Magazin Nr. 54
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Magazin Nr. 54
AUSGABE 54 MAUERN ABBAUEN – BRÜCKEN BAUEN ! TABOR MAGAZIN ENTLASSUNG UND WAS DANN? VOR DER ENTLASSUNG Aber meine Entlassung bereitet mir nicht nur Freude, ich habe Angst: Angst vor den lieben Mitmenschen und ihren Vorurteilen, Angst vor den Ämtern und Behörden, Angst vor der Frage: ,Sind Sie vorbestraft?‘ Angst vor den vielen Problemen, die da draußen auf einen Vorbestraften zukommen. Herr, ich befürchte, dass meine Strafe mit der Entlassung erst richtig anfängt. Hilf mir, damit ich draußen zurecht komme und noch mal neu anfangen kann. Herr, bald werde ich entlassen; Ich zähle die Tage und die Stunden und kann kaum noch warten, bis sich das Tor öffnet. (Petrus Ceelen) 2 auch gar nicht betreut werden und von Taschengeld leben. Die Menschen suchen Gemeinschaft, sie suchen Menschen, bei denen sie sich zugehörig fühlen können und dürfen. Sie suchen einen Platz, an dem sie ihre Zukunft selbst mit gestalten können und ihren eigenen Weg finden dürfen. Viele wollen auch in keiner reinen Männer- oder Fraueneinrichtung leben, weil sie davon durch den Gefängnisaufenthalt die Nase voll haben. Zur Zeit, als wir beschlossen, den Verein Tabor zu gründen, gab es jeden Sonntag Abend in München in St. Margaret eine Emmausgruppe. Manch Haftentlassener kam zu dieser Gruppe, da einige dieses Angebot bereits aus dem Gefängnis kannten. Und immer wieder gab es da den einen oder anderen Strafentlassenen, der nicht wusste, wohin er am Abend nach der Gruppe gehen sollte: obdachlos und heimatlos! Liebe Freunde, Mitglieder und Förderer des Tabor e.V., besonders liebe Freunde in den Gefängnissen! Für uns wurde schnell klar, dass wir ein Haus brauchten, um Menschen nach der Haft aufzunehmen. Rainer, der mit mir zu Anfang die Emmausgruppen im Gefängnis und draußen leitete, wurde gerade zum Priester geweiht und ich war am Anfang meines Sozialpädagogikstudiums. Uns würde also niemand einfach so ein Haus vermieten. Und nachdem uns auch niemand ein Haus schenken wollte, beschlossen wir, einen Verein zu gründen. Mit solchen Dingen kannten wir beide uns zwar nicht aus, aber wir wussten, dass ein Verein eine juristische Person ist, die Häuser anmieten kann. Erst zögerten wir, da wir uns mit bürokratischen Dingen schwer taten. Adi sprang in diese Presche und machte als Ehemaliger bei uns mit. Er kannte sich besser aus. Zwei Geschehnisse machten uns damals sehr betroffen und gaben uns den letzten Die Entlassung aus dem Gefängnis – für viele Menschen ein großes Problem oder der Tag, an dem die Probleme erst richtig los gehen?! So viel ich weiß, darf niemand frühzeitig (Halbstrafe, Drittel, Reststrafe) entlassen werden, wenn er keine Wohnung bzw. keine Unterkunft hat. Bei der so genannten Endstrafe (die Strafe bis zum letzten Tag) ist das allerdings anders. Für den, der seine Strafe abgesessen hat, ist sozusagen keiner mehr verantwortlich, außer er/sie selbst. Das haben wir auch 1993 schon festgestellt, als wir unseren Verein Tabor gegründet haben: Es gibt zu wenig Plätze für Menschen nach der Haft. Eine eigene Wohnung zu finden, ist schwer. Betreute Plätze gibt es nicht genug und viele wollen 3 Anstoss. Ein Strafentlassener kam immer wieder in die Gruppe. Er war da, nahm teil, ging anschließend noch mit in die Wirtschaft und musste dann wieder zurück ins Nichts, auf die Straße, nirgendwohin. Dann kam eine Frau zur Gruppe, drogenabhängig, die auch nichts hatte und die wir unbedingt in dieser Nacht irgendwo unterbringen wollten. Wir versuchten, ihr etwas zu vermitteln, was aber nicht geklappt hat. Diese Frau starb noch in dieser Nacht an einer Überdosis. geben!“ Bis zu drei Gottesdiensttermine hatten wir im Monat. „Mauern abbauen, Brücken bauen!“ hieß und heißt unser Motto. Wenn wir mit diesen vielen Begegnungen in den Pfarrgemeinden die Herzen auch nur einiger Christen bewegt haben, dass sie ihr Leben ein wenig für die Menschen vom Rande öffnen, dann ist schon viel geschehen. In der weltweiten christlichen Gemeinschaft Sant‘ Egidio ist es ein Grundsatz, dass jedes Mitglied einen Freund bei den Armen haben soll. Dieses Prinzip wäre ein guter Grundsatz für unsere christlichen Pfarrgemeinden. Wie viel Not könnte auf diese Weise ausgeglichen werden. Uns wurde immer deutlicher, dass Jesus den Menschen nicht nur die frohe Botschaft verkündet hat, er hat ihnen auch Essen gegeben und ihre Krankheiten geheilt. Und Jesus hat die Menschen in seine Nähe gelassen: „Kommt und seht!“ Lebt ein Stück mit mir! Das war seine Einladung an die Menschen. So gründeten wir den Tabor e.V., sieben Gründungsmitglieder waren dazu notwendig. Einer davon war Thomas, ein Freund von Adi und auch ein Ehemaliger. Thomas war HIV positiv. Von ihm stammt der Satz: „Ich werde nicht eher ruhen, als bis jeder Knacki, der eine Heimat braucht, eine bekommen kann.“ Thomas ruht nun schon seit vielen Jahren in Frieden - im Himmel! Viele Menschen hatten die Chance auf eine neue Heimat und vielen wurde diese Möglichkeit noch nicht geboten! Dann bauten wir Wohngemeinschaften auf, Lebenszellen für Menschen, die nach der Haft Heimat oder auch nur Starthilfe suchten. Eine WG, Maria Altenburg, besteht heute noch, mit 14 Bewohnern. Auch wenn das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein mag, so kann dieser Tropfen doch der Anfang eines Regens sein, wenn andere sich anschließen werden. Noch viele Menschen brauchen Heimat. Derzeit bekommen wir wieder verstärkt Anfragen aus der Forensik. Ein Arzt hat uns besucht, weil er sehen wollte, wo sein Patient (§64) nach der Entlassung hingekommen ist. Er fragte uns, ob wir so eine Gemeinschaft nicht auch in München aufmachen oder überhaupt mehr derlei WG‘s gründen könnten. Er suche händeringend nach solchen Gemeinschaften, vor allem, weil wir eine der wenigen Einrichtungen Gleich nach der Gründung haben wir damit begonnen, in den Münchner Pfarreien Gottesdienste zu gestalten, um unser Anliegen bekannt zu machen. Adi vertonte seine Lieder und brachte zu den Gottesdiensten Kassetten mit „Liedern aus dem Knast“ mit, die wir gegen eine Spende abgaben. Haftentlassene erzählten ihr persönliches Lebenszeugnis im Gottesdienst: „Dem strafentlassenen Menschen ein Gesicht 4 mit absolutem Alkoholverbot sind. Solche Plätze würden gebraucht, da sonst seine Patienten sofort immer wieder mit Suchtstoffen konfrontiert seien. In diesem Magazin ist zu lesen: - Menschen aus und nach der Haft erzählen etwas von ihrer Lebensgeschichte - Vorbereitung auf die WiedereinS. 8 gliederung? Wozu denn? - Entlassung - ein Fehlversuch S.11 - Endlich frei! Ein gelungener Einstieg nach vielen Jahren S.14 Haft - Entlassungsvorbereitung S.16 gibt‘s die wirklich? - Freiheit befreit! Entlassen aus dem inneren Gefängnis S.22 - Freude am Leben - 21 Jahre S.26 straffrei - ein harter Weg S.28 - Entlassung - was nun? - Mein schwerer Weg S.30 zurück ins Leben - Warum? S.33 - Wie soll ich das schaffenS.36 ohne Drogen? - Vertrauen wieder aufbauen! S.37 S.41 - Hey, du da! - Entlassung!? Ein Rückblick nach 25 Jahren Straffreiheit S.42 Momentan bieten wir das an, was uns in unserer Freizeit und ehrenamtlich möglich ist. Wir wollen weiter ein Selbsthilfeverein ohne hauptamtliche MitarbeiterInnen bleiben. Wir wollen wie Jesus zu den Menschen sagen: „Kommt und seht! Lebt mit uns mit!“ Wir wollen Platz anbieten, so gut wir können. Und wir wissen, dass der Bedarf noch viel größer wäre. Hätten wir ein Haus in München oder in S-Bahn-Nähe, dann könnten wir uns vor Anfragen sicher nicht mehr retten. Die Menschen suchen wie wir alle Heimat. Deshalb wäre es gut und wichtig, dass immer mehr ihre Herzen und ihre Türen öffnen. Viele Menschen suchen nicht nur etwas für den Übergang, sie wollen irgendwann auch ankommen, irgendwo zu Hause sein und bleiben. Und was ist da besser geeignet als eine christliche Keimzelle, die weitergibt, was sie selbst empfangen hat? Ich hoffe, dass Gott Menschen für die geistliche Gemeinschaft beruft, die ich seit vielen Jahren in meinem Herzen trage. Ich hoffe, dass sie nach all den Schwierigkeiten, die wir in unserem Tabor e.V. hinter uns haben, nun bald geboren werden kann. Dann wäre es möglich, mehr Wohngemeinschaften zu gründen, selbst zur Heimat und dadurch selbst reich beschenkt zu werden. Das wünsche ich uns allen. - Christ sein heute S.24 - Zum Nachdenken - Kein Platz für Gescheiterte - Armer und reicher Teufel - Jeder sollte eine 2.Chance bekommen Eine besinnliche Adventszeit und S. 6 S.19 S.20 - Gedichte aus dem Knast 35/ 38-40 ein gesegnetes Weihnachtsfest - Texte/Impulse -Vorsitzende Tabor e.V.- - INFOS Tabor wünscht Euch/Ihnen - Ingrid 5 12/ 19/ 25/ 27 44-47 dienst, die Bibel und das Gebet mir zur Kraftquelle wurden, um die schwere Haft zu überstehen. Seine Reaktion: „Ja, ja, Not lehrt beten!“ ... Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mir glaubte. Aber er verwies mich an die zuständige Leiterin des Arbeitskreises ,Soziales‘, dort sei ich wohl an der richtigen Stelle. Kein Platz für Gescheiterte in unseren Pfarrgemeinden? Erlebnisse eines Strafentlassenen?! Entlassung! Endlich! Nach achtzehn Monaten gesiebter Luft frei durchatmen, gehen, wohin ich will, keinem zur Rechenschaft verpflichtet. Die Frau war anfänglich sehr nett, fürsorglich, wie ich mir eine gute Mutter, die ich nie hatte, vorstellte. Sie wollte mir in allem helfen: Behördengänge, Anträge, Arbeitssuche ... Als ich ihr sagte, dass ich den Behördenkram ganz gut allein bewältigen könne, schaute sie schon etwas pikiert drein. Auch Geld wollte ich keines aus dem Caritas-Fonds, da ich ja mein Entlassungsgeld hatte und mein altes Zimmer im Wohnheim, in dem ich vor der Haft lebte, wiederbekommen hatte. Ich begab mich gleich am ersten Tag in die katholische Pfarrgemeinde, die mir der Gefängnispfarrer genannt hatte und meldete mich im Pfarrbüro. Im Gefängnis war ich jeden Sonntag zur Messe, als Messdiener, als Sänger in der Singgruppe wie auch in der Bibelgruppe des Pfarrers. Ich hatte im Gefängnis wieder Zugang zum christlichen Glauben gefunden, gebeichtet, meine Tat bereut und gesühnt. Ich glaube, dass Gott mir vergeben hat. Meine Schuld war nun auch nach staatlichen Recht abgesessen. Ich war frei und wollte neu anfangen. Also suchte ich den Weg zur Kirche. Na ja, so verwies sie mich auf den Sonntagsgottesdienst, als den gemeinsamen Treffpunkt der Gemeinde. Ich sei herzlich willkommen. Ich freute mich schon und war bereits eine halbe Stunde vor dem Beginn der Messe da. Ich setzte mich wie im Knast in eine der ersten Reihen. An der Tür des Pfarrhofs empfing mich wohl die Pfarrhaushälterin und wollte mich mit einem Euro abspeisen, als ich ihr erzählte, dass ich aus dem Gefängnis kam. Aber ich wollte kein Geld. Ich wollte Aufnahme und einen Platz in der Pfarrei finden. Also wollte ich den Pfarrer sprechen. Der sei nicht da, bekam ich zur Antwort. Am nächsten Tag erreichte ich ihn dann persönlich, richtete Ihm Grüße seines Kollegen aus dem Gefängnis aus und sagte ihm, dass ich gerne in der Pfarrei mitleben wolle. Er sah etwas betreten um nicht zu sagen - entsetzt drein. Wie ich mir das vorstelle: mitleben? Ich erzählte ihm von meiner Umkehr zu Gott im Gefängnis, meinen guten Erfahrungen im Bibelkreis, dass der Gottes6 Die Leute guckten mich etwas irritiert an. Vielleicht sah man es mir an, dass ich aus dem Knast kam, vielleicht war ich nur fremd in ihrer Pfarrfamilie, vielleicht hatte es sich ja auch schon herumgesprochen, dass da ein Exot aus einer anderen Welt kam ... Einen Dieb können wir hier nicht gebrauchen. Judas, einer der nächsten Freunde Jesu, war ein Dieb (Joh 12,6). Jedenfalls kam noch vor dem Gottesdienst die Frau vom Arbeitskreis ,Soziales‘ zu mir und bat mich, ich solle doch weiter hinten in der Kirche Platz nehmen: nicht so im Blickfeld - zu meinem eigenen Schutz. Ich verstand - auch an der Art und Weise, wie sie es sagte - sofort: Nicht weiter hinten, sondern eher weiter unten war ich angesiedelt: als Hilfsempfänger für das sozialchristliche Gewissen geeignet, aber wehe, dieser Knacki würde es wagen, auf gleiche Augenhöhe zu gehen. Ein wegen eines Tötungsdeliktes oder Körperverletzung o.