variable, welche an mehreren Stellen des Mediensozialisationsprozesses kausal wirkt (Süss, 2004, S. 277).
Auf der Medienkompetenz baut die Medienbildung auf, welche auf Grund des rasanten
Medienwandels von immer grösserer Bedeutung ist. Darunter wird die Fähigkeit des Individuums verstanden, die Bedeutung der Medien für die eigene Person zu reflektieren und
sich adäquat auf unbekannte mediale Situationen einstellen zu können (Süss, Lampert,
Wijnen, 2010, S. 107). Obwohl die Digital Natives im Umgang mit den verschiedenen
technischen Belangen oftmals kompetenter als Erwachsene sind, können sie gerade im
Umgang mit einer verantwortungsvollen und kritischen Mediennutzung von den Erfahrungen der Erwachsenen profitieren (Hipeli & Süss, 2009, S. 59). Mosler (2010, S. 6) sieht in
der Kompetenzkluft zwischen den Heranwachsenden und den Erziehungspersonen zusätzlich eine Chance für einen Dialog zwischen den Generationen. So können Eltern von ihren
Kindern viel über die Funktionsweisen des Internets lernen und gleichzeitig haben sie die
Möglichkeit, im Gespräch ethische Massstäbe zu Internetinhalten zu setzen und Verhaltenskompetenzen zu vermitteln.
5 Digitale Kommunikationstechnologien
5.1 Digitale Kommunikationstechnologien des Internets
Das Internet stellt einen festen Bestandteil des Alltages Jugendlicher dar, wobei Bedürfnisse der Kommunikation, Unterhaltung und Informationsbeschaffung erfüllt werden. Die
16
erstmals 1998 durchgeführte JIM- Studie zeigte, dass in den letzten Jahren ein massiver
Medien- und Kommunikationswandel stattgefunden hat (vgl. MPFS, JIM-Studie 1998).
Benutzten im Jahre 1998 erst 5% der Jugendlichen das Internet täglich oder mehrmals wöchentlich, so waren es 2010 bereits 90%. Die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer
beträgt gemäss der Selbsteinschätzung der Jugendlichen im Jahr 2010 138 Minuten (Montag bis Freitag). Fast die Hälfte der Onlinezeit (46%) fällt dabei dem Bereich der Kommunikation zu (MPFS, JIM-Studie, 2010, S. 26-28). In der Schweiz liegt die durchschnittliche
Nutzungsdauer des Internets bei den befragten Jugendlichen an Wochentagen bei 2 und an
freien Tagen bei 3 Stunden (ZHAW, JAMES-Studie, 2010, S. 23).
In den folgenden Unterkapiteln werden diejenigen digitalen Kommunikationsmedienangebote beschrieben, welche für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit von Bedeutung
sind.
5.1.1
Jugendliche und Instant Messenger
Instant Messenger wie beispielsweise MSN bieten Internetkommunikation in Echtzeit an.
Dabei wird der Text der Unterhaltung in Dialogfenstern auf dem Bildschirm angezeigt.
Das Instant Messaging findet heute auch per Handy statt (Palfrey & Gasser, 2008, S. 412).
Richard und Krafft-Schöning (2007, S. 55-63) bezeichnen den Instant Messenger (IM) als
nicht mehr wegzudenkende Funktion in der heutigen Welt, in der man immer und überall
erreichbar sein muss. Grosse Anbieter wie AIM, ICQ und MSN haben jeweils über 100
Millionen Nutzer (User). Ziel aller Instant Messenger ist es, Textnachrichten unmittelbar
und kostenlos auf einen anderen Rechner zu übertragen. Darüber hinaus bieten die meisten
Anbieter weitere Funktionen, wie beispielsweise Video- oder Telefonkonferenzen an, oder
es können auch Dateien versendet und empfangen werden. Die Ergebnisse der neusten
JIM-Studie (MPFS, 2010, S. 30) weisen mit 63% der befragten Jugendlichen, welche das
Instant Messaging täglich oder mehrmals pro Woche nutzen, auf die hohe Beliebtheit des
Mediums hin.
5.1.2
Jugendliche und Social-Network-Seiten
Soziale Networkseiten wie beispielsweise Facebook oder Netlog sind sogenannte Community-Angebote und richten sich gemäss Hugger (2010, S. 9) nach den sozialen Bedürfnissen der Jugendlichen. Dabei werden Online-Community-Angebote vor allem zur Pflege
und Erweiterung des persönlichen Freundschaftsnetzes genutzt (Feierabend & Kutteroff,
2008; zit. nach Hugger, 2010, S. 9). Dabei scheint sich die Anonymität der Online17
Existenz positiv auf die Kontaktaufnahme auszuwirken. Schneller als im Offline-Alltag
werden neue Personen kennengelernt, mit welchen man in kommunikativen Kontakt treten
und sich auch im Offline-Alltag treffen kann (Hugger, 2010, S. 9). Zusätzlich eröffnen
Social-Network-Seiten den Usern neue Möglichkeiten zur individuellen Selbstdarstellung
und zur aktiven Gestaltung von sozialen Beziehungen (S. 210). Die meisten dieser Seiten
beinhalten zusätzlich die Möglichkeit des Chattens, wodurch der direkte Kontakt zu Personen aus dem virtuellen Raum hergestellt werden kann (Richard, 2007, S. 68). Gemäss den
Ergebnissen der JAMES- Studie 2010 (ZHAW, S. 46) ist die Community-Nutzung ein
wichtiger Bestandteil des Medienalltags der Jugendlichen geworden. So suchen 50% der
Nutzer täglich, 57% mehrmals täglich ihr eigenes oder das Profil von Freunden auf
(MPFS, JIM-Studie, 2009, S. 46). Gemäss der JAMES-Studie (ZHAW, 2010, S. 33) betätigen sich 82% der Jugendlichen auf Social-Network-Seiten passiv, indem sie sich zum
Beispiel Profile von Freunden anschauen. 80% der Jugendlichen beteiligen sich aktiv
durch chatten, Nachrichten versenden (72%) oder Games spielen (30%). Kontakte und
Freundschaften werden gepflegt und erweitert, indem die Jugendlichen nach neuen Kontakten suchen, diese untereinander vernetzen und Freundeslisten führen. Hugger (2010, S.
13) weist im Zusammenhang mit Social-Network-Seiten auf die Gefahren des Datenschutzes hin. So werden beispielsweise Einträge auch nach der Aufgabe der Mitgliedschaft nicht
gelöscht. Ebenfalls können mit Hilfe von speziellen Suchmaschinen geschützte Bilder angesehen werden, welche nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind.
5.1.3
Jugendliche und Chatroom
Für Jugendliche ist der Chatroom neben E-Mailing und Instant Messaging zu einer der
beliebtesten Kommunikationsformen im Internet geworden. Chatrooms sind für Jugendliche besonders attraktiv, da sie eine direkte und synchrone Interaktion unter der möglichen
Bedingung vollkommener Anonymität ermöglichen. So kann ohne Zeitverzögerung gechattet werden, ohne oftmals wirklich zu wissen, wer sich hinter dem Chatpartner verbirgt
(Katzer & Fetchenhauer, 2007, S. 123).
Gemäss der KIM-Studie 2010 (MPFS) stieg der Anteil der Jugendlichen, welche regelmässig chatten, gegenüber der KIM-Studie 2008 (MPFS) deutlich an. Explizit nach der Nutzung von Chatrooms befragt, gibt jeder dritte Jugendliche zwischen 6 und 13 Jahren an,
diese mindestens einmal pro Woche zu besuchen. Bei den 12- bis 13-Jährigen hält sich
jeder Zweite regelmässig in Chatrooms auf. Die Studie verdeutlicht ebenfalls, dass unter
dem Begriff der Nutzung von Chaträumen auch Soziale Netzwerke sowie Instant Messen18
ger verstanden werden (MPFS, KIM-Studie 2010, S. 36-37). Auch bei den 12- bis 19jährigen Jugendlichen, hat gemäss den Ergebnissen der JIM-Studie (MPFS, 2010, S. 30)
die Chatnutzung in den letzten Jahren um 20% zugenommen. Dabei geben 48% der Befragten an, täglich oder mehrmals pro Woche zu chatten.
5.2 Ressourcen und Risiken digitaler Kommunikationstechnologien
Der Stellenwert der Medien sowie ihr Einfluss auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen wird in der Fachliteratur sowie in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Je
nach Weltbild oder politischer Position wird der Einfluss der Medien eher skeptisch bewertet oder aber als Chance für die Entwicklung von Individuum und Gesellschaft gesehen
(Süss, 2008, S. 362).
Als Ressource wird ein möglicher positiver Einfluss der Medien auf die Identitätsbildung
und den Sozialisationsprozess gesehen (vgl. 3.2). Ebenfalls bieten die technikbedingten
Faktoren die Chance für einen umfassenderen Informations- und erweiterten Kommunikationsaustausch (Döring, 2003, S. 15). Süss (2004, S. 279-281) weist darauf hin, dass aber
gerade für Heranwachsende, welche vor der Entwicklungsaufgabe stehen, ihre Identität zu
konstruieren, widersprüchliche und mediale Modelle sowie unreflektierte Mediennutzungsstile auch ein mögliches Risiko darstellen können. So kann die Identität, welche beispielweise beim Chatten geschaffen wurde, in den Alltag übergreifen und sich dort als dysfunktional erweisen. Palfrey und Gasser (2008, S. 119) sehen eine weitere Gefahr in dem
häufig naiven und allzu offenen Umgang mit persönlichen Daten der Jugendlichen im Internet. So wird durch die ständige Aktualisierung von persönlichen Daten (z.B. auf SocialNetwork-Seiten) ein detailreiches Profil gestaltet. Solche Aktivitäten hinterlassen oftmals
eine grosse Anzahl an Spuren, welche über lange Zeit abrufbar sind. Gemäss den Ergebnissen der KIM-Studie 2010 (MPFS, S. 35-36) hat sich die Anzahl der Kinder, welche persönliche Daten im Internet hinterlegen, von 2008 bis 2010 verdreifacht. Von den Befragten, welche persönliche Informationen ins Internet gestellt haben, geben 73% an, dass diese Informationen nur für Freunde sichtbar sind, bei 27% sind die Informationen für alle
Nutzer im Internet einsehbar. Dabei ist auf die Definition von Freunden in sozialen Netzwerken hinzuweisen. Auch Suler (2004, S. 1) sieht die Gefahr in einem allzu offenen Umgang mit persönlichen Angaben im Internet und weist in diesem Zusammenhang auf den
Enthemmungseffekt hin, welcher im nächsten Kapitel genauer beschrieben wird.
19
5.3 Enthemmungseffekt
Gemäss Döring (2003, S. 272) kann es durch die physische Distanz und die mögliche Anonymität im Netz zu dem sogenannten Enthemmungseffekt kommen. Durch die netzbedingte Anonymität verlieren nach Fix (2001, S. 42) die Mechanismen der sozialen Kontrolle ihre Wirkung. Normen und Werte verlieren an Gültigkeit. Da sich der Einzelne durch
die reduzierte soziale Kontrolle nicht für sein Verhalten verantworten muss, werden ein
normverletzendes Verhalten und ein anonymitätsbedingter Enthemmungseffekt begünstigt.
Als positiver Aspekt des Enthemmungseffektes weisen McKenna, Buffardi und Seidmann
(2005, S. 177-178) darauf hin, dass gerade durch das Fehlen der physischen Präsenz die
Kommunikation von schwer zu diskutierenden und schambesetzten Themen sowie das
Ausdrücken von intimen Emotionen und Gedanken erleichtert werden kann. In solchen
Interaktionen spielen Erwartungen und Zwänge des persönlichen sozialen Umfelds eine
fast vernachlässigbare Rolle. Zudem werden Risiken möglicher sozialer Sanktionen deutlich reduziert. Ortolan (1999; zit. nach Kuhnen, 2007, S. 216) weist ebenfalls darauf hin,
dass die physische Isolation von sozialen Kontexten in der computervermittelten Kommunikation zur Offenheit anregen kann. Die Anonymität und das Bewusstsein, den Cyberspace jederzeit verlassen zu können, schaffen eine subjektiv empfundene Sicherheit, welche die Bereitschaft zur Offenheit zusätzlich verstärkt. Drews (2003; zit. nach Kuhnen,
2007, S. 216) ergänzt, dass durch den Wegfall der gesellschaftlichen Kontrollmechanismen
und das Gefühl des Unbeobachtet-Seins die Hemmschwelle sinkt, da man vergleichsweise
gefahrlos all das ausprobieren kann, was man in der Offline-Welt nicht ausprobieren würde. Zusätzlich werden im Chat allgemein anerkannte und vertraute Grenzen zwischen den
Generationen ausnivelliert, indem sich beispielsweise die User mit „du“ ansprechen. Diese
Pseudovertrautheit wird zusätzlich verstärkt, indem oftmals schon nach einem kurzen Chat
der Name der Kontaktperson als „Freund“ in der Liste der befreundeten Chatter abgespeichert wird.
Beck (2006, S. 179) beschreibt die Möglichkeit einer nicht selten genutzten Anschlusskommunikation in Form von Privat-Chats oder E-Mails. Als eine nächste Stufe kann es
auch zu einer medialisierten interpersonalen Kommunikation (z.B. Telefon) kommen, wobei die ursprüngliche Form des Chattens meist beibehalten wird. Wenn solche Kommunikationsformen erfolgreich verlaufen, werden soziale Bindungskräfte aktiv, wechselseitige
Wertschätzung und Emotionen stärker und ein Übergang zu persönlichen Treffen wird
realistisch.
20
6 Internet-Chat
6.1 Definition
Das Wort Chatten kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie plaudern, quatschen oder schnattern (to chat). Zwei Personen oder ganze Personengruppen treffen in einem virtuellen Raum (z.B. Chatroom) zusammen. Dabei wird in Echtzeit durch die Übermittlung von schriftlichen Nachrichten miteinander interagiert, wodurch ein synchroner
textbasierter Dialog zustande kommt (Fix, 2001, S. 46-47). Häufig werden mehrere Dialoge gleichzeitig geführt, wobei sich der einzelne Teilnehmer zur gleichen Zeit an mehreren
Dialogsträngen beteiligt. Textzeilen erscheinen nicht als ein Gesamttext, sondern als ein
zusammenhangsloser Textstrom. Somit müssen die Chatter die für sie wichtigen Gesprächsstränge herausfiltern und (re-)konstruieren. Die Überlappung verschiedener Gespräche und Gesprächssequenzen sind somit für die Chat-Kommunikation charakteristisch
(Beck, 2006, S. 123-124).
Das Chatten erfordert daher ein hohes Mass an Aufmerksamkeit, Konzentration und Erfahrung (Fix, 2001, S. 49). In Chatrooms, in welchen die meisten Dialoge für alle Anwesenden sichtbar sind, existieren sogenannte Fenster (Privaträume), in welchen die Interaktion
von anderen Usern nicht verfolgt werden kann. Zusätzlich haben die meisten heutigen
Computer eine entsprechende technische Ausstattung, welche es ermöglicht, den Chatpartner auch zu hören (Mikrofone) oder zu sehen (Webcams). In den meisten Chats können die
User (Nutzer) ein eigenes Profil (Visitenkarte) erstellen. Oft werden private E-MailAdressen ausgetauscht oder der Kontakt wird über einen Messenger geführt. Dieser zeigt
an, welche Chatfreunde gerade online sind und welche nicht. Über den Messenger können
ebenfalls Cam-Aufzeichnungen, Voice-Übertragungen sowie Pics (Bilder) und Filme verschickt werden. Viele grosse Provider (Anbieter) stellen solche Messenger-Software gratis
zur Verfügung, welche die User ohne besondere technische Vorkenntnisse im Internet
downloaden (herunterladen) können (Enders, 2004, S. 4).
Das Chatten stellt somit eine Art schriftlicher Dialog dar, wodurch eine gewisse Virtuosität
im schnellen Lesen, Erfassen, Formulieren und Tippen besonders wichtig ist (Döring,
2003, S. 85).
Im folgenden Kapitel wird auf die Besonderheiten der computervermittelten Kommunikation eingegangen, welche dazu beitragen, dass die Chat-Kommunikation möglichst lebendig und schnell ablaufen kann.
21
6.2 Computervermittelte Kommunikation
Um in der Chat-Kommunikation Zeit und Aufwand beim Tippen einzusparen, spielen sogenannte Ökonomiefunktionen wie eine verstärkte Verwendung von Kurzformen, die
durchgängige Kleinschreibung sowie der Verzicht von Satzzeichen eine besondere Rolle.
Durch die Nutzung von sogenannten Identitätsfunktionen wie beispielsweise der Verwendung von Fachbegriffen, Jargon, Anglizismen sowie netzspezifischen, expressiven Ausdrucksmitteln, wird die Identifikation mit der zugehörigen Gruppe, Subkultur oder bestimmten Szenen sprachlich unterstrichen. Interpretationsfunktionen im Sinne von Rechtschreibfehlern, Jargon oder unvollständiger Grammatik geben der schriftlichen Botschaft
eine ungezwungene und persönliche Note. Dabei kann der Informalitätsgrad je nach
Adressat abgestuft dosiert werden (Döring, 2003, S. 183).
Durch die computervermittelte Kommunikation kommt es zu einem Ausfall non- und paraverbaler sowie körperlicher Signale, welche den Interaktionsprozess der Kommunikation
entscheidend mitsteuern. Personenmerkmale, welche das gesamte äussere Erscheinungsbild sowie Merkmale der Körpersprache (Mimik, Gestik, Körperhaltung, stimmliche Momente) beinhalten, werden ausgespart. Um das fehlende gestisch-mimische Repertoire auszugleichen, kommt es zu einer Codierung der sogenannten Parasprache, welche diese textuell ersetzt (Fix, 2001, S. 41-42).
Sogenannte Emoticons (Emotional Icons), in der Umgangssprache auch Smileys genannt,
symbolisieren Emotionen durch stilisierte Mimik wie beispielsweise ein lachendes oder
augenzwinkerndes Gesicht. Sie sind aus einem ASCII-Zeichensatz (z.B. Doppelpunkt,
Komma, Klammer) zusammengesetzt. Zusätzlich werden solche Smileys auch verwendet,
um einer Textbotschaft die richtige Bedeutung zu verleihen und somit Missverständnissen
vorzubeugen. So kann eine mehrdeutige Situationsdefinition, wie beispielsweise eine ironische Aussage, mit einem zwinkernden Smiley ergänzt werden, um sicherzugehen, dass
der spasshaft gemeinte Sinn auch richtig interpretiert wird (S. 59). Der Gebrauch von solchen Smileys ist für viele Jugendliche zu ihrer Kultur geworden. Aktionswörter wie beispielsweise *zwinker*, *staun* oder *lach* dienen der Beschreibung situativer Vorgänge,
wobei sie auf physische oder psychische Befindlichkeiten und Handlungen hinweisen
(Wetzstein, Dahm, Steinmetz, Lentes, Schampaul & Eckert, 1995; zit. nach Döring, 2003,
S. 56).
Eine weitere Besonderheit des Chats besteht in der Möglichkeit, dass sich die Teilnehmer
durch den „Me“-Befehl in die dritte Person Singular versetzen können. Somit wird von der
22
Dialog- in die Erzählposition gewechselt (Beck, 2006, S. 127). Als dritte Person benutzt
der User seinen Nicknamen (z.B. Plaudertasche) und schreibt „Plaudertasche setzt sich in
die Channelecke und weint“. Dabei kommt es zu einer Vermischung eines echten Gefühls
mit einer virtuellen Handlung. Akronyme (Abkürzungen) stellen kein neues, sprachliches
Phänomen dar, sind aber in der Chatsprache von besonderer Bedeutung. So wird das
Akronym ROFL (Rolling on the floor laughing) verwendet, wenn auf eine witzige Bemerkung des Gesprächspartners reagiert wird (Fix, 2001, S. 60). Der Gebrauch der beschriebenen Ausdrucksmittel der User erfolgt informell durch Beobachten, Nachfragen und Ausprobieren, teilweise auch systematisch durch entsprechende Einführungstexte (Döring,
2003, S. 56).
Abschliessend sei darauf verwiesen, dass noch viele weitere solcher Ausdruckmittel wie
beispielsweise Soundwörter, Grossbuchstaben oder Disclaimer existieren, welche alle zusammen dazu beitragen, dass die Online-Kommunikation lebendiger und schneller gestaltet werden kann.
6.3 Nicknamen
Der Nickname stellt eine weitere Besonderheit der computervermittelten Kommunikation
dar. Laut Beck (2006, S. 129) ist der Nickname zunächst der einzige Indikator, aus welchem Rückschlüsse auf die Identität oder auf die intentionale Selbstdarstellung einer Person gezogen werden können. Durch aussergewöhnliche, witzige oder rätselhafte Nicknamen kann das Interesse der anderen Teilnehmer geweckt werden. Dabei werden diese
Nicknamen meistens besser erinnert und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit, auch über
einen längeren Zeitraum bekannt zu werden. Auch Scherer und Wirth (2002; zit. nach
Beck, 2006, S. 130) sehen in der Wahl des Nicknamens eine meist strategisch motivierte
Kommunikationspraxis, um Kommunikationsmöglichkeiten und -erfolge zu optimieren.
Fix (2001, S. 56-57) weist im Zusammenhang mit dem Nicknamen auf die zusätzliche
Möglichkeit der Erstellung eines persönlichen steckbrieflichen Profils hin. Somit hat jeder
Chatter zusätzlich die Möglichkeit, weitere Informationen über persönliche Angaben wie
Alter, Hobbies oder Geschlecht bekanntzugeben. In vielen Chat-Rooms stehen weitere
Ausdrucksmöglichkeiten zur Ergänzung des Nicknamens zur Verfügung. So können beispielsweise durch die Wahl verschiedener comicartiger Figuren, welche unterschiedliche
Charaktere symbolisieren, bestimmte Aspekte des Selbst unterstrichen werden. In neueren
3-D-Chats agieren die anwesenden Chatter mit virtuellen Repräsentanten, den sogenannten
Avataren, wobei der jeweilige Nickname über den Avatar angezeigt wird.
23
6.4 Aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung
Gemäss der Studie von Katzer (2007, S. 63) geben rund 69% der befragten Jugendlichen
an, regelmässig zu chatten. An Tagen mit Schulunterricht beträgt die durchschnittliche
Dauer der Chatnutzung 70 Minuten, an Tagen ohne Schulunterricht 120 Minuten. Dabei
besuchen die Jugendlichen mit durchschnittlich 11,9 Jahren erstmals einen Chatroom. Gemäss der KIM-Studie (MPFS, 2010, S. 36-37) gibt jedes dritte Kind zwischen 6 und 13
Jahren an, mindestens einmal pro Woche zu chatten. Dabei steigt die Häufigkeit der Nutzung mit dem Alter deutlich an. So gibt jeder zweite der 12- bis 13-Jährigen an, sich regelmässig in Chatrooms aufzuhalten. Gemäss der JIM- Studie (MPFS, 2010, S. 30) hat die
Chatnutzung bei den 12- bis 19-jährigen Jugendlichen in den letzten Jahren um 20% zugenommen. Die Ergebnisse der JAMES-Studie (ZHAW, 2010, S. 20) zeigen, dass im Vergleich der medialen und nonmedialen Freizeittätigkeiten die beiden medialen Aktivitäten
Handy- und Internetnutzung an oberster Stelle stehen. Alleine verbringen die Jugendlichen
ihre Freizeit am liebsten im Internet (Chatten, Social Networks etc.). Dabei geben 80% der
befragten Jugendlichen an, auf Social-Network-Seiten zu chatten (S. 33). Die Ergebnisse
der verschiedenen Studien weisen aufgrund der grossen Anzahl der Chatnutzer sowie der
Häufigkeit der Chatnutzung auf die Wichtigkeit des Kommunikationsmediums InternetChat für Kinder und Jugendliche hin (Katzer, 2007, S. 62-63).
Chat-Kommunikationen verlaufen aber nicht immer unproblematisch, wobei Kinder und
Jugendliche unangenehme Erfahrungen, beispielsweise durch sexuelle Belästigung, machen können. Da diese Form der sexuellen Aggression im Zusammenhang mit der Fragestellung zentral ist, wird das komplexe Konstrukt im Folgenden beschrieben.
7 Sexuelle Aggression
7.1 Definition
Der Begriff der sexuellen Aggression erweist sich gemäss der bearbeiteten Fachliteratur als
ein umfassendes und mehrdimensionales Konstrukt. So finden sich in der Literatur verschiedene Definitionen von sexueller Aggression. Dabei unterscheiden sich juristische
Festlegungen, Forschungsdefinitionen sowie das Alltagsverständnis voneinander, wobei
der Begriff innerhalb des jeweiligen Definitionskontextes wiederum vielfältig genutzt
wird. Die begriffliche Festlegung sowie die Wahl der Erhebungsmethode haben unmittelbare Konsequenzen für die Abschätzung von Ausmass und Erscheinungsform sexueller
24
Aggression (Krahé & Scheinberger-Olwig, 2002, S. 7). In den folgenden Unterkapiteln
wird der Begriff der sexuellen Aggression aus den drei verschiedenen Verwendungskontexten beleuchtet. Wenn im Folgenden von einer sexuellen Viktimisierung gesprochen
wird, wird auch synonym dazu der Begriff der sexuellen Belästigung verwendet.
7.1.1
Juristische Definition
Sexuelle Aggression ist nicht in einem eigenen Gesetzesartikel explizit definiert, sondern
findet sich in denjenigen Artikeln wieder, in welchen sexuelle Übergriffe verfolgt und geahndet werden. Das schweizerische Strafgesetzbuch verbietet sexuelle Handlungen mit
Kindern sowie die Veröffentlichung oder das Abspielen von kinderpornografischen Bildern. Verbale Belästigung kann auf Antrag bestraft werden. Strafbar macht sich ebenfalls,
wer einer Person unter 16 Jahren pornografische Erzeugnisse anbietet oder zugänglich
macht (vgl. Schweizer Strafgesetzbuch, StGB, 2011).
Diese Gesetze gelten für sexuelle Belästigung und sexuelle Nötigung, sowohl in der physischen, wie in der virtuellen Welt. Die Tatbestände werden zum Schutze der sexuellen Integrität in fünf Abschnitte gegliedert, welche sich jeweils aus verschiedenen Gesetzesartikeln
zusammensetzen. Dabei geht es einerseits um den Schutz Unmündiger vor verfrühter, nicht
ihrem Entwicklungsstand entsprechender Sexualität und andererseits darf das Recht auf
sexuelle Selbstbestimmung nicht beeinträchtigt werden. Das zentrale Ziel dieser Gesetzesartikel ist das Anliegen, die sexuelle Integrität, die Unversehrtheit des Körpers und Geistes
der Kinder und Jugendlichen zu schützen (Hänni & Hirsch, 2001, S. 52). Im Folgenden
werden Ausschnitte aus denjenigen Gesetzesartikeln zusammengefasst, welche im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit relevant sind (vgl. StGB, 2011).
Art. 187
Gefährdung der Entwicklung von Unmündigen
Eine Person wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft,
wenn sie mit einem Kind unter 16 Jahren eine sexuelle Handlung vornimmt. Ebenfalls
wird bestraft, wer ein Kind zu einer solchen Tat verleitet, oder es in eine solche einbezieht.
Dabei ist die Handlung nicht strafbar, wenn der Altersunterschied zwischen den Beteiligten weniger als drei Jahre beträgt. Ebenfalls strafbar ist, wenn ein Täter in der irrigen Vorstellung handelt, dass der Jugendliche älter als 16 Jahre alt ist, diesen Irrtum jedoch bei
pflichtbewusster Vorsicht vermeiden hätte können (StGB, Art. 187).
25
Art. 197
Pornografie
Mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer pornografische Schriften,
Ton- oder Bildaufnahmen, Abbildungen oder andere Gegenstände solcher Art einer Person, welche unter 16 Jahre alt ist, anbietet, zeigt, überlässt oder zugänglich macht. Ebenfalls wird mit Busse bestraft, wer Gegenstände oder Vorführungen ausstellt oder sie jemandem unaufgefordert anbietet (StGB, Art. 197).
Art. 198
Sexuelle Belästigung
Wer vor jemandem, der dies nicht erwartet, eine sexuelle Handlung vornimmt und dadurch
Ärgernis erregt, wer jemanden tätlich oder in grober Weise durch Worte sexuell belästigt,
wird auf Antrag mit Busse bestraft (StGB, Art. 198).
7.1.2
Forschungsdefinition
Im Gegensatz zu der juristischen Definition gehen die Forschungsdefinitionen, welche zur
Erforschung sexueller Übergriffe entwickelt werden, zumeist von einer umfassenderen
Sichtweise aus. Darunter werden nicht nur diejenigen Formen sexueller Aggression subsumiert, welche strafrechtlich verfolgt werden, sondern das ganze Spektrum der Strategien,
welche angewandt werden, um Personen gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen zu
bringen (Krahé & Scheinberger-Olwig, 2002, S. 9). Nach Muehlenhard, Powch, Phelps
und Giusti (1992; zit. nach Krahé & Scheinberger-Olwig, 2002, S. 9-11) besteht in der
Forschungsliteratur eine beträchtliche Heterogenität operationaler Definitionen sexueller
Aggression, wodurch eine vergleichbare Betrachtung der bestehenden Ergebnisse oft erschwert wird. Operationale Unterschiede unfreiwilliger sexueller Kontakte finden sich vor
allem in den vier Dimensionen: „Art der erfassten sexuellen Handlungen“, „Bestimmung
der fehlenden Zustimmung des Opfers“, „Bezeichnung von Täter- und Opferrolle“ und
„Wahl der Perspektive zur Bestimmung eines sexuellen Übergriffs“. Auf Grund dieser
Vielfalt der Forschungsdefinitionen fallen die gewonnenen Forschungsergebnisse sehr
heterogen aus. Daher ist es für die Bewertung von empirischen Ergebnissen entscheidend,
dass die Abhängigkeit der gewonnenen Daten von der zugrundeliegenden Definition kritisch reflektiert wird.
