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DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 91 Gelernt ist gelernt Die grünen Seiten für die Aus- und Weiterbildung G iG Inhalt Neue Dienste über öffentliche Datennetze Rainer Holtz 19/2007 91 Gebäudetechnik Neue Dienste über öffentliche Datennetze 95 Informationstechnik LWL in LAN-Datennetzen [4] Ob Gebäudesicherheit oder dezentrales Energiemanagement oder auch neue Formen des Fernsehens oder der medizinischen Versorgung – alles haben diese Dienste gemeinsam, den Datenaustausch über öffentliche Datennetze. Zu den Aufgaben des Elektrotechnikers gehört es hierbei u. a., die erforderliche Infrastruktur zu schaffen und seinen Kunden beratend zur Seite zu stehen. Läuft der Einbau von Sicherheitssystemen bislang häufig auf einen Kompromiss zwischen Notwendigkeit und Finanzierbarkeit hinaus, dürfte die Gebäudesicherheit sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich dann an Bedeutung gewinnen, wenn die modernen Lösungen weniger aufwändig und nicht so kostspielig sind wie die herkömmlichen. Folgende Überwachungen lassen sich heute schon realisieren: • Videoüberwachung, z. B. mit IP-Kameras • Feuchtigkeitsmeldung, z. B. zur Erkennung von Wasser in Räumen (verursacht beispielsweise durch eine undichte Waschmaschine) • Einbruchüberwachung, z. B. durch Fensterkontakte, Bewegungsmelder • Brandüberwachung durch Rauchmelder Die Funktion und Reaktion im Fall einer Meldung kann der Nutzer dieser Dienste über ein Web-Portal steuern, wo alle Funktionen für die Sicherheitsüberwachung im Objekt dargestellt werden. Hierüber lassen sich auch die Sicherheitssysteme aktivieren oder der Alarm abschalten. Neue Möglichkeiten bei der Gebäudesicherheit Internetportal des Eine echte Alternative zu klassischen SicheDienstanbieters rungssystemen wie Einbruch- und BrandmeldeDienste anlagen mit Zentrale und Meldern ist, die Server Gebäudesicherheit als Dienstleistung zu realisieInternet ren. Das bedeutet, dass sich die Technik im Gebäude auf die erforderlichen Melder reduziert, z. B. für Brand und/oder Einbruch. Diese Melder werden dann auf ein einheitliches System wie KNX(EIB) oder IP-Netze1) aufgeschaltet. Insbesondere die IP-Technik öffnet den Weg zu dieser neuen Dienstleistung, bei der die Melder im Gebäude über eine Auswerteeinrichtung an eine bestehende Internetverbindung auf- Bild 1: Über eine Auswerteeinrichtung und eine Internetverbindung zum Server zuschalten sind (Bild 1). Das IP-Netz verbindet eines Dienstleisters geschaltete Melder z. B. für Brand und/oder Einbruch sowie dann die Zentrale mit einem Dienstleister, der Weiterleitung des Alarms an das/die Endgerät(e) des Nutzers die Gebäudeüberwachung übernimmt und bei Für die Nutzung derartiger Dienste muss das zu schützeneinem Alarm entsprechend reagiert – im einfachsten Fall de bzw. zu überwachende Gebäude mit entsprechender Techdurch Versendung einer Mitteilung, z. B. auf eine hinterlegte nik ausgerüstet sein. Die erforderliche Infrastruktur lässt sich Mobilfunkrufnummer. Je nach Art der eingesetzten Melder bereits beim Bau planen oder auch zu einem späteren Zeiterscheint dann im Handydisplay die Mitteilung, ggf. auch mit punkt vorsehen. Bild. 1) IP = Internet Protocol Dipl.-Ing. Rainer Holtz arbeitet als Fachlehrer am Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik in Oldenburg (bfe) de 19/2007 Dezentrales Energiemanagement Stetig steigende Energiekosten bewirken, dass die privaten und gewerblichen Verbraucher verstärkt Energie einsparen. 91 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 92 Gelernt ist gelernt G iG Dazu kann auch das dezentrale Energiemanagement beitragen durch • Steuerung von Verbrauchern und • Steuerung von Generatoren. Steuerung von Verbrauchern Eine zentrale Frage der nahen Zukunft lautet, wie sich der Energieverbrauch senken und steuern lässt. Zu vermuten ist, dass die Energieversorger irgendwann aktiv in den Energiebedarf eingreifen – z. B. in der Mittagszeit, wenn der Energiebedarf deutlich ansteigt und die Energieversorger häufig zusätzliche Stromerzeuger zuschalten müssen. Zum Abfangen derartiger Netzspitzen müssten also bestimmte Verbraucher in den Haushalten in ihrem Verbrauchsverhalten beeinflusst, also in der Leistung heruntergeregelt werden. Das ist denkbar, denn viele Geräte und Maschinen können für eine bestimmte Zeit auch mit 90 % der Nennleistung arbeiten, ohne dass dies ihre Funktion beeinträchtigt. Hochgerechnet auf die privaten und gewerblichen Verbraucher würde sich ein