Cabaret Dada - Tous Ecrans
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Cabaret Dada - Tous Ecrans
Cabaret Dada (AT) Gesuch um einen Projektentwicklungsbeitrag Drehbuch: Plinio Bachmann Produktion: Philip Delaquis, Min Li Marti Das Kollektiv GmbH Kontakt: Philip Delaquis Das Kollektiv für audiovisuelle Werke GmbH Zentralstrasse 156 8003 Zürich Tel/Fax: 043 811 50 50 philip.delaquis@daskollektiv.ch www.daskollektiv.ch INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 4 Kurze Inhaltsangabe 5 Figuren 6 Treatment 10 Angaben zur Gestaltung und Arbeitsweise 28 Anmerkungen der Produktion 30 Anmerkung zu Zielgruppe und Auswertung 31 Zur Firma: Das Kollektiv GmbH 32 Lebenslauf Autor 33 Budget 36 Finanzierungsplan 38 Zeit- und Projektentwicklungsplan 39 4 CABARET DADA VORWORT Unter dem Pflaster der Strand – mit diesem Leitsatz vermuteten die europäische 68er-Bewegung und die revoltierende Jugend der 80erJahre in Zürich ein Reich der Phantasie hinter der asphaltierten Welt des Bürgertums. Der Ursprung solcher Denkart liegt in den Ereignissen des Jahres 1916, als mit der Gründung des Cabaret Voltaires in der Zürcher Spiegelgasse eine Bewegung entstand, die seither jede widerständische Bewegung mit der radikalen Infragestellung der bürgerlichen Sinn-Welt geimpft hat. Während damals in den Nachbarstaaten der Schweiz ein sinnloser Krieg wütete, der zum ersten Mal die ganze Welt involvierte und zahllose Menschen in endlosen Grabenkämpfen aufrieb, fand in der verschonten Stadt eine Gruppe von Künstlern zusammen, die mit vielen anderen aus ihren kriegführenden Ländern emigriert waren. Den Explosionen der Granaten schmetterten sie eine Explosion ganz anderer Art entgegen. In sechs Monaten wurde aus dem literarischen Cabaret, das mit politischen Texten und zeitgenössischer Kunst die Vernunft zu rehabilitieren versuchte, eine Bewegung, die – wütend und verspielt zugleich – alles niederriss, worauf gesellschaftliche Konvention und traditioneller Kunstverstand baute, und am Ende die Vernunft selbst. Zürich nach Berlin, Paris und New York getragen und ein Leben lang fragten sich die Gründer: Was ist damals in Zürich eigentlich genau passiert? Die Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen durch Phantasie, die hedonistische Feier des zerstörerischen Nichts geistert seither als Dada-Revenant durch die Geschichte der politischen Kunst – von den Surrealisten bis zu den Provokationen zeitgenössischer Werbung, von der Situationistischen Internationalen über die Sex Pistols bis zur Neulancierung des ehemaligen Cabaret Voltaire durch junge Künstler aus der Zürcher Besetzerszene. Neben den Goldreserven unter dem Paradeplatz – unter dem Pflaster das Gold – hütet Zürich also einen ganz besonderen Schatz. Einen Stoff nämlich, der in Zürich zu Hause ist, der aber weit über die Landesgrenzen nach Deutschland, Frankreich, Amerika und in die ganze Welt strahlt. „Cabaret Dada“ ist das Projekt, diesen Schatz zu heben und mit einem historischen Spielfilm jene Monate zu Leinwandleben zu erwecken, in denen die wichtigste Avantgardebewegung des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Plinio Bachmann Bürgerschrecks, Nihilisten, Chaoten, Aufrührer – wie auch immer sie von aussen wahrgenommen wurden: Ihre Bewegung hatte kein System – sie entstand. Das Cabaret Voltaire war ein Durchlauferhitzer, dessen Steuerung niemand beherrschte, nicht einmal die Beteiligten selbst. Als der erste Spuk vorbei war, brach die Gründungscombo auseinander. Aber ein Wort war geboren, das nichts bedeutete und grosse Wirkung hatte: Dada. Der Funken wurde von CABARET DADA 5 KURZE INHALTSANGABE „Cabaret Dada“ ist die Geschichte eines jungen Mannes, der – hin- und hergerissen zwischen dem Pflichtgefühl zu einer bürgerlichen Existenz und seiner verträumt ausschweifenden Natur – in den Bann einer faszinierenden Frau und einer einzigartigen historischen Situation gerät: die Gründung des Dadaismus im Cabaret Voltaire. Fritz Huber ist ein junger Träumer, der mehr aus Angst vor seinem Vater als aus Berufung Chemie studiert. Seine Sehnsucht nach einer Welt jenseits geregelter Essenszeiten und naturwissenschaftlicher Gesetze treibt ihn in die Nähe jener Menschen, die aus dem biederen Zürich einen kosmopolitischen Durchgangsbahnhof für Künstler und Käuze aus allen europäischen Ländern macht. Als der Schriftsteller Hugo Ball, die Diseuse Emmy Hennings, der Medizinstudent Richard Huelsenbeck, der Philosophiestudent Tristan Tzara, der Architekturstudent Marcel Janco, der Maler Hans Arp und die Bildhauerin Sophie Täuber ein literarisches Cabaret gründen, ist er elektrisiert. Hier wird ein Leben zelebriert, dass sich weder um Konventionen noch um die offizielle Sperrstunde schert. Fritz sucht die Nähe dieser Künstler und verliebt sich Hals über Kopf in die schillernde Körpermitte der allabendlichen Cabaret-Vorstellungen: in die faszinierende Emmy. Obwohl der schüchterne Stotterer von seinen bewunderten Helden nicht ernst genommen wird, flattert er als verzweifelter Nachtfalter wieder und wieder gegen die Blendlaterne – aufs Risiko hin, sich zu verbrennen. Der Preis, den er für die Aufnahme in den erlesenen Kreis und in Emmys Herz bezahlt, ist die Aufgabe seines Familienfriedens. Er schmeisst das Chemiestudium hin und wird von seinem Vater aus dem Haus gejagt. Fritz ist befreit und glücklich, verbrennt sich aber tatsächlich an Emmy, die nach einer rauschhaften Affäre mit Fritz wieder zu ihrer grossen Liebe Hugo zurückkehrt. Fritz steht mit nichts da. Dafür ist er jetzt Teil jenes Experimentes an der eigenen Existenz, das von den Dadaisten, wie sie sich jetzt nennen, immer weiter getrieben wird. Und zwar so weit, bis das Cabaret mangels Einnahmen schliessen muss und Gründervater Hugo Ball sich erschöpft wieder dem Katholizismus seiner Herkunft zuwendet. Der Rest der Gruppe dreht die Spirale weiter und konfrontiert an der ersten offiziellen Dada-Soirée die Bürger Zürichs mit ihrem Nonsens, der das Publikum wie eine Ohrfeige trifft. Dass Fritz zum Höhepunkt dieses Abends auf der Bühne steht, zwingt seinen Vater zur letzten Reaktion: der Entmündigung seines eigenen Sohnes. 6 CABARET DADA FIGUREN Emmy Hennings (30) hat schon mehr erlebt, als einem zarten Nervensystem zuzumuten ist. Sie ist Schriftstellerin, aber alle sehen nur die betörende Schönheit ihres Bühnenauftritts. Als gute Mutter gewinnt sie keine Preise und ihr Morphium wird nie die Liebe ersetzen, die sie braucht. Hugo Ball (29) ist ein begnadeter Zeremonienmeister, ohne an die Zeremonie zu glauben. Er meidet berauschende Substanzen, aber sein Geist macht andere betrunken. Zwar ist er gebildet bis zur Besserwisserei, aber das nützt nichts gegen seine Melancholie, weil ihm nichts mehr etwas wert ist. CABARET DADA Fritz Huber (20) stammt aus bürgerlichen Verhältnissen, die er als Korsett empfindet. Die Autorität seines Vaters bringt ihn zum Stottern, der Wein zum Glühen. Er ist ein Visionär ohne eigentliche Vision, aber seine Naivität hat einen doppelten Boden. Einer wie Fritz wird nie gewinnen, aber immer spielen. 7 Tristan Tzara (19) ist ein verwöhnter Bengel mit schnellem Mundwerk. Seine Brillanz ist angewiesen auf manchen Spiegel. Ob ihn die Menschen lieben oder hassen, ist ihm eigentlich egal. Hauptsache, er lässt niemanden kalt. Zu allem Gesagten behauptet grundsätzlich das Gegenteil, auch wenn er es selber gesagt hat. 8 CABARET DADA Richard Huelsenbeck (23) hat Temperament und Witz. Die Autorität, die er ständig angreift, strahlt er aber selber aus. Vor allem, wenn er wie ein Zuchtmeister mit seinem Stöckchen fuchtelt. Kinder meiden ihn und seine Wirkung aufs andere Geschlecht hat nicht wenige unglücklich gemacht. Marcel Janco (21) ist gutmütig und bescheiden. Seine Begabung ist kein Trumpf, den er taktierend ausspielt, schon eher eine Last, die er trägt. Wenn er trinkt, und das tut er gerne, wird er hemdsärmelig und schwitzt ordentlich. So bedingungslos modern seine Malerei ist, so sentimental sein Geigenspiel. CABARET DADA 9 WEITERE PERSONEN Jan Ephraim (55) hat die Weisheit auf den Ozeanen gelernt und schenkt sie in Flaschen abgefüllt seinen Gästen aus. Ihn kann nichts überraschen, nicht einmal die Tatsache, dass sein eigener Saal sich unter seinen Augen in ein Tollhaus verwandelt. Er wäre der Letzte, der ein sinkendes Schiff verlässt. Vater Huber, Mutter Huber, Herr Uljanow, Hans Arp, Sophie Täuber, Zürcher, Spitzel, Gäste. 