ä. Vorbestrafter kann nach dem Kirchenrecht (can. 1041, nn. 4,5) nicht zur Diakonen- oder Priesterweihe zugelassen werden. Wo ist da unsere Barmherzigkeit? Wo ist unsere Treue zur Lehre Jesu? Gelten heute andere Maßstäbe als bei Jesus? Ist das in Ordnung? Außenseiter sollen am Rande bleiben! Maria Magdalena, eine enge Vertraute von Jesus, war eine ehemalige Dirne. Als Empfänger unserer Almosen und unserer herablassenden Hilfeleistung ist so einer geduldet, wenn er schön demütig und klein bleibt, sein Büßergewand nicht auszieht und nicht allzu selbstbewusst wird. Aber ihn als gleichwertig anzuerkennen - das geht zu weit. Wortlos verließ ich die Kirche. * * * * * * Zum Nachdenken: Ist das in Ordnung? Einem Betrüger kann ich doch nicht die Vereinskasse zur Verwaltung überlassen?Matthäus - einer der zwölf Apostel - war ein Zöllner und (evtl.) Steuerbetrüger! Und Jesus kehrte im Haus des Zöllners Zachäus ein. Ist Überheblichkeit nicht eine ebenso große Schuld? Worin unterscheiden wir uns von den in der Bibel so dargestellten selbstgerechten Pharisäern und Schriftgelehrten? Papst Franziskus, zeigt uns da einen Weg der Barmherzigkeit: „Das, was die Kirche heute braucht, ist die Fähigkeit, Wunden zu heilen und die Herzen der Menschen zu wärmen ...Man muss unten anfangen ... Die Diener der Kirche müssen barmherzig sein, sich der Menschen annehmen, sie begleiten. ... Das ist pures Evangelium.“ Den Anderen ernst nehmen, annehmen, von ihm lernen, in ihm den Bruder/die Schwester sehen, Leben teilen, nicht von oben herab Almosen geben, das ist der Norbert Weg Jesu! Ein Mörder hat in unserer Gemeinde nichts zu suchen! Moses erschlug einen Ägypter und wurde später von Gott als Führer Seines Volkes berufen. Ein Gewaltstraftäter wäre mir als Gemeindeleiter zu gefährlich! - Petrus hieb dem Knecht des Hohenpriesters ein Ohr ab und wurde dennoch mit der Leitung der Kirche beauftragt. 7 Schmierzettel, auf dem die Postadresse des Arbeitsamtes stand – das war‘s. Als er sich nach langer Korrespondenz wenige Tage vor der Entlassung endlich einen Wohnungsgeber besorgt hatte, ließ man ihn aber nicht zur Wohnungsbesichtigung raus; Begründung: Fluchtgefahr! Ergebnis: Er fand natürlich auf die Schnelle keine Wohnung, nächtigte bei "guten alten Freunden" und war einige Monate später wieder hier. Als ich ihn fragte, was er daraus gelernt hätte, sagte er: "Beim nächsten Mal gehe ich nicht mehr zum Sozialdienst oder zum Vollzugsinspektor – hat ja eh alles keinen Sinn. Hier will man mir gar nicht helfen." Ich fürchte, er wird einer von denen werden, die so oft wieder einfahren, bis sie nie mehr raus kommen oder die draußen über die Klinge springen. Bei ihm und bei sehr vielen, die ich kenne, scheint die Devise der Justiz zu sein: "Wir halten sie so lange wie möglich hin (=drin) und investieren so wenig wie möglich, denn die meisten kommen ja doch wieder." Zugegeben ist das eine ziemlich gut funktionierende, sich selbst erfüllende Prophezeiung: Je weniger in die Vorbereitung der Wiedereingliederung investiert wird, desto wahrscheinlicher wird sie scheitern. Und jeder Haftentlassene, der dadurch wieder straffällig wird, ist Wasser auf die Mühlen derer, die noch weniger oder nichts mehr investieren "Vorbereitung auf die Wiedereingliederung? Wozu denn, die meisten kommen ja doch wieder...!" Nach 12 Jahren schuldig hinter Gittern, rückt bei mir langsam die Entlassung in den Blick. Etwa 3 Jahre noch könnten es sein – oder eben soviel länger, wie es der Apparat hinauszögern will. Dabei zumindest gibt er sich jede Mühe. Zum Thema Übergangsmanagement kann ich sagen, dass es aus meinem Erleben nichts gibt, was diesen Namen verdient – kein zielgerichtetes Hinführen auf die Entlassung, keine systematische Kooperation mit externen Stellen, die nach der Entlassung weiterhelfen und erst recht keine kontinuierliche Fall-Übergabe bei der Entlassung. Die Justiz scheut jeden Aufwand und handelt hier genauso kurzsichtig, wie sehr viele Inhaftierte – man verschließt die Augen vor dem, was heute änderbar wäre und geht davon aus, dass mit der Entlassung plötzlich alles besser wird. Ein fatales Versagen auf beiden Seiten, das allzu oft – je nach Einstellung – zum vermuteten oder zum nicht erhofften Ergebnis führt: Erneute Straffälligkeit. "Vorbereitung auf die Wiedereingliederung? Wozu denn, die meisten kommen ja doch wieder...!" Das ist die Aussage vieler Verantwortlicher im Vollzug, die man entweder direkt zu hören oder indirekt in ihren Entscheidungen zu spüren bekommt. Bei mir wurden zahllose Anträge auf wiedereingliederungsvorbereitende Maßnahmen entweder abgelehnt oder auf "später" geschoben. Drastisch ist mir der Fall eines Mitgefangenen in Erinnerung, der einige Monate vor seiner Entlassung zum Sozialarbeiter ging und ihn um Hilfe bei der Wiedereingliederung bat. Das Einzige was er bekam, war ein 8 wollen, am besten nur noch wegsperren . Aber es gibt auch einzelne Verantwortliche im Vollzug, die nicht – wie die Leitung auf politischer Ebene sowie manche Anstaltsleitung – vergessen haben, dass sich ihre eigentliche Aufgabe und Daseinsberechtigung aus den Vorgaben des (ziemlich guten) Strafvollzugsgesetzes ableiten. Sie sollen nämlich den Gefangenen vom ersten Hafttag an auf ein Leben ohne StraftaVerantwor ten und in sozialer Verantwortung bestmöglich vorbereiten! Ich habe Arbeitsvorgesetzte erle und Stationsbedienstete erleben dürfen, die sich bei ihren mensch Entscheidungen von menschlichen und damit automatisch wiedereingliederungs-förderli wiedereingliederungs-förderlilas chen Argumenten leiten lassen. Allesamt aber sind sie dem System suspekt, werden deshalb von Kollegen und insbesondere Vorgesetzten Lauf geschnitten, haben Laufbahnnachteile. Keiner von den mir bekannten hat es über den "Amtsinspektor" we hinaus gebracht. Einige wenige "Studierte" habe ich Lei kennengelernt, die in Leitungsfunktion ebenso zu handeln versuchen – aber "gefan auch sie werden als "gefangenen-freundlich" verschrien und bekommen das auch zu spüren. Es sind leider nur Einzelfälle und sie landen oft frühzeitig und frustriert in der "inneren Emigration", weil sie ihr eigenes System gegen sich wissen. Und natürlich ist jeder Gefangene bzw. Haftentlassene, der humane Entscheidungen missbraucht (und das tun leider einige), ein Argument mehr für die Bedenkenträger, die Restriktiven, die heute noch das Sa- gen im Justizvollzug haben. Als einzigen Bereich, in dem ausnahmsweise alle Mitarbeiter(innen) positiv und zukunftsorientiert für Gefangene wirken, habe ich die Seelsorge kennengelernt. Sie hat mir von Anfang an die Hand gereicht, die Tat vom Täter getrennt, mir Halt und Hilfe zur Neuausrichtung angeboten und mir auch das an Menschenwürde zurückgegeben, was ich selbst zunächst nicht mehr wahrhaben wollte und was mir das System Vollzug nach wie vor streitig macht. Ohne diese Hilfe weiß ich nicht, ob und wie ich der gezielten De-Sozialisierung und Entmündigung widerstanden hätte, der alle Gefangenen unterworfen werden (sollen). Aber auch die Seelsorge wird als "nicht-systemkonform" vielfach behindert, belächelt, übergangen. Eine Schande für jede Regierung, besonders wenn sie das C im Namen der Partei trägt! Was ich gebraucht hätte, wäre ganz am Anfang fachliche Hilfe gewesen, aus dem Zusammenbruch aufstehen zu können, mein Leben und meine Tat aufzuarbeiten und mich zum Positiven verändern zu können, also von Anfang an eine Förderung in Richtung einer gelingenden Wiedereingliederung. Mit Ausnahme der Seelsorge hat der Vollzug nichts davon in den ersten 4 Jahren gefördert. Stets wurde ich bei den Zuständigen abgewimmelt mit Begründungen wie: keine Zeit, nicht zuständig, überlastet, ich bräuchte doch sowas gar nicht, käme doch sicher gut alleine klar etc. Bei den wenigen Gesprächen, die ich bekam, weil ich nicht locker ließ, wurde mir signalisiert, dass ich lästig sei. Ich schien der Einzige zu sein, der aufgrund meiner Tat, deren Vorgeschichte und für die Zukunft irgendeinen Handlungsbedarf, einen Bedarf an Aufarbeitung und positiver Veränderung sah. Dies macht mich bis heute fassungslos gegenüber dem System Vollzug, das da9 durch vorsätzlich Beihilfe zu möglichen neuen Straftaten leistet, durch unterlassene Hilfeleistung bei der Resozialisierung! Was ich befürchte, wenn ich raus komme? Furcht oder Bedenken, dass etwas schief gehen könnte, dass ich es nicht schaffe, habe ich nicht. Dass ich draußen klar kommen werde, haben u. a. auch die 12 erfolgreichen Ausführungen bestätigt. Es ist Gott sei Dank gelungen, den umfassenden Bemühungen des Systems, mich zu de-sozialisieren, nicht nachzugeben. Ich befürchte aber, dass es bis zur Entlassung bei Entscheidungen weiterhin keine Rolle spielen wird, was ich in 15 Haftjahren gemacht oder wie ich mich verändert habe. Am Ende werde ich immer noch (oder wieder) wie der Täter behandelt werden, als der ich inhaftiert wurde. Auch das, was Justiz und Medien nach draußen in die Gesellschaft vermitteln, wird sich so lesen, als wäre ich der Gleiche geblieben. Ich weiß es, dass es schwer wird, Wohnung, Arbeit, ein Mindestmaß an Zukunftsvorsorge oder gar einen respektierten sozialen Status wiederzuerlangen. Aber ich werde es schaffen, denn die Realität des Vollzugs hat mich resilient und hartnäckig genug werden lassen, vor Gegenwind nicht zu kapitulieren. Die Beschäftigung mit meiner Tat, deren Ursachen, meinen Opfern und meinen Beziehungen werden mich aber den Rest meines Lebens begleiten - nicht zuletzt deshalb, weil es das System Vollzug stets verstanden hat, das, was diesbezüglich notwendig gewesen wäre, zu erschweren oder unmöglich zu machen. ENTLASSUNG - und was dann? Dann werde ich nach der Wiedereingliederung alles daran setzen, aus der Erfahrung als Betroffener heraus dabei mitzuhelfen, dass Strafvollzug und Resozialisierung künftig besser gelingen und dass dadurch die Gesellschaft vor den schädigenden Auswirkungen des aktuellen Strafvollzugs besser geschützt wird. Dazu ist es aber auch notwendig, dass sich die Gesellschaft, aus der Straftäter kommen und in die sie wieder zurückkehren werden, mehr für den Strafvollzug interessiert und dort auch engagiert. Nur so kann sich die rückwärts gewandte, repressive und fahrlässige Verwahr-Philosophie im Strafvollzug ändern, die der Gesellschaft heute eine heile Welt vorgaukelt: Draußen die Guten und hinter Gittern bleiben die Schlechten oder kommen immer wieder dahin zurück. Wenn klar wird, dass Strafvollzug, wenn er humaner erfolgt, kürzer und billiger zu haben ist und dass er vor allem mehr Opfer und Rückfälligkeit vermeiden helfen kann, dann bekommen hoffentlich in Politik und Vollzug endlich auch diejenigen die Chance, den Ton anzugeben, die schon heute den Gefangenen als Mensch im Blick haben, der aus mehr als seiner Tat und der Summe seiner Fehler besteht. Nicht Rache und Wegsperren legitimieren den Strafvollzug, sondern die Quote der gelungenen Wiedereingliederungen! Dies ist nämlich die beste Prävention und der wirksamste Opferschutz, statt - wie heute - hinter Gittern nur noch mehr Risikopotenzial für die Gesellschaft heranzuzüchten. Es ist schon etwas dran an dem Zitat: "Jede Gesellschaft bekommt die Haftentlassenen, die sie verdient." Dazu gehört aber auch, dass sie Justizpolitik und Vollzug nicht denen überlässt, die es nicht können, nicht wollen und für die Inhaftierte nur die Garantie für einen sicheren, ruhigen und unkontrollierten Arbeitsplatz bedeuten. Nein - die meisten würden eben nicht wiederkommen - wenn man es ihnen denn ermöglichen wollte! Marcel 10 walt bereit gewesen. So ging das also eine Woche ,gut‘. Genau eine Woche, nachdem ich in Rosenheim im ,Caritas-Hotel‘ angekommen war, sah ich im Eingangsbereich eine Frau mit ihrem großen Hund stehen. Ich grüßte sie und ging in die Küche, um mir etwas zum Essen zu machen. Wie ich also so zugange war, spürte ich, dass jemand hinter mir stand. Es war diese Frau. Ich wandte mich ihr zu, und sie fragte mich umgehend, warum ich so ,böse‘ dreinschauen würde. Ich war ziemlich baff, fragte die Frau jedoch, ob sie ebenfalls Appetit hätte. Sie bejahte dies und ich spürte, wie sich meine Gesichtskrämpfe lösten. Entlassung ein Fehlversuch Im Juli 2011 wurde ich das letzte Mal entlassen. Über einen