enormes Sparpotenzial ergeben. Diese Funktion lässt sich über entsprechende Internetzugänge auf der Basis von IP-Netzen realisieren – vorausgesetzt, die Infrastruktur in den Gebäuden ist dafür ausgelegt und es werden Geräte genutzt, die ein Energiemanagement über z. B. Netzwerkanschlüsse ermöglichen. Vor allem die Netzwerkfähigkeit von Hausgeräten gilt nicht mehr als ungewöhnlich. Wird ein elektronischer Energiezähler eingesetzt, können die Energieversorger die Abrechnung deutlich einfacher und direkt mit dem Kunden abwickeln. Andererseits lassen sich durch die permanente Verbrauchdatenerfassung Tarife für bestimmte Tageszeiten exakt definieren. Steuerung von Generatoren Die Bedeutung dieser Dienstleistung zeigt sich vorrangig am Beispiel der Brennstoffzelle, die beim Heizen elektrischen Strom erzeugt. Weil man aber nicht grundsätzlich davon ausgehen kann, dass zum Zeitpunkt der Erzeugung die Energie auch am Standort abgenommen wird, muss die elektrische Energie – wie bei den meisten Photovoltaikanlagen auch – in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Sollten die Brennstoffzellen verstärkt in die privaten Haushalte Einzug halten, entstünden extrem viele weit verteilte Kleinkraftwerke. Speisen diese völlig unkontrolliert Strom in das Netz der Energieversorger ein, dürften Probleme vorhersehbar sein. Abhilfe verspricht hier ein Managementsystem, das diese Situation für alle Seiten einvernehmlich regelt. Auch diese Funktion ist Bestandteil der zukünftigen Dienste innerhalb öffentlicher Datennetze. Die neue Art des Fernsehens Bei IPTV (Internet Protocol Television) handelt es sich um die auf dem IP-Standard basierende Übertragung von Audio- und Videosignalen in TV-Qualität auf einen Fernseher. Weil hierbei die Ausstrahlung in kontrollierten Netzen stattfinden kann, können also nur bestimmte Nutzer das Signal empfangen – d. h., ein globaler Empfang wie im Internet lässt sich somit verhindern. Anbieter von IPTV sind Telekommunikationsunternehmen wie die Deutsche Telekom oder Arcor, die DSL-Internetzugänge anbieten. IPTV bietet z. B. folgende Vorteile: • Interaktivität durch den Rückkanal (die Fernsehprogramme können interaktive Elemente enthalten, die den Zuschauer einbeziehen) 92 GEBÄUDETECHNIK • Video on Demand (damit kann der Zuschauer Filme und Sendungen auswählen, wann und zu welchem Thema er möchte) • Mittels eines Digitalen Videorecorders lässt sich das Programm auf einer Festplatte aufnehmen. Timeshifting, also zeitversetztes Fernsehen wird dadurch ebenfalls möglich. • Elektronische Programmführer (EPG) geben eine gute und individuelle Übersicht über das Fernsehprogramm. So lässt sich z. B. das Angebot nach Genres oder anderen Schlüsselwörtern filtern und aufnehmen. • IPTV lässt sich auch auf einem PC empfangen. Außerdem ist man nicht mehr an einen Kabelanschluss gebunden, sondern kann auch mobil fernsehen. • Es gibt bei den Sendern praktisch keine Begrenzung. Neben den herkömmlichen Programmen werden viele Spartenprogramme entstehen, die eine Vielzahl an Inhalten anbieten. Zum Empfang von IPTV auf einem Fernseher wird eine SetTop-Box benötigt, die das DSL-Videosignal in ein analoges Signal umwandelt – also in eines, das der Fernseher versteht. Die Set-Top-Box verfügt über einen Netzwerkwerkanschluss zum Verbinden mit dem DSL-Router. Da IPTV in TV-Qualität übertragen wird, ist ein DSL-Anschluss in der Kategorie DSL 6000 erforderlich, damit Fernsehen, Internet und andere Dienste über die Telefonleitung parallel genutzt werden können. Letztlich muss man Kunde eines Providers sein, der Fernsehen über IP ausstrahlt. Problem 1: Interaktion mit dem TV-System IPTV ermöglicht dem Nutzer eine echte Interaktion mit dem TV-System. Die Kommunikation zwischen beiden wird über eine grafische Nutzeroberfläche (GUI) realisiert, die nach ähnlichen Prinzipien wie im PC- oder Internet-Bereich funktioniert. Allerdings sind bei den interaktiven TV-Applikationen einige Besonderheiten zu beachten. • Beim klassischen Fernsehen ist die Mediennutzung auf passives und selektives Konsumieren ausgelegt. Daher sind der Bildschirm und das Steuergerät, die Fernbedienung, auf diese passive Nutzerrolle zugeschnitten. • Der PC ist auf eine aktive Nutzerrolle zugeschnitten, d. h. für eine interaktive Nutzung konzipiert. Das grundlegende Problem für interaktives Fernsehen besteht darin, dass die Benutzeroberflächen an diese eingeschränkten Möglichkeiten anzupassen sind. Problem 2: Der Fernseher als Endgerät Beim Fernseher gilt es zu bedenken, • dass der