Matta. Fiktionen 22. September 2012 bis 6. Januar 2013 Biographie
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Matta. Fiktionen 22. September 2012 bis 6. Januar 2013 Biographie
Matta. Fiktionen 22. September 2012 bis 6. Januar 2013 Biographie 1911 Am 11. November wird Roberto Sebastián Antonio Matta Echaurren in Santiago de Chile geboren. Seine Vorfahren stammen aus dem Baskenland. 1918–1932 Nach dem Besuch einer Jesuitenschule studiert Matta Architektur an der Universidad Católica in Santiago de Chile und legt 1932 mit einer Arbeit über ein utopisches Architekturprojekt, die Liga der Religionen, sein Diplom ab. 1933 Nachdem er 1933 Chile Richtung Europa verlassen hat, beginnt Matta im Oktober in Paris im Atelier des Architekten Le Corbusier zu arbeiten und ist dort bis 1936 tätig. 1935/36 Matta trifft in Madrid den Schriftsteller Federico García Lorca, der von seinen Zeichnungen beeindruckt ist und ihm ein Empfehlungsschreiben für den mit ihm befreundeten Salvador Dalí schreibt. 1936 In London arbeitet Matta mit Walter Gropius und László Moholy-Nagy; er trifft dort auch Henry Moore, Roland Penrose und René Magritte. In Stockholm schreibt er sein Drehbuch Die Erde ist ein Mensch, eine Hommage an den zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) ermordeten Lorca. 1937 In Paris arbeitet Matta als Assistent an der Realisierung des spanischen Pavillons für die Weltausstellung. Er lernt die Maler Esteban Francés und Picasso kennen. Matta trifft den englischen Künstler Gordon Onslow Ford, zu dem er eine enge Freundschaft entwickelt. Dieser ermutigt ihn zu seinen ersten Gemälden, die 1938 in Trévignon, Bretagne, entstehen. Matta lernt den surrealistischen Autor André Breton durch Empfehlung von Dalí kennen und tritt der Gruppe der Surrealisten bei. 1938 Matta nimmt an der Exposition internationale du surréalisme in Paris mit vier Zeichnungen teil. In der Zeitschrift Minotaure veröffentlicht er das Architekturtraktat Mathématique sensible – Architecture du temps, in dem er sich gegen Le Corbusiers architektonischen Rationalismus stellt. 1939 Matta verbringt den Sommer mit seiner Frau und den Künstlerfreunden André Breton, Gordon Onslow Ford und Esteban Francés im Schloss Chemillieu an der Rhone. Sie besuchen Gertrude Stein. In La Roche-Guyon in der Nähe von Paris lebt Matta einige Zeit mit dem chilenischen Dichter Pablo Neruda zusammen, der sich gegen den Faschismus engagiert. Weitere Presse-Informationen und Bildmaterial: Evelyn Edtmaier, Dorothee Kröber, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bucerius Kunst Forum, Telefon: +49 (0)40/36 09 96 78, Telefax: +49 (0)40/36 09 96 71, presse@buceriuskunstforum.de 1939/40 Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs reist Matta im Oktober 1939 nach New York aus. Dort entwickelt er einen engen Austausch mit der Künstlerszene um Jackson Pollock, William Baziotes, Robert Motherwell, Frederick Kiesler, Arshile Gorky, Meyer Schapiro und andere. Im April 1940 findet in der Galerie Julien Levy die erste Einzelausstellung Mattas statt. 1942 Im März findet in der Galerie Pierre Matisse in New York die Ausstellung Artists in Exile statt, an der neben Matta auch Ossip Zadkine, Yves Tanguy, Max Ernst, Marc Chagall, Fernand Léger, André Breton, Piet Mondrian, André Masson, Amédée Ozenfant, Jacques Lipchitz, Pawel Tschelitschew, Kurt Seligmann und Eugene Berman teilnehmen. Matta ist einer der wenigen Surrealisten, die Englisch sprechen, und wird für die Nordamerikaner zum Sprachrohr des Surrealismus. Er inspiriert die entstehende New York School durch seine von der surrealistischen écriture automatique geprägte Malerei. Bei Pierre Matisse findet Mattas Einzelausstellung The Earth is a Man statt, der weitere Ausstellungen folgen. Den Sommer verbringt Matta im Haus von Robert Motherwell in Provincetown, Massachusetts. 1945 Matta und Duchamp, den er seit 1938 kennt, halten engen Kontakt und inspirieren sich gegenseitig. Matta verfasst 1944 mit Katherine S. Dreier eine Analyse von Duchamps Grand verre: Duchamp’s Glass. La mariée mise à nu par ses célibataires, même. An Analytical Reflection. 1947 Matta stellt auf der Ausstellung Le Surréalisme en 1947 aus, die von Breton und Duchamp in der Galerie Maeght in Paris organisiert wird. In der Galerie René Drouin findet Mattas erste Einzelausstellung in Paris statt. In den Jahren 1946/47 reist Matta häufig nach Europa. Es entstehen Werke, die sich mit dem Terror des Faschismus, mit dem Zweiten Weltkrieg und den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten auseinandersetzen. 