7.1.3
Alltagsdefinition
Zusätzlich zu der juristischen und der Forschungsdefinition wird in der bearbeiteten Literatur ein weiterer Verwendungskontext, die Alltagsdefinition, beschrieben. Im Alltagsverständnis kommt es im Rahmen der sexuellen Belästigung, der sexuellen Nötigung oder
26
Vergewaltigung weniger auf die aggressiven Strategien oder spezifischen sexuellen Handlungen des Täters an, sondern viel mehr auf die Umstände des Geschehens. Nach allgemeiner Auffassung zeichnet sich eine prototypische Vergewaltigungssituation dadurch aus,
dass eine Frau von einem Fremden in der Dunkelheit und im Freien angegriffen wird, wobei das Opfer erfolglos versucht, die Vergewaltigung durch körperliche Gegenwehr zu
verhindern (z.B. Burt & Estep, 1981; Howard, 1984; zusammenfassend Spitzberg, 1998;
zit. nach Krahé & Scheinberger-Olwig, 2002, S. 11). Diese stereotype Sichtweise wird
auch als „Real Rape“ bezeichnet. Dabei wird nur der überfallartige Angriff eines fremden
Täters als echte Vergewaltigung angesehen. Je weniger solcher konstitutiven Merkmale
vorhanden sind, umso weniger wird die Situation von den Betrachtern als sexuellen Übergriff interpretiert.
Dieses stereotype Alltagsverständnis bestimmt die Art und Weise, wie die Gesellschaft auf
Betroffene von sexuellen Übergriffen reagiert. Die Betroffenen berichten oft von einer Art
sekundären Viktimisierung, wobei sie durch ihr Umfeld mit Ablehnung, Misstrauen und
Schuldzuweisungen konfrontiert werden (William & Holmes, 1981; zit. nach Krahé &
Scheinberg-Olwig, 2002, S. 12). Dabei erfährt das Opfer gemäss Krahé und ScheinbergerOlwig (2002, S. 71) negative Bewertungen, Verdächtigungen und Zurückweisungen sozialer Interaktionspartner, sowohl im institutionellen Bereich (z.B. Polizei- und Gerichtsorgane) als auch im privaten Umfeld (z.B. Familie, Partner und Freunde). Je mehr also die erlebte sexuelle Aggression von der gesellschaftlichen stereotypen Vorstellung abweicht,
umso zentraler wird das Thema der Schuldfrage seitens der Opfer und umso weniger wird
ein sexueller Übergriff als solcher bewertet (S. 12-13). Brosi (2004, S. 10) weist in diesem
Zusammenhang auf den Begriff der Vergewaltigungsmythen hin, welcher verschiedene
Einstellungen und Überzeugungen zu sexueller Gewalt subsumiert, welche den Täter entlasten und den Opfern eine Mitschuld zuschreiben (z.B. verführerisches Verhalten).
8 Sexuelle Belästigung im Internet-Chat
8.1 Definition
In der Fachliteratur sowie in der Alltagssprache werden zahlreiche Begriffe und Definitionen für sexuelle Belästigung nebeneinander und teilweise synonym verwendet (Bange,
2002, S. 47-48). Neben dem Begriff der sexuellen Belästigung stellen die Begriffe sexueller Missbrauch, sexuelle Gewalt, sexuelle Ausbeutung, sexuelle Misshandlung und sexueller Übergriff weitere gängige Bezeichnungen dar. Dabei bestehen oftmals vom selben Be27
griff verschiedene Definitionen, wodurch Missverständnisse und Verwirrung entstehen
können.
Gemäss Huxoll (2008, S. 2) werden Kinder und Jugendliche meistens Opfer sexueller
Ausbeutung von Menschen, welche sie bereits kennen. Dabei finden solche Übergriffe in
der Regel an Orten statt, an denen sie sich täglich aufhalten, wie beispielsweise in der Familie oder im sozialen Nahraum.
Wie bereits in den vorherigen Kapiteln aufgezeigt, wird der soziale Kontext durch die medialen Möglichkeiten um ein Vielfaches erweitert. Dabei scheint der virtuelle Raum gerade
durch das Fehlen von Kontroll- und Sanktionsmechanismen für aggressives Verhalten und
sexuelle Viktimisierung besonders geeignet zu sein (Katzer & Fetchenhauer (2007, S.
125). Beim Surfen oder Chatten kann sich der Benutzer im Schutz der eigenen vier Wände
und der Anonymität sowie durch den Wegfall sozialer Kontrolle völlig unbeobachtet fühlen. Durch den zusätzlichen Wegfall eines drohenden Gesichtsverlustes können Hemmschwellen sinken, welche vorher unter Umständen davon abhielten, dem beispielsweise
latenten, sexuellen Interesse an Kindern nachzugehen (Kuhnen, 2007, S. 222).
In der Studie des Sozialpsychologischen Instituts der Universität zu Köln werden von Katzer (2007, S. 88) diejenigen Formen sexueller Belästigungen, welche sich auf Äusserungen
und Handlungen im Internet beschränken, beschrieben. Dabei wird zwischen folgenden
möglichen Formen sexueller Belästigung unterschieden:
Tabelle 3: Mögliche Formen sexueller Belästigung
Gegen den Willen:
1. aufgefordert werden, über Themen mit sexuellem Inhalt zu sprechen
2. nach dem Aussehen des Körpers befragt zu werden
3. nach sexuellen Erfahrungen befragt zu werden
4. von sexuellen Erfahrungen anderer erzählt bekommen
5. Fotos von nackten Personen oder Körperteilen zugeschickt bekommen
6. zu sexuellen Handlungen aufgefordert zu werden.
Die beschriebenen Formen sexueller Belästigung lassen sich dabei in die Kategorien: 1.
ungewollt angemacht zu werden (Punkt 1-4) 2. ungewollt Material mit sexuellen oder pornografischen Inhalten bekommen (Punkt 5) 3. ungewollt zu sexuellen Handlungen vor der
Kamera aufgefordert zu werden (Punkt 6), unterteilen. Dabei unterscheidet Katzer zwischen einer leichten (1. Kategorie) und einer schweren Form (2. und 3. Kategorie) sexueller Belästigung.
28
In der vorliegenden Arbeit wird von den von Katzer beschriebenen möglichen Formen
sexueller Belästigung im Internet-Chat ausgegangen.
8.2 Forschungsergebnisse zu sexueller Belästigung
Die Studienergebnisse von Katzer (2007, S. 88-98) ergeben, dass in Chatrooms nicht nur
verbale Formen sexueller Belästigung stattfinden, sondern dass die Betroffenen auch zu
sexuellen Handlungen aufgefordert werden. Gemäss den Forschungsergebnissen sind vor
allem Mädchen von solchen Viktimisierungen betroffen, was sich auch mit den Erkenntnissen aus dem realen Handlungskontext deckt. 48% der Chatterinnen geben an, nach sexuellen Inhalten gefragt worden zu sein, rund 32% wurden gegen ihren Willen nach dem
Aussehen ihres Körpers gefragt und 10% der befragten Mädchen geben an, ungewollt zu
sexuellen Handlungen aufgefordert worden zu sein. Laut den Ergebnissen der KIM-Studie
(MPFS, 2010, S. 38) berichtet jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge zwischen 6 und
13 Jahren von unangenehmen Chat-Erfahrungen. Dabei berichten 17% der Mädchen und
14% der Jungen, schon mehrfach auf unangenehme Gesprächspartner gestossen zu sein.
Gemäss den Erfahrungen von Jugendschutz.net (2009, S. 9) werden Kinder und Jugendliche besonders häufig in der direkten Kommunikation (z.B. Chat, Messenger) mit sexuellen
Inhalten konfrontiert. So komme es in der Chat-Kommunikation mitunter vor, dass bereits
erste Sätze belästigend sind. Oftmals komme es aber erst nach einem kurzen Small Talk zu
sexuellen Gesprächsinhalten. Besonders in den aufsichtsfreien Zonen (Flüsterräumen), zu
welchen auch die sogenannten Scouts (Aufsichtspersonen) keinen Zugriff haben, kommt es
gemäss den Erfahrungen von Jugendschutz.net immer wieder zu sexuellen Übergriffen.
Dabei werden Kinder und Jugendliche besonders häufig nach ihrem körperlichen Entwicklungsstand und nach ersten sexuellen Erfahrungen gefragt. Oftmals wird den Kindern und
Jugendlichen auch von den eigenen sexuellen Erfahrungen und Wunschvorstellungen berichtet. Kinder und Jugendliche erhalten Fotos (z.B. von einem erigierten Penis) oder es
werden via Webcam sexuelle Handlungen (z.B. Masturbation) übertragen. Ebenfalls werden Kinder und Jugendliche nach Fotos oder entsprechenden Webcam-Übertragungen gefragt.
Die Ergebnisse der JIM-Studie (MPFS, 2010, S. 50) weisen auf eine weitere Gefahr im
Zusammenhang mit Internetbekanntschaften hin. Gemäss den Ergebnissen der Studie geben 11% der 12- bis 13-jährigen und 39% der 18- bis 19-jährigen Jugendlichen an, sich mit
reinen Internetbekanntschaften im non-medialen Alltag getroffen zu haben. Die meisten
Treffen verlaufen gemäss den Befragungen ohne nennenswerte Vorkommnisse. 13% der
29
vor allem älteren befragten Jugendlichen geben hingegen an, solche Treffen als unangenehm erlebt zu haben. Kinder und Jugendliche gehen ein besonderes Risiko ein, wenn sie
sich mit Fremden, welche sie nur aus dem Internet kennen, verabreden. In Einzelfällen
wird gemäss den Erfahrungen von Jugendschutz.net (2009, S. 10) die ChatKommunikation dazu genutzt, um sexuelle Missbräuche aufzugleisen. Dabei wird zuerst
versucht, das Vertrauen des potentiellen Opfers zu gewinnen (Grooming), wobei sich der
freundliche und interessierte Kontakt über einen längeren Zeitraum erstrecken kann. Wobei das Ziel verfolgt wird, Vertrauen aufzubauen und persönliche Daten (z.B. Alter,
Wohnort, E-Mail) zu erhalten. Der anfangs unbekannte, anonyme Chatpartner wird mit der
Zeit zu einer vertrauten Person, wodurch die Chance auf ein reales Treffen erhöht wird.
8.3 Die Opfer sexueller Belästigung
Bei der Betrachtung der psychischen und physischen Auswirkungen bei Opfern einer sexuellen Gewalttat wird zwischen den unmittelbaren und den indirekten Folgen der Tat unterschieden. Dabei wird das Erleben einer sexuellen Gewalttat als kritisches Lebensereignis gesehen, welches meist mit langfristigen Belastungen verbunden ist (Krahé & Scheinberger-Olwig, 2002, S. 63-64). Sexuelle Viktimisierung in Internet-Chatrooms nimmt gemäss Katzer (2007, S. 26) im Vergleich zur non-medialen sexuellen Viktimisierung eine
Sonderstellung ein, da vor allem zu unbekannten Jugendlichen Kontakt geknüpft wird.
Mädchen werden signifikant häufiger Opfer sexueller Aggression als Jungen. So werden
sie beispielsweise häufiger ungewollt sexuell angesprochen, nach eigenen Erfahrungen
gefragt oder zu sexuellen Handlungen vor der Webcam aufgefordert. Das Alter der Chatterinnen scheint keinen Risikofaktor darzustellen, wobei sich aber jüngere Mädchen in der
akuten Situation sowie in der Zeit danach grundsätzlich stärker belastet zeigen. Dabei
scheint es aber nicht „die“ sexuell viktimisierten Mädchen als homogene Gruppe zu geben,
was darauf hinweist, dass die Thematik der sexuellen Viktimisierung sehr differenziert
betrachtet werden muss.
8.4 Risikofaktoren sexueller Belästigung
Die Gefahr, Opfer einer sexuellen Viktimisierung zu werden, wird mit einer bestimmten
Wahrscheinlichkeit durch bestimmte Risikofaktoren erhöht. Das Wissen bezüglich solcher
Risikofaktoren bildet eine wichtige Grundlage für eine wirksame Präventionsarbeit, wodurch Massnahmen zum Schutz vor sexueller Aggression erarbeitet werden können. Bei
den Risikofaktoren handelt es sich um Faktoren, welche in der individuellen Biografie be30
gründet liegen sowie um Faktoren, welche in der jeweiligen Interaktion wirksam werden
(Krahé & Scheinberger-Olwig, 2002, S. 63). Die Frage nach möglichen Risikofaktoren
wurde von der Forschung lange Zeit als Tabuthema angesehen, da unter anderem eine Verfestigung der Vorstellung einer Opfermitschuld befürchtet wurde (S.76).
Mosler (2010, S. 6) weist darauf hin, dass die negative Wirkung des Medienkonsums der
Betroffenen nicht nur von den konsumierten, problematischen, medialen Angeboten abhängt, sondern auch vom sozialen Kontext und der psychischen Konstitution. Ein erhöhtes
Risiko negativer Medieneinwirkung besteht beispielsweise bei Kindern und Jugendlichen,
welche in gewalthaltigen Kontexten aufwachsen und über keine eigene Erfahrungsgrundlagen verfügen, um die durch die Medien angebotenen Handlungsmodelle zu überprüfen.
In der Studie des Sozialpsychologischen Instituts der Universität zu Köln (Katzer, 2007, S.
88-93) wurden verschiedene mögliche Risikofaktoren sexueller Viktimisierung in InternetChats erhoben. Unterschieden wurde zwischen möglichen Risikofaktoren, welche eine
leichte beziehungsweise eine schwere Viktimisierung begünstigen können. Dabei wurde
die Einschätzung des Selbstkonzeptes bezüglich der eigenen Begabung und des Aussehens,
die emotionalen Eltern-Kind-Beziehungen, delinquentes Verhalten, Substanzmissbrauch,
Schule schwänzen, das Aufsuchen extremer Chat-Rooms, Opfer- sowie Tätererfahrungen
im Bereich des Bullying (Mobbing im Internet), Spass am Sex im Chat sowie die tägliche
Nutzungsdauer des Chat, erhoben. In Übereinstimmung mit den Erkenntnissen zur sexuellen Viktimisierung im Offline-Alltag wurden überwiegend Mädchen sexuell viktimisiert,
weshalb sich die nachfolgenden Ergebnisse ausschliesslich auf die Chatterinnen beziehen.
Gemäss den Forschungsergebnissen treten die sexuell leicht viktimisierten Chatterinnen
(z.B. nach dem Aussehen des Körpers befragt worden zu sein) häufig als Bullies (Mobbing-Täter) auf und wurden selbst häufig zu Opfern von Chatbullying. Ebenfalls wurde
eine negative emotionale Beziehung zu den Eltern festgestellt. Im Bereich der schweren
Viktimisierungen (z.B. pornografische Inhalte zugeschickt bekommen) weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die viktimisierten Chatterinnen häufig riskante Orte im Internet (z.B.
Pornochats) aufsuchen, wodurch sie sich selbst in Gefahr begeben. Ebenfalls zeigten die
Chatterinnen grosses Interesse an Gesprächen mit sexuellem Inhalt und wiesen eine hohe
tägliche Chat-Nutzungsdauer auf.
8.5 Auswirkungen sexueller Belästigung
Kinder sind dem Risiko traumatischer Verletzungen in besonderem Masse ausgesetzt, da
sie noch keine gefestigte Identität haben und erst über ein begrenztes Mass an Bewälti31
gungsstrategien verfügen. Vor allem sehr jungen Opfern sexueller Ausbeutung fällt es sehr
schwer, das Geschehene zu begreifen, da ihre Fähigkeiten zur Realitätsprüfung oftmals
noch nicht ausreichend entwickelt sind (Enders, 2008, S. 115). Gemäss Streeck-Fischer
(1998; zit. nach Enders, 2008, S. 137) fühlen sich die Betroffenen umso schuldiger, je aktiver sie aus ihrer Sicht die Situation herbeigeführt haben. Huxoll (2008, S. 3-4) weist
ebenfalls auf diese Art der Schuldthematik hin. Ebenfalls verweist er auf die ambivalenten
Gefühle und Einschätzungen, welche viele Betroffene erleben. Diese führen oftmals dazu,
dass sich die Betroffenen nicht getrauen, jemandem solche Erlebnisse zu erzählen und sich
Hilfe zu suchen. Je nach Dauer und Intensität der sexuellen Aggression zeigen sich solche
Belastungen in verschiedenen Verhaltensweisen. So können beispielsweise der plötzliche
Leistungsabfall, Ängstlichkeit, Rückzugstendenzen oder auch aggressives Verhalten mögliche Hinweise auf Formen sexuellen Missbrauchs sein. Katzer (2007, S. 134-135) weist
auf Grund ihrer Erhebungsergebnisse darauf hin, dass zahlreiche Opfer die erlebte Viktimisierung als emotional belastend empfanden. Dabei erleben vor allem Mädchen signifikant häufiger gravierende sexuelle Viktimisierung als Jungen. Von den betroffenen Mädchen gaben 22% an, die sexuelle Belästigung noch nicht vergessen zu haben. 14% denken
oft daran und 7% der viktimisierten Betroffenen fühlen sich stark belastet.
9 Fazit und Hypothesengenerierung
Im folgenden Kapitel folgt ein Fazit, wobei die Fragestellungen mit der erarbeiteten Theorie in Verbindung gebracht werden: Daraus werden die Hypothesen formuliert.
Der Digital Native wächst inmitten der digitalisierten Welt auf, in welcher nicht nur das
Selbst-, Menschen- und Weltbild durch die Medien mitgeprägt, sondern auch Entwicklungsaufgaben mit Hilfe von Medien bewältigt werden (vgl. Kap. 3). Das grosse Potential
im Bereich der Informationsbeschaffung sowie des erweiterten Kommunikationsaustausches, welches durch die neuen Medien geschaffen wird, stellt nicht nur eine Ressource
dar, sondern bringt auch Risiken mit sich (vgl. Kap. 5.2). Durch den Einfluss der Medien
werden die vielfältigen zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben des Jugendalters vor neue
Herausforderungen gestellt. Die virtuelle Vernetzung bietet der Identitätsbildung eine
enorme Erweiterung an Experimentier- sowie Kommunikationsmöglichkeiten (vgl. Kap.
3.1/3.2). Gemäss den dargelegten Studienergebnissen werden digitale Kommunikationsformen aber auch missbräuchlich genutzt. Dabei kommt es unter anderem zu verschiedenen Formen leichter und schwerer sexueller Belästigung. Dabei werden gemäss Katzer
32
(2007, S. 88) unter leichter sexueller Belästigung diejenigen Formen subsumiert, bei welchen die Betroffenen durch Äusserungen und Fragen mit sexuellen Inhalten belästigt werden. Bei der schweren Form der sexuellen Belästigung handelt es sich um eine aktivere
Form, wobei Fotos, Filme sowie Übertragungen via Webcam mit sexuellen Inhalten versendet werden oder die Betroffenen selbst zu sexuellen Handlungen aufgefordert werden
(vgl. Kap. 8.1/8.2). Durch die hohe Anonymität in Internet-Chats kann es zu einem Enthemmungseffekt kommen (vgl. Kap. 5.3) wobei Jugendliche durch die hohe Nutzungsfrequenz digitaler Kommunikationsmittel (vgl. Kap. 5), den Gefahren einer möglichen sexuellen Belästigung besonders ausgesetzt sind. Eine zusätzliche Gefahr besteht in der Offenheit, mit welcher Kinder und Jugendliche persönliche Daten im Netz preisgeben (vgl. Kap.
3.2/5.2/6.3). Dabei scheinen viele Jugendliche sich nicht bewusst zu sein, welchen Risiken
sie sich dabei aussetzen (vgl. Kap. 5.3).
In der Auseinandersetzung mit dem Thema der sexuellen Aggression wird die Komplexität
des Konstrukts deutlich. Es wird ersichtlich, wie unterschiedlich die Definition der sexuellen Aggression von dem jeweiligen Betrachtungskontext abhängt und somit für die Forschung sowie die Präventionsarbeit von zentraler Bedeutung ist. Im Zusammenhang mit
den sexuellen Aggressionen ist die Thematik der Schuldfrage seitens der Opfer von besonderer Bedeutung. So kann es sein, dass sich Betroffene nach einer sexuellen Belästigung
schuldig fühlen, weil sie beispielsweise den anfänglichen Flirt nicht unterbunden oder sogar gesucht haben. Betroffene trauen sich dadurch oftmals nicht, über belastende Erlebnisse zu sprechen oder sich Hilfe zu holen (vgl. Kap. 7).
Gemäss den dargelegten Forschungsergebnissen werden vor allem weibliche Jugendliche
Opfer sexueller Belästigungen im Internet-Chat. Das Erleben einer sexuellen Gewalttat
wird in der Fachliteratur als ein kritisches Lebensereignis gesehen, welches meistens mit
langfristigen Folgen verbunden ist (vgl. Kap. 8.3). In der Auseinandersetzung mit den entwicklungspsychologischen Aspekten des Jugendalters wird deutlich, dass die Transition
mit vielen Herausforderungen und Belastungen verbunden ist, welche gleichzeitig in den
verschiedenen Lebensbereichen auftreten und bewältigt werden müssen. Zusätzlich zu
diesen vielfältigen Stressoren verfügen die Jugendlichen noch nicht über eine gefestigte
Identität, was viele Verunsicherungen mit sich bringt (vgl. Kap. 2.3). Da sich der komplexe und dynamische Prozess mit zunehmendem Alter weiterentwickelt und ausdifferenziert,
verfügen die Jugendlichen erst über ein begrenztes Mass an möglichen Copingstrategien
(vgl. Kap. 2.4). In einer Lebensphase, in welcher die Identität noch nicht gefestigt ist und
Copingstrategien im Umgang mit psychischen und physischen Auswirkungen sexueller
33
Belästigung erst begrenzt entwickelt sind, spielen präventive Massnahmen, wie beispielsweise die Förderung der Medienkompetenz, eine besonders grosse Rolle (vgl. Kap. 4.4).
Risikofaktoren, welche in Zusammenhang mit der sexuellen Belästigung von Jugendlichen
im Internet-Chat stehen, spielen im Bereich der Prävention eine wichtige Rolle. Nebst der
hohen Nutzungsfrequenz, der Offenheit im Umgang mit persönlichen Angaben, dem Interesse an sexuellen Inhalten sowie der Experimentierfreude im Umgang mit verschiedenen
Identitäten, sind Jugendliche den Gefahren sexueller Belästigung im Internet-Chat besonders ausgesetzt. Um im Zusammenhang mit möglichen Risikofaktoren Stigmatisierungen
möglichst zu verhindern, welche sich wiederum verstärkend auf die Schuldfrage auswirken
können, kommt während der Forschung den ethischen Prinzipien eine äusserst wichtige
Bedeutung zu und von den Forschenden wird eine behutsame Vorgehensweise verlangt.
Doch ist Forschung in diesem Bereich von elementarer Wichtigkeit (vgl. Kap. 3/4/5.2/8.4).
Folgende Hypothesen werden generiert:
1. Hypothese:
Weibliche Jugendliche sind signifikant häufiger von schwerer wie leichter sexueller Belästigung in Internet-Chats betroffen als männliche Jugendliche.
2. Hypothese:
Schwer sexuell belästigte Jugendliche sind signifikant häufiger akut und dauerhaft belastet
als leicht sexuell belästigte Jugendliche.
3. Hypothese:
14- bis 16-jährige Jugendliche, welche in Internet-Chats sexuell belästigt wurden, zeigen
im Vergleich mit den 12- bis 13-jährigen Jugendlichen ein signifikant aktiveres Verhalten.
4. Hypothese:
Zwischen der sexuellen Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats und den Variablen
Alter, Stunden im Internet, Interesse der Eltern, chatten mit Freunden, sowie Interesse an
sexuellen Themen im Chat besteht ein signifikanter Zusammenhang.
II EMPIRISCHER TEIL
10 Untersuchungsmethoden
Im vorliegenden Kapitel werden die einzelnen Aspekte der methodischen Grundlagen aufgeführt, die der Datenerhebung und der Datenauswertung der vorliegenden Untersuchung
34
zugrunde liegen. Es werden das Untersuchungsdesign, die Entwicklung des Untersuchungsinstruments sowie die Datenerhebung erläutert. Die Ausgangslage der Erhebung
bildet das Projekt „schau genau“ der Stadt Zürich. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es
sich um eine empirische Untersuchung mit explorativem Charakter. Die Hypothesen werden mit einer quantitativen, empirischen Querschnittstudie mit 400 12- bis 16-jährigen
Jugendlichen geprüft. Dabei soll die quantitative Erhebung mengenmässige Tendenzen
aufzeigen. Die Erhebung erfolgte in Schulklassen während des regulären Unterrichts mittels anonymisierter Fragebogen. Von einer freiwilligen Onlinebefragung wurde in Absprache mit dem Referenten abgesehen. Eine mögliche Gefahr in dieser Erhebungsmethode
wurde darin gesehen, dass sich möglicherweise nur Jugendliche, welche selbst betroffen
sind, oder sich besonders für das Thema interessieren, an der Onlinebefragung beteiligen
würden, wobei von einer Verfälschung der Repräsentativität bezüglich der Prävalenz hätte
ausgegangen werden müssen.
10.1 Stichprobe
Um eine Aussage über die Prävalenz sexueller Belästigung von Jugendlichen in InternetChats machen zu können, kam der Stichprobenrekrutierung eine zentrale Bedeutung zu.
Gemäss Crameri (2009, S. 9) muss die untersuchte Stichprobe als repräsentativ für die
zugrundeliegende Grundgesamtheit (Population) gelten. Je grösser die Zufallsstichprobe
ist, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die aus der Stichprobe erhaltenen Werte
denjenigen der Population entsprechen. Um Ergebnisse zu erhalten, durch welche eine
möglichst repräsentative Aussage bezüglich der vorliegenden Fragestellungen gemacht
werden kann, wurde die Stichprobengrösse in Absprache mit dem Referenten auf mindestens 300 (n=300) Jugendliche festgelegt. Schlussendlich wurden insgesamt 400 Jugendliche (n=400) der Stadt Zürich im Alter von 12 bis 16 Jahren befragt. Die Altersstufe wurde
in Anlehnung an die Studie von Katzer (2007) festgelegt, um später allenfalls Vergleiche
zwischen den beiden Erhebungen und somit zwischen Deutschland und der Schweiz ziehen zu können. Ein weiterer Faktor für die Festlegung der Altersstufe bestand in der in
Kapitel 2.2 beschriebenen Altersangabe des Jugendalters, welche ungefähr mit dem 12.
Lebensjahr beginnt und somit eine Festlegung der unteren Altersgrenze für die geplante
Untersuchung rechtfertigt. Für eine Festlegung der oberen Altersgrenze von 16 Jahren kam
zu den oben ausgeführten Überlegungen, dass das Jugendschutzalter der Schweiz (vgl.
Kap. 7.1.1) bei 16 Jahren liegt und im Zusammenhang mit sexueller Belästigung von Bedeutung ist.
35
Aus zeitlichen und organisatorischen Gründen musste auf eine einfache Zufallsstichprobe
(Simple Random Sample) verzichtet werden, in welcher jeder Proband nach dem Zufallsprinzip gewählt wird (Crameri, 2009, S. 8). Für die vorliegende Studie wurde somit aus
erhebungsökonomischen Aspekten die Klumpenstichprobe (Cluster Sample) gewählt. Unter diese Form der Zufallsstichprobe werden gemäss Raithel (2006, S. 58-59) diejenigen
Stichproben subsummiert, welche Cluster von nebeneinanderliegenden Elementen in das
Sample einbeziehen. Somit werden nicht einzelne Merkmalsträger, sondern organisatorisch zusammengefasste Elemente ausgewählt. So werden beispielsweise anstelle einzelner
Schüler ganze Schulklassen ausgewählt. Dabei gilt zu beachten, dass das zentrale Problem
der Klumpenstichprobe darin liegt, dass die Merkmalsausprägungen der einzelnen Einheiten (z.B. Schüler und Schülerinnen) innerhalb eines Clusters ähnlicher (homogener) sein
können als in einer einfachen Zufallsstichprobe. Durch diesen Klumpeneffekt wird ein
Genauigkeitsverlust der Schätzungen bewirkt, was somit der Forderung nach Repräsentativität entgegenwirkt. Gemäss Crameri (2009, S. 13) lässt sich die Klumpenstichprobe mit
anderen Stichprobenverfahren kombinieren. Um dem beschriebenen Genauigkeitsverlust
der Schätzungen entgegenzuwirken, wurde in der vorliegenden Studie die Klumpenstichprobe mit der geschichteten Zufallsstichprobe kombiniert. Eine geschichtete Zufallsstichprobe (Stratified Random Sample) empfiehlt sich, wenn die Grundgesamtheit der interessierenden Merkmale sehr heterogen ist, sich somit aus verschiedenen Schichten zusammensetzt und die interessierenden Merkmale (z.B. Alter, Geschlecht, Bildungsniveau) sehr
heterogen ausfallen (Raithel, 2006, S. 57-58). Für die vorliegende Studie wurde versucht,
dieser Heterogenität gerecht zu werden. So wurden Jugendliche aus verschiedenen Altersgruppen und Schulstufen befragt, wobei soziodemografische Aspekte wie beispielsweise
der Ausländeranteil miteinbezogen wurden. Bei der Befragung wurden alle Schulkreise der
Stadt Zürich berücksichtigt. Da es sich anfänglich als sehr schwierig herausstellte, die benötigte Stichprobengrösse im vorgegebenen Zeitrahmen zu realisieren, konnte dieser
Aspekt jedoch nicht gänzlich erfüllt werden. So konnte in Bezug auf die Grundgesamtheit
nicht von allen Bildungsniveaus die exakte Anzahl benötigter Klassen befragen werden.
In den nachfolgenden Tabellen wird eine numerische Beschreibung als Übersicht über die
Zusammensetzung der Stichprobe bezüglich der soziodemografischen Aspekte Geschlecht
und Alter gegeben. Detaillierte Ergebnisse zu den soziodemografischen Daten der Altersstufen sowie des befragten Ausländeranteils sind im Anhang A aufgeführt.
36
Tabelle 4: Soziodemographische Angaben der Stichprobe (Geschlecht)
Geschlecht
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Gesamt
weiblich
männlich
Gesamt
999
Prozent
202
193
395
5
400
Gültige Prozente
50.5
48.3
98.8
1.3
100.0
51.1
48.9
100.0
Kumulierte Prozente
51.1
100.0
Wie der Tabelle 4 zu entnehmen ist, wurden insgesamt 400 Jugendliche (n=400) befragt.
Die Stichprobe setzt sich aus 202 (50.5 %) weiblichen und 193 (48.3 %) männlichen Jugendlichen zusammen.