in einem gewissen Abstand vom Zuschauer entfernt stehende TV-Bildschirm eine wesentlich geringere Auflösung als ein Computermonitor hat, • dass der TV-Bildschirm mit einem Verfahren arbeitet, bei dem ein Bild aus zwei ineinander geschobenen Halbbildern besteht, wodurch das TV-Bild etwas weich gezeichnet dargestellt wird und • dass nicht die volle Bildgröße verwendet werden kann, da verschiedene TV-Geräte unterschiedlich viel vom verfügbaren Bild darstellen. Wichtige Informationen und Navigationselemente sind innerhalb eines sicheren Bereiches (Save Area) auf dem Screen zu platzieren, damit man sicher davon ausgehen kann, dass sie auch auf jedem TV-Gerät angezeigt werden. Diese Safe Area ist ca. 10 % kleiner als das gesamte Bild. Um etwas Abstand zum Rand zu lassen, sollte der Gestaltungsbereich ca. 80 % der gesamten Screengröße betragen. So bleibt beim so genannten TV-Standard de 19/2007 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 93 Gelernt ist gelernt PAL (720 x 576 Pixel) ein 576 x 460 Pixel großer Bereich übrig, der sich für die Benutzeroberfläche nutzen lässt. Problem 3: Die Steuerung über eine normale Fernbedienung Für die Steuerung einer interaktiven Applikation, also zur Navigation durch die Benutzeroberfläche, muss eine herkömmliche Fernbedienung genügen (Bild 2). Denn man kann in der Regel nicht voraussetzen, dass die Nutzer eine Tastatur an das TVSet anschließen oder eine Fernbedienung mit integrierter Tastatur bzw. mit Trackball zur Steuerung Bild 2: Universalfernbedienung des Mauszeigers verwen»Prestigo SRU 9600« von Philips den. mit berührungsempfindlichem Für die Navigation LCD-Touchscreen mittels Fernbedienung stehen meist lediglich die folgenden Tasten zur Verfügung: Die vier Pfeiltasten (oben, unten, rechts, links) mit der »OK«-Taste in der Mitte, die vier farbigen Funktionstasten (rot, grün, gelb, blau) und der Nummernblock mit den Zahlentasten von 0 bis 9. Außerdem erlaubt die Fernbedienung oft auch eine alphanumerische Eingabe, d.h., Texteingaben können wie bei einem Handy über die Nummerntasten vorgenommen werden. Problem 4: Einfache Nutzeroberfläche Auf einem neu entstehenden Markt wie IPTV sollten die Nutzer nicht durch eine benutzerunfreundliche grafische Nutzeroberfläche verärgert werden. Deswegen gilt es, die interaktiven Anwendungen auf dem TV so einfach wie möglich aufzubauen. Tiefe und komplexe Menüstrukturen sollten tabu und die Inhalte mit wenigen Klicks erreichbar sein. Auch die Ladezeit von Bildern und Videos spielt dabei eine Rolle. Da die Anwendungen aus der Ferne bedient werden, ist es außerdem wichtig, dass die Nutzer ein Feedback über die von ihnen ausgeführten Aktionen erhalten. Da kein Mauszeiger zur Navigation verwendet wird, sollte der Nutzer trotzdem immer erkennen können, wo er sich gerade mit dem imaginären Cursor befindet, welche Funktion er ausgelöst hat oder in welchem Bereich der Anwendung er sich befindet. Der breite Einsatz von grafischen Nutzeroberflächen im TV ist ein Novum. Zwar kennen viele bereits das Abrufen des Videotextes oder das Programmieren eines Videorekorders mittels einer grafischen Nutzeroberfläche, aber beim täglichen Fernsehen kommt man bisher gänzlich ohne das alles aus. IPTV und dessen Möglichkeiten sind ohne grafische Nutzeroberflächen jedoch nicht vorstellbar. Eine große Herausforderung wird es sein, Oberflächen zu entwickeln, die trotz komplexer Operationen eine sehr einfache Handhabung gewährleisten. Die interaktive Mediennutzung soll sich schließlich in der breiten Masse durchsetzen und nicht nur für »Technik-Freaks« interessant sein. Hier liegt also ein entscheidender Faktor für den Erfolg des neuen interaktiven Fernsehens. de 19/2007 G iG GEBÄUDETECHNIK E-Health, Gesundheitsüberwachung Aufgrund der angespannten Kostensituation im Gesundheitswesen werden u. a. kurze Krankenhausaufenthalte angestrebt. Dies bedingt oft eine ambulante Nachbehandlung. Nützlich kann hierbei sein, wenn der behandelnde Arzt Informationen über den sich in seiner privaten Umgebung aufhaltenden Patienten abfragen kann. Die zur Indikation des Patientenzustandes erforderlichen Informationen wie Blutdruck, Zucker oder auch des Gewichtes des Patienten legt dabei der Arzt fest. Technisch lassen sich viele Daten auf elektronischem Weg abfragen und auswerten – auch wenn der Patient zur Nachbehandlung nicht selbst zum Arzt oder in die Klinik kommen kann. • Wellness – Fitnessprogramme – Ergometersteuerung – Saunaüberwachung – Schwimmbadtemperatur • Gesundheit – Gewichtsüberwachung – Blutdruckmessung – Pulsüberwachung – EKG Bild 3: E-Health bedeutet elektronische Gesundheitsüberwachung, z. B. über ein Internetportal Machbar ist, dass der Patient oder ein Angehöriger diese Daten über ein Internetportal eingibt (Bild 3) und der behandelnde Arzt die Auswertung übernimmt sowie ggf. weitere Schritte einleitet. Neue Dienste im Gesundheitswesen Die Krankenversicherungskarte enthält neben der Unterschrift des Versicherten Angaben zum Familien- und Vornamen des Versicherten, das Geburtsdatum, die Anschrift, Krankenversichertennummer, den Versichertenstatus, den Tag des Beginns des Versicherungsschutzes, bei befristeter Gültigkeit der Karte das Datum des Fristablaufs sowie Angaben zur ausstellenden Krankenkasse einschließlich eines Kennzeichens für die Kassenärztliche Vereinigung, in deren Bezirk der Versicherte seinen Wohnsitz hat. Durch Hinzufügung von Lichtbild sowie Angaben zum Geschlecht und zum Zuzahlungsstatus ergibt sich aus der Krankenversicherungskarte die elektronische Patientenkarte, auch Gesundheitskarte genannt (Bild 4). Die elektronische Gesundheitskarte muss Authentifizierung, Verschlüsselung und elektronische Signatur ermöglichen. Zunächst soll der Arzt darauf Rezepte speichern können, später und nach und nach auch Blutwerte, Diagnosen, Röntgenbilder sowie • Notfalldaten: Blutgruppe und (Medikamenten-)Allergien • Arzneimitteldaten: Medikamentenallergien und regelmäßig eingenommene Medikamente • Arztbriefe • Patientenakte: Laborwerte, Impfungen, Diagnosen und Röntgenbilder Elektronische Rezepte Mit Hilfe der Gesundheitskarte erhalten die Patienten in Zukunft ihre Rezepte nicht mehr auf Papier, sondern in 93 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 94 Gelernt ist gelernt G iG Erkennungsmerkmal: das bei allen Karten einheitliche Markenzeichen Personalisierungsfeld: die Daten des Karteninhabers (Name, Krankenkasse, Kassennummer, Versichertennummer) Erkennungsmerkmal: der bei allen Karten einheitliche Kartenname Erkennungsmerkmal: Kennzeichnung der Karte in Blindenschrift Personalisierungsfeld: das Foto des Versicherten Persönliche Kennnummer: die ersten 10 Stellen der Krankenversichertennummer Unterschriftenfeld und Bestätigungstext Kennnummer der Karte: zum eindeutigen Abgleich der Karteninformationen EU-Emblem und Kürzel des Kartenausgabestaates Quelle: Bundesministerium für Gesundheit Microchip mit Verschlüsselungsfunktion GEBÄUDETECHNIK Kennnummer des Trägers: zusammengesetzt aus dem Institutionskennzeichen der Krankenkasse und dem Kürzel der Krankenkasse Bild 4: Vor- und Rückseite der elektronischen so genannten Gesundheitskarte elektronischer Form. So wird sich der Ablauf beim elektronischen Rezept in der Praxis gestalten: • Beim Arzt: Der Arzt wählt ein Arzneimittel aus und erstellt für den Patienten ein elektronisches Rezept. Dafür nutzt er wie bisher seinen Computer. Der Arzt »unterschreibt« das Rezept mit einer qualifizierten digitalen Signatur, die mit Hilfe seines Heilberufsausweises erzeugt wird. Der Arzt übergibt das elektronische Rezept samt Signatur dem Versicherten. Dazu speichert er das Rezept entweder direkt auf der Karte oder über eine sichere Netzverbindung auf einem eRezept-Server. Zur Information des Versicherten kann ihm der Arzt zusätzlich einen Papierbeleg mitgeben, der den Namen des Medikaments, Angaben zur Dosierung und Einnahmehinweise enthält. Dieser Beleg, der kein gültiges Rezept ist, dient allein der Information des Versicherten. Der Versicherte kann nun das Rezept in einer Apotheke oder über den Versandhandel einlösen. • In der Apotheke: Der Versicherte übergibt das elektronische Rezept dem Apotheker. Dafür überlässt er seine Gesundheitskarte dem Apotheker, der das Rezept entweder direkt von der Karte oder vom eRezept-Server abruft. Für den Zugriff auf das elektronische Rezept muss der Apotheker seine Zugangsberechtigung mit seinem Heilberufsausweis nachweisen. Der Apotheker prüft die digitale Signatur, übergibt dem Versicherten das Arzneimittel und löscht das Rezept auf der elektronischen Gesundheitskarte oder auf dem eRezept-Server, sodass es sich nicht erneut einlösen lässt. Gefahren bei der Speicherung von Gesundheitsdaten im Internet Da sich die Patientenakten wegen ihrer Menge nicht (zumindest derzeit nicht) auf der Gesundheitskarte der Patienten speichern lassen, müssten sie im Internet gespeichert werden. Eine sichere Speicherung im Internet ist aber trotz Verschlüsselung und Pseudonymisierung nicht möglich, denn alle Computer, Server, Bridges, Switches