Mithäftling, der vor mir entlassen worden war, sollte ich eine ZweiZimmer-Wohnung in Rosenheim anmieten können. Daraus wurde jedoch ein Schuss in den Ofen, weil ich einen Schufa-Eintrag habe. Also ab zur Caritas, von der ich ein Zimmer in Rosenheim bekam. Es war ein Doppelzimmer. Dieses Zimmer zeichnete sich dadurch aus, dass ich zu meinem größten Vergnügen mit einem Typen leben durfte, der Vollalkoholiker war. Ich kotzte ab. Da war es ja in der JVA Bernau noch besser ... Wir unterhielten uns stundenlang bis weit nach Mitternacht. Es kam mir vor, als wäre es nie anders gewesen. Zugleich hatte ich so etwas bis dato nie erlebt. Natürlich unterhielten wir uns unter vielem anderen auch darüber, wo wir herkamen und was wir vorhatten. Also teilte ich ihr meine Wahrheit mit: Entlassung aus der JVA Bernau, bei der Caritas bleiben, Arbeit finden und eine Wohnung. Sie erzählte mir, dass sie in England, Frankreich und Österreich gelebt hatte. Jedoch wurde sie stets ausgenutzt. Sie tat mir leid. Sie saß mir gegenüber: völlig abgekämpft, sehr, sehr müde und eher hoffnungslos, obwohl sie anders sprach. Ihrer Hündin erging es wohl ähnlich, zudem sie schon 11 Hundejahre erlebt hatte. Meine Güte, wen hatte ich denn da vor mir sitzen und neben ihr auf dem Wie ich das eine Woche aushielt, weiß ich nicht mehr. Jedoch bin ich ein gottesfürchtiger Mensch, sonst wäre ich wohl zur Ge- 11 Boden liegen? Nun war es aber so, dass die CaritasRosenheim keinen Platz für Personen mit Hund in ihrem Wohnheim hatten. Die Frau und der Hund mussten also weg. Egal wie oder wohin! Das funktionierte aber auf diese Weise schon mal gar nicht. Das teilte ich am nächsten Tag auch der Hausleitung mit, die dann auch sehr staunte. So erwuchs in mir sofort das Gefühl, dass diese Frau und ihr Hund viel Schutz brauchten, und zwar meinen Schutz! Wieder ohne ein Dach über dem Kopf keine Arbeit - Klasse! Ich halte mich nämlich für einen ganz besonderen Beschützer. Und die beiden hatten mich verdient! Gleichzeitig bemerkte ich aber auch, dass diese Frau und ihr Hund auch etwas ganz besonderes waren. Und die Hausleitung, mit der wir stritten, bemerkte umgekehrt, dass wir beide (oder drei) sehr stark zusammenhielten und wohl auch zusammen passten. Und das nur nach einer halben Nacht gemeinsamen Gesprächs. Vom letzten Geld kauften wir uns ein Bayernticket und zuckelten nach München. Hier erhielt ich recht schnell Arbeit, jedoch immer noch keine Wohnung, denn das ist in der bayerischen Landeshauptstadt ganz, ganz schwer. So mieteten wir uns in einer Pension in Putzbrunn bei München ein: 750.- € im Monat, das schafften wir irgendwie so. Doch zur Ferien- und Wies‘nzeit verdoppelten sich die Pensionskosten. Diesen Betrag konnte wir in gar keiner Weise aufbringen. Wieder ohne Wohnung, wieder ohne Chance in und um München herum. Wir mieteten uns einen Personenwagen (40.-€ /täglich), einen VW-Polo. Es ist nicht vorzustellen, unter welchen Bedingungen wir ,lebten‘. Meine Arbeit ging verloren. Hartz IV erhielten wir fast nie. Mir wurde von Amts wegen vorgeschlagen, mich von meiner Freundin und dem Hund zu trennen. Ja, trennen, damit es mir besser ginge! ... Ich kotzte mal wieder ab! Am liebsten hätte ich dem Sachbearbeiter eine Ohrfeige gegeben. Ich tat es aber nicht. Die folgende Zeit beschreibe ich kürzer. Wir verließen also das Haus in Rosenheim. Meine (nunmehr) Freundin besitzt einen Laptop, und dieser gehört zu ihren Heiligtümern. Sie ging also ins Internet und eruierte für uns eine Wohn- und Bleibemöglichkeit in Schongau. Glücklicherweise fanden wir dort für uns drei eine gute Chance, mit frischen Kräften durchzustarten. Ich schaffte es sogar, eine Arbeitsstelle zu finden. Der neue Chef wollte uns auch noch eine richtige Wohnung beschaffen. Doch bald lief unsere zeitlich befristete Wohnmöglichkeit ab. Die ,Top‘-Managerin bei der Agentur für Arbeit war krank oder im Urlaub, ohne Vertretung. Somit war auch dieser Fall erledigt. Sch... Nun denn: 12 Ich musste doch weiter denken. Also: weiterleiden! Das Auto behielt ich einfach. Wir schliefen in ihm und verbrachten praktisch den ganzen Tag in dem Fahrzeug. Es war die Hölle und es war ein saumäßig kalter Winter. Da wurden meine Lieben krank. Und ich wusste nicht, wie ich die Automiete und das Benzin zahlen sollte. Meine/unsere Nerven lagen oft ziemlich blank. Oft ging ich zur Kirche, ging betteln. Hatten wir dann ein paar Euro, so konnten wir uns einen heißen Kaffee bei McDonalds leisten und konnten uns dort ein wenig aufwärmen, so sparten wir Benzin. MEIN GEFÄNGNIS Herr, nicht nur verschlossene und verriegelte Türen halten mich gefangen, sondern auch meine Vergangenheit und Schuld nicht nur Gitter und Mauern halten mich gefangen, sondern auch meine Triebe und Ängste. In einer Kirche traf ich dann irgendwann auf einen Pfarrer, mit dem ich unsere ganze Not besprechen konnte. Er gab mir Geld für uns und wir konnten endlich in ein Hotel ziehen - jedenfalls für ein paar Tage. Da ich das Geld jedoch für die Hotelmiete verwenden musste, mussten wir für unser Essen und Trinken weiterhin betteln gehen. Selbstverständlich wurde das Auto polizeilich gesucht und so wurde ich dann letztendlich auch erwischt. Ich ließ mich widerstandslos festnehmen. Die Polizei rief sogar den Pfarrer an, der jetzt meiner Freundin und dem Hund weiterhalf. Gott sei‘s gedankt! Dennoch haben es die beiden draußen schwerer als ich im Gefängnis. Ich bin gefangen, nicht nur in meiner Zelle, sondern auch in mir selbst: Ich selbst bin ein Gefängnis, mein Gefängnis. Nur Du, Herr, weißt, wie sehr ich mich danach sehne, aus mir selbst auszubrechen, frei zu werden von meinen Ängsten und Trieben, von meiner Vergangenheit und Schuld. Da ich trotz aller Probleme nie zuvor eine so schöne Zeit wie mit meiner Freundin und dem Hund hatte, bereue ich nichts. Es musste alles so kommen. Aber meine Freundin benötigt draußen mehr Hilfe, als sie der Pfarrer leisten kann. Mir geht es gut, aber meine Sorgen um die beiden Ralf sind groß! Herr, ich selbst kann mich nicht befreien, nur Du kannst mich von meinen Ketten lösen. Petrus Ceelen 13 da noch Hände, die einem gereicht werden, dann sollte man sie dankbar nehmen und die sozialen Bindungen pflegen, die einem noch bleiben. Natürlich weiß ich, dass der Knastalltag oft jegliche Hoffnung reduziert, aber den Anfang für später, draußen, kann man nur drinnen aufbauen. Da bedarf es manchmal nur eines einzigen, zuverlässigen und ehrlichen Menschen und ein bisschen Gottvertrauen. Nicht jede JVA bietet ein für jedermann zugängliches Resozialisierungsprogramm, inkl. Entlassungsvorbereitung an. Ich nützte einfach das, was mir angeboten wurde und nahm vieles selber in die Hand. Beispielsweise kannte ich meine Bewährungshelferin und meine Therapeutin bereits aus den Freigängen und sondierte die Lage für ein Dach über dem Kopf. Glücklicherweise erlaubten mir meine Eltern, den Keller in ihrem Haus auszubauen und unterstützten mich auch sonst, wo es nur Endlich frei! Ein gelungener Einstieg nach vielen Jahren Haft Entlassen - Was nun? Die Frage hinterlässt eine gewisse Ratlosigkeit, mit der ich glücklicherweise kaum konfrontiert wurde. Als ich die Justizvollzugsanstalt, in der ich viele, viele Jahre einsaß, verlassen durfte, waren die Weichen draußen schon weitgehend so gestellt, dass ich nur noch meinen Willen, meinen Mut und meine Zuversicht dazugeben musste, um ein neues Leben in Freiheit zu beginnen. Alles, was ich jetzt, zweieinhalb Jahre nach meiner Entlassung, geworden bin und geschafft habe, verdanke ich meinen sozialen Bindungen, in erster Linie meinen Eltern, den Verwandten und einem treuen Freundeskreis. Hinzu kommen noch einige liebe und hilfsbereite Menschen, die mir teils ehrenamtlich während der Haft zur Seite standen. Die Unterstützung und den Beistand all dieser Menschen sah ich nie als selbstverständlich an. Immerhin wurde ich wegen eines Tötungsdelikts verurteilt. Für mich hätte es keinen Sinn ergeben, alle Brücken hinter mir abzubrechen und mich von den üblichen Knastritualen mitziehen zu lassen. Klischeepflege wollte ich nicht betreiben. Ich kann nur jedem Gefangenen davon abraten. Das heißt nicht, dass man sich anbiedern muss und nicht mehr um seine Rechte kämpfen darf. Auch hier sollte man eine eventuelle Zukunft in Freiheit im Auge behalten. Nie die Hoffnung aufgeben! Sind möglich war. Zugegeben, so viel Glück hat nicht jeder. Zur Not hätte ich auch in die TABOR-WG nach Moosach ziehen kön14 nen. Ein fester Wohnsitz ist das Elementarste überhaupt. und bin auf der „neuen“ Erde gelandet. Auch das hat seine Reize, stellt einen aber Je nachdem, wie aufmerksam man während des Hafturlaubs und den Freigängen die wichtigen Angelegenheiten für später austüftelt, desto weniger groß sind die „Berührungsängste“, wenn es mal so weit ist. Immer, wenn ich nach der Haft Ämter betrat, egal ob Gemeinde, Arbeitsagentur, Krankenkasse oder eine Bank (Hallo! Zum Konto Eröffnen!), dachte ich erst gar nicht, die könnten mir ansehen, dass ich im Knast war. Ein bisschen gepflegt und freundlich erscheinen, und schon ist alles halb so wild. Selbst die Personen, die es dann wussten (z.B. Passamt), waren dann nur neugierig, urteilten aber nicht über mich oder redeten mich schräg an. Und wenn es doch mal passiert, dann muss man es eben aushalten und drüberstehen. Kommt dann endlich der Tag, wo sich die Tore zur Freiheit öffnen und Mauern und Gitter bleiben hinter einem zurück, dann wird’s schon spannend. Ich fuhr mit dem eigenen Pkw aus dem OVZ (Offener Vollzug) bei strahlendem Sonnenschein nach Hause und konnte es gar nicht fassen vor lauter Glück. Ernüchterungen gab es natürlich auch und es platzten einige Träume wie Seifenblasen. Andere erfüllten sich ganz unerwartet. Die Gespräche mit meiner Therapeutin und mit guten Freunden taten mir da sehr gut. vor ganz „neue“ Herausforderungen. Mein Freundeskreis, der mir treu erhalten blieb (den meine Mutter immer so professionell für die Besuche einteilte), unternahm die erste Zeit, bis ich einigermaßen angekommen war, recht viel mit mir. Inzwischen arbeite ich seit zwei Jahren in der gleichen Firma, besitze eine eigene Wohnung, ein Auto und bin seit ebenfalls zwei Jahren mit einer netten, attraktiven Frau zusammen. Auch wenn das meiste Glück nicht mein Verdienst ist, so hätte ich es gar nicht erkennen und annehmen können, wenn ich nicht während der Haft an mir gearbeitet hätte und wahrhaftig in den Abgrund meiner Seele geblickt hätte. Mein Dank gebührt all den lieben Menschen, die mir gezeigt haben, dass es da,- im Abgrund-, nicht zu Ende ist, sondern ganz neu beginnt, in Frieden, ohne Gewalt. Ich wünsche allen Gefangenen, die noch eine Chance bekommen und den Tag X noch vor sich haben, alles Gute. Die Welt ist schneller und digitalisierter geworden, der Arbeitsmarkt härter und das Leben teurer. Manchmal kam es mir so vor, als hätte ich eine Zeitreise hinter mir Rainer 15 der Sicherungsverwahrung nicht entlassen. Erst am 10.09.2010 entschied das OLG Karlsruhe, er müsse sofort entlassen werden, denn die Streichung der Befristung der Unterbringung in der SV für Fälle wir ihn, die vor der Reform von 1998 verurteilt wurden, sei hier unbeachtlich. Folglich bestehe ein Vollstreckungshindernis, eine weitere Verwahrung sei unrechtmäßig. Entlassungsvorbereitung gibt‘s die wirklich? Wer meint, Gefangene würden in Deutschland gut auf ihre Entlassung vorbereitet, liegt nicht ganz daneben, jedoch ist eine adäquate Heranführung an das Leben in Freiheit keineswegs die Regel, wie ich anhand folgender Beispiele exemplarisch darlegen möchte. Freilassung aus der Sicherungsverwahrung Nennen wir ihn der Anonymität halber Sebastian Müller; verurteilt 1985 wegen Vergewaltigung in zwei Fällen und versuchter Vergewaltigung in einem weiteren Fall. Fünf Jahre Freiheitsstrafe und Sicherungsverwahrung, so lautet das Urteil. Im Juni 1989 war die Freiheitsstrafe verbüßt und Müller kam in die Sicherungsverwahrung (SV). Nach dieser von den Nationalsozialisten eingeführten Maßregel der SV soll eine Person, von der die Begehung weiterer Straftaten droht, „unschädlich“ gemacht werden durch Verwahrung in einem Gefängnis. Durfte zum Urteilszeitpunkt 1989 