10 CABARET DADA TREATMENT Innerstes Afrika, 1880, schwarz-weisser Stummfilm Ein junger Mann mit seemännischen Tätowierungen tauscht mit Eingeborenen Glasperlen gegen Elfenbein. Die Afrikaner sehen aus wie in alten Kinderbüchern: Die Haare mit Knöchlein besteckt, in den Ohren grosse Ringe und um den Hals Ketten mit Zähnen erlegter Tiere. Einige tragen Masken. Im Hintergrund steht ein riesenhafter Kochtopf auf dem Feuer. Um die beiden Handelnden steht ein Kreis schüchterner Eingeborener mit fellbezogenen Schilden, hinter dem Seemann stehen andere Weisse, bis an die Zähne bewaffnet. Zum Ende der Formalitäten nähert sich der Eingeborene überraschend dem Weissen, was seine Kollegen veranlasst sofort die Waffen in Anschlag zu bringen. Aber der Eingeborene wiegelt friedlich ab und beugt sich langsam zum Ohr des Seemanns. Alle versuchen mitzuhören, was er flüstert. Fragend schauen die Weissen danach ihren Unterhändler an. Aber der dreht sich zu ihnen und zuckt nur fragend mit den Schultern. Offensichtlich hat er überhaupt nicht verstanden, was der Schwarze ihm zugeflüstert hat. Der Handel ist abgeschlossen, die Seeleute wenden sich von den Eingeborenen ab und verschwinden nach wenigen Schritten im dichten Dschungel. Zürich, 1915 Fritz Huber (20), ein schlaksiger Student mit abstehenden Ohren und grossen Augen, sitzt in einer stinklangweiligen Chemievorlesung. Der Professor redet unheimlich schnell und schmeisst mit Formeln um sich. Akribisch versucht Fritz, alles mitzuschreiben, aber er verliert den Anschluss, weil er sich in Träumereien verliert. Plötzlich sieht er statt des Professors eine schreckliche Kreatur stehen, die zwischen schäumenden Lefzen unverständliche Laute ausspuckt. Plötzlich richtet das Monster seine Aufmerksamkeit auf Fritz und fixiert ihn aus tausend Augen. Fritz bricht vor Schreck die Bleistiftspitze ab und hat wieder den Professor vor sich, der wissen will, ob der Herr Huber noch Fragen habe? Fritz stottert, bringt keinen richtigen Satz heraus und hebt hilflos seinen abgebrochenen Bleistift hoch. Die Kommilitonen lachen ihn aus. Der Professor schlägt vor, den jungen Huber zum Schreibkurs anzumelden und fährt unter dem Gelächter der Studenten mit seinem Monolog weiter. Mit seiner Mappe schlendert Fritz eine Strasse hinunter, vorbei an dem riesigen Plakat an der Brandmauer eines Gebäudes, auf dem für die Lilienmilchseife Dada geworben wird, ohne es weiter zu beachten. Er biegt um die Ecke und betritt ein Lokal, das ganz im Stil eines Wiener Kaffeehauses gehalten ist. Im Café sitzen viele Ausländer: Emigranten aus den Nachbar- CABARET DADA 11 ländern, die wegen des überall wütenden Krieges in der Schweiz gelandet sind. Es herrscht lebendiger Betrieb, viele der Gäste sind Künstler, was man ihnen von weitem ansieht. Fritz raucht eine Zigarette, trinkt ein Glas Wein und lauscht interessiert den Gesprächsfetzen, die von den Nebentischen zu ihm herüberdringen. Dabei geht es um den Verlauf der Kriegsfront, über expressionistische und abstrakte Tendenzen in der Malerei, und immer wieder um Spitzel der Fremdenpolizei, nach denen man sich vorsichtig umschaut. Fritz kratzt ein paar Münzen zusammen, um seinen Wein zu bezahlen, stellt den Mantelkragen hoch und verlässt das Lokal. München/Berlin, 1915 Emmy Hennings (30), eine trotz ihres jungen Alters schon vom Leben ausgezehrte Frau mit Pagenschnitt und hervorstehenden Wangenknochen, wird aus dem Gefängnis entlassen. Sie musste hier Strafe absitzen, weil sie einen ihrer Freier bestohlen hat. Emmy geht in ihre schäbige Wohnung, packt ein paar Habseligkeiten ein und besteigt den Zug nach Berlin. Dort angekommen, trifft sie ihren Freund Hugo Ball (29), der wie ein melancholischer Priester aussieht und ebenfalls in einer schäbigen Absteige haust. Emmy bettelt so lange, bis Hugo ihr Morphium besorgt. Gierig spritzt sich Emmy den Stoff in die Venen und sieht kurz darauf zum ersten Mal richtig entspannt aus. Zusammen mit Hugo Balls Freund Richard Huelsenbeck (23), einem energischen Jüngling und verschmitzen Universalgelehrten, der seit ein paar Semestern Medizin studiert, organisieren sie einen kabarettistischen Abend mit expressionistischer Kunst, der als Hommage an die im Krieg gefallenen Künstler gedacht ist. Der Abend macht sich über Kaiser Wilhelms strategische Unfähigkeit lustig, bis die Polizei einschreitet und alles im Tumult endet. Noch am selben Abend beschliessen Hugo und Emmy, in die Schweiz zu emigrieren. Huelsenbeck will bleiben und sich weiter in der Hauptstadt gegen den Krieg engagieren. Bukarest, 1915 Samuel Rosenstock (19), ein zierlicher Junge, dem die Intelligenz ins Gesicht geschrieben steht, bei einer äusserst unschicklichen Handlung: Er liegt mit nichts als seinem Monokel bekleidet auf dem Rücken, auf ihm reitend das dralle Hausmädchen. Als die Mutter überraschend ins Zimmer kommt, fällt ihm vor Schreck das Monokel weg. Später: Der Vater, ein reicher Geschäftsmann, hält Samuel eine Standpauke. Wie viel hat er schon ertragen müssen. Die unnütze Zeitschrift Simbolul, die Samuel mit seinem Schulfreund Marcel Janco herausgegeben hat, die vermeintliche StudienReise mit demselben nach Paris, die ein Vermögen an Rechnungen aus 12 CABARET DADA zweifelhaften Etablissements gekostet hat, die Tatsache, dass Samuel, statt stolz auf seinen Namen zu sein, sein Geschreibsel auch noch mit Tristan zeichnet, dem Namen eines poète maudit, und nun noch das: Ob er denn tatsächlich seine Familie beschämen und eine Schickse schwängern möchte? Nein, genug! Samuel ist im Haus seines Vaters nicht mehr erwünscht. Der Vater wird ihn mit einer bescheidenen Rente ausstatten und zum Studium nach Zürich schicken. Tristan verdreht die Augen, Zürich? Ausgerechnet in dieses Provinznest? Zürich, Vorweihnachtszeit 1915 Fritzens Familienverhältnisse sind, gelinde gesagt, beengend. Vorwurfsvoll warten die Eltern (Vater, 52, Mutter 42) beim Mittagstisch, bis Fritz verspätet dazu kommt. Das Tischgespräch dreht sich um die vielen Ausländer, von denen Zürich in den letzten Jahren förmlich überflutet worden ist. Dass man nun davon spricht, die Esswaren zu rationieren, so die Mutter, hat wohl weniger mit dem Krieg da draussen zu tun, als mit den vielen Kostgängern, die man hier durchfüttert. Der Vater verhüllt sich hinter seinem imposanten Bart in vielsagendes Schweigen, was die Mutter längst nicht mehr zu stören scheint. Der Vater ist Französischlehrer an der Handelsakademie und seine Autorität wirkt auch, wenn er nicht spricht. Fritz stottert in seiner Gegenwart noch stärker als sonst, zum Beispiel, wenn er über die Stoffmenge klagt, die fürs erste Propädeutikum ansteht. Das Thema ist für den Vater immerhin Anlass genug, die Augenbrauen zu heben und damit unmissverständlich klarzumachen, dass es ausser einem Prüfungserfolg gar keine andere Option gibt. Cabaret-Vorstellung des Flamingo-Ensembles im Hotel Hirschen. Am Piano sitzt Hugo Ball, auf der Bühne steht Emmy im Tingel-Tangel-Kostüm und betört die vornehmlich männlichen Zuschauer mit ihrer Stimme und ihrer Präsenz. Wenn sie so dasteht, im Scheinwerferlicht, von Rauchschwaden umwölkt, ist sie plötzlich unwiderstehlich schön. Die beiden haben sich in Zürich in einer winzigen Altstadtwohnung eingemietet und bringen sich gerade so über die Runden. Nach der Vorstellung wird Hugo von zwei Polizisten der Fremdenpolizei erwartet, die ihn mit auf den Posten nehmen. Erst viel später kommt er zu Emmy nach Hause. Irgendetwas mit seinen Papieren war nicht in Ordnung, man hat ihm die Fälschung seines eigenen Passes und Zuhälterschaft vorgeworfen – und mangels Beweisen wieder laufen lassen. Reine Schikane, wütet Emmy und krallt sich mit zittrigen Händen die letzte Ampulle Morphium. Zu Weihnachten, verspricht Ball, wird sie davon mehr als genug kriegen. Ein eigenes Cabaret müsste man CABARET DADA 13 gründen, so Ball, wo wenigstens ein Teil der Einnahmen in die eigene Tasche fliesst. Emmy legt ihren Kopf in Balls Schoss und schliesst die Augen. Ball streichelt ihren Kopf und zeichnet mit den Fingern die Konturen ihrer hervorstehenden Wangenknochen nach. Marcel Janco (21) erwartet seinen Freund Samuel alias Tristan am Bahnhof. Dem tadellos gewandeten Tristan ist keine Erschöpfung anzusehen, trotz der langen Reise. Viel zu neugierig ist er auf sein neues Leben. Die Enttäuschung ist allerdings gross, als er sieht, wie klein Zürich tatsächlich ist. Janco führt ihn geduldig durch die schmalen Gassen und drängt Tristan zur Einkehr in das eine oder andere Lokal. Dabei wählt er die Route so, dass die beiden immer wieder von anderen Seiten über dieselben Plätze gehen. Mit jedem Glas und jeder neuen Perspektive gewinnt Tristan den Eindruck einer immer grösser werdenden Stadt – magisch! Nachdem Tristan anfangs sofort wieder den Zug besteigen wollte, um nach Genf weiterzufahren, kann er es sich nach fortgeschrittenem Abend immer besser vorstellen, in Zürich zu bleiben. Die beiden landen in Marcels bescheidener Absteige, die eher wie das Atelier eines Malers aussieht als wie die Studierstube des Architekturstudenten, der er ist. Am nächsten Tag lässt sich Tristan leicht verkatert an der Universität als Student der Philosophie eintragen. Fritz wohnt in der Mansarde seines Elternhauses und müsste dringend Prüfungsstoff wälzen. Er sitzt im offenen Fenster und raucht. Angewidert schaut er auf die Lehrbücher, die aufgeschlagen auf dem Tisch liegen. Nach einer Weile steht er auf, schnappt sich seine Jacke und schleicht leise die Treppe hinunter, an der Elternwohnung vorbei. Das Ziel seines Ausflugs ist eine Buchhandlung, wo bestellte Bücher für ihn bereit liegen; Gedichtbände zeitgenössischer Dichter. Noch bevor Fritz zum Schein in seine leere Tasche greift, winkt der Buchhändler ab. Er wird die Bücher wohl wie üblich auf die laufende Rechnung von Fritzens Vater nehmen. Noch im Gehen beginnt Fritz im obersten Buch seines kleinen Stapels zu blättern. Jan Ephraim (55), ein freundlicher Mann mit wettergegerbtem Gesicht und kräftigen Händen ist gerade vor seinem Lokal mit Schneeschaufeln beschäftigt, als plötzlich eine schmale Gestalt von priesterlicher Anmutung vor ihm steht. Trotz seines feinen Anzugs sieht der Mann zerknittert aus und fröstelt, als hätte er seit Wochen nicht mehr geschlafen. Hugo Ball stellt sich als Schriftsteller, Theaterregisseur und passionierter Angler vor. Er interessiert sich für den unbenützten Saal, der zu Ephraims Trinkstube „Meierei“ gehört. Der holländische Wirt, ein ehemaliger Seemann, hört sich das 14 CABARET DADA Anliegen an und kneift misstrauisch die Augen zusammen. Wenn da drin politisiert wird, hat er die Polizei am Hals. Ball beteuert, dass es sich um rein literarische und künstlerische Darbietungen handeln wird: Lesungen, Chansons und Rezitationen für ein internationales Publikum. Dann zeigt er Ephraim seinen morgendlichen Fang aus der Limmat und schenkt ihm einen Aal, der sich noch kräftig windet. Ephraim überlegt. Weil rund um die Schweiz der Weltkrieg tobt, ist Zürich seit zwei Jahren ein Schmelztiegel von Künstlern aus allen europäischen Ländern. Hier sitzt in den Kaffeehäusern zusammen, was sich wenige Kilometer jenseits der Grenze aufs Erbittertste bekriegt. Im Café Terrasse zum Beispiel treffen sich regelmässig die Rumänen und die Russen zum Schachspiel. Tristan Tzara spielt gegen den Russen Uljanow (46). Dabei geraten sich die beiden regelmässig in die Haare, weil Tzara überzeugt ist, dass man die Welt mit Esprit verändern kann, während Uljanow nur an handfeste politische Umwälzungen glaubt. Tzara provoziert Uljanow mit unmöglichen Zügen; einmal schiebt er den Aschenbecher von der einen Seite des Kaffeetischs zur anderen und sagt: „Schach!