Frankreichs wilder Süden - Camping Nature Parc L`Ardéchois

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Frankreichs wilder Süden - Camping Nature Parc L`Ardéchois
trekking
TOUR
Text/Bilder:
Norbert Eisele-Hein
Ardèche
Frankreichs
wilder Süden
Département
Ardèche
Das Département Ardèche (offiziell Département de l’Ardèche)
liegt im Südosten Frankreichs in
der Region Rhône-Alpes. Es
wurde nach dem Fluss Ardèche
benannt, der durch dieses Gebiet fließt und bei Paddlern sehr beliebt ist.
Knapp 315.000 Einwohner leben dort auf einer
Fläche von 5.529 km². Wanderer und Naturliebhaber finden im Département Ardèche ein einzigartiges Landschaftsbild und eine
ausgeprägte Pflanzen- und Tierwelt.
Aufmacherbild: Stefan Rost
Der Pont d’Arc, der natürliche Triumphbogen bei Vallon, gilt
als das steinerne Wahrzeichen der Region. Landschaftlich
umwerfende Touren ohne jeglichen alpinen Rummel, eine Karstlandschaft mit den größten Höhlen Europas unter der Erde und
vulkanischen Hügeln und mächtigen Gipfeln oberhalb der zahlreichen Flussläufe, Lavendel- und Sonnenblumenfelder bis zum
Horizont und malerische Ortschaften, die das Savoir vivre mit
Leidenschaft zelebrieren – Norbert Eisele-Hein präsentiert,
wie schön das wilde Südfrankreich sein kann.
Viele alte Bauernhäuser wurden liebevoll restauriert (links). – Die Ardèche
schlängelt sich in weiten Mäandern durch die Landschaft (unten links).
66 Meter hoch spannt der von der Natur geschaffene, steinerne Triumphbogen über die Ardéche. Das kleine Flüsslein hat im Laufe von
Jahrmillionen ganze Arbeit geleistet, sich geduldig durch die massive
Felswand gefräst und eine spektakuläre Canyon-Landschaft hinterlassen. Das steinerne Tor bei Vallon Pont d’Arc ist zum Synonym für die gesamte Region geworden, Bilder davon gehören wie der Eiffelturm in
jedes französische Schulbuch.
Für Kanuten ist die Ardèche das höchste der Gefühle. Selbst wenn man
im August an manchen Tagen vor lauter Booten fast kein Wasser mehr
sieht, die Tour bleibt ein echtes Abenteuer. Aber auch Wanderer sollten es
auf keinen Fall versäumen, einen Extratag für eine Kanutour von VallonPont-d’Arc bis St.-Martin-d’Ardèche einzuplanen.
Die Karstlandscha ist obendrein berühmt für ihre zahlreichen Höhlensysteme. In der Unterwelt der Aven d’Orgnac, einer gigantischen, drei
Hektar großen Tropfsteihöhle, warten bizarre Säle mit bis zu 50 Metern
Höhe. Ein Muss ist auch der Besuch des Chauvet Museums. In der erst
1 bei Vallon entdeckten Chauvet-Grotte verewigte der Cro-MagnonMensch schon 35.000 Jahren seine Erlebnisse an den Höhlenwänden. Die
Grotte wird als »Sixtinische Kapelle der Urzeit« zu Recht gelobt. Natürlich
gibt es auch jede Menge anthropologisch weniger interessante Höhlen, wo
es sich trotz oder gerade deswegen wunderbar »spelunkeln« lässt.
Kein Wunder also – bei so einer Häufung von Superlativen –, dass der
Rest der Ardèche häufig etwas zu kurz kommt. Darum aufgepasst: Die Ardèche ist eines der acht Départements der Region Rhône-Alpes. Ein einsamer Landstrich, hart an der Grenze zu den Cevennen, sozusagen das
Bindeglied vom kontinentalen Norden zur mediterranen Provence. Eine
Landscha wie geschaffen für die Werbung diverser Mineralwasser und
tolle Trekkingtouren.
