Schreiben

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Schweizerischer Verband Nicht-Medizinische Kinesiologie
Association Suisse pour la Kinésiologie non médicale
Associazione Svizzera della Kinesiologia non medicinale
Staatssekretariat für Bildung,
Forschung und Innovation SBFI
Staatssekretär Herr M. Dell’Ambrogio
Effingerstrasse 27
CH-3003 Bern
Binningen, im Mai 2014
Höhere Fachprüfung KomplementärTherapie
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Dell’Ambrogio
Besten Dank für Ihr Schreiben vom 28.2.2014, worin Sie um weitere Informationen über
unsere Verbindungen zum Kinesiologie-Verband KineSuisse nachfragen.
Unser Verband SVNMK/ASKNM wurde am 13. September 2004 von drei ehemaligen
Mitgliedern der Prüfungs- und Ethikkommission des damaligen Verbandes SBVK
gegründet. Nach der Fusion der beiden Verbände SBVK und I-ASK zum Verband
KineSuisse wurde unser Verband als kritischer Kinesiologie-Verband wahrgenommen. Als
weltweit wohl einziger Kinesiologie-Verband warnen wir immer wieder vor fragwürdigen
Inhalten in der Kinesiologie, welche nun in einer Mogelpackung den Weg zu einer
eidgenössischen Anerkennung finden sollen. Wir kritisieren nicht nur bestimmte Inhalte
der Kinesiologie, sondern auch dass die Kinesiologie in den letzten Jahren mit immer
mehr medizinischem Zusatzwissen belastet wurde und dies ohne jeden Zusammenhang
mit der tatsächlichen kinesiologischen Arbeit.
Unsere kritische Haltung zu den Inhalten in der Kinesiologie wurde meistens in den
Kinesiologie-Kreisen ignoriert oder eben als „Nestbeschmutzung“ taxiert. Kritische Texte
von unserer Seite wurden z.B. von der einzigen Schweizer Kinesiologie-Zeitschrift
„Kinesiologie-Forum“ abgelehnt und nicht veröffentlicht. Unsere kritische Meinung zu den
Inhalten in der Kinesiologie war auch ein Grund, dass wir nie den Prozess zu einer eidg.
Anerkennung begleiten konnten.
Wir haben jedoch dem Verband KineSuisse unsere Gesprächsbereitschaft betreffend
Prozess für eine eidg. Anerkennung der Kinesiologie in einem Schreiben signalisiert.
Dieses Schreiben finden Sie in der Beilage.
In Ihrem Brief vom 28.2.2014 sehen Sie eine "sichere Betreuung von Patientinnen
und Patienten" der Komplementärtherapie dadurch gewährleistet, dass "neben den
Fächern der Komplementärtherapie zusätzliche Kompetenzen nachzuweisen" seien.
Erlauben Sie uns, hier erhebliche Zweifel anzumelden und diese an Beispielen zu
erläutern.
Hirtenbündtenweg 15
CH-4102 Binningen
Tel. 0041 61 722 02 22
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Schweizerischer Verband Nicht-Medizinische Kinesiologie
Association Suisse pour la Kinésiologie non médicale
Associazione Svizzera della Kinesiologia non medicinale
Die kinesiologischen Ausbildungsinhalte müssen vorgängig überprüft werden.
Eine "sichere Betreuung von Patientinnen und Patienten" muss zunächst und vor allem
durch die Hauptkompetenzen der KinesiologInnen gewährleistet sein, und damit auch
und vor allem durch kinesiologische Ausbildungsinhalte, die nachweislich sinnvoll und
wissenschaftskompatibel sind. Die kinesiologischen Ausbildungsinhalte zu ignorieren, in
der vergeblichen Hoffnung, eventuell unseriöse Ausbildungsinhalte würden schon durch
Zusatzkompetenzen ausgeglichen, dies wäre eine gravierende Gefährdung der
PatientInnensicherheit.
Die kinesiologischen Ausbildungsinhalte lassen sich leicht überprüfen.
Dass eine Überprüfung der kinesiologischen Ausbildungsinhalte ohne weiteres möglich
ist, zeigen sowohl die Überprüfung des Instruktorenmanuals der Brain-Gym®-Methode
durch britische Wissenschafter im Jahre 2008 (Ergebnis: das Manual musste vom Autor
zurückgezogen werden)1 und die Überprüfung der Brain-Gym®-Methode durch den
Kanton Waadtland (Ergebnis: staatliches Verbot von Brain-Gym® an allen Schulen des
Kantons)2. So leicht und effizient ist eine Überprüfung.
Verdacht der Einschleusung unseriöser Inhalte in das Schweizerische
Erziehungs- und Gesundheitswesen.
Der vielfach erhobene Verdacht der Einschleusung unseriöser kinesiologischer Inhalte in
die Erziehungs- und Gesundheitswesen verschiedener Länder steht im Raum.3 Dieser
Verdacht wird dann massiv verstärkt, wenn kinesiologische Inhalte von staatlichen
Stellen ohne Überprüfung anerkannt werden sollen. Nur eine unabhängige Überprüfung
der kinesiologischen Ausbildungsinhalte kann hier Vertrauen und Sicherheit schaffen.