“ Uljanow findet das überhaupt nicht lustig. Marcel Janco kommt dazu und wedelt mit der Zeitung. Er hat eine Annonce entdeckt, in der die Eröffnung eines neuen Treffpunktes für Künstler und Literaten angekündigt wird. Schon der Name ist Programm; dem täglich in den Schützengräben praktizierten Irrsinn soll der Schutzpatron der Vernunft entgegengehalten werden: Cabaret Voltaire. „Das Prinzip des Kabaretts soll sein“, steht im Inserat, „dass bei den täglichen Zusammenkünften musikalische und rezitatorische Vorträge der als Gäste verkehrenden Künstler stattfinden, und es ergeht an die junge Künstlerschaft Zürichs die Einladung, sich ohne Rücksicht auf eine besondere Richtung mit Vorschlägen und Beiträgen einzufinden.“ Fritzens Mutter kauft ein. Die Metzgerei ist gedrängt voll und sie muss eine ganze Weile anstehen. Vor ihr versucht jemand auf Französisch dem Metzger klarzumachen, dass er ein mageres Stück möchte. Der Metzger antwortet stur auf Schweizerdeutsch. Die Frau des Metzgers, die bei den Wurstwaren steht, schaut zu Frau Huber herüber und schüttelt den Kopf. Auch Frau Huber verdreht die Augen über den lästigen Ausländer. Hugo und Emmy sind dabei, das Lokal für den ersten Abend einzurichten. Ihr Freund, der abstrakte Maler Jean Arp (30), der erst kürzlich seinen künstlerischen Durchbruch mit einer beachteten Galerie-Ausstellung feierte, und seine Freundin Sophie Täuber (27), Lehrerin an der Kunstge- CABARET DADA 15 werbeschule, helfen bei der Dekoration des schäbigen Meierei-Saals. Jan Ephraim schleppt Bier und Wein hinter den Tresen. Noch lange vor Eröffnung betritt unerwartet eine Gruppe von vier Männern das Lokal – eine orientalisch anmutende Delegation, wie Hugo feststellt. Sie stellen sich als Tristan Tzara, Marcel und Jules Janco und als ein gewisser Herr Uljanow vor. Janco hat Bilder mitgebracht, die er gern aufhängen würde, Tzara möchte französische Gedichte vortragen und Uljanow kündigt eine Balalaikagruppe an. Ball erklärt den Zahlungsmodus für Beiträge: die Auftretenden bezahlen keinen Eintritt, müssen aber für ihre Getränke selber aufkommen. Die Enttäuschung darüber ist vor allem in Jancos Gesicht abzulesen. Dafür erhalten sie einen Teil der Einnahmen, nachdem Ball die Saalmiete für Ephraim abgezogen hat. Das zahlreich erschienene Publikum besteht fast nur aus Ausländern. Sie beklatschen, je nach eigener Herkunft, mal stärker, mal weniger die Darbietungen: Voltaire neben Wedekind, Ernstes neben Komischem, Philosophie und gefällige Unterhaltung. Hugo liest Texte mit sicherem Gefühl für den Bühneneffekt, während Tristan Gedichte rezitiert, die kaum jemand versteht, weil er sich in halsbrecherischem Tempo und mit starkem rumänischem Akzent vorträgt. Als der humorlose Uljanow mit russischen Freunden zur Balalaika greift und Volksweisen spielt, sind die einen gerührt, die anderen befremdet. Der absolute Publikumsliebling ist aber Emmy Hennings, die zu Hugos Klavierbegleitung Glanzstücke ihres Chanson-Repertoires zum Besten gibt. Hugo und Emmy sind ein traumwandlerisch sicheres Bühnenpaar. Begeistert applaudiert das vorwiegend männliche Publikum nach ihrer Darbietung. Ein Mann, der sich während der ganzen Vorstellung Notizen gemacht hat, verlässt noch während des Schlussapplauses eilig den Raum. Entweder ein Spitzel der Fremdenpolizei, raunt Tzara zu Janco, oder ein Kritiker. Was ist eigentlich das schlimmere Pack? Herr Huber sitzt nach dem Abendessen in seinem Lesesessel und liest die Neue Zürcher Zeitung. Fritz und seine Mutter sitzen am Esstisch und spielen Karten. Huber stösst auf eine Notiz über das neu eröffnete Cabaret in der Spiegelgasse und liest vor: „Die ungetrübte Freude der Anwesenden, die in lebhaftem Beifall der Vorträge Ausdruck fand, die animierte Stimmung bewies, dass das Kabarett dem Anfang nach zu schliessen, eine gewisse künstlerische Höhe zu halten sich bestrebt.“ Darauf hat man gerade noch gewartet, schnaubt Huber verächtlich. Fritz hat allerdings aufmerksam zugehört. Seine Mutter berichtet von der Metzgerin, die ihr erzählt hat, dass es durch das Cabaret immer wieder zu nächtlichen Ruhestörungen kommt. 16 CABARET DADA Fritz betritt das Lokal, während Emmy Hennings gerade auf der kleinen Bühne steht und den Dessauer Marsch singt. Die Melodie stimmt zwar, aber der Text ist seltsam verändert: „So sterben wir, so sterben wir. Wir sterben alle Tage.“ Hugo Ball hat auf die Melodie das Gedicht Totentanz geschrieben, das sich gegen Krieg und Mordwahnsinn richtet. Fritz lehnt sich, da kein einziger Stuhl frei ist, mit dem Rücken an die Wand. Freundlich, aber bestimmt macht in der daneben stehende Marcel darauf aufmerksam, dass er sich an eins seiner Bilder lehnt; Fritz verzieht sich in eine andere Ecke. Keine Sekunde lässt er dabei Emmy aus den Augen. Emmy, mit ihrer gebrochenen Schönheit, die Intensität der Worte und dazu die Akkorde auf dem leicht verstimmten Klavier, aber vor allem Emmys Stimme und ihre eigentümliche Art, das Publikum nicht anzusehen – Fritz steht wie vom Blitz getroffen da. Als die Vorstellung vorbei ist drückt sich Fritz noch schüchtern in einer Ecke des Lokals herum, sein Glas ist längst leer. Er hilft Ephraim, Gläser und Flaschen einzusammeln und kriegt dafür noch ein Glas nachgeschenkt. Mutiger geworden, nähert er sich Emmy, die an einem der Tische sitzt und eine Zigarette zwischen leicht zittrigen Fingern hält. Fritz möchte ihr ein Kompliment machen, was sie mit einem spöttischen Lächeln quittiert. Tzara hört sein schüchternes Gestotter. „Ich mö-mö-mö-mö-chte ihnen ein K-k-k-k-ompliment...“.Tzara äfft ihn nach und schlägt Ball vor, doch dem jungen Mann mit dieser Nummer einen Auftritt im Cabaret zu verschaffen. Dann hätte man einen echten Schweizer dabei. Ball verzieht keine Miene, aber Emmy muss laut herauslachen. Fritz läuft rot an und verlässt bei der ersten Gelegenheit unbemerkt das Lokal. Als Fritz am nächsten Tag nach der Vorlesung ins Kaffeehaus kommt und Emmy mit Hugo und Tristan an einem der Tische sitzen sieht, tut er, als hätte er sie nicht gesehen und sucht sich in einer anderen Ecke eine Sitzgelegenheit. Neugierig schaut er herüber, und sieht, dass die drei ein angeregtes Gespräch führen. Emmy, Hugo und Tristan tauschen Nachrichten aus, die sie von der Kriegsfront erhalten haben. Ein Cousin von Tristan ist im Schützengraben gefallen. Das scheint ihn aber nicht besonders zu kümmern. Was ist den schon dabei? Ist das Leben etwa sinnvoller als der Tod? Eines Abends trifft mitten während der Vorstellung ein alter Freund und herbeigesehnter Weggefährte von Hugo im Lokal ein: Richard Huelsenbeck. Hugo sitzt gerade am Klavier und spielt Brahms und Bach, dann geht er zu Tanzmusik über. Das Lokal ist zum Bersten voll. Die betrunkenen Studenten CABARET DADA 17 rückten die Stühle beiseite und fangen an, sich auf engestem Raum im Kreis zu drehen. Die Atmosphäre ist wild, rauchig, das Aufeinandertreffen verschiedenster Stile und Epochen hat etwas beinahe Skurriles. Die Studenten grölen den Totentanz schon mit, das Lied ist die Hymne des Cabarets geworden. Huelsenbeck hat Berlin als Kriegsdienstverweigerer verlassen, und berichtet vom Irrsinn, der für beide Kriegsparteien aufreibenden Schlacht um Verdun. Er findet das Cabaret nett, aber viel zu harmlos. Als begeisterter Fan des Ragtimes kündigt er an, der abendländischen Literatur mit afrikanischen Trommeln leben einzuhämmern. Das Publikum muss aufgerüttelt werden! Negermusik muss her! «Ein undefinierbarer Rausch hat sich aller bemächtigt. Das kleine Kabarett droht aus den Fugen zu gehen und wird zum Tummelplatz verrückter Emotionen.» Hugo Ball, 1916 Jan Ephraim, der sich sonst eher diskret hinter dem Tresen aufhält und für flüssigen Nachschub sorgt, horcht beim Stichwort Afrika auf. Interessiert verfolgt er, wie Huelsenbeck pseudo-afrikanische Verse aufschreibt. Ephraim mischt sich - untypisch für ihn - ein. Er krempelt seinen Ärmel hoch und zeigt eine seltsame Tätowierung: auf seinem Oberarm stehen seltsame Buchstabenfolgen, die er aus Afrika mitgebracht zu haben behauptet. Die anderen sind begeistert, verarbeiten die Texte mit Musik zu „Negergesängen“. Janco fertigt dazu Masken an und die Darbietungen werden ausgelassener. Huelsenbeck, Ball, Tzara, Janco