Volltext - Qucosa
Transcription
Volltext - Qucosa
Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen Finite Elemente Modellen für die Mikrosystemtechnik von der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Chemnitz genehmigte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.) vorgelegt von Dipl.-Ing. Fouad Bennini geboren am 15. März 1975 in Médéa (Algerien) eingereicht am: 06. April 2004 Gutachter: Prof. Dr.-Ing. W. Dötzel Technische Universität Chemnitz Prof. Dr.-Ing. M. Kasper Technische Universität Hamburg-Harburg Dr.-Ing. habil. P. Schwarz Frauenhofer IIS Dresden Tag der Verleihung: 04. Februar 2005 Bibliographische Beschreibung Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen Finite Elemente Modellen für die Mikrosystemtechnik Bennini, Fouad - 149 Seiten, 46 Abbildungen, 3 Tabellen, 64 Literaturstellen Technische Universität Chemnitz Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik Dissertation, 2004 Stichworte Ordnungsreduktion Makromodellierung modale Superposition Krylov-Unterraum Systemsimulation Komponentensimulation Formfunktion Eigenvektor Stress-Stiffening Feldkopplung Kurzreferat In der vorliegenden Arbeit wird eine Prozedur zur Ordnungsreduktion von Finite Elemente Modellen mikromechanischer Struktur mit elektrostatischem Wirkprinzip entwickelt und analysiert. Hintergrund der Ordnungsreduktion ist eine Koordinatentransformation von lokalen Finite Elemente Koordinaten in globale Koordinaten. Die globalen Koordinaten des reduzierten Modells werden durch einige wenige Formfunktionen beschrieben. Damit wird das Makromodell nicht mehr durch lokale Knotenverschiebungen beschrieben, sondern durch globale Formfunktionen, welche die gesamte Deformation der Struktur beeinflussen. Es wird gezeigt, dass Eigenvektoren der linearisierten mechanischen Struktur einfache und effiziente Formfunktionen darstellen. Weiterhin kann diese Methode für bestimmte Nichtlinearitäten und für verschiedene in Mikrosystemen auftretende Lasten angewendet werden. Das Ergebnis sind Makromodelle, die über Klemmen in Systemsimulatoren eingebunden werden können, die Genauigkeiten einer Finite Elemente Analyse erreichen und für Systemsimulationen typische Laufzeitverhalten besitzen. Pour mes Parents Brigitte et Djamel-Eddine Bennini 5 Inhaltsverzeichnis Formelzeichen und Abkürzungen 7 Vorwort 13 1 Einführung 15 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen 21 2.1 Ursachen und Auswirkungen von Nichtlinearitäten in der Mikromechanik 22 2.2 Der Stress-Stiffening-Effekt 24 2.3 Beschreibung elektrostatischer Felder mit FEM 26 2.4 Analyse von elektrostatisch-mechanischen Wechselwirkungen 30 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen 35 3.1 Matrixkondensationstechnik (Substrukturtechnik) 36 3.2 Approximation der Übertragungsfunktion eines Systems 39 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen 42 3.3.1 Aufbau einer Orthogonalbasis nach dem Arnoldi-Verfahren 44 3.3.2 Die modale Superpositionsmethode 47 3.3.3 Das Arnoldi-Verfahren gegenüber der modalen Superpositionsmethode 48 3.4 Ordnungsreduktion von nichtlinearen Systemen 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen 52 59 4.1 Bestimmung der modalen Freiheitsgrade des Makromodells 62 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 66 4.2.1 Berechnung der Formänderungsenergie mittels FEM 68 6 Inhaltsverzeichnis 4.2.2 Berechnung der Kapazität mittels FEM 71 4.2.3 Ausgleichsrechnungen 73 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell 79 4.3.1 Statische Analyse 79 4.3.2 Transiente Analyse 83 4.3.3 Linearisierte harmonische Analyse 88 4.4 Berücksichtigung von lokalen Knotenverschiebungen im Makromodell 90 4.5 Berücksichtigung der elektrischen Eigenschaften im Makromodell 92 4.6 Berücksichtigung von Beschleunigungslasten 95 4.7 Export des Makromodells in Systemsimulatoren 96 4.7.1 Beschreibung des Makromodells in Simulink 97 4.7.2 Beschreibung des Makromodells mit der Programmsprache VHDL-AMS 98 4.7.3 Beschreibung des Makromodells in PSpice 4.8 Alternativen zur Eigenschwingform als lineare Formfunktion 5 Anwendungsbeispiele 5.1 Mikromechanischer Torsionsspiegel mit elektrostatischem Wirkprinzip 100 103 107 107 5.1.1 Analyse und Simulation der Komponente 109 5.1.2 Simulation auf Systemebene mit Simulink 112 5.1.3 Simulation auf Systemebene mit PSpice 114 5.2 Mikromechanischer Vibrationssensor 115 6 Zusammenfassung und Ausblicke 119 Anhang A 123 Anhang B 130 Literaturverzeichnis 135 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 141 Versicherung 145 Thesen 147 7 Formelzeichen und Abkürzungen Lateinische Buchstaben A Fläche a Beschleunigung, Polynomkoeffizienten B Inzidenzmatrix b Polynomkoeffizienten, Breite eines Balkens C ~ C Kapazität, Matrix bei Systemen erster Ordnung c Polynomkoeffizienten D ~ D Dämpfungsmatrix d Dämpfungsmaß, Elektrodenabstand d0 Elektrodenabstand bei Ausgangslage dAP Elektrodenabstand am Arbeitspunkt E Elastizitätsmodul, elektrische Feldstärke Eb Biegeenergie Ed Dehnungsenergie Ekin kinetische Energie Emec Formänderungsenergie Epot potentielle Energie G ~ G Matrix bei Systemen erster Ordnung reduzierte Matrix bei Systemen erster Ordnung reduzierte Dämpfungsmatrix reduzierte Matrix bei Systemen erster Ordnung F ~ F Kraft f Funktion, Polynom f0 Eigenfrequenz reduzierter Lastvektor 8 Formelzeichen und Abkürzungen F(s) komplexe Kraft Fa äußere Kraft FC ~ FD elektrostatische Kraft berechnet durch Kapazitätsänderung Fele ~ Fele elektrostatische Kraft modale Dämpfungskraft modale elektrostatische Kraft Fges ~ Fm modale Trägheitskraft FMX elektrostatische Kraft berechnet nach dem Maxwellschen Spannungstensor Fn ~ Fq Normalkraft modale Kraft FR Rückstellkraft Fr ~ FR Reaktionskraft modale Rückstellkraft FVW elektrostatische Kraft berechnet nach dem Prinzip der virtuellen Arbeit FW elektrostatische Kraft berechnet durch Energieänderung H ~ H komplexe Übertragungsfunktion I elektrischer Strom, Flächenträgheitsmoment gegen Biegung, Einheitsmatrix ∆I Zuwachs des elektrischen Stroms in Anzahl der Eingänge einer Baugruppe K ~ K Steifigkeitsmatrix KK Krylov-Unterraum k Federkonstante, Anzahl kl lineare Federkonstante kss Steifigkeitsanteil durch Stress-Stiffening L Balkenlänge, Federbandlänge L Inzidenzmatrix, Lagrange Funktion M ~ M Massenmatrix reduzierte Massenmatrix m Masse, Anzahl, Index der Master-Knoten Gesamtkraft approximierte komplexe Übertragungsfunktion reduzierte Steifigkeitsmatrix 9 N Anzahl an Freiheitsgraden des Ausgangsmodells n Anzahl, Anzahl an Freiheitsgraden eines reduzierten Modells nc Anzahl der Kapazitäten im Makromodell ne Anzahl der Elektroden im Makromodell Nq Polynomordnung out Anzahl der Ausgänge einer Baugruppe p Anzahl der Polynomkoeffizienten Pele elektrostatische Kraftverteilung Q Ladung q Auslenkung eines reduzierten Systems q q~ modale Verschiebung ∆q modaler Verschiebungszuwachs R Startvektor bzw. Startmatrix im Krylov-Unterraum R Residuum ∆R Zuwachs des Residuums s komplexe Frequenz, Index der Slave-Knoten ∆s Verkürzung eines Federbandes s0 komplexer Entwicklungspunkt S(Ω) komplexe dynamische Steifigkeitsmatrix SIM Imaginäranteil der dynamischen Steifigkeitsmatrix SRE Realanteil der dynamischen Steifigkeitsmatrix T Periode t Zeit u Auslenkung U(s) Eingangsgröße als komplexer Zeiger u(x) Biegelinie um Auslenkung am Schwerpunkt einer seismischen Masse upi Auslenkung bei der Pull-In Spannung V elektrische Spannung, Volumen v Geschwindigkeit VAC Wechselspannung VDC Polarisationsspannung Vpi Pull-In Spannung Gewicht einer Formfunktion 10 Formelzeichen und Abkürzungen Vpo Pull-Out Spannung Vtune Abstimmspannung W Energie X Momente eines linearen Systems x Koordinate, absolute Auslenkung Y Ausgangsgröße als komplexer Zeiger y Koordinate, absolute Auslenkung z Koordinate, absolute Auslenkung Griechische Buchstaben α,β Dämpfungskonstanten nach Rayleigh δ Kronecker-Symbol ∆ (x) Fehlerverteilung entlang der x-Achse ∆ (x,y) Fehlerverteilung der xy-Fläche ε Nichtlinearitätskoeffizient, Permitivität ϕ Potential ∆ϕ Potentialzuwachs ρe Raumladungsdichte Φ Projektionsmatrix bzw. Orthogonalbasis φ Formfunktion, Eigenvektor ξ Dämpfungsmaß ~ ξ modales Dämpfungsmaß λ Lagrange Multiplikatoren Ω Erregerkreisfrequenz ω Kreisfrequenz ω0 Eigenkreisfrequenz Abkürzungen ABM Analogue Behavioural Modelling AP Arbeitspunkt AWE Asymptotic Waveform Evaluation BEM Boundary Element Method 11 DOF Degree of Freedom ENOR Efficient Nodal Order Reduction FDM Finite Differenzen Methode FE- Finite Elemente FEA Finite Elemente Analyse FEM Finite Elemente Methode i-AP instabiler Arbeitspunkt MIMO Multiple Input Multiple Output ROM Reduced Order Modelling s-AP stabiler Arbeitspunkt SISO Single Input Single Output 13 Vorwort Die vorliegende Dissertation entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Mikrosystem- und Gerätetechnik der Technischen Universität Chemnitz. Grundlage waren die Forschungsarbeiten zum Entwurf von mikromechanischen Komponenten des DFG-Sonderforschungsbereiches SFB 379 „Mikromechanische Sensor- und Aktorarrays“ sowie die Entwicklung von Methoden zur Ordnungsreduktion im BMBFVerbundprojekt „EKOSAS“. Ich möchte allen Mitarbeitern der Professur Mikrosystem- und Gerätetechnik für die gute Zusammenarbeit und die stets freundliche und unkomplizierte Arbeitsatmosphäre danken. Insbesondere bedanke ich mich bei - Prof. Dr.-Ing. Wolfram Dötzel und Dr.-Ing. habil. Jan Mehner für die Betreuung der Arbeit, für die Fachdiskussionen und Anregungen, - Prof. Dr.-Ing. Manfred Kasper und Dr.-Ing. habil. Peter Schwarz für die Übernahme der Begutachtung, - Dipl.-Ing. Michael Schlegel für die Einführung in VHDL-AMS, - Dr.-Ing. Joachim Markert, Dr.-Ing. Detlef Billep, Dipl.-Ing. Marian Hanf und Dipl.Ing. Marco Dienel für Fachdiskussionen in verschiedenen Themenbereichen. Nicht zuletzt gilt mein besonderer Dank meiner Frau Katja, die mit Geduld und Verständnis zum Gelingen dieser Arbeit beitrug und mich von anderen Arbeiten entlastete. 16 1 Einführung Abb. 1-1: Repräsentative Zusammensetzung eines komplexen Mikrosystems für Simulationen auf Systemebene Aus diesem Grund wurde in den letzten Jahren bei kommerziellen Anbietern von FESystemen eine verstärkte Initiative zur Entwicklung solcher Werkzeuge für Mikrosystemanwendungen gestartet, z. B. ANSYS (SAS IP Inc.)1, CoventorWare (Coventor Inc.)2, IntelliSuite (IntelliSense Software Corporation)3. Für den virtuellen Entwurf und die Simulation des elektronischen und des Umgebungsteilsystems gibt es eine große Auswahl an kommerziellen Simulatoren mit umfassenden Baugruppenbibliotheken. Netzwerksimulatoren. Man Signalflusssimulatoren unterscheidet stellen den zwischen höchsten Signalfluss- und physikalischen Abstraktionsgrad bei der Modellierung eines Systems dar. Das System wird durch Funktionsblöcke mit rückwirkungsfreien Ein- und Ausgangsklemmen beschrieben. Solche Simulatoren gehen bei der Modellierung von den in der Regelungstechnik üblichen informationsflussorientierten Übertragungselementen aus. Weit verbreitet ist das Simulationswerkzeug Simulink (The MathWorks Inc.)4. Bei Netzwerksimulatoren bilden die Kirchhoffschen 1 http://www.ansys.com/ansys/mems/index.htm 2 http://www.coventor.com/coventorware/ 3 http://www.intellisensesoftware.com/products.html 4 http://www.mathworks.com/ 17 Regeln in ihrer allgemeinen Form die Grundlage zur Lösung der Systemgleichungen. Die Baugruppen der Schaltungen werden durch Klemmen mit Fluss- (z. B. elektrischer Strom) und mit Differenzgrößen (z. B. Potential) verbunden, welche Rückwirkungen erzeugen können. Die meisten Netzwerksimulatoren basieren auf der ältesten und bekanntesten SPICE-Syntax. Die Bedeutung der SPICE-Syntax liegt vor allem darin, dass die Hersteller von integrierten Schaltungen zu ihren Hardwarekomponenten entsprechende SPICE-Modelle mitliefern. Unter anderen ist das Simulationswerkzeug PSpice A/D (Cadence Design Systems Inc.)5 weit verbreitet. Eine Weiterentwicklung der reinen Netzwerksimulatoren stellt die VHDL-AMSSprache dar. Sie unterstützt zusätzlich zur digitalen und analogen Hardwaresprache gemischte Netzwerke. Unter gemischten Netzwerken versteht man sowohl die Kombination von analogen mit digitalen Netzwerken als auch die Einbeziehung von mehreren verschiedenen physikalischen Domänen. Damit sind VHDL-AMS Simulatoren sehr gut zur Simulation von Gesamtsystemen geeignet. Unter anderem gehören ADVanceMS (Mentor Graphics Corp.) 6 zu dieser Kategorie von Simulationswerkzeugen. Am Ende einer genauen Analyse der mikromechanischen Komponente mit FEM stellt sich die Frage: Wie kann man ein solches umfangsreiches und aufwendiges FE-Modell in einem Systemsimulator anwenden, um das Gesamtsystemverhalten unter Berücksichtigung des elektronischen und des Umgebungsteilsystems zu überprüfen und zu analysieren? Es gibt prinzipiell zwei Ansätze. Die Online-Simulatorkopplung und die Ordnungsreduktion bzw. die Makromodellierung. Online-Simulatorkopplungen werden in der Mikrosystemtechnik meist zur Kopplung der mikromechanischen Komponente mit der zugehörigen Elektronik angewendet. Zum Beispiel wurde in [Bil94] eine verteilte, sequentiell arbeitende Simulatorkopplung zwischen dem Netzwerksimulator PSpice und dem FE-Programm ANSYS mit Hilfe der Übergabe temporärer Datenfiles vorgestellt. Abgesehen vom hohen Implementierungsaufwand löst die Simulatorkopplung auch nicht das Problem der sehr langen Rechenzeiten. Die Gründe dafür liegen zum einen in der Größe der FE-Modelle von mikromechanischen Komponenten (meist größer als 10000 Freiheitsgrade) und zum anderen in den Anforderungen an eine Systemsimulation. So werden im allgemeinen bei einer dynamischen FE-Analyse ca. 10 Schwingzyklen für die Komponentensimulation benötigt und mehr als 1000 Schwingzyklen bei einer Systemsimulation. Daher muss die Ordnung des FE-Modells stark reduziert werden (Ordnungsreduktion) oder es muss ein anderer Weg zur Beschreibung der mikromechanischen Komponente durch kompakte Modelle (Makromodellierung) gefunden werden. In einer groben 5 http://www.orcad.com/ (OrCad gehört jetzt zur Cadence Design Systems Inc.) 6 http://www.mentor.com/ 18 1 Einführung Definition ist es das Ziel einer Ordnungsreduktion, ein bestehendes Modell durch vereinfachte mathematische Formulierungen zu ersetzen, in denen sich zumindest annähernd relevante Aspekte der Originalbeschreibung widerspiegeln. Die notwendigen Parameter zur Beschreibung des reduzierten Modells werden aus dem Ausgangsmodell abgeleitet. Darunter fallen solche Verfahren wie die Matrixkondensation [Guy65], die modale Superposition [Bat90], der KrylovUnterraum [Fre99]. Bei der Makromodellierung dagegen wird direkt ein kompaktes Modell mathematisch formuliert. Dazu zählen die analytischen Modelle, wo der Einfluss variabler Koeffizienten auf das Modellverhalten symbolisch abgeleitet werden kann. Häufig fehlen jedoch geeignete Lösungsmethoden, so dass für realitätsnahe Modelle selten eine analytische Lösung existiert. In den meisten Fällen weicht man daher auf analytische Näherungslösungen aus oder berücksichtigt nur lineares Verhalten. Eine wesentlich effizientere Methode zur Makromodellierung ist die Aufteilung des kontinuierlichen Systems in mehr oder weniger einfache mathematisch beschreibbare funktionelle Elemente, sogenannte konzentrierte Elemente. Die Makromodelle werden oft durch Balkenelemente, die auf Biegung, Torsion, Zug und Druck beansprucht werden können, sowie durch starre Körper und Plattenkondensatoren beschrieben. Diese Elemente lassen sich auch in netzwerkfähige Komponenten überführen. Die einzelnen konzentrierten Elemente sind meist parametrisierbar und werden oft durch einige wenige Freiheitsgrade beschrieben, z. B. die Verschiebungen am Schwerpunkt eines starren Körpers (siehe z. B. [Kle96] [Til96] [Sch96] [Lor99] [Sch01]). Wesentlich bei der Ordnungsreduktion ist, dass man nicht an konforme Geometrien gebunden ist. Werden Streufelder oder technologiebedingte Strukturabweichungen im FEModell bzw. im Ausgangsmodell berücksichtigt, so sind diese auch im reduzierten Modell einbezogen. Eine sinnvolle Anwendung von solchen Fällen ist z. B. das Aufstellen eines Kriteriums, wann eine mikromechanische Komponente als funktionstüchtig oder als defekt klassifiziert wird. Im allgemeinen wird ein reduziertes Modell auch als Makromodell betrachtet. Bis heute bilden die Ordnungsreduktion und die Makromodellierung mikromechanischer Komponenten aktuelle Forschungsthemen, die verstärkt von mehrere Forschungseinrichtungen entwickelt werden. Ziel und Inhalt der vorliegenden Arbeit Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung einer weitgehend automatischen Prozedur zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen, die eine mikromechanische Komponente mit elektrostatischem Wirkprinzip beschreiben. Das Makromodell wird in die Form einer akkuraten Blackbox gebracht, um es über Klemmen in ein System einzubinden. Im Vordergrund steht 15 1 Einführung Die rasanten Entwicklungen im Bereich der Mikrotechnologien haben eine stark wachsende Nachfrage nach schnellen und genauen Entwurfswerkzeugen bewirkt. Die neuesten Mikrosysteme, die als Sensoren oder Aktoren bereits eingesetzt werden, umfassen komplexe geometrische Strukturen, verschiedene Wandlerprinzipien, fortgeschrittene elektronische Schaltungen und digitale Signalverarbeitungsbaugruppen. Damit wird eine umfassende Rechenleistung unabdingbar, um Komponentenverhalten detailliert zu erfassen, um die Optimierung der Systemleistungen und um wettbewerbsfähige und wirtschaftliche Entwicklungen von Mikrosystemen zur ermöglichen. Wie anspruchsvoll der Entwurf von Mikrosystemen werden kann, ist anhand eines Gesamtsystembeispiels Abb. 1-1 gezeigt. Entsprechend dem Ablauf der einzelnen Entwurfsphasen [Kas00] [Bil99] wird das Gesamtsystem in handhabbare Teilsysteme zerlegt. Sie werden zeitgleich entwickelt und anschließend im Gesamtsystem wieder zusammengefügt. Häufig wird erst danach im Rahmen einer Systemsimulation das Systemverhalten richtig beurteilt und auf Fehler geprüft. In der vorliegenden Arbeit wird das elektromechanische Teilsystem als mikromechanische Komponente betrachtet. Bewegliche mikromechanische Strukturen werden zur Umwandlung der physikalischen Größen in elektrische Signale benötigt (Sensorwirkung) oder umgekehrt, zum Antreiben der Struktur (Aktorwirkung). In beiden Fällen sind Wandlerprinzipien notwendig, um die Energien zwischen den verschiedenen physikalischen Domänen zu transferieren. Sie müssen in einem akkuraten Modell gemeinsam berücksichtigt werden. Aufgrund der starken Wechselwirkungen verschiedener physikalischer Domänen auf die gleiche Komponente ist der virtuelle Entwurf von mikromechanischen Komponenten schwierig [Sen97] [Sen98] [Meh01]. Die Finite Elemente Methode (FEM) hat sich weitgehend zur Analyse und zur Simulation von mikromechanischen Komponenten durchgesetzt. Sie erlaubt eine sehr genaue Beschreibung der Komponenten und der wichtigsten domänenübergreifenden Wechselwirkungen. 19 dabei die Entwicklung der theoretischen Methoden und Hilfsmittel, mit denen das Makromodell schnell und effizient generiert wird. Das Makromodell muss anschließend Genauigkeiten aufweisen, die denen der FE-Berechnungen gleichkommen, ohne die für Systemsimulationen typischen Laufzeitverhalten nennenswert zu beeinträchtigen. Die vorliegende Arbeit baut auf den Ergebnissen auf, die in [Gab00] und [Meh00b] vorgestellt wurden. Die Schwerpunkte der neuen Entwicklungen liegen in der wesentlichen Verkürzung der Generierungsphase des Makromodells, in der Berücksichtigung von diversen Lasten sowie multiplen Elektroden und in der bidirektionalen Kopplung zwischen den Knotenrandbedingungen des FE-Modells und den modalen Randbedingungen des reduzierten Modells während der Makromodellanwendung. Weiterhin wurde das Verfahren auf Schwachstellen geprüft und es wurden entsprechende Alternativen herangezogen. Durch diese Entwicklungen wurde eine Grundlage geschaffen, um die Prozedur zur Ordnungsreduktion als Werkzeug zur Behandlung der üblichen Problemstellungen beim Mikrosystementwurf zu verwenden. In Kapitel 2 werden die wesentlichen Einflüsse von Nichtlinearitäten aufgrund von StressStiffening und die Wirkung des elektrostatischen Feldes auf das Verhalten von mikromechanischen Komponenten vorgestellt. Später muss das Makromodell diese Effekte nachweisen können. elektrostatischen Außerdem Feldern mit werden ANSYS die Möglichkeiten untersucht, vor zur allem die Beschreibung von Berechnung von elektrostatischen Kräften, die das Bindeglied zwischen der mechanischen Struktur und dem elektrostatischen Feld bilden. Kapitel 3 widmet sich den aktuell angewendeten Verfahren zur Ordnungsreduktion. Es wird gezeigt, dass es im Gegensatz zur Ordnungsreduktion von linearen Systemen bis heute keine abgeschlossenen und allgemeingültigen Verfahren für nichtlineare Systeme gibt. Kapitel 4 geht auf die automatische Prozedur zur Ordnungsreduktion ein. Es werden die angewandten theoretischen Methoden anhand eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens gezeigt und diskutiert. Zur Verifikation wird der Vergleich mit FE-Berechnungen herangezogen. Kapitel 5 stellt zwei praxisrelevante Anwendungsbeispiele vor. Es wird gezeigt, wie einfach und flexibel das entwickelte Verfahren zur Ordnungsreduktion angewendet werden kann. Das Ergebnis sind genaue Makromodelle, die nicht nur zu Systemsimulationszwecken eingesetzt werden können, sondern auch zur Analyse von elektrostatisch-mechanischen Mikrostrukturen auf Komponenten- und Systemebene. Kapitel 6 fasst schließlich die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt Ausblicke bezüglich der weiteren Entwicklungen der Prozedur der Ordnungsreduktion. 21 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen Mikrostrukturen mit elektrostatischem Wirkprinzip werden in der Mikrosystemtechnik häufig verwendet. Gründe dafür sind die gute Kompatibilität mit den Technologien der SiliziumTechnik ohne die Notwendigkeit weitere Materialien einzusetzen, eine geringe Leistungsaufnahme und Temperaturempfindlichkeit sowie die Möglichkeit, die Sensor- und Aktorwirkung im gleichen Feldraum anzuwenden. Das elektrostatische Feld beschreibt die Schnittstelle zwischen der mechanischen Struktur und der Systemelektronik. So bewirkt einerseits eine zeitliche Änderung des Elektrodenabstandes eine Änderung der Kapazität und demzufolge der elektrischen Kennwerte (Ladungen, Strom, ...), andererseits führt eine angelegte elektrische Spannung zu einer Kraftwirkung auf die Elektroden. Simulationen, in denen die Wechselwirkungen von zwei oder mehreren physikalischen Domänen berücksichtigt werden, sind als gekoppelte Feldanalysen eingestuft. Nach der Einteilung von Zienkiewicz [Zie84] wird die elektrostatisch-mechanische Feldkopplung der Klasse zugeordnet, bei der die Teilprobleme in verschiedenen Gebieten definiert sind (mechanische Struktur und elektrostatischer Feldraum) und nur an ihren Grenzen bzw. Schnittstellen durch elektrostatische Kräfte an den Elektroden in Wechselwirkung treten. Beide Domänen sind stets bidirektional gekoppelt, weil die elektrostatischen Kräfte in den Grenzgebieten sowohl von der angelegten Spannung als auch von den Elektrodenbewegungen abhängen. Zur Lösung von gekoppelten Feldproblemen wird zwischen zwei Alternativverfahren unterschieden, der gemeinsamen Lösung (Matrixkopplung) und der partitionierten Lösung (Lastvektorkopplung). Bei der gemeinsamen Lösung werden alle Teilprobleme in einem Rechenschritt gelöst. In FE-Systemen werden sogenannte Multifeldelemente eingesetzt, die mehrere Felder und deren Wechselwirkungen auf der Basis von konstitutiven Gleichungen in einem einheitlichen Elementansatz vereinen. Diese besitzen dadurch die Freiheitsgrade aller Teilprobleme [Koh98] [Wac95]. Folglich wird ein hoher Speicherbedarf und ein hoher 22 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen Rechenzeitaufwand benötigt. Weiterhin hat sich in der Praxis gezeigt, dass die Implementierung von Multifeldelementen sehr schwierig ist, vor allem bei 3D-Modellen. Dagegen werden bei der Lastvektorkopplung die verschiedenen Felder getrennt diskretisiert. Die beschreibenden Differentialgleichungen der einzelnen beteiligten Felder sind entkoppelt und die Lösung des Gesamtsystems erfolgt iterativ. Nach jedem Iterationsschritt werden die aktualisierten Lastvektoren in einem Feld berechnet und in der nachfolgenden Analyse in einem anderen beteiligten Teilproblem bzw. Teilproblemen berücksichtigt. Eine Aktualisierung der Feldraumgeometrie ist notfalls erforderlich. Für die elektrostatisch-mechanische Feldkopplung scheint diese Variante günstig. Zuerst werden bei bekanntem Elektrodenpotential und für eine gegebene Elektrodenanordnung durch eine elektrostatische Analyse die elektrostatischen Kräfte an den Grenzflächen berechnet. Diese werden im Rahmen einer mechanischen Analyse benutzt, um die Strukturdeformationen zu berechnen. Entsprechend der Strukturdeformation wird in einem weiteren Schritt die Geometrie des Feldraums aktualisiert und in einer darauf folgenden elektrostatischen Analyse berücksichtigt. Die sich daraus ergebende Iteration wird solange fortgesetzt, bis die Strukturdeformation hinreichend klein wird [Meh00a]. Wesentlich für dieses Verfahren ist, dass durch die getrennten Lösungen der beteiligten Felder mit verschiedenen Simulatoren und mit verschiedenen kompatiblen Methoden (BEM/FDM) gearbeitet werden kann. Mikrostrukturen mit elektrostatischem Wirkprinzip stellen immer ein nichtlineares System dar, weil mindestens die elektrostatischen Kräfte nichtlinear sind. In diesem Kapitel werden die Grundlagen und die wichtigsten Eigenschaften der Wechselwirkungen von elektrostatischmechanischer Feldkopplung diskutiert. 2.1 Ursachen und Auswirkungen von Nichtlinearitäten in der Mikromechanik Die Ursachen eines nichtlinearen Verhaltens in der Mechanik werden hauptsächlich in Werkstoff-Nichtlinearitäten Nichtlinearitäten werden und durch geometrische die Nichtlinearitäten nichtlineare eingeteilt. Werkstoff- Spannungs-Dehnungs-Beziehung der angewendeten Materialien gekennzeichnet. Dazu gehören nichtlineare elastische Materialien (irreversible Verformung), plastische Materialien (lastabhängige irreversible Verformung) und viskose Materialien (zeitabhängige irreversible Verformung), die in der Mikrosystemtechnik eher eine untergeordnete Rolle spielen. Unter geometrische Nichtlinearitäten werden signifikante Änderungen der Geometrie, der Randbedingungen und auch der Lasten aufgrund von großen Auslenkungen und Dehnungen eingeordnet. Typisch in der Mikromechanik sind der Stress- 2.1 Ursachen und Auswirkungen von Nichtlinearitäten in der Mikromechanik 23 Stiffening-Effekt und Kontaktprobleme [Lee98] [Ben00]. Weiterhin lassen sich in dieser Gruppe auch ortsabhängige Kräfte wie elektrostatische Feldkräfte einordnen. Eine weitere Gruppe, die sich nicht bei den oben genannten Nichtlinearitäten einordnen lässt und die für die Mikromechanik von Bedeutung ist, sind nichtlinearen Dämpfungen. Diese werden durch die Veränderung des umgebenden Fluids verursacht und sind vom Ortszustand und auch von der Geschwindigkeit der Struktur abhängig [Meh98]. Gegenwärtig steht zur Behandlung linearer Systeme eine weitgehend abgeschlossene Theorie zur Verfügung. Dies ist bei nichtlinearen Systemen nicht der Fall. Hier gibt es Lösungsansätze, die nur für bestimmte Nichtlinearitäten und Applikationen gelten. In dieser Arbeit werden die geometrischen Nichtlinearitäten betrachtet, die durch Stress-Stiffening und elektrostatische Kräfte verursacht werden. Systeme mit solchen Nichtlinearitäten lassen sich bei harmonischen Lasten durch folgende Differentialgleichung beschreiben: 2 u&& + 2dω 0 u& + ω 0 u + ε f (u ) = F cos(Ωt ) . Gl. 2-1 Dabei beschreibt ε die Nichtlinearität und f(u) eine ortsabhängige nichtlineare Funktion. Am Beispiel eines Duffing-Schwingers ist f(u) = u3 [Nay79]. Die Auswirkung der Nichtlinearitäten im System nach Gl. 2-1 kann anhand der Resonanzkurve deutlich gezeigt werden. Bei einem linearen System entsteht die Resonanz, wenn sich die Erregerfrequenz Ω nahe der Eigenfrequenz ω0 befindet. Die Resonanzamplitude wird an dieser Stelle durch ein Amplitudenmaximum der Resonanzkurve bestimmt. Nichtlinearitäten können dagegen ein Überkippen des Amplitudenganges im Resonanzbereich verursachen. In Abb. 2-1 links ist dieses Verhalten am Beispiel eines Duffing-Schwingers skizziert. Im Vergleich zum linearen Fall (ε = 0) kippt die Resonanzkurve bei weicheren Federn (ε < 0) zu niedrigeren Frequenzen und bei härteren Federn zu höheren Frequenzen. Eine Erweichung der Feder könnte z. B. durch die Wirkung elektrostatischer Felder (s. Abschnitt 2.4) oder z. B. durch eine Versteifung infolge von StressStiffening (s. Abschnitt 2.2) verursacht werden. Für bestimmte Frequenzen führt das Überkippen des Amplitudenganges zu mehreren Gleichgewichtzuständen und damit zu Sprüngen und zur Hystereseerscheinung in der Kurve. Bei einem harmonisch angeregten linearen Oszillator mit Dämpfung hat die stationäre Schwingung nach dem Abklingen des Einschwingvorgangs die gleiche Kreisfrequenz wie die Anregung. Nichtlineare Oszillatoren verhalten sich oft anders [Kne95]. Ihre Schwingungen können auch andere Kreisfrequenzen aufweisen als die der harmonischen Anregung. Von subharmonischen Resonanzen spricht man, wenn die stationäre Antwort des Schwingers auf einer Erregerfrequenz Ωe Schwingungen mit Frequenzen Ωe / n (n > 1 ganzzahlig) enthält. Von 24 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen superharmonischen Resonanzen spricht man, wenn sie Schwingungen mit Frequenzen nΩe (n > 1 ganzzahlig) enthält (Abb. 2-1 rechts im Resonanzfall für n = 5). Abb. 2-1: Auswirkungen von Nichtlinearitäten auf das Verhalten eines Schwingers in Resonanz Viele Mikrostrukturen werden absichtlich mit nichtlinearen Effekten entworfen, wobei eine große Anzahl davon diese Effekte als Wandlerprinzip anwenden. Zum Beispiel wird bei Sensoren, an denen äußere Lasten eine Deformation verursachten, die augenblickliche Änderung der Steifigkeit oder der Resonanzfrequenz ausgewertet. Bei anderen Anwendungen wird durch den Stress-Stiffening-Effekt oder auch durch das elektrostatische Feld die Steifigkeit des Systems während des Betriebs verändert. Ein solches Vorgehen ist sehr gut geeignet, um technologiebedingte geometrische Abweichungen zu kompensieren oder den Arbeitspunkt der Mikrostruktur je nach Applikation einzustellen [Ada98] [Wib02] [Sch03a]. 