Was ist ein BLOG - Vorarlberger Jägerschaft

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Was ist ein BLOG - Vorarlberger Jägerschaft
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Vielleicht geht es zumindest manch einem von Ihnen so wie mir, und Worte wie Web
2.0, Blogs oder Google Plus schlichen sich in den vergangenen Jahren mehr und
mehr in die Wahrnehmung hinein, blieben aber immer irgendwie diffus.
Ab irgendeinem Punkt gewann ich das Gefühl, alle anderen wüssten, wovon sie
redeten. Mittlerweile weiß ich, dass selbst ein Großteil derjenigen, die für mich zu
den Wissenden zu gehören schienen, keineswegs den richtigen Umgang mit diesen
Instrumenten beherrscht und ihren vollen Nutzen auch ausschöpft. Rund 90 Prozent
aller Unternehmensauftritte bei Facebook, so Online-Marketingberater Daniel
Schremm, sind (Originalzitat) „für die Tonne“, weil die Macher das Prinzip nicht
verstanden haben: Es geht um Austausch, um den Dialog.
Dank der Einladung zur heutigen Konferenz habe ich mich auf den Weg gemacht,
die virtuelle Welt zu entdecken, und ich möchte Sie herzlich einladen, mich bei
meinen Schritten zu begleiten.
Ich hatte bei meinen Erforschungen jeweils drei Aspekte im Hinterkopf. Zum Ersten
natürlich die Erkundung: Was ist das genau, was gibt es da an Jagdlichem? Zum
Zweiten die Frage: Welchen Quellen im Internet kann ich vertrauen, oder was sollte
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ich bei ihrer Nutzung im Hinterkopf behalten? Zum Dritten: Lassen sich diese
Internetplattformen für die Jagd vielleicht sinnvoll nutzen?
Unterstützt wurde ich bei meinen Recherchen durch ein Seminar zu Marketing über
Social Media von Daniel Gremm sowie durch ein persönliches Coaching von Doris
Schuppe, beide ansässig in München.
Abb. 1: Entwicklung des Web 2.0. Zitat Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon
Das Web 2.0 ist also keine grundlegend neue Art von Technologie sondern einfach
eine veränderte Nutzung des bereits vorhandenen Internets.
Aus Sicht eines Verbandes oder eines Unternehmens herrschte vorher – und das ist
auch jetzt noch auf den traditionellen Internetseiten der Fall – das
„Gießkannenprinzip“: Auf der einen Seite sitzt sozusagen ein Sender, der aktiv
veröffentlicht, auf der anderen Seite sitzen passive Empfänger. Der Sender hat die
Entscheidungshoheit darüber, welche Inhalte er preisgibt, in welchem Zeitrhythmus
er etwas veröffentlicht und so weiter. Der Empfänger hat nur die Wahl, zu empfangen
oder nicht.
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Das Web 2.0 hat diese Einbahnstraßensituation beendet. Heute haben wir dank so
genannter Internetdienste eine fast völlig freie Beteiligung der Nutzer am Web und
eine aktive Mitgestaltung der weltweit verfügbaren Informationsbestände. Oft wird in
diesem Zusammenhang auch von einer „Demokratisierung“ des Netzes gesprochen,
was natürlich vor allem eine politische Dimension hat.
In diesem Fall ist damit jedoch gemeint, dass abhängig von politischen und
wirtschaftlichen Gegebenheiten jeder Nutzer gleichermaßen die Möglichkeit hat, sich
im Web 2.0 einzubringen. Wie wir sehen werden, eröffnen verschiedene
Internetdienste ganz unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu äußern: Es gibt OnlineLexika, Blogs, soziale Netzwerke und mehr. Jede Form hat ihre Stärken oder
besonderen Eignungen und Schwächen.
Abb. 2: Vom Web 1.0 zum Web 2.0. Quelle: Dr. R. Müller/Prof. Dr. W. Schumann, www.d@dalos.de
Die Tatsache, dass sich heute jede und jeder im Netz einbringen kann, birgt
Chancen und Gefahren. Auf der einen Seite kann das Web 2.0 sämtliches Wissen
erschließen, das sich in unseren Gehirnen angesammelt hat, sei es durch Erfahrung
oder durch Ausbildung. Gerade im Jagdbereich kann das spannend sein. Erlebnisse
und Erfahrungen einzelner Jäger im Revier können hier schnell einer großen Gruppe
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zugänglich gemacht werden. Viel Wissen würde sonst hinter verborgenen Türen
schlummern und immer wieder neu erworben werden müssen statt einfach
weitergegeben zu werden. Oder vielleicht auch verloren gehen.
Auf der anderen Seite fallen an vielen Stellen Kontrollinstanzen weg, die das im Web
veröffentlichte vermeintliche Wissen nach allgemein anerkannten Maßstäben
überprüfen, wie es zum Beispiel in einer Redaktion der Fall ist. Zwar arbeiten einige
Internetseiten, wie Wikipedia, mit so genannten Administratoren. Aber andernorts
wird eine Überprüfung einfach ersetzt durch Arten der Darstellung, so zum Beispiel in
den Blogs.
Unser Gehirn sucht sich Merkmale, an denen es die Relevanz der vorliegenden
Information abzuschätzen versucht. Ein besonders gängiges Verfahren ist es, die
Zahl derer anzusehen, die bisher einer Information gefolgt sind, die sie empfehlen
oder die sich einer bestimmten virtuellen Gruppe angeschlossen haben. Die „Likes“
bei Facebook sind hierfür vielleicht das bekannteste Beispiel. Das kann gut gehen,
öffnet aber auch Tür und Tor für Fehlinterpretation und lässt sich für Täuschungen
missbrauchen, wie wir sehen werden.
