Vollgas mit Caruso und Snoopy

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Vollgas mit Caruso und Snoopy
Reise
Frankfurt am Main
Banken, Schirn
und Apfelwein. » Seite 10
WZ | RGA | ST SAMSTAG, 26. MÄRZ 2011
Heute
˘
SEITE 5
Rund um den Globus
Vollgas mit Caruso und Snoopy
„Frauen zuerst“ im Ötztal
IRON SLEDDOG In
Frauen werden vom 2. bis 16. April im österreichischen Sölden bei den „Ladies First
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LUST AUF REISEN
„Reisen sollte nur ein Mensch,
der sich ständig überraschen lassen will.“
Oskar Maria Graf, deutscher Schriftsteller (1894-1967)
REISEFIEBER
VON MARTINA THÖNE
redaktion.service@wz-plus.de
Streicheln
Mein Bedarf an Zuwendung wächst, je näher
ich einem Flughafen komme. Ich geb’s ja zu:
Am liebsten stehe ich mit beiden Beinen fest
auf dem Boden und gehe weniger gern in die
Luft. Andererseits: Kneifen gilt nicht. Und wer
seinen Horizont erweitern will, muss Grenzen
überschreiten – zumal die Aussichten himmlisch waren: Inselhopping auf den Kapverdischen Inseln am Äquator, noch dazu in einer
bunt zusammengewürfelten Gruppe.
Kurz und gut: Die Reise wurde zum abenteuerlichen Auf und Ab. Wir fliegen, wir fliegen
nicht, wir fliegen. . . Während Uwe betete, dass
die Propellermaschine, die zwei Mechaniker
achselzuckend aufschraubten, nicht die unsere
sein möge, sah Frank mit zunehmender Wartezeit seine Streicheleinheiten schwinden:
„Wir verpassen unsere Massage!“
Die gute Nachricht (für Uwe): Die Maschine
konnte nicht repariert werden. Die Fluggesellschaft lotste uns in das nächstbeste Hotel. Die
schlechte Botschaft (für Frank): Dort gab es
weder eine Massage noch ein freies Einzelzimmer. Der Rest der Truppe nahm’s mit Humor.
So landete ich flugs in einer Zweiergruppe –
mit Philipp, der als Skilehrer schon von Berufs
wegen keine Berührungsängste hat. Unser
„Komfort-Doppelzimmer“ war ein Raum mit
zwei Liegen. Philipp grinste, ich lächelte mutig
zurück. Kneifen galt nicht.
Und so bekamen wir, was wir wollten: unsere
ganz persönliche Horizont-Erweiterung. Zarte
Streicheleinheiten inklusive.
H
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Kärnten geben
einmal pro Jahr
Schlittenhunde
den Ton an.
Von Lars Lenssen
Sie hüpfen aufgeregt auf und
ab, bellen, was das Zeug hält,
und zerren nervös am Zuggeschirr. „Fünf, vier, drei zwo,
eins – und go!“, ruft Musher
Gerald Schinzel und sofort
setzt sich das Schlittenhundegespann in Bewegung. Ich sitze ganz gemütlich im sogenannten Schlittensack und
bin der einzige, der in den
kommenden
20 Minuten
nichts zu tun hat. Außer ein
paar Fotos schießen. Schinzel,
vierfacher SchlittenhundeEuropameister, und seine
vierbeinigen Gefährten hingegen müssen ziemlich
ackern. Dennoch ist die kurze
Ausfahrt für sie nur ein kleines Warm-up. Ob ich nicht
zu schwer bin für die Tiere?
„Dein Gewicht macht den
Hunden überhaupt nichts
aus“, ruft der drahtige Mann
aus dem Burgenland, der hinter mir auf den Kufen steht.
Vollgas bergab: Die steile Abfahrt vom Grünleitennock ist auch für erfahrene Musher eine echte Herausforderung.
den Leader ist, dass sie die mir um die Ohren. Ich bin
Kommandos des Mushers froh, mein Gesicht mit Mütumsetzen. „Gee“ (gesprochen ze, Sonnenbrille und Schal geTschi) heißt rechts, „Haw“ schützt zu haben. „Wenn die
(Hoh) steht für links. Begriffe Hunde loslaufen kommt eben
aus der Eskimo-Sprache, die der ganze Organismus in Besich international durchge- wegung“, sagt Schinzel lasetzt haben. „Meine Hunde chend und schlägt mir
sind in Österreich aufgewach- freundschaftlich auf die
sen. Aber Gee und Haw ver- Schulter.
