Überleben ist alles! - Eldur

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Überleben ist alles! - Eldur
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Review Resident Evil Outbreak Playstation 2
Überleben ist alles!
Dann und wann entscheidet man sich bei Capcom, die Resident
Evil-Serie in eine neue Richtung zu lenken und neue Genres zu
erschließen. Nach mehreren missglückten Ausflügen ins
Lightgun-Shooter-Genre ist nun das Online-Gaming an der
Reihe – in Europa jedoch ohne Online-Modus …
I
st man bei Capcom jetzt völlig abgedreht? Ein Online-Spiel ohne
Online-Modus? Entweder das, oder man hat ein gesundes
Selbstbewusstsein und glaubt fest an die Zugkräftigkeit der
Marke RESIDENT EVIL. Nach den Ereignissen aus RESIDENT
EVIL sind in Raccoon City die Zombies los … Die Handlung setzt
irgendwo zwischen RESIDENT EVIL 2 und RESIDENT EVIL: NEMESIS
ein, ohne einem konkreten Handlungsstrang zu folgen. Die umgebende
Storyline der insgesamt fünf Kapitel von RESIDENT EVIL: OUTBREAK
ist reine Makulatur, „überleben ist alles!“ heißt das tonangebende
Motto. So sollten sich ursprünglich bis zu vier Spieler gemeinsam im
Online-Spiel durch die Szenarien schlagen. Während Amerikaner und
Japaner sich Online der Untoten erwehren, müssen Europäer im Kampf
ums Überleben leider auf die künstliche Intelligenz ihrer Mitstreiter
bauen. Diese setzen sich übrigens aus insgesamt acht Personen unterschiedlicher Herkunft und verschiedensten Backgrounds zusammen.
So stehen ein Polizist, eine Austauschstudentin, eine Journalistin, ein
Wachmann, ein U-Bahn-Angestellter, ein Klempner, ein Arzt und eine
Kellnerin zur Auswahl, die alle über verschiedene Fähigkeiten und
Fertigkeiten verfügen. So sind sie entweder besser bewaffnet, stecken
Attacken besser weg, können Schlösser knacken (Jill Valentine, „the
master of unlocking“ lässt Grüßen!) oder können einfach mehr
Gegenstände bei sich tragen. Apropos Gegenstände – das ohnehin
knappe Limit von acht Items aus den klassischen Resident Evil-Spielen
wurde für Outbreak nochmals verschärft – bis auf die Austauschstudentin Yoko Suzuki kann nämlich kein Charakter mehr als vier Items
bei sich tragen. Eigentlich sollte dieses Manko durch einen regen ItemAustausch zwischen den vier menschlichen Spielern eines Szenarios
ausgeglichen werden. Wie viel Spaß man dabei mit der künstlichen
Intelligenz der europäischen Version hat, kann sich jeder Resident EvilVeteran selbst ausmalen … Welcome to the world of survival horror!
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Obwohl jedes der fünf Szenarien relativ kurz ausgefallen ist, erhöht
sich der Spielumfang jedoch durch ein recht großes Replay Value – die
einzelnen Kapitel verändern sich nämlich je nach gewähltem Charakter.
So erschließen sich einige Aufträge und Lösungswege nur mit
bestimmten Figuren. Damit sich das Ganze auch wirklich lohnt, wird
man jeweils mit neuen Cut Scenes belohnt. Da die vorgerenderten
Zwischensequenzen qualitativ (sowohl in technischer als auch dramaturgischer Präsentation) ansehnlich sind, ist dies durchaus eine lohnende Motivation. Das eigentliche Gameplay hingegen jedoch nicht – leider. Damit das (außereuropäische) Online-Spiel nicht durch das ständige Wechseln der menschlichen Spielführer in den Inventarbildschirm
unterbrochen wird, hat man sich bei Capcom eine Neuerung einfallen
lassen: ein Echtzeit-Inventarsystem. Items werden nun ohne den
Spielfluss zu unterbrechen ausgewählt, ebenso Notizen gelesen oder
Heilkräuter zusammen gemischt. An sich eine nette Innovation, würde
sie wirklich funktionieren … Während Amerikaner und Japaner noch
auf Schützenhilfe ihrer Mitstreiter bauen können, verlässt sich der
Europäer auf die künstliche Intelligenz … Dank ständig wieder auftauchender Gegner und der schieren Menge der teilweise in die Räume
hereinbrechenden Gegner wird so selbst das Lesen einer kurzen
Nachricht zum Glücksspiel und der Game Over-Bildschirm zu einem
ständigen Begleiter. Generell bleibt wenig Raum für die ausführliche
Inspektion der Umgebung oder Items – selbst im leichtesten
Schwierigkeitsgrad strümen ständig und innerhalb von Sekunden neue
Zombiehorden in die Locations hinein. So kommt zwar ein authentisches Dawn Of The Dead-Feeling auf, man haucht jedoch auch