Allen Webdiensten gemein ist jedoch ein entscheidendes Kriterium, und das sollte
jeder konsequent verfolgen, der sie nicht nur passiv sondern aktiv nutzen möchte:
Das Web 2.0 lebt vom Dialog. Eine Information, die keine Reaktion auslöst, ist in
dieser Welt null und nichtig. Facebook-Pages oder Twitter-Accounts werden – auch
von den Internetdiensten selbst - nach dem Kriterium ihrer Aktivität bewertet und mit
hoher Präsenz, Vernetzung und Aufmerksamkeit belohnt oder mit Beschränkungen
bis hin zum Verschwinden bestraft. Denn hinter diesen Diensten stehen zumeist
Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen, zum Beispiel dem Ziel hoher
Werbeeinnahmen.
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Beispiel: Die Wikis
Abb. 3: Wikimedia-Projekte (Screenshot, Quelle: www.wikimedia.de)
Wikis ermöglichen „jedem“ Benutzer, Beiträge zu verfassen, zu editieren oder zu
löschen. Dahinter steht der Verein Wikimedia Deutschland e. V. mit einem
Spendenaufkommen 6,1 Mio Euro 2012/13.
Wikimedia ist nach eigener Aussage eine „internationale gemeinnützige
Organisation, die Freies Wissen fördert.“ Das Ziel verfolgt sie durch die „Sammlung,
Entwicklung und Verbreitung von Freien Inhalten in allen Sprachen der Welt.“ Das
Onlinelexikon Wikipedia ist das größte Projekt und wird durch eine eigene Stiftung
betrieben. Derzeit stehen über 21.500 aktive Autoren auf der Liste, es gibt rund 1,6
Millionen Seiten und fast das Hundertfache an Bearbeitungen.
Dennoch habe ich das „jedem“ in Anführungszeichen gesetzt. Im Zuge meiner Arbeit
an diesem Vortrag habe ich nämlich gelernt, dass nicht wirklich „jeder“ ein Autor bei
Wikipedia werden kann. Es sind durchaus Legitimationen und Qualifikationen
(„Credibility“) vorzuzeigen, ein Tutorial zu durchlaufen, und man kann auch ganz
schnell einfach raus fliegen, wenn etwas nicht passt.
Das Gabler Wirtschaftslexikon schreibt zu Wikipedia: „Durch die kollektive
Zusammenarbeit ergibt sich automatisch ein mächtiges Kontrollinstrument, das i. d.
R. allein durch die große Anzahl an Nutzern falsche Informationen oder Missbrauch
des Dienstes erschwert oder nahezu unmöglich macht. (Crowd Sourcing, Wisdom of
the Crowd)“
Ich muss gestehen, mich machen solche Sätze misstrauisch. Denn es ist nicht so,
dass ich bei meinen Recherchen in Wikipedia nicht schon auf falsche, unsinnige oder
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einseitig gefärbte Beiträge gestoßen wäre. Sowohl in der Wissenschaft als auch in
vielen Medien wird Wikipedia nicht als solide Informationsquelle akzeptiert.
Aber: Die Beiträge werden heftig diskutiert und ggf. immer wieder überarbeitet. Der
Verlauf dieser Diskussionen wird im Internet bis in alle Details transparent dargestellt
und ist für jeden nachvollziehbar, nur die Namen der Autoren bleiben zumeist
anonym. Zu beliebten Antworten der Wikipedia-Administratoren auf
Verbesserungsvorschläge gehört: „Mach doch. Wikipedia ist für alle da!“
Als einem jagdlichen Schlüsselbegriff bin ich als Beispiel einmal der
Waidgerechtigkeit bei Wikipedia nachgegangen.
„Waidgerechtigkeit oder auch Weidgerechtigkeit nennt man einen Kanon an Normen
und Regeln, die für jeden verantwortlichen Jäger oder Angler gelten sollten. Sie
umfasst unter anderem die Hege des Wildes, bzw. der Fischbestände und den
Verzicht auf bestimmte, als grausam geltende Jagd- bzw. Angelmethoden. Diese
Regeln sind nicht starr fixiert, sondern befinden sich in stetiger Weiterentwicklung. So
gilt zum Beispiel in Deutschland der Schrotschuss auf Rehe nicht mehr als
waidgerecht, obwohl dies in früherer Zeit anders gesehen wurde.
Viele, zunächst als Übereinkunft getroffene Normen haben sich später in schriftlicher
Form in Gesetzen oder anderen Verordnungen durchgesetzt. Auch der Begriff der
Waidgerechtigkeit selbst ist in die Jagdgesetze eingegangen. Erstmals eingeführt in
die Gesetzessprache wurde der Begriff als „Deutsche Waidgerechtigkeit“ im § 4 des
Reichsjagdgesetzes vom 3. Juli 1934. Auch heute noch ist er z. B. im § 1 Abs. 3 des
Bundesjagdgesetzes zu finden: „Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein
anerkannten Grundsätze deutscher Waidgerechtigkeit zu beachten.“ Ähnlich
formuliert sind die Landes-Jagdgesetze in Österreich: „Die Jagd ist in einer allgemein
als waidgerecht anerkannten Weise und unter Beobachtung der Grundsätze einer
geordneten Jagdwirtschaft auszuüben.“ (NÖ Jagdgesetz 1974, § 1, Abs 2)
Daneben gelten die nicht schriftlich normierten Regeln der Waidgerechtigkeit als mit
Usancen vergleichbares Gewohnheitsrecht und entfalten darum Gesetzeskraft: Im
Sinne der Waidgerechtigkeit handelt man nach bestimmten Regeln, auf deren
Einhaltung sich alle Beteiligten verlassen können („es wurde immer so gemacht“).