2.2 Der Stress-Stiffening-Effekt Der Stress-Stiffening-Effekt beschreibt die Kopplung der out-of-plane Bewegung mit den Querverschiebungen von dünnen Platten und Balken. Er entsteht dann, wenn der Gradient der Formänderungsenergie infolge von Dehnungen vergleichbar groß zum Gradienten der Formänderungsenergie infolge von Biegung wird. Er bewirkt vor allem bei dünnen Strukturen 2.2 Der Stress-Stiffening-Effekt 25 eine Änderung der Steifigkeit durch den inneren mechanischen Spannungszustand. Zugspannungen bewirken eine Erhöhung der Steifigkeit, Druckspannungen eine Verminderung. Diese können bei Mikrostrukturen durch technologiebedingte oder thermische Vorspannung verursacht werden, aber auch durch die Deformation der Struktur selbst, wie es bei zweiseitig eingespannten Strukturen der Fall ist. Abb. 2-2 zeigt eine bei mikromechanischen Strukturen häufig benutzte Anordnung, um die Resonanzfrequenz durch Stress-Stiffening abzustimmen. Bei Vernachlässigung der Masse der Federbänder nehmen sie während der Schwingung eine Sförmige Biegelinie an: u ( x) = Gl. 2-2 6 um L x 2 x3 − . 3 L3 2 Bei moderater Auslenkung vom Massekörper um und einer vorgegebenen Zugkraft bzw. Normalkraft Fn ändert sich die Form der Biegelinie nicht. Damit kann die Gesamtsteifigkeit unter Einfluss der Normalkraft aus der Summe der Energien aufgrund der Verformungsarbeit beider Federstränge und aufgrund der am Federende gegen die Normalkraft verrichteten Arbeit berechnet werden. Die entsprechende Formänderungsenergie berechnet sich aus E mec = Eb + E d = Gl. 2-3 1 k l u m2 + Fn ∆s 2 mit kl = Gl. 2-4 L ∫ ∆s = 2 ds = Gl. 2-5 0 24 E I zz , L3 L ∫ 0 2 2 6 um du ( x) . dx = dx 5L Die Ableitung der Formänderungsenergie ist die Rückstellkraft der Struktur Gl. 2-6 FR = 12 FN dE mec . = k l u m + k ss u m , mit k ss = 5L du m Daraus berechnet sich die Eigenfrequenz für eine gegebene Normalkraft: Gl. 2-7 f0 = 1 2π k l + k ss . m 26 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen Abb. 2-2: Resonanzverschiebung eines Schwingers mit Normalkraft, verursacht durch Stress- Stiffening (Federquerschnitt 2 × 20 µm2, E = 169 GPa) Für komplexe Strukturen, in denen keine geschlossenen analytischen Formulierungen möglich sind, wird auf numerische Verfahren zurückgegriffen. Bei der FEM wird der StressStiffening-Effekt über die Matrixmethode durch Zusatzterme in der Steifigkeitsmatrix berücksichtigt [Prz68]. In ANSYS wird dieser Effekt durch das Kommando SSTIF,ON in die Berechnung einbezogen. 2.3 Beschreibung elektrostatischer Felder mit FEM Das elektrostatische Feld um die Elektroden wird vollständig durch die Poissonsche Differentialgleichung beschrieben: Gl. 2-8 div (ε grad (ϕ )) = ε ∂ 2ϕ ∂ 2ϕ ∂ 2ϕ +ε +ε = ρe . ∂x 2 ∂y 2 ∂z 2 Wird diese Gleichung einmal gelöst, können alle Kennwerte des elektrostatischen Feldes hergeleitet werden. Unter der Voraussetzung, dass keine Raumladungen vorhanden sind ρ e = 0 , und bei Spannungsrandbedingungen V können die wichtigsten elektrostatischen Kenngrößen für ein zweidimensionale parallele Elektrodenanordnung ∂ 2ϕ ∂ 2ϕ = = 0 wie folgt berechnet ∂x 2 ∂y 2 werden: - Potential: div(ε grad (ϕ )) = 0 ⇒ ϕ = a1 z + a2 = - elektrische Feldstärke: E = grad (ϕ ) = V d V z d 2.3 Beschreibung elektrostatischer Felder mit FEM - Eele = elektrostatische Feldenergie: 27 ∫ V - ε A 1 1 ε E 2 dV = V 2 2 2 d Q = ∫ ε E dA = ε Elektrodenladung: A V A d ε A Q = d ∆U - Kapazität: C= - elektrostatische Kraft: Fele = ε A 1 1 ε E 2 dA = V 2 ∫ 2A 2 d2 Für Feldräume, die nicht vollständig durch Elektroden umgeben sind, ist zur Abbildung des Streufeldes bei der FEM eine weiträumige Vernetzung des Modellraums notwendig. Anderenfalls wird die Ausbreitung des dielektrischen Flusses verhindert, und damit werden geringere Kapazitäten berechnet. Das Feldproblem wird näherungsweise in einem nicht allzu kleinen, jedoch endlichen Gebiet beschrieben, an dessen Rändern mehr oder weniger geschätzte Randbedingungen anzunehmen sind (z. B. ∂ϕ/∂s=0). Bei der Methode der Randelemente (BEM) werden hingegen die flächenintegralen Formulierungen am Rande des Feldraumes benutzt, um dessen Vernetzung zu vermeiden. Nachteilig wird diese Methode vor allem dann, wenn die Elektrodenabstände im Verhältnis zur ihren Geometriemaßen klein sind. In diesem Fall ist trotz fast homogener Felder zwischen den Elektroden eine hohe Netzdichte am Rand des Feldraums erforderlich. Moderne Werkzeuge bieten die Möglichkeit einer Art Kombination beider Methoden. Dabei wird das Feld um die Elektroden durch FEM und der Feldrand durch BEM beschrieben. Diese Kombination scheint zur Zeit die günstigste Variante, um elektrostatischmechanische Mikrosysteme Äquipotentialflächen für korrekt eine zu beschreiben. freistehende Elektrode In Abb. 2-3 über einer sind u. a. die flächendeckenden Bodenelektrode im elektrostatischen Feld dargestellt. Das linke Bild beschreibt den Verlauf der Äquipotentialflächen für reine FE-Modelle (Typ 1, 2 und 3), während das rechte Bild die angesprochene Kombination der FEM und BEM (Typ 4 mit Far-Field Elementen) darstellt, die offensichtlich das weitaus bessere Resultat liefert. Die elektrostatischen Kräfte können durch ein Flächenintegral nach dem Maxwellschen Spannungstensor (Gl. 2-9), durch ein Volumenintegral nach dem Prinzip der virtuellen Arbeit (Gl. 2-10) oder einfacher über die Energie- (Gl. 2-11) bzw. Kapazitätsänderung (Gl. 2-12) bei kleinen Elektrodenverschiebungen berechnet werden: Gl. 2-9 r r r r r r ε E2 n r dA , FMX = ε E E n − 2 ∫ ( ) 28 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen Gl. 2-10 Gl. 2-11 Gl. 2-12 FVW r r r ∂E ε ∂E 2 = ε E r + r ∂s 2 ∂s ∫ FE = FC = dV , ∆Eele , ∆s V 2 ∆C . 2 ∆s ANSYS bietet zur Beschreibung des elektrostatischen Feldraums die Elemente SOLID122 (Hexaeder) und SOLID123 (Tetraeder) an. Diese berechnen die elektrostatischen Kräfte nach dem Maxwellschen Spannungstensor und werden häufig zur Analyse der elektrostatischmechanischen Feldkopplung verwendet, wobei die elektrostatischen Kräfte an den einzelnen Knoten der Elektroden direkt auf die mechanische Struktur übertragen werden können. Über die Magnetfeldanalogie können zusätzlich die elektrostatischen Kräfte nach dem Prinzip der virtuellen Arbeit berechnet werden. SOLID5-Elemente sind Multifeldelemente und unterstützen u. a. elektrostatische, magnetische und mechanische Felder. Die Ergebnisse der berechneten elektrostatischen Kräfte für verschiedene Netzarten und Elementtypen sind in Abb. 2-3 dargestellt. Vergleicht man die drei ersten Modelltypen, so sind die Kapazität und die elektrostatische Energie, abgesehen von der Netzdichte, unabhängig von der Vernetzungsart. Die Maxwellschen Kräfte hingegen sind unmittelbar von der Vernetzungsart und der Geometrie der Elektroden abhängig. Bei Volumen, die mit Ecken behaftet und an deren Seiten Maxwell-Flags definiert sind, werden kleinere elektrostatische Kräfte berechnet, weil die Maxwellschen Kräfte auf Flächenintegralen basieren und damit an Ecken nicht definiert sind. Elemente, die nicht komplett mit einer Seite, sondern nur durch Eckknoten mit dem durch Maxwell-Flags gekennzeichneten Raum verbunden sind, werden für die Kraftberechnung partiell ignoriert. Ein solcher Fall tritt bei den Modellen vom Typ 1, 3 und 4 ein. Eine Aufbesserung des Netzes verschafft man sich, indem die freistehende Elektrode kontinuierlich durch zusammenhängende Elemente umhüllt wird (Modell Typ 2). Dagegen sind die Ergebnisse der nach dem Prinzip der virtuellen Verschiebungen sowie der Kapazitätsänderung Fc und Energieänderung FE berechneten elektrostatischen Kräfte relativ stabil. Sie werden allerdings nicht an Knoten berechnet bzw. können nicht ohne weiteres als Knotenlasten dargestellt werden. Daher wird in ANSYS die elektrostatisch-mechanische Feldkopplung ausschließlich durch Maxwellsche Kräfte beschrieben. In Kapitel 4 sollen Makromodelle aus elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen generiert werden. Dabei werden die elektrostatischen Kräfte aus Kapazitätsfunktionen ermittelt. Damit werden genauere Ergebnisse erwartet. Zur Verifikation der Genauigkeiten des Makromodells wird jedoch das elektrostatische Feld im Ausgangsmodell nur an einer Seite der 2.3 Beschreibung elektrostatischer Felder mit FEM 29 Struktur - in Nutzrichtung - berücksichtigt, um die Fehler der Maxwellschen Kräfte an den Strukturecken auszuschließen. Abb. 2-3: Elektrostatische Kraftberechnung mit ANSYS 30 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen 2.4 Analyse von elektrostatisch-mechanischen Wechselwirkungen Ein wichtiges Kriterium zur Berechnung einer stationären Lage von elektromechanischen Systemen ist die Gleichgewichtskraft bzw. die Gesamtkraft. Sie berechnet sich aus der Summe der Federkraft, der elektrostatischen Kraft und - wenn vorhanden - der externen mechanischen Kräfte (z. B. Gravitation). In Abb. 2-4 ist für zwei häufig verwendete Aktoranordnungen (Einfach- und Differentialkondensator) der Verlauf der resultierenden Kraft Fges in Abhängigkeit von der starren Lageänderung der Masse u dargestellt. Die resultierende Kraft treibt die Struktur entweder in einen Gleichgewichtszustand oder in eine Endlage an der Bodenelektrode. Gewöhnlich kommt es zu mehrfachen Gleichgewichtszuständen, die den Arbeitspunkt (AP) der Struktur beschreiben. Dabei ist nur einer davon stabil (s-AP), die anderen sind instabil (i-AP). Die instabilen Arbeitspunkte beschreiben, ob die Struktur bei einer kleinen Lageänderung an der Bodenelektrode anschlägt (Schnappen) oder ob es zu einem stabilen Gleichgewicht kommt. Im stabilen Arbeitspunkt hingegen wird die Struktur bei einer kleinen Lageänderung immer in die Ausgangslage (s-AP) zurückgeführt. Die Lageänderung wird in der Praxis z. B. durch einen Stoß verursacht. Daher muss beim Entwurf elektromechanischer Strukturen das gesamte System betrachtet und die Anfangsbedingung für das zu lösende Problem sorgfältig gewählt werden. Ob die Lösung stabil oder instabil ist, hängt vom Anstieg der resultierenden Kraft im Arbeitspunkt ab: dFges du dFges du < 0 ⇒ stabiles Gleichgewicht > 0 ⇒ instabiles Gleichgewicht . Der instabile Arbeitspunkt liefert sinnvolle Informationen zur Bestimmung der Hysterese der Spannungs-Auslenkungskurve. Die Auslenkung einer beweglichen Komponente im elektrostatischen Feld wird vorwiegend durch die Durchschlagsspannung im umgebenden Fluid und die sogenannte Pull-In-Spannung Vpi begrenzt. In Abb. 2-5 ist die statische Kennlinie eines Einfachkondensators zur Bestimmung der Hysteresekurve dargestellt. Die statische Kennlinie wurde bei vorgegebener Polarisationsspannung jeweils für das stabile Gleichgewicht (stabiler Ast) und das instabile Gleichgewicht (instabiler Ast) berechnet. Es entsteht eine parabelförmige Kurve. Der Wendepunkt der Kurve beschreibt die Pull-In Spannung, bei der die bewegliche Masse an den Anschlag schnappt und diese Position bei zunehmender Spannung weiterhin beibehält. Wird die Spannung anschließend verringert, bleibt die bewegliche Masse so lange anliegend, bis der instabile Ast erreicht wird. Dieser Schnittpunkt mit der Kurve beschreibt dann den Rücksprung (Pull-Out) der Masse in den stabilen Ast. 2.4 Analyse von elektrostatisch-mechanischen Wechselwirkungen 31 Abb. 2-4: Stabile und instabile Gleichgewichtslage bei elektromechanischen Systemen Abb. 2-5: Hysterese bei der statischen Kennlinie eines Einfachkondensators mit Anschlag Die maximale Auslenkung upi und die entsprechende maximale Ansteuerspannung Vpi können für den Einfachkondensator analytisch bestimmt werden. Dieser Fall tritt genau dann ein, wenn das Minimum der resultierenden Kraft Fges die Abszisse gerade berührt, d. h. bei Gl. 2-13, 2-14 Fges = 0 und Damit ergibt sich folgendes Gleichungssystem: ∂Fges ∂u =0 . 32 2 Elektrostatisch-mechanische Feldkopplungen an Mikrostrukturen − k u pi = 0 2 (d − u pi ) d ⇒ u pi = 2 3 V pi ε A − = k 0 (d − u pi )3 V pi ε A 2 2 Gl. 2-15, 2-16, 2-17 und V pi = 8k d . 27 A Damit kann jeder Einfachkondensator bis zu einem Drittel des Elektrodenabstandes ausgelenkt werden. Die Pull-Out-Spannung lässt sich durch Einsetzen von u = d-a in Gl. 2-13 einfach ableiten. Beachtenswert bei elektromechanischen Systemen ist die Wirkung des elektrostatischen Feldes auf die Systemsteifigkeit. Durch die zwei ersten Glieder einer Taylorreihe kann die auslenkungsabhängige elektrostatische Kraft am Arbeitspunkt dAP linearisiert werden: Gl. 2-18 Fele (u ) = V2 ε A 2 (d − u ) 2 = V2 ε A 2 d AP 2 + V2 ε A d AP 3 u mit u << d AP . Höhere Glieder der Taylorreihe werden aufgrund von kleinen Auslenkungen vernachlässigt. Daraus folgt die linearisierte dynamische Bewegungsgleichung V 2 ε A V2 ε A m u&& + d u& + k − u = , 3 2 d AP 2 d AP Gl. 2-19 mit f0 = Gl. 2-20 V 2 ε A 1 1 ⋅ . ⋅ k − 3 2π d AP m Die Steifigkeit in Gl. 2-20 wird durch einen elektrostatischen Anteil ergänzt, der als elektrostatische Steifigkeit bezeichnet wird. In diesem Fall verringert sich die gesamte Steifigkeit des elektromechanischen Systems. Wird die Struktur mit einer Polarisationsspannung VDC ausgelenkt und durch eine überlagerte Wechselspannung V (t ) = VDC + V AC ⋅ sin(ωt ) zum Schwingen angeregt, so verringert sich die Eigenfrequenz auslenkungsabhängig bzw. abhängig vom Gleichanteil der Spannung VDC. Abb. 2-6 links zeigt die Frequenzverschiebung, verursacht durch die erweichende Wirkung des elektrostatischen Feldes. Die Frequenz sinkt kontinuierlich mit steigender Polarisationsspannung, bis der Pull-In erreicht ist. Eine solche Analyse ist dann möglich, wenn der Wechselanteil der Spannung wesentlich kleiner als der der Polarisationsspannung ist (s. Abschnitt 4.3.3). Ähnliches Verhalten zeigt die durch Rechteckspannungsfunktion angeregte Struktur (Abb. 2-6 rechts). In diesem Falle sind Berechnungsverfahren der Wechselstromtechnik (komplexe Kennwerte) nicht anwendbar, weil 2.4 Analyse von elektrostatisch-mechanischen Wechselwirkungen 33 die elektrostatischen Kräfte spannungs- und auslenkungsabhängig sind. Im High-Signal-Bereich der Ansteuerspannung ist die Schwingfrequenz der Struktur kleiner als im Low-Signal-Bereich. Bei messtechnischer Ermittlung der Steifigkeit der Struktur aus der Schwingfrequenz muss daher der Bereich im Low-Signal betrachtet werden, wo keine nichtlineare Wirkung des elektrostatischen Feldes auftritt bzw. wenn die Spannung gleich Null ist. Abb. 2-6: Nichtlineare Auswirkung des elektrostatischen Feldes auf ein Schwingsystem 35 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Eine praktische Formulierung der Bewegungsgleichung eines FE-Modells in Form einer Baugruppe mit Eingangs-Ausgangs-Größen ist: Gl. 3-1 M⋅ d 2u du + D⋅ + K ⋅u = B ⋅F 2 dt dt y = LT ⋅ u mit u ∈ ℜ N , F ∈ ℜ in , y ∈ ℜ out , M , D, K ∈ ℜ N × N , B ∈ ℜ N ×in und L ∈ ℜ N ×out . Dabei ist N die Anzahl an Freiheitsgraden des FE-Modells, B und L sind die sogenannten Inzidenzmatrizen. Deren Koeffizienten werden üblicherweise mit Einsen und Nullen gefüllt, können aber auch Skalierungsfaktoren der Eingangs- bzw. der Ausgangsgrößen beinhalten. Die Inzidenzmatrix B beschreibt, an welchen Knoten die Last F angreift, die an den Eingangsklemmen definiert wird. Dabei stellt der Index in die Anzahl der Eingangsklemmen dar. Diese Klemmen werden bei der Systemsimulation mit anderen Baugruppen verbunden. Die Inzidenzmatrix L beschreibt, welche Knoten des Systems Beobachtungspunkte darstellen, wobei der Index out die Anzahl der Ausgangsklemmen angibt. Für SISO-Systeme (Single Input Single Output) sind B und L Vektoren, während sie bei MIMO-Systemen (Multiple Input Multiple Output) Matrizen bilden. Zur Verdeutlichung ist in Abb. 3-1 das Beispiel eines N=5 Massen-Schwingsystems in Form einer Baugruppe mit zwei Eingangs- und drei Ausgangsklemmen dargestellt. Die Eingänge beschreiben die Kraftwirkung jeweils an den Knoten 1 und 4, bei den Ausgängen werden die Ergebnisse der Auslenkungen an den Knoten 1, 3 und 4 dargestellt. 36 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Abb. 3-1: Beschreibung eines diskreten Mehrmassen-Schwingsystems in Form einer Baugruppe mit Eingangs- und Ausgangsklemmen In diesem Kapitel werden geeignete Verfahren zur Ordnungsreduktion von Systemen der Form Gl. 3-1 untersucht. Das Ziel ist, Makromodelle der Form Gl. 3-2 ~ d 2 q ~ dq ~ ~ + D⋅ + K ⋅q = B ⋅F M⋅ 2 dt dt ~ y = LT ⋅ q ~ ~ ~ ~ mit q ∈ ℜ n , M , D, K ∈ ℜ n×n und B ∈ ℜ n×in zu erreichen, wobei n<<N . 3.1 Matrixkondensationstechnik (Substrukturtechnik) Die Substrukturtechnik, auch bekannt als Guyan-Verfahren [Guy65], beschreibt eine statische Matrixkondensation, welche auf einem sukzessiven Eliminieren von Zeilen und Spalten einer Matrix beruht. Die Vorgehensweise ist dabei ähnlich der eines Gleichungssystemlösers (z. B. der Gaußschen Elimination), wobei die Gleichungen jedoch nicht vollständig aufgelöst werden, sondern eine definierte Anzahl von Parametern, sogenannte Masterfreiheitsgrade, erhalten bleiben. Die Masterfreiheitsgrade werden anschließend zur Beschreibung des Makromodells benutzt. Im Falle eines linearen statischen Systems kann man die Bewegungsgleichung wie folgt in zwei Gruppen aufteilen: 3.1 Matrixkondensationstechnik (Substrukturtechnik) Gl. 3-3 K mm K ⋅u = B F ⇒ K sm 37 K ms u m B m F ⋅ = ⋅ . K ss u s B s 0 Der Index m kennzeichnet die beibehaltenen Masterfreiheitsgrade, welche sich aus Knoten zusammensetzen, wo die Last eingespeist wird, und weiteren internen Knoten, wo z. B. die Ergebnisse dargestellt werden sollen. Der Index s kennzeichnet die zu eliminierenden Slavefreiheitsgrade. Die reduzierte Systemmatrix und der zugehörige Lastvektor, die im Makromodell implementiert werden, berechnen sich aus Gl. 3-4 ~ −1 K = K mm − K ms ⋅ [K ss ] ⋅ K sm , Gl. 3-5 ~ B = Bm , mit q = um Gl. 3-6 und beschreiben damit das Ausgangssystem exakt. Die Anwendung der Matrixkondensation zur Beschreibung von dynamischen Systemen ist problematisch, weil die dynamischen Eigenschaften (Geschwindigkeit und Beschleunigung) der Slaveknoten bei der Kondensation nicht berücksichtigt werden können. Dennoch ist bei einer ausreichend großen Anzahl von flächendeckend verteilten Masterknoten eine gute Näherungslösung möglich [Guy65]. Die reduzierte Steifigkeitsmatrix wird wie zuvor durch Gl. 3-4 berechnet, während die reduzierte Massenmatrix und die reduzierte Dämpfungsmatrix wie folgt beschrieben werden: Gl. 3-7 Gl. 3-8 ~ −1 −1 M = M mm − K ms ⋅ [K ss ] ⋅ M sm − M ms ⋅ [K ss ] ⋅ K sm + K ms ⋅ [K ss ] ⋅ M ss ⋅ [K ss ] ⋅ K sm −1 −1 ~ −1 −1 D = D mm − K ms ⋅ [K ss ] ⋅ D sm − D ms ⋅ [K ss ] ⋅ K sm + K ms ⋅ [K ss ] ⋅ D ss ⋅ [K ss ] ⋅ K sm −1 −1 . Die Matrixkondensation ist nur für lineare Systeme gültig, da die reduzierten Matrizen für Strukturen in Ruhelage bzw. im Arbeitspunkt ausgerechnet werden. Dieser Ansatz gehört zu den Standardverfahren der FEM. Bei der Berücksichtigung des elektrostatischen Feldes in der statischen Matrixkondensation können die elektrostatischen Kräfte ausschließlich an den Masterknoten angelegt werden. Um die elektrostatische Kraftverteilung, die sich während der mechanischen Deformation ändert, genau auf die Struktur zu übertragen, ist eine entsprechend hohe Anzahl von Masterknoten 38 erforderlich. 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Eine effektive Modellierung elektrostatischer Kräfte kann durch auslenkungsabhängige Kapazitätsfunktionen beschrieben werden. In diesem Fall ist je betrachteter Kapazität im Makromodell eine Funktion in Abhängigkeit der Masterfreiheitsgrade erforderlich. Hierfür ist eine Ausgleichsrechnung durch Polynome sinnvoll. Die Polynomkoeffizienten der jeweiligen Kapazitätsfunktion werden durch eine Serie von FESimulationen bestimmt. Dazu wird das mechanische Teilsystem an den vordefinierten Masterknoten mit einer vorgegebenen Anzahl von linear unabhängigen Verschiebungsvektoren stimuliert. Die Deformation der beweglichen Elektrode wird auf den elektrostatischen Feldraum übertragen (Koordinatenupdate), um dann durch eine elektrostatische Analyse den momentanen Kapazitätswert numerisch zu ermitteln. Die statische Bewegungsgleichung des Makromodells wird wie folgt formuliert: Gl. 3-9 ~ K 11 ~ K 21 M ~ K n1 ~ K 12 ~ K 22 M ~ K n2 L L O L ~ K 1n q1 ~ K 2n q2 ⋅ = M M ~ K nn q n ∑ ∑ r r ∑ r Vr ∂C r (q1 , q 2 , L , q n ) ⋅ ∂q1 2 2 Vr ∂C r (q1 , q 2 , L , q n ) ⋅ . ∂q 2 2 M 2 Vr ∂C r (q1 , q 2 , L , q n ) ⋅ ∂q n 2 2 Im Gegensatz zur exakten Lösung der statischen Matrixkondensation stellt Gl. 3-9 eine Näherungslösung dar. Fehler entstehen bereits beim Koordinatenupdate zur Berechnung der momentanen Kapazität. Diese ist unmittelbar abhängig von der Anzahl der Masterknoten, weil die Struktur dort stimuliert wird. In Abb. 3-2 ist das Prinzip der Matrixkondensation eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens im elektrostatischen Feld dargestellt. Bei der statischen Analyse mit dem generierten Makromodell beträgt der relative Fehler von Masterknoten q2 bei 50 V, 2 % im Vergleich zu der entsprechenden FE-Simulation. Aufgrund der erforderlichen hohen Anzahl von Masterknoten bei dynamischen Analysen ist die Makromodellgenerierung mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Anzahl der Stützstellen und der Polynomkoeffizienten steigt exponential mit der Anzahl der Masterfreiheitsgrade (s. Abschnitt 4.2). Dieses Verfahren wird zur Zeit zur Generierung von Verhaltensmodellen linearer Mikrostrukturen benutzt (siehe z. B. [Rei00]). 3.2 Approximation der Übertragungsfunktion eines Systems 39 Abb. 3-2: Prinzip der Matrixkondensation bei der Berücksichtigung des elektrostatischen Feldes (Makromodell mit drei Masterfreiheitsgraden) 3.2 Approximation der Übertragungsfunktion eines Systems Makromodelle können generiert werden, indem man das Verhältnis Eingang zu Ausgang, sprich die Übertragungsfunktion des Originalsystems H, durch eine Ansatzfunktion explizit approximiert. Da Übertragungsfunktionen durch mehrere Wendepunkte mit steilen Anstiegen charakterisiert sind, werden als Ansatzfunktionen rationale Polynome der Form Gl. 3-10 H (s) = b0 + b1 s + L + bk −1 s k −1 , 1 + a1 s + L + a k s k k = 1,2, L , bevorzugt. Dabei ist s die Laplace Variable bzw. komplexe Frequenz. Eine solche Vorgehensweise ist als AWE-Methode (Asymptotic Waveform Evaluation) [Pil90] bekannt, die in linearen Systemen der ersten Ordnung Anwendung findet. Dabei werden die ersten 2 × n Momente des Systems benutzt, um die Koeffizienten bk und ak durch das Padé-Verfahren zu bestimmen. Im Folgenden wird das Prinzip der AWE linearen Systems der zweiten Ordnung benutzt. Die Laplace-Transformation von Gl. 3-1 ist Gl. 3-11 (M s 2 + D s + K ) ⋅ U (s ) = B ⋅ F (s ) Y (s ) = LT ⋅ U (s ) . 40 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Für eine Impulsantwort ( F (s ) = I ) kann man U(s) in eine Taylorreihe um einen Entwicklungspunkt s0 zerlegen: Gl. 3-12 (M s 2 + D s + K ) ⋅ (X 0 + (s − s0 ) ⋅ X 1 + (s − s0 )2 ⋅ X 2 + L) = B 2 Y (s ) = LT ⋅ (X 0 + (s − s 0 ) ⋅ X 1 + (s − s 0 ) ⋅ X 2 + L) . Durch Einsetzen von τ = s − s 0 folgt: Gl. 3-13 (M (s ) + τ ) + D (s 0 + τ ) + K ⋅ ( X 0 + τ ⋅ X 1 + τ 2 ⋅ X 2 + L) = B 2 0 Y (s ) = L X 0 + τ ⋅ L X 1 + τ ⋅ L X 2 + L T T 2 , T wobei X k als Momente des Systems bezeichnet werden. Durch Koeffizientenvergleich im ersten Teil der Gl. 3-13 werden die einzelnen Momente Xk durch die folgende Rekursionsbeziehung von drei Termen berechnet: X 0 = Kˆ −1 B ( ) , (− Dˆ X − M X ) X 1 = Kˆ −1 − Dˆ X 0 Gl. 3-14 X k = Kˆ −1 k −1 k −2 2 mit Kˆ = M s 0 + D s 0 + K und Dˆ = 2 M s 0 + D , wobei k=1,2,... . Betrachtet man nur SISO- Systeme ( LT X k ∈ ℜ ) und approximiert die Übertragungsfunktion des Makromodells ~ ~ H (s ) = Y (s ) / F (s ) mit F(s)=I durch die ersten n Momente, so entspricht H (s ) einer Taylorreihe mit den Momenten als Taylorkoeffizienten. Eine bessere Approximation wird durch Anwendung von rationalen Polynomen Gl. 3-15 erzielt (siehe Abb. 3-3). In einem ersten Schritt werden 2 × n Momente berechnet. Danach werden gemäß Padé-Verfahren zunächst die Koeffizienten des Nenners durch Lösen der Gl. 3-16 bestimmt und anschließend die vom Zähler nach Gl. 3-17 berechnet: b + b τ + L + bn −1τ n −1 ~ Gl. 3-15 H ( s 0 + τ ) = LT X 0 + LT X 1 τ + LT X 2 τ 2 + L + LT X 2 n −1 τ 2 n −1 = 0 1 1 + a1τ + L + a nτ n Gl. 3-16 LT X 0 LT X 1 LT X 2 M LT X n −1 LT X 1 LT X 2 L LT X 2 LT X 3 L LT X 3 M LT X 4 M L O LT X n LT X n +1 L LT X n −1 a n LT X n LT X LT X n a n −1 n +1 LT X n +1 ⋅ a n − 2 = − LT X n + 2 M M M LT X 2 n −1 LT X 2 n − 2 a1 3.2 Approximation der Übertragungsfunktion eines Systems 41 b0 = LT X 0 Gl. 3-17 b1 = LT X 1 + a1 LT X 0 . M bn −1 = LT X n −1 + a1 LT X n − 2 + L + a n −1 LT X 0 Im Falle von MIMO-Systemen ( LT X k ∈ ℜ out×in ) wird die Übertragungsfunktion je EingangsAusgangs-Paar approximiert und anschließend durch das Superpositionsprinzip in einer Matrix zusammengestellt: Gl. 3-18 ~ ~ h1,1 (s ) L h1,in (s ) ~ O M . H (s ) = M h~ (s ) L h~ (s ) out ,in out ,1 Der Rechenaufwand steigt mit der Anzahl an Klemmen quadratisch an. Außerdem ist die Bestimmung der Padé-Koeffizienten durch die Momente des Systems an sich numerisch instabil. Der Grund dafür liegt an der schlecht konditionierten Matrix auf der linken Seite von Gl. 3-16. In [Feld95] wurde dies genauer untersucht und dabei gezeigt, dass es bei der expliziten Approximation der Übertragungsfunktion durch das Padé-Verfahren zu einer Art von Sättigung kommt. Genauer gesagt, wird für n ≥ 10 keine bessere Approximation der Übertragungsfunktion erreicht, sondern es entstehen dafür eher Unstetigkeiten. In Abb. 3-3 ist die Gegenüberstellung einer Übertragungsfunktion eines Systems mit dem Padé-Ansatz (n= 9) und mit der Taylorreihe (n=18) für zwei verschiedene Entwicklungspunkte s0 veranschaulicht. Makromodelle können mit dem expliziten Padé-Ansatz nur für Frequenzbereiche mit relativ niedriger Anzahl an Polund Nullstellen genau generiert werden. Dennoch ist ein solcher Ansatz für viele Applikationen bei linearen mikromechanischen Komponenten gut geeignet. Abb. 3-3: Explizite Approximation einer Übertragungsfunktion 42 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen Ein oft benutztes Verfahren zur Ordnungsreduktion von linearen Systemen ist die Projektion von Gl. 3-1 in einen geeigneten niedrigen n-dimensionalen Unterraum. Dies wird durch eine Projektionsmatrix Φ ∈ ℜ N×n mit n<<N erreicht, welche eine neue generalisierte Basis für die Lösung des Ausgangssystems bildet: Gl. 3-19 ~ d 2 q ~ dq ~ ~ M⋅ + D⋅ + K ⋅q = B ⋅F , dt 2 dt ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ mit M = Φ T MΦ , D = Φ T DΦ , K = Φ T KΦ und B = Φ T B . Dabei sind M , D , K ∈ ℜ n×n und ~ B ∈ ℜ n×in die neuen wesentlich kleineren Systemmatrizen, die das Ausgangssystem in der neuen generalisierten Basis bzw. das Makromodell beschreiben. Aus physikalischer Sicht repräsentiert jede Spalte der Projektionsmatrix Φ = [φ1 φ 2 L φ n ] jeweils einen Vektor, der einen bestimmten Deformationszustand der gesamten Struktur beschreibt (Formfunktion). Dieser Vektor wird durch einen Gewichtsfaktor q so skaliert, dass sich im Gleichgewicht ein minimaler Fehler bei der Abbildung der Strukturdeformation ergibt. Demzufolge entspricht die neue Variable bzw. der neue Freiheitsgrad des Makromodells dem Gewichtsfaktor q ∈ ℜ n . Bei Projektionsmethoden wird der Deformationszustand der Struktur nicht mehr durch einzelne Knotenverschiebungen ui (i=1,2,3,...,N) des FE-Modells beschrieben, sondern durch eine lineare Kombination von n Vektoren φj (j=1,2,...,n) mit n<<N. Die Qualität der Lösung wird entscheidend durch die Wahl der Vektoren bzw. der Formfunktionen beeinflusst. Die Rücktransformation in die lokalen FE-Koordinaten erfolgt durch die Superposition der Vektoren der generalisierten Basis: Gl. 3-20 u (t , x, y, z ) ≈ n ∑ q (t ) ⋅ φ (x, y, z ) . k k k =1 Ein solcher Ansatz ist auch als Galerkin-Ansatz bekannt. Die Projektionsmatrix Φ muss orthogonal und nicht singulär sein, damit eine eindeutige Beziehung zwischen den Knotenverschiebungen des FE-Modells u(t) und den Gewichtsfaktoren des Makromodells q(t) hergestellt wird. In Abb. 3-4 ist ein Beispiel der Approximation der statischen Biegelinie eines zweiseitig eingespannten Biegestabes durch Formfunktionen illustriert. In der ersten Spalte (links) von Abb. 3-4 wird die Biegelinie u(x) durch eine ähnliche Formfunktion approximiert. 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen 43 Abb. 3-4: Approximation eines Deformationszustandes für einen zweiseitig eingespannten Biegestab durch Formfunktionen Da u(x) eine ausgeprägte Wannenform besitzt, entsteht ein Fehler ∆(x)1, der sich aus der Differenz der Biegelinie und der (den) angewendeten Formfunktion(en) ergibt: Gl. 3-21 ∆ ( x )n = u ( x ) − n ∑q k ⋅ φ k (x ) . k =1 Dieser Fehler zeigt die fehlende Formfunktion, um die Biegelinie exakt abzubilden. In der zweiten Spalte von Abb. 3-4 wurde eine zusätzliche Formfunktion gewählt, die ungefähr den Fehler ∆(x)1 beschreibt und damit den Fehler reduziert (∆(x)2). Es wird weiter so vorgegangen, bis ein minimaler Fehler entsteht bzw. bis die exakte Biegelinie wieder abgebildet wird. Es bleibt das Problem zu lösen, wie man akkurate Formfunktionen für komplizierte Strukturen mit beliebigen Lasten findet bzw. aus dem Ausgangsmodell selbst extrahiert. Im Folgenden werden zwei effiziente Verfahren zur Generierung von Makromodellen aus linearen Systemen auf der Basis der Projektionsmethode diskutiert. 