Grenzenlose Weite – kein alpiner Rummel
Im dünn besiedelten Norden, der so genannten »L’Ardèche Verte«, scheint
die Landscha tatsächlich einem Gedichtband mit sattgrünem Umschlag
entsprungen. Steinbrücken aus der Römerzeit führen über wilde Bachläufe.
Opas und Enkel stehen seelenruhig mit ihren Angeln an der Brüstung und
stellen den zahlreichen Forellen nach. Die romanische Kirche bei Veyrines
stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Wanderung von dort zum 1.16
hohen Chiret Blanc wird von Wildschwein-, Reh- und Fuchsspuren begleitet. Oben genießt man ein 360-Grad-Panorama und ziemlich außer Atem
die Erkenntnis, dass die grüne Ardèche ein hinterlistiges Relief birgt. Der
erste Eindruck ist lieblich, aber der stete Tropfen höhlt den Stein. Hier wird
mit jedem Schritt zusätzlich Höhe gemacht!
Das werden auch die jährlich 15.000 Teilnehmer der »L’Ardèchoise«,
einem der größten Radrennen der Welt, spüren. Dabei durchqueren
Hobbyfahrer und Profis je nach Leistungs- und Leidensbereitscha in drei
Tagen die gesamte Ardèche.
Doch nur kein Stress! Sehen und staunen und zum Beispiel im malerischen Lamastre unter schattigen Platanen eine kräftige Dosis savoir
vivre einsaugen. Das geht so: Aus der Epicérie Baguette, Oliven, Ziegenkäse und Wildpastete holen und die alten Männern beim Petanque
beobachten. Das ist nicht nur so eine holprige Kugelschubserei, wie
man es mal aus Langeweile im Urlaub am Strand spielt. Das ist Passion
und Präzision. Es gibt sogar eine Art Bundesliga für das Spiel mit den
Metallkugeln. Meist wirkt das Spiel meditativ, aber wehe, die Entscheidung, welche Kugel dem »cochonnet«, dem Schweinchen am
nächsten kommt, ist umstritten, dann entsteht ein filmreifes Palaver
mit gestenreichen Emotionen. Dann werden die Maßbänder gezückt
und es geht um Millimeter.
Gipfel in allen Formen, von Vulkanen geprägt
Weiter südlich in der zentralen Ardèche tauchen markantere Berge
auf. Die Straße windet sich wie ein glühendes, metallenes Band gen Himmel. Endstation ist knapp unter dem Mt. Mezenc, dem mit 1.753 m
höchsten Berg der Ardèche. Die Gegend ist berühmt für ihre »Sucs«.
Das sind kleine, massive Felsgipfel vulkanischen Ursprungs, die unvertrekkingmagazin 4/2013
Daten und Fakten
Anreise
Mit dem Auto: Rhônetal-Autobahn, BAB 5
Karlsruhe–Freiburg, Mühlhouse, Besancon, Lyon, diverse
Abfahrten: Valence, Montelimar oder über Lindau, Zürich, Bern, Lausanne, Genf, Annecy, Chambéry, Grenoble
nach Valence oder Montelimar. Mit der Bahn: Mit Eurocity/Regionalexpress über Straßburg, Lyon nach Valence,
Montelimar, weiter mit Bussen zu den Zielorten.
Hotel-Restaurant »Le Provencal«, Le Cheylard
(www.hotelrestaurantleprovencal.com) – unbedingt mit
HP buchen, wundervolle Menüs!
Vallon-Pont-d’Arc, L’Ardechois (www.ardechois-camping.com) – mehrfach prämiertes Camping-Paradies mit
Bungalows, direkt am Steinbogen, tolle Pizza!
Reisezeit
Am besten zwischen Mitte Mai bis Ende Juni und von
Mitte September bis Mitte Oktober.
Veranstalter
In Vallon gibt es unzählige Bootsverleiher! www.
escapade-loisirs.com bietet auch geführte Radtouren,
Canyoning, Rafting, Kletterungen und Höhlenwanderungen zu moderaten Preisen an.