poltern auf der Bühne herum, trommeln, pfeifen, schreien, ächzen – die Masken scheinen sie zusätzlich von allen Hemmungen zu befreien. Ein Teil des Publikums wird von der zunehmenden Wildheit abgestossen und verlässt das Lokal. Der Rest gibt sich der rauschhaften Ekstase hin. Selbst der nüchterne Ball quittiert den kollektiven Rausch mit einem Lächeln. Das Publikum schwankt zwischen Wut und Begeisterung. Fritz ist, wie fast jeden Abend, dabei und schnappt sich zusammen mit andern Zuhören eine der Masken, die Janco im ganzen Lokal aufgehängt hat, und tanzt wie ein Derwisch mit. Noch nie in seinem Leben war er so ausgelassen. Auch Jan Ephraim scheint sich heute Abend besonders wohl zu fühlen. Später beobachtet Fritz, dass es Emmy nicht besonders gut geht. Während Hugo, Tristan, Marcel, Richard, ja selbst der etwas biedere Hans mit unge- 18 CABARET DADA teilter Hingabe die Welt der Kunst zerstückeln und neu mischen, verliert Emmy zunehmends den Boden unter den Füssen. Es nimmt sie mit, jeden Abend auf der Bühne zu stehen, und für etwas geliebt zu werden, dem sie sich entwachsen fühlt. Eigentlich sieht sie sich als Schriftstellerin und nicht als Chansonniere. Umso ungehemmter gibt sie sich ihrer Morphiumsucht hin. Als sie aus dem Lokal stürzt, um sich zu übergeben, eilt Fritz hinterher und stützt sie. Erstaunt schaut sie sich Fritz genau an, als hätte sie ihn eben erst zum ersten Mal gesehen. Sie hakt sich bei ihm ein und zusammen spazieren sie durch die nächtliche Stadt. Emmy ist beim Spazieren nur zur Hälfte anwesend und redet von ihrer Grossmutter, die ihr im Geäst der Platanen an der Uferpromenade erscheint. Fritz hingegen schwärmt vom Künstlerleben und sehnt sich danach, das Studium hinzuschmeissen. Aber sein Vater würden ihn wohl massakrieren. Emmy ist seltsam gerührt durch den stotternden Schwärmer. Für einen Moment wird sie ganz nüchtern und bittet Fritz, sie genau anzuschauen. Verliebt bleiben seine Augen an ihr hängen. Aber Emmy möchte, dass er den Totenkopf hinter ihrem Gesicht sieht. Begreift er denn nicht, dass er mit dem Tod flirtet? Fritz schaut sie an. Dann küssen sie sich. Mittagstisch bei den Hubers: Das Essen ist schon abgetragen, aber Fritzens Teller steht noch unberührt da. Die Wut des Vaters ist an den Vibrationen seines Bartes zu erkennen. Wo steckt dieser Taugenichts? Doch nicht etwa immer noch in den Federn? Der arme Fritz, meint die Mutter, hat sicher wieder bis in die Nacht gelernt. Sie versucht abzulenken und erzählt von der Nachbarin und deren Engagement im Frauenverband. Immerhin ist es letzte Woche den Frauen, alles Gattinnen ehrenwerter Bürger, gelungen, bei der Stadtregierung eine Vorverlegung der offiziellen Polizeistunde zu erwirken. Schliesslich muss ja jemand etwas gegen den fortschreitenden Sittenzerfall in dieser Stadt tun. Aus der Art, wie sie davon erzählt, lässt sich leicht erahnen, dass sie gerne bei den Frauen mittun würde. Seine Frau in einem solchen Weiberzirkel; das kommt für den Vater überhaupt nicht in Frage. Ob denn in seinem Haus nun alle verrückt geworden sind? Ephraim sitzt einem Polizisten gegenüber und lässt eine Tirade über sich ergehen. Falls sich weiter Klagen über Lärmbelästigungen häufen und falls sich der Verdacht erhärtet, dass in seinem Lokal politische Agitation betrieben wird, muss er mit einer sofortigen Schliessung der Meierei und mit Busse rechnen. Ephraim gibt den reumütigen Sünder und verspricht rasche Besserung der Zustände. CABARET DADA 19 Fritzens Verliebtheit in Emmy lässt ihn immer häufiger die Nähe der Voltairaner suchen, die sie umringen. Ball begegnet er scheu, bei den anderen versucht er sich beliebt zu machen. Die anderen nehmen ihn zwar nicht besonders ernst, akzeptieren aber seine Nähe. Ihre Welt fasziniert ihn und weckt schon lange in ihm schlummernde Träume. Er ist im Bann dieser Künstler, denen das Leben in der Nacht, der Umgang mit Literatur, Malerei und Gesprächen tausendmal wichtiger zu sein scheint, als die Sicherung ihrer bürgerlichen Existenz. Tristans Studium ist eine reine Alibi-Übung, auch Marcel vernachlässigt seine Architektur zugunsten der Malerei. Hugo steht zwar dank der Einnahmen aus dem Cabaret etwas besser da als noch vor Kurzem, aber ein guter Teil des Geldes fliesst in Emmys Morphiumsucht. Obwohl Fritz dringend für sein Propädeutikum lernen müsste, beginnt er Vorlesungen zu schwänzen, weil er lieber mit den Voltairanern auch tagsüber im Café sitzt. Ihr zum Teil fast kindisch verspielte Art befreit ihn von seiner lähmenden Schüchternheit. Tristan treibt es am Weitesten und macht sich einen Spass daraus, den Kellnern Zettel auf den Rücken zu kleben, auf denen geistreiche Sätze wie „tritt mich!“ stehen. In schwindelerregendem Tempo wechseln aber die Gespräche von den dümmsten Albernheiten zu den ernsthaftesten Themen. Fritz ist beeindruckt von Balls enzyklopädischem Wissen und seiner Art, jeden Gedanken so auseinander zu nehmen, dass am Ende nur ein Scherbenhaufen übrigbleibt. Tzara hat eine unheimlich schnelle Auffassungsgabe und findet auf jede Behauptung von Ball eine Antwort, obwohl er wie Fritz zehn Jahre jünger ist. Arp, Janco, Täuber, sie alle schreiben, denken, malen, tanzen, musizieren – Fritz kommt sich dabei immer wieder minderwertig vor. Was hat er schon zu bieten, ausser ein Chemiestudium, das er hasst? Als eines Abends die Polizei im Cabaret auftaucht und zum letzten Mal ohne Busse die Sperrstunde durchsetzt, herrscht allgemeine Entrüstung unter den schon ordentlich betrunkenen Künstlern. Wie kann diese Stadt es wagen, sie in ihrer Entfaltung zu behindern, dieses unfreundliche Kaff. Tzara wedelt mit einem ganzen Stapel Papier: Wo doch schon die internationale Presse über ihr ausserordentliches Cabaret berichtet. In Bukarest, Paris, London, Berlin und Timbuktu! Tatsächlich korrespondiert Tzara in alle Welt und hat sich die entsprechenden Artikel zuschicken lassen. Nur Timbuktu hat er gratis dazugegeben. Zu aller Überraschung ergreift Fritz das Wort. Wer sagt denn schon, dass die Polizei die Zeit für sich gepachtet hat. Er bittet den betrunkenen Haufen ihm zu folgen und führt ihn zur nahegelegenen Kirche, wo er damals seinen Konfirmationsunterricht absolvierte. 20 CABARET DADA Er weiss, wo der Siegrist den Schlüssel für den Glockenturm hinterlegt. Wie eine offizielle Delegation folgt der Tross Fritz die Treppe hinauf. Zuoberst wird klar, was er im Sinn hat. Die Uhr! Schon hängen sich drei Männer von innen an den grossen Zeiger und ändern kurzerhand die Zeit. Huelsenbeck verliert für einen Moment den Boden unter den Füssen und stürzt um ein Haar ab, kann sich gerade noch mit zappelnden Beinen am Zeiger festhalten. Wieder unten angekommen beginnt die Gruppe einen Marsch durch die völlig ausgestorbenen Gassen der nächtlichen Stadt und rufen ganz in der Tradition des Stadtreformators in alle Richtungen: „Wach auf, du Christenheit, es taget!“ Ab jetzt geniesst Fritz den Respekt der Cabaret-Truppe. Huelsenbeck und Tzara gehen die Bahnhofstrasse entlang. Sie lieben es auch tagsüber, mit der biederen Stadtbevölkerung Schabernack zu treiben. Tristan spricht unvermittelt eine ältere, gepflegte Dame darauf an, wo denn in der Nähe ein ordentliches Bordell zu finden sei. Die Frau fällt beinahe in Ohnmacht und die beiden ernten eine Tracht Prügel von aufgebrachten, herbeigelaufenen Bürgern. Von allen Seiten schreien aufgebrachte Männer gleichzeitig auf Tzara und Huelsenbeck ein. Am selben Abend kommt es zur ersten Aufführung eines Simultangedichtes, einer neuen Erfindung von Tristan Tzara. Richard, Marcel und er rezitieren gleichzeitig und in drei Sprachen Texte, die in wildem Durcheinander jeden Sinn auflösen. Niemand versteht ein einziges Wort. Das Publikum, dass jetzt eigentlich nur noch aus Stammgästen besteht, ist begeistert. Fritz sitzt schwitzend in der propädeutischen Laborprüfung. Er sieht übernächtigt aus und versucht sich bestmöglich zu konzentrieren. Jeder Student muss sein Wissen über die Reaktionen gewisser Substanzen demonstrieren. Als Fritz ein Fehler passiert und sein Erlenmeyer mit einem lauten Knall in tausend Stücke zerspringt, herrscht für eine Sekunde betretene Ruhe. Nur Fritz kann sich nicht zusammenreissen: In ihm explodiert das Lachen und er prustet laut los. Fritz fliegt in hohem Bogen aus der Prüfung und kriegt einen disziplinarischen Verweis. Statt nach Hause eilt er ins Cabaret. Am Ende des Abends ist er völlig betrunken und tanzt mit Emmy. Er vergisst alles um sich herum und flüstert, wie sehr er sie liebt. Emmy, die sich der Präsenz von Ball und der anderen bewusst ist, nennt ihn einen dummen Jungen und weist ihn von sich. Fritz ist ausser sich, treibt es zu wild und fällt in einen Tisch, den er mit zu Boden reisst. Am zerspringenden Glas schneidet er sich blutig. Huelsenbeck möchte ihm einen Verband anlegen, aber Fritz macht weiter, schmiert sich das Blut als Kriegsbemalung ins Gesicht. CABARET DADA 21 Als Fritz erst bei helllichtem Tag und völlig zerlumpt nach Hause kommt, erwartet ihn ein Donnerwetter, das seine kühnsten Vorstellungen übertrifft. Der Vater ist ausser sich, rauft sich den Bart und schreit ihn an. Er weiss längst, wo Fritz sich herumtreibt und welch miserablen Umgang er pflegt. Ausländer! Querulanten! Parasiten! Nichtsnutze! Aber Fritz scheint dort ja besser hin zu passen als in sein Haus. Er ist die längste Zeit sein Sohn gewesen. In seinem Haus hat er nichts mehr zu