the birthday the birthday massacre massacre persephone

Transcription

the birthday the birthday massacre massacre persephone
OKTOBER / NOVEMBER 07
AUSGABE 10 - JAHRGANG 2
THE BIRTHDAY
MASSACRE
UMBRA
ET IMAGO
G
M RA
IT T
N IS
EH Z
M UM
EN
PERSEPHONE
UMBRA ET IMAGO
SCHELMISH
MINDLESS FAITH
METALLSPÜRHUNDE
EISHEILIG
MINDLESS FAITH
w w w. n e r o d o m . d e
2
INHALT
EDITORIAL
Zuallererst: Ihr dürft uns gratulieren – Das NEGAtief hat nun die zehnte Ausgabe erreicht.
Dieses kleine Jubiläum erscheint uns umso erstaunlicher, da die Zeit wie im Flug vergangen
ist. Was gibt es sonst noch? Der Sommer ist
vorbei und die Jahreszeit für opulente und detailverliebte Outfits in einer herbstlichen Clubsaison kann losgehen.
Natürlich haben wir für Euch wieder die – unserer Meinung nach – interessantesten Veröffentlichungen rund um den schwarzen Underground selektiert, um Euch einen vielseitigen
Ausblick auf die kommende Musik und Veranstaltungen zu ermöglichen. Unser letztes Heft
hatte wieder viele Zuschriften mit Verbesserungsvorschlägen und Lob erhalten, wofür wir
uns herzlich bedanken möchten. Wir hoffen natürlich, dass ihr auch in Zukunft das NEGAtief
als Euer Podium versteht, uns die Treue haltet
und uns weiterhin helft, das eigenständige GraEure Redaktion
tiskonzept zu verbessern.
NEGATIEF ABO
Schon wieder ist das NEGAtief in Eurem
Club vergriffen? Media Markt und Saturn
haben auch keine mehr? Holt Euch das NEGAtief nach Hause! Ihr zahlt lediglich einen Jahresbetrag von 10 Euro für Porto und
Verpackung und habt sechs Mal im Jahr
noch vor dem Streetdate das NEGAtief in
Eurem Brie asten. Schickt eine E-Mail mit
dem Betreff „Abo“ und Eurer Postadresse an
redaktion@negatief.de.
Schloss Cottenau – 95339 Wirsberg
Tel. 09227/940000
www.negatief.de
Herausgeber: Danse Media, Inh.: Bruno Kramm,
Schloss Cottenau, 95339 Wirsberg
Chefredaktion: Ringo Müller (V.i.S.d.P.), Bruno
Kramm Redaktion: Eve Cooper, Delest, Gert Drexl,
Tina Kramm, Daniel Friedrich, Jessica Jachowski,
Giacomina Principalli Layout: Stefan Siegl
Anzeigenberatung: Martin Söffker, Tel.: 051133899751 Lektorat: Ringo Müller
Internet: Horatio C. Luvcraft
10
26
37
45
38
48
22
44
24
56
13
46
20
18
40
16
49
34
27
23
17
36
43
51
The Birthday Massacre
Castus Rabensang
CompulsorySkin
Coppelius
Coronatus
Dawn Of Ashes
Divamee
Eisenfunk
Eisheilig
Lahannya
Metallspürhunde
Michigan
Mindless Faith
Persephone
Rozencrantz
Sara Noxx feat. Project Pitchfork
Schattenspiel
Schelmish
Songs Of Lemuria
Staubkind
Umbra et Imago
Vigilante
The World Domination
ZIN
5
7
9
15
42
50
55
57
Horrorskop
Myspace Gothic Community
Soundcheck
Games: The Witcher
Hörspiel: Die Schwarze Sonne
Club: Independent Dance Night
Buch: Seelenficker
Dr. K’s Kolumne
Vervielfältigung oder auszugsweise Verwendung benötigt der schriftlichen Genehmigung. Keine Haftung für
unverlangt eingesandte Informations- und Datenträger.
Die Artikel geben nur die Meinung der jeweiligen Verfasser wieder. Nach dem deutschen Pressegesetz Art.9 sind
wir verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen, dass für
sämtliche redaktionellen Beiträge in unserem Heft eine
Unkostenpauschale für Vertrieb an den Auftraggeber berechnet wurde. Trotz dieses Geschäftsverhältnisses entsprechen jedoch sämtliche Textbeiträge der persönlichen
Meinung des jeweiligen, unentgeltlichen Verfassers und
seiner Interviewpartner. Das NEGAtief versteht sich als
eine, im Sinne der allgemeinen Verbreitung der alternativen Musikszene dienenden Publikation, die gerade
kleinere Firmen durch eine preisbewusste aber alternative und flächendeckende Publikation ihrer vertriebenen
Künstler unterstützt.
....in diesen Läden gibt es das NEGAtief
Media Markt: Aschaffenburg, Augsburg, Bad
Dürrheim, Bochum, Braunschweig, Chemnitz, Dessau, Dresden-Mickten, Dresden-Nickern, Duisburg,
Flensburg, Goslar, Greifswald, Groß Gaglow, Günthersdorf, Herzogenrath, Heide, Heilbronn, Hildesheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Koblenz, Limburg,
Magdeburg, Memmingen, München, Neubrandenburg, Nürnberg-Kleinreuth, Oldenburg, Pforzheim,
Porta Westfalica, Potsdam, Reutlingen, RostockBrinkmanns-dorf/Sievershagen, Saarbrücken, Sindelfingen, Stralsund, Stuttgart, Trier, Viernheim,
Weiterstadt, Wiesbaden, Berlin: Biesdorf, Hohenschönhausen, Schönefeld, Neukölln, Schöneweide,
Spandau, Steglitz, Wedding
Saturn: Augsburg, Bad Oyenhausen, BergischGladbach, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Euskirchen, Frankfurt, Gelsenkirchen, Göttingen, Hagen, Hamm, Hanau, Hannover,
Ingolstadt, Kassel, Kleve, Krefeld, Köln-Hürth, KölnPorz, Leverkusen, Magdeburg, Mainz, Moers,
München (Stachus), Münster, Neuss, Oberhausen,
Reutlingen, Röhrsdorf, Rostock, Weimar, Berlin: Hellersdorf, Spandau, Steglitz, Treptow, Wedding
Zoff Records, Bremen
Cover Schallplatten, Berlin
Best Music World, Münster
Pressezentrum Rostock
...in diesen Clubs gibt es das NEGAtief:
Capitol, Kir, Club Pavillon, Topact, K17, Darkflower,
Kuz, Come-In, Ringlokschuppen, Nachtcantine, Musikbunker, Kulturbahnhof Kato, Vauban Insel, Dominion, Factory, RPL, Schützenparkbunker, Nerodom,
Markthalle, Forellenhof, Shadow, Meyer, Freeze
Frame, Zentrum Zoo, X, Beatclub, Rockfabrik, Uni
1, Südbahnhof, Unix, Underground, Musiktheater,
Unikum, Sonic, Crash, Melodrom, Komplex, Loop,
Mau Club, Nachtwerk, Dark Dance
... und über Xtra-X
oder per Abonnement by
www.NEGAtief.de
3
AUSGEWÄHLTE TOURDATEN
Autumn und Lahannya
17.10. Berlin, Knaack Klub
18.10. Hamburg, Knust
19.10. Köln, Underground
21.10. Essen, Zeche Carl
22.10. München, Backstage
23.10. Frankfurt, Nachtleben
Dreadful Shadows
11.10. Essen, Zeche Carl
The Birthday Massacre
02.11. Saarbrücken, Roxy
03.11. Vlissingen (NL), Terra Gotha
04.11. Bremen, Tower
06.11. Hamburg, Knust
07.11. Aarhus (DK), Musikcafeen
08.11. Berlin, K17
09.11. Krefeld, Kufa
10.11. Dresden, Starclub
11.11. Zürich (CH), Abart
13.11. Frankfurt, Nachtleben
14.11. Herford, X
15.11. Hannover, Musikzentrum
Letzte Instanz und Eisheilig
06.12. Karlsruhe, Substage
07.12. Salzburg, Rockhouse
08.12. Cottbus, Gladhouse
13.12. Hamburg, Knust
14.12. Osnabrück, Lagerhalle
15.12. Magdeburg, Factory
16.12. Augsburg, Kantine
21.12. Bochum, Zeche
22.12. Dresden, Alter Schlachthof
21.10 Nürnberg, Hirsch
23.10 Fulda, Kreuz
24.10 Hannover, Musikzentrum
25.10 Wuppertal, Live Club Barmen
26.10 Erfurt, Centrum
27.10 Reichenbach, Die Halle
02.11 Bonn, Harmonie
14.12 Lübeck, Riders Cafe
15.12 Neustadt/Orla, Wotufa
09.11 Dresden, Fahrenheit 100
10.11 Berlin, K17
11.11 Leipzig, Moritzbastei
15.11 Greifswald, Black Box
16.11 Bremen, Tower
17.11 Bochum, Matrix
Subway to Sally
26.10.2007 Wien, Arena
27.10.2007 Stuttgart, Schleyerhalle
28.10.2007 Zürich, Xtra
30.10.2007 München, Muffathalle
31.10.2007 Karlsruhe, Festhalle Durlach
01.11.2007 Nürnberg Löwensaal
02.11.2007 Kaiserslautern, Kammgarn
03.11.2007 Köln, E-Werk
04.11.2007 Kiel, Halle 400
06.11.2007 Hannover, Capitol
07.11.2007 Frankfurt, Hugenottenhalle
08.11.2007 Magdeburg, Factory
09.11.2007 Bremen, Aladin
10.11.2007 Erfurt, Stadtgarten
11.11.2007 Berlin, Huxley
Songs Of Lemuria feat. Nik Page
05.10. Mechernich, Burg Satzvey
06.10. Aldenhoven, Alte Aula
13.10. Guben, Fabrik
Staubkind
01.11 München, Metropolis
02.11 Saarbrücken, Roxy
03.11 Vlissingen (NL), Terra Gotha
04.11 Siegen, Meyer
05.11 Frankfurt, Cave
06.11 Stuttgart, Kellerclub
07.11 Heidelberg, Schwimmbad
08.11 Chemnitz, Bunker
Schelmish
12.10 Fulda, Ring Con
13.10 Fulda, Ring Con
17.10 Pratteln (CH), Z7
18.10 Wiesbaden, Schlachthof
19.10 Aschaffenburg, Colossaal
20.10 Kaiserslautern, Kammgarn
Löwe
Widder
Stier
Dir fehlt die rosa Brille,
um im dreckigen Alltag
bestehen zu können. Die
Richtschnur deines Lebens
war plötzlich durchgefressen und du stehst im
Morast und bist fest davon überzeugt, dass dein
Leben eine Fehlinvestition
war. Widersprechen bringt
nicht wirklich was, also
unser Tipp: Besorg dir rosa
Kontaktlinsen.
Es ist Zeit, dein
Leben in Partnerschaft zu verbringen.
Du brauchst die
Zärtlichkeit und
Nähe eines wahren
Freundes. Geh in die
Zoohandlung und
hol dir ein Haustier.
Eine dicke Tarantula
könnte die erste
Wahl sein.
Krebs
Zwilling
Ein wahrer Glücksfall: Suche schwarze
Katzen, laufe unter
jeder Leiter durch
und zerbreche alle
Spiegel, die du finden
kannst – Nur so
kannst du die nächsten sieben Jahre in
Glück spendender
Agonie verbringen.
Eigentlich würdest du gerne
in einer Mittelalterband Oden
auf das andere Geschlecht
anstimmen, doch leider klingt
deine Stimme wie die des
gallischen Troubadix. Macht
nix – Besorg dir einen Verzerrer
und starte deine Karriere als
Shouter. Vielleicht kannst du ja
ein Feindflug Instrumental mit
deinen Parolen aufwerten.
Deine Festplatte ist
abgeraucht und alle
geklauten Songs
im Datennirvana
verschwunden?
Vielleicht Zeit für
einen Stilwechsel
und den Neuanfang
als Volksmusikzombie.
Steinbock:
Schütze
Jungfrau
Waage
Skorpion
Dir gehen die
neonfarbenen
Plastikgruftis auf
die Nerven? Zeit,
einen neuen Style
loszutreten. Schau
dich mal auf dem
Sperrmüll um und
kreiere den ultimativen Endzeitchic.
Schwermut ist
die Schwester der
Depression. Sagt
man so. Wer nur
hart genug dran
arbeitet, kann
auch siamesische
Zwillinge daraus
machen und erntet
den Highscore im
negativen Karma.
Deine misanthropische Ader eilt dir
voraus. Egal wo
du auftauchst, die
Leute meiden dich.
Vielleicht solltest du
mal eine Kellerparty
schmeißen und deine Nachbarn gleich
mit einladen.
Dir steckt noch der letzte
Painball in den Knochen
und du würdest gern mal
Blümchensex treiben,
aber traust dich nicht, es
deinem Partner mitzuteilen.
Dreh einfach den Spieß
um: Schlag deinem Partner
beim nächsten Rough Quickie die Kauleiste ein und
erniedrige ihn aufs übelste.
Das nächste Mal wird dann
bestimmt sanfter.
Du suchst noch ein
Geschenk für den
nächsten Kindergeburtstag, das wirklich
auffällt. Wie wäre
es mit der neuen
CD von Birthday
Massacre? Beliebt
sind auch Schultüten
mit Zigaretten,
Alkopops und kleine
Sexspielzeuge aus
dem Automaten von
der Tankstellentoilette.
Wassermann:
Du würdest auch so
gerne ein cooler DJ
sein. Deine virtuelle
Plattensammlung ist
auch groß genug und
du kennst immer den
besseren Übergang?
Starte dein DJ
Myspaceprofil mit
einem klangvollen
Namen und du wirst
bald deine eigene
Community haben.
Fische:
True Goth ist out? Lass
dir nichts einreden,
deine zerlöcherten
Pikes sind nach wie vor
cool. Zwar hat deine
senkrechte Oldschool
Haarmatte in den
letzten Jahren gewaltig
Federn gelassen, aber
letztendlich zählt nur
die innere Einstellung.
Und die ist einfach
Äonen alt – wovon die
blutjungen Möchtegernvampire nur zu
gerne träumen.
5
6
Nachdem unsere im letzten Heft eingeführte Gothic
Myspace Community auf so große Resonanz gestoßen ist, haben sich sogar ein paar Gothicjungs gemeldet. Natürlich haben die Profile der hier abgebildeten
Kreaturen der Nacht auch noch mehr zu bieten. Also
Besuchen und Adden. Wer im nächsten Heft erscheinen möchte: Kurze Mail an redaktion@NEGAtief.de
7
8
erfüllt diese Erwartung auf ganzer
Linie. Romantische,
an die bessere Vergangenheit HIMs gemahnende Balladen,
aber auch rockige Tanzflächenkracher wechseln sich
in einem Feuerwerk guten Songwritings ab. Das Coverartwork der russischen Künstlerin Aminess rundet das
perfekt produzierte Album ästhetisch ab und lässt auf
eine große Zukunft hoffen.
oder andere Song-As im weit geschnittenen Gothicärmel.
Wer jedoch mit Kopfschmerzen auf Sopranstimmen reagiert, sollte die Finger von diesem Album lassen, denn die
Dominanz der beiden Goldkelchen ist kaum zu überhören
– zu gleichförmig erscheint bisweilen das Rockriffing und
der Songaufbau. Für Freunde der pathetischen Rockoper
hingegen ist das Album ein leider viel zu kurzes Muss, denn
die Gesamtspieldauer beläuft sich gerade mal auf 39 Minuten.
Schelmish – „Wir werden sehen“
Mindless Faith
„Medication 4 the Misinformed“
ALBUMTIPP DER REDAKTION
The Birthday Massacre
„Walking With Strangers“
Der Erwartungsdruck muss extrem groß gewesen sein,
doch die stabile Bandchemie und der Glaube an das Geburtstagsmassaker haben gehalten, was sie versprochen
hatten. Manchmal vielleicht ein bisschen zu kalkuliert mit
heißer Nadel gestrickt, wurden die Songs durch die großartige Produktion vom David Ogilvie zu einem breitformatigen Klangrausch aufgeblasen, der träumen lässt und eine
kurzweilige Reise in die dunkelblassblau getönte Welt der
stimmlich gewachsenen Chibi verspricht. Nicht umsonst ist
die Band um den charismatischen Kampfschlumpf mittlerweile weltweit zum Shootingstar des modernen Dunkelrocks avanciert: Man kann der Band und dem Label nur
gratulieren. Pflicht wie Kür sind gleichermaßen mit Bravour
genommen. Wenn so die Zukunft des Gothics klingt, müssen wir uns keine Sorgen machen!
Der Dependent-Abschied verschiebt sich mindestens auf
Ende Oktober dieses Jahres. Mitverantwortlich für diese
Gnadenfrist sind Mindless Faith. Nach zwei gewonnenen
NIN-Remixcontests von Trent Reznor in den höchsten Tönen für ihre „Hurt“-Version gelobt, schraubte das US-amerikanische Ausnahmetrio mit ihrem Beitrag „Independence
Day“ zum „Dependence 2“-Sampler die Erwartungen an
das neue Album noch höher. Nach drei Jahren Arbeit werden
diese sogar übertroffen. „Medication 4 the Misinformed“
ist die perfekte Mischung aus Wucht und atmosphärischer
Dichte und der beeindruckendste Electro-Industrial-Import
seit Jahren. Schweißtreibende EBM-Beats, verzerrte Riffs,
genial vertrackte Elektrospielereien und ein unglaublich
energetischer Gesang lassen sowohl in der Electro- als
auch in der Industrialgemeinde kaum Wünsche offen.
Was für ein pralles Ding – Im Vergleich zu manch anderer
Band geizen die Bonner Mittelalterrocker Schelmish nicht
mit ihrem musikalischen Output und veröffentlichen in fleißiger Regelmäßigkeit Jahr für Jahr ein neues Album. Das
Intro und Outro umklammert in archaischer, rein meditativ instrumentierter Manier das weit rockigere Innenleben
des Longplayers. Natürlich sind auch die Klangfarben der
Rocksongs mit reichlich mittelalterlichem Flair angereichert, doch die Zeichen stehen eindeutig auf songdienlichem Rockformat. Das tut Schelmish unglaublich gut,
denn Songs wie „Gefangener der Zeit“ und „Das Moor“
brechen eine Lanze für extrem eingängiges und zeitloses
Liedgut ohne Stilgrenzen. Generell hört man dem Album
das musikalische Können und die Spielfreude einer eingeschworenen und eingespielten Truppe an, die auch auf
ihrem mittlerweile achten Album Akzente setzen kann
und beweist, dass Mittelaltereinfluss nicht mit Stagnation
gleichzusetzen ist.
Eisenfunk – „Eisenfunk“
Coronatus – „Lux Noctis“
Rozencrantz – „Salvation“
Myspace ist schon ein Phänomen. Innerhalb kürzester Zeit
wurde das Portal zur modernen und mobilen A&R Abteilung,
aus der viele Plattenfirmen ihre neuesten Künstler rekrutieren. Auch Rozencrantz haben ihr Publikum über Myspace
innerhalb weniger Woche potenzieren können, denn die
professionellen Videoclips der Osnabrücker Gothicrocker
um den melancholisch-lasziven Schönling Skye haben die
Begehrlichkeit nach mehr geweckt. Das Album „Salvation“
Das schwäbische Ludwigsburg gilt als eine Hochburg des
gotischen Schwermetalls, denn neben dem Label Massacre Records haben hier vor allem Bands wie Atrocity und
Leaves Eyes ihre Heimatbasis. In jene Kerbe schlägt auch
das neue Projekt Coronatus um die beiden Sängerinnen
Carmen Schäfer und Ada Flechtner. Erstere hat bereits mit
dem Begründer und Schlagzeuger der Band, Mats Kurth
gemeinsam bei den Badener Romantikern von Illuminate
in Lohn und Brot gestanden. Das erste Album Lux Noctis
erinnert zwar immer wieder an Nightwish, hat aber durch
die stimmliche Varianz der beiden Sängerinnen das ein
EBM aus Süddeutschland – Seit Wumpscut eigentlich
kein Widerspruch. Die Münchener Eisenfunk verbinden
originelle Tanzbarkeit mit musikalischer Vielseitigkeit. Wie
Feindflug verzichten sie größtenteils auf Gesangspassagen
und ersetzen diese durch gezielte Samplinganleihen aus
den Tagen des frühen kalten Krieges. Die nukleare Bedrohung wurde grotesk zu einer niedlichen Unannehmlichkeit
heruntergespielt, die sich im Falle eines Angriffs mit ein
bisschen Sonnencreme behandeln lassen sollte. Insofern
ist das Album nicht nur eine großartige Kampfansage an
die Tanzflächen, sondern auch ein sarkastisches Zeitdokument.
9
Vorwärtsgang mit Rückblick
Nachdem die aus dem kanadischen Toronto kommende Band mit „Violet” (2004) einen
absolut gelungenen Europa-Start verbuchen
konnte, inklusive sehr erfolgreicher Touren
und Festival-Auftritte, legen Chibi (Gesang),
Rainbow (Rhythmus-Gitarre, Sequencing),
Mike Falcore (Lead-Gitarre), Rhim (Schlagzeug), O.E. (Bass) und Owen (Keyboard) mit
„Walking With Strangers” (RepoRecords/Alive) nun ihr neues Klangfeuerwerk in unsere
Player. Es ist ein kompaktes Stelldichein geworden, mit Songs, die mal sanft, mal kraftvoll
auf den Punkt kommen und mittels ohrwurmiger Konsistenz zu verführen wissen. NEGAtief hielt einen kleinen Plausch, um mehr
über den neuen Tonvulkan zu erfahren.
Wie fühlt ihr euch, jetzt, wo „Walking With
Strangers” endlich in die Läden wandert?
Chibi: Es ist ein gutes Gefühl, ich bin froh,
dass es endlich soweit ist. Es ist eine Menge
Arbeit, eine Platte zu schreiben und aufzunehmen. Nachdem wir vergangenes Jahr von der
Tour nach Hause kamen, haben wir uns echt
auf den Hosenboden gesetzt, um neues Material in Angriff zu nehmen. Es klingt alles immer so einfach, aber ein Album zu machen ist
ein kreativer Prozess, der seine Zeit braucht.
Auch gibt es, gerade nach einer intensiven
Tour-Phase, irgendwo auch den eigenen Wunsch, etwas auszuruhen, aber
gleichsam spukt einem immer im
Hinterkopf, dass man loslegen sollte.
Wo seht ihr den Unterschied zwischen
„Walking With Strangers” und euren
vorherigen Werken?
Rainbow: „Walking With Strangers”
wurde geschrieben und aufgenommen innerhalb von sechs Monaten, von
November bis April, mit einer anschließenden
Mix-Phase von zwei Wochen. Das Album ist
zusammenhängender in Bezug auf die thematische Beschaffenheit und das Konzept.
Zudem kamen uns dieses Mal unsere Erfahrungen zugute, die wir in den vergangenen
Jahren hinsichtlich Auftritten, Produktion und
Aufnahmeprozessen machen konnten.
Mike Falcore: Viele Songs des Albums entstanden zudem mit dem Live-Gedanken im Hinterkopf. Als wir vom Touring nach Hause ka10
men, hatten wir eine genauere Vorstellung von
dem, was in einem Live-Umfeld funktioniert,
und was nicht. Wir haben auch neue Synthesizer und Klänge ausprobiert, und ich glaube,
unser Songwriting an sich hat sich auch weiter
entwickelt. Wir sind mittlerweile weitaus selektiver in Bezug auf was in einem Song bleibt,
und was nicht, wir haben bei diesem Album
vieles wieder über Bord geworfen. Dies ist der
nächste Schritt in unserer Entwicklung, wir
sind sehr glücklich über das Resultat.