44 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen 3.3.1 Aufbau einer Orthogonalbasis nach dem Arnoldi-Verfahren Auf dem Gebiet der elektrischen Netzwerkanalyse kommt dem Krylov-Unterraum zur Makromodellgenerierung aus linearen Systemen der ersten Ordnung eine große Bedeutung zu [Fel99]. Die Übertragungsfunktion eines linearen Systems erster Ordnung der Form C Gl. 3-22 dx(t ) + G x(t ) = B F (t ) dt y (t ) = L T x(t ) ist H (s) = Gl. 3-23 Y (s) −1 = L T (G + s C ) B . F ( s) Die Momente X des Systems werden aus einer Taylorreihenentwicklung um s0 berechnet: Gl. 3-24 H (s ) = k ∞ ∑ (s − s ) X 0 = L T (G + s 0 C + (s − s 0 )C ) B −1 k k =1 = L T (I + (s − s 0 ) A) R −1 mit A = (G + s 0 C ) C −1 Gl. 3-25 R = (G + s 0 C ) B . −1 X k = L T Ak R Dabei ist I die Einheitsmatrix. Der Krylov-Unterraum ist für einen gegebenen Startvektor R ∈ ℜ N bei SISO-Systemen bzw. Startmatrix bei MIMO-Systemen R ∈ ℜ N ×in definiert als Gl. 3-26 K k ( A, R ) = span{R, A R, A 2 R,L , A k −1 R}. Die Orthonormalbasis Φ = [φ 1 φ 2 ... φ n] mit Φ ∈ ℜ N×n zur Generierung von Makromodellen wird z. B. durch das Lanczos-Verfahren [Feld95] oder das Arnoldi-Verfahren [Silv96] aus den ersten n linear unabhängigen Spalten des Krylov-Unterraums aufgebaut. Am Beispiel des Arnoldi-Verfahrens wird der Vektor φ k+1 der Orthonormalbasis mit A multipliziert und anschließend mit den vorherigen Vektoren φ k orthogonalisiert. Bei MIMO-Systemen, wo R=[r 1 r 2 ... r in] eine Matrix von in Spalten (in > 1) und N Zeilen bildet, werden die Vektoren der Orthonormalbasis blockweise berechnet, d.h. zu jedem 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen 45 Startvektor r in wird ein Vektor φ in berechnet und anschließend zur Berechnung weiterer Vektoren in die nächste Spalte des Krylov-Unterraums vorgerückt. Um nur linear unabhängige Vektoren in der Orthonormalbasis zu berücksichtigen, wird eine Deflation vorgenommen. Mit Deflation ist gemeint, dass linear abhängige Vektoren φ, die z. B. von der Startmatrix R entstehen, aus der Orthonormalbasis gelöscht werden (exakte Deflation). In der Praxis werden auch Vektoren gelöscht, die fast linear abhängig sind (inexakte Deflation), indem man eine Toleranz DTol einführt. Es gibt jedoch kein festes Kriterium für diese Toleranz (in der Regel ist 0<DTol<<1): BLOCK-ARNOLDI-ALGORITHMUS: INPUT: A, R=[r1 r2 ... rin], n, DTol OUTPUT: Orthonormalbasis Φ 1). (Initialisierung) φˆ = [r1 r2 L rin ] p=in neu=0 FOR d=1 ... n DO (Schritt 2 bis 5) 2). (Deflation) deflate= φˆd IF deflate < Dtol Æ p=p-1 IF p=0 Æ d=d-1, STOP FOR k=d ... d+p-1, SET φˆk = φˆk +1 GOTO Schritt 2) 3). (Normierung von φn) neu=neu+1 φˆ φ neu = d φˆ d 4). (Orthogonalisierung der φˆ Vektoren gemäß φn) T FOR k=d+1 ... d+p-1, SET φˆk = φˆk − φ neu ⋅ φ neu ⋅ φˆk 5). (Vorrücken im Block-Krylov-Unterraum zur Berechnung des nächsten Vektors) φˆneu + p = A ⋅ φ neu T FOR k=1 ... d, SET φˆneu + p = φˆneu + p − φ k ⋅ φ k ⋅ φˆneu + p 46 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Das Makromodell wird durch die Projektionsmatrix Φ ∈ ℜ N ×n analog zur Gl. 3-19 reduziert: ~ dq (t ) ~ ~ C + G q (t ) = B f (t ) dt x ≈ Φ⋅q Gl. 3-27 y = LT x ~ ~ ~ ~ ~ ~ mit C = Φ T C Φ , G = Φ T G Φ und B = Φ T B , wobei C , G ∈ ℜ n×n , B ∈ ℜ n×in , und q ∈ ℜ n . Systeme der zweiten Ordnung können nicht direkt durch den Krylov-Unterraum beschrieben werden. Das liegt daran, dass das Systemverhalten nicht in einer Matrix zusammengefasst werden kann, wie es bei Systemen der ersten Ordnung durch die Matrix A (Gl. 3-25) der Fall ist. Systeme der zweiten Ordnung Gl. 3-1 können jedoch auf verschiedene Art und Weise in ein äquivalentes System erster Ordnung Gl. 3-22 umgewandelt werden, z. B., indem man D u x = , C = M u& M K , G= 0 0 0 B L , B = , L = , −M 0 0 einsetzt. Durch diese Umwandlung kann das Arnoldi Verfahren angewendet werden, um ein reduziertes System zu generieren. Allerdings ergeben sich dabei eine Reihe von Nachteilen: 1. Verdopplung der Dimensionen der Matrizen und Vektoren 2. Schlecht konditionierte Matrix G und Vektor x: die Einträge von M und K in G sowie die Einträge der Auslenkung u und der Geschwindigkeit u& in x unterscheiden sich um Größenordnungen, wodurch die zusammengesetzten Matrizen schlecht ausbalanciert bzw. konditioniert sind 3. Bei Strukturanalysen und Simulationen ist es oft wünschenswert, dass das reduzierte System die zweite Ordnung beibehält. In [Su91] wurde ein modifiziertes Arnoldi-Verfahren zur Reduzierung von Systemen zweiter Ordnung auf der Basis des Krylov-Unterraums aufgestellt, um den Aufbau der Orthonormalbasis Φ mit den schlecht konditionierten Matrizen zu vermeiden. Die Vektoren von Φ werden in zwei getrennte Portionen geteilt: Gl. 3-28 φ u φ n = nv . φ n Dabei beschreibt φ nu den Auslenkungsanteil und φ nv den Geschwindigkeitsanteil. Bei der Berechnung eines neuen Vektors φ neu + p = A ⋅ φ neu (Block-Arnoldi-Algorithmus: Schritt 5) erhält man für s0=0: 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen φ neu + p Gl. 3-29 u φ neu φ u K +p = v = A ⋅ neu = v φ neu 0 φ neu + p − K = Bemerkenswert ist, dass der −1 u M φ neu ⋅ v 0 φ neu 0 D ⋅ − M M −1 Dφ u neu −K −1 Mφ u φ neu Geschwindigkeitsanteil des v neu 47 . Vektors v φ neu +p und der u gleich sind. Damit ergibt sich Auslenkungsanteil des Vektors φ neu −1 D φ u − K −1 M φ u u φ neu + p = −K neu neu −1 . Gl. 3-30 Das bedeutet, dass nur der Auslenkungsanteil benötigt wird, um die Vektoren der Orthonormalbasis Φ = [φ1u u ] aus dem Krylov-Unterraum aufzubauen. Damit ist es φ 2u L φ neu möglich, Systeme zweiter Ordnung direkt in die neue Basis Φ zu projizieren. In einer allgemeineren Form führt diese Aufteilung der Vektoren zum ENOR-Verfahren (Efficient Nodal Order Reduction) [She99]. Dabei werden direkt die Momente des Ausgangssystems benutzt, um die Orthonormalbasis Φ aufzubauen. In [Rei02] und [Bas03] wurde dieses Verfahren auf Systeme der zweiten Ordnung angewendet, indem die Momente der Gl. 3-14 herangezogen werden. Aus n Momenten Gl. 3-14 eines linearen Systems der zweiten Ordnung wird die Orthonormalbasis Φ = orth{X 0 X 1 L X m −1 } Gl. 3-31 mit dem Block-Arnoldi-Algorithmus aufgebaut, indem in Schritt 5 die Gleichung φˆist + p = A ⋅ φˆist durch ( ) (− Dˆ φˆ − M φˆ ) IF neu ≤ p Æ φˆneu + p = Kˆ −1 − Dˆ φˆneu ELSE Æ φˆneu + p = Kˆ −1 neu neu − p ersetzt wird. Anstelle der Matrix A werden K̂ und D̂ im Algorithmus vorgegeben. 3.3.2 Die modale Superpositionsmethode Bei der modalen Superpositionsmethode wird das lineare System Gl. 3-1 in die modale generalisierte Basis projiziert. Die Projektionsmatrix Φ wird aus den m ersten berechneten Eigenvektoren des Systems aufgebaut, welche per Definition bereits orthogonal zueinander sind. 48 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Die modale Superpositionsmethode gehört zu den Standardmethoden der FEM. Das ursprüngliche Ziel dieser Methode ist es, eine schnelle und effektive Lösung eines linearen Gleichungssystems zu erreichen, indem das ursprüngliche System gekoppelter Gleichungen in einfachen entkoppelten Gleichungen ausgedrückt wird [Bath90]. Die Ordnungsreduktion des linearen Systems erfolgt durch die Berücksichtigung von einigen n Eigenvektoren. Aus dem generalisierten Eigenwertproblem Gl. 3-32 K ⋅φ = ω0 ⋅ M ⋅φ 2 werden zunächst n Eigenkreisfrequenzen ω0 und Eigenvektoren φ bestimmt. Die letzteren werden bezüglich der Masse M orthonormalisiert, d.h. es gilt: Gl. 3-33 φ Tj M φ i = δ ij , i, j = 1,2,..., m . 2 φ Tj K φ i = ω 0 i ⋅ δ ij Dabei ist δij das Kronecker-Symbol. Die Dämpfungseigenschaften können über die konstanten modalen Dämpfungsmaße gemäß Gl. 3-34 oder über Rayleigh-Dämpfung (D = α M + β K) gemäß Gl. 3-35 berücksichtigt werden: Gl. 3-34 φ Tj D φ i = 2ξ i ⋅ ω 0 i ⋅ δ ij Gl. 3-35 φ Tj D φ i = α + β ⋅ ω 0 i 2 ⋅ δ ij . ( ) ~ ~ ~ Damit sind M , D und K des reduzierten Systems Gl. 3-19 diagonale Matrizen mit den ~ ~ ~ 2 Einträgen M n ,n = 1 , Dn ,n = 2ξ nω 0 n und K n ,n = ω 0 n . Die Lastgrößen in der generalisierten Basis berechnen sich aus Gl. 3-36 ~ Fi = ∑φ T i BF . a 3.3.3 Das Arnoldi-Verfahren gegenüber der modalen Superpositionsmethode Der Aufbau einer Orthonormalbasis nach dem Arnoldi-Verfahren ist bis heute die einfachste und effizienteste Variante zur Generierung von Makromodellen linearer Systeme. Ein Problem ist, dass das Verfahren die Systemmatrizen des FE-Modells benötigt, welche von den meisten kommerziellen FE-Programme nicht ausgegeben bzw. nicht unterstützt werden. Mit ANSYS besteht jedoch die Möglichkeit über die Substrukturtechnik die Matrizen zumindest in der Ausgabedatei zur editieren wobei, z. B. alle Knoten als Masterknoten gesetzt werden können. 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen 49 Anschließend muss diese Datei durch eine vom Nutzer aufgebaute Routine sortiert und gefiltert werden, um schließlich die Systemmatrizen auszugeben. Die Leistungsfähigkeit des Arnoldi-Verfahrens liegt in der freien Wahl des Entwicklungspunktes s0. Bei SISO-Systemen bildet der erste Vektor der Orthonormalbasis für s0=0 dessen exakte statische Lösung. In den anderen Vektoren werden die dynamischen Eigenschaften berücksichtigt. Größere Werte von s0 unterstützen die Anpassung der Vektoren für höhere Frequenzen, wodurch eine bessere Approximation des Systems im Frequenz- und im Zeitbereich erreicht wird. Eine Kombination von Vektoren, die für s0 =0 und für s0>0 berechnet werden, ist möglich, wobei die linearen abhängigen Vektoren eliminiert werden sollen (Deflation). Dies gilt auch für MIMO-Systeme mit dem Unterschied, dass nach wie vor der erste Vektor vom Startblock R für s0 =0 die exakte statische Lösung des Systems bei einer Last beschreibt, die nur an der ersten Klemme des Makromodells wirkt. Die restlichen statischen Lösungen (bei verschiedenen Lasten an den Klemmen) ergeben sich aus der linearen Kombination der Vektoren, die aus dem Startblock berechnet werden. Zur Verdeutlichung ist in Abb. 3-5 das Beispiel eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens mit zwei Punktlasten dargestellt. Es wurde ein Makromodell mit vier Klemmen aufgebaut, in dem zwei Klemmen die eingespeisten Kräfte (F1 und F2) beschreiben und die anderen zwei Klemmen die Auslenkung der Knoten, in denen die Kräfte eingreifen (in=out=2). Dementsprechend ergibt sich zur Generierung der Orthonormalbasis ein Startblock von zwei Vektoren. Insgesamt wurde eine Orthonormalbasis von acht Vektoren aufgebaut, damit ergibt sich ein Makromodell mit acht Freiheitsgraden. Auf der oberen Seite von Abb. 3-5 sind die Übertragungsfunktionen der einzelnen Vektoren der Orthonormalbasis für zwei verschiedene Lastfälle dargestellt. Auf der linken Seite wirkt nur die Kraft F1 und es ist zu beobachten, dass der statische Deformationszustand der Struktur nur durch den ersten Vektor exakt beschrieben wird. Auf der rechten Seite hingegen, wo nur die Kraft F2 wirkt, ergibt sich die statische Deformation aus der Superposition der zwei ersten Vektoren. Gibt es eine dritte Last, wird die entsprechende statische Deformation durch die Superposition der drei ersten Vektoren ermittelt usw.. Die Übertragungsfunktionen an den Beobachtungspunkten Knoten 1 und 2 sind auf der unteren Seite dargestellt. Bereits mit einer Orthonormalbasis von acht Vektoren konnten Genauigkeiten < 1 % bis zur 7-ten Eigenfrequenz erreicht werden. Muss das Makromodell einen breiteren Frequenzbereich mit einer solchen Genauigkeit abdecken, ist es sinnvoll, weitere Vektoren mit einem Entwicklungspunkt im höheren Frequenzbereich zu berechnen. 50 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Abb. 3-5: Beschreibung der Übertragungsfunktion nach dem Arnoldi-Verfahren Aus physikalischer Sicht bilden die Vektoren der Orthonormalbasis einzelne gekoppelte Schwingsysteme. Der Grad der Kopplung bzw. die Anzahl an Resonanzstellen pro Vektor hängt davon ab, in welcher Reihefolge dieser berechnet wurde. Ohne Deflation heißt das, dass der Vektor φn n Resonanzstellen enthält. Dagegen bilden bei der modalen Superpositionsmethode die Vektoren der Orthonormalbasis durch die Normierung gemäß Gl. 3-33 entkoppelte Schwingsysteme. Jeder einzelne Vektor beschreibt entsprechend der zugehörigen Eigenfrequenz eine Resonanzstelle. Dennoch werden zur Generierung von Makromodellen mit der modalen Superpositionsmethode nicht nur die Vektoren gewählt, die zu einem bestimmten Frequenzspektrum gehören, sondern auch die Vektoren, die zur korrekten Beschreibung des Deformationszustandes der Struktur beitragen. Auf der linken Seite von Abb. 3-6 sind die Übertragungsfunktionen der ersten 15 Eigenvektoren des zweiseitig eingespannten Biegebalkens - stimuliert durch eine zentrische Punktlast dargestellt. Zur Beschreibung des Makromodells ist es ausreichend, wenn nur die Eigenvektoren berücksichtigt werden, die wesentlich zur Beschreibung des statischen Deformationszustandes beitragen (Eigenvektoren: 1, 3, 7, 11 und 15). Auf der rechten Seite von Abb. 3-6 sind der Fehler und der Relativfehler bei der Berechnung der statischen Biegelinie in Abhängigkeit von den gewählten Eigenvektoren dargestellt. Die Fehlerkurven der statischen Biegelinie (Abb. 3-6 rechts oben) bilden immer einen höheren Eigenvektor, der zur statischen Auslenkung der Struktur beiträgt, aber nicht im Makromodell berücksichtigt wurde. So ist es beim Makromodell mit drei Eigenvektoren (1, 3 und 7) der 11-te Eigenvektor, der abgebildet wird, beim 3.3 Ordnungsreduktion auf der Basis einer Orthogonalprojektion von linearen Systemen 51 Makromodell mit vier Eigenvektoren (1, 3, 7 und 11) der 15-te Eigenvektor usw.. Dies ist eine typische Eigenschaft dieser Methode. In der Praxis werden aus der statischen Auslenkung der Struktur die relevanten Eigenvektoren bestimmt. Der Vorteil davon ist, dass bereits in dieser Phase der Fehler des Makromodells abgeschätzt bzw. durch die Wahl der Eigenvektoren eingestellt werden kann. Ein generelles Problem bei der modalen Superpositionsmethode ist die Abbildung der Deformation der Struktur nahe der Einspannstellen. Dort sind die Auslenkungen minimal, haben aber eine sehr große Auswirkung auf die mechanischen Spannungen (Abb. 3-6 rechts unten). Die Fehler an diesen Stellen können aufgehoben werden, indem höhere Eigenvektoren berücksichtig werden, da diese an der Einspannstelle einen hohen Anstieg besitzen. Abb. 3-6: Beschreibung eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens mit einer zentrischen Last durch die modale Superpositionsmethode Die für die Makromodellgenerierung benutzten Eigenvektoren bilden allgemeine Formfunktionen zur Beschreibung der Strukturdeformation. Diese werden unabhängig von den Lasten des Ausgangssystems berechnet. Zur Generierung von Makromodellen werden nur die für die statischen und dynamischen Auslenkungen bei verschiedenen Laststellen relevanten Eigenvektoren benutzt. Im Arnoldi-Verfahren werden hingegen die Vektoren für bestimmte Lastfälle berechnet und bilden damit für die entsprechenden Lastfälle spezifische Bewegungsfreiheitsgrade des Makromodells. 52 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen 3.4 Ordnungsreduktion von nichtlinearen Systemen Gegenüber den oben genannten Verfahren zur Ordnungsreduktion von linearen Systemen gibt es bis heute keine allgemeingültigen Ansätze für den nichtlinearen Fall. In der Literatur findet man eine große Auswahl an Näherungsansätzen, die für bestimmte nichtlineare Effekte bzw. Anwendungen gelten. Der Grund liegt in der Ursache der Nichtlinearität und wie stark diese das Verhalten des Systems beeinflusst. In dieser Arbeit werden nur die Nichtlinearitäten beachtet, die durch den Stress-Stiffening-Effekt aufgrund von großen Auslenkungen der Struktur und durch elektrostatische Felder verursacht werden. Es ergibt sich damit folgende nichtlineare Differentialgleichung der zweiten Ordnung: Gl. 3-37 M⋅ d 2u du + D⋅ + (K L + K NL (u ) ) ⋅ u = Bm ⋅ Fmech + Felec (u ,V ) 2 dt dt . y = LT ⋅ u In [Che00] wurde ein Ansatz zur Beschreibung von quadratischen Nichtlinearitäten vorgestellt. Diese quadratische Nichtlinearität wird durch eine Taylorreihe der zweiten Ordnung zerlegt. Es besteht dann die Möglichkeit, eine Projektionsmatrix aus dem Krylov-Unterraum unter Anwendung des Arnoldi-Verfahrens aufzubauen, um das Makromodell zu generieren. Höhere Ordnungen der Taylorreihe sind nicht möglich, da bereits bei der zweiten Ordnung Formulierungen mit N×N×N Matrizen entstehen. Denkbar wäre dieser Ansatz zur Beschreibung von linearen Mikrostrukturen (KNL=0) mit elektrostatischem Wirkprinzip bei Kleinsignalverhalten (∆C/ ∆u ≈ konstant), weil in diesem Fall die Mikrostruktur durch quadratische Nichtlinearität charakterisiert ist. Die schrittweise Linearisierung des nichtlinearen Systems [Rew01] und das KarhunenLoéve- Verfahren [Hun99] [Lin03] bilden hingegen allgemeinere Ansätze. Bei der schrittweisen Linearisierungsmethode wird die nichtlineare Funktion in lineare Abschnitte zerlegt, wobei pro linearem Abschnitt ein Makromodell generiert wird. Anschließend werden alle Makromodelle in einem System zusammengefügt. Diese Methode setzt voraus, dass das Verhalten der nichtlinearen Funktion bereits bekannt ist. Das Karhunen-Loève-Verfahren basiert auf der orthogonalen Projektionsmethode. Der Hintergrund dieser Methode ist die Beschreibung der nichtlinearen Deformationen durch eine Reihe von gewichteten linearen Formfunktionen. Aus einer Reihe von gekoppelten Feldanalysen, sowohl statischen als auch dynamischen, werden mehrere Deformationszustände des nichtlinearen Systems berechnet („Snapshots“), welche anschließend als Vektoren in einer Matrix spaltenweise zusammengestellt werden. Durch beispielsweise die Singulärwertzerlegung 3.4 Ordnungsreduktion von nichtlinearen Systemen 53 wird aus dieser Matrix schließlich die Orthonormalbasis zur Ordnungsreduktion aufgebaut. Eine Alternative zu den aufwendigen gekoppelten Feldanalysen zur Berechnung der Formfunktion ist die Ordnungsreduktion auf Basis der modalen Zerlegung, welche erstmalig in [Gab98] vorgestellt wurde und Gegenstand der vorliegenden Dissertation ist. Das Prinzip ähnelt der modalen Superpositionsmethode. Nach wie vor wird aus den Eigenvektoren des linearen bzw. linearisierten Systems eine Orthogonalbasis Φ = [φ1 φ 2 L φ n ] aufgebaut und anschließend das nichtlineare System in diese Basis projiziert. Die Beschreibung des nichtlinearen Verhaltens einer Struktur durch Eigenvektoren des linearisierten Systems ist an sich kein fremdes Verfahren. Der jüngste und umfangreichste Beitrag der verschiedenen Entwicklungen zu diesem Thema ist [Vak96]. Die meisten Entwicklungen in diesem Bereich konzentrieren sich auf die Beschreibung der nichtlinearen Schwingungen nahe der Resonanzfrequenz. Ein für diese Dissertation wichtiger Eigenschwingformen Ansatz ist die (amplitudenabhängig) Beschreibung durch eine der sogenannten Superposition nichtlinearen von linearen Eigenschwingformen [Boi95] [Ben91] gemäß Gl. 3-20. Es wurde gezeigt, dass nichtlineare Eigenschwingformen invariant sind, d. h. eine Strukturschwingung ist zu jedem Zeitpunkt in nur einer nichtlinearen Eigenschwingform eingeschlossen, ohne andere nichtlineare Eigenschwingungen anzuregen. Im Gegensatz dazu führt aufgrund der nichtlinearen Kopplung eine stimulierte Bewegung eines linearen Eigenvektors zu einem Energieaustausch mit den anderen linearen Eigenvektoren. Daher entsteht gegenüber der modalen Superpositionsmethode ein gekoppeltes System von gewöhnlichen Differentialgleichungen der zweiten Ordnung. Im diesem Sinne werden in der vorliegenden Dissertation weiterhin die linearen Eigenschwingformen zur Beschreibung der nichtlinearen Strukturdeformationen angewendet. Dass die Strukturen hohen Auslenkungen unterliegen und durch nichtlineare Kräfte beeinflusst werden, ist nicht das Problem. Es wird lediglich durch Kombination der Eigenvektoren die nichtlineare Deformation der Struktur wieder abgebildet. Demzufolge stellt sich hier eher die Frage, wie gut kann die nichtlineare Deformation im gesamten Arbeitsbereich der Struktur durch die Kombination von Eigenschwingformen des linearisierten Systems beschrieben werden. Formulierungen durch Energieansätze haben den Vorteil, dass mehrere verschiedene physikalische Domänen miteinander verknüpft werden können, da diese unabhängig von der physikalischen Bedeutung sind. Deshalb ist es günstig, die Bewegungsgleichung des Makromodells auf Grundlage der Lagrange-Gleichung zweiter Art [Ber98] direkt in der modalen generalisierten Basis zu formulieren: 54 Gl. 3-38 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen d ∂L ∂L − = Q, dt ∂q& ∂q mit Gl. 3-39 L(q, q& , t ) = E kin (q, q& , t ) − E pot (q, q& , t ) , wobei L die Lagrangesche Funktion ist und Qi die generalisierten Kräfte ohne Potential beschreibt, die sich aus Dissipationsfunktionen (generalisierten Dämpfungskräften) und generalisierten äußeren Lasten zusammensetzen. Die Dämpfungskräfte wirken immer in Gegenrichtung der generalisierten äußeren Lasten, demzufolge ist Gl. 3-40 ~ ~ Q = − D q& + F (t ) . Die Lagrangesche Funktion L ist in der generalisierten Basis abhängig von der modalen Auslenkungen q , der modalen Geschwindigkeit q& sowie von der Zeit t. Die kinetische Energie ~ des linearisierten Systems beschrieben wird durch die generalisierte modale Masse m i Gl. 3-41 E kin (q, q& , t ) = 1 2 ∑ m~ ⋅ q& i 2 . i i Im Anteil der potentiellen Energie wird durch Summenbildung die Energie der verschiedenen physikalischen Domänen berücksichtigt. Diese Arbeit beschränkt sich jedoch nur auf die Formänderungsenergie Emec und die elektrostatische Feldenergie Eele. Für ein System mit einer Anzahl von r Elektroden wird Eele wie folgt ausgedrückt [Sim77]: Gl. 3-42 E ele (q ) = 1 2 ∑ C (q ) ⋅ (ϕ − ϕ ) 2 ij i j . r Die partiellen Ableitungen erster Ordnung der potentiellen Energie beschreiben zum einen die generalisierte mechanische Rückstellkraft der Struktur und zum anderen die entgegengesetzte generalisierte elektrostatische Kraft. Demzufolge wird durch Einsetzen von Gl. 3-39 bis Gl. 3-42 in Gl. 3-38 die Bewegungsgleichung des Makromodells in der generalisierten Basis Φ aufgestellt: Gl. 3-43 ~ q&& + 2ξ ω m ~ & ∂E mech (q ) = 1 m i i i 0 i i qi + ∂qi 2 ∑ r ∂C kj (q ) ∂qi ⋅ (Vk − V j ) + ∑φ T i Fa , a wobei a die Anzahl der auf die Struktur wirkenden äußeren Kräfte ist. Die Genauigkeit der Makromodellgenerierung sowie der dafür erforderliche Aufwand werden unmittelbar von der 3.4 Ordnungsreduktion von nichtlinearen Systemen 55 Anzahl der Eigenvektoren in der Orthogonalbasis und von den Ausdrücken der Formänderungsenergie und der Kapazität in Abhängigkeit von den modalen Auslenkungen q bestimmt. Im Folgenden wird anhand eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens im elektrostatischen Feld die Methode der modalen Zerlegung kurz demonstriert und diskutiert (Abb. 3-7). Zur analytischen Formulierung der Eigenvektoren wird die Wellengleichung des zweiseitig eingespannten Biegestabes angewendet: Gl. 3-44 x x − cos λi λi φˆi ( x ) = cosh x − η i sinh λi x − sin λi mit der Eigenkreisfrequenz 2 E⋅I ζi ⋅ ρ⋅A L ω0i = Gl. 3-45 ζi = mit L λi . Die Konstanten λi und ηi werden berechnet, indem man zuerst L cos λi Gl. 3-46 L ⋅ cosh λi = 1 löst und anschließend L cosh λi ηi = L sinh λi Gl. 3-47 L − cos λi L − sin λi einsetzt. Es ergeben sich damit folgende Werte der Konstanten λi und ηi: Tabelle 1: Die Konstanten λi und ηi für den zweiseitig eingespannten Biegebalken Symmetrische Eigenvektoren Mode Nr. 1 3 5 7 9 λi 4,7300407448627 10,9956078380017 17,2787596573995 23,5619449020405 29,8451302091033 Asymmetrische Eigenvektoren ηi Mode Nr. 2 4 6 8 10 0,9825022145762 0,9999664501254 0,9999999373444 0,9999999998830 0,9999999999998 λi 7,8532046240958 14,1371654912575 20,4203522456261 26,7035375555082 32,9867228626928 ηi 1,0007773119073 1,0000014498977 1,0000000027076 1,0000000000051 1,0000000000000 Die einzelnen Eigenvektoren φ i werden so normiert, dass die maximale Amplitude gleich eins ist: Gl. 3-48 φ i (x ) = φˆi ( x ) . max φˆi ( x ) ( ) 56 3 Verfahren zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen Aufgrund der Elektrodenanordnung wirken die elektrostatischen Kräfte symmetrisch entlang des Biegebalkens. Deshalb werden zur Beschreibung des Makromodells die ersten symmetrischen Eigenvektoren verwendet Φ = [φ1 φ3 φ5 φ7 φ9]. Es entsteht damit ein Makromodell mit fünf Freiheitsgraden: Gl. 3-49 u (t , x ) ≈ q1 (t ) ⋅ φ1 ( x ) + q3 (t ) ⋅ φ 3 ( x ) + q5 (t ) ⋅ φ 5 ( x ) + q7 (t ) ⋅ φ 7 ( x ) + q9 (t ) ⋅ φ 9 ( x ) . Die Formänderungsenergie des zweiseitig eingespannten Biegebalkens wird exakt durch die Anteile der Biegeenergie und der Dehnungsenergie beschrieben [Ben91]: Gl. 3-50 E⋅I E mech (q1 ,L, q n ) = 2 L ∫ 0 2 L 2 E ⋅ A 1 ∂u (t , x ) ∂ 2 u (t , x ) ⋅ dx + ⋅ ⋅ dx . 2L 2 ∂x 2 ∂x 0 ∫ Die elektrostatische Feldenergie wird unter der Vernachlässigung von Streufeldern (Elektrodenabstand viel kleiner als die Breite der Struktur) analytisch formuliert gemäß L Gl. 3-51 ε0 ⋅b V2 ⋅ E ele (q1 , L , q n ) = ⋅ dx . d 0 + u (t , x ) 2 ∫ 0 Bei der statischen Analyse wurden die Ergebnisse mit denen der ANSYS-Berechnungen, für den Fall ohne Stress-Stiffening-Effekt (Dehnungsenergie wird vernachlässigt) und für den Fall mit Stress-Stiffening-Effekt verglichen (Abb. 3-7 oben rechts). In beiden Fällen liegen die Fehler im gesamten Arbeitsbereich der Struktur unter 1 %. Bemerkenswert ist die Darstellung der Übertragungsfunktion der einzelnen modalen Freiheitsgrade. Dies ist möglich, indem man das System an einem Arbeitspunkt (hier bei 80 V) linearisiert (s. Abschnitt 4.3.3). Gegenüber der modalen Superpositionsmethode sind die Übertragungsfunktionen in Abhängigkeit vom Grade der Nichtlinearität gekoppelt und werden als Modekopplungen bezeichnet. Aufgrund der großen Resonanzüberhöhung der modalen Amplituden q3, q5, q7 und q9 an der ersten Resonanzstelle, weicht Mode 1 stark ab von der eigentlichen Form des ersten Eigenvektors. Die hohe Auslenkung von q1 bewirkt, dass die anderen modalen Amplituden stimuliert werden, um die dort entstehende nichtlineare Deformation der Struktur korrekt nach Gl. 3-49 wieder abbilden zu können. Im Gegensatz dazu ist die Anregung der Übertragungsfunktion von q1 durch die anderen modalen Freiheitsgrade eher gering bzw. nimmt mit steigender Frequenz ab. Diese Tendenz setzt sich an den Resonanzstellen der anderen Übertragungsfunktionen bzw. modalen Amplituden fort. Im Allgemeinen nimmt die Nichtlinearität mit steigender Frequenz ab, weil auch die Amplituden entsprechend abnehmen. 3.4 Ordnungsreduktion von nichtlinearen Systemen 57 Abb. 3-7: Ergebnisse der statischen und linearisierten harmonischen Analysen des zweiseitig eingespannten Biegebalkens mit elektrostatischem Wirkprinzip Durch dieses Beispiel des zweiseitig eingespannten Biegebalkens im elektrostatischen Feld wird gezeigt, dass es prinzipiell möglich ist, das Verhalten der Struktur unter Berücksichtigung des Stress-Stiffening-Effekts durch lineare Eigenvektoren zu beschreiben. Die Eigenschwingformen der linearisierten Struktur bilden allgemeine Formfunktionen, unabhängig von der Last, welche von den meisten kommerziellen Simulationswerkzeugen direkt aus bestehenden Modellen berechnet werden können. Im folgenden Kapitel wird zur Verallgemeinerung dieser Methode eine Prozedur für die Generierung von Makromodellen basierend auf bestehenden elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen vorgestellt. 