usw. können erfolgreich angegriffen werden. Hinzu kommt, dass sich die gespeicherten Patientendaten mit verschiedenen Daten verknüpfen ließen, wie beispielsweise • der Mautdatenbank, • den gespeicherten Verbindungsdaten der Telefongesellschaften, 94 • dem Bankkonto, • den Buchungsdaten von Flügen usw. Damit können Fragen gestellt werden, z. B.: • Wer wohnt in Köln? • Wer hat im letzten Jahr mehr als 25 000 € verdient? • Wer war zweimal in den USA? • Wer fuhr mehr als fünfmal mit dem Auto nach Kaiserslautern? • Wer telefoniert wöchentlich mit München? • Wer leidet an Schwerhörigkeit? Die elektronischen Patientenakten aller Deutschen sollen also auf Servern im Internet gespeichert werden – zugreifbar für alle Berechtigten wie Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen oder – zumindest teilweise – Apotheken, Labore usw. Angesichts der Vielzahl Zugriffsberechtigter (etwa 80 Mio.) dürfte sich eine hinreichend sichere Zugriffskontrolle nur schwer realisieren lassen. Nutzenargumentation • Für den Arzt: Übersichtsinformation durch Einsicht in die Vorbefunde der Kollegen, rechtssichere Dokumentation durch signierte (nicht nachträglich änderbare) Befunddokumente; die Gesundheitsakte ist die ideale Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen und stationär tätigen Ärzten • Für den Patienten: Raschere Diagnosen bei nachfolgenden Untersuchungen, bessere Koordination der ärztlichen Therapien, Vermeidung unangenehmer Doppeluntersuchungen • Für Krankenhäuser: Vorbefundet kommt der Patient in das Krankenhaus und kann früher in einen ärztlich betreuten Pflegedienst entlassen werden • Für Krankenversicherungen: Gesundheitsökonomische Steuerungsdaten sowie Stützung und Verbesserung der Behandlungsqualität • Für Apotheker: Rezepte in elektronischer Form • Für die Pharmaindustrie: Sofern Ärzte und Patienten dies wünschen, können Anwendungsbeobachtungen oder Studien besser durchgeführt werden ■ de 19/2007 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 95 Gelernt ist gelernt G iG INFORMATIONSTECHNIK LWL in LAN-Datennetzen Teil 4: LWL-Messtechnik zur Abnahme und Fehlersuche Werner Stelter Dieser vierte Teil des Beitrags »LWL in LAN-Datennetzen« behandelt die Messtechnik zu Abnahme und Fehlersuche Quelle: bfe-Oldenburg an LWL-Strecken in LAN-Datennetzen. OTDR mit angeschlossener Vorlauffaser; das dargestellte OTDR ermöglicht die Messung an Multimodefasern mit den Wellenlängen 850 nm und 1300 nm sowie an Einmodenfasern mit den Wellenlängen 1310 nm und 1550 nm Nach der Installation sind im Rahmen der Abnahmemessung die LWL-Übertragungsstrecken zu messen. Hierbei gibt es zwei Messmethoden: Dipl.-Ing. Werner Stelter arbeitet als Fachdozent in der Abteilung Informationstechnik am bfe-Oldenburg. Seit 1997 leitet er dort Seminare zum Thema Lichtwellenleitertechnik. Fortsetzung aus »de« 13-14/2007, S. 109 • Dämpfungsmessung mit Pegelsender und -messer, • Rückstreumessung mit OTDR (Optical Time Domain Reflectometer). Welches Verfahren bei der Abnahmemessung einzusetzen ist, geht meistens aus dem Leistungsverzeichnis des Auftraggebers hervor. Die Grenzwerte für Dämpfung und Reflexion der installierten Übertragungsstrecken (Tabelle 6) und Verbindungselemente (Tabelle 7) legt DIN EN 50173-1 »Anwenderneutrale Kommunikationskabelanlagen« fest. Die Übertragungsstrecke (Channel Link) beinhaltet per Definition die installierte Strecke (Permanent Link) sowie Rangierkabel bzw. bei der Abnahmemessung Messkabel oder Vorund Nachlauffasern, die bei der OTDR-Messung die Bestimmung der Einfügedämpfung der Steckverbindungen an beiden Enden ermöglichen. Das Prüfverfahren selbst beschreibt DIN EN 50346 »Prüfen installierter Verkabelung«. In Abschnitt 6.4.1 wird auch die Frage nach der ein- oder zweiseitigen Messung beantwortet: »Bei Glasfaserstrecken, die nur Verbindungstechnik am nahen und fernen Ende enthält, braucht die Messung nur in einer Richtung durchgeführt werden. Enthält die Verkabelung jedoch Verbindungstechnik (Stecker oder Spleiße) zur Durchverbindung, muss die Prüfung in beiden Richtungen durchgeführt werden.