Hat sich das Erarbeiten der Songs an sich, die
Herangehensweise, grundsätzlich verändert?
Oder folgt ihr da nach wie vor eurer bisherigen Songwriting-Tradition?
Rainbow: In den meisten Fällen beginnen wir
mit einem Akkord oder einer programmierten
Sequenz. Mike Falcore und ich greifen eine
Idee auf und verfolgen diese, so gut es geht.
Bislang habe ich den Großteil der Tracks geschrieben und programmiert, und Mike hat
dann mit mir an den Gitarren gearbeitet und
Dinge vorgeschlagen. Die anderen haben dann
sporadisch auch ihre Einfälle auf den Tisch
gebracht. Nach Fertigstellung der Musik fangen Chibi und ich dann an, die Texte mit den
Gesangsmelodien
zu Mike Falcore: Zumeist fangen Rainbow oder
verknüpfen. „Walking ich mit einer Idee oder einer simplen Midi-SeWith Strangers” ist im quenz an. Dann entwickeln wir die Idee weiter
Großen und Ganzen et- und addieren neue Elemente. Sobald wir mit
was balancierter bezüg- einer Sache zufrieden sind, fangen wir an, uns
lich Band-Zusammenar- mit Strophe und Refrain zu beschäftigen. Zu
beit als „Violet”
guter Letzt eroder „Nothing
arbeiten Rain„Wir wollten, dass
And Nowhere”.
und Chibi
das Album ein Gefühl bow
Mike und ich
dann die Texte.
gibt, als würde ein
haben uns bei
Wir
nehmen
„Walking With
erwachsener Mensch unsere Demos
Strangers” beimmer so gut
müht, mehr auf durch die Räume seiner wie es geht in
den Punkt zu
Grundschule gehen.“ unserem Heimarbeiten.
Wir
Studio auf. Die
haben uns zusammen Demos von „Walking With Strangers” sind
an die Arbeit gemacht, dicht an den Versionen, die wir mit Ogilvie im
geschrieben, program- Studio finalisiert haben.
miert, und Saiten-Elemente aufgenommen. Worum geht es inhaltlich auf „Walking With
Die Demos haben wir Strangers”? Cover und Titel wecken Erinschließlich den anderen nerungen an den Warnspruch von Eltern an
vorgespielt, um Feed- ihre Kinder, dass man sich vor Fremden hüback zu bekommen. ten sollte.
Chibi und ich haben Rainbow: Als wir mit den Arbeiten anfingen,
dann mit den Texten waren wir interessiert an Einrichtungen und
und Gesang angefangen. Örtlichkeiten wie Schulen, Arbeitsplätzen und
Erwähnenswert ist auch Krankenhäusern. Der Grund war, dass sie drei
die Tatsache, dass auch markante und signifikante Übergangspunkte
O.E. bezüglich Songwri- darstellen, die Kindheit, Erwachsensein und
ting einige Ideen, die er die Zeit im hohen Alter verknüpfen. Von
hatte, eingebracht hat. diesen drei Einrichtungen interessierte uns
Dies betrifft vor allem vorwiegend die Schule, da sie, zumindest in
Gesangsmelodien und einem kleinen Rahmen, die vielen fundamenHarmonien.
talen
Regeln,
Die
Refrains
Kämpfe und so„Generell ist es
bei „Red Stars”
ziale Gruppienatürlich am besten,
und „Looking
rungen widerGlass” sind Beispiegelt, wie sie
wenn du mit Bands
spiele dafür. Er
in der Erwachtourst, die erstens
steuerte zudem
senen-Gesellauch die Songschaft zu finden
gute Musik machen,
Idee bei, aus der sich am Ende „Unfasind. Das war
und zweitens auch
milar” herauskristallisierte. Nachdem
das Umfeld, an
die Demos aufgenommen waren, nah- menschlich okay sind.“ dem unsere Permen wir Kontakt zu Dave Ogilvie auf,
sönlichkeiten
der uns half, die Tracks zu verfeinern und mit geformt wurden. Die Erlebnisse, die wir in
seinem Mix zu veredeln. Die Arbeiten mit ihm den Jahren dort erfahren, folgen uns bis ins
in den Orange Studios dauerten, wie gesagt, Erwachsenen-Alter, sie legen den Grundstein
zwei Wochen. Wir hatten eine wirklich gute dafür, wer wir sind und was wir werden.
Zeit mit ihm.
Aus diesem Grunde wollten wir, dass sich die
11
Schule in der Atmosphäre und der
Attitüde des Albums reflektiert.
Die Themen, die das Album
beleuchtet, wurden inspiriert
durch eine Kombination aus
Erfahrungen, Gedanken, Träumen und Ansichten, die wir
innerhalb unserer jungen und
erwachsenen Phase gesammelt
haben. Wir wollten, dass das Album ein Gefühl gibt, als würde ein
erwachsener Mensch durch die Räume
seiner Grundschule gehen. Wir wollten Erinnerungen wecken und reflektieren, gleichsam
aber auch einen Schritt nach vorne machen
und die Elemente von „Violet” weiterentwickeln. Die Texte auf „Walking With Strangers”
vermengen die Erinnerungen und Naivität
mit aktuellen Ansichten und Erfahrungen.
Wir sehen „Walking With Strangers” als guten
Schritt nach vorne hinsichtlich Songwriting
und Produktion, wir sind mehr als zufrieden.
Neben den neuen Songs habt ihr mit „To Die
For” auch einen älteren dabei, der nun als frische Version ein zweites Mal veröffentlicht
wird. Weshalb?
Rainbow: Es war unser Wunsch, diesen Song
zu aktualisieren, ihn vorwärts zu bringen.
Zudem haben wir mit „Remember Me” einen weiteren, sehr, sehr alten Song auf dem
Album. Wir hatten, nachdem wir alle neuen
Songs zusammengestellt hatten, noch Platz
auf dem Album, und es erschien uns eine gute
Idee, diese beiden älteren Stücke zu addieren.
Wie es den Anschein hat, haben eure Fans einen großen Anteil daran, dass sich TBM wie
ein Lauffeuer rumgesprochen haben?
Rainbow: Ich denke, das war schon von Anfang an der Fall, ja. Wir haben großes Glück,
eine solch treue Fanbase zu haben, ohne sie
wären wir heute sicher nicht dort, wo wir sind.
Als wir anfingen, waren die einzigen Wege, die
Leute zu erreichen, jener durch das Internet
und dadurch, dass die Leute anfingen, über
TBM zu sprechen. Von Anfang an hatten wir
eine starke Verbindung zu verschiedensten
Fans, und das hat uns sehr geholfen. Sie sind
unsere erweiterte Familie, und wir bewundern und respektieren sie für ihre felsenfeste
Unterstützung.
12
Mike Falcore: Ich denke,
ohne das Internet und die
mündliche Verbreitung
hätten wir die Band vielleicht schon vor langer
Zeit wieder aufgegeben.
Unsere Fans sind verantwortlich für unseren
anfänglichen Erfolg, sie haben uns entdeckt. Wir hatten
anfangs null Hilfe oder Interesse von irgendeinem Label. Durch
unsere Webseite fingen die Leute an, sich für
uns zu interessieren, und sie kommunizierten
im Forum. Jemand erzählte gar, er hätte seine
Frau in unserem Forum kennengelernt. Naja,
irgendwann kam dann auch MySpace dazu,
und von dem Zeitpunkt an entwickelte es sich
irgendwie weiter und weiter, von ganz allein.
Wie lange werdet ihr zum neuen Album touren?
Rainbow: Das nächste Jahr hindurch werden
wir wohl sowohl in den USA wie auch in Europa spielen. Eventuell werden wir es sogar nach
Australien schaffen, aber das steht noch in den
Sternen, wir werden sehen. Wir sind sehr stolz
auf das Album und wollen es supporten und
möglichst vielen Leuten vorstellen.
Mike Falcore: Es hängt alles ein wenig davon
ab, wie viele Leute zu unseren Shows kommen, und natürlich davon, wie es mit unserem
Album läuft. Wenn die Leute uns sehen wollen, werden wir ordentlich on the road sein,
wenn wir die Leute krank machen, werden
wir nach Hause gehen und neue Musik schreiben. Ich schätze mal, wir werden zwischen
sechs Monaten und einem Jahr auf Tour sein.
Wir werden sehen.
Gibt es bestimmte Bands, mit denen ihr gerne einmal touren würdet?
Mike Falcore: Wir werden in den Staaten mit
einer großartigen Band namens The Start spielen. Wir haben großen Respekt vor ihnen, und
es sind nette Leute. Es wäre natürlich cool,
Nine Inch Nails zu supporten, wir sind bereits seit langer Zeit Fans. Gleiches gilt für The
Faint, die uns sehr inspirieren.
Generell ist es natürlich am besten, wenn du
mit Bands tourst, die erstens gute Musik machen, und zweitens auch menschlich okay
sind.
Frederike Joo
www.thebirthdaymassacre.com
www.myspace.com/thebirthdaymassacre
„Was hat Dich bloss so ruiniert“
Die Metallspürhunde aus der Schweiz sind
schon lange kein Geheimtipp mehr, konnten
sie in den letzten Jahren mit ihrer stetigen
Livepräsenz auf dem WGT, dem Bochum Total, dem Castle Rock und zahllosen weiteren
Gastspielauftritten ihren Ruf als exzellente
Liveband untermauern. Nach zwei erfolgreichen Alben erscheint Ende Oktober eine
Clubsingle incl. Videoclip, die, wie erste
Höreindrücke belegen, die Messlatte für das
kommende Album gewaltig anhebt. Kleiner
Tipp: Fragt doch euren DJ mal ganz frech:
„Was hat Dich bloss so ruiniert.“
Ihr wart zuletzt auf einem der größten Festivals in Deutschland, dem Bochum Total.
Wie waren eure Eindrücke? Wie war die Resonanz?
Bochum Total war sehr eindrücklich! Wir
spielen selten vor so vielen Zuschauern und
dementsprechend gut ist uns die Show eingefahren. Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten, und nicht wenige der Zuschauer waren eine Woche später auch am Castle
Rock, um uns noch mal zu sehen. Das war
schon sehr beeindruckend und hat riesig Spaß
gemacht.
Seit eurer zweiten CD „Amokherz“ ist schon
wieder eine Weile vergangen. Wie viele
Songs vom kommenden Album stehen bereits? Gab es Veränderungen?
Vom neuen Album sind nun etwa sechs Songs
fast fertig, beim Rest geht es mit großen Schritten voran. Hinsichtlich unserer Arbeitsweise
gibt es keine großen Veränderungen, aber
soundmäßig klingen einige Sachen deutlich
elektronischer als bisher.
Ihr veröffentlicht dieser Tage eure Single mit
der Coverversion des Die Sterne Klassikers
„Was hat Dich bloss so ruiniert“. Wie kam
es zu dieser Auswahl? Was bedeutet euch
dieser Song?
Wir hatten beim letzten Album soviel Spaß
mit einem Coversong, dass wir uns dem auch
diesmal nicht verschließen wollten! Die Idee
für „Was hat Dich bloss so ruiniert“ lag schon
sehr lange in der Schublade, Michel fing schon
vor Jahren damit an, hat es dann aber nicht
mehr weiterverfolgt. Schon damals kam die
Idee von Marion, denn sie mochte den Song
immer sehr gerne und war zeitweise richtiger
Sterne-Fan. Dazu kommt natürlich, dass der
Song textlich sehr gut zu MSH passt und wir
uns daher voll damit identifizieren können.
Marion singt zum ersten Mal einen Song der
Metallspürhunde. Der Song ist auch musikalisch gänzlich anders gestrickt als normale Metallspürhundesongs und sehr elektronisch und tanzflächenorientiert. Inwieweit
sind diese Experimente für eure musikalische Entwicklung wichtig?
Wir probieren gerne neue Dinge aus und
schätzen die horizonterweiternde Wirkung.
Wir fordern uns gerne heraus, und dieser
Song war auf jeden Fall eine Herausforderung! Dabei war es eigentlich ein Zufall und
nicht geplant, dass Marion singt. Da sie den
Song viel besser kannte als Michel, hatte sie
für ihn schnell den Text zum Cover eingesungen, damit er sich besser orientieren konnte.
Nach wenigen Malen anhören fanden dann
plötzlich alle, dass das viel besser zu Marion
passt als zu Michel. So haben wir sie einfach
ins kalte Wasser geworfen und hinters Mikro
gestellt, und nun ist es ihr Song.
Zur Single erscheint auch ein Videoclip.
Kann man schon was zum Inhalt sagen?
Wir haben Ende August in Frankreich gedreht
und sind überzeugt davon, dass der Clip absolut cool wird. Wir wohnten drei Tage in der
Location, haben uns also mit Leib und Seele
reingehängt. Dort schwirrten sogar Fledermäuse durch die Räume, für die passende
Atmosphäre war also auch
gesorgt. Marion verkörpert
die makellose Schönheit, die
Jungs stellen die Ruinierten
dar. Fast wie im richtigen Leben, haha! Sie trifft verschiedene Szenerien an, in denen
die Jungs zu sehen sind, wie
sie eine kaputte Rolle verkörpern. Jeder von ihnen hat ein
spezielles Setting, welches
man auch symbolisch als
Facette der menschlichen
Psyche sehen darf. Obskure
Obsessionen,
Resignation,
Stumpfsinn, etc. Marion klagt
an, doch am Ende gibt es auch
an ihrer Fassade einige Risse.
Man darf also gespannt sein.
Dazu gibt es einige lustige
Tierchen in Aktion zu sehen!
Bis wann erscheint ein neues
Album? Gibt es schon einen
Titel?
Das Album soll Anfang nächstes Jahr erscheinen und es
wird „Böse Wetter“ heißen.
Ger Dre l
www.mshunde.ch
13
14
Mehr oder weniger böse
Pünktlich zu Halloween
ist es soweit: Der Hexer ist da. Auf der
Games Convention in
Leipzig wurde das mit
Spannung erwartete
Fantasy-Rollenspiel
von Michal Madej,
dem Chief Designer
bei CD Projekt Red,
persönlich präsentiert. Er beschreibt
den Hauptprotagonisten als Antihelden,
der stets mit Zweihändern
unterwegs ist: einem aus Stahl für normale
Gegner und einem aus Silber für dämonische
Wesen. Der Spieler schlüpft in die Rolle von
Geralt, einem professionellen Monsterjäger
mit übernatürlichen Kräften und taucht ein
in eine komplexe Fantasy-Welt, wo Grausamkeit, Verrat sowie der Kampf um Macht und
Überleben an der Tagesordnung sind.
Der Spieler übernimmt die Rolle eines mächtigen Hexenmeisters, der durch geistige und
körperliche Abhärtung seit seiner Kindheit
an, mittlerweile nahezu immun gegen Gifte,
Krankheiten und Magie geworden ist. Geralt
der Hexer gehört wegen seiner übernatürlichen
Fähigkeiten zu jenen, die die Menschen als Geächtete ablehnen. Dennoch können nur Hexer
den Menschen Monster vom Leib halten. Sie
tun es gegen Bezahlung, als Lebensunterhalt.
Geralt ist der Beste von ihnen. Nur hat er leider
sein Gedächtnis verloren und muss alles neu
erlernen. Im Laufe der Geschichte kehren auch die Erinnerungen aus seinem eigenen
Leben zurück. Mit dieser
Entscheidung
macht
CDPR „The Witcher“
Spielern zugänglich, die die
Romane von Fantasyautor Andrzej Sapkowski noch nicht kennen.
Das Besondere an „The
Witcher“ ist die Verliebtheit der Entwickler
zum Realismus. Wenn
man sich zum Beispiel
betrinkt, verschwimmt
nicht nur die Sicht, man kann
auch kaum noch laufen, und das einen halben
Tag lang! Wenn man einen Gegenstand craftet,
dann dauert das schon mal ein paar Stunden.
Tränke und Elixiere sind in „The Wichter”
grundsätzlich auch gleichzeitig Gifte. Mit jedem Trank lädt sich eine Giftleiste auf. Ist diese voll, stirbt man.
Innovativ ist auch das Verhalten
der None-Player-Character: Jede
Aktion hat Konsequenzen, die im
Hintergrund weiterlaufen. Stirbt
beispielsweise ein NPC, entstehen dadurch komplexe Handlungsstränge in Verbindung mit
anderen NPCs. Man verändert
so die Welt um sich herum, mit
allem, was man tut.
In „The Witcher“ geht es nicht
darum, sich zwischen Gut
und Böse zu entscheiden,
sondern zwischen böse
und weniger böse. Dabei
wird man Schritt für Schritt
auf einer Storyline begleitet,
die einen roten Faden hat. Man
wird also nicht hilflos durch die
Welten irren, wie in so manch
anderem Spiel. „The Witcher“
vereint eine epische Geschichte
mit einer atemberaubenden Grafik und taktisch anspruchsvoller
Action.
Poloni Melnikov
www.thewitcher.com
www.atari.de
Features
• Mutant Geralt, ein Schwertmeister und professioneller
Monsterjäger, ist ein einzigartiger charismatischer Charakter.
• Der Spieler kann zwischen 250 Spezialfähigkeiten wie
Attributen, Kampffähigkeiten und magischen Kräften
wählen und den Charakter so seiner Taktik und seiner
Spielweise anpassen.
• Inspiriert von den Werken des bekannten polnischen
Autors Andrzej Sapkowski.
• Die gar nicht märchenhafte Fantasy-Welt behandelt
auch gesellschaftliche Themen für Erwachsene wie
Rassismus, politische Intrigen und Völkermord.
• In dieser rauen Welt gibt es kein Schwarz oder
Weiß, Richtig oder Falsch. Der Spieler muss das
kleinere von zwei Übeln wählen, um voranzukommen.
• Nicht-lineare fesselnde Handlung
• Viele Wendungen und zwiespältige
moralische Entscheidungen wirken sich
auf den Handlungsverlauf aus.
• Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, einen Auftrag auszuführen,
und drei unterschiedliche Spielenden,
die von den Taten und Entscheidungen des Spielers während seines
Abenteuers bestimmt werden.
• Taktisch anspruchsvolle Action mit
atemberaubender Grafik
• Komplexe, aber dennoch intuitive
Echtzeit-Kämpfe, die auf realen mittelalterlichen Schwertkampftechniken
basieren.
• Im renommierten Frankfurter Studio Metric Minds wurden Experten
mittelalterlicher Kampfkunst im „Motion
Capture”-Verfahren aufgenommen. Das Ergebnis sind 600 spektakuläre und authentische
Kampfanimationen im Spiel.
• Sechs Kampfstile, Dutzende Tränke, ein komplexes Alchemie-System, modifizierbare Waffen
und mächtige Zauber sorgen für ein taktisch
anspruchsvolles Spielerlebnis in Echtzeit.
Daten:
System: PC, USK: 16
Release: 26.10.07, Genre: RPG
15
Sara Noxx feat. Project Pitchfork
Letzter Hilferuf des Blauen Planeten
Planeten. Was hat euch zu diesem Titel
als erstes inspiriert?
Sara: Bei „Earth-Song“ handelt es sich
um einen bereits veröffentlichten Sara
Noxx-Titel, den ich zum bevorstehenden Best Of in ein neues Gewand zu
kleiden suchte – Gerade aufgrund
seiner Aktualität. Peter war für stimmliche wie musikalische Umsetzung
mein Wunschkandidat, wusste ich
doch auch um sein Interesse an Natur
und Umwelt.
Bereits vor zehn Jahren hatte Sara Noxx ein
Konzert von Project Pitchfork supportet,
doch erst jetzt kam es zur Zusammenarbeit,
die sich in einer musikalisch und inhaltlich
vielsagenden Art und Weise mit unserer Erde
auseinandersetzt. Der „Earth-Song“, ein
bereits etwas älterer Song von Sara erhielt
durch Peters Stimme und das komplette musikalische Facelift ein gänzlich neues Antlitz, welches die Veröffentlichung auf einer
gemeinsamen Single mehr
als rechtfertigt. Inhaltlich „Eine Veränderung ist Gibt es für die
sind viele Interpretationen
Menschheit eigentlich
immer möglich. Man noch ein zurück?
möglich – Speziell das Coverartwork und die AktualiSara: Nun, zum Thema
muss nur wollen.“
tät des Themas rund um die
Klimakatastrophe gibt es
Erderwärmung sensibilisieren besonders ja durchaus unterschiedliche Ansichten. Ich
für diese Interpretation und Kernaussage halte es für relativ unmöglich, angesichts der
des Songs.
verschiedensten wissenschaftlichen Standpunkte, realistisch einzuschätzen, ob wir
„Earth Song“ entspricht dem neu gewach- uns auf den Abgrund zubewegen, an seinem
senen Interesse an der Gesundheit unseres Rand balancieren oder bereits fallen. Dass es
tatsächlich in der
Macht des Menschen liegt, die Dauer des Bestehens der
Erde zu bestimmen
oder zu beeinflussen, ist vielleicht gar
vermessen, zu behaupten.
Peter: Eine Veränderung ist immer
möglich. Man muss
nur wollen. Wo es
ein „voraus“ gibt, ist
auch ein „zurück“.
Ein weiterer Aspekt
aus dem Text ist
der Verlust der Unschuld. Kann man
in Zeiten wie diesen überhaupt aus
seinen selbst auferlegten Zwängen
fliehen oder ist das
16
nur die schöne
Vision
eines
Musikers?
Sara:Ich denke,
ein Musiker erliegt denselben
Visionen
wie
viele
andere
Menschen,
die
noch zu träumen
wagen – Es liegt
doch schließlich
in der Macht jedes
einzelnen,
sich
Zwänge aufzuerlegen und sich ihnen zu ergeben.
Peter: Wenn es „selbst auferlegte Zwänge“
sind, ist eine Flucht das Einfachste, was geht.
Eine Veränderung der inneren Haltung ist
da schon etwas schwieriger, aber auch nicht
unmöglich. Freie Musiker sind der lebendige
Beweis dafür, dass es nicht nur eine Vision ist.
Aber die Angst vor der Lüge der Freiheit ist
ein weit verbreitetes Zwangsritual, um sich
nicht verändern zu müssen.
Was gibt es Neues bei Peter?
Peter: Nach meinem Studio-Projekt Imatem
und dem Release des Albums „Home“, habe
ich an diversen Re-Mixen gearbeitet, die nach
und nach veröffentlicht werden.
Außerdem sind die Aufnahmen für mein Projekt Santa Hates You abgeschlossen und die
CD wird wohl noch dieses Jahr erscheinen. In
diesem Jahr war es ja relativ ruhig um Project:
Pitchfork und neben dem Album „Wonderland/One Million Faces“ haben wir in diesem
Jahr außer einigen Live Gigs (z.B. Darkstorm)
nicht viel vor, aber die Pitchfork Mannschaft
arbeitet bereits an einem neuen Album.
In der nächsten Ausgabe werden wir uns mit
Sara über ihre Best Of unterhalten, die auf insgesamt drei CDs einen tiefen Einblick in alle
Schaffensperioden der rührigen Künstlerin
gestatten wird.
