Erfahrungsbericht Bali - Medizinische Universität Graz
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Erfahrungsbericht Bali - Medizinische Universität Graz
Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt 2. Fächergruppe – Kardiologie / Innere Medizin im RSUP Sanglah Hospital Denpasar / Bali - Indonesien Die Idee, eine Fächergruppe für mein PJ im Ausland zu machen, hatte ich sofort als ich von meiner Famulatur im Sommer 2011 aus Taiwan zurückgekommen war. Nach Bali zu gehen, kam mir allerdings nicht alleine in den Sinn, jedoch als Ami meinte, ob ich Lust hätte, mit ihr gemeinsam nach Bali zu kommen, konnte ich natürlich nicht ablehnen. So begann auch die Bürokratie. Ich muss sagen, das meiste organisatorische hat Ami erledigt (und auch schon sehr ausführlich in ihrem Erfahrungsbericht erläutert); ich habe beinahe alles von ihr ab- geschrieben. Das einzige was ich selbst gemacht habe ist ein e-mail mit allen meinen Dokumenten zu schicken; Ich selbst, habe jedoch von Bali nie eine Antwort bekommen. Die offizielle Einladung für das Visum habe ich von Dr. I Made Dharma auch sehr knapp erhalten, und das war auch das einzige Mail, das ich jemals aus Bali bekommen habe, alles andere wurde nie beantwortet. Flug /Ankunft / Unterkunft: Für den Flug habe ich bei Qatar Airways 901 € bezahlt. Es lohnt sich jedenfalls, früh genug und oft auf die Qatar Seite zu schauen, da es immer wieder Angebote gibt. So hat es den Flug zwei Wochen bevor ich gebucht habe noch um 735 € gegeben. Ein heißer Tip ist auch das STA – Travel Reisebüro in Graz, da dieses immer wieder Studenten und Jugendtarife hat. Ich bin zwei oder drei Tage nach Ami in Bali angekommen und wir haben ausgemacht, die ersten drei Tage im Balicamp in Seminyak zu wohnen und uns 1 Birgit Pateter Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 während dieser Zeit eine andere günstigere Unterkunft zu suchen. Außerdem ist der Airport Transport includiert wenn man eine Buchung im Balicamp macht, was nach einem so langen Flug sehr angenehm ist. So kam ich am 4. Oktober am Abend in Bali an und wurde dann auch gleich sehr herzlich begrüßt. Am nächsten Tag ging es dann gleich mit Surfen los. Die Suche nach einer anderen Unterkunft wurde nach einem Wochenende auch abgebrochen weil es uns im Balicamp so gut gefallen hat, einerseits weil dort immer einige andere Leute wohnten, die allzeit zum Spaß bereit waren, außerdem gab es Internet, einen Pool sowie Frühstück und Abendessen in Buffetform. Ich bin gemeinsam mit Ami den 1. Monat im Balicamp geblieben und den 2. Monat dann zu einer Schweizerin, die mit einem Indonesier zusammen ist und ein Haus mit zwei Schlafzimmern gemietet hat, gezogen. Der Vorteil daran war, dass ich nun eine Klimaanlage hatte, der Nachteil, dass ich es mit dieser gleich in der ersten Nacht übertrieben habe und dann gleich mal eine ganze Woche verkühlt war. Ein weiterer Nachteil war, dass ich nun mit dem Moped nicht mehr 20 sondern etwa 30 Minuten unterwegs war, da dieses Haus in Dalung war. Öffentliche Verkehrsmittel / Verkehr: Da ein öffentlicher Verkehr in Bali sogut wie nicht vorhanden ist, bleibt einem eigentlich nichts anderes übrig, als sich einen eigenen Scooter zu mieten. Ein Führerschein wird beim Mieten nicht verlangt. Es kostet zwischen 1,80 – 2,50 € pro Tag, wobei es darauf ankommt, wie lange man mietet: je länger, desto günstiger. Ich habe im ersten Monat beim „Bali Indah“ gemietet für etwa 60€ plus 16 € Versicherung, wobei man sich die sparen kann - aber im Nachhinein ist man immer klüger. Im zweiten 2 Birgit Pateter Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 Monat habe ich bei einem Mitarbeiter vom Balicamp für etwa 55€ gemietet (diesmal ohne Versicherung). Einen Internationalen Führerschein hatte ich nicht, da dieser, glaube ich, um die 15 € kostet, und wenn man dort von der Polizei angehalten wird, gibt man denen einfach 50.000 Rupia (etwa 4€) und dann kann man normalerweise weiterfahren. Ich bin in den zwei Monaten nur einmal aufgehalten worden und da bin ich nicht selber gefahren und das war auch nicht in der Gegend Denpasar, sondern im Nord-Westen zwei Mopedstunden entfernt. Eine weitere Option neben dem Moped ist natürlich das Taxi. Taxifahren ist extrem billig (man sollte jedoch in der Nacht etwas vorsichtig sein, da sie dann oft das vielfache vom normalen Preis