Gesetzliche Regelungen zur Waidgerechtigkeit gibt es ausschließlich in Deutschland
und Österreich.
Literatur
Kurt Lindner: Weidgerecht. Herkunft, Geschichte und Inhalt. Homo venator,
Band 2. Habelt, Bonn 1979, ISBN 3-7749-1691-8.
Wilhelm Bode, Elisabeth Emmert: Jagdwende – Vom Edelhobby zum
ökologischen Handwerk. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44942-5.
Alexander Schwab: "Werte Wandel Weidgerechtigkeit", 2011, Salm-Verlag,
ISBN 978-3-7262-1426-5
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Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: "Knaurs Großes Jagdlexikon", Augsburg
2000, S. 857, Stichwort: Waidgerechtigkeit, ISBN 3-8289-1579-5
Weblinks
Position des Deutschen Jagdschutz-Verbandes zur Waidgerechtigkeit
http://www.jaegermagazin.de 6/2013 Titelthema: Am Rande der Gesellschaft,
S. 28“
(Anmerkung: Zwischen dem Zeitpunkt der Erstellung dieses Vortrags im Juni 2013
und dem Verfassen der schriftlichen Version wurden bereits Änderungen an dem
Beitrag zur Waigerechtigkeit vorgenommen. Unter anderem sind heute, 8.7.2013,
zwei weitere Literaturquellen gelistet.)
Offenbar war keiner der im Saal vertretenen Verbände direkt und aktiv an der
Erstellung dieses Beitrags beteiligt.
Eine Nachfrage in der Pressestelle des Deutschen Jagdverbandes ergab, dass man
dort zwar immer mal wieder bei Wikipedia Änderungen veranlasst, dass aber keine
eigenen Beiträge zu den jagdlichen Themen verfasst und eingestellt werden können.
Hier zwei kurze Blicke hinter die Kulissen von Wikipedia-Beiträgen. Einzelne Aspekte
oder Worte oder auch der gesamte Beitrag können kommentiert und diskutiert
werden:
„Diskussion:Waidgerechtigkeit
Ich halte diesen Artikel für überarbeitungswürdig. Die Darstellung des Begriffs
erscheint aus verschiedenen Gründen einseitig und unvollständig:
1.) Weidgerechtigkeit wird sehr wohl definiert, unter anderem in den Jagdgesetzen
des Bundes und der Länder. Dies könnte im Artikel genauer erläutert werden.
Mach doch. Wikipedia ist doch für alle da. --Gamander Galan 08:01, 11. Okt.
2006 (CEST)
2.) Das Entstehen des Reichsjagdgesetzes wird immer wieder aufgrund der
Tatsache, daß es 1934 beschlossen wurde, offen oder unterschwellig als "Erfindung
von Nationalsozialisten" oder "Nazigesetz" hingestellt. Es ist als Fachgesetz aber aus
Gesetzen der damaligen Länder weiterentwickelt worden und lag bereits vor der
Machtergreifung als Entwurf vor. Vgl. hierzu z.B. [[1]]
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3.) Die Weidgerechtigkeit ist keine Erfindung von 1934, sie ist als ethischer und
rechtlicher Begriff viel älter. Auf die Geschichte des Begriffs sollte intensiver
eingegangen werden.
Machet! --Gamander Galan 08:01, 11. Okt. 2006 (CEST)
4.) Zur Weidgerechtigkeit bei Fischbeständen wird im Artikel überhaupt nichts
gesagt.
5.) ÖJV Link entfernt. Wie kann es sein das ein sich unter dem Wort Öko getarnter
Verband der die finanziellen Interessen einer kleinen Waldbesitzerschar vertritt (unter
dem Moto Wald vor Wild) dazu herablässt Weidgerechtigkeit und Pflicht zur Hege,
mit der stupiden Zurückführung beider Begriffe auf das NS-Regim und "DEN
DICKEN", zu attackieren. Jeder weiß doch daß das RJG ein von Praktikern
ausgearbeitetes gut durchdachtes Werk ist welches zu einer Zeit enstand als "DER
DICKE" noch garnicht wußte was Jagd ist.
Ohne auf den inhaltlichen Unsinn, den du hier von dir gibst, eingehen zu
wollen: Der Weblink bietet weiterführende Informationen zum Thema und
bleibt im Artikel. Tönjes 14:03, 20. Sep. 2007 (CEST)
Er bietet keine Infos, er will eine Meinung vertreten. Weg damit
gesetzliche Regelung der Weidgerechtigkeit nur in Deutschland?
Es ist meines Erachtens nicht richtig daß es weltweit nur in Deutschland eine
gesetzliche Regelung zur Weidgerechtigkeit gibt!
Im österreichischen Recht gibt es das sehr wohl auch, teilweise seit Jahrzehnten,
z.B. im Niederösterreichischen Jagdgesetz von 1974, §2, Abs.2 der da lautet:
"Die Jagd ist in einer allgemein als weidgerecht anerkannten Weise und unter
Beobachtung der Grundsätze einer geordneten Jagdwirtschaft auszuüben."
oder im NÖ Fischereigesetz von 2001, § 12, Abs 1:
"Der Fischfang ist in einer allgemein als weidgerecht anerkannten Weise und unter
Beobachtung der fischereikundlichen Erkenntnisse auszuüben."
(siehe dazu: http://www.ris.bka.gv.at/lr-niederoesterreich/ )
In den restlichen Bundesländern sind diese §§ fast identisch! --Kat1100 00:55, 2.
Dez. 2007 (CET)“
Nicht nur die Diskussionsbeiträge an sich, sondern auch die möglicherweise darauf
folgende Veränderung der Versionen können verfolgt werden:
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Abb. 4: Wikipedia Diskussion (Versionsgeschichte) zum Lemma „Waidgerechtigkeit“ (Screenshot)
Wikipedias deutsche Version verzeichnete 2009 allein 27 Millionen Zugriffe pro Tag.
