Ausgabe November 2012
Transcription
Ausgabe November 2012
Der Mühlstein November 2012 Regionalausgabe für Niedersachsen und Bremen 29. Jahrgang 53 1 Inhalt Kurzbericht zur Vorstandstätigkeit 3 200 Jahre Bagbander Mühle/Ostfriesland 5 Mühlenvereinigungsschilder11 Beitrittserklärung 12 Protokoll der Mitgliederversammlung 13 Molens zonder grenzen – Mühlen ohne Grenzen 17 Assistent-Ausbildervertrag 22 Ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet 24 Ausbildung in der Mühle 25 Von der Wind- zur Motormühle 26 De Groote Polder (Der Große Polder) 31 Unfallschutz und Sicherheit in der Mühle 34 Eigenheim Windmühle 40 Mühlsteine - ein schweres Thema 44 Neue Mahlsteine in Bad Essen 47 Ostmühle Gildehaus, nach Renovierung wieder in "Schuß" 49 Korrektur des Nachrufs "Unsere Liebenburger Bockwindmühle" 52 Eine Mühlenführung zum Kaffee 54 Gesucht wird 55 Mühlenkalender 55 Impressum Herausgeber: Vereinigung zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e.V., 1. Vorsitzender: Rüdiger Heßling, Engelkestraße 46, 28279 Bremen, Telefon: 0421 - 832 271, e-Mail: r.hessling@arcor.de Bankverbindung: Konto Nr. 164 312 5774, Sparkasse Osnabrück, BLZ 265 501 05 Redaktion: Karl-Heinz Modrei, Aspeloh 32, 49152 Bad Essen, Telefon: 05472 - 3862, e-Mail: karl-heinz@modrei.de Druck: Lamkemeyer Druck, Georgsmarienhütte Erscheinen: Der Mühlstein erscheint zwei Mal jährlich in der Regionalausgabe für Niedersachsen und Bremen. Als Periodikum der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. erscheint Der Mühlstein in zusätzlichen vier Ausgaben pro Jahr im Verlag Moritz Schäfer GmbH & Co. KG, Detmold Auflage: 1200 Mit Verfasserangabe gekennzeichnete Beiträge geben die Ansicht des Verfassers wieder, mit der sich Herausgeber und Redaktion nicht notwendigerweise identifizieren müssen. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Textbeiträge sowie Zuschriften aller Art (Terminmitteilungen, Leserbriefe usw.) bitte an die Redaktion. Der Nachdruck einzelner Beiträge ist nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung der Redaktion und unter genauer Nennung der Quelle sowie gegen kostenfreie Zusendung von zwei Belegexemplaren gestattet. Internet: www.muehlenland-niedersachsen.de Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 1. Mai 2013 Titelbild: Neue Mahlsteine in Bad Essen. Die Mühlenbauer Vaags rollen den Läuferstein aus der Mühle, die neuen Steine liegen bereit. Foto: Karl-Heinz Modrei Rückseite: Verschneite Weihnachtsstimmung: Wasserschöpfmühle in Slochteren. Foto: Lammert Groenewold 2 Kurzbericht zur Vorstandstätigkeit Z wischen den beiden Jahreshauptversammlungen Wiegboldsbur (2012) und Löningen (2013) sollen hier einige Schwerpunkte der Vorstandstätigkeit vorgestellt werden. Archivmitarbeit: Die Mitarbeit Sönke Meinens endete vor einem Jahr und seit der Zeit betreut Hinrich Redinius allein unseren immer weiter wachsenden Archivbestand. Im Frühjahr 2012 sind aus dem Nachlass von Kurt Wittig wieder umfangreiche Materialien hinzugekommen, auch die seit Jahren vorhandene sehr große KuhnSammlung muss noch intensiv bearbeitet werden. Mühle Wiegoldsbur, ehemals Mühlenanbau-heute Ausstellung. Die bestehende Notwendigkeit zusätzliche Mitarbeiter einzuwerben sollte über Personen erfolgen, die im Rahmen des „Bundefreiwilligendienstes” für unsere Archivarbeit Interesse zeigten. Leider gab es mehrere Gründe, die dieses Vorhaben ver- hinderten. Unser Verein ist kein Träger für das vom Bund geförderte Programm. Die uns nahestehenden Organisationen bzw. Gemeinden wollten auch nicht in das Förderprogramm eingebunden werden. Aber mit Unterstützung des Landkreises Friesland zeigt sich gegenwärtig eine sinnvolle Perspektive. Der Landkreis, unser Archiv in Roffhausen liegt am Rande des Kreises Friesland, organisiert den Einsatz von Senioren in unterschiedlichsten Tätigkeitsgebieten. Einer dieser Tätigkeitsbereiche könnte demnächst auch in der Archivmitarbeit entstehen. Es wird z.Zt. erkundet, ob für unser Archiv dann einmal im Monat für alle Mühlenfreunde ein Öffnungstermin angeboten werden kann. Ein weiterer Punkt, der die Archivarbeit so wichtig macht ist: Es wird in naher Zukunft eine bezahlbare und nicht so zeitaufwendige Möglichkeit geben, die große Zahl der geschenkten / geerbten DIAs zu digitalisieren. Es bleibt aber auch weiterhin genügend Arbeit mit der Beschriftung und Ordnung der Bestände. Wenn die DIABestände des Archivs alle erfasst worden sind, könnte das entsprechende Gerät unseren Mitgliedern zu einem noch festzusetzenden Mietpreis zur Digitalisierung ihres eigenen Bestandes ausgeliehen werden. Aber das sind noch Zukunftsüberlegungen. Zum ersten Mal wurden in diesem Sommer Bestände unseres Archivs im Rahmen des Jubiläums der Gemeinde Abbehausen in der Moorseer Mühle der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Bücher, Grafiken und Geld-/Notgeldscheine aus dem Mühlenbereich waren Teile der Ausstellung. Erfahrungen aus dieser ersten Ausstellung werden in konzeptionelle Weiterentwicklung eingebracht. Zukünftig könnten vergleichbare Präsentationen auch anderen potentiellen Ausstellern (Vereinen, Museen, Sparkassen u.a.) angeboten werden. 3 Der Mühlstein: Seit fast 30 Jahren gibt die Mühlenvereinigung Niedersachsen, 1989 kam auch das Land Bremen dazu, die zweimal jährlich erscheinende Fachpublikation „Der Mühlstein” heraus. Bisher habe die Redakteure Gundolf Scheweling, Bernhard Kühne und Philipp Oppermann die sehr erfolgreiche Arbeit für unsere Mühlenvereinigung geleistet. Jeder Redakteur hat die Fülle der vorhandenen Materialien eingebunden in eine anspruchsvolle und interessante Publikation. Diese Hefte atmen alle die persönliche Handschrift des jeweiligen Redakteurs und dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Es muss so sein, dass der jeweilige Redakteur sich mit dem von ihm gestalteten Produkt identifizieren kann. Allen bisherigen Redakteuren gilt der besondere Dank des Vorstandes der Mühlenvereinigung für die ehrenamtlich geleistete Arbeit in den vergangenen drei Jahrzehnten. Mit diesem Mühlsteinheft wird Karl-Heinz Modrei als zuständiger Mühlsteinredakteur die Arbeit seiner bisherigen Vorgänger fortsetzen. Karl-Heinz Modrei war schon in den letzten Jahren aktiv an dem Layout des Mühlsteins beteiligt. Alle Mühlenfreund(e) innen, die mit Beiträgen und Informationen unseren Landesmühlstein bereichern möchten, können ihre Beiträge zukünftig an die ausgewiesene Mail-Anschrift des Redakteurs Karl-Heinz Modrei senden. Freiwillige Müller-innen: Auch im vergangenen Halbjahr wurde an den drei Standorten Osnabrück, Syke und Logabirum die Ausbildung von Freiwilligen Müller-innen fortgesetzt bzw. abgeschlossen. Osnabrücker Lehrgang: Am 14. Juli fand in Löningen Prüfung und Zertifikatsübergabe für 10 Freiwillige Müller-innen statt. Der dortige Veranstaltungsort sowie die benachbarte Schutenmühle bildeten einen angemessenen Rahmen für diesen wichtigen Tag. Syker Lehrgang: Im November ist die Prüfung von 8 Freiwilligen Müller-innen an der 4 Wassermühle Bruchmühlen in Bruchhausen-Vilsen und an der Windmühle in Blender geplant. An diesem Lehrgang nehmen 5 Freiwillige Müllerinnen teil. Leer-Logabirum: Am 14.April war Zertifikatsübergabe für 12 Lehrgangsteilnehmer in Dornum. 5 Freiwillige Müller aus diesem Lehrgang arbeiten nun an der restaurierten Dornumer Bockwindmühle. Schon am 20. April startete in Logabirum ein neuer Lehrgang mit 12 Mühlenfreunden. Auch in diesem Falle gibt es mit 5 Teilnehmern aus Bad Zwischenahn eine größere regionale Gruppe. „Molens zonder grenzen - Mühlen ohne Grenzen”: Ein wichtiger Teil der Vorstandsaktivitäten betraf die Zusammenarbeit mit unseren niederländischen Mühlenfreunden. Zu diesem Thema wird in diesem Mühlstein unser Vorstandsmitglied Johann Glazenburg genaueres berichten. Als erstes Ergebnis der Zusammenarbeit kann der ebenfalls vorliegende Vertragstext zum Thema „Assistent-Müllerausbilder” gelten. Mit diesem Konzept wollen wir im Bereich der MVNB unser bisheriges Ausbildermodell umstellen. Diese Umorganisation der Lehrgangsausbildung durch Wind- und Wassermüllermeister hin zur Erweiterung Ausbilder ohne die früher übliche Meisterausbildung wird längere Zeit in Anspruch nehmen – aber wir sollten in naher Zukunft damit beginnen. In den Niederlanden gab es vor 40 Jahren noch Nachwuchsausbildung durch Müllermeister und auch dort musste man sich konzeptionell umstellen. Auch wir werden einen für uns vertretbaren Weg in der nächsten Zeit gehen müssen. Lammert Groenewold, Mitglied der MVNB und Ausbilder in seinem Mühlenbereich, beschreibt in einem Beitrag die Tätigkeiten in „seiner” Wasserschöpfmühle. Die Zeichnungen veranschaulichen sehr positiv sein Präsentationskonzept eines Mühlenaufbaus. Lammert Groenewold wird zusammen mit Ansgar Rahmacher eine umfas- sende Mühlenpräsentation entwickeln. Die bisher nur die niederländischen Mühlen berücksichtigende Mühlenaufbaupräsentation wurde schon 800-mal verkauft. Die geplante deutsch-niederländische neue Version, ergänzt um Filmsequenzen, berücksichtigt alle häufig vorkommenden Mühlenarten in beiden Ländern - natürlich auch zweisprachig. Schutenmühle in Löningen. Fotos: R. Heßling Bisher schon bekannte Termine für das Jahr 2013: Am Sonnabend, dem 27.April 2013 findet die Mitgliederversammlung unserer Mühlenvereinigung in Löningen statt. Natürlich ist am Freitagabend wie üblich das Treffen mit regionalen Mühlenfreunden geplant. An diesem Abend sind wir Gäste des Heimatvereins Löningen-Schutenmühle. Vom 14. bis 16. Juni 2013 ist die Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen in Melle Gastgeber der DGM-Jahreshauptversammlung 2013. Diese Veranstaltung wird von Osnabrücker Mühlenfreunden unter der organisatorischen Federführung von Günter Oberschmidt vorbereitet. Die Veranstaltung in Melle ist nach Loccum und Bremen der dritte Termin, zu dem wir viele Mühlenfreunde aus den anderen Landesverbänden/Ländern einladen und wir freuen uns darauf. Der Vorstand wünscht Ihnen allen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in erfolgreiches Mühlenjahr 2013 Im Namen aller Rüdiger Heßling 200 Jahre Bagbander Mühle/Ostfriesland Albert Kroon D ie an der Bundesstraße 72 in Bagband - eine Ortschaft der Gemeinde Großefehn in Ostfriesland - stehende Kornwindmühle wurde im Jahre 1812 von Frerich Jürgens Bohlen erbaut. In Ostfriesland, damals unter französischer Fremdherrschaft, waren die bis dahin starren Vorschriften der preußischen Regierung über die Errichtung von Mühlen gelockert worden. Bohlen hatte ursprünglich eine Mühle in der Gegend von Firrel bauen wollen, weil dort die Einwohner lange Anfahrtswege zur nächsten Mühle hatten. Da die französische Regierung aber keine Standortvorschriften machte, entschloß sich Bohlen seine Mühle in Bagband, in der Nähe des Dorfes, am Bagbander Tief zu bauen. Hier wehte der Wind aus erster Hand über die baumlose Meedenniederung. Die Großzügigkeit der Regierung erforderte allerdings auch ihren Preis, denn an Stelle der früheren Windheuer musste ein sogen. Patent gegen eine nicht geringe Gebühr erworben werden. Die Mühle lag zwar an dem Alten Postweg, 5 Bagband vor 1950, Fuhrwerk schon mit Gummibereifung. den zweimal am Tag auch die Postkutschen zwischen Aurich und Leer passierten, doch war der Weg in den Wintermonaten oft nur schwer befahrbar. Die um 1840 erbaute Landstraße von Leer nach Aurich erleichterte zwar den Verkehr der Mahlgäste zur Mühle, doch als diese erste besteinte Straße auch mit Bäumen bepflanzt werden sollte, befürchtete der Müller, dass diese ihm buchstäblich den Wind aus den Segeln nehmen könnten. Er prozessierte gegen die Baumbepflanzung der Straße, hatte aber keinen Erfolg. Die Mühle von Frerich Jürgens Bohlen wurde dann 1813 als Pelde- und Mahlmühle mit einem Wert von 12660 Mark in das Verzeichnis der Mühlenbrandsozietät eingetragen. Manfred Wittor hat in seinem Buch „Mühlen in Großefehn“ (siehe „Quellen“) die Maße der Mühle aus dem Jahre 1820 aufgeführt. 6 Die Mühle ist 54 Fuß hoch und 29 Fuß, 6 Zoll weit. Die Flucht der Flügel beträgt 74 Fuß. Sie hat „drey Gänge“, die sich auf 2 Rheinländische Mahlsteine zu 5 Fuß, 2 Zoll, 1 Pellstein zu 6 Fuß, ein Pellstein zu 6 Fuß 2 Zoll verteilen. Frerich Jürgens Bohlen, der erste Müller auf der Bagbander Mühle, stirbt am 27.3.1860. Sein Sohn Heye Frerichs Bohlen übernimmt 1861 die Mühle. Im Jahre 1869 wird das Wohnhaus der Mühle erneuert. Schon vorher, beim Mühlenbau 1812 wird von einer Wohnung berichtet. Danach soll es einen Brand gegeben haben, doch lässt sich dies nicht belegen. Wahrscheinlicher ist, dass die Wohnung der Familie zu klein gewesen ist, bestand sie doch aus 15 Personen, davon 13 Kindern. 1874 erhielt die Mühle neue Mahlsteine und einen Keller zur Lagerung von Kartoffeln. Bagband von Osten, die Scheune ist heute nicht mehr vorhanden. Der 2. Müller der Mühle Bagband, Heye Frerichs Bohlen, wurde am 4.1.1901 in Bagband zu Grabe getragen. Zur Übergabe an den dritten Müller Frerich Heyen Bohlen wurde 1902 eine neue Schätzung der Mühle vorgenommen. Der Wert wird mit 11500 Mark angegeben. Bis zum Jahre 1910 sollen die Flügel der Mühle mit Segeln bespannt gewesen sein, danach erhielt sie Jalousien. Um 1920 wurde östlich der Mühle ein Motorhaus erstellt, in das ein Benzolmotor mit einem Mahlgang eingebaut wurde. Der dritte Müller der Mühle, Frerich Heyen Bohlen, starb schon im Alter von 45 Jahren am 20.8.1920. Manfred Wittor berichtet hierüber: „Es blieb dann der resoluten Witwe Eta, geb. Möhlmann überlassen, die Mühle mit der Landwirtschaft zu betreiben. Sie meisterte dies die ersten Jahre alleine, bis der 4. Müller auf der Mühle, Heio Frerich Bohlen, geb. 1909, das Alter erreicht hatte, um mithelfen Scans: Privat zu können. Er erlernte das Müllerhandwerk auf der Mühle in Felde (ebenfalls Gde. Großefehn) und erwarb 1936 den Meisterbrief in diesem Beruf.“ Müller Heio Frerich Bohlen arbeitete bis zum Beginn des 2. Weltkrieges mit seinem Bruder Gerhard zusammen. Gerhard Bohlen hatte ein Praktikum im Müllerwesen bei Müller Onken in Westgroßefehn gemacht. Die Brüder Heio und Karl wurden dann zum Kriegsdienst eingezogen, Gerhard wurde freigestellt. Karl Bohlen fiel in Afrika, während Heio Bohlen bis 1945 Soldat war und in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Er kam erst 1949 zurück. 1952 wurden Sohn Frerich und 1954 Sohn Dieke Bohlen geboren. In dieser schweren Zeit hat Gerhard Bohlen die Landwirtschaft und die Mühle allein betrieben. Gerhard Bohlen wohnte bis 1948 im Müllerhaus und zog danach mit seiner Frau in das neu erbaute Haus an der Mühlenstraße „Den von vielen Leuten nach dem Kriege 7 gesehenen Aufschwung in der Müllerei und dem Landhandel haben wir nicht mitbekommen, da wir noch Kinder waren“ so berichteten Frerich und Dieke Bohlen. „Unsere Eltern hatten der Mühle einen Landhandel angegliedert, der anfangs gut lief. In der Zeit bis 1954 fuhr unser Vater Heio mit einem von 2 Pferden gezogenen Wagen zu den Bauern, um Getreide zum Mahlen und zum Reinigen mit zu nehmen und Futtermittel zu verkaufen. 