suchen. Fritz bringt ausser ein paar verkaterten Stotterern keinen Satz heraus. Als er in seiner Mansarde ein paar Kleider und Bücher zusammenpackt, kommt die Mutter dazu. Sie versucht, vernünftiger mit Fritz zu reden. Wenn er sich doch nur in aller Form beim Vater entschuldigen würde. Der Vater ist bekanntermassen jähzornig, aber echte Reue von Fritz würde ihn sicher besänftigen. Fritz schüttelt den Kopf. Nein, er geht. Die Mutter beginnt zu weinen und führt ihm vor Augen, was er alles hinzuschmeissen im Begriff ist: Eine Ausbildung, eine Zukunft, eine Existenz. Fritz umarmt sie und geht. Fritz findet Unterschlupf in Arps Atelier. Tagsüber, wenn Arp arbeitet, muss er draussen sein, nachts darf er dort schlafen. Als Ball mit Huelsenbeck einen Ausflug nach Basel macht, verbringt Emmy die Nacht bei ihm. Die beiden lieben sich und Emmy tut es offensichtlich gut, von dem jungen Mann verehrt zu werden. Er interessiert sich für sie und ihre Sehnsucht, zu schreiben, statt jede Nacht im Cabaret aufzutreten. Fritz ist völlig aufgedreht und stolz, das Studium hingeschmissen zu haben. Er möchte, dass Emmy ihn heiratet. Er will sich irgend eine Arbeit suchen und Geld für beide verdienen. Dann kann Emmy endlich in Ruhe schreiben. Emmy lacht den ungestümen Jüngling aus, aber seine ernstgemeinte Liebe bleibt nicht ohne Effekt auf sie. Zärtlich streicht sie Fritz durchs Haar. Eine Weile macht sich Fritz im Cabaret nützlich, räumt Bierflaschen weg, steht mit Masken mit auf die Bühne, hilft beim Basteln der Decors. Dafür kriegt er von Ephraim warme Mahlzeiten. Janco, Tzara, Arp und Huelsenbeck akzeptieren ihn als Freund und Mitglied der Truppe, zu Ball bleibt das Verhältnis distanziert. Ihm gegenüber fühlt sich Fritz gehemmt wegen seines geheimen Verhältnisses zu Emmy. Ob Ball irgendetwas davon mitkriegt oder nicht, ist schwer zu sagen. Gegen aussen mindestens lässt sich Ball nichts anmerken, ist immer der gleiche freundliche, aber nachdenkliche Patron des Cabarets. Eines Abends sitzen alle im schon geschlossenen Cabaret beisammen und trinken. Tzara halluziniert die Gründung einer richtigen Bewegung, für die 22 CABARET DADA ein Name gefunden werden muss. Ein Name, der die Ereignisse im Cabaret zum Programm macht, unter dem man Publikationen veröffentlichen, Ausstellungen lancieren und Leute für die gemeinsame Sache gewinnen kann. Ball ist skeptisch. Warum aus einer Laune gleich eine Schule machen? Natürlich, so die anderen, müsste es ein Name sein, der nichts bedeutet. Ein Unsinnsname muss her. Dada, sagt Ephraim, der den Tresen putzt, zur allgemeinen Verwunderung. Dada? Was soll den das bedeuten? Ephraim zuckt mit den Schultern. Das hat ihm vor Jahren ein Häuptling im tiefsten Afrika ins Ohr geflüstert. Er hat keine Ahnung, was das bedeutet. Die anderen lassen sich das Wort auf der Zunge zergehen, mehrmals und immer wieder. Bis sie wie Kinder auf den Tischen herumtanzen und Dada schreien. Ephraim versorgt den Besen und schüttelt nachdenklich den Kopf. Fritz sitzt mit Tzara, der zur militärischen Musterung an der rumänischen Botschaft erscheinen muss, im Zug nach Bern. Dort angekommen mimt Fritz den fürsorglichen Begleiter und Tzara den Idioten. Die Darbietung ist so überzeugend, dass die Behörde nach kurzer Zeit beschliesst, Tzara für untauglich zu erklären. Als die beiden immer noch über ihre eigene Schelmentat begeistert wieder im Cabaret ankommen, steht Emmy dort mit einem Mädchen – ihrer Tochter Annemarie, die schüchtern auf ihrem Köfferchen sitzt. Das Kind ist bisher bei der Emmys Mutter aufgewachsen, die vor wenigen Tagen verstorben ist. Emmy ist überfordert, weiss nicht wohin mit dem Mädchen. Und plötzlich erleben die Anwesenden Hugo Ball von einer völlig anderen Seite. Freundlich nähert er sich dem Kind, stellt sich vor, als wäre es eine Dame und lädt sie ein, seinen Arm zu nehmen, damit er sie in ihr neues Zuhause führen kann. Die beiden verlassen das Lokal, Emmy eilt hinterher. Fritz ist erstarrt und bleibt schockiert stehen. Er ahnt, dass das seine Pläne mit Emmy über den Haufen werfen könnte. Als Fritz zu Arps Atelier kommt, wartet dort zu seiner Überraschung seine Mutter auf ihn. Sie geht mit ihm hinein und schaut sich beklemmt um. Wie kann ihr Sohn nur in einem solchen Schweinestall hausen. Fritz zuckt mit den Schultern. Nach und nach kommt heraus, weshalb die Mutter gekommen ist. Der Vater hat ein Entmündigungsverfahren gegen Fritz eröffnet. Aber die Mutter hat ihn so lange wieder und wieder bearbeitet, bis der Vater seine Beziehungen hat spielen lassen. Fritz darf wieder ins Studium einsteigen und nächstes Jahr die Prüfung wiederholen. Wenn Fritz wieder sein Studium aufnimmt, wird der Vater das Entmündigungsverfahren fallen lassen. Fritz schüttelt den Kopf. Wie kann sie, die ihn doch immer zu verstehen behauptet, so etwas von ihm erwarten. Er ist volljährig und kann tun was er CABARET DADA 23 will. Und was das ist, muss er erst herausfinden. Zufälligerweise ist dieser Schweinestall für ihn das Paradies. Die Mutter schüttelt verständnislos den Kopf. Sie hat sich für ihn aufgeopfert und war sicher, dass er das Angebot als Erlösung empfinden würde. Fritz schickt eine geknickte Mutter nach Hause. Emmy ist zu Hause, während Ball mit Annemarie zum Angeln am Fluss gegangen ist. Plötzlich steht Fritz vor der Tür. Er möchte jetzt wissen, was mit ihnen beiden ist. Emmy ist offensichtlich berauscht. Ob er denn nicht einsieht, dass das alles nicht mehr als eine Affäre ist. Fritz schaut sie nur mit geradem Blick an. Emmy ist verwirrt, weiss nicht ein noch aus. Annemarie, Ball und dann dieser junge, verliebte Mann mit seinen treuen Augen. Die beiden umarmen sich und küssen heftig, als Ball mit Annemarie nach Hause kommt. In seiner Hand hält er das Netz mit dem noch japsenden Abendessen. Sofort gehen Emmy und Fritz auseinander und wollen schon hilflose Erklärungen abgeben. Aber Ball tut, als hätte er es nicht einmal bemerkt. Höflich fragt er Fritz nach seinem Befinden und dankt ihm für den freundlichen Besuch. Emmy und Fritz wissen nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen sollen, aber Ball scheint es tatsächlich nichts auszumachen. Unter einem fadenscheinigen Vorwand verabschiedet sich Fritz. Emmy geht zum Apotheken-Kästchen. Ball lässt sie kommentarlos gewähren. Als Emmy apathisch auf dem Sofa liegt, setzt er sich zu ihr und streichelt ihre Beine. Er ist es müde, jeden Abend aufzutreten. Zumal das auch für das Kind kein Leben ist. Emmy sagt nichts. Während Janco dabei ist, ein seltsames Kostüm für eine neue Nummer von Ball zu basteln, hadert Ephraim mit den Einnahmen. Das Cabaret besteht fast nur noch aus eingeschworenen Stammgästen, die alle mitmachen. Kein zahlendes Publikum mehr, keine Einnahmen. Wenn es so weiter geht, muss er das Lokal schliessen. Ball sind die prekären Verhältnisse durchaus bewusst. Dass er bei der Polizei schon zweimal den Kopf für das Cabaret hingehalten hat, erwähnt er nicht. Auf Fritz, der ebenfalls zugange ist, reagiert Ball nicht eine Spur anders als je zuvor. Kurz darauf kommt es an einem Abend im Juni zum radikalsten Ereignis seit Eröffnung des Cabaret Voltaire. Ball wird in einem völlig absurden Kostüm, das völlig bewegungslos macht, auf die Bühne getragen. Sein Körper steckt in einem Zylinder aus Pappe, auf seinem Hut ein spitz zulaufender Papphut. Auch die Arme stecken in Rohren, an deren Ende Scherenhände baumeln. Das Ganze sieht aus wie eine Mischung zwischen Hummer 24 CABARET DADA und Zauberer. Ball steht vor einem Notenständer und beginnt die Rezitation seines Gedichtes mit einer völlig sinnlosen Aneinanderreihung von Buchstaben: „Gadji Beri Bimba“. Und so geht es weiter. Mit fortlaufendem Gedicht stimmt Ball einen Gesang an, der an einen katholischen Gottesdienst erinnert.“Glandriri lauli lonni cadori...“. Sein bleiches Gesicht sieht plötzlich aus wie das eines verstörten Junge. Das Publikum ist seltsam, fast heilig berührt, obwohl die Vorstellung bar jedes Sinns ist. Am Ende wird der schweissüberströmte Ball wieder von der Bühne getragen, das Publikum verharrt in andächtigem Schweigen. Neben der Bühne packen Tzara und Huelsenbeck den völlig erschöpften Ball wieder aus. Sie sind begeistert. Das ist es! Nein, das war’s, sagt Ball. «Dada ist die einzige Sparkasse, die in der Ewigkeit Zins zahlt. Legen Sie Ihr Geld in dada an!» Zentralamt des Dadaismus, 1919 Hugo ist in der winzigen Einzimmerwohnung damit beschäftigt, langsam und bedächtig alles zu zerkleinern, was sich mit einer Schere schneiden lässt. Vorhänge, Lampenschirme, Kissen, Kleider, Decken. Ihm ist keinerlei Wut anzumerken, aber er fährt weiter, bis fast alles in kleinen Stücken auf einem Haufen liegt. Emmy kommt nach Hause und schaut sich die Verwüstung an. Dann schaut sie Hugo an. Sie legt sich auf den Boden, da das Sofa nur noch aus nackten Federkernen besteht. Hugo legt sich dazu und ihre Hände suchen sich, bis sie sich berühren. Bis auf weiteres geschlossen, steht auf dem Schild, das am Eingang des Cabaret Voltaire baumelt. Die Polzei hat nach mehrmaliger Warnung das Lokal schliessen lassen. Die offizielle Begründung: nächtliche Ruhestörung. Ball ist es ohnehin müde, die Auflösung der letzten Sicherheiten weiterzutreiben. Er reist mit Annemarie ins Tessin, wo er in einem kleinen idyllischen Örtchen am Lago Maggiore aus dem Zug steigt. Ball betritt die Kirche von Magadino, geht bei Kerzenschein zum Altar, kniet nieder und beginnt