Unter anderem deshalb gilt natürlich die Frage: Sollten Wikipedia-Beiträge zu
„unserem“ Fachthema von irgendwelchen, möglicherweise jagdfernen Autoren
erstellt werden? Oder sollte die Tatsache, dass fast jede Anfrage im Internet erstmal
auch auf Wikipedia verweist, einen Verband dazu bringen, diesem und den anderen
relevanten Medien des Web 2.0 hohe Priorität an Arbeitskraft zuzuweisen?
Die BJV-Kreisgruppe Neu-Ulm unter ihrem rührigen Vorsitzenden Christian Liebsch
entschied sich vor ein paar Jahren dafür, jagdliche Begriffsdefinitionen niemand
anderem als der Jägerschaft zu überlassen. Sie rief das Projekt „Jagdwiki“ ins Leben,
eine Art Wikipedia-Lexikon speziell zu Jagdthemen. Bis 2012 gab es bei Wikimedia
diese Möglichkeit, aktuell muss man sich bei seinem eigenen Provider nach diesem
Werkzeug erkundigen.
Das Neu-Ulmer Jagdwiki, das ich bei meinen aktuellen Recherchen mit großer
Gespanntheit gesucht habe, konnte ich zu meiner Überraschung leider nicht mehr
entdecken.
Die Rückfrage bei Christian Liebsch ergab, dass es eingestellt wurde. Neben
Problemen technischer Art musste er eingestehen, dass das Jagdwiki „nicht in dem
erhofften Maß angenommen und aktuell gehalten wurde, wovon so etwas ja lebt.
...die Homepage wird unseren Anforderungen einfach besser gerecht.“
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Hier sind offenbar mehr Nutzer an einem passiven Konsum von Informationen
interessiert als an einer – ehrenamtlich zu leistenden – aktiven Gestaltung.
Vielleicht ist die Interessenvertretung an der Spitze dieser Gruppe einfach zu gut.
Gehen wir einen Schritt weiter auf unsere virtuellen Tour und betrachten wir einige
Instrumente der „social media“.
I
Internet-Foren
Mit Social Media werden Anwendungen und Dienste bezeichnet, die Internet-Nutzern
helfen, Informationen und Dateien auszutauschen, und die zugleich die
Kommunikation und Vernetzung der Nutzer unterstützen. Beispiele sind Blogs,
Twitter, YouTube, Facebook, Google+ und andere. Zu den sehr grundlegenden
Funktionen des Web 2.0 gehören so genannte Internet-Foren, hier beispielhaft das
Forum von Wild und Hund.
Abb. 5: Wild und Hund-Forum (Screenshot von www.wildundhund.de/forum/)
Wikipedia schreibt dazu: „Ein Internetforum (von lat. forum, Marktplatz) ist ein
virtueller Platz für Austausch und Archivierung von Gedanken, Meinungen und
Erfahrungen. Diese können in Form von Worten, Filmen oder Bildern geäußert
werden.“
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Üblicherweise besitzt eine Forums-Website ein bestimmtes Oberthema – in unserem
Fall die Jagd - und ist so unterteilt, dass es für verschiedene Unterthemen je ein
eigenes Verzeichnis gibt, ein Unterforum. Bei Wild und Hund sind dies zum Beispiel
Ausbildung, Recht, Waffen, Hunde und mehr. Diese Aspekte sind dann weiter
unterteilt.
„Man kann Diskussionsbeiträge (engl. Postings) schreiben, die andere lesen und
beantworten können. Alle zusammenhängend aufeinander antwortende Beiträge
werden als Thread (Faden) oder Thema (Topic) bezeichnet. Indem man einen neuen
Thread beginnt, fängt man eine neue Diskussion an.“ (wikipedia.de) Das Instrument
des Forums findet in der einen oder anderen Form auch auf anderen social media
Plattformen Einsatz, es ist ein grundlegendes Instrument des Austauschs.
Das Forum von Wild und Hund gehört neben landlive mit jagderleben.de zu den
größten jagdlichen Internetforen in Deutschland.
Wild und Hund verzeichnet hier über 2,5 Millionen Zugriffe pro Monat. Es gibt
Diskussionsregeln, und ehrenamtliche Administratoren überwachen deren
Einhaltung. Läuft eine Diskussion im Forum besonders rege oder hitzig, kann dies
durchaus bewirken, dass das Thema Eingang in die Berichterstattung des
Printmediums findet. Jedenfalls verfolgt die Redaktion sehr dicht die Vorgänge im
Forum.
II
Die Blogs
„Blog“ ist die Abkürzung für „Weblog“, was also ungefähr „Logbuch im Internet“
bedeutet. Es handelt sich dabei um ständig, z. B. täglich, aktualisierte
„Tagebucheinträge“ im Internet aus Texten, Bildern, Video- und Audiodateien.
Blogs enthalten subjektive Beiträge, spiegeln Meinungen, Befindlichkeiten, Expertise,
animieren zu Austausch und Vernetzung.
Ich zitiere teilweise aus dem Gabler Wirtschaftslexikon:
Im Gegensatz zu einer persönlichen Homepage, die eine Art Visitenkarte des
Betreibers darstellt, handelt es sich bei einem Blog um ständig aktualisierte und
kommentierte Tagebuchbeiträge, die ... abonniert werden können. Es können
Verweise auf spezielle Beiträge anderer Seiten gesetzt und somit intensive
Diskussionen geführt werden.“
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Weitere Stichpunkte zu den Blogs sind „weite Verbreitung“, „Fokussierung auf
unterschiedlichste Themengebiete“ sowie „starke Vernetzung der Blogs
untereinander“ So können fachspezifische Diskussionszirkel entstehen.