Tabelle 5: Soziodemographische Angaben der Stichprobe (Schulstufe)
Schulstufe
Häufigkeit
Gültig
6. Klasse
Fehlend
Sek A
Sek B
Gymnasium
Fachmittelschule
Sek C
andere
Gesamt
999
Gesamt
Prozent
Gültige Prozente
Kumulierte Prozente
40
10.0
10.1
10.1
212
97
21
9
53.0
24.3
5.3
2.3
53.3
24.4
5.3
2.3
63.3
87.7
93.0
95.2
11
8
398
2
2.8
2.0
99.5
.5
2.8
2.0
100.0
98.0
100.0
400
100.0
Tabelle 5 zeigt eine Übersicht über die Zusammensetzung der verschiedenen Schulstufen
der befragten Jugendlichen. Dabei setzt sich die Stichprobe aus folgenden Schulstufen zusammen: 10 % der befragten Schülerinnen und Schüler besuchten zum Erhebungszeitpunkt
die 6. Klasse. Die befragten Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe A, B und C machen insgesamt 80,1 % der Stichprobe aus. Um die Altersstufe der 16-jährigen Jugendlichen in ausreichendem Verhältnis in die Studie miteinbeziehen zu können, wurden zusätzlich Gymnasiasten sowie Schülerinnen und Schüler von Fachmittelschulen befragt, welche
7,6 % der Stichprobe ausmachen.
37
In der Tabelle 6 folgt eine Übersicht über die soziodemografischen Angaben (Geschlecht
und Schulstufe) der Stichprobe der vorliegenden Erhebung im Vergleich mit der Grundgesamtheit der 12- bis 16-jährigen Jugendlichen der Stadt Zürich:
Tabelle 6: Soziodemografische Übersicht (Stichprobe/Stadt Zürich)
Weiblich
Männlich
Total
Stichprobe
51.00%
49.00%
100%
Stadt Zürich
49.76%
50.24%
100%
6. Klasse
Sekundarschule (A/B/C)
Gymnasium/FMS
Total
10.00%
80.50%
8.00%
98.50%
23.67%
55.59%
19.25%
98.50%
Wie der Tabelle 6 zu entnehmen ist, stimmt die prozentuale Geschlechterverteilung der
erhobenen Stichprobe ziemlich genau mit der Grundgesamtheit der Stadt Zürich überein.
Die prozentuale Verteilung der Schulstufen der vorliegenden Erhebung unterscheidet sich
hingegen von derjenigen der Grundgesamtheit. Da diese Verteilung der Stichprobe nicht
gänzlich der Grundgesamtheit entspricht, handelt es sich in dieser Arbeit um eine disproportional geschichtete Stichprobe (Raithel, 2006, S. 58). Da die beschriebenen Abweichungen nicht besonders gross sind, kann davon ausgegangen werden kann, dass die erhobene Stichprobe der Grundgesamtheit sehr ähnlich ist.
10.2 Erhebungsinstrument
Wie in der Einleitung beschrieben, besteht die wesentliche Zielsetzung der vorliegenden
Arbeit in einer möglichst umfassenden Datenerhebung, welche eine Aussage über die Häufigkeit und die verschiedenen Formen der sexuellen Belästigung von Jugendlichen im Internet-Chat ermöglicht. Da die Erhebung und Verarbeitung der Daten sehr viel Zeit in Anspruch nahm, musste auf die Entwicklung eines eigenen Fragebogens verzichtet werden.
Um eine möglichst repräsentative Aussage machen zu können, wurde nach einem zuverlässigen, bestehenden, für die vorliegende Erhebung geeignetem Instrument gesucht. Dies
stellte sich als sehr schwierig heraus, da wie eingangs erwähnt, bis anhin nur wenige gesicherte, empirische Erhebungen zu diesem Thema bestehen. Dank der Unterstützung von
Frau Dr. Katzer wurde den Autorinnen der Fragebogen, welcher im Rahmen einer Studie
an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln entwickelt wurde, für die vorliegende Studie zur Verfügung gestellt. Gemäss Katzer (2007, S. 72)
gelang es im Rahmen dieser Studie, eine Skala zur Erfassung von sexueller Viktimisierung
38
in Internet-Chatrooms zu entwickeln, wobei ein zuverlässiges Instrument für zukünftige
Forschungsvorhaben geschaffen wurde.
Da der bestehende Fragebogen für die Erfassung sexueller Viktimisierung sowie für Cyberbullying in Internet-Chatrooms entwickelt wurde, musste der Fragebogen für die vorliegende Erhebung modifiziert werden. Die getroffenen Anpassungen sowie zusätzliche
methodische Überlegungen werden in den folgenden Kapiteln beschrieben.
10.2.1 Entwicklung des Fragebogens
Der bestehende Fragebogen enthielt ursprünglich insgesamt 273 Fragen. Obwohl die Items
zur Erfassung des Cyberbullying weggelassen wurden, erwies sich der Fragebogen für die
geplante Erhebung immer noch als zu umfangreich. Der Fragebogen musste nach Absprache mit dem Referenten weiter gekürzt werden, da die geplante Erhebung in den Schulklassen nicht länger als eine Lektion (45 Minuten) dauern sollte. Um die Zuverlässigkeit
des Instrumentes möglichst nicht zu gefährden, wurde darauf geachtet, dass die Items,
wenn immer möglich, unverändert übernommen werden konnten. So wurden die beiden
Kategorien für leichte und schwere sexuelle Belästigung sowie die beiden Kategorien für
akute und dauerhafte Belastung durch eine sexuelle Belästigung vollständig übernommen.
Zudem wurden diejenigen Kategorien übernommen, welche auf Grund der Studienergebnisse nach Katzer (2007) eine Vorhersage für schwere sexuelle Belästigungen machen
konnten und sich dadurch als Risikofaktoren identifizieren liessen. Im Zusammenhang mit
den Risikofaktoren wurden zusätzlich einige Items aus der Skala Cyberbullying mit erhoben. Ebenfalls wurde die Kategorie übernommen, welche das Verhalten von sexuell belästigten Jugendlichen erfasst. Zusätzlich wurden in den neuen Fragebogen weitere Items des
ursprünglichen Fragebogens aufgenommen, welche für das Thema von besonderer Bedeutung zu sein scheinen und in einer allfälligen, weiterführenden Arbeit von Nutzen sein
könnten. Alle inhaltlichen und formalen Anpassungen, welche einerseits durch die Modifizierung des Fragebogens und andererseits durch die Pretestung (vgl. Kap. 10.3) unumgänglich erschienen, wurden mit dem Referenten besprochen. Inhaltlich wurden Items insofern verändert, als dass bei jeder Frage „Chatroom“ mit „Internet-Chat“ ergänzt wurde.
Dies deshalb, weil durch die Pretestung ersichtlich wurde, dass Schweizer Jugendliche
hauptsächlich über integrierte Chats wie bei Instant Messengern, Social-Networks und
gratis E-Mail-Anbietern chatten. Diese beinhalten Chatmöglichkeiten, stellen aber keine
Chatrooms im eigentlichen Sinne dar. Zudem wurden formal einzelne Worte zum besseren
Verständnis in Klammer ergänzt, wie beispielsweise der Begriff „Pornofilme“ (Filme mit
39
sexuellem Inhalt). Die Frage nach der Nutzung von Rechtsradikalen-Chats wurde ebenfalls
aufgrund der Pretestung an Schweizer Verhältnisse angepasst und ergänzt, da hier weniger
der Rechtsradikalismus, sondern vielmehr allgemeine Gewalttätigkeiten, die sich auf Hooligans und andere Gruppierungen ausweiten, zentral zu sein scheinen. Aus den Items zum
Selbstkonzept (eigene Begabung) wurde zudem eine Frage entfernt, die ursprünglich doppelt gestellt wurde und durch die Kürzung des Fragebogens keinen Sinn mehr ergab. Die
beiden Skalen zum Selbstkonzept wurden, wie in der ursprünglichen Befragungsform nach
Fend, Helmke & Richter (1984) mittels dreier Kategorien erfasst (0=ja, das stimmt,
1=stimmt etwas, 2=nein, das stimmt nicht). Die ausführliche Beschreibung aller Kategorien befindet sich in Anhang D.
Bei der Neugestaltung des Fragebogens wurde darauf geachtet, dass der Fragebogen nicht
zu lang und der Inhalt gut verständlich ist. Ebenfalls musste der Fragebogen für Jugendliche verschiedener Alters- und Bildungsniveaus einfach und verständlich formuliert sein,
um eine effiziente und möglichst repräsentative Erhebung zu generieren. Der Fragebogen
wurde so aufgebaut, dass er von Betroffenen von sexueller Belästigung sowie Nichtbetroffenen ausgefüllt werden konnte, da er die beiden Gruppen individuell durch den Fragebogen leitete (vgl. Anhang A). Zusätzlich wurde zur besseren Übersicht das Layout des Fragebogens neu gestaltet. Das Thema der Anonymität spielte in der Erhebung eine besondere
Rolle. Wie bereits im vorherigen Kapitel hingewiesen, kann das Thema bei den Betroffenen scham- oder auch angstbesetzt sein. Ebenfalls sollte durch die anonyme Befragung der
verfälschende Einfluss der sozialen Erwünschtheit reduziert werden. So wurden die Seitenzahlen sehr klein und beinahe farblos angegeben, damit vom ausfüllenden Nachbarn
nicht auf den ersten Blick erkennbar war, ob jemand auf eine Frage als Betroffene beziehungsweise Betroffener antwortet.
In der nachfolgenden Tabelle folgt eine Übersicht über diejenigen Kategorien, welche nach
Rücksprache mit dem Referenten in Bezug auf die Fragestellungen und die jeweiligen
Hypothesen ausgewertet wurden.
40
Tabelle 7: Ausgewertete Kategorien
Kategorie
Skala
Bezug zur Theorie
Hypothesen
Leichte/schwere
sexuelle Belästigung
0=keine leichte/schwere sexuelle
Belästigung
Kapitel 8/7.1.1/5.1.2
Keine Hypothese, deskriptiv
1=leichte/schwere
sexuelle Belästigung
Weibliche/männliche
Jugendliche
0=männlich
Akute/dauerhafte
Belastung
0=keine akute/dauerhafte Belastung
1=weiblich
1=akute/dauerhafte
Belastung
Aktives/passives
Verhalten
0=wenig aktives Verhalten
1=sehr aktives Verhalten
Einflussfaktor
Chatten mit
Freunden
Einflussfaktor
tägliche Nutzungsdauer Internet
0=Hauptsächlich
chatten mit Fremden
1=Hauptsächlich
chatten mit Freunden
Angabe von Stunden
Sexuelle Belästigung im Internet-Chat/Juristische Definition/Jugendliche und SocialNetwork-Seiten
Kapitel 8/3.1/2.3.2
Sexuelle Belästigung im Internet-Chat/Jugendsexualität und
Medien/Psychosexuelle
Entwicklung
Kapitel 8.3/8.5/3.1/2.3.1
Hypothese 2
Jugendsexualität und Medien/Opfer sexueller
Belästigung/Auswirkungen
sexueller Belästigung/Peers
2.4/3.1/4.4/2.3.3
Hypothese 3
Coping im
Jugendalter/Jugendsexualität
und Medien/Medienkompetenz/
Identitätsentwicklung
Kapitel 8.4/2.3.2
Hypothese 4
Risikofaktoren sexueller Belästigung/Psychosexuelle
Entwicklung
Kapitel 8.4
Hypothese 4
Risikofaktoren sexueller Belästigung
Einflussfaktor
Interesse der
Eltern
0=kein Interesse
1=wenig Interesse
2=Interesse vorhanden
Kapitel 8.4/4.1/4.4/3.1
Einflussfaktor
Interesse an
sexuellen Themen im Chat
0=Interesse an sexuellen Themen
Kapitel 8.4/3.1/5.2.1
Einflussfaktor
Alter
Hypothese 1
1=kein Interesse an
sexuellen Themen
Altersangabe
Hypothese 4
Risikofaktoren sexueller Belästigung/Der Digital
Native/Medienkompetenz/
Jugendsexualität und Medien
Hypothese 4
Risikofaktoren sexueller Belästigung/Jugendsexualität und
Medien/Enthemmungseffekt
Kapitel 8.4/8.2
Risikofaktoren sexueller Belästigung/Forschungsergebnisse
sexueller Belästigung
41
Hypothese 4
Eine ausführliche Beschreibung der aus dem Fragebogen von Katzer (2007) genutzten Kategorien findet sich in Anhang D. In Anhang B sind die verschiedenen Items aufgeführt,
welche zur Erfassung der verschiedenen Kategorien dienten. In Anhang C sind die Skalen
der zusammengezogenen Items aufgeführt. Der gesamte Fragebogen ist im Anhang A zu
finden.
10.2.2 Methodische Überlegungen
Da der Fragebogen nicht von den Autorinnen entwickelt wurde, konnten methodische
Überlegungen bezüglich möglicher Antwortverzerrungen nicht in die Fragebogenentwicklung miteinbezogen werden. Dennoch werden die verschiedenen diesbezüglich gemachten
Überlegungen im Folgenden erläutert, da es den Autorinnen im Zusammenhang mit der in
den Kapiteln 12.3 und 12.4 folgenden Interpretation sowie Methodenkritik wichtig erscheint, auf einige mögliche methodische Schwierigkeiten der potentiellen Antwortverzerrungen hinzuweisen.
Bei der sozialen Erwünschtheit wird gemäss Raithel (2006, S. 70-81) die Antwort durch
die Überlegung des Befragten dahingehend beeinflusst, welche Antwort der Forscher, die
Forscherin gerne hören möchte oder was gesellschaftlich erwünscht ist. Weiter wird die JaSage-Tendenz beschrieben, womit die Zustimmung zu einer Frage ohne Bezug zum
Frageinhalt bezeichnet wird. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, dass insbesondere
negativ formulierte Items einen Einfluss auf das Antwortverhalten haben, z.B. „ich war
nicht traurig“ (Skalierung „ja, trifft voll zu“ bis „nein, trifft gar nicht zu“). Daher werden
negative Formulierungen oftmals dazu eingesetzt, einer Zustimmungs- bzw. Ja-SageTendenz (Akquieszenz) entgegenzuwirken. Beim Response-Set handelt es sich um systemische Antwortmuster, welche unabhängig vom Inhalt der Fragen sind. So werden entweder nur die mittleren Merkmalsausprägungen oder die Extrempositionen markiert. Zusätzlich zu den beschriebenen möglichen Antwortverzerrungen ist bezüglich der Opfererfahrungen sexueller Belästigungen und Übergriffen gemäss Krahé und Scheinberger-Olwig
(2002, S. 96) von einer systematisch höheren Verweigerungsrate im Sinne des „Verschweigens“ der Befragten auszugehen.
10.3 Pretestung
Um den methodischen Anforderungen gerecht zu werden, wurde das neue Erhebungsinstrument vor der Hauptuntersuchung im Rahmen einer Pretestung geprüft. Dabei wurde die
Verständlichkeit der Fragen, die Eindeutigkeit der Antwortkategorien überprüft sowie die
42
durchschnittliche Befragungszeit ermittelt. Gemäss Raithel (2006, S. 62) wird die Pretestung an einer begrenzten Zahl von Fällen, die strukturell denen der endgültigen Stichprobe entsprechen, vorgenommen. Dabei ist eine Mindestgrösse der Pretests notwendig, um
statistische Analysen vorzunehmen. Die Mindestgrösse wird von den verschiedenen Autoren unterschiedlich festgelegt. Friedrichs (1990; zit. nach Raithel, 2006, S. 62). empfiehlt
eine einprozentige Stichprobe, welche in der vorliegenden Studie durch die Pretestung von
vier Jugendlichen bei einer Stichprobengrösse von 400 (n=400) erfüllt ist. Nach der Pretestung wurden die erhaltenen Informationen von den Verfasserinnen bewertet und modifiziert. Unklarheiten begrenzten sich auf Brüche in der Logik und in Formulierungen (z.B.
Rechtsradikalismus). Ersteres konnte durch Veränderung der Reihenfolge gelöst werden.
Einige Items mussten umformuliert oder durch Hinweise ergänzt werden (vgl. Kap.
10.2.1).
Der von den Autorinnen verfasste Elternbrief (Anhang F) wurde an drei Elternpaare von
Jugendlichen sowie an einen Lehrer und einen Schulleiter abgegeben. Dabei wurde der
Inhalt des Schreibens auf seine Verständlichkeit hin geprüft. Ebenfalls wurden die Eltern
und Fachpersonen um ein Feedback zum Inhalt des Schreibens und der damit im Zusammenhang stehenden geplanten Erhebung gebeten. Die eingegangenen Rückmeldungen waren durchwegs positiv, womit keine Veränderungen des Elternbriefes vorgenommen werden mussten. Von allen Eltern, welche im Vorfeld der Befragung einen Elternbrief bekommen haben, liessen insgesamt nur 13 ihre Kinder von der geplanten Befragung dispensieren.
Um einschätzen zu können, wie Eltern und Fachpersonen mit den teilweise sehr intimen
Fragen des Fragebogens umgehen, wurden verschiedene Items, welche sich explizit mit
dem Thema der sexuellen Belästigung von Jugendlichen beschäftigten, gemeinsam besprochen (z.B. „Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen Fotos geschickt, auf denen nackte Personen zu sehen waren?“ oder "Denke bitte noch einmal
an das Ereignis zurück, das für dich am schlimmsten war und sage uns bitte, wie das für
dich ist“). Auch hier waren die erhaltenen Feedbacks durchwegs positiv, wobei die einzelnen Items weder von den befragten Eltern noch Fachpersonen als zu persönlich oder
ethisch nicht vertretbar eingestuft wurden.
10.4 Erhebungsvorbereitung
Wie bereits in der Einleitung (vgl. Kap. 1.1) deutlich wurde, handelt es sich bei der sexuellen Belästigung von Jugendlichen im Internet-Chat um ein Thema, welches in den Medien
43
und der Gesellschaft immer wieder zu heftigen Debatten geführt hat. Im Kapitel 7 und 8
des Theorieteils wurde deutlich, dass es sich bei der sexuellen Belästigung oftmals um ein
emotional stark besetztes Thema handelt. Zusätzlich musste bei der geplanten Erhebung
davon ausgegangen werden, dass sich unter den befragten Jugendlichen Betroffene befinden, welche möglicherweise akute oder langfristige Belastungen aufweisen. Angesichts
des sehr persönlichen und möglicherweise auch schambesetzten Themas der Erhebung,
kam der Anonymität und der Freiwilligkeit eine besondere Bedeutung zu. Gemäss Krahé
und Scheinberger-Olwig (2002, S. 95-96) ist bei einer nach Repräsentativitätsgesichtspunkten gezogenen Stichprobe, speziell bei sexuellen Übergriffen, von einer systematisch
höheren Verweigerungsrate auszugehen. Dabei wird bei einer Durchführung im Klassenverband, in welcher eine Ablehnung der Befragung nicht möglich ist, die Validität der Daten im Sinne von Falschantworten (z.B. Verschweigen) gefährdet. Um der Gefährdung der
Validität möglichst entgegenzuwirken, wurden im Rahmen der vorliegenden Befragung
verschiedene Massnahmen getroffen. So wurde der Fragebogen völlig anonym erhoben.
Dabei wurde darauf geachtet, dass die Durchführung, wenn immer möglich, in einem genügend grossen Raum stattfand, wodurch jeder Schüler und jede Schülerin ungestört den
Fragebogen für sich alleine ausfüllen konnte. Zusätzlich wurde im Elternbrief auf die
Freiwilligkeit und somit die Möglichkeit einer Dispensation der Befragung hingewiesen.
Durch die getroffenen Massnahmen wird die Verweigerungsrate von den Verfasserinnen
als gering und vor allem als über alle Angesprochenen zufällig verteilt eingestuft. Zusätzlich zu den beschriebenen Überlegungen ist gemäss Raithel (2006, S. 28) eine umfassende
Information der Probanden und Probandinnen insofern wichtig, als dass sie das Interesse
und die Bereitschaft zur Mitarbeit erhöhen. Ausgehend von diesen Überlegungen wurde
einer sorgfältigen Vorbereitung ein besonders hoher Stellenwert beigemessen, wobei Schulen, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Behörden möglichst umfangreich über die geplante Erhebung informiert wurden:
Schulleiter/Lehrer: In einem Informationsschreiben wurden Schulleiter und Lehrpersonen
über das genaue Vorgehen und das Ziel der Erhebung informiert (Anhang G). Dabei wurde
auf die Unterstützung seitens der Fachstelle für Gewaltprävention der Stadt Zürich hingewiesen, welche sich bereiterklärt hatte, Schulen und Lehrkräfte bei Bedarf zu unterstützen.
Zusätzlich erhielten die Schulen ein Schreiben der Stadtpolizei, welche die geplante Erhebung von fachlicher Seite her unterstützte (Anhang H).
44
Eltern: Die Eltern der Jugendlichen wurden im Vorfeld durch einen Elternbrief über die
Thematik und das geplante Datum der bevorstehenden Erhebung informiert. Dabei wurde
den Eltern die Möglichkeit gegeben, ihre Kinder von der Befragung zu dispensieren (Anhang F). Um Verständigungsproblemen (Fremdsprachigkeit) vorzubeugen, wurde zusätzlich ein Elternbrief in vereinfachter und verkürzter Form verfasst (Anhang F). Die entsprechenden Elternbriefe wurden den Jugendlichen durch ihre Lehrpersonen mitgegeben.
Schüler: Die Schüler wurden durch die Klassenlehrer über das Thema und die damit in
Zusammenhang stehende Befragung informiert. Zusätzlich hatten die Schüler die Möglichkeit, nach der Befragung allfällige Fragen direkt an die jeweils anwesende Leiterin der
Erhebung (Verfasserinnen) zu stellen.
Kreisschulpflege: Die zuständige Kreisschulpflege wurde vor der geplanten Erhebung
mittels standardisiertem Mail über das Vorhaben informiert.
10.5 Datenerhebung
Die Erhebung wurde als standardisierte Befragung während des regulären Unterrichts in 24
Schulklassen der Stadt Zürich durchgeführt, wobei 400 Jugendliche zwischen 12 und 16
Jahren befragt wurden. Alle Daten wurden zwischen dem 1. März 2011 und dem 10. April
2011 erfasst. Die Erhebung dauerte, je nach Schulstufe und Alter der Schülerinnen und
Schüler, zwischen 20 und 45 Minuten. Zu Beginn der Befragung erfolgte eine kurze und
standardisierte Einführung zu der Studie und einigen wichtigen Aspekten hinsichtlich des
korrekten Ausfüllens des Fragebogens (Anhang E). Dabei wurde explizit auf die Anonymität hingewiesen. Bei der Durchführung wurde darauf geachtet, dass die Schülerinnen und
Schüler ihren Fragebogen ungestört und ohne Banknachbarn ausfüllen konnten. Eine der
Autorinnen war während den Befragungen als Untersuchungsleiterin anwesend, damit
Fragen direkt beantwortet und zusätzliche Instruktionen erteilt werden konnten. Ebenfalls
führte die jeweils anwesende Autorin im Anschluss ein kurzes Protokoll, in welchem Verhaltensbeobachtungen sowie Bemerkungen und Feedbacks der Schüler festgehalten wurden. Ziel war, eine Einschätzung bezüglich der Ernsthaftigkeit machen zu können, wie die
Jugendlichen mit der Befragung umgehen. Als wichtiges Fazit daraus wird darauf hingewiesen, dass der Grossteil der Schülerinnen und Schüler während der Bearbeitung des Fragebogens konzentriert und gewissenhaft gearbeitet haben und viele bei den Schlussbemerkungen anfügten, dass sie die Untersuchung gut und sinnvoll fanden. Es wurden auch viele
Verständnisfragen gestellt, die ebenfalls auf Interesse der Schüler schliessen liess. Zusam45
men mit dem Fragebogen wurde den Schülerinnen und Schülern Unterlagen zum Thema
abgegeben. Somit konnten diejenigen Schülerinnen und Schüler, welche vor der vorgegebenen Zeit mit dem Ausfüllen fertig waren, beschäftigt werden. Dadurch wurde einerseits
Unruhe vorgebeugt und andererseits konnte die verbleibende Zeit im Sinne der Prävention
genutzt werden. Abgegeben wurden Broschüren des Bundesamtes für Kommunikation,
welche mittels Comics mögliche Gefahren im Netz aufzeigen und wichtige Adressen verschiedener Anlaufstellen für Betroffene beinhalten (Anhang I). Die älteren Schülerinnen
und Schüler erhielten zusätzlich einen Artikel zum Thema sexuelle Belästigung, welcher
von den Autorinnen aus den Unterlagen des Projektes „schau genau“ der Stadtpolizei Zürich zusammengestellt wurde (Anhang I). Der Abschluss der Befragung wurde ebenfalls
standardisiert durchgeführt (Anhang E), wobei den Schülerinnen und Schülern zum Abschluss die Möglichkeit zur Klärung von Fragen zum Thema sowie Raum für allfällige
Rückmeldungen gegeben wurde. Durch das persönliche Einsammeln der Fragebogen wurde die Wahrung der Anonymität zusätzlich gesichert. Zum Abschluss bestand, nebst den
verteilten Unterlagen, die Möglichkeit, ein Flyer der Stadtpolizei Zürich vom Projekt
„schau genau“ mitzunehmen, welcher unter anderem die Adresse der Homepage des Präventionsprojekts enthielt. So hatten die Schülerinnen und Schüler Adressen, um sich weiter
mit dem Thema zu beschäftigen und auch um zu erfahren, was im Falle einer sexuellen
Belästigung unternommen werden kann.
10.6 Datenaufarbeitung
Die Daten der ausgefüllten Fragebogen wurden mittels des Software-Computerprogramms
SPSS (Statistical Package for Social Sciences) für Windows (Version 18.0) verarbeitet.
Dabei wurden die Informationen aus den ausgefüllten Fragebogen entnommen und im Daten-Editor des SPSS erfasst. Bei der Datenbereinigung wurden allfällige Fehlerquellen
identifiziert und korrigiert.
10.7 Datenumwandlung
Da in den Skalen verschiedene Ausprägungen verwendet werden und diese für die Beantwortung der Fragestellung sowie der Hypothesen so nicht genutzt werden können, wurden
die Werte der einzelnen Items durch die Berechnung der Summenvariablen zu neuen Skalen zusammengefasst (Anhang C). Vor der Zusammenfassung der verschiedenen Items zu
einer neuen Skala wurde zuerst die Reliabilität der einzelnen Items in der neuen Skala
überprüft. Da die erhaltenen Cronbachs Alpha-Werte alle zwischen 0.668 und 0.915 lie46
gen, kann die Reliabilität als genügend (>.60) eingeschätzt werden. Es mussten keine Items
entfernt werden. Daraufhin wurde die Zielvariable mit einem einheitlichen Anfangsbuchstaben bezogen auf den Inhalt versehen. Die vollständigen Tabellen sind in Anhang C aufgeführt. Nur eine Skala erwies sich als nicht genügend reliabel (.418), was in die Interpretation miteinbezogen wurde. Diese Skala bezog sich auf die dritte Hypothese (vgl. S. 35).
10.8 Statistische Verfahren
Nachdem die Daten erfasst, untersucht und aufgearbeitet wurden (vgl. Kap. 10.6), erfolgte
die Auswertung, welche je nach Signifikanz für eine Annahme oder Verwerfung der gestellten Hypothesen benötigt wird. Mit einer statistischen Signifikanz kann eine Aussage
über die Bedeutsamkeit der Befunde gemacht werden. Ein signifikantes Ergebnis ist eine
Bezeichnung für die Wahrscheinlichkeit, mit der angenommen werden kann, dass die Unterschiede zwischen den Stichproben nicht zufällig entstanden sind (Raithel, 2006, S. 122).
Die aufgearbeiteten Daten bilden dabei die Ausgangslage der deskriptiven Statistik sowie
der Inferenzstatistik. Bei der Beantwortung der ersten Fragestellung und der Überprüfung
der Hypothesen wurden folgende Analyseverfahren verwendet: Die erste Fragestellung
wurde mittels deskriptiver Statistik beantwortet. Die ersten drei Hypothesen wurden anhand des Chi-Quadrat-Tests überprüft. Der Chi-Quadrat-Test ist ein nichtparametrischer
Test zur Analyse von Häufigkeiten. Dabei werden Abweichungen von den erwarteten Häufigkeiten auf die Signifikanz getestet (Rasch, Friese, Hofmann & Naumann, 2006, S. 237).
Die dritte Hypothese konnte trotz der mangelnden Reliabilität der Skala überprüft werden,
was bei der Interpretation jedoch beachtet und miteinbezogen werden musste. Die vierte
Hypothese wurde anhand einer multiplen Regressionsanalyse überprüft. Der primäre Anwendungsbereich der multiplen Regressionsanalyse ist die Analyse von Kausalbeziehungen. Dabei zeichnet sich die multiple Regressionsanalyse durch den Einbezug mehrerer
unabhängiger Variablen und einer damit verbundenen Drittvariablenkontrolle aus. Daher
können gegenüber der bivariaten Regressionsanalyse komplexere Fragestellungen analysiert werden, wobei die prognostische Kraft der Regressionsfunktion sicherer wird, je mehr
Informationen, sprich Variablen, in die Regressionsberechnung miteinfliessen (Raithel,
2008, S. 168). Ergänzend dazu wurde der T-Test für unabhängige Stichproben angewandt.
7 Fälle wurden ausgeschlossen, weil 5 Jugendliche noch nicht 12 Jahre alt waren und 2
Jugendliche schon älter als 16 waren. Alle für die Beantwortung der Hypothese bearbeiteten Variablen mit metrischer Skalierung werden einzeln auf den Mittelwert +/-2 SD limi47
tiert. Bei den zusammengefassten Variablen wird hingegen der zusammengefasste Summenwert und nicht die einzelnen Variablen limitiert (+/-2 SD). Diese Limitierung entspricht einem Signifikanzniveau von 5%, was einer Schwelle entspricht, welche in der
Grundlagenforschung üblich ist.
11 Darstellung der Ergebnisse
Das folgende Kapitel widmet sich der Überprüfung der in Kapitel 9 formulierten Hypothesen. Zur besseren Übersicht wird jede Hypothese zuerst nochmals erläutert, um dann die
Ergebnisse aufzuzeigen. Da zu der ersten Fragestellung keine Hypothese generiert wurde,
wird die Fragestellung nochmals erläutert.
11.1 Formen und Häufigkeiten sexueller Belästigung
Die erste Fragestellung lautet: Wie häufig tritt sexuelle Belästigung bei Jugendlichen in
Internet-Chats auf und welche Formen gibt es?
Die deskriptive Statistik wurde sowohl für die Gesamtgruppe als auch für die Altersstufen
der Jugendlichen getrennt durchgeführt.
Tabelle 8: Häufigkeit sexueller Belästigung (12 bis 16 Jahre)
Sexuell belästigt
Gültig
nie
Fehlend
einmal
oder
mehrmals
Gesamt
System
Gesamt
Häufigkeit
238
Prozent
Gültige Prozente
59.5
66.7
119
29.8
33.3
357
43
89.3
10.8
100.0
400
100.0
Kumulierte Prozente
66.7
100.0
Aus der Tabelle 8 wird ersichtlich, dass 119 (29.8%) der befragten Jugendlichen (n=400)
angaben, bereits einmal oder mehrmals in Internet-Chats sexuell belästigt worden zu sein.