59 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatischmechanischen FE-Modellen In diesem Kapitel wird eine automatische Prozedur zur Ordnungsreduktion auf Basis der modalen Zerlegung von mikromechanischer Struktur mit elektrostatischem Wirkprinzip vorgestellt. Diese automatische Prozedur wird ROM-Tool (Reduced Order Modelling Tool) genannt. Es erfordert vom Nutzer ein FE-Modell, welches die mikromechanische Struktur und den elektrostatischen Feldraum beschreibt. Dieses Programm unterstützt - mit einigen wenigen Vorgaben - die Makromodellgenerierung bis hin zu schnellen Komponentensimulationen mit dem Makromodell und dem Export der notwendigen Daten an Systemsimulatoren. Das Makromodell ist in der Lage, folgende Eigenschaften zu beschreiben: - Die elektrostatisch-mechanische Feldkopplung - Flexible sowie starre Körper - Den Stress-Stiffening-Effekt aufgrund von großen Auslenkungen - Elektrostatische Streufelder - Netzwerkfähige Makromodelle. Der theoretische Hintergrund der Ordnungsreduktion auf Basis der modalen Zerlegung wurde bereits in Abschnitt 3.4 dargestellt. Das Prinzip beruht auf einer Transformation der Koordinaten vom lokalen FE-Modell in generalisierte modale Koordinaten, die sich durch eine wesentlich kleinere Dimension der orthogonalen Basis Φ ∈ ℜ N×n mit n << N auszeichnen: Gl. 4-1 Gl. 4-2 Φ = [φ1 φ 2 L φ n ] u (t , x, y, z ) ≈ n ∑ q (t ) ⋅ φ (x, y, z ) = Φ ⋅ q . i i i =1 Die orthogonale Basis Φ wird durch eine Reihe von Eigenvektoren φi des Ausgangssystems aufgebaut. Die Freiheitsgrade des Makromodells entsprechen den modalen Auslenkungen qi, 60 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen welche jedem Eigenvektor der modalen Basis zugeordnet werden. Die Bewegungsgleichung des Makromodells lautet: ~ ~ ~ ~ ~ FM i + FD i + FR i (q1 , q 2 ,L, q n ) = Fele i (q1 , q 2 ,L, q n ) + Fq i . Gl. 4-3 ~ FR i ist die modale Rückstellkraft bzw. die modale elastische Kraft des jeweiligen Eigenvektors und berechnet sich aus der Formänderungsenergie gemäß: ∂E (q , q , L , q n ) ~ . FR i (q1 , q 2 , L , q n ) = mec 1 2 ∂qi Gl. 4-4 ~ Fele i ist die modale elektrostatische Kraft mit Gl. 4-5 ~ Fele i (q1 , q 2 ,L , q n , ϕ 1 ,L, ϕ ne ) = 1 ∂C kl (q1 , q 2 , L, q n ) 2 ⋅ (ϕ k − ϕ l ) , ∂qi ∑2⋅ nc wobei ne und nc jeweils die Anzahl von Elektroden im FE-Modell und die Anzahl der berücksichtigten Kapazitäten im Makromodell beschreiben und ϕ k das Potential an der Elektrode k ausdrückt. ~ Fq i ist die modale Last, welche sich aus dem Lastvektor des Ausgangssystems F berechnet ~ T Fq i = φ i F . Gl. 4-6 ~ FM i ~ ist die modale Trägheitskraft und FD i die modale Dämpfungskraft (s. Abschnitt 4.3.2). Das eigentliche Problem bei der Makromodellgenerierung ist die Entwicklung einer Formänderungsenergiefunktion sowie einer Kapazitätsfunktion, in Abhängigkeit von den jeweiligen modalen Freiheitsgraden, mit hoher Genauigkeit und vertretbarem Aufwand. Hierfür werden Ausgleichsrechnungen durchgeführt, um diese Funktionen durch Polynom-Ansätze zu beschreiben. Die Generierung und Anwendung des Makromodells verläuft in drei Phasen (Abb. 4-1): Generation Pass: Die erste Phase beinhaltet alle notwendigen Schritte der Parameterextraktion vom FE-Modell. Angefangen wird mit der Bestimmung von Eigenvektoren die das Verhalten des Makromodells beschreiben sollen. Zu jedem Eigenvektor φi, der im Makromodell berücksichtigt wird, ist in der modal generalisierten Basis ein Bewegungsfreiheitsgrad zuzuordnen. Anschließend wird durch mehrere statische Analysen eine Wertetabelle der Formänderungsenergie und der Kapazitäten in Abhängigkeit von den modalen 4.1 Bestimmung der modalen Freiheitsgrade des Makromodells Amplituden qi aufgebaut. Durch Ausgleichsrechnungen 61 werden diese Daten (Formänderungsenergie und Kapazitäten) in einen analytischen Ausdruck gebracht. Weiterhin werden die modalen Massen, die modalen Dämpfungen sowie - wenn vorhanden - die modalen äußeren Lasten berechnet. Use Pass: In dieser Phase wird das Makromodell in eine Blackbox-Form gebracht, um dadurch schnelle Simulationen in derselben Umgebung oder in einem Systemsimulator durchzuführen. Die Ergebnisse der Simulationen werden in dieser Phase noch in der modal generalisierten Basis dargestellt. Expansion Pass: In der dritten und letzte Phase werden die Ergebnisse der modal generalisierten Basis auf die Knoten des FE-Modells rücktransformiert. Das ROM-Tool erfordert den Zugang zur ANSYS/Multiphysics, wo das FE-Modell eingelesen wird und wo allen notwendigen Parameter extrahiert werden. Die Ausgleichsrechnungen sowie die Komponentensimulation bis hin zum Export der notwendigen Daten in Systemsimulatoren wurden in einer graphischen Oberfläche (das ROM-Tool) in MATLAB implementiert. Im folgenden werden alle notwendigen Schritte der Generierung und der Anwendung von Makromodellen diskutiert. FE -Modell ANSYS -Statische Analysen - Post Processing - Eigenvektoren (Modalanalyse) - Deformationszustand (Testlast) - Moderelevanz - Ausgleichsbereich Komponentensimulationen 9 Statisch 9 Transient 9 Harmonisch Systemsimulationen 9 Simulink 9 PSpice 9 VHDL-AMS Initialisierung der FE-Datentabelle Aufbau der FE-Datentabelle - Formänderungsenergie - Kapazitäten - Ausgleichsrechnungen - Modale Masse - Modale Dämpfung Abb. 4-1: ROM-TOOL Prozedur zur Makromodellgenerierung 62 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen 4.1 Bestimmung der modalen Freiheitsgrade des Makromodells Um den Generation Pass in vernünftigen Zeiten durchführen zu können, ist es notwendig, in erster Linie die Anzahl der modalen Freiheitsgrade minimal zu halten. Analog zur modalen Superpositionsmethode haben nicht alle Eigenschwingformen einen wesentlichen Einfluss auf das Verhalten der Struktur. Mikrostrukturen mit elektrostatischem Wirkprinzip haben generell eine charakteristische Auslenkung. So wird das Verhalten von Aktoren durch die Elektrodenanordnung bestimmt. Dagegen werden elektrostatische Sensoren meist für bestimmte Lastfälle (Beschleunigung, Drehgeschwindigkeit, Druck usw.) konzipiert. Es ist dann möglich, eine begrenzte Anzahl an Eigenschwingformen für solche charakteristische Auslenkungen anzunehmen. Weiterhin müssen diese auch die nichtlineare Deformation der Struktur abbilden können. Zuerst wird das FE-Modell in ANSYS eingelesen. Das Modell muss eine statische gekoppelte elektrostatisch-mechanische Feldanalyse durch das Kommando ESSOLV unterstützen, d. h. dass das FE-Modell in zwei Teilmodelle, die mikromechanische Struktur und den elektrostatischen Feldraum, zerlegt werden muss, wie es in ANSYS mit dem Kommando PHYSICS üblich ist. Durch eine modale Analyse werden aus der mechanischen Struktur die ersten m Eigenvektoren φˆi berechnet (m = 20 ... 30, abhängig von der Elastizität der Struktur). Die Eigenvektoren werden anschließend so normiert, dass die maximale Auslenkung eins ist: φ i ( x, y , z ) = Gl. 4-7 φˆi ( x, y, z ) . max φˆi ( x, y, z ) ( ) Der Grund dieser Normierung ist, dass sich bei der späteren Multiplikation der Eigenvektoren mit den modalen Amplituden eine bessere Darstellung des Einflusses der einzelnen Vektoren zur Endlösung ergibt. In einem weiteren Schritt werden durch eine statische gekoppelte Feldanalyse für eine elektrische Testspannung die Knotenauslenkungen der Struktur in Arbeitsrichtung in einem Vektor U (x,y,z) gespeichert. Das Auflösen von Gl. 4-8 nach q~ ergibt das Gewicht der s m einzelnen Eigenschwingformen, um die Auslenkung Us für diese Testspannung im modalen Unterraum wieder abbilden zu können: Gl. 4-8 [φ1 φ2 q~1 q~ L φ m ]⋅ 2 = U s . M ~ q m 4.1 Bestimmung der modalen Freiheitsgrade des Makromodells 63 Damit wird die Information über die Moderelevanz gewonnen. Die Moderelevanz beschreibt den Grad des Einflusses der jeweiligen Eigenschwingformen auf die betrachtete Strukturdeformation. Abb. 4-2 zeigt die Moderelevanz eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens für verschiedene Elektrodenanordnungen. In diesem Falle ist die Arbeitsrichtung der Struktur die z-Richtung. Durch eine modale Analyse wurden die ersten 20 Eigenschwingformen berechnet (m=20) und in z-Richtung normiert. Die Anzahl von Eigenschwingformen, die überhaupt zur Beschreibung des Makromodells in Frage kommen, ist unmittelbar abhängig von der Art der Last. Während für die Strukturen mit durchgezogener Elektrode und mit unterbrochener Elektrode nur vier Eigenvektoren (Mode 1, 3, 7 und 12) für eine genaue Beschreibung des Bewegungsverhaltens notwendig sind, benötigt man bei der Struktur mit asymmetrischen Elektroden sechs Eigenschwingformen. Abhängig von der Genauigkeit, die das Makromodell erzielen soll, können alle Eigenschwingformen mit einem Gewicht < 0,1 % vernachlässigt werden. Jeder Punkt in der Darstellung von ∆(x,y) (Gl. 3.21) in Abb. 4-2 beschreibt den Fehler an einem Knoten der neutralen Faser des Biegebalkens. Da die Auslenkungen fast parallel zur Bodenelektrode verlaufen, haben die Knoten in y-Richtung pro Pfosten fast den gleichen Fehler. Daher wurden die Fehlerdiagramme hier nur zweidimensional dargestellt (x entspricht der Längsrichtung des Biegebalkens). Mit Ausnahme der Knoten nahe der Einspannstelle der Struktur (x ≈ -L/2 bzw. x ≈ L/2) können mit den wenigen ausgewählten Eigenvektoren bereits hohe Genauigkeiten erzielt werden. Wird das Makromodell nicht für Untersuchungen der mechanischen Spannungen benutzt, wirkt der Fehler an der Einspannstelle nicht störend auf das Verhalten der Struktur, da dort die Auslenkungen minimal sind. Die Moderelevanz stellt nur ein Hilfsmittel zur Bestimmung der Eigenvektoren dar, die zum Aufbau der Orthogonalbasis des Makromodells beitragen sollten. Vorausgesetzt, dass im Arbeitsbereich keine plötzliche Formänderung auftritt, verändert sich die Moderelevanz mit hoher Wahrscheinlichkeit nur wenig. Weiterhin sollte die Testspannung so gewählt werden, dass die Auslenkungen im nichtlinearen Bereich der Struktur berechnet werden, um eine effektive Aussage der Moderelevanz zu gewährleisten. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird die Struktur mit durchgezogenen Elektroden als Begleitbeispiel benutzt. Es entsteht am Ende des Generation Pass ein Makromodell mit vier Freiheitsgraden, den Eigenvektoren 1, 3, 12 und 7. Der Index der modalen Amplituden qn und der Vektoren der Orthogonalbasis φn wird ansteigend nummeriert (n=1,2,3,4). 64 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Abb. 4-2: Moderelevanz in Abhängigkeit von der Last 4.1 Bestimmung der modalen Freiheitsgrade des Makromodells 65 An dieser Stelle wird zwischen dominanten und relevanten Eigenschwingformen unterschieden. Diese sind abhängig von der Stärke der Modekopplung bzw. der gegenseitigen Wechselwirkung der Eigenschwingformen aufgrund von Nichtlinearitäten. Dominante Eigenschwingformen sind durch relativ hohen modalen Einfluss, typischerweise > 1 % charakterisiert, wobei deren Wechselwirkung mit anderen Eigenschwingformen - dominanten sowie relevanten - berücksichtigt wird. Relevante Eigenschwingformen liefern einen Beitrag zur Lösung des Problems, wobei ihr Einfluss auf andere Eigenschwingformen entweder nicht vorhanden ist oder vernachlässigt werden kann. Ein wichtiges Merkmal der modalen Wechselwirkung, verursacht durch mechanische Nichtlinearitäten, ist die asymmetrische Funktion der Formänderungsenergie (Abb. 4-3 links). Am Beispiel der Struktur mit durchgezogener Elektrode ist der erste und dritte Mode dominante Eigenschwingform und der zwölfte und siebente Mode relevant. Betrachtet man die Formänderungsenergie beider dominanten Eigenschwingformen Emec(q1,q2), ist der Energieverlauf in beiden modalen Koordinatenrichtungen asymmetrisch. Bei einer modalen Auslenkung q1 verlässt das Energieminimum (durchgezogene Linie) die Nulllinie (gestrichelte Linie) der dritten ~ Eigenschwingform q2, d.h., es existiert immer eine Rückstellkraft FR 2 , die auf den dritten Mode bei einer modalen Auslenkung von q1 wirkt. Umgekehrt wirkt bei einer modalen Auslenkung des ~ dritten Modes q2 ständig eine Rückstellkraft FR 1 auf den ersten Mode. Betrachtet man jetzt die Formänderungsenergie Emec(q1,q3) einer dominanten q1 und einer relevanten q3 Eigenschwingform, so ist die Asymmetrie nur in einer modalen Koordinatenrichtung (q1) zu beobachten. Dies bedeutet, dass dominante Eigenschwingformen die relevanten beeinflussen, aber nicht umgekehrt. Die relevanten Eigenschwingformen haben die Eigenschaft, dass sie untereinander entkoppelt betrachtet werden, aber mit dominanten Eigenschwingformen gekoppelt sind. Die Wechselwirkungen der Eigenschwingformen durch das elektrostatische Feld sind abhängig von den modalen elektrostatischen Kräften und damit von der Kapazität. Abb. 4-3 rechts zeigt die Höhenlinien der Kapazitätsfunktion in Abhängigkeit von dominanten sowie relevanten Eigenschwingformen. Die modalen Wechselwirkungen verhalten sich vergleichbar wie bei der Formänderungsenergie, mit Ausnahme der Wechselwirkung von zwei relevanten Eigenschwingformen C(q3,q4). Die Darstellung der Kapazitätsfunktion bei zwei relevanten Eigenschwingformen zeigt äquidistant lineare Höhenlinien. Das bedeutet, dass zwischen relevanten Eigenschwingformen eine lineare Kraft wirkt. Da die relevanten Eigenschwingformen im Vergleich zu dominanten Eigenschwingformen relativ kleine Auslenkungen aufweisen, wird die modale Kraft wesentlich von dominanten 66 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Eigenschwingformen beeinflusst. Damit sind die Wechselwirkungen zwischen relevanten Eigenschwingformen ebenfalls zu vernachlässigen. Abb. 4-3: Darstellung der Formänderungsenergie und der Kapazität in Form von Höhenlinien 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten Angesichts der geometrischen Komplexität von Mikrosystemen sowie des Einflusses von elektrostatischen Streu- und Randfeldern ist es nur schwer bzw. nicht möglich, einen genauen analytischen Ausdruck der Formänderungsenergie und der Kapazitäten zu formulieren. Dies ist ein klassischer Fall für Ausgleichsrechnungen. Polynome stellen eine allgemeine Formulierung der Ansatzfunktion für Ausgleichsrechnungen dar. Mit steigender Polynomordnung gilt, dass durch höhere Anzahl der Datenpunkte die Ausgleichsrechnung genauer wird, aber auf Kosten der Rechenzeit. Weiterhin steigt bei Berücksichtigung von mehreren Polynomvariablen (modalen Freiheitsgraden) die Anzahl an Datenpunkten und Polynomkoeffizienten rapide an und führt hauptsächlich zur keiner Konvergenz der Ausgleichsrechnung. Daher müssen Vereinfachungen getroffen werden, um den Generation Pass schnell und effizient durchführen zu können. Es ist möglich, ein Polynom f in eine Reihe mit steigender Anzahl an Variablen m zu zerlegen: 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 67 f (q1 , q 2 , q3 , q 4 , L , q m ) = f (q1 , q 2 , q3 ,0, L ,0) + Gl. 4-9 [ f (q1 , q 2 , q3 , q 4 ,L,0) − f (q1 , q 2 , q3 ,0,L,0)] + [ f (q1 , q 2 , q3 , q 4 , q5 ,L,0) − f (q1 , q 2 , q3 , q 4 ,0,L,0)] + . L+ [ f (q1 , q 2 , q3 , q 4 , q5 ,L, q m−1 , q m ) − f (q1 , q 2 , q3 , q 4 ,L, q m−1 ,0)] Mit P123 soll ein Polynom definiert werden, das den ersten Term von f beschreibt Gl. 4-10 P123 = f (q1 , q 2 , q3 ,0, L,0) , und für j > 3, Pˆ12 j ein Polynom, das die Terme von f in Klammern beschreibt Gl. 4-11 Pˆ12 j = f (q1 , q 2 ,L, q j , L,0) − f (q1 , q 2 ,L , q j −1 ,0, L,0) . Unter Berücksichtigung der Eigenschaften der dominanten und relevanten Eigenschwingformen hinsichtlich der Modekopplung und für Makromodelle mit maximal zwei dominanten und mehreren relevanten Eigenschwingformen ist es möglich, Pˆ12 j wie folgt zu vereinfachen: Gl. 4-12 Pˆ12 j ≈ f (q1 , q 2 ,0,L , q j , L ,0) − f (q1 , q 2 ,0, L ,0) Pˆ12 j ≈ P12 j − P120 , und es folgt beim Einsetzen in Gl. 4-9: Gl. 4-13 m f (q1 , q 2 , q 3 , q 4 , L , q m ) ≈ P123 − (m − 3) ⋅ P120 + ∑ P12 j . j =4 Aus physikalischer Perspektive betrachtet, berücksichtigt Gl. 4-13 die Modekopplung von dominanten Eigenvektoren (max. 3) sowie die Modekopplung von dominanten (max. 2) und mehreren relevanten Eigenvektoren. Die Kopplung zwischen den relevanten Eigenvektoren wird Vernachlässigt. Die Auswirkung einer solchen Vereinfachung ist in Abb. 4-4 anhand eines Makromodells mit fünf modalen Freiheitsgraden dargestellt. Bei der Vernachlässigung der Wechselwirkungen von relevanten Eigenvektoren sind deren Einträge in der Steifigkeitsmatrix des Makromodells Kqq gleich null. Die Übertragungsfunktion der einzelnen Eigenvektoren zeigt, dass diese Wechselwirkungen mit guter Näherung vernachlässigt werden können, da diese bei der Beschreibung des Originalsystems eine untergeordnete Rolle spielen. 68 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Abb. 4-4: Auswirkungen der Vernachlässigung von Wechselwirkungen Eigenvektoren in einem Makromodell mit fünf modalen Freiheitsgraden relevanter Es ergeben sich zwei Vorteile, welche die Generierung des Makromodells deutlich vereinfachen und beschleunigen: zum einem wird die Ausgleichsrechnung nur für Funktionen mit drei Variablen durchgeführt und zum anderen werden weniger Stützstellen zur Bestimmung der Polynomkoeffizienten benötigt als bei Gl. 4-9. Am Beispiel der Struktur mit durchgezogener Elektrode sind Mode 1 und 3 dominant und Mode 7 und 12 relevant. So ergeben sich bei 7 Stützstellen pro dominanter Eigenschwingform und bei 4 Stützstellen pro relevanter Eigenschwingform mit Gl. 4-9 784 (7 × 7 × 4 × 4) und mit Gl. 4-13 392 (7 × 7 × 4 + 7 × 7 × 4) Stützstellen, die von ANSYS zur Generierung der Wertetabelle der Formänderungsenergie und der Kapazität berechnet werden müssen. Es werden jeweils zwei Teilpolynome benötigt: f (q1 , q 2 , q3 ) und f (q1 , q 2 , q 4 ) . 4.2.1 Berechnung der Formänderungsenergie mittels FEM Die Formänderungsenergie wird aus der linearen Superposition der ausgewählten Eigenvektoren gemäß Abb. 4-5 berechnet. Da sich die Funktionen auf maximal drei Variable beschränken, entspricht dies drei verschachtelten Schleifen in der Eingabedatei von ANSYS. In jeder Schleife wird der entsprechend normierte Eigenvektor mit der Amplitude an der Stützstelle multipliziert. Anschließend wird aus der Summe bzw. der Superposition der drei Eigenvektoren durch eine statische mechanische FEA die Strukturdeformation berechnet. Über das Kommando ETABLE wird die Formänderungsenergie ermittelt, der Wert wird anschließend in einer Ausgabedatei gespeichert. 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 69 Abb. 4-5: Numerische Ermittlung der Formänderungsenergie Die Berücksichtigung des Stress-Stiffening-Effekts bei der Formänderungsenergie erfordert eine Modifikation der Prozedur hinsichtlich der Projektion der einzelnen Eigenvektoren auf die Struktur. Der Stress-Stiffening-Effekt beschreibt die Kopplung der out of plane Bewegung mit den Querverschiebungen von Platten und Balken. Er entsteht dann, wenn der Gradient der Formänderungsenergie infolge von Dehnungen vergleichbar groß zum Gradient der Formänderungsenergie infolge von Biegung wird. Demzufolge stellt sich hierbei die Frage, wie man die einzelnen Eigenschwingformen auf die Struktur projiziert, unter Berücksichtigung von Strukturdehnungen, die durch große Auslenkungen verursacht werden. Es gibt zwei Arten von Randbedingungen zur Berechnung statischer Auslenkungen mechanischer Strukturen: zum einen durch Vorgabe der Knotenverschiebungen und zum anderen durch mechanische Kräfte. Zur Berechnung der Formänderungsenergie linearer Strukturen werden alle Knotenverschiebungen des FE-Modells durch die Superposition der einzelnen Eigenvektoren aufgezwungen. Dagegen werden bei der Berücksichtigung von Stress-Stiffening die modalen Verschiebungen senkrecht zur neutralen Faser in Arbeitsrichtung der Struktur aufgezwungen [Meh00b]. Die Knoten, die sich nicht in der neutralen Faser befinden, sind frei beweglich. Weiterhin sind die Knoten der neutralen Faser, außer senkrecht zur Arbeitsrichtung der Struktur, ebenfalls frei beweglich. Unter diesen Bedingungen folgt, dass die Poisson-Kontraktion und die axialen Dehnungen zur Berechnung der Formänderungsenergie berücksichtigt werden können (Abb. 4-6). Durch die Vorgabe der modalen Auslenkung an der neutralen Faser entsteht ein recht kleiner Fehler bei der Berechnung der Formänderungsenergie. Dieser Fehler wird durch die konstante modale Verschiebung in Arbeitsrichtung verursacht (Ist-Lage), welche aufgrund der Dehnung variiert (Soll-Lage). Durch eine weitere FE-Berechnung kann man die Knotenverschiebung entsprechend der Dehnung aufbessern. Dies ist jedoch nicht sinnvoll, da dieser Fehler minimal ist und eine weitere FE-Berechnung den Generation Pass nur weiter belastet. 70 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Abb. 4-6: Aufzwingen von Mode 1 auf das FE-Modell unter Berücksichtigung axialer Dehnungen Die andere Variante zur Berechnung der Formänderungsenergie unter Berücksichtigung des Stress-Stiffening-Effekts ist die Verwendung der Reaktionskräfte einzelner Eigenschwingformen, um die Struktur zu stimulieren [Var00]. Sie bietet eine bessere Relaxation der Struktur bei der Auslenkung. Dabei werden durch eine lineare statische Analyse zuerst die Reaktionskräfte der einzelnen im Makromodell betrachteten Eigenschwingformen berechnet. Dann wird die Struktur durch die Superposition der einzelnen Kräfte stimuliert. Schließlich werden nach der Berechnung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten die Auslenkungen der einzelnen betrachteten Eigenvektoren gemäß Gl. 4-8 pro Stützstelle berechnet. Diese Methode hat den Nachteil, dass sie erheblich mehr Rechenzeit als die erste Variante mit Vorgabe der Auslenkungen benötigt. Diese hohen Rechenzeiten werden durch Konvergenzprobleme verursacht, vor allem dann, wenn die Struktur weit ausgelenkt wird, um den gesamten Arbeitsbereich abdecken zu können. Da die Kräfte bei hohen Deformationen der Struktur nicht linear sind, ist es nicht möglich, wie bei der ersten Variante den Arbeitsbereich der einzelnen Eigenvektoren im Voraus zu definieren (z.B. 80 % vom Elektrodenabstand). Hierfür sind zuerst mehrere statische Analysen notwendig, um zu testen, welche Kräfte man benötigt, um solche Auslenkungen zu erreichen. Bei beiden Varianten muss beachtet werden, dass bei der Berechnung der Formänderungsenergie unter Berücksichtigung von Stress-Stiffening die Option für die Aktivierung des nichtlinearen Lösers und des Stress-Stiffening-Effekts eingestellt sind (In Ansys: NLGEOM,ON und SSTIF,ON). 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 4.2.2 71 Berechnung der Kapazität mittels FEM Die Wechselwirkungen elektrostatischer Felder mit der mechanischen Struktur können vollständig durch auslenkungsabhängige Kapazitätsfunktionen beschrieben werden. In diesem Fall ist es notwendig, je betrachteter Kapazität im FE-Modell eine Kapazitätsfunktion in Abhängigkeit von den modalen Amplituden zur formulieren (Abb. 4-7). Abb. 4-7: Verallgemeinerter Kapazitätsbegriff zur Berechnung elektrostatischer Kräfte In der Praxis werden die Kapazitäten zum unendlichen C k∞ vernachlässigt. Es ergeben sich daher für das Beispiel in Abb. 4-7 drei für das Makromodell notwendige Kapazitätsfunktionen in Abhängigkeit von den modalen Amplituden. Die Berechnung der Kapazitätswerte an den Stützstellen ist eine Fortführung der mechanischen Analyse zur Berechnung der Formänderungsenergie. Die resultierende Strukturdeformation bei der Superposition der einzelnen Eigenschwingformen wird zuerst auf den elektrostatischen Feldraum übertragen, anschließend werden die Kapazitäten durch eine elektrostatische Analyse berechnet. Die Kapazitäten C kj zwischen den Elektroden k und j können in ANSYS über die Ladung berechnet werden: Gl. 4-14 C kj = Qk ϕj . Dazu erhalten bei der elektrostatischen Analyse sämtliche Elektroden ein Potential von 0 Volt mit Ausnahme der Bezugselektrode k, welche üblicherweise durch 1 Volt definiert ist. Die Kapazitäten ergeben sich demzufolge aus den Ladungen der anderen Elektroden j [Sim77]. Entsprechend der Anzahl an Kapazitäten im FE-Modell müssen unter Umständen mehrere elektrostatische Analysen durchgeführt werden. Am Beispiel von Abb. 4-7 werden die drei Kapazitäten durch zwei elektrostatische Analysen berechnet: 1. ϕ1 = 1, ϕ 2 = ϕ 3 = 0 Æ C12, C13 2. ϕ 1 = ϕ 3 = 0, ϕ 2 = 1 Æ C21 = C12, C23 oder ϕ 1 = ϕ 2 = 0, ϕ 3 = 1 Æ C31=C13, C23. 72 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Der Ausgleichsbereich, in dem sich die Stützstellen zur Berechnung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten befinden, wird hauptsächlich durch die Übertragung der Strukturdeformation auf den elektrostatischen Feldraum begrenzt. Bei der FEM gibt es zwei Möglichkeiten, um dies zu realisieren (Abb. 4-8). In der ersten Variante wird das Netz verzerrt, indem das FE-Netz durch die Strukturdeformation mitgeführt wird. Für Strukturen mit Ecken im elektrostatischen Feldraum scheint die maximale mögliche Auslenkung von 60% des Elektrodenabstandes die Grenze zu sein, bevor die Elemente zu stark verzerrt werden bzw. bevor das Netz kollabiert. Die andere Variante ist eine Neuvernetzung des elektrostatischen Feldraumes nach der Übertragung der Strukturdeformation. Durch die freie Vernetzung des Feldraumes (3D: Tetraeder- bzw. Pyramidenelemente) ist es möglich, die Struktur fast bis an die Bodenelektrode auszulenken, natürlich unter der Voraussetzung, dass die Elementgrößen zwischen den Elektroden entsprechend kleiner werden. Ein Nachteil dieser Variante ist, dass durch die neue Vernetzung des elektrostatischen Feldraumes die Topologie des FE-Netzes verändert werden kann, was dazu führt, dass die Kapazitätswerte mit abnehmendem Elektrodenabstand nicht monoton steigend sind. Dies beeinträchtigt unmittelbar die anschließenden Ausgleichsrechnungen, wobei möglicherweise Polstellen entstehen. Dieser Effekt kann reduziert werden, indem das FE-Netz um die Elektroden verfeinert wird. Um die Anzahl der Elemente nicht in die Höhe zu treiben, wird empfohlen, nur das Gebiet um die Elektroden neu zu vernetzen (Abb. 4-8 rechts). Abb. 4-8: Netzverzerrung und Neuvernetzung des elektrostatischen Feldraumes 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 4.2.3 73 Ausgleichsrechnungen Der Ausgleichsbereich, in dem sich die Stützstellen der einzelnen gewählten modalen Freiheitsgrade befinden, wird vom Nutzer definiert (z. b. 70 % vom Elektrodenabstand). Daraus werden die einzelnen Bereiche der gewählten Eigenvektoren entsprechend der bei der Moderelevanz ermittelten Prozentualgewichte berechnet. Die Anzahl von Stützstellen hängt vom Verhalten der Formänderungsenergie und der Kapazität im vordefinierten Ausgleichsbereich ab. Die Formänderungsenergie weist generell einen parabolischen Verlauf auf, während die Kapazität abhängig von der Elektrodenbewegung ist. Erfahrungsgemäß sollte die Anzahl von Stützstellen bei dominanten Eigenvektoren zwischen 7 bis 10 und für relevante Eigenschwingformen zwischen 4 bis 6 liegen. Am Beispiel der Struktur mit durchgezogener Elektrode Abb. 4-2 ergeben sich bei einem Elektrodenabstand von 3 µm und einem Ausgleichsbereich von 95 % des Elektrodenabstands, sprich 2.85 µm, folgende Werte: Tabelle 2: Initialisierung der FE-Datentabelle Eigenvektor DOF Gewicht Ausgleichsbereich Stützstellen Mode 1 q1 97% ± 2.75 µm 7 Mode 3 q2 2.6 % ± 0.08 µm 7 Mode 7 q3 0.4 % ± 0.02 µm 4 Mode 12 q4 0.1 % ± 0.003 µm 4 Daraus werden insgesamt 392 Werte der Formänderungsenergie und der Kapazität ausgerechnet (jeweils 196 Werte für die Polynome P123 und P124). Es wird nur eine Kapazität zwischen den Bodenelektroden und der beweglichen Elektrode (Biegebalken) benötigt. Demzufolge wird pro Stützstelle eine mechanische und eine elektrostatische Analyse durchgeführt. Das FE-Modell wurde mit 1920 Elementen und 9613 Knoten aufgebaut. Die gesamte Rechenzeit zur Erstellung der FE-Datentabelle beträgt bei der Berücksichtigung des Stress-Stiffening-Effektes ca. 6 Stunden (Rechner: AMD Athlon 1.2 GHz, 524 MB RAM). Bei Vernachlässigung des StressStiffening-Effekts (lineare mechanische Berechnungen) beträgt die Gesamtzeit ca. 4 Stunden. Der zeitliche Aufwand zur Berechnung der FE-Datentabelle ist im ersten Augenblick intensiv, aber die Vorteile werden bei der Anwendung des Makromodells zur Komponenten- und Systemanalyse und Simulation offensichtlich. Anhand der berechneten FE-Daten der Formänderungsenergie und der Kapazität wird eine Ausgleichsrechnung durchgeführt, um einen analytischen Ausdruck beider Größen zu erhalten. Gemäß Gl. 4-13 beschränkt sich die Ausgleichsrechnung auf Polynome mit drei Variablen. Das 74 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen erlaubt den Zugriff auf einfache Ausgleichsalgorithmen wie z. B. auf die Methode der kleinsten Fehlerquadrate von Gauß [Wel96]. Aus den berechneten FE-Daten entsteht folgende sogenannte Fehlergleichung: Gl. 4-15 1 1 M 1 (q11q 20 qi0 )1 (q12 q20 qi0 )1 (q11q 20 qi0 )2 (q12 q20 qi0 )2 M M (q11q 20 qi0 )s (q12 q 20 qi0 )s (q (q ) c f r ) ⋅ c − f = r . ( ) q 2N 2 qiN i q 2N 2 qiN i M q1N1 q 2N 2 qiN i N1 1 N1 1 L L O L 1 0 2 M c p 1 s 1 1 2 M rs 2 M f s Dabei sind cp die gesuchten Polynomkoeffizienten, s die gesamte Anzahl der Stützstellen, f die Funktionswerte der Formänderungsenergie bzw. Kapazitäten, r das Residuum und N die Polynomordnung der einzelnen Variablen q. Jede Zeile der linken Matrix von Gl. 4-15 enthält die gesamten Produkte der Polynomvariablen (Polynomglieder). Die gesuchten Polynomkoeffizienten cn der Fehlergleichung werden so bestimmt, dass die Quadrate der Residuen r minimal werden. Ein wichtiger Aspekt bei der Ausgleichsrechnung ist die Wahl geeigneter Ansatzfunktionen. Diese bestimmen die Qualität der Ausgleichsrechnung und die Anzahl an zu bestimmenden Polynomkoeffizienten cn. Es wurden drei verschiedene Ansatzfunktionen untersucht und angewendet: a) Polynome vom Typ Lagrange: diese Art von Polynomen wird als Standardansatzfunktion für Ausgleichsrechnungen benutzt. Sie enthalten alle möglichen Produktkombinationen der Variablen und eignen sich besonders für Funktionen mit mehreren Wendepunkten. Der Polynomausdruck ist: PL (q1 , q2 , qi ) 4,3,2 2 3 = c0 + c1 ⋅ q1 + c2 ⋅ q1 + c3 ⋅ q1 + c4 ⋅ q1 4 2 Gl. 4-16 3 4 + c5 ⋅ q2 + c6 ⋅ q1 q2 + c7 ⋅ q1 q2 + c8 ⋅ q1 q2 + c10 ⋅ q1 q2 . +L 3 2 1 3 2 2 3 2 3 3 2 4 3 + c56 ⋅ q2 qi + c57 ⋅ q1 q2 qi + c58 ⋅ q1 q2 qi + c59 ⋅ q1 q2 qi + c60 ⋅ q1 q2 qi 2 Die Anzahl der Polynomkoeffizienten p berechnet sich wie folgt: Gl. 4-17 p = (N q1 + 1)⋅ (N q 2 + 1)⋅ (N qi + 1) für Polynomordnungen N q1 = 4, N q 2 = 3, N qi = 2 ⇒ p = 60 . b) Polynome vom Typ Pascal: Diese sind aus dem Pascalschen Dreieck bzw. der Pascalschen Pyramide bekannt und haben die Eigenschaft, dass die Produkte der Polynomglieder mit hohen Ordnungen weggelassen werden und sie dadurch nur ca. die Hälfte an Polynomkoeffizienten im 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 75 Vergleich zu den Polynomen vom Typ Lagrange enthalten. Eine graphische Gegenüberstellung von Lagrange- und Pascal-Polynomen ist in Abb. 4-9 dargestellt. Der Polynomausdruck ist: PP (q1 , q2 , qi ) 4,3,2 2 3 = c0 + c1 ⋅ q1 + c2 ⋅ q1 + c3 ⋅ q1 + c4 ⋅ q1 2 4 3 + c5 ⋅ q2 + c6 ⋅ q1 q2 + c7 ⋅ q1 q2 + c8 ⋅ q1 q2 2 2 2 2 2 2 2 2 + c9 ⋅ q2 + c10 ⋅ q1 q2 + c11 ⋅ q1 q2 Gl. 4-18 . +L + c28 ⋅ qi + c29 ⋅ q2 qi + c30 ⋅ q2 qi Die Anzahl der Polynomkoeffizienten p berechnet sich durch die Anwendung des binomischen Satzes wie folgt: Gl. 4-19 N + 3 N q1 − (N q 2 + 1) + 3 N q1 − (N qi + 1) + 3 − − p = q1 3 3 . 