Beispiel: Der Jagdblog von Stefan Fügner
Abb. 6: Jagdblog von Stefan Fügner (Screenshot von http://jagdblog.blogspot.de/)
Im Bereich der Jagdblogs ist in Deutschland nicht viel Auswahl geboten. Eins der
herausragenden Beispiele ist Stefan Fügner, der seit über sieben Jahren bloggt und
2009 eine Jagdagentur in Brandenburg aufmachte. Hier einige Stichworte und
Auszüge aus einem Telefonat mit ihm:
- Was bringt der Blog? Nur Arbeit und Ärger
- Was ist die Motivation dafür? Kein wirtschaftlicher Gewinn, sondern „Urtrieb
Sendungsbewusstsein“, habe viel Wissen und Informationen, ich wollte mich äußern,
weil ich das Gefühl hatte, der Publizist ohne journalistische Ausbildung wird nicht
ernst genommen, will das Monopol der Printmedien durchbrechen
- Intensive Diskussion und Vernetzung, ungefilterte Meinung von der Basis an die
Öffentlichkeit bringen, authentisch, absolute Unabhängigkeit
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Mit seinen Kriterien und seiner Vorgehensweise erfüllt Stefan Fügner somit eigentlich
alle Kriterien des Blogs, wie er sein sollte. Er äußert sich regelmäßig und in
höchstem Maße subjektiv.
Marketingberater Daniel Gremm verglich den Blog und andere Instrumente der social
media übrigens mit einer Kneipe: Sie gehen hinein und tragen lauthals eine Meinung
oder Botschaft vor. Entweder, die Leute fühlen sich angesprochen und fangen an,
mit Ihnen zu streiten oder untereinander zu diskutieren, oder sie halten Sie für einen
Spinner und verlassen uninteressiert bis genervt den Raum. Wenn dann draußen ein
zufälliger Passant am Fenster vorbeiläuft, sieht er entweder lebhaften Austausch
oder einen leeren Raum. Danach wird er sich entscheiden, ob er diese Kneipe betritt
oder nicht.
Ich möchte Ihnen hier ein zweites Beispiel vorstellen, das sich selbst als „Blog“
bezeichnet, mich aber nicht in gleichem Maße überzeugt hat. Der Blog.NatürlichJagd ist ein Projekt der Kommunikationsinitiative Natürlich Jagd, getragen von der
Jägerstiftung natur+mensch.
Abb. 7: „Blog“ von Natürlich Jagd (Screenshot von http://blog.natuerlich-jagd.de/)
Zwar gibt es heutzutage sehr wohl das Instrument des „Corporate Blogs“, also den
Blog eines Unternehmens. Persönlich sehe ich hier allerdings eine Unvereinbarkeit,
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denn wie sollte ein Unternehmen ein Tagebuch führen? Sämtliche damit
verbundenen Aspekte, wie Subjektivität, Meinung, Gefühl, Individualität, Erfahrung
und persönliches Wissen lassen sich meines Erachtens nach nicht wirklich in einem
Unternehmensblog umsetzen.
Der Blog von „natürlich.Jagd“ veröffentlicht Beiträge, die von ihrer Neutralität und
Aufmachung her einer journalistischen oder redaktionellen Veröffentlichung
entsprechen. Dadurch entsteht sozusagen ein ansprechendes Werk im falschen
Rahmen. Wie Sie hier auf der Folie vielleicht erkennen können, erfolgen dann auch
wenige oder keine Leserkommentare, was dazu führt, dass das wesentliche
Kriterium des Dialogs nicht in Gang kommt. Der Blick ins Fenster wird hier kaum
einen Gast in die Kneipe locken.
Ein weiterer Verband, der sich zutraut, einen „Blog“ zu führen, ist der Deutsche
Journalistenverband:
Abb. 8: „Blog“ des Deutschen Journalilstenverbands (Screenshot von www.djv.de)
Hier erhielt ich die Auskunft, dass der Blog von einem Mitarbeiter der OnlineRedaktion gepflegt werde. Er füttere den DJV-Blog „eher mit seiner persönlichen
Meinung“, es gebe „geringere Freigabemechanismen“ und die
„Themenauswahl erfolge eher persönlich, oft sei es eine tagesaktuelle Nachbereitung
von Themen aus den Pressemeldungen“.
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Wenn Sie mich fragen: Die Blogs sollten Unternehmen und Verbände den Bloggern
überlassen. Davon gibt es ganz wunderbare, und das entstehende Produkt erfüllt
seine ganz eigenen Funktionen, zum Beispiel die der echten, authentischen
Informationsquelle von der Basis sowie des Stimmungsbarometers.
III
Twitter
Twitter („Gezwitscher“) nennt sich die „Verbreitung von telegrammartigen
Kurznachrichten ähnlich der Form eines Schneeballsystems“ im Internet. Die kurzen
Textnachrichten (Tweets) dürfen maximal 140 Zeichen aufweisen (Mikroblogging).
Dahinter steckt das Unternehmen Twitter Inc. aus den USA. Twitter Inc. erlöst
Umsätze fast ausschließlich durch Werbung. Die Finanzierung des Unternehmens
erfolgt aber über Investoren, zu denen unter anderem Facebook Inc. und die
russische Investmentgesellschaft Mail.ru Group gehören. (Quelle: wikipedia.de)
Wie funktioniert das nun mit dem Twittern?
„Folgen Sie anderen Twitterern und beginnen Sie, sich mit ihnen auszutauschen,
ihre Tweets zu kommentieren oder weiterzuverbreiten (retweeten). Setzen Sie selbst
interessante Tweets ab, die von anderen retweetet werden. Auf diese Weise bauen
Sie einen Follower-Stamm auf.“ Das schreibt Twitter selbst auf seiner Seite.