verlangen. Am besten vorher nachfragen und wenn der Preis zu hoch ist einfach das nächste Taxi nehmen - es gibt genug). Wir haben im Krankenhaus auch einen Australier kennengelernt der jeden Tag mit dem Taxi von Seminyak nach Denpasar ins Krankenhaus gefahren ist (eine Strecke ca 3 €). Jedoch ist man mit dem Taxi sehr viel langsamer als mit dem Moped, wobei man sich an den balinesischen Fahrstil erst etwas gewöhnen muss. Krankenhaus / Lehre / PJ: Am ersten Tag mussten wir nicht direkt auf die Klinik sondern zuerst ins „Diklit Building“ etwa 5 Gehminuten vom Krankenhaus. Wie schon zuvor hab ich mich auch diesmal wieder nur an Ami angeschlossen da sie schon genau gewusst hat, wo das alles ist, wo wir hin müssen. Dort wurden wir sehr freunlich von Dr. Ayu Ketut und Dr. I Made Dharma empfangen. Es ist zu empfehlen, alle Dokumente noch einmal ausgedruckt von zu Hause mitzubringen, weil, obwohl wir alles gefühlte 100 Mal hingeschickt hatten, von mir noch immer nicht alles vorhanden war. Im Anschluss an das Organisatorische begleitete uns Dr. Ayu ins Krankenhaus. Zuerst war ich an der Reihe und nach kurzer Wartezeit kam ein Oberarzt der 3 Birgit Pateter Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 Kardiologie und wir besprachen mein Schedule. Ich habe von ihm auch gleich die Frage bekommen, wieso ich mein PJ in Bali machen will, wo ich ein bisschen dahergestottert habe, weil einfach zu sagen: „Naja ich will eigentlich jeden Tag nur surfen“ hab ich mich nicht so richtig getraut. Er meinte, ich sollte mit 2 Wochen ICCU (intensive coronary care unit) beginnen, danach 2 Wochen auf Angsoka (Station), dann eine Woche Emergency, eine Woche Ratna (ich hab bis heute nicht genau herausgefunden was das sein soll) und zwei Wochen Poliklinik (Ambulanz). Er hat mich dann einmal ganz schnell herumgeführt, mich vorgestellt und gemeint, dass ich irgendwann in den nächsten acht Wochen vorbeikomme. Ergeben hat sich das Ganze im Endeffekt ein bisschen anders. Die ersten zwei Wochen auf der ICCU waren sehr entspannt, ich habe mich gleich mit zwei Krankenschwestern angefreundet, die mich alle möglichen Wörter auf Indonesisch gelehrt haben. Mein Supervisor Dr. Bayu war sehr sehr nett und er konnte auch ausreichend Englisch um sich mit ihm zu unterhalten. Jedoch um mir die Krankenakten ausreichend wirklich für die gut Berichte und zu übersetzen, hat es nicht gereicht. Nach den ersten zwei Wochen bin ich auf die Station gegangen wo ich erstmal gewartet habe, bis die Assistenzärztin gekommen ist. Dr. Rina war überaus freunldih, aber sie hatte sehr viel zu tun und nicht wirklich Zeit für mich. Ich habe gleich am ersten Tag die Studentin Desy kennengelernt, die mich zu einer Lecture mitgenommen hat. Die Seminare werden dort hauptsächlich auf Englisch abgehalten, also war das eine sehr gute Möglichkeit, die Defizite die für mich auf der Station herrschten, auszugleichen. Desy hat mir auch gesagt, dass es einen Innere Medizin Morning Report gibt, von den Studenten, die am Nachmittag davor einen Emergency Dienst hatten. Von nun an bin ich immer in der Früh um 8 in den Morning Report gegangen, was von großem Vorteil war, da ich dort mehrere andere Studenten kennenlernte, denen ich in den folgenden Wochen immer wieder über den Weg lief und die mir auch halfen, meine Berichte zusammenzubekommen. 4 Birgit Pateter Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 Auf der Station blieb ich nur eine Woche weil dort kaum etwas passierte und ich eigentlich gar nichts tun konnte, außer herumzusitzen. Ich hab dann beschlossen auf die Internal Emergency Unit zu gehen. Das war soweit die beste Entscheidung. Die Dienstzeiten sind von 14.00 bis 19.00 also wieder genau fünf Stunden, und ich konnte am Vormittag gemütlich surfen gehen. Hier war es schon etwas spannender. Erstens haben die Studenten hier jeden Tag etwa 4 – 6 Studenten Dienst und alle sind sehr nett und auch daran interessiert, sich mit einem zu unterhalten. Außerdem mussten diese Studenten, wie oben bereits erwähnt, am nächsten Tag immer einen Morning Report über einen Patienten vom Vortag halten, was mir bei meinen Berichten sehr weitergeholfen hart weil ich gemeinsam mit den Studenten die Anamnese erhob, die physikalische Untersuchung machte und alle Befunde und die Krankenakte auf Englisch übersetzte. Was ich als aussichtslos erachtet