1962 baute Mühlenbauer Böök aus Dunum (Gde. nahe Esens/Ostfriesland) einen Elektromotor ein, mit dem dann ein Mahlgang betrieben wurde. Im Sommer 1963 erhielt die Bagbander Windmühle ein neues Reithdach. Der örtliche Dachdecker Reinder Meyer, der schon 50 Jahre dieses Handwerk ausgeführt hatte, wurde mit dieser Arbeit beauftragt. Da er aber schon 65 Jahre alt war, holte er den namensgleichen Dachdecker Berend Meyer aus Bedekaspel zu Hilfe. Das Reith, das zu Eindeckung der Mühle verwendet wurde, war am Großen Meer bei Der reetgedeckte 200jährige Mühlenbau. 8 Riepe (Ostfriesland) geschnitten worden. Zu der Zeit hatte die Mühle noch einen Steert mit Kroijwark. Das bedeutete, wenn der Wind sich drehte, mussten die Mühlenflügel von Hand in den Wind gedreht werden. Das Kroijwark wurde 1965 durch eine moderne Windrose ersetzt. Schwere Stürme mit Orkanböen richteten in den 1970er Jahren erhebliche Schäden an den Flügeln, der Windrose und dem Reithdach an. Der Eigentümer war nicht in der Lage, die Schäden, die sich auf mehrere zehntausend Mark beliefen, zu tragen. Die Mühle drohte zu verfallen und das Ende dieses Baudenkmals war abzusehen. Heio Bohlen resignierte. „Seit Jahrzehnten habe ich viel Geld in die Mühle gesteckt, jetzt ist Schluß, es bleibt nur noch der Abbruch.“ Doch es sollte anders kommen! Der Bagbander Gerhard Block, Mitglied der „Vereinigung zur Erhaltung von Windund Wassermühlen“, setzte sich für die Erhaltung der Bagbander Mühle ein. Die vorläufige Instandsetzung erforderte Mittel in Höhe von 28.000 DM. Um an Zuschüsse zu gelangen, waren Eigenleistungen von mindestens 25% erforderlich. Als Leiter der Zweigstelle der Kreissparkasse Aurich in Bagband gelang es ihm, mit einem Aufruf, der vom Ortsrat Bagband unterstützt wurde, Spenden in Höhe von 7.800 DM zu sammeln. Die Gemeinde Großefehn genehmigte 4.000 DM. Von der Mühlenvereinigung kamen 5.000 DM. Die Kreissparkasse Aurich steuerte 3.000 DM bei. Weitere Aktionen erbrachten 4.500 DM. Damit konnten die ersten Schäden beseitigt werden, und die Mühle strahlte wieder in neuem Glanz. Doch bald schrillten die Alarmglocken wieder: Die Flügel drehten sich nicht mehr, da der „Windpöl“ (Balken unter dem Flügelkreuz) gebrochen war. 1978/79 standen weitere größere Reparaturen an. Sie kamen aber nicht mehr zur Ausführung da das Geld fehlte. Am 10.12.1983 verstarb Heio Bohlen, der vierte Müller auf der Mühle Bagband. Nachdem der Mühlenbetrieb und der Landhandel aufgegeben wurden, verpachteten die Söhne Dieke und Frerich die Mühle1986 an die Gemeinde Großefehn. Die Gemeinde ließ die Mühle 1988 im Rahmen der „Dorferneuerung Bagband“ mit einem Kostenaufwand von 220.000 DM sanieren. Die Flügel bekamen wieder Segel. Die Galerie wurde in Bongossiholz erneuert. Auch die Kappe der Mühle konnte von dem in Diensten der Gemeinde stehenden Mühlenbaumeister Theodor Mönck und seinem Mitarbeiter Werner Köster neu gefertigt und mit einem Kupferdach abgedeckt werden.Der bis dato vorhandene Übergang von der Mühle zum Haus fehlte in den ersten Jahren, wurde dann aber nachträglich eingebaut 1990 errichteten Mitarbeiter des Bauhofes der Gemeinde Großefehn neben der Mühle ein Backhaus mit einem Backofen. Dieses Backhaus dient auch als Unterstellmöglichkeit für die Kinder der Schulbushaltestelle. Im Rahmen der 13. Großefehner Mühlentage wurde 1989 die Einweihung der Bagbander Mühle mit einem Festprogramm gefeiert. Am 1.1.1993 ging das gesamte Anwesen, Mühle und Müllerhaus, in den Besitz der Gemeinde über. Die Gebrüder Bohlen waren von einer großen Last befreit. Sie Die Kappe der Bagbander Mühle. wohnen aber weiterhin im Vorderhaus des Mühlenhauses. Die Gemeinde stellte Dieke als Arbeiter im Bauhof ein. 1994 wurde das Müllerhaus vollkommen erneuert. Das gesamte Stallgebäude mit seinem Ständerwerk musste unter Verwendung der alten Steine neu aufgebaut werden. Auch die frühere Fassade des Wohnhauses konnte nach alten Fotos rekonstruiert werden. Dazu wurden die bei früheren Umbauten eingesetzten Fenster wieder durch Sprossenfenster ersetzt. Die Maßnahme kostete 300.000 DM. In Zusammenarbeit mit Manfred Wittor, dem damaligen Leiter der Touristik-Geschäftsstelle der Gemeinde Großefehn, rief ich in meiner damaligen Eigenschaft als Ortsbürgermeister zu Beginn des Jahres 1991 zur Gründung eines „Vereins zur Förderung der Bagbander Mühle“ auf. Daraufhin konstituierte sich am 4. Februar 1991 in der Gaststätte Hinrichs der Mühlenverein Bagband der sich am 18.8.1992 eine Satzung gab, ein eingetragener Verein wurde und mit der Gemeinde Großefehn am 1. April 1993 einen Nutzungsvertrag abschloß. Zum Vorsitzenden des Mühlenvereins wird am 4. Februar 1991 Gerhold Buß gewählt. Ihm zur Seite steht ein sechsköpfiger Vorstand. 32 Personen erklären am Gründungstag ihre Mitgliedschaft. Erklärtes Ziel der Gemeinde ist es, die mit hohem Kostenaufwand hergerichtete Mühle wieder mit Leben zu füllen und zum Mahlen zu nutzen. Hierbei unterstützt der Verein die Gemeinde, in dem er die Mühle für Besucher in der Zeit von Ostern bis September an Sonnund Feiertagen geöffnet hält, und die Mühle arbeiten läßt, wenn es die Wetterlage erlaubt. In Verbindung mit dem Backhaus führt der Verein Mahl- und Backtage durch. Im torfbeheizten Backofen wird dann das Bagbander Mühlenbrot - anfangs von Bäckermeister Rindert Fleßner, dann von Hermann Hinrichs - gebacken. 9 Mühle, hinter den Bäumen das ehemalige Müllerhaus, heute ein Restaurant. 1995 kann der Verein, der auf 77 Mitglieder angewachsen ist, das Packhaus in Eigenarbeit als Vereinsraum ausbauen. 1999 entschloß sich die Gemeinde, wieder Flügel mit Jalousieklappen einbauen zu lassen, sie kosteten 85.000 DM. Im gleichen Jahr kaufte die Familie Eschen aus Wiesmoor (Ostfriesland) den Scheunentrakt (ostfr. = Achterenn) des Müllerhauses und ließ hierin eine antike ostfr. Teestube einrichten. Auch die abgängige Nebenscheune (ostfr.= Bischüür) wird von Fam. Eschen neu aufgebaut und dem Gaststättenbetrieb einbezogen. Frerich Bohlen schließt 2001 bei der VHS Leer seine Ausbildung zum „Freiwilligen Müller“ ab und wird vom Verein als Mühlenführer eingestellt. Nach einem Brandschaden im Jahre 2003 wird der Backofen im Backhaus erweitert, so dass jetzt die doppelte Brotmenge gebacken werden kann. 2004 tritt Gerhold Buß als Vorsitzender des Mühlenvereins zurück. Um die Auflösung des Vereins zu verhindern, übernahm ich für ein Jahr den Vorsitz. In diesem Jahr 10 Fotos: R. Heßling bekommt die Mühle ein neues Reetdach. Fördermittel erhält die Gemeinde hierfür aus dem Leader-plus-Programm der Europäischen Union und dem Mühlenpool des Landkreises Aurich. 2005 wird Erwin Onnen zum Vorsitzenden des Mühlenvereins gewählt. 2006 erweitert der Verein das Backhaus; von den Mitgliedern werden 700 Arbeitsstunden erbracht. 2011 wird Berthold Gerdes Vereinsvorsitzender. Im Jahr 2012 feierte das Dorf das 200-jährige Bestehen der Bagbander Mühle. Die Mühle mit dem Mühlenhof liegt an der vielbefahrenen Bundesstrasse 72 in Bagband. Sie ist für alle, die aus südlicher Richtung nach Ostfriesland kommen, ein erster positiver Blickfang von der Mühlengemeinde Großefehn und zählt unter Kennern als eine der schönsten und am besten proportioniertevn Mühlen Ostfrieslands. Quellen: • Manfred Wittor. „Mühlen in Großefehn. - Ihre Geschichte und die ihrer Erbauer und Betreiber 2002“. • Gerd Saathoff: „Bagbands Mühle ohne Vorgänger“. • Albert Kroon: „Bagband. Die Geschichte eines ostfriesischen Bauerndorfes.1995“. Z Mühlenvereinigungsschilder ahlreiche Mühlen in Niedersachsen und Bremen weisen seit 1988 mit dem öffentlich ausgehängten Schild der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V. auf ihre Zugehörigkeit zu unserem Landesverband hin. Damit sind positive Auswirkungen für den Bekanntheitsgrad unserer Mühlenvereinigung verbunden, einige Mühlenfreunde haben über die Schilder den Weg zur Mühlenvereinigung gefunden. Darüber hinaus fördern die Schilder ein gewisses Gemeinschaftsgefühl in unserer Vereinigung: „Unsere Mühle gehört auch dazu.“ Der Vorstand hat in Anbetracht der vorhandenen Nachfrage eine weitere Neuauflage der Mühlenvereinigungs-Schilder beschlossen. Die ovalen Schilder haben eine Größe von 26 x 40 cm. Sie sind emailliert. Auf weißem Grund mit grünem Namenszug ist in blau die kombinierte Wind- und Wassermühle Hüven (unser Logo) abgebildet, darunter befindet sich die international an Denkmälern befindliche blaue Raute „Schützenswertes Kulturgut“.Das Schild kostet (incl. Versandkosten) 65,00 Euro.Die Schilder sollen an Mühlen, deren Besitzer oder Betreuer Mitglied der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V. sind, angebracht werden. Sie tragen so dazu bei, den Bekanntheitsgrad der Mühlenvereinigung zu erhöhen und den interessierten Mühlenbesuchern anzuzeigen, dass es in Niedersachsen und Bremen eine Vereinigung gibt, die sich mit dem Erhalt von Mühlen befasst und an die man sich bei Interesse wenden kann. Bestellungen für die Schilder bitte an: Franz Schnelle, Weizenkampstraße 160 28199 Bremen, Telefon: 0421 - 50 42 15 e-Mail: muehlen.franz@t-online.de 11 Vereinigung zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e.V. Mühlenvereinigung , Franz Schnelle Weizenkampstr. 160 , 28199 Bremen : 0421 / 50 42 15 Fax 0421-520 79 601 %(,75,776(5./b581* Hiermit erkläre ich / erklären wir meinen/unseren Beitritt zur "Vereinigung zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e.V.". Name: .............................................. Vorname: ................................................................................. Anschrift: .................................................................................................................................................. Beruf: ................................................ Geburtsdatum: ...................................................................... Ich beantrage die Mitgliedschaft als ordentliches Mitglied e-Mail.................................................................. EHLMXULVWLVFKHQ3HUVRQHQ: Fax........................... Internet...................................................................... Institution / Verein / Verband / Gemeinde / Kreis / Stadt usw.: ......................................... Anschrift: .............................................................................................................................................. Wir beantragen die Mitgliedschaft als ordentliches Mitglied ....................................................... ................................................................................................... (Ort / Datum) (Unterschrift / Stempel) __________________________________________________________________________________ (,1=8*6(50b&+7,*81* Hiermit ermächtige (n) ich (wir) die "Vereinigung zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e.V." widerruflich, meinen (unseren) Jahresbeitrag in Höhe von 25.- (für natürliche Personen) 15.- (für Rentner, Schüler und Arbeitslose auf Antrag) 60.- (für juristische Personen) zum 01.07. eines jeden Jahres von meinem (unserem) Konto Nr.: ................................................. Bankleitzahl: ............................................................................ Kreditinstitut: ............................................................................................................................................ mittels Lastschrift einzuziehen. Name und Anschrift: .................................................................................................................................. .................................................................................................................................................................... ................................................... (Ort / Datum) 12 .......................................................................... (Unterschrift / Stempel) Protokoll der Mitgliederversammlung der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V. am 21.04.2012 in Wiegboldsbur Veranstaltung am Freitagabend (20. April 2012) Wie seit Jahren üblich trafen sich Mühlenvereinigungsmitglieder und Mühlenfreunde zu der, in der Einladung angekündigten, Abendveranstaltung. 46 Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden von den Wiegboldsburer Mühlenfreunden herzlich begrüßt und der 1. Vorsitzende Bernhard Behrends stellte die Geschichte der Südbrookmer Mühlen und besonders die 200-jährige Geschichte der Wiegbolsburer Windmühle dar. Anschließend verdeutlichte Ansgar Rahmacher die Möglichkeiten der Mühlensuche durch das Programm „Google Earth“ Jahreshauptversammlung (21. April 2012) Zu Top 1: Begrüßung und Formalia Der Vorsitzende Rüdiger Heßling eröffnet um 10:15 Uhr die Mitgliederversammlung und stellt fest, dass die Einladungen für die Mitgliederversammlung fristgerecht am 13. März versendet wurden. Ebenfalls stellt er fest, dass die Versammlung stimmberechtigt ist. Er begrüßt alle Anwesenden und besonders die stellvertretende Landrätin des Landkreises Aurich Frau Antje Harms, den Bürgermeister der Gemeinde Südbrookmerland Herrn Friedrich Süßen und den Ortbürgermeister (gleichzeitig 1. Vorsitzenden der Wiegbolsburer Mühlenfreunde) Herr Bernhard Behrends. Der Vorsitzende bedankt sich ausdrücklich für die gestrige Abendveranstaltung und übergibt dem ersten Vorsitzenden der Wiegbolsburer Mühlenfreunde fünfzig Anstecknadeln der Mühlenvereinigung Niedersachsen und Bremen e.V., die im Rahmen der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen der Wiegboldsburer Windmühle am Pfingstwochenende verwendet finden sollen. Anschließend bittet der Vorsitzende die Anwesenden, den verstorbenen Mitgliedern mit einer Schweigeminute zu gedenken. Abschließend weist der Vorsitzende auf die nachmittägliche Bustour hin, die die Wiegboldsburer Mühlenfreunde organisiert haben. Zu Top 2: Grußworte Frau Antje Harms, die stellvertretende Landrätin des Landkreises Aurich eröffnet die Grußworte und begrüßt die Anwesenden herzlich im Landkreis. Sie weist auf die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum der Wiegboldsburer Windmühle am Pfingstwochenende hin und wünscht der heutigen Veranstaltung einen guten Verlauf. Anschließend sprechen der Bürgermeister der Gemeinde Südbrookmerland Herr Friedrich Süßen, Bernhard Behrends, Ortsbürgermeister von Wiegboldsbur und 1. Vorsitzender der Wiegboldsburer 13 Mühlenfreunde und Gerd Rinderhagen, Vorsitzender des Kulturausschusses des Gemeinderates. Alle drei begrüßen die Mitglieder der Mühlenvereinigung Niedersachsen und Bremen e.V. herzlich und wünschen der Veranstaltung einen guten Verlauf. Zu Top 3: Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung 2011 Der Vorsitzende weist darauf hin, dass im Protokoll der Mitgliederversammlung 2011 in Steinhude (veröffentlicht im „Mühlstein“ Nr.51 November 2011, S. 4-7) ein Fehler aufgetreten ist. Erich Everding muss dort als 1. Kassenprüfer genannt werden. Mit Berücksichtigung dieser Änderung bittet der Vorsitzende um die Genehmigung des Protokolls. Das Protokoll wird einstimmig (bei einer Enthaltung) angenommen. Der Kassenbericht des Jahres 2010 war als Anlage zum Protokoll der MV