Übernachtung
Neben kleineren Hotels bieten die zahlreichen Gîtes
d’étapes und Maison d’Hôtes günstige und interessante Angebote, mit fast immer hervorragender Küche!
Tipps: La Chastanha, St. Symphorien den Mahun
(www.chastanha.com) – polyglott, familiär und lecker!
Karten
IGN D07 Ardèche, 1:125.000 – Gesamtüberblick; IGN
2939 OT Gorges de L’Ardèche, Topo-Karte 1:25.000,
für eine Kanutour auf der Ardèche; Kanu- und Wanderkarte Ardèche, 1:50.000 (Pollner Verlag; 978-3-89961095-6; 12,90 Euro).
Links
www.ardeche-guide.com
Literatur
Die meisten Reiseführer thematisieren die Ardèche nur
am Südrand, also rings um Vallon. Das komplette Département beinhalten »Ardèche und Cevennen« von Maria
Weinhold und Thomas Schmitt (Schiler Verlag; ISBN
978-3-8993-0247-9; 24,80 Euro) sowie »DuMont direkt:
Ardèche, Tarn, Cevennen« von Gabriele Kalmbach (Dumont Reiseverlag; ISBN 978-3-7701-9524-4; 9,99 Euro).
Weitere Bücher: »Provence zwischen Ardèche und Verdonschlucht« von Thomas Rettsatt (Bergverlag Rother;
ISBN 978-3-7633-4155-9; 14,90 Euro); »Cevennen –
Ardèche« von Bettina Forst (Bergverlag Rother; ISBN
978-3-7633-4323-2; 14,90 Euro). Die Bücher aus dem
Bergverlag rother können bezogen werden über das
trekking-Magazin, Tel. 07221 9521-19;
vertrieb@trekkingmagazin.com
mittelt schier aus der grünen Decke hervorplatzen. »Le Gerbier
de Jonc«, direkt an der D37 ist mit seinen 1.551 m ein besonders plakativer Zuckerhut. Der Berg markiert nicht nur die Wasserscheide zwischen Atlantik und dem Mittelmeer. In seinem
Innern entspringt auch die Loire. Somit herrscht hier ebenfalls
etwas touristischer Rummel. Allerdings nicht zum Nachteil für
hungrige Touristen: In den zahlreichen Marktbuden locken luftgetrocknete Würste, Steinpilze und leckere Käsesorten. Zudem
gibt es sämtliche aus Esskastanien herstellbare Produkte, u.a.
Gebäck, Mousse und sogar Kastanienbier! Die Ardèche ist einer
der größten Verarbeiter von Kastanienprodukten.
Südwestlich schließt sich die Ardèche Méridionale dem Tanargue-Gebirge an. Dieses ist an Wildheit und Einsamkeit kaum
zu überbieten. Und auch hier bieten die Gîtes d’étapes erstklassige Anlaufstationen. Strukturell eine Mischung aus Alpenvereinshütte und Jugendherberge, sind diese häufig liebevoll
renovierte Gehöfte mit unglaublichem Charme. Viele Alt-6erKommunarden haben sich damit einen grünen Lebenstraum
verwirklicht. Dort lässt es sich wohl fühlen und meist auch genial schlemmen –Obst, Gemüse und Fleisch kommen fast
immer aus eigenem biologischen Anbau oder Aufzucht.
Endlose Möglichkeiten für Trekker und Biker
Von der Gîte in Le Jal führt eine stramme Tour auf den höchsten
Berg des Tanargue-Gebirges, den 1.5 m hohen Sommet de
Der Hüttenwirt vom Le Jal in Rocles nimmt Gäste auch mal
auf dem Pick-up mit (links). – Trekker auf der »steinalten«
Bogenbrücke von Thines (unten).