habe ist, dass ich wirklich 10 unterschiedliche Kardio Berichte zusammen bekomme. Auf der ICCU waren fast nur STEMI’s, NSTEMI’s und Rheumatic heart disease Fälle, von denen ich jeweils einen genommen habe und auf der Cardio Emergency Unit war fast immer tote Hose, weshalb ich beschlossen habe, spannende Innere Medizin Fälle zu nehmen. Ich bin dann statt einer Woche gleich drei Wochen auf der Emergency Unit geblieben. Ich habe dort auch immer wieder meinen Betreuer Dr. Bayu von der ICCU getroffen, da die Assistenzärzte alle 4 Tage Nachmittagsdienst auf der Emergency Unit haben. Nach der Emergency Unit hätte ich eigentlich zur „Ratna“ gehen sollen, was ich allerdings ausgelassen habe, da mir alle Studenten versichert haben, dass es dort extrem langweilig ist, und ich lieber gleich in die Poliklinik gehen sollte. Das habe ich auch gemacht. Poliklinik war auch wirklich gut, ich war bei Dr. Raego, der mir bei jedem neuen Patienten kurz die Anamnese erzählt hat, mir jedes EKG und alle anderen Befunde gezeigt und erklärt hat und mich fast jeden Patienten auskultieren ließ. In diesen zwei Wochen auf der Poliklinik habe ich auch ein paarmal doppelte Dienste gemacht und bin Nachmittags auf die Emergency Unit gegangen wenn Dr. 5 Birgit Pateter Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 Bayu Dienst hatte. Ich habe mir von ihm die Anwesenheitsliste für die letzte Woche unterschreiben lassen, damit ich am Ende noch ein paar Tage frei hatte, um meine Berichte fertigzustellen, und natürlich um Bali und das Surfen noch ein wenig mehr zu genießen. Im großen und Ganzen fand ich das Praktikum nicht schlecht, jedoch würde ich niemandem empfehlen, direkt auf die Kardiologie zu gehen, sondern eher Innere Medizin zu wählen, da man dann gleich mit den Studenten in Kontakt kommt und ihren Rotationen folgen kann, so wie es bei Ami der Fall war. Die Lehre im RSUP Sanglah finde ich um einiges besser als bei uns. Die Studenten sind 1 ½ Jahre lang jeden Tag in den Klinikablauf fest eingebunden, sie haben feste Aufgaben die sie erledigen müssen, sie wissen genau, was sie zu tun haben und was nicht und ich hatte auch das Gefühl, dass das Studenten-Ärzte Verhältnis viel freundschaftlicher ist als bei uns. Bali / Freizeit Ich müsste mich eigentlich wirklich schämen, aber viel von Bali außer die unterschiedlichen Surfspots habe ich nicht gesehen. Wie auch Ami in ihrem Bericht schon geschrieben hat, waren wir unter der Woche entweder vor oder nach dem Krankenhaus fast jeden Tag im Wasser und am Wochenende meist zweimal. Da bleibt neben Essen und Schlafen eigentlich nicht mehr viel Zeit sich etwas anzuschauen. Ich war während meines Aufenthaltes jedoch drei Mal ein Wochenende in Medewi (ist der längste „left hander“ in Bali), welches eines der wenigen rein muslimischen Dörfer in Bali ist. Ich war dort auf der Zeremonie „Idul Adha„ – das Opferfest - eine der zwei großen Zeremonien, die Islamisten pro Jahr haben, wo Schafe, Ziegen und Kühe geschlachtet werden und das Fleisch an die Armen verteilt wird. Auch die Familie, bei der ich wohnte, hat Fleisch dieser Kühe 6 Birgit Pateter Selbstorganisierter Auslandsaufenthalt Bali - Indonesien Oktober & November 2012 und Ziegen bekommen, welches wir am Abend, ganz traditionell am Boden sitzend, gegessen haben. Was das Ausgehen betrifft, sind einem in der Seminyak-Kuta Gegend keine Grenzen gesetzt. Man kann jeden Tag zu jeder Uhrzeit Bars und Lokale mit stockbesoffenen Australiern finden. Wem es gefällt, wirklich zu feiern ist dort auf jeden Fall richtig. Wir sind jeden Donnerstag nur gemütlich bis etwa 24.00 ins Zappas in Seminyak zur Live Music gegangen und haben uns nur 1 oder 2 mal wirklich nach Kuta gewagt. Im Endeffekt war es natürlich auch lustig, aber ein oder zweimal reicht dann auch wieder. Zum Abschluss möchte ich sagen, dass mein Aufenthalt in Bali wunderschön war. Es ist auf jedenfall eine Erfahrung wert, dort hinzufliegen, sei es in den Urlaub oder für ein Praktikum - ich würde es jederzeit wieder tun. Die Leute sind extrem großzügig und hilfsbereit. Ich werde sicher nächsten Frühling, sobald ich die Uni abgeschlossen habe, wieder dorthin fliegen, diesmal aber nur zum Urlauben und natürlich, um all die lieben Freunde, die ich dort kennengelernt habe und die ich auch wirklich ins Herz geschlossen habe, wieder zu treffen. 7 Birgit Pateter