Gert Drexl
www.saranoxx.com
www.pitchfork.de
„Gott will es“ heißt die neueste Provokation
der Karlsruher Umbra et Imago. Das Minialbum birgt Zündstoff für Lästerzungen und
Moralisten und enthält auch zwei gelungene
Duette mit Eric Burton und Oswald Henke.
Parallel dazu wird mit „Past Bizarre“ eine
Videokollektion mit längst vergriffenen
Liveauftritten erscheinen. Gleichzeitig ist
das Minialbum auch richtungweisend für
die Band, denn die Zukunft von Umbra et
Imago ist ungewiss. Mozart erklärt:
Das neue Album heißt „Gott will es“. Welche Art Kreuzzug ist das?
Mozart: Der Aufhänger für den Titel waren
eigentlich die christlichen Fundamentalisten,
allen voran die Amerikaner, die wirklich behaupten, wir Menschen müssten uns nicht um
den Klimawandel scheren, denn Gott würde
Der letzte Kreuzzug
es schon richten. Und mit dem richtigen Glauben und dem Eingreifen Gottes würde sich
die Erde rehabilitieren.
Wie ist das Duett „Die Ballade von den Lästerzungen“ mit Oswald Henke zustande
gekommen?
Als wir in den frühen Neunzigern
angefangen haben, war auch Oswald Henke mit Goethes Erben
einer unserer Weggefährten in
der noch jungen Gothicbewegung. Wir hatten
damals schon kooperiert
und jetzt, nachdem Goethes Erben sich aufgelöst
haben, hab ich Oswald einfach gefragt, ob wir nicht den Kreis schließen wollen. Oswald hat dann auch
gleich den Titel vorgeschlagen. Und
er interpretiert es auch sehr gut.
Was hat Sex mit Gott zu tun?
Wenn man in die Antike schaut,
war Sex immer ein religiöser Akt.
Im Christentum wird die Sexualität
aber mehr oder weniger verteufelt.
Der Aufmacher von „Glaubst Du?“
ist: Wer die Sexualität verteufelt, die
auch ein Teil der Schöpfung ist, um
den Menschen an der Angel zu halten, lügt einfach. Wenn wir sagen:
„Gott ist Sex“, ziehen wir in symbolischer Hinsicht Stellung, um zum
Nachdenken aufzufordern.
Was macht Umbra et Imago so einzigartig?
Die Sexualität war von Anfang an ein
wichtiges Thema für uns, auch auf
der Bühne. Die Neue Deutsche Todeskunst war uns damals nicht recht.
Wir wollten weder Todeskünstler
noch Knochenlutscher sein, sondern
einfach eine kulturpolitische Opposition. Wir
wollten nicht nur unsere Lieder runterschrammeln, sondern auch eine Bühnenshow bieten.
Was uns ausmacht, ist, dass wir immer so geblieben sind, wie damals, als wir angefangen
haben. Wir hatten mehrmals Angebote von
Major Labels, doch wir
wollten uns nie deren
Vorstellungen anpassen. Wir haben uns
entschlossen, lieber im
Underground zu bleiben und weniger Geld
zu verdienen aber
unseren roten Faden
zu behalten. Und das
macht Umbra et Imago meiner Meinung nach
einzigartig, weil wir Verzicht geübt haben,
um unsere Sache nicht zu verwässern.
Oswald Henke hat Goethes Erben auch aufgelöst, weil er nicht mehr gegen die Musikpiraterie ankämpfen wollte. Habt ihr schon
daran gedacht, die Band aufzulösen?
Ja, da denkt man jeden Tag dran, denn im
Moment ist es sehr gravierend und keiner hat
eine Lösung. Tatsache ist, dass die Wertigkeit der Musik nicht mehr vorhanden ist. Ich
kann gut verstehen, dass sich momentan viele
Bands auflösen. Wir sind auch Kleinunternehmer und alles muss vorfinanziert werden.
Deswegen machen wir jetzt auch nur ein Minialbum, um einfach abzuwarten, ob die Fans
überhaupt wollen, dass wir weiter existieren.
Wenn das Album wieder Verluste macht,
muss man auch seine Schlüsse ziehen. Keiner
von uns will Umbra et Imago auflösen, aber es
geht einfach ums wirtschaftliche Überleben.
Und es betrifft nicht nur die Bands, sondern
auch die Labels und die Magazine. Dessen
sollten sich die Leute bewusst werden.
Ringo Müller
www.umbraetimago.de
VÖ „Gott will es“: 09.11.07
17
Wanderer zwischen den Welten
Viele kennen sie als die feuerschöpfige Sängerin von L’âme Immortelle, doch bereits seit
sechs Jahren, drei Alben und einer EP wandelt die vielseitig begabte Sonja Kraushofer
auch auf Solopfaden mit ihrem Projekt Persephone. Nun steht die Veröffentlichung des
vierten Silberlings „Letters to a Stranger“
ins Haus, und anlässlich dessen haben wir
Sonja und Martin, die Haupttriebfedern
hinter Persephone, zu einem ausführlichen
Gespräch gebeten.
Im folgenden Feature, welches sich im nächsten Heft mit einer vierseitigen Titelstory
fortsetzen wird, beleuchten wir nicht nur
das kommende Album näher, sondern werfen auch den ein oder anderen Blick in die
Vergangenheit, auf Sagenhaftes, Emotionales und hinter die Kulissen. Begleitet uns
und Persephone in die Unterwelt…
Jede gute Geschichte sollte am Anfang beginnen, und so beginnen auch wir mit einem
kurzen Rückblick auf die Ursprünge von Persephone, die Sonja wie folgt beschreibt: „Die
Grundidee, ein eigenes Projekt auf die Beine
zu stellen kam im Sommer 2000 auf, als wir
gemeinsam mit Tobias Hahn das L’âme Immortelle Album ‚Dann habe ich umsonst gelebt’ produzierten. Zum ersten Mal kamen
auch echte Instrumente auf unserer CD zum
Einsatz, was mich sehr faszinierte. Toby und
ich haben uns sehr gut verstanden und entdeckten im Laufe der Produktion gemeinsame
musikalische Interessen und nach längeren
Gesprächen war schließlich die Idee geboren
ein gemeinsames Projekt, das sich eher den
leisen Tönen widmen sollte, auf die Beine zu
stellen. Bei der Produktion unseres ersten Albums nahm auch der zweite Janus-Kopf Dirk
Riegert einen tragenden Teil ein.
Einen weiteren Anstoß in Richtung eigenes
Projekt bekam ich allerdings auch schon ein
Jahr davor, als wir mit Christian Death tourten
und ich so Gitarrist Wim Leydes kennen lernte,
der mir seine Eigenkompositionen vorspielte
und mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte,
zu einem der Songs zu singen. Eines der Lieder
war ‚Forest Song’, das sich auch in die Tracklist unseres Debütalbums ‚Home’ einreiht.
Und so kam es, dass ich mich in etwas sphärischere und filigranere Gefilde vortastete.“
Persephone, Tochter des Zeus und der Sage
nach von Hades aus Liebe in die Unterwelt
entführt, gilt sowohl als Göttin der Toten wie
auch der Fruchtbarkeit, da sie jeweils vier Monate des Jahres in der Unterwelt verbringen
18
muss (symbolisiert als die unfruchtbare Zeit
des Jahres), und acht Monate des Jahres auf
Erden mit ihrer Mutter Demeter lebt. Welche
Gründe gab es, genau diese mythologische
Gestalt zur Namenspatronin zu erwählen?
Sonja: „Einen passenden Bandnamen zu finden ist eine schwierige Aufgabe und ich bin
besonders schlecht darin. Jeder der schon mal
in der Situation war, weiß, dass einem in dieser Phase jeder Name irgendwie seltsam oder
falsch vorkommt. Da arbeitet man gerade am
ersten Album und muss mit dem Bandnamen
eine Entscheidung treffen, die doch sehr weit
in die Zukunft reicht. Ich war damals auf der
Suche nach dem Namen einer Frau, die sowohl
Kontakt zu den Lebenden, als auch zu den Toten hat, die sozusagen zwischen den Welten
wandelt. Oliver Schlemmer (www.irrlichtartwork.de) ein gemeinsamer Freund kam somit
auf Persephone, die Göttin der Unterwelt. Am
Anfang waren wir sehr skeptisch und ich fand
es viel zu hoch gegriffen, der Band den Namen einer Göttin zu verleihen. Dennoch beschlossen wir, Persephone vorübergehend als
Projektname zu
behalten. Nachdem alle Songs
fertig
waren
und Joachim Luetke der Band die passende
Optik verliehen hat, war der Name nicht
mehr wegzudenken. Persephone ist mit der
Musik und dem Artwork zu einem Ganzen
verschmolzen.“
Im Gegensatz zu ihrem Engagement bei
L’âme Immortelle zeichnen sich die Kompositionen bei Persephone seit je her durch die
filigranen, gefühlvollen Arrangements und
die Verwendung „echter“ Instrumente aus.
Welche Faszination verbirgt sich für Sonja dahinter? „Mit echten Instrumenten zu arbeiten
war mir für Persephone immer schon wichtig,
bzw. das war der Grundgedanke. Auf ‚Home’
verstecken sich zwar hie und da noch Programmings, aber seit ‚Atma Gyan’ sind alle
Spuren auf den Alben echt eingespielt.
Mich fasziniert der Klang der Instrumente. Jedes Instrument klingt anders, hat eine andere
Geschichte.
Die Aufnahmephase eines Albums ist immer
total spannend für mich: Dasitzen und den
Klängen lauschen, die in diesem Augenblick
gespielt werden. Es ist sehr schön zu hören,
wie die Musiker auch immer einen Teil ihrer
Persönlichkeit in die Takes einfließen lassen.
Es geht bei Persephone also nicht nur um das
Zusammenspiel von echten Instrumenten,
sondern auch um die
Musiker dahinter.“
„Letters to a Stranger“
heißt das neue Werk, das
Sonja und ihre Mitmusiker in liebevoller Kleinarbeit und mit viel Herzblut erschaffen haben.
Was steckt hinter dem
Albumtitel? Sonja: „Die
Texte behandeln einzelne
Gefühlszustände, daher
auch die knappen Titel. Wie der Albumtitel schon verrät, geht es um Briefe an einen
Unbekannten, Briefe voller Sehnsucht und
Verlangen, auf der Suche nach dem Unerreichbaren. Zwei Menschen sehen sich nur
für einen Augenblick, doch dieser Moment
verändert ihr Leben. Sie fühlen eine Verbindung, eine Seelenverwandtschaft - Liebe? Das
Unbegreifliche versucht die Protagonistin in
ihren Briefen an den Unbekannten, der ihr begegnet ist, zusammenzufassen. Sie beschreibt
dabei, wie es ihr mit der Situation geht, kann
all das gar nicht erfassen, sie würde so gerne
mit ihm sprechen, hat so viele Fragen, doch
sie weiß nicht, wer er ist, wo er ist und was
in dem Augenblick der Begegnung geschehen
ist. Der einzige Trost sind die Briefe, die sie an
ihn schreibt.“
Einleitend sprach ich von zwei Triebfedern,
die sich hinter den wundervollen Klängen von
Persephone verbergen, daher wollen wir den
zweiten Mann nicht im Dunkeln lassen: Welchen Part übernimmt Martin bei Songwriting
und Produktion, wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen? Martin dazu: „In der
Regel arbeitet erstmal jeder für sich. Das kann
auch mal eine ganze Weile dauern, bis wir uns
dann gemeinsam hinsetzen und aus den Sachen, die wir haben, Lieder machen. Bis dahin
haben wir die Songs oft als Gesprächsgegenstand, sodass oft schon viele Details vorab geklärt sind. Ich denke, das ermöglicht uns auch
ein zügiges Vorankommen.“ Sonja ergänzt:
„Martin entschwindet sozusagen in die Un-
terwelt und arbeitet im geheimen Studiolabor,
um erste Ideen zu skizzieren, während ich an
der Oberwelt bleibe und dort meine Ideen und
Texte zusammentrage. Danach steige auch ich
hinab zu Martin und wir arbeiten gemeinsam
an der Fertigstellung der Demos.“
„Bei der Produktion“, so Martin weiter, „kümmere ich mich um die technischen Sachen, Mikrofonierung und so. Sonja in der Zwischenzeit
um das leibliche Wohl des jeweiligen Musikers.“
„Es gibt dann meistens Granatäpfel.“ klärt
mich Sonja auf. Wie passend, dass in der Sage
eben solch ein Granatapfel Persephones Befreiung aus der Unterwelt verhinderte. Aber
das ist eine andere Geschichte. Fortsetzung im
nächsten Heft.
Evangeline Coo er
www.persephone-home.de
www.darkreflection.de
Für ganz neugierige Ohren gibt es ab dem 19.10.
einen Freedownload eines Albumtitels auf www.
finetunes.de.
Persephone Live
17.11.2007 D – Darmstadt, Centralstation/Klaviersaal
24.11.2007 D – Schloss Wernigerode
26.01.2008 A – Wien, Schloss Neugebäud
01.02.2008 D – Wuppertal, Rex Theater
03.02.2008 CH – Zürich, Dynamo
19
MINDLESS FAITH
Elektronische Wut
Das US-amerikanische Powertrio Mindless
Faith ist vielen Szenekennern spätestens seit
ihrem letztjährigen Beitrag „Independence
Day“ auf dem letzten Dependent Sampler
bekannt. Einen Namen machten sie sich
auch als Remixer von NIN-Songs, von denen
Trent Reznor behauptete, sie seien besser,
als die Remixe, für die er bezahlt hat. Nach
drei Jahren Arbeit und einer Menge Wut im
Bauch erscheint nun das vierte Album der
Band. „Medication 4 the Misinformed“ ist
ein kraftvolles und abwechslungsreiches
Electroalbum, das die Eier eines harten
Rockalbums hat. Exersis und Jasin lassen
alles raus:
Welche Bühnenunterstützung habt ihr oder
spielt ihr als reine Electroband?
Jasin: Wir hatten schon immer eine elektronische Basis. Es ist auch unmöglich, alles live
zu spielen. Es wäre aber mal interessant, mit
15 Keyboardern, drei Schlagzeugern und
drei Gitarristen auf die Bühne zu gehen. Das
wäre ziemlich abgefahren. Unsere Stimmen,
die Gitarren, die Main-Keyboard-Lines und
die Percussion sind live, der Rest des Mixes
läuft nebenher. Früher haben wir noch mehr
live gespielt, doch mussten wir Kompromisse
eingehen, um unsere Show mobiler und effizienter zu gestalten, und auch, um Geld zu
sparen. Wir haben z. B. auf der Pig Tour 2006
auf die Hälfte unserer Gage verzichtet, um
die Tour überhaupt erst zu ermöglichen. Und
dann haut der Tourmanager auch noch ab,
20
ohne uns zu bezahlen. So kann man natürlich
auf die Dauer keine Auftritte finanzieren. Wir
wollen ja auch nicht als Karaokeband enden.
Wenn die Leute zur Show kommen und der
Sound gut war, tröstet uns das wieder. Wobei
es fast unmöglich ist, mit einem 15-MinutenSoundcheck eine professionelle Show hinzulegen, weil der Headliner drei Stunden dafür
braucht. Für die Zukunft hoffen wir, dass es
besser läuft und wir wieder auf die Bühne
gehen werden. Zur Zeit ist nur geplant, dass
Chris eine Solo-Mindless-Faith-Tour als DJ/VJ
machen wird.
Habt ihr drei Jahre am Album gearbeitet?
Wie ging es voran? Wie ist die Aufgabenverteilung bei euch?
Jasin: Ja, mit einigen Unterbrechungen waren
es drei Jahre. Letztes Jahr waren wir auch auf
USA Tour. Außerdem habe ich leider nicht
den Luxus, mich ausschließlich mit Musik zu
beschäftigen.
Foto: Dirk Eusterbrock
Exersis: Das Album ist sehr elektronisch mit
brutaler, aggressiver Qualität. Es gibt einige
Industrial-Gitarren, die nicht als Metal-Gitarren zu verstehen sind sondern als einer von
vielen Sounds. Wir hatten nicht die Absicht,
ein hartes Album zu machen. Wir sind einfach
nur angepisst! Vom Bullshit der US-Regierung und unseren eigenen Problemen. Musikalisch kommen wir vom Oldschool Punk,
Skate Rock und haben es mit Industrial und
Techno gemischt, später auch noch mit Trance
und Ambient.
Exersis: Während dieser Zeit haben wir auch
einige Remixe gemacht, einschließlich des
NIN-„Only“ Remix. Außerdem noch eine
Doppel-CD für unser Ambient/DowntempoSideproject Grains Of Sound. Zusammen mit
dem neuen Album, auf dem wir nicht einmal
alle unsere neuen Songs unterbringen konnten, haben wir ziemlich viel gearbeitet in den
letzten drei Jahren.
Jasin: Die Songentstehung ist bei uns ein ziemlich schizophrener und nicht-linearer Prozess.
Manchmal entsteht ein Song beim Jammen
oder Experimentieren, ansonsten durch klare
Ideen. Gewöhnlich hämmer ich die Beats raus
und lege somit die Grundlage. Danach arbeite ich mit Chris zusammen an den Synthiespuren und der Hauptstruktur. Einige Songs
bekommen dann Gitarren, die entweder Rick
oder ich einspielen. Irgendwo dazwischen
schreibe ich dann die Texte und singe sie ein.
Danach mach ich mit Chris zusammen den
Endmix und das Mastering der einzelnen
Songs, solange bis wir damit zufrieden sind
oder wir es nicht mehr hören können.
Das neue Album heißt „Medication 4 the
Misinformed“. Was ist die Medikation, wer
sind die Fehlinformierten und was ist die
Fehlinformation?
Exersis: Ist Mindless Faith Medikation für die
Fehlinformierten? Sind die Lügen der BushAdministration Medikation für die Fehlinformierten? Ein Opiat für die Masse, die nicht
mal weiß, dass sie süchtig ist.
Jasin: Es gibt eine Menge Fehlinformationen
hier. Ich weiß nicht, wie es in Europa ist, aber
wir sind durchtränkt von Fehlinformationen.
Manchmal weiß ich nicht, ob die Medikation
ein Heilmittel, ein Placebo oder sogar Gift ist.
Was ist der „Blind Spot In Every Eye“? Wie
blind sind wir?
Exersis: Wir sind alle blinder, als wir jemals
zu wissen glauben.
Jasin: Der „Blind Spot“ ist die wörtliche und
metaphorische Begrenzung unserer Sinne,
mit denen wir „Wahrheit“ und „Realität“ definieren. Für Rechtschaffenheit gibt es keinen
Platz, weil wir alle voller Scheiße sind.
Was ist eure Interpretation des Jahrhundertstaubs?
Jasin: Es gab schon immer utopische Visionen
und Prognosen für den Untergang. Der Jahrhundertstaub lässt uns irgendwo dazwischen
stehen. Es ist das angestaute Ergebnis des
menschlichen Handelns, all die Ausbeutung
und Ungerechtigkeit Seite an Seite mit Fortschritt und Hoffnung. Doch nur unser Suchen
und unsere Fragen bleiben übrig. Unsere Geschichte hinterlässt einen großen Schatten,
den wir aufrecht erhalten. Doch alles, was wir
hinterlassen werden, ist Staub.
Wie hat sich eure Welt seit eurem ersten Album verändert?
Jasin: Ich wünschte, ich könnte dir etwas Positives und Aufschlussreiches sagen, aber die aufgeben. Wir könne es uns einfach nicht
Welt hinter Mindless Faith sieht nicht so gut mehr leisten.
aus. Abgesehen von priJasin: Wir waren zu
vaten Nöten fühlt es sich
sehr mit dem letzten
„Wir hatten nicht die
so an, als hätten wir uns
beschäftigt, um
Absicht, ein hartes Album Album
seit unserem Debüt gar
über die Zeit in Europa
zu machen. Wir sind
nicht bewegt. Und wir
nach Dependent nachhaben tausende Dollar
zudenken. Wie gesagt,
einfach nur angepisst!“
ausgegeben, um es vores hängt vom Erfolg
anzutreiben. Doch wir sind nach wie vor eine des Albums ab. Wenn es keinen interessiert,
obskure Band. Vielleicht ist heute der Zeit- werden wir uns nicht mehr um Veröffentlipunkt, an dem sich alles ändern wird, aber ich chungen kümmern, was nicht heißt, dass wir
halte nicht mehr den Atem an.
keine Songs mehr aufnehmen werden. Es ist
eine Sucht, ich könnte nicht damit aufhören.
Verglichen mit Europa ist Industrial, wie
NIN oder Ministry viel erfolgreicher und Gibt es schon Tourpläne für Europa?
populärer in den USA. Habt ihr eine Idee, Exersis: Ich wünschte, wir hätten welche. Wir
waren schon überall in den USA, haben jewarum?
Exersis: Ich habe keine Ahnung. Amerikaner doch nie das Land verlassen. Vielleicht wird
machen sich die Hosen nass, wenn sie Gitar- es nach Album die Möglichkeit für mich geben, zumindest als DJ nach Europa zu komren hören.
men. Ich hatte auch schon den Gedanken,
Warum habt ihr euch in Europa für Depen- nach Berlin zu ziehen, als ich hörte, es sei so
wie New York City, doch da bin ich mir nicht
dent Records entschieden?
Exersis: Es war ein Geschenk. Und es ist wirk- sicher.
lich schade, dass Dependent schließen wird. Jasin: Hoffentlich ist dies nicht unser letztes
Wir sind in einer ähnlichen Situation. Die Ver- Lied und wir sehen uns bei der nächsten CD
käufe laufen schlecht und wir wissen nicht, wieder. Wir sind sehr dankbar für euren Supob wir weitermachen können. Wir veröffent- port.
lichen unsere neue CD in den USA selbst. Wir Exersis: Und schaut mal nach unserem Sideproject Grains Of Sound (www.grainsofwerden sehen, wie es ausgeht.
sound.net). Es klingt wie die atmosphärische
Habt ihr schon Pläne für die Zeit nach De- Version von Mindless Faith oder die alten Delerium, nur zugedröhnter.
pendent in Europa?
Ringo Müller
Exersis: Zurzeit nicht. Wenn die CD nicht besser läuft als die letzten Veröffentlichungen, www.mindlessfaith.com
müssen wir wohl oder übel Mindless Faith www.myspace.com/mindlessfaith
21
Divamee
Konfrontation bitte!
Divamee, das heißt zarter Frauengesang
und eine starke Männerstimme umhüllt
von elektronischen Klängen. Lysz, aus deren Idee sich Divamee entwickelte, ist euch
wohl noch aus ihrer Zeit bei welle:erdball
als Soraya.vc bekannt. Mit ihrem
neuen Projekt will sie wachrütteln, mitunter den Finger in die
Wunde legen. Themen wie Kindesmissbrauch, Tier- und
Umweltschutz werden thematisiert. Lysz provoziert
und konfrontiert - Bist du
bereit?
vom anderen. Insofern steht die Musik nicht
im Hintergrund, sondern ist eher ebenso
wichtig, wie die Texte selber. Das zeigt sich
alleine schon an der Vielfältigkeit: Kein Lied
hört sich an wie das andere und betont somit
die jeweilige Aussage. Wir möchten berühren.
Was ist hierzu besser geeignet als Musik?
Du bist ja auch im Tierschutz aktiv. Was hat
es mit deinem Projekt Soraya auf sich?
Divamee ist eine Herzensangelegenheit von dir. Inwiefern?
