rebirth | News 1.2013
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rebirth | News 1.2013 Inhalt/Contents Seite/Page 1 – 2 Titelthema/Cover story Seite/Page 3 – 5 Neue wissenschaftliche Ergebnisse/ New scientific findings Seite/Page 6 – 24 Mitteilungen und Meldungen/ News and updates Seite/Page 5 Impressum/Imprint Dendritische Zellen, hier in einer elektronenmikroskopischen Aufnahme, benötigen für die Reifung die von B-Zellen produzierten Antikörper This electron microscopic picture shows dendritic cells, which need antibodies produced by B cells for their maturation Seite/Page 24 Arbeiten in REBIRTH/ Working in REBIRTH Axel Haverich Koordinator Coordinator Titelthema | Cover story Immun-Molekül mit versteckten Talenten Immune-system molecule with hidden talents Pressestelle Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig; Andreas Krueger (RG Regenerative Immunology) Die dendritischen Zellen, kurz „DC“ genannt, erfüllen im Immunsystem eine Schlüsselaufgabe: Sie nehmen Krankheitserreger auf, zerlegen sie in ihre Einzelteile und tragen die Bruchstücke anschließend auf ihrer Oberfläche. Andere Zellen des Immunsystems wiederum können diese Teile erkennen und werden aktiviert, ihr eigenes Programm zur Bekämpfung der Erreger „abzuspulen“. Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, benötigen die DC allerdings Unterstützung durch eine ganz andere Komponente des Immunsystems, die man bislang nicht mit ihnen in Verbindung gebracht hat: Die durch Impfungen und aus der Diagnostik bekannten Antikörper. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH/REBIRTH) konnten jetzt zeigen, dass Antikörper für die Reifung von DC unerlässlich sind. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im renommierten Wissenschaftsjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht. l weiter auf Seite 2 Dendritic cells, or DCs for short, perform a vital role for the immune system: they engulf pathogens, break them down into their component parts, and then display the pieces on their surface. This in turn signals other immune cells capable of recognizing these pieces to help kickstart their own default program for fighting off the invaders. In order to do their job, the DCs are dependent upon support from a class of immunesystem molecules which have never before been associated with dendritic cells: antibodies, best known for their role in vaccinations and diagnostics. Now, scientists at the Helmholtz Centre for Infection Research (HZI) and Hannover Medical School (MHH/REBIRTH) have been able to show that antibodies are essential for dendritic cell maturation. The researchers’ findings have been published in the renowned scientific journal, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). l continued on page 2 Vorwort Ich freue mich, Ihnen hiermit die erste Ausgabe unserer REBIRTH News im Jahr 2013 überreichen zu können. Auch in diesem Heft finden Sie wieder eine Reihe spannender Themen wie den Kampf unserer Forscher gegen Herzinsuffizienz oder die Möglichkeit, mittels moderner Bildverarbeitung Daten besser auswerten und interpretieren zu können. Zudem können wir über weitere Abschlüsse im PhD Programm Regenerative Sciences und neue Förderungen und Auszeichnungen für die REBIRTH Forscher berichten. Ich hoffe, diese Ausgabe unserer REBIRTH NEWS findet Ihr Interesse und wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Foreword I am delighted to be able to present the first edition of REBIRTH NEWS in 2013. Once again you’ll find a lot of interesting topics, such as the war on cardiac insufficiency or the possibility for better data evaluation and interpretation by modern image processing. Furthermore, we can report on more graduates from our Ph.D. programme in Regenerative Sciences; and new funding and awards for REBIRTH researchers. I hope you find this edition of REBIRTH NEWS a stimulating, enjoyable read. 2 | rebirth News 1.2013 l weiter von Seite 1 Im menschlichen Immunsystem arbeiten gut ein halbes Dutzend verschiedene Zelltypen zusammen. Dabei kommt es auf das richtige Teamwork an, denn jede Sorte Zellen ist auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert. Nur so können sie in den Körper eingedrungene Keime abwehren und Krankheiten verhindern. Fällt einer der „Teamplayer“ aus, kann das ganze System empfindlich gestört werden. Genau das beobachteten die Forscher um Dr. Siegfried Weiß, Leiter der Abteilung „Molekulare Immunologie“ am HZI, in Mäusen mit einem Immundefekt: „Die so genannten RAG-Mäuse haben kein adaptives, also erworbenes Immunsystem“, erklärt Weiß. „Ihnen fehlen deshalb unter anderem die Antikörper produzierenden B-Zellen.“ Die dendritischen Zellen gehören zum anderen Teil des Immunsystems – dem angeborenen, das weniger flexibel, aber dafür sehr schnell reagieren kann. Sie sollten deshalb von der Schädigung der erworbenen Immunabwehr nicht betroffen sein. Dennoch fiel den Wissenschaftlern auf, dass DC aus diesem Mausstamm nicht richtig funktionieren: Ihre Reifung ist gestört, und statt die Erreger in Bruchstücke zu zerlegen, bauen sie sie einfach komplett ab. „Diese Bruchstücke werden Antigene genannt. Die Präsentation der Antigene ist die Hauptaufgabe der dendritischen Zellen“, sagt die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Dr. Natalia Zietara. „Antigenpräsentation ist eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen den angeborenen und erworbenen Teilen des Immunsystems. Bleibt sie aus, so werden die nachfolgenden Immunreaktionen nicht ausgelöst“, ergänzt ihr Kollege Dr. Marcin Lyszkiewicz. Das sonst so präzise Zusammenspiel der Zellen kommt zum Erliegen, eine zielgerichtete Abwehr eindringender Erreger durch das erworbene Immunsystem kann nicht mehr stattfinden. Ausgehend von dieser Beobachtung wollten die Immunologen wissen, was die Störung der DCFunktion auslöst. Zunächst untersuchten sie die Merkmale auf der Oberfläche der dendritischen Zellen, konnten hier aber keine Abweichungen von der Norm feststellen. Erst bei der Untersuchung des Transkriptoms, also der Gesamtheit der Gene, die in den untersuchten Zellen aktiv sind, wurden die Forscher fündig: Die Aktivität von wenigen Genen war verändert. Darunter auch die Gene für eine Gruppe von Rezeptoren, die Antikörper binden können. Mit weiteren Experimenten konnten die Forscher nachweisen, dass ebendiese Moleküle die Reifung der DC anregen. Die Antikörper, die man auch als „Immunglobuline“ bezeichnet, werden von B-Zellen produziert. Normalerweise neutralisieren sie Giftstoffe oder Viren und markieren Bakterien, damit andere Immunzellen diese unschädlich machen können. Das Prinzip der Schutzimpfung beruht darauf, dass der Organismus angeregt wird, Antikörper zu produzieren, die später im Ernstfall – bei Kontakt mit dem jeweiligen Erre- ger – die Krankheit verhindern können. Die jetzt beschriebene Rolle der Antikörper war bis dato nicht bekannt. „Dass B-Zellen und dendritische Zellen mittels Immunglobulinen kommunizieren, wussten wir bislang nicht. Hier wird wieder einmal deutlich, wie komplex das Immunsystem eigentlich ist und dass wir es noch lange nicht völlig verstanden haben“, sagt Dr. Andreas Krueger, Leiter der Arbeitsgruppe „Regenerative Immunology“ des Exzellenzclusters REBIRTH. Die Forscher haben sozusagen ein verstecktes Talent der Antikörper entdeckt. Natalia Zietara und Marcin Lyszkiewicz sind die gemeinsamen Erstautoren der Studie. Sie haben die Untersuchungen während Ihrer Doktorarbeiten in der Abteilung von Siegfried Weiß am HZI begonnen und sind nach der Promotion an die MHH gewechselt. Im Labor von Andreas Krueger konnten sie das Projekt abschließen. „Ein Musterbeispiel für wissenschaftliche Zusammenarbeit“, wie Weiß findet. An dem Forschungsprojekt waren außerdem zwei weitere Gruppen des HZI sowie Wissenschaftler der Universität Freiburg und des dortigen Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik beteiligt. Cover story l from page 1 The human immune system is made up of some half a dozen different cell types all working in tandem. Teamwork is key since each cell type has a single unique job to perform, which is central to its ability to help defend the body against invaders and ward off disease. If one of these players is taken out of commission, the entire system is thrown out of whack. This is precisely what Dr Siegfried Weiss, head of the HZI’s Department of Molecular Immunology, and his team of researchers observed when they looked at immunodeficient mice. “Our ‘RAG’ mice are lacking adaptive, or acquired, immunity,” explains Weiss. “Basically, what this means is they are missing their antibodyproducing B cells, among others.” The dendritic cells belong to a different branch of the immune system – innate immunity, which, although far less flexible, is capable of a fairly rapid response. Which is why these cells should not be affected by a defect in acquired immunity. Still, the scientists noticed that DCs obtained from this particular murine strain were not working properly – their maturation process was faulty and instead of breaking down a pathogen into small pieces, they ended up destroying the pathogen altogether. “The broken-down pieces are called antigens. Presenting antigens is the dendritic cells’ main job,” explains Dr Natalia Zietara, one of the scientists who worked on this study. “In fact, it is one of the most important points of intersection between the immune system’s innate and acquired branches. If it goes missing, any subsequent immune responses never get triggered,” adds her colleague, Dr Marcin Lyszkiewicz. The cells’ normally highly precise interplay comes to a standstill and the acquired immune response becomes largely ineffective at targeted defence against invading pathogens. Starting with this observation, the immunologists were interested in identifying the cause behind the defect in the DCs’ function. To this end, they initially examined the dendritic cells’ surface markers for any potential deviation from the norm - albeit to no avail. Only once they began studying the transcriptome, the sum total of genes that are active in the cells that were being examined, did the researchers find what it was they were looking for: The activity of a select few genes, among them those encoding a family of receptors capable of binding antibodies, had been altered. Through a series of subsequent experiments, the researchers were able to show that it was these very molecules which stimulated dendritic cell maturation. Antibodies, also called immunoglobulins, are proteins made by B cells. Their normal job is one of neutralizing toxins or viruses and labelling bacteria for destruction by other immune cells. The concept of vaccination is based on artificially prompting the organism to make antibodies, which, at a later stage – specifically, upon contact with the actual pathogen – helps the body prevent disease. Until now, this new role for antibodies was completely unknown. “We had no idea that B cells and dendritic cells use immunoglobulins to communicate with each other. It just goes to show you how complex the immune system really is and how we are a long way from truly grasping the full scope of its complexity,” says Dr Andreas Krueger, head of the Regenerative Immunology research group at the Cluster of Excellence REBIRTH. In a way, you might say the researchers discovered a ‘hidden talent’ of antibodies. Natalia Zietara and Marcin Lyszkiewicz are both named as the study’s primary co-authors. They initially began their investigation during the time of their doctoral work in Siegfried Weiss’ department at HZI and, upon earning their Ph.Ds, transferred to MHH where they were able to see the project to its conclusion while working in Andreas Krueger’s lab. According to Weiss, “This is a prime example of a genuine scientific collaboration.” Two other HZI research groups, along with scientists from Freiburg University and the Max Planck Institute of Immunobiology and Epigenetics, were also part of the research project. Originalpublikation/Original publication: Natalia Zietara, Marcin Lyszkiewicz, Jacek Puchalka, Gang Pei, Maximiliano Gabriel Gutierrez, Stefan Lienenklaus, Elias Hobeika, Michael Reth, Vitor A. P. Martins dos Santos, Andreas Krueger, Siegfried Weiss. Immunoglobulins drive terminal maturation of splenic dendritic cells. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2013 rebirth News 1.2013 | 3 Neue wissenschaftliche Ergebnisse | New scientific findings Europa sagt der Herzinsuffizienz den Kampf an Europe declares war on cardiac insufficiency Pressestelle MHH 19 Partner aus zehn Ländern erhalten 12 Millionen Euro, um Biomarker zu identifizieren Die Europäische Union fördert ein großes Forschungsprojekt, bei dem spezifische Biomarker für Herzinsuffizienz identifiziert werden sollen. Die Forscher erhalten dafür zwölf Millionen Euro, verteilt auf sechs Jahre. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ist über ihr Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien (IMTTS) an dem Forschungsvorhaben beteiligt und erhält 580.000 Euro von der Gesamtsumme. “Unsere Aufgabe ist es, das diagnostische und prognostische Potenzial von sogenannten microRNAs - das sind kleine RNA-Moleküle - für die Herzinsuffizienz zu untersuchen. Hierzu wird uns Material von bis zu 30.000 Patienten zur Verfügung stehen”, erläutert Professor Dr. Dr. Thomas Thum, Direktor des Instituts und Leiter der “REBIRTH-Arbeitsgruppe „mRNA in myocardial regeneration“. Mehr als 6,5 Millionen Europäer leiden an einer Herzinsuffizienz, der Herzmuskel ist nicht mehr in der Lage ausreichend Blut in die Körperregionen zu pumpen. Besonders betroffenen ist die Bevölkerung der Industrieländer, aufgrund der alternden Bevölkerung und einer immensen Zunahme der kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck. Herzschwäche ist eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in der ganzen Welt und bleibt der häufigste Grund für Krankenhausaufenthalte bei Patienten über 65 Jahren. Die Wissenschaftler untersuchen, wie der Ausbruch der Erkrankung bei älteren Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhergesehen und verhindert werden kann. Gerade bei diesen Patienten, die oft an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, ist eine Diagnose schwierig. Nachweismethoden für das Risiko der Entwicklung einer Herzschwäche, die auf der Messung des arteriellen Blutdrucks, Glykämie oder Cholesterin im Blut beruhen, sind nicht sehr genau. Während des vergangenen Jahrzehnts konnten neue diagnostische Biomarker für Herzinsuffizienz identifiziert werden wie etwa natriuretische Peptide. Doch leider bleibt ihr prognostisches Potenzial weit hinter den Erwartungen zurück. Das Projekt mit dem Namen HOMAGE (Heart OMics AGEing) will bessere spezifische Biomarker finden, die mit großer Genauigkeit eine frühere Diagnose der Erkrankung in Risikopatienten ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen die Forscher den sogenannten OMIC-Ansatz: Sie wollen riesige Datenmengen auswerten, die sie aus Genomic-, Proteomic-, Transkriptomic- und Metabolomic-Projekten zusammentragen, um besonders vielversprechende Biomarker-Kandidaten zu finden. Das HOMAGE-Konsortium kann dabei auf die Daten von 30.000 Patienten zurückgreifen, um die am besten geeigneten Studienteilnehmer zu identifizieren. HOMAGE wird vom französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (Inserm) in Nancy geleitet. Neben der MHH sind unter anderem Forschergruppen aus Frankreich, England, Österreich, Belgien, den Niederlanden und den USA beteiligt. Nineteen partners from ten countries receive 12 million euros to identify biomarkers The European Union is funding a major research project aimed at identifying specific biomarkers