« Dämpfungsmessung mit Pegelsender und -messgerät Beim Messverfahren mit Pegelsender und -messer lässt sich die Dämpfung zwischen zwei Punkten sehr genau bestimmen. Moderne Geräte ermöglichen sogar, die installierte Faser- bzw. Kabellänge mit Hilfe der Signallaufzeit zu bestimmen. Die Werte für die Dämpfung der LWL-Übertragungsstrecke müssen mit den Vorgaben aus DIN EN 50173 verglichen wer- Grenzwerte für Dämpfung und Reflexion der Übertragungsstrecken Klasse Größte Dämpfung der Übertragungsstrecke Mehrmodenfaser 850 nm 1300 nm Max. Einmodenfaser 1310 nm Länge 1550 nm OF-300 2,55dB 1,95dB 1,80dB 1,80dB 300m OF-500 3,25dB 2,25dB 2,00dB 2,00dB 500m OF-2000 8,50dB 4,50dB 3,50dB 3,50dB 2000m Tabelle 6: LWL-Übertragungsstreckenklassen nach DIN EN 50173 Grenzwerte für Dämpfung und Reflexion der Verbindungselemente Maximale Einfügungsdämpfung Steckverbindung 0,5dB für 95% 0,75dB für 100% der Steckverbindungen Minimale Rückflussdämpfung Spleiß 0,3dB Mehrmoden-LWL (MMF) 20dB Einmoden-LWL (SMF) 35dB Tabelle 7: Anforderungen an die LWL-Verbindungstechnik in LAN-Datennetzen nach DIN EN 50173; die Grenzwerte für die Rückflussdämpfung lassen sich nur mit einem OTDR überprüfen de 19/2007 95 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 96 Gelernt ist gelernt G iG INFORMATIONSTECHNIK D Modenabstreifer für LED-Sender 5 Wdg. Tx Referenzkabel Tx Rx 0 dB Empfänger Sender Bild 14: Bezugsleistungsmessung mit einem Referenzkabel nach DIN EN 50346 (Verfahren 1a) den. Eine Pass/Fail-Aussage wie bei LAN-Testern gibt es bei optischen Testgeräten bislang nicht. Zunächst wird wie in Bild 14 dargestellt, die Referenz vom Ausgangssignal des Pegelsenders (TX) ermittelt und festgehalten (auf 0 dB gesetzt). Dafür verwendet man ein Messkabel (Längenempfehlung 2 m) mit einem Modenabstreifer. Die angezeigte optische Leistung lässt sich als Bezugsleistung aufzeichnen. Moderne Leistungsmesser ermöglichen die Speicherung des Bezugswertes (Anzeige wird auf 0 dB gesetzt) und die Anzeige des Messwertes für die Einfügungsdämpfung der gemessenen Strecke in dB. Referenzadapter Tx Referenzkabel Rx Referenzkabel Tx Rx 0,4 dB Sender Bild 15: Referenzkomponententest Empfänger Bild 16: Dämpfungsmessplatz bestehend aus optischer Quelle (Optical Light Source) und optischem Leistungsmesser (Optical Power Meter); das um einen Wickeldorn gewickelte Messkabel wirkt als Modenabstreifer Man unterscheidet Dämpfungsmessplätze für: • Multimodefasern mit LED für die Wellenlängen 850 nm und 1300 nm • Einmodenfasern mit Laser für die Wellenlängen 1310 nm und 1550 nm Der Modenabstreifer soll verhindern, dass Mantelmoden auf die großflächige Empfängerdiode gelangen und das Messergebnis verfälschen. Durch die Windungen um den Wickeldorn (Bild 16) werden die Mantelmoden sehr stark bedämpft. Wickeldorne mit den Durchmessern nach DIN EN 50436 sind im Lieferumfang von Dämpfungsmessplätzen enthalten. Anstelle des Modenabstreifers lässt sich auch eine Vorlauffaser einsetzen. Für die Messung von LAN-Strecken mit Multimodefasern reicht eine Vorlauffaserlänge von 100 m. Bei Messungen an Strecken mit Einmodenfasern lässt sich der richtige Modenfelddurchmesser nur durch Verwendung einer Vorlauffaser erreichen. Bei der in Bild 17 dargestellten Dämpfungsmessung wird die Dämpfung A in dB für die installierte Strecke einschließlich der Steckverbindungen am Anfang und Ende der Strecke bestimmt. Eine Aussage über die Dämpfungsverteilung bezogen auf einzelne Ereignisse entlang der Strecke kann mit diesem Messverfahren jedoch nicht gemacht werden. Diese Information lässt sich nur durch das Rückstreumessverfahren mit dem OTDR gewinnen. Daher wird in Leistungsverzeichnissen überwiegend die Abnahmemessung mit dem OTDR gefordert. Beim Referenzkomponententest EV GV nach Bild 15 erfolgt eine FunktionsPatch Panel Patch Panel TA prüfung des zweiten Anschlusskabels. Spleiß B A B A LP1 = –20dBm Die Einfügungsdämpfung darf 0,5 dB (Grenzwert für eine Steckverbindung A B A B nach DIN EN 50173) nicht überTertiärverkabelung Primär/Sekundärverkabelung schreiten. Tx Ein aus Sender und Empfänger bestehender Dämpfungsmessplatz Dämpfung Faser 1 (rot): A = 2dB wird meist mit Anschlusskabeln, für die Testwellenlänge Modenabstreifer und/oder Vorlauffaser als Testset angeboten. Die KomSender ponenten sind in ihren Eigenschaften aufeinander abgestimmt. Bild 17: Dämpfungsmessung an einer installierten Glasfaserstrecke 96 LP2 = –22dBm Rx 2 dB Empfänger de 19/2007 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 97 Gelernt ist gelernt G iG Quelle: bfe-Oldenburg INFORMATIONSTECHNIK Bild 18: Das OTDR wird über die Vorlauffaser an die installierte Glasfaserstrecke angeschlossen (li., hier ein Rangierfeld mit Multimodefasern und SC-Duplex-Steckverbinder); die Vorlauffaser wird im Rangierfeld des Gebäudeverteilers angeschlossen (re., hier ein Rangierfeld mit Einmodenfasern und E2000-Schrägschliffstecker) Abnahmemessung mit dem OTDR Zur Abnahmemessung schließt