3 für Polynomordnungen N q1 = 4, N q 2 = 3, N qi = 2 ⇒ p = 30 Abb. 4-9: Visualisierung der Polynome vom Typ Lagrange und Pascal c) Reduzierte Lagrange-Polynome: In dieser Variante wird eine weitere Reduzierung der Polynomkoeffizienten vorgenommen, wobei man nur die Produkte zweier Variablen vom Lagrange-Polynom berücksichtigt. Jedoch wird die Ausgleichsrechnung nach wie vor geschlossen durchgeführt. Die Anzahl an Polynomkoeffizienten berechnet sich wie folgt: 76 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen p = ( N q1 + 1) ⋅ ( N q 2 + 1) + ( N q1 + 1) ⋅ N qi + N q 2 ⋅ N qi Gl. 4-20 für N q1 = 4, N q 2 = 3, N qi = 2 ⇒ p = 36 . Da die Ergebnisse der Ausgleichsrechnungen in Sekunden erfolgen, ist es möglich, die oben genannten Polynome schnell mit verschiedenen Ordnungen auszutesten, um eine optimale Ansatzfunktion mit einem Minimum an Polynomkoeffizienten zu finden. Neben der Auswertung des Fehlers an den berechneten Stützstellen liefern die partiellen Ableitungen der Funktionen eine wichtige Aussage über die Qualität der durchgeführten Ausgleichsrechnungen. Aus mathematischer Sicht repräsentiert die erste Ableitung den Anstieg der Kurve und die zweite Ableitung die Krümmung. Die physikalische Bedeutung sind entsprechend die Rückstellkraft und die Tangentensteifigkeit des Systems. Es ist durchaus möglich, dass die aproximierte Funktion sehr kleine Fehler an den Stützstellen aufweist, jedoch keinen monotonen Verlauf besitzt. Dieses Verhalten kann bei der Darstellung der ersten und zweiten Ableitung verdeutlicht werden, indem mehrere Anstiegswechsel der Kurve beobachtet werden. Bei Ausgleichsrechnungen ist dieser Effekt als Polynomschwingungen bekannt [Lan90]. Er entsteht hauptsächlich bei der falschen Wahl der Ansatzfunktion und bei zu hohen Polynomordnungen. Die Auswirkungen sind bei der Gleichgewichtsberechnung des Systems verheerend, weil es zu keiner eindeutigen Lösung kommt. Bei der Formänderungsenergie tritt der störende Effekt eher selten auf, da diese Funktion einen monotonen Verlauf und stetigen Charakter aufweist (erst bei sehr großen Auslenkungen tendieren diese Funktionen zum Unendlichen) Abb. 4-10. Abb. 4-10: Ergebnisse einer Ausgleichung der Formänderungsenergie für q3=0: (A) Formänderungsenergie, (B) partielle Ableitung der ersten Ordnung, (C) partielle Ableitung der zweiten Ordnung 4.2 Analytische Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten 77 Anders verhält es sich bei der Kapazitätsfunktion elektromechanischer Mikrosysteme. Da steigt die Funktion bereits bei endlichen Auslenkungen zum Unendlichen und genau dann, wenn sich die bewegliche Elektrode an die feststehende annähert und diese berührt. Die Kapazitätsfunktion ist u. a. abhängig von der Plattenbewegung: Laterale Plattenbewegungen: C(x) ~ x/d0 Senkrechte Plattenbewegungen: C(x) ~ 1/(d0-x) Dabei ist d0 der Plattenabstand in Ruhelage. Da bei Mikrosystemen generell gleichzeitig sowohl laterale als auch senkrechte Plattenbewegungen vorhanden sind, werden zur Beschreibung der Kapazitätsfunktion rationale Polynome als Ansatzfunktionen in der Ausgleichsrechnung der Form: Rationale Polynome: Gl. 4-21 C (q1 , q 2 ,q i ) = Inverse Polynome: Gl. 4-22 C (q1 , q 2 ,q i ) = Z (q1 , q 2 ,q i ) Zq1, Zq 2 , Zqi 1 + N (q1 , q 2 ,q i ) Nq1, Nq 2 , Nqi 1 N (q1 , q 2 ,q i ) Nq1, Nq 2 , Nqi verwendet, wobei Zq die Polynomordnungen vom Zähler und Nq vom Nenner beschreiben. Dadurch ändert sich die Fehlergleichung Gl. 4-15 für die Ausgleichsrechnung wie folgt: Rationale Polynome: Gl. 4-23 ([Z ]s − f s ⋅ [N ]s ) ⋅ C p − f s Inverse Polynome: Gl. 4-24 [N ]s ⋅ C p − = rs 1 = rs . fs Die Matrizen Z und N enthalten die Polynomglieder des Zählers und des Nenners. Durch diese Formulierung der Fehlergleichung ist es möglich, die Methode der kleinsten Fehlerquadrate weiterhin anzuwenden. Inverse Polynome stellen einen Sonderfall der rationalen Polynome dar. Diese sind durch eine wesentlich kleinere Anzahl an Polynomgliedern charakterisiert und bilden eine Alternative zu rationalen Polynomen bei Systemen, in denen die Kapazitätsfunktion nicht maßgeblich von lateralen Bewegungen beeinflusst wird (siehe Anhang A) 78 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Abb. 4-11: Ausgleichsrechnungen an Kammzelle-Daten mit verschiedenen Polynomtypen In Abb. 4-11 sind die Ergebnisse der Kapazitätsfunktion einer Kammzelle nach einer Ausgleichsrechnung für verschiedene Polynomtypen (normale, inverse und rationale) dargestellt. Dabei ist die Kapazität am Anfang, wo sich der bewegliche Finger noch außerhalb des Statorkamms befindet, fast konstant. Im mittleren Bereich ist der Anstieg der Kapazität entsprechend der lateralen Bewegung fast linear. Am Ende steigt die Kapazität rapide an, da sich der bewegliche Finger immer mehr dem Statorkamm annähert. Während normale Polynome die Kapazitätsfunktion nur schwierig approximieren können und Polynomschwingungen aufweisen (erste Ableitung), kann man mit inversen Polynomen bessere Ergebnisse erzielen. Am Ende der Kurve entsteht jedoch eine Polstelle. Im Fall einer starken Kombination von lateral und senkrecht bewegten Strukturen (am Ende der Kurve) kann man die Funktion am besten nur durch rationale Polynome approximieren. Dieses Beispiel ist ein Extremfall, da die Kämme im Allgemeinen bereits im Eingriff hergestellt werden. Rationale Polynome sind schwierig zu handhaben und besitzen außerdem den Nachteil, dass es sehr schnell zu Polstellen bei der Approximation der Funktion kommt. Vor allem dann, wenn bei der Berechnung der Kapazitätswerte durch Neuvernetzung eine starke Topologieänderung des FE-Netzes entsteht, zeigen sich Sprünge bei den Kapazitätswerten und somit ist es eher eine Seltenheit, wenn es bei 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell 79 Anwendung der rationalen Polynome nicht zu Polstellen kommt. Sehr gute Erfahrungen wurden bei der Approximation von Kapazitätsfunktionen bei Mikrosystemen mit inversen Polynomen gesammelt. Auch dann, wenn die Kapazitätswerte Sprünge aufweisen, werden diese generell geglättet. Am Beispiel des zweiseitig eingespannten Biegebalkens konnte eine optimale Kapazitätsfunktion durch das inverse Pascal-Polynom der Ordnung Nq1=7, Nq2=3, Nqi=2 gefunden werden (Fehler < 0,01%). Die Formänderungsenergie wurde mit einem normalen Pascal-Polynom der Ordnung Nq1=6, Nq2=4, Nqi=3 beschrieben, unter Berücksichtigung des Stress-Stiffening-Effekts und der Ordnung Nq1=4, Nq2=3, Nqi=2 bei der Vernachlässigung des Effekts bzw. bei der Linearisierung der mechanischen Struktur. 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell Zur Untersuchung von Bewegungsverhalten von Mikrostrukturen sind hauptsächlich drei Analysetypen notwendig: die statische Analyse zur Untersuchung der Struktur bei unterschiedlichen zeitunabhängigen Lasten, die harmonische Analyse zur Berechnung der Übertragungsfunktion bei verschiedenen harmonischen Lasten und die transiente Analyse zur Untersuchung der dynamischen Eigenschaften für zeitabhängige Lasten. 4.3.1 Statische Analyse In einer statischen Analyse elektromechanischer Systeme werden in erster Linie die modalen Amplituden qi (Aktorwirkung) und die Kapazitäten Cjk (Sensorwirkung) bei Einwirkung mechanischer sowie elektrostatischer Lasten ermittelt. Die in statischen nichtlinearen Berechnungen zu lösende Vektorgleichung lautet Gl. 4-25 ~ R − FR = 0 , wobei im Vektor R die äußeren modalen Lasten zusammengefasst werden. Aufgrund von im Makromodell vorhandenen Nichtlinearitäten (mindestens die modale elektrostatische Kraft) müssen zur Lösung von statischen Berechnungen iterative Verfahren benutzt werden, wie z. B. die Newton-Raphson-Iteration [Bat90]. Die Newton-Raphson-Iteration läuft darauf hinaus, dass die Lastvektorbilanz (Residuum) ∆R mit Gl. 4-26 ~ ~ ~ ~ ∆R = R − FR = Fele + Fq − FR , gegen null angestrebt wird. In jeder Iteration wird ein nicht ausbalancierter Lastvektor ∆R berechnet, der einen Verschiebungszuwachs ∆q liefert: 80 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen ~ K ⋅ ∆q = ∆R . Gl. 4-27 ~ Dabei ist K die Tangentensteifigkeitsmatrix, deren Einträge aus Gl. 4-28 ∂∆Ri ∂ 2 E mec ∂ 2 E ele ~ = − k ij = ∂q j ∂qi ∂q j ∂qi ∂q j mit ~ ∂Fq ∂q =0 berechnet werden. Anschließend wird die verbesserte modale Verschiebungslösung berechnet und für die nächste Iteration verwendet. Die Iteration pro Lastschritt wird so lange fortgesetzt, bis der nicht ausbalancierte Lastvektor des Residuums ∆R oder das Verschiebungsinkrement ∆q hinreichend klein wird (Abb. 4-12). Abb. 4-12: Visualisierung der Newton-Raphson-Iterationsschleife zur Lösung nichtlinearer Gleichungen In Abb. 4-13 sind die Spannungsauslenkungs-Kennlinien (stabiler und instabiler Äste) der einzelnen modalen Auslenkungen dargestellt. Der Vergleich mit dem analytischen Modell (s. Abschnitt 3.4) zeigt eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse und bestätigt somit die vorgenommenen Näherungen zur Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazität zur Beschreibung des Verhaltens der elektromechanischen Struktur. Abweichungen treten vor allem dann auf, wenn sich die modalen Auslenkungen den Grenzen des Ausgleichsbereiches nähern oder diese überschreiten. Bemerkenswert ist der Richtungswechsel bei bestimmten modalen Freiheitsgraden. Die modalen Auslenkungen sind nicht nur vom Betrag der elektrostatischen Kraft, sondern auch von der Kraftverteilung selbst abhängig. Im Ausgangszustand ist die elektrostatische Kraft auf der Oberfläche der Struktur gleichverteilt. Mit wachsender Auslenkung von Mode 1 erhöht sich die elektrostatische Kraftdichte im mittleren Bereich der Struktur. Die Auslenkungen von Mode 3, 7 und 12 werden zunächst hauptsächlich 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell 81 aufgrund der hohen Auslenkung von Mode 1 und der sich daraus ergebenden Rückstellkraft stimuliert. Erreicht die elektrostatische Kraftdichte im mittleren Bereich der Struktur einen kritischen Wert, so werden die Auslenkungen von Mode 3, 7 und 12 vielmehr durch die modale elektrostatische Kraft stimuliert. Dadurch kommt es zu einem Richtungswechsel der Auslenkungen der einzelnen Eigenschwingformen (z. B. Mode 3, Abb. 4-13 links, s. dazu auch Abschnitt 4.3.3). Abb. 4-13: Die statischen Kennlinien im modalen Unterraum Eine besondere Bedeutung bei statischen Kennlinien hat die sogenannte Pull-In Spannung, welche die maximal erreichbare Auslenkung des elektromechanischen Systems beschreibt. Die Berechnung dieser Spannung mit FEM ist nur schwer möglich, da die Steifigkeit des gesamten Systems gegen null strebt. Aufgrund der analytischen Beschreibung der Bewegungsgleichung des Makromodells können solche Analysen problemlos behandelt werden. In Abb. 4-14 wurden die Ergebnisse in das lokale Koordinatensystem des FE-Modells rücktransformiert. Die Pull-In Spannung beträgt 87 Volt unter Berücksichtigung des Stress-Stiffening-Effektes und 53 Volt im linearisierten Fall bei Vernachlässigung des Stress-Stiffening-Effektes. Der Vergleich mit den FE-Berechnungen zeigt eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse. Lediglich bei der Struktur mit Stress-Stiffening sind die Fehler an der Einspannstelle hoch. Diese werden durch starke Dehnungen verursacht, die von den vier modalen Freiheitsgraden nicht korrekt erfasst werden können. Hierfür müssen höhere Eigenschwingformen mit einem hohen Anstieg an der Einspannstelle berücksichtigt werden. Dieser Fehler beeinflusst jedoch die Kapazität des Systems nicht, da die Auslenkungen dort minimal sind. Lediglich die mechanischen Spannungen 82 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen werden an der Einspannstelle falsch berechnet. Dies ist ein typisches Problem bei membranförmigen Strukturen, welches durch die bis an die Einspannstelle durchgezogene Elektroden zusätzlich verstärkt wird. Die aufgetretenen Fehler sind nur um die Pull-In Spannung relativ groß. Bereits bei Spannungen kleiner als 82 Volt sinken die Fehler im mittleren Bereich der Struktur mit StressStiffening-Effekt unter 1% und an den Einspannungen unter 3,5 %. Abb. 4-14: Rücktransformation der Ergebnisse in lokale Koordinaten des FE-Modells (Expansion Pass) 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell 4.3.2 83 Transiente Analyse Bei transienten Analysen ist die Untersuchung von nichtlinearen Effekten bei zeitabhängigen Signalverläufen von besonderer Bedeutung. Typische Anwendungsfälle in der Mikrosystemtechnik sind die Berechnungen von Einschwingvorgängen, z. B.: - die Ermittlung von Verzögerungszeiten bei Sensoren - die Erfassung des dynamischen Wechselspiels zwischen der Mikrostruktur selbst und der Elektronik - die Verzerrungen der Antwortschwingungen verursacht durch Nichtlinearitäten, die in einer harmonischen Analyse nicht berücksichtigt werden können. Zur Lösung einer transienten Analyse mit dem Makromodell werden gemäß Gl. 4-3 die ~ ~ modalen Trägheitskräfte FM i und modalen Dämpfungskräfte FD i im Residuum ∆R zusätzlich berücksichtigt. Da die benutzten Eigenvektoren linear sind, werden die Trägheitskräfte aus den ~ des linearisierten Systems berechnet: modalen Massen m i ~ ~ ⋅ q&& FM i = m ii i Gl. 4-29 Dabei berechnen sich die modalen Massen aus der Frequenz des zugehörigen Eigenvektors und dessen linearer Steifigkeit. Da die Tangentensteifigkeitsmatrix gleich der tatsächlichen Steifigkeit eines Eigenvektors im Ruhezustand ist, gilt ~ k ii (0,0,L,0) ~ . mii = 2 Gl. 4-30 ω0i ~ Die modale Massenmatrix M ist wie bei der modalen Superpositionsmethode diagonal. Die Berücksichtigung der Dämpfungseigenschaften in der transienten Analyse erfolgt über konstante Dämpfungsmaße: Gl. 4-31 ~ ~ ⋅ k~ (0,0,L,0) ⋅ q& = 2 ξ ω m ~ & FD i = 2ξ ii m ii ii i ii 0 i ii ⋅ q i . Die Dämpfungskonstanten ξ ii können direkt pro Eigenvektor eingegeben werden (modale ~ Dämpfungskonstanten ξ ii ) oder auch über den Dämpfungsansatz nach Rayleigh ( α β Dämpfungskonstanten) gemäß Gl. 4-32 ξ ii = βω i α . + 2ω i 2 ~ Für die modale Dämpfungsmatrix D gilt dann 84 Gl. 4-33 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen ~ ~ ~ α ~ ~ βω ~ ~ ~ ~ D = 2ξ M K = M K+ M K =α M + β K . 2ω 2 Die modalen Dämpfungskonstanten haben den Vorteil, dass sie günstig aus messtechnischen Ermittlungen - wenn vorhanden - abgeleitet werden können. Ansonsten müssen sie wie üblich aus analytischen oder numerischen Ansätzen berechnet werden [Meh98]. Eine weitere ~ unkomplizierte Möglichkeit ist die direkte Berechnung der modalen Dämpfungskräfte FD i aus einer CFD-Analyse [Löh01] [Meh02]. Die Eigenvektoren werden einzeln nacheinander durch eine sinusförmige Auslenkung mit der jeweils zugehörigen Eigenfrequenz auf das umgebende Fluid-Modell aufgezwungen. Die dem Eigenvektor entsprechende modale Dämpfungskraft lässt sich aus der Verteilung der Reaktionskräfte oder aus dem Druck an der Oberfläche gemäß Gl. 4-34 ~ FD i = φ i ⋅ PFluid dA ∫ ermitteln. Abb. 4-15: Visualisierung der kombinierten Newmark-Methode und Newton-Raphson-Iteration zur Durchführung transienter Analysen 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell 85 Abb. 4-16: Die dynamische Antwort der einzelnen modalen Freiheitsgrade nach einer elektrischen Rechteckspannung Zur Durchführung der transienten Analyse wurde die Kombination der Newmark-Methode und der Newton-Raphson-Iteration angewendet (Abb. 4-15) [Bat90]. Dabei wird mittels impliziter Zeitintegration das kinetische Gleichgewicht des Systems zur Zeit t+∆t betrachtet. Die Darstellung der einzelnen modalen Amplituden (Abb. 4-16) nach einem Spannungssprung zeigt deutlich, wie stark die Nichtlinearitäten aufgrund des Stress-StiffeningEffekts und des elektrostatischen Feldes die einzelnen modalen Freiheitsgrade und demzufolge das Verhalten der Struktur selbst beeinflussen. Bei der Struktur ohne Stress-Stiffening sind die einzelnen modalen Freiheitsgrade nur bei einer vorhandenen elektrischen Spannung und demzufolge durch elektrostatische Kräfte gekoppelt. Nach dem Abschalten der elektrischen Spannung sind die einzelnen Eigenschwingformen entkoppelt. Dagegen bleibt bei der Struktur mit Stress-Stiffening die Kopplung nach dem Abschalten der elektrischen Spannung weiterhin erhalten und nimmt entsprechend der modalen Auslenkung ab. Aus mathematischer Sicht erfolgt diese Kopplung durch die Einträge der Nebendiagonale in die Steifigkeitsmatrix. Aus physikalischer Sicht beschreiben solche Kopplungen die subharmonischen Anregungen, die bei nichtlinearen Systemen auftauchen (s. Abschnitt 2.1). Die Periodendauer wird ebenfalls durch vorhandene Nichtlinearitäten beeinflusst. Während bei der idealisierten Struktur die Periodendauer durch die elektrostatische Erweichung zunimmt, nimmt sie bei hohen Auslenkungen der Struktur mit Stress-Stiffening ab, da der StressStiffening-Effekt eine Versteifung der Struktur verursacht. 86 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Der direkte Vergleich der erzielten Ergebnisse für die Struktur mit Stress-Stiffening des Makromodells mit dem 3D FE-Modell ist in Abb. 4-17 dargestellt. Bei der nichtlinearen transienten Analyse mit ANSYS wird zur Berechnung der Dämpfungsmatrix durch α β Dämpfungskonstanten nur die zeitlich aktualisierte Steifigkeit der mechanischen Struktur benutzt. Die Senkung der Steifigkeit durch das elektrostatische Feld kann nicht berücksichtigt werden. Dies wurde auch im Makromodell nicht berücksichtigt, um dadurch Abweichungen auszuschließen (ca. 2 % bei den Amplitudenmaxima der ersten Kurvenhälfte). Die Ergebnisse von Abb. 4-17 zeigen eine sehr gute Übereinstimmung des dynamischen Verhaltens des Makromodells mit dem FE-Modell. Bei den zwei ersten Amplitudenmaxima der Antwortschwingung t1 und t2 wurde die Fehlerverteilung der Amplitude an der gesamten Struktur dargestellt. In beiden Fällen sind die Fehler wie bei der statischen Analyse an der Einspannstelle der Struktur am größten. Die Gegenüberstellung der Kapazitätsfunktion des Makromodells und des FE-Modells zeigt, dass diese Fehler die Kapazität kaum beinträchtigen. Im gesamten Verlauf der Kapazitätskurve ist der Fehler kleiner als 0,4 %. Weiterhin zeigt sich bei der Darstellung der Fehlerverteilung, wie bei der Moderelevanz zu erwarten war, dass Mode 16 in einem ausgelenkten Zustand erscheint (Überlagerung von Mode 16 mit Mode 1). Mit diesen Ergebnissen wird die These gestützt, dass es möglich ist, das nichtlineare Strukturverhalten sowohl statisch als auch dynamisch durch lineare Formfunktionen zu beschreiben. Die Verzerrung der Kurven aufgrund der Wirkung der nichtlinearen elektrostatischen Kräfte und des Stress-Stiffening-Effekts ist im Makromodell ebenfalls nachweisbar. Aufgrund der zunehmenden Steifigkeit durch den Stress-Stiffening-Effekt werden die zur Bodenelektrode gerichteten Halbwellen gestaucht, während die oberen Halbwellen der Antwortschwingung gezerrt werden. Ist die mechanische Struktur linear, so werden die zur Bodenelektrode gerichteten Halbwellen gezerrt, während die oberen Halbwellen der Antwortschwingung gestaucht werden. Die Verzerrung des Kurvenverlaufs beeinträchtigt in hohem Maße die Schwinggeschwindigkeit und die Schwingbeschleunigung und erschwert damit die elektrische Auswertung der Signale, weil der Strom geschwindigkeitsproportional ist. 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell Abb. 4-17: Ergebnisse der transienten Analyse mit Stress-Stiffening 87 88 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen 4.3.3 Linearisierte harmonische Analyse Bei der harmonischen Analyse werden die Amplituden und Phasen für harmonische Erregung linearer Systeme im eingeschwungenen Zustand berechnet. Die beschreibende Differentialgleichung lautet: Gl. 4-35 ~ ~ ~ ~ ~ ~ M ⋅ q&& + D ⋅ q& + K ⋅ q = F (t ) mit F (t ) = F ⋅ sin (Ωt + ϕ ) = Fˆ e jΩt . Mit dem Ansatz q (t ) = qˆ e jΩt wird das Differentialgleichungssystem in ein algebraisches Gleichungssystem für komplexe Amplituden überführt: (− Ω Gl. 4-36 2 ) ~ ~ ~ ⋅ M + jΩ ⋅ D + K ⋅ qˆ e jΩt = Fˆ e jΩt Gl. 4-37 S (Ω ) = Gl. 4-38 S Re S Im mit ~ ~ S Re = K − Ω 2 ⋅ M und Fˆ ~ ~ ~ = − Ω 2 ⋅ M + jΩ ⋅ D + K qˆ ~ − S Im qi Re FRe ⋅ = ~ S Re qi Im FIm ~ S Im = Ω ⋅ D . Dabei beschreibt S(Ω) die dynamische Steifigkeitsmatrix des Systems. Die Ergebnisgrößen müssen am Ende komplex errechnet werden, d.h. Real- und Imaginärteil getrennt (Zeigergrößen). Jedes elektromechanische System ist aufgrund der quadratischen Kraft-Spannungs-Beziehung und der auslenkungsabhängigen Kraftwirkung nichtlinear. Daher kann die Übertragungsfunktion nur in einem Arbeitspunkt, in dem das System linearisiert wird, berechnet werden. Dies gilt auch, wenn die mechanische Struktur nichtlinear ist. Die elektrostatische Kraft wird durch eine Polarisationsspannung VDC, welche die Struktur am Arbeitspunkt auslenkt, und eine überlagerte Erregerspannung VAC , welche die Struktur am Arbeitspunkt harmonisch stimuliert, beschrieben: 1 ~ 2 ∂C Fele i (t ) = ⋅ (VDC + V AC (t )) ⋅ 2 ∂qi Gl. 4-39 mit V AC (t ) = V AC ⋅ sin (Ω t ) . Damit ergibt sich Gl. 4-40 ∂C 1 1 ~ 2 ∂C 2 2 ∂C Fele i (t ) = ⋅ VDC ⋅ + ⋅ V AC ⋅ sin (Ωt ) ⋅ + VDC V AC ⋅ sin (Ω t ) ⋅ . ∂qi 2 ∂qi 2 ∂qi Die elektrostatische Erregerkraft besteht damit aus drei Termen. Mit dem ersten Term wird eine statische Analyse durchgeführt, um das System im Arbeitspunkt auszulenken. Dieser Anteil modifiziert aufgrund von Nichtlinearitäten die modale Steifigkeitsmatrix. Der zweite Term beschreibt den Wechselanteil in der Erregerkraft und wirkt direkt als Last für die harmonische 4.3 Komponentensimulationen mit dem generierten Makromodell 89 Analyse. Dabei ist die Kraftamplitude proportional dem Produkt aus Gleich- und Wechselanteil der elektrischen Spannung. Der dritte Term beschreibt die Erregung des mechanischen Systems auf dem doppelten Wert der Erregerfrequenz. Er muss in einer harmonischen Analyse aufgrund der Linearisierung vernachlässigt werden. Dies erfolgt dann, wenn die Erregerspannung wesentlich kleiner als die Polarisationsspannung (VAC << VDC) ist. Praktisch bewirkt dieser Anteil eine Verzerrung der Antwortschwingung, indem die obere Halbwelle gestaucht wird und die zur Bodenelektrode gerichtete Halbwelle gezerrt wird (Abb. 4-18 oben). Für die harmonische Analyse des linearisierten Systems (VAC << VDC) ergibt sich folgende Differentialgleichung: Gl. 4-41 ( ) ∂C ~ ~ ~ AP ~ AP M ⋅ q&&i + D ⋅ q& i + K mec − K ele ⋅ qi = V DC V AC sin (Ω t ) ⋅ . ∂qi ~ AP ~ AP Dabei beschreibt K mec − K ele die Tangentensteifigkeitsmatrix im Arbeitspunkt nach der statischen Analyse. In der Praxis wird die harmonische Analyse bei elektrostatisch-mechanischen Mikrostrukturen benutzt, um die Frequenzverschiebungen aufgrund von Nichtlinearitäten zu untersuchen. Diese werden beispielsweise bei der elektrostatischen Abstimmung frequenzselektiver Vibrationssensoren ausgenutzt. Neben der elektrostatischen Erweichung wird auch der Stress-Stiffening-Effekt verwendet [Wib02]. In Abb. 4-18 sind in einer Kurvenschar Frequenzgänge um die erste Resonanzstelle des FEKnotens in der Mitte des zweiseitig eingespannten Biegebalkens für verschiedene Polarisationsspannungen dargestellt. Bei der Struktur ohne Stress-Stiffening nimmt die Frequenz mit steigender Polarisationsspannung aufgrund der elektrostatischen Erweichung stetig ab. Bei der Struktur mit Stress-Stiffening nimmt sie hingegen erst ab, dann wiederum zu, weil ab einer bestimmten Polarisationsspannung die Auslenkungen so hoch werden, dass der versteifende Effekt der lateralen Zugkräfte in der Struktur größer ist als der der elektrostatischen Erweichung. Eine solche Analyse ist bis heute für dreidimensionale elektromechanische Strukturen mit den kommerziellen FE-Tools nicht möglich. 90 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Abb. 4-18: Am Arbeitspunkt linearisierte harmonische Analysen 4.4 Berücksichtigung von lokalen Knotenverschiebungen im Makromodell Bisher wurde das generierte Makromodell unter modalen Randbedingungen behandelt. Diese stellen anhand der Eigenvektoren globale Lösungsbedingungen dar, welche die gesamte Struktur beeinflussen (Gl. 4-42). Weiterhin wurden permanente Knotenlasten über Gl. 4-43 im Makromodell berücksichtigt: Gl. 4-42 u j (x j , y j , z j ) = ∑ qi ⋅ φ i j (x j , y j , z j ) m i =1 Gl. 4-43 ~ Fq i = n ∑φ (x , y , z )⋅ F (x , y , z ) . j i j j j j j j j j =1 Für Anwendungsfälle, in denen die Randbedingungen zeitweilig an spezifischen Knoten des FEModells definiert werden (z. B.: Kontaktprobleme), ist es notwendig, eine bidirektionale 4.4 Berücksichtigung von lokalen Knotenverschiebungen im Makromodell 91 Kopplung zwischen den lokalen und den modalen Koordinaten in die Bewegungsgleichung des Makromodells einzubeziehen. Die bidirektionale Kopplung wird unter Anwendung der Lagrangeschen Multiplikatoren aufgebaut. Die Lagrangeschen Multiplikatoren λj beschreiben im Allgemeinen Nebenbedingungen, die für bestimmte Lösungsvariablen vorgeschrieben werden [Bat90]. Bei der Vorgabe einer Auslenkung uj in lokalen Koordinaten kommt es zu einer zunächst unbekannten internen Kraft, welche die Struktur zu dieser Auslenkung uj zwingt. Diese Kraft stellt eine Nebenbedingung λj unmittelbar am Knoten j dar und wird gemäß Gl. 4-43 in den modalen Unterraum transformiert. Weiterhin müssen die modalen Verschiebungen durch die vorgegebene Auslenkung uj die Gl. 4-42 zusätzlich erfüllen. Im stationären Fall entsteht damit folgendes Gleichungssystem, aus dem die Strukturdeformation bei Vorgabe von lokalen Randbedingungen durch das Makromodell berechnet werden kann: Gl. 4-44 ~ K ⋅ ∆qi − n ∑φ j i ~ ~ ~ ⋅ λ j = Fele i + Fq i − FR i = ∆R j =1 n uj − ∑ q ⋅φ i j i =0 . i =1 K ⋅ u j + λ j = Fj Die Einträge der Matrix K beschreiben lediglich die Steifigkeiten der eventuell an den Knoten ui befestigten äußeren Federn. Anderenfalls sind diese null. Am Beispiel eines Makromodells mit vier modalen Freiheitsgraden gekoppelt mit zwei Knoten vom FE-Modell wird die Bewegungsgleichung in Matrixform wie folgt aufgestellt: Gl. 4-45 92 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Für jeden berücksichtigten Knoten von lokalen Koordinaten werden in der Bewegungsgleichung des Makromodells zwei zusätzliche Gleichungen formuliert. Der Einsatz einer solchen bidirektionalen Kopplung kann z. B. zur Behandlung von Kontaktproblemen verwendet werden. In Abb. 4-19 ist ein solches Beispiel eines einseitig eingespannten Biegebalkens mit einem Anschlag dargestellt. In Ruhelage ist der Kontakt offen. Durch Anlegen einer Polarisationsspannung wird der Biegebalken durch elektrostatische Kräfte in Richtung der Bodenelektrode soweit gezogen, bis der Kontakt geschlossen ist. Werden die mit dem Anschlag in Berührung kommenden Knotenauslenkungen uk größer als der zulässige Kontaktabstand gap (uk – gap>0), wird eine durch die Kontaktsteifigkeit charakteristische Gegenkraft Fk erzeugt, um ein Eindringen zu verhindern. In diesem Falle sind die Einträge der Steifigkeitsmatrix Kuk für die mit dem Anschlag in Berührung kommenden Knoten nicht mehr null, sondern sie nehmen den Wert der Kontaktsteifigkeit an (analog zur Behandlung solcher Probleme mit FEM). Das Makromodell muss entsprechend dem Kontaktzustand (offen oder geschlossen) in der Lage sein, die Strukturdeformation durch die Eigenvektoren zu erfassen. Abb. 4-19 zeigt, dass nur sechs Eigenschwingformen notwendig sind, um hohe Genauigkeiten erreichen zu können [Ben03]. 4.5 Berücksichtigung der elektrischen Eigenschaften im Makromodell Zur Analyse des generierten Makromodells in einem elektrischen Netzwerk ist es notwendig, zusätzlich zu den modalen Freiheitsgraden den elektrischen Strom in der Bewegungsgleichung mit zu berücksichtigen. Zum Aufbau der Systemmatrizen wird die Auslenkungs-SpannungsAnalogie benutzt: Gl. 4-46 ~ M qq 0 ~ 0 q&& D qq ⋅ + ~ 0 ϕ&& D Vq ~ ~ D qV q& K qq ~ ⋅ + ~ D VV ϕ& K Vq ~ K qV ∆q ∆R ~ ⋅ = K VV ∆ϕ ∆I Dabei sind I und ϕ jeweils der elektrische Strom und das elektrische Potential, welche pro Elektrode eines FE-Modells einen elektrischen Freiheitsgrad bilden. Aus der zeitlichen Ladungsänderung ist es möglich den elektrischen Strom wie folgt zu berechnen: ∆I i = Gl. 4-47 ∂Qi = ∂t ∑ j C ij ∂ϕ j ∂C ij ∂ϕ + ⋅ i − ⋅ (ϕ i − ϕ j ) ∂t ∂t ∂t wobei Gl. 4-48 ∂C ij ∂t = ∑ n ∂C ij ∂q n ⋅ = ∂q n ∂t ∂C ij ∑ ∂q n n ⋅ q& n . 4.5 Berücksichtigung der elektrischen Eigenschaften im Makromodell Abb. 4-19: Behandlung von Kontaktproblemen mit dem Makromodell 93 94 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Um die Systemmatrizen aufzustellen, wird keine zusätzliche Größe im Generation Pass benötigt. Alle notwendigen elektrischen Parameter lassen sich aus den bereits vorhandenen Kapazitätsfunktionen ableiten. Für eine gegebene Anzahl von Elektrodenpaaren nc werden die Einträge der Steifigkeitssubmatrizen wie folgt berechnet: - Kräfteänderungen infolge von modalen Verschiebungen: Gl. 4-49 - ∂ 2 E mec ∂ 2 E ele 1 ~ − =− K ijqV = ∂qi ∂ϕ j ∂qi ∂ϕ j 2 nc ∑ nc ∂C nc ∂Vnc2 ⋅ ∂qi ∂ϕ j Stromänderungen infolge von Spannungsänderungen: ∂I ~ K ijVV = i = − ∂ϕ j Gl. 4-51 - ∑ ∂ 2 C nc ⋅ Vnc2 ∂qi ∂q j Kräfteänderungen infolge von Spannungsänderungen: Gl. 4-50 - ∂ 2 E mec ∂ 2 E ele ∂ 2 E mec 1 ~ K ijqq = − = − ∂qi ∂q j ∂qi ∂q j ∂qi ∂q j 2 ∑ nc ∂C nc ∂Vnc ⋅ ∂t ∂ϕ j Stromänderungen infolge von modalen Verschiebungen: Gl. 4-52 ∂I ~ K ijVq = i = − ∂q j ∂ ∂C nc ∂C ∂V ⋅ Vnc + nc ⋅ nc ∂q j ∂t j ∂t ∑ ∂q nc Die zugehörigen elektrischen Anteile der Dämpfungsmatrix werden wie folgt berechnet: - die elektrostatische Kraft ist unabhängig von zeitlichen Vorgängen und damit Gl. 4-53 Gl. 4-54 - D ~ ∂Fele i ~ = 2 ξ iiω 0 i mii ⋅ q& i mit =0 ∂q& j qV ij D = ~ ∂Fele i ∂ϕ& j = 0. induzierte Ströme infolge von Spannungsrate Gl. 4-55 - qq ii DijVV = ∂I i = ∂ϕ& j ∑ nc C nc ⋅ ∂V&nc ∂ϕ& j induzierte Ströme infolge von modalen Geschwindigkeiten 4.6 Berücksichtigung von Beschleunigungslasten Gl. 4-56 DijVq = ∂I i = ∂q& j 95 ∑ ∂q ∂C nc nc ⋅ Vnc j ~ Weiterhin ist M qq die modale Masse. Die Schreibweise von Gl. 4-46 ist kompatibel mit den FEM-Formulierungen [Gyi99]. Da sich der Spannungsvektor auf der linken Seite der Gl. 4-46 befindet, muss bei spannungsgesteuerten elektromechanischen Strukturen das Gleichungssystem durch das Strafverfahren gelöst werden [Bat90]. 