des Jahres 2011 zu Beginn der Sitzung verteilt worden. Zu Top 4: Wahl einer Zählkommission und eines Wahlleiters Der Vorsitzende schlägt Bernhard Behrends als Wahlleiter und Franz Schnelle und Johann Behrends als Mitglieder der Zählkommission vor. Der Vorschlag wird in offener Wahl einstimmig (bei drei Enthaltungen) angenommen. Zu Top 5: Bericht des Vorstandes und Aussprache Der Vorsitzende berichtet aus der Arbeit des Vorstandes: Er beginnt mit positiven Nachrichten aus Wettmar, wo eine Bockwindmühle außerhalb des Ortes einen neuen, attraktiven Standort gefunden hat und aus Wiesedermeer, wo die einstige Windmühle aus dem Deutschen Museum in München zurückgekommen ist. Diese ist in München demontiert und in Wiesedermeer eingelagert worden, um einen neuen Standort zu bestimmen. Weiterhin berichtet der Vorsitzende von dem Neubau einer Mühle, die von der Firma Rügenwalder Mühle in Bad Zwischenahn nachgebaut wird und als Begegnungsstätte genutzt werden soll; in diesen Neubau soll auch ein Salzmahlgang eingebaut werden. Und auch in Seevetal (Karoxbostel) gibt es erfreuliche Nachrichten zu vermelden: Dort hat sich ein Mühlenverein gegründet, der sich für den Erhalt der dortigen Mühlen einsetzen will. In Logabirum ist vor kurzem ein Ausbildungskurs zum Freiwilligen Müller / zur Freiwilligen Müllerin zu Ende gegangen. Dort sind alleine sechs Freiwillige Müller aus Dornum ausgebildet worden. In Logabirum hat am 20. April ein neuer Ausbildungskurs begonnen, an dem u.a. vier Personen aus Bad Zwischenahn teilnehmen. Der Vorsitzende erläutert kurz die Ausbildung zum Freiwilligen Müller / zur Freiwilligen Müllerin und stellt die Ausbildungsstandorte vor. Heinz Drost stellt, als Zuständiger für die Freiwilligen Müller/innen die Fortbildungen im vergangenen Jahr vor. Es gab einen Kurs im Freilichtmuseum Cloppenburg zum Thema Mahlsteine und einen Kurs zum Thema Ölschlagen in einer niederländischen Mühle. Der Vorsitzende berichtet vom Projekt „Mühlen ohne Grenzen“, in dem sich die Ausbilder der Mühlenvereinigung Niedersachsen und Bremen e.V. mit Ausbildern aus den niederländischen Provinzen Friesland und Groningen viermal im Jahr treffen. Ziele dieses Projektes sind unter anderem die Entwicklung einer CD zum Thema Mühlenbau und die Angleichung der Ausbildung der Freiwilligen Müller/innen. Die Niedersächsische Mühlenstraße ist erfolgreich weitergeführt worden. Die Region Helmstedt konnte angeschlossen werden. Die Regionen Göttingen und Grafschaft Bad Bentheim/Emsland /Osnabrück sollen folgen. Nach der Gründung der Stiftung Niedersächsische Mühlenstraße im vergangenen Jahr ist die Zukunft der Stiftung nach wie vor ungewiss, weil ihre finanzielle Ausstattung noch nicht ausreichend ist. Man geht davon aus, dass noch mehr als zehn Jahre nötig sind, um den erforderlichen Stiftungsbetrag zu erreichen. 14 Der Versand des „DGM-Mühlsteins“ ist neu geregelt worden. Dieser wird nicht mehr über die Mühlenvereinigung Niedersachsen und Bremen e.V. organisiert, sondern wird direkt mit den vier Ausgaben von der DGM versandt. Der „regionale Mühlstein“ der MVNB wird durch Zusammenarbeit von Philipp Oppermann (Redakteur), Karl-Heinz Modrei (Layout) und Franz Schnelle (Vertrieb) erstellt und zweimal im Jahr den Mitgliedern zugesandt. Die „Mühlsteine“ der Jahrgänge bis 2010 sind mittlerweile von Philipp Oppermann auf die Internetseiten der Mühlenvereinigung gestellt worden. Ob und in welcher Form die Veranstaltungstermine der Mitgliedsmühlen auf die Internetseiten der Mühlenvereinigung gestellt werden sollen, soll auf der nächsten Vorstandssitzung diskutiert werden. Florian Butt berichtet, dass die Vorbereitungen für den Deutschen Mühlentages abgeschlossen sind. Etwa 20-30 Mühlen nehmen am Mühlentag weniger teil als im vergangenen Jahr. Die Vorstandsmitglieder versuchen, nach wie vor eine Fortbildungsreihe zu etablieren. Der Besuch bei einem Windkraftanlagenbauer könnte jetzt konkreter werden, weil ein neu ausgebildeter Freiwilliger Müller aus Dornum bei einem Windkraftanlagenbauer arbeitet und einen Termin vermitteln möchte. Weiterhin möchte Florian Butt einen Besuch in einem Futtermittelkraftwerk in Twistringen und in der Roland-Mühle in Bremen organisiert, Rolf Wessels wird einen Besuch der Müllerschule in Wittingen organisieren. Der Vorsitzende entschuldigt Günter Oberschmidt, der aus privaten Gründen nicht teilnehmen kann. Günter ist mit der Organisation der DGM Jahreshauptversammlung in Melle beschäftigt. Das Archiv der Mühlenvereinigung wird nicht, wie jahrelang geplant, nach Osnabrück umziehen sondern bis auf weiteres in Roffhausen verbleiben. Hier kann es allerdings kein offenes Archiv mit Besucherverkehr geben. Der Vorsitzende informiert die Mitglieder darüber, dass der Vorstand eine Sammlung von Münzen, Medaillen, Notgeldscheinen etc. von Hinrich Redinius angekauft hat. Der Archivbestand ist mittlerweile erstklassig aufgearbeitet und vom FSJ`ler Sönke Meinen digitalisiert worden, so dass damit jetzt Sonderausstellungen in Museen, Sparkassen, Mitgliedsmühlen usw. durchgeführt werden können. Eine erste Sonderausstellung wird ab dem 24. Juni im Museum Moorseer Mühle in Nordenham-Abbehausen gezeigt werden. Im Herbst soll dann eine weitere Ausstellung in der neu erbauten Rügenwalder Mühle in Bad Zwischenahn folgen. Die gute Zusammenarbeit mit Sönke Meinen (Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres Denkmal), hat den Vorstand zur Diskussion über die mögliche Zusammenarbeit mit Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes BFD geführt, die noch nicht abgeschlossen ist. Der Vorsitzende bittet darum, bei geplanten Schenkungen für das Archiv zunächst Kontakt mit ihm oder Hinrich Redinius aufzunehmen, damit die Bestände gesichtet werden können. Abschließend nennt der Vorsitzende die Orte der Vorstandssitzungen und weist auf die Problematik der Kilometerpauschale und der Nutzung dieser durch die Vorstandsmitglieder hin. Es wird von den Anwesenden keine Aussprache gewünscht. Zu Top 6: Kassenbericht des Schatzmeisters Hinrich Redinius stellt den Kassenbericht für 2011 vor, der als Tischvorlage verteilt wurde. Der Vorsitzende ergänzt den Sachverhalt Buch Kleeberg-Nachfolge. Mit diesem Betrag werden in der nächsten Zeit zwei bis drei Mühlenbücher mit regionalen Themen veröffentlicht. Die Kassenprüferinnen Rita Boekhoff und Hedwig Bremer berichten über die Kassenprüfung, die im Hause des Schatzmeisters stattgefunden hat. Dabei wurde die Kasse der AG 15 Mühlenstraße ebenfalls geprüft. Die Kassenprüferinnen haben festgestellt, dass die Anregung der Mitgliederversammlung 2010 vorbildhaft umgesetzt wurde. Dadurch konnten sie feststellen, dass 588 Mitglieder vorhanden sind. Zu Top 7: Entlastung der Vorstandsmitglieder Die Kassenprüferinnen Rita Boekhoff und Hedwig Bremer beantragen, den Vorstand aufgrund des Prüfungsergebnisses zu entlasten. Die Mitglieder entlasten den Vorstand bei Enthaltung des Vorstands einstimmig. Zu Top 8: Vorstandswahlen Der Wahlleiter Bernhard Behrends übernimmt die Wahlleitung. Nach Überprüfung der Anwesenheitsliste wurde festgestellt, dass 62 stimmberechtigte Mitglieder anwesend sind. Zunächst bittet der Wahlleiter um Vorschläge für die Wahl des ersten Vorsitzenden. Die Versammlung schlägt Rüdiger Heßling zur Wiederwahl vor. Da keine geheime Abstimmung gewünscht wird, lässt der Wahlleiter abstimmen. Einstimmig wird Rüdiger Heßling (bei eigener Enthaltung) wiedergewählt. Er nimmt die Wahl an. Der 1. Vorsitzende übernimmt die Wahlleitung und erörtert, dass der 2. Vorsitzende Günter Oberschmidt nicht mehr kandidieren wird und bittet die Versammlung um Vorschläge. Hinrich Redinius schlägt Philipp Oppermann vor, der eine Kandidatur aber aus privaten Gründen ablehnt. Franz Schnelle schlägt Heinz Drost vor. Der ist zur Kandidatur bereit. Da eine geheime Wahl beantragt wird, werden die Wahlzettel verteilt. Heinz Drost wird mit 49 Ja-Stimmen und 5 Nein-Stimmen und einer Enthaltung gewählt, er nimmt die Wahl an. Der Schriftführer Nils Meyer stellt sich zur Wiederwahl. Da keine geheime Wahl beantragt wird, wird Nils Meyer (bei eigener Enthaltung) einstimmig wiedergewählt. Der Schatzmeister Hinrich Redinius stellt sich ebenfalls zur Wiederwahl. Da keine geheime Abstimmung beantragt wird, wird Hinrich Redinius einstimmig (bei eigener Enthaltung) wiedergewählt. Er nimmt die Wahl an. Florian Butt, Philipp Oppermann und Rolf Wessels kandidieren als Vorstandsbeisitzer wieder. Hierfür wird eine Blockwahl beantragt. Da dies nicht abgelehnt wird, lässt der Vorsitzende en bloc wählen. Florian Butt, Philipp Oppermann und Rolf Wessel werden (bei eigenen Enthaltungen) einstimmig wiedergewählt. Alle drei nehmen die Wahl an. Als vierter Beisitzer wird vom Vorstand Johann Glazenburg vorgeschlagen. Er stellt sich kurz der Mitgliederversammlung vor. Da keine geheime Wahl beantragt wird, wird Johann Glazenburg (bei eigener Enthaltung) einstimmig zum Beisitzer gewählt. Er nimmt die Wahl an. Zu Top 9: Wahl eine(s)r Kassenprüfer(s)in Erich Everding scheidet als Kassenprüfer aus. Rita Boekhoff ist somit die 1. und Hedwig Bremer die 2. Kassenprüferin. Hinrich Redinius schlägt Gerd Rinderhagen (Schatzmeister des Wigboldsburer Mühlenvereins) vor. Da keine geheime Wahl beantragt wird, wird Gerd Rinderhagen (bei eigener Enthaltung) einstimmig gewählt. Er nimmt die Wahl an. Zu Top 10: Antrag - Beschlussfassung zur Mittelverwendung Rüdiger Heßling erläutert die Zusammenhänge, die zum Verkauf der Erbschaft AccumPingelei geführt hatten. Die dadurch erhaltene Verkaufssumme wurde bisher nicht langfristig angelegt. Er schlägt eine langfristige Anlage dieser Summe vor, die entsprechend der Vorgaben des Finanzamtes nur zu einer konservativen Neuanlage der 60.000,00 € führen dürfen. Die Zinsen würden in den Haushalt der Mühlenvereinigung einfließen und für die allgemeinen Satzungszwecke verwendet werden. Diesen Antrag stellt er zur Abstimmung. Da keine geheime Wahl beantragt wird, wird dieser Antrag (bei einer Enthaltung) einstimmig angenommen. 16 Zu Top 11: Anträge Es sind keine weiteren Anträge gestellt worden. Zu Top 12: Projekte zwischen MVNB und NL / Finanzierung Johann Glazenburg stellt das Projekt “Mühlen ohne Grenzen“ vor. Dabei werden verschiedene Projektinhalte zur Umsetzung angestrebt: a) die Angleichung der deutschen und niederländischen Ausbildungsmappen für die Freiwillige Müller/innen Ausbildung, b) eine DVD mit Mühlenaufbaudaten, c) ein deutsch-niederländischer Mühlenführer, d) eine Wartungsmappe für den Mühlenbetrieb. Derzeit werden die Projektgelder auf 50.000,00 € geschätzt. Dabei ist eine Förderung durch das EU-Förderprogramm Interreg IV A EUREGIO-DER mit maximal 50% möglich; gefördert werden dabei nur grenzüberschreitende Projekte. Die MVNB müsste sich mit maximal 12.500,00 € beteiligen. Das Projekt muss bis Juni/Juli 2015 abgeschlossen sein. Zu einzelnen Punkten dieser Projekte gibt es Nachfragen und Diskussionsbeiträge. Diesen Antrag stellt er zur Abstimmung. Da keine geheime Wahl beantragt wird, wird dieser Antrag (bei einer Enthaltung) einstimmig angenommen. Zu Top 13: Verschiedenes Ein Mühlenfreund berichtet, dass an der Mühle Terworde in den Niederlanden ein Kind durch einen Mühlenflügel erschlagen wurde. Zu Top 14: Schließung der Mitgliederversammlung Der Vorsitzende schließt die Mitgliederversammlung um 13.10 Uhr. Schriftführer: Nils Meyer Brake, den 13.06.2012 Molens zonder grenzen – Mühlen ohne Grenzen Johann Glazenburg, Drieborg (NL) Mitglied der Mühlenvereinigung B ereits in 2008 wurde die Initiative ergriffen zu einer Zusammenarbeit zwischen den grenznahen freiwilligen Müllern und ihren Organisationen. Dies sowohl auf deutscher als auch auf niederländischer Seite. Seit 2010 besteht eine Arbeitsgruppe die sich regelmäßig trifft. Bis jetzt auf regionalem Niveau, wobei dies sich beschränkt auf die Regionen Ostfriesland und die Provinz Groningen. Namentlich wird dieses Projekt unterstützt und gefördert vom Groninger Molenhuis auf niederländischer Seite und von der Mühlenvereinigung Niedersachsen/Bremen auf deutscher Seite. Bis jetzt hat sich diese Zusammenarbeit gut bewährt, aber es wächst das Bewusstsein und das Interesse, dass hier etwas entsteht, was eine größere Ausstrahlung haben kann und wird. Mit dem Rückgang der wirtschaftlichen Nutzung der Wind- und Wassermühlen in West-Europa sind diese beeindruckende Bauwerke vielerorts dem Verfall preisgegeben. Um dieses Mühlensterben aufzuhalten sind Maßnahmen ergriffen, die alten Mühlen wieder instand zu setzen, oder sogar wieder ganz neu auf zu bauen. Zugleich wurden Ausbildungen organisiert um das fast ausgestorbene Handwerk des Müllers wieder neu zu beleben und die 17 noch vorhandenen Mühlen fach- und sachkundig betreiben zu können. Je nach Region oder Land wurden diese Ausbildungen gestaltet an Hand der vorhandenen Arten von Mühlen und auch bezogen auf die ehemalige Nutzung dieser Mühlen. Eine Verschiedenheit in der Ausbildung war so automatisch vorprogrammiert und diese Verschiedenheit besteht noch bis in diese Zeit. Sowohl in den Niederlanden als auch im Bundesland Niedersachsen (inklusive Bremen) ist die Ausbildung zum freiwilligen Müller qualitativ auf einem hohen Niveau. Die Ausbildung wird in den Niederlanden sowohl theoretisch als auch praktisch gestaltet von der Gilde van Vrijwillige Molenaars und in Niedersachsen/Bremen von der Mühlenvereinigung NiedersachsenBremen. Während in den Niederlanden die Ausbilder hervor gekommen sind aus den freiwilligen Müllern, ist in Niedersachsen/ Bremen die Ausbildung noch Sache der Müllermeister. Im Rahmen dieses Projektes wird beabsichtigt, die besten Elemente der jeweiligen Ausbildungen in das Ausbildungskonzept des anderen Landes oder der anderen Region zu übernehmen und so eine Ergänzung zu erreichen. Letztendlich werden die jetzt noch teilweise bestehenden Unterschiede in der Ausbildung in qualitativer Hinsicht dermaßen gering werden oder sogar gänzlich verschwinden, dass es keinen Unterschied mehr macht, in welchem Land ein freiwilliger Müller seine Ausbildung bekommen hat. Des Weiteren sollten die jetzt schon bestehenden Kontakte und der bereits praktizierte bilaterale Erfahrungs- und Informationsaustausch in breiter Form weiter ausgebaut werden. Dies beinhaltet dann auch die Wartung und das Betreiben der Mühlen in der technischen Dimension. Die Wünsche und Ziele in dieser Hinsicht sind mannigfaltig aber es sollte stets nur darum gehen, dass in optimaler Verständigung den Mühlen in dieser Europäischen 18 Region die Aufmerksamkeit und Funktion erhalten bleibt. Das Gesamtprojekt hat in seinem Namen schon einen Großteil seines Kerninhalts vereint. Zum einen ist das die Zweisprachigkeit, die eine Hürde in der Verständigung aufwirft, und zum anderen auch die Größe des Projektes Nachdruck verleiht in dem es darauf hinweist, dass hier nicht nur eine sprachliche Grenze verschwindet, sondern auch ein Zusammenwachsen gefördert wird. Die einzelnen Projekte werden Namentlich aufgeführt und haben ihren eigenen Durchlauf. Dabei wird für jedes Projekt eine separate Beschreibung erstellt. Gesamtprojekt: Molens