for cardiac insufficiency. Nineteen research groups from ten countries will be receiving twelve million euros over six years. Hannover Medical School (MHH) is participating in this research project in the form of its Institute of Molecular and Translational Therapy Strategies (IMTTS) and is to receive 580,000 euros of the total. “Our task is to investigate the diagnostic and prognostic potential of micro-RNAs – small RNA molecules – for cardiac insufficiency. Material from up to 30,000 patients will be available to us for this purpose,” says Professor Thomas Thum, director of the Institute and head of the REBIRTH unit on mRNA in Myocardial Regeneration. More than 6.5 million Europeans suffer from cardiac insufficiency, which means the heart muscle is no longer able to pump sufficient blood to the various regions of the body. The inhabitants of industrial countries are particularly affected owing to the ageing population and a vast increase in cardiovascular risk factors such as diabetes, overweight and high blood pressure. Cardiac insufficiency is one of the main causes of morbidity and mortality throughout the world and remains the most frequent reason for hospitalization among patients under 65. The scientists are looking into how the onset of the condition can be predicted and prevented among older patients with a high risk of cardiovascular disease. Diagnosis may be difficult, especially in these patients, who often suffer from several diseases simultaneously. Methods for detecting the risk of developing cardiac insufficiency which are based on the measurement of arterial blood pressure, glycaemia or cholesterol in the blood are not very accurate. Over the past decade, new diagnostic biomarkers for cardiac insufficiency have been identified, such as natriuretic peptides. However, their prognostic potential falls well short of expectations. A project with the name HOMAGE (Heart OMics AGEing) is seeking better specific biomarkers that, with greater precision, enable early diagnosis of the condition in at-risk patients. In order to achieve this aim, the researchers are using what is known as the OMIC approach: they want to analyse vast quantities of data that they compile from genomic, proteomic, transcriptomic and metabolomic projects in order to find particularly promising biomarker candidates. The HOMAGE consortium will have access to data from 30,000 patients in order to identify the best-suited study participants. HOMAGE is led by the French ‘Institut national de la santé et de la recherche médicale (Inserm)’ based in Nancy. Alongside MHH, other participating research groups include teams from France, the UK, Austria, Belgium, the Netherlands and the USA. Weitere Informationen erhalten Sie bei/Further information is available from Professor Thomas Thum, Tel. 0511 532 5272, thum.thomas@mh-hannover.de. 4 | rebirth News 1.2013 Neue wissenschaftliche Ergebnisse | New scientific findings Blut trifft auf Leber - Forscherteams des Instituts für Experimentelle Hämatologie und der Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie haben das Risiko der lentiviralen Gentherapie für angeborene Lebererkrankungen untersucht Blood and the liver team up - Research groups from the Institute of Experimental Haematology and the Department of Gastroenterology, Hepatology and Endocrinology have investigated the risk of lentiviral gene therapy for congenital liver diseases Michael Ott (RG Hepatic Cell Transplantation and Genetic Manipulation) Der virale Gentransfer zur Therapie genetischer Lebererkrankungen ist deutlich sicherer als bisher vermutet. Die Daten einer Studie zur Toxizität lentiviraler Vektoren durch insertionelle Mutagenese in der Leber wurden jetzt in der internationalen Fachzeitschrift „Hepatology“ veröffentlicht. Angeborene genetische Defekte in der Leber, die Erkrankungen wie alpha-1-Antithrypsin-Mangel oder Ornithin-Transcarbamylase Defizienz auslösen, sind bislang nicht therapierbar. Eine neue Perspektive für die Behandlung dieser Lebererkrankungen könnte das Einschleusen funktioneller Kopien der defekten Gene über virale Vektoren sein. Die Risiken der insertionellen Mutagenese durch lentivirale Gentherapie der Leber hat eine interdisziplinäre Forschergruppe im Rahmen des SFB 738 und durch Mittel des Exzellenzclusters „REBIRTH“ untersucht. Von den neuen Perspektiven der Gentherapie mit viralen Vektoren in der Leber waren Ute Modlich aus dem Institut für Experimentelle Hämatologie (Direktor: Professor Christopher Baum) und Michael Ott aus der Abteilung Gastroenterologie (Direktor: Professor Michael P. Manns) schnell überzeugt. Für die Leber als Zielorgan eignen sich besonders lentivirale Gentherapievektoren, die vom humanen Immundefizienzvirus (HIV) abgeleitet sind. Allerdings erfordern die Erfahrungen mit der Gentherapie angeborener Erkrankungen des blutbildenden Systems eine umfangreiche Risikoabschätzung. Genetische Störungen des blutbildenden Systems werden bereits über den Gentransfer in Knochenmarkstammzellen therapiert. Nach Aufnahme der retroviralen Vektoren in die Zielzelle werden die therapeutischen Gensequenzen dabei zufällig auf das Genom der Wirtszelle verteilt, integriert und in RNA und Pro- Besiedlung der Leber von Empfängertieren durch lentiviral tranduzierte Hepatozyten (braun) Seeding the liver of recipient animals with lentivirally transduced hepatocytes (brown) tein übersetzt. Dabei kann es zu Veränderungen in der Genaktivität in der Nachbarschaft der Insertionsstelle kommen - mit der Folge, dass sich noch Monate und Jahre nach der Gentherapie Leukämien bilden („Insertionelle Mutagenese“). „Da die Leber nach anderen biologischen Prinzipien funktioniert, können wir die im blutbildenden System erhobenen Daten zum lentiviralen Gentransfer aber nicht einfach übertragen“, erklärt Ute Modlich. Die gesunde Leber ist einerseits ein „ruhendes“ Organ mit nur sehr wenig Zellumsatz. Im Unterschied zu anderen soliden Organen wie zum Beispiel Niere oder Lunge kann die Leber aber nach Schädigungen schnell regenerieren und innerhalb von Tagen neues Gewebe bilden. In diesem erhöhten Zellumsatz und den damit verbundenen Zellveränderungen liegt das potentielle Risiko einer solchen Therapie. „Die extensive Teilung der Leberzellen unter regenerativen Bedingungen mussten wir für unsere Untersuchungen zur Sicherheit der Lebergentherapie berücksichtigen“, sagt Professor Michael Ott, der mit seiner Arbeitsgruppe im TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung arbeitet. Ina Rittelmeyer und Michael Rothe, die Erstautoren der jetzt veröffentlichten Studie, entwickelten ein serielles Leberzelltransplantationsmodell in der Maus, mit dem sie gentransduzierte Leberzellen über mehrere Tiergenerationen verfolgen konnten. Jede genkorrigierte Leberzelle durchlief in diesem Modell etwa 70 Teilungen, weitaus mehr, als über die gesamte Lebensspanne eines Menschen zu erwarten wäre. Jede der seriell transplantierten Mäuse wurde für mehr als ein Jahr beobachtet, um zu analysieren, ob sich Tumore bilden. Zwar expandierten einige Zellen mit spezifischen Insertionen in den späten Generationen schneller als andere – Tumore und Metastasen in extrahepatischen Organen traten aber nicht auf. „Das günstige Sicherheitsprofil ist ein ermutigendes Signal, mit der klinischen Entwicklung der lentiviralen Gentherapie für genetische Lebererkrankungen rebirth News 1.2013 | 5 fortzufahren“, sagt Axel Schambach, einer der Koautoren der Studie. Die nächste Aufgabe für die Arbeitsgruppe wird es sein, Protokolle für die Anwendung der lentiviralen Gentherapie beim Menschen zu entwickeln. Viral gene transfer for the therapy of genetic liver conditions is far safer than hitherto assumed. Data from a study on the toxicity of lentiviral vectors caused by insertional mutagenesis in the liver have now been published in the international journal Hepatology. Congenital genetic defects of the liver, which trigger conditions such as alpha-1 antitrypsin deficiency and ornithine transcarbamylase deficiency, have not been treatable so far. The introduction of functional copies of the defective genes using viral vectors may offer prospects for treating this liver disease. The risks of insertional mutagenesis from lentiviral gene therapy of the liver have been investigated by an interdisciplinary research group within collaborative research centre SFB 738 and through funding from the REBIRTH Cluster of Excellence. Ute Modlich of the Institute of Experimental Haematology (Director: Professor Christopher Baum) and Michael Ott of the Department of Gastroenterology (Director: Professor Michael P. Manns) were soon persuaded of the new promise afforded by gene therapy with viral vectors in the liver. Particularly suitable for the liver as target organ are lentiviral gene therapy vectors derived from human immunodeficiency virus (HIV). However, experience with the gene therapy of congenital conditions of the bloodforming system indicates the need for thorough risk assessment. Genetic disorders of the bloodforming system are already being treated by gene transfer in bone marrow stem cells. After the retroviral vectors have been incorporated into the target cell, the therapeutic gene sequences are randomly distributed within the genome of the host cell, integrated and translated into RNA and protein. In the process, changes may occur in the gene activity in the vicinity of the insertion site – resulting, months and years after gene therapy, in the development of leukaemia (‘insertional mutagenesis’). “As the liver works in accordance with other biological principles, however, we cannot simply apply data obtained in the blood-forming system to lentiviral gene transfer,” explains Ute Modlich. On the one hand, the healthy liver is a ‘dormant’ organ with a very low cell turnover rate. On the other hand, unlike other solid organs such as the kidney or lung, it can regenerate rapidly after damage and form new tissue within days. It is this increased cell turnover and the associated cellular changes that pose the potential risk of this kind of therapy. “The extensive division of liver cells under regenerative conditions was something we had to take into account in our investigations for the sake of Erfolgreiches Rebirth/SFB 738 Team: Michael Rothe, Ina Rittelmeyer, Michael Ott, Ute Modlich und Axel Schambach (von rechts) Successful REBIRTH/SFB 738 team: Michael Rothe, Ina Rittelmeyer, Michael Ott, Ute Modlich and Axel Schambach (from right) Impressum/Imprint Heft 1, Januar 2013 Herausgeber Exzellenzcluster REBIRTH Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover Tel.: 0511/532-5201 Fax: 0511/532-5205 www.rebirth-hannover.de Konzept, Entwurf, Redaktion Yvonne Stöber, Camilla Krause, Tilman Fabian (V.i.S.d.P.) E-Mail: stoeber.yvonne@mh-hannover.de the safety of liver gene therapy,” says Professor Michael Ott, who works with his research group in TWINCORE, the Centre for Experimental and Clinical Infection Research. Ina Rittelmeyer and Michael Rothe, the lead authors of the now published study, developed a serial liver cell transplantation model in the mouse, enabling them to track gene-transduced liver cells over several animal generations. Each gene-corrected liver cell underwent some 70 divisions in this study, far more than would be expected over an entire human lifespan. Each of the serially transplanted mice was monitored for more than a year in order to analyse whether tumours develop. Although a number of cells with specific insertions expanded faster than others in the late generations, tumours and metastases in extrahepatic organs did not occur. “The favourable safety profile is an encouraging signal to continue with the clinical development of lentiviral gene therapy for genetic liver conditions,” says Axel Schambach, one of the study’s coauthors. The next task facing the research group will be to draw up protocols for the application of lentiviral gene therapy in humans. Originalpublikation/Original publication Rittelmeyer I, Rothe M, Brugman MH, Iken M, Schambach A, Manns MP, Baum C, Modlich U, Ott M.; Hepatology. 2012 Dec 19. doi: 10.1002/hep.26204. [Epub ahead of print] Gestaltung: D. Kleimenhagen, Designer AGD Zur besseren Lesbarkeit wird bei Berufs- und ähnlichen Bezeichnungen überwiegend die männliche Form verwendet. Wir bitten um Ihr Verständnis. Alle Beiträge und Abbildungen sowie das REBIRTH-Logo und die Gesamtgestaltung sind urheberrechtlich geschützt. Die Reproduktion – ganz oder in Teilen – durch Nachdruck, fototechnische Vervielfältigung auf Datenträger sowie die Aufnahme in Online-Dienste sämtlicher Inhalte bedarf der vorherigen schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. © REBIRTH-Logo by Cluster of Excellence REBIRTH Bildnachweis/Credits Copyright REBIRTH außer/except S. 1: HZI/Rhode S. 6, S. 9, S. 10, S.11, S. 15, S. 19.: MHH/Kaiser S.4/5: Ott/MHH S.7:www.bundeskanzlerin.de Verteiler/Subscription Für Aufnahme in den REBIRTH-Verteiler bitten wir um eine E-Mail an:/Subscription via email to: fabian.tilman@mh-hannover.de 6 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Professor Dr. Christopher Baum wird MHH-Präsident Professor Christopher Baum to be MHH president Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann scheidet Ende März aus dem Amt aus Professor Dieter Bitter-Suermann to leave office at the end of March Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat einen neuen Präsidenten: Professor Dr. Christopher Baum übernimmt am 1. April 2013 das Amt von Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann. Professor Baum ist seit 2007 Forschungsdekan der MHH. „Die MHH leistet dank ihrer hervorragenden Mitarbeiter, Studierenden und Auszubildenden und auch aufgrund ihrer besonderen Struktur einen bedeutenden Beitrag für die Medizin und die Lebenswissenschaften, bestens aufgestellt in der Präsidentschaft von Professor Bitter-Suermann. Ich freue mich sehr auf die anstehenden Aufgaben in der Gestaltung und Entwicklung unserer Hochschule, in einer sorgsam abgewogenen Kombination aus Innovation und Tradition“, sagt Professor Baum. „Ich kenne Professor Baum nun seit seinem Wechsel an die MHH vor 13 Jahren und habe seinen akademischen und wissenschaftlichen Steilflug in dieser Zeit aktiv begleitet. Herr Baum hat eine Fülle von notwendigem Rüstzeug und Talenten für das Präsidentenamt im Tornister und ich freue mich für ihn und für die MHH über seine Wahl“, betont Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann. Der 75-Jährige ist seit April 2004 im Amt und ältester Präsident einer deutschen Hochschule. Professor Christopher Baum ist ein weltweit re- nommierter Forscher der Zell- und Gentherapie im blutbildenden System und gehört mit seinem Institut dem erfolgreichen Exzellenzcluster REBIRTH an. Er ist zudem stellvertretender Koordinator des Exzellenzclusters REBIRTH. Als Forschungsdekan leitet er die Forschungskommission der MHH und gehört als beratendes Mitglied dem Senat an. Im Jahr 2000 wechselte Professor Baum von Hamburg nach Hannover an die MHH und hatte bis 2005 die C3-Stiftungsprofessur für Stammzellbiologie in der Abteilung für Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie inne. Seit April 2006 ist er W3-Professor und leitet das Institut für Experimentelle Hämatologie der MHH. Hannover Medical School (MHH) is to have a new president: Professor Christopher Baum will be taking over this office from Professor Dieter Bitter-Suermann on 1 April 2013. Professor Baum has been dean of research at MHH since 2007. “Thanks to its outstanding staff, students and trainees, and also because of its special structure, MHH – which is in excellent shape under the presidency of Professor Bitter-Suermann – makes a significant