4.6 Berücksichtigung von Beschleunigungslasten Die Beschleunigungslasten werden im Makromodell über modale Kräfte beschrieben. Dafür muss die Beschleunigung in eine auf den Knoten des FE-Modells wirkende Kraft umgewandelt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, die Struktur in ihrer Ruhelage durch Lager festzuhalten und dort die Reaktionskräfte aufgrund einer Beschleunigung auszulesen. Anschließend wird die Richtung der Reaktionskräfte durch Vorzeichenwechsel umgedreht und gemäß Gl. 4-6 in modale Kräfte umgewandelt. Die modalen Kräfte lassen sich dann entsprechend der Beschleunigung im Makromodell skalieren. Die Knoten, die mit Lagern befestigt sind, müssen denen der Eigenvektoren entsprechen. Werden z. B. die Knoten der Eigenvektoren zur Beschreibung des Makromodells an der neutralen Faser benutzt, so müssen auch die Lager dort eingesetzt werden (Abb. 4-20 oben). Diese Vorgehensweise gilt nur für Klein-Signalverhalten und für Beschleunigungen, die nur in einer Richtung des Koordinatensystems des FE-Modells wirken. Bei Groß-Signalverhalten sind die Reaktionskräfte stets nichtlinear und müssen in Abhängigkeit von den modalen Auslenkungen beschrieben werden. Dieser Fall spielt in der Mikrosystemtechnik eher eine untergeordnete Rolle. Allerdings erlangen diese nichtlinearen Reaktionskräfte Bedeutung, wenn Querbeschleunigungen auftreten. Dieser Fall ist vor allem bei mikromechanischen 1D-Beschleunigungssensoren mit Kapazitätsauswertung kritisch. Eine Querbeschleunigung kann im ausgelenkten Zustand der Struktur zur einer Kapazitätsänderung führen und damit zu falschen Auswertungen der Beschleunigung in Nutzrichtung. Im Makromodell kann die Querbeschleunigung analog zu Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazitäten durch Ausgleichsrechnung berücksichtigt werden. Zunächst wird für eine gegebene Menge an modalen Verschiebungen die entsprechende Strukturdeformation berechnet. Durch ein Koordinaten-Update wird die Geometrie der Strukturdeformation für die nächste Analyse beibehalten, wobei die Reaktionskräfte an den Lagern, wo die Struktur durch die Eigenvektoren aufgezwungen wurde, aufgehoben werden. Anschließend werden Lager eingesetzt, die in Richtung der Querbeschleunigung gleiten können, um dort die entsprechenden 96 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Reaktionskräfte zu berechnen. Dieser Ablauf wird mehrmals wiederholt, bis der Arbeitsbereich der Struktur abgedeckt wird. Aus den berechneten Stützstellen wird durch eine Ausgleichsrechnung schließlich die Reaktionskraft in Abhängigkeit von den modalen Verschiebungen analytisch formuliert (Abb. 4-20 unten). Die Reaktionskraft wird durch Gl. 4-6 in modale Kräfte umgewandelt und entsprechend der Querbeschleunigung ebenfalls skaliert. Abb. 4-20: Beschreibung der Beschleunigungslast in Arbeitsrichtung und in Querrichtung 4.7 Export des Makromodells in Systemsimulatoren Das Endziel der Makromodellierung ist die Überführung der notwendigen Daten in Systemsimulatoren. Während dieser Arbeit standen als Systemsimulatoren Matlab\Simulink, MicroSim v7.1 (PSpice) und das VHDL-AMS Programm AdvanceMS zur Verfügung. Daher wird die Beschreibung der generierten Makromodelle in diese genannten Systemsimulatoren im Folgenden diskutiert. Das Makromodell soll in Form einer Blackbox beschrieben werden, um es einfach über Klemmen an das Systemmodell anschließen zu können. Mit Analogblöcken, wie Summationspunkten, Proportionalgliedern, Integratoren und verschiedenen Quellen kann jede Differentialgleichung in einem analogen Signalflussplan abgebildet werden. Dabei wird die Differentialgleichung zunächst nach der höchsten Ableitung aufgelöst. Aus Gl. 4-3 wird dann Gl. 4-57 ~ ~ ~ ~ ~ M ⋅ q&& = Fq + Fele − FR − D ⋅ q& 4.7 Export des Makromodells in Systemsimulatoren 97 graphisch in Matlab\Simulink und PSpice aufgebaut oder in VHDL-AMS explizit geschrieben, da es ein skriptorientiertes Programm ist. Im Grunde genommen verläuft die Generierung des Blackbox-Modells in allen drei Systemsimulatoren nach demselben Schema. Dazu werden eine Initialisierung des Makromodells und eine Baugruppe benötigt, welche das Verhalten dieses Makomodells beschreibt. Das Hauptproblem ist die syntaktische Beschreibung der modalen Rückstellkraft und der elektrostatischen Kraft im jeweiligen Systemsimulator. Die Bezeichnung der generierten Blackbox-Modelle ist einheitlich über ROM i j k festgelegt. Dabei ist i die Anzahl der modalen Freiheitsgrade, j die Anzahl der Elektroden und k die Anzahl der berücksichtigten Kapazitäten. Im weiteren Verlauf dieses Abschnitts wird das bisher angewendete Makromodell des zweiseitig eingespannten Biegebalkens benutzt. Damit ist die Bezeichnung des Blackbox-Modells ROM421. Zur Vereinfachung der Darstellung der Blackbox~ Modelle wird das Verhalten von Grundmodellen diskutiert, d.h. Gl. 4-3 mit Fq = 0 bei Simulink, Gl. 4-3 und Gl. 4-47 für die Netzwerksimulatoren PSpice und für die VHDL-AMS Programmsprache. 4.7.1 Beschreibung des Makromodells in Simulink Das Blackbox-Modell wird in Simulink durch die Baugruppe SubSystem beschrieben (Abb. 4-21). Dabei werden die Eingangsklemmen (elektrische Potentiale) und die Ausgangsklemmen (modale Verschiebungen, Knotenverschiebungen des FE-Modells und Kapazitäten) durch Gl. 4-57 definiert. In Simulink ist es möglich, dass in einer Leitung mehrere Größen fließen können. Durch die Baugruppen Mux und Demux werden mehrere Größen in einer Leitung zusammengefügt bzw. in zuordnungsfähige Gruppen aufgeteilt (Verschiebungsvektor, elektrostatischer Kraftvektor, ... ). Damit vereinfacht sich die Verhaltensbeschreibung des Makromodells innerhalb des Blackbox-Modells, indem man die Differentialgleichung in Matrixform ausdrückt. Mit den Baugruppen MATLAB Function ist es möglich, auf in MATLAB geschriebene mathematische Funktionen zurückzugreifen. Damit wird einmal die Funktion ROMSIMU aufgerufen, welche die Rückstellkräfte, die elektrostatischen Kräfte und die Kapazität zur jeder Zeitschrittiteration neu berechnet (s. Anhang B.1), und zum Anderen erfolgt durch eine zweite Funktion die Rücktransformation der Ergebnisse in die lokalen Koordinaten des FE-Modells gemäß Gl. 4-2. 98 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Abb. 4-21: Verhaltensbeschreibung des Makromodells in Simulink 4.7.2 Beschreibung des Makromodells mit der Programmsprache VHDL-AMS Die Flexibilität der VHDL-AMS Programmsprache erlaubt es analog zu MATLAB\Simulink vorzugehen. Die Konstanten, die für die Initialisierung des Makromodells notwendig sind, können in VHDL-AMS außerhalb der eigentlichen Verhaltensbeschreibung des Makromodells über PACKAGE definiert werden: package ROMPACK is --Initialisierungsparameter constant NUMPOLY :integer:=2; --Anzahl der Polynome (f(q1q2q3),f(q1q2q4)) constant MASS :real_vector(1 to 4):=(4.615701e-9, ...); -- modale Masse constant DAMP :real_vector(1 to 4):=(2.228924e-6, ...); -- modale Dämpfung --Initialisierung der Polynomdaten zur Berechnung der Rückstellkräfte constant Eord :real_vector(1 to 3):=(6.0, 4.0, 3.0); --Polynomordnung constant Efun :integer:=2; --Ansatzfunktion (2 für Pascal) constant Etype :integer:=1; --Polynomtyp (1 für normal) constant Efac :real_vector(1 to 3):=(1.0, 1.0, 1.0); --Skalierungsfaktoren constant Eanz :integer:=70; --Koeffizientenanzahl pro Polynom constant Ecoe :real_vector(1 to 140):=( --gesamte Polynomkoeffizienten 0.0000048606368000000002, 0.0000427856540000000000, 3.3635898000000002000000, -0.0000307546799999999970, ... -2773.5497999999998000000, 8467.8817999999992000000, -4903.4341000000004000000, 14732.3660000000000000000); --Initialisierung der Polynomdaten zur Berechnung der Kapazität constant Cord :real_vector(1 to 3):=(7.0, 3.0, 2.0); 4.7 Export des Makromodells in Systemsimulatoren constant Cfun :integer:=2; constant Ctype :integer:=2; constant Cfac :real_vector(1 to 3):=(1.0, 1.0, 1.0); constant Canz :integer:=66; constant Ccoe :real_vector(1 to 132):=( ... ); end; 99 --Polynomtyp (2 für Inverse) In VHDL-AMS wird zuerst die Topologie des Blackbox-Modells über ENTITY aufgebaut. Im folgenden Programmskript zur Beschreibung des Makromodells des zweiseitig eingespannten Biegebalkens werden zwei Klemmen, COND1 und COND2, für die elektrischen Potentiale und vier Klemmen, DOF1, DOF2, DOF3 und DOF4, für die modalen Verschiebungen definiert. An den Klemmen COND wird das Potential vcond als Differenzgröße und der Strom icond als Flussgröße definiert. Analog dazu ist bei den Klemmen DOF die Differenzgröße die modale Verschiebung q und die Flussgröße die modale Kraft fq. Es werden zwei Funktionen benötigt, ROMOPER zu Berechnung des Funktionswertes und dessen Ableitungen und SUKCONS zum sukzessiven Aufbau der Polynome. Die letztere gibt einen Vektor von zehn Einträgen aus, nämlich den Wert der Formänderungsenergie und dessen Ableitungen (vier Rückstellkräfte), und den Wert der Kapazität und dessen vier Ableitungen. Diese werden anschließend benutzt, um die Bewegungsgleichung des Makromodells aufzustellen. Der elektrische Strom wird gemäß Gl. 4-47 beschrieben. Das Programmskript wurde mit ADVanceMS v1.2 getestet, welches keine Vektor- bzw. Matrixoperationen unterstützt. Daher wurde die Bewegungsgleichung in ein System von Differentialgleichungen aufgeteilt: entity CCBEAM is port (terminal DOF1, DOF2, DOF3, DOF4: structural; terminal COND1, COND2: electrical); --Festlegung der Ergebnisvektorgröße von ROMOPER subtype OUTSIZE is real_vector(1 to 5); --Festlegung der Ergebnisvektorgröße von SUKCONS subtype OUTSIZE2 is real_vector(1 to 10); end; architecture behav of CCBEAM is quantity q1 across fq1 through DOF1 ; quantity q2 across fq2 through DOF2 ; quantity q3 across fq3 through DOF3 ; quantity q4 across fq4 through DOF4 ; quantity vcond1 across icond1 through COND1; quantity vcond2 across icond2 through COND2; quantity FORCE:OUTSIZE2:=(others=>0.0); --################################################################---####################### ROMOPER ###########################---################################################################-function ROMOPER(constant IN1, IN2, IN3 : in real:=0.0; constant COE, ORD, REGFAC :in real_vector; constant FUN, TYP :in integer :=0) return OUTSIZE is ... (s. Anhang B.2) 100 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen return OPEROUT; end function ROMOPER; --################################################################---####################### SUKCONS ###########################---################################################################-function SUKCONS(constant q1,q2,q3,q4: in real) return OUTSIZE2 is ... (s. Anhang B.2) return RetVal; end function SUKCONS; --################################################################--- Verhaltensbeschreibung des Makromodells begin FORCE==SUKCONS(q1,q2,q3,q4); fq1==-((0.5*FORCE(7)*(vcond1-vcond2)**2))+(MASS(1)*q1'dot'dot+ DAMP(1)*q1'dot+FORCE(2)); fq2==-((0.5*FORCE(8)*(vcond1-vcond2)**2))+(MASS(2)*q2'dot'dot+ DAMP(2)*q2'dot+FORCE(3)); fq3==-((0.5*FORCE(9)*(vcond1-vcond2)**2))+(MASS(3)*q3'dot'dot+ DAMP(3)*q3'dot+FORCE(4)); fq4==-((0.5*FORCE(10)*(vcond1-vcond2)**2))+(MASS(4)*q4'dot'dot+ DAMP(4)*q4'dot+FORCE(5)); -- Elektrischer Strom icond1==(FORCE(6)*(vcond1'dot-vcond2'dot))+((vcond1-vcond2)* (FORCE(7)*q1'dot+FORCE(8)*q2'dot+FORCE(9)*q3'dot+ FORCE(10)*q4'dot)); icond2==(FORCE(6)*(vcond2'dot-vcond1'dot))+((vcond2-vcond1)* (FORCE(7)*q1'dot+FORCE(8)*q2'dot+FORCE(9)*q3'dot+ FORCE(10)*q4'dot)); end architecture behav; 4.7.3 Beschreibung des Makromodells in PSpice Im Gegensatz zur MATLAB/Simulink und der VHDL-AMS Programmsprache war es nicht möglich, mit der SPICE-Syntax die Funktion ROMOPER zur Berechnung der Funktionswerte und deren Ableitungen sowie die Funktion zum sukzessiven Aufbau der Polynome zu implementieren. Hierfür wurden die einzelnen benötigten Funktionen, Rückstellkräfte, elektrostatische Kräfte sowie Kapazitätswerte, explizit über E_ABM-Baugruppen beschrieben. Die E_ABM-Syntax signalisiert dabei, dass es sich um eine ABM-Baugruppe handelt, welche eine Spannung am Ausgang erzeugt. Die darauf folgende Zahl gibt die Anzahl der Eingänge der Baugruppe an. Für die Rückstellkräfte und die Kapazitäten entspricht dies der Anzahl der modalen Freiheitsgrade und, zusätzlich für die elektrostatischen Kräfte, der Anzahl der Potentiale an den Elektroden. Zwischen den geschweiften Klammern werden dann die expliziten Ausdrücke der entsprechenden Polynome angegeben. Hierfür wurde ein Programm in MATLAB geschrieben, welches syntaktisch die Polynomglieder der ABM-Baugruppen formuliert. Aufgrund seiner Größe ist dieses Programm nicht im Anhang aufgelistet. 4.7 Export des Makromodells in Systemsimulatoren 101 Das Makromodell wird in SPICE-Syntax über eine Netzliste beschrieben, welche einen SUBCIRCUIT darstellt. Der Nutzer muss in der Bibliothek eine neue Baugruppe beschreiben, welche die Klemmen entsprechend der Netzliste beinhaltet. Über INCLUDES wird die Datei, in der die Netzliste gespeichert ist, eingelesen. Am Beispiel des zweiseitig eingespannten Biegebalkens ist die Baugruppe in Abb. 4-22 A dargestellt. In der folgenden Netzliste werden zuerst die modalen Massen und Dämpfungen als Parameter definiert. Anschließend wird gemäß Gl. 4-57 jeder modale Freiheitsgrad zuerst als entkoppelter Schwinger beschrieben (Abb. 4-22 C). Gekoppelt werden diese einzelnen Schwinger anschließend durch die ABM-Baugruppen bzw. durch die Rückstell- und elektrostatischen Kräfte. Im letzten Teil der Netzliste wird der elektrische Strom beschrieben gemäß Gl. 4-47 (Abb. 4-22 B). Da die ABM-Baugruppe zur Berechnung der Kapazitätswerte Spannungen als Signal liefert, wird der Ausdruck des Stroms mit diesem Signal und den Potentialen der Struktur beschrieben. Anschließend wird über Widerstände der berechnete Strom in die Klemmen der Potentiale eingespeist. Damit ist es möglich, Ströme sowie Potentiale in der Baugruppe vorzugeben. Die Widerstände können Skalierungsfaktoren - falls das Makromodell nicht im ISO-System aufgebaut wurde - oder auch die Innenwiderstände der Leitungen beschreiben: * Schematics Subcircuit * .SUBCKT ROM421 COND1 COND2 DOF1 DOF2 DOF3 DOF4 CAPA1 *********************************************************************** *************** INITIALISIERUNGSPARAMETER **************** *********************************************************************** .param M1 = 4.615701e-009 .param D1 = 2.228924e-006 .param M2 = ... .param D2 = ... .param M3 = ... .param D3 = ... .param M4 = ... .param D4 = ... *********************************************************************** *************** MODALER FREIHEITSGRAD 1 *************** *********************************************************************** G_INTEG1 0 $$U_INTEG1 VALUE {V(fm1)} C_INTEG1 $$U_INTEG1 0 {1/1.0} R_INTEG1 $$U_INTEG1 0 1G E_INTEG1 velo1 0 VALUE {V($$U_INTEG1)} .IC V($$U_INTEG1) = 0v E_DIFF1 acce1 0 VALUE {V(fres1,fd1)} E_GAIN1 fm1 0 VALUE {1/M1 * V(accel1)} G_INTEG2 0 $$U_INTEG2 VALUE {V(velo1)} C_INTEG2 $$U_INTEG2 0 {1/1.0} R_INTEG2 $$U_INTEG2 0 1G E_INTEG2 DOF1 0 VALUE {V($$U_INTEG2)} .IC V($$U_INTEG2) = 0v E_DIFF2 fres1 0 VALUE {V(Fele1,Fr1)} E_GAIN2 fd1 0 VALUE {D1*V(velo1)} 102 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen *********************************************************************** *************** MODALER FREIHEITSGRAD 2 *************** *********************************************************************** G_INTEG3 0 $$U_INTEG3 VALUE {V(fm2)} ... ****************************************************************************** ************ BERECHNUNG DER RÜCKSTELLKRAEFTE *********** ****************************************************************************** E_ABM41 Fr1 0 VALUE {( + (4.278565e-005)*(1.0e+000)+ + 2*V(DOF1)*(3.363590e+000)*(1.0e+000)+ + 3*V(DOF1)*V(DOF1)*(-3.075468e-005)*(1.0e+000)+ + 4*V(DOF1)*V(DOF1)*V(DOF1)*(1.208831e+000)*(1.0e+000)+ ... + V(DOF2)*0*0*0*(-4.903434e+003)*(1.0e+000)+ + 2*V(DOF1)*V(DOF2)*0*0*0*(1.473237e+004)*(1.0e+000)+ + V(DOF2)*V(DOF2)*0*0*0*(0.000000e+000)*(1.0e+000)+ + 0)+ 0)+ 0} E_ABM42 Fr2 0 VALUE { ... } E_ABM43 Fr3 0 VALUE { ... } E_ABM44 Fr4 0 VALUE { ... } *********************************************************************************** ******** BERECHNUNG DER ELEKTROSTATISCHEN KRAEFTE ****** *********************************************************************************** E_ABM65 Fele1 0 VALUE { + 0.5*(V(COND1)-V(COND2))*(V(COND1)-V(COND2))*(( + (2.459252e+000)*(1.0e+000)+ + V(DOF1)*(1.141383e+000)*(1.0e+000)+ + V(DOF1)*V(DOF1)*(1.645142e-002)*(1.0e+000)+ + V(DOF1)*V(DOF1)*V(DOF1)*(-1.419511e+000)*(1.0e+000)+ ... } E_ABM66 Fele2 0 VALUE { ... } E_ABM67 Fele3 0 VALUE { ... } E_ABM68 Fele4 0 VALUE { ... } ************************************************************************* *************** BERECHNUNG DER KAPAZITAET *************** ************************************************************************* E_ABM69 CAPA1 0 VALUE { ... } ************************************************************************* **************** BESCHREIBUNG DES STROMS *************** ************************************************************************* E_DIFF9 $N_0006 0 VALUE {V(COND2,COND1)} E_DIFF10 $N_0009 0 VALUE {V(COND1,COND2)} C_DIFFER1 $N_0006 $$U_DIFFER1 1 V_DIFFER1 $$U_DIFFER1 0 0v E_DIFFER1 $N_0003 0 VALUE {1.0 * I(V_DIFFER1)} C_DIFFER2 $N_0009 $$U_DIFFER2 1 V_DIFFER2 $$U_DIFFER2 0 0v E_DIFFER2 $N_0005 0 VALUE {1.0 * I(V_DIFFER2)} E_MULT1 $N_0001 0 VALUE {V(CAPA1)*V($N_0003)} E_MULT2 $N_0004 0 VALUE {V(CAPA1)*V($N_0005)} E_SUM1 $N_0011 0 VALUE {V($N_0008)+V($N_0001)} E_SUM2 $N_0012 0 VALUE {V($N_0010)+V($N_0004)} C_DIFFER3 CAPA1 $$U_DIFFER3 1 V_DIFFER3 $$U_DIFFER3 0 0v 4.8 Alternativen zur Eigenschwingform als lineare Formfunktion 103 E_DIFFER3 $N_0007 0 VALUE {1.0 * I(V_DIFFER3)} E_MULT3 $N_0008 0 VALUE {V($N_0006)*V($N_0007)} E_MULT4 $N_0010 0 VALUE {V($N_0009)*V($N_0007)} R_R1 $N_0011 COND1 1 R_R2 $N_0012 COND2 1 ********************************************************** ********************************************************** .ENDS ROM421 ********************************************************** ************************* ENDE ************************* ********************************************************** Abb. 4-22: Blackbox-Modell in PSPICE mit 4 modalen Freiheitsgraden, 2 Elektroden und 1 Kapazität 4.8 Alternativen zur Eigenschwingform als lineare Formfunktion In der hier vorgestellten Prozedur zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen wurden zur Beschreibung des nichtlinearen Verhaltens des Ausgangsmodells lineare Formfunktionen, die Eigenschwingformen der linearisierten Struktur, benutzt. Voraussetzung dafür ist die Möglichkeit, den nichtlinearen Deformationszustand im gesamten Arbeitsbereich der Struktur durch diese linearen Formfunktionen korrekt abzubilden. Dazu Eigenschwingformen als einfache und effiziente Formfunktionen erwiesen. haben sich die 104 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Im Grunde genommen können beliebige lineare Formfunktionen angewendet werden, soweit diese in der Lage sind, die nichtlineare Deformation der Struktur wieder abzubilden. Als Beispiel können die mit dem Arnoldi-Verfahren (s. Abschnitt 3.3.1) oder mit dem Karhunen-LoéveVerfahren [Hun99] generierten Formfunktionen in der Prozedur benutzt werden. Es besteht die Möglichkeit, die Arnoldi-Vektoren an mehreren Arbeitspunkten im linearen sowie im nichtlinearen Bereich zu berechnen, und diese anschließend in einer Projektionsmatrix zusammenzustellen, in der die linearen abhängigen Vektoren gelöscht werden (Deflation). Das Problem bei diesem Ansatz besteht darin, dass die wichtigste getroffene Vereinfachung, welche die Makromodellgenerierung immens beschleunigt, nämlich die Aufteilung der Eigenschwingformen in dominante und relevante, nicht angewendet werden kann. Die Abb. 3-5 (s. Abschnitt 3.3.3) zeigt die Übertragungsfunktion der einzelnen berechneten Arnoldi-Vektoren. Diese sind bereits für lineare Struktur gekoppelt, wobei die Kopplung mit steigender Frequenz zunimmt. Daher sind alle Formfunktionen dominant. Weiterhin werden die Arnoldi-Vektoren für einen bestimmten Lastfall berechnet. Zum Beispiel müssen bei Multielektrodensystemen zu jeder elektrischen Steuerungsanordnung der Struktur neue Vektoren berechnet werden, wodurch die Anzahl der Formfunktionen in die Höhe getrieben wird. Damit erweisen sich die ArnoldiVektoren für die ROM-Tool Prozedur zur Ordnungsreduktion als nicht geeignet. Dagegen bilden Karhunen-Loéve-Vektoren die beste Alternative. Diese liefern genauere Ergebnisse, allerdings mit einem höheren Aufwand als der Ansatz mit den Eigenvektoren. Am Beispiel des zweiseitig eingespannten Biegebalkens mit durchgezogener Bodenelektrode wurden drei Formfunktionen mit dem Karhunen-Loéve-Verfahren berechnet (Abb. 4-23). Aus drei statisch gekoppelten Feldanalysen wurde die Deformation der Struktur bei 30 V, 60 V und 80 V berechnet. Durch eine Singulärwertzerlegung [Sch97] wurden daraus drei orthogonale Vektoren ermittelt, wobei jeweils die maximale Amplitude auf eins normiert wurde. Das Ergebnis sind drei Formfunktionen, die in hohem Maße den Eigenvektoren ähneln, die zur Beschreibung der Deformation der Struktur relevant sind (Mode 1, 3 und 7). Bemerkenswert ist, dass die Karhunen-Loéve-Vektoren einen stärkeren Anstieg an den Einspannungen der Struktur aufweisen als die Eigenvektoren und damit dort die Deformationen richtig abbilden. Weiterhin werden weniger Formfunktionen als bei der Verwendung der Eigenvektoren benötigt. Auch bei Multielektrodensystemen werden für jede Elektrode mehrere statisch gekoppelte Feldanalysen mit verschiedenen elektrischen Spannungen durchgeführt. Durch die Singulärwertzerlegung ergeben sich ebenfalls Vektoren, die den zur Beschreibung der Strukturdeformation relevanten Eigenvektoren ähnlich sind. Die Aufteilung der Karhunen-Loéve-Vektoren in dominante und relevante Vektoren ist möglich, diese werden durch die Singulärwertzerlegung nach ihrer 4.8 Alternativen zur Eigenschwingform als lineare Formfunktion 105 Wichtung zur Beschreibung der Strukturdeformation absteigend berechnet. Am Beispiel von Abb. 4-23 geht bei einer Spannung von 84 V der erste Vektor mit 99,6 %, der zweite Vektor mit 0,3 % und der dritte Vektor mit 0,01% in die Beschreibung der Strukturdeformation ein. Abb. 4-23: Vergleich zwischen Eigenvektoren und Karhunen-Loéve-Vektoren eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens im elektrostatischen Feld 106 4 Prozedur zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen Zusammenfassend wird festgestellt, dass die mit dem Karhunen-Loéve-Verfahren berechneten Vektoren die genaueste Variante zur Generierung von nichtlinearen Makromodellen auf der Basis von linearen Formfunktionen darstellen. Dennoch bleibt es dem Nutzer überlassen, ob die bei der Anwendung von Eigenvektoren an der Einspannstelle aufgetretenen Fehler entscheidend sind (z.B. zur Berechnung der mechanischen Spannung mit dem Makromodell) und ob er damit eine wesentlich aufwendigere Generationsphase des Makromodells in Kauf nimmt. Zur Berechnung der Massen der einzelnen Karhunen-Loéve-Vektoren ist in der Tat eine transiente gekoppelte Feldanalyse unvermeidlich, da die Massen aus der kinetischen Energie bestimmt werden müssen. 107 5 Anwendungsbeispiele In diesem Kapitel wird die Praxistauglichkeit der vorgestellten theoretischen Überlegungen zur Ordnungsreduktion auf Basis der modalen Zerlegung anhand von zwei Beispielen demonstriert. Im ersten Beispiel wird ein Makromodell eines mikromechanischen Torsionsspiegels generiert, das unter Berücksichtigung von verschiedenen Lastfällen für ein breites Applikationsfeld zur Simulation der Komponente auf Systemebene eingesetzt werden kann. Damit kann gezeigt werden, dass das Makromodell nicht nur zur Simulation geeignet ist, sondern auch zur Analyse der Komponente. Im zweiten Beispiel wird anhand eines Vibrationssensors demonstriert, wie einfach ein Makromodell zum Nachweis der Strukturfunktionalität generiert werden kann. 5.1 Mikromechanischer Torsionsspiegel mit elektrostatischem Wirkprinzip Auf dem Gebiet der Mikrooptik wurden in den letzten Jahren zahlreiche passive und aktive optische Elemente publiziert. Einen Schwerpunkt der Entwicklungen auf diesem Gebiet bilden mikromechanische Torsionsaktoren zur optischen Strahlablenkung. Sie finden ein breites Einsatzgebiet als Strahlsteuerung, in Objekterkennungssystemen, für Bar-Code-Scanning, Bildprojektion sowie in der Kommunikations- und Messtechnik [Bri99]. Der hier zu Demonstrationszwecken verwendete mikromechanische Spiegel Abb. 5-1 wurde an der Technischen Universität Chemnitz entwickelt. Genaueres zum Entwurf und zur experimentellen Charakterisierung kann man in [Döt97] und [Keh00] finden. Der mikromechanische Spiegel wurde in Si-Bulk Mikrotechnologie hergestellt und auf einem Trägerwafer gebondet, wo sich zwei Bodenelektroden zur elektrostatischen Steuerung der Spiegelplatte befinden. Insgesamt beinhaltet das entsprechende FE-Modell 4840 Elemente und 14520 Knoten. Es wurden die vier Knoten-Elemente SOLID45 für die Silizium-Struktur und SOLID5 (Multifeldelement) für den elektrostatischen Feldraum verwendet. Die 108 5 Anwendungsbeispiele mikromechanische Struktur besteht aus drei Leitern bzw. drei Elektroden (Si-Struktur und zwei Bodenelektroden), wobei im Makromodell drei Kapazitäten berücksichtigt wurden, zwei Kapazitäten (C12 und C13) zwischen der Spiegelplatte und beiden Bodenelektroden sowie eine Kapazität (C23) zwischen beiden Bodenelektroden. Der mikromechanische Spiegel stellt für die Makromodellgenerierung nicht nur wegen der Spiegelplattenwölbung und des elektrostatischen Streufeldes eine Herausforderung dar, sondern auch wegen der nicht vernachlässigbaren Kapazität zwischen den Bodenelektroden C23, die sehr nahe aneinander liegen. Diese Kapazität ist in starkem Maße von der Durchsenkung der Spiegelplatte abhängig und beeinflusst die gesamte elektrostatische Feldenergie und folglich auch die elektrostatische Kraft (ca. 2 %). Abb. 5-1: Bestimmung der modalen Freiheitsgrade 5.1 Mikromechanischer Torsionsspiegel mit elektrostatischem Wirkprinzip 109 Der erste Schritt im Generation Pass ist die Bestimmung der modalen Freiheitsgrade des Systems. Mikromechanische Spiegel weisen zwei typische Lastfälle auf. Zum einem wird abwechselnd eine Steuerspannung an den Bodenelektroden angelegt, um das Schwenken der Spiegelplatte zu erreichen (Abb. 5-1: Lastfall1). Zur genauen Beschreibung des Verhaltens der Struktur ist nur der erste und der zweite Mode erforderlich. Zum anderen wird zwischen der Spiegelplatte und den beiden Bodenelektroden eine Polarisationsspannung angelegt, um den Arbeitspunkt der Struktur einzustellen. Dieser Lastfall wird häufig bei geregelten Mikrospiegeln zur Steuerung des Drehmoments bzw. der Drehfrequenz der Spiegelplatte benutzt (Abb. 5-1: Lastfall 2). Hierfür sind Mode 2, Mode 7 und Mode 9 von Bedeutung. Für erfahrene Nutzer ist der Schritt der Moderelevanz nicht notwendig. Aufgrund der Elektrodenanordnung ist es eindeutig, dass die Verkippung (Mode 1: Zielverhalten der Spiegelplatte) mit einer leichten Durchsenkung der Spiegelplatte (Mode 2: Störverhalten) eine dominante Rolle besitzen. Ist die Spiegelplatte nicht starr, müssen Eigenvektoren berücksichtigt werden, welche die Verwölbung beschreiben. Insgesamt wurden zur Beschreibung des Makromodells vier Eigenvektoren herangezogen. Dabei sind Mode 1 und Mode 2 dominant und Mode 7 und Mode 9 relevant. 5.1.1 Analyse und Simulation der Komponente In der Praxis wird bei der Ansteuerung des mikromechanischen Spiegels ein linearer Spannungs-Auslenkungsverlauf angestrebt. Da die Mikrostruktur aus drei Leitern besteht, ergeben sich drei praxisrelevante Anordnungen zur Steuerung des Mikrospiegels (Abb. 5-2): - Anordnung 1: Die Spiegelplatte wird auf Masse gesetzt und abhängig von der Drehrichtung wird an der linken oder rechten Elektrode ein Potential angelegt. Die Verkippung der Spiegelplatte in beiden Richtungen wird durch ein Umschalten zwischen beiden Bodenelektroden erreicht. Die Eigenschaft dieser Anordnung ist der starke nichtlineare Zusammenhang zwischen der angelegten elektrischen Spannung und der resultierenden Verdrehung der Spiegelplatte (Mode 1). - Anordnung 2: Eine deutliche Linearisierung des Verhaltens der Mikrostruktur wird durch das Setzen einer Bodenelektrode auf Masse und der anderen auf ein konstantes Potential erreicht. Anschließend wird eine Steuerspannung an der Si-Struktur angelegt, um die Verkippung der Spiegelplatte zu erreichen. Der lineare Bereich der Rotation in Abb. 5-2 erstreckt sich von 0 V bis 250 V mit einer Offset-Spannung von 125 V. Ist die Steuerspannung kleiner als 125 V, kippt der Spiegel nach rechts. Ist sie größer als 125 V, kippt der Spiegel nach links. Damit entfällt der Aufbau einer elektrischen Einrichtung zum Umschalten der Steuerspannung. Die Durchsenkung der Spiegelplatte bleibt relativ klein. 110 - 5 Anwendungsbeispiele Anordnung 3: An beiden Bodenelektroden werden bis auf das Vorzeichen gleiche konstante Potentiale angelegt. In dieser Anordnung ist der lineare Bereich sehr klein (von –50 V bis 50 V), jedoch erreicht man damit die gleiche Kippung wie in Anordnung 2 mit wesentlich geringerer Steuerspannung. Ein weiterer Nachteil dieser Anordnung ist die hohe Durchsenkung der Spiegelplatte. Abb. 5-2: Ergebnisse der statischen Analyse der drei Anordnungen zur Ansteuerung der Spiegelplatte In der Praxis wird die Spiegelplatte meistens mit Anordnung 2 gesteuert. Trotz der geringen Steuerspannung in Anordnung 3 wird diese nicht benutzt, weil sie bei Steuerspannungen mit hohen Frequenzen zu Überschwingungen führt. Anordnung 1 hat abgesehen von der starken Nichtlinearität den Nachteil, dass eine elektrische Einrichtung zum Umschalten der Ansteuerspannung benötigt wird. Bei der statischen Analyse ergibt sich im Vergleich zu den FEBerechnungen eine Fehlerverteilung, die kleiner als 0,2 % ist. Sehr gut zu beobachten ist bei der harmonischen Analyse die Schwingungstilgung bzw. die Antiresonanz (Abb. 5-3). Sie stellt den Übergangspunkt von der Verkippung zur Durchsenkung der Spiegelplatte dar. Gleich nach dem Abklingen der ersten Resonanzfrequenz verschiebt sich die Drehachse in Richtung der Elektrode, an der die Wechselspannung angelegt ist, bis zum Rand der Spiegelplatte, wobei die Kippung der Spiegelplatte in eine Durchsenkung übergeht. Die Schwingungstilgung ist sehr gut beschreibbar durch Mode 1 und 2, da die Drehachse dann entsteht, wenn Sie sich an dieser Stelle gegenseitig aufheben. 5.1 Mikromechanischer Torsionsspiegel mit elektrostatischem Wirkprinzip 111 Abb. 5-3: Ergebnisse der harmonischen Analyse für Anordnung 1 Weiterhin kann die durch das elektrostatische Feld verursachte Frequenzverschiebung für die verschiedenen Anordnungen dargestellt werden (Tabelle 3). Da bei Anordnung 2 und 3 die Struktur ständig unter dem Einfluss des elektrostatischen Feldes steht, ist die von Mode 1 entworfene Zielfrequenz nicht erreichbar. Abhängig von der Applikation des Mikrospiegels kann das einen erheblichen Nachteil darstellen. Tabelle 3: Frequenzverschiebungen von Mode 1 und 2 Anordnung 1 Anordnung 2 Anordnung 3 Polarisationsspannung [V] 0 ... 300 125 ... 250 0 ... 50 Resonanzfrequenz Mode 1 [Hz] 377 ... 299 360 ... 336 315 ... 299 Resonanzfrequenz Mode 2 [Hz] 994 ... 983 988 ... 981 973... 971 Das Makromodell wurde mit vier Eigenvektoren (Mode 1, 2, 7 und 9) generiert und demzufolge wurden zwei Teilpolynome formuliert. Insgesamt wurden 336 FE-Daten berechnet (7 Stützstellen für Mode 1, 6 Stützstellen für Mode 2 und je 4 Stützstellen für Mode 7 und Mode 9). Die Gesamtzeit zur Berechnung der FE-Daten (eine Formänderungsenergie und drei Kapazitäten pro Stützstelle) beträgt ca. 5 Stunden mit einem AMD Athlon 1.2 GHz, 524 MB RAM Rechner. Zur Formulierung der Formänderungsenergie und der Kapazität C23 wurde die 112 5 Anwendungsbeispiele Ausgleichsrechnung mit einem normalen Polynom vom Typ Pascal und der Ordnung [3 3 2] durchgeführt. Damit wurden 19 Polynomkoeffizienten pro Teilpolynom berechnet. Für die Kapazitäten C12 und C13 wurde das inverse Polynom vom Typ Pascal der Ordnung [5 4 2] angewendet, damit ergaben sich 45 Polynomkoeffizienten pro Teilpolynom. Bei der Anwendung des Makromodells werden dessen Vorteile offensichtlich: - die statische Analyse mit 120 Lastschritten wurde im Vergleich zur FEM mit einem Fehler kleiner als 0,2 % in ca. 20 Sekunden abgeschlossen - die harmonische Analyse mit 1000 Frequenzschritten wurde in ca. 15 Sekunden abgeschlossen - die transiente Analyse mit 600 Zeitschritten wurde im Vergleich zur FEM mit einem Fehler kleiner als 0,6 % in ca. 2 Minuten abgeschlossen . 