zonder grenzen Mühlen ohne Grenzen Ziel dieses Gesamtprojektes ist es, die Kontakte zwischen den freiwilligen Müllern und ihrer Organisationen in jeder Form herzustellen und ständig weiter zu vertiefen. "Frisia Mühle" Korn und Sägemühle in Leer-Logabirum. Hieraus sollen Formen der Zusammenarbeit entstehen, wobei sich alle Parteien auf die Kenntnisse und Erfahrungen der Partner einstellen können und diese überneh- um Schöpfwerk kurz vor Winschoten (NL). Alle an den Projekten beteiligten Personen werden dazu jedes Mal aufgerufen. Je nach Tagesordnungsinhalte ist es nicht unbedingt erforderlich, dass jeder jedes Mal bei diesen Zusammenkünften anwesend ist. Von jeder Zusammenkunft wird ein kurzes und sachliches Protokoll angefertigt, dass die Beschlüsse der Zusammenkunft umfasst. Edens Mühle in Winschoten. Wasserschöpfmühle in Winschoten, heute Museum. men können in ihrem eigenen Aufgabenbereich. Darüber hinaus ist dieses Gesamtprojekt der Ausgangspunkt für die einzurichtenden Arbeitsgruppen, die sich mit den formulierten Projekten beschäftigen. Diese Kontakte finden mehrmals im Jahr statt, in der Regel fünfmal im Jahr. Vorerst wird davon ausgegangen, dass diese Kontakte über einen Zeitraum von zwei Jahren in dieser Regelmäßigkeit stattfinden werden. Dieser Zeitraum deckt sich voraussichtlich mit der Durchlaufzeit der hieraus hervorgehenden Projekte. Treffpunkt ist abwechselnd die Mühle Eiklenborg in Logabirum (D) und die Mühle Edens in Winschoten (NL), oder das Muse- Intakte archimedische Schraube sorgt durch elektrischen Antrieb für die Entwässerung. Fotos: J.Glazenburg 19 Projekt 1: Angleichung des theoretischen Teils der freiwilligen Müllerausbildung Im Rahmen dieses Projektes sollen die theoretischen Grundlagen der jeweiligen niederländischen und der deutschen Lehrbriefe angeglichen werden. Somit wird dann damit eine gute Basis geschaffen für die Angleichung der Ausbildung der freiwilligen Müller insgesamt. Zwar wird es voraussichtlich auch im praktischen Teil der Ausbildung möglicherweise noch einige Änderungen im Kursaufbau geben, aber letztendlich ist das Ziel, dass die Müllerausbildungen soweit aneinander angeglichen sind, dass von den zuständigen Organisationen sowohl die eigene als auch die Ausbildung der anderen Organisation unbedenklich anerkannt wird. Also sowohl von der Mühlenvereinigung NdSB als auch von der Gilde van Vrijwillige Molenaars. Dies dann auf der Basis der Gleichwertigkeit. In der Basis, also vom Grundwissen aus, wäre eine Angleichung empfehlenswert, aber spevzifische Extras bleiben der jeweiligen Ausbildungsorganisation vorbehalten. Die beiden Ausbildungsmappen werden von einer dazu eingesetzten Kommission analysiert. Diese Kommission besteht in erster Instanz aus Teilnehmern am Gesamtprojekt, aber es können auch Sachverständige von außerhalb hinzugezogen werden. Die Kommission wird an Hand dieser Analyse ein Konzept erarbeiten, wie die Theorie der Ausbildung zum freiwilligen Müller soweit aufeinander abgestimmt werden kann, dass daraus ein universell gültiges Lehrbuch entsteht. Projekt 2: Erstellung einer zweisprachigen DVD mit Mühlentechnik Im Rahmen dieses Projektes wird eine DVD erstellt mit Erklärung des Aufbaus einiger Mühlentypen in Bild und Schrift. Die Präsentationen enthalten zudem die wichtigen Details einer Mühlenkonstruktion. An Hand 20 dieser Bilder und den dazugehörigen Texten wird dem Betrachter die Technik und die Funktion der Mühle und ihrer wichtigsten Teile verdeutlicht und zudem noch unterstützt mit Filmmaterial. Somit ist diese DVD eine wichtige Ergänzung des theoretischen Teils der Ausbildung zum freiwilligen Müller. Diese DVD wird zweisprachig ausgeführt sein, wobei die jeweilige Sprache gewählt werden muss und diese DVD ist universell in sowohl den Niederlanden als auch in Deutschland brauchbar und verfügbar. Obwohl die DVD universell brauchbar ist, werden typische Einzelheiten des einen oder anderen Landes berücksichtigt werden. Bei diesem Projekt wird die bestehende DVD in der niederländischen Fassung ergänzt mit einigen deutschen Mühlentypen und technischen Besonderheiten. Dann wird die DVD zweisprachig umgebaut und werden die Filmfragmente hinzugefügt. Projekt 3: Austausch von Ausbildern bei der freiwilligen Müllerausbildung Im Rahmen der Vertiefung des Einblicks in die Art und Weise der Ausbildung der freiwilligen Müller wird es einen regen Austausch von Ausbildern geben. Dabei werden den Kursteilnehmern bestimmte Themen der Ausbildung von einem Ausbilder des jeweils anderen Landes vermittelt. Der Austausch wird vorerst beschränkt auf die jetzigen Ausbilder aus Niedersachsen/ Bremen und aus der Provinz Groningen. In Absprache werden die Ausbilder an ausgesuchten Tagen und an den jeweils geeigneten Ausbildungsmühlen die Kursteilnehmer übernehmen, wobei der Gastausbilder die Rolle des zuständigen Ausbilders übernimmt. Projekt 4: Ausbildung von deutschen Ausbildern In Deutschland, jedoch vor Allem in den Bundesländern Niedersachsen und Bremen ist die Ausbildung der freiwilligen Müller gut etabliert. Ständig werden neue Kur- steilnehmer geworben und ausgebildet. Die jetzigen Ausbilder haben alle noch die Qualifikation des Müllermeisters, eine Ausbildung, die es in dieser Form aber nicht mehr gibt. Um die Fortsetzung der Ausbildung in Deutschland zu gewährleisten, werden neue Ausbilder geworben und ausgebildet werden müssen. Dazu wird die niederländische Methode auch in Deutschland Eingang finden, wobei die Ausbilder aus den Reihen der freiwilligen Müller rekrutiert werden. Der Kreis der Ausbilder wird in engster Zusammenarbeit mit der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen ein Konzept ausarbeiten, auf Grund dessen die Ausbildung zum (Assistent-)Ausbilder geregelt sein wird. Dazu gehören dann Themen und Kriterien wie Kompetenz, Fachwissen und reges Interesse. Projekt 5: Übersetzung und Beteiligung an Mühleninstandhaltungsmappe Auf der niederländischen Seite ist vor kurzem eine Mappe erschienen, voller nützlicher Hinweise zum Unterhalt der Mühle. Diese Mappe ist so gestaltet, dass hierin laufend Änderungen und Ergänzungen angebracht werden können. Bei der festlichen Präsentation dieser Mappe war auch eine deutsche Delegation anwesend. So ist diese Mappe nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland mit Begeisterung aufgenommen worden, nicht zuletzt, weil es derartige Dokumentation bislang noch nicht gibt in Deutschland. Im Rahmen dieses Projektes wird in Übereinstimmung mit den niederländischen Verfassern dieser Mappe überlegt, wie der Inhalt eventuell auch auf spezifische deutsche Techniken ergänzt werden kann und dann zweisprachig ausgebracht wird. Danach wird diese Mappe allen interessierten niedersächsischen/Bremer freiwilligen Müllern zugestellt und in enger Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der niederländischen Seite geändert und ergänzt. Projekt 6: Erstellung eines grenzüberschreitenden NL-D Mühlenführers Es soll ein Mühlenführer entstehen wobei der Benutzer grenzüberschreitend informiert wird über die in dieser Region noch funktionstüchtigen Mühlen. Dazu werden von jeder ausgesuchten Mühle die spezifischen Daten und Besuchszeiten angegeben. Dieser Mühlenführer wird sowieso zweisprachig, also in niederländischer und in deutscher Sprache, herausgegeben werden, und wenn möglich sogar dreisprachig, also auch noch in englischer Sprache. Somit ist dieser Mühlenführer dann für jeden Interessierten universell nutzbar. Es wird versucht diesen Routenführer mit in die bestehenden touristischen Routenführer einzubinden, wobei unter anderem gedacht wird an die Internationale Dollard Route und an die Deutsche Fehnroute. Diese beiden Routen verlaufen in Grenznähe, bzw. überschreiten diese. Der touristische Impuls für diese Region ist damit vorprogrammiert. Eine interessierte und kundige Arbeitsgruppe, bestehend aus Mühlenkundige, wird mit professioneller Unterstützung ein Konzept ausarbeiten, wobei im Bezug auf die Anbindung an die bestehenden Routen, die Touristik GmbH Südliches Ostfriesland ausdrücklich um Unterstützung gebeten werden wird. Gesamtkosten Die Gesamtkosten dieser Projekte belaufen sich auf rund € 46.000. Grundsätzlich hat sich die Ems Dollard Region bereit erklärt im Rahmen des Europäischen Subventionsprogramms INTERREG IV einen Zuschuss zu bewilligen von 50% der Kosten, mit einem Maximum von € 25.000. Die anderen 50% der Projektkosten werden zu gleichen Teilen getragen von dem Groninger Molenhuis (NL) und der Mühlenvereinigung NdS-B. Dies wurde auf der Mitgliederversammlung am 21. April 2012 in Wiegboldsbur beschlossen. 21 Assistent-Ausbildervertrag Die Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V. ernennt hiermit zum Assistent-Ausbilder: < Name > < Adresse > < Wohnort > < Geburtsdatum > Er verrichtet seine Tätigkeit in der Ausbildungsmühle: Der verantwortliche Ausbilder ist: Für die Ernennung des Assistent-Ausbilders gelten folgende Voraussetzungen: 1. Der Assistent-Ausbilder A. Ist Mitglied der Mühlenvereinigung NdS-B und ist ausgebildeter freiwilliger Müller. B. Hat praktische Erfahrung von mindestens 3 Jahren. C. Kennt die meisten vorkommenden Mühlentypen in der Region und ihre Einrichtungen. D. Verfügt über genügend Kenntnisse bezüglich aller in Niedersachsen vorkommenden Mühlentypen und ihrer Funktion. E. Gestaltet die Ausbildung gemäß der Prüfungsregeln der Mühlenvereinigung NdS-B. F. Ist sich seiner Verantwortung und seiner Aufgaben bewusst, insbesondere der zu beachtenden Sicherheitsbestimmungen. 2. Verpflichtungen des Assistent-Ausbilders Die Ernennung zum Assistent-Ausbilder hat zur Folge, dass man Verpflichtungen eingeht gegenüber der Mühlenvereinigung NdS-B, dem Ausbilder und den Auszubildenden. A. Er soll regelmäßig ausbilden. B. Die Zeitpläne und Ausbildungspläne sollten eingehalten werden. C. Die Ausbildung findet statt unter allen Witterungsumständen, sofern dies keine Gefahren aufwirft, also keine „Schönes-Wetter-Müller“ Ausbildung. D. Er unterhält regelmäßig Kontakt zum Ausbilder und der Ausbilder nimmt regelmäßig am Unterrichtsgeschehen teil, um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen. E. Am Ende der Ausbildungszeit wird der Ausbilder die Ausgebildeten testen. 3. Rechte des Assistent-Ausbilders Der Assistent-Ausbilder hat auch Rechte, damit er den Ablauf der Ausbildung verantwortlich leiten kann. 22 A. Der Assistent-Ausbilder bestimmt den Ablauf des Ausbildungstages. Er kann auch bestimmen, dass ein Ausbildungstag auf einer anderen Mühle stattfindet. B. In Absprache mit dem Ausbilder bestimmt der Assistent-Ausbilder die Anzahl der Auszubildenden. C. Der Assistent-Ausbilder hat das Recht, einen Auszubildenden von der Ausbildung auszuschließen, auf Grund von: ·• Ungehorsam oder Missachtung der Regeln. ·• Nicht ausführen wollen oder können von Aufgaben bezüglich der Ausbildung. ·• Unregelmäßigem Erscheinen zur Ausbildung. ·• Ungenügender theoretischer Eigenbildung. Zuvor hat der Assistent-Ausbilder sich hierüber mit dem Ausbilder zu beraten. 4. Die Ernennung des Assistent-Ausbilders A. Die Ernennung des Assistent-Ausbilders geschieht immer durch die Mühlenvereinigung NdS-B und in Absprache mit dem Ausbilder. B. Die Ernennung geschieht auf Empfehlung des Ausbilders. C. Die Ernennung wird schriftlich festgelegt. Alle Beteiligten empfangen hiervon eine Abschrift. D. Der freiwillige Müller, der als Assistent-Ausbilder angestellt wird, verfügt über die aktuelle Ausbildungsmappe und bildet dementsprechend aus, in Absprache mit dem Ausbilder. 5. Entlassung des Assistent-Ausbilders Die Ernennung des Assistent-Ausbilders kann von der Mühlenvereinigung NdS-B eingezogen werden: A. Auf Wunsch des Assistent-Ausbilders. Den Grund dafür sollte der Mühlenvereinigung NdS-B mitgeteilt werden. B. Auf Wunsch des Ausbilders. Dies aber nur unter Angabe von Gründen. C. Bei längerer Zeit Nichtausübung der Ausbildertätigkeit, ohne Angabe von Gründen D. Die Maßnahmen B. und C. treten erst in Kraft, wenn der AssistentAusbilder diesbezüglich informiert worden ist und er keinen begründeten Widerspruch eingelegt hat. 6. Berufung Bei einer Meinungsverschiedenheit kann jeder Beteiligte den Vorstand der Mühlenvereinigung NdS-B um eine verbindliche Stellungnahme bitten. Der Assistent-Ausbilder ist mit diesen Bestimmungen einverstanden und wird seine Aufgabe gewissenhaft erfüllen. Datum: Der Assistent-Ausbilder: Die Mühlenvereinigung NdS-B: 23 Ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet Rolf Wessel F ür sein ehrenamtliches Engagement wurde Joachim Bente, Mühlenwart der Belmer Mühle mit der Niedersächsischen Ehrenmedaille ausgezeichnet. J. Bente erhielt die Auszeichnung aus der Hand der Nieders. Ministerin Johanna Wanka bei einer Feierstunde im Rathaus von Belm, Landkreis Osnabrück. „Bisher hat noch kein Bürger der Gemeinde diese Auszeichnung erhalten“, sagte Bernhard Wellmann, Bürgermeister der Gemeinde am nördlichen Stadtrand von Osnabrück. Jochen, wie ihn seine Freunde nennen, hat schon früh ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen. So war er Schülerlotse und Klassensprecher in der Schulzeit. Nach der Heirat mit seiner Frau Helga und der Geburt des Sohnes, wurde Jochen in dessen Schulzeit Klassen- und Schulelternsprecher. 1973 trat er in den Dienst des Roten Kreuz (DRK) ein und wurde Zugführer, sowie stellvertretender DRK Beauftragter. Zusammen mit Kameraden des DRK organisierte er, als Rentner, Hilfstransporte nach Osteuropa. Eine weitere soziale Tätigkeit ist sein ehrenamtlicher Dienst in der Senioreneinrichtung Jeggen als Patientenbegleiter. Als im Februar 2005 der erste Kurs Freiwil- 24 lige Müller im Osnabrücker Land startete, war Joachim Bente dabei. Als Mühlenwart der Belmer Mühle wollte er sein Wissen über Mühlen erweitern, denn sein Name ist eng mit der Restaurierung und Wiederinbetriebnahme einiger Anlagenteile der Mühle verbunden. Mit Begeisterung machte der gelernte KFZ-Mechaniker seit Jahren Führungen in der Mühle. Viele Kinder und Jugendliche bekommen von Jochen den Weg des Korns zum Brot aufgezeigt. In einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe, erfahren die Kinder einiges über Getreideanbau und Ernte des Rohstoffs für Brot. Die Verarbeitung von Korn zu Mehl wird dann von Jochen in der Belmer Mühle vorgeführt. In einer handwerklichen Bäckerei in Belm sehen dann die jungen Gäste, wie aus Mehl Brot oder andere Backwaren entstehen. Gäste in der Belmer Mühle waren in der Vergangenheit auch die weiteren Kurse, Freiwilliger Müller im Osnabrücker Land. Diese Motormühle zeigt ein Stück Mühlengeschichte und ist neben den Wind- und Wassermühlen im Osnabrücker Land für die Freiwilligen Müllerinnen und Müller eine gute Ergänzung der Ausbildung. Die Räume im Anbau der Mühle, dem ehemaligen Sacklager, sind hervorragend geeignet, um Schulungen für Freiwillige Müllerinnen und Müller durchzuführen. Theoretische Prüfungen Freiwilliger Müller und eine Vorstandssitzung Nieders. Mühlenvereinigung haben hier stattgefunden. Wenn die Müller zu Gast in der Belmer Mühle sind, gibt es ein 2. Frühstück, zubereitet von Helga Bente, die ihren Jochen bei vielen Aktivitäten der Belmer Mühle immer tatkräftig unterstützt. Die Ministerin hob diese Tätigkeit von Joachim Bente für die Belmer Mühle in ihren Worten hervor und sagte (Zitat NOZ): „Sie haben alte Handwerkstradition belebt und einen unschätzbaren Beitrag zur regionalen Kultur geleistet.