Weibliche Insights 2011
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Weibliche Insights 2011
Weibliche Insights 2011 Eine Studie zu aktuellen weiblichen Insights als Sprungbretter für Positionierung und Kommunikation BILD der FRAU insights_print_a5.indd 1 1 19.09.2011 16:32:46 Uhr Vorwort V Vor Ihnen liegt die neue BILD der FRAU-Studie: Weibliche Insights 2011. Die erste Studie, die Mass-Market-Insights für die Zielgruppe Frau definiert. Welche Insights bewegen den Mainstream? Und wie geht der Mainstream mit Trendthemen wie z.B. Feminisierung, Nachhaltigkeit, Wellbeing, Homing, Ladies Culture, Ego-Design oder Multiphrenie um? In unserer Publikationsreihe beschäftigen wir uns als größte Frauenzeitschrift Deutschlands mit den Bedürfnissen, Trends und Veränderungen in der Mass-Market-Zielgruppe Frau. Während wir in der vorangegangenen Studie „Weiblichkeit – Gefühlt. Gelebt. Gemacht.‟ Grundlagenforschung betrieben haben zu Fragen wie: „Was ist Weiblichkeit, vor allem in Abgrenzung zur Männlichkeit? Welche emotionalen Visionen und mentalen Konstruktionen kennzeichnen das Bild von Weiblichkeit, das ganz normale Frauen von heute im Kopf haben? Wie sehen Frauen ihre Weiblichkeit? Und wie wollen Frauen gesehen werden?‟, sind wir mit der aktuellen Studie tiefer in die Bedürfnis- und Verhaltensstrukturen eingestiegen: Wofür brennen Frauen heute? Welche gesellschaftlich oder individuell determinierten Probleme und Bedürfnisse lassen sich generalisieren? Und mit welchen psychologischen Bewältigungsund Erfüllungsstrategien versucht Frau, ihrer Welt „Herr‟ zu werden? Da in der Zielgruppe Frau der Austausch, die vernetzte Kommunikation, eine große Rolle spielt, haben wir die Studie auf Basis eines Internet- 2 insights_print_a5.indd 2-3 Blogs aufgesetzt, um nah an der Alltagswahrnehmung der Frauen zu sein, ihnen verbale und visuelle Ausdrucksmöglichkeiten zu bieten und durch die ganz persönliche Interaktion miteinander an verborgene Bedürfnisstrukturen zu kommen. Mit dem Ziel: Wir definieren in der Zielgruppe Frau die entscheidenden Basis-Insights! Consumer Insights stellen die Basis dar für unser aller Arbeitserfolg; für die Redaktion sichert die profunde Kenntnis und das Verstehen der Zielgruppe Frau den Erfolg am Lesermarkt, für die werbliche Kommunikation die effektive, glaubwürdige und idealerweise Kaufimpulse auslösende Ansprache der Konsumentinnen. Die Studie zeigt Determinanten und Konsequenzen anhand von O-Tönen, Tag Clouds und InsightFormulierungen für die zielgerichtete Gestaltung und das treffsichere Wording von Kommunikation auf und bietet einen Abgleich mit konkreten Anzeigenmotiven. Auch in Zukunft werden wir uns dem Thema weiter widmen, um Ihnen neben unseren bisherigen Services weitere Möglichkeiten zur Werbemitteloptimierung auf Basis von Research-gestützten Leserinnen-Insights an die Hand zu geben. Erkunden Sie die Insights der Mainstream-Zielgruppe Frau! Hamburg, 2011 Claudia R. Blumenberg Gesamtanzeigenleitung Frauenmedien BILD der FRAU 3 19.09.2011 16:32:47 Uhr Inhalt 4 insights_print_a5.indd 4-5 I. I. Unser Insight-Begriff II. II. Die Methode 17 III. III. Insight 1 Frauen sind stark, weil sie Frau sind. 33 IV.IV. Insight 2 Was Frauen können, kann die Welt retten. 45 V. V. Insight 3 Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. 57 VI.VI. Insight 4 Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. 69 VII. VII. Insight 5 Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden. 81 VIII. Insight 6 VIII. Mann, ich will doch nur spielen. 93 6 IX.IX. Insight 7 Ich bin ich – und das sind viele. 105 X. X. Fazit 116 BILD der FRAU 5 19.09.2011 16:32:47 Uhr Unser Insight-Begriff Ein Gefühl, ein Bedürfnis oder eine Verfassung verbal so auf den Punkt zu bringen, dass sich eine definierte Zielgruppe damit identifiziert – als Plattform für Positionierungen und Kampagnen. Insight Unser Insight-Begriff D Die Suche nach impact-starken Insights ist omnipräsent und dominiert die aktuelle internationale Konsumenten-Forschung. Kaum ein Kongress, eine Tagung oder ein Meeting ohne „Insights‟ – kein Zweifel, ein „buzz word‟. Aber wie so oft bei gehypten Begriffen ist damit noch lange nicht gesagt, dass immer das Gleiche gemeint ist. Bisweilen kann sogar der Eindruck entstehen, es handle sich dabei nur um eine modische Camouflage der etwas weniger glamourösen „Erkenntnis‟. Dabei ist der Begriff alles andere als neu – Insight und Introspektion stehen im Zentrum der deutschen Gestaltpsychologie Anfang des letzten Jahrhunderts. Als Ausdruck einer nach innen gerichteten Form von Beobachtung mit dem Ziel eines „Aha-Erlebnisses‟, einer tieferen Erkenntnis innerer Zusammenhänge. 6 insights_print_a5.indd 6-7 Was aber bedeutet das für Marketing und Kommunikation? Worin liegt die Faszination von „Insights‟? In der Annahme, dass über ein möglichst tiefgehendes Verständnis einer Zielgruppe genau dieses „Aha-Erlebnis‟ und entsprechend eine Einstellungs- oder Verhaltensänderung hervorgerufen werden kann. Zum Beispiel über Gedanken wie „Diese Marke versteht mich wirklich‟ oder „das ist genau mein Gefühl, ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können‟. Genau das ist auch der Kern des dieser Studie zu Grunde liegenden Insight-Begriffs: ein Gefühl, ein Bedürfnis, eine Verfassung so auf den Punkt zu bringen, dass sich eine definierte Zielgruppe damit identifiziert – als Plattform für Positionierungen und Kampagnen. BILD der FRAU 7 19.09.2011 16:32:48 Uhr Unser Insight-Modell Starke Insights basieren auf einem tieferen Verständnis von Problemen und Bedürfnissen einer Zielgruppe und daraus resultierenden Lösungs-Strategien. Need States Gesellschaftlich oder individuell determinierte Probleme und Bedürfnisse Coping Insight Konsequenzen für Positionierung und Kommunikation Unser Insight-Modell A Angesichts der Inflationierung von Insights ist es umso wichtiger, relevante von weniger relevanten zu unterscheiden. Deshalb liegt dieser Studie ein psychologisches Modell zu Grunde. Es folgt der Annahme, dass ein Insight nur dann relevant ist, wenn sich aus dem Forschungskontext erkennen lässt, dass er auf einem relevanten Need State und einem entsprechenden Coping beruht. Um auf starke Insights zu stoßen und diese auch adäquat zu formulieren und zu transferieren, ist es also entscheidend, sich mit den gesellschaftlich oder individuell determinierten Problemen und Bedürfnissen einer Zielgruppe auseinanderzusetzen. Und mit den daraus resultierenden psychologischen Bewältigungs- und Erfüllungsstrategien. Nur so lässt sich ein Insight ganzheitlich verstehen. Und kann für sich in Anspruch nehmen, eine Plattform für erfolgreiche Positionierung und Kommunikation zu sein. Das zeigen auch die folgenden Beispiele gelungener Transfers von relevanten Zielgruppen-Insights. Psychologische Bewältigungsund ErfüllungsStrategien 8 insights_print_a5.indd 8-9 BILD der FRAU 9 19.09.2011 16:32:49 Uhr Ein Beispiel Die Insight-Ikone: DOVE »Real beauty comes in all shapes and sizes.« Need State Medial vermitteltes, perfektionistisches weibliches Schönheits-Ideal erzeugt permanente Frustration. Coping Real beauty comes in all shapes and sizes. Selbstbewusst demonstrieren, dass jede Frau schön sein kann. 10 insights_print_a5.indd 10-11 11 BILD der FRAU 11 19.09.2011 16:32:50 Uhr Noch ein Insight Noch ein Insight: Johnson & Johnson »Once you have a child, all of your priorities change.« Need State Die Vorfreude auf das erste Kind mischt sich heute stark mit Ängsten, sich als Individuum zu sehr einschränken zu müssen. Coping Once you have a child, all of your priorities change. Who’d have ever thought rock-n-roll would be less happening than rock-a-bye baby? Sich darüber klar werden, dass die Erfahrung ein Kind zu haben, viel aufregender sein kann als individuelle Freiheiten. 