contribution to medicine and the life sciences. I’m very much looking forward to the challenges ahead in the organization and development of our School, which will involve a carefully weighed combination of innovation and tradition,” says Professor Baum. “I’ve known Professor Baum since he moved to MHH 13 years ago and have actively supported him in his rapid rise to academic and scientific success during this time. Mr Baum is equipped with a wealth of the requisite know-how and talents for the office of president, and I’m delighted for both him and MHH that he has been elected,” stresses Professor Bitter-Suermann. The 75-year-old has been in office since April 2004 and is the oldest president of a German higher-education institution. Professor Christopher Baum is a globally renowned researcher into cellular and gene therapy of the blood-forming system and, with his Institute, is part of the successful REBIRTH Cluster of Excellence. He is also deputy coordinator of the Cluster of Excellence REBIRTH. As dean of research, he heads up the Research Commission at MHH and is an advisory member of the School’s Senate. In the year 2000, Professor Baum moved from Hamburg to Hannover, where he held a C3 endowed professorship in stem cell biology at MHH’s Department of Haemotology, Haemostaseology and Oncology. Since April 2006 he has been a W3 salary level professor and has headed up the Institute of Experimental Haematology at MHH. rebirth News 1.2013 | 7 Mitteilungen und Meldungen | News and updates FWJ soll bundesweit verankert werden Research Gap Year to be established nationwide Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Neujahrsansprache Chancellor Angela Merkel gives New Year´s address Zuversicht und Mut für 2013 Confidence and courage for 2013 Bundeskanzlerin Merkel bezieht sich in ihrer Neujahrsansprache auf REBIRTH Chancellor Merkel refers to REBIRTH in her New Year’s address Am 27. November 2012 besuchte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel die Medizinische Hochschule Hannover, um sich über die Erfolge der Exzellenzinitiative zu informieren. Welch bleibenden Eindruck dieser Besuch bei der Bundeskanzlerin hinterlassen hat, zeigte sich zur Jahreswende. In ihrer Neujahrsansprache nahm sie Bezug auf ihren Besuch. „Dazu möchte ich Ihnen von zwei kleinen medizinischen Wundern erzählen: Ich habe vor kurzem einen 10-jährigen Jungen kennengelernt, der fast taub zur Welt kam. Dann erhielt er ein hochmodernes Implantat. Heute kann er Musik hören und ohne Probleme die Schule besuchen“, erklärte Angela Merkel. „Ich bin auch einer jungen Frau begegnet, die seit drei Jahren mit einer mitwachsenden Herzklappenprothese lebt. Damit kann sie Sport machen und ein normales Leben führen. Das sind kleine medizinische Wunder. Sie sind der Erfolg unserer Forscher. Für den Jungen und die Frau bedeutet Forschung sein Hören und ihren Herzschlag. Es bedeutet Alltag und Lebensqualität. Für unser Land bedeutet Forschung Arbeitsplätze. Wenn wir etwas können, was andere nicht können, dann erhalten und schaffen wir Wohlstand.“ On 27 November 2012, German chancellor Dr Angela Merkel visited Hannover Medical School (MHH) to find out about the successes of the excellence initiative. The lasting impression this visit made on the chancellor became evident at the turn of the year, when she mentioned her visit in her New Year’s address to the nation. “I would like to tell you about two small medical miracles: I recently met a 10-year-old boy who was born almost deaf. Then he received a highly advanced implant. Today, he can listen to music and go to school without problems,” Merkel said. “I also met a young woman who has lived for three years with a replacement heart valve that is growing with her. It means she can play sports and lead a normal life. These are small medical miracles. They are marks of our researchers’ success. For this boy and this woman, research means hearing, or a heartbeat. It means daily life and quality of life. For our country, research means jobs. If we can do something that others cannot, we preserve and create prosperity.” Seit dem 1. September 2011 bietet die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) zusammen mit ihren Partnerinstitutionen das sehr erfolgreiche Pilotprojekt „Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr“ (FWJ) für Abiturientinnen und Abiturienten an. Möglich ist dies, da die MHH eigenständiger Träger für das Freiwillige Soziale Jahr ist, unter dessen Dach die FWJler tätig sind. Doch: Die Möglichkeit bereits vor dem Studium einen realistischen Einblick in die Wissenschaft zu erhalten, hat sich in den letzten eineinhalb Jahren als derart beliebt und zielführend herausgestellt, dass diese Chance den Abiturientinnen und Abiturienten bundesweit zur Verfügung stehen sollte. Dafür sprechen sowohl die positiven Reaktionen der Teilnehmer, als auch die der Politik. Der niedersächsische Landtag hat sich Anfang Dezember 2012 einstimmig für dieses Projekt ausgesprochen und will sich nun auf Bundesebene dafür einsetzen, das FWJ in den Jugendfreiwilligendiensten zu verankern. Damit sollen auch andere Hochschulen, die bisher keine Trägerschaft für das FSJ besitzen, in Zukunft ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr anbieten können. Since 1 September 2011, Hannover Medical School (MHH) has, in conjunction with its partner institutions, offered a Research Gap Year (FWJ) as a highly successful pilot scheme for upper secondary school-leavers. This is possible because MHH is an independent provider of the ‘Freiwillige Soziale Jahr’ (FSJ), a community-based gap programme under the auspices of which the FWJ participants volunteer. However, the opportunity to gain a realistic inside look at science careers before commencing studies has proved so popular and beneficial over the last one-and-a-half years that this chance should be available to upper secondary school-leavers throughout the country. This is supported both by the positive feedback from those taking part, and by regional government. In early December 2012, Lower Saxony’s State Parliament unanimously advocated this project and is now seeking at national level to get the Research Gap Year established as a voluntaryservice option for young people: in order that other higher-education institutions which are not yet recognized FSJ providers can in future offer a Research Gap Year. 8 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Die fünf IMP-FWJler mit ihren Betreuern The five IMP volunteers with their supervisors FWJ am Institut für Mehrphasenprozesse (IMP) der Leibniz Universität Hannover Research Gap Year at the Institute of Multiphase Processes (IMP) at Leibniz Universität Hannover Nicola Hofmann (JRG Cryobiology and Cell Preservation) Mit dem zweiten Jahr des erfolgreichen FWJ haben am Institut für Mehrphasenprozesse gleich fünf AbiturientInnen die Gelegenheit wahrgenommen, vor einem Studium aktiv Erfahrungen im Bereich Maschinenbau/Biomedizintechnik zu sammeln. Das IMP bietet den Freiwilligen die Möglichkeit, sowohl in diesen Fachgebieten, als auch z. B. in der Biologie verschiedene Projekte zu bearbeiten und dabei ganz unterschiedliche Tätigkeiten kennenzulernen. Mattis Wachendörfer gibt einen Überblick über die Aufgaben: „Wir sind in den Bereichen der Zellkultur, der Hämokompatibilität und des Tissue Engineerings beschäftigt und leisten gemeinsam Mithilfe an der Erforschung neuer Implantate. Unsere Projekte bestehen zum Beispiel darin, die Verbesserung der Kryokonservierung von Zellen mittels Addition von z.B. Antioxidantien zu untersuchen, den roten Farbstoff (Hämoglobin) aus den Erythrozyten zu entfernen und somit durchsichtige „Ghosts“ herzustellen, bei der Herstellung von elektrogesponnenen Gefäßpro- Mattis Wachendörfer während einer Exkursion zu „Otto Bock, Medizintechnik-Unternehmen mit Produkten in der Prothetik und Orthetik und Mobilitätslösungen Mattis Wachendörfer during an excursion to Otto Bock HealthCare, company for Prosthetics, Orthotics and Mobility Solutions thesen sowie der Entwicklung eines Testsystems zur Prüfung dieser Produkte zu helfen“. Merle Abbetmeier-Basse, Sebastian Hüper und Julia Panitz ergänzen: „Von September 2012 bis August 2013 erhalten wir Einblicke in Forschung, Studium und das alltägliche Leben von wissenschaftlichen Mitarbeitern in den Fachrichtungen des Machinenbaus, der Biomedizintechnik und der Biologie und versuchen so, uns für ein anschließendes Studium vorzubereiten und zu orientieren. Dafür haben wir zusätzlich die Möglichkeit, Vorlesungen zu besuchen und an Exkursionen teilzunehmen, um uns ein genaueres Bild eines wissenschaftlich geprägten Berufs zu machen“. Sogar ein Wechsel innerhalb des FWJs ist möglich gemacht worden, sodass am Institut für Mehrphasenprozesse auch noch nachträglich ein neues Projekt begonnen werden konnte. „Im Großen und Ganzen hat uns das FWJ schon sehr in unserer Entscheidung der Studienwahl geholfen und die Erwartungen, die wir bisher hatten, mindestens erfüllt“, sagt Jannis Woelke. rebirth News 1.2013 | 9 Panitz und Sebastian Hüper bei der Veranstaltung „Technik verbindet“ Julia Panitz and Sebastian Hüper at the event ‘Technik verbindet’ In the second year of the successful Research Gap Year (FWJ) scheme at the Institute of Multiphase Processes (IMP), a total of five upper secondaryschool leavers have taken the opportunity to actively gain experience in engineering / biomedical engineering before commencing their studies. The IMP provides the volunteers with the chance to work on various projects in both of these fields, as well as in biology, and to become familiar with many different activities. Mattis Wachendörfer gives an overview of the projects: „We are involved in the areas of cell culture, haemocompatibility and tissue engineering, and jointly make contributions to research into new implants. Our work includes examining whether cryopreservation of cells can be improved by addition of antioxidants, removing the red dye (haemoglobin) from erythrocytes and thus preparing transparent ‘ghosts’, and helping in the production of electrospun vascular grafts and the development of a test system to analyse these products.“ to attend lectures and go on excursions to give us a fuller, more accurate picture of what it’s like to work in science. Merle Abbetmeier-Basse, Sebastian Hüper and Julia Panitz add: „From September 2012 to August 2013, we will gain insight into the research, studies and daily life of academic staff in the fields of mechanical engineering, biomedical engineering and biology, and this will help us with career choices and to prepare for further studies. With this in mind, we also have the opportunity It has even been made possible for volunteers to switch to a new project at the IMP after having already started on the Research Gap Year scheme. „Overall, the FWJ has helped us in our decision about what subject to study, and so far our expectations have been at least met or even exceeded,“ Jannis Woelke says. Millionenförderung für MHH-Spitzenforscher Funding running into millions for leading MHH researcher Immunologe Professor Reinhold Förster erhält den „ERC Advanced Grant“ / Förderung von 2,5 Millionen Euro über fünf Jahre Hohe Auszeichnung für Spitzenforscher Professor Dr. Reinhold Förster von der Medizinischen Hochschule Hannover: Der Leiter des Institutes für Immunologie hat den „ERC Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrates (ERC) erhalten. Die damit verbundene fünfjährige Förderung beläuft sich auf insgesamt 2,5 Millionen Euro. Mit „ERC Advanced Grants“ werden herausragende und bereits etablierte Wissenschaftler gefördert. Mit der jetzt zusätzlich verfügbaren Forschungsförderung soll im Detail untersucht werden, wie es Zellen schaffen, aus den Lymphgefäßen in die Lymphknoten einzuwandern. Dieses Wissen wird helfen, sogenannte zelluläre Vakzinen zu verbessern, die derzeit als neue Behandlungsmethode von Krebserkrankungen untersucht werden. Ebenso ist es nun möglich, das Metastasierungsverhalten von Tumoren in die Lymphknoten gezielter zu untersuchen und gegebenenfalls auch zu unterbinden. Auch der wissenschaftliche Nachwuchs wird von dem Projekt profitieren. Bis zu sieben zusätzliche Doktoranden und promovierte Wissenschaftler sollen für das Projekt rekrutiert werden. Immunologist Professor Reinhold Förster receives the “ERC Advanced Grant” / Funding of 2.5 million euros over five years A prestigious grant for leading researcher Professor Reinhold Förster of Hannover Medical School (MHH): the head of the Institute of Immunology has received the European Research Council (ERC) Advanced Grant. The five-year funding that comes with it totals 2.5 million euros. ERC Advanced Grants are used to support outstanding and already established researchers. The now additionally available research funding is to be used to explore in depth how cells manage to migrate from the lymphatic vessels into the lymph nodes. This knowledge will help to improve cellular vaccines which are currently being investigated as a new method of treating cancer. Scientists are also now able to look at the metastasis behaviour of tumour cells in a more targeted manner and even possibly prevent it. Up-and-coming young researchers will also benefit from the project, with up to seven additional doctoral students and postdoctoral academics to be recruited onto it. 10 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates PET Eröffnung/PET opening: v. l. (from left): Andreas Tecklenburg, Lilli Geworski, Dieter Bitter-Suermann, Frank Bengel, Holger Baumann Klinik für Nuklearmedizin: Neue Funktionsbereiche für molekulare Bildgebung und Behandlung Department of Nuclear Medicine: new functional units for molecular imaging and treatment Camilla Krause (REBIRTH Business Management) Am 6. Februar 2013 eröffnete die Medizinische Hochschule Hannover das neue PET-Zentrum (Positronen-Emissions-Tomographie) und die renovierte Therapiestation der Klinik für Nuklearmedizin. Im PET-Zentrum steht ein Hochleistungs-PET/CT – das Modernste seiner Art in Niedersachsen – bereit. Auf 1100 Quadratmetern bietet das Zentrum komfortable Warte-, Vorbereitungs-, Untersuchungs- und Auswertungsräume. Es wurde so konzipiert, dass eine spätere Erweiterung auf bis zu drei Großgeräte möglich ist. Das Land Niedersachsen finanzierte den Umbau mit insgesamt 6,9 Millionen Euro. Allein 2,4 Millionen Euro kostete das PET/CT-Großgerät. „In REBIRTH entwickeln wir in unserem ebenfalls neu etablierten Kleintier-Bildgebungslabor in der Nuklearmedizin zunächst neue molekulare In-vivo Bildgebung am Kleintiermodell. Die Eröffnung des neuen klinischen PET-Zentrums ist aber dennoch auch für REBIRTH relevant, weil dort translationale Forschung gemacht werden kann“, sagt Professor Bengel, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin und Leiter der REBIRTH-Unit 8.2a „Radionuclide Molecular Imaging“. In Zu- sammenarbeit mit den Professoren Kai Wollert, REBIRTH-Unit 5.1a „Non-invasive Strategies for Myocardial Regeneration“, und Johann Bauersachs, REBIRTH-Area-Manager, entwickelt sein Team eine Technik zur PET-Bildgebung der Entzündungsreaktion nach akutem Myokardinfarkt am Mausmodell, die analog auch am Menschen einsetzbar ist, und durch die regenerative Ansätze nach Myokardinfarkt charakterisiert und verfeinert werden sollen. On 6 February 2013, Hannover Medical School (MHH) opened its new PET Centre (PET: positron emission tomography) and the renovated therapeutic ward in the Department of Nuclear Medicine. A high-performance PET/CT scanner – the most modern of its type in Lower Saxony – is available in the PET Centre. Over an area of 1,100 square metres, the centre offers comfortable rooms for