“ Ausbildung in der Mühle Karl-Heinz Modrei W iso bedarf es einer Ausbildung für den Betrieb einer Mühle? Es wird doch nur das Korn in den Trichter geschüttet, das Wasser auf das Mühlrad geleitet oder die Bremse in der Windmühle gelöst. Aber was geschieht, wenn z.B. der Mahlgang läuft? Zum ersten wird eine Technik in Gang gesetzt, die in der Regel 100 Jahre und älter ist, und mit viel Aufwand und Geld restauriert wurde. Diese Technik gilt es fachge- recht und somit schonend einzusetzen. Aber ist es nur die Technik, die man beherrschen und verstehen muß? Was weiß der Hobbymüller über die verschiedenen Arten von Mühlen, über Getreide, Mehlsorten, Mahlsteine, Wasserrechte oder Wetterkunde? All das und noch viel Mehr lernt man bei den Müllermeistern aus Schrot und Korn in den Ausbildungskursen zum Freiwilligen Müller/innen, die auch 2013 wieder starten. Kursbeginn: Diepholz, Wassermühle Bruchmühlen 16. März 2013 Osnabrück, Windmühle Westhoyel 23. März 2013 Weitere Informationen im Internet unter: www.muehlenland-niedersachsen.de Ausbildungsmühlen: Wassermühle Gellenbeck Windmühle Westhoyel Ausbildungsmühlen: Feldmühle Martfeld Wassermühle Bruchmühlen 25 Von der Wind- zur Motormühle Geschichte der Mühlen in Syke - Steimker Florian Butt K am der Wanderer um 1900, wenn er die Nienburger Chaussee in Syke stadtauswärts entlangschritt, bei dem heutigen Autohaus Nienstedt an, erblickte er auf der rechts liegenden Steimker Anhöhe eine prächtige Windmühle, einen Galerieholländer. 1870 wurde diese Windmühle von 10 Steimker Mühleninteressenten errichtet. Als Baumeister wird wegen der Bauform und der Mahleinrichtung der Bruchhausener Mühlenbauer Johann Fahlenkamp angenommen, der in der hiesigen Gegend für viele Mühlenbauten verantwortlich zeichnet. Es Steimker Mühle vor dem ersten Weltkrieg. könnte sich hierbei allerdings auch um den Bau eines von Fahlenkamp ausgebildeten Mühlenbaumeisters handeln. Die Mühle war ein dreistöckiger Galerieholländer mit Steertbalken für das „in den Wind drehen“ des Mühlenkopfes mit den Flügeln. Die Flügel selbst wurden noch vom Müller mit den alten Segeltüchern bespannt, um den Wind aufzufangen. Außerdem war sie mit vier Mahlgängen aus- 26 gerüstet, was ebenfalls ein Hinweis auf den Mühlenbauer ist und schon damals für eine sehr hohe Wirtschaftlichkeit der Mühle zeugte. Um nicht länger vom Wind abhängig zu sein, wurde 1906 ein Motorenhaus nebst Antriebsmotor an den Unterbau der Windmühle angebaut. Nun konnte einer der Mahlgänge und ein Sechskantsichter über Kegelradgetriebe mit einer Übersetzung von 2:3 und Riemenantrieb auch an windstillen Tagen betrieben werden. Der Antrieb erfolgte mit Hilfe eines Rohölmotors. Später wurde noch eine hölzerne Siloanlage errichtet sowie eine Blitzableiteranlage auf der Mühlenkappe angebracht. Der Windmühle zugeordnet waren ein Wohnhaus, Stallung mit Kornboden sowie 25.000 qm Ackerland, „welches unmittelbar um die Mühle herumliegt.“ Hinzu kam noch etwas „Garten- und Wiesenland.“ Nachdem die Mühle drei Jahre lang mit gutem Erfolg von den Interessenten be- trieben worden war, wurde sie 1873 von der Witwe Friederike Stute, geb. Blome übernommen, der die Söhne Heinrich und Ferdinand Stute als Müller folgten. 1905 kaufte der am 20. Oktober 1878 in Eitzendorf geborene Müller Friedrich Heinrich Wiegmann die Steimker Windmühle für 32.000 Mark. Wiegmann hatte in der Fabrik des Sudweyher Unternehmers J. D. Fricke gearbeitet, der auch eine Dampfmühle und eine Dampfsägerei betrieb. Schon 1913 nahte jedoch das Ende der Steimker Motormühle 1921. Windmühle. Wiegmann ließ zu diesem Zeitpunkt eine motorgetriebene Kornmühle an der Nienburger Straße errichten, nachdem der Gemeindevorsteher Cordes von Steimke keine Bedenken gegen das Bauwerk erhob. Dass Wiegmann sie auch noch im gleichen Jahr in Betrieb nahm, lässt sich aus der ab 15. November 1913 bestehenden Feuerversicherung ableiten. Die Gründe für den Neubau sind nicht festgehalten. Vielleicht war die direkt hieran vorbeiführende Kleinbahn Syke-HoyaAsendorf, die neue Transportmöglichkeit eröffnete, Anlass für diesen Entschluss. Aber auch der technische Fortschritt der motorgetriebenen Mühlen mit mehr Leistung, Nutzfläche und verbesserter Kornreinigungsanlagen können ausschlaggebend gewesen sein. Jedenfalls ist ein Neubau günstiger als eine ständige Er- 27 weiterung einer Windmühle. Wie lange die Windmühle dann noch betrieben wurde, ist nicht dokumentiert. Paul Sievers schreibt in seiner Syker Chronik unter dem November 1919: „Das Wahrzeichen Sykes, die Windmühle auf dem Steimker Berge, verschwindet. Damit wird das altvertraute, schöne Landschaftsbild des Mühlenteiches seines Hauptanziehungs- und Blickpunktes beraubt.“ Die Motormühle an der Nienburger Straße wurde zunächst mit 4 großen Mahlgängen ausgerüstet, die von mehreren hölzernen Kornsilos, Becherwerken und Förderschnecken beschickt werden konnten. Der Antrieb aller mühlentechnischen Einrichtungen, sowie der Mahlgänge und Förderelemente, geschah über Riemenantriebe mit Hilfe einer großen Transmission, die von einem Elektromotor im Mühlenkeller betrieben wurde. Die Bau- und Maschinenpläne sind noch vorhanden und befinden sich im Archiv des Verfassers. Helmut Zeising (†2009), letzter Eigentümer des Mühlenanwesens wusste noch zu berichten: Lastwagen der Steimker Mühle. 28 „Das Getreide wurde zunächst nach Feuchtigkeit und Backfähigkeit untersucht und in die entsprechenden Silos gefördert. Dies geschah mit den Becherwerken, auch Elevatoren genannt. Anschließend wurde das Korn mit einem Aspiratuer und anschließend mit einer Bürstmaschine gereinigt und für die Vermahlung vorbereitet. Hierzu wurde es auf die Mahlgänge geleitet. Alle 4 Gänge hatten einen unterschiedlichen Mahlspalt, so dass das Getreide immer feiner gemahlen wurde. Hierzu wurde das Korn von einem auf den nächsten Gang geschüttet. Das entstandene Vollkornmehl wurde entweder verkauft wie es war, oder nochmal gründlich mit den Mehlsichtern durchgesiebt, um die Schalenteile herauszutrennen, wobei man dann das Feinmehl gewann. Dies wurde abgesackt und nicht selten mit dem betriebseigenen Lastwagen ausgeliefert. Der Kundenkreis erstreckte sich weit über die Grenzen Sykes hinaus, sogar in Bremen hatte man Kunden beliefert“. Die Motormühle wurde von Wiegmann noch bis Ende 1924 betrieben. Die Fami- Steimker Mühle vor der Stilllegung. lie wanderte später nach Südamerika aus. Ab 1925 übernahm der Müller Friedrich Koppe aus Bremen die Mühle, nachdem er zuvor bereits in Sudwalde eine Mühle betrieben hatte. Nach dreißigjährigem Betrieb übergab er die Mühle an seine Tochter Dora Zeising, geb Koppe. In regelmäßigen Abständen fanden in der Steimker Mühle auch die Reichsberufswettkämpfe des Müllerhandwerks statt. Die Mühle und deren technische Einrichtung wurden im Laufe der Jahre immer wieder umgestaltet und modernisiert. So wichen die 4 schweren Mahlgänge später einem Walzenstuhl, wie er in den meisten Mehlmühlen schon Einzug gefunden hatte. Außerdem wurden zusätzliche Elevatoren, Silos, Mischer, Sichter und Filter eingebaut. Erst Jahre später wurde darüber hinaus noch eine Hammermühle für die Herstellung von Futterschroten und Legemehl angeschafft. Seitdem wurde neben den Backmehlen und –schroten auch Futtermittel produziert. Außerdem entstanden neben dem Mühlengebäude mehrere Blechsilobehälter und eine Getreidehalle für die Lagerung. Auch eine Fuhrwerkswaage mit Wiegehaus und ein Labor wurden eingerichtet. Nach und nach entwickelte sich ein sehr wirtschaftlicher Mühlenbetrieb mit Getreidelager. 1986 wurde der Betrieb stillgelegt, nachdem die Industriemühlen und Genossenschaften den Familienbetrieben immer größere Konkurrenz machten. Außerdem hätte eine grundlegende Modernisierung der Mahlanlagen vollzogen werden müssen, um den strengen Anforderungen für 29 Steimker Mühle vor dem ersten Weltkrieg. die Herstellung von Qualitätsmehlen gerecht werden zu können und die Leistung zu steigern. Die Maschinen wurden ausgebaut, verkauft oder verschrottet, die Silos abgebaut und die Getreidehalle an einen Autohändler verpachtet. Heute erinnern in Steimke nur noch das leergeräumte Gebäude der Motormühle, in dem sich lediglich nur noch Kornsilos und Maschinenreste befinden und die von der B 6 abzweigende Straße mit dem Namen „Zur Steimker Mühle“ an die Zeit, als die Bauern noch ihr Korn zur nahegelegenen Mühle brachten. Daneben bestanden in den Dörfern weitere, meist kleinere, Mühlen, die für die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln wichtig waren oder für die Landwirtschaft und anderen Bedarf benötigt wurden. Hierzu zählten u. a.: Ölmühlen, Lohmühlen oder Papiermühlen. Ein Beispiel für eine 30 Scans und Fotos: Florian Butt Ölmühle ist auch für Steimke nachweisbar. Im Jahre 1872 versichert Johann Hinrich Meyer aus Steimke Nr. 2 (im 2. Weltkrieg abgebrannt; dieser Hof befand sich in der Senke zwischen Prüser und Bartel/Brockmann) neben einem Backhaus auch eine Ölmühle. Der Anbau von Flachs, Raps und Rübsen hatte zur Wende des 20. Jahrhunderts immer mehr abgenommen, sodass nur noch sehr wenige Ölmühlen betrieben wurden. Wie lange die Steimker Ölmühle noch genutzt wurde, ist nicht bekannt. Grete Becker, die auf dem Hof ihre Kindheit verlebt hat, berichtete, dass zur damaligen Zeit um etwa 1930 von der Ölmühle nichts mehr vorhanden war. Bei Kultivierungsarbeiten in den 70er Jahren wurde allerdings noch ein größerer Kollergangstein wiederentdeckt. Über seinen heutigen Verbleib ist leider nichts überliefert. De Groote Polder (Der Groβe Polder) Wasserschöpfmühle mit Archimedischer Schraube gebaut in 1783 Lammert Groenewold Restaurierte Wasserschöpfmühle in Slochteren. Die Geschichte: ie Mühle ‘Der Große Polder’ wurde im Jahre 1783 im Auftrag von der Polderverwaltung ‘De Grootepolder’ gebaut. Es gab damals viele Probleme mit dem hohen Wasserstand. Wie Sie verstehen, hat die Mühle den Namen des früheren Polders bekommen. Jetzt gibt es die Polder nicht mehr, weil es verschmolzen ist in einen größeren Bereich. Ein automatisches Schöpfwerk bemahlt heute den ganzen Bereich. In dieser Gegend sind mehrere kleine Polder zusammengefügt worden in einen Entwässerungsverband, in dem ehemaligen ‘Waterschap Duurswold’, daß vor kurzen noch ein Mal vereint wurde und jetzt zu dem Entwässerungsverband ‘Hunze & D Aa´s’ gehört. In der Mühlenwelt wird diese Mühle benannt als “einem Achtkanten Bodenmühle Haubendreher Archimedischen Schraube angetriebenen Wasserschöpfmühle”. Hier in der Provinz Groningen sagen wir das merklich kürzer: wottermeuln. Bis im Jahre 1815 hatte die Mühle ein Schöpfrad. Ein Schöpfrad ist bei langen nicht so effizient wie eine Schraube und es schöpft das Wasser nicht so hoch. Die Polderverwaltung beschloß 32 Jahre später, das Rad zu ersetzen durch eine Schraube. Die Mühle hat gearbeitet bis zum Jahre 1950 und stand still bis 1974-1975. Danach wurde die Mühle restauriert und dreht seitdem fast wöchentlich am Samstag. 31 Technische Daten: Der ehemalige Polder war 460 Hektar groß. Die Mühle schöpft das Wasser aus den Polder 1,85 m hoch in den Abwasserkanal (auf Niederländisch "boezem"). Der Abwasserkanal transportiert das Wasser nach der Hafenstadt Delfzijl. Bei Ebbe wird das überflüssige Wasser in das Wattenmeer abgelassen. Die Schraubenlänge ist 8,26 m. Der Durchmesser ist 1,23 m. Bei normaler Geschwindigkeit schöpft die Mühle bis zu 20 m3 Wasser pro Minute. Die Segelflügel haben einen Durchmesser von 21,14 m. Haube und Achtkant haben Reet als Bedeckung. Das Reet hält bis zu 70 Jahre aus. Mit der Stertwinde wird die Mühle auf den Wind gesetzt Wissen Sie, dass die Haube lose oben auf dem Achtkant liegt? Diese Zeichnung wird auch bei dem Unterricht von freiwilligen Müllern benutzt. Man sieht zwei dicke Balken, die als Basis der Haube dienen: die sogenannten Fugbalken Antrieb der Schraube 32 Draufsicht der Haubenbasis. Die Haube kann 3600 rund gehen um den Wind zu "fangen". Die Mühle hat eine Blockbremse. Oben in der Haube sieht es aus wie unten. Die Bremse ist Gelb gefärbt und befindet sich rund um das Achsrad (Orange). Die gußeiserne Flügelwelle ist hergestellt im Jahre 1899 von J.M. de Muinck Keizer in Martenshoek (einen Ort hier ganz in der Nähe) und hat die Folgenummer 65. Zuvor gab es eine hölzerner Flügelwelle. Kammradantrieb, wenn die Flügel einmal rund gehen dreht die Schraube ungefähr 2,5 mal rund. 1x 2,5x Kammradantrieb,wenn die Flügel einmal rund gehen dreht die Schraube ungefähr 2,5 mal rund. Fotos und Zeichnungen: Lammert Groenewold Gegenwärtig: Heute wird die Mühle als Unterrichtsmühle benutzt für die Ausbildung der freiwilligen Müller oder Müllerinnen! Der Lehrgang wird angeboten von den Ausbildern Lammert Groenewold und Henk Klöpping. Es heißt freiwillige Müller, weil es kaum noch Meister Müller gibt in den Niederlanden. Und schon gar nicht bei dem Entwässerungsverband als Poldermüller. Die Lohnkosten würden zu hoch sein. Der Lehrgang ist nicht unbedingt einfach, aber mit einem bisschen Durchhaltevermögen kann man Müller werden. Der Lehrgang besteht aus einem Teil Mühlentheorie und Teil Praxis. Daneben lernt man noch was vom Wetter. In den Niederlanden dauert der Lehrgang etwa anderthalb Jahre. Man soll mit allen Wetterarten gearbeitet haben. Es werden ja keine „Schön-Wetter-Müller“ ausgebildet. Am Ende des Lehrganges macht man eine Prüfung und bekommt ein Müller-Diplom. Nur dann darf man selbstständig mit der Mühle arbeiten. Wieso machen wir uns dann soviel Mühe? Mühlen sind besondere Denkmale und manchmal über 100 bis 200 Jahre alt. Wenn damit etwas passiert, geht ein einziges Denkmal verloren. Und bedenke: ein kleiner Unfall kann € 500.000 kosten. Das möchten wir soweit wie möglich verhindern. Mit einer fachkundigen Bedienung bleiben die Mühlen in guter Lage. Es gibt aber auch einen schönen Preis. In den Niederlanden gibt es nur wenige Leute, die mit den Mühlen arbeiten: man gehört damit zu einer besonderen Gruppe und bekommt dafür Annerkennung. Die Mühe der freiwilligen Müller ist vielleicht der einzige Grund, daß es die Mühlen jetzt noch gibt! Weil ausschließlich mit Geld wird das Ganze nicht klappen. Die Mühle dreht also regelmäßig, auch am Nationalen Mühlentag (im Monat Mai), während der "Groninger Molenweekend" (im Monat Juni) und während des Nationalen Denkmaltages (im Monat September). Daneben ist die Mühle geöffnet, wenn z.B. Schulen ein Projekt haben oder Gruppen die Mühle während anderer Zeiten besuchen möchten. Sie sind herzlich eingeladen. 