12 insights_print_a5.indd 12-13 13 BILD der FRAU 13 19.09.2011 16:32:52 Uhr Und noch ein Insight Noch ein Insight: Coca Cola »Happiness makes you live longer.« Need State Vor dem Hintergrund der Gesundheitswelle wird der Genuss der geliebten Coca Cola immer mehr durch das schlechte Gewissen „vermiest“. Coping Happiness makes you live longer. Den GenussVerzicht als etwas auf andere Art Schädliches rationalisieren. 14 insights_print_a5.indd 14-15 15 My first Coke cost me 4 cents. Ugo Sansonetti. 87 years old. My first Coke cost me 4 cents. My grandpa used to say „That much Coca Cola can’t be good for you.‟ Now my great-grandson says it. They say there are people who use it to get rid of the rust on machine gears. I bet that’s true. How did it go? It’s the real thing. Have a Coke and smile. Always Coca Cola. There aren’t any studies that prove you’ll live longer by drinking Coke. But happiness does make you live longer. BILD der FRAU 15 19.09.2011 16:32:54 Uhr Die Methode 16 insights_print_a5.indd 16-17 BILD der FRAU 16 17 BILD der FRAU 17 19.09.2011 16:32:54 Uhr Methode Die methodische Herausforderung: Mainstream-Insights zu generieren, mit denen sich eine breite Zielgruppe identifizieren kann – die »ganz normale Frau«. Und damit auch die Zielgruppe von BILD der FRAU. Die Methode der Wahl: Methode D Der Anspruch, mainstreamkompatible Insights für eine breite Zielgruppe zu generieren, stellt besondere Herausforderungen an die Methode. Die Kriterien: • Interaktiv und inspirierend – gerade weibliche Zielgruppen begeistern sich für vernetzte Kommunikation und Social Networking. • Offen im qualitativen Sinn, aber mit der Möglichkeit zu quantifizieren. Um ab- schätzen zu können, wie „mehrheitsfä- hig‟ ein Insight wirklich ist. • Non-direktiv, aber zielgerichtet mode riert. Das heißt: Konzentration auf einige wenige große Themenfelder mit der Möglichkeit, sowohl „webnografisch‟ zu beobachten als auch gezielt nachzu- haken, um ein tieferes Verständnis zu erzielen. • Nah an den Alltagswahrnehmungen der Zielgruppe. Denn dort, im Alltag, wird auch das Gros des Zusammenspiels zwischen Need States und Coping Mechanismen spürbar. by 18 insights_print_a5.indd 18-19 • Mit verbalen und visuellen Ausdrucks möglichkeiten als Quelle zielgruppen adäquater authentischer Insight-Generie- rung. Das ausgewählte Forschungs-Tool: first@thepool. Eine spezifische Online-Plattform für qualitative und ethnografische Studien nach den Prinzipien eines OnlineForums mit Blogging-Funktion. BILD der FRAU 19 19.09.2011 16:32:55 Uhr Der methodische Ansatz Der methodische Ansatz Moderierter Focus Blog »Frauenrunde«. Quotierte Online-Community. 120 Frauen. 14 Tage gemeinsam im Blog. Offline rekrutiert. A Ausgangspunkt für die Suche nach relevanten Insights: die „Frauenrunde‟ – ein nach Online-Forenprinzip moderierter Focus Blog über 14 Tage. Im November 2010. Anders als beim offenen Data Mining im WWW legt diese Methode Wert auf eine klassische Offline-Rekrutierung, um die Qualität des Samples und so auch des Outputs zu garantieren. Das heißt: 120 „ganz normale‟ Frauen aus drei Lebensphasen wurden eingeladen. 20 insights_print_a5.indd 20-21 • 40 „Future Mums‟ – Frauen im Alter von 20 bis 35 Jahren ohne Kinder • 40 „On-Duty Mums‟ – Frauen im Alter von 30 bis 45 Jahren mit mindestens ei- nem Kind unter 14 Jahren im Haushalt • 40 „Off-Duty‟ Mums – Frauen im Alter von 45 bis 65 Jahren ohne Kinder unter 14 Jahren im Haushalt in den demografischen Merkmalen quotiert nach AWA 2010. BILD der FRAU 21 19.09.2011 16:32:56 Uhr Daten-Pool Daten-Pool 9068 Wort-Beiträge. 700 Uploads (Fotos, Links). U Um Insights von hoher Alltagsrelevanz ausfindig zu machen, wurden die Diskussionsthemen bewusst breit und offen gehalten: • „Dinge, Momente, Erlebnisse, die im All- tag begeistern‟ als laufender Blog mit Tagebuch-Charakter, dabei aber einseh- bar und kommentierbar von allen Teil- nehmerinnen der „Frauenrunde‟. • Zusätzlich „Das Schöne am Frau-sein‟, um sicherzustellen, dass vor allem auch 22 insights_print_a5.indd 22-23 die feminine Sicht der Dinge zum Tragen kommt. • Dazu noch die „Kehrseiten der Medaillen‟ – alles, was nervt. Im Alltag, am Frau- sein. Die Synthese aus zugänglichen Themen und dem sich schnell einstellenden Community-Gefühl war in hohem Maße motivierend: 9068 Wort-Beiträge wurden gepostet. Und über 700 Uploads – Fotos, Videos und Links. BILD der FRAU 23 19.09.2011 16:32:57 Uhr Analyse Analyse Laufende Inhalts- und semantische Analyse und parallele Formulierung von Insight-Statements. E Formulierung von Statements Tag Clouding zu Gefühlen, Verfassungen, Überzeugungen Laufende Inhalts- und semantische Analyse Ein zusätzlicher Vorteil des Focus Blogs ist die Möglichkeit der laufenden Beobachtung und Analyse. Und damit auch des gezielten Nachfragens, zusätzlicher Stimulation und des Einbaus von Feedback-Schleifen. Bewertung nach Identifikationsgrad durch die Bloggerinnen Das heißt: Vom ersten Tag an wurden die Beiträge inhaltlich und semantisch analysiert. Dabei wurden stark involvierende Begriffe über Tag Clouds in Echtzeit identifiziert und quantifiziert. Sie dienten als Ausgangsbasis für die Formulierung von In- sight-Statements mit dem Ziel, im Blog geäußerte Gefühle, Bedürfnisse, Verfassungen so authentisch wie möglich auf den Punkt zu bringen. Diese Statements wurden von den Bloggerinnen zurückgespielt und von ihnen nach persönlichem Identifikationsgrad eingeschätzt. Statements, die noch nicht auf „dem Punkt‟ schienen, wurden ergänzt bzw. umformuliert und in einer weiteren Feedback-Schleife bewertet. Ergänzung und Optimierung 24 insights_print_a5.indd 24-25 BILD der FRAU 25 19.09.2011 16:32:57 Uhr Konkret bedeutet das: Laufende Inhalts- und semantische Analyse über Tag Clouds Formulierung von Statements mit anschließender Beurteilung durch die Teilnehmerinnen Zusätzliche Einschätzung ausgewählter Print-Motive im Hinblick auf Identifikations-Grad N Neben den Analyse-Tools der Tag Cloud und des Statement-Ratings kamen als weitere Stimuli 57 Print-Motive zum Einsatz. Diese Anzeigen wurden von den Teilnehmerinnen im Hinblick auf ihre Fähigkeiten eingeschätzt, Aspekte der zentralen Threads „Was im Alltag begeistert‟ und „Das Schöne 26 insights_print_a5.indd 26-27 am Frau-sein‟ zum Ausdruck zu bringen. So ließen sich im Analyse-Prozess Bezüge zu Insight-Themen darstellen, mit dem Ziel, zusätzliche Erkenntnisse über gelungene bzw. weniger gelungene Umsetzungen in der Printwerbung zu gewinnen. BILD der FRAU 27 19.09.2011 16:32:59 Uhr Analyse Analyse Von den Statements zu den Insights: 138 89 7 Statements insgesamt Top Statements* verdichtete Insights W Während der Laufzeit des Blogs wurden 138 Gefühle, Bedürfnisse, Verfassungen in Statements übersetzt. Davon waren 89 mainstreamtauglich – mit einer Zustimmung von mindestens 2/3 Top-2-Box-Werten auf einer 5-stufigen Ratingskala. Das spricht für das hohe Potential der Methode, Statements mit hoher Identifikation und dem damit verbundenen Gefühl, „es selbst nicht besser ausdrücken zu können‟, zu generieren. Ein derart hoher Anteil an Statements mit mehrheitlicher Zustimmung heißt aber auch, dass gerade im Hinblick auf Themen wie Frau-sein der Konsens zwischen den Generationen größer ist als der Dissens. Die semantische Analyse der 89 Top-Statements ließ darüber hinaus inhaltliche Querbezüge erkennen, die Grundlage für eine weitere Clusterung waren. Diese führte zu 7 verdichteten Insights. Weiblichen Insights. Mainstream-Insights. Das heißt: Nicht die spektakuläre Erkenntnis im Sinn einer Trend-Avantgarde war unser Erkenntnisziel. Sondern ein Spektrum der aktuellen Befindlichkeit „ganz normaler Frauen‟. Und wie ein tieferes Verständnis dieser Befindlichkeit zu erfolgreichen Marketing- und Kommunikationskonzepten vor