waiting, preparation, examination and analysis. It was so designed as to allow subsequent expansion up to a maximum of three large-scale scanners. The state of Lower Saxony funded this modification work to the overall tune of 6.9 million euros. The large PET/CT scanner alone cost 2.4 million euros. “Within REBIRTH, it’s true that in our Small Animal Imaging Laboratory, which has also recently been set up, we are initially developing new molecular in vivo imaging in a small-animal model. However, the opening of the new clinical PET Centre is nevertheless also relevant for REBIRTH, because translational research can be carried out there,” says Professor Bengel, director of the Department of Nuclear Medicine and head of REBIRTH unit 8.2a on Radionuclide Molecular Imaging. In collaboration with professors Kai Wollert (REBIRTH unit 5.1a on Non-invasive Strategies for Myocardial Regeneration), and Johann Bauersachs (REBIRTH area manager), his team is developing a technique for PET imaging of the inflammatory response following acute myocardial infarction in a mouse model which, along the same lines, can also be used in humans and is to be characterized and refined by applying the regenerative approaches subsequent to myocardial infarction. rebirth News 1.2013 | 11 Mitteilungen und Meldungen | News and updates MHH: Zwei Kliniken – ein Team für Ihr Herz! MHH: two departments – one team for your heart’s sake! Pressestelle MHH Kardiologen und Herzchirurgen gründen gemeinsam einen Verein und veranstalten die 1. Hannover Herz Messe mit Patiententag vom 26. bis 28. April 2013. Die Richtlinien der europäischen Fachgesellschaften sind eindeutig: Kardiologen und Herzchirurgen müssen gemeinsam die beste Therapie für den jeweiligen Patienten anwenden. Bei Gefäßverengungen am Herzen könnte das also entweder ein Stent sein, den die Kardiologen setzen, oder ein Bypass, für den die Herzchirurgen verantwortlich wären. Auch bei zahlreichen anderen Herzerkrankungen halten beide Fachrichtungen Therapien bereit. So eindeutig die Richtlinien zur Behandlung sind, ist die Realität nicht immer: Studien haben gezeigt, dass viele Patienten nicht optimal versorgt werden. Als einziges Krankenhaus im Großraum Hannover kann die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) sowohl mit einer Kardiologischen als auch mit einer Herzchirurgischen Klinik aufwarten. „Wir können adäquat in beide Richtungen agieren und so für jeden Patienten individuell eine maßgeschneiderte Therapie anbieten“, betonte Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Und beide Kliniken haben ihre Zusammenarbeit noch weiter intensiviert. Die Klinik für Kardiologie und Angiologie sowie die Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantationsund Gefäßchirurgie haben einen gemeinsamen Verein gegründet, um Ärzte aber auch die Allgemeinheit noch stärker über Herzerkrankungen, die Therapieformen und Prävention informieren zu können. Die erste große Veranstaltung wird die 1. Hannover Herz Messe vom 26. bis 28. April 2013 im Hannover Congress Centrum sein, zu der 500 Ärzte und mindestens so viele Betroffene und Interessierte erwartet werden. „Die Zusammenarbeit beider Kliniken ist stets vorbildlich und immer mit dem Ziel der bestmöglichen Behandlung unserer Patienten. Zur Optimierung gemeinsamer Forschungsvorhaben und der Organisation der Herzmesse haben wir jetzt den Verein gegründet“, erklärte Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. Ein Höhepunkt der Messe wird der „Patiententag“ am Sonntag, den 28. April, sein. Patien- ten und Interessierte können unter anderem ihre Herzgesundheit testen, einen Zahncheck oder eine Pulswellenmessung machen lassen und an einem Reanimationstraining teilnehmen. In fünf Vorträgen informieren MHH-Spezialisten rund um das Thema Herz, von Rhythmusstörungen über Herzschwäche und ihre Behandlung bis zum geeigneten körperlichen Training. Anschließend stehen die Ärzte Rede und Antwort für alle Fragen. Das wissenschaftliche Programm dreht sich zum Beispiel um die Behandlung von Herzinsuffizienz und Aortenstenose, um regenerative studies have shown that many patients do not receive optimal care. Hannover Medical School (MHH) is the only hospital in Greater Hannover that can boast both a Department of Cardiology and a Department of Cardiac Surgery. “We can act appropriately in both directions, so to speak, and thus make a tailor-made therapy plan available to each individual patient,” stressed Professor Johann Bauersachs, Director of the Department of Cardiology and Angiology. And both departments have intensified their cooperation still further. The Department of Cardiology and Angiology and the Department of Cardiac, Thoracic, Transplantation and Vascular Surgery (HTTG) have formed a joint association aimed at raising awareness still further among both doctors and the public concerning heart conditions, forms of therapy and prevention. The first major event will be the inaugural Hannover Heart Fair from 26 to 28 April 2013 at Hannover Congress Centre (HCC), at which 500 physicians and at least the same number of affected and interested persons are expected. Therapien und innovative Verfahren, um Herztransplantation und die Zukunft der Herzmedizin. In der MHH-Kardiologie waren 2011 4161 Patienten stationär und über 8000 Patienten ambulant in Behandlung; in der Herzchirurgie wurden im selben Jahr 2668 Patienten stationär und 5467 Patienten ambulant versorgt. Cardiologists and heart surgeons form a joint association and organize the inaugural Hannover Heart Fair, with a ‘patients’ day’, from 26 to 28 April 2013. The guidelines of the European specialist societies are quite clear: cardiologists and heart surgeons must jointly provide the best therapy for a given patient. If the heart’s blood vessels narrow, this may entail a stent being placed by the cardiologist, or a bypass for which the heart surgeon would be responsible. For numerous other cardiac conditions, too, both disciplines offer therapies. Despite the unambiguity of the guidelines for treatment, the reality is sometimes different: “Cooperation between the two Departments has always been exemplary and aimed at providing the best possible treatment for our patients. We have now formed this association to optimize joint research projects and the organization of the Heart Fair,” said Professor Axel Haverich, director of the HTTG. One of the event’s highlights will be the ‘patients’ day’ on Sunday 28 April. Patients and anyone interested can, among other things, have a heart health assessment, undergo a dental check-up or a pulse wave analysis, and take part in reanimation training. MHH specialists will give five informative talks all about the heart – from heart rhythm disturbances and cardiac insufficiency and their treatment, to appropriate physical training. The physicians will then take questions from the audience. Among the focuses of the scientific programme are the treatment of cardiac insufficiency and aortic stenosis, regenerative therapy and innovative techniques, heart transplantation and the future of cardiac medicine. In 2011, MHH’s cardiology department treated 4,161 inpatients and over 8,000 outpatients, with the cardiac surgery department providing care to 2,668 inpatients and 5,467 outpatients. 12 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Lungensegmentierung mittels eines adaptiven Watershed-Algorithmus Lung segmentation using an adaptive watershed algorithm Mit Bildverarbeitung scheinbar unlösbare Probleme lösen Solving seemingly intractable problems – with image processing Camilla Krause (REBIRTH Business Management) Moderne Bildgebung wird in den biomedizinischen Wissenschaften immer wichtiger. Ob Röntgen-, Fluoreszenzmikroskopie- oder Videoaufnahmen, die Daten müssen anschließend interpretiert werden. Professor Dr. Bodo Rosenhahn, REBIRTH-Unit 8.3 „Computational Image Analysis“ am Institut für Informationsverarbeitung der Leibniz Universität Hannover, kann Wissenschaftlern dabei helfen. Denn er möchte dem Computer das Sehen beibringen – doch dazu benötigt er geeignetes Bildmaterial. „In der medizinischen Forschung fallen täglich riesige Datenmengen an. Sie bieten uns die Chance unsere Konzepte anzuwenden“, sagt der 38-Jährige. „Oft werten Wissenschaftler nur fünf bis zehn Bilder per Hand aus, um zu einem Ergebnis zu kommen. Mit einer automatisierten Suche könnten 50.000 Bilder oder mehr anhand fester Parameter objektiv auswertet werden.“ Eine so umfangreiche Auswertung könnte insbesondere dann sinnvoll sein, wenn Ergebnisse in die Klinik überführt werden sollen, und ein Bias aufgrund geringer Datenmengen verhindert werden soll. In den letzten Jahren hat Professor Rosenhahn bereits mit einigen REBIRTH-Wissenschaftlern kooperiert. So hat er zum Beispiel mit der Unit 10.2 „Biostabilization - Cellprotection and Cryobiology of 3D constructs“ Videos von Zellkulturen mit und ohne DSMO analysiert, die zunächst eingefroren und anschließend aufgetaut wurden. „Bei der Datenauswertung entdeckten wir, dass sich das Wasser in den Zellen wieder anreichern kann („sudden swelling“)“, sagt Pro- fessor Rosenhahn. „Ein durchaus unerwarteter Effekt.“ Für Professor Matthias Ochs untersuchte er metrische und topologische Maße zur Analyse von Lungenhistologien. „Man kann auf die Bilddaten von der Lunge ein virtuelles Netz auflegen und die Maschengröße heranziehen. So können wir feststellen, ob eine Lunge krankhaft ist oder nicht.“ Professor Rosenhahns Zugang aus den Ingenieurswissenschaften eröffnet den REBIRTH-Forschern neue Perspektiven. „Ich möchte den Forschern aus der Medizin helfen, mit unseren zur Verfügung stehenden Methoden und Werkzeugen scheinbar unlösbare Probleme zu lösen.“ Eine Zukunftsvision sieht der Informatiker in der Rekonstruktion passgenauer (individualisierter) Gewebestücke für Herzinfarktpatienten. So kann er sich vorstellen, dass es in Zukunft möglich ist, aus einzelnen Bilddaten von Patienten den Aufbau des Herzens zu rekonstruieren und zu simulieren. Anhand des Modells könnten dann Größe und Struktur des geschädigten Gewebes exakt ermittelt werden, um dieses in einem folgenden Schritt künstlich herstellen zu lassen. Modern imaging is becoming increasingly important in the biomedical sciences. Whether they are X-rays, fluorescence microscopy images or video recordings, the data must subsequently be interpreted. Professor Bodo Rosenhahn of REBIRTH unit 8.3 on Computational Image Analysis (based at the Leibniz University of Hannover’s Institute of Information Processing), can help scientists achieve this. His aim is to teach computers to see – for which he needs suitable visual material. “In medical research, vast quantities of data are generated daily. This gives us the chance to put our ideas into practice,” says the 38-year-old. “Often scientists analyse only five to ten images manually in order to arrive at a conclusion. With an automated search, 50,000 images or more can be objectively analysed on the basis of fixed parameters.” Such a comprehensive analysis could be especially beneficial if findings are to be translated to clinical practice, and bias caused by low quantities of data prevented. Professor Rosenhahn has collaborated with a number of REBIRTH scientists in recent years. For example, with unit 10.2 on Biostabilization – Cell Protection and Cryobiology of 3D Constructs, he evaluated videos of cell cultures with and without DSMO, which were first frozen and then thawed. “In analysing the data we discovered that a reaccumulation of water (indicated by a sudden swelling) may occur in the cells,” says Professor Rosenhahn. “A quite unexpected effect.” For Professor Matthias Ochs he has investigated metric and topological measures for analysing lung histologies. “You can place a virtual mesh over images of the lung and determine the mesh size. This way we can ascertain whether a lung is abnormal or not.” Professor Rosenhahn’s perspective from within the engineering sciences opens up new prospects for REBIRTH researchers. “With the methods and tools available to us, I would like to help researchers from the medical field solve seemingly intractable problems.” The computer scientist sees great potential in the reconstruction of custom-tailored (individualized) pieces of tissue for heart attack patients. For example, he can conceive of the possibility of reconstructing and simulating the structure of the heart from single images. The model could then be used to precisely determine the size and structure of the damaged tissue in order, in a subsequent step, to have this tissue artificially produced. rebirth News 1.2013 | 13 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Drei Fragen an Prof. Dr. Bodo Rosenhahn Three questions for Professor Bodo Rosenhahn Woher stammt Ihr Interesse an der medizinischen Forschung? Where does your interest in medical research come from? Biomedizinische Fragestellungen haben mich schon immer interessiert. Deshalb habe ich auch Informatik mit Nebenfach Medizin studiert. Der Studiengang ist darauf ausgerichtet anwendungsorientierte IT-Lösungen für die Medizin zu entwickeln. In dem Nebenfach habe ich Einblick in die Grundlagen der Medizin erhalten, die Begrifflichkeiten und typischen Fragestellungen erlernt - das erleichtert mir im Alltag die Kommunikation mit Medizinern und Biowissenschaftlern erheblich. Biomedical issues have always interested me. That’s why I minored in medicine while studying computer science. The course was designed with a view to developing application-focused IT solutions for medicine. My minor gave me insights into the fundamentals of medicine and familiarized me with the terminology and typical areas of research – that makes communication on a daily basis with physicians and life scientists considerably easier. Eigentlich wollen Sie dem Computer das Sehen beibringen. Was reizt Sie an dem Thema? Da Menschen sehen können, sollten Maschinen dies auch können. Das Problem wird aber stark unterschätzt: Bereits 1966 schrieb ein Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA ein entsprechendes Projekt für eine Facharbeit im Grundstudium aus; doch das maschinelle Sehen ist bis heute nicht gelöst. Denn dort wo Menschen verschiedene Farbtöne oder Formen wahrnehmen, sieht der Computer nur Zahlen. Damit der Computer wie der Mensch Gegenstände, Tiere oder Farben unterscheiden kann, müssen wir dem Computer erst beibringen, wie er diese Zahlen interpretieren muss. Dazu analysieren wir in meinem Team, anhand welcher Merkmale wir ein Objekt abstrahieren können und entwickeln entsprechende Algorithmen, die dem Computer helfen, diese Objekte wieder zu erkennen. Um die Merkmale zu definieren, verfolgen wir verschiedene Ansätze aus den Bereichen Computer Vision und Machine-Learning und finden mit medizinischen Bilddaten ein spannendes und gesellschaftsrelevantes Anwendungsgebiet. Sie kommen aus der Informatik, welche Aufgabe übernehmen Sie im Exzellenzcluster REBIRTH? Die medizinische Bildverarbeitung gibt mir die Chance meine Konzepte anzuwenden. Dabei interessieren mich besonders neue Fragestellungen, an denen ich meine Algorithmen ausprobieren und weiterentwickeln kann. Es würde mich freuen, wenn Forscher aus dem Cluster mit ihren Ideen, Daten und Problemen bei der Auswertung auf mich zu kommen würden, damit wir gemeinsam Lösungsansätze entwickeln können. You’ve said you’d like to teach computers to see. What’s the appeal of this for you? As people can see, machines should be able to do this too. However, the problem is greatly underestimated. As early as 1966 a professor at the Massachusetts Institute of Technology (MIT) in the USA assigned a project on this for a study as part of a foundation course; however, the problems of machine