33 Die Wartung: Die Behörden (Gemeinde, Entwässerungsverband und die Regierungvv) zahlen jährlich einen Beitrag zur Wartung aber das ist nicht immer ausreichend. Wir kennen kein Eintrittsgeld. Eine freie Spende ist natürlich willkommen. Wenn Sie möchten, können Sie sich auch als Donator der Stiftung anmelden. Mehr Information über die Slochter Mühlenstiftung gibt es auf: www.slochtermolenstichting.nl. Unfallschutz und Sicherheit in der Mühle Rolf Wessel B ei den Kursen der Freiwilligen Müller, bei Besuchen in verschiedenen Mühlen, kommt es in den Gesprächen häufig auf das Thema Unfallschutz und Sicherheit in der Mühle. Da unsere historischen Mühlen aus einer Zeit stammen, in der das Thema nur eine geringe Bedeutung hatte, wollte ich mal sehen was die Verfasser der verschiedenen Mühlenbücher zu diesem Thema zu sagen hatten. So nahm ich mir nacheinander einige Bücher aus meinem Bücherschrank: deutlich, wie die Müller und Mühlenbauer zu diesem Thema standen. Handbuch des Müllers und Mühlenbauer, von R. Sacher, Ingenieur, von 1921 Fachkunde für Müller, J. Fleching, 1955 Ich werde Müller, vierte Auflage, Otto Kettner, Müllermeister, 1952 Lehr- u. Handbuch für Müllerei und Mühlenbau, 5. Auflage, Wilh. Baumgartner, Ingenieur, 1936 Müllerei und Mühlenbau, 5. Auflage, Friedrich Kettenbach, Ingenieur, 1922 Zum Unfallschutz gibt es in diesen Büchern keine Hinweise oder Anleitungen, welche Maßnahmen in der Mühle vorzunehmen sind, um Beschäftigte und Besucher vor Gefahren zu schützen. Zum 50 jährigen Bestehen der MüllereiBerufsgenossenschaft am 1. Oktober 1935 wurde ein Heft mit Vorschlägen über Sicherheitsmaßnahmen in der Mühle herausgegeben. Im Vorwort (Geleit) steht 34 Die Berufsgenossenschaft ist 1936 noch sanft mit den Müllern umgegangen. So sollten wir heute, wenn wir das Erbe dieser Generation erhalten wollen, die Mühlen für die ehrenamtlichen Müller und Besucher so sicher wie möglich machen. Früher kamen vereinzelt Besucher in die Mühle um sich die Technik anzusehen. In unserer Zeit ist das Interesse an der alten Technik gestiegen. Am Deutschen Mühlentag oder an Mahltagen kommen über den Tag oftmals hunderte von Besuchern in die Wind- oder Wassermühle. Diesen Besuchern muss aus der Sicht des Unfallschutzes besondere Beachtung geschenkt werden. Es sind hierbei auch Schutzmaßnahmen einzurichten, die bei unseren Vätern und Großvätern nicht erforderlich waren. Ein Thema ist immer, wie kann man auf der Galerie oder dem Wall bei Holländerwindmühlen die Absperrung bei laufenden Flügeln so sicher machen, dass auch kleine Kinder nicht unter den Absperrungen hindurch kriechen können. Gute Alternativen zum Seil oder einer Stange quer über die Galerie, ist ein Netz siehe Bilder 1 und 2. hier wurde der Gefahrenbereich gut abgesichert. Da kommt bestimmt die Frage auf, wo bekomme ich so ein Netz her? An der Küste gibt es sicher hier und da ein ausgedientes Fischernetz. Vielleicht hat ein Tennisclub ein Netz das nicht mehr benötigt wird. Für die Sicherheit gibt es bestimmt auch noch andere Lösungen. Bei Galerieholländermühlen ist es relativ einfach, hier eine Absperrung hinzubekommen. Schwieriger ist es schon bei Erdholländer- oder Bockwindmühlen. Ein Zaun um die ganze Mühle bauen ist zweckmäßig und dann den Bereich der drehenden Mühlenflügel mit einem Netz absperren ist eine Möglichkeit (siehe Bild 3). Es müssen immer die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Das beste Netz verfehlt seine Wirkung, wenn es nicht oben und unten gespannt und befestigt ist, wie das Bild 3 von der Wasserschöpfmühle Eemshaven/NL zeigt. Bei allen Überlegungen müssen wir immer die kleinen Besucher im Auge haben. Bild 1. Bild 3, das Netz muss am unteren Rand auch gespannt und befestigt werden. Foto: Rüdiger Heßling Bild 2. Fotos: Carsten Lucht Im inneren der Mühle sind einige Gefahrenstellen, die nicht nur für Besucher zu unterschätzen sind. Für die Ausbildung der Freiwilligen Müllerinnen und Müller wurde die nachfolgenden Punkte erarbei- 35 tet um eine Übersicht zu haben, auf die in der Mühle besonders zu achten ist. An einigen Beispielen möchte ich zeigen, wo Gefahren sind. Arbeitskleidung: enganliegende Kleidung mit Druckknöpfen, feste Arbeitsschuhe Bild 5, Grundriss: Schutzgeländer und Wellensicherung. Bild 4, das passiert, wenn kein Schutz vorhanden ist. Bild 4 zeigt wie eine Person mit offener Jacke am Spill hängen bleibt und die Jacke aufgedreht wird. Wenn sich so eine Welle an Durchgängen oder im Arbeitsbereich befindet, ist es dringend erforderlich, diese Welle zu verkleiden oder den Durchgang sperren. Ein Beispiel hierfür ist auf Bild 5 zusehen. Arbeitsräume: Explosions-, Rutsch- und Stolpergefahr Um diese Gefahren zu verhindern oder auf ein Minimum zu reduzieren, ist der oberste Grundsatz, bei Arbeiten in der Mühle „Ordnung halten“. Herum liegendes Werkzeug oder Bauteile sind eine Stolpergefahr. 36 Ausgelaufene Flüssigkeit (Öl), aber auch Reste von Getreide können eine Rutschgefahr sei. In der Mühle, in der gemahlen wird, ist immer etwas Mehlstaub in der Luft, darum die Mühle belüften um Explosionsgefahr zu verhindern. Kein Feuer machen! Bauliche Sicherheit, Arbeitsräume: Fußböden, Treppen, Bodenluken, Trichter und Auslauföffnungen, Türen und Luken nach draußen Das Bild 6 zeigt die Gefahr einer Öffnung im Fußboden, sei es die Luke für den Sackaufzug oder eine bodengleiche Einschütte für Getreide. Beides muss gesichert werden. Die Bodenöffnung für den Sackaufzug lässt sich am besten sichern, in dem die Klappe aus zwei Hälften gebaut wird. An Bild 6, Öffnungen immer sichern. den Außenseiten werden die Scharniere angebracht. An den Scharnieren wird zusätzlich ein kleiner Keil oder Bolzen befestigt, dass jede Klappe nicht über 85 Grad geöffnet werden kann. Wenn nun der Sack mit dem Aufzug hoch gezogen wird, fällt die Klappe unmittelbar nach dem der Sack oben ist, wieder zu. Für bodengleiche Sackeinschütten ist ein Geländer um die Öffnung zu bauen, ist das für den Bedarfsfall unpraktisch, muss eine Roste bodengleich in den Fußboden eingebracht werden. Treppen verdienen in den historischen Mühlen eine besondere Beachtung. Häufig sind die Stufen im Laufe der Jahrzehnte sehr stark abgenutzt, siehe Bild 8. Dieses ist häufig zwischen dem Stein- und dem Mehlboden zu sehen. Hatte der Müller den Sack Getreide in den Trichter auf dem Mahlgang eingeschüttet, musste er zum Mehlboden runter um hier den Mehlsack zu wechseln. Schon bald ging es wieder über die Treppe zum Steinboden um wie- Bild 7, Treppe mit Absturzgefahr. Bild 8, eine ausgetretene Treppe. der einen Sack mit Getreide aufzuschütten. Das wiederholte sich den ganzen Tag. Das über Jahrzehnte, da kann man sich vorstellen, wie eine solche Treppe abnutzt. Es bleibt hier keine andere Lösung, die Treppe benötigt neue Stufen. Viele Treppen wurden früher nicht immer mit Treppengeländer an beiden Seiten versehen, siehe Bild 7. Manchmal war es 37 unpraktisch, aber es gibt auch Situationen wo es baulich nicht möglich ist ein zweites Treppengeländer einzubauen. Besonders in Windmühlen sind die Platzverhältnisse für einen Treppenbau schwierig. Für die Treppe wie auf Bild 7 gezeigt, muss schon ein zweites Geländer eingebaut werden. Ist es nicht möglich, an einer Treppe an einer der beiden Seiten ein Geländer anzubringen, kann ein dickes Seil eine Ersatzlösung sein. Die Besucher können sich mit beiden Händen festhalten und haben dadurch einen sicheren Auf- und Abstieg. Besucherinnen und Besucher müssen darauf hingewiesen werden, die Treppen nur mit geeignetem Schuhen zu betreten. Frauen mit Stöckelschuhen oder Besucher mit Flip Flops sollten auf ein Betreten der oberen Stockwerke verzichten. Barfuß oder auf Strümpfen ist in Mühlen mit Holzfußboden keine Alternative. Die Verletzung durch Holzsplitter ist groß. Steile Treppen sollten von den Besuchern nach unten, wie bei einer Leiter, rückwärts benutzt werden. Die Flügelluke (Bild 9) am Flügelkopf einer Windmühle, nie bei drehender Mühle öffnen. Die Flügel laufen sehr dicht vor der Verkleidung der Kappe her und erwischen die Klappe sehr schnell. Der Versuch bei geöffneter Klappe und bei laufenden Flügeln eine Arbeit zu verrichten ist gefährlich. Arbeiten hier nur bei Flügelstillstand mit fester Bremse. Bild 10, ohne Sicherheitsgeländer. Bild 9, Flügelluke nicht bei laufender Mühle öffnen. 38 Bild 11, mit Sicherheitsgeländer. In Mühlen sind die Türen in den oberen Stockwerken ein beliebter Aussichtspunkt. Hier wurden früher die Säcke mit Getreide außen mit einem Sackaufzug hochzog und dann in die Mühle geschwenkt. Diese Öffnungen sind durch ein stabiles Geländer zu sichern, wenn die Tür auf ist. Es reicht nicht, wie früher nur eine Kette vor die Öffnung zu hängen. Sicherheit und Einrichtungen: elektrische Einrichtungen Bei elektrischen Einrichtungen kann es keine Kompromisse geben. Es sind die VDE- Bestimmungen zu beachten. In einigen Mühlen gibt es noch alte Schalter und Sicherungen, die auf Marmortafeln montiert sind, wunderschön an zu sehen, aber für den heutigen Betrieb nicht mehr zu verwenden. Bitte hängen lassen, aber den Strom hier hin abklemmen. Bei Stromausfall dürfen Maschinen und Geräte nicht wieder anlaufen, wenn der Strom wieder eingeschaltet ist. Die Schaltung muss so eingerichtet sein, dass ein manueller Neustart erfolgen muss. Die Überprüfung aller elektrischen Anlagen und Einrichtungen, ist alle 3 Jahre durch eine Fachkraft erforderlich. Mechanische Einrichtungen: Schutzvorrichtungen an Maschinen, Unfallverhütung an beweglichen Teilen Besonders in Windmühlen (Bild 12) gibt es diverse Kraftübertragungen von Kammrädern auf Stockräder aus Holz. Hier Schutzvorrichtungen zu bauen, ist sehr schwer. Das sicherste ist es, diesen Gefahrenbereich soweit abzusperren, dass keine Gefahr für Besucher oder Beschäftigte bei laufenden Betrieb aus geht. Ein weiterer Gefahrenpunkt beim Mahlbetrieb ist am Ende des Rüttelschuhes (Bild 13), wenn das Getreide in den Mahlstein fällt. Das Mühleisen, das sich am Ende des Spilles befindet und bei Drehung gegen den Rüttelschuh schlägt, ergibt eine Verletzungsgefahr. Dieser Bereich ist beim Mahlbetrieb besonders absichern. Bild 12, Kammrad und Korbrad. Bild 13, Quetschgefahr am Rüttelschuh. Bild 14, Mahlgangantrieb mit offenem Treibriemen. 39 Offene Antriebe mit Riemenscheiben und Treibriemen (Bild 14 und 15) bedeuten eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Hier ist in jedem Fall eine räumliche Absperrung erforderlich (Bild 16). sonderte Lösungen erforderlich sind. Wenn die vorstehenden Punkte beachtet wurden und die folgenden Grundsätze befolgt werden, ist schon viel erreicht, denn die häufigsten Unfallursachen sind: Leichtsinn und Stress Selbstüberschätzung Bequemlichkeit Unordnung bei der Arbeit Sicherheitsvorschriften missachtet falsches Werkzeug oder Gerät benutzt Wetter und Umwelteinflüsse unbeachtet gelassen Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch, auch Krankheit bei der Arbeiten. Bild 15, Antrieb für ein Sägegatter mit Treibriemen. An den vorstehenden Beispielen möchte ich zeigen, wo in den historischen Mühlen darauf geachtet werden muss, dass es nicht zu Unfällen kommt. Ich kann auch in so einem Betrag nur einige Beispiele aufzeigen. Jede Mühle hat andere Probleme und Gefahrenpunkte, sodass immer ge- Bild 16, Absperrung eines Vorgeleges in einer Mühle. Fotos und Scans: Rolf Wessel Eigenheim Windmühle – Liebe auf den ersten Blick Cathrin Eßbach „Ihr wohnt in einer Mühle? Wie habt Ihr die denn gefunden?!“ fragt Simon ungläubig, als ich erzähle, dass wir eine alte Windmühle bewohnen. Sozusagen ein Hochkanteigenheim mit 3 Wohnebenen plus 2 Technikebenen. „Naja, eigentlich hat sie uns gefunden – wir haben nicht nach so einer ausgefallenen Immobilie gesucht.“ Springen wir 1,5 Jahre in der Zeit zurück: Jan arbeitet in Oldenburg, ich in Osnabrück – beides schnuckelige Städtchen – 40 aber doch 120 km, die uns trennen. Waren wir bisher immer „Getriebene“ und nicht auf einen Platz festzunageln, suchen wir uns jetzt ein Eigenheim. Ein großer Schritt, der gut überlegt sein will – wir brauchen etwas Ruhe in unserem Leben, wollen gemeinsam einen „Hafen“. Ein Haus mit Charakter soll es sein. Eines, das zu uns paßt: wir wollen ohne Regeln, ohne verärgerte Nachbarschaft leben, wühlen und werkeln. Das hat sie wohl gehört, die Mühle in Holle. Auf unseren Recherchen steht sie erst ganz hintenan, weit hinter den Resthöfen und alten Bauernkaten. Als wir zur Besichtigung doch schon mal nach Holle fahren, ist es regnerisch und kalt. Es ist Januarwetter im Moor. Und trotzdem stehen wir wie gebannt vor der alten Mühle. Traurig und vernachlässigt sieht sie aus. Sie braucht Liebe und schreit uns das ins Herz – gegen alle Vernunft sind wir gepackt und planen eine Zukunft auf dem Land. Der Grundbucheintrag, Notartermine sind erledigt, als wir uns Mitte Juni mit dem Nochbesitzer an der denkmalgeschützten alten Mühle treffen. Wir sitzen zusammen am Mühlstein und sind erstaunt, dass der Mieter Lars (Zitat aus der Expertise: „der Mieter zieht sofort mit dem Verkauf der Immobilie aus“) noch gar nicht zu wissen scheint, dass man ihm sein Haus unter dem Hintern wegverkauft hat und wir am 1.Juli einziehen wollen. Wir schlucken alle – eine WG hatten wir uns nicht vorgestellt! Letztlich einigen wir uns darauf, dass wir freien Zugang zu unserem Haus haben und dass bis auf einen Raum + Schuppen alles für uns freigeräumt werden soll. 3 Monate hat Lars zum Auszug – das werden wir wohl schaffen! Natürlich sind wir nervös, ob das alles klappt. Als wir am 1.Juli mit unserem hellblauen Wohnwagen als Notdomizil anrücken, sind alle Mühlenböden und die erste Etage des Anbaus besenrein, Küche und Bad allerdings müssen wir noch 3 Monate mit Lars teilen – eine Zeit, die bestimmt schnell vorbeigeht. Denken wir. Lars hat sich –natürlich- in sein Leben eingerichtet und nun kommen wir. Wir machen Lärm. Wir bringen ein Kind mit. Auch das macht Lärm. Wir laden Eltern und Freunde ein. Auch die machen – Ihr ratet es: Lärm. Lars wehrt sich mit Nichtbeachtung. Er raucht im Haus, er verbrennt jedes Gramm Müll im Holzofen, er macht keinerlei Anstalten, seinen Auszug vorzubereiten. Und wir haben Angst: Nie wollten wir Vermieter sein, wollten unabhängig sein – und nun können wir dringend benötigtes Baumaterial oder Brennholz für den Winter nirgends lagern, denn alle Schuppen sind besetzt. Von Lars. Und noch bis 3 Wochen vor seinem geplanten Auszug bringt er neue Din- 41 ge (er ist Sammler) nach Hause. Die Stimmung ist zum Zerreißen gespannt. Unser Baumateriallager in Osnabrück muß verlagert werden und wir fahren nächtelang mehrfach die 120 km hin und her, um Zement, Bauplatten, Fliesen, Holz nach Holle zu bringen. Lars hat einen der 3 Schuppen inzwischen freigeräumt. Nein, nicht weggeräumt: in die anderen beiden Schuppen hinein… Wenn wir morgens die Mühle Holle erreichen, ist es ganz still. Kater Herbert empfängt uns mit einer Biomaus aus garantierter Freilandhaltung im Maul und im Frühnebel hören wir das Getrappel der Pferde von der Weide nebenan oder die Schwarzbunten auf der Weide direkt vor der Tür begrüßen uns und den Tag mit einem „Muuuh!