zu beten. Emmy liegt mit Fritz in Arps Atelier im Bett. Die beiden haben sich gerade geliebt, rauchen. Fritz fragt Emmy, ob sie ihn heiratet. Emmy beginnt zu weinen. Fritz versteht nicht, fragt, was sie so traurig macht. Der Ende, antwortet Emmy. Sie steht auf und beginnt sich anzuziehen. CABARET DADA 25 Fritz ist am Boden zerstört. Er sitzt mit Tzara in einer Kneipe und hadert mit seinem Unglück. Warum wirft Emmy ihre Liebe einfach so weg, als wäre sie ein Stück Müll? Dabei liebt er sie über alles. Tzara zuckt die Achseln. Was weiss er schon. Emmy gehört nun mal niemandem. Es ist wie mit Dada. Will man Dada festhalten, ist er schon einen Schritt weiter. Abgesehen davon verbindet Ball und Emmy etwas viel Tieferes, als man von aussen vielleicht vermuten kann. Dabei, so Fritz, hat er alles für diese Frau aufgegeben. Sein Studium, ja selbst seine Familie. Für Nichts. Vielleicht ist es das, sagt Tzara nachdenklich. Für Nichts. Darum geht es: alles wegzuwerfen und Nichts dagegenzuhalten. Das ist Dada. Fritz versteht nicht. Das ist ihm zu wenig. Er ist ja nicht mal Künstler. Umso besser, kontert Tzara. Deprimiert verlässt Fritz das Lokal. Fritz kehrt reuig zu seiner Familie zurück. Nach einer saftigen Standpauke darf er wieder die Mansarde beziehen. Traurig sitzt er auf seinem Bett und holt widerwillig ein Buch aus dem Regal, das die Mutter fein säuberlich aufgeräumt hat. Fritz sitzt missmutig in der Bibliothek, büffelt Prüfungsstoff. Dann steht er auf, geht durch die Gänge auf ein Vorlesungszimmer zu. Drin sitzen schon einige Studenten, er setzt sich in die letzte Reihe. Die Glocke ist schon gegangen, jetzt fehlt nur noch der Professor. Der Professor geht eilig durch den Gang, als plötzlich vor ihm ein Mann zuckend zusammenbricht. Der Mann windet sich und zuckt und hat Schaum vor dem Mund. Besorgt kniet der Professor bei dem Mann nieder und versucht zu helfen. Der Mann ist niemand anderer als Richard Huelsenbeck, der einen epileptischen Anfall simuliert. Mit hängendem Kopf sitzt Fritz an seinem Pult. Ihm ist es eigentlich egal, ob ein Professor erscheint oder nicht. Als eine Irritation durch die Studenten geht, schaut er auf und traut seinen Augen nicht. Vorne an der Tafel steht Tzara und beginnt einen halsbrecherischen Monolog über die Elemententabelle. Es dauert eine Weile, bis die anderen Studenten merken, dass da nicht eine Aushilfe steht, sondern ein Scharlatan, der völlig zusammenhangsloses Zeug redet, das nur zum Schein mit Chemie zu tun hat. Was ist das für eine Elemententabelle, wettert Tzara aufgebracht, auf der das Element Dada fehlt. Die Studenten beginnen zu buhen, nur Fritz springt auf und schlüpft hinter dem fliehenden Tzara zur Tür hinaus. 26 CABARET DADA Am Eingang eines gepflegten Zunfthauses steht die Affiche: „AutorenAbend“. Drin sitzt in gespannter Erwartung ein erlesenes Publikum: ToutZurich. Während das Programm beginnt, betritt ein aufgebrachter Mann mit imposantem Bart in Begleitung zweier muskulöser Männer den Saal: Herr Huber. Er schaut sich suchend um und ist offensichtlich überrascht vom seriösen Rahmen der Veranstaltung. Bevor Herr Huber weitersuchen kann, wird es dunkel. Als erster betritt Richard Huelsenbeck die Bühne und beginnt sein Manifest: „Edle und respektierte Bürger Zürichs, Studenten, Handwerker, Arbeiter, Vagabunden, Ziellose aller Länder, vereinigt euch.“ Das Publikum kichert ein wenig, man nimmt Huelsenbecks Ton als Satire. „Was wir ihnen jetzt zu sagen haben, wird sie wie eine Kugel treffen. Wir haben beschlossen, unsere mannigfachen Aktivitäten unter dem Namen Dada zusammenzufassen. Wir fanden Dada, wir sind Dada und wir haben Dada. Dada wurde in einem Lexikon gefunden und bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet.“ Den Leuten wird es langsam etwas Unwohl, erste vorwurfsvolle Räusperer werden hörbar. Die folgenden Darbietungen, eine Summe der Nummern aus dem Cabaret Voltaire, werden in ständigem Wechsel zwischen Wohlgefallen und Abscheu aufgenommen. Als die zylinderförmige Pappfigur auf die Bühne getragen wird und im Brustton der Überzeugung sinnloses Zeug zu stottern beginnt, schlägt die Stimmung im Publikum in blanke Wut um. Erste Gegenstände beginnen auf die Bühne zu fliegen. Herr Huber steht wie erstarrt da: Er hat erkannt, wer in dem Kostüm steckt. Sein eigener Sohn Fritz! „Ga-gadji Beberi B-B-Bi-Bimba“: Fritzens Stottern macht das Gedicht noch besser und seine Stimm wird immer lauter, bis er Silbe für Silbe ins aufgebrachte Publikum schleudert. Nach der Vorstellung erwartet Vater Huber seinen Sohn am Hinterausgang, in Begleitung zweier stämmiger Kerle, die ihn in eine Anstalt verfrachten sollen. In seiner Hand hält er die Entmündigungsurkunde. Alle kommen sie heraus: Tzara, Huelsenbeck, Janco, Arp, auch Emmy. Kein Fritz. Die Männer verschaffen sich Zutritt zu den Garderoben. Dort finden sie das leere Zylinder-Kostüm, wie eine Vogelscheuche aufgestellt. Dort, wo das Gesicht wäre, ist ein riesiger künstlicher Bart befestigt. Keine Spur von Fritz. Am Bahnhof küssen sich Emmy und Fritz innig. Sie steigt in den Zug Richtung Tessin, er in jenen Richtung Genf. Ende. CABARET DADA 27 Zum Abspann die Forterzählung der einzelnen Schicksale: Hugo Ball kehrt zum Katholizismus seiner Jugend und zum Schreiben zurück. Auch Emmy Hennings findet an seiner Seite die nötige Ruhe zum Schreiben, veröffentlicht ihren ersten Roman „Gefängnis“. Die beiden heiraten und bleiben ein bewegtes Paar. Tristan Tzara treibt noch eine Weile sein Unwesen in Zürich. Dann bringt er Dada nach Paris, kämpft im Spanienkrieg und später in der französischen Résistance. Richard Huelsenbeck gründet den Berliner Dadaismus und lässt sich später unter Pseudonym als Psychiater in New York nieder. Hans Arp heiratet Sophie Täuber und schliesst sich in Paris den Surrealisten an. Die Nazis verdammen seine Werke als entartete Kunst und er muss in den unbesetzten Teil Frankreichs fliehen. Sophie Täuber ziert heute die Fünfziger Note des Schweizer Frankens. Marcel Janco wird als Maler recht erfolgreich und gründet mit 80 Jahren in einem israelischen Kibbutz ein neues Cabaret Voltaire. Der Schach- und Balalaikaspieler Uljanow reist nach St. Petersburg und stellt sich unter dem Namen Lenin an die Spitze der russischen Revolution. Jan Ephraim schenkt noch eine Weile Bier aus, dann reist er nach Afrika, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Er trifft den Häuptling wieder, der ihm vor mehr als dreissig Jahren ein Wort eingeflüstert hat, und fragt nach dessen Bedeutung. Verschmitzt deutet der Häuptling auf einen Haufen getrockneten Nashorndungs. Die ganze Sippe des Krals kichert. Fritz kehrt nie mehr in seine Heimatstadt zurück. Er schliesst sich der Fremdenlegion an und seine Spur verliert sich in Algerien. 28 CABARET DADA ANGABEN ZU GESTALTUNG UND ARBEITSWEISE ZUM PERSÖNLICHEN INTERESSE Im Zürich der 80er-Jahre aufzuwachsen bedeutet die Impfung mit dem Misstrauen gegen eine Welt, die sich ausschliesslich dem Gebot der Nützlichkeit und der Gewinnmaximierung verschreibt. Vor staunenden Kinderaugen werfen Jugendliche Knallkörper aufs Opernhaus, erklärt eine Bewegung eine Lotterbude zur Kulturzone, zündet sich eine Frau am Bellevue «Zürich war damals überfüllt von Fremden, war das Internationalste, was man sich denken kann.» Emmy Hennings, 1915 an, vertreiben zwei schalkhafte Bürger-Darsteller eine Politikerin aus einer Fernsehsendung, werden fliehende Radaubrüder von der Polizei zu Tode gejagt, sprayt ein (damals) Anonymer ätherische Wesen auf harten Beton. Dani, Michi, Renato und Max, Fritz Zorn, Nägeli, König Kraska, die Müllers – dem Kind, jetzt an der Uni, erscheinen sie dann später als Erben. In der Buchhandlung am Kunsthaus liegen sie aus, die Ahnväter der Bewegung: Dadaisten, Situationisten, Pataphysiker und andere Vorbereiter dessen, was dann provozierend Trash heisst: Wurzelforschung beginnt. In Zürich, stellt man fest, gibt es zwei Könige. Zwingli und Dada. Der eine steht für die Arbeitsmoral und das frühe Aufstehen, die Polizeistunde und das Geschäften hinter verschlossenen Türen. Der andere für die Spiellust, das Experiment und den Presslufthammer, mit dem das Trottoir aufgebrochen wird, um Tiefensondierungen in der menschlichen Phantasie zu ermöglichen. Bis heute pendelt diese dörfliche Metropole zwischen kreativem Aufbruch und Biedersinn hin und her. Als Zürcher macht man dabei immer wieder die Erfahrung, dass in dieser Stadt auf seltsame Weise Dinge entstehen, weil sie nicht verhindert werden – dass Zürich sie hervorgebracht habe, wäre aber masslos übertrieben. Und so muss es auch bei den Dadaisten gewesen sein: wenig Inspiration aus dem lokalen Sandsteingemäuer, aber immerhin die Möglichkeit, hier zu sein, sich hier zu treffen und von hier aus auf die Welt zu schauen. Geplant ist aber kein Film, der endlich „die historische Wahrheit“ über den Dadaismus verkündet, sondern eine beispielhafte Geschichte, die die Befreiung aus dem engen Korsett der Konventionen einer Nützlichkeits- und Optimierungsgesellschaft erforscht. Was könnte schon aktueller sein als diese Frage? ZUR ARBEITSWEISE Das vorliegende Treatment ist ein erster Entwurf, der die Möglichkeiten auslegt, historische Begebenheiten in eine spannende, verspielte und überzeugende fiktionale Geschichte zu packen. Die weitere Arbeit muss von zwei Seiten her dieses Spielfeld erobern. Auf der einen Seite gilt es, Fritzens persönliches Drama, seine Befreiungen