Da Divamee aus der Idee
heraus entstanden ist, die
Themen musikalisch umzusetzen, die mir persönlich am Herzen liegen, ist
Divamee nun mal “meine
Herzensangelegenheit”.
Insgesamt machen wir aber
Musik nicht nur der Musik wegen, sondern auch, weil wir was
zu sagen haben, weil wir mittels Melodien zum Nachdenken anregen wollen.
„Lysz ist einfach viel näher Soraya.vc habe ich mich
als ich bei welUnd das liegt mir am
an mir, als es Soraya.vc je genannt,
le:erdball war. Meinen
Herzen: ich möchte die
sein konnte.“
Bekanntheitsgrad in dieWelt ein Stück verbessen Jahren und auch in
sern. Divamee hilft mir
dabei, auf Themen wie Tierschutz oder Um- der Zeit nach meinem Ausstieg habe ich dazu
genutzt, mich für den Tierschutz einzusetweltkatastrophen aufmerksam zu machen.
zen. Beispiele hierfür sind meine Internetseite
Auf eurer Website kann man die Liedertexte und das Auslegen von Unterschriftenlisten
nachlesen. Ist der Inhalt dieser für euch be- vom Deutschen Tierschutzbund während der
sonders wichtig?
Konzerte, was heute noch von Frl. Venus fortGanz klar setzen wir einen Schwerpunkt geführt wird. Für Divamee habe ich mir den
auf die Texte! Dennoch nutzen die interes- Namen Lysz – was frei interpretiert so viel
santesten Texte nichts, wenn die Hörer sich wie Kämpferin bedeutet – gewählt: Lysz ist
wegen schlechter Musik abwenden. Musik einfach viel näher an mir, als es Soraya.vc je
und Text bilden eine Symbiose: Das eine lebt sein konnte.
22
War die Zeit bei W:E wichtig für deine derzeitige Arbeit?
Ohne welle:erdball wäre ich nie auf die Idee
gekommen, die Musik für meine Ziele zu nutzen. Zudem habe ich in all der Zeit mit dieser
Band sehr viel gelernt. Von einigen Dingen
profitiert heute Divamee, anderes meide ich
dagegen bewusst, um meiner Band nicht zu
schaden. Aber obwohl ich keine Anfängerin
bin, muss und will ich mit Divamee eigene
Fehler machen und Erfolge erleben.
Wie fanden Abigail,
Kim Strange und du
zusammen?
Um nach außen
glaubwürdig zu
sein, war es mir
wichtig,
dass
wir als Band
das leben, was
wir singen. Es
scheint Bestimmung gewesen
zu sein, dass
ich Kim Strange,
der wie ich
damals schon
etliche Jahre als
Vegetarier lebte,
und
Abigail,
die durch unsere
Freundschaft zur vegetarischen Lebensweise und
zur
Musik fand, über Freunde kennen gelernt habe. Heute genieße ich, dass wir
uns gemeinsam weiterentwickeln.
Du bist ja ein sehr emotionaler Mensch. Ist
das bei den anderen Bandmitgliedern auch so?
Wie wollt ihr das in euren Shows umsetzen?
Wir sind alle voller Emotionen! Gefühlskälte besingen wir zwar, leiden aber nicht darunter. Live unterstützen uns z.B. Stofftiere,
Herz-Lutscher und Kristallkugeln. Dennoch
ist neben jeder künstlerischen Darstellung
letztendlich vor allem unser Gesang da, um
Gefühle zu vermitteln. Mehr möchte ich an
dieser Stelle nicht verraten!
Giacomina
www.divamee.de
www.myspace.com/divamee
Zu weit und doch so nah
Louis Manke, bekannt geworden als Gitarrist von Terminal Choice, rief im Jahr 2003
sein Soloprojekt Staubkind ins Leben und
veröffentlichte 2004 seinen ersten großen Hit
„Kalte Sonne“. Im selben Jahr folgte
sein Album „Traumfänger“, welches
wie eine Bombe einschlug und sich
in den Herzen der Goths etablierte.
Anfang 2005 gab es einen Re-Release
des Albums, worauf dann ein lim. Digipack seiner neuen Single „Ausgebrannt“
folgte. Staubkind ist geprägt aus sehr tiefgründigen und emotionalen Gefühlen, die
als Balladen und auch rockigen Songs auf
dem Album zu hören sind. Auf dem kommenden Album „Zu weit“, welches am 12.
Oktober erscheint, ist der Ausdruck der wieder sehr facettenreichen Zusammenstellung
noch ausgeprägter als je zuvor – Gerade die
Balladen gehen nahe und
lassen den tiefgründigen
und melancholischen
Charakter des Louis
Manke erahnen.
Louis Manke: Balladen passen sehr
gut zu den doch
sehr emotionalen
Texten und da ich
Gitarrist bin,
Was hat dir den letzen Kick gegeben, nach
dem ersten Album nicht aufzuhören, sondern
ein weiteres zu veröffentlichen?
Die Inspiration, was Eigenes machen zu können, nachdem man in so vielen anderen Bands
gespielt hat. Zudem hat sich die ganze
Umstellung von der Heimat über Freunde
auch sehr auf das erste Album niedergeschlagen. Es sind viele Mails von Leuten
angekommen, die tief am Boden waren,
denen meine Musik wieder auf die Beine
geholfen hat und sie dadurch für einen Moment
den Alltag hinter sich lassen konnten. Jeder
Musiker wünscht sich, mit seiner Musik etwas
in den Menschen bewegen zu können, gerade
wenn es sich so positiv auswirkt.
entsteht dann doch gerne mal eine so brachiale Mischung. Auf diesem Album ist auch viel
Akustik mit drin, die ich auf dem ersten Album noch nicht so gut umsetzen konnte. Zum
Einspielen beider Akustikstücke habe ich mir
Gastmusiker eingeladen, zudem auch Carsten
Klatte (Gitarrist von Project Pitchfork), der mir
ein Stück geschrieben und eingespielt hat.
In einem Interview des letzten Jahres von
Schatten.tv hast du erzählt, dass du keine
Remixe fürs Album planst, doch wenn dir
Jemand über den Weg läuft und du schon
immer einen Mix von ihm haben wolltest,
würdest du sofort drauf eingehen. Hat sich
da fürs kommende Album
„Jeder Musiker
etwas
ergewünscht sich, mit ben?
Das ist durchseiner Musik
aus noch aktuetwas in den
ell, doch dann
muss es schon
Menschen
richtig
bewegen zu etwas
Artfremdes
sein
und
können.“
z. B. aus dem
Chanson-Bereich kommen, um
einen absolut abgefahrenen und
anderen Remix zu machen, als es
heutzutage üblich ist. Bisher hat
sich dort nichts ergeben, doch
man wird sehen, was die Zeit
mit sich bringt.
Deine Stücke handeln immer von Träumen,
die viel von Trauer berichten, aber auch hin
und wieder Freude ausdrücken. Sind es Träume aus deiner eigenen Traumwelt oder Gedanken, die du in solche fasst?
Teils teils. Es ist sehr persönlich und auch Sachen, die mich in der Zeit vom letzen Staubkind-Album begleitet und bewegt haben.
Auch bei diesem Album hast du wieder ein
sehr herzergreifendes Duett eingebaut, welche junge Dame hast du dir dieses Mal an
Land gezogen?
Beim ersten Album war es Ulli, die nun bei
Blutengel singt. Da ich nicht das Gleiche machen wollte, habe ich dieses Mal für „Wenn du
schläfst“ Serena Gruß, die aus dem Chanson
Bereich kommt und bei La Casa Del Cid singt,
die auch mit uns auf Tour gehen werden, eingeladen.
Eine absolute Powertour hast du für November geplant, sind denn auch schon Festivals im
Winter oder fürs kommende Jahr in Aussicht?
Im Winter habe ich bisher nie so viel gemacht,
doch in 2008 werden wir auf jeden Fall die Festivals wahrnehmen. Ich habe noch den Traum,
aus den zwei Alben eine Akustiktour zu machen, da die Akustiksachen doch recht guten
Anklang gefunden haben.“
Jessica Jachowski
www.staubkind.de
www.myspace.com/staubkindsite
VÖ „Zu weit“: 12.10.07
23
Auf dem Weg ins Licht
Schon im letzten NEGAtief berichteten wir im Studiolistening
über Eisheilig und ihre neuen
musikalischen Pfade. Nun liegt
das neue Werk „Auf dem Weg
in deine Welt“ vor und verbirgt
so manche Überraschung. Allem
voran wurde die so oft überstrapazierte Perspektivlosigkeit
des dunklen Genres gegen eine
angenehm konkrete Vision im
Licht eingetauscht, während die
eigentliche Message nicht nur
aus dem Trübsal fischt.
Die Schaffensperiode für „Auf
dem Weg in deine Welt“ war
insgesamt wesentlich kürzer als
die für die anderen Alben. Woran lag das eurer Meinung nach?
War vielleicht auch die Energie
von Frischling Markus bedeutend?
Till: Da hast du recht, für Eisheilig-Verhältnisse war der Zeitraum relativ kurz, tatsächlich
hat sich die recht kurze Kompositionsphase aber positiv bemerkbar gemacht. Die Arbeit an
den Songs war durch die kürzere
Zeitspanne deutlich intensiver,
was dem gesamten Anspruch des
Albums sehr gut getan hat. Was
den Einfluss von Markus auf die
Musik anging, war dieser eher
gering, da die Songs schon standen, als er bei uns eingetreten
ist. Vom Menschlichen her hat
es aber sofort funktioniert, was
mich persönlich doch sehr positiv
überrascht hat, da ich mit einer
längeren Eingewöhnungsphase
gerechnet habe.
Ist es im Nachhinein eher als
positiv oder negativ anzusehen,
24
dass Markus als neues Bandmitglied ohne Eingewöhnungszeit
ins kalte Wasser geschmissen
wurde? Das ging ja doch alles
ziemlich schnell.
Ich sehe es als positiv an, Markus
so schnell in die Band integriert zu
haben und in direkt in die Liveund Studioarbeit einzubinden.
Das sind schließlich Erfahrungen,
die eine Band zusammenschweißen. Außerdem arbeitet Markus
mit sehr großem Enthusiasmus
an der gemeinsamen Sache. Das
alles macht ihn zur besten Wahl
für die Band. Also: Zufriedenheit
auf allen Seiten.
Im Vergleich zum Vorgängeralbum ist das neue Werk weit
atmosphärischer, dunkler und
gothiclastiger. Die Lyrics sind
persönlicher. Woher kommt der
Sinneswandel?
Es war diesmal unser Ziel ein
Album zu veröffentlichen, das
stilistisch viel weiter gefächert
ist als „Elysium“. Außerdem haben wir bei den Songs sehr genau
auf die kleinen Details geachtet,
die einem Lied mehr Tiefe und
Spannung geben. Der Hörer wird
diesmal auf eine sehr abwechslungsreiche Reise durch unsere
Welt mitgenommen. Insgesamt
ist die Stimmung nicht mehr so
aussichtslos düster wie noch auf
„Elysium“ sonder eher von Weite, Melancholie, Kraft und Ruhe
geprägt. Die Texte sind diesmal
deutlich persönlicher geworden,
Dennis Texte sind jetzt wesentlich mehr am Leben der einzelnen
Hörer als in der Vergangenheit,
in der eher düstere Metaphern
im Vordergrund standen. Von
einem Sinneswandel würde ich
aber nicht sprechen, eher von ei-
ner natürlichen Entwicklung, einer ständigen
Veränderung, die für jede Band extrem wichtig ist, wenn sie spannend und interessant
bleiben will.
mir mittlerweile sehr fremd geworden, dafür
gibt es einfach zu viel gute Musik. Es geht ja
nicht um Haarmoden, Hosenlängen, Kapuzenjacken oder andere „Szenesymbole“ sondern nur darum, ob ein Song den Menschen
berührt oder nicht. Ich glaube als Fan von
Musik gibt es keine Grenzen und in jeder Musikrichtung gibt es immer Spannendes und
Wichtiges zu entdecken.
„Wir Leben“ – eine Aufforderung, einmal
über die mitunter kranken Gegebenheiten
in unserer ach so modernen, schnellen, großen und wunderbaren Welt nachzudenken?
„Wir Leben“ ist für mich ein Anruf, sein Leben hier zu schätzen, erkennen zu können, Worum geht es bei „Auf dem Weg in deine
wie wichtig die Menschen sind, die einem Welt“, welche Themen wurden verarbeitet?
Nahe stehen, dass es sich lohnt, für seine Ein- Ich glaube, dass diesmal die Vielfalt, die sich
stellung zum Leben zu kämpfen. Viele Men- musikalisch in den einzelnen Songs findet
schen gleiten leider oft in eine gewisse Be- auch textlich widerspiegelt. Für mich ist das
wusstlosigkeit ab. Man sollte allerdings nicht Hauptthema, das sich durch die Texte des
nur über die kranken
neuen Albums
Gegebenheiten nachzieht
„das
„Es muss ja nicht immer um
denken, sondern vor
Wunder
des
allem auch über die
Weltuntergangszenarien gehen.“ Daseins“ und
vielen positiven kleides menschnen Geschenke, die das Leben für jeden be- lichen Mit- und Gegeneinanders, um den
reithält, die allerdings heute oft übersehen Kampf, seine eigene Persönlichkeit in dieser
werden, weil sie halt nicht spektakulär genug Welt zu verteidigen und das eigene Leben zu
sind, um uns wachzurütteln.
achten.
„Kein Land in Sicht“ und „Wird alles gut“
klingen fast poppig. Hofft ihr, damit auch
einmal ein anderes Publikum weit weg vom
Dark Rock zu erreichen?
Wir hoffen vor allen Dingen, Menschen damit
zu erreichen. Das Denken in Zielgruppen ist
Auf eurem Cover ist ein Pferd mit Flügeln
zu sehen. Von Pegasus in der griechischen
Mythologie bis in die indische Kultur der
Alpenländer hat das geflügelte Pferd andere Bedeutungen. Wofür steht das Pferd bei
euch?
Das
Covermotiv
hat diesmal keine
besondere Hintergrundgeschichte
sondern passt einfach hervorragend
zur Musik und
Stimmung des Albums. Wir haben
uns diesmal für
ein sehr plakatives
und einprägsames
Cover entschieden
und ich glaube, das
Ergebnis ist sehr
gut geworden.
Warum ist eigentlich Niklas nicht
mehr dabei?
„Auf dem Weg in deine Welt“ VÖ: 28.09.07
Ich glaube, Niklas konnte nicht mehr den nötigen Enthusiasmus für die Arbeit bei Eisheilig
au ringen, da er in nächster Zeit wohl sehr
viel Zeit für sein Kind braucht, das gerade auf
dem Weg in diese Welt ist. Die Entscheidung,
die Band zu verlassen ist ihm sicherlich nicht
leicht gefallen, die wir aber voll akzeptieren.
Auf jeden Fall wünschen wir ihm alles Gute
für seine Zukunft.
Was ist für den weiteren Weg geplant? Wird
dieser eventuell auch wieder mit Niklas gegangen?
Man soll ja niemals „nie“ sagen, aber geplant
ist da gar nichts, ich denke, jeder sollte erstmal seinen eigenen Weg gehen, wir haben in
nächster Zeit so einiges an Aktivitäten vor uns
und richten unseren Blick in die Zukunft, was
die Band betrifft.
Wie kam es zur Tour mit Letzte Instanz? Was
kann der Konzertbesucher erwarten?
Da Letzte Instanz unsere Labelkollegen bei
Drakkar sind, kam der Kontakt über unser
Label zustande. Ich hoffe, dass wir es auf
der Tour schaffen, von jedem unserer Alben
einige Songs zusätzlich zum neuen Material
präsentieren zu können. Auf jeden Fall freuen wir uns jetzt schon auf diese Konzerte und
hoffen, dass auch die Zuhörer ihren Spaß mit
uns und der letzten Instanz haben werden.
Giacomina
www.eisheilig.de
25
Castus Rabensang
Von Raben und zartem Sex
Castus Rabensang umhüllt uns mit seiner
Stimme in einzigartigen Chorgesängen, die
uns durch mittelalterliche Texte in eine ferne Zeit zurück versetzen. Karsten Liehm,
der sich schon seit zwei Dekaden mit aussterbenden Sprachen, dem Mittelalter und
seiner Musik beschäftigt hat, versucht uns
durch sein neues Album „Rabengesänge“
auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise
an einer Reise in diese Zeit teilhaben zu lassen. Den meisten wahrscheinlich als Spielmann der mittelalterlichen Truppe Corvus
Corax bekannt, ist es schwer vorstellbar, wie
Castus auch noch Zeit für sein Soloprojekt
finden konnte.
Castus Rabensang: Seit ich denken kann,
singe ich und als ich bei Tanzwut ausgestiegen war, freute ich mich sehr, wieder mehr
Zeit für meinen persönlichen Wahnsinn zu
haben.
Heutzutage werden zwar Instrumente oft
durch den PC ersetzt, doch werden keinesfalls alle wegfallen. Doch wie bist du auf
die Idee gekommen, einzig und allein deine
Stimme im sogenannten Overdub-Verfahren, wo die verschiedenen Stimmen nachei-
telalterliche Spielmannsmusik auch Corvus
Corax genannt.
nander eingesungen werden, zu veröffentlichen?
Die Idee kam mir schon vor Jahren, als ich für
eine Vorproduktion die Chorgesänge allein
einsang und mit dem Ergebnis sehr zufrieden
war, reifte die Idee. Ich bin mit einer Stimme
gesegnet, die viereinhalb Oktaven Tonumfang
besitzt. Das alles zusammen und mein Drang
immer etwas Neues zu machen, trieb mich
dazu die CD „Rabengesänge“ aufzunehmen.
Du hast dich 20 Jahre lang mit der mittelalterlichen Musik beschäftigt, was einem auch
durch Corvus Corax schon sehr deutlich
wird, was dich heute zum außergewöhnlichsten und facettenreichsten Interpreten
und Komponisten in diesem Genre macht.
Wie bist du denn auf den Pfad der mittelalterlichen Klänge gekommen?
Ich mache schon immer Musik und singe, seit
ich denken kann. Dann bin ich durch Zufall
zu einem deutschen Dudelsack gekommen,
hab ihn sofort ausprobiert und konnte den
Dudelsack nach 20 Minuten spielen. Ich bin
in eine Kneipe gegangen stieg auf einen Tisch
und spielte. Reichlich Geld und viel Getränke
hab ich mir verdient. Ich wusste sofort, das ist
mein Instrument. Mit Wim zusammen erfanden wir einen neuen Musikstil. Weltliche mit-
26
Du beherrschst die alten Sprachen wie Altenglisch oder Normannisch und bedienst
dich der Technik des mongolischen Obertongesangs bis zum Berliner Rotwelsch
des 19. Jahrhunderts. Steckt also von klein
an eine Begabung für diesen Bereich in dir,
erweiterst du dies auch durch andere Sprachen oder hast du dich aufs Mittelalterliche
festgefahren?
Ich singe gern in alten Sprachen. Aber auf
meinen Reisen sind lebendige Sprachen wichtiger. Ich mag es, mit Einheimischen zu feiern
und zu musizieren.
Die Geschichte, die du erzählst, hat sie etwas
mit deinen momentanen Gefühlen zu tun?
Nachdem ich „Modo niger“ komponierte,
habe ich wirklich geträumt, dass ich auf einem
Spieß über dem Feuer brate. Das hat aber sicher nicht mit meinen momentanen Gefühlen
zu tun. Als ich an dem Album arbeitete, habe
ich viel über zarten Sex nachgedacht. Warum
soll der Zuhörer selbst entscheiden.
Am Ende wird man in einen seelenruhigen
Schlaf gesungen – wird es eine Fortsetzung
des Erwachens geben?
Jetzt arbeiten wir gerade an „Cantus Buranus
2“. Irgendwann, wenn mich wieder einmal
der persönliche Wahnsinn überfällt, dann
gehe ich wieder allein ins Studio, um etwas
Neues zu schaffen. Vielleicht eine CD ohne
Gesang und ohne Instrumente.
Jessica Jachowski
www.myspace.com/castusrabensang
Songs of Lemuria
ria nutze ich die Chance, eine Passion auszuleben,
die schon lange in mir schlummerte. Ich liebe den
Rockbombast, aber liebe auch ebenso leise geniale
Odem der Vergangenheit
Popsongs, die mit wenigen Akkorden und Worten einem eine Gänsehaut schenken können. Das
Neben den Legenden um die sagenumwobene Spannende an Songs Of Lemuria ist, dass MichaInsel Atlantis, die vom Meer verschluckt wurde, ela diese Hymnen ganz und gar nicht wie ein tyexistiert ein weiterer Mythos: Lemuria, die vor pisches Dark-Pop-Sternchen singt, sondern so, wie
vielen tausend Jahren gesunkene und geheim- man es von einer echten Musical-Diva erwartet.
nisvolle Hochkultur ließ bereits viele Glücksritter auf der Suche nach dieser Hochkultur in den Michaela, du stammst aus dem Musicalbereich
letzten Jahrhunderten Opfer der Fluten werden. und verbindest bestimmt mit einigen dunklen
Aber auch Nik Page, der mit seinem Soloprojekt Klassikern nicht so viel wie z. B. Nik. Wie erarund seiner früheren Band Blind Passengers be- beitest du dir in diesem Fall das Repertoire?
reits
musikalische
Michaela: Mich interessieren
Geschichte schrieb,
Authentizität und Wahrhaftigfühlte sich inspiriert,
keit in der Kunst. Und warum
diese Legende zur
soll ich Berührungsängste mit
Basis seines neuen
der Schwarzen Szene haben?
Projekts Songs of
Immerhin gehören dazu Bands
Lemuria zu machen.
wie In Extremo, Subway to
Die so entstandenen
Sally, Rammstein Nightwish,
Coverversionen groSisters of Mercy usw. Alles Proßer schwarzer Klassijekte mit klaren Konzepten und
ker atmen den Odem
einzigartig und authentisch in
der Vergangenheit.
der Schaffung ihrer Musik! Da
fühle ich mich eher angezogen.
Der Titel „Deep“
Außerdem mochte ich schon imassoziiert die Vermer Mystik und Melancholie in
mutung, dass eure
der Musik. Ich mag einfach MuVersionen der Origisik, die eine gewisse Tiefe hat
naltitel durch die muund vielleicht auch so ein bisssikalische Reduktion
chen Weltschmerz durchklingt.
an Tiefe gewonnen hat? Ist es nicht sehr schwer, Doch ich muss mir deshalb keinen Totenkopf aufs
gerade von vielen Rockklassikern, die vom ur- T-Shirt nähen. Da steh’ ich eher auf welke Rosen.
sprünglich raubeinigen Charme leben, eine so Plattitüden (auch in der Schwarzen Szene) konnte
eklektizistische Version zu verfassen?
ich noch nie ab.