allem auch im Mass Market inspirieren kann. * Extraktion von Top-Statements, die über 2/3 Top 2-Box-Werte in der Identifikation erzielt haben 28 insights_print_a5.indd 28-29 BILD der FRAU 29 19.09.2011 16:32:59 Uhr 7 Insights Insight 1 Insight 2 Insight 5 30 insights_print_a5.indd 30-31 BILD der FRAU 30 31 Insight 3 Insight 6 Insight 4 Insight 7 BILD der FRAU 31 19.09.2011 16:33:06 Uhr Insight 1 Frauen sind stark, weil sie Frau sind. 32 insights_print_a5.indd 32-33 BILD der FRAU 32 33 BILD der FRAU 33 19.09.2011 16:33:08 Uhr Insight 1: Need State und Coping Need State Das Bedürfnis eine nach außen traditionell männlich geprägte Welt zu feminisieren Coping Weibliche Stärken wie Empathie, Intuition und emotionale Intelligenz ausspielen und als neue Leit-Werte etablieren 34 insights_print_a5.indd 34-35 Frauen sind stark, weil sie Frau sind. Insight 1: Need State und Coping D Der erste Insight beginnt mit einem Satz, der eine Art Inversion des klassischen Stereotyps vom „starken Geschlecht‟ ist: Frauen sind stark. Interessant ist dabei die Begründung: Sie sind einfach deshalb stark, weil sie Frauen sind, das heißt als solche und mit entsprechenden Wesensmerkmalen geboren. Der Need State dieses Insights offenbart durchaus eine feministische Perspektive. Auch heute ärgern sich Frauen über eine nach außen noch immer traditionell männlich geprägte Welt. Aber anders als im Gleichheitsfeminismus einer Simone de Beauvoir mit der Maxime „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es‟ geht es im heutigen weiblichen Mainstream eher um einen Differenz-Feminismus (es gibt einen angeborenen Unterschied zwischen Mann und Frau) mit dem Anspruch, die Welt zu feminisieren. Und sie haben nicht nur den Anspruch, sie setzen auch genau das ein, was sie als ihre Wesensstärken empfinden, allem voran Empathie, Intuition und emotionale Intelligenz. Wo immer es geht – sei es im Beruflichen wie im Privaten – versuchen sie diese Stärken auszuspielen und sie als neue Leitwerte zu etablieren. BILD der FRAU 35 19.09.2011 16:33:09 Uhr Insight 1: Tag Cloud „Ich glaube, ein wichtiger Aspekt des ‚Frauseins‛ ist die Herangehensweise an Probleme oder Entscheidungen. Frauen sind viel intuitiver und emotionaler in diesen Frauen sind stark, weil sie Frau sind. Anne A Situationen. Auch haben sie andere Ansätze der Problembewältigung. Weniger rational, aber doch mit Verstand. Sie versuchen sich eher in andere Personen hineinzuversetzen und entscheiden somit ‚menschlicher‛‟. Auch bei der Tag Cloud, die Ausgangsbasis für die Insight-Formulierung war, steht entsprechend der Begriff der Stärke im Zentrum – assoziiert mit dem, was heute Weiblichkeit ausmacht. Nicht klassisch weibliche Rollen wie Hausfrau und Mutter, sondern das Be- sondere der weiblichen Persönlichkeit, neben Empathie und Intuition auch die Fähigkeit, Gefühle auszudrücken, gute Gespräche zu führen sowie psychisch belastbarer zu sein. Kurzum: die Frau als emotional und neurophysiologisch überlegenes Wesen. Leben so abläuft, kleine Kinder, trotzdem Vollzeit berufstätig, und dann „Wenn ich daran denke, wie mein noch Umzug, Umbau und so weiter … ich glaube nicht, dass ein Mann dies alles geschafft hätte. Ich weiß, wenn ich hinfalle, kann ich immer wieder aufstehen. Wieder neu anfangen und es schaffen. Frauen sind stark.‟ Heike 36 insights_print_a5.indd 36-37 BILD der FRAU 37 19.09.2011 16:33:11 Uhr Insight 1: Statements Frauen können sich einfach besser in andere Menschen hineinversetzen, sind empathischer und haben eine bessere Intuition. 83% Frauen können ihre Gefühle besser ausdrücken – deshalb genieße ich es auch mich mit anderen Frauen intensiv über Gefühle austauschen zu können. 74% Frauen sind stark, weil sie Frau sind. Frauen haben einfach die Fähigkeit, tiefere und intensivere Beziehungen aufbauen zu können. 67% Frauen sind das starke Geschlecht, weil sie belastbarer sind als Männer. 71% Die Ahnung der Frau ist oft zuverlässiger als das Wissen der Männer. 66% Insight 1: Statements U Um dieses weibliche Syndrom drehen sich auch die identifikationsstärksten Statements, die direkt oder indirekt in Abgrenzung zum Männlichen formuliert sind. Frauen sind eben empathischer und intensiver in ihren Gefühlen. Auch insgesamt belastbarer und klüger als das vermeintlich starke Geschlecht. Dazu kommt eine ganz besondere Art der Stärke und Überlegenheit, nämlich schwanger zu werden, ein Kind in sich heranwachsen zu spüren, was für Frauen viel mehr ist als eine biologisch-physiologische Tatsache. Die Erfahrung ein Kind zu bekommen, einen kleinen Menschen im Bauch heranwachsen zu spüren, gibt Frauen eine ganz eigene Stärke. 73% 38 insights_print_a5.indd 38-39 BILD der FRAU 39 19.09.2011 16:33:11 Uhr Insight 1: werblicher Transfer Insight 1: werblicher Transfer Frauen sind stark, weil sie Frau sind. Gelungene Inszenierung des Insights über: D Emotionale Intelligenz. MutterIntelligenz. Geringe Affinität zum Insight durch: Verbindung von Stärke mit Arroganz und demonstrativer „Coolness‟. 40 insights_print_a5.indd 40-41 Intuition. Die gelungenen Inszenierungen dieses Insights verbinden „stark‟ mit „schön‟ und lassen die emotionale Intelligenz der Protagonistinnen spürbar werden – entsprechend der Definition von Daniel Goleman als Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle (korrekt) wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Egal ob in einer Partnerbe- ziehung, als Familienfrau oder beim eigenen Bauchgefühl. Den nicht gelungenen Inszenierungen fehlt der EQ-Faktor, sie reduzieren sich entweder auf das „coole‟ Powerfrau-Klischee oder die traditionelle Rolle als starke Frau im Schatten des Mannes. Traditionelles Rollen-Klischee. BILD der FRAU 41 19.09.2011 16:33:12 Uhr Insight 1: mediale Präsenz Insight 1: mediale Präsenz Frauen sind stark, weil sie Frau sind. ca. 10.000.000 Ergebnisse Berliner Morgenpost ca. 2.000.000 Ergebnisse P Programmatische Literatur zur Feminisierung der Gesellschaft ist omnipräsent. Das hohe Lied der emotionalen Intelligenz als spezifisch weibliche Fähigkeit singen vor allem die Frauenzeitschriften. Und jetzt singen es die Männer nach. Wie sehr die enge assoziative Verbindung von Weiblichkeit und Stärke im Mainstream angekommen ist, zeigt nicht nur die Seite zum Weltfrauentag in BILD, sondern auch ein simpler Google-Suchbefehl, der die Frage nach dem starken Geschlecht mehr als eindeutig beantwortet. BILD „… was die soziale und emotionale Intelligenz betrifft, sind Frauen den Männern überlegen.“ 42 insights_print_a5.indd 42-43 BILD der FRAU 43 19.09.2011 16:33:14 Uhr Insight 2 Was Frauen können, kann die Welt retten. 44 insights_print_a5.indd 44-45 BILD der FRAU 44 45 BILD der FRAU 45 19.09.2011 16:33:16 Uhr Insight 2: Need State und Coping Insight 2: Need State und Coping Need State Die Sorge um die Zukunft und um eine Welt, die auch für die Kinder noch lebenswert sein soll Coping Angesichts rational schwer zu bewältigender Aufgaben die Lösung im emotional Erspürbaren und konkret Erfahrbaren zu suchen 46 insights_print_a5.indd 46-47 Was Frauen können, kann die Welt retten. E Eine naheliegende Konsequenz der gesellschaftlich und medial wachsenden Bedeutung spezifisch weiblicher Stärke ist ihr entsprechend hoher Stellenwert immer dann, wenn es um die großen und bewegenden Themen unserer Zeit geht: Was Frauen können, soll und kann die Welt retten. Dies auch im Kontext der nicht zuletzt im Marketing immer häufiger thematisierten „Nachhaltigkeit‟. Die Sorge um die Zukunft, gerade auch im Hinblick auf die nächsten Generationen, generiert heute ein derart komplexes Problem-Geflecht, dass ein rational-analytischer Zugang überfordert. Frauen lösen das auf ihre Weise. Die Coping-Strategien basieren entsprechend stark auf dem emotional Erspürbaren und dem konkret Erfahrbaren. Entscheidend ist dabei das „gute Gefühl‟ bei dem, was man denkt und tut, weniger die detaillierte intellektuelle Auseinandersetzung mit dem illusorischen Ziel endgültiger Wahrheiten. BILD der FRAU 47 19.09.2011 16:33:16 Uhr Insight 2: Tag Cloud „BIO begeistert mich seit 2 Jahren, weil ich einen ökologischen Freiwilligendienst gemacht habe und Leute, die dahinterstehen, kennengelernt habe. Ich finde es toll, sich darauf Was Frauen können, kann die Welt retten. können, dass keine schädlichen Stoffe an meinen verlassen zu Lebens- mitteln sind. Es gibt zwar einige negative Stimmen gegenüber der Biobewegung (zu teuer, fehlende Transparenz …), aber ich vertraue trotzdem. Denn irgendwo muss man ja anfangen!