Wer mit Twitter noch nie zu tun hatte, findet das System möglicherweise zu Beginn
verwirrend. Da hilft auch der einleitende Satz auf der Internetseite nicht weiter: „Finde
heraus, was es bei den Leuten und Organisationen, die Dich interessieren, Neues
gibt.“ Dafür kenne ich zahlreiche herkömmliche Methoden, die sehr gut funktionieren.
Was also ist hier zu gewinnen?
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Eine der herausstechendsten Eigenschaften des Internetdienstes Twitter ist
sicherlich seine Schnelligkeit. Hier spielt sich Informationsaustausch nicht im
Wochen- oder Tagesrhythmus ab, sondern mindestens im Stunden- bis hinauf zum
Sekundentakt. Wer Twitter kennen lernt, fragt sich, wie überhaupt noch Neuigkeiten
übrig bleiben können, um sie dann Stunden oder Tage später auf „totes Holz“, sprich
Papier, zu drucken. Ist so etwas wirklich tauglich für die Jagd, wo sich die meisten
Prozesse und Entwicklungen doch eher langfristig abzeichnen?
Das System von Twitter geht einher mit ein paar sehr eigenen Begriffen und
Funktionen, zum Beispiel den „hashtags“, also den Kreuzchen-Zeichen vor
bestimmten Wörtern. Zu Beginn stolperte ich außerdem über die seltsamen E-mailAdressen mit dem @-Zeichen vorne dran und über rätselhaft verkürzte Formen von
Links. Es bedarf ein wenig der Einarbeitung, bis man die durchaus gegebene
Sinnhaftigkeit dessen entdeckt. Die Hashtags geben die Möglichkeit, gezielt nach
diesen Begriffen suchen zu lassen. Die gekürzten Links sind notwendig, um besser
mit den 140 Zeichen klarzukommen.
Durchsucht man Twitter nach dem Stichwort „Jagd“, kommt viel Unbrauchbares dabei
heraus. Schließlich wird das Wort jeden Tag tausendfach für das Verfolgen von
Steuersündern, das Wettrennen um irgendwelche Titel des Renn-, Fußball oder
anderen Sports sowie das Bekämpfen krimineller Machenschaften, zum Beispiel im
„Tatort“ entliehen.
Einer der besten Treffer ist hier der blog.natürlich Jagd, der mithilfe von Twitter auf
seine jüngste Veröffentlichung auf der Internetseite verweist. Wesentlich spannender
wird es, wenn man unter „Personen“ nach Jagd sucht. Dann erscheinen so genannte
Kurzprofile:
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Abb. 9: Twitter-Kurzprofil von Jagd Tirol (Screenshot von www.twitter.com)
Hier präsentieren sich sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen. In der oberen
Mitte links ist die Zahl ihrer selbst versendeten Tweeds angegeben, die Zahl ihrer
Follower und die Zahl derer, deren Veröffentlichungen die Person selbst „verfolgt“
(follows). Das sind normalerweise nicht null, so wie hier bei der Jagd Tirol, sondern
hundert oder Hunderte. Es ist ein lohnendes und zeitraubendes Unterfangen, sich
hier einmal weiter zu hangeln. Der Stöbernde stößt auf immer neue Kurzprofile, hat
die Möglichkeit, besonders interessanten wiederum zu „folgen“, und kann sich nach
und nach ein Netzwerk an Informanden und Informationen aus seiner Nische
erschließen.
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Die Social Media-Beraterin Doris Schuppe aus München hält Twitter sogar für ein
besonders gutes Instrument für Menschen, die viel unterwegs sind – wie zum
Beispiel Jäger. Die kurzen, schnellen Botschaften lassen sich sehr gut am I- oder
Smartphone empfangen und bearbeiten. Dialog ist alles im Web 2.0. Wer viel und
regelmäßig twittert, ist bei dem Unternehmen beliebt und wird gut behandelt.
Der Nutzer muss sich bei twitter registrieren und ein Konto eröffnen.
Abb. 10: Startseite von Twitter beim Eröffnen eines Accounts (Screenshot von www.twitter.com)
Twitter führt dann jeden Anmelder durch ein Anfangsmenü, bei dem er aufgefordert
wird, je fünf Abonnements aus verschiedenen Bereichen (Medien, Celebrities,
Sport...) aufzunehmen. Der noch unerfahrene Neukunde klickt dabei möglicherweise
auch mal auf Dinge, die er sonst nicht unbedingt wahrnehmen würde.
Auf diese Vorschlagliste zu kommen, bedeutet also, die eigenen Informationen
rasant an eine große Menge Leser bringen zu können.
Experten behaupten, Twitter stelle die Liste nach der Aktivität der jeweiligen
„accounts“ zusammen – ein weiteres Argument, für rege
Aktivität und Dialoge unter dem eigenen Namen zu sorgen.
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Schuppe als Social-Media-Insiderin twittert drei Mal am Tag: Morgens, mittags,
abends. Damit sie es nicht vergisst, hat sie sich bestimmte Uhrzeiten (sehr ungerade,
damit man mit der Botschaft nicht in der Flut der Meldungen untergeht) in der
Erinnerungsfunktion Ihres I-Phones eingespeichert. Manchmal nutzt sie aber auch
den ausgeklügelten Service einer anderen App namens Buffer. Die ermöglicht es,
einen regelrechten Stundenplan (schedule) für das Bedienen der social media
aufzustellen. Außerdem kann man hier auf Vorrat Tweets einstellen, die dann
automatisch versandt werden, wenn sie gerade mal keine Zeit hat oder keine neue
Info parat.