“. Es gibt keinen einzigen Tag, den wir bereuen, jeden Tag empfinden wir diesen 42 Platz als unser Zuhause. Und wir sind baß erstaunt, als Lars am 30.September 2011 uns den Schlüssel übergibt und tatsächlich – tatsächlich! – die Mühle verläßt. In den vergangenen 3 Monaten waren wir aber nicht untätig. Die allererste Aktion, um den Hilfeschrei unserer Mühle zu erhören: wir reißen sämtliche Styropordämmung an den Wänden heraus. Ein riesengroßer Container Sondermüll ist das und unser Haus reckt sich, atmet auf, grinst uns an. Die Wände hinter den Styroporplatten bringen selbst erfahrene Baufachleute zum Schlucken: nein. Feucht sind sie nicht. Sie sind naß. Das Wasser läuft die Wände herunter, als wir die dort wohnenden Molche in ihrem Frieden stören. Der Putz muß runter! Die Wände sind im unteren Bereich der Mühle circa 40 cm dick und zur damaligen Zeit hat man die beidseitige Abtrocknung von Feuchtigkeit einkalkuliert, seit 12 Jahren war nun einseitig diese Möglichkeit versperrt. Wir sind uns im Klaren, dass hier viel Arbeit, aber auch Geduld, von uns noch abverlangt wird. Unser Entschluß steht allerdings fest: wir werden diese Wände nicht mehr verputzen, die Feuchtigkeit soll von nun an wieder zu allen Seiten verdunsten können – nur so können wir unserer Mühle zu einem langen Leben verhelfen. Wer von Euch Müllern erinnert sich an die Prüfungsfrage „Wieviel Platz muß es rings um eine Windmühle geben?“ Wieviele Ru- ten? Nun ja: unsere Mühle wird vom Wald erdrückt. Alle 2 Meter wurde vor vielen Jahren ein Baum gepflanzt – aber die Menge nie ausgedünnt. Alles sind jetzt stattliche Stämme von 10 – 20 cm Durchmesser, die Äste der Obstbäume stützen sich auf der Galerie ab (und bringen diese zum Äch- zen) und der Blauregen, unter dem sich die Schuppen ducken, wächst bis in die Fenster hinein. Zusätzlich ist die Sicht nach vorne durch 2 Stück ca. 20 Meter lange Buchsbaumhecken abgeschirmt. Nein, nicht die niedlichen Friedhofshecken. Fast mannshoch und ganze 1,60 m breit. Ungelogen. Eine davon ist schnell Geschichte, auch einige Bäume sind inzwischen gefällt und dem Blauregen wurde die Herrschaft über das Grundstück entzogen. Aus dem Wohnwagen sind wir schon nach 1 Monat in den Galerieboden der Mühle umgezogen und schlafen wie im Paradies. Fenster in jede Himmelsrichtung, morgens werden wir von nichts außer dem Sonnen- licht auf unserem Gesicht geweckt. Es ist kuschelig warm, sonnig – wie im Urlaub… Und dann kommt die Erntezeit. Die umliegenden Bauern fahren Heu, Mais. Manchmal die ganze Nacht. Wenn man so eine Geschichte schreibt, ist es schwer, zu überlegen: was zuerst? Unsere Mühle hat einen mit Blech verkleideten Achtkant. Nur Blech. Uns trennen von innen nach außen also circa 3 mm. Nun zurück zur Erntezeit und nächtelang fahrenden LKW und Traktoren… Was soll ich weiter erklären? Wir sind den Tränen teilweise vor Verzweiflung nahe und – ziehen um in den inzwischen auch von Styropor und Putz befreiten Mehlboden. Aaahhhhhhh…..! Welche Wohltat. Die Galerie spendet nach allen Seiten Schatten, diese Ebene ist also logischerweise die dunkelste und zum Schlafen ideal. Auch hier liegt ein Fenster im Osten: die aufgehende Sonne kann uns weiter morgens an der Nase kitzeln. Aber: die Wände sind massives Mauerwerk und wenn man nicht aufpaßt, schläft man den ganzen Tag. Wir sind mit dem Treiben unserer sehr netten Nachbarn wieder versöhnt und genießen wieder das Leben auf dem Lande. Ja. Hier wird unser Schlafzimmer sein. Welche Erkenntnisse ein Bodengutachten bringt, wie es zu einer Baustellenfeier mit dem ganzen Dorf kommt und welche Rolle die Vergangenheit unserer Mühle dabei spielt, erfahrt Ihr im nächsten Heft. 43 Mühlsteine – ein schweres Thema Wim van Schie B rauchbare Informationven über Mühlsteine zu finden, ist relativ schwierig. Das mussten wir (die Museumsmüller im Museumsdorf Cloppenburg) bei der Vorbereitung für ein Fortbildungsseminar für Freiwillige Müller erfahren. Im Internet findet man vieles, aber zumeist recht oberflächlich. Einige zu Rate gezogene Lehrbücher für angehende Müller aus dem letzten Jahrhundert behandeln zwar das Thema Mühlsteine, aber meist nur am Rande, weil die Technik auch im 20. Jahrhundert schon veraltet war. Über das Billen und die Schärfe der Steine dagegen ist einiges geschrieben. Schließlich war das eine Arbeit, die auch noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in fast jeder Mühle anfiel. Nähere Informationen über Qualitätsmerkmale, Lebensdauer oder sogar Anschaffungskosten gibt es dagegen nur spärlich. Auch im Museumsdorf Cloppenburg bekamen die Mühlsteine lange Zeit nicht die Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdienen. Im Museum stehen nicht nur drei funktionsfähige Windmühlen, es finden sich dort auch zahlreiche Mühlsteine. Insgesamt wurden 24 größere Mühlsteine gezählt, kleinere Mahlsteine aus Quernen und anderen Handmühlen nicht mit gerechnet. Die Hälfte dieser Steine befindet sich in betriebsfähigen Mahlgängen, die restlichen zwölf Steine liegen an verschiedenen Stellen im Museumsgelände. Sie sind im Laufe der Jahrzehnte hier abgeliefert worden, blieben dann aber mehr oder weniger unbeachtet. Sie wurden von den Besuchern zumeist als Sitzgelegenheit oder als Picknicktisch genutzt. Erst als Museumsmüller Hans Jacobs in diesem Jahr die Idee hatte, ein Mühlsteinseminar zu organisieren, kam die Sache ins Rollen. Die verschiedenen Mühlsteine werden jetzt thematisch geordnet bei den Mühlen prä- 44 sentiert. Dafür haben wir unter anderem versucht, einige häufig gestellte Fragen zu Mühlsteinen zu beantworten. Nachdem bei der Suche nach Informationen das Internet nicht die Auskünfte bot, die wir suchten, haben wir alte Lehrbücher einmal genauer unter die Lupe genommen. Aufschlussreich war ein Kapitel im Handbuch des Müllers und Mühlenbauers aus dem Jahr 1921 über Mahlsteine: „Die zur Verwendung kommenden Steinsorten sind je nach ihrem Verwendungszweck verschieden. Zum Spitzen werden am vorteilhaftesten scharfe Sandsteine, zum Schroten ebenfalls Sandsteine, Basalte und Porphyre verwendet. Man verlangt für Schrotsteine eine ziemlich hohe, natürliche Rauheit und verwendet hierfür in ausgedehnter Weise künstliche Steine aus Schmirgel oder gemahlenem Quarz. Nicht jede Steinsorte eignet sich gleichmäßig gut für alle Zwecke, auch dürfen Bodenstein und Läufer nicht den gleichen Grad von Härte und Rauheit aufweisen, wenn sie gut arbeiten sollen. Darin hat der Müllerspruch nur zu recht: „Zwei harte Steine mahlen selten reine.“ Der Bodenstein ist am besten etwas geschlossener, der Läuferstein etwas offener zu wählen. Für Ausmahlzwecke findet man allgemein zusammengesetzte Steine aus Süßwasserquarz. Frankreich besitzt bei La Ferté sous Jouarre, La Presle und an anderen Orten ausgedehnte Fundstätten, wo man Süßwasserquarze von vorzüglicher Beschaffenheit fördert. Auch in Ungarn am Südrande der Karpaten findet man Süßwasserquarze von ebenbürtiger Güte.1 Die wichtigsten Merkmale der Mahlsteine werden hier schon angedeutet. Einerseits müssen sie gleichmäßig hart und scharf porös sein. Mit anderen Worten: Sie müssen die Eigenschaft haben, mineralisch Mühlstein aus Lavabasalt mit einer offensichtlichen Beschädigung rund um das Steinauge. Wahrscheinlich verursacht durch eine Schraube, o.Ä. möglichst scharfkantig zu brechen, wodurch die Oberfläche rau bleibt. Und immer wieder wird in den alten Lehrbücher betont, dass die Steine im Mahlgang unterschiedlich hart sein sollten; der Läuferstein muss etwas weicher sein. Ebenso wird deutlich, dass unterschiedliche Arbeitsgänge unterschiedliche Mahlsteine erfordern. Die Frage welche Mahlsteine man früher hier im Nordwesten benutzte, ließ sich einfacher beantworten. In erster Linie verwendete man Steinsorten aus der „direkten“ Umgebung, denn Mahlsteine sind bekanntlich schwer und der Transport war mühsam und kostspielig. Hauptsächlich benutzte man Sandsteine aus dem Weser- Sandstein mit ungleicher Dicke. Fotos: Wim van Schie gebirge oder Lavabasaltsteine aus der Eifel. Andererseits wurden auch Süßwasserquarze aus der Champagne in Frankreich importiert. Die hohe Qualität dieser Steine rechtfertigte offensichtlich die langen Transportwege. Der „günstigste“ Stein war der Sandstein. Sandstein ist ein Sedimentgestein aus miteinander verkitteten Sandkörnern, die vorwiegend aus Quarz bestehen. Die Art der Verkittung entscheidet über die Härte und Qualität des Steins. Quarzitisch gebundene Sandsteine sind sehr fest, und der Porenraum ist klein, während tonige Sandsteine stark porös sind und eine geringe Festigkeit haben. Sie wurden hauptsächlich als Schrotsteine eingesetzt. Für nähere Informationen muss man schon auf Quellen aus dem 19. Jahrhundert zurückgreifen. In Merck´s Warenlexikon von 1884 ist folgendes zu lesen: „Die gewöhnlichen weißen Sandsteine, die nicht selten sind, können für verbesserte Mühlen wegen ihrer Weichheit, schnellen Abnutzung und daraus entstehender Verunreinigung des Mehls mit vielem Sand gar nicht gebraucht werden und kommen jetzt überhaupt nur auf den kleinsten Mühlwerken vor. In einzelnen Fällen sind die Sandsteine härter und die derartige Brüche haben von jeher Absatz auch in größeren Kreisen gefunden.“ 2 Zu den besseren Sandsteinen gehörten offensichtlich auch die Steine aus Jonsdorf im Zittauer Gebirge, die sogenannten „Jonsdorfer Steine“. Sie werden in Merck´s Warenlexikon sogar extra erwähnt: „Die vorzügliche Beschaffenheit der Johnsdorfer Steine hat ihren Grund darin, daß die dortigen Quadersandsteinschichten nachgehends von aufquellendem Basalt durchbrochen wurden, dessen Hitze das anstehende Gestein nachträglich gefrittet hat und es in ein viel härteres verwandelte.“ 3 Laut dem „Taschenbuch für Müllerei und Mühlenbau“4 waren aber 1938 die Jonsdor- 45 fer Brüche an „gutem Material“ erschöpft. Weit verbreitet war bei uns auch der Lavabasalt (oder Basaltlava, Tephritlava, Rheinischer -, Blauer - oder Deutscher Stein). Lavabasalt ist ein poröses Vulkangestein, und schon seit dem Mittelalter kommt der Lavabasalt aus Steinbrüchen in der Eifel (z.B. Mayen, Mendig). Hierzu wiederum Merck´s Warenlexikon: „Viel weiter verbreitet in Deutschland und rheinabwärts sind die sogen. rheinischen oder Andernacher Steine, die man bei Ober- und Niedermendig bricht. Sie bestehen aus einem harten Basalt, der aber nicht die gewöhnliche kompakte Struktur hat, sondern in seiner ganzen Masse mit blasigen Höhlungen durchsetzt ist, die also an der Mahlfläche des Steines, so weit sie offen liegen, kleine Gruben mit scharfen Rändern bilden, die auch auf einer keiner Stufe der Abnutzung fehlen, denn während einzelne Augen durch das Abmahlen verschwinden, eröffnen sich dafür wieder andre, sodaß sich solche Steine gewissermaßen von selbst schärfen, wodurch indes die künstliche Schärfung, das Einbauen von systematisch angelegten Rillen (Haukurven) nicht entbehrlich wird.“ 5 Der beste Stein war der Süßwasserquarz (Champagnerstein oder „Franzose“), ein Stein für höchste Qualitätsansprüche. Dieser Stein wurde „Franzose“ genannt, weil er in Frankreich hergestellt wurde. Vor allem in La Ferté-sous-Jouarre gab es viele Lagerstätten. Der Champagnerstein ist immer ein zusammengesetzter Stein, da Süßwasserquarz nicht in solchen großen Stücken gewonnen werden kann. Er besteht aus einem Herzstück und mehreren Stücken für die Mahlbahn (die Umlage), die mit Gips oder Zement verkittet und von einem oder mehreren eisernen Reifen zusammengehalten wurden. Das spezifische Gewicht von Süßwasserquarz ist etwas höher als das von Sandstein oder Lavabasalt. Die Lebensdauer dieser Steine war aber ungleich höher, was sich auch im Preis niederschlug. 46 Um die diversen Nachteile natürlicher Mahlsteine zu umgehen, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts künstliche Mahlsteine entwickelt. Dazu erschien in der Fachzeitschrift „Polytechnisches Journal“ von 1877 folgender Artikel: „Ueber Lampson´s künstliche Mühlsteine; von K. W. Kunis. Dieselben sind aus französischem Rohmaterial (Süßwasserquarz von La Ferté sous Jouarre) hergestellt. Dieses Rohmaterial wird zerkleinert, gesiebt und sortirt und hierauf mit einem geeigneten Bindemittel vermischt in Form gebracht. Die hergestellten Steine bilden in Folge dessen ein einziges Stück von durchaus gleicher Beschaffenheit und je nach Verlangen mehr oder weniger Porosität. Sie können deshalb sofort, nachdem die Haue in der Mitte eingelassen, in Betrieb gesetzt werden, ohne das lästige Abwiegen vornehmen zu müssen. Der Fabrikant kann nach Wunsch Steine von größerer oder geringerer Härte, fein- oder grobkörnig liefern. Da die Steine aus einzelnen kleinen Stückchen mit scharfen Ecken und Kanten bestehen, welche sich zwar auch abmahlen, aber fortwährend durch neue ersetzt werden, so bieten dieselben trotz ihrer Geschlossenheit eine gute Mahlfläche, welche für gewisse Mahlzwecke nicht geschärft zu werden braucht. Wer Kraft genug zur Verfügung hat und weniger Werth auf das Schärfen der Mühlsteine legt, der kann Lampson´s Mühlsteine getrost ohne Schärfe lassen; wer aber mit weniger Kraft, sondern mit mehr Kunst mahlen muß und wer nach dem Sprichwort: „Schärfen versäumt nicht“ gewohnt war, fast tagtäglich zu schärfen, der wird auch Lampson´s Steine, wenn auch nicht zu oft, schärfen. Die künstlichen Mühlsteine erfordern in Folge ihrer Geschlossenheit tiefe Hauschläge, deren gute Instandhaltung sich der Müller angelegen sein muß, wenn er die Steine auf ihre volle Leistungsfähigkeit ausnutzen will.“ 6 Durch die künstliche Herstellung konnte die Qualität der Mahlfläche an die jewei- ligen Anforderungen angepasst werden, und Kunststeine waren „Stand der Technik“ als es mit den Wind- und Wassermühlen zu Ende ging. Der mit Natur- oder Kunststeinen ausgerüstete Mahlgang wurde, als älteste Maschine in der Müllerei, im 20. Jahrhundert nach und nach durch leistungsfähigere Walzenstühle aus Metall ersetzt. Eine Frage, die bei uns im Museum häufig gestellt wird, ist die nach der Lebensdauer der Mühlsteine. Auch hier gibt es kaum genauere Aussagen. Begreiflich, denn zuviele verschiedene Faktoren beeinflussen die Lebensdauer. Als erstes natürlich die Qualität des Steins: Sandstein, Lavabasalt oder Süßwasserquarz; dann spielt die Arbeit, die Menge des Mahlguts und die Zahl der Arbeitsstunden eine gewichtige Rolle. Aber auch der Faktor Mensch – in diesem Fall der Müller – ist von Bedeutung. Wie geht der Müller mit seiner Mühle um? Ein schlecht ausgewuchteter Mahlgang nutzt ungleichmäßig und viel schneller ab als ein gut eingestellter. Auch das „Stein-aufStein-Mahlen“ erhöht den Verschleiß ebenso wie Verunreinigungen des Mahlguts durch Sand und Steinchen. Insofern lassen sich über die Lebensdauer von Mahlsteinen keine pauschalen Aussagen machen. Nur soviel: Einige Quellen berichten von einer Lebensdauer von acht bis zehn Jahren für Sandstein-Läufersteine und 18-20 Jahren für Sandstein-Bodensteine. Für „Franzosen“ variieren die spärlichen Angaben. Es wird von einer Lebensdauer von 60 bis 70 Jahren bei einer jährlichen Abnutzung von einem Viertel Zoll berichtet.7 Eine andere Quelle nennt eine Lebensdauer von 35 Jahren bei täglich 15 Stunden Arbeit.8 Inwieweit diese Angaben realistisch sind, lässt sich nicht überprüfen. Zum Schluss ein schöner Satz aus dem Taschenbuch für Müllerei und Mühlenbau: „Es ist nicht absolut notwendig, daß ein Steinmüller alle Gesteinssorten kennt. Die Hauptsache ist, daß er nicht nur allein auf eine an sich bewährte althergebrachte Marke schwört, sondern ungefähr die Grundzüge kennt, nach denen Zusammensetzung und Wahl der Steine erfolgen muß.