5.1.2 Simulation auf Systemebene mit Simulink Zur Demonstration der Systemsimulation wird der mikromechanische Spiegel für eine zweidimensionale Laserprojektion verwendet. Eine solche Anwendung wird bei der Beschriftung des Verfalldatums auf PVC-Flaschen, bei der Beschriftung von Computertasten usw. eingesetzt. Für solche Arten von Simulationen sind Signalfluss-Simulatoren gut geeignet. Der Laser muss in diesem Fall für einen zeilenweisen Aufbau des zu projizierenden Bildes periodisch in einem Zeitregime abgelenkt und entsprechend gepulst werden. Abb. 5-4: Modell einer 2D-Projektion mit 1D-Torsionsspiegeln in Simulink 5.1 Mikromechanischer Torsionsspiegel mit elektrostatischem Wirkprinzip 113 Grundlage dafür ist die Verwendung von zwei 1D-Mikrospiegeln zur Laserablenkung in vertikaler (Y-Richtung) und in horizontaler Richtung (X-Richtung). Beide Spiegel werden in nichtharmonische Schwingungen versetzt, wobei der Drehwinkel des Spiegels für die Horizontalablenkung ein Verhalten ähnlich einer Sägezahnfunktion aufweist und für die Vertikalablenkung ein Verhalten ähnlich einer Treppenfunktion (Abb. 5-4). Daher ist es notwendig, die Steuerung des Spiegels durch Regelung zu unterstützen. Wird dazu Anordnung 2 benutzt, ist die Verwendung eines linearen Reglers möglich (z. B. PID-Regler). Im Systemmodell wurden zwei Makromodelle des mikromechanischen Spiegels verwendet, wobei zusätzlich zu den Standardein- und -ausgängen (Potential an den Elektroden, modale Amplituden, Drehwinkel) ein Laserein- und -ausgang vorgesehen wurde. Im ersten Spiegel (XAblenkung) ist der Lasereingang der einfallende Strahl vom Lasergerät und der Ausgang die Position des Lasers am zweiten Spiegel. Der letztere berechnet im Laserausgang die Position des Strahls an der Projektionsfläche. Beide Makromodelle berücksichtigen die geometrischen Abmessungen des Aufbaus sowie der Strahlablenkung, die durch Deformationen der Spiegelplatte verursacht wird. Die Simulation dient in erster Linie zur Optimierung der Regelgrößen und der geometrischen Anordnung der einzelnen Komponenten des Aufbaus. Abb. 5-5(a-c) zeigen die Ergebnisse des mikromechanischen Spiegels für die horizontale Laserablenkung. Abb. 5-5: Ergebnisse der Systemsimulation mit Simulink Im ersten Mikrospiegel wird die Ablenkung des Laserstrahls so geregelt, dass sie auf der zweiten Spiegelplatte eine Amplitude von 1 mm aufweist (Abb. 5-5 a). Die Darstellung der modalen Auslenkung in Abb. 5-5 b wird für die Optimierung der Regelparameter benötigt, welche so eingestellt werden, dass die Störbewegungen (Mode 2, 7 und 9) gering gehalten werden (z. B. konnte gezeigt werden, dass hohe P-Anteile Mode 2 stark stimulieren). Analog dazu wird beim zweiten mikromechanischen Spiegel vorgegangen. In Abb. 5-5 d ist das 114 5 Anwendungsbeispiele Ergebnis der Projektion einer Beschriftung „ROM TOOL“ dargestellt. Die untere Seite der Beschriftung ist ein wenig verzerrt, da sich die Mikrospiegel nicht im eingeschwungenen Zustand befinden. 5.1.3 Simulation auf Systemebene mit PSpice Die 2D-Laserprojektion in Abb. 5-4 hat gezeigt, dass die verwendeten Mikrospiegel einen geregelten Betrieb benötigen. Hierbei wurde die Position des abgelenkten Laserstrahls mathematisch bestimmt. In der Praxis ist es notwendig, ein elektrisches Signal proportional zur Position der Spiegelplatte zur erzeugen. In [Löh99] wurde eine elektrische Schaltung zur kapazitiven Detektion der Auslenkung von mikromechanischen Aktoren entworfen. Es handelt sich dabei um eine Trägerfrequenzmessbrücke (Abb. 5-6), durch die ein elektrisches Signal aus den sich infolge einer Bewegung ändernden elektrischen Parametern gewonnen wird. Für den Mikrospiegel werden die Umladeströme aus einer zeitlichen Änderung der Erregerspannung und der Kapazitäten verwendet. Dabei wurde zur Ansteuerung des Mikrospiegels Anordnung 2 herangezogen und als Erregerspannung ein Sinus mit einer überlagerten HF-Trägerspannung verwendet. Die beiden aus einer Kapazitätsänderung resultierenden elektrischen Ströme an den Bodenelektroden (COND2 und COND3) werden einer Differenzbildungsstufe zugeführt. Das entstandene amplitudenmodulierte Differenzsignal wird über eine selektive Verstärkung verarbeitet, dann wird die Phase angepasst und anschließend durch einen Analogmultiplikator demoduliert. Abb. 5-6: Elektronische Schaltung zur Lagedetektion von mikromechanischen Aktoren 5.2 Mikromechanischer Vibrationssensor Schließlich entsteht nach einer Tiefpassfilterung 115 ein niederfrequentes auslenkungs- proportionales Signal (Abb. 5-7 links). Da dieses Signal aus u. a. einer Differenzbildung entsteht, ist es unabhängig von Auslenkungen der Spiegelplatte, wo die Änderung der Kapazitäten C12 und C13 gleich sind (Mode 2, 7 und 9). Daher ist dieses Signal nur der Verkippung (Mode 1) und damit dem Drehwinkel der Spiegelplatte proportional (Abb. 5-7 rechts: Das Ausgangssignal wurde mit einem Faktor von 635 verstärkt, um eine Gegenüberstellung mit den Auslenkungen von Mode 1 darzustellen). Mit einer solchen Simulation ist es möglich, die Empfindlichkeit eine derartigen elektrischen Schaltung gegenüber der Deformation der Spiegelplatte abzuschätzen. Die Eigenvektoren sind dazu sehr gut geeignet, da sie das tatsächliche Bewegungsverhalten der Struktur beschreiben. Damit ist man in der Lage, einen besseren Einblick in das Strukturverhalten zu gewinnen. Abb. 5-7: Ergebnisse der Systemsimulation mit PSpice 5.2 Mikromechanischer Vibrationssensor Der mikromechanische Vibrationssensor Abb. 5-8 wurde an der Technischen Universität Chemnitz entworfen [Wib02]. Er kann zur Zustandsüberwachung von Werkzeugmaschinen oder auch zur Verschleißanalyse genutzt werden. Der Sensor beschreibt ein lateral bewegtes FederMasse-System, das eine breitbandige Anregung an seiner Resonanzstelle verstärkt und damit frequenzselektiv arbeitet. Das Auslesen der Schwingung der seismischen Masse erfolgt kapazitiv mittels Kammelektroden. Um Messungen bei verschiedenen Frequenzen zu ermöglichen, wird die Steifigkeit der Federbänder durch den Stress-Stiffening-Effekt beeinflusst. Die Frequenzabstimmung erfolgt während des Sensorbetriebs durch eine Abstimmspannung Vtune. Diese Gleichspannung bewirkt, dass die Hebelarme der Struktur durch die Abstimmkämme betätigt werden und damit eine Zugkraft auf die Federbänder erzeugen. 116 5 Anwendungsbeispiele Abb. 5-8: Abstimmbarer Vibrationssensor mit Hebelunterstützung Die Struktur des Vibrationssensors kann in zwei gekoppelte Systeme aufgeteilt werden, nämlich die seismische Masse zur Detektion der Schwingung und das Hebelsystem zur Frequenzabstimmung. Beide Systeme sind durch die mittleren Federbänder gekoppelt. Zur Simulation der Struktur für laterale Bewegungen wird das Makromodell entsprechend dieser Systemaufteilung mit zwei Eigenvektoren beschrieben, Mode 1 - Detektionsmode und Mode 5 Abstimmmode (Abb. 5-9 links). Zur Berechnung der Formänderungsenergie wurde Mode 1 nur auf den Knoten der seismischen Masse aufgezwungen und Mode 5 nur auf den Knoten der Hebelarme. Damit bleiben die Knoten der Federbänder frei beweglich, um dort genau die Dehnungsenergie zu erfassen. Um einen Vergleich mit ANSYS-Berechnung der Amplitudengänge zu ermöglichen, wurde das elektrostatische Feld durch TRANS126 Elemente beschrieben. Die Amplitudengänge des Detektionsmodes bei unterschiedlicher Abstimmspannung und für eine Krafterregung im Mittelpunkt der seismischen Masse sind in Abb. 5-9 links dargestellt und zeigen eine sehr gute Übereinstimmung mit den ANSYSBerechnungen. Eine genauere Beschreibung des elektrostatischen Feldes der Kammstrukturen kann durch eine vordefinierte FE-Kapazitätstabelle realisiert werden. Die FE-Kapazitätstabelle wird durch mehrere elektrostatische FE-Berechnungen aufgebaut, indem man ein FE-Modell einer einzigen Kammzelle benutzt. Anschließend, wenn die einzelnen Eigenvektoren der Struktur aufgezwungen wurden und die entsprechende Strukturdeformation ermittelt wurde, kann aus der relativen Position des beweglichen Fingers einer Kammzelle bzw. aus einer Gruppe von Kämmen die Kapazität durch Interpolation der Kapazitätsdaten ermittelt werden [Wib01]. Die Ergebnisse einer Systemsimulation unter Berücksichtigung Auswerteschaltung mit VHDL-AMS wurden in [Sch03b] vorgestellt. der elektronischen 5.2 Mikromechanischer Vibrationssensor 117 Abb. 5-9: Ergebnisse der Amplitudengänge bei einer Kraftwirkung im Mittelpunkt der seismischen Masse 119 6 Zusammenfassung und Ausblicke In der vorliegenden Arbeit wurde eine Prozedur, ROM-Tool genannt, zur Ordnungsreduktion von elektrostatisch-mechanischen FE-Modellen einer mikromechanischen Komponente für effiziente Rechnersimulationen auf Komponenten- und Systemebene entwickelt. Kernstück der Prozedur zur Ordnungsreduktion ist die Beschreibung des Bewegungsverhaltens der Komponente durch Eigenvektoren. Die Eigenvektoren bilden allgemeine und einfach herleitbare Formfunktionen, unabhängig von der Last. Das Ergebnis sind Makromodelle mit weniger als zehn Freiheitsgraden und nahezu ohne Genauigkeitsverlust gegenüber dem Ausgangsmodell. Sie können einfach über Klemmen in Systemsimulatoren eingebunden werden. Der mathematische Hintergrund der Makromodellerstellung ist eine Koordinatentransformation der lokalen FE-Koordinaten in globale Koordinaten. Der Deformationszustand der Struktur wird nicht mehr durch einzelne Knotenverschiebungen beschrieben, sondern durch Formfunktionen, welche jeweils die gesamten Knotenverschiebungen des FE-Modells beeinflussen. Der Anreiz zur Beschreibung von mikromechanischen Strukturdeformationen durch Formfunktionen liegt darin, dass die meisten mikromechanischen Komponenten eine wohldefinierte Bewegung im Arbeitsbereich besitzen. Die starke Reduktion der Bewegungsfreiheitsgrade des Ausgangsmodells ergibt sich aus der Anwendung dessen Eigenvektoren als Formfunktionen. Als theoretische Grundlage zur Formulierung der Bewegungsgleichung des Makromodells wurde der Energieansatz von Lagrange angewendet. Die Energie ist unabhängig von der physikalischen Bedeutung der verschiedenen Domänen, die in einer mikromechanischen Komponente interagieren. Damit ist es möglich, die bidirektionale Kopplung zwischen der mechanischen Struktur und dem elektrostatischen Feld durch die Formänderungsenergie und durch die elektrostatische Feldenergie zur beschreiben. Die elektrostatische Feldenergie wird durch den verallgemeinerten Kapazitätsausdruck indirekt ermittelt. Die Funktionen der Formänderungsenergie und der Kapazitäten müssen in Abhängigkeit von den modalen 120 6 Zusammenfassung und Ausblicke Verschiebungen – Auslenkung der einzelnen Eigenvektoren – ausgedrückt werden. Ausgleichsrechnungen scheinen in diesem Fall sehr gut geeignet. Aus einer Reihe von FEBerechnungen werden Werte der Formänderungsenergie und der Kapazitäten an bestimmten Stützstellen numerisch berechnet. Anschließend werden durch eine Ausgleichsrechnung die Funktionen in analytischer Form ausgedrückt. Es wurden Vereinfachungen vorgenommen, um die Ausgleichsrechnungen auf nur drei modale Freiheitsgrade zu begrenzen, wobei jedoch die Formänderungsenergie und die Kapazitäten mehrere modale Freiheitsgrade zulassen. Damit wurde die Effizienz der Makromodellerstellung gesteigert, immens vereinfacht und beschleunigt. Die restlichen notwendigen Parameter zur Formulierung des Bewegungsverhaltens des Makromodells werden ohne weiteres aus dem FE-Modell und aus der Formänderungsenergie ermittelt. Es wurden Algorithmen geschrieben, um die Makromodellgenerierung weitgehend automatisch durchführen zu können. Typische Generierungszeiten des Makromodells betragen 2 bis 10 Stunden, abhängig von der Größe des Ausgangsmodells und der Anzahl an Formfunktionen, die im Makromodell berücksichtigt werden. Ungenauigkeiten des Makromodells entstehen an den Einspannstellen von membranförmigen Strukturen. Es wurde gezeigt, dass diese Ungenauigkeiten zu keiner bedeutenden Beeinträchtigung des Verhaltens des Makromodells führt. Lediglich die Ergebnisse bei der Berechnung von mechanischer Spannung an der Einspannstelle sind falsch. Außerdem wurde eine Alternative zu den Eigenvektoren vorgestellt, die Karhunen-Loéve-Vektoren, die solche Fälle problemlos behandeln können, jedoch mit einem größeren Aufwand verbunden sind. Das Makromodell ist in der Lage: - nicht-triviale Strukturgeometrien zu beschreiben - schnelle statische und dynamische Analysen mit FEM-Genauigkeiten durchzuführen - mehrere Lastmöglichkeiten zu berücksichtigen (Punktkraft, Druck, Beschleunigung u.a.) - die elektrostatisch-mechanische Feldkopplung vollständig zu beschreiben - Streufelder sowie den Stress-Stiffening-Effekt zu berücksichtigen - Anfangsspannungen zuzulassen (in ANSYS bekannt als Initial und pre-stress Analysen) - technologiebedingte Asymmetrien und Formabweichungen zu berücksichtigen - die Beschreibung von multiplen Elektrodensystemen zu ermöglichen - bidirektionale Kopplung zwischen den lokalen und globalen Koordinaten zu erfassen. Die Prozedur ROM-Tool wurde bereits in ANSYS/Multiphysics implementiert und ab der Version ANSYS v7.0 kommerzialisiert. Ein bleibendes Defizit ist, dass der Gültigkeitsbereich der Makromodelle an die vorgegebene Anfangsgeometrie des FE-Modells gebunden ist. Eine Veränderung der Geometrieparameter 121 erfordert eine neue Makromodellerstellung mit modifiziertem Ausgangsmodell. Zum Vergleich verschiedener Designvarianten, zur Topologieoptimierung und zur Analyse des Einflusses von Toleranzen und Parameterschwankungen auf das Ausgangssignal werden parametrische Verhaltensmodelle benötigt. Interessante Entwicklungen auf diesem Gebiet werden von der Firma CADOE1 veröffentlicht. Diese Gruppe zeigt an verschiedenen strukturmechanischen FEModellen, dass es möglich ist, den Einfluss der Designvariablen mittels sogenannter Variationsrechnungen zu bestimmen. Von diesen Methoden werden wesentliche Vereinfachungen für den Entwurf in der Mikrosystemtechnik erwartet. Gegenwärtig werden an der Technischen Universität Chemnitz im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 379 „Mikromechanische Sensor- und Aktorarrays“, diese Methoden untersucht und weiterentwickelt, um sie u.a. bei der Prozedur ROM-Tool anzuwenden. Es ist denkbar, dass diese Methode die zeitaufwendigen quasistatischen FE-Analysen zur Berechnung der FE-Datentabelle ablöst oder auch zur Erstellung parametrisierbarer Makromodelle herangezogen wird. 1 http://www.cadoe.com 123 ANHANG A: MATLAB-Code zur Ermittlung der Koeffizienten und der Funktionswerte A.1 MATLAB-Funktion zur numerischen Ermittlung der Polynomkoeffizienten Die MATLAB-Funktion ROMFIT3 gibt als Ausgabe einen Vektor PCEO der berechneten Polynomkoeffizienten nach einer Ausgleichsrechnung aus. Vom Nutzer müssen vier Elemente eingegeben werden: - die Matrix DATA mit n Zeilen (n Anzahl der Stützstellen) und vier Spalten. Die drei ersten Spalten beschreiben die Stützstellen von drei Variablen (q1, q2 und q3) und die vierte Spalte den Funktionswert bzw. die berechnete Größe an den Stützstellen - ein Vektor ORDER von drei ganzen Zahlen, welche die Polynomordnung der drei Variablen beschreiben - eine ganze Zahl FUN zur Wahl der Ansatzfunktion - eine ganze Zahl TYPE zur Wahl des Typs der Ansatzfunktion Gemäß Gl. 4.15 wird zuerst die Matrix PPROD entsprechend der Polynomordnung aufgebaut. Diese Matrix beinhaltet die Polynomprodukte bzw. Polynomglieder. Anschließend wird die Ausgleichrechnung durch den nach links gerichteten Schrägstrich ( \ ) durchgeführt. Dieser Befehl ist eine Standardfunktion von MATLAB zur Lösung von überbestimmten Gleichungssystemen durch das Minimierungsverfahren der kleinsten Fehlerquadrate. 124 ANHANG A: MATLAB-Code zur Ermittlung der Koeffizienten und der Funktionswerte function PCOE=ROMFIT3(DATA,ORDER,FUN,TYPE) %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %% DATA: Matrix(:,1:4) --> DATA=[q1 q2 q3 f(q1,q2,q3)] %% %% ORDER: Vektor(1:3) --> ORDER=[Nx Ny Nz] %% %% FUN: ganze Zahl --> 1 ... Vollbesetztes Polynom %% %% 2 ... Pascal Polynom %% %% 3 ... Reduziertes Polynom %% %% TYPE: ganze zahl --> 1 ... Normal %% %% 2 ... Inverse %% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% if FUN==1 % vollbesetztes Polynom count=1; for zi=0:ORDER(3) for yi=0:ORDER(2) for xi=0:ORDER(1) PPROD(:,count)=DATA(:,1).^(ORDER(1)-xi).* ... DATA(:,2).^(ORDER(2)-yi).*DATA(:,3).^(ORDER(3)-zi); count=count+1; end end end if TYPE==1 % Normal PCOE=(PPROD\DATA(:,4)); elseif TYPE==2 % Inverse PCOE=(PPROD\(1./DATA(:,4))); end elseif FUN==2 % Pascal Polynom %BEDINGUNG für diese schleife x>=y>=z count=1; for zi=0:ORDER(3) P_ORDER(1)=ORDER(1)-zi; P_ORDER(2)=ORDER(2); for yi=0:P_ORDER(2) for xi=0:P_ORDER(1) PPROD(:,count)=DATA(:,1).^(xi).*DATA(:,2).^(yi).*DATA(:,3).^(zi); count=count+1; end P_ORDER(1)=P_ORDER(1)-1; end P_ORDER(2)=P_ORDER(2)-1; end if TYPE==1 % Normal PCOE=(PPROD\DATA(:,4)); elseif TYPE==2 % Inverse PCOE=(PPROD\(1./DATA(:,4))); end elseif FUN==3 % reduziertes Polynom count=1; for yi=0:ORDER(2) for xi=0:ORDER(1) PRODXY(:,count)=DATA(:,1).^(ORDER(1)-xi).*DATA(:,2).^(ORDER(2)-yi); count=count+1; end end count=1; for zi=0:(ORDER(3)-1) for xi=0:ORDER(1) PRODXZ(:,count)=DATA(:,1).^(ORDER(1)-xi).*DATA(:,3).^(ORDER(3)-zi); count=count+1; end 125 end count=1; for zi=0:(ORDER(3)-1) for yi=0:(ORDER(2)-1) PRODYZ(:,count)=DATA(:,2).^(ORDER(2)-yi).*DATA(:,3).^(ORDER(3)-zi); count=count+1; end end PPROD=[PRODXY PRODXZ PRODYZ]; if TYPE==1 % Normal PCOE=(PPROD\DATA(:,4)); elseif TYPEe==2 % Inverse PCOE=(PPROD\(1./DATA(:,4))); end end %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% ENDE %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% A.2 MATLAB-Funktion zur numerischen Ermittlung der Funktionswerte und der partiellen Ableitungen Die MATLAB-Funktion ROMOPER liefert drei Größen als Ausgabe, den Funktionswert F = f (q1 , q 2 , q3 ) , die partielle Ableitung der ersten Ordnung dF = ∂f (Vektor von drei realen ∂qi Zahlen) und die partielle Ableitung der zweiten Ordnung ddF = ∂2 f (3×3 Matrix), mit ∂q i ∂q j i=1,2,3 und j=1,2,3. Als Eingabe werden zusätzlich zur Polynomordnung, zur Ansatzfunktion und zum Polynomtyp die Polynomkoeffizienten und die Variablen q1,q2 und q3 als Vektoren benötigt. Der Ablauf der Funktion ROMOPER ist in zwei Schritte aufgeteilt. Zuerst wird zu jeder Variablen qi entsprechend der Ordnung der Funktionswert, die erste und die zweite Ableitung in Vektoren gespeichert. (x, dx, ddx für q1; y, dy, ddy für q2 und z, dz, ddz für q3). Im zweiten Schritt werden anschließend die Polynomglieder entsprechend der Ansatzfunktion durch das Produkt der einzelnen gespeicherten Vektoren aufgebaut. Erst im letzten Teil der Funktion ROMOPER wird, falls TYPE=2, die inverse Funktion berechnet. In der Funktion ROMOPER wird eine globale Variable REGFAC vereinbart. Diese beschreibt einen Vektor von drei Zahlen, welche Skalierungsfaktoren der drei Variablen q1, q2 und q3 repräsentieren. Sie werden nur dann definiert, wenn bei der Ausgleichsrechnung die Stützstellen q1, q2 und q3 aufgrund von sehr kleinen Werten hoch skaliert wurden. Ansonsten ist REGFAC = [1 1 1]. Dieses Problem entsteht dann, wenn das Modell in ISO-Norm aufgebaut wurde, d.h. wenn die Geometrie des Modells in Metern definiert ist. Oft entstanden dadurch schlecht konditionierte Matrizen bei der Ausgleichsrechnung. Daher wird empfohlen, das Modell 126 ANHANG A: MATLAB-Code zur Ermittlung der Koeffizienten und der Funktionswerte in µm aufzubauen und entsprechend die anderen Parameter des FE-Modells zu skalieren [ANS6.3]. function [F,dF,ddF]=ROMOPER(q,PCOE,ORDER,FUN,TYPE) %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %% q: Vektor(1:3) --> Modalen Verschiebungen %% %% PCOE: Vektor --> Polynomkoeffizienten %% %% ORDER: VEKTOR(1:3) --> Polynom-Ordnung %% %% FUN: Ganzzahl --> 1 ... Vollbesetzter Polynom %% %% 2 ... Pascal Polynom %% %% 3 ... Reduzierter Polynom %% %% TYPE: Ganzzahl --> 1 ... Normal %% %% 2 ... Inverse %% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% global REGFAC W=0; dW=zeros(1,3); ddW=zeros(3,3); %------------------------------------ Polynomgliedern der erste Variable for iord=0:ORDER(1) x(iord+1)=q(1)^(iord)*REGFAC(1)^(iord); %Erste Ableitung if iord==1 dx(iord+1)=REGFAC(1); elseif iord-1<0 dx(iord+1)=0; else dx(iord+1)=iord*q(1)^(iord-1)*REGFAC(1)^iord; end %Zweite Ableitung if iord==2 ddx(iord+1)=2*REGFAC(1)^2; elseif iord-1<0 | iord-2<0 ddx(iord+1)=0; else ddx(iord+1)=iord*(iord-1)*q(1)^(iord-2)*REGFAC(1)^iord; end end %------------------------------------ Polynomgliedern der zweite Variable for iord=0:ORDER(2) y(iord+1)=q(2)^(iord)*REGFAC(2)^(iord); %Erste Ableitung if iord==1 dy(iord+1)=REGFAC(2); elseif iord-1<0 dy(iord+1)=0; else dy(iord+1)=iord*q(2)^(iord-1)*REGFAC(2)^iord; end %Zweite Ableitung if iord==2 ddy(iord+1)=2*REGFAC(2)^2; elseif iord-1<0 | iord-2<0 ddy(iord+1)=0; else ddy(iord+1)=iord*(iord-1)*q(2)^(iord-2)*REGFAC(2)^iord; end end 127 %------------------------------------ Polynomgliedern der dritte Variable for iord=0:ORDER(3) z(iord+1)=q(3)^(iord)*REGFAC(3)^(iord); %Erste Ableitung if iord==1 dz(iord+1)=REGFAC(3); elseif iord-1<0 dz(iord+1)=0; else dz(iord+1)=iord*q(3)^(iord-1)*REGFAC(3)^iord; end %Zweite Ableitung if iord==2 ddz(iord+1)=2*REGFAC(3)^2; elseif iord-1<0 | iord-2<0 ddz(iord+1)=0; else ddz(iord+1)=iord*(iord-1)*q(3)^(iord-2)*REGFAC(3)^iord; end end %------------------------------------ Polynomaufbau mit drei Variablen if FUN==1 % vollbesetztes Polynom count=1; for kord=ORDER(3):-1:0 %z for jord=ORDER(2):-1:0 %y for iord=ORDER(1):-1:0 %x W=W+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1)*z(kord+1); dW(1)=dW(1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*y(jord+1)*z(kord+1); dW(2)=dW(2)+PCOE(count)*x(iord+1)*dy(jord+1)*z(kord+1); dW(3)=dW(3)+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1)*dz(kord+1); ddW(1,1)=ddW(1,1)+PCOE(count)*ddx(iord+1)*y(jord+1)*z(kord+1); ddW(1,2)=ddW(1,2)+PCOE(count)*dx(iord+1)*dy(jord+1)*z(kord+1); ddW(1,3)=ddW(1,3)+PCOE(count)*dx(iord+1)*y(jord+1)*dz(kord+1); ddW(2,1)=ddW(2,1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*dy(jord+1)*z(kord+1); ddW(2,2)=ddW(2,2)+PCOE(count)*x(iord+1)*ddy(jord+1)*z(kord+1); ddW(2,3)=ddW(2,3)+PCOE(count)*x(iord+1)*dy(jord+1)*dz(kord+1); ddW(3,1)=ddW(3,1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*y(jord+1)*dz(kord+1); ddW(3,2)=ddW(3,2)+PCOE(count)*x(iord+1)*dy(jord+1)*dz(kord+1); ddW(3,3)=ddW(3,3)+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1)*ddz(kord+1); count=count+1; end end end elseif FUN==2 % Pascal Polynom count=1; Pord=ORDER; for kord=0:Pord(3) Pord(1)=ORDER(1)-kord; Pord(2)=ORDER(2); for jord=0:Pord(2) for iord=0:Pord(1) W=W+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1)*z(kord+1); dW(1)=dW(1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*y(jord+1)*z(kord+1); dW(2)=dW(2)+PCOE(count)*x(iord+1)*dy(jord+1)*z(kord+1); dW(3)=dW(3)+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1)*dz(kord+1); ddW(1,1)=ddW(1,1)+PCOE(count)*ddx(iord+1)*y(jord+1)*z(kord+1); ddW(2,2)=ddW(2,2)+PCOE(count)*x(iord+1)*ddy(jord+1)*z(kord+1); ddW(3,3)=ddW(3,3)+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1)*ddz(kord+1); if iord==1 & jord>1 ddW(1,2)=ddW(1,2)+PCOE(count)*REGFAC(1)... *(jord*(REGFAC(2)^jord)*(q(2)^(jord-1)))*((REGFAC(3)^kord)*(q(3)^kord)); elseif jord==1 & iord>1 ddW(1,2)=ddW(1,2)+PCOE(count)*REGFAC(2)... 128 ANHANG A: MATLAB-Code zur Ermittlung der Koeffizienten und der Funktionswerte *(iord*(REGFAC(1)^iord)*(q(1)^(iord-1)))*((REGFAC(3)^kord)*(q(3)^kord)); elseif jord==1 & iord==1 ddW(1,2)=ddW(1,2)+PCOE(count)*REGFAC(2)... *REGFAC(1)*((REGFAC(3)^kord)*(q(3)^kord)); elseif iord-1<0 | jord-1<0 ddW(1,2)=ddW(1,2)+0; else ddW(1,2)=ddW(1,2)+PCOE(count)*iord*(REGFAC(1)^iord)... *(q(1)^(iord-1))*(jord*(REGFAC(2)^jord)*(q(2)^(jord-1)))... *((REGFAC(3)^kord)*(q(3)^kord)); end ddW(2,1)=ddW(1,2); if iord==1 & kord>1 ddW(1,3)=ddW(1,3)+PCOE(count)*REGFAC(1)*(kord*(REGFAC(3)^kord)... *(q(3)^(kord-1)))*((REGFAC(2)^jord)*(q(2)^jord)); elseif kord==1 & iord>1 ddW(1,3)=ddW(1,3)+PCOE(count)*REGFAC(3)*(iord*(REGFAC(1)^iord)... *(q(1)^(iord-1)))*((REGFAC(2)^jord)*(q(2)^jord)); elseif kord==1 & iord==1 ddW(1,3)=ddW(1,3)+PCOE(count)*REGFAC(3)*REGFAC(1)*((REGFAC(2)^jord)... *(q(2)^jord)); elseif iord-1<0 | kord-1<0 ddW(1,3)=ddW(1,3)+0; else ddW(1,3)=ddW(1,3)+PCOE(count)*iord*(REGFAC(1)^iord)*(q(1)^(iord-1))... *(kord*(REGFAC(3)^kord)*(q(3)^(kord1)))*((REGFAC(2)^jord)*(q(2)^jord)); end ddW(3,1)=ddW(1,3); if jord==1 & kord>1 ddW(2,3)=ddW(2,3)+PCOE(count)*REGFAC(2)*(kord*(REGFAC(3)^kord)... *(q(3)^(kord-1)))*((REGFAC(1)^iord)*(q(1)^iord)); elseif kord==1 & jord>1 ddW(2,3)=ddW(2,3)+PCOE(count)*REGFAC(3)*(jord*(REGFAC(2)^jord)... *(q(2)^(jord-1)))*((REGFAC(1)^iord)*(q(1)^iord)); elseif kord==1 & jord==1 ddW(2,3)=ddW(2,3)+PCOE(count)*REGFAC(3)*REGFAC(2)*((REGFAC(1)^iord)... *(q(1)^iord)); elseif kord-1<0 | jord-1<0 ddW(2,3)=ddW(2,3)+0; else ddW(2,3)=ddW(2,3)+PCOE(count)*jord*(REGFAC(2)^jord)*(q(2)^(jord-1))... *(kord*(REGFAC(3)^kord)*(q(3)^(kord1)))*((REGFAC(1)^iord)*(q(1)^iord)); end ddW(3,2)=ddW(2,3); count=count+1; end Pord(1)=Pord(1)-1; end Pord(2)=Pord(2)-1; end elseif FUN==3 % reduziertes Polynom count=1; %Teilfunktion f(x,y) for jord=ORDER(2):-1:0 for iord=ORDER(1):-1:0 W=W+PCOE(count)*x(iord+1)*y(jord+1); dW(1)=dW(1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*y(jord+1); dW(2)=dW(2)+PCOE(count)*x(iord+1)*dy(jord+1); ddW(1,1)=ddW(1,1)+PCOE(count)*ddx(iord+1)*y(jord+1); ddW(1,2)=ddW(1,2)+PCOE(count)*dx(iord+1)*dy(jord+1); ddW(2,1)=ddW(2,1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*dy(jord+1); 129 ddW(2,2)=ddW(2,2)+PCOE(count)*x(iord+1)*ddy(jord+1); count=count+1; end end %Teilfunktion f(x,z) for kord=ORDER(3):-1:1 for iord=ORDER(1):-1:0 W=W+PCOE(count)*x(iord+1)*z(kord+1); dW(1)=dW(1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*z(kord+1); dW(3)=dW(3)+PCOE(count)*x(iord+1)*dz(kord+1); ddW(1,1)=ddW(1,1)+PCOE(count)*ddx(iord+1)*z(kord+1); ddW(1,3)=ddW(1,3)+PCOE(count)*dx(iord+1)*dz(kord+1); ddW(3,1)=ddW(3,1)+PCOE(count)*dx(iord+1)*dz(kord+1); ddW(3,3)=ddW(3,3)+PCOE(count)*x(iord+1)*ddz(kord+1); count=count+1; end end %Teilfunktion f(y,z) for kord=ORDER(3):-1:1 for jord=ORDER(2):-1:1 W=W+PCOE(count)*y(jord+1)*z(kord+1); dW(2)=dW(2)+PCOE(count)*dy(jord+1)*z(kord+1); dW(3)=dW(3)+PCOE(count)*y(jord+1)*dz(kord+1); ddW(2,2)=ddW(2,2)+PCOE(count)*ddy(jord+1)*z(kord+1); ddW(2,3)=ddW(2,3)+PCOE(count)*dy(jord+1)*dz(kord+1); ddW(3,2)=ddW(3,2)+PCOE(count)*dy(jord+1)*dz(kord+1); ddW(3,3)=ddW(3,3)+PCOE(count)*y(jord+1)*ddz(kord+1); count=count+1; end end end if TYPE==2 % Berechnung der Inverse ddW(1,1)=((-ddW(1,1)*W^2)+(2*W*dW(1)^2))/W^4; ddW(1,2)=((-ddW(1,2)*W^2)+(2*W*dW(1)*dW(2)))/W^4; ddW(1,3)=((-ddW(1,3)*W^2)+(2*W*dW(1)*dW(3)))/W^4; ddW(2,2)=((-ddW(2,2)*W^2)+(2*W*dW(2)^2))/W^4; ddW(2,1)=((-ddW(2,1)*W^2)+(2*W*dW(2)*dW(1)))/W^4; ddW(2,3)=((-ddW(2,3)*W^2)+(2*W*dW(2)*dW(3)))/W^4; ddW(3,3)=((-ddW(3,3)*W^2)+(2*W*dW(3)^2))/W^4; ddW(3,1)=((-ddW(3,1)*W^2)+(2*W*dW(3)*dW(1)))/W^4; ddW(3,2)=((-ddW(3,2)*W^2)+(2*W*dW(3)*dW(2)))/W^4; dW(1)=-dW(1)/(W^2); dW(2)=-dW(2)/(W^2); dW(3)=-dW(3)/(W^2); W=1/W; end %------------------------------------ Ausgabe F=W; dF=dW'; ddF=ddW; %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% ENDE %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% 130 Anhang B: Programm-Code für Systemsimulationen Anhang B: Programm-Code für Systemsimulationen B.1 Simulink Die Funktion ROMSIMU wird hier für das Beispiel des zweiseitig eingespannten Biegebalkens in gekürzter Form dargestellt, d. h., es werden vier Variable bzw. modale Verschiebungen und zwei Potentiale als Eingabe definiert. Ausgegeben wird ein Vektor OUTSIGNAL, welcher die Werte der vier Rückstellkräfte, der vier elektrostatischen Kräfte und der Kapazität beinhaltet. Die globalen Polynomdaten der Formänderungsenergie der Kapazitäten müssen außerhalb der Funktion ROMSIMU vorgegeben werden bzw. im Arbeitsspeicher von MATLAB vorhanden sein. Die Polynomkoeffizienten Ecoe und Ccoe sind in diesem Fall Matrizen, wobei die Anzahl der Zeilen der der Polynomkoeffizienten entspricht und die Anzahl der Spalten der der sukzessiven Polynome. Für die vier modalen Verschiebungen sind es zwei Polynome, die sukzessiv aufgebaut werden. function [OUTSIGNAL]=ROMSIMU(q1,q2,q3,q4,VOLT1,VOLT2) %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %% q1, q2, q3, q4: --> Modalen Verschiebungen %% %% VOLT1, VOLT2: --> Elektroden Potential %% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %Aufruf von globalen Variablen %Polynomdaten der Formänderungsenergie global Ecoe % Polynomkoeffizienten global Eord % Polynomordnung global Efun % Ansatzfunktion global Etype % Polynomtype %Polynomdaten der Kapazität global Ccoe % Polynomkoeffizienten global Cord % Polynomordnung global Cfun % Ansatzfunktion global Ctype % Polynomtype % SENE=0;C12=0; dSENE=zeros(4,1);dC12=zeros(4,1); var=[q1 q2 q3 q4]; %Mechanischesteilsystem 131 [Encoe,NUMPOLY]=size(Ecoe); for ipoly=1:NUMPOLY [OUT,dOUT]=ROMOPER([var(1) var(2) var(2+ipoly)],Ecoe(:,ipoly),Eord,Efun,Etype); SENE= SENE+OUT; dSENE(1:2)=dSENE(1:2)+dOUT(1:2); dSENE(2+ipoly)=dSENE(2+ipoly)+dOUT(3); if ipoly > 1 [OUT,dOUT]=ROMOPER([var(1) var(2) 0],Ecoe(:,ipoly),Eord,Efun,Etype); SENE= SENE-OUT; dSENE(1:2)=dSENE(1:2)-dOUT(1:2); end; end; %Elektrostatischesteilsystem [Cncoe,NUMPOLY]=size(Ccoe); OUT=[];dOUT=[]; for ipoly=1:NUMPOLY [OUT,dOUT]=ROMOPER([var(1) var(2) var(2+ipoly)],Ccoe(:,ipoly),Cord,Cfun,Ctype); C12= C12+OUT; dC12(1:2)=dC12(1:2)+dOUT(1:2); dC12(2+ipoly)=dC12(2+ipoly)+dOUT(3); if ipoly > 1 [OUT,dOUT]=ROMOPER([var(1) var(2) 