238 (59.9%) gaben an, noch nie sexuell belästigt worden zu sein.
48
Tabelle 9: Leichte und schwere sexuelle Belästigung (12 bis 16 Jahre)
Alter
Leichte sexuelle Belästigung
Anzahl:
9
Alter (%): 24.3
Schwere sexuelle Belästigung
Anzahl:
4
Alter (%): 10.8
Keine leichte/schwere
sexuelle Belästigung
Anzahl:
15
Alter (%): 40.4
13
Anzahl:
Alter (%):
17
22.0
Anzahl:
Alter (%):
11
14.2
Anzahl:
Alter (%):
49
63.6
14
Anzahl:
Alter (%):
20
18.8
Anzahl:
Alter (%):
11
10.3
Anzahl:
Alter (%):
72
67.9
15
Anzahl:
Alter (%):
29
27.3
Anzahl:
Alter (%):
20
18.8
Anzahl:
Alter (%):
66
62.2
16
Anzahl:
Alter (%):
24
34.7
Anzahl:
Alter (%):
14
20.2
Anzahl:
Alter (%):
34
49.2
Total
(n=353)
Anzahl:
Total (%):
99
28
Anzahl:
Total (%):
60
17
Anzahl:
Total (%):
236
66.7
12
Legende:
Alter (%)=Prozentanteil innerhalb derselben Altersklasse
Wie aus Tabelle 9 zu entnehmen ist, geben 99 (28%) der befragten Jugendlichen (n=353)
an, im Internet-Chat bereits einmal eine leichte Form sexueller Belästigung erfahren zu
haben. 60 (17%) der befragten Jugendlichen (n=353) haben nach eigenen Angaben im Internet-Chat bereits Formen schwerer sexueller Belästigung erlebt. Dabei können Jugendliche, welche von Erfahrungen leichter sexueller Belästigung im Internet-Chat berichten,
gleichzeitig auch schwere sexuelle Belästigung erfahren haben, weshalb das Total nicht
100% ergibt. Keine sexuelle Belästigung erlebten 236 (67%) der befragten Jugendlichen.
Diese Zahl deckt sich deshalb nicht exakt mit der Angabe der nicht sexuell belästigten Jugendlichen in Tabelle 8, weil nur diejenigen Probanden eingeschlossen sind, welche auch
eine Altersangabe gemacht haben.
Im Folgenden werden weitere Ergebnisse aufgezeigt, welche im Zusammenhang mit der
vorliegenden Arbeit spannende Erkenntnisse liefern.
49
Tabelle 10: Persönliche Treffen mit Chat-Partnern
Hast du die Personen, welche du im Chat/Chatroom kennengelernt hast, schon einmal persönlich getroffen?
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, die meisten
ja, einige
nein, keine
Gesamt
999
Prozent
72
98
179
349
51
400
18.0
24.5
44.8
87.3
12.8
100.0
Gültige Prozente
20.6
28.1
51.3
100.0
Kumulierte Prozente
20.6
48.7
100.0
18% der befragten Jugendlichen (n=400) gaben an, die meisten ihrer Chatbekanntschaften
real getroffen zu haben. 24.5% gaben an, einige ihrer Chatbekanntschaften real getroffen
zu haben und 44.8% gaben an, noch keine Chatbekanntschaften real getroffen zu haben.
Tabelle 11: Kontrolle durch Eltern
Meine Eltern kontrollieren stark, wie viel Zeit ich täglich vor dem Computer und/oder im
Internet verbringe
Häufigkeit
Prozent
Gültige Prozente
Kumulierte Prozente
Gültig
ja, immer
48
12.0
12.1
12.1
102
106
88
52
396
4
25.5
26.5
22.0
13.0
99.0
1.0
25.8
26.8
22.2
13.1
100.0
37.9
64.6
86.9
100.0
Fehlend
oft
ab und zu
manchmal
nein, nie
Gesamt
999
400
100.0
Gesamt
12% der befragten Jugendlichen (n=400) gaben an, dass ihre Eltern immer stark kontrollieren, wie viel Zeit sie vor dem PC oder im Internet verbringen. 74% gaben an, dass sie
manchmal bis oft kontrolliert werden und 13% werden nie kontrolliert.
50
Tabelle 12: Alter bei erstem Mal Chatten
Wie alt warst du, als du das erste Mal gechattet hast?
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Gesamt
999
Gesamt
Prozent
3
6
11
29
61
83
84
51
14
1
343
57
.8
1.5
2.8
7.3
15.3
20.8
21.0
12.8
3.5
.3
85.8
14.3
400
100.0
Gültige Prozente
.9
1.7
3.2
8.5
17.8
24.2
24.5
14.9
4.1
.3
100.0
Kumulierte Prozente
.9
2.6
5.8
14.3
32.1
56.3
80.8
95.6
99.7
100.0
5.1% der befragten Jugendlichen (n=400) gaben an, beim ersten Mal chatten 6-8 Jahre alt
gewesen zu sein. 22.6% gaben an, 9-10 Jahre alt gewesen zu sein, 20.8% 11 Jahre, 21% 12
Jahre, 12.8% 13 Jahre und 3.8% 14-15 Jahre.
Tabelle 13: Wichtigkeit der Chat-Partner
Meine Chat-­Partner aus dem Internet sind mir so wichtig wie echte Freunde.
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja
nein
Gesamt
999
83
262
345
55
400
Prozent
Gültige Prozente
20.8
65.5
86.3
13.8
100.0
24.1
75.9
100.0
Kumulierte Prozente
24.1
100.0
Für 20% der befragten Jugendlichen (n=400) sind die Chat-Partner aus dem Internet so
wichtig wie echte Freunde. Für 65.5% trifft das nicht zu.
51
Tabelle 14: Nutzungshäufigkeiten verschiedener Chats/Chatrooms
Nenne uns den Chat/Chatroom, den du am Häufigsten besuchst
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Gesamt
Instant Messenger
Social Network
Chatroom
Chat in Gratisanbieter von
E-Mail
andere
chatte nie
Social Network und Instant Messenger
Social Network und EMail-Anbieter
Social Network und Instant Messenger und EMail-Anbieter
Gesamt
999
Prozent
Gültige Prozente
Kumulierte
Prozente
48
73
3
4
12.0
18.3
.8
1.0
12.2
18.5
.8
1.0
12.2
30.6
31.4
32.4
5
29
182
1.3
7.3
45.5
1.3
7.3
46.1
33.7
41.0
87.1
18
4.5
4.6
91.6
33
8.3
8.4
100.0
395
5
400
98.8
1.3
100.0
100.0
Mit 45% der befragten Jugendlichen (n=400) nutzen die meisten Social Networks und Instant Messenger. 18.3% nutzen nur Social Networks und 12% nur Instant Messenger. Die
kleinste Gruppe bilden mit 0.8% diejenigen, die nur in Chatrooms gehen. 7.3% chatten gar
nie.
Tabelle 15: Nicknamen
Worauf bei Wahl des Nicknamen geachtet wird
Häufigkeit
Gültig
Achte auf nichts
Gesamt
Kumulierte
Prozente
201
50.3
59.8
59.8
Gebe absichtlich Infos
44
11.0
13.1
72.9
achte, dass keine pers.
Angaben
91
22.8
27.1
100.0
336
84.0
100.0
64
16.0
400
100.0
Gesamt
Fehlend
Prozent
Gültige Prozente
999
50.3% der befragten Jugendlichen (n=400) wählen einfach einen Nicknamen, der ihnen
gerade in den Sinn kommt. 11% geben absichtlich Informationen von sich selbst bekannt.
22.8% achten darauf, dass der Nicknamen keine persönlichen Angaben enthält.
52
11.2 Formen sexueller Belästigung
Die erste Hypothese lautet: Weibliche Jugendliche sind signifikant häufiger von schwerer
wie leichter sexueller Belästigung in Internet-Chats betroffen als männliche Jugendliche.
Tabelle 16: Leichte und schwere sexuelle Belästigung geschlechterspezifisch
Geschlecht
Weiblich
Leichte sexuelle Belästigung
Anzahl:
69
%
34.2
Schwere sexuelle Belästigung
Anzahl:
36
%
17.8
Keine leichte/schwere
sexuelle Belästigung
Anzahl
103
%
50.9
Männlich
Anzahl:
%
30
15.5
Anzahl:
%
24
12.4
Anzahl
%
133
68.9
Total
(n=395)
Anzahl
Total (%)
99
25.1
Anzahl:
Total (%)
60
15.2
Anzahl
Total (%)
236
59.7
Legende:
% = Prozente innerhalb desselben Geschlechts
Tabelle 16 zeigt, dass 69 (34.2%) der weiblichen und 30 (15.5%) der befragten männlichen
Jugendlichen (n=395) angeben, im Internet-Chat bereits leichte Formen sexueller Belästigung erlebt zu haben. Formen schwerer sexueller Belästigung haben gemäss eigenen Angaben 36 (17.8%) der weiblichen und 24 (12.4%) der befragten männlichen Jugendlichen
(n=395) erlebt. Um zu überprüfen, ob die weiblichen Jugendlichen signifikant häufiger
schwere und/oder leichte sexuelle Belästigungen erfahren als die männlichen Jugendlichen, wurde ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt (Anhang M, Tab. 1 und 2).
Ergebnisse vom Chi-Quadrat-Test für schwer sexuell belästigte Jugendliche:
Zwischen den Variablen „schwere sexuelle Belästigung“ und dem Geschlecht „männlich“
und „weiblich“ besteht kein signifikanter Zusammenhang, jedoch eine Tendenz dazu hin
(χ2 (1)=2.837, p=.061). Der Kontingenzkoeffizient dient als Mass für die Effektstärke und
ist mit 0.089 klein.
Ergebnisse vom Chi-Quadrat-Test für leicht sexuell belästigte Jugendliche:
Zwischen den Variablen „leichte sexuelle Belästigung“ und dem Geschlecht „weiblich“
und „männlich“ besteht ein signifikanter Zusammenhang (χ2 (1)=21.060, p<.001). Der
Kontingenzkoeffizient dient als Mass für die Effektstärke und ist mit 0.237 klein bis mittel.
11.3 Akute/dauerhafte Belastung
Die zweite Hypothese lautet: Schwer sexuell belästigte Jugendliche sind signifikant häufiger akut und dauerhaft belastet als leicht sexuell belästigte Jugendliche.
53
Tabelle 17: Belästigung und Belastung (Ausprägung)
Gruppen
leicht und
schwer sexuell belästigt
Leicht sexuell belästigt
Akut belastet
Dauerhaft belastet
Nicht belastet
akut
Nicht belastet dauerhaft
Anzahl:
%
32
80.0
Anzahl:
%
8
21.6
Anzahl: 8
%
20.0
Anzahl: 29
%
78.4
Schwer sexuell belästigt
Total
(n=93)
Anzahl:
%
47
88.7
Anzahl:
%
18
36.0
Anzahl: 6
%
11.3
Anzahl: 32
%
64.0
Anzahl: 26
Total (%) 29.9
Anzahl: 14
Total (%) 15.1
Anzahl: 61
Total (%) 70.1
Anzahl: 79
Total (%) 84.9
Legende:
%=Prozent innerhalb von Gruppen leicht und schwer sexuell belästigt
Insgesamt gaben 93 Jugendliche an, sexuell belästigt worden zu sein und machten Angaben über eine akute Belastung. 32 (80%) der leicht sexuell belästigten Jugendlichen gaben
an, akut belastet gewesen zu sein. 8 (20%) Jugendliche fühlten sich nicht akut belastet.
Von den schwer sexuell belästigten Jugendlichen gaben 47 (88.7%) an, akut belastet gewesen zu sein. 6 (11.3%) Jugendliche fühlten sich nicht akut belastet. 8 (21.6%) der leicht
sexuell belästigten Jugendlichen gaben an, dauerhaft belastet zu sein. 29 (78.4%) fühlten
sich nicht dauerhaft belastet. Von den schwer sexuell belästigten Jugendlichen gaben 18
(36%) an, dauerhaft belastet zu sein. 32 (64%) Jugendliche fühlten sich nicht dauerhaft
belastet. Differenzierte Häufigkeitstabellen zu akuter und dauerhafter Belastung sind im
Anhang N zu finden.
Um zu überprüfen, ob schwer sexuell belästigte Jugendliche signifikant häufiger akut und
dauerhaft belastet sind als leicht sexuell belästigte Jugendliche, wurde ein Chi-QuadratTest durchgeführt (Anhang M, Tab. 3 und 4).
Ergebnisse vom Chi-Quadrat-Test für akute Belastung:
Zwischen den Variablen „akute Belastung“ und „schwere sexuelle Belästigung“ und
„leichte sexuelle Belästigung“ besteht kein signifikanter Zusammenhang(χ2 (0)=1.343,
p=.193).
Ergebnisse vom Chi-Quadrat-Test für dauerhafte Belastung:
Zwischen den Variablen „dauerhafte Belastung“ und „sexuelle Belästigung“ besteht kein
signifikanter Zusammenhang (χ2 (0)=2.098, p=.112).
54
11.4 Aktives/passives Verhalten
Die dritte Hypothese lautet: 14- bis 16-jährige Jugendliche, welche in Internet-Chats sexuell belästigt wurden, zeigen im Vergleich mit den 12- bis 13-jährigen Jugendlichen ein
signifikant aktiveres Verhalten.
Tabelle 18: Aktive Reaktionen (Altersgruppen)
Altersgruppen
Wenig aktive
Sehr aktive
12- bis 13jährig
Anzahl:
%
19
26.0
Anzahl:
%
8
32.0
14- bis 16jährig
Anzahl:
%
54
74.0
Anzahl:
%
17
68.0
Total
(n=98)
Anzahl:
Total (%)
73
74.5
Anzahl:
Total (%)
25
25.5
Legende:
%=Prozente innerhalb von wenig aktive und sehr aktive in zwei Gruppen
Wie aus Tabelle 18 zu entnehmen ist, geben insgesamt 98 Jugendliche an, sexuell belästigt
worden zu sein und machten Angaben zu ihren Reaktionen darauf. Bei der Gruppe der 12bis 13-jährigen zeigten 19 (26%) Jugendliche ein wenig aktives Verhalten und 8 (32%) ein
sehr aktives Verhalten. Bei der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen zeigten 54 (74%) ein wenig
aktives Verhalten und 17 (68%) ein sehr aktives Verhalten. Auch hier wurde zur Überprüfung, ob 14- bis 16-jährige Jugendliche ein signifikant aktiveres Verhalten als 12- bis 13jährige Jugendliche zeigen, ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt (Anhang M, Tab. 5).
Die folgenden Ergebnisse aus dem Chi-Quadrat-Test müssen unter Vorbehalt interpretiert
werden, da Cronbachs Alpha mit 0.418 zu tief ist. Die Skala der verschiedenen Arten von
Verhalten als Reaktion auf eine sexuelle Belästigung ist nicht genügend reliabel, was bedeutet, dass die Items nicht dasselbe messen. Das Weglassen einzelner Items brachte ebenfalls keine sichereren Ergebnisse (Anhang M, Tab. 6).
Ergebnisse vom Chi-Quadrat-Test:
Zwischen den Variablen „12-13 Jahre“ und „14-16 Jahre“ und „wenig aktive“ und „sehr
aktive“ besteht kein signifikanter Zusammenhang (χ2 (0)=.333, p=.369).
Es folgen deskriptive Ergänzungen zu den Reaktionen der Jugendlichen auf eine sexuelle
Belästigung.
55
Tabelle 19: Reaktionen im Überblick
Reaktionen zusammengefasst
Häufigkeit
Gültig
passiv
Fehlend
wenig aktiv
sehr aktiv
Gesamt
System
Gesamt
Prozent
Gültige Prozente
Kumulierte Prozente
1
.8
1.0
1.0
39
58
98
21
32.8
48.7
82.4
17.6
39.8
59.2
100.0
40.8
100.0
119
100.0
Von allen sexuell belästigten Jugendlichen gaben 0.8% an (n=119), nichts gegen eine sexuelle Belästigung unternommen zu haben, also auf keine der möglichen Reaktionen mit
„ja, das habe ich gemacht“ geantwortet zu haben. 32.8% gaben an, wenig aktiv gewesen zu
sein, also bei einer bis zwei möglichen Reaktionen mit „ja, das habe ich gemacht“ geantwortet zu haben. 48.7% gaben an, sehr aktiv gewesen zu sein, also bei drei bis sieben möglichen Reaktionen mit „ja, das habe ich gemacht“ geantwortet zu haben.
Tabelle 20: Reaktionen differenziert (positive Fragestellung)
Items
Mit Eltern/Erwachsenen geredet
Ja (aktives Verhalten)
14
11.8%
Nein (passives Verhalten)
87
73.1%
Ausserhalb abreagiert
30
25.2%
26
21.8%
74
62.6%
22
18.5%
70
58.8%
74
62.2%
26
21.8%
77
64.7%
Chataufseher gemeldet
Sich gewehrt
Mit Personen aus Chat darüber
geredet
Tabelle 21: Reaktionen differenziert (negative Fragestellung)
Items
Getan, als wäre nichts gewesen
Ja (passives Verhalten)
39
32.8%
Nein (aktives Verhalten)
61
51.3%
Für einige Zeit aus Chat zurückgezogen
35
29.4%
63
52.9%
Wie aus den Tabellen 20 und 21 ersichtlich wird gaben 62.6% von allen sexuell belästigten
Jugendlichen (n=119) als Reaktion an, ein aktives Verhalten gezeigt zu haben, indem sie
sich gewehrt haben. 73,1% der Jugendlichen gaben an, nicht mit ihren Eltern und 64,7%
nicht mit Personen aus dem Chat darüber geredet zu haben. Lediglich 21.8% gaben an, die
56
Belästigung dem Chataufseher gemeldet zu haben. 52.9% haben sich nach eigenen Angaben nicht aus dem Chat zurückgezogen.
11.5 Risikofaktoren
Die vierte Hypothese lautet: Zwischen der sexuellen Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats und den Variablen Alter, Stunden im Internet, Interesse der Eltern, chatten mit
Freunden sowie Interesse an sexuellen Themen im Chat besteht ein signifikanter Zusammenhang.
In der Auswertung wurden all jene Probanden berücksichtigt, welche angaben, sexuelle
Belästigung im Internet-Chat erfahren zu haben. Dabei gaben 99 (28%) der 400 befragten
Jugendlichen an, bereits Formen leichter sexueller Belästigung und 60 (17%) Formen
schwerer sexueller Belästigung im Internet-Chat erfahren zu haben. Die erforderte Stichprobengrösse ist mit: n ≥ 50 + 8 x UV (400 ≥ 58 x 5=290) erfüllt. Die folgende Tabelle
zeigt die Korrelationskoeffizienten zwischen den abhängigen Variablen. Die Korrelationskoeffizienten, welche mit * bezeichnet werden, sind signifikant auf einem Niveau von p <
0.05, diejenigen mit ** sind signifikant auf einem Niveau von p < 0.01.
Tabelle 22: Zusammenhänge zwischen Komponenten und Einflussfaktoren
Korrelationen
schwer
leicht
sex. belä- sex. belä- Std. im
stigt
stig
Internet
schwer sex. belästigt
leicht sex. belästigt
1
.416
Haupt. mit
Freunden
aus OfflineAlltag
Alter
Inter.
Eltern
Spass an
sex.
Themen
**
.128
*
.070
.154**
.036
.301**
1
.149**
.062
.153**
.059
.196**
1
.133**
.082
.187**
.036
1
.094
.192**
.079
1
.134*
.136*
1
.177**
Stunden im Internet
Alter
Haupt. mit Freunden
aus Offline-Alltag
Inter. Eltern
Spass an sex. Themen
1
**. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.
*. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
57
Multiple Regression für Risikofaktoren einer leichten sexuellen Belästigung:
Tabelle 23: Überprüfung des Gesamtmodells (leichte sexuelle Belästigung)
ANOVAb
Quadratsumme
Modell
1
Regression
Nicht standardisierte
Residuen
Gesamt
df
3.770
46.485
5
237
50.255
242
Mittel der
Quadrate
F
.754
.196
Sig.
.002a
3.844
a. Einflussvariablen: (Konstante), Stunden im Internet, Ob jemand an sex. Themen im Chat Spass
hat, Alter in Jahren, Hauptsächlich mit Offline-Bekannten chatten, Interesse der Eltern, was Kinder im Netz od. am PC tun
b. Abhängige Variable: Ob jemand jemals leicht sexuell belästigt wurde
Wie aus der Tabelle 23 ersichtlich wird, zeigt das Gesamtmodell einen signifikanten Zusammenhang (F(5,237)=3,884, p=.002). Somit liefern die untersuchten Variablen eine signifikante Vorhersage auf Formen leichter sexueller Belästigung. Zwischen den Prädiktoren besteht keine Multikollinearität, da sie nicht höher als 0.8 miteinander korrelieren.
Tabelle 24: Zusammenhang einzelner Prädiktoren (leichte sexuelle Belästigung)
Koeffizientena
Nicht standardisierte Koeffizienten
Modell
1
Regressionskoeffizient B
(Konstante)
Spass an sex. Themen
Interesse der Eltern
Haupt. mit Freunden aus OfflineAlltag
Alter
Std. im Internet
Standardisierte Koeffizienten
Standardfehler
Beta
T
Sig.
.900
.001
.044
.269
.347
.082
.210
.126
3.274
-.009
.095
.022
.114
-.028
.054
-.426
.835
.671
.405
.011
.046
.025
.020
.027
.151
.422
2.343
.673
.020
a. Abhängige Variable: Ob jemand jemals leicht sexuell belästigt wurde
Wie aus der Tabelle 24 zu entnehmen ist, weisen auf der Ebene der einzelnen Prädiktoren
„Stunden im Internet“ (Beta=0.151, t(237)=2.343, p=.02) und „Spass an sexuellen Themen
im Chat“ (Beta=0.210, t(237)=3.274, p=.001) einen signifikanten Zusammenhang mit der
leichten sexuellen Belästigung auf.
58
Der Anteil erklärter Varianz beträgt 5.6% (korrigiertes R-Quadrat=.056), die Effektstärke
ist klein bis mittel (Anhang M, Tab. 7).
Multiple Regression für Risikofaktoren einer schweren sexuellen Belästigung:
Tabelle 25: Überprüfung des Gesamtmodells (schwere sexuelle Belästigung)
ANOVAb
Quadratsumme
Modell
1
Regression
Nicht standardisierte
Residuen
Gesamt
Mittel der
Quadrate
df
3.591
29.150
5
237
32.741
242
.718
.123
F
Sig.
5.840
.000a
a. Einflussvariablen : (Konstante), Stunden im Internet, Ob jemand an sex. Themen im Chat Spass
hat, Alter in Jahren, Hauptsächlich mit Offline-Bekannten chatten, Interesse der Eltern, was Kinder im Netz od. am PC tun
b. Abhängige Variable: Ob jemand jemals schwer sexuell belästigt wurde
Aus der Tabelle 25 wird ersichtlich, zeigt das Gesamtmodell einen signifikanten Zusammenhang (F(5,237)=5.840, p<.001). Somit liefern die untersuchten Variablen eine signifikante Vorhersage auf Formen schwerer sexueller Belästigung.
Tabelle 26: Zusammenhang einzelner Prädiktoren (leichte sexuelle Belästigung)
Koeffizientena
StandardiNicht standardisierte Koeffi- sierte Koeffizienten
zienten
Regressions- Standardfehkoeffizient B
ler
Modell
1
(Konstante)
Spass an sex. Themen
Interesse der Eltern
Haupt. mit Freunden
aus Offline-Alltag
Alter
Std. im Internet
.028
.276
.002
.194
.275
.065
.017
.091
.003
.015
.020
.016
T
Beta
Sig.
.268
.008
.135
.101
4.245
.120
2.137
.920
.000
.905
.034
.011
.063
.176
.995
.860
.321
a. Abhängige Variable: Ob jemand jemals schwer sexuell belästigt wurde
Aus der Tabelle 26 wird ersichtlich, dass auf der Ebene der einzelnen Prädiktoren „Spass
an sexuellen Themen im Chat“ (Beta=.268, t(237)=4.245, p<.001) und „Hauptsächlich mit
59
Freunden aus dem Offline-Alltag chatten“ (Beta=.135, t(237)=2.137, p=.034) einen signifikanten Zusammenhang mit der schweren sexuellen Belästigung aufweisen.
Der Anteil erklärter Varianz beträgt 9.1% (korrigiertes R-Quadrat =.091), die Effektstärke
ist klein bis mittel (Anhang M, Tab. 8).
Dieses Resultat muss in Frage gestellt werden, da die Variable „Hauptsächlich mit Freunden aus dem Offline-Alltag chatten“ dichotom ist und deshalb mit einer multiplen Regressionsanalyse nicht berechnet werden kann. Daher wurde ergänzend der T-Test für unabhängige Stichproben durchgeführt.
Tabelle 27: Gruppenstatistiken
Hauptsächlich mit
offline-Bekannten
chatten
Ob jemand jemals
schwer sexuell belästigt wurde
Mittelwert
N
ja
nein
326
27
StandardfehStandardab- ler des Mittelwertes
weichung
.15
.37
.361
.492
.020
.095
Tabelle 28: Test bei unabhängigen Stichproben
Levene-Test
der Varianzgleichheit
F
Ob jemand
jemals
schwer
sexuell
belästigt
wurde
Varianzen 18.004
sind
gleich
Varianzen
sind nicht
gleich
Signifikanz
.000
T-Test für die Mittelwertgleichheit
T
df
- 351
2.91
1
- 28.3
2.24 64
2
60
Stan- 95% Konfidenzindard- tervall der Diffefehler
renz
Sig. Mittle- der
(2- re Dif- Diffeseitig) ferenz renz Untere Obere
.004
-.217
.075
-.364
-.070
.033
-.217
.097
-.415
-.019
Das Ergebnis aus Tabelle 28 und 29 zeigt, dass sich die Mittelwerte der Gruppen signifikant (p=.004) unterscheiden. Das heisst, dass diejenigen Jugendlichen, die mit Freunden
aus dem Offline-Leben chatten, häufiger schwer sexuell belästigt wurden.
11.6 Zusammenfassung der Ergebnisse
In der Auswertung wurden all jene Probanden berücksichtigt, die eine sexuelle Belästigung
im Internet-Chat erfahren haben; 99 (28%) mit einer leichten sexuellen Belästigung und 60
(17%) mit einer schweren sexuellen Belästigung von insgesamt 400 befragten Probanden.
Bei der Anwendung der in dem vorherigen Kapitel beschriebenen statistischen Verfahren
geht es hauptsächlich darum, festzustellen, ob ein Zusammenhang zwischen den Untersuchungsvariablen zufällig zustandegekommen ist oder nicht. Zur Überprüfung der ersten
Hypothese wurden die Probandinnen und Probanden in die Gruppen männlich und weiblich unterteilt. Danach wurde überprüft, ob männliche oder weibliche Jugendliche signifikant häufiger eine schwere oder leichte sexuelle Belästigung im Internet-Chat erfahren.
Bezüglich der ersten Hypothese muss aufgrund der Resultate davon ausgegangen werden,
dass die beobachteten Unterschiede der Gruppe „weiblich“ und der Gruppe „männlich“ bei
Formen schwerer sexueller Belästigungen zufällig entstanden sind, es zeigte sich jedoch
eine Tendenz in Richtung Signifikanz. Bei leichten Formen sexueller Belästigung sind die
Unterschiede signifikant. Somit sind weibliche Jugendliche signifikant häufiger von Formen leichter sexueller Belästigung betroffen als männliche Jugendliche. Für die zweite
Hypothese wurden die sexuell belästigten Jugendlichen in zwei Gruppen unterteilt (leicht
sexuell belästigte und schwer sexuell belästigte). Danach wurde überprüft, ob schwer sexuell belästigte Jugendliche signifikant häufiger akute oder dauerhafte Belastungen aufwiesen als leicht sexuell belästigte Jugendliche. Die beobachteten Unterschiede sind aufgrund der Resultate zufällig entstanden. Für die dritte Hypothese wurden die befragten
Jugendlichen in zwei Altersgruppen (12- bis 13-jährig und 14- bis 16-jährig) unterteilt.
Danach wurde die Skala der verschiedenen Verhaltensweisen auf ihre Reliabilität untersucht. Dieser Test fiel negativ aus, wodurch diese Hypothese unter Vorbehalt beantwortet
werden muss. Die Unterschiede fielen nicht signifikant aus, was jedoch auf die mangelnde
Reliabilität der Skala zurückgeführt werden könnte. Für die vierte Hypothese wurde geprüft, ob bestimmte Einflussfaktoren (Risikofaktoren) die Chance auf eine leichte und/oder
eine schwere Form sexueller Belästigung erhöhen. Die erhobenen Einflussfaktoren sind
„Alter“, „tägliche Nutzungsdauer des Internets“, „Hauptsächlich mit Freunden aus dem
Offline-Alltag chatten“, „Interesse der Eltern an den Tätigkeiten der Kinder im Internet“
61
und „Interesse an sexuellen Themen im Chat“. Im Gesamtmodell haben die untersuchten
Einflussfaktoren einen signifikanten Einfluss darauf, ob eine leichte sexuelle Belästigung
angegeben wurde. Auf der Ebene der einzelnen Prädiktoren zeigen das „Interesse an sexuellen Themen im Chat“ und die „tägliche Nutzungsdauer des Internets“ einen signifikanten
Zusammenhang mit der Form leichter sexueller Belästigung. Somit kann davon ausgegangen werden, dass Jugendliche, welche häufig chatten und/oder Interesse an sexuellen Themen in Internet-Chats zeigen, häufiger von der Form der leichten sexuellen Belästigung
betroffen sind. Im Gesamtmodell haben die untersuchten Einflussfaktoren ebenfalls einen
signifikanten Einfluss darauf, ob eine schwere sexuelle Belästigung angegeben wurde, was
sich durch die Kombination der Einflussfaktoren erklären lässt. Der Faktor „Interesse an
sexuellen Themen im Chat“ weist ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang mit der
Form der schweren sexuellen Belästigung auf. Jugendliche, welche Interesse an sexuellen
Themen im Chat haben, scheinen häufiger schwere sexuelle Belästigung im Internet-Chat
zu erleben. Jugendliche, welche eine schwere sexuelle Belästigung erlebten, chatten hauptsächlich mit Freunden aus dem Offline-Alltag. Dieses Ergebnis macht aber keine Aussage
darüber, ob diese Jugendlichen auch durch die Freunde aus dem Offline-Alltag belästigt
wurden.