Nik: Es geht uns darum, die Songs in andere musikalische Welten zu entführen und die Neugier Werdet ihr dieses Konzept auch live vorstellen
wie die Kompositionen klingen könnten, wenn und hattet ihr bereits erste Reaktionen auf diese
die Songs von Nirvana, Tanzwut, Subway To Sally Umsetzung?
oder And One vielleicht bereits 100 Jahre vor Erfin- Nik: Wir haben bereits 2006 eine Reihe von Kondung der E-Gitarre und der Synthesizer geschrie- zerten hauptsächlich in Kinosälen und Kirchen geben worden wären. Es geht also gerade darum, spielt. Dabei kam uns natürlich Michaelas enorme
welche Magie die Kompositionen entfalten kön- Erfahrung aus vielen Opern- und Musicalhauptnen, wenn man sie ihres besagten Rockcharmes rollen zugute. Mit Veröffentlichung der „Deep“beraubt. Es hatte mich sehr gereizt die Hymnen CD werden wir natürlich wieder in den Tourbus
der Schwarzen Szene musikalisch so umzusetzen, steigen. Ich verspreche faszinierende Abende mit
wie man es bisher noch nicht kannte, in dem ich Gänsehautgarantie!
gemeinsam mit großartigen Musikern der KlasDelest
sikszene die Songs, reduziert auf Piano, Cello und www.songsoflemuria.de
Gesang, neu zusammenfüge. Mit Songs Of Lemu- VÖ „Deep“: 28.09.07
27
Schelmish
Keine Gefangenen der Zeit
Seit mittlerweile fast zehn Jahren veröffentlicht die Bonner „Großfamilie“ Schelmish, vielen auch als „Der Albtraum der Spielleute“
bekannt, ihre höchst unkonventionelle Mischung aus mittelalterlichen Einflüssen. Das
neue Werk „Wir werden sehen“ wagt sich in
weit rockigere Gefilde als je zuvor, während
die Thematiken weitläufiger wurden.
Dextro: Der Rockaspekt ist oder war uns immer wichtig. Vor acht Jahren, als wir die Band
gegründet haben, waren wir aber noch nicht
in der Lage, die Rockaspekte umzusetzen. Es
ist alles langsam aber sicher gewachsen und
nun sind wir in der Lage, uns auch auf diesem
Sektor auszutoben. Vorbilder habe ich keine,
es gibt Vorreiter in der Szene wie In Extremo, Schandmaul oder StS, die alle ihr eigenes
gutes Ding durchziehen, und so werden wir
34
das auch versuchen: unseren eigenen Weg
gehen. Ein Vorbild wäre für mich der Dalai
Lama, aber der macht keine Musik.
bum, auf dem alle Stücke von uns geschrieben
wurden. Der Instrumentalsektor wurde auch
zurückgefahren, alle Titel haben einen Text.
DesDem: Es wäre ja eine Schande, wenn es
das nicht täte. Die Tendenz hat sich ja bereits
beim zweiten Album schon abgezeichnet und
natürlich ist uns der Rockaspekt ausgesprochen wichtig, wäre er es nicht, würde ich Meditationsmusik machen.
Trotz der mittelalterlichen Instrumentierung
klingt eure Scheibe ausgewogen rockig und
groovig. Kein Widerspruch?
Dschieses: Wenn E-Gitarren, Drums, Bass und
Synthies mittelalterlich instrumentiert sind
– Widersprüche gibt es zwischen alten und
neuen Instrumenten nur für diejenigen, die
noch nicht begriffen haben, dass man im 21.
Jahrhundert nicht mit dem Pferd zum Mittelaltermarkt reitet.
Gab es beim aktuellen Album Veränderungen?
Dextro: Es gab ein paar starke Veränderungen.
Der Mittelaltersektor steht nicht mehr so sehr
im Vordergrund und wir haben wesentlich
mehr mit Musikstilen experimentiert, als beim
Vorgänger „Mente Capti“. Das neue Album
ist wesentlich rockiger und es ist das erste Al-
Was macht euch mehr Spaß: Mittelalterfeste
oder traditionelle Festivals?
DesDem: Hätte man mich das letzte Woche gefragt, dann hätte ich ohne zu zögern Festivals
gesagt, jedoch hatten wir letztes Wochenende
wieder so ein tolles Konzert auf einem Mittelaltermarkt, was mich unglaublich aufgebaut
hat, dass ich hier einmal festhalten muss: Es
geht einfach nicht, diese Frage pauschal zu beantworten. Es gibt genauso tolle Konzerte auf
Festivals mit dem Rockprogramm wie auf Mittelalterfesten. Einzig und allein das Publikum,
was vor der Bühne steht, entscheidet über den
Spaß, den man hat. Wenn die Energien fließen,
dann ist der Spaß dabei.
Luzi: Es hat beides seinen Reiz. Die Publikumsnähe ist auf einem Mittelaltermarkt auf
jeden Fall größer und wir arbeiten während
eines Mittelalterauftritts ganz anders mit dem
Publikum, als man das bei einem Rockauftritt
machen kann. Aber ich mag auch das Feeling,
auf einem Festival zu spielen. Es ist immer
eine ganz besondere Atmosphäre auf Festivals und dort herrscht immer ein recht „positiver Stress” und die Auftritte sind wesentlich
druckvoller, als auf unverstärkten Mittelaltermärkten.
gut eine traditionelle Melodie drauf passt, so
wie das halt unter anderem bei „Gaudete“
war. Das ist immer unterschiedlich bei uns, da
kann man sich nie festlegen, weil es manchmal
auch aus ganz wirren Situationen entsteht.
Wo seht ihr den größten Unterschied zwischen euch und den anderen Vertretern
der Mittelalterszene? Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Gibt es einen Informationsaustausch?
Picus: Klar, man kennt sich, mag sich (meistens) und man hat viel zu erzählen. Der Informationsaustausch ist rege, denn die Szene
ist klein. Gerüchte entstehen und werden zu
Legenden, egal, ob sie wahr sind oder nicht.
Der Hauptunterschied ist vielleicht, dass wir
zu der Gruppe gehören, die sich selbst nicht
zu ernst nimmt und deswegen Showelemente
haben, die andere nicht machen würden, weil
sie ihnen zu peinlich sind.
Für die Interessierten unserer Leserschaft:
Wo kann man Instrumente wie Dudelsack,
Woraus speist sich das seit Jahren anhaltende Nykelharpa oder Schalmei lernen?
Interesse großer Publikumsschichten an der Dextro: Ich habe meine Instrumente alle selber
Mittelalterszene?
erlernt. Einige von uns geben selber Unterricht,
SID: Ich denke, dass die Mittelalterszene vie- Dudelsack und Schalmei, auch andere Bands
len Menschen aller Generationen und Gesell- geben Unterricht, am besten schaut man in die
schaftsschichten die Möglichweiten Wirren des
keit bietet, dem grauen Alltag
Internets, da kann
„Widersprüche gibt es
für eine kurze Zeit zu entflieman sicherlich das
nur für diejenigen, die
hen. Dort kann man der sein,
ein oder andere ernoch nicht begriffen
der man sein will, unabhängig
fahren.
vom „normalen“ Leben. Und
Picus: Dudelsack
haben, dass man im
kann man bei Rimsrichtig Spaß macht es dabei
21. Jahrhundert nicht
bold lernen. Schalauch noch.
mit dem Pferd zum
mei auch. Aber
Wie entstehen bei euch nor- Mittelaltermarkt reitet.“ Nykelharpa kann
man entweder aumalerweise neue Interpretatitodidaktisch erlernen oder man muss sich
onen mittelalterlicher Traditionals?
Rimsbold: Das ist schwer zu sagen, da wir ja an Kollegen wenden, die das Instrument benun schon seit langer Zeit hauptsächlich eige- herrschen. Ansonsten muss man wohl nach
ne Kompositionen in unsere Musik einfließen Schweden gehen für ein halbes Jahr, um die
lassen. Im Mittelalterbereich hört man mei- Grundlagen zu lernen.
stens eine Melodie, die man für eingängig hält,
überdenkt das Ganze, spielt es ein paar Mal Fühlt ihr euch in der technisierten Zeitrechund schon kommen Ideen für diverse Arran- nung von heute als „Gefangene der Zeit”?
gements. Im Rockprojekt war es bei der letz- DesDem: „Die Zeit heilt alle Wunden! Was
ten Scheibe „Mente Capti“ so, dass wir einfach wird uns die Zeit bringen?“ Zeit ist doch imeine elektronische Fläche gelegt haben und mer noch relativ, jedenfalls nach Einstein. Für
dann merkten, dass da ja auch zum Beispiel mich persönlich ist sie eigentlich nicht exi-
„Wir werden sehen“ VÖ: 19.10.07
stent. Aber ob technisierte Zeitrechnung von
heute oder nicht, es bleibt die Frage, was Zeit
eigentlich ist? Vielleicht die Schwester der Unendlichkeit?
SID: Als Gefangene der Zeit in sofern, dass
man nie genug davon hat und sie verrinnt,
ohne dass man etwas dagegen tun kann. Gerade in der heutigen Zeit (und besonders in
unserem Kulturkreis) findet man kaum noch
die Ruhe, Dinge, die das Leben lebenswert
machen, zu genießen. Man taumelt einfach
von einem Termin zum nächsten.
Was liegt zwischen Himmel und Erde? Gibt
es für euch als verschworene Gruppe ein gemeinsames Credo?
Rimsbold: Wir sind eine Einheit. Alle Menschen unterscheiden sich, jedoch habe ich bei
Schelmish das Gefühl, dass in jedem von uns
das gute Stück Herz im Menschen vorhanden
ist. Damit will ich nicht sagen, dass wir Engel
sind, sondern dass bei uns das Zwischenmenschliche einfach stimmt. Gewisse Züge
in jedem Einzelnen von uns haben die gleiche
Art und Weise zu denken, in wichtigen Punkten bezüglich des Daseins. Die zunehmend
plumpe Erde von heute steht bildlich gesehen im Kontrast zum Himmel. Dazwischen
liegt etwas, was du mitnehmen solltest und
ich denke, das sind die richtigen Züge für das
Dasein.
Delest
www.schelmish.de
35
Karmakrieger
Bereits in den letzten Ausgaben berichteten wir immer häufiger über junge Bands
aus Südamerika. Anscheinend entwickelt
sich gerade dort zurzeit eine innovative
neue Strömung, die vielleicht eines Tages
auch in Europa für neue kreative Impulse
sorgen könnte. Vigilante
veröffentlichen
mittlerweile ihr zweites
Album auf Black Rain
und beweisen neben ihrem sicheren Gespür für
kompakte
Industrialrocksongs eine politisch
und soziale Weitsicht,
die man nicht aus dem
noch vor einem Jahrzehnt von Pinochet unterdrückten Land erwarten würde. Doch Ivan
versteht sich auch als
spiritueller Mensch und
bezieht seine Kampfansage nur auf Ignoranz.
Können sich Ideen bekriegen? Das lässt zumindest der Titel deines
neuen Albums vermuten.
Ivan: Das Konzept des Albums dreht sich um
die Kriege, die wir täglich sehen, die uns umgeben und täglich Menschenleben kosten – sei
es für Religion oder politische Ziele. Auch
behandelt das Album die Mechanismen unserer Gesellschaft, wie sie uns durch Ängste
und den allgegenwärtigen Konsum in Schach
hält. Meine Geschosse richten sich gegen diesen Alltagswahnsinn. Vielleicht ändert sich ja
noch etwas.
„In the Name of God” ist deine Antwort auf
Religion. Lebst du eine alternative Spiritualität?
Ich glaube, dass Religion nur eine andere Art
ist, Menschen an ein Ideal zu binden, um sie
dann im gleichen Zuge vom großen Rest abzuteilen. Ich hasse nicht Religion im Allgemeinen, eher schon die Menschen, die in ihrem
Namen anderen Leid zufügen. Eher schon
als meine eigene Spiritualität verstehe ich
36
die Begriffe Karma und Dharma. Manchmal
jammern wir übertrieben über das Leid, das
uns andere zufügen, um dann im Gegenzug
kaltblütig über das von uns zugefügte Leid
anderen gegenüber hinwegzusehen. Mein
Lebensmotto ist vielleicht einfach, entspricht
so aber am ehesten einem religiösen Konzept.
„Was du nicht willst was man dir tut, das füg’
„Ich hasse nicht Religion im
Allgemeinen, eher schon die
Menschen, die in ihrem Namen
anderen Leid zufügen.“
auch keinem anderen zu.“ Ich denke, gerade
in Bezug auf die globale Erwärmung macht
das wirklich Sinn.
Du remixt viele andere Künstler. Kann dich
das in deiner eigenen Musikalität beeinflussen?
Natürlich. Für mich ist Vigilante eine Mischung vieler Einflüsse, egal ob EBM, Metal,
Industrial, Hardcore, Techno oder Hip Hop.
Ich bin immer auf der Suche nach dem individuellen Sound, der uns von den Anderen unterscheidet. Natürlich ist das Leben, so flach
wie das auch klingen mag, die größte Inspiration. All die kleinen und großen Kämpfe, die
Nachrichten, die Hoffnung und die Liebe.
Wie ist das aktuelle Album entstanden?
Wer unterstützt dich live?
Nach wie vor mache ich fast alles alleine,
zumindest im Studio. Ich spiele Gitarre,
singe und programmiere meine Songs, auf
der Bühne unterstützt mich dann Lucia Ponticas an den Keys. Daniel Duarte spielt auf
der Bühne Gitarre.
Chile ist bestimmt
nicht die erste weltweite Adresse, wenn
man an dunkle Elektrostyles denkt. Was tut
sich so in Santiago de
Chile?
Die chilenische Szene
wächst ständig und
ist im Vergleich zu so
manch anderen südamerikanischen Ländern
schon ziemlich weit
entwickelt. Glücklicherweise haben uns auch
schon einige hochkarätige Bands aus Europa
besucht, wie z. B. Diary Of Dreams, Das Ich,
Covenant, Umbra et
Imago, Clan Of Xymox,
Front 242, Lacrimosa, Therion, Melotron,
Nitzer Ebb und viele andere.
Gibt es in Chile denn wirklich viele Möglichkeiten, live aufzutreten?
Wir persönlich sind nicht so oft in Chile auf
der Bühne. Zuletzt waren wir in Peru und
momentan planen wir ein paar Shows in
Brasilien, Argentinien und Mexico. Generell
entwickelt sich Südamerika sehr stark im
Livebereich.
Und was ist für Europa geplant?
Glücklicherweise haben wir unsere Bookingagentur RGKP und unser Label Black
Rain, die es uns ermöglichen, zum zweiten
Mal in Europa zu gastieren. Diesesmal mit
Agonoize, die uns mit nach Norwegen, Dänemark und Deutschland nehmen.
Marius Marx
www.vigilante.cn
www.myspace.com/vigilanteband
Zwangshaut-Striptease
PiaPale ist der kreative Kopf hinter dem dieser
Tage erscheinenden, mit vielen Vorschusslorbeeren geschmückten Release „Naked To The
Bones“. Die Wahl-Berlinerin, die ihr Projekt
als eine Art Zwangshaut bezeichnet, ist Komponistin, Multiinstrumentalistin, Sängerin
und Produzentin in Personalunion. CompulsorySkin ist ein Crossover aus Industrial, Synthiepop und Triphop. Die Vergleiche reichen
von Alec Empire bis Björk und ihr eilt der Ruf
der weiblichen Trent Reznor voraus, dem sie
zumindest mit ihrem Tanzflächenhit „Twisted“ gerecht wird.
Ist „Naked to the Bones“ dein persönlicher
Striptease?
PiaPale: Definitiv! Es ist der Versuch, sich
gnadenlos zu öffnen, ohne Rücksicht auf
Konsequenzen oder die Gefahr hin, missverstanden oder gar verstanden zu werden und dadurch schutzlos ausgeliefert
zu sein. Es ist ein Album, das die Suche
nach dem wahren Ich ausdrückt und
eine Menge Schmutz zutage fördert.
Du hast die Schule sein lassen, bist
Domina geworden und hast eine
Punkband gegründet. Bei CompulsorySkin bist du auch „Herrin des
Hauses”. Hätte deine Selbstverwirklichung besser laufen können?
Wie wichtig war deine Wahlheimat
Berlin dafür?
Ich habe die Schule sein lassen, da
ich damals mit 14 von
Zuhause
ausgerissen bin, um
dann in eine recht
ordentliche Drogenkarriere zu
schlittern.
Ich
war allein auf
mich
gestellt
und so ging es
ziemlich schnell
bergab mit mir.
Ich hatte dann
etliche Bands, bis
ich dann endlich
eine fand, mit
die dominante Seite in mir aus
und er spiegelt auch einige für
mich recht beeindruckende
Erlebnisse im SM-Studio
wider. Es geht auch darum,
jemanden sexuell zu gebrauchen oder gar zu missbrauchen. Gleichzeitig spiegelt er
den inneren Zwiespalt wider,
wenn jemand, den man liebt,
sich wünscht, erniedrigt und
gedemütigt zu werden.
der ich mich auf einen musikalischen Konsens einigen konnte. Wir sind dann recht viel getourt, aber auch da gab es nach
zweieinhalb Jahren den großen
Bruch, der eine große Enttäuschung für mich war. Daraufhin wollte ich unbedingt
VÖ „Naked To The Bones“: 05.10.07
selbst Musik machen,
hatte damit auch
schon während der Bandzeiten an- Wo siehst du dich selbst innerhalb der Szene
gefangen. Um mir Equipment leisten und was bedeutet dir Musik? Wie steht es um
zu können, wurde ich dann Domina. deine Schauspielkarriere?
Ich habe zu der Zeit in Braunschweig Ich sehe mich mehr als Beobachter, als Außengelebt, dort wurde mir aber bald die seiter. Ich sauge die Essenz der Szene in mich
Luft zu dünn und die Inspiration zu auf, in der ich mich weiter zur nächsten Szene
wenig. Also ließ ich dies und auch begebe, die mir gerade etwas Interessantes zu
viele schlechte Erinnerungen hin- bieten hat. Ich bin quasi ein musikalischer Pater mir und zog zurück nach rasit. Musik ist für mich ein Lebenselixier, höre
Berlin, wo ich schon als Kind ich über einen längeren Zeitraum keine oder
gewohnt hatte. Dort konnte mache keine, dann geht es mir sehr schnell sehr
ich dann einen regelrechten schlecht. Ein Leben ohne ist für mich schlicht
Neustart machen und mich unvorstellbar. Ich habe im Dezember letzten
komplett auf CS konzentrie- Jahres bei einem japanischen Kurzfilm mitgeren. Ja, das hätte durchaus spielt, vor einer Woche eine kleine Nebenrolle in
besser laufen können, einem Musikvideo einer Freundin gehabt und
da gab es eine Menge weitere Projekte stehen immer an. Ich möchte
dunkler Phasen, auf selber Kurzfilme drehen, es ist eine Kunstform,
die ich liebend gern die mich geradezu in den Bann gezogen hat.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
verzichtet hätte.
Hast du im Song
„Twisted“ ein Erlebnis aus deiner
Domina-Zeit verarbeitet?
Er drückt definitiv
Du hast eine weltweite, ständig wachsende
Fangemeinde. Was erwartest du vom Albumrelease und für die Zukunft?
Ich hoffe natürlich, dass das Album gut läuft, da
ein zweites schon in Arbeit ist und nur noch auf
die Endproduktion wartet. Außerdem möchte
ich soviel wie möglich live spielen und auf Tour
sein, ich vermisse mittlerweile das UnterwegsSein und live spielen sehr.
Ringo Müller
www.myspace.com/compulsoryskin
37
Zwei Königinnen und eine Krone
Gothic Metal hat sich in den letzten Jahren
zu einer festen Größe im Popbereich entwickelt – Nightwish, Within Temptation
und Konsorten führen die höchsten Chartplazierungen an und untermalen mit ihren
Hits Sportevents und Fernsehserien. Umso
erfreulicher, dass es auch im Underground
interessante neue Spielarten dieses Genres
gibt, die mit immer neuen musikalischen
Kombinationen zu glänzen wissen. Coronatus aus dem schwäbischen Ludwigsburg
versehen ihre pathetisch treibende Variante
gleich mit zwei einzigartigen Frontfrauen,
die mit ihrer stimmlichen Varianz durchaus
das Potenzial haben, auch in die obere Liga
durchzubrechen.
Was bedeutet Coronatus?
Es bedeutet „Der Gekrönte“. Das kommt
von der ursprünglich stark religiös-philosophischen Ausrichtung der älteren Texte, die
38
teils noch von Mitgründer George stammen.
Die neuen Texte beschäftigen sich aber mehr
mit menschlichen und weltlichen Dingen.
bil. Somit war Coronatus keine leichte Geburt.
Aber was lange währt....
Ludwigsburg gilt ja als die Atrocity Wiege.
Wie habt ihr euch als Band gefunden?
Gibt es irgendwelche Verbindungen?
Gegründet wurde Coronatus von Drummer Nicht wirklich. Aber die Szene ist doch überMats Kurth und Sänger George G.. Nach schaubar und daher findet man immer irvielem Besetzungs-Hin-und-Her war Ende gendwas. Z. B. hat Katja Piolka, die unser Art2004/Anfang 2005 das
work gemacht hat, auch
Konzept der beiden Frontschon für Atrocity gear„Ist die Dunkelheit
frauen mit komplett unUnd Mats hat
sanft erhellt, so kann sie beitet.
terschiedlichen Stimmen
in einer Band namens
geboren. Sängerin Carmen
unglaublich beruhigend Psychotron für einige
R. Schäfer (klassischer Soausgeholfen und
sein,
wie das Seelenleben Gigs
pran) kam damals schon
dabei einen Bassisten
von vielen Menschen.“
dazu. Das Line up hat sich
(den Basti) kennengedann noch einige Male verlernt, welcher einige
ändert, es wurde Keyboarder Fabi Merkt da- Zeit bei Alex Krull mitgespielt hat. Carmen
zugeholt, und mit Rockstimme Ada Flechtner, und Mats haben außerdem durch ihre TätigBasser Chriz diAnno und Gitarrist Jo Lang ist keit bei Illuminate auf der Zwei Seelen-Tour
das Line up heute endlich komplett und sta- die Sängerin Steffi Luzie von Atargatis ken-
nengelernt, welche damals den Tour-Support
gemacht haben. Jene Steffi singt außerdem bei
Darkwell und dort trommelt auch der Moritz
Neuner von Leaves Eyes. Womit sich der Kreis
zum Atrocity Clan dann wieder geschlossen
hat, kompliziert was? Jedenfalls würden wir
sehr gerne mal mit Leaves Eyes touren oder
mit der Schwester von Liv (Midnattsol).
Wofür steht „Lux Noctis“?
Nun, „Licht der Nacht“. Das ist durchaus symbolisch gemeint. Eine vollkommene Dunkelheit
oder Leere wird von den meisten Leuten als
unangenehm empfunden, stellt Stillstand und
Ende dar. Ist die Dunkelheit dagegen sanft erhellt, so kann sie unglaublich beruhigend und
hoffnungsvoll sein. So etwas gilt auch für das
Seelenleben von vielen Menschen. Ein Licht in
der Nacht bedeutet also Hoffnung – versuchen,
positiv zu denken, auch wenn man manchmal
meint, die ganze Welt gegen sich zu haben.
Und letztlich ist es auch eine freie Übersetzung
unseres Titelstücks „Silberlicht“, das man auf
unserer Website Probe hören kann.
Ihr singt in drei Sprachen. Nach welchem
Kriterium wird die Sprache eines einzelnen
Songs ausgewählt? Und warum gerade Latein?
Bei den Songs auf Deutsch und Englisch ist
das einfach so passiert. Kein tieferer Sinn.
Manches klingt einfach in der einen Sprache
besser als in der anderen und man bedient sich
dann automatisch derjenigen, in welcher man
die meisten Einfälle hat. Bei unserem Song auf
Latein war das allerdings geplant. Wir haben
einen alten lateinischen Text aus einem Gedichtband vertont. Eine Ode an die Wirtshäuser dieser Welt. Requiem Tabernam.