Auf Twitter selbst lassen sich Listen anlegen, wo die eingehenden Tweets nach
Themenbereichen sortiert auflaufen. Das erspart nicht nur aufwändiges Lesen und
Sortieren alle paar Stunden, sondern es entstehen auch Info-Pools, die sich zu
gegebener Zeit wiederum als Ganzes versenden lassen und für den Empfänger
möglicherweise ein gutes Service-Paket darstellen – so Doris Schuppe.
Wichtiger Tipp der Beraterin an Unternehmen und Verbände: Während die meisten
von Twitter auf ihre Homepages verlinken, findet sich auf der Page oft kein Link zu
Twitter. Wer die Homepage besucht, erfährt also gar nicht, dass er diesem
Unternehmen auch auf Twitter folgen könnte.
Und: Erstellen Sie für Ihre Social Media einen Redaktionsplan wie für andere
regelmäßige Veröffentlichungen auch! Das ermöglicht es auch mal, vorzuarbeiten.
Hier einige „Kardinalfehler“, die man laut Experten im Umgang mit Twitter/Social
media nicht machen sollte:
„Tweets zu versenden und nicht auf Rückmeldungen zu reagieren gehört zu den
größten Fehlern.“
„Für den offiziellen Twitter-Account sollte es eine Art Schichtplan geben, damit er
nicht nur von 8 bis 16 Uhr betreut wird.“
(Quelle: www.b2-performance.de)
„Twitter macht nur Sinn, wenn ich Menschen in Echtzeit informieren will. Ansonsten
ist es überflüssig.“
„Der Internetdienst favorisiert intensive Dialoge.“
(Quelle: Daniel Gremm, www.daniel-gremm.de)
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IV
Facebook
Abb. 11: Facebook-Page von Wild und Hund (Screenshot von www.facebook.com/wildundhund.de)
Auf Wikipedia heißt es: Facebook ist ein Social Network, das neben der Vernetzung
der registrierten Nutzer auch viele Optionen anbietet, Inhalte (Fotos, Videos, WeblogInhalte, Apps) und Werbung über diese Plattform zu verbreiten. Facebook ist
inzwischen teils Freizeit- teils Business-Netzwerk. Nutzer, die sich gegenseitig als
Bekannte bestätigen, werden “friends / Freunde”, Profile von Marken, Unternehmen
oder an einem Thema Interessierten werden “fan page / Seiten” genannt. Jedes
Profil (egal ob registrierter Nutzer oder Seite) hat eine “Pinnwand”, über die
kommuniziert werden kann.
In Deutschland hat Facebook 24,8 Millionen Nutzer (Nov 2012), insgesamt ist
schätzungsweise die Hälfte der online-Weltbevölkerung hier registriert, das sind über
eine Milliarde Menschen.
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Zum Seitenaufbau:
- Oben „Banner“ als Blickfang (klare Botschaft...)
- In der Mitte der Seite ist Platz für eine gewisse Präsentation, hier werden auch die
„Likes“ gezeigt und das – verpflichtende! – Impressum
- Unten links/rechts finden Forum und Dialog statt, und hier wird es spannend!
Zu Vernetzung und Austausch an dieser Stelle gehören Kommentare, Bilder, Videos,
Infos und mehr. Ähnlich wie bei Twitter bietet sich hier die Möglichkeit zum
Durchhangeln und zur Vernetzung mit anderen Nutzern.
Wohl mit die wichtigsten Funktionen der Facebook-Seiten sind:
Gefällt mir * Kommentieren * Teilen
Facebook gilt gemeinhin als große Eintrittspforte zu jungen Internetnutzergruppen.
Aus dem Blickwinkel der Jagd mit ihrem relativ hohen Altersdurchschnitt kann das
auch immer noch so stehen bleiben.
Viele andere Bereiche und Medien hingegen sind derzeit alarmiert, weil zahlreiche
Nutzer zwischen 18 und Anfang 30 abwandern. Hingegen wächst die Gruppe der
über 60-jährigen Frauen. Inoffiziell heißt es, die Jungen gingen, weil „bei Facebook
jetzt ihre Mütter unterwegs seien“.
Häufig wird die Relevanz einer Facebook-Seite anhand der „Gefällt mir“-Angaben
abgeschätzt. Sehr viele andere Möglichkeiten bieten sich uns im Internet nicht
unbedingt, wie bereits beschrieben. Dies kann allerdings auch in die Irre führen:
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Abb. 12: (Screenshot von www.facebook-fans-kaufen.de)
Denn in der virtuellen Welt ist vieles manipulierbar. Das Merkmal, mit dem sich
Facebook am stärksten profiliert, und das sicher die Aufmerksamkeitshöhe der
meisten Nutzer beeinflusst, muss nicht echt sein. Da im Netz alles miteinander
verknüpft ist und eine Internetseite die andere beeinflusst, können solche
„gefälschten“ Werte viele weitere Verschiebungen nach sich ziehen. Die Folge kann
eine starke Verzerrung der virtuellen Darstellung sein.
Einige Jagdverbände sind bereits mit so genannten Fanpages auf Facebook
vertreten, im Folgenden als Beispiele der Bayerische Jagdverband (BJV) und die
Vorarlberger Jägerschaft.
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Abb. 13: Facebook-Page des Bayerischen Jagdverbands (Screenshot)
Abb. 14: Facebook-Page der Vorarlberger Jägerschaft (Screenshot)
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Interessant ist aber auch, dass sich im Internet Gruppen finden, die in der realen
Welt so nicht zu existieren scheinen und den regionalen Verbänden selbst häufig
auch gar nicht bekannt sind, wie zum Beispiel die „Jagdhelfer Süddeutschland“.