12 Diskussion
Die im vorherigen Kapitel aufgeführten Ergebnisse werden im Folgenden bezogen auf die
Fragestellung wiedergegeben. Die Resultate werden dann basierend auf der vorgängig bearbeiteten Theorie interpretiert und diskutiert. Anschliessend wird die Diskussion durch ein
Fazit abgerundet. Beendet wird diese Arbeit mit einer kritischen Betrachtung des (methodischen) Vorgehens sowie mit weiterführenden Überlegungen.
Auf eine ausführliche Zusammenfassung des Theorieteils wird an dieser Stelle verzichtet.
Der Leser wird auf die in Kapitel 9 gegebene Zusammenfassung verwiesen.
12.1 Zusammenfassung
Eine wesentliche Zielsetzung der vorliegenden empirischen Bachelorarbeit bestand in der
Ermittlung der Prävalenz sowie der Formen leichter und schwerer sexueller Belästigung
von Jugendlichen im Internet-Chat. In der erarbeiteten Theorie wurde ersichtlich, dass es
sich bei dem Thema um ein in der Forschung bis anhin erst lückenhaft bearbeitetes Gebiet
handelt, weshalb die beiden Hauptfragen durch weitere Unterfragen ergänzt wurden. Im
62
Speziellen interessierte dabei, ob weibliche oder männliche Jugendliche häufiger von sexueller Belästigung im Internet-Chat betroffen werden und ob sich Betroffene akut oder
dauerhaft belastet fühlen. Ebenfalls wurde der Frage des Verhaltens, welches betroffene
Jugendliche zeigen, nachgegangen sowie nach möglichen Faktoren geforscht, welche eine
sexuelle Belästigung im Internet-Chat begünstigen können. Zur Beantwortung der Fragestellungen und der Überprüfung der Hypothesen wurden im Rahmen der quantitativen Erhebung zwischen dem 1. März und 10. April 2011 400 Jugendliche zwischen 12 und 16
Jahren der Stadt Zürich mittels einem anonymisierten Fragebogen befragt. Die Ergebnisse
wurden anschliessend mittels der deskriptiven sowie der Inferenzstatistik berechnet, ausgewertet und interpretiert. Die in dieser Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse werden
im Folgenden in Verbindung mit den neusten Forschungsergebnissen aus anderen Studien
sowie weiteren im Theorieteil dargestellten Aspekten interpretiert. Dabei erhebt die vorliegende Arbeit keinen Anspruch, eine abschliessende Einschätzung der Thematik geben zu
können. Der Fokus liegt vielmehr in einer möglichst umfassenden Datenerhebung. Um
einen Beitrag im Bereich der präventiven Arbeit leisten zu können, werden die erhobenen
Daten für allfällige weiterführende Arbeiten zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Fragestellung und der bis anhin wenig beforschten Thematik wurde die Theorie dahingehend
aufgebaut und selektioniert, dass sie durch das Verstehen der Komponenten, Einflussfaktoren und vielfältigen Zusammenhänge eine möglichst breite Grundlage zum besseren Verständnis der Thematik liefern kann.
12.2 Beantwortung der Fragestellung
1. Fragestellung:
Wie häufig tritt sexuelle Belästigung bei Jugendlichen in Internet-Chats auf und welche
Formen gibt es?
Befragt nach Erfahrungen verschiedener Formen sexueller Belästigung in Internet-Chats
haben 353 der insgesamt 400 befragten Jugendlichen eine Antwort gegeben. 99 Jugendliche (28%) gaben an, bereits Erfahrungen mit Formen leichter sexueller Belästigungen gemacht zu haben. 60 der befragten Jugendlichen (17%) haben nach eigenen Angaben bereits
schwere Formen sexueller Belästigung erlebt. Dabei ist anzumerken, dass Jugendliche,
welche von Formen leichter sexueller Belästigung berichten, gleichzeitig auch Formen
schwerer sexueller Belästigung erfahren haben können. Insgesamt wurden 119 (29.8%) der
befragten Jugendlichen bereits einmal oder mehrmals im Internet-Chat sexuell belästigt.
63
238 (59.5%) geben an, noch nie eine Form sexueller Belästigung im Internet-Chat erlebt zu
haben.
2. Fragestellung:
Sind weibliche oder männliche Jugendliche häufiger von Formen sexueller Belästigung im
Internet-Chat betroffen?
Nach sexueller Belästigung in Internet-Chats befragt, gaben 69 (34.2%) der befragten
weiblichen Jugendlichen und 30 (15.5%) der männlichen befragten Jugendlichen an, bereits Formen leichter sexueller Belästigung erlebt zu haben. Auf Grund der untersuchten
Hypothesen wurde deutlich, dass zwischen einer leichten sexuellen Belästigung und dem
Geschlecht ein signifikanter Zusammenhang besteht. Es lässt sich somit sagen, dass davon
ausgegangen werden kann, dass weibliche Jugendliche häufiger Formen leichter sexueller
Belästigung erleben. Unter den befragten Jugendlichen (n=395) gaben 36 (17.8%) der
weiblichen Jugendlichen und 24 (12.4%) der männlichen Jugendlichen an, bereits Formen
schwerer sexueller Belästigung erlebt zu haben. Gemäss den Ergebnissen besteht lediglich
eine Tendenz in Richtung Signifikanz zwischen einer schweren sexuellen Belästigung und
dem Geschlecht. Somit muss davon ausgegangen werden, dass weibliche Jugendliche tendenziell häufiger Formen schwerer sexueller Belästigungen erleben.
1. Unterfrage:
Fühlen sich Jugendliche, welche in Internet-Chats sexuell belästigt wurden, akut oder dauerhaft belastet?
Insgesamt gaben 79 (85%) der in Internet-Chats sexuell belästigten Jugendlichen an, akut
belastet gewesen zu sein. 32 (80%) der leicht sexuell belästigten Jugendlichen gaben an,
akut belastet gewesen zu sein und 8 (20%) fühlten sich nach eigenen Angaben nicht akut
belastet. Von den schwer sexuell belästigten Jugendlichen gaben 47 (88.7%) an, akut belastet gewesen zu sein und 6 (11.3%), nicht akut belastet gewesen zu sein.
Bezüglich der dauerhaften Belastung gaben insgesamt 8 (21.6%) der leicht sexuell belästigten Jugendlichen an, dauerhaft belastet zu sein und 29 (78.4%) nicht. Von den schwer
sexuell belästigten Jugendlichen gaben 18 (36.0%) an, dauerhaft belastet zu sein und 32
(64.0%) nicht.
Gemäss den Ergebnissen besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer schweren und/oder leichten sexuellen Belästigung und einer akuten Belastung. Ebenfalls ist gemäss den Ergebnissen kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer dauerhaften Bela64
stung und einer schweren oder leichten sexuellen Belästigung vorhanden. Somit muss davon ausgegangen werden, dass Jugendliche, welche eine schwere sexuelle Belästigung im
Internet-Chat erfahren haben, nicht häufiger akut oder dauerhaft belastet sind als leicht
sexuell belästigte Jugendliche.
2. Unterfrage:
Welches Verhalten zeigen Jugendliche, wenn sie im Internet-Chat sexuell belästigt wurden?
Von allen sexuell belästigten Jugendlichen gaben 0.8% an (n=119), nichts gegen eine sexuelle Belästigung unternommen zu haben, also auf keine der sieben möglichen Reaktionen mit „ja, das habe ich gemacht“ geantwortet zu haben. 33.8% gaben an, wenig aktiv
gewesen zu sein, also bei einer bis zwei möglichen Reaktionen mit „ja, das habe ich gemacht“ geantwortet zu haben. 48.7% gaben an, sehr aktiv gewesen zu sein, also bei drei bis
sieben möglichen Reaktionen mit „ja, das habe ich gemacht“ geantwortet zu haben. Am
wenigsten sprachen mit den Eltern darüber (73.1%), gefolgt von dem Austausch mit anderen Chatpartnern über das Erlebte (64.7%). Am meisten von den befragten Jugendlichen
gaben als Reaktion an, sich gewehrt zu haben (62.6%), gefolgt von der Reaktion, sich nicht
aus dem Chat zurückgezogen zu haben (52.9%).
Im Vergleich von Altersgruppen gaben insgesamt 98 Jugendliche an, sexuell belästigt
worden zu sein und machten Angaben zu ihren Reaktionen darauf. Bei der Gruppe der 12bis 13-Jährigen zeigten 19 (26%) Jugendliche ein wenig aktives Verhalten und 8 (32%) ein
sehr aktives Verhalten. Bei der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen zeigten 54 (74%) ein wenig
aktives Verhalten und 17 (68%) ein sehr aktives Verhalten. Die beobachteten Häufigkeiten
unterscheiden sich nicht signifikant von den erwarteten Häufigkeiten. Zwischen den Variablen „12-13 Jahre“ und „14-16 Jahre“ und „wenig aktive“ und „sehr aktive“ besteht kein
signifikanter Zusammenhang. Dies könnte jedoch auch auf die mangelnde Reliabilität der
Skala zurückgeführt werden.
3. Unterfrage:
Gibt es Faktoren, welche das Risiko einer sexuellen Belästigung im Internet-Chat begünstigen?
Anhand einer multiplen Regressionsanalyse wurde untersucht, ob Alter, tägliche Nutzungsdauer des Internets, Kontrolle der Eltern, Wahl der Chatpartner sowie das individuelle Interesse der Jugendlichen an sexuellen Themen Faktoren darstellen, welche eine sexu65
elle Belästigung im Internet-Chat begünstigen können. Dabei erwiesen sich die Faktoren
„Spass an sexuellen Themen im Chat“ und „die tägliche Nutzungsdauer des Internets“ in
Bezug auf eine leichte sexuelle Belästigung als signifikant. Der Prädiktor „Interesse an
sexuellen Themen im Chat“ weist einen signifikanten Zusammenhang mit den Formen
einer schweren sexuellen Belästigung auf. Somit begünstigt dieser Faktor das Risiko einer
sexuellen Belästigung in Internet-Chats. Der Faktor „Hauptsächlich mit Freunden aus dem
Offline-Alltag chatten“ konnte nicht mit in die Regressionsanalyse einbezogen werden. Es
konnte aber ermittelt werden, dass diejenigen Jugendlichen, welche hauptsächlich mit
Freunden aus dem Offline-Alltag chatten, auch signifikant häufiger schwer sexuell belästigt wurden.
12.3 Interpretation der Ergebnisse
Insgesamt wurden 400 Jugendliche zu ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung in Internet-Chats befragt, um eine Aussage bezüglich der Prävalenz sowie den verschiedenen
Formen sexueller Belästigung machen zu können. Wie in Kapitel 10.1 beschrieben, entspricht die erhobene Stichprobe nicht gänzlich der Grundgesamtheit. Da die beschriebenen
Abweichungen aber nicht besonders gross sind, kann davon ausgegangen werden, dass die
Ergebnisse der vorliegenden Studie der Grundgesamtheit sehr ähnlich sind. 28% der befragten Jugendlichen gaben an, bereits leichte Formen und 17% schwere Formen sexueller
Belästigung im Internet-Chat erlebt zu haben. Insgesamt gaben 30% an, bereits einmal
oder mehrmals sexuell belästigt worden zu sein. Die Prävalenz von knapp 30% sexuell
belästigter Jugendlicher in Internet-Chats überrascht insofern nicht, da die in Kapitel 8.2
beschriebenen, aktuellen Forschungsergebnisse ähnlich hohe Prävalenzen aufweisen. Zusätzlich rangiert, gemäss den Ergebnissen aktueller Studien, die Nutzung von Internet und
Handy bei den Jugendlichen an oberster Stelle der Freizeitbeschäftigungen, wodurch die
Jugendlichen sich besonders häufig möglichen Gefahren im Netz aussetzen (vgl. Kap. 6.4).
Ebenfalls könnte der in Kapitel 5.3 beschriebene Enthemmungseffekt für die hohe Prävalenz mitverantwortlich sein. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass sich durch die
Anonymität und den Wegfall der sozialen Kontrolle viele Nutzerinnen und Nutzer unbeobachtet fühlen, wodurch die Gefahr einer sexuellen Belästigung begünstigt werden kann.
Des Weiteren wurde der Frage nachgegangen, ob weibliche oder männliche Jugendliche
häufiger Formen sexueller Belästigung in Internet-Chats erleben. Gemäss den Ergebnissen
der vorliegenden Studie sind weibliche Jugendliche häufiger von leichter sexueller Belästigung betroffen. Diese Erkenntnisse stimmen mit den Forschungsergebnissen zur sexuel66
len Belästigung im realen Handlungskontext überein (vgl. Kap. 8.4). Zwischen Formen
schwerer sexueller Belästigungen und dem Geschlecht besteht hingegen kein signifikanter
Zusammenhang, jedoch geht die Tendenz in dieselbe Richtung. Die Frage stellt sich, weshalb dieses Ergebnis nicht signifikant ausgefallen ist. Eine mögliche Begründung könnte
auf das vermehrte Aufsuchen einschlägiger Internetseiten (z.B. Porno-Chats) durch männliche Jugendliche zurückgeführt werden, wodurch diese sich der Gefahr schwerer sexueller
Belästigungen vermehrt aussetzen. Eine weitere mögliche Erklärung könnte auf das in Kapitel 2.3.2 beschriebene, altersmässig frühere und häufigere Interesse männlicher Jugendlicher an Sexualität zurückzuführen zu sein. Durch die neuen digitalen Kommunikationstechnologien hat eine enorme Erweiterung an Experimentiermöglichkeiten (z.B. mit der
eigenen Sexualität) stattgefunden. Ebenfalls ist es durch die mediale Welt einfacher denn
je geworden, an nicht altersgemässe oder illegale sexuelle Inhalte heranzukommen. Somit
kann davon ausgegangen werden, dass vor allem männliche Jugendliche, welche sich besonders für sexuelle Inhalte interessieren, vermehrt Internetseiten oder Internet-Chats mit
sexuellen Inhalten aufsuchen und sich somit der Gefahr einer schweren sexuellen Belästigung in besonderem Masse aussetzen. Das heisst jedoch keinesfalls, dass sie sich bei einer
allfälligen sexuellen Belästigung nicht belästigt fühlen, nur weil sie an sexuellen Inhalten
interessiert waren.
Insgesamt fühlen sich 85% der sexuell belästigten Jugendlichen akut und 30% dauerhaft
belastet. Ein Grund für diese eher tiefe Zahl der dauerhaften Belastung könnte in Kapitel
3.1 beschriebenen neuen Verarbeitungsmodi der Jugendlichen zu finden sein, wodurch sie
viel gelassener auf die Reize der Medienwelt reagieren, eingeschlossen sexueller Inhalte
sowie sexueller Belästigungen. Die neuen Verarbeitungsmodi scheinen jedoch aufgrund
der hohen akuten Belastung auf eine leichte wie schwere sexuelle Belästigung erst später,
bei dem Einordnen des Erlebten, einzusetzen und nicht bei der ersten Reaktion. Bei den
Jugendlichen werden demzufolge nach wie vor negative Emotionen ausgelöst, von Wut bis
hin zu Traurigkeit und Ängsten (vgl. Anhang N).
In Bezug auf eine akut oder dauerhaft erlebte Belastung unterscheiden sich die beiden
Gruppen „leichte und schwere sexuelle Belästigung“ nicht signifikant. Somit scheint es für
die betroffenen Jugendlichen bezüglich der Belastung keinen Unterschied zu geben, ob die
erlebte sexuelle Belästigung leicht oder schwer war. Eine mögliche Erklärung hierfür
könnte ebenfalls in den neuen Verarbeitungsmodi zu finden sein, welche sich die Jugendlichen durch die häufige Reizüberflutung sexueller Inhalte durch die mediale Welt angeeignet haben. Dadurch reagieren sie gegenüber solchen Reizen viel gelassener als die Genera67
tionen vor ihnen. So könnte das vorliegende Ergebnis darauf zurückgeführt werden, dass
die Digital Natives schon sehr früh und sehr häufig gewollt oder ungewollt mit erotischen
Reizen und sexuellen Inhalten konfrontiert werden, wodurch die Art und Weise der Belästigung möglicherweise sekundär ist. Die vorliegende Studie hat Formen möglicher konkreter Belastungen (z.B. „ich denke noch häufig an dieses Ereignis zurück“) bei sexueller
Belästigung auf Grund subjektiver Einschätzungen der betroffenen Jugendlichen beforscht,
nicht jedoch deren Einfluss auf die Identitätsfindung der Jugendlichen (vgl. Kap. 3.1).
Verglichen mit der verhältnismässig geringen dauerhaften Belastung durch sexuelle Belästigungen könnte die Hypothese aufgestellt werden, dass solche Belästigungen für die Betroffenen bis zu einem gewissen Grad zum medialen Alltag gehören. Eine solche Hypothese darf aber nicht zu der Haltung verleiten, dass sexuelle Übergriffe im Grunde genommen
als nicht gravierend eingestuft werden. Denn gemäss der in Kapitel 8 erarbeiteten Theorie
kann eine sexuelle Belästigung durchaus einen negativen Einfluss auf die Entwicklung von
Jugendlichen haben, auch wenn die Betroffenen sich nicht dauerhaft belastet fühlen. So
können beispielsweise Erfolgsdruck oder Ängste eine Folge sexueller Belästigungen sein,
welche die Betroffenen jedoch nicht unbedingt diesen negativen Erfahrungen zuschreiben.
Die erhobene Skala zum Verhalten der Jugendlichen als Reaktion auf eine sexuelle Belästigung erwies sich nicht als genügend reliabel. Es zeigte sich, dass sich die Altersgruppe
der 12- bis 13-Jährigen und die Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen zwischen einem „wenig aktiven“ und „sehr aktiven“ Verhalten nicht unterscheiden. Es gibt also keinen Zusammenhang von Alter und dem Verhalten, was jedoch auf die mangelnde Reliabilität zurückgeführt werden könnte. Das heisst, dass die ausgereifteren Copingstrategien in diesem
Zusammenhang nicht offensichtlich mehr Variationen von Verhaltensweisen zur Folge
haben, da die jüngeren Jugendlichen ebenso Verhaltensweisen kennen und anwenden, um
mit sexuellen Belästigungen umzugehen. Diese Verhaltensweisen und deren Wirkung
wurden in der vorliegenden Studie jedoch nicht qualitativ bewertet. Es muss unbedingt
beachtet werden, dass aufgrund der Häufigkeit, mit welcher ein bestimmtes Verhalten
(Copingstrategien) gezeigt wird, noch nichts über dessen Qualität ausgesagt werden kann.
So könnte es beispielsweise sein, dass im Falle einer sexuellen Belästigung ältere Jugendliche zwar nicht quantitativ mehr, aber qualitativ bessere Copingstrategien zeigen. Bei der
deskriptiven Statistik zeigte sich zudem, dass nur 0.8% aller sexuell belästigten Jugendlichen mit einem passiven Verhalten reagierten. Alle andern hatten Strategien, eine aktive
Form der Bewältigung zu finden. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die
68
befragten Jugendlichen sich gegen die Belästigungen gewehrt haben und einen aktiven
Umgang damit fanden. Dies könnte ebenfalls ein Faktor sein, welcher das Risiko einer
dauerhaft empfundenen Belastung verringerte, da gemäss der bearbeiteten Literatur die
aktive Bewältigung der defensiven Bewältigungsstrategie, dem Verleugnen und Verdrängen, gegenübersteht. Im Zusammenhang mit der Prävention weisen die Autorinnen auf die
Wichtigkeit der in Kapitel 2.4 beschriebenen Copingstrategien sowie die in Kapitel 4.4
beschriebene Medienkompetenz hin, da die sogenannte Resilienz generell höher zu sein
scheint, wenn die betroffenen Personen auf unterschiedliche Bewältigungsformen zurückgreifen und das Geschehene adäquat einordnen können.
Die in der vorliegenden Studie gefundenen Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und
sexueller Belästigung im Internet-Chat basieren auf einer Querschnittstudie, in welcher
Risikofaktoren sowie sexuelle Belästigung zeitgleich erhoben wurden. Daher kann keine
abschliessende Aussage darüber gemacht werden, ob die gefundenen Zusammenhänge
tatsächlich im Sinne kausaler Wirkmechanismen zu deuten sind. Als mögliche Risikofaktoren sexueller Belästigung im Internet-Chat wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen „Nutzungsdauer im Internet“ und dem „Spass an sexuellen Themen“ im InternetChat und einer leichten sexuellen Belästigung gefunden. Ebenfalls zeigte der Risikofaktor
„Spass an sexuellen Themen“ einen signifikanten Zusammenhang mit einer schweren sexuellen Belästigung. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass das Risiko bei intensiverem Internet-Konsum automatisch steigt, da sich die Jugendlichen häufiger und länger
möglichen Risiken aussetzen. Dass der „Spass an sexuellen Themen“ die Gefahr einer
schweren und leichten sexuellen Belästigung erhöht, könnte mit dem Verhalten der Jugendlichen erklärt werden. Die Annahme ist naheliegend, dass Jugendliche, welche angeben, „Spass an sexuellen Themen“ zu haben, sich durch das grössere Interesse an sexuellen
Inhalten sowie durch den beschriebenen Enthemmungseffekt ebenfalls vermehrt möglichen Gefahren sexueller Belästigung im Internet-Chat aussetzen. Denn gerade in diesem
Zusammenhang kann ein möglicherweise anfänglich aktiv gesuchter und harmloser Flirt
schnell zu einer Grenzüberschreitung und empfundenen sexuellen Belästigung führen. Der
Faktor „Hauptsächlich mit Freunden aus dem Offline-Alltag chatten“ musste ausgeschlossen werden, da diese Variable die Kriterien für eine Regressionsanalyse nicht erfüllte. Es
zeigte sich aber, dass schwer sexuell belästigte Jugendliche signifikant häufiger mit Freunden aus dem Offline-Alltag chatten. Dieses Ergebnis sagt jedoch nichts darüber aus, ob die
Jugendlichen durch diese Freunde aus dem Offline-Alltag belästigt wurden. Wäre dies der
Fall, wären die Theorien zur Anonymität im Netz und dem damit verbundenen Enthem69
mungseffekt nur teilweise zutreffend, da die Kontrollinstanzen zwar weitgehend fehlen
und kein Sichtkontakt besteht, aber der Faktor der Anonymität nicht gegeben ist. So müsste angenommen werden, dass trotz Straftatbestand pornografisches Bildmaterial an bekannte Personen versandt und Aufforderungen getätigt werden, sexuelle Handlungen vor
der Webcam zu vollziehen. Eine Erklärung für dieses Ergebnis könnte in der Weiterentwicklung der digitalen Kommunikationstechnologien gesehen werden. Somit haben die
Ergebnisse der vorliegenden Erhebung gezeigt, dass die meisten Jugendlichen über Instant
Messenger und Social Networks chatten. In der Studie von Katzer (2007) wurde nicht zwischen Chatrooms und Internet-Chats unterschieden, wobei sich die gewonnenen Ergebnisse fast ausschliesslich auf Chatrooms bezog. Gemäss den Ergebnissen der vorliegenden
Studie nutzen allerdings nur 0.8% der befragten Jugendlichen einen Chatroom. Alle andern
Jugendlichen gaben an, über Instant Messenger, Social Networks und Chats von GratisMail-Anbietern zu chatten. Dies weist zusätzlich darauf hin, dass Jugendliche über diese
Anbieter meistens mit ihnen bekannten Personen chatten. Das Risiko scheint demnach
geringer zu sein, von unbekannten, und/oder pädophilen Tätern sexuell belästigt und/oder
zu einem realen Treffen überredet zu werden. Doch ist anzumerken, dass durch die digitale
Vernetzung auch Personen in die „Freundeslisten/Kontaktlisten“ aufgenommen werden,
welche nicht wirklich bekannt sind (z.B. Freunde von Freunden). Auch kommt es immer
wieder zu Kontaktaufnahmen durch absolut unbekannte Personen (vgl. Kap. 5.1.2). Diesbezüglich müsste also zuerst festgelegt werden, wie der Begriff „Freunde“ von den Jugendlichen definiert wird. Von den befragten Jugendlichen gaben 20% an, dass ihre Chatpartner für sie so wichtig wie Freunde aus dem Offline-Leben sind und nur 7% gaben an,
hauptsächlich mit Freunden aus dem Online-Alltag zu chatten. Da sich aber nur 0,8% der
Befragten in Chatrooms aufhalten, lassen diese Zahlen die Vermutung zu, dass doch einige
mit Fremden chatten oder ihre „Freunde“ zumindest nicht aus dem Offline-Alltag kennen.
Es wurde nicht erfragt, durch wen die Jugendlichen letztendlich sexuell belästigt wurden.
Ob sie diese Personen aus dem Offline-Alltag kannten oder nicht, bleibt somit offen. Es
kann lediglich ausgesagt werden, dass das Chatten mit Freunden kein Schutz vor schwerer
sexueller Belästigung in Internet-Chats darstellt.
12.4 Methodenkritik und weiterführende Überlegungen
Eine möglichst objektive und wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem
Thema erschien den Verfasserinnen auf Grund der Aktualität sowie der in der Bevölkerung
stark emotional besetzten und in den Medien oftmals einseitig beleuchteten Thematik von
70
besonderer Wichtigkeit. Dabei stellte sich die Erarbeitung der Theorie als eine zeitintensive Herausforderung dar. Der Grund dafür lag darin, dass es sehr viel wissenschaftliche
Fachliteratur im Bereich der neuen Medien sowie zum Thema der sexuellen Belästigung
gibt, welche es zu sichten galt. Gleichzeitig stellte es sich als schwierig heraus, ausreichend empirische Literatur zur sexuellen Belästigung im Zusammenhang mit digitalen
Kommunikationstechnologien zu finden. Die spezifischen Theorien, welche die Grundlage
der Hypothesen bilden, fielen daher durch diese Einschränkungen knapper aus.
Da aus der erarbeiteten Literatur ersichtlich wurde, wie individuell das Konstrukt der sexuellen Belästigung bewertet wird, wurde bei der Erfassung der Prävalenz darauf geachtet,
nur geschlossene Fragen zu stellen. Dadurch wurde einerseits versucht, die Gefahr der
Mehrdeutigkeit von abstrahierenden Begriffen wie beispielsweise „sexuelle Viktimisierung“ einzugrenzen und andererseits der Gefahr vorzubeugen, dass die Betroffenen ihre
Erfahrungen nicht als sexuelle Übergriffe bewerteten oder dass sie sich beispielsweise aus
Scham oder Furcht nicht zum Thema äussern würden. Beschreibungen möglicher sexueller
Belästigungen wurden den befragten Jugendlichen somit vorgegeben, wodurch die Probanden die Antwort nur ankreuzen mussten. Die Opfererfahrungen konnten somit hinsichtlich ihrer Häufigkeit erfasst werden und gleichzeitig liessen sie sich in Kategorien sexueller Übergriffe zusammenfassen. Ebenfalls musste die in Kapitel 10.2.2 beschriebene soziale Erwünschtheit bei dieser Thematik mit bedacht werden. Da einige der befragten Schulen
ihre Schülerinnen und Schüler im Bereich der Medienkompetenz unterrichten, musste davon ausgegangen werden, dass einige Jugendliche wissen, wie man sich in der digitalen
Kommunikation verhalten sollte, um mögliche Risiken zu vermeiden. Dieses Wissen hätte
eine Beantwortung im Sinne der sozialen Erwünschtheit beeinflussen können. Eine Skala
zur Überprüfung der sozialen Erwünschtheit hätte daher mit erhoben werden sollen. Dieser
intervenierenden Variable wurde einzig in Form einer standardisierten Einleitung mit dem
Hinweis auf die Wichtigkeit von ehrlichen Antworten und der Zusicherung von absoluter
Anonymität entgegenzuwirken versucht.
Die befragten Jugendlichen beantworteten den doch recht langen Fragebogen mehrheitlich
mit viel Engagement und Ausdauer. Für leistungsschwache Schüler erwies sich dieser jedoch als sehr anstrengend und erforderte eine hohe Konzentration (bis zu 45 Minuten).
Eine mögliche Fehlerquelle könnte darin bestehen, dass einige Jugendliche Fragen wahllos, im Sinne des Response-Sets oder einer Ja-sage-Tendenz oder sogar einige Fragen gar
nicht beantworteten, um den Bogen schneller zu bewältigen. Vor allem für Probanden mit
unsicheren Deutschkenntnissen und in tieferen Bildungs- und Schulstufen stellte das Aus71
füllen des Fragebogens eine grosse Schwierigkeit dar. Für allfällige weiterführende Studien mit jüngeren Schülerinnen und Schülern müsste dieser Aspekt unbedingt beachtet werden.
In Bezug auf die Qualität des für die vorliegende Studie verwendeten Fragebogens ist darauf hinzuweisen, dass einzelne Fragen nicht ganz trennscharf waren und somit möglicherweise missverstanden wurden. So beantworteten beispielsweise 43% der Jugendlichen die
Frage danach, ob sie ihre Chatbekanntschaften aus dem Internet auch im realen Leben getroffen hätten, mit ja. Gleichzeitig gaben 83% der befragten Probanden an, meistens mit
ihren Schulfreunden zu chatten. Es erscheint daher eher unwahrscheinlich, dass all diese
Jugendlichen, die hauptsächlich mit Bekannten aus dem Offline-Alltag chatten, dennoch so
häufig fremde Personen getroffen haben. Es muss also beachtet werden, dass die Fragestellung selbst oder aber die Reihenfolge der Fragen möglicherweise zu Missverständnissen
geführt haben könnten.
Um an Tiefe zu gewinnen, sollte der Fragebogen mit den Items zur sexuellen Belästigung
auf verschiedene Medien ausgeweitet und dann präzisiert werden. Gleichzeitig müsste der
Fragebogen in diesem Falle aber an einer anderen Stelle gekürzt werden, um den oben beschriebenen Erfahrungen bezüglich des Gesamtumfangs gerecht zu werden. So ist beispielsweise anzunehmen, dass auch übers Handy sexuelle Belästigungen stattfinden, oder
neue Arten der Kontaktaufnahme im World Wide Web entstehen, welche in der vorliegenden Erhebung nicht explizit erfragt wurden. Für allfällige, weitere Erhebungen bietet sich
eine Weiterentwicklung des bestehenden Fragebogens an, da die erhobenen Daten zu einem grossen Teil brauchbar waren, was für eine adäquate Umsetzung spricht. Es wurden
nur wenige Variablen erhoben, deren Datenqualität für eine statistische Auswertung nicht
genügten oder zu wenig Trennschärfe aufwiesen. Die Items, welche sich als zu wenig reliabel erwiesen, müssten in einer Replikation überarbeitet werden (z.B. Skala zur Erfassung des Selbstkonzepts Aussehen und Reaktionen auf eine sexuelle Belästigung). Eine
weitere, wertvolle Ergänzung für weiterführende Studien sehen die Verfasserinnen in einer
Ergänzung zum Fragebogen durch qualitative Erhebungsinstrumente im Sinne von EinzelExperteninterviews oder Gruppendiskussionen.