Welche musikalische Vorbildung haben eure
beiden Sängerinnen?
Carmen hat eine klassische Gesangsausbildung und spielt live an manchen Stellen auch
E-Gitarre, Ada dagegen hat eine natürliche
Rockstimme und hat auch Klavier spielen gelernt.
Wie entstanden die Songs eures Debütalbums? Teamwork?
Ja! Die Hauptidee kam meist von einer Person,
aber alle anderen sind und waren dann aufge-
fordert, sich selbst einzubringen mit eigenen
Ideen. Jedenfalls sind wir davon überzeugt,
dass diese Arbeitsweise für uns die kreativste
und effektivste ist.
Zwei Sängerinnen – bedeutet das nicht automatisch einen ständigen Konkurrenzkampf?
Das kommt auf die Charaktere der Beteiligten
an. In den früheren Besetzungen war das zum
Teil tatsächlich so. Vielleicht, weil es noch nicht
so wirklich verinnerlicht war, dass das neue
Konzept der beiden Frontfrauen auch wirklich
auf Dauer angelegt war. Aber mit Carmen und
Ada haben wir jetzt zwei Frontfrauen, die sich
nicht nur musikalisch wunderbar ergänzen,
sondern sich auch bestens verstehen. Das ist
unglaublich angenehm.
Ihr kombiniert eure Gothic Metal Vision mit
klassischen Vokalisen und sinfonischen Elementen. Gibt es musikalische Vorbilder aus
der Klassik?
Wir mögen solche Sachen, klar! Hauptsächlich aus dem Barock und der Romantik, aber
bestimmte Komponisten, welche uns besonders beeinflusst haben, können wir da nicht
nennen. Mit Sicherheit werden wir auf diesem
Feld aber weiterhin experimentieren. Gothic
Metal braucht einfach ein gewisses Maß an
Bombast! Jawoll!
Textlich bewegt ihr euch in einer weltentrückten und lyrischen Sprache zwischen
Engeln und Fabelwesen. Ist euch diese Gegenwelt zur Realität ein künstlerisches Anliegen?
Diese Themen stellen nur einen Teil der Texte
dar, meist bei den etwas älteren Songs, wie
„Volles Leben“. Die neueren Texte befassen sich
mehr mit den menschlichen und seelischen
Anliegen, z. B. „Ich atme Zeit“. Aber das Spielen mit der Sprache ist in jedem Fall etwas,
was uns sehr gefällt. Da halten wir es übrigens
ein bisschen wie Johannes bei Illuminate. Wir
versuchen, unsere Texte nicht zu deutlich zu
erklären. Denn das tötet die Fantasie der Hörer. Manche wären vielleicht enttäuscht, weil
sie sich zunächst etwas ganz anderes darunter vorgestellt haben und das Stück deshalb
geliebt haben. Und dann kommt da einer und
sagt, es geht um was ganz anderes oder so.
Wenn man alles erklärt, verschwindet bei ei-
„Lux Noctis“ VÖ: 21.09.07
nigen das Gänsehaut-Gefühl. Aber genau darum geht es doch.
Die instrumentale Ballade „Winter“ scheint
das Album in zwei Hälften zu trennen? Wie
würdet ihr den Aufbau des Albums beschreiben?
Das ist wohl eher Zufall. Tatsächlich haben
wir versucht, ein einigermaßen ausgewogenes
Verhältnis zwischen schnelleren Songs und
Balladen bei der Platzierung herzustellen.
Ist es nicht schwer, im Zeitalter von Nightwish und Krypteria als Newcomer mit weiblichen Vocals im Gothic Metal Feld anzutreten?
Na ja, Nightwish haben ja jetzt keine klassische
Sängerin mehr. Nein, im Ernst, als Newcomer
ist es immer schwer, überhaupt mal zur Kenntnis genommen zu werden. Aber die Tatsache,
dass wir weibliche Vocals haben, ist kein besonderes Erschwernis an sich. Hätten wir z. B.
die Kombination männliche Growls und weibliche Vocs, dann würde man das auch schon
kennen, von Crematory oder frühen Sirenia
etc.. Und nur männliche Vocs? Der Metal ist
voll davon. Nein, es kommt auf die Mischung
an! Und wir möchten mal behaupten, dass
unsere beiden Frontfrauen mit ihren komplett
unterschiedlichen Stimmen tatsächlich ein
kleines Novum in der Szene darstellen.
Delest
www.coronatus.de
39
Was lange währt
Es ist ruhig geworden um eines der traditionellsten Subgenres schwarzer Musik
– den kraftvollen, tiefgehenden, ebenso gefühlvollen wie mitreißenden Gothic Rock.
Natürlich, da sind die großen Namen, aber
nichts kommt nach, um das Genre wieder zu
beleben – nichts? Halt! Die Hoffnung auf Erlösung von der sternenlosen Leere im GothRock-Himmel versprechen Rozencrantz mit
ihrem am 12. Oktober erscheinenden Debütalbum „Salvation“. Nicht nur die Stimme,
sondern vor allem auch das charismatische
Gesicht der Band ist Frontmann Skye, dessen Charme bereits in den vergangenen
Monaten junge Mädchenherzen hat höher
schlagen lassen – auf der weltweit größten
Online-Community Myspace sind Rozencrantz eines der heißesten Eisen, mittlerweile gibt es bereits Fansites und -clubs
in allen Teilen der Welt. Ich treffe Skye für
das Interview in einem kleinen, versteckten
Park-Cafè. Mit sonorer Stimme erzählt der
Frauenschwarm über die Anfänge von Rozencrantz: „Wir kennen uns seit mehr als
einem Jahrzehnt und waren über diese Zeit
hinweg, teilweise gemeinsam, teilweise mit
anderen Musikern immer in Bandprojekten
aktiv. Über die Jahre hat uns unsere tiefe
Verbundenheit zur Musik immer näher zusammenrücken lassen, was schlussendlich
die Geburtsstunde von Rozencrantz war.“
Beiläufig streicht sich der hochgewachsene
Sänger eine Haarsträhne aus dem Gesicht,
und letzte Lichtstrahlen spiegeln sich in seiner schwarzen Sonnenbrille.
Wie kamt ihr auf den Bandnamen und seine
ungewöhnliche Schreibweise? „Der Rosenkranz“, so Skye, „ist ein Symbol des Glaubens.
Er ist ein Werkzeug, um Ängste zu bewältigen
und persönliche Träume zu fokussieren. Das
Konzept der ‚Gebets-Perlen’ ist ein sehr
alter Ritus, der sich durch die Kulturen
der Jahrtausende zieht wie ein roter Faden. Der uns bekannte Rosenkranz ist
im Grunde nur ein verwässertes Bild
von der Macht der Suggestion. Wenn
wir Musik machen, pflegen wir eine
Verbindung zueinander, sie ist
wie ein Werkzeug mit
40
dem wir uns definieren. Wir leben und musizieren in einer Symbiose, der Kranz ist unser
Zufluchtsort. Mit der Schreibweise haben wir
Rozz Williams geehrt, dessen Musik uns alle
inspiriert.“
„Wo wir bereits bei Namen und ihren Ursprüngen sind“, frage ich, „ist der Name
Salvation – „Erlösung“ – nicht etwas hoch gegriffen für ein Debütalbum?“ Skye schmunzelt. „Überhaupt nicht. Die Fertigstellung des
Albums hat so viel Zeit, Energie, Nerven und
manchmal auch mehr gekostet. Das Material,
an dem wir so lange gearbeitet haben, jetzt
endlich fertig zu hören und veröffentlicht zu
und treten mit neuen Perspektiven
aus ihr hervor. Wir haben im Schaffungsprozess der Platte Kontakt zu
vielen Menschen aus allen Ecken der
Welt au auen können und sind sehr
froh darüber.“ Neben Carsten Klatte
(Wolfsheim, Project Pitchfork) und
Bruno Kramm (Das Ich) verleiht Model und Sängerin Evangeline Cooper (Shizuko) mit ihrem Gesang der
Platte hier und da wunderbar weiche Akzente – wie kam diese Kooperation zustande? „Wir kennen
Eve bereits einige Jahre“, erklärt
wissen, das ist für uns eine Erlösung und die
Absolution, auch wieder Neues entstehen lassen zu dürfen.“ Für „Salvation“ haben Rozencrantz mit zahlreichen Künstlern zusammengearbeitet, unter anderem mit der russischen
Künstlerin Aminess, welche die Bilder für das
Artwork entworfen hat, bis hin zu Remixern
aus aller Welt. Wie kam es zu dieser insgesamt sehr internationalen Zusammenarbeit?
Skye: „Das Internet bietet uns heute wunderbare Möglichkeiten mit Menschen aus
aller Welt in Kontakt zu treten. Im Idealfall
wachsen wir alle an einer Zusammenarbeit
Skye, „und irgendwann mussten wir einfach etwas zusammen machen! Neben
kurzen Passagen in verschiedenen Songs hat Eve
auch einen Song komplett mit Lyrics und Gesang versehen, und was
dabei entstanden ist,
passte einfach so gut in
das, was wir mit der Platte erzählen, dass dieser Song
Teil des Albums werden muss-
te.“ „Salvation“ bietet ein sehr breit
gefächertes musikalisches Spektrum, von schnellen
Rocknummern
über
gefühlvolle Balladen bis hin zu
leicht elektronisch angehauchten
Stücken. Warum diese Ausschweifungen in so unterschiedliche Richtungen? „Nun…“, Skye lehnt sich
zurück und lässt den Blick kurz über
die anderen Tische des kleinen Cafés
schweifen, von denen wir schon seit
Beginn des Interviews immer wieder
neugierig gemustert werden, „… das
passiert ganz natürlich. Die Emotion
bestimmt den Song, und nicht umgekehrt. Wir stellen uns alle sehr
unterschiedlichen Emotionen und
Situationen, und empfinden und
verarbeiten diese sehr unterschiedlich. Das spiegelt sich dann natürlich auch in der Vielseitigkeit der
Musik wider.“ Das Album beinhaltet einen Multimedia-Teil mit Fotogalerien und zwei Videos von
Songs der Platte. Warum dieser
Aufwand für das erste Album?
„Wie bereits gesagt, zeigt diese
Platte einen Teil der Geschichte der Mitglieder dieser Band.
Die Videos sind genauso Teil des
Prozesses der Verarbeitung wie
die Songs selber, sie geben ein visuelles Bild unserer Empfindungen
wieder, das mehr Einblicke bietet
als die reine Musik.“ Nach kurzem
Überlegen fügt Skye noch hinzu: „In einer Zeit, in der
Menschen eine Menge
Geld für Alben ausgeben
auf denen kaum Musik
zu finden ist, war es für
uns ein großes Verlangen, den Fans gleich
mit dem ersten Album
mehr bieten zu können.“
Das Design des Albums
ist im Gegensatz zu vielen anderen Veröffentlichungen in der
Gothicszene sehr hell
„Salvation“
gehalten, warum? Skye:
„Her walk gets slower“ ist
„Das Design der Platte
geprägt von wahrer Schönheit
folgt, glaube ich, dem
und Romantik. Ein Song voller
Inhalt und dem Sinn,
Ästhetik und Eleganz, geschaffen
den das Album für uns
um der alltäglichen Welt voller
hat. Da dieses Album
Grausamkeiten zu entfliehen.
einen sehr langen Zeitraum unseres Lebens
In dem Song „Fareza“ geht es
widerspiegelt, sind in
um die Göttin des Glücks, die dir
den Stücken viele Geein Leben voller Schönheit schenkt,
fühle und Erfahrungen
doch am Ende den ultimativen Preis
verarbeitet, die wir
dafür fordert. Dem Tod mit einem
vielleicht lieber nie gelachenden Auge zu begegnen,
habt hätten. In gewisser
das ist das Geschenk, das sie uns
Weise wäscht ‚Salvatimacht.
on’ uns rein, daher das
„Sweet Desire“ erzählt von der
eher helle Design.“ Was
Zeit, als Skye im Klosterinternat zur
erwartet die Fans nach
Schule gegangen ist.
der VÖ des Albums am
12. Oktober? „Wir haDie intensiven Erfahrungen
ben über Myspace einen
verarbeitet er in einer emotionalen
Remix-Wettbewerb geAchterbahnfahrt.
startet, bei dem bereits
„In these arms“ handelt
einige tolle Remixe hevon Liebesbeziehungen, die
rausgekommen
sind.
Es ist faszinierend,
von jedem Kontinent
der Welt haben wir be- reits mindestens einen
Remix bekommen. Zwei der Mixes haben es aufs
Album geschafft, und wir planen eine separate Veröffentlichung der Stücke im Web, um
unseren Fans noch mehr zurückgeben zu können. Auch wollen wir viel live spielen, um als
Musiker für unsere Fans präsent zu sein.
Die Nähe zu den Menschen, die sich die
Zeit nehmen, unsere
Konzerte zu besuchen und mit uns das
erleben, was wir in uns tragen, ist wichtig
für uns alle. Ihr seid herzlich eingeladen unsere Record Release Shows im Oktober zu besuchen, bitte schaut auf unsere Myspace-Seite, um
die aktuellsten Tourdaten zu erfahren.“ Skye und
ich genießen noch ein wenig den Sonnenuntergang
und der charismatische Rozencrantz-Frontmann erzählt
mir während dessen noch etwas mehr über die Hintergründe der einzelnen Songs. Ich kann es kaum erwarten, die Jungs im Oktober live zu sehen. „Salvation“ war die viele Arbeit und das Herzblut wert,
das Album ist ein kleines Meisterwerk geworden.
Candice
www.myspace.com/rozencrantz
als Zufluchtsort dienen, um die
Kälte und den Hass der Welt zu
bewältigen. Skye hat sich erst
kürzlich einer schmerzhaften
Trennung gestellt.
„Dissolve“ bedeutet für die
Band einen entscheidenden Schritt
in eine von allen Fesseln befreite
Zukunft. Es werden alte Wunden
geheilt und alles was krank macht,
wird verbannt.
„1000 Knights“ beleuchtet die
Faszination der Leidenschaft. Ein
Kuss der richtigen Frau kann ein
Königreich zerstören und alles
bisher Erlebte in den Schatten
stellen.
„Forsaken“ ist ein Gefühl von
brutaler Freiheit, voller Gewissheit,
dass der Tod nur der Anfang einer
langen Reise ist. Wer sich von allem
Guten und Bösen verlassen fühlt,
der kann sich in dem Song sehr gut
wiederfinden.
41
Fiktive Mysterien
Die Hörspielreihe „Die Schwarze Sonne“ verwebt eine Mischung aus Fakten und Fiktion zu einem beängstigenden
Mix aus Detektiv-, Horrorund Mystery-Thriller. Unter
Einbeziehung von historischen
Größen aus Politik, Wirtschaft
und Kunst wird ein phantastischer Bogen geschlagen, der
bekannten Phänomenen und
Ereignissen völlig neue Begebenheiten zugrunde legt.
Die 1911 erschienene Gothic Novel „The Lair
of the White Worm” von Dracula-Erfinder
Bram Stoker war die Inspiration zur ersten
Folge von „Die Schwarze Sonne/Das Schloss
der Schlange“ von LAUSCH. Günter Merlau, Geschäftsführer und kreativer Kopf des
bereits mehrfach preisgekrönten Labels, hat
Stokers letzten Roman zu einem schaurigokkulten 77 Minuten Hörspiel verarbeitet.
Während in „Böses Erwachen“ die beiden Hauptfiguren, der junge Adam
Salton und sein Mentor
Nathaniel De Salis, durch
Rückblenden näher beleuchtet
werden, erfahren wir von Toren
in eine unterirdische Welt und
gottgleichen Wesen.
Sommer 2007 legt LAUSCH
nochmals zu: Mit den beiden
gleichzeitig
erschienenen
Teilen „Weißes Gold’ und
„Vril“ jagen unsere Helden nicht mehr nur im 19.
Jahrhundert hinter mächtigen Artefakten und dämonischen Göttern her. Die Ereignisse
spielen teilweise auch im Dritten
Reich, als sich Nazis die
Universalkraft Vril nutzbar machen wollen. In
der Gegenwart stößt eine
deutsche Forschungseinrichtung auf die gleichen
Spuren. Hinter allen Vorgängen stehen natürlich
die Tore und die Wesen
dahinter.
Die Hauptrolle Adam Salton verkörpert Christian Stark, der seine erste
Rolle schon mit zarten acht Jahren
42
hatte und „Der kleine Vampir” war. Zuletzt
war er bei den Perry Rhodan Hörspielen von Lübbe Audio zu hören. Harald Halgardt, CharakterSchauspieler aus DEFA-Zeiten,
leiht seine charismatische Stimme
dem geheimnisvollen Nathaniel
De Salis. Als Jules Verne, ebenfalls ein Mitstreiter gegen die
Mächte jenseits der Tore, ist Konrad Halver zu hören, Produzent
und Sprecher bei den legendären
EUROPA-Hörspielen.
Die schwarz-romantische Erzählung wird
passend von schweren Streicherklängen umrahmt. Dazu gibt es natürlich eine Soundkulisse, die das berühmte Kino im Kopf entstehen lässt.
Wie andere LAUSCH-Produktionen wendet sich die Serie durch ihre Komplexität an
Erwachsene. Außerdem geht es zwar meist
britisch-zivilisiert zur Sache, nur wenn die
Grenzen zu anderen Dimensionen aufgestoßen werden, kann einem Protagonisten
schon mal das Fleisch von den Knochen fallen – nichts für Kinderlein.
Wo andere Serien das Tempo verlieren, gibts
bei „Die Schwarze Sonne“ in jeder Folge neue
Mysterien. Die Geschehnisse in mehreren
Zeitabschnitten würden sonst für drei Serien
reichen. Für Fans von phantastischer Literatur a la H.P. Lovecraft oder Graphic Novells
wie „Hellboy“ wahrscheinlich derzeit die beste Hörspielkost.
Monika R th
www.merlausch.de
THE WORLD DOMINATION
Zeit für Helden
„Heat“ heißt das Debütalbum der zwei
durchgeknallten Protagonisten von The
World Domination 666Val und Ringo.Fire,
und vereint die coolsten Stilistiken der letzten 40 Jahre auf einem Silberling. Wie sich
das anhört? Es animiert zum Mitgrooven
und hat trotzdem inhaltlich weit mehr zu
sagen, als so manch hüftschwacher Elektroglamour der Gegenwart. Nicht umsonst hat
sich auch die 90er Dancefloorikone Adamski
von dem Virus der nach der Weltherrschaft
strebenden Musiker infizieren lassen, um
sich dann hinter die Regler zu begeben. Die
musikalische Positionsbestimmung scheint
nur für Schubladenfetischisten schwierig.
TWD: Wir sind, auch wenn das manche noch
nicht begreifen, eine endemische Entität. Was
für den flüchtigen Blick wie ein „Beackern
von musikalischen Terrains“ klingen mag,
wirkt aus unserer Sicht sehr homogen, logisch
und ist tatsächlich eine einzige und einzigartige Musikrichtung, der wir den Arbeitstitel
„Elektro Glam“ gegeben haben. Wir gehören
also sowohl zur NeoPopszene als auch zur
Rockszene oder zu der Szene, zu der wir eben
gerade gehören wollen. Eigentlich schweben
wir aber über allen Szenen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Adamski?
Wir trafen uns bei einem gemeinsamen Booking und gaben ihm unsere CD (wir sind oft
sehr großzügig). Eine Woche darauf rief er
begeistert an. Es stellte sich heraus, dass uns
ähnliche musikalische Ansätze verbinden. Ein
paar Gespräche später fanden wir uns zusammen im Studio wieder. Er nennt sich jetzt übrigens Adam Sky.
Eure Visuals kombinieren den Glam der
70er mit dem kühlen Gegenwarts-Chic des
Latex. Ist die
Extrovertiertheit Teil eures Selbstverständnisses?
Ja,
absolut,
wenn
auch
Latex
und
sein kühler
GegenwartsChic
nicht
gerade eine
große Rolle
spielen. Dann
eher der animalische
Charme des
Leders. Wobei du richtig
analysiert
hast, wenn du
meinst, dass
in
unserer
Optik, genau wie in der Musik, Vergangenes
und Utopisches zu einer speziellen Melange
finden. Zurück zur Extrovertiertheit. Wir sehen es als obligatorisch an, den uns gegebenen
Platz in der Aufmerksamkeit des Zuschauers
möglichst effektiv auszunutzen und nicht mit
Dingen, die uns z. B. als lahm, pseudobedeutsam oder opportunistisch erscheinen, zu verschwenden. Das ist unser Arbeitsethos.
Das Album
selbst
hat
einen
trockenen, knackig-synthetischen
Charme.
Live seid ihr
eher
eine
Rockband.
Sind Studio
VÖ „Heat“: 14.09.07
und
Bühne bewusst
zwei Welten für euch?
Es sind nun mal zwei völlig unterschiedliche Arbeitsplätze. Das Studio ist eher ein
Ort für Konzeptionen, Feinschliff und gerne
auch Diskussionen, während auf der Bühne
der Moment regiert, man muss ohne Verzögerung oder zweite Chance eine Energie
generieren, von der das Publikum und auch
man selbst mitgerissen wird. Insofern sind es
zwei Welten, aber eher im Erleben als in einer
vorher bewusst herbeigeführten Trennung.
Soundmäßig würde ich das auch gar nicht so
sehen.
Wer sind eure musikalischen Helden, die
euch am ehesten geprägt haben?
Kiss, Kraftwerk, Kurt Kress, Cramps. Von
LMO, Iggy Pop, Tim Warren, The Seeds, Ohio
Players, Dirtbombs. Und natürlich Northern
Lite, haha.
Lebt ihr eure Kunstfiguren 666Val und Ringo.Fire auch im Privaten aus?
Interessante Frage. Elvis hat mal gesagt:
„Somebody said: The world’s a stage, and
each must play a part.“ Mit diesem „Somebody” meinte er Shakespeare. Sprechen wir
uns privat mit „Hey 666!“ und „Was gibt’s,
Ringo?“ an? Nein. Oder jedenfalls nur selten.
Wir können im Bandzusammenhang natürlich nur einen Bruchteil unserer wirklichen
Persönlichkeiten, die so vielschichtig wie die
der meisten Menschen ist, nach außen tragen,
dennoch sind wir realer, als es erscheinen
mag. Wir leben uns selbst auf der Bühne aus,
der Begriff „Kunstfigur“ ist eigentlich nicht
angebracht.
Gert Drexl
www.myspace.com/theworlddomination
43
EISENFUNK
Aus der Deckung
Wenn ein ehemaliger Mittelaltermusiker
und Uniformfetischist seinen Dudelsack
gegen einen Synthesizer tauscht, aus dem
beschaulichen München kommt und proamerikanische Sprachsamples zu geballten
Geschossen gegen Propaganda, Volksverdummung und den Irakkrieg formuliert,
dann müssten im erzkonservativen Bayern
eigentlich längst sämtliche Alarmglocken
der Antiterroreinheiten des Verfassungsschutzes läuten. Das Erfolgsrezept indes ist
bewährt: Instrumentale Elektro-IndustrialGranaten und melodiöse Leadsounds machen Eisenfunk zum Elektronewcomer des
Monats.
Thematisch behandelt euer erstes Album
viele Samples aus Zeiten des Kalten Krieges,
als die nukleare Bedrohung in verniedlichter
Form durch die westlichen Medien huschte.
Was bezweckt ihr mit dieser Art Wochenschau-Rückblick?