und Verbrennungen zu konturieren, ihn ins Spiel mit den Dadaisten zu bringen und eine lebendige, kontrastreiche Geschichte zu kreiren, in der keine Schweissnähte zwischen Fiktion und Historie mehr zu erkennen sind. Die Figuren müssen noch mehr Eigenleben und Konflikte bekommen. Für diesen Aspekt ist die Zusammenarbeit mit der Dramaturgin Jasmine Hoch entscheidend, die mit Treffsicherheit den Finger auf die Stellen legt, wo Charaktere wie Schachfiguren übers Brett gezogen werden, CABARET DADA statt aus innerer Motivation zu handeln. Auf der anderen Seite gilt es, dass Wissen über die historischen Ereignisse, die vorkommenden Figuren und das Zeitkolorit zu vertiefen. Dafür steht über die Primärquellen hinaus ein ganzes Freundes-Netz ausgewiesener Dadologen und Quellenhüter zur Verfügung: Juri Steiner und Raimund Meyer (Cabaret Voltaire), Stefan Zweifel (Freier Publizist), Guido Magnaguagno (Tinguely-Museum), Peter K. Wehrli (Organisator des legendären Dada-Geburtstags im Odeon) und Regina Vitali (Arche-Verlag). Die Freiheiten, die sich der Autor im Umgang mit dem Stoff nimmt, sollen durch souveräne Kenntnis der Geschichte gedeckt sein. Das Ziel liegt aber in erster Linie darin, einen unterhaltsamem und intelligenten Spielfilm zu schaffen, der seine eigene, persönliche Geschichte zur Gründung des Cabaret Voltaire erzählt. ZUR GESTALTUNG „Cabaret Voltaire“ soll ein verspielter, unterhaltender und mit verschiedenen Stilmitteln arbeitender Film werden. Ohne sich der kubistischen Ästhetik anbiedern zu wollen, sollen dennoch einzelne ihrer Elemente benützt werden: Gleichzeitigkeit der Perspektiven, Collage verschiedener Genres, Verzerrung bis zur Abstraktion. Insgesamt bleibt aber der Anspruch, einen intelligenten Film für ein breites Publikum (Bigger Arthouse) zu machen, immer oberstes Gebot. Der Film passt in jedes Kino, wo „Being John Malovitch“, der neue Almodovar, „Quills“, „Memento“ oder „Das Parfüm“ läuft. Plinio Bachmann 29 30 CABARET DADA ANMERKUNGEN DER PRODUKTION ANMERKUNGEN DER PRODUKTION Der Dadaismus ist eine der wenigen Kunstformen, die aus Zürich heraus entstanden sind. Das Interesse an Dada ist in den letzten Jahren gewachsen, auch durch die Besetzung und anschliessende Neugründung des Cabaret Voltaires oder beispielsweise die sehr gut besuchte Dada-Ausstellung im Centre Pompidou in Paris. Seit Marcel Duchamps Kunstwerk „Fountain“ von Kritikern zu einem der wichtigsten Kunstwerke gekürt wurde, ist der Dadaismus endgültig im Olymp des Bildungsbürgertums angekommen. Trotzdem ist Dada kein verstaubtes Museumsgut, sondern eine Bewegung, die immer wieder von neuem aufflackert. Der Grund der lang anhaltenden Popularität: Dada wirkt immer noch modern. Tristan Tzaras Falschmeldungen in der Presse haben das Guerilla-Marketing vorweg genommen, Dada vereinigt politisches Engagement mit Nonsense und Sprachwitz. Obwohl der Dadaismus in der Schweiz entstanden ist und einen beispiellosen Siegeszug durch Europa und bis gar nach New York angetreten ist, wurde er bis anhin etwas stiefmütterlich behandelt. Ein Beispiel dazu ist, dass die Dada-Sammlung des Zürcher Kunsthauses dort seit Jahren in dessen Keller verstaubt. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass Künstlerbiographien sich gut für Verfilmungen eignen. Hier haben wir ein Ensemble von faszinierenden Persönlichkeiten vom Antreiber Tzara über die Verführerin Emmy Henning zu dem Mystiker Hugo Ball. Die Idee, aus der Gründungszeit des Cabaret Voltaires einen fiktionalen Film zu machen, schien uns so gut, dass wir erst fürchteten, es wären schon andere auf diese Idee gekommen. Es sind zwar etliche Dokumentarfil- me über den Dadaismus erschienen, aber noch nie ein fiktionaler Film. Der grosse Erfolg des Doku-Dramas „Die Manns“ zeigt, dass die Mischung aus spannender Biographie und zeitund kunsthistorischem Hintergrund beim Publikum ankommt. Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Verfilmung der Geschichte eines historischen Ensembles ist „Comedian Harmonists“. Wir haben uns auf die Suche nach einem passenden Autor für den Stoff gemacht und glauben in Plinio Bachmann den Richtigen gefunden zu haben. Plinio Bachmann hat mit seinem Buch „Der Verdingbub“ für Peter Reichenbach (C-Films) gezeigt, dass er Interesse und Flair für historische Stoffe hat. Gleichzeitig hat er als professioneller „Agent Provocateur“ (Projektleiter www.agent-provocateur.ch) den nötigen Sinn fürs Schräge und Unkonventionelle, die dieser Stoff benötigt. Plinio Bachmann war sogleich Feuer und Flamme für dieses Projekt und hat sich in aufwändige historische Recherchen gestürzt. „Cabaret Dada“ soll eine gelungene Mischung aus historischer Treue und modernen, unkonventionellen Stilmitteln sein. Es soll ein rasant geschnittener, oppulenter Bilderbogen werden, der den Zuschauer in diese Zeit versetzt und glaubwürdig diese kleine Kunstrevolution miterleben lassen. Wir möchten der entsprechende Suche nach einem geeigneten Regisseur, einer geeigneten Regisseurin, die gleiche Aufmerksamtkeit schenken und eine sorgfältige Auswahl treffen. Aus diesem Grund haben wir uns diese Option noch offen gehalten. Min Li Marti und Philip Delaquis CABARET DADA ANMERKUNGEN ZU ZIELGRUPPE UND AUSWERTUNG ANMERKUNG ZU ZIELPUBLIKUM UND AUSWERTUNG Zu der Zielgruppe gehören, neben allgemein Kultur- und Geschichtsinteressierten auch besonders ältere Jugendliche und junge Erwachsene, die immer wieder durch die innovative und kreative Gegenkultur fasziniert sind. Dass vor allem Jugendliche immer noch sehr für den Dadaismus begeistern lassen, zeigten nicht nur die Neo-Dadaisten, welche das Cabaret Voltaire besetzten, dies kann auch jeder Gymnasiallehrer bestätigen. Wir planen den Film als internationale Ko-Produktion in ganz Europa auszuwerten. Der Dadaismus hat aufgrund seiner internationalen Prägung und dem neu entfachten Interesse ein grosses Potential. Wir streben eine Ko-Produktion vor allem mit Deutschland an. Da ein Grossteil der Dada-Gründer emigrierte Deutsche waren und Dada in Berlin sehr grossen Erfolg hatte, scheint uns dies eine sehr vielversprechende Variante. Wir haben auch schon entsprechende Gespräche geführt. Sehr interessiert zeigte sich K5 Film aus Köln. Dr. Klaus Schaefer vom Film Fernsehfonds Bayern, der sich sehr angetan von dem Projekt zeigte, hat uns weitere mögliche Partner empfohlen. Auch die Förderungsstelle von Baden-Württemberg hat ihre Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Ko-Produzenten angeboten. Wir sind überzeugt, dass dieser Film das Potential für einen grossen Publikumserfolg in Europa und auch in den USA hat und zudem auch künstlerischen Ansprüchen genügen kann. Min Li Marti und Philip Delaquis 31 32 CABARET DADA ZUR FIRMA: DAS KOLLEKTIV GMBH DAS KOLLEKTIV für audiovisuelle Werke GmbH ist eine junge Produktionsfirma mit Sitz in Zürich. Sie besteht aus Philip Delaquis, Min Li Marti und Stefan Zuber. Sie produziert und entwickelt Filme für Kino und Fernsehen und setzt dabei auf Filme, die subversiv und gleichzeitig populär sind. DAS KOLLEKTIV für audiovisuelle Werke GmbH ist Mitglied im Schweizerischen Verband der FilmproduzentInnen und wird in allen produktionstechnischen Belangen von Marcel Hoehn (T&C Film AG) beraten. ENTWICKLUNG: 2006 Gala (AT) Kino-Spielfilm, 90min, Regie: Mano Khalil, Status: Produktionsfinanzierung Die Türe (AT) Kino-Spielfilm, 120min, Drehbuch: Simon Jaquemet, Status: Drehbuchentwicklung Warren (AT) TV-Dokumentarfilm, 50min, Regie: Patrick Bürge, Status: Projektentwicklung Block (AT) Kurzfilm, 9min, Regie: Simon Jaquemet, Status: Produktionsfinanzierung, Förderungen: SF, Zürcher Filmstiftung Interruptus (AT) Kurzfilm, 6min, Regie: Angela Rohrer, Status: Produktionsfinanzierung, Förderungen: BAK Soundless Wind Chime (AT) Kino-Spielfilm, 80 min., Regie: Kit Hung, KoProduktion mit Hua Lian Zhan Dui Productions, Status: Produktionsfinanzierung PRODUKTION: 2006 Sunny Hill (AT) Kino-Spielfilm, 90min., Regie: Luzius Rüedi, Co-Produktion mit BossaFilm AG, Status: Drehvorbereitung One Love TV-Dokumentarfilm, Regie: Susanna Hübscher und Hannes Hug, Co-Produktion mit SF DRS/ Klanghotel und 3Sat, Förderungen BAK, Stadt und Kanton Bern, Ausstrahlung: 22. Oktober 2006 Giraffes don‘t go to heaven Animationsfilm, 5min, Regie: Philip Delaquis, Co-Produktion mit Fama Film AG, Förderungen: Stadt / Kanton Zürich, Stadt / Kanton Bern, SF DRS, Teleclub. In Postproduktion. AUSWERTUNG: Kutti-Funk Musikvideo (Onedotzero 2005, Solothurner Filmtage 2006), Regie: Matthias Günter, 16mm DVD – Züri Gschnätzlets 20 Zürcher Kurzfilme aus den Jahren 1905 bis 2003 (ausführende Gesellschaft: Projection Zürich) www.shortcutszuerich.ch DVD – Short Cuts Bern 25 Berner Kurzfilme aus den Jahren 1895 bis 2004 (ausführende Gesellschaft: Projection Bern) www.shortcutsbern.ch TALENT SCREEN Veranstaltung für Nachwuchsfilmtalente, Unterstützt durch das BAK www.talentscreen.ch CABARET DADA 33 LEBENSLAUF AUTOR Name Geburtsdatum Zivilstand Adresse Telefon Email 1. Plinio Bachmann 2. Dezember 1969 ledig, eine Tochter (1.8.04) Forchstrasse 275, 8008 Zürich +41 79 301 08 70 mail@pliniobachmann.com CURRICULUM, AUSBILDUNG, BISHERIGE TÄTIGKEIT Ausbildung Geboren 1969 in Zürich. Dort die gängigen Schulen bis zur Matura (Typus B) am Literargymnasium Rämibühl, Zürich. Anschliessend Studium mit Lizentiat (1997) in Germanistik, Philosophie und vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Sprachkenntnisse Muttersprache Deutsch/ Schweizerdeutsch. Englisch, Französisch mündlich und schriftlich. Italienisch fliessend. Spanischkenntnisse. Lebenslauf Gleich nach der Matur Studium und Beginn journalistischer Arbeit. Rezensionen, Reportagen, Porträts, Interviews und Essays für Das Magazin, DU, Weltwoche, NZZ, Merian. Zahlreiche Reisen nach Prag, Berlin, New York, Paris, Rom, Kanada, USA, Italien und Frankreich zwischen 1988 und 1992. 