vision are unresolved to this day. This is because, where humans perceive different shades of colour or shapes, the computer sees only numbers. If a computer, like a person, is to be able to distinguish objects, animals or colours, we must first teach it how to interpret these numbers. To this end, in my team, we analyse which characteristics enable us to achieve abstraction of an object and develop algorithms that help the computer to recognize a given object. In defining these features, we pursue various approaches from the fields of computer vision and machine learning, and find that medical image data provide an exciting and socially relevant field of application. You have a background in computer science; what role do you play in the REBIRTH Cluster of Excellence? Medical image processing gives me the chance to try out my conceptual notions. I have a particular interest in new research questions as I can use these to try out and refine my algorithms. I would be delighted if researchers from the Cluster came to me with their ideas, data and problems relating to analysis, so that we can develop solutions together. Annual General Meeting of the Society for Low Temperature Biology (SLTB) 2013 Annual General Meeting of the Society for Low Temperature Biology (SLTB) 2013 In diesem Jahr wird Anfang Oktober erneut die Jahrestagung der Society for Low Temperature Biology in Hannover stattfinden (Organisation: Institut für Mehrphasenprozesse, LUH). Die Society for Low Temperature Biology unterstützt die Forschung zu Effekten von niedrigen Temperaturen auf alle Arten von Organismen und die der Struktur zugrunde liegenden Zellen, Gewebe und Organe. Die Untersuchungen berühren verschiedenste Wissenschaftsfelder von der Biologie über die Medizin bis zu den Ingenieurswissenschaften. Die Gesellschaft veranstaltet jährlich mindestens eine Hauptversammlung, die ein wissenschaftliches Symposium mit einem Themenschwerpunkt und Vorträgen zu den verschiedenen Aspekten der Tieftemperaturbiologie beinhaltet. Das Programm für die diesjährige Jahrestagung wird in Kürze bekannt gegeben. The Society for Low Temperature Biology (SLTB) promotes research into the effects of low temperatures on all types of organisms and their constituent cells, tissues and organs. Such studies have applications in a diverse variety of scientific fields from biology and medicine to engineering. The Society holds at least one main meeting each year. The programme includes both a symposium on a topical subject and a session of free communications on any aspect of low-temperature biology (to be announced soon). Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.sltb.info Der nächste Newsletter erscheint Ende Juni 2013. The next newsletter will be issued at the end of june 2013. 14 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates REBIRTH international - Technische Unterstützung einer REBIRTH Gruppe durch „Womanpower“ aus der EU zur Weiterentwicklung Stammzellbasierter Ansätze zur Herzregeneration. REBIRTH goes international – technical support from the EU for a REBIRTH group with ‘woman power’ for the further development of stem cell-based approaches to cardiac regeneration. Robert Zweigerdt (RG iPS Upscaling and Banking) Diana Roblez-Diaz aus Madrid hat bereits spannende Erfahrungen in ihrem Berufsleben als technische Assistentin gesammelt, beispielsweise bei tierexperimentellen und molekularbiologischen Arbeiten am „Institute of Neuroscience“ of Castilla y León, University of Salamanca, Salamanca. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen hat sie sich gezielt entwickelt. Erst folgte ein Studienaufenthalt in Canada, um sich sprachlich internationale Chancen zu erarbeiten. Dann hat sie sich bei der EU umgetan und erfolgreich ein „Leonardo Da Vinci“ Stipendium eingeworben, das Ihr die Möglichkeit bietet sich europaweit für vier Monate einen „Trainingsplatz“ ihrer Wahl zu suchen. Bei der REBIRTH-Gruppe Zweigerdt am LEBAO wurde sie fündig. Seit November 2012 hilft man sich gegenseitig. Beim aktuellen Forschungsschwerpunkt der Anfertigen von Gewebeschnitten am Microtome. Generating tissue sections at the microtome. Gruppe geht es darum, die inzwischen mit hoher Effizienz aus humanen pluripotenten Stammzellen differenzierten Herzmuskelzellen im Großtiermodell ins Schweineherz zu transplantieren. In Zusammenarbeit der AG Zweigerdt mit den „Gewebemachern“ der REBIRTH-Gruppe Gruh, der AG Zimmermann in Göttingen, sowie den Herz-Thorax Chirurgen der AG Haverich, werden inzwischen erste humane Gewebe in immunsupprimierte Schweine transplantiert. Derzeit wird dabei das Überleben der humanen Zellen und Gewebe in diesem Xenomodell etabliert, ein entscheidender Meilenstein zur präklinischen Entwicklung der geplanten Stammzelltherapien. Hier kommt Diana wie gerufen: beim Anfertigen von Gewebeschnitten und der folgenden Immunhistologie hat sie bereits höchste Standards etabliert. Gleichzeitig profitiert sie beim Erlernen der von der AG Zweigerdt entwickelten Techniken zur Massenkultivierung und myokardialen Differenzierung humaner iPSC-Zellen im Bioreaktor; eine „Win-Win Situation“, die möglicherweise in ein Anstellungsverhältnis zur dauerhaften Unterstützung der AG münden wird. Ein Hoch auf die Europäische Gemeinschaft! Diana Roblez-Diaz from Madrid has already gained exciting experience in her professional life as a technician, as for example with animal experimental and molecular biological studies at the Institute of Neuroscience of Castilla y León, University of Salamanca, Salamanca. On the search for new challenges, her specific goal was professional development. First came a period of study in Canada to better her international chances by improving her language skills. Secondly, she sought opportunities with the EU and successfully obtained a Leonardo Da Vinci grant enabling her to look for a ‘training place’ of her choice anywhere in Europe for four months. She found what she was looking for at the Robert Zweigerdt-led REBIRTH unit at LEBAO. Since November 2012, she and the group have been helping each other out. The team’s current research priority concerns transplanting cardiac muscle cells – which have now been differentiated with great efficiency from human pluripotent stem cells – into pig hearts in a large-animal model. In collaborative work between the Zweigerdt group, the ‘tissue-makers’ of the REBIRTH unit headed by Ina Gruh, the team led by Wolfram-Hubertus Zimmermann in Göttingen, and the cardiothoracic surgeons of Axel Haverich’s group, the first human tissue is now being transplanted into immunosuppressed pigs. Researchers are currently working on achieving survival of human cells and tissue in this xenomodel, a crucial milestone in the preclinical development of the planned stem cell therapies. Diana’s arrival is right on cue: she has already developed the highest standards in the preparation of tissue sections and subsequent immunohistology. At the same time, she is benefiting from learning the techniques developed by the Zweigerdt group involving mass cultivation and myocardial differentiation of human iPS cells in the bioreactor; a win-win situation that may lead to her being offered employment and thus giving lasting support to this unit. So here’s to the European Community! rebirth News 1.2013 | 15 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Zum 5. Mal Abschlussprüfungen im PhD Programm Regenerative Sciences Von links nach rechts/ from left to right: Maryam Akhoondi, Reto Eggenschwiler, Julia Dahlmann, Angelica Roa Lara, Martin Pacher, Michaela Mai, Christiane Gras, Sabrina Schmeckebier Fifth cohort of students graduate from the Ph.D. programme in Regenerative Sciences Daniela Pelz (Coordinator PhD Program Regenerative Sciences) Am 18. Januar fanden die 5. Abschlussprüfungen des PhD Programms Regenerative Sciences statt. Acht Doktoranden verteidigten erfolgreich ihre Dissertation und erhöhten die Gesamtzahl der Absolventen auf 30. Es war die bislang größte Abschlussfeier. Alle Mitglieder des ersten Jahrgangs, der im Oktober 2007 gestartet war, sind nun Alumni. Vierzehn der ursprünglich 17 Mitglieder haben das Programm erfolgreich abgeschlossen. Im Schnitt dauerte die Promotion 3,8 Jahre, fast zwei Drittel der Studenten schlossen ihre Dissertation innerhalb von 3,5 Jahren ab. Die Dissertationen beschäftigten sich mit verschiedenen Aspekten der Regeneration von Herz, Lunge und Leber. Die Hälfte der Projekte beinhaltete Arbeiten mit ESCs oder iPSCs, was die Bedeutung dieser Zellen für die Regeneration widerspiegelt. Eine Arbeit befasste sich sogar mit dem neueren Ansatz der Transdifferenzierung, bei der ein pluripotentes Stadium der Zellen umgangen wird. Ein weiteres Thema war die Kryokonservierung von Zellen, ein Prozess, der für zukünftige „off-the-shelf“ Verfügbarkeit von Zellen wichtig ist. Eine andere Arbeit untersuchte die Rolle bestimmter Signalproteine bei unerwünschten Immunreaktionen wie der Abstoßung von Transplantaten oder Autoimmunität. Die Forschungsgebiete der Absolventen sind repräsentativ für verschiedene Aspekte der Regeneration sowie der Herangehensweisen an diese. Wir wünschen den neuen PostDocs alles Gute für ihre weitere Laufbahn! P.S.: Derzeit läuft die Bewerbungsfrist für das PhD Programm. Bewerbungsschluss ist der 1. April 2013. On 18 January, the final exams of the Ph.D. programme in Regenerative Sciences took place for the fifth time. Eight Ph.D. students successfully graduated, bringing the total number of graduates so far to 30. It was the largest graduation ceremony held to date. All members of the first class that started in October 2007 have now become alumni. Fourteen out of originally 17 members have successfully completed the programme. On average it took 3.8 years, with almost two-thirds of the students having finished their thesis within 3.5 years. The theses covered different aspects of the regeneration of the heart, lungs and liver. Half of the projects involved either ESCs or iPSCs, indicating the importance of these cells for regeneration. One thesis even dealt with the rather new approach of transdifferentiation circumventing a pluripotent cell stage altogether. Another topic was the cryopreservation of cells, a process which is important for future ‘off-the-shelf-availability’ of cells. Additionally, one thesis dealt with the role of certain signalling proteins in unwanted immune responses such as transplant rejection or autoimmunity. The graduates’ research topics thus nicely represent different aspects of and approaches to regeneration. We wish the new post-docs all the best for their future career! P.S: We are currently seeking applications to the Ph.D. programme. The application deadline is 1 April 2013. 16 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Science Talk – Ulrich Martin, Warren Sherman, John P. Cooke, Gustav Steinhoff EACTS-Meeting „Kardiale und pulmonale Regeneration”: REBIRTH war dabei EACTS Meeting on Cardiac and Pulmonary Regeneration: not without REBIRTH Rechts: Sylvia Merkert in der Session „Regenerative kardiovaskuläre Medizin Update und zukünftige Entwicklung“. Right: Sylvia Merkert giving a presentation during the session „Regenerative Cardiovascular Medicine update and future development”. Randi Diestel, Ulrich Martin (LEBAO; Department of Cardiothoracic, Transplantation and Vascular Surgery; MHH) Eine hohe fachliche Qualität der Vorträge, eine hervorragend besetzte Veranstaltung, ein fantastischer Veranstaltungsort und eine sehr gute Organisation; so lässt sich das dritte Meeting „Kardiale und pulmonale Regeneration” der „European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS)“ kurz zusammenfassen, das vom 13. bis zum 15. Dezember 2012 in der BerlinBrandenburgischen Akademie für Wissenschaften im Herzen Berlins stattfand. Da war REBIRTH natürlich dabei, als einer der Sponsoren und mit zahlreich angereisten Wissenschaftlern. Zusätzlich konnten viele führende Wissenschaftler aus Europa und den USA für dieses Meeting gewonnen werden, unter anderem John P. Cooke, Joseph Gold und Sean M. Wu von der Stanford University (Kalifornien, USA), Anne Karina T. Perl vom Cincinnati Children‘s Hospital Medical Center (Ohio, USA), Warren Sherman vom Columbia University Medical Center (New York, USA), Li Qian von der University of California (San Francisco, USA), Robert David von der Universität Rostock, Thomas Braun vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim und Wolfram-Hubertus Zimmermann von der Universitätsmedizin Göttingen. In der Berlin-Brandenburgischen Akademie, ursprünglich für die Preußische Staatsbank gebaut, ist das Flair des frühen 20. Jahrhunderts noch gut spürbar. Mit Blick auf den Gendarmen- markt hörten die 80 Teilnehmer in diesem besonderen Ambiente in neun Sessions zahlreiche beeindruckende Vorträge zum neusten Stand der Forschung auf dem Gebiet der kardialen und pulmonalen Regeneration. Hierbei wurden Keynote-Präsentationen mit ausgewählten Vorträgen junger Nachwuchswissenschaftler gemischt. Den Einstieg gestalteten der Kongresspräsident Gustav Steinhoff (Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie, Rostock) und Mitorganisator Ulrich Martin (REBIRTH; LEBAO) im Rahmen eines Science Talks „Klinische Perspektiven der kardiovaskulären Regeneration“, welcher in der einzigartigen Atmosphäre des historischen Rudolf-Virchow-Hörsaales der Charité stattfand. Zusammen mit ihren internationalen Kollegen John P. Cooke und Warren Sherman zeigten sie auf, welche interessanten Fortschritte es in den letzten Jahren auf dem Gebiet der kardiovaskulären Stammzellforschung gegeben hat, machten aber auch bewusst, dass nach 15 Jahren intensiver Forschungsarbeiten noch immer viele Fragestellungen ungelöst bzw. neue Hürden aufgetaucht sind. In den anderen Sessions wurden ebenfalls spannende Daten präsentiert, unter anderem von Sean M. Wu, einem führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der kardiovaskulären Zelldifferenzierung, dessen Vortrag vor allem für die Grundlagenforschung von Interesse war. Robert David erörterte grundlegende Fragestellungen der frühen Herzmuskelentwicklung am Tiermodell. Zur derzeit insbesondere im Hinblick auf die geringe Effizienz kontrovers beurteilten Reprogrammierung von Fibroblasten in Kardiomyzyten, zeigte Li Qian ihre neusten Ergebnisse, die anschließend besonders rege diskutiert wurden. George Kensah und Robert Zweigerdt (beide REBIRTH; LEBAO) präsentierten zusätzlich ihre Forschungsarbeiten zur kardiovaskulären Regeneration bzw. zur kardialen Differenzierung und zu Upscaling-Technologien. In der Session „Regeneration der Lunge“ startete Anne Karina T. Perl mit ihrer Präsentation zu pulmonalen Fibroblasten und zur Lungenregeneration. In dieser Session trug auch die REBIRTHWissenschaftlerin Christina Mauritz Daten zur pulmonalen Differenzierung von Stammzellen vor. Eine weitere Wissenschaftlerin aus REBIRTH, die Doktorandin Sylvia Merkert, zeigte Daten zur Generierung und genetischen Veränderung von patientenspezifischen induzierten pluripotenten Stammzellen. Zur klinischen Umsetzung präsentierte Joseph Gold neue Ergebnisse zur Verwendung von embryonalen Stammzellen in der humanen kardialen Zelltherapie, und auch Warren Sherman nahm zur klinischen Anwendungen Stellung. Das gemeinsame festliche Essen in der Galerie Lafayette des Weihnachtsmarkts auf dem rebirth News 1.2013 | 17 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Save the Date 9 April 2013, MHH the special atmosphere of this venue overlooking the ‘Gendarmenmarkt’ square. Keynote presentations were mixed with best selected abstracts from young scientists. In a science talk entitled ‘Clinical Prospects of Cardiovascular Regeneration’, which took place