In Bezug auf die Auswertung der erhobenen Daten lieferten die statistischen Methoden
aussagekräftige Ergebnisse und sind in diesem Rahmen als adäquat einzuschätzen. Einzig
die Wahl der multiplen Regressionsanalyse in Bezug auf den Faktor „hauptsächlich mit
Freunden aus dem Offline-Alltag chatten“ erwies sich als nicht korrekt, da dieser dichotom
und nicht metrisch ist. So musste dieser Faktor einzeln berücksichtig werden. Die For72
schungsfrage konnte in der vorliegenden Arbeit beantwortet werden. Die Unterfragen
mussten jedoch im Forschungsprozess angepasst werden. So waren die ursprünglichen
Fragen im Bereich der Copingstrategien und Risikofaktoren zu weit gefasst. Die statistische Operationalisierung und Auswertung dieser Unterfragen stellte sich als Herausforderung dar, die den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte. So wurden diese Unterfragen eingegrenzt und präzisiert, wodurch ein teilweise eingeschränkter Blickwinkel gewisser
Aspekte in Kauf genommen werden musste. So wurde beispielsweise auf eine breite bivariate Analyse der Risikofaktoren verzichtet und nur einige Items daraus bearbeitet.
Die Erhebung zur Wahl des Nicknamen stellte sich als nicht mehr zeitgemäss heraus. Da
die meisten Jugendlichen über Plattformen chatten, bei denen sie mit Bekannten aus dem
Offline-Leben vernetzt sind, ist anzunehmen, dass die meisten mit ihrem richtigen Namen
registriert sind (z.B. auf Facebook). Dies allein ist auch nicht gefährlich, solange die weiteren Sicherheitsmassnahmen eingehalten werden. Die Häufigkeiten zu dieser Fragestellung
sind unter diesem Blickwinkel nicht mehr relevant. Zudem war das „Chatten mit Freunden
aus dem Offline-Leben“ ein Prädiktor für schwere sexuelle Belästigungen und insofern
scheint dies kaum noch etwas mit der Wahl des Nicknamen zu tun zu haben.
Die Altersgrenze von 12 Jahren ist nach Erkenntnissen der Auswertung zu eng gefasst. So
gaben 7.3% der Gesamtstichprobe an, schon mit 9 Jahren das erste Mal gechattet zu haben,
15.3% mit 10 Jahren und 20.8% mit 11 Jahren. Die Tendenz scheint dahin zu gehen, dass
Kinder immer früher in Kontakt mit dem Internet kommen. Daher muss davon ausgegangen werden, dass nicht nur Jugendliche, sondern auch Kinder der Gefahr einer sexuellen
Belästigung in Internet-Chats ausgesetzt sind. Somit ist es unvermeidlich, Wissen über
diese Kohorten zu generieren und angepasste, präventive Massnahmen zu erarbeiten.
Durch die umfassende Erhebung sind sehr viele Daten vorhanden, welche im Rahmen der
vorliegenden Arbeit nicht ausgewertet wurden, wie beispielsweise der Bereich des Cyberbullying, welcher in der Studie von Katzer an der Universität zu Köln (2007) positiv auf
sexuelle Belästigung lud. In der Theorie, wie auch im empirischen Teil musste auf Grund
der formalen Kriterien auf die Bearbeitung und Aufbereitung dieser Daten verzichtet werden. Eine Weiterführung der Untersuchungen der vorhandenen Daten und eine Vertiefung
der Thematik würden den Diskurs rund um das Thema sicherlich bereichern.
Das Erforschen möglicher Risikofaktoren von sexueller Belästigung in Internet-Chats kann
bewirken, dass Personen mit spezifischen Verhaltensweisen identifiziert werden, welche
bei präventiven Massnahmen besonders beachtet werden können. So könnte beispielsweise
73
die Beforschung der Kommunikationsstile der Opfer im Chat wertvolle Erkenntnisse liefern. Die in der vorliegenden Studie gefundenen Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren
und sexueller Belästigung in Internet-Chats basieren auf einer Querschnittstudie, in welcher Risikofaktoren sowie sexuelle Belästigung zeitgleich erhoben wurden. Daher kann
keine abschliessende Aussage darüber gemacht werden, ob die gefundenen Zusammenhänge tatsächlich im Sinne kausaler Wirkmechanismen zu deuten sind. Das Ziel weiterführender Studien könnte in geeigneten Langzeitstudien liegen, welche der Frage der kausalen
Bedeutung der Risikofaktoren nachgehen. Ebenfalls könnte das Ziel der künftigen Forschung in der Entwicklung sowie Evaluation von Präventionsprojekten gesehen werden,
um sinnvolle Interventionen zu erarbeiten. Im Zusammenhang mit möglichen Risikofaktoren weisen die Verfasserinnen auf die Wichtigkeit hin, dass der kausalen Beziehung zwischen Risikofaktoren und sexueller Belästigung keine Vorstellung der Schuldfrage
zugrunde gelegt wird.
Weiterführende Studien könnten sich auch der Frage widmen, ob Betroffene, auch wenn
sie sich nicht dauerhaft belastet fühlen, Belastungssymptome aufweisen, die sie selbst jedoch nicht direkt diesen Erfahrungen zuschreiben. Denn bei der Erfassung der Belastung
wurde nur nach dem subjektiven Erleben in Bezug zur sexuellen Belästigung und nicht
deren weitere Auswirkungen und andersartige Langzeitwirkungen untersucht.
Des Weiteren entstand die Frage im Verlauf der Auswertung, ob sich die schweren Belästigungen durch Bekannte nur auf den Internet-Chat bezogen, oder ob es auch zu Belästigungen ausserhalb des Internets kam. Dies könnte insofern der Fall sein, da mögliche
Hemmschwellen durch den vorgängigen Internetkontakt abgebaut wurden. Es wurde nicht
gefragt, durch wen, wie oft und ob noch weitere sexuelle Belästigungen stattfanden. Das
Zusammenspiel der Offline- und Online-Welt ist noch wenig bekannt und bedarf ebenfalls
wissenschaftlicher Beachtung.
Die Verhaltensweisen als Reaktion auf eine sexuelle Belästigung wurden in der vorliegenden Studie nur quantitativ bewertet und liessen die Frage offen, inwiefern deren Wirkung
auf die Verarbeitung des Erlebten ausfiel. Es wäre wichtig für präventive Massnahmen,
auch darüber mehr zu wissen.
Abschliessend kann die Aussage gemacht werden, dass es von zentraler Bedeutung zu sein
scheint, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, über Erlebtes offen zu kommunizieren. Dies leistet einen wichtigen Beitrag, solche einschneidenden
Erlebnisse einordnen und relativieren zu können. Dies ist insofern besonders wichtig, da
74
die Jugendlichen noch nicht über eine gefestigte Identität verfügen und die in einer solchen
Situation benötigten Copingstrategien oftmals erst in einem begrenzten Ausmass zur Verfügung stehen. Dieses Wissen sollte dazu beitragen, Erwachsene aus dem Umfeld von
Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren und sie aufzufordern, sich als Gesprächspartner anzubieten.
Alle weiteren methodenkritischen Aspekte, welche bei einer allfälligen Replikation wichtig wären und nur indirekt für diese Arbeit von Interesse waren, sind in Anhang K zu finden.
75
Literatur
Alsaker, F. D. & Kroger, J. (2007). Identitätsentwicklung. In M. Hasselhorn & W. Schneider (Hrsg.), Handbuch der Entwicklungspsychologie (S. 371-379). Göttingen: Hogrefe.
Bange, D. & Körner, W. (Hrsg.). (2002). Handwörterbuch Sexueller Missbrauch. Göttingen: Hogrefe.
Beck, K. (2006). Computervermittelte Kommunikation im Internet. München: Oldenbourg.
Bodmer, N. (2009). Jugendsexualität heute: Studie zu Verhaltensweisen, Einstellungen und
Wissen. In Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) (Hrsg.),
Jugendsexualität im Wandel der Zeit. Veränderungen, Einflüsse, Perspektiven (S. 2947). Bern: Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ).
Burt, M. R. & Estep, R. (1981). Who is victim? Definitional problems in sexuel victimization. Victimology, 6, 15-28.
Crameri, A. (2009). Wichtige Aspekte des Forschungsdesigns. Vorlesungsskript, Zürcher
Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), Dep. Angewandte Psychologie.
Döring, N. (2003). Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen (2., vollst. überarb.
Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Dreher, E. & Dreher, M. (1985). Wahrnehmung und Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter: Fragen, Ergebnisse und Hypothesen zum Konzept einer Entwicklungs- Pädagogischen Psychologie des Jugendalters. In R. Oerter, Lebensbewältigung im Jugendalter (S. 30-61). Weinheim: Edition Psychologie VCH.
Drewes, D. (2003). Pädosexuelle Netzwerke im Internet. In G. Braun, M. Hasebrink & M.
Huxoll (Hrsg.), Pädosexualität ist Gewalt- (Wie) Kann die Jugendhilfe schützen? (S.
150-160). Weinheim: Beltz Votum.
Ebata, A. T. & Moos, R. H. (1994). Personal, situational, and contextual correlates of coping in adolescence. Jorunal of Reserch on Adolescence, 4, 99-125.
Enders, U. (Hrsg.). (2008). Zart war ich, bitter war’s. Köln: KiWi.
Erikson, H. E. (1959). Identität und Lebenszyklus. Frankfurt: Suhrkamp.
Erikson, H. E. (1968). Identity. Youth and crisis. New York: Norton.
Feierabend, S. & Kutteroff, A. (2008). Medien im Alltag Jugendlicher - mutltimedial und
multifunktional. Media Perspektiven, 8, 612-624.
Fend, H. (2003). Entwicklungspsychologie des Jugendalters (3. Aufl.). Opladen: UTB.
76
Fix, T. (2001). Generation @ im Chat. Hintergrund und explorative Motivstudie zur jugendlichen Netzkommunikation. Veröff. Diplomarbeit, Universität Koblenz-Landau.
München: KoPaed-Verlag.
Flammer, A. & Alsaker, F. (2002). Entwicklungspsychologie der Adoleszenz. Die Erschliessung innerer und äusserer Welten im Jugendalter. Bern: Hans Huber.
Friedrichs, J. (1990). Methoden empirischer Sozialforschung. Opladen: Westdeutscher
Verlag.
Greve, W. (Hrsg.). (2000). Psychologie des Selbst. Weinheim: Beltz PVU.
Grob, A. (2007). Jugendalter. In M. Hasselhorn & W. Schneider (Hrsg.), Handbuch der
Entwicklungspsychologie (S. 187-197). Göttingen: Hogrefe.
Groeben, N. (2004). Medienkompetenz. In R. Mangold, P. Vorderer & G. Bente (Hrsg.),
Lehrbuch der Medienpsychologie (S. 28-49). Göttingen: Hogrefe.
Hänni, U. & Hirsch, K. (2001). Sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen. Diplomarbeit, Hochschule für Technik (FHS), Wirtschaft und soziale Arbeit, Fachrichtung
Sozialpädagogik.
Havighurst, R. J. (1972). Developmental tasks and education (3. Ed.) New York: David
McKay.
Hipeli, E. & Süss, D. (2009). Generation Porno: Mediales Schreckgespenst oder Tatsache?
In Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) (Hrsg.), Jugendsexualität im Wandel der Zeit. Veränderungen, Einflüsse, Perspektiven (S. 49-61).
Bern: Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ).
Howard, J. A. (1984). The „normal“ victim: The effects of gender stereotypes on reactions
to victims. Social Psychology Quarterly, 47, 270-281.
Hugger, K.-U. (2010). Digitale Jugendkulturen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Katzer, C. (2007). Gefahr aus dem Netz. Der Internet-Chatroom als neuer Tatort für Bullying und sexuelle Viktimisierung von Kindern und Jugendlichen. Unveröff. Dissertation ,
Universität zu Köln.
Katzer. C. & Fetchenhauer, D. (2007). Cyberbullying: Aggression und sexuelle Viktimisierung in Chatrooms. In M. Gollwitzer, J. Pfetsch, V. Schneider, A. Schulz, T. Steffke &
C. Ulrich (Hrsg.), Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen (S. 123-138). Göttingen: Hogrefe.
Keupp, H. (1997). Diskursarena Identität: Lernprozesse in der Identitätsforschung. In H.
Keupp & R. Höfer (Hrsg.), Identitätsarbeit heute. Klassische und aktuelle Perspektiven
der Identitätsforschung (S. 11-39). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Keupp, H., Ahbe, T., Gmür, W., Höfer, R., Kraus, W., Mitzscherlich, B. & Strauss, F.
(2002). Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne (2.
Aufl.). Reinbek: Rowohlt.
77
Krahé, B. & Scheinberger-Olwig, R. (2002). Sexuelle Aggression. Göttingen: Hogrefe.
Kreppmann, L. & Oswald, H. (1995). Sozialisation in Familie und Gleichaltrigenwelt.
Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 10, 147-162.
Kuhnen, K. (2007). Kinderpornographie und Internet. Göttingen: Hogrefe.
Lange, C. & Knopf, K. (1993). Beziehungen und Trennungen. In G. Schmid (Hrsg.), Jugendsexualität. Sozialer Wandel, Gruppenunterschiede, Konfliktfelder (S. 127-144).
Stuttgart: Enke.
Lazarus, R. S. & Folkmann, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer.
Lindenberger, U. & Schaefer, S. (2008). Erwachsenenalter und Alter. In R. Oerter & L.
Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (6., vollständig überarb. Aufl., S. 366-409).
Weinheim: Beltz.
Marcia, J. E. (1966). Development and validation of ego-identity status. Jorunal of Personality and Social Psychology, 3, 551-558.
McKenna, K. Y. A., Buffardi, L. & Seidman, G. (2005). Selbstdarstellung gegenüber
Freunden und Fremden im Netz. In K.-H. Renner, A. Schütz & F. Machilek (Hrsg.), Internet und Persönlichkeit. Differentiell-psychologische und diagnostische Aspekte der
Internetnutzung (S. 175-188). Göttingen: Hogrefe.
Mietzel, G. (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend (4., vollst.
überarb. Aufl.). Weinheim: Belz.
Mosler, S. (2010). Wann kann Medienkonsum Kindern und Jugendlichen schaden? Newsletter zur Gesundheitsförderung Impulse, 69, 5-6.
Muehlenhard, C. L., Powch, I. G., Phelps, J. L. & Giusti, L. M. (1992). Definitions of rape:
Scientific and political implications. Journal of Social Issues, 48, 23-44.
Neuenschwander, M. P. (1996). Entwicklung und Identität im Jugendalter. Bern: Haupt.
Oerter, R. & Dreher, E. (2008). Jugendalter. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (6., vollst. überarb. Aufl., S. 271-332). Weinheim: Beltz.
Oerter, R. & Montada, L. (Hrsg.). (2008). Entwicklungspsychologie (6., vollst. überarb.
Aufl.). Weinheim: Beltz.
Olbrich, E. (1985). Konstruktive Auseinandersetzung im Jugendalter: Entwicklung, Förderung und Verhaltenseffekte. In R. Oerter (Hrsg.), Lebensbewältigung im Jugendalter (S.
7-29). Weinheim: Edition Psychologie.
Ortolan, D. (1999). Medien und Medienwirkung - Die modernen Kommunikationsmittel in
der Reflektion. München: Utopia.
Palfrey, J. & Gasser, U. (2008). Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben /
Was sie denken / Wie sie arbeiten. München: Hanser.
78
Raithel, J. (2006). Quantitative Forschung. Ein Praxiskurs. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
Rasch, B., Friese, M., Hofmann, W. & Naumann, E. (2006). Quantitative Methoden 1 (2.
Aufl.). Heidelberg: Springer.
Remschmidt, H. (1992). Adoleszenz. Entwicklung und Entwicklungskrisen im Jugendalter.
Stuttgart: Georg Thieme.
Richard, R. & Krafft-Schöning, B. (2007). Nur ein Mausklick bis zum Grauen. Jugend und
Medien. Berlin: VISTAS.
Rossmann, P. (2004). Einführung in die Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Bern: Hans Huber.
Scherer, H. & Wirth, W. (2002). Ich chatte-wer bin ich? Identität und Selbstdarstellung in
virtuellen Kommunikationssituationen. Medien & Kommunikationswissenschaft, 50,
337-358.
Seiffge-Krenke, I. (2008). Gesundheit als aktiver Gestaltungsprozess im menschlichen
Lebenslauf. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (6., vollständig überarb. Aufl., S. 822-836). Weinheim: Beltz.
Seiffge-Krenke, I. & Lohaus, A. (2007). Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter. Göttingen: Hogrefe.
Sielert, U. (2001). Generation Sex? Jugend zwischen Romantik, Rotlicht und HardcorePorno. Berlin: Tilsner.
Spitzberg, B. H. (1998). Sexual coercion in dating relationships. In B. H. Spitzberg & W.
R. Cupach (Eds.), The dark side of close relationships (pp. 179-232). New York: Routledge.
Staudinger, U. M., Dörner, J. & Mickler, C. (2005). Wisdom and personality. In R. J.
Sternberg & J. Jordan (Eds.), A handbook of wisdom: Psychological perspectives (pp.
191-219). New York: Cambridge University Press.
Streeck-Fischer, Annette (Hrsg.). (1998). Adoleszenz und Trauma. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Süss, D. (2004). Mediensozialisation von Heranwachsenden. Dimensionen - Konstanten Wandel. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Süss, D. (2008). Mediensozialisation und Medienkompetenz. In B. Batinic & M. Appel.
Medienpsychologie (S. 361-378). Heidelberg: Springer.
Süss, D., Lampert, C. & Wijnen, C. W. (2010). Medienpädagogik. Ein Studienbuch zur
Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Udry, J. R. (1990). Hormonal and social determinants of adolescent sexual initiation. In J.
Bancroft & J. M. Reinisch (Eds.), Adolescence and puberty (S. 70-87). New York: Oxford University Press.
79
Wetzstein, T. A., Dahm, H., Steinmetz, L., Lentes, A., Schampaul, S. & Eckert, R. (1995).
Datenreisende. Die Kultur der Computernetze. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Williams, J. E. & Holmes, K. A. (1981). The second assault: Rape and public attitudes.
Westport: Greenwood Press.
Internetquellen
Altstötter-Gleich, C., Platzer. C. & Roux, G. (2006). Pornographie und neue Medien. Eine
Studie zum Umgang Jugendlicher mit sexuellen Inhalten im Internet. Pro Familia
Deutschland (Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. ). [On-line]. Available:
http://www.profamilia.de/fileadmin/landesverband/lv_rheinland-pfalz/5648.pdf
(9.3.2011).
Baacke, D. (1999). Im Datennetz. Medienkompetenz (nicht nur) für Kinder und Jugendliche als pädagogische Herausforderung. [On-line]. Available: http://www.mediacultureonline.de/fileadmin/bibliothek/baacke_datennetz/baacke_datennetz.pdf (3.5.11).
Beobachter (11/05) Chatrooms. Kinder in Gefahr. [On-line]. Available:
http://www.beobachter.ch/familie/artikel/chatrooms_kinder-in-gefahr/ (4.5.2011).
Brosi, N. (2004). Untersuchung zur Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades Medizin. Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München. [On-line]. Available:
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/3002/1/Brosi_Nicola.pdf (27.4.2011).
Enders, U. (2004). Sexueller Missbrauch in den Chaträumen des Internets. [On-line].
Available: http://www.zartbitter.de/content/e102/e5774/e5775/missbrauchinChats.pdf
(23.02.2011).
Fend, H., Helmke, A. & Richter, P. (1984). Inventar zu Selbstkonzept und Selbstvertrauen.
Konstanz: Universität, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Sonderforschungsbereich 23,
Projekt "Entwicklung im Jugendalter". [On-line]. Available:
http://www.zpid.de/psychauthors/index.php?wahl=forschung&uwahl=psychauthors&uu
wahl=p00854HF_pub (2.5.2011).
Fritz, J. (2003). Ich chatte also bin ich - Virtuelle Spielgemeinschaft zwischen Identitätsfindung und Internetsucht. In J. Fritz & W. Fehr (Hrsg.), Comptuerspiele. Virtuelle
Spiel- und Lernwelten. Bonn 2003. [On-line]. Available:
http://www.bpb.de/themen/YBL3QW (22.3.2011).
Huxoll, Martina (2008). Kindsmisshandlung und sexueller Missbrauch. In: Familienhandbuch des Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP). [On-line]. Available:
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Rechtsfragen/s_125
(12.3.
2011).
Jugendschutz.net. Chatten ohne Risiko? Sicher kommunizieren in Chat Messenger und
Community. [On-line]. Available:
http://www.jugendschutz.net/pdf/chatten_ohne_Risiko.pdf (4.3.2011).
80
MPFS-Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest. (Hrsg.). (1998). JIM-Studie
1998. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12
bis 19-Jähriger in Deutschland. [On-line]. Available:
http://www.mpfs.de/index.php?id=42 (27.4.2011).
MPFS-Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest. (Hrsg.). (2009). JIM-Studie
2009. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12
bis 19-Jähriger in Deutschland. [On-line]. Available:
http://www.mpfs.de/index.php?id=161 (27.4.2011).
MPFS-Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest. (Hrsg.). (2010). JIM-Studie
2010. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12
bis 19-Jähriger in Deutschland. [On-line]. Available:
http://www.mpfs.de/index.php?id=181 (31.3.2011).
MPFS-Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest. (Hrsg.). (2010). KIM-Studie
2010. Kinder+Medien, Computer + Interne. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6
bis 13-Jähriger in Deutschland. [On-line]. Available: http://www.mpfs.de/?id=192
(7.3.2011).
NZZ (2010). Hürden für das Ermitteln im Chatroom. [On-line]. Available:
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/Schweiz/huerde_fuer_das_ermitteln_im_chatroo
m_1.8096823.html (4.4.2011).
Schweizer Strafgesetzbuch, StGB (2011). [On-line]. Available:
http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/index.html (4.5.2011).
Stadt Zürich. Informationsbroschüre zum Thema sexuelle Ausbeutung von Kindern und
Jugendlichen im Internet (überarbeitete Auflage). [On-line]. Available:
http://schaugenau.ch/pdf/Informationsbroschuere_schaugenau.pdf (7.01.2011).
Suler, J. (2005). Adolescents in Cyberspace. The good, the bad and the ugly. [On-line].
Available: http:www.usr.rider.edu/~suler/psycyber/adoles.html (11.3. 2011).
ZHAW-Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte
Psychologie. Willemse, I., Waller, G. & Süss, D. (Hrsg.). (2010). JAMES-Studie 2010.
Jugend /Aktivitäten /Medien-Erhebung. [On-line]. Available:
http://www.psychologie.zhaw.ch/fileadmin/user_upload/psychologie/Downloads/Forsc
hung/James/Ergebnisbericht_JAMES_2010_de.pdf (12.4.2011).
81
Anhang
Anhang A
Fragebogen
Anhang B
Erhobene Items
Anhang C
Variablen und Skalen
Anhang D
Kategorien aus dem Fragebogen
Anhang E
Standardisierte Testanleitung
Anhang F
Elternbriefe
Anhang G
Information für Schulleiter und Lehrer
Anhang H
Schreiben Stadtpolizei
Anhang I
Zusammenfassung aus Homepage Stadtpolizei/Geschichten aus dem
Internet
Anhang K
Methodenkritik
Anhang L
Schülerbestand der Stadt Zürich 2011
Anhang M
Tabellen (Empirie)
Anhang N
Ergänzende Tabellen
82
2
!
Bevor&du&die&Fragen&beantwortest,&möchten&wir&dir&ein&Antwortmuster&vorstellen,&das&du&so&ähnlich&
während&des&gesamten&Fragebogens&immer&wieder&anwenden&sollst.&Wir&werden&dir&oft&Antworten&
(Sätze)&vorgeben&wie&z.B.:&
&&
Das&Internet&ist&mir&sehr&wichtig.&
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!
!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
!
Dazu!musst!du!ein!Kreuz!in!einem!der!Kästchen!machen.!
!
!
Wenn!das!Internet!für!dich!sehr&wichtig!ist,!dann!machst!du!bitte!dein!Kreuz!ganz&links.!
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
!!!!!!!
x
!
!
Wenn!das!Internet!für!dich!etwas&wichtig!ist,!dann!machst!du!bitte!dein!Kreuz!bei!stimmt&etwas.&
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
x
&
!
Wenn!du!dir!nicht&sicher!bist,!dann!mache!bitte!dein!Kreuz!bei!weiss&nicht.&
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
!
!
x
Wenn!das!Internet!für!dich!wenig&wichtig!ist,!dann!machst!du!bitte!dein!Kreuz!bei!stimmt&kaum.!
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
!
!
x
Wenn!das!Internet!für!dich!ganz&unwichtig!ist,!dann!machst!du!bitte!dein!Kreuz!ganz&rechts.!
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
x
!
!
!
!
!!!
Wenn&es&bei&einer&Frage&mehrere&Antworten&gibt,&welche&auf&dich&zutreffen,&kannst&du&auch&
mehrere&Kreuze&machen:&
!
Wie&kommst&du&am&häufigsten&ins&Internet?&
mit!PC!in!der!Schule!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!mit!PC!von!Freunden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!mit!PC!im!Internetcafe!
x
x
!
!
x
mit!PC!meiner!Eltern!!!!!!!!!!!!!!!!!!!mit!meinem!Smartphone!!!!!!!!!!!!!!!andere!_____________________________!!!!!!!!!!!!
!
!
!
!
3
!
Zuerst'möchten'wir'dir'ein'paar'allgemeine'Fragen'zum'Thema'Internet'stellen.!
Denke'einfach'daran,'wie'oft'du'ins'Internet'gehst'und'was'du'im'Internet'so'alles'machst.'
'
Wie$alt$warst$du,$als$du$zum$ersten$Mal$das$Internet$genutzt$hast?$
Ich!war!________!Jahre!alt.!
Benutzt$du$das$Internet$täglich?$
!
Ja,!ich!verbringe!durchschnittlich!_________Std.!am!Tag!im!Internet.!
!
Nein,!ich!nutze!das!Internet!nicht!täglich.!
$
Das$Internet$ist$mir$sehr$wichtig.$
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
!
Ich$kenne$mich$sehr$gut$mit$dem$Internet$aus.$
ja,!das!stimmt!total!
stimmt!etwas!
!!!!!!weiss!nicht!
!!!!!!!!!stimmt!kaum!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!das!stimmt!gar!nicht!
$
!
Im'folgenden'geht'es'darum,'wie'deine'Eltern'mit'deiner'Internet?Nutzung'umgehen.$
$
Meine$Eltern$kontrollieren$stark,$wie$viel$Zeit$ich$täglich$vor$dem$Computer$und/oder$im$Internet$verbringe.$
!!!!!!!!!!!ja,!immer!
!
!!!!!!oft!
!
!!!!!!!!ab!und!zu!
!!!!!!!!!!!manchmal! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!nie!
!
Meine$Eltern$achten$darauf,$dass$ich$nur$Software$benutze$(z.B.$Computerspiele),$welche$für$mein$Alter$
bestimmt$sind.$
!!!!!!!!!!!ja,!immer!
!
!!!!!!oft!
!
!!!!!!!!ab!und!zu!
!!!!!!!!!!!manchmal! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!nie!
!
Wenn$ich$etwas$gemacht$habe,$was$mir$meine$Eltern$eigentlich$verboten$haben$(z.B.$Computerspiele$spielen,$
welche$meine$Eltern$mir$verboten$haben),$dann$darf$ich$eine$Zeitlang$nicht$mehr$ins$Internet.$
!!!!!!!!!!!ja,!immer!
!
!
!!!!!!oft!
!
!!!!!!!!ab!und!zu!
!!!!!!!!!!!manchmal! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!nie!
!
Meine$Eltern$interessieren$sich$sehr$dafür,$was$ich$im$Internet$oder$auf$dem$Computer$mache$(z.B.$welche$
Computerspiele$ich$spiele$oder$in$welchen$Chatrooms$ich$mich$aufhalte).$
!!!!!!!!!!!ja,!immer!
!
!!!!!!oft!
!
!!!!!!!!ab!und!zu!
!!!!!!!!!!!manchmal! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!nie!
!!!!!!!!
Meine$Eltern$kennen$sich$sehr$gut$mit$dem$Internet$aus.!
!!!!!!!!!!!ja,!stimmt!
!!!!!!!!!!!!!!!!stimmt!etwas!!!!!!!!!!!!!!!weiss!nicht!
$
!
!
!!!!!!!!stimmt!kaum! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!nein,!stimmt!nicht!
Anhang B - Erhobene Items
Folgende Items dienten zur Erfassung der leichten Formen der sexuellen Belästigung:
-­‐ Hat mit dir schon einmal jemand im Chat/Chatroom über Sex reden wollen, obwohl du das nicht wolltest?
-­‐ Hat dich im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen nach dem Aussehen deines
Körpers gefragt?
-­‐ Hat dich im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen nach deinen sexuellen Erfahrungen gefragt?
-­‐ Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand von seinen sexuellen Erfahrungen erzählt, obwohl du
das nicht wolltest?
Folgende Items dienten zur Erfassung der schweren Formen der sexuellen Belästigung:
-­‐ Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen Fotos geschickt, auf denen nackte Personen zu sehen waren?
-­‐ Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen Pornofilme (Filme mit sexuellem
Inhalt) geschickt?
-­‐ Hat dich im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen aufgefordert, sexuelle Handlungen vor der Webcam auszuüben, damit er dich dabei beobachten kann?
Folgende Items dienten zur Erfassung des Selbstkonzeptes des eigenen Aussehens:
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
Manchmal beneide ich Klassenkameraden, die besser aussehen als ich.
Wenn ich besser aussehen würde, hätte ich auch mehr Freunde.
Verglichen mit den andern, sehe ich ganz gut aus.
Ich bin schon mal von anderen wegen meines Aussehens gehänselt worden.
Ich habe mir schon mal gewünscht, ich würde ganz anders aussehen.
So wie ich aussehe, komme ich beim anderen Geschlecht gut an.
Folgende Items dienten zur Erfassung des Selbstkonzeptes der eigenen Begabung:
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
In der Schule habe ich oft das Gefühl, dass ich weniger zustande bringe als die anderen.
Die anderen Mädchen und Jungen haben oft bessere Einfälle als ich.
Oft kann ich mich noch so anstrengen, trotzdem schaffe ich nicht, was andere ohne Mühe können.