die Verwahrung maximal zehn Jahre dauern, änderte der Gesetzgeber 1998 diese Regelung und machte aus der befristeten Verwahrung eine lebenslänglich vollstreckbare. Da diese Entscheidung absehbar war, erhielt er wenige Wochen vor der (...) Freilassung einige bewachte Ausführungen. Ansonsten erfolgte keinerlei Vorbereitung auf die Freiheit. Seit über 26 Jahren ununterbrochen in Haft, fand sich Sebastian plötzlich in einem Obdachlosenasyl wieder. Seitens des Landgerichts Freiburg wurde ihm im Rahmen der sogenannten ,Führungsaufsicht‘ untersagt, Messer mit einer Klingenlänge über 5 cm‘, Gasdruckwaffen und Schlagstöcke zu besitzen. Mit einer Frau dürfe er auch nicht alleine in einem Dies beanstandete 2009 der Menschenrechtsgerichtshof in Strasbourg, wo auch Sebastian Müller seit mehreren Jahren eine Klage anhängig hatte, denn er wurde 1999 nach Verbüßung von zehn Jahren 16 Auto sein. Wöchentlich zweimal müsse er sich bei der Polizei melden, die Stadt verlassen dürfe er nicht ohne Erlaubnis der Führungsaufsichtsstelle. könnte mit guten Argumenten diese Polizeipräsenz als das Kainsmal des 21. Jahrhunderts bezeichnen oder als moderne Variante des Brandmals ansehen, mit welchem im Mittelalter Vogelfreie und Ausgestoßene gezeichnet wurden. Wie er berichtet, wird er zur Zeit von der Polizei rund um die Uhr observiert, jeweils von einem Team von fünf BeamtInnen und Beamten. Die Badische Zeitung schrieb am 15. September 2010, dass nach Aussage des Polizeichefs die ,psychische Belastung für die eingesetzten Beamten (...) hoch sei, und man sie deswegen alle sechs Wochen austauschen werde. Über die Belastung für Müller wurde nichts geschrieben. Am Anfang nahm er die Überwachung pragmatisch: ,Gut ist, dass ich meine Begleiter alles fragen kann. Am Freitag war auch eine junge Polizistin dabei, die mich in Haushaltsdingen beraten hatte.‘ Man kann das Galgenhumor nennen oder auch als Folge der Hospitalisierung nach fast dreißig Jahren Freiheitsentzug ansehen. Ohne menschlichen Anschluss geraten die als Bewacher eingesetzten Polizisten zu den einzigen Ansprechpartnern. Momentan macht er sich mit der Technologie des Mobiltelefons vertraut, freut sich daran, Pommes essen zu können. Wenn es gut läuft, wird der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte auch in seinem Fall eine Verurteilung der Bundesrepublik aussprechen, so dass ihm für fast 12 Jahre unrechtmäßigen Freiheitsentzugs eine Entschädigung zugesprochen werden wird, die den Start in das Leben in Freiheit erleichtern kann. Freilassung aus der Strafhaft Im Mai 2010 wurde Mohamed Abu Dhess nach acht Jahren Freiheitsentzug ohne jede Vorbereitung auf das Leben in Freiheit in Köln auf die Straße gesetzt. Verurteilt wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, saß er zudem viele Jahre in strenger Isolierhaft. So wenig man ihn auf die Freiheit vorbereitet hatte, um so bemühter war und ist man, ihm das Leben nun zu erschweren. So darf er weder den Stadtteil Köln-Nippes ohne Erlaubnis des Ordnungsamtes und der Führungsaufsichtsstelle (also zweier Behörden!) verlassen, noch eine Telefonzelle benutzen oder im Internet surfen. Nur ein Handy wurde ihm zugestanden, kaufen kann er sich jedoch keines, da er auf der UN- und EU-Terroristenliste aufgeführt ist. Er erhält von der Stadt nur Warengutscheine; wie er schreibt, fühle er sich wie ein ,Penner‘ behandelt. Mittlerweile reagiert er, nun mit einigen Tagen Abstand zur erfolgten Entlassung und des Abflauens der ersten Euphorie, angesichts der Dauerüberwachung auch mit depressiver Verstimmung, da ihm durch die permanente Begleitung von Polizisten jegliche Möglichkeit genommen wird, Menschen kennen zu lernen. Man 17 Sein Rechtsanwalt klagt mittlerweile für ihn gegen die vielfältigen Schikanen. So kann er in dem Ihm zugewiesenen ,Hotelzimmer‘ weder Lebensmittel frisch halten noch kühlen. Auch gibt es in dem Zimmer keine Kochgelegenheit. Zum Zeitpunkt der Klageeinreichung war Hochsommer und in dem Zimmer herrschten Temperaturen von 35-40 Grad Celsius. Gegenüber dem Verwaltungsgericht führte sein Anwalt aus, dass sich der Kläger in der JVA menschenwürdiger behandelt gefühlt habe, als nun nach der Freilassung. letzten drei Monate vor ihrer Entlassung Lockerungen (wie Ausgang, Hafturlaub) zur Vorbereitung auf das Leben in Freiheit gewährt bekommen hatten. Über 60 % der Entlassenen erhielt folglich keine Vollzugslockerungen. (in Bayern liegt diese Quote noch weitaus höher.) Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder zu- Zur Zeit lebt er menschlich fast völlig isoliert; so er doch einmal Besuch erhält, kam es vor, dass bei Stichproben durch die Polizei sich der Besucher ausweisen musste (und damit in der Kontaktdatei von Polizei und Verfassungsschutz gelandet sein dürfte). Eine Dame aus Weinheim, die ihn gelegentlich anruft, um ihm auf diesem Wege moralischen Beistand zu leisten, hat es mitunter schwer, zu ihm vorzudringen, da sich eine Mitarbeiterin des Hotels weigert, Herrn Abu Dhess ans Telefon zu holen. Alles in allem eine desolate Situation. erst aus ihrer Mitte ausschließt, um sie dann in einem Gefängnis über Jahre und Jahrzehnte wegzuschließen, hat auch die Pflicht, für eine Reintegration dieser Menschen zu sorgen. Die aktuellen Versuche von Massenmedien, Politikern und aufgestachelten Nachbarn, die Probleme durch die Forderung zu lösen, alle Betroffenen weiterhin möglichst lebenslang wegzuschließen, helfen unter Umständen, von ganz anderen, viel problematischeren Themenfeldern (z.B. Angst vor Arbeitsplatzverlust) abzulenken, werden aber letztlich weder den Haftentlassenen gerecht, noch sind sie Ausdruck für so etwas wie Menschlichkeit! Wirklich nur Einzelfälle? Vielleicht mag es sich nach Ansicht manches Lesers um (zumal spektakuläre) Einzelfälle handeln. Hier hilft ein Blick in die von der Justiz höchstselbst veröffentlichten Statistik. So gab die Landesregierung von Niedersachsen auf Anfrage der Grünen zu, dass allein in Niedersachsen im Jahr 2009 zwar 4605 Inhaftierte entlassen wurden, jedoch nur 1740 von ihnen innerhalb der Thomas, JVA Bruchsal 18 Armer und reicher Teufel Bis zu dem Tag, wo er heimkehrte und seinem Gönner dankte, wie einem Gastgeber beim Abschied. Er zog die alten Kleider wieder an und stieg in die Grube zurück, zu den Kohlen, den blinden Pferden, den Kameraden, die ihm so fremd geworden waren, und die ihn nun verachteten. Er stieg ins Bergwerk zurück; unvorstellbar jetzt die ersten Tage, Monate, der Gegenschein und der jetzige Kontrast: die Einfahrt ums Morgengrauen, die Arbeit auf dem Rücken, das Schwitzen, Husten, der Kohlenstaub in den Augen, der schlechte Fraß, das Bett mit dreien. Nun hätte der Bursche den Vertrag freilich brechen können … Stattdessen streikte er verblüffend, fuhr nach New York, sah seinen Wohltäter - und erschoss ihn. Für den Arbeiter hatte man Verständnis; das Gericht sprach ihn frei. Einfach zum Nachdenken Wer genug Geld hat, wird manchmal merkwürdig gut. Er gönnt den Nächsten auch etwas, denkt sich etwas Schönes für sie aus. Reiche Leute wollen gern spielen, setzen dabei Arme ein. So hielt es auch jener Amerikaner, als er einen sonderbaren Wettbewerb startete: Ein junger Mann war gesucht, am liebsten ein Bergarbeiter, gesund und geschickt. Aus hunderttausend Bewerbern wurde einer angenommen. Der junge Mann meldete sich; ein hübscher Bursche, hatte nun nichts zu tun, als die weiteren Bedingungen zu erfüllen: nämlich auf gute Manier zu essen und zu trinken, feine Kleidung mit Chic zu tragen, gute Figur zu machen. Ein „Hofmeister“ brachte ihm die Künste der feinen Welt bei – Reiten, Golf, gebildetes Sprechen – und was sonst ein amerikanischer Gentleman braucht. Das alles mit dem Geld seines Schutzherrn. Nach beendetem Schliff trat der Glückliche eine dreijährige Reise um die Welt an, mit Kreditkarten in der Tasche, die jeden noch so exotischen Wunsch erfüllen ließen. Nur eine kleine letzte Bedingung stand noch aus: Der junge Mann musste nach der Reise wieder ins Bergwerk zurück, als wäre nichts gewesen, musste dort mindestens zehn Jahre bleiben, als Grubenarbeiter wie bisher. Auch dies unterschrieb der Glückspilz. Er hielt sich ans Leben, das näher lag. Die Zeit der goldenen Jugend begann. Er reiste in den Opernglanz von Europa, hatte Glück bei Frauen und zeigte Begabung dafür, jagte indische Tiger und speiste bei Vizekönigen – kurz: führte das Leben von Prinzen. Ernst Bloch (aus: Spuren, Frankfurt, 1970) Ich verstehe völlig, dass die Leidenden, die zutiefst Verletzten, an die unendliche Liebe Gottes nicht glauben können. Nicht sie tragen die Verantwortung dafür, sondern wir, die Privilegierten, die ein Dach über dem Kopf, Arbeit, Gesundheit und Geld haben, sind schuld. Wir müssen uns die Frage stellen: Was haben wir aus den Gaben Gottes gemacht, was haben wir für unsere vergessenen Geschwister getan? Angesichts all des Unglücks in der Welt hätte ich die Güte Gottes, der die Liebe ist, in Frage stellen können, aber ich habe daran kein einziges Mal gezweifelt. Abbé Pierre in: ders., Was ist das, der Tod? Innsbruck, 2012, 76 19 Jeder sollte eine zweite Chance bekommen … „Wir müssten vielleicht rauskriegen, was der gemacht hat“, ist fast einhelliger Tenor. „Wenn er Kindern oder Frauen etwas getan hat, dann ...“ auch Ex-Knackis. Aber die müssen doch nicht Was dann? Dann gnade ihm Gott? Der ist tatsächlich oft der einzige Barmherzige im Umgang mit einem Menschen, der aus dem Gefängnis kommt. Viele Exhäftlinge fürchten sich vor dem Tag der Entlassung so sehr, wie sie sich darauf freuen. Wie werden sie „draußen“ empfangen – von Familie, Freunden? Kriegen sie Arbeit? Wer soll sie nehmen? Der Gang zur Agentur für Arbeit gleich am ersten Tag der Entlassung fällt schwer. Aber er muss sofort sein, weil sonst kein Geld fließt – rückwirkend gibt es natürlich nichts. gleich in unsere Nachbarschaft ziehen! Die Nachbarinnen sitzen nach der Arbeit spätnachmittags noch bei einem schnellen Kaffee. Die Kinder, aus Kita oder Schule geholt, spielen im Garten. Einziges Thema ist der neue Nachbar. Er wohnt in der Mitte der Straße, in einer winzigen Zweizimmerwohnung. „Man sagt, die Wohnung soll das Sozialamt angemietet haben“, meint Isabella. „Anscheinend hat er keine Arbeit“, fügt Britta hinzu. „Er ist offenbar den ganzen Tag zu Hause“. Keine Schande, finden alle – heutzutage kann Arbeitslosigkeit wirklich jeden treffen. „Trotzdem“, lässt Isabella nicht locker, „ein komischer Vogel ist er schon, findet ihr nicht? Ich hab gehört, er soll im Gefängnis gewesen sein“. Wer kein Einkommen oder Vermögen hat - das sind die meisten -, wer kein Arbeitslosengeld bekommt, hat Anspruch auf Sozialhilfe. Der nächste Weg führt nicht in die Freiheit, das eigene Leben zu gestalten, sondern zum Sozialamt. Haben einen Ehefrau oder Freundin ausquartiert, will der Mann nichts mehr von einem wissen, geht es zum Wohnungsamt. Den freien Wohnungsmarkt scheuen viele Exknackis: Ihre Antworten auf Fragen nach Herund Einkommen werden von Vermietern und Maklern wenig begeistert aufgenommen. Manche trauen sich deshalb eher in eine Mitwohnzentrale, wo sie Gemeinschaft finden, oder in eine betreute Wohngruppe, wenn sie inten- Jetzt wird das Gespräch etwas angespannt. „Was? Gefängnis?“ Die Damen spekulieren eine Weile vor sich hin, was der neue Nachbar so auf dem Kerbholz haben könnte. Miriam mahnt: „Moment – das sind doch alles nur Gerüchte. Macht mal halb lang!“ Aber als die Männer dazukommen, um ihre Frauen mitsamt dem Nachwuchs abzuholen, geht es rund. 20 sive Unterstützung wollen. Wenn alles nicht klappt, bleibt für einige Zeit nur das Obdachlosenheim. Auf jeden Fall ist die Suche nach einem Zuhause eine mühsame, oft schmerzliche Angelegenheit. jetzt in Freiheit zurecht zu finden. Ihr könnt doch nicht willkürlich eine neue Strafe über ihn verhängen!“ Viele offene Ohren findet sie nicht mit ihrem Plädoyer. Zu groß ist die Sorge, wer sich da mitten unter ihnen verbirgt. Miriam schaut ihren Mann an und meint: „Was meinst du, sollen wir den neuen Nachbarn mal einladen? Nix Großes, Kaffee oder so ...