wesentlich schneller das Bildschirmleben aus. Viel Hilfe durch die CPUMitstreiter darf man sich dabei aber nicht erhoffen. Diese nerven vielmehr durch sich ständig wiederholende Kommentare. Ein bisschen
mehr Vielfalt bei den zur Verfügung stehenden Sprachsamples hatte
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Review Resident Evil Outbreak Playstation 2
Wunder gewirkt und wäre der Atmosphäre des Spiels durchaus
förderlich gewesen. Auch das ursprünglich geplante kooperative
Gameplay bleibt so leider auf der Strecke …
Das Gameplay von RESIDENT EVIL: OUTBREAK hält jedoch
noch weitere Spielspaßkiller parat. Wenngleich sich die Szenarien
je nach gewähltem Charakter verändern, bleibt der grundlegende
Lösungsweg dennoch in groben Zügen immer gleich. Dies hat zur
Folge, dass man nach einmaligen Durchspielen eines Szenarios
dieses zukünftig problemlos meistert – auch ohne die Hilfe der KIKollegen. Die Rätsel beschränken sich auf das stumpfe „finde den
Schlüssel und öffne die Tür“-Schema, anspruchsvollerer
Denksport wird definitiv nicht geboten. In höheren
Schwierigkeitsgraden wird das Spiel zwar fordernder, dies ist
jedoch auf ein gesteigertes Gegneraufkommen und aggressiveres
Auftreten der Zombies zurückzuführen. So hangelt man sich letzten Endes von Cut-Scene zu Cut-Scene …
Auf der technischen Seite setzt Capcom neue Maßstäbe im
Survival Horror. Wer bereits die Ladepausen bei den klassischen
Spielen als störend empfunden hat, wird sich angesichts der bis zu
30 Sekunden andauernden Ladeorgien zwischen zwei Räumen in
RESIDENT EVIL: OUTBREAK die Haare raufen. Von der ohnehin
gestörten Atmosphäre bleibt somit nicht viel übrig. Wie die langen Ladepausen zustande kommen, lässt sich zudem nicht erklären. Die in Echtzeit berechnete 3D-Grafik des Spiels kann als
ordentlich bezeichnet werden, reicht aber bei weitem nicht an die
Brillanz der Gamecube-Resident-Evil-Spiele heran. Selbst das
Playstation2-basierte ONIMUSHA 3: THE DEMON SIEGE schlägt
RESIDENT EVIL: OUTBREAK in punkto Grafik um Längen. Das
Steuerungssystem bietet die typische Resident Evil-Kost, entweder man liebt oder man hasst sie. Zwar wurde zusätzlich eine
Analogsteuerung integriert, doch diese schafft bei sich von einem
Raum in den anderen wechselnden Kameraperspektiven auch
keine Abhilfe, wenn sich bei gleich bleibender Laufrichtung auf
einmal die Steuerungsrichtung umkehrt. Bei den Animationen
und der Sounduntermalung heißt es business as usual, das geänderte Inventarsystem wurde ja bereits erwähnt.
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ALYSSA
CINDY
DAVID
GEORGE
JIM
KEVIN
MARK
YOKO
..
Kein Gluck mit Sidequest
Seit PSone-Zeiten hat Capcom mehrere Versuche unternommen, neue Genres für die
Resident Evil-Serie zu erschließen. Den Anfang
machte im Jahr 2000 der Lightgun-Shooter
RESIDENT EVIL: SURVIVOR, welcher mit
extrem verpixelter Grafik und unglaublich leerem, unspektakulärem Gameplay langweilte.
Zwei Jahre später folgte die Fortsetzung RESIDENT EVIL: SURVIVOR 2 – CODE VERONICA,
die trotz Sprung auf die nächste HardwareGeneration ebenso wenig überzeugen konnte.
Trotz allem gingen die Lightgun-Episoden
2003 mit RESIDENT EVIL: DEAD AIM in die
dritte Runde. Das PS2-Spiel hob sich qualitativ
leicht von den Vorgängern ab, konnte jedoch
ebenfalls die Klasse der Serie nicht erreichen.
RESIDENT EVIL: GAIDEN für den Game Boy
Color sei nur am Rande erwähnt …
DAS
URTEIL
Ein Online-Spiel ohne Online-Modus – einen
fieseren Spielspaßkiller hätten sich selbst
Umbrella nicht ausdenken können. Das
Experiment ist völlig in die Hose gegangen,
selbst der Online-Modus könnte da nicht viel
ändern, da RESIDENT EVIL: OUTBREAK in
den USA und Japan nämlich nicht einmal das
Headset unterstützt. Die Kommunikation zwischen den Spielern ist nur über einige wenige
vorgefertigte Kommandos (Hilfe!, Danke!)
möglich, was das von Capcom extra betonte
kooperative Gameplay auch beim OnlineSpiel auf ein anonymes, kontaktloses
Spielerlebnis reduziert. Aber vielleicht wird
mit dem für Ende des Jahres in Japan angekündigten RESIDENT EVIL: OUTBREAK FILE #2
ja alles besser, auch für uns Europäer.
PRF
Infobox:
Getestete Version:
Andere Systeme:
Publisher:
Entwickler:
Preis:
Spieler:
Genre:
Playstation 2
Keine
Capcom
Capcom
ca. 60 Euro
1
Survival Horror
Bewertung:
Story:
Grafik:
Sound:
Gameplay:
Gore:
Urteil:
4 / 10
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