Abb. 15: Facebook-Gruppe „Jagdhelfer Süddeutschland“ (Screenshot von
http://www.facebook.com/groups/Jagdhelfersueddeutschland)
Selbstbeschreibung: „Diese Gruppe soll dazu dienen sich gegenseitig zu Helfen, oft
fehlende Schützen,Hundeführer (Stöber/Nachsuche) bei Mais/Drückjagden zu
finden.Hier besteht die Möglichkeit Such/Bietanfragen ein zustellen. Vlt benötigt auch
jemand einfach nur Hilfe im Revier oder bietet BGS/TPacht an Jemand hat ne Idee
für Utensilien? dann gerne Posten bzw ein Dokument mit Anleitung erstellen. Wenn
Ihr Freude an der Gruppe gefunden habt dürft Ihr auch gerne Eure Jagdfreunde dazu
einladen.Jetzt viel Spaß Waidmannsheil Christian Wolf“
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Beachtenswert ist auch die Selbstdarstellung vor allem der jungen Jäger über
Facebook oder andere social media. Hier machen sich oft junge, attraktive Menschen
auf kreative Weise für ihr Herzensanliegen, die Jagd, stark. Ob jeder dieser Auftritte
echt ist, bleibt natürlich dahin gestellt...
Abb. 16: Facebook-Page einer Jägerin (Screenshot)
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Abb. 17: Facebook-Gruppe der „waidgerechten Jäger“ (Screenshot)
Abb. 18: Facebook-Gruppe „Jagd ist Leidenschaft“ (Screenshot)
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Abb. 19: Kommerzielle Facebook-Page von Jagdfreund.at (Screenshot)
Abb. 20: Raubsäuger-Blog – eher ein Raubsäuger-Forum (Screenshot)
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Abb. 21: Beitrag einer Nutzerin auf Raubsäuger-Blog und Kommentare dazu (Screenshot)
Eine Frage, die sich der Besucher dieser virtuellen Welt immer wieder stellt, ist: Was
bringt das wirklich? Wie relevant sind diese virtuellen Vorgänge für unser reales
Leben?
Eine sachgerechte Pflege der sozialen Medien ist schließlich ziemlich zeitaufwändig.
Und selbst wenn ich – zum Beispiel als Verband - das gut mache, dann „tummeln“
sich eben virtuell Leute auf meiner Seite. Was habe ich davon?
Einer der großen Vorteile des Internets besteht in seinen Analysemöglichkeiten.
Facebook, Google und andere Programme bieten alle möglichen Varianten an, um
das Geschehen auf den pages nach den verschiedensten Faktoren aufzuschlüsseln
und zu untersuchen. Das funktioniert natürlich nur, wenn ich meine Fans nicht
gekauft habe.
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Abb. 21: Monatsanalyse der Nutzer der Wild und Hund-Page auf Facebook nach Geschlecht und Alter
(Screenshot)
Abb. 22: Längerfristige Entwickung der „Gefällt mir“-Angaben und der Personenzahl, die über Wild
und Hund spricht, bezogen auf die Wild und Hund-Page auf Facebook (Screenshot)
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Der Hintergrund sind die hohen wirtschaftlichen Interessen im Netz. Schon jetzt
fließen laut Online-Marketingberater Daniel Gremm rund ein Viertel aller Gelder, die
für Werbung ausgegeben werden, ins Internet. Größere Ausgaben werden laut
Online-Marketingberater nur noch für die Fernsehwerbung getätigt.
Abb. 23: Verschiedene Programme, hier Google Analytics, ermöglichen detaillierte Analysen der
Nutzer im Internet (Screenshot)
Alle Arten von Strukturen – ob Geschlechter- und Altersverteilung, oder auch
zeitliche Verläufe, lassen sich nachvollziehen. Das macht es zum Beispiel möglich,
gezielt die Wirkung von Veröffentlichungen oder Ereignissen auf das „onlinePublikum“ zu verfolgen. Hier liegen kraftvolle Möglichkeiten. Sie zu nutzen, bedeutet
sicherlich erneut hohen Zeitaufwand, wird sich aber auf lange Sicht bezahlt machen.
Was bedeutet nun dieses „bezahlt machen“ für die Jagd, speziell die Organisationen
der Jagd, deren Vertreter Sie sind? Welche Vor- und Nachteile haben Sie bei einer
aktiven Nutzung vom Web 2.0 zu erwarten?
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Vorteil aktive/passive Nutzung
Junges Publikum (Durchschnittsalter
Nachteil aktive Nutzung
Zeitaufwändige Pflege (Kosten, Qualität!)
Facebook derzeit 38,7 Jahre)
Schnelle und breite Kommunikation ->
Plattformen können sehr schnell
Meinungsführerschaft
zusammenbrechen, Bsp. Myspace 2011
(verlor allein 10 Mio. Nutzer in einem
Monat)
Trends werden spürbar, Stimmen von
Anfälligkeit für virtuelle gesellschaftliche
der Basis (vor allem Blogs)
Angriffe („shitstorms“) steigt
Möglichkeit zur sehr schnellen Reaktion
bei allen Arten von aktuellen Anlässen
Gleichziehen mit Jagdgegnern, die sich
bereits im Web 2.0 platziert und vernetzt
haben
Vernetzung im Themengebiet Jagd
Geringer Aufwand für Weiterverbreitung
Mit einem Klick werden automatisch sehr
viele User erreicht
Diskussionen finden „unter dem Dach“
und mit möglicher Einflussnahme des
Verbandes statt
Themen können gesteuert werden
„in“ sein, vorne dran sein
Kontakt zur Autorin:
Vivienne Klimke
Vivienne.klimke@paulparey.de
Tel.: (0049)(0)175/8227723