“ Miriam beteiligt sich seit vielen Jahren am ehrenamtlichen Besuchsdienst ihrer Kirchengemeinde in der JVA. Sie sagt: „Leute! Ich verstehe eure Panik – es ist echt nicht leicht, mit jemandem zusammenzuleben, von dem man nicht weiß, was er ausgefressen hat. Aber darf ich erinnern: Der Mann hat seine Monate und Jahre, die im Namen des Volkes verhängt wurden, abgesessen. Er hat gebüßt – und genug zu tun, sich Michael nickt zögernd. „Ich habe ziemlich gemischte Gefühle. Aber gut. Wir machen einen Schritt. Mal sehen, wie er es aufnimmt.“ Susanne Breit-Kessler in: Chrismon – das evangelische Magazin, Heft 8 /2013 21 FREIHEIT nieren: Bei der Arbeit! In der Familie! Beim Einkaufen! Vor den Nachbarn! Hauptsache: Funktionieren! BE-FREI-T! Wie viel kann ein Mensch aushalten? Wie viel kann ich aushalten? Entlassen aus dem Ich habe zwei Therapien begonnen und wieder abgebrochen mit der Erkenntnis, zu nichts fähig zu sein. Nur schweigen, still halten, verdrängen, überleben, immer weiter. inneren Gefängnis Haft! Jetzt sitze ich hier und frage mich: „Was ist eigentlich passiert?“ Ich wollte tot sein! Ja, tot! Ich habe das ganze Leben so satt ... Dieser ständige Kampf um Liebe, Anerkennung, Wertschätzung und Leben. Nur ein bisschen Liebe - nur einmal! Wohl nicht für mich ... Meine Mutter hat sich von mir abgewendet, mir ihre Liebe entzogen als ich fünf Jahre alt war. Schon in der Schule hatte ich keine Freunde, da wir laufend umgezogen sind. Die Prügel zu Hause waren an der Tagesordnung, ein Grund fand sich immer. Auch unter uns Geschwistern - wir waren zu fünft - herrschte immer Krieg und Unfrieden aus Eifersucht, Missgunst und Kampf um die Mutterliebe und Rangordnung. Nach einer weiteren missglückten Beziehung - mein Aus! Ich konnte nicht mehr! So versuchte ich meinen Suizid mit dem Auto. Auf der Autobahn fuhr ich mit über 120 Sachen auf eine Leitplanke. Das Auto überschlug sich fünfmal, lag dann still auf der Seite. Ein Polizist holte mich unverletzt, von ein paar blauen Flecken und Schrammen angesehen, aus dem Wrack. Überlebt! Jeder, Polizei, Ärzte, Sanitäter, später Pfarrer sprachen von einem unglaublichen Glück, Schutzengeln und vom lieben Gott. Ich wollte weder Engel noch Gott! Während meines Suizidversuchs habe ich mich des Mordes schuldig gemacht, daher kam ich nach meiner Festnahme erst einmal in die Psychiatrie. Von zu Hause weg, dann mein erster Freund. Er vergewaltigte mich brutal und meine ersten zarten Gefühle - für immer zerstört. Später kam ich wieder mit einem Mann zusammen, wurde ihm hörig, auch mit ihm Gewalt und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. Andere Beziehungsversuche, sogar eine Ehe, zerbrachen, ich war zu verletzt und hatte kein Vertrauen. Dort hatte ich Gespräche mit einem Pfarrer. Immer wieder suchte er mich auf, redete mit mir und betete für mich. Einmal, als ich mein Alleinsein nicht mehr aushielt, betete ich zu Gott, ER möge mich nicht allein lassen. Kurze Zeit später ging die Türe auf und der Pfarrer kam herein. Wir redeten und beteten, bis meine Angst verschwand. Leben? Soll das ein Leben sein? - Nein! Nein, nur ein ständiger Kampf ums Überleben. Jeden Tag neu! Jeden Tag funktio- Gott? Gab es ihn wirklich? Gab es ihn für mich? - Überzeugt war ich nicht. Und doch begriff ich langsam, dass wohl eine höhere 22 Macht dafür sorgte, dass ich den Unfall überlebte und ich, scheinbar, auf dieser Welt noch eine Aufgabe habe. dankbar zu wissen, dass meine Mutter mich liebt und alles für mich gegeben hat, was ihr möglich war. Ich legte dann meine Beichte vor Gott ab. Trotz Zweifel! Ich fühlte mich schuldig und wollte mein Gewissen erleichtern. Ich bat, dass ER mir vergab, mir, einer Mörderin. Vor kurzem, im Gottesdienst, brachte ich bei einer Gemeinschaftsbeichte nochmals meine Sünden vor Gott und bat um Verzeihung. Und diesmal spürte ich es genau, wie mir eine Last abgenommen wurde, und ich befreit aufatmen durfte. Diesmal hat ER mir vergeben! Mir - einer Mörderin! Kurz darauf wurde ich in die JVA verlegt. Ich schloss mich der Emmausgruppe an. Bald stellte ich fest, dass ich nicht die Einzige bin mit Verletzungen. In vielen Geschichten der anderen erkannte ich mich wieder. Dann mein Entschluss: Ich will das alles nicht mehr, meine Kämpfe, Hass, Wut, Angst, Verdrängung ... Ich will frei sein! Ich will leben! Mein Weg ist noch weit, steinig und schwer, bis ich ganz zu mir gefunden habe. Ich werde mein Heil in Gott finden. Ich spüre eine noch nie da gewesene Kraft und Liebe in mir, die mich ganz ausfüllen. Ich gebe mein Leben in Gottes Hände und werde mich von Ihm führen lassen. Noch ist alles neu und ungewohnt, jedoch ohne dass es mir Angst macht. Ja! Ja, ich werAnka, NFA de leben, mit Gottes Hilfe! Nun nehm' ich beim Seelsorger Einzelgespräche. Ich mache mich auf den Weg zu mir. Ich lerne auch immer mehr, Gott zu vertrauen. Jedes meiner Gebete wird erhört und irgendwie erfüllt. Immer mehr spüre ich, ich bin nicht mehr allein. Ich kehre um zu Gott! Nach und nach kann ich mit Gottes Hilfe meinen Eltern und zum Teil meinen Peinigern verzeihen. Heute bin ich 23 CHRISTSEIN HEUTE Unter diesem Titel erscheinen hier immer wieder Beiträge, die uns am Leben und Wirken bekannter oder weniger bekannter ChristInnen teilhaben lassen. Heute berichten wir über den Jesuitenpater GEORG SPORSCHILL, der viele wichtige Projekte für strafentlassene, drogenkranke und obdachlose Menschen aufgebaut hat. Georg Sporschills Lebensweg beginnt 1946 in Vorarlberg, wo er in einer Familie mit neun Kindern aufwächst. Nach der Matura studiert er in Innsbruck und Paris Theologie, Pädagogik und Psychologie. Anschließend ist er als Referent für Erwachsenenbildung in der Vorarlberger Landesregierung tätig. Im Alter von dreißig Jahren tritt er in den Jesuitenorden ein und empfängt zwei Jahre später die Priesterweihe. Jugend- und Sozialarbeit Als junger Kaplan in Wien-Lainz gründet und begleitet Pater Georg Sporschill viele Jugendgruppen. Ab 1980 gilt sein Engagement strafentlassenen, drogensüchtigen und wohnungslosen Jugendlichen. Er lebt mit ihnen unter einem Dach. Für die Caritas baut er Jugend- und Obdachlosenhäuser auf, er schickt den "Canisibus" mit Suppe zu den Obdachlosen an den Bahn24 höfen und gründet das Wiener Innenstadtlokal "Inigo", das Langzeitarbeitslosen Arbeit und Selbstbewusstsein gibt. Kraftquelle Bibel Kraft und Hoffnung schöpft Pater Georg Sporschill aus der Bibel. In Wien leitet er seit 1996 eine Bibelschule. Die Straßenkinder von Bukarest 1991 geht Pater Georg Sporschill im Auftrag seines Ordens zu den Straßenkindern von Bukarest. Was als Einsatz für sechs Monate gedacht ist, wird zur Lebensaufgabe. Zusammen mit Ruth Zenkert gründet er CONCORDIA, Sozialprojekte, und holt Kinder von den Straßen und aus den Kanälen der rumänischen Hauptstadt. Für sie entstehen ein Sozialzentrum, Kinderund Jugendhäuser sowie Lehrwerkstätten und Berufsschulen. Neues Projekt Pater Georg Sporschill SJ hat zusammen mit Ruth Zenkert ein neues Projekt namens ELIJAH in Siebenbürgen/Rumänien gegründet und widmet sich mit ganzer Kraft und Einsatz diesem "Kind". Seine von ihm gegründeten ConcordiaProjekte in Rumänien, Moldawien und Bulgarien gehen mit einem motivierten Team weiter, denn es sind viele Menschen (Kinder, Jugendliche und alte Menschen), die ihre Hoffnung und Vertrauen auf Concordia setzen. Helfen, wo die Not am größten ist "Wir müssen helfen, wo die Not am größten ist." Dieses Prinzip führt Pater Georg Sporschill 2004 in die Republik Moldawien, in das ärmste Land Europas. Auch hier setzt sich Pater Georg Sporschill für Waisenkinder und verwahrloste Jugendliche ein. Doch auch alte Menschen leiden in der Republik Moldawien große Not. Deshalb knüpft CONCORDIA ein Netz von Suppenküchen und Sozialzentren. 2008 beginnt Georg Sporschill mit der Jugendarbeit in Bulgarien. Als der Meister gefragt wurde, ob es ihn denn nicht entmutige, dass all seine Mühe anscheinend kaum Früchte trug, erzählte er die Geschichte von einer Schnecke, die an einem kalten Tag im Frühjahr aufbrach, um den Stamm eines Kirschbaums empor zu klettern. Die Hoffnungskinder Spatzen auf dem Nachbarbaum lachten Pater Georg Sporschill schlägt Brücken zwischen Ost und West sowie zwischen Armut und Reichtum. Die Jugend aus dem reichen Westen fordert er heraus mit der Frage: "Wo werde ich gebraucht?" Viele Jugendliche kommen als Volontäre (Freiwillige) in die CONCORDIA Projekte. Sie möchten Anderen helfen, profitieren aber oft selbst am meisten von ihrem Einsatz. Und so wandeln sich nicht nur die Straßenkinder, sondern auch die Wohlstandskinder zu Hoffnungskindern. über ihr Unterfangen. Da flog ein Spatz auf die Schnecke zu und piepste sie an: "He, du Dummkopf, siehst du nicht, dass auf dem Baum keine Kirschen sind?" Die Schnecke kroch weiter und sagte: "Bis ich oben bin, sind welche dran!" Anthony de Mello 25 mit Bruder Jan von der Emmausbewegung. Dieser schaffte es, meinem Leben eine andere Richtung zu geben. Er half mir, für mein Leben einen Sinn zu finden, der Liebe zu begegnen, indem er mir einen Gott aufzeigte, anders als er mir vorher im Heim vermittelt wurde. Der Gott, den ich bis dahin kannte, war ein strafender, kriegerischer Diktator, ein Gott, der für mich die Hölle vorprogrammiert hatte. Der Gott, den mir Jan zeigte, war ein liebender, gnädiger, barmherziger Gott, der sich nichts sehnlicher wünschte, als dass er mein Leben lebenswert machen will. Freude am Leben 21 Jahre straffrei - ein harter Weg Seit Ostern 1986 wurde die Strafzeit für mich zur Heilungszeit. Damit begann auch die Vorbereitung auf meine Entlassung, 18 Monate vor Endstrafe. Ich dieser Zeit lernte ich kennen, wer und was ich wirklich war. Ich wollte einen neuen Weg gehen. Nach wiederholten Haftstrafen machte ich mir nach sieben Jahren Haft Gedanken über den Sinn meines Lebens. Der Knast konnte es nicht sein, das Leben, so wie ich es draußen lebte, auch nicht. So spürte ich, dass es überhaupt keinen Sinn in meinem Leben gab. Da begann ich zu suchen. Nachdem ich in verschiedenen Gruppen sogar die Leitung hatte, glaubte ich, es geschafft zu haben. Ich fühlte mich stark. Zur offiziellen Entlassungsvorbereitung gehörten dann auch Ausgang und Urlaub. Nach einigen Ausgängen, die normal verliefen, kam der erste Hafturlaub. Zwei Stunden hielten meine guten Vorsätze sechs Stunden später fand ich mich nach einem Alkoholrückfall bewusstlos im Krankenhaus wieder. Der Arzt gratulierte mir zu einem neuen Leben. Erst Jahre später begriff ich, wie recht er hatte. Natürlich waren die Sanktionen des Gefängnisdirektors unangenehm, aber schlimmer noch war es, in den Gruppen vor den anderen Mitgefangenen als Versager dazustehen. Auf dieser Suche nahm ich alle erdenklichen Angebote im Knast wahr. In einer der angebotenen Gruppen, einem biblischen Gesprächskreis, kam es zur Begegnung Ab dieser Zeit begann ich, nun ernsthafter meine Entlassung vorzubereiten. Ich musste mir eingestehen, dass ich das Leben nach der Entlassung nicht allein und Ich erspare Euch den Bericht über etliche Rückfälle in meinem Leben, da dies sonst ein Buch füllen würde. Vielmehr möchte ich Euch ermutigen: Ich erzähle Euch, wie ein Neuanfang bei mir funktioniert hat, so dass ich mittlerweile 21 Jahre straffrei, trocken und zufrieden mit Gott leben kann. 26 nicht ohne fachliche Hilfe meistern kann. Neben dem Ringen mit Gott war es dann eine Alkoholtherapie, der Halt in einer Wohngemeinschaft und eine berufliche Ausbildung als Landschaftsgärtner, die mich stabilisierten. Es gibt so viele Dinge in unserem Leben, die nicht geändert werden können! Wir sind ihnen gegenüber machtlos. Doch wenn wir ja zu ihnen sagen können, kommen wir zum Frieden. Der Frieden liegt im Ja. Schon in der Haft beantragte ich eine Therapie und erkundigte mich nach einer Wohngemeinschaft, in der ich bis zu meinem Therapieantritt unterkommen konnte. Ich bekam einen Platz bei einer kinderreichen Familie, zu der ich mich nach der Entlassung auf den Weg machen wollte. Doch das sollte sich als nicht so einfach erweisen. Als ich am Tag meiner Entlassung das Gefängnis verließ, spielten meine Gedanken plötzlich verrückt. Auf einmal kam die große Versuchung in mir auf, dass ich meine alten Kumpels und Saufkumpane besuchen wollte. Eine riesige Angst überkam mich. Ich wollte nicht wieder rückfällig werden, und doch war der Sog so stark. Das Letzte, was mir möglich war: Ich ging zur Pforte des Gefängnisses zurück und bat den Beamten, dass er mir den Pfarrer rief. Ich erklärte diesem meinen zerrissenen Zustand: „Ich komme allein nicht durch die Stadt!“ Was ist der größte Feind der Erleuchtung? - Angst. – Und woher kommt Angst? – Aus der Einbildung. – Und was ist Einbildung? – Zu denken, dass die Blumen neben dir giftige Schlangen seien. – Wie soll ich Erleuchtung erreichen? Öffne deinen Augen und sieh! – Was? – Dass keine einzige Schlange in der Nähe ist. Der Pfarrer verstand mich und fuhr mich zum geplanten Ziel. Gott sei Dank! Ich hatte das Gefühl: Zwei Mächte, größer als ich, haben um mich gekämpft. Und die gute Macht - für mich: Gott - hat gesiegt. Nach der Entlassung war das für mich dann keine Feier, sondern harter Kampf, jeden Tag neu, Kampf für das Leben, Kampf, trocken zu bleiben. Heute, 21 Jahre später, feiere ich mit meiner Frau, zwei Kindern und Freunden das Leben, das ich seither mit Gott lebe. Anthony de Mello Peter 27 mich ganz allein gestellt, und da ich Raucher bin und gerne Kaffee trinke, musste ich zusehen, wie ich an Geld für den Einkauf kam. Ich hatte Glück und durfte in der Wäscherei arbeiten, für 0,56 EURO (Stand 2007) die Stunde, das hätte ich mir draussen nie gedacht, hier war ich froh. Ja, und so hatte ich wieder einen Schritt getan, aktiv an meiner Resozialisierung mitzuarbeiten. Entlassung - was nun? Diese Frage stellte sich bei mir, nachdem ich im Mai 2007 verhaftet und in Stadelheim in U-Haft war, ziemlich bald. Nachdem ich durch die Haft von Drogen Abstand hatte, wurde mir bald klar, dass es so nicht weitergehen kann. Ich musste die unabänderliche Tatsache akzeptieren, dass ich nun die Suppe auslöffeln muss, die ich mir über Jahre mit Kokain, Alkohol und Straftaten, vor allem Betrugsdelikten "gekocht" hatte. Ja, und so kam mir die Idee, die Haft für mich zu nutzen. Wenn ich entlassen werde, wollte ich auf gar keinen Fall wieder da oder gar noch schlechter stehen, wo ich bei meiner Verhaftung stand. Also suchte ich nach Lösungen, wie ich aktiv mitarbeiten konnte, die Sache für mich zu nutzen. Mir wurde schnell klar, dass ich in jedem Fall eine Therapie machen will. Auch wenn es hart kommt und mir § 35 BtmG (Therapie statt Strafe) abgelehnt würde, wollte ich nach der Endstrafe eine Therapie anschließen. Letzten Endes durfte ich diese nach 27 Monaten von insgesamt 3 Jahren Haft als Reststrafenauflage machen, was ich dann auch erfolgreich tat. Ich bemühte mich schon in der U-Haft um eine Arbeit, schon aus materiellen Gründen, da alles, was ich an Geld besaß, beschlagnahmt wurde, zum anderen ich nicht auf die Unterstützung einer Familie hoffen konnte. Meine Eltern waren tot und der Rest meiner Familie wollte mit mir, dem drogensüchtigen Betrüger, dem Hallodri, nichts mehr zu tun haben. Ich war auf Ansonsten nahm ich in der Haft an allen möglichen Angeboten teil. Auch an der Bibelgruppe und der Emmausgruppe der Seelsorge. Ich ging zur externen Suchtberatung und merkte so, dass sich die Dinge Stück für Stück bewegen. Nach 16 Monaten wurde ich in die JVA Bernau verlegt. Hier bewarb ich mich gleich um Aufnahme in den sozial-therapeutischen Wohngruppenvollzug, wurde da auch im Dezember, genau zu meinem 38. Geburtstag aufgenommen, machte auch dort weiter mit Gruppen etc. So gab mir das Gericht zum Reststrafen-Zeitpunkt die Chance, eine Therapie zu machen, was ich auch tat. Heute kann ich sagen, dass ich seither clean bin, mich stabilisiert habe. Aber das alles verdanke ich im Wesentlichen auch 28 dem Tabor e.V., denn diese gaben mir nach der Haft die Chance, in der WG familienähnlichen Anschluss zu finden. Im Zuge der Nachsorgetherapie ist es mir mehr und mehr gelungen, außerhalb Freunde zu finden, die mir weitergeholfen haben, auch was eine Beschäftigung anbelangt. Selbst wenn die Chancen, als Vorbestrafter eine Stelle im erlernten Beruf des Groß- und Außenhandelskaufmann zu finden, nicht gerade die besten sind! Ich entdeckte aber mit der Zeit andere Fähigkeiten und Talente, die in mir bisher schlummerten, das baut mich auf. Stück für Stück tut sich was. Vor ein paar Tagen erhielt ich vom Gericht den Beschluss, dass mir nach vier Jahren Bewährung die Reststrafe erlassen wurde. Ich habe etwas geschafft, Stück für Stück, auch wenn sich das alles nicht nach einem Quantensprung anhört, rückblickend war es aber dann doch so etwas für mich: Wenn man bedenkt, wie hoffnungslos alles 2007 begonnen hatte, komplett abgestürzt, abgemagert und immer "drauf", im Kopf hatte ich nur den Gedanken, wie ich heute meinen Drogenbedarf finanzieren und das Zimmer in einer Absteige bezahlen kann! Ja, mein Leben hat sich verändert, für mich war es eine Chance zum Neuanfang. Ich würde mir für all die Leute, die das was ich hinter mir habe wünschen es gäbe mehr Leute wie bei Tabor, die unabhängig von Behörden und Therapiestellen Heimat geben, denn leider reicht die Zeit von 6 bis 18 Monaten meist nicht aus, aus einem verkorksten Leben neu anzufangen. Und mehr gewähren die Kostenträger nicht! Ich habe in Haft und auch auf Therapie viel Leid diesbezüglich gesehen. Ich wünsche Euch allen das Beste und Mut und Kraft, Euer Leben anzupacken, dazu Menschen an Eurer Seite, zu denen Ihr wie ich heute mal DANKE sagen könnt, seien es nun Seelsorger, Psychologen, Sozialarbeiter, ehrenamtliche Mitarbeiter oder auch Beamte: Ich sage hier mal: DANKE! Stefan 29 letzte Wort über mich zu sprechen oder mich in einen bestimmten Rahmen zu pressen, aus dem ich dann für den Rest meines Lebens nicht mehr rauskomme. Ich will die Freiheit haben, meinen ganz persönlichen Weg zu gehen und mich immer weiter zu entwickeln und zu wachsen. Ich habe mich in diesen fünf Jahren schon wieder von so vielen Menschen trennen bzw. distanzieren müssen, weil sie mir z. B. nicht erlauben wollten, mein "Büßergewand" auszuziehen. Mein schwerer Weg zurück ins Leben Als ich am 28.12.2007 ver verhaftet wurde, hatte ich etwa drei Monate vorher Gott in einem Brief ge gebeten, mich von meinem Leben in der Drogen Drogenwelt zu erlösen und übergab ihm damals wohl schon mein Leben. Nach knapp acht Monaten Haft - in denen ich in meiner oft brutal-ehrlichen Art mein Leben reflektierte - wurde ich entlassen und ging auf Therapie. In den vergangenen fünf Jahren "in Freiheit" musste ich mich von vielen Stürzen in "Täler der Tränen" erholen, doch ich bin immer wieder auf die Füße gefallen. Gut für mich persönlich war, dass ich mir bei meiner Entlassung keinerlei Gedanken über meine Zukunft machte. Ich vertraute in meiner "blauäugigen Naivität" darauf, dass ER schon für alles sorgen würde. Was er aus heutiger Sicht auch tat. Und auf die Frage, was ich für einen guten Start nach dem Knast gebraucht hätte, sage ich heute etwas, was ich mir schon, seit ich denken kann, wünsche: Menschen, die mir vorurteilslos begegnen, die mich in meiner Individualität - vielleicht auch Andersartigkeit - akzeptieren oder zumindest respektieren. Niemand hat das Recht, das Es begann schon in der Therapie. Da ich ja direkt aus dem Knast kam, haben die meisten meiner damaligen Mitpatienten (und wohl auch Therapeuten) wortwörtlich "eine abgewrackte Alte" erwartet. Dass nun aber ein lebensfroher und fröhlicher Mensch vor ihnen stand, ging schon gar nicht, und ging vielen gegen den Strich. Außerdem sagt man mir nach, den Menschen oft in die Seele schauen zu können, dass ich also einen Blick hinter die Fassade der Menschen werfen kann. Somit waren Konflikte vorprogrammiert. Keiner verliert gerne sein Gesicht, und die Wahrheit will kaum jemand hören, und in Kreisen von Süchtigen schon gar keiner. Egal welche Sucht - das Leben in ihr ist ein Leben in einer Schein- und Traumwelt. Die Therapeuten waren alle über meine Klarheit in meinem Verhalten überrascht. Meine Bezugstherapeutin war lange sehr misstrauisch. Sie glaubte, ich würde ihr und allen anderen nur etwas vormachen. Erst als ich ihr aus einer Laune heraus meinen ersten Beitrag im Tabor-Magazin zum Lesen gab, war sie erst einmal sprachlos, dann beeindruckt und zum Schluss überzeugt. Sie sagte zu mir: "Als ich das gelesen habe, habe ich mir gewünscht, auch mal in den Knast zu kom30 men, aber nur unter der Bedingung, dass ich auch diese ,Erleuchtung‘ bekomme." Nach der Therapie ging ich dann nach Lübeck in eine Übergangseinrichtung, noch einmal für vier Monate. Dort spielte sich ähnliches ab. Der Chef der Einrichtung meinte gleich am Anfang zu mir: "Wenn ich mir Ihren Lebenslauf ansehe, so staune ich über Ihr forsches Auftreten. Schließlich waren Sie u. a. im Knast und der Rest Ihrer Karriere ist wohl auch nicht so toll, sonst wären Sie nicht hier gelandet." Ihm passte von Anfang an nicht, dass ich eine eigene Meinung hatte und Missstände klar ansprach. Doch dort stand zu meiner großen Freude meine Bezugstherapeutin unerschütterlich zu mir. Auch als mein Ex-Freund am Ende meines Aufenthaltes in diesem Hause starb, stand diese Frau mir hilfreich zur Seite. Dafür werde ich ihr ein Leben lang dankbar sein. Der Tod meines Lebensgefährten hatte mich schwer getroffen, auch wenn ich mich während meiner Haft von ihm getrennt hatte. Wir waren schließlich 12 lange Jahre durch dick und dünn gegangen. Monate körperlich, seelisch und geistig völlig am Ende. Der Weg zur Toilette war wie eine Weltreise. Einzukaufen oder Arztbesuch glich einem Himmelfahrtskommando - ich wusste nie, ob ich es wieder nach Hause schaffen würde. Konnte ich in der Therapie locker an die 10 km Joggen, fiel mir nun jeder Schritt unglaublich schwer. Da ich kaum jemanden kannte, war ich fast immer allein. Doch ER hat mich wiederum durch dieses Tal getragen und gestärkt aus ihm herausgeführt. Als ich wieder unter dem Lebenden war, begann eine schöne Zeit. Es heisst ja im (Johannes-) Evangelium: Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln! Ich war wieder gesund, hatte meine ETW verkaufen müssen (um Schulden zu bezahlen) und hatte noch etwas Geld zum Reisen übrig - meinem allerliebsten Hobby. In anderen Ländern fühle ich mich frei, während ich im eigenen Land immer das Gefühl habe - besonders seit meiner Zeit im Knast -, dass ich mein "Büßergewand" nie mehr ausziehen darf. Das fängt schon bei meinen Geschwistern an. Zu ihnen habe ich kaum Kontakt. Und obwohl ich keinerlei Kontaktschwierigkeiten habe, tue ich mir mit Freundschaften schwer. Zur Freundschaft gehört für mich Ehrlichkeit und auch ein gewisses Maß an Offenheit. Ich stehe zu meiner Vergangenheit - schließlich hat sie mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Doch sobald Menschen von meiner Vergangenheit erfahren - vor allem die Tatsache, dass ich im Knast war -, habe ich ein Brandzeichen auf der Stirn. Einigen verursacht dieses Zeichen Angst (,Wer weiß, wozu diese Zuchthäuslerin alles fähig ist!