in the unique ambience of the historic Rudolf Virchow Lecture Hall (Charité, Berlin), the convention’s president Gustav Steinhoff (Department of Cardiac Surgery, University of Rostock, Germany) and co-organizer Ulrich Martin (REBIRTH, LEBAO) opened the meeting together with their international colleagues John P. Cooke and Warren Sherman . They highlighted interesting progress made in cardiovascular stem cell research in recent years, while also stating that new obstacles had appeared and some questions still remain unanswered, even after 15 years of intensive research. Gendarmenmarkt am Abend des zweiten Tages spiegelte die besondere Atmosphäre der Veranstaltung wider. Die insgesamt zwölf Vorträge und Poster von REBIRTH-Wissenschaftlern zeigen die rege Teilnahme an dieser sehr lebhaften Veranstaltung, bei der nach den Vorträgen, während der Poster-Sessions und selbst in den Pausen viel diskutiert wurde und neue Ideen zur Grundlagenforschung und zur klinischen Anwendung von Stammzell- und Gentherapien ausgetauscht wurden. High-quality presentations, an outstanding lineup, a fantastic location, and an extraordinary organization; this sums up the 3rd meeting on ‘Cardiac and Pulmonary Regeneration’ of the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS), which took place at the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities in the heart of Berlin on 13-15 December 2012. Naturally, this could not have happened without REBIRTH being one of the sponsors and sending a large number of participating scientists. Many leading scientists from Europe and the USA were also present at this meeting, including John P. Cooke, Joseph Gold, and Sean M. Wu from Stanford University (California, USA), Anne Karina T. Perl from the Cincinnati Children‘s Hospital Medical Center (Ohio, USA), Warren Sherman from the Columbia University Medical Center (New York, USA), Li Qian from the University of California (San Francisco, USA), Robert David from the University of Rostock (Germany), Thomas Braun from the Max Planck Institute for Heart and Lung Research (Bad Nauheim, Germany) and WolframHubertus Zimmermann from the University Medical Center Göttingen (Germany). There is very much an early-20th-century feel to the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities, originally built for the Prussian State Bank in 1902/03. Numerous impressive presentations about the current state of cardiac and pulmonary regeneration research, organized in nine sessions, were enjoyed by the 80 participants in Markus Elsner, Redakteur von Nature Biotechnology besucht REBIRTH. Er wird im Rahmen einer Special Lecture über Voraussetzungen und organisatorische Aspekte der Publikation in Magazinen der NatureGruppe berichten. Markus Elsner, editor of Nature Biotechnology, is to visit REBIRTH. In a special lecture, he will report on requirements for, and organizational aspects of, publication in Nature Publishing Group magazines. differentiation of human pluripotent stem cells into respiratory epithelial cells. At another session, Ph.D. student Sylvia Merkert, also of REBIRTH, spoke on the generation and genetic engineering of patient-derived pluripotent stem cells. Concerning clinical translation, Joseph Gold presented his latest findings on the application of embryonic stem cells in human cardiac cell therapy. Additionally, Warren Sherman discussed standards required for clinical translation. Exciting data were also shared in the other sessions, including those of Sean M. Wu, a leading scientist in cardiovascular cell differentiation. His presentation was of interest especially for basic research. Robert David discussed fundamental questions of early heart muscle development in an animal model. Li Qian showed her recent findings concerning the reprogramming of fibroblasts into cardiomyocytes, which is currently a controversial issue, especially with regard to the low efficiency of the method. Her presentation was followed by a very lively discussion. George Kensah and Robert Zweigerdt (both REBIRTH; LEBAO) also presented their research carried out on cardiovascular regeneration and cardiac differentiation/upscaling technologies, respectively. On the second evening of the meeting, a festive dinner was organized at the Galerie Lafayette store close to one of Berlin’s most beautiful Christmas markets in the Gendarmenmarkt square. This occasion reflected the special spirit in which the entire meeting was held. Altogether, twelve presentations (including posters) were given by REBIRTH scientists. This demonstrated the Cluster’s active participation at this stimulating meeting, at which interactive discussion and exchange of new ideas on basic research and clinical translation for stem cell and gene therapy took place during presentations, poster sessions, and even during the breaks. The session on ‘Lung Regeneration’ was opened by Anne Karina T. Perl presenting data on lung fibroblasts and regeneration. During this session, the REBIRTH scientist Dr Christina Mauritz also gave a presentation about pulmonary Kompetenznetzwerk Stammzellforschung: 7th International Meeting Stem Cell Network North Rhine Westphalia: 7th International Meeting Save the Date REBIRTH 2 kick-off 22. April 2013, 15:00 Uhr bis 17:30 Uhr (anschl. Get together), MHH In dieser Veranstaltung werden die REBIRTH Areas mit den dazugehörenden Arbeitsgruppen vorgestellt und Informationen zu den neuen sowie bestehenden Themenfeldern gegeben. Jede Arbeitsgruppe wird sich zudem mit einem Poster präsentieren. Das 7th International Meeting findet vom 23. – 24. April 2013 in Köln statt. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.kongress.stammzellen.nrw.de/ 22 April 2013, 3.00 to 5.30 p.m. (followed by get-together), MHH The 7th International Meeting is to be held in Cologne on 23-24 April 2013. Stem Cell Network North Rhine Westphalia: 7th International Meeting To find out more, visit http://www.kongress.stammzellen.nrw.de/ http://www.kongress.stammzellen.nrw.de/ At this event, the REBIRTH Areas and their respective units will be introduced and information on both and existing topics provided. Each unit will also present itself with a poster. The 7th International Meeting is to be held in Cologne on 23-24 April 2013. To find out more, visit 18 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Detaillierte Einblicke in die Zellen „wiedergeborener“ Gewebe: Die Elektronenmikroskopie der MHH bietet moderne Präparations- und Analysemethodik A detailed inside look at the cells of ‘reborn’ tissue: Electron microscopy at MHH offers modern methods of analysis and sample preparation Jan Hegermann (RG Quantitative Microscopy in Regeneration, Institute for Functional and Applied Anatomy, MHH) Die regelmäßige Kontraktion eines Stückchen Myocards, das Flimmern eines Atemwegepithels, Aggregation von Blutplättchen – dies sind direkt sichtbare Erfolge in der Remodellierung von funktionalen Zellen oder Geweben aus Stammzellen. Doch was spielt sich auf subzellulärer Ebene ab? Lichtmikroskopische Analysen geben über Größe, Anordnung und grobe Zellform Aufschluss. Doch wie sind Zellorganellen angeordnet? Wie das Zytoskelett? Sind Zellen Cilien auf Flimmerepithel Kontakt zwischen Herzmuskelzellen ElektronenElektronen-Tomographie: Lipidlamellen in Lamellar Body, TypTyp-IIIIAlveolarzelle gesund oder auf dem Weg zur Apoptose? Sind extrazelluläre Bestandteile in der Kultur? Oder gibt es vielleicht völlig unerwartete Strukturen im System? Solche und ähnliche Fragestellungen führen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der MHH zur Elektronenmikroskopie (EM). In der EM können Proben auf unterschiedlichste Weise präpariert und abgebildet werden. Für jede Fragestellung steht eine passende Technik zur Verfügung: milde chemische Stabilisierung ermöglicht beispielsweise das Plastinieren unter Anwendung von effektiven Kontrastmitteln. Ultradünnschnitte im Nanometer-Bereich von so hergestellten Präparaten geben Einblick ins Zellinnere: Details bis hinunter zur Größe einzelner Ribosomen können abgebildet und nach Bedarf quantifiziert werden. Moderne Kryo-Verfahren ermöglichen das Schock-Gefrieren von Material in Millisekunden und somit das Festhalten von dynamischen zellulären Prozessen. Durch Elektronentomographie können einzelne Zellorganellen dreidimensional dargestellt und modelliert werden. Rasterelektronenmikroskopie ermöglicht hoch auflösende Ansichten von Probenoberflächen. Allen Methoden gleich ist das Sichtbarmachen sämtlicher vorhandener Strukturen: Die Präparation stellt den gesamten zellulären Kontext dar und bewahrt damit den „offenen Blick“ auf die Feinstruktur. Somit werden auch immer wieder unerwartete Zufallsbefunde gestellt, woraus sich neue Fragestellungen entwickeln können. Die Elektronenmikroskopie verschafft also nicht nur reine Befundung von zuvor vermuteten Zuständen, sondern erweitert allgemein die Sicht auf das verwendete System. Nutzer der EM brauchen hier nichts weiter mitzubringen als ihre konkrete Fragestellung, und – nach dem gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erstellten Entwurf einer experimentellen Strategie – natürlich ihre Proben. Ein erfahrenes Team aus Medizinern und Biologen bietet je nach Bedarf Beratung und Unterstützung bis hin zur kompletten Durchführung der erforderlichen Analysen. The regular contraction of a small piece of the myocardium, the fibrillation of airway epithelium, Elektronenmikroskopie von Atemwegsepithel (links) und Herzmuskelzellen (rechts), mit den jeweils beschriebenen Details in höherer Vergrößerung (oben: Flimmerhärchen, Mitte: Kontaktstelle zwischen Herzmuskelzellen). Unten: Elektronentomographischer 3D-Datensatz aus einem Bereich einer Typ-II-Alveolarzelle mit einem Surfactant-beinhaltenden Lamellenkörperchen. In rot dargestellt ist das resultierende 3D-Modell der gestapelten Lipidlamellen aus dem Lamellenkörperchen. Electron Microscopy of respiratory epithelium (left) and heart-muscle (right), with insets showing the depicted details in higher magnification (top: cilia, middle: cell-cell-contact between cardiomyocytes). Below: 3D-dataset from Electron Tomography, showing a region in a type-II-alveolar cell with a surfactant containing lamellar body. The model (red) shows a 3D-model of stacked lipid lamella in the lamellar body. rebirth News 1.2013 | 19 Mitteilungen und Meldungen | News and updates the aggregation of blood platelets – these are directly visible successes in the remodelling of functional cells or tissues derived from stem cells. But what is going on at a subcellular level? Light-microscopic analysis provides information about the size, arrangement and overall shape of cells. But how are cell organelles arranged? And the cytoskeleton? Are cells healthy, or on the way to apoptosis? Are there extracellular components in the culture? Or are there perhaps completely unexpected structures in the system? Questions like these lead scientists at Hannover Medical School (MHH) to use electron microscopy (EM). EM enables samples to be prepared and imaged in a wide variety of ways. The right technique is available to tackle every question that arises: for instance, mild chemical stabilization makes plastination possible where effective contrast agents are applied. Ultra-thin slices (on the nanometre scale) of specimens thus prepared afford a view of the cell’s interior: details down to the size of individual ribosomes can be visualized in this way and quantified as required. Modern cryotechniques allow shock-freezing of material in milliseconds and hence the capture of dynamic cellular processes. Through electron tomography, individual cell organelles can be displayed in three dimensions and modelled. Scanning electron microscopy yields high-resolution views of sample surfaces. What all these methods have in common is that they make all existing structures visible: specimen preparation shows the full cellular context and thus ensures the fine structure is revealed. Unexpected incidental findings are thus routinely obtained, which can lead to new objectives being formulated. Electron microscopy therefore provides not only purely diagnostic evaluation of previously suspected conditions, but broadens the perspective on the system used. Users of EM need come armed only with their specific question or problem, and of course – after a draft experimental strategy has been devised in conjunction with our staff – their samples. An experienced team of medical professionals and biologists will, if so desired, provide guidance and support that extends to carrying out the required analyses in full. Ansprechpartner /Contact persons: Prof. Dr. Matthias Ochs (ochs.matthias@mh-hannover.de; Tel. 0511-532-6741), Dr. Jan Hegermann (hegerman.jan@mh-hannover.de; Tel. 0511-532-2866) Weitere Informationen/Further information (in German only): http://www.mh-hannover.de/clem.html Ausgewählte Publikationen/Selected publications: Keratinocyte growth factor and dexamethasone plus elevated cAMP levels synergistically support pluripotent stem cell differentiation into alveolar epithelial type II cells. Schmeckebier S, Mauritz C, Katsirntaki K, Sgodda M, Puppe V, Duerr J, Schubert SC, Schmiedl A, Lin Q, Palecek J, Draeger G, Ochs M, Zenke M, Cantz T, Mall MA, Martin U. Tissue Eng Part A. 2013 Jan 15 Murine and human pluripotent stem cell-derived cardiac bodies form contractile myocardial tissue in vitro. Kensah G, Roa Lara A, Dahlmann J, Zweigerdt R, Schwanke K, Hegermann J, Skvorc D, Gawol A, Azizian A, Wagner S, Maier LS, Krause A, Dräger G, Ochs M, Haverich A, Gruh I, Martin U. Eur Heart J. 2012 Oct 26 Does augmentation with alpha-1-antitrypsin affect neutrophil extracellular traps formation? Frenzel E, Korenbaum E, Hegermann J, Ochs M, Koepke J, Koczulla AR, Welte T, Köhnlein T, Janciauskiene S. Int J Biol Sci. 2012;8(7):1023-5 Differential regulation of node formation, nodal ciliogenesis and cilia positioning by Noto and Foxj1. Alten L, Schuster-Gossler K, Beckers A, Groos S, Ulmer B, Hegermann J, Ochs M, Gossler A. Development. 