“ 9 1 R. Sacher Handbuch des Müllers und Mühlenbauers. Zugleich Anleitung für Gesellen- und Meisterprüfungen. Verlag Deutscher Müller, Leipzig 1921. 2 Autorenkollektiv, Merck`s Warenlexikon, Leipzig, 1884, S. 21, 364. 3 Autorenkollektiv, Merck`s Warenlexikon, Leipzig, 1884, S. 21, 364. 4 Leo Hopf: Taschenbuch für Müllerei und Mühlenbau. Verlag Moritz Schäfer, Leipzig 1938, S. 250. 5 Autorenkollektiv, Merck`s Warenlexikon, Leipzig, 1884, S. 21, 364. 6 Polytechnisches Journal, Band 226/Miscelle 4, S. 104-105, 1877. 7 Vgl. www.Heins-Muehle.de, Seitenaufruf vom 6. 11. 2012. 8 Vgl. www.Moulindebigonville.com, Seitenaufruf vom 6. 11. 212. Neue Mahlsteine in Bad Essen Karl-Heinz Modrei E ine Mühle die nachweisbar seit 1359 Getreide zu Schrot mahlt, ist natürlich einer immer wiederkehrenden Reparatur und Renovierung ausgesetzt. So auch im Herbst 2011, als die „Freiwilligen Müller“ einen Termin beim Bürgermeister von Bad Essen vereinbarten. Es galt Herrn Harmeyer mitzuteilen, dass der Mahlgang im Laufe der Zeit so weit runtergemahlen war und der Läuferstein somit einen nicht übersehbaren durchgängigen Riss bekom- Auch um 1900 wurde repariert. 47 Beim Ausbau der Steine zeigte sich der ganze Schaden. Der Katzenstein an seinem neuen Platz. men hatte. Er wurde nur noch von den umlaufenden Eisenringen zusammengehalten. Auch hatte sich beim Bodenstein die Mahlfläche komplett vom Beton gelöst. Es war für alle einsehbar, dass dieser Zustand nicht tragbar war, wenn in der Bad Essener Wassermühle von April bis Oktober wie seit 1985 jeden Sonntagnachmittag gemahlen werden sollte. Der Bürgermeister hatte zwei offene Ohren für die „Freiwilligen Müller“ und vier Wochen später wurde in einer Gemeinderatssitzung die Genehmigung für die Anschaffung für zwei neue Mahlsteine erteilt. War die Wassermühle bisher immer eine kleine Schrotmühle, wollte man in Zukunft doch Mehl herstellen, schließlich mahlen die Müller seit zwei Jahren für die Bäckerei Brinkhege (Hilter), wo das Weizen-Vollkornmehl sinnvoll weiterverarbeitet wird. Die Bäckerei backt z. B. regelmäßig das Mühlenbrot, daß auch am Deutschen Mühlentag, am Tag des Denkmals und auf dem Historischen Markt in Bad Essen vom Müller-Team verkauft wird. Es wurden also Angebote eingeholt und den Zuschlag für zwei neue Mahlsteine erhielten die Mühlen- Erster Kontakt mit den neuen Steinen. 48 Manfred Schulpius, Rolf Wessel und die Firma Vaags prüfen das erste Mahlgut. Kein schlechtes Bild sondern viel Mehl in der Luft. Fotos: Karl-Heinz Modrei bauer Vaags aus Holland. Im Oktober war es dann soweit. Es dauerte nur zwei Tage und die Wassermühle mahlte feinstes Vollkornmehl. Zusätzlich zu den Mahlsteinen wurde noch ein neuer Katzenstein für den Außenbereich benötigt, da er während des Sommers durchgebrochen war. Als Mahlsteine wählte man Steine aus der Eifel: Mayener Basaltlava. Besonders beindruckend war der Einbau der einige hundert Kilo schweren Steine. Die Mühlenbauer Vaags haben professionell und zügig ganze Arbeit geleistet. Die „Freiwilligen Müller“ aus Bad Essen sehen nun zuversichtlich in die Mahlsaison 2013. Glück zu! Ostmühle Gildehaus nach Renovierung wieder „in Schuß" Bernhard Tibbe H olz, das fünfundzwanzig Jahre den Unbilden der Witterung ausgesetzt ist, verlangt irgendwann nach einer Generalüberholung. Genau so lange war es her, dass die „Ostmühle“ im Bad Bentheimer Stadtteil Gildehaus nach mehr als dreißigjährigem Stillstand wieder in Betrieb genommen werden konnte. Nachdem der professionelle Mühlenbetrieb in den fünfziger Jahren aufgegeben wurde, hatte das historische Bauwerk als „Industrieruine“ ein jämmerliches Bild abgegeben. Im Jahre 1984 entschloß sich der Landkreis Grafschaft Bentheim, die Windmühle von der Familie van Delden (Gronau) zu erwerben. In zweijähriger Bauzeit wurde sie restauriert und am 16. August 1986 dem Ver- kehrs- und Verschönerungsverein Gildehaus voll funktionsfähig zum Betrieb durch ausgebildete Freizeitmüller überlassen. Im Laufe der Jahre 2009 und 2010 machten sich an den äußeren Bauteilen, wie Stertbalken, kurze und lange Spruit und den Schoren durch Witterungseinflüsse erhebliche Schäden bemerkbar. Wie fachkundige Mühlenbauer feststellten, waren Reparaturen in größerem Umfang notwendig, wenn das schöne Bauwerk funktionsfähig erhalten werden sollte. Nachdem die niederländische Mühlenbaufirma „Groot Wesseldijk“ aus Lochem einen Kosten- Die Mühlenbauer in Aktion. 49 voranschlag erarbeitet und sich mit dem Landkreis einig geworden war, konnte mit den Arbeiten am 2. Mai 2011 begonnen werden. Die Mühlenbauer Henk Nengerman und Gerben Horck lieferten hervorragende Arbeit ab. Das Material für den neuen Stertbalken (eine große Eiche) hatten die Gildehauser Freizeitmüller besorgt. Es handelte sich um die Spende eines großzügigen Sponsors. Während der sechswöchigen Renovierungszeit herrschte zwischen den Müllern und den Mühlenbauern eine hervorragende Stimmung. Schließlich sorgten die Müller dafür, dass die gesamte Mühle mit einem neuen Anstrich versehen wurde. Pünktlich zum Deutschen Mühlentag (Pfingstmontag 2011) waren die Renovierungsarbeiten beendet. Zur feierlichen Übergabe und „Wieder“-Inbetriebnahme der mittlerweile über 260 Jahre alten Ostmühle in Gildehaus hatte sich neben dem Landrat des Landkreises Grafschaft Bentheim auch der Vorsitzende der „Vereinigung zur Erhaltung der Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e.V.“, Herr Rüdiger Heßling, eingefunden. In einem kleinen Festakt würdigten die Redner übereinstimmend das große Engagement des Landkreises, der sich diese Erhaltungsmaßnahme immerhin rund 50.000,-- € hatte kosten lassen. Landrat Friedrich Kethorn bedankte sich bei den insgesamt neun Müllern, die ihre Freizeit 50 Rüdiger Heßling während seiner Ansprache. Die reparierte "Ostmühle Gildehaus" in neuem Glanz. Jan Höötmann bedankt sich im Namen der Müller. und ihre Arbeitskraft mit in diese Aktion eingebracht hatten. Dem persönlichen Einsatz eines Müllerkollegen war es zu verdanken, dass sich die Grafschafter Volksbank mit einem Zuschuß von 5.500,- € an den Gesamtkosten beteiligt hatte. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten fanden schließlich im Jahre 2012 ihren Abschluß, indem von den Müllern mit finanzieller Unterstützung des Landkreises einiges für die Sicherheit in und an der Mühle getan wurde. Mit dem Einbringen von Feuerlöschern wurde der Brandschutz verbessert. Eine mobile Absperrung sorgt nun dafür, dass vor allem Kleinkinder sich nicht in den Drehbereich der Flügel begeben können und damit die Müller während ihrer Arbeit in den Flügeln gesichert sind, wurde eine „Fallsicherung“ installiert. Dank einer enormen Gemeinschaftsleistung des Landkreises Grafschaft Bent- Landrat Kethorn während seiner Ansprache. Fotos: Bernhard Tibbe heim, der Mühlenbaufirma „Groot Wesseldijk“, der Grafschafter Volksbank, Helmut Kamphuis (Eiche für den Stert), Friedhelm Sandfort und Roland Beckmann (Transport des hölzernen Baumaterials) dem Sägewerk „Vol Harding“ in Oldenzaal /NL (Zuschneiden des Stertbalkens) und des VVV Gildehaus ist die Ostmühle Gildehaus von März bis Oktober jeden Jahres wieder an jedem Sonnabend für Interessenten zur Besichtigung offen. Über ihren Einsatz während der Bauphase hinaus steht die inzwischen auf 10 Müller angewachsene Mannschaft ganzjährig bereit, „ihre“ Mühle zu unterhalten. Dass im Jahr durchschnittlich 2.000 Besucher sich die Funktion der Ostmühle Gildehaus erklären lassen, ist die höchste Anerkennung für die Arbeit „Freiwilliger Müller“. 51 Korrektur des Nachrufs über "Unsere Liebenburger Bockwindmühle" Wilfried Hahn I n der Ausgabe Nummer 52 ist viel geschrieben und wie ich finde, gibt es Anlass einiges richtig zu stellen: Ein berühmter Historiker sprach vor etwa 150 Jahren vom Nachplappern und von Zopfwicklern. Einige wenige unserer Mitglieder glauben immer noch an das, was in den großen Mühlenbüchern steht. Einer schreibt es vom Anderen - falsch – ab. In meinen bisherigen Ausführungen über die Historie dieser Mühle habe ich immer eine vorläufige Historie geschrieben, etwas anderes war nicht möglich. Während der Aufräumarbeiten bekam ich ein Holzteil vom Hausbaum und ließ dieses Zwecks seiner Altersbestimmung auf meine Kosten in Höhe von 120 EURO dendrochronologisch begutachten. Meine Anfrage bei Herrn Becker wegen der Beteiligung an den Kosten wurde lapidar mit der Begründung: „Ich bezahle doch nicht noch etwas für eine Mühle, die es nicht mehr gibt!“ abgelehnt. Darum bin ich doch sehr verwundert, dass meine vorläufige Lebensgeschichte der Liebenburger Bockwindmühle “ohne Wenn und Aber“ von Rüdiger Hagen zur Veröffentlichung gegeben wurde. Mit keinem Wort wurde obendrein meine Beschaffung der Brandfotos von G-Z und Feuerwehr erwähnt. Die Untersuchung zur Bestimmung des Hausbaumalters ergab folgendes Ergebnis: Der letzte messbare Jahresring belegt das Jahr 1822 und unter Hinzugeben von 45-50 Jahren für den Brandverlust plus Splintholz fällt das Datum auf das Verarbeitungsjahr 1870. Das beweist einen Neubau des Hedehändlers Heinrich Brandes (unehelicher Sohn des Mühlenmeisters Mahrenholtz, der den Betrieb der Mühle erst möglich machte, weil Heinrich z. Zt. der Antragstellung erst 20 Jahre alt war, 1871 52 den Bauantrag stellte und auch die Baugenehmigung für das Aufstellen der Bockwindmühle in Weddingen erhielt. Die Vorgeschichte in Braunschweig und Grauhof von Rüdiger Hagen entbehrt daher jeder Basis. Bauherr war der Herr Mahrenholtz, ein Nachkomme aus alter Mühlenbauer-Dynastie der Herzoglich-Braunschweigischen Cammer abstammend (u. a. Ende 18. Jh. als Gutachter für die erste Braunschweiger Horizontalwindmühle tätig, die als Flop endete). Die Mühle stand “Auf dem Weingartenberge“, nördlich der Ortschaft Weddingen, zwischen B 82 und K 19, (Abb. 1). Die amtliche Karte der GDI-NI weist noch heute den ehemaligen Mühlenstandort auf. Nach dem Ableben seiner Eltern durfte Heinrich Brandes als Heedehändler die Mühle nicht selbst betreiben und nachdem er die Mühle an den Wassermüller Schrader in Immenrode verkauft hatte, verließ er Weddingen, mit unbekanntem Ziel. Im Weddinger Totenregister gibt es keinen Eintrag. Entgegen dem Standort, den O. Thielemann fälschlich bei Pkt. 178,8 angab, bekam die Bockwindmühle östlich Immenrode “Am Freien“ auf einem noch heute sichtbaren kleinen Plateau rund 50 m nördlich der Straße K 24 (Abb. 2) gegenüber des Hofes Schrader und nach Aussage von Frau Schrader: „Mein Großvater erzählte mir immer, von hier aus konnte man die Windmühle sehen.“ ihren neuen Standort. Diesen habe ich in einer Fotomontage rekonstruiert(Abb. 3). Die aus dem 17. Jahrhundert stammende, zum Kloster Grauhof gehörende Bock- windmühle, kam in der Säkularisierung in Staats-Besitz. Das Kloster wurde der Domänenkammer unterstellt und dann 1812 wegen zu hoher Reparaturkosten, die vom Königreich Westfalen aufgebracht werden sollten, aus Kostenersparnisgründen kurzerhand abgerissen. Da die vorhandene Wassermühle in den Sommermonaten wegen Trockenheit, in den Wintermonaten, wenn die Gewässer stark zugefroren waren nicht betrieben werden konnte, entschloss sich der Oberamtmann vom Amt Liebenburg und derzeitige Domänenpächter Rubach im Jahre 1830 zur Anschaffung der besagten Braunschweiger Bockwindmühle. Nach einer fast dreijährigen Einlagerzeit in der Nähe des heutigen Gauhof-Brunnen-Betriebes wurde sie dann nach einem langen Rechtsstreit mit dem Goslarer Magistrat, der eine starke Konkurrenz für die im Radius von einer Meile vorhandenen 21 Mühlen (diese werden in der Akte benannt) befürchtet hatte, endlich im Jahre 1833 in Betrieb genommen. Im Unklaren ist noch, was aus ihr geworden ist. Ich habe die Recherche mittlerweile eingestellt. Die Entstehungsgeschichte der Braunschweiger Mühle vor dem Augusttor hinkt ebenfalls. Ich werde sie in der nächsten Ausgabe nach Akten des Staatsarchivs schildern. Quellenangaben: • Kirchenbuch Weddingen, • Staatsarchiv Wolfenbüttel, • Karten Online GDI-NI, • Alt-Karten der LGLN 53 Eine Mühlenführung zum Kaffee Weser Kurier D as ist mal etwas ganz Neues. Einen Gutschein für eine Führung in der Wallmühle Bremen bekommt jeder Interessierte Besucher des Restaurants "Kaffeemühle". Grund dieser außergewöhnlichen Aktion ist die Renovierung der Bremer Wallmühle. Bereits seit 4 Wochen hat die Mühle keine Flügel mehr und die Windrose ist ebenfalls abmontiert. Schon im letzten Jahr drehten sich die Flügel nicht mehr, man hatte festgestellt das die Stabilität und somit die Sicherheit nicht mehr gegeben war. Morsches Holz an den Flügeln und der Windrose sind Grund für die aufwendige Sanierung der 179 Jahre alten Windmühle. Besitzer der Mühle ist die Stadt Bremen seit 1891, allerdings betrieben wird sie von der Mühlenvereinigung NiedersachsenBremen seit 15 Jahren. Allein ein Flügel (Metall und Holz) bringt stattliche 700 kg auf die Waage. Für die Firma Vaags mit ihrem ausgedientem Feuerwehrfahrzeug und einem Teleskopkran kein Problem, das Gewicht sicher zur Erde zubringen. Insgesamt sollen es rund 6 Tonnen gewesen sein, die von der Kappe Anfang November abgebaut wurden. Während die Holzbauteile in Holland bei der Firma Vaags überprüft und ausgebessert werden, bleiben die Metallelemente in Bremen und werden ebenfalls überholt. Außerdem soll die hölzerne Galerie das Dach und die Mühlentechnik saniert werden. Rund eine viertel Million Euro wird die Stadt Bremen aufwenden müssen, eine sinnvolle Entscheidung. Die bisherigen Abbaumaßnahmen kann man im Internet unter "Wallmühle Bremen" sehr gut verfolgen. Im nächsten Frühjahr sollen die Flügel wieder drehen, und eine Menge Gutscheine werden einzulösen sein. Das Flügelholz ist nicht mehr brauchbar. Foto: R. Heßling So wird sie wieder dastehen, im Frühjahr 2013. Foto: Internet 54 Gesucht wird…. F ür die Restaurierung der Motormühle in Bramstedt (bei Bassum) wird eine funktionsfahige und möglichts gut erhaltene Gebläse - Hammermühle der Reihe PRESIDENT (siehe Foto) gesucht. Sie soll in die schon bestehende Futterschrotmühle mit integriert und zu Demonstrationszwecken mit und ohne Mahlgut betrieben werden. Falls jemand eine solche Mühle abzugeben hat oder jemanden kennt, der sie gern verkaufen möchte, melde sich bitte bei: Florian Butt, Schümberg 27, 28857 Syke Tel.: 04242-60476, Mobil: 0162 8793192 Fax: 04242-5749334 oder per Mail: Bposeidon04@aol.com Mühlenkalender Ein Mühlenkalender der Liebenburger Windmühle, herausgegeben von Ina Rostin, der Tochter des verstorbenen Heimatfotografen Siegfried Rostin. Von dem Verkaufspreis soll mit einem Anteil von 2,00 € zur Verwendung für spätere Vorhaben zur Erinnerung an "Unsere Mühle" in der Gemeinde beitragen. VP: 12,00 € (incl. 2,00 € Spende) plus 2,00 € Versand Format: 12 Blatt DIN A4, Spiralbindung Bestelladresse: lewemuehle@t-online.de, Tel.: +49(0) 5346-912277, W. Hahn 55 Ein frohes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Neues Jahr wünscht Ihre Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen 56