Genau diesen Weg sind die staatlichen Behörden im Kanton Waadtland beispielhaft
gegangen. Dies erwarten wir auch von den eidgenössischen Behörden.
Viele kinesiologische Ausbildungsinhalte sind unseriös.
Dass in der Schweiz die erste staatliche Überprüfung eines kinesiologischen
Ausbildungsinhaltes, der im übrigen zu den besseren gehört, zu einem sofortigen
staatlichen Verbot geführt hat, zeigt, dass die Kinesiologie sich einer kritischen
Durchforstung ihrer Inhalte bisher entzogen hat und stützt die Forderung unseres
Verbandes nach einer generellen Überprüfung der kinesiologischen Ausbildungsinhalte
vor irgendeiner Form staatlicher Anerkennung.4
Ein erschreckendes Beispiel unseriöser Kinesiologie, für die staatliche
Anerkennung gefordert wird.
Der Berufsverband für KinesiologInnen "KineSuisse" führt in seiner Liste der anerkannten
Ausbildungskurse die "Transformationskinesiologie"5, die auch vom EMR (natürlich ohne
Überprüfung) bis 1.1.2010 anerkannt wurde. Die Transformationskinesiologie ist eine
besonders umfangreiche Methode, mit der sich eine hohe Zahl von kinesiologischen
Ausbildungsstunden abdecken lässt (7 Module mit insgesamt ca. 360 Manual-Seiten).
Zahlreiche in der KineSuisse organisierte KinesiologInnen sind in dieser kinesiologischen
Methode ausgebildet6 und erhoffen sich jetzt eine eidgenössische Anerkennung, die nur
dann möglich ist, wenn auf jegliche Überprüfung ihrer kinesiologischen Ausbildung und
Tätigkeit verzichtet wird.
Hier einige Auszüge aus den Unterrichtsinhalten, in denen unser Verband eine
offensichtliche Sektenlehre und akute Gefährdung der Patientinnen und Patienten der
Komplementärtherapie sieht. Dass eine eidgenössische Behörde die Augen verschliesst
vor solchen Inhalten und diese unbesehen mit eidgenössischer Anerkennung ausstattet,
dies erscheint uns undenkbar.
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Aus den Ausbildungs-Inhalten der TRANSFORMATIONSKINESIOLOGIE:
Solarengel. "Zu Beginn hat die menschliche Seele keine Kontrolle über ihre
eigenen Vehikel. Sie wird von ihrem Solarengel inspiriert, der ihr dabei hilft, sich
von den physischen, emotionalen und unteren mentalen Welten zu lösen. Wir
werden Schritt für Schritt auf den Weg der Einweihungen geführt. Die erste
Einweihung heisst Geburt, womit die Geburt der menschlichen Seele gemeint ist.
Jetzt ist der Mensch die Hoffnung auf Glorie, aus dem Inneren Christus geboren.
Davor waren wir ein schlafender Same in der Gebährmutter [sic]
des
Solarengels." 7
"Wir glauben, dass wir zu Informationen unseres Solarengels Zugang finden
können! Wenn wir die Absicht haben, „wahrhaftig zu empfangen“, dann kann uns
der folgende Modus helfen, eine ziemlich „neutrale“ Antwort zu bekommen, die
dem normalen mentalen Testen überlegen ist. [...]
Denkt daran, dass
Impressionen immer das ätherische Gehirn passieren müssen, um vom
physischen Gehirn registriert zu werden. Auch „Antworten“ im Solar-Engel-Modus
können verzerrt sein."8
Rassenlehre. "Wo steht die Menschheit? [...]
Während der Periode des
Erdenglobus hat sich die Menschheit durch 5 Wurzelrassen hindurch entwickelt.
Die Adamische/Polare Rasse. Die Hyperboräische Rasse. Die Lemurische Rasse.
Die Atlantische Rasse. Die Arische Rasse. Die Menschheit wird noch zwei weitere
Rassen durchlaufen, die 6. und die 7. Die Erdenglobus-Periode ist die 4.
Globusperiode in dieser Runde, die wiederum die vierte Runde in einer Kette ist,
die aus 7 vollständigen Runden besteht. In einem Sonnensystem gibt es 7 oder 10
Ketten. Unser Sonnensystem ist das zweite Sonnensystem. Es ist rezeptiv und
weiblich und wird vom Zweiten Strahl regiert. Die Aufgabe besteht darin, während
der Arischen Rasse (5. Wurzelrasse) in der Erdenglobus-Periode die Psyche zu
entwickeln."9
Krankheitslehre: "Die fünf grossen Gruppen von Krankheiten". Hier wird die
Syphilis mit einer Lemurischen Rasse in Verbindung gebracht, der Krebs mit einer
Atlantischen Rasse und die Tuberkulose mit einer Arischen Rasse. 10
Psychologie: "Wenn die menschliche Seele reif genug ist, wird sie von ihrem
Solarengel zu einer ‚Hochzeit’ inspiriert. Das nennt man ‚Seelen-Infusion."11
Die Transformationskinesiologie wird in der Schweiz von EMR (bis 1.1.2010) und ASCA
als Ausbildungsinhalt in Kinesiologie anerkannt, natürlich ungeprüft und ohne
irgendeine Kenntnis der Inhalte. Die OdA-KTTC und KineSuisse möchten unter
Umgehung einer Überprüfung für diesen horrenden Ausbildungs-Inhalt eine staatliche
Anerkennung bei eidgenössischen Behörden erreichen.