2012 Apr;139(7):1276-84 von links/from left: Dr. Nico Lachmann, Professor Dr. Thomas Moritz, Dr. Christine Happle und Professorin Dr. Gesine Hansen Hohe Auszeichnung für REBIRTH-Forscher Prestigious award for REBIRTH researchers Camilla Krause (REBIRTH Business Management), Eva Luise und Horst Köhler Stiftung für seltene Erkrankungen Eva Luise Köhler Forschungspreis geht an vier MHH-Forscher für neuartige Gentherapie / 50.000 Euro für neues Therapieverfahren bei Kindern mit seltenen Lungenerkrankungen Am Tag der Seltenen Erkrankungen 2013 hat Eva Luise Köhler den nach ihr benannten und mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreis für Seltene Erkrankungen verliehen. Der Preis geht an ein vierköpfiges Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter der Leitung von Professorin Dr. Gesine Hansen und Professor Dr. Thomas Moritz für die Entwicklung eines innovativen Ansatzes einer gentherapeutischen Behandlung der pulmonalen Alveolarproteinose. Eine 16-köpfige Jury wählte das Projekt unter insgesamt 32 Projekten aus. Was ist die pulmonale Alveolarproteinose? Die erbliche pulmonale Alveolarproteinose (PAP) ist eine seltene Lungenerkrankung, bei der sich in den Lungenbläschen, die normalerweise Luft enthalten, fett- und eiweißreiches Material sammelt. Viele Betroffene ersticken bereits im Kindesalter. Bisher gibt es keine heilende oder lang wirksame Therapie. Die derzeit einzige Behandlungsmöglichkeit ist eine Spülung der Lunge, die etwa alle vier Wochen unter Vollnarkose durchgeführt werden muss. Die Behandlung dauert lange und ist risikoreich. Die Kinder entwickeln sich schlecht, leiden ständig an Atemwegsinfektionen und sterben zumeist früh. Eine Knochenmarkstransplantation, bei der die defekten Zellen durch gesunde Vorläuferzellen ersetzt werden, kann nicht angewendet werden, weil der kritische Gesundheitszustand der betroffenen Kinder die dafür notwendige, vorbereitende Bestrahlung oder Chemotherapie nicht zulässt. Welchen Therapieansatz entwickelt das Forscherteam? Das interdisziplinäre Forscherteam besteht aus Professorin Hansen, Professor Moritz, Dr. Christine Happle und Dr. Nico Lachmann. Gemeinsam entwickelten sie eine neuartige Methode einer Gentherapie, bei der die gesunde Kopie des Gens in reife Immunzellen eingeführt wird und nicht in Blut-Stammzellen. Diese korrigierten Zellen möchten die Forscher dann nicht in das Knochenmark der Patienten verpflanzen, sondern direkt in die Lunge der Patienten geben. Im Mausmodell konnten sie zeigen, dass diese 20 | rebirth News 1.2013 ASH Outstanding Abstract Achievement Award 2012 Dr. med. Jan-Henning Klusmann, MHHKlinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie und Forscher des Exzellenzclusters REBIRTH, wurde im Dezember 2012 in Atlanta, Georgia, USA, von der American Society of Hematology mit dem ASH Outstanding Abstract Achievement Award in Höhe von 2.000 US-Dollar ausgezeichnet. Gewürdigt wurde die Arbeit „Hematopoiesis – Regulation of Gene Transcription, Myelopoiesis, Stem Cells and RNA Regulatory Mechanisms“. In December 2012, Dr Jan-Henning Klusmann of Hannover Medical School’s (MHH) Department of Paediatric Haematology and Oncology, and researcher in the REBIRTH Cluster of Excellence, was presented by the American Society of Hematology (ASH) with the ASH Outstanding Abstract Achievement Award, worth 2,000 US dollars. His commended paper was called ‘Hematopoiesis – Regulation of Gene Transcription, Myelopoiesis, Stem Cells and RNA Regulatory Mechanisms‘. l weiter von Seite 19 Methode ohne wesentliche Nebenwirkungen zu einer deutlichen und lang anhaltenden Verbesserung der Alveolarproteinose führt. Die neue Methode könnte zu einem Paradigmenwechsel in der Gentherapie kongenitaler Erkrankungen beitragen. Dieser innovative Ansatz, körpereigene differenzierte und genetisch korrigierte Zellen direkt in die Lunge zu transplantieren, könnte das Risiko durch eine Gentherapie an einer Leukämie zu erkranken deutlich senken und die mit hohem Infektionsrisiko behaftete Chemotherapie überflüssig machen, meint das Forscherteam. Nach der erfolgreichen Anwendung in einem humanisierten Mausmodell für diese seltene Erkrankung soll die Methode in klinischen Studien auf den Menschen übertragen werden. Preis würdigt auch exzellente Forschungsinfrastruktur an der MHH „Der Preis ist auch ein Indikator für die hervorragende Forschungsinfrastruktur innerhalb der MHH“, unterstreicht Professor Moritz, der selbst vor vier Jahren im Rahmen des Exzellenzclusters REBIRTH an die MHH rekrutiert werden konnte. „Strukturen wie REBIRTH oder das Deutsche Zentrum für Lungenerkrankungen (DZL), zu dem Professorin Hansen gehört, sowie die enge Verzahnung der Patientenversorgung und der anwendungsorientierten Forschung in den verschiedenen Arbeitsgruppen und Instituten machen die MHH für interdisziplinäre medizinische Forschung zu einer führenden Adresse in Deutschland.“ Dies schließt auch die Rekrutierung und Ausbildung erstklassigen wissenschaftlichen Nachwuchses ein. So haben die beiden Preisträger Dr. med. Christine Happle und Dr. rer. nat. Nico Lachmann die MHH und die Hannover Biomedical Research School (HBRS) gezielt für ihre Ausbildung ausgewählt. Eva Luise Köhler Research Award goes to four MHH researchers for novel gene therapy / 50,000 euros for new therapeutic method in children with rare lung diseases On Rare Diseases Day 2013, Eva Luise Köhler presented the Research Award for Rare Diseases named in her honour and worth 50,000 euros. The award went to a four-strong research team from Hannover Medical School (MHH), led by Professor Gesine Hansen and Professor Thomas Moritz, for developing an innovative approach to the gene therapy treatment of pulmonary alveolar proteinosis. A jury of 16 chose the project from among a total of 32. What is pulmonary alveolar proteinosis? Hereditary pulmonary alveolar proteinosis (PAP) is a rare lung disease in which the tiny sacs (alveoli) in the lungs, which normally contain air, accumulate fat- and protein-rich material. Many sufferers die from asphyxiation in childhood. As yet there is no curative or long-acting therapy. The only current therapy option is pulmonary lavage, which must be performed every four weeks or so under general anaesthetic. Treatment lasts a long time and is risky. These children show poor development, suffer persistently from respiratory-tract infections and usually die young. A bone marrow transplant, in which the defective cells are replaced by healthy precursor cells, cannot be carried out because the critical condition of the children affected does not permit the preparatory irradiation or chemotherapy that would be necessary. Which therapeutic approach is the research team developing? The interdisciplinary team of researchers consists of Professor Hansen, Professor Moritz, Dr Christine Happle and Dr Nico Lachmann. They are jointly developing a novel method for a gene therapy in which the healthy copy of the gene is introduced into mature immune cells and not into blood stem cells. The researchers want to transplant these corrected cells directly into the patients’ lungs, as opposed to their bone marrow. They were able to show in a mouse model that this method, without significant side effects, leads to a marked and lasting improvement in alveolar proteinosis. This new method could contribute to a paradigm shift in the gene therapy of congenital diseases. The research team believes that this innovative approach to transplanting differentiated and genetically corrected cells from the patient’s own body directly into the lungs could considerably reduce the risk of contracting leukaemia through gene therapy and obviate the need for chemotherapy (which involves a high risk of infection). Following its successful application in a humanized mouse model for this rare disease, the method is to be extended to humans in clinical studies. Award also commends excellent research infrastructure at MHH “The award is also an indicator of the outstanding research infrastructure within MHH,” stresses Professor Moritz, who himself was recruited to MHH four years ago in connection with the REBIRTH Cluster of Excellence. “Structures such as REBIRTH or the German Centre for Lung Research (DZL), to which Professor Hansen belongs, make MHH a leading name in Germany for interdisciplinary medical research, as does the close integration between patient care and application-oriented research in the various work groups and institutes.” This includes the recruitment and training of top-class young scientists. For example, the two award-winners Dr Christine Happle and Dr Nico Lachmann specifically chose MHH and the Hannover Biomedical Research School (HBRS) for their research. rebirth News 1.2013 | 21 Mitteilungen und Meldungen | News and updates Kongressanmeldung leicht gemacht Convention registration made easy Daniel Wicke (Hannover Clinical Trial Center, RG Clinical Trials and Quality Management), Camilla Krause (REBIRTH Business Management) Wissenschaftliche Kongresse, Tagungen oder Seminare: Wer schon einmal eine Großveranstaltung organisiert hat, kennt die damit verbundenen umfangreichen Planungen. Die Firma SciSerTec entwickelte nun gemeinsam mit dem MHH-Kongress- und Veranstaltungsmanagement das elektronische Anmeldesystem vCongress (virtual Congress Manager). Über das Anmeldesystem können sich Teilnehmer einer Veranstaltung registrieren, mit Kreditkarte bezahlen und wissenschaftliche Abstracts hochladen. Das System steht in mehreren Sprachen zur Verfügung. „Wir haben das Tool bereits bei mehreren Kongressen eingesetzt. Es ist leicht zu bedienen, die Daten sind einfach zu verwalten und der Service seitens vCongress ist zuverlässig“, sagt Fabian Eggers, Leiter des MHH-Kongress- und Veranstaltungsmanagements (KVM). „Nach so einer kostengünstigen Lösung haben wir lange gesucht.“ Der Clou: „Für nicht kommerzielle Einrichtungen, insbesondere aber für die Mitarbeiter der MHH und des Exzellenzclusters REBIRTH, können wir dank einer EU-Förderung die Registrierfunktion kostenlos anbieten, nur für die Abrechnung und beim Hochladen von Abstracts entstehen moderate Kosten“, sagt Geschäftsführer Dr. Daniel Wicke, der hauptberuflich im Hannover Clinical Trials Center (HCTC) arbeitet. HCTC ist auch Teil der REBIRTH-Unit 10.3a „Clinical Trials and Quality Management“. Dort koordiniert Dr. Wicke beispielsweise die „Bench2Mensch“-Vorlesungen des HCTC, die den Forschenden die Hürden klinischer Studien Schritt für Schritt erklärt. SciSerTec gewinnt GründerCampus Niedersachsen Daniel Wicke und sein Partner der Informatiker Malte Bruweleit bewarben sich 2012 erfolgreich beim GründerCampus Niedersachen. Die beiden Jungunternehmer erhalten nun für ihre 2013 gegründete Firma SciSerTec eine Förderung von 18.000 Euro aus dem europäischen Fond für regionale Entwicklung. SciSerTec steht für Science, Service and Technologies. Die Firma ist die logische Konsequenz der nebenberuflichen Tätigkeiten von Dr. Wicke. Bereits während der Promotion programmierte der Biochemiker Websites für die Wissenschaft. Schnell wurde ihm klar, dass es noch mehr ITund Softwarebedarf im täglichen Wissenschaftsbetrieb gibt. „Forscher, die eine besondere Softwarelösung suchen, können sich gerne jederzeit an uns wenden“, sagt Dr. Wicke. So entstand auch 2008 in Kooperation mit dem KVM die JobBörse SciSerNet für Studierende. „SciSerNet ist aufgebaut wie ein soziales Netzwerk. Jede Abteilung kann Jobs für die Studierenden in SciSerNet veröffentlichen. Wir haben mittlerweile fast 600 aktive Mitglieder, die sich auf die verschiedenen im Portal angebotenen Minijobs bewerben.“ Scientific conventions, conferences or seminars: anyone who has ever organized a major event knows how much extensive planning is involved. Service provider SciSerTec has now, in conjunction with Hannover Medical School’s (MHH) convention and event management service (KVM), developed an electronic registration system called ‘vCongress’ (short for ‘virtual Congress Manager’). This system enables participants of an event to register, make credit card payments and upload scientific abstracts. The system is available in several languages. “We’ve already used this tool at several conventions. It’s userfriendly, the data are easy to administer and the service provided by vCongress is reliable,” says Fabian Eggers, head of KVM at the School. “We’ve been looking for a cost-effective solution like this for a long time.” One especially appealing aspect: “For noncommercial institutions, and especially for staff of MHH and the REBIRTH Cluster of Excellence, we can provide the registration function free of charge, with moderate costs entailed only for invoicing and uploading of abstracts,” says managing director Dr Daniel Wicke, who works at the Hannover Clinical Trial Center (HCTC) as his main job. HCTC is also part of the REBIRTH unit 10.3a “Clinical Trials and Quality Management”. His activities there include coordinating the ‘Bench2Mensch’ lectures by Hannover Clinical Trial Center GmbH, which guide researchers over the hurdles involved in clinical studies. SciSerTec wins funding under the ‘Start-up Campus Lower Saxony’ programme In 2012, Daniel Wicke and his partner, computer scientist Malte Bruweleit, successfully applied to the ‘GründerCampus Niedersachen’ scheme. The two young entrepreneurs are now to receive funding worth 18,000 euros from the European Fund for Regional Development. SciSerTec stands for Science, Service and Technologies. The company follows on naturally from Dr Wicke’s career sideline: even during his doctoral studies, the biochemist was programming websites for the scientific community. He soon realized that there was even more daily demand for IT and software in the scientific community. “Researchers seeking a particular software solution should not hesitate to contact us,” says Dr Wicke. That is how, in cooperation with the KVM, the students’ job portal SciSerNet came into being. “SciSerNet is arranged like a social network. Each department can post jobs for students here. We now have almost 600 active members applying for the various part-time vacancies offered on this portal.” Weitere Informationen erhalten Sie bei/further information is available from Dr. Daniel Wicke: team@vcongress.de. 22 | rebirth News 1.2013 Mitteilungen und Meldungen | News and updates HiLF Förderung von REBIRTHWissenschaftlern im Doppelpack In-house funding: a ‘twin pack’ for REBIRTH scientists Nico Lachmann, Nils Pfaff (RG Reprogramming) In der aktuellen hochschulinternen Leistungsförderung (HiLF) der Medizinischen Hochschule Hannover konnten sich gleich zwei Wissenschaftler aus dem Exzellenzcluster REBIRTH über Unterstützung für ihre Forschungsprojekte freuen. Die beiden Wissenschaftler Dr. Nico Lachmann und Dr. Nils Pfaff, beide aus der REBIRTH Arbeitsgruppe Reprogramming von Prof. Thomas Moritz, wollen mit der Förderhöchstsumme von jeweils 22.000 Euro neue Grundsteine in der Erforschung innovativer Therapieansätze hämatopoetischer Erkrankungen sowie der Rolle von microRNAs (miRNAs) in der Ontogenie der Hämatopoese untersuchen. In beiden Projekten stehen dabei induzierte pluripotente Stammzellen (iPSZ), die durch Reprogrammierung bereits differenzierter somatischer Zellen gewonnen werden können, im Mittelpunkt der Untersuchungen. Ein innovatives Einsatzgebiet dieser Zellen ist die Patienten-spezifische Gentherapie, welche Dr. Nico Lachmann in seinem HiLF-Projekt untersucht, die in enger Kooperation mit Dr. Christine Happle und Prof. Dr. Gesine aus der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie durchgeführt wird. Im Vergleich zur Korrektur adulter Stammzellen, wie sie bei angeborenen Immun- oder Stoffwechseldefekten bereits erfolgreich eingesetzt wurde, besitzt die Verwendung patientenspezifischer iPSZ den Vorteil, dass zumindest prinzipiell die geneti- sche Korrektur in nur einer Zelle erfolgt, die dann ex vivo expandiert und differenziert wird. Dieser Ablauf ermöglicht eine umfassende Sicherheitsanalyse des Ausgangsklons und dürfte so die Entstehung Insertionsbedingter Leukämien, wie sie bei der Stammzell-Gentherapie wiederholt beobachtet wurden, verhindern. Dieses neue Therapiekonzept wird am Beispiel der pulmonalen Alveolarproteinose (PAP) bei GM-CSF/ IL3/IL5- Rezeptor (CSF2R)-Mangel etabliert. Der Defekt kann die GM-CSF-spezifische α-(CSF2RA)oder die gemeinsame ßc-(CSF2RB)-Kette betreffen und führt über einen funktionellen Ausfall der Alveolarmakrophagen, deren terminale Differenzierung GM-CSF erfordert, zur Anhäufung von Lipiden und Proteinen in den Alveolen. Die resultierende respiratorische Insuffizienz mit schweren pulmonalen Infektionen führt häufig bereits im Säuglingsalter zum Tode. Einzige therapeutische Option ist aktuell die regelmäßige Lavage der gesamten Lunge unter Vollnarkose, sodass neue, kausal ansetzende Behandlungsstrategien dringend benötigt werden. In diesem Zusammenhang untersucht Dr. Lachmann die therapeutische Wirksamkeit von Genkorrigierten und zu Monozyten/Makrophagen differenzierten Patienten-spezifischen iPSZ sowohl in vitro als auch in einem humanisierten Maus-Krankheitsmodell und stellt somit Grundsteine für eine zukunftsorientierte sowie sicherere Therapie der CSF2RA-/--PAP dar. MicroRNAs, kurze nicht-kodierende RNA Moleküle, spielen für viele Entwicklungs- und Differenzierungsprozesse eine bedeutende Rolle. Allerdings ist ihre Rolle