‟. Amelie I In der Tag Cloud zeigen sich deutliche Hinweise auf die feminine Aufladung der Nachhaltigkeitsthematik – mit Begriffen wie „Verantwortung‟, „gutes Gefühl‟, den Bezug zu „sozialen Kompetenzen‟ und über den intensiveren Bezug von Frauen zur Natur, dem „ganz darin aufgehen‟ und entsprechend wertschätzen. Und: Wir sehen einen Hang zu konkret Vorstellbarem, wie z. B. keine Tierversuche und keine Kinderarbeit – mit bildhaften Vorstellungen verbundene Aspekte, die Nachhaltigkeitsargumente greifbar machen und das individuell Machbare betonen. „Ich finde es einfach wichtig zu wissen, was man isst. Sich wenigstens mal zu informieren. Was für ein Fleisch ist da eigentlich in den abgepackten Behältern in der Kühltruhe des Supermarkts? Oder abgepackte Wurst? Ich will niemandem meine Sichtweisen aufzwingen oder mich deswegen streiten, ich würde mir nur manchmal gern etwas mehr Bewusstsein in puncto Nahrungsmittel bei anderen 48 insights_print_a5.indd 48-49 wünschen.‟ Antonia BILD der FRAU 49 19.09.2011 16:33:18 Uhr Insight 2: Statements Ich habe schon den Eindruck, dass Frauen Natur intensiver erleben. Deshalb setzen sie sich auch mehr dafür ein sie zu erhalten. 87% Ich kann mich als Konsumentin ja unmöglich immer über alles genau informieren. Aber es ist mir schon wichtig ein gutes Gefühl zu Unternehmen oder Herstellern zu haben, deren Produkte ich kaufe. 85% Weil das Einkaufen immer noch vor allem Frauensache ist, haben wir schon gewisse Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, dass ein Unternehmen sich korrekt verhält, zum Beispiel auf Kinderarbeit oder Tierversuche verzichtet 74% Was Frauen können, kann die Welt retten. Auch wenn man sich manchmal machtlos fühlt, es lässt sich doch im Kleinen was erreichen – zum Beispiel darauf zu achten, was man isst und konsumiert und sich darüber auch besser zu informieren. 71% Insight 2: Statements B Basis für das persönliche Engagement ist das intensive weibliche Erleben von Natur. Auf der operativen Ebene zählt dann das „gute Gefühl‟ gerade auch im Hinblick auf Unternehmen, Marken und Produkte – vor allem auch deshalb, weil ein umfassendes Wissen schwer zu erlangen bzw. gar nicht erfassbar ist. Das heißt für das Marketing: „Gefühlt‟ glaubwürdige, auf dem Markenvertrauen gründende Strategien sind erfolgversprechender als das argumentative Auflisten von Einzelaspekten nachhaltigen Engagements. Und das, was in der Politik schon seit langem eingefordert wird, gilt nun auch verstärkt für die Präsenz von Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft – gerade weil soziale Kompetenzen im Sinne einer nachhaltigen Ausrichtung auf eine lebenswerte Zukunft an Bedeutung gewinnen. Nicht nur in der Politik, auch in der Wirtschaft wäre es wünschenswert stärker auch soziale Kompetenzen einzusetzen – umso wichtiger ist es, dass sich mehr Frauen engagieren und in führende Positionen kommen. 83% 50 insights_print_a5.indd 50-51 BILD der FRAU 51 19.09.2011 16:33:18 Uhr Insight 2: werblicher Transfer Insight 2: werblicher Transfer Was Frauen können, kann die Welt retten. Gelungene Inszenierung des Insights über: D … Witz und Kreativität. … Verantwortung und Kinderliebe. … Attraktivität und Sex Appeal. … Ästhetisierung weiblicher Ethik. Die gelungenen Inszenierungen schlagen klassische Wege der Emotionalisierung ein und sind inhaltlich fokussiert. Angefangen beim kreativen Witz von Toyota über den Einsatz von Schlüsselreizen wie Kindern und Tieren von deutschem Geflügel bis hin zum „Green Chic‟ von Conley‘s. Und mit dem stärksten Impact: Volkswagen. Hier wird mit einem attraktiven jungen Mann geschickt eine Art roter Teppich auslegt, um das rationale Antriebsargument zu verkaufen. Die nicht gelungenen Inszenierungen setzen dagegen auf nüchterne, faktenbetonte Darstellungen oder einen hohen Anteil an Detail-Informationen. Geringe Affinität zum Insight durch: … faktisch-rationalen Approach. 52 insights_print_a5.indd 52-53 … ein zu hohes Maß an verbaler/visueller Komplexität. BILD der FRAU 53 19.09.2011 16:33:20 Uhr Insight 2: mediale Präsenz Insight 2: mediale Präsenz Was Frauen können, kann die Welt retten. A Aus der Fülle der medialen Berichterstattung zu diesem Thema seien hier nur ein paar Aspekte herausgegriffen: die „Feminisierung‟ nachhaltigen Engagements über Aktionen wie von Yves Rocher („Women of the Earth Award‟) oder dessen Thematisierung in der Sachbuch-Literatur z. B. durch Iris Berben – selbst eine glaubwürdige Ikone femininen Engagements. Aber auch die starke Fokussierung des Einflusses von Frauen im politischen Gesche- hen, v. a. in Verbindung mit Umbrüchen und Ereignissen, die tatsächlich etwas bewegen – jüngstes Beispiel die Berichterstattung zur „arabischen Revolution‟. Für unsere Mainstream-Zielgruppe geht es verstärkt auch um die „kleinen Schritte‟, die etwas bewegen können. Auf den Punkt gebracht wird dies in der Rede der Gewinnerin des Leserinnenpreises der GOLDENE BILD der FRAU, Herriete Bruce-Annan, in der es heißt: „Little drops of water make a mighty ocean.‟ „Little drops of water make a mighty ocean.“ 54 insights_print_a5.indd 54-55 BILD der FRAU 55 19.09.2011 16:33:21 Uhr Insight 3 Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. 56 insights_print_a5.indd 56-57 BILD der FRAU 56 57 BILD der FRAU 57 19.09.2011 16:33:23 Uhr Insight 3: Need State und Coping Insight 3: Need State und Coping Need State Die Kehrseite des Strebens nach dem Idealbild der starken Frau: eine neue Dimension von Druck und Stress Coping EntspannungsRituale und –Inszenierungen als Energiequellen nutzen, um die Balance zu halten und wieder Kraft zu schöpfen 58 insights_print_a5.indd 58-59 Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. E Eine andere Form von Intelligenz, die hauptsächlich Frauen zugeschrieben wird, ist die sogenannte Körper-Intelligenz. Sie steht in engem Bezug zur Auffassung von der Ganzheitlichkeit von Körper und Seele und spiegelt sich in der Formulierung „Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit‟ wider. Der hohe Stellenwert dieses Insights hat auch mit gewissen Tücken des Idealbilds der starken Frau zu tun. Denn neben dem klassischen Konflikt, Familie und Beruf zu meis- tern, fühlen sich Frauen zunehmend unter dem projektiven Druck, in jeder Lebenslage eine tolle, starke Persönlichkeit zu sein. Natürlich schafft das keine Frau – der so erzeugte Erwartungsdruck ist ein neuer, zusätzlicher Stressfaktor, der viel Kraft kostet. Um wieder aufzutanken und die Balance zu halten, haben Entspannungsrituale und -inszenierungen, die weit über die klassische Wellness hinausgehen, als Energiequellen Hochkonjunktur. BILD der FRAU 59 19.09.2011 16:33:23 Uhr Insight 3: Tag Cloud „Ich mag es, mich zu pflegen, mich mit genießen. Ich mag es, wenn ich mich in meiner Haut wohl fühle ... und wieder zu spüren, wie gern ich mich selbst mag.