Häufig denke ich, dass ich nicht so klug wie die anderen bin.
Verglichen mit anderen bin ich nicht so begabt.
Folgende Items dienten zur Erfassung der extremen Chatbesuche:
-­‐ Ich war schon einmal in einem Chat/Chatroom, in dem man so tut, als wenn man sich gegenseitig absichtlich verprügelt.
-­‐ Ich war schon mal in einem Chat/Chatroom, in dem sich rechtsradikale Leute/Hooligans oder andere
gewalttätige Leute treffen.
-­‐ Ich war schon einmal in einem Pornochat.
-­‐ Ich habe in einem Chat/Chatroom schon mal mein Alter falsch angegeben.
-­‐ Ich habe im Chat/Chatroom schon mal ein anderes Geschlecht angegeben.
-­‐ Ich habe im Chat/Chatroom schon mal mein Aussehen falsch angegeben.
-­‐ Ich habe im Chat/Chatroom schon mal persönliche Eigenschaften erfunden (du hast z.B. anderen gesagt, dass du toll im Sport bist, obwohl das nicht stimmt).
-­‐ Ich habe im Chat/Chatroom schon mal eine falsche E-Mail-Adresse angegeben.
-­‐ Ich habe im Chat/Chatroom schon mal eine andere Person belogen.
Anhang B
Folgende Items dienten zur Erfassung von Spass an sexuellen Themen im Chat:
-­‐ Kam es auch schon einmal vor, dass du das cool fandest, dass andere Leute mit dir über sexuelle Dinge
im Chat reden wollten?
-­‐ Macht es dir Spass mit anderen über sexuelle Themen zu chatten?
-­‐ Hat dich das auch schon angetörnt, wenn jemand mit dir über sexuelle Dinge im Chat reden wollte?
Folgende Items erfassten die akute Belastung durch eine sexuelle Belästigung:
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
Ich fand das sehr unangenehm.
Ich war sehr wütend.
Ich war sehr frustriert.
Ich war sehr verängstigt.
Ich war sehr niedergeschlagen.
Ich war sehr verletzt.
Folgende Items erfassten die dauerhafte Belastung durch eine sexuelle Belästigung:
-­‐ Ich denke noch oft daran zurück.
-­‐ Das belastet mich noch heute sehr stark.
-­‐ Ich habe das schon längst vergessen
Folgende Items erfassten das aktive oder passive Verhalten nach einer sexueller Belästigung :
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
Ich habe das mit meinen Eltern oder anderen Erwachsenen diskutiert.
Ich habe mich sofort dagegen gewehrt.
Ich habe versucht, mit anderen Leuten aus dem Chat darüber zu reden.
Ich habe mir nichts anmerken lassen und so getan, als ob alles in Ordnung wäre.
Ich habe es sofort den Chatbetreibern gemeldet (z.B. einem Scout).
Ich habe versucht mich ausserhalb des Chats abzureagieren (z.B. mit lauter Musik, Sport oder ähnlichem).
-­‐ Ich habe mich für eine Weile aus diesem Chat zurückgezogen, da ich doch nichts ändern kann.
Folgende Items erfassten das Risikofreie Chatten:
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
Nenne uns den Chat/Chatroom, den du am häufigsten besuchst.
Wie häufig chattest du?
Wie alt warst du, als du das erste Mal gechattet hast?
Das Chatten ist mir sehr wichtig.
Achtest du bei der Wahl deines Nicknamens auf irgendetwas?
Chattest du hauptsächlich mit deinen Schulfreunden und Freunden die du aus dem richtigen Leben
kennst?
-­‐ Meine Chat-Partner aus dem Internet sind mir so wichtig wie echte Freunde.
-­‐ Hast du die Personen, welche du im Chat/Chatroom kennen gelernt hast, schon einmal persönlich getroffen (z.B. in der Stadt)?
Folgende Items erfassten den Umgang der Eltern mit dem Internet:
-­‐ Meine Eltern kontrollieren stark, wie viel Zeit ich täglich vor dem Computer und/oder im Internet
verbringe.
-­‐ Meine Eltern achten darauf, dass ich nur Software benutze (z.B. Computerspiele), welche für mein Alter bestimmt sind.
-­‐ Wenn ich etwas gemacht habe, was mir meine Eltern eigentlich verboten haben (z.B. Computerspiele
spielen, welche meine Eltern mir verboten haben), dann darf ich eine Zeitlang nicht mehr ins Internet.
-­‐ Meine Eltern interessieren sich sehr dafür, was ich im Internet oder auf dem Computer mache (z.B.
welche Computerspiele ich spiele oder in welchen Chatrooms ich mich aufhalte).
-­‐ Meine Eltern kennen sich sehr gut mit dem Internet aus.
Anhang B
Folgende Items wurden erfasst, um die subjektiv erwartete Wirksamkeit von Prävention einzuschätzen:
-­‐ Mehr Präventionsprojekte, wie z.B. „schau genau“, welche die Jugendlichen über Gefahren von sexueller Belästigung im Internet aufklären.
-­‐ Mehr Werbung, welche auf Gefahren im Chat hinweisen (z.B. im Fernseher, auf Plakaten, in Kinos
etc.).
-­‐ Wenn die Eltern besser über solche Gefahren aufgeklärt wären.
-­‐ Wenn die Lehrer besser über solche Gefahren aufgeklärt wären.
-­‐ Wenn solche Gefahren im regulären Unterricht thematisiert werden würden.
-­‐ Bei der Anmeldung in einem Chat sollte auf solche Gefahren aufmerksam gemacht werden.
-­‐ Andere Vorschläge/Ideen: ____________
Folgende Items erfassten Basisdaten zum Internetkonsum und dienten als Einleitungsfragen:
-­‐
-­‐
-­‐
-­‐
Wie alt warst du, als du zum ersten Mal das Internet genutzt hast?
Benutzt du das Internet täglich?
Das Internet ist mir sehr wichtig.
Ich kenne mich sehr gut mit dem Internet aus.
Anhang B
Anhang C - Variablen und Skalen
Items zusammenfassen: leichte und schwere sexuelle Belästigung
Variablennamen
Bl_01
Bl_02
Bl_03
Bl_04
Bs_01
Bs_02
BI_
Bs
Variabellabel
Hat mit dir schon einmal jemand im Chat/Chatroom über Sex
reden wollen, obwohl du das nicht wolltest?
Hat dich im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen nach dem Aussehen deines Körpers gefragt?
Hat dich im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen Willen nach dem Aussehen deines Körpers gefragt?
Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand von seinen
sexuellen Erfahrungen erzählt, obwohl du das nicht wolltest?
Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen diene
Willen Fotos geschickt, auf denen nackte Personen zu sehen
waren?
Hat dir im Chat/Chatroom schon einmal jemand gegen deinen
Willen Pornofilme (Filme mit sexuellen Inhalten) geschickt?
Alle Items zur leichten sexuellen Belästigung zusammengefasst
Alle Items zur schweren sexuellen Belästigung zusammengefasst
Werte
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
Items zusammenfassen: Akute und dauerhafte Belastung
Variablennamen
A_B_01
Variabellabel
Ich fand das sehr unangenehm.
A_B_02
Ich war sehr wütend.
A_B_03
Ich war sehr frustriert.
A_B_04
Ich war sehr verängstigt.
A_B_05
Ich war sehr niedergeschlagen.
A_B_06
Ich war sehr verletzt.
D_B_01
Ich denke noch oft daran zurück.
D_B_02
Das belastet mich noch heute sehr stark.
D_B_03
Ich habe das schon längst vergessen
A_B_
Alle Items zur akuten Belastung zusammengefasst
D_B_
Alle Items zur dauerhaften Belastung zusammengefasst
Anhang C
Werte
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
Items zusammenfassen: Verhalten bei sexueller Belästigung
Welches Verhalten Jugendliche zeigen, welche im Internet-Chat sexuell belästigt wurden,
wird in den in der folgenden Tabelle dargestellten Items befragt. Die Werte werden beim
Berechnen der Summenvariablen zusammengerechnet. Dabei lautet die dazu verwendete
Funktion:
Variablennamen
V_1
V_2
V_3
V_4
V_5
V_6
V_7
V_
V
Variabellabel
Ich habe das mit meinen Eltern oder anderen Erwachsenen
diskutiert.
Ich habe versucht mich ausserhalb des Chats abzureagieren
(z.B. mit lauter Musik, Sport oder ähnlichem).
Ich habe es sofort den Chatbetreibern gemeldet (z.B. einem
Scout).
Ich habe mich sofort dagegen gewehrt
Werte
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
0 = nein
1 = ja
Ich habe versucht, mit anderen Leuten aus dem Chat darüber
0 = nein
zu reden.
1 = ja
Ich habe mir nichts anmerken lassen und so getan, als ob alles 0 = ja
in Ordnung wäre.
1 = nein
Ich habe mich für eine Weile aus diesem Chat zurückgezogen, 0 = ja
da ich doch nichts ändern kann
1 = nein
Alle Items zum Verhalten zusammengefasst
0 = passiv verhalten
1-3 = wenig aktiv verhalten
Alle Items zum Verhalten zusammengefasst
4-7 = Sehr aktiv verhalten
0-2 = wenig aktiv verhalten
3-7 = Sehr aktiv verhalten
Items zusammenfassen: Interesse an sexuellen Themen
Ob Jugendliche Spass an sexuellen Themen im Internet-Chat haben, wird mit den in Tabelle A3 aufgeführten Items erhoben. Die Werte werden beim Berechnen der Summenvariablen zusammengerechnet. Dabei lautet die dazu verwendete Funktion.
Varialenname
S_01
Variabellabel
Kam es auch schon einmal vor, dass du das cool
fandest, dass andere Leute mit dir über sexuelle
Dinge im Chat reden wollten?
S_02
Macht es dir Spass mit anderen über sexuelle
Themen zu chatten?
S_03
Hat dich das auch schon angetörnt, wenn jemand
mit dir über sexuelle Dinge im Chat reden wollte?
S_
Items zu Spass an sexuellen Themen im Chat zusammengefasst
Anhang C
Werte
0 = nein, nie
0 = nein stimmt nicht
1 = stimmt total
1 = stimmt etwas
0 = nein stimmt nicht
1 = stimmt total
1 = stimmt etwas
0 = nein stimmt nicht
1 = stimmt total
1 = stimmt etwas
0 = nein stimmt nicht
1 = stimmt
Anhang D - Kategorien aus dem Fragebogen
In diesem Anhang folgt ein ausführlicher Beschreib der erhobenen Kategorien auf der
Grundlage der Studie von Katzer (2007) an der Universität Köln. Alle zusätzlichen Kategorien und Items wurden nach Rücksprache mit dem Referenten angefügt.
Sexuelle Belästigung: Für die Erfassung der verschiedenen Formen sexueller Belästigung
in Internet-Chatrooms wurde von Katzer (2007) eine neue Skala entwickelt:
Diese orientierte sich an den Erkenntnissen qualitativer Vorstudien (Kolp, 2005), an
den Ergebnissen der Forschung zu sexueller Viktimisierung im realen Lebensumfeld
(s. Sexual Experiences Survey nach Koss & Oros, 1982) sowie an Studien zu „Sexual
Solicitation“ im Internet aus den USA (Finkelhor, Mitchel & Wolak, 2000). Jugendliche sollten angeben, ob sie in dem Monat, der dem Befragungszeitpunkt vorausging,
viktimisiert wurden (z.B. „Hat dich während deines Chatbesuchs schon mal jemand
gegen deinen Willen nach dem Aussehen deines Körpers gefragt?“), und wenn ja, wie
häufig dies geschah. Für die statistischen Analysen wurde für jede Form sexueller Viktimisierung eine Einzelskala gebildet, die die Häufigkeit sexueller Viktimisierung angab (0=nie, bis 4=mehr als 10 Mal im letzten Monat) (S. 84).
Belastung: Als Massgrösse für die Belastung der Opfer sexueller Belästigung wurden von
Katzer (2007, S. 87) zwei Skalen erhoben (akute und dauerhafte Belastung), die im Rahmen dieser Studie entwickelt wurden. Die Skala akute Belastung orientiert sich an dem
Youth Internet Safety Survey zum Thema „online harassment and unwanted sexual solicitation“ aus den USA (Finkelhor, Mitchel & Wolak, 2000) (Cronbach´s _ =.87). Dabei
werden 6 Items (z.B. „Ich fand das sehr unangenehm“) anhand einer Likert-Skala von
1=nein, das stimmt gar nicht, bis 5=ja, das stimmt total, erhoben. Für die Erfassung der
dauerhaften Belastung wurden die folgenden Items entwickelt „Ich denke noch oft daran
zurück“, „ Das belastet mich heute noch sehr stark“ und „Ich habe das schon längst vergessen“. Diese Items wurden ebenfalls mit einer Liket-Skala von 1=nein, das stimmt gar nicht,
bis 5=ja, das stimmt total, erfasst.
Selbstkonzept: Gemäss den Ergebnissen der Studie von Katzer (2007, S. 85) kann bei
Teilaspekten aus dem Inventar zu Selbstkonzept und Selbstvertrauen (ISS) nach Fend,
Helmke & Richter (1984) eine Vorhersage zu einer möglichen, schweren sexuellen Belästigung gemacht werden. Für den Fragebogen wurden von Katzer die Skalen Selbstkonzept
der eigenen Begabung (SKBE) (Cronbach´s _=.85) und Selbstkonzept des eigenen Aussehens (SKEA) (Cronbach´s _=.72) ausgewählt.
Anhang D
Extreme Chatbesuche: Gemäss den Ergebnissen der Studie von Katzer (2007, S. 86)
steigt durch extreme Chatbesuche das Risiko einer schweren sexuellen Belästigung. Die
Häufigkeit sozialer Manipulationen wurden mittels der drei Kategorien 0=selten, 1=oft,
2=nie, erfasst. Die Häufigkeit der Besuche in Chatrooms mit dem Inhalt gewalttätiger
Themen wurde mittels vier Kategorien erfasst: 0=ja, regelmässig, 1=ja, einige Male,
2=nein, 3=ich weiss nicht, was das ist.
Spass an sexuellen Gesprächen im Chat: Aufgrund der Studienergebnisse von Katzer
(2007, S. 86-87) zeigte sich, dass der Faktor Spass an sexuellen Gesprächen im InternetChatroom das Risiko einer schweren sexuellen Belästigung erhöht. Erfasst wurden die
Items mittels fünf Kategorien: 0=ja, stimmt total, 1=stimmt etwas, 2=weiss nicht,
3=stimmt kaum, 4=nein, das stimmt gar nicht.
Risikofreies Chatten: Das Item zur Wahl des Nicknames wurde für den neuen Fragebogen insofern modifiziert, als dass die Frage nach den verwendeten Nicknames entfernt
wurde. Dies deshalb, um die Anonymität der Probanden nicht zu gefährden und auch, weil
die Frage für die Fragestellung keine Relevanz aufwies. Ergänzt wurde dieses Item mit der
Frage nach den Gedanken zur Wahl des Nicknamens. Diese Frage entstand aus dem persönlichen Gespräch mit dem Leiter des Kommissariats „Prävention“ der Stadtpolizei Zürich, da die Wahl des Nicknames Aufschluss darüber geben kann, welche Ziele die Chatterin/der Chatter verfolgt. Zudem sollte diese Frage Auskunft darüber geben, ob die Chatterin/der Chatter über Sicherheitsmassnahmen Bescheid weiss. In den Studien von Katzer
(2007, S. 84-86) wurde zudem das Chatverhalten erfasst, wobei sich einige Faktoren im
Zusammenhang mit der sexuellen Belästigung als signifikant erwiesen. So z.B. die tägliche
Chatdauer und die Häufigkeit des Chattens. Die Antwortkategorien waren teils metrischer
Art (z.B. Altersangaben). Teils waren sie kategorial. Die Chatdauer wurde in der Grundlagenstudie mittels Regressionsanalysen ebenfalls als Risikofaktor für schwere sexuelle Viktimisierung identifiziert und somit auch in der vorliegenden Studie erfasst. Dazu kamen die
Fragen nach den Namen der Chatrooms. Durch die Pretestung wurde klar, dass die
Schweizer Kinder und Jugendlichen hauptsächlich über integrierte Chats chatten, wie Instant Messenger, gratis E-Mail-Anbietern und Social Networks und nur selten in Chatrooms ohne weitere Funktionen. Um zu gewährleisten, dass alle Arten von Internet-Chats
erfasst werden, wurde die Frage nach den Chats mit differenzierten Angaben ergänzt und
durch gängige Namen erweitert. Aus dem originalen Fragebogen wurden die Items mit den
Fragen nach dem Umgang der Eltern mit dem Internetkonsum der Jugendlichen übernommen. Dabei wurden einzelne Fragen formal leicht angepasst. Die Frage, ob die ComputerAnhang D
Nutzung ganz verboten wird, wenn gegen Regeln verstossen wird, wurde entfernt. Diese
Frage ist nicht zeitgemäss, da die Kinder und Jugendlichen verschiedenste Zugangsmöglichkeiten haben und auch brauchen (vgl. ZHAW-Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften, JAMES-Studie, 2010). Dafür wurde jene Frage ergänzt, die nach dem
Wissen der Eltern über das Internet fragt. Diese Frage entstand aus dem Experteninterview
mit dem Leiter des Kommissariats „Prävention“ der Stadtpolizei Zürich, aus welchem hervorging, dass es sehr relevant ist, ob die Eltern über Gefahren und Möglichkeiten des Internets aufgeklärt sind. Die Antwortkategorien waren: 0=ja, immer, 1=oft, 2=ab und zu,
3=manchmal, 4=nein, nie. Nur bei der Frage nach dem Wissensstand der Eltern wurden
folgende Antwortkategorien präsentiert: 0=ja, stimmt total, 1=stimmt etwas, 2=weiss nicht,
3=stimmt kaum, 4=nein, das stimmt gar nicht.
Prävention: Der Bereich der Prävention wurde durch die schon beschriebene Kategorie
der Risikofaktoren abgedeckt. Zusätzlich wurde den Probanden eine Auswahl an möglichen präventiven Massnahmen vorgestellt, welche durch das Experteninterview mit dem
Leiter des Kommissariats Prävention der Stadtpolizei Zürich generiert wurden. Diese beinhalteten z.B. den Vorschlag, dass man bei der Anmeldung für ein Internet-Chat auf die
möglichen Gefahren hingewiesen wird. Dazu hatten die Probanden die Möglichkeit, eigene
Ideen anzubringen. Die Probanden konnten all jene Vorschläge anzukreuzen, die sie für
sinnvoll hielten.
Basisdaten: Durch die aktuelle JAMES-Studie (vgl. ZHAW-Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, JAMES-Studie, 2010) war es nicht mehr sinnvoll, wie in der
Studie von Katzer (2007, S. 84) Basisdaten zum Umgang mit dem Internet zu erheben. Es
wurden zur Einleitung in die Thematik nur einige Fragen zum Internet gestellt, die noch
nicht durch die JAMES-Studie erfasst wurden. Zudem konnte das Alter der Erstnutzung
erfasst werden, welches Hinweise auf eine altersangepasste Präventionsarbeit gibt. Der
tägliche Internetkonsum hat Einfluss auf das Risikoverhalten und wird mit der Frage nach
der täglichen Aufenthaltsdauer im Internet erhoben. Katzer (2007, S. 84) befragte, was die
Kinder und Jugendlichen unternahmen, wenn sie sexuell viktimisiert wurden. Dabei standen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Diese Items wurden in der Kategorie Verhalten nach einer sexuellen Belästigung in Internet-Chat. zusammengefasst. Diese Kategorie ist für die Präventionsarbeit sehr relevant und wurde ebenfalls vollständig aus dem Original übernommen. Mögliche Antwortkategorien waren: 0=ja, das habe ich gemacht,
1=nein, das habe ich nicht gemacht.
Anhang D
Anhang E - Standardisierte Testanleitung
Standardisierte Anleitung für den Fragebogen

Begrüssung

Studentin 6. Semester, Angewandte Psychologie an der ZHAW

Wir machen eine Umfrage zum Thema Sexuelle Belästigung Jugendlicher zwischen 12 und 16 Jahren in Chats und Chatrooms. Sie baut auf dem Vorsorgeprojekt
„schau genau“ der Stadt Zürich auf.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, durch Umfragen heraus zu finden, ob und wie häufig
Kinder und Jugendliche aus der Stadt Zürich von Gefahren im Internet betroffen
sind. Das ist deshalb wichtig, damit die Kinder und Jugendlichen auch in Zukunft
mit sogenannten Präventionsprojekten gezielt vor solchen Gefahren geschützt werden können.

Seid beim Ausfüllen bitte absolut ehrlich und schreibt die Wahrheit und nicht das,
was ihr denkt, was ich hören möchte oder was richtig sein könnte. Der Fragebogen
wird anonym erhoben – ihr müsst also keine Namen angeben. Es wird auch niemand den Fragebogen sehen, auch nicht euer Lehrer. Somit braucht ihr keine Angst
zu haben, dass z.B. euer Lehrer eure Schrift erkennen könnte. Die Fragebogen werden alle vernichtet, sobald wir die Daten in Form von Zahlen im Computer festgehalten haben.

Wenn ihr beim Ausfüllen Mühe habt, oder etwas nicht versteht, könnt ihr aufstrecken. Es ist wichtig, dass ihr nichts Falsches ankreuzt. Ihr sollt die Kreuze immer
dort machen, wo sie der Realität am meisten entsprechen. Die Aufgaben werden
auf der zweiten Seite des Fragebogens genau erklärt. Wenn nach Chats oder Chatrooms gefragt wird, sind alle Angebote gemeint, die die Möglichkeit zu chatten
beinhalten. Also auch Facebook, MSN, Netlog und Skype.

Ihr habt 45 Minuten Zeit. Wenn ihr früher fertig seid, könnt ihr den beiliegenden
Artikel lesen.

5 Minuten vor Schluss:
Wenn euch das Thema im Nachhinein beschäftigt, ihr Fragen habt, oder ihr an eigene Erlebnisse erinnert worden seid, wendet euch nach dieser Stunde an mich,
oder aber an einen Lehrer eures Vertrauens. Der kann euch an eine Fachperson
weiter leiten.
Die aufliegenden Flyer enthalten ebenfalls die Adresse der Homepage vom Projekt
„schau - genau“, das über die Gefahren und Handlungsmöglichkeiten bei sexueller
Belästigung im Internet Auskunft gibt.


Habt ihr noch Fragen?
Besten Dank für euren Einsatz und „tschau mitenand!“
Anhang E
Anhang F1 - Elternbrief
Liebe Eltern
Durch das Word Wide Web werden den Internet-Nutzern zahlreiche neue Kommunikationsformen
ermöglicht (z.B. Chatten, E-Mailing oder Instant Messaging). Internet-Chatrooms werden auch von
Kindern und Jugendlichen häufig genutzt. Dabei kann ohne Zeitverzögerung mit anderen Personen
gechattet werden, oft ohne Gewissheit, wer tatsächlich hinter den Chatpartnern steckt. Es hat sich
gezeigt, dass die Jugendlichen während der Chatkommunikation auch unangenehme Erfahrungen
machen und sexuelle Belästigungen Minderjähriger im Chatroom nicht selten sind.
Mit der Kampagne „schau genau“ machte die Stadt Zürich im Januar 2008 erstmals auf die Gefahren aufmerksam, denen Kinder und Jugendliche durch die neuen Medien ausgesetzt sind. Im Januar
2009 startete die Stadt Zürich eine Folgekampagne mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen erneut
aufzuzeigen, wo im Netz Gefahren lauern, wie sie sich vor Übergriffen schützen können und wo
sie Hilfe erhalten (www.schaugenau.ch).
Trotz der sehr aktuellen Thematik fehlen in der Schweiz bislang Erhebungen und Zahlen zu diesem
Thema. Somit bauen Präventionsprojekte wie z.B. „schau genau“ auf Daten aus Deutschland auf.
Aus diesem Grund möchten wir uns im Rahmen unserer Bachelorarbeit dem Thema: „Sexuelle
Belästigung von Jugendlichen im Internet“ widmen.
Wir sind zwei Studentinnen der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)
und studieren Psychologie im 6. Semester.
Ziel unserer Bacheloarbeit ist es, eine repräsentative Studie zu generieren, welche anschliessend im
Bereich der Präventionsarbeit genutzt werden kann. Die Umfrageergebnisse sollen einen Beitrag
zur Gestaltung von Präventionskampagnen für einen sicheren Internet – Umgang leisten.
Dafür werden wir im Raum Zürich ca. 400 Schüler zwischen 12 und 16 Jahren befragen.
Die Daten werden durch einen Fragebogen erhoben, welcher vollständig anonym ist und während
dem regulären Schulunterricht durchgeführt wird.
Unsere Arbeit wird von fachlicher Seite von der Fachstelle für Gewaltprävention Zürich sowie von
der Stadtpolizei Abteilung Prävention unterstützt. Die Schulleitung der Schule Ihres Kindes ist mit
der Erhebung einverstanden, da sie einen wichtigen Beitrag für weitere Präventionsarbeiten leistet.
Die Ergebnisse unserer Studie werden ab Juni 2011 auf www.zhaw.ch veröffentlicht werden.
Falls Sie nicht einverstanden sind, dass Ihr Kind an dieser anonymen Befragung teilnimmt,
haben Sie die Möglichkeit, dies bis am ...... 2011 dem Lehrer Ihres Kindes Herrn / Frau
.............. mitzuteilen. Die Befragung findet am ................ von .................. bis ................... statt.
Wir hoffen, dass möglichst viele Schüler an unserer Umfrage teilnehmen werden.
Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Unterstützung.
Caroline Auer und Stefanie Zäch
Anhang F1
Anhang F2 - Elternbrief
Liebe Eltern
Das Internet wird von Kindern und Jugendlichen viel benutzt. Dabei entstehen auch Gefahren. Es kommt vor, dass Kinder und Jugendliche im Internet-Chat belästigt werden. Wir
möchten mit einem Fragenbogen zu diesem Thema Fragen stellen. Die Stadtpolizei versucht, solche Belästigungen zu verhindern (Präventionsarbeit). Dazu ist diese Umfrage
wichtig.
Die Fragebogen sind anonym. Das heisst, die Kinder und Jugendlichen geben keine Namen und Familiennamen an.
Wir sind zwei Studenten der Hochschule und studieren Psychologie. Dies ist eine Abschlussarbeit des Studiums.
Wir hoffen, dass sie damit einverstanden sind, dass ihr Kind bei dieser Umfrage mit macht.
Die Schulleitung der Schule Ihres Kindes ist mit der Erhebung einverstanden.
Falls Sie nicht einverstanden sind, dass Ihr Kind an dieser anonymen Befragung
teilnimmt, haben Sie die Möglichkeit, dies bis am ...... 2011 dem Lehrer Ihres Kindes
Herrn / Frau .............. mitzuteilen. Die Befragung findet am ................ von ..................
bis ................... statt.
Wir hoffen, dass möglichst viele Schüler an unserer Umfrage teilnehmen werden.
Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Unterstützung.
Stefanie Zäch und Caroline Auer
Anhang F2
Anhang G - Information für Schulleiter und Lehrer
Bachelorarbeit zum Thema:
Mobbing und Sexuelle Belästigung von Jugendlichen im Internet-Chat.
Ausgangslage:
Durch das Word Wide Web werden den Internet-Nutzern zahlreiche neue Kommunikationsformen
ermöglicht (z.B. Chatten, E-Mailing oder Instant Messaging). Informationen, Fotografien oder
Filme können in Echtzeit ausgetauscht werden, Freundschaften gepflegt oder neue Kontakte geknüpft werden. Internet-Chats werden auch von Kindern und Jugendlichen häufig genutzt. Der
Internet-Chat ermöglicht den Teilnehmenden eine synchrone Interaktion unter der Bedingung vollkommener physischer Anonymität. Es kann ohne Zeitverzögerung mit anderen Personen gechattet
werden, meist aber ohne die Gewissheit, wer tatsächlich hinter diesen Chatpartnern steckt. Es hat
sich gezeigt, dass die Jugendlichen während der Chatkommunikation auch unangenehme Erfahrungen machen und sexuelle Belästigungen Minderjähriger im Internet-Chat nicht selten sind.
Zielsetzungen:
Trotz der sehr aktuellen Thematik fehlen in der Schweiz bislang Erhebungen über die Viktimisierung von Jugendlichen im Internet. Somit bauen Präventionsprojekte wie z.B. „schau genau“, welches als Ausgangslage unserer Arbeit dient, bislang auf Daten aus Deutschland auf. Ziel dieser
Arbeit ist es, durch Erhebung quantitativer Daten Ergebnisse zu generieren, welche anschliesend
im Bereich der Präventionsarbeit verwendet werden können. Die Umfrageergebnisse sollen einen
Beitrag zur Gestaltung von Pärventionskampagnen für einen sicheren Internet-Umgang beitragen.
Vorgehen:
Es handelt sich um eine empirische Arbeit. Dazu werden mittels quantitativen Erhebungen (durch
Fragebogen) ungefähr dreihundert Schüler/-innen im Alter von 12 bis 16 Jahren der Stadt Zürich
befragt. Die Befragungen werden innerhalb der Schulklasse durchgeführt und dauern maximal 45
Minuten. Wir werden für die Instruktion und Fragen während der ganzen Durchführung anwesend
sein. Die Fragebogen werden anonym ausgefüllt. Die Befragungen finden zwischen Januar und
März statt, wobei die Besuchstermine mit den jeweiligen Lehrkräften individuell vereinbart werden.
Evaluation:
Die Ergebnisse der Studie werden ab Juni 2011 auf www.zhaw.ch veröffentlicht werden.
Betreuung:
Betreut wird unsere Bachelorarbeit durch:
Prof. Dr. Süss
Leiter Forschung
Angewandte Psychologie
Merkurstrasse 43, 8032 Zürich
Begleitung: Die Fachstelle für Gewaltprävention www.stadt-zuerich.ch engagiert sich im Bereich
Anhang G
der Gewaltprävention für die verschiedenen Projekte wie beispielsweise das Projekt „schau genau“.
Die Fachstelle für Gewaltprävention unterstützt unsere Arbeit von fachlicher Seite. Dabei steht sie
den Schulen zur Seite, falls es durch die Befragung in irgendeiner Weise Unruhe auf der Klassenebene geben sollte oder die Lehrpersonen Unterstützung benötigen (Unsicherheiten, Fragen in Bezug auf Gewalt im Allgemeinen oder im Internet). Falls einzelne Jugendliche durch die Befragung
an eigene Erlebnisse erinnert werden und Hilfe benötigen sollten, wären die zuständigen Schulpsychologen dafür zuständig.