während der embryonalen Hämatopoese noch weitestgehend ungeklärt. Daher will Dr. Pfaff mittels der HiLF-Förderung neue Erkenntnisse über das Expressionsprofil von miRNAs in verschiedenen Entwicklungsstadien der embryonalen Hämatopoese gewinnen. Diese Daten sollen mit dem Expressionsprofil während der in vitro Differenzierung muriner iPSZ abgeglichen werden, um Aufschlüsse darüber zu erhalten, inwiefern sich iPSZ-abgeleitete hämatopoetische Zellen von solchen hämatopoetischen Zellen unterscheiden, die während der Ontogenese gebildet werden. Dies ist äußerst relevant, da es aus ungeklärten Gründen bisher nicht gelungen ist, voll funktionelle hämatopoetische Stammzellen aus iPS-Zellen zu generieren. Die Untersuchung globaler miRNA Expressionsmuster könnte somit nicht nur von großem Nutzen sein, um in vivo und in vitro gebildete hämatopoetische Zellen näher zu charakterisieren, sondern darüber hinaus auch erlauben miRNA-Kandidaten zu identifizieren, durch deren gezielte Manipulation das hämatopoetische Potential iPS-abgeleiteter Zellen verbessert wird und möglicherweise sogar bona fide hämatopoetische Stammzellen aus pluripotenten Zellen hergestellt werden können. Dieses Projekt erfolgt in Kooperation mit den Arbeitsgruppen von PD Dr. Tobias Cantz (REBIRTH AG Stem Cell Biology), PD Dr. Dr. Axel Schambach (Institut für Experimentelle Hämatologie) sowie Prof. Dr. Dr. Thomas Thum (Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien). Under Hannover Medical School’s (MHH) current in-house funding scheme (HiLF), not one but two scientists from the REBIRTH Cluster of Excellence were delighted to receive support for their research projects. The two researchers, Dr Nico Lachmann and Dr Nils Pfaff, both from the REBIRTH unit on Reprogramming led by Professor Thomas Moritz, have each received the maximum grant of 22,000 euros and want to use it to explore new underlying aspects in investigating innovative approaches to therapy of haematopoietic diseases and the role of microRNAs (miRNAs) in the ontogeny of haematopoiesis. In both projects, the investigations are focusing on induced pluripotent stem (iPS) cells (iPSCs), from which already-differentiated somatic cells can be obtained by reprogramming. An innovative application for these cells is patient-specific gene therapy, which Dr Lachmann is researching in his HiLF project being carried out in close cooperation with Dr Christine Happle and Professor Gesine Hansen from the Department of Paediatric Pneumology, Allergology and Neonatology. In comparison with the correction of adult stem cells (such as are already successfully being used in congenital immune and metabolic defects), the use of patient-specific iPSCs rebirth News 1.2013 | 23 Mitteilungen und Meldungen | News and updates have the advantage that, at least in principle, the genetic correction takes place in one cell only, which is then expanded and differentiated ex vivo. This process allows a thorough safety analysis of the entry clone and should thus prevent the development of insertion-related leukaemias of the kind repeatedly observed with stem cell gene therapy. The new therapeutic solution is being established by reference to pulmonary alveolar proteinosis (PAP) where there is a deficiency of the GM-CSF/IL3/IL5- receptor (CSF2R). This defect may affect the GM-CSF-specific α-(CSF2RA) chain or the shared ßc-(CSF2RB) chain, and leads – through functional loss of the alveolar macrophages, whose terminal differentiation requires GM-CSF – to accumulation of lipids and proteins in the alveolae. The resulting respiratory insufficiency with severe pulmonary infections often leads to death in infancy. The only therapeutic option at present is the regular lavage of the entire lung under general anaesthetic, so that new, causally specific treatment strategies are urgently required. In this connection, Dr Lachmann is investigating the therapeutic efficacy of patient-specific iPSCs that are gene-corrected and differentiated into monocytes/macrophages both in vitro and in a humanized mouse disease model, and is thus paving the way for a futureoriented and safe therapy for CSF2RA-/--PAP. MicroRNAs, short non-coding RNA molecules, play a significant role in many developmental and differentiation processes. However, their function during embryonic haematopoiesis is still largely unknown. Dr Pfaff therefore intends to use the HiLF funding to obtain new findings about the expression profile of miRNAs in different developmental stages of embryonic haematopoiesis. These data are to be compared with the expression profile during in vitro differentiation of murine iPSCs in order to provide information on the extent to which iPSC-derived haematopoietic cells differ from those haematopoietic cells that are formed during ontogenesis. This is highly relevant as, for unexplained reasons, it has not yet proved possible to generate fully functional haematopoietic stem cells from iPS cells. The investigation of global miRNA expression patterns may therefore not only be of great benefit in characterizing haematopoietic cells formed in vivo and in vitro, but also allow miRNA candidates to be identified whose specific manipulation improves the haematopoietic potential of iPSderived cells and possibly even enable bona fide haematopoietic stem cells to be produced from pluripotent cells. This project is being carried out in cooperation with the research groups of Dr Tobias Cantz (REBIRTH unit on Stem Cell Biology), Dr Axel Schambach (Institute of Experimental Haematology) and Professor Thomas Thum (Institute of Molecular and Translational Therapy Strategies). Erster Spatenstich für NIFE in Hannover Ground-breaking ceremony for NIFE in Hannover Abb. 2 Das Niedersächsische Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE) wurde im November 2008 als gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der MHH, der Leibniz Universität Hannover, der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Laser Zentrums Hannover gegründet, um die Kompetenzen der Implantatforschung an einem Standort zu bündeln. The Lower Saxony Centre for Biomedical Engineering, Implant Research and Development (NIFE) was founded in November 2008 as a joint scientific institution of Hannover Medical School (MHH), the Leibniz University of Hannover (LUH), the University of Veterinary Medicine Hannover (TiHo) and the Laser Zentrum Hannover (LZH) in order to pool expertise in implant research at one site. NIFE ist das erste gemeinsame biomedizintechnische Großprojekt der drei hannoverschen Hochschulen. Zwei Sonderforschungsbereiche, in deren Fokus die Entwicklung von biokompatiblen Implantaten stehe, und die Exzellenzcluster REBIRTH zu Regenerativer Medizin und „Hearing4all“ zur Hörforschung belegen die hervorragende Grundlagenforschungs-Expertise und Zusammenarbeit auf diesem Gebiet. NIFE is the first joint major biomedical-engineering project involving these three highereducation establishments in Hannover. Two collaborative research centres focusing on the development of biocompatible implants, as well as the REBIRTH Cluster of Excellence on regenerative medicine and the ‘Hearing4all’ excellence cluster for auditory research, testiAbb. 3 fy to the outstanding basic-research expertise and collaboration in this field. Im Dezember war erster Spatenstich für einen 60 Millionen Euro teuren Neubau am Stadtfelddamm mit einer Gesamtfläche von 13.200 Quadratmetern. Die MHH bringt ihre Expertise der Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Biomedizintechnik, Regenerative Medizin und Immunologie/Infektiologie ein, die Leibniz Universität Hannover steuert ihr Fachwissen in den Bereichen Ingenieur- und Materialwissenschaften bei, hinzu kommen die biologischen Prüfmodelle der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und die Expertise des Laser Zentrums Hannover. Derzeit sind die Forscher noch auf 18 Institute an acht Standorten über die Region Hannover verteilt, von 2015 an sollen die 300 Wissenschaftler – darunter 80 Ingenieure und Physiker – dann den Neubau gleich neben dem MHH-Campus beziehen. December saw the ground-breaking ceremony for a new 60-million-euro building at Stadtfelddamm covering a total area of 13,200 square metres. MHH will contribute its expertise drawn from its priority research areas of biomedical engineering, regenerative medicine and immunology/infectiology, LUH will bring to bear its specialist knowledge in the field of engineering and material sciences, complemented by TiHo’s biological test models and the know-how of LZH. At present, the researchers are still spread over 18 institutes at eight locations throughout the Hannover region; from 2015, the 300 scientists – including 80 engineers and physicists – will move into the new building right next to the MHH campus. Von links/from left: Prof. Erich Barke, Hans-Gerd Aper, David McAllister, Elke Breier, Prof. Dieter Bitter-Suermann, Dr. Manfred Elff, Dr. Gerhard Greif 24 | rebirth News 1.2013 Arbeiten in REBIRTH | Working in REBIRTH Mein Name ist Oleksandr Gryshkov. Seit 2011 arbeite ich an meiner Doktorarbeit am Institut für Mehrphasenprozesse der Leibniz Universität Hannover, Deutschland. Mein Projekt wird durch das Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Exzellenzcluster REBIRTH (EXC 62/1) gefördert. Die REBIRTH Initiative bringt nicht nur sehr erfahrene Forscher zusammen, sondern auch junge Wissenschaftler, um ihnen Wissen für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und medizinische Therapien zu vermitteln und durch die Untersuchung der aktuellen Themen in der Stammzellbiologie, dem Tissue Engineering sowie zell-basierter Ansätze Therapien für weitere klinische Anwendungen zu entwickeln. Alle diese Bereiche werden in meinem Projekt, das sich mit der Verkapselung lebender Zellen verschiedener Herkunft in semipermeable Alginat-basierte Mikro-Kapseln mittels Hochspannungs-Prozessen beschäftigt, berührt. Derartige Kapseln können die Struktur einer extrazellulären Matrix nachbilden, wenn sie mit einer Gruppe von zweiwertigen Metallionen zu einer 3D-Struktur vernetzt werden und somit eine Möglichkeit darstellen, bei einer Transplantation darin eingeschlossene Zellen von der Immunantwort des Menschen zu schützen. Trotz aller Bemühungen, die bisher angestellt wurden, gestaltet sich die reale klinische Anwendung solcher Zelltherapien bisher als schwierig, da der Abbau eines solchen Polymers in vivo noch nicht eindeutig geklärt ist und die Wirkung der Hochspannung auf die Lebensfähigkeit und Differenzierungsfähigkeit von eingekapselten Zellen untersucht werden muß. Die Verfügbarkeit von seltenen bzw. wertvollen Zelltypen, wie z.B. Stammzellen und induzierten pluripotenten Zellen für die medizinische Anwendung, erfordert ihre langfristige Lagerung üblicherweise unter Anwendung von Kryokonservierungsverfahren. In diesem Zusammenhang scheint die Alginat-Mikrokapsel für die eingeschlossenen Zellen als Cryoprotektiv -(CPA) -Reservoir zu dienen und so die toxischen Wirkungen des CPAs auf die Zellen zu verringern. Die Ergebnisse von einem Jahr Forschung auf diesem Gebiet wurden in Form eines Posters auf der internationalen wissenschaftlichen Konferenz “Current Problems of Cryobiology and Cryomedicine” vorgestellt, die anläßlich des 40. Jahrestages des Instituts für Probleme der Kryobiologie und Kryomedizin der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Charkow, Ukraine, vom 18.-19. Oktober 2012 stattfand. Während der Poster-Präsentation traf ich Personen, die ihr Interesse an dem Projekt bekundeten und sehr erfreut waren, die Ergebnisse im Detail zu diskutieren. Ich habe dabei gar nicht bemerkt, dass der Konferenz-Ausschuss bereits eine Sondersitzung für die Vergabe des „Best Poster Awards“ an die Teilnehmer abgehalten hatte. Dies verstand ich erst, als ich meinen Nachnamen als erstes auf dem 1. Platz gehört habe. Es war eine Ehre für mich, diesen Preis verliehen bekommen zu haben. Als Geschenk erhielt ich darüber hinaus das signierte Buch “Current Problems of Cryobiology and Cryomedicine” von Prof. Sumida aus Japan, der vor allem für seine Arbeiten über theoretische Modellierung der Auswirkungen der langfristigen Lagerung von Blutbestandteilen berühmt ist. My name is Oleksandr Gryshkov. Since 2011 I have been doing doctoral research at the Institute of Multiphase Processes (IMP), Leibniz University of Hannover, Germany. My project is funded from the grant provided to the REBIRTH Cluster of Excellence (EXC 62/1) by the German Research Foundation (DFG). The REBIRTH initiative brings together not only experienced researchers but also young scientists in order to apply knowledge with a view to improving health care and medical assistance by investigating current issues in stem cell biology and tissue engineering, as well as cell-based therapies for further clinical applications. Top: Oleksandr in the lab with his electro-spraying device Bottom: Electro-spraying device All the above-mentioned aspects are touched on by my project, which involves encapsulation of living cells from different sources into semipermeable alginate-based microcapsules using high-voltage processes. Capsules of this nature have been proposed in order to reproduce the structure of an extra-cellular matrix, when being cross-linked with a group of divalent metal ions forming a 3D structure, and thus could have potential for protecting entrapped cells from the immune response of the human body. Despite all the efforts made so far, it would appear difficult to achieve genuine clinical application for such cellbased therapies owing to the fact that the degradation of such polymers in vivo is not clearly understood, and as the effect of high voltage on the viability and differentiation ability of encapsulated cells needs to be investigated. Availability of some rare cell types, such as stem cells and induced pluripotent cells, requires their long-term storage, for which cryopreservation procedures are commonly used. Alginate microcapsules would seem to preserve entrapped cells serving as a reservoir for cryo-protective agents (CPAs), thus decreasing toxic effects of CPAs to the cells. The results of one year’s research in this field were presented as a poster at the International Scientific Conference entitled ‘Current Problems of Cryobiology and Cryomedicine’ held in Kharkiv, Ukraine on 18-19 October 2012, which marked the 40th anniversary of the Institute for Problems of Cryobiology and Cryomedicine, National Academy of Sciences of Ukraine. During the poster presentation I met people who expressed their interest and were very pleased to discuss the findings of the ongoing project in detail. I was not even aware that the conference committee had already started a special session presenting the ‘Best Poster Award’; I realized this only when I heard my surname announced as having achieved first place. It was an honour for me to be awarded this prize. As a present, I received a book, ‘Current Problems of Cryobiology and Cryomedicine’ signed by the author Professor Sajio Sumida from Japan, who is famous mainly for his work on theoretical modelling of the effects of long-term storage of blood components. Die Teilnahme an dieser Konferenz hat mich zu neuen Ideen in meiner Forschung geführt und zu weiteren Untersuchungen animiert. Ich wünsche allen jungen Wissenschaftlern große Errungenschaften und gewichtige Ergebnisse bei ihrer Forschung. Attending this conference has led me towards new ideas in research and encouraged me to undertake further investigations. My wish for all young scientists is that they achieve great things and significant findings in their research. Viele Grüße Oleksandr Gryshkov Best regards, Oleksandr Gryshkov