‟ meinem Körper zu beschäftigen und ihn zu Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. Anisoara D Die Tag Cloud demonstriert deutlich die ganzheitliche Ausrichtung des Insights: die beiden Stränge Sinn und Sinnlichkeit und deren Vernetzung. Balance steht dabei im Zentrum – flankiert von den sinnlichkeits- bezogenen Begriffen der Entspannung, des Verwöhnens, der Erholung, von Luxus, Pflege und Beauty. Andererseits von den sinnorientierten Begriffen wie innerer Ruhe, Zeit für sich und Lebenssinn. „ ... eine meiner großen Leidenschaften ist Yoga. Yoga schafft nicht nur einen ganz anderen Bezug zum Körper, es ist eine Lebenseinstellung - ich gehe wacher durchs Leben und versuche, mehr und mehr den Moment zu genießen, das Hier und Jetzt.‟ Katharina 60 insights_print_a5.indd 60-61 BILD der FRAU 61 19.09.2011 16:33:25 Uhr Insight 3: Statements Auch wenn heute immer mehr Frauen Karriere machen, finde ich es doch wichtig, die Balance zu halten und noch genügend Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu finden. 91% Gerade weil das Leben heute so hektisch und stressig abläuft, gönne ich mir gern mal etwas Luxus um zu entspannen, zum Beispiel eine Massage, ein Besuch im Spa oder ein Wellness-Wochenende in einem schönen Hotel. 85% Frauen sind auch in ihrem Körpergefühl differenzierter als Männer. Bei denen muss der Körper in erster Linie funktionieren, während wir Frauen mehr in Körper und Seele hineinhören. 69% Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. Der Körper einer Frau ist etwas Wunderbares. Ihn zu spüren, zu genießen und zu pflegen gibt mir ein Gefühl von Sinnlichkeit. 78% Ich bin bestimmt nicht Diät-besessen, aber auf meine Figur zu achten und wenn nötig auch mal wieder ein paar Kilo abzunehmen gibt mir einfach ein besseres Gefühl zu mir selbst. 78% Insight 3: Statements D Das Leitstatement dieses Insights bringt das auf den Punkt, was Frauen unter ‚Work-LifeBalance‘ verstehen: Karriere ja, aber nicht auf Kosten der anderen wichtigen Dinge des Lebens, wozu auch die Zeit für sich, Entspannung und sinnliche Erfahrungen zählen. auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Figur. Deshalb erzielt die Aussage, sich mit ein paar Kilo weniger besser zu fühlen, genauso hohe Zustimmung. Allerdings nur, wenn im Statement klargestellt wird, dass es sich nicht um die sozial mittlerweile unerwünschte „Diät-Besessenheit‟ handelt. Und auch im Blog „Frauenrunde‟ zeigt sich die bekannte weibliche Ambivalenz, wenn es um den eigenen Körper geht: Ganz im Sinne des Dove-Insights ‚Real beauty comes in all shapes and sizes‘ gilt der Körper einer Frau zwar als etwas „Wunderbares‟ und eine Quelle des guten Gefühls und der Sinnlichkeit, aber das Streben nach körperlichem Wohlbefinden tangiert und provoziert eben Auch der Megatrend Gesundheit geht in diesem Insight mit auf – formuliert und auf den Punkt gebracht mit dem, was die eigentliche und neue Motivation für das Gesundheitsstreben ist: das auch schon in jungen Jahren vorhandene Bewusstsein, dass wir immer älter werden und dass man dieses Alter noch möglichst lebenswert gestalten will. Wir werden immer älter – umso wichtiger ist es mir, auf meinen Körper zu achten, was für die Gesundheit zu tun und möglichst lange fit zu bleiben. 93% 62 insights_print_a5.indd 62-63 BILD der FRAU 63 19.09.2011 16:33:25 Uhr Insight 3: werblicher Transfer Insight 3: werblicher Transfer Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. Gelungene Inszenierung des Insights über: D … Luxus der Entspannung. … Selbst-Achtsamkeit. … in sich selbst Ruhen. … puristische Ästhetik. Geringe Affinität zum Insight durch: Die gelungenen Inszenierungen kommen primär aus Wellness-Schlüsselbranchen und arbeiten mit typischen Key Visuals wie „Badewanne‟, „sich selbst streicheln‟ oder „im Meer floaten‟. Solche inneren Bilder lassen sich aber auch auf andere Branchen übertragen, wie zum Beispiel die Yoga-Anmu- tung zur ästhetischen Aufwertung des puristischen Designs eines Geschirr-Sets. Die nicht gelungenen Inszenierungen scheitern daran, das ganz konkrete Gefühl körperlichen Wohlbefindens nachvollziehbar zu machen. Zum Beispiel durch zu starke Stilisierung oder Abstraktion. … irritierende Stilisierung und Abstraktion. 64 insights_print_a5.indd 64-65 BILD der FRAU 65 19.09.2011 16:33:27 Uhr Insight 3: mediale Präsenz Insight 3: mediale Präsenz Nichts geht ohne Sinn und Sinnlichkeit. D Die eindeutig weibliche Anbindung dieses Insights zeigt sich auch in der medialen Präsenz – angefangen vom High-Interest-Thema in Frauenzeitschriften über die kontinuierlich hohe Zahl an Buchveröffentlichungen – allein der Suchbegriff „Wellness‟ ergibt auf Amazon über 8000 Treffer mit fast ausschließlich feminin ausgerichteten Covern – bis hin zu vielgeklickten Entspannungs- Videos im Web, die ebenso eindeutig auf weibliche User zielen. Gleiches gilt für den Bestseller „Womenomics‟, der mit der Unterzeile „work less, achieve more, live better‟ das Ideal der Work-Life-Balance thematisiert und über den Titel feminisiert. Business Yoga für Frauen www.youtube.com/watch?v=FSVYeuTJ6T4 66 insights_print_a5.indd 66-67 BILD der FRAU 67 19.09.2011 16:33:29 Uhr Insight 4 Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. 68 insights_print_a5.indd 68-69 BILD der FRAU 68 69 BILD der FRAU 69 19.09.2011 16:33:31 Uhr Insight 4: Need State und Coping Need State Das Gefühl der täglichen Konfrontation mit einer verrohenden, überreizten Außenwelt Coping Das private und häusliche Umfeld mit Sinn für Ästhetik und Kreativität gestalten 70 insights_print_a5.indd 70-71 Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. Insight 4: Need State und Coping D Durchaus verwandt mit „Sinn und Sinnlichkeit‟, aber sich weniger nach innen als nach außen materialisierend ist ein weiteres Schwerpunkt-Thema im Blog: das Verschönern des persönlichen Umfelds, das Bedürfnis nach „Refugien‟ gegenüber der Alltagswelt. Dies korrespondiert mit dem gerade in krisenhaft erlebten Zeiten immer wieder beschworenen Trend zum Cocooning, aber mit einem Fokus auf das Gestalten und Ästhetisieren, von der Wohnung über Haus und Terrasse bis hin zum eigenen Garten. Begründet wird dieser hohe Stellenwert der persönlichen Oase primär über den Eindruck einer immer stärker verrohenden, überreizten Außenwelt und die daran gekoppelte Sehnsucht nach Rückzug und Geborgenheit. Bei der Gestaltung des häuslichen Umfelds mit Sinn für Ästhetik und Kreativität geht es also nicht nur darum, es Partner und Familie „schön zu machen‟, sondern gerade auch um das Erfüllen eigener Bedürfnisse. Zumal, wie die Erfahrung zeigt, gerade der Partner nicht selten wenig Verständnis für den Hang zu Dekorativem und liebevollen Details zeigt. BILD der FRAU 71 19.09.2011 16:33:31 Uhr Insight 4: Tag Cloud „Ich liebe es, zu dekorieren, die Wohnung wirklich zu einer Wohlfühloase zu gestalten, in die man gerne abends heimkehrt. Die langen Stunden auf der Arbeit schaffen manchmal ganz Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. schön, deshalb liebe ich es, meine Haustür aufzuschließen und ab ... in mein Refugium : ))‟ Ines I In der Tag Cloud dominieren zum einen Aspekte der Kreativität, des Gestaltens und Verschönerns, verbunden mit der „Liebe zum Detail‟. Zum anderen die so erzielte Atmosphäre, das daraus resultierende Wohlgefühl. Dieses wird mit emotionalen Begriffen wie „Gemütlichkeit‟ und „Geborgenheit‟ beschrieben, einem „heimeligen, „kuscheligen‟ Gefühl, zu dem auch Rituale wie Tee oder Kaffee trinken, das ausgiebige Sonntagsfrühstück oder das Kaminfeuer gehören. „Jetzt geht die Zeit vor dem Kamin und das in die Flammen Schauen und Träumen zu Ende und es geht in den Garten. Im Garten kann ich meine Leidenschaft ausleben, wenn ich in der Erde wühle und das Rotkehlchen schaut mir zu. Da wachsen neben Gurken und Tomaten die schönsten Rosen, meine ganz eigene Komposition.‟ 72 insights_print_a5.indd 72-73 Ingrid BILD der FRAU 73 19.09.2011 16:33:32 Uhr Insight 4: Statements Insight 4: Statements Es liegt schon in der Natur der Frau, die Dinge verschönern zu wollen. 75% Ich liebe es, es mir zu Hause schön zu machen, die Wohnung zu dekorieren und eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. 85% Auch wenn es manchmal schwerfällt, eigentlich genieße ich es, die Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen, damit man sich wieder richtig wohlfühlen kann. 75% 74 insights_print_a5.indd 74-75 Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. Gerade nach einer hektischen Woche ist das Gestalten von Garten oder Balkon eine gute Möglichkeit sich wieder zu „erden‟. 69% Ich finde es sehr erfüllend, etwas Kreatives zu gestalten, mit unterschiedlichen Materialien zu arbeiten und etwas Schönes herzustellen. 66% D Das Leit-Statement zum Insight thematisiert nochmals den gefühlt femininen Charakter des Hangs zum Verschönern. Deutlich wird auch der Bezug des Gestaltens zur persönlichen Erfüllung und „Erdung‟ im Kontrast zu einer oft als hektisch und belastend empfundenen Außenwelt. Auffallend sind dabei der starke Miteinbezug von Materialien und Natur und der entsprechend hohe Stellenwert von Balkon oder Garten als Wohlfühl-Oasen gerade im urbanen Lebensumfeld. BILD der FRAU 75 19.09.2011 16:33:33 Uhr Insight 4: werblicher Transfer Insight 4: werblicher Transfer Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. Gelungene Inszenierung des Insights über: „Wertvolle Wohnstoffe sind eine Frage des Stils, der Rest ist Fantasie.“ G … Fantasie und Kreativität. … Harmonie und Erdung. … Cocooning. Gelungene Inszenierungen kommunizieren die mit dem Insight verbundenen Bedürfnisse punktgenau und mit starkem Selbstbezug: zum Beispiel der ausgleichende, erdende Effekt der Beschäftigung mit dem Garten, das Ausleben von Fantasie und Kreativität im Gestalten des häuslichen Um- felds und das geborgene Gefühl des „schönen Heims‟. Nicht gelungenen Inszenierungen fehlt es am Transfer des identifikationsstarken „Ich tu’s vor allem auch für mich‟-Gefühls – demonstrativer Stolz oder arrogante Coolness sorgen für emotionale Reaktanz. Geringe Affinität zum Insight durch: … Show-off Attitüde und kühle Ausstrahlung. 76 insights_print_a5.indd 76-77 BILD der FRAU 77 19.09.2011 16:33:34 Uhr Insight 4: mediale Präsenz Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. M Medial zeigen sich unterschiedlichste Facetten dieses Insights, der natürlich auch über die besonders populären Deko-Strecken in Frauenzeitschriften aufgegriffen und umgesetzt wird. Blumenmädels: Nestbau mit Tulpen Das Zusammenführen von ländlicher „Erdung‟ und der Freude an der Kreation ist auch wesentlicher Treiber für den Erfolg einer neuen, das Landleben und dessen Gestaltung thematisierenden ZeitschriftenKategorie. H&M Home www.youtube.com/watch?v=GmmShkUrcBo 78 insights_print_a5.indd 78-79 Insight 4: mediale Präsenz Die hohe Motivationskraft des „Gefühls für das Schöne‟ zeigt sich aber auch in ganz anderen Zusammenhängen: So sind Ein- richtungs-Apps zum gerade bei Frauen erfolgreichen Computerspiel „The Sims‟ besonders beliebt, entsprechende Gestaltungsbeispiele werden in Internet-Foren heiß diskutiert. Wie überhaupt Video-Blogs zu Deko-Themen nicht selten sechsstellige Clickraten erzielen und eine ganz eigene weibliche Fangemeinde haben. Entsprechend nahe liegt es, dass FashionKetten wie H&M und Zara jetzt in das Geschäftsfeld „Dekoration und Einrichtung‟ investieren und über modische Ausrichtung und günstige Preise dem Bedürfnis nach permanenter Variierung und Optimierung des persönlichen Umfelds gerecht zu werden versuchen. BILD der FRAU 79 19.09.2011 16:33:36 Uhr Insight 5 Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden. 80 insights_print_a5.indd 80-81 BILD der FRAU 80 81 BILD der FRAU 81 19.09.2011 16:33:37 Uhr Insight 5: Need State und Coping Need State Sich gegen die Zwangsjacke von Alltags-Routine und -Disziplin wehren Coping Situatives Ausbrechen aus den Konventionen, ohne sie ernsthaft zu verletzen 82 insights_print_a5.indd 82-83 Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden. Insight 5: Need State und Coping W Weibliche Insights sind nicht nur „ethisch und ästhetisch‟, sondern offenbaren auch die extrovertierte, „laute‟ Seite der weiblichen Seele. Zum Beispiel der Insight „Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden‟ – in Anlehnung an den Bestseller von Ute Ehrhardt der 90iger Jahre „Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin‟. Damals ging es darum, dass Frauen sich endlich trauen sollten, ihre Meinung zu sagen und einzubringen. Heute geht es um etwas anderes. Auch hier ist der Ausgangspunkt das Leitthema eines als belastend empfundenen Alltags – aber vor allem im Sinne von Zwängen, von Routine und Disziplin und der daraus resultierenden Gefahr der Langeweile. Im Gegensatz zum Streben nach Balance durch Sinn und Sinnlichkeit, wo es eher um Abschalten und innere Ruhe ging, geht es hier um die Sehnsucht, mal wieder richtig was zu erleben, die Schleusen zu öffnen und die Gefühle ungefiltert nach außen zu lassen. Das heißt: Frauen lassen den Ausbruch aus der Disziplin und Regelwerken zu, genießen ihn. Aber immer nur situativ - wirklich verletzt werden Konventionen dabei nicht. BILD der FRAU 83 19.09.2011 16:33:38 Uhr Insight 5: Tag Cloud 2 Freundinnen und wir haben einen schönen Quatschund Trink-Abend veranstaltet. Mein Mann ist zur „Ich hatte gestern Abend Besuch von Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden. Zeit dienstlich unterwegs und so konnten wir uns in der ganzen Wohnung austoben und kein Testosteron hat gestört.‟ Jane I In der Tag Cloud zeigen sich zwei Gesichter des Über-die-Stränge-Schlagens: das individuelle „Sündigen‟ als eine Art geheime Revolte gegen zum Teil selbst auferlegte Zwänge oder einfach mal unbeobachtet zu tun, wonach einem der Sinn steht. Und das kollektive „Ausbrechen‟, oft in Verbindung mit den Schlüssel-Begriffen „Ladies‟ und „Mädels‟ als Ausdruck einer starken Community-Komponente des Insights. Und als gereifte und in den Mainstream aufgenommene Form der „Girlie-Kultur‟. „Endlich Wochenende ... Wir Ladies haben erst mal zusammen gekocht … und beim Essen ein bisschen abgelästert ;). Und wie es sein muss, ging es danach exzessiv zum Shoppen … und als Bestes habe ich mir dann hemmungslos ein paar Schuhe gekauft – ich glaube 99,99% der Frauen sind verrückt nach Schuhen.‟ 84 insights_print_a5.indd 84-85 Aline BILD der FRAU 85 19.09.2011 16:33:40 Uhr Insight 5: Statements Insight 5: Statements Es ist einfach was Wunderbares mit Freundinnen lachen, quatschen und auch mal richtig über die Stränge schlagen zu können. 91% Oft kann man im Alltag seine Gefühle nicht einfach so rauslassen. Musik hat da was wunderbar Befreiendes, egal ob man wie verrückt durch die Wohnung tanzt oder im Auto lauthals mitsingt. 82% Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden. Natürlich versucht man auf die Ernährung zu achten, aber es tut richtig gut einfach mal maßlos Schokolade zu naschen. 79% 86 insights_print_a5.indd 86-87 Stundenlang von Geschäft zu Geschäft ziehen und ausgiebig zu shoppen, ohne immer gleich aufs Geld zu schauen – manchmal muss das einfach sein. 67% D Die Statements bestätigen zum einen das starke Bedürfnis, im Kreis anderer Frauen „über die Stränge zu schlagen‟, konkretisieren aber auch beliebte individuelle Muster des Ausbruchs wie exzessives Shoppen, das „Ausflippen‟ zur Musik und das hemmungslose Ausleben zweier menschlicher Urbedürfnisse: Essen und Sex. Jetzt mal ehrlich, wir Frauen stehen doch auf intensiven und hemmungslosen Sex genauso wie die Männer. 75% BILD der FRAU 87 19.09.2011 16:33:40 Uhr Insight 5: werblicher Transfer Insight 5: werblicher Transfer Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche Ladies haben ihn auf Erden. Gelungene Inszenierung des Insights über: … ästhetische Settings zur „Absicherung‟. Geringe Affinität zum Insight durch: … bemühtes „Ausflippen‟. 88 insights_print_a5.indd 88-89 … nette Demonstration „Close shop‟. G Gelungene Inszenierungen dieses Insights in der Werbung sind eine Herausforderung, weil bei einer authentischen Darstellung das Risiko besteht, leicht peinlich zu wirken. Dieses Risiko umgehen kreative Lösungen, die das „Ladies‟-Gefühl optisch ästhetisieren oder den Gedanken eines „Closed Shops‟ für Männer auf sympathische Weise, mit einem Augenzwinkern umsetzen. Nicht gelungene Inszenierungen wirken dagegen in der Thematisierung des Ausbruchs zu bemüht, verkrampft und demonstrativ. … demonstratives „albern sein‟. BILD der FRAU 89 19.09.2011 16:33:42 Uhr Insight 5: mediale Präsenz Insight 5: mediale Präsenz Das Gefühl für das Schöne liegt in der Natur des schönen Geschlechts. Sex and the City 2 Trailer www.youtube.com/watch?v=MOKotmyJj_g 90 insights_print_a5.indd 90-91 D Die „Ladies-Kultur‟ treibt auch medial ihre Blüten – als Fortsetzung des ungebrochenen „Sex and the City‟-Kults: T-Shirts, Ladies Night-Sets, Hens Parties und Table Dance für Frauen sind nur einige Beispiele der Mainstream-Präsenz der kleinen TabuBrüche. Auch Frauenzeitschriften bieten ihren Leserinnen verstärkt projektive Ausbruchsinseln: „verrückte‟ Frauen-Geschichten, in denen auch die „ganz normale‟ Frau sich über Konventionen und Regeln hinwegsetzt. Und nicht zuletzt neben dem heute selbstverständlichen Mantra gesunder Ernährung auch die Aufforderung zum lustvollen Schlemmen. BILD der FRAU 91 19.09.2011 16:33:44 Uhr Insight 6 Mann, ich will doch nur spielen. 92 insights_print_a5.indd 92-93 BILD der FRAU 92 93 BILD der FRAU 93 19.09.2011 16:33:45 Uhr Insight 6: Need State und Coping Insight 6: Need State und Coping Need State Eine gewisse Unsicherheit, als starke Frau für Männer nicht wirklich attraktiv zu sein Coping Punktuell klassische Muster weiblicher Verführung und Koketterie in Eigen-Regie inszenieren 94 insights_print_a5.indd 94-95 Mann, ich will doch nur spielen. V Vordergründig scheint der Insight „Mann, ich will doch nur spielen‟ mit den „frechen Ladies‟ verwandt, er hat aber eine ganz andere psychologische Motivstruktur: Natürlich fühlen sich Frauen heute stark und wollen diese gefühlte Stärke auch zeigen. Doch das Spiel zwischen Frau und Mann folgt anderen Mechanismen. Weibliche Stärken wie Empathie, Einfühlsamkeit und Belastbarkeit allein sind nicht unbedingt sexy. Und begehrt werden wollen Frauen natürlich auch. Bei der Lösung dieses Konflikts sind Frauen heute durchaus pragmatisch: Auf der einen Seite haben sie kein Problem damit, klassische Muster der weiblichen Verführung ins Spiel zu bringen und einzusetzen. Auf der anderen Seite ist es entscheidend, dass sie es nur punktuell tun und: Sie müssen dabei immer das Gefühl haben, selbst Regie zu führen. BILD der FRAU 95 19.09.2011 16:33:46 Uhr Insight 6: Tag Cloud „Trotz aller Emanzipation ist es für mich als Frau Mann, ich will doch nur spielen. begehrt zu werden … und ich geschickt auf ‚hilflos‛ machen, und ein Lebenselixier, kann fast jeder Mann fällt darauf rein ...‟ Beatrix D Die Tag Cloud liest sich wie der Albtraum einer klassischen Feministin: Es dominieren traditionelle Begriffe weiblicher Verführung, auch typische „Weibchen‟- und „Sexiness‟Klischees bis hin zur Koketterie mit der weiblichen Schwäche. Wichtig ist dabei aber der spielerische Charakter, der über allem steht und die eingesetzten Instrumente legitimiert. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich manchmal nichts lieber tue, als der Männerwelt den Kopf zu verdrehen, aber dabei die Fäden selbst in der Hand zu behalten, das macht eine Frau nämlich unwiderstehlich und begehrenswert.“ Katja 96 insights_print_a5.indd 96-97 BILD der FRAU 97 19.09.2011 16:33:47 Uhr Insight 6: Statements Insight 6: Statements Zum Schönen am Frau sein gehört für mich die weiblichen Reize auszuspielen und einen Mann auch mal so richtig um den Finger zu wickeln. 71% Für mich hat es schon seinen Reiz, meine erotische Ausstrahlung einzusetzen und mit ihr zu spielen um etwas zu erreichen. 66% Mann, ich will doch nur spielen. Ich genieße es als Frau zu flirten ohne dass immer gleich ernste Absichten dahinter stehen. 66% A Auch in den Statements wird das spielerische Element betont: „weibliche Reize ausspielen‟, „mit der erotischen Ausstrahlung zu spielen‟, ohne dass gleich „ernste Absichten‟ dahinterstehen. Zum Anspruch, einen Mann „um den Finger wickeln zu können‟, gehört dabei auch die Bereitschaft, sich in bestimmten Situationen „dumm‟ oder „naiv‟ zu stellen, vor allem auch wenn es um das Delegieren von technischen Dingen geht. Eigentlich ist es ganz praktisch, dass sich Frauen gerade bei technischen Dingen durchaus ‚dumm stellen‘ können. 70% 98 insights_print_a5.indd 98-99 BILD der FRAU 99 19.09.2011 16:33:48 Uhr Insight 6: werblicher Transfer Insight 6: werblicher Transfer Mann, ich will doch nur spielen. Gelungene Inszenierung des Insights über: … spielerischen Charakter mit einem Hauch von Triumph. D Die gelungenen Inszenierungen zeigen Frauen, die das Spiel in der Hand haben – Männer sind ihnen erlegen und der Triumph wird durch den Blick zum Betrachter demonstriert. Die nicht gelungenen Inszenierungen überziehen dieses Spiel. Und lassen es zum „Machtspiel‟ werden, bei dem der Mann zum Untertan oder ins Lächerliche gezogen – und damit das Ideal der Partnerschaft auf Augenhöhe verlassen wird. Geringe Affinität zum Insight durch: … ins Lächerliche gezogene männliche Rolle. 100 insights_print_a5.indd 100-101 BILD der FRAU 101 19.09.2011 16:33:49 Uhr Insight 6: mediale Präsenz Insight 6: mediale Präsenz Mann, ich will doch nur spielen. Coco Mademoiselle Spot www.youtube.com/watch?v=TiO2o1NChAU 102 insights_print_a5.indd 102-103 A Auch Frauenzeitschriften mit emanzipatorischem Anspruch scheuen sich nicht, wieder Anleitungen der klassischen weiblichen Verführung zu geben. Und dabei gehört auch der Einsatz von Dessous offensichtlich zu jeder modernen Frau. Ein Blick auf Mode-Fotografie und Werbung – immer Trendsetter im Ausdruck von Zeitgeist – bestätigt die Popularität des Motivs „Frau spielt mit Mann‟. Geradezu zelebriert durch Keira Knightley im aktuellen Spot für Chanels Coco Mademoiselle. BILD der FRAU 103 19.09.2011 16:33:51 Uhr Insight 7 Ich bin ich – und das sind viele. 104 insights_print_a5.indd 104-105 BILD der FRAU 104 105 BILD der FRAU 105 19.09.2011 16:33:53 Uhr Insight 7: Need State und Coping Need State Die Qual der Wahl zwischen einer Vielzahl von Optionen und Lebenswegen, die Frauen heute offenstehen Coping Vermeiden einer Festlegung durch die Demonstration eines facettenreichen Ichs und einer wandlungsfähigen Persönlichkeit 106 insights_print_a5.indd 106-107 Ich bin ich – und das sind viele. Insight 7: Need State und Coping E Eine übergreifende Erkenntnis der aktuellen Trend- und auch Insight-Forschung ist das Neben- und Miteinander, die Parallelität unterschiedlichster Phänomene gerade auch in Verbindung mit dem einzelnen Individuum. Das heißt auch für Mainstream-Frauen: Es geht nicht mehr so sehr um Selbstfindung und die Reise zum „wahren Ich‟ – sondern um das Wahrnehmen und Ausleben unterschiedlichster Facetten der Persönlichkeit, die alle zum „Ich‟ gehören: „Ich bin ich – und das sind viele.