Die Stadtpolizei Zürich, Abteilung Prävention, ist sehr an den Ergebnissen der Studie interessiert,
um diese in ihre weitere Präventionsarbeit miteinfliessen zu lassen (sh. Anhang).
Weiterführende Informationen:
Fragebogen:
Der Fragebogen wurde von Dr. Katharina Katzer von der Universität Köln entwickelt und von uns
für unsere Befragung in Zürich angepasst. Im Anhang finden sie den von der Stadtpolizei und der
Gewaltpräventionsstelle geprüften Fragebogen.
Projekt „schau genau“:
Mit der Kampagne „schau genau“ nahm die Stadt Zürich bereits im Januar 2008 ihre Verantwortung wahr und machte erstmals auf die Gefahren aufmerksam, denen Kinder und Jugendliche in
den neuen Medien ausgesetzt sind. Im Januar 2009 startete die Stadt Zürich eine Folgekampagne
mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen erneut aufzuzeigen, wo im Netz Gefahren lauern, wie sie
sich vor Übergriffen schützen können und wo sie Hilfe erhalten (www.schaugenau.ch).
Die Präventionskampagne „schau genau“ umfasst folgende Aktivitäten und Massnahmen:









Plakatkampagne
Informationsveranstaltungen für Mütter und Väter
Informationsveranstaltungen in Gemeindezentren und Quartiertreffs
Informationsbroschüre für Erwachsene
Verhaltensregeln für Schüler (Chatausweise)
Internetseite zur Kampagne
VBZ-Tramwerbung
Banner in Chats
TV-Spots / Radio-Spots
Durchführung / Kontakt:
Durchgeführt wird die Befragung im Rahmen unserer Bachelorarbeit zum Thema „Sexuelle Belästigung von Jugendlichen in Internet-Chats“. Wir sind Studentinnen der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und studieren Psychologie im 6. Semester.
Die Befragungen werden auf wissenschaftlicher Basis ausgewertet. Um eine repräsentative Studie
zu erstellen, sind wir darauf angewiesen, dass genügend Jugendliche verschiedenen Alters und
Herkunft an unserer Befragung teilnehmen.
Wir hoffen sehr auf Ihre Unterstützung, unsere Umfrage an Ihrer Schule durchführen zu dürfen.
Für Fragen oder um einen Termin zu vereinbaren, nehmen Sie bitte über die unten stehenden
Adressen mit uns Kontakt auf.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen
Caroline Auer und Stefanie Zäch
Anhang G
Anhang H - Schreiben Stadtpolizei
Anhang H
Anhang I1 - Zusammenfassung aus Homepage Stadtpolizei
Aus der Informationsbroschüre von der Stadt Zürich zum Thema sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen im Internet Das Internet ist eine gute Sache. Doch die neuen Medien bergen auch Gefahren. Internetoder Spielsucht, Konfrontation mit Gewaltdarstellungen, Belästigungen durch Pädokriminelle* sowie Mobbing und Cyberbulling* sind für viele nichts Unbekanntes. Statistiken
zeigen, dass rund 80 Prozent der Kinder, die in Chatrooms kommunizieren, bereits sexuell
belästigt wurden. Das geht von verbaler Anmache bis hin zu sexueller Ausbeutung. Die
Betroffenen reden kaum mit ihren Eltern oder anderen Vertrauenspersonen darüber. Sie
schämen sich oder fühlen sich schuldig und befürchten, aufgrund der negativen Erfahrungen das Internet nicht mehr nutzen zu dürfen.
Hier ist Vorsicht geboten:
Die neuen elektronischen Kommunikationsmittel sind einerseits spannend und nützlich,
andererseits bergen sie auch Risiken. Problematisch ist vor allem die Bekanntgabe von
persönlichen Daten wie Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum oder Passwörter. Heikel
sind Situationen, in denen Kindern und Jugendlichen unaufgefordert pornografische Bilder
oder Fotos mit gewalttätigem Inhalt zugesandt werden. Gefährlich wird es, wenn sie via
Chat oder Instant Messenger von Personen, die sie nur über das Internet kennen, zu einem
Treffen überredet werden. Statistiken belegen, dass sich rund 30 Prozent der Jugendlichen
tatsächlich mit Internetbekanntschaften treffen. Auch die Nutzung von Social Networks
kann riskant sein. Oftmals veröffentlichen Teenager Fotos oder persönliche, schon fast
intime Angaben. Diese Informationen sind meist nicht nur von Freunden einsehbar, sondern können weltweit von allen Internetnutzern angeschaut, kopiert oder gar verfremdet
werden. Im schlimmsten Fall werden die Daten für Mobbing oder Cyberbulling*, Beleidigungen und Cyberstalking* oder Stalking im realen Leben, manchmal sogar für Erpressungen missbraucht. Sind die Daten einmal im Internet veröffentlicht, hat man keine Kontrolle mehr darüber. Eine vollständige Entfernung ist kaum möglich, da die Angaben oft
bereits nach kurzer Zeit auf dem persönlichen Computer eines anderen Nutzers oder einer
Suchmaschine gespeichert sind. Auch Jahre später können solche Daten deshalb wieder
auftauchen. Sexuelle Ausbeutung:
Was ist sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen? Als sexuelle Ausbeutung
gelten alle sexuellen Handlungen mit einem Kind oder Teenager unter 16 Jahren. Doch wo
beginnt die sexuelle Ausbeutung tatsächlich? Sexuelle Ausbeutung im Internet oder anderen Medien kann verschiedene Formen annehmen. Manchmal werden Kinder und Jugendliche verbal belästigt, eingeschüchtert, beschimpft oder ausgefragt. Sie können aber auch
unaufgefordert pornografische Bilder zugeschickt bekommen oder dazu animiert werden,
sich vor der Webcam zu präsentieren oder sich sexuell zu befriedigen. Noch heikler wird
es, wenn die Teenager zu Treffen überredet werden. Täter nutzen dabei die Gutgläubigkeit
und Hilflosigkeit der Kinder aus und zwingen sie im schlimmsten Fall zu sexuellen Handlungen.
Sehr oft wird nur bei physischen Übergriffen von sexueller Ausbeutung gesprochen. Tatsache ist jedoch, dass bereits verbale Belästigungen bei Kindern zu Schwierigkeiten führen
können. Sie fühlen sich verunsichert, wissen nicht wie reagieren oder geben sich sogar
selber die Schuld, weil sie ja schliesslich im Internet waren - und dies vielleicht ohne die
Anhang I1
Erlaubnis ihrer Eltern. Oder weil sie anfänglich das Ganze noch spannend fanden, neugierig waren und mitgemacht haben. Gerade das Interesse am Flirten und daran, das andere
Geschlecht kennenzulernen, ist in diesem Alter völlig normal. Deshalb gilt es, betroffenen
Kindern und Jugendlichen zu versichern, dass sie nie Schuld an sexuellen Übergriffen haben - auch wenn sie zu Beginn vielleicht mitgemacht haben.
Jemanden lächerlich machen, beleidigen, (sexuell) belästigen, anzügliche Bemerkungen
machen, abfällige oder sexistische Witze reissen, beleidigende Worte schreiben, zu Treffen
mit eindeutiger oder versteckter sexueller Absicht überreden, Zeichnungen anfertigen oder
Fotos so verändern, dass sie jemanden demütigen, jemandem Angst einjagen, zu sexuellen
Handlungen auffordern oder nötigen, jemanden bedrängen, blöde Sprüche machen, jemanden terrorisieren, abwerten, erniedrigen, schlecht machen. All dies sind Erniedrigungen,
Demütigungen oder sexuelle Belästigungen. Was sagt das Gesetz?
Sexuelle Ausbeutung ist strafbar. Das Schweizerische Strafgesetz verbietet sexuelle Handlungen mit Kindern, sowie die Veröffentlichung oder das Abspeichern von kinderpornografischen Bildern oder Ähnlichem. Auch verbale sexuelle Belästigung und Exhibitionismus können auf Antrag bestraft werden. Somit gilt: Niemand ist sexueller Ausbeutung
machtlos ausgeliefert. Entscheidend ist, dass man die Tat möglichst frühzeitig erkennt und
richtig handelt. Hilfreiche Hinweise dazu finden sich unter www.schaugenau.ch. Können
sich Jugendliche strafbar machen? Auch Jugendliche machen sich strafbar, wenn sie zum
Beispiel verbotenes pornografisches Material an Kollegen verschicken (siehe Art. 197
StGB).
Art. 187 StGB
Gefährdung der Entwicklung von Unmündigen. Sexuelle Handlungen mit Kindern.
Wer mit einem Kind unter 16 Jahren eine sexuelle Handlung vornimmt, es zu einer solchen
Handlung verleitet oder es in eine sexuelle Handlung einbezieht, wird mit Freiheitsstrafe
bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft. Die Handlung ist nicht strafbar, wenn der Altersunterschied zwischen den Beteiligten nicht mehr als drei Jahre beträgt.
Art.197 StGB
1. Wer pornografische Schriften, Ton- oder Bildaufnahmen, Abbildungen, andere Gegenstände solcher Art oder pornografische Vorführungen einer Person unter 16 Jahren anbietet, zeigt, überlässt, zugänglich macht oder durch Radio oder Fernsehen verbreitet, wird
mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.
2. Wer Gegenstände oder Vorführungen im Sinne von Ziffer 1 öffentlich ausstellt oder
zeigt oder sie sonst jemandem unaufgefordert anbietet, wird mit Busse bestraft. Wer die
Besucher von Ausstellungen oder Vorführungen in geschlossenen Räumen im Voraus auf
deren pornografischen Charakter hinweist, bleibt straflos.
3. Wer Gegenstände oder Vorführungen im Sinne von Ziffer 1, die sexuelle Handlungen
mit Kindern oder mit Tieren, menschlichen Ausscheidungen oder Gewalttätigkeiten zum
Inhalt haben, herstellt, einführt, lagert, in Verkehr bringt, anpreist, ausstellt, anbietet, zeigt,
überlässt oder zugänglich macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe
bestraft. Die Gegenstände werden eingezogen.
Anhang I1
Art. 198 StGB
Übertretungen gegen die sexuelle Integrität - Sexuelle Belästigungen. Wer vor jemandem,
der dies nicht erwartet, eine sexuelle Handlung vornimmt und dadurch Ärgernis erregt, wer
jemanden tätlich oder in grober Weise durch Worte sexuell belästigt, wird, auf Antrag, mit
Busse bestraft.
Verhaltensregeln für Kinder und Jugendliche
 Ich weiss, dass Internet-Bekanntschaften nicht immer die sind, für die sie sich ausgeben.
 Namen, Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen verrate ich niemandem im
Netz.
 Ich überlege mir gut, ob ich Fotos von mir ins Internet stelle. Ich weiss: Sind Fotos
einmal im Netz, habe ich keine Kontrolle mehr darüber.
 Personen, die ich im Internet kennengelernt habe, treffe ich nicht.
 Im Netz bin ich fair und verhalte mich gegenüber anderen so, wie ich selber behandelt werden möchte.
 Wenn etwas Unangenehmes im Netz passiert oder wenn ich belästigt werde, spreche
ich mit meinen Eltern oder einer Vertrauensperson.
Legende:
* Pädokriminelle: Darunter versteht man Personen, die strafbare sexuelle Handlungen an Kindern vornehmen.
* Cyberbulling: Das Blossstellen von Personen im Internet, z.B. mit entwürdigenden Bildern.
*Cyberstalking: Virtuelle Verfolgung und Belästigung von Opfern, zum Beispiel durch E-Mail-Terror oder durch falsche
Einträge in Foren oder Gästebüchern.
Anhang I1
Anhang I2 - Geschichten aus dem Internet
Anhang I2
Anhang I2
Anhang I2
Anhang K - Methodenkritik
Weitere Aspekte der Methodenkritik, falls Studie repliziert werden möchte
Die Pretestung war sehr sinnvoll, um die Verständlichkeit der Fragen zu testen, die
Schwierigkeit und auch mögliche Mehrdeutigkeiten der Fragen zu erfassen. Die Befragungsdauer war zudem eine wichtige Vorinformation, die den Schulleitungen mitgeteilt
werden konnte. Die Belastung der Befragten und ihr Interesse konnten so auch eingeschätzt werden. Eine erneute Pretestung im Klassenverband nach den Anpassungen des
Instrumentes wäre sicherlich gut gewesen, da es auch danach zu einigen Unsicherheiten
kam, die wahrscheinlich bei einer erneuten Pretestung ersichtlich geworden wären. Eine
andere Möglichkeit wäre gewesen, wenn die Pretestung einmalig in einer ganzen Klasse
durchgeführt worden wäre.
Es stellte sich allgemein die Frage, inwiefern es bei dem Thema der sexuellen Belästigung
möglich ist, Daten zu generieren, welche nach strengem Sinne repräsentativ und gleichzeitig valide sind. Dabei scheint gemäss der bearbeiteten Literatur das Problem der selektiven
Verweigerungsrate wie auch die nicht kontrollierbare Gefahr der gezielten Antwortverzerrung gravierende Hindernisse darzustellen.
Die Seitenzahlen wurden absichtlich schwach gedruckt. Dies erwies sich als überflüssig
und als Hindernis. Die Seitenzahlen wurden gebraucht, um die Jugendlichen individuell
durch den Fragebogen zu leiten. Es musste immer wieder auf den Ort der Zahlen hingewiesen werden und zudem mussten diese von der Untersuchungsleitung sogar direkt gezeigt werden. Die Anonymität wäre auch ohne die schwach gedruckten Seitenzahlen gegeben gewesen, da auf eine Sitzordnung geachtet wurde, die ein direktes Einsehen in die Unterlagen des Nachbarn verhinderte und die sich als wirkungsvoller erwies.
Weiter war die Frage unklar, ob die Jugendlichen schon einmal in einem Chat waren, in
dem man so tut, als würde man sich gegenseitig verprügeln. Diese Frage aus dem ursprünglichen Fragebogen nach Katzer (2007) verstanden einige Probanden so, dass damit
ein Portal für Happy-Slapping-Filme (Verprügeln einer meist unbekannten Person durch
eine Gruppe, währenddessen mit Handy gefilmt wird) gemeint war, über die man sich via
Chat austauschen konnte (im Plenumsgespräch durch Untersuchungsleitung erfragt). Andere wussten nicht, was damit gemeint war (42%). Die 39.8%, welche nie solche Chats
besuchten und womöglich ebenfalls nicht wussten, was damit gemeint war, könnten auch
Anhang K
zu der Gruppe mit 42% gehören. Sollte die Erhebung repliziert werden wollen, müsste
diese Frage modifiziert werden.
Alle Fragen zu Cyberbullying waren zu wenig trennscharf formuliert. Viele Probanden
fragten, wie die Fragen gemeint waren, oder schrieben daneben, dass sie aus Spass diese
Dinge taten. Dies verfälscht das Ergebnis. Zudem waren die Kategorien zu eng gefasst, mit
weiteren Kategorien wie „selten“ und „öfters“ hätten sich wahrscheinlich mehr zu diesem
Verhalten bekannt (Likertskalen). Diese Daten wurden aber in der vorliegenden Studie
nicht ausgewertet.
Worte, die oft nicht verstanden wurden, erfasst durch die Protokolle der Verhaltensbeobachtungen der Untersuchungsleitung: „Zustande bringen“, „Einfälle“, „begabt“, „ausgrenzen“, „frustriert“, „angetörnt“, „Nationalität“. Diese Worte müssten bei einer weiteren Benutzung des Fragebogens erklärt oder ersetzt werden.
Eine qualitative Untersuchung der Zusammenhänge würde die Resultate wahrscheinlich
ebenfalls bereichern. Denn die Ergebnisse liessen offene Fragen zurück, welche qualitativ
bearbeitet werden könnten. Um ein umfassenderes Abbild der Realität zu erhalten, müssten
mit Kindern und Jugendlichen halb strukturierte Interviews zur Thematik geführt werden.
Bei der Generierung der Stichprobe würde es sich zukünftig als sinnvoll erweisen, wenn
von Beginn an der Weg über die Behörden gewählt werden würde. Denn die Zürcher Mittel- und Oberstufen werden hoch frequentiert von Hochschulen angefragt, an Umfragen
teil zu nehmen. Zudem finden auch regelmässig interne Qualitätssicherungen statt. Da aus
einer Befragung kein unmittelbar sichtbarer Profit für Schüler und Lehrkräfte erwächst,
sind viele nicht zu einer Mitarbeit zu bewegen. Durch die Behörden würden eventuell
mehr Schulleitungen von der Wichtigkeit der Studie überzeugt werden können.
Die Durchführung der Erhebungen fiel weitgehend positiv aus. Dabei erwies es sich als
hilfreich, wenn die Schüler und Schülerinnen gut vorinformiert waren und ein diszipliniertes Klima herrschte. Zudem fanden besonders die vom Bundesamt für Kommunikation
abgegebenen Broschüren grosses Interesse, da die Illustrationen ansprechend und humorvoll gestaltet sind. Auch bei den Lehrpersonen kam sie gut an, einige bezogen die Broschüre gleich im Unterricht mit ein und diskutierten mit den Schülern darüber.
Anhang K
Anhang L - Schülerbestand der Stadt Zürich 2011
Anhang L
Anhang M - Tabellen (Empirie)
Tabelle 1
Chi-Quadrat-Tests für schwere sexuelle Belästigung und Geschlecht
Asymptotische
Signifikanz (2- Exakte Signifidf
seitig)
kanz (2-seitig)
1
.092
Chi-Quadrat nach Pearson
Wert
2.837a
Kontinuitätskorrekturb
2.383
1
.123
Likelihood-Quotient
2.857
1
.091
Exakter Test nach Fisher
Zusammenhang linearmit-linear
Anzahl der gültigen Fälle
Exakte Signifikanz (1-seitig)
.121
2.829
1
.061
.093
354
a. 0 Zellen (.0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist
29.98.
b. Wird nur für eine 2x2-Tabelle berechnet
Symmetrische Maße
Nominal- bzgl. Nominalmaß
Wert
-.090
Phi
Cramer-V
Kontingenzkoeffizient
Anzahl der gültigen Fälle
Näherungsweise
Signifikanz
.092
.090
.089
354
.092
.092
Tabelle 2
Chi-Quadrat-Tests für leichte sexuelle Belästigung und Geschlecht
Asymptotische
Signifikanz (2- Exakte SignifiWert
df
seitig)
kanz (2-seitig)
a
Chi-Quadrat nach Pearson
21.060
1
.000
Exakte Signifikanz
(1-seitig)
Kontinuitätskorrekturb
19.990
1
.000
Likelihood-Quotient
21.531
1
.000
Exakter Test nach Fisher
.000
.000
Zusammenhang linear21.000
1
.000
mit-linear
Anzahl der gültigen Fälle
354
a. 0 Zellen (.0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist
49.44.
b. Wird nur für eine 2x2-Tabelle berechnet
Anhang M
Symmetrische Maße
Nominal- bzgl. Nominalmaß
Anzahl der gültigen Fälle
Kontingenzkoeffizient
Wert
.237
Näherungsweise Signifikanz
.000
354
Tabelle 3
Chi-Quadrat-Tests
Chi-Quadrat nach Pearson
Wert
1.343a
Kontinuitätskorrekturb
Likelihood-Quotient
Exakter Test nach Fisher
.750
1.329
Zusammenhang linear-mitlinear
1.328
df
Asymptotische
Signifikanz (2- Exakte Signifikanz (2-seitig)
seitig)
1
.247
1
1
.387
.249
.260
1
Exakte
Signifikanz (1seitig)
.193
.249
Anzahl der gültigen Fälle
93
a. 0 Zellen (.0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist
6.02.
b. Wird nur für eine 2x2-Tabelle berechnet
Symmetrische Maße
Nominal- bzgl. Nominalmaß
Phi
Cramer-V
Kontingenzkoeffizient
Anzahl der gültigen Fälle
Anhang M
Wert
.120
.120
.119
93
Näherungsweise
Signifikanz
.247
.247
.247
Tabelle 4
1
Asymptotische
Signifikanz (2seitig)
.147
1.468
2.145
1
1
.226
.143
2.074c
1
.150
Wert
2.098a
Chi-Quadrat nach Pearson
Kontinuitätskorrekturb
Likelihood-Quotient
Exakter Test nach Fisher
Zusammenhang linear-mitlinear
Anzahl der gültigen Fälle
df
Exakte Signifikanz (2-seitig)
.164
.164
.164
.164
87
a. 0 Zellen (.0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist
11.06.
b. Wird nur für eine 2x2-Tabelle berechnet
c. Die standardisierte Statistik ist 1.440.
Symmetrische Maße
Wert
Nominal- bzgl. Nominalmaß
Phi
.155
Cramer-V
Kontingenzkoeffizient
.155
.153
87
Anzahl der gültigen Fälle
Näherungsweise Signifikanz
.147
.147
.147
Tabelle 5
Zwei Altersgruppen * Wenig aktive und sehr aktive in zwei Gruppen Kreuztabelle
Zwei Alters- 12-13
gruppen
Jahre
14-16
Jahre
Gesamt
Anzahl
% innerhalb von Wenig aktive
und sehr aktive in zwei Gruppen
Anzahl
% innerhalb von Wenig aktive
und sehr aktive in zwei Gruppen
Anzahl
% innerhalb von Wenig aktive
und sehr aktive in zwei Gruppen
Anhang M
Wenig aktive und sehr aktive in zwei Gruppen
Gesamt
wenig aktive sehr aktive
19
8
27
26.0%
32.0%
27.6%
54
74.0%
17
68.0%
71
72.4%
73
100.0%
25
100.0%
98
100.0%
Chi-Quadrat-Tests
Chi-Quadrat nach Pearson
Wert
.333a
Kontinuitätskorrekturb
Likelihood-Quotient
Exakter Test nach Fisher
Zusammenhang linearmit-linear
.101
.326
Anzahl der gültigen Fälle
98
df
Asymptotische Exakte SigniSignifikanz (2fikanz (2seitig)
seitig)
1
.564
1
1
Exakte Signifikanz (1seitig)
.751
.568
.608
.329
1
.369
.566
a. 0 Zellen (.0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist
6.89.
b. Wird nur für eine 2x2-Tabelle berechnet
Symmetrische Maße
Nominal- bzgl. Nominalmaß
Wert
-.058
Phi
Cramer-V
Kontingenzkoeffizient
Anzahl der gültigen Fälle
Näherungsweise
Signifikanz
.564
.058
.058
98
.564
.564
Tabelle 6
Reliabilitätsstatistiken
Cronbachs Alpha
Anzahl der Items
0.418
Anhang M
7
Item-Skala-Statistiken
SkalenmittelSkalenvariwert, wenn
anz, wenn
Item weggelas- Item weggesen
lassen
Mit Eltern/Erwachsenen geredet als
3.76
1.919
Reaktion auf Thema Sex gegen den
Willen
Ausserhalb abreagiert als Reaktion
3.93
1.510
auf Thema Sex gegen den Willen
Cronbachs
Korrigierte
Alpha,
Item-Skala- wenn Item
Korrelation weggelassen
.105
.416
.360
.282
Chataufseher gemeldet als Reaktion
auf Thema Sex gegen den Willen
3.88
1.717
.196
.377
Sich gewehrt als Reaktion auf Thema Sex gegen den Willen
4.35
1.404
.497
.202
Mit Pers. aus Chat darüber geredet
als Reaktion auf Thema Sex gegen
den Willen
3.85
1.822
.121
.414
Getan, als wäre nichts gewesen als
Reaktion auf Thema Sex gegen den
Willen
4.00
2.000
-.075
.521
Aus Chat zurückgezogen als Reaktion auf Thema Sex gegen den Willen
3.98
1.670
.187
.382
Tabelle 7
Modellzusammenfassung
Modell
1
R
.274a
R-Quadrat
Korrigiertes R-Quadrat
.075
.056
Standardfehler des
Schätzers
.443
a. Einflußvariablen : (Konstante), Stunden im Internet, Ob jemand an sex. Themen im Chat Spass
hat, Alter in Jahren, Hauptsächlich mit offline-Bekannten chatten, Interesse der Eltern, was Kinder
im Netz od. am PC tun
Tabelle 8
Modellzusammenfassung
Modell
1
R
.331a
R-Quadrat
Korrigiertes R-Quadrat
.110
.091
Standardfehler des
Schätzers
.351
a. Einflußvariablen : (Konstante), Stunden im Internet, Ob jemand an sex. Themen im Chat Spass
hat, Alter in Jahren, Hauptsächlich mit offline-Bekannten chatten, Interesse der Eltern, was Kinder
im Netz od. am PC tun
Anhang M
Anhang N - ergänzende Tabellen
Häufigkeitstabellen zur akuten Belastung
Wenn schon einmal jemand im Chat/Chatroom mit dir über sexuelle Dinge gegen
deinen Willen reden wollte, denke bitte an ein solches Ereignis zurück und sage uns
bitte, wie das für dich war
Gültig
Fehlend
Gesamt
Ich fand das sehr unangenehm
Gültige Pro- Kumulierte ProzenHäufigkeit Prozent
zente
te
ja, das stimmt total
40
10.0
40.0
40.0
stimmt etwas
24
6.0
24.0
64.0
weiss nicht
15
3.8
15.0
79.0
stimmt kaum
8
2.0
8.0
87.0
nein, das stimmt gar
13
3.3
13.0
100.0
nicht
Gesamt
100
25.0
100.0
999
300
75.0
400
100.0
Ich war sehr wütend
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, das stimmt total
stimmt etwas
weiss nicht
stimmt kaum
nein, das stimmt gar
nicht
Gesamt
999
Häufigkeit
28
20
22
11
19
Prozent
7.0
5.0
5.5
2.8
4.8
100
300
400
25.0
75.0
100.0
Gültige Pro- Kumulierte Prozenzente
te
28.0
28.0
20.0
48.0
22.0
70.0
11.0
81.0
19.0
100.0
100.0
Ich war sehr frustriert
Gültig
Fehlend
Gesamt
Häufigkeit
ja, das stimmt total
12
stimmt etwas
10
weiss nicht
22
stimmt kaum
18
nein, das stimmt garnicht
36
Gesamt
98
999
302
400
Prozent
3.0
2.5
5.5
4.5
9.0
24.5
75.5
100.0
Anhang N
Gültige Prozente
Kumulierte Prozente
12.2
12.2
10.2
22.4
22.4
44.9
18.4
63.3
36.7
100.0
100.0
Ich war sehr verängstigt
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, das stimmt total
stimmt etwas
weiss nicht
stimmt kaum
nein, das stimmt gar
nicht
Gesamt
999
Häufigkeit
7
14
19
22
36
Prozent
1.8
3.5
4.8
5.5
9.0
98
302
400
24.5
75.5
100.0
Gültige Pro- Kumulierte Prozenzente
te
7.1
7.1
14.3
21.4
19.4
40.8
22.4
63.3
36.7
100.0
100.0
Ich war sehr niedergeschlagen
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, das stimmt total
stimmt etwas
weiss nicht
stimmt kaum
nein, das stimmt gar
nicht
Gesamt
999
Häufigkeit
6
7
21
20
43
Prozent
1.5
1.8
5.3
5.0
10.8
97
303
400
24.3
75.8
100.0
Gültige Pro- Kumulierte Prozenzente
te
6.2
6.2
7.2
13.4
21.6
35.1
20.6
55.7
44.3
100.0
100.0
Ich war sehr verletzt
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, das stimmt total
stimmt etwas
weiss nicht
stimmt kaum
nein, das stimmt gar
nicht
Gesamt
999
Häufigkeit
4
7
17
25
44
Prozent
1.0
1.8
4.3
6.3
11.0
97
303
400
24.3
75.8
100.0
Anhang N
Gültige Pro- Kumulierte Prozenzente
te
4.1
4.1
7.2
11.3
17.5
28.9
25.8
54.6
45.4
100.0
100.0
Häufigkeitstabellen zur dauerhaften Belastung
Wenn schon mal jemand im Chat/Chatroom mit dir gegen deinen Willen über sexuelle Dinge reden wollte, denke bitte noch mal an das Ereignis zurück, dass für dich am
schlimmsten war und sage uns bitte, wie das für dich ist.
Gültig
Fehlend
Gesamt
Ich denke noch oft daran zurück
Gültige Pro- Kumulierte ProzenHäufigkeit Prozent
zente
te
ja, das stimmt total
5
1.3
5.2
5.2
stimmt etwas
8
2.0
8.2
13.4
weiss nicht
11
2.8
11.3
24.7
stimmt kaum
17
4.3
17.5
42.3
nein, das stimmt gar
56
14.0
57.7
100.0
nicht
Gesamt
97
24.3
100.0
999
303
75.8
400
100.0
Das belastet mich noch heute sehr stark
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, das stimmt total
stimmt etwas
weiss nicht
stimmt kaum
nein, das stimmt gar
nicht
Gesamt
999
Häufigkeit
3
4
9
12
69
Prozent
.8
1.0
2.3
3.0
17.3
97
303
400
24.3
75.8
100.0
Gültige Pro- Kumulierte Prozenzente
te
3.1
3.1
4.1
7.2
9.3
16.5
12.4
28.9
71.1
100.0
100.0
Ich habe das schon längst vergessen
Gültig
Fehlend
Gesamt
ja, das stimmt total
stimmt etwas
weiss nicht
stimmt kaum
nein, das stimmt gar
nicht
Gesamt
999
Häufigkeit
53
16
9
10
9
Prozent
13.3
4.0
2.3
2.5
2.3
97
303
400
24.3
75.8
100.0
Anhang N
Gültige Pro- Kumulierte Prozenzente
te
54.6
54.6
16.5
71.1
9.3
80.4
10.3
90.7
9.3
100.0
100.0
Soziodemografische Angaben
Altersangaben der befragten Jugendlichen
Alter in Jahren
Häufigkeit
Gültig
12
Fehlend
13
14
15
16
Gesamt
999
Gesamt
37
Prozent
Gültige Prozente
9.3
9.4
77
106
106
69
395
5
19.3
26.5
26.5
17.3
98.8
1.3
400
100.0
Kumulierte Prozente
9.4
19.5
26.8
26.8
17.5
100.0
28.9
55.7
82.5
100.0
Angaben zur Nationalität der befragten Jugendlichen
Schweizer / andere Nationalität
Gültig
Schweizer
Fehlend
Andere Nationalität
Gesamt
System
Gesamt
Häufigkeit
192
Prozent Gültige Prozente
48.0
52.6
173
365
35
43.3
91.3
8.8
400
100.0
Anhang N
47.4
100.0
Kumulierte Prozente
52.6
100.0
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benützung anderer als
der angegebenen Hilfsmittel verfasst habe.
Unterschrift: