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2016/17 [Rheinland] DUALES STUDIUM UND AUSBILDUNG Studium + Ausbildung Infos, Tipps und Praxiseinblicke 3,90 EUR Beruf + Karriere Branchenvielfalt vor Ort Interview Sebastian Pufpaff: Lachen mit Stil +ist hier Das los! Triff deine Wahl! Karrierewege für Abiturienten INHALT STUDIUM UND AUSBILDUNG Foto: Katharina Kemme Foto: Nicole Schwab DUALES Duales Studium Top-Themen Leben im Rheinland Gelassene Genießer ..................................................................................................... 6 Interview mit Sebastian Pufpaff Witzemensch mit Hang zu Inhalten .......................................................................10 Einführung Aus zwei wird eins ......................................... 12 Wirtschaft Betriebswirtschaft, Tourismuswirtschaft, Finanzvertrieb ................................................. 22 Informatik Wirtschaftsinformatik und Scientific Programming .................................................. 30 Dual studieren im Rheinland Technik „Wir machen sehr gute Erfahrungen“ ....................................................................16 Textil- und Bekleidungstechnik, Steel Technology and Metal Forming, Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik ............... 34 Ausbildung Mit Ausbildung viel erreichen ............................................................................... 46 Im Berufsleben Wirtschaft im Rheinland Absolventen berichten von ihren heutigen Aufgaben und davon, wie sie vom dualen Studium profitieren ........................................ 42 Branchenvielfalt am Rhein ..................................................................................... 64 4 2016/17 20 INHALT Impressum HERAUSGEBER: Industrie- und Handelskammer Aachen Theaterstraße 6-10 52062 Aachen Tel. 0241/4460-0 Foto: Stefan Knopp Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Bonner Talweg 17 53113 Bonn Tel. 0228/2284-0 Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf Ernst-Schneider-Platz 1 40212 Düsseldorf Tel. 0211/3557-0 Industrie- und Handelskammer zu Köln Unter Sachsenhausen 10-26 50667 Köln Tel. 0221/1640-0 Ausbildung Mediengestalter Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein Nordwall 39 47798 Krefeld Tel. 02151/635-0 Gestalterisches Gespür für Medien ............. 48 Bankkaufmann Fachkraft für Lebensmitteltechnik Von Bären und Schnecken ............................ 52 Fachinformatiker – Systemintegration Auch im Netz unte r: „Es kommt meist anders, als man denkt“ ............................................... 54 www.dipolo .de Service Orientierung und Recherche Was geht? ......................................................... 56 Wirtschaft Bewerbung Ran an Ausbildungs- und/oder Studienplatz! .................................................... 57 Das sagen Personalverantwortliche ............ 70 Finanzen und Versicherungen Wohnen und Umzug Ich packe meine Koffer .................................. 59 IHKS und Abiturienten Diese IHKs unterstützen dich ....................... 60 Leben im Rheinland Kultur und Veranstaltungen Von Geschichte über Jazz bis Kabarett ....... 74 Niederrheinische Industrieund Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve Mercatorstraße 22 47051 Duisburg Tel. 0203/2821-0 Meramo Verlag GmbH Gutenstetter Straße 8d 90449 Nürnberg Tel. 0911/937739-0 Geschäftsführer: Rainer Möller www.meramo.de Redaktion: Dr. Nina Benkert (verantwortlich), Susanne Böhm, Daniel Kastner, Larissa Taufer Lektorat: Eva Wagner Autoren: Stefan Knopp, Sabine Olschner, Annika Voßen Gestaltung: Art Direktion: Viviane Schadde Layout: Christine Biedermann, Julia Bittruf, Stefanie Feder, Vanessa Mund, Guido Naujoks, Daria Schreiber, Nicole Süß, René Weinberg, Felicia Winterstein Feste feiern ....................................................... 80 Anzeigen: Andreas Brehm (Marketing) Tel. 0911/937739-31 E-Mail: a.brehm@meramo.de Sport Titelfoto: Katharina Kemme Karneval und Feste Foto: TwilightArtPictures - Fotolia Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid Heinrich-Kamp-Platz 2 42103 Wuppertal Tel. 0202/2490-0 VERLAG: Duales Studium, Ausbildung und Arbeitsmarkt Was muss und was kann? ............................. 58 Foto: Annika Voßen Konten eröffnen, Kredite vergeben .............. 50 Sportlich, sportlich ......................................... 86 Essen und Trinken Genuss mit Tradition ...................................... 92 Quiz Kennst du dich aus? ....................................... 98 DRUCK: hofmann infocom GmbH Emmericher Straße 10 90411 Nürnberg Auflage: 3. Ausgabe; 21.000 Exemplare © 2016 Meramo Verlag GmbH Nachdruck – auch auszugsweise – nicht gestattet. 2016/17 5 DUALES S TUDIUM Heute im Hörsaal, morgen im Betrieb: Im dualen Studium ist Abwechslung garantiert - neben Lernphasen an der Hochschule sammeln dual Studierende praktische Erfahrungen im Unternehmen. Das hat den Vorteil, dass sie Theoriewissen direkt in der Praxis anwenden können und praktische Erfahrungen umgekehrt helfen, das in den Vorlesungen Gelernte besser zu verstehen und einzuordnen. Einführung Aus zwei wird eins E i n d u a l e s St u d i u m v e r k n ü p f t e i n e w i s s e n schaf tliche Ausbildung an einer Hochschule oder Berufsakademie mit beruf licher Praxis in einem Unternehmen oder einer sozialen Einrichtung. Der E xpor tschlager aus BadenWü r t t e m b e r g h a t d e u t s c h l a n d w e i t E i n z u g gehalten. Seit Jahren sind Angebot und N a c h f r a g e b e i d u a l e n St u d i e n g ä n g e n h o c h . W er hat’s erfunden? Die Baden-Württemberger. Anfang der 1970er-Jahre entwickelten Vertreter aus Wirtschaft und Politik eine praxisnahe Alternative zum klassischen Studium, die es Unternehmen ermöglichen sollte, ihre Nachwuchskräfte maßgeschneidert und auf Hochschulniveau auszubilden. Das sogenannte Stuttgarter Modell gab den Anstoß, 1974 die Berufsakademie Baden-Württemberg in Stuttgart und Mannheim 12 2016/17 zu gründen. 35 Jahre später – im März 2009 – schlossen sich die insgesamt acht Berufsakademien des Landes zur Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) zusammen. Bis heute zählt Baden-Württemberg zu den Bundesländern, die eines der umfangreichsten Angebote vorzuweisen haben: Mit 268 dualen Studiengängen lag das Land 2014 auf dem dritten Platz hinter Bayern (303) und Nordrhein-Westfalen (287). Vielfalt an Angeboten Insgesamt gibt es deutschlandweit inzwischen mehr als 1.500 duale Studienangebote an Hochschulen und Berufsakademien, wie das Informationsportal AusbildungPlus meldet. Fast 95.000 junge Leute absolvieren derzeit ein duales Studium. Nach wie vor ist der Großteil der dualen Studiengänge im Ingenieurwesen (39 Prozent) und in den Wirtschaftswissenschaften (32 Prozent) angesiedelt. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl an Angeboten, die auch Studiengänge in Informatik, den Naturwissenschaften, im Gesundheits- und Sozialwesen oder gar in Design einschließt. Mit Abstand die meisten dualen Studiengänge sind an Fachhochschulen (1.014) zu finden, gefolgt von der DHBW (204) und den Berufsakademien (188). An Universitäten werden vergleichsweise wenige duale Studiengänge angeboten: Im Jahr 2014 waren es 71. Mit oder ohne Berufsausbildung Zwei Studienmodelle sind besonders weit verbreitet und für Abiturienten in erster Linie relevant: das ausbildungsintegrierte Foto: Martina Striegl DUALES S TUDIUM und das praxisintegrierte duale Studium. Das ausbildungsintegrierte Modell kombiniert in der Regel ein Studium mit einer Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, wobei die Lehrveranstaltungen an der Hochschule und die praktische Ausbildung inhaltlich miteinander verzahnt sind. Beispiel: ein Maschinenbaustudium in Kombination mit einer Industriemechaniker-Ausbildung. Entsprechend erwerben die Studierenden zwei Abschlüsse: einen Hochschulabschluss und einen Ausbildungsabschluss der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer (HWK) oder der Steuerberaterkammer. Außerdem gibt es Angebote, die eine schulische Ausbildung mit staatlicher Abschlussprüfung vorsehen. Angelegt sind ausbildungsintegrierte Studiengänge in der Regel auf drei bis viereinhalb Jahre. Diejenigen, die sich für ein praxisintegriertes Studium entscheiden, absolvieren mehrere intensive Praxisphasen im Unternehmen oder in einer sozialen Einrichtung. Einen Ausbildungsabschluss erwerben sie jedoch nicht. Dennoch beziehen sich Studien- und Praxisabschnitte inhaltlich aufeinander. In der Regel dauert dieses Modell drei bis dreieinhalb Jahre. Im Block oder tageweise Diese verschiedenen Studienmodelle können vom zeitlichen Ablauf her unterschiedlich gestaltet sein. Meistens wird im Blockmodell unterrichtet, bei dem sich Theorie und Praxis in Bildungseinrichtung und Betrieb beispielsweise vierteljährlich abwechseln – oder sich die Theorie- und Praxisphasen auf die Studiensemester und die vorlesungsfreie Zeit Gestalte mit uns deine Zukunft... ...im Rahmen einer Ausbildung zum/zur Industriemechaniker/-in Elektroniker/-in Anlagen- und Maschinenführer/-in Industriekaufmann/-frau ...eines Dual-Studiums als Bachelor of Engineering (m/w) Bachelor of Arts (m/w) ...mittels Praxisphasen für deine Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit ...als Werksstudent/-in oder als Aushilfskraft Bewirb dich jetzt! HEW-KABEL GmbH Klingsiepen 12 51688 Wipperfürth ausbildung@hew-kabel.com 2016/17 13 Foto: Andreas Fischer Wuppertal DUALES S TUDIUM: TECHNIK „Ich wollte nach dem Abi unbedingt studieren, gleichzeitig aber auch praktische Erfahrungen sammeln," sagt Huong Ly Hoang, die neben ihrem Maschinenbaustudium an der Bergischen Universität Wuppertal eine Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin absolviert. M a s c h i n e n b a u + We r k z e u g m e c h a n i ke r i n Die richtige Entscheidung getroffen D i e 23 - j ä h r i g e H u o n g Ly H o a n g s t e h t k u r z v o r i h r e r B a c h e l o r a r b e i t , i n d e r s i e D ä m p f u n g s s y s t e m e a u f p h y s i k a l i s c h e P r i n z i p i e n h i n u n t e r s u c h e n m ö c h t e . Vo r g e s c h l a g e n w u r d e i h r d a s T h e m a v o n d e r K . A . S c h m e r s a l G m b H & C o . KG i n Wu p p e r t a l , w o s i e d e n p r a k t i s c h e n Te i l i h r e s d u a l e n St u d i u m s a b s o l v i e r t . A ktuell wird Huong Ly Hoang in der Abteilung für Konstruktion und Entwicklung Mechanik eingesetzt. Dort arbeitet sie an Konzepten verschiedener Sicherheitsschalter. Ihr letztes großes Projekt war die Entwicklung eines Bandschieflaufschalters. Diese werden in der Fördertechnik eingesetzt und dienen der sicheren Überwachung. „Wenn das Förderband durch Verklemmung oder falsch positioniertes Transportgut aus seiner Lage gerät, meldet das System ein Signal und stoppt im Zweifel die komplette Anlage, um Schäden zu vermeiden“, erklärt die angehende Ingenieurin. Ihre Karriere im Unternehmen startete die 23-Jährige mit dem Beginn ihres dualen Studiums 2012. „Ich wollte nach dem Abi unbedingt studieren, gleichzeitig aber auch praktische Erfahrungen sammeln. Die Kombination aus einer Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin und einem Maschinenbaustudium 38 2016/17 war für mich daher ideal“, sagt sie. In den ersten beiden Jahren des vierjährigen dualen Studiums besuchte sie an zwei Tagen pro Woche Veranstaltungen an der Bergischen Universität in Wuppertal. Dort vermittelte man ihr die theoretischen Grundlagen in technischer Mechanik sowie Mathematik und einen Überblick über Computerprogramme, mit denen man 3-D-Zeichnungen anfertigen und berechnen kann. Praktische Fertigkeiten An zwei weiteren Tagen arbeitete sie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin in der Ausbildungsabteilung und dem Werkzeugbau, wo sie praktische Fertigkeiten wie Feilen, Drehen, Fräsen und Formenbau erwarb. Freitags besuchte sie ein Berufsbildungszentrum. Der Stundenplan war speziell auf dual Studierende zugeschnitten und bereitete auf die Abschlussprüfung der Ausbildung vor. DUALES S TUDIUM: TECHNIK Huong Ly Hoang Ein Praktikum vor Studienbeginn infobox STUDIENGANG: MASCHINENBAU Ausbildungsberuf: Werkzeugmechanikerin Unternehmen: K.A. Schmersal GmbH & Co. KG Hochschule: Bergische Universität Wuppertal Dauer: 4 Jahre Abschlüsse: Bachelor of Science und IHK-Abschluss Foto: Andreas Fischer Wuppertal Beworben hat Huong Ly Hoang sich direkt beim Unternehmen. „Zuvor wurde mir jedoch ein einwöchiges Praktikum bei Schmersal angeboten, um sicherzugehen, dass ich die richtige Entscheidung treffe“, sagt sie. Auf die Einladung zum Eignungstest, bei dem sie Allgemeinwissensfragen beantworten, ihre Mathematik- und Physikkenntnisse nachweisen sowie ihr räumliches Vorstellungsvermögen unter Beweis stellen musste, folgte ein persönliches Bewerbungsgespräch und schließlich die Zusage. Die Einschreibung an der Universität war reine Formsache, da Schmersal eine Kooperation mit der Hochschule unterhält. Während der gesamten Dauer des dualen Studiums erhält die angehende Ingenieurin eine Vergütung, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. „Zusätzlich zum Studium bin ich als Tutorin an der Uni tätig. Zusammen mit meinem Gehalt kann ich davon ganz gut leben“, erzählt sie. Aktuell bereitet sie ihre Bachelorarbeit vor. Nach Abschluss des dualen Studiums wird sie dem Unternehmen treu bleiben. „Ich möchte auf jeden Fall ein Masterstudium anschließen, und Schmersal hat zugesagt, mich dabei zu unterstützen“, sagt sie. Foto: Martin Rehm Seit ihrem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung 2014 studiert Huong Ly Hoang nun in Vollzeit; die Semesterferien verbringt sie weiterhin im Unternehmen. „Das ist durchaus anspruchsvoll“, sagt sie, „weil die Prüfungen der Hochschule in die vorlesungsfreie Zeit fallen und ich mich neben der Arbeit darauf vorbereiten muss. Andere Studierende freuen sich in der Regel auf die Semesterferien – ich hingegen kann aufatmen, wenn das Semester wieder beginnt. Aber ich habe ein Motto, an das ich mich dann gerne erinnere: Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.“ Seit Abschluss der Ausbildung studiert die Werkzeugmechanikerin in Vollzeit, verbringt die Semesterferien aber im Unternehmen. Dort wird sie in der Abteilung für Konstruktion und Entwicklung Mechanik eingesetzt. 2016/17 39 DUALE AUSBILDUNG M e d i e n g e s t a l t e r D i g i t a l u n d P r i n t – G e s t a l t u n g u n d Te c h n i k Gestalterisches Gespür für Medien I m B e r u f s a l l t a g d e s a n g e h e n d e n M e d i e n g e s t a l t e r s F e li x H o l l a n d s t e h e n K r e a t i v i t ä t u n d Ä s t h e t i k i m M i t t e l p u n k t . I n d e r D ü s s e l d o r f e r We r b e a g e n t u r M o o n wa r d e r 23 -J ä h r i g e b e r e i t s a n v i e l e n s p a n n e n d e n P r o j e k t e n b e t e i l i g t . G e r a d e b e r e i t e t e r s i c h a u f d i e A b s c h l u s s p r ü f u n g v o r. D ie Full-Service-Agentur Moon, in der Felix Holland seine dreijährige Ausbildung absolviert, beschäftigt insgesamt 15 Mitarbeiter und deckt sämtliche Bereiche der Werbung ab – von Print, Web, Messebau, Animation bis hin zu 3-D-Design. Zu Beginn seiner Ausbildung hat er vor allem Bilder retuschiert, Grafiken am PC bearbeitet und Texte eingepflegt. „Da ich allerdings schon Erfahrung mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop und im 3-D-Design hatte und mich diese Art der Gestaltung immer mehr fasziniert hat, haben sich meine Tätigkeitsfelder im Lauf der Ausbildung stärker in diese Richtung entwickelt“, erläutert er. Foto: Gerd Wiggers Förderanlagen und Roboter in 3-D Bevor er sich an die Gestaltung von Bildwelten in 3-D macht, überlegt sich Felix Holland, wie etwa eine Förderanlage dargestellt werden kann. Für die Gestaltung von Bildwelten in 3-D muss der angehende Mediengestalter sich mit unterschiedlichen Software-Programmen auskennen, mithilfe derer er fotorealistische Objekte herstellt. „Die Kunst liegt vor allem darin, diese Modelle möglichst wirklichkeitsgetreu nachzubilden“, fasst er zusammen. Möchte ein Kunde zum Beispiel eine Förderanlage darstellen, ohne diese im Originalmaßstab aufzubauen, kommt Felix Holland ins Spiel und realisiert diese Szenerie im dreidimensionalen Raum. Auch vereinfachte Miniaturgebilde, etwa die Grundstruktur eines Supermarktes, kann er so nachbauen. „Meine Arbeit trägt dazu bei, Dinge besser vorstellbar zu machen“, bringt er es auf den Punkt. Kürzlich war er an der Umsetzung einer Broschüre für einen Getriebehersteller beteiligt. „Hierfür war ich mit 3-D-Visualisierungen von 15 Robotern betraut“, erläutert er. Seine Aufgabe war es, für jeden einzelnen Roboter ein Lichtsetup zu erstellen und die Roboter zu texturieren. „Das lässt sich am besten vergleichen mit Studiofotografie – man hat ein Objekt, das fotografiert und daher entsprechend ins rechte Licht gesetzt werden soll“, erklärt er. Foto: Gerd Wiggers Praktisch und kreativ arbeiten Mithilfe von Software-Programmen setzt er seine Überlegungen anschließend am Computer um. Heraus kommen fotorealistische Objekte. 48 2016/17 Im umfangreichen und für die Werbebranche immer relevanter werdenden 3-D-Bereich sieht der 23-Jährige, der von der Agentur nach bestandener Abschlussprüfung übernommen wird, auch seine berufliche Zukunft. „Gerne würde ich künftig mal an einer größeren Filmproduktion mitarbeiten.“ Dass es im Arbeitsalltag eines Mediengestalters stressig werden kann, schreckt ihn nicht ab. „Mit knappen Fristen und Kritik muss man umgehen können“, sagt er. Vor seiner Ausbildung zum Mediengestalter hat Felix Holland eine berufsfachschulische Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten durchlaufen. Hier hat er die Fachhochschulreife erworben und bereits erste Einblicke in den Werbebereich genommen. „Ich wollte praktisch und kreativ arbeiten, daher habe ich mich gegen ein Studium und für eine Ausbildung zum Mediengestalter entschieden.“ Der 23-Jährige, der aus Herdecke DUALE AUSBILDUNG Foto: Gerd Wiggers Felix Holland Nach seinem Ausbildungsabschluss würde der 23-Jährige gerne an einer größeren Filmproduktion mitwirken. Dass der Berufsalltag stressig werden kann, schreckt ihn nicht ab. „Mit knappen Fristen und Kritik muss man umgehen können", sagt er. stammt, hat sich bei verschiedenen Agenturen in Düsseldorf beworben. „Im Bewerbungsgespräch hatte ich Arbeitsproben wie Flyer, Fotografien und Broschüren dabei. So konnte ich zeigen, dass ich gestalterisches Gespür habe“, erinnert er sich. Nach einigen Tagen Probearbeit konnte er seinen Ausbildungsvertrag bei der Moon Werbeagentur unterschreiben. „Ich war von Anfang an in das Team integriert – das Beste, was mir passieren konnte“, betont er. Weitere Erfahrungen hat Felix Holland in mehreren Schulprojekten und Wettbewerben gesammelt. So hat er auf eine Ausschreibung der Bundesregierung hin gemeinsam mit seinen Mitschülern eine Plakatreihe zum Thema „Globalisierung“ umgesetzt. „Das war ein spannendes Projekt, bei dem man die Arbeitswirklichkeit eines Mediengestalters hautnah erleben konnte. Auch die Fähigkeit, meine Ideen durchzusetzen, konnte ich hier unter Beweis stellen.“ Den Kunden überzeugen infobox AUSBILDUNGSBERUF: MEDIENGESTALTER DIGITAL UND PRINT – GESTALTUNG UND TECHNIK Foto: Martin Rehm Ein- bis zweimal wöchentlich ist er in der Berufsschule anzutreffen. Dort hat er neben Deutsch, Englisch und Sport berufsbezogenen Unterricht in Typografie, Bildgestaltung und Druckproduktion. Wie er mit Kunden kommuniziert und am besten Entwürfe präsentiert, weiß er ebenfalls. „Und ich habe gelernt, meine Entscheidungen zu begründen. Es reicht nicht zu sagen, etwas sieht schön aus. Man muss darlegen können, warum man eine bestimmte Bildwelt oder Typografie gewählt hat“, erklärt er. „In der Werbebranche arbeitet man nicht für sich. Ich lasse zwar eigene kreative Ideen einfließen, am Ende muss das Ergebnis aber den Kunden überzeugen.“ Unternehmen: Moon Werbeagentur GmbH Reguläre Dauer: 3 Jahre 2016/17 49 Foto: RheinEnergieSTADION LEBEN IM RHEINL AND: SPOR T Die Ruhe vor dem Sturm: Bei den Derbys zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach ist das Rheinenergie-Stadion bis auf den letzten Platz ausverkauft. Sport Sportlich, sportlich K ö n i g F u ß b a l l r e g i e r t d a s R h e i n l a n d: G l e i c h d r e i e r s t k l a s s i g e Ve r e i n e b u h l e n i n d e r R e g i o n u m d i e G u n s t d e r F a n s . I n h e i ß e n D e r b y s l i e f e r n s i c h d i e S p i e l e r wa h r e S c h l a c h t e n a u f d e m P l a t z – und die Fans feuern sie ordentlich an. Doch auch Anhänger anderer S p o r t a r t e n ko m m e n a u f i h r e Ko s t e n: B a s ke t b a l l , H a n d b a l l u n d d e r P ferdespor t haben ebenfalls einen festen Plat z in der hiesigen S p o r t w e l t . U n d s o g a r S k i f a h r e n k a n n m a n h i e r. D a wäre mit dem 1. FC Köln zum Beispiel der viertgrößte Sportverein Deutschlands, der es immerhin auf drei Meistertitel, vier Siege im DFB-Pokal und eine Finalteilnahme im UEFA-Pokal bringt. Das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga hielt sich bis 1998 35 Jahre lang in der obersten Spielklasse und spielt nach fünf Abstiegen seit der Saison 2014/15 wieder in der Beletage mit. Bei den Heimspielen im Rheinenergie-Stadion darf neben den 50.000 in Rot und Weiß 86 2016/17 gekleideten Fans vor allem einer nicht fehlen: Maskottchen Hennes. Der Geißbock wurde dem Verein erstmals 1950 während einer Karnevalssitzung geschenkt. Mittlerweile ist Hennes VIII. im Amt – und lebt an den spielfreien Tagen bei seinen Artgenossen im Kölner Zoo, wo man ihn über eine Webcam beobachten kann. Seit 1965 mischt auch Borussia Mönchengladbach in der höchsten deutschen Spielklasse mit. Die größten Erfolge feierte der Verein, der seine Heimspiele im Stadion im Borussia-Park Foto: Borussia LEBEN IM RHEINL AND: SPOR T austrägt und dort regelmäßig von weit über 50.000 Fans gepusht wird, in den 1970er-Jahren. Der temporeiche Fußball der vielen jungen Spieler von damals brachte der Truppe auch den Spitznamen „Fohlenelf“ ein. Mit fünf Meistertiteln, drei DFB-Pokalsiegen und zwei UEFA-Pokalsiegen belegen die Mönchengladbacher, die in den Vereinsfarben Schwarz, Weiß und Grün auflaufen, den sechsten Platz in der „Ewigen Tabelle“ aller Bundesliga-Teams. Weil die Spieler im Lauf der Vereinsgeschichte zahlreiche zweite Plätze belegt haben, wird Bayer 04 Leverkusen von den gegnerischen Fans spöttelnd auch als „Vizekusen“ bezeichnet. Dabei hat der Verein, der seine Heimspiele in der BayArena bestreitet, mit dem Sieg im UEFA-Pokal 1988 und dem Gewinn des DFB-Pokals 1993 durchaus Titel gewonnen. Zudem haben sie als einziger Verein in der Region 2002 am Finale der Champions League teilgenommen – immerhin der höchste europäische Wettbewerb im Fußball. Treue Fans hat auch Zweitligist Fortuna Düsseldorf, der 2012 nach bewegten Jahren in die Erste Bundesliga auf- und am Ende der Saison sogleich wieder abgestiegen ist. In Abneigung verbunden sind sich die Fortuna und die blau-weiß gestreiften Zebras des benachbarten MSV Duisburg, die jedoch nach nur einer Saison in der zweiten Liga mittlerweile wieder drittklassig sind. Auch im Frauenfußball ist das Rheinland in den obersten Ligen vertreten: Leverkusen, Köln und Borussia Mönchengladbach spielen in der ersten Bundesliga. Duisburg, und Aachen sind in der zweiten Liga Nord beziehungsweise Süd vertreten. Basketball, Baseball, Badminton In anderen Städten im Rheinland ist der Fußball seit Langem nicht in höhere Ligen vorgedrungen. In Bonn etwa. Denn dort wird Basketball gespielt: Die Telekom Baskets halten als einzige Bundesligamannschaft im Rheinland einen deutschen Rekord: Noch zu keinem regulären Punktespiel kamen so viele Fans wie Foto: VFL Gummersbach Auch die Frauen mischen im Rheinland im Fußball mit. Drei Erstliga-Vereine und zwei Zweitligisten gehen auf dem Rasen auf Torjagd. Im Handball spielt der VfL Gummersbach als einer der erfolgreichsten und traditionsreichsten Handballklubs in Deutschland groß auf. im Jahr 2000 zur Partie gegen Alba Berlin, die aufgrund der großen Nachfrage vom heimischen Telekom Dome in die Kölnarena verlegt werden musste. Die Fans sind in der Liga für die hitzige Art bekannt, mit der sie ihr Team lautstark nach vorne peitschen. Auf dem Eis schmettern drei erstklassige Vereine regelmäßig den Puck ins Tor: Die Düsseldorfer EG konnte dabei bisher mehr Erfolge einfahren als ihre Konkurrenten, die Kölner Haie und die Krefeld Pinguine – die im Königspalast zu Hause sind. Im Handball halten sich der VfL Gummersbach und der Bergische HC, ein sportliches Gemeinschaftsprojekt aus Wuppertal und Solingen, in der obersten Liga. In der höchsten deutschen Spielklasse im Baseball finden sich die Bonn Capitals, die Cologne Cardinals und die Solingen Alligators. Und auch im Badminton ist die Region erfolgreich: Aktuell tritt der 1. BC Beuel in der Liga gegen die rheinischen Vereine TV Refrath aus Bergisch Gladbach und 1. BC Düren an. 2016/17 87