0],Ccoe(:,ipoly),Cord,Cfun,Ctype); C12= C12-OUT; dC12(1:2)=dC12(1:2)-dOUT(1:2); end; end; Fele=[]; Fele(1:4)=(0.5*dC12(1:4)*(VOLT1-VOLT2)^2); OUTSIGNAL=[dSENE; Fele'; C12]; %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% ENDE %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% B.2 VHDL-AMS Die Funktionen ROMOPER und SUKCON in VHDL-AMS werden analog zu den in MATLAB implementierten Funktionen (Anhang A.2) und (Anhang B.1) aufgebaut. --#################################################################---############ ROMOPER #############################---#################################################################-function ROMOPER(constant IN1, IN2, IN3 : in real:=0.0; constant COE, ORD, REGFAC :in real_vector; constant FUN, TYP :in integer :=0) return OUTSIZE is variable ord1, ord2, ord3, count : integer; constant size1:integer:=integer(ORD(1)); constant size2:integer:=integer(ORD(2)); constant size3:integer:=integer(ORD(3)); variable x, dx: real_vector( 0 to size1):=(others=>0.0); variable y, dy: real_vector( 0 to size2):=(others=>0.0); variable z, dz: real_vector( 0 to size3):=(others=>0.0); variable VAL, dVAL1, dVAL2 , dVAL3 : real := 0.0; variable OPEROUT: OUTSIZE:=(others=>0.0); 132 begin Anhang B: Programm-Code für Systemsimulationen ord1 := integer(ORD(1)); ord2 := integer(ORD(2)); ord3 := integer(ORD(3)); for iord in 0 to ord1 loop if iord=0 then x(iord):=1.0; -- AdvanceMS vertraegt kein 0**0 else x(iord):=IN1**(iord)*REGFAC(1)**(iord); end if; if iord=1 then dx(iord):=REGFAC(1); elsif iord-1<0 then dx(iord):=0.0; else dx(iord):=real(iord)*(IN1**(iord-1))*(REGFAC(1)**iord); end if; end loop; for iord in 0 to ord2 loop if iord=0 then y(iord):=1.0; -- AdvanceMS vertraegt kein 0**0 else y(iord):=IN2**(iord)*REGFAC(2)**(iord); end if; if iord=1 then dy(iord):=REGFAC(2); elsif iord-1<0 then dy(iord):=0.0; else dy(iord):=real(iord)*(IN2**(iord-1))*(REGFAC(2)**iord); end if; end loop; for iord in 0 to ord3 loop if iord=0 then z(iord):=1.0; -- AdvanceMS vertraegt kein 0**0 else z(iord):=IN3**(iord)*REGFAC(3)**(iord); end if; if iord=1 then dz(iord):=REGFAC(3); elsif iord-1<0 then dz(iord):=0.0; else dz(iord):=real(iord)*(IN3**(iord-1))*(REGFAC(3)**iord); end if; end loop; if FUN=1 then count:=COE'left; for kord in ord3 downto 0 loop for jord in ord2 downto 0 loop for iord in ord1 downto 0 loop VAL := VAL + COE(count)*x(iord)*y(jord)*z(kord); dVAL1 := dVAL1 + COE(count)*dx(iord)*y(jord)*z(kord); dVAL2 := dVAL2 + COE(count)*x(iord)*dy(jord)*z(kord); dVAL3 := dVAL3 + COE(count)*x(iord)*y(jord)*dz(kord); count := count+1; end loop; end loop; end loop; elsif FUN=2 then count:=COE'left; for kord in 0 to ord3 loop ord1 := integer(ORD(1))-kord; 133 ord2 := integer(ORD(2)); for jord in 0 to ord2 loop for iord in 0 to ord1 loop VAL := VAL + COE(count)*x(iord)*y(jord)*z(kord); dVAL1 := dVAL1 + COE(count)*dx(iord)*y(jord)*z(kord); dVAL2 := dVAL2 + COE(count)*x(iord)*dy(jord)*z(kord); dVAL3 := dVAL3 + COE(count)*x(iord)*y(jord)*dz(kord); count:=count+1; end loop; ord1 := ord1 -1; end loop; ord2 := ord2 -1; end loop; elsif FUN=3 then count:=COE'left; for jord in ord2 downto 0 loop for iord in ord1 downto 0 loop VAL := VAL + COE(count)*x(iord)*y(jord); dVAL1 := dVAL1 + COE(count)*dx(iord)*y(jord); dVAL2 := dVAL2 + COE(count)*x(iord)*dy(jord); count := count+1; end loop; end loop; for kord in ord3 downto 1 loop for iord in ord1 downto 0 loop VAL := VAL + COE(count)*x(iord)*z(kord); dVAL1 := dVAL1 + COE(count)*dx(iord)*z(kord); dVAL3 := dVAL3 + COE(count)*x(iord)*dz(kord); count := count+1; end loop; end loop; for kord in ord3 downto 1 loop for jord in ord2 downto 1 loop VAL := VAL + COE(count)*y(jord)*z(kord); dVAL2 := dVAL2 + COE(count)*dy(jord)*z(kord); dVAL3 := dVAL3 + COE(count)*y(jord)*dz(kord); count := count+1; end loop; end loop; end if; --FUN if TYP=2 then dVAL1 := -dVAL1/(VAL**2); dVAL2 := -dVAL2/(VAL**2); dVAL3 := -dVAL3/(VAL**2); VAL := 1.0/VAL; end if; OPEROUT(1) := VAL; OPEROUT(2) := dVAL1; OPEROUT(3) := dVAL2; OPEROUT(4) := dVAL3; return OPEROUT; end function ROMOPER; --###################################################################---############# ENDE DER FUNKTION ROMOPER ############---###################################################################-- 134 Anhang B: Programm-Code für Systemsimulationen --###################################################################---### Funktion zum sukzessiven Aufbau der Polynome ###---###################################################################-function SUKCON(constant q1,q2,q3,q4: in real) return OUTSIZE2 is variable V_SFOR : OUTSIZE :=(others=>0.0); --V Steht für Variable variable V_CAPA : OUTSIZE :=(others=>0.0); variable MAMP: OUTSIZE:=(others=>0.0); variable index1, index2 : integer ; variable OPEROUT: OUTSIZE:=(others=>0.0); variable RetVal: OUTSIZE2:=(others=>0.0); begin MAMP(1) := q1; MAMP(2) := q2; MAMP(3) := q3; MAMP(4) := q4; -- Mechnanisches Teilsystem V_SFOR := (0.0,0.0,0.0,0.0,0.0); for ipoly in 1 to NUMPOLY loop index1:=1+Eanz*(ipoly-1); index2:=Eanz*ipoly; OPEROUT:=ROMOPER(MAMP(1),MAMP(2),MAMP(2+ipoly),Ecoe(index1 to index2),Eord,Efac,Efun,Etype); V_SFOR(1):= V_SFOR(1) + OPEROUT(1); V_SFOR(2):= V_SFOR(2) + OPEROUT(2); V_SFOR(3):= V_SFOR(3) + OPEROUT(3); V_SFOR(3+ipoly):= V_SFOR(3+ipoly) + OPEROUT(4); if ipoly > 1 then OPEROUT:=ROMOPER(MAMP(1),MAMP(2),0.0,Ecoe(index1 to index2),Eord,Efac,Efun,Etype); V_SFOR(1):= V_SFOR(1) - OPEROUT(1); V_SFOR(2):= V_SFOR(2) - OPEROUT(2); V_SFOR(3):= V_SFOR(3) - OPEROUT(3); end if; end loop; -- Elektrostatisches Teilsystem V_CAPA := (0.0,0.0,0.0,0.0,0.0); for ipoly in 1 to NUMPOLY loop index1:=1+Canz*(ipoly-1); index2:=Canz*ipoly; OPEROUT:=ROMOPER(MAMP(1),MAMP(2),MAMP(2+ipoly),Ccoe(index1 to index2),Cord,Cfac,Cfun,Ctype); V_CAPA(1):= V_CAPA(1) + OPEROUT(1); V_CAPA(2):= V_CAPA(2) + OPEROUT(2); V_CAPA(3):= V_CAPA(3) + OPEROUT(3); V_CAPA(3+ipoly):= V_CAPA(3+ipoly) + OPEROUT(4); if ipoly > 1 then OPEROUT:=ROMOPER(MAMP(1),MAMP(2),0.0,Ccoe(index1 to index2),Cord,Cfac,Cfun,Ctype); V_CAPA(1):= V_CAPA(1) - OPEROUT(1); V_CAPA(2):= V_CAPA(2) - OPEROUT(2); V_CAPA(3):= V_CAPA(3) - OPEROUT(3); end if; end loop; RetVal(1 to 5) :=V_SFOR; RetVal(6 to 10):=V_CAPA; return RetVal; end function SUKCON; --###################################################################---############# ENDE DER FUNKTION ############---###################################################################-- 135 Literaturverzeichnis [Ada98] Adams, S.G.; Bertsch, F.M.; Shaw, K.A.; Hartwell, P.G.; Moon, F.C.; MacDonald, N.C.: Capacitance based tunable resonators. Journal of Micromechanics and Microengineering, Vol.8, pp. 15-23, 1998. [ANS6.3] ANSYS 6.3 Documentation, Coupled-Field Analysis Guide: 1.3 System of Units. [Bas03] J. Bastian and J. Haase: Order Reduction for Second Order Systems. Proceedings 4th MATHMOD, pp. 418-424, Vienna 2003. [Bat90] K. J. Bathe: Finite Elemente Methoden. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1990. [Ben91] R. Benamar, M. M. K. Bennouna and R. G. White: The Effect of Large Vibration Amplitudes on the Mode Shapes and Natural Frequencies of Thin Elastic structures. PART 1: Simply Supported and Claped-Clamped Beams. Journal of Sound and Vibration, Vol.2, Nr. 149, pp 179-195, 1991. [Ben00] F. Bennini, J. Frühauf and W. Dötzel: High force and large displacement actuators with curved electrodes using Si-bulk-micromachining. Proc. of the 7th International Conference on New Actuators (ACTUATOR 2000), pp. 87-90, Germany 2000. [Ben01] F. Bennini, J. Mehner, W. Dötzel: Computational Methods for Reduced Order Modeling of Coupled Domain Simulations. 11. International Conference on SolidState Sensors and Actuators (Transducers 01), pp. 260- 263, Germany 2001. [Ben03] F. Bennini, J. Mehner, W. Dötzel: System Level Simulations of MEMS Based on Reduced Order Finite Element Models. International Journal of Computational Engineering Science, Vol. 4, Nr. 2, pp. 385-388, Singapore 2003. [Ber98] J. Berger: Technische Mechanik für Ingenieure - Band 3: Dynamik. Verlag Vieweg, 1998. [Bil94] D. Billep: Simulation elektrischer und mechanischer Komponenten eines Mikrosystems. Diplomarbeit Technische Universität Chemnitz, 1994. 136 [Bil99] Literaturverzeichnis D. Billep: Modellierung und Simulation eines mikromechanischen Drehraten- sensors. Dissertation Technische Universität Chemnitz, Kapitel 2: EntwurfsprozeßMethoden und Werkzeuge, 1999. [Boi95] N. Boivin, C. Pierre and S. W. Shaw: Non-Linear Normal Modes, Invariance and Modal Dynamics Approximations of Non-Linear Systems. Nonlinear Dynamics, Vol.8, No. 3, pp. 315-346, 1995. [Bri99] V.M. Bright: Selected papers on optical MEMS. SPIE Milestone Series, Vol. MS 153, USA 1999. [Che00] Y. Chen and J. White: A Quadratic Method for Nonlinear Model Order Reduction. Proc. of International Conference on Modeling and Simulation of Microsystem MSM 2000, pp. 477-480, 2000. [Döt97] W. Dötzel, T. Gessner, R. Hahn, C. Kaufmann, K. Kehr, S. Kurth and J. Mehner: Silicon Mirrors and Micromirror Arrays for Spatial Laser Beam Modulation. Digest of Technical Papers of 1997 International Conference on Solid-State Sensors and Actuators, TRANSDUCERS ´97, Vol.1 , pp 81-84, USA 1997. [Fel95] P. Feldmann and R. W. Freund: Efficient linear circuit analysis by Padé- approximation via the Lanczos process. IEEE Trans. Computer-Aided Design, vol. 14, pp. 639-649, 1995. [Fre99] R. W. Freund: Reduced-order Modeling Techniques based on Krylov Subspaces and their use in Circuit Simualtion. Applied and computational Control, Signals and Circuits, Vol.1, pp. 435-498, 1999. [Gab98] L. D. Gabbay: Computer aided macromodeling for MEMS. Ph.D. dissertation, Massachusetts Institute of Technology. Cambridge, 1998. [Gab00] L.D. Gabbay, J.E. Mehner and S.D. Senturia: Computer-Aided Generation of Nonlinear Reduced Order Dynamic Macromodels: I. Non-Stress-Stiffened Case. Journal of Microelectromechanical Systems, Vol. 9, pp. 262-269, 2000. [Guy65] R. J. Guyan: Reduction of Stiffness and Mass Matrices. AIAA Journal, vol. 3, No. 2, 1965. [Gyi99] M. Gyimesi and D. Ostergaard: Electro-Mechanical Transducer for MEMS Analysis in ANSYS. Proceedings of Modelling and Simulation of Mikrosystems Conference MSM99, pp. 270-274, USA 1999. [Hun99] E. S. Hung and S. D. Senturia: Generating Efficient Dynamical Models for Microelectromechanical Systems from a Few Finite-Element Simulation Runs. IEEE Journal of Microelectromechanical Systems, Vol.8, No. 3, pp. 280-289, 1999. 137 [Kas00] M. Kasper: Mikrosystementwurf – Entwurf und Simulation von Mikrosystemen. Springer- Verlag Berlin Heidelberg 2000. [Keh00] K. Kehr: Theoretische und experimentelle Analyse mikromechanischer Spiegel mit hoher Dynamik. Dissertation Technische Universität Chemnitz, 2000. [Kle96] A. Klein; G. Gerlach: System Modelling of Microsystems Containing Mechanical Bending plates Using Advanced Network Description Method. Conf. on MICRO SYSTEM Technologies ’96: Simulation in the Design Process of Microsystems, pp. 299-304, Germany 1996. [Kne95] F. K. Kneubühl: Lineare und nichtlineare Schwingungen und Wellen. B. G. Teubner Studienbücher, Physik, Stuttgart 1995. [Koh98] P. Kohnke: ANSYS Users Manual. Bd. 4: Theory Reference Release 5.5, Chapter 11: Coupled Effects. SAS IP Inc., USA 1998. [Lan90] P. Lancaster and K. Salkauskas: Curve and Surface fitting. Academic Press London. 3 Print. ISBN-0-12-436061-0, 1990. [Lee98] C.S. Lee, S. Han and N.C. MacDonald: Multiple depth, single crystal silicon microactuators for Large displacements fabricated by deep reactive ion etching. Int Solid-State Sensors and Actuator Workshop, pp. 45-50, Hilton Head Island 1998. [Lin03] W. Z. Lin, K. H. Lee, S. P. Lim and Y. C. Liang: Proper orthogonal decomposition and component mode synthesis in macromodel generation for the dynamic simulation of a complex MEMS device. Journal of Micromechanics and Microengineering, Vol. 13, pp. 646-654, 2003. [Lor99] G. Lorenz: Netwerksimulation mikromechanischer Systeme. Dissertation vom Fachbereich für Physik und Elektrotechnik der Universität Bremen, Shaker Verlag, 1999. [Löh99] K. Löhr: Kapazitive Detektion der Auslenkung mikromechanischer Aktoren. Diplomarbeit Technische Universität Chemnitz, 1999. [Löh01] K. Löhr, J. Mehner, W. Dötzel: Simulation viskoser Dämpfung in Mikrosystemen unter Verwendung von Analogiebeziehungen. 5. Chemnitzer Fachtagung Mikromechanik & Mikroelektronik, pp. 56-61, 2001. [Meh98] J. Mehner, S. Kurth, D. Billep, C. Kauffman, K. Kehr and W. Dötzel: Simulation of Gas Damping in Mikrostructures with nontrivial Geometries. Proceedings IEEE MEMS 98, pp. 172-177, Germany 1998. [Meh00a] J. Mehner: Entwurf in der Mikrosystemtechnik. Dresdner Beiträge zur Sensorik, Band 9, Dresden University Press 2000. 138 [Meh00b] Literaturverzeichnis J. E. Mehner, L. D. Gabbay and S. D. Senturia: Computer-Aided Generation of Nonlinear Reduced Order Dynamic Macromodels: II. Stress-Stiffened Case. Journal of Microelectromechanical Systems, Vol. 9, pp. 270-277, 2000. [Meh01] J. Mehner, F. Bennini; W. Dötzel: CAD for Microelectromechanical Systems. System Design Automation - Fundamentals, Principles, Methods, Examples, pp. 111-130, Kluwer Academic Publishers, Boston 2001. [Meh02] J. Mehner, F. Bennini, W. Dötzel: Methods and Tools to Design Microsystems. First International Symposium on Mechatronics (ISOM 2002), pp. 473-482, Germany 2002. [Nay79] A.H. Nayfeh; D.T. Mook: Nonlinear Oscillations. New York: Willey 1979. [Pil90] L. T. Pillage and R. A. Rohrer: Asymptotic waveform evaluation for timing analysis. IEEE Trans. Computer-Aided Design, vol.9, pp. 352-366, 1990. [Prz68] J.S. Przemieniecki: Theory of matrix structural analysis. McGraw-Hill Book Company, New York 1968. [Rei00] S. Reitz, J. Becker, J. Haase and P. Schwarz: Generierung von Verhaltensmodellen aus ANSYS-Beschreibungen. 18th CAD-FEM Users Meeting, pp. 1-7, Friedrichshafen 2000. [Rei02] S. Reitz, J. Bastian, J. Haase, P. Schneider and P. Schwarz: System Level Modeling of Microsystems using Order Reduction Methods. Symp. Design, Test, Integration and Packaging of MEMS/MEOMS (DTIP), pp.248-257, France 2002. [Rew01] M. Rewienski and J. White: A Trajectory Piecewise-Linear Approach to Model Order Reduction and Fast Simulation of Nonlinear Circuits and Micromachined Devices. International Conference on Computer Aided Design (ICCAD2001), pp.417-423, 2001. [Sch96] A. Schroth: Methoden und Modelle zur Beschreibung des Verhaltens balken- und plattenförmiger Verformungskörper der Mikromechanik. Dissertation Technische Universität Dresden, 1996. [Sch97] H.R. Schwarz: Numerische Mathematik. B. G. Teubner Stuttgart 1997. [Sch01] P. Schwarz; P. Schneider: Model Library and Tool Support für MEMS Simulation. Conf. on Microelectronic and MEMS Technology, SPIE Proceedings Series Vol. 4407, Scotland 2001. [Sch03a] D. Scheibner; J. Mehner; D. Reuter; T. Geßner; W. Dötzel: Tunable Resonators with Electrostatic Self-Test Functionality for Frequency Selective Vibration Measurements. Proc. MEMS 2003, pp. 526-529, Japan 2003. 139 [Sch03b] M. Schlegel; F. Bennini; J. Mehner; G. Herrmann; D. Müller; W. Dötzel: Analysing and Simulation of MEMS in VHDL-AMS Based on Reduced-Order FE-Models. IEEE Sensors 2003, Second IEEE International Conference on Sensors, pp. 22-24, Canada 2003. [Sen97] S. Senturia, N. Aluru and J. White: Simulating the behavior of MEMS devices: Coputational methods and needs. IEEE CSE, pp. 30-43, 1997. [Sen98] S. Senturia: CAD challenges for Microsensors, Microactuators and Mikrosystems. Proc. of the IEEE, vol. 86, pp. 1611-1626, 1998. [She99] B. N. Sheehan: ENOR: Model Order Reduction of RLC Circuits Using Nodal Equations for Efficient Factorisation. Proceeding of the 36th ACM/IEEE conference on Design automation, pp. 17-21, 1999. [Sil96] L. M. Silveira, M. Kamon and J. White: Efficient Reduced-Order Modelling of Frequency-Dependent Coupling Inductances Associated with 3-D Interconnect Structures.. IEEE Trans. on Components, Packaging and Manufacturing Technology, Part B, Vol.2, pp283-288,1996. [Sim77] Simonyi, K.: Theoretische Elektrotechnik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1977. [Su91] T. J. Su and R. R. Craig: Model reduction and control of flexible structures using Krylov vectors. J. Guidance, Control and dynamics, vol. 14, pp. 260-267, 1991. [Til96] H. Tilmans: Equivalent circuit representation of electromechanical transducers: Lumped-parameter systems. Journal of Micromechanical and Microengineering, Vol. 6, pp. 157-176, 1996. [Vak96] A. F. Vakakis: Normal modes and localization in nonlinear systems. Verlag Wisley, ISBN 0-471-13319-1, New York 1996. [Var00] M. Varghese, V. L. Rabinovich and S. D. Senturia: Reduced-Order Models of Stress-Stiffened MEMS Structures. Proc. of the International Conference on Modelling and Simulation of Microsystems MSM 2000, pp 493-496, USA 2000. [Vei95] T. Veijola, H. Kuisma, J. Lahdenperä and T. Ryhänen: Equivalent circuit model of the squeezed gas film in a silicon accelerometer. Journal of Sensors and Actuators, Vol. A48, pp239-248, 1995. [Wac95] G. Wachutka: Tailored modelling: a way to the virtual microtransducer fab?, Sensors and Actuators, A46-47, pp. 603-612, 1995. [Wel96] Friedrich Weller: Numerische Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Viewegs Fachbücher der Technik 1996. 140 [Wib02] Literaturverzeichnis J. Wibbler: Frequenzselektive Vibrationssensoren mit spannungsgesteuerter Resonanzabstimmung in Oberflächenmikromechanik. Dissertation Technische Universität Chemnitz, 2002. [Wib01] J. Wibbler; D. Scheibner; J. Mehner: Improved Coupled-Field FE Analysis of Micromachined Electromechanical Transducers. 11th International Conference on Solid-State Sensors and Actuators, TRANSDUCERS’01, pp. 240-243, Germany 2001. [Zie84] O.C. Zienkiewicz: Coupled Problems and their Numerical Solution, in Numerical Methods in Coupled Systems, pp. 35-68, R. Lewis; P. Bettess; E. Hinton, Hrsg., Chinchester: Wiley 1984. 141 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen Abb. 1-1: Repräsentative Zusammensetzung eines komplexen Mikrosystems für Simulationen auf Systemebene .................................................................................. 16 Abb. 2-1: Auswirkungen von Nichtlinearitäten auf das Verhalten eines Schwingers in Resonanz .................................................................................................................... 24 Abb. 2-2: Resonanzverschiebung eines Schwingers mit Normalkraft, verursacht durch Stress-Stiffening (Federquerschnitt 2 × 20 µm2, E = 169 GPa) ................................ 26 Abb. 2-3: Elektrostatische Kraftberechnung mit ANSYS.......................................................... 29 Abb. 2-4: Stabile und instabile Gleichgewichtslage bei elektromechanischen Systemen.......... 31 Abb. 2-5: Hysterese bei der statischen Kennlinie eines Einfachkondensators mit Anschlag .... 31 Abb. 2-6: Nichtlineare Auswirkung des elektrostatischen Feldes auf ein Schwingsystem........ 33 Abb. 3-1: Beschreibung eines diskreten Mehrmassen-Schwingsystems in Form einer Baugruppe mit Eingangs- und Ausgangsklemmen .................................................... 36 Abb. 3-2: Prinzip der Matrixkondensation bei der Berücksichtigung des elektrostatischen Feldes (Makromodell mit drei Masterfreiheitsgraden) .............................................. 39 Abb. 3-3: Explizite Approximation einer Übertragungsfunktion............................................... 41 Abb. 3-4: Approximation eines Deformationszustandes für einen zweiseitig eingespannten Biegestab durch Formfunktionen ............................................................................... 43 Abb. 3-5: Beschreibung der Übertragungsfunktion nach dem Arnoldi-Verfahren .................... 50 Abb. 3-6: Beschreibung eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens mit einer zentrischen Last durch die modale Superpositionsmethode.......................................................... 51 Abb. 3-7: Ergebnisse der statischen und der linearisierten harmonischen Analysen des zweiseitig eingespannten Biegebalkens mit elektrostatischem Wirkprinzip ............. 57 Abb. 4-1: ROM-TOOL Prozedur zur Makromodellgenerierung ............................................... 61 Abb. 4-2: Moderelevanz in Abhängigkeit von der Last ............................................................. 64 142 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen Abb. 4-3: Darstellung der Formänderungsenergie und der Kapazität in Form von Höhenlinien ................................................................................................................ 66 Abb. 4-4: Auswirkungen der Vernachlässigung von Wechselwirkungen relevanter Eigenvektoren in einem Makromodell mit fünf modalen Freiheitsgraden ................ 68 Abb. 4-5: Numerische Ermittlung der Formänderungsenergie .................................................. 69 Abb. 4-6: Aufzwingen von Mode 1 auf das FE-Modell unter Berücksichtigung axialer Dehnungen ................................................................................................................. 70 Abb. 4-7: Verallgemeinerter Kapazitätsbegriff zur Berechnung elektrostatischer Kräfte ......... 71 Abb. 4-8: Netzverzerrung und Neuvernetzung des elektrostatischen Feldraumes..................... 72 Abb. 4-9: Visualisierung der Polynome vom Typ Lagrange und Pascal ................................... 75 Abb. 4-10: Ergebnisse einer Ausgleichung der Formänderungsenergie für q3=0: (A) Formänderungsenergie, (B) partielle Ableitung der ersten Ordnung, (C) partielle Ableitung der zweiten Ordnung ................................................................................. 76 Abb. 4-11: Ausgleichsrechnungen an Kammzelle-Daten mit verschiedenen Polynomtypen..... 78 Abb. 4-12: Visualisierung der Newton-Raphson-Iterationsschleife zur Lösung nichtlinearer Gleichungen ............................................................................................................... 80 Abb. 4-13: Die statischen Kennlinien im modalen Unterraum .................................................... 81 Abb. 4-14: Rücktransformation der Ergebnisse in lokale Koordinaten des FE-Modells (Expansion Pass) ........................................................................................................ 82 Abb. 4-15: Visualisierung der kombinierten Newmark-Methode und Newton-RaphsonIteration zur Durchführung transienter Analysen ...................................................... 84 Abb. 4-16: Die dynamische Antwort der einzelnen modalen Freiheitsgrade nach einer elektrischen Rechteckspannung ................................................................................. 85 Abb. 4-17: Ergebnisse der transienten Analyse mit Stress-Stiffening ......................................... 87 Abb. 4-18: Am Arbeitspunkt linearisierte harmonische Analysen .............................................. 90 Abb. 4-19: Behandlung von Kontaktproblemen mit dem Makromodell ..................................... 93 Abb. 4-20: Beschreibung der Beschleunigungslast in Arbeitsrichtung und in Querrichtung ...... 96 Abb. 4-21: Verhaltensbeschreibung des Makromodells in Simulink........................................... 98 Abb. 4-22: Blackbox-Modell in PSPICE mit 4 modalen Freiheitsgraden, 2 Elektroden und 1 Kapazität .................................................................................................................. 103 Abb. 4-23: Vergleich zwischen Eigenvektoren und Karhunen-Loéve-Vektoren eines zweiseitig eingespannten Biegebalkens im elektrostatischen Feld.......................... 105 Abb. 5-1: Bestimmung der modalen Freiheitsgrade................................................................. 108 143 Abb. 5-2: Ergebnisse der statischen Analyse der drei Anordnungen zur Ansteuerung der Spiegelplatte ............................................................................................................. 110 Abb. 5-3: Ergebnisse der harmonischen Analyse für Anordnung 1......................................... 111 Abb. 5-4: Modell einer 2D-Projektion mit 1D-Torsionspiegeln in Simulink .......................... 112 Abb. 5-5: Ergebnisse der Systemsimulation mit Simulink....................................................... 113 Abb. 5-6: Elektronische Schaltung zur Lagedetektion von mikromechanischen Aktoren....... 114 Abb. 5-7: Ergebnisse der Systemsimulation mit PSpice .......................................................... 115 Abb. 5-8: Abstimmbarer Vibrationssensor mit Hebelunterstützung ........................................ 116 Abb. 5-9: Ergebnisse der Amplitudengänge bei einer Kraftwirkung im Mittelpunkt der seismischen Masse ................................................................................................... 117 Tabelle 1: Die Konstanten λi und ηi für den zweiseitig eingespannten Biegebalken ................. 55 Tabelle 2: Initialisierung der FE-Datentabelle ............................................................................ 73 Tabelle 3: Frequenzverschiebungen von Mode 1 und 2............................................................ 111 145 Versicherung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskripts habe ich Unterstützung von folgenden Personen erhalten: KEINE Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Chemnitz 06. April 2004 ................................................. ................................................. Ort, Datum Unterschrift 147 Thesen 1. Das elektrostatische Feld beschreibt die Schnittstelle zwischen der mechanischen Struktur und der Systemelektronik. So bewirkt einerseits eine zeitliche Änderung des Elektrodenabstandes eine Änderung der Kapazität und demzufolge der elektrischen Kennwerte, andererseits führt eine angelegte elektrische Spannung zu einer Kraftwirkung auf die Elektroden. 2. Die Kopplung des elektrostatischen Feldes mit der mechanischen Struktur ist aufgrund der auslenkungsabhängigen elektrostatischen Kraftwirkung stets bidirektional und nichtlinear. Eine partitionierte Lösung, bei der die Strukturdeformationen und die elektrostatischen Kräfte an Grenzflächen ausgetauscht werden, wird für diese Art von Feldkopplungen in FESystemen bevorzugt. 3. Mikrostrukturen werden in vielen Fällen gewollt mit nichtlinearen Effekten entworfen, wobei eine große Reihe davon diese Effekte als Wandlerprinzip anwenden. Der erweichende Effekt der elektrostatischen Felder und der versteifende Effekt vom Stress-Stiffening können zur Manipulation der elastische Terme einer Komponente benutzt werden. 4. Besonders in der frühen Entwurfsphase einer mikromechanischen Komponente sind analytische Näherungslösungen sinnvoll. Diese spiegeln den Einfluss von Modellparametern auf das Verhalten der Komponente wider und ermöglichen schnelle Optimierung. In einer späteren Entwurfsphase, in der die Komponente in einem Gesamtsystem betrachtet wird, um das Systemverhalten zu beurteilen und auf Fehler zu prüfen, sind numerische Modelle notwendig. Diese liefern besonders bei komplexen Komponenten genauere Ergebnisse. 148 Thesen 5. Systemsimulatoren erfordern eine analytische Beschreibung der Einzelkomponente und sind deshalb nur für einfache Baugruppen mit wenigen Freiheitsgraden geeignet. FE-Modelle können nicht in ihrer Form in Systemsimulatoren benutzt werden. Hierfür werden Verfahren zur Ordnungsreduktion benötigt, bei denen Makromodelle erstellt werden, die mindestens relevante Aspekte ohne nennenswerten Genauigkeitsverlust widerspiegeln. 6. Jede statische Strukturdeformation kann zumindest näherungsweise durch eine Superposition von linearen unabhängigen Formfunktionen zusammengesetzt werden. Fraglich ist nur welche Formfunktionen zur Beschreibung des Strukturverhaltens im Arbeitsbereich der Komponente geeignet sind. Für lineare statische Strukturdeformationen ist die Wichtung der einzelnen Formfunktionen konstant. Dies ist nicht der Fall bei nichtlinearen Deformationen. 7. Mikrostrukturen mit elektrostatischem Wirkprinzip haben generell eine charakteristische Auslenkung. So wird das Verhalten von Aktoren durch die Elektrodenanordnung bestimmt. Dagegen werden kapazitive Sensoren meist für bestimmte Lastfälle konzipiert. Es ist dann möglich, für solche charakteristische Auslenkungen eine begrenzte geringe Anzahl von Formfunktionen zur Beschreibung der Strukturdeformationen heranzuziehen. 8. Die Anwendung von Formfunktionen zur Ordnungsreduktion von FE-Modellen ist ein effizienter Weg, um eine drastische Reduzierung der Freiheitsgrade zu erreichen. Das sich daraus ergebende Makromodell wird nicht mehr durch lokale Knotenauslenkungen beschrieben, sondern durch globale Formfunktionen, die jeweils die gesamte Strukturdeformation beeinflussen. 9. Die Arnoldi-Vektoren stellen Formfunktionen dar, die spezifisch für bestimmte Lastfälle ermittelt werden. Die Karhunen-Loéve-Vektoren werden direkt aus der Deformation der Struktur selbst ermittelt und sind damit auslenkungsspezifische Formfunktionen. Eigenvektoren sind allgemeine und lastunabhängige Formfunktionen, die vor allem zur Beschreibung des dynamischen Strukturverhaltens eingesetzt werden. Bei der Ordnungsreduktion sind die Eigenvektoren zur Beschreibung nichtlinearer Strukturdeformationen am effizientesten. 149 Lebenslauf Fouad Bennini Persönliche Daten: Geburtsdatum: 15. März 1975 Geburtsort: Médéa (Algerien) Staatsangehörigkeit: deutsch Familienstand: verheiratet, 1 Kind Schulbildung: 1980 – 1986 Grundschule in Algerien 1986 – 1989 Gymnasium in Algerien 1989 – 1992 Gymnasium in Tunesien 1992 – 1993 Kolleg Breitenbrunn in Deutschland Abschluss: Hochschulreife Studium: 09/1993 – 06/1999 Technische Universität Chemnitz Fachrichtung Elektrotechnik Vertiefungsrichtung Mikrosystem- und Gerätetechnik Abschluss: Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik 10/1997 – 02/1998 Praktikum im Wissenschaftlichen Nationalen Forschungszentrum CNRS-LAAS in Frankreich Berufliche Tätigkeit: 07/1999 – 06/2004 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik seit 07/2004 Automotive Electronics der Robert BOSCH GmbH in Reutlingen, Entwicklung-Sensortechnologiezentrum Starzach 04. Februar 2005