1948 Wegen interner Konflikte wird Matta aus der Gruppe der Surrealisten ausgeschlossen. Er verlässt New York und reist nach Chile, wo er den Text Reorganimacion de la Afectividad schreibt, in dem er die Rolle des Künstlers als „Revolutionär“ der Gesellschaft umreißt. Er nimmt an der XXIV. Biennale in Venedig teil und lässt sich 1949 in Rom nieder, reist jedoch häufig nach Paris. 1954 Matta siedelt erneut nach Paris über, wo er regelmäßig am Salon de Mai teilnimmt. 1957 Im Museum of Modern Art in New York wird Mattas erste große Retrospektive mit 29 Gemälden aus den Jahren 1938 bis 1957 sowie 6 Zeichnungen organisiert. In den folgenden Jahrzehnten finden zahlreiche Ausstellungen seines Werks in Amerika und Europa statt (unter anderem 1963: Bologna, Düsseldorf, Wien; 1964: Amsterdam, Brüssel, Mannheim; 1970: Berlin; 1985/86: Tokio; 1990: Santiago de Chile; 1999: Barcelona, Madrid). Matta unterhält ein Atelier in Boissy-sans-Avoir in der Region Île-de-France. 1959 Mattas erste große Retrospektive in Europa eröffnet im Moderna Museet in Stockholm unter dem Titel 15 former av trivel / 15 forms of doubting. Anlässlich der Ausstellung besucht Matta die schwedische Hauptstadt. Matta stellt auf der documenta II in Kassel drei Gemälde aus, darunter Être avec. 1962 Matta erhält den Marzotto-Preis für sein Gemälde La Question – Djamila von 1958 (Abb. S. 73), das sich mit Folterungen während des Algerienkriegs (1954–1962) beschäftigt, von denen der Kommunist Henri Alleg in seinem Buch La Question berichtet hat. 1964 Auf der documenta III in Kassel ist Matta mit einer Serie von Zeichnungen und fünf Gemälden vertreten, darunter das Triptychon Trinicittà von 1962. Matta arbeitet in seinem Atelier in Boissy-sansAvoir an großformatigen Gemälden wie Grimau – l’heure de la vérité. 1967 Matta kauft in Tarquinia nördlich von Rom ein altes Kloster, in dem er fortan arbeitet und wohnt. 1968 Matta nimmt an politischen Aktionen und Demonstrationen teil, so im Mai in Paris. Dabei spricht er auch vor Studenten in der Sorbonne. Die Ausstellung Totems et Tabous: Lam, Matta, Penalba im Musée d’art moderne de la Ville de Paris wird in eine Fabrik in Châtillon gebracht, die von streikenden Arbeitern besetzt ist. Teil der Ausstellung ist auch Mattas aus 21 Bildern von 1959 bis 1968 bestehender Gemäldekomplex L’Espace et l’Espèce. 1970 In der Nationalgalerie in Berlin findet eine Retrospektive statt, in der sechs seiner monumentalen Gemälde von 10 m Länge von der Decke hängend gezeigt werden. 1971 Matta reist nach Chile, wo er Fidel Castro trifft und in Santiago an Aktivitäten der Brigade Ramona Parra teilnimmt, einer chilenischen Künstlervereinigung, die mit ihren Wandgemälden im öffentlichen Raum politische Agitation betreibt. Im Museo Nacional de Bellas Artes in Santiago wird eine Retrospektive seines Werks eröffnet. In Chile trifft Matta Pablo Neruda in Isla Negra wieder, wo der Dichter sich niedergelassen hat. In Paris nimmt er an der Eröffnung der Ausstellung anlässlich des 80. Geburtstags von Max Ernst in der Orangerie des Tuileries teil. Weitere Presse-Informationen und Bildmaterial: Evelyn Edtmaier, Dorothee Kröber, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bucerius Kunst Forum, Telefon: +49 (0)40/36 09 96 78, Telefax: +49 (0)40/36 09 96 71, presse@buceriuskunstforum.de 1973 Nach dem Staatsstreich am 11. September in Chile wird als Protest gegen die Militärjunta die Ausstellung Per il Cile con Matta in Bologna organisiert, die vor allem politische Werke des Künstlers präsentiert. 1974 Matta besucht die Ausstellung seiner Werke in der Kestnergesellschaft in Hannover. Er zeigt auf der Biennale in Venedig, die unter dem Motto „Für eine demokratische und antifaschistische Kultur“ steht, Werke, die er für die Brigade Ramona Parra geschaffen hat. 1977 Matta ist auf der documenta 6 vertreten, dieses Mal mit fünf neuen Zeichnungen in der Sektion „Realität, Hyperrealität, Irrealität“. Weitere Ausstellungen in Europa und Amerika spiegeln das weltweite Interesse an seinem Werk. Das Royal College of Arts in London verleiht ihm die Ehrendoktorwürde. Sein Projekt Autoapocalipse, in dem Matta mit einem Kollektiv von Arbeitern und Handwerkern ein Haus aus Teilen eines Fiats gebaut hat, wird in Neapel, Bologna, La Spezia, Terni, Florenz und Prato ausgestellt. 1985 Eine große Retrospektive im Musée national d’art moderne, Centre Georges Pompidou, in Paris würdigt Mattas vielschichtiges Oeuvre. 1999 In den 1990er Jahren erhält Matta mehrere Preise, darunter 1992 den Premio Príncipe de Asturias und 1995 den japanischen Praemium Imperiale. Er arbeitet in seinem Atelier in Tarquinia weiterhin an großformatigen Gemälden wie Autoportrait des complexités de l’être. 2002 Matta stirbt am 23. November im Krankenhaus von Civitavecchia in Italien.