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Tourentipps
Tourentipp 1
»Le Chiret Blanc, 1.146 m«
Charakter
Einsame, ruhige Trekkingtour durch wunderbaren,
artenreichen Mischwald. Schön schattig, gut markiert, aber wenige Möglichkeiten, Trinkwasser aufzufüllen und keine Einkehrmöglichkeit. Panorama
von den Felsen am Gipfel monumental.
Auf dem Sentier des Lauzes
gibt es auch eine uralte
Kapelle zu bestaunen.
Länge/Zeit/Höhenmeter
16 km/4,5 h/750 Hm
Höchster Punkt
1.146 m
Markierung
Durchgängig gelb-rot markiert
Start/Ziel
La Chastanha, St. Symphorien den Mahun
(www.chastanha.com)
Karte
IGN 2935 OT 1:25.000 (www.ign.fr)
Tourentipp 2
»Sommet de Méjan, 1.458 m«
Charakter
Die Überschreitung von Le Jal nach Loubaresse
ist eine harte, aber lohnende Herausforderung.
Über den höchsten Gipfel des Tanargue-Gebirges
geht es auf fast schon alpinen Steigen über riesige Hochweiden mit prächtigen Ausblicken auf
Klöster und Burgen bis nach Loubaresse. Lange,
stark den Sonnenstrahlen ausgelieferte Tour.
Länge/Zeit
24 km/10,5 h
Höchster Punkt
Sommet de Méjan, 1.458 m
Start
Gîte d’étape »Le Jal« (www.gite-etapeardeche.com; www.largentiere.net)
Karte
IGN 2838 OT 1:25.000 (www.ign.fr)
Tourentipp 3
»Le Sentier des Lauzes«
Charakter
So macht Kunst Spaß! Die Exponate dieses Kultur-Trekkings passen sich perfekt der Landschaft
an. Mußevoll, aber dennoch anstrengend geht es
auf schmalen, teils auch steilen Anstiegen durch
eine grandiose Landschaft, über uralte Steinbrücken, vorbei an Schäferhütten und Mühlen.
Länge/Zeit/Höhenmeter
15 km/5 h/ 520 Hm
Höchster Punkt
760 m
Markierung
Durchgängig gelb-rot markiert
Start/Ziel
Gîte d’étape (www.parc-monts-ardeche.fr/v1/article.php3?id_article=839)
Karte und weitere Infos
www.surlesentierdeslauzes.fr
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Radfahrerin vor der
mitten in Lavendelfeldern aufragenden
Kirche von Aubenas.
Eindrücke aus der
Region Ardèche
Méjan. An den Hängen weiden riesige Schaerden, oben wird es alpin, richtig felsig. Weit reicht
der Blick in die grünen Hügelketten über Burgen
und Klöster. Mit einer strammen Tagesetappe gelingt sogar eine Überschreitung in Richtung Loubaresse. Wenn man dann nach mehr als 20
Kilometern Fußmarsch den Turm von Loubaresse im Sonnenuntergang erblickt, qualmen zwar
die Socken, aber die Erlebnisse und Ausblicke
sind jede Strapaze wert. Auch diese Tour würde
sich aufgrund der zahlreichen, gut fahrbaren
Trails hervorragend für Mountainbiker eignen.
Nicht weit davon entfernt können Trekker mit
dem »Sentier des Lauzes« sogar eine ganz besonders schöne Tour mit dem gewissen Extra
und Mehrwert in Angriff nehmen. Im »Vallée de
la Drobie« inmitten des »Parc Naturel Régional
des Monts d’Ardèche« haben Einwohner und
Künstler gemeinsam einen Wanderpfad geschaffen, der zum sportlichen Anspruch auch
noch zu Reflexionen über die Landscha und
deren Zukun anregt. Die Bewusstseinsschleife
führt von St. Melany über Dompnac und erhöht
den Wert der wilden Landscha anhand zahlreicher Exponate aus Stein, Holz und Metall
noch zusätzlich. Ein körperlich und geistig harmonischer Weg des Bewusstseins – unbedingt
empfehlenswert! Typisch Ardèchoise eben. ■