man das OTDR üblicherweise über eine Vorlauffaser im Rangierfeld eines Verteilers (z. B. Gebäudeverteiler, GV) an die installierte Glasfaserstrecke an (Bild 18). Die Vorlauffaser sorgt für den korrekten Modenfelddurchmesser und ermöglicht die Beurteilung der ersten LWL-Steckverbindung in der Strecke. Am Ende der installierten Strecke wird eine Nachlauffaser angeschlossen. Mit Hilfe der angeschlossenen Nachlauffaser kann man erkennen, ob die Strecke durchverbunden ist. Gleichzeitig lässt sich die Qualität der letzten Steckverbindung beurteilen. Diese Darstellung ermöglicht jetzt auch die Bestimmung der Dämpfung A in dB für die Übertragungsstrecke und den Vergleich mit dem Grenzwert nach DIN EN 50173. Sauberkeit der LWL-Steckverbindungen ist auch hier wieder höchstes Gebot. Die LWL-Steckverbindungen von Vor- und Nachlauffaser sollten unbedingt vor jedem Steckzyklus gereinigt werden. Funktionsprinzip des OTDR Ein optisches Impulsreflektometer OTDR sendet Laserlichtimpulse aus, die von der Faser reflektiert werden. Die gemessene, reflektierte Leistung lässt sich in Abhängigkeit von der Zeit als Rückstreukurve darstellen (Bild 19). Aus der reflektierten Leistung kann auf die Dämpfung und aus der Laufzeit auf die Entfernung geschlossen werden. Die vom OTDR dargestellte Rückstreukurve zeigt daher den Dämpfungsverlauf entlang der Faser als Funktion der Entfernung. Damit lassen Ereignisse im Rückstreudiagramm Ansicht im Rückstreudiagramm Erklärung Reflexives Ereignis: wird z.B. hervorgerufen durch einen Stecker (nur Gradschliffstecker) Das OTDR bestimmt die Einfügungs- (IL = Insert Loss) und Rückflussdämpfung (RL = Return Loss) Dämpfungssprung: hervorgerufen z.B. durch eine Spleißverbindung, Schrägschliffstecker oder Faserknick. Es wird Licht infolge von Inhomogenitäten absorbiert oder ausgekoppelt. Das OTDR bestimmt die Einfügungsdämpfung (IL). Gainereffekt/scheinbare Verstärkung: entsteht bei der Kopplung zwischen Fasern mit verschiedenen Kenndaten. Vereinbart ist die Bestimmung der Einfügungsdämpfung durch arithmetische Mittelwertbildung der Messwerte aus beiden Richtungen. Das Ergebnis der Mittelung hat einen positiven Wert für die Einfügungsdämpfung (IL). Endreflex: meist als deutlicher Impuls zu erkennen. Anschließend fällt die Rückstreukurve bis auf den Rauschpegel des OTDR-Empfängerbausteins ab. Am Übergang Glas/Luft bei einem Gradschliffstecker werden 4% des Lichtes reflektiert (RL = 14dB). Bei Schrägschliffsteckern (APC-Stecker) am Ende tritt kein Endreflex auf, sondern nur ein Abfall auf den Rauschpegel. Tabelle 8: Mit dem OTDR können im Fehlerfall die Fehlerstelle und die Fehlerursache schnell und eindeutig identifiziert werden de 19/2007 97 DE-19_07-gig-Y-mh 18.09.2007 12:51 Uhr Seite 98 Gelernt ist gelernt G iG INFORMATIONSTECHNIK OTDR Schmelzspleiß Koppler Laser Messstrecke Steckverbindung Biegung Empfänger Steuerung und Anzeige Speicher Relative Leistung (dB) Pulsgenerator Faserende Mech. Spleiß OTDR-Anzeige sich sowohl die installierte Länge als auch Teillängen bestimmen und darüber hinaus auch die Einfügungsdämpfung (IL) und die Rückflussdämpfung (RL) von Steckverbindungen. Dieses Messverfahren ermöglicht die beste Aussage über die Qualität einer LWL-Übertragungsstrecke. Im Fehlerfall lassen sich die Fehlerstelle und die Fehlerursache mit dem OTDR schnell und eindeutig identifizieren (Tabelle 8). Um das Messergebnis eines OTDR beurteilen zu können, ist allerdings etwas Erfahrung im Umgang mit dem Messverfahren erforderlich. (Fortsetzung folgt) Entfernung (m) Bild 19: Funktionsprinzip des OTDR, Faserstrecke und dazugehörige Rückstreukurve NEUE BGI 5031 – UMGANG MIT LWLKS Die neue BGI 5031 behandelt die Gefährdungen durch optische Strahlung, die beim Umgang mit Lichtwellenleiter-Kommunikationssystemen (LWLKS) entstehen können und erläutert die entsprechenden Schutzmaßnahmen. Die BGI 5031 wurde im Fachausschuss Elektrotechnik/Sachgebiet Laserstrahlung zusammen mit der Unfallkasse Post und Telekom (BUK) erstellt. Sie stellt alle Erkenntnisse hinsichtlich der Gefährdungen und der notwendigen Schutzmaßnahmen beim Einsatz von Lichtwellenleiter-Systemen dar. Zum Thema bietet die Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik auch ein Seminar an: »PE 2 L – Ausbildung zum Laserschutzbeauftragten in der Lichtwellenleiterkommunikationstechnik mit Praktikum«. Nähere Informationen und Anmeldung über die Seminardatenbank im Internet unter www.bgfe.de Die BGI 5031 lässt sich im Internet unter www.bgfe.de -> Vorschriften online -> BG-Informationen als PDF-Datei herunterladen. Die BG-Information schließt sowohl den Betrieb, die Wartung, die Instandsetzung, die Entwicklung und die Herstellung von kompletten LWLKS als auch einzelner System-Komponenten und Module wie Lasersender, optische Verstärker und Pumplaser, mit ein. Sie soll ferner als Hilfestellung zur Gefährdungsermittlung und zur Erfüllung des § 17 der Unfallverhütungsvorschrift »Laserstrahlung« (BGV B2) hinsichtlich des Umgangs mit LWLKS dienen. Wichtige Aspekte für die Arbeitssicherheit sind: • Zur Erhöhung der Datenübertragungsraten und Vergrößerung der Verstärkerabstände werden (z.B. bereits verlegte) Lichtwellenleiterkabel mit immer höheren Leistungen beaufschlagt. Die Laserleistungen können Werte erreichen, die der höchsten Laserklasse 4 entsprechen. • Die tatsachliche Höhe der im Lichtwellenleiterkabel geführten optischen Leistung und das damit verbundene Gefährdungspotenzial sind oft von außen nicht feststellbar, z.B. bei Arbeiten in Kabelschächten oder -gräben. Dies gilt vorwiegend für die Fernübertragung. Wird Laserstrahlung höherer Klassen (höher als die der Klasse 1M) freigesetzt, kann es bei direkter Betrachtung in geringem Abstand zu Schädigungen kommen. • Wegen der steigenden Verbreitung optischer Netze unter dem Stichwort »fibre to the desk« dringen diese immer weiter aus der Vermittlungsstelle des Telekommunikationsbetreibers (mit entsprechend geschultem Personal) in reine Verwaltungsbereiche (mit fachlich weniger geschultem Personal) vor. Deshalb ist in diesen Bereichen nur der Gefährdungsgrad 1 zulässig. • Je nach Arbeitsplatz (Zugänglichkeit, Standorttyp) ist die Gefährdung im Zusammenhang mit LWLKS unterschiedlich zu bewerten. Allgemeine Regeln zum sicheren Arbeiten an und mit LWLKS sind (unter Beachtung der folgenden Regeln darf bei Gefährdungsgraden 1 bis 3R im laufenden Betrieb gearbeitet werden): 98 • Nicht mit ungeschütztem Auge oder einem nicht anerkannten optischen Gerät auf Faserenden oder Steckerstirnflächen blicken. • Faserende nicht auf andere Personen richten. • Nur speziell ausgewählte oder angefertigte optische Instrumente mit Filter oder Dämpfung benutzen, bei Gefährdungsgraden größer oder gleich 1M oder 2M möglichst indirekte Sehhilfen (Kamera und Monitor, Schattenbildspleißgeräte) benutzen. • Offene Faserenden abdecken (Spleißschutz, Klebeband), wenn nicht daran gearbeitet wird; offene Stecker mit Staubschutzkappen versehen. • Nur vom Sender abgekoppelte Fasern brechen. • Spezielle Bandspleißgeräte verwenden. • Die optische Quelle als Ietzte anschließen und als erste trennen. • Wartung nur nach spezieller Arbeitsanweisung durchführen. • Zur Reinigung nur geeignete Methoden einsetzen. • Änderungen am LWLKS nur mit besonderer Befugnis durchführen. • Die Laserklasse der Testeinrichtung muss dem Gefährdungsgrad des Standortes entsprechen. • Standorte mit Gefährdungsgraden oberhalb 1M immer mit dem Laserwarnzeichen und dem Gefährdungsgrad versehen. Wichtigster Unterschied zur BGV B2 und zur BGI 832 ist die Einführung des neuen Begriffs »Gefährdungsgrad«. Neben der Laserklasse, die ein Maß für die potenzielle Schädigungsmöglichkeit durch »freie« Laserstrahlung ist, werden speziell für die besonderen Bedingungen bei LWLKS Gefährdungsgrade zur Risikoermittlung eingeführt, da die im LWL geführte Laserstrahlung nur unter bestimmten Umständen austritt. Der Gefährdungsgrad beruht auf dem optischen Strahlungspegel, der unter vernünftigerweise vorhersehbaren Umständen, z.B. bei einem Lichtwellenleiterbruch oder beim Öffnen eines Steckverbinders, zugänglich werden könnte. Er steht in engem Zusammenhang mit der Laser-Klassifikation nach Unsichtbare DIN EN 60825-1. Die Schutzmaßnahmen ergeben Laserstrahlung Gefährdungsgrad 3B sich jedoch nicht »automatisch« wie bei den LaserNach DIN EN 60825-2 klassen aus dem Gefährdungsgrad, sondern erst im Beispiel für die Zusammenhang mit der kategorisierten ZugänglichKennzeichnung keit des jeweiligen »Standorts«. von LaserbereiIn der BGI werden den Fachleuten Hilfestellunchen gen zur Ermittlung der Laserbereiche gegeben. Mit dem Hintergrundwissen über die Eigenschaften können für fast alle typischen Bedingungen die maximalen Entfernungen, wo die maximal zulässigen Bestrahlungswerte überschritten werden können, gut abgeschätzt werden. Mit der Zuordnung der Gefährdungsgrade zu entsprechenden Standorten wird die erste Gefährdungsanalyse und die erste Ermittlung der notwendigen Schutzmaßnahmen abgeschlossen. (Quelle: Brücke 1/07) de 19/2007