1989 Konzept und Redaktion der DU-Nummer 4/90: Mythos Glenn Gould. Die Wahrheit und andere Lügen. Regelmässige Kontakte zur Autorengruppe NETZ; Organisation und Gastgeberschaft des zweiten Netztreffens, 1994. Daraus folgend der Essay Die Sprache der verlorenen Heimat. Vier Schweizer Autoren der jüngsten Generation für einen von Christian Döring herausgegebenen Band der Edition Suhrkamp. Beginn eigener literarischer Arbeit. 1997 Studienabschluss und Weltreise mit dem Fotografen Luca Zanetti im Rahmen eines Romanprojektes in Anlehnung an Jules Verne. Förderung des Manuskriptes durch den Kanton Zürich. 1998 Herausgeber der Anthologie Die Schweiz erzählt. Junge Stimmen aller Zungen für den Fischer Taschenbuch Verlag und als Autor die Erzählung Schaufenster für die Anthologie von NetzPress, hrsg von Alexander Simon, Peter Weber und Michel Mettler. 34 CABARET DADA Im Herbst 1998 beginnt ein einjähriges Dissertationsstipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) in Berlin. Wenig später das Angebot von Architekt Peter Zumthor, an seinem Klangkörper Schweiz für die Weltausstellung in Hannover mitzuarbeiten. Fast zwei Jahre intensive Zusammenarbeit mit Peter Zumthor in leitender Funktion: als Kurator Wort neben Daniel Ott (Musik), Ida Gut (Bekleidung), Max Rigendinger (Essen und Trinken) und Karoline Gruber (Regie). Unter Zumthors künstlerischer Gesamtleitung Inhalts- und Raumkomnzept und Ausführung einer literarischen Collage als Mentalitätsstudie, die als Lichtinstalltion im Klankörper die sprachliche Seite des Gesamtkunstwerks abdeckt. Konzeption und Mitherausgabe des dazugehörenden Klangkörperbuchs. Nach der Weltausstellung im Herbst 2000 Wiederaufnahme journalistischer Tätigkeit und der Arbeit am Romanmanuskript. Die Kurzgeschichte Container für Gazetta, Zeitschrift der Pro Litteris, hrsg. von Stefan Zweifel, im Juni 2001. Zwei Monate als Themenredaktor beim Schweizer Fernsehen zur Umsetzung der geplanten Kultursendung Babylon angestellt, dann das Arbeitsverhältnis vor der ersten Ausstrahlung aufgekündigt. Grund: Zweifel an der Umsetzbarkeit des vorgegebenen Konzepts. Seither als freier Journalist, Dramaturg und Drehbuchautor in Zürich tätig. 2. WERKLISTE Literarisches Die Sprache der verlorenen Heimat. Vier Schweizer Autoren der jüngsten Generation. Essay. In: Deutschsprachige Gegenwartsliteratur wider ihre Verächter. Herausgegeben von Christian Döring, Edition Suhrkamp, Frankfurt a/M, 1995 00-Kunst. Essay. In: Katalog des Kunsthauses Zürich zur Ausstellung: Freie Sicht aufs Mittelmeer. Schaufenster. Erzählung. In: Das Netz-Lesebuch. Herausgegeben von Alexander Simon, Netz-Press, Ebnat-Kappel und Berlin, 1998 Die Schweiz erzählt. Anthologie von Erzählungen junger Autorinnen und Autoren aller Sprachregionen. Herausgegeben von Plinio Bachmann, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a/M, 1998 Sprachland. Literarische Collage als Lichtinstallation in Peter Zumthors „Klangkörper Schweiz“ für die Expo 2000 in Hannover. Zitate über die Schweizer und von Schweizern aller 5 Literaturen. Veröffentlicht im „Klangkörperbuch“, Birkhäuser Verlag, Basel, 2000 On Wombs And Vowels. Opernlibretto für die norwegische Komponistin Maja Solveig Kjelstrup Ratkje. Collage in englischer CABARET DADA 35 Sprache aus den gnostischen Texten der Nag-Hammadi-Bibliothek. Uraufgeführt am 2. Oktober 2003 in Oslo. Die Kapsel. Weltreiseroman in 77 Tagen. 350-seitiges Romanmanuskript, gefördert durch den Kanton Zürich (10‘000.-) und den Schriftstellerverband (3‘000.-). Vertreten durch die Agentur Löcher-Lawrence in München. Bisher ohne Verlag. Drehbuch (seit 2004) Der Verdacht (Doku-Drama) Bildertreatment, entwickelt im FOCAL Stoffentwicklungsprogramm Fernsehfilme SF DRS 2005. Produzent: snakefilms, Markus Fischer, Zürich. Status: noch nicht realisiert, zugesprochene Fr. 20‘000.- von der Filmstiftung Zürich Wie Schweizer lieben (Liebeskomödie) Treatment, zusammen mit Anna Luif. Produzent: Ascot Elite, Zürich. Status: Zusammenarbeit mit dem Produzenten beendet, gemeinsames Nachfolge-Projekt mit Anna Luif geplant. Hinter der Grenze (Agententhriller) Drehbuch, mit Christian Mumenthaler. Produzent: C-Films, Peter Reichenbach, Zürich. Status: 2. Drehbuchfassung vollendet, noch nicht realisiert. Der Vampir von Zürich (Gruselkomödie) Exposé. Produzent: snakefilms, Markus Fischer, Zürich. Status: Eingabe beim Stoffentwicklungsprogramm Fernsehfilme SF DRS 2006; abgelehnt. Sonne, Mond und Sterne (Liebeskomödie) Bildertreatment; Regie: Chris Niemeyer Produzent: C-Films, Anne Walser, Zürich. Status: unterstützt durch BAK mit Fr. 20‘000.-, Projekt an Chris Niemeyer übergeben. Der Müllfahnder von Oberlingen (Groteske) Treatment; Regie: Pierre Monnard Produzent : Olivier Monnard Status: unterstützt durch Filmstiftung Zürich mit Fr. 20‘000.-, keine Förderung von BAK, Projekt auf Standby. Der Verdingbub (Drama) Treatment; Regie: Peter Reichenbach Produzent: C-Films, Peter Reichenbach, Zürich. Status: unterstützt durch die Filmstiftung Zürich mit Fr. 25‘000.- und durch BAK mit Fr. 20‘000.-. Drehbeginn geplant auf Frühling 2007 36 CABARET DADA BUDGET Zürcher Filmstiftung Budget- und Abrechnungsformular zum Antrag «Projektentwicklung» Detaillierte Kalkulation der Entwicklungskosten Bitte beachten Sie auch die Vergaberichtlinien auf www.filmstiftung.ch Titel des Projekts: Cabaret Dada (AT) Antragsteller: Das Kollektiv GmbH 1 Erwerb der Rechte BUDGET ABRECHNUNG in CHF in CHF 1.1 Option am Originalstoff 1.2 Rechteerwerb (nur effektive Kosten während Entwicklung!) 2 Honorare Drehbuch (Personen bezeichnen)1 2.1 Drehbuchautor/in Plinio Bachmann 55'000 2.2 Koautor/in 2.3 Dialogautor/in 2.4 Drehbuchberatung Jasmine Hoch 6'000 2.5 Andere Mitarbeiter/innen 3 Zusätzliche Honorare bei Animationsfilm-Projekten1 3.1 Storyboard, Pilotfilm 3.2 Grafische Entwicklung 1 4 Honorar Fachberater/in 4.1 Spezifikation der Tätigkeit für die Entwicklung: Wissenschaftliche Beratung: Raimund Meyer, Juri Steiner, Stefan Zweifel 5 Honorare Produzenten/ Produzentinnen 6'000 1 5.1 Producer/in 6'000 5.2 Entwicklungsassistent/in, Sekretär/in 1 Alle Honorare verstehen sich brutto inkl. allfälliger Arbeitgeber-Sozialversicherungsbeiträge 6 Recherchematerial 6.1 Archivmaterial 500 6.2 Fotos und Dokumente 500 6.3 Tonaufnahmen 6.4 Andere (spezifizieren) Reisen 7 Übersetzung 7.1 Spezifikation der Sprachen und Tätigkeiten für die Entwicklung 8 Herstellung Drehbuch (Kopien, Binden, etc.) und Herstellung Dossier Zwischentotal 1'400 75'400 0.00 CABARET DADA 37 Zürcher Filmstiftung Budget- und Abrechnungsformular zum Antrag «Projektentwicklung» (Seite 2) Zwischentotal von Seite 1 BUDGET ABRECHNUNG 75'400 0.00 in CHF in CHF 9 Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten 9.1 Reisen 500 9.2 Hotel 500 9.3 Verpflegung 500 10 Motivsuche 10.1 Miete für Ausrüstung (bitte genauer angeben) 10.2 Verbrauchsmaterial (bitte genauer angeben) 10.3 Sonstiges (bitte genauer angeben) 11 Casting Hauptrollen (volle Kosten erst bei Produktion angeben) 2'000 12 Animationsfilm-Projekt: Produktionskosten Pilotfilm 13 Rechtsberatungskosten (bitte genauer angeben) 2'000 Rechteabklärungen mit allf. Nachkommen 14 Zusatzkosten bei Koproduktionen (bitte genauer angeben) 4'000 Suche Ko-Produzenten 15 Andere Entwicklungskosten (bitte genauer angeben) 84'900 16 Zwischentotal (Budgetposten 1 bis 15) 0.00 17 Handlungsunkosten (HU) Max. 7% des Zwischentotals 5% 4'245 HU + Produzentenhonorare (Ziff. 5) = max 15% der Entwicklungskosten! Total Entwicklungskosten in CHF 89'145 > Bei unüblich hohen Budgetposten werden nur mit Offerte / Vertrag begründete Beträge anerkannt. < 0.00 38 CABARET DADA FINANZIERUNGSPLAN Zürcher Filmstiftung Finanzierungsplan zum Antrag «Projektentwicklung» Cabaret Dada (AT) Titel des Projekts Das Kollektiv GmbH Antragsteller 89'145 1 Öffentliche Mittel 1.1 Bundesamt für Kultur in CHF Status 0 Gesamtkosten Projektentwicklung 30'000 2 5'000 2 10'000 2 14'145 1 1.2 Kantone (ohne Zürich, siehe Ziff. 6) 1.3 Gemeinden 1.4 Stiftungen (ohne Zürcher Filmstiftung, siehe Ziff. 6) 1.5 Sonstige (spezifizieren) 2 Private Mittel 2.1 Darlehen 2.2 Zuschüsse 2.3 Sonstige (spezifizieren) 3 Vorverkäufe 3.1 Verleiher 3.2 Fernsehanstalt 3.3 Sonstige (spezifizieren) 4 Eigenmittel 4.1 Eigenmittel Produktion 4.2 Eigenmittel Regie 4.3 Eigenmittel (Ko)Autor / (Ko)Autorin (bitte Namen angeben) 4.3 Leistungen Koproduzenten (bitte Namen angeben) 5 Succès Cinéma BAK 5.1 Reinvestition Produktionsanteil 5.2 Reinvestition Regieanteil 5.3 Reinvestition Autorenanteil 6 Beantragte Förderung Filmstiftung Zürich 30'000 89'145 7 TOTAL FINANZIERUNG Status: 1 = zugesagt 2 = beantragt 3 = noch zu beantragen CABARET DADA ZEIT- UND PROJEKTENTWICKLUNGSPLAN DREHBUCH Bilder-Treatment: 1. Dialog-Fassung: Endfassung: Ende Oktober 2006 Ende 2006 1. Februar 2007 PROJEKTENTWICKLUNG Regisseur verpflichtet: Vor-Casting: Set-up Ko-Produktion: Projektfinanzierung: Drehbeginn: Januar 2007 Februar 2007 Januar - März 2007 Ab April 2007 Herbst 2007 39