‟ Diese eigentlich begrüßenswerte und begrüßte Entwicklung hat aber, ähnlich wie das Idealbild der starken Frau, auch eine belastende Seite: Die Vielzahl von Optionen und Lebenswegen macht Druck – wofür soll ich mich entscheiden? Was ist optimal für mich? Was entgeht mir, wenn ich eine Möglichkeit links liegen lasse? Im Coping zeigt sich entsprechend eher ein Vermeidungs- als ein Selektionsprozess. Das heißt: Der neue Mythos des facettenreichen Ichs, der wandlungsfähigen Persönlichkeit lässt sich nur dann verfolgen, wenn eine zu starke Festlegung vermieden und das Leben als eine Art Bühne zum parallelen Ausleben unterschiedlichster Facetten gesehen wird. BILD der FRAU 107 19.09.2011 16:33:53 Uhr Insight 7: Tag Cloud „Eine Frau hat so viele Facetten. Sie kann die Hausfrau sein, die Ehefrau, der verführerische Vamp, sie hat ja auf Grund von unterschiedlichsten Ich bin ich – und das sind viele. Ingrid D Klamotten und Schminke alle Möglichkeiten. Ich liebe es, mich durch mein Styling in verschiedenste Typen zu verwandeln.‟ Die Tag Cloud betont stark den Begriff des Multitaskings als Grundfähigkeit, um von der neuen Vielfalt profitieren zu können. Als Voraussetzung für das Ausspielen vieler Rollen, für Wandelbarkeit und Facettenreich- tum. Dazu gehören im Sinne der Selbstbestimmung unterschiedliche Erlebnisbereiche wie Mode, Make-up und Styling, aber auch die Berufs- und Familienwelt. „ ... also ganz ehrlich, wer kann gleichzeitig den Kochlöffel schwingen, telefonieren und nebenbei noch ein weinendes Kind beruhigen??? Und dabei noch gut aussehen? Natürlich nur eine ‚FRAU‛!‟ Christina 108 insights_print_a5.indd 108-109 BILD der FRAU 109 19.09.2011 16:33:55 Uhr Insight 7: Statements Insight 7: Statements Gut, dass man heute als Frau weniger Klischees entsprechen muss und mehr Freiheiten hat, über sein Leben zu entscheiden. 87% Es ist reizvoll sich auf immer wieder andere Rollen einzustellen, z.B. Mutter, Karrierefrau, Geliebte und beste Freundin. 76% Es tut gut, als Frau Gegensätze auszuleben – mal intuitiv, mal rational, mal stark, mal schwach. 76% Ich bin ich – und das sind viele. Zum Schönen am Frau sein gehört für mich vor allem auch sich immer wieder zu verwandeln – schon toll, was mit Make up, Styling, Kleidung und Frisuren so alles möglich ist. 71% I Identifikationsstarke Statements betonen die höhere Gewichtung von Freiheiten gegenüber den tradierten Rollenklischees, die aber als Facette eines multiplen Rollenspiels durchaus noch – oder sogar wieder - ihren Stellenwert haben. Auch als Zeichen des Auslebens von Gegensätzen, in der Persön- lichkeit als auch im Hinblick auf die optische Experimentierfreude. Und auch hier zeigt sich: Trotz gegenläufiger wissenschaftlicher Erkenntnisse ist der Glaube an die Multitasking-Fähigkeit als feminine Kern-Kompetenz ungebrochen. Zu den Stärken der Frauen gehört für mich mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können. 85% 110 insights_print_a5.indd 110-111 BILD der FRAU 111 19.09.2011 16:33:55 Uhr Insight 7: werblicher Transfer Insight 7: werblicher Transfer Ich bin ich – und das sind viele. Gelungene Inszenierung des Insights über: ... authentische Vermittlung gelebter Optionen auf verbaler und visueller Ebene. … symbolisches Spiel mit unterschiedlichen Facetten öffentlicher und privater Rollen prominenter Persönlichkeiten. Geringe Affinität zum Insight durch: 2.765,7 km und 34 Wochen weg vom Schreibtisch. Mein Leben passt mir Ich trinke immer Rotwein zu Fisch. Mein Leben passt mir D Die gelungenen Inszenierungen dieses Insights bewältigen die Herausforderung, die Gleichzeitigkeit von Persönlichkeitsfacetten im Print zu vermitteln, auf unterschiedliche Art. Sei es über die Kopplung eines prominenten Testimonials mit einer die öffentliche Figur kontrastierenden Inszenierung – wie Magdalena Neuner als Vamp in der DessousKampagne von Mey. Sei es über visuell und verbal stark emotional aufgeladenes Story- telling rund um das Spiel mit der Abweichung von konventionellen Rollen, das sowohl als einzelnes „Kapitel‟ als auch über die Kampagne hinweg funktioniert. Wie bei Braxx. Die nicht gelungenen Inszenierungen verwenden dagegen eher additive Muster ohne ganzheitliche Projektionsfläche und scheitern so, bei der Betrachterin Identifikation zu erzeugen. … artifizielle Inszenierung femininen Facettenreichtums. 112 insights_print_a5.indd 112-113 BILD der FRAU 113 19.09.2011 16:33:56 Uhr Insight 7: mediale Präsenz WELT am SONNTAG Ich bin ich – und das sind viele. M Medial beginnt die Vielschichtigkeit des Ichs schon beim Styling – aus einem Haarschnitt sollten sich heute mindestens 5 Looks ableiten lassen und das Spiel mit den Facetten beflügelt auch eine Vielzahl von interaktiven „Style Studios‟ im Web. Dabei zählt nicht unbedingt die Suche nach dem „idealen Look‟, sondern die Faszination an der Vielzahl der Möglichkeiten. Die Parallelität dieser Möglichkeiten lässt sich auch in Verbindung mit der (Selbst-) Darstel- 114 insights_print_a5.indd 114-115 lung von Ikonen der Entertainment-Industrie nachvollziehen – ob nun im deutschen Mainstream einer Andrea Berg oder im rhythmisch angeheizten Facettenspiel einer Lady Gaga. Während sich Madonna noch von CDVeröffentlichung zu CD-Veröffentlichung neu erfand (und damit in ihrer Epoche durchaus bahnbrechend war), geht es heute mehr um die multiphrene Persönlichkeit – also das parallele Ausleben von Persönlichkeitsfacetten. Dabei werden Extrempole zwischen Ex-travaganz und Normalität mit einbezogen. BILD der FRAU 115 19.09.2011 16:34:01 Uhr Fazit D 14 Tage im Blog mit Mainstream-Frauen aus drei Lebensphasen helfen nicht nur, zielgruppenrelevante Insights zu generieren. Sie zeichnen auch ein prägnantes Bild der Lebenswelten dieser Frauen heute. Die Abkehr von der Orientierung an festen Rollenmustern hin zu einem Ausleben der Persönlichkeit, des Wesenhaften generiert dabei generationsübergreifende Identifikationsplattformen und ein starkes Bedürfnis nach Toleranz und „Miteinander‟. Das diese Studie dominierende Bild von der „starken Frau‟ hat entsprechend eine kollektive Komponente. Viele Sichtweisen sind gekennzeichnet von Einigkeit und wechselseitiger Zustimmung. Da ist auf der einen Seite das selbstbewusste Zelebrieren, auch Überhöhen des „klassisch Weiblichen‟. Auf der anderen Seite der Hang zu situativer Überzeichnung, zum Übermut als auch Zeichen von alterloser Jugend und Jugendlichkeit. Und dies vor dem Hintergrund einer immer wieder thematisierten Stresskomponente einer immer komplexeren, beschleunigten, die Stärke und Stärken der Frauen auch einfordernden Außenwelt. 116 insights_print_a5.indd 116-117 Die Grundhaltung bleibt dabei aber auffallend positiv. Trotz aller Belastungen und trotz der „Luft nach oben‟ im Hinblick auf die Rolle der Frauen in Politik und Wirtschaft besteht ein hoher Konsens, dass diese Zeiten gute Zeiten für Frauen sind. Mit neuen und spannenden Möglichkeiten, unterschiedliche Facetten der Persönlichkeit auszuleben. Was gestern Avantgarde war und erkämpft werden musste, ist heute oft selbstverständlich und „ganz normal‟ – integriert in eine „positive Normalität‟, mit der sich der weibliche Mainstream identifiziert. Um diese Identifikation mit den „großen weiblichen Themen‟ des Mainstreams in Marketing und Kommunikation abzuholen, lohnt es sich genau hinzuhören. Nicht nur Inhalte, sondern auch den Ausdruck, die Sprache auf den Punkt zu bringen. Dass dies auch bei breiten Mass-Market-Zielgruppen möglich ist, zeigt diese Studie. Und nicht zuletzt auch der Erfolg von BILD der FRAU als Europas größter Frauenzeitschrift. Impressum Gesamtanzeigenleiterin Frauenmedien Claudia R. Blumenberg Telefon +49 40 347 24337 E-Mail: claudia.blumenberg@axelspringer.de Marktforschung Axel Springer AG Maria Strecker Telefon +49 40 347 22318 E-Mail: maria.strecker@axelspringer.de Konzeption und Durchführung H,T,P, Concept Autoren Maria Strecker, Marktforschung Axel Springer AG Thomas Schindlbeck, H,T,P, Concept Gestaltung Thomas Otte BILD der FRAU 117 19.09.2011 16:34:02 Uhr Axel Springer AG · Axel Springer Media Impact · Brieffach 1829 · 20350 Hamburg Telefon +49 40 347 24337 · Telefax +49 40 347 27883 · www.bildderfrau.de · www.media-impact.de insights_print_a5.indd 118 19.09.2011 16:34:02 Uhr