Zur Rolle der "Zusatzkompetenzen".
Erlauben Sie uns noch ein Wort zu den "Zusatzkompetenzen". Damit ist vor allem ein
ohne jeden Bezug zu tatsächlichen kinesiologischen Leistungen erworbenes (und
entsprechend schnell vergessenes) medizinisches "Basiswissen" gemeint. Zum einen
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bieten diese bruchstückhaften und mangels Vorkenntnissen wenig verstandenen
Informationen den PatientInnen keinerlei Schutz z.B. vor Transformationskinesiologie.
Zum anderen ist das med. Basiswissen in vielen Fällen eine nicht geringe Gefahr für die
PatientInnen, nämlich dann, wenn KinesiologInnen von ihrer Klientel in der Nähe von
homöopathischen oder anthroposophischen Ärzten oder Naturärzten gesehen werden und
sich für ErfahrungsmedizinerInnen halten, worin sie durch Registrierung in einem
"ErfahrungsMedizinischenRegister (EMR)" bestärkt werden. Wirkliche ErfahrungsmedizinerInnen, wie kinesiologisch arbeitende, aber universitär ausgebildete Chiropraktiker,
haben schon vor langem vor dieser Gefahr gewarnt.12 Sie haben auch vor den
unverantwortlichen Inhalten gewarnt, für die heute unter dem Deckmantel der
Zusatzkompetenzen eine eidg. Anerkennung ohne Offenlegung und ohne Überprüfung
erreicht werden soll.
So wie KrankenpflegerInnen oder Hirnchirurgen das ihren sehr unterschiedlichen
Aufgaben entsprechende medizinische Wissen erlernen, so sollte es auch in der
Kinesiologie sein. Deshalb fordert unser Verband eine präzise Auflistung und genaue
Beschreibung der kinesiologischen Leistungen und des genauen med.
Zusatzwissens, das für genau diese kinesiologischen Leistungen unabdingbar ist.
Für die Kenntnisnahme dieses Schreiben danken wir bestens und verbleiben
mit freundlichen Grüssen
Beilagen erwähnt
Ueli Meier
Präsident SVNMK/ASKNM
Siehe Anlage.
Siehe Anlage.
3 Siehe die erziehungswissenschaftliche Dissertation, die sich mit der edukativen Kinesiologie
(Brain-Gym®, etc.) auseinandersetzt: WALKER, Barbro (2004) : Edu-Kinestetik - ein
pädagogischer Heilsweg? Eine kritische Analyse. Tectum Verlag. Marburg, 2004. 235 Seiten.
4 Schon 2003 urteilte das grösste Schweizer Kinesiologie-Institut über das Methoden-Konglomerat,
für das heute eine eidg. Anerkennung ohne Überprüfung erstrebt wird, so : "Die
unterschiedlichen Methoden haben kaum mehr eine Gemeinsamkeit. Esoterisch-superkosmische,
pseudo-experimentelle oder einfach alles-wissende Kinesiologie sind deren mögliche Namen."
Editorial. In : IK Zeitschrift, Nr. 10, Sommer 2003. Herausgeber : IKZ, Konradstr. 32, 8005
Zürich.
5 Siehe Anlage.
6 Transformationskinesiologie wurde über viele Jahre am Institut für Kinesiologie Zürich (IKZ),
heute IKAMED, unterrichtet.
7 Grethe Fremming, Rolf Havsboel: Transformation durch Kinesiologie. Polaris International
College. 2001. Bd. 3, p. 35.
8 ebd., Bd. 5, p. 36.
9 ebd. Bd. 6, p. 8.
10 ebd. Bd. 3, p. 41
11 ebd., Bd. 3, p. 36
12 Siehe insbesondere: "Stellungnahme zur "Kinesiologie"", Herausgegeben von den Vorständen
des International College of Applied Kinesiology-Deutschland (ICAK-D) und der Internationalen
Aerztegesellschaft für Applied Kinesiology (IMAK), 1. Aufl. 1997, 2. Aufl. 1999. In: BURTSCHER, E.
et al. (2001) : Ak-Meridiantherapie (AKMT). Synthese der Akupunkturlehre und Applied
Kinesiology. AKSE Verlag. Wörthsee, 2001. pp.215-219.
1
2
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