‘). Die Mehrzahl der Menschen glaubt aber, mich bekehren zu müssen und mich auf den richtigen Weg zu führen (auf den ihren natürlich). Das nimmt Zu meinem damaligen Elend kam noch, dass ich eine Woche vor dem Tod meines Ex mit meiner Hepatitis-C-Therapie begonnen hatte - ein ,Geschenk‘ von meinem Ex! Und nun sollte ein ganz langes und tiefes Tal der Tränen beginnen. Meine Zeit in der Einrichtung war vorbei und ich fand Gott sei Dank - auf die Schnelle ein hübsches 1-Zimmer-Appartement im Zentrum der Stadt. Dort sollte ich die folgenden 7-8 Monate vor mich hinvegetieren - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Einrichtung bestand aus einem Tisch, einem kleinen Sofa und einer Klappmatratze, mehr konnte ich mir nicht leisten. Denke ich heute an diese Zeit, werde ich selber sprachlos und unbeschreiblich dankbar. Ich war all die 31 oft ganz schlimme Ausmaße an: Mir wird gesagt, wann und wie oft ich zu beichten habe, was und bei wem ich zu beichten habe, was ich in meiner Wohnung haben darf und was nicht, welche Menschen gut für mich sind... durchgebeutelt haben, haben es stark und widerstandsfähig gemacht. Ich wünsche mir, dass es mal ein großer starker Baum wird, der vielen Menschen Schatten und einen Platz zum Ausruhen schenkt. Eines weiß ich: ER hielt immer seine schützende Hand über mich. ER hält über jeden von Euch die schützende Hand und mit Sicherheit hat er bei der Geburt von jedem von Euch gelächelt. Keiner von uns ist ein Zufallsprodukt - wir sind alle von IHM gewollt. In diesem Sinne Gottes Segen und eine schöne Advents- und Weihnachtszeit und ein glückseliges Neues Jahr. Richtig klar wurde mir das erst, als ich nach Berlin - der Stadt mit den großen seelischen Wüsten - zog. Durch meine damalige Freundin kam ich in gewisse religiöse Kreise, viele Konvertierte und "Vorzeigechristen" (so sahen sie sich zumindest). Dort wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass Christen zwar gerne von Vergebung reden, aber wenn es dann konkret wird mit dem Vergeben, bleibt es bei dem Sprichwort: Worte sind wie Blätter, Taten sind die Früchte! Es bleiben wohl viele Christen fruchtlos! Ich habe viel Neid, Missgunst, Ablehnung und zum Teil Verachtung erleben müssen. Nur weil ich mir trotz meiner Vergangenheit erlaubt habe, mein Büßergewand auszuziehen. Und was mich dennoch sehr dankbar macht, ist die Tatsache, dass trotz Verlustes vieler Menschen doch noch ein ganz kleines Häuflein übrig geblieben ist, die heute mehr denn je zu mir stehen. Und oft bekomme ich von fremden Menschen die Rückmeldung, dass ich eine unglaublich positive und fröhliche Ausstrahlung habe. Sie wundern sich über meine erkennbare Liebe zu den Menschen und zum Leben. In den vergangenen fünf Jahren in Freiheit habe ich viel Lehrgeld bezahlt (ich will ja immer auch etwas lernen). Doch war letztendlich jeder Cent gut angelegt. Als ich aus dem Knast kam, war mein Glaube und Vertrauen an und zu IHM nur ein kleines zartes Pflänzchen. Nun ist dieses Bäumchen gut gewachsen. Und all diese Stürme, die es kräftig und oft sehr heftig Sophia Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie Ihm ganz überlassen. ! 32 Blaise Pascal sich die Konturen der angestrahlten Burgzimmer zauberhaft abheben. Ein faszinierender Anblick, den ich jedoch nicht wahrnehme. Mit von Tränen befeuchteten Wangen starre ich ins Leere, während meine Gedanken bei einem Wort verharren: „Warum ? ...“ Entlassung und Neubeginn fangen hier und heute an, wenn ich zu meiner Schuld stehe und sie annehme. „Warum?“ „Warum hab‘ ich‘s getan?“ „Warum, lieber Gott, hast Du zugelassen, dass durch meine Hand ein Mensch sterben musste?“ „Warum hast Du zugelassen, dass mein Bruder seinen einjährigen über Sohn mit seinem LKW tödlich überzugelas fuhr, warum hast Du auch zugelassen, dass er sich, am Tod seines Sohnes zerbrochen, vom Turm eines Gotteshauses in den Tod stürzte?“ Ich stehe auf dem Fußgängersteg unterhalb der Burg. Der dunkle Asphalt, der gut zehn Meter unter mir liegt, glänzt matt im Irgendetwas hält mich davon ab, auf die Brüstung zu steigen und ... Sind es die Gedanken daran, wie meine Mutter, meine Geschwister unter dem Freitod meines Bruders mei litten, sind es die Gedanken an meine Töchter, meine Enkelkinder? Ich weiß es nicht, doch plötzlich, es war wie eine innere Eingebung, wusste ich, was zu tun war. Ich darf der Verantwortung für meine Tat nicht entfliehen, muss mich der Schuld stellen, sowohl vor dem Gesetz als auch vor Gott. Tief atme ich die kühle Nachtluft ein, und als wäre eine schwere Last von mir genommen, trete ich von der Brüstung zurück und verlasse den Fußgängersteg. Je näher ich der Polizeidienststelle komme, desto fester (Fortsetzung S.34) werden meine Schritte. Schein der Straßenlaternen. Nur noch vereinzelt stört ein Motorengeräusch die Stille der sternenklaren Nacht, gegen die 33 Wochen später ... Gedankenverloren stehe ich am Fenster meiner Zelle. Nach den vielen Regentagen scheint erstmals wieder die Sonne durch die eisernen Gitterstäbe. Die Bäume gegenüber, in frischem Maiengrün gekleidet, bewegen sich im Rhythmus der steifen Brise, die durch die hohen Baumkronen streift. Hastende Federwolken ziehen über den Wipfeln hinweg. Es sieht fast so aus, als fliehen sie vor dem Wind. Sie stieben auseinander, greifen nach oben wie Hilfe suchende Hände, Finger, oder wollen sie nur das Blau über sich einfangen? Doch sie greifen ins Leere, verflüchtigen sich, lösen sich auf, wie durch Geisterhand verzaubert, und der Wind hat seine wahre Freude daran, treibt immer neue Wolkenfetzen, manchmal weißer leuchtend als Schnee, vor sich her. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben wird, wie wir brauchen. Aber Er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf Ihn verlassen. Ich kann mich nicht satt sehen an diesem faszinierendem Schauspiel der Natur. Für einen kurzen Augenblick vergesse ich, warum ich hier bin. Ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel, und dankbar denke ich daran, dass nur Gott für solche Momente verantwortlich sein kann ... nowj 13 (Dietrich Bonhoeffer) 34 Das Licht Der Horizont versteckt das Licht, das sich wie Fächerstrahlen bricht, ein roter Schein am Himmel matt, die Nacht den Tag gefangen hat. Denn alles ist ja nur ein Spiel, das den beiden so gefiel, dass sie dies schon seit Gedenken jahrein, jahraus von neuem schenken. Sie fällt herein, indigoblau, verwandelt Wald und Wiesen, Au geheimnisvoll in einen Traum, so wie des schwarzen Schwanes Flaum. Doch das Spiel, das ich hier mache, wird bestimmt von einer Wache, von Gittern und geschloss‘nem Tor: Es ist ein Spiel, das ich verlor. Sie hält den Tag acht Stunden fest, bevor sie ihn in Freiheit lässt. Das Morgenrot auch gleich verkündet, dass der Tag das super findet. Denn seit ich mich dem Recht gestellt, ein Hoffnungsschimmer auf mich fällt, der sich in Gottes Antlitz bricht: Am Horizont seh‘ ich ein Licht. Nowj, JVA Stadelheim * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * LEBENSLÄNGLICH Herr, ich weiß, dass meine Tat furchtbar war und dass ich sie nie werde sühnen können. Herr, zehn Jahre habe ich hinter mir. Wie viele noch vor mir? Fünf? Zehn? Fünfzehn? Trotzdem frage ich mich, ob ich allmählich nicht genug gebüßt hätte. Petrus Ceelen (ehem. Gefaängnisseelsorger) 35 Wie soll ich das schaffen ohne Drogen? chen? Wie soll ich das alles schaffen nach der Haft - in so einer Situation, in der man wieder bei Null anfängt? Auch wenn ich noch neun Monate Haft vor mir habe, denke ich oft an die Entlassung. Viele, die man fragen würde, was sie über ihre Entlassung denken, würden sagen, dass sie es kaum erwarten können. Aber bei mir ist es etwas anders. Sicher ist eine Vorfreude da, doch dann überkommt mich eine gewisse Angst: Ich habe seit meinem 12. Lebensjahr Drogen genommen. Alles, was ich bisher erreicht habe, habe ich unter Gebrauch von Drogen erreicht. Nur so konnte ich dem Druck und den Demütigungen Stand halten. Egal, ob es um meinen Schulabschluss, meine Lehre oder sogar um meinen Führerschein ging. Ich kenne es nicht anders. Wie wird es sein, etwas im nüchternen Zustand zu errei- Dann das nächste große Thema: Meine Freunde und mein Partner. Bevor ich mich gestellt habe, habe ich meine alte Handynummer vernichtet und somit alle Nummern meiner „Freunde“. Das bedeutet für mich, wenn ich rauskomme, muss ich auch mit meinen sozialen Kontakten wieder neu anfangen. Meiner Meinung nach braucht man gute Freunde im Leben. Nun ja, und dann der Partner: Ich bin hier im Gefängnis und er draußen macht noch so weiter wie zuvor. Im Endeffekt weiß ich, dass unsere Beziehung keine Zukunft hat. Aber er ist der einzige, der draußen auf mich wartet. Was ist, wenn ich auch das noch verliere? Dann steh‘ ich komplett allein da! Und dann ist da auch noch mein kleiner Sohn. Er ist bei Pflegeeltern. Und ich möchte ihm doch eine gute Mutter sein. Aber wie soll ich das schaffen? Mein Wunsch ist es, irgendwann einfach ein geregeltes und zufriedenes Leben führen zu können. Doch leider kommen bei mir immer wieder Zweifel daran auf, ob ich das schaffe - ohne Drogen! J., NFA München 36 Angst macht, ist, dass ich diesen Menschen, die zu mir stehen, sehr weh getan habe, indem ich sie wegen der Haft allein lassen musste und sie somit im Stich ließ.Diese Verletzung muss erst wieder vergehen und das bedeutet: Es braucht Zeit, um das Vertrauen in mich selbst wieder aufzubauen. Und vor allem muss man erst mal wieder Vertrauen zu mir fassen. Vertrauen wieder aufbauen Ich bin 46 Jahre alt und das erste Mal inhaftiert. Gott sei Dank spielten Drogen in meinem Leben keine Rolle und somit auch nicht in meiner Zeit, die ich mich hier im Gefängnis befinde. Ich bin wegen eines Eigentumsdeliktes seit etwas mehr als einem halben Jahr in Haft. Allerdings muss ich feststellen, dass ich viele positive Dinge für jetzt und mein weiteres Leben in Erfahrung bringen konnte. Denn noch einmal werde ich nicht in diese Situation kommen, dass man mich von meiner Familie trennen muss, weil ich nicht aufhören konnte, so fürchterlich materialistisch zu sein. Jetzt hier im Gefängnis nützt mir all das Materielle, das ich draußen so hoch bewertete, rein gar nichts. Das Einzige, das mich jetzt glücklich machen kann, ist meine Familie und meine Freiheit. Angst vor meiner Entlassung habe ich im Großen und Ganzen nicht, denn ich habe ein normales und geordnetes Leben draußen. Sowohl Arbeit als auch Wohnung und Menschen, die mich lieben, erwarten mich. Das einzige, was mir A., NFA München 37 Gedichte aus dem Knast Sehnsucht Gnade Gottes Du bist von mir gegangen und ich bin in der Vergangenheit mit dir gefangen. Ist das Leben ungerecht? Liegt es in unsren Händen? Sind wir im Karpfenteich der Hecht? Können wir das Schicksal wenden? Acht Monate ist es her, dass du bist nicht mehr! Seitdem ist mein Leben ohne Sinn und Zweck. Es lohnt sich nicht das Sein, denn du bist jetzt nicht mehr mein! Egal in welchem Land auf unsrer großen Erde alles liegt in Gottes Hand. ER spricht und prompt: Es werde! Ich bin so traurig, bin so allein! Lieber Gott, könnt es denn nicht wieder anders sein? Als Menschen leben wir im Wahn, wollen alles selber stets gestalten. Verstehen nichts von Gottes Plan! Nur ER wird es verwalten. Mein Schmerz, er will nicht weichen, weil du bist nicht mehr zu erreichen. Die Traurigkeit mich stets begleitet, seit dem du mir entgleitet. Dem Leib wird Leben eingehaucht, stirbt weg - zerfressen von der Made. Alles von dir, Herr, Durchlaucht. Wir leben nur durch deine Gnade. So manche Fehler, die ich machte, und nicht dabei bedachte, was ich dabei verlier: Jetzt weiß ich‘s: Deine Liebe zu mir. Barmherzig, tröstend, heilend bist du bei uns in größter Not. Geborgen unter deiner Hand verweilend begleitest du uns bis zum Tod. Ich liebe dich für alle Zeit für jetzt für immer für die Ewigkeit. Im Glauben an den Heiland Jesus Christ aufgenommen in das Himmelreich. Weil du die Liebe und die Gnade bist, behütet, warm und weich. Ein Brief von dir er wär‘ mir so wichtig und vielleicht auch richtig! Denn Hass und Streit, das ist nicht gut! Gib mir lieber etwas Mut! Lindre du doch meinen Schmerz, beschütze mich im Leben. Setz in mich ein gütig Herz, werd‘ Nächstenliebe geben. Ich liebe dich mehr als mein Leben, wenn du es willst, werd‘ ich‘s dir geben. Denn ein Leben ohne dich, das will ich nicht! Lass mich dein Wirken stets versteh‘n pflanz in mich der Liebe Samen. Du zeigst den Weg - ich werd‘ ihn geh‘n. Du bist mein Herrgott! Danke! Amen Dirk, JVA Straubing Claus, JVA München 38 Der Weg zurück ... Ein Meer aus Steinen die Seele fand nicht zurück es half kein Flehen und Weinen, vergebliches Hoffen auf Glück ... Erzählte aus meinem Leben seltsam war mir dies Vertrauen, dieser Mut, den Du gegeben wollte auf Dich bauen ... Auf einmal warst Du da hast mir Deine Hand gereicht weiß nicht, was mir geschah was diesen Gefühlen gleicht ... Wir sprach über Gott - den Herrn den ich lange schon vergessen ... Du sagtest nur: „Er“ hat dich gern! Steine? - Sind nie gewesen ... So fand ich zu Gott zurück! befreit sind Herz und Seele ... Dein Erscheinen war mir Glück so dass ich euch - Gott und Dich zu Freunden zähle 39 Herb.H.W.Bartos ehem. JVA Stadelheim Wo die Freiheit endlos weilt Einsamkeit und Seelenleid, Schmerz und Trauer, bitt‘re Zeit, flimmernd kaltes Neonlicht, Ausblick nur mit Gittersicht. Wärteraugen, manchmal kühl, einen Schauer ich da fühl, unbequemes Schaumstoffbett auf ‘nem harten, starren Brett. Stunden, die nur zäh vergeh‘n, keine Berge kann man seh‘n, keine Hände halten mich, Freunde, die vermisse ich. Zwanzig Stunden eingesperrt, mächtig an der Psyche zerrt, fast den letzten Willen raubt jedoch nicht, wenn man fest glaubt. Eine Zelle ohne Zier, mit ‘ner eisern Riegeltür, graue Wände allemal, Blechnapfessen ohne Wahl. Einen Trost, ein heilend Wort, find‘ ich nun an einem Ort, wo man die Vergebung spürt. Gottes Hand mich wieder führt, wo die Freiheit endlos weilt, wo man Seelenwunden heilt, und es keine Gitter gibt. Gott mich ohne Zwänge liebt! 