„Verniedlicht” ist ein guter Begriff, denn die
die Filme aus den 50er und 60er Jahren waren damals bitterernst. „Duck and Cover“
war beispielsweise ein Lehrfilm für Grundschulen, in dem den Kiddies natürlich eine
44
Comicfigur die Grundlagen des Verhaltens
im Ernstfall zeigen soll. Das wirkt aus heutiger Sicht skurril, aber damals war der breiten Masse nicht bekannt, was eine nukleare
Explosion bewirkt. In „Funkferngesteuert”
stellen wir den amerikanischen Präsidenten
der alten Wochenschau gegenüber und die
Parallelen der Propaganda sind dabei mehr
als deutlich. Wenn man an den Beginn der Irakkrise zurückdenkt, dann fällt einem sofort
die Powerpoint Präsentation ein, mit der die
USA die UN beeinflussen wollten. Der Unterschied zum skurrilen „Duck and Cover”
verschwindet und es ergibt sich eine Antwort:
Die Propaganda ist allgegenwärtig. Früher
war es hierzulande das Propagandaministerium, heute sind es verschiedene Individuen,
die geschickt die Massenmedien benutzen.
„Eisenfunk“ VÖ: 05.10.07
Harschen Elektrobands wird oft ein etwas menschliche Stimme ist so was wie ein „Fiapolitischer bis brauner Einschlag nachge- nalizer”, das Tüpfelchen auf dem “i”. Alte
sagt. Wie steht ihr dazu?
Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren haWir sind weder links, noch rechts, noch bezie- ben es uns dabei besonders angetan. Der alte,
hen wir irgendeine polianaloge Radiosound ist eintische Stellung. Ich finde „Aber natürlich sind wir fach unerreicht geil und die
es einfach nur schade,
von damals hatten
Militärfetischisten und Sprecher
dass viele Bands und
ein prima Taktgefühl.
lieben Uniformen.“
deren Fans in die rechte
Ecke gedrückt werden.
Ihr stammt aus München,
Letztendlich ist die Oberflächlichkeit der Rech- das in der deutschen Szene nicht wirklich
ten, der Linken und auch der Menschen, die als schwarze Hochburg bekannt ist, erst
uns in eine rechte Ecke recht nicht im Elektro, der vor allem im Osstellen wollen, dieselbe. ten oder im Ruhrgebiet stattfindet. Hat euch
Aber natürlich sind wir dieses Exil erst recht angestiftet, Eisenfunk
Militärfetischisten und zu realisieren?
lieben Uniformen, sehen Aber freilich, somit sind wir alleinstehende,
ja auch schließlich genial königlich bayrische Hofelektros und kämpfen
aus die Dinger. Aber mit gerade mit den Behörden darum, die Resi„Rechts” oder „Gewalt- denz mit Bauschutt aufzufüllen und Gelb/
verherrlichung” hat das Schwarz zu streichen. Die Münchner Szene
nichts zu tun, eher mit ist klein und familiär und hat dadurch ihren
einem fundierten Uni- eigenen Charme, allerdings kommen wir als
formfetisch.
Elektros gerade musiktechnisch eher zu kurz.
Wir würden uns auch eine größere ElektroInstrumentale Musik szene in München wünschen. Wir genießen
leidet oft unter der Ab- jedenfalls unsere Aufenthalte im Ruhrpott
senz der Individualität, und im Osten, denn die Elektroszene ist dort
dem Fehlen der Stimme. einfach nur geil und wir haben dort jedes
Wie versucht ihr, diesen Mal mächtig viel Spaß, mit netten Leuten, bei
Charakter zurückzuge- guter Mucke.
winnen?
Gert Drexl
Durch Samples. Die www.myspace.com/eisenfunk
Sie lassen den guten Ton in die Konzertsäle
zurückkehren. Fünf elegante Herren geben
sich in Gehröcken die Ehre. Ursprünglich
aus dem 19. Jahrhundert erschienen, ließ
die klassischen Musiker am 18.Juni 1815 ein
dauerhafter Stromschlag ungebührlich laut
werden. Mit mysteriösen Tonwerkzeugen
in den Händen verbreiten sie nebst Butler
glückselige Hysterie. Amüsante Antworten
zum neuen Album „Time-Zeit“ geben le
Compte Caspar, Max Coppella und Sissyvoss. Auch der bandeigene Historiker und
Biograf Coppelikus sowie der coppelianische Minister für Welthenruhm schalten
sich in das Interview ein. Butler Bastille serviert derweil Absinth.
Wie sahen Ihre Konzerte vor 200 Jahren aus?
Verhielt sich Ihr Publikum damals zurückhaltender als heute?
le Comte Caspar: Das werthe Auditorium
war um mehr Sitte bemüht.
Jedoch ließ sich diese Fassade meist nicht lang
aufrechterhalten, und den
Sturm der Begeisterung und Euphorie kann
sich heutzutage niemand mehr vorstellen.
Fehlt Ihnen etwas in der heutigen Zeit, was
früher anders war?
le Comte Caspar: Früher bekamen wir Unmengen an Briefen und persönlichen Besuchen von Fanatikern. Heutzutage macht
sich kaum jemand die Mühe, einen Brief zu
schreiben, oder persönliche Aufwartung zu
machen, man verlässt sich auf neumodische
galvanische Wege, das Gespräch zu finden.
Da wir uns aber noch nicht zur Anschaffung
einer Telegraphieanlage durchringen konnten, haben wir tatsächlich viel weniger Post
zu beantworten als noch vor 100 Jahren.
COPPELIUS
Damals und heute
meisten von einem deftigen Theaterbrand
nicht verschont!
Wie schätzen Sie Ihre Fans ein?
le Comte Caspar: Unsere Fanatiker? Es hat
wissenschaftliche Studien dazu gegeben, dass
eben diese Herrschaften nachweislich einen
überdurchschnittlich guten Musikgeschmack
besitzen!
Max Coppella: Sie sind überaus gebildet, aus
allen Schichten kommend, geduldig, intelligent, hervorragend gekleidet, leidenschaftlich
und außerordentlich hübsch anzusehen.
Ihr Musikstil wird als Kammer-Metal bezeichnet. Wie würden Sie selbst Ihren Stil
beschreiben?
Coppelikus: Wenn ich mich hier kurz einschalten dürfte: Als Historiker und Biograf der
Herren Coppelius muss ich Sie hier korrigieren:
Die Musik der Herren wird als Kammer-Core
bezeichnet.
Wenn Sie sich einen beliebigen Ort für ei- Sissyvoss: Am Ende ist dies dennoch nur eine
nen Auftritt aussuchen könnten, welcher annäherungsweise ergiebige Bezeichnung. Denn
eine Kategorisierung unwäre das?
„Unsere Fans sind überaus
seres Musikstils erübrigt
Max Coppella: Es gibt
wohl kaum einen ge- gebildet, aus allen Schichten doch niemals den Konzertbesuch. Deshalb sei
eigneteren Ort als ein
kommend, geduldig,
dem werthen Leser dieser
wunderschönes Theater,
intelligent, hervorragend
Zeilen ans Herz gelegt:
obwohl wir schon einige
gekleidet, leidenschaftlich
Verschaffen Sie sich eibespielten, so zieht es
mich immer wieder da- und außerordentlich hübsch nen eigenen Eindruck der
coppelianischen Raserei.
hin! Leider blieben die
anzusehen.“
Auf dem neuen Album „Time–Zeit“ gibt es
sowohl englische als auch deutsche Texte.
In welcher Sprache fällt es Ihnen einfacher,
Texte zu schreiben? Wer schreibt bei Ihnen
die Liedtexte?
Max Coppella: Nachdem wir vor wenigen
Jahrzehnten erfuhren, wie schön sich die
englische Sprache eignet für die äußerst komplexen Gesangspassagen unserer Musik, nahmen wir uns einen Hauslehrer, der uns das
englische Alphabet beibrachte. Sofort danach
waren wir allesamt zu großen Taten bereit.
Mit dem Albumtitel „Time–Zeit“ assoziiert
man Begriffe wie Ewigkeit, Endlichkeit und
Vergänglichkeit. Was bedeuten diese Worte
für Sie?
le Comte Caspar: Es ist eine Mahnung, dass
jedem von Ihnen, werthe Leser, die Zeit
zwischen den Fingern zerrinnt, und bald nicht
mehr viel übrig sein wird!
Wird es in naher Zukunft eine Tour geben?
der coppelianische Minister für Welthenruhm: Es gibt immer Konzertreisen, nur erfährt nicht immer jedermann davon. Auf den
galvanischen Seiten von Coppelius im weltumspannenden Netz würde man dies aber
können, es ist also möglich, noch in dieser
Epoche Coppelius zu erleben!
Diana Schlinke
www.coppelius-band.de
„Time-Zeit“ VÖ: 21.09.07
45
Schwedischer Elektro-Pop
vom Feinsten
Schweden hat im Elektro-Pop-Bereich bereits einige gute Künstler vorzuweisen.
Man denke nur an Covenant, die mit ihrem
Future-Pop eine feste Größe in der Musiklandschaft darstellen. Nun schickt sich eine
weitere schwedische Band an, nach ersten
Erfolgen in ihrer skandinavischen Heimat
auch hierzulande weitere Fans für sich zu
gewinnen. Michigan sind mit den beiden
Vorgängeralben „Graceful and in Sin“ und
„Ultimate Sky“ in Insiderkreisen schon seit
längerer Zeit ein Geheimtipp. Nun will sich
die Band, bestehend aus Sänger Peter Ehn
und den beiden Keyboardern Jonas Öberg
und Jesper Ljungberg, mit ihrem dritten Album „Pulse of Pain“ und der vorab erschienen Single „The Nomad“ einem breiteren
Publikum vorstellen.
menten herum. Dann hatte ich die Idee, aus
Spaß selber einmal ein paar Songs zu schreiben. Da war ich ungefähr 13 oder 14 Jahre alt.
Peter und ich sind schon seit unserer Kindheit
beste Freunde. Als wir Jesper trafen, beschlossen wir, es alle zusammen einmal als Band zu
versuchen. Da waren wir alle schon um die
20. Zu dieser Zeit haben wir noch keine konkreten Sachen gemacht. Das entwickelte sich
erst um das Jahr 2000 herum, als wir immer
mehr in dem Gefühl bestärkt wurden, gute
Songs schreiben zu können.
Im Jahr 2002 habt ihr den Musikwettbewerb
„Quest of Fame“ in Schweden gewonnen,
aus dem euer heutiger Plattenvertrag mit
Memento Materia resultierte.
Hat sich euer Leben seitdem
verändert? Ist eure Arbeitsweise
heute eine andere, verglichen mit
der Zeit, als Musik für euch noch
ein Hobby war?
Kannst du Michigan einmal kurz vorstel- Unser Leben hat sich gar nicht so
len?
sehr verändert. Wir gehen ja auch
Jonas: Michigan besteht aus Jesper, Peter und nach wie vor unseren Berufen
mir. Wir kommen aus Motala in Schweden. nach. Etwas, das sich verändert
Das liegt zwischen
hat, ist, dass
Stockholm und Gönun mit
„Wir haben schöne Melodien, wir
teborg. Wir sind
mehr Selbsteinen großartigen Sänger
alle anfang 30 und
vertrauen an
machen schon seit und wir versuchen, jedes Lied alles heranunserer
Kindheit
gehen. Jeder
einzigartig zu machen.“
Musik. Nicht gleich
versucht
von Beginn an zusich mit seisammen als Band, aber die Liebe zur Musik nen Stärken bestmöglich in die
hat uns allesamt geprägt. Im täglichen Leben Gruppe einzubringen.
haben wir alle unseren normalen Beruf, was
aber nur halb so viel Spaß macht, wie in einer Ihr seid erst sehr spät zu dem
Band zu sein und live aufzutreten.
Entschluss gekommen, dass Peter den Gesangspart in der Band
Anfang der 90er habt ihr eure gemeinsame übernehmen soll. Warum habt
Vorliebe für elektronische Musik entdeckt. ihr diese Entscheidung so lange
Wer von euch hatte als erstes die Idee, eine herausgezögert? Ist nun genau
Band zu gründen und selber Songs zu festgelegt, wer welchen Part in
schreiben?
der Band übernimmt oder wechDas kam eigentlich ganz von selbst. Während selt das? Wer ist für die Texte und
unserer Teenagerzeit probierten wir nur ein das musikalische Arrangement
wenig mit Keyboards und anderen Instru- zuständig?
46
Der Grund, warum wir uns lange nicht darüber einigen konnten, wer von uns singt, war,
dass keiner wirklich wollte. Aber letztlich
waren wir uns dann doch alle darüber einig,
dass Peter die beste Gesangsstimme für unsere Musik hat. Im Moment schreibe ich alle unsere Songs, aber das kann sich auch jederzeit
ändern. Wenn ein anderes Bandmitglied eine
gute Songidee hat, kann dieses Lied natürlich
auch auf einem Album erscheinen. Ich habe
immer schon gerne Songs geschrieben, wenn
ich alleine war. Die Melodien zu den Liedern
entstehen beim Texten dann oft ganz von
selbst.
Eigentlich kommt ihr ja aus Schweden. Wieso habt ihr euch dann Michigan genannt?
Habt Ihr eine besondere Beziehung zu dem
Staat in den USA?
(lacht)…Das soll unser Geheimnis bleiben.
Wie würdet ihr jemandem, der euch nicht
kennt, den Sound von Michigan beschreiben?
Wir haben schöne Melodien, einen großartigen Sänger und wir versuchen, jedes Lied
einzigartig zu machen. Dabei variieren wir
jeweils bei Atmosphäre, Tiefe und Dynamik
der Songs.
ge sie uns irgendwie begeistern kann.
Im Herbst seid ihr auf Deutschlandtournee
mit De/Vision. Habt ihr zu deren Musik
auch eine besondere Beziehung? Wie kam es
zu der Zusammenarbeit?
Eigentlich gibt es keine besondere Beziehung,
außer, dass wir in den späten 90ern immer
gerne und viel die Musik von De/Vision gehört haben. Über unsere deutsche Plattenfirma erfuhren wir, dass De/Vision uns gerne
bei ihrer Tour dabei haben möchten. Ab September touren wir nun gemeinsam mit ihnen
durch 14 deutsche Städte.
Welche musikalischen Vorbilder haben euch
in eurem Sound beeinflusst?
U2, Björk, Placebo, The Killers, Mötley Crüe,
Depeche Mode, Erasure, Kraftwerk, Goldfrapp, New Order, Marilyn Manson und natürlich die Elektrosze„Die musikalischen
ne (ohne da jemanden
Besonderes hervorheNeuerungen bestehen darin,
ben zu wollen). Wir
dass wir etwas erwachsener
sind offen für alle Arten von Musik, solangeworden sind.“
Wie lang werden eure
Auftritte sein und
welche Songs werdet
ihr spielen?
Es soll noch nicht verraten werden, welche
Songs wir spielen. Ich kann aber soviel sagen, dass es jeweils acht neue
Lieder sein werden und vier „Oldies“
von den vorherigen Alben. Wir haben insgesamt 15 Songs im Gepäck,
sodass wir von Auftritt zu Auftritt ein
wenig variieren können.
Wie lange habt ihr am neuen Album
„Pulse of Pain“ gearbeitet und was
sind die musikalischen Neuerungen
im Vergleich zum Vorgänger „Ultimate Sky“?
Die ersten Lieder des Albums habe
ich im Sommer 2005 geschrieben. Das
waren „The Gravity“ und „Pioneers“.
Der letzte Song „Valley of Death“
entstand im März dieses Jahres. Die
musikalischen Neuerungen bestehen
darin, dass wir etwas erwachsener
geworden sind. Arrangements und
Melodien klingen insgesamt ausgereifter. Wir haben versucht, uns bei
allem mehr ins Zeug zu legen. Es
sind einige poppige Stücke dabei,
aber auch ein paar sehr düster klingende Songs. Unsere Fans müssen
sich darum auch keine Sorgen machen. Es wird auf jeden Fall ein bisschen Michigan für jeden Geschmack
dabei sein.
„Pulse of Pain“ VÖ: 05.10.07
Für die erste Single „The Nomad“ habt ihr
zum ersten Mal auch ein Video gedreht. Wie
hat euch der Videodreh gefallen? Was für
eine Geschichte wird erzählt und wo sind
die Aufnahmen entstanden?
Der Videodreh war eine wirklich großartige
Erfahrung für uns, weil wir so etwas noch nie
gemacht hatten. Das Video wurde in unserer
Heimatstadt Motala aufgenommen. Es handelt von dem schönen Gefühl, das man empfindet, wenn man abends nach Hause kommt
und dort jemand ist, der auf einen wartet. Beispielsweise die eigene Frau oder die Familie.
Ihr habt eine große Fangemeinde in Skandinavien und nun auch sicher bald in Deutschland. Was plant ihr für die Zeit nach eurer
Deutschlandtournee? Werdet ihr noch in anderen europäischen Ländern auftreten?
Das ist noch nicht sicher. Wir würden unsererseits gerne auch in Polen, Rumänien und Bulgarien in paar Konzerte spielen. Mal sehen,
was die Zukunft bringt.
Plant ihr auch, außerhalb von Europa bekannt zu werden? Beispielsweise in den
USA?
Im Moment noch nicht. Aber was nicht ist,
kann ja noch werden.
Ste hanie Riechelmann
www.michigan.se
www.myspace.com/michiganmusik
47
Krankhaft hasserfüllt
Mancher mag es krank nennen, andere als
kongeniale Mixtur aus Sadismus, krankhaftem Gewaltwahn und kreischenden
Lärmkaskaden. Sicher ist, dass sich der
Schmerzlevel, den die amerikanischen
Dawn of Ashes auf ihrem neuesten Album
erreicht haben, den Vorgänger um einige
Grade übertrifft. Stellvertretend steht dieses
Werk auch für die neue Qualität des amerikanischen Horrorelectros, der zwar seine
Wurzeln im europäischen EBM-Industrial
findet, jedoch in seiner Intensität weit darüber hinauswächst, ohne jedoch Atmosphäre
und Abwechslungsreichtum zu vernachlässigen.
Dawn of Ashes: Der neue Sound passt einfach besser zu uns und damit fühlen wir uns
natürlich auch besser. Er entspricht jetzt mehr
denn je der Horror- und Elektromusikszene
und so dürfen wir, denke ich, unsere Musik
auch Horrorelectro nennen. Jeder einzelne
Song klingt anders, was meiner Meinung
nach ein solides Album ausmacht.
Was ist das Hauptthema des neuen Albums?
Aus welchen Inspirationen heraus entstand
das Album?
Die Hauptthemen des neuen Albums sind
Aggression und reine Wut. Wir wollen zeigen,
dass elektronische Musik den Fans wirklich
die Kraft geben kann, die sie suchen, um ihre
Wut zu kanalisieren. Hauptsächlich ist das
Album meine Art der Selbsttherapie, einen
Weg all die Dämonen herauszulassen, sodass
ich mich im wirklichen Leben nicht damit herumquälen muss. Wir hielten uns bei diesem
Album überhaupt nicht zurück und wollten
es so brutal und vulgär wie nur möglich gestalten.
Atmosphäre und Brutalität sind eure treibenden Faktoren?
Aggressivität und Wut sind die Haupttriebwerke dieser Band. Wir wollen das Blut zum
Kochen bringen und diese Energie fühlen, die
aus Hass und Angst entsteht.
Ihr steckt sehr viel Mühe in die visuelle
Umsetzung, sowohl für das Cover als auch
für euer Erscheinungsbild. Inspirieren euch
auch eure Albträume?
Der visuelle Aspekt ist uns sehr wichtig. Der
Look, den wir kreieren, soll so realistisch und
schockierend wie möglich sein. Vor jeder
Show verbringen wir Stunden, um zu kontrollieren, ob alle Spezialeffekte funktionieren
und unser Make-up passt. Da sind natürlich
unsere Albträume eine Art Richtschnur.
In den letzten Jahren haben sich die größeren amerikanischen Industrialacts stark vom
europäischen Einfluss gelöst. Was denkt ihr,
woran das liegen könnte? Glaubt ihr, dass
der amerikanische Underground mehr zu
bieten hat, als die Europäer denken?
Ich glaube, dass viele amerikanische Bands
aus der traditionellen, europäisch inspirierten
Szene stammen, sich aber langsam davon entfernen und ihren eigenen Weg finden.
Die amerikanische Industrialszene wird größer und ich denke, das ist auch völlig verdient, denn hier hat eine Entwicklung stattgefunden, die sich stark von dem Vergangenen
unterscheidet.
Plant ihr eine Tour zum neuen Album?
Wir planen eine USA-Tour dieses Jahr und
48
im Frühjahr 2008 eine Tour in Europa. Die
ersten Termine stehen bereits. Wir versuchen,
so viele Liveshows wie möglich für das neue
Album zu machen.
Welche Songs sollten sich neue Hörer als
erstes anhören, um einen umfassenden Eindruck zu erhalten?
Die besten Songs sind meiner Meinung nach
„Still Born Defect“, „Torture Device“, „Portrait Of Homicide“ und „The Crypt Injection“.
Ich lasse die Fans aber lieber ihr eigenes Lieblingslied finden. Vergesst nicht, euch am 21.
September ein Album zu sichern!
Wie darf man sich eine Liveshow vorstellen,
die zu einer visuellen Terrorvision wird?
Aurale Gewalt ist unser zentrales Thema und
wir möchten schocken. Wir haben unseren
Look zwischen totem Fleisch und teuflischem
Metzger-Image aus alten texanischen Horrorfilmen adaptiert, denn wir wollen über das
standardisierte Image einer Blutrauschband
hinaus in eine wahrhaftige Horrorvision
transformieren. Der Style passt wirklich gut
zur Musik und wir sind alle stolz auf das, was
wir machen.
Marius Marx
www.dawnofashes.com
www.noitekk.de
Ein Teppich geknüpft aus verschiedenen Garnen
Schattenspiel, eine junge Formation aus
der Lüneburger Heide kombiniert ihre tiefschwarze und deutschsprachige Lyrik mit
musikalischer Vielfalt zwischen der Verinnerlichkeit klassischer Interpretation und
eruptiver Rockelemente. Bisweilen sogar
an das 70er Krautrock Projekt Ton Steine
Scherben von Rio Reiser gemahnend, sind
die Songs von Schattenspiel vor allem unkonventionell und öffnen die Pforten in ein
reichhaltiges Sammelsurium gefühlsbetonter
Seelenreisen.
Die facettenreiche und inspirierende Bandbesetzung besteht seit September 2006 aus Andi
(Voice & Akustikgitarre), Winni (Harfe & Bassgitarre), Stefan (Rhythmus & Sologitarre), Maik
(Drums), Rebecca (Geige) und Chrissi (Keyboard), welche sehr großen Wert darauf legen,
live durch ihre instrumentale Performance zu
glänzen, anstelle ihre Songs nur vom Band abspielen zu lassen. Seit wenigen Wochen gibt es
eine neue und endgültige komplettierte Konstellation der Band. Chrissi, die dem Aufruf
der Schattenspiel-Homepage nach der Suche
einer Keyboarderin kurzerhand gefolgt ist und
die, aus einem Uniorchester entführte, Violinistin Rebecca vervollständigen das Line up auf
der weiblichen Seite.