„Junior hat bei einem
stehen sie seit ihrer Geburt.“
Der Musher wird wenige
Wettbewerb einen 335
Plötzlich ändert sich der Stunden später beim Iron
Laufstil des vierbeinigen Sleddog in Innerkrems teilKilogramm schweren
Energiebündels Junior vom nehmen – einen Teil der StreSchlitten gezogen.“
lockeren Trab in einen ko- cke testen wir schon jetzt. Der
misch anmutenden, breitbei- Kärntner Skiort, in dem die
Gerald Schinzel, Musher
nigen Gang: Der Husky muss alpinen Skistars der österreimal. Mitten auf der Strecke, chischen Nationalmannschaft
Vorn traben acht Sibirian einfach so beim Laufen. Klei- einen Großteil ihres Trainings
Huskies mit hängender Zun- ne braune Bröckchen fliegen absolvieren, ist die Dritte von
ge. Es geht leicht bergauf.
Zierlich sehen die Hunde mit
ihren 20 bis 25 Kilogramm
aus. Doch Snoopy, Shaggy,
Caruso und Co sind regelrechte Kraftprotze. Der Popeye unter ihnen läuft an letzter Position des Gespanns –
also direkt vor meiner Nase.
„Junior hat bei einem Wettbewerb ganz allein einen
335 Kilogramm
schweren
Schlitten gezogen“, erzählt
Schinzel stolz. Ganz vorn laufen seine beiden Leithunde
Ornella und Allegra. Mit 13
und elf Jahren zwei sehr erfahrene Hündinnen, die
schon viele erfolgreiche Rennen bestritten haben.
Das Wichtigste für die bei- Caruso nimmt noch ein Bad in der Sonne, bevor es auf den Trail geht.
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vier Etappen für die Schlittenhunde. Kommt man bei allen
vier Wettbewerben ins Ziel,
darf man sich „Iron Sleddog
Man“ nennen. Auch die teilnehmenden Frauen. Es ist so
etwas wie die Vierschanzentournee der Musher. Wer
beim Sleddog-Rennen teilnimmt, muss sich auf körperliche Höchstleistung einstellen. Die Musher müssen kräftig mitarbeiten beim anspruchsvollen Auf und Ab
durch die Winterlandschaft.
Die Hunde ziehen
unermüdlich bergauf
Vom Start führt die Strecke
zehn Kilometer nur bergan.
500 Höhenmeter später geht
es über den Grünleitennock
mit mehr als 2100 Metern einer der höchsten Gipfel der
Region. Die letzten paar hundert Meter geht es so steil den
Berg hinauf, dass Fahren absolut unmöglich ist. Die Musher müssen runter vom
Schlitten und schieben, um
die Hunde zu unterstützen,
die unermüdlich den Berg hinauf ziehen.
Keine Zeit für das herrliche Panorama und für den
fantastischen Rundum-Blick,
denn nur wenige Meter weiter
geht es genauso steil wieder
bergab. Innerhalb weniger Sekunden haben sich die Hunde
Fotos (2): Lars Lenssen
■
TIERISCH
sind bei
optimalem Training zu
unglaublichen körperlichen
Leitungen fähig. Innerhalb
von 24 Stunden können
Gespanne einen Schlitten
über 200 Kilometer ziehen. In
einem Winter laufen sie teilweise 10 000 Kilometer.
SCHLITTENHUNDE
GESCHWINDIGKEIT In kurzen
Rennen etwa 32 bis 40 km/h.
Auf langen Strecken schaffen
die Hunde 16 bis 23 km/h.
von dem heftigen Anstieg erholt und geben auf der Abfahrt richtig Vollgas. Ihren
Vorwärtsdrang bremsen –
kein leichtes Unterfangen für
die Schlittenlenker. Selbst,
wenn sie kräftig auf die
Bremsplatte treten, die zwischen den Kufen montiert ist.
„Hey Billy! Ja, bist du deppert?“, schimpft Musher
Wolfgang Brantner mit seinem Leithund, der plötzlich
die Richtung ändert. Der
Schlitten kippt, Brantner
stürzt kopfüber in den
Schnee. „In den Hunden
steckt man eben nicht drin“,
schmunzelt Schinzel, der
mich jedenfalls unversehrt
wieder zurückbringt.
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