40 nowj. Hey du da ... Also fangen wir mal an Durch sie bin ich auf TABOR aufmerksam geworden ... Hier habe ich ein neues Zuhause gefunden ... für mich ist Tabor ein Letztes Jahr im Januar wurde ich beim Diebstahl erwischt ... und habe dafür 9 Monate bekommen ... von diesen brauchte ich aber nur sechs absitzen ... den Schmuck, den ich geklaut habe, habe ich gleich verkauft ... meine Schulden bezahlt ... Nach der Verurteilung wurde meine Bewährung widerrufen, da ich mich an die Auflagen nicht hielt ... Leider habe ich durch berufliche Veränderung und Umzug versäumt, mich beim Richter zu melden und die Än-derungen anzugeben . Sprungbrett ins neue Leben ... Von hier aus kann ich mir in Ruhe einen neuen Job suchen und der Rest kommt dann ... Ein Schritt nach dem anderen ... Anita (Tabor-WG) Ich habe einen schnellen Weg finden wollen ... um Probleme zu lösen... und leider den falschen Weg einge-schlagen ... In den sechs Monaten in der JVA ist mir einiges klar geworden ... Dass ich einen viel besseren Weg hätte gehen können ... dass ich jetzt alles verloren habe ... Keinen Job, keine Wohnung mehr ... Wie sag ich es meinen Kindern ?! ... Die ersten Tage waren für mich wie in einem Alptraum ... Doch hatte ich eine sehr gute Sozialarbeiterin ... die mir ge-holfen hat, einiges von der JVA aus zu erledigen ... 41 ich wegen Eigentumsdelikten eine längere Haftzeit zu verbüßen. Meine Gefangenenbuchnummer 2689/4 kenne ich heute noch sowie meinen letzten Entlassungstermin am 26.07.1988. Entlassung ?!?! Rückblick nach 25 Jahren Straffreiheit Liebe Tabor-Freunde, Auf Grund meiner Rückfallgeschwindigkeit wurde ich viele Male verhaftet und entlassen. Bei den früheren Entlassungen war für mich klar: Ich bin Ganove und bleibe Ganove. Das heißt, in kürzester Zeit war ich wieder im Milieu und wurde meist bewusst straffällig. Nach meiner letzten Entlassung war vieles ganz anders. Ich begann während meiner Haftzeit, mir über mein damaliges Leben ernsthafte Gedanken zu machen, und mir wurde klar, ich muss während der Strafzeit umdenken, wenn ich nach der Entlassung tatsächlich eine Chance haben möchte, in die Gesellschaft integriert zu werden. Nun, ich ging regelmäßig in der Küche arbeiten, besuchte jahrelang die Anonymen Alkoholiker, ging beständig in die Emmausgruppe, konnte zwei Jahre vor meiner Entlassung meine damalige Frau kennen lernen, die ich auch während meiner Haftzeit heiraten durfte. Als ich am 26. Juli 1988 entlassen wurde, hatte ich mir eine sehr gute Grundlage erarbeitet, um in Freiheit einen straffreien Weg Schritt für Schritt gehen zu können. Mir ist heute sehr wichtig, dass sich besonders die Betroffenen während der Haftzeit einen realistischen Plan für das ,Leben danach‘ machen. Wer dies nicht für notwendig hält, hat mit Sicherheit nach seiner Entlassung viele Fragen, Stolpersteine vor sich, und die jeweiligen Antworten und Lösungen sind schwieriger. Ich sage aus meiner Erfahrung: fast chancenlos! mein Name ist Herbert, ich bin 65 Jahre ,jung‘, war insgesamt 15 Jahre in den verschiedensten bayerischen Gefängnissen. Meine letzte Strafzeit war von 1984 bis 1988 in der JVA Nürnberg. Wie so oft hatte 42 Die Basis meiner eigenen Resozialisierung waren völliges Schuldeingeständnis mir gegenüber, die dazu nötige Reue und Buße. Nach diesen Schrittes kam für mich die Wiedergutmachung, wo ich es konnte. gewisse Gebäude nicht mehr betreten darf. Trotzdem schaffte ich es mit Fleiß und Aufrichtigkeit, in keinem Fall gekündigt zu werden. Sogar bei der Stadt München hatte ich eine Anstellung als Außendienstkontrolleur beim Amt für Abfallwirtschaft. Ich war dann ca. 20 Jahre lang ehrenamtlich in den Gefängnissen unterwegs, entweder erzählte ich als Gast aus meinem Leben oder leitete selbst Gesprächsgruppen (JVA Ebrach/Jugendliche; JVA Aichach/ Frauen) Noch heute bin ich gerne sporadisch bei Emmaus-Begegnungswochen dabei und empfinde dies als meine persönliche Wiedergutmachung. Die Anonymen Alkoholiker sowie Emmaus und Tabor e.V. gaben mir immer die nötigen Inspirationen und Impulse in dieser Richtung, auch Gott und vielen Menschen zu danken. Egal welche Stolpersteine auch kamen, ich hatte und habe heute noch den festen Wunsch, nicht mehr straffällig zu werden. In den 25 Jahren Straffreiheit habe ich auch drei Partner-Beziehungen gelebt. Meine damalige Ehe ging nach zehn Jahren in die Brüche, dann hatte ich ein eheähnliches Verhältnis mit einer Frau mit drei Kindern, das sechs Jahre hielt. Und nun lebe ich seit neun Jahren in einem eheähnlichen Verhältnis, das vor einigen Wochen ganz schwierig wurde. Ich erkrankte an Depressionen, spürte starke Aggressionen, aber Gott sei Dank ist der Weg wieder mit Liebe und Frieden geebnet. Trotzdem werde ich im Dezember in eine psychosomatische Klinik nach Windach gehen. Mein damaliger beruflicher Weg nach der Haft war anfangs ziemlich schwierig. Bereits in München mit meiner Ehefrau, mit der ich drei Jahre in einem Appartement (50 qm) lebte und 60.000.- DM an Schulden zu bezahlen hatte, begann meine Integration ins Berufsleben, indem ich bei der Hypo-Bank in Bogenhausen als Spüler arbeitete. Ähnlicher Job wie im Knast. Nach zwei Monaten fand ich den Weg in die Gebäudereinigung und konnte mich vom Putzer zum Objektleiter emporarbeiten. Nach drei Jahren hatte ich den Generalschlüssel vom Oberlandesgericht in der Denisstraße, um das Gebäude mit meinen Mitarbeitern reinigen zu können. In den weiteren Jahren hatte ich Objekte zu betreuen wie die Philharmonie in München, die Hauptverwaltung von EON, auch Kernkraftwerke und Polizeistationen. Immer wieder kam es auch vor, dass das Justizministerium nach einer genauen Prüfung meinem Arbeitgeber signalisierte, dass ich Warum ich das alles erzähle? Weil ich mir wünsche, dass der eine oder andere mit meinen Erfahrungen etwas anfangen kann und sein Leben völlig neu beginnt. Am besten schon während der Haftzeit! Trotz mancher Kämpfe waren die letzten 25 Jahre für mich ein riesiges Geschenk, sehr spannend und bereichernd. Es ist niemals zu früh und selten zu spät! Habt Mut, es ist zu schaffen und jede Entlassung kann ein Neubeginn sein! In diesem Sinne grüßt und umarmt Euch Euer Leidensgenosse Herbert 43 Weihnachtsfeier in der TABOR-Wohngemeinschaft Wie jedes Jahr laden wir auch heuer wieder Freunde, Verwandte, Interessierte und Menschen guten Willens ein, mit unserer Wohngemeinschaft Weihnachten mit Geschichten, Liedern, Kaffee, Tee und Plätzchen/Weihnachtsgebäck ausklingen zu lassen. Zu Ratsch und Begegnung ist sicher auch Zeit. Wer möchte, kann gerne etwas von seiner Weihnachtsbäckerei (so noch vorhanden), eine Geschichte, ein Gedicht oder ein Lied o.ä. mitbringen. Am Sonntag, den 29.12.13, 15.00 Uhr - 18.00 Uhr in Maria Altenburg. Wir freuen uns auf Dein Kommen! Abholdienst von der S-Bahn Kirchseeon möglich. Bitte gib uns vorher Bescheid. Das nächste TABOR-Magazin (55) erscheint vor Ostern 2014. Das Schwerpunktthema heißt deshalb: „Ich werde wieder aufstehen!“ Geschichten vom Scheitern und Neuanfang Tiefe Verletzungen und herbe Schicksalsschläge, persönliches Scheitern und Schulderfahrungen durchziehen vielleicht dein Leben. Und doch hast du immer wieder Kraft zum Neuanfang, zum Überleben und zum Leben gefunden! Du bist am/im Leben. Erzähl‘ Anderen davon! Redaktionsschluss: 15. März 2014, einsenden an: Redaktion Tabor-Magazin, Altenburg 33, 85665 Moosach 44 TERMINE 01.12.13 20./27.01. 16.03.14 28.06.14 08.00 Torwache; JVA Stadelheim & Schwarzenberg Schulbesuche Mädchenrealschule Sparz 10.00 St. Josef, Puchheim Gottesdienst & Begegnung 17.30 St. Georg München, Gottesdienst mit Firmlingen Neues aus der TWMA Nachdem nun das gesamte Grundstück Maria Altenburg samt Kindergarten und Nachbarhaus, Feldern und Wald für 2,6 Millionen € verkauft worden ist, haben wir endlich mit unserem neuen Vermieter Kontakt bekommen. Dieser hat im Augenblick kein Interesse daran, unser Haus anderweitig oder für sich selbst zu nutzen. So können wir - Gott sei Dank - bis auf weiteres zu gleichen Bedingungen in Maria Altenburg wohnen bleiben. Briefkontakt gesucht Briefkontakt suchender, 32-jähriger Bayer, noch bis 09/2015 in Haft im ,Hotel Kampenwand‘ (JVA Bernau) sucht netten und ehrlichen Briefkontakt; 100%ige Antwortgarantie für jeden Brief. Andreas, Baumannstr. 81, 83233 Bernau 45 Wir über uns - Tabor e.V. und Wohngemeinschaft Tabor Wir sind eine christlich-katholische Gemeinschaft. Wir versuchen, darauf zu vertrauen, dass ER, Jesus Christus, der Weg zum Leben ist. Zum täglichen Abendgebet, zur Frühmesse und zum monatlichen ,Hausgottesdienst‘ laden wir ein; der Besuch ist aber freiwillig! Im Juristendeutsch sind wir ein Verein zur ganzheitlichen Unterstützung strafentlassener und anderweitig sozial belasteter Menschen. Im normalen Sprachgebrauch sind wir eine Gemeinschaft von Christen, die sich ein wenig um Menschen in Not, insbesondere um strafgefangene und strafentlassene Menschen annehmen will. ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ ist unser Prinzip. Einige von uns (z.Zt. sind wir 14 Leute) wohnen in einer Wohngemeinschaft außerhalb von München (Moosach bei Glonn, Maria Altenburg) zusammen. Dort versuchen wir uns gegenseitig Stütze auf dem manchmal beschwerlichen Weg ins und durchs Leben zu sein. Wer nach der Haft oder aus einer anderen sozialen Notlage heraus neu anfangen will, sein Leben ohne Alkohol, Drogen und Kriminalität zu gestalten, der kann sich, wenn er/sie bei uns leben will, bewerben. Einige Male im Jahr besuchen wir die umliegenden Gefängnisse, um den Menschen dort im Gottesdienst mit Liedern und persönlichen Lebenszeugnissen Mut zu machen. In manchen Gefängnissen bieten wir wöchentliche Gesprächsgruppen an. Auch in Pfarrgemeinden gestalten wir schon mal den Gottesdienst mit, um so die Christen dort auf manche Not in unserem Land hinzuweisen und Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Manchmal besuchen uns in unserer Wohngemeinschaft Jugend- oder Firmgruppen, um zu sehen, wie wir miteinander leben. Wir besuchen auch im Religionsunterricht Schüler/innen ab dem 9. Jahrgang, um von Knast, Drogen, Kriminalität, Neuanfang und beginnender Heilung zu erzählen. Das sind oft tiefe Begegnungen. Alle Leute in unserer Tabor-Gemeinschaft und im Verein arbeiten ehrenamtlich und ohne Bezahlung. Unser Verein erhält keinerlei staatliche oder kirchliche finanzielle Unterstützung und trägt sich weitgehend aus Eigenleistungen und Spenden. Wenn Du Interesse hast, melde dich, mach’ mit, leb’ mit oder besuch uns! Ingrid und Norbert Trischler 46 IMPRESSUM Herausgeber: Redaktion: Anschrift: Telefon: E-Mail: Homepage: Druck: Auflage: Fotos: Erscheinungsdatum: TABOR e.V. Josef Six, Norbert Trischler Altenburg 33, 85665 Moosach 08091-5586-15/-0 info@tabor-ev.de www.tabor-ev.de Jugendwerk Birkeneck 1500 Stück, N. Trischler November 2013 Die Artikel geben grundsätzlich die Meinung der Verfasser wieder, was nicht unbedingt der Meinung des Tabor e.V. entspricht. Wir konnten nicht alle uns zugesandten Beiträge ins Heft aufnehmen und bitten um Verständnis. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ o o Ich unterstütze TABOR e.V. als Förderer mit einer einmaligen Spende von € ............................ einer monatlichen Spende von € .................. Ich möchte aktiv mitarbeiten und bitte um Aufnahme als Vereinsmitglied (Jahresbeitrag 30.-€) Zahlungen bitte an: Tabor e.V. Liga Bank eG München, Kontonr.: 23 114 37, BLZ 750 903 00 Name:............................................................................ Adresse:......................................................................... 47 Ob sie dich lieben oder hassen irgendwann müssen sie dich entlassen! (Spruch an Zellenwand) 48 49 50