Alle Mitglieder haben mehr oder weniger
Band- und Konzerterfahrungen von vorherigen Projekten in der Szene zwischen Metal,
Rock und Gothic sammeln können, die jetzt
bei Schattenspiel auch durch das klassische
Fundament des studierten Harfenisten Winni
abgerundet werden. „Ich hatte die Harfe als
Schwerpunkt in meinem Musikstudium und
auch schon bei Musicals wie dem Phantom der
Oper ausgeholfen, um somit immer tiefer in
die ernstere Musik einblicken zu können.“
Die Texte werden zum größten Teil von René
verfasst, welche hauptsächlich aus Erfah-
rungen, Gedankenspielen und abseitigen Träumereien entstehen. „Das Stück ‚Drachenblut’
handelt zum Beispiel von der inneren Wut, die
man häufig hat und nicht weiß, wie man mit
dieser umgehen soll. Sowie es in ‚Ein Dämon
Namens Liebe’ um eine ‚Verbotene Liebe’ geht,
die man sich dennoch nicht nehmen lässt.“
Die instrumentierte Fassung der Songs versucht immer, dem textlichen Inhalt gerecht
zu werden. Trotzdem versteht sich René nicht
als Bestandteil der Livebesetzung der Gruppe
und beobachtet deren Interpretationen immer
mit einer gewissen kritischen Distanz. Dieser
Blick auf das Ganze von Außen hilft ihm auch
bei der Visualisierung des Covers und der Artworks für die Band.
Der Szene fühlte man sich schon immer zugehörig, auch wenn so manche Experimente auch
in härteren Rockgefilden stattfanden. Winni:
„Auch wenn ich Klassik studiert habe, war
mein erster musikalischer Anlaufort das Wacken. Seit drei Jahren bin ich auch begeisterter
M’era Luna Besucher. Hoffentlich können wir
dort auch einmal spielen.“
Die Stücke des Albumdebüts „Hassliebe“ vereinen so einen weit gefächerten Querschnitt
von Klassik und Folk über Rock und Elektro,
der vor allem auch in der an instrumentalen
Minimalismus interessierten Neofolk-Szene
für Aufsehen sorgen könnte. Zentral innerhalb
der Arrangements steht die emotional vielseitige und wandlungsfähige Stimme Andis, der
die teilweise sehr persönlichen Texte Renes
verinnerlicht und quasi zu seiner eigenen Leidensgeschichte macht. Besonders liegen ihm
dabei die ruhigeren Stücke der Band, die in
zurückgenommener Instrumentierung besonders viel Platz schaffen, um die Wandlung innerhalb des Textes nachvollziehbar zu machen.
Gerade hier entfaltet Andi sein wirkliches Geschick, denn so manch anderer Sänger würde
an der Interpretation der textlichen Nahbarkeit
scheitern. Zu erleben wird es die sympathische
Band in der Zukunft häufig geben. Ein Besuch
der Webpage lohnt sich auf alle Fälle.
Jessica Jachowski
www.schattenspiel-music.de
www.myspace.com/schattenspielgf
49
13 Jahre Independent Dance Night
Sie ist eines der Kultevents der Schwarzen
Szene: Die Independent Dance Night. In der
Kellertaverne des legendären „Vier Linden“,
welche bis zu 400 Tanzwütigen Raum bietet,
lädt die Independent Dance Night seit nunmehr 13 Jahren zum Feiern ein.
Ursprünglich von DJ Dark und einem Co-DJ ins
Leben gerufen, wurde die Party über etwa zehn
Jahre von DJ Dark alleine getragen und von
ihm zu einem der etabliertesten Szene-Events
überhaupt ausgebaut. Die Indie Dance Night
setzte einen enorm hohen Qualitätsstandard
für Schwarze Partys mit gut gemischtem Programm und inspirierte weit über die Hildesheimer Stadtgrenzen hinaus auch andere DJs, ähnliche Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.
Und einen passenderen Ort als das „Vier Linden“, seit jeher der Szenetreffpunkt in Hildesheim, hätte es für eine einzigartige Party wie
die Independent Dance Night auch nicht geben
können. Das Linden ist bekannt und beliebt für
Veranstaltungen unterschiedlichster Couleur,
ob Mittelalterkonzerte, 80er-Party, Comedy
und Cabaret – Vielseitigkeit ist hier Programm.
Vor gut zwei Jahren holte DJ Dark für die Indie Dance Night den Newcomer DJ Moscito
mit ins Boot, der bis dato im Base in Hannover
hinter dem DJ Pult gestanden hatte. Mit dieser
zugkräftigen Verstärkung geht die Indepen50
Kommende Termine:
Samstag, 27.10.2007
Samstag, 17.11.2007, 13 Jahre Jubiläumsparty
Vier Linden Hildesheim, www.vierlinden-hildesheim.de
dent Dance Night nun ins 13. Jahr ihres Bestehens, und dies wird am 17. November mit einer zünftigen Jubiläumsparty gefeiert. Ist die
Dance Night generell für ihr stets aktuelles,
vielseitiges Programm bekannt, welches den
Fokus zwar auf den in Hildesheim und Umgebung sehr beliebten Bereich Electro/EBM legt,
aber auch Klassiker und andere düstere Perlen bietet, so wird die Jubiläumsveranstaltung
am 17. November doch noch etwas ganz Besonderes sein: Neben einer dicken Verlosung
wird es als absolutes Highlight Electro GoGo
Girls geben, die für ordentlich Stimmung und
eine heiße Party sorgen werden. Dies ist in
der Form eine Premiere auf der Hildesheimer
Kultparty, die man sich nicht entgehen lassen
sollte. Das NEGAtief gratuliert zu 13 Jahren
Independent Dance Night, und wünscht mindestens weitere 13 tolle Jahre!
Evangeline Coo er
www.dj-dark.de
www.themoscito.de
Transzendenz und
Coolness
ZiN
Vorneweg: ZIN sind unglaublich cool und treffen
den Nerv der Zeit. So gesehen wäre es kein Wunder,
wenn die Jungs schneller als jeder andere
die Karriereleiter in den Popolymp erklimmen würden. Glücklicherweise hat die Band
aber noch mehr zu bieten, denn ihre angesagte Retro-Wave-Mischung aus Electtroclash, englischem Gitarrenpop und nöligem
Gesang erreicht eine Emotionalität, welche
die aktuellen Vertreter dieses Genres deklassiert. ZIN verstehen sich als Touristen
auf Erden und assoziieren mit ihrem Bandnamen vieles, aber keinen Stillstand.
Mika: In erster Linie ist der Bandname nicht
als Wort sondern als Gefühl zu verstehen. ZIN
klingt kalt, prägnant und
elektronisch. Kaum einer
kennt ein „ZIN“ doch, wenn
du den Namen aussprichst,
wird sich eine Welt verschiedenster Assoziationen von kalt zu warm,
von laut zu leise oder von Liebe und Hass in
deinem Kopf auftun. Wir haben den Namen
deshalb gewählt, weil er so transzendent ist.
Wie wir, unsere Musik und das Leben selbst.
Ihr hattet vor ZIN bereits in diversen anderen Bands Erfahrungen gesammelt. Was
macht für euch die Chemie bei ZIN so außergewöhnlich?
Zum einen sind wir alle musikalisch sehr
unterschiedlich sozialisiert worden. Markus
der Elektro-Atari-Junki, Mika der Punk und
Vincent sowie Iven die von dem Glamrock-,
Joy Division-New-Wave-Sound inspiriert
wurden. In unserer Musik ergibt sich automatisch eine Symbiose aus all diesen Einflüssen.
So unterschiedlich wie unsere musikalischen
Wurzeln sind auch die einzelnen Charaktere
der Band, daraus entsteht bei ZIN ein Cocktail
aus elektronischer Coolness und wahrhaftiger
Emotionalität.
Die Chemie zwischen uns ist ähnlich wie bei
einem Stern, gerade so, dass er weder implodiert noch explodiert sondern energetisch
strahlt.
Touristen in dieser Welt
– Jeder Tourist kehrt irgendwann in seine Heimat zurück. Wohin? Seid
Ihr religiös?
Mika: Ja wir sind sehr religiös. Unsere spirituelle
Heimat ist die Musik, wir befinden uns mit
ihr auf einer Reise. Wohin? Das kann ich dir
nicht beantworten, da es keiner von uns vieren weiß. Wenn man von einer Heimat sprechen will, so ist das für uns die Bühne, wenn
wir Live agieren können, fühlen wir uns zu
Hause.
Vincent: Als Tourist fühle ich mich in erster
Linie im Alltag, wenn mir soziale Kälte entgegen schlägt, wenn ich VIVA anschalte oder
mich mit Bürokratie beschäftigen muss. Darum bin ich da zu Hause, wo Freunde und
Menschen mit Wärme im Herzen sind.
Iven: Es gibt schon Momente in denen ich
mich
„angekommen“
fühle - wenn mich Musik,
liebe Menschen, Toleranz
und Offenheit umgeben.
Leider sind diese aber
nicht von Dauer. Ich fühle mich getrieben,
heimatlos und touristisch. Aber gerade aus
diesen schmerzvollen Momenten bekomme
ich Inspiration für Lyrics und Songwriting.
„I drew me a line“ und viele andere Textfragmente beziehen sich stark auf intensiven
Drogenkonsum. Öffnet ihr damit eine Tür
in einen anderen Kosmos, aus dem ihr dann
künstlerisch eure Visionen bezieht?
Iven: Natürlich ist das so, aber eben nur teilweise. Ab und an können dir die richtigen
Substanzen Türen öffnen, die dir im „Normalzustand“ verschlossen sind. Als Künstler versuche ich alle Wege zu beschreiten, die mich
in meinem kreativen Prozess voranbringen
können. Wenn dazu manchmal der Konsum
bestimmter Substanzen gehört dann nehme
ich das in Kauf. Jedoch erliege ich nicht der
Illusion, dass Drogen kreativ machen, ich bin
es von Natur aus. Künstlerische Visionen entstehen in erster Linie aus Emotionen.
Obwohl ihr einen eigenen Sound habt, findet sich die Nähe zu Bands wie Placebo vor
allem im Gesang. Es gibt sogar einige Passa-
gen, in denen du den englischen Slang von
Brian gut hin bekommst. Gibt es da vielleicht eine unterbewusste Seelenverwandtschaft?
Iven: Zunächst einmal ist es so, dass ich niemandem auf der Welt nacheifere, weder einem
Slang noch einer Frisur. Sondern ich versuche,
mich in meiner Entwicklung mir selbst anzunähern. Ich will mal so werden, wie es in
meinem Inneren schon angelegt ist.
Zu meiner Seelenverwandtschaft mit Herrn
Molko kann ich nur sagen, wir würden uns
mit Sicherheit sehr gut verstehen und hätten
jede Menge Spaß. Das ist nicht ironisch gemeint!
Gert Drexl
www.zin-music.de
„Tourists To This World” VÖ: 31.08.07
51
52
53
54
Abitur kontra Babystrich
Natascha ist eine junge Dame, die in ihrem
Leben mehr durchgemacht hat, als man sich
nur vorstellen kann. Trotz allem hat sie sich
durch psychologische Hilfe fangen können
und ist auf dem Weg, ihr Leben in eine geregelte Laufbahn zu bringen.
Hinter den doch unscheinbaren Titeln der
Kapitel wird einem nicht sofort klar, was
sich so Krasses dahinter verstecken könnte.
Wie kommt es, dass du solche Schlagworte
benutzt hast?
Ich kann mich halt an so Kleinigkeiten immer
ganz gut erinnern. Man klammert sich an diese, um den Verstand nicht zu verlieren.
Im Alter von 13 Jahren beschließt du, dein Leben zu
beenden und schreibst deiner Mutter einen Abschiedsbrief. Hast du dir damals
Gedanken darüber gemacht,
un
wie sie sich fühlt, wenn sie
a
deinen Brief liest?
Nein, in dem Moment war
mir so ziemlich alles egal.
Ganz besonders meine Mutter, die mit ein Grund für den
Selbstmordversuch war. Sie hat mir weniger
körperlich weh getan als psychisch. Für das
Körperliche waren die Stiefväter da.
Doch wieso hast du dir überhaupt den
Zwang auferlegen lassen, dich zu cutten und
immer dichter zu sein, wo du dir doch hinterher selbst Schaden zufügen musstest?
Du nimmst ja Drogen nicht, weil sie cool sind,
sondern weil du süchtig bist! Genauso musst
du auf den Strich gehen und die Beine breitmachen für jeden, der will. Und im Gegensatz
dazu ist ritzen etwas, dass ich tun will.
Crystal stand für dich als Zeichen des Lebens., welches dir Kraft und Energie gibt,
um loszulassen und durchzuhalten. Dennoch hast du es geschafft, auch ohne dieses
„Lebenselixier“ auszukommen. Fühlst du
dich clean genau so stark wie wenn du auf
Droge warst?
Auf keinen Fall! Genau hier ist ja das Pro-
blem mit den
Drogen. Wenn du
drauf bist, fühlst
du dich tausend
Mal geiler, besser
und cooler als alles Leben auf der
Welt. Wenn du in dem Zustand Party machen
kannst, ist das der Hammer. Dass es dir Millionen Mal beschissener geht, wenn du runterkommst, das verdrängst du einfach. Dass
du notfalls Tabletten, die du genommen und
dummerweise ausgekotzt hast, noch einmal
nimmst, verdrängst du so wie
die Freier. Letztendlich ist
es also eine Frage, ob
man nicht mehr runterkommen will! Und das
kann ich bejahen.
Du erwähnst Gott im sowohl im Positiven
als auch im Negativen. Was hat es damit auf
sich?
Ich weiß nicht, ob ich an ihn glaube. Für mich
ist Gott auch nur ein Wort wie Nutte, Fotze
oder Freier.
An einer Stelle zitierst du einen Part aus
dem Stück „Angels of the Dark“ von
Blutengel, welcher dir die Flucht aus
deinem beschissenen Leben darstellt
und du dir vorstellst, ein ganz „normales Leben“ wie jeder Andere führen zu
können, obwohl du dir nicht denken
konntest, wie einen z.B. ein sonniger
Tag glücklich machen kann. Ist das heute immer noch der Fall?
Bin ich glücklich? Ich glaube nicht. Wenn
es einem schlecht geht, dann wünscht
man sich so viel. Eigentlich will man jemand Anderes sein, ein anderes Leben
haben, keine Gedanken mehr an die beschissene Vergangenheit verschwenden.
Auch wenn man den damaligen Träumen
ein Stück näher gekommen ist, kann man
die Vergangenheit nicht verändern. Die ist
da und wird immer da sein.“
Hast du heute noch Kontakt zu Menschen, mit denen du in dieser Zeit umgegangen bist?
Zu den Leuten von früher habe ich
kaum noch Kontakt. Da ich aber immer
noch in der gleichen Stadt lebe, sehe
ich die natürlich manchmal. Da ich
jetzt erwachsen bin, bin ich für viele
von den Kinderfickern nicht mehr interessant. Man wächst aus dem Babystrich raus, wenn man so alt wird und
nicht vorher krepiert.
55
LAHANNYA
Heavy, heavenly Nachtmusik
Was waren deine ersten Schritte vor dem
großartigen „Shotgun Reality“?
Als 14-jährige sang ich
in meiner ersten Band
und in 2000 erschien
die erste Lahannya EP.
Danach habe ich für einige Jahre hauptsächlich als Gastsängerin mit diversen Acts zusammengearbeitet – zunächst mit Greenhaus
und dann mit Soman, was zu Auftritten beim
M’era Luna und WGT führte sowie zu einigen Club Hits. Seit ich aber in Lutz, Belle und
Chris eine fantastische Band gefunden habe,
ist unser Projekt jetzt zum Mittelpunkt meiner
Aktivitäten geworden.
Vielen bist du auch als DJane bekannt. Was
sind hier deine Präferenzen?
Ich lege seit ungefähr fünf Jahren regelmäßig
im Londoner Slimelight auf, sowie auf internationalen Veranstaltungen wie dem WGT
und der kommenden 666 Hell-O-Wien Party.
Zum einen lege ich Industek – also sehr harte
Elektronik und Noise – auf, mache aber auch
ein mehr Gitarren-orientiertes „Dark Alternative” Set, was das Spektrum von Snake River
56
Conspiracy und Birthday Massacre bis zu Rob
Zombie und Ministry spannt.
Woher stammt der Name Lahannya?
Eine Hannya ist eine japanische Dämonin, die
Blut trinkt und kleine Kinder vernascht. Ich
musste das allerdings leider einstellen, als die
Nachbarn anfingen, sich zu beschweren.
Wie haben sich Lutz und Lahannya kennengelernt?
Lutz und ich haben uns vor ein paar Jahren
auf dem M’era Luna kennengelernt, wo er mit
Umbra auftrat und ich mit Soman. Ich finde es
immer noch lustig, dass zwei so gegensätzliche
Acts miteinander durchfeierten! Wir sind in
Kontakt geblieben und nachdem wir gemerkt
haben, wie gut wir musikalisch miteinander
arbeiten können, haben wir uns entschlossen,
Shotgun Reality zusammen zu machen.
Der Titel „Shotgun Reality“ klingt vielversprechend. Wie würdet ihr euren Sound beschreiben?
Lahannya: Für mich geht es in „Shotgun Reality“ um das Spektrum menschlicher Emotionen – Liebe, Lust, Wut, Hass, Melancholie,
Angst, Stolz, Bedauern etc. Was diese Emotionen auslöst, ist bei jedem anders, aber diese
können definitiv unser Wesen und unsere
Realität total beherrschen. Aber ein Leben
ohne Ups und Downs ist doch viel weniger
interessant als eines voller Leidenschaft,
auch wenn diese ihren Preis hat.
Belle: Für mich ist es die perfekte Mischung
aus Finsternis und Licht, aus Heavy und
Heavenly Metal, Gothic, electronic Nachtmusik!
Chris: Es gibt auf jeden Fall Ähnlichkeiten zu
Bands wie Lacuna Coil und Garbage, aber
für mich ist sehr passend, wie Lahannya ihren Namen beschreibt – eine hübsche Fassade, hinter der sich etwas Dunkles verbirgt.
Gert Drexl
www.myspace.com/lahannya
Fotos: R. Hertrich, D. Chambers
In England ist DJane Lahannya lange schon
keine Unbekannte mehr und auch über die
Landesgrenzen hinweg hat sich die attraktive
Deutsch-Engländerin in Europa einen Namen
als Sängerin und DJane machen können. So
war es nur eine Frage der Zeit bis die erste
reguläre Full-Length-CD der momentan blauhaarigen Kosmopolitin erscheinen würde. Unter ihren illustren Mitstreitern befindet sich
auch Lutz Demmler, seines Zeichens Produzent und Bassist von Umbra Et Imago, durch
dessen erfahrene Hilfe „Shotgun Reality“ zu
einem klanglich modernen Gothic-Electro-Industrialrock-Hybriden voll potenzieller Szenehits reifen konnte. Um sich einen Eindruck
von den Livequalitäten des Hinguckerquartetts zu machen, solltet Ihr auf alle Fälle einen
Besuch der Autumn Tour in Deutschland einplanen, die Lahannya als Support begleitet.
Quo vadis, Y-Luk-O?
Von Dr.K.
Neulich erst war L. auf einer kurzen Reise mit einer
seltsamen Person zusammengetroffen, deren kurze aber
intensive Konversation einen tiefen Eindruck in seiner sehr
wählerischen Erinnerung hinterlassen hatte und somit zu
einer sicher länger anhaltenden Gefühlserinnerung führen
sollte.
An einem dieser typischen Abende im Sommer des Jahres
null sieben - ein laues Lüftchen umfuhr sein Haar und lies
die Hektik des Tages davonfliegen wie ein Blatt im Wind. Der
Garten des Gasthauses war zwar gut gefüllt mit einer
Ansammlung
bunt
und
scheinbar
zufällig
zusammengewürfelter Personen. Der Platz unter der
Schatten spendenden Eiche, welche seit Jahrhunderten
unzähligen Konversationen bedeutenderen oder nichtigen
Inhaltes gelauscht haben muß, war etwas abseits nur noch
von einem gleichmäßigen Raunen des Stimmenwaldes
geflutet, sodaß kaum mehr verständliche Sprachfetzen
selbst vom geübten Ohr des L. auszuspähen waren. Der alte
Holzstuhl war knarrend unter dem Gewicht der Person in
kaum merkliches Schaukeln versetzt worden, also ob er sich
seiner neu aufgebürdeten Last mit trotzigem Mißmut zu
entledigen versuchte.
„Mein Name ist Nibelungen“, begann das Gespräch in diesem
lauschigen Eckchen, beinahe zufällig anmutend, obschon das
Treffen von langer Hand geplant gewesen war. Das Haar,
kürzer geschnitten als sonst, bedeckte eines der
wasserklaren Augen mit einer Strähne, die ein verwegenes
Inneres nicht verhehlen konnten. „Meine Erfahrungen sind
tiefgreifend und allumfassend. Ich weiß, wer ich bin und daß
es in der näheren Umgebung Deiner selbst keinen anderen
geben werden wird, der mir das Wasser reichen kann.“
Das Abhängigkeitsgefühl war L. zutiefst zu wider. So oft
hatte er perkuniäre Dinge in Hinblick auf Zusammenarbeit
ignoriert oder großzügig übersehen. Und auch die
Einstellung zum Leben und der Arbeit anderer war mehr als
einmal, mit einem bitteren Lächeln und einem Schlucke
guten Rotweins hinabgespült, fast unerträglich geblieben.
Meist war der Taktschlag der Zeit von L. vorgegeben worden
und daran war er
gewöhnt. Der emsig
schaffende Wasserträger
konnte auf Order zitiert
werden und hatte bisher
brav, seiner Schuldigkeit
entsprechend,
den
Frondienst verrichtet.
Nun schien das Blatt für
L. sich zu wenden, was
mehr
zeitlich
überraschend zu sein
schien als die Tatsache
an sich, daß es einmal
hätte so weit kommen
müssen.
„Viele neue Dinge sind
selbst für mich noch zu entdecken und auch der erholsam
reinigende Schlaf auf Stroh ist in Kauf zu nehmen. Du wirst
verstehen, daß Weiterentwicklung auch die Trennung von
alten Gewohnheiten und die sorgfältige oder auch einfach
radikale Säuberung von zu lange tradierten Einstellungen
und Sichtweisen beinhaltet. Ungewohnt ist es, ein
altvertrautes Zimmer mit einem Stuhl auszurüsten, auf dem
man dann stehend auf einmal einen ganz neuen Blick über
die Welt als Ganzes bekommt. Dies kann Stein des Anstoßes
sein, alles zu ändern und auch unbeliebte Schritte gehen.“
Es sollte sich vieles ändern, was dem Leben neue Richtung
und einen anderen SIN(N) geben sollte. Der Klang der Welt
änderte sich für L. und als das Glas Rotwein noch eine lange
Weile auf dem Holztisch in der Abendsonne tausend Farben
funkelte, während der Inhalt unaufhaltsam zur Neige ging,
reifte gleich dem sich entfaltenden Bouquet des Weines eine
neue Idee in ihm herauf.
Der erste Klang, den er mit den Fingern festhalten konnte,
war der des bedrohlich vom Horizont herannahenden
Fliegerangriffes...
www.yluko.de
57
58
59
OKTOBER / NOVEMBER 07
AUSGABE 10 - JAHRGANG 2
PERSEPHONE
SCHELMISH
STAUBKIND
G
M RA
IT T
N IS
EH Z
M UM
EN
THE BIRTHDAY MASSACRE